TITUS
Text collection: Myth.T. 
Corpus of Hittite Mythological Texts

German Translation


prepared on the basis of photographs and autographs
by Anna Bauer, Felix Esser, Susanne Görke, Jürgen Lorenz, Elisabeth Rieken
(principle investigator: Elisabeth Rieken),
Marburg 2005-2009;
TITUS version by Jost Gippert,
Frankfurt a/M, 13.6.2010






Text: CTH_321 
CTH 321 Link to cthtx Link to cthin -- Der Drachenkampf oder "Illuyanka"


   A = KBo 3.7
   
B = KUB 17.5
   
C = KUB 17.6
   
D = KBo 34.33 + KUB 12.66
   
E = KUB 36.54
   
F = KBo 12.83
   
G = KBo 12.84 (+) KBo 13.84
   
H = KBo 22.99




Paragraph: 1    
Line: 1    --   [Folg]endermaβen Kill[a, der GUDU₁₂-Priester*1] des Wettergottes von Nerik,   
Line: 2    --   für die [ ... ] des W[ettergottes] des Himmels [ ... ] (ist es) der Text des purulli.*2   
Line: 3    --   Wenn man folgendermaβen spricht:*3   
Line: 4    --   "Das Land soll wachsen (und) gedeihen.   
Line: 5    --   Das Land soll geschützt sein.",   
Line: 6    --   und wenn es wächst (und) gedeiht,   
Line: 7    --   feiert man das purulli-Fest.   
Paragraph: 2    
Line: 8    --   Als der Wettergott und die Schlange*4 in der Stadt Kiškilušša kämpften,   
Line: 9    --   besiegte die Schlange den Wettergott.   
Paragraph: 3    
Line: 10    --   Der Wettergott aber*5 flehte al[l]e Götter an:   
Line: 11    --   "Tre[t]et herein zu mir!"*6   
Line: 12    --   Und Inara bereitete ein Fest.*7   
Paragraph: 4    
Line: 13    --   Sie bereitete alles groβ vor:   
Line: 14    --   Fässer mit Wein, Fässer mit einer marnuwant-Bier, Fässer mit [wa]lḫi-Bier.*8   
Line: 15    --   In den Fässern sc[haffte] sie Ü[be]rfluss.   
Paragraph: 5    
Line: 16    --   Inara ging [in die Stadt Z]iggaratta.   
Line: 17    --   Sie traf (dort) den Menschen Ḫupašiya an.   
Paragraph: 6    
Line: 18    --   Folgendermaβen (sprach) Inara zu Ḫupašiya:*9   
Line: 19    --   "Ich mache gerade diese und jene Sache,*10   
Line: 20    --   hilf auch du mir dabei."   
Paragraph: 7    
Line: 21    --   Folgendermaβen (sprach) Ḫupašiya zu Inara:   
Line: 22    --   "Wenn ich mit dir schlaf[e],   
Line: 23    --   [d]ann werde ich deinen Wunsch erfüllen."   
Line: 24    --   [Und] e[r] schlief mit ihr.   
Paragraph: 8    
Line: 25    --   Inara [s]chaffte Ḫupaš[iya] hin.   
Line: 26    --   Sie versteckte ihn,   
Line: 27    --   und Inara richtete sich her.   
Line: 28    --   Sie rief die Schlang[e] aus der Grube nach oben:   
Line: 29    --   "Ich feiere hier ein Fest.   
Line: 30    --   Komm zum Essen und zum Trinken!"   
Paragraph: 9    
Line: 31    --   Die Schlange kam zusammen mit [ihren Kindern] nach oben.   
Line: 32    --   Sie aβen (und) trank[en].   
Line: 33    --   Sie tra[nken] jedes Fass aus*11   
Line: 34    --   und stillten ihren Durst.   
Paragraph: 10    
Line: 35    --   Dann wollten sie nicht zurück hinunter in die Gruben gehen.*12   
Line: 36    --   Ḫupašiya aber kam.   
Line: 37    --   Er fesselte die Schlange mit einem Seil.   
Line: 38    --   Der Wettergott kam   
Line: 39    --   und tötete die Schla[ng]e.   
