TITUS
Author: Wolfram 
Wolfram von Eschenbach
Book: Parzival 
Parzival

On the basis of the edition by
Albert Leitzmann,
Wolfram von Eschenbach,
1.-3. Heft: Parzival,
7. / 5. Auflage,
Tübingen 1959-1961
(Altdeutsche Textbibliothek, 12.-14.)


entered by Richard Schrodt, Vienna;
TITUS version by Jost Gippert,
Frankfurt a/M 28.2.1998 / 21.6.1998 / 3.10.1999 / 1.6.2000 / 2.3.2003




Chapter: 1 
1


Verse: 1    Ist zwîvel herzen nâchgebûr,
Verse: 2    
daz muoz der sêle werden sûr,

Verse: 3    
gesmæhet und gezieret
Verse: 4    
ist swâ sich parrieret

Verse: 5    
unverzaget mannes muot,
Verse: 6    
als agelstern varwe tuot.

Verse: 7    
der mac dennoch wesen geil,
Verse: 8    
wande an im sint beidiu teil,

Verse: 9    
des himels und der helle.
Verse: 10    
der unstæte geselle

Verse: 11    
hât die swarzen varwe gar
Verse: 12    
und wirt ouch nâch der vinster var:

Verse: 13    
habet sich an die blanken
Verse: 14    
der mit stæten gedanken.

Verse: 15    
diz vliegende bîspel
Verse: 16    
ist tumben liuten gar ze snel

Verse: 17    
si enmugens niht erdenken,
Verse: 18    
wande ez kan vor in wenken

Verse: 19    
rehte alsam ein schellec hase.
Verse: 20    
zin anderhalp an dem glase

Verse: 21    
gelîchet und des blinden troum,
Verse: 22    
diu gebent antlitzes roum,

Verse: 23    
doch mac mit stæte niht gesîn
Verse: 24    
dirre trüebe lîhte schîn:

Verse: 25    
er machet kurze vreude alwâr.
Verse: 26    
wer roufet mich nie dehein hâr

Verse: 27    
gewuohs, innen an mîner hant?
Verse: 28    
der hât vil nâhe griffe erkant.

Verse: 29    
spriche ich gein den vorhten och,
Verse: 30    
daz gelîchet mîner witze iedoch.




Chapter: 2 
2


Verse: 1    
wil ich triuwe vinden
Verse: 2    
aldâ si kan verswinden

Verse: 3    
als viur in dem brunnen
Verse: 4    
und daz tou an der sunnen?

Verse: 5    
ouch erkande ich nie wîsen man,
Verse: 6    
er enmöhte gerne künde hân

Verse: 7    
welher stiure disiu mære gernt
Verse: 8    
und waz si guoter lêre wernt.

Verse: 9    
dar an si nimmer des verzagent,
Verse: 10    
beide si vliehent unde jagent,

Verse: 11    
si entwîchent unde kêrent,
Verse: 12    
si lasternt und êrent.

Verse: 13    
swer mit disen schanzen allen kan,
Verse: 14    
an dem hât witze wol getân,

Verse: 15    
der sich niht versitzet noch vergêt
Verse: 16    
und sich anders wol verstêt.

Verse: 17    
valsch geselleclîcher muot
Verse: 18    
ist zuo dem helleviure guot

Verse: 19    
und ist hôher werdekeit ein hagel.
Verse: 20    
sîn triuwe hât kurzen zagel

Verse: 21    
daz si den dritten biz niht galt,
Verse: 22    
vuor si bremen in den walt.

Verse: 23    
dise maneger slahte underbint
Verse: 24    
iedoch niht gar von manne sint:

Verse: 25    
vür diu wîp stôze ich disiu zil.
Verse: 26    
swelhiu mîn râten merken wil,

Verse: 27    
diu sol wizzen war si kêre
Verse: 28    
ir prîs und ir êre

Verse: 29    
und wem si nâch bereit
Verse: 30    
minne und ir werdekeit,




Chapter: 3 
3


Verse: 1    
daz si niht geriuwe
Verse: 2    
ir kiusche und ir triuwe.

Verse: 3    
vor gote ich guoten wîben bite
Verse: 4    
daz in rehtiu mâze volge mite:

Verse: 5    
schame ist ein slôz ob allen siten.
Verse: 6    
ich endarf in niht mêr heiles biten.

Verse: 7    
diu valsche erwirbet valschen prîs.
Verse: 8    
wie stæte ist ein dünnez îs

Verse: 9    
daz ougestheize sunnen hât?
Verse: 10    
ir lop vil balde alsus zergât.

Verse: 11    
manec wîbes schœne an lobe is breit:
Verse: 12    
ist daz herze konterfeit,

Verse: 13    
die lobe ich als ich solde
Verse: 14    
daz safer in dem golde.

Verse: 15    
ich enhân daz niht vür lîhtiu dinc,
Verse: 16    
swer in den kranken messinc

Verse: 17    
verwürket edelen rubîn
Verse: 18    
und al die âventiure sîn:

Verse: 19    
dem gelîche ich rehten wîbes muot.
Verse: 20    
diu ir wîpheit rehte tuot,

Verse: 21    
ensol ich varwe prüeven niht
Verse: 22    
noch herzen dach daz man siht.

Verse: 23    
ist si innerhalp der brust bewart,
Verse: 24    
sôst werder prîs niht verschart.

Verse: 25    
solde ich wîp unde man
Verse: 26    
ze rehte prüeven als ich kan,

Verse: 27    
vüere ein langez mære mite.
Verse: 28    
hœrt dirre âventiure site:

Verse: 29    
diu lât iuch wizzen beide
Verse: 30    
von liebe und von leide,




Chapter: 4 
4


Verse: 1    
vreude und angest vert .
Verse: 2    
lât mîn eines wesen drî,

Verse: 3    
der ieslîcher sunder phlege
Verse: 4    
daz miner künste widerwege

Verse: 5    
(dar zuo gehôrte wilder vunt):
Verse: 6    
ob si iu gerne tæten kunt

Verse: 7    
daz ich iu eine künden wil,
Verse: 8    
si heten arbeite vil.

Verse: 9    
ein mære ich iu wil niuwen,
Verse: 10    
daz saget von grôzen triuwen,

Verse: 11    
wîplîchez wîbes reht
Verse: 12    
und mannes manheit alsô sleht,

Verse: 13    
diu sich gein herte nie gebouc.
Verse: 14    
sin herze in dar an niht betrouc,

Verse: 15    
er stahel, swâ er ze strîte quam,
Verse: 16    
sîn hant sigelîchen nam

Verse: 17    
vil manegen lobelîchen prîs.
Verse: 18    
er küene, træclîche wîs

Verse: 19    
(den helt ich alsus grüeze),
Verse: 20    
er wîbes ougen süeze

Verse: 21    
und wîbes herzen suht,
Verse: 22    
vor missewende ein wâriu vluht,

Verse: 23    
den ich hie zuo hân erkorn,
Verse: 24    
erst mæreshalp noch ungeborn

Verse: 25    
dem man dirre âventiure giht
Verse: 26    
und wunders vil des dran geschiht.

Verse: 27    
Si phlegents noch als mans phlac,
Verse: 28    
swâ liget und welsch gerihte lac

Verse: 29    
(des phliget ouch tiuscher erde ein ort:
Verse: 30    
daz habet ir âne mich gehôrt),




Chapter: 5 
5


Verse: 1    
swer ie phlac der lande,
Verse: 2    
der gebôt wol âne schande

Verse: 3    
(daz ist ein wârheit sunder wân)
Verse: 4    
daz der eldest bruoder solde hân

Verse: 5    
sîns vater ganzen erbeteil.
Verse: 6    
daz was der jungern unheil,

Verse: 7    
daz in der tôt die phlihte brach
Verse: 8    
als in ir vater leben verjach.

Verse: 9    
vor was ez gemeine:
Verse: 10    
sus hâtz der elder eine.

Verse: 11    
daz schuof iedoch ein wîse man,
Verse: 12    
daz alder guot solde hân.

Verse: 13    
jugent hât vil werdekeit,
Verse: 14    
daz alder siuften unde leit:

Verse: 15    
ez enwart nie niht als unvruot
Verse: 16    
alder und armuot.

Verse: 17    
künege, grâven, herzogen
Verse: 18    
(daz sage ich iu vür ungelogen),

Verse: 19    
daz die huobe enterbet sint
Verse: 20    
unz an daz elder kint,

Verse: 21    
daz ist ein vremdiu zeche.
Verse: 22    
der kiusche und der vreche

Verse: 23    
Gahmuret der wîgant
Verse: 24    
verlôs sus bürge unde lant,

Verse: 25    
sîn vater schône
Verse: 26    
truoc zepter und die krône

Verse: 27    
mit grôzer küneclîcher kraft,
Verse: 28    
unz er lach tôt an ritterschaft.

Verse: 29    
klagete man in sêre.
Verse: 30    
die ganzen triuwe und êre




Chapter: 6 
6


Verse: 1    
brâhte er unz an sînen tôt.
Verse: 2    
sin elder sun vür sich gebôt

Verse: 3    
den vürsten ûz sînem rîche.
Verse: 4    
die kômen ritterlîche,

Verse: 5    
wan si ze rehte solden hân
Verse: 6    
von im grôz lêhen sunder wân.

Verse: 7    
si ze hove wâren komen
Verse: 8    
und ir reht was vernomen,

Verse: 9    
daz si ir lêhen alle emphiengen,
Verse: 10    
hœrt wie siz an geviengen.

Verse: 11    
si gerten, als ir triuwe riet,
Verse: 12    
rîche und arme, gar diu diet,

Verse: 13    
einer kranken ernstlîchen bete,
Verse: 14    
daz der künec an Gahmurete

Verse: 15    
bruoderlîche triuwe mêrte
Verse: 16    
und sich selben êrte,

Verse: 17    
daz er in niht gar verstieze
Verse: 18    
und im sîns landes lieze

Verse: 19    
hantgemælde, daz man möhte sehen
Verse: 20    
von der herre müeste jehen

Verse: 21    
sîns namen und sîner vrîheit.
Verse: 22    
daz was dem künege niht ze leit.

Verse: 23    
er sprach: "ir kunnet mâze gern:
Verse: 24    
ich wil iuch des und vürbaz wern.

Verse: 25    
wan nennet ir den bruoder mîn
Verse: 26    
Gahmuret Anschevîn?

Verse: 27    
Anschouwe ist mîn lant:
Verse: 28    
wesen beide von genant."

Verse: 29    
sprach der künec hêre:
Verse: 30    
"mîn bruoder der mac sich mêre




Chapter: 7 
7


Verse: 1    
der stæten helfe an mich versehen,
Verse: 2    
denne ich gâhes welle jehen.

Verse: 3    
er sol mîn ingesinde sîn.
Verse: 4    
deiswâr ich tuon iu allen schîn

Verse: 5    
daz uns beide ein muoter truoc.
Verse: 6    
er hât wênec und ich genuoc:

Verse: 7    
daz sol im teilen mîn hant,
Verse: 8    
daz des mîn sælde niht phant

Verse: 9    
vor dem der gît unde nimt.
Verse: 10    
ûf reht in beider der gezimt."

Verse: 11    
die vürsten rîche
Verse: 12    
vernâmen al gelîche

Verse: 13    
daz ir herre triuwen phlac
Verse: 14    
(diz was in ein lieber tac),

Verse: 15    
ieslîcher im sunder neic.
Verse: 16    
Gahmuret niht langer sweic

Verse: 17    
der volge als im sîn herze jach.
Verse: 18    
zem künege er guotlîche sprach:

Verse: 19    
"herre und bruoder mîn,
Verse: 20    
wolde ich ingesinde sîn

Verse: 21    
iuwer oder deheines man,
Verse: 22    
hete ich mîn gemach getân.

Verse: 23    
prüevet dar nâch mînen prîs
Verse: 24    
(ir sît getriuwe unde wîs)

Verse: 25    
und râtet als ez geziehe nuo:
Verse: 26    
grîfet helflîche zuo.

Verse: 27    
niht wan harnas ich hân:
Verse: 28    
hete ich dar inne mêr getân

Verse: 29    
daz virrec lop mir bræhte,
Verse: 30    
etswâ man mîn gedæhte."




Chapter: 8 
8


Verse: 1    
Gahmuret sprach aber sân:
Verse: 2    
"sehzehen knappen ich hân,

Verse: 3    
der sehse von îser sint.
Verse: 4    
dar zuo gebet mir vier kint

Verse: 5    
mit guoter zuht von hôher art.
Verse: 6    
vor den wirt nimmer niht gespart

Verse: 7    
des ie bejagen mac mîn hant.
Verse: 8    
ich wil kêren in diu lant:

Verse: 9    
ich hân ouch ê ein teil gevarn.
Verse: 10    
ob mich gelücke wil bewarn,

Verse: 11    
erwirbe ich guotes wîbes gruoz.
Verse: 12    
ob ich ir dar nâch dienen muoz

Verse: 13    
und ob ich des wirdec bin,
Verse: 14    
rætet nir mîn bester sin

Verse: 15    
daz ichs mit rehten triuwen phlege.
Verse: 16    
got wîse mich der sælden wege.

Verse: 17    
wir vuoren geselleclîche
Verse: 18    
(dennoch hete iuwer rîche

Verse: 19    
unser vater Gandîn)
Verse: 20    
manegen kumberlîchen pîn

Verse: 21    
wir beide dolden umbe liep.
Verse: 22    
ir wâret ritter unde diep,

Verse: 23    
ir kundet dienen unde heln:
Verse: 24    
wan kunde ouch ich minne steln!

Verse: 25    
ouwê wan hete ich iuwer kunst
Verse: 26    
und anderhalp die wâren gunst !"

Verse: 27    
der künec siufzete unde sprach:
Verse: 28    
"ouwê daz ich dich ie gesach,

Verse: 29    
sît mit schimphlîchen siten
Verse: 30    
mîn ganzez herze hâs versniten




Chapter: 9 
9


Verse: 1    
und tuos ob wir uns scheiden.
Verse: 2    
mîn vater hât uns beiden

Verse: 3    
gelâzen guotes harte vil,
Verse: 4    
des stôze ich dir gelîchiu zil:

Verse: 5    
ich bin dir herzenlîchen holt.
Verse: 6    
lieht gesteine, rôtez golt,

Verse: 7    
liute,wâpen, ors, gewant,
Verse: 8    
des nim vil von mîner hant

Verse: 9    
daz nach dînem willen vars
Verse: 10    
und dîne mildekeit bewars.

Verse: 11    
dîn manheit ist ûz erkorn:
Verse: 12    
wærstû von Gilstram geborn

Verse: 13    
oder komen her von Ranculat,
Verse: 14    
ich hete dich immer an der stat

Verse: 15    
als ich dich sus vil gerne hân.
Verse: 16    
bist mîn bruoder sunder wân."

Verse: 17    
"herre, ir lobet mich umbe nôt,
Verse: 18    
sît ez iuwer zuht gebôt:

Verse: 19    
dar nâch tuot iuwer helfe schîn.
Verse: 20    
welt ir und diu muoter mîn

Verse: 21    
mir teilen iuwer varnde habe,
Verse: 22    
stîge ich ûf und ninder abe.

Verse: 23    
mîn herze iedoch nâch hœhe strebet:
Verse: 24    
ich enweiz war umbe ez alsus lebet.

Verse: 25    
daz mir swillet sus mîn winster brust.
Verse: 26    
ouwê war jaget mich mîn gelust?

Verse: 27    
ich solz versuochen, ob ich mac.
Verse: 28    
nâht mîn urloubes tac."

Verse: 29    
der künec in alles werte,
Verse: 30    
mêr denne er selbe gerte:




Chapter: 10 
10


Verse: 1    
vünf ors erwelt und erkant,
Verse: 2    
diu besten über al sîn lant,

Verse: 3    
küene, starc, niht ze laz,
Verse: 4    
manec tiure goltvaz

Verse: 5    
und manegen guldînen klôz.
Verse: 6    
den künec wênec des verdrôz,

Verse: 7    
er envultes im vier soumschrîn.
Verse: 8    
gesteines muoste ouch vil dar în.

Verse: 9    
si gevüllet lâgen,
Verse: 10    
knappen die des phlâgen

Verse: 11    
wâren wol gekleidet und geriten.
Verse: 12    
enwart jâmer niht vermiten,

Verse: 13    
er vür sîne muoter gienc
Verse: 14    
und si in vaste zuo ir vienc.

Verse: 15    
"fil li roi Gandîn,
Verse: 16    
wiltû niht langer mir sîn ?"

Verse: 17    
sprach daz wîplîche wîp.
Verse: 18    
"ouwê truoc dich doch mîn lîp:

Verse: 19    
bist ouch Gandînes kint.
Verse: 20    
ist got an siner helfe blint

Verse: 21    
oder ist er dran betoubet,
Verse: 22    
daz er mir niht geloubet?

Verse: 23    
sol ich niuwen kumber haben?
Verse: 24    
ich hân mîns herzen kraft begraben,

Verse: 25    
die süeze mîner ougen:
Verse: 26    
wil er mich vürbaz rouben

Verse: 27    
und ist doch ein rihtære,
Verse: 28    
liuget mir daz mære

Verse: 29    
als man von sîner helfe saget,
Verse: 30    
sît er an mir ist sus verzaget."




Chapter: 11 
11


Verse: 1    
sprach der junge Anschevîn:
Verse: 2    
"got trœste iuch, vrouwe, des vater mîn:

Verse: 3    
den suln wir beidiu gerne klagen.
Verse: 4    
iu enmac nie man von mir gesagen

Verse: 5    
deheiniu klagelîchiu leit.
Verse: 6    
ich var durch mîne werdekeit

Verse: 7    
nâch ritterschaft in vremdiu lant.
Verse: 8    
vrouwe, ez ist sus bewant."

Verse: 9    
sprach siu küneginne:
Verse: 10    
"sît nâch hôher minne

Verse: 11    
wendes dienest unde muot,
Verse: 12    
lieber sun, dir mîn guot,

Verse: 13    
ûf die vart niht versmâhen.
Verse: 14    
heiz von mir emphâhen

Verse: 15    
dîne kamerære
Verse: 16    
vier soumschrîn swære:

Verse: 17    
ligent inne phelle breit,
Verse: 18    
ganze die man nie versneit,

Verse: 19    
und manec tiure samît.
Verse: 20    
süezer man, mich die zît

Verse: 21    
hœren, wenne wider kums:
Verse: 22    
an mînen vreuden mir vrums."

Verse: 23    
"vrouwe, des enweiz ich niht,
Verse: 24    
in welhem lande man mich siht:

Verse: 25    
wan swar ich von iu kêre,
Verse: 26    
ir habet nâch ritters êre

Verse: 27    
iuwer werdekeit an mir getân.
Verse: 28    
ouch hât mich der künec lân

Verse: 29    
als im mîn dienest danken sol.
Verse: 30    
ich getrûwe iu des vil wol,




Chapter: 12 
12


Verse: 1    
daz ir in deste werder hât,
Verse: 2    
swie joch mir mîn dinc ergât."

Verse: 3    
als uns diu âventiure saget,
Verse: 4    
hete der helt unverzaget

Verse: 5    
emphangen durch liebe kraft
Verse: 6    
und durch wîplîch geselleschaft

Verse: 7    
kleinœtes tûsent marke wert.
Verse: 8    
swâ noch ein jude phandes gert,

Verse: 9    
er möhtez vür emphâhen,
Verse: 10    
ez endorfte im niht versmâhen.

Verse: 11    
daz sande im ein sîn vriundin.
Verse: 12    
an sînem dienste lac gewin,

Verse: 13    
der wîbe minne und ir gruoz:
Verse: 14    
doch wart im selten kumbers buoz.

Verse: 15    
urloup nam der wîgant.
Verse: 16    
muoter, bruoder noch des lant

Verse: 17    
sîn ouge nimmer mêr erkôs:
Verse: 18    
dar an doch maneger vil verlôs,

Verse: 19    
der sich hete an im erkant,
Verse: 20    
ê daz er wære dan gewant,

Verse: 21    
mit deheiner slahte günste zil.
Verse: 22    
den wart von im gedanket vil:

Verse: 23    
es dûhte in mêre denne genuoc.
Verse: 24    
durch sîne zuht er nie gewuoc

Verse: 25    
daz siz tæten umbe reht:
Verse: 26    
sîn muot was ebener denne sleht.

Verse: 27    
swer selbe saget wie wert er ,
Verse: 28    
dâst lîhte eine ungeloube :

Verse: 29    
es solden die umbesæzen jehen
Verse: 30    
und ouch die hêten gesehen




Chapter: 13 
13


Verse: 1    
sîniu werc er vremde wære,
Verse: 2    
geloupte man daz mære.

Verse: 3    
Gahmuret der site phlac,
Verse: 4    
den rehtiu mâze widerwac

Verse: 5    
und ander schanze enkeine:
Verse: 6    
sîn rüemen daz was kleine,

Verse: 7    
grôze êre er lîdenlîche leit,
Verse: 8    
der lôse wille in gar vermeit.

Verse: 9    
doch wânde der gevüege
Verse: 10    
daz niemen krône trüege,

Verse: 11    
künec, keiser, keiserîn,
Verse: 12    
des massenîe er wolde sîn,

Verse: 13    
niwan eines der die hœsten hant
Verse: 14    
trüege ûf erde über elliu lant:

Verse: 15    
der wille in sînem herzen lac.
Verse: 16    
im wart gesaget, ze Baldac

Verse: 17    
wære ein gewaldec man
Verse: 18    
daz im der erde undertân

Verse: 19    
diu zwei teil wæren oder mêr.
Verse: 20    
sîn name heidensch was hêr,

Verse: 21    
daz man in hiez der bâruc.
Verse: 22    
er hete an krefte alsolhen zuc,

Verse: 23    
vil künege wâren sîne man,
Verse: 24    
mit gekrôntem lîbe undertân.

Verse: 25    
des bâruc ambet hiute stêt.
Verse: 26    
seht wie man kristen ê begêt

Verse: 27    
ze Rôme, als uns der touf vergiht,
Verse: 28    
heidensch orden man dort siht:

Verse: 29    
ze Baldac nement si ir bâbestreht.
Verse: 30    
daz dunket si âne krümben sleht:




Chapter: 14 
14


Verse: 1    
der bâruc in vür sünde
Verse: 2    
gît wandels urkünde.

Verse: 3    
zwêne bruoder von Babilôn,
Verse: 4    
Pompêjus und Ipomidôn,

Verse: 5    
den nam der bâruc Nînivê.
Verse: 6    
daz was al ir vordern ê:

Verse: 7    
si tâten wer mit krefte schîn.
Verse: 8    
dar kom der junge Anschevîn:

Verse: 9    
dem wart der bâruc vil holt.
Verse: 10    
nam nâch dienste aldâ den solt

Verse: 11    
Gahmuret der werde man.
Verse: 12    
erloubet im daz er müeze hân

Verse: 13    
ander wâpen denne im Gandîn
Verse: 14    
vor gap, der vater sîn.

Verse: 15    
der herre phlac mit gernden siten
Verse: 16    
ûf sîne kovertiur gesniten

Verse: 17    
anker lieht hermîn:
Verse: 18    
nâch muoste ouch daz ander sîn,

Verse: 19    
ûf sînem schilde und an der wât.
Verse: 20    
noch grüener denne ein smârât

Verse: 21    
was geprüevet sîn gereite gar
Verse: 22    
und nâch dem achmardî vâr:

Verse: 23    
daz ist ein sîdîn lachen.
Verse: 24    
dar ûz hiez er im machen

Verse: 25    
wâpenroc und kursît
Verse: 26    
(ez ist bezzer denne der samît),

Verse: 27    
hermîn anker drûf genæt,
Verse: 28    
guldîniu seil dran gedræt.

Verse: 29    
sîne anker heten niht bekort
Verse: 30    
ganzes landes noch landes ort:




Chapter: 15 
15


Verse: 1    
enwâren si ninder în geslagen.
Verse: 2    
der herre muoste vürbaz tragen

Verse: 3    
disen wâpenlîchen last
Verse: 4    
in manegiu lant, der werde gast,

Verse: 5    
nâch dem anker disiu mâl,
Verse: 6    
wande er deheiner slahte twâl

Verse: 7    
hete ninder noch gebite.
Verse: 8    
wie vil er lande durchrite

Verse: 9    
und in schiffen umbevüere?
Verse: 10    
ob ich iu nâch swüere,

Verse: 11    
saget iu ûf mînen eit
Verse: 12    
mîn ritterlîchiu sicherheit,

Verse: 13    
als mir diu âventiure giht.
Verse: 14    
ich enhân mêr geziuges niht.

Verse: 15    
diu saget, sîn manlîchiu kraft
Verse: 16    
behielt den prîs in heidenschaft,

Verse: 17    
ze Marroch und ze Persiâ.
Verse: 18    
sîn hant bezalde ouch anderswâ,

Verse: 19    
ze Dômas und ze Hâlap
Verse: 20    
und swâ man ritterschaft gap,

Verse: 21    
z Arâbîe und vor Arâbî,
Verse: 22    
daz er was gegenstrîtes vrî

Verse: 23    
vor ieslîchem einem man.
Verse: 24    
disen ruoft er gewan.

Verse: 25    
sîns herzen gir nâch prîse greif:
Verse: 26    
ir aller tât vor im zesleif

Verse: 27    
und was vil nâch entnihtet.
Verse: 28    
sus was ie der berihtet,

Verse: 29    
der gein im tjostierens phlac.
Verse: 30    
man jach im des ze Baldac,




Chapter: 16 
16


Verse: 1    
sîn ellen strebete sunder wanc.
Verse: 2    
von dan vuor er gein Zazamanc

Verse: 3    
in daz künecrîche.
Verse: 4    
die klageten al gelîche

Verse: 5    
îsenharten, der den lîp
Verse: 6    
in dienste verlôs umbe ein wîp:

Verse: 7    
des twanc in Belacâne.
Verse: 8    
diu süeze valsches âne,

Verse: 9    
daz si im ir minne nie gebôt,
Verse: 10    
des lac er nâch ir minne tôt.

Verse: 11    
den râchen sîne mâge
Verse: 12    
offenlîche und an der lâge:

Verse: 13    
die vrouwen twungen si mit her.
Verse: 14    
diu was mit ellenthafter wer,

Verse: 15    
Gahmuret kom in ir lant,
Verse: 16    
daz von Schotten Vridebrant

Verse: 17    
mit schiffes her verbrande,
Verse: 18    
ê daz er dannen wande.

Verse: 19    
hœret wie unser ritter var.
Verse: 20    
daz mer warf in mit sturme dar,

Verse: 21    
daz er kûme iedoch genas.
Verse: 22    
gein der küneginne palas

Verse: 23    
kom er gesigelt in die habe:
Verse: 24    
wart er vil geschouwet abe.

Verse: 25    
sach er ûz an daz velt:
Verse: 26    
was geslagen manec zelt

Verse: 27    
alumbe die stat, wan gein dem mer.
Verse: 28    
lâgen zwei kreftegiu her.

Verse: 29    
hiez er vrâgen der mære,
Verse: 30    
wes diu burc wære:




Chapter: 17 
17


Verse: 1    
[wan ir künde nie gewan
Verse: 2    
er noch dehein sin schifman.]

Verse: 3    
si tæten sînen boten kunt,
Verse: 4    
ez wære Patelamunt.

Verse: 5    
daz wart im minneclîche enboten.
Verse: 6    
si manden in ir goten

Verse: 7    
daz er in hülfe: des wære in nôt,
Verse: 8    
si enrüngen niht wan umbe den tôt.

Verse: 9    
der junge Anschevîn
Verse: 10    
vernam ir kumberlîchen pîn,

Verse: 11    
er bôt sîn dienest umbe guot,
Verse: 12    
als noch vil dicke ein ritter tuot,

Verse: 13    
oder daz si im sageten umbe waz
Verse: 14    
er solde doln der vînde haz.

Verse: 15    
sprach ûz einem munde
Verse: 16    
der sieche und der gesunde,

Verse: 17    
daz im wære al gemeine
Verse: 18    
ir golt und ir gesteine,

Verse: 19    
des solde er alles herre wesen
Verse: 20    
und der möhte wol in genesen.

Verse: 21    
doch bedorfte er wênec soldes:
Verse: 22    
von Arâbî des goldes

Verse: 23    
hete er manegen knollen brâht.
Verse: 24    
liute vinster diu naht

Verse: 25    
wâren alle die von Zazamanc.
Verse: 26    
den dûhte in diu wîle lanc:

Verse: 27    
doch hiez er herberge nemen.
Verse: 28    
des mohte ouch si vil wol gezemen,

Verse: 29    
daz si im die besten gâben.
Verse: 30    
die vrouwen dennoch lâgen




Chapter: 18 
18


Verse: 1    
zen venstern unde sâhen dar:
Verse: 2    
si næmen des vil rehte war,

Verse: 3    
sîne knappen und sîn harnas,
Verse: 4    
wie daz gefeitieret was.

Verse: 5    
truoc der helt milde
Verse: 6    
ûf einem hermîn schilde

Verse: 7    
ich enweiz wie manegen zobelbalc:
Verse: 8    
der küneginne marschalc

Verse: 9    
hetez vür einen anker grôz.
Verse: 10    
ze sehen in wênec dar verdrôz.

Verse: 11    
muosten sîniu ougen jehen
Verse: 12    
daz er hete ê gesehen

Verse: 13    
disen ritter oder sînen schîn.
Verse: 14    
daz muoste z Alexandrîe sîn,

Verse: 15    
der bâruc vor lac:
Verse: 16    
sînen prîs niemen widerwac.

Verse: 17    
sus vuor der muotes rîche
Verse: 18    
in die stat behagenlîche.

Verse: 19    
zehen soumære hiez er vazzen.
Verse: 20    
die zogeten hin die gazzen:

Verse: 21    
riten zweinzec knappen nâch.
Verse: 22    
sîn bovel man dort vor ersach:

Verse: 23    
garzûne, koche und ir knaben
Verse: 24    
heten sich hin vür erhaben.

Verse: 25    
stolz was sîn gesinde.
Verse: 26    
zwelf wol geborner kinde

Verse: 27    
hinden nâch den knappen riten
Verse: 28    
an guoter zuht mit süezen siten:

Verse: 29    
etslîcher was ein Sarrazîn.
Verse: 30    
dar nâch muoste ouch getrecket sîn




Chapter: 19 
19


Verse: 1    
aht ors mit zindâle
Verse: 2    
verdecket al zemâle,

Verse: 3    
daz niunde sînen satel truoc.
Verse: 4    
ein schilt, des ich ê gewuoc,

Verse: 5    
den vuorte ein knappe vil gemeit.
Verse: 6    
nâch den selben reit

Verse: 7    
pusûner, der man noch bedarf.
Verse: 8    
ein tambûrer sluoc und warf

Verse: 9    
hôhe sîne tambûr.
Verse: 10    
den herren nam vil untûr,

Verse: 11    
enriten floitierre
Verse: 12    
und guoter videlære drî.

Verse: 13    
den was allen niht ze gâch.
Verse: 14    
selbe reit er hinden nâch

Verse: 15    
und sîn marnære,
Verse: 16    
der wîse und der mære.

Verse: 17    
swaz da was volkes inne,
Verse: 18    
mœre und mœrinne

Verse: 19    
was beidiu wîp unde man.
Verse: 20    
der herre schouwen began

Verse: 21    
manegen schilt zebrochen,
Verse: 22    
mit spern gar durchstochen:

Verse: 23    
der was vil gehangen vür
Verse: 24    
an die wende und an die tür.

Verse: 25    
si heten jâmer unde guft.
Verse: 26    
in diu venster gein dem luft

Verse: 27    
was gebettet manegem wunden man,
Verse: 28    
swenne er dem arzât gewan,

Verse: 29    
daz er doch mohte niht genesen.
Verse: 30    
der was vînden gewesen:




Chapter: 20 
20


Verse: 1    
sus warp ie der ungerne vlôch.
Verse: 2    
vil orse man im widerzôch

Verse: 3    
durchstochen und verhouwen.
Verse: 4    
manege tunkele vrouwen

Verse: 5    
sach er beidenthalben sîn,
Verse: 6    
nâch rabens varwe was ir schîn.

Verse: 7    
sîn wirt in minneclîche emphienc,
Verse: 8    
daz im nâch vreuden sît ergienc.

Verse: 9    
daz was ein ellens rîcher man:
Verse: 10    
mit sîner hant hete er getân

Verse: 11    
manegen stich unde slac,
Verse: 12    
wande er einer porten phlac.

Verse: 13    
dem er manegen ritter vant,
Verse: 14    
die ir hende hiengen in diu bant

Verse: 15    
und den ir houbet wâren verbunden.
Verse: 16    
die heten solhe wunden,

Verse: 17    
daz si doch tâten ritterschaft:
Verse: 18    
si heten lâzen niht ir kraft.

Verse: 19    
der burcgrâve von der stat
Verse: 20    
sînen gast minneclîchen bat,

Verse: 21    
daz er niht verbære
Verse: 22    
al daz sîn wille wære

Verse: 23    
über sîn guot und über den lîp.
Verse: 24    
er vuorte in er vant sîn wîp,

Verse: 25    
diu Gahmureten kuste,
Verse: 26    
des in doch wênec geluste.

Verse: 27    
dar nâch vuor er enbîzen sân.
Verse: 28    
diz alsus was getân,

Verse: 29    
der marschalc vuor von im zehant
Verse: 30    
aldâ er die küneginne vant,




Chapter: 21 
21


Verse: 1    
und iesch vil grôziu botenbrôt.
Verse: 2    
er sprach: "vrouwe, unser nôt

Verse: 3    
ist mit vreuden zegangen.
Verse: 4    
den wir hie haben emphangen,

Verse: 5    
daz ist ein ritter getân,
Verse: 6    
daz wir ze vlêhen immer hân

Verse: 7    
unsern goten, die in uns brâhten,
Verse: 8    
daz si des ie gedâhten."

Verse: 9    
"nû sage mir ûf die triuwe dîn,
Verse: 10    
wer der ritter müge sîn.'

Verse: 11    
"vrouwe, er ist ein degen fier,
Verse: 12    
des bâruckes soldier,

Verse: 13    
ein Anschevîn von hôher art.
Verse: 14    
âvoi wie wênec wirt gespart

Verse: 15    
sîn lîp, swâ man in læzet an!
Verse: 16    
wie rehte er dar unde dan

Verse: 17    
entwîchet unde kêret!
Verse: 18    
die vînde er schaden lêret.

Verse: 19    
ich sach in strîten schône:
Verse: 20    
die Babilône

Verse: 21    
Alexandrîe lœsen solden
Verse: 22    
und si dannen wolden

Verse: 23    
den bâruc trîben mit gewalt,
Verse: 24    
waz ir nider wart gevalt

Verse: 25    
an der schumphentiure!
Verse: 26    
begienc der gehiure

Verse: 27    
mit sînem lîbe solhe tât,
Verse: 28    
si heten vliehens deheinen rât.

Verse: 29    
dar zuo hôrte ich in nennen,
Verse: 30    
man solde wol erkennen




Chapter: 22 
22


Verse: 1    
daz er den prîs über manegiu lant
Verse: 2    
hete al eine ze sîner hant."

Verse: 3    
"nû sich et wenne oder wie
Verse: 4    
und vüege daz er mich spreche hie.

Verse: 5    
wir hân doch vride al disen tac:
Verse: 6    
von der helt wol rîten mac

Verse: 7    
her ûf ze mir oder sol ich dar?
Verse: 8    
erst anders denne wir gevar:

Verse: 9    
ouwî wan tæte im daz niht !
Verse: 10    
daz hete ich gerne ervunden ê,

Verse: 11    
ob mirz die mîne rieten:
Verse: 12    
ich solde im êre bieten,

Verse: 13    
geruochet er mir nâhen.
Verse: 14    
wie sol ich in emphâhen?

Verse: 15    
ist er mir dar zuo wol geborn,
Verse: 16    
daz mîn kus niht si verlorn ?"

Verse: 17    
"vrouwe, erst vür küneges künne erkant:
Verse: 18    
des mîn lîp genennet phant.

Verse: 19    
vrouwe, ich wil iuwern vürsten sagen,
Verse: 20    
daz si rîchiu kleider tragen

Verse: 21    
und daz si vor iu bîten,
Verse: 22    
unz daz wir zuo ziu rîten:

Verse: 23    
daz saget ir iuwern vrouwen gar.
Verse: 24    
wan swenne ich hin nider var,

Verse: 25    
bringe ich iu den werden gast,
Verse: 26    
dem süezer tugende nie gebrast."

Verse: 27    
harte wênec des verdarp,
Verse: 28    
vil behendeclîchen warp

Verse: 29    
der marschalc sîner vrouwen bete.
Verse: 30    
balde wart Gahmurete




Chapter: 23 
23


Verse: 1    
rîchiu kleider dar getragen,
Verse: 2    
diu legete er an: sus hôrte ich sagen,

Verse: 3    
daz diu tiure wæren.
Verse: 4    
anker die swæren

Verse: 5    
von arâbischem golde
Verse: 6    
wâren drûfe als er wolde.

Verse: 7    
saz der minnen geltes lôn
Verse: 8    
ûf ein ors, daz ein Babilôn

Verse: 9    
gein im durch tjostieren reit:
Verse: 10    
den stach er drabe, daz was dem leit.

Verse: 11    
ob sîn wirt iht mit im var?
Verse: 12    
er und sîne ritter gar:

Verse: 13    
deiswâr, si sint es vrô.
Verse: 14    
si riten mit ein ander

Verse: 15    
und erbeizten vor dem palas,
Verse: 16    
manec ritter ûfe was:

Verse: 17    
die muosten wol gekleidet sîn.
Verse: 18    
sîniu kinder liefen vor im în,

Verse: 19    
ie zwei ein ander an der hant.
Verse: 20    
ir herre manege vrouwen vant,

Verse: 21    
gekleidet wünneclîche.
Verse: 22    
der küneginne rîche

Verse: 23    
ir ougen vuocten hôhen pîn,
Verse: 24    
si gesach den Anschevîn

Verse: 25    
(der was minneclîch gevar),
Verse: 26    
daz er entslôz ir herze gar,

Verse: 27    
ez wære ir liep oder leit:
Verse: 28    
daz beslôz vor ir wîpheit.

Verse: 29    
ein wênec si gein im trat,
Verse: 30    
ir gast si sich küssen bat.




Chapter: 24 
24


Verse: 1    
si nam in selbe mit der hant,
Verse: 2    
gein den vînden an die want

Verse: 3    
sâzen si in diu venster wît
Verse: 4    
ûf einen kulter, gesteppet samît,

Verse: 5    
dar under ein weichez bette lac.
Verse: 6    
ist iht liehters denne der tac,

Verse: 7    
dem gelîchte niht diu künegin.
Verse: 8    
si hete wîplîchen sin

Verse: 9    
und was aber anders ritterlîch:
Verse: 10    
der touwegen rôsen ungelîch,

Verse: 11    
nâch swarzer varwe was ir schîn,
Verse: 12    
ir krône ein liehter rubîn.

Verse: 13    
ir houbet man durch sach.
Verse: 14    
diu wirtîn zir gaste sprach,

Verse: 15    
daz ir liep wære sîn komen.
Verse: 16    
"herre, ich hân von iu vernomen

Verse: 17    
vil ritterlîcher werdekeit.
Verse: 18    
durch iuwer zuht lât iu niht wesen leit,

Verse: 19    
ob ich iu mînen kumber klage,
Verse: 20    
den ich nâhe in mînem herzen trage."

Verse: 21    
"mîn helfe iuch, vrouwe, niht irret.
Verse: 22    
swaz iu war oder wirret,

Verse: 23    
swâ daz wenden sol mîn hant,
Verse: 24    
diu ze dienste dar benant.

Verse: 25    
ich bin niht wan einec man:
Verse: 26    
swer iu tuot oder hât getân,

Verse: 27    
biute ich gegen mînen schilt.
Verse: 28    
die vînde wênec des bevilt."

Verse: 29    
mit zühten sprach ein vürste sân:
Verse: 30    
"hete wir einen houbetman,




Chapter: 25 
25


Verse: 1    
wir solden vînde wênec sparn,
Verse: 2    
sît Vridebrant ist hin gevarn.

Verse: 3    
der lœset dort sîn eigen lant:
Verse: 4    
ein künec, heizet Hernant,

Verse: 5    
den er durch Herlinde sluoc,
Verse: 6    
des mâge tuont im leit genuoc,

Verse: 7    
si enwellent sichs niht mâzen.
Verse: 8    
er hât hie helde lâzen,

Verse: 9    
den herzogen Hiutegêr,
Verse: 10    
des rittertât uns manegiu sêr

Verse: 11    
vrumt, und sîn geselleschaft.
Verse: 12    
ir strît hât kunst unde kraft.

Verse: 13    
hât hie manegen soldier
Verse: 14    
von Normandie Gaschier,

Verse: 15    
der wîse degen hêre.
Verse: 16    
noch hât hie ritter mêre

Verse: 17    
Kailet von Hoskurast.
Verse: 18    
manegen zornegen gast

Verse: 19    
die bræhten alle in ditze lant,
Verse: 20    
der Schotten künec Vridebrant

Verse: 21    
und sîner genôze viere.
Verse: 22    
mit manegem soldiere

Verse: 23    
westerhalp dort an dem mer
Verse: 24    
liget îsenhartes her

Verse: 25    
mit vliezenden ougen.
Verse: 26    
offenlîch noch tougen

Verse: 27    
gesach si nimmer mêr dehein man,
Verse: 28    
si enmüesten jâmers wunder hân.

Verse: 29    
ir herzen regen die güsse warp,
Verse: 30    
sît an der tjost ir herre starp."




Chapter: 26 
26


Verse: 1    
der gast zer wirtinne
Verse: 2    
sprach mit ritters sinne:

Verse: 3    
saget mir, ob irs geruochet,
Verse: 4    
durch waz man iuch suochet

Verse: 5    
zornlîche mit gewalt.
Verse: 6    
ir habet manegen degen balt:

Verse: 7    
mich müet daz si sint verladen
Verse: 8    
mit vînde hazze nâch ir schaden."

Verse: 9    
"daz sage ich iu, herre, sît irs gert.
Verse: 10    
mir diende ein ritter, der was wert:

Verse: 11    
sîn lîp was tugende ein bernde rîs.
Verse: 12    
der helt was küene unde wîs,

Verse: 13    
der triuwe ein reht beklibeniu vruht.
Verse: 14    
sîn zuht wac vür alle zuht.

Verse: 15    
der was noch kiuscher denne ein wîp,
Verse: 16    
vrecheit und ellen truoc sîn lîp.

Verse: 17    
engewuohs an ritter milder hant
Verse: 18    
vor im nie über elliu lant.

Verse: 19    
ich enweiz waz nâch uns sül geschehen:
Verse: 20    
des lâzen ander liute jehen.

Verse: 21    
er was gein valscher vuore ein tôr,
Verse: 22    
in swarzer varwe als ich ein môr.

Verse: 23    
sîn vater hiez Tankanîs,
Verse: 24    
ein künec, der hete ouch hôhen prîs.

Verse: 25    
mîn vriunt der hiez îsenhart.
Verse: 26    
mîn wîpheit was unbewart,

Verse: 27    
ich sîn dienst nâch minne emphienc.
Verse: 28    
daz ez im nâch vreuden niht ergienc,

Verse: 29    
des muoz ich immer jâmer tragen.
Verse: 30    
si wænent daz ich in schuof erslagen:




Chapter: 27 
27


Verse: 1    
verrâtens ich doch wênec kan.
Verse: 2    
swie mich des zîhen sîne man,

Verse: 3    
er was mir lieber danne in.
Verse: 4    
âne geziuge ich des niht bin,

Verse: 5    
mit den ichz sol bewæren noch:
Verse: 6    
die rehten wârheit wizzen doch

Verse: 7    
mîne gote und ouch die sîne.
Verse: 8    
er gap mir manege pîne.

Verse: 9    
hât mîn schamdiu wîpheit
Verse: 10    
sîn lôn erlenget und mîn leit.

Verse: 11    
dem helde erwarp mîn magetuom
Verse: 12    
an ritterschefte manegen ruom.

Verse: 13    
versuochte ich in, ob er kunde sîn
Verse: 14    
ein vriunt: daz wart vil balde schîn.

Verse: 15    
er gap durch mich sîn harnas
Verse: 16    
enwec, daz als ein palas

Verse: 17    
dort stêt, daz ist sîn hôchgezelt:
Verse: 18    
daz brâhten Schotten ûf diz velt.

Verse: 19    
daz der helt âne wart,
Verse: 20    
sîn lîp wênec wart gespart:

Verse: 21    
des lebens in nâch verdrôz.
Verse: 22    
manege âventiure suochte er blôz:

Verse: 23    
diz alsô was,
Verse: 24    
ein vürste Protizilas

Verse: 25    
(der hiez mîn massenîe),
Verse: 26    
vor zageheit der vrîe,

Verse: 27    
ûz durch âventiure reit,
Verse: 28    
grôz schade in niht vermeit,

Verse: 29    
zem fôreist in Azagouc.
Verse: 30    
ein tjost im sterben niht erlouc,




Chapter: 28 
28


Verse: 1    
die er tet ûf einen küenen man,
Verse: 2    
der ouch sîn ende aldâ gewan:

Verse: 3    
daz was mîn vriunt îsenhart.
Verse: 4    
ir ieweder innen wart

Verse: 5    
eins spers durch schilt und durch den lîp.
Verse: 6    
daz klage ich noch vil armez wîp:

Verse: 7    
ir beider tôt mich immer müet,
Verse: 8    
ûf mîner triuwe jâmer blüet.

Verse: 9    
ich enwart nie wîp deheines man."
Verse: 10    
Gahmureten dûhte sân,

Verse: 11    
swie si wære ein heidenin,
Verse: 12    
mit triuwen wîplîcher sin

Verse: 13    
in wîbes herze nie geslouf.
Verse: 14    
ir kiusche was ein reiner touf

Verse: 15    
und ouch der regen der si begôz,
Verse: 16    
der wâc der von ir ougen vlôz

Verse: 17    
ûf ir zobel und an ir brust.
Verse: 18    
riuwen phlege was ir gelust

Verse: 19    
und rehtiu jâmers lêre.
Verse: 20    
si sagete im vürbaz mêre:

Verse: 21    
"dô suochte mich von über mer
Verse: 22    
der Schotten künec mit sînem her:

Verse: 23    
der was sîns œheimes sun.
Verse: 24    
si enmohten mir niht mêr getuon

Verse: 25    
schaden, denne mir was geschehen
Verse: 26    
an îsenharte, ich muoz es jehen."

Verse: 27    
diu vrouwe ersiufte dicke.
Verse: 28    
durch die zeher manege blicke

Verse: 29    
si schamde gastlîchen sach
Verse: 30    
an Gahmureten: verjach




Chapter: 29 
29


Verse: 1    
ir ougen dem herzen sân,
Verse: 2    
daz er wære wol getân.

Verse: 3    
si kunde ouch liehte varwe spehen,
Verse: 4    
wan si hete ê gesehen

Verse: 5    
manegen liehten heiden.
Verse: 6    
aldâ wart under in beiden

Verse: 7    
ein vil getriulîchiu ger:
Verse: 8    
sie sach dar und er sach her.

Verse: 9    
dar nâch hiez si schenken sân.
Verse: 10    
torste si, daz wære verlân:

Verse: 11    
ez müete si daz ez niht beleip,
Verse: 12    
wande ez die ritter ie vertreip,

Verse: 13    
die gerne sprâchen wider diu wîp.
Verse: 14    
doch was ir lîp sîn selbes lîp:

Verse: 15    
ouch hete er ir den muot gegeben,
Verse: 16    
sîn leben was der vrouwen leben.

Verse: 17    
stuont er ûf unde sprach:
Verse: 18    
"vrouwe, ich tuon iu ungemach:

Verse: 19    
ich kan ze lange sitzen.
Verse: 20    
daz entuon ich niht mit witzen.

Verse: 21    
mir ist vil dienestlîchen leit
Verse: 22    
daz iuwer kumber ist breit.

Verse: 23    
vrouwe, gebietet über mich:
Verse: 24    
swar ir welt, darst mîn gerich.

Verse: 25    
ich diene iu allez daz ich sol."
Verse: 26    
si sprach: "herre, des trûwe ich wol."

Verse: 27    
der burcgrâve, sîn wirt,
Verse: 28    
vil wênec des verbirt,

Verse: 29    
er enkürze im sîne stunde.
Verse: 30    
ze vrâgen er begunde,




Chapter: 30 
30


Verse: 1    
ob er wolde baneken rîten,
Verse: 2    
"und schouwet wir strîten,

Verse: 3    
wie unser porten sîn behuot."
Verse: 4    
Gahmuret der degen guot

Verse: 5    
sprach, er wolde gerne sehen
Verse: 6    
ritterschaft wære geschehen.

Verse: 7    
her abe mit dem helde reit
Verse: 8    
manec ritter vil gemeit,

Verse: 9    
hie der wîse, dort der tumbe.
Verse: 10    
si vuorten in alumbe

Verse: 11    
vür sehzehen porten.
Verse: 12    
si beschieden im mit worten,

Verse: 13    
daz der deheiniu wære bespart,
Verse: 14    
"sît würde gerochen îsenhart

Verse: 15    
an uns mit zorne, naht noch tac.
Verse: 16    
unser strît vil nâch gelîche wac:

Verse: 17    
man beslôz ir deheine sît.
Verse: 18    
uns gît vor ehte porten strît

Verse: 19    
des getriuwen îsenhartes man.
Verse: 20    
die hânt uns schaden vil getân:

Verse: 21    
si ringent mit zorne,
Verse: 22    
die vürsten wol geborne,

Verse: 23    
des küneges man von Azagouc.
Verse: 24    
vor ieslîcher porte vlouc

Verse: 25    
ob küener schar ein liehter vane,
Verse: 26    
ein durchstochen ritter drane.

Verse: 27    
"als îsenhart den lîp verlôs,
Verse: 28    
sîn volc diu wâpen nâch kôs:

Verse: 29    
gein hân wir einen site,
Verse: 30    
stille wir ir jâmer mite.




Chapter: 31 
31


Verse: 1    
unser vanen sint erkant,
Verse: 2    
daz zwêne vinger ûz der hant

Verse: 3    
biutet gein dem eide,
Verse: 4    
ir engeschæhe nie leide,

Verse: 5    
wan sît daz îsenhart lac tôt
Verse: 6    
(mîner vrouwen vrumte er herzen nôt),

Verse: 7    
sus stêt diu künegîn gemâl,
Verse: 8    
vrou Belacâne, sunder twâl

Verse: 9    
in einen blanken samît
Verse: 10    
gesniten von swarzer varwe sît

Verse: 11    
daz wir diu wâpen kurn an in:
Verse: 12    
ir triuwe an jâmer hât gewin.

Verse: 13    
die steckent ob den porten hôch.
Verse: 14    
vür die andern ehte uns suochet noch

Verse: 15    
des stolzen Vridebrandes her,
Verse: 16    
die getouften von über mer.

Verse: 17    
ieslîcher porte ein vürste phliget,
Verse: 18    
der sich strîtes ûz bewiget

Verse: 19    
mit sîner baniere.
Verse: 20    
wir haben Gaschiere

Verse: 21    
gevangen einen grâven abe.
Verse: 22    
der biutet uns vil grôze habe:

Verse: 23    
der ist Kailetes swester sun.
Verse: 24    
swaz uns der mac getuon,

Verse: 25    
daz muoz ie dirre gelten.
Verse: 26    
solh gelücke kumt uns selten.

Verse: 27    
grüenes angers, lützel sandes,
Verse: 28    
wol drîzec poinder landes

Verse: 29    
ist zir gezelten von dem graben:
Verse: 30    
wirt vil manec tjost erhaben."




Chapter: 32 
32


Verse: 1    
disiu mære sagete im gar sîn wirt:
Verse: 2    
"ein ritter nimmer daz verbirt,

Verse: 3    
er enkome durch tjostieren vür.
Verse: 4    
ob der sîn dienest dort verlür

Verse: 5    
an ir, diu in sande her,
Verse: 6    
waz hülfe in denne sîn vrechiu ger?

Verse: 7    
daz ist der stolze Hiutegêr.
Verse: 8    
von dem mac ich wol sprechen mêr,

Verse: 9    
sît wir hie sîn besezzen,
Verse: 10    
daz der helt vermezzen

Verse: 11    
ie smorgens vil bereite was
Verse: 12    
vor der porte gein dem palas.

Verse: 13    
ouch ist von dem küenen man
Verse: 14    
kleinœtes vil gevüeret dan,

Verse: 15    
daz er durch unser schilde stach,
Verse: 16    
des man vür grôze koste jach

Verse: 17    
sôz die krîgierre brâchen drabe.
Verse: 18    
er valte uns manegen ritter abe.

Verse: 19    
er læt sich gerne schouwen,
Verse: 20    
in lobent ouch unser vrouwen.

Verse: 21    
swen wîp lobent, der wirt erkant:
Verse: 22    
er hât den prîs ze sîner hant

Verse: 23    
und sînes herzen wunne."
Verse: 24    
hete diu müede sunne

Verse: 25    
ir liehten blic hin zir gelesen:
Verse: 26    
des banekens muoste ein ende wesen,

Verse: 27    
der gast mit sînem wirte reit.
Verse: 28    
er vant sîn ezzen al bereit.

Verse: 29    
ich muoz iu von ir spîse sagen:
Verse: 30    
diu wart mit zühten vür getragen,




Chapter: 33 
33


Verse: 1    
man diende in ritterlîche.
Verse: 2    
diu küneginne rîche

Verse: 3    
kom stolzlîch vür sînen tisch.
Verse: 4    
hie stuont der reiger, dort der visch.

Verse: 5    
si was durch daz hin zim gevarn,
Verse: 6    
si wolde selbe daz bewarn

Verse: 7    
daz man sîn phlæge wol ze vromen.
Verse: 8    
si was mit juncvrouwen komen.

Verse: 9    
si kniete nider (daz was im leit),
Verse: 10    
mit ir selber hant si sneit

Verse: 11    
dem ritter sîner spîse ein teil.
Verse: 12    
diu vrouwe was ir gastes geil.

Verse: 13    
huop si im sîn trinken dar
Verse: 14    
und phlac sîn wol: ouch nam er war,

Verse: 15    
wie was gebærde und ir wort.
Verse: 16    
zende an sînes tisches ort

Verse: 17    
sâzen sîne spilman
Verse: 18    
und anderhalp sîn kappelân.

Verse: 19    
al schemde er an die vrouwen sach,
Verse: 20    
harte blûclîche er sprach:

Verse: 21    
"ich enhân michs niht genietet,
Verse: 22    
als ir mirz, vrouwe, bietet,

Verse: 23    
mîns lîbes mit solhen êren.
Verse: 24    
ob ich iuch solde lêren,

Verse: 25    
wære hînt an iuch gegert
Verse: 26    
eins phlegens des ich wære wert,

Verse: 27    
enwært ir niht her abe geriten.
Verse: 28    
getar ich iuch des, vrouwe, biten,

Verse: 29    
lât mich in der mâze leben.
Verse: 30    
ir habet mir êre ze vil gegeben."




Chapter: 34 
34


Verse: 1    
si enwolde ouch des niht lâzen,
Verse: 2    
sîniu kinder sâzen,

Verse: 3    
diu bat si ezzen vaste.
Verse: 4    
diz bôt si zêren ir gaste.

Verse: 5    
gar disiu juncherrelîn
Verse: 6    
wâren holt der künegîn.

Verse: 7    
dar nâch diu vrouwe niht vergaz,
Verse: 8    
si gienc ouch der wirt saz

Verse: 9    
und des wîp, diu burcgrâvîn.
Verse: 10    
den becher huop diu künegîn,

Verse: 11    
si sprach: "lâ dir bevolhen sîn
Verse: 12    
unsern gast: diu êre ist dîn.

Verse: 13    
dar umbe ich iuch beide mane."
Verse: 14    
si nam urloup, gienc si dane

Verse: 15    
aber hin wider vür ir gast.
Verse: 16    
des herze truoc ir minnen last,

Verse: 17    
daz selbe ouch ir von im geschach,
Verse: 18    
des ir herze und ir ougen jach:

Verse: 19    
diu muostens mir ir phlihte hân.
Verse: 20    
mit zühten sprach diu vrouwe sân:

Verse: 21    
"gebietet, herre, (swes ir gert,
Verse: 22    
daz schaffe ich, wande ir sît es wert)

Verse: 23    
und lât mich iuwer urloup hân.
Verse: 24    
wirt iu guot gemach getân,

Verse: 25    
des vreu wir uns über al."
Verse: 26    
guldîn wæren ir kerzstal,

Verse: 27    
vier lieht man vor ir drûfe truoc.
Verse: 28    
si reit ouch si vant genuoc.

Verse: 29    
si enâzen ouch niht langer .
Verse: 30    
der herre was trûrec unde vrô:




Chapter: 35 
35


Verse: 1    
er vreute sich daz man im bôt
Verse: 2    
grôz êre. in twanc doch ander nôt:

Verse: 3    
daz was diu strenge minne,
Verse: 4    
diu neiget hôhe sinne.

Verse: 5    
diu wirtîn vuor an ir gemach,
Verse: 6    
harte schiere daz geschach.

Verse: 7    
man bette dem helde sân,
Verse: 8    
daz wart mit vlîze getân.

Verse: 9    
der wirt sprach zem gaste:
Verse: 10    
"nû sult ir slâfen vaste

Verse: 11    
und ruowet hînt: des wirt iu nôt."
Verse: 12    
der wirt den sînen daz gebôt,

Verse: 13    
si solden dannen kêren.
Verse: 14    
des gastes junchêren,

Verse: 15    
der bette alumbe daz sîne lac,
Verse: 16    
ir houbet dran, wande er des phlac.

Verse: 17    
stuonden kerzen harte grôz
Verse: 18    
und brunnen lieht. den helt verdrôz

Verse: 19    
daz lanc was diu naht.
Verse: 20    
in brâhte dicke in ungemach

Verse: 21    
diu swarze mœrinne,
Verse: 22    
des landes küneginne.

Verse: 23    
er want sich dicke als ein wit,
Verse: 24    
daz im kracheten diu lit:

Verse: 25    
strît und minne was sîn ger.
Verse: 26    
wünschet daz mans in gewer.

Verse: 27    
sîn herze gap von stôzen schal,
Verse: 28    
wande ez nâch ritterschefte swal.

Verse: 29    
daz begunde dem recken
Verse: 30    
sîne brust beide erstrecken,




Chapter: 36 
36


Verse: 1    
diu senewe tuot daz armbrust.
Verse: 2    
was ze dræte sîn gelust.

Verse: 3    
der herre âne allez slâfen lac,
Verse: 4    
unz er erkôs den grâwen tac:

Verse: 5    
der gap dennnoch niht liehten schîn.
Verse: 6    
solde ouch bereite sîn

Verse: 7    
zer messe ein sîn kappelân,
Verse: 8    
der sanc si gote und ime sân.

Verse: 9    
sîn harnas truoc man zehant.
Verse: 10    
er reit man tjostieren vant.

Verse: 11    
saz er an der stunde
Verse: 12    
ûf ein ors, daz beidiu kunde

Verse: 13    
hurtlîchen dringen
Verse: 14    
und snelleclîchen springen,

Verse: 15    
bekêrec swâ manz wider zôch:
Verse: 16    
sînen anker ûf dem helme hôch

Verse: 17    
man gein der porte vüeren sach.
Verse: 18    
aldâ wîp und man verjach,

Verse: 19    
si engesæhen nie helt wünneclîch,
Verse: 20    
ir gote im solden sîn gelîch.

Verse: 21    
man vuorte ouch starkiu sper .
Verse: 22    
wie er gezimieret ?

Verse: 23    
sîn ors von îser truoc ein dach,
Verse: 24    
daz was vür slege des gemach.

Verse: 25    
dar ûf ein ander decke lac,
Verse: 26    
ringe, diu niht swære wac:

Verse: 27    
daz was ein grüener samît.
Verse: 28    
sîn wâpenroc, sîn kursît

Verse: 29    
was ouch ein grüenez achmardî:
Verse: 30    
daz was geworht z21Arâbî.




Chapter: 37 
37


Verse: 1    
dar an ich liuge niemen.
Verse: 2    
sîne schiltriemen,

Verse: 3    
swaz der dar zuo gehôrte,
Verse: 4    
was ein unverblichen borte

Verse: 5    
mit gesteine harte tiure.
Verse: 6    
geliutert in dem viure

Verse: 7    
was sîn buckel rôt golt.
Verse: 8    
sîn dienest nam der minne solt:

Verse: 9    
ein scharpher strît in ringe wac.
Verse: 10    
diu künegîn in dem venster lac,

Verse: 11    
ir sâzen vrouwen mêr.
Verse: 12    
seht, dort hielt ouch Hiutegêr,

Verse: 13    
aldâ im ê der prîs geschach.
Verse: 14    
er disen ritter komen sach

Verse: 15    
zuo zim kalopieren hie,
Verse: 16    
dâhte er: "wenne oder wie

Verse: 17    
kom dirre Franzois inz lant?
Verse: 18    
wer hât den stolzen her gesant?

Verse: 19    
hete ich den vür einen môr,
Verse: 20    
wære mîn bester sin ein tôr."

Verse: 21    
diu doch von sprungen niht beliben,
Verse: 22    
ir ors mit sporn si beide triben

Verse: 23    
ûz dem walap in die rabîn.
Verse: 24    
si tâten ritters ellen schîn:

Verse: 25    
der tjost ein ander si niht lugen.
Verse: 26    
die sprîzen gein den lüften vlugen

Verse: 27    
von des küenen Hiutegêres sper:
Verse: 28    
ouch valte in sînes strîtes wer

Verse: 29    
hinderz ors ûf daz gras.
Verse: 30    
vil ungewent er des was.




Chapter: 38 
38


Verse: 1    
er reit ûf in und trat in nider.
Verse: 2    
des erholde er sich dicke wider:

Verse: 3    
er tet werlîchen willen schîn,
Verse: 4    
doch steckete in dem arme sîn

Verse: 5    
diu Gahmuretes lanze.
Verse: 6    
der iesch fîanze.

Verse: 7    
sînen meister hete er vunden.
Verse: 8    
"wer hât mich überwunden ?"

Verse: 9    
alsô sprach der küene man.
Verse: 10    
der sigehafte jach sân:

Verse: 11    
"ich bin Gahmuret Anschevîn.
Verse: 12    
er sprach: "mîn sicherheit dîn."

Verse: 13    
die emphienc er unde sande in în:
Verse: 14    
des muoste er vil geprîset sîn

Verse: 15    
von den vrouwen die daz sâhen.
Verse: 16    
dort her begunde gâhen

Verse: 17    
von Normandîe Gaschier,
Verse: 18    
der ellens rîche degen fier,

Verse: 19    
der starke tjostiure.
Verse: 20    
hie hielt ouch der gehiure

Verse: 21    
Gahmuret zer andern tjost bereit.
Verse: 22    
sînem sper was daz îser breit

Verse: 23    
und der schaft veste.
Verse: 24    
aldâ werten die geste

Verse: 25    
ein ander: ungelîche ez wac.
Verse: 26    
Gaschier dar nider lac

Verse: 27    
mit orse mit alle
Verse: 28    
von der tjoste valle

Verse: 29    
und wart betwungen sicherheit,
Verse: 30    
ez wære im liep oder leit.




Chapter: 39 
39


Verse: 1    
Gahmuret der wîgant
Verse: 2    
sprach: "mir sichert iuwer hant:

Verse: 3    
diu was manlîcher wer.
Verse: 4    
rîtet gein der Schotten her

Verse: 5    
und bitet si daz si uns verbern
Verse: 6    
mit strîte, ob si des wellen gern,

Verse: 7    
und komt nâch mir in die stat."
Verse: 8    
swaz er gebôt oder bat,

Verse: 9    
endehaft ez wart getân:
Verse: 10    
die Schotten muosten strîten lân.

Verse: 11    
kom gevarn Kailet.
Verse: 12    
von dem kêrte Gahmuret,

Verse: 13    
wande er was sîner muomen sun:
Verse: 14    
waz solde er im leides tuon?

Verse: 15    
der Spânôl rief im nâch genuoc.
Verse: 16    
einen strûz er ûf dem helme truoc.

Verse: 17    
gezimieret was der man,
Verse: 18    
als ich von ze sagen hân,

Verse: 19    
mit phelle wît unde lanc.
Verse: 20    
daz gevilde nâch dem helde klanc:

Verse: 21    
sîne schellen gâben gedœne.
Verse: 22    
er bluome an mannes schœne,

Verse: 23    
sîn varwe an schœne hielt den strît
Verse: 24    
unz an zwêne, die nâch im wuohsen sît,

Verse: 25    
Bêâcurs, Lôtes kint,
Verse: 26    
und Parzivâl, die niht sint:

Verse: 27    
die wâren dennoch ungeborn
Verse: 28    
und wurden sît vür schœne erkorn.

Verse: 29    
Gaschier in mit dem zoume nam:
Verse: 30    
"iuwer wilde wirt vil zam




Chapter: 40 
40


Verse: 1    
(daz sage ich iu ûf die triuwe mîn),
Verse: 2    
bestêt ir den Anschevîn,

Verse: 3    
der mîne sicherheit dort hât.
Verse: 4    
ir sult merken mînen rât

Verse: 5    
und dar zuo, herre, mîne bete.
Verse: 6    
ich hân geheizen Gahmurete

Verse: 7    
daz ich iuch alle wende.
Verse: 8    
daz lobete ich sîner hende:

Verse: 9    
durch mich lât iuwer streben sîn.
Verse: 10    
er tuot iu kraft an strîte schîn."

Verse: 11    
sprach der künec Kailet:
Verse: 12    
"ist ez mîn neve Gahmuret,

Verse: 13    
fil li roi Gandîn,
Verse: 14    
mit dem lâze ich mîn strîten sîn.

Verse: 15    
lât mir den zoum." "ich enlâzes niht,
Verse: 16    
ê daz mîn ouge alrêst ersiht

Verse: 17    
iuwer blôzez houbet.
Verse: 18    
daz mîne ist mir betoubet."

Verse: 19    
den helm er im her abe bant.
Verse: 20    
Gahmuret mêr strîtes vant

Verse: 21    
(ez was wol mitter morgen dô):
Verse: 22    
die von der stat des wâren vrô,

Verse: 23    
die dise tjost ersâhen.
Verse: 24    
si begunden alle gâhen

Verse: 25    
an ir werlîchen letze.
Verse: 26    
er was vor in ein netze:

Verse: 27    
swaz drunder kom, daz was beslagen.
Verse: 28    
ein ander ors, sus hœre ich sagen,

Verse: 29    
dar ûf saz der werde:
Verse: 30    
daz vlouc und ruorte die erde,




Chapter: 41 
41


Verse: 1    
gereht ze beiden sîten,
Verse: 2    
küene man solde strîten,

Verse: 3    
verhalden unde dræte.
Verse: 4    
waz er dar ûfe tæte?

Verse: 5    
des muoz ich im vür ellen jehen:
Verse: 6    
er reit in môren mohten sehen,

Verse: 7    
aldâ die lâgen mit ir her,
Verse: 8    
westerhalp dort an dem mer.

Verse: 9    
ein vürste Razalîc hiez.
Verse: 10    
deheinen tac daz nimmer liez

Verse: 11    
der rîcheste von Azagouc
Verse: 12    
(sîn geslehte im des niht louc,

Verse: 13    
von küneges vrühte was sîn art),
Verse: 14    
der huop sich immer dannewart

Verse: 15    
durch tjostieren gein der stat.
Verse: 16    
aldâ tet sîner krefte mat

Verse: 17    
der helt von Anschouwe.
Verse: 18    
daz klagete ein swarziu vrouwe,

Verse: 19    
diu in hete dar gesant,
Verse: 20    
daz in iemen überwant.

Verse: 21    
ein knappe bôt al sunder bete
Verse: 22    
sînem herren Gahmurete

Verse: 23    
ein sper, dem was der schaft ein rôr.
Verse: 24    
mite stach er dem môr

Verse: 25    
hinderz ors ûf den griez:
Verse: 26    
niht langer er in ligen liez,

Verse: 27    
twanc in sicherheit sîn hant.
Verse: 28    
was daz urliuge gelant

Verse: 29    
und im ein grôzer prîs geschehen.
Verse: 30    
Gahmuret begunde sehen




Chapter: 42 
42


Verse: 1    
aht vanen sweimen gein der stat,
Verse: 2    
die er balde wenden bat

Verse: 3    
den küenen sigelôsen man.
Verse: 4    
dar nâch gebôt er im sân

Verse: 5    
daz er kêrte nâch im în.
Verse: 6    
daz tet er, wande ez solde et sîn.

Verse: 7    
Gaschier sîn komen ouch niht verbirt,
Verse: 8    
an dem innen wart der wirt

Verse: 9    
daz sîn gast was komen ûz.
Verse: 10    
daz er niht îsen als ein strûz

Verse: 11    
und starke vlinse verslant,
Verse: 12    
daz machte daz er ir niht envant.

Verse: 13    
sîn zorn begunde limmen
Verse: 14    
und als ein lewe brimmen.

Verse: 15    
brach er ûz sîn eigen hâr.
Verse: 16    
er sprach: "nû sint mir mîniu jâr

Verse: 17    
nâch grôzer tumpheit bewant.
Verse: 18    
die gote heten mir gesant

Verse: 19    
einen küenen werden gast:
Verse: 20    
ist er verladen mit strîtes last,

Verse: 21    
enmac ich nimmer werden wert.
Verse: 22    
waz touc mir schilt unde swert?

Verse: 23    
er sol mich schelden, swer michs mane."
Verse: 24    
kêrte er von den sînen dane,

Verse: 25    
gein der porte er vaste ruorte.
Verse: 26    
ein knappe im widervuorte

Verse: 27    
einen schilt, ûzen und innen dran
Verse: 28    
gemâlt als ein durchstochen man,

Verse: 29    
geworht in îsenhartes lant.
Verse: 30    
einen helm er vuorte ouch in der hant




Chapter: 43 
43


Verse: 1    
und ein swert daz Razalîc
Verse: 2    
durch ellen brâhte in den wîc.

Verse: 3    
was er von gescheiden,
Verse: 4    
er küene swarze heiden,

Verse: 5    
des lop was virrec unde wît.
Verse: 6    
starp er âne toufen sît,

Verse: 7    
erkenne sich über den degen balt
Verse: 8    
der aller wunder hât gewalt.

Verse: 9    
der burcgrâve daz gesach,
Verse: 10    
rehte liebe im nie geschach.

Verse: 11    
diu wâpen er erkande,
Verse: 12    
hin ûz der porte er rande.

Verse: 13    
sînen gast sach er dort halden,
Verse: 14    
den jungen, niht den alden,

Verse: 15    
al gernde strîteclîcher tjost.
Verse: 16    
nam in Lahfilirost,

Verse: 17    
sîn wirt. der zôch in vaste wider,
Verse: 18    
er enstach mêr deheinen nider.

Verse: 19    
Lahfilirost schahtelacunt
Verse: 20    
sprach: "herre, ir sult mir machen kunt,

Verse: 21    
hât betwungen iuwer hant
Verse: 22    
Razalîgen? unser lant

Verse: 23    
ist kamphes sicher immer mêr.
Verse: 24    
der ist ob al den môren hêr,

Verse: 25    
des getriuwen îsenhartes man,
Verse: 26    
die uns den schaden hânt getân.

Verse: 27    
sich hât verendet unser nôt.
Verse: 28    
ein zornec got in daz gebôt,

Verse: 29    
daz si uns hie suochten mit ir her:
Verse: 30    
nûst enschumphieret ir wer."




Chapter: 44 
44


Verse: 1    
er vuorte in în, daz was im leit.
Verse: 2    
diu küneginne im widerreit.

Verse: 3    
sînen zoum nam si mit ir hant,
Verse: 4    
si entstricte der vinteilen bant.

Verse: 5    
der wirt in muoste lâzen.
Verse: 6    
sîne knappen niht vergâzen,

Verse: 7    
si enkêrten vaste ir herren nâch.
Verse: 8    
durch die stat man vüeren sach

Verse: 9    
ir gast die küneginne wîs,
Verse: 10    
der behalden hete den prîs.

Verse: 11    
si erbeizte aldâ sis dûhte zît.
Verse: 12    
"wê wie getriuwe ir knappen sît!

Verse: 13    
ir wænt verliesen disen man:
Verse: 14    
dem wirt âne iuch gemach getân.

Verse: 15    
nemt sîn ors und vüert daz hin:
Verse: 16    
sîn geselle ich hie bin."

Verse: 17    
vil vrouwen er dort ûfe vant.
Verse: 18    
entwâpent mit swarzer hant

Verse: 19    
wart er von der künegîn.
Verse: 20    
ein declachen zobelîn

Verse: 21    
und ein bette wol gehêret,
Verse: 22    
dar an im wart gemêret

Verse: 23    
ein heimlîchiu êre.
Verse: 24    
aldâ was niemen mêre:

Verse: 25    
die juncvrouwen giengen vür
Verse: 26    
und sluzzen nâch in zuo die tür.

Verse: 27    
phlac diu küneginne
Verse: 28    
einer werden süezen minne

Verse: 29    
und Gahmuret, ir herzen trût.
Verse: 30    
ungelîch was doch ir zweier h^t.




Chapter: 45 
45


Verse: 1    
si brâhten ophers vil ir goten,
Verse: 2    
die von der stat. waz wart geboten

Verse: 3    
dem küenen Razalîge,
Verse: 4    
er schiet von dem wîge?

Verse: 5    
daz leiste er durch triuwe:
Verse: 6    
doch wart sîn jâmer niuwe

Verse: 7    
nâch sînem herren îsenhart.
Verse: 8    
der burcgrâve des innen wart,

Verse: 9    
daz er kom: wart ein schal.
Verse: 10    
dar kômen die vürsten über al

Verse: 11    
ûz der künegîn lant von Zazamanc.
Verse: 12    
die sageten im des prîses danc,

Verse: 13    
den er hete aldâ bezalt.
Verse: 14    
ze rehter tjost hete er gevalt

Verse: 15    
vier und zweinzec ritter nider
Verse: 16    
und zôch ir ors almeistec wider.

Verse: 17    
wâren gevangen vürsten drî,
Verse: 18    
den reit manec ritter

Verse: 19    
ze hove ûf den palas.
Verse: 20    
entslâfen und enbizzen was

Verse: 21    
und wünneclîch gefeitet,
Verse: 22    
mit kleidern wol bereitet

Verse: 23    
was des hœsten wirtes lîp.
Verse: 24    
diu ê hiez maget, diu was wîp.

Verse: 25    
diu in her ûz vuorte an ir hant,
Verse: 26    
si sprach: "mîn lîp und ouch mîn lant

Verse: 27    
ist disem ritter undertân,
Verse: 28    
ob ez im vînde wellent lân."

Verse: 29    
wart gevolget Gahmurete
Verse: 30    
einer hovelîchen bete:




Chapter: 46 
46


Verse: 1    
"gêt nâher, mîn her Razalîc:
Verse: 2    
ir sult küssen mîn wîp.

Verse: 3    
alsô tuot ouch ir, her Gaschier."
Verse: 4    
Hiutegêren den Schotten fier

Verse: 5    
bat er si küssen an ir munt,
Verse: 6    
der was von sîner tjoste wunt.

Verse: 7    
er bat si alle sitzen,
Verse: 8    
al stênde sprach er mit witzen:

Verse: 9    
"ich sæhe ouch gerne den neven mîn
Verse: 10    
möhtez mit sînen hulden sîn,

Verse: 11    
der in hie gevangen hât.
Verse: 12    
ich enhâns von sippe deheinen rât,

Verse: 13    
ich enmüeze in ledec machen."
Verse: 14    
diu künegîn begunde lachen.

Verse: 15    
si hiez balde nâch im springen:
Verse: 16    
dort her begunde dringen

Verse: 17    
der minneclîche bêâ cunt.
Verse: 18    
der was von ritterschefte wunt

Verse: 19    
und hetez ouch vil guot getân.
Verse: 20    
Gaschier der Orimân

Verse: 21    
in dar brâhte, er was kurtois.
Verse: 22    
sîn vater was ein Franzois,

Verse: 23    
er was Kailetes swester barn.
Verse: 24    
in wîbes dienste er was gevarn.

Verse: 25    
er hiez Killirjacac,
Verse: 26    
aller manne schœne er widerwac.

Verse: 27    
in Gahmuret gesach
Verse: 28    
(ir antlitze sippe jach,

Verse: 29    
diu wâren ein ander vil gelîch),
Verse: 30    
er bat die küneginne rîch




Chapter: 47 
47


Verse: 1    
in küssen unde vâhen zir.
Verse: 2    
er sprach: "nû ginc ouch her ze mir."

Verse: 3    
der wirt in kuste selbe :
Verse: 4    
si wâren ze sehen ein ander vrô.

Verse: 5    
Gahmuret sprach aber sân:
Verse: 6    
"ouwê junc süezer man,

Verse: 7    
waz solde her dîn kranker lîp?
Verse: 8    
sage an, gebôt dir daz ein wîp?"

Verse: 9    
"die gebietent wênec, herre, mir.
Verse: 10    
mich hât mîn veter Gaschier

Verse: 11    
her brâht, er weiz wol selbe wie.
Verse: 12    
ich hân im tûsent ritter hie

Verse: 13    
und stên im dienestlîche .
Verse: 14    
ze Rœmes in Normandî

Verse: 15    
kom ich zer samenunge.
Verse: 16    
ich brâhte im helde junge,

Verse: 17    
ich vuor von Schampâne durch in.
Verse: 18    
wil kunst unde sin

Verse: 19    
der schade an in kêren,
Verse: 20    
ir enwelt iuch selben êren,

Verse: 21    
gebietet ir, lât in mîn
Verse: 22    
geniezen, senften sînen pîn."

Verse: 23    
"den rât nim vil gar ze dir.
Verse: 24    
var und mîn her Gaschier

Verse: 25    
und brinct mir Kaileten her."
Verse: 26    
wurben si des heldes ger,

Verse: 27    
si brâhten in durch sîne bete.
Verse: 28    
wart ouch er von Gahmurete

Verse: 29    
minneclîche emphangen
Verse: 30    
und dicke umbevangen




Chapter: 48 
48


Verse: 1    
von der küneginne rîch.
Verse: 2    
si kuste den degen minneclîch.

Verse: 3    
er was ir mannes muomen sun
Verse: 4    
(si mohtez wol mit êren tuon)

Verse: 5    
und was von arte ein künec hêr.
Verse: 6    
der wirt sprach lachende mêr:

Verse: 7    
"got weiz, her Kailet,
Verse: 8    
ob ich iu næme Dôlet

Verse: 9    
und iuwer lant ze Spâne
Verse: 10    
durch den künec von Gascâne,

Verse: 11    
der iu dicke tuot mit zornes gir,
Verse: 12    
daz wære ein untriuwe an mir,

Verse: 13    
wande ir sît mîner muomen kint.
Verse: 14    
die besten gar mit iu hie sint,

Verse: 15    
der ritterschefte herte.
Verse: 16    
wer twanc iuch dirre verte?"

Verse: 17    
sprach der stolze degen junc:
Verse: 18    
"mir gebôt mîn veter Schiltunc,

Verse: 19    
des tohter Vridebrant hât,
Verse: 20    
daz ich im diende, ez wære sîn rât.

Verse: 21    
der hât von sînem wîbe
Verse: 22    
hie von mîn eines lîbe

Verse: 23    
sehs tûsent ritter wol bekant,
Verse: 24    
die tragent werlîche hant.

Verse: 25    
ich brâhte ouch ritter mêr durch in,
Verse: 26    
der ist ein teil gescheiden hin.

Verse: 27    
hie wâren durch die Schotten
Verse: 28    
die werlîche rotten.

Verse: 29    
im kom von Gruonlanden
Verse: 30    
helde zen handen,




Chapter: 49 
49


Verse: 1    
zwêne künege mit grôzer kraft.
Verse: 2    
die vluot von der ritterschaft

Verse: 3    
si brâhten unde manegen kiel,
Verse: 4    
ir rotte mir vil wol geviel.

Verse: 5    
hie was ouch Môrolt durch in,
Verse: 6    
des strît hât kraft unde sin.

Verse: 7    
die sint hin gekêret.
Verse: 8    
swie mich mîn vrouwe lêret,

Verse: 9    
alsô tuon ich mit den minnen:
Verse: 10    
mîn dienst sol ir erschînen.

Verse: 11    
endarft mir dienstes danken niht,
Verse: 12    
wande es diu sippe sus vergiht.

Verse: 13    
die vrevelen helde sint dîn.
Verse: 14    
wæren si getoufet die mîn

Verse: 15    
und an der hiute nâch in getân,
Verse: 16    
wart gekrœnet nie dehein man,

Verse: 17    
er enhete strîtes von in genuoc.
Verse: 18    
mich wundert waz dich her vertruoc:

Verse: 19    
daz sage mir rehte unde wie."
Verse: 20    
"ich kom gestern, hiute bin ich hie

Verse: 21    
worden herre überz lant.
Verse: 22    
mich vienc diu künegîn mit ir hant:

Verse: 23    
werte ich mich mit minne.
Verse: 24    
sus rieten mir die sinne."

Verse: 25    
"ich wæne, dir hât dîn süeziu wer
Verse: 26    
betwungen beidenthalp diu her."

Verse: 27    
"dû meins durch daz ich dir entran.
Verse: 28    
vaste riefe mich an:

Verse: 29    
waz woltstû an mir ertwingen?
Verse: 30    
mich sus mit dir dingen."




Chapter: 50 
50


Verse: 1    
"dâ enerkande ich niht des ankers dîn:
Verse: 2    
mîner muomen man Gandîn

Verse: 3    
hât in gevüeret selten ûz."
Verse: 4    
"dô erkande aber ich wol dînen strûz,

Verse: 5    
an dem schilde ein sarapandratest:
Verse: 6    
dîn strûz stuont hôch sunder nest.

Verse: 7    
ich sach an dîner gelegenheit,
Verse: 8    
dir was diu sicherheit vil leit,

Verse: 9    
die mir tâten zwêne man:
Verse: 10    
die hetenz vil guot getân."

Verse: 11    
"mir wære ouch lîhte alsam geschehen.
Verse: 12    
ich muoz des einem tiuvel jehen,

Verse: 13    
des vuore ich nimmer wirde vrô:
Verse: 14    
hete er den prîs behalden

Verse: 15    
an vrevelen helden dîn lîp,
Verse: 16    
vür zucker gæzen in diu wîp."

Verse: 17    
"dîn munt mir lobes ze vil vergiht."
Verse: 18    
"nein, ich enkan gesmeichen niht:

Verse: 19    
nim ander mîner helfe war."
Verse: 20    
si riefen Razalîge dar.

Verse: 21    
mit zühten sprach Kailet:
Verse: 22    
"iuch hât mîn neve Gahmuret

Verse: 23    
mit sîner hant gevangen."
Verse: 24    
"herre, daz ist ergangen.

Verse: 25    
ich hân den helt vür erkant,
Verse: 26    
daz im Azagouc daz lant

Verse: 27    
mit dienste nimmer wirt verspart,
Verse: 28    
sît unser herre îsenhart

Verse: 29    
aldâ niht krône solde tragen.
Verse: 30    
er wart in ir dienste erslagen,




Chapter: 51 
51


Verse: 1    
diu ist iuwers neven wîp.
Verse: 2    
umbe ir minne er gap den lîp:

Verse: 3    
daz hât mîn kus an si verkorn.
Verse: 4    
ich hân herren und den mâc verlorn.

Verse: 5    
wil iuwer muomen sun
Verse: 6    
ritterlîche vuore tuon,

Verse: 7    
daz er uns wil ergetzen sîn,
Verse: 8    
valde ich im die hende mîn.

Verse: 9    
hât er rîcheit unde prîs
Verse: 10    
und al mite Tankanîs

Verse: 11    
îsenharten gerbet hât.
Verse: 12    
der gebalsemt in dem her dort stât,

Verse: 13    
alle tage ich sîne wunden sach,
Verse: 14    
sît im diz sper sîn herze brach."

Verse: 15    
daz zôch er ûz dem buosem sîn
Verse: 16    
an einer snüere sîdîn,

Verse: 17    
hin wider hiencz der degen snel
Verse: 18    
vür sîne brust an blôzez vel.

Verse: 19    
"ez ist noch vil hôher tac.
Verse: 20    
wil mîn her Killirjacac

Verse: 21    
inz her werben als ich in bite,
Verse: 22    
rîtent im die vürsten mite."

Verse: 23    
ein vingerlîn er sande dar:
Verse: 24    
die nâch der helle wâren gevar,

Verse: 25    
die kômen, swaz vürsten was,
Verse: 26    
durch die stat ûf den palas.

Verse: 27    
lêch mit vanen hin sîn hant
Verse: 28    
von Azagouc der vürsten lant.

Verse: 29    
ieslîcher was sîns ortes geil.
Verse: 30    
doch beleip der bezzer teil




Chapter: 52 
52


Verse: 1    
Gahmurete, ir herren.
Verse: 2    
die selben wâren die erren.

Verse: 3    
[nâher drungen die von Zazamanc.
Verse: 4    
mit grôzer vuore niht ze kranc

Verse: 5    
si emphiengen, als ir vrouwe hiez,
Verse: 6    
von im ir lant und des geniez,

Verse: 7    
als ieslîchen an gezôch.
Verse: 8    
diu armuot ir herren vlôch.]

Verse: 9    
hete Protizilas,
Verse: 10    
der von arte ein vürste was,

Verse: 11    
lâzen ein herzentuom.
Verse: 12    
daz lêch er dem der manegen ruom

Verse: 13    
mit sîner hant bejagete
Verse: 14    
(gein strîte er nie verzagete):

Verse: 15    
Lahfilirost schahtelacunt
Verse: 16    
nam ez mit vanen zestunt.

Verse: 17    
von Azagouc die vürsten hêr
Verse: 18    
nâmen den Schotten Hiutegêr

Verse: 19    
und Gaschieren den Orimân,
Verse: 20    
si giengen vür ir herren sân:

Verse: 21    
der liez si ledec umbe ir bete.
Verse: 22    
des dancten si Gahmurete.

Verse: 23    
Hiutegêr den Schotten
Verse: 24    
si bâten sunder spotten:

Verse: 25    
"lât mînem herren daz gezelt
Verse: 26    
hie umbe âventiure gelt.

Verse: 27    
ez zucte uns îsenhartes leben,
Verse: 28    
daz Vridebrande wart gegeben

Verse: 29    
diu zierde unsers landes
Verse: 30    
(sîn vreude diu stuont phandes,




Chapter: 53 
53


Verse: 1    
er stêt hie selbe ouch an dem :
Verse: 2    
unvergolden dienst im tet ze wê),

Verse: 3    
(ûf erde niht guotes was),
Verse: 4    
der helm, von arte ein adamas

Verse: 5    
dicke unde herte,
Verse: 6    
an dem strîte ein guot geverte."

Verse: 7    
lobete Hiutegêres hant,
Verse: 8    
swenne er kœme in sînes herren lant,

Verse: 9    
daz erz wolde erwerben gar
Verse: 10    
und senden wider wol gevar:

Verse: 11    
daz tete er unbetwungen.
Verse: 12    
nâch urloube drungen

Verse: 13    
zem künege swaz vürsten was.
Verse: 14    
rûmden si den palas.

Verse: 15    
swie verwüestet wære sîn lant,
Verse: 16    
doch kunde Gahmuretes hant

Verse: 17    
swenken solher gâbe solt
Verse: 18    
als al die boume trüegen golt.

Verse: 19    
er teilde grôze gâbe:
Verse: 20    
sîne man, sîne mâge

Verse: 21    
nâmen von im des heldes guot.
Verse: 22    
daz was der küneginne muot.

Verse: 23    
der brûtloufte hôchgezît
Verse: 24    
hete vor manegen grôzen strît,

Verse: 25    
die wurden sus ze suone brâht.
Verse: 26    
ich enhân mirs selbe niht erdâht,

Verse: 27    
man sagete mir daz îsenhart
Verse: 28    
küneclîch bestatet wart:

Verse: 29    
daz tâten die in erkanden.
Verse: 30    
den zins von sînen landen,




Chapter: 54 
54


Verse: 1    
swaz der gelden mohte ein jâr,
Verse: 2    
den selben liezen si gar.

Verse: 3    
daz tâten si umbe ir selber muot.
Verse: 4    
Gahmuret daz grôze guot

Verse: 5    
sîn volc hiez behalden,
Verse: 6    
die muostens sunder walden.

Verse: 7    
smorgens vor der veste
Verse: 8    
rûmdenz gar die geste.

Verse: 9    
sich schieden die wâren,
Verse: 10    
und vuorten manege bâren.

Verse: 11    
daz velt herberge stuont al blôz,
Verse: 12    
wan ein gezelt, daz was vil grôz.

Verse: 13    
daz hiez der künec ze schiffe tragen.
Verse: 14    
begunde er dem volke sagen,

Verse: 15    
er woldez vüeren in Azagouc:
Verse: 16    
mit der rede er si betrouc.

Verse: 17    
was der stolze küene man,
Verse: 18    
unz er sich vaste senen began,

Verse: 19    
daz er niht ritterschefte vant:
Verse: 20    
des was sîn vreude sorgen phant.

Verse: 21    
doch was im daz swarze wîp
Verse: 22    
noch lieber denne sîn selbes lîp.

Verse: 23    
ez enwart nie wîp geschicket baz.
Verse: 24    
der vrouwen herze nie vergaz,

Verse: 25    
im envüere ein werdiu volge mite,
Verse: 26    
an rehter kiusche wîplîch site.

Verse: 27    
von Sibilje ûz der stat
Verse: 28    
was geborn den er bat

Verse: 29    
dan kêrens zeiner wîle.
Verse: 30    
der hete in manege mîle




Chapter: 55 
55


Verse: 1    
vor gevuort: er brâhte in dar.
Verse: 2    
er was niht als ein môr gevar.

Verse: 3    
der marnære wîse
Verse: 4    
sprach: "ir sultz heln lîse

Verse: 5    
vor den die tragent daz swarze vel.
Verse: 6    
mîne kocken sint snel,

Verse: 7    
si enmugen uns niht genâhen.
Verse: 8    
wir suln von hinnen gâhen."

Verse: 9    
sîn golt hiez er ze schiffe tragen.
Verse: 10    
muoz ich iu von scheiden sagen:

Verse: 11    
die naht vuor dan der werde man,
Verse: 12    
daz wart verholne getân.

Verse: 13    
er entran dem wîbe,
Verse: 14    
hete si in ir lîbe

Verse: 15    
zwelf wochen lebendec ein kint.
Verse: 16    
vaste mente in dan der wint.

Verse: 17    
diu vrouwe in ir biutel vant
Verse: 18    
einen brief, den schreip ir mannes hant

Verse: 19    
en franzois, daz si kunde.
Verse: 20    
diu schrift ir sagen begunde:

Verse: 21    
"hie enbiutet liep ein ander liep.
Verse: 22    
ich bin dirre verte ein diep:

Verse: 23    
die muoste ich dir durch jâmer steln.
Verse: 24    
vrouwe, ich enmac dich niht verheln,

Verse: 25    
wære dîn orden in mîner ê,
Verse: 26    
wære mir immer nâch dir :

Verse: 27    
und hân doch immer nâch dir pîn.
Verse: 28    
werde unser zweier kindelîn

Verse: 29    
an dem antlitze einem man gelîch,
Verse: 30    
deiswâr der wirt ellens rîch.




Chapter: 56 
56


Verse: 1    
erst erborn von Anschouwe.
Verse: 2    
diu minne wirt sîn vrouwe:

Verse: 3    
wirt aber er an strîte ein schûr,
Verse: 4    
den vînden herter nâchgebûr.

Verse: 5    
wizzen sol der sun mîn,
Verse: 6    
sîn ane der hiez Gandîn,

Verse: 7    
der lac an ritterschefte tôt.
Verse: 8    
des vater leit die selben nôt,

Verse: 9    
der was geheizen Adanz.
Verse: 10    
sîn schilt beleip vil selten ganz,

Verse: 11    
der was von arte ein Bertûn.
Verse: 12    
er und Utepandragûn

Verse: 13    
wæren zweier gebruoder kint,
Verse: 14    
die beide alhie geschriben sint:

Verse: 15    
daz was einer, Lazaliez,
Verse: 16    
Brickus der ander hiez.

Verse: 17    
der zweier vater hiez Mazadân.
Verse: 18    
den vuorte ein feie in Feimurgân,

Verse: 19    
diu hiez Terdelaschoie:
Verse: 20    
er was ir herzen boie.

Verse: 21    
von in zwein kom daz geslehte mîn,
Verse: 22    
daz immer mêr gît liehten schîn.

Verse: 23    
ieslîcher sider krône truoc
Verse: 24    
und heten werdekeit genuoc.

Verse: 25    
vrouwe, wiltû toufen dich,
Verse: 26    
maht ouch noch erwerben mich."

Verse: 27    
des engerte si kein wandel niht.
Verse: 28    
"ouwê wie balde daz geschiht!

Verse: 29    
wil er wider wenden,
Verse: 30    
schiere sol ichz enden.




Chapter: 57 
57


Verse: 1    
wem hât sîn manlîchiu zuht
Verse: 2    
hie lâzen sîner minne vruht?

Verse: 3    
ouwê lieplîch geselleschaft,
Verse: 4    
sol mir riuwe mit ir kraft

Verse: 5    
immer twingen mînen lîp!
Verse: 6    
sînem gote zêren," sprach daz wîp,

Verse: 7    
"ich mich gerne toufen solde
Verse: 8    
und leben swie er wolde."

Verse: 9    
der jâmer gap ir herzen wîc.
Verse: 10    
ir vreude vant den dürren zwîc,

Verse: 11    
als noch diu turteltûbe tuot.
Verse: 12    
diu hete ie den selben muot:

Verse: 13    
swenne ir an trûtschefte gebrast,
Verse: 14    
ir triuwe kôs den dürren ast.

Verse: 15    
diu vrouwe an rehter zît genas
Verse: 16    
eins suns, der zweier varwe was,

Verse: 17    
an dem got wunders wart enein:
Verse: 18    
wîz und swarzer varwe er schein.

Verse: 19    
diu künegîn kuste in sunder twâl
Verse: 20    
vil dicke an sîniu blanken mâl.

Verse: 21    
diu muoter hiez ir kindelîn
Verse: 22    
Feirefîz Anschevîn.

Verse: 23    
der wart ein waltswende:
Verse: 24    
die tjoste sîner hende

Verse: 25    
manec sper zebrâchen,
Verse: 26    
die schilde dürkel stâchen.

Verse: 27    
als ein agelster wart gevar
Verse: 28    
sîn hâr und ouch sîn vel vil gar.

Verse: 29    
was ez ouch über des jâres zil,
Verse: 30    
daz Gahmuret geprîset vil




Chapter: 58 
58


Verse: 1    
was worden ze Zazamanc,
Verse: 2    
sîn hant die gunst erranc.

Verse: 3    
dennoch swebete er ûf dem ,
Verse: 4    
die snellen winde im tâten .

Verse: 5    
einen sîdîn segel sach er roten:
Verse: 6    
den truoc ein kocke und ouch die boten.

Verse: 7    
die von Schotten Vridebrant
Verse: 8    
vroun Belacânen hete gesant.

Verse: 9    
er bat si daz si ûf in verkür,
Verse: 10    
swie er den mâc durch si verlür,

Verse: 11    
daz si von im gesuochet was.
Verse: 12    
vuorten si den adamas,

Verse: 13    
ein swert, einen halsberc und zwuo hosen.
Verse: 14    
hie muget ir grôz wunder losen,

Verse: 15    
daz im der kocke widervuor.
Verse: 16    
als mir diu âventiure swuor,

Verse: 17    
si gâbenz im. lobete ouch er,
Verse: 18    
sîn munt der botschefte ein wer

Verse: 19    
würde, swenne er kœme zir.
Verse: 20    
si schieden sich. man sagete mir,

Verse: 21    
daz mer in truoc in eine habe.
Verse: 22    
ze Sibilje kêrte er drabe.

Verse: 23    
mit golde galt der küene man
Verse: 24    
sînem marnære sân

Verse: 25    
harte wol sîn arbeit.
Verse: 26    
si schieden sich, daz was dem leit.

Verse: 27    
ze Spâne in dem lande
Verse: 28    
er den künec erkande,

Verse: 29    
daz was sîn neve Kailet.
Verse: 30    
nâch dem kêrte er ze Dôlet.




Chapter: 59 
59


Verse: 1    
der was nâch ritterschefte gevarn,
Verse: 2    
man niht schilde dorfte sparn.

Verse: 3    
hiez er ouch bereiten sich
Verse: 4    
(sus wert diu âventiure mich)

Verse: 5    
mit spern wol gemâlen.
Verse: 6    
von grüenen zindâlen

Verse: 7    
ieslîchez hete ein banier,
Verse: 8    
drî hermîn anker dran fier

Verse: 9    
daz man ir jach vür rîcheit.
Verse: 10    
si wâren lanc unde breit

Verse: 11    
und reichten vaste unz ûf die hant,
Verse: 12    
man si zem sperîser bant

Verse: 13    
niderhalp eine spanne.
Verse: 14    
der wart dem küenen manne

Verse: 15    
hundert bereitet
Verse: 16    
und wol hin nâch geleitet

Verse: 17    
von sînes neven liuten.
Verse: 18    
êren unde triuten

Verse: 19    
kunden si in mit werdekeit.
Verse: 20    
daz was ir herren niht ze leit.

Verse: 21    
er streich ich enweiz wie lange nâch,
Verse: 22    
unz er geste herberge ersach

Verse: 23    
in dem lande ze Wâleis.
Verse: 24    
was geslagen vür Kanvoleis

Verse: 25    
manec poulûn ûf die plâne.
Verse: 26    
ich ensagez iu niht nâch wâne:

Verse: 27    
gebietet ir, ist ez wâr.
Verse: 28    
sîn volc hiez er ûf halden gar.

Verse: 29    
der herre sande vor hin în
Verse: 30    
den kluogen meisterknappen sîn.




Chapter: 60 
60


Verse: 1    
der wolde, als in sîn herre bat,
Verse: 2    
herberge nemen in der stat:

Verse: 3    
was im snellîchen gâch.
Verse: 4    
man zôch im soumære nâch.

Verse: 5    
sîn ouge ninder hûs sach,
Verse: 6    
schilde wæren sîn ander dach

Verse: 7    
und die wende gar behangen,
Verse: 8    
mit spern al umbevangen.

Verse: 9    
diu künegîn von Wâleis
Verse: 10    
gesprochen hete ze Kanvoleis

Verse: 11    
einen turnei alsô gezilt,
Verse: 12    
des manegen zagen noch bevilt

Verse: 13    
swâ er dem gelîche werben siht:
Verse: 14    
von sîner hant es niht geschiht.

Verse: 15    
si was ein maget und niht ein wîp
Verse: 16    
und bôt zwei lant und ir lîp

Verse: 17    
swer den prîs bezalte.
Verse: 18    
diz mære manegen valte

Verse: 19    
hinderz ors ûf den sâmen.
Verse: 20    
die solh gevelle nâmen,

Verse: 21    
ir schanze wart gein vlust gesaget.
Verse: 22    
des phlâgen helde unverzaget.

Verse: 23    
si tâten ritters ellen schîn:
Verse: 24    
mit hurteclîcher rabîn

Verse: 25    
wart manec ors ersprenget
Verse: 26    
und swerte vil erklenget.

Verse: 27    
ein schifbrücke ûf einem plân
Verse: 28    
gienc über einen wazzers trân,

Verse: 29    
mit einem tor beslozzen.
Verse: 30    
ein knappe unverdrozzen




Chapter: 61 
61


Verse: 1    
tetez ûf, als im ze muote was.
Verse: 2    
dar obe stuont der palas.

Verse: 3    
ouch saz diu küneginne
Verse: 4    
zen venstern dar inne

Verse: 5    
mit maneger werden vrouwen.
Verse: 6    
die begunden schouwen

Verse: 7    
waz dise knappen tâten.
Verse: 8    
die heten sich berâten

Verse: 9    
und sluogen ûf ein gezelt.
Verse: 10    
umbe unvergolden minnen gelt

Verse: 11    
wart es ein künec âne,
Verse: 12    
des twanc in Belacâne6

Verse: 13    
mit arbeit wart ûf geslagen
Verse: 14    
daz drîzec soumære muosten tragen,

Verse: 15    
ein gezelt daz zeicte rîcheit.
Verse: 16    
ouch was der plân wol breit,

Verse: 17    
daz sich die snüere stracten dran.
Verse: 18    
Gahmuret der werde man

Verse: 19    
die selben zît dort ûze enbeiz.
Verse: 20    
dar nâch er sich mit vlîze vleiz,

Verse: 21    
wie er höveschlîche kœme geriten.
Verse: 22    
des enwart niht langer gebiten,

Verse: 23    
sîne knappen an den stunden
Verse: 24    
sîniu sper ze samene bunden,

Verse: 25    
ieslîcher vünviu an ein bant.
Verse: 26    
daz sehste vuorte er an der hant

Verse: 27    
mit einer baniere.
Verse: 28    
sus kom gevarn der fiere.

Verse: 29    
vor der künegîn wart vernomen
Verse: 30    
daz ein gast solde komen




Chapter: 62 
62


Verse: 1    
ûz alsô verrem lande,
Verse: 2    
den niemen erkande.

Verse: 3    
"sîn voc daz ist kurtois,
Verse: 4    
beidiu heidensch und franzois.

Verse: 5    
etslîcher mac ein Anschevîn
Verse: 6    
mit sîner sprâche iedoch wol sîn.

Verse: 7    
ir muot ist stolz, ir wât ist klâr,
Verse: 8    
wol gesniten al vür wâr.

Verse: 9    
ich was sînen knappen ,
Verse: 10    
die sint vor missewende vrî.

Verse: 11    
si jehent, swer habe geruoche,
Verse: 12    
ob der ir herren suoche,

Verse: 13    
den scheide er von swære.
Verse: 14    
von im vrâcte ich der mære:

Verse: 15    
sageten si mirz sunder wanc,
Verse: 16    
ez wære der küjnec von Zazamanc."

Verse: 17    
disiu mære sagete ir ein garzûn:
Verse: 18    
"âvoi welh ein poulûn!

Verse: 19    
iuwer krône und iuwer lant
Verse: 20    
wæren vür niht halbez phant."

Verse: 21    
"dû endarft mirz loben niht.
Verse: 22    
mîn munt hin wider dir des giht,

Verse: 23    
ez mac wol sîn eins werden man,
Verse: 24    
der niht mit armüete kan."

Verse: 25    
alsus sprach diu künegîn:
Verse: 26    
"wê wanne kumt er et selbe drîn?"

Verse: 27    
den garzûn si des vrâgen bat.
Verse: 28    
höveschlîchen durch die stat

Verse: 29    
der helt begunde trecken,
Verse: 30    
die slâfenden wecken.




Chapter: 63 
63


Verse: 1    
vil schilde sach er schînen.
Verse: 2    
die hellen pusînen

Verse: 3    
mit krache vor im gâben dôz.
Verse: 4    
von würfen und mit slegen grôz

Verse: 5    
zwêne tambûre gâben schal:
Verse: 6    
der galm über al die stat erhal.

Verse: 7    
der dôn iedoch gemischet wart
Verse: 8    
mit floitieren, an der wart

Verse: 9    
eine reisenote si bliesen.
Verse: 10    
suln wir niht verliesen,

Verse: 11    
wie ir herre komen :
Verse: 12    
dem riten videlære .

Verse: 13    
legete der degen wert
Verse: 14    
ein bein vür sich ûf daz phert,

Verse: 15    
zwêne stivâle über blôziu bein.
Verse: 16    
sîn munt als ein rubîn schein

Verse: 17    
von der rœte als ob er brünne:
Verse: 18    
der was dicke und niht ze dünne.

Verse: 19    
sîn lîp was allenthalben klâr.
Verse: 20    
lieht reideloht was im sîn hâr,

Verse: 21    
swâ man daz vor dem huote sach.
Verse: 22    
der was ein tiure houbetdach.

Verse: 23    
grüene samît was der mantel sîn,
Verse: 24    
ein zobel vor gap swarzen schîn

Verse: 25    
ob einem hemde daz was blanc.
Verse: 26    
von schouwen wart grôz gedranc.

Verse: 27    
vil dicke aldâ gevrâget wart,
Verse: 28    
wer wære der ritter âne bart,

Verse: 29    
der vuorte alsolhe rîcheit.
Verse: 30    
vil schiere wart daz mære breit,




Chapter: 64 
64


Verse: 1    
si sagetenz in vür unbetrogen.
Verse: 2    
begunden si an die brücke zogen,

Verse: 3    
ander volc und ouch die sîne.
Verse: 4    
von dem liehten schîne,

Verse: 5    
der von der künegîn erschein,
Verse: 6    
zucte im neben sich sîn bein:

Verse: 7    
ûf rihte sich der degen wert
Verse: 8    
als ein vederspil, daz gert.

Verse: 9    
diu herberge dûhte in guot.
Verse: 10    
alsô stuont des heldes muot:

Verse: 11    
si dolde ouch wol, diu wirtîn,
Verse: 12    
von Wâleis diu künegîn.

Verse: 13    
vriesch der künec von Spâne,
Verse: 14    
daz ûf der Lêôplâne

Verse: 15    
stüende ein gezelt, daz Gahmurete
Verse: 16    
durch des küenen Razalîges bete

Verse: 17    
beleip vor Patelamunt.
Verse: 18    
daz tete im ein ritter kunt.

Verse: 19    
vuor er springende als ein tier,
Verse: 20    
er was der vreuden soldier.

Verse: 21    
der selbe ritter aber sprach:
Verse: 22    
"iuwer muomen sun ich sach

Verse: 23    
komende als er ê was fier.
Verse: 24    
ez sint hundert banier

Verse: 25    
zeinem schilde ûf grüene velt
Verse: 26    
gestôzen vür sîn hôchgezelt,

Verse: 27    
die sint ouch alle grüene.
Verse: 28    
ouch hât der helt küene

Verse: 29    
drî hermîn anker lieht gemâl
Verse: 30    
ûf ieslîchem zindâl."




Chapter: 65 
65


Verse: 1    
"ist er gezimieret hie,
Verse: 2    
âvoi sol man schouwen wie

Verse: 3    
sîn lîp den poinder irret,
Verse: 4    
wie erz mit hurte wirret.

Verse: 5    
der stolze künec Hardîz
Verse: 6    
hât mit zorne sînen vlîz

Verse: 7    
lange vaste an mich gewant.
Verse: 8    
den sol diu Gahmuretes hant

Verse: 9    
mit sîner tjoste neigen.
Verse: 10    
mîn sælde ist niht der veigen."

Verse: 11    
sîne boten sande er sân
Verse: 12    
Gaschier der Orimân

Verse: 13    
mit grôzer massenîe lac
Verse: 14    
und der liehte Killirjacac:

Verse: 15    
die wâren durch sîne bete.
Verse: 16    
zem poulûn si mit Kailete

Verse: 17    
vuoren durch geselleschaft.
Verse: 18    
emphiengen si durch liebe kraft

Verse: 19    
den werden künec von Zazamanc.
Verse: 20    
si dûhte ein beiten gar ze lanc

Verse: 21    
daz si in niht ê gesâhen,
Verse: 22    
des si mit triuwen jâhen.

Verse: 23    
vrâcte er si der mære,
Verse: 24    
wer ritter wære.

Verse: 25    
sprach sîner muomen kint:
Verse: 26    
"ûz verrem lande hie sint

Verse: 27    
ritter die diu minne jaget,
Verse: 28    
vil küener helde unverzaget.

Verse: 29    
hie hât manegen Bertûn
Verse: 30    
der künec Utepandragûn.




Chapter: 66 
66


Verse: 1    
ein mære in stichet als ein dorn,
Verse: 2    
daz er sîn wîp hât verlorn,

Verse: 3    
diu Artûses muoter was.
Verse: 4    
ein phaffe der wol zouber las,

Verse: 5    
mit dem diu vrouwe ist hin gewant,
Verse: 6    
dem ist Artûs nâch gerant.

Verse: 7    
ez ist in dem dritten jâr,
Verse: 8    
daz er sun und wîp verlôs vür wâr.

Verse: 9    
hiest ouch sîner tohter man,
Verse: 10    
der wol mit ritterschefte kan,

Verse: 11    
Lôt von Norwæge,
Verse: 12    
gein valscheit der træge

Verse: 13    
und der snelle gein dem prîse.
Verse: 14    
der küene degen wîse.

Verse: 15    
hiest ouch Gâwân, des sun,
Verse: 16    
kranc daz er niht mac getuon

Verse: 17    
ritterschaft enkeine.
Verse: 18    
er was mir, der kleine:

Verse: 19    
er sprichet, möhte er einen schaft
Verse: 20    
gebrechen, trôte in des sîn kraft,

Verse: 21    
er tæte gerne ritters tât.
Verse: 22    
wie vruo sîn ger begunnen hât!

Verse: 23    
hie hât der künec von Patrigalt
Verse: 24    
von spern einen ganzen walt.

Verse: 25    
des vuore ist engein gar ein wint,
Verse: 26    
wan die von Portegâl hie sint:

Verse: 27    
die heizen wir die vrechen,
Verse: 28    
si welnt durch schilde stechen.

Verse: 29    
hie hânt die Prôvenzâle
Verse: 30    
schilde wol gemâle.




Chapter: 67 
67


Verse: 1    
hie sint die Wâleise:
Verse: 2    
daz si behabent ir reise

Verse: 3    
durch den poinder swâ sis gernt,
Verse: 4    
von der kraft ir landes si des wernt.

Verse: 5    
hiest manec ritter durch diu wîp,
Verse: 6    
des niht erkennen mac mîn lîp.

Verse: 7    
al die ich hie benennet hân,
Verse: 8    
wir ligen mit wârheit sunder wân

Verse: 9    
mit grôzer vuore in der stat,
Verse: 10    
als uns diu küneginne bat.

Verse: 11    
ich sage dir wer ze velde liget,
Verse: 12    
die unser wer vil ringe wiget:

Verse: 13    
der werde künec von Ascalûn,
Verse: 14    
und der stolze künec von Arragûn,

Verse: 15    
Cidegast von Lôgrois
Verse: 16    
und der künec von Punturtois,

Verse: 17    
der heizet Brandelidelîn.
Verse: 18    
dâst ouch der küene Lehelîn.

Verse: 19    
dâst Môrolt von îrlant,
Verse: 20    
der brichet ab uns gæbiu phant.

Verse: 21    
ligent ûf dem plâne
Verse: 22    
die stolzen Alemâne:

Verse: 23    
der herzoge von Brâbant
Verse: 24    
ist gestrichen in ditze lant

Verse: 25    
durch den künec Hardîzen.
Verse: 26    
sîne swester Alîzen

Verse: 27    
gap im der künec von Gascôn,
Verse: 28    
sîn dienst hât vor emphangen lôn.

Verse: 29    
die sint mit zorne hie gein mir.
Verse: 30    
sol ich wol getrûwen dir:




Chapter: 68 
68


Verse: 1    
gedenke an die sippe dîn,
Verse: 2    
durch rehte liebe warte mîn."

Verse: 3    
sprach der künec von Zazamanc:
Verse: 4    
"dû endarft mir wizzen keinen danc,

Verse: 5    
swaz dir mîn dienst hie zêren tuot.
Verse: 6    
wir suln haben einen muot.

Verse: 7    
stêt dîn strûz noch sunder nest,
Verse: 8    
solt dîn sarapandratest

Verse: 9    
gein sînem halben grîfen tragen.
Verse: 10    
mîn anker vaste wirt geslagen

Verse: 11    
durch lenden in sîns poinders hurt.
Verse: 12    
er müeze selbe suochen vurt

Verse: 13    
hinderm orse ûf dem grieze.
Verse: 14    
der uns zein ander lieze,

Verse: 15    
ich valte in oder er valte mich:
Verse: 16    
des wer ich an den triuwen dich."

Verse: 17    
Kailet ze herbergen reit
Verse: 18    
mit grôzen vreuden sunder leit.

Verse: 19    
sich huop ein krîieren
Verse: 20    
vor zwein helden fieren:

Verse: 21    
von Poitouwe Schîolarz
Verse: 22    
und Gurnemanz de Grâharz,

Verse: 23    
die tjostierten ûf dem plân.
Verse: 24    
sich huop diu vesperîe sân.

Verse: 25    
hie riten sehse, dort wol drî,
Verse: 26    
den vuor vil lîhte ein tropel .

Verse: 27    
si begunden rehte ritters tât:
Verse: 28    
des enwas et dehein ander rât.

Verse: 29    
ez was dennoch wol mitter tac,
Verse: 30    
der herre under sînem gezelte lac.




Chapter: 69 
69


Verse: 1    
vriesch der künec von Zazamanc,
Verse: 2    
daz die poinder wît und lanc

Verse: 3    
wâren ze velde worden.
Verse: 4    
al nâch ritters orden

Verse: 5    
er huop ouch sich des endes dar
Verse: 6    
mit maneger banier lieht gevar.

Verse: 7    
er enkêrte sich niht an gâhez schehen,
Verse: 8    
müezeclîche er wolde ersehen

Verse: 9    
wiez ze beider sît wære getân.
Verse: 10    
sînen teppech legete man ûf den plân,

Verse: 11    
sich die poinder wurren
Verse: 12    
und diu ors von stichen kurren.

Verse: 13    
von knappen was umbe in ein rinc,
Verse: 14    
von swerten klingâ klinc.

Verse: 15    
wie si nâch prîse rungen,
Verse: 16    
der klingen alsus klungen!

Verse: 17    
von spern was grôz krachen ,
Verse: 18    
er endorfte niemen vrâgen .

Verse: 19    
poinder wâren sîne wende,
Verse: 20    
die worhten ritters hende.

Verse: 21    
diu ritterschaft nâhe was,
Verse: 22    
daz die vrouwen ab dem palas

Verse: 23    
wol sâhen der helde arbeit.
Verse: 24    
doch was der küneginne leit

Verse: 25    
daz sich der künec von Zazamanc
Verse: 26    
mit den andern niht endranc.

Verse: 27    
si sprach:"wê war ist er komen,
Verse: 28    
von dem ich wunder hân vernomen?"

Verse: 29    
was ouch rois de Franze tôt.
Verse: 30    
des wîp in dicke in grôze nôt




Chapter: 70 
70


Verse: 1    
brâhte mit ir minne,
Verse: 2    
diu werde küneginne

Verse: 3    
hete aldar nâch im gesant,
Verse: 4    
ob er noch wider in daz lant

Verse: 5    
wære komen von der heidenschaft.
Verse: 6    
des twanc si grôzer liebe kraft.

Verse: 7    
ez wart harte guot getân
Verse: 8    
von manegem küenen armman,

Verse: 9    
die doch der hœhe gerten niht,
Verse: 10    
des der küneginne zil vergiht,

Verse: 11    
ir lîbes und ir lande.
Verse: 12    
gerten ander phande.

Verse: 13    
was ouch Gahmuretes lîp
Verse: 14    
in harnase, sîn wîp

Verse: 15    
wart einer suone gemant,
Verse: 16    
daz ir von Schotten Vridebrant

Verse: 17    
ze gebe sande vür ir schaden:
Verse: 18    
mit strîte hete er si verladen.

Verse: 19    
ûf erde niht guotes was.
Verse: 20    
schouwete er den adamas:

Verse: 21    
daz was ein helm, dar ûf man bant
Verse: 22    
einen anker, man inne vant

Verse: 23    
verwieret edel gesteine,
Verse: 24    
grôz, niht ze kleine.

Verse: 25    
daz was iedoch ein swærer last.
Verse: 26    
gezimieret wart der gast.

Verse: 27    
wie sîn schilt gehêret ?
Verse: 28    
mit golde von Arâbî

Verse: 29    
ein tiuriu buckel drûf geslagen,
Verse: 30    
swære, die er muoste tragen




Chapter: 71 
71


Verse: 1    
(diu gap von rœte alsolhez brehen,
Verse: 2    
daz man sich drinne mohte ersehen),

Verse: 3    
ein zobelîn anker drunde.
Verse: 4    
mir selben ich wol gunde

Verse: 5    
des er hete an den lîp gegert,
Verse: 6    
wande ez was maneger marke wert.

Verse: 7    
sîn wâpenroc was harte wît:
Verse: 8    
ich wæne keinen guoten sît

Verse: 9    
iemen ze strîte vuorte.
Verse: 10    
des lenge den teppech ruorte,

Verse: 11    
ob ich in geprüeven künne.
Verse: 12    
er schein als ob hie brünne

Verse: 13    
der naht ein queckez viur.
Verse: 14    
verblichen varwe was im tiur,

Verse: 15    
sîn glast die blicke niht vermeit:
Verse: 16    
ein bœsez ouge sich dran versneit.

Verse: 17    
mit golde er gebildet was,
Verse: 18    
dâz zer muntâne an Kaukasas

Verse: 19    
ab einem velse zarten
Verse: 20    
grîfen klâ, diez bewarten

Verse: 21    
und ez noch hiute aldâ bewarnt.
Verse: 22    
von Arâbîe liute varnt,

Verse: 23    
die erwerbent ez mit listen
Verse: 24    
(sô tiurez ist ninder anderswâ)

Verse: 25    
und bringentz wider z Arâbî,
Verse: 26    
man diu grüenen achmardî

Verse: 27    
würket und die phellel rîch.
Verse: 28    
ander wæte ist er vil ungelîch.

Verse: 29    
den schilt nam er ze halse sân.
Verse: 30    
hie stuont ein ors vil wol getân,




Chapter: 72 
72


Verse: 1    
gewâpent vaste unz ûf den huof,
Verse: 2    
hie garzûne ruofâ ruof.

Verse: 3    
sîn lîp spranc drûf, wande erz vant.
Verse: 4    
vil starker sper des heldes hant

Verse: 5    
mit hurte verswande,
Verse: 6    
die poinder er zetrande,

Verse: 7    
immer durch, anderhalben ûz.
Verse: 8    
dem anker volcte nâch der strûz.

Verse: 9    
Gahmuret stach hinderz ors
Verse: 10    
Poitwîn de Prienlascors

Verse: 11    
und anders manegen werden man,
Verse: 12    
an den er sicherheit gewan.

Verse: 13    
swaz gekriuzter ritter reit,
Verse: 14    
die genuzzen sheldes arbeit:

Verse: 15    
diu gewunnen ors diu gap er in.
Verse: 16    
an im lac ir grôz gewin.

Verse: 17    
gelîcher baniere
Verse: 18    
man gein im vuorte viere

Verse: 19    
(küene rotten riten drunde,
Verse: 20    
ir herre strîten kunde),

Verse: 21    
an ieslîcher eins grîfen zagel.
Verse: 22    
daz hinder teil was ouch ein hagel

Verse: 23    
an ritterschaft, des wâren die.
Verse: 24    
daz vorder teil des grîfen hie

Verse: 25    
der künec von Gascône truoc
Verse: 26    
ûf sînem schilt, ein ritter kluoc.

Verse: 27    
gezimieret was sîn lîp
Verse: 28    
wol geprüeven kunnen wîp.

Verse: 29    
er nam sich vor den andern ûz,
Verse: 30    
er ûf dem helme ersach den strûz.




Chapter: 73 
73


Verse: 1    
der anker kom doch vor an in.
Verse: 2    
stach in hinderz ors dort hin

Verse: 3    
der werde künec von Zazamanc
Verse: 4    
und vienc in. was grôz gedranc,

Verse: 5    
hôhe vürhe sleht getennet,
Verse: 6    
mit swerten vil gekemmet.

Verse: 7    
wart verswendet der walt
Verse: 8    
und manec ritter abe gevalt.

Verse: 9    
si wunden sich (sus hœre ich sagen)
Verse: 10    
hin an den ort hielden zagen.

Verse: 11    
der strît was wol nâhen,
Verse: 12    
daz gar die vrouwen sâhen

Verse: 13    
wer prîse solde sîn.
Verse: 14    
der minnen gernde Rîwalîn,

Verse: 15    
von des sper snîte ein niuwe leis.
Verse: 16    
daz was der künec von Lohneis,

Verse: 17    
sîne hurte gâben kraches schal.
Verse: 18    
Môrolt in einen ritter stal,

Verse: 19    
ûz dem satel er in vür sich huop,
Verse: 20    
daz was ein ungevüeger uop.

Verse: 21    
der hiez Killirjacac.
Verse: 22    
von dem hete der künec Lac

Verse: 23    
vor emphangen solhen solt,
Verse: 24    
den er vallende an der erden holt.

Verse: 25    
er hetez vil guot getân.
Verse: 26    
luste disen starken man

Verse: 27    
daz er in twünge sunder swert:
Verse: 28    
alsus vienc er den degen wert.

Verse: 29    
hinderz ors stach Kailetes hant
Verse: 30    
den herzogen von Brâbant.




Chapter: 74 
74


Verse: 1    
der vürste hiez Lambekîn.
Verse: 2    
waz tæten die sîn?

Verse: 3    
die beschutten in mit swerten,
Verse: 4    
die helde strîtes gerten.

Verse: 5    
stach der künec von Arragûn
Verse: 6    
den alden Utepandragûn

Verse: 7    
hinderz ors ûf die plâne,
Verse: 8    
den künec von Bertâne.

Verse: 9    
ez stuont bluomen vil umbe in.
Verse: 10    
wie gevüege ich doch bin,

Verse: 11    
daz ich den werden Berteneis
Verse: 12    
schône lege vür Kanvoleis,

Verse: 13    
nie getrat vilânes vuoz,
Verse: 14    
ob ichz iu rehte sagen muoz,

Verse: 15    
noch lîhte nimmer geschiht.
Verse: 16    
er endorfte sîn besezzen niht

Verse: 17    
ûf dem orse aldâ er saz.
Verse: 18    
niht langer man sîn vergaz:

Verse: 19    
in beschutten die ob im striten.
Verse: 20    
wart grôz hurten niht vermiten.

Verse: 21    
kom der künec von Punturteis.
Verse: 22    
der wart alhie vor Kanvoleis

Verse: 23    
gevellet ûf sîns orses slâ,
Verse: 24    
daz er hinder lac aldâ.

Verse: 25    
daz tet der stolze Gahmuret.
Verse: 26    
wetâ, herre, wetâ wet!

Verse: 27    
mit strîte vunden si geweten
Verse: 28    
sîner muomen sun Kaileten:

Verse: 29    
den viengen Punturteise.
Verse: 30    
wart vil rûch diu reise.




Chapter: 75 
75


Verse: 1    
der künec Brandelidelîn
Verse: 2    
wart gezucket von den sîn,

Verse: 3    
einen andern künec si viengen.
Verse: 4    
liefen unde giengen

Verse: 5    
vil manec werder man in îsenwât,
Verse: 6    
den wart gâlûnet ir brât

Verse: 7    
mit treten und mit kiulen.
Verse: 8    
ir vel truoc swarze biulen,

Verse: 9    
die helde gehiure
Verse: 10    
wurben quaschiure.

Verse: 11    
ich ensagez iu niht vür wæhe,
Verse: 12    
was diu ruowe smæhe.

Verse: 13    
die werden twanc diu minne dar,
Verse: 14    
manegen schilt wol gevar

Verse: 15    
und manegen gezimierten helm,
Verse: 16    
des dach was worden der melm.

Verse: 17    
daz velt etswâ geblüemet was,
Verse: 18    
stuont al kurz grüene gras:

Verse: 19    
vielen ûf die werden man,
Verse: 20    
den êre enteil was getân.

Verse: 21    
mîn sin kan solher wünsche doln,
Verse: 22    
daz et ich besæze ûf dem voln.

Verse: 23    
reit der künec von Zazamanc
Verse: 24    
hin dan in niemen dranc,

Verse: 25    
nâch einem orse daz geruowet was.
Verse: 26    
man bant von im den adamas,

Verse: 27    
niwan durch des windes luft
Verse: 28    
und anders durch deheinen guft,

Verse: 29    
man stroufte im abe sîn hersenier.
Verse: 30    
sîn munt was rôt unde fier.




Chapter: 76 
76


Verse: 1    
ein wîp die ich ê genennet hân,
Verse: 2    
hie kom ein ir kappelân

Verse: 3    
und kleiner juncherren drî.
Verse: 4    
den riten starke knappen ,

Verse: 5    
zwêne soumære giengen an ir hant.
Verse: 6    
die boten hete dar gesant

Verse: 7    
diu küneginne Amphlîse.
Verse: 8    
ir kappelân was wîse,

Verse: 9    
vil schiere bekande er disen man.
Verse: 10    
en franzois er in gruozte sân:

Verse: 11    
"bien sei venuz, bêâ sir,
Verse: 12    
mîner vrouwen unde mir.

Verse: 13    
daz ist rêgîn de Franze,
Verse: 14    
die rüeret dîner minnen lanze."

Verse: 15    
einen brief gap er im in die hant,
Verse: 16    
dar an der herre grüezen vant,

Verse: 17    
und ein kleine vingerlîn:
Verse: 18    
daz solde ein wâr geleite sîn,

Verse: 19    
wan daz emphienc sîn vrouwe
Verse: 20    
von dem von Anschouwe.

Verse: 21    
er neic, er die schrift ersach.
Verse: 22    
welt ir hœren wie diu sprach?

Verse: 23    
"dir enbiutet minne unde gruoz
Verse: 24    
mîn lîp, dem nie wart kumbers buoz

Verse: 25    
sît ich dîner minne emphant.
Verse: 26    
dîn minne ist slôz unde bant

Verse: 27    
mîns herzen und des vreude.
Verse: 28    
dîn minne tuot mich teude.

Verse: 29    
sol mir dîn minne verren,
Verse: 30    
muoz mir minne werren.




Chapter: 77 
77


Verse: 1    
kum wider und nim von mîner hant
Verse: 2    
krône, zepter und ein lant.

Verse: 3    
daz ist mich an erstorben,
Verse: 4    
daz hât dîn minne erworben.

Verse: 5    
habe dir ouch ze soldiment
Verse: 6    
dise rîchen prîsent

Verse: 7    
in den vier soumschrîn.
Verse: 8    
solt ouch mîn ritter sîn

Verse: 9    
in dem lande ze Wâleis
Verse: 10    
vor der houbetstat ze Kanvoleis.

Verse: 11    
ich enruoche ob ez diu künegîn siht:
Verse: 12    
ez mac mir geschaden niht.

Verse: 13    
ich bin schœner unde rîcher
Verse: 14    
und kan ouch minneclîcher

Verse: 15    
minne emphâhen und minne geben.
Verse: 16    
wiltû nâch werder minne leben,

Verse: 17    
habe dir mîne krône
Verse: 18    
nâch minne ze lône."

Verse: 19    
an disem brieve er niht mêre vant.
Verse: 20    
sîn hersenier eins knappen hant

Verse: 21    
wider ûf sîn houbet zôch.
Verse: 22    
Gahmureten trûren vlôch.

Verse: 23    
man bant im ûf den adamas,
Verse: 24    
der dicke unde herte was:

Verse: 25    
er wolde sich arbeiten.
Verse: 26    
die boten hiez er leiten

Verse: 27    
durch ruowen underz poulûn.
Verse: 28    
swâ gedrenge was, machte er rûm.

Verse: 29    
dirre verlôs, jener gewan.
Verse: 30    
mohte erholn sich ein man,




Chapter: 78 
78


Verse: 1    
hete er versûmet sîne tât:
Verse: 2    
alhie was genuoger rât.

Verse: 3    
si solden tjostieren,
Verse: 4    
dort mit rotten punieren.

Verse: 5    
si geloupten sich der sliche,
Verse: 6    
die man heizet vriundes stiche.

Verse: 7    
heimlîch gevaterschaft
Verse: 8    
wart zevuort mit zornes kraft.

Verse: 9    
wirt diu krümbe selten sleht.
Verse: 10    
man sprach lützel ritters reht:

Verse: 11    
swer iht gewan, der habete im daz.
Verse: 12    
er enruochte, hetes der ander haz.

Verse: 13    
si wâren von manegen landen,
Verse: 14    
die da mit ir handen

Verse: 15    
schildes ambet worhten
Verse: 16    
und schaden lützel vorhten.

Verse: 17    
aldâ wart von Gahmurete
Verse: 18    
geleistet Amphlîsen bete,

Verse: 19    
daz er ir ritter wære:
Verse: 20    
ein brief sagete im daz mære.

Verse: 21    
âvoi wart er lâzen ane.
Verse: 22    
ob minne und ellen in des mane?

Verse: 23    
grôz liebe und starkiu triuwe
Verse: 24    
sîne kraft im vrumte al niuwe.

Verse: 25    
sach er der künec Lôt
Verse: 26    
sînen schilt gein der herte bôt.

Verse: 27    
der was umbe nâch gewant.
Verse: 28    
daz werte Gahmuretes hant:

Verse: 29    
mit hurte er den poinder brach,
Verse: 30    
den künec von Arragûn er stach




Chapter: 79 
79


Verse: 1    
hinderz ors mit einem rôr.
Verse: 2    
der künec hiez Schafillôr.

Verse: 3    
daz sper was sunder banier,
Verse: 4    
mit er valte den degen fier:

Verse: 5    
er hetez brâht ûz der heidenschaft.
Verse: 6    
die sîne werten in mit kraft:

Verse: 7    
doch vienc er den werden man.
Verse: 8    
die innern tâten die ûzern sân

Verse: 9    
vaste rîten ûf daz velt.
Verse: 10    
ir vesperîe gap strîtes gelt.

Verse: 11    
ez mohte sîn ein turnei,
Verse: 12    
wan lac manec sper enzwei.

Verse: 13    
begunde zürnen Lehelîn:
Verse: 14    
"sul wir sus entêret sîn?

