TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 424

Chapter / Strophe: 46 
   46.
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   VON DER WEIDEN.



Line: 7    Salix haizt ain weid und ist als vil gesprochen als
Line: 8    ain springerinn, dar umb, daz der paum snell auf springt
Line: 9    und wechst. er wechset auch gern an nazzen steten und
Line: 10    hât hert rinden, wenn er alt wirt: aber sô er junch ist, sô   10
Line: 11    hât er gar lind rinden. der paum plüet, er trait aber
Line: 12    niht früht, und wer die plüet in trinken nimt, der wirt
Line: 13    unperhaft, sam die zaubrær sprechent. sein rind und
Line: 14    seineu pleter habent die kraft, daz si zesamen ziehent und
Line: 15    stark machent. daz saf, daz man drückt auz den plüeten   15
Line: 16    der paum, gibt man daz ze trinken dem menschen, der
Line: 17    fiebrig ist ân hitz, daz ist im gesunt. wer des paums
Line: 18    sâmen in tranch nimt, der wirt beraubt seines unkäuschen
Line: 19    gelustes, als man sagt, und macht die frawen unperhaft.
Line: 20    daz wær leiht maniger frawen liep und auch manigem   20
Line: 21    man. wer ainen kerspaum ze mittelst durchport und stœzt
Line: 22    ainen weidenast dar ein, alsô daz er daz loch füll über al,
Line: 23    der paum pringt kersen ân kern. wenn man der weiden
Line: 24    pleter sträwet in ain haus oder in ain kamer, diu küelent
Line: 25    den luft und sänftigent die hitz an den siechen läuten.   25






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