Oleg Sergeevitsch Schirokow wurde am 21. Februar 1927 geboren. 1947 wurde er Mitglied einer geheimen Organisation der nicht-kommunistischen Jugend. Deshalb wurde er interniert. Nach seiner Haftentlassung im Jahre 1949 kam er an das Leninische Pädagogische Institut, danach an die Moskauer Universität, Abteilung für Klassische Philologie. Seine Lehrer waren: Professor Alexej Losev, Professor Michail Peterson, Dozent (später Professor, Mitglied der Akademie der Wissenschaften) Boris Serebrennikow. Der letztere war wissenschaftlicher Leiter seiner Kandidatendissertation "Die Geschichte der Deklination im Griechischen" (verteidigt 1955). In dieser Arbeit betrachtete der junge Gelehrte die indogermanischen Quellen der griechischen Nominalparadigmen, weiter auch ihre Entwicklung in der Koine, im byzantischen Griechischen sowie im Neugriechischen. Seine Ideen über den Austausch der Deklination (vom Typus der Basis bis zum Typus des Genus nominis) wurden auch für die Geschichte der germanischen Deklination aktuell. 1955-1963 arbeitete Oleg S. Schirokov in Chernovtzy (Westliche Ukraine). Dort studierte er Rumänisch, Ukrainisch, neugriechische und albanische Dialekte. In seinen albanologischen Arbeiten betrachtete er die glottochronologischen Data der Verzweigung der Dialekte, wie auch die äußeren Verwandtschaftsbeziehungen der albanischen Sprache. Er war der Ansicht, daß das Albanische dem Balto-Slavischen besonders ähnlich sei. 1963-1969 arbeitete O. S. Schirokow in Minsk. Dort schrieb er das Buch "Die Methodik der diachronischen Beschreibung in der Phonologie". In diesem Buch studierte er die Grundfragen des balkanischen Konsonantismus im Hinblick auf dessen Ursprung und gemeinsame Züge, die durch Sprachkontakt entstanden sind. 1969 verteidigte er die Doktordissertation über dieses Thema, 1974 hielt er einen Vortrag auf dem internationalen Kongreß der Balkanisten (Bukarest). Seit 1969 lebte O. S. Schirokow in Moskau, wo er zuerst im Pädagogischen Institut (Orechowo-Sujewo bei Moskau), dann im Forschungsinstitut der Nationalen Schulen (Leiter der Abteilung der Sprachen des Norden), zuletzt in der Moskaür Universität arbeitete. Er las Vorlesungen zur Einfürung in die Sprachwissenschaft, zur Einfürung in die Indoeuropäistik, zum Sanskrit, zum Hethitischen, zur Geschichte der Griechischen Sprache, zur Griechischen Dialektologie und Epigraphik, zur Einführung in die Balkanistik und in die Ukrainistik. 1972 fand in Moskau eine Konferenz über Indoeuropäistik statt. Sie war dem ersten Band des "Nostratischen Wörterbuches" von W. M. Illitsch-Switytsch gewidmet. Dort wurden zwei Vorträge gehalten: der erste von T. Gamkrelidze und V. Iwanow, der zweite von O. Schirokow. In beiden Vorträgen wurde eine Reinterpretation des indogermanischen Konsonantismus vorgestellt. Diese Idee wurde "Glottaltheorie" genannt. Oleg S. Schirokow war Co-Author der Glottaltheorie (später veröffentlichten auch P. Hopper und A Haudricourt ähnliche Vermutungen). Oleg S. Schirokow hatte auch interessante Ideen über die indogermanische Morphonologie und über die Gliederung des indogermanischen und slavischen Sprachgebietes. In den letzten Jahren seines Lebens untersuchte er politisch-kulturologische Werke der russischen Emigration (den sogenannten Eurasismus), insbesondere des großen Linguisten Nikolaj S. Trubezkoj; er hat viele Arbeiten Trubezkojs in der Zeitschrift "Vestnik Moskowskogo Uniwersiteta" veröffentlicht.
Konstantin Krasukhin LIng
Institute of Linguistics,
B. Kislovski per. 1/12,
103009, Moscow, Russia