Verse: 15    
daz machet der den anker treget.
Verse: 16    
unser entweder den andern leget

Verse: 17    
noch hiute er unsanfte liget.
Verse: 18    
si hânt uns vil nâch an gesiget."

Verse: 19    
ir hurte gap in rûmes vil.
Verse: 20    
gienc ez ûz der kinde spil:

Verse: 21    
si worhten mit ir henden
Verse: 22    
daz den walt begunde swenden.

Verse: 23    
diz was gelîche ir beider ger:
Verse: 24    
sperâ, herre, sperâ sper!

Verse: 25    
doch muoste et dulden Lehelîn
Verse: 26    
einen smæhlîchen pîn:

Verse: 27    
in stach der künec von Zazamanc
Verse: 28    
hinderz ors wol spers lanc,

Verse: 29    
daz in ein rôr geschiftet was.
Verse: 30    
sîne sicherheit er an sich las:




Chapter: 80 
80


Verse: 1    
doch læse ich sanfter süeze birn,
Verse: 2    
swie die ritter vor im nider rirn.

Verse: 3    
der krîe vil maneger wielt,
Verse: 4    
swer vor sîner tjoste hielt:

Verse: 5    
"hie kumt der anker, fîâ !"
Verse: 6    
zegegen kom im gehurtet

Verse: 7    
ein vürste von Anschouwe
Verse: 8    
(diu riuwe was sîn vrouwe)

Verse: 9    
mit ûf kêrter schildes spitze:
Verse: 10    
daz lêrte in jâmers witze.

Verse: 11    
diu wâpen er erkande.
Verse: 12    
war umbe er von im wande?

Verse: 13    
welt ir, ich bescheide iuch des.
Verse: 14    
si gap der stolze Gâlôes,

Verse: 15    
fil li roi Gandîn,
Verse: 16    
der vil getriuwe bruoder sîn,

Verse: 17    
vor unz um diu minne erwarp
Verse: 18    
daz er an einer tjost erstarp.

Verse: 19    
bant er abe sînen helm.
Verse: 20    
wederz gras noch den melm

Verse: 21    
sîn strît niht mêr bante:
Verse: 22    
grôz jâmer in des mante.

Verse: 23    
mit sînem sinne er bâcte,
Verse: 24    
daz er niht dicke envrâcte

Verse: 25    
Kaileten, sîner muomen sun,
Verse: 26    
waz sîn bruoder wolde tuon,

Verse: 27    
daz er niht turnierte hie.
Verse: 28    
daz enwesse er leider, wie

Verse: 29    
er starp vor Muntôrî.
Verse: 30    
vor was im ein kumber :




Chapter: 81 
81


Verse: 1    
des twanc in werdiu minne
Verse: 2    
einer rîchen küneginne.

Verse: 3    
diu kom ouch sît nâch im in nôt:
Verse: 4    
si lac an klagenden triuwen tôt.

Verse: 5    
swie Gahmuret wære ouch mit klage,
Verse: 6    
doch hete er an dem halben tage

Verse: 7    
gevrumt vil der sper enzwei,
Verse: 8    
wære worden der turnei,

Verse: 9    
wære verswendet der walt.
Verse: 10    
geverwet hundert im wâren gezalt,

Verse: 11    
diu gar vertet der fiere.
Verse: 12    
sîne liehten baniere

Verse: 13    
wâren den krîgierren worden:
Verse: 14    
daz was in ir orden.

Verse: 15    
reit er gein dem poulûn.
Verse: 16    
der Wâleisinne garzûn

Verse: 17    
huop sich nâch im ûf die vart.
Verse: 18    
der tiure wâpenroc im wart

Verse: 19    
durchstochen und verhouwen.
Verse: 20    
den truoc er vür die vrouwen:

Verse: 21    
er was von golde dennoch guot,
Verse: 22    
er gleste als ein glüendec gluot.

Verse: 23    
dar ane kôs man rîcheit.
Verse: 24    
sprach diu künegîn gemeit:

Verse: 25    
"dich hât ein werdez wîp gesant
Verse: 26    
disem ritter in ditze lant.

Verse: 27    
manet mich diu vuoge mîn,
Verse: 28    
daz die andern niht verkrenket sîn,

Verse: 29    
die âventiure brâhte dar.
Verse: 30    
ieslîcher neme mîns wunsches war,




Chapter: 82 
82


Verse: 1    
wan si sint mir alle sippe
Verse: 2    
von dem Adâmes rippe.

Verse: 3    
doch wæne et Gahmuretes tât
Verse: 4    
den hœsten prîs erworben hât."

Verse: 5    
die andern tæten ritterschaft
Verse: 6    
mit bewanter zornes kraft,

Verse: 7    
daz siz wielken vaste unz an die naht.
Verse: 8    
die innern heten die ûzern brâht

Verse: 9    
mit strîte unz an ir poulûn.
Verse: 10    
niwan der künec von Ascalûn

Verse: 11    
und Môrolt von îrlant,
Verse: 12    
durch die snüere in wære gerant.

Verse: 13    
was gewunnen und verlorn:
Verse: 14    
genuoge heten schaden erkorn,

Verse: 15    
die andern prîs und êre.
Verse: 16    
nûst zît daz man si kêre

Verse: 17    
von ein ander: niemen hie gesiht.
Verse: 18    
si enwert der phandære liehtes niht:

Verse: 19    
wer solde ouch vinsterlingen spiln?
Verse: 20    
es mac die müeden doch beviln.

Verse: 21    
der vinster man vil gar vergaz,
Verse: 22    
mîn her Gahmuret dort saz

Verse: 23    
als ez wære tac: des was ez niht.
Verse: 24    
wâren aber ungevüegiu lieht,

Verse: 25    
von kleinen kerzen manec schoup,
Verse: 26    
geleget ûf ölboume loup

Verse: 27    
manec kulter rîche,
Verse: 28    
gestrecket vlîzeclîche

Verse: 29    
vür manec teppech breit.
Verse: 30    
diu künegîn an die snüere reit




Chapter: 83 
83


Verse: 1    
mit maneger werden vrouwen
Verse: 2    
si wolde gerne schouwen

Verse: 3    
den werden künec von Zazamanc.
Verse: 4    
vil müeder ritter nâch ir dranc.

Verse: 5    
diu tischlachen wâren abe genomen
Verse: 6    
ê si inz poulûn wære komen.

Verse: 7    
ûf spranc der wirt vil schiere
Verse: 8    
und gevangener künege viere,

Verse: 9    
den vuor ouch etslîch vürste mite.
Verse: 10    
emphienc er si nâch zühte site.

Verse: 11    
er geviel ir wol, si in ersach.
Verse: 12    
diu Wâleisinne mit vreuden sprach:

Verse: 13    
"ir sît hie wirt ich iuch vant:
Verse: 14    
bin ich wirtîn überz lant.

Verse: 15    
ruocht irs daz ich iuch küssen sol,
Verse: 16    
daz ist mit mînem willen wol."

Verse: 17    
er sprach: "iuwer kus sol wesen mîn,
Verse: 18    
suln dise herren geküsset sîn.

Verse: 19    
sol künec oder vürste des enbern,
Verse: 20    
engetar ouch ichs von iu niht gern."

Verse: 21    
"deiswâr daz sol ouch geschehen.
Verse: 22    
ich enhân ir keinen ê gesehen."

Verse: 23    
si kuste dies wâren wert:
Verse: 24    
des hete Gahmuret gegert.

Verse: 25    
er bat sitzen die künegîn.
Verse: 26    
mîn her Brandelidelîn

Verse: 27    
mit zühten zuo der vrouwen saz.
Verse: 28    
grüene binz, von touwe naz,

Verse: 29    
dünne ûf die teppeche was gestreut.
Verse: 30    
saz ûf des sich hie vreut




Chapter: 84 
84


Verse: 1    
diu werde Wâleisinne.
Verse: 2    
si twanc iedoch sîn minne:

Verse: 3    
er saz vür si nâhe nider,
Verse: 4    
daz si in begreif und zôch in wider

Verse: 5    
anderhalp vaste an ir lîp.
Verse: 6    
si was ein maget und niht ein wîp.

Verse: 7    
diu in nâhen sitzen liez,
Verse: 8    
welt ir hœren wie si hiez?

Verse: 9    
diu künegîn Herzeloide
Verse: 10    
und ir base Rischoide,

Verse: 11    
die hete der künec Kailet,
Verse: 12    
des muomen sun was Gahmuret.

Verse: 13    
vrou Herzeloide gap den schîn,
Verse: 14    
wæren erloschen gar die kerzen sîn,

Verse: 15    
wære doch lieht von ir genuoc.
Verse: 16    
wan daz grôz jâmer under sluoc

Verse: 17    
die hœhe an sîner vreude breit,
Verse: 18    
sîn minne wære ir vil bereit.

Verse: 19    
si sprâchen gruoz nâch zühte kür.
Verse: 20    
einer wîle giengen schenken vür

Verse: 21    
mit gezierde von Azagouc,
Verse: 22    
dar an grôz rîcheit niemen trouc.

Verse: 23    
die truogen juncherren în.
Verse: 24    
daz muosten tiure nephe sîn

Verse: 25    
von edelem gesteine.
Verse: 26    
wît, niht ze kleine

Verse: 27    
si wâren alle sunder golt:
Verse: 28    
ez was des landes zinses solt,

Verse: 29    
daz îsenhart vil dicke bôt
Verse: 30    
vroun Belacânen vür grôze nôt.




Chapter: 85 
85


Verse: 1    
bôt man in ir trinken dar
Verse: 2    
in manegem steine lieht gevar,

Verse: 3    
smârâde unde sardîn.
Verse: 4    
etslîcher was ein rubîn.

Verse: 5    
vür daz poulûn reit
Verse: 6    
zwêne ritter ûf ir sicherheit.

Verse: 7    
die wâren hin ûz gevangen
Verse: 8    
und kômen her în gegangen.

Verse: 9    
daz eine daz was Kailet:
Verse: 10    
der sach den künec Gahmuret

Verse: 11    
sitzen als er wære unvrô.
Verse: 12    
er sprach: "wie gebârstû ?

Verse: 13    
dîn prîs ist doch vür erkant,
Verse: 14    
vroun Herzeloiden und ir lant

Verse: 15    
hât dîn lîp errungen.
Verse: 16    
des jehent hie gar die zungen:

Verse: 17    
er Bertûn oder îrschman
Verse: 18    
oder swer hie welsche sprâche kan,

Verse: 19    
Franzois oder Brâbant,
Verse: 20    
die jehent und volgent dîner hant,

Verse: 21    
dir enkünne an bewantem spiln
Verse: 22    
gelîche niemen hie geziln.

Verse: 23    
des lise ich hie den wâren brief.
Verse: 24    
dîn kraft mit ellen niht slief,

Verse: 25    
dise herren kômen in nôt,
Verse: 26    
der hant nie sicherheit gebôt:

Verse: 27    
mîn her Brandelidelîn
Verse: 28    
und der küene Lehelîn,

Verse: 29    
Hardîz und Schafillôr.
Verse: 30    
ouwê Razalîc der môr,




Chapter: 86 
86


Verse: 1    
dem vor Patelamunt
Verse: 2    
tæte ouch fîanze kunt!

Verse: 3    
des gert dîn prîs an strîte
Verse: 4    
der hœhe und ouch der wîte."

Verse: 5    
er sprach: "mîn vrouwe mac wænen, daz tobes,
Verse: 6    
sît mich alsô verlobes.

Verse: 7    
enmaht mîn doch verkoufen niht,
Verse: 8    
wande etswer wandel an mir siht.

Verse: 9    
dîn munt ist lobes ze vil vernomen.
Verse: 10    
sage et, wie bistû wider komen?"

Verse: 11    
"diu werde diet von Punturteis
Verse: 12    
hât mich und disen Schampôneis

Verse: 13    
ledec lâzen über al.
Verse: 14    
Môrolt, der mînen neven stal,

Verse: 15    
von dem sol er ledec sîn,
Verse: 16    
mac mîn her Brandelidelîn

Verse: 17    
ledec sîn von dîner hant.
Verse: 18    
wir sîn noch anders beide phant,

Verse: 19    
ich und mîner swester sun:
Verse: 20    
solt an uns genâde tuon.

Verse: 21    
ein vesperîe ist hie erliten,
Verse: 22    
daz turnieren wirt vermiten

Verse: 23    
an dirre zît vor Kanvoleiz.
Verse: 24    
die rehten wârheit ich des weiz,

Verse: 25    
wan diu ûzer herte sitzet hie.
Verse: 26    
sprich et, von oder wie

Verse: 27    
möhten si uns vor gehalden?
Verse: 28    
muost vil prîses walden."

Verse: 29    
diu künegîn sprach ze Gahmurete
Verse: 30    
von herzen eine süeze bete:




Chapter: 87 
87


Verse: 1    
"swaz mînes rehtes an iu ,
Verse: 2    
sult ir mich lâzen .

Verse: 3    
dar zuo mîn dienst genâden gert.
Verse: 4    
wirde ich der bete hie gewert,

Verse: 5    
sol iu daz prîs verkrenken,
Verse: 6    
lât mich vürbaz wenken."

Verse: 7    
der künegîn Amphlîsen,
Verse: 8    
der kiuschen und der wîsen,

Verse: 9    
ûf spranc balde ir kappelân.
Verse: 10    
er sprach: "niht! in sol ze rehte hân

Verse: 11    
mîn vrouwe, diu mich in ditze lant
Verse: 12    
nâch sîner minne hât gesant.

Verse: 13    
diu lebet nâch im in slîbes zer,
Verse: 14    
ir minne hât an im gewer.

Verse: 15    
diu sol behalden sînen lîp,
Verse: 16    
wan sist im holt vür elliu wîp.

Verse: 17    
hie sint ir boten vürsten drî,
Verse: 18    
kint vor missewende vrî.

Verse: 19    
der heizet einer Lanzidant,
Verse: 20    
von hôher art ûz Gruonlant,

Verse: 21    
der ist ze Kerlingen komen
Verse: 22    
und hât die sprâche an sich genomen.

Verse: 23    
der ander heizet Lîedarz,
Verse: 24    
fil li cunt Schîolarz."

Verse: 25    
wer der dritte wære,
Verse: 26    
des hœret ouch ein mære.

Verse: 27    
des muoter hiez Bêâflûrs
Verse: 28    
und sîn vater Pansâmûrs:

Verse: 29    
die wâren von der feien art.
Verse: 30    
daz kint hiez Lîahturteltart.




Chapter: 88 
88


Verse: 1    
diu liefen elliu driu vür in
Verse: 2    
und sprâchen: "herre, hâstû sin

Verse: 3    
(dir zelt rêgîn de Franze
Verse: 4    
der werden minne schanze),

Verse: 5    
mahtû spiln sunder phant.
Verse: 6    
dîn vreude ist kumbers ledec zehant."

Verse: 7    
diu botschaft was vernomen,
Verse: 8    
Kailet, der ê was komen,

Verse: 9    
saz der künegîn under ir mantels ort.
Verse: 10    
hin zim sprach si disiu wort:

Verse: 11    
"sage an, ist dir iht mêr geschehen?
Verse: 12    
ich hân slege an dir gesehen."

Verse: 13    
begreif im diu gehiure
Verse: 14    
sîne quaschiure

Verse: 15    
mit ir linden handen wîz,
Verse: 16    
dar an lac der gotes vlîz.

Verse: 17    
was im gamesieret
Verse: 18    
unde zequaschieret

Verse: 19    
hiufel, kinne und an der nasen.
Verse: 20    
er hete der küneginne basen.

Verse: 21    
diu dise êre an im begienc,
Verse: 22    
daz si in mit handen zir gevienc,

Verse: 23    
si sprach nâch zühte lêre
Verse: 24    
hin ze Gahmurete mêre:

Verse: 25    
"iu biutet vaste ir minne
Verse: 26    
diu werde Franzoisinne.

Verse: 27    
êret an mir elliu wîp
Verse: 28    
und lât ze rehte mînen lîp.

Verse: 29    
sît hie unz ich mîn reht geneme:
Verse: 30    
ir lâzet anders mich in scheme."




Chapter: 89 
89


Verse: 1    
daz lobete ir der werde man.
Verse: 2    
si nam urloup, vuor si dan.

Verse: 3    
si huop Kailet, der degen wert,
Verse: 4    
sunder schamel ûf ir phert

Verse: 5    
und gienc von ir hin wider în,
Verse: 6    
aldâ er sach die vriunde sîn.

Verse: 7    
er sprach ze Hardîze:
Verse: 8    
iuwer swester Alîze

Verse: 9    
mir minne bôt, die nam ich .
Verse: 10    
diu ist bestatet anderswâ

Verse: 11    
und werdeclîcher denne ze mir.
Verse: 12    
durch iuwer zuht lât zornes gir.

Verse: 13    
si hât der vürste Lambekîn.
Verse: 14    
al sül si niht gekrœnet sîn,

Verse: 15    
si hât doch werdekeit bekant:
Verse: 16    
Hânouwe und Brâbant

Verse: 17    
ir dient und manec ritter guot.
Verse: 18    
kêrt mir ze grüezen iuwern muot,

Verse: 19    
lât mich in iuwern hulden sîn
Verse: 20    
und nemt hin wider dienest mîn."

Verse: 21    
der künec von Gascôn sprach
Verse: 22    
als im sîn manlîch ellen jach:

Verse: 23    
"iuwer rede was ie süeze.
Verse: 24    
swer iuch dar umbe grüeze,

Verse: 25    
dem ir vil lasters hât getân,
Verse: 26    
der woldez doch durch vorhte lân.

Verse: 27    
mich vienc iuwer muomen sun."
Verse: 28    
"der kan an niemen missetuon:

Verse: 29    
ir wert wol ledec von Gahmurete.
Verse: 30    
daz sol sîn mîn êrstiu bete.




Chapter: 90 
90


Verse: 1    
swenne ir denne unbetwungen sît,
Verse: 2    
mîn dienst gelebet noch die zît

Verse: 3    
daz ir mich zeinem vriunde nemt.
Verse: 4    
ir möht iuch wol hân verschemt.

Verse: 5    
swaz halt mir von iu geschiht,
Verse: 6    
mich enslüege doch iuwer swester niht."

Verse: 7    
der rede si lacheten über al.
Verse: 8    
wart getrüebet in der schal:

Verse: 9    
den wirt sîn triuwe mente
Verse: 10    
daz er sich wider sente,

Verse: 11    
wan jâmer ist ein scharpher gart.
Verse: 12    
ir ieslîcher innen wart

Verse: 13    
daz sîn lîp mit kumber ranc
Verse: 14    
und al sîn vreude was ze kranc.

Verse: 15    
zurnde sîner muomen sun,
Verse: 16    
er sprach: "dû kans unvuoge tuon."

Verse: 17    
"nein, ich muoz riuwen sîn:
Verse: 18    
ich sene mich nâch der künegîn.

Verse: 19    
ich liez ze Patelamunt
Verse: 20    
von mir ist mîn herze wunt,

Verse: 21    
in reiner art ein süeze wîp.
Verse: 22    
ir werdiu kiusche mir den lîp

Verse: 23    
nâch ir minne jâmers mant.
Verse: 24    
si gap mir liute unde lant.

Verse: 25    
mich tuot vrou Belacâne
Verse: 26    
manlîcher vreuden âne:

Verse: 27    
ez ist doch vil manlich,
Verse: 28    
swer minnen wankes schamet sich.

Verse: 29    
der vrouwen huote mich ûf bant,
Verse: 30    
daz ich niht ritterschefte vant.




Chapter: 91 
91


Verse: 1    
wânde ich daz ritterschaft
Verse: 2    
mich neme von ungemüetes kraft.

Verse: 3    
der hân ich hie ein teil getân.
Verse: 4    
wænt manec ungewisser man

Verse: 5    
daz mich ir swerze jagete dan:
Verse: 6    
die sach ich vür die sunnen an.

Verse: 7    
ir wîplîch prîs mir vüeget leit,
Verse: 8    
sist ein buckel ob der werdekeit.

Verse: 9    
einz undz ander muoz ich klagen:
Verse: 10    
ich sach mîns bruoder wâpen tragen

Verse: 11    
mit ûf kêrtem orte."
Verse: 12    
"ouwê mir dirre worte!"

Verse: 13    
daz mære wart jæmerlîch,
Verse: 14    
von wazzer wurden diu ougen rîch

Verse: 15    
dem werden Spânôle.
Verse: 16    
"ouwî künegîn fôle,

Verse: 17    
durch dîne minne gap den lîp
Verse: 18    
Gâlôes, den elliu wîp

Verse: 19    
von herzen klagen solden
Verse: 20    
mit triuwen, ob si wolden

Verse: 21    
daz ir site bræhte
Verse: 22    
lop swâ mans gedæhte.

Verse: 23    
künegîn von Averre,
Verse: 24    
swie lützel dir daz werre,

Verse: 25    
den mâc ich doch durch dich verlôs,
Verse: 26    
der ritterlîchen ende kôs

Verse: 27    
von einer tjoste, diu in sluoc.
Verse: 28    
der dîn kleinœte truoc,

Verse: 29    
vürsten, die gesellen sîn,
Verse: 30    
tuont herzenlîche ir klagen schîn:




Chapter: 92 
92


Verse: 1    
si habent ir schildes breite
Verse: 2    
nâch jâmers geleite

Verse: 3    
zer erden gekêret,
Verse: 4    
grôz trûren si daz lêret.

Verse: 5    
alsus tuont si ritterschaft.
Verse: 6    
si sint verladen mit jâmers kraft,

Verse: 7    
sît Gâlôes, mîner muomen sun,
Verse: 8    
nâch minnen dienst niht solde tuon."

Verse: 9    
er vernam des bruoder tôt,
Verse: 10    
daz was sîn ander herzenôt.

Verse: 11    
mit jâmer sprach er disiu wort:
Verse: 12    
"wie hât mînes ankers ort

Verse: 13    
in riuwe ergriffen landes habe!"
Verse: 14    
der wâpen tet er sich abe:

Verse: 15    
sîn riuwe im hertes kumbers jach.
Verse: 16    
der helt mit wâren triuwen sprach:

Verse: 17    
"von Anschouwe Gâlôes
Verse: 18    
(vürbaz darf niemen vrâgen des,

Verse: 19    
ez enwart nie manlîcher zuht
Verse: 20    
geborn), der wâren milde vruht

Verse: 21    
uz dînem herzen blüete.
Verse: 22    
erbarmet mich dîn güete."

Verse: 23    
er sprach ze Kailete:
Verse: 24    
"wie gehabet sich Schôete,

Verse: 25    
mîn muoter vreuden arme?"
Verse: 26    
"sô daz ez got erbarme.

Verse: 27    
ir erstarp Gandîn
Verse: 28    
und Gâlôes der bruoder dîn

Verse: 29    
und si dîn ir niht sach,
Verse: 30    
der tôt ouch ir daz herze brach."




Chapter: 93 
93


Verse: 1    
sprach der künec Hardîz:
Verse: 2    
"nû kêrt an manheit iuwern vlîz.

Verse: 3    
ob ir manheit kunnet tragen,
Verse: 4    
sult ir leit ze mâzen klagen."

Verse: 5    
sîn kumber leider was ze grôz,
Verse: 6    
ein güsse im von den ougen vlôz.

Verse: 7    
er schuof den rittern ir gemach
Verse: 8    
und gienc er sîne kamern sach,

Verse: 9    
ein kleine gezelt von samît.
Verse: 10    
die naht er dolde jâmers zît.

Verse: 11    
als der ander tac erschein,
Verse: 12    
si wurden alle des enein,

Verse: 13    
die innern und daz ûzer her,
Verse: 14    
swer mit strîteclîcher wer

Verse: 15    
wære, junc oder alt
Verse: 16    
oder blœde oder balt,

Verse: 17    
die ensolden tjostieren niht.
Verse: 18    
schein der mitte morgen lieht,

Verse: 19    
si wâren mit strîte verriben
Verse: 20    
und diu ors mit sporn alsô vertriben,

Verse: 21    
daz die vrechen ritterschaft
Verse: 22    
ie dennoch twanc der müede kraft.

Verse: 23    
diu künegîn reit selbe
Verse: 24    
nâch den werden hin ze velde

Verse: 25    
und brâhte die mit ir in die stat.
Verse: 26    
die besten si dort inne bat

Verse: 27    
daz sie zer Lêôplâne riten.
Verse: 28    
enwart ir bete niht vermiten.

Verse: 29    
si kômen man messe sanc
Verse: 30    
dem trûregen künege von Zazamanc.




Chapter: 94 
94


Verse: 1    
als der bendiz wart getân,
Verse: 2    
kom vrou Herzeloide sân.

Verse: 3    
an Gahmuretes lîp si sprach:
Verse: 4    
si gerte als ir diu volge jach.

Verse: 5    
sprach er: "vrouwe, ich hân ein wîp,
Verse: 6    
diu ist mir lieber danne der lîp.

Verse: 7    
ob ich der âne wære,
Verse: 8    
dennoch wesse ich ein mære,

Verse: 9    
mit ich iu enbræste gar,
Verse: 10    
næme iemen mînes rehtes war."

Verse: 11    
si sprach: "ir sult die mœrinne
Verse: 12    
lân durch mîne minne.

Verse: 13    
des toufes segen hât bezzer kraft.
Verse: 14    
ânet iuch der heidenschaft

Verse: 15    
und minnet mich nâch unser ê,
Verse: 16    
wan mirst nâch iuwer minne .

Verse: 17    
oder sol mir gein iu schade sîn
Verse: 18    
der Franzoiser künegîn,

Verse: 19    
der boten sprâchen süeziu wort?
Verse: 20    
si spilten ir mære unz an den ort."

Verse: 21    
"jâ diust mîn wâriu vrouwe:
Verse: 22    
ich brâhte in Anschouwe

Verse: 23    
ir rât und mîner zühte site.
Verse: 24    
mir wont noch hiute ir helfe mite,

Verse: 25    
von daz mich mîn vrouwe zôch,
Verse: 26    
die wîbes missewende ie vlôch.

Verse: 27    
wir wâren kinder beidiu
Verse: 28    
und doch ze sehen ein ander vrô.

Verse: 29    
diu küneginne Amphlîse
Verse: 30    
wont an wîplîchem prîse.




Chapter: 95 
95


Verse: 1    
mir gap diu gehiure
Verse: 2    
von dem lande die besten stiure:

Verse: 3    
ich was ermer denne nuo.
Verse: 4    
greif ich willeclîchen zuo.

Verse: 5    
zelt mich noch vür die armen.
Verse: 6    
ich solde iuch, vrouwe, erbarmen:

Verse: 7    
mir ist mîn werder bruoder tôt.
Verse: 8    
durch iuwer zuht lât mich âne nôt.

Verse: 9    
kêrt minne diu vreude ,
Verse: 10    
wan mir wont niwan jâmer ."

Verse: 11    
"lât mich den lîp niht langer zern:
Verse: 12    
saget an, mite welt ir iuch wern?"

Verse: 13    
"ich sage nâch iuwer vrâge ger.
Verse: 14    
ez wart ein turnei her

Verse: 15    
gesprochen, des enwart hie niht.
Verse: 16    
manec geziuc mir des giht."

Verse: 17    
"den hât ein vesperîe erlemt.
Verse: 18    
die vrechen sint hie gezemt,

Verse: 19    
daz der turnei von verdarp."
Verse: 20    
"iuwer stete wer ich warp

Verse: 21    
mit den diez guot hie hânt getân.
Verse: 22    
ir sult mich nôtrede erlân:

Verse: 23    
ez tet hie manec ritter baz.
Verse: 24    
iuwer reht ist gein mir laz,

Verse: 25    
niwan iuwer gemeiner gruoz,
Verse: 26    
ob ich den von iu haben muoz.

Verse: 27    
als mir diu âventiure saget,
Verse: 28    
nam der ritter und diu maget

Verse: 29    
einen rihtære über der vrouwen klage.
Verse: 30    
nâhetez dem mitten tage.




Chapter: 96 
96


Verse: 1    
man sprach ein urteil zehant:
Verse: 2    
"swelh ritter helm hie ûf gebant,

Verse: 3    
der her nâch ritterschaft ist komen,
Verse: 4    
hât er den prîs hie genomen,

Verse: 5    
den sol diu küneginne hân."
Verse: 6    
dar nâch diu volge wart getân.

Verse: 7    
sprach si: "herre, sît ir mîn.
Verse: 8    
ich tuon iu dienst nâch hulden schîn

Verse: 9    
und vüege iu solher vreuden teil,
Verse: 10    
daz ir nâch jâmer werdet geil."

Verse: 11    
er hete iedoch von jâmer pîn.
Verse: 12    
was des aberellen schîn

Verse: 13    
zegangen, dar nâch komen was
Verse: 14    
kurz kleine grüene gras.

Verse: 15    
daz velt was gar vergrüenet,
Verse: 16    
daz blœdiu herzen küenet

Verse: 17    
und in gît hôchgemüete.
Verse: 18    
vil boume stuont in blüete

Verse: 19    
von dem süezen lufte des meien.
Verse: 20    
sîn art von der feien

Verse: 21    
muoste minnen oder minne gern.
Verse: 22    
des wolde in vriundîn gewern.

Verse: 23    
an vroun Herzeloiden er sach,
Verse: 24    
sîn süezer munt mit zühten sprach:

Verse: 25    
"vrouwe, sol ich mit iu genesen,
Verse: 26    
lât mich âne huote wesen:

Verse: 27    
wan verlæt mich immer jâmers kraft,
Verse: 28    
tæte ich gerne ritterschaft.

Verse: 29    
lât ir niht turnieren mich,
Verse: 30    
kan ich noch den alden slich,




Chapter: 97 
97


Verse: 1    
als ich mînem wîbe entran,
Verse: 2    
die ich ouch mit ritterschaft gewan.

Verse: 3    
si mich ûf von strîte bant,
Verse: 4    
ich liez liute unde lant."

Verse: 5    
si sprach: "herre, nemt iu selbe ein zil:
Verse: 6    
ich lâze iu iuwers willen vil."

Verse: 7    
"ich wil vrumen noch vil der sper enzwei.
Verse: 8    
aller mânedgelîch ein turnei,

Verse: 9    
des sult ir, vrouwe, ruochen,
Verse: 10    
daz ich den müeze suochen."

Verse: 11    
diz lobete si, wart mir gesaget:
Verse: 12    
er emphienc diu lant und ouch die maget.

Verse: 13    
disiu driu juncherrelîn
Verse: 14    
Amphlîsen der künegîn

Verse: 15    
hie stuonden und ir kappelân,
Verse: 16    
volge und urteil wart getân.

Verse: 17    
aldâ erz hôrte unde sach,
Verse: 18    
heimlîche er Gahmureten sprach:

Verse: 19    
"man tet mîner vrouwen kunt
Verse: 20    
daz ir vor Patelamunt

Verse: 21    
den hœsten prîs behieldet
Verse: 22    
und zweier krône wieldet.

Verse: 23    
hât ouch lant unde muot
Verse: 24    
und gît iu lîp unde guot."

Verse: 25    
"dô si mir gap die ritterschaft,
Verse: 26    
muoste ich nâch der ordens kraft,

Verse: 27    
als mir des schildes ambet saget,
Verse: 28    
belîben unverzaget.

Verse: 29    
wan daz ich schilt von ir gewan,
Verse: 30    
ez wære noch anders ungetân.




Chapter: 98 
98


Verse: 1    
ich wære des trûrec oder geil,
Verse: 2    
mich behabet hie ritters urteil.

Verse: 3    
vart wider, saget ir dienest mîn:
Verse: 4    
ich sül iedoch ir ritter sîn,

Verse: 5    
ob mir alle krône wæren bereit.
Verse: 6    
ich hân nâch ir mîn hœste leit."

Verse: 7    
er bôt in sîne grôze habe:
Verse: 8    
sîner gebe tâten si sich abe.

Verse: 9    
die boten vuoren ze lande
Verse: 10    
gar âne ir vrouwen schande.

Verse: 11    
si engerten urloubes niht,
Verse: 12    
als lîhte in zorne noch geschiht.

Verse: 13    
ir knappen vürsten, disiu kint
Verse: 14    
wâren von weinen vil nâch blint.

Verse: 15    
die den schilt verkêrt hânt getragen,
Verse: 16    
den begunde ir vriunt ze velde sagen:

Verse: 17    
"vrou Herzeloide diu künegîn,
Verse: 18    
diu hât behabet den Anschevîn."

Verse: 19    
"wer was von Anschouwe ?
Verse: 20    
unser herre ist leider anderswâ,

Verse: 21    
durch ritters prîs zen Sarrazîn.
Verse: 22    
daz ist unser hœster pîn."

Verse: 23    
"der hie den prîs hât bezalt
Verse: 24    
und manegen ritter abe gevalt

Verse: 25    
und der stach unde sluoc
Verse: 26    
und der den tiuren anker truoc

Verse: 27    
ûf dem helme lieht gesteinet,
Verse: 28    
daz ist den ir meinet.

Verse: 29    
mir saget der künec Kailet,
Verse: 30    
der Anschevîn wære Gahmuret.




Chapter: 99 
99


Verse: 1    
dem ist hie wol gelungen."
Verse: 2    
nâch den orsen si sprungen,

Verse: 3    
ir wât wart von den ougen naz.
Verse: 4    
si kômen ir herre saz,

Verse: 5    
si emphiengen in, er emphienc ouch sie.
Verse: 6    
vreude und jâmer daz was hie.

Verse: 7    
kuste er die getriuwen,
Verse: 8    
er sprach: "iuch ensol niht riuwen

Verse: 9    
zunmâzer wîs der bruoder mîn.
Verse: 10    
ich mac iuch wol ergetzen sîn:

Verse: 11    
kêrt ûf den schilt nâch sîner art.
Verse: 12    
gehabet iuch an der vreuden vart:

Verse: 13    
ich sol mîns vater wâpen tragen.
Verse: 14    
sîn lant mîn anker hât beslagen.

Verse: 15    
der anker ist ein recken zil:
Verse: 16    
den trage und neme swer der wil.

Verse: 17    
ich muoz lebelîche
Verse: 18    
gebâren: ich bin rîche.

Verse: 19    
wan solde ich volkes herre sîn,
Verse: 20    
den tæte der jâmer mîn.

Verse: 21    
vrou Herzeloide, helfet mir,
Verse: 22    
daz wir biten, ich und ir,

Verse: 23    
künege und vürsten die hie sîn,
Verse: 24    
daz si durch den dienest mîn

Verse: 25    
belîben, unz ir mich gewert
Verse: 26    
des minnen werc zer minnen gert."

Verse: 27    
die bete warp ir beider munt,
Verse: 28    
die werden lobetenz zestunt.

Verse: 29    
ieslîcher vuor an sîn gemach.
Verse: 30    
diu künegîn zir vriunde sprach:




Chapter: 100 
100


Verse: 1    
"nû habet iuch an mîne phlege."
Verse: 2    
si wîste in heimlîche wege.

Verse: 3    
sîner geste phlac man wol ze vromen,
Verse: 4    
swar halt ir wirt wære komen.

Verse: 5    
daz gesinde wart gemeine:
Verse: 6    
doch vuor er dan al eine,

Verse: 7    
wan zwei juncherrelîn.
Verse: 8    
juncvrouwen und diu künegîn

Verse: 9    
in vuorten er vreude vant
Verse: 10    
und al sîn trûren gar verswant.

Verse: 11    
enschumphieret wart sîn riuwe
Verse: 12    
und sîn hôchgemüete al niuwe:

Verse: 13    
daz muoste iedoch liebe sîn.
Verse: 14    
vrou Herzeloide diu künegîn

Verse: 15    
ir magetuoms âne wart.
Verse: 16    
die munde wâren ungespart:

Verse: 17    
die begunden si mit küssen zern
Verse: 18    
und den jâmer von den vreuden wern.

Verse: 19    
dar nâch er eine zuht begienc:
Verse: 20    
si wurden ledec, die er vienc.

Verse: 21    
Hardîzen und Kailet,
Verse: 22    
seht, die versuonde Gahmuret.

Verse: 23    
ergienc ein solhiu hôchgezît,
Verse: 24    
swer der hât gelîchet sît,

Verse: 25    
des hant iedoch gewaldes phlac.
Verse: 26    
Gahmuret sich des bewac,

Verse: 27    
sîn habe was vil ungespart.
Verse: 28    
aræbesch golt geteilet wart

Verse: 29    
armen rittern al gemeine,
Verse: 30    
und den künegen edel gesteine




Chapter: 101 
101


Verse: 1    
teilde Gahmuretes hant
Verse: 2    
und ouch swaz er vürsten vant.

Verse: 3    
[dâ wart daz varnde volc vil geil,
Verse: 4    
die emphiengen rîcher gâbe teil.]

Verse: 5    
lât rîten, swer geste sîn:
Verse: 6    
den gap urloup der Anschevîn.

Verse: 7    
daz pantel, daz sîn vater truoc,
Verse: 8    
von zobele ûf sînem schilt man sluoc.

Verse: 9    
al kleine wîz sîdîn
Verse: 10    
ein hemde der künegîn,

Verse: 11    
als ez ruorte ir blôzer lîp,
Verse: 12    
diu worden was sîn wîp,

Verse: 13    
daz was sîns halsberges dach.
Verse: 14    
ahzeheniu man durchstochen sach

Verse: 15    
und mit swerten gar zehouwen,
Verse: 16    
ê er schiede von der vrouwen.

Verse: 17    
daz legete ouch si an blôze hût,
Verse: 18    
von ritterschefte kom ir trût,

Verse: 19    
der manegen schilt vil dürkel stach.
Verse: 20    
ir zweier minne man triuwen jach.

Verse: 21    
er hete werdekeit genuoc,
Verse: 22    
in sîn manlîch ellen truoc

Verse: 23    
hin über gein der herte.
Verse: 24    
mich jâmert sîner verte.

Verse: 25    
im kom diu wâre botschaft,
Verse: 26    
sîn herre der bâruc wære mit kraft

Verse: 27    
überriten von den Babilôn:
Verse: 28    
einer hiez Ipomidôn,

Verse: 29    
der ander Pompêjus.
Verse: 30    
den nennet diu âventiure alsus,




Chapter: 102 
102


Verse: 1    
daz was ein stolz werder man,
Verse: 2    
niht der von Rôme entran

Verse: 3    
Jûliuse bevor.
Verse: 4    
der künec Nabuchodonosor

Verse: 5    
sîner muoter bruoder was,
Verse: 6    
der an trügelîchen buochen las,

Verse: 7    
er solde selbe sîn ein got:
Verse: 8    
daz wære der liute spot.

Verse: 9    
ir lîp, ir guot was ungespart.
Verse: 10    
die gebruoder wâren von hôher art,

Verse: 11    
von Nînus, der gewaldes phlac
Verse: 12    
ê würde gestiftet Baldac

Verse: 13    
(der selbe stifte ouch Nînivê):
Verse: 14    
in tet schade und laster .

Verse: 15    
der jach der bâruc zurborn.
Verse: 16    
des wart gewunnen und verlorn

Verse: 17    
genuoc ze beiden sîten:
Verse: 18    
man sach helde strîten.

Verse: 19    
schiffete er sich über mer
Verse: 20    
und vant den bâruc mit wer.

Verse: 21    
mit vreuden er emphangen wart,
Verse: 22    
swie mich jâmer sîner vart.

Verse: 23    
Waz geschæhe, wiez dort ergê,
Verse: 24    
gewin und vlust, wie daz gestê,

Verse: 25    
des enweiz vrou Herzeloide niht.
Verse: 26    
diu was alsô diu sunne lieht

Verse: 27    
und hete minneclîchen lîp.
Verse: 28    
rîcheit tugende phlac daz wîp

Verse: 29    
und vreuden mêre denne ze vil.
Verse: 30    
si was gar ob dem wunsches zil:




Chapter: 103 
103


Verse: 1    
si kêrte ir herze an guote kunst,
Verse: 2    
des bejagete si der werlde gunst.

Verse: 3    
[vrou Herzeloide diu künegin,
Verse: 4    
ir site an lobe vant gewin,]

Verse: 5    
ir kiusche was vür prîs erkant,
Verse: 6    
küneginne über driu lant:

Verse: 7    
Wâleis und Anschouwe,
Verse: 8    
dar über was si vrouwe,

Verse: 9    
si truoc ouch krône ze Norgâls
Verse: 10    
in der houbetstat ze Kingrivâls.

Verse: 11    
ir was ouch wol liep ir man,
Verse: 12    
ob ie kein vrouwe mêr gewan

Verse: 13    
werden vriunt, waz war ir daz?
Verse: 14    
si mohtez lâzen âne haz.

Verse: 15    
er ûze beleip ein halbez jâr,
Verse: 16    
sîns komens warte si vür wâr:

Verse: 17    
daz wart ir lîpgedinge.
Verse: 18    
brast ir vreuden klinge

Verse: 19    
mitten in dem hefte enzwei.
Verse: 20    
ouwê unde heiâ hei,

Verse: 21    
daz güete alsolhen kumber treget
Verse: 22    
und immer triuwe jâmer reget!

Verse: 23    
alsus vert diu mennescheit:
Verse: 24    
hiute vreude, morgen leit.

Verse: 25    
diu vrouwe umbe einen mitten tac
Verse: 26    
eins angestlîchen slâfes phlac:

Verse: 27    
ir kom ein vorhtlîcher schric.
Verse: 28    
si dûhte wie ein sternblic

Verse: 29    
si gein den lüften vuorte,
Verse: 30    
si mit kreften ruorte




Chapter: 104 
104


Verse: 1    
manec viurîn donerstrâle.
Verse: 2    
die vlugen al zemâle

Verse: 3    
gein ir: sungelte unde sanc
Verse: 4    
von genstern ir zöphe lanc.

Verse: 5    
mit krache gap der doner duz,
Verse: 6    
brinnendege zeher was sîn guz.

Verse: 7    
ir lîp si nâch wider vant,
Verse: 8    
zucte ein grîfe ir zeswen hant.

Verse: 9    
daz wart ir verkêrt hie mite:
Verse: 10    
si dûhte wunderlîcher site,

Verse: 11    
wie si wære eins wurmes amme,
Verse: 12    
der sît zevuorte ir wamme,

Verse: 13    
und wie ein trache ir brüste süge
Verse: 14    
und daz der gâhes von ir vlüge,

Verse: 15    
daz si in nimmer mêr gesach.
Verse: 16    
daz herze er ir ûz dem lîbe brach.

Verse: 17    
die vorhte muosten ir ougen sehen:
Verse: 18    
ez ist selten wîbe mêr geschehen

Verse: 19    
in slâfe kumber dem gelîch.
Verse: 20    
vor was si ritterlîch:

Verse: 21    
ach wênec, daz wirt verkêret gar,
Verse: 22    
si wirt nâch jâmer gevar.

Verse: 23    
ir schade wirt lanc unde breit,
Verse: 24    
ir nâhent komendiu herzenleit.

Verse: 25    
diu vrouwe begunde
Verse: 26    
daz si vor niht kunde,

Verse: 27    
beidiu zabeln unde wuofen,
Verse: 28    
in slâfe lûte ruofen.

Verse: 29    
vil juncvrouwen sâzen hie,
Verse: 30    
die sprungen dar und wacten sie.




Chapter: 105 
105


Verse: 1    
kom geriten Tampanîs,
Verse: 2    
ir mannes meisterknappe wîs,

Verse: 3    
und kleiner juncherren vil.
Verse: 4    
gienc er ûz der vreuden zil:

Verse: 5    
die sageten klagende ir herren tôt.
Verse: 6    
des kom vrou Herzeloide in nôt:

Verse: 7    
si viel hin unversunnen.
Verse: 8    
die ritter sprâchen: "wiest gewunnen

Verse: 9    
mîn herre in sînem harnas,
Verse: 10    
wol gewâpent er was?"

Verse: 11    
swie den knappen jâmer jagete,
Verse: 12    
den helden er doch sagete:

Verse: 13    
"mînen herren lebens lenge vlôch.
Verse: 14    
sîn hersenier von im er zôch:

Verse: 15    
des twanc in starkiu hitze.
Verse: 16    
gunêrtiu heidensch witze

Verse: 17    
hât uns verstoln den helt guot.
Verse: 18    
ein ritter hete bockes bluot

Verse: 19    
genomen in ein langez glas.
Verse: 20    
daz sluoc er an den adamas:

Verse: 21    
wart er weicher danne ein swamp.
Verse: 22    
den man noch mâlet vür daz lamp

Verse: 23    
und ouch daz kriuze in sîne klân,
Verse: 24    
den erbarme daz wart getân.

Verse: 25    
si mit scharn zein ander riten,
Verse: 26    
âvoi wie wart gestriten!

Verse: 27    
des bâruckes ritterschaft
Verse: 28    
sich werte wol mit ellens kraft

Verse: 29    
vor Baldac ûf dem gevilde.
Verse: 30    
durchstochen wart vil schilde,




Chapter: 106 
106


Verse: 1    
si zein ander gâhten.
Verse: 2    
die poinder sich vlâhten,

Verse: 3    
sich wurren die banier:
Verse: 4    
viel manec degen fier.

Verse: 5    
aldâ worhte mînes herren hant
Verse: 6    
von ir aller prîs verswant.

Verse: 7    
kom gevarn Ipomidôn:
Verse: 8    
mit tôde er mînem herren lôn

Verse: 9    
gap, daz er in nider stach,
Verse: 10    
dâz manec tûsent ritter sach

Verse: 11    
vor Alexandrîe.
Verse: 12    
mîn herre valsches vrîe

Verse: 13    
gein dem künege kêrte.
Verse: 14    
des tjost in sterben lêrte,

Verse: 15    
sînen helm versneit: des spers ort
Verse: 16    
durch sîn houbet wart gebort,

Verse: 17    
daz man den trunzûn drinne vant.
Verse: 18    
iedoch gesaz der wîgant,

Verse: 19    
al teude er ûz dem strîte reit
Verse: 20    
ûf eine plâne, diu was breit.

Verse: 21    
über in kom sîn kappelân:
Verse: 22    
er sprach mit kurzen worten sân

Verse: 23    
sîne bîhte und sande her
Verse: 24    
diz hemde und daz selbe sper

Verse: 25    
daz in von uns gescheiden hât.
Verse: 26    
er starp âne alle missetât.

Verse: 27    
juncherren und die knappen sîn
Verse: 28    
bevalh er der künegîn.

Verse: 29    
er wart geleget ze Baldac.
Verse: 30    
diu koste den bâruc ringe wac:




Chapter: 107 
107


Verse: 1    
mit golde wart gehêret,
Verse: 2    
grôz rîcheit dran gekêret

Verse: 3    
mit edelem gesteine,
Verse: 4    
inne liget der reine.

Verse: 5    
gebalsemt wart sîn junger .
Verse: 6    
vor jâmer wart vil liuten .

Verse: 7    
ein tiure rubîn ist der stein
Verse: 8    
ob sînem grabe, durch er schein.

Verse: 9    
uns wart gevolget hie mite:
Verse: 10    
ein kriuze nâch der marter site,

Verse: 11    
als uns Kristes tôt lôste,
Verse: 12    
liez man stôzen im ze trôste

Verse: 13    
ze scherm der sêle überz grap.
Verse: 14    
der bâruc die koste gap:

Verse: 15    
ez was ein tiure smârât.
Verse: 16    
wir tâtenz âne der heiden rât:

Verse: 17    
ir orden kan niht kriuzes phlegen,
Verse: 18    
als Kristes tôt uns liez den segen.

Verse: 19    
ez betent heiden sunder spot
Verse: 20    
an in als an ir werden got,

Verse: 21    
niht durch des kriuzes êre
Verse: 22    
noch durch des toufes lêre,

Verse: 23    
der zem urteillîchen ende
Verse: 24    
uns lœsen sol gebende.

Verse: 25    
diu manlîche triuwe sîn
Verse: 26    
gît im ze himele liehten schîn

Verse: 27    
und ouch sîn riuwec bîhte.
Verse: 28    
der valsch was an im sîhte.

Verse: 29    
in sînen helm, den adamas,
Verse: 30    
ein epitafium ergraben was,




Chapter: 108 
108


Verse: 1    
versigelt ûfz kriuze ob dem grabe.
Verse: 2    
sus sagent die buochstabe:

Verse: 3    
"durch disen helm ein tjoste sluoc
Verse: 4    
den werden der ellen truoc.

Verse: 5    
Gahmuret was er genant,
Verse: 6    
gewaldec künec über driu lant.

Verse: 7    
ieglîchez im der krône jach,
Verse: 8    
giengen rîche vürsten nâch.

Verse: 9    
er was von Anschouwe erborn
Verse: 10    
und hât vor Baldac verlorn

Verse: 11    
den lîp durch den bâruc.
Verse: 12    
sîn prîs gap hôhen ruc,

Verse: 13    
niemen reichet an sîn zil.
Verse: 14    
swâ man noch ritter prüeven wil,

Verse: 15    
er ist von muoter ungeborn,
Verse: 16    
zuo dem sîn ellen habe gesworn.

Verse: 17    
ich meine der schildes ambet hât.
Verse: 18    
helfe und manlîchen rât

Verse: 19    
gap er mit stæte vriunden sîn,
Verse: 20    
er leit durch wîp vil scharphen pîn.

Verse: 21    
er truoc den touf und kristen ê:
Verse: 22    
sîn tôt tet Sarrazînen

Verse: 23    
sunder liegen, daz ist wâr.
Verse: 24    
sîner zît versunnenlîchiu jâr

Verse: 25    
sîn ellen nâch prîse warp,
Verse: 26    
mit ritterlîchem prîse er starp:

Verse: 27    
er hete der valscheit an gesiget.
Verse: 28    
wünschet im heiles, der hie liget."

Verse: 29    
diz was alsô der knappe jach.
Verse: 30    
Wâleise man vil weinen sach:




Chapter: 109 
109


Verse: 1    
die muosten wol von schulden klagen.
Verse: 2    
diu vrouwe hete getragen

Verse: 3    
ein kint, daz in ir lîbe stiez,
Verse: 4    
die man âne helfe ligen liez.

Verse: 5    
ahzehen wochen hete gelebet,
Verse: 6    
des muoter mit dem tôde strebet,

Verse: 7    
vrou Herzeloide diu künegin.
Verse: 8    
die andern heten kranken sin,

Verse: 9    
daz si niht hulfen dem wîbe,
Verse: 10    
wan diu truoc in ir lîbe

Verse: 11    
der aller ritter bluome wirt,
Verse: 12    
ob in ein sterben hie verbirt.

Verse: 13    
kom ein altwîser man
Verse: 14    
durch klage über die vrouwen sân,

Verse: 15    
diu mit dem tôde ranc.
Verse: 16    
die zene er ir von ein ander twanc:

Verse: 17    
man gôz ir wazzer in den munt.
Verse: 18    
aldâ wart ir versinnen kunt.

Verse: 19    
si sprach: "ouwê war kom mîn trût?"
Verse: 20    
diu vrouwe in klagete über lût:

Verse: 21    
"mînes herzen vreude breit
Verse: 22    
was Gahmuretes werdekeit.

Verse: 23    
daz nam mir sîn vrechiu ger.
Verse: 24    
ich was vil junger danne er

Verse: 25    
und bin sîn muoter und sîn wîp:
Verse: 26    
ich trage alhie doch sînen lîp

Verse: 27    
und sînes verhes sâmen,
Verse: 28    
den gâben unde nâmen

Verse: 29    
unser zweier minne.
Verse: 30    
hât got getriuwe sinne,




Chapter: 110 
110


Verse: 1    
lâze erz mir ze vrühte komen.
Verse: 2    
ich hân doch schaden ze vil genomen

Verse: 3    
an mînem stolzen werden man.
Verse: 4    
wie hât der tôt ze mir getân!

Verse: 5    
er emphienc nie wîbes minnen teil,
Verse: 6    
er enwære al ir vreuden geil:

Verse: 7    
in müete wîbes riuwe.
Verse: 8    
daz riet sîn manlîch triuwe,

Verse: 9    
wande er was valsches lære."
Verse: 10    
hœret ein ander mære,

Verse: 11    
waz diu vrouwe begienc.
Verse: 12    
kint und bûch si zir gevienc

Verse: 13    
mit armen und mit henden.
Verse: 14    
si sprach: "mir sol got senden

Verse: 15    
die werden vruht von Gahmurete.
Verse: 16    
daz ist mînes herzen bete.

Verse: 17    
got wende mich tumber nôt:
Verse: 18    
daz wære Gahmuretes ander tôt,

Verse: 19    
ob ich mich selben slüege,
Verse: 20    
die wîle ich mir trüege

Verse: 21    
daz ich von sîner minne emphienc,
Verse: 22    
der mannes triuwe an mir begienc."

Verse: 23    
diu vrouwe enruochte wer daz sach:
Verse: 24    
daz hemde von der brust si brach.

Verse: 25    
ir brüste linde unde wîz:
Verse: 26    
dar an kêrte si ir vlîz:

Verse: 27    
si dructe si an ir rôten munt.
Verse: 28    
si tet wîplîche vuore kunt.

Verse: 29    
alsus sprach diu wîse:
Verse: 30    
"dû bist kaste eins kindes spîse.




Chapter: 111 
111


Verse: 1    
die hât ez vor im her gesant,
Verse: 2    
sît ichz lebendec in dem lîbe vant."

Verse: 3    
diu vrouwe ir willen dar an sach,
Verse: 4    
daz diu spîse was ir herzen dach,

Verse: 5    
diu milch in ir tüttelîn:
Verse: 6    
die dructe drûz diu künegîn.

Verse: 7    
si sprach: "dû bist von triuwen komen.
Verse: 8    
hete ich des toufes niht genomen,

Verse: 9    
wæres wol mîns toufes zil.
Verse: 10    
ich sol mich begiezen vil

Verse: 11    
mit dir und mit den ougen
Verse: 12    
offenlîch und tougen,

Verse: 13    
wande ich wil Gahmureten klagen."
Verse: 14    
diu vrouwe hiez dar nâher tragen

Verse: 15    
ein hemde nâch bluote var,
Verse: 16    
dar inne an sbâruckes schar

Verse: 17    
Gahmuret den lîp verlôs,
Verse: 18    
der werlîchen ende kôs

Verse: 19    
mit rehter manlîcher ger.
Verse: 20    
diu vrouwe vrâcte ouch nâch dem sper,

Verse: 21    
daz Gahmurete gap den .
Verse: 22    
Ipomidôn von Nînivê

Verse: 23    
gap alsus werlîchen lôn,
Verse: 24    
der stolze werde Babilôn:

Verse: 25    
daz hemde ein hader was von slegen.
Verse: 26    
diu vrouwe woldez an sich legen,

Verse: 27    
als si vor hete getân,
Verse: 28    
von ritterschefte kom ir man:

Verse: 29    
nâmen siz ir ûzer hant.
Verse: 30    
die besten über al daz lant




Chapter: 112 
112


Verse: 1    
bestatten sper und ouch daz bluot
Verse: 2    
ze münster, man die tôten tuot.

Verse: 3    
in Gahmuretes lande
Verse: 4    
man jâmer bekande.

Verse: 5    
dannen über den vierzehenden tac
Verse: 6    
diu vrouwe eins kindelîns gelac,

Verse: 7    
eins suns, der solher lide was
Verse: 8    
daz si vil kûme dran genas.

Verse: 9    
hiest der âventiure wurf gespilt
Verse: 10    
und ir bogen ist gezilt,

Verse: 11    
wande er ist alrêst geborn,
Verse: 12    
dem diz mære wart erkorn.

Verse: 13    
sîns vater vreude und des nôt,
Verse: 14    
beidiu sîn leben und sîn tôt,

Verse: 15    
des habet ir wol ein teil vernomen.
Verse: 16    
wizzet von iu si komen

Verse: 17    
dises mæres sachewalde
Verse: 18    
und wie man den behalde.

Verse: 19    
man barc in vor ritterschaft,
Verse: 20    
ê er kœme an sîner witze kraft.

Verse: 21    
diu künegîn sich versan
Verse: 22    
und ir kindelîn wider zir gewan,

Verse: 23    
si und ander vrouwen
Verse: 24    
begunden allenthalben schouwen

Verse: 25    
zwischen den beinen sîn viselîn.
Verse: 26    
er muoste vil getriutet sîn,

Verse: 27    
er hete manlîchiu lit.
Verse: 28    
er wart mit swerten sît ein smit,

Verse: 29    
vil viures er von helmen sluoc:
Verse: 30    
sîn herze manlîch ellen truoc.




Chapter: 113 
113


Verse: 1    
die künegîn des geluste
Verse: 2    
daz si in vil dicke kuste.

Verse: 3    
si sprach hin zim in allen vlîz:
Verse: 4    
"bon fîz, scher fîz, bêâ fîz!"

Verse: 5    
diu künegîn nam sunder twâl
Verse: 6    
diu rôten velwelohten mâl,

Verse: 7    
ich meine ir tüttelînes grenselîn:
Verse: 8    
daz schoup si im in sîn vlenselîn.

Verse: 9    
selbe was sîn amme
Verse: 10    
diu in truoc in ir wamme:

Verse: 11    
an ir brüste si in zôch.
Verse: 12    
die wîbes missewende vlôch,

Verse: 13    
si dûhte, si hete Gahmureten
Verse: 14    
wider an ir arm erbeten.

Verse: 15    
[si kêrte sich niht an lôsheit:
Verse: 16    
diemuot was ir bereit.]

Verse: 17    
vrou Herzeloide sprach mit sinne:
Verse: 18    
"diu hœste küneginne

Verse: 19    
Jêsus ir brüste bôt,
Verse: 20    
der sît durch uns vil scharphen tôt

Verse: 21    
an dem kriuze menneschlîche emphienc
Verse: 22    
und sîne triuwe an uns begienc."

Verse: 23    
swes lîp sîn zürnen ringet,
Verse: 24    
des sêle unsanfte dinget,

Verse: 25    
swie kiusche er und wære.
Verse: 26    
des weiz ich wâriu mære,

Verse: 27    
sich begôz des landes vrouwe
Verse: 28    
mit ir herzen jâmers touwe:

Verse: 29    
ir ougen regenden ûf den knaben.
Verse: 30    
si kunde wîbes triuwe haben:




Chapter: 114 
114


Verse: 1    
beidiu siufzen unde lachen
Verse: 2    
kunde ir munt vil wol gemachen.

Verse: 3    
si vreute sich ir suns geburt:
Verse: 4    
ir schimph ertranc in riuwen vurt.

Verse: 5    
Swer wîben sprichet baz,
Verse: 6    
deiswâr daz lâze ich âne haz:

Verse: 7    
ich vriesche gerne ir vreude breit.
Verse: 8    
wan einer bin ich unbereit

Verse: 9    
dienestlîcher triuwe:
Verse: 10    
mîn zorn ist immer niuwe

Verse: 11    
gein ir, sît ich si an wanke sach.
Verse: 12    
ich bin Wolfram von Eschenbach

Verse: 13    
und kan ein teil mit sange
Verse: 14    
und bin ein habendiu zange

Verse: 15    
mînen zorn gein einem wîbe:
Verse: 16    
diu hât mînem lîbe

Verse: 17    
erboten solhe missetât,
Verse: 18    
ich enhân si hazzens keinen rât.

Verse: 19    
dar umbe hânt mîn die andern haz.
Verse: 20    
ouwê war umbe tuont si daz?

Verse: 21    
alein mir ir hazzen leit,
Verse: 22    
ez ist iedoch ir wîpheit,

Verse: 23    
sît ich mich versprochen hân
Verse: 24    
und an mir selben missetân,

Verse: 25    
daz lîhte nimmer mêr geschiht.
Verse: 26    
iedoch ensuln si sich vergâhen niht

Verse: 27    
mit hurte an mîn hâmît:
Verse: 28    
si vindent werlîchen strît.

Verse: 29    
ich enhân des niht vergezzen,
Verse: 30    
ich enkünne wol gemezzen




Chapter: 115 
115


Verse: 1    
beide ir gebære und ir site.
Verse: 2    
swelhem wîbe volget kiusche mite,

Verse: 3    
der lobes kemphe wil ich sîn:
Verse: 4    
mir ist von herzen leit ir pîn.

Verse: 5    
sîn lôp hinket an dem spat,
Verse: 6    
swer allen vrouwen sprichet mat

Verse: 7    
durch sîn eines vrouwen.
Verse: 8    
swelhiu mîn reht wil schouwen,

Verse: 9    
beidiu sehen und hœren,
Verse: 10    
die ensol ich niht betœren:

Verse: 11    
schildes ambet ist mîn art.
Verse: 12    
swâ mîn ellen gespart,

Verse: 13    
swelhiu mich minnet umbe sanc,
Verse: 14    
dunket mich ir witze kranc.

Verse: 15    
ob ich guotes wîbes minne ger,
Verse: 16    
mac ich mit schilde und ouch mit sper

Verse: 17    
verdienen niht ir minne solt,
Verse: 18    
al dar nâch si mir holt.

Verse: 19    
vil hôhes topels er doch spilt,
Verse: 20    
der an ritterschaft nâch minnen zilt.

Verse: 21    
hetenz wîp niht vür ein smeichen,
Verse: 22    
ich solde iu vürbaz reichen

Verse: 23    
an disem mære unkundiu wort,
Verse: 24    
ich spræche iu die âventiure vort.

Verse: 25    
swer des von mir geruoche,
Verse: 26    
der enzel si ze keinem buoche:

Verse: 27    
ich enkan deheinen buochstap.
Verse: 28    
nement genuoge ir urhap:

Verse: 29    
disiu âventiure
Verse: 30    
vert âne der buoche stiure.




Chapter: 116 
116


Verse: 1    
ê man si hete vür ein buoch,
Verse: 2    
ich wære ê nacket âne tuoch,

Verse: 3    
ich in dem bade sæze,
Verse: 4    
ob ich squesten niht vergæze.

Verse: 5    
Ez machet trûrec mir den lîp,
Verse: 6    
daz alsô manegiu heizet wîp.

Verse: 7    
ir stimme sint gelîche hel:
Verse: 8    
genuoge sint gein valsche snel,

Verse: 9    
etsliche valsches lære.
Verse: 10    
sus teilent sich diu mære:

Verse: 11    
daz die gelîche sint genamt,
Verse: 12    
des hât mîn herze sich geschamt.

Verse: 13    
wîpheit, dîn ordenlîcher site,
Verse: 14    
dem vert und vuor ie triuwe mite.

Verse: 15    
Genuoge sprechent, armuot,
Verse: 16    
daz diu ze nihte guot.

Verse: 17    
swer die durch triuwe lîdet,
Verse: 18    
helleviur die sêle mîdet.

Verse: 19    
die dolde ein wîp durch triuwe:
Verse: 20    
des wart ir gâbe niuwe

Verse: 21    
ze himele mit endelôser gebe.
Verse: 22    
ich wæne ir vil wênec lebe,

Verse: 23    
die junc der erden rîchtuom
Verse: 24    
liezen durch des himeles ruom:

Verse: 25    
ich erkenne ir nehein.
Verse: 26    
man und wîp mir sint al ein:

Verse: 27    
die mîdentz al gelîche.
Verse: 28    
vrou Herzeloide diu rîche

Verse: 29    
ir drîer lande wart ein gast:
Verse: 30    
si truoc der vreuden mangels last.




Chapter: 117 
117


Verse: 1    
der valsch an ir gar verswant,
Verse: 2    
ouge noch ôre in nie vant.

Verse: 3    
ein nebel was ir diu sunne.
Verse: 4    
si vlôch der werlde wunne,

Verse: 5    
ir was gelîch naht und der tac:
Verse: 6    
ir herze niht wan jâmers phlac

Verse: 7    
sich zôch diu vrouwe jâmers balt
Verse: 8    
ûz ir lande in einen walt,

Verse: 9    
zer waste in Soltâne,
Verse: 10    
niht durch bluomen ûf die plâne.

Verse: 11    
ir herzen jâmer was ganz,
Verse: 12    
si enkêrte sich an keinen kranz,

Verse: 13    
er wære rôt oder val.
Verse: 14    
si brâhte dar durch vlühtesal

Verse: 15    
des werden Gahmuretes kint.
Verse: 16    
liute, die ir sint,

Verse: 17    
müezen bûwen unde riuten.
Verse: 18    
si kunde wol getriuten

Verse: 19    
ir sun: ê daz sich der versan,
Verse: 20    
ir volc si gar vür sich gewan,

Verse: 21    
ez wære man oder wîp.
Verse: 22    
den gebôt si allen an den lîp,

Verse: 23    
daz si immer ritters würden lût,
Verse: 24    
"wan vriesche daz mîns herzen trût,

Verse: 25    
welh ritters leben wære,
Verse: 26    
daz würde mir vil swære.

Verse: 27    
habet iuch an der witze kraft
Verse: 28    
und helt in alle ritterschaft."

Verse: 29    
der site vuor angestlîche vart.
Verse: 30    
der knappe alsus geborgen wart




Chapter: 118 
118


Verse: 1    
zer waste in Soltâne erzogen,
Verse: 2    
an küneclîcher vuore betrogen,

Verse: 3    
ez enmöhte an einem site sîn:
Verse: 4    
bogen unde bölzelîn

Verse: 5    
die sneit er mit sîn selbes hant
Verse: 6    
und schôz vil vogele die er vant.

Verse: 7    
swenne aber er den vogel erschôz,
Verse: 8    
des schal von sange ê was grôz,

Verse: 9    
weinde er unde roufte sich,
Verse: 10    
an sîn hâr kêrte er gerich.

Verse: 11    
sîn lîp was klâr unde fier:
Verse: 12    
ûf dem plân an dem rivier

Verse: 13    
twuoc er sich alle morgen.
Verse: 14    
er enkunde niht gesorgen,

Verse: 15    
ez enwære ob im der vogelsanc.
Verse: 16    
diu süeze in sîn herze dranc:

Verse: 17    
daz erstracte im sîniu brvͤstelîn.
Verse: 18    
al weinde er lief zer künegîn.

Verse: 19    
sprach si: "wer hât dir getân?
Verse: 20    
wære hin ûz ûf den plân."

Verse: 21    
er enkunde ir gesagen niht,
Verse: 22    
als kinden lîhte noch geschiht.

Verse: 23    
dem mære gienc si lange nâch.
Verse: 24    
eins tages si in kaphen sach

Verse: 25    
ûf die boume nâch der vogele schal.
Verse: 26    
si wart wol innen daz zeswal

Verse: 27    
von der stimme ir kindes brust.
Verse: 28    
des twanc in art und sîn gelust.

Verse: 29    
vrou Herzeloide kêrte ir haz
Verse: 30    
an die vogele, si enwesse um waz:




Chapter: 119 
119


Verse: 1    
si wolde ir schal verkrenken.
Verse: 2    
ir bûliute und ir enken

Verse: 3    
die hiez si vaste gâhen,
Verse: 4    
vogele würgen unde vâhen.

Verse: 5    
die vogele wâren baz geriten:
Verse: 6    
etslîches sterben wart vermiten,

Verse: 7    
der beleip lebendec ein teil,
Verse: 8    
die sît mit sange wurden geil.

Verse: 9    
der knappe sprach zer künegîn:
Verse: 10    
"waz wîzet man den vogelîn?"

Verse: 11    
er gerte in vrides zestunt.
Verse: 12    
sîn muoter kuste in an den munt.

Verse: 13    
diu sprach: "wes wende ich sîn gebot,
Verse: 14    
der doch ist der hœste got?

Verse: 15    
suln vogele durch mich vreude lân?"
Verse: 16    
der knappe sprach zer muoter sân:

Verse: 17    
"ouwê muoter, waz ist got?"
Verse: 18    
"sun, ich sage dirz âne spot:

Verse: 19    
er ist noch liehter denne der tac.
Verse: 20    
der antlitzes sich bewac

Verse: 21    
nâch menschen antlitze,
Verse: 22    
sun, merke eine witze

Verse: 23    
und vlêhe in umbe dîne nôt:
Verse: 24    
sîn triuwe der werlde ie helfe bôt.

Verse: 25    
heizet einer der helle wirt:
Verse: 26    
derst swarz, untriuwe in niht verbirt.

Verse: 27    
von dem kêre dîne gedanke
Verse: 28    
und ouch von zwîvels wanke."

Verse: 29    
sîn muoter underschiet im gar
Verse: 30    
daz vinster und daz lieht gevar.




Chapter: 120 
120


Verse: 1    
dar nâch sîn snelheit verre spranc.
Verse: 2    
er lernte den gabilôtes swanc,

Verse: 3    
mit er manegen hirz erschôz,
Verse: 4    
des sîn muoter und ir volc genôz.

Verse: 5    
ez wære æber oder snê,
Verse: 6    
dem wilde tet sîn schiezen .

Verse: 7    
hœret vremdiu mære:
Verse: 8    
swenne er schôz daz swære,

Verse: 9    
des wære ein mûl geladen genuoc,
Verse: 10    
als unzeworht hin heim erz truoc.

Verse: 11    
eins tages gienc er den weideganc
Verse: 12    
an einer halden, diu was lanc.

Verse: 13    
er brach durch blates stimme ein zwîc.
Verse: 14    
nâhen im gienc ein stîc,

Verse: 15    
hôrte er schal von huofslegen:
Verse: 16    
sîn gabilôt begunde er wegen.

Verse: 17    
sprach er: "waz hân ich vernomen?
Verse: 18    
wan wolde et der tiuwel komen

Verse: 19    
mit grimme zorneclîche!
Verse: 20    
den bestüende ich sicherlîche.

Verse: 21    
mîn muoter vreisen von im saget:
Verse: 22    
ich wæne ir ellen verzaget."

Verse: 23    
alsus stuont er in strîtes ger.
Verse: 24    
seht, dort kom geschûftet her

Verse: 25    
ritter nâch wunsche var,
Verse: 26    
von vuoze ûf gewâpent gar.

Verse: 27    
der knappe wânde sunder spot,
Verse: 28    
daz ieslîcher wære ein got.

Verse: 29    
stuont ouch er niht langer hie,
Verse: 30    
in den phat viel er ûf sîniu knie.




Chapter: 121 
121


Verse: 1    
lûte rief der knappe sân:
Verse: 2    
"hilf, got! maht wol helfe hân."

Verse: 3    
der vorder zornes sich bewac,
Verse: 4    
der knappe in dem phade lac:

Verse: 5    
"dirre tœrsche Wâleise
Verse: 6    
unsich wendet gâher reise."

Verse: 7    
ein prîs den wir Beier tragen,
Verse: 8    
muoz ich von Wâleisen sagen:

Verse: 9    
die sint tœrscher denne beiersch her
Verse: 10    
und doch manlîcher wer.

Verse: 11    
swer in den zwein landen wirt,
Verse: 12    
gevuoge ein wunder an im birt.

Verse: 13    
kom geleischieret
Verse: 14    
und wol gezimieret

Verse: 15    
ein ritter, dem was harte gâch.
Verse: 16    
er reit in strîteclîchen nâch,

Verse: 17    
die verre wâren von im komen:
Verse: 18    
zwêne ritter heten im genomen

Verse: 19    
eine vrouwen in sînem lande.
Verse: 20    
den helt ez dûhte schande:

Verse: 21    
in müete der juncvrouwen leit,
Verse: 22    
diu jæmerlîche vor in reit.

Verse: 23    
dise drî wâren sîne man.
Verse: 24    
er reit ein schœne kastelân,

Verse: 25    
sîns schildes was vil wênec ganz.
Verse: 26    
er hiez Karnahkarnanz

Verse: 27    
leh cons Ulterlec.
Verse: 28    
er sprach: "wer irret uns den wec?"

Verse: 29    
sus vuor er zuo dem knappen sân.
Verse: 30    
den dûhte er als ein got getân:




Chapter: 122 
122


Verse: 1    
er enhete ê liehtes niht erkant.
Verse: 2    
ûf dem touwe der wâpenroc erwant.

Verse: 3    
mit guldîn schellen kleine
Verse: 4    
vor iewederm beine

Verse: 5    
wâren die stegereife erklenget
Verse: 6    
und ze rehter mâze erlenget.

Verse: 7    
sîn zeswer arm von schellen klanc.
Verse: 8    
swar er den bôt oder swanc,

Verse: 9    
der was durch swertslege hel:
Verse: 10    
der helt was gein prîse snel.

Verse: 11    
sus vuor der vürste rîche,
Verse: 12    
gezimieret wünneclîche.

Verse: 13    
aller manne schœne ein bluomen kranz,
Verse: 14    
den vrâcte Karnahkarnanz:

Verse: 15    
"juncherre, sâhet ir vür iuch varn
Verse: 16    
zwêne ritter die sich niht bewarn

Verse: 17    
kunnen an ritterlîcher zunft?
Verse: 18    
si ringent mit der nôtnunft

Verse: 19    
und sint an werdekeit verzaget:
Verse: 20    
si vüerent roubes eine maget."

Verse: 21    
der knappe wânde, swaz er sprach,
Verse: 22    
ez wære got, als im verjach

Verse: 23    
vrou Herzeloide diu künegîn,
Verse: 24    
si im underschiet den liehten schîn.

Verse: 25    
rief er lûte sunder spot:
Verse: 26    
"nû hilf mir, helferîcher got!"

Verse: 27    
vil dicke viel an sîn gebet
Verse: 28    
fil li roi Gahmuret.

Verse: 29    
der vürste sprach: "ich bin niht got,
Verse: 30    
ich leiste aber gerne sîn gebot.




Chapter: 123 
123


Verse: 1    
maht hie vier ritter sehen,
Verse: 2    
ob ze rehte kundes spehen."

Verse: 3    
der knappe vrâcte vürbaz:
Verse: 4    
"dû nennest ritter: waz ist daz?

Verse: 5    
hâstû niht gotlîcher kraft,
Verse: 6    
sage mir, wer gît ritterschaft?"

Verse: 7    
"daz tuot der künec Artûs.
Verse: 8    
juncherre, komt ir in des hûs,

Verse: 9    
der bringet iuch an ritters namen,
Verse: 10    
daz irs iuch nimmer durfet schamen.

Verse: 11    
ir muget wol sîn von ritters art.
Verse: 12    
von den helden er geschouwet wart:

Verse: 13    
lac diu gotes gunst an im.
Verse: 14    
von der âventiure ich daz nim,

Verse: 15    
diu mich mit wârheit des beschiet:
Verse: 16    
nie mannes varwe baz geriet

Verse: 17    
vor im sît Adâmes zît.
Verse: 18    
des wart sîn lop von wîben wît.

Verse: 19    
aber sprach der knappe sân,
Verse: 20    
von ein lachen wart getân:

Verse: 21    
"ei ritter got, waz mahtû sîn?
Verse: 22    
hâs sus manec vingerlîn

Verse: 23    
an dînen lîp gebunden
Verse: 24    
dort oben und hie unden."

Verse: 25    
aldâ begreif des knappen hant
Verse: 26    
swaz er îsers an dem vürsten vant.

Verse: 27    
des harnas begunde er schouwen:
Verse: 28    
"mîner muoter juncvrouwen

Verse: 29    
ir vingerlîn an snüeren tragent,
Verse: 30    
die niht sus an ein ander ragent."




Chapter: 124 
124


Verse: 1    
der knappe sprach durch sînen muot
Verse: 2    
zem vürsten: "war zuo ist diz guot,

Verse: 3    
daz dich wol kan schicken?
Verse: 4    
ich enmac es niht abe gezwicken."

Verse: 5    
der vürste im zeicte sîn swert:
Verse: 6    
"nû sich, swer an mich strîtes gert,

Verse: 7    
des selben wer ich mich mit slegen.
Verse: 8    
vür die sîne muoz ich an mich legen

Verse: 9    
und vür den schuz und vür den stich
Verse: 10    
muoz ich alsus wâpen mich."

Verse: 11    
aber sprach der knappe snel:
Verse: 12    
"ob die hirze trüegen sus ir vel,

Verse: 13    
enverwunte ir niht mîn gabilôt.
Verse: 14    
der vellet maneger von mir tôt."

Verse: 15    
die ritter zurnden daz er hielt
Verse: 16    
dem knappen der vil tumpheit wielt.

Verse: 17    
der vürste sprach: "got hüete dîn!
Verse: 18    
ouwî wan wære dîn schœne mîn!

Verse: 19    
dir hete got den wunsch gegeben,
Verse: 20    
ob mit witzen soldes leben.

Verse: 21    
diu gotes kraft dir virre leit!"
Verse: 22    
die sîne und ouch er selbe reit

Verse: 23    
und gâhten harte balde
Verse: 24    
zeinem velde in dem walde.

Verse: 25    
vant der gevüege
Verse: 26    
vrou Herzeloiden phlüege

Verse: 27    
(ir volke leider nie geschach),
Verse: 28    
die er balde eren sach:

Verse: 29    
si begunden sæn, dar nâch egen,
Verse: 30    
ir garte ob starken ohsen wegen.




Chapter: 125 
125


Verse: 1    
der vürste in guoten morgen bôt
Verse: 2    
und vrâcte, ob si sæhen nôt

Verse: 3    
eine juncvrouwen lîden.
Verse: 4    
si enkunden niht vermîden,

Verse: 5    
swes er vrâcte daz wart gesaget.
Verse: 6    
"zwêne ritter und ein maget

Verse: 7    
riten hiute morgen:
Verse: 8    
diu vrouwe vuor mit sorgen.

Verse: 9    
mit sporn si vaste ruorten."
Verse: 10    
die die juncvrouwen vuorten,

Verse: 11    
ez was Meljakanz,
Verse: 12    
den ergâhte Karnahkarnanz:

Verse: 13    
mit strîte er im die vrouwen nam.
Verse: 14    
diu was vor an vreuden lam:

Verse: 15    
si hiez Imâne
Verse: 16    
von der Bêâfontâne.

Verse: 17    
die bûliute verzageten.
Verse: 18    
die helde vür si jageten,

Verse: 19    
si sprâchen: "wiest uns sus geschehen?
Verse: 20    
hât unser juncherre ersehen

Verse: 21    
an disen rittern helme schart,
Verse: 22    
enhân wir uns niht wol bewart.

Verse: 23    
wir suln der küneginne haz
Verse: 24    
von schulden hœren umbe daz,

Verse: 25    
wande er mit uns her lief
Verse: 26    
hiute morgen si dannoch slief."

Verse: 27    
der knappe enruochte ouch wer schôz
Verse: 28    
die hirze kleine unde grôz:

Verse: 29    
er huop sich gein der muoter wider
Verse: 30    
und sagete ir mære. viel si nider:




Chapter: 126 
126


Verse: 1    
sîner worte si sêre erschrac,
Verse: 2    
daz si unversunnen vor im lac.

Verse: 3    
diu küneginne
Verse: 4    
wider kom zir sinne,

Verse: 5    
swie si vor wære verzaget,
Verse: 6    
sprach si: "sun, wer hât gesaget

Verse: 7    
dir von ritters orden?
Verse: 8    
bistûs innen worden?"

Verse: 9    
"muoter, ich sach vier man
Verse: 10    
noch liehter danne got getân:

Verse: 11    
die sageten mir von ritterschaft.
Verse: 12    
Artûs küneclîchiu kraft

Verse: 13    
sol mich nâch ritters êren
Verse: 14    
an schildes ambet kêren."

Verse: 15    
sich huop ein niuwer jâmer hie.
Verse: 16    
diu vrouwe enwesse rehte wie,

Verse: 17    
daz si ir den list erdæhte
Verse: 18    
und in von dem willen bræhte.

Verse: 19    
der knappe tump unde wert
Verse: 20    
iesch von der muoter dicke ein phert.

Verse: 21    
daz begunde si in ir herzen klagen.
Verse: 22    
si dâhte: "ich enwil im niht versagen,

Verse: 23    
ez muoz aber vil bœse sîn."
Verse: 24    
gedâhte mêr diu künegîn:

Verse: 25    
"der liute vil spotte sint.
Verse: 26    
tôren kleider sol mîn kint

Verse: 27    
ob sînem liehten lîbe tragen.
Verse: 28    
wirt er geroufet und geslagen,

Verse: 29    
kumt er mir her wider wol."
Verse: 30    
ouwê der jæmerlîchen dol!




Chapter: 127 
127


Verse: 1    
diu vrouwe nam ein sactuoch,
Verse: 2    
si sneit im hemde unde bruoch,

Verse: 3    
daz doch an einem stücke erschein,
Verse: 4    
unz enmitten an sîn blankez bein:

Verse: 5    
daz wart vür tôren kleit erkant.
Verse: 6    
eine gugeln man obene drûfe vant.

Verse: 7    
al vrisch rûch kelberîn
Verse: 8    
von einer hiute zwei ribalîn

Verse: 9    
nâch sînen beinen wart gesniten.
Verse: 10    
wart grôz jâmer niht vermiten.

Verse: 11    
diu künegîn was alsô bedâht,
Verse: 12    
si bat belîben in die naht:

Verse: 13    
"dû ensolt niht hinnen kêren,
Verse: 14    
ich wil dich liste lêren.

Verse: 15    
an ungebanten strâzen
Verse: 16    
soltû tunkel vürte lâzen:

Verse: 17    
die sîhte unde lûter sîn,
Verse: 18    
soltû al balde rîten în.

Verse: 19    
solt dich site nieten,
Verse: 20    
der werlde grüezen bieten.

Verse: 21    
ob dich ein grâ wîse man
Verse: 22    
zuht wil lêren als er wol kan,

Verse: 23    
dem soltû gerne volgen
Verse: 24    
und wis im niht erbolgen.

Verse: 25    
sun, dir bevolhen sîn,
Verse: 26    
swâ guotes wîbes vingerlîn

Verse: 27    
müges erwerben und ir gruoz,
Verse: 28    
daz nim: ez tuot dir kumbers buoz.

Verse: 29    
solt zir kusse gâhen
Verse: 30    
und ir lîp vaste umbevâhen:




Chapter: 128 
128


Verse: 1    
daz gît gelücke und hôhen muot,
Verse: 2    
ob si kiusche ist unde guot.

Verse: 3    
solt ouch wizzen, sun mîn,
Verse: 4    
der stolze küene Lehelîn

Verse: 5    
dînen vürsten abe ervaht zwei lant,
Verse: 6    
diu solden dienen dîner hant,

Verse: 7    
Wâleis und Norgâls.
Verse: 8    
ein dîn vürste Turkentâls

Verse: 9    
den tôt von sîner hende emphienc:
Verse: 10    
dîn volc er sluoc unde vienc."

Verse: 11    
"diz riche ich, muoter, ruocht es got,
Verse: 12    
in verwundet noch mîn gabilôt."

Verse: 13    
des morgens der tac erschein,
Verse: 14    
der knappe balde wart enein,

Verse: 15    
im was gein Artûse gâch.
Verse: 16    
vrou Herzeloide in kuste und lief im nâch.

Verse: 17    
der werlde riuwe aldâ geschach:
Verse: 18    
si ir sun niht langer sach

Verse: 19    
(der reit enwec: wemst deste baz?),
Verse: 20    
viel diu vrouwe valsches laz

Verse: 21    
ûf die erde, aldâ si jâmer sneit
Verse: 22    
daz si ein sterben niht vermeit.

Verse: 23    
ir vil getriulîcher tôt
Verse: 24    
der vrouwen wert dei hellenôt.

Verse: 25    
ô wol si daz si muoter wart!
Verse: 26    
sus vuor die lônes bernden vart

Verse: 27    
ein wurzel der güete
Verse: 28    
und ein stam der diemüete.

Verse: 29    
ouwê daz wir niht enhân
Verse: 30    
ir sippe unz an den eilften spân!




Chapter: 129 
129


Verse: 1    
des wirt gevelschet manec lîp.
Verse: 2    
doch solden getriuwiu wîp

Verse: 3    
heiles wünschen disem knaben,
Verse: 4    
der sich hie von ir hât erhaben.

Verse: 5    
reit der knappe wol getân
Verse: 6    
gein dem fôreist in Brizljân.

Verse: 7    
er kom an einen bach geriten,
Verse: 8    
den hete ein hane wol überschriten:

Verse: 9    
swie stuonden bluomen unde gras,
Verse: 10    
durch daz sîn vluz tunkel was,

Verse: 11    
der knappe den vurt dar an vermeit.
Verse: 12    
den tac er gar neben reit,

Verse: 13    
als ez sînen witzen tohte.
Verse: 14    
er beleip die naht swie er mohte,

Verse: 15    
unz im der liehte tac erschein.
Verse: 16    
der knappe sich danne al ein

Verse: 17    
huop zeinem vurte lûter wol getân.
Verse: 18    
was anderhalp der plân

Verse: 19    
mit einem gezelt gehêret,
Verse: 20    
grôz rîcheit dran gekêret

Verse: 21    
von drîer varwe samît.
Verse: 22    
ez was hôch unde wît,

Verse: 23    
ûf den næten lâgen borten guot.
Verse: 24    
hienc ein liderîn huot,

Verse: 25    
den man drüber ziehen solde
Verse: 26    
immer swennez regenen wolde.

Verse: 27    
duc Orilus de Lalander,
Verse: 28    
des wîp dort unde vander

Verse: 29    
ligende minneclîche,
Verse: 30    
die herzoginne rîche,




Chapter: 130 
130


Verse: 1    
gelîche einem ritters trûte.
Verse: 2    
si hiez Jeschûte.

Verse: 3    
diu vrouwe was entslâfen,
Verse: 4    
si truoc der minne wâfen,

Verse: 5    
einen munt durchliuhtec rôt
Verse: 6    
und gerndes ritters herzen nôt.

Verse: 7    
innen des diu vrouwe slief,
Verse: 8    
der munt ir von ein ander lief:

Verse: 9    
der truoc der minne hitze viur.
Verse: 10    
sus lac des wunsches âventiur.

Verse: 11    
von snêwîzem beine
Verse: 12    
nâhe ein ander kleine,

Verse: 13    
sus stuonden ir die liehten zene.
Verse: 14    
ich wæne mich iemen küssens wene

Verse: 15    
an einen sus gelobeten munt:
Verse: 16    
daz ist mir selten worden kunt.

Verse: 17    
ir deckelachen zobelîn
Verse: 18    
erwant an ir hüffelîn,

Verse: 19    
daz si durch hitze von ir stiez,
Verse: 20    
si der wirt al eine liez.

Verse: 21    
si was geschicket und gesniten,
Verse: 22    
an ir was künste niht vermiten:

Verse: 23    
got selbe worhte ir süezen lîp.
Verse: 24    
ouch hete daz minneclîche wîp

Verse: 25    
langen arm und blanke hant.
Verse: 26    
der knappe ein vingerlîn vant,

Verse: 27    
daz in gein dem bette twanc.
Verse: 28    
er mit der herzoginne ranc,

Verse: 29    
dâhte er an die muoter sîn:
Verse: 30    
diu riet an wîbes vingerlîn.




Chapter: 131 
131


Verse: 1    
ouch spranc der knappe wol getân
Verse: 2    
von dem teppeche an daz bette sân.

Verse: 3    
diu süeze kiusche unsanfte erschrac,
Verse: 4    
der knappe an ir arme lac:

Verse: 5    
si muoste iedoch erwachen.
Verse: 6    
mit schame al sunder lachen

Verse: 7    
diu vrouwe zuht gelêret
Verse: 8    
sprach: "wer hât mich entêret?

Verse: 9    
juncherre, es ist iu gar ze vil:
Verse: 10    
ir mohtet iu nemen ander zil."

Verse: 11    
diu vrouwe lûte klagete.
Verse: 12    
er enruochte waz si sagete:

Verse: 13    
ir munt er an den sînen twanc.
Verse: 14    
nâch was niht ze lanc,

Verse: 15    
ê er dructe an sich die herzogîn
Verse: 16    
und nam ir ouch ein vingerlîn.

Verse: 17    
an ir hemde ein vürspan er sach:
Verse: 18    
ungevuoge erz dannen brach.

Verse: 19    
diu vrouwe was mit wîbes wer,
Verse: 20    
ir was sîn kraft ein ganzez her:

Verse: 21    
doch wart ringens vil getân.
Verse: 22    
der knappe klagete den hunger sân.

Verse: 23    
diu vrouwe was ir lîbes lieht,
Verse: 24    
si sprach: "ir sult mîn ezzen niht.

Verse: 25    
wært ir ze vromen wîse,
Verse: 26    
ir næmet iu ander spîse.

Verse: 27    
dort stêt brôt unde wîn
Verse: 28    
und ouch zwei pardrîsekîn,

Verse: 29    
als si ein juncvrouwe brâhte,
Verse: 30    
dius wênec iu gedâhte."




Chapter: 132 
132


Verse: 1    
er enruochte diu wirtîn saz:
Verse: 2    
einen guoten kroph er az,

Verse: 3    
dar nâch er swære trünke tranc.
Verse: 4    
die vrouwen dûhte gar ze lanc

Verse: 5    
sîns wesens in dem poulûn.
Verse: 6    
si wânde, er wære ein garzûn

Verse: 7    
gescheiden von den witzen.
Verse: 8    
ir schame begunde switzen.

Verse: 9    
iedoch sprach diu herzogîn:
Verse: 10    
"juncherre, ir sult mîn vingerlîn

Verse: 11    
hie lâzen und mîn vürspan.
Verse: 12    
hebet iuch enwec: wan kumt mîn man,

Verse: 13    
ir müezet zürnen lîden,
Verse: 14    
daz ir gerner möhtet mîden."

Verse: 15    
sprach der knappe wol geborn:
Verse: 16    
"ouwê waz vürhte ich iuwers mannes zorn?

Verse: 17    
wan schadet ez iu an êren,
Verse: 18    
wil ich hinnen kêren."

Verse: 19    
gienc er zuo dem bette sân:
Verse: 20    
ein ander kus wart getân,

Verse: 21    
daz was der herzoginne leit.
Verse: 22    
der knappe âne urloup dannen reit.

Verse: 23    
iedoch sprach er: "got hüete dîn!
Verse: 24    
alsus riet mir diu muoter mîn."

Verse: 25    
der knappe des roubes was gemeit.
Verse: 26    
er eine wîle von dan gereit,

Verse: 27    
wol nâch gein der mîle zil,
Verse: 28    
kom von dem ich sprechen wil.

Verse: 29    
der spürte an dem touwe
Verse: 30    
daz gesuochet was sîn vrouwe.




Chapter: 133 
133


Verse: 1    
der snüere ein teil was ûz getret:
Verse: 2    
hete ein knappe daz gras gewet.

Verse: 3    
der vürste wert und erkant
Verse: 4    
sîn wîp dort unde al trûrec vant.

Verse: 5    
sprach der stolze Orilus:
Verse: 6    
"ouwê vrouwe, wie hân ich sus

Verse: 7    
mîn dienst gein iu gewendet!
Verse: 8    
mir ist nâch laster gendet

Verse: 9    
manec ritterlîcher prîs:
Verse: 10    
ir habet ein ander âmîs."

Verse: 11    
mit wazzerrîchen ougen
Verse: 12    
diu vrouwe bôt ir lougen

Verse: 13    
, daz si unschuldec wære:
Verse: 14    
er engeloupte niht ir mære.

Verse: 15    
iedoch sprach si mit vorhte siten:
Verse: 16    
"dâ kom ein tôr her zuo geriten:

Verse: 17    
swaz ich liute erkennet hân,
Verse: 18    
ich engesach nie lîp wol getân.

Verse: 19    
mîn vürspan und ein vingerlîn
Verse: 20    
daz nam er âne den willen mîn."

Verse: 21    
"hei sîn lîp iu wol gevellet.
Verse: 22    
ir habet iuch zim gesellet."

Verse: 23    
sprach si: "nû enwelle got!
Verse: 24    
sîniu ribalîn, sîn gabilôt

Verse: 25    
wâren mir doch ze nâhen.
Verse: 26    
diu rede iu solde smâhen:

Verse: 27    
vürstinne ez übele zæme,
Verse: 28    
ob si minne næme."

Verse: 29    
aber sprach der vürste sân:
Verse: 30    
"vrouwe, ich enhân iu niht getân,




Chapter: 134 
134


Verse: 1    
ir enwelt iuch einer site schamen:
Verse: 2    
ir liezet küneginne namen

Verse: 3    
und hiezt durch mich ein herzogin.
Verse: 4    
der kouf gît mir ungewin.

Verse: 5    
mîn manheit ist doch quec,
Verse: 6    
daz iuwer bruoder êrec,

Verse: 7    
mîn swâger, fil li roi Lac,
Verse: 8    
iuch wol dar umbe hazzen mac.

Verse: 9    
mich erkennet iedoch der wîse
Verse: 10    
an bewandem prîse,

Verse: 11    
der ninder mac entêret sîn,
Verse: 12    
wan daz er mich vor Prûrîn

Verse: 13    
mit sîner tjoste valte.
Verse: 14    
an im ich sît bezalte

Verse: 15    
hôhen prîs vor Karnant.
Verse: 16    
ze rehter tjost stach in mîn hant

Verse: 17    
hinderz ors durch fîanze:
Verse: 18    
durch sînen schilt mîn lanze

Verse: 19    
iuwer kleinœte brâhte.
Verse: 20    
vil wênec ich gedâhte

Verse: 21    
iuwer minne einem andern trûte,
Verse: 22    
mîn vrouwe Jeschûte.

Verse: 23    
vrouwe, ir sult gelouben des,
Verse: 24    
daz der stolze Gâlôes,

Verse: 25    
fil li roi Gandîn,
Verse: 26    
tôt lac von der tjoste mîn.

Verse: 27    
ir hieldet ouch nâhen ,
Verse: 28    
Plîopliherî

Verse: 29    
gein mir durch tjostieren reit
Verse: 30    
und mich sîn strîten niht vermeit.




Chapter: 135 
135


Verse: 1    
mîn tjoste in hinderz ors verswanc,
Verse: 2    
daz in der satel ninder dranc.

Verse: 3    
ich hân dicke prîs bezalt
Verse: 4    
und manegen ritter abe gevalt:

Verse: 5    
des enmohte ich geniezen niht.
Verse: 6    
ein hôhez laster mir des giht.

Verse: 7    
si hazzent mich besunder,
Verse: 8    
die von der tavelrunder,

Verse: 9    
der ich ehte nider stach,
Verse: 10    
dâz manec wert juncvrouwe sach,

Verse: 11    
um den sparwære ze Kanedic.
Verse: 12    
ich behielt iu prîs und mir den sic.

Verse: 13    
daz sâhet ir und Artûs,
Verse: 14    
der mîne swester hât ze hûs,

Verse: 15    
die süezen Cunnewâren.
Verse: 16    
ir munt kan niht gebâren

Verse: 17    
mit lachen, ê si den gesiht
Verse: 18    
dem man des hœsten prîses giht.

Verse: 19    
wan kœme mir doch der selbe man!
Verse: 20    
würde ein strîten hie getân

Verse: 21    
als hiute morgen, ich streit
Verse: 22    
und einem vürsten vrumte leit,

Verse: 23    
der mir sîn tjostieren bôt:
Verse: 24    
von mîner tjoste lac er tôt.

Verse: 25    
ich enwil iu niht von zorne sagen,
Verse: 26    
daz maneger hât sîn wîp geslagen

Verse: 27    
umbe ir krenker schulde.
Verse: 28    
hete ich dienest oder hulde,

Verse: 29    
daz ich iu solde bieten,
Verse: 30    
ir müestet iuch mangels nieten.




Chapter: 136 
136


Verse: 1    
ich ensol niht mêr erwarmen
Verse: 2    
an iuwern blanken armen,

Verse: 3    
ich etswenne durch minne lac
Verse: 4    
manegen wünneclîchen tac.

Verse: 5    
ich sol velwen iuwern rôten munt
Verse: 6    
und iuwern ougen machen rœte kunt,

Verse: 7    
ich sol iu vreude entêren
Verse: 8    
und iuwer herze siuften lêren."

Verse: 9    
diu vürstîn an den vürsten sach.
Verse: 10    
ir munt jæmerlîchen sprach:

Verse: 11    
"nû êret an mir ritters prîs.
Verse: 12    
ir sît getriuwe unde wîs

Verse: 13    
und ouch wol gewaldec mîn,
Verse: 14    
ir muget mir geben hôhen pîn.

Verse: 15    
ir sult ê mîn gerihte nemen.
Verse: 16    
durch elliu wîp lât iuch gezemen

Verse: 17    
(ir muget mir dannoch vüegen nôt):
Verse: 18    
læge ich von andern handen tôt,

Verse: 19    
daz iu niht prîs geneicte,
Verse: 20    
swie schiere ich denne veicte,

Verse: 21    
daz wære mir ein süeziu zit,
Verse: 22    
sît iuwer hazzen an mir lît."

Verse: 23    
aber sprach der vürste mêre:
Verse: 24    
"vrouwe, ir wæret mir gar ze hêre.

Verse: 25    
des sol ich an iu mâzen:
Verse: 26    
geselleschaft wirt lâzen

Verse: 27    
mit trinken und mit ezzen,
Verse: 28    
ligens wirt vergezzen.

Verse: 29    
ir emphâhet mêr dehein gewant,
Verse: 30    
wan als ich iuch sitzende vant.




Chapter: 137 
137


Verse: 1    
iuwer zoum muoz sîn ein bestîn seil,
Verse: 2    
iuwer phert bejaget wol hungers teil,

Verse: 3    
iuwer satel wol gezieret
Verse: 4    
der wirt enschumphieret."

Verse: 5    
vil balde er zarte unde brach
Verse: 6    
den samît drabe. daz geschach,

Verse: 7    
er zesluoc den satel si inne reit.
Verse: 8    
ir kiusche und ir wîpheit

Verse: 9    
sîn hazzen lîden muosten:
Verse: 10    
mit bestînen buosten

Verse: 11    
bant er in aber wider zuo.
Verse: 12    
ir kom sîn hazzen alze vruo.

Verse: 13    
sprach er an den zîten:
Verse: 14    
"vrouwe, suln wir rîten.

Verse: 15    
kœme ich an in (des würde ich geil),
Verse: 16    
der hie nam iuwer minne teil,

Verse: 17    
ich bestüende in doch durch âventiur,
Verse: 18    
ob sîn âtem gæbe viur

Verse: 19    
als eines wilden trachen."
Verse: 20    
al weinde sunder lachen

Verse: 21    
diu vrouwe jâmers rîche
Verse: 22    
schiet dannen trûreclîche.

Verse: 23    
si enmüete niht swaz ir geschach,
Verse: 24    
wan ir mannes ungemach:

Verse: 25    
des trûren gap ir grôze nôt,
Verse: 26    
daz si noch sanfter wære tôt.

Verse: 27    
sult ir si durch triuwe klagen:
Verse: 28    
si beginnet hœher kumber tragen.

Verse: 29    
wære mir aller wîbe haz bereit,
Verse: 30    
mich müete doch vroun Jeschûten leit.




Chapter: 138 
138


Verse: 1    
sus riten si ûf der slâ hin nâch.
Verse: 2    
dem knappen vor in ouch was vil gâch:

Verse: 3    
doch wesse der unverzagete
Verse: 4    
niht daz man in jagete,

Verse: 5    
wan swen sîn ougen sâhen,
Verse: 6    
er dem begunde nâhen,

Verse: 7    
den gruozte der knappe guoter
Verse: 8    
und jach: "sus riet mir mîn muoter."

Verse: 9    
sus kom unser tœrscher knabe
Verse: 10    
geriten eine halden abe.

Verse: 11    
wîbes stimme er hôrte,
Verse: 12    
vor eines velses orte

Verse: 13    
ein vrouwe ûz rehtem jâmer schrei:
Verse: 14    
ir was diu wâre vreude enzwei.

Verse: 15    
der knappe reit ir balde zuo.
Verse: 16    
hœret waz diu vrouwe tuo:

Verse: 17    
brach vrou Sigûne
Verse: 18    
ir langen zöphe brûne

Verse: 19    
vor jâmer ûz ir swarten.
Verse: 20    
der knappe begunde warten:

Verse: 21    
Schîânatulander
Verse: 22    
den vürsten tôt vander

Verse: 23    
der juncvrouwen in ir schôz.
Verse: 24    
aller schimphe si verdrôz.

Verse: 25    
"er trûrec oder vreuden var,
Verse: 26    
die bat mîn muoter grüezen gar.

Verse: 27    
got halde iuch!" sprach des knappen munt.
Verse: 28    
"ich hân hie jæmerlîchen vunt

Verse: 29    
in iuwerm schôze vunden.
Verse: 30    
wer gap iu den ritter wunden?"




Chapter: 139 
139


Verse: 1    
[der knappe unverdrozzen
Verse: 2    
sprach: "wer hât in erschozzen?]

Verse: 3    
geschach ez mit einem gabilôt?
Verse: 4    
mich dunket, vrouwe, er lige tôt.

Verse: 5    
welt ir mir von iht sagen,
Verse: 6    
wer iu den man habe erslagen,

Verse: 7    
ob ich in mac errîten,
Verse: 8    
ich wil gerne mit im strîten."

Verse: 9    
greif der knappe mære
Verse: 10    
zuo sînem kochære:

Verse: 11    
vil scharphiu gabilôt er vant.
Verse: 12    
er vuorte ouch dannoch beidiu phant,

Verse: 13    
diu er von Jeschûten brach
Verse: 14    
und ein tumpheit geschach.

Verse: 15    
hete er gelernt sîns vater site,
Verse: 16    
die werdeclîche im wonten mite,

Verse: 17    
diu buckel wære gehurtet baz,
Verse: 18    
diu herzoginne al eine saz,

Verse: 19    
diu sît vil kumbers durch in leit:
Verse: 20    
mêr danne ein ganzez jâr si meit

Verse: 21    
gruoz von ir mannes lîbe.
Verse: 22    
unrehte geschach dem wîbe.

Verse: 23    
hœret ouch von Sigûnen sagen:
Verse: 24    
diu kunde ir leit mit jâmer klagen.

Verse: 25    
si sprach zem knappen: "dû hâs tugent.
Verse: 26    
gêret dîn süeziu jugent

Verse: 27    
und dîn antlitze minneclîch.
Verse: 28    
deiswâr wirst noch sælden rîch.

Verse: 29    
disen ritter meit daz gabilôt:
Verse: 30    
er lac ze tjostieren tôt.




Chapter: 140 
140


Verse: 1    
[dû bist geborn von triuwen,
Verse: 2    
daz er dich sus kan riuwen. "]

Verse: 3    
ê si den knappen rîten lieze,
Verse: 4    
si vrâcte in wie er hieze,

Verse: 5    
und jach er trüege den gotes vlîz.
Verse: 6    
"bon fîz, scher fîz, bêâ fîz,

Verse: 7    
alsus hât mich genennet
Verse: 8    
der mich heime erkennet."

Verse: 9    
diu rede was getân,
Verse: 10    
si erkande in dem namen sân.

Verse: 11    
hœret in rehter nennen,
Verse: 12    
daz ir wol müget erkennen

Verse: 13    
wer dirre âventiure herre :
Verse: 14    
der hielt der juncvrouwen .

Verse: 15    
ir rôter munt sprach sunder twâl:
Verse: 16    
"deiswâr heizes Parzivâl.

Verse: 17    
der name ist rehte mitten durch.
Verse: 18    
grôz liebe ier solh herzen vurch

Verse: 19    
mit dîner muoter triuwe:
Verse: 20    
dîn vater liez ir riuwe.

Verse: 21    
ich engihe dirs niht ze ruome,
Verse: 22    
dîn muoter ist mîn muome,

Verse: 23    
und sage dir sunder valschen list
Verse: 24    
die rehten wârheit, wer bist.

Verse: 25    
dîn vater was ein Anschevîn,
Verse: 26    
ein Wâleis von der muoter dîn

Verse: 27    
bistû geborn von Kanvoleiz.
Verse: 28    
die rehten wârheit ich des weiz:

Verse: 29    
bist ouch künec ze Norgâls,
Verse: 30    
in der houbetstat ze Kingrivâls




Chapter: 141 
141


Verse: 1    
sol dîn houbet krône tragen.
Verse: 2    
dirre vürste wart durch dich erslagen,

Verse: 3    
wande er dîn lant ie werte:
Verse: 4    
sîne triuwe er nie verscherte.

Verse: 5    
junc vlætec süezer man,
Verse: 6    
die gebruoder hânt dir vil getân:

Verse: 7    
zwei lant nam dir Lehelîn,
Verse: 8    
disen ritter und den vetern dîn

Verse: 9    
ze tjostieren sluoc Orilus.
Verse: 10    
der liez ouch mich in jâmer sus.

Verse: 11    
mir diende âne alle schande
Verse: 12    
dirre vürste von dînem lande:

Verse: 13    
zôch mich dîn muoter.
Verse: 14    
lieber neve guoter,

Verse: 15    
hœre waz disiu mære sîn.
Verse: 16    
ein brackenseil gap im den pîn.

Verse: 17    
in unser zweier dienste den tôt
Verse: 18    
hât er bejaget und jâmers nôt

Verse: 19    
mir nâch sîner minne.
Verse: 20    
ich hete kranke sinne,

Verse: 21    
daz ich im niht minne gap.
Verse: 22    
des hât der sorgen urhap

Verse: 23    
mir vreude verschrôten:
Verse: 24    
minne ich in alsô tôten."

Verse: 25    
sprach er: "niftel, mir ist leit
Verse: 26    
dîn kumber und mîn laster breit.

Verse: 27    
swenne ich daz mac gerechen,
Verse: 28    
daz wil ich gerne zechen."

Verse: 29    
was im gein dem strîte gâch.
Verse: 30    
si wîste in unrehte nâch:




Chapter: 142 
142


Verse: 1    
si vorhte daz er den lîp verlür
Verse: 2    
und daz si grôzen schaden kür.

Verse: 3    
eine strâze er gevienc,
Verse: 4    
diu gein den Berteneisen gienc:

Verse: 5    
diu was gestrîchet unde breit.
Verse: 6    
swer im widergienc oder widerreit,

Verse: 7    
ez wære ritter oder koufman,
Verse: 8    
die selben gruozte er alle sân

Verse: 9    
und jach daz wære sîner muoter rât.
Verse: 10    
diu gap in ouch âne missetât.

Verse: 11    
der âbent begunde nâhen,
Verse: 12    
grôz müede gein im gâhen.

Verse: 13    
ersach der tumpheit genôz
Verse: 14    
ein hûs ze guoter mâze grôz.

Verse: 15    
was inne ein arger wirt,
Verse: 16    
als noch ûf ungeslehte birt:

Verse: 17    
daz was ein vischære
Verse: 18    
und aller güete lære.

Verse: 19    
den knappen hunger lêrte
Verse: 20    
daz er gegen kêrte

Verse: 21    
und klagete dem wirte hungers nôt.
Verse: 22    
der sprach: "ich engæbe iu ein halbez brôt

Verse: 23    
niht ze drîzec jâren.
Verse: 24    
swer mîner milde vâren

Verse: 25    
vergebene wil, der sûmet sich.
Verse: 26    
ich ensorge um niemen danne um mich,

Verse: 27    
dar nâch um mîniu kindelîn.
Verse: 28    
ir enkomt tâlanc her în.

Verse: 29    
hetet ir phenninge oder phant,
Verse: 30    
ich behielde iuch al zehant."




Chapter: 143 
143


Verse: 1    
bôt im der knappe sân
Verse: 2    
vroun Jeschûten vürspan.

Verse: 3    
ez der vilân ersach,
Verse: 4    
sîn munt lachete unde sprach:

Verse: 5    
"wiltû belîben, liebez kint,
Verse: 6    
dich êrent alle die hinne sint."

Verse: 7    
"wiltû mich hînt wol spîsen
Verse: 8    
und morgen rehte wîsen

Verse: 9    
gein Artûse (dem bin ich holt),
Verse: 10    
mac belîben dir daz golt."

Verse: 11    
"diz tuon ich" sprach der vilân:
Verse: 12    
"ich engesach nie lîp wol getân.

Verse: 13    
ich bringe dich durch wunder
Verse: 14    
vür des küneges tavelrunder."

Verse: 15    
die naht beleip der knappe :
Verse: 16    
man sach in smorgens anderswâ.

Verse: 17    
des tages er kûme erbeite.
Verse: 18    
der wirt ouch sich bereite

Verse: 19    
und lief im vor, der knappe nâch
Verse: 20    
reit: was in beiden gâch.

Verse: 21    
mîn her Hartman von Ouwe,
Verse: 22    
vrou Ginôvêr, iuwer vrouwe,

Verse: 23    
und iuwer herre, der künec Artûs,
Verse: 24    
den kumt ein mîn gast ze hûs.

Verse: 25    
bitet hüeten sîn vor spotte.
Verse: 26    
er enist gîge noch diu rotte:

Verse: 27    
si suln ein ander gampel nemen.
Verse: 28    
des lâzen sich durch zuht gezemen:

Verse: 29    
anders iuwer vrouwe ênîte
Verse: 30    
und ir muoter Karsnafîte




Chapter: 144 
144


Verse: 1    
werdent durch die mül gezucket
Verse: 2    
und ir lop gebucket.

Verse: 3    
sol ich den munt mit spotte zern,
Verse: 4    
ich wil mînen vriunt mit spotte wern.

Verse: 5    
kom der vischære
Verse: 6    
und ouch der knappe mære

Verse: 7    
einer houbetstat nâhen,
Verse: 8    
aldâ si Nantes sâhen.

Verse: 9    
sprach er: "kint, got hüete dîn!
Verse: 10    
sich, dort soltû rîten în."

Verse: 11    
sprach der knappe an witzen laz:
Verse: 12    
"dû solt mich wîsen vürbaz."

Verse: 13    
"wie wol mîn lîp daz bewart!
Verse: 14    
diu massenîe ist alsolher art,

Verse: 15    
genæhte ir immer vilân,
Verse: 16    
daz wære vil sêre missetân."

Verse: 17    
der knappe al eine vürbaz reit
Verse: 18    
ûf einen plân niht ze breit,

Verse: 19    
der stuont von bluomen lieht gemâl.
Verse: 20    
in zôch dehein Curvenâl:

Verse: 21    
er kunde kurtôsîe niht,
Verse: 22    
als ungevarnem man geschiht.

Verse: 23    
sîn zoum der was bestîn
Verse: 24    
und harte kranc sîn pherdelîn:

Verse: 25    
daz tet von strûchen manegen val.
Verse: 26    
ouch was sîn satel über al

Verse: 27    
unbeslagen mit niuwen ledern.
Verse: 28    
samît, hermîner vedern

Verse: 29    
man vil lützel an im siht.
Verse: 30    
er enbedorfte der mantelsnüere niht:




Chapter: 145 
145


Verse: 1    
vür suckenîe und vür surkôt,
Verse: 2    
vür nam er sîn gabilôt.

Verse: 3    
des site man gein prîse maz,
Verse: 4    
sîn vater was gekleidet baz

Verse: 5    
ûf dem teppeche vor Kanvoleiz.
Verse: 6    
der geliez nie vorhtlîchen sweiz,

Verse: 7    
im kom ein ritter widerriten.
Verse: 8    
den gruozte er nâch sînen siten:

Verse: 9    
"got halde iuch! riet mîn muoter mir."
Verse: 10    
"juncherre, got lône iu und ir!"

Verse: 11    
sprach Artûses basen sun,
Verse: 12    
den zôch Utepandragûn.

Verse: 13    
ouch sprach der selbe wîgant
Verse: 14    
erbeschaft ze Bertâne ûfz lant:

Verse: 15    
ez was îthêr von Gaheviez.
Verse: 16    
den rôten ritter man in hiez:

Verse: 17    
sîn harnas was gar rôt,
Verse: 18    
daz ez den ougen rœte bôt.

Verse: 19    
sîn ors was rôt unde snel,
Verse: 20    
al rôt was sîn gügerel,

Verse: 21    
rôt samît was sîn kovertiur,
Verse: 22    
sîn schilt noch rœter danne ein viur,

Verse: 23    
al rôt was sîn kursît
Verse: 24    
und wol an in gesniten wît,

Verse: 25    
rôt was sîn schaft, rôt was sîn sper,
Verse: 26    
al rôt nâch des heldes ger

Verse: 27    
was im sîn swert gerœtet,
Verse: 28    
nâch der scherphe iedoch gelœtet.

Verse: 29    
der künec von Kukûmerlant,
Verse: 30    
al rôt von golde ûf sîner hant




Chapter: 146 
146


Verse: 1    
stuont ein koph vil wol gegraben,
Verse: 2    
ob tavelrunder ûf erhaben.

Verse: 3    
blanc was sîn vel, rôt was sîn hâr.
Verse: 4    
der sprach zem knappen sunder vâr:

Verse: 5    
"gêret dîn süezer lîp:
Verse: 6    
dich brâhte zer werlde ein reine wîp.

Verse: 7    
ô wol der muoter diu dich gebar!
Verse: 8    
ich engesach nie lîp wol gevar.

Verse: 9    
bist der wâren minne blic,
Verse: 10    
ir schumphentiure und ir sic:

Verse: 11    
vil wîbes vreude an dir gesiget.
Verse: 12    
dar nâch dir jâmer swære wiget,

Verse: 13    
lieber vriunt, wiltû hin în,
Verse: 14    
sage mir durch den dienest mîn

Verse: 15    
dem künege und al den sînen,
Verse: 16    
ich ensül niht vlühtec schînen:

Verse: 17    
ich wil hie gerne beiten.
Verse: 18    
swer ze tjost sich sol bereiten,

Verse: 19    
ir neheiner habez vür wunder.
Verse: 20    
ich reit vür tavelrunder,

Verse: 21    
mîns landes ich mich underwant:
Verse: 22    
disen koph mîn ungevüegiu hant

Verse: 23    
ûf zucte, daz der wîn vergôz
Verse: 24    
vroun Ginôvêren in ir schôz.

Verse: 25    
underwinden mich daz lêrte.
Verse: 26    
ob ich schoube umbe kêrte,

Verse: 27    
würde ruozec mir mîn vel:
Verse: 28    
daz meit ich" sprach der degen snel.

Verse: 29    
"ich enhânz ouch niht durch roup getân:
Verse: 30    
des hât mîn krône mich erlân.




Chapter: 147 
147


Verse: 1    
vriunt, sage der künegîn,
Verse: 2    
ich begüzze si âne willen mîn,

Verse: 3    
aldâ die werden sâzen.
Verse: 4    
die rehter wer vergâzen,

Verse: 5    
ez sîn künege oder vürsten,
Verse: 6    
wes lant si ir wirt erdürsten?

Verse: 7    
wan holnt si im hie sîn goltvaz?
Verse: 8    
ir sneller prîs wirt anders laz."

Verse: 9    
der knappe sprach: "ich wirbe dir
Verse: 10    
swaz gesprochen hâs ze mir."

Verse: 11    
er reit von im ze Nantes în.
Verse: 12    
volcten im diu kindelîn

Verse: 13    
ûf den hof vür den palas,
Verse: 14    
maneger slahte vuore was.

Verse: 15    
schiere wart umbe in gedranc:
Verse: 16    
îwânet dar nâher spranc,

Verse: 17    
ein knappe valsches vrîe.
Verse: 18    
der bôt im kumpânîe.

Verse: 19    
der knappe sprach: "got halde dich!
Verse: 20    
bat reden mîn muoter mich,

Verse: 21    
ê daz ich schiede von ir hûs.
Verse: 22    
ich sihe hie manegen Artûs:

Verse: 23    
wer sol mich ritter machen?"
Verse: 24    
îwânet begunde lachen,

Verse: 25    
er sprach: "dû ensihs des rehten niht,
Verse: 26    
daz aber schiere geschiht."

Verse: 27    
er vuorte in în zem palas,
Verse: 28    
diu werde massenîe was.

Verse: 29    
sus vil kunde er in schalle,
Verse: 30    
er sprach: "got halde iuch herren alle,




Chapter: 148 
148


Verse: 1    
benamen den künec und des wîp!
Verse: 2    
mir gebôt mîn muoter an den lîp,

Verse: 3    
daz ich die gruozte sunder.
Verse: 4    
die ob der tavelrunder

Verse: 5    
von rehtem prîse heten stat,
Verse: 6    
die selben si mich grüezen bat.

Verse: 7    
dar an ein kunst mich verbirt,
Verse: 8    
ich enweiz niht welher hinne ist wirt.

Verse: 9    
dem hât ein ritter her enboten
Verse: 10    
(den sach ich allenthalben roten),

Verse: 11    
er welle sîn ûze bîten.
Verse: 12    
mich dunket er welle strîten.

Verse: 13    
im ist ouch leit daz er den wîn
Verse: 14    
vergôz ûf die künegîn.

Verse: 15    
ouwî wan hete ich sîn gewant
Verse: 16    
emphangen von des küneges hant!

Verse: 17    
wære ich vreuden rîche,
Verse: 18    
wan ez stêt ritterlîche."

Verse: 19    
der knappe unbetwungen
Verse: 20    
wart harte vil gedrungen,

Verse: 21    
gehurtet her unde dar.
Verse: 22    
si nâmen sîner varwe war:

Verse: 23    
diz was selpschouwet,
Verse: 24    
geherret noch gevrouwet

Verse: 25    
wart nie minneclîcher vruht.
Verse: 26    
got was in einer süezen zuht,

Verse: 27    
er Parzivâlen worhte.
Verse: 28    
der vreise wênec vorhte,

Verse: 29    
sus wart er vür Artûsen brâht.
Verse: 30    
an dem got wunsches hete erdâht,




Chapter: 149 
149


Verse: 1    
im kunde niemen vîent sîn.
Verse: 2    
besach in ouch diu künegîn,

Verse: 3    
ê si schiede von dem palas,
Verse: 4    
si vor begozzen was.

Verse: 5    
Artûs an den knappen sach,
Verse: 6    
zuo dem tumben er sprach:

Verse: 7    
"juncherre, got vergelde iu gruoz,
Verse: 8    
den ich gerne dienen muoz

Verse: 9    
mit dem lîbe und mit dem guote.
Verse: 10    
des ist mir wol ze muote."

Verse: 11    
"wolde et got, wan wære daz wâr!
Verse: 12    
der wîle dunket mich ein jâr

Verse: 13    
daz ich niht ritter wesen sol.
Verse: 14    
daz tuot mir wirs denne wol:

Verse: 15    
ensûmet mich niht mêre,
Verse: 16    
phleget mîn nâch ritters êre."

Verse: 17    
"daz tuon ich gerne" sprach der wirt.
Verse: 18    
"ob werdekeit mich niht verbirt,

Verse: 19    
bist wol gehiure,
Verse: 20    
rîch an koste stiure

Verse: 21    
wirt dir mîn gâbe undertân.
Verse: 22    
deiswâr ich solz ungerne lân.

Verse: 23    
solt unz morgen beiten:
Verse: 24    
ich wil dich wol bereiten."

Verse: 25    
der wol geborne knappe
Verse: 26    
hielt gagernde als ein trappe.

Verse: 27    
er sprach: "ich enwil hie nihtes biten.
Verse: 28    
mir kom ein ritter widerriten:

Verse: 29    
mac mir des harnas werden niht,
Verse: 30    
ich enruoche wer küneges gâbe giht.




Chapter: 150 
150


Verse: 1    
gît aber mir diu muoter mîn:
Verse: 2    
ich wæne doch diust ein künegîn."

Verse: 3    
Artûs sprach zem knappen sân:
Verse: 4    
"daz harnas vüert an im ein man,

Verse: 5    
daz ich dirs niht getörste geben.
Verse: 6    
ich muoz doch sus mit kumber leben

Verse: 7    
âne alle mîne schulde,
Verse: 8    
sît ich darbe sîner hulde.

Verse: 9    
ez ist îthêr von Gaheviez,
Verse: 10    
der trûren mir duch vreude stiez."

Verse: 11    
"ir wæret ein künec milde,
Verse: 12    
ob iuch solher gâbe bevilde.

Verse: 13    
gebetz im dar" sprach Keie sân
Verse: 14    
"und lât in zuo zim ûf den plân,

Verse: 15    
sol iemen bringen uns den koph.
Verse: 16    
hie helt diu geisel, dort der toph:

Verse: 17    
lâtz kint in umbe trîben,
Verse: 18    
lebet manz vor den wîben.

Verse: 19    
ez muoz noch dicke bâgen
Verse: 20    
und solhe schanze wâgen.

Verse: 21    
ich ensorge umbe ir deweders leben:
Verse: 22    
man sol hunde nâch ebers houbet geben."

Verse: 23    
"ungerne wolde ich im versagen,
Verse: 24    
wan daz ich vürhte er werde erslagen,

Verse: 25    
dem ich helfen sol der ritterschaft"
Verse: 26    
sprach Artûs ûz triuwen kraft.

Verse: 27    
der knappe iedoch die gâbe emphienc,
Verse: 28    
von ein jâmer sît ergienc.

Verse: 29    
was im von dem künege gâch.
Verse: 30    
junge und alde im drungen nâch:




Chapter: 151 
151


Verse: 1    
îwânet in an der hende zôch
Verse: 2    
vür eine louben niht ze hôch.

Verse: 3    
sach er vür unde wider:
Verse: 4    
ouch was diu loube nider,

Verse: 5    
daz er drûfe hôrte und ouch ersach
Verse: 6    
von ein trûren im geschach.

Verse: 7    
wolde ouch diu künegîn
Verse: 8    
selbe an dem venster sîn

Verse: 9    
mit rittern und mit vrouwen.
Verse: 10    
die begunden in alle schouwen.

Verse: 11    
saz vrou Cunnewâre,
Verse: 12    
diu fiere und diu klâre.

Verse: 13    
diu enlachete deheinen wîs,
Verse: 14    
si ensæhe in der den hœsten prîs

Verse: 15    
hete oder solde erwerben:
Verse: 16    
si wolde ê sus ersterben.

Verse: 17    
allez lachen si vermeit,
Verse: 18    
unz daz der knappe vür si reit:

Verse: 19    
erlachete ir minneclîcher munt.
Verse: 20    
des wart ir rücke ungesunt.

Verse: 21    
nam Keie seneschalt
Verse: 22    
vroun Cunnewâren de Lalant

Verse: 23    
mit ir reiden hâre.
Verse: 24    
ir lange zöphe klâre

Verse: 25    
die want er umbe sîne hant:
Verse: 26    
er spancte si âne türbant.

Verse: 27    
ir rücke wart dehein eit gestabet,
Verse: 28    
doch wart ein stap dran gehabet,

Verse: 29    
unz daz sîn siusen gar verswanc,
Verse: 30    
durch die wât und durch ir vel ez dranc.




Chapter: 152 
152


Verse: 1    
sprach der unwîse:
Verse: 2    
"iuwerm werden prîse

Verse: 3    
ist gegeben ein smæhiu letze:
Verse: 4    
ich bin sîn vengec netze,

Verse: 5    
ich sol in wider in iuch smiden
Verse: 6    
daz irs emphindet ûf den liden.

Verse: 7    
ez ist dem künege Artûs
Verse: 8    
ûf sînen hof und in sîn hûs

Verse: 9    
manec werder man geriten,
Verse: 10    
durch den ir lachen hât vermiten,

Verse: 11    
und lachet durch einen man
Verse: 12    
der niht mit ritters vuore kan."

Verse: 13    
in zorne wunders vil geschiht.
Verse: 14    
sîns slages wære im erteilet niht

Verse: 15    
vor dem rîche ûf dise maget,
Verse: 16    
diu vil von vriunden wart geklaget,

Verse: 17    
ob si halt schilt solde tragen.
Verse: 18    
diu ungevuoge ist geslagen

Verse: 19    
(wan si was von arte ein vürstîn),
Verse: 20    
Orilus und Lehelîn,

Verse: 21    
ir bruoder, hetenz die gesehen,
Verse: 22    
der slege minner wære geschehen.

Verse: 23    
der verswigen Antanôr,
Verse: 24    
der durch swîgen dûhte ein tôr,

Verse: 25    
sîn rede und ir lachen
Verse: 26    
was gezilt mit einen sachen:

Verse: 27    
er enwolde nimmer wort gesagen,
Verse: 28    
si enlachete diu wart geslagen.

Verse: 29    
ir lachen wart getân,
Verse: 30    
sîn munt sprach ze Keien sân:




Chapter: 153 
153


Verse: 1    
"got weiz, her seneschalt,
Verse: 2    
daz Cunnewâre de Lalant

Verse: 3    
durch den knappen ist zebert,
Verse: 4    
iuwer vreude es wirt verzert

Verse: 5    
noch von sîner hende,
Verse: 6    
er ensî nie ellende."

Verse: 7    
"sît iuwer êrste rede mir dreut,
Verse: 8    
ich wæne irs wênec iuch gevreut."

Verse: 9    
sîn brât wart gâlûnet,
Verse: 10    
mit slegen vil gerûnet

Verse: 11    
dem witzehaften tôren
Verse: 12    
mit viusten in sîn ôren:

Verse: 13    
daz tet Keie sunder twâl.
Verse: 14    
muoste der junge Parzivâl

Verse: 15    
disen kumber schouwen.
Verse: 16    
Antanors und der vrouwen,

Verse: 17    
im was von herzen leit ir nôt:
Verse: 18    
vil dicke er greif zem gabilôt.

Verse: 19    
vor der künegîn was solh gedranc,
Verse: 20    
daz er durch daz vermeit den swanc.

Verse: 21    
urloup nam do îwânet
Verse: 22    
zem fil li roi Gahmuret,

Verse: 23    
des reise al eine wart getân
Verse: 24    
hin ûz gein îthêr ûf den plân.

Verse: 25    
dem sagete er solhiu mære,
Verse: 26    
daz niemen dinne wære

Verse: 27    
der tjostierens gerte.
Verse: 28    
"der künec mich gâbe werte.

Verse: 29    
ich sagete, als mir verjæhe,
Verse: 30    
wiez âne danc geschæhe




Chapter: 154 
154


Verse: 1    
daz den wîn vergüzze,
Verse: 2    
unvuoge dich verdrüzze.

Verse: 3    
ir deheinen lüstet strîtes.
Verse: 4    
gip mir ûfe rîtes,

Verse: 5    
und dar zuo al dîn harnas:
Verse: 6    
daz emphienc ich ûf dem palas,

Verse: 7    
dar inne ich ritter werden muoz.
Verse: 8    
widersaget dir mîn gruoz,

Verse: 9    
ob mirz ungerne gîs.
Verse: 10    
wer mich, ob witzen gîs.

Verse: 11    
der künec von Kukûmerlant
Verse: 12    
sprach: "hât Artûses hant

Verse: 13    
dir mîn harnas gegeben,
Verse: 14    
deiswâr daz tæte er ouch mîn leben,

Verse: 15    
möhtestû mirz an gewinnen.
Verse: 16    
sus kan er vriunde minnen:

Verse: 17    
was er dir aber ê iht holt?
Verse: 18    
dîn dienst gedient schier den solt."

Verse: 19    
"ich getar wol dienen swaz ich sol:
Verse: 20    
ouch hât er mich gewert vil wol.

Verse: 21    
gip her und lâz dîn lantreht:
Verse: 22    
ich enwil niht langer sîn ein kneht,

Verse: 23    
ich sol schildes ambet hân."
Verse: 24    
er greif im nâch dem zoume sân:

Verse: 25    
"dû maht wol wesen Lehelîn,
Verse: 26    
von dem mir klagete diu muoter mîn."

Verse: 27    
der ritter umbe kêrte den schaft
Verse: 28    
und stach den knappen mit kraft,

Verse: 29    
daz er und sîn pherdelîn
Verse: 30    
muosten vallende ûf die bluomen sîn.




Chapter: 155 
155


Verse: 1    
der helt was zornes dræte:
Verse: 2    
er sluoc in daz im wæte

Verse: 3    
von dem schafte ûzer swarten bluot.
Verse: 4    
Parzivâl der knappe guot

Verse: 5    
stuont al zornec ûf dem plân.
Verse: 6    
sîn gabilôt begreif er sân.

Verse: 7    
der helm und diu barbier
Verse: 8    
sich locheten ob dem hersenier,

Verse: 9    
durchz ouge in sneit daz gabilôt
Verse: 10    
und durch den nac, daz er tôt

Verse: 11    
viel, der valscheit widersaz.
Verse: 12    
wîbe siufzen, herzen jâmers kraz

Verse: 13    
gap îthêrs tôt von Gaheviez.
Verse: 14    
der wîben nazziu ougen liez,

Verse: 15    
swelhiu sîner minne emphant,
Verse: 16    
durch die vreude ir was gerant

Verse: 17    
und ir schimph enschumphieret,
Verse: 18    
gein der riuhe gekondewieret.

Verse: 19    
Parzivâl der tumbe
Verse: 20    
kêrte in dicke al umbe:

Verse: 21    
er kunde im abe geziehen niht.
Verse: 22    
daz was ein wunderlîch geschiht:

Verse: 23    
helmes snüere noch sîniu schinnelier,
Verse: 24    
mit sînen blanken handen fier

Verse: 25    
kunde ers niht ûf gestricken
Verse: 26    
noch sus her abe gezwicken.

Verse: 27    
vil dicke erz doch versuochte,
Verse: 28    
wîsheit der unberuochte.

Verse: 29    
daz ors und daz pherdelîn
Verse: 30    
erhuoben einen hôhen grîn,




Chapter: 156 
156


Verse: 1    
daz ez îwânet erhôrte
Verse: 2    
vor der stat an sgraben orte,

Verse: 3    
vroun Ginôvêren knappe und ir mâc.
Verse: 4    
er von dem orse erhôrte den bâc

Verse: 5    
und er niemen drûfe sach
Verse: 6    
(von sînen triuwen daz geschach

Verse: 7    
die er nâch Parzivâle truoc),
Verse: 8    
gâhte dar der knappe kluoc.

Verse: 9    
er vant îthêren tôt
Verse: 10    
und Parzivâlen in tumber nôt:

Verse: 11    
snellîche er zin beiden spranc.
Verse: 12    
sagete er Parzivâle danc

Verse: 13    
prîses des erwarp sîn hant
Verse: 14    
an dem von Kukûmerlant.

Verse: 15    
"got lône dir! rât waz ich tuo.
Verse: 16    
ich kan hie harte wênec zuo:

Verse: 17    
wie bringe ichz ab im und an mich?"
Verse: 18    
"daz kan ich wol gelêren dich."

