TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 454
Chapter / Strophe: 20
20.
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VON DEM ARABISCHEN MIRREN.
Line: 25Mirra Arabie haizt arabischer mirr und ist ain 25
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paum, der ist zehen daumellen lang, sam Isidorus spricht,
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und ist voller dorn und stichling und ist herter von der
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rinden dann an andern enden. des paums zaher ist grüen
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und ist pitter. welher zaher willicleich fleuzt von dem
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paum, der ist pezzer wan der her auz fleuzt, sô man des 30
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paums rinden verwundet. wer sein este in ain feur wirft,
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daz ist den läuten pei dem feur gar schad, wan si ko\ment
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in unhailsam siehtuom von dem rauch, der dâ von
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gêt, si laufen denn zehant zuo dem smack des paumes,
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der storax haizt, von dem wir her nâch sagen. wenn
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man des paumes pleter und sein plüet samnet und si an
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der sunnen derrt, die habent die art, daz si kreftigent
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und zesamen ziehent und sint guot wider die undäw und 5
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wider des leibes auzlauf und wider des pluotes auzfluz.
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aber sein früht sint pezzer, die haizent mirruli und ze
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däutsch mirrel, und sein saf ist auch pezzer. des paums
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pleter sint als ains ölpaums pleter, ân daz si kräuser sint
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und spitzelig und ain wênig sinweller wan ains ölpaums 10
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pleter. des paumes harz oder sein zaher haizt auch mirra
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und naigt sich zestunden an der varb zuo ainer weizen,
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und der ist der pest. aber der sich zuo ainer rœten
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naiget oder zuo ainer swerzen, der ist niht sô guot. der
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zaher ist haiz und trucken und öffent und entlœst die 15
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wint in dem leib und in den gelidern, und der rauch,
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der dâ von gêt wenn man in prennt, der hât auch diu
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selben werk; aber der rauch trückent sneller diu fäuhten
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gelider und behendicleicher ân peizen und nagen. der
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zaher ist guot zuo erznei und dar umb tuot man in zuo 20
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grôzen starken erzneien. er wert der fäulen sô vast, daz
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er ainen tôten leichnam behüett und behelt vor faulen und
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vor änderung und vor gestank und allermaist wenn man
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in mischet mit aloe, von dem wir vor gesait haben. daz
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weste Joseph von Aromathia wol, der aloe kaufot und 25
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mirram, dô er unsern herren wolt begraben. ez gâben
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auch die drei künig ze verstên, daz Christus begraben
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schölt werden, dô si im mirren opferten. der mirr hât
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auch die art, daz er die rôhen überflüzzikait auzzeuht und
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dem mund seinen stank benimt und macht den wolsme\ckent, 30
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und wenn man in mischt mit ainem weizen ains
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ais und mit wein und salbt die ahseln dâ mit und niden
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die schämigen stat, daz benimt den stank paider seiten
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und under den üehsen und unden an dem leib. er macht
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auch die stimm clâr. wer in clistiert mit rautenwazzer, 35
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sô pringt er den frawen ir gewonhait, diu menstruum
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haizt, und daz tuot er auch mit wermuotwazzer und zeuht
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die gepurt auz dem leib und die würm, die in dem leib
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wahsent.
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Dem mirren geleicht sich unser fraw in der geschrift
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und spricht ʼich hân ainen smack der süezikait geben als 5
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ain auzerwelteu mirr.ʼ daz spricht si dar umb, daz si got
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hât auzerwelt und gesegent ob allen frawen zuo ainer
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archen seins aingeporn suns, dar inn er kain mail nie
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enpfieng.
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