TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 7
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Paragraph: 15  
Verse: 1     Wann auß eim todten, so wirt faul,
Verse: 2        
Kan etwas anders werden,
Verse: 3     
Gleich wie ein Roßkäfer von dem Gaul,
Verse: 4        
Wie Krotten auß der Erden,
Verse: 5     
Die Maden auß den faulen Käsen :
Verse: 6        
Vnd wie die Glehrte halten
Verse: 7     
Daß der abgang vnd das verwesen
Verse: 8        
Könn ander wesen gstalten :
Verse: 9     
So wird, wa etwas werden soll,
Verse: 10        
Gwiß auß deß Rabelais Magen
Verse: 11     
Sein Kutteln vnd seim Eierstoll
Verse: 12        
Ein schön Reb fürher ragen :
Verse: 13     
(Wie man dann auch find solcher mossen
Verse: 14        
Daß auß S. Dominici Grab,
Verse: 15     
Ein Reb sey nach seim todt fürgsprossen,
Verse: 16        
Die gut Domvinischen Wein gab)
Verse: 17     
Dann weil er lebet must er trincken,
Verse: 18        
Vnd trincken war sein leben,
Verse: 19     
Vnd wann er müd war an der lincken
Verse: 20        
Must die recht das Glaß heben :
Verse: 21     
Dann er gern mit der lincken tranck
Verse: 22        
Weil sie ist nahe43 dem Hertzen,
Verse: 23     
Auff daß es deß meh krafft empfang,
Verse: 24        
Vnd kützel es zum schertzen.
Verse: 25     
Solchs wust er alls wol außzurincken
Verse: 26        
Weil er ein Artzet war,
Verse: 27     
Daß man den44 Ring tregt an der lincken
Verse: 28        
Daß es das Hertz erfahr :
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Verse: 29     
Er tranck Jüdischen Wein allein
Verse: 30        
Der nicht getauffet was,
Verse: 31     
Vnd den Lateinischen Wetzstein,
Verse: 32        
Den mitteln auß dem Faß.
Verse: 33     
Ehe daß er einen niderstelt
Verse: 34        
Hub er ein andern auff,
Verse: 35     
Hiemit zu zeigen an der Welt
Verse: 36        
Der Stern vnd Sonnen lauff :
Verse: 37     
So bald er hat das Maul gewischt
Verse: 38        
Netzt ers wider behend,
Verse: 39     
Zuzeigen wie der Mon erfrischt
Verse: 40        
Was die Sonn hat verbrent :
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Verse: 41     
Sein Gurgel starck den Wein anzog
Verse: 42        
Vil besser alle stund
Verse: 43     
Alß den Regen der Regenbog,
Verse: 44        
O wie ein guten Schlund.
Verse: 45     
Die Sonn kont nicht auff sein so frü
Verse: 46        
So sah sie jn schon truncken,
Verse: 47     
Der Mon konnt so spat kommen nie
Verse: 48        
So sah er jn schon duncken :
Verse: 49     
Vnd wann die Hundstag fulen ein
Verse: 50        
So sah man jn dort sitzen
Verse: 51     
Halb nackent bey dem külen Wein
Verse: 52        
Vnd den Wein von sich schwitzen,
Verse: 53     
Streifft seine Ermel hinter sich
Verse: 54        
Vnd streckt sich auff die Matzen,
Verse: 55     
Auff daß jm nichts wer hinterlich,
Verse: 56        
Da fieng er an zu schmatzen,
Verse: 57     
Wült sich herumb inn Wein vnd Kost
Verse: 58        
Zwischen Bechern vnd Platten,
Verse: 59     
Gleich wie im Mur vnd schleim ein Frosch,
Verse: 60        
Lehrt seine Zung da watten.
Verse: 61     
Wann er dann also gar war truncken
Verse: 62        
So sang er Bachus lob,
Verse: 63     
Lobt jn von seinem grossen Schuncken
Verse: 64        
Vnd seiner Rebengob :
Verse: 65     
Träuet alßdann Sanct Vrban auch
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Verse: 66        
Wann er nicht schafft gut Wein
Verse: 67     
Werd man jn nach dem alten brauch
Verse: 68        
Werffen in Bach hinein :
Verse: 69     
Sang auch von deß Grandgusiers48 Kuchen
Verse: 70        
Vnd deß Gargantoa Thier,
Verse: 71     
Wie es zerschmiß gantz Wäld voll Buchen
Verse: 72        
Im grossen Schwantzthurnier :
Verse: 73     
Auch wie Bruder Jan Onkapaunt
Verse: 74        
Mit der Kreutzstangen focht,
Verse: 75     
Vnd Wurstdurstpanthel Fürtz kartaunt,
Verse: 76        
Vnd was Panurgus kocht.
Verse: 77     
Aber der Tod der gar nicht trinckt
Verse: 78        
Zucket den Trincker hin,
Verse: 79     
Wiewol er rufft : dem Tod eins bringt,
Verse: 80        
Heißt ein weil sitzen jn :
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Verse: 81     
Aber er wolt nicht sitzen nider,
Verse: 82        
Wolt auch keins warten auß,
Verse: 83     
Er gieng dan vor mit jm hernider
Verse: 84        
Inn sein Liechtfinster Hauß :
Verse: 85     
Daselbst bringt er jm Wassers gnug
Verse: 86        
Auß dem Fluß Acherunt
Verse: 87     
Vnd heißt jn sitzen bey dem Krug
Verse: 88        
Vnd schwencken wol den Mund :
Verse: 89     
Jedoch so war ist, was wir lesen,
Verse: 90        
Das Wein vor Fäule bhüt,
Verse: 91     
So wird deß Rabeles Nam vnd Wesen
Verse: 92        
Nimmer verfaulen nit
Verse: 93     
Dann er je wol beweinet war,
Verse: 94        
Sein Leib vnd Därm durchweint,
Verse: 95     
Wein war sein Weih vnd Balsam gar :
Verse: 96        
Der Balsam hie noch scheint.
Verse: 97     
Vnd nimpt mich wunder, daß jr nicht
Verse: 98        
Dürmelt weil jr hie steht,
Verse: 99     
Daß euch der Wein ins Haupt nicht rücht
Verse: 100        
Dann diß Grab weinlet stät :
Verse: 101     
Gleichwol weil jr hie bleibet stehn
Verse: 102        
So steht hie nicht so schlecht,
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Verse: 103     
Sonder ehe jr von dannen gehn
Verse: 104        
So thut jm auch sein Recht,
Verse: 105     
Vnd opffert jm ein Glaß mit wein
Verse: 106        
Vnd gsaltzen Ränfftlin Brot,
Verse: 107     
Das wird jm liber alß beten seyn,
Verse: 108        
Dann beten gehöret Gott.


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