Line: 40    --   Die Götter aber waren bei ihm.   
Paragraph: 11    
Line: 41    --   Inara baute sich ein Haus auf einem Fels im Land der Stadt Tarukki   
Line: 42    --   und siedelte Ḫupašiya im Haus an.   
Line: 43    --   Inara gebot ihm:   
Line: 44    --   "Wenn ich auf das Feld gehe,   
Line: 45    --   sieh du aber*13 nicht aus dem Fenster!   
Line: 46    --   Wenn du aber hinaus schaust,   
Line: 47    --   wirs[t] du deine Frau (und) deine Kinder sehen."   
Paragraph: 12    
Line: 48    --   Als zwanzig Tage vergangen waren,   
Line: 49    --   spähte jener aber aus dem Fens[ter],   
Line: 50    --   und er [sah] seine Frau (und) [seine] Kinder.   
Paragraph: 13    
Line: 51    --   [A]ls Inara aber*14 vom Feld zurück kam,   
Line: 52    --   begann jener aber*15 zu klagen:   
Line: 53    --   "Lass mich [zu]rück nach Hause!"   
Paragraph: 14    
Line: 54    --   [Folgender]maβen (sprach) Ina[ra zu Ḫupašiya ...? ]:   
Line: 55    --   "Fort [ ... ]"   
Line: 56    --   [ ... ]   
Line: 57    --   [ ... ] mit Verfehlung*16 [ ... ]   
Line: 58    --   Die W[ie]se des Wettergottes [ ... ] jener.   
Line: 59    --   Und ihn [ ... ]   
Paragraph: 15    
Line: 60    --   Inara [kam] in die Stadt Kiškil[ušša].   
Line: 61    --   Und wie sie ihr Haus [und den Fluss] der Flut [in] die Hand des Königs legte,   
Line: 62    --   -- weil wir das e[r]ste purull[i]-Fest feieren --   
Line: 63    --   [wird] die Hand [des Königs aber*17 das Haus?] der Inara und den Fluss? der Flut [halten?.]*18   
Paragraph: 16    
Line: 64    --   Der Berg Zaliyanu (ist) der er[ste] unter allen.   
Line: 65    --   Wenn der Regen in Nerik strömt,*19   
Line: 66    --   (dann) schafft der [H]erold aus Nerik Dickbrot herbei.   
Paragraph: 17    
Line: 67    --   Vom Berg Za[liyan]u forderte er Regen.   
Line: 68    --   Er brachte es, [das Dick]brot, ihm herbei.*20   
Line: 69    --   Er legt es a[uf ... ]   
Line: 70    --   [Und] ihn [ ... ]t er.   
Line: 71    --   [Und] er [ ... ]t   
Line: 72    --   [ ... ]   
Paragraph: 18ʼ    
Line: 73    --   [ ... ]   
Paragraph: 19ʼ    
Line: 74    --   Weil/was er/sie [aber ...*21 ] sagt[e].   
Line: 75    --   Die Sc[hlange] besiegte den [Wettergott].   
Line: 76    --   Sie nahm H[erz und Augen].   
Line: 77    --   [Auch] der Wettergott [ ...*22 ] sie [ ... ].   
Paragraph: 20ʼ    
Line: 78    --   Er nahm die Tochter eines Armen zu seiner Frau   
Line: 79    --   und zeugte einen Sohn.   
Line: 80    --   Als er aber groβ geworden war,   
Line: 81    --   nahm er eine Tochter der Schlange zur Ehe.   
Paragraph: 21ʼ    
Line: 82    --   Der Wettergott instruierte den Sohn:   
Line: 83    --   "Wenn du zum Haus deiner Frau gehst,   
Line: 84    --   verlange von ihnen Herz und Augen."   
Paragraph: 22ʼ    
Line: 85    --   Als er aber ging,   
Line: 86    --   verlangte er von ihnen das Herz,   
Line: 87    --   und sie gaben es ihm.*23   
Line: 88    --   Später aber*24 verlangte er von ihnen die Augen.   
Line: 89    --   Und sie gaben ihm auch jene.   