Verse: 19    
sus sprach der stolze îwânet
Verse: 20    
zem fil li roi Gahmuret.

Verse: 21    
entwâpent wart der tôte man
Verse: 22    
aldâ vor Nantes ûf dem plân

Verse: 23    
und an den lebenden geleget,
Verse: 24    
den dannoch grôziu tumpheit reget.

Verse: 25    
îwânet sprach: "diu ribalîn
Verse: 26    
suln niht under dem îser sîn:

Verse: 27    
solt tragen ritters kleit."
Verse: 28    
diu rede was Parzivâle leit.

Verse: 29    
sprach der knappe guoter:
Verse: 30    
"swaz mir gap mîn muoter,




Chapter: 157 
157


Verse: 1    
des sol vil wênec von mir komen,
Verse: 2    
ez ze schaden oder ze vromen."

Verse: 3    
daz dûhte wunderlîch genuoc
Verse: 4    
îwâneten: der was kluoc,

Verse: 5    
iedoch muoste er im volgen.
Verse: 6    
er enwas im niht erbolgen:

Verse: 7    
zwuo liehte hosen îserîn
Verse: 8    
schuohte er im über diu ribalîn,

Verse: 9    
sunder leder mit zwein borten.
Verse: 10    
zwêne sporn dar zuo gehôrten:

Verse: 11    
er spien im an daz goldes werc.
Verse: 12    
ê er im büte dar den halsberc,

Verse: 13    
er stricte im umbe diu schinnelier.
Verse: 14    
sunder twâl vil harte schier

Verse: 15    
von vuoze ûf gewâpent wol
Verse: 16    
wart Parzivâl mit gernder dol.

Verse: 17    
iesch der knappe mære
Verse: 18    
sînen kochære.

Verse: 19    
"ich enreiche dir dehein gabilôt:
Verse: 20    
diu ritterschaft dir daz verbôt"

Verse: 21    
sprach îwânet der knappe wert.
Verse: 22    
der gurte im umbe ein scharphez swert:

Verse: 23    
daz lêrte er in ûz ziehen
Verse: 24    
und widerriet im vliehen.

Verse: 25    
zôch er im dar nâher sân
Verse: 26    
des tôten mannes kastelân,

Verse: 27    
daz truoc bein hôch und lanc.
Verse: 28    
er gewâpende in den satel spranc:

Verse: 29    
er engerte stegereifes niht.
Verse: 30    
dem man noch snelheite giht,




Chapter: 158 
158


Verse: 1    
îwâneten niht bevilde,
Verse: 2    
er enlêrte in underm schilde

Verse: 3    
künsteclîch gebâren
Verse: 4    
und der vînde schaden vâren.

Verse: 5    
er bôt im in die hant ein sper:
Verse: 6    
daz was gar âne sîne ger,

Verse: 7    
doch vrâcte er in: "war zuo ist diz vrum?"
Verse: 8    
"swer gein dir zer tjoste kum,

Verse: 9    
soltûz balde brechen,
Verse: 10    
durch sînen schilt verstechen.

Verse: 11    
wiltû des vil getrîben,
Verse: 12    
man lobet dich vor den wîben."

Verse: 13    
als uns diu âventiure giht,
Verse: 14    
von Kölne noch von Mâstrieht

Verse: 15    
dehein schildære entwürfe in baz,
Verse: 16    
denne als er ûf dem orse saz.

Verse: 17    
sprach er z îwâneten sân:
Verse: 18    
"lieber vriunt, mîn kumpân,

Verse: 19    
ich hân hie erworben des ich bat.
Verse: 20    
solt mîn dienest in die stat

Verse: 21    
dem künege Artûse sagen
Verse: 22    
und ouch mîn hôhez laster klagen.

Verse: 23    
brinc im wider sîn goltvaz.
Verse: 24    
ein ritter sich an mir vergaz,

Verse: 25    
daz er die juncvrouwen sluoc
Verse: 26    
durch daz si lachens mîn gewuoc.

Verse: 27    
mich müent ir jæmerlîchen wort,
Verse: 28    
diu enrüerent mir dehein herzen ort:

Verse: 29    
muoz enmitten drinne sîn
Verse: 30    
der vrouwen ungedienter pîn.




Chapter: 159 
159


Verse: 1    
tuoz durch dîne gesellekeit
Verse: 2    
und lâz dir sîn mîn laster leit.

Verse: 3    
got hüete dîn! ich wil von dir varn
Verse: 4    
der mac uns beide wol bewarn."

Verse: 5    
îthêrn von Gaheviez
Verse: 6    
er jæmerlîche ligen liez:

Verse: 7    
der was, doch tôt, minneclîch.
Verse: 8    
lebende was er sælden rîch.

Verse: 9    
wære ritterschaft sîn endes wer
Verse: 10    
zer tjost durch schilt mit einem sper,

Verse: 11    
wer klagete denne die wunders nôt?
Verse: 12    
er starp von einem gabilôt.

Verse: 13    
îwânet ûf in brach
Verse: 14    
der liehten bluomen zeinem dach.

Verse: 15    
er stiez den gabilôtes stil
Verse: 16    
zuo zim, nâch der marter zil

Verse: 17    
der knappe kiusche unde stolz
Verse: 18    
dructe en kriuzes wîs ein holz

Verse: 19    
durch des gabilôtes snîden.
Verse: 20    
enwolde er niht vermîden,

Verse: 21    
hin in die stat er sagete
Verse: 22    
des manec wîp verzagete

Verse: 23    
und des manec ritter weinde.
Verse: 24    
der klagende triuwe erscheinde

Verse: 25    
(dâ wart jâmers vil gedolt),
Verse: 26    
der tôte schône wart geholt.

Verse: 27    
diu künegîn reit ûz der stat,
Verse: 28    
daz heilectuom si vüeren bat

Verse: 29    
ob dem künege von Kukûmerlant,
Verse: 30    
den tôte Parzivâles hant.




Chapter: 160 
160


Verse: 1    
vrou Ginôvêr diu künegîn
Verse: 2    
sprach jæmerlîcher worte sin:

Verse: 3    
"ouwê und heiâ hei!
Verse: 4    
Artûses werdekeit enzwei

Verse: 5    
sol brechen noch diz wunder,
Verse: 6    
der ob der tavelrunder

Verse: 7    
den hœsten prîs solde tragen,
Verse: 8    
daz der vor Nantes liget erslagen.

Verse: 9    
sîns erbeteils er gerte,
Verse: 10    
man in sterbens werte.

Verse: 11    
er was doch massenîe alhie
Verse: 12    
alsô, daz dehein ôre nie

Verse: 13    
dehein sîn untât vernam.
Verse: 14    
er was vor wildem valsche zam:

Verse: 15    
der was vil gar von im geschaben.
Verse: 16    
muoz ich alze vruo begraben

Verse: 17    
ein slôz ob dem prîse.
Verse: 18    
sîn herze an zühten wîse,

Verse: 19    
ob dem slôze ein hantveste,
Verse: 20    
riet im benamen daz beste,

Verse: 21    
swâ man nâch wîbes minne
Verse: 22    
mit ellenthaftem sinne

Verse: 23    
solde erzeigen mannes triuwe.
Verse: 24    
ein berndiu vruht al niuwe

Verse: 25    
ist trûrens ûf diu wîp gesæt.
Verse: 26    
ûz dîner wunden jâmer wæt.

Verse: 27    
dir was doch wol rôt dîn hâr,
Verse: 28    
daz dîn bluot die bluomen klâr

Verse: 29    
niht rœter dorfte machen.
Verse: 30    
swendes wîplich lachen."




Chapter: 161 
161


Verse: 1    
îthêr der lobes rîche
Verse: 2    
wart bestatet küneclîche.

Verse: 3    
des tôt schoup siufzen in diu wîp,
Verse: 4    
sîn harnas im verlôs den lîp:

Verse: 5    
dar umbe was sîn endes wer
Verse: 6    
des tumben Parzivâles ger.

Verse: 7    
sît er sich baz versan,
Verse: 8    
ungerne hete erz getân.

Verse: 9    
daz ors einer site phlac:
Verse: 10    
grôz arbeit ez ringe wac,

Verse: 11    
ez wære kalt oder heiz.
Verse: 12    
ez enliez durch reise deheinen sweiz,

Verse: 13    
ez træte stein oder ronen.
Verse: 14    
er dorfte im keines gürtens wonen

Verse: 15    
doch eines loches nâher baz,
Verse: 16    
er zwêne tage drûfe saz.

Verse: 17    
gewâpent reitz der tumbe man
Verse: 18    
den tac verre, ez hete lân

Verse: 19    
ein blôz wîser, solde erz hân geriten
Verse: 20    
zwêne tage, ez wære vermiten.

Verse: 21    
er liez et schûften, selten draben:
Verse: 22    
er kunde im lützel ûf gehaben.

Verse: 23    
hin gein âbende er ersach
Verse: 24    
eins turnes guphen und des dach.

Verse: 25    
den tumben dûhte sêre,
Verse: 26    
wie der türne wüehse mêre:

Verse: 27    
der stuont vil ûf einem hûs.
Verse: 28    
wânde er si sæte Artûs:

Verse: 29    
des jach er im vür heilekeit
Verse: 30    
und daz sîn sælde wære breit.




Chapter: 162 
162


Verse: 1    
alsô sprach der tumbe man:
Verse: 2    
"mîner muoter volc niht bûwen kan:

Verse: 3    
enwehset niht lanc ir sât.
Verse: 4    
swaz si ir in dem walde hât,

Verse: 5    
grôz regen si selten verbirt."
Verse: 6    
Gurnemanz de Grâharz hiez der wirt

Verse: 7    
ûf dirre burc dar zuo er reit.
Verse: 8    
vor stuont ein linde breit

Verse: 9    
ûf einem grüenen anger,
Verse: 10    
der was breiter noch langer

Verse: 11    
niht wan ze rehter mâze.
Verse: 12    
daz ors und ouch diu strâze

Verse: 13    
in truogen er sitzen vant
Verse: 14    
des was diu burc und ouch daz lant.

Verse: 15    
ein grôziu müede in des betwanc,
Verse: 16    
daz er den schilt unrehte swanc,

Verse: 17    
ze verre hinder oder vür,
Verse: 18    
et ninder nâch der site kür

Verse: 19    
die man gein prîse maz.
Verse: 20    
Gurnemanz der vürste al eine saz:

Verse: 21    
ouch gap der linden tolde
Verse: 22    
ir schaten, als si solde,

Verse: 23    
dem houbetman der wâren zuht.
Verse: 24    
des site was vor valsche ein vluht,

Verse: 25    
der emphienc den gast. daz was sîn reht:
Verse: 26    
im was ritter noch der kneht.

Verse: 27    
sus antwurte im Parzivâl
Verse: 28    
ûz tumben witzen sunder twâl:

Verse: 29    
"mich bat mîn muoter nemen rât
Verse: 30    
ze dem der grâwe locke hât.




Chapter: 163 
163


Verse: 1    
wil ich iu dienen nâch,
Verse: 2    
sît mir mîn muoter des verjach."

Verse: 3    
"sît ir durch râtes schulde
Verse: 4    
her komen, iuwer hulde

Verse: 5    
müezet ir mir durch râten lân,
Verse: 6    
und welt ir râtes volge hân."

Verse: 7    
warf der vürste mære
Verse: 8    
einen mûzersparwære

Verse: 9    
von der hende: in die burc er swanc,
Verse: 10    
ein guldîn schelle dran erklanc.

Verse: 11    
daz was ein bote: kômen sân
Verse: 12    
vil juncherren wol getân.

Verse: 13    
er bat den gast, den er sach,
Verse: 14    
în vüeren und schaffen sîn gemach.

Verse: 15    
der sprach: "mîn muoter saget al wâr:
Verse: 16    
altmannes rede stêt niht ze vâr."

Verse: 17    
hin în vuorten si in al zehant,
Verse: 18    
er manegen werden ritter vant

Verse: 19    
ûf dem hove an einer stat.
Verse: 20    
ieslîcher in erbeizen bat.

Verse: 21    
sprach an dem was tumpheit schîn:
Verse: 22    
"mich hiez ein künec ritter sîn:

Verse: 23    
swaz halt drûfe mir geschiht,
Verse: 24    
ich enkum von disem orse niht.

Verse: 25    
gruoz gein iu riet mîn muoter mir."
Verse: 26    
si dancten beidiu im und ir.

Verse: 27    
daz grüezen wart getân
Verse: 28    
(daz ors was müede und ouch der man),

Verse: 29    
maneger bete si gedâhten,
Verse: 30    
ê si in von dem orse brâhten




Chapter: 164 
164


Verse: 1    
in eine kemenâten.
Verse: 2    
si begunden im alle râten:

Verse: 3    
"lâtz harnas von iu bringen
Verse: 4    
und iuwern liden ringen."

Verse: 5    
schiere er muoste entwâpent sîn.
Verse: 6    
si diu rûhen ribalîn

Verse: 7    
und diu tôren kleit gesâhen,
Verse: 8    
erschrâken die sîn phlâgen.

Verse: 9    
vil blûge ez wart ze hove gesaget:
Verse: 10    
der wirt vor schame was nâch verzaget.

Verse: 11    
ein ritter sprach durch sîne zuht:
Verse: 12    
"deiswâr werdeclîche vruht

Verse: 13    
erkôs nie mîner ougen sehe.
Verse: 14    
an im liget der sælden spehe

Verse: 15    
mit reiner süezen hôhen art.
Verse: 16    
wiest der minnen blic alsus bewart?

Verse: 17    
mich jâmert immer daz ich vant
Verse: 18    
an der werlde vreude alsolh gewant.

Verse: 19    
wol doch der muoter diu in truoc!
Verse: 20    
an dem des wunsches liget genuoc,

Verse: 21    
sîn zimierde ist rîche.
Verse: 22    
daz harnas stuont ritterlîche

Verse: 23    
ê ez kœme von den gehiuren.
Verse: 24    
von einer quaschiuren

Verse: 25    
bluotege amesiere
Verse: 26    
kôs ich an im schiere."

Verse: 27    
der wirt sprach zem ritter sân:
Verse: 28    
"daz ist durch wîbe gebot getân."

Verse: 29    
"nein, herre! erst mit solhen siten,
Verse: 30    
er enkunde nimmer wîp gebiten




Chapter: 165 
165


Verse: 1    
daz si sîn dienest næme."
Verse: 2    
"sîn varwe der minne zæme."

Verse: 3    
der wirt sprach: "nû sul wir sehen
Verse: 4    
an des wæte ein wunder ist geschehen."

Verse: 5    
si giengen si vunden
Verse: 6    
Parzivâlen den wunden

Verse: 7    
von einem sper, daz beleip doch ganz.
Verse: 8    
sîn underwant sich Gurnemanz.

Verse: 9    
solh was sîn underwinden,
Verse: 10    
daz ein vater sînen kinden,

Verse: 11    
der sich triuwe kunde nieten,
Verse: 12    
möhtez in niht baz erbieten.

Verse: 13    
sîne wunden wuosch und bant
Verse: 14    
der wirt mit sîn selbes hant.

Verse: 15    
was ouch ûf geleget daz brôt.
Verse: 16    
des was dem jungen gaste nôt,

Verse: 17    
wande in grôz hunger niht vermeit:
Verse: 18    
al vastende er des morgens reit

Verse: 19    
von dem vischære.
Verse: 20    
sîn wunde und harnas swære,

Verse: 21    
die vor Nantes er bejagete,
Verse: 22    
im müede und hunger sagete

Verse: 23    
und diu verre tagereise
Verse: 24    
von Artûse dem Berteneise,

Verse: 25    
man in allenthalben vasten liez.
Verse: 26    
der wirt in mit im ezzen hiez.

Verse: 27    
der gast sich gelabete:
Verse: 28    
in den barn er sich habete,

Verse: 29    
daz er der spîse swande vil.
Verse: 30    
daz nam der wirt gar zeinem spil:




Chapter: 166 
166


Verse: 1    
bat in vlîzeclîche
Verse: 2    
Gurnemanz der triuwen rîche,

Verse: 3    
daz er vaste æze
Verse: 4    
und der müede sîn vergæze.

Verse: 5    
man huop den tisch, des wart zît.
Verse: 6    
"ich wæne daz ir müede sît"

Verse: 7    
sus sprach der wirt: "wært ir iht vruo?"
Verse: 8    
"got weiz, mîn muoter sliefe nuo:

Verse: 9    
diu kan vil niht wachen."
Verse: 10    
der wirt begunde lachen,

Verse: 11    
er vuorte in an die slâfstat.
Verse: 12    
der wirt in sich ûz sloufen bat:

Verse: 13    
ungerne erz tet, doch muostez sîn.
Verse: 14    
ein declachen hermîn

Verse: 15    
wart geleget über sînen blôzen lîp.
Verse: 16    
werde vruht gebar nie wîp.

Verse: 17    
grôz müede und slâf in lêrte
Verse: 18    
daz er sich selten kêrte

Verse: 19    
an die andern sîten:
Verse: 20    
sus kunde er tages erbîten.

Verse: 21    
gebôt der vürste mære
Verse: 22    
daz ein bat bereite wære

Verse: 23    
rehte umbe den mitten morgens tac.
Verse: 24    
zende an dem teppech der lac,

Verse: 25    
daz muoste smorgens alsô sîn.
Verse: 26    
man warf rôsen oben în.

Verse: 27    
swie wênec man umbe in rief,
Verse: 28    
der gast erwachte der slief.

Verse: 29    
der junge werde süeze man
Verse: 30    
gienc sitzen in die kuofen sân.




Chapter: 167 
167


Verse: 1    
ich enweiz wer si des bæte:
Verse: 2    
juncvrouwen mit rîcher wæte

Verse: 3    
und an lîbes varwe minneclîch,
Verse: 4    
die kômen zühte site gelîch.

Verse: 5    
si twuogen und strichen schiere
Verse: 6    
von im sîn amesiere

Verse: 7    
mit blanken linden henden.
Verse: 8    
endorfte in niht ellenden

Verse: 9    
der was witze ein weise.
Verse: 10    
sus dolde er vreude und eise,

Verse: 11    
tumpheit er wênec gein in engalt.
Verse: 12    
juncvrouwen kiusche unde balt

Verse: 13    
in alsus kunrierten.
Verse: 14    
swâ von si parlierten,

Verse: 15    
kunde er wol geswîgen zuo.
Verse: 16    
ez dorfte in dunken niht ze vruo,

Verse: 17    
wan von in schein der ander tac.
Verse: 18    
der glast alsus en strîte lac,

Verse: 19    
sîn varwe laschte beidiu lieht:
Verse: 20    
des was sîn lîp versûmet niht.

Verse: 21    
man bôt ein badelachen dar.
Verse: 22    
des nam er vil kleine war:

Verse: 23    
sus kunde er sich vrouwen schemen.
Verse: 24    
vor in wolde erz niht umbe nemen,

Verse: 25    
die juncvrouwen muosten gên.
Verse: 26    
si entorsten niht langer stên:

Verse: 27    
ich wæne si gerne heten gesehen,
Verse: 28    
ob im dort unde iht wære geschehen.

Verse: 29    
wîpheit vert mit triuwen,
Verse: 30    
si kan vriundes kumber riuwen.




Chapter: 168 
168


Verse: 1    
der gast an daz bette schreit.
Verse: 2    
al wîz gewant im was bereit,

Verse: 3    
von golde unde sîdîn
Verse: 4    
einen bruochgürtel zôch man drîn.

Verse: 5    
scharlachens hosen rôt man streich
Verse: 6    
an in. dem ellen nie gesweich,

Verse: 7    
âvoi wie stuonden sîniu bein!
Verse: 8    
reht geschickede ab in schein.

Verse: 9    
brûn scharlachen wol gesniten,
Verse: 10    
dem was furrieren niht vermiten,

Verse: 11    
beidiu innen hermîn blanc,
Verse: 12    
roc und mantel wâren lanc,

Verse: 13    
breit swarz unde grâ
Verse: 14    
zobel vor man kôs aldâ:

Verse: 15    
daz legete an der gehiure.
Verse: 16    
under einen gürtel tiure

Verse: 17    
wart er gefischieret
Verse: 18    
und wol gezimieret

Verse: 19    
mit einem tiuren vürspan.
Verse: 20    
sîn munt vor rœte bran.

Verse: 21    
kom der wirt mit triuwen kraft,
Verse: 22    
nâch dem gienc stolziu ritterschaft.

Verse: 23    
der emphienc den gast. daz geschach,
Verse: 24    
der ritter ieslîcher sprach,

Verse: 25    
si engesæhen nie schœnen lîp.
Verse: 26    
mit triuwen lobeten si daz wîp,

Verse: 27    
diu gap der werlde alsolhe vruht.
Verse: 28    
durch wârheit und umbe ir zuht

Verse: 29    
si jâhen: "er wirt wol gewert,
Verse: 30    
swâ sîn dienst genâden gert:




Chapter: 169 
169


Verse: 1    
im ist minne und gruoz bereit,
Verse: 2    
mac er geniezen werdekeit."

Verse: 3    
ieslîcher im des verjach
Verse: 4    
und dar nâch swer in ie gesach.

Verse: 5    
der wirt in mit der hant gevienc,
Verse: 6    
geselleclîche er dannen gienc.

Verse: 7    
in vrâcte der vürste mære,
Verse: 8    
welh sîn ruowe wære

Verse: 9    
des nahtes im gewesen.
Verse: 10    
"dâ enwære ich niht genesen,

Verse: 11    
wan daz mîn muoter her mir riet
Verse: 12    
des tages ich von ir schiet."

Verse: 13    
"got müeze lônen iu und ir!
Verse: 14    
herre, ir tuot genâde an mir."

Verse: 15    
gienc der helt mit witzen kranc
Verse: 16    
man got und dem wirte sanc.

Verse: 17    
der wirt zer messe in lêrte
Verse: 18    
daz noch die sælde mêrte,

Verse: 19    
ophern unde segenen sich
Verse: 20    
und gein dem tiuvel kêren gerich.

Verse: 21    
giengen si ûf den palas.
Verse: 22    
aldâ der tisch gedecket was,

Verse: 23    
der gast ze sînem wirte saz.
Verse: 24    
die spîse er ungesmæhet az.

Verse: 25    
der wirt sprach durch hövescheit:
Verse: 26    
"herre, iu ensol niht wesen leit,

Verse: 27    
ob ich iuch vrâge mære,
Verse: 28    
wannen iuwer reise wære."

Verse: 29    
er sagete im gar die underscheit
Verse: 30    
und wie er von sîner muoter reit,




Chapter: 170 
170


Verse: 1    
umz vingerlîn und umz vürspan
Verse: 2    
und wie erz harnas gewan.

Verse: 3    
der wirt erkande den ritter rôt:
Verse: 4    
der ersiufte und erbarmete in sîn nôt.

Verse: 5    
sînen gast des namen er niht erliez,
Verse: 6    
den rôten ritter er in hiez.

Verse: 7    
man den tisch hin dan genam,
Verse: 8    
dar nâch wart wilder muot vil zam.

Verse: 9    
der wirt sprach zem gaste sîn:
Verse: 10    
"ir redet als ein kindelîn.

Verse: 11    
wan geswîget ir iuwer muoter gar
Verse: 12    
und nemet ander mære war?

Verse: 13    
habet iuch an mînen rât:
Verse: 14    
der scheidet iuch von missetât.

Verse: 15    
sus hebe ich an. lât iuch gezemen,
Verse: 16    
ir sult niemer iuch verschemen.

Verse: 17    
verschamter lîp, waz touc der mêr?
Verse: 18    
der wont in der mûze rêr,

Verse: 19    
im werdekeit entrîset
Verse: 20    
und in gein der helle wîset.

Verse: 21    
ir traget geschickede unde schîn,
Verse: 22    
ir muget wol volkes herre sîn.

Verse: 23    
ist hôch und hœht sich iuwer art,
Verse: 24    
lât iuwern willen des bewart,

Verse: 25    
iuch sol erbarmen nôtec her:
Verse: 26    
gein des kumber sît ze wer

Verse: 27    
mit milde und mit güete.
Verse: 28    
vlîzet iuch diemüete.

Verse: 29    
der kumberhafte werde man
Verse: 30    
wol mit schame ringen kan




Chapter: 171 
171


Verse: 1    
(daz ist ein unsüeze arbeit):
Verse: 2    
dem sult ir helfe sîn bereit.

Verse: 3    
swenne ir dem tuot kumbers buoz,
Verse: 4    
nâhet iu der gotes gruoz.

Verse: 5    
im ist noch wirs denne den die gênt
Verse: 6    
nâch brôte aldâ diu venster stênt.

Verse: 7    
ir sult bescheidenlîche
Verse: 8    
sîn arm unde rîche,

Verse: 9    
wan swâ der herre gar vertuot,
Verse: 10    
daz ist niht herrenlîcher muot:

Verse: 11    
sament er aber schaz ze sêre,
Verse: 12    
daz sint ouch unêre.

Verse: 13    
gebet rehter mâze ir orden.
Verse: 14    
ich bin wol innen worden

Verse: 15    
daz ir râtes dürftec sît:
Verse: 16    
lât der unvuoge ir strît.

Verse: 17    
ir ensult niht vil gevrâgen:
Verse: 18    
ouch ensol iuch niht betrâgen

Verse: 19    
bedâhter gegenrede, diu
Verse: 20    
rehte als jenes vrâgen stê,

Verse: 21    
der iuch wil mit worten spehen.
Verse: 22    
ir kunnet hœren unde sehen,

Verse: 23    
entseben unde dræhen:
Verse: 24    
daz solde iuch witzen næhen.

Verse: 25    
lât die erberme der vrevel sîn.
Verse: 26    
sus tuot mir râtes volge schîn:

Verse: 27    
an swem ir strîtes sicherheit
Verse: 28    
bezalt, er enhabe iu solhiu leit

Verse: 29    
getân diu herzen kumber wesen,
Verse: 30    
die nemet und lâzet in genesen.




Chapter: 172 
172


Verse: 1    
ir müezet dicke wâpen tragen:
Verse: 2    
sôz von iu kom, daz ir getwagen

Verse: 3    
under ougen und an handen sît!
Verse: 4    
des ist nâch îsers râme zît.

Verse: 5    
[sô werdet ir minneclîch gevar:
Verse: 6    
des nement wîbes ougen war.]

Verse: 7    
sît manlîch und wol gemuot
Verse: 8    
(daz ist ze werdem prîse iu guot)

Verse: 9    
und lât iu liep sîn diu wîp:
Verse: 10    
daz tiuret junges mannes lîp.

Verse: 11    
gewenket nimmer tac an in:
Verse: 12    
dast rehte manlîcher sin.

Verse: 13    
welt ir in gerne liegen,
Verse: 14    
ir muget ir vil betriegen:

Verse: 15    
gein werder minne valscher list
Verse: 16    
hât gein prîse kurze vrist.

Verse: 17    
wirt der slîchære klage
Verse: 18    
daz dürre holz in dem hage,

Verse: 19    
daz bristet unde krachet:
Verse: 20    
der wahtære erwachet.

Verse: 21    
ungeverte und hâmît,
Verse: 22    
dar gedîhet manec strît:

Verse: 23    
diz zelt gein der minne.
Verse: 24    
diu werde hât sinne,

Verse: 25    
gein valsche listeclîche kunst:
Verse: 26    
swenne ir bejaget ir ungunst,

Verse: 27    
müezet ir gunêret sîn
Verse: 28    
und immer dulden schemeden pîn.

Verse: 29    
dise lêre sult ir nâhe tragen.
Verse: 30    
ich wil iu mêr von wîbes orden sagen:




Chapter: 173 
173


Verse: 1    
man und wîp diu sint al ein
Verse: 2    
als diu sunne diu hiute schein,

Verse: 3    
und ouch der name der heizet tac.
Verse: 4    
der enwederz sich gescheiden mac:

Verse: 5    
si blüent ûz einem kerne gar.
Verse: 6    
des nemet künsteclîche war."

Verse: 7    
der gast dem wirte durch râten neic.
Verse: 8    
sîner muoter er gesweic

Verse: 9    
mit rede und in dem herzen niht,
Verse: 10    
als noch getriuwem man geschiht.

Verse: 11    
der wirt sprach sîn êre:
Verse: 12    
"noch sult ir lernen mêre

Verse: 13    
kunst an ritterlîchen siten.
Verse: 14    
wie kômet ir zuo mir geriten!

Verse: 15    
ich hân beschouwet manege want,
Verse: 16    
ich den schilt baz hangen vant

Verse: 17    
denne er iu ze halse tæte.
Verse: 18    
ez ist uns niht ze spæte:

Verse: 19    
wir suln ze velde gâhen,
Verse: 20    
sult ir künste nâhen.

Verse: 21    
brinct im sîn ors und mir daz mîn
Verse: 22    
und ieslîchem ritterz sîn.

Verse: 23    
juncherren suln ouch dar komen,
Verse: 24    
der ieslîcher habe genomen

Verse: 25    
einen starken schaft und bringe in dar,
Verse: 26    
der nâch der niuwe gevar."

Verse: 27    
sus kom der vürste ûf den plân.
Verse: 28    
wart mit rîten kunst getân:

Verse: 29    
sînem gaste er râten gap,
Verse: 30    
wie erz ors ûz dem walap




Chapter: 174 
174


Verse: 1    
mit sporn gruozes pîne,
Verse: 2    
mit schenkel vliegens schîne

Verse: 3    
ûf den poinder solde wenken
Verse: 4    
und den schaft ze rehte senken

Verse: 5    
und den schilt gein tjoste vür sich nemen.
Verse: 6    
er sprach: "des lâzet iuch gezemen."

Verse: 7    
unvuoge er im sus werte
Verse: 8    
baz denne ein swankel gerte

Verse: 9    
diu argen kinden brichet vel.
Verse: 10    
hiez er komen ritter snel

Verse: 11    
gein im durch tjostieren.
Verse: 12    
er begunde in kondewieren

Verse: 13    
einem zegegen an den rinc.
Verse: 14    
brâhte der jungelinc

Verse: 15    
sîn êrsten tjost durch einen schilt,
Verse: 16    
des von in allen wart bevilt

Verse: 17    
und daz er hinderz ors verswanc
Verse: 18    
einen starken ritter niht ze kranc.

Verse: 19    
ein ander tjostiur was komen:
Verse: 20    
hete ouch Parzivâl genomen

Verse: 21    
einen starken niuwen schaft,
Verse: 22    
sîn jugent hete ellen unde kraft.

Verse: 23    
der junge süeze âne bart,
Verse: 24    
den twanc diu Gahmuretes art

Verse: 25    
und angeborniu manheit,
Verse: 26    
daz ors von rabîne er reit

Verse: 27    
mit volleclîcher hurte dar.
Verse: 28    
er nam der vier nagel war:

Verse: 29    
des wirtes ritter niht gesaz,
Verse: 30    
al vallende er den acker maz.




Chapter: 175 
175


Verse: 1    
muosten kleiniu stückelîn
Verse: 2    
aldâ von trunzûnen sîn.

Verse: 3    
sus stach er ir vünve nider.
Verse: 4    
der wirt in nam und vuorte in wider:

Verse: 5    
aldâ behielt er schimphes prîs.
Verse: 6    
er wart ouch sît an strîte wîs.

Verse: 7    
die sîn rîten gesâhen,
Verse: 8    
al die wîsen im des jâhen,

Verse: 9    
vüere kunst und ellen .
Verse: 10    
"nû wirt mîn herre jâmers vrî:

Verse: 11    
sich mac jungen wol sîn leben,
Verse: 12    
er sol im ze wîbe geben

Verse: 13    
sîne tohter, unser vrouwen.
Verse: 14    
ob wir in witzen schouwen,

Verse: 15    
lischet im sîn jâmers nôt:
Verse: 16    
vür sîner drîer süne tôt

Verse: 17    
ist im ein gelt ze hûs geriten.
Verse: 18    
hât in sælde niht vermiten."

Verse: 19    
sus kom der vürste sâbents în.
Verse: 20    
der tisch gedecket muoste sîn:

Verse: 21    
sîne tohter bat er komen
Verse: 22    
ze tische, alsus hân ichz vernomen,

Verse: 23    
er die maget komen sach,
Verse: 24    
hœret wie der wirt sprach

Verse: 25    
zuo der schœnen Lîâzen:
Verse: 26    
"dû solt dich küssen lâzen

Verse: 27    
disen ritter, biut im êre:
Verse: 28    
er vert mit sælden lêre.

Verse: 29    
ouch solde an iuch gedinget sîn,
Verse: 30    
daz ir der megede ir vingerlîn




Chapter: 176 
176


Verse: 1    
liezet, ob siz möhte hân.
Verse: 2    
enhât sis niht noch vürspan:

Verse: 3    
wer gæbe ir solhen volleist
Verse: 4    
der vrouwen in dem fôreist?

Verse: 5    
diu hete etswenne von dem si emphienc
Verse: 6    
daz iu zemphâhen sît ergienc.

Verse: 7    
ir muget Lîâzen niht genemen."
Verse: 8    
der gast begunde sich des schemen,

Verse: 9    
iedoch kuste er si an den munt,
Verse: 10    
dem was wol viurs varwe kunt.

Verse: 11    
Lîâzen lîp was minneclîch,
Verse: 12    
dar zuo der wâren kiusche rîch.

Verse: 13    
der tisch was nider unde lanc.
Verse: 14    
der wirt mit niemen sich dranc:

Verse: 15    
er saz al eine an den ort.
Verse: 16    
sînen gast hiez er sitzen dort

Verse: 17    
zwischen im und sînem kinde.
Verse: 18    
ir blanken hende linde

Verse: 19    
muosten snîden, der wirt gebôt,
Verse: 20    
den man hiez der ritter rôt,

Verse: 21    
swaz der essen wolde.
Verse: 22    
niemen si wenden solde,

Verse: 23    
si engebârten heimlîche.
Verse: 24    
diu maget mit zühten rîche

Verse: 25    
leiste ir vater willen gar.
Verse: 26    
si und der gast wâren wol gevar.

Verse: 27    
dar nâch schier gienc diu maget wider.
Verse: 28    
sus phlac man des heldes sider

Verse: 29    
unz an den vierzehenden tac.
Verse: 30    
sînem herzen kumber lac




Chapter: 177 
177


Verse: 1    
anders niht wan umbe daz:
Verse: 2    
er wolde ê gestrîten baz,

Verse: 3    
ê daz er dar an würde warm
Verse: 4    
daz man heizet vrouwen arm.

Verse: 5    
in dûhte, wert gedinge
Verse: 6    
daz wære ein hôhiu linge

Verse: 7    
ze disem lîbe hie und dort.
Verse: 8    
daz sint noch ungelogeniu wort.

Verse: 9    
eins morgens urloubes er bat.
Verse: 10    
rûmde er Grâharz die stat,

Verse: 11    
der wirt mit im ze velde reit.
Verse: 12    
huop sich niuwez herzenleit.

Verse: 13    
sprach der vürste ûz triuwe erkorn:
Verse: 14    
"ir sît mît vierder sun verlorn.

Verse: 15    
wânde ich ergetzet wære
Verse: 16    
drîer jæmerlîchen mære.

Verse: 17    
der wâren dennoch niht wan driu:
Verse: 18    
der mîn herze envieriu

Verse: 19    
mit sîner hende slüege
Verse: 20    
und ieslîchez stücke trüege,

Verse: 21    
daz diuhte mich ein grôz gewin,
Verse: 22    
einz vür iuch (ir rîtet hin),

Verse: 23    
diu driu vür mîniu werden kint
Verse: 24    
diu ellent haft erstorben sint.

Verse: 25    
sus lônt iedoch diu ritterschaft:
Verse: 26    
ir zagel ist jâmerstricke haft.

Verse: 27    
ein tôt mich lemt an vreuden gar,
Verse: 28    
mînes sunes wol gevar,

Verse: 29    
der was geheizen Schenteflûrs.
Verse: 30    
Condwîrâmûrs




Chapter: 178 
178


Verse: 1    
lîp und ir lant niht wolde geben,
Verse: 2    
in ir helfe er verlôs sîn leben

Verse: 3    
von Clâmidê und von Kingrûn.
Verse: 4    
des ist mir dürkel als ein zûn

Verse: 5    
mîn herze von jâmers sniten.
Verse: 6    
sît ir alze vruo geriten

Verse: 7    
von mir trôstelôsem man.
Verse: 8    
ouwê daz ich niht sterben kan,

Verse: 9    
sît Lîâze diu schœne maget
Verse: 10    
und ouch mîn lant iu niht behaget.

Verse: 11    
mîn ander sun hiez cuns Lascoit:
Verse: 12    
den sluoc mir îdêr fil Noit

Verse: 13    
umbe einen sparwære.
Verse: 14    
des stên ich vreuden lære.

Verse: 15    
mîn dritter sun hiez Gurzgrî:
Verse: 16    
dem reit Mahaute

Verse: 17    
mit ir schœnem lîbe,
Verse: 18    
wan si gap im ze wîbe

Verse: 19    
ir stolzer bruoder Ehkunat.
Verse: 20    
gein Brandigân der houbetstat

Verse: 21    
kom er nâch Schoidelakurt geriten.
Verse: 22    
wart sîn sterben niht vermiten:

Verse: 23    
sluoc in Mabonagrîn.
Verse: 24    
des verlôs Mahaute ir liehten schîn

Verse: 25    
und lac mîn wîp, sîn muoter, tôt.
Verse: 26    
grôz jâmer irz nâch im gebôt."

Verse: 27    
der gast nam swirtes jâmer war,
Verse: 28    
wande erz im underschiet gar.

Verse: 29    
sprach er: "herre, ich enbin niht wîs:
Verse: 30    
bezal aber ich immer ritters prîs,




Chapter: 179 
179


Verse: 1    
daz ich wol mac minne gern,
Verse: 2    
ir sult mich Lîâzen wern,

Verse: 3    
iuwer tohter, der schœnen maget.
Verse: 4    
ir habet mir alze vil geklaget:

Verse: 5    
mac ich iu jâmer denne entsagen,
Verse: 6    
des lâze ich iuch vil niht tragen."

Verse: 7    
urloup nam der junge man
Verse: 8    
von dem getriuwen vürsten sân

Verse: 9    
und zal der massenîe.
Verse: 10    
des vürsten jâmers drîe

Verse: 11    
was riuwec an daz quater komen,
Verse: 12    
die vierden vlust hete er genomen.

Verse: 13    
Dannen schiet sus Parzivâl.
Verse: 14    
ritters site und ritters mâl

Verse: 15    
sîn lîp mit zühten vuorte,
Verse: 16    
ouwê wan daz in ruorte

Verse: 17    
manec unsüeziu strenge.
Verse: 18    
im was diu wîte ze enge

Verse: 19    
und ouch diu breite gar ze smal,
Verse: 20    
elliu grüene in dûhte val,

Verse: 21    
sîn rôt harnas in dûhte blanc:
Verse: 22    
sîn herze diu ougen des betwanc,

Verse: 23    
sît er tumpheit âne wart.
Verse: 24    
enwolde in Gahmuretes art

Verse: 25    
denkens niht erlâzen
Verse: 26    
nâch der schœnen Lîâzen,

Verse: 27    
der megede sælden rîche,
Verse: 28    
diu im geselleclîche

Verse: 29    
sunder minne bôt êre.
Verse: 30    
swar sîn ors kêre,




Chapter: 180 
180


Verse: 1    
er enmacz vor jâmer niht enthaben,
Verse: 2    
ez welle springen oder draben.

Verse: 3    
kriuze unde stûden stric,
Verse: 4    
dar zuo der wagenleisen bic

Verse: 5    
sîne waltstrâzen meit:
Verse: 6    
vil ungevertes er reit,

Verse: 7    
wênec wegerîches stuont.
Verse: 8    
tal und berc wâren im unkunt.

Verse: 9    
genuoge hânt des einen site
Verse: 10    
und sprechent sus, swer irre rite

Verse: 11    
daz der den slegel vünde:
Verse: 12    
slegels urkünde

Verse: 13    
lac âne mâze vil,
Verse: 14    
suln grôze ronen sîn slegels zil.

Verse: 15    
doch reit er wênec irre,
Verse: 16    
wan die slihte an der virre

Verse: 17    
kom er des tages von Grâharz
Verse: 18    
in daz künecrîche ze Brôbarz

Verse: 19    
durch wilde gebirge hôch.
Verse: 20    
der tac gein dem âbende zôch,

Verse: 21    
kom er an ein wazzer snel,
Verse: 22    
daz was von sînem duzze hel,

Verse: 23    
ez gâben die velse ein ander.
Verse: 24    
daz reit er nider, vander

Verse: 25    
die stat ze Pelrapeire.
Verse: 26    
der künec Tampenteire

Verse: 27    
hete si gerbet ûf sîn kint,
Verse: 28    
der vil liute in kumber sint.

Verse: 29    
daz wazzer vuor nâch bolze siten,
Verse: 30    
die wol gevidert und gesniten




Chapter: 181 
181


Verse: 1    
sint, si armbrustes span
Verse: 2    
mit senewen swanke trîbet dan.

Verse: 3    
dar über gienc ein brücken slac,
Verse: 4    
manec hurt ûfe lac.

Verse: 5    
ez vlôz aldâ rehte inz mer.
Verse: 6    
Pelrapeire stuont wol ze wer.

Verse: 7    
seht wie kint ûf schocken varn,
Verse: 8    
die man schockes niht wil sparn,

Verse: 9    
sus vuor diu brücke âne seil:
Verse: 10    
diu was vor jugende niht geil.

Verse: 11    
dort anderhalben stuonden
Verse: 12    
mit helmen ûf gebunden

Verse: 13    
sehzec ritter oder mêr.
Verse: 14    
die riefen alle: "kêrâ kêr!"

Verse: 15    
mit ûf geworfen swerten:
Verse: 16    
die kranken strîtes gerten.

Verse: 17    
durch daz si in dicke sâhen ê,
Verse: 18    
si wânden ez wære Clâmidê,

Verse: 19    
wande er küneclîchen reit
Verse: 20    
gein der brücke ûf dem velde breit.

Verse: 21    
sin disen jungen man
Verse: 22    
sus mit schalle riefen an,

Verse: 23    
swie vil erz ors mit sporn versneit,
Verse: 24    
durch vorhte ez doch die brücken meit.

Verse: 25    
den rehtiu zageheit ie vlôch,
Verse: 26    
der erbeizte nider unde zôch

Verse: 27    
sîn ors ûf der brücken swanc.
Verse: 28    
eins zagen muot wære alze kranc,

Verse: 29    
solde er gein solhem strîte varn.
Verse: 30    
dar zuo muoste er ein dinc bewarn,




Chapter: 182 
182


Verse: 1    
wande er vorhte sorses val.
Verse: 2    
lasch ouch anderhalp der schal.

Verse: 3    
die ritter truogen wider în
Verse: 4    
helme, schilde, ir swerte schîn

Verse: 5    
und sluzzen zuo ir porten:
Verse: 6    
grœzer her si vorhten.

Verse: 7    
sus zôch hin über Parzival
Verse: 8    
und kom geriten an ein wal,

Verse: 9    
maneger sînen tôt erkôs,
Verse: 10    
der durch ritters prîs den lîp verlôs

Verse: 11    
vor der porte gein dem palas,
Verse: 12    
der hôch und wol gehêret was.

Verse: 13    
einen rinc er an der porte vant,
Verse: 14    
den ruorte er vaste mit der hant:

Verse: 15    
sîns rüefens nam niemen war,
Verse: 16    
wan ein juncvrouwe wol gevar.

Verse: 17    
ûz einem venster sach diu maget
Verse: 18    
den helt halden unverzaget.

Verse: 19    
diu schœne zühte rîche
Verse: 20    
sprach: "sît ir vîentlîche

Verse: 21    
her komen, herre, dast âne nôt.
Verse: 22    
âne iuch man uns vil hazzens bôt

Verse: 23    
von dem lande und ûf dem mer,
Verse: 24    
zornec und ellenthaftez her."

Verse: 25    
sprach er: "vrouwe, hie habet ein man,
Verse: 26    
der iu dienet. ob ich kan

Verse: 27    
(iuwer gruoz sol sîn mîn solt),
Verse: 28    
ich bin iu dienestlîchen holt."

Verse: 29    
gienc diu maget mit sinne
Verse: 30    
vür die küneginne




Chapter: 183 
183


Verse: 1    
und half im daz er kom dar în,
Verse: 2    
daz in sît wande hôhen pîn.

Verse: 3    
sus wart er în verlâzen.
Verse: 4    
iewederthalp der strâzen

Verse: 5    
stuont von bovel ein grôziu schar.
Verse: 6    
die werlîche kômen dar,

Verse: 7    
slingære und patelierre,
Verse: 8    
der was ein langiu virre

Verse: 9    
und arger schützen harte vil.
Verse: 10    
er kôs ouch an dem selben zil

Verse: 11    
vil küener sarjande,
Verse: 12    
der besten von dem lande,

Verse: 13    
mit langen starken lanzen
Verse: 14    
scharphen unde ganzen,

Verse: 15    
als ichz mære han vernomen hân.
Verse: 16    
stuont ouch manec koufman

Verse: 17    
mit hâschen und mit gabilôt,
Verse: 18    
als in ir meisterschaft gebôt:

Verse: 19    
die truogen alle slachen balc.
Verse: 20    
der küneginne marschalc

Verse: 21    
muoste in durch si leiten
Verse: 22    
ûf den hof mit arbeiten.

Verse: 23    
der was gein wer berâten:
Verse: 24    
türne ob den kemenâten,

Verse: 25    
wîchûs, bervrit, erkêr,
Verse: 26    
der stuont sicherlîchen mêr

Verse: 27    
denne er vor gesæhe ie.
Verse: 28    
kômen allenthalben hie

Verse: 29    
ritter die in emphiengen.
Verse: 30    
die riten unde giengen:




Chapter: 184 
184


Verse: 1    
ouch was diu jæmerlîche schar
Verse: 2    
elliu nâch aschen var

Verse: 3    
oder alsô valwer leim.
Verse: 4    
mîn herre der grâve von Wertheim

Verse: 5    
wære ungerne soldier gewesen:
Verse: 6    
er möhte ir soldes niht genesen.

Verse: 7    
der zadel vuocte in hungers nôt:
Verse: 8    
si enheten kæse, vleisch noch brôt.

Verse: 9    
[si liezen zenstüren sîn
Verse: 10    
und smalzten ouch deheinen wîn

Verse: 11    
mit ir munde, si trunken.
Verse: 12    
die wambe in nider sunken.

Verse: 13    
ir hüffe hôch unde mager,
Verse: 14    
gerumphen als ein Ungers zager

Verse: 15    
was in diu hût zuo den riben:
Verse: 16    
der hunger hete inz vleisch vertriben,

Verse: 17    
den muosten si durch zadel doln.
Verse: 18    
in trouf vil wênec in die koln.]

Verse: 19    
des twanc si ein werder man,
Verse: 20    
der stolze künec von Brandigân:

Verse: 21    
[si arnden Clâmidês bete.
Verse: 22    
sich vergôz selten mit dem mete

Verse: 23    
der zuber oder diu kanne.
Verse: 24    
ein Trühendingære phanne

Verse: 25    
mit kraphen selten erschrei:
Verse: 26    
in was der selbe dôn enzwei.]

Verse: 27    
wolde ich daz wîzen in,
Verse: 28    
hete ich harte kranken sin.

Verse: 29    
wan ich dicke bin erbeizet
Verse: 30    
und man mich herre heizet,




Chapter: 185 
185


Verse: 1    
heime in mîn selbes hûs,
Verse: 2    
wirt gevreut vil selten mûs,

Verse: 3    
wan diu müeste ir spîse steln.
Verse: 4    
die dörfte niemen vor mir heln:

Verse: 5    
ich envinde ir offenlîche niht.
Verse: 6    
alze dicke daz geschiht

Verse: 7    
mir Wolfram von Eschenbach,
Verse: 8    
daz ich dolde alsolh gemach.

Verse: 9    
mîner klage ist vil vernomen:
Verse: 10    
sol diz mære wider komen,

Verse: 11    
wie Pelrapeire stuont jâmers vol.
Verse: 12    
gap diu diet von vreuden zol,

Verse: 13    
die helde triuwen rîche
Verse: 14    
lebeten kumberlîche:

Verse: 15    
ir wâriu manheit daz gebôt.
Verse: 16    
lât erbarmen iuch ir nôt:

Verse: 17    
[ir lîp ist benennet phant,
Verse: 18    
si enlœse drûz diu hœste hant.]

Verse: 19    
hœrt mêre von den armen,
Verse: 20    
die solden iuch erbarmen.

Verse: 21    
si emphiengen schemlîche
Verse: 22    
ir gast ellens rîche.

Verse: 23    
der dûhte si anders wol wert,
Verse: 24    
daz er niht dörfte hân gegert

Verse: 25    
ir herberge als ez in stuont:
Verse: 26    
ir grôziu nôt was im unkunt.

Verse: 27    
man legete einen teppech ûf daz gras,
Verse: 28    
vermûret und geleitet was

Verse: 29    
durch den schaten ein linde.
Verse: 30    
entwâpende inz gesinde.




Chapter: 186 
186


Verse: 1    
er was in ungelîche var:
Verse: 2    
er den râm von im gar

Verse: 3    
getwuoc mit einem brunnen,
Verse: 4    
hete er der sunnen

Verse: 5    
verdecket vil nâch ir liehten glast.
Verse: 6    
des dûhte er si ein werder gast.

Verse: 7    
man bôt im einen mantel sân,
Verse: 8    
gelîch alsô der roc getân,

Verse: 9    
der ê des an dem helde lac:
Verse: 10    
des zobel gap wilden niuwen smac.

Verse: 11    
si sprâchen: "welt ir schouwen
Verse: 12    
die künegîn, unser vrouwen?"

Verse: 13    
jach der helt stæte
Verse: 14    
daz er daz gerne tæte:

Verse: 15    
si giengen gein einem palas,
Verse: 16    
hôch hin ûf gegrêdet was.

Verse: 17    
ein minneclîch antlitzes schîn,
Verse: 18    
dar zuo der ougen süeze sîn,

Verse: 19    
von der küneginne gienc
Verse: 20    
ein liehter glast, ê si in emphienc.

Verse: 21    
von Katelangen Kîôt
Verse: 22    
und der werde Manphiliôt

Verse: 23    
(herzogen beide wâren die),
Verse: 24    
ir bruoder kint si brâhten hie,

Verse: 25    
des landes küneginne.
Verse: 26    
durch die gotes minne

Verse: 27    
heten si ûf gegeben ir swert.
Verse: 28    
giengen die vürsten wert

Verse: 29    
grâ unde wol gevar,
Verse: 30    
mit grôzer zuht si brâhten dar




Chapter: 187 
187


Verse: 1    
die vrouwen mitten an die stegen:
Verse: 2    
kuste si den werden degen,

Verse: 3    
die munde wâren beide rôt.
Verse: 4    
diu künegîn ir hant im bôt,

Verse: 5    
Parzivâlen si vuorte wider,
Verse: 6    
aldâ si sâzen beidiu nider.

Verse: 7    
vrouwen unde ritterschaft
Verse: 8    
heten alle swache kraft:

Verse: 9    
die stuonden unde sâzen,
Verse: 10    
si heten vreude lâzen,

Verse: 11    
daz gesinde und diu wirtîn.
Verse: 12    
Condwîrâmûrs ir schîn

Verse: 13    
doch schiet von disen strîten:
Verse: 14    
Jeschûten, ênîten

Verse: 15    
und Cunnewâren de Lalant
Verse: 16    
und swâ man lobes die besten vant,

Verse: 17    
man vrouwen schœne gewuoc,
Verse: 18    
ir glastes schîn vaste under sluoc

Verse: 19    
und beider îsalden.
Verse: 20    
muoste prîses walden

Verse: 21    
Condwîrâmûrs.
Verse: 22    
diu truoc den rehten bêâ curs:

Verse: 23    
der name ist tiuschen schœner lîp.
Verse: 24    
ez wâren wol nütziu wîp,

Verse: 25    
die disiu zwei gebâren,
Verse: 26    
diu ein ander wâren.

Verse: 27    
schuof wîp unde man
Verse: 28    
niht mêre wan daz si sâhen an

Verse: 29    
diu zwei ein ander.
Verse: 30    
guote vriunt vander.




Chapter: 188 
188


Verse: 1    
der gast gedâhte, ich sage iu wie:
Verse: 2    
"Lîâze ist dort, Lîâze ist hie.

Verse: 3    
mir wil got sorge mâzen:
Verse: 4    
sihe ich Lîâzen,

Verse: 5    
des werden Gurnemanzes kint."
Verse: 6    
Lîâzen schœne was ein wint

Verse: 7    
gein der megede diu hie saz
Verse: 8    
(an der got wunsches niht vergaz,

Verse: 9    
diu was des landes vrouwe),
Verse: 10    
als von dem süezen touwe

Verse: 11    
diu rôse ûz ir belgelîn
Verse: 12    
blecket niuwen werden schîn,

Verse: 13    
der beidiu wîz ist unde rôt.
Verse: 14    
daz vuocte ir gaste grôze nôt.

Verse: 15    
sîn manlîch zuht was im ganz,
Verse: 16    
sît in der werde Gurnemanz

Verse: 17    
von sîner tumpheit geschiet
Verse: 18    
und im vrâgen widerriet,

Verse: 19    
ez enwære bescheidenlîche,
Verse: 20    
der küneginne rîche

Verse: 21    
saz sîn munt gar âne wort,
Verse: 22    
nâhe aldâ, niht verre dort.

Verse: 23    
maneger kan noch rede sparn,
Verse: 24    
der mêr gein vrouwen ist gevarn.

Verse: 25    
diu küneginne gedâhte sân:
Verse: 26    
"ich wæne, mich smæhet dirre man

Verse: 27    
durch daz mîn lîp vertwâlet ist.
Verse: 28    
nein, er tuotz durch einen list:

Verse: 29    
erst gast, ich bin wirtîn.
Verse: 30    
diu êrste rede wære mîn.




Chapter: 189 
189


Verse: 1    
dar nâch er güetlîche an mich sach,
Verse: 2    
sît uns ze sitzen hie geschach:

Verse: 3    
er hât sich zuht gein mir enbart.
Verse: 4    
mîn rede ist alze vil gespart,

Verse: 5    
hie ensol niht mêr geswigen sîn."
Verse: 6    
zir gaste sprach diu künegîn:

Verse: 7    
"herre, ein wirtîn reden muoz.
Verse: 8    
ein kus erwarp mir iuwern gruoz,

Verse: 9    
ouch butet ir dienest her în
Verse: 10    
(sus sagete ein juncvrouwe mîn):

Verse: 11    
des hânt uns geste niht gewent,
Verse: 12    
des hât mîn herze sich gesent.

Verse: 13    
herre, ich vrâge iuch mære,
Verse: 14    
wannen iuwer reise wære."

Verse: 15    
"vrouwe, ich reit disem tage
Verse: 16    
von einem man, den ich in klage

Verse: 17    
liez mit triuwen âne schranz.
Verse: 18    
der vürste heizet Gurnemanz,

Verse: 19    
von Grâharz ist er genant.
Verse: 20    
dannen reit ich hiute in ditze lant."

Verse: 21    
alsus sprach diu werde maget:
Verse: 22    
"hetez anders iemen mir gesaget,

Verse: 23    
der volge würde im niht verjehen,
Verse: 24    
daz ez eines tages wære geschehen:

Verse: 25    
wan swelh mîn bote ie baldest reit,
Verse: 26    
die reise er zwêne tage vermeit.

Verse: 27    
sîn swester was diu muoter mîn,
Verse: 28    
iuwers wirtes. sîner tohter schîn

Verse: 29    
sich ouch vor jâmer krenken mac.
Verse: 30    
wir haben manegen sûren tac




Chapter: 190 
190


Verse: 1    
mit nazzen ougen verklaget,
Verse: 2    
ich und Lîâze diu maget.

Verse: 3    
sît ir iuwerm wirte holt,
Verse: 4    
nemetz hînte als wirz gedolt

Verse: 5    
hie lange hân, wîp und man:
Verse: 6    
ein teil ir dienet im dar an.

Verse: 7    
ich wil iu unsern kumber sagen:
Verse: 8    
wir müezen strengen zadel tragen."

Verse: 9    
sprach ir veter Kîôt:
Verse: 10    
"vrouwe, ich sende iu zwelf brôt,

Verse: 11    
schultern unde hammen drî,
Verse: 12    
ligent ehte kæse ,

Verse: 13    
und zwei buzzel mit wîn.
Verse: 14    
iuch sol ouch der bruoder mîn

Verse: 15    
hînte stiuren, des ist nôt."
Verse: 16    
sprach Manphiliôt:

Verse: 17    
"vrouwe, ich sende iu alsô vil."
Verse: 18    
saz diu maget an vreuden zil,

Verse: 19    
ir grôzer danc wart niht vermiten.
Verse: 20    
si nâmen urloup unde riten

Verse: 21    
zir weidehûsen.
Verse: 22    
zer wilden albe klûsen

Verse: 23    
die alden sâzen sunder wer:
Verse: 24    
si heten ouch vride von dem her.

Verse: 25    
ir bote wider kom gedrabet:
Verse: 26    
des wart diu kranke diet gelabet.

Verse: 27    
was der burgære nar
Verse: 28    
gedigen an dise spîse gar.

Verse: 29    
ir was vor hunger maneger tôt,
Verse: 30    
ê daz in dar kœme ditze brôt.




Chapter: 191 
191


Verse: 1    
teilenz hiez diu künegîn,
Verse: 2    
dar zuo die kæse, daz vleisch, den wîn

Verse: 3    
dirre kreftelôsen diet.
Verse: 4    
Parzivâl ir gast daz riet:

Verse: 5    
des beleip in zwein vil kûme ein snite,
Verse: 6    
die teilden si âne bâgens site.

Verse: 7    
diu wirtschaft was ouch verzert,
Verse: 8    
mite maneges tôt erwert,

Verse: 9    
den der hunger leben liez.
Verse: 10    
dem gaste man betten hiez

Verse: 11    
sanfte, des ich wænen wil.
Verse: 12    
wæren die burgære vederspil,

Verse: 13    
si enwæren überkrüphet niht,
Verse: 14    
des noch ir tischgerihte giht.

Verse: 15    
si truogen alle hungers mâl,
Verse: 16    
wan der junge Parzivâl.

Verse: 17    
der nam slâfes urloup.
Verse: 18    
ob sîne kerzen wæren schoup?

Verse: 19    
nein, si wâren bezzer gar.
Verse: 20    
gienc der junge wol gevar

Verse: 21    
an ein bette rîche
Verse: 22    
gehêret küneclîche,

Verse: 23    
niht nâch armüete kür.
Verse: 24    
ein teppech was geleget vür.

Verse: 25    
er bat die ritter wider gên,
Verse: 26    
die enliez er niht langer stên.

Verse: 27    
kint im entschuohten, sân er slief,
Verse: 28    
unz im der wâre jâmer rief

Verse: 29    
und liehter ougen herzen regen.
Verse: 30    
die wacten schiere den werden degen.




Chapter: 192 
192


Verse: 1    
daz kom als ich iu sagen wil.
Verse: 2    
ez brach niht wîplîchiu zil:

Verse: 3    
mit stæte kiusche truoc diu maget.
Verse: 4    
von der ein teil hie wirt gesaget,

Verse: 5    
die twanc urliuges nôt
Verse: 6    
und lieber helfære tôt

Verse: 7    
ir herze an solhez krachen,
Verse: 8    
daz ir ougen muosten wachen.

Verse: 9    
gienc diu küneginne,
Verse: 10    
niht nâch solher minne

Verse: 11    
diu solhen namen reizet
Verse: 12    
der megede wîp heizet:

Verse: 13    
si suochte helfe und vriundes rât.
Verse: 14    
an ir was werlîchiu wât,

Verse: 15    
ein hemde wîz sîdîn:
Verse: 16    
waz möhte kamphlîcher sîn

Verse: 17    
dan gein dem man sus komende ein wîp?
Verse: 18    
ouch swanc diu vrouwe umbe ir lîp

Verse: 19    
von samît einen mantel lanc.
Verse: 20    
si gienc als si der kumber twanc.

Verse: 21    
juncvrouwen, kamerære,
Verse: 22    
swaz der ir wære,

Verse: 23    
die liez si slâfen über al.
Verse: 24    
sleich si lîse âne allen schal

Verse: 25    
in eine kemenâten.
Verse: 26    
daz schuofen diez tâten,

Verse: 27    
daz Parzivâl al eine lac.
Verse: 28    
von kerzen lieht der tac

Verse: 29    
was vor sîner slâfstat.
Verse: 30    
gein sînem bette gienc ir phat,




Chapter: 193 
193


Verse: 1    
ûf den teppech kniete si vür in.
Verse: 2    
si heten beidiu kranken sin,

Verse: 3    
er und diu küneginne,
Verse: 4    
an ligender minne.

Verse: 5    
hie wart alsus geworben:
Verse: 6    
an vreuden verdorben

Verse: 7    
was diu maget, des twanc si scheme.
Verse: 8    
ob er si hin an iht neme?

Verse: 9    
leider des enkan er niht.
Verse: 10    
âne kunst ez doch geschiht,

Verse: 11    
mit einem alsô bewanden vride,
Verse: 12    
daz si diu sünebæren lide

Verse: 13    
niht zuo ein ander brâhten.
Verse: 14    
wênec si des gedâhten.

Verse: 15    
der megede jâmer was grôz,
Verse: 16    
vil zeher von ir ougen vlôz

Verse: 17    
ûf den jungen Parzival.
Verse: 18    
der erhôrte ir weinens solhen schal,

Verse: 19    
daz er si wachende an gesach.
Verse: 20    
leide und liebe im dran geschach.

Verse: 21    
ûf rihte sich der junge man,
Verse: 22    
zer küneginne sprach er sân:

Verse: 23    
"vrouwe, bin ich iuwer spot?
Verse: 24    
ir soldet knien alsus vür got:

Verse: 25    
geruochet sitzen zuo mir her"
Verse: 26    
(daz was sîn bete und sîn ger)

Verse: 27    
"oder leget iuch hie aldâ ich lac.
Verse: 28    
lât mich belîben swâ ich mac."

Verse: 29    
si sprach: "welt ir iuch êren,
Verse: 30    
solhe mâze gein mir kêren




Chapter: 194 
194


Verse: 1    
daz ir mit mir ringet niht,
Verse: 2    
mîn ligen aldâ iu geschiht."

Verse: 3    
des wart ein vride von im getân:
Verse: 4    
si smouc sich an daz bette sân.

Verse: 5    
es was dennoch spæte,
Verse: 6    
daz ninder huon kræte:

Verse: 7    
hanboume stuonden blôz,
Verse: 8    
der zadel hüener von in schôz.

Verse: 9    
diu vrouwe jâmers rîche
Verse: 10    
vrâcte in zühteclîche,

Verse: 11    
ob er hœren wolde ir klage.
Verse: 12    
si sprach: "ich vürhte, ob ichz iu sage,

Verse: 13    
ez wende iu slâf: daz tuot iu .
Verse: 14    
mir hât der künec Clâmidê

Verse: 15    
und Kingrûn sîn seneschalt
Verse: 16    
verwüestet bürge unde lant

Verse: 17    
unz an Pelrapeire.
Verse: 18    
mîn vater Tampenteire

Verse: 19    
liez mich armen weisen
Verse: 20    
in vorhteclîchen vreisen.

Verse: 21    
mâge, vürsten unde man,
Verse: 22    
rîche und arme (undertân

Verse: 23    
was mir grôz ellenthaftez her),
Verse: 24    
die sint erstorben an der wer

Verse: 25    
halp oderz merre teil.
Verse: 26    
wes möhte ich armiu wesen geil?

Verse: 27    
nûst ez mir komen ûf daz zil,
Verse: 28    
daz ich mich selben tœten wil,

Verse: 29    
ê daz ich magetuom und lîp
Verse: 30    
gæbe und Clâmidês wîp




Chapter: 195 
195


Verse: 1    
würde, wan sîn hant mir sluoc
Verse: 2    
Schenteflûren, des herze truoc

Verse: 3    
manegen ritterlîchen prîs.
Verse: 4    
er mannes schœne ein blüende rîs,

Verse: 5    
er kunde valscheit mâzen,
Verse: 6    
der bruoder Lîâzen."

Verse: 7    
Lîâze wart genant,
Verse: 8    
nâch ir vil kumbers was gemant

Verse: 9    
der dienest gebende Parzival.
Verse: 10    
sîn hôher muot kom in ein tal:

Verse: 11    
daz riet Lîâzen minne.
Verse: 12    
er sprach zer küneginne:

Verse: 13    
"vrouwe, hilfet iuch iemens trôst?"
Verse: 14    
"jâ, herre, ob ich würde erlôst

Verse: 15    
von Kingrûne seneschalt.
Verse: 16    
ze rehter tjost hât er gevalt

Verse: 17    
mir vil manegen ritte nider.
Verse: 18    
der kumt morgen her wider

Verse: 19    
und wænet daz der herre sîn
Verse: 20    
sül ligen an dem arme mîn.

Verse: 21    
ir sâhet wol mînen palas,
Verse: 22    
der ninder gehœhet was,

Verse: 23    
ich enviele ê nider in den graben,
Verse: 24    
ê Clâmidê solde haben

Verse: 25    
mit gewalt mînen magetuom.
Verse: 26    
sus wolde ich wenden sînen ruom.

Verse: 27    
sprach er: "vrouwe, ist Kingrûn
Verse: 28    
Franzois oder Bertûn

Verse: 29    
oder von swelhem lande er vert,
Verse: 30    
mit mîner hant ir sît gewert




Chapter: 196 
196


Verse: 1    
alz ez mîn lîp volbringen mac."
Verse: 2    
diu naht hete ende und kom der tac:

Verse: 3    
diu vrouwe stuont ûf und neic,
Verse: 4    
ir grôzen danc si niht versweic.

Verse: 5    
sleich si wider lîse:
Verse: 6    
niemen was wîse,

Verse: 7    
der würde ir gêns gewar,
Verse: 8    
wan Parzivâl der lieht gevar.

Verse: 9    
der slief niht langer nâch.
Verse: 10    
der sunnen was gein der hœhe gâch,

Verse: 11    
ir glesten durch die wolken dranc.
Verse: 12    
erhôrte er maneger glocken klanc:

Verse: 13    
kirchen, münster suochte diu diet
Verse: 14    
die Clâmidê von vreuden schiet.

Verse: 15    
ûf rihte sich der junge man.
Verse: 16    
der küneginne kappelân

Verse: 17    
sanc gote und sîner vrouwen.
Verse: 18    
ir gast si muoste schouwen,

Verse: 19    
unz daz der bendiz geschach.
Verse: 20    
nâch sînem harnas er sprach:

Verse: 21    
wart er wol gewâpent în.
Verse: 22    
er tet ouch ritters ellen schîn

Verse: 23    
mit rehter manlîcher wer.
Verse: 24    
kom Clâmidês her

Verse: 25    
mit maneger baniere.
Verse: 26    
Kingrûn kom schiere

Verse: 27    
vor den andern verre
Verse: 28    
ûf einem orse von îserterre.

Verse: 29    
als irz mære hânt vernomen,
Verse: 30    
was ouch vür die porten komen




Chapter: 197 
197


Verse: 1    
fil li roi Gahmuret.
Verse: 2    
der hete der burgære gebet,

Verse: 3    
diz was sîn êrste swertes strît.
Verse: 4    
er nam den poinder wol wît,

Verse: 5    
daz von sîner tjoste hurt
Verse: 6    
beiden orsen wart engurt.

Verse: 7    
darmgürteln brâsten: umbe daz
Verse: 8    
ieweders ors ûf hehsen saz.

Verse: 9    
die ê des ûf in sâzen,
Verse: 10    
ir swert si niht vergâzen:

Verse: 11    
in den scheiden si die vunden.
Verse: 12    
Kingrûn truoc wunden

Verse: 13    
durch den arm und in die brust.
Verse: 14    
disiu tjost in lêrte vlust

Verse: 15    
an solhem prîse, des er phlac
Verse: 16    
unz an sîn hôchvart swindens tac.

Verse: 17    
solh ellen was ûf in gezalt,
Verse: 18    
sehs ritter solde er hân gevalt,

Verse: 19    
die gein im kœmen ûf ein velt.
Verse: 20    
Parzivâl im brâhte gelt

Verse: 21    
mit sîner ellenthaften hant,
Verse: 22    
daz Kingrûn seneschalt

Verse: 23    
wânde vremder mære,
Verse: 24    
wie ein pheterære

Verse: 25    
mit würfen an in seicte.
Verse: 26    
ander strît in neicte:

Verse: 27    
ein swert im durch den helm erklanc.
Verse: 28    
Parzivâl in nider swanc,

Verse: 29    
er sazte im an die brust ein knie.
Verse: 30    
er bôt daz wart geboten nie




Chapter: 198 
198


Verse: 1    
deheinem man, sîn sicherheit.
Verse: 2    
ir enwolde niht der mit im streit:

Verse: 3    
er bat in fîanze
Verse: 4    
bringen Gurnemanze.

Verse: 5    
"nein, herre, maht mir gerner tuon
Verse: 6    
den tôt: ich sluoc im sînen sun,

Verse: 7    
Schenteflûren nam ich sîn leben.
Verse: 8    
got hât dir êren vil gegeben:

Verse: 9    
swâ man daz saget daz von dir
Verse: 10    
diu kraft erzeiget ist an mir,

Verse: 11    
daz mich hâs betwungen,
Verse: 12    
ist dir wol gelungen."

Verse: 13    
sprach der junge Parzival:
Verse: 14    
"ich wil dir lâzen ander wal:

Verse: 15    
sicher der künegîn,
Verse: 16    
der dîn herre hôhen pîn

Verse: 17    
hât gevrumt mit zorne."
Verse: 18    
"sô würde ich der verlorne.

Verse: 19    
mit swerten wære mîn lîp verzert
Verse: 20    
kleine daz in sunnen vert,

Verse: 21    
wande ich hân herzeleit getân
Verse: 22    
dort inne manegen küenen man."

Verse: 23    
"sô vüere von disem plâne
Verse: 24    
inz lant ze Bertâne

Verse: 25    
dîne ritterlîche sicherheit
Verse: 26    
einer maget, diu durch mich leit

Verse: 27    
des si niht lîden solde,
Verse: 28    
der unvuoge erkennen wolde,

Verse: 29    
und sage ir, swaz halt mir geschehe,
Verse: 30    
daz si mich nimmer vrô gesehe,




Chapter: 199 
199


Verse: 1    
ê daz ich si gereche
Verse: 2    
aldâ ich schilt durchsteche.

Verse: 3    
sage Artûse und dem wîbe sîn,
Verse: 4    
in beiden, von mir dienest mîn,

Verse: 5    
dar zuo der massenîe gar
Verse: 6    
und daz ich nimmer kume dar,

Verse: 7    
ê ich lasters mich entsage,
Verse: 8    
daz ich geselleclîchen trage

Verse: 9    
mit ir diu mir lachen bôt.
Verse: 10    
des kom ir lîp in grôze nôt.

Verse: 11    
sage ir, ich ir dienestman,
Verse: 12    
dienstlîcher dieneste undertân."

Verse: 13    
der rede ein volge geschach:
Verse: 14    
die helde man sich scheiden sach.

Verse: 15    
hin wider kom gegangen,
Verse: 16    
sîn ors was gevangen,

Verse: 17    
der burgære kamphes trôst.
Verse: 18    
si wurden sît von im erlôst.

Verse: 19    
zwîvels phlac daz ûzer her,
Verse: 20    
daz Kingrûn an sîner wer

Verse: 21    
was enschumphieret.
Verse: 22    
wart gekondewieret

Verse: 23    
Parzivâl zer künegîn.
Verse: 24    
diu tet im umbevâhens schîn,

Verse: 25    
si dructe in vaste an ir lîp.
Verse: 26    
si sprach: "ich enwirde nimmer wîp

Verse: 27    
ûf erde deheines man,
Verse: 28    
wan den ich umbevangen hân."

Verse: 29    
si half daz er entwâpent wart:
Verse: 30    
ir dienest was vil ungespart.




Chapter: 200 
200


Verse: 1    
nâch sîner grôzen arbeit
Verse: 2    
was krankiu wirtschaft bereit.

Verse: 3    
die burgære sus gevuoren,
Verse: 4    
daz si im alle hulde swuoren

Verse: 5    
und jâhen er müeste ir herre sîn.
Verse: 6    
sprach ouch diu künegîn,

Verse: 7    
er solde sîn ir âmîs,
Verse: 8    
sît daz er hôhen prîs

Verse: 9    
bezalde an Kingrûne.
Verse: 10    
zwêne segele brûne

Verse: 11    
die kôs man von der wer hin abe.
Verse: 12    
die sluoc grôz wint vaste in die habe.

Verse: 13    
die kiele wâren geladen ,
Verse: 14    
des die burgære wurden vrô:

Verse: 15    
si entruogen niht wan spîse.
Verse: 16    
daz vuocte got der wîse.

Verse: 17    
hin von den zinnen vielen
Verse: 18    
und gâhten zuo den kielen

Verse: 19    
daz hungerec her durch den roup.
Verse: 20    
si möhten vliegen diu loup:

Verse: 21    
die magern und die sîhten,
Verse: 22    
von vleische die lîhten,

Verse: 23    
in was erschoben niht der balc.
Verse: 24    
der küneginne marschalc

Verse: 25    
tet den schiffen solhen vride,
Verse: 26    
daz er gebôt der wide

Verse: 27    
daz sich ir deheiner ruorte.
Verse: 28    
die koufliute er vuorte

Verse: 29    
vür sînen herren in die stat.
Verse: 30    
Parzivâl in gelden bat




Chapter: 201 
201


Verse: 1    
ir habe zwispilde.
Verse: 2    
die koufliute des bevilde:

Verse: 3    
sus wart vergolden in ir kouf.
Verse: 4    
den burgæren in die koln trouf:

Verse: 5    
ich wære wol soldier,
Verse: 6    
wan trinket niemen bier,

Verse: 7    
si hânt wîns und spîse vil.
Verse: 8    
warp als ich iu sagen wil

Verse: 9    
Parzivâl der reine:
Verse: 10    
von êrste die spîse kleine

Verse: 11    
teilde er mit sîn selbes hant.
Verse: 12    
er sazte die werden die er vant.

Verse: 13    
er wolde niht ir læren magen
Verse: 14    
überkrüphe lâzen tragen:

Verse: 15    
er gap in rehter mâze teil
Verse: 16    
(si wurden sînes râtes geil),

Verse: 17    
hin ze naht schuof er in mêre.
Verse: 18    
der unlôse, niht ze hêre

Verse: 19    
ligens wart gevrâget :
Verse: 20    
er und diu künegîn sprâchen .

Verse: 21    
er lac mit solhen vuogen,
Verse: 22    
des niht wil genuogen

Verse: 23    
manegiu wîp, swer in tuot.
Verse: 24    
daz si durch arbeitlîchen muot

Verse: 25    
ir zuht sus parrierent
Verse: 26    
und sich gegen zierent!

Verse: 27    
vor gesten sint si an kiuschen siten:
Verse: 28    
ir herzen wille hât versniten

Verse: 29    
swaz mac an den gebærden sîn.
Verse: 30    
ir vriunt si heimlîchen pîn




Chapter: 202 
202


Verse: 1    
vüegent mit ir zarte.
Verse: 2    
des mâze ie sich bewarte,

Verse: 3    
der getriuwe stæte man
Verse: 4    
wol vriundinne schônen kan.

Verse: 5    
er denket, als ez ist lîhte wâr:
Verse: 6    
"ich hân gedienet mîniu jâr

Verse: 7    
nâch lône disem wîbe.
Verse: 8    
diu hât mînem lîbe

Verse: 9    
erboten trôst: lige ich hie.
Verse: 10    
des hete mich genüeget ie,

Verse: 11    
ob ich mit mîner blôzen hant
Verse: 12    
müeste rüeren ir gewant.

Verse: 13    
ob ich gîtes gerte,
Verse: 14    
untriuwe es vür mich werte.

Verse: 15    
solde ich si arbeiten,
Verse: 16    
unser beider laster breiten?"

Verse: 17    
vor slâfe süeziu mære
Verse: 18    
sint vrouwen site gebære:

Verse: 19    
sus lac der Wâleise,
Verse: 20    
kranc was sîn vreise.

Verse: 21    
den man den rôten ritter hiez,
Verse: 22    
die künegîn er maget liez.

Verse: 23    
si wânde iedoch, si wære sîn wîp:
Verse: 24    
durch sînen minneclîchen lîp

Verse: 25    
des morgens is ir houbet bant.
Verse: 26    
gap im bürge unde lant

Verse: 27    
disiu magetbæriu brût,
Verse: 28    
wande er was ir herzen trût.

Verse: 29    
si wâren mit ein ander ,
Verse: 30    
daz si durch liebe wâren vrô




Chapter: 203 
203


Verse: 1    
zwêne tage und die dritten naht.
Verse: 2    
von im dicke wart gedâht

Verse: 3    
umbevâhens, des sîn muoter riet:
Verse: 4    
Gurnemanz im ouch underschiet,

Verse: 5    
man und wîp wæren al ein.
Verse: 6    
si vlâhten arm unde bein.

Verse: 7    
ob ichz iu sagen müeze,
Verse: 8    
er vant daz nâhe süeze.

Verse: 9    
der alde und der niuwe site
Verse: 10    
wonte aldâ in beiden mite:

Verse: 11    
in was wol und niht ze .
Verse: 12    
hœret ouch wie Clâmidê

Verse: 13    
in krefteclîcher hervart
Verse: 14    
mit mæren ungetrœstet wart.

Verse: 15    
sus begunde im ein knappe sagen,
Verse: 16    
des ors zen sîten was durchslagen:

Verse: 17    
"vor Pelrapeire ûf dem plân
Verse: 18    
ist werdiu ritterschaft getân,

Verse: 19    
scharph genuoc: von ritters hant
Verse: 20    
betwungen ist der seneschalt.

Verse: 21    
des hers meister Kingrûn
Verse: 22    
vert gein Artûse dem Bertûn.

Verse: 23    
[die soldier ligent noch vor der stat,
Verse: 24    
er dannen schiet, als er si bat.]

Verse: 25    
ir und iuwer beidiu her
Verse: 26    
vindet Pelrapeire mit wer.

Verse: 27    
dort inne ist ein ritter wert,
Verse: 28    
der anders niht wan strîtes gert.

Verse: 29    
iuwer soldier jehent besunder,
Verse: 30    
daz von der tavelrunder




Chapter: 204 
204


Verse: 1    
diu küneginne habe besant
Verse: 2    
îthêren von Kukûmerlant:

Verse: 3    
des wâpen kom zer tjoste vür
Verse: 4    
und wart getragen nâch prîses kür."

Verse: 5    
der künec sprach zem knappen sân:
Verse: 6    
"Condwîrâmûrs wil mich hân

Verse: 7    
und ich ir lîp und ir lant.
Verse: 8    
Kingrûn mîn seneschalt

Verse: 9    
mir mit wârheit enbôt,
Verse: 10    
si gæben die stat durch hungers nôt

Verse: 11    
und daz diu küneginne
Verse: 12    
mir büte ir werden minne."

Verse: 13    
der knappe erwarp niht wan haz.
Verse: 14    
der künec mit her reit vürbaz.

Verse: 15    
im kom ein ritter widervarn,
Verse: 16    
der ouch daz ors niht kunde sparn:

Verse: 17    
der sagete diu selben mære.
Verse: 18    
Clâmidê wart swære

Verse: 19    
vreude und ritterlîcher sin,
Verse: 20    
ez dûhte in grôz ungewin.

Verse: 21    
des küneges man, ein vürste sprach:
Verse: 22    
"Kingrûnen niemen sach

Verse: 23    
strîten vür unser manheit:
Verse: 24    
niwan vür sich einen er streit.

Verse: 25    
lât in sîn ze tode erslagen:
Verse: 26    
suln durch daz zwei her verzagen,

Verse: 27    
diz und jenez vor der stat?"
Verse: 28    
sînen herren er trûren lâzen bat:

Verse: 29    
"wir sulnz noch baz versuochen.
Verse: 30    
welnt si wer geruochen,




Chapter: 205 
205


Verse: 1    
wir geben in noch strîtes vil
Verse: 2    
und bringenz ûz ir vreuden zil.

Verse: 3    
man und mâge sult ir manen
Verse: 4    
und suocht die stat mit zwein vanen:

Verse: 5    
wir mugen an der lîten
Verse: 6    
wol zorse zuo zin rîten,

Verse: 7    
die porten suochen wir ze vuoz.
Verse: 8    
deiswâr wir tuon in schimphes buoz."

Verse: 9    
den rât gap Galogandres,
Verse: 10    
der herzoge von Gippones.

Verse: 11    
der brâhte die burgære in nôt,
Verse: 12    
er holde ouch an ir letze den tôt.

Verse: 13    
als tet der grâve Nârant,
Verse: 14    
ein vürste ûz Ukerlant,

Verse: 15    
und manec wert armer man,
Verse: 16    
den man tôten truoc her dan.

Verse: 17    
hœret ein ander mære,
Verse: 18    
wie die burgære

Verse: 19    
ir letze tâten goume.
Verse: 20    
si nâmen lange boume

Verse: 21    
und stiezen starke stecken drîn.
Verse: 22    
daz gap den suochæren pîn:

Verse: 23    
mit seilen si die hiengen,
Verse: 24    
die ronen in redern giengen.

Verse: 25    
daz was geprüevet allezê
Verse: 26    
si suochte sturmes Clâmidê,

Verse: 27    
nâch Kingrûnes schumphentiur.
Verse: 28    
ouch kom in heidensch wilde viur

Verse: 29    
mit der spîse in daz lant.
Verse: 30    
daz ûzer antwerc wart verbrant:




Chapter: 206 
206


Verse: 1    
ir ebenhœhe und ir mangen,
Verse: 2    
swaz ûf redern kom gegangen,

Verse: 3    
igel, katzen in den graben,
Verse: 4    
die kundez viur hin dan wol schaben.

Verse: 5    
Kingrûn seneschalt
Verse: 6    
was komen ze Bertâne in daz lant

Verse: 7    
und vant den künec Artûs
Verse: 8    
in Brizljân zem weidehûs,

Verse: 9    
daz was geheizen Karminâl.
Verse: 10    
warp er als in Parzivâl

Verse: 11    
gevangenen hete dar gesant:
Verse: 12    
vroun Cunnewâren de Lalant

Verse: 13    
brâhte er sîne sicherheit.
Verse: 14    
diu juncvrouwe was gemeit,

Verse: 15    
daz mit triuwen klagete ir nôt
Verse: 16    
den man hiez der ritter rôt.

Verse: 17    
über al diz mære wart vernomen.
Verse: 18    
was ouch vür den künec komen

Verse: 19    
der betwungene werde man.
Verse: 20    
im und der massenîe sân

Verse: 21    
sagete er waz in was enboten.
Verse: 22    
Keie erschrac und begunde roten,

Verse: 23    
doch sprach er: "bistûz Kingrûn?
Verse: 24    
âvoi wie manegen Bertûn

Verse: 25    
hât enschumphieret dîn hant!
Verse: 26    
Clâmidês seneschalt,

Verse: 27    
wirt mir dîn meister nimmer holt,
Verse: 28    
dîns amts doch geniezen solt:

Verse: 29    
der kezzel ist uns undertân,
Verse: 30    
mir hie und dir ze Brandigân.




Chapter: 207 
207


Verse: 1    
hilf mir durch dîne werdekeit
Verse: 2    
Cunnewâren hulde um kraphen breit."

Verse: 3    
er bôt ir anders wandel niht.
Verse: 4    
die rede lât sîn: hœrt waz geschiht

Verse: 5    
wir diz mære liezen ê.
Verse: 6    
vür Pelrapeire kom Clâmidê:

Verse: 7    
enwart grôz stürmen niht vermiten.
Verse: 8    
die innern mit den ûzern striten:

Verse: 9    
si heten trôst unde kraft.
Verse: 10    
man vant die helde werhaft:

Verse: 11    
von behabeten si daz wal.
Verse: 12    
ir landes herre Parzival

Verse: 13    
streit den sînen verre vor.
Verse: 14    
stuonden offen gar diu tor.

Verse: 15    
mit slegen er die arme erswanc,
Verse: 16    
sîn swert durch herte helme erklanc.

Verse: 17    
swaz er ritter nider sluoc,
Verse: 18    
die vunden arbeit genuoc:

Verse: 19    
die kunde man si lêren.
Verse: 20    
zer halsberge gêren

Verse: 21    
die burgære tâten râche schîn:
Verse: 22    
si erstâchen si zen slitzen în.

Verse: 23    
Parzivâl in werte daz.
Verse: 24    
si drumbe erhôrten sînen haz,

Verse: 25    
zweinzec si ir lebendec geviengen
Verse: 26    
ê si von strîte giengen.

Verse: 27    
Parzivâl wart wol gewar
Verse: 28    
daz Clâmidê mit sîner schar

Verse: 29    
ritterschaft zen porten meit
Verse: 30    
und daz er anderhalben streit.




Chapter: 208 
208


Verse: 1    
der junge muotes herte
Verse: 2    
kêrte anz ungeverte:

Verse: 3    
hin umbe begunde er gâhen,
Verse: 4    
des küneges vanen nâhen.

Verse: 5    
seht, wart Clâmidês solt
Verse: 6    
alrêst mit schaden geholt.

Verse: 7    
die burgære strîten kunden,
Verse: 8    
daz in gar verswunden

Verse: 9    
die herten schilde von der hant.
Verse: 10    
Parzivâles schilt verswant

Verse: 11    
von slegen und von schüzzen.
Verse: 12    
swie wênec sis genüzzen,

Verse: 13    
die suochære die daz sâhen,
Verse: 14    
des prîses si im alle jâhen.

Verse: 15    
Galogandres truoc den vanen
Verse: 16    
(der kunde ouch daz her wol manen),

Verse: 17    
der lac an sküneges sîten tôt.
Verse: 18    
Clâmidê kom selbe in nôt:

Verse: 19    
im und den sînen wart .
Verse: 20    
den sturm verbôt Clâmidê.

Verse: 21    
die burgære manheite wîs
Verse: 22    
behielden vromen und den prîs.

Verse: 23    
Parzivâl der werde degen
Verse: 24    
hiez der gevangen schône phlegen

Verse: 25    
unz an den dritten morgen.
Verse: 26    
daz ûzer her phlac sorgen.

Verse: 27    
der junge stolze wirt gemeit
Verse: 28    
nam der gevangen sicherheit.

Verse: 29    
er sprach: "als ichz iu enbiute,
Verse: 30    
komt wider, guoten liute."




Chapter: 209 
209


Verse: 1    
ir harnas er behalden bat,
Verse: 2    
inz her si kêrten vür die stat.

Verse: 3    
swie si wæren von trünken rôt,
Verse: 4    
die ûzern sprâchen: "hungers nôt

Verse: 5    
habet gedolt ir armen."
Verse: 6    
"lât iuch uns niht erbarmen"

Verse: 7    
sprach diu gevangene ritterschaft.
Verse: 8    
"dort inne ist spîse alsolhiu kraft,

Verse: 9    
woldet ir hie ligen noch ein jâr,
Verse: 10    
si behielden iuch mit in vür wâr.

Verse: 11    
diu künegîn hât den schœnsten man
Verse: 12    
der schildes ambet ie gewan:

Verse: 13    
er mac wol sîn von hôher art.
Verse: 14    
aller ritter êre ist zim bewart."

Verse: 15    
diz erhôrte Clâmidê,
Verse: 16    
alrêst tet im sîn arbeit .

Verse: 17    
boten sande er wider în
Verse: 18    
und enbôt, swer der künegîn

Verse: 19    
gelegen wære,
Verse: 20    
"ist er kamphesbære,

Verse: 21    
daz si in vür hât erkant,
Verse: 22    
daz er ir lîp und ir lant

Verse: 23    
mir mit kamphe türre wern,
Verse: 24    
ein vride von beiden hern."

Verse: 25    
Parzivâl des wart al vrô,
Verse: 26    
daz im diu botschaft alsô

Verse: 27    
gein sîn eines kamphe was gesaget.
Verse: 28    
sprach der junge unverzaget:

Verse: 29    
"dâ vür mîn triuwe phant,
Verse: 30    
des innern hers dehein hant




Chapter: 210 
210


Verse: 1    
kumt durch mîne nôt ze wer."
Verse: 2    
zwischen dem graben und dem ûzern her

Verse: 3    
wart gestætet dirre vride.
Verse: 4    
wâpenden sich die kamphes smide.

Verse: 5    
saz der künec von Brandigân
Verse: 6    
ûf ein gewâpent kastelân,

Verse: 7    
daz was geheizen Guverjorz.
Verse: 8    
von sînem neven Grîgorz,

Verse: 9    
dem künec von Ipotente,
Verse: 10    
mit rîcher prîsente

Verse: 11    
was ez komen Clâmidê:
Verse: 12    
norden über den Ukersê

Verse: 13    
ez brâhte cuns Nârant
Verse: 14    
und dar zuo tûsent sarjant

Verse: 15    
mit harnas al sunder schilt.
Verse: 16    
den was ir solt alsus gezilt,

Verse: 17    
volleclîchen zwei jâr.
Verse: 18    
ob diu âventiure saget al wâr,

Verse: 19    
Grîgorz im sande ritter kluoc
Verse: 20    
vünf hundert (ieslîcher truoc

Verse: 21    
helm ûf houbet gebunden),
Verse: 22    
die wol mit strîte kunden.

Verse: 23    
hete Clâmidês her
Verse: 24    
ûf dem lande und in dem mer

Verse: 25    
Pelrapeire alsô belegen,
Verse: 26    
die burgære muosten kumbers phlegen.

Verse: 27    
ûz kom geriten Parzival
Verse: 28    
an daz urteillîche wal,

Verse: 29    
got erzeigen solde
Verse: 30    
ob er im lâzen wolde




Chapter: 211 
211


Verse: 1    
des künec Tampenteires barn.
Verse: 2    
stolzlîch er kom gevarn,

Verse: 3    
niwan als daz ors den walap
Verse: 4    
vor der rabîne gap.

Verse: 5    
daz was gewâpent wol vür nôt:
Verse: 6    
von samît ein decke rôt

Verse: 7    
lac ûf der îserînen.
Verse: 8    
an im selben liez er schînen

Verse: 9    
rôt schilt, rôt kursît.
Verse: 10    
Clâmidê erhuop den strît:

Verse: 11    
kurz ein unbesniten sper
Verse: 12    
brâhte er durch tjoste vellen her,

Verse: 13    
mit er nam den poinder lanc.
Verse: 14    
Guverjorz mit hurte spranc.

Verse: 15    
wol getjostieret wart
Verse: 16    
von den zwein jungen âne bart

Verse: 17    
sunder fâlieren.
Verse: 18    
von liuten noch von tieren

Verse: 19    
wart nie gestriten herter kamph.
Verse: 20    
ieweder ors von müede damph:

Verse: 21    
sus heten si gevohten,
Verse: 22    
daz diu ors niht mêre enmohten.

Verse: 23    
sturzten si dar under.
Verse: 24    
ensamt, niht besunder

Verse: 25    
ir ieweder des geruochte,
Verse: 26    
daz erz viur im helme suochte.

Verse: 27    
si enmohten vîrens niht gephlegen:
Verse: 28    
in was ze werke aldâ gegeben.

Verse: 29    
zerstuben in die schilde,
Verse: 30    
als der mit schimphe spilde




Chapter: 212 
212


Verse: 1    
und vedern würfe in den wint.
Verse: 2    
dennoch was Gahmuretes kint

Verse: 3    
ninder müede an deheinem lide.
Verse: 4    
wânde Clâmidê daz der vride

Verse: 5    
wære gebrochen ûz der stat:
Verse: 6    
sînen kamphgenôz er bat,

Verse: 7    
daz er sich selben êrte
Verse: 8    
und mangen würfe werte.

Verse: 9    
ez giengen ûf in slege grôz,
Verse: 10    
die wâren wol mangensteins genôz.

Verse: 11    
sus antwurte im des landes wirt:
Verse: 12    
"ich wæne dich mangen wurf verbirt,

Verse: 13    
wan vür ist mîn triuwe phant:
Verse: 14    
hetes et vride von mîner hant,

Verse: 15    
dir enbræche mangen swenkel
Verse: 16    
brust, houbet noch den schenkel."

Verse: 17    
Clâmidê dranc müede zuo:
Verse: 18    
diu was im dennoch gar ze vruo.

Verse: 19    
sic gewunnen, sic verlorn
Verse: 20    
wart sunder mit strîte erkorn.

Verse: 21    
doch wart der künec Clâmidê
Verse: 22    
an schumphentiur beschouwetê

Verse: 23    
mit einem niderzucke.
Verse: 24    
von Parzivâles drucke

Verse: 25    
bluot wæte ûz ôren und ûz der nasen,
Verse: 26    
daz machte rôt den grüenen wasen.

Verse: 27    
er enblôzte imz houbet schier
Verse: 28    
von helme und von hersenier:

Verse: 29    
gein slage saz der betwungen lîp.
Verse: 30    
der sigehafte sprach: "mîn wîp




Chapter: 213 
213


Verse: 1    
mac belîben vor dir vrî.
Verse: 2    
lerne waz sterben ."

Verse: 3    
"neinâ, werder degen balt!
Verse: 4    
dîn êre wirt sus drîzecvalt

Verse: 5    
vaste an mir erzeiget.
Verse: 6    
sît mich hâs geneiget,

Verse: 7    
möhte dir hôher prîs geschehen?
Verse: 8    
Condwîrâmûrs mac wol jehen

Verse: 9    
daz ich der unsælege bin
Verse: 10    
und dîn gelücke hât gewin:

Verse: 11    
dîn lant ist erlœset.
Verse: 12    
als der sîn schif erœset

Verse: 13    
(ez ist vil deste lîhter),
Verse: 14    
mîn gewalt ist sîhter.

Verse: 15    
reht manlîchiu wünne
Verse: 16    
ist worden an mir dünne:

Verse: 17    
durch waz soldestû mich sterben?
Verse: 18    
ich muoz doch laster erben

Verse: 19    
ûf alle mîne nâchkomen.
Verse: 20    
hâs den prîs und den vromen:

Verse: 21    
tuostû mir mêr, dast âne nôt.
Verse: 22    
ich trage den lebendegen tôt,

Verse: 23    
sît ich von ir gescheiden bin,
Verse: 24    
diu mir herze unde sin

Verse: 25    
ie mit ir gewalt beslôz
Verse: 26    
und ich des nie gein ir genôz.

Verse: 27    
des muoz ich unsælec man
Verse: 28    
ir lîp, ir lant dir ledec lân."

Verse: 29    
dâhte der den sic hât
Verse: 30    
sân an Gurnemanzes rât,




Chapter: 214 
214


Verse: 1    
daz ellenthafter manheit
Verse: 2    
erberme solde sîn bereit.

Verse: 3    
sus volgete er dem râte nâch.
Verse: 4    
hin ze Clâmidê er sprach:

Verse: 5    
"ich enwil dich niht erlâzen,
Verse: 6    
ir vater, Lîâzen,

Verse: 7    
enbringes im dîne sicherheit."
Verse: 8    
"neinâ, herre! dem hân ich herzeleit

Verse: 9    
getân: ich sluoc im sînen sun.
Verse: 10    
ensolt alsô mit mir niht tuon.

Verse: 11    
durch Condwîrâmûrs
Verse: 12    
vaht ouch mit mir Schenteflûrs:

Verse: 13    
ouch wære ich tôt von sîner hant,
Verse: 14    
wan daz mir half mîn seneschalt.

Verse: 15    
in sande inz lant ze Brôbarz
Verse: 16    
Gurnemanz de Grâharz

Verse: 17    
mit werdeclîcher hers kraft.
Verse: 18    
tâten guote ritterschaft

Verse: 19    
niun hundert ritter die wol striten
Verse: 20    
(gewâpent ors die alle riten)

Verse: 21    
und zwelf hundert sarjant.
Verse: 22    
gewâpent ich si in strîte vant:

Verse: 23    
den gebrast niht wan der schilde.
Verse: 24    
sîns hers mich bevilde:

Verse: 25    
ir kom ouch kûme der sâme wider.
Verse: 26    
mêr helde verlôs ich sider.

Verse: 27    
darbe ich vreude und êre:
Verse: 28    
wes gerstû von mir mêre?"

Verse: 29    
"ich wil senften dînen vreisen.
Verse: 30    
var gein den Berteneisen:




Chapter: 215 
215


Verse: 1    
vert ouch vor dir Kingrûn
Verse: 2    
gein Artûse dem Bertûn.

Verse: 3    
dem soltû mînen dienest sagen:
Verse: 4    
bit in daz er mir helfe klagen

Verse: 5    
laster daz ich vuorte dan.
Verse: 6    
ein juncvrouwe mich lachete an:

Verse: 7    
daz man die durch mich zeblou,
Verse: 8    
sêre mich nie dinc gerou.

Verse: 9    
der selben sage, ez mir leit,
Verse: 10    
und brinc ir dîne sicherheit

Verse: 11    
daz leistes ir gebot,
Verse: 12    
oder nim alhie den tôt."

Verse: 13    
"sol daz geteilde gelden,
Verse: 14    
enwil ichz niht beschelden"

Verse: 15    
sus sprach der künec von Brandigân:
Verse: 16    
"ich wil die vart von hinnen hân."

Verse: 17    
mit gelübede dannen schiet
Verse: 18    
den ê sîn hôchvart verriet.

Verse: 19    
Parzivâl der wîgant
Verse: 20    
gienc er sîn ors al müede vant:

Verse: 21    
sîn vuoz nâch nie gegreif.
Verse: 22    
er spranc drûf âne stegereif,

Verse: 23    
daz alumbe begunden zirben
Verse: 24    
sîn verhouwen schildes schirben.

Verse: 25    
des wâren die burgære gemeit.
Verse: 26    
daz ûzer her sach herzeleit:

Verse: 27    
brât und lide im tâten .
Verse: 28    
man leite den künec Clâmidê

Verse: 29    
sîne helfære wâren.
Verse: 30    
die tôten mit den bâren




Chapter: 216 
216


Verse: 1    
vrumte er an ir reste.
Verse: 2    
rûmdenz lant die geste.

Verse: 3    
Clâmidê der werde
Verse: 4    
reit gein Löver ûf die erde.

Verse: 5    
ensamt, niht besunder
Verse: 6    
die von der tavelrunder

Verse: 7    
wâren ze Dîanazdrûn
Verse: 8    
Artûse dem Bertûn,

Verse: 9    
ob ich iu niht gelogen hân.
Verse: 10    
von Dîanazdrûn der plân

Verse: 11    
muoste zeltstangen wonen
Verse: 12    
mêr danne in Spehteshart ronen:

Verse: 13    
mit solher massenîe lac
Verse: 14    
durch hôchgezît den phingestac

Verse: 15    
Artûs mit maneger vrouwen.
Verse: 16    
ouch mohte man schouwen

Verse: 17    
manege baniere unde schilt,
Verse: 18    
den sunderwâpen was gezilt,

Verse: 19    
manegen wol gehêrten rinc.
Verse: 20    
ez diuhten vil grôziu dinc:

Verse: 21    
wer möhte diu reiselachen
Verse: 22    
solhem wîbe her gemachen?

Verse: 23    
ouch wânde ein vrouwe sân,
Verse: 24    
si solde den prîs verlorn hân,

Verse: 25    
hete si niht ir âmîs.
Verse: 26    
ich entætes niht deheinen wîs

Verse: 27    
(ez was manec tumber lîp),
Verse: 28    
ich bræhte ungerne mîn wîp

Verse: 29    
in alsô grôz gemenge,
Verse: 30    
ich vorhte unkunt gedrenge.




Chapter: 217 
217


Verse: 1    
etslîcher hin zir spræche,
Verse: 2    
daz in ir minne stæche

Verse: 3    
und im die vreude blande:
Verse: 4    
ob si die nôt erwande,

Verse: 5    
daz diende er vor unde nâch.
Verse: 6    
mir wære ê mit ir dannen gâch.

Verse: 7    
ich hân geredet um mîn dinc:
Verse: 8    
hœret wie Artûses rinc

Verse: 9    
sunder was erkenneclîch.
Verse: 10    
vor ûz mit maneger schoie rîch

Verse: 11    
diu massenîe vor im az,
Verse: 12    
manec werder man gein valsche laz

Verse: 13    
und manec juncvrouwe stolz,
Verse: 14    
daz niht wan tjoste was ir bolz:

Verse: 15    
ir vriunt si gein dem vîent schôz.
Verse: 16    
lêrte in strît kumber grôz,

Verse: 17    
sus stuont lîhte ir gemüete
Verse: 18    
daz siz galt mit güete.

Verse: 19    
Clâmidê der jungelinc
Verse: 20    
reit mitten in den rinc.

Verse: 21    
verdecket ors, gewâpent lîp
Verse: 22    
sach an im Artûses wîp,

Verse: 23    
sînen helm, sînen schilt verhouwen.
Verse: 24    
daz sâhen gar die vrouwen:

Verse: 25    
sus was er ze hove komen.
Verse: 26    
ir habet ê wol vernomen

Verse: 27    
daz er des wart betwungen.
Verse: 28    
er erbeizte, vil gedrungen

Verse: 29    
wart sîn lîp, ê er sitzen vant
Verse: 30    
vroun Cunnewâren de Lalant.




Chapter: 218 
218


Verse: 1    
sprach er: "vrouwe, sît ir daz,
Verse: 2    
der ich sol dienen âne haz

Verse: 3    
(ein teil mich es twinget nôt),
Verse: 4    
sîn dienst iu enbôt der ritter rôt:

Verse: 5    
der wil vil ganze phlihte hân
Verse: 6    
swaz iu ze laster ist getân.

Verse: 7    
ouch bitet erz Artûse klagen.
Verse: 8    
ich wæne ir sît durch in geslagen:

Verse: 9    
vrouwe, ich bringe iu sicherheit.
Verse: 10    
sus gebôt der mit mir streit:

Verse: 11    
leiste ichz gerne, swenne ir welt.
Verse: 12    
mîn lîp gein tôde was verselt."

Verse: 13    
vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 14    
greif an die gîserten hant.

Verse: 15    
aldâ vrou Ginôvêr saz,
Verse: 16    
diu âne den künec mit ir az,

Verse: 17    
Keie ouch vor dem tische stuont,
Verse: 18    
aldâ im diz mære wart kunt.

Verse: 19    
der widersaz im ein teil,
Verse: 20    
des wart vrou Cunnewâre geil.

Verse: 21    
sprach er: "vrouwe, dirre man,
Verse: 22    
swaz der hât gein iu getân,

Verse: 23    
des ist er vaste underzogen.
Verse: 24    
doch wæne ich des, erst ûf gelogen.

Verse: 25    
ich tetz durch hovelîchen site
Verse: 26    
und wolde iuch hân gebezzert mite:

Verse: 27    
dar umbe hân ich iuwern haz.
Verse: 28    
iedoch wil ich iu râten daz,

Verse: 29    
heizt entwâpen disen gevangen:
Verse: 30    
in mac hie stêns erlangen."




Chapter: 219 
219


Verse: 1    
im bat diu juncvrouwe schier
Verse: 2    
abe nemen helm undz hersenier.

Verse: 3    
manz von im stroufte und bant,
Verse: 4    
Clâmidê wart schiere erkant.

Verse: 5    
Kingrûn sach dicke
Verse: 6    
an in kuntlîche blicke.

Verse: 7    
wurden an den stunden
Verse: 8    
sîne hende alsô gewunden,

Verse: 9    
daz si begunden krachen
Verse: 10    
als die dürren spachen.

Verse: 11    
den tisch stiez von im zehant
Verse: 12    
Clâmidês seneschalt,

Verse: 13    
sînen herren vrâcte er mære,
Verse: 14    
den vant er vreuden lære.

Verse: 15    
der sprach: "ich bin ze schaden geborn.
Verse: 16    
ich hân wirdec her verlorn,

Verse: 17    
daz muoter nie gebôt ir brust
Verse: 18    
dem der erkande hôher vlust.

Verse: 19    
mich enriuwet niht mîns hers tôt
Verse: 20    
gegen: minne mangels nôt

Verse: 21    
lestet ûf mich solhen last.
Verse: 22    
mirst vreude gestîn, hôchmuot gast.

Verse: 23    
Condwîrâmûrs vrumt mich grâ.
Verse: 24    
Pilâtus von Ponciâ

Verse: 25    
und der arme Jûdas,
Verse: 26    
der einem kusse was

Verse: 27    
an der triuwenlôsen vart
Verse: 28    
Jêsus verrâten wart,

Verse: 29    
swie daz ir schephære ræche,
Verse: 30    
die nôt ich niht verspræche,




Chapter: 220 
220


Verse: 1    
daz Brôbarzære vrouwen lîp
Verse: 2    
mit ir hulden wære mîn wîp,

Verse: 3    
daz ich si umbevienge,
Verse: 4    
swiez mir dar nâch ergienge.

Verse: 5    
ir minne ist leider verre
Verse: 6    
dem künege von îserterre:

Verse: 7    
mîn lant undz volc ze Brandigân
Verse: 8    
müezens immer jâmer hân.

Verse: 9    
mîns vetern sun Mabonagrîn
Verse: 10    
leit ouch ze langen pîn.

Verse: 11    
bin ich, künec Artûs,
Verse: 12    
her geriten in dîn hûs,

Verse: 13    
betwungen von ritters hant.
Verse: 14    
weist wol daz in mîn lant

Verse: 15    
dir manec laster ist getân:
Verse: 16    
des vergiz , werder man,

Verse: 17    
die wîle ich hie gevangen .
Verse: 18    
lâz mich solhes hazzes vrî.

Verse: 19    
mich sol vrou Cunnewâre
Verse: 20    
ouch scheiden von dem vâre,

Verse: 21    
diu mîne sicherheit emphienc,
Verse: 22    
ich gewâpent vür si gienc."

Verse: 23    
Artûs vil getriuwer munt
Verse: 24    
verkôs die schulde zestunt.

Verse: 25    
vriesch wîp unde man
Verse: 26    
daz der künec von Brandigân

Verse: 27    
was geriten ûf den rinc.
Verse: 28    
dar nâher! dringâ drinc!

Verse: 29    
schiere wart daz mære breit.
Verse: 30    
mit zühten iesch gesellekeit




Chapter: 221 
221


Verse: 1    
Clâmidê der vreuden âne:
Verse: 2    
"ir sult mich Gâwâne

Verse: 3    
bevelhen, vrouwe: bin ichs wert,
Verse: 4    
weiz ich wol daz ers ouch gert.

Verse: 5    
leist er dar an iuwer gebot,
Verse: 6    
er êrt iuch und den ritter rôt."

Verse: 7    
Artûs bat sîner swester sun
Verse: 8    
gesellekeit dem künege tuon:

Verse: 9    
daz wære iedoch ergangen.
Verse: 10    
wart wol emphangen

Verse: 11    
von der werden massenîe
Verse: 12    
der betwungene valsches vrîe.

Verse: 13    
ze Clâmidê sprach Kingrûn:
Verse: 14    
"ouwê daz ie dehein Bertûn

Verse: 15    
dich betwungen sach ze hûs!
Verse: 16    
noch rîcher denne Artûs

Verse: 17    
wære helfe und urborn
Verse: 18    
und hetes dîne jugent bevorn.

Verse: 19    
sol Artûs von prîs tragen,
Verse: 20    
daz Keie durch zorn hât geslagen

Verse: 21    
ein edel vürstinne,
Verse: 22    
diu mit herzen sinne

Verse: 23    
ir mit lachen hât erwelt
Verse: 24    
der âne liegen ist gezelt

Verse: 25    
mit wârheit vür den hœsten prîs?
Verse: 26    
die Berteneise ir lobes rîs

Verse: 27    
wænent hôch gestôzen hân:
Verse: 28    
âne ir arbeit ist getân

Verse: 29    
daz tôt her wider wart gesant
Verse: 30    
der künec von Kukûmerlant




Chapter: 222 
222


Verse: 1    
und daz mîn herre im siges jach.
Verse: 2    
den man gein im in kamphe sach,

Verse: 3    
der selbe hât betwungen mich
Verse: 4    
gar âne hælingen slich.

Verse: 5    
man sach viur ûz helmen wæn
Verse: 6    
und swert in henden umbe dræn."

Verse: 7    
sprâchen si alle gelîche,
Verse: 8    
beide arme und rîche,

Verse: 9    
daz Keie hete missetân.
Verse: 10    
hie sule wir diz mære lân

Verse: 11    
und komens wider an die vart.
Verse: 12    
daz wüeste lant erbûwen wart,

Verse: 13    
krône truoc Parzival.
Verse: 14    
man sach vreude unde schal.

Verse: 15    
sîn sweher Tampenteire
Verse: 16    
liez im ûf Pelrapeire

Verse: 17    
lieht gesteine und rôtez golt:
Verse: 18    
daz teilde er daz man im holt

Verse: 19    
was durch sîne milde.
Verse: 20    
vil baniere, niuwe schilde,

Verse: 21    
des wart sîn lant gezieret
Verse: 22    
und vil geturnieret

Verse: 23    
von im und von den sînen.
Verse: 24    
er liez dicke ellen schînen

Verse: 25    
an der marc sîns landes ort.
Verse: 26    
der junge degen unervorht,

Verse: 27    
sîn tât was gein den gesten
Verse: 28    
geprüevet vür die besten.

Verse: 29    
hœret ouch von der künegîn.
Verse: 30    
wie möhte der immer baz gesîn?




Chapter: 223 
223


Verse: 1    
diu junge süeze werde
Verse: 2    
hete den wunsch ûf der erde.

Verse: 3    
ir minne stuont mit solher kraft,
Verse: 4    
gar âne wankes anehaft:

Verse: 5    
si hete ir man vür erkant.
Verse: 6    
iewederz an dem andern vant:

Verse: 7    
er was ir liep, alsô was si im.
Verse: 8    
swenne ich daz mære an mich nim,

Verse: 9    
daz si sich müezen scheiden,
Verse: 10    
wehset schade in beiden.

Verse: 11    
ouch riuwet mich daz werde wîp:
Verse: 12    
ir liute, ir lant, dar zuo ir lîp

Verse: 13    
schiet sîn hant von grôzer nôt.
Verse: 14    
gein si im ir minne bôt.

Verse: 15    
eins morgens er mit zühten sprach
Verse: 16    
(manec ritter ez hôrte unde sach):

Verse: 17    
"ob ir gebietet, vrouwe,
Verse: 18    
mit urloube ich schouwe

Verse: 19    
wiez umbe mîne muoter stê.
Verse: 20    
ob der wol oder

Verse: 21    
, daz ist mir harte unkunt.
Verse: 22    
dar wil ich zeiner kurzen stunt

Verse: 23    
und ouch durch âventiure zil.
Verse: 24    
mac ich iu gedienen vil,

Verse: 25    
daz gildet iuwer minne wert."
Verse: 26    
sus hete er urloubes gegert.

Verse: 27    
er was ir liep, sôz mære giht:
Verse: 28    
si enwolde im versagen niht.

Verse: 29    
von allen sînen mannen
Verse: 30    
schiet er al eine dannen.




Chapter: 224 
224


Verse: 1    
Swer ruochet hœren war kumt
Verse: 2    
den âventiur hât ûz gevrumt,

Verse: 3    
der mac grôziu wunder
Verse: 4    
merken al besunder.

Verse: 5    
lât rîten Gahmuretes kint:
Verse: 6    
swâ getriuwe liute sint,

Verse: 7    
die wünschen im heiles, wan ez muoz sîn
Verse: 8    
daz er lîdet hôhen pîn,

Verse: 9    
etswenne ouch vreude und êre.
Verse: 10    
ein dinc in müete sêre,

Verse: 11    
daz er von ir gescheiden was,
Verse: 12    
daz munt von wîbe nie gelas

Verse: 13    
nâch sus gesagetem mære,
Verse: 14    
diu schœner und bezzer wære.

Verse: 15    
gedanke nâch der künegin
Verse: 16    
begunden krenken im den sin:

Verse: 17    
den muoste er gar verlorn hân,
Verse: 18    
wærez niht ein herzehafter man.

Verse: 19    
mit gewalt den zoum daz ros
Verse: 20    
truoc über ronen und durch daz mos,

Verse: 21    
wande ez enwîste niemens hant.
Verse: 22    
uns tuot diu âventiure bekant,

Verse: 23    
daz er dem tage reit,
Verse: 24    
ein vogel hetes arbeit,

Verse: 25    
solde erz allez hân ervlogen.
Verse: 26    
mich enhabe diu âventiure betrogen,

Verse: 27    
sîn reise unnâch was grôz
Verse: 28    
des tages er îthêren schôz,

Verse: 29    
und sît er von Grâharz
Verse: 30    
kom in daz lant ze Brôbarz.




Chapter: 225 
225


Verse: 1    
welt ir hœren wiez im gestê?
Verse: 2    
er kom des âbents an einen :

Verse: 3    
heten geankert weideman,
Verse: 4    
den was daz wazzer undertân.

Verse: 5    
si in rîten sâhen,
Verse: 6    
si wâren dem stade nâhen

Verse: 7    
daz si wol hôrten swaz er sprach.
Verse: 8    
einen er in dem schiffe sach,

Verse: 9    
der hete an im alsolh gewant,
Verse: 10    
ob im dienden elliu lant,

Verse: 11    
daz ez niht bezzer möhte sîn
Verse: 12    
gefurriert. sîn huot was phâwîn.

Verse: 13    
den selben vischære
Verse: 14    
begunde er vrâgen mære,

Verse: 15    
daz er im riete durch got
Verse: 16    
und durch sîner zühte gebot,

Verse: 17    
er herberge möhte hân.
Verse: 18    
sus antwurte im der trûrege man,

Verse: 19    
er sprach: "herre, mirst niht bekant
Verse: 20    
daz weder wazzer oder lant

Verse: 21    
inner drîzec mîlen erbûwen .
Verse: 22    
wan ein hûs liget uns hie :

Verse: 23    
mit triuwen ich iu râte dar.
Verse: 24    
war möhtet ir tâlanc anderswar?

Verse: 25    
dort an des velses ende
Verse: 26    
kêrt zer zeswen hende.

Verse: 27    
ir ûf hin komet an den graben
Verse: 28    
(ich wæne müezet ir stille haben),

Verse: 29    
bitet iu die brücken nider lâzen
Verse: 30    
und offen iu die stâzen."




Chapter: 226 
226


Verse: 1    
er tet als im der vischære riet.
Verse: 2    
mit urloube er dannen schiet.

Verse: 3    
er sprach: "komt ir rehte dar
Verse: 4    
(ich nim iuwer hînte selbe war),

Verse: 5    
danket als man iuwer phlege.
Verse: 6    
hüetet iuch: gênt unkunde wege.

Verse: 7    
ir muget an der lîten
Verse: 8    
vil wol misserîten,

Verse: 9    
deiswâr des ich iu doch niht gan."
Verse: 10    
Parzivâl der huop sich dan,

Verse: 11    
er begunde wackerlîchen draben
Verse: 12    
den rehten phat unz an den graben.

Verse: 13    
was diu brücke ûf gezogen,
Verse: 14    
diu burc an veste niht betrogen:

Verse: 15    
si stuont als si wære gedræt.
Verse: 16    
ez envlüge oder hete der wint gewæt,

Verse: 17    
mit sturme ir niht geschadet was.
Verse: 18    
vil türne, manec palas

Verse: 19    
stuont mit wunderlîcher wer.
Verse: 20    
ob si suochten elliu her,

Verse: 21    
si engæben vür die selben nôt
Verse: 22    
ze drîzec jâren niht ein brôt.

Verse: 23    
ein knappe des geruochte
Verse: 24    
und vrâcte in waz er suochte

Verse: 25    
oder wannen sîn reise wære.
Verse: 26    
er sprach: "der vischære

Verse: 27    
hât mich von im her gesant.
Verse: 28    
ich hân genigen sîner hant

Verse: 29    
niwan durch der herberge wân.
Verse: 30    
er bat die brücken nider lân




Chapter: 227 
227


Verse: 1    
und hiez mich zuo ziu rîten în."
Verse: 2    
"herre, ir sult willekomen sîn,

Verse: 3    
sît es der vischære verjach.
Verse: 4    
man biutet iu êre und gemach

Verse: 5    
durch in der iuch sande wider"
Verse: 6    
sprach der knappe und liez die brücken nider.

Verse: 7    
in die burc der küene reit
Verse: 8    
ûf einen hof wît unde breit.

Verse: 9    
durch schimph er niht zetretet was:
Verse: 10    
stuont al kurz grüene gras,

Verse: 11    
was bûhurdieren vermiten,
Verse: 12    
mit banieren selten überriten

Verse: 13    
alsô er anger z Abenberc.
Verse: 14    
selten vrœlîchiu werc

Verse: 15    
was gevrumt ze langer stunt:
Verse: 16    
in was wol herzen jâmer kunt.

Verse: 17    
wênec er des gein in engalt.
Verse: 18    
in emphiengen ritter junc und alt,

Verse: 19    
vil kleiner juncherrelîn
Verse: 20    
sprungen gein dem zoume sîn,

Verse: 21    
ieslîchez vür daz ander greif.
Verse: 22    
si habeten sînen stegereif:

Verse: 23    
sus muoste er von dem orse stên.
Verse: 24    
in bâten ritter vürbaz gên,

Verse: 25    
die vuorten in an sîn gemach.
Verse: 26    
harte schiere daz geschach,

Verse: 27    
daz er mit zuht entwâpent wart.
Verse: 28    
si den jungen âne bart

Verse: 29    
gesâhen alsus minneclîch,
Verse: 30    
si jâhen, er wære sælden rîch.




Chapter: 228 
228


Verse: 1    
ein wazzer iesch der junge man:
Verse: 2    
er twuoc den râm von im sân

Verse: 3    
undern ougen und an handen.
Verse: 4    
alde und junge wânden

Verse: 5    
daz von im ander tac erschine:
Verse: 6    
sus saz der minneclîche wine

Verse: 7    
gar vor allen tadel vrî.
Verse: 8    
mit phelle von Arâbî

Verse: 9    
man truoc im einen mantel dar:
Verse: 10    
den legete an sich der wol gevar

Verse: 11    
mit offener snüere.
Verse: 12    
ez was im ein lobes gevüere.

Verse: 13    
sprach der kamerære kluoc:
Verse: 14    
"Repanse de Schoie in truoc,

Verse: 15    
mîn vrouwe, diu küngegîn:
Verse: 16    
ab ir sol er iu gelihen sîn,

Verse: 17    
wan iust niht kleider noch gesniten.
Verse: 18    
mohte ich sis mit êren biten,

Verse: 19    
wande ir sît ein werder man,
Verse: 20    
ob ichz geprüevet rehte hân."

Verse: 21    
"got lone iu, herre, daz irs jehet.
Verse: 22    
ob ir mich ze rehte spehet,

Verse: 23    
hât mîn lîp gelücke erholt:
Verse: 24    
diu gotes kraft gît solhen solt."

Verse: 25    
man schancte im unde phlac sîn ,
Verse: 26    
die trûregen wâren mit im al vrô.

Verse: 27    
man bôt im wirde und êre,
Verse: 28    
wan was râtes mêre

Verse: 29    
denne er ze Pelrapeire vant,
Verse: 30    
die von kumber schiet sîn hant.




Chapter: 229 
229


Verse: 1    
sîn harnas was von im getragen:
Verse: 2    
daz begunde er sider sêre klagen,

Verse: 3    
er sich schimphes niht versan.
Verse: 4    
ze hove ein redespæher man

Verse: 5    
bat komen ze vrevellîche
Verse: 6    
den gast ellens rîche

Verse: 7    
zem wirte, als ob im wære zorn.
Verse: 8    
des hete er nâch den lîp verlorn

Verse: 9    
von dem jungen Parzivâl.
Verse: 10    
er sîn swert wol gemâl

Verse: 11    
ninder im ligen vant,
Verse: 12    
zer viuste twanc er sus die hant,

Verse: 13    
daz daz bluot ûz den nageln schôz
Verse: 14    
und im den ermel gar begôz.

Verse: 15    
"nein, herre!" sprach diu ritterschaft,
Verse: 16    
"ez ist ein man der schimphes kraft

Verse: 17    
hât. swie trûrec wir anders sîn,
Verse: 18    
tuot iuwer zuht gein im schîn:

Verse: 19    
ir ensultz niht anders hân vernomen,
Verse: 20    
wan daz der vischære komen.

Verse: 21    
dar gêt (ir sît im werder gast)
Verse: 22    
und schütet ab iu zornes last."

Verse: 23    
si giengen ûf einen palas.
Verse: 24    
hundert krône gehangen was,

Verse: 25    
vil kerzen drûf gestôzen
Verse: 26    
ob den hûsgenôzen,

Verse: 27    
kleine kerzen alumbe an der want.
Verse: 28    
hundert bette er ligen vant.

Verse: 29    
daz schuofen dies phlâgen:
Verse: 30    
hundert kulter drûfe lâgen,




Chapter: 230 
230


Verse: 1    
ie vier gesellen sundersiz.
Verse: 2    
zwischen was ein underviz,

Verse: 3    
vür ein teppech sinewel.
Verse: 4    
fil li roi Frimutel

Verse: 5    
mohte wol geleisten daz.
Verse: 6    
eins dinges man niht vergaz:

Verse: 7    
si enhete niht betûret,
Verse: 8    
mit marmel was gemûret

Verse: 9    
drî vierecke viurrame.
Verse: 10    
dar ûfe was des viurs name,

Verse: 11    
holz, hiez lignâlôê:
Verse: 12    
grôziu viur sît nochê

Verse: 13    
sach niemen hie ze Wildenberc.
Verse: 14    
jenez wâren kostenlîchiu werc.

Verse: 15    
der wirt sich selben setzen bat
Verse: 16    
gein der mitteln viurstat

Verse: 17    
ûf ein spanbette.
Verse: 18    
ez was worden wette

Verse: 19    
zwischen im und der vreude:
Verse: 20    
er lebete niht wan teude.

Verse: 21    
in den palas kom gegangen
Verse: 22    
der wart wol emphangen,

Verse: 23    
Parzivâl der lieht gevar,
Verse: 24    
von im der in sande dar:

Verse: 25    
der liez in niht langer stên.
Verse: 26    
in bat der wirt nâher gên

Verse: 27    
und sitzen "zuo mir her an.
Verse: 28    
sazte ich iuch verre dort hin dan,

Verse: 29    
daz wære iu alze gastlîch."
Verse: 30    
sus sprach der wirt jâmers rîch.




Chapter: 231 
231


Verse: 1    
der wirt hete durch siecheit
Verse: 2    
grôziu viur und an im warmiu kleit,

Verse: 3    
wît und lanc zobelîn:
Verse: 4    
sus muoste ûzen und innen sîn

Verse: 5    
der pelliz und der mantel drobe.
Verse: 6    
der swechest balc wære wol ze lobe:

Verse: 7    
der was doch swarz unde grâ.
Verse: 8    
des selben was ein hûbe aldâ

Verse: 9    
ûf sînem houbete zwivalt
Verse: 10    
von zobele. den man tiure galt,

Verse: 11    
sinewel arâbesch ein borte
Verse: 12    
oben drûf gehôrte,

Verse: 13    
mitten dran ein knöphelîn,
Verse: 14    
ein durchliuhtec rubîn.

Verse: 15    
saz manec ritter kluoc,
Verse: 16    
man jâmer vür si truoc.

Verse: 17    
ein knappe spranc zer tür dar în,
Verse: 18    
der truoc eine glævîn:

Verse: 19    
der site was ze trûren guot.
Verse: 20    
an der snîden huop sich bluot

Verse: 21    
und lief den schaft unz ûf die hant,
Verse: 22    
daz ez in dem ermel widerwant.

Verse: 23    
wart geweinet und geschrît
Verse: 24    
ûf dem palase wît,

Verse: 25    
daz volc von drîzec landen
Verse: 26    
möhtez den ougen niht enblanden.

Verse: 27    
er truoc si in sînen henden
Verse: 28    
alumbe zen vier wenden

Verse: 29    
unz aber wider zuo der tür.
Verse: 30    
der knappe spranc hin ûz vür.




Chapter: 232 
232


Verse: 1    
gestillet was des volkes nôt,
Verse: 2    
als in der jâmer ê gebôt,

Verse: 3    
des si diu glævîn hete ermant,
Verse: 4    
die der knappe brâhte in sîner hant.

Verse: 5    
wil iuch niht erlangen,
Verse: 6    
wirt hie zuo gevangen

Verse: 7    
daz ich iuch bringe an die vart,
Verse: 8    
wie mit zuht gedienet wart.

Verse: 9    
zende an dem palas
Verse: 10    
ein stehelîn tür entslozzen was:

Verse: 11    
giengen ûz zwei werdiu kint
Verse: 12    
(nû hœret wie diu geprüevet sint),

Verse: 13    
daz si wol gæben minnen solt,
Verse: 14    
swerz mit dienste hete erholt.

Verse: 15    
daz wâren juncvrouwen klâr.
Verse: 16    
zwei schapel über blôziu hâr,

Verse: 17    
bluomen was ir gebende.
Verse: 18    
iewederiu ûf der hende

Verse: 19    
truoc von golde ein kerzstal.
Verse: 20    
ir hâr was reit, lanc und val.

Verse: 21    
si truogen brinnendegiu lieht.
Verse: 22    
hie sule wir vergezzen niht

Verse: 23    
umbe der juncvrouwen gewant,
Verse: 24    
man si komende inne vant.

Verse: 25    
diu grævîn von Tenabroc,
Verse: 26    
brûn scharlachen was ir roc:

Verse: 27    
des selben truoc ouch ir gespil.
Verse: 28    
si wâren gefischieret vil

Verse: 29    
mit zwein gürteln an der krenke
Verse: 30    
ob der hüffe an dem gelenke.




Chapter: 233 
233


Verse: 1    
nâch den kom ein herzogîn
Verse: 2    
und ir gespil, zwei stöllelîn

Verse: 3    
si truogen von helfenbein.
Verse: 4    
ir munt nâch viurs rœte schein.

Verse: 5    
die nigen alle viere.
Verse: 6    
zwuo sazten schiere

Verse: 7    
vür den wirt die stollen.
Verse: 8    
wart gedient mit vollen.

Verse: 9    
die stuonden ensamt an eine schar
Verse: 10    
und wâren alle wol gevar:

Verse: 11    
den vieren was gelîch ir wât.
Verse: 12    
seht sich niht versûmet hât

Verse: 13    
ander vrouwen vierstunt zwuo.
Verse: 14    
die wâren geschaffet zuo:

Verse: 15    
viere truogen kerzen grôz,
Verse: 16    
die andern viere niht verdrôz,

Verse: 17    
si entrüegen einen tiuren stein,
Verse: 18    
tages diu sunne lieht durch schein.

Verse: 19    
vür was sîn name erkant:
Verse: 20    
ez was ein grânât jâchant,

Verse: 21    
beide lanc unde breit.
Verse: 22    
durch die lîhte in dünne sneit,

Verse: 23    
swer in zeinem tische maz:
Verse: 24    
obe der wirt durch rîcheit az.

Verse: 25    
si giengen harte rehte
Verse: 26    
vür den wirt al ehte,

Verse: 27    
gein nîgen si ir houbet wegeten.
Verse: 28    
viere die taveln legeten

Verse: 29    
ûf helfenbein wîz als ein snê,
Verse: 30    
stollen die kômen ê.




Chapter: 234 
234


Verse: 1    
mit zuht si kunden wider gên.
Verse: 2    
zuo den êrsten vieren stên.

Verse: 3    
an disen ehte vrouwen was
Verse: 4    
röcke grüener denne ein gras,

Verse: 5    
von Azagouc samît,
Verse: 6    
gesniten wol lanc und wît.

Verse: 7    
mitten si zesamene twanc
Verse: 8    
gürteln tiure, smal und lanc.

Verse: 9    
dise ehte vrouwen kluoc,
Verse: 10    
ieslîchiu ob ir hâre truoc

Verse: 11    
ein kleine blüemîn schapel.
Verse: 12    
cuns îwân von Nônel

Verse: 13    
und Jernîs von Rîle,
Verse: 14    
was über manege mîle

Verse: 15    
ze dienste ir tohter dar genomen:
Verse: 16    
man sach die zwuo vürstîn komen

Verse: 17    
in harte wünneclîcher wât.
Verse: 18    
zwei mezzer snîdende als ein grât

Verse: 19    
brâhten si durch wunder
Verse: 20    
ûf zwein tweheln al besunder:

Verse: 21    
daz was silber herte und wîz.
Verse: 22    
dar an lac ein spæher vlîz:

Verse: 23    
im was solh scherphen niht vermiten,
Verse: 24    
ez hete stahel wol versniten.

Verse: 25    
vor dem silber kômen vrouwen wert,
Verse: 26    
der dar ze dienste was gegert:

Verse: 27    
die truogen lieht dem silber ,
Verse: 28    
vier kint vor missewende vrî.

Verse: 29    
sus giengen si alle sehse zuo.
Verse: 30    
hœret waz ieslîchiu tuo:




Chapter: 235 
235


Verse: 1    
si nigen, ir zwuo truogen dar
Verse: 2    
ûf die tavel wol gevar

Verse: 3    
daz silber unde legetenz nider.
Verse: 4    
giengen si mit zühten wider

Verse: 5    
zuo den êrsten zwelfen sân.
Verse: 6    
ob ich geprüevet rehte hân,

Verse: 7    
hie suln ahzehen vrouwen stên.
Verse: 8    
âvoi siht man sehse gên

Verse: 9    
in wæte die man tiure galt:
Verse: 10    
daz was halbez blîalt,

Verse: 11    
daz ander phelle von Nînivê.
Verse: 12    
dise und die êrsten sehseê

Verse: 13    
truogen zwelf röcke geteilet.
Verse: 14    
gein tiurer kost geveilet.

