Das Udische

Lautsystem des Udischen

Vokalismus

Im Udischen sind Basisvokale, palatalisierte und pharyngalisierte Vokale zu beobachten. An diese Reihe fügte Simon Bezhanov in seiner Evangelium-Übersetzung noch einen Vokal ы. Die Frage der Diphtongen ist kontrovers.

Basisvokale: a e i o u;




Palatalisierte Vokale

Die palatalisierten Vokalen (ä ö ü) sind im Wort in allen Positionen gebräuchlich, auch wenn sie den Spezialisten der udischen Sprache als relative Neubildungen erscheinen (Gukasjan WB, 252).

Die Verteilung der palatalisierten Vokale in den beiden Dialekten unterschiedlich ist: während ä weitaus häufiger in Nij Dialekt erscheint, sind ö und ü stärker im Wartaschen Dialekt belegt (Panchwidze, 18).

Der Phonemcharakter dieser Vokale ist schwer nachweisbar, da fast durchgängig ein Wechsel mit den entsprechenden nichtpalatalisierten / Basisvokalen zu beobachten ist (Schulze, 62). Minimalpaare:

čali - Umzäunung vs. čäli – Fisch

zai - verdorben vs. zäi - Alaun

lapa – anziehend vs. läpä - Kern

Bei der palatalisierten Vokalen im Udischen sind folgende allophone Verhältnisse zu beobachten:

Udische ä wechselt fast durchgängig mit a:

äit / ait – Wort

därjä / darja – Meer

färišṭa / farišṭä / farišṭa – Engel

mäsäliɣon / masaliɣon – Beispiel

äšḳär / ašḳar - klar

Udischen ö wechselt mit o oder e:

gögin / gogin - Gras

gölö / gele - sehr

Udische ü wechselt mit u oder i:

haküm / hakim – Arzt

döwürɣon / döwurɣon - Dev, böser Geist

Udische ä steht für azerische ǝ (э):

vgl. udische ärz / Az. ərz - Bitte

Ud. jäni / Az. jəni – das heisst

Ud. bürdän / Az. birdən - zunächst

Selten steht im Udischen ä, wo ein az. a vorausgeht:

Ud. jäš / az. jaš – Jahr

Ud. äräqi / az. arag – Wodka

Ud. ö steht für az. ѳ:

Ud. öd / az. ѳd – Galle

Ud. ömug / az. ѳmur – Leben





Pharingalisierte Vokale

Die pharingalisierten Vokalen: ạ ọ ụ (Schiefner, Dirr) ẹ ị (Panchwidze, Jeiranischwili):

ạm – Schulter

ạl– Wachtel

ọq – Joch

ụq – sechs

kạwạn – Wiese

Schon Schiefner hatte in seinem „Versuch über die Sprachen der Uden“ die Notwendigkeit gesehen, für das udische eine dritte vokalische Reihe anzunehmen. Er beschränkt sich auf drei Phoneme: ạ ọ ụ (Schiefner, 9).

Eine dritte vokalische Reihe findet sich auch bei Dir 1904: er differenziert diese Phoneme von den Basisvokalen durch einen Punkt oben.

Der Ude Bezhanov gab in seiner Evangelien-Übersetzung eine dritte vokalische Reihe an, die Entsprechungen sämtlicher sechs Basisvokale enthielt: ạ ẹ ị ọ ụ und э̣ .

Panchwidze stellt 5 pharyngalisierte Vokale für das Udische dar: Oben genannten 5 und noch α für Nij Dialekt:

Beispiele:

ạlạm – Apfelgrannat

ẹk – Pferd

bịbị - Brücke

ọxal – jagen

vụɣ - sieben

Bei Trubetzkoy (Die Konsonantensysteme der osrkaukasischen Sprachen, 50), sowie bei Bouda (Beiträge, 61) sind die pharyngalisierte Vokale als Reflex der pharyngalisierten Konsonanten betrachtet. Vgl.: x̣a / xạ -Hund;

Diphtonge:

Panchwidze findet im Udischen außer Basis-, palatalisierte und pharingalisierte Vokale noch die zusammengesetzte Vokale (wie Diphtong): ou und ej. Die Existenz dieser Vokale sind dadurch erklärt, dass:

1. Es gibt im Udischen eine Abwechselung zwischen o und u zu beobachten:

z. B. alaxo / alaxou / alaxu – von oben

baneko / banekou / baneku – es wird, kann sein;

2. Die Vokale o und u, einerseits und e und i, andererseits, sind in der Dialekten verschieden verteilt: o und e sind typisch für Nij Dialekt, wobei die entsprechende Lexemen im Wartaschen Dialekt u und i zeigen:

z.B. ḳoa – Haus, eɣarux – lachen, ešqar - Man (N. D.)