Line: 90    --   Er brachte sie zum Wettergott, seinem Vater.   
Line: 91    --   Der Wettergott nahm sich das Herz und seine Augen zurück.   
Paragraph: 23ʼ    
Line: 92    --   Als er in (Bezug auf) seinen Körper wieder wie früher gesund war,*25   
Line: 93    --   ging er nochmals ans Meer zum Kam[p]f.   
Line: 94    --   Als er sich mit ihr einen Kampf lieferte,   
Line: 95    --   und darüber hinaus begann, sie, die Schlang[e], zu besiegen,*26   
Line: 96    --   (war) auch der Sohn des Wettergottes bei der Schlange*27   
Line: 97    --   und rief hinauf in den Himmel zu seinem Vater:   
Paragraph: 24ʼ    
Line: 98    --   "Nimm mich auch dazu!*28   
Line: 99    --   Schone mich nicht!"   
Line: 100    --   Der Wettergott tötete die Schlang[e] und seinen*29 Sohn.   
Line: 101    --   Und hier [ ... ] jener, der Wettergott.   
Paragraph: 25ʼ    
Line: 102    --   Folgendermaβen (spricht) Kell[a, der GUDU₁₂-Priester des Wettergottes von Nerik]*30:   
Line: 103    --   "Wenn die Gött[er ... ]"   
Paragraph: 26ʼʼ    
Line: 104    --   [F]ür den GUDU₁₂-Priester machte man die [ers]ten Götte[r] zu den [let]zten*31,   
Line: 105    --   und die [let]zten machte man zu den ersten Göttern.   
Paragraph: 27ʼʼ    
Line: 106    --   Des Zaliyanu kultische Gabe (ist) groβ.   
Line: 107    --   Des Zaliyanu*32 Frau aber, Zašḫapuna, ist gröβer als der Wettergott von Nerik.*33   
Paragraph: 28ʼʼ    
Line: 108    --   Folgendermaβen (sprechen) die Götter zu dem GUDU₁₂-Priester Taḫpurili:   
Line: 109    --   "Wenn wir zum Wettergott von Nerik gehen,   
Line: 110    --   wo setzen wir uns hin?"   
Paragraph: 29ʼʼ    
Line: 111    --   Folgendermaβen (spricht) der GUDU₁₂-Priester Taḫpurili:   
Line: 112    --   "Wenn ihr auf dem Stuhl aus Basalt*34 sitzt   
Line: 113    --   (und) wenn die GUDU₁₂-Priester das Los werfen,   
Line: 114    --   wird der GUDU₁₂-Priester, welcher Zaliyanu halten wird,   
Line: 115    --   -- über der Quelle steht ein Stuhl aus Basalt --   
Line: 116    --   dort sitzen."*35   
Paragraph: 30ʼʼ    
Line: 117    --   Alle Götter werden ankommen   
Line: 118    --   und für sich das Los werfen.   
Line: 119    --   Von allen Göttern der Stadt Kaštama (ist) Zašḫapuna die gröβte.   
Paragraph: 31ʼʼ    
Line: 120    --   Weil sie aber Zaliyanus*36 Frau (ist und) Tazzuwaši seine Konkubine,   
Line: 121    --   bleiben diese drei Personen*37 in der Stadt Tanipiya."   
Line: 122    --   In Tanipiya (ist) ein Feld vom König zurückgegeben.*38   
Paragraph: 32ʼʼ    
Line: 123    --   Ein Feld (von) sechs kapunu,*39 ein Gar[ten] (von) einem kapunu, ein Haus und eine Tenne, drei Häuser (für) das Gesinde.   
Line: 124    --   [Auf] einer Tafel aber ist es (festgehalten).   
Line: 125    --   Und ich habe in der An[gelegenh]eit Ehrfurcht.   
Line: 126    --   Ich habe diese (Worte) gesprochen.   
Paragraph: 33ʼʼ    
Line: 127    --   Erste Tafel der Worte Kellas, des GUDU₁₂-Priesters, vollend[et].   
Line: 128    --   Piḫaziti, [der Schreiber], schrieb (sie) vor Walwaziti?, dem Obersch[reib]er.   