Verse: 15    
nâch den kom diu künegîn.
Verse: 16    
ir antlitze gap den schîn,

Verse: 17    
si wânden alle ez wolde tagen.
Verse: 18    
man sach die maget an ir tragen

Verse: 19    
phellel von Arâbî.
Verse: 20    
ûf einem grüenen achmardî

Verse: 21    
truoc si den wunsch von pardîs,
Verse: 22    
beide wurzeln unde rîs:

Verse: 23    
daz was ein dinc, daz hiez der grâl,
Verse: 24    
erden wunsches überwal.

Verse: 25    
Repanse de Schoie si hiez,
Verse: 26    
die sich der grâl tragen liez.

Verse: 27    
der grâl was von solher art,
Verse: 28    
wol muoste ir kiusche sîn bewart,

Verse: 29    
diu sîn ze rehte solde phlegen:
Verse: 30    
diu muoste valsches sich bewegen.




Chapter: 236 
236


Verse: 1    
vor dem grâle kômen lieht
Verse: 2    
(diu wâren von armer koste niht),

Verse: 3    
sehs glas lanc lûter wolgetân,
Verse: 4    
dar inne balsem der wol bran.

Verse: 5    
si kômen von der tür
Verse: 6    
ze rehter mâze alsus her vür,

Verse: 7    
mit zühten neic diu künegîn
Verse: 8    
und al diu juncvrouwelîn

Verse: 9    
die truogen balsemvaz.
Verse: 10    
diu künegîn valscheite laz

Verse: 11    
sazte vür den wirt den grâl.
Verse: 12    
diz mære giht daz Parzivâl

Verse: 13    
dicke an si sach und dâhte:
Verse: 14    
diu den grâl brâhte,

Verse: 15    
er hete ouch ir mantel an.
Verse: 16    
mit zuht die sibene giengen dan

Verse: 17    
zuo den ahzehen êrsten.
Verse: 18    
liezen si die hêrsten

Verse: 19    
zwischen sich, man sagete mir,
Verse: 20    
zwelve iewederthalben ir.

Verse: 21    
diu maget mit der krône
Verse: 22    
stuont harte schône.

Verse: 23    
swaz ritter gesezzen was
Verse: 24    
über al den palas,

Verse: 25    
den wâren kamerære
Verse: 26    
mit guldîn becken swære

Verse: 27    
ie vieren geschaffet einer dar
Verse: 28    
und ein juncherre wol gevar

Verse: 29    
der eine wîze tweheln truoc.
Verse: 30    
man sach rîcheit genuoc:




Chapter: 237 
237


Verse: 1    
der taveln hundert muosten sîn,
Verse: 2    
die man truoc zer tür dar în.

Verse: 3    
man sazte ieslîche schiere
Verse: 4    
vür werder ritter viere,

Verse: 5    
tischlachen var nâch wîze
Verse: 6    
wurden drûf geleget mit vlîze.

Verse: 7    
der wirt selbe wazzer nam.
Verse: 8    
der was an hôchmuote lam,

Verse: 9    
mit im twuoc sich Parzivâl:
Verse: 10    
eine sîdîne tweheln wol gemâl

Verse: 11    
die bôt eins grâven sun nâch.
Verse: 12    
dem was ze knien vür si gâch.

Verse: 13    
swâ der taveln deheiniu stuont,
Verse: 14    
tet man vier knappen kunt

Verse: 15    
daz si ir dienstes niht vergæzen
Verse: 16    
den die obe sæzen:

Verse: 17    
zwêne knieten unde sniten,
Verse: 18    
die andern zwêne niht vermiten,

Verse: 19    
si entrüegen trinken und ezzen dar,
Verse: 20    
und nâmen ir mit dienste war.

Verse: 21    
hœrt mêr von rîcheite sagen:
Verse: 22    
vier karrâschen muosten tragen

Verse: 23    
manec tiure goltvaz
Verse: 24    
ieslîchem ritter der saz.

Verse: 25    
man zôch si zen vier wenden.
Verse: 26    
vier ritter mit ir henden

Verse: 27    
man si ûf die taveln setzen sach.
Verse: 28    
ieslîchem gienc ein schrîbære nâch,

Verse: 29    
der sich dar zuo arbeite
Verse: 30    
und si wider ûf bereite,




Chapter: 238 
238


Verse: 1    
gedienet wære.
Verse: 2    
hœret ein ander mære.

Verse: 3    
hundert knappen man gebôt:
Verse: 4    
die nâmen in wîze tweheln brôt

Verse: 5    
mit zühten vor dem grâle.
Verse: 6    
die giengen al zemâle

Verse: 7    
und teilden vür die taveln sich.
Verse: 8    
man sagete mir, diz sage ouch ich

Verse: 9    
ûf iuwer ieslîches eit,
Verse: 10    
daz vor dem grâle wære bereit

Verse: 11    
(sol ich des iemen triegen,
Verse: 12    
müezet ir mit mir liegen),

Verse: 13    
swâ nâch jener bôt die hant,
Verse: 14    
daz er al bereite vant

Verse: 15    
spîse warm, spîse kalt,
Verse: 16    
spîse niuwe und dar zuo alt,

Verse: 17    
daz zam und daz wilde.
Verse: 18    
es enwürde nie dehein bilde,

Verse: 19    
beginnet maneger sprechen:
Verse: 20    
der wil sich übel rechen,

Verse: 21    
wan der grâl was der sælden vruht,
Verse: 22    
der werlde süeze alsolh genuht,

Verse: 23    
er wac vil nâch gelîche
Verse: 24    
als man saget von himelrîche.

Verse: 25    
in kleiniu goltvaz man nam,
Verse: 26    
als ieslîcher spîse zam,

Verse: 27    
salsen, pheffer, âgrâz.
Verse: 28    
hete der kiusche und der vrâz

Verse: 29    
alle gelîche genuoc,
Verse: 30    
mit grôzer zuht manz vür si truoc.




Chapter: 239 
239


Verse: 1    
môraz, wîn, sinôpel rôt,
Verse: 2    
swâ nâch den naph ieslîcher bôt,

Verse: 3    
swaz er trinkens kunde nennen,
Verse: 4    
daz mohte er drinne erkennen

Verse: 5    
allez von des grâles kraft.
Verse: 6    
diu werde geselleschaft

Verse: 7    
heten wirtschaft von dem grâl.
Verse: 8    
wol gemarcte Parzivâl

Verse: 9    
die rîcheit und daz wunder grôz:
Verse: 10    
durch zuht in vrâgens doch verdrôz.

Verse: 11    
er dâhte: "mir riet Gurnemanz
Verse: 12    
mit grôzen triuwen âne schranz,

Verse: 13    
ich solde vil gevrâgen niht.
Verse: 14    
waz ob mîn wesen hie geschiht

Verse: 15    
die mâze als dort im?
Verse: 16    
âne vrâge ich vernim

Verse: 17    
wiez dirre massenîe stêt."
Verse: 18    
in dem gedanke nâher gêt

Verse: 19    
ein knappe, der truoc ein swert:
Verse: 20    
des balc was tûsent marke wert,

Verse: 21    
sîn gehilze was ein rubîn,
Verse: 22    
ouch möhte wol diu klinge sîn

Verse: 23    
grôzer wunder urhap.
Verse: 24    
der wirt ez sînem gaste gap.

Verse: 25    
der sprach: "herre, ich brâhtez in nôt
Verse: 26    
in maneger stat, ê daz mich got

Verse: 27    
an dem lîbe hât geletzet.
Verse: 28    
sît mite ergetzet,

Verse: 29    
ob man iuwer hie niht wol enphlege.
Verse: 30    
ir mugetz wol vüeren alle wege:




Chapter: 240 
240


Verse: 1    
swenne ir geprüevet sînen art,
Verse: 2    
ir sît gein strîte mite bewart."

Verse: 3    
ouwê daz er niht vrâcte !
Verse: 4    
des bin ich vür in noch unvrô,

Verse: 5    
wande erz emphienc in sîne hant,
Verse: 6    
was er vrâgens mite ermant.

Verse: 7    
ouch riuwet mich sîn süezer wirt,
Verse: 8    
den ungenâde niht verbirt,

Verse: 9    
des im von vrâgen wære rât.
Verse: 10    
genuoc man gegeben hât:

Verse: 11    
dies phlâgen, die griffenz an,
Verse: 12    
si truogenz gerüste wider dan.

Verse: 13    
vier karrâschen man ê luot.
Verse: 14    
ieslîch vrouwe ir dienest tuot,

Verse: 15    
ê die jungesten, die êrsten.
Verse: 16    
schuofen si aber die hêrsten

Verse: 17    
wider zuo dem grâle.
Verse: 18    
dem wirte und Parzivâle

Verse: 19    
mit zühten neic diu künegîn
Verse: 20    
und al diu juncvrouwelîn.

Verse: 21    
si brâhten wider în zer tür
Verse: 22    
daz si mit zuht ê truogen vür.

Verse: 23    
Parzivâl in blicte nâch:
Verse: 24    
an einem spanbette er ersach

Verse: 25    
in einer kemenâten,
Verse: 26    
ê si nâch in zuo getâten,

Verse: 27    
den aller schœnsten alden man
Verse: 28    
des er künde ie gewan.

Verse: 29    
ich macz wol sprechen âne guft,
Verse: 30    
er was noch wîzer dan der tuft.




Chapter: 241 
241


Verse: 1    
wer der selbe wære,
Verse: 2    
des vreischet her nâch mære.

Verse: 3    
dar zuo der wirt, sîn burc, sîn lant,
Verse: 4    
diu werden iu von mir genant

Verse: 5    
her nâch des wirdet zît,
Verse: 6    
bescheidenlîchen âne strît

Verse: 7    
und âne allez vür zogen.
Verse: 8    
ich sage die senewen âne bogen.

Verse: 9    
diu senewe ist ein bîspel.
Verse: 10    
dunket iuch der boge snel:

Verse: 11    
doch ist sneller daz diu senewe jaget.
Verse: 12    
ob ich iu rehte hân gesaget,

Verse: 13    
diu senewe gelîchet mæren sleht:
Verse: 14    
diu dunkent ouch die liute reht.

Verse: 15    
swer iu saget von der krümbe,
Verse: 16    
der wil iuch leiten ümbe.

Verse: 17    
swer den bogen gespannen siht,
Verse: 18    
der senewen er der slehte giht,

Verse: 19    
man welle si zer biuge erdenen
Verse: 20    
si den schuz muoz menen.

Verse: 21    
swer aber dem sîn mære schiuzet,
Verse: 22    
des in durch nôt verdriuzet

Verse: 23    
(wan daz hât ninder stat
Verse: 24    
und vil gerûmeclîchen phat

Verse: 25    
zeinem ôren în, zem andern vür),
Verse: 26    
mîn arbeit ich gar verlür,

Verse: 27    
ob den mîn mære drünge:
Verse: 28    
ich sagete oder sünge,

Verse: 29    
daz ez noch baz vernæme ein boc
Verse: 30    
oder ein ulmeger stoc.




Chapter: 242 
242


Verse: 1    
ich wil iu doch baz bediuten
Verse: 2    
von disen jâmerbæren liuten,

Verse: 3    
dar kom geriten Parzival.
Verse: 4    
man sach selten vreuden schal,

Verse: 5    
ez wære bûhurt oder tanz:
Verse: 6    
ir klagendiu stæte was ganz,

Verse: 7    
si enkêrten sich an schimphen niht.
Verse: 8    
swâ man noch volkes siht,

Verse: 9    
den tuot etswenne vreude wol:
Verse: 10    
dort wâren die winkel alle vol

Verse: 11    
und ouch ze hove man si sach.
Verse: 12    
der wirt ze sînem gaste sprach:

Verse: 13    
"ich wæne man iu gebettet hât.
Verse: 14    
sît ir müede, sôst mîn rât

Verse: 15    
daz ir gêt: leget iuch slâfen."
Verse: 16    
solde ich schrîen wâfen

Verse: 17    
umbe ir scheiden daz si tuont:
Verse: 18    
ez wirt grôz schade in beiden kunt.

Verse: 19    
von dem spanbette trat
Verse: 20    
ûf den teppech an eine stat

Verse: 21    
Parzivâl der wol geslaht.
Verse: 22    
der wirt bôt im guote naht:

Verse: 23    
diu ritterschaft gar ûf spranc.
Verse: 24    
ein teil ir im dar nâher dranc:

Verse: 25    
vuorten si den jungen man
Verse: 26    
in eine kemenâten sân.

Verse: 27    
diu was wol gehêret,
Verse: 28    
mit einem bette gêret,

Verse: 29    
daz mich mîn armuot immer müet,
Verse: 30    
sît diu erde alsolhe rîcheit blüet:




Chapter: 243 
243


Verse: 1    
dem bette armuot was tiur.
Verse: 2    
als er glohte in einem viur,

Verse: 3    
lac drûfe ein phellel lieht gemâl.
Verse: 4    
die ritter bat Parzivâl

Verse: 5    
wider varn an ir gemach,
Verse: 6    
er niht mêr bette sach.

Verse: 7    
mit urloube si vuoren dan.
Verse: 8    
hie hebet sich ander dienest an.

Verse: 9    
vil kerzen und diu varwe sîn
Verse: 10    
die gâben ze gegenstrîte schîn:

Verse: 11    
waz möhte liehter sîn der tac?
Verse: 12    
vor sînem bette ein anderz lac,

Verse: 13    
dar ûfe ein kulter. er saz,
Verse: 14    
juncherren snel und niht ze laz

Verse: 15    
maneger im dar nâher spranc:
Verse: 16    
si entschuohten bein, diu wâren blanc.

Verse: 17    
ouch zôch im mêr gewandes abe
Verse: 18    
manec wol geborner knabe.

Verse: 19    
vlætec wâren diu selben kindelîn.
Verse: 20    
dar nâch gienc zer tür dar în

Verse: 21    
vier klâre juncvrouwen:
Verse: 22    
die solden dennoch schouwen

Verse: 23    
wie man des heldes phlæge
Verse: 24    
und ob er sanfte læge,

Verse: 25    
als mir diu âventiure gewuoc.
Verse: 26    
vor ieslîcher ein knappe truoc

Verse: 27    
eine kerzen diu wol bran.
Verse: 28    
Parzivâl der snelle man

Verse: 29    
spranc underz declachen.
Verse: 30    
si sageten: "ir sult wachen




Chapter: 244 
244


Verse: 1    
durch uns noch eine wîle."
Verse: 2    
ein spil mit der île

Verse: 3    
hete er unz an den ort gespilt.
Verse: 4    
daz man gein liehter varwe zilt,

Verse: 5    
daz begunge ir ougen süezen,
Verse: 6    
ê si emphiengen sîn grüezen.

Verse: 7    
ouch vuocten in gedanke nôt,
Verse: 8    
daz im sîn munt was rôt

Verse: 9    
und daz vor jugende niemen dran
Verse: 10    
kôs gein einer halben gran.

Verse: 11    
dise vier juncvrouwen kluoc,
Verse: 12    
hœret waz ieslîchiu truoc,

Verse: 13    
môraz, wîn und lûtertranc
Verse: 14    
truogen drî ûf henden blanc,

Verse: 15    
diu vierde juncvrouwe wîs
Verse: 16    
truoc obez der art von pardîs

Verse: 17    
ûf einer tweheln blanc gevar.
Verse: 18    
diu selbe kniete ouch vür in dar:

Verse: 19    
er bat die vrouwen sitzen.
Verse: 20    
si sprach: "lât mich witzen.

Verse: 21    
wæret ir dienstes ungewert,
Verse: 22    
als mîn her vür iuch ist gegert."

Verse: 23    
süezer rede er gein in niht vergaz.
Verse: 24    
der herre tranc, ein teil er az:

Verse: 25    
mit urloube si giengen wider,
Verse: 26    
Parzivâl sich legete nider.

Verse: 27    
ouch sazten juncherrelîn
Verse: 28    
ûf den teppech die kerzen sîn,

Verse: 29    
si in slâfen sâhen:
Verse: 30    
si begunden dannen gâhen.




Chapter: 245 
245


Verse: 1    
Parzivâl niht eine lac:
Verse: 2    
geselleclîche unz an den tac

Verse: 3    
was im strengiu arbeit.
Verse: 4    
ir boten künftegiu leit

Verse: 5    
sanden im in slâfe dar,
Verse: 6    
daz der junge wol gevar

Verse: 7    
sîner muoter troum gar widerwac,
Verse: 8    
des si nâch Gahmurete phlac.

Verse: 9    
sus wart gesteppet im sîn troum,
Verse: 10    
mit swertslegen umbe den soum,

Verse: 11    
vor mit maneger tjoste rîch.
Verse: 12    
von rabîne hurteclîch

Verse: 13    
er leit in slâfe etslîch nôt.
Verse: 14    
möhte er drîzecstunt sîn tôt,

Verse: 15    
daz hete er wachende ê gedolt:
Verse: 16    
sus teilde im ungemach den solt.

Verse: 17    
von disen strengen sachen
Verse: 18    
muoste er durch nôt erwachen:

Verse: 19    
im swizten âdern unde bein.
Verse: 20    
der tac ouch durch diu venster schein.

Verse: 21    
sprach er: "wê sint diu kint,
Verse: 22    
daz si hie vor mir niht sint?

Verse: 23    
wer sol mir bieten mîn gewant?"
Verse: 24    
sus warte ir der wîgant,

Verse: 25    
unz er anderstunt entslief.
Verse: 26    
niemen redete noch enrief:

Verse: 27    
si wâren gar verborgen.
Verse: 28    
umbe den mitten morgen

Verse: 29    
erwachete aber der junge man.
Verse: 30    
ûf rihte sich der küene sân,




Chapter: 246 
246


Verse: 1    
ûf dem teppeche sach der degen wert
Verse: 2    
ligen sîn harnas und zwei swert:

Verse: 3    
daz eine der wirt im geben hiez,
Verse: 4    
daz ander was von Gaheviez.

Verse: 5    
sus sprach er zim selben sân:
Verse: 6    
"ouwê durch waz ist diz getân?

Verse: 7    
deiswâr ich sol mich wâpen drîn.
Verse: 8    
ich leit in slâfe alsolhen pîn,

Verse: 9    
daz mir wachende arbeit
Verse: 10    
noch hiute, wæne ich, ist bereit.

Verse: 11    
hât dirre wirt urliuges nôt,
Verse: 12    
leiste ich gerne sîn gebot

Verse: 13    
und ir gebot mit triuwen,
Verse: 14    
diu disen mantel niuwen

Verse: 15    
mir lêch durch ir güete.
Verse: 16    
wan stüende ir gemüete,

Verse: 17    
daz si dienest wolde nemen!
Verse: 18    
des kunde mich durch si gezemen

Verse: 19    
und doch niht durch ir minne,
Verse: 20    
wan mîn wîp, diu küneginne,

Verse: 21    
ist an ir lîbe alsô klâr
Verse: 22    
oder vürbaz, daz ist wâr."

Verse: 23    
er tet als er tuon sol:
Verse: 24    
von vuoz ûf wâpende er sich wol

Verse: 25    
durch strîtes antwurte.
Verse: 26    
zwei swert er umbe gurte,

Verse: 27    
zer tür ûz gienc der werde degen.
Verse: 28    
was sîn ors an die stegen

Verse: 29    
geheftet, schilt unde sper
Verse: 30    
lente : daz was sîn ger.




Chapter: 247 
247


Verse: 1    
ê Parzivâl der wîgant
Verse: 2    
sich des orses underwant,

Verse: 3    
manegez er der gademe erlief,
Verse: 4    
daz er nâch den liuten rief.

Verse: 5    
niemen er hôrte noch ensach,
Verse: 6    
ungevüege leit im dran geschach:

Verse: 7    
daz hete im zorn gereizet.
Verse: 8    
er lief er was erbeizet

Verse: 9    
des âbents, er komen was.
Verse: 10    
was erde unde gras

Verse: 11    
mit tretenne gerüeret
Verse: 12    
undz tou gar zevüeret.

Verse: 13    
al schrîende lief der junge man
Verse: 14    
wider ze sînem orse sân,

Verse: 15    
mit bâgenden worten
Verse: 16    
saz er drûf: die porten

Verse: 17    
vant er wît offen stên,
Verse: 18    
durch ûz grôze slâ gên.

Verse: 19    
niht langer er habete,
Verse: 20    
vaste ûf die brücke er drabete.

Verse: 21    
ein verborgen knappe daz seil
Verse: 22    
zôch, daz der slagebrücken teil

Verse: 23    
hetez ors vil nâch gevellet nider.
Verse: 24    
Parzivâl der sach sich wider:

Verse: 25    
wolde er hân gevrâget baz.
Verse: 26    
"ir sult varn der sunnen haz"

Verse: 27    
sprach der knappe, "ir sît ein gans.
Verse: 28    
möhtet ir gerüeret hân den vlans

Verse: 29    
und hetet den wirt gevrâget!
Verse: 30    
vil prîses iuch hât betrâget."




Chapter: 248 
248


Verse: 1    
nâch den mæren schrei der gast,
Verse: 2    
gegenrede im gar gebrast.

Verse: 3    
swie vil er nâch geriefe,
Verse: 4    
rehte als er gênde sliefe

Verse: 5    
warp der knappe und sluoc die porten zuo.
Verse: 6    
was sîn dan scheiden ze vruo

Verse: 7    
an der vlustbæren zît
Verse: 8    
dem der zins von vreuden gît:

Verse: 9    
diu ist an im verborgen.
Verse: 10    
umbe den wurf der sorgen

Verse: 11    
wart getopelt, er den grâl vant,
Verse: 12    
mit sînen ougen âne hant

Verse: 13    
und âne würfels ecke.
Verse: 14    
ob in kumber wecke,

Verse: 15    
des was er vor niht gewent:
Verse: 16    
er enhete sich niht vil gesent.

Verse: 17    
Parzivâl der huop sich nâch
Verse: 18    
vaste ûf die slâ die er sach.

Verse: 19    
er dâhte: "die vor mir rîten,
Verse: 20    
ich wæne die hiute strîten

Verse: 21    
manlîche umbe mîns wirtes dinc.
Verse: 22    
ruochten sis, wære ir rinc

Verse: 23    
mit mir niht verkrenket.
Verse: 24    
aldâ enwürde niht gewenket,

Verse: 25    
ich hülfe in in der selben nôt,
Verse: 26    
daz ich gediende mîn brôt

Verse: 27    
und ouch diz wünneclîche swert,
Verse: 28    
daz mir gap ir herre wert.

Verse: 29    
[ungedienet ich daz trage:
Verse: 30    
si wænent lîhte ich ein zage.]"




Chapter: 249 
249


Verse: 1    
der valscheite widersaz
Verse: 2    
kêrte ûf der huofslege kraz.

Verse: 3    
sîn scheiden dan daz riuwet mich.
Verse: 4    
alrêst âventiurt ez sich:

Verse: 5    
begunde krenken sich ir spor.
Verse: 6    
sich schieden die riten vor:

Verse: 7    
ir slâ wart smal, diu ê was breit.
Verse: 8    
er verlôs si gar, daz was im leit.

Verse: 9    
mære vriesch der junge man,
Verse: 10    
von er herzenôt gewan.

Verse: 11    
erhôrte der degen ellens rîch
Verse: 12    
einer vrouwen stimme jæmerlîch.

Verse: 13    
ez was dennoch von touwe naz.
Verse: 14    
vor im ûf einer linden saz

Verse: 15    
ein maget, der vuocte ir triuwe nôt.
Verse: 16    
ein gebalsemt ritter tôt

Verse: 17    
lente ir zwischen den armen.
Verse: 18    
swen ez niht wolde erbarmen,

Verse: 19    
der si sitzen sæhe,
Verse: 20    
untriuwen ich im jæhe.

Verse: 21    
sîn ors gein ir wande
Verse: 22    
der wênec si bekande:

Verse: 23    
si was doch sîner muomen kint.
Verse: 24    
al irdisch triuwe was ein wint,

Verse: 25    
wan die man an ir lîbe sach.
Verse: 26    
Parzivâl si gruozte und sprach:

Verse: 27    
"vrouwe, mir ist vil leit
Verse: 28    
iuwer senlîchiu arbeit:

Verse: 29    
bedurfet ir mîns dienstes iht,
Verse: 30    
in iuwerm dienste man mich siht."




Chapter: 250 
250


Verse: 1    
si dankete im ûz jâmers siten
Verse: 2    
und vrâcte in wannen er kœme geriten.

Verse: 3    
si sprach: "ez ist widerzæme
Verse: 4    
daz iemen an sich næme

Verse: 5    
sîne reise in dise waste.
Verse: 6    
unkundem gaste

Verse: 7    
mac hie wol grôzer schade geschehen.
Verse: 8    
ich hânz gehôrt und wol gesehen

Verse: 9    
daz hie vil liute ir lîp verlurn,
Verse: 10    
die werlîche den tôt erkurn.

Verse: 11    
kêrt hinnen, ob ir welt genesen.
Verse: 12    
saget ê, sît ir gewesen?"

Verse: 13    
"dar ist ein mîle oder mêr,
Verse: 14    
daz ich gesach nie burc hêr

Verse: 15    
mit aller slahte rîcheit.
Verse: 16    
inner kurzer wîle ich dannen reit."

Verse: 17    
si sprach: "swer iu getrûwet iht,
Verse: 18    
den sult ir gerne triegen niht.

Verse: 19    
ir traget doch einen gastes schilt.
Verse: 20    
iuch möhte swaldes hân bevilt

Verse: 21    
von erbûwenem lande her geriten.
Verse: 22    
inner drîzec mîlen wart nie versniten

Verse: 23    
ze keinem bûwe holz noch stein:
Verse: 24    
wan ein burc diu stêt al ein,

Verse: 25    
diust erden wunsches rîche.
Verse: 26    
swer die suochet vlîzeclîche,

Verse: 27    
leider der envindet ir niht:
Verse: 28    
vil liute manz doch werben siht.

Verse: 29    
ez muoz unwizzende geschehen,
Verse: 30    
swer immer sol die burc gesehen.




Chapter: 251 
251


Verse: 1    
ich wæne, herre, diust iu niht bekant:
Verse: 2    
Munsalvæsche ist si genant.

Verse: 3    
der bürge wirtes roiame,
Verse: 4    
Terre de Salvæsche ist sîn name.

Verse: 5    
ez brâhte der alde Titurel
Verse: 6    
an sînen sun rois Frimutel:

Verse: 7    
sus hiez der werde wîgant.
Verse: 8    
manegen prîs erwarp sîn hant.

Verse: 9    
der lac von einer tjoste tôt,
Verse: 10    
als im diu minne dar gebôt.

Verse: 11    
der selbe liez vier werdiu kint:
Verse: 12    
rîcheit driu in jâmer sint,

Verse: 13    
der vierde hât armuot.
Verse: 14    
durch got vür sünde er daz tuot:

Verse: 15    
der selbe heizet Trevrizent.
Verse: 16    
Anfortas sîn bruoder lent:

Verse: 17    
der mac gerîten noch gegên
Verse: 18    
noch geligen noch gestên.

Verse: 19    
der ist ûf Munsalvæsche wirt.
Verse: 20    
ungenâde in niht verbirt."

Verse: 21    
si sprach: "herre, wæret ir komen dar
Verse: 22    
zuo der jæmerlîchen schar,

Verse: 23    
wære dem wirte worden rât
Verse: 24    
vil kumbers den er lange hât."

Verse: 25    
der Wâleis zuo der megede sprach:
Verse: 26    
"grœzlîch wunder ich sach

Verse: 27    
und manege vrouwen wol getân."
Verse: 28    
der stimme erkande si den man.

Verse: 29    
sprach si: "dû bist Parzivâl.
Verse: 30    
sage et, sæhe den grâl




Chapter: 252 
252


Verse: 1    
und den wirt vreuden lære?
Verse: 2    
hœren liebiu mære,

Verse: 3    
ob wendec ist sîn vreise.
Verse: 4    
wol dich der sælden reise!

Verse: 5    
wan swaz die lüfte hânt beslagen,
Verse: 6    
dar obe muostû hœhe tragen:

Verse: 7    
dir dienet zam unde wilt.
Verse: 8    
ze rîcheit ist dir wunsch gezilt."

Verse: 9    
Parzivâl der wîgant
Verse: 10    
sprach: "wâ von habet ir mich erkant?"

Verse: 11    
si sprach: "dâ bin ichz diu maget,
Verse: 12    
diu dir ê kumber hât geklaget

Verse: 13    
und diu dir sagete dînen namen.
Verse: 14    
endarft dich niht der sippe schamen,

Verse: 15    
daz dîn muoter ist mîn muome.
Verse: 16    
wîplîcher kiusche ein bluome

Verse: 17    
ist si, geliutert âne tou.
Verse: 18    
got lône dir daz dich rou

Verse: 19    
mîn vriunt, der mir zer tjost lac tôt.
Verse: 20    
ich hân in alhie: prüeve nôt

Verse: 21    
die mir got hât an im gegeben,
Verse: 22    
daz er niht langer solde leben.

Verse: 23    
er phlac manlîcher güete.
Verse: 24    
sîn sterben mich müete:

Verse: 25    
ouch hân ich sît von tage ze tage
Verse: 26    
vürbaz erkennet niuwe klage."

Verse: 27    
"ouwê war kom dîn rôter munt?
Verse: 28    
bistûz Sigûne, diu mir kunt

Verse: 29    
tet wer ich was, âne allen vâr?
Verse: 30    
dîn reideleht lanc brûnez hâr,




Chapter: 253 
253


Verse: 1    
des ist dîn houbet blôz getân.
Verse: 2    
zem fôreist in Brizljân

Verse: 3    
sach ich dich vil minneclîch,
Verse: 4    
swie wæres jâmers rîch.

Verse: 5    
hâs verlorn varwe und kraft.
Verse: 6    
dîner herten geselleschaft

Verse: 7    
verdrüzze mich, solde ich die haben:
Verse: 8    
wir suln disen tôten man begraben."

Verse: 9    
nazten diu ougen ir die wât.
Verse: 10    
ouch was vroun Lûneten rât

Verse: 11    
ninder ir gewesen.
Verse: 12    
diu riet ir vrouwen: "lât genesen

Verse: 13    
disen man, der den iuwern sluoc:
Verse: 14    
er mac ergetzen iuch genuoc."

Verse: 15    
Sigûne gerte ergetzens niht
Verse: 16    
als wîp die man wanke siht,

Verse: 17    
manege, der ich wil gedagen.
Verse: 18    
hœrt mêr Sigûnen triuwe sagen.

Verse: 19    
diu sprach: "sol mich iht gevreun,
Verse: 20    
daz tuot ein dinc, ob in sîn teun

Verse: 21    
læzet, den vil trûregen man.
Verse: 22    
schiede helflîche dan,

Verse: 23    
ist dîn lîp wol prîses wert.
Verse: 24    
vüeres ouch umbe dich sîn swert:

Verse: 25    
bekennestû des swertes segen,
Verse: 26    
maht âne angest strîtes phlegen:

Verse: 27    
sîn ecke ligent im rehte.
Verse: 28    
von edelem geslehte

Verse: 29    
worhtez Trebuchetes hant.
Verse: 30    
ein brunne stêt Karnant,




Chapter: 254 
254


Verse: 1    
dar nâch der künec heizet Lac.
Verse: 2    
daz swert gestêt ganz einen slac,

Verse: 3    
am andern ez zevellet gar:
Verse: 4    
wiltûz denne wider bringen dar,

Verse: 5    
ez wirt ganz von des wazzers trân.
Verse: 6    
muost des urspringes hân

Verse: 7    
underm velse, ê in beschine der tac.
Verse: 8    
der selbe brunne heizet Lac.

Verse: 9    
sint diu stücke niht verrêret,
Verse: 10    
der si rehte zein ander kêret,

Verse: 11    
si der brunne machet naz,
Verse: 12    
ganz unde sterker baz

Verse: 13    
wirt im valz und ecke sîn
Verse: 14    
und verliesent niht diu mâl ir schîn.

Verse: 15    
daz swert bedarf wol segens wort.
Verse: 16    
ich vürhte diu hâstû lâzen dort:

Verse: 17    
hât si aber dîn munt gelernet,
Verse: 18    
wehset unde kernet

Verse: 19    
immer sælden kraft dir.
Verse: 20    
lieber neve, geloube mir,

Verse: 21    
muoz gar dienen dîner hant
Verse: 22    
swaz dîn lîp wunders vant.

Verse: 23    
ouch mahtû tragen schône
Verse: 24    
immer sælden krône

Verse: 25    
hôhe ob den werden.
Verse: 26    
den wunsch ûf der erden

Verse: 27    
hâstû volleclîche:
Verse: 28    
niemen ist rîche,

Verse: 29    
der gein dir koste mege hân.
Verse: 30    
hâstû vrâge ir reht getân?"




Chapter: 255 
255


Verse: 1    
er sprach: "ich hân gevrâget niht."
Verse: 2    
"ouwê daz iuch mîn ouge siht"

Verse: 3    
sprach diu jâmerbæriu maget,
Verse: 4    
"sît ir vrâgens sît verzaget!

Verse: 5    
ir sâhet doch solh wunder grôz
Verse: 6    
(daz iuch vrâgens verdrôz,

Verse: 7    
aldâ ir wâret dem grâle !),
Verse: 8    
manege vrouwen valsches vrî,

Verse: 9    
die werden Garschiloien
Verse: 10    
und Repanse de Schoien,

Verse: 11    
und snîdende silber und bluotec sper,
Verse: 12    
ouwê waz woldet ir zuo mir her,

Verse: 13    
gunêrter lîp, vervluochet man!
Verse: 14    
ir truoget den eiterwolves zan,

Verse: 15    
diu galle in der triuwe
Verse: 16    
an iu bekleip niuwe.

Verse: 17    
iuch solde iuwer wirt erbarmet hân,
Verse: 18    
an dem got wunder hât getân,

Verse: 19    
und hetet gevrâget sîner nôt.
Verse: 20    
ir lebet und sît an sælden tôt."

Verse: 21    
sprach er: "liebiu niftel mîn,
Verse: 22    
tuo bezzern willen gein mir schîn:

Verse: 23    
ich wandel, hân ich iht getân."
Verse: 24    
"ir sult wandels sîn erlân"

Verse: 25    
sprach diu maget. "mirst wol bekant,
Verse: 26    
ze Munsalvæsche an iu verswant

Verse: 27    
êre und ritterlîcher prîs.
Verse: 28    
ir envindet deheinen wîs

Verse: 29    
deheine gegenrede an mir."
Verse: 30    
Parzivâl sus schiet von ir.




Chapter: 256 
256


Verse: 1    
daz er vrâgens was laz,
Verse: 2    
er dem trûregen wirte saz,

Verse: 3    
daz rou grœzlîche
Verse: 4    
den helt ellens rîche.

Verse: 5    
durch klage und durch den tac heiz
Verse: 6    
begunde netzen in der sweiz:

Verse: 7    
durch den luft von im er bant
Verse: 8    
den helm und vuorte in in der hant,

Verse: 9    
er entstricte die vinteilen sîn.
Verse: 10    
durch îsers râm was lieht sîn schîn.

Verse: 11    
er kom ûf eine niuwe slâ,
Verse: 12    
wande ez gienc vor im aldâ

Verse: 13    
ein ors daz was wol beslagen,
Verse: 14    
und ein barvuoz phert muoste tragen

Verse: 15    
eine vrouwen, die er sach.
Verse: 16    
nâch der ze rîten im geschach,

Verse: 17    
ir phert gein kumber was verselt:
Verse: 18    
man hete im wol durch hût gezelt

Verse: 19    
elliu sîniu rippe gar.
Verse: 20    
als ein harm ez was gevar

Verse: 21    
(ein bestîn halfter lac dar ane,
Verse: 22    
unz ûf den huof swanc im diu mane),

Verse: 23    
sîn ougen tief, die gruoben wît.
Verse: 24    
ouch was der vrouwen runzît

Verse: 25    
vertwâlet und vertrecket,
Verse: 26    
durch hunger dicke erwecket:

Verse: 27    
ez was dürre als ein zunder.
Verse: 28    
sîn gên daz was ein wunder,

Verse: 29    
wande ez reit ein vrouwe wert,
Verse: 30    
diu selten kunrierte phert.




Chapter: 257 
257


Verse: 1    
lac ûf ein gereite,
Verse: 2    
smal âne alle breite,

Verse: 3    
geschelle und bogen verrêret,
Verse: 4    
grôz zadel dran gemêret

Verse: 5    
der vrouwen trûrec, niht ze geil.
Verse: 6    
ir surzengel was ein seil:

Verse: 7    
dem was si doch ze wol geborn.
Verse: 8    
ouch heten die este und etslîch dorn

Verse: 9    
ir hemde zevüeret:
Verse: 10    
swâ daz mit zerren was gerüeret,

Verse: 11    
sach er vil der stricke,
Verse: 12    
dar unde liehte blicke,

Verse: 13    
ir hût noch wîzer denne ein swane.
Verse: 14    
si enhete niht wan knoden ane.

Verse: 15    
swâ die wâren svelles dach,
Verse: 16    
in blanker varwe er daz sach:

Verse: 17    
daz ander leit von sunnen nôt.
Verse: 18    
swiez ir kom, ir munt was rôt:

Verse: 19    
der muoste alsolhe varwe tragen,
Verse: 20    
man hete viur wol drûz geslagen.

Verse: 21    
swâ man si wolde an rîten,
Verse: 22    
daz was zer blôzen sîten:

Verse: 23    
nante si iemen vilân,
Verse: 24    
der hete ir unreht getân,

Verse: 25    
wan si hete wênec an ir.
Verse: 26    
durch iuwer zuht geloubet mir:

Verse: 27    
si truoc ungedienten haz,
Verse: 28    
wîplîcher güete si nie vergaz.

Verse: 29    
ich sagete iu vil armuot:
Verse: 30    
war zuo? diz ist als guot.

Verse: 31    
doch næme ich solchen blôzen lîp
Verse: 32    
vür etslîch wol gekleidet wîp.




Chapter: 258 
258


Verse: 1    
Parzivâl gruoz gein ir sprach,
Verse: 2    
an in si erkenneclîchen sach:

Verse: 3    
er was der schœnste über elliu lant.
Verse: 4    
von si in schiere hete erkant.

Verse: 5    
si sagete: "ich hân iuch ê gesehen.
Verse: 6    
von ist leide mir geschehen:

Verse: 7    
doch müeze iu vreude und êre
Verse: 8    
got immer geben mêre

Verse: 9    
denne ir um mich gedienet hât.
Verse: 10    
des ist ermer mîn wât

Verse: 11    
denne ir si jungest sâhet.
Verse: 12    
wæret ir niht genâhet

Verse: 13    
mir an der selben zît,
Verse: 14    
hete ich êre âne strît."

Verse: 15    
sprach er: "vrouwe, merket baz,
Verse: 16    
gein wem ir kêret iuwern haz.

Verse: 17    
enwart von mînem lîbe
Verse: 18    
iu noch deheinen wîbe

Verse: 19    
laster nie gemêret
Verse: 20    
(sô hete ich mich gunêret)

Verse: 21    
sît ich den schilt von êrste gewan
Verse: 22    
und ritters vuore mich versan.

Verse: 23    
mirst ander iuwer kumber leit."
Verse: 24    
al weinde diu vrouwe reit,

Verse: 25    
daz si begôz ir brüstelîn.
Verse: 26    
als si gedræt solden sîn,

Verse: 27    
diu stuonden blanc hôch sinewel:
Verse: 28    
enwart nie dræhsel snel,

Verse: 29    
der si gedræt hete baz.
Verse: 30    
swie minneclîch diu vrouwe saz,




Chapter: 259 
259


Verse: 1    
si muoste in doch erbarmen:
Verse: 2    
mit henden und mit armen

Verse: 3    
begunde si sich decken
Verse: 4    
vor Parzivâl dem recken.

Verse: 5    
sprach er: "vrouwe, nemt durch got
Verse: 6    
ûf rehten dienest sunder spot

Verse: 7    
an iuwern lîp mîn kursît."
Verse: 8    
"herre, wære daz âne strît

Verse: 9    
daz al mîn vreude læge dran,
Verse: 10    
getörste ichz doch niht grîfen an.

Verse: 11    
welt ir uns tœtens machen vrî,
Verse: 12    
rîtet daz ich iu verre .

Verse: 13    
doch klagete ich wênec mîne nôt,
Verse: 14    
wan daz ich vürhte ir kieset den tôt."

Verse: 15    
sprach er: "vrouwe, wer næme unsz leben?
Verse: 16    
daz hât uns gotes kraft gegeben:

Verse: 17    
ob des gerte ein ganzez her,
Verse: 18    
man sæhe mich vür uns ze wer."

Verse: 19    
si sprach: "es gert ein werder degen:
Verse: 20    
der hât sich strîtes bewegen,

Verse: 21    
iuwer sehse kœmens in arbeit.
Verse: 22    
mirst iuwer rîten mir leit.

Verse: 23    
ich was etswenne sîn wîp:
Verse: 24    
möhte mîn vertwâlet lîp

Verse: 25    
des heldes dierne niht gesîn.
Verse: 26    
sus tuot er gein mir zürnen schîn."

Verse: 27    
sprach er zuo der vrouwen sân:
Verse: 28    
"wer ist hie mit iuwerm man?

Verse: 29    
wan vlühe ich durch iuwern rât,
Verse: 30    
daz diuhte iuch lîhte ein missetât.




Chapter: 260 
260


Verse: 1    
swenne ich vliehen lerne,
Verse: 2    
stirbe ich alsô gerne."

Verse: 3    
sprach diu blôze herzogîn:
Verse: 4    
"er hât hie niemen denne mîn."

Verse: 5    
"der trôst ist kranc gein strîtes sige."
Verse: 6    
niht wan knoden und der rige

Verse: 7    
was an der vrouwen hemde ganz.
Verse: 8    
wîplîcher kiusche lobes kranz

Verse: 9    
truoc si mit armüete:
Verse: 10    
si phlac der wâren güete

Verse: 11    
daz der valsch an ir verswant.
Verse: 12    
die vinteilen er vür sich bant,

Verse: 13    
gein strîte er wolde vüeren
Verse: 14    
den helm er mit den snüeren

Verse: 15    
ebene ze sehenne ructe.
Verse: 16    
innen des daz ors sich bucte,

Verse: 17    
gein dem pherde ez schrîen niht vermeit.
Verse: 18    
der vor Parzivâl reit

Verse: 19    
und vor der blôzen vrouwen,
Verse: 20    
der erhôrtez und wolde schouwen

Verse: 21    
wer sînem wîbe rite.
Verse: 22    
daz ors warf er mit zornes site

Verse: 23    
vaste ûz dem stîge.
Verse: 24    
gein strîteclîchem wîge

Verse: 25    
hielt der herzoge Orilus
Verse: 26    
gereit zeiner tjost alsus,

Verse: 27    
mit rehter manlîcher ger,
Verse: 28    
von Gaheviez mit einem sper:

Verse: 29    
daz was geverwet genuoc,
Verse: 30    
rehte als er sîniu wâpen truoc.




Chapter: 261 
261


Verse: 1    
sînen helm worhte Trebuchet,
Verse: 2    
sîn schilt was ze Dôlet

Verse: 3    
in Kailetes lande
Verse: 4    
geworht dem wîgande:

Verse: 5    
rant und buckel heten kraft.
Verse: 6    
z Alexandrîe in heidenschaft

Verse: 7    
was geworht ein phellel guot,
Verse: 8    
des der vürste hôchgemuot

Verse: 9    
truoc kursît und wâpenroc.
Verse: 10    
sîn decke was ze Tenabroc

Verse: 11    
geworht ûz ringen herte.
Verse: 12    
sîn stolzheit in lêrte,

Verse: 13    
der îserînen decke dach
Verse: 14    
was ein phellel (des man jach

Verse: 15    
daz der tiure wære),
Verse: 16    
rîche und doch niht swære

Verse: 17    
sîne hosen, halsberc, hersenier.
Verse: 18    
und in îserîniu schinnelier

Verse: 19    
was gewâpent dirre küene man,
Verse: 20    
geworht ze Bêalzenan

Verse: 21    
in der houbetstat z Anschouwe.
Verse: 22    
disiu blôziu vrouwe

Verse: 23    
vuorte im ungelîchiu kleit:
Verse: 24    
diu trûrec nâch im reit,

Verse: 25    
enhete sis niht bezzer state.
Verse: 26    
ze Sessûn was geslagen sîn plate.

Verse: 27    
sîn ors von Brumbâne
Verse: 28    
de Salvâsche ah muntâne:

Verse: 29    
mit einer tjost rois Lehelîn
Verse: 30    
bejagetez , der bruoder sîn.




Chapter: 262 
262


Verse: 1    
Parzivâl was ouch bereit:
Verse: 2    
sîn ors mit walap er reit

Verse: 3    
gein Orilus de Lalander.
Verse: 4    
ûf des schilde vander

Verse: 5    
einen trachen als er lebete.
Verse: 6    
ein ander trache strebete

Verse: 7    
ûf sînem helme gebunden,
Verse: 8    
an den selben stunden

Verse: 9    
manec guldîn trache kleine
Verse: 10    
(mit manegem edeln steine

Verse: 11    
muosten die gehêret sîn,
Verse: 12    
ir ougen wâren rubîn)

Verse: 13    
ûf der decke und am kursît.
Verse: 14    
wart genomen der poinder wît

Verse: 15    
von den zwein helden unverzaget.
Verse: 16    
newederhalp wart widersaget:

Verse: 17    
si wâren doch ledec ir triuwe,
Verse: 18    
trunzûne starc al niuwe

Verse: 19    
von in wæten gein den lüften.
Verse: 20    
ich wolde mich des güften,

Verse: 21    
hete ich eine solhe tjost gesehen.
Verse: 22    
als mir diz mære hât verjehen.

Verse: 23    
wart von rabîne geriten,
Verse: 24    
ein solh tjoste niht vermiten:

Verse: 25    
vroun Jeschûten muot verjach,
Verse: 26    
schœner tjost si nie gesach.

Verse: 27    
diu hielt , want ir hende,
Verse: 28    
si vreuden ellende

Verse: 29    
gunde enwederm helde schaden.
Verse: 30    
diu ors in sweize muosten baden:




Chapter: 263 
263


Verse: 1    
prîses si beide gerten.
Verse: 2    
die blicke von den swerten

Verse: 3    
und viur daz von helmen spranc,
Verse: 4    
und manec ellenthafter swanc.

Verse: 5    
die begunden verre glesten,
Verse: 6    
wan wâren strîtes die besten

Verse: 7    
mit hurte an ein ander komen,
Verse: 8    
ez ze schaden oder ze vromen

Verse: 9    
den küenen helden mæren.
Verse: 10    
swie willec diu ors in wæren,

Verse: 11    
si beide ûfe sâzen,
Verse: 12    
der sporn si niht vergâzen

Verse: 13    
noch ir swerte lieht gemâl.
Verse: 14    
prîs gediende Parzivâl,

Verse: 15    
daz er sich alsus wern kan
Verse: 16    
wol hundert trachen und eines man.

Verse: 17    
ein trache wart versêret,
Verse: 18    
sîne wunden gemêret,

Verse: 19    
der ûf Orilus helme lac.
Verse: 20    
durchliuhtec daz der tac

Verse: 21    
volleclîche durch in schein,
Verse: 22    
wart drabe geslagen manec edel stein.

Verse: 23    
daz ergienc zorse und niht ze vuoz.
Verse: 24    
vroun Jeschûten wart der gruoz

Verse: 25    
mit swertes schimphe aldâ bejaget.
Verse: 26    
mit heldes handen unverzaget

Verse: 27    
mit hurte si dicke zein ander vlugen,
Verse: 28    
daz die ringe von den knien zestuben,

Verse: 29    
swie si wæren îserîn.
Verse: 30    
ruocht irs, si tâten strîtes schîn.




Chapter: 264 
264


Verse: 1    
ich sage iu des einen zorn:
Verse: 2    
daz sîn wîp wol geborn

Verse: 3    
vor was genôtzoget.
Verse: 4    
er was iedoch ir rehter voget,

Verse: 5    
daz si schermes warte an in.
Verse: 6    
er wânde, ir wîplîcher sin

Verse: 7    
wære gein im verkêret
Verse: 8    
und daz si gunêret

Verse: 9    
hete ir kiusche und ir prîs
Verse: 10    
mit einem andern âmîs.

Verse: 11    
des lasters nam er phlihte:
Verse: 12    
ouch ergienc sîn gerihte

Verse: 13    
über si, daz grœzer nôt
Verse: 14    
wîp nie gedolde âne tôt

Verse: 15    
und âne alle ir schulde.
Verse: 16    
er möhte ir sîne hulde

Verse: 17    
versagen, swenne er wolde:
Verse: 18    
niemen daz wenden solde,

Verse: 19    
ob der man des wîbes hât gewalt.
Verse: 20    
Parzivâl der degen balt

Verse: 21    
Orilus hulde gerte
Verse: 22    
vroun Jeschûten mit dem swerte:

Verse: 23    
des hôrte ich ie güetlîche biten.
Verse: 24    
ez kom in gar von schimphes siten.

Verse: 25    
mich dunket si haben beide reht:
Verse: 26    
der beidiu krump unde sleht

Verse: 27    
geschuof, künne er scheiden,
Verse: 28    
wende er daz an beiden,

Verse: 29    
daz ez âne sterben ergê.
Verse: 30    
si tuont doch sus ein ander .




Chapter: 265 
265


Verse: 1    
ergienc diu scharphe herte:
Verse: 2    
ieweder vaste werte

Verse: 3    
sînen prîs vor dem ander.
Verse: 4    
duc Orilus de Lalander

Verse: 5    
streit nâch sînem gelêrten site.
Verse: 6    
ich wæne ie man vil gestrite:

Verse: 7    
er hete kunst unde kraft.
Verse: 8    
des wart er dicke sigehaft

Verse: 9    
an maneger stat, swiez ergienc.
Verse: 10    
durch den trôst zuo zim er vienc

Verse: 11    
den jungen starken Parzivâl.
Verse: 12    
der begreif in ouch sunder twâl

Verse: 13    
und zucte in ûz dem satel sîn;
Verse: 14    
als eine garben heberîn

Verse: 15    
vaste er in under die arme swanc,
Verse: 16    
mit im er von dem orse spranc

Verse: 17    
und dructe in über einen ronen.
Verse: 18    
muoste schumphentiure wonen

Verse: 19    
der solher nôt niht was gewent.
Verse: 20    
"dû garnes daz sich hât versent

Verse: 21    
disiu vrouwe von dînem zorne.
Verse: 22    
bistu der verlorne,

Verse: 23    
enlâzes si dîne hulde hân."
Verse: 24    
"daz enwirt gâhes niht getân"

Verse: 25    
sprach der herzoge Orilus:
Verse: 26    
"ich bin noch unbetwungen sus."

Verse: 27    
Parzivâl der werde degen
Verse: 28    
dructe in an sich, daz bluotes regen

Verse: 29    
spranc durch die barbiere.
Verse: 30    
wart der vürste schiere




Chapter: 266 
266


Verse: 1    
betwungen swes man an in warp.
Verse: 2    
er tet der ungerne starp,

Verse: 3    
er sprach ze Parzivâle sân:
Verse: 4    
"ouwê junc starker man,

Verse: 5    
gediende ich ie dise nôt
Verse: 6    
daz ich vor dir sol ligen tôt?"

Verse: 7    
"jâ lâze ich dich vil gerne leben"
Verse: 8    
sprach Parzivâl, "ob wilt geben

Verse: 9    
dirre vrouwen dîne hulde."
Verse: 10    
"ich entuons niht: ir schulde

Verse: 11    
ist gein mir ze grœzlîch.
Verse: 12    
si was werdekeite rîch:

Verse: 13    
die hât si gar verkrenket
Verse: 14    
und mich in nôt gesenket.

Verse: 15    
ich leiste anders swes gers,
Verse: 16    
ob mich des lebens wers.

Verse: 17    
daz hete ich etswenne von gote:
Verse: 18    
ist dîn hant des worden bote

Verse: 19    
daz ichs danke dînem prîse."
Verse: 20    
sus sprach der vürste wîse:

Verse: 21    
"mîn leben koufe ich schône.
Verse: 22    
in zwein landen krône

Verse: 23    
treget gewaldeclîche
Verse: 24    
mîn bruoder, der ist rîche:

Verse: 25    
der nim dir swederz welles,
Verse: 26    
daz mich tôt niht velles.

Verse: 27    
ich bin im liep: er lœset mich
Verse: 28    
als ich gedinge wider dich.

Verse: 29    
dar zuo nim ich mîn herzentuom
Verse: 30    
von dir: dîn prîslîcher ruom




Chapter: 267 
267


Verse: 1    
hât werdekeit an mir bezalt.
Verse: 2    
erlâz mich, küener degen balt,

Verse: 3    
suone gein disem wîbe
Verse: 4    
und gebiut mînem lîbe

Verse: 5    
anders swaz dîn êre sîn.
Verse: 6    
gein der gunêrten herzogîn

Verse: 7    
mac ich suone gephlegen niht,
Verse: 8    
swaz halt anders mir geschiht."

Verse: 9    
Parzivâl der hôchgemuot
Verse: 10    
sprach: "liute, lant noch varnde guot,

Verse: 11    
der deheinez mac gehelfen dir,
Verse: 12    
entuos des sicherheit gein mir,

Verse: 13    
daz gein Bertâne vars
Verse: 14    
und die reise niht langer spars

Verse: 15    
zeiner maget, die blou durch mich
Verse: 16    
ein man, gein dem ist mîn gerich

Verse: 17    
âne ir bete niht verkorn.
Verse: 18    
solt der megede wol geborn

Verse: 19    
sichern und mîn dienest sagen
Verse: 20    
oder wirt alhie erslagen.

Verse: 21    
sage Artûse und dem wîbe sîn,
Verse: 22    
in beiden von mir dienest mîn,

Verse: 23    
daz si mîn dienst sus letzen
Verse: 24    
und die maget ir slege ergetzen.

Verse: 25    
dar zuo wil ich schouwen
Verse: 26    
in dînen hulden dise vrouwen

Verse: 27    
mit suone âne vâre
Verse: 28    
oder muost eine bâre

Verse: 29    
tôt hinnen rîten,
Verse: 30    
wiltû michs widerstrîten:




Chapter: 268 
268


Verse: 1    
merke diu wort und wis der werke ein wer.
Verse: 2    
des gip mir sicherheit alher."

Verse: 3    
sprach der herzoge Orilus
Verse: 4    
zem künege Parzivâl alsus:

Verse: 5    
"mac niemen vür niht gegeben,
Verse: 6    
leiste ichz, wande ich wil noch leben."

Verse: 7    
durch die vorhte von ir man
Verse: 8    
vrou Jeschûte diu wol getân

Verse: 9    
strîtscheidens gar verzagete,
Verse: 10    
ir vîndes nôt si klagete.

Verse: 11    
Parzivâl in ûf verliez.
Verse: 12    
der vroun Jeschûten suone gehiez,

Verse: 13    
der betwungene vürste sprach:
Verse: 14    
"vrouwe, sît diz durch iuch geschach,

Verse: 15    
in strît diu schumphentiure mîn,
Verse: 16    
wol her, ir sult geküsset sîn.

Verse: 17    
ich hân vil prîses durch iuch verlorn:
Verse: 18    
waz denne? ez ist doch verkorn."

Verse: 19    
diu vrouwe mit ir blôzem vel
Verse: 20    
was zem sprunge harte snel

Verse: 21    
von dem pherde ûf den wasen.
Verse: 22    
swie daz bluot von der nasen

Verse: 23    
den munt im hete gemachet rôt,
Verse: 24    
si kuste in er kus gebôt.

Verse: 25    
wart niht langer gebiten,
Verse: 26    
si beide und ouch die vrouwe riten

Verse: 27    
vür eine klôsen in eins velses want.
Verse: 28    
eine kefsen Parzivâl vant,

Verse: 29    
ein gemâlet sper lent.
Verse: 30    
der einsidel der hiez Trevrizent.




Chapter: 269 
269


Verse: 1    
Parzivâl mit triuwen vuor:
Verse: 2    
er nam daz heilectuom, drûf er swuor.

Verse: 3    
sus stabete er selbe sînen eit.
Verse: 4    
er sprach: "hân ich werdekeit

Verse: 5    
(ich habe si oder enhabe ir niht,
Verse: 6    
swer mich dem schilde siht,

Verse: 7    
der prüevet mich gein ritterschaft),
Verse: 8    
des namen ordenlîchiu kraft,

Verse: 9    
als uns des schildes ambet saget,
Verse: 10    
hât dicke hôhen prîs bejaget:

Verse: 11    
ez ist ouch noch ein hôher name.
Verse: 12    
mîn lîp gein werltlîcher schame

Verse: 13    
immer gewenket
Verse: 14    
und al mîn prîs verkrenket.

Verse: 15    
dirre worte mit werken phant
Verse: 16    
mîn gelücke vor der hœsten hant

Verse: 17    
(ich hânz vür, die treget got):
Verse: 18    
müeze ich vlüsteclîchen spot

Verse: 19    
ze beiden lîben immer hân
Verse: 20    
von sîner kraft, ob missetân

Verse: 21    
disiu vrouwe habe, diz geschach
Verse: 22    
daz ich ir vürspan von ir brach.

Verse: 23    
ouch vuorte ich mêr goldes dan.
Verse: 24    
ich was ein tôr und niht ein man,

Verse: 25    
gewahsen niht witzen.
Verse: 26    
vil weinens, switzen

Verse: 27    
mit jâmer dolde vil ir lîp.
Verse: 28    
sist benamen ein unschuldec wîp:

Verse: 29    
enscheide ich ûz niht mêre.
Verse: 30    
des phant mîn sælde und êre:




Chapter: 270 
270


Verse: 1    
ruocht irs, si sol unschuldec sîn.
Verse: 2    
sêt, gebet ir wider ir vingerlîn.

Verse: 3    
ir vürspan wart vertân,
Verse: 4    
daz es mîn tôrheit danc sol hân."

Verse: 5    
die gâbe emphienc der degen guot.
Verse: 6    
streich er von dem mundez bluot

Verse: 7    
und kuste sînes herzen trût.
Verse: 8    
ouch wart verdecket ir blôziu hût.

Verse: 9    
Orilus der vürste erkant
Verse: 10    
stiez daz vingerlîn wider an ir hant

Verse: 11    
und gap ir an sîn kursît:
Verse: 12    
der was von rîchem phelle wît,

Verse: 13    
mit heldes hant zehouwen.
Verse: 14    
ich hân doch selten vrouwen

Verse: 15    
wâpenröcke an gesehen tragen,
Verse: 16    
die wæren in strîte alsus zeslagen:

Verse: 17    
von ir krîe wart ouch nie turnei
Verse: 18    
gesameliert noch sper enzwei

Verse: 19    
gestochen, swâ daz solde sîn.
Verse: 20    
der guote knappe und Lembekîn

Verse: 21    
die tjost zesamene trüegen baz.
Verse: 22    
sus wart diu vrouwe trûrens laz.

Verse: 23    
sprach der vürste Orilus
Verse: 24    
aber ze Parzivâle alsus:

Verse: 25    
"helt, dîn unbetwungen eit
Verse: 26    
gît mir grôz liep und krankez leit.

Verse: 27    
ich hân schumphentiur gedolt,
Verse: 28    
diu mir vreude hât erholt:

Verse: 29    
mac mit êren mîn lîp
Verse: 30    
ergetzen diz werde wîp,




Chapter: 271 
271


Verse: 1    
daz ich si hulde mîn verstiez.
Verse: 2    
ich die süezen eine liez,

Verse: 3    
waz mohte si, swaz ir geschach?
Verse: 4    
si aber von dîner schœne sprach,

Verse: 5    
ich wânde wære ein vriuntschaft .
Verse: 6    
lône dir got, sist valsches vrî:

Verse: 7    
ich hân unvuoge an ir getân.
Verse: 8    
vürz fôreist in Brizljân

Verse: 9    
reit ich in juven pois."
Verse: 10    
Parzivâl diz sper von Trois

Verse: 11    
nam und vuortez mit im dan.
Verse: 12    
des vergaz der wilde Taurîan,

Verse: 13    
Dodines bruoder, .
Verse: 14    
sprechet wie oder

Verse: 15    
die helde snahtes megen sîn.
Verse: 16    
helme und ir schilde heten pîn:

Verse: 17    
die sach man gar verhouwen.
Verse: 18    
Parzivâl zer vrouwen

Verse: 19    
nam urloup und zir âmîs.
Verse: 20    
ladete in der vürste wîs

Verse: 21    
mit im an sîne viurstat:
Verse: 22    
daz half in niht, swie vil ers bat.

Verse: 23    
aldâ schieden die helde sich.
Verse: 24    
diu âventiur wert mære mich:

Verse: 25    
Orilus der vürste erkant
Verse: 26    
kom er sîniu poulûn vant

Verse: 27    
und sîner massenîe ein teil,
Verse: 28    
daz volc was al gelîche geil

Verse: 29    
daz suone was worden schîn
Verse: 30    
gein der sældebernden herzogîn.




Chapter: 272 
272


Verse: 1    
daz wart niht langer gespart,
Verse: 2    
Orilus entwâpent wart,

Verse: 3    
bluot und râm von im er twuoc.
Verse: 4    
er nam die herzoginne kluoc

Verse: 5    
und vuorte si an die suonstat
Verse: 6    
und hiez bereiten in zwei bat.

Verse: 7    
lac vrou Jeschûte
Verse: 8    
al weinde ir trûte

Verse: 9    
vor liebe und doch vor leide niht,
Verse: 10    
als guotem wîbe noch geschiht.

Verse: 11    
ouch ist genuogen liuten kunt:
Verse: 12    
weinende ougen hânt süezen munt.

Verse: 13    
von ich mêr noch sprechen wil:
Verse: 14    
grôz liebe ist vreude und jâmers zil.

Verse: 15    
swer von der liebe ir mære
Verse: 16    
treget ûf den seigære,

Verse: 17    
ob erz immer wolde wegen,
Verse: 18    
ez enkan niht ander schanze phlegen.

Verse: 19    
ergienc ein suœne, des wæne ich.
Verse: 20    
vuoren si sunder baden sich.

Verse: 21    
zwelf klâre juncvrouwen
Verse: 22    
man mohte ir schouwen:

Verse: 23    
die phlâgen ir. sît si gewan
Verse: 24    
zorn âne ir schult von liebem man,

Verse: 25    
si hete ie snahtes deckekleit,
Verse: 26    
swie blôz si dem tage reit.

Verse: 27    
die batten mit vreuden sie.
Verse: 28    
ruochet ir hœren wie?

Verse: 29    
Orilus des innen wart,
Verse: 30    
âventiur von Artûses vart.




Chapter: 273 
273


Verse: 1    
sus begunde im ein ritter sagen:
Verse: 2    
"ich sach ûf einen plân geslagen

Verse: 3    
tûsent poulûn oder mêr.
Verse: 4    
Artûs der rîche künec hêr,

Verse: 5    
der Berteneise herre,
Verse: 6    
liget uns hie niht verre

Verse: 7    
mit wünneclîcher vrouwen schar.
Verse: 8    
ungevertes ist ein mîle dar.

Verse: 9    
dâst ouch von rittern grœzlîch schal:
Verse: 10    
dem Plimizœl ze tal

Verse: 11    
ligent si an iewederm stade."
Verse: 12    
gâhte vaste ûz dem bade

Verse: 13    
der herzoge Orilus.
Verse: 14    
Jeschûte und er gewurben sus.

Verse: 15    
diu senfte süeze wol getân
Verse: 16    
gienc ouch ûz ir bade sân

Verse: 17    
an sîn bette: wart trûrens rât.
Verse: 18    
ir lide gedienden bezzer wât

Verse: 19    
denne si vor truoc lange.
Verse: 20    
mit nâhem umbevange

Verse: 21    
behielt ir minne vreuden prîs,
Verse: 22    
der vürstinne und des vürsten wîs.

Verse: 23    
juncvrouwen kleiten ir vrouwen sân,
Verse: 24    
sîn harnas truoc man dar dem man.

Verse: 25    
Jeschûten wât man muoste loben.
Verse: 26    
vogele gevangen ûf dem kloben

Verse: 27    
si mit vreuden âzen.
Verse: 28    
si an ir bette sâzen,

Verse: 29    
vrou Jeschûte etslîchen kus
Verse: 30    
emphienc: den gap ir Orilus.




Chapter: 274 
274


Verse: 1    
zôch man der vrouwen wert
Verse: 2    
starc wol gênde ein schœne phert,

Verse: 3    
gesatelt und gezoumet wol.
Verse: 4    
man huop si drûf, diu rîten sol

Verse: 5    
dannen mit ir küenem man.
Verse: 6    
sîn ors wart gewâpent sân,

Verse: 7    
rehte als erz gein strîte reit.
Verse: 8    
sîn swert, mite er stages streit,

Verse: 9    
man vorn an den satel hienc.
Verse: 10    
von vuoz ûf gewâpent gienc

Verse: 11    
Orilus zem orse sîn:
Verse: 12    
er spranc drûf vor der herzogîn.

Verse: 13    
Jeschûte und er vuoren dan zehant.
Verse: 14    
sîne massenîe gein Lalant

Verse: 15    
bat er alle kêren,
Verse: 16    
wan ein ritter solde in lêren

Verse: 17    
gein Artûse rîten.
Verse: 18    
er bat daz volc des bîten.

Verse: 19    
si kômen Artûs nâhen,
Verse: 20    
daz si sîniu poulûn sâhen

Verse: 21    
vil nâhe ein mîlez wazzer nider.
Verse: 22    
der vürste sande den ritter wider,

Verse: 23    
der in gewîset hete dar:
Verse: 24    
vrou Jeschûte diu wol gevar

Verse: 25    
was sîn gesinde und niemen mêr.
Verse: 26    
der unlôse Artûs niht ze hêr

Verse: 27    
was gegangen, er sâbents gaz,
Verse: 28    
ûf einen plân: umbe in saz

Verse: 29    
diu werde massenîe.
Verse: 30    
Orilus der valsches vrîe




Chapter: 275 
275


Verse: 1    
kom an den selben rinc geriten.
Verse: 2    
sîn helm, sîn schilt was versniten,

Verse: 3    
daz niemen dran kôs deheiniu mâl:
Verse: 4    
die slege vrumte Parzivâl.

Verse: 5    
von dem orse stuont der küene man,
Verse: 6    
vrou Jeschûte emphienc ez sân:

Verse: 7    
vil juncherren dar nâher spranc.
Verse: 8    
umbe in und um si was grôz gedranc.

Verse: 9    
si jâhen: "wir suln der orse phlegen."
Verse: 10    
Orilus der werde degen

Verse: 11    
legete schildes schirben ûf daz gras.
Verse: 12    
nâch ir, durch die er komen was,

Verse: 13    
begunde er vrâgen al zehant.
Verse: 14    
vroun Cunnewâren de Lalant

Verse: 15    
zeicte man im, diu saz.
Verse: 16    
ir site man gein prîse maz.

Verse: 17    
gewâpent er nâhe gienc,
Verse: 18    
künec und diu künegîn in emphienc:

Verse: 19    
er dancte in und bôt fîanze sân
Verse: 20    
sîner swester wol getân.

Verse: 21    
den trachen ûf dem kursît
Verse: 22    
erkande si in wol, wan ein strît.

Verse: 23    
si sprach: "dû bist der bruoder mîn.
Verse: 24    
Orilus oder Lehelîn,

Verse: 25    
ich nim iuwer deweders sicherheit.
Verse: 26    
ir wâret mir beide ie bereit

Verse: 27    
ze dieneste als ich iuch gebat:
Verse: 28    
mir wære ûf den triuwen mat,

Verse: 29    
solde ich gein iu kriegen
Verse: 30    
und mîn selber zuht betriegen."




Chapter: 276 
276


Verse: 1    
der vürste kniete vor der maget.
Verse: 2    
er sprach: "dû hâs al wâr gesaget:

Verse: 3    
ich binz dîn bruoder Orilus.
Verse: 4    
der rôte ritter twanc mich sus,

Verse: 5    
daz ich dir sicherheit muoz geben:
Verse: 6    
mite erkoufte ich mîn leben.

Verse: 7    
die emphâch, wirt hie gar getân
Verse: 8    
als ich gein im gelobet hân."

Verse: 9    
emphienc si triuwe in wîze hant
Verse: 10    
von im der truoc den serpant,

Verse: 11    
und liez in ledec. daz geschach,
Verse: 12    
stuont er ûf unde sprach:

Verse: 13    
"ich sol und muoz durch triuwe klagen.
Verse: 14    
ouwê wer hât dich geslagen?

Verse: 15    
dîne slege tuont mir nimmer wol:
Verse: 16    
wirts zît daz ich die rechen sol,

Verse: 17    
ich ginner den, swerz ruochet sehen,
Verse: 18    
daz mir grôz leit ist dran geschehen.

Verse: 19    
ouch hilfet mirz klagen der küenste man
Verse: 20    
den muoter ie zer werlt gewan:

Verse: 21    
der nennet sich der ritter rôt.
Verse: 22    
her künec, vrou künegîn, er enbôt

Verse: 23    
iu beiden samt den dienest sîn,
Verse: 24    
dar zuo benamen der swester mîn:

Verse: 25    
er bitet sîn dienst iuch letzen
Verse: 26    
und dise maget ir slege ergetzen.

Verse: 27    
ouch hete ichs genozzen
Verse: 28    
gein dem helde unverdrozzen,

Verse: 29    
wesse er wie si mich bestêt
Verse: 30    
und mir ir leit ze herzen gêt."




Chapter: 277 
277


Verse: 1    
Keie erwarp niuwen haz
Verse: 2    
von rittern und vrouwen, swer saz

Verse: 3    
am stade dem Plimizœl.
Verse: 4    
Gâwân und Jofreit fîz îdœl

Verse: 5    
und des nôt ir habet gehœret ê,
Verse: 6    
der gevangene künec Clâmidê,

Verse: 7    
und anders manec werder man
Verse: 8    
(ir namen ich wol genennen kan,

Verse: 9    
wan daz ichz niht wil lengen),
Verse: 10    
die begunden sich mengen.

Verse: 11    
ir dienst mit zühten wart gedolt.
Verse: 12    
vrou Jeschûte wart geholt

Verse: 13    
ûf ir pherde, aldâ si saz.
Verse: 14    
der künec Artûs niht vergaz

Verse: 15    
und ouch diu künegîn, sîn wîp,
Verse: 16    
si emphiengen Jeschûten lîp.

Verse: 17    
von vrouwen manec kus geschach.
Verse: 18    
Artûs ze Jeschûten sprach:

Verse: 19    
"iuwern vater, den künec von Karnant,
Verse: 20    
Lacken hân ich des erkant,

Verse: 21    
daz ich iuwern kumber klagete,
Verse: 22    
sît man mir in zem êrsten sagete.

Verse: 23    
ouch sît ir selbe wol getân,
Verse: 24    
es solde iuch vriunt erlâzen hân,

Verse: 25    
wan iuwer minneclîcher blic
Verse: 26    
behielt den prîs ze Kanedic:

Verse: 27    
durch iuwer schœne mære
Verse: 28    
beleip iu der sparwære,

Verse: 29    
iuwer hant er dannen reit.
Verse: 30    
swie mir von Oriluse leit




Chapter: 278 
278


Verse: 1    
geschæhe, ich engunde iu trûrens niht
Verse: 2    
noch engetuon swâz geschiht.

Verse: 3    
mirst liep daz ir die hulde hât
Verse: 4    
und daz ir vrouwenlîche wât

Verse: 5    
traget nâch iuwer grôzen nôt."
Verse: 6    
si sprach: "herre, daz vergelde iu got:

Verse: 7    
dar an ir hœhet iuwern prîs."
Verse: 8    
Jeschûten und ir âmîs

Verse: 9    
vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 10    
dannen vuorte zehant

Verse: 11    
einhalp an des küneges rinc.
Verse: 12    
über eines brunnen ursprinc

Verse: 13    
stuont ir poulûn ûf dem plân,
Verse: 14    
als ez obene ein trache in sînen klân

Verse: 15    
hete sganzen aphels halben teil.
Verse: 16    
den trachen zugen vier wintseil,

Verse: 17    
rehte als er lebendec vlüge
Verse: 18    
undz poulûn gein den lüften züge.

Verse: 19    
erkandez Orilus,
Verse: 20    
wan sîniu wâpen wâren sus.

Verse: 21    
er wart entwâpent drunde,
Verse: 22    
sîn süeziu swester kunde

Verse: 23    
im bieten êre und gemach.
Verse: 24    
über al diu massenîe sprach,

Verse: 25    
des rôten ritters ellen
Verse: 26    
næme den prîs zeinem gesellen:

Verse: 27    
des jâhen si âne rûnen.
Verse: 28    
Keie bat Kingrûnen

Verse: 29    
Orilus dienen an sîner stat.
Verse: 30    
er kundez wol, den ers bat,




Chapter: 279 
279


Verse: 1    
wande er hetes vil getân
Verse: 2    
vor Clâmidê ze Brandigân.

Verse: 3    
Keie durch daz sîn dienest liez:
Verse: 4    
unsælde in svürsten swester hiez

Verse: 5    
ze sêre âlûnen mit einem stabe.
Verse: 6    
durch zuht entweich er dienstes abe:

Verse: 7    
ouch was diu schulde niht verkorn
Verse: 8    
von der megede wol geborn.

Verse: 9    
doch schuof er spîse dar genuoc:
Verse: 10    
Kingrûnz vür Orilusen truoc,

Verse: 11    
Cunnewâre diu lobes spîse
Verse: 12    
sneit ir bruoder sîne spîse

Verse: 13    
mit ir blanken linden hant.
Verse: 14    
vrou Jeschûte von Karnant

Verse: 15    
mit wîplîchen zühten az.
Verse: 16    
Artûs der künec niht vergaz,

Verse: 17    
er enkœme diu zwei sâzen
Verse: 18    
und vriuntlîchen âzen.

Verse: 19    
sprach er: "gezzet ir hînte übele hie,
Verse: 20    
ez enwart iedoch mîn wille nie:

Verse: 21    
ir engesâzet nie über wirtes brôt,
Verse: 22    
derz iu mit bezzerm willen bôt

Verse: 23    
gar âne wankes vâre.
Verse: 24    
mîn vrou Cunnewâre,

Verse: 25    
ir sult iuwers bruoder hie wol phlegen.
Verse: 26    
guote naht gebe iu der gotes segen."

Verse: 27    
Artûs vuor slâfen .
Verse: 28    
Oriluse wart gebettet ,

Verse: 29    
sîn vrou Jeschûte phlac
Verse: 30    
geselleclîche unz an den tac.




Chapter: 280 
280


Verse: 1    
Welt ir hœren wie Artûs
Verse: 2    
von Karidœl ûz sînem hûs

Verse: 3    
und ouch von sînem lande schiet?
Verse: 4    
als im diu massenîe riet,

Verse: 5    
sus reit er mit den werden
Verse: 6    
sîns landes und ander erden,

Verse: 7    
diz mære giht, den ahten tac
Verse: 8    
, daz er suochennes phlac

Verse: 9    
den, der sich der ritter rôt
Verse: 10    
nande und im solh êre bôt

Verse: 11    
daz er in schiet von kumber grôz,
Verse: 12    
er den künec îthêren schôz

Verse: 13    
und Clâmidên und Kingrûnen
Verse: 14    
ouch sande gein den Bertûnen

Verse: 15    
in sînen hof besunder.
Verse: 16    
über die tavelrunder

Verse: 17    
wolde er in durch gesellekeit
Verse: 18    
laden: durch daz er nâch im reit

Verse: 19    
alsô bescheidenlîche.
Verse: 20    
beide arme und rîche,

Verse: 21    
die schildes ambet ane want,
Verse: 22    
lobeten Artûses hant,

Verse: 23    
swâ si sæhen ritterschaft,
Verse: 24    
daz is durch ir gelübede kraft

Verse: 25    
deheine tjost entæten,
Verse: 26    
ez enwære ob si in bæten

Verse: 27    
daz er si lieze strîten.
Verse: 28    
er jach: wir müezen rîten

Verse: 29    
in manec lant, daz ritters tât
Verse: 30    
uns wol ze gegenstrîte hât:




Chapter: 281 
281


Verse: 1    
ûf gerihtiu sper wir müezen sehen.
Verse: 2    
welt ir danne vür ein ander schehen

Verse: 3    
alsô vreche rüden, den meisters hant
Verse: 4    
abe stroufet ir bant,

Verse: 5    
dar zuo trage ich niht willen.
Verse: 6    
ich sol den schal gestillen:

Verse: 7    
ich hilfe iu swâs niht rât mac sîn.
Verse: 8    
des wartet an daz ellen mîn.

Verse: 9    
dise gelübede habet ir wol vernomen."
Verse: 10    
welt ir hœren war komen

Verse: 11    
Parzivâl der Wâleis?
Verse: 12    
von snêwe was ein niuwe leis

Verse: 13    
des nahtes vaste ûf in gesnît.
Verse: 14    
ez enwas iedoch niht snêwes zît,

Verse: 15    
ist ez als ichz vernomen hân.
Verse: 16    
Artûs der meienbære man,

Verse: 17    
swaz man ie von dem gesprach,
Verse: 18    
zeinen phingesten daz geschach

Verse: 19    
oder in des meien bluomenzît.
Verse: 20    
waz man im süezes luftes gît!

Verse: 21    
diz mære ist hie vaste undersniten:
Verse: 22    
ez parrieret sich mit snêwes siten.

Verse: 23    
sîne valkenære von Karidœl
Verse: 24    
riten sâbents zuo den Plimizœl

Verse: 25    
durch beizen, si schaden kurn:
Verse: 26    
ir besten valken si verlurn,

Verse: 27    
der gâhte von in balde
Verse: 28    
und stuont die naht ze walde.

Verse: 29    
von überkrüphe daz geschach,
Verse: 30    
daz im was von dem luoder gâch.




Chapter: 282 
282


Verse: 1    
die naht Parzivâle er stuont,
Verse: 2    
in beiden was der walt unkunt

Verse: 3    
und si beide sêre vrôs.
Verse: 4    
Parzivâl den tac erkôs,

Verse: 5    
im was versnît sîn phades ban:
Verse: 6    
vil ungevertes reit er dan

Verse: 7    
über ronen und über manegen stein.
Verse: 8    
der tac ie lanc hôher schein.

Verse: 9    
ouch begunde liuhten sich der walt,
Verse: 10    
wan daz ein rone was gevalt

Verse: 11    
ûf einem plân, zuo dem er sleich
Verse: 12    
(Artûs valke al mite streich),

Verse: 13    
wol tûsent gense lâgen.
Verse: 14    
wart ein michel gâgen:

Verse: 15    
mit hurte vlouc er under sie,
Verse: 16    
der valke und sluoc ir eine hie,

Verse: 17    
daz si im harte kûme enbrast
Verse: 18    
under des gevallen ronen ast.

Verse: 19    
an ir hôhem vluge wart ir :
Verse: 20    
ûz ir wunden ûf den snê

Verse: 21    
vielen drî bluotes zeher rôt,
Verse: 22    
die Parzivâle vuocten nôt.

Verse: 23    
von sînen triuwen daz geschach.
Verse: 24    
er die bluotes zeher sach

Verse: 25    
ûf dem snê (der was al wîz),
Verse: 26    
dâhte er: "wer hât sînen vlîz

Verse: 27    
gewant an dise varwe klâr?
Verse: 28    
Condwîrâmûrs, sich mac vür wâr

Verse: 29    
disiu varwe dir gelîchen.
Verse: 30    
mich wil got sælden rîchen,




Chapter: 283 
283


Verse: 1    
sît ich dir hie gelîchez vant.
Verse: 2    
gêret diu gotes hant

Verse: 3    
und al diu krêâtiure sîn.
Verse: 4    
Condwîrâmûrs, hie liget dîn schîn,

Verse: 5    
sît der snê dem bluote wîze bôt
Verse: 6    
und ez den snê sus machet rôt.

Verse: 7    
Condwîrâmûrs,
Verse: 8    
dem gelîchet sich dîn bêâ curs:

Verse: 9    
des enbistû niht erlâzen."
Verse: 10    
des heldes ougen mâzen,

Verse: 11    
als ez dort was ergangen,
Verse: 12    
zwêne zeher an ir wangen,

Verse: 13    
den dritten an ir kinne.
Verse: 14    
er phlac der wâren minne

Verse: 15    
gein ir gar âne wenken.
Verse: 16    
sus begunde er sich verdenken,

Verse: 17    
unz daz er unversunnen hielt.
Verse: 18    
diu starke minne sîn wielt:

Verse: 19    
solhe nôt vuocte im sîn wîp,
Verse: 20    
dirre varwe truoc gelîchen lîp

Verse: 21    
von Pelrapeire diu künegin.
Verse: 22    
diu zucte im wizzenlîchen sin:

Verse: 23    
sus hielt er als er sliefe.
Verse: 24    
wer zuo zim liefe?

Verse: 25    
Cunnewâren garzûn was gesant
Verse: 26    
(der solde gegen Lalant),

Verse: 27    
der sach an den stunden
Verse: 28    
einen helm mit maneger wunden

Verse: 29    
und einen schilt gar verhouwen.
Verse: 30    
in dienste sknappen vrouwen




Chapter: 284 
284


Verse: 1    
hielt gezimiert ein degen,
Verse: 2    
als er tjostierens wolde phlegen,

Verse: 3    
geverwet, mit ûf gerihtem sper.
Verse: 4    
der garzûn huop sich wider her.

Verse: 5    
hete in der knappe erkant enzît,
Verse: 6    
er wære von im vil unbeschrît,

Verse: 7    
daz ez sîner vrouwen ritter wære.
Verse: 8    
als gein einem æhtære

Verse: 9    
schuphte erz volc hin ûz an in.
Verse: 10    
er wolde im werben ungewin:

Verse: 11    
sîne kurtôsîe er dran verlôs.
Verse: 12    
lât wesen: sîn vrouwe was ouch lôs.

Verse: 13    
solh was des knappen krîe:
Verse: 14    
"fîâ fîâ fîe!

Verse: 15    
ir vertânen!
Verse: 16    
zelnt sich Gâwânen

Verse: 17    
und ander dise ritterschaft
Verse: 18    
gein werdeclîcher prîses kraft

Verse: 19    
und Artûsen den Bertûn?"
Verse: 20    
alsus rief der garzûn:

Verse: 21    
"tavelrunder ist geschant:
Verse: 22    
iust durch die snüere alhie gerant."

Verse: 23    
wart von rittern grœzlîch schal:
Verse: 24    
si begunden vrâgen über al,

Verse: 25    
ob ritterschaft wære getân.
Verse: 26    
vrieschen si daz einec man

Verse: 27    
hielt zeiner tjost bereit.
Verse: 28    
genuogen was gelübede leit,

Verse: 29    
die Artûs von in emphienc.
Verse: 30    
balde, daz er niht engienc,




Chapter: 285 
285


Verse: 1    
beide lief unde spranc
Verse: 2    
Segramors, der ie nâch strîte ranc.

Verse: 3    
swâ der vehten wânde vinden,
Verse: 4    
muoste man in binden

Verse: 5    
oder er wolde mite sîn.
Verse: 6    
ninder ist breit der Rîn,

Verse: 7    
sæhe er strîten an dem andern stade,
Verse: 8    
würde wênec nâch dem bade

Verse: 9    
getast: ez wære warm oder kalt,
Verse: 10    
er viele sus dran, der degen balt.

Verse: 11    
snellîche kom der jungelinc
Verse: 12    
ze hove an Artûses rinc.

Verse: 13    
der werde künec vaste slief:
Verse: 14    
Segramors im durch die snüere lief,

Verse: 15    
zer poulûns tür dranc er în.
Verse: 16    
ein declachen zobelîn

Verse: 17    
zucte er ab in diu lâgen
Verse: 18    
und süezes slâfes phlâgen,

Verse: 19    
daz si muosten wachen
Verse: 20    
und sîner unvuoge lachen.

Verse: 21    
sprach er zuo der niftel sîn:
Verse: 22    
"Ginôvêr, vrouwe künegîn,

Verse: 23    
unser sippe ist des bekant,
Verse: 24    
man weiz wol über manegiu lant

Verse: 25    
daz ich genâden warte an dich.
Verse: 26    
hilf mir, vrouwe, unde sprich

Verse: 27    
gein Artûse, dînem man,
Verse: 28    
daz ich von im müeze hân

Verse: 29    
(ein âventiure ist hie bî),
Verse: 30    
daz ich zer tjost der êrste ."




Chapter: 286 
286


Verse: 1    
Artûs ze Segramorse sprach:
Verse: 2    
"dîn sicherheit mir des verjach,

Verse: 3    
soldes nâch mînem willen varn
Verse: 4    
und dîn unbescheidenheit bewarn.

Verse: 5    
wirt hie ein tjost von dir getân,
Verse: 6    
dar nâch wil manec ander man

Verse: 7    
daz ich in lâze rîten
Verse: 8    
und ouch nâch prîse strîten:

Verse: 9    
mite krenket sich mîn wer.
Verse: 10    
wir nâhen Anfortases her,

Verse: 11    
daz von Munsalvæsche vert
Verse: 12    
undz fôreist mit strîte wert:

Verse: 13    
sît wir niht wizzen diu stêt,
Verse: 14    
zarbeit ez uns lîhte ergêt."

Verse: 15    
Ginôvêr bat Artûsen ,
Verse: 16    
des Segramors wart al vrô.

Verse: 17    
si im die âventiure erwarp
Verse: 18    
(wan daz er niht vor liebe starp,

Verse: 19    
daz ander was gar geschehen),
Verse: 20    
ungerne hete er verjehen

Verse: 21    
sîns komenden prîses phlihte
Verse: 22    
iemen an der geschihte,

Verse: 23    
der junge stolze âne bart.
Verse: 24    
sîn ors und er gewâpent wart,

Verse: 25    
ûz vuor Segramors rois.
Verse: 26    
kalopierende ulter juven pois

Verse: 27    
sîn ors über hôhe stûden spranc.
Verse: 28    
manec guldîn schelle dran erklanc

Verse: 29    
ûf der decke und an dem man.
Verse: 30    
man möhte in wol geworfen hân




Chapter: 287 
287


Verse: 1    
zem vasân inz dornach:
Verse: 2    
swem sîn ze suochen wære gâch,

Verse: 3    
der vünde in den schellen.
Verse: 4    
die kunden lûte hellen.

Verse: 5    
sus vuor der unbescheiden helt
Verse: 6    
zuo dem der minne was verselt.

Verse: 7    
weder er ensluoc noch enstach,
Verse: 8    
ê er widersagen hin zim sprach.

Verse: 9    
unversunnen hielt Parzivâl.
Verse: 10    
daz vuocten im diu bluotes mâl

Verse: 11    
und ouch diu strenge minne,
Verse: 12    
diu mir dicke nimt die sinne

Verse: 13    
und mir daz herze unsanfte reget.
Verse: 14    
ach nôt ein wîp an mich leget:

Verse: 15    
wil si mich alsus twingen
Verse: 16    
und selten helfe bringen,

Verse: 17    
ich sol sis underziehen
Verse: 18    
und von ir trôste vliehen.

Verse: 19    
hœrt ouch von jenen beiden,
Verse: 20    
umbe ir komen und umbe ir scheiden.

Verse: 21    
Segramors sprach alsô:
Verse: 22    
"ir gebâret, herre, als ir sît vrô

Verse: 23    
daz hie ein künec mit volke liget.
Verse: 24    
swie unhôhe iuch daz wiget,

Verse: 25    
ir müezet im drumbe wandel geben
Verse: 26    
oder ich verliuse mîn leben.

Verse: 27    
ir sît ûf strît ze nâhe geriten.
Verse: 28    
doch wil ich iuch durch zuht biten,

Verse: 29    
ergebet iuch in mîne gewalt
Verse: 30    
oder ir sît schier von mir bezalt,




Chapter: 288 
288


Verse: 1    
daz iuwer vallen rüert den snê.
Verse: 2    
tætet irz baz mit êren ê."

Verse: 3    
Parzivâl durch drô niht sprach:
Verse: 4    
vrou Minne im anders kumbers jach.

Verse: 5    
durch tjoste bringen warf sîn ors
Verse: 6    
von im der küene Segramors.

Verse: 7    
umbe wande ouch sich daz kastelân,
Verse: 8    
Parzivâl der wol getân

Verse: 9    
unversunnen ûfe saz,
Verse: 10    
daz erz bluot übermaz.

Verse: 11    
sîn sehen wart drabe gekêret.
Verse: 12    
des wart sîn prîs gemêret:

Verse: 13    
er der zeher niht mêr sach,
Verse: 14    
vrou Witze im aber sinnes jach.

Verse: 15    
hie kom Segramors rois.
Verse: 16    
Parzivâl daz sper von Trois,

Verse: 17    
daz veste und daz zæhe,
Verse: 18    
von verwen daz wæhe,

Verse: 19    
als erz vor der klôsen vant,
Verse: 20    
daz begunde er senken mit der hant.

Verse: 21    
ein tjost emphienc er durch den schilt:
Verse: 22    
sîn tjost hin wider wart gezilt,

Verse: 23    
daz Segramors der werde degen
Verse: 24    
satelrûmens muoste phlegen

Verse: 25    
und daz daz sper doch ganz bestuont.
Verse: 26    
von im wart gevelle kunt.

Verse: 27    
Parzivâl reit âne vrâgen
Verse: 28    
die bluotes zeher lâgen.

Verse: 29    
er die mit den ougen vant,
Verse: 30    
vrou Minne in stricte an ir bant:




Chapter: 289 
289


Verse: 1    
weder er ensprach sus noch ,
Verse: 2    
wan er schiet von den witzen .

Verse: 3    
Segramors kastelân
Verse: 4    
huop sich gein sînem barne sân.

Verse: 5    
er muoste ûf durch ruowen stên,
Verse: 6    
ob er inder wolde gên:

Verse: 7    
sich legent genuoge durch ruowen nider.
Verse: 8    
daz habet ir dicke vreischet sider.

Verse: 9    
waz ruowe kôs er in dem snê?
Verse: 10    
mir tæte ein ligen drinne .

Verse: 11    
der schadehafte erwarp ie spot:
Verse: 12    
sælden phlihtære dem half got.

Verse: 13    
daz her lac wol nâhen,
Verse: 14    
daz si Parzivâlen sâhen

Verse: 15    
haben. als im was geschehen,
Verse: 16    
der minne er muoste ir siges jehen,

Verse: 17    
diu Salomônen ouch betwanc.
Verse: 18    
nâch was niht ze lanc,

Verse: 19    
ê Segramors dort zuo zin gienc.
Verse: 20    
swer in hazte oder der in wol emphienc,

Verse: 21    
den was er al gelîche holt:
Verse: 22    
sus teilde er bâgens grôzen solt.

Verse: 23    
er sprach: "ir habet des vreischet vil,
Verse: 24    
ritterschaft ist topelspil

Verse: 25    
und daz ein man von tjoste viel.
Verse: 26    
ez sinket halt ein mers kiel.

Verse: 27    
lât mich nimmer niht gestrîten,
Verse: 28    
daz er mîn getorste bîten,

Verse: 29    
ob er bekande mînen schilt.
Verse: 30    
des hât mich gar an im bevilt,




Chapter: 290 
290


Verse: 1    
der noch dort ûze tjoste gert.
Verse: 2    
sîn lîp ist ouch wol prîses wert."

Verse: 3    
Keie der küene man
Verse: 4    
brâhte diz mære vür den künec sân,

Verse: 5    
Segramors wære gestochen abe
Verse: 6    
und dort ûze hielde ein strenger knabe,

Verse: 7    
der gerte tjoste rehte als ê.
Verse: 8    
er sprach: "herre, mir tuot immer ,

Verse: 9    
sol ers genozzen scheiden hin.
Verse: 10    
ob ich iu wirdec bin,

Verse: 11    
lât mich versuochen wes er ger,
Verse: 12    
sît er mit ûf gerihtem sper

Verse: 13    
dort habet vor iuwerm wîbe.
Verse: 14    
nimmer ich belîbe

Verse: 15    
in iuwerm dienste mêre:
Verse: 16    
tavelrunder hât unêre,

Verse: 17    
ob manz im niht bezîte wert.
Verse: 18    
ûf unsern prîs sîn ellen zert:

Verse: 19    
gebet mir strîtes urloup.
Verse: 20    
wære wir alle blint oder toup,

Verse: 21    
ir soldetz im wern: des wære zît."
Verse: 22    
Artûs erkoupte Keien strît:

Verse: 23    
gewâpent wart der seneschalt.
Verse: 24    
wolde er swenden den walt

Verse: 25    
mit tjost ûf disen komenden gast.
Verse: 26    
der truoc der minne grôzen last:

Verse: 27    
daz vuocte im snê unde bluot.
Verse: 28    
ez ist sünde, swer im mêr tuot:

Verse: 29    
ouch hâts diu minne kranken prîs.
Verse: 30    
diu stiez ûf in ir krefte rîs.




Chapter: 291 
291


Verse: 1    
vrou Minne, wie tuot ir ,
Verse: 2    
daz ir den trûregen machet vrô

Verse: 3    
mit kurze wernder vreude?
Verse: 4    
ir tuot in schiere teude.

Verse: 5    
wie stêt iu daz, vrou Minne,
Verse: 6    
daz ir manlîche sinne

Verse: 7    
und herzehaften hôhen muot
Verse: 8    
alsus enschumphieren tuot?

Verse: 9    
daz smæhe und daz werde
Verse: 10    
und swaz ûf der erde

Verse: 11    
gein iu deheines strîtes phliget,
Verse: 12    
dem habet ir schiere an gesiget.

Verse: 13    
wir müezen iuch kreften lân
Verse: 14    
mit rehter wârheit sunder wân.

Verse: 15    
vrou Minne, ir habet ein êre
Verse: 16    
und wênec deheine mêre:

Verse: 17    
vrou Liebe iu gît geselleschaft,
Verse: 18    
anders wære vil dürkel iuwer kraft.

Verse: 19    
vrou Minne, ir phleget untriuwen:
Verse: 20    
mit alden siten niuwen

Verse: 21    
ir zucket manegem wîbe ir prîs
Verse: 22    
und râtet in sippiu âmîs

Verse: 23    
und daz manec herre an sînem man
Verse: 24    
von iuwer kraft hât missetân

Verse: 25    
und der vriunt an sînem gesellen
Verse: 26    
(iuwer site kan sich hellen)

Verse: 27    
und der man an sînen herren.
Verse: 28    
vrou Minne, iu solde werren,

Verse: 29    
daz ir den lîp der gir verwent:
Verse: 30    
dar umbe sich diu sêle sent.




Chapter: 292 
292


Verse: 1    
vrou Minne, sît ir habet gewalt,
Verse: 2    
daz ir die jugent sus machet alt,

Verse: 3    
der man doch zelt vil kurziu jâr,
Verse: 4    
iuwer werc sint hâlscharlîcher vâr.

Verse: 5    
disiu rede enzæme keinem man,
Verse: 6    
wan der nie trôst von iu gewan.

Verse: 7    
hetet ir mir geholfen baz,
Verse: 8    
mîn lop wære gein iu niht laz:

Verse: 9    
ir habet mir mangel vor gezilt
Verse: 10    
und mîner ougen ecke alsô verspilt,

Verse: 11    
daz ich iu niht getrûwen mac.
Verse: 12    
mîn nôt iuch ie vil ringe wac.

Verse: 13    
doch sît ir mir ze wol geborn,
Verse: 14    
daz gein iu mîn kranker zorn

Verse: 15    
immer solde bringen wort.
Verse: 16    
iuwer druc hât strengen ort,

Verse: 17    
ir ladet ûf herze swæren soum.
Verse: 18    
her Heinrîch von Veldeke sînen boum

Verse: 19    
mit kunst gein iuwerm arte maz:
Verse: 20    
hete er uns bescheiden baz

Verse: 21    
wie man iuch sül behalden!
Verse: 22    
er hât her dan gespalden

Verse: 23    
wie man iuch sol erwerben.
Verse: 24    
von tumpheit muoz verderben

Verse: 25    
maneges tôren hôher vunt.
Verse: 26    
was oder wirt mir daz noch kunt,

Verse: 27    
daz wîze ich iu, vrou Minne.
Verse: 28    
ir sît slôz ob dem sinne.

Verse: 29    
ez enhilfet gein iu schilt noch swert,
Verse: 30    
snel ors, hôch burc mit türnen wert:




Chapter: 293 
293


Verse: 1    
ir sît gewaldec ob der wer.
Verse: 2    
beide ûf erde und in dem mer

Verse: 3    
was entrinnet iuwerm kriege,
Verse: 4    
ez vlieze oder vliege?

Verse: 5    
vrou Minne, ir tâtet ouch gewalt,
Verse: 6    
Parzivâl der degen balt

Verse: 7    
durch iuch von sînen witzen schiet,
Verse: 8    
als im sîn triuwe geriet:

Verse: 9    
daz werde kiusche klâre wîp
Verse: 10    
sande iuch ze boten an sînen lîp,

Verse: 11    
rêgîn de Pelrapeire.
Verse: 12    
Kardeiz fîz Tampenteire,

Verse: 13    
ir bruoder, nâmet ir ouch sîn leben.
Verse: 14    
sol man iu solhe zinse geben,

Verse: 15    
wol mich daz ich von iu niht hân,
Verse: 16    
ir enwoldet mir bezzer senfte lân.

Verse: 17    
ich hân geredet unser aller wort:
Verse: 18    
hœret ouch wiez ergienge dort.

Verse: 19    
Keie der ellens rîche
Verse: 20    
kom gewâpent ritterlîche

Verse: 21    
ûz, als er strîtes gerte.
Verse: 22    
ouch wæne in strîtes werte

Verse: 23    
des künec Gahmuretes kint.
Verse: 24    
swâ twingende vrouwen sint,

Verse: 25    
die suln im heiles wünschen nuo,
Verse: 26    
wande in brâhte ein wîp dar zuo,

Verse: 27    
daz minne witze von im spielt.
Verse: 28    
Keie sîner tjost enthielt,

Verse: 29    
unz er zem Wâleise sprach:
Verse: 30    
"herre, sît iu sus geschach,




Chapter: 294 
294


Verse: 1    
daz ir den künec gelastert hât,
Verse: 2    
welt ir mir volgen, sôst mîn rât

Verse: 3    
und dunket mich iuwer bestez heil,
Verse: 4    
nemt iuch selben an ein brackenseil

Verse: 5    
und lât iuch vür in ziehen.
Verse: 6    
ir enmeget mir niht entvliehen,

Verse: 7    
ich bringe iuch doch betwungen dar:
Verse: 8    
nimt man iuwer unsanfte war."

Verse: 9    
den Wâleis twanc der minnen kraft
Verse: 10    
swîgens: Keie sînen schaft

Verse: 11    
ûf zôch und vrumte im einen swanc
Verse: 12    
anz houbet, daz der helm erklanc.

Verse: 13    
sprach er: "dû muost wachen.
Verse: 14    
âne lînlachen

Verse: 15    
wirt dir dîn slâfen hie benant.
Verse: 16    
ez zilt al anders hie mîn hant:

Verse: 17    
ûf den snê wirst geleget.
Verse: 18    
der den sac von der mül treget,

Verse: 19    
wolde man in bliuwen,
Verse: 20    
in möhte lazheit riuwen."

Verse: 21    
vrou Minne, hie seht ir zuo:
Verse: 22    
ich wæne manz iu ze laster tuo,

Verse: 23    
wan ein gebûr spræche sân:
Verse: 24    
"mînem herren diz getân."

Verse: 25    
er klagete ouch, möhte er sprechen.
Verse: 26    
vrou Minne, lât sich rechen

Verse: 27    
den werden Wâleisen:
Verse: 28    
wan lieze in iuwer vreise

Verse: 29    
und iuwer strenge unsüezer last,
Verse: 30    
ich wæne sich werte dirre gast.




Chapter: 295 
295


Verse: 1    
Keie hurte vaste an in
Verse: 2    
und dranc imz ors alumbe hin,

Verse: 3    
unz daz der Wâleis übersach
Verse: 4    
sîn süeze sûrez ungemach,

Verse: 5    
sîns wîbes gelîchen schîn,
Verse: 6    
von Pelrapeire der künegîn,

Verse: 7    
ich meine den geparrierten snê.
Verse: 8    
kom aber vrou Witze als ê,

Verse: 9    
diu im den sin her wider gap.
Verse: 10    
Keiez ors liez in den walap:

Verse: 11    
der kom durch tjostieren her.
Verse: 12    
von rabîne sancten si diu sper.

Verse: 13    
Keie sîne tjoste brâhte
Verse: 14    
als im der ougen mez gedâhte,

Verse: 15    
durch Parzivâles schilt ein venster wît.
Verse: 16    
im wart vergolden dirre strît:

Verse: 17    
Keie, Artûs seneschalt,
Verse: 18    
ze gegentjoste wart gevalt

Verse: 19    
über den ronen diu gans entran,
Verse: 20    
daz daz ors und der man

Verse: 21    
liten beidiu samet nôt.
Verse: 22    
der man wart wunt, daz ors lac tôt.

Verse: 23    
zwischen dem satelbogen und einem stein
Verse: 24    
Keien der zeswe arm undz winster bein

Verse: 25    
zebrach von disem gevelle.
Verse: 26    
surzengel, satelgeschelle

Verse: 27    
von dirre hurte gar zebrast.
Verse: 28    
sus galt zwei bliuwen der gast:

Verse: 29    
daz eine leit ein maget durch in.
Verse: 30    
mit dem andern muoste er selbe sîn.




Chapter: 296 
296


Verse: 1    
Parzivâl der valscheitswant,
Verse: 2    
sîn triuwe in lêrte daz er vant

Verse: 3    
snêwec bluotes zeher drî,
Verse: 4    
die in vor witzen machten vrî.

Verse: 5    
sîn pensieren umbe den grâl
Verse: 6    
und der künegîn gelîchiu mâl,

Verse: 7    
iewederz was ein strengiu nôt.
Verse: 8    
an im wac vür der minnen lôt,

Verse: 9    
wan trûren unde minne
Verse: 10    
brichet zæhe sinne.

Verse: 11    
sol diz âventiure sîn?
Verse: 12    
si möhten beide heizen pîn.

Verse: 13    
küene liute solden Keien nôt
Verse: 14    
klagen: sîn manheit im gebôt

Verse: 15    
genendeclîche an manegen strît.
Verse: 16    
man saget in manegen landen wît,

Verse: 17    
daz Keie, Artûs seneschalt,
Verse: 18    
mit siten wære ein ribalt:

Verse: 19    
des sagent in mîniu mære blôz.
Verse: 20    
er was der werdekeit genôz,

Verse: 21    
swie kleine ich des die volge hân.
Verse: 22    
getriuwe und ellenthaft ein man

Verse: 23    
was Keie: des giht im mîn munt.
Verse: 24    
ich tuon ouch mêre von im kunt.

Verse: 25    
Artûses hof was ein zil,
Verse: 26    
dar kom vremder ritter vil,

Verse: 27    
die werden und die smæhen.
Verse: 28    
mit siten die wæhen,

Verse: 29    
swelher partierens phlac,
Verse: 30    
der selbe Keie ringe wac:




Chapter: 297 
297


Verse: 1    
an swem diu kurtôsîe
Verse: 2    
und diu werde kumpânîe

Verse: 3    
lac, den kunde er êren,
Verse: 4    
sîn dienest gein im kêren.

Verse: 5    
ich gihe von im der mære,
Verse: 6    
er was ein merkære:

Verse: 7    
er tet vil rûhes willen schîn.
Verse: 8    
ze scherme dem herren sîn

Verse: 9    
partierre unde valsche diet,
Verse: 10    
von den werden er die schiet:

Verse: 11    
er was ir vuore ein strenger hagel,
Verse: 12    
noch scherpher dan der bîen ir zagel.

Verse: 13    
seht, die verkêrten Keien prîs
Verse: 14    
(der was manlîcher triuwen wîs):

Verse: 15    
vil hazzes er von in gewan.
Verse: 16    
von Düringen vürste Herman,

Verse: 17    
etslîch dîn ingesinde ich maz,
Verse: 18    
daz ûzgesinde hieze baz:

Verse: 19    
dir wære ouch eins Keien nôt,
Verse: 20    
sît wâriu milde dir gebôt

Verse: 21    
manecvalden anehanc,
Verse: 22    
etswâ smæhlîch gedranc

Verse: 23    
und etswâ werdez dringen.
Verse: 24    
dez muoz her Walther singen:

Verse: 25    
"guoten tac, bœse unde guot!"
Verse: 26    
swâ man solhen sanc tuot,

Verse: 27    
des sint die valschen gêret.
Verse: 28    
Keie hetes in niht gelêret

Verse: 29    
noch her Heinrîch von Rîspach.
Verse: 30    
hœrt wunders mêr, waz dort geschach




Chapter: 298 
298


Verse: 1    
ûf dem Plimizœles plân,
Verse: 2    
Keie wart geholt sân,

Verse: 3    
in Artûs poulûn getragen.
Verse: 4    
sîne vriunt begunden in klagen,

Verse: 5    
vil vrouwen unde manec man.
Verse: 6    
kom ouch mîn her Gâwân

Verse: 7    
über in, Keie lac.
Verse: 8    
er sprach: "ouwê unsælec tac,

Verse: 9    
daz disiu tjost ie wart getân,
Verse: 10    
von ich vriunt verlorn hân."

Verse: 11    
er klagete in senlîche.
Verse: 12    
Keie der zornes rîche

Verse: 13    
sprach: "herre, erbarmet iuch mîn lîp?
Verse: 14    
sus solden klagen aldiu wîp.

Verse: 15    
ir sît mîns herren swester sun:
Verse: 16    
möhte ich iu dienest getuon,

Verse: 17    
als iuwer wille gerte!
Verse: 18    
mich got der lide werte,

Verse: 19    
enhât daz mîn hant niht vermiten,
Verse: 20    
si enhabe vil durch iuch gestriten:

Verse: 21    
ich tæte ouch noch, und solde ez sîn.
Verse: 22    
enklaget niemêr, lât mir den pîn.

Verse: 23    
iuwer œheim, der künec hêr,
Verse: 24    
gewinnet nimmer solhen Keien mêr.

Verse: 25    
ir sît mir râche ze wol geborn:
Verse: 26    
hetet aber ir einen vinger dort verlorn,

Verse: 27    
wâcte ich gegen mîn houbet.
Verse: 28    
seht ob ir mirz geloubet:

Verse: 29    
kêrt iuch niht an mîn hetzen.
Verse: 30    
er kan unsanfte letzen,




Chapter: 299 
299


Verse: 1    
der noch dort ûze unvlühtec habet:
Verse: 2    
weder er enschûftet noch endrabet.

Verse: 3    
ouch enist hie ninder vrouwen hâr
Verse: 4    
weder mürwe noch klâr,

Verse: 5    
ez enwære doch ein veste bant
Verse: 6    
ze wern strîtes iuwer hant.

Verse: 7    
swelh man tuot solhe diemuot schîn,
Verse: 8    
der êret ouch die muoter sîn:

Verse: 9    
vaterhalben solde er ellen hân.
Verse: 10    
kêrt muoterhalp, her Gâwân,

Verse: 11    
werdet ir swertes blicke bleich
Verse: 12    
und manlîcher herte weich."

Verse: 13    
sus was der wol gelobete man
Verse: 14    
gerant zer blôzen sîten an

Verse: 15    
mit rede: er kunde ir gelden niht,
Verse: 16    
als wol gezogenem man geschiht,

Verse: 17    
dem schame versliuzet sînen munt,
Verse: 18    
daz dem verschamten ist unkunt.

Verse: 19    
Gâwân ze Keien sprach:
Verse: 20    
"swâ man sluoc oder stach,

Verse: 21    
swaz des gein mir ist geschehen,
Verse: 22    
swer mîne varwe wolde spehen,

Verse: 23    
diu wæne ich ie erbliche
Verse: 24    
von slage oder von stiche.

Verse: 25    
zürnes mit mir âne nôt:
Verse: 26    
ich bin der dir ie dienest bôt."

Verse: 27    
ûz dem poulûn gienc her Gâwân.
Verse: 28    
sîn ors hiez er bringen sân,

Verse: 29    
sunder swert und âne sporn
Verse: 30    
saz drûf der degen wol geborn:




Chapter: 300 
300


Verse: 1    
er kêrte ûz er den Wâleis vant.
Verse: 2    
des witze was der minnen phant,

Verse: 3    
er truoc drî tjoste durch den schilt,
Verse: 4    
mit heldes handen dar gezilt:

Verse: 5    
ouch hete in Orilus versniten.
Verse: 6    
sus kom Gâwân zuo zim geriten:

Verse: 7    
sunder kalopieren
Verse: 8    
und âne punieren.

Verse: 9    
er wolde güetlîche ersehen,
Verse: 10    
von wem der strît wære geschehen.

Verse: 11    
sprach er grüezenlîche dar
Verse: 12    
ze Parzivâl, ders kleine war

Verse: 13    
nam. daz muoste et alsô sîn:
Verse: 14    
tet vrou Minne ir ellen schîn

Verse: 15    
an dem den Herzeloide bar.
Verse: 16    
ungezaldiu sippe in gar

Verse: 17    
schiet von den witzen sîn
Verse: 18    
und ûf geerbeter pîn

Verse: 19    
von vater und von muoter art.
Verse: 20    
der Wâleis wênec innen wart,

Verse: 21    
waz mîns herren Gâwânes munt
Verse: 22    
mit worten im tæte kunt.

Verse: 23    
sprach der künec Lôtes sun:
Verse: 24    
"herre ir welt gewalt tuon,

Verse: 25    
sît ir mir grüezen widersaget.
Verse: 26    
ich enbin doch niht gar verzaget,

Verse: 27    
ich enbringez an ander vrâge.
Verse: 28    
ir habet man und mâge

Verse: 29    
und den künec selben entêret,
Verse: 30    
unser laster hie gemêret.




Chapter: 301 
301


Verse: 1    
des erwirbe ich iu die hulde,
Verse: 2    
daz der küenc læt die schulde,

Verse: 3    
welt ir nâch mînem râte leben,
Verse: 4    
geselleschaft mir vür in geben."

Verse: 5    
des künec Gahmuretes kint,
Verse: 6    
dreun und vlêhen was im ein wint.

Verse: 7    
der tavelrunder hœster prîs,
Verse: 8    
Gâwân was solher nœte al wîs:

Verse: 9    
er hete si unsanfte erkant.
Verse: 10    
er mit dem mezzer durch die hant

Verse: 11    
stach, des twanc in minnen kraft
Verse: 12    
und wert wîplîch geselleschaft:

Verse: 13    
in schiet von tôde ein künegîn.
Verse: 14    
der küene Lehelîn

Verse: 15    
mit einer tjoste rîche
Verse: 16    
in twanc volleclîche,

Verse: 17    
diu senfte süeze wol gevar
Verse: 18    
ze phande sazte ir houbet dar,

Verse: 19    
rêgîn Ingûse de Bahtarliez:
Verse: 20    
alsus diu getriuwe hiez.

Verse: 21    
dâhte mîn her Gâwân:
Verse: 22    
"waz ob diu minne disen man

Verse: 23    
twinget als si mich twanc,
Verse: 24    
und sîn getriulîch gedanc

Verse: 25    
der minne muoz ir siges jehen?"
Verse: 26    
er marcte des Wâleises sehen,

Verse: 27    
war stüenden im diu ougen sîn.
Verse: 28    
eine veilen tuoches von Surîn,

Verse: 29    
gefurriert mit gelwem zindâl,
Verse: 30    
die swanc er über diu bluotes mâl.




Chapter: 302 
302


Verse: 1    
diu veile wart der zeher dach,
Verse: 2    
daz ir Parzivâl niht sach,

Verse: 3    
im gap her wider witze sîn
Verse: 4    
von Pelrapeire diu künegîn:

Verse: 5    
diu behielt iedoch sîn herze dort.
Verse: 6    
ruochet hœren sîniu wort.

Verse: 7    
er sprach: "ouwê vrouwe unde wîp,
Verse: 8    
wer hât benomen mir dînen lîp?

Verse: 9    
erwarp mit ritterschaft mîn hant
Verse: 10    
dîn werde minne, krône und ein lant?

Verse: 11    
bin ichz der dich von Clâmidê
Verse: 12    
lôste? ich vant ach und ouwê

Verse: 13    
und siufzec manec herze vrebel
Verse: 14    
in dîner helfe. ougen nebel

Verse: 15    
hât dich liehter sunnen hie
Verse: 16    
mit benomen, enweiz ich wie."

Verse: 17    
er sprach: "Ouwê war kom mîn sper,
Verse: 18    
daz ich mit mir brâhte her?"

Verse: 19    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 20    
"herre, ez ist mit tjost vertân."

Verse: 21    
"gein wem?" sprach der degen wert.
Verse: 22    
"ir enhabet hie schilt noch daz swert:

Verse: 23    
waz möhte ich prîses an iu bejagen?
Verse: 24    
doch muoz ich iuwer spotten tragen:

Verse: 25    
ir bietet mirz lîhte her nâch baz.
Verse: 26    
etswenne ich ouch vor tjost gesaz:

Verse: 27    
vinde ich nimmer an iu strît,
Verse: 28    
doch sint diu lant wol wît,

Verse: 29    
ich mac prîs und arbeit holn
Verse: 30    
und beidiu vreude und angest doln."




Chapter: 303 
303


Verse: 1    
mîn her Gâwân sprach:
Verse: 2    
"swaz hie mit rede gein iu geschach,

Verse: 3    
diust lûter unde minneclîch
Verse: 4    
und niht mit stæter trüebe rîch.

Verse: 5    
ich ger als ichz gedienen wil.
Verse: 6    
hie liget ein künec und ritter vil

Verse: 7    
und manec vrouwe wol gevar:
Verse: 8    
geselleschaft gibe ich iu dar,

Verse: 9    
lât ir mich mit iu rîten.
Verse: 10    
bewar ich iuch vor strîten."

Verse: 11    
"iuwer genâde, herre! ir sprechet wol,
Verse: 12    
daz ich vil gerne dienen sol,

Verse: 13    
sît ir kumpânîe bietet mir.
Verse: 14    
werst iuwer herre oder ir?"

Verse: 15    
"ich heize herre einen man,
Verse: 16    
von dem ich manec urbor hân:

Verse: 17    
ein teil ich der benenne hie.
Verse: 18    
er was gein mir des willen ie,

Verse: 19    
daz er mirz ritterlîche bôt.
Verse: 20    
sîne swester hete der künec Lôt,

Verse: 21    
diu mich zer werlde brâhte.
Verse: 22    
swes got an mir gedâhte,

Verse: 23    
daz biutet dienest sîner hant.
Verse: 24    
der künec Artûs ist er genant.

Verse: 25    
mîn name ist ouch vil unverholn,
Verse: 26    
an allen steten unverstoln:

Verse: 27    
liute die mich erkennent,
Verse: 28    
Gâwân mich die nennent.

Verse: 29    
iu dient mîn lîp und der name,
Verse: 30    
welt irz kêren mir von schame."




Chapter: 304 
304


Verse: 1    
sprach er: "bistûz Gâwân?
Verse: 2    
wie kranken prîs ich des hân,

Verse: 3    
ob mirz wol erbiutes hie!
Verse: 4    
ich hôrte von dir sprechen ie,

Verse: 5    
erbiutesz allen liuten wol.
Verse: 6    
dîn dienst ich doch emphâhen sol

Verse: 7    
niwan ûf gegendienstes gelt.
Verse: 8    
sage mir, wes sint diu gezelt,

Verse: 9    
der dort ist manegez ûf geslagen?
Verse: 10    
liget Artûs , muoz ich klagen

Verse: 11    
daz ich in niht mit êren mîn
Verse: 12    
mac gesehen noch die künegîn.

Verse: 13    
ich sol rechen ê ein bliuwen,
Verse: 14    
von ich sît mit riuwen

Verse: 15    
vuor von solhen sachen:
Verse: 16    
ein werdiu maget mir lachen

Verse: 17    
bôt, die blou der seneschalt
Verse: 18    
durch mich, daz von ir reis der walt."

Verse: 19    
"unsanfte ist daz gerochen"
Verse: 20    
sprach Gâwân: "imst zebrochen

Verse: 21    
der zeswe arm undz winster bein.
Verse: 22    
rît her, schouwe ors und ouch den stein.

Verse: 23    
hie ligent ouch trunzûne ûf dem snê
Verse: 24    
dîns spers, nâch dem vrâctes ê."

Verse: 25    
Parzivâl die wârheit sach,
Verse: 26    
vrâcte er vürbaz unde sprach:

Verse: 27    
"diz lâze ich an dich, Gâwân:
Verse: 28    
ob daz der selbe man

Verse: 29    
der mir hât laster vor gezilt,
Verse: 30    
rîte ich mit dir, swar wilt."




Chapter: 305 
305


Verse: 1    
"ich enwil gein dir niht liegens phlegen"
Verse: 2    
sprach Gâwân: "hiest von tjost gelegen

Verse: 3    
Segramors, ein strîtes helt,
Verse: 4    
des tât gein prîse ie was erwelt.

Verse: 5    
tætez ê Keie wart gevalt:
Verse: 6    
an in beiden hâstû prîs bezalt,"

Verse: 7    
si riten mit ein ander dan,
Verse: 8    
der Wâleis und Gâwân.

Verse: 9    
vil volkes zorse und ze vuoz
Verse: 10    
dort inne bôt in werden gruoz,

Verse: 11    
Gâwâne und dem ritter rôt,
Verse: 12    
wande in ir zuht daz gebôt.

Verse: 13    
Gâwân kêrte, er sîn poulûn vant:
Verse: 14    
vroun Cunnewâren de Lalant

Verse: 15    
ir snüere unz an die sîne gienc.
Verse: 16    
diu wart vil vrô, mit vreude emphienc

Verse: 17    
diu maget ir ritter, der si rach
Verse: 18    
daz ir von Keien ê geschach.

Verse: 19    
si nam ir bruoder an die hant
Verse: 20    
und vroun Jeschûten von Karnant:

Verse: 21    
sus sach si komen Parzivâl.
Verse: 22    
der was gevar durch îsers mâl

Verse: 23    
als touwege rôsen wæren dar gevlogen.
Verse: 24    
im was sîn harnas abe gezogen.

Verse: 25    
er spranc ûf, er die vrouwen sach.
Verse: 26    
hœret wie Cunnewâre sprach:

Verse: 27    
"got alrêst, dar nâch mir
Verse: 28    
weset willekomen, sît daz ir

Verse: 29    
belibet manlîchen siten.
Verse: 30    
ich hete lachen gar vermiten,




Chapter: 306 
306


Verse: 1    
unz iuch mîn herze erkande,
Verse: 2    
mich an vreuden phande

Verse: 3    
Keie, der mich sluoc.
Verse: 4    
daz habet gerochen ir genuoc:

Verse: 5    
ich kuste iuch, wære ich kusses wert."
Verse: 6    
"des hete ich hiute sân gegert"

Verse: 7    
sprach Parzivâl, "getorste ich ,
Verse: 8    
wande ich bin iuwers emphâhens vrô."

Verse: 9    
si kusten unde sâzen nider.
Verse: 10    
eine juncvrouwen si sande wider

Verse: 11    
und hiez ir bringen rîchiu kleit,
Verse: 12    
diu wâren gesniten al gereit

Verse: 13    
ûz phelle von Nînivê:
Verse: 14    
si solde der künec Clâmidê,

Verse: 15    
ir gevangen, hân getragen.
Verse: 16    
diu maget si brâhte und begunde klagen,

Verse: 17    
der mantel wære âne snuor.
Verse: 18    
Cunnewâre sus gevuor:

Verse: 19    
von blanker sîte ein snüerelîn
Verse: 20    
si zucte und zôch ez im dar în.

Verse: 21    
mit urloube er sich twuoc
Verse: 22    
den râm von im: der junge truoc

Verse: 23    
rôtem munde liehtez vel.
Verse: 24    
gekleidet wart der degen snel:

Verse: 25    
was er fier unde klâr.
Verse: 26    
swer in sach, der jach vür wâr,

Verse: 27    
er wære geblüemet vür alle man.
Verse: 28    
diz lop sîn varwe muoste hân.

Verse: 29    
Parzivâl stuont wol sîn wât.
Verse: 30    
einen grüenen smârât




Chapter: 307 
307


Verse: 1    
spien si im vür sîn houbetloch.
Verse: 2    
Cunnewâre gap im mêr dennoch,

Verse: 3    
einen tiuren gürtel fier:
Verse: 4    
mit edeln steinen manec tier

Verse: 5    
muoste ûzen ûf dem borten sîn,
Verse: 6    
diu rinke was ein rubîn.

Verse: 7    
wie was der junge âne bart
Verse: 8    
geschicket, er gegürtet wart?

Verse: 9    
diz mære giht, wol genuoc.
Verse: 10    
daz volc im holdez herze truoc:

Verse: 11    
swer in sach, man oder wîp,
Verse: 12    
die heten wert sînen lîp.

Verse: 13    
der künec messe hete gehôrt:
Verse: 14    
man sach Artûsen komen dort

Verse: 15    
mit der tavelrunder diet.
Verse: 16    
der neheiner valscheit nie geriet,

Verse: 17    
die heten alle ê vernomen,
Verse: 18    
der rôte ritter wære komen

Verse: 19    
in Gâwânes poulûn.
Verse: 20    
dar kom Artûs der Bertûn.

Verse: 21    
der zeblûwen Antanor
Verse: 22    
spranc dem künege allez vor.

Verse: 23    
unz er den Wâleis ersach.
Verse: 24    
den vrâcte er: "sît irz der mich rach

Verse: 25    
und Cunnewâren de Lalant?
Verse: 26    
vil prîses giht man iuwer hant:

Verse: 27    
Keie hât verphendet.
Verse: 28    
sîn dreun ist gelendet,

Verse: 29    
ich vürhte wênec sînen swanc:
Verse: 30    
der zeswe arm ist im ze kranc."




Chapter: 308 
308


Verse: 1    
truoc der junge Parzivâl
Verse: 2    
âne vlügel engels mâl,

Verse: 3    
sus geblüet ûf der erden.
Verse: 4    
Artûs mit den werden

Verse: 5    
emphienc in minneclîche.
Verse: 6    
guotes willen wâren rîche

Verse: 7    
alle die in gesâhen .
Verse: 8    
ir herzen volge sprach in ,

Verse: 9    
gein sînem lobe sprach niemen nein:
Verse: 10    
rehte minneclîch er schein.

Verse: 11    
Artûs sprach zem Wâleise sân:
Verse: 12    
"ir habet mir liep und leit getân:

Verse: 13    
doch habet ir mir der êre
Verse: 14    
brâht und gesendet mêre

Verse: 15    
denne ich ir ie von manne emphienc.
Verse: 16    
engein mîn dienst noch kleine gienc,

Verse: 17    
hetet ir prîses niemêr getân,
Verse: 18    
wan daz diu herzogîn sol hân,

Verse: 19    
vrou Jeschûte, die hulde.
Verse: 20    
ouch wære iu Keien schulde

Verse: 21    
gewandelt und gerochen,
Verse: 22    
hete ich iuch ê gesprochen."

Verse: 23    
Artûs sagete im wes er bat,
Verse: 24    
war umbe er an die selben stat

Verse: 25    
und ouch mêr landes was geriten.
Verse: 26    
si begunden in alle biten

Verse: 27    
daz er gelobete sunder
Verse: 28    
den von der tavelrunder

Verse: 29    
sîn ritterlîch gesellekeit.
Verse: 30    
im was ir bete niht ze leit:




Chapter: 309 
309


Verse: 1    
ouch mohte ers sîn von schulden vrô.
Verse: 2    
Parzivâl si werte .

Verse: 3    
râtet, hœret unde jeht,
Verse: 4    
ob tavelrunder mege ir reht

Verse: 5    
des tages behalden, wande ir phlac
Verse: 6    
Artûs, dem ein site lac:

Verse: 7    
nehein ritter vor im az
Verse: 8    
des tages swenne âventiur vergaz

Verse: 9    
daz si sînen hof vermeit.
Verse: 10    
imst âventiure bereit:

Verse: 11    
daz lop muoste tavelrunder hân.
Verse: 12    
swie si wære ze Nantes lân,

Verse: 13    
man sprach ir reht ûf bluomen velt.
Verse: 14    
enirte stûde noch gezelt.

Verse: 15    
der künec Artûs daz gebôt
Verse: 16    
zêren dem ritter rôt:

Verse: 17    
sus nam sîn werdekeit lôn.
Verse: 18    
ein phelle von Acratôn,

Verse: 19    
ûz heidenschefte verre brâht,
Verse: 20    
wart zeinem zil aldâ gedâht,

Verse: 21    
niht breit, sinewel gesniten:
Verse: 22    
al nâch tavelrunder siten

Verse: 23    
(wande in ir zuht des verjach)
Verse: 24    
nâch gegenstuole niemen sprach,

Verse: 25    
diu gesiz wâren al gelîche hêr.
Verse: 26    
der künec Artûs gebôt in mêr

Verse: 27    
daz man werde ritter und werde vrouwen
Verse: 28    
an dem ringe müeste schouwen,

Verse: 29    
die man gein prîse maz.
Verse: 30    
maget, wîp und man ze hove az.




Chapter: 310 
310


Verse: 1    
kom vrou Ginôvêr dar
Verse: 2    
mit maneger vrouwen lieht gevar,

Verse: 3    
mit ir manec edel vürstîn:
Verse: 4    
die truogen minneclîchen schîn.

Verse: 5    
ouch was der rinc genomen wît,
Verse: 6    
daz âne gedrenge und âne strît

Verse: 7    
manec vrouwe ir âmîs saz.
Verse: 8    
Artûs der valsches laz

Verse: 9    
brâhte den Wâleis an der hant,
Verse: 10    
vrou Cunnewâre de Lalant

Verse: 11    
gienc im anderhalben :
Verse: 12    
diu was trûrens worden vrî.

Verse: 13    
Artûs an den Wâleis sach.
Verse: 14    
sult ir hœren wie er sprach:

Verse: 15    
"ich wil iuwern klâren lîp
Verse: 16    
lâzen küssen mîn aldez wîp:

Verse: 17    
des endorftet ir doch hie niemen biten,
Verse: 18    
sît ir von Pelrapeire geriten,

Verse: 19    
wan dâst des kusses hœstez zil.
Verse: 20    
eins dinges ich iuch biten wil:

Verse: 21    
kom ich immer in iuwer hûs,
Verse: 22    
geldet disen kus" sprach Artûs.

Verse: 23    
"ich tuon swes ir mich bitet, "
Verse: 24    
sprach der Wâleis "und ouch anderswâ."

Verse: 25    
ein lützel gein im si gienc,
Verse: 26    
diu künegîn in mit kusse emphienc.

Verse: 27    
"nû verkiuse ich hie mit triuwen"
Verse: 28    
sprach si, "daz ir mit riuwen

Verse: 29    
mich liezet: die hetet ir mir gegeben,
Verse: 30    
ir rois îthêr nâmet sîn leben."




Chapter: 311 
311


Verse: 1    
von der suone wurden naz
Verse: 2    
der künegîn ougen umbe daz,

Verse: 3    
wande îthêrs tôt tet wîben .
Verse: 4    
man sazte den künec Clâmidê

Verse: 5    
an daz uover zuo dem Plimizœl,
Verse: 6    
dem saz Jofreit fîz îdœl.

Verse: 7    
zwischen Clâmidê und Gâwân
Verse: 8    
der Wâleis sitzen muoste hân,

Verse: 9    
als mir diu âventiure maz.
Verse: 10    
an disem ringe niemen saz,

Verse: 11    
der muoter brust ie gesouc,
Verse: 12    
des werdekeit lützel trouc,

Verse: 13    
wan kraft mit jugent wol gevar
Verse: 14    
der Wâleis mit im brâhte dar.

Verse: 15    
swer in ze rehte wolde spehen,
Verse: 16    
hât sich manec vrouwe ersehen

Verse: 17    
in trüeber glase dan wære sîn munt.
Verse: 18    
ich tuon iu von sînem velle kunt.

Verse: 19    
an dem kinne und an den wangen
Verse: 20    
sîn varwe zeiner zangen

Verse: 21    
wære guot: si möhte stæte haben,
Verse: 22    
diu den zwîvel wol hin dan kan schaben.

Verse: 23    
ich meine wîp die wenkent
Verse: 24    
und ir vriuntschaft überdenkent.

Verse: 25    
sîn glast was wîbes stæte ein bant:
Verse: 26    
ir zwîvel gar gein im verswant,

Verse: 27    
ir sehen in mit triuwe emphienc,
Verse: 28    
durch diu ougen in ir herze er gienc.

Verse: 29    
man und wîp im wâren holt:
Verse: 30    
sus hete er werdekeit gedolt




Chapter: 312 
312


Verse: 1    
unz ûf daz siufzebære zil.
Verse: 2    
hie kom von der ich sprechen wil,

Verse: 3    
ein maget gein triuwen wol gelobet,
Verse: 4    
wan daz ir zuht was vertobet.

Verse: 5    
ir mære tet vil liuten leit.
Verse: 6    
hœret wie diu juncvrouwe reit

Verse: 7    
einen mûl hôch als ein kastelân,
Verse: 8    
val und dennoch sus getân,

Verse: 9    
nassnitec und verbrant,
Verse: 10    
als ungerschiu marc erkant.

Verse: 11    
ir zoum und ir gereite
Verse: 12    
was geworht mit arbeite,

Verse: 13    
tiure unde rîche.
Verse: 14    
ir mûl gienc volleclîche,

Verse: 15    
si was niht vrouwenlîche var.
Verse: 16    
waz solde ir komen dar?

Verse: 17    
si kom iedoch: daz muoste et sîn,
Verse: 18    
Artûs her si brâhte pîn.