ḳua – Haus, iɣarux – lachen, išqar – Man (W.D.)

Die Parallelformen bestätigen, dass es sich hier um eine ursprünglich zusammengesetzten Vokalen handelt, die in der Dialekten differenziert sind.






Konsonantismus

Das Udische in seinem Konsonantensystem parallel zu anderen OKS drei grunsätzliche Arten der Korrelation aufweist:

Artikulationsort:

Labial

b   p    w  m

Labio-dental

f   v

Dental

d   t    n

Dento-alveolar

(ʒ)   c  z  s

Alveolar

ǯ   č  č̣   ž  š  r

Palatal

j  

Lateral

l

Velar

g   k  ɣ  x

Uvular

q  

Laryngal

h

Artikulationsart:

b: stimmhafter bilabialer Verschlusslaut (abuz – mehr);

p: stimmloser bilabialer Verschlusslaut mit aspiration (pesun – sagen, pop- Haar);

ṗ: stimmloser, glottoklusiver bilabialer Verschlusslaut (ṗi – Blut, ṗuri – gestorben);

w: stimmhafte bilabiale Spirans (Dirr Beobachtet dieses Phonem lediglich in dem Wort wạn – ihr);

v: stimmhafte labio-dentale Spirans. vgl. rus. b und geor. , die in entsprechenden Sprachen labio-dental sind (s. Schulze – bilabial);

f: stimmlose labio-dentale Spirans (furubesun – suchen, efạn - ihr);

d: stimmhafter dentaler Verschlusslaut (damnun – morgen, dadal - Hahn);

t: stimmloser dentaler Verschlusslaut mit aspiration (taisun – gehen);

ṭ: stimmloser, glottoklusiver dentaler Verschlusslaut (ṭisṭun – laufen);

ʒ: stimmhafte, dento-alveolare affrikate ist im Udischen kaum nachweisbar;

c: stimmlose dento-alveolare affrikate (campesun – schreiben, cac-Dorn);

ċ: stimmlose, glottoklusive dento-alveolare Affrikate (ċi – Name);

z: stimmhafte dento-alveolare Spirants (zombesun – lehren);

s: stimmlose dento-alveolare Spirans (saksun – werfen, haso - Wolke);

ǯ: stimmhafte alveolare Affrikate (ḳoǯ – Haus); Diese Affrikate steht in allophonem Wechsel zu ž;

č: stimmlose alveolare Affrikate mit Aspiration (čäli – Fisch, - selbst);

č̣: stimmlose, glottoklusive alveolare affrikate (uč̣ – Honig);

ž: stimmhafte alveolare Spirans (Gukasjan hat lediglich drei mit ž anlautende Einträge: žamanaḳ - Zeit, žeq̣ – Asche, žil – knäuel);

š: stimmlose alveolare Spirans (šu – wer);

r: stimmhafter alveolarer Sonorlaut (tur – Fuß, zor – Kraft; Im Anlaut nur in jüngsten Entlehnungen belegt);

j: stimmhafte palatale Spirans, inwieweit j als konsonantisches Allophon eines Sonanten i abzusehen ist, wurde bislang nicht untersucht: jaq̣ – Weg, joldaš – Gefährte);

l: stimmhafte laterale Spirans (pul – Auge; ḳul – Erde);

g: stimmhafter velarer Verschlusslaut (gam – warm, tog – preis);

k: stimmloser velarer Verschlusslaut mit Aspiration (kala – groß, karxesun – leben);

ḳ: stimmloser glottoklusiver velarer Verschlusslaut (ḳalpesun – rufen, ḳaša – Finger);

x: stimmlose velare Spirans (xod – Baum, xe – Wasser),

ɣ: stimmhafte velare Spirans (ɣi – Tag, ɣar – Sohn);

q: stimmloser uvularer Verschlusslaut mit Aspiration (qaisun – öffnen, ụq – sechs);

q̣: stimmloser, glottoklusiver uvularer Verschlusslaut (q̣a - und, q̣oq̣ – Hals);

h: stimmlose laryngale Spirans (haso – Wolke);

m: stimmhafter bilabialer Nasallaut (muš – Wind);

n: stimmhafter lingualer Nasallaut (neṗ - Schlaf, besun – machen).