TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 133

Chapter / Strophe: 12 
   12.
Line: 1
   
Line: 2
   VON DER WILDEN GAIZ, DIU HAIZT GÄMZ.



Line: 3    Diu wild gaiz ist gar ain weis tier, dem liebent hôch
Line: 4    perge. ez erkennet gênde läut gar verr, ob si jäger sein
Line: 5    oder ander läut. etleich sprechent, daz die gaiz weder   5
Line: 6    mit ôrn noch mit nasen den âtem ziehen. die pök ver\kêrent
Line: 7    ir augen in dem haupt durch irs unkäuschen ge\lustes
Line: 8    willen. si sehent gleich wol des nahtes sam des
Line: 9    tages, dar umb ist ir leber guot den, die des nahtes ge\sâhen
Line: 10    und die selben kraft verlorn habent. des poks gall   10
Line: 11    gelegt auf die augenprâwe vertreibt der augen nebel und
Line: 12    hilft zuo der augen clârhait. des poks gall gelegt an ain
Line: 13    stat, dâ frösch sint, samnet alle die frösch zuo ir, die dâ
Line: 14    sint. Aristotiles spricht, daz die pök oft verplinden des
Line: 15    tages, alsô daz si niht wol gesehen, aber ir gesiht wirt   15
Line: 16    des nahtes scharpf. wer ain gaizhorn prent daz ez stinkt
Line: 17    und habt daz für des nasen, der die vallenden suht hât,
Line: 18    der vellt zehant. ez verjagt auch die natern. pokespluot
Line: 19    alsô frischez und noch warm hât die kraft, daz ez den
Line: 20    herten adamas pricht, den kain eisen geprechen mag.   20
Line: 21    Plinius spricht, daz die gaiz vergiftigez kraut ezzen und
Line: 22    doch niht sterben; aber etleich sprechent, wenn si hönig
Line: 23    niezen, sô sterben si. der gaiz pizz sint den paumen gar
Line: 24    schad. si machent auch den ölpaum unfruhtpær, wenn
Line: 25    si den leckent. wenn die wilden gaiz geschozzen werdent,   25
Line: 26    sô ezzent si ein kraut polai, daz si daz geschôz dester
Line: 27    sneller auz dem leib ziehen.






Copyright TITUS Project Frankfurt a/M 1999-2000. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.