Verse: 19    
der megede ir kunst des verjach,
Verse: 20    
alle sprâche si wol sprach,

Verse: 21    
latîn, heidensch, franzois.
Verse: 22    
si was der witze kurtois,

Verse: 23    
dîaletike und jeometrî,
Verse: 24    
ir wâren ouch die liste

Verse: 25    
von astromomîe.
Verse: 26    
si hiez Cundrîe,

Verse: 27    
surziere was ir zuoname.
Verse: 28    
in dem munde niht diu lame

Verse: 29    
(wan der geredete ir genuoc),
Verse: 30    
vil hôher vreude si nider sluoc.




Chapter: 313 
313


Verse: 1    
diu maget witze rîche
Verse: 2    
was gevar den ungelîche

Verse: 3    
die man heizet bêâ schent.
Verse: 4    
ein brûtlachen von Gent,

Verse: 5    
noch blâwer denne ein lasûr,
Verse: 6    
hete an geleget der vreuden schûr:

Verse: 7    
daz was ein kappe wol gesniten
Verse: 8    
al nâch der Franzoiser siten.

Verse: 9    
drunde an ir lîbe was phelle guot.
Verse: 10    
von Lunders ein phæwîn huot,

Verse: 11    
gefurriert mit einem blîalt
Verse: 12    
(der huot was niuwe, diu snuor niht alt),

Verse: 13    
der hienc ir an dem rücke.
Verse: 14    
ir mære was ein brücke:

Verse: 15    
über vreude ez jâmer truoc.
Verse: 16    
si zucte in schimphes genuoc.

Verse: 17    
über den huot ein zoph ir swanc
Verse: 18    
unz ûf den mûl: der was lanc,

Verse: 19    
swarz, herte und niht ze klâr,
Verse: 20    
linde als eins swînes rückehâr.

Verse: 21    
si was genaset als ein hunt,
Verse: 22    
zwêne ebers zene ir vür den munt

Verse: 23    
giengen wol spannen lanc,
Verse: 24    
ietweder wintbra sich dranc

Verse: 25    
mit zöphen vür die hâres snuor.
Verse: 26    
mîn zuht mit wârheit missevuor,

Verse: 27    
daz ich sus muoz von vrouwen sagen:
Verse: 28    
nehein anderiu darf ez von mir klagen.

Verse: 29    
Cundrîe truoc ôren als ein ber:
Verse: 30    
niht nâch vriundes minne ger,




Chapter: 314 
314


Verse: 1    
rûch was ir antlitze erkant.
Verse: 2    
einen geisel si vuorte in der hant,

Verse: 3    
dem wâren die swenkel sîdîn
Verse: 4    
und der stil ein rubîn.

Verse: 5    
gevar als eines affen hût
Verse: 6    
truoc hende diz gæbe trût.

Verse: 7    
die nagele wâren niht ze lieht,
Verse: 8    
wan mir diu âventiure giht,

Verse: 9    
si stüenden als eins lewen klân.
Verse: 10    
nâch ir minne was selten tjost getân.

Verse: 11    
sus kom geriten in den rinc
Verse: 12    
trûrens urhap, vreuden twinc.

Verse: 13    
si kêrte aldâ si den wirt vant.
Verse: 14    
vrou Cunnewâre de Lalant

Verse: 15    
az mit Artûse,
Verse: 16    
diu künegîn von Janfûse

Verse: 17    
mit vroun Ginôvêren az.
Verse: 18    
Artûs der künec schône saz.

Verse: 19    
Cundrîe hielt vür den Bertenois,
Verse: 20    
si sprach hin zim en franois

Verse: 21    
(ob ichz iu tiuschen sagen sol,
Verse: 22    
mir tuont ir mære niht ze wol):

Verse: 23    
"fil li roi Utepandragûn,
Verse: 24    
dich selben und manegen Bertûn

Verse: 25    
hât dîn gewerp alhie geschant.
Verse: 26    
die besten über elliu lant

Verse: 27    
sæzen hie mit werdekeit,
Verse: 28    
wan daz ein galle ir prîs versneit:

Verse: 29    
tavelrunder ist entnihtet,
Verse: 30    
der valsch hât dran gephlihtet.




Chapter: 315 
315


Verse: 1    
künec Artûs, stüende ze lobe
Verse: 2    
hôhe dînen genôzen obe:

Verse: 3    
dîn stîgender prîs sinket,
Verse: 4    
dîn snelliu wirde hinket,

Verse: 5    
dîn hôhez lop sich neiget,
Verse: 6    
dîn prîs hât valsch erzeiget.

Verse: 7    
tavelrunder prîses kraft
Verse: 8    
hât erlemt ein geselleschaft,

Verse: 9    
die drüber gap her Parzivâl.
Verse: 10    
der ouch dort treget diu ritters mâl,

Verse: 11    
ir nennet in der ritter rôt
Verse: 12    
nâch dem der lac vor Nantes tôt:

Verse: 13    
ungelîch ir zweier leben was,
Verse: 14    
wan munt von ritter nie gelas,

Verse: 15    
der phlæge ganzer werdekeit."
Verse: 16    
von dem künege si vür den Wâleis reit.

Verse: 17    
si sprach: "ir tuot mir site buoz,
Verse: 18    
daz ich versage mînen gruoz

Verse: 19    
Artûse und der massenîe sîn.
Verse: 20    
gunêrt si iuwer liehter schîn

Verse: 21    
und iuwer manlîchen lide.
Verse: 22    
hete ich suone oder vride,

Verse: 23    
diu wæren iu beidiu tiure.
Verse: 24    
ich dunke iuch ungehiure

Verse: 25    
und bin gehiurer doch danne ir.
Verse: 26    
her Parzivâl, wan saget ir mir

Verse: 27    
und bescheidet mich einer mære,
Verse: 28    
der trûrege vischære

Verse: 29    
saz âne vreude und âne trôst,
Verse: 30    
war umbe ir in niht siufzens hât erlôst?




Chapter: 316 
316


Verse: 1    
er truoc iu vür den jâmers last:
Verse: 2    
ir vil ungetriuwer gast,

Verse: 3    
sîn nôt iuch solde erbarmet hân.
Verse: 4    
daz iu der munt noch werde wan,

Verse: 5    
ich meine der zungen drinne,
Verse: 6    
als iuz herze ist rehter sinne!

Verse: 7    
gein der helle ir sît benant
Verse: 8    
ze himele vor der hœsten hant:

Verse: 9    
alsô sît ir ûf der erden.
Verse: 10    
versinnent sich die werden,

Verse: 11    
ir heiles ban, ir sælden vluoch,
Verse: 12    
des ganzen prîses reht unruoch,

Verse: 13    
ir sît manlîcher êren schiech,
Verse: 14    
und an der werdekeit siech,

Verse: 15    
nehein arzet mac iuch des ernern.
Verse: 16    
ich wil ûf iuwerm houpte swern,

Verse: 17    
gît mir iemen des den eit,
Verse: 18    
daz grœzer valsch nie wart bereit

Verse: 19    
neheinem alsô schœnem man.
Verse: 20    
ir vederangel, ir nâtern zan,

Verse: 21    
iu gap iedoch der wirt ein swert,
Verse: 22    
des iuwer wirde wart nie wert:

Verse: 23    
erwarp iu swîgen sünden zil.
Verse: 24    
ir sît der hellehirten spil,

Verse: 25    
gunêrter lîp, her Parzivâl!
Verse: 26    
ir sâhet ouch vür iuch tragen den grâl

Verse: 27    
und snîdende silber und bluotec sper.
Verse: 28    
ir vreuden letze, ir trûrens wer,

Verse: 29    
wære ze Munsalvæsche iu vrâgen mite!
Verse: 30    
in heidenschaft ze Tabronite




Chapter: 317 
317


Verse: 1    
diu stat hât erden wunsches solt:
Verse: 2    
hie hete iu vrâgen mêr erholt.

Verse: 3    
jenes landes künegîn
Verse: 4    
Feirefîz Anschevîn

Verse: 5    
mit herter ritterschefte erwarp.
Verse: 6    
an dem diu manheit niht verdarp,

Verse: 7    
die iuwer beider vater truoc,
Verse: 8    
iuwer bruoder wunders phliget genuoc:

Verse: 9    
jâst beidiu swarz unde blanc
Verse: 10    
der künegîn sun von Zazamanc.

Verse: 11    
denke ich aber an Gahmureten:
Verse: 12    
des herze ie valsches was erjeten,

Verse: 13    
von Anschouwe iuwer vater hiez,
Verse: 14    
der iu ander erbe liez

Verse: 15    
denne als ir habet geworben.
Verse: 16    
an prîse ir sît verdorben:

Verse: 17    
hete iuwer muoster ie missetân,
Verse: 18    
solde ichz vür gerne hân,

Verse: 19    
ir möhtet ir sun niht gesîn.
Verse: 20    
nein, si lêrte ir triuwe pîn:

Verse: 21    
geloupt von ir guoter mære
Verse: 22    
und daz iuwer vater wære

Verse: 23    
manlîcher triuwe wîse
Verse: 24    
und wîtvengec hôher prîse.

Verse: 25    
er kunde wol mit schallen.
Verse: 26    
grôz herze und kleine gallen,

Verse: 27    
dar obe was sîn brust ein dach.
Verse: 28    
er was riuse und vengec vach:

Verse: 29    
sîn manlîchez ellen
Verse: 30    
kunde den prîs wol gestellen.




Chapter: 318 
318


Verse: 1    
nûst iuwer prîs ze valsche komen.
Verse: 2    
ouwê daz ie wart vernomen

Verse: 3    
von mir, daz Herzeloiden barn
Verse: 4    
an prîse hât sus missevarn!"

Verse: 5    
Cundrîe was selbe sorgens phant:
Verse: 6    
al weinde si die hende want,

Verse: 7    
daz manec zaher den andern sluoc.
Verse: 8    
grôz jâmer si ûz ir ougen truoc:

Verse: 9    
die maget lêrte ir triuwe
Verse: 10    
wol klagen ir herzen riuwe.

Verse: 11    
wider vür den wirt si kêrte,
Verse: 12    
ir mære si gemêrte.

Verse: 13    
si sprach: "ist hei kein ritter wert,
Verse: 14    
des ellen prîses hât gegert

Verse: 15    
und dar zuo hôher minne?
Verse: 16    
ich weiz vier küneginne

Verse: 17    
und vier hundert juncvrouwen,
Verse: 18    
die man gerne möhte schouwen:

Verse: 19    
ze Schastel Marveile die sint.
Verse: 20    
al âventiure ist ein wint,

Verse: 21    
wan die man bezaln mac,
Verse: 22    
hôher minne wert bejac.

Verse: 23    
al habe ich der reise pîn,
Verse: 24    
ich wil doch hînte drûfe sîn."

Verse: 25    
diu maget trûrec, niht gemeit,
Verse: 26    
âne urloup dannen reit,

Verse: 27    
al weinde si dicke wider sach.
Verse: 28    
hœret wie si ze jungest sprach:

Verse: 29    
"ei Munsalvæsche, jâmers zil!
Verse: 30    
daz dich niemen trœsten wil!"




Chapter: 319 
319


Verse: 1    
Cundrîe la surziere,
Verse: 2    
diu unsüeze und doch diu fiere,

Verse: 3    
den Wâleis si beswæret hât.
Verse: 4    
waz half in küenes herzen rât

Verse: 5    
und wâriu zuht manheit?
Verse: 6    
und dennoch mêr im was bereit

Verse: 7    
schame ob allen sînen siten:
Verse: 8    
den rehten valsch hete er vermiten,

Verse: 9    
wan schame gît prîs ze lône
Verse: 10    
und ist doch der sêle krône,

Verse: 11    
schame ist ob siten ein güebet uop.
Verse: 12    
Cunnewâre daz êrste weinen huop,

Verse: 13    
daz Parzivâl den degen balt
Verse: 14    
Cundrîe surziere sus beschalt,

Verse: 15    
ein alsô wunderlîch geschaf.
Verse: 16    
herzen jâmer ougen saf

Verse: 17    
gap maneger werden vrouwen:
Verse: 18    
die man weinde muoste schouwen,

Verse: 19    
Cundrîe was ir trûrens wer.
Verse: 20    
diu reit enwec: reit dort her

Verse: 21    
ein ritter, der truoc hôhen muot.
Verse: 22    
al sîn harnas was guot

Verse: 23    
von den vuozen unz an shouptes dach,
Verse: 24    
daz mans vür grôze koste jach:

Verse: 25    
sîn zimierde was rîche.
Verse: 26    
gewâpent ritterlîche

Verse: 27    
was des ors und sîn selbes lîp.
Verse: 28    
vant er maget, man und wîp

Verse: 29    
trûrec an dem ringe hie.
Verse: 30    
reit er zuo, hœret wie:




Chapter: 320 
320


Verse: 1    
sîn muot stuont hôch, doch jâmers vol.
Verse: 2    
die beide schanze ich nennen sol:

Verse: 3    
hôchvart riet sîn manheit,
Verse: 4    
jâmer lêrte in herzenleit.

Verse: 5    
er reit ûzen zuo dem ringe.
Verse: 6    
ob man in iht dringe?

Verse: 7    
vil knappen spranc dar nâher sân.
Verse: 8    
emphiengen si den werden man:

Verse: 9    
sîn schilt und er wâren unbekant.
Verse: 10    
den helm er niht von im bant:

Verse: 11    
der vreuden ellende
Verse: 12    
truoc daz swert in sîner hende,

Verse: 13    
bedecket mit der scheiden.
Verse: 14    
vrâcte er nâch in beiden:

Verse: 15    
"wâst Artûs und Gâwân?"
Verse: 16    
juncherren zeicten im die sân.

Verse: 17    
sus gienc er durch den rinc wît.
Verse: 18    
tiure was sîn kursît,

Verse: 19    
mit liehtem phelle wol gevar.
Verse: 20    
vür den wirt des ringes schar

Verse: 21    
stuont er unde sprach alsus:
Verse: 22    
"got halde den künec Artus,

Verse: 23    
dar zuo vrouwen unde man!
Verse: 24    
swaz ich der hie gesehen hân,

Verse: 25    
den biute ich dienestlîchen gruoz.
Verse: 26    
wan einem tuot mîn dienest buoz,

Verse: 27    
im enwirt mîn dienest nimmer schîn.
Verse: 28    
ich wil sînem hazze sîn:

Verse: 29    
swaz hazzes er geleisten mac,
Verse: 30    
mîn haz im biutet hazzes slac.




Chapter: 321 
321


Verse: 1    
ich sol doch nennen wer der .
Verse: 2    
ach ich armman und ouwî,

Verse: 3    
daz er mîn herze ie sus versneit!
Verse: 4    
mîn jâmer ist von im ze breit.

Verse: 5    
daz ist hie her Gâwân.
Verse: 6    
der dicke prîs hât getân

Verse: 7    
und hôhe werdekeit bezalt,
Verse: 8    
unprîs sîn hete aldâ gewalt,

Verse: 9    
in sîn gir dar zuo vertruoc,
Verse: 10    
im gruoze er mînen herren sluoc.

Verse: 11    
ein kus, den Jûdas teilde,
Verse: 12    
im solhen willen veilde:

Verse: 13    
ez tuot manec tûsent herzen .
Verse: 14    
daz strenge mortlîche

Verse: 15    
an mînem herren ist getân.
Verse: 16    
lougent des her Gâwân,

Verse: 17    
des antwurte ûf kamphes slac
Verse: 18    
von hiute über den vierzegesten tac

Verse: 19    
vor dem künege von Ascalûn
Verse: 20    
in der hôhen stat ze Schanphanzûn.

Verse: 21    
ich lade in kamphlîche dar
Verse: 22    
gein mir ze komen in kamphes vâr.

Verse: 23    
kan sîn lîp des niht verzagen,
Verse: 24    
er enwelle schildes ambet tragen,

Verse: 25    
mane ich in dennoch mêre
Verse: 26    
des helmes êre

Verse: 27    
und durch ritter ordenlîchez leben:
Verse: 28    
dem sint zwuo rîche urbor gegeben,

Verse: 29    
rehtiu schame und werdiu triuwe
Verse: 30    
gebent prîs alt und niuwe.




Chapter: 322 
322


Verse: 1    
her Gâwân sol sich niht verschemen,
Verse: 2    
ob er geselleschaft wil nemen

Verse: 3    
ob der tavelrunder.
Verse: 4    
diu dort stêt besunder,

Verse: 5    
der reht wære gebrochen sân,
Verse: 6    
sæze drobe ein triuwenlôser man.

Verse: 7    
ich enbin her niht durch schelden komen:
Verse: 8    
geloubet, sît irz habet vernomen,

Verse: 9    
ich vorder kamph vür schelden,
Verse: 10    
der niht wan tôt sol gelden

Verse: 11    
oder leben mit êren,
Verse: 12    
swenz wil diu sælde lêren."

Verse: 13    
der künec swîcte und was unvrô.
Verse: 14    
doch antwurte er der rede alsô:

Verse: 15    
"herre, erst mîner swester sun:
Verse: 16    
wære Gâwân tôt, ich wolde tuon

Verse: 17    
den kamph, ê sîn gebeine
Verse: 18    
læge triuwenlôs unreine.

Verse: 19    
wil gelücke, iu sol Gâwânes hant
Verse: 20    
mit kamphe tuon daz wol bekant,

Verse: 21    
daz sîn lîp mit triuwen vert
Verse: 22    
und sich des valsches hât erwert.

Verse: 23    
habe iu anders iemen leit
Verse: 24    
getân, enmachet niht breit

Verse: 25    
sîn laster âne schulde:
Verse: 26    
wan erwirbet er iuwer hulde

Verse: 27    
daz sîn lîp unschuldec ist,
Verse: 28    
ir habet in dirre kurzen vrist

Verse: 29    
von im gesaget daz iuwern prîs
Verse: 30    
krenket, sint die liute wîs."




Chapter: 323 
323


Verse: 1    
Bêâcurs der stolze man,
Verse: 2    
des bruoder was her Gâwân,

Verse: 3    
der spranc ûf und sprach zehant:
Verse: 4    
"herre, ich sol wesen phant,

Verse: 5    
swar Gâwâne ist der kamph geleget.
Verse: 6    
sîn velschen mich unsanfte reget.

Verse: 7    
welt irs niht erlâzen in,
Verse: 8    
habet iuch an mich: sîn phant ich bin,

Verse: 9    
ich sol vür in ze kamphe stên.
Verse: 10    
ez mac mit rede niht ergên,

Verse: 11    
daz hôher prîs geneiget ,
Verse: 12    
der Gâwâne ist ledeclîche ."

Verse: 13    
er kêrte aldâ sîn bruoder saz:
Verse: 14    
vuozvallens er niht vergaz.

Verse: 15    
den bat er sus, hœret wie:
Verse: 16    
"gedenke, bruoder, daz ie

Verse: 17    
mir hülfe grôzer werdekeit.
Verse: 18    
mich vür dîn arbeit

Verse: 19    
ein kamphlîchez gîsel wesen.
Verse: 20    
ob ich in kamphe sol genesen,

Verse: 21    
des hâstû immer êre."
Verse: 22    
er bat in vürbaz mêre

Verse: 23    
durch bruoderlîchen ritters prîs.
Verse: 24    
Gâwân sprach: "ich bin wîs,

Verse: 25    
daz ich dich, bruoder, niht gewer
Verse: 26    
dîner bruoderlîchen ger.

Verse: 27    
ich enweiz war umbe ich strîten sol.
Verse: 28    
ouch entuot mir strîten niht wol:

Verse: 29    
ungerne wolde ich dir versagen,
Verse: 30    
wan daz ichz laster müeste tragen.




Chapter: 324 
324


Verse: 1    
Bêâcurs al vaste bat.
Verse: 2    
der gast stuont an sîner stat,

Verse: 3    
er sprach: "mir biutet kamph ein man,
Verse: 4    
des ich neheine künde hân:

Verse: 5    
ich enhân ouch niht ze sprechen dar.
Verse: 6    
starc, küene, wol gevar,

Verse: 7    
getriuwe unde rîche,
Verse: 8    
hât er diu volleclîche,

Verse: 9    
er mac borgen deste baz.
Verse: 10    
ich entrage gein im deheinen haz:

Verse: 11    
er was mîn herre und mîn mâc,
Verse: 12    
durch den ich hebe disen bâc.

Verse: 13    
unser veter gebruoder hiezen,
Verse: 14    
die nihtes ein ander liezen.

Verse: 15    
nehein man gekrœnet wart
Verse: 16    
nie, ich enhete im vollen art

Verse: 17    
mit kamphe rede ze bieten,
Verse: 18    
mich râche gein im nieten.

Verse: 19    
ich bin ein vürste ûz Ascalûn,
Verse: 20    
der lantgrâve von Schanphanzûn,

Verse: 21    
und heize Kingrimursel.
Verse: 22    
ist her Gâwân lobes snel,

Verse: 23    
der mac sich anders niht entsagen,
Verse: 24    
er enmüeze kamph gein mir tragen.

Verse: 25    
ouch gibe ich im vride über al daz lant,
Verse: 26    
niwan von mîn eines hant:

Verse: 27    
mit triuwen ich vride geheize
Verse: 28    
ûzerhalp des kamphes kreize.

Verse: 29    
got hüete al der ich lâze hie,
Verse: 30    
wan eines, er weiz wol selbe wie."




Chapter: 325 
325


Verse: 1    
sus schiet der wol gelobete man
Verse: 2    
von dem Plimizœles plân.

Verse: 3    
Kingrimursel wart genant,
Verse: 4    
ohteiz wart er schiere erkant:

Verse: 5    
werden virregen prîs
Verse: 6    
hete an im der vürste wîs.

Verse: 7    
si jâhen daz her Gâwân
Verse: 8    
des kamphes sorge müeste hân

Verse: 9    
gein sîner wâren manheit,
Verse: 10    
des vürsten der von in reit.

Verse: 11    
ouch wande manegen trûrens nôt,
Verse: 12    
daz man im niht êre bôt:

Verse: 13    
dar wâren solhiu mære komen
Verse: 14    
als ir wol ê hât vernomen,

Verse: 15    
die lîhte erwanden einen gast
Verse: 16    
daz wirtes gruozes im gebrast.

Verse: 17    
von Cundrîen man ouch innen wart
Verse: 18    
Parzivâles namen und sîner art,

Verse: 19    
daz in gebar ein künegîn
Verse: 20    
und wie die erwarp der Anschevîn.

Verse: 21    
maneger sprach: "vil wol ichz weiz
Verse: 22    
daz er si vor Kanvoleiz

Verse: 23    
gediende hurteclîche
Verse: 24    
mit manegem poinder rîche

Verse: 25    
und daz sîn ellen unverzaget
Verse: 26    
erwarp die sældebæren maget.

Verse: 27    
Amphlîse diu gehêrte
Verse: 28    
ouch Gahmureten lêrte,

Verse: 29    
von der helt wart kurtois.
Verse: 30    
sol ein ieslîch Bertenois




Chapter: 326 
326


Verse: 1    
sich vreun daz uns der helt ist komen,
Verse: 2    
prîs mit wârheit ist vernomen

Verse: 3    
an im und ouch an Gahmurete.
Verse: 4    
reht werdekeit was sîn gewete."

Verse: 5    
Artûses her was an dem tage
Verse: 6    
komen vreude unde klage:

Verse: 7    
ein solh geparriertez leben
Verse: 8    
was den helden gegeben.

Verse: 9    
si stuonden ûf über al:
Verse: 10    
was trûren âne zal.

Verse: 11    
ouch giengen die werden sân
Verse: 12    
Parzivâl und Gâwân

Verse: 13    
ein ander stuonden:
Verse: 14    
si trôsten si als si kunden.

Verse: 15    
Clâmidên den wol geborn
Verse: 16    
dûhte, er hete mêr verlorn

Verse: 17    
dan iemen der möhte sîn,
Verse: 18    
und daz ze scharph wære sîn pîn.

Verse: 19    
er sprach ze Parzivâle:
Verse: 20    
"wæret ir dem grâle,

Verse: 21    
muoz ich sprechen âne spot,
Verse: 22    
in heidenschaft Tribalibot,

Verse: 23    
dar zuo daz gebirge in Kaukasas,
Verse: 24    
swaz munt von rîcheit ie gelas

Verse: 25    
und des grâles werdekeit,
Verse: 26    
die envergülden niht mîn herzeleit

Verse: 27    
daz ich vor Pelrapeire gewan.
Verse: 28    
ach ich arm unsælec man!

Verse: 29    
mich schiet von vreuden iuwer hant.
Verse: 30    
hiest vrou Cunnewâre de Lalant:




Chapter: 327 
327


Verse: 1    
ouch wil diu edele vürstîn
Verse: 2    
verre ziuwerm gebote sîn,

Verse: 3    
daz ir diu niemen dienen lât.
Verse: 4    
swie vil si dienestgeldes hât,

Verse: 5    
si möhte iedoch erlangen,
Verse: 6    
daz ich bin ir gevangen

Verse: 7    
alsus lange hie gewesen.
Verse: 8    
ob ich an vreuden sol genesen,

Verse: 9    
helfet mir daz si êre sich
Verse: 10    
daz ir minne ergetze mich

Verse: 11    
ein teil des ich von iu verlôs.
Verse: 12    
mich der vreuden zil verkôs,

Verse: 13    
ich hetez behalden wol, wan ir.
Verse: 14    
helfet dirre megede mir."

Verse: 15    
"daz tuon ich" sprach der Wâleis.
Verse: 16    
"ist si bete volge kurteis,

Verse: 17    
ich ergetze iuch gerne, wan sist doch mîn,
Verse: 18    
durch die ir welt sorgen sîn.

Verse: 19    
ich meine diu treget den bêâ curs,
Verse: 20    
Condwîren âmûrs."

Verse: 21    
von Janfûse diu heidenîn
Verse: 22    
und Artûs und daz wîp sîn

Verse: 23    
und Cunnewâre de Lalant
Verse: 24    
und vrou Jeschûte von Karnant,

Verse: 25    
die giengen durch trœsten zuo.
Verse: 26    
was welt ir daz man mêr tuo?

Verse: 27    
Cunnewâren si gâben Clâmidê,
Verse: 28    
wan dem was nâch ir minne .

Verse: 29    
sînen lîp gap er ir ze lône
Verse: 30    
und ir houbet eine krône.




Chapter: 328 
328


Verse: 1    
dâz diu von Janfûse sach,
Verse: 2    
diu heidenîn zem Wâleis sprach:

Verse: 3    
"Cundrîe nande uns einen man,
Verse: 4    
des ich iu wol ze bruoder gan:

Verse: 5    
des kraft ist wît unde breit.
Verse: 6    
zweier krône rîcheit

Verse: 7    
stêt vorhteclîche in sîner phlege
Verse: 8    
ûf dem wazzer und der erden wege:

Verse: 9    
Azagouc und Zazamanc.
Verse: 10    
diu lant sint kreftec, ninder kranc.

Verse: 11    
sînem rîchtuom gelîchet niht
Verse: 12    
âne den bâruc, swâ mans giht,

Verse: 13    
und âne Tribalibot.
Verse: 14    
man betet in an als einen got:

Verse: 15    
sîn vel hât vil spæhen glast.
Verse: 16    
erst aller mannes varwe ein gast:

Verse: 17    
wîz und swarz ist er erkant.
Verse: 18    
ich vuor her durch ein sîn lant.

Verse: 19    
er wolde gerne erwendet hân
Verse: 20    
mîn vart die ich her hân getân:

Verse: 21    
daz warp er, enmohter.
Verse: 22    
sîner muoter muomen tohter

Verse: 23    
bin ich: er ist ein künec hêr.
Verse: 24    
ich sage iu von im wunders mêr

Verse: 25    
niemen gesaz von sîner tjost,
Verse: 26    
sîn prîs hât vil hôhe kost,

Verse: 27    
milder lîp gesouc nie brust,
Verse: 28    
sîn site ist valscheite vlust,

Verse: 29    
Feirefîz Anschevîn,
Verse: 30    
des tât durch wîp kan lîden pîn.




Chapter: 329 
329


Verse: 1    
swie vremde ez mir hie wære,
Verse: 2    
ich kom ouch her durch mære

Verse: 3    
und zerkennen âventiure.
Verse: 4    
liget diu hœste stiure

Verse: 5    
an iu, des al getouftiu diet
Verse: 6    
mit prîse sich von laster schiet,

Verse: 7    
sol guot gebærde iuch helfen iht,
Verse: 8    
und daz man iu mit wârheit giht

Verse: 9    
liehter varwe und manlîcher site.
Verse: 10    
kraft mit jugende vert mite."

Verse: 11    
diu rîche wîse heidenin
Verse: 12    
hete an künste den gewin

Verse: 13    
daz si wol redete franzeis.
Verse: 14    
antwurte ir der Wâleis.

Verse: 15    
solh was sîn rede wider sie:
Verse: 16    
"got lône iu, vrouwe, daz ir hie

Verse: 17    
mir gebet güetlîchen trôst.
Verse: 18    
ich enbin doch trûrens niht erlôst

Verse: 19    
und wil iuch des bescheiden.
Verse: 20    
ich enmac es niht geleiden

Verse: 21    
als ez mir leide kündet,
Verse: 22    
daz sich maneger sündet

Verse: 23    
an mir, der niht weiz mîner klage,
Verse: 24    
und ich sîn spotten trage.

Verse: 25    
ich enwil deheiner vreude jehen,
Verse: 26    
ich enmüeze alrêst den grâl gesehen,

Verse: 27    
diu wîle kurz oder lanc.
Verse: 28    
mich jaget des endes mîn gedanc:

Verse: 29    
von gescheide ich nimmer
Verse: 30    
mînes lebens immer.




Chapter: 330 
330


Verse: 1    
sol ich durch mîner zuht gebot
Verse: 2    
hœren der werlde spot,

Verse: 3    
mac sîn râten niht sîn ganz:
Verse: 4    
mir riet der werde Gurnemanz

Verse: 5    
daz ich vrevellîche vrâge mite
Verse: 6    
und immer gein unvuoge strite.

Verse: 7    
vil werder ritter sihe ich hie:
Verse: 8    
durch iuwer zuht râtet mir wie

Verse: 9    
daz ich iuwern hulden næhe mich.
Verse: 10    
ez ist ein strenge scherph gerich

Verse: 11    
gein mir mit worten hie getân:
Verse: 12    
swes hulde ich drumbe verlorn hân,

Verse: 13    
daz wil ich wênec wîzen im.
Verse: 14    
swenne ich her nâch prîs genim,

Verse: 15    
habet mich aber denne dar nâch.
Verse: 16    
mir ist ze scheiden von iu gâch.

Verse: 17    
ir gâbet mir alle geselleschaft,
Verse: 18    
die wîle ich stuont in prîses kraft:

Verse: 19    
der sît ledec, unz ich bezal
Verse: 20    
von mîn grüeniu vreude ist val.

Verse: 21    
mîn sol grôz jâmer alsô phlegen,
Verse: 22    
daz herze gebe den ougen regen,

Verse: 23    
sît ich ûf Munsalvæsche liez
Verse: 24    
daz mich von wâren vreuden stiez,

Verse: 25    
ohteiz wie manege klâre maget!
Verse: 26    
swaz iemen wunders hât gesaget,

Verse: 27    
dennoch phliget es mêr der grâl.
Verse: 28    
der wirt hât siufzebæren twâl:

Verse: 29    
ei helfelôser Anfortas,
Verse: 30    
waz half dich daz ich dir was?"




Chapter: 331 
331


Verse: 1    
si enmugen niht langer hie gestên:
Verse: 2    
ez muoz an ein scheiden gên.

Verse: 3    
sprach der Wâleise
Verse: 4    
z Artûse dem Berteneise

Verse: 5    
und zen rittern und zen vrouwen,
Verse: 6    
er wolde ir urloup schouwen

Verse: 7    
und mit ir hulden vernemen.
Verse: 8    
des mohte et niemen gezemen,

Verse: 9    
daz er trûrec von in reit.
Verse: 10    
ich wæne, daz was in allen leit.

Verse: 11    
Artûs lobete im an die hant,
Verse: 12    
kœme immer in solhe nôt sîn lant

Verse: 13    
als ez von Clâmidê gewan,
Verse: 14    
des lasters wolde er phlihte hân:

Verse: 15    
im wære ouch leit daz Lehelîn
Verse: 16    
im næme zwuo rîche krônen sîn.

Verse: 17    
vil dienstes im maneger bôt:
Verse: 18    
den helt treip von in trûrens nôt.

Verse: 19    
vrou Cunnewâre diu klâre maget
Verse: 20    
nam den helt unverzaget

Verse: 21    
mit ir hant und vuorte in dan.
Verse: 22    
kuste in mîn her Gâwân.

Verse: 23    
sprach der manlîche
Verse: 24    
ze dem helde ellens rîche:

Verse: 25    
"ich weiz wol, vriunt, daz dîn vart
Verse: 26    
gein strîtes reise ist ungespart:

Verse: 27    
gebe dir got gelücke zuo
Verse: 28    
und helfe ouch mir daz ich getuo

Verse: 29    
dir noch den dienst als ich kan gern.
Verse: 30    
des müeze mich sîn kraft gewern."




Chapter: 332 
332


Verse: 1    
der Wâleis sprach: "wê waz ist got?
Verse: 2    
wære der gewaldec, solhen spot

Verse: 3    
hete er uns beiden niht gegeben.
Verse: 4    
kunde got mit kreften leben,

Verse: 5    
ich was im dienstes undertân,
Verse: 6    
sît ich genâden mich versan:

Verse: 7    
wil ich im dienest widersagen.
Verse: 8    
hât er haz, den wil ich tragen.

Verse: 9    
vriunt, an dînes kamphes zît
Verse: 10    
neme ein wîp vür dich den strît:

Verse: 11    
diu müeze ziehen dîne hant.
Verse: 12    
an der kiusche hâs bekant

Verse: 13    
und wîplîche güete,
Verse: 14    
ir minne dich behüete.

Verse: 15    
ich enweiz wenne ich dich mêr gesehe:
Verse: 16    
mîn wünschen sus an dir geschehe."

Verse: 17    
ir scheiden gap in trûren
Verse: 18    
ze strengen nâchgebûren.

Verse: 19    
vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 20    
in vuorte si ir poulûn vant:

Verse: 21    
sîn harnas hiez si bringen dar,
Verse: 22    
ir linden hende wol gevar

Verse: 23    
wâpenden Gahmuretes sun.
Verse: 24    
si sprach: "ich solz von rehte tuon,

Verse: 25    
sît der künec von Brandigân
Verse: 26    
von iuwern schulden mich wil hân.

Verse: 27    
grôz kumber iuwer werdekeit
Verse: 28    
gît mir siufzebærez leit.

Verse: 29    
swenne ir sît trûrens niht erwert,
Verse: 30    
iuwer sorge mîne vreude zert."




Chapter: 333 
333


Verse: 1    
was sîn ors verdecket,
Verse: 2    
sîn selbes nôt erwecket.

Verse: 3    
ouch hete der degen wol getân
Verse: 4    
lieht wîz îserharnas an,

Verse: 5    
tiure âne aller slahte getroc:
Verse: 6    
sîn kursît, sîn wâpenroc

Verse: 7    
was gehêret mit gesteine.
Verse: 8    
sînen helm al eine

Verse: 9    
hete er niht ûf gebunden:
Verse: 10    
kuste er an den stunden

Verse: 11    
Cunnewâren die klâren maget.
Verse: 12    
alsus wart mir vin ir gesaget:

Verse: 13    
ergienc ein trûrec scheiden.
Verse: 14    
von den gelieben beiden

Verse: 15    
hin reit Gahmuretes kint.
Verse: 16    
swaz âventiure gesprochen sint,

Verse: 17    
die endarf hie niemen mezzen zuo,
Verse: 18    
ir enhœret alrêst waz er tuo,

Verse: 19    
war er kêre und war er var.
Verse: 20    
swer den lîp gein ritterschefte spar,

Verse: 21    
der endenke die wîle niht an in,
Verse: 22    
ob ez im rætet stolzer sin.

Verse: 23    
Condwîrâmûrs,
Verse: 24    
dîn minneclîcher bêâ curs,

Verse: 25    
an den wirt dicke gedâht.
Verse: 26    
waz dir wirt âventiure brâht!

Verse: 27    
schildes ambet umbe den grâl
Verse: 28    
wirt vil güebet sunder twâl

Verse: 29    
von im den Herzeloide bar.
Verse: 30    
er was ouch ganerbe dar.




Chapter: 334 
334


Verse: 1    
vuor der massenîe vil
Verse: 2    
gein dem arbeitlîchen zil,

Verse: 3    
ein âventiur ze schouwen,
Verse: 4    
vier hundert juncvrouwen

Verse: 5    
und vier küneginne
Verse: 6    
gevangen wâren inne,

Verse: 7    
ze Schastel Marveile.
Verse: 8    
swaz in wart ze teile,

Verse: 9    
daz haben âne mînen haz:
Verse: 10    
ich bin doch vrouwen lônes laz.

Verse: 11    
sprach der Krieche Clîas:
Verse: 12    
"ich bin der versûmet was."

Verse: 13    
(vor in allen er des jach)
Verse: 14    
"der turkoite mich stach

Verse: 15    
hinderz ors: ich muoz mich schamen.
Verse: 16    
doch sagete er mir vier vrouwen namen,

Verse: 17    
die krônebære sint.
Verse: 18    
zwuo sint alt, zwuo sint noch kint:

Verse: 19    
der heizet einiu Itonjê,
Verse: 20    
diu ander heizet Cundrîe,

Verse: 21    
diu dritte Arnîve,
Verse: 22    
diu vierde Sangîve."

Verse: 23    
daz wolde ieslîcher besehen.
Verse: 24    
ez enmohte ir reise niht volspehen:

Verse: 25    
si muosten schaden bejagen.
Verse: 26    
den sol ouch ich ze mâzen klagen,

Verse: 27    
wan swer durch wîp hât arbeit,
Verse: 28    
daz gît im vreude, etswenne ouch leit

Verse: 29    
an dem orte vürbaz wiget.
Verse: 30    
sus dicke minne ir lônes phliget.




Chapter: 335 
335


Verse: 1    
bereite ouch sich her Gâwân
Verse: 2    
als ein kamphbære man

Verse: 3    
hin vür den künec von Ascalûn.
Verse: 4    
des trûrte manec Bertûn

Verse: 5    
und manec wîp unde maget:
Verse: 6    
herzenlîche wart geklaget

Verse: 7    
von in sîn strîtes reise.
Verse: 8    
der werdekeit ein weise

Verse: 9    
wart diu tavelrunder.
Verse: 10    
Gâwân maz besunder

Verse: 11    
mite er möhte wol gesigen.
Verse: 12    
alt herte schilde wol gedigen

Verse: 13    
(er enruochte wie sie wâren gevar:
Verse: 14    
die brâhten koufliute dar

Verse: 15    
ûf ir soumen, doch niht veile),
Verse: 16    
der wurden im drî ze teile.

Verse: 17    
erwarp der mære strîtes helt
Verse: 18    
siben ors ze kamphe erwelt.

Verse: 19    
ze sînen vriunden er nam
Verse: 20    
zwelf scherphiu sper von Angram,

Verse: 21    
starke rœrîne schefte drîn
Verse: 22    
von Oraste Gentesîn

Verse: 23    
ûz einem heidenschen muor.
Verse: 24    
Gâwân nam urloup und vuor

Verse: 25    
mit unverzageter manheit.
Verse: 26    
Artûs was im vil bereit:

Verse: 27    
er gap im rîcher koste solt,
Verse: 28    
lieht gesteine und rôtez golt

Verse: 29    
und silbers manegen stærlinc.
Verse: 30    
gein sorgen wielzen sîniu dinc.




Chapter: 336 
336


Verse: 1    
Ecubâ diu junge
Verse: 2    
vuor gein ir schiffunge,

Verse: 3    
ich meine die rîchen heidenin.
Verse: 4    
kêrte manegen ende hin

Verse: 5    
daz volc von dem Plimizœl:
Verse: 6    
Artûs vuor gein Karidœl,

Verse: 7    
Cunnewâre und Clâmidê
Verse: 8    
die nâmen ouch sînen urloup ê.

Verse: 9    
Orilus der vürste erkant
Verse: 10    
und vrou Jeschûte von Karnant

Verse: 11    
die nâmen ouch sînen urloup sân,
Verse: 12    
doch beliben si ûf dem plân

Verse: 13    
Clâmidê den dritten tac,
Verse: 14    
wande er der brûtloufte phlac,

Verse: 15    
niht mit benander hôchgezît:
Verse: 16    
si wart heime grœzer sît,

Verse: 17    
wande im sîn milde daz geriet.
Verse: 18    
vil ritter, kumberhaftiu diet,

Verse: 19    
beleip in Clâmidês schar
Verse: 20    
und ouch daz varnde volc vil gar:

Verse: 21    
die vuorte er heim ze lande.
Verse: 22    
mit êren âne schande

Verse: 23    
wart in geteilet sîn habe,
Verse: 24    
mit valsche niht gewîset abe.

Verse: 25    
vuor vrou Jeschûte
Verse: 26    
mit Orilus, ir trûte,

Verse: 27    
durch Clâmidên ze Brandigân:
Verse: 28    
daz wart zeinen êren getân

Verse: 29    
vroun Cunnewâren der künegîn.
Verse: 30    
krônte man die swester sîn.




Chapter: 337 
337


Verse: 1    
weiz ich, swelh sinnec wîp,
Verse: 2    
ob si hât getriuwen lîp,

Verse: 3    
diu diz mære geschriben siht,
Verse: 4    
daz si mir mit wârheit giht,

Verse: 5    
ich kunde wîben sprechen baz
Verse: 6    
denne als ich sanc gein einer maz.

Verse: 7    
diu künegîn Belacâne
Verse: 8    
was missewenden âne

Verse: 9    
und aller valscheite laz,
Verse: 10    
si ein tôter künec besaz.

Verse: 11    
sît gap vroun Herzeloiden troum
Verse: 12    
siufzebæren herzeroum.

Verse: 13    
welh was vroun Ginôvêren klage
Verse: 14    
an îthêres endetage!

Verse: 15    
dar zuo was mir ein trûren leit,
Verse: 16    
daz alsô schamelîchen reit

Verse: 17    
des küneges kint von Karnant,
Verse: 18    
vrou Jeschûte von kiusche erkant.

Verse: 19    
wie wart vrou Cunnewâre
Verse: 20    
gâlûnet mit ir hâre!

Verse: 21    
des sint si vaste wider komen:
Verse: 22    
ir beider schame hât prîs genomen.

Verse: 23    
ze machen neme diz mære ein man,
Verse: 24    
der âventiure prüeven kan

Verse: 25    
und rîme künne sprechen,
Verse: 26    
beidiu samenen und zebrechen.

Verse: 27    
ich tætez iu gerne vürbaz kunt,
Verse: 28    
woldez gebieten mir ein munt,

Verse: 29    
den doch ander vüeze tragent
Verse: 30    
dan die mir ze stegereifen wagent.




Chapter: 338 
338


Verse: 1    
Der nie gewarp nâch schanden,
Verse: 2    
eine wîle ze sînen handen

Verse: 3    
sol dise âventiure hân
Verse: 4    
der werde erkande Gâwân.

Verse: 5    
diu prüevet manegen âne haz
Verse: 6    
dar neben oder vür in baz

Verse: 7    
den des mæres herren Parzivâl.
Verse: 8    
swer sînen vriunt alle mâl

Verse: 9    
mit worten an daz hœste jaget,
Verse: 10    
derst prîses anderhalp verzaget.

Verse: 11    
wære der liute volge guot,
Verse: 12    
swer dicke lop mit wârheit tuot:

Verse: 13    
wan, swaz er sprichet oder sprach,
Verse: 14    
diu rede belîbet âne dach.

Verse: 15    
wer sol sinnes wort behalden,
Verse: 16    
es enwellen die wîsen walden?

Verse: 17    
valsch lügelîch ein mære,
Verse: 18    
daz, wæne ich, baz noch wære

Verse: 19    
âne wirt ûf einem snê,
Verse: 20    
daz dem munde würde ,

Verse: 21    
derz ûz vür wârheit breitet:
Verse: 22    
hete in got bereitet

Verse: 23    
als guoter liute wünschen stêt,
Verse: 24    
den ir triuwe zarbeite ergêt.

Verse: 25    
swem ir ze solhen werken gâch,
Verse: 26    
missewende hœret nâch,

Verse: 27    
phliht werder lîp an den gewin,
Verse: 28    
daz muoz in lêren kranker sin.

Verse: 29    
er mîdetz ê, kan er sich schemen:
Verse: 30    
den site sol er ze vogete nemen.




Chapter: 339 
339


Verse: 1    
Gâwân der reht gemuote,
Verse: 2    
sîn ellen phlac der huote,

Verse: 3    
daz diu wâre zageheit
Verse: 4    
an prîse im nie gevrumte leit.

Verse: 5    
sîn herze was ze velde ein burc,
Verse: 6    
gein scharphen strîten wol kurc,

Verse: 7    
in strîtes gedrenge man in sach.
Verse: 8    
vriunt und vîent im des jach,

Verse: 9    
sîn krîe wære gein prîse hel,
Verse: 10    
swie gerne in Kingrimursel

Verse: 11    
mit kamphe hete von genomen.
Verse: 12    
was von Artûse komen,

Verse: 13    
des enweiz ich niht wie manegen tac,
Verse: 14    
Gâwân, der manheite phlac.

Verse: 15    
sus reit der werde degen balt
Verse: 16    
sîn rehte strâzen ûz einem walt

Verse: 17    
mit sînem gezoc durch einen grunt.
Verse: 18    
wart im ûf dem bühel kunt

Verse: 19    
ein dinc daz angest lêrte
Verse: 20    
und sîne manheit mêrte:

Verse: 21    
ersach der helt vür unbetrogen
Verse: 22    
nâch maneger baniere zogen

Verse: 23    
mit grôzer vuore niht ze kranc.
Verse: 24    
er dâhte: "mirst der wec ze lanc,

Verse: 25    
vlühtec wider gein dem walde."
Verse: 26    
hiez er gürten balde

Verse: 27    
einem orse daz im Orilus
Verse: 28    
gap. daz was genennet sus:

Verse: 29    
mit den rôten ôren Gringuljete.
Verse: 30    
er emphiencz âne aller slahte bete:




Chapter: 340 
340


Verse: 1    
ez was von Munsalvæsche komen
Verse: 2    
und hetez Lehelîn genomen

Verse: 3    
ze Brumbâne dem .
Verse: 4    
einem ritter tet sîn tjoste ,

Verse: 5    
den er tôt dar hinder stach:
Verse: 6    
des sider Trevrizent verjach.

Verse: 7    
Gâwân dâhte: "swer verzaget
Verse: 8    
daz er vliuhet ê man jaget,

Verse: 9    
dast sînem prîse gar ze vruo.
Verse: 10    
ich wil in nâher staphen zuo:

Verse: 11    
swaz mir von mac geschehen
Verse: 12    
(ir hât michz merre teil gesehen),

Verse: 13    
des sol doch guot rât werden."
Verse: 14    
erbeizte er zuo der erden,

Verse: 15    
rehte als er habete einen stal.
Verse: 16    
die rotte wâren âne zal,

Verse: 17    
die mit kumpânîe riten.
Verse: 18    
er sach vil kleider wol gesniten

Verse: 19    
und manegen schilt wol gevar,
Verse: 20    
daz er ir niht bekande gar

Verse: 21    
noch deheine baniere under in.
Verse: 22    
"disem her ein gast ich bin"

Verse: 23    
sus sprach der werde Gâwân.
Verse: 24    
"sît ich ir deheine künde hân,

Verse: 25    
wellent siz in über wenden,
Verse: 26    
eine tjost sol ich in senden

Verse: 27    
deiswâr mit mîn selbes hant,
Verse: 28    
ê daz ich von in gewant."

Verse: 29    
was ouch Gringuljeten gegurt,
Verse: 30    
daz in manegen angestlîchen vurt




Chapter: 341 
341


Verse: 1    
gein strîte was zer tjoste brâht:
Verse: 2    
des wart ouch hin zim gedâht.

Verse: 3    
Gâwân sach geflôrieret
Verse: 4    
und wol gezimieret

Verse: 5    
von rîcher koste helme vil.
Verse: 6    
si vuorten gein ir nîtspil

Verse: 7    
wîz niuwer sper ein wunder,
Verse: 8    
diu gemâlet wâren besunder

Verse: 9    
juncherren gegeben in die hant,
Verse: 10    
ir herren wâpen dran bekant.

Verse: 11    
Gâwân fil li roi Lôt
Verse: 12    
sach von gedrenge grôze nôt,

Verse: 13    
mûle die harnas muosten tragen,
Verse: 14    
und manegen wol geladen wagen:

Verse: 15    
den was gein herbergen gâch.
Verse: 16    
ouch vuor der market hinden nâch

Verse: 17    
mit wunderlîcher pârât:
Verse: 18    
des enwas et dehein ander rât.

Verse: 19    
ouch was der vrouwen genuoc:
Verse: 20    
etslîchiu den zwelften gürtel truoc

Verse: 21    
ze phande nâch ir minne.
Verse: 22    
ez wâren niht küneginne:

Verse: 23    
die selben tripaniersen
Verse: 24    
hiezen soldiersen.

Verse: 25    
hie der junge, dort der alde,
Verse: 26    
vuor vil ribalde:

Verse: 27    
ir loufen machte in müediu lide.
Verse: 28    
etslîcher zæme baz an der wide,

Verse: 29    
den er daz her mêrte
Verse: 30    
und werdez volc unêrte.




Chapter: 342 
342


Verse: 1    
vür was geloufen und geriten
Verse: 2    
daz her, des Gâwân hete erbiten.

Verse: 3    
von solhem wâne daz geschach:
Verse: 4    
swer den helt halden sach,

Verse: 5    
der wânde er wære des selben hers.
Verse: 6    
dishalp noch jene sîte mers

Verse: 7    
gevuor nie stolzer ritterschaft:
Verse: 8    
si heten hôchmuotes kraft.

Verse: 9    
vuor in balde hinden nâch
Verse: 10    
vaste ûf ir slâ, dem was vil gâch,

Verse: 11    
ein knappe gar unvuoge vrî.
Verse: 12    
ein ledec ors gienc im ,

Verse: 13    
einen niuwen schilt er vuorte,
Verse: 14    
mit beiden sporn er ruorte

Verse: 15    
âne zart sîn runzît:
Verse: 16    
er wolde gâhen in den strît.

Verse: 17    
wol gesniten was sîn kleit.
Verse: 18    
Gâwân zuo dem knappen reit,

Verse: 19    
nâch gruoze er vrâcte mære,
Verse: 20    
wes diu massenîe wære.

Verse: 21    
sprach der knappe: "ir spottet mîn.
Verse: 22    
herre, hân ich solhen pîn

Verse: 23    
mit unvuoge an iu erholt?
Verse: 24    
hete ich dan ander nôt gedolt,

Verse: 25    
diu stüende mir gein prîse baz.
Verse: 26    
durch got senftet iuwern haz.

Verse: 27    
ir erkennet ein ander baz dan ich:
Verse: 28    
waz hilft dan daz ir vrâget mich?

Verse: 29    
ez sol iu baz wesen kunt
Verse: 30    
zeinem mâle und tûsentstunt."




Chapter: 343 
343


Verse: 1    
Gâwân bôt des manegen eit,
Verse: 2    
swaz volkes vür in gereit,

Verse: 3    
daz er des niht erkande.
Verse: 4    
er sprach: "mîn varn hât schande,

Verse: 5    
sît ich mit wârheit niht darf jehen
Verse: 6    
daz ich ir keinen habe gesehen

Verse: 7    
vor disem tage an keiner stat,
Verse: 8    
swar man mîn dienest ie gebat."

Verse: 9    
der knappe sprach ze Gâwân:
Verse: 10    
"herre, hân ich missetân:

Verse: 11    
ich soldez iu ê hân gesaget.
Verse: 12    
was mîn bezzer sin verzaget.

Verse: 13    
rihtet mîne schulde
Verse: 14    
nâch iuwer selbes hulde.

Verse: 15    
ich solz iu dar nâch gerne sagen:
Verse: 16    
lât mich mîn unvuoge ê klagen."

Verse: 17    
"juncherre, saget mir wer si sîn,
Verse: 18    
durch iuwern zühtebæren pîn."

Verse: 19    
"herre, sus heizt der vor iu vert,
Verse: 20    
dem doch sîn reise ist unerwert:

Verse: 21    
rois Poidiconjunz
Verse: 22    
und duc Astor de Lanverunz.

Verse: 23    
vert ein unbescheiden lîp,
Verse: 24    
dem minne nie gebôt dehein wîp:

Verse: 25    
er treget der unvuoge kranz
Verse: 26    
unde heizet Meljacanz.

Verse: 27    
ez wære wîp oder maget,
Verse: 28    
swaz er minne hât bejaget,

Verse: 29    
die nam er gar in nœten:
Verse: 30    
man solde in drumme tœten.




Chapter: 344 
344


Verse: 1    
er ist Poidiconjunzes sun
Verse: 2    
und wil ouch ritterschaft hie tuon:

Verse: 3    
der phliget der ellens rîche
Verse: 4    
dicke unverzagetlîche.

Verse: 5    
waz hilft sîn manlîcher site?
Verse: 6    
ein swînmuoter, liefe ir mite

Verse: 7    
ir verhelîn, diu werte ouch sie.
Verse: 8    
ich engehôrte man geprîsen nie,

Verse: 9    
was sîn ellen âne vuoge:
Verse: 10    
des volgent mir genuoge.

Verse: 11    
herre, noch hœrt ein wunder.
Verse: 12    
lât iu daz sagen besunder:

Verse: 13    
grôz her nâch iu vüeret
Verse: 14    
den sîn unvuoge rüeret,

Verse: 15    
der künec Meljanz von Lîz.
Verse: 16    
hôchvartlîchen zornes vlîz

Verse: 17    
hât er gevrumt âne nôt:
Verse: 18    
unrehtiu minne im daz gebôt."

Verse: 19    
der knappe in sîner zuht verjach:
Verse: 20    
"herre, ich sagez iu, wande ichz sach.

Verse: 21    
des künec Meljanzes vater,
Verse: 22    
in tôdes leger vür sich bater

Verse: 23    
die vürsten sînes landes.
Verse: 24    
unerlœset phandes

Verse: 25    
stuont sîn ellenthaftez leben:
Verse: 26    
daz muoste sich dem tôde ergeben.

Verse: 27    
in der selben riuwe
Verse: 28    
bevalh er ûf ir triuwe

Verse: 29    
Meljanzen den klâren
Verse: 30    
allen den die wâren.




Chapter: 345 
345


Verse: 1    
er kôs im einen sunder dan:
Verse: 2    
der vürste was sîn hœster man,

Verse: 3    
gein triuwe alsô bewæret,
Verse: 4    
aller valscheit erlæret.

Verse: 5    
den bat er ziehen sînen sun.
Verse: 6    
er sprach: "dû maht an im tuon

Verse: 7    
dîner triuwe hantveste.
Verse: 8    
bit in daz er die geste

Verse: 9    
und die heimlîchen habe wert.
Verse: 10    
swennes der kummerhafte gert,

Verse: 11    
dem bit in teilen sîne habe."
Verse: 12    
sus wart bevolhen der knabe.

Verse: 13    
leiste der vürste Lippaôt
Verse: 14    
al daz sîn herre der künec Schôt

Verse: 15    
an tôdes leger gein im warp:
Verse: 16    
harte wênec des verdarp,

Verse: 17    
endehaft ez wart geleistet sider.
Verse: 18    
der vürste vuorte den knappen wider.

Verse: 19    
der hete heime liebiu kint,
Verse: 20    
als si im noch billîche sint,

Verse: 21    
eine tohter, der des niht gebrach,
Verse: 22    
wan daz man des ir zîte jach,

Verse: 23    
si wære wol âmîe.
Verse: 24    
si hiez Obîe,

Verse: 25    
ir swester heizet Obilôt.
Verse: 26    
Obîe vrumt uns dise nôt.

Verse: 27    
eins tages gedêch ez an die stat,
Verse: 28    
daz si der junge küenc bat

Verse: 29    
nâch sînem dienste minne.
Verse: 30    
si vervluochte im sîne sinne




Chapter: 346 
346


Verse: 1    
und vrâcte in wes er wânde,
Verse: 2    
war um er sich sinnes ânde.

Verse: 3    
si sprach hin zim: "wært ir alt,
Verse: 4    
daz under schilte wære bezalt

Verse: 5    
in werdeclîchen stunden,
Verse: 6    
mit helme ûf houbet gebunden

Verse: 7    
gein herteclîchen vâren,
Verse: 8    
iuwer tage in vünf jâren,

Verse: 9    
daz ir den prîs hetet genomen,
Verse: 10    
und wært ir danne wider komen

Verse: 11    
ze mînem gebote gewesen ,
Verse: 12    
spræche ich denne alrêste ,

Verse: 13    
des iuwer willen gerte,
Verse: 14    
alze vruo ich iuch gewerte.

Verse: 15    
ir sît mir liep (wer lougent des?)
Verse: 16    
als Annôren Gâlôes,

Verse: 17    
diu sît den tôt durch in erkôs,
Verse: 18    
si in von einer tjost verlôs."

Verse: 19    
"ungerne ich," sprach er, "vrouwe,
Verse: 20    
iuch liebe schouwe,

Verse: 21    
daz iuwer zürnen ûf mich gêt.
Verse: 22    
genâde doch dem dienste stêt,

Verse: 23    
swer triuwe rehte mezzen wil.
Verse: 24    
vrouwe, des ist iu gar ze vil,

Verse: 25    
daz ir mînen sin sus smâhet.
Verse: 26    
ir habet iuch gar vergâhet:

Verse: 27    
ich möhte doch des genozzen hân,
Verse: 28    
daz iuwer vater ist mîn man

Verse: 29    
und daz er hât von mîner hant
Verse: 30    
manege burc und al sîn lant."




Chapter: 347 
347


Verse: 1    
"swem ir iht lîht, der diene ouch daz"
Verse: 2    
sprach si. "mîn zil sich hœhet baz:

Verse: 3    
ich enwil von niemen lêhen hân.
Verse: 4    
mîn vrîheit ist getân,

Verse: 5    
ieslîcher krône hôch genuoc,
Verse: 6    
die irdesch houbet ie getruoc."

Verse: 7    
er sprach: "ir sîtz gelêret,
Verse: 8    
daz ir hôchvart sus mêret,

Verse: 9    
sît iuwer vater gap den rât.
Verse: 10    
er wandelt mir die missetât.

Verse: 11    
ich sol hie wâpen alsô tragen,
Verse: 12    
daz wirt gestochen und geslagen,

Verse: 13    
ez si strîten oder turnei.
Verse: 14    
hie belîbet vil der sper enzwei."

Verse: 15    
mit zorne schiet er von der maget.
Verse: 16    
sîn zürnen sêre wart geklaget

Verse: 17    
von al der massenîe,
Verse: 18    
in klagete ouch Obîe.

Verse: 19    
gein dirre ungeschihte
Verse: 20    
bôt sîn gerihte

Verse: 21    
und anders wandels genuoc
Verse: 22    
Lippaôt, der unschulde truoc.

Verse: 23    
ez wære krump oder sleht,
Verse: 24    
er gerte sîner genôze reht,

Verse: 25    
hof die vürsten wæren,
Verse: 26    
und er wære ze disen mæren

Verse: 27    
komen âne schulde.
Verse: 28    
genædeclîcher hulde

Verse: 29    
er vaste sînen herren bat.
Verse: 30    
dem tet der zorn ûf vreuden mat.




Chapter: 348 
348


Verse: 1    
man kunde niht gâhen
Verse: 2    
daz Lippaôt wolde vâhen

Verse: 3    
sînen herren, wande er was sîn wirt,
Verse: 4    
als noch getriuwer man verbirt.

Verse: 5    
der künec âne urloup dannen schiet,
Verse: 6    
als im sîn kranker sin geriet.

Verse: 7    
sîne knappen, vürsten kindelîn,
Verse: 8    
al weinde tâten klagen schîn,

Verse: 9    
die mit dem künege wâren gewesen.
Verse: 10    
vor den mac Lippaôt wol genesen,

Verse: 11    
wande er si mit triuwe hât erzogen,
Verse: 12    
gein werder vuore niht betrogen,

Verse: 13    
ez ensî dan mîn herre al ein,
Verse: 14    
an dem doch svvͤrsten triuwe erschein.

Verse: 15    
mîn herre ist ein Franzeis,
Verse: 16    
li schahteliur de Bêâveis,

Verse: 17    
er heizet Lisavander.
Verse: 18    
die eine und die ander

Verse: 19    
muosten dem vürsten widersagen,
Verse: 20    
si schiltes ammet muosten tragen.

Verse: 21    
dem künege ritter worden sint
Verse: 22    
vil vürsten hiute und ander kint.

Verse: 23    
des vordern hers phliget ein man,
Verse: 24    
der wol mit scharphen strîten kan,

Verse: 25    
rois Poidiconjunz von Gors.
Verse: 26    
der vüert manec wol gewâpent ors.

Verse: 27    
Meljanz ist sîns bruoder sun.
Verse: 28    
si kunnen beide hôchvart tuon,

Verse: 29    
der junge und ouch der alde.
Verse: 30    
daz es unvuoge walde!




Chapter: 349 
349


Verse: 1    
sus hât der zorn sich vür genomen,
Verse: 2    
daz beide küenge wellent komen

Verse: 3    
vür Bêârosche, man muoz
Verse: 4    
gedienen mit arbeit wîbe gruoz.

Verse: 5    
vil sper muoz man brechen,
Verse: 6    
beidiu hurten unde stechen.

Verse: 7    
Bêârosche ist ze wer,
Verse: 8    
ob wir heten zweinzec her,

Verse: 9    
ieslîcher grœzer dan wir hân,
Verse: 10    
wir müesten si unzevüeret lân.

Verse: 11    
mîn reise istz hinder her verholn:
Verse: 12    
disen schilt hân ich dan verstoln

Verse: 13    
ûz von andern kinden,
Verse: 14    
ob mîn herre möhte vinden,

Verse: 15    
eine tjost durch sînen êrsten schilt,
Verse: 16    
mit hurtes poinder dar gezilt."

Verse: 17    
der knappe hinder sich sach:
Verse: 18    
sîn herre vuor im balde nâch,

Verse: 19    
driu ors und zwelf wîziu sper
Verse: 20    
gâhten mit im balde her.

Verse: 21    
ich wæne sîn gir des iemen trüge,
Verse: 22    
er wolde gerne ze vorvlüge

Verse: 23    
die êrsten tjost hân bejaget:
Verse: 24    
sus hât mir diu âventiure gesaget.

Verse: 25    
der knappe sprach ze Gâwân:
Verse: 26    
"herre, lât mich iuwern urloup hân."

Verse: 27    
der kêrte sînem herren zuo.
Verse: 28    
waz welt ir, daz Gâwân tuo,

Verse: 29    
er enbesehe waz disiu mære sîn?
Verse: 30    
doch lêrte in zwîvel strengen pîn.




Chapter: 350 
350


Verse: 1    
er dâhte: "sol ich strîten sehen
Verse: 2    
und sol des niht von mir geschehen,

Verse: 3    
sôst al mîn prîs verloschen gar.
Verse: 4    
kum aber ich durch strîten dar

Verse: 5    
und wirde ich geletzet,
Verse: 6    
mit wârheit ist ensetzet

Verse: 7    
al mîn werltlîcher prîs.
Verse: 8    
ich entuon es niht deheinen wîs:

Verse: 9    
ich sol ê leisten mînen kamph."
Verse: 10    
sîn nôt sich in ein ander klamph:

Verse: 11    
gein sîner kamphes verte
Verse: 12    
was ze belîben alze herte.

Verse: 13    
er enmohte ot niht vür gevarn.
Verse: 14    
er sprach: "nû müeze got bewarn

Verse: 15    
die kraft an mîner manheit."
Verse: 16    
Gâwân gein Bêârosche reit.

Verse: 17    
burc und stat vor im lac,
Verse: 18    
daz niemen bezzers hûses phlac.

Verse: 19    
ouch gleste gein im schône
Verse: 20    
aller ander bürge ein krône

Verse: 21    
mit türnen wol gezieret.
Verse: 22    
was geloschieret

Verse: 23    
dem her dar vür ûf den plân.
Verse: 24    
marcte mîn her Gâwân

Verse: 25    
manegen rinc wol gehêret.
Verse: 26    
was hôchvart gemêret:

Verse: 27    
wunderlîcher baniere
Verse: 28    
kôs er manege schiere

Verse: 29    
und maneger slahte vremden bovel.
Verse: 30    
der zwîvel was sîns herzen hovel,




Chapter: 351 
351


Verse: 1    
durch in starkiu angest sneit.
Verse: 2    
Gâwân mitten durch si reit,

Verse: 3    
doch ieslîch zeltsnuor die andern dranc.
Verse: 4    
ir her was wît unde lanc:

Verse: 5    
sach er wie si lâgen,
Verse: 6    
wes dise und jene phlâgen.

Verse: 7    
swer "bien sei venuz" sprach,
Verse: 8    
"gramerzis" er wider jach.

Verse: 9    
grôz rotte an einem orte lac,
Verse: 10    
sarjande von Semblidac,

Verse: 11    
den lac sunder nâhen
Verse: 12    
turkopel von Kahetî.

Verse: 13    
unkünde dicke unminne sint.
Verse: 14    
sus reit des künec Lôtes kint:

Verse: 15    
belîbens bete in niemen bat.
Verse: 16    
Gâwân kêrte gein der stat.

Verse: 17    
er dâhte: "sol ich kipper wesen,
Verse: 18    
ich mac vor vlüste baz genesen

Verse: 19    
dort in der stat dan hie in.
Verse: 20    
ich enkêre mich an deheinen gewin,

Verse: 21    
wan wie ich daz mîn behalde,
Verse: 22    
daz es gelücke walde."

Verse: 23    
Gâwân gein einer porten reit.
Verse: 24    
der burgære site was im leit:

Verse: 25    
si enhete niht betûret,
Verse: 26    
al ir porten wâren vermûret

Verse: 27    
und al ir wîchûs werlîch.
Verse: 28    
dar zuo der zinnen ieslîch

Verse: 29    
mit armbruste ein schütze phlac,
Verse: 30    
der sich schiezens her ûz bewac:




Chapter: 352 
352


Verse: 1    
si vlizzen sich gein strîtes werc.
Verse: 2    
Gâwân reit ûf an den berc,

Verse: 3    
swie wênec er wære bekant.
Verse: 4    
er reit ûf er die burc vant.

Verse: 5    
sîn ougen muosten schouwen
Verse: 6    
manege werde vrouwen.

Verse: 7    
diu wirtîn selbe komen was
Verse: 8    
durch warten ûf den palas

Verse: 9    
mit ir schœnen tohtern zwein,
Verse: 10    
von den vil liehter varwe schein.

Verse: 11    
schiere hete er von in vernomen.
Verse: 12    
si sprâchen: "wer was uns hie komen?"

Verse: 13    
sus sprach diu alde herzogîn:
Verse: 14    
"waz gezoges mac ditze sîn?"

Verse: 15    
sprach ir elder tohter sân:
Verse: 16    
"muoter, ez ist ein koufman."

Verse: 17    
"nû vüert man im doch schilte mite."
Verse: 18    
"daz ist vil koufliute site."

Verse: 19    
ir junger tohter sprach:
Verse: 20    
"dû zîhes in, daz doch nie geschach:

Verse: 21    
swester, des mahtû dich schamen.
Verse: 22    
er gewan nie koufmannes namen:

Verse: 23    
er ist minneclîch getân,
Verse: 24    
ich wil in zeinem ritter hân.

Verse: 25    
sîn dienest mac hie lônes gern:
Verse: 26    
des wil ich in durch liebe wern."

Verse: 27    
sîne knappen nâmen goume
Verse: 28    
daz ein linde und ölboume

Verse: 29    
unden der mûre stuont.
Verse: 30    
daz dûhte si ein gæber vunt.




Chapter: 353 
353


Verse: 1    
waz welt ir daz si mêr tuon?
Verse: 2    
wan erbeizte der künec Lôtes sun,

Verse: 3    
aldâ er den besten schaten vant.
Verse: 4    
sîn kamerære truoc dar zehant

Verse: 5    
einen kulter und ein matraz,
Verse: 6    
dar ûf der stolze werde saz.

Verse: 7    
ob im saz wîbe hers ein vluot.
Verse: 8    
sîn kamergewant man nider luot

Verse: 9    
undz harnas von den soumen.
Verse: 10    
hinden under den andern boumen

Verse: 11    
herberge nâmen sie,
Verse: 12    
knappen die kômen hie.

Verse: 13    
diu alde herzogîn sprach sân:
Verse: 14    
"tohter, welh koufman

Verse: 15    
kunde alsus gebâren?
Verse: 16    
ensolt sîn sus niht vâren."

Verse: 17    
sprach diu junge Obilôt:
Verse: 18    
"unvuoge ir dennoch mêr gebôt:

Verse: 19    
gein rois Meljanz von Lîz
Verse: 20    
si kêrte ir hôchverte vlîz,

Verse: 21    
er si bat ir minne.
Verse: 22    
gunêrt sîn solhe sinne!"

Verse: 23    
sprach Obîe,
Verse: 24    
vor zorne niht diu vrîe:

Verse: 25    
"sîn vuore ist mir unmære.
Verse: 26    
dort sitzt ein wehselære,

Verse: 27    
des market muoz hie werden guot.
Verse: 28    
sîne soumschrîn sint behuot,

Verse: 29    
dîns ritters, tœrschiu swester mîn,
Verse: 30    
er wil ir selbe goumel sîn."




Chapter: 354 
354


Verse: 1    
gar dirre worte hôre
Verse: 2    
kom Gâwâne in sîn ôre.

Verse: 3    
die rede lât sîn als si stê.
Verse: 4    
hœret wiez der stat ergê.

Verse: 5    
ein schifrech wazzer vür si vlôz
Verse: 6    
durch eine brücke steinîn grôz.

Verse: 7    
niht gein der vîende want
Verse: 8    
(anderhalp was unverhert daz lant)

Verse: 9    
ein marschalc kom geriten sân:
Verse: 10    
vür die bruͤcken ûf den plân

Verse: 11    
nam er herberge wît.
Verse: 12    
sîn herre kom an rehter zît

Verse: 13    
und ander die solden komen.
Verse: 14    
ich sagez iu, hât irs niht vernomen,

Verse: 15    
wer in des wirtes helfe reit
Verse: 16    
und wer durch in mit triuwen streit.

Verse: 17    
im kom von Brevigariez
Verse: 18    
sîn bruoder, duc Marangliez.

Verse: 19    
durch den kômen zwêne ritter snel:
Verse: 20    
der werde künec Schirniel,

Verse: 21    
der truoc krône ze Lirivoin,
Verse: 22    
als tet sîn bruoder z Avendroin.

Verse: 23    
die burgære gesâhen
Verse: 24    
daz in helfe wolde nâhen,

Verse: 25    
daz ê des war ir aller rât,
Verse: 26    
daz dûhte si ein missetât.

Verse: 27    
der vürste Lippaôt sprach:
Verse: 28    
"ouwê daz Bêârosche ie geschach

Verse: 29    
daz ir porten suln vermûret sîn!
Verse: 30    
wan swenne ich gein dem herren mîn




Chapter: 355 
355


Verse: 1    
schiltes ammet zeige,
Verse: 2    
mîn bestiu zuht ist veige:

Verse: 3    
ez hülfe mich und stüende ouch baz
Verse: 4    
sîn hulde dan sîn grôzer haz.

Verse: 5    
wie stêt ein tjost durch mînen schilt,
Verse: 6    
mit sîner hende dar gezilt,

Verse: 7    
oder ob versnîden sol mîn swert
Verse: 8    
sînen schilt, mîns herren wert!

Verse: 9    
gelobet daz iemer wîse wîp,
Verse: 10    
diu hât alze lôsen lîp.

Verse: 11    
lât mich mînen herren hân
Verse: 12    
in mînem turne: ich müeste in lân

Verse: 13    
und mit im in den sînen.
Verse: 14    
swar an er mich wil pînen,

Verse: 15    
des stên ich im gar ze sînem gebote.
Verse: 16    
doch sol ichs gerne danken gote

Verse: 17    
daz er mich niht gevangen hât,
Verse: 18    
sît in sîn zürnen niht erlât

Verse: 19    
er enwelle mich hie besitzen.
Verse: 20    
râtet mir mit witzen,"

Verse: 21    
sprach er zen burgæren,
Verse: 22    
"gein disen strengen mæren."

Verse: 23    
sprach manec wîse man:
Verse: 24    
"möhtet ir unschult genozzen hân,

Verse: 25    
ez enwære niht komen an disiu zil."
Verse: 26    
si gâben im des râtes vil,

Verse: 27    
daz er sîne porten ûf tæte
Verse: 28    
und al die besten bæte

Verse: 29    
ûz gein der tjoste rîten.
Verse: 30    
si jâhen: "wir mugen strîten,




Chapter: 356 
356


Verse: 1    
ê daz wir uns von zinnen wern
Verse: 2    
Meljanzes beiden hern.

Verse: 3    
ez sint doch allez meistec kint,
Verse: 4    
die mit dem künege komen sint:

Verse: 5    
erwerbe wir vil lîhte ein phant,
Verse: 6    
von ie grôzer zorn verswant.

Verse: 7    
der künec ist lîhte alsô gemuot,
Verse: 8    
swenne er hie ritterschaft getuot,

Verse: 9    
er sol uns nôt erlâzen
Verse: 10    
und al sîn zürnen mâzen.

Verse: 11    
veltstrîtes sol uns doch baz gezemen,
Verse: 12    
dan daz si uns ûz der mûre nemen.

Verse: 13    
wir solden wol gedingen
Verse: 14    
dort in ir snüeren ringen,

Verse: 15    
wan Poidiconjunzes kraft:
Verse: 16    
der vüert die herten ritterschaft.

Verse: 17    
dâst unser grœster vreise
Verse: 18    
die gevangen Berteneise,

Verse: 19    
der phliget der herzoge Astor:
Verse: 20    
den siht man hie gein strîte vor.

Verse: 21    
dâst ouch sîn sun Meljacanz.
Verse: 22    
hete den erzogen Gurnemanz,

Verse: 23    
wære sîn prîs gehœhet gar:
Verse: 24    
doch siht man in in strîtes schar.

Verse: 25    
engein ist uns grôz helfe komen."
Verse: 26    
ir habet ir râten wol vernomen:

Verse: 27    
der vürste tet als man im riet.
Verse: 28    
die mûre er ûz den porten schiet.

Verse: 29    
die burgære ellens unbetrogen
Verse: 30    
begunden ûz ze velde zogen,




Chapter: 357 
357


Verse: 1    
hie ein tjost, diu ander dort.
Verse: 2    
daz her begunde ouch trecken vort

Verse: 3    
her gein der stat durch hôhen muot.
Verse: 4    
ir vesperîe wart vil guot:

Verse: 5    
ze beider sît rotte ungezalt,
Verse: 6    
garzûne krîe manecvalt,

Verse: 7    
beide schottesch unde walsch
Verse: 8    
wart gerüefet sunder valsch.

Verse: 9    
der ritter tât was âne vride.
Verse: 10    
die helde erswungen die lide:

Verse: 11    
ez wâren doch allez meistec kint.
Verse: 12    
die ûz dem her dar komen sint,

Verse: 13    
die begunden vil werde tât:
Verse: 14    
die burgære phanden si ûf der sât.

Verse: 15    
der nie gediende an wîbe
Verse: 16    
kleinœte, der möhte an lîbe

Verse: 17    
nimmer bezzer wât getragen.
Verse: 18    
von Meljanze hôrte ich sagen,

Verse: 19    
sîn zimierde wære guot:
Verse: 20    
er hete ouch selbe hôhen muot

Verse: 21    
und reit ein schœne kastelân,
Verse: 22    
daz Meljacanz dort gewan,

Verse: 23    
er Keien hôhe dar hinder stach,
Verse: 24    
daz man in am aste hangen sach.

Verse: 25    
dôz Meljacanz dort erstreit,
Verse: 26    
Meljanz von Lîz ez hie wol reit.

Verse: 27    
sîn tât was vor ûz bekant,
Verse: 28    
al sîne tjoste in ir ougen vant

Verse: 29    
Obîe dort ûf dem palas,
Verse: 30    
dar si durch warten komen was.




Chapter: 358 
358


Verse: 1    
"nû sich," sprach si, "swester mîn:
Verse: 2    
deiswâr mîn ritter und der dîn

Verse: 3    
begênt hie ungelîchiu werc.
Verse: 4    
der dîne wænt daz wir den berc

Verse: 5    
und die burc süln verliesen.
Verse: 6    
ander wer wir müezen kiesen."

Verse: 7    
diu junge muoste ir spotten doln.
Verse: 8    
diu sprach: "er mac sichs wol erholn:

Verse: 9    
ich gibe im noch gein ellen trôst,
Verse: 10    
daz er dîns spottes wirt erlôst.

Verse: 11    
er sol dienest gein mir kêren
Verse: 12    
und ich wil im vreude mêren.

Verse: 13    
sît gihs er ein koufman,
Verse: 14    
er sol mîns lônes market hân."

Verse: 15    
ir beider strît der worte
Verse: 16    
Gâwân ze merke hôrte.

Verse: 17    
als ez im getohte
Verse: 18    
übersaz erz, swie er mohte.

Verse: 19    
sol lûter herze sich niht schemen,
Verse: 20    
daz muoz der tôt von ê nemen.

Verse: 21    
daz grôze her al stille lac,
Verse: 22    
des Poidiconjunz dort phlac:

Verse: 23    
wan ein werder jungelinc
Verse: 24    
was in dem strîte und al sîn rinc,

Verse: 25    
der herzoge von Lanverunz.
Verse: 26    
kom Poidiconjunz:

Verse: 27    
ouch nam der alt wîse man
Verse: 28    
die eine und die andern dan.

Verse: 29    
diu vesperîe was erliten
Verse: 30    
und wol durch werdiu wîp gestriten.




Chapter: 359 
359


Verse: 1    
sprach Poidiconjunz
Verse: 2    
zem herzogen von Lanverunz:

Verse: 3    
"geruocht ir mîn niht bîten?
Verse: 4    
ir vart durch rüemen strîten,

Verse: 5    
wænt ir daz guot getân.
Verse: 6    
hiest der werde Lahedumân

Verse: 7    
und ouch Meljacanz mîn sun:
Verse: 8    
swaz die beide solden tuon

Verse: 9    
und ich selbe, ir möhtet strîten sehen,
Verse: 10    
ob ir strîten kundet spehen.

Verse: 11    
ich enkum niemêr von dirre stat,
Verse: 12    
ich enmache uns alle strîtes sat

Verse: 13    
oder mir gebent man und wîp
Verse: 14    
her ûz gevangen ir beider lîp."

Verse: 15    
sprach der herzoge Astor:
Verse: 16    
"herre, iuwer neve was vor,

Verse: 17    
der künec, und al sîn her von Lîz:
Verse: 18    
solde iuwer her an slâfes vlîz

Verse: 19    
die wîle sich hân gekêret?
Verse: 20    
habet ir uns daz gelêret,

Verse: 21    
slâfe ich man strîten sol:
Verse: 22    
ich kan strîte slâfen wol.

Verse: 23    
doch geloupt mir daz, wære ich niht komen,
Verse: 24    
die burgære heten genomen

Verse: 25    
vrumen und prîs zir handen.
Verse: 26    
ich bewar iuch vor schanden.

Verse: 27    
durch got senftet iuwern zorn:
Verse: 28    
dâst mêr gewunnen dan verlorn

Verse: 29    
von iuwer massenîe,
Verse: 30    
wils jehen vrou Obîe."




Chapter: 360 
360


Verse: 1    
Poidiconjunzes zorn was ganz
Verse: 2    
ûf sînen neven Meljanz.

Verse: 3    
doch brâhte der werde junge man
Verse: 4    
vil tjoste durch sînen schilt her dan:

Verse: 5    
daz endorfte sîn niuwer prîs niht klagen.
Verse: 6    
hœret von Obîen sagen:

Verse: 7    
diu bôt ir hazzes genuoc
Verse: 8    
Gâwân, der in âne schulde truoc.

Verse: 9    
si wolde im werben schande:
Verse: 10    
einen garzûn si sande

Verse: 11    
hin ze Gâwâne, der saz.
Verse: 12    
si sprach: "nû vrâge in vürbaz,

Verse: 13    
ob diu ors veile sîn
Verse: 14    
und ob in sînen soumschrîn

Verse: 15    
lige inder werdez krâmgewant.
Verse: 16    
wir vrouwen koufenz al zehant."

Verse: 17    
der garzûn kom gegangen:
Verse: 18    
mit zorne er wart emphangen.

Verse: 19    
Gâwânes ougen blicke
Verse: 20    
in lêrten herzen schricke:

Verse: 21    
der garzûn verzagete,
Verse: 22    
daz er envrâcte noch ensagete

Verse: 23    
al daz in sîn vrouwe werben hiez.
Verse: 24    
Gâwân die rede ouch niht liez,

Verse: 25    
er sprach: "vart hin, ir ribalt!
Verse: 26    
mûlslege al ungezalt

Verse: 27    
sult ir hie vil emphâhen,
Verse: 28    
welt ir mir vürbaz nâhen."

Verse: 29    
der garzûn dannen lief oder gienc.
Verse: 30    
hœrt wiez Obîe ane vienc:




Chapter: 361 
361


Verse: 1    
einen juncherren si sprechen bat
Verse: 2    
den burcgrâven von der stat.

Verse: 3    
der was geheizen Scherules.
Verse: 4    
si sprach: "dû solt in biten des,

Verse: 5    
daz erz durch mînen willen tuo
Verse: 6    
und manlîche grîfe zuo.

Verse: 7    
under den ölboumen dem graben
Verse: 8    
stênt siben ors: diu sol er haben

Verse: 9    
und ander rîcheite vil.
Verse: 10    
ein koufman uns hie triegen wil:

Verse: 11    
bit in daz er daz wende.
Verse: 12    
ich getrûwe des sîner hende,

Verse: 13    
si nemez unvergolden:
Verse: 14    
ouch hât erz unbescholden."

Verse: 15    
der knappe hin nider sagete
Verse: 16    
al daz sîn vrouwe klagete.

Verse: 17    
"ich sol vor triegen uns bewarn"
Verse: 18    
sprach Scherules: "ich wil dar varn."

Verse: 19    
er reit hin ûf Gâwân saz.
Verse: 20    
der selten ellens ie vergaz,

Verse: 21    
an dem er vant krancheite vlust,
Verse: 22    
lieht antlitze und hôhe brust

Verse: 23    
und einen ritter wol gevar.
Verse: 24    
Scherules in pruovte gar,

Verse: 25    
sîne arme und ieweder hant
Verse: 26    
und swaz geschickede er vant.

Verse: 27    
sprach er: "herre, ir sît ein gast:
Verse: 28    
guoter witze uns gar gebrast,

Verse: 29    
sît ir niht herberge hât.
Verse: 30    
prüevetz uns vür missetât.




Chapter: 362 
362


Verse: 1    
ich sol selbe marschalc sîn:
Verse: 2    
liute und guot, swaz heizet mîn,

Verse: 3    
daz kêre ich iu gein dienstes siten.
Verse: 4    
nie gast ze wirte kom geriten,

Verse: 5    
der im wære als undertân."
Verse: 6    
"herre, iuwer genâde!" sprach Gâwân.

Verse: 7    
"daz hân ich ungedienet noch:
Verse: 8    
ich sol iu gerne volgen doch."

Verse: 9    
Scherules der lobes gehêrte
Verse: 10    
sprach als in sîn triuwe lêrte:

Verse: 11    
"sît ez sich hât an mich gezoget,
Verse: 12    
ich bin vor vlust iuwer voget,

Verse: 13    
ez enneme iu dan daz ûzer her:
Verse: 14    
bin ich mit iu an der wer."

Verse: 15    
mit lachendem munde er sprach
Verse: 16    
hin zal den knappen die er sach:

Verse: 17    
"ladet ûf iuwer harnas über al:
Verse: 18    
wir suln hin nider in daz tal."

Verse: 19    
Gâwân vuor mit sînem wirt.
Verse: 20    
Obîe daz niht verbirt,

Verse: 21    
ein spilwîp si sande,
Verse: 22    
die ir vater wol erkande,

Verse: 23    
und enbôt im solhiu mære,
Verse: 24    
vüere ein valschære,

Verse: 25    
"des habe ist rîche unde guot:
Verse: 26    
bit in durch rehten ritters muot,

Verse: 27    
sît er vil soldiere hât
Verse: 28    
ûf ors, ûf silber und ûf wât,

Verse: 29    
daz diz ir êrste gelt.
Verse: 30    
ez vrumt wol siben ûf daz velt."




Chapter: 363 
363


Verse: 1    
daz spilwîp zem vürsten sprach
Verse: 2    
al des sîn tohter dar verjach.

Verse: 3    
swer ie urliuges phlac,
Verse: 4    
dem was vil nôt, ob er bejac

Verse: 5    
möhte an rîcher koste hân.
Verse: 6    
Lippaôten den getriuwen man

Verse: 7    
überlesten soldiere,
Verse: 8    
daz er gedâhte schiere:

Verse: 9    
"ich sol daz guot gewinnen
Verse: 10    
mit zorne oder aber mit minnen."

Verse: 11    
die nâchreise er niht vermeit.
Verse: 12    
Scherules im widerreit:

Verse: 13    
er vrâcte war im wære gâch.
Verse: 14    
"ich rîte dem trügenære nâch:

Verse: 15    
von dem saget man mir mære,
Verse: 16    
ez ein valschære."

Verse: 17    
unschuldec was her Gâwân:
Verse: 18    
ez enhete niht wan diu ors getân

Verse: 19    
und ander daz er vuorte.
Verse: 20    
Scherulesen lachen ruorte.

Verse: 21    
sprach er: "herre, ir sît betrogen:
Verse: 22    
swerz iu sagete, er hât gelogen,

Verse: 23    
ez wære maget, man oder wîp.
Verse: 24    
unschuldec ist mîns gastes lîp:

Verse: 25    
ir sult in anders prîsen.
Verse: 26    
er engewan nie münzîsen,

Verse: 27    
welt ir der rehten mære losen.
Verse: 28    
sîn lîp getruoc nie wehselphosen.

Verse: 29    
seht sîne gebære und hœret sîniu wort
Verse: 30    
(in mînem hûs liez ich in dort):




Chapter: 364 
364


Verse: 1    
kunt ir dan ritters vuore spehen,
Verse: 2    
ir müezt im rehter dinge jehen.

Verse: 3    
sîn lîp gein valsche nie wart balt.
Verse: 4    
swer im dar über tuot gewalt,

Verse: 5    
wærez mîn vater oder mîn kint,
Verse: 6    
alle die gein im in zorne sint,

Verse: 7    
mîne mâge oder mîn bruoder,
Verse: 8    
die müesten diu strîtes ruoder

Verse: 9    
gein mir ziehen: ich wil in wern,
Verse: 10    
vor unrehten strîten nern,

Verse: 11    
swâ ich, herre, vor iuwern hulden mac.
Verse: 12    
ûz schiltes ammet in einen sac

Verse: 13    
wolde ich mich ê ziehen,
Verse: 14    
verre ûz arte vliehen

Verse: 15    
mich niemen erkande,
Verse: 16    
ê daz ich iuwer schande,

Verse: 17    
herre, an im begienget.
Verse: 18    
güetlîche ir emphienget

Verse: 19    
billîcher alle die her sint komen
Verse: 20    
und iuwern kummer hânt vernomen,

Verse: 21    
dan daz ir si welt rouben.
Verse: 22    
des sult ir iuch gelouben."

Verse: 23    
der vürste sprach: "nû lâz mich in gesehen."
Verse: 24    
"dâ mac niht arges ûz geschehen."

Verse: 25    
er reit er Gâwânen sach.
Verse: 26    
zwei ougen und ein herze jach,

Verse: 27    
diu Lippaôt mit im brâhte dar,
Verse: 28    
daz der gast wære wol gevar

Verse: 29    
und rehte manlîche site
Verse: 30    
sînen gebærden wonten mite.




Chapter: 365 
365


Verse: 1    
swem wâriu liebe ie erholte
Verse: 2    
daz er herzeminne dolte,

Verse: 3    
herzen minne ist des erkant,
Verse: 4    
daz herze ist rehter minne ein phant,

Verse: 5    
alsô versetzet und verselt,
Verse: 6    
dehein munt ez nimmer gar volzelt.

Verse: 7    
waz minne wunders vüegen kan.
Verse: 8    
ez wîp oder man,

Verse: 9    
die krenket herzen minne
Verse: 10    
vil dicke an hôhem sinne.

Verse: 11    
Obîe unde Meljanz,
Verse: 12    
ir zweier minne was ganz

Verse: 13    
und stuont mit solhen triuwen,
Verse: 14    
sîn zorn iuch solde riuwen.

Verse: 15    
daz er mit zorne von ir reit,
Verse: 16    
des gap ir trûren solhez leit,

Verse: 17    
daz ir kiusche wart gein zorne balt.
Verse: 18    
unschuldec Gâwân des engalt

Verse: 19    
und ander diez mit ir liten.
Verse: 20    
si kom dicke ûz vrouwenlîchen siten:

Verse: 21    
sus vlaht ir kiusche sich in zorn.
Verse: 22    
ez was ir beider ougen dorn,

Verse: 23    
swâ si den werden man gesach:
Verse: 24    
ir herze Meljanze jach,

Verse: 25    
er müeste vor ûz der hœste sîn.
Verse: 26    
si dâhte: "ob er mich lêret pîn,

Verse: 27    
den sol ich gerne durch in hân.
Verse: 28    
den jungen werden süezen man

Verse: 29    
vor al der werlde ich minne:
Verse: 30    
dar jagent mich herzen sinne."




Chapter: 366 
366


Verse: 1    
von minnen noch zornes vil geschiht:
Verse: 2    
enwîzet ez Obîen niht.

Verse: 3    
hœret wie ir vater sprach,
Verse: 4    
er den werden Gâwân sach

Verse: 5    
und er in in daz lant emphienc,
Verse: 6    
wie erz mit rede ane vienc.

Verse: 7    
sprach er: "herre, iuwer komen
Verse: 8    
daz mac mit sælden uns gevromen.

Verse: 9    
ich hân gevarn manege vart:
Verse: 10    
suoze in mînen ougen wart

Verse: 11    
nie von angesihte.
Verse: 12    
zuo dirre ungeschihte

Verse: 13    
sol iuwer künfteclîcher tac
Verse: 14    
uns trœsten, wande er trœsten mac."

Verse: 15    
er bat in tuon ritters tât:
Verse: 16    
"ob ir harnases mangel hât,

Verse: 17    
des lât iuch wol gereiten gar.
Verse: 18    
welt ir, sît, herre, in mîner schar."

Verse: 19    
sprach der werde Gâwân:
Verse: 20    
"ich wære des ein bereiter man:

Verse: 21    
ich hân harnas und starke lide,
Verse: 22    
wan daz mîn strîten stêt mit vride

Verse: 23    
unz an eine benande stunde.
Verse: 24    
ir læget obe oder unde,

Verse: 25    
daz wolde ich durch iuch lîden:
Verse: 26    
muoz ichz durch daz mîden,

Verse: 27    
herre, unz ein mîn kamph ergêt,
Verse: 28    
mîn triuwe hôhe phandes stêt,

Verse: 29    
durch aller werden liute gruoz
Verse: 30    
ich si mit kamphe lœsen muoz




Chapter: 367 
367


Verse: 1    
(sus bin ich ûf der strâzen)
Verse: 2    
oder ich muoz den lîp lâzen."

Verse: 3    
daz was Lippaôte ein herzeleit.
Verse: 4    
er sprach: "herre, durch iuwer werdekeit

Verse: 5    
und durch iuwer zühte hulde
Verse: 6    
vernemet mîn unschulde.

Verse: 7    
ich hân zwuo tohter die mir sint
Verse: 8    
liep, wan si sint mîniu kint.

Verse: 9    
swaz mir got hât an den gegeben,
Verse: 10    
wil ich mit vreuden leben.

Verse: 11    
ô wol mich daz ich ie gewan
Verse: 12    
kummer den ich von in hân!

Verse: 13    
den treget iedoch diu eine
Verse: 14    
mit mir al gemeine.

Verse: 15    
ungelîch ist diu gesellekeit:
Verse: 16    
mîn herre ir tuot mit minnen leit

Verse: 17    
und mir mit unminne.
Verse: 18    
als ich michs versinne,

Verse: 19    
mîn herre mir gewalt wil tuon
Verse: 20    
durch daz ich hân deheinen sun.

Verse: 21    
mir suln ouch tohter lieber sîn:
Verse: 22    
waz denne? ob ichs lîde pîn,

Verse: 23    
den wil ich mir ze sælden zeln.
Verse: 24    
swer sol mit sîner tohter weln,

Verse: 25    
swie ir verboten daz swert:
Verse: 26    
ir wer ist anders alsô wert:

Verse: 27    
si erwirbet im kiuscheclîche
Verse: 28    
einen sun vil ellens rîche.

Verse: 29    
des selben ich gedingen hân."
Verse: 30    
"nû gewers iuch got" sprach Gâwân.




Chapter: 368 
368


Verse: 1    
Lippaôt der vürste al vaste bat.
Verse: 2    
"herre, durch got die rede lât"

Verse: 3    
sus sprach des künec Lôtes sun.
Verse: 4    
"durch iuwer zuht sult ir daz tuon

Verse: 5    
und lât mich triuwe niht enbern.
Verse: 6    
eins dinges wil ich iuch gewern:

Verse: 7    
ich sage iu hînte dirre naht,
Verse: 8    
wes ich mich drumme hân bedâht."

Verse: 9    
Lippaôt im dancte und vuor zehant.
Verse: 10    
an dem hove er sîne tohter vant

Verse: 11    
und des burcgrâven tohterlîn.
Verse: 12    
diu zwei diu snalten vingerlîn.

Verse: 13    
sprach er Obilôte zuo:
Verse: 14    
"tohter, wannen kumstû?"

Verse: 15    
"vater, ich var nider her.
Verse: 16    
ich getrûwe im wol, daz er michs gewer:

Verse: 17    
ich wil den vremden ritter biten
Verse: 18    
dienstes nâch lônes siten."

Verse: 19    
"tohter, dir geklaget,
Verse: 20    
er enhât mir ane noch abe gesaget.

Verse: 21    
kum mîner bete anz ende nâch."
Verse: 22    
der megede was zem gaste gâch.

Verse: 23    
si in die kemenâten gienc,
Verse: 24    
Gâwân spranc ûf. er si emphienc,

Verse: 25    
zuo der süezen er saz.
Verse: 26    
er dancte ir daz si niht vergaz

Verse: 27    
sîn man im missebôt.
Verse: 28    
er sprach: "geleit ie ritter nôt

Verse: 29    
durch ein sus wênec vrouwelîn,
Verse: 30    
solde ich durch iuch inne sîn."




Chapter: 369 
369


Verse: 1    
diu junge süeze klâre
Verse: 2    
sprach âne alle vâre:

Verse: 3    
"got sich des wol versinnen kan,
Verse: 4    
herre, ir sît der êrste man

Verse: 5    
der ie mîn redegeselle wart:
Verse: 6    
ist mîn zuht dar an bewart

Verse: 7    
und ouch mîn schamlîcher sin,
Verse: 8    
daz gît an vreuden mir gewin,

Verse: 9    
wan mir mîn meisterîn verjach,
Verse: 10    
diu rede wære des sinnes dach.

Verse: 11    
herre, ich bite iuwer unde mîn:
Verse: 12    
daz lêrt mich endehafter pîn.

Verse: 13    
den nenne ich iu, geruochet irs:
Verse: 14    
habet ir mich ihtes deste wirs,

Verse: 15    
ich var doch ûf der mâze phat,
Verse: 16    
wande ich ziu mîn selber bat.

Verse: 17    
ir sît mit der wârheit ich.
Verse: 18    
swie die namen teilen sich,

Verse: 19    
mîns lîbes namen sult ir hân:
Verse: 20    
sît maget unde man.

Verse: 21    
ich hân iuwer unde mîn gegert.
Verse: 22    
lât ir mich, herre, ungewert

Verse: 23    
schamlîche von iu gên,
Verse: 24    
dar umme muoz ze rehte stên

Verse: 25    
iuwer prîs vor iuwer selbes zuht,
Verse: 26    
sît mîn magetuonlîchiu vluht

Verse: 27    
iuwer genâde suochet.
Verse: 28    
ob ir des, herre, ruochet,

Verse: 29    
ich wil iu geben minne
Verse: 30    
mit herzenlîchem sinne.




Chapter: 370 
370


Verse: 1    
ob ir manlîche site hât,
Verse: 2    
wæne ich wol daz ir niht lât

Verse: 3    
ir endient mir: ich bin dienstes wert.
Verse: 4    
sît ouch mîn vater helfe gert

Verse: 5    
an vriunden und an mâgen,
Verse: 6    
lât iuch des niht betrâgen,

Verse: 7    
ir endient uns beiden ûf mîn eines lôn."
Verse: 8    
er sprach: "vrouwe, iuwers mundes dôn

Verse: 9    
wil mich von triuwen scheiden.
Verse: 10    
untriuwe iu solde leiden.

Verse: 11    
mîn triuwe dolt die phandes nôt:
Verse: 12    
ist si unerlœset, ich bin tôt.

Verse: 13    
doch lât mich dienst und sinne
Verse: 14    
kêren gein iuwer minne.

Verse: 15    
ê daz ir minne meget gegeben
Verse: 16    
ir müezet vünf jâr ê leben:

Verse: 17    
darst iuwer minne zît ein zal."
Verse: 18    
dâhte er des, wie Parzival

Verse: 19    
wîben baz getrûte dan gote:
Verse: 20    
sîn bevelhen was dirre megede ein bote

Verse: 21    
Gâwân in daz herze sîn.
Verse: 22    
lobete er dem vrouwelîn,

Verse: 23    
er wolde durch si wâpen tragen.
Verse: 24    
er begunde ir vürbaz mêre sagen:

Verse: 25    
"in iuwer hende mîn swert.
Verse: 26    
ob iemen tjoste gein mir gert,

Verse: 27    
den poinder müezt ir rîten,
Verse: 28    
ir sult vür mich strîten.

Verse: 29    
man mac mich in strîte sehen:
Verse: 30    
der muoz mînhalp von iu geschehen."




Chapter: 371 
371


Verse: 1    
si sprach: "vil wênec mich des bevilt.
Verse: 2    
ich bin iuwer scherm und iuwer schilt

Verse: 3    
und iuwer herze und iuwer trôst.
Verse: 4    
sît ir mich zwîvels hât erlôst,

Verse: 5    
ich bin vür ungevelle
Verse: 6    
iuwer geleite und iuwer geselle,

Verse: 7    
vür ungelückes schûr ein dach
Verse: 8    
bin ich iu senfteclîch gemach.

Verse: 9    
mîn minne sol iu vride bern,
Verse: 10    
gelückes vor der angest wern,

Verse: 11    
daz iuwer ellen niht verbirt
Verse: 12    
ir enwert iuch vaste unz an den wirt.

Verse: 13    
ich bin wirt und wirtîn
Verse: 14    
und wil in strîte iu sîn.

Verse: 15    
swenne ir des gedingen hât,
Verse: 16    
sælde und ellen iuch niht enlât."

Verse: 17    
sprach der werde Gâwân:
Verse: 18    
"vrouwe, ich wil beidiu hân,

Verse: 19    
sît ich in iuwerm gebote lebe,
Verse: 20    
iuwer minne und iuwer trôstes gebe."

Verse: 21    
die wîle wâren ir hendelîn
Verse: 22    
zwischen den handen sîn.

Verse: 23    
sprach si: "herre, lât mich varn
Verse: 24    
ich muoz ouch mich dar an bewarn:

Verse: 25    
wie vüeret ir âne mînen solt?
Verse: 26    
dar zuo wære ich iu alze holt.

Verse: 27    
ich sol mich arbeiten,
Verse: 28    
mîn kleinœte iu bereiten.

Verse: 29    
swenne ir daz traget, deheinen wîs
Verse: 30    
überhœht iuch nimmer ander prîs."




Chapter: 372 
372


Verse: 1    
dan vuor diu maget und ir gespil.
Verse: 2    
si buten beide ir dienstes vil

Verse: 3    
Gâwâne dem gaste:
Verse: 4    
der neic ir hulden vaste.

Verse: 5    
sprach er: "sult ir werden alt,
Verse: 6    
trüege dan niht wan sper der walt

Verse: 7    
als erz am andern holze hât,
Verse: 8    
daz würde iu zwein ein ringiu sât.

Verse: 9    
kan iuwer jugent sus twingen,
Verse: 10    
welt irz inz alter bringen,

Verse: 11    
iuwer minne lêrt noch ritter hant
Verse: 12    
von ie schilt gein sper verwant."

Verse: 13    
dannen vuoren die megede beide
Verse: 14    
mit vreuden sunder leide.

Verse: 15    
des burcgrâven tohterlîn
Verse: 16    
diu sprach: "nû saget mir, vrouwe mîn,

Verse: 17    
wes habet ir im ze gebene wân,
Verse: 18    
sît daz wir niht wan tocken hân?

Verse: 19    
sîn die mîne iht schœner baz,
Verse: 20    
die gebet im âne mînen haz:

Verse: 21    
wirt vil wênec nâch gestrîten."
Verse: 22    
der vürste Lippaôt kom geriten

Verse: 23    
an dem berge enmitten.
Verse: 24    
Obilôten und Clauditten

Verse: 25    
sach er vor im ûf hin gên:
Verse: 26    
er bat si beide stille stên.

Verse: 27    
sprach diu junge Obilôt:
Verse: 28    
"vater, mir wart nie nôt

Verse: 29    
dîner helfe. dar zuo gip mir rât:
Verse: 30    
der ritter mich gewert hât."




Chapter: 373 
373


Verse: 1    
"tohter, swes dîn wille gert,
Verse: 2    
hân ichz, des bistû gewert.

Verse: 3    
ô wol der vruht diu an dir lac!
Verse: 4    
dîn geburt was der sælden tac."

Verse: 5    
"vater, wil ich dirz sagen,
Verse: 6    
heimlîche mînen kummer klagen:

Verse: 7    
nâch dînen genâden dar zuo sprich."
Verse: 8    
er bat si heben vür sich.

Verse: 9    
si sprach: "war kœme dan mîn gespil?"
Verse: 10    
hielt der ritter im vil:

Verse: 11    
die striten wer si solde nemen.
Verse: 12    
des mohte ieslîchen wol gezemen:

Verse: 13    
iedoch bôt man si einem dar.
Verse: 14    
Clauditte was ouch wol gevar.

Verse: 15    
al rîtende sprach ir vater zir:
Verse: 16    
"Obilôt, sage mir

Verse: 17    
ein teil von dîner nœte."
Verse: 18    
"dâ hân ich kleinœte

Verse: 19    
dem vremden ritter gelobet.
Verse: 20    
ich wæne mîn sin hât getobet.

Verse: 21    
hân ich im niht ze gebene,
Verse: 22    
waz touc ich dan ze lebene?

Verse: 23    
sît er mir dienest hât geboten,
Verse: 24    
muoz ich schemelîche roten,

Verse: 25    
ob ich im niht ze gebene hân.
Verse: 26    
nie megede wart liep ein man."

Verse: 27    
sprach er: "tohter, warte an mich:
Verse: 28    
ich sol des wol bereiten dich,

Verse: 29    
sît dienstes von im gers.
Verse: 30    
ich gibe dir daz in gewers,




Chapter: 374 
374


Verse: 1    
ob dich halt dîn muoter lieze.
Verse: 2    
got gebe daz ichs genieze,

Verse: 3    
ouwî er stolz werder man,
Verse: 4    
waz ich gedingen gein im hân!

Verse: 5    
nie wort ich dennoch zim gesprach:
Verse: 6    
in mînem slâfe ich in hînte sach."

Verse: 7    
Lippaôt gienc vür die herzogîn
Verse: 8    
und Obilôt diu tohter sîn.

Verse: 9    
sprach er: "vrouwe, stiurt uns zwei.
Verse: 10    
mîn herze nâch vreuden schrei,

Verse: 11    
mich got dirre maget beriet
Verse: 12    
und mich von ungemüete schiet."

Verse: 13    
diu alde herzogîn sprach sân:
Verse: 14    
"waz welt ir mînes guotes hân?"

Verse: 15    
"vrouwe, sît irs uns bereit,
Verse: 16    
Obilôt vil bezzer kleit.

Verse: 17    
si dunket sichs mit wirde wert,
Verse: 18    
sît werder man ir minne gert

Verse: 19    
und er ir biutet dienstes vil
Verse: 20    
und ouch ir kleinœte wil."

Verse: 21    
sprach der megede muoter:
Verse: 22    
"er süezer man vil guoter!

Verse: 23    
ich wæne, ir meint den vremden gast.
Verse: 24    
sîn blic ist rehte ein meien glast."

Verse: 25    
hiez tragen dar diu wîse
Verse: 26    
samît von Ethnîse.

Verse: 27    
unversniten wât truoc man mite,
Verse: 28    
phelle von Tabronite

Verse: 29    
ûz dem lande ze Tribalibôt.
Verse: 30    
an Kaukasas daz golt ist rôt,




Chapter: 375 
375


Verse: 1    
dar ûz die heiden manege wât
Verse: 2    
würkent, diu vil spæhe hât,

Verse: 3    
mit rehter art ûf sîden.
Verse: 4    
Lippaôt hiez balde snîden

Verse: 5    
sîner tohter kleider:
Verse: 6    
er miste gerne ir beider,

Verse: 7    
der bœsten und der besten.
Verse: 8    
einen phelle mit golde vesten

Verse: 9    
den sneit man an daz vrouwelîn.
Verse: 10    
ir muoste ein arm geblœzet sîn:

Verse: 11    
was ein ermel von genomen,
Verse: 12    
der solde Gâwâne komen.

Verse: 13    
daz was ir prisente,
Verse: 14    
phelle von Nourîente,

Verse: 15    
verre ûz heidenschaft gevuort.
Verse: 16    
der hete ir zeswen arm geruort,

Verse: 17    
doch an den roc niht genæt:
Verse: 18    
enwart nie vadem zuo gedræt.

Verse: 19    
den brâhte Clauditte dar
Verse: 20    
Gâwâne dem wol gevar.

Verse: 21    
wart sîn lîp gar sorgen vrî.
Verse: 22    
sîner schilte wâren drî:

Verse: 23    
ûf einen sluoc er in al zehant.
Verse: 24    
al sîn trûren gar verswant:

Verse: 25    
sînen grôzen danc er niht versweic,
Verse: 26    
vil dicke er dem wege neic,

Verse: 27    
den diu juncvrouwe gienc,
Verse: 28    
diu in güetlîche emphienc

Verse: 29    
und in minneclîche
Verse: 30    
an vreuden machte rîche.




Chapter: 376 
376


Verse: 1    
der tac hete ende und kom diu naht.
Verse: 2    
ze beider sît was grôziu maht,

Verse: 3    
manec werlîch ritter guot.
Verse: 4    
wære sûzern hers niht solhiu vluot,

Verse: 5    
heten die innern strîtes vil.
Verse: 6    
mâzen si ir letze zil

Verse: 7    
dem liehten mânen.
Verse: 8    
si kunden sich wol ânen

Verse: 9    
vorhteclîcher zageheit.
Verse: 10    
vor tages wart von in bereit

Verse: 11    
zwelf zingel wîte,
Verse: 12    
vergrabet gein dem strîte.

Verse: 13    
daz ieslîch zingel muoste hân
Verse: 14    
zorse ûf drî barbigân.

Verse: 15    
Kardefablêt de Jâmor,
Verse: 16    
des marschalc nam vier tor,

Verse: 17    
man smorgens sach sîn her
Verse: 18    
wol mit ellenthafter wer.

Verse: 19    
der herzoge rîche
Verse: 20    
streit ritterlîche.

Verse: 21    
diu wirtîn was sîn swester.
Verse: 22    
er was des muotes vester

Verse: 23    
dan anders manec strîtec man,
Verse: 24    
der wol in strîte tûren kan:

Verse: 25    
des leit er dicke in strîte pîn.
Verse: 26    
sîn her zogete snahtes în.

Verse: 27    
er was verre dar gestrichen,
Verse: 28    
wande er selten was entwichen

Verse: 29    
strîteclîcher herte.
Verse: 30    
vier porten er wol werte.




Chapter: 377 
377


Verse: 1    
swaz hers anderhalp der brücken lac,
Verse: 2    
daz zogete über, ê kom der tac,

Verse: 3    
ze Bêârosche in die stat.
Verse: 4    
als si Lippaôt der vürste bat,

Verse: 5    
wâren die von Jâmor
Verse: 6    
geriten über die brücken vor.

Verse: 7    
man bevalh ieslîche porten ,
Verse: 8    
daz is werlîche

Verse: 9    
stuonden, der tac erschein.
Verse: 10    
Scherules der kôs im ein,

Verse: 11    
die er und mîn her Gâwân
Verse: 12    
niht unbehuot wolden lân.

Verse: 13    
man hôrte von den gesten
Verse: 14    
(ich wæne daz wâren die besten),

Verse: 15    
die klageten daz wære geschehen
Verse: 16    
ritterschaft gar âne ir sehen

Verse: 17    
und daz diu vesperîe ergienc.
Verse: 18    
daz ir deheiner tjost emphienc,

Verse: 19    
diu klage was gar âne nôt:
Verse: 20    
ungezalt man si in bôt,

Verse: 21    
allen den dies geruochten
Verse: 22    
und si ûz ze velde suochten.

Verse: 23    
in den gazzen kôs man grôze slâ.
Verse: 24    
ouch sach man her unde

Verse: 25    
manege banier zogen în
Verse: 26    
allez des mânen schîn

Verse: 27    
und manegen helm von rîcher kost
Verse: 28    
(man wolde si vüeren gein der tjost)

Verse: 29    
und manec sper wol gemâl.
Verse: 30    
ein Regenspurger zindâl




Chapter: 378 
378


Verse: 1    
wære ze swachem werde:
Verse: 2    
vor Bêârosche ûf der erde

Verse: 3    
man sach wâpenröcke vil
Verse: 4    
hôher an der koste zil.

Verse: 5    
diu naht tet nâch ir alden site,
Verse: 6    
an dem orte ein tac ir zogete mite:

Verse: 7    
den kôs man niht lerchen sanc.
Verse: 8    
manec hurte vil lûte erklanc:

Verse: 9    
daz kom in von strîtes sachen.
Verse: 10    
man hôrte diu sper krachen

Verse: 11    
rehte als ez wære ein wolken rîz.
Verse: 12    
was daz junge her von Lîz

Verse: 13    
komen an die von Lirivoin
Verse: 14    
und an den künec von Avendroin.

Verse: 15    
erhal manec rîchiu tjoste guot,
Verse: 16    
als der würfe in grôze gluot

Verse: 17    
ganze kastâne.
Verse: 18    
âvoi wie ûf dem plâne

Verse: 19    
von den gesten wart geriten
Verse: 20    
und von den burgæren gestriten!

Verse: 21    
Gâwân und der schahteliur,
Verse: 22    
durch der sêle âventiur

Verse: 23    
und durch ir sælden urhap
Verse: 24    
ein phaffe in eine messe gap:

Verse: 25    
der sanc si beide gote und in.
Verse: 26    
nâhte ir werdekeit gewin,

Verse: 27    
wande ez was ir gesetze.
Verse: 28    
riten si in ir letze.

Verse: 29    
ir zingel was vor behuot
Verse: 30    
mit manegem werden ritter guot:




Chapter: 379 
379


Verse: 1    
daz wâren Scheruleses man.
Verse: 2    
von den wart ez guot getân.

Verse: 3    
waz mac ich sprechen mêr?
Verse: 4    
wan Poidiconjunz was hêr:

Verse: 5    
der reit dar zuo mit solher kraft,
Verse: 6    
wære Swarzwalt ieslîch stûde ein schaft,

Verse: 7    
man dorfte niht mêr waldes sehen.
Verse: 8    
swer sîne schar wolde spehen.

Verse: 9    
der reit mit sehs vanen zuo,
Verse: 10    
vor den man strîtes begunde vruo.

Verse: 11    
pusûner gâben dôzes klac,
Verse: 12    
alsô der doner der ie phlac

Verse: 13    
vil angestlîcher vorhte.
Verse: 14    
manec tambûrer worhte

Verse: 15    
mit der pusûner galm.
Verse: 16    
wart inder kein stuphenhalm

Verse: 17    
getretet, des enmohte ich niht:
Verse: 18    
Erffurter wîngarte giht

Verse: 19    
von tretene noch der selben nôt.
Verse: 20    
manec orses vuoz die slâge bôt.

Verse: 21    
kom der herzoge Astor
Verse: 22    
mit strîte an die von Jâmor.

Verse: 23    
wurden tjoste gewetzet,
Verse: 24    
manec werder man entsetzet

Verse: 25    
hinderz ors ûf den acker.
Verse: 26    
si wâren ir strîtes wacker:

Verse: 27    
vil vremder krîe man rief.
Verse: 28    
manec vole âne sînen meister lief,

Verse: 29    
des herre dort ze vuoze stuont:
Verse: 30    
ich wæne dem was gevelle kunt.




Chapter: 380 
380


Verse: 1    
ersach mîn her Gâwân
Verse: 2    
daz gevlohten was der plân,

Verse: 3    
die vriunt in der vînde schar:
Verse: 4    
er huop ouch sich mit poinder dar.

Verse: 5    
müelîch sîn was ze warten.
Verse: 6    
diu ors doch wênec sparten

Verse: 7    
Scherules und die sîne:
Verse: 8    
Gâwân si brâhte in pîne.

Verse: 9    
waz er ritter nider stach
Verse: 10    
und waz er starker sper zebrach,

Verse: 11    
der werden tavelrunder bote!
Verse: 12    
hete er die kraft niht von gote,

Verse: 13    
wære prîses vür in gegert.
Verse: 14    
wart erklenget manec swert.

Verse: 15    
im wâren al ein beidiu her,
Verse: 16    
gein den was sîn hant ze wer,

Verse: 17    
die von Lîz und die von Gors.
Verse: 18    
von beider sît er manec ors

Verse: 19    
gezogen brâhte schiere
Verse: 20    
zuo sîns wirtes baniere.

Verse: 21    
er vrâcte ob si iemen wolde :
Verse: 22    
der was vil, die sprâchen .

Verse: 23    
si wurden al gelîche
Verse: 24    
sîner geselleschefte rîche.

Verse: 25    
kom ein ritter her gevarn,
Verse: 26    
der ouch diu sper niht kunde sparn.

Verse: 27    
der burcgrâve von Bêâveis
Verse: 28    
und Gâwân der kurteis

Verse: 29    
kômen an ein ander,
Verse: 30    
daz der junge Lisavander




Chapter: 381 
381


Verse: 1    
hinderm orse ûf den bluomen lac,
Verse: 2    
wande er von tjoste gevelles phlac.

Verse: 3    
daz ist mir durch den knappen leit,
Verse: 4    
der sandern tages mit zühten reit

Verse: 5    
und Gâwân sagete mære,
Verse: 6    
von diz komen wære.

Verse: 7    
der erbeizte über sînen herren nider.
Verse: 8    
Gâwân in erkande und gap im wider

Verse: 9    
daz ors daz wart bejaget.
Verse: 10    
der knappe im neic, wart mir gesaget.

Verse: 11    
seht Kardefablêt
Verse: 12    
selbe ûf dem acker stêt

Verse: 13    
von einer tjost mit hurte erkant.
Verse: 14    
die zilte Meljacanzes hant.

Verse: 15    
zucten in die sîne enbor:
Verse: 16    
wart dicke Jâmor

Verse: 17    
mit herten swertslegen geschrît.
Verse: 18    
wart enge und niht ze wît,

Verse: 19    
hurte gein der hurte dranc.
Verse: 20    
manec helm in in diu ôren klanc.

Verse: 21    
Gâwân nam sîne geselleschaft:
Verse: 22    
ergienc sîn poinder mit kraft,

Verse: 23    
mit sîns wirtes baniere
Verse: 24    
beschutte er harte schiere

Verse: 25    
von Jâmor den werden.
Verse: 26    
wart ûf die erden

Verse: 27    
ritter vil gevellet.
Verse: 28    
geloubetz, ob ir wellet:

Verse: 29    
geziuge sint mir gar verzaget,
Verse: 30    
wan als diu âventiure saget.




Chapter: 382 
382


Verse: 1    
leh cuns de Muntâne
Verse: 2    
vuor gein Gâwâne.

Verse: 3    
wart ein rîchiu tjost getân,
Verse: 4    
daz der starke Lahedumân

Verse: 5    
hinderm orse ûf dem acker lac.
Verse: 6    
dar nâch er sicherheite phlac,

Verse: 7    
der stolze degen wert erkant:
Verse: 8    
diu ergienc in Gâwânes hant.

Verse: 9    
streit der herzoge Astor
Verse: 10    
den zingeln aller næste vor:

Verse: 11    
ergienc manec hurteclîcher strît.
Verse: 12    
dicke Nantes wart geschrît,

Verse: 13    
Artûses herzeichen.
Verse: 14    
die herten, niht die weichen,

Verse: 15    
was manec ellender Berteneis
Verse: 16    
und die soldiere von Destrigleis

Verse: 17    
ûz êreckes lande.
Verse: 18    
der tât man bekande,

Verse: 19    
ir phlac duc de Lanverunz.
Verse: 20    
ouch möhte Poidiconjunz

Verse: 21    
die Berteneise hân ledec lân:
Verse: 22    
wart ez von in getân.

Verse: 23    
si wâren Artûse
Verse: 24    
zer muntâne Clûse

Verse: 25    
abe gevangen, man strîten sach:
Verse: 26    
in einem sturme daz geschach.

Verse: 27    
si schrîten Nantes nâch ir siten
Verse: 28    
hie oder swâ si strîtes biten:

Verse: 29    
daz was ir krîe und ir art.
Verse: 30    
etslîcher truoc vil grâwen bart.




Chapter: 383 
383


Verse: 1    
ouch hete ieslîch Bertûn
Verse: 2    
durch bekantnisse ein gampilûn

Verse: 3    
eintweder ûf helm oder ûf den schilt
Verse: 4    
nâch Ilinôtes wâpen gezilt:

Verse: 5    
daz was Artûses werder sun.
Verse: 6    
waz mohte Gâwân tuon,

Verse: 7    
er ensiufzete, er diu wâpen sach,
Verse: 8    
wande im sîn herze jâmers jach.

Verse: 9    
sîn œheimes sunes tôt
Verse: 10    
brâhte Gâwânen in jâmers nôt:

Verse: 11    
er bekande wol der wâpen schîn.
Verse: 12    
liefen über diu ougen sîn.

Verse: 13    
er liez die von Bertâne
Verse: 14    
sus tûren ûf dem plâne:

Verse: 15    
er wolde mit in strîten niht,
Verse: 16    
als man noch vriuntschefte giht.

Verse: 17    
er reit gein Meljanzes her.
Verse: 18    
wâren die burgære ze wer,

Verse: 19    
daz mans in danken mohte,
Verse: 20    
wan daz in doch niht tohte

Verse: 21    
daz velt gein überkraft ze behaben.
Verse: 22    
si wâren entwichen gein dem graben.

Verse: 23    
den burgæren manege tjost bôt
Verse: 24    
ein ritter allenthalben rôt:

Verse: 25    
der hiez der ungenande,
Verse: 26    
wande in niemen bekande.

Verse: 27    
ich sagez iu als ichz hân vernomen:
Verse: 28    
er was zuo Meljanze komen

Verse: 29    
vor an dem dritten tage.
Verse: 30    
des kômen die burgære in klage:




Chapter: 384 
384


Verse: 1    
Meljanze er helfe sich bewac.
Verse: 2    
der erwarp ouch im von Semblidac

Verse: 3    
zwelf knappen, die sîn nâmen war
Verse: 4    
an der tjoste und an der poinder schar:

Verse: 5    
swaz sper gebieten mohte ir hant,
Verse: 6    
diu wurden gar von im verswant.

Verse: 7    
sîn tjoste wâren mit hurte hel,
Verse: 8    
wande er den künec Schirniel

Verse: 9    
und sînen bruoder vienc.
Verse: 10    
dennoch mêr von im ergienc:

Verse: 11    
sicherheit er niht erliez
Verse: 12    
den herzogen Marangliez.

Verse: 13    
die wâren des ortes herte.
Verse: 14    
ir volc sich dennoch werte.

Verse: 15    
Meljanz der künec selbe streit:
Verse: 16    
swem er liep und herzeleit

Verse: 17    
hete getân, die muosten jehen
Verse: 18    
daz selten mêre wære geschehen

Verse: 19    
von deheinem alsô jungen man,
Verse: 20    
als ez von im wart getân.

Verse: 21    
sîn hant vil vester schilte kloup.
Verse: 22    
waz starker sper von im zestoup,

Verse: 23    
sich poinder in den poinder slôz!
Verse: 24    
sîn jungez herze was grôz,

Verse: 25    
daz er strîtes muoste gern:
Verse: 26    
des enmohte in niemen gewern

Verse: 27    
volleclîch (daz was ein nôt),
Verse: 28    
unz er Gâwân tjostieren bôt.

Verse: 29    
Gâwân ze sînem knappen nam.
Verse: 30    
der zwelf sper einz von Angram,




Chapter: 385 
385


Verse: 1    
als erz erwarp zem Plimizôl.
Verse: 2    
Meljanzes krîe was Barbigôl,

Verse: 3    
diu werde houbetstat in Lîz.
Verse: 4    
Gâwân nam sîner tjoste vlîz:

Verse: 5    
lêrte Meljanzen pîn
Verse: 6    
von Oraste Gentesîn

Verse: 7    
der starke rœrîne schaft.
Verse: 8    
durch den schilt in dem arme er brast.

Verse: 9    
ein rîchiu tjost geschach:
Verse: 10    
Gâwân in vlügelingen stach

Verse: 11    
und enzwei sînen hindern satelbogen,
Verse: 12    
daz die helde vür unbetrogen

Verse: 13    
hinder den orsen stuonden.
Verse: 14    
tâten si als si kunden,

Verse: 15    
mit den swerten tûren.
Verse: 16    
wære zwein gebûren

Verse: 17    
gedroschen mêr dan genuoc:
Verse: 18    
ieweder des andern garbe truoc,

Verse: 19    
stückeht die wurden hin geslagen.
Verse: 20    
Meljanz ein sper ouch muoste tragen,

Verse: 21    
daz stacte dem helde durch den arm:
Verse: 22    
bluotec sweiz im machte warm.

Verse: 23    
zucte in mîn her Gâwân
Verse: 24    
in Brevigariezer barbigân

Verse: 25    
und betwanc in sicherheite:
Verse: 26    
der was er im bereite.

Verse: 27    
wære der junge man niht wunt,
Verse: 28    
enwære niemen gâhes kunt

Verse: 29    
daz er im würde undertân:
Verse: 30    
man müestes in langer hân erlân.




Chapter: 386 
386


Verse: 1    
Lippaôt der vürste, slandes wirt,
Verse: 2    
sîn manlîch ellen niht verbirt.

Verse: 3    
gein dem streit der künec von Gors.
Verse: 4    
muosten beidiu liute und ors

Verse: 5    
von geschütze lîden pîne,
Verse: 6    
die Kahetîne

Verse: 7    
und die sarjande von Semblidac
Verse: 8    
ieslîcher sîner künste phlac:

Verse: 9    
turkopel kunden wenken.
Verse: 10    
die burgære muosten denken,

Verse: 11    
waz vînde von ir letzen schiet.
Verse: 12    
si heten sarjande ad piet:

Verse: 13    
ir zingel wâren behuot
Verse: 14    
als man noch daz beste tuot.

Verse: 15    
swelh wert man den lîp verlôs,
Verse: 16    
Obîen zorn unsanfte erkôs,

Verse: 17    
wande ir tummiu lôsheit
Verse: 18    
vil liute brâhte in arbeit.

Verse: 19    
wes engalt der vürste Lippaôt?
Verse: 20    
sîn herre der alde künec Schôt

Verse: 21    
hetes in erlâzen gar.
Verse: 22    
begunde müeden ouch diu schar:

Verse: 23    
dennoch streit vaste Meljacanz.
Verse: 24    
ob sîn schilt wære ganz?

Verse: 25    
des enwas niht hende breit beliben:
Verse: 26    
hete in verre hin dan getriben

Verse: 27    
der herzoge Kardefablêt.
Verse: 28    
der turnei al stille stêt

Verse: 29    
ûf einem blüemînen plân.
Verse: 30    
kom ouch mîn her Gâwân:




Chapter: 387 
387


Verse: 1    
des kom Meljacanz in nôt,
Verse: 2    
daz im der werde Lanzelôt

Verse: 3    
nie vaste zuo getrat,
Verse: 4    
er von der swertbrücke phat

Verse: 5    
kom und nâch mit im streit.
Verse: 6    
im was gevancnisse leit,

Verse: 7    
die vrou Ginôvêr dolte,
Verse: 8    
die er mit strîte holte.

Verse: 9    
punierte Lôtes sun.
Verse: 10    
waz mohte Meljacanz tuon,

Verse: 11    
er entribe ouch daz ors mit sporn dar?
Verse: 12    
vil liute nam der tjost war.

Verse: 13    
wer hinderm orse læge?
Verse: 14    
den der von Norwæge

Verse: 15    
gevellet hete ûf die ouwe.
Verse: 16    
manec ritter unde vrouwe

Verse: 17    
dise tjost ersâhen.
Verse: 18    
die Gâwân prîses jâhen,

Verse: 19    
den vrouwen ez guot ze sehene was
Verse: 20    
her nider von dem palas.

Verse: 21    
Meljacanz wart getret,
Verse: 22    
durch sîn kursît gewet

Verse: 23    
manec ors daz sît nie gruose enbeiz:
Verse: 24    
ez reis ûf in der bluotec sweiz.

Verse: 25    
ergienc der orse schelmetac,
Verse: 26    
dar nâch den gîren ir bejac.

Verse: 27    
nam der herzoge Astor
Verse: 28    
Meljacanzen den von Jâmor:

Verse: 29    
der was vil nâch gevangen.
Verse: 30    
der turnei was ergangen.




Chapter: 388 
388


Verse: 1    
wer nâch prîse wol rite
Verse: 2    
und nâch der wîbe lône strite?

Verse: 3    
ich enmöhte ir niht erkennen.
Verse: 4    
solde ich si iu alle nennen,

Verse: 5    
ich würde ein unmüezec man.
Verse: 6    
innerhalp wart ez guot getân

Verse: 7    
durch die jungen Obilôt
Verse: 8    
und ûzerhalp ein ritter rôt,

Verse: 9    
die zwêne behielden den prîs,
Verse: 10    
vür si niemen deheinen wîs.

Verse: 11    
des ûzern hers gast
Verse: 12    
innen wart daz im gebrast

Verse: 13    
dienstdankes von dem meister sîn
Verse: 14    
(der was gevangen hin în),

Verse: 15    
er reit er sîne knappen sach.
Verse: 16    
ze sînen gevangen er sprach:

Verse: 17    
"ir herren gâbet mit sicherheit.
Verse: 18    
mir ist hie widervarn leit:

Verse: 19    
gevangen ist der künec von Lîz.
Verse: 20    
kêret allen iuwern vlîz,

Verse: 21    
ob er ledec müge sîn,
Verse: 22    
mac er vil geniezen mîn"

Verse: 23    
sprach er zem künec von Avendroin
Verse: 24    
und ze Schirniel von Lirivoin

Verse: 25    
und zem herzogen Marangliez.
Verse: 26    
mit spæher gelübede er si liez

Verse: 27    
von im rîten in die stat:
Verse: 28    
Meljanzen er si lœsen bat

Verse: 29    
oder daz si erwürben im den grâl.
Verse: 30    
si enkunden im ze keinem mâl




Chapter: 389 
389


Verse: 1    
niht gesagen der was,
Verse: 2    
wan sîn phlæge ein künec, hieze Anfortas.

Verse: 3    
diu rede von in geschach,
Verse: 4    
der rôte ritter aber sprach:

Verse: 5    
"ob mîner bete niht ergêt,
Verse: 6    
vart Pelrapeire stêt.

Verse: 7    
brinct der künegîn iuwer sicherheit
Verse: 8    
und saget ir, der durch si streit

Verse: 9    
mit Kingrûne und mit Clâmidê,
Verse: 10    
dem nâch dem grâle

Verse: 11    
und doch wider nâch ir minne.
Verse: 12    
nâch beiden ich immer sinne.

Verse: 13    
saget ir sus, ich sande iuch dar.
Verse: 14    
ir helde, daz iuch got bewar!"

Verse: 15    
mit urloube si riten în.
Verse: 16    
sprach ouch er zen knappen sîn:

Verse: 17    
"wir sîn gewinnes unverzaget.
Verse: 18    
nemt swaz hie orse bejaget:

Verse: 19    
wan einz lât mir an dirre stunt.
Verse: 20    
ir seht wol, daz mîne ist sêre wunt."

Verse: 21    
sprâchen die knappen guot:
Verse: 22    
"herre, iuwer genâde daz ir uns tuot

Verse: 23    
iuwer helfe grœzlîche.
Verse: 24    
wir sîn immer rîche."

Verse: 25    
er welte im einz ûf sîne vart,
Verse: 26    
mit den kurzen ôren Ingliart,

Verse: 27    
daz dort von Gâwâne gienc,
Verse: 28    
innen des er Meljanzen vienc.

Verse: 29    
holtez des rôten ritters hant:
Verse: 30    
des wart verdürkelt etslîch rant.