Paragraph: n. 
Line: 1    
Zur möglichen hethitischen Entsprechung kumra- von GUDU₁₂ vgl. Hoffner, WZKM 86, 1996, 151-56. ^
Line: 2    
Vgl. eine andere Übersetzung nach Güterbock: "Thus says Killa: the words of the purulli festival of the Storm-god of Nerik, [the son of] the Storm-god of heaven (are as follows)." siehe Hoffner, FsBiggs 2007, 130. Beckman, CoS I 1997, 150 übersetzt: "(This is) the text of the purulli (festival) for the [ ... ] of the Storm-god of Heaven, according to Kella, [the "anointed priest"] of the Storm-god of (the town of) Nerik." ^
Line: 3    
In Exemplar F fehlen nu mān, so dass eventuell von einer Übersetzung "die Angelegenheit des purulli spricht man folgendermaβen" auszugehen ist. ^
Line: 4    
Hier und im Folgenden nicht als Eigenname übersetzt, vgl. Katz, FsWatkins 1998, 318 und bes. 324. ^
Line: 5    
Topikwechsel, wohl altes -a ʼaberʼ fälschlich als -a ʼundʼ interpretiert. ^
Line: 6    
Vgl. dazu auch Hoffner, JCS 22, 1969, 38 mit Anm. 52, und Hoffner, FsBiggs 2007, 132. ^
Line: 7    
Reihenfolge wohl ikonisch; vgl. Widmer, Hethitisch nu als Mittel der informationsstrukturellen und syntaktischen Verknüpfung, in Rieken § Widmer, Pragmatische Kategorien. Form, Funktionund Diachronie. Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft, Marburg, 24.--26. September 2007, 2009, 323-335. ^
Line: 8    
Zur Übersetzung mit Plural siehe Hoffner, FsBiggs 2007, 132. ^
Line: 9    
Oder als Vokativ aufzufassen, vgl. Hoffner, FsBiggs 2007, 133. ^
Line: 10    
Vgl. hierzu zuletzt Hoffner -- Melchert 2008, 324. ^
Line: 11    
Vgl. hierzu allerdings Hoffner -- Melchert 2008, 255, die palhan ḫūmandan als Gen.Pl. auffassen: "They drank (some) from (lit., "of") all the basins." (mit dem Hinweis auf ein unklares Beispiel eines "adverbal partitive genitive"); vgl. auch Hoffner, FsBiggs 2007, 134. Ebenso Melchert, Kratylos 34, 1989, 182. ^
Line: 12    
Vgl. hierzu CHD L-N, 471b mit weiterer Literatur. ^
Line: 13    
Topikwechsel, wohl altes -a ʼaberʼ fälschlich als -a ʼundʼ interpretiert. ^
Line: 14    
Topikwechsel, wohl altes -a ʼaberʼ fälschlich als -a ʼundʼ interpretiert. ^
Line: 15    
Topikwechsel, wohl altes -a ʼaberʼ fälschlich als -a ʼundʼ interpretiert. ^
Line: 16    
Genuin hethitische Form von aratar "Verfehlung"; nach Beckman, JANES 14, 1982, 19 zu arrar "Ärger" ("with anger") zu stellen. ^
Line: 17    
Topikwechsel durch Ù angezeigt. Vgl. dazu Rieken, Die Partikeln -a, -ia, -ma im Althethitischen und das Akkadogramm Ù, in: Ofitsch -- Zinko, 125 Jahre Indogermanistik in Graz, Graz 2000, 411-419. ^
Line: 18    
Die Übersetzung folgt weitgehend Beckman, CoS I 1997, 150; vgl. Hoffner, FsBiggs 2007, 136f. ^
Line: 19    
Vgl. dazu Eichner, GsKronasser 1982, 18: hinik- "regnen". Anders Hoffner, FsBiggs 2007, 137 mit weiteren Literaturhinweisen. ^
Line: 20    
Beckman, CoS I 1997, 150, übersetzt: "... and he brings it (i.e. the rain) to him [on account of(?)] the bread." ^
Line: 21    
Zu einer Ergänzung [Kella, the "anointed priest"] siehe Beckman, CoS I 1997, 150. ^
Line: 22    
Hoffner, Myths 1990, 13, ergänzt: [feared(?)]. ^
Line: 23    
Die Form n=aš=ši weist die nur dem Althethitischen eigene Assimilation von ts > ss auf (vgl. Hoffner -- Melchert 2008, 41). ^
Line: 24    
Topikwechsel, wohl altes -a ʼaberʼ fälschlich als -a ʼundʼ interpretiert. ^
Line: 25    
Wörtlich: "Als er in seinem Körper wieder zum früheren Zustand zurück gesundet war"; vgl. CHD L-N, 53a: "When he had recovered his former physical well-being". ^
Line: 26    
Vgl. dazu auch Hoffner, CoS I 2007, 138. ^
Line: 27    
Hoffner, Cos I 2007, 138, fasst taruḫḫūwan und den Gen. mit Postposition katta als linguistische Archaismen auf. ^
Line: 28    
Nach Hoffner, CoS I 2007, 138. Vgl. Rieken, -apa 2004, 255: "Ergreife auch mich gleichermaβen!" . ^
Line: 29    
Vgl. zur Frage des Bezugs (Sohn des Wettergottes oder der Schlange) Hoffner, CoS I 2007, 139. ^
Line: 30    
Eventuell nur GUDU₁₂; vgl. die Anmerkungen zu § 1 Kolon 1-2 sowie den Kolophon. ^
Line: 31    
Im Text inkongruent Singular. ^
Line: 32    
Es wäre im Gen. Sg. wie in Kolon 106 die Form dzalinūwaš zu erwarten. ^
Line: 33    
Vgl. dazu Hoffner, CoS I 2007, 139, mit weiterer Literatur. ^
Line: 34    
Vgl. Hoffner, CoS I 2007, 140, mit Literaturhinweisen zu den unterschiedlichen Übersetzungen mit "Basalt" oder "Diorit". ^
Line: 35    
Siehe zur Übersetzung Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 54 mit Anm. 26. Vgl. auch Hoffner, CoS I 2007, 140. ^
Line: 36    
Die Form dzalinuišaš ist unerwartet. ^
Line: 37    
Vgl. dazu Hoffner, CoS I 2007, 140. ^
Line: 38    
Vgl. dazu CHD P, 55a mit weiteren Literaturhinweisen. ^
Line: 39    
Siehe zu diesem Flächenmaβ RlA 7, 1987-1990, s.v. "Maβe und Gewichte", 522b. ^




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