TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 379

Book: IV 

   IV.
Line: 1
   
Line: 2
   A.

Line: 3
   VON DEN PAUMEN.



Line: 4    Wir schüllen nu in disem vierden stuck des puoches
Line: 5    sagen von allerlai paumen und des êrsten von gemainen   5
Line: 6    paumen, dar nâch von wolsmeckenden und gar edeln
Line: 7    paumen und schüllen die ordnung haben, daz wir des
Line: 8    êrsten von den sagen, der nam sich ze latein an ainem
Line: 9    A anhebt, und dar nâch an dem B, reht als daz ABC
Line: 10    geordent ist, sam unser weis vor gewesen ist in andern   10
Line: 11    dingen.



Chapter / Strophe: 1 
   1.
Line: 12
   
Line: 13
   VON DEM KÄUSCHEN LAMP.



Line: 14    Agnus castus haizt daz käusch lamp. daz ist ain
Line: 15    paum, sam Platearius spricht, der ist an kraft haiz und   15
Line: 16    trucken, alsô daz er hitzet und trükent, und hât den na\men
Line: 17    dar umb, daz er den menschen käusch macht sam
Line: 18    ain lämpel, wan er auzräut und auzwürzelt den unkäu\schen
Line: 19    glust, dar umb, daz er des menschen unkäusch
Line: 20    fäuhten mit seiner hitz verzert. und daz würkt der paum   20
Line: 21    niht allain mit seinen pletern noch allain mit seim saff
Line: 22    wer daz trinket, er würkt ez auch dâ mit, ob man den
Line: 23    ligenden menschen sein plüet oder sein pleter understrä\wet.
Line: 24    daz bezeugt Galiênus, der dâ schreibt von den pur\gern
Line: 25    ze Athên in der stat in Kriechen, und spricht, daz   25
Line: 26    die êrbærigen frawen des paumes pleter in ir häuser sträu\ten
Line: 27    hie vor, daz si und ir man dester käuscher lebten.
Line: 28    man liset auch in der alten maister schrift, daz die alten

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Line: 1    haiden, die mit irm opfer antwürt wolten paiten von den
Line: 2    abgötern, sich legten auf des paumes pleter, dar umb,
Line: 3    wenn si entsliefen, daz si kain pœs traum oder kain val\schez
Line: 4    gesiht velschet und beswært. der paum pringt sein
Line: 5    pleter niht mit andern paumen, die in dem lenzen grüe\nent:   5
Line: 6    er paitet mit seinen pletern und mit seinen plüeten
Line: 7    unz verr in den sumer, sô der sunnen hitz daz ertreich
Line: 8    gar erhitzet hât. des paumes plüet oder sein pleter sint
Line: 9    zuo erznei gar guot, wan wer sein saft trinket oder ir
Line: 10    wazzer, dâ inn si gesoten sint, der verleuset seinen un\käuschen   10
Line: 11    gelust gar vast, und benimpt hitz oder prunst,
Line: 12    dâ mit ain mensch überhitzet ist, und allermaist wenn
Line: 13    man diu schämigen gelider dâ mit handelt. waz man auch
Line: 14    riemen seudet in derlai saf, die sint guot für genorream,
Line: 15    daz ist unwillig sâmenrêrn, sam in dem slâf geschicht   15
Line: 16    oder auch etleichen läuten wachend. der pâm hât ple\ter
Line: 17    sam ain ölpaum, iedoch sint si niht sô hert, und hât
Line: 18    die art, daz er gern an wäzrigen steten wechset und an
Line: 19    nidern steten. wolt got, daz der werlt der weinreben
Line: 20    minner wüechs und derlai paum mêr, und allermaist gaist\leichen   20
Line: 21    läuten.






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