Chapter: 390 
390


Verse: 1    
mit urloube tet er dannenkêr.
Verse: 2    
vünfzehen ors oder mêr

Verse: 3    
liez er in âne wunden.
Verse: 4    
die knappen danken kunden,

Verse: 5    
si bâten in belîben vil:
Verse: 6    
vürbaz gestôzen was sîn zil.

Verse: 7    
kêrte der gehiure,
Verse: 8    
grôz gemach was tiure:

Verse: 9    
er ensuochte niht wan strîten.
Verse: 10    
ich wæne sînen zîten

Verse: 11    
ie dehein man vil gestreit.
Verse: 12    
daz ûzer her al zogende reit

Verse: 13    
ze herbergen durch gemach.
Verse: 14    
dort inne der vürste Lippaôt sprach

Verse: 15    
und vrâcte wiez wære komen,
Verse: 16    
wande er hête vernomen,

Verse: 17    
Meljanz wære gevangen.
Verse: 18    
daz was im liebe ergangen:

Verse: 19    
ez kom im sît ze trôste.
Verse: 20    
Gâwân den ermel lôste

Verse: 21    
âne zerren von dem schilte
Verse: 22    
(sînen prîs er hôher zilte):

Verse: 23    
den gap er Clauditten.
Verse: 24    
an dem orte und ouch mitten

Verse: 25    
was er durchstochen und durchslagen.
Verse: 26    
er hiez in Obilôte tragen:

Verse: 27    
wart der megede vreude grôz.
Verse: 28    
ir arm was blanc unde blôz:

Verse: 29    
dar über hefte si in sân.
Verse: 30    
si sprach: "wer hât mir getân?"




Chapter: 391 
391


Verse: 1    
immer swenne si vür ir swester gienc,
Verse: 2    
diu disen schimph mit zorne emphienc.

Verse: 3    
den rittern was ruowe nôt,
Verse: 4    
wande in grôz müede daz gebôt.

Verse: 5    
Scherules nam Gâwân
Verse: 6    
und den grâven Lahedumân.

Verse: 7    
dennoch mêr ritter er vant,
Verse: 8    
die Gâwân mit sîner hant

Verse: 9    
des tages ûf dem velde vienc,
Verse: 10    
manec grôziu hurte ergienc.

Verse: 11    
sazte si ritterlîche
Verse: 12    
der burcgrâve rîche.

Verse: 13    
er und al sîn müediu schar
Verse: 14    
stuonden vor dem künege gar,

Verse: 15    
unz daz Meljanz enbeiz:
Verse: 16    
guoter handelunge er sich vleiz.

Verse: 17    
des dûhte Gâwân ze vil.
Verse: 18    
"ob ez der künec erlouben wil,

Verse: 19    
her wirt, sult ir sitzen"
Verse: 20    
sprach Gâwân mit witzen:

Verse: 21    
sîn zuht in dar zuo jagete.
Verse: 22    
der wirt die bete versagete,

Verse: 23    
er sprach: "mîn herre ist sküneges man.
Verse: 24    
disen dienst hete er getân,

Verse: 25    
ob den künec des gezæme
Verse: 26    
daz er sînen dienest næme.

Verse: 27    
mîn herre durch zuht sîn niht ensiht,
Verse: 28    
wande er enhât sîner hulde niht.

Verse: 29    
gesament die vriuntschaft iemêr got,
Verse: 30    
leiste wir alle sîn gebot."




Chapter: 392 
392


Verse: 1    
sprach der junge Meljanz:
Verse: 2    
"iuwer zuht was ie ganz,

Verse: 3    
die wîle daz ich wonte hie,
Verse: 4    
daz iuwer rât mich nie verlie.

Verse: 5    
hete ich iu baz gevolget ,
Verse: 6    
sæhe man mich hiute vrô.

Verse: 7    
helft mir, grâve Scherules,
Verse: 8    
wande ich iu wol getrûwe des,

Verse: 9    
um mînen herren der mich hie hât
Verse: 10    
(si hœrent wol beide iuwern rât)

Verse: 11    
und Lippaôt, der ander vater mîn,
Verse: 12    
der tuo sîn zuht gein mir schîn.

Verse: 13    
sîner hulde hete ich niht verlorn,
Verse: 14    
woldes sîn tohter hân enborn:

Verse: 15    
diu pruovte gein mir tôren schimph.
Verse: 16    
daz was unvrouwenlîch gelimph."

Verse: 17    
sprach der werde Gâwân:
Verse: 18    
"hie wirt ein suone getân,

Verse: 19    
die niemen scheidet wan der tôt."
Verse: 20    
kômen, die der ritter rôt

Verse: 21    
hin ûz hete gevangen,
Verse: 22    
ûf vür den künec gegangen:

Verse: 23    
die sageten wie ez wære komen.
Verse: 24    
Gâwân hête vernomen

Verse: 25    
sîniu wâpen, der mit in streit,
Verse: 26    
und wem si gâben sicherheit,

Verse: 27    
und si im sageten um den grâl,
Verse: 28    
dâhte er des, daz Parzivâl

Verse: 29    
dises mæres wære ein urhap.
Verse: 30    
sîn nîgen er gein himele gap,




Chapter: 393 
393


Verse: 1    
daz got ir strîtes gegenniet
Verse: 2    
des tages von ein ander schiet.

Verse: 3    
des was ir heldiu zuht ein phant,
Verse: 4    
daz ir neweder wart genant:

Verse: 5    
si enerkande ouch niemen .
Verse: 6    
daz tet man aber anderswâ.

Verse: 7    
zuo Meljanz sprach Scherules:
Verse: 8    
"herre, muoz ich iuch biten des,

Verse: 9    
ruochet mînen herren sehen.
Verse: 10    
swes vriunt beidenthalben jehen,

Verse: 11    
des sult ir gerne volgen
Verse: 12    
und sît im niht erbolgen."

Verse: 13    
daz dûhte si guot über al.
Verse: 14    
vuoren si ûf des küneges sal,

Verse: 15    
daz inner her von der stat:
Verse: 16    
des vürsten marschalc si des bat.

Verse: 17    
nam mîn her Gâwân
Verse: 18    
den grâven Lahedumân

Verse: 19    
und ander sîne gevangen
Verse: 20    
die kômen dar zuo gegangen:

Verse: 21    
er bat si geben sicherheit,
Verse: 22    
die er des tages ab in erstreit,

Verse: 23    
Scherulese sînem wirt.
Verse: 24    
mennegelîch niht verbirt,

Verse: 25    
si envüeren, als gelobet was,
Verse: 26    
ze Bêârosche ûf den palas.

Verse: 27    
Meljanze gap diu burcgrâvîn
Verse: 28    
rîchiu kleider und ein rîselîn,

Verse: 29    
er sînen wunden arm în hienc,
Verse: 30    
Gâwâns tjoste durch gienc.




Chapter: 394 
394


Verse: 1    
Gâwân Scherules enbôt
Verse: 2    
sîner vrouwen Obilôt,

Verse: 3    
daz er si gerne wolde sehen
Verse: 4    
und ouch mit wârheite jehen

Verse: 5    
sînes lîbes undertân
Verse: 6    
und er wolde ouch ir urloup hân,

Verse: 7    
"und saget, ich lâze ir den künec hie:
Verse: 8    
bitet si sich bedenken wie

Verse: 9    
daz si in alsô behalde,
Verse: 10    
daz prîs ir vuore walde."

Verse: 11    
dise rede hôrte Meljanz.
Verse: 12    
der sprach: "Obilôt wirt kranz

Verse: 13    
aller wîplîchen güete.
Verse: 14    
daz senftet mir mîn gemüete,

Verse: 15    
ob ich ir sicherheit muoz geben,
Verse: 16    
daz ich ir vrides hie sol leben."

Verse: 17    
"ir sult si vür hân erkant,
Verse: 18    
iuch envienc hie niemen wan ir hant"

Verse: 19    
sus sprach der werde Gâwân.
Verse: 20    
"mînen prîs sol si al eine hân."

Verse: 21    
Scherules kom vür geriten.
Verse: 22    
enwas ze hove niht vermiten,

Verse: 23    
enwære maget, man und wîp
Verse: 24    
in solher wæte ieslîches lîp,

Verse: 25    
daz man kranker armer wât
Verse: 26    
des tages hete lîhten rât.

Verse: 27    
mit Meljanz ze hove reit
Verse: 28    
al die dort ûze ir sicherheit

Verse: 29    
ze phande heten lâzen.
Verse: 30    
dort elliu vieriu sâzen,




Chapter: 395 
395


Verse: 1    
Lippaôt, sîn wîp, sîniu kint.
Verse: 2    
ûf giengen die komen sint:

Verse: 3    
der wirt gein sînem herren spranc.
Verse: 4    
ûf dem palase was grôz gedranc,

Verse: 5    
er den vîent und die vriunde emphienc.
Verse: 6    
Meljanz Gâwâne gienc.

Verse: 7    
"kundez iu niht versmâhen,
Verse: 8    
mit kusse iuch wolde emphâhen

Verse: 9    
iuwer aldiu vriundîn:
Verse: 10    
ich meine mîn wîp, die herzogîn."

Verse: 11    
Meljanz antwurte dem wirte sân:
Verse: 12    
"ich wil gerne ir kus mit gruoze hân,

Verse: 13    
zweier vrouwen die ich hie sihe:
Verse: 14    
der dritten ich niht suone gihe."

Verse: 15    
des weinden die eldern :
Verse: 16    
Obilôt was vil vrô.

Verse: 17    
der künec mit kusse emphangen wart
Verse: 18    
und zwêne ander künege âne bart:

Verse: 19    
als tet der herzoge Marangliez.
Verse: 20    
Gâwânen man kusses ouch niht erliez

Verse: 21    
und daz er næme sîne vrouwen dar.
Verse: 22    
er dructe daz kint wol gevar

Verse: 23    
als eine tocken an sîne brust:
Verse: 24    
des twanc in vriuntlîch gelust.

Verse: 25    
hin ze Meljanze er sprach:
Verse: 26    
"iuwer hant mir sicherheite jach:

Verse: 27    
der sît ledec und gebet si her.
Verse: 28    
aller mîner vreuden wer

Verse: 29    
sitzet an dem arme mîn:
Verse: 30    
ir gevangen sult ir sîn."




Chapter: 396 
396


Verse: 1    
Meljanz durch daz dar nâher gienc.
Verse: 2    
diu maget Gâwânen zuo zir gevienc:

Verse: 3    
Obilôte doch sicherheit geschach,
Verse: 4    
dâz manec werder ritter sach.

Verse: 5    
"her künec, habet ir missetân,
Verse: 6    
sol mîn ritter sîn ein koufman,

Verse: 7    
des mich mîn swester vil an streit,
Verse: 8    
daz ir im gâbet sicherheit"

Verse: 9    
sus sprach diu maget Obilôt.
Verse: 10    
Meljanze si nâch gebôt

Verse: 11    
daz er sicherheit verjæhe,
Verse: 12    
diu in ir hant geschæhe,

Verse: 13    
ir swester Obîen.
Verse: 14    
"zeiner âmîen

Verse: 15    
sult ir si hân durch ritters prîs:
Verse: 16    
zeinem herren und zeinem âmîs

Verse: 17    
sol si iuch immer gerne hân.
Verse: 18    
ich enwils iuch enwederhalp erlân."

Verse: 19    
got ûz ir jungem munde sprach:
Verse: 20    
ir bete beidenthalp geschach.

Verse: 21    
meisterte vrou Minne
Verse: 22    
mit ir krefteclîchem sinne

Verse: 23    
und herzenlîchiu triuwe
Verse: 24    
der zweier liebe al niuwe.

Verse: 25    
Obîen hant vür den mantel sleif:
Verse: 26    
si Meljanzes arm begreif,

Verse: 27    
al weinde kuste ir rôter munt
Verse: 28    
der was von tjoste wunt.

Verse: 29    
manec zaher im den arm begôz,
Verse: 30    
der von ir liehten ougen vlôz.





Chapter: 397 
397


Verse: 1    
wer machte si vor der diet balt?
Verse: 2    
daz tet diu minne junc und alt.

Verse: 3    
Lippaôt sînen willen sach,
Verse: 4    
wande im liebe nie geschach.

Verse: 5    
sît got der êren in niht erliez,
Verse: 6    
sîne tohter er vrouwe hiez.

Verse: 7    
wie diu hôchzît ergienc,
Verse: 8    
des vrâct den der gâbe emphienc,

Verse: 9    
und war mennegelîch rite,
Verse: 10    
er hete gemach oder er strite,

Verse: 11    
des mac ich niht ein ende hân.
Verse: 12    
man sagete mir daz Gâwân

Verse: 13    
urloup nam ûf dem palas,
Verse: 14    
dar er durch urloup komen was.

Verse: 15    
Obilôt des weinde vil,
Verse: 16    
si sprach: "nû vüert mich mit iu hin."

Verse: 17    
wart der jungen süezen maget
Verse: 18    
diu bete von Gâwâne versaget:

Verse: 19    
ir muoter si kûme von im brach.
Verse: 20    
urloup er zin allen sprach:

Verse: 21    
Lippaôt im dienstes bôt genuoc,
Verse: 22    
wande er im holdez herze truoc.

Verse: 23    
Scherules, sîn stolzer wirt,
Verse: 24    
mit al den sînen niht verbirt,

Verse: 25    
er enrîte ûz mit dem degene balt.
Verse: 26    
Gâwâns strâze ûf einen walt

Verse: 27    
gienc: dar sande er weideman
Verse: 28    
und spîse verre mit in dan.

Verse: 29    
urloup nam der werde helt.
Verse: 30    
Gâwân gein kummer was verselt.




Chapter: 398 
398


Verse: 1    
Swer was ze Bêârosche komen,
Verse: 2    
doch hete Gâwân genomen

Verse: 3    
den prîs ze beider sît al ein,
Verse: 4    
wan daz vor ein ritter schein,

Verse: 5    
rôtem wâpen unerkant,
Verse: 6    
des prîs man in die hœhe bant.

Verse: 7    
Gâwân hete êre unde heil,
Verse: 8    
ieweders volleclîchen teil:

Verse: 9    
nâhet ouch sîns kamphes zît.
Verse: 10    
der walt was lanc unde wît,

Verse: 11    
durch er muoste strîchen,
Verse: 12    
wolde er kamphes niht entwîchen:

Verse: 13    
âne schulde er was dar zuo erkorn.
Verse: 14    
was ouch Inglîart verlorn,

Verse: 15    
sîn ors mit kurzen ôren:
Verse: 16    
in Tabronit von môren

Verse: 17    
wart nie bezzer ors ersprenget.
Verse: 18    
wart der walt gemenget,

Verse: 19    
hie ein schache, dort ein velt,
Verse: 20    
etslîchez breit daz ein gezelt

Verse: 21    
vil kûme drûfe stüende.
Verse: 22    
mit sehene gewan er künde

Verse: 23    
erbûwenes landes, daz hiez Ascalûn.
Verse: 24    
vrâgete er gein Schanpfanzûn

Verse: 25    
swaz im volkes widervuor.
Verse: 26    
hôch gebirge und manec muor,

Verse: 27    
des hete er vil durchstrichen dar.
Verse: 28    
nam er einer bürge war:

Verse: 29    
âvoi diu gap vil werden glast.
Verse: 30    
kêrte gein des landes gast.




Chapter: 399 
399


Verse: 1    
hœrt von âventiuren sagen
Verse: 2    
und helfet mir dar under klagen

Verse: 3    
Gâwâns grôzen kummer.
Verse: 4    
mîn wîser und mîn tummer,

Verse: 5    
die tuonz durch ir gesellekeit
Verse: 6    
und lâzen in mit mir sîn leit.

Verse: 7    
ouwê solde ich swîgen:
Verse: 8    
nein, lât vürbaz sîgen

Verse: 9    
der eteswenne gelücke neic
Verse: 10    
und gein ungemache seic.

Verse: 11    
disiu burc was gehêret ,
Verse: 12    
daz ênêas Kartâgô

Verse: 13    
nie herrenlîche vant,
Verse: 14    
vroun Dîdôn tôt was minnen phant.

Verse: 15    
waz si palase phlæge
Verse: 16    
und wie vil türne læge?

Verse: 17    
ir hete Acratôn genuoc,
Verse: 18    
diu âne Babilône ie truoc

Verse: 19    
an dem griffe die grœsten wîte.
Verse: 20    
nâch heiden worte strîte

Verse: 21    
si was alumme wol hôch,
Verse: 22    
und si gein dem mer gezôch,

Verse: 23    
deheinen sturm si widersaz
Verse: 24    
noch grôzen ungevüegen haz.

Verse: 25    
vor lac raste breit ein plân,
Verse: 26    
dar über reit her Gâwân.

Verse: 27    
vünf hundert ritter oder mêr
Verse: 28    
(ob den allen was einer hêr)

Verse: 29    
die kômen im widerriten
Verse: 30    
in liehten kleidern wol gesniten,




Chapter: 400 
400


Verse: 1    
als mir diu âventiure sagete.
Verse: 2    
ir vederspil jagete

Verse: 3    
den kranech oder swaz vor in vlôch.
Verse: 4    
ein râvît von Spâne hôch

Verse: 5    
reit der künec Vergulaht.
Verse: 6    
sîn blic was tac wol bi der naht:

Verse: 7    
sîn geslehte sande Mazadân
Verse: 8    
vür den berc ze Fâmorgân,

Verse: 9    
sîn art was von der feien.
Verse: 10    
in dûhte er sæhe den meien

Verse: 11    
in rehter zît von bluomen gar,
Verse: 12    
swer nam des küneges varwe war.

Verse: 13    
Gâwânen des bedûhte,
Verse: 14    
der künec gein im lûhte,

Verse: 15    
ez wære der ander Parzivâl,
Verse: 16    
und daz er Gahmuretes mâl

Verse: 17    
hete alsô diz mære weiz,
Verse: 18    
der reit în ze Kanvoleiz.

Verse: 19    
ein reiger tet durch vluht entwîch
Verse: 20    
in einen muoregen tîch:

Verse: 21    
den brâhten valken dar gehurt.
Verse: 22    
der künec suochte unrehten vurt,

Verse: 23    
in valken helfe wart er naz.
Verse: 24    
sîn ors verlôs er umme daz,

Verse: 25    
dar zuo al diu kleider sîn
Verse: 26    
(doch schiet er valken von ir pin):

Verse: 27    
daz nâmen die valkenære.
Verse: 28    
ob daz ir reht iht wære?

Verse: 29    
ez was ir reht, si soldenz hân:
Verse: 30    
man muoste ouch si rehte lân.




Chapter: 401 
401


Verse: 1    
ein ander ors man im lêch:
Verse: 2    
des sînen er sich gar verzêch.

Verse: 3    
man hienc ouch ander kleider an in:
Verse: 4    
jenez was der valkenære gewin.

Verse: 5    
hie kom Gâwân zuo geriten.
Verse: 6    
âvoi wart niht vermiten,

Verse: 7    
er enwürde baz emphangen
Verse: 8    
dan ze Karidôl wære ergangen

Verse: 9    
Ereckes emphâhen,
Verse: 10    
er begunde nâhen

Verse: 11    
Artûs nâch sînem strîte
Verse: 12    
und vrou ênîte

Verse: 13    
sîner vreude was ein kondewier,
Verse: 14    
sît im Maliclischier

Verse: 15    
daz twerc sîn vel unsanfte brach
Verse: 16    
mit der geisel dâz Ginôvêr sach,

Verse: 17    
und ze Tulmein ein strît
Verse: 18    
ergienc in dem kreize wît

Verse: 19    
um den sparwære.
Verse: 20    
îdêr fil Noit der mære

Verse: 21    
im sîne sicherheit bôt:
Verse: 22    
er muoste si im bieten vür den tôt.

Verse: 23    
die rede lât sîn und hœrt si ouch hie:
Verse: 24    
ich wæne vrieschet ir nie

Verse: 25    
werden antvanc noch gruoz.
Verse: 26    
ouwê des wirt unsanfte buoz

Verse: 27    
des werden Lôtes kinde.
Verse: 28    
râtet irz, ich erwinde

Verse: 29    
und sage iu vürbaz niht mêr.
Verse: 30    
durch trûren tuon ich widerkêr.




Chapter: 402 
402


Verse: 1    
doch vernemt durch iuwer güete,
Verse: 2    
wie ein lûter gemüete

Verse: 3    
vremder valsch gevrumte trüebe.
Verse: 4    
ob ich iu vürbaz üebe

Verse: 5    
diz mære mit rehter sage,
Verse: 6    
kumt irs mit mir in klage.

Verse: 7    
sprach der künec Vergulaht:
Verse: 8    
"herre, ich hân mich des bedâht,

Verse: 9    
ir sult rîten dort hin în.
Verse: 10    
mac ez mit iuwern hulden sîn,

Verse: 11    
ich briche iu gesellekeit.
Verse: 12    
ist aber iu mîn vürbaz rîten leit,

Verse: 13    
ich lâze swaz ich ze schaffen hân."
Verse: 14    
sprach der werde Gâwân:

Verse: 15    
"herre, swaz ir gebietet,
Verse: 16    
billîche ir iuch des nietet:

Verse: 17    
daz ist ouch âne mînen zorn
Verse: 18    
mit guotem willen gar verkorn."

Verse: 19    
sprach der künec von Ascalûn:
Verse: 20    
"herre, ir seht wol Schamfanzûn.

Verse: 21    
dâst mîn swester ûf, ein maget:
Verse: 22    
swaz munt von schœne hât gesaget,

Verse: 23    
des hât si volleclîchen teil.
Verse: 24    
welt irz iu prüeven vür ein heil,

Verse: 25    
deiswâr muoz si sich bewegen
Verse: 26    
daz si iuwer unz an mich sol phlegen:

Verse: 27    
ich kum iu schierre dan ich sol.
Verse: 28    
ouch erbeitet ir mîn vil wol,

Verse: 29    
gesehet ir die swester mîn:
Verse: 30    
ir enruocht, wolde ich noch lenger sîn."




Chapter: 403 
403


Verse: 1    
"ich sihe iuch gerne, als tuon ich sie.
Verse: 2    
doch hânt mich grôze vrouwen ie

Verse: 3    
ir werden handelunge erlân"
Verse: 4    
sus sprach der stolze Gâwân.

Verse: 5    
der künec sande einen ritter dar
Verse: 6    
und enbôt der maget daz si sîn war

Verse: 7    
næme daz langiu wîle
Verse: 8    
in diuhte ein kurziu île.

Verse: 9    
Gâwân vuor dar der künec gebôt.
Verse: 10    
welt ir, noch swîge ich grôzer nôt:

Verse: 11    
nein, ich wilz iu vürbaz sagen.
Verse: 12    
strâze und ein phert begunde tragen

Verse: 13    
Gâwânen gein der porte
Verse: 14    
an des palas orte.

Verse: 15    
swer bûwes ie begunde,
Verse: 16    
baz dan ich sprechen kunde

Verse: 17    
von dises bûwes veste.
Verse: 18    
lac ein burc, diu beste

Verse: 19    
diu ie genant wart ertstift:
Verse: 20    
unmâzen wît was ir begrift.

Verse: 21    
der bürge lop sul wir hie lân,
Verse: 22    
wande ich iu vil ze sagene hân

Verse: 23    
von sküneges swester, einer maget.
Verse: 24    
hiest von bûwe vil gesaget:

Verse: 25    
die prüeve ich rehte als ich sol.
Verse: 26    
was si schœne, daz stuont ir wol,

Verse: 27    
und hete si dar zuo rehten muot,
Verse: 28    
daz was gein werdekeit ir guot,

Verse: 29    
daz ir site und ir sin
Verse: 30    
was gelîch der marcgrâvîn,




Chapter: 404 
404


Verse: 1    
diu dicke von dem Heitstein
Verse: 2    
über al die marke schein.

Verse: 3    
wol im derz heimlîche an ir
Verse: 4    
solde prüeven! des geloubet mir,

Verse: 5    
der vant kurzwîle
Verse: 6    
bezzer dan anderswâ.

Verse: 7    
ich mac des von vrouwen jehen
Verse: 8    
als mir diu ougen kunnen spehen:

Verse: 9    
swar ich rede kêre ze guote,
Verse: 10    
diu bedarf wol zühte huote.

Verse: 11    
hœre dise âventiure
Verse: 12    
der getriuwe und der gehiure:

Verse: 13    
ich enruoche um die ungetriuwen.
Verse: 14    
mit dürkelen triuwen

Verse: 15    
hânt si alle ir sælekeit verlorn:
Verse: 16    
des muoz ir sêle lîden zorn.

Verse: 17    
ûf den hof dort vür den palas reit
Verse: 18    
Gâwân gein der gesellekeit,

Verse: 19    
als in der künec sande,
Verse: 20    
der sich selben an im schande.

Verse: 21    
ein ritter, der in brâhte dar,
Verse: 22    
in vuorte saz wol gevar

Verse: 23    
Antikonîe diu künegin.
Verse: 24    
sol wîplîch êre sîn gewin,

Verse: 25    
des koufes hete si vil gephlegen
Verse: 26    
und alles valsches sich bewegen:

Verse: 27    
mite ir kiusche prîs erwarp.
Verse: 28    
ouwê daz vruo erstarp

Verse: 29    
von Veldeke der wîse man!
Verse: 30    
der kunde si baz gelobet hân.




Chapter: 405 
405


Verse: 1    
Gâwân die maget ersach,
Verse: 2    
der bote gienc nâher unde sprach

Verse: 3    
al daz der künec werben hiez.
Verse: 4    
diu künegîn niht enliez,

Verse: 5    
si enspræche: "herre, gêt nâher mir.
Verse: 6    
mîner zühte meister daz sît ir:

Verse: 7    
gebietet unde lêret.
Verse: 8    
wirt iu kurzwîle gemêret,

Verse: 9    
daz muoz an iuwerm gebote sîn.
Verse: 10    
sît daz iuch der bruoder mîn

Verse: 11    
mir bevolhen hât wol,
Verse: 12    
ich küsse iuch, ob ich küssen sol.

Verse: 13    
gebiet nâch iuwern mâzen
Verse: 14    
mîn tuon oder mîn lâzen."

Verse: 15    
mit grôzer zuht si vor im stuont.
Verse: 16    
Gâwân sprach: "vrouwe, iuwer munt

Verse: 17    
ist küssenlîch getân,
Verse: 18    
ich sol iuwern kus mit gruoze hân."

Verse: 19    
ir munt was heiz, dicke und rôt,
Verse: 20    
dar an Gâwân den sînen bôt:

Verse: 21    
ergienc ein kus ungastlîch.
Verse: 22    
zuo der megede zühte rîch

Verse: 23    
saz der wol geborne gast.
Verse: 24    
süezer rede in niht gebrast

Verse: 25    
beidenthalp mit triuwen:
Verse: 26    
si kunden wol geniuwen,

Verse: 27    
er sîne bete, si ir versagen.
Verse: 28    
daz begunde er herzenlîche klagen:

Verse: 29    
ouch bat er si genâden vil.
Verse: 30    
diu maget sprach als ich iu sagen wil:




Chapter: 406 
406


Verse: 1    
"herre, sît ir anders kluoc,
Verse: 2    
mac es dunken iuch genuoc.

Verse: 3    
ich erbiutez iu durch mîns bruoder bete,
Verse: 4    
daz ez Amphlîse Gahmurete

Verse: 5    
mînem œheim nie baz erbôt,
Verse: 6    
âne ligen (mîn triuwe ein lôt

Verse: 7    
an dem orte vürbaz wæge,
Verse: 8    
der uns wegens ze rehte phlæge),

Verse: 9    
und enweiz doch, herre, wer ir sît,
Verse: 10    
doch ir an kurzer zît

Verse: 11    
welt mîne minne hân."
Verse: 12    
sprach der werde Gâwân:

Verse: 13    
"mich lêret mîner künde sin,
Verse: 14    
ich sage iu, vrouwe, daz ich bin

Verse: 15    
mîner basen bruodersun.
Verse: 16    
welt ir mir genâde tuon,

Verse: 17    
daz enlât niht durch mînen art:
Verse: 18    
derst gein iuwerm bewart,

Verse: 19    
daz si beide al gelîche stênt
Verse: 20    
und in rehter mâze gênt."

Verse: 21    
ein maget begunde in schenken,
Verse: 22    
dar nâch schier von in wenken.

Verse: 23    
mêr vrouwen dennoch sâzen,
Verse: 24    
die ouch des niht vergâzen,

Verse: 25    
si giengen und schuofen um ir phlege.
Verse: 26    
ouch was der ritter von dem wege,

Verse: 27    
der in dar brâhte.
Verse: 28    
Gâwân des gedâhte,

Verse: 29    
si alle von im kômen ûz,
Verse: 30    
daz dicke den grôzen strûz




Chapter: 407 
407


Verse: 1    
væhet ein vil kranker ar.
Verse: 2    
er greif ir under den mantel dar.

Verse: 3    
ich wæne, er ruorte irz hüffelîn:
Verse: 4    
des wart gemêret sîn pîn.

Verse: 5    
von der liebe alsolhe nôt gewan
Verse: 6    
beidiu maget und ouch der man,

Verse: 7    
daz nâch was ein dinc geschehen,
Verse: 8    
hetenz übel ougen niht ersehen:

Verse: 9    
des willen si beide wâren bereit:
Verse: 10    
seht, nâht ir herzeleit:

Verse: 11    
gienc zer tür in aldâ
Verse: 12    
ein ritter blanc, wande er was grâ.

Verse: 13    
ein wâfenheiz er nande
Verse: 14    
Gâwânen, er in erkande.

Verse: 15    
er dicke lûte schrei:
Verse: 16    
"ouwê unde heiâ hei

Verse: 17    
mîns herren, den ir sluoget!
Verse: 18    
daz iuch des niht genuoget,

Verse: 19    
ir ennôtzoget ouch sîn tohter hie!"
Verse: 20    
dem wâfenheiz man volget ie:

Verse: 21    
der selbe site aldâ geschach.
Verse: 22    
Gâwân zer juncvrouwen sprach:

Verse: 23    
"vrouwe, gebet iuwern rât:
Verse: 24    
unser enwederz niht vil wer hie hât."

Verse: 25    
er sprach: "wan hete ich doch mîn swert!"
Verse: 26    
sprach diu juncvrouwe wert:

Verse: 27    
"wir suln ze wer uns ziehen,
Verse: 28    
ûf jenen turm dort vliehen,

Verse: 29    
der mîner kemenâten stêt.
Verse: 30    
genædeclîche ez lîhte ergêt."




Chapter: 408 
408


Verse: 1    
hie der ritter, dort der koufman.
Verse: 2    
diu juncvrouwe erhôrte sân

Verse: 3    
den bovel komen ûz der stat.
Verse: 4    
mit Gâwân si gein dem turne trat,

Verse: 5    
ir vriunt muoste kummer lîden.
Verse: 6    
si bat siz dicke mîden:

Verse: 7    
ir kradem und ir dôz was ,
Verse: 8    
daz er ir deheiner marcte .

Verse: 9    
durch strît si drungen gein der tür.
Verse: 10    
Gâwân stuont ze wer dar vür,

Verse: 11    
ir in^ gên er bewarte:
Verse: 12    
einen rigel der den turn besparte,

Verse: 13    
den zucte er ûz der mûre.
Verse: 14    
sîn arge nâchgebûre

Verse: 15    
entwichen im dicke mit ir schar.
Verse: 16    
diu künegîn lief her und dar,

Verse: 17    
ob ûf dem turne iht wære ze wer
Verse: 18    
gein disem ungetriuwen her.

Verse: 19    
vant diu maget reine
Verse: 20    
ein schâchzabelgesteine

Verse: 21    
und ein bret, wol erleget wît:
Verse: 22    
daz brâhte si Gâwâne in den strît.

Verse: 23    
an einem îsenînen ringe ez hienc,
Verse: 24    
mit ez Gâwân emphienc.

Verse: 25    
ûf disen vierecken schilt
Verse: 26    
was schâchzabels vil gespilt:

Verse: 27    
der wart im sêre zehouwen.
Verse: 28    
hœrt ouch von der vrouwen:

Verse: 29    
ez wære künec oder roch,
Verse: 30    
daz warf si gein den vînden doch.




Chapter: 409 
409


Verse: 1    
ez was grôz und swære:
Verse: 2    
man saget von ir diu mære,

Verse: 3    
swen erreichte ir wurfes swanc,
Verse: 4    
der strûchte âne sînen danc.

Verse: 5    
diu küneginne rîche
Verse: 6    
streit ritterlîche:

Verse: 7    
Gâwâne si werlîche schein,
Verse: 8    
daz diu koufwîp ze Tolenstein

Verse: 9    
an der vasnaht nie baz gestriten,
Verse: 10    
wan si tuontz von gampelsiten

Verse: 11    
und müent âne nôt ir lîp.
Verse: 12    
swâ harnasrâmec wirt ein wîp,

Verse: 13    
diu hât ir rehtes vergezzen,
Verse: 14    
sol man ir kiusche mezzen,

Verse: 15    
si entuoz dan durch ir triuwe.
Verse: 16    
Antikonîen riuwe

Verse: 17    
wart ze Schanfanzûn erzeiget
Verse: 18    
und ir hôher muot geneiget.

Verse: 19    
in strîte si sêre weinde:
Verse: 20    
wol si daz bescheinde,

Verse: 21    
daz vriuntlîch liebe ist stæte.
Verse: 22    
waz Gâwân tæte?

Verse: 23    
swenne im diu muoze geschach,
Verse: 24    
daz er die maget rehte ersach,

Verse: 25    
ir munt, ir ougen und ir nasen.
Verse: 26    
baz geschicket an spizze hasen,

Verse: 27    
ich wæne den gesâht ir nie,
Verse: 28    
dan si was dort unde hie,

Verse: 29    
zwischen der hüffe und ir brust.
Verse: 30    
minne gernde gelust




Chapter: 410 
410


Verse: 1    
kunde ir lîp vil wol gereizen.
Verse: 2    
ir engesâht nie âmeizen,

Verse: 3    
diu bezzers gelenkes phlac,
Verse: 4    
dan si was der gürtel lac.

Verse: 5    
daz gap ir gesellen
Verse: 6    
Gâwâne manlîch ellen.

Verse: 7    
si tûrte mit im in der nôt.
Verse: 8    
sîn benandez gîsel was der tôt

Verse: 9    
und anders dehein gedinge.
Verse: 10    
Gâwânen wac vil ringe

Verse: 11    
vînde haz, swenne er die maget erkôs:
Verse: 12    
von ir vil den lîp verlôs.

Verse: 13    
kom der künec Vergulaht.
Verse: 14    
der sach die strîteclîchen maht

Verse: 15    
gein Gâwâne kriegen.
Verse: 16    
ich enwolde iuch denne triegen,

Verse: 17    
enmac ich in niht beschœnen,
Verse: 18    
er enwelle sich selben hœnen

Verse: 19    
an sînem werden gaste.
Verse: 20    
der stuont ze wer al vaste.

Verse: 21    
tet der wirt selbe schîn,
Verse: 22    
daz mich riuwet Gandîn,

Verse: 23    
der künec von Anschouwe,
Verse: 24    
daz ein werdiu vrouwe,

Verse: 25    
sîn tohter, ie den sun gebar,
Verse: 26    
der mit ungetriuwer schar

Verse: 27    
sîn volc bat sêre strîten.
Verse: 28    
Gâwân muoste bîten

Verse: 29    
unz der künec gewâpent wart:
Verse: 30    
er huop sich selbe an strîtes vart.




Chapter: 411 
411


Verse: 1    
Gâwân muoste entwîchen,
Verse: 2    
doch unlasterlîchen:

Verse: 3    
under sturnes tür er wart getân.
Verse: 4    
seht, kom der selbe man,

Verse: 5    
der in kamphlîche ane ê sprach:
Verse: 6    
vor Artûse daz geschach.

Verse: 7    
der lantgrâve Kingrimursel
Verse: 8    
gram durch swarten und durch vel,

Verse: 9    
durch Gâwâns nôt sîn hende er want,
Verse: 10    
wan des was sîn triuwe phant,

Verse: 11    
daz er solde haben vride,
Verse: 12    
ez enwære daz eines mannes lide

Verse: 13    
in in kamphe twungen.
Verse: 14    
die alden und die jungen

Verse: 15    
treip er von dem turne wider:
Verse: 16    
den hiez der künec brechen nider.

Verse: 17    
Kingrimursel sprach
Verse: 18    
hin ûf er Gâwânen sach:

Verse: 19    
"helt, gip mir vride ze dir dar în.
Verse: 20    
ich wil geselleclîchen pîn

Verse: 21    
mit dir hân in dirre nôt.
Verse: 22    
mich muoz der künec slahen tôt

Verse: 23    
oder ich behalde dir dîn leben."
Verse: 24    
Gâwân den vride begunde geben:

Verse: 25    
der lantgrâve spranc zuo zim dar.
Verse: 26    
des zwîvelte diu ûzer schar:

Verse: 27    
er was ouch burcgrâve aldâ.
Verse: 28    
si wæren junc oder grâ,

Verse: 29    
die blûcten an ir strîte.
Verse: 30    
Gâwân spranc an die wîte,




Chapter: 412 
412


Verse: 1    
als tet ouch Kingrimursel:
Verse: 2    
gein ellen si beide wâren snel.

Verse: 3    
der künec mande die sîne:
Verse: 4    
"wie lange sul wir pîne

Verse: 5    
von disen zwein mannen phlegen?
Verse: 6    
mîns vetern sun hât sich bewegen,

Verse: 7    
er wil ernern disen man,
Verse: 8    
der mir den schaden hât getân,

Verse: 9    
den er billîcher ræche,
Verse: 10    
ob im ellens niht gebræche."

Verse: 11    
genuoge, dens ir triuwe jach,
Verse: 12    
kurn einen der zem künege sprach:

Verse: 13    
"herre, müeze wirz iu sagen,
Verse: 14    
der lantgrâve ist unerslagen

Verse: 15    
hie von maneger hende.
Verse: 16    
got iuch an site wende,

Verse: 17    
die man iu vervâhe baz.
Verse: 18    
werltlîch prîs iu sînen haz

Verse: 19    
teilt, erslahet ir iuwern gast:
Verse: 20    
ir ladet ûf iuch der schanden last.

Verse: 21    
sôst der ander iuwer mâc,
Verse: 22    
in des geleite ir disen bâc

Verse: 23    
hebet, daz sult ir lâzen:
Verse: 24    
ir sît von verwâzen.

Verse: 25    
gebet uns einen vride her,
Verse: 26    
die wîle daz dirre tac gewer:

Verse: 27    
der vride ouch dise naht.
Verse: 28    
wes ir iuch drum habet bedâht,

Verse: 29    
daz stêt dannoch zuiwer hant,
Verse: 30    
ir sît geprîset oder geschant.




Chapter: 413 
413


Verse: 1    
mîn vrouwe Antikonîe,
Verse: 2    
vor valscheit diu vrîe,

Verse: 3    
dort al weinde im stêt.
Verse: 4    
ob iu daz niht ze herzen gêt,

Verse: 5    
sît iuch beide ein muoter truoc,
Verse: 6    
gedenket, herre, ob ir sît kluoc,

Verse: 7    
ir sandet in der megede her:
Verse: 8    
wære niemen sîns geleites wer,

Verse: 9    
er solde iedoch durch si genesen."
Verse: 10    
der künec liez einen vride wesen,

Verse: 11    
unz er sich baz bespræche
Verse: 12    
wie er sînen vater ræche.

Verse: 13    
unschuldec was her Gâwân:
Verse: 14    
ez hete ein ander man getân,

Verse: 15    
wande der stolze Ehkunat
Verse: 16    
eine lanzen durch in lêrte phat.

Verse: 17    
er Jofreiden fîz îdôl
Verse: 18    
vuorte gegen Barbigôl,

Verse: 19    
den er Gâwâne vienc,
Verse: 20    
durch den disiu nôt ergienc.

Verse: 21    
der vride wart getân,
Verse: 22    
daz volc huop sich von strîte sân,

Verse: 23    
mennegelîch zen herbergen sîn.
Verse: 24    
Antikonîe diu künegîn

Verse: 25    
ir vetern sun vaste ummevienc:
Verse: 26    
manec kus an sînen munt ergienc,

Verse: 27    
daz er Gâwânen hete ernert
Verse: 28    
und sich selben untât erwert.

Verse: 29    
si sprach: "dû bist mîns vetern sun:
Verse: 30    
kundes durch niemen missetuon."




Chapter: 414 
414


Verse: 1    
welt ir hœren, ich tuon iu kunt
Verse: 2    
von ê sprach mîn munt,

Verse: 3    
daz lûter gemüete trüebe wart.
Verse: 4    
gunêrt diu strîtes vart,

Verse: 5    
die ze Schampfanzûn tet Vergulaht,
Verse: 6    
wan daz was im niht geslaht

Verse: 7    
von vater noch von muoter.
Verse: 8    
der junge man vil guoter

Verse: 9    
von schame leit vil grôzen pîn.
Verse: 10    
sîn swester diu künegîn

Verse: 11    
in begunde vêhen,
Verse: 12    
man hôrte in sêre vlêhen.

Verse: 13    
sprach diu juncvrouwe wert:
Verse: 14    
"her Vergulaht, trüege ichz swert

Verse: 15    
und wære von gotes gebote ein man,
Verse: 16    
daz ich schiltes ammet solde hân,

Verse: 17    
iuwer strîten wære hie gar verdaget.
Verse: 18    
was ich âne wer ein maget,

Verse: 19    
wan daz ich truoc doch einen schilt,
Verse: 20    
ûf den ist werdekeit gezilt.

Verse: 21    
des wâpen sol ich nennen,
Verse: 22    
ob ir ruochet diu bekennen:

Verse: 23    
guot gebærde und kiuscher site.
Verse: 24    
den zweien wont vil stæte mite.

Verse: 25    
den bôt ich vür den ritter mîn,
Verse: 26    
den ir mir sandet her în:

Verse: 27    
anders schermes hete ich niht.
Verse: 28    
swâ man iuch wandel siht,

Verse: 29    
ir habet doch an mir missetân,
Verse: 30    
ob wîplîch prîs sîn rehte sol hân:




Chapter: 415 
415


Verse: 1    
ich hôrte ie sagen, swâz gezôch
Verse: 2    
daz man gein wîbes scherme vlôch,

Verse: 3    
solde ellenthaftez jagen
Verse: 4    
an sînem strîte gar verzagen,

Verse: 5    
ob wære manlîchiu zuht.
Verse: 6    
her Vergulaht, iuwers gastes vluht,

Verse: 7    
die er gein mir tet vür den tôt,
Verse: 8    
lêrt iuwern prîs noch lasters nôt."

Verse: 9    
Kingrimursel sprach:
Verse: 10    
"herre, ûf iuwern trôst geschach

Verse: 11    
daz ich hern Gâwâne
Verse: 12    
ûf dem Plimizôles plâne

Verse: 13    
gap vride her in iuwer lant.
Verse: 14    
iuwer sicherheit was phant,

Verse: 15    
ob in sîn ellen trüege her,
Verse: 16    
daz ich des vür iuch würde wer,

Verse: 17    
in bestüende hie niht wan einec man.
Verse: 18    
herre, bin ich bekrenket an.

Verse: 19    
hie sehen mîne genôze zuo:
Verse: 20    
diz laster ist uns gar ze vruo.

Verse: 21    
kunnet ir niht vürsten schônen,
Verse: 22    
wir krenken ouch die krônen.

Verse: 23    
sol man iuch zühten sehen,
Verse: 24    
muoz des iuwer zuht verjehen

Verse: 25    
daz sippe reicht abe iu an mich.
Verse: 26    
wære daz ein kebeslîcher slich

Verse: 27    
mînhalp, swâ uns diu wirt gezilt,
Verse: 28    
ir hetet iuch gâhes an mir bevilt,

Verse: 29    
wande ich bin ein ritter doch,
Verse: 30    
an dem nie valsch wart vunden noch.




Chapter: 416 
416


Verse: 1    
ouch sol mîn prîs erwerben
Verse: 2    
daz ichs âne müeze ersterben:

Verse: 3    
des ich vil wol getrûwe gote.
Verse: 4    
des mîn sælde gein im bote.

Verse: 5    
ouch swâ diz mære wirt vernomen,
Verse: 6    
Artûs swestersun komen

Verse: 7    
in mînem geleite ûf Schampfanzûn,
Verse: 8    
Franzois oder Bertûn,

Verse: 9    
Provenzâl oder Burgunjois,
Verse: 10    
Galiciâne und die von Punturtois,

Verse: 11    
erhœrent die Gâwânes nôt,
Verse: 12    
hân ich prîs, derst denne tôt.

Verse: 13    
mir vrumt sîn angestlîcher strît
Verse: 14    
vil engez lop. mîn laster wît

Verse: 15    
daz sol mir vreude swenden
Verse: 16    
und mich ûf êren phenden."

Verse: 17    
disiu rede was getân,
Verse: 18    
stuont einer sküneges man,

Verse: 19    
der was geheizen Liddamus.
Verse: 20    
Kîôt in selbe nennet sus.

Verse: 21    
Kîôt laschantiure hiez,
Verse: 22    
den sîn kunst des niht erliez,

Verse: 23    
er ensünge und spræche ,
Verse: 24    
des noch genuoge werdent vrô.

Verse: 25    
Kîôt ist ein Provenzâl,
Verse: 26    
der dise âventiur von Parzivâl

Verse: 27    
heidensch geschriben sach.
Verse: 28    
swaz er en franzois von gesprach,

Verse: 29    
bin ich niht der witze laz,
Verse: 30    
daz sage ich tiuschen vürbaz.




Chapter: 417 
417


Verse: 1    
sprach der vürste Liddamûs:
Verse: 2    
"waz solde der in mîns herren hûs,

Verse: 3    
der im sînen vater sluoc
Verse: 4    
undz laster im nâhe truoc?

Verse: 5    
ist mîn herre wert bekant,
Verse: 6    
daz richet alhie sîn selbes hant:

Verse: 7    
gelte ein tôt den andern tôt.
Verse: 8    
ich wæne gelîche sîn die nôt."

Verse: 9    
seht ir wie Gâwân stuont:
Verse: 10    
alrêst was im grôz angest kunt.

Verse: 11    
sprach Kingrimursel:
Verse: 12    
"swer mit der drô wære snel,

Verse: 13    
der solde ouch gâhen in den strît.
Verse: 14    
ir habet gedrenge oder wît,

Verse: 15    
man mac sich iuwer lîhte erwern.
Verse: 16    
her Liddamus, vil wol ernern

Verse: 17    
trûwe ich vor iu disen man:
Verse: 18    
swaz iu der hête getân,

Verse: 19    
ir liezetz ungerochen.
Verse: 20    
ir habet iuch gar versprochen.

Verse: 21    
man sol iu wol gelouben,
Verse: 22    
daz iuch nie mannes ougen

Verse: 23    
gesâhen ze vorderst man streit:
Verse: 24    
iu was ie strîten wol leit,

Verse: 25    
daz ir der vluht begundet.
Verse: 26    
dennoch ir mêr wol kundet:

Verse: 27    
swâ man ie gein strîte dranc,
Verse: 28    
tætet ir wîbes widerwanc.

Verse: 29    
swelh künec sich lât an iuwern rât,
Verse: 30    
vil twerhes dem diu krône stât.




Chapter: 418 
418


Verse: 1    
wære von mînen handen
Verse: 2    
in kreize bestanden

Verse: 3    
Gâwân der ellenthafte degen:
Verse: 4    
des hete ich mich gein im bewegen,

Verse: 5    
daz der kamph wære alhie getân,
Verse: 6    
woldes mîn herre gestatet hân.

Verse: 7    
der treget mit sünden mînen haz,
Verse: 8    
ich trûte im ander dinge baz.

Verse: 9    
her Gâwân, lobet mir her vür wâr
Verse: 10    
daz ir von hiute über ein jâr

Verse: 11    
mir ze gegenrede stêt
Verse: 12    
in kamphe, ob ez hie ergêt

Verse: 13    
daz iu mîn herre læt daz leben:
Verse: 14    
wirt iu kamph von mir gegeben.

Verse: 15    
ich sprach iuch ane zem Plimizôl:
Verse: 16    
si der kamph ze Barbigôl

Verse: 17    
vor dem künege Meljanze.
Verse: 18    
der sorgen zeinem kranze

Verse: 19    
trage ich unz ûf daz tegedinc,
Verse: 20    
daz ich gein iu kume in den rinc:

Verse: 21    
sol mir sorge tuon bekant
Verse: 22    
iuwer manlîchiu hant."

Verse: 23    
Gâwân der ellens rîche
Verse: 24    
bôt gezogenlîche

Verse: 25    
nâch dirre bete sicherheit.
Verse: 26    
was mit rede aldâ bereit

Verse: 27    
der herzoge Liddamus,
Verse: 28    
begunde ouch sîner rede alsus

Verse: 29    
mit spæhelîchen worten.
Verse: 30    
aldâ siz alle hôrten,




Chapter: 419 
419


Verse: 1    
er sprach, wande im was sprechens zît:
Verse: 2    
"swâ ich kume zuo dem strît,

Verse: 3    
hân ich vehtens phlihte
Verse: 4    
oder vluht mit ungeschihte,

Verse: 5    
[bin ich verzagetlîche ein zage
Verse: 6    
oder ob ich prîs aldâ bejage,]

Verse: 7    
her lantgrâve, des danket ir
Verse: 8    
als irz geprüeven kunnet an mir.

Verse: 9    
emphâhe ichs nimmer iuwern solt,
Verse: 10    
ich bin iedoch mir selben holt."

Verse: 11    
sus sprach der rîche Liddamus:
Verse: 12    
"welt irz sîn her Turnus,

Verse: 13    
lât mich sîn her Tranzes
Verse: 14    
und strâft mich ob ir wizzet wes

Verse: 15    
und enhebet iuch niht ze grôze.
Verse: 16    
ob ir vürsten mîner genôze

Verse: 17    
der edelste und der rîchste birt,
Verse: 18    
ich bin ouch landes herre und landes wirt.

Verse: 19    
ich hân in Galîciâ
Verse: 20    
beidiu her unde

Verse: 21    
manege burc rehte unz an Vedrûn.
Verse: 22    
swaz ir und ieslîch Bertûn

Verse: 23    
mir ze schaden meget getuon,
Verse: 24    
ich engevlœhe nimmer vor iu huon.

Verse: 25    
her ist von Bertâne komen
Verse: 26    
gein dem ir kamph hât genomen:

Verse: 27    
rechet herren und den mâc.
Verse: 28    
mich sol vermîden iuwer bâc.

Verse: 29    
iuwern vetern (ir wârt sîn man),
Verse: 30    
swer dem sîn leben ane gewan,




Chapter: 420 
420


Verse: 1    
rechetz. ich entet im niht:
Verse: 2    
ich wæne mirs ouch iemen giht.

Verse: 3    
iuwern vetern sol ich wol verklagen.
Verse: 4    
sîn sun die krône nâch im sol tragen:

Verse: 5    
derst mir ze herren hôch genuoc.
Verse: 6    
diu künegîn Flûrdâmûrs in truoc:

Verse: 7    
sîn vater was Kingrisîn,
Verse: 8    
sîn ane der künec Gandîn.

Verse: 9    
ich wil iuch baz bescheiden des,
Verse: 10    
Gahmuret und Gâlôes

Verse: 11    
sîne œheime wâren.
Verse: 12    
ich enwolde sîn gerne vâren,

Verse: 13    
ich möhte mit êren von sîner hant
Verse: 14    
mit vanen emphâhen mîn lant.

Verse: 15    
swer vehten welle, der tuo daz.
Verse: 16    
bin ich gein dem strîte laz,

Verse: 17    
ich vreische iedoch diu mære wol.
Verse: 18    
swer prîs in dem strîte hol,

Verse: 19    
des danken im diu stolzen wîp.
Verse: 20    
ich wil durch niemen mînen lîp

Verse: 21    
verleiten in ze scharphen pîn.
Verse: 22    
waz Wolfhartes solde ich sîn?

Verse: 23    
mirst in den strît der wec vergrabet,
Verse: 24    
gein vehtene diu gir verhabet.

Verse: 25    
würdet ir mirs nimmer holt,
Verse: 26    
ich tæte ê als Rûmolt,

Verse: 27    
der dem künec Gunther riet,
Verse: 28    
er von Wormze gein den Hiunen schiet:

Verse: 29    
er bat in lange sniten bæn
Verse: 30    
und in sînem kezzel umme dræn."




Chapter: 421 
421


Verse: 1    
der lantgrâve ellens rîche
Verse: 2    
sprach: "ir redet dem gelîche

Verse: 3    
als maneger weiz an iu vür wâr
Verse: 4    
iuwer zît und iuwer jâr.

Verse: 5    
ir râtet mir dar ich wolde iedoch,
Verse: 6    
und sprecht, ir tætet als riet ein koch

Verse: 7    
den küenen Nibelungen,
Verse: 8    
die sich unbetwungen

Verse: 9    
ûz huoben man an in rach
Verse: 10    
daz Sîvride vor geschach.

Verse: 11    
mich muoz her Gâwân slahen tôt
Verse: 12    
oder ich gelêre in râche nôt."

Verse: 13    
"des volge ich," sprach Liddamus,
Verse: 14    
"wan swaz sîn œheim Artus

Verse: 15    
hât und die von Indîâ,
Verse: 16    
der mirz hie gæbe als siz hant ,

Verse: 17    
der mirz ledeclîche bræhte,
Verse: 18    
ich liezez ê daz ich væhte.

Verse: 19    
behaldet prîs des man iu giht.
Verse: 20    
Segramors enbin ich niht,

Verse: 21    
den man durch vehten binden muoz:
Verse: 22    
ich erwirbe sus wol küneges gruoz.

Verse: 23    
Sibeche nie swert erzôch,
Verse: 24    
er was ie den man vlôch:

Verse: 25    
doch muoste man in vlêhen.
Verse: 26    
grôze gebe und starkiu lêhen

Verse: 27    
emphienc er von Ermenrîche genuoc:
Verse: 28    
nie swert er doch durch helm gesluoc.

Verse: 29    
mir wirt verschertet nimmer vel
Verse: 30    
durch iuch, her Kingrimursel:




Chapter: 422 
422


Verse: 1    
des hân ich mich gein iu bedâht."
Verse: 2    
sprach der künec Vergulaht:

Verse: 3    
"swîget iuwer wehselmære.
Verse: 4    
ez ist mir von iu beiden swære,

Verse: 5    
daz ir der worte sît vrî:
Verse: 6    
ich bin iu alze nâhen

Verse: 7    
ze sus getânem gebrehte.
Verse: 8    
ez stêt mir noch iu niht rehte."

Verse: 9    
diz was ûf dem palas,
Verse: 10    
aldâ sîn swester komen was.

Verse: 11    
ir stuont her Gâwân
Verse: 12    
und manec ander werder man.

Verse: 13    
der künec sprach zer swester sîn:
Verse: 14    
"nû nim den gesellen dîn

Verse: 15    
und ouch den lantgrâven ze dir
Verse: 16    
(die mir guotes günnen, die gên mit mir)

Verse: 17    
und rât mirz wægest waz ich tuo."
Verse: 18    
si sprach: "dâ lege dîn triuwe zuo."

Verse: 19    
gêt der künec an sînen rât.
Verse: 20    
diu künegîn genomen hât

Verse: 21    
ir vetern sun und ir gast:
Verse: 22    
daz dritte was der sorgen last.

Verse: 23    
âne alle missewende
Verse: 24    
nam si Gâwânen mit ir hende

Verse: 25    
und vuorte in si wolde wesen.
Verse: 26    
si sprach zim: "wært ir niht genesen,

Verse: 27    
des heten schaden elliu lant."
Verse: 28    
an der küneginne hant

Verse: 29    
gienc des werden Lôtes sun:
Verse: 30    
er mohtez ouch vil gerne tuon.




Chapter: 423 
423


Verse: 1    
in die kemenâten sân
Verse: 2    
gienc diu künegîn und die zwêne man.

Verse: 3    
vor den andern beleip si lære
Verse: 4    
(des phlâgen kamerære):

Verse: 5    
wan klâriu juncvrouwelîn,
Verse: 6    
der muoste vil dort inne sîn.

Verse: 7    
diu künegîn mit zühten phlac
Verse: 8    
Gâwâns, der ir ze herzen lac.

Verse: 9    
was der lantgrâve mite:
Verse: 10    
der schiet si ninder von dem site,

Verse: 11    
doch sorcte vil diu werde maget
Verse: 12    
um Gâwâns lîp, wart mir gesaget.

Verse: 13    
sus wâren die zwêne inne
Verse: 14    
der küneginne,

Verse: 15    
unz daz der tac liez sînen strît.
Verse: 16    
diu naht kom. was ezzens zît:

Verse: 17    
môraz, wîn, lûtertranc
Verse: 18    
brâhten juncvrouwen mitten kranc

Verse: 19    
und ander guote spîse,
Verse: 20    
vasane, pardrîse,

Verse: 21    
guote vische und blankiu wastel.
Verse: 22    
Gâwân und Kingrimursel

Verse: 23    
wâren komen ûz grôzer nôt.
Verse: 24    
sît ez diu künegîn gebôt,

Verse: 25    
si âzen als si solden
Verse: 26    
und ander dies iht wolden.

Verse: 27    
Antikonîe in selbe sneit:
Verse: 28    
daz was durch zuht in beiden leit.

Verse: 29    
swaz man kniender schenken sach,
Verse: 30    
ir deheinem diu hosennestel brach:




Chapter: 424 
424


Verse: 1    
ez wâren megede als von der zît,
Verse: 2    
den man diu besten jâr noch gît.

Verse: 3    
ich bin des unerværet,
Verse: 4    
heten si geschæret

Verse: 5    
als ein valke sîn gevider:
Verse: 6    
rede ich nihit wider.

Verse: 7    
hœrt wie sich der rât geschiet,
Verse: 8    
waz man des landes künege riet.

Verse: 9    
die wîsen hete er zim genomen:
Verse: 10    
an sînen rât die wâren komen,

Verse: 11    
etslîcher sînen willen sprach,
Verse: 12    
als im sîn bester sin verjach.

Verse: 13    
mâzen siz an manege stat:
Verse: 14    
der künec sîn rede ouch hœren bat.

Verse: 15    
er sprach: "ez wart mit mir gestriten.
Verse: 16    
ich kom durch âventiur geriten

Verse: 17    
inz fôrest Læhtamrîs.
Verse: 18    
ein ritter alze hôhen prîs

Verse: 19    
in dirre wochen an mir sach,
Verse: 20    
wande er mich vlügelingen stach

Verse: 21    
hinderz ors al sunder twâl.
Verse: 22    
er twanc mich des, daz ich den grâl

Verse: 23    
gelobete im zerwerben.
Verse: 24    
solde ich drum ersterben,

Verse: 25    
muoz ich leisten sicherheit
Verse: 26    
die sîn hant an mir erstreit.

Verse: 27    
râtet umme: des ist nôt.
Verse: 28    
mîn bester schilt was vür den tôt

Verse: 29    
daz ich dar um bôt mîne hant,
Verse: 30    
als iu mit rede ist hie bekant:




Chapter: 425 
425


Verse: 1    
erst manheit und ellens hêr.
Verse: 2    
der helt gebôt mir dennoch mêr

Verse: 3    
daz ich âne arge liste
Verse: 4    
inner jâres vriste,

Verse: 5    
ob ich des grâles erwürbe niht,
Verse: 6    
daz ich ir kœme, der man giht

Verse: 7    
der krône ze Pelrapeire
Verse: 8    
(ir vater hiez Tampenteire),

Verse: 9    
swenne si mîn ouge an sæhe,
Verse: 10    
daz ich sicherheit ir jæhe.

Verse: 11    
er enbôt ir, ob si dæhte an in,
Verse: 12    
daz wære an vreuden sîn gewin

Verse: 13    
und er wærez der si lôsteê
Verse: 14    
von dem künege Clâmidê."

Verse: 15    
si die rede erhôrten sus,
Verse: 16    
sprach aber Liddamus:

Verse: 17    
"mit dirre herren urloube ich nuo
Verse: 18    
spriche: ouch râten si dar zuo.

Verse: 19    
swes iuch dort twanc der eine man,
Verse: 20    
des hie phant her Gâwân:

Verse: 21    
der vederslaget ûf iuwern kloben.
Verse: 22    
bitet in iu vor uns allen loben

Verse: 23    
daz er iu den grâl gewinne.
Verse: 24    
lât in mit guoter minne

Verse: 25    
von iu hinnen rîten
Verse: 26    
und nâch dem grâle strîten.

Verse: 27    
die schame wir alle müesten klagen,
Verse: 28    
würde er in iuwerm hûs erslagen.

Verse: 29    
vergebet im sîne schulde
Verse: 30    
durch iuwer swester hulde.




Chapter: 426 
426


Verse: 1    
er hât hie erliten grôze nôt
Verse: 2    
und er muoz kêren in den tôt.

Verse: 3    
swaz erden hât umslagen zmer,
Verse: 4    
engelac nie hûs wol ze wer

Verse: 5    
als Munsalvæsche: swâ diu stêt,
Verse: 6    
von strîte rûher wec dar gêt.

Verse: 7    
sînem gemach in hînte lât:
Verse: 8    
morgen sage man im den rât."

Verse: 9    
des volcten al die râtgeben.
Verse: 10    
sus behielt her Gâwân sîn leben.

Verse: 11    
man phlac des heldes unverzaget
Verse: 12    
des nahtes aldâ, wart mir gesaget,

Verse: 13    
daz harte guot was sîn gemach.
Verse: 14    
man den mitten morgen sach

Verse: 15    
und man messe gesanc,
Verse: 16    
ûf dem palase was grôz gedranc

Verse: 17    
von bovel und von werder diet.
Verse: 18    
der künec tet als man im riet:

Verse: 19    
er hiez Gâwânen bringen.
Verse: 20    
den wolde er nihtes twingen,

Verse: 21    
wan als ir selbe hât gehôrt.
Verse: 22    
seht in brâhte dort

Verse: 23    
Antikonîe diu wol gevar:
Verse: 24    
ir vetern sun kom mit ir dar

Verse: 25    
und ander genuoge sküneges man.
Verse: 26    
diu künegîn vuorte Gâwân

Verse: 27    
vür den künec an ir hende.
Verse: 28    
ein schapel was ir gebende.

Verse: 29    
ir munt den bluomen nam ir prîs:
Verse: 30    
ûf dem schapel deheinen wîs




Chapter: 427 
427


Verse: 1    
stuont ninder deheiniu alsô rôt.
Verse: 2    
swem si güetlîche ir küssen bôt,

Verse: 3    
des muoste swenden sich der walt
Verse: 4    
mit maneger tjost ungezalt.

Verse: 5    
mit lobe wir solden grüezen
Verse: 6    
die kiuschen und die süezen

Verse: 7    
vroun Antikonîen,
Verse: 8    
vor valscheit die vrîen,

Verse: 9    
wan si lebete in solhen siten,
Verse: 10    
daz ninder was underriten

Verse: 11    
ir prîs mit valschen worten.
Verse: 12    
alle die ir prîs gehôrten k,

Verse: 13    
ieslîch munt ir wunschte
Verse: 14    
daz ir prîs bestüende alsô

Verse: 15    
bewart vor valscher trüeben jehe.
Verse: 16    
lûter virrec als ein valkensehe

Verse: 17    
was balsemmæzec stæte an ir.
Verse: 18    
daz riet ir werdeclîchiu gir.

Verse: 19    
diu süeze sælden rîche
Verse: 20    
sprach gezogenlîche:

Verse: 21    
"bruoder, hie bringe ich den degen,
Verse: 22    
des mich selbe hieze phlegen.

Verse: 23    
lâz in mîn geniezen.
Verse: 24    
des ensol dich niht verdriezen:

Verse: 25    
denke an bruoderlîche triuwe
Verse: 26    
und tuo daz âne riuwe.

Verse: 27    
dir stêt manlîchiu triuwe baz,
Verse: 28    
dan daz dols der werlde haz

Verse: 29    
und mînen, kunde ich hazzen:
Verse: 30    
den lêre mich gein dir mâzen."




Chapter: 428 
428


Verse: 1    
sprach der werde süeze man:
Verse: 2    
"daz tuon ich, swester, ob ich kan:

Verse: 3    
dar zuo gip selbe dînen rât.
Verse: 4    
dich dunket daz mir missetât

Verse: 5    
werdekeit habe underswungen,
Verse: 6    
von prîse mich gedrungen:

Verse: 7    
waz töhte ich dan ze bruoder dir?
Verse: 8    
wan dienden alle krône mir,

Verse: 9    
der stüende ich abe durch dîn gebot:
Verse: 10    
dîn hazzen wære mîn hœstiu nôt.

Verse: 11    
mirst unmære vreude und êre,
Verse: 12    
niht wan nâch dîner lêre.

Verse: 13    
her Gâwân, ich wil iuch des biten:
Verse: 14    
ir kômt durch prîs her geriten,

Verse: 15    
tuotz durch prîses hulde,
Verse: 16    
helft mir daz mîne schulde

Verse: 17    
mîn swester ûf mich verkiese.
Verse: 18    
ê daz ich si verliese,

Verse: 19    
ich verkiuse ûf iuch mîn herzeleit,
Verse: 20    
welt ir mir geben sicherheit

Verse: 21    
daz ir mir werbet sunder twâl
Verse: 22    
mit guoten triuwen um den grâl."

Verse: 23    
wart diu suone gendet
Verse: 24    
und Gâwân gesendet

Verse: 25    
an dem selben mâle
Verse: 26    
durch strîten nâch dem grâle.

Verse: 27    
Kingrimursel ouch verkôs
Verse: 28    
ûf den künec, der in vor verlôs,

Verse: 29    
daz er im sîn geleite brach.
Verse: 30    
vor al den vürsten daz geschach,




Chapter: 429 
429


Verse: 1    
ir swert wâren gehangen.
Verse: 2    
diu wâren in undergangen,

Verse: 3    
Gâwâns knappen, an sstrîtes stunt,
Verse: 4    
daz ir deheiner worden wunt:

Verse: 5    
ein gewaldec man vor der stat
Verse: 6    
in vrides vor den andern bat.

Verse: 7    
der vienc si und legete si in prisûn.
Verse: 8    
ez wære Franzeis oder Bertûn,

Verse: 9    
starke knappen und kleiniu kint,
Verse: 10    
von swelhen landen si komen sint,

Verse: 11    
die brâhte man ledeclîchen
Verse: 12    
Gâwâne dem ellens rîchen.

Verse: 13    
in diu kint ersâhen,
Verse: 14    
wart grôz ummevâhen.

Verse: 15    
ieslîchez sich weinde an in hienc:
Verse: 16    
daz weinen iedoch von liebe ergienc.

Verse: 17    
von Curnewâls mit im was
Verse: 18    
cons Lâîz fîz Tînas.

Verse: 19    
ein edel kint wonte im ouch ,
Verse: 20    
duc Gandilûz fîz Gurzgrî

Verse: 21    
der durch Schoydelakurt den lîp verlôs,
Verse: 22    
manec vrouwe ir jâmer kôs.

Verse: 23    
Lîâze was des kindes base.
Verse: 24    
sîn munt, sîn ougen und sîn nase

Verse: 25    
was rehte der minne kerne:
Verse: 26    
al diu werlt sach in gerne.

Verse: 27    
dar zuo sehs ander kindelîn.
Verse: 28    
dise ehte juncherren sîn

Verse: 29    
wâren gebürte des bewart,
Verse: 30    
elliu von edeler hôhen art,




Chapter: 430 
430


Verse: 1    
si wâren im durch sippe holt
Verse: 2    
und dienden im ûf sînen solt.

Verse: 3    
werdekeit gap er ze lône
Verse: 4    
und phlac ir anders schône.

Verse: 5    
Gâwân sprach zen kindelîn:
Verse: 6    
"wol iu, süezen mâge mîn!

Verse: 7    
mich dunket des, ir woldet mich klagen,
Verse: 8    
ob ich wære alhie erslagen."

Verse: 9    
man mohte in klage trûwen wol:
Verse: 10    
si wâren halt sus in jâmers dol.

Verse: 11    
er sprach: "mir was um iuch vil leit.
Verse: 12    
wâret ir man mit mir streit?"

Verse: 13    
si sagetenz im, ir keiner louc:
Verse: 14    
"ein mûzersprinzelîn entvlouc

Verse: 15    
uns, ir der künegin
Verse: 16    
sâzet: liefe wir elliu hin,

Verse: 17    
die stuonden unde sâzen."
Verse: 18    
die merkens niht vergâzen,

Verse: 19    
die pruovten daz her Gâwân
Verse: 20    
wære ein manlîch hövesch man.

Verse: 21    
urloubes er gerte,
Verse: 22    
des in der künec gewerte

Verse: 23    
und daz volc al gemeine,
Verse: 24    
wan der lantgrâve al eine.

Verse: 25    
die zwêne nam diu künegîn
Verse: 26    
und Gâwâns juncherrelîn:

Verse: 27    
si vuorte si ir phlâgen
Verse: 28    
juncvrouwen âne bâgen.

Verse: 29    
nam ir wol mit zühten war
Verse: 30    
manec juncvrouwe wol gevar.




Chapter: 431 
431


Verse: 1    
Gâwân enbizzen was
Verse: 2    
(ich sage iu als Kîôt las),

Verse: 3    
durch herzenlîche triuwe
Verse: 4    
huop sich grôziu riuwe.

Verse: 5    
er sprach zer küneginne:
Verse: 6    
"vrouwe, hân ich sinne

Verse: 7    
und sol mir got den lîp bewarn,
Verse: 8    
muoz ihc dienestlîchez varn

Verse: 9    
und ritterlîch gemüete
Verse: 10    
iuwer wîplîchen güete

Verse: 11    
ze dieneste immer kêren,
Verse: 12    
wande iuch kan sælde lêren,

Verse: 13    
daz ir habet valsche ane gesiget.
Verse: 14    
iuwer prîs vür alle prîse wiget:

Verse: 15    
gelücke iuch müeze sælden wern.
Verse: 16    
vrouwe, ich wil urloubes gern:

Verse: 17    
den gebet mir und lât mich varn.
Verse: 18    
iuwer zuht müeze iuwern prîs bewarn."

Verse: 19    
ir was sîn dan scheiden leit:
Verse: 20    
weinden durch gesellekeit

Verse: 21    
mit ir manec juncvrouwe klâr.
Verse: 22    
diu künegîn sprach âne allen vâr:

Verse: 23    
"hetet ir mîn genozzen mêr,
Verse: 24    
mîn vreude wære gein sorgen hêr:

Verse: 25    
mohte iuwer vride niht bezzer sîn.
Verse: 26    
des geloupt aber, swenne ir lîdet pîn,

Verse: 27    
ob iuch vertreget ritterschaft
Verse: 28    
in riuwebæren kummers kraft,

Verse: 29    
wizzet, mîn her Gâwân,
Verse: 30    
des sol mîn herze phlihte hân




Chapter: 432 
432


Verse: 1    
ze vlüste oder ze gewinne."
Verse: 2    
diu edel küneginne

Verse: 3    
kuste den Gâwânes munt.
Verse: 4    
der wart an vreuden ungesunt,

Verse: 5    
daz er gâhes von ir reit.
Verse: 6    
ich wæne ez was in beiden leit.

Verse: 7    
sîne knappen heten sich bedâht,
Verse: 8    
daz sîniu ors wâren brâht

Verse: 9    
ûf den hof vür den palas,
Verse: 10    
aldâ der linden schate was.

Verse: 11    
ouch wâren dem lantgrâven komen
Verse: 12    
sîne gesellen (sus hân ichz vernomen):

Verse: 13    
der reit mit im ûz vür die stat.
Verse: 14    
Gâwân in zühteclîchen bat,

Verse: 15    
daz er sich arbeite
Verse: 16    
und sîn gezoc im leite

Verse: 17    
ze Bêârosche. "dâst Scherules:
Verse: 18    
den suln si selbe biten des,

Verse: 19    
geleites ze Dîanazdrûn.
Verse: 20    
wont etslîch Bertûn,

Verse: 21    
der si bringet an den herren mîn
Verse: 22    
oder an Ginovêren die künegîn."

Verse: 23    
daz lobete im Kingrimursel.
Verse: 24    
urloup nam der degen snel:

Verse: 25    
Gringuljete wart gewâpent sân,
Verse: 26    
daz ors, und mîn her Gâwân.

Verse: 27    
er kuste sîne mâge diu kindelîn
Verse: 28    
und ouch die werden knappen sîn.

Verse: 29    
nâch dem grâle im sicherheit gebôt:
Verse: 30    
er reit al eine gein wunders nôt.




Chapter: 433 
433


Verse: 1    
"Tuot ûf." "wem? wer sît ir?"
Verse: 2    
"ich wil inz herze dîn ze dir."

Verse: 3    
"sô gert ir zengem rûme."
Verse: 4    
"waz denne? belîbe ich kûme,

Verse: 5    
mîn dringen soltû selten klagen:
Verse: 6    
ich wil dir von wunder sagen."

Verse: 7    
"jâ sît irz, vrou Aventiure?
Verse: 8    
wie vert der gehiure?

Verse: 9    
ich meine den werden Parzivâl.
Verse: 10    
den Cundrîe nâch dem grâl

Verse: 11    
mit unsüezen worten jagete,
Verse: 12    
manec vrouwe klagete

Verse: 13    
daz niht wendec wart sîn reise,
Verse: 14    
von Artûse dem Berteneise

Verse: 15    
huop er sich : wie vert er nuo?
Verse: 16    
den selben mæren grîfet zuo,

Verse: 17    
ob er an vreuden verzaget,
Verse: 18    
oder hât er hôhen prîs bejaget?

Verse: 19    
oder ob sîn ganziu werdekeit
Verse: 20    
beidiu lanc unde breit,

Verse: 21    
oder ist si kurz oder smal?
Verse: 22    
prüevet uns die selben zal,

Verse: 23    
waz von sînen henden geschehen.
Verse: 24    
hât er Munsalvæsche sît gesehen

Verse: 25    
und den süezen Anfortas?
Verse: 26    
des herze vil siufzec was,

Verse: 27    
durch iuwer güete gebet uns trôst,
Verse: 28    
ob der von jâmer erlôst.

Verse: 29    
lât hœren uns diu mære,
Verse: 30    
ob Parzivâl wære,




Chapter: 434 
434


Verse: 1    
beidiu iuwer herre und ouch der mîn.
Verse: 2    
erliuhtet mir die vuore sîn,

Verse: 3    
der süezen Herzeloiden barn:
Verse: 4    
wie hât Gahmuretes sun gevarn,

Verse: 5    
sît er von Artûse reit?
Verse: 6    
ob er liep oder herzeleit

Verse: 7    
sît habe bezalt an strîte.
Verse: 8    
habet er sich an die wîte

Verse: 9    
oder hât er sider sich verlegen?
Verse: 10    
saget mir sîn site und al sîn phlegen."

Verse: 11    
tuot uns diu âventiure bekant,
Verse: 12    
er habe erstrichen manec lant

Verse: 13    
zorse und in schiffen ûf dem wâc,
Verse: 14    
ez wære lantman oder mâc,

Verse: 15    
der tjoste poinder gein im maz,
Verse: 16    
daz der deheiner nie gesaz.

Verse: 17    
sus kan sîn wâge seigen
Verse: 18    
sîn selbes prîs ûf steigen

Verse: 19    
und die andern lêren sîgen.
Verse: 20    
in manegen herten wîgen

Verse: 21    
hât er sich schumfentiure erwert,
Verse: 22    
den lîp gein strît alsô gezert,

Verse: 23    
swer prîs zeim wolde borgen,
Verse: 24    
der müestez tuon mit sorgen.

Verse: 25    
sîn swert, daz im Anfortas
Verse: 26    
gap er dem grâle was,

Verse: 27    
brast sît er bestanden wart:
Verse: 28    
machtez ganz des brunnen art

Verse: 29    
Karnant, der heizet Lac.
Verse: 30    
daz swert gehalf im prîses bejac:




Chapter: 435 
435


Verse: 1    
swerz niht geloupt, der sündet.
Verse: 2    
diu âventiure uns kündet

Verse: 3    
daz Parzivâl der degen balt
Verse: 4    
kom geriten ûf einen walt,

Verse: 5    
ich enweiz ze welhen stunden,
Verse: 6    
aldâ sîn ougen vunden

Verse: 7    
eine klôsen niuwes bûwes stên,
Verse: 8    
durch einen snellen brunnen gên:

Verse: 9    
einhalp si drüber was geworht.
Verse: 10    
der junge degen unervorht

Verse: 11    
reit durch âventiur ze versuochen.
Verse: 12    
sîn wolde got ruochen:

Verse: 13    
er vant eine klôsenærinne,
Verse: 14    
diu durch die gotes minne

Verse: 15    
ir magetuom und ir vreude gap.
Verse: 16    
wîplîcher sorgen urhap

Verse: 17    
ûz ir herzen blüete alniuwe
Verse: 18    
und doch durch alde triuwe.

Verse: 19    
Schîanatulander
Verse: 20    
und Sigûnen vander:

Verse: 21    
der helt lac dinne begraben tôt,
Verse: 22    
ir leben leit ûf dem sarke nôt.

Verse: 23    
Sigûne doschesse
Verse: 24    
hôrte selten messe:

Verse: 25    
ir leben was doch ein venje gar.
Verse: 26    
ir dicker munt was rôt gevar

Verse: 27    
was erblichen unde bleich.
Verse: 28    
sît werltlîch vreude ir gar gesweich,

Verse: 29    
ez erleit nie maget hôhen pîn:
Verse: 30    
durch klage si muoz al eine sîn.




Chapter: 436 
436


Verse: 1    
durch minne diu an im erstarp,
Verse: 2    
daz si der vürste niht erwarp,

Verse: 3    
si minnete sînen tôten lîp.
Verse: 4    
ob si worden wære sîn wîp,

Verse: 5    
hete sich vrou Lûnete
Verse: 6    
gesûmet an gæher bete

Verse: 7    
als si riet ir selber vrouwen:
Verse: 8    
man mac doch dicke schouwen

Verse: 9    
vroun Lûneten rîten zuo
Verse: 10    
etslîchem râte gar ze vruo.

Verse: 11    
swelh wîp durch geselleschaft
Verse: 12    
unde durch ir zühte kraft

Verse: 13    
phlihte verbirt an vremder minne,
Verse: 14    
als ich michs versinne,

Verse: 15    
læt siz ir mannes leben,
Verse: 16    
dem wart an ir der wunsch gegeben.

Verse: 17    
dehein beiten stêt ir alsô wol:
Verse: 18    
daz erziuge ich ob ich sol.

Verse: 19    
dar nâch tuo als siz lêre:
Verse: 20    
behelt si dennoch êre,

Verse: 21    
si entreget deheinen liehten kranz,
Verse: 22    
gêt si durch vreude an den tanz.

Verse: 23    
wes mizze ich vreude gein der nôt,
Verse: 24    
als Sigûnen ir triuwe gebôt?

Verse: 25    
daz möhte ich gerne lâzen.
Verse: 26    
über ronen âne strâzen

Verse: 27    
Parzivâl vürz venster reit
Verse: 28    
alze nâhe: daz was im leit.

Verse: 29    
wolde er vrâgen um den walt
Verse: 30    
oder war sîn reise wære gezalt.




Chapter: 437 
437


Verse: 1    
er vrâcte der gegenrede aldâ:
Verse: 2    
"ist iemen dinne?" si sprach: "jâ."

Verse: 3    
er hôrte daz ez vrouwen stimme was,
Verse: 4    
her dan ûf ungetretet gras

Verse: 5    
warf erz ors vil drâte.
Verse: 6    
ez dûhte in alze spâte,

Verse: 7    
daz er niht was erbeizet ê.
Verse: 8    
diu selbe schame tet im .

Verse: 9    
er bant daz ors vil vaste
Verse: 10    
zeins gevallen ronen aste,

Verse: 11    
sînen dürkeln schilt hienc er ouch dran.
Verse: 12    
der kiusche vrevel man

Verse: 13    
durch zuht sîn swert von im gebant,
Verse: 14    
er gienc vürz venster zuo der want:

Verse: 15    
wolde er vrâgen mære.
Verse: 16    
diu klôse was vreuden lære,

Verse: 17    
dar zuo aller schimphe blôz:
Verse: 18    
er vant niht wan jâmer grôz.

Verse: 19    
er gerte ir anz venster dar.
Verse: 20    
diu juncvrouwe bleich gevar

Verse: 21    
mit zuht ûf von ir venje stuont.
Verse: 22    
dennoch was im harte unkunt

Verse: 23    
wer si wære oder möhte sîn.
Verse: 24    
si truoc ein hemde hærîn

Verse: 25    
under grâwem rocke zenæst ir hût.
Verse: 26    
grôz jâmer was ir sundertrût:

Verse: 27    
der hete ir hôhen muot geleget,
Verse: 28    
von dem herzen siufzens vil erweget.

Verse: 29    
mit zuht diu maget zem venster gienc,
Verse: 30    
mit süezen worten si in emphienc.




Chapter: 438 
438


Verse: 1    
si truoc einen salter in der hant:
Verse: 2    
Parzivâl der wîgant

Verse: 3    
ein kleinez vingerlîn kôs,
Verse: 4    
daz si durch arbeit nie verlôs,

Verse: 5    
si enbehieldez durch rehter minne rât.
Verse: 6    
daz steinlîn was ein grânât,

Verse: 7    
des blic gap ûz der vinster schîn
Verse: 8    
als ein ander gensterlîn.

Verse: 9    
senlîch was ir gebende.
Verse: 10    
"dâ ûzen der wende,"

Verse: 11    
sprach si, "herre, stêt ein banc:
Verse: 12    
ruocht sitzen, lêrez iuch iuwer gedanc

Verse: 13    
und ander unmuoze.
Verse: 14    
daz ich her ziuwerm gruoze

Verse: 15    
bin komen, daz vergelde iu got:
Verse: 16    
der gilt getriulîchen urbot."

Verse: 17    
der helt ir râtes niht vergaz,
Verse: 18    
vür daz venster er saz:

Verse: 19    
er bat ouch dinne sitzen sie.
Verse: 20    
si sprach: "nû hân ich selten hie

Verse: 21    
gesezzen deheinem man."
Verse: 22    
der helt si vrâgen began

Verse: 23    
um ir site und um ir phlege:
Verse: 24    
"daz ir verre von dem wege

Verse: 25    
sitzet in dirre wilde.
Verse: 26    
ich hânz vür unbilde,

Verse: 27    
vrouwe, wes ir ich begêt,
Verse: 28    
sît hie niht bûwes um iuch stêt."

Verse: 29    
si sprach: "dâ kumt mir von dem grâl
Verse: 30    
mîn spîse her al sunder twâl.




Chapter: 439 
439


Verse: 1    
Cundrîe la surziere
Verse: 2    
mir dannen bringet schiere

Verse: 3    
alle samztage naht
Verse: 4    
mîn spîse (des hât si sich bedâht),

Verse: 5    
die ich ganze wochen haben sol."
Verse: 6    
si sprach: "wære mir anders wol,

Verse: 7    
ich sorcte wênec um die nar:
Verse: 8    
der bin ich bereitet gar."

Verse: 9    
wânde Parzivâl, si lüge
Verse: 10    
und daz si in anders gerne trüge.

Verse: 11    
er sprach in schimphe zir dar în:
Verse: 12    
"durch wen traget ir daz vingerlîn?

Verse: 13    
ich hôrte ie sagen mære,
Verse: 14    
klôsenærinne und klôsenære

Verse: 15    
die solden mîden âmûrschaft."
Verse: 16    
si sprach: "hete iuwer rede kraft,

Verse: 17    
ir woldet mich velschen gerne.
Verse: 18    
swenne ich valsch gelerne,

Verse: 19    
hebet mir in ûf, sît ir .
Verse: 20    
ruochts got, ich bin vor valsche vrî:

Verse: 21    
ich enkan deheinen widersaz."
Verse: 22    
si sprach: "disen mehelschaz

Verse: 23    
trage ich durch einen lieben man,
Verse: 24    
des minne ich nie an mich gewan

Verse: 25    
mit menneschlîcher tæte:
Verse: 26    
magetuomlîches herzen ræte

Verse: 27    
mir gein im râtent minne."
Verse: 28    
si sprach: "den hân ich hinne.

Verse: 29    
des kleinœte ich sider truoc,
Verse: 30    
sît Orilus tjost in sluoc,




Chapter: 440 
440


Verse: 1    
mîner jæmerlîchen zîte jâr
Verse: 2    
wil ich im minne geben vür wâr.

Verse: 3    
der rehten minne ich bin sîn wer,
Verse: 4    
wande er mit schilte und ouch mit sper

Verse: 5    
nâch mit ritters handen warp,
Verse: 6    
unz er in mînem dienste erstarp.

Verse: 7    
magetuom ich ledeclîche hân:
Verse: 8    
er ist iedoch vor gote mîn man.

Verse: 9    
ob gedanke würken suln diu werc,
Verse: 10    
trage ich ninder den geberc

Verse: 11    
der underswinge mir mîn ê.
Verse: 12    
mînem leben tet sîn sterben .

Verse: 13    
der rehten ê diz vingerlîn
Verse: 14    
vür got sol mîn geleite sîn.

Verse: 15    
daz ist ob mîner triuwe ein slôz,
Verse: 16    
von dem herzen mîner ougen vlôz.

Verse: 17    
ich bin hinne selbander:
Verse: 18    
Schîanatulander

Verse: 19    
ist daz eine, daz ander ich."
Verse: 20    
Parzivâl verstuont sich

Verse: 21    
daz ez Sigûne wære:
Verse: 22    
ir kummer was im swære.

Verse: 23    
den helt wênec des verdrôz,
Verse: 24    
von dem hersenier daz houbet blôz

Verse: 25    
er machte ê daz er gein ir sprach.
Verse: 26    
diu juncvrouwe an im ersach

Verse: 27    
durch îsers râm vil liehtez vel:
Verse: 28    
erkande si den degen snel.

Verse: 29    
si sprach: "ir sîtz her Parzivâl.
Verse: 30    
saget an, wie stêtz iu um den grâl?




Chapter: 441 
441


Verse: 1    
habet ir geprüevet noch sînen art
Verse: 2    
oder wiest bewendet iuwer vart?"

Verse: 3    
er sprach zer megede wol geborn:
Verse: 4    
"dâ hân ich vreude vil verlorn.

Verse: 5    
der grâl mir sorgen gît genuoc.
Verse: 6    
ich liez ein lant ich krône truoc,

Verse: 7    
dar zuo daz minneclîchste wîp:
Verse: 8    
ûf erde nie schœner lîp

Verse: 9    
wart geborn von menneschlîcher vruht.
Verse: 10    
ich sene mich nâch ir kiuschen zuht,

Verse: 11    
nâch ir minne ich trûre vil
Verse: 12    
und mêr nâch dem hôhen zil,

Verse: 13    
wiech Munsalvæsche mege gesehen
Verse: 14    
und den grâl: daz ist noch ungeschehen.

Verse: 15    
niftel Sigûne, tuos gewalt,
Verse: 16    
sît mînen kummer manecvalt

Verse: 17    
erkennes, daz vêhes mich."
Verse: 18    
diu maget sprach: "al mîn gerich

Verse: 19    
sol ûf dich, neve, sîn verkorn.
Verse: 20    
hâs doch vreuden vil verlorn,

Verse: 21    
sît lieze dich betrâgen
Verse: 22    
um daz werdeclîche vrâgen

Verse: 23    
und der süeze Anfortas
Verse: 24    
dîn wirt und dîn gelücke was.

Verse: 25    
hete dir vrâgen wunsch gejaget:
Verse: 26    
muoz dîn vreude sîn verzaget

Verse: 27    
und al dîn hôher muot erlemt.
Verse: 28    
dîn herze sorge hât gezemt,

Verse: 29    
diu dir vil wilde wære,
Verse: 30    
hetes gevrâget der mære."




Chapter: 442 
442


Verse: 1    
"ich warp als der schaden hât"
Verse: 2    
sprach er: "liebiu niftel, gip mir rât.

Verse: 3    
gedenke rehter sippe an mir
Verse: 4    
und sage mir ouch, wie stêt ez dir?

Verse: 5    
ich solde trûren um dîne klage,
Verse: 6    
wan daz ich hœhern kummer trage

Verse: 7    
dan ie man getrüege.
Verse: 8    
mîn nôt ist zungevüege."

Verse: 9    
si sprach: "nû helfe dir des hant,
Verse: 10    
dem aller kummer ist bekant,

Verse: 11    
ob dir wol gelinge,
Verse: 12    
daz dich ein slâ dar bringe,

Verse: 13    
aldâ Munsalvæsche sihs.
Verse: 14    
mir dîner vreuden gihs,

Verse: 15    
Cundrîe la surziere reit
Verse: 16    
vil niulîch hinnen, mir ist leit,

Verse: 17    
daz ich niht vrâcte ob si dar
Verse: 18    
wolde kêren oder anderswar.

Verse: 19    
immer swenne si kumt, ir mûl dort stêt,
Verse: 20    
der brunne ûz dem velse gêt.

Verse: 21    
ich râte daz ir rîtes nâch:
Verse: 22    
irst lîhte vor dir niht gâch,

Verse: 23    
enmüges si schiere hân erriten."
Verse: 24    
enwart niht langer gebiten,

Verse: 25    
urloup nam der helt aldâ.
Verse: 26    
kêrte er ûf die niuwen slâ:

Verse: 27    
Cundrîen mûl die reise gienc.
Verse: 28    
daz ungeverte im undervienc

Verse: 29    
ein slâ die er hete erkorn.
Verse: 30    
sus wart aber den grâl verlorn:




Chapter: 443 
443


Verse: 1    
al sîner vreude er vergaz.
Verse: 2    
ich wæne er hete gevrâget baz

Verse: 3    
wære er ze Munsalvæsche komen,
Verse: 4    
dan als ir ê hât vernomen.

Verse: 5    
lât in rîten: war sol er?
Verse: 6    
dort gein im kom geriten her

Verse: 7    
ein man, dem waz daz houbet blôz,
Verse: 8    
sîn wâpenroc von koste grôz,

Verse: 9    
dar under zharnas blanc gevar.
Verse: 10    
ânez houbet was er gewâpent gar.

Verse: 11    
gein Parzivâle er vaste reit.
Verse: 12    
sprach er: "herre, mir ist leit

Verse: 13    
daz ir mîns herren walt sus bant.
Verse: 14    
ir werdet schiere drum ermant,

Verse: 15    
von sich iuwer gemüete sent.
Verse: 16    
Munsalvæsche ist niht gewent

Verse: 17    
daz iemen ir nâhe rite,
Verse: 18    
ez enwære der angestlîche strite

Verse: 19    
oder der alsolhen wandel bôt,
Verse: 20    
als man vor dem walde heizet tôt."

Verse: 21    
einen helm er in der hende
Verse: 22    
vuorte, des gebende

Verse: 23    
wâren snüere sîdîn,
Verse: 24    
und eine scharphe glævîn,

Verse: 25    
dar inne al niuwe was der schaft.
Verse: 26    
der helt bant mit zornes kraft

Verse: 27    
den helm ûfz houbet ebene.
Verse: 28    
ez enstuont in niht vergebene

Verse: 29    
an den selben zîten
Verse: 30    
sîn dreun und ouch sîn strîten:




Chapter: 444 
444


Verse: 1    
iedoch bereite er sich zer tjost.
Verse: 2    
Parzivâl mit solher kost

Verse: 3    
hete ouch sper vil verzert.
Verse: 4    
er dâhte: "ich wære unernert,

Verse: 5    
rite ich über dises mannes sât:
Verse: 6    
wie würde dan sîns zornes rât?

Verse: 7    
trite ich hie den wilden varm.
Verse: 8    
mir engeswîchen hende, ieweder arm,

Verse: 9    
ich gibe vür mîne reise ein phant,
Verse: 10    
daz ninder bindet mich sîn hant."

Verse: 11    
daz wart ze beider sît getân,
Verse: 12    
diu ors in den walap verlân,

Verse: 13    
mit sporn getriben und ouch gevuort
Verse: 14    
vaste ûf der rabîne hurt:

Verse: 15    
ir enweders tjost misseriet.
Verse: 16    
maneger tjost ein gegenniet

Verse: 17    
was Parzivâles hôhiu brust:
Verse: 18    
den lêrte kunst und sîn gelust

Verse: 19    
daz sîn tjost als ebene vuor
Verse: 20    
rehte in den stric der helmsnuor.

Verse: 21    
er traf in man hæht den schilt,
Verse: 22    
man ritterschefte spilt,

Verse: 23    
daz von Munsalvæsche der templeis
Verse: 24    
von dem orse in eine halden reis

Verse: 25    
verre hin abe (diu was tief),
Verse: 26    
daz sîn leger wênec slief.

Verse: 27    
Parzivâl der tjoste nâch
Verse: 28    
volcte. dem orse was ze gâch:

Verse: 29    
ez viel hin abe, daz ez gar zebrast.
Verse: 30    
Parzivâl eins zêders ast




Chapter: 445 
445


Verse: 1    
begreif mit sînen handen.
Verse: 2    
jehts im niht ze schanden,

Verse: 3    
daz er sich âne schergen hienc.
Verse: 4    
mit den vuozen er gevienc

Verse: 5    
under im des velses herte
Verse: 6    
in grôzem ungeverte

Verse: 7    
lac daz ors dort niden tôt.
Verse: 8    
der ritter gâhte von der nôt

Verse: 9    
anderhalben ûf die halden hin:
Verse: 10    
wolde er teilen den gewin

Verse: 11    
den er erwarp an Parzivâl,
Verse: 12    
half im baz heime der grâl.

Verse: 13    
Parzivâl her wider steic.
Verse: 14    
der zügel gein der erden seic:

Verse: 15    
hetez ors durch getreten,
Verse: 16    
als ob ez bîtens wære gebeten,

Verse: 17    
des jener ritter vergaz.
Verse: 18    
Parzivâl dar ûf gesaz,

Verse: 19    
enwas niht wan sîn sper verlorn:
Verse: 20    
diu vlust gein vinden was erkorn.

Verse: 21    
ich wæne, der starke Lehelîn
Verse: 22    
noch der stolze Kingrisîn

Verse: 23    
noch rois Gramoflanz
Verse: 24    
noch cons Laschoit fîz Gurnemanz

Verse: 25    
nie bezzer tjost geriten,
Verse: 26    
dan als diz ors wart erstriten.

Verse: 27    
reit er, er enwesse selbe war,
Verse: 28    
daz diu Munsalvæscher schar

Verse: 29    
in mit strîte gar vermeit.
Verse: 30    
des grâles vremde was im leit.




Chapter: 446 
446


Verse: 1    
swerz ruocht vernemen, dem tuon ich kunt
Verse: 2    
wie im sîn dinc nâch gestuont.

Verse: 3    
des enprüeve ich niht der wochen zal,
Verse: 4    
über wie lanc sider Parzivâl

Verse: 5    
reit durch âventiure als ê.
Verse: 6    
eins morgens was ein dünner snê,

Verse: 7    
iedoch dicke wol gesnît,
Verse: 8    
als der noch vrost den liuten gît.

Verse: 9    
ez was ûf einem grôzen walt.
Verse: 10    
im widergienc ein ritter alt,

Verse: 11    
des bart al grâ was gevar,
Verse: 12    
sîn vel lieht und klâr:

Verse: 13    
die selben varwe truoc sîn wîp.
Verse: 14    
diu beidiu über blôzen lîp

Verse: 15    
truogen grâwe röcke herte
Verse: 16    
ûf ir bîhte verte.

Verse: 17    
sîniu kint, zwuo juncvrouwen,
Verse: 18    
die man gerne mohte schouwen,

Verse: 19    
giengen in der selben wât.
Verse: 20    
daz riet in kiusches herzen rât,

Verse: 21    
si giengen alle barvuoz.
Verse: 22    
Parzivâl bôt sînen gruoz

Verse: 23    
dem grâwen ritter der gienc.
Verse: 24    
von des râte er sît gelücke emphienc,

Verse: 25    
ez mohte wol ein herre sîn.
Verse: 26    
liefen vrouwen breckelîn.

Verse: 27    
mit senften siten niht ze hêr
Verse: 28    
gienc ritter und knappen mêr

Verse: 29    
mit zühten ûf der gotes vart,
Verse: 30    
genuoge junc, gar âne bart.




Chapter: 447 
447


Verse: 1    
Parzivâl der werde degen
Verse: 2    
hete des lîbes gephlegen,

Verse: 3    
daz sîn zimierde rîche
Verse: 4    
stuont gar ritterlîche:

Verse: 5    
in solhem harnas er reit,
Verse: 6    
dem ungelîch was jeniu kleit

Verse: 7    
diu gein im truoc der grâwe man.
Verse: 8    
daz ors ûz dem phade sân

Verse: 9    
kêrte er mit dem zoume.
Verse: 10    
nam sîn vrâgen goume

Verse: 11    
um der guoten liute vart:
Verse: 12    
mit süezer rede ers innen wart.

Verse: 13    
was des grâwen ritters klage,
Verse: 14    
daz im die heileclîchen tage

Verse: 15    
niht hülfen gein alsolhem site,
Verse: 16    
daz er sunder wâpen rite

Verse: 17    
oder daz er barvuoz gienge
Verse: 18    
und stages zît begienge.

Verse: 19    
Parzivâl sprach zim :
Verse: 20    
"herre, ich erkenne sus noch ,

Verse: 21    
wie sjâres urhap gestêt
Verse: 22    
oder wie der wochen zal gêt.

Verse: 23    
swie die tage sint genant,
Verse: 24    
daz ist mir allez unbekant.

Verse: 25    
ich diende einem der heizet got.
Verse: 26    
ê daz lasterlîchen spot

Verse: 27    
sîn gunst über mich erhancte,
Verse: 28    
mîn sin im nie gewancte,

Verse: 29    
von dem mir helfe was gesaget.
Verse: 30    
von dem mir helfe an mir verzaget."




Chapter: 448 
448


Verse: 1    
sprach der ritter grâ gevar:
Verse: 2    
"meint ir got den diu maget gebar?

Verse: 3    
geloupt ir sîner mennscheit,
Verse: 4    
waz er als hiute durch uns erleit,

Verse: 5    
als man dises tages zît begêt,
Verse: 6    
unrehte iu denne zharnas stêt:

Verse: 7    
ez ist hiute der karvrîtac,
Verse: 8    
des al diu werlt sich vreun mac

Verse: 9    
und â mit angest siufzec sîn.
Verse: 10    
wart ie hôher triuwe schîn,

Verse: 11    
dan die got durch uns begienc,
Verse: 12    
den man durch uns anz kriuze hienc?

Verse: 13    
herre, phleget ir toufes,
Verse: 14    
jâmer iuch des koufes:

Verse: 15    
er hât sîn werdeclîchez leben
Verse: 16    
mit tôde vür unser schult gegeben,

Verse: 17    
durch daz der mensche was verlorn,
Verse: 18    
durch schulde hin zer helle erkorn.

Verse: 19    
ob ir niht ein heiden sît,
Verse: 20    
denket, herre, an dise zît.

Verse: 21    
rîtet vürbaz ûf unser spor:
Verse: 22    
iu ensitzet niht ze verre vor

Verse: 23    
ein heilec man der gît iu rât,
Verse: 24    
wandel vür iuwer missetât.

Verse: 25    
welt ir im riuwe künden,
Verse: 26    
er scheidet iuch von sünden."

Verse: 27    
sîne tohter begunden sprechen:
Verse: 28    
"waz wiltû, vater, rechen?

Verse: 29    
bœse weter wir hân,
Verse: 30    
waz râtes nimstû dich gein im an?




Chapter: 449 
449


Verse: 1    
wan vüerstû in er erwarme?
Verse: 2    
sîne gîserten arme,

Verse: 3    
swie ritterlîch die sîn gestalt,
Verse: 4    
uns dunkt doch des, si haben kalt:

Verse: 5    
er ervrüre, wæren sîn eines drî.
Verse: 6    
hâs hie stênde nâhen

Verse: 7    
gezelt und slavenîen hûs:
Verse: 8    
kœme dir der künec Artûs,

Verse: 9    
behieldes in ouch mit spîse wol.
Verse: 10    
tuo als ein wirt sol:

Verse: 11    
vüere disen ritter mit dir dan."
Verse: 12    
sprach aber der grâwe man:

Verse: 13    
"herre, mîne tohter sagent al wâr.
Verse: 14    
hie nâhen elliu jâr

Verse: 15    
var ich ûf disen wilden walt,
Verse: 16    
ez warm oder kalt,

Verse: 17    
immer gein des marter zît,
Verse: 18    
der stæten lôn nâch dienste gît.

Verse: 19    
swaz spîse ich ûz brâhte durch got,
Verse: 20    
die teile ich mit iu âne spot."

Verse: 21    
diez mit guotem willen tâten,
Verse: 22    
die juncvrouwen bâten

Verse: 23    
in belîben sêre
Verse: 24    
und er hete belîbens êre.

Verse: 25    
iewederiu daz mit triuwen sprach.
Verse: 26    
Parzivâl an iu ersach,

Verse: 27    
swie tiur von vroste was der sweiz,
Verse: 28    
ir munde wâren rôt, dicke und heiz:

Verse: 29    
die stuonden niht senlîche,
Verse: 30    
des tages zîte gelîche.




Chapter: 450 
450


Verse: 1    
ob ich kleinez dinc dar ræche,
Verse: 2    
ungerne ich daz verspræche,

Verse: 3    
ich enholte einen kus durch suone .
Verse: 4    
ob si der suone spræchen ?

Verse: 5    
wîp sint et immer wîp.
Verse: 6    
werlîches mannes lîp

Verse: 7    
hant si schier betwungen:
Verse: 8    
inst dicke alsus gelungen.

Verse: 9    
Parzivâl hie und dort
Verse: 10    
mit bete hôrte ir süezen wort,

Verse: 11    
des vater, muoter und der kinde.
Verse: 12    
er dâhte: "ob ich erwinde,

Verse: 13    
ich gên ungerne in dirre schar.
Verse: 14    
dise megede sint wol gevar,

Verse: 15    
daz mîn rîten in übele stêt,
Verse: 16    
sît man und wîp ze vuoz hie gêt.

Verse: 17    
sich vüect mîn scheiden von in baz,
Verse: 18    
sît ich gein dem trage haz,

Verse: 19    
den si von herzen minnent
Verse: 20    
und sich helfe versinnent.

Verse: 21    
der hât sîn helfe mir verspart
Verse: 22    
und mich vor sorgen niht bewart."

Verse: 23    
Parzivâl sprach zin sân:
Verse: 24    
"herre und vrouwe, lât mich hân

Verse: 25    
iuwern urloup. gelücke iu heil
Verse: 26    
gebe unde vreuden vollen teil.

Verse: 27    
ir juncvrouwen süeze,
Verse: 28    
iuwer zuht iu danken müeze,

Verse: 29    
sît ir gundet mir gemaches wol.
Verse: 30    
iuwern urloup ich haben sol."




Chapter: 451 
451


Verse: 1    
er neic und die andern nigen.
Verse: 2    
wart ir klage niht verswigen.

Verse: 3    
hin rîtet Herzeloide vruht.
Verse: 4    
dem riet sîn manlîchiu zuht

Verse: 5    
kiusche und erbarmunge:
Verse: 6    
sît Herzeloide diu junge

Verse: 7    
in hete ûf gerbet triuwe,
Verse: 8    
sich huop sîns herzen riuwe.

Verse: 9    
alrêst er gedâhte.
Verse: 10    
wer al die werlt volbrâhte,

Verse: 11    
an sînen schephære,
Verse: 12    
wie gewaldec der wære.

Verse: 13    
er sprach: "waz ob got helfe phliget,
Verse: 14    
diu mînem trûren ane gesiget?

Verse: 15    
wart aber er ie ritter holt,
Verse: 16    
gediende ie ritter sînen solt

Verse: 17    
oder mac schilt unde swert
Verse: 18    
sîner helfe sîn wert

Verse: 19    
und rehtiu manlîchiu wer,
Verse: 20    
daz sîn helfe mich vor sorgen ner,

Verse: 21    
ist hiute sîn helflîcher tac,
Verse: 22    
helfe er, ob er helfen mac."

Verse: 23    
er kêrte sich wider dannen er reit.
Verse: 24    
si stuonden dannoch, den was leit

Verse: 25    
daz er von in kêrte.
Verse: 26    
ir triuwe si daz lêrte:

Verse: 27    
die juncvrouwen im sâhen nâch,
Verse: 28    
gein den ouch im sîn herze jach,

Verse: 29    
daz er si gerne sæhe,
Verse: 30    
wande ir blic in schœne jæhe.




Chapter: 452 
452


Verse: 1    
er sprach: "ist gotes kraft fier,
Verse: 2    
daz is beidiu ors und tier

Verse: 3    
und die liute mac wîsen,
Verse: 4    
sîn kraft wil ich im prîsen.

Verse: 5    
mac gotes kunst die helfe hân,
Verse: 6    
diu wîse mir diz kastelân

Verse: 7    
daz wægest um die reise mîn:
Verse: 8    
tuot sîn güete helfe schîn.

Verse: 9    
genc nâch der gotes kür."
Verse: 10    
den zügel gein den ôren vür

Verse: 11    
er dem orse legete,
Verse: 12    
mit den sporn erz vaste regete.

Verse: 13    
gein Fontâne la Salvâsche ez gienc,
Verse: 14    
Orilus den eit emphienc.

Verse: 15    
der kiusche Trevrizent saz,
Verse: 16    
der manegen mântac übel gaz:

Verse: 17    
als tet er gar die wochen.
Verse: 18    
er hete gar versprochen

Verse: 19    
môraz, wîn und ouch daz brôt.
Verse: 20    
sîn kiusche im dannoch mêr gebôt,

Verse: 21    
der spîse hete er deheinen muot,
Verse: 22    
vische noch vleisch, swaz trüege bluot.

Verse: 23    
sus stuont sîn heileclîchez leben.
Verse: 24    
got hete im den muot gegeben:

Verse: 25    
der herre sich bereite gar
Verse: 26    
gein der himeleschen schar.

Verse: 27    
mit vaste er grôzen kummer leit,
Verse: 28    
sîn kiusche gein dem tiuvel streit.

Verse: 29    
an dem ervert Parzivâl
Verse: 30    
diu verholnen mære um den grâl.




Chapter: 453 
453


Verse: 1    
swer mich von ê vrâcte
Verse: 2    
und drumme mit mir bâcte,

Verse: 3    
ob ichs im niht sagete,
Verse: 4    
unprîs der dran bejagete.

Verse: 5    
mich bat ez heln Kîôt,
Verse: 6    
wande im diu âventiure gebôt

Verse: 7    
daz es immer man gedæhte,
Verse: 8    
ez^ diu âventiure bræhte

Verse: 9    
mit worten an der mære gruoz,
Verse: 10    
daz man von doch sprechen muoz.

Verse: 11    
Kîôt der meister wol bekant
Verse: 12    
ze Dôlet verworfen ligen vant

Verse: 13    
in heidenscher schrifte
Verse: 14    
dirre âventiur gestifte.

Verse: 15    
der karakter â
Verse: 16    
muoste er hân gelernetê

Verse: 17    
âne den list von nigrômanzî.
Verse: 18    
ez half daz im der touf was :

Verse: 19    
anders wære diz mære noch unvernomen.
Verse: 20    
dehein heidensch list möhte uns gevromen

Verse: 21    
ze künden um des grâles art,
Verse: 22    
wie man sîner tougen innen wart.

Verse: 23    
ein heiden Flegetanîs
Verse: 24    
bejagete an künste hôhen prîs.

Verse: 25    
der selbe fîsîôn
Verse: 26    
was geborn von Salomôn,

Verse: 27    
ûz israhêlscher sippe erzilt
Verse: 28    
von alter her, unz unser schilt

Verse: 29    
der touf wart vürz helleviur.
Verse: 30    
der schreip von sgrâles âventiur,




Chapter: 454 
454


Verse: 1    
er was ein heiden vaterhalp,
Verse: 2    
Flegetanîs, der an ein kalp

Verse: 3    
bette als ob ez wære sîn got.
Verse: 4    
wie mac der tiuvel solhen spot

Verse: 5    
gevüegen an wîser diet,
Verse: 6    
daz si niht scheidet oder schiet

Verse: 7    
von der treget die hœsten hant
Verse: 8    
und dem elliu wunder sint bekant?

Verse: 9    
Flegetanîs der heiden
Verse: 10    
kunde uns wol bescheiden

Verse: 11    
ieslîches sternen hinganc
Verse: 12    
und sîner künfte widerwanc,

Verse: 13    
wie lange ieslîcher umme gêt,
Verse: 14    
ê er wider an sîn zil gestêt.

Verse: 15    
mit der sternen ummereise vart
Verse: 16    
sit gepruovt aller menneschlîcher art:

Verse: 17    
Flegetanîs der heiden sach,
Verse: 18    
von der blûclîche sprach,

Verse: 19    
in dem gestirne mit sînen ougen
Verse: 20    
verholnbæriu tougen.

Verse: 21    
er jach, ez hieze ein dinc der grâl:
Verse: 22    
des namen las er sunder twâl

Verse: 23    
in dem gestirne, wie der hiez.
Verse: 24    
"ein schar in ûf der erden liez:

Verse: 25    
diu vuor ûf über die sterne hôch.
Verse: 26    
ob die ir unschult wider zôch?

Verse: 27    
sît muoz sîn phlegen getouftiu vruht
Verse: 28    
mit alsô kiuschlîcher zuht:

Verse: 29    
diu mennescheit ist immer wert,
Verse: 30    
der zuo dem grâle wirt gegert."




Chapter: 455 
455


Verse: 1    
sus schreip von Flegetanîs.
Verse: 2    
Kîôt der meister wîs

Verse: 3    
diz mære begunde suochen
Verse: 4    
in latîneschen buochen,

Verse: 5    
gewesen wære
Verse: 6    
ein volc zuo gebære

Verse: 7    
daz ez des grâles phlæge
Verse: 8    
und der kiusche sich bewæge.

Verse: 9    
er las der lande krônikâ
Verse: 10    
ze Britâne und anderswâ,

Verse: 11    
ze Vrancrîche und in îrlant.
Verse: 12    
z Anschouwe er diu mære vant:

Verse: 13    
er las von Mazadân,
Verse: 14    
mit wârheite sunder wân

Verse: 15    
um allez sîn geslehte
Verse: 16    
stuont geschriben rehte

Verse: 17    
und anderhalp wie Titurel
Verse: 18    
und des sun Frimutel

Verse: 19    
den grâl bræhte ûf Anfortas,
Verse: 20    
des swester Herzeloide was,

Verse: 21    
der Gahmuret ein kint
Verse: 22    
gewan. des disiu mære sint,

Verse: 23    
der rîtet ûf die niuwen slâ,
Verse: 24    
die gein im kom der ritter grâ.

Verse: 25    
er erkande ein stat, swie læge der snê
Verse: 26    
liehte bluomen stuondenê

Verse: 27    
(daz was vor eins gebirges want),
Verse: 28    
aldâ sîn manlîchiu hant

Verse: 29    
vroun Jeschûten die hulde erwarp
Verse: 30    
und Orilus zorn verdarp.




Chapter: 456 
456


Verse: 1    
diu slâ in niht halden liez:
Verse: 2    
Fontâne la Salvâsche hiez

Verse: 3    
ein wesen, dar sîn reise gienc.
Verse: 4    
er vant den wirt, der in emphienc.

Verse: 5    
der einsidel zim sprach:
Verse: 6    
"ouwê, herre, daz iu geschach

Verse: 7    
in dirre heileclîchen zît.
Verse: 8    
hât iuch angestlîcher strît

Verse: 9    
in diz harnas getriben
Verse: 10    
oder sît ir âne strît beliben?

Verse: 11    
stüende iu baz ein ander wât,
Verse: 12    
lieze iuch hôchverte rât.

Verse: 13    
ruocht erbeizen, herre,
Verse: 14    
(ich wæne iu daz iht werre)

Verse: 15    
und erwarmt einem viure.
Verse: 16    
hât iuch âventiure

Verse: 17    
ûz gesant durch minnen solt?
Verse: 18    
sît ir rehter minne holt,

Verse: 19    
minnet als diu minne gêt,
Verse: 20    
als dises tages minne stêt:

Verse: 21    
dient her nâch um wîbe gruoz.
Verse: 22    
ruocht erbeizen, ob ichs biten muoz."

Verse: 23    
Parzivâl der wîgant
Verse: 24    
erbeizte nider al zehant,

Verse: 25    
mit grôzer zuht er vor im stuont.
Verse: 26    
er tet im von den liuten kunt,

Verse: 27    
die in dar wîsten,
Verse: 28    
wie die sîn râten prîsten.

Verse: 29    
sprach er: "herre, gebet mir rât:
Verse: 30    
ich bin ein man der sünde hât."




Chapter: 457 
457


Verse: 1    
disiu rede was getân,
Verse: 2    
sprach aber der guote man:

Verse: 3    
"ich bin râtes iuwer wer.
Verse: 4    
saget mir wer iuch wîste her."

Verse: 5    
"herre, ûf dem walde mir widergienc
Verse: 6    
ein grâ man, der mich wol emphienc:

Verse: 7    
als tet sîn massenîe.
Verse: 8    
der selbe valsches vrîe

Verse: 9    
hât mich zuo ziu her gesant:
Verse: 10    
ich reit sîn slâ, unz ich iuch vant."

Verse: 11    
der wirt sprach: "daz was Kahenîs.
Verse: 12    
derst werdeclîcher vuore wîs.

Verse: 13    
der vürste ist ein Punturteis,
Verse: 14    
der rîche künec von Kâreis

Verse: 15    
sîn swester hât ze wîbe.
Verse: 16    
nie kiuscher vruht von lîbe

Verse: 17    
wart geborn dan sîn selbes kint,
Verse: 18    
diu iu widergangen sint.

Verse: 19    
der vürste ist von küneges art.
Verse: 20    
alle jâr ist zuo mir her sîn vart."

Verse: 21    
Parzivâl zem wirte sprach:
Verse: 22    
"dô ich iuch vor mir stênde sach,

Verse: 23    
vorht ir iu iht, ich zuo ziu reit?
Verse: 24    
was iu mîn komen iht leit?"

Verse: 25    
sprach er: "herre, geloubet mirz,
Verse: 26    
mich hât der ber und ouch der hirz

Verse: 27    
erschrecket dicker dan der man.
Verse: 28    
ein wârheit ich iu sagen kan,

Verse: 29    
ich envürhte niht swaz mennesch ist.
Verse: 30    
ich hân ouch menneschlîchen list:




Chapter: 458 
458


Verse: 1    
hetet irz niht vür einen ruom,
Verse: 2    
trüege ich vluht noch magetuom.

Verse: 3    
mîn herze emphienc noch nie den kranc
Verse: 4    
daz ich von wer getæte wanc

Verse: 5    
mîner werlîchen zît.
Verse: 6    
ich was ein ritter, als ir sît,

Verse: 7    
der ouch nâch hôher minne ranc.
Verse: 8    
etswenne ich sündebæren gedanc

Verse: 9    
gein der kiusche parrierte.
Verse: 10    
mîn leben ich dar ûf zierte,

Verse: 11    
daz mir genâde tæte ein wîp.
Verse: 12    
des hât vergezzen mîn lîp.

Verse: 13    
gebet mir den zoum in mîne hant:
Verse: 14    
dort under jenes velses want

Verse: 15    
sol iuwer ors durch ruowen stên.
Verse: 16    
einer wîle sul wir beide gên

Verse: 17    
und brechen im grazzach und varm.
Verse: 18    
anders vuoters bin ich arm:

Verse: 19    
wir sulnz doch harte wol ernern."
Verse: 20    
Parzivâl sich wolde wern,

Verse: 21    
daz er szoumes emphienge niht.
Verse: 22    
"iuwer zuht iu des niht giht,

Verse: 23    
daz ir strîtet wider deheinen wirt,
Verse: 24    
ob unvuoge iuwer zuht verbirt"

Verse: 25    
alsus sprach der guote man.
Verse: 26    
dem wirte wart der zoum verlân.

Verse: 27    
der zôch daz ors under jenen stein,
Verse: 28    
selten sunne hin erschein:

Verse: 29    
daz was ein wilder marstal.
Verse: 30    
durch gienc eins brunnen val.




Chapter: 459 
459


Verse: 1    
Parzivâl stuont ûf dem snê.
Verse: 2    
ez tæte einem kranken manne ,

Verse: 3    
ob er harnas trüege
Verse: 4    
der vrost sus an in slüege.

Verse: 5    
der wirt in vuorte in eine gruft,
Verse: 6    
dar selten kom des windes luft:

Verse: 7    
lâgen glüendege koln.
Verse: 8    
die mohte der gast vil gerne doln.

Verse: 9    
eine kerzen zunde swirtes hant:
Verse: 10    
entwâpende sich der wîgant.

Verse: 11    
under im lac ramschoup und varm.
Verse: 12    
al sîne lide im wurden warm,

Verse: 13    
daz sîn vel liehten schîn
Verse: 14    
gap. er mohte wol waltmüede sîn,

Verse: 15    
wande er hete der strâzen wênec geriten,
Verse: 16    
âne dach die naht des tages erbiten:

Verse: 17    
als hete er manege ander.
Verse: 18    
getriuwen wirt vander.

Verse: 19    
lac ein roc, den lêch im an
Verse: 20    
der wirt und vuorte in mit im dan

Verse: 21    
zeiner andern gruft: inne was
Verse: 22    
sîniu buoch dar an der kiusche las.

Verse: 23    
nâch stages site ein alterstein
Verse: 24    
stuont al blôz, dar ûf erschein

Verse: 25    
ein kefse (diu wart schiere erkant),
Verse: 26    
dar ûfe Parzivâles hant

Verse: 27    
swuor einen ungevelschten eit,
Verse: 28    
von vroun Jeschûten leit

Verse: 29    
ze liebe wart verkêret
Verse: 30    
und ir vreude gemêret.




Chapter: 460 
460


Verse: 1    
Parzivâl zem wirte sîn
Verse: 2    
sprach: "herre, dirre kefsen schîn

Verse: 3    
erkenne ich, wande ich drûfe swuor
Verse: 4    
zeinen zîten ich hie vür si vuor.

Verse: 5    
ein gemâlet sper ich vant:
Verse: 6    
herre, daz nam alhie mîn hant,

Verse: 7    
mite ich prîs bejagete.
Verse: 8    
als man mir sider sagete

Verse: 9    
(ich verdâhte mich an mîn selbes wîp
Verse: 10    
daz von witzen kom mîn lîp),

Verse: 11    
zwuo rîche tjoste mite ich reit:
Verse: 12    
unwizzende ich die beide streit.

Verse: 13    
dannoch hete ich êre:
Verse: 14    
hân ich sorgen mêre

Verse: 15    
dan ir an manne ie wart gesehen.
Verse: 16    
durch iuwer zuht sult ir des jehen,

Verse: 17    
wie lanc ist von der zîte her,
Verse: 18    
herre, daz ich hie nam daz sper?"

Verse: 19    
sprach aber der guote man:
Verse: 20    
"des vergaz mîn vriunt Taurian

Verse: 21    
hie: er kom mirs sît in klage.
Verse: 22    
vünfthalp jâr und drî tage

Verse: 23    
ist daz irz im nâmet hie.
Verse: 24    
welt irz hœren, ich prüeve iu wie."

Verse: 25    
an dem salter las er im über al
Verse: 26    
diu jâr und gar der wochen zal,

Verse: 27    
die zwischen wâren hin.
Verse: 28    
"alrêst ich innen worden bin

Verse: 29    
wie lange ich var wîselôs
Verse: 30    
und daz vreuden helfe mich verkôs"




Chapter: 461 
461


Verse: 1    
sprach Parzivâl. "mirst vreude ein troum:
Verse: 2    
ich trage der riuwe swæren soum.

Verse: 3    
herre, ich tuon iu mêr noch kunt:
Verse: 4    
swâ kirchen oder münster stuont,

Verse: 5    
man gotes êre sprach,
Verse: 6    
dehein ouge mich nie gesach

Verse: 7    
sît den selben zîten.
Verse: 8    
ich ensuochte niht wan strîten.

Verse: 9    
ouch trage ich hazzes vil gein gote,
Verse: 10    
wande er ist mîner sorgen tote:

Verse: 11    
die hât er alze hôhe erhaben.
Verse: 12    
mîn vreude ist lebendec begraben.

Verse: 13    
kunde gotes kraft mit helfe sîn,
Verse: 14    
waz ankers wære diu vreude mîn?

Verse: 15    
diu sinket durch der riuwe grunt.
Verse: 16    
ist mîn manlîch herze wunt

Verse: 17    
(oder mac ez von wesen ganz,
Verse: 18    
daz diu riuwe ir scharphen kranz

Verse: 19    
mir setzet ûf werdekeit,
Verse: 20    
die schiltes ammet mir erstreit

Verse: 21    
gein werlîchen handen?),
Verse: 22    
des gihe ich dem ze schanden,

Verse: 23    
der aller helfe hât gewalt,
Verse: 24    
ist sîn helfe helfe balt,

Verse: 25    
daz er mir denne hilfet niht,
Verse: 26    
vil man im der helfe giht."

Verse: 27    
der wirt ersiufzete und sach an in.
Verse: 28    
sprach er: "herre, habet ir sin,

Verse: 29    
sult ir gote getrûwen wol:
Verse: 30    
er hilft iu, wande er helfen sol.




Chapter: 462 
462


Verse: 1    
got müeze uns helfen beiden.
Verse: 2    
herre, ir sult mich bescheiden

Verse: 3    
(ruochet alrêst sitzen),
Verse: 4    
saget mir mit kiuschen witzen,

Verse: 5    
wie der zorn sich ane gevienc,
Verse: 6    
von got iuwern haz emphienc.

Verse: 7    
durch iuwer zühte gedult
Verse: 8    
vernemt von mir sîn unschult,

Verse: 9    
ê daz ir mir von im iht klaget.
Verse: 10    
sîn helfe ist immer unverzaget.

Verse: 11    
doch ich ein leie wære,
Verse: 12    
der wâren buoche mære

Verse: 13    
kunde ich lesen unde schrîben,
Verse: 14    
wie der mensche sol belîben

Verse: 15    
mit dienste gein des helfe grôz,
Verse: 16    
den der stæten helfe nie verdrôz

Verse: 17    
vür der sêle senken.
Verse: 18    
sît getriuwe âne allez wenken,

Verse: 19    
sît got selbe ein triuwe ist:
Verse: 20    
dem was unmære ie valscher list.

Verse: 21    
wir suln in des geniezen lân:
Verse: 22    
er hât vil durch uns getân,

Verse: 23    
sît sîn edel hôher art
Verse: 24    
durch uns ze menschen bilde wart.

Verse: 25    
got heizt und ist ein wârheit.
Verse: 26    
dem was ie valschiu vuore leit,

Verse: 27    
daz sult ir gar bedenken.
Verse: 28    
er enkan an niemen wenken:

Verse: 29    
lêret iuwer gedanke,
Verse: 30    
hüetet iuch gein im an wanke.




Chapter: 463 
463


Verse: 1    
ir enmeget im abe erzürnen niht:
Verse: 2    
swer iuch gein im in hazze siht,

Verse: 3    
der hât iuch an den witzen kranc.
Verse: 4    
prüevt wie Lûcifern gelanc

Verse: 5    
und sînen nôtgestallen,
Verse: 6    
si wâren doch âne gallen:

Verse: 7    
herre, nâmen si den nît,
Verse: 8    
von ir endelôser strît

Verse: 9    
zer helle emphâhet sûren lôn?
Verse: 10    
Astirot und Belcimôn,

Verse: 11    
Bêlet und Radamant
Verse: 12    
und ander die ich hân erkant,

Verse: 13    
diu liehte himelesche schar
Verse: 14    
wart durch nît nâch helle var.

Verse: 15    
Lûcifer vuor die hellevart
Verse: 16    
mir schar, ein mensche nâch im wart:

Verse: 17    
got worhte ûz der erden
Verse: 18    
Adâmen den werden.

Verse: 19    
von Adâmes verhe er êven brach,
Verse: 20    
diu uns gap an daz ungemach,

Verse: 21    
daz si ir schephære überhôrte
Verse: 22    
und unser vreude stôrte.

Verse: 23    
von in zwein kom gebürte vruht:
Verse: 24    
einem riet sîn ungenuht

Verse: 25    
daz er durch gîteclîchen ruom
Verse: 26    
sîner anen nam den magetuom.

Verse: 27    
beginnet genuoge des gezemen,
Verse: 28    
ê si diz mære vernemen,

Verse: 29    
daz si vreischen wie daz möhte sîn:
Verse: 30    
ez wart iedoch mit sünden schîn."




Chapter: 464 
464


Verse: 1    
Parzivâl hin zim sprach:
Verse: 2    
"herre, ich wæne daz ie geschach.

Verse: 3    
von wem was der man erborn,
Verse: 4    
von dem sîn ane hât verlorn

Verse: 5    
den magetuom, als ir mir saget?
Verse: 6    
daz möhtet ir gerne hân verdaget."

Verse: 7    
der wirt sprach aber wider zim:
Verse: 8    
"von dem zwîvel ich iuch nim.

Verse: 9    
sage ich niht wâr die wârheit,
Verse: 10    
lât iu sîn mîn triegen leit.

Verse: 11    
diu erde Adâmes muoter was:
Verse: 12    
von erden vruht Adâm genas.

Verse: 13    
dannoch was diu erde ein maget:
Verse: 14    
noch hân ich iu niht gesaget

Verse: 15    
wer ir den magetuom benam.
Verse: 16    
Kâîns vater was Adam,

Verse: 17    
er sluoc Abêlen um krankez guot:
Verse: 18    
ûf die reinen erden zbluot

Verse: 19    
viel, ir magetuom was vervarn.
Verse: 20    
den nam ir Adâmes barn.

Verse: 21    
huop sich êrst der menschen nît:
Verse: 22    
alsô wert er immer sît.

Verse: 23    
in der werlde doch niht reines ist
Verse: 24    
diu maget âne valschen list.

Verse: 25    
prüevt wie reine die megede sint:
Verse: 26    
got was selbe der megede kint.

Verse: 27    
von megeden sint zwei mensche komen.
Verse: 28    
got selbe antlitze hât genomen

Verse: 29    
nâch der êrsten megede vruht:
Verse: 30    
daz was sîner hôhen art ein zuht.




Chapter: 465 
465


Verse: 1    
von Adâmes künne
Verse: 2    
huop sich riuwe und wünne,

Verse: 3    
sît er uns sippe lougent niht,
Verse: 4    
den ieslîch engel ob im siht,

Verse: 5    
und daz diu sippe ist sünden wagen,
Verse: 6    
daz wir sünde müezen tragen.

Verse: 7    
dar über erbarme sich des kraft,
Verse: 8    
dem erbarme gît geselleschaft.

Verse: 9    
sît sîn getriuwiu mennescheit
Verse: 10    
mit triuwen gein untriuwe streit,

Verse: 11    
ir sult ûf in verkiesen.
Verse: 12    
welt ir sælde niht verliesen,

Verse: 13    
lât wandel iu vür sünde .
Verse: 14    
sît rede und werke niht vrî,

Verse: 15    
wan der sîn leit richet
Verse: 16    
daz er unkiusche sprichet,

Verse: 17    
von des lôn tuon ich iu kunt,
Verse: 18    
in urteilt sîn selbes munt.

Verse: 19    
nemt aldiu mære vür niuwe,
Verse: 20    
ob si iuch lêren triuwe.

Verse: 21    
der pareliure Plâtô
Verse: 22    
sprach sînen zîten

Verse: 23    
und Sibille diu profêtisse,
Verse: 24    
sunder vâlierens misse

Verse: 25    
si sageten vor manec jâr,
Verse: 26    
uns solde komen al vür wâr

Verse: 27    
vür die hœsten schulde phant.
Verse: 28    
zer helle uns nam diu hœste hant

Verse: 29    
mit der gotlîchen minne:
Verse: 30    
die unkiuschen liez er dinne.




Chapter: 466 
466


Verse: 1    
von dem wâren minnære
Verse: 2    
sagent disiu süezen mære.

Verse: 3    
der ist ein durchliuhtec lieht
Verse: 4    
und wenket sîner minne niht:

Verse: 5    
swem er minne erzeigen sol,
Verse: 6    
dem wirt mit sîner minne wol.

Verse: 7    
die selben sint geteilet:
Verse: 8    
aller werlde ist geveilet

Verse: 9    
beidiu sîn minne und ouch sîn haz.
Verse: 10    
prüevet wederz helfe baz.

Verse: 11    
der schuldege âne riuwe
Verse: 12    
vliuht die gotlîchen triuwe:

Verse: 13    
swer aber wandelt sünden schulde,
Verse: 14    
der dient nâch werder hulde.

Verse: 15    
die treget der durch gedanke vert.
Verse: 16    
gedanc sich sunnen blickes wert:

Verse: 17    
gedanc ist âne slôz gespart,
Verse: 18    
vor aller krêatiure bewart.

Verse: 19    
gedanc ist vinster âne schîn:
Verse: 20    
diu gotheit kan lûter sîn,

Verse: 21    
si glestet durch der vinster want
Verse: 22    
und hât den helden sprunc gerant,

Verse: 23    
der endiuzet noch enklinget.
Verse: 24    
er von dem herzen springet,

Verse: 25    
ez ist dehein gedanc snel,
Verse: 26    
ê er von dem herzen vür daz vel

Verse: 27    
kom, er ensî versuochet:
Verse: 28    
des kiuschen got geruochet.

Verse: 29    
sît got gedanke spehet wol,
Verse: 30    
ouwê der brœden werke dol!




Chapter: 467 
467


Verse: 1    
swâ werc verwürkent sînen gruoz,
Verse: 2    
daz gotheit sich schamen muoz,

Verse: 3    
wem lât den menneschlîchiu zuht?
Verse: 4    
war hât diu arme sêle vluht?

