Kasussysteme der kaukasischen Sprachen
Erläuterung von grammatischen Termini
- Kasus – lat. cāsus: in vielen Sprachen zentrale paradigmatische Kategorie der Nominalmorphologie (neben Numerus und Nominalklassen bzw. Genus) zur Satzgliedmarkierung
- Randkasus (peripherer Kasus) - in Jakobsons Kasusmodell eine der drei Kasusklassen, bestehend aus Dativ und Instrumentalis. Sie sind bezüglich der Stellungskorrelation markiert (periphere Stellung) im Gegensatz zu Vollkasus (Nominativ und Akkusativ), die in dieser Hinsicht unmarkiert sind.
- Richtungskasus sind in der Sprachen vorhanden, die ein differenziertes System von Lokalkasus haben, die nach Bewegungs- oder Richtungskasus (Ablativ, Lativ) und orientierungs- oder Lagekasus (Lokativ) unterscheiden können. In der anderen Sprachen ohne Lokalkasussystem wird Akkusativ als Bewegungs- oder Richtungskasus verwendet.
- Umfangskasus - in Jakobsons Kasusmodell - Genitiv und Lokativ
.
- Grundkasus vs. Lokalkasus - Man unterscheidet sich zwischen primären oder grammatischen Kasus (Grundkasus), durch die die Beziehungen zwischen den primären Aktantenpositionen (v.a. Agens und Patiens) wiedergegeben werden, und Lokalkasus, durch die verschiedene adverbiale Beziehungen zum Ausdruck kommen.
- Lokativ - Kasus mit der Kasusbedeutung „befindlich am bezeichneten Ort“.
- Inessiv (in) - Kasus z. B. in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „befindlich in, innerhalb“: -ssa / -ssä talossa „im Haus, innerhalb des Hauses“.
- Elativ (heraus, aus) - Kasus z. B. in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „aus, heraus“: -sta talosta „aus dem Haus“.
- Illativ (hinein) - Kasus z.B. in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „Ortsveränderung in... hinein“: -on taloon „in das Haus hinein“.
- Adessiv (auf) - Kasus z.B. in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „befindlich an, nahe bei“:-lla/ -llä- talolla „am Haus“.
- Ablativ (von) - Kasus für die Bezeichnung des Ausgangspunktes einer Bewegung: z. B. lat. domō „vom Haus“, finn. talolta „“vom Haus weg“.
- Allativ / Adlativ (zu) - Kasus z. B. in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „Ziel einer Ortsveränderung“: -lle talolle „zum Haus hin“.
- Essiv (in einem Zustand) vgl. Adverbialis - Kasus z. B. in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „Vorhandensein, Existieren“ (Existenzkasus): -na / -nä naise-na „als Frau“.
- Adverbialis (als) vgl. Essiv - Kasus des Georgischen, dessen Kasusmorphem –ad mit dem Ableitungsmorphem von Adverbien identisch ist, mit der Kasusbedeutung „in der Eigenschaft von, als“: ekim-ad „als Arzt“.
- Partitiv (Teil von) vgl. Genitiv - Kasus mit der Kasusbedeutung „partiell betroffen, teilweise“, d. h. Kasus zum Ausdrück von Teil-von-Relationen.
- Translativ (wechseln zu) - Kasus z. B. in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „Zustandsveränderung, Erwerb einer Eigenschaft“: Finn. –ksi: hän tuli vanhaksi „er ist alt geworden“.
- Abessiv (negationskasus) (ohne) - lat. abesse „abwesend, nicht da sein“ (auch Karitiv) Kasus in finnougrischen Sprachen mit der Kasusbedeutung „nichtvorhandensein“:- tta / -ttä; z.B. talotta „ohne Haus“, syyttä „ohne Grund“.
- Instruktiv (durch) - In der finnougrischen Sprachen vorkommende Bezeichnung für den Instrumental des Finn.
- Komitativ (mit) - Kasus mit der Kasusbedeutung „in Begleitung von, zusammen mit“.
- Instrumentalis (mit) - in einigen Sprachen Kasus, dessen Kasusbedeutung die Bezeichnung des Instruments, des Mittels zur Ausführung der vom Prädikatausdruck bezeichneten Handlung angesehen wird.
- Superessiv (auf) - Kasus mit der lokativ. Kasusbedeutung „befindlich auf“: Ungar. –on hason „ auf dem Haus“.
- casus rectus - mit dieser Terminus wird der Nominativ, als Kasus für Subjekt bezeichnet; d.h. der das Subjekt eines Satzes markiert. In Nominativsprachen ist dies der Nominativ, in Ergativsprachen – Absolutiv.
- casus obliguus (lat. obliquus) - abhängiger Kasus. In vielen indogermanischen Sprachen von der Rektion eines Verbs, einer Präposition oder eines Adjektivs geforderter Kasus.
- Kasussynkretismus - im Lat., Dt. oder Russ. ist die Kasusmorphologie in Abhängigkeit von einzelnen Deklinationsklassen in unterschiedlicher Maße ausdrucksseitig realisiert, d.h. dass kasusmarkierende Suffixe für zwei oder mehrere Kasus identisch sein können.