TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 394

Chapter / Strophe: 16 
   16.
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   VON DEM VEIGENPAUM.



Line: 3    Ficus haizt ain veigenpaum. der paum ist gesträut
Line: 4    mit weit gritenden esten und pletern, sam Isidorus spricht,
Line: 5    und sô man die nidersten est peugt und si mit erden be\schütt,   5
Line: 6    sô pringent si ain neu gesläht umb die muoter.
Line: 7    der schat, der von seinen pletern gêt, der ist allen dingen
Line: 8    schad. Plinius spricht, ez sint die veigen in dem land
Line: 9    India vil süezer wan ander veigen, aber si sint auzlen\digen
Line: 10    läuten gar schad und krenkent ir sterk und ir kraft,   10
Line: 11    und dar umb gepôt der geweltig kaiser Alexander seim
Line: 12    volk, daz ez der veigen niht æz, dô er in dem land lag.
Line: 13    der paum pringt ê fruht, ê daz er laub oder pleter pring.
Line: 14    Isidorus spricht, wenn die alten läut vil veigen ezzent und
Line: 15    oft, sô vergênt in ir runzeln, wan die veigen ziehent die   15
Line: 16    überflüzzigen fäuhten zwischen vel und flaisch und die
Line: 17    füllt dann die runzeln. er spricht auch, daz der veigen\paum
Line: 18    sô grôzer kreft sei, pinde man ainen gar wilden
Line: 19    grimmen ochsen dar an, er werd zam und sänftig. des
Line: 20    paumes saf ist milchvar und hailt vergiftig pizz, die von   20
Line: 21    slangen oder von töbigen hunden geschehent. ez ist auch
Line: 22    guot wider die fleck an dem leib und vertreibt diu mail
Line: 23    in den augen, sam ain vorscher spricht. die veigen ma\chent
Line: 24    niht guot pluot und dar umb machent si dem men\schen
Line: 25    vil leutswürm, die ich vor füezling hiez, dô ich   25
Line: 26    von den würmen schraib. die veigen habent die art, daz
Line: 27    si die überflüzzichait auztreibent in dem menschen an die
Line: 28    end zwischen vel und flaisch, und dâ von machent si den
Line: 29    menschen switzent mit haizem swaiz. daz wazzer, daz
Line: 30    gesigen ist oder gewaschen durch der veigenpaum aschen,   30
Line: 31    daz ist guot zuo dem gerunnenn pluot in dem leib, wan
Line: 32    daz zeflœzet ez, wenn man ez trinkt. sein laug öffent
Line: 33    und waicht die herten apostem und die geswern, und des
Line: 34    paums pleter sint guot den geswern und den flecken, die
Line: 35    von grober fäuhten koment, und sein saf und sein asch   35

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Line: 1    nagent und durchpeizent, dar umb sint si paideu zuo
Line: 2    den geswern guot. sein laug ist den siechen âdern wun\derleichen
Line: 3    guot, sô man si aingeuzet und trinkt. wenn
Line: 4    man die veigen izt, sô man vastet, mit nuzzen, sô öffent
Line: 5    si des ezzens ganch wol. ir ezzen ist schad mit groben   5
Line: 6    dingen, sam gepäurisch ezzen ist, milich und sämleich
Line: 7    dinch. iedoch, wie daz sei daz die veigen niht sô wol
Line: 8    fuoren sam flaisch und prôt, doch fuorent si paz wan
Line: 9    kainrlai ander obz. der pleter saf öffent die âdern, die
Line: 10    zuo dem aftern gênt, und daz ist mangem man gar guot,   10
Line: 11    der vil fauls pluotes in im hât. der veigen milch ist guot
Line: 12    für der scorpen stich, und wer unzeitigeu frischeu veigen\pleter
Line: 13    legt auf die wunden, die ain töbiger hunt hât ge\pizzen,
Line: 14    daz hilft gar wol, sô man si zereibt. ain pflaster
Line: 15    gemacht mit dem weizen ains ais ist guot wider all ver\gift.   15
Line: 16    Plinius spricht, diu veigenmilch samnet daz dünne
Line: 17    pluot und macht ez dick und zeflœzt daz dick. man mag
Line: 18    die veigen grüen behalten in honig, wenn si dar ein orden\leich
Line: 19    sint gesatzt, alsô, daz aineu die andern niht rüert.
Line: 20    die veigenpaum habent gar ain pitter rinden und habent   20
Line: 21    doch gar süez früht, die pringent si ân plüet. die früht
Line: 22    sint dreirlai und die pest ist weiz, dar nâch sint die
Line: 23    rôten veigen die pesten und die swarzen die allerpœsten.






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