Verse: 5    
welt ir gote vüegen leit,
Verse: 6    
der ze beiden sîten ist bereit,

Verse: 7    
zer minne und gein dem zorne,
Verse: 8    
sît ir der verlorne.

Verse: 9    
kêret iuwer gemüete,
Verse: 10    
daz er iu danke güete."

Verse: 11    
Parzivâl sprach zim :
Verse: 12    
"herre, ich bin des immer vrô,

Verse: 13    
daz ir mich von dem bescheiden lât,
Verse: 14    
der nihtes ungelônet lât,

Verse: 15    
der missewende noch der tugent.
Verse: 16    
ich hân mit sorgen mîne jugent

Verse: 17    
alsus brâht an disen tac,
Verse: 18    
daz ich durch triuwe kummers phlac."

Verse: 19    
der wirt sprach aber wider zim:
Verse: 20    
"nimts iuch niht hæle, gerne ich vernim

Verse: 21    
waz ir kummers und sünden hât.
Verse: 22    
ob ir mich diu prüeven lât,

Verse: 23    
dar zuo gibe ich iu lîhte rât,
Verse: 24    
des ir selbe niht enhât."

Verse: 25    
sprach aber Parzivâl:
Verse: 26    
"mîn hœstiu nôt ist um den grâl,

Verse: 27    
nâch um mîn selbes wîp:
Verse: 28    
ûf erde nie schœner lîp

Verse: 29    
gesouc an deheiner muoter brust.
Verse: 30    
nâch den beiden sent sich mîn gelust."




Chapter: 468 
468


Verse: 1    
der wirt sprach: "herre, ir sprechet wol.
Verse: 2    
ir sît in rehter kummers dol,

Verse: 3    
sît ir nâch iuwer selbes wîbe
Verse: 4    
sorgen phlihte gebet dem lîbe.

Verse: 5    
werdet ir ervunden an rehter ê,
Verse: 6    
iu mac zer helle werden ,

Verse: 7    
diu nôt sol schiere ein ende hân
Verse: 8    
und werdet von banden aldâ verlân

Verse: 9    
mit der gotes helfe al sunder twâl.
Verse: 10    
ir jeht, ir sent iuch um den grâl:

Verse: 11    
ir tummer man, daz muoz ich klagen.
Verse: 12    
enmac den grâl niemen bejagen,

Verse: 13    
wan der ze himele ist bekant
Verse: 14    
daz er zem grâle benant.

Verse: 15    
des muoz ich von dem grâle jehen:
Verse: 16    
ich weiz ez und hânz vür wâr gesehen."

Verse: 17    
Parzivâl sprach: "wârt ir ?"
Verse: 18    
der wirt sprach gein im: "herre, ."

Verse: 19    
Parzivâl versweic in gar
Verse: 20    
daz ouch er was komen dar:

Verse: 21    
er vrâcte in von der künde,
Verse: 22    
wiez um den grâl stüende.

Verse: 23    
der wirt sprach: "mir ist wol bekant,
Verse: 24    
ez wont manec werlîchiu hant

Verse: 25    
ze Munsalvæsche dem grâl.
Verse: 26    
durch âventiur die alle mâl

Verse: 27    
rîtent manege reise.
Verse: 28    
die selben templeise,

Verse: 29    
swâ si kummer oder prîs bejagent,
Verse: 30    
vür ir sünde si daz tragent.




Chapter: 469 
469


Verse: 1    
wont ein werlîchiu schar.
Verse: 2    
ich wil iu künden um ir nar:

Verse: 3    
si lebent von einem steine,
Verse: 4    
des geslehte ist vil reine.

Verse: 5    
hât ir des niht erkennet,
Verse: 6    
der wirt iu hie genennet:

Verse: 7    
er heizet lapsit exillîs.
Verse: 8    
von des steines kraft der fênîs

Verse: 9    
verbrinnet, daz er zaschen wirt:
Verse: 10    
diu asche im aber leben birt.

Verse: 11    
sus rêrt der fênîs mûze sîn
Verse: 12    
und gît dar nâch vil liehten schîn,

Verse: 13    
daz er schœne wirt als ê.
Verse: 14    
ouch wart nie menschen ,

Verse: 15    
swelhes tages ez den stein gesiht,
Verse: 16    
die wochen mac ez sterben niht,

Verse: 17    
diu aller schierst dar nâch gestêt.
Verse: 18    
sîn varwe im nimmer ouch zegêt:

Verse: 19    
man muoz im solher varwe jehen,
Verse: 20    
mite ez hât den stein gesehen,

Verse: 21    
ez maget oder man,
Verse: 22    
als sîn bestiu zît huop an,

Verse: 23    
sæhe ez den stein zwei hundert jâr.
Verse: 24    
im enwürde denne grâ sîn hâr,

Verse: 25    
solhe kraft dem menschen gît der stein,
Verse: 26    
daz im vleisch unde bein

Verse: 27    
jugent emphæhet al sunder twâl.
Verse: 28    
der stein ist ouch genant der grâl.

Verse: 29    
dar ûf kumt hiute ein botschaft,
Verse: 30    
dar an doch liget sîn hœste kraft:




Chapter: 470 
470


Verse: 1    
ez ist hiute der karvrîtac,
Verse: 2    
daz man vür wâr warten mac,

Verse: 3    
ein tûbe von himele swinget,
Verse: 4    
ûf den stein diu bringet

Verse: 5    
eine kleine wîze oblât,
Verse: 6    
ûf dem steine si die lât.

Verse: 7    
diu tûbe ist durchliuhtec blanc,
Verse: 8    
ze himele tuot si widerwanc.

Verse: 9    
immer alle karvrîtage
Verse: 10    
brinct si ûf den stein, als ich iu sage,

Verse: 11    
von der stein emphæhet
Verse: 12    
swaz guotes ûf erden dræhet

Verse: 13    
von trinken und von spîse,
Verse: 14    
als den wunsch von paradîse:

Verse: 15    
ich meine, swaz diu erde mac gebern.
Verse: 16    
der stein si vürbaz mêr sol wern

Verse: 17    
swaz wildes under dem lufte lebet,
Verse: 18    
ez vliege oder loufe und daz swebet.

Verse: 19    
der ritterlîchen bruoderschaft,
Verse: 20    
die phrüende in gît des grâles kraft.

Verse: 21    
die aber zem grâle sint benant,
Verse: 22    
hœrt wie die werdent bekant.

Verse: 23    
zende an des steines drum
Verse: 24    
von karakten ein epitafium

Verse: 25    
saget sînen namen und sînen art,
Verse: 26    
swer dar tuon sol die sælden vart,

Verse: 27    
ez von megeden oder von knaben.
Verse: 28    
die schrift darf niemen danne schaben:

Verse: 29    
man den namen gelesen hât,
Verse: 30    
vor ir ougen si zegât.




Chapter: 471 
471


Verse: 1    
si kômen alle dar vür kint,
Verse: 2    
die grôze liute sint.

Verse: 3    
wol die muoter, diu daz kint gebar,
Verse: 4    
daz sol ze dienste hœren dar!

Verse: 5    
der arme und der rîche
Verse: 6    
vreunt sich al gelîche,

Verse: 7    
ob man ir kint eischet dar,
Verse: 8    
daz siz suln senden an die schar:

Verse: 9    
man holt si in manegen landen.
Verse: 10    
vor sündebæren schanden

Verse: 11    
sint si immer mêr behuot
Verse: 12    
und wirt ir lôn ze himele guot:

Verse: 13    
swenne in erstirbet hie daz leben,
Verse: 14    
wirt in dort der wunsch gegeben.

Verse: 15    
die newederhalp gestuonden,
Verse: 16    
strîten begunden

Verse: 17    
Lûcifer und Trînitas,
Verse: 18    
swaz der selben engel was,

Verse: 19    
die edeln und die werden
Verse: 20    
muosten ûf die erden

Verse: 21    
zuo dem selben steine.
Verse: 22    
der stein ist immer reine.

Verse: 23    
ich enweiz ob got ûf si verkôs
Verse: 24    
oder ob er si vürbaz verlôs:

Verse: 25    
was daz sîn reht, er nam si wider.
Verse: 26    
des steines phliget immer sider

Verse: 27    
die got dar zuo benande
Verse: 28    
und in sînen engel sande.

Verse: 29    
herre, sus stêt ez um den grâl."
Verse: 30    
sprach aber Parzivâl:




Chapter: 472 
472


Verse: 1    
"mac ritterschaft des lîbes prîs
Verse: 2    
und doch der sêle pardîs

Verse: 3    
bejagen mir schilte und ouch mit sper,
Verse: 4    
was ie ritterschaft mîn ger.

Verse: 5    
ich streit ie swâ ich strîten vant,
Verse: 6    
daz mîn werlîchiu hant

Verse: 7    
sich næherte dem prîse.
Verse: 8    
ist got an strîte wîse,

Verse: 9    
der sol mich dar benennen,
Verse: 10    
daz si mich bekennen:

Verse: 11    
mîn hant strîtes niht verbirt."
Verse: 12    
sprach aber sîn kiuscher wirt:

Verse: 13    
"ir müestet aldâ vor hôchvart
Verse: 14    
mit senftem willen sîn bewart.

Verse: 15    
iuch verleitet lîhte iuwer jugent
Verse: 16    
daz ir der kiusche bræchet tugent.

Verse: 17    
hôchvart ie seic unde viel"
Verse: 18    
sprach der wirt: ieweder ouge im wiel,

Verse: 19    
er an diz mære dâhte,
Verse: 20    
daz er mit rede volbrâhte.

Verse: 21    
sprach er: "herre, ein künec was,
Verse: 22    
der hiez und heizt noch Anfortas.

Verse: 23    
daz sol iuch und mich armen
Verse: 24    
immer mêr erbarmen,

Verse: 25    
um sîne herzebære nôt,
Verse: 26    
die hôchvart im ze lône bôt.

Verse: 27    
sîn jugent und sîn rîcheit
Verse: 28    
der werlde an im vuocte leit

Verse: 29    
und daz er gerte minne
Verse: 30    
ûzerhalp der kiusche sinne.




Chapter: 473 
473


Verse: 1    
der site ist niht dem grâle reht:
Verse: 2    
muoz der ritter und der kneht

Verse: 3    
bewart sîn vor lôsheit.
Verse: 4    
diemuot die hôchvart überstreit.

Verse: 5    
wont ein werdiu bruoderschaft:
Verse: 6    
die hânt mit werlîcher kraft

Verse: 7    
erwert mit ir handen
Verse: 8    
der diet von al den landen,

Verse: 9    
daz der grâl ist unerkennet,
Verse: 10    
wan die dar sint benennet

Verse: 11    
ze Munsalvæsche an sgrâles schar.
Verse: 12    
wan einer kom unbenennet dar:

Verse: 13    
der selbe was ein tummer man
Verse: 14    
und vuorte ouch sünde mit im dan,

Verse: 15    
daz er niht zem wirte sprach
Verse: 16    
um den kummer den er an im sach.

Verse: 17    
ich ensol niemen schelten:
Verse: 18    
doch muoz er sünde engelten,

Verse: 19    
daz er niht vrâcte swirtes schaden.
Verse: 20    
er was mit kummer geladen,

Verse: 21    
ez enwart nie erkant hôher pîn.
Verse: 22    
vor kom rois Lehelîn

Verse: 23    
ze Brumbâne an den geriten.
Verse: 24    
durch tjoste hete sîn gebiten

Verse: 25    
Libêals der werde helt.
Verse: 26    
des tôt mit tjoste was erwelt,

Verse: 27    
er was erborn von Prienlascors.
Verse: 28    
Lehelîn des heldes ors

Verse: 29    
dannen zôch mit sîner hant:
Verse: 30    
wart der rêroup bekant.




Chapter: 474 
474


Verse: 1    
herre, sît irz Lehelîn?
Verse: 2    
stêt in dem stalle mîn

Verse: 3    
den orsen ein ors gelîch gevar,
Verse: 4    
diu hœrent an sgrâles schar:

Verse: 5    
an dem satel ein turteltûbe stêt.
Verse: 6    
daz ors von Munsalvæsche gêt.

Verse: 7    
diu wâpen gap in Anfortas,
Verse: 8    
er der vreuden herre was.

Verse: 9    
ir schilte sint von alter .
Verse: 10    
Titurel si brâhte

Verse: 11    
an sînen sun rois Frimutel:
Verse: 12    
dar unde verlôs der degen snel

Verse: 13    
von einer tjoste ouch sînen lîp.
Verse: 14    
der minnete sîn selbes wîp,

Verse: 15    
daz nie von manne mêre
Verse: 16    
wîp geminnet wart sêre,

Verse: 17    
ich meine mit rehten triuwen.
Verse: 18    
sîne site sult ir niuwen

Verse: 19    
und minnet von herzen iuwer konen.
Verse: 20    
sîner site sult ir wonen:

Verse: 21    
iuwer varwe im treget gelîchiu mâl.
Verse: 22    
der was ouch herre über den grâl.

Verse: 23    
ouwî herre, wannen ist iuwer vart?
Verse: 24    
ruocht mir prüeven iuwern art."

Verse: 25    
ieweder vaste an den andern sach.
Verse: 26    
Parzivâl zem wirte sprach:

Verse: 27    
"ich bin von einem man erborn,
Verse: 28    
der mit tjoste hât den lîp verlorn

Verse: 29    
und durch ritterlîch gemüete.
Verse: 30    
herre, durch iuwer güete




Chapter: 475 
475


Verse: 1    
sult ir in nemen in iuwer gebet.
Verse: 2    
mîn vater der hiez Gahmuret,

Verse: 3    
er was von arte ein Anschevîn.
Verse: 4    
herre, ich enbinz niht Lehelîn.

Verse: 5    
genam ich ie den rêroup,
Verse: 6    
was ich an den witzen toup:

Verse: 7    
ez ist iedoch von mir geschehen.
Verse: 8    
der selben sünde muoz ich jehen:

Verse: 9    
îthêren von Cucûmerlant
Verse: 10    
den sluoc mîn sündebæriu hant,

Verse: 11    
ich legete in tôten ûf daz gras
Verse: 12    
und nam swaz ze nemen was."

Verse: 13    
"ouwê werlt, wie tuostû ?"
Verse: 14    
sprach der wirt: der was des mæres unvrô.

Verse: 15    
"dû gîs den liuten herzesêr
Verse: 16    
und riuwebæres kummers mêr

Verse: 17    
dan der vreude, wie stêt dîn lôn!
Verse: 18    
sus endet sich dîns mæres dôn."

Verse: 19    
sprach er: "lieber swestersun,
Verse: 20    
waz râtes möhte ich dir tuon?

Verse: 21    
hâs dîn eigen verh erslagen.
Verse: 22    
wiltû vür got die schulde tragen,

Verse: 23    
sît daz ir beide wârt ein bluot,
Verse: 24    
ob got reht gerihte tuot,

Verse: 25    
giltet im dîn eigen leben.
Verse: 26    
waz wiltû im ze gelte geben,

Verse: 27    
îthêren von Gaheviez?
Verse: 28    
der rehten werdekeit geniez,

Verse: 29    
des diu werlt was gereinet,
Verse: 30    
hete got an im erscheinet.




Chapter: 476 
476


Verse: 1    
missewende was sîn riuwe.
Verse: 2    
er balsem ob der triuwe,

Verse: 3    
al werltlîchiu schande in vlôch:
Verse: 4    
werdekeit sich in sîn herze zôch.

Verse: 5    
dich solden hazzen werdiu wîp
Verse: 6    
durch sînen minneclîchen lîp:

Verse: 7    
sîn dienest was gein in ganz,
Verse: 8    
ez machte wîbes ougen glanz,

Verse: 9    
die in gesâhen, von sîner süeze.
Verse: 10    
got daz erbarmen müeze

Verse: 11    
daz ie gevrumtes solhe nôt!
Verse: 12    
mîn swester lac ouch nâch dir tôt,

Verse: 13    
Herzeloide dîn muoter."
Verse: 14    
"neinâ herre guoter,

Verse: 15    
waz saget ir ?" sprach Parzivâl.
Verse: 16    
"wære ich dan herre über den grâl,

Verse: 17    
der möhte mich ergetzen niht
Verse: 18    
des mæres mir iuwer munt vergiht.

Verse: 19    
bin ich iuwer swester kint,
Verse: 20    
tuot als die mit triuwen sint

Verse: 21    
und saget mir sunder wankes vâr:
Verse: 22    
sint disiu mære beidiu wâr?"

Verse: 23    
sprach aber der guote man:
Verse: 24    
"ich enbinz niht der triegen kan:

Verse: 25    
dîner muoter daz ir triuwe erwarp,
Verse: 26    
von ir schiede, zehant si starp.

Verse: 27    
wære daz tier daz si souc,
Verse: 28    
und der trache der von ir vlouc.

Verse: 29    
ez widervuor in slâfe ir gar,
Verse: 30    
ê daz diu süeze dich gebar.




Chapter: 477 
477


Verse: 1    
mîner geswisterde zwei noch sint.
Verse: 2    
mîn swester Schoisiâne ein kint

Verse: 3    
gebar: der vrühte lac si tôt.
Verse: 4    
der herzoge Kîôt

Verse: 5    
von Katelangen was ir man:
Verse: 6    
der enwolde ouch sît niht vreude hân.

Verse: 7    
Sigûnen, des selben tohterlîn,
Verse: 8    
bevalh man der muoter dîn.

Verse: 9    
Schoisiânen tôt mich smerzen
Verse: 10    
muoz enmitten in dem herzen:

Verse: 11    
ir wîplîch herze was guot,
Verse: 12    
ein arke vür unkiusche vluot.

Verse: 13    
ein maget, mîn swester, phliget noch site
Verse: 14    
daz ir volget kiusche mite:

Verse: 15    
Repanse de Schoie phliget
Verse: 16    
des grâles, der swære wiget

Verse: 17    
daz in diu valschlîch mennescheit
Verse: 18    
nimmer von der stat getreit.

Verse: 19    
ir bruoder und mîn ist Anfortas,
Verse: 20    
der beidiu ist unde was

Verse: 21    
von art des grâles herre.
Verse: 22    
demst leider vreude verre,

Verse: 23    
wan daz er hât gedingen,
Verse: 24    
in sül sîn kummer bringen

Verse: 25    
zem endelôsen gemache.
Verse: 26    
mit wunderlîcher sache

Verse: 27    
ist ez im komen an riuwen zil,
Verse: 28    
als ich dir, neve, künden wil.

Verse: 29    
phligestû denne triuwe,
Verse: 30    
erbarmet dich sîn riuwe.




Chapter: 478 
478


Verse: 1    
Frimutel den lîp verlôs,
Verse: 2    
mîn vater, nâch im man kôs

Verse: 3    
sînen eldesten sun ze künege dar,
Verse: 4    
ze vogete dem grâle und sgrâles schar.

Verse: 5    
daz was mîn bruoder Anfortas,
Verse: 6    
der krône und rîcheit wirdec was.

Verse: 7    
dannoch wir wênec wâren.
Verse: 8    
mîn bruoder gein den jâren

Verse: 9    
kom vür der gransprunge zît,
Verse: 10    
mit solher jugent hât minne ir strît:

Verse: 11    
twinct si ir vriunt sêre,
Verse: 12    
man mac es ir jehen zunêre.

Verse: 13    
swelh grâles herre aber minne gert
Verse: 14    
anders dan diu schrift in wert,

Verse: 15    
der muoz ez komen zarbeit
Verse: 16    
und in siufzebæriu herzeleit.

Verse: 17    
mîn herre und der bruoder mîn
Verse: 18    
kôs im eine vriundîn,

Verse: 19    
des in dûhte, mit guotem site.
Verse: 20    
swer diu was, daz mite.

Verse: 21    
in ir dienest er sich zôch,
Verse: 22    
daz diu zageheit in vlôch:

Verse: 23    
des wart von sîner klâren hant
Verse: 24    
verdürkelt manec schiltes rant.

Verse: 25    
bejagete an âventiure
Verse: 26    
der süeze und der gehiure,

Verse: 27    
wart ie hôher prîs erkant
Verse: 28    
über elliu ritterlîchiu lant,

Verse: 29    
vor dem mære was er der vrîe.
Verse: 30    
âmor was sîn krîe:




Chapter: 479 
479


Verse: 1    
der ruoft ist zer diemuot
Verse: 2    
iedoch niht volleclîchen guot.

Verse: 3    
eins tages der künec al eine reit
Verse: 4    
(daz was gar den sînen leit)

Verse: 5    
ûz durch âventiure
Verse: 6    
durch vreude an minnen stiure:

Verse: 7    
des twanc in der minnen ger.
Verse: 8    
mit einem gelüppeten sper

Verse: 9    
wart er ze tjostieren wunt,
Verse: 10    
daz er nimmer mêr gesunt

Verse: 11    
wart, der süeze œheim dîn,
Verse: 12    
durch die heidruose sîn

Verse: 13    
ez was ein heiden der streit
Verse: 14    
und der die selben tjoste reit,

Verse: 15    
geborn von Ethnîse,
Verse: 16    
ûz dem pardîse

Verse: 17    
rinnet diu Tîgris.
Verse: 18    
der selbe heiden was gewis,

Verse: 19    
sîn ellen solde den grâl behaben.
Verse: 20    
in dem sper was sîn name ergraben:

Verse: 21    
er suochte die verren ritterschaft,
Verse: 22    
niht wan durch des grâles kraft

Verse: 23    
streich er wazzer unde lant.
Verse: 24    
von sînem strîte uns vreude swant.

Verse: 25    
dîns œheims strît man prîsen
Verse: 26    
muoz: des spers îsen

Verse: 27    
vuorte er in sînem lîbe dan.
Verse: 28    
der junge werde man

Verse: 29    
kom heim zuo den sînen,
Verse: 30    
sach man jâmer schînen.




Chapter: 480 
480


Verse: 1    
den heiden hete er dort erslagen:
Verse: 2    
den sul ouch wir ze mâze klagen.

Verse: 3    
uns der künec kom bleich
Verse: 4    
und im sîn kraft gar gesweich,

Verse: 5    
in die wunden greif eins arztes hant,
Verse: 6    
unz er des spers îsen vant.

Verse: 7    
der trunzûn was rœrîn,
Verse: 8    
ein teil in der wunden sîn:

Verse: 9    
diu gewan der arzet beidiu wider.
Verse: 10    
mîne venje viel ich nider:

Verse: 11    
lobete ich der gotes kraft,
Verse: 12    
daz ich deheine ritterschaft

Verse: 13    
getæte nimmer mêre,
Verse: 14    
daz got durch sîn êre

Verse: 15    
mînem bruoder hülfe von der nôt.
Verse: 16    
ich verswuor ouch vleisch, wîn und brôt

Verse: 17    
und dar nâch al daz trüege bluot,
Verse: 18    
daz ichs nimmer mêr gewünne muot.

Verse: 19    
daz was der diet ander klage,
Verse: 20    
lieber neve, als ich dir sage,

Verse: 21    
daz ich schiet von dem swerte mîn.
Verse: 22    
si sprâchen: "wer sol schirmære sîn

Verse: 23    
über des grâles tougen?"
Verse: 24    
weinden liehtiu ougen.

Verse: 25    
si truogen den künec sunder twâl
Verse: 26    
durch die gotes helfe vür den grâl.

Verse: 27    
der künec den grâl gesach,
Verse: 28    
daz was sîn ander ungemach,

Verse: 29    
daz er niht sterben mohte,
Verse: 30    
wande im sterben niht tohte,




Chapter: 481 
481


Verse: 1    
sît daz ich mich hete ergeben
Verse: 2    
in alsus armeclîchez leben

Verse: 3    
und des edeln artes hêrschaft
Verse: 4    
was komen an swache kraft.

Verse: 5    
des küneges wunde geitert was.
Verse: 6    
swaz man der arztbuoche las,

Verse: 7    
die engâben deheiner helfe lôn.
Verse: 8    
gein apsis, ecidemôn,

Verse: 9    
ehcontius und lîsis,
Verse: 10    
jêcis und mêâtris

Verse: 11    
(die argen slangenz eiter heiz
Verse: 12    
tragent), swaz iemen vür weiz

Verse: 13    
und vür ander würme diez eiter tragent,
Verse: 14    
swaz die wîsen arzte vür bejagent

Verse: 15    
mit fîsiken liste an würzen,
Verse: 16    
(lâ dir die rede kürzen)

Verse: 17    
der deheinz gehelfen kunde:
Verse: 18    
got selbe uns des verbunde.

Verse: 19    
wir gewunnen Gêôn
Verse: 20    
ze helfe unde Fîsôn,

Verse: 21    
Eufrâtes und Tîgrîs,
Verse: 22    
diu vier wazzer ûz dem pardîs,

Verse: 23    
nâhe hin zuo ir süezer smac
Verse: 24    
dennoch niht sîn verrochen mac,

Verse: 25    
ob dehein wurz dinne quæme,
Verse: 26    
diu unser trûren næme.

Verse: 27    
daz was verlorniu arbeit.
Verse: 28    
niute sich unser herzeleit:

Verse: 29    
doch versuochte wirz in manege wîs.
Verse: 30    
gewunne wir daz selbe rîs,




Chapter: 482 
482


Verse: 1    
dar ûf Sibille jach
Verse: 2    
Enêas vür hellesch ungemach

Verse: 3    
und vür des Flegetônen rouch,
Verse: 4    
vür ander vlüzze die drinne vliezent ouch.

Verse: 5    
des nâme wir uns muoze
Verse: 6    
und gewunnen zrîs ze buoze,

Verse: 7    
ob daz sper ungehiure
Verse: 8    
in dem helleschen viure

Verse: 9    
wære gelüppet oder gelœtet,
Verse: 10    
daz uns an vreuden tœtet.

Verse: 11    
was dem sper niht alsus.
Verse: 12    
ein vogel heizt pelicânus:

Verse: 13    
swemne der vruht gewinnet,
Verse: 14    
alze sêre er die minnet.

Verse: 15    
in twinget sîner triuwe gelust
Verse: 16    
daz er bîzet durch sîn selbes brust

Verse: 17    
und læt zbluot den jungen in den munt:
Verse: 18    
er stirbet an der selben stunt.

Verse: 19    
gewunne wir des vogels bluot,
Verse: 20    
ob uns sîn triuwe wære guot,

Verse: 21    
und strichenz an die wunden
Verse: 22    
wir beste kunden.

Verse: 23    
daz mohte uns niht gehelfen sus.
Verse: 24    
ein tier heizt monicirus:

Verse: 25    
daz erkennet der megede reine grôz,
Verse: 26    
daz ez slæfet ûf der megede schôz.

Verse: 27    
wir gewunnen stieres herzen
Verse: 28    
über des küneges smerzen.

Verse: 29    
wir nâmen den karfunkelstein
Verse: 30    
ûf des selben tieres hirnbein,




Chapter: 483 
483


Verse: 1    
der wehset under sînem horne.
Verse: 2    
wir bestrichen die wunden vorne

Verse: 3    
und besouften den stein drinne gar:
Verse: 4    
diu wunde was et lüppec var.

Verse: 5    
daz tet uns mit dem künege .
Verse: 6    
wir gewunnen eine wurz heizt trachontê

Verse: 7    
(wir hœren von der würze sagen,
Verse: 8    
swâ ein trache werde erslagen,

Verse: 9    
si wahse von dem bluote.
Verse: 10    
der würze ist ze muote,

Verse: 11    
si hât al des luftes art),
Verse: 12    
ob uns des trachen ummevart

Verse: 13    
dar zuo möhte iht gevromen.
Verse: 14    
vür der sterne wider komen

Verse: 15    
und vür des mânen wandeltac,
Verse: 16    
dar an der wunden smerze lac,

Verse: 17    
der würze edel hôch geslehte
Verse: 18    
kom uns vür niht rehte.

Verse: 19    
unser venje viele wir vür den grâl.
Verse: 20    
dar an gesâhe wir zeinem mâl

Verse: 21    
geschriben, dar solde ein ritter komen:
Verse: 22    
würde des vrâge aldâ vernomen,

Verse: 23    
solde der kummer ende hân.
Verse: 24    
ez wære kint, maget oder man,

Verse: 25    
daz in der vrâge warnete iht,
Verse: 26    
ensolde diu vrâge helfen niht,

Verse: 27    
wan daz der schade stüende alsê
Verse: 28    
und herzelîcher tæte .

Verse: 29    
diu schrift sprach: "habet ir daz vernomen?
Verse: 30    
iuwer warnen mac ze schaden komen.




Chapter: 484 
484


Verse: 1    
vrâct er niht der êrsten naht,
Verse: 2    
zegêt sîner vrâge maht:

Verse: 3    
wirt sîn vrâge an rehter zît getân,
Verse: 4    
sol er zkünecrîche hân

Verse: 5    
und hât der kummer ende.
Verse: 6    
von der hœsten hende

Verse: 7    
mite ist Anfortas genesen,
Verse: 8    
er ensol aber niemêr künec wesen."

Verse: 9    
sus lâse wir an dem grâle
Verse: 10    
daz Anfortases quâle

Verse: 11    
mite ein ende næme,
Verse: 12    
swenne im diu vrâge quæme.

Verse: 13    
wir strichen an die wunden
Verse: 14    
swâ mite wir senften kunden,

Verse: 15    
die guoten salben nardas
Verse: 16    
und swaz gedrîakelt was

Verse: 17    
und den rouch von lignâlôê:
Verse: 18    
im was et zallen zîten .

Verse: 19    
zôch ich mich her:
Verse: 20    
swachiu wünne ist mîner jâre wer.

Verse: 21    
sît kom ein ritter dar geriten
Verse: 22    
(der möhtez gerne hân vermiten),

Verse: 23    
von dem ich dir ê sagete.
Verse: 24    
unprîs der bejagete,

Verse: 25    
sît er den rehten kummer sach,
Verse: 26    
daz er niht zuo dem wirte sprach:

Verse: 27    
"herre, wie stêt iuwer nôt?"
Verse: 28    
sît im sîn tumpheit daz gebôt

Verse: 29    
daz er aldâ niht vrâcte,
Verse: 30    
grôzer sælde in betrâcte."




Chapter: 485 
485


Verse: 1    
si beide wâren mit herzen klage.
Verse: 2    
nâhete ez dem mitten tage:

Verse: 3    
der wirt sprach: "gê wir nâch der nar.
Verse: 4    
dîn ors ist unberâten gar:

Verse: 5    
ich mac uns selben niht gespîsen,
Verse: 6    
es enwelle uns got bewîsen.

Verse: 7    
mîn küche riuchet selten:
Verse: 8    
des muostû hiute engelten

Verse: 9    
und al die wîle mir bist.
Verse: 10    
ich solde dich hiute lêren list

Verse: 11    
an den würzen, lieze uns der snê.
Verse: 12    
got gebe daz der schier zegê.

Verse: 13    
brechen die wîle îwîn graz.
Verse: 14    
ich wæne dîn ors dicke gaz

Verse: 15    
ze Munsalvæsche baz dan hie.
Verse: 16    
noch ez ze wirte nie

Verse: 17    
kômt, der iuwer gerner phlæge,
Verse: 18    
ob ez hie bereitez læge."

Verse: 19    
si giengen ûz um ir bejac.
Verse: 20    
Parzivâl des vuoters phlac.

Verse: 21    
der wirt gruop im würzelîn:
Verse: 22    
daz muoste ir beste spîse sîn.

Verse: 23    
der wirt sîner orden niht vergaz:
Verse: 24    
swie vil er gruop, deheine er az

Verse: 25    
der würze vor der nône,
Verse: 26    
an die stûden schône

Verse: 27    
hienc er si und suochte mêre.
Verse: 28    
durch die gotes êre

Verse: 29    
manegen tac ungâz er gienc,
Verse: 30    
so er vermiste sîn spîse hienc.




Chapter: 486 
486


Verse: 1    
die zwêne gesellen niht verdrôz,
Verse: 2    
si giengen der brunne vlôz,

Verse: 3    
si wuoschen würze und ir krût.
Verse: 4    
ir munt wart selten lachens lût.

Verse: 5    
ieweder sîne hende
Verse: 6    
twuoc. an einem gebende

Verse: 7    
truoc Parzivâl îwîn loup
Verse: 8    
vürz ors. ûf ir ramschoup

Verse: 9    
giengen si wider ze den ir koln.
Verse: 10    
man dorfte in niht mêr spîse holn:

Verse: 11    
enwas gesoten noch gebrâten
Verse: 12    
und ir küchen unberâten.

Verse: 13    
Parzivâl mit sinne
Verse: 14    
durch die getriuwe minne

Verse: 15    
die er gein sînem wirte truoc,
Verse: 16    
in dûhte er hete baz genuoc

Verse: 17    
dan sîn phlac Gurnemanz
Verse: 18    
und maneger vrouwen varwe glanz

Verse: 19    
ze Munsalvæsche vür in gienc,
Verse: 20    
er wirtschaft von dem grâle emphienc.

Verse: 21    
der wirt mit triuwen wîse
Verse: 22    
sprach: "neve, disiu spîse

Verse: 23    
sol dir niht versmâhen.
Verse: 24    
envündes in allen gâhen

Verse: 25    
deheinen wirt der dir gunde baz
Verse: 26    
guoter wirtschaft âne haz."

Verse: 27    
Parzivâl sprach: "herre,
Verse: 28    
der gotes gruoz mir verre,

Verse: 29    
ob mich ie baz gezæme
Verse: 30    
swes ich von wirte næme."




Chapter: 487 
487


Verse: 1    
swaz was spîse vür getragen,
Verse: 2    
beliben si nâch ungetwagen,

Verse: 3    
daz enschadete in an den ougen niht,
Verse: 4    
als man vischegen handen giht.

Verse: 5    
ich wil vür mich geheizen,
Verse: 6    
man möhte mit mir beizen,

Verse: 7    
wære ich vür vederspil erkant,
Verse: 8    
ich swünge al gernde von der hant,

Verse: 9    
solhen kröphelînen
Verse: 10    
tæte ich vliegen schînen.

Verse: 11    
wes spotte ich der getriuwen diet?
Verse: 12    
mîn alt unvuoge mir daz riet.

Verse: 13    
ir hât doch wol gehœret
Verse: 14    
waz in rîcheit hât gestœret,

Verse: 15    
war um si wâren vreuden arm,
Verse: 16    
dicke kalt und selten warm.

Verse: 17    
si dolten herzen riuwe
Verse: 18    
niht wan durch rehte triuwe

Verse: 19    
âne alle missewende.
Verse: 20    
von der hœsten hende

Verse: 21    
emphiengen si um ir kummer solt:
Verse: 22    
got was und wart in beiden holt.

Verse: 23    
si stuonden ûf und giengen dan,
Verse: 24    
Parzivâl und der guote man,

Verse: 25    
zem orse gein dem stalle.
Verse: 26    
mit kranker vreuden schalle

Verse: 27    
der wirt zem orse sprach: "mirst leit
Verse: 28    
dîn hungerbæriu arbeit

Verse: 29    
durch den satel der ûf dir liget,
Verse: 30    
der Anfortases wâpen phliget."




Chapter: 488 
488


Verse: 1    
si daz ors begiengen,
Verse: 2    
niuwe klage si ane geviengen.

Verse: 3    
Parzivâl zem wirte sîn
Verse: 4    
sprach: "herre und lieber œheim mîn,

Verse: 5    
getorste ichz iu vor schame gesagen,
Verse: 6    
mîn ungelücke ich solde klagen.

Verse: 7    
daz verkiest durch iuwer selbes zuht:
Verse: 8    
mîn triuwe hât doch gein iu vluht.

Verse: 9    
ich hân sêre missetân,
Verse: 10    
welt ir michs engelten lân,

Verse: 11    
scheide ich von dem trôste
Verse: 12    
und bin der unerlôste

Verse: 13    
immer mêr von riuwe.
Verse: 14    
ir sult mit râtes triuwe

Verse: 15    
klagen mîne tumpheit.
Verse: 16    
der ûf Munsalvæsche reit

Verse: 17    
und der den rehten kummer sach
Verse: 18    
und der deheine vrâge sprach,

Verse: 19    
daz bin ich unsælec barn.
Verse: 20    
sus hân ich, herre, missevarn."

Verse: 21    
der wirt sprach: "neve, waz sagestû nuo?
Verse: 22    
wir suln beide samt zuo

Verse: 23    
herzenlîcher klage grîfen
Verse: 24    
und die vreude lâzen slîfen,

Verse: 25    
sît dîn kunst sich sælden sus verzêch.
Verse: 26    
dir got vünf sinne lêch

Verse: 27    
(die hânt ir rât dir vor bespart),
Verse: 28    
wie was dîn triuwe von in bewart

Verse: 29    
an den selben stunden
Verse: 30    
Anfortases wunden?




Chapter: 489 
489


Verse: 1    
doch wil ich râtes niht verzagen.
Verse: 2    
ensolt ouch niht ze sêre klagen:

Verse: 3    
solt in rehten mâzen
Verse: 4    
klagen und klagen lâzen.

Verse: 5    
diu mennescheit hât wilden art.
Verse: 6    
etswâ wil jugent an witze vart:

Verse: 7    
wil dennez alter tumpheit üeben
Verse: 8    
und lûter site trüeben,

Verse: 9    
von wirt daz wîze sal
Verse: 10    
und diu grüene tugent val,

Verse: 11    
von beklîben möhte
Verse: 12    
daz der werdekeit töhte.

Verse: 13    
möhte ich dirz wol begrüenen
Verse: 14    
und dîn herze alsô erküenen

Verse: 15    
daz den prîs bejagetes
Verse: 16    
und an got niht verzagetes,

Verse: 17    
gestüende noch dîn linge
Verse: 18    
an werdeclîchem dinge,

Verse: 19    
daz wol ergetzet hieze.
Verse: 20    
got selbe dich niht lieze:

Verse: 21    
ich bin von gote dîn râtes wer.
Verse: 22    
sage mir, sæhe daz sper

Verse: 23    
ze Munsalvæsche ûf dem hûs?
Verse: 24    
der sterne Saturnûs

Verse: 25    
wider an sîn zil gestuont
Verse: 26    
(daz wart uns der wunden kunt

Verse: 27    
und dem sumerlîchen snê),
Verse: 28    
im getet der vrost nie ,

Verse: 29    
dem süezen œheime dîn.
Verse: 30    
daz sper muoste in die wunden sîn:




Chapter: 490 
490


Verse: 1    
half ein nôt vür die andern nôt.
Verse: 2    
des wart daz sper bluotec rôt.

Verse: 3    
etslîcher sterne komende tage
Verse: 4    
die diet lêret jâmers klage,

Verse: 5    
die hôhe ob ein ander stênt
Verse: 6    
und ungelîche wider gênt,

Verse: 7    
und des mânen wandelkêre
Verse: 8    
schadet ouch zer wunden sêre.

Verse: 9    
dise zît diech hie benennet hân,
Verse: 10    
muoz der künec ruowe lân:

Verse: 11    
tuot im grôzer vrost ,
Verse: 12    
sîn vleisch wirt kelter dan der snê.

Verse: 13    
sît man daz gelüppe heiz
Verse: 14    
an dem spers îsen weiz,

Verse: 15    
die zît manz ûf die wunden leget:
Verse: 16    
den vrost ez ûz dem lîbe treget,

Verse: 17    
al um daz sper glasvar als îs.
Verse: 18    
daz enmohte aber deheinen wîs

Verse: 19    
von dem sper niemen bringen dan,
Verse: 20    
wan Trebuchet der wîse man:

Verse: 21    
der worhte zwei mezzer, diu ez sniten,
Verse: 22    
ûz silber, diu ez niht vermiten.

Verse: 23    
den list tet im ein segen kunt,
Verse: 24    
der an des küneges swerte stuont.

Verse: 25    
maneger ist der gerne niht:
Verse: 26    
aspindê daz holz enbrinne niht:

Verse: 27    
dises glases drûf iht spranc,
Verse: 28    
viurlohen nâch swanc,

Verse: 29    
aspindê von verbran.
Verse: 30    
waz wunders diz gelüppe kan!




Chapter: 491 
491


Verse: 1    
er mac gerîten noch gegên,
Verse: 2    
der künec, noch geligen noch gestên:

Verse: 3    
er lent âne sitzen
Verse: 4    
mit siufzebæren witzen.

Verse: 5    
gein des mânen wandel ist im .
Verse: 6    
Brumbâne ist genant ein :

Verse: 7    
treget man in ûf durch süezen luft
Verse: 8    
durch sîner sûren wunden gruft.

Verse: 9    
daz heizt er sînen weidetac:
Verse: 10    
swaz er aldâ gevâhen mac

Verse: 11    
smerzlîchem sêre,
Verse: 12    
er bedarf heime mêre.

Verse: 13    
von kom ûz ein mære,
Verse: 14    
er wære ein vischære.

Verse: 15    
daz mære muoste er lîden:
Verse: 16    
salmen, lamprîden

Verse: 17    
hât er doch lützel veile."
Verse: 18    
der trûrege, niht der geile,

Verse: 19    
Parzivâl sprach al zehant:
Verse: 20    
"in dem den künec ich vant

Verse: 21    
geankert ûf dem wâge,
Verse: 22    
ich wæne durch vische lâge

Verse: 23    
oder durch ander kurzwîle.
Verse: 24    
ich hete manege mîle

Verse: 25    
des tages dar gestrichen:
Verse: 26    
Pelrapeire ich was entwichen

Verse: 27    
rehte um den mitten morgen.
Verse: 28    
des âbents phlac ich sorgen,

Verse: 29    
diu herberge möhte sîn:
Verse: 30    
der beriet mich der œheim mîn."




Chapter: 492 
492


Verse: 1    
"dû rite ein angestlîche vart,"
Verse: 2    
sprach der wirt, "durch warte wol bewart.

Verse: 3    
ieslîchiu besetzet ist
Verse: 4    
mit rotte, selten iemens list

Verse: 5    
in hilfet gein der reise.
Verse: 6    
er kêrte ie gein der vreise,

Verse: 7    
swer jenen her zuo zin reit:
Verse: 8    
si nement niemens sicherheit,

Verse: 9    
si wâgent ir leben gein jenes leben.
Verse: 10    
daz ist vür sünde in gegeben."

Verse: 11    
"nû kom ich âne strîten
Verse: 12    
an den selben zîten

Verse: 13    
geriten der künec was"
Verse: 14    
sprach Parzivâl. "des palas

Verse: 15    
sach ich des âbents jâmers vol.
Verse: 16    
wie tet in jâmer wol?

Verse: 17    
ein knappe aldâ zer tür în spranc,
Verse: 18    
von der palas jâmers klanc.

Verse: 19    
der truoc in sînen henden
Verse: 20    
einen schaft zen vier wenden,

Verse: 21    
dar inne ein sper bluotec rôt.
Verse: 22    
des kom diu diet in jâmers nôt."

Verse: 23    
der wirt sprach: "neve, sît nochê
Verse: 24    
wart dem künege nie ,

Verse: 25    
wan sîn komen zeicte sus
Verse: 26    
der sterne Saturnus:

Verse: 27    
der kan mit grôzem vroste komen.
Verse: 28    
drûf legen mohte uns niht gevromen,

Verse: 29    
als manz ê drûfe ligen sach:
Verse: 30    
daz sper man in die wunden stach.




Chapter: 493 
493


Verse: 1    
Saturnus louft hôhe enbor,
Verse: 2    
daz ez diu wunde wesse vor,

Verse: 3    
ê der ander vrost kœme her nâch.
Verse: 4    
dem snê was ninder alsô gâch,

Verse: 5    
er viel alrêst an der andern naht.
Verse: 6    
in der sumerlîchen maht,

Verse: 7    
man sküneges vrost sus werte,
Verse: 8    
die diet ez vreuden herte."

Verse: 9    
sprach der kiusche Trevrizent:
Verse: 10    
"si emphiengen jâmers soldiment:

Verse: 11    
daz sper in vreude entvuorte,
Verse: 12    
daz ir herzen verh sus ruorte.

Verse: 13    
machte ir jâmers triuwe
Verse: 14    
des toufes lêre al niuwe."

Verse: 15    
Parzivâl zem wirte sprach:
Verse: 16    
"vünf und zweinzec megede ich sach,

Verse: 17    
die vor dem künege stuonden
Verse: 18    
und wol mit zühten kunden."

Verse: 19    
der wirt sprach: "es suln megede phlegen
Verse: 20    
(des hât sich got gein im bewegen),

Verse: 21    
des grâls, dem si dienden vür.
Verse: 22    
der grâl ist mit hôher kür.

Verse: 23    
suln sîn ritter hüeten
Verse: 24    
mit kiuscheclîchen güeten.

Verse: 25    
der hôhen sterne komendiu zît
Verse: 26    
der diet aldâ grôz jâmer gît,

Verse: 27    
den jungen und den alden.
Verse: 28    
got hât zorn behalden

Verse: 29    
gein in alze lange :
Verse: 30    
wenne suln si vreude sprechen ?




Chapter: 494 
494


Verse: 1    
neve, wil ich sagen dir
Verse: 2    
daz maht wol gelouben mir,

Verse: 3    
ein schanze dicke stêt vor in:
Verse: 4    
si gebent unde nement gewin.

Verse: 5    
si emphâhent kleiniu kinder dar
Verse: 6    
von hôher art und wol gevar.

Verse: 7    
wirt iender herrenlôs ein lant,
Verse: 8    
erkennent si die gotes hant,

Verse: 9    
daz diu diet eins herren gert,
Verse: 10    
von sgrâles schar die sint gewert.

Verse: 11    
des müezen ouch si mit zühten phlegen:
Verse: 12    
sîn hüetet aldâ der gotes segen.

Verse: 13    
got schaffet verholne dan die man,
Verse: 14    
offenlîch gît man megede dan.

Verse: 15    
solt des sîn vil gewis,
Verse: 16    
daz der künec Castis

Verse: 17    
Herzeloiden gerte,
Verse: 18    
der man in schône werte:

Verse: 19    
dîne muoter gap man im ze konen.
Verse: 20    
er solde aber niht ir minne wonen:

Verse: 21    
der tôt in ê legete in daz grap.
Verse: 22    
vor er dîner muoter gap

Verse: 23    
Wâleis und Norgâls,
Verse: 24    
Kanvoleiz und Kingrivâls,

Verse: 25    
daz ir mit sal wart gegeben.
Verse: 26    
der künec niht langer solde leben.

Verse: 27    
diz was ûf sîner reise wider:
Verse: 28    
der künec sich legete sterbens nider.

Verse: 29    
truoc si krône über zwei lant:
Verse: 30    
erwarp si Gahmuretes hant.




Chapter: 495 
495


Verse: 1    
sus gît man von dem grâle dan
Verse: 2    
offenlîch megede, verholne die man

Verse: 3    
durch vruht ze dienste wider dar,
Verse: 4    
ob ir kint des grâles schar

Verse: 5    
mit dieneste suln mêren.
Verse: 6    
daz kan si got wol lêren.

Verse: 7    
swer sich dienstes gein grâle hât bewegen,
Verse: 8    
gein wîben minne er muoz verphlegen:

Verse: 9    
wan der künec sol haben eine
Verse: 10    
ze rehte eine kronen reine

Verse: 11    
und ander die got hât gesant
Verse: 12    
ze herren in herrenlôsiu lant.

Verse: 13    
über daz gebot ich mich bewac
Verse: 14    
daz ich nâch minnen dienstes phlac.

Verse: 15    
mir geriet mîn vlæteclîchiu jugent
Verse: 16    
und eins werden wîbes tugent,

Verse: 17    
daz ich in ir dienest reit,
Verse: 18    
ich dicke herteclîchen streit.

Verse: 19    
die wilden âventiure
Verse: 20    
mich dûhten gehiure,

Verse: 21    
daz ich selten turnierte.
Verse: 22    
ir minne kondewierte

Verse: 23    
mir vreude in daz herze mîn,
Verse: 24    
durch si tet ich vil strîtes schîn:

Verse: 25    
des twanc mich ir minnen kraft
Verse: 26    
gein der wilden verren ritterschaft.

Verse: 27    
ir minne ich alsus koufte:
Verse: 28    
der heiden und der getoufte

Verse: 29    
wâren mir strîtes al gelîch.
Verse: 30    
si dûhte mich lônes rîch.




Chapter: 496 
496


Verse: 1    
sus phlac ichs durch die werden
Verse: 2    
ûf den drîn teilen der erden,

Verse: 3    
z Eurôpâ und in âsiâ
Verse: 4    
unde verre in Afrikâ.

Verse: 5    
ich rîche tjoste wolde tuon,
Verse: 6    
reit ich vür Gauriûn.

Verse: 7    
ich hân ouch manege tjost getân
Verse: 8    
vor dem berc ze Feimorgân.

Verse: 9    
ich tet vil rîcher tjoste schîn
Verse: 10    
vor dem berc z Agremontîn.

Verse: 11    
swer einhalp wil ir tjoste hân,
Verse: 12    
koment ûz viurege man:

Verse: 13    
anderhalp si brinnent niht,
Verse: 14    
swaz man tjostiure siht.

Verse: 15    
und ich vür den Rôhas
Verse: 16    
durch âventiur gestrichen was,

Verse: 17    
kom ein werdiu windesch diet
Verse: 18    
ûz durch tjoste gegenbiet.

Verse: 19    
ich vuor von Sibilje
Verse: 20    
daz mer alum gein Zilje,

Verse: 21    
durch Frîûl ûz vür Aglei.
Verse: 22    
ouwê unde heiâ hei

Verse: 23    
daz ich dînen vater ie gesach,
Verse: 24    
der mir ze sehene aldâ geschach,

Verse: 25    
ich ze Sibilje zogete în.
Verse: 26    
hete der werde Anschevîn

Verse: 27    
vor mir geherberget ê.
Verse: 28    
sîn vart tuot mir immer ,

Verse: 29    
die er vuor ze Baldac:
Verse: 30    
ze tjostieren er tôt lac,




Chapter: 497 
497


Verse: 1    
daz was ê von im dîn sage.
Verse: 2    
ez ist immer mînes herzen klage.

Verse: 3    
mîn bruoder ist guotes rîche:
Verse: 4    
verholne ritterlîche

Verse: 5    
er mich dicke von im sande.
Verse: 6    
ich von Munsalvæsche wande,

Verse: 7    
sîn insigel nam ich
Verse: 8    
und vuortez ze Karcobrâ,

Verse: 9    
sich sêwet der Plimizôl.
Verse: 10    
in dem bistuom ze Barbigôl

Verse: 11    
der burcgrâve mich beriet
Verse: 12    
ûfz insigel, ê ich von im schiet,

Verse: 13    
knappen und ander koste
Verse: 14    
gein der wilden tjoste

Verse: 15    
und ûf ander ritterlîche vart.
Verse: 16    
des wart vil wênec von im gespart:

Verse: 17    
ich muoste al eine komen dar.
Verse: 18    
an der widerreise liez ich gar

Verse: 19    
im swaz ich gesindes phlac:
Verse: 20    
ich reit Munsalvæsche lac.

Verse: 21    
hœre, lieber neve mîn.
Verse: 22    
mich der werde vater dîn

Verse: 23    
ze Sibilje alrêste sach,
Verse: 24    
balde er mîn ze bruoder jach

Verse: 25    
Herzeloiden sînem wîbe,
Verse: 26    
doch wart von sînem lîbe

Verse: 27    
mîn antlitze niemêr gesehen.
Verse: 28    
man muoste ouch mir vür wâr jehen

Verse: 29    
daz nie schœner mannes bilde wart:
Verse: 30    
dannoch was ich âne bart.




Chapter: 498 
498


Verse: 1    
in mîne herberge er vuor.
Verse: 2    
vür dise rede ich dicke swuor

Verse: 3    
manegen ungestabeten eit.
Verse: 4    
er mich vil ane gestreit,

Verse: 5    
verholne ichz im sagete,
Verse: 6    
des er vreude vil bejagete.

Verse: 7    
er gap sîn kleinœte mir:
Verse: 8    
swaz ich im gap daz was sîn gir.

Verse: 9    
mîne kefsen, die sæhe ê,
Verse: 10    
(diust noch grüener dan der klê)

Verse: 11    
hiez ich würken ûz einem steine,
Verse: 12    
den mir gap der reine.

Verse: 13    
sînen neven er mir ze knehte liez,
Verse: 14    
îthêren, den sîn herze hiez

Verse: 15    
daz aller valsch an im verswant,
Verse: 16    
den künec von Kucûmerlant.

Verse: 17    
wir mohten vart niht langer sparn,
Verse: 18    
wir muosten von ein ander varn:

Verse: 19    
er kêrte der bâruc was
Verse: 20    
und ich vuor vür den Rôhas.

Verse: 21    
ûz Zilje ich vür den Rôhas reit,
Verse: 22    
drî mântage ich vil gestreit:

Verse: 23    
mich dûhte, ich hete wol gestriten.
Verse: 24    
dar nâch ich schierest kom geriten

Verse: 25    
in die wîten Gandîne,
Verse: 26    
nâch der ane dîne

Verse: 27    
Gandîn wart genennet.
Verse: 28    
wart îthêr bekennet.

Verse: 29    
diu selbe stat liget aldâ,
Verse: 30    
diu Greiân in die Trâ,




Chapter: 499 
499


Verse: 1    
mit golde ein wazzer, rinnet.
Verse: 2    
wart îthêr geminnet:

Verse: 3    
dîne basen er vant.
Verse: 4    
diu was vrouwe überz lant:

Verse: 5    
Gandîn von Anschouwe
Verse: 6    
hiez si wesen vrouwe.

Verse: 7    
si heizet Lammîre:
Verse: 8    
sôst zlant genennet Stîre.

Verse: 9    
swer schiltes ammet üeben wil,
Verse: 10    
der muoz durchstrîchen lande vil.

Verse: 11    
riuwet mich mîn knappe rôt,
Verse: 12    
durch den si mir grôz êre bôt.

Verse: 13    
von îthêren bist erborn.
Verse: 14    
dîn hant die sippe hât verkorn:

Verse: 15    
got hât ir niht vergezzen doch,
Verse: 16    
er kan si wol geprüeven noch.

Verse: 17    
wiltû gein gote mit triuwen leben,
Verse: 18    
soltû im wandel drumme geben.

Verse: 19    
mit riuwe ich dir daz künde,
Verse: 20    
treges zwuo grôze sünde:

Verse: 21    
îthêren hâs erslagen,
Verse: 22    
solt ouch dîne muoter klagen.

Verse: 23    
ir grôziu triuwe daz geriet,
Verse: 24    
dîn vart si von dem leben schiet,

Verse: 25    
die jungest von ir tæte.
Verse: 26    
volge mîner ræte,

Verse: 27    
nim buoze vür missewende
Verse: 28    
und sorge et um dîn ende,

Verse: 29    
daz dir dîn arbeit hie erhol
Verse: 30    
daz dort diu sêle ruowe dol."




Chapter: 500 
500


Verse: 1    
der wirt âne allez bâgen
Verse: 2    
begunde in vürbaz vrâgen:

Verse: 3    
"neve, noch hân ich niht vernomen,
Verse: 4    
wannen dir diz ors komen."

Verse: 5    
"herre, daz ors ich erstreit,
Verse: 6    
ich von Sigûnen reit.

Verse: 7    
vor einer klôsen ich die sprach:
Verse: 8    
dar nâch ich vlügelingen stach

Verse: 9    
einen ritter drabe und zôch ez dan.
Verse: 10    
von Munsalvæsche was der man."

Verse: 11    
der wirt sprach: "ist aber der genesen,
Verse: 12    
des ez von rehte solde wesen?"

Verse: 13    
"herre, ich sach in vor mir gên
Verse: 14    
und vant daz ors mir stên."

Verse: 15    
"wiltû sgrâles volc sus rouben
Verse: 16    
und des gelouben,

Verse: 17    
gewinnes ir noch minne,
Verse: 18    
zweient sich die sinne."

Verse: 19    
"herre, ich namz in einem strît.
Verse: 20    
swer mir dar um sünde gît,

Verse: 21    
der prüeve alrêst wie diu stê.
Verse: 22    
mîn ors hete ich verlorn ê."

Verse: 23    
sprach aber Parzivâl:
Verse: 24    
"wer was ein maget diu den grâl

Verse: 25    
truoc? ir mantel lêch man mir."
Verse: 26    
der wirt sprach: "neve, was er ir,

Verse: 27    
diu selbe ist dîn muome.
Verse: 28    
si enlêch dirs niht ze ruome:

Verse: 29    
si wânde soldes herre sîn
Verse: 30    
des grâles und ir, dar zuo mîn.




Chapter: 501 
501


Verse: 1    
dîn œheim gap dir ouch ein swert,
Verse: 2    
mite sünden bist gewert,

Verse: 3    
sît daz dîn wol redender munt
Verse: 4    
leider niht tet vrâge kunt:

Verse: 5    
die sünde den andern stên.
Verse: 6    
wir suln ouch tâlanc ruowen gên."

Verse: 7    
wênec wart in bette und kulter brâht:
Verse: 8    
si giengen et ligen ûf ein bâht.

Verse: 9    
daz leger was ir hôhen art
Verse: 10    
gelîche ninder bewart.

Verse: 11    
sus was er vünfzehen tage.
Verse: 12    
der wirt sîn phlac als ich iu sage:

Verse: 13    
krût unde würzelîn
Verse: 14    
daz muoste ir bestiu spîse sîn.

Verse: 15    
Parzivâl die swære
Verse: 16    
truoc durch süeziu mære,

Verse: 17    
wande in der wirt von sünden schiet
Verse: 18    
und im doch ritterlîchen riet.

Verse: 19    
eins tages vrâcte in Parzivâl:
Verse: 20    
"wer was ein man lac vor dem grâl?

Verse: 21    
der was al grâ liehtem vel."
Verse: 22    
der wirt sprach: "daz was Titurel.

Verse: 23    
der selbe ist dîner muoter ane.
Verse: 24    
dem wart alrêst des grâles vane

Verse: 25    
bevolhen durch schermens rât.
Verse: 26    
ein siechtuom heizet pôgrât

Verse: 27    
treget er, die leme helfelôs.
Verse: 28    
sîne varwe er iedoch nie verlôs,

Verse: 29    
wande er den grâl dicke siht,
Verse: 30    
von er mac ersterben niht.




Chapter: 502 
502


Verse: 1    
durch rât si hânt den betterisen.
Verse: 2    
in sîner jugent vürte und wisen

Verse: 3    
reit er vil durch tjostieren.
Verse: 4    
wiltû dîn leben zieren

Verse: 5    
und rehte werdeclîchen varn,
Verse: 6    
muostû haz gein wîben sparn.

Verse: 7    
wîp und phaffen sint erkant,
Verse: 8    
die tragent unwerlîche hant:

Verse: 9    
reicht über phaffen gotes segen.
Verse: 10    
der sol dîn dienst mit triuwen phlegen

Verse: 11    
dar um, ob wirt dîn ende guot.
Verse: 12    
muost zen phaffen haben muot:

Verse: 13    
swaz dîn ouge ûf erden siht,
Verse: 14    
daz gelîchet sich dem priester niht.

Verse: 15    
sîn munt die marter sprichet,
Verse: 16    
diu unser vlust zebrichet.

Verse: 17    
ouch grîfet sîn gewîhtiu hant
Verse: 18    
an daz hœheste phant

Verse: 19    
daz ie vür schult gesetzet wart:
Verse: 20    
swelh priester sich hât bewart

Verse: 21    
daz er dem kiusche kan gegeben,
Verse: 22    
wie möhte der heileclîcher leben?"

Verse: 23    
diz was ir zweier scheidens tac.
Verse: 24    
Trevrizent sich des bewac,

Verse: 25    
er sprach: "gip mir dîn sünde her
Verse: 26    
(vor gote ich bin dîn wandels wer)

Verse: 27    
und leiste als ich dir hân gesaget.
Verse: 28    
belîp des willen unverzaget."

Verse: 29    
von ein ander schieden sie:
Verse: 30    
ob ir welt, prüevet wie.




Chapter: 503 
503


Verse: 1    
Ez næhet wilden mæren,
Verse: 2    
diu vreuden kunnen læren

Verse: 3    
und diu hôchgemüete bringent:
Verse: 4    
mit den beiden si ringent.

Verse: 5    
was ez ouch über des jâres zît,
Verse: 6    
gescheiden was des kamphes strît,

Verse: 7    
den der lantgrâve zem Plimizôl
Verse: 8    
erwarp. der was ze Barbigôl

Verse: 9    
von Schanfanzûn gesprochen:
Verse: 10    
beleip ungerochen

Verse: 11    
der künec Kingrisîn.
Verse: 12    
Vergulaht der sun sîn

Verse: 13    
kom gein Gâwâne dar:
Verse: 14    
nam diu werlt ir sippe war

Verse: 15    
und schiet den kamph ir sippe maht,
Verse: 16    
wande ouch der grâve Ehcunaht

Verse: 17    
ûf im die grôzen schulde truoc,
Verse: 18    
der man Gâwân zêch genuoc.

Verse: 19    
des verkôs Kingrimursel
Verse: 20    
ûf Gâwân den degen snel.

Verse: 21    
si vuoren beide sunder dan,
Verse: 22    
Vergulaht und Gâwân,

Verse: 23    
an dem selben mâle
Verse: 24    
durch vorschen nâch dem grâle,

Verse: 25    
aldâ si mit ir henden
Verse: 26    
manege tjoste muosten senden.

Verse: 27    
wan swer sgrâles gerte,
Verse: 28    
muoste mit dem swerte

Verse: 29    
sich dem prîse nâhen.
Verse: 30    
sus sol man prîses gâhen.




Chapter: 504 
504


Verse: 1    
wiez Gâwâne komen ,
Verse: 2    
der ie was missewende vrî,

Verse: 3    
sît er von Schanfanzûn geschiet,
Verse: 4    
ob sîn reise ûf strît geriet,

Verse: 5    
des jehen diez sâhen:
Verse: 6    
er muoz strîte nâhen.

Verse: 7    
eins morgens kom mîn her Gâwân
Verse: 8    
geriten ûf einen grüenen plân:

Verse: 9    
sach er blicken einen schilt,
Verse: 10    
was ein tjoste durch gezilt,

Verse: 11    
und ein phert daz vrouwen gereite truoc.
Verse: 12    
des zoum und satel was tiur genuoc,

Verse: 13    
ez was gebunden vaste
Verse: 14    
ze dem schilte an einem aste.

Verse: 15    
dâhte er: "wer mac sîn diz wîp,
Verse: 16    
diu alsus werlîchen lîp

Verse: 17    
hât, daz si schiltes phliget?
Verse: 18    
ob si sich strîts gein mir bewiget,

Verse: 19    
wie sol ich mich ir erwern?
Verse: 20    
ze vuoz trûwe ich mich wol ernern.

Verse: 21    
wil si die lenge ringen,
Verse: 22    
si mac mich nider bringen,

Verse: 23    
ich erwerbes haz oder gruoz.
Verse: 24    
sol ein tjost ergên ze vuoz,

Verse: 25    
obz halt vrou Kamille wære,
Verse: 26    
diu mit ritterlîchem mære

Verse: 27    
vor Laurent prîs erstreit,
Verse: 28    
wære si gesunt als si dort reit,

Verse: 29    
ez würde iedoch versuocht an sie,
Verse: 30    
ob si mir strîten büte alhie."




Chapter: 505 
505


Verse: 1    
der schilt was ouch verhouwen.
Verse: 2    
Gâwân begunde in schouwen,

Verse: 3    
er dar zuo was geriten:
Verse: 4    
der tjoste venster was gesniten

Verse: 5    
mit der glævîne wît.
Verse: 6    
alsus mâlet si der strît:

Verse: 7    
wer gültes den schiltæren,
Verse: 8    
ob ir varwe alsus wæren?

Verse: 9    
der linden grôz was der stam.
Verse: 10    
ouch saz ein vrouwe an vreuden lam

Verse: 11    
hinder ûf grüenem klê:
Verse: 12    
der tet grôz jâmer alsô ,

Verse: 13    
daz si der vreude gar vergaz.
Verse: 14    
er reit hin um gein ir baz.

Verse: 15    
ir lac ein ritter in der schôz,
Verse: 16    
von ir jâmer was grôz.

Verse: 17    
Gâwân sîn grüezen niht versweic,
Verse: 18    
diu vrouwe im dancte unde neic.

Verse: 19    
er vant ir stimme heise,
Verse: 20    
verschrît durch ir vreise.

Verse: 21    
erbeizte mîn her Gâwân.
Verse: 22    
lac durchstochen ein man,

Verse: 23    
dem gienc daz bluot in den lîp.
Verse: 24    
vrâcte er des heldes wîp,

Verse: 25    
ob der ritter lebete
Verse: 26    
oder mit dem tôde strebete.

Verse: 27    
sprach si: "herre, er lebet noch:
Verse: 28    
ich wæne dast unlenge doch.

Verse: 29    
got sande iuch mir ze trôste her.
Verse: 30    
râtet nâch iuwer triuwen ger:




Chapter: 506 
506


Verse: 1    
ir habet kummers mêr dan ich gesehen,
Verse: 2    
lât iuwern trôst an mir geschehen,

Verse: 3    
daz ich iuwer helfe schouwe."
Verse: 4    
"ich tuon," sprach er, "vrouwe.

Verse: 5    
disem ritter wolde ich sterben wern,
Verse: 6    
ich trûte in harte wol ernern,

Verse: 7    
hete ich eine rœren.
Verse: 8    
sehen unde hœren

Verse: 9    
möhtet ir in dicke noch gesunt,
Verse: 10    
wan er ist niht ze verhe wunt:

Verse: 11    
daz bluot ist sînes herzen last."
Verse: 12    
er begreif der linden einen ast,

Verse: 13    
er sleiz einen louft drabe als ein rôr
Verse: 14    
(er was zer wunden niht ein tôr):

Verse: 15    
den schoup er zer tjost in den lîp.
Verse: 16    
bat er sûgen daz wîp,

Verse: 17    
unz daz bluot gein ir vlôz.
Verse: 18    
des heldes kraft sich ûf entslôz,

Verse: 19    
daz er wol redete unde sprach.
Verse: 20    
er Gâwânen ob im ersach,

Verse: 21    
dancte er im sêre
Verse: 22    
und jach, er hete des êre

Verse: 23    
daz er in schiede von unkraft,
Verse: 24    
und vrâcte in ob er durch ritterschaft

Verse: 25    
wære komen dar gein Lôgrois.
Verse: 26    
"ich streich ouch verre von Punturtois

Verse: 27    
und wolde hie âventiur bejagen.
Verse: 28    
von herzen sol ich immer klagen

Verse: 29    
daz ich nâhen geriten bin.
Verse: 30    
ir sultz ouch mîden, habet ir sin:




Chapter: 507 
507


Verse: 1    
ich enwânde niht daz ez kœme alsus.
Verse: 2    
Lischois Gwelljus

Verse: 3    
hât mich sêre geletzet
Verse: 4    
und hinderz ors gesetzet

Verse: 5    
mit einer tjoste rîche,
Verse: 6    
diu ergienc hurteclîche

Verse: 7    
durch mînen schilt und durch den lîp.
Verse: 8    
half mir ditze guote wîp

Verse: 9    
ûf ir phert an dise stat."
Verse: 10    
Gâwânen er sêre belîben bat.

Verse: 11    
Gâwân sprach, er wolde sehen
Verse: 12    
im der schade wære geschehen.

Verse: 13    
"liget Lôgrois nâhen,
Verse: 14    
mac ich in vor ergâhen,

Verse: 15    
muoz er antwurten mir:
Verse: 16    
ich vrâge in waz er ræche an dir."

Verse: 17    
"des entuo niht" sprach der wunde man.
Verse: 18    
"der wârheit ich dir jehen kan:

Verse: 19    
dar engêt niht kinde reise,
Verse: 20    
ez mac wol heizen vreise."

Verse: 21    
Gâwân die wunden verbant
Verse: 22    
mit der vrouwen houptgewant,

Verse: 23    
er sprach zer wunden wunden segen.
Verse: 24    
er bat got man und wîbes phlegen.

Verse: 25    
er vant al bluotec ir slâ,
Verse: 26    
als ein hiez wære erschozzen :

Verse: 27    
daz enliez niht irre in rîten.
Verse: 28    
er sach in kurzen zîten

Verse: 29    
Lôgrois die gehêrten.
Verse: 30    
vil liute mit lobe si êrten.




Chapter: 508 
508


Verse: 1    
an der bürge lâgen lobes werc.
Verse: 2    
nâch trendeln mâze was ir berc:

Verse: 3    
swâ si verre sach der tumme,
Verse: 4    
er wânde si liefe alumme.

Verse: 5    
der bürge man noch hiute giht
Verse: 6    
daz gein ir sturmes hôrte niht:

Verse: 7    
si vorhte wênec solhe nôt,
Verse: 8    
swâ man hazzen gein ir bôt.

Verse: 9    
alum den berc lac ein hac,
Verse: 10    
des man mit edeln boumen phlac:

Verse: 11    
vîgenboume, grânât,
Verse: 12    
öl, wîn und ander rât,

Verse: 13    
des wuohs ganziu rîcheit.
Verse: 14    
Gâwân die strâze al ûf hin reit:

Verse: 15    
ersach er niderhalben sîn
Verse: 16    
vreude und sînes herzen pîn.

Verse: 17    
ein brunne ûz dem velse schôz:
Verse: 18    
vant er, des in niht verdrôz.

Verse: 19    
eine alsô klâre vrouwen,
Verse: 20    
die er gerne muoste schouwen.

Verse: 21    
aller wîbes varwe ein bêâ flûrs.
Verse: 22    
âne Condwîrâmûrs

Verse: 23    
wart nie geborn schœner lîp:
Verse: 24    
mit klârheit süeze was daz wîp,

Verse: 25    
wol geschicket und kurtois.
Verse: 26    
si hiez Orgelûse de Lôgrois.

Verse: 27    
ouch saget uns diu âventiur von ir,
Verse: 28    
si wære ein reizel minnen gir,

Verse: 29    
ougen süeze âne smerzen
Verse: 30    
und ein spansenewe sherzen.




Chapter: 509 
509


Verse: 1    
Gâwân bôt ir sînen gruoz.
Verse: 2    
er sprach: "ob ich erbeizen muoz

Verse: 3    
mit iuwern hulden, vrouwe,
Verse: 4    
ob ich iuch des willens schouwe

Verse: 5    
daz ir mich gerne iu hât,
Verse: 6    
grôz riuwe mich vreuden lât,

Verse: 7    
enwart nie ritter mêr vrô.
Verse: 8    
mîn lîp muoz ersterben ,

Verse: 9    
daz mir nimmer wîp gevellet baz."
Verse: 10    
"daz ist et wol: weiz ich ouch daz."

Verse: 11    
solh was ir rede, si an in sach.
Verse: 12    
ir süezer munt mêr dannoch sprach:

Verse: 13    
"nû enlobet mich niht ze sêre.
Verse: 14    
ir emphâhets lîhte unêre:

Verse: 15    
ich enwil niht daz ieslîch munt
Verse: 16    
gein mir tuo sîn prüeven kunt.

Verse: 17    
wære mîn lop gemeine,
Verse: 18    
daz hieze ein wirde kleine,

Verse: 19    
dem wîsen und dem krummen:
Verse: 20    
dem wîsen und dem tummen,

Verse: 21    
rihte ez sich danne vür?
Verse: 22    
nâch der werdekeite kür

Verse: 23    
ich sol mîn lop behalden,
Verse: 24    
daz es die wîsen walden.

Verse: 25    
ich enweiz niht, herre, wer ir sît.
Verse: 26    
iuwers rîtens wære von mir zît."

Verse: 27    
"mîn prüeven lât iuch doch niht vrî:
Verse: 28    
ir sît mînem herzen ."

Verse: 29    
"verre ûzerhalp, niht drinne.
Verse: 30    
gert ir mîner minne?




Chapter: 510 
510


Verse: 1    
wie habet ir minne an mich erholt?
Verse: 2    
maneger sîniu ougen bolt,

Verse: 3    
er möhte si ûf einer slingen
Verse: 4    
ze senfterm wurfe bringen,

Verse: 5    
ob er sehen niht vermîdet,
Verse: 6    
daz im sîn herze snîdet.

Verse: 7    
lât walzen iuwer kranken gir
Verse: 8    
ûf ander minne dan ze mir,

Verse: 9    
dient nâch minne iuwer hant.
Verse: 10    
hât iuch âventiur gesant

Verse: 11    
nâch minne ûf ritterlîche tât,
Verse: 12    
des lônes ir an mir niht hât:

Verse: 13    
ir muget wol laster hie bejagen,
Verse: 14    
muoz ich iu die wârheit sagen."

Verse: 15    
sprach er: "vrouwe, ir saget mir wâr.
Verse: 16    
mîn ougen sint des herzen vâr:

Verse: 17    
die hânt an iuwerm lîbe ersehen,
Verse: 18    
daz ich mit wârheit des muoz jehen

Verse: 19    
daz ich iuwer gevangen bin.
Verse: 20    
kêrt gein mir wîplîchen sin.

Verse: 21    
swies iuch habe verdrozzen,
Verse: 22    
ir habet mich în geslozzen:

Verse: 23    
lœset oder bindet.
Verse: 24    
des willen ir mich vindet,

Verse: 25    
hete ich iuch swâ ich wolde,
Verse: 26    
den wunsch ich gerne dolde."

Verse: 27    
si sprach: "nû vüert mich mit iu hin.
Verse: 28    
welt ir teilen den gewin,

Verse: 29    
den ir mit minne an mir bejaget,
Verse: 30    
mit laster irz nâch beklaget.




Chapter: 511 
511


Verse: 1    
ich wesse gerne ob ir der sît,
Verse: 2    
der durch mich getorste lîden strît:

Verse: 3    
daz verbert, bedurfet ir êre.
Verse: 4    
solde ich iu râten mêre,

Verse: 5    
spræchet ir denne der volge ,
Verse: 6    
suochet ir minne anderswâ.

Verse: 7    
ob ir mîner minne gert,
Verse: 8    
minne und vreude ir sît entwert.

Verse: 9    
ob ir mich hinnen vüeret,
Verse: 10    
grôz sorge iuch nâch rüeret."

Verse: 11    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 12    
"wer mac minne ungedienet hân?

Verse: 13    
muoz ich iu daz künden,
Verse: 14    
der treget si hin mit sünden.

Verse: 15    
swem ist ze werder minne gâch,
Verse: 16    
hœret dienest vor und nâch."

Verse: 17    
si sprach: "welt ir mir dienest geben,
Verse: 18    
müezet ir werlîche leben

Verse: 19    
und meget doch laster wol bejagen.
Verse: 20    
mîn dienst bedarf dehienes zagen.

Verse: 21    
vart jenen phat (ez ist niht ein wec)
Verse: 22    
dort über jenen hôhen stec

Verse: 23    
in jenen boumgarten.
Verse: 24    
mîns pherdes sult ir warten.

Verse: 25    
hœrt ir und sehet ir manege diet,
Verse: 26    
die tanzent unde singent liet,

Verse: 27    
tambûren, floitieren.
Verse: 28    
swie si iuch kondewieren,

Verse: 29    
gêt durch si mîn phert dort stêt,
Verse: 30    
und lœsetz ûf: nâch iu ez gêt."




Chapter: 512 
512


Verse: 1    
Gâwân von dem orse spranc.
Verse: 2    
hete er manegen gedanc,

Verse: 3    
wie daz ors sîn erbite.
Verse: 4    
dem brunnen wonte ninder mite

Verse: 5    
erz geheften möhte.
Verse: 6    
er dâhte, ob daz töhte

Verse: 7    
daz siz ze behalden næme,
Verse: 8    
ob im diu bete gezæme.

Verse: 9    
"ich sihe wol wes ir angest hât"
Verse: 10    
sprach si. "diz ors mir stên hie lât:

Verse: 11    
daz behalde ich unz ir wider kumt.
Verse: 12    
mîn dienst iu dennoch vil kleine vrumt."

Verse: 13    
nam mîn her Gâwân
Verse: 14    
den zügel von dem orse dan.

Verse: 15    
er sprach: "nû habet mirz, vrouwe."
Verse: 16    
"bî tumpheit ich iuch schouwe,"

Verse: 17    
sprach si, "wan lac iuwer hant,
Verse: 18    
der grif sol mir sîn unbekant."

Verse: 19    
sprach der minne gernde man:
Verse: 20    
"vrouwe, ich engreif nie vorne dran."

Verse: 21    
"nû, wil ichz emphâhen"
Verse: 22    
sprach si. "nû sult ir gâhen

Verse: 23    
und brinct mir balde mîn phert.
Verse: 24    
mîner reise ir sît mit iu gewert."

Verse: 25    
daz dûhte in vreudehaft gewin.
Verse: 26    
gâhte er balde von ir hin

Verse: 27    
über den stec zer porten în.
Verse: 28    
sach er maneger vrouwen schîn

Verse: 29    
und manegen ritter jungen,
Verse: 30    
die tanzten unde sungen.




Chapter: 513 
513


Verse: 1    
was mîn her Gâwân
Verse: 2    
gezimieret ein man,

Verse: 3    
daz ez si lêrte riuwe,
Verse: 4    
wande si heten triuwe,

Verse: 5    
die des boumgarten phlâgen.
Verse: 6    
si stuonden oder lâgen

Verse: 7    
oder sæzen in gezelten,
Verse: 8    
die vergâzen des vil selten,

Verse: 9    
si enklageten sînen kummer grôz.
Verse: 10    
man und wîp des niht verdrôz,

Verse: 11    
genuoge sprâchen, denz was leit:
Verse: 12    
"mîner vrouwen trügeheit

Verse: 13    
wil disen man verleiten
Verse: 14    
ze grôzen arbeiten.

Verse: 15    
ouwê daz er ir volgen wil
Verse: 16    
ûf alsus riuwebæriu zil."

Verse: 17    
manec wert man gein im gienc,
Verse: 18    
der in mit armen ummevienc

Verse: 19    
durch vriuntlîch emphâhen.
Verse: 20    
dar nâch begunde er nâhen

Verse: 21    
einem ölboume: stuont daz phert.
Verse: 22    
ouch was maneger marke wert

Verse: 23    
der zoum und sîn gereite.
Verse: 24    
mit einem barte breite,

Verse: 25    
wol gevlohten unde grâ
Verse: 26    
stuont ein ritter

Verse: 27    
über eine krücken geleinet.
Verse: 28    
von dem wart ez beweinet

Verse: 29    
daz Gâwân zuo dem pherde gienc.
Verse: 30    
mit süezer rede er in doch emphienc.





Chapter: 514 
514


Verse: 1    
der sprach: "welt ir râtes phlegen,
Verse: 2    
ir sult dises pherdes iuch bewegen:

Verse: 3    
ez enwert iu doch niemen hie.
Verse: 4    
getâtet aber ir daz wægeste ie,

Verse: 5    
sult irz phert hie lâzen.
Verse: 6    
mîn vrouwe verwâzen,

Verse: 7    
daz si manegen werden man
Verse: 8    
von dem lîbe scheiden kan."

Verse: 9    
Gâwân sprach, er enliezes niht.
Verse: 10    
"ouwê des nâch geschiht!"

Verse: 11    
sprach der grâwe ritter wert.
Verse: 12    
die halftern lôste er von dem phert.

Verse: 13    
er sprach: "ir sult niht langer stên:
Verse: 14    
lât diz phert nâch iu gên.

Verse: 15    
des hant daz mer gesalzen hât,
Verse: 16    
der gebe iu vür kummer rât.

Verse: 17    
hüetet daz iuch iht gehœne
Verse: 18    
mîner vrouwen schœne,

Verse: 19    
wan diu ist der süeze al sûr,
Verse: 20    
rehte als ein sunnenblicker schûr."

Verse: 21    
"nû waldes got" sprach Gâwân.
Verse: 22    
urloup nam er zem grâwen man:

Verse: 23    
alsô tet er hie und dort.
Verse: 24    
si sprâchen alle klagendiu wort.

Verse: 25    
daz phert gienc einen smalen wec
Verse: 26    
zer porten ûz nâch im ûf den stec.

Verse: 27    
sîns herzen voget er vant:
Verse: 28    
diu was vrouwe über daz lant.

Verse: 29    
swie sîn herze gein ir vlôch,
Verse: 30    
vil kummers si im doch drîn gezôch.




Chapter: 515 
515


Verse: 1    
si hete mit ir hende
Verse: 2    
underm kinne daz gebende

Verse: 3    
hin ûz daz houbet geleget.
Verse: 4    
kamphbæriu lide treget

Verse: 5    
ein wîp die man vindet :
Verse: 6    
diu wære vil lîhte eins schimphes vrô.

Verse: 7    
waz si ander kleider trüege?
Verse: 8    
ob ich des gewüege,

Verse: 9    
daz ich prüeven solde ir wât?
Verse: 10    
ir liehter blic mich des erlât.

Verse: 11    
Gâwân zuo der vrouwen gienc,
Verse: 12    
ir süezer munt in sus emphienc.

Verse: 13    
si sprach: "weset willekomen, ir gans.
Verse: 14    
nie man grôze tumpheit dans,

Verse: 15    
ob ir mich dienstes welt gewern.
Verse: 16    
ouwê wie gerne irz möht verbern!"

Verse: 17    
er sprach: "ist iu zornes gâch,
Verse: 18    
hœrt iedoch genâde nâch.

Verse: 19    
sît ir strâfet mich sêre,
Verse: 20    
ir habet ergetzens êre.

Verse: 21    
die wîle mîn hant iu dienest tuot,
Verse: 22    
unz ir gewinnent lônes muot.

Verse: 23    
welt ir, ich hebe iuch ûf diz phert."
Verse: 24    
si sprach: "des hân ich niht gegert.

Verse: 25    
iuwer unversichert hant
Verse: 26    
mac grîfen wol an smæher phant."

Verse: 27    
hin um von im si sich swanc,
Verse: 28    
von den bluomen ûf daz phert si spranc.

Verse: 29    
si bat in daz er rite vür.
Verse: 30    
"ez wære et schade, ob ich verlür




Chapter: 516 
516


Verse: 1    
sus ahtbæren gesellen"
Verse: 2    
sprach si: "got müeze iuch vellen!"

Verse: 3    
swer des wil volgen mir,
Verse: 4    
der mîde valsche rede gein ir.

Verse: 5    
niemen sich verspreche,
Verse: 6    
er enwizze ê waz er reche,

Verse: 7    
unz er gewinne künde
Verse: 8    
wiez um ir herze stüende.

Verse: 9    
ich kunde ouch wol gerechen dar
Verse: 10    
gein der vrouwen wol gevar,

Verse: 11    
swaz si hât gein Gâwân
Verse: 12    
in ir zorne missetân

Verse: 13    
oder daz si noch getuot gein im:
Verse: 14    
die râche ich alle von ir nim.

Verse: 15    
Orgelûse diu rîche
Verse: 16    
vuor ungeselleclîche:

Verse: 17    
zuo Gâwân si kom geriten
Verse: 18    
mit alsô zornlîchen siten,

Verse: 19    
daz ich michs wênec trôste
Verse: 20    
daz si mich von sorgen lôste.

Verse: 21    
si riten dannen beide
Verse: 22    
ûf eine liehte heide:

Verse: 23    
ein krût stênde Gâwân sach,
Verse: 24    
des würze er wunden helfe jach.

Verse: 25    
erbeizte der werde
Verse: 26    
nider zuo der erde,

Verse: 27    
er gruop si, wider ûf er saz.
Verse: 28    
diu vrouwe ir rede ouch niht vergaz,

Verse: 29    
si sprach: "kan der geselle mîn
Verse: 30    
arzet unde ritter sîn?




Chapter: 517 
517


Verse: 1    
er mac sich harte wol bejagen,
Verse: 2    
gelernt er bühsen veile tragen."

Verse: 3    
zer vrouwen sprach Gâwânes munt:
Verse: 4    
"ich reit vür einen ritter wunt,

Verse: 5    
des dach ist ein linde.
Verse: 6    
ob ich den noch vinde,

Verse: 7    
disiu wurz sol in wol ernern
Verse: 8    
und al sîn unkraft erwern."

Verse: 9    
si sprach: "daz sihe ich gerne.
Verse: 10    
waz ob ich kunst gelerne?"

Verse: 11    
vuor in balde ein knappe nâch,
Verse: 12    
dem was zer botschefte gâch,

Verse: 13    
die er werben solde.
Verse: 14    
Gâwân sîn beiten wolde:

Verse: 15    
dûhte er in ungehiure.
Verse: 16    
Malcrêâtiure

Verse: 17    
hiez der knappe fiere.
Verse: 18    
Cundrîe la surziere

Verse: 19    
was sîn swester wol getân:
Verse: 20    
er muoste ir antlitze hân

Verse: 21    
gar, wan daz er was ein man.
Verse: 22    
im stuont ouch ietweder zan

Verse: 23    
als einem eber wilde,
Verse: 24    
ungelîch menschen bilde.

Verse: 25    
im was daz hâr ouch niht lanc
Verse: 26    
als ez Cundrîen ûf den mûl dort swanc:

Verse: 27    
kurz, scharph als igels hût ez was.
Verse: 28    
dem wazzer Ganjas

Verse: 29    
in dem lande ze Tribalibôt
Verse: 30    
wahsent liute alsus durch nôt.




Chapter: 518 
518


Verse: 1    
unser vater Adâm,
Verse: 2    
die kunst er von gote nam,

Verse: 3    
er gap allen dingen namen,
Verse: 4    
beidiu wilden unde zamen.

Verse: 5    
er erkande ouch ieslîches art,
Verse: 6    
dar zuo der sterne ummevart,

Verse: 7    
der siben plânêten,
Verse: 8    
waz die krefte hêten,

Verse: 9    
er erkande ouch aller würze maht
Verse: 10    
und waz ieslîcher was geslaht.

Verse: 11    
sîniu kint der jâre kraft
Verse: 12    
gewunnen, daz si berhaft

Verse: 13    
wurden menneschlîcerh vruht,
Verse: 14    
er widerriet in ungenuht,

Verse: 15    
swâ sîner tohter keiniu truoc.
Verse: 16    
vil dicke er des gein in gewuoc,

Verse: 17    
den rât er selten gein in liez,
Verse: 18    
vil würze er si mîden hiez,

Verse: 19    
die menschen vruht verkêrten
Verse: 20    
und sîn geslehte unêrten,

Verse: 21    
"anders denne got uns maz,
Verse: 22    
er ze werke über mich gesaz"

Verse: 23    
sprach er. "mîniu lieben kint,
Verse: 24    
sît an sælekeit niht blint."

Verse: 25    
diu wîp tâten et als wîp.
Verse: 26    
etslîcher geriet ir brœder lîp

Verse: 27    
daz si diu werc volbrâhte,
Verse: 28    
des ir herzen gir gedâhte:

Verse: 29    
sus wart verkêrt diu mennescheit.
Verse: 30    
daz was iedoch Adâme leit,




Chapter: 519 
519


Verse: 1    
doch engezwîvelte nie sîn wille.
Verse: 2    
diu künegîn Secundille,

Verse: 3    
die Feirefîz mit ritters hant
Verse: 4    
erwarp, ir lîp und ir lant,

Verse: 5    
diu hete in ir rîche
Verse: 6    
harte unlougenlîche

Verse: 7    
von alter dar der liute vil
Verse: 8    
mit verkêrtem antlitzes zil:

Verse: 9    
si truogen vremdiu wilden mal.
Verse: 10    
sagete man ir um den grâl,

Verse: 11    
daz ûf erde niht rîches was,
Verse: 12    
und des phlæge ein künec hieze Anfortas.

Verse: 13    
daz dûhte si wunderlîch genuoc,
Verse: 14    
wan vil wazzer in ir lant truoc

Verse: 15    
vür den griez edel gesteine.
Verse: 16    
grôz, niht ze kleine,

Verse: 17    
hete si gebirge guldîn.
Verse: 18    
dâhte diu edel künegîn:

Verse: 19    
"wie gewinne ich künde dises man,
Verse: 20    
dem der grâl ist undertân?"

Verse: 21    
si sande ir kleinœte dar,
Verse: 22    
zwei mensche wunderlîch gevar,

Verse: 23    
Cundrîen und ir bruoder klâr.
Verse: 24    
si sande im mêr dennoch vür wâr,

Verse: 25    
daz niemen möhte vergelten:
Verse: 26    
man vündez veile selten.

Verse: 27    
sande der süeze Anfortas,
Verse: 28    
wande er et ie vil milte was,

Verse: 29    
Orgelûsen de Lôgrois
Verse: 30    
disen knappen kurtois.




Chapter: 520 
520


Verse: 1    
von wîbes gir ein underscheit
Verse: 2    
in schiet von der mennescheit.

Verse: 3    
der würze und der sterne mâc
Verse: 4    
huop gein Gâwân grôzen bâc.

Verse: 5    
der hete sîn ûf dem wege erbiten.
Verse: 6    
Malcrêâtuire kom geriten

Verse: 7    
ûf einem runzîde kranc,
Verse: 8    
daz von leme an allen vieren hanc:

Verse: 9    
ez strûchte dicke ûf die erde.
Verse: 10    
vrou Jeschûte diu werde

Verse: 11    
iedoch ein bezzer phert reit
Verse: 12    
des tages Parzivâl erstreit

Verse: 13    
ab Orilus ir die hulde.
Verse: 14    
die verlôs si âne alle ir schulde.

Verse: 15    
der knappe an Gâwânen sach,
Verse: 16    
Malcrêâtiure mit zorne sprach:

Verse: 17    
"herre, sît ir von ritters art,
Verse: 18    
möhtet irz gerne hân bewart:

Verse: 19    
ir dunket mich ein tummer man,
Verse: 20    
daz ir mîne vrouwen vüeret dan.

Verse: 21    
ouch werdet irs underwîset,
Verse: 22    
daz man iuch drum prîset,

Verse: 23    
ob sichs erwert iuwer hant.
Verse: 24    
sît aber ir ein sarjant,

Verse: 25    
werdet ir gâlûnt mit staben,
Verse: 26    
daz irs gerne wandel möhtet haben."

Verse: 27    
Gâwân sprach: "mîn ritterschaft
Verse: 28    
erleit nie solher zühte kraft.

Verse: 29    
sus sol man walken gampelher,
Verse: 30    
die niht sint mit manlîcher wer:




Chapter: 521 
521


Verse: 1    
ich bin noch ledec vor solhem pîn.
Verse: 2    
welt aber ir und diu vrouwe mîn

Verse: 3    
mir smæhe rede bieten,
Verse: 4    
ir müezet iuch eine nieten

Verse: 5    
daz ir wol meget vür zürnen hân.
Verse: 6    
swie vreissam ir sît getân,

Verse: 7    
ich enbære doch sanfte iuwer drô."
Verse: 8    
Gâwân in dem hâre

Verse: 9    
begreif und swanc in underz phert.
Verse: 10    
der knappe wîs unde wert

Verse: 11    
vorhtlîche wider sach.
Verse: 12    
sîn igelmæzec hâr sich rach:

Verse: 13    
daz versneit Gâwân die hant,
Verse: 14    
diu wart von bluote al rôt erkant.

Verse: 15    
des lachete diu vrouwe.
Verse: 16    
si sprach: "vil gerne ich schouwe

Verse: 17    
iuch zwêne sus mit zornes site."
Verse: 18    
si kêrten dan, daz phert lief mite.

Verse: 19    
si kômen si vunden
Verse: 20    
ligen den ritter wunden.

Verse: 21    
mit triuwen Gâwânes hant
Verse: 22    
die wurz ûf die wunden bant.

Verse: 23    
der wunde sprach: "wie ergienc ez dir,
Verse: 24    
sît daz schiede hie von mir?

Verse: 25    
hâs eine vrouwen brâht,
Verse: 26    
diu dîns schaden hât gedâht.

Verse: 27    
von ir schulden ist mir :
Verse: 28    
in Estroite Voieê

Verse: 29    
half si mir scharpher tjoste
Verse: 30    
ûf slîbes und guotes koste.




Chapter: 522 
522


Verse: 1    
wellestû behalden dînen lîp,
Verse: 2    
diz trügehafte wîp

Verse: 3    
rîten unde kêr von ir.
Verse: 4    
prüeve selbe ir rât an mir.

Verse: 5    
doch möhte ich harte wol genesen,
Verse: 6    
ob ich ruowe solde wesen.

Verse: 7    
des hilf mir, getriuwer man."
Verse: 8    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 9    
"nim aller mîner helfe wal."
Verse: 10    
"hie nâhen stêt ein spitâl"

Verse: 11    
alsô sprach der ritter wunt:
Verse: 12    
"kœme ich dar in kurzer stunt,

Verse: 13    
möhte ich ruowen lange zît.
Verse: 14    
mîner vriundîn runzît

Verse: 15    
habe wir noch stênde al starkez hie:
Verse: 16    
hebe si drûf, mich hinder sie."

Verse: 17    
bant der wol geborne gast
Verse: 18    
der vrouwen phert von dem ast:

Verse: 19    
er woldez ziehen nâher ir.
Verse: 20    
der wunde sprach: "hin dan von mir!

Verse: 21    
wiest iuch tretens mich gâch?"
Verse: 22    
er zôchz ir verre: diu vrouwe gienc nâch,

Verse: 23    
sanfte und doch niht drâte.
Verse: 24    
al nâch ir mannes râte

Verse: 25    
Gâwân ûf daz phert si swanc.
Verse: 26    
innen des der wunde ritter spranc

Verse: 27    
ûf Gâwânes kastelân:
Verse: 28    
ich wæne daz was missetân.

Verse: 29    
er und sîn vrouwe riten hin.
Verse: 30    
daz was ein sündehaft gewin.




Chapter: 523 
523


Verse: 1    
Gâwân daz klagete sêre:
Verse: 2    
diu vrouwe es lachte mêre

Verse: 3    
dan inder schimphes in gezam.
Verse: 4    
sît man im daz ors genam,

Verse: 5    
ir süezer munt hin zim sprach:
Verse: 6    
"vür einen ritter ich iuch sach,

Verse: 7    
dar nâch in kurzen stunden
Verse: 8    
wurdet ir arzet vür die wunden:

Verse: 9    
müezet ir ein garzûn wesen.
Verse: 10    
sol iemen sîner kunst genesen,

Verse: 11    
trœstet iuch iuwer sinne.
Verse: 12    
gert ir noch mîner minne?"

Verse: 13    
"jâ, vrouwe" sprach her Gâwân:
Verse: 14    
"möhte ich iuwer minne hân,

Verse: 15    
diu wære mir lieber dan iht.
Verse: 16    
ez enwont ûf erde nihtes niht

Verse: 17    
under krône und alle die krône tragent
Verse: 18    
und die vreudehaften prîs bejagent,

Verse: 19    
der gein iu teilte ir gewin,
Verse: 20    
rætet mir mîns herzen sin

Verse: 21    
daz ichz in lâzen solde.
Verse: 22    
iuwer minne ich haben wolde.

Verse: 23    
mac ich der niht erwerben,
Verse: 24    
muoz ein sûrez sterben

Verse: 25    
sich schiere an mir erzeigen.
Verse: 26    
ir wüestet iuwer eigen:

Verse: 27    
ob ich vrîheit ie gewan,
Verse: 28    
ir sult mich doch vür eigen hân.

Verse: 29    
daz dunket mich iuwer ledec reht.
Verse: 30    
nennet mich ritter oder kneht,




Chapter: 524 
524


Verse: 1    
garzûn oder vilân:
Verse: 2    
swaz ir spottes hât gein mir getân,

Verse: 3    
mite ir sünde emphâhet,
Verse: 4    
ob ir mîn dienest smâhet.

Verse: 5    
solde ich dienstes geniezen,
Verse: 6    
iuch möhte spottes verdriezen.

Verse: 7    
ob ez mir nimmer würde leit,
Verse: 8    
ez krenkt doch iuwer werdekeit."

Verse: 9    
wider zuo zin reit der wunde man.
Verse: 10    
sprach er: "bistûz Gâwân?

Verse: 11    
hâstû iht geborget mir,
Verse: 12    
daz ist gar vergolten dir.

Verse: 13    
mich dîn manlîchiu kraft
Verse: 14    
vienc in herter ritterschaft

Verse: 15    
und bræhte mich ze hûs
Verse: 16    
dînem œheim Artûs,

Verse: 17    
vier wochen er des niht vergaz:
Verse: 18    
die zît ich mit den hunden az."

Verse: 19    
sprach er: "bistûz ûrjans?
Verse: 20    
ob mir schaden gans,

Verse: 21    
den trage ich âne schulde:
Verse: 22    
ich erwarp dir sküneges hulde.

Verse: 23    
ein swach sin half dir unde riet:
Verse: 24    
von schiltes ammet man dich schiet

Verse: 25    
und sagete dich gar rehtlôs,
Verse: 26    
durch daz ein maget von dir verlôs

Verse: 27    
ir reht, dar zuo des landes vride.
Verse: 28    
der künec Artûs mit einer wide

Verse: 29    
woldez gerne hân gerochen,
Verse: 30    
hete ich dich niht versprochen."




Chapter: 525 
525


Verse: 1    
"swaz dort geschach, stês hie.
Verse: 2    
hôrtes ouch vor dir sprechen ie,

Verse: 3    
swer dem andern half daz er genas,
Verse: 4    
daz er sîn vîent nâch was.

Verse: 5    
ich tuon als die witzen sint.
Verse: 6    
sich vüeget baz ob weint ein kint

Verse: 7    
dan ein bartehter man.
Verse: 8    
ich wil diz ors al eine hân."

Verse: 9    
mit sporn erz vaste von im reit.
Verse: 10    
daz was doch Gâwâne leit.

Verse: 11    
der sprach zer vrouwen: "ez kom alsô.
Verse: 12    
der künec Artûs der was

Verse: 13    
in der stat ze Dîanazdrûn,
Verse: 14    
mit im manec Bertûn.

Verse: 15    
dem was ein vrouwe dar gesant
Verse: 16    
durch botschaft in sîn lant.

Verse: 17    
ouch was der ungehiure
Verse: 18    
ûz komen durch âventiure.

Verse: 19    
er was gast und si gestin.
Verse: 20    
geriet im sîn kranker sin

Verse: 21    
daz er mit der vrouwen ranc
Verse: 22    
nâch sînem willen âne ir danc:

Verse: 23    
hin ze hove kom daz geschrei.
Verse: 24    
der künec rief lûte "heiâ hei!"

Verse: 25    
diz geschach vor einem walde.
Verse: 26    
dar gâhte wir alle balde,

Verse: 27    
ich vuor den andern verre vor
Verse: 28    
und begreif des schuldehaften spor:

Verse: 29    
gevangen vuorte ich wider dan
Verse: 30    
vür den künec disen man.




Chapter: 526 
526


Verse: 1    
diu juncvrouwe reit uns mite.
Verse: 2    
riuwebærec was ir site,

Verse: 3    
durch daz ir hête genomen
Verse: 4    
der nie was in ir dienest komen

Verse: 5    
ir kiuscheclîchen magetuom.
Verse: 6    
ouch bezalte er vil kleinen ruom

Verse: 7    
gein ir unwerlîchen hant.
Verse: 8    
mînen herren si mit zorne vant,

Verse: 9    
Artûsen den getriuwen.
Verse: 10    
er sprach: "die werlt sol immer riuwen

Verse: 11    
dirre vermaldîte mein.
Verse: 12    
ouwê daz ie der tac erschein,

Verse: 13    
des liehte disiu nôt geschach,
Verse: 14    
und man mir gerihtes jach

Verse: 15    
und ich hiute rihtære bin."
Verse: 16    
er sprach zer vrouwen: "habet ir sin,

Verse: 17    
nemt vürsprechen unde klaget."
Verse: 18    
diu vrouwe was des unverzaget,

Verse: 19    
si tet als ir der künec riet.
Verse: 20    
stuont von rittern grôziu diet.

Verse: 21    
ûrjans der vürste ûz Punturtois
Verse: 22    
der stuont vor dem Bertenois

Verse: 23    
ûf al sîn êre und ûf den lîp.
Verse: 24    
vür gienc daz klagehafte wîp,

Verse: 25    
dâz rîche und arme hôrten.
Verse: 26    
si bat mit klagenden worten

Verse: 27    
den künec durch alle wîpheit,
Verse: 28    
daz er im lieze ir laster leit

Verse: 29    
sîn, und durch magetuomlîch êre.
Verse: 30    
si bat in vürbaz mêre




Chapter: 527 
527


Verse: 1    
durch der tavelrunder art
Verse: 2    
und durch der botschefte vart,

Verse: 3    
als si wære an in gesant,
Verse: 4    
wære er ze rihtære erkant,

Verse: 5    
daz er denne rihte ir swære.
Verse: 6    
durch gerihtes mære

Verse: 7    
si bat der tavelrunder schar
Verse: 8    
alle ir rehtes nemen war,

Verse: 9    
sît daz ir wære ein roup genomen,
Verse: 10    
der nimmer möhte wider komen,

Verse: 11    
ir magetuom kiusche reine,
Verse: 12    
daz si al gemeine

Verse: 13    
den künec gerihtes bæten
Verse: 14    
und an ir rede træten.

Verse: 15    
vürsprechen nam der schuldec man.
Verse: 16    
dem ich kranker êren gan,

Verse: 17    
der werte in als er mohte.
Verse: 18    
diu wer im doch niht tohte:

Verse: 19    
man verteilte imz leben und sînen prîs
Verse: 20    
und daz man winden solde ein rîs,

Verse: 21    
dar an im sterben würde erkant
Verse: 22    
âne bluotege hant.

Verse: 23    
er rief mich ane (des twanc in nôt)
Verse: 24    
und mante mich des, daz er mir bôt

Verse: 25    
sicherheit durch genesen.
Verse: 26    
ich vorhte âne alle mîn êre wesen,

Verse: 27    
ob er verlür sînen lîp.
Verse: 28    
ich bat daz klagehafte wîp,

Verse: 29    
sît si mit ir ougen sach
Verse: 30    
daz ich si manlîche rach,




Chapter: 528 
528


Verse: 1    
daz si durch wîbes güete
Verse: 2    
senfte ir gemüete,

Verse: 3    
sît daz si müeste ir minne jehen
Verse: 4    
swaz ir was von im geschehen,

Verse: 5    
und ir klârem lîbe,
Verse: 6    
"und ob ie man von wîbe

Verse: 7    
mit dienste kœme in herzenôt,
Verse: 8    
ob si im nâch ir helfe bôt,

Verse: 9    
der helfe tuot ez zêren,
Verse: 10    
lât iuch von zorne kêren."

Verse: 11    
ich bat den künec und sîne man,
Verse: 12    
ob ich im hete getân

Verse: 13    
deheinen dienst, daz ers gedæhte,
Verse: 14    
daz er mir lasters æhte

Verse: 15    
mit einem site werte,
Verse: 16    
daz er den ritter nerte.

Verse: 17    
sîn wîp die küneginne
Verse: 18    
bat ich durch sippe minne,

Verse: 19    
wande mich der künec von kinde zôch
Verse: 20    
und daz mîn triuwe ie gein ir vlôch,

Verse: 21    
daz si mir hülfe. daz geschach,
Verse: 22    
diu juncvrouwe si sunder sprach:

Verse: 23    
genas er durch die künegîn.
Verse: 24    
er muoste aber lîdne hôhen pîn.

Verse: 25    
sus wart sîn lîp gereinet,
Verse: 26    
solh wandel im bescheinet:

Verse: 27    
ez wære vorlouft oder leithunt,
Verse: 28    
ûz einem troge az sîn munt

Verse: 29    
mit in vier wochen.
Verse: 30    
sus wart diu vrouwe gerochen.




Chapter: 529 
529


Verse: 1    
vrouwe, daz ist sîn râche ûf mich."
Verse: 2    
si sprach: "sich twirhet sîn gerich.

Verse: 3    
ich enwirde iu lîhte nimmer holt:
Verse: 4    
doch emphæhet er drum alsolhen solt,

Verse: 5    
ê er scheide von mînem lande,
Verse: 6    
des er jehen mac vür schande.

Verse: 7    
sît ez der künec dort niht rach,
Verse: 8    
aldâz der vrouwen geschach,

Verse: 9    
und ez sich hât an mich gezoget,
Verse: 10    
ich bin iuwer beider voget

Verse: 11    
und enweiz doch wer ir beidiu sît.
Verse: 12    
er muoz dar um emphâhen strît,

Verse: 13    
durch die vrouwen eine
Verse: 14    
und durch iuch harte kleine.

Verse: 15    
man sol unvuoge rechen
Verse: 16    
mit slahen und mit stechen."

Verse: 17    
Gâwân zuo dem pherde gienc,
Verse: 18    
mit lîhtem sprunge erz doch gevienc.

Verse: 19    
was der knappe komen nâch,
Verse: 20    
ze dem diu vrouwe heidensch sprach

Verse: 21    
al daz si wider ûf enbôt.
Verse: 22    
næhet ouch Gâwânes nôt.

Verse: 23    
Malcrêâtiure ze vuoz vuor dan.
Verse: 24    
gesach ouch mîn her Gâwân

Verse: 25    
des juncherren runzît.
Verse: 26    
daz was ze kranc ûf einen strît:

Verse: 27    
ez hete der knappe dort genomen,
Verse: 28    
ê er von der halden wære komen,

Verse: 29    
einem vilâne.
Verse: 30    
geschach ez Gâwâne




Chapter: 530 
530


Verse: 1    
vür sîn ors ze behalden:
Verse: 2    
des geltes muoste er walden.

Verse: 3    
si sprach hin zim, ich wæne durch haz:
Verse: 4    
"saget an, welt ir niht vürbaz?"

Verse: 5    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 6    
"mîn vart von hinnen wirt getân

Verse: 7    
al nâch iuwerm râte."
Verse: 8    
si sprach: "der kumt iu spâte."

Verse: 9    
"nû diene ich iu doch drumme."
Verse: 10    
"des dunket ir mich der tumme:

Verse: 11    
welt ir daz niht vermîden,
Verse: 12    
müezet ir von den blîden

Verse: 13    
kêren gein der riuwe.
Verse: 14    
iuwer kummer wirt al niuwe."

Verse: 15    
sprach der minnen gernde:
Verse: 16    
"ich bin iuch dienstes wernde,

Verse: 17    
ich emphâhes vreude oder nôt,
Verse: 18    
sît iuwer minne mir gebôt

Verse: 19    
daz ich muoz ziuwerm gebote stên,
Verse: 20    
ich mege rîten oder gên."

Verse: 21    
al stênde der vrouwen
Verse: 22    
daz marc begunde er schouwen:

Verse: 23    
daz was ze dræter tjoste
Verse: 24    
ein harte krankui koste,

Verse: 25    
diu stîcleder von baste.
Verse: 26    
dem edeln werden gaste

Verse: 27    
was eteswenne gesatelt baz.
Verse: 28    
ûf sitzen meit er umme daz,

Verse: 29    
er vorhte daz er zetræte
Verse: 30    
des satels gewæte.




Chapter: 531 
531


Verse: 1    
dem pherde was der rücke krump:
Verse: 2    
wære drûf ergangen sîn sprunc,

Verse: 3    
im wære der rücek gar zevarn.
Verse: 4    
daz muoste er allez bewarn:

Verse: 5    
es het in eteswenne bevilt.
Verse: 6    
er zôch ez unde truoc den schilt

Verse: 7    
und eine glævîne.
Verse: 8    
sîner scharphen pîne

Verse: 9    
diu vrouwe sêre lachte,
Verse: 10    
diu im vil kummers machte.

Verse: 11    
sînen schilt er ûf daz phert bant.
Verse: 12    
si sprach: "vüert ir krâmgewant

Verse: 13    
in mînem lande veile?
Verse: 14    
wer gap mir ze teile

Verse: 15    
einen arzet und eins krâmes phlege?
Verse: 16    
hüetet iuch vor zolle ûf dem wege:

Verse: 17    
etslîch mîn zolnære
Verse: 18    
iuch sol machen vreuden lære."

Verse: 19    
ir scharphiu saliure
Verse: 20    
in dûhte gehiure,

Verse: 21    
daz er enruochte waz si sprach,
Verse: 22    
wan immer swenne er an si sach,

Verse: 23    
was sîn phant ze riuwe quît.
Verse: 24    
si was im rehte ein meien zît,

Verse: 25    
vor allem blicke ein flôrî,
Verse: 26    
ougen süeze und sûr dem herzen .

Verse: 27    
sît vlust und vinden an ir was
Verse: 28    
und des siechiu vreude an ir was

Verse: 29    
daz vrumte in zallen stunden
Verse: 30    
ledec und sêre gebunden.




Chapter: 532 
532


Verse: 1    
manec mîn meister sprichet ,
Verse: 2    
daz âmor und Cupîdô

Verse: 3    
und der zweier muoter Vênus
Verse: 4    
den liuten minne geben alsus,

Verse: 5    
mit geschôze und mit viure.
Verse: 6    
diu minne ist ungehiure.

Verse: 7    
swem herzenlîchiu triuwe ist ,
Verse: 8    
der wirt nimmer minnen vrî,

Verse: 9    
mit vreude, etswenne mit riuwe.
Verse: 10    
reht minne ist wâriu triuwe.

Verse: 11    
Cupîdô, dîn strâle
Verse: 12    
mîn misset zallem mâle:

Verse: 13    
alsô tuot des hern âmors gêr.
Verse: 14    
sît ir zwêne ob minnen hêr

Verse: 15    
und Vênus mit ir vackeln heiz,
Verse: 16    
um solhen kummer ich niht weiz.

Verse: 17    
sol ich der wâren minne jehen,
Verse: 18    
diu muoz durch triuwe mir geschehen.

Verse: 19    
hülfen mîne sinne
Verse: 20    
iemen iht vür minne,

Verse: 21    
hern Gâwân bin ich wol holt,
Verse: 22    
dem wolde ich dienen âne solt.

Verse: 23    
er ist doch âne schande,
Verse: 24    
liget er in minnen bande.

Verse: 25    
ob in diu minne rüeret,
Verse: 26    
diu starke wer zevüeret,

Verse: 27    
er was doch ie werlîch,
Verse: 28    
der werden wer alsô gelîch,

Verse: 29    
daz niht twingen solde ein wîp
Verse: 30    
sînen werlîchen lîp.




Chapter: 533 
533


Verse: 1    
lât nâher gên, her minnen druc.
Verse: 2    
ir tuot der vreude alsolhen zuc,

Verse: 3    
daz sich dürkelt vreuden stat
Verse: 4    
und bant sich der riuwen phat.

Verse: 5    
sus breitet sich der riuwen slâ:
Verse: 6    
gienge ir reise anderswâ

Verse: 7    
dan in des herzen hôhen muot,
Verse: 8    
daz diuhte mich gein vreuden guot.

Verse: 9    
ist minne ir unvuoge balt?
Verse: 10    
dar zuo dunket si mich zalt.

Verse: 11    
oder giht sis ûf ir kintheit,
Verse: 12    
swem si vüeget herzeleit?

Verse: 13    
unvuoge gan ich baz ir jugent,
Verse: 14    
dan daz si ir alter bræche tugent,

Verse: 15    
vil dinges ist von ir geschehen:
Verse: 16    
wederhalp sol ich des jehen?

Verse: 17    
wil si mit jungen ræten
Verse: 18    
ir alden site unstæten,

Verse: 19    
wirt si schiere an prîse laz.
Verse: 20    
man sol sis underscheiden baz.

Verse: 21    
lûter minne ich prîse
Verse: 22    
und alle die sint wîse,

Verse: 23    
ez wîp oder man,
Verse: 24    
von den ichs ganze volge hân.

Verse: 25    
swâ liep gein liebe erhüebe
Verse: 26    
lûter âne trüebe,

Verse: 27    
der enwederz des verdrüzze
Verse: 28    
daz minne ir herze slüzze

Verse: 29    
mit minne von der wanc ie vlôch,
Verse: 30    
diu minne ist ob den andern hôch.




Chapter: 534 
534


Verse: 1    
swie gerne ich in næme dan,
Verse: 2    
doch mac mîn her Gâwân

Verse: 3    
der minne des niht entwenken,
Verse: 4    
si enwelle in vreude krenken.

Verse: 5    
waz hilfet dan mîn underslac?
Verse: 6    
swaz ich von gesprechen mac,

Verse: 7    
wert man sol sich niht minne wern,
Verse: 8    
wan den muoz minne helfen nern.

Verse: 9    
Gâwân durch minne arbeite emphienc.
Verse: 10    
sîn vrouwe reit, ze vuoz er gienc.

Verse: 11    
Orgelûse und der degen balt
Verse: 12    
die kômen in einen grôzen walt:

Verse: 13    
dennoch muoste er gêns wonen.
Verse: 14    
er zôch daz phert zuo zeinem ronen:

Verse: 15    
sîn schilt, der ê drûfe lac,
Verse: 16    
des er durch schiltes ammet phlac,

Verse: 17    
nam er ze halse, ûfz phert er saz.
Verse: 18    
ez truoc in kûme vürbaz,

Verse: 19    
anderhalben ûz in erbûwen lant.
Verse: 20    
eine burc er mit den ougen vant:

Verse: 21    
sîn herze und diu ougen jâhen
Verse: 22    
daz si erkanden noch gesâhen

Verse: 23    
deheine burc nie der gelîch.
Verse: 24    
si was alumme ritterlîch:

Verse: 25    
türne unde palas
Verse: 26    
manegez ûf der bürge was.

Verse: 27    
dar zuo muote er schouwen
Verse: 28    
in den venstern manege vrouwen.

Verse: 29    
der was vier hundert oder mêr,
Verse: 30    
viere under in von arte hêr.




Chapter: 535 
535


Verse: 1    
von passâchen ungeverte grôz
Verse: 2    
gienc an ein wazzer daz vlôz,

Verse: 3    
schifrech, snel unde breit.
Verse: 4    
engein er und diu vrouwe reit,

Verse: 5    
an dem urvar ein anger lac,
Verse: 6    
dar ûfe man vil tjoste phlac.

Verse: 7    
überz wazzer stuont daz kastel.
Verse: 8    
Gâwân der degen snel

Verse: 9    
sach einen ritter nâch im varn,
Verse: 10    
der schilt noch sper niht kunde sparn.

Verse: 11    
Orgelûse diu rîche
Verse: 12    
sprach hôchvartlîche:

Verse: 13    
"ob mirs iuwer munt vergiht,
Verse: 14    
briche ich mîner triuwe niht.

Verse: 15    
ich hetes iu ê vil gesaget,
Verse: 16    
daz ir vil lasters hie bejaget:

Verse: 17    
wert iuch, ob ir kunnet wern.
Verse: 18    
iuch enmac anders niht ernern.

Verse: 19    
der dort kumt, iuch sol sîn hant
Verse: 20    
vellen, ob iu ist zetrant

Verse: 21    
inder iuwer niderkleit,
Verse: 22    
daz lât iu durch die vrouwen leit

Verse: 23    
sîn, die ob iu sitzent und sehent.
Verse: 24    
waz ob die iuwer laster spehent?"

Verse: 25    
des schiffes meister über her
Verse: 26    
kom durch Orgelûsen ger:

Verse: 27    
von dem lande inz schif si kêrte,
Verse: 28    
daz Gâwân trûren lêrte.

Verse: 29    
diu rîche und wol geborne
Verse: 30    
sprach wider ûz mit zorne:




Chapter: 536 
536


Verse: 1    
"ir enkomt niht zuo mir her în:
Verse: 2    
ir müezet phant dort ûze sîn."

Verse: 3    
er sprach ir trûreclîchen nâch:
Verse: 4    
"vrouwe, wiest iu von mir gâch?

Verse: 5    
so ich iuch immer mêr gesehen?"
Verse: 6    
si sprach: "iu mac der prîs geschehen,

Verse: 7    
ich state iu sehens noch an mich.
Verse: 8    
ich wæne daz sêre lenget sich."

Verse: 9    
diu vrouwe schiet von im alsus.
Verse: 10    
hie kom Lischois Gwelljus.

Verse: 11    
sagete ich iu daz der vlüge,
Verse: 12    
mit der rede ich iuch betrüge:

Verse: 13    
er gâhte aber anders sêre,
Verse: 14    
daz es daz ors hete êre

Verse: 15    
(wan daz erzeicte snelheit),
Verse: 16    
über den grüenen anger breit.

Verse: 17    
dâhte mîn her Gâwân:
Verse: 18    
"wie sol ich beiten dises man?

Verse: 19    
wederz mac daz wæger sîn,
Verse: 20    
ze vuoz oder ûf dem pherdelîn?

Verse: 21    
wil er vollîch an mich varn,
Verse: 22    
daz er den poinder niht kan sparn,

Verse: 23    
er sol mich nider rîten.
Verse: 24    
wes mac sîn ors bîten,

Verse: 25    
ez enstrûche ouch über daz runzît?
Verse: 26    
wil er mir denne bieten strît

Verse: 27    
aldâ wir beide sîn ze vuoz,
Verse: 28    
ob mir halt nimmer würde ir gruoz,

Verse: 29    
diu mich dises strîtes hât gewert,
Verse: 30    
ich gibe im strît, ob er des gert."




Chapter: 537 
537


Verse: 1    
, diz was unwendec.
Verse: 2    
der komende was genendec:

Verse: 3    
alsô was ouch der beite.
Verse: 4    
zer tjost er sich bereite:

Verse: 5    
sazte er die glævîn
Verse: 6    
vorne ûf des satels vilzelîn,

Verse: 7    
des Gâwân vor hete erdâht.
Verse: 8    
sus wart ir beider tjoste brâht:

Verse: 9    
diu tjost ieweder sper zebrach,
Verse: 10    
daz man die helde ligen sach.

Verse: 11    
strûchte der baz geriten man,
Verse: 12    
daz er und mîn her Gâwân

Verse: 13    
ûf den bluomen lâgen.
Verse: 14    
wes si beide phlâgen?

Verse: 15    
ûf springens mit den swerten.
Verse: 16    
si beide strîtes gerten.

Verse: 17    
die schilte wâren unvermiten:
Verse: 18    
die wurden alsô hin gesniten,

Verse: 19    
ir beleip in lützel vor der hant,
Verse: 20    
wan der schilt ist immer strîtes phant.

Verse: 21    
man sach blicke und helmes viur.
Verse: 22    
ir megets im jehen vür âventiur,

Verse: 23    
swen got den sic dan læzet tragen:
Verse: 24    
der muoz vil prîses ê bejagen.

Verse: 25    
sus tûrten si mit strîte
Verse: 26    
ûf des angers wîte:

Verse: 27    
es wæren müede zwêne smide,
Verse: 28    
ob si halt heten starker lide,

Verse: 29    
von alsô manegen grôzen slage.
Verse: 30    
sus rungen si nâch prîses bejage.




Chapter: 538 
538


Verse: 1    
wer solde si drum prîsen,
Verse: 2    
daz die unwîsen

Verse: 3    
striten âne schulde,
Verse: 4    
niwan durch prîses hulde

Verse: 5    
(si enheten niht ze teilen)
Verse: 6    
âne nôt ir leben ze veilen?

Verse: 7    
ietweder ûf den andern jach,
Verse: 8    
daz er die schulde nie gesach.

Verse: 9    
Gâwân kunde ringen
Verse: 10    
und mit dem swanke twingen:

Verse: 11    
swem er daz swert undergienc
Verse: 12    
und in mit armen zim gevienc,

Verse: 13    
den twanc er swes er wolde.
Verse: 14    
sît er sich wern solde,

Verse: 15    
gebârte er werlîche.
Verse: 16    
der werde muotes rîche

Verse: 17    
begreif den jungen ellenthaft,
Verse: 18    
der ouch hete manlîche kraft:

Verse: 19    
er warf in balde under sich.
Verse: 20    
er sprach hin zim: "helt, gich,

Verse: 21    
wellestû genesen, sicherheit."
Verse: 22    
der bete volge unbereit

Verse: 23    
was Lischois der unden lac,
Verse: 24    
wande er nie sicherheit gephlac.

Verse: 25    
daz dûhte in wunderlîch genuoc,
Verse: 26    
daz iemen die hant getruoc,

Verse: 27    
diu in solde überkomen
Verse: 28    
daz nie wart von im genomen,

Verse: 29    
betwungenlîchiu sicherheit,
Verse: 30    
der sîn hant ê vil erstreit.




Chapter: 539 
539


Verse: 1    
swiez was ergangen,
Verse: 2    
er hete vil emphangen

Verse: 3    
des er niht vürbaz wolde geben:
Verse: 4    
vür sicherheit bôt er sîn leben

Verse: 5    
und jach, swaz im geschæhe,
Verse: 6    
daz er niemêr verjæhe

Verse: 7    
sicherheit durch twingen.
Verse: 8    
mit dem tôde wolde er dingen.

Verse: 9    
sprach der unde ligende:
Verse: 10    
"bistû der gesigende?

Verse: 11    
des phlac ich got wolde
Verse: 12    
und ich prîs haben solde:

Verse: 13    
hât mîn prîs ein ende
Verse: 14    
von dîner werden hende.

Verse: 15    
swâ vreischet man oder wîp
Verse: 16    
daz überkomen ist mîn lîp,

Verse: 17    
des prîs hôhe ê swebete enbor,
Verse: 18    
stêt mir baz ein sterben vor,

Verse: 19    
ê mîne vriunt diz mære
Verse: 20    
so machen vreuden lære."

Verse: 21    
Gâwân warp sicherheit an in:
Verse: 22    
stuont sîn gir und al sîn sin

Verse: 23    
niwan ûf slîbes verderben
Verse: 24    
oder ûf ein gæhez sterben.

Verse: 25    
dâhte mîn her Gâwân:
Verse: 26    
"durch waz tœte ich disen man?

Verse: 27    
wolde er sus ze mînem gebote stên,
Verse: 28    
gesunt lieze ich in hinnen gên."

Verse: 29    
mit rede warp erz an in :
Verse: 30    
daz enwart niht gar geleistet .




Chapter: 540 
540


Verse: 1    
ûf liez er doch den wîgant
Verse: 2    
âne gesicherte hant.

Verse: 3    
ietweder ûf die bluomen saz.
Verse: 4    
Gâwân sîns kummers niht vergaz,

Verse: 5    
daz sîn phert was kranc:
Verse: 6    
den wîsen lêrte sîn gedanc

Verse: 7    
daz er daz ors mit sporn rite
Verse: 8    
unz er versuochte sînen site.

Verse: 9    
daz was gewâpent wol vür strît:
Verse: 10    
phellel unde samît

Verse: 11    
was sîn ander kovertiur.
Verse: 12    
sît erz erwarp mit âventiur,

Verse: 13    
durch waz solde erz rîten niht,
Verse: 14    
sît ez ze rîten im geschiht?

Verse: 15    
er saz drûf: vuor ez ,
Verse: 16    
sîner wîten sprünge er was al vrô.

Verse: 17    
sprach er: "bistûz Gringuljete,
Verse: 18    
daz ûrjans mit valscher bete,

Verse: 19    
er weiz wol wie, an mir erwarp,
Verse: 20    
von iedoch sîn prîs verdarp?

Verse: 21    
wer hât dich sus gewâpent sider?
Verse: 22    
ob dûz bist, got hât dich wider

Verse: 23    
mir schône gesendet,
Verse: 24    
der dicke kummer wendet."

Verse: 25    
er erbeizte drabe, ein marc er vant:
Verse: 26    
des grâles wâpen was gebrant,

Verse: 27    
ein turteltûbe, an sînen buoc.
Verse: 28    
Lehelîn zer tjoste sluoc

Verse: 29    
drûf den von Prienlascors.
Verse: 30    
Oriluse wart diz ors,




Chapter: 541 
541


Verse: 1    
der gap ez Gâwâne
Verse: 2    
ûf dem Plimizôles plâne.

Verse: 3    
hie kom sîn trûrec güete
Verse: 4    
aber wider in hôchgemüete,

Verse: 5    
wan daz in twanc ein riuwe
Verse: 6    
und dienestbæriu truiwe,

Verse: 7    
die er nâch sîner vrouwen truoc.
Verse: 8    
diu im doch smæhe erbôt genuoc,

Verse: 9    
nâch der jagete in sîn gedanc.
Verse: 10    
innen des der stolze Lischois spranc

Verse: 11    
er ligen sach sîn eigen swert,
Verse: 12    
daz Gâwân der degen wert

Verse: 13    
mit strîte ûz sîner hende brach.
Verse: 14    
manec vrouwe ir ander strîten sach.

Verse: 15    
die schilte wâren gedigen,
Verse: 16    
ieweder liez den sînen ligen

Verse: 17    
und gâhten sus ze strîte.
Verse: 18    
ietweder kom bezîte

Verse: 19    
mit herzenlîcher mannes wer.
Verse: 20    
ob in saz vrouwen ein her

Verse: 21    
in den venstern ûf dem palas
Verse: 22    
und sâhen kamph der vor in was.

Verse: 23    
huop sich êrste niuwer zorn:
Verse: 24    
ietweder was hôch geborn,

Verse: 25    
daz sîn prîs unsanfte leit
Verse: 26    
ob in der ander überstreit.

Verse: 27    
helme und ir swert liten nôt:
Verse: 28    
diu wâren ir schilte vür den tôt.

Verse: 29    
swer der helde strîten sach,
Verse: 30    
ich wæne ers in vür kummer jach.




Chapter: 542 
542


Verse: 1    
Lischois Gwelljus
Verse: 2    
der junge süeze warp alsus:

Verse: 3    
vrecheit und ellenthaftiu tât,
Verse: 4    
daz was sîns hôhen herzen rât.

Verse: 5    
er vrumte manegen snellen swanc.
Verse: 6    
dicke er von Gâwâne spranc

Verse: 7    
und aber wider sêre ûf in.
Verse: 8    
Gâwân truoc stætlîchen sin,

Verse: 9    
er dâhte: "ergrîfe ich dich ze mir,
Verse: 10    
ich sols vil gar gelônen dir."

Verse: 11    
man sach viurs blicke
Verse: 12    
und diu swert ûf werfen dicke

Verse: 13    
ûz ellenthaften henden.
Verse: 14    
si begunden ein ander wenden

Verse: 15    
neben, vür und hinder sich.
Verse: 16    
âne nôt was ir gerich:

Verse: 17    
si möhtenz âne strîten lân.
Verse: 18    
begreif in mîn her Gâwân,

Verse: 19    
er warf in under sich mit kraft.
Verse: 20    
mit halsen solh geselleschaft

Verse: 21    
müeze mich vermîden:
Verse: 22    
ich enmöhte ir niht erlîden.

Verse: 23    
Gâwân bat sicherheite:
Verse: 24    
der was als unbereite

Verse: 25    
Lischois der unden lac.
Verse: 26    
als er von êrste strîtes phlac,

Verse: 27    
er sprach: "dû sûmes dich âne nôt.
Verse: 28    
vür sicherheit gibe ich den tôt:

Verse: 29    
lâz enden dîne werden hant
Verse: 30    
swaz mir ie prîses wart bekant.




Chapter: 543 
543


Verse: 1    
vor gote ich bin vervluochet,
Verse: 2    
mîns prîses er nimmer ruochet.

Verse: 3    
durch Orgelûsen minne,
Verse: 4    
der edeln herzoginne,

Verse: 5    
muoste mir manec werder man
Verse: 6    
sînen prîs ze mînen handen lân:

Verse: 7    
maht vil prîses erben,
Verse: 8    
ob mich kans ersterben."

Verse: 9    
dâhte des künec Lôtes sun:
Verse: 10    
"deiswâr ich ensol alsô niht tuon.

Verse: 11    
verlür ich prîses hulde,
Verse: 12    
erslüege ich âne schulde

Verse: 13    
disen küenen helt unverzaget.
Verse: 14    
in hât ir minne ûf mich gejaget,

Verse: 15    
der minne mich ouch twinget
Verse: 16    
und mir vil kummers bringet:

Verse: 17    
wan lâze ich in durch si genesen?
Verse: 18    
ob mîn teil an ir sol wesen,

Verse: 19    
des enmac er niht erwenden,
Verse: 20    
sol mirz gelücke senden.

Verse: 21    
wære unser strît von ir gesehen,
Verse: 22    
ich wæne si müeste ouch mir des jehen

Verse: 23    
daz ich nâch minnen dienen kan."
Verse: 24    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 25    
"ich wil durch die herzogîn
Verse: 26    
dich dem leben lâzen sîn."

Verse: 27    
grôzer müede si niht vergâzen:
Verse: 28    
er liez in ûf, si sâzen

Verse: 29    
von ein ander verre.
Verse: 30    
kom des schiffes herre




Chapter: 544 
544


Verse: 1    
von dem wazzer ûf daz lant.
Verse: 2    
er gienc und truoc ûf sîner hant

Verse: 3    
ein mûzersprinzelîn al grâ.
Verse: 4    
ez was sîn reht lêhen ,

Verse: 5    
swer tjostierte ûf dem plân,
Verse: 6    
daz er daz ors solde hân

Verse: 7    
jenes der læge,
Verse: 8    
und disem der siges phlæge,

Verse: 9    
des hende solde er nîgen
Verse: 10    
und sînen prîs niht verswîgen.

Verse: 11    
sus zinste man im blüemîn velt.
Verse: 12    
daz was sîn beste huoben gelt

Verse: 13    
oder ob sîn mûzersprinzelîn
Verse: 14    
einen galandern lêrte pîn:

Verse: 15    
von anders nihtiu gienc sîn phluoc.
Verse: 16    
daz dûhte in urbor genuoc.

Verse: 17    
er was geborn von ritters art,
Verse: 18    
mit guoten zühten wol bewart.

Verse: 19    
er gienc zuo Gâwâne,
Verse: 20    
den zins von dem plâne

Verse: 21    
den iesch er zühteclîche.
Verse: 22    
Gâwân der ellens rîche

Verse: 23    
sprach: "herre, ich enwart nie koufman:
Verse: 24    
ir meget mich zolles wol erlân."

Verse: 25    
des schiffes herre wider sprach:
Verse: 26    
"herre, manec vrouwe sach

Verse: 27    
daz iu der prîs ist hie geschehen:
Verse: 28    
ir sult mir mînes rehtes jehen.

Verse: 29    
herre, tuot mir reht bekant:
Verse: 30    
ze rehter tjost hât iuwer hant




Chapter: 545 
545


Verse: 1    
mir diz ors erworben
Verse: 2    
mit prîse al unverdorben,

Verse: 3    
wande iuwer hant in nider stach,
Verse: 4    
dem al diu werlt ie prîses jach

Verse: 5    
mit wârheit unz an disen tac.
Verse: 6    
iuwer prîs, sînhalp der gotes slac

Verse: 7    
im vreude hât entvüeret.
Verse: 8    
grôz sælde iuch hât gerüeret."

Verse: 9    
Gâwân sprach: "er stach mich nider:
Verse: 10    
des erholte ich mich sider.

Verse: 11    
sît man iu tjost verzinsen sol,
Verse: 12    
er mac iu zins geleisten wol.

Verse: 13    
herre, dort stêt ein runzît,
Verse: 14    
daz erwarp an mir sîn strît:

Verse: 15    
daz nemet, ob ir gebietet.
Verse: 16    
der sich dises orses nietet,

Verse: 17    
daz bin ich: ez muoz mich hinnen tragen,
Verse: 18    
soldet halt ir niemêr ors bejagen.

Verse: 19    
ir nennet reht: welt ir daz nemen,
Verse: 20    
endarf iuch nimmer des gezemen

Verse: 21    
daz ich ze vuoz hinnen .
Verse: 22    
wan daz tæte mir ze ,

Verse: 23    
solde diz ors iuwer sîn:
Verse: 24    
daz was ledeclîche mîn

Verse: 25    
dennoch hiute morgen vruo.
Verse: 26    
woldet ir gemaches grîfen zuo,

Verse: 27    
ritet ir sanfter einen stap.
Verse: 28    
diz ors mir ledeclîchen gap

Verse: 29    
Orilus der Burgunjois:
Verse: 30    
ûrjans der vürste ûz Punturtois




Chapter: 546 
546


Verse: 1    
eine wîle hete mirz verstoln.
Verse: 2    
einer mûlinne voln

Verse: 3    
möhtet ir noch ê gewinnen.
Verse: 4    
ich kan iuch anders minnen:

Verse: 5    
sît er iuch dunket alsô wert,
Verse: 6    
vür daz ors des ir hie gert

Verse: 7    
habet iu den man derz gein mir reit.
Verse: 8    
ist im daz liep oder leit,

Verse: 9    
kêre ich mich wênec an."
Verse: 10    
vreute sich der schifman.

Verse: 11    
mit lachendem munde er sprach:
Verse: 12    
"sô rîche gâbe ich nie gesach,

Verse: 13    
swem si reht wære,
Verse: 14    
zemphâhene gebære.

Verse: 15    
doch, herre, welt irs sîn mîn wer,
Verse: 16    
übergolden ist mîn ger:

Verse: 17    
vür wâr sîn prîs was ie hel,
Verse: 18    
vünf hundert ors starc und snel

Verse: 19    
ungerne ich vür in næme,
Verse: 20    
wande ez mir niht gezæme.

Verse: 21    
welt ir mich machen rîche,
Verse: 22    
werbet ritterlîche:

Verse: 23    
meget irs gewaldec sîn,
Verse: 24    
antwurten in den kocken mîn,

Verse: 25    
kunnet ir werdekeit wol tuon."
Verse: 26    
sprach des künec Lôtes sun:

Verse: 27    
"beidiu drîn und dar vür
Verse: 28    
unz innerhalben iuwer tür

Verse: 29    
antwurte ich in iu gevangen."
Verse: 30    
"sô werdet ir wol emphangen"




Chapter: 547 
547


Verse: 1    
sprach der schifman, des grôzer danc
Verse: 2    
was mit nîgen niht ze kranc.

Verse: 3    
sprach er: "lieber herre mîn,
Verse: 4    
dar zuo ruochet selbe sîn

Verse: 5    
mit mir hînte durch gemach.
Verse: 6    
grœzer êre nie geschach

Verse: 7    
deheinem verjen, mînem genôz:
Verse: 8    
man prüevet mirz vür sælde grôz,

Verse: 9    
behalde ich alsus werden man."
Verse: 10    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 11    
"des ir gert, des solde ich biten.
Verse: 12    
mich hât grôz müede überstriten,

Verse: 13    
daz mir ruowens wære nôt.
Verse: 14    
diu mir diz ungemach gebôt,

Verse: 15    
diu kan wol süeze siuren
Verse: 16    
und dem herzen vreude tiuren

Verse: 17    
und der sorgen machen rîche:
Verse: 18    
si lônet ungelîche.

Verse: 19    
ouwê vindenlîchiu vlust,
Verse: 20    
senkes mir die einen brust,

Verse: 21    
diu ê der hœhe gerte
Verse: 22    
mich got vreuden werte,

Verse: 23    
lac ein herze unden:
Verse: 24    
ich wæne dast verswunden.

Verse: 25    
sol ich trœsten holn,
Verse: 26    
muoz ich âne helfe doln

Verse: 27    
nâch minne alsolhe riuwe?
Verse: 28    
phliget si wîplîcher triuwe,

Verse: 29    
si sol mir vreude mêren,
Verse: 30    
diu mich kan sus versêren."




Chapter: 548 
548


Verse: 1    
der schifman hôrte daz er ranc
Verse: 2    
mit sorge und daz in minne twanc.

Verse: 3    
sprach er: "herre, ez ist hie reht,
Verse: 4    
ûf dem plâne und in dem fôreht

Verse: 5    
und aldâ Clinschor herre ist,
Verse: 6    
zageheit noch manlîch list

Verse: 7    
gevüegentz anders niht wan :
Verse: 8    
hiute riuwec, morgen vrô.

Verse: 9    
ez ist iu lîhte unbekant,
Verse: 10    
gar âventiure ist al diz lant:

Verse: 11    
sus vert ez naht und ouch den tac.
Verse: 12    
manheit sælde helfen mac.

Verse: 13    
diu sunne kan nider stên:
Verse: 14    
herre, ir sult ze schiffe gên."

Verse: 15    
des bat in der schifman.
Verse: 16    
Lischoisen vuorte Gâwân

Verse: 17    
mit im dannen ûf den wâc:
Verse: 18    
gedulteclîch âne allen bâc

Verse: 19    
man den helt des volgen sach.
Verse: 20    
der verje zôch daz ors hin nâch.

Verse: 21    
sus vuoren si über an den stat.
Verse: 22    
der verje Gâwânen bat:

Verse: 23    
"sît selbe wirt in mînem hûs."
Verse: 24    
daz stuont alsô daz Artûs

Verse: 25    
ze Nantes, er dicke saz,
Verse: 26    
niht möhte hân gebûwet baz.

Verse: 27    
vuorte er Lischoisen în,
Verse: 28    
der wirt und daz gesinde sîn

Verse: 29    
sich des underwunden.
Verse: 30    
an den selben stunden




Chapter: 549 
549


Verse: 1    
der wirt ze sîner tohter sprach:
Verse: 2    
"dû solt schaffen guot gemach

Verse: 3    
mînem herren der hie stêt.
Verse: 4    
ir zwei mit ein ander gêt.

Verse: 5    
diene im unverdrozzen:
Verse: 6    
wir hân sîn vil genozzen."

Verse: 7    
sînem sune bevalh er Gringuljeten.
Verse: 8    
des diu maget was gebeten,

Verse: 9    
mit grôzer zuht daz wart getân.
Verse: 10    
mit der megede Gâwân

Verse: 11    
ûf eine kemenâten gienc.
Verse: 12    
den estrîch al übervienc

Verse: 13    
niuwer binz und bluomen wol gevar
Verse: 14    
wâren drûf gesniten dar.

Verse: 15    
entwâpende in diu süeze.
Verse: 16    
"got iu des danken müeze,"

Verse: 17    
sprach Gâwân," vrouwe, es ist mir nôt:
Verse: 18    
wan daz manz iu von hove gebôt,

Verse: 19    
dient ir mir ze sêre."
Verse: 20    
si sprach: "ich diene iu mêre,

Verse: 21    
herre, nâch iuwern hulden
Verse: 22    
dan von andern schulden."

Verse: 23    
des wirtes sun, ein knappe, truoc
Verse: 24    
senfter bette dar genuoc

Verse: 25    
an der want gein der tür.
Verse: 26    
ein teppech wart geleget dar vür,

Verse: 27    
solde Gâwân sitzen.
Verse: 28    
der knappe truoc mit witzen

Verse: 29    
eine kultern gemâl
Verse: 30    
ûfz bette, von rôtem zindâl.




Chapter: 550 
550


Verse: 1    
dem wirte ein bette ouch wart geleget.
Verse: 2    
nâch ein ander knappe treget

Verse: 3    
dar vür tischlachen und brôt.
Verse: 4    
der wirt den beiden daz gebôt.

Verse: 5    
gienc diu hûsvrouwe nâch:
Verse: 6    
diu Gâwânen sach,

Verse: 7    
si emphienc in herzenlîche.
Verse: 8    
si sprach: "ir hât uns rîche

Verse: 9    
alrêst gemachet:
Verse: 10    
herre, unser sælde wachet."

Verse: 11    
der wirt kom, zwazzer man dar truoc.
Verse: 12    
sich Gâwân getwuoc,

Verse: 13    
eine bete er niht vermeit,
Verse: 14    
er bat den wirt gesellekeit:

Verse: 15    
"lât mit mir ezzen dise maget."
Verse: 16    
"herre, ez ist si gar verdaget

Verse: 17    
daz si mit herren æze
Verse: 18    
oder in nâhe sæze:

Verse: 19    
si würde lîhte mir ze hêr.
Verse: 20    
doch habe wir iuwer genozzen mêr.

Verse: 21    
tohter, leiste al sîne ger:
Verse: 22    
des bin ich mit der volge wer."

Verse: 23    
diu süeze wart von scheme rôt,
Verse: 24    
doch tet si daz der wirt gebôt:

Verse: 25    
ze Gâwân saz vrou Bêne.
Verse: 26    
starker süne zwêne

Verse: 27    
hete der wirt ouch erzogen.
Verse: 28    
hete daz sprinzelîn ervlogen

Verse: 29    
des âbents drî galander:
Verse: 30    
die hiez er mit ein ander




Chapter: 551 
551


Verse: 1    
Gâwân tragen alle drî
Verse: 2    
und eine salsen .

Verse: 3    
diu juncvrouwe niht vermeit,
Verse: 4    
mit guoten zühten si sneit

Verse: 5    
Gâwân süeziu mursel
Verse: 6    
ûf einem blanken wastel

Verse: 7    
mit ir klâren henden.
Verse: 8    
sprach si: "ir sult senden

Verse: 9    
dirre gebrâten vogele einen
Verse: 10    
(wan si hât enkeinen),

Verse: 11    
herre, mîner muoter dar."
Verse: 12    
er sprach zer megede wol gevar,

Verse: 13    
daz er gerne ir willen tæte
Verse: 14    
dar an oder swes si bæte.

Verse: 15    
ein galander wart gesant
Verse: 16    
der wirtîn: Gâwânes hant

Verse: 17    
wart mit zühten vil genigen
Verse: 18    
und swirtes danken niht verswigen.

Verse: 19    
brâhte ein des wirtes sun
Verse: 20    
purzeln unde lâtûn

Verse: 21    
gebrochen in den vînæger.
Verse: 22    
ze grôzer kraft zunwæger

Verse: 23    
ist die lenge solhiu nar:
Verse: 24    
man wirt ir ouch niht wol gevar.

Verse: 25    
solh varwe tuot die wârheit kunt,
Verse: 26    
die man sloufet in den munt.

Verse: 27    
gestrichen varwe ûf daz vel
Verse: 28    
ist selten worden lobes hel.

Verse: 29    
swelh wîplîch herze ist stæte ganz,
Verse: 30    
ich wæne diu treget den besten glanz.




Chapter: 552 
552


Verse: 1    
kunde Gâwân guoten willen zern,
Verse: 2    
des möhte er sich wol nern:

Verse: 3    
nie muoter gunde ir kinde baz
Verse: 4    
dan im der wirt des brôt er az.

Verse: 5    
man den tisch hin dan emphienc
Verse: 6    
und diu wirtîn ûz gegienc,

Verse: 7    
vil bette man dar ûf treget.
Verse: 8    
diu wurden Gâwâne geleget.

Verse: 9    
einez was ein phlûmît,
Verse: 10    
des zieche ein grüener samît,

Verse: 11    
des niht von der hôhen art:
Verse: 12    
ez was ein samît bastart.

Verse: 13    
ein kulter wart des bettes dach,
Verse: 14    
niht wan durch Gâwâns gemach,

Verse: 15    
mit einem phellel sunder golt
Verse: 16    
verre in heidenschaft geholt,

Verse: 17    
gesteppet ûf palmât.
Verse: 18    
dar über zôch man linde wât,

Verse: 19    
zwei lîlachen snêvar.
Verse: 20    
man legete ein wanküssen dar

Verse: 21    
und der megede mantel einen,
Verse: 22    
hermîn niuwe reinen.

Verse: 23    
mit urloube erz undervienc,
Verse: 24    
der wirt, ê daz er slâfen gienc.

Verse: 25    
Gâwân al eine, ist mir gesaget,
Verse: 26    
beleip aldâ, mit im diu maget.

Verse: 27    
hete er iht hin zir gegert,
Verse: 28    
ich wæne si hetes in gewert.

Verse: 29    
er sol ouch slâfen, ob er mac.
Verse: 30    
got hüete sîn, kom der tac.




Chapter: 553 
553


Verse: 1    
Grôz müede im zôch diu ougen zuo:
Verse: 2    
sus slief er unz des morgens vruo.

Verse: 3    
erwachte der wîgant.
Verse: 4    
einhalp der kemenâten want

Verse: 5    
vil venster hete, vor glas.
Verse: 6    
der venster einez offen was

Verse: 7    
gein dem boumgarten:
Verse: 8    
dar în gienc er durch warten,

Verse: 9    
durch luft und durch der vogele sanc.
Verse: 10    
sîn sitzen wart niht ze lanc,

Verse: 11    
er kôs ein burc, die er sâbents sach,
Verse: 12    
im diu âventiure geschach,

Verse: 13    
vil vrouwen ûf dem palas:
Verse: 14    
manegiu under in vil schœne was.

Verse: 15    
ez dûhte in ein wunder grôz,
Verse: 16    
daz die vrouwen niht verdrôz

Verse: 17    
ir wachens, daz si sliefen niht.
Verse: 18    
dennoch der tac was niht ze lieht.

Verse: 19    
er dâhte: "ich wil in zêren
Verse: 20    
mich an slâfen kêren."

Verse: 21    
wider an sîn bette er gienc.
Verse: 22    
der megede mantel übervienc

Verse: 23    
in: daz was sîn decke.
Verse: 24    
ob man in iht wecke?

Verse: 25    
nein, daz wære dem wirte leit.
Verse: 26    
diu maget durch gesellekeit,

Verse: 27    
aldâ si vor ir muoter lac,
Verse: 28    
si brach ir slâf des si phlac

Verse: 29    
und gienc hin ûf zir gaste.
Verse: 30    
der slief dennoch al vaste.




Chapter: 554 
554


Verse: 1    
diu maget ir dienstes niht vergaz:
Verse: 2    
vür des bette ûf den teppech saz

Verse: 3    
diu klâre juncvrouwe.
Verse: 4    
mir ich selten schouwe

Verse: 5    
daz mir âbents oder vruo
Verse: 6    
solh âventiure slîche zuo.

Verse: 7    
einer wîle Gâwân erwachte:
Verse: 8    
er sach an si und lachte

Verse: 9    
und sprach: "got halde iuch, vrouwelîn,
Verse: 10    
daz ir durch den willen mîn

Verse: 11    
iuwern slâf sus brechet
Verse: 12    
und an iu selber rechet

Verse: 13    
des ich niht hân gedienet gar."
Verse: 14    
sprach diu maget wol gevar:

Verse: 15    
"iuwers dienstes wil ich enbern.
Verse: 16    
ich ensol niwan hulde gern:

Verse: 17    
herre, gebietet über mich.
Verse: 18    
swaz ir gebietet, daz leiste ich.

Verse: 19    
al die mit mînem vater sint,
Verse: 20    
beidiu mîn muoter und ir kint

Verse: 21    
suln iuch ze herren immer hân:
Verse: 22    
liebe habet ir uns getân."

Verse: 23    
er sprach: "sît ir iht lange komen?
Verse: 24    
hete ich iuwer kunft ê vernomen,

Verse: 25    
daz wære mir liep durch vrâgen,
Verse: 26    
wolde iuch des niht betrâgen

Verse: 27    
daz ir mirz geruochet sagen.
Verse: 28    
ich hân in disen zwein tagen

Verse: 29    
vil vrouwen ob mir gesehen:
Verse: 30    
von den sult ir mir verjehen




Chapter: 555 
555


Verse: 1    
durch iuwer güete, wer die sîn."
Verse: 2    
erschrac daz juncvrouwelîn

Verse: 3    
und sprach: "herre, vrâgets niht.
Verse: 4    
ich bin dius nimmer iu vergiht,

Verse: 5    
ich enkan iu niht von in gesagen:
Verse: 6    
ob ichz halt weiz, ich solz verdagen.

Verse: 7    
lâtz iu von mir niht swære
Verse: 8    
sîn und vrâget ander mære:

Verse: 9    
daz râte ich, welt ir volgen mir."
Verse: 10    
Gâwân sprach aber wider zir,

Verse: 11    
mit vrâge er gienc dem mære nâch
Verse: 12    
um al die vrouwen die er sach

Verse: 13    
sitzende ûf dem palas.
Verse: 14    
diu maget wol getriuwe was,

Verse: 15    
daz si von herzen weinde
Verse: 16    
und grôze klage erscheinde.

Verse: 17    
dennoch was ez harte vruo:
Verse: 18    
innen des gienc ir vater zuo.

Verse: 19    
der liezez âne zürnen gar,
Verse: 20    
ob diu maget wol gevar

Verse: 21    
ihtes wære betwungen
Verse: 22    
und ob was gerungen:

Verse: 23    
dem gebârte si gelîche,
Verse: 24    
diu maget zühte rîche,

Verse: 25    
wande si dem bette nâhe saz.
Verse: 26    
daz liez ir vater âne haz.

Verse: 27    
sprach er: "tohter, weine et niht.
Verse: 28    
swaz in schimphe alsus geschiht,

Verse: 29    
ob daz von êrste bringet zorn,
Verse: 30    
derst schiere nâch verkorn."




Chapter: 556 
556


Verse: 1    
Gâwân sprach: "hiest niht geschehen,
Verse: 2    
wan des wir vor iu wellen jehen.

Verse: 3    
ich vrâcte dise maget ein teil:
Verse: 4    
daz dûhte si mîn unheil

Verse: 5    
und bat michs daz ichz lieze.
Verse: 6    
ob iuch des niht verdrieze,

Verse: 7    
lât mîn dienst um iuch bejagen,
Verse: 8    
wirt, daz ir mirz ruochet sagen,

Verse: 9    
um die vrouwen ob uns hie.
Verse: 10    
ich envriesch in al den landen nie

Verse: 11    
man möhte schouwen
Verse: 12    
manege klâre vrouwen

Verse: 13    
mit liehtem gebende."
Verse: 14    
der wirt want sîne hende.

Verse: 15    
sprach er: "vrâgets niht durch got:
Verse: 16    
herre, dâst nôt ob aller nôt."

Verse: 17    
"sô muoz ich doch ir kummer klagen"
Verse: 18    
sprach Gâwân. "wirt, ir sult mir sagen,

Verse: 19    
war um ist iu mîn vrâgen leit?"
Verse: 20    
"herre, durch iuwer manheit.

Verse: 21    
kunnet ir vrâgen niht verbern,
Verse: 22    
welt ir lîhte vürbaz gern:

Verse: 23    
daz lêrt iuch herzen swære
Verse: 24    
und machet uns vreuden lære,

Verse: 25    
mich und elliu mîniu kint,
Verse: 26    
diu iu ze dienste erborn sint."

Verse: 27    
Gâwân sprach: "ir sult mirz sagen.
Verse: 28    
welt aber ir michz gar verdagen,

Verse: 29    
daz iuwer mære mich vergêt,
Verse: 30    
ich vreische iedoch wol wiez stêt."




Chapter: 557 
557


Verse: 1    
der wirt sprach mit triuwen:
Verse: 2    
"herre, muoz mich riuwen

Verse: 3    
daz iuch svrâgens niht bevilt.
Verse: 4    
ich wil iu lîhen einen schilt:

Verse: 5    
wâpent iuch ûf einen strît.
Verse: 6    
ze Terre Marveile ir sît,

Verse: 7    
Lît Marveile ist hie.
Verse: 8    
herre, ez wart versuochet nie

Verse: 9    
ûf Schastel Marveile diu nôt.
Verse: 10    
iuwer leben wil in den tôt.

Verse: 11    
ist iu âventiure bekant,
Verse: 12    
swaz ie gestreit iuwer hant,

Verse: 13    
daz was noch gar ein kindes spil:
Verse: 14    
næhent iu riuwebæriu zil."

Verse: 15    
Gâwân sprach: "mir wære leit,
Verse: 16    
ob mîn gemach âne arbeit

Verse: 17    
von disen vrouwen hinnen rite,
Verse: 18    
ich enversuochte ê baz ir site.

Verse: 19    
ich hân ouch ê von in vernomen:
Verse: 20    
sît ich nâhe bin komen,

Verse: 21    
mich ensol des niht betrâgen,
Verse: 22    
ich enwellez durch si wâgen."

Verse: 23    
der wirt mit triuwen klagete.
Verse: 24    
sînem gaste er sagete:

Verse: 25    
"aller kummer ist ein niht,
Verse: 26    
wan dem ze lîdene geschiht

Verse: 27    
disiu âventiure:
Verse: 28    
diust scharph und ungehiure

Verse: 29    
vür wâr und âne liegen.
Verse: 30    
herre, ich enkan niht triegen."




Chapter: 558 
558


Verse: 1    
Gâwân der prîses erkande
Verse: 2    
an die vorhte sich niht wande.

Verse: 3    
er sprach: "nû gebet mir strîtes rât.
Verse: 4    
ob ir gebietet, ritters tât

Verse: 5    
sol ich hie leisten, ruochets got.
Verse: 6    
iuwern rât und iuwer gebot

Verse: 7    
wil ich immer gerne hân.
Verse: 8    
her wirt, ez wære missetân,

Verse: 9    
solde ich sus hinnen scheiden:
Verse: 10    
die lieben und die leiden

Verse: 11    
heten mich vür einen zagen."
Verse: 12    
alrêst der wirt begunde klagen,

Verse: 13    
wande im leide nie geschach.
Verse: 14    
hin ze sînem gaste er sprach:

Verse: 15    
"ob daz got erzeige
Verse: 16    
daz ir niht sît veige,

Verse: 17    
werdet ir herre dises landes:
Verse: 18    
swaz vrouwen hie stêt phandes,

Verse: 19    
die starkez wunder her betwanc,
Verse: 20    
daz noch nie ritters prîs erranc,

Verse: 21    
manec sarjant, edeliu ritterschaft,
Verse: 22    
ob die hie erlœset iuwer kraft,

Verse: 23    
sît ir prîses gehêret.
Verse: 24    
und hât iuch got wol gêret,

Verse: 25    
ir muget mit vreuden herre sîn
Verse: 26    
über manegen liehten schîn,

Verse: 27    
vrouwen von manegen landen.
Verse: 28    
wer jæhe iu des ze schanden,

Verse: 29    
ob ir hinnen schiedet alsus,
Verse: 30    
sît Lischois Gwelljus




Chapter: 559 
559


Verse: 1    
iu sînen prîs hie lâzen hât?
Verse: 2    
der manege ritterlîche tât

Verse: 3    
gevrumet hât, der süeze
Verse: 4    
(von rehte ich in alsus grüeze),

Verse: 5    
mit ellen ist sîn ritterschaft:
Verse: 6    
manege tugent diu gotes kraft

Verse: 7    
in mannes herze nie gestiez,
Verse: 8    
âne îthêren von Gaheviez.

Verse: 9    
der îthêrên vor Nantes sluoc,
Verse: 10    
mîn schif in gestern über truoc.

Verse: 11    
er hât mir vünf ors gegeben
Verse: 12    
(got in mit sælden lâze leben),

Verse: 13    
diu herzogen und künege riten.
Verse: 14    
swaz er hât abe in erstriten,

Verse: 15    
daz wirt ze Pelrapeire gesaget:
Verse: 16    
ir sicherheit hât er bejaget.

Verse: 17    
sîn schilt treget maneger tjoste mâl.
Verse: 18    
er reit hie vorschen um den grâl."

Verse: 19    
Gâwân sprach: "war ist er komen?
Verse: 20    
saget mir, wirt, hât er vernomen,

Verse: 21    
er nâhe was hie ,
Verse: 22    
waz disiu âventiure ?"

Verse: 23    
"herre, er enhât es niht ervarn.
Verse: 24    
ich kunde mich des wol bewarn

Verse: 25    
daz ichs im zuo gewüege:
Verse: 26    
unvuoge ich danne trüege.

Verse: 27    
hetet ir selbe vrâgens niht erdâht,
Verse: 28    
nimmer wært irs innen brâht

Verse: 29    
von mir, waz hie mæres ist,
Verse: 30    
mit vorhten scharph ein strenger list.




Chapter: 560 
560


Verse: 1    
welt ir niht erwinden,
Verse: 2    
mir und mînen kinden

Verse: 3    
geschach rehte leide nie,
Verse: 4    
ob ir den lîp verlieset hie.

Verse: 5    
sult aber ir prîs behalden
Verse: 6    
und dises landes walden,

Verse: 7    
hât mîn armuot ende.
Verse: 8    
ich getrûwe des iuwer hende,

Verse: 9    
si hœhe mich mit rîcheit.
Verse: 10    
mit vreuden liep âne leit

Verse: 11    
mac iuwer prîs hie erwerben,
Verse: 12    
sult ir niht ersterben.

Verse: 13    
wâpent iuch gein kummer grôz."
Verse: 14    
dennoch was Gâwân al blôz.

Verse: 15    
er sprach: "traget mir mîn harnas her."
Verse: 16    
der bete was der wirt sîn wer.

Verse: 17    
von vuoz ûf wâpende in gar
Verse: 18    
diu süeze maget wol gevar.

Verse: 19    
der wirt nâch dem orse gienc.
Verse: 20    
ein schilt an sîner wende hienc,

Verse: 21    
der dicke und alsô herte was,
Verse: 22    
von doch Gâwân sît genas.

Verse: 23    
schilt und ors im wâren brâht.
Verse: 24    
der wirt was alsô bedâht,

Verse: 25    
daz er wider vür in stuont.
Verse: 26    
sprach er: "herre, ich tuon iu kunt

Verse: 27    
wie ir sult gebâren
Verse: 28    
gein iuwers verhes vâren.

Verse: 29    
mînen schilt sult ir tragen.
Verse: 30    
der enist durchstochen noch zeslagen,




Chapter: 561 
561


Verse: 1    
wande ich strîte selten:
Verse: 2    
wes möhte er danne engelten?

Verse: 3    
herre, swenne ir ûf hin kumt,
Verse: 4    
ein dinc iu zem orse vrumt.

Verse: 5    
ein krâmære sitzet vor dem tor:
Verse: 6    
dem lât daz ors hie vor.

Verse: 7    
koufet um in, enruochet waz:
Verse: 8    
er behelt iuz ors deste baz,

Verse: 9    
ob irz im versetzet.
Verse: 10    
werdet ir niht geletzet,

Verse: 11    
ir muget daz ors gerne hân."
Verse: 12    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 13    
"sol ich niht zorse rîten în?"
Verse: 14    
"nein, herre. al der vrouwen schîn

Verse: 15    
ist vor iu verborgen:
Verse: 16    
næhet ez den sorgen.

Verse: 17    
den palas vindet ir eine:
Verse: 18    
weder grôz noch kleine

Verse: 19    
vindet ir niht daz lebe.
Verse: 20    
waldes diu gotes gebe,

Verse: 21    
ir in die kemenâten gêt
Verse: 22    
Lît Marveile stêt.

Verse: 23    
daz bette und die stollen sîn,
Verse: 24    
von Marroch der mahmumelîn,

Verse: 25    
des krône und al sîn rîcheit,
Verse: 26    
wære daz dar gein geleit,

Verse: 27    
mite ez wære vergolden niht.
Verse: 28    
dar an ze lîden iu geschiht,

Verse: 29    
swaz got an iu wil meinen:
Verse: 30    
nâch vreude erz müeze erscheinen.




Chapter: 562 
562


Verse: 1    
gedenket, herre, ob ir sît wert,
Verse: 2    
disen schilt und iuwer swert

Verse: 3    
lâzet ninder von iu komen.
Verse: 4    
ir wænt daz ende habe genomen

Verse: 5    
iuwer kummer grœzlîch
Verse: 6    
alrêst strîte ist er gelîch."

Verse: 7    
Gâwân ûf sîn ors gesaz,
Verse: 8    
diu maget wart an vreuden laz.

Verse: 9    
alle die wâren klageten.
Verse: 10    
wênec si des verdageten.

Verse: 11    
er sprach zem wirte: "gan mirs got,
Verse: 12    
iuwer getriulîch urbot,

Verse: 13    
daz ir mîn sus phlâget,
Verse: 14    
geltes mich niht betrâget."

Verse: 15    
urloup er zer megede nam.
Verse: 16    
die grôzes jâmers wol gezam

Verse: 17    
(er reit hin), si klageten hie.
Verse: 18    
ob ir gerne hœret wie

Verse: 19    
Gâwâne geschæhe,
Verse: 20    
deste gerner ichs iu verjæhe:

Verse: 21    
ich sage als ichz hân vernomen.
Verse: 22    
er was vür die porten komen,

Verse: 23    
er vant den krâmære
Verse: 24    
und des krâm niht lære.

Verse: 25    
lac inne veile,
Verse: 26    
daz ichs wære der geile,

Verse: 27    
hete ich alsô rîche habe.
Verse: 28    
Gâwân vor im erbeizete abe.

Verse: 29    
rîchen market er nie gesach,
Verse: 30    
als im ze sehene aldâ geschach.




Chapter: 563 
563


Verse: 1    
der krâm was ein samît,
Verse: 2    
vierecke, hôch und wît.

Verse: 3    
waz dar inne veiles læge?
Verse: 4    
derz mit gelte widerwæge,

Verse: 5    
der bâruc von Baldac
Verse: 6    
vergülte niht daz drinne lac,

Verse: 7    
alsô tæte der katolicô
Verse: 8    
von Ranculat: Kriechen

Verse: 9    
stuont daz man hort dar inne vant,
Verse: 10    
vergültez niht des keisers hant

Verse: 11    
mit jener zweier stiure.
Verse: 12    
daz krâmgewant was tiure.

Verse: 13    
Gâwân sîn grüezen sprach
Verse: 14    
ze dem krâmære. er gesach

Verse: 15    
waz wunders was veile,
Verse: 16    
nâch sîner mâze teile

Verse: 17    
bat im zeigen Gâwân
Verse: 18    
gürteln oder vürspan.

Verse: 19    
der krâmære sprach: "ich hân vür wâr
Verse: 20    
hie gesezzen manec jâr,

Verse: 21    
daz nie man getorste schouwen
Verse: 22    
(niht wan werde vrouwen)

Verse: 23    
waz in mînem krâme liget.
Verse: 24    
ob iuwer herze manheit phliget,

Verse: 25    
sît irs alles herre
Verse: 26    
(ez ist gevüeret verre),

Verse: 27    
habet ir den prîs an iuch genomen.
Verse: 28    
sît ir durch âventiure komen

Verse: 29    
her, sol iu gelingen
Verse: 30    
lîhte ir meget gedingen




Chapter: 564 
564


Verse: 1    
um mich: swaz ich veiles hân,
Verse: 2    
daz ist iu gar dan undertân.

Verse: 3    
vart vürbaz, lâts walden got.
Verse: 4    
hât iuch Plippalinot

Verse: 5    
der verje her gewîset?
Verse: 6    
manec vrouwe prîset

Verse: 7    
iuwer komen in ditze lant,
Verse: 8    
ob si hie erlœset iuwer hant.

Verse: 9    
welt ir nâch âventiuren gên,
Verse: 10    
lât daz ors al stille stên:

Verse: 11    
des hüete ich, welt irz an mich lân."
Verse: 12    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 13    
"wærez in iuwern mâzen,
Verse: 14    
ich woldez iu gerne lâzen.

Verse: 15    
ensitze ich iuwer rîcheit:
Verse: 16    
rîchen marschalc ez erleit

Verse: 17    
nie, sît ich dar ûf gesaz."
Verse: 18    
der krâmære sprach âne allen haz:

Verse: 19    
"herre, ich selbe und al mîn habe
Verse: 20    
(waz möhte ich mêr sprechen drabe?)

Verse: 21    
ist iuwer: sult ir hie genesen,
Verse: 22    
wes möhte ich billîcher wesen?"

Verse: 23    
Gâwân sîn ellen lêrte,
Verse: 24    
ze vuoz er vürbaz kêrte

Verse: 25    
manlîche und unverzaget.
Verse: 26    
als ich iu ê hân gesaget,

Verse: 27    
er vant der bürge wîte,
Verse: 28    
daz ieslîch ir sîte

Verse: 29    
stuont mit bûwenlîcher wer.
Verse: 30    
vür allen sturm niht ein ber




Chapter: 565 
565


Verse: 1    
gæbe si ze drîzec jâren,
Verse: 2    
ob man ir wolde vâren.

Verse: 3    
mitten drûf ein anger:
Verse: 4    
daz Lechvelt ist langer.

Verse: 5    
vil türne ob den zinnen stuont.
Verse: 6    
uns tuot diu âventiure kunt,

Verse: 7    
Gâwân den palas sach,
Verse: 8    
dem was alumme sîn dach

Verse: 9    
rehte als phâwîn gevider gar,
Verse: 10    
lieht gemâl und gevar,

Verse: 11    
weder regen noch der snê
Verse: 12    
entet des daches blicke .

Verse: 13    
innen er was gezieret
Verse: 14    
und wol gefeitieret,

Verse: 15    
der venster siule wol ergraben,
Verse: 16    
dar ûf gewelbe hôhe erhaben.

Verse: 17    
dar inne bette ein wunder
Verse: 18    
lac her und dar besunder,

Verse: 19    
kultern maneger slahte
Verse: 20    
lâgen drûf von rîcher ahte.

Verse: 21    
wâren die vrouwen gesezzen.
Verse: 22    
die enheten niht vergezzen,

Verse: 23    
si enwæren dan gegangen.
Verse: 24    
von in wart niht emphangen

Verse: 25    
ir vreuden kunft, ir sælden tac,
Verse: 26    
der gar an Gâwâne lac.

Verse: 27    
müesten si in doch hân gesehen,
Verse: 28    
waz möhte in liebers sîn geschehen?

Verse: 29    
ir neheiniu daz tuon solde.
Verse: 30    
swie er in dienen wolde,




Chapter: 566 
566


Verse: 1    
wâren si doch unschuldec an.
Verse: 2    
gienc mîn her Gâwân

Verse: 3    
beidiu her unde dar.
Verse: 4    
er nam des palases war:

Verse: 5    
er sach an einer wende,
Verse: 6    
ich enweiz ze weder hende,

Verse: 7    
eine tüt wît offen stên,
Verse: 8    
innerhalp im solde ergên

Verse: 9    
hôhes prîses erwerben
Verse: 10    
oder nâch dem prîse ersterben.

Verse: 11    
er gienc zer kemenâten în
Verse: 12    
(der was ir estrîches schîn

Verse: 13    
lûter, hæle als ein glas),
Verse: 14    
Lît Marveile was,

Verse: 15    
daz bette von dem wunder.
Verse: 16    
vier schîben liefen drunder

Verse: 17    
von rubînen lieht sinewel,
Verse: 18    
daz der wint wart nie snel:

Verse: 19    
wâren die stollen ûf gekloben.
Verse: 20    
den estrîch muoz ich iu loben:

Verse: 21    
von jaspis, von krisolde,
Verse: 22    
von sardîn, als er wolde,

Verse: 23    
Clinschor, der des erdâhte,
Verse: 24    
ûz manegem lande brâhte

Verse: 25    
sîn listeclîchiu wîsheit
Verse: 26    
werc daz hier an was geleit.

Verse: 27    
der estrîch was gar sleif,
Verse: 28    
daz Gâwân kûme aldâ begreif

Verse: 29    
mit den vuozen stiure.
Verse: 30    
er gienc nâch âventiure.




Chapter: 567 
567


Verse: 1    
immer, alsô dicke er trat,
Verse: 2    
daz bette vuor von sîner stat,

Verse: 3    
dâz ê was gestanden.
Verse: 4    
Gâwâne wart enblanden

Verse: 5    
daz er den swæren schilt getruoc,
Verse: 6    
den im sîn wirt bevalh genuoc.

Verse: 7    
er dâhte: "wie kum ich ze dir?
Verse: 8    
wiltû wenken sus vor mir,

Verse: 9    
ich sol dich innen bringen,
Verse: 10    
ob ich dich mege erspringen."

Verse: 11    
gestuont im daz bette vor:
Verse: 12    
er huop sich zem sprunge enbor

Verse: 13    
und spranc rehte mitten dran.
Verse: 14    
die snelheit vreischet nimmer man,

Verse: 15    
wie daz bette her und dar sich stiez.
Verse: 16    
der vier wende deheine ez liez,

Verse: 17    
mit hurte an ieslîche ez swanc,
Verse: 18    
daz al diu burc von erklanc.

Verse: 19    
sus reit er manegen poinder grôz.
Verse: 20    
swaz der doner ie gedôz

Verse: 21    
und al die pusûnære,
Verse: 22    
ob der êrste wære

Verse: 23    
dem jungesten dinne
Verse: 24    
und bliesen nâch gewinne,

Verse: 25    
ez endorfte niht mêr krachen.
Verse: 26    
Gâwân muoste wachen,

Verse: 27    
swie er an dem bette læge.
Verse: 28    
wes der helt phlæge?

Verse: 29    
des galmes hete in bevilt,
Verse: 30    
daz er zucte über sich den schilt:




Chapter: 568 
568


Verse: 1    
er lac und liez es walden
Verse: 2    
den der helfe hât behalden

Verse: 3    
und den der helfe nie verdrôz,
Verse: 4    
swer in sînem kummer grôz

Verse: 5    
helfe an in versuochen kan.
Verse: 6    
der wîse herzehafte man,

Verse: 7    
swâ dem kummer wirt bekant,
Verse: 8    
der rüefet an die hœsten hant,

Verse: 9    
wan diu treget helfe rîche
Verse: 10    
und hilfet im helfeclîche.

Verse: 11    
daz selbe ouch Gâwân geschach.
Verse: 12    
dem er ie sîns prîses jach,

Verse: 13    
sînen krefteclîchen güeten,
Verse: 14    
den bat er sich behüeten.

Verse: 15    
gewan daz krachen ende,
Verse: 16    
daz die vier wende

Verse: 17    
gelîche wâren gemezzen dar,
Verse: 18    
aldâ daz bette wol gevar

Verse: 19    
an dem estrîche enmitten stuont.
Verse: 20    
wart im grœzer angest kunt:

Verse: 21    
vünf hundert stapslingen
Verse: 22    
mit listeclîchen dingen

Verse: 23    
ze dem swanke wâren bereite.
Verse: 24    
der swanc gap in geleite

Verse: 25    
ûf daz bette aldâ er lac.
Verse: 26    
der schilt alsolher herte phlac,

Verse: 27    
daz ers emphant vil kleine.
Verse: 28    
ez wâren wazzersteine

Verse: 29    
sinewel unde hart:
Verse: 30    
etswâ der schilt doch dürkel wart.




Chapter: 569 
569


Verse: 1    
die steine wâren ouch verbolt.
Verse: 2    
er hete selten ê gedolt

Verse: 3    
swinde würfe ûf in gevlogen.
Verse: 4    
was zem schuzze ûf gezogen

Verse: 5    
vünf hundert armbrust oder mêr.
Verse: 6    
die heten algelîchen kêr

Verse: 7    
rehte ûf daz bette aldâ er lac.
Verse: 8    
swer ie solher nœte phlac,

Verse: 9    
der mac erkennen phîle.
Verse: 10    
daz werte kurze wîle,

Verse: 11    
unz daz si wâren versnurret gar.
Verse: 12    
swer wil gemaches nemen war,

Verse: 13    
der enkum an solh bette niht.
Verse: 14    
gemaches im niemen giht:

Verse: 15    
es möhte jugent werden grâ,
Verse: 16    
des gemaches alsô

Verse: 17    
Gâwân an dem bette vant.
Verse: 18    
dannoch sîn herze und ouch sîn hant

Verse: 19    
der zageheit lâgen eine.
Verse: 20    
die phîle und ouch die steine

Verse: 21    
heten in niht gar vermiten:
Verse: 22    
zequaschieret und ouch versniten

Verse: 23    
was er durch die ringe.
Verse: 24    
hete er gedinge,

Verse: 25    
sîns kummers wære ein ende:
Verse: 26    
dannoch mit sîner hende

Verse: 27    
muoste er prîs erstrîten.
Verse: 28    
an den selben zîten

Verse: 29    
tet sich gein im ûf ein tür:
Verse: 30    
ein starker gebûr gienc dar vür,




Chapter: 570 
570


Verse: 1    
der was vreissam getân.
Verse: 2    
von visches hiute truoc er an

Verse: 3    
ein surkôt und ein bônît
Verse: 4    
und des selben zwuo hosen wît.

Verse: 5    
einen kolben er in der hende truoc,
Verse: 6    
des kiule grœzer dan ein kruoc

Verse: 7    
was. er gienc gein Gâwân her:
Verse: 8    
daz enwas doch ninder sîn ger,

Verse: 9    
wande in sîns komens verdrôz.
Verse: 10    
Gâwân dâhte: "dirre ist blôz,

Verse: 11    
sîn wer ist gein mir harte laz."
Verse: 12    
er rihte sich ûf unde saz,

Verse: 13    
als ob in swære ninder lit.
Verse: 14    
jener trat hinder einen trit,

Verse: 15    
als ob er wolde entwîchen,
Verse: 16    
und sprach doch zornlîchen:

Verse: 17    
"ir endurfet mich entsitzen niht:
Verse: 18    
ich vüege aber wol daz iu geschiht

Verse: 19    
von ir den lîp ze phande gebet.
Verse: 20    
von stiuvels kreften in noch lebet:

Verse: 21    
sol iuch der hie hân ernert,
Verse: 22    
ir sît doch sterbens unerwert.

Verse: 23    
des bringe ich iuch wol innen,
Verse: 24    
als ich scheide hinnen."

Verse: 25    
der vilân trat wider în.
Verse: 26    
Gâwân mit dem swerte sîn

Verse: 27    
von dem schilte sluoc die zeine.
Verse: 28    
die phîle algemeine

Verse: 29    
wâren hin durch gedrungen,
Verse: 30    
daz si in den ringen klungen.




Chapter: 571 
571


Verse: 1    
hôrte er ein gebrumme,
Verse: 2    
als der wol zweinzec trummen

Verse: 3    
slüege hie ze tanze.
Verse: 4    
sîn vester muot der ganze,

Verse: 5    
den diu wâre zageheit
Verse: 6    
nie verscherte noch versneit,

Verse: 7    
dâhte: "waz sol mir geschehen?
Verse: 8    
ich möhte wol kummers jehen:

Verse: 9    
wil sich mîn kummer mêren?
Verse: 10    
ze wer sol ich mich kêren."

Verse: 11    
sach er gein sgebûres tür:
Verse: 12    
ein starker lewe spranc dr vür,

Verse: 13    
der was als ein ors hôch.
Verse: 14    
Gâwân der ie ungerne vlôch

Verse: 15    
den schilt mit den riemen nam.
Verse: 16    
er tet als ez der wer gezam:

Verse: 17    
er spranc ûf den estrîch.
Verse: 18    
durch hunger was vreislîch

Verse: 19    
dirre starke lewe grôz,
Verse: 20    
des er doch wênec genôz.

Verse: 21    
mit zorne lief er an den man:
Verse: 22    
ze wer stuont her Gâwân.

Verse: 23    
er hete im den schilt nâch genomen:
Verse: 24    
sîn êrster grif was alsô komen,

Verse: 25    
durch den schilt mit al den klân.
Verse: 26    
von tiere ist selten ê getân

Verse: 27    
sîn grif durch solhe herte.
Verse: 28    
Gâwân sich zuckes werte:

Verse: 29    
ein bein hin abe er im swanc.
Verse: 30    
der lewe ûf drîen vüezen spranc:




Chapter: 572 
572


Verse: 1    
in dem schilte beleip der vierde vuoz.
Verse: 2    
mit bluote gap er solhen guz,

Verse: 3    
daz Gâwân mohte vaste stên:
Verse: 4    
her und dar begundez gên.

Verse: 5    
der lewe spranc dicke an den gast:
Verse: 6    
durch die nasen manegen phnast

Verse: 7    
tet er mit bleckenden zenen.
Verse: 8    
wolde man in solher spîse wenen

Verse: 9    
daz er guote liute gæze,
Verse: 10    
ungerne ich im sæze.

Verse: 11    
ez was ouch Gâwâne leit.
Verse: 12    
der ûf den lîp mit im streit,

Verse: 13    
er hete in geletzet,
Verse: 14    
mit bluote wart benetzet

Verse: 15    
al diu kemenâte gar.
Verse: 16    
mit zorne spranc der lewe dar

Verse: 17    
und wolde in zucken under sich.
Verse: 18    
Gâwân tet im einen stich

Verse: 19    
durch die brust unz an die hant,
Verse: 20    
von des lewen zorn verswant,

Verse: 21    
wande er strûchte nider tôt.
Verse: 22    
Gâwân hete die grôze nôt

Verse: 23    
mit strîte überwunden.
Verse: 24    
in den selben stunden

Verse: 25    
dâhte er: "waz ist mir guot?
Verse: 26    
ich sitze ungerne in ditze bluot.

Verse: 27    
ouch sol ich mich des wol bewarn,
Verse: 28    
diz bette kan umme varn,

Verse: 29    
daz ich dran sitze oder lige,
Verse: 30    
ob ich rehter wîsheit phlige."




Chapter: 573 
573


Verse: 1    
was im sîn houbet
Verse: 2    
mit würfen betoubet,

Verse: 3    
und sîne wunden
Verse: 4    
bluoten begunden,

Verse: 5    
daz in sîn snellîchiu kraft
Verse: 6    
gar liez mit ir geselleschaft,

Verse: 7    
durch swindeln er strûchens phlac.
Verse: 8    
daz houpt im ûf den lewen lac,

Verse: 9    
der schilt vil nider under in.
Verse: 10    
gewan er ie kraft oder sin,

Verse: 11    
diu wâren im beidiu entvüeret.
Verse: 12    
unsanfte er was gerüeret:

Verse: 13    
aller sin tet im entwîch.
Verse: 14    
sîn wanküssen ungelîch

Verse: 15    
was dem daz Gimêle,
Verse: 16    
von Monte Ribêle

Verse: 17    
diu süeze und diu wîse,
Verse: 18    
legete Kahenîse,

Verse: 19    
dar ûfe er sînen prîs verslief.
Verse: 20    
der prîs gein disem manne lief,

Verse: 21    
wande ir habet daz wol vernomen,
Verse: 22    
mite er was von witzen komen,

Verse: 23    
daz er lac unversunnen,
Verse: 24    
wie des wart begunnen.

Verse: 25    
verholne ez wart beschouwet,
Verse: 26    
daz mit bluote was betouwet,

Verse: 27    
der kemenâten estrîch.
Verse: 28    
si beide dem tôde wâren gelîch,

Verse: 29    
der lewe unde Gâwân.
Verse: 30    
ein juncvrouwe wol getân




Chapter: 574 
574


Verse: 1    
mit vorhten luogete oben în:
Verse: 2    
des wart vil bleich ir liehter schîn.

Verse: 3    
diu junge verzagete,
Verse: 4    
daz ez diu alde klagete,

Verse: 5    
Arnîve diu wîse.
Verse: 6    
dar um ich si noch prîse,

Verse: 7    
daz si den ritter nerte
Verse: 8    
und im sterben werte.

Verse: 9    
si gienc ouch dar durch schouwen.
Verse: 10    
wart von der vrouwen

Verse: 11    
zem venster oben în gesehen
Verse: 12    
daz si neweders mohte jehen,

Verse: 13    
ir künfteclîcher vreuden tage
Verse: 14    
oder immer herzenlîche klage.

Verse: 15    
si vorhte, der ritter wære tôt:
Verse: 16    
des lêrten si gedanke nôt,

Verse: 17    
wande er sus ûf dem lewen lac
Verse: 18    
und anders deheines bettes phlac.

Verse: 19    
si sprach: "mir ist von herzen leit
Verse: 20    
ob dîn getriuwiu manheit

Verse: 21    
dîn werdez leben hât verlorn.
Verse: 22    
hâstû den tôt alhie erkorn

Verse: 23    
durch uns vil ellende diet?
Verse: 24    
sît dir dîn triuwe daz geriet,

Verse: 25    
mich erbarmet iemêr dîn tugent,
Verse: 26    
habes alter oder jugent."

Verse: 27    
hin zal den vrouwen si sprach,
Verse: 28    
wande si den helt sus ligen sach:

Verse: 29    
"ir vrouwen die des toufes phlegen,
Verse: 30    
rüeft alle an got um sînen segen."




Chapter: 575 
575


Verse: 1    
si sande zwuo juncvrouwen dar
Verse: 2    
und bat si nemen rehte war

Verse: 3    
daz si sanfte slichen,
Verse: 4    
e daz si dan entwichen,

Verse: 5    
daz si ir bræhten mære,
Verse: 6    
ob er lebene wære

Verse: 7    
oder ob er wære verscheiden
Verse: 8    
daz gebôt si den beiden.

Verse: 9    
die süezen megede reine,
Verse: 10    
ob ir dewederiu weine?

Verse: 11    
si beide sêre
Verse: 12    
durch rehtes jâmers lêre.

Verse: 13    
si in sus ligen vunden,
Verse: 14    
daz von sînen wunden

Verse: 15    
der schilt mit bluote swebete,
Verse: 16    
si besâhen ob er lebete:

Verse: 17    
einiu mit ir klâren hant
Verse: 18    
den helm von sînem houpte bant

Verse: 19    
und ouch die vinteilen sîn.
Verse: 20    
lac ein vil kleinez schiumelîn

Verse: 21    
vor sînem rôten munde.
Verse: 22    
ze warten si begunde,

Verse: 23    
ob er den âtem inder züge
Verse: 24    
oder ob er si des lebens trüge.

Verse: 25    
daz lac dannoch in strîte.
Verse: 26    
ûf sînem kursîte

Verse: 27    
von zobele wâren zwei gampilûn,
Verse: 28    
als Ilinôt der Bertûn

Verse: 29    
mit grôzem prîse wâpen truoc:
Verse: 30    
der brâhe werdekeit genuoc




Chapter: 576 
576


Verse: 1    
in der jugende an sîn ende.
Verse: 2    
diu maget mir ir hende

Verse: 3    
des zobels roufte und habete in dar
Verse: 4    
vür sîne nasen: nam si war,

Verse: 5    
ob der âtem zhâr regete,
Verse: 6    
daz er sich inder wegete.

Verse: 7    
der âtem wart vunden.
Verse: 8    
an den selben stunden

Verse: 9    
hiez si balde springen,
Verse: 10    
ein lûter wazzer bringen:

Verse: 11    
ir gespil wol gevar
Verse: 12    
brâhte ir daz snellîche dar.

Verse: 13    
diu maget schoup ir vingerlîn
Verse: 14    
zwischen die zene sîn:

Verse: 15    
mit grôzen vuogen daz geschach.
Verse: 16    
gôz si daz wazzer nâch

Verse: 17    
sanfte und aber mêre.
Verse: 18    
si engôz iedoch niht sêre,

Verse: 19    
unz daz er diu ougen ûf swanc.
Verse: 20    
er bôt in dienst und sagete in danc,

Verse: 21    
den zwein süezen kinden:
Verse: 22    
"daz ir mich soldet vinden

Verse: 23    
sus ungezogenlîche ligen!
Verse: 24    
ob daz wirt von iu verswigen,

Verse: 25    
daz prüeve ich iu vür güete.
Verse: 26    
iuwer zuht iuch dran behüete."

Verse: 27    
si jâhen: "ir lâget unde liget
Verse: 28    
als der des hœsten prîses phliget.

Verse: 29    
ir habet den prîs alhie bezalt,
Verse: 30    
des ir mit vreuden werdet alt:




Chapter: 577 
577


Verse: 1    
der sic ist iuwer hiute.
Verse: 2    
trœstet uns armen liute,

Verse: 3    
ob iuwern wunden alsô
Verse: 4    
daz wir mit iu wesen vrô."

Verse: 5    
er sprach: "sæht ir mich gerne leben,
Verse: 6    
sult ir mir helfe geben."

Verse: 7    
des bat er die vrouwen:
Verse: 8    
"lât mîne wunden schouwen

Verse: 9    
etswen der künec mite.
Verse: 10    
sol ich begên noch strîtes site,

Verse: 11    
bindet mînen helm ûf und gêt ir hin:
Verse: 12    
den lîp ich gerne wernde bin."

Verse: 13    
si jâhen: "ir sît strîtes vrî.
Verse: 14    
herre, lât uns iu wesen :

Verse: 15    
wan einiu sol gewinnen
Verse: 16    
an vier küneginnen

Verse: 17    
daz botenbrôt, ir lebet noch.
Verse: 18    
man sol iu bereiten och

Verse: 19    
gemach und erzenîe klâr
Verse: 20    
und wol mit triuwen nemen war

Verse: 21    
mit salben gehiure,
Verse: 22    
diu vür die quaschiure

Verse: 23    
und vür die wunden ein genist
Verse: 24    
mit senfte helfeclîchen ist."

Verse: 25    
der megede einiu dannen spranc
Verse: 26    
balde daz si ninder hanc.

Verse: 27    
diu brâhte ze hove mære
Verse: 28    
daz er lebende wære

Verse: 29    
und alsô lebelîche,
Verse: 30    
"daz er uns vreuden rîche




Chapter: 578 
578


Verse: 1    
mit vreuden machet, ruochets got.
Verse: 2    
im ist aber guoter helfe nôt."

Verse: 3    
si sprâchen alle: "diê merzîs."
Verse: 4    
diu alde küneginne wîs

Verse: 5    
ein bette hiez bereiten,
Verse: 6    
vür einen teppech breiten

Verse: 7    
einem guoten viure.
Verse: 8    
salben harte tiure,

Verse: 9    
wol geworht mit sinne,
Verse: 10    
die gewan diu küneginne

Verse: 11    
zer quaschiure und ze wunden.
Verse: 12    
gebôt si an den stunden

Verse: 13    
vier juncvrouwen daz si giengen
Verse: 14    
und sîn harnas emphiengen,

Verse: 15    
daz siz sanfte von im næmen
Verse: 16    
und daz si kunden ræmen

Verse: 17    
daz er sich des niht dorfte schemen.
Verse: 18    
"einen phelle sult ir um iuch nemen

Verse: 19    
und entwâpent in in dem schate.
Verse: 20    
ob danne gêns sîn state,

Verse: 21    
daz dolt oder traget in hin
Verse: 22    
aldâ ich dem bette bin:

Verse: 23    
ich warte aldâ der helt sol ligen.
Verse: 24    
ob sîn kamph ist gedigen

Verse: 25    
daz er niht ist ze verhe wunt,
Verse: 26    
ich mache in schiere wol gesunt.

Verse: 27    
swelh sîn wunde stüende ze verhe,
Verse: 28    
daz wære diu vreuden twerhe:

Verse: 29    
mite wæren ouch wir erslagen
Verse: 30    
und müesten lebendec sterben tragen."




Chapter: 579 
579


Verse: 1    
, diz wart alsô getân.
Verse: 2    
entwâpent wart her Gâwân

Verse: 3    
und dannen geleitet
Verse: 4    
und helfe bereitet

Verse: 5    
von den die helfen kunden.
Verse: 6    
wâren sîner wunden

Verse: 7    
vünfzec oder mêre.
Verse: 8    
die phîle iedoch niht sêre

Verse: 9    
durch die ringe wâren gedrucket:
Verse: 10    
der schilt was vür gerucket.

Verse: 11    
nam diu alde künegîn
Verse: 12    
dictam und warmen wîn

Verse: 13    
und einen blâwen zindâl:
Verse: 14    
erstreich si diu bluotes mâl

Verse: 15    
ûz den wunden, swâ deheiniu was,
Verse: 16    
und bant in daz er genas.

Verse: 17    
swâ der helm was în gebogen,
Verse: 18    
engein daz houbet was erzogen,

Verse: 19    
daz man die würfe erkande:
Verse: 20    
die quaschiuren si verswande

Verse: 21    
mit der salben krefte
Verse: 22    
und von ir meisterschefte.

Verse: 23    
si sprach: "ich senfte iu schiere.
Verse: 24    
Cundrîe la surziere

Verse: 25    
ruochet mich dicke sehen:
Verse: 26    
swaz von erzenîe mac geschehen,

Verse: 27    
des tuot si mich gewaldec wol.
Verse: 28    
sît Anfortas in jâmers dol

Verse: 29    
kom, daz man im helfe warp,
Verse: 30    
diu salbe im half daz er niht starp:




Chapter: 580 
580


Verse: 1    
sist von Munsalvæsche komen."
Verse: 2    
Gâwân hête vernomen

Verse: 3    
Munsalvæsche nennen,
Verse: 4    
begunde er vreude erkennen:

Verse: 5    
er wânde er wære nâhe .
Verse: 6    
sprach der ie was valsches vrî,

Verse: 7    
Gâwân zer küneginne:
Verse: 8    
"vrouwe, mîne sinne,

Verse: 9    
die mir wâren entrunnen,
Verse: 10    
die habet ir gewunnen

Verse: 11    
wider in mîn herze:
Verse: 12    
ouch senftet sich mîn smerze.

Verse: 13    
swaz ich krefte oder sinne hân,
Verse: 14    
die hât iuwer dienestman

Verse: 15    
gar von iuwern schulden."
Verse: 16    
si sprach: "herre, iuwern hulden

Verse: 17    
sul wir uns alle nâhen
Verse: 18    
und des mit truiwen gâhen.

Verse: 19    
volct mir und enredet niht vil.
Verse: 20    
eine wurz ich iu geben wil,

Verse: 21    
von ir slâfet: dast iu guot.
Verse: 22    
ezzens, trinkens keinen muot

Verse: 23    
sult ir haben vor der naht.
Verse: 24    
kumt iu wider iuwer maht,

Verse: 25    
trite ich iu mit spîse zuo,
Verse: 26    
daz ir wol bîtet unz vruo."

Verse: 27    
eine wurz si legete in sînen munt:
Verse: 28    
slief er an der selben stunt.

Verse: 29    
wol si sîn mit decke phlac.
Verse: 30    
alsus überslief den tac




Chapter: 581 
581


Verse: 1    
der êren rîche und lasters arm,
Verse: 2    
lac al sanfte und im was warm.

Verse: 3    
etswenne in doch in slâfe vrôs,
Verse: 4    
daz er heschete und nôs,

Verse: 5    
allez von der salben kraft.
Verse: 6    
von vrouwen grôz geselleschaft

Verse: 7    
giengen ûz, die andern în.
Verse: 8    
die truogen liehten werden schîn.

Verse: 9    
Arnîve diu alde
Verse: 10    
gebôt mit ir gewalde

Verse: 11    
daz ir enkeiniu riefe
Verse: 12    
die wîle der helt sliefe.

Verse: 13    
si bat ouch den palas
Verse: 14    
besliezen: swaz ritter was,

Verse: 15    
sarjande, burgære,
Verse: 16    
der neheiner disiu mære

Verse: 17    
vriesch vor dem andern tage.
Verse: 18    
kom den vrouwen niuwiu klage.

Verse: 19    
sus slief der helt unz an die naht.
Verse: 20    
diu künegîn was bedâht,

Verse: 21    
die wurz si im ûz dem munde nam.
Verse: 22    
er erwachte, trinkens in gezam:

Verse: 23    
hiez dar tragen diu wîse
Verse: 24    
trinken und guote spîse.

Verse: 25    
er rihte sich ûf unde saz,
Verse: 26    
mit guoten vreuden er az.

Verse: 27    
vil manec vrouwe vor im stuont.
Verse: 28    
im wart nie werder dienest kunt:

Verse: 29    
ir dienst mit zühten wart getân.
Verse: 30    
pruovte mîn her Gâwân




Chapter: 582 
582


Verse: 1    
dise, die und aber jene:
Verse: 2    
er was et in der alden sene

Verse: 3    
nâch Orgelûsen der klâren.
Verse: 4    
wande im in sînen jâren

Verse: 5    
kein wîp nâhe nie gegienc
Verse: 6    
etswâ er minne emphienc

Verse: 7    
oder im minne was versaget.
Verse: 8    
sprach der helt unverzaget

Verse: 9    
ze sîner meisterinne,
Verse: 10    
der alden küneginne:

Verse: 11    
"vrouwe, ez krenkt mir mîne zuht,
Verse: 12    
ir meget mirs jehen vür ungenuht,

Verse: 13    
suln dise vrouwen vor mir stên:
Verse: 14    
gebietet in daz si sitzen gên,

Verse: 15    
oder heizt si mit mir ezzen."
Verse: 16    
"alhie wirt niht gesezzen

Verse: 17    
von ir enkeiner unz an mich.
Verse: 18    
herre, si möhten schamen sich,

Verse: 19    
solden si iu niht dienen vil,
Verse: 20    
wande ir sît unser vreuden zil.

Verse: 21    
doch, herre, swaz ir gebietet in,
Verse: 22    
daz suln si leisten, habe wir sin."

Verse: 23    
die edeln mit der hôhen art
Verse: 24    
wâren ir zühte des bewart,

Verse: 25    
wande siz mit willen tâten,
Verse: 26    
ir süezen munde in bâten

Verse: 27    
stêns unz er gæze,
Verse: 28    
daz ir enkeiniu sæze.

Verse: 29    
daz geschach, si giengen wider.
Verse: 30    
Gâwân sich legete slâfen nider.




Chapter: 583 
583


Verse: 1    
Swer im ruowe næme,
Verse: 2    
ob ruowens in gezæme,

Verse: 3    
ich wæne, der hetes sünde.
Verse: 4    
nâch der âventiure urkünde

Verse: 5    
hete er sich garbeitet,
Verse: 6    
gehœhet und gebreitet

Verse: 7    
sînen prîs mit grôzer nôt.
Verse: 8    
swaz der werde Lanzelôt

Verse: 9    
ûf der swertbrücke erleit
Verse: 10    
und sît mit Meljakanze streit,

Verse: 11    
daz was gein dirre nôt ein niht
Verse: 12    
und des man Gârele giht,

Verse: 13    
dem stolzen künege rîche:
Verse: 14    
der alsô ritterlîche

Verse: 15    
den lewen von dem palas
Verse: 16    
warf, der ze Nantes was,

Verse: 17    
Gârel ouchz mezzer holte,
Verse: 18    
von er kummer dolte

Verse: 19    
in der marmelînen sûl.
Verse: 20    
trüege dise phîle ein mûl,

Verse: 21    
er wære ze vil geladen mite,
Verse: 22    
die Gâwân durch ellens site

Verse: 23    
gein sînem verhe snurren liez,
Verse: 24    
als in sîn manlîch herze hiez.

Verse: 25    
Li Gweiz Preljus der vurt
Verse: 26    
und êrec, der Schoidelakurt

Verse: 27    
erstreit ab Mabonagrîn,
Verse: 28    
der newederz gap hôhen pîn,

Verse: 29    
noch der stolze îwân
Verse: 30    
sînen guz niht wolde lân




Chapter: 584 
584


Verse: 1    
ûf der âventiure stein.
Verse: 2    
solden dise kummer sîn al ein,

Verse: 3    
Gâwâns kummer slüege vür,
Verse: 4    
wæge iemen ungemaches kür.

Verse: 5    
welhen kummer meine ich nuo?
Verse: 6    
ob iuch des diuhte niht ze vruo,

Verse: 7    
ich solde in iu benennen gar:
Verse: 8    
Orgelûse kom aldar

Verse: 9    
in Gâwâns herzen gedanc,
Verse: 10    
der ie was zageheite kranc

Verse: 11    
und gein dem wâren ellen starc.
Verse: 12    
wie kom, daz sich verbarc

Verse: 13    
grôz wîp in kleiner stat?
Verse: 14    
si kom einen engen phat

Verse: 15    
in Gâwânes herze,
Verse: 16    
daz aller sîn smerze

Verse: 17    
von disem kummer gar verswant.
Verse: 18    
ez was iedoch ein kurziu want,

Verse: 19    
lanc wîp inne saz,
Verse: 20    
der mit triuwen nie vergaz

Verse: 21    
sîn dienestlîchez wachen.
Verse: 22    
niemen sol des lachen.

Verse: 23    
daz sus werlîchen man
Verse: 24    
ein wîp enschumfieren kan,

Verse: 25    
wochrî woch, waz sol daz sîn?
Verse: 26    
tuot vrou Minne ir zürnen schîn

Verse: 27    
an dem, der prîs hât bejaget.
Verse: 28    
werlîch und unverzaget

Verse: 29    
hât si in iedoch vunden.
Verse: 30    
gein dem siechen wunden




Chapter: 585 
585


Verse: 1    
solde si gewaltes verdriezen:
Verse: 2    
er möhte doch des geniezen,

Verse: 3    
daz si in âne sînen danc
Verse: 4    
wol gesunden ê betwanc.

Verse: 5    
vrou Minne, welt ir prîs bejagen,
Verse: 6    
möhtet ir iu doch lâzen sagen,

Verse: 7    
iust âne êre dirre strît.
Verse: 8    
Gâwân lebete ie sîne zît,

Verse: 9    
als iuwer hulde im gebôt:
Verse: 10    
daz tet ouch sîn vater Lôt.

Verse: 11    
muoterhalp al sîn geslehte
Verse: 12    
daz stuont iu gar ze rehte

Verse: 13    
sît her von Mazadâne,
Verse: 14    
den ze Feimurgâne

Verse: 15    
Terredelaschoie vuorte.
Verse: 16    
den iuwer kraft ruorte,

Verse: 17    
Mazadânes nâchkomen,
Verse: 18    
von den ist dicke sît vernomen,

Verse: 19    
daz ir enkeiner iuch nie verliez.
Verse: 20    
îthêr von Gaheviez

Verse: 21    
iuwer insigel truoc:
Verse: 22    
swâ man vor wîben sîn gewuoc,

Verse: 23    
des wolde sich ir keiniu schamen,
Verse: 24    
swâ man nande sînen namen,

Verse: 25    
ob si der minne ir krefte jach.
Verse: 26    
prüevet denne, diu in sach:

Verse: 27    
der wâren diu rehten mære komen
Verse: 28    
an dem iu dienest wart benomen.

Verse: 29    
tuot ouch Gâwân den tôt,
Verse: 30    
als sînem neven Ilinôt,




Chapter: 586 
586


Verse: 1    
den iuwer kraft dar zuo betwanc,
Verse: 2    
daz der junge süeze ranc

Verse: 3    
nâch werder âmîen,
Verse: 4    
von Kanedic Flôrîen.

Verse: 5    
sîns vater lant von kinde er vlôch:
Verse: 6    
diu selbe künegîn in zôch,

Verse: 7    
ze Bertâne er was ein gast.
Verse: 8    
Flôrîe in luot mit minnen last,

Verse: 9    
daz si in verjagete vür daz lant.
Verse: 10    
in ir dienest man in vant

Verse: 11    
tôt, als ir wol hât vernomen.
Verse: 12    
Gâwâns künne ist dicke komen

Verse: 13    
durch minne in herzebæriu sêr.
Verse: 14    
ich nenne iu sîner mâge mêr,

Verse: 15    
den ouch von minne ist worden .
Verse: 16    
wes twanc der bluotvarwe snê

Verse: 17    
Parzivâles getriuwen lîp?
Verse: 18    
daz schuof diu künegîn sîn wîp.

Verse: 19    
Gâlôesen und Gahmureten,
Verse: 20    
die habet ir beide übertreten,

Verse: 21    
daz ir si gâbet an den .
Verse: 22    
diu junge werde Itonjê

Verse: 23    
truoc nâch dem künege Gramoflanz
Verse: 24    
mit triuwen stæte minne ganz:

Verse: 25    
daz was Gâwâns swester klâr.
Verse: 26    
vrou Minne, ir teiltet ouch iuwern vâr

Verse: 27    
Sûrdâmûr durch Alexandern.
Verse: 28    
die eine und die andern,

Verse: 29    
swaz Gâwân künnes ie gewan,
Verse: 30    
vrou Minne, die woldet ir niht erlân,




Chapter: 587 
587


Verse: 1    
sie enmüesten dienest gein iu tragen.
Verse: 2    
welt ir prîs an im bejagen:

Verse: 3    
ir soldet kraft gein kreften geben
Verse: 4    
und liezet Gâwânen leben

Verse: 5    
siech mit sînen wunden
Verse: 6    
und twünget die gesunden.

Verse: 7    
maneger hât von minnen sanc,
Verse: 8    
den nie diu minne alsô getwanc.

Verse: 9    
ich möhte wol stille dagen:
Verse: 10    
ez solden minnære klagen,

Verse: 11    
waz dem von Norwæge was,
Verse: 12    
er der âventiur genas,

Verse: 13    
daz in bestuont der minnen schûr
Verse: 14    
âne helfe gar ze sûr.

Verse: 15    
Er sprach: "ouwê, daz ich ie erkôs
Verse: 16    
disiu bette ruowelôs:

Verse: 17    
einez hât mich versêret
Verse: 18    
und daz ander mir gemêret

Verse: 19    
gedanke nâch minne.
Verse: 20    
Orgelûse diu herzoginne

Verse: 21    
muoz genâde an mir begên,
Verse: 22    
ob ich vreuden sol bestên."

Verse: 23    
vor ungedult er sich want,
Verse: 24    
daz brast etslîch sîn wunden bant.

Verse: 25    
in solhem ungemache er lac.
Verse: 26    
seht, schein ûf in der tac:

Verse: 27    
des hete er unsanfte erbiten.
Verse: 28    
er hete vor dicke erliten

Verse: 29    
mit swerten manegen scharphen strît
Verse: 30    
sanfter danne die ruowens zît.




Chapter: 588 
588


Verse: 1    
ob kummer sich gelîche deme,
Verse: 2    
swelh minnære den an sich geneme,

Verse: 3    
der werde alrêst wol gesunt
Verse: 4    
mit phîlen alsus sêre wunt:

Verse: 5    
daz tuot im lîhte alsô
Verse: 6    
als sîn minnen kummer ê.

Verse: 7    
Gâwân truoc minne und ander klage.
Verse: 8    
begundez liuhten von dem tage,

Verse: 9    
daz sîner grôzen kerzen schîn
Verse: 10    
unnâch virrec mohte sîn.

Verse: 11    
ûf rihte sich der wîgant.
Verse: 12    
was sîn lînîn gewant

Verse: 13    
nâch wunden und harnas var.
Verse: 14    
zuo zim was geleget dar

Verse: 15    
hemde und bruoch von buckeram
Verse: 16    
(den wehsel er gerne nam)

Verse: 17    
und eine garnâsche merderîn,
Verse: 18    
des selben ein kürsenlîn,

Verse: 19    
ob den beiden schurbrant
Verse: 20    
von Arrâze aldar gesant.

Verse: 21    
zwêne stivâle ouch lâgen,
Verse: 22    
die niht grôzer enge phlâgen.

Verse: 23    
diu niuwen kleider legete er an.
Verse: 24    
gienc mîn her Gâwân

Verse: 25    
ûz zer kemenâten tür.
Verse: 26    
sus gienc er wider unde vür,

Verse: 27    
unz er den rîchen palas vant.
Verse: 28    
sînen ougen wart nie bekant

Verse: 29    
rîcheit, diu dar zuo töhte,
Verse: 30    
daz si dem gelîchen möhte.




Chapter: 589 
589


Verse: 1    
ûf durch den palas einesît
Verse: 2    
gienc ein gewelbe niht ze wît,

Verse: 3    
gegrêdet über den palas hôch:
Verse: 4    
sinewel sich daz umme zôch.

Verse: 5    
dar ûfe stuont ein klâriu sûl:
Verse: 6    
diu was niht von holze vûl,

Verse: 7    
si was lieht unde starc,
Verse: 8    
grôz, vroun Kamillen sarc

Verse: 9    
wære drûfe wol gestanden.
Verse: 10    
ûz Feirefîzes landen

Verse: 11    
brâhtez der wîse Klinschor.
Verse: 12    
werc, daz hie stuont enbor,

Verse: 13    
sinewel als ein gezelt ez was.
Verse: 14    
der meister Jêômetras,

Verse: 15    
soldez geworht hân des hant,
Verse: 16    
diu kunst wære im unbekant.

Verse: 17    
ez was geworht mit liste.
Verse: 18    
adamas und ametiste

Verse: 19    
(diu âventiure uns wizzen lât),
Verse: 20    
topâzje und grânât,

Verse: 21    
krisolde, rubîne,
Verse: 22    
smârâde, sardîne,

Verse: 23    
sus wâren diu venster rîche,
Verse: 24    
wît und hôch gelîche.

Verse: 25    
als man der venster siule sach,
Verse: 26    
der art was obene al daz dach.

Verse: 27    
dehein sûl stuont dar unde,
Verse: 28    
diu sich gelîchen kunde

Verse: 29    
der grôzen sûl, zwischen stuont.
Verse: 30    
uns tuot diu âventiure kunt,




Chapter: 590 
590


Verse: 1    
waz diu wunders mohte hân.
Verse: 2    
durch schouwen gienc her Gâwân

Verse: 3    
ûf daz warthûs eine
Verse: 4    
ze manegem tiuren steine.

Verse: 5    
vant er solh wunder grôz,
Verse: 6    
des in ze sehen niht verdrôz:

Verse: 7    
in dûhte, daz im al diu lant
Verse: 8    
in der grôzen siule wæren bekant

Verse: 9    
und daz diu lant alumme giengen
Verse: 10    
und daz mit hurte emphiengen

Verse: 11    
die grôzen berge ein ander.
Verse: 12    
in der siule vander

Verse: 13    
liute rîten unde gên,
Verse: 14    
disen loufen, jenen stên.

Verse: 15    
in ein venster er gesaz,
Verse: 16    
er wolde daz wunder prüeven baz.

Verse: 17    
kom diu alde Arnîve
Verse: 18    
und ir tohter Sangîve

Verse: 19    
und ir tohter tohter zwuo.
Verse: 20    
die giengen alle viere zuo:

Verse: 21    
Gâwân spranc ûf, er sie sach.
Verse: 22    
diu künegîn Arnîve sprach:

Verse: 23    
"herre, ir soldet noch slâfes phlegen.
Verse: 24    
habet ir ruowens iuch bewegen,

Verse: 25    
dar zuo sît ir ze sêre wunt,
Verse: 26    
sol iu ander ungemach sîn kunt."

Verse: 27    
sprach er: "vrouwe und meisterin,
Verse: 28    
mir hât kraft unde sin

Verse: 29    
iuwer helfe alsô gegeben,
Verse: 30    
daz ich gediene, muoz ich leben."




Chapter: 591 
591


Verse: 1    
diu künegîn sprach: "muoz ich spehen,
Verse: 2    
daz ir mir, herre, habet verjehen,

Verse: 3    
daz ich iuwer meisterinne ,
Verse: 4    
küsset dise vrouwen alle drî.

Verse: 5    
sît ir lasters an bewart:
Verse: 6    
si sint erborn von küneges art."

Verse: 7    
dirre bete was er vrô,
Verse: 8    
die klâren vrouwen kuste er ,

Verse: 9    
Sangîven und Itonjê
Verse: 10    
und die süezen Kundrîê.

Verse: 11    
Gâwân saz selbe vünfte nider.
Verse: 12    
sach er vür unde wider

Verse: 13    
an der klâren megede lîp:
Verse: 14    
iedoch twanc in des ein wîp,

Verse: 15    
diu in sînem herzen lac,
Verse: 16    
dirre megede blic ein nebeltac

Verse: 17    
was Orgelûsen gar.
Verse: 18    
diu dûhte et in wol gevar,

Verse: 19    
von Lôgrois diu herzogin:
Verse: 20    
jagete in sîn herze hin.

Verse: 21    
, diz was ergangen,
Verse: 22    
daz Gâwân was emphangen

Verse: 23    
von den vrouwen allen drîn.
Verse: 24    
die truogen liehten süezen schîn

Verse: 25    
des lîhte ein herze wære versniten,
Verse: 26    
daz ê niht kummers hete erliten.

Verse: 27    
ze sîner meisterinne er sprach
Verse: 28    
um die sûl, die er sach,

Verse: 29    
daz si im sagete mære,
Verse: 30    
von welher art diu wære.




Chapter: 592 
592


Verse: 1    
sprach si: "herre, dirre stein
Verse: 2    
tage und alle nehte schein,

Verse: 3    
sît er mir êrste wart erkant.
Verse: 4    
alum sehs mîle in daz lant,

Verse: 5    
swaz in dem zil geschiht,
Verse: 6    
in dirre siule man daz siht,

Verse: 7    
in wazzer und ûf velde.
Verse: 8    
des ist er wâriu melde:

Verse: 9    
ez vogel oder tier,
Verse: 10    
der gast und der fôrehtier,

Verse: 11    
die vremden und die kunden,
Verse: 12    
die hât man drinne vunden.

Verse: 13    
über sehs mîle gêt sîn glanz.
Verse: 14    
er ist veste und ouch ganz,

Verse: 15    
daz in mit starken sinnen
Verse: 16    
kunde nie gewinnen

Verse: 17    
weder hamer noch der smit.
Verse: 18    
er wart verstoln ze Tabronit

Verse: 19    
der künegîn Sekundillen,
Verse: 20    
ich wæne des, âne ir willen."

Verse: 21    
Gâwân an den zîten
Verse: 22    
sach in der siule rîten:

Verse: 23    
einen ritter und eine vrouwen
Verse: 24    
mohte er beidiu schouwen.

Verse: 25    
dûhte in diu vrouwe klâr,
Verse: 26    
man und ors gewâpent gar

Verse: 27    
und der helm gezimieret.
Verse: 28    
si kômen geheistieret

Verse: 29    
durch die passâschen ûf den plân.
Verse: 30    
nâch im diu reise wart getân.




Chapter: 593 
593


Verse: 1    
si kômen die strâzen durch daz muor,
Verse: 2    
als Lischois der stolze vuor,

Verse: 3    
den er enschumfierte.
Verse: 4    
diu vrouwe kondewierte

Verse: 5    
den ritter mit dem zoume her:
Verse: 6    
tjostieren was sîn ger.

Verse: 7    
Gâwân sich umme kêrte,
Verse: 8    
sînen kummer er gemêrte.

Verse: 9    
in dûhte, diu sûl hete in betrogen:
Verse: 10    
sach er vür ungelogen

Verse: 11    
Orgelûsen de Lôgrois
Verse: 12    
und einen ritter kurtois

Verse: 13    
gein dem urvar ûf den wasen.
Verse: 14    
ist diu nieswurz in der nasen

Verse: 15    
dræte unde strenge,
Verse: 16    
durch sîn herze enge

Verse: 17    
kom alsus diu herzogîn,
Verse: 18    
durch sîniu ougen obene în.

Verse: 19    
gein minne helfelôs ein man,
Verse: 20    
ouwê, daz ist her Gâwân.

Verse: 21    
ze sîner meisterinne er sprach,
Verse: 22    
er den ritter komen sach:

Verse: 23    
"vrouwe, dort vert ein ritter her
Verse: 24    
mit ûf gerihtem sper,

Verse: 25    
der wil suochens niht erwinden.
Verse: 26    
ouch sol sîn suochen vinden,

Verse: 27    
sît er ritterschefte gert:
Verse: 28    
strîtes ist er von mir gewert.

Verse: 29    
saget mir, wer mac diu vrouwe sîn?"
Verse: 30    
si sprach:" daz ist diu herzogîn,




Chapter: 594 
594


Verse: 1    
von Lôgrois diu klâre.
Verse: 2    
wem kunt si sus ze vâre?

Verse: 3    
der turkoite ist mit ir komen,
Verse: 4    
von dem dicke ist vernomen,

Verse: 5    
daz sîn herze ist unverzaget.
Verse: 6    
er hât mit spern prîs bejaget,

Verse: 7    
es wæren gehêret driu lant.
Verse: 8    
gein sîner werlîchen hant

Verse: 9    
sult ir strîten mîden nuo.
Verse: 10    
strîten ist iu gar ze vruo:

Verse: 11    
ir sît ûf strît ze sêre wunt.
Verse: 12    
ob ir halt wæret wol gesunt,

Verse: 13    
ir soldet doch strîten gein im lân."
Verse: 14    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 15    
"ir jeht, ich sül hie herre sîn:
Verse: 16    
swer denne ûf al die êre mîn

Verse: 17    
ritterschaft nâhe suochet,
Verse: 18    
sît er strîtes geruochet,

Verse: 19    
vrouwe, ich sol mîn harnas hân."
Verse: 20    
des wart grôz weinen getân

Verse: 21    
von den vrouwen allen vieren.
Verse: 22    
si sprâchen:" welt ir zieren

Verse: 23    
iuwer sælde und iuwern prîs,
Verse: 24    
strîtet niht deheinen wîs.

Verse: 25    
læget ir vor im tôt,
Verse: 26    
alrêst wüehse unser nôt:

Verse: 27    
sult aber ir vor im genesen,
Verse: 28    
welt ir in harnase wesen,

Verse: 29    
iu nement iuwer êrsten wundenz leben:
Verse: 30    
sîn wir an den tôt gegeben."




Chapter: 595 
595


Verse: 1    
Gâwân sus mit kummer ranc:
Verse: 2    
ir muget wol hœren, waz in twanc.

Verse: 3    
vür schande hete er an sich genomen
Verse: 4    
des werden turkoiten komen:

Verse: 5    
in twungen ouch wunden sêre
Verse: 6    
und diu minne michels mêre

Verse: 7    
und der vier vrouwen riuwe,
Verse: 8    
wande er sach an in triuwe.

Verse: 9    
er bat si weinen verbern.
Verse: 10    
sîn munt dar zuo begunde gern

Verse: 11    
harnas, ors unde swert.
Verse: 12    
die vrouwen klâr unde wert

Verse: 13    
vuorten Gâwânen wider.
Verse: 14    
er bat si vor im gên dar nider,

Verse: 15    
die andern vrouwen wâren,
Verse: 16    
die süezen und die klâren.

Verse: 17    
Gâwân ûf sîns strîtes vart
Verse: 18    
balde aldâ gewâpent wart

Verse: 19    
mit weinden liehten ougen:
Verse: 20    
si tâtenz alsô tougen,

Verse: 21    
daz niemen vriesch diu mære,
Verse: 22    
niwan der kamerære,

Verse: 23    
der hiez sîn ors erstrîchen.
Verse: 24    
Gâwân begunde slîchen,

Verse: 25    
aldâ Gringuljete stuont.
Verse: 26    
doch was er sêre wunt,

Verse: 27    
den schilt er kûme dar getruoc.
Verse: 28    
der was dürkel ouch genuoc.

Verse: 29    
ûfz ors saz her Gâwân.
Verse: 30    
kêrte er von der burc her dan




Chapter: 596 
596


Verse: 1    
gein sînem getriuwen wirte.
Verse: 2    
der in vil wênec irte

Verse: 3    
alles, des sîn wille gerte,
Verse: 4    
eins spers er in gewerte,

Verse: 5    
daz was starc und unbeschaben.
Verse: 6    
er hete ir manegez ûf erhaben

Verse: 7    
dort anderhalben ûf sînem plân.
Verse: 8    
bat in mîn her Gâwân

Verse: 9    
überverte schiere:
Verse: 10    
in einem ussiere

Verse: 11    
vuorte er in über an daz lant,
Verse: 12    
er den turkoiten vant

Verse: 13    
wert unde hôchgemuot.
Verse: 14    
er was vor schanden alsô behuot,

Verse: 15    
daz missewende an im verswant.
Verse: 16    
sîn prîs was hôch erkant,

Verse: 17    
swer gein im tjostierens phlac,
Verse: 18    
daz der hinderm orse lac

Verse: 19    
von sîner tjoste valle.
Verse: 20    
sus hete er sie alle,

Verse: 21    
die gein im ie durch prîs geriten,
Verse: 22    
mit tjostieren überstriten.

Verse: 23    
ouch tet sich ûz der degen wert,
Verse: 24    
daz er mit spern sunder swert

Verse: 25    
hôhen prîs wolde erben
Verse: 26    
oder sînen prîs verderben:

Verse: 27    
swer den prîs bezalte,
Verse: 28    
daz er in mit tjoste valte,

Verse: 29    
würde er âne wer gesehen,
Verse: 30    
dem wolde er sicherheit verjehen.




Chapter: 597 
597


Verse: 1    
Gâwân vriesch diu mære
Verse: 2    
von der tjoste phandære.

Verse: 3    
Plipalinôt nam alsô phant:
Verse: 4    
swelh tjoste wart aldâ bekant,

Verse: 5    
daz einer viel, der ander saz,
Verse: 6    
emphienc er âne ir beider haz

Verse: 7    
dises vlust und jenes gewin:
Verse: 8    
ich meine daz ors, daz zôch er hin.

Verse: 9    
er enruochte, striten si genuoc:
Verse: 10    
swer prîs oder laster truoc,

Verse: 11    
des liez er jehen die vrouwen.
Verse: 12    
si mohtenz dicke schouwen.

Verse: 13    
Gâwânen er vaste sitzen bat.
Verse: 14    
er zôch imz ors an den stat,

Verse: 15    
er bôt im schilt unde sper.
Verse: 16    
hie kom der turkoite her,

Verse: 17    
kalopierende als ein man,
Verse: 18    
der sîne tjoste mezzen kan

Verse: 19    
weder ze hôch noch ze nider.
Verse: 20    
Gâwân kom gein im hin wider.

Verse: 21    
von Munsalvæsche Gringuljete
Verse: 22    
tet nâch Gâwânes bete,

Verse: 23    
als ez der zoum gelêrte.
Verse: 24    
ûf den plân er kêrte.

Verse: 25    
hurtâ, lât die tjoste tuon.
Verse: 26    
hie kom des künec Lôtes sun

Verse: 27    
manlîch und âne herzen schric.
Verse: 28    
hât diu helmsnuor ir stric?

Verse: 29    
des turkoiten tjost in traf aldâ.
Verse: 30    
Gâwân ruorte in anderswâ,




Chapter: 598 
598


Verse: 1    
durch die barbiere.
Verse: 2    
man wart wol innen schiere,

Verse: 3    
wer gevelles was sîn wer.
Verse: 4    
an dem kurzen starken sper

Verse: 5    
den helm emphienc her Gâwân:
Verse: 6    
hin reit der helm, hie lac der man.

Verse: 7    
der werdekeit ein bluome ie was,
Verse: 8    
unz er verdacte alsus daz gras

Verse: 9    
mit valle von der tjoste,
Verse: 10    
sîner zimierde koste

Verse: 11    
im touwe mit den bluomen striten.
Verse: 12    
Gâwân kom ûf in geriten,

Verse: 13    
unz er im sicherheit verjach.
Verse: 14    
der verje nâch dem orse sprach.

Verse: 15    
daz was sîn reht: wer lougent des?
Verse: 16    
"ir vreutet iuch gerne, wesset ir wes,"

Verse: 17    
sprach Orgelûse diu klâre
Verse: 18    
Gâwâne aber ze vâre,

Verse: 19    
"durch daz des starken lewen vuoz
Verse: 20    
in iuwerm schilte iu volgen muoz.

Verse: 21    
wænt ir, iu prîs geschehen,
Verse: 22    
sît dise vrouwen hânt gesehen

Verse: 23    
iuwer tjost alsô getân.
Verse: 24    
wir müezen iuch vreuden lân,

Verse: 25    
sît ir des der geile,
Verse: 26    
ob Lît Marveile

Verse: 27    
kleine sich hât gerochen.
Verse: 28    
iust doch der schilt zebrochen,

Verse: 29    
als ob iu strît sül wesen kunt.
Verse: 30    
ir sît ouch lîhte ze sêre wunt




Chapter: 599 
599


Verse: 1    
ûf strîtes gedense:
Verse: 2    
daz tæte iu zer gense.

Verse: 3    
iu mac durch rüemen wesen liep
Verse: 4    
der schilt dürkel als ein sip,

Verse: 5    
den iu manec phîl zebrach.
Verse: 6    
an disen zîten ungemach

Verse: 7    
muget ir gerne vliehen.
Verse: 8    
lât iu den vinger ziehen:

Verse: 9    
rîtet wider ûf zen vrouwen.
Verse: 10    
wie getörstet ir geschouwen

Verse: 11    
strît, den ich werben solde,
Verse: 12    
ob iuwer herze wolde

Verse: 13    
mir dienen nâch minne."
Verse: 14    
er sprach zer herzoginne:

Verse: 15    
"vrouwe, hân ich wunden,
Verse: 16    
die hânt hie helfe vunden.

Verse: 17    
ob iuwer helfe kan gezemen,
Verse: 18    
daz ir mîn dienest ruochet nemen,

Verse: 19    
wart nie nôt herte erkant,
Verse: 20    
ich ensî ze dienste iu dar benant."

Verse: 21    
si sprach:"ich lâze iuch rîten,
Verse: 22    
mêr nâch prîse strîten

Verse: 23    
mit mir geselleclîche."
Verse: 24    
des wart an vreuden rîche

Verse: 25    
der stolze werde Gâwân.
Verse: 26    
den turkoiten sande er dan

Verse: 27    
mit sînem wirt Plipalinôt:
Verse: 28    
ûf die burc er enbôt,

Verse: 29    
daz sîn mit wirde næmen war
Verse: 30    
al die vrouwen wol gevar.





Chapter: 600 
600


Verse: 1    
Gâwâns sper was ganz beliben,
Verse: 2    
swie beidiu ors wæren getriben

Verse: 3    
mit sporn ûf tjoste hurte:
Verse: 4    
in sîner hant erz vuorte

Verse: 5    
von der liehten ouwe.
Verse: 6    
des weinde manec vrouwe,

Verse: 7    
daz sîn reise aldâ von in geschach.
Verse: 8    
diu künegîn Arnîve sprach:

Verse: 9    
"unser trôst hât im erkorn
Verse: 10    
sîner ougen senfte, sherzen dorn.

Verse: 11    
ouwê, daz er volget sus
Verse: 12    
gein Li Gweiz Preljus

Verse: 13    
Orgelûsen der herzogin!
Verse: 14    
daz ist sîner wunden ungewin."

Verse: 15    
vier hundert vrouwen wâren in klage:
Verse: 16    
er reit von in nâch prîses bejage.

Verse: 17    
swaz im an sînen wunden war,
Verse: 18    
die nôt hete erwendet gar

Verse: 19    
Orgelûsen varwe glanz.
Verse: 20    
si sprach:"ir sult mir einen kranz

Verse: 21    
von eines boumes rîse
Verse: 22    
gewinnen, dar um ich prîse

Verse: 23    
iuwer tat: welt ir michs wern,
Verse: 24    
muget ir mîner minne gern."

Verse: 25    
sprach er: "vrouwe, swâ daz rîs
Verse: 26    
stêt, daz hôhen prîs

Verse: 27    
mir ze sælden mac bejagen,
Verse: 28    
daz ich iu, vrouwe, müeze klagen

Verse: 29    
nâch iuwern hulden mîne nôt,
Verse: 30    
daz briche ich, ob mich læt der tôt."




Chapter: 601 
601


Verse: 1    
swaz stuonden bluomen lieht,
Verse: 2    
die wâren gein dirre varwe ein niht,

Verse: 3    
die Orgelûse brâhte.
Verse: 4    
Gâwân an si dâhte,

Verse: 5    
daz sîn êrste ungemach
Verse: 6    
im deheines kummers jach.

Verse: 7    
sus reit si mit ir gaste
Verse: 8    
von der burc wol eine raste,

Verse: 9    
eine strâzen wît und sleht
Verse: 10    
vür ein klârez fôreht.

Verse: 11    
der art des boume muosten sîn,
Verse: 12    
temrîs und prisîn:

Verse: 13    
daz was der Klinschores walt.
Verse: 14    
Gâwân der degen balt

Verse: 15    
sprach: "vrouwe, briche ich den kranz,
Verse: 16    
des mîn dürkel vreude werde ganz?"

Verse: 17    
er solde si et hân gediuhet nider
Verse: 18    
als dicke ist geschehen sider

Verse: 19    
maneger klâren vrouwen.
Verse: 20    
si sprach: "ich lâze iuch schouwen,

Verse: 21    
aldâ ir prîs meget behaben."
Verse: 22    
über velt gein einem graben

Verse: 23    
riten si nâhen,
Verse: 24    
des kranzes boum si sâhen.

Verse: 25    
sprach si: "herre, jenen stam
Verse: 26    
den heiet, der mir vreude nam:

Verse: 27    
brinct ir mir dar abe ein rîs,
Verse: 28    
nie ritter alsô hôhen prîs

Verse: 29    
mit dienst erwarp durch minne."
Verse: 30    
sus sprach diu herzoginne:




Chapter: 602 
602


Verse: 1    
"hie wil ich mîne reise sparn.
Verse: 2    
got waldes, welt ir vürbaz varn,

Verse: 3    
ensult irz niht lengen.
Verse: 4    
ellenthaftez sprengen

Verse: 5    
müezet ir zorse tuon alsus
Verse: 6    
über Li Gweiz Preljus."

Verse: 7    
si habete al stille ûf dem plân.
Verse: 8    
vürbaz reit her Gâwân:

Verse: 9    
er erhôrte eins dræten wazzers val,
Verse: 10    
daz hete durchbrochen wît ein tal,

Verse: 11    
tief, ungeverteclîche.
Verse: 12    
Gâwân der ellens rîche

Verse: 13    
nam daz ors mit den sporn.
Verse: 14    
ez treip der degen wol geborn,

Verse: 15    
daz ez mit zwein vüezen trat
Verse: 16    
hin über an den andern stat:

Verse: 17    
der sprunc mit valle muoste sîn.
Verse: 18    
des weinde iedoch diu herzogîn:

Verse: 19    
der wâc was snel unde grôz.
Verse: 20    
Gâwân sîner kraft genôz,

Verse: 21    
doch truoc er harnases last.
Verse: 22    
was eines boumes ast

Verse: 23    
gewahsen in den wazzers trân:
Verse: 24    
den begreif der starke man,

Verse: 25    
wande er dennoch gerne lebete.
Verse: 26    
sîn sper im swebete,

Verse: 27    
daz begreif der wîgant.
Verse: 28    
er steic hin ûf an daz lant.

Verse: 29    
Gringuljete swam obe und unde,
Verse: 30    
dem er helfen begunde.




Chapter: 603 
603


Verse: 1    
daz ors verre hin nider vlôz,
Verse: 2    
des loufens in dar nâch verdrôz,

Verse: 3    
wande er swære harnas truoc.
Verse: 4    
er hete wunden ouch genuoc.

Verse: 5    
treip ez ein werve her,
Verse: 6    
daz erz erreichte mit dem sper,

Verse: 7    
aldâ der regen und des guz
Verse: 8    
erbrochen hete wîten vluz

Verse: 9    
an einer tiefen halden.
Verse: 10    
daz uover was gespalden,

Verse: 11    
daz Gringuljeten nerte.
Verse: 12    
mit dem sper erz kêrte

Verse: 13    
nâhe her zuo an daz lant,
Verse: 14    
den zoum ergreif er mit der hant.

Verse: 15    
sus zôch mîn her Gâwân
Verse: 16    
daz ors hin ûz ûf den plân.

Verse: 17    
ez schutte sich, ez genas.
Verse: 18    
der schilt niht bestanden was:

Verse: 19    
er gurte dem orse und nam den schilt.
Verse: 20    
swen sîns kummers niht bevilt,

Verse: 21    
daz lâze ich sîn: er hete doch nôt,
Verse: 22    
sît ez diu minne im gebôt.

Verse: 23    
Orgelûse diu glanze
Verse: 24    
in jagete nâch dem kranze:

Verse: 25    
daz was ein ellenthaftiu vart.
Verse: 26    
der boum was alsô bewart,

Verse: 27    
wæren Gâwâns zwêne, die müesten ir leben
Verse: 28    
um den kranz hân gegeben:

Verse: 29    
des phlac der künec Gramoflanz.
Verse: 30    
Gâwân brach iedoch den kranz.




Chapter: 604 
604


Verse: 1    
daz wazzer hiez Sabîns.
Verse: 2    
Gâwân holte unsenften zins,

Verse: 3    
er undz ors drîn bleste.
Verse: 4    
swie Orgelûse gleste,

Verse: 5    
ich wolde ir minne alsô niht nemen:
Verse: 6    
ich weiz wol, wes mich sol gezemen.

Verse: 7    
Gâwân daz rîs gebrach
Verse: 8    
und der kranz wart des helmes dach,

Verse: 9    
ez reit zuo zim ein ritter klâr.
Verse: 10    
dem wâren sîner zîte jâr

Verse: 11    
weder ze kurz noch ze lanc.
Verse: 12    
sîn muot durch hôchvart in twanc,

Verse: 13    
swie vil im ein man tet leit,
Verse: 14    
daz er doch mit dem niht streit,

Verse: 15    
ir enwæren zwêne oder mêr.
Verse: 16    
sîn hôhez herze was hêr,

Verse: 17    
swaz im tet ein man,
Verse: 18    
den wolde er âne strît doch lân.

Verse: 19    
fil li roi îrôt
Verse: 20    
Gâwân guoten morgen bôt:

Verse: 21    
daz was der künec Gramoflanz.
Verse: 22    
sprach er: "herre, um disen kranz

Verse: 23    
hân ich iu doch niht gar verzigen.
Verse: 24    
mîn grüezen wære noch gar verswigen,

Verse: 25    
ob iuwer zwêne wæren,
Verse: 26    
die daz niht verbæren,

Verse: 27    
si enholten hie durch hôhen prîs
Verse: 28    
ab mînem boume alsus ein rîs:

Verse: 29    
die müesten strît emphâhen.
Verse: 30    
daz sol mir sus versmâhen."




Chapter: 605 
605


Verse: 1    
ungerne ouch Gâwân mit im streit:
Verse: 2    
der künec unwerlîche reit.

Verse: 3    
doch vuorte der degen mære
Verse: 4    
einen mûzersparwære,

Verse: 5    
der stuont ûf sîner klâren hant.
Verse: 6    
Itonjê hete in im gesant,

Verse: 7    
Gâwâns süeziu swester.
Verse: 8    
phæwîn von Sinzester

Verse: 9    
ein huot ûf sînem houpte was.
Verse: 10    
von samît grüene als ein gras

Verse: 11    
der künec einen mantel vuorte,
Verse: 12    
daz vaste ûf die erden ruorte

Verse: 13    
iewederthalp die orte sîn.
Verse: 14    
diu veder was lieht hermîn.

Verse: 15    
niht ze grôz, doch starc genuoc
Verse: 16    
was ein phert, daz den künec truoc,

Verse: 17    
an pherdes schœne niht betrogen,
Verse: 18    
von Tenemarken dar gezogen

Verse: 19    
oder brâht ûf dem mer.
Verse: 20    
der künec reit âne alle wer,

Verse: 21    
wande er vuorte swertes niht.
Verse: 22    
"iuwer schilt iu strîtes giht"

Verse: 23    
sus sprach der künec Gramoflanz.
Verse: 24    
"iuwers schiltes ist wênec ganz:

Verse: 25    
Lît Marveile
Verse: 26    
ist worden iu ze teile.

Verse: 27    
ir habet die âventiure erliten,
Verse: 28    
diu mîn solde hân erbiten,

Verse: 29    
wan daz der wîse Klinschor
Verse: 30    
mir mit vriden gienc ie vor




Chapter: 606 
606


Verse: 1    
und daz ich gein ir krieges phlige,
Verse: 2    
diu den wâren minnen sige

Verse: 3    
mit klârheit hât behalden.
Verse: 4    
si kan noch zornes walden

Verse: 5    
gein mir. ouch twinget si des nôt:
Verse: 6    
Zidegasten sluoc ich tôt,

Verse: 7    
in selbe vierden, ir werden man.
Verse: 8    
Orgelûsen vuorte ich dan,

Verse: 9    
ich bôt ir krône und al mîn lant:
Verse: 10    
swaz ir dienstes bôt mîn hant,

Verse: 11    
kêrte si engein ir herzen vâr.
Verse: 12    
mit vlêhen hête ich si ein jâr:

Verse: 13    
ich enkunde ir minne nie bejagen.
Verse: 14    
ich muoz iu herzenlîche klagen:

Verse: 15    
ich weiz wol, daz si iu minne bôt,
Verse: 16    
sît ir hie werbet mînen tôt.

Verse: 17    
wært ir selbe ander komen,
Verse: 18    
ir möhtet mirz leben hân benomen

Verse: 19    
oder ir wæret beide erstorben:
Verse: 20    
daz hetet ir drum erworben.

Verse: 21    
mîn herze nâch ander minne gêt,
Verse: 22    
helfe an iuwern genâden stêt:

Verse: 23    
sît ir ze Terre Marveile sît
Verse: 24    
herre worden (iuwer strît

Verse: 25    
hât iu prîs behalden),
Verse: 26    
welt ir güete walden,

Verse: 27    
helfet mir um eine maget.
Verse: 28    
nâch der mîn herze kummer klaget,

Verse: 29    
diu ist des künec Lôtes kint.
Verse: 30    
alle, die ûf erden sint,




Chapter: 607 
607


Verse: 1    
si engetwüngen mich sêre nie.
Verse: 2    
ich hân ir kleinœte alhie:

Verse: 3    
gelobet ouch mîn dienest dar
Verse: 4    
gein der megede wol gevar.

Verse: 5    
ouch getrûwe ich wol, si mir holt,
Verse: 6    
wande ich hân nôt durch si gedolt,

Verse: 7    
sît Orgelûse diu rîche
Verse: 8    
mit worten herzenlîche

Verse: 9    
ir minne mir versagete.
Verse: 10    
ob ich sît prîs bejagete,

Verse: 11    
mir würde wol oder ,
Verse: 12    
daz schuof diu werde Intonjê.

Verse: 13    
ich enhân ir leider niht gesehen.
Verse: 14    
wil iuwer trôst mir helfe jehen,

Verse: 15    
brinct diz kleine vingerlîn
Verse: 16    
der klâren süezen vrouwen mîn.

Verse: 17    
ir sît hie strîtes ledec gar,
Verse: 18    
ez enwære grœzer iuwer schar,

Verse: 19    
zwêne oder mêre.
Verse: 20    
wer jæhe mir des vür êre,

Verse: 21    
ob ich iuch slüege oder sicherheit
Verse: 22    
twünge? den strît mîn hant ie meit."

Verse: 23    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 24    
"ich bin doch werlîch ein man.

Verse: 25    
woldet ir des niht prîs bejagen,
Verse: 26    
würde ich von iuwer hant erslagen,

Verse: 27    
enhân ouch ichs deheinen prîs,
Verse: 28    
daz ich gebrochen hân diz rîs.

Verse: 29    
wer jæhe mirs vür êre grôz,
Verse: 30    
ob ich iuch slüege alsus blôz?




Chapter: 608 
608


Verse: 1    
ich wil iuwer bote sîn:
Verse: 2    
gebet mir her daz vingerlîn

Verse: 3    
und lât mich iuwern dienest sagen
Verse: 4    
und iuwern kummer niht verdagen."

Verse: 5    
der künec des dancte sêre.
Verse: 6    
Gâwân vrâcte in mêre:

Verse: 7    
"sît iu versmâhet gein mir strît,
Verse: 8    
saget mir, herre, wer ir sît."

Verse: 9    
"ir ensult ez niht vür laster doln,"
Verse: 10    
sprach der künec, "mîn name ist iu unverholn.

Verse: 11    
mîn vater der hiez îrot,
Verse: 12    
den ersluoc der künec Lôt.

Verse: 13    
ich binz der künec Gramoflanz.
Verse: 14    
mîn hôhez herze ie was ganz,

Verse: 15    
daz ich ze keinen zîten
Verse: 16    
nimmer wil gestrîten,

Verse: 17    
swaz mir tæte ein man,
Verse: 18    
wan einer, heizet Gâwân,

Verse: 19    
von dem ich prîs hân vernomen,
Verse: 20    
daz ich gerne gein im wolde komen

Verse: 21    
ûf strît durch mîne riuwe.
Verse: 22    
sîn vater der brach triuwe:

Verse: 23    
im gruoze er mînen vater sluoc.
Verse: 24    
ich hân ze sprechen dar genuoc.

Verse: 25    
ist Lôt erstorben
Verse: 26    
und hât Gâwân erworben

Verse: 27    
solhen prîs vor ûz besunder,
Verse: 28    
daz ob der tavelrunder

Verse: 29    
im prîses niemen gelîchen mac.
Verse: 30    
ich gelebe noch gein im strîtes tac."




Chapter: 609 
609


Verse: 1    
sprach des werden Lôtes sun:
Verse: 2    
"welt ir daz ze liebe tuon

Verse: 3    
iuwer vriundîn, obz diu ist,
Verse: 4    
daz ir sus valschlîchen list

Verse: 5    
von ir vater kunnet sagen
Verse: 6    
und dar zuo gerne hetet erslagen

Verse: 7    
ir bruoder, sôst si ein übel maget,
Verse: 8    
daz si den site an iu niht klaget.

Verse: 9    
kunde si tohter und swester sîn,
Verse: 10    
wære si ir beider vogetîn,

Verse: 11    
daz ir verbæret disen haz.
Verse: 12    
wie stüende iuwerm sweher daz,

Verse: 13    
hete er triuwe zebrochen?
Verse: 14    
habet ir des niht gerochen,

Verse: 15    
daz ir in tôt gein valsche saget?
Verse: 16    
sîn sun ist des unverzaget,

Verse: 17    
in sol des niht verdriezen,
Verse: 18    
mac er niht geniezen

Verse: 19    
sîner swester wol gevar,
Verse: 20    
ze phande er gît sich selben dar.

Verse: 21    
herre, ich heize Gâwân.
Verse: 22    
swaz iu mîn vater hât getân,

Verse: 23    
daz rechet an mir: er ist tôt.
Verse: 24    
ich sol vür sîn lasters nôt,

Verse: 25    
hân ich werdeclîchez leben,
Verse: 26    
ûf kamph vür in ze gîsel geben."

Verse: 27    
sprach der künec: "sît ir daz,
Verse: 28    
dar ich trage unverkornen haz,

Verse: 29    
tuot mir iuwer werdekeit
Verse: 30    
beidiu liep unde leit.




Chapter: 610 
610


Verse: 1    
ein dinc tuot mir an iu wol,
Verse: 2    
daz ich mit iu strîten sol.

Verse: 3    
ouch ist iu hôher prîs geschehen,
Verse: 4    
daz ich iu einem hân verjehen

Verse: 5    
gein iu ze kamphe komende.
Verse: 6    
ist uns ze prîse vromende,

Verse: 7    
ob wir werde vrouwen
Verse: 8    
den kamph lâzen schouwen,

Verse: 9    
vünfzehen hundert bringe ich dar:
Verse: 10    
ir habet ouch eine klâre schar

Verse: 11    
ûf Schastel Marveile,
Verse: 12    
iu bringet ziuwerm teile

Verse: 13    
iuwer œheim Artus
Verse: 14    
von einem lande, daz alsus,

Verse: 15    
Löver, ist genennet.
Verse: 16    
habet ir die stat erkennet,

Verse: 17    
Bems der Korkâ?
Verse: 18    
diu massenîe ist elliu :

Verse: 19    
von hiute über den ahten tac
Verse: 20    
mit grôzer schoie er komen mac.

Verse: 21    
von hiute am sehzehenden tage
Verse: 22    
kum ich durch mîn alde klage

Verse: 23    
ûf den plân ze Jôflanze
Verse: 24    
nâch gelte disem kranze."

Verse: 25    
der künec Gâwân mit im bat
Verse: 26    
ze Rosche Sabînes in die stat:

Verse: 27    
"ir enmuget niht ander brücken hân."
Verse: 28    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 29    
"ich wil hin wider alsô her:
Verse: 30    
anders leiste ich iuwer ger."




Chapter: 611 
611


Verse: 1    
si gâben fîanze,
Verse: 2    
daz si ze Jôflanze

Verse: 3    
mit rittern und mit vrouwen her
Verse: 4    
kœmen durch ir zweier wer,

Verse: 5    
alsô was benant daz tagedinc,
Verse: 6    
si zwêne al eine ûf einen rinc.

Verse: 7    
sus schiet mîn her Gâwân
Verse: 8    
dannen von dem werden man:

Verse: 9    
mit vreuden er leischierte,
Verse: 10    
der kranz in zimierte.

Verse: 11    
er wolde daz ors niht ûf enthaben,
Verse: 12    
mit sporn treip erz an den graben.

Verse: 13    
Gringuljete nam bezîte
Verse: 14    
sînen sprunc wîte,

Verse: 15    
daz Gâwân vallen gar vermeit.
Verse: 16    
zuo zim diu herzoginne reit,

Verse: 17    
aldâ der helt erbeizet was
Verse: 18    
von dem orse ûf ein gras

Verse: 19    
und er dem orse gurte.
Verse: 20    
ze sîner antwurte

Verse: 21    
erbeizte snellîche
Verse: 22    
diu herzoginne rîche.

Verse: 23    
gein sînen vuozen si sich bôt.
Verse: 24    
sprach si: "herre, solher nôt,

Verse: 25    
als ich hân an iuch gegert,
Verse: 26    
der wart nie mîn wirde wert.

Verse: 27    
vür wâr mir iuwer arbeit
Verse: 28    
vüeget solhiu herzeleit,

Verse: 29    
diu emphâhen sol getriuwez wîp
Verse: 30    
um ir lieben vriundes lîp."




Chapter: 612 
612


Verse: 1    
sprach er: "vrouwe, ist daz wâr,
Verse: 2    
daz ir mich grüezet âne vâr,

Verse: 3    
næhet ir dem prîse.
Verse: 4    
ich bin doch wol wîse:

Verse: 5    
ob der schilt sîn reht sol hân,
Verse: 6    
an dem hât ir missetân.

Verse: 7    
des schiltes ammet ist hôch,
Verse: 8    
daz er von spotte ie sich gezôch,

Verse: 9    
swer ritterschaft ze rehte phlac.
Verse: 10    
vrouwe, ob ich sprechen mac,

Verse: 11    
swer mich hât gesehen,
Verse: 12    
der muoz mir ritterschefte jehen.

Verse: 13    
etswenne irs anders jâhet,
Verse: 14    
sît ir mich êrest sâhet:

Verse: 15    
daz lâze ich sîn, nemt hin den kranz.
Verse: 16    
ir sult durch iuwer varwe glanz

Verse: 17    
neheinem ritter mêre
Verse: 18    
erbieten solh unêre.

Verse: 19    
solde iuwer spot wesen mîn,
Verse: 20    
ich wolde ê âne minne sîn."

Verse: 21    
diu klâre und diu rîche
Verse: 22    
sprach weinde herzenlîche:

Verse: 23    
"herre, als ich iu nôt gesage,
Verse: 24    
waz ich der im herzen trage,

Verse: 25    
gebet ir jâmers mir gewin.
Verse: 26    
gein swem sich krenket mîn sin,

Verse: 27    
der solz durch zuht verkiesen.
Verse: 28    
ich enmac niemêr verliesen

Verse: 29    
vreuden, denne ich hân verlorn
Verse: 30    
an Zidegaste dem ûz erkorn.




Chapter: 613 
613


Verse: 1    
mîn klâre süeze bêâs âmîs,
Verse: 2    
durchliuhtec was sîn prîs

Verse: 3    
mit rehter werdekeite ger,
Verse: 4    
ez wære dirre oder der,

Verse: 5    
die muoter ie gebâren
Verse: 6    
sîner zîte jâren,

Verse: 7    
die muosten im jehen werdekeit,
Verse: 8    
die ander prîs nie überstreit.

Verse: 9    
er was ein quecbrunne der tugent,
Verse: 10    
mit alsô berhafter jugent

Verse: 11    
bewart vor valscher phlihte.
Verse: 12    
ûz der vinster gein dem liehte

Verse: 13    
hete er sich enblecket,
Verse: 14    
sînen prîs hôch gestecket,

Verse: 15    
daz in niemen kunde erreichen,
Verse: 16    
den valscheit möhte erweichen.

Verse: 17    
sîn prîs hôch wahsen kunde,
Verse: 18    
daz die andern wâren drunde,

Verse: 19    
ûz sînes herzen kernen.
Verse: 20    
wie loufet ob al den sternen

Verse: 21    
der snelle Saturnus?
Verse: 22    
der triuwe ein monîzirus,

Verse: 23    
sît ich die wârheit sprechen kan,
Verse: 24    
sus was mîn erwünschet man.

Verse: 25    
daz tier die megede solden klagen:
Verse: 26    
ez wirt durch reinekeit erslagen.

Verse: 27    
ich was sîn herze, er was mîn lîp.
Verse: 28    
den verlôs ich vlüstebærez wîp:

Verse: 29    
in sluoc der künec Gramoflanz,
Verse: 30    
von dem ir vüeret disen kranz.




Chapter: 614 
614


Verse: 1    
herre, ob ich iu leide sprach,
Verse: 2    
von den schulden daz geschach,

Verse: 3    
daz ich versuochen wolde,
Verse: 4    
ob ich iu minne solde

Verse: 5    
bieten durch iuwer werdekeit.
Verse: 6    
ich weiz wol, herre, ich sprach iu leit:

Verse: 7    
daz was durch ein versuochen.
Verse: 8    
sult ir des geruochen,

Verse: 9    
daz ir zorn verlieset
Verse: 10    
und gar ûf mich verkieset.

Verse: 11    
ir sîtz der ellens rîche.
Verse: 12    
dem golde ich iuch gelîche,

Verse: 13    
daz man liutert in der gluot:
Verse: 14    
als ist geliutert iuwer muot.

Verse: 15    
dem ich iuch ze schaden brâhte,
Verse: 16    
als ich denke und gedâhte,

Verse: 17    
der hât mir herzeleit getân."
Verse: 18    
sprach mîn her Gâwân:

Verse: 19    
"vrouwe, es enwende mich der tôt,
Verse: 20    
ich lêre den künec solhe nôt,

Verse: 21    
diu sîne hôchvart letzet.
Verse: 22    
mîne triuwe ich hân versetzet

Verse: 23    
gein im ûf kamph ze rîten
Verse: 24    
in kurzlîchen zîten:

Verse: 25    
sul wir manheit urborn.
Verse: 26    
vrouwe, ich hân ûf iuch verkorn.

Verse: 27    
ob ir iu mînen tummen rât
Verse: 28    
durch zuht niht versmâhen lât,

Verse: 29    
ich riete iu wîplîch êre
Verse: 30    
und werdekeite lêre.




Chapter: 615 
615


Verse: 1    
enist hie niemen denne wir:
Verse: 2    
vrouwe, tuot genâde an mir."

Verse: 3    
si sprach: "an gîsertem arm
Verse: 4    
bin ich selten worden warm.

Verse: 5    
gein ich niht wil strîten,
Verse: 6    
ir enmeget wol zandern zîten

Verse: 7    
dienstes lôn an mir bejagen.
Verse: 8    
ich wil iuwer arbeit klagen,

Verse: 9    
unz ir werdet wol gesunt
Verse: 10    
über al, swâ ir sît wunt.

Verse: 11    
unz daz der schade geheile,
Verse: 12    
ûf Schastel Marveile

Verse: 13    
wil ich mit iu kêren."
Verse: 14    
"ir welt mir vreude mêren"

Verse: 15    
sus sprach der minnen gernde man.
Verse: 16    
er huop die vrouwen wol getân

Verse: 17    
mit drucke an sich ûf ir phert.
Verse: 18    
des dûhte er si vor niht wert,

Verse: 19    
er si ob dem brunnen sach
Verse: 20    
und si twirhlingen sprach.

Verse: 21    
Gâwân reit dan mit vreude siten:
Verse: 22    
doch wart ir weinen niht vermiten,

Verse: 23    
unz er mit ir klagete.
Verse: 24    
er sprach, daz si sagete,

Verse: 25    
war um ir weinen wære,
Verse: 26    
daz siz durch got verbære.

Verse: 27    
si sprach: "herre, ich muoz iu klagen
Verse: 28    
von dem, der mir hât erslagen

Verse: 29    
den werden Zidegasten.
Verse: 30    
des muoz mir jâmer tasten




Chapter: 616 
616


Verse: 1    
inz herze, diu vreude lac,
Verse: 2    
ich Zidegastes minne phlac.

Verse: 3    
ich enbin niht verdorben,
Verse: 4    
ich enhabe doch sît geworben

Verse: 5    
des küneges schaden mit koste
Verse: 6    
und manege scharphe tjoste

Verse: 7    
gein sînem verhe gevrumt.
Verse: 8    
waz ob mir an iu helfe kumt,

Verse: 9    
diu mich richet und ergetzet,
Verse: 10    
daz mir jâmerz herze wetzet?

Verse: 11    
ûf Gramoflanzes tôt
Verse: 12    
emphienc ich dienest, daz mir bôt

Verse: 13    
ein künec, der swunsches herre was.
Verse: 14    
herre, der heizet Amfortas.

Verse: 15    
durch minne ich nam von sîner hant
Verse: 16    
von Tabronît daz krâmgewant,

Verse: 17    
daz noch vor iuwer porten stêt,
Verse: 18    
tiurez gelt engegen gêt.

Verse: 19    
der künec in mînem dienste erwarp,
Verse: 20    
von mîn vreude gar verdarp.

Verse: 21    
ich in minne solde wern,
Verse: 22    
muoste ich niuwes jâmers gern:

Verse: 23    
in mînem dienste erwarp er sêr.
Verse: 24    
gelîchen jâmer oder mêr,

Verse: 25    
als Zidegast geben kunde,
Verse: 26    
gap mir Amfortases wunde.

Verse: 27    
jeht, wie solde ich armez wîp,
Verse: 28    
sît ich hân getriuwen lîp,

Verse: 29    
alsolher nôt sinne sîn?
Verse: 30    
etswenne sich krenket ouch der mîn,




Chapter: 617 
617


Verse: 1    
sît daz liget helfelôs,
Verse: 2    
den ich nâch Zidegaste erkôs

Verse: 3    
zergetzen und durch rechen.
Verse: 4    
herre, hœret sprechen,

Verse: 5    
mite erwarp Klinschor
Verse: 6    
den rîchen krâm vor iuwerm tor.

Verse: 7    
der klâre Amfortas
Verse: 8    
minne und vreude erwendet was,

Verse: 9    
der mir die gâbe sande,
Verse: 10    
vorhte ich die schande.

Verse: 11    
Klinschore ist stæteclîchen
Verse: 12    
der list von nigrômanzî,

Verse: 13    
daz er mit zouber twingen kan
Verse: 14    
beidiu wîp unde man.

Verse: 15    
swaz er werder diet gesiht,
Verse: 16    
die enlæt er âne kummer niht.

Verse: 17    
durch vride ich Klinschore dar
Verse: 18    
gap mînen krâm nâch rîcheit var.

Verse: 19    
swenne diu âventiure würde erliten,
Verse: 20    
swer den prîs hete erstriten,

Verse: 21    
an den solde ich minne suochen:
Verse: 22    
wolde er mîn niht geruochen,

Verse: 23    
der krâm wære anderstunde mîn
Verse: 24    
(der sol sus unser zweier sîn).

Verse: 25    
des swuoren, die wâren.
Verse: 26    
mite ich wolde vâren

Verse: 27    
Gramoflanzes durch den list,
Verse: 28    
der leider noch ungendet ist.

Verse: 29    
hete er die âventiure geholt,
Verse: 30    
müeste er sterben hân gedolt.




Chapter: 618 
618


Verse: 1    
Klinschor ist hövesch unde wîs:
Verse: 2    
der erloupte mir durch sînen prîs

Verse: 3    
von mîner massenîe erkant
Verse: 4    
ritterschaft über al sîn lant

Verse: 5    
mit manegem stiche unde slage.
Verse: 6    
die ganzen wochen, alle ir tage,

Verse: 7    
al die wochen in dem jâr
Verse: 8    
sunderrotte ich hân ze vâr,

Verse: 9    
dise den tac und jene die naht:
Verse: 10    
mit koste ich schaden hân gedâht

Verse: 11    
Gramoflanz dem hôchgemuot.
Verse: 12    
manegen strît er mit in tuot.

Verse: 13    
waz bewart in ie dar unde?
Verse: 14    
sîns verhes ich vâren kunde.

Verse: 15    
die wâren ze rîche in mînen solt,
Verse: 16    
wart mir der deheiner anders holt,

Verse: 17    
nâch minne ich manegen dienen liez,
Verse: 18    
dem ich doch lônes niht gehiez.

Verse: 19    
mînen lîp gesach nie man,
Verse: 20    
ich enmöhte wol sîn dienest hân,

Verse: 21    
wan einer, der truoc wâpen rôt.
Verse: 22    
mîn gesinde er brâhte in nôt.

Verse: 23    
vür Lôgrois er kom geriten:
Verse: 24    
entworhte er sie mit solhen siten,

Verse: 25    
sîn hant si nider streute,
Verse: 26    
daz ich michs wênec vreute,

Verse: 27    
zwischen Lôgrois und iuwerm urvar.
Verse: 28    
mîner ritter im volcten vünfe dar:

Verse: 29    
die enschumfierte er ûf dem plân
Verse: 30    
und gap diu ors dem schifman.




Chapter: 619 
619


Verse: 1    
er die mîne überstreit,
Verse: 2    
nâch dem helde ich selbe reit:

Verse: 3    
ich bôt im lant und mînen lîp.
Verse: 4    
er sprach, er hete ein schœner wîp

Verse: 5    
und diu im lieber wære.
Verse: 6    
diu rede was mir swære:

Verse: 7    
ich vrâcte, wer diu möhte sîn.
Verse: 8    
"von Pelrapeire diu künegîn,

Verse: 9    
sus ist genant diu lieht gemâl:
Verse: 10    
heize ich selbe Parzivâl.

Verse: 11    
ich wil iuwer minne niht:
Verse: 12    
der grâl mir anders kummer giht"

Verse: 13    
sus sprach der helt mit zorne.
Verse: 14    
hin reit der ûz erkorne.

Verse: 15    
hân ich dar an missetân
Verse: 16    
(welt ir mich daz wizzen lân?),

Verse: 17    
ob ich durch mîne herzenôt
Verse: 18    
dem werden ritter minne bôt,

Verse: 19    
krenket sich mîn minne."
Verse: 20    
Gâwân zer herzoginne

Verse: 21    
sprach: "vrouwe, ich erkenne in alsô wert,
Verse: 22    
an dem ir minne hât gegert,

Verse: 23    
hete er iuch ze minne erkorn,
Verse: 24    
iuwer prîs wære an im niht verlorn."

Verse: 25    
Gâwân der kurtois
Verse: 26    
und diu herzogîn von Lôgrois

Verse: 27    
vaste an ein ander sâhen.
Verse: 28    
riten si nâhen,

Verse: 29    
daz man si von der burc ersach,
Verse: 30    
im diu âventiure geschach.




Chapter: 620 
620


Verse: 1    
sprach er: "vrouwe, tuot wol,
Verse: 2    
ob ich iuch des biten sol,

Verse: 3    
lât mînen namen unerkant,
Verse: 4    
als mich der ritter hât genant,

Verse: 5    
der mir entreit Gringuljeten.
Verse: 6    
leistet, des ich iuch hân gebeten.

Verse: 7    
swer iuch des vrâgen welle,
Verse: 8    
sprechet ir: "mîn geselle

Verse: 9    
ist mir des unerkennet,
Verse: 10    
er wart mir nie genennet."

Verse: 11    
si sprach: "vil gerne ich siz verdage,
Verse: 12    
sît ir niht welt, daz ichz in sage."

Verse: 13    
er und diu vrouwe wol gevar
Verse: 14    
kêrten gein der bürge dar.

Verse: 15    
die ritter heten vernomen,
Verse: 16    
daz dar ein ritter wære komen,

Verse: 17    
der hete die âventiure erliten
Verse: 18    
und den lewen überstriten

Verse: 19    
und den turkoiten sider
Verse: 20    
ze rehter tjost gevellet nider.

Verse: 21    
innen des reit Gâwân
Verse: 22    
gein dem urvar ûf den plân,

Verse: 23    
daz si in von zinnen sâhen.
Verse: 24    
si begunden vaste gâhen

Verse: 25    
ûz der burc mit schalle.
Verse: 26    
vuorten si alle

Verse: 27    
rîche baniere.
Verse: 28    
sus kômen si schiere

Verse: 29    
ûf snellen râvîten:
Verse: 30    
er wânde, si wolden strîten.




Chapter: 621 
621


Verse: 1    
er si verre komen sach,
Verse: 2    
hin zer herzoginne er sprach:

Verse: 3    
"kumt jenez volc gein uns ze wer?"
Verse: 4    
si sprach: "ez ist Klinschores her,

Verse: 5    
die iuwer kûme hânt erbiten.
Verse: 6    
mit vreude si koment geriten

Verse: 7    
und wellent iuch emphâhen.
Verse: 8    
daz darf iu niht versmâhen,

Verse: 9    
sît ez diu vreude in gebôt."
Verse: 10    
was ouch Plipalinôt

Verse: 11    
mit sîner klâren tohter fier
Verse: 12    
komen in einem ussier.

Verse: 13    
verre ûf den plân si gein im gienc:
Verse: 14    
diu maget in mit vreude emphienc,

Verse: 15    
Gâwân bôt ir sînen gruoz.
Verse: 16    
si kuste im stegereif und vuoz

Verse: 17    
und emphienc ouch die herzogîn.
Verse: 18    
si nam in dem zoume sîn

Verse: 19    
und bat erbeizen den man.
Verse: 20    
diu vrouwe unde Gâwân

Verse: 21    
giengen an des schiffes ort.
Verse: 22    
ein teppech und ein kulter dort

Verse: 23    
lâgen: an der selben stete
Verse: 24    
diu herzogin durch sîne bete

Verse: 25    
ze Gâwâne nider saz.
Verse: 26    
des verjen tohter niht vergaz,

Verse: 27    
si entwâpende in, sus hœre ich sagen.
Verse: 28    
ir mantel hete si dar getragen,

Verse: 29    
der des nahtes ob im lac,
Verse: 30    
er ir herberge phlac:




Chapter: 622 
622


Verse: 1    
des was im nôt an der zît.
Verse: 2    
ir mantel und sîn kursît

Verse: 3    
legete an sich her Gâwân.
Verse: 4    
si truoc daz harnas her dan.

Verse: 5    
alrêst diu herzoginne klâr
Verse: 6    
nam sîns antlitzes war,

Verse: 7    
si sâzen ein ander.
Verse: 8    
zwêne gebrâtene galander,

Verse: 9    
mit wîn ein glesîn barel
Verse: 10    
und zwei blankiu wastel

Verse: 11    
diu süeze maget dar nâher truoc
Verse: 12    
ûf einer tweheln wîz genuoc.

Verse: 13    
dise spîse ervlouc ein sprinzelîn.
Verse: 14    
Gâwân und diu herzogîn

Verse: 15    
mohtenz wazzer selbe nemen,
Verse: 16    
ob twahens wolde si gezemen,

Verse: 17    
daz is doch beidiu tâten.
Verse: 18    
mit vreude er was berâten,

Verse: 19    
daz er mit ir ezzen solde,
Verse: 20    
durch die er lîden wolde

Verse: 21    
beidiu vreude unde nôt.
Verse: 22    
swenne si daz barel im gebôt,

Verse: 23    
daz gerüeret hete ir munt,
Verse: 24    
wart im niuwe vreude kunt,

Verse: 25    
daz er nâch solde trinken.
Verse: 26    
sîn riuwe begunde hinken

Verse: 27    
und wart sîn hôchgemüete snel.
Verse: 28    
ir süezer munt, ir liehtez vel

Verse: 29    
in von kummer jagete,
Verse: 30    
daz er neheine wunden klagete.




Chapter: 623 
623


Verse: 1    
von der burc die vrouwen
Verse: 2    
dise wirtschaft mohten schouwen.

Verse: 3    
anderhalp anz urvar,
Verse: 4    
manec wert ritter kom aldar:

Verse: 5    
ir buhurt mit kunst wart getân.
Verse: 6    
disehalp her Gâwân

Verse: 7    
dancte dem verjen und der tohter sîn
Verse: 8    
(alsô tet ouch diu herzogîn)

Verse: 9    
ir güetlîchen spîse.
Verse: 10    
diu herzoginne wîse

Verse: 11    
sprach: "war ist der ritter komen,
Verse: 12    
von dem diu tjoste wart genomen

Verse: 13    
gester, ich hinnen reit?
Verse: 14    
ob den iemen überstreit,

Verse: 15    
weder schiet daz leben oder tôt?"
Verse: 16    
sprach Plipalinôt:

Verse: 17    
"vrouwe, ich sach in hiute leben.
Verse: 18    
er wart mir vür ein ors gegeben:

Verse: 19    
welt ir ledegen den man,
Verse: 20    
dar um sol ich swalwen hân.

Verse: 21    
diu der künegîn Secundillen was
Verse: 22    
und die iu sande Amfortas,

Verse: 23    
mac diu harphe wesen mîn,
Verse: 24    
ledec ist duc de Gôwerzîn."

Verse: 25    
"die harphen undz ander krâmgewant,"
Verse: 26    
sprach si, "wil er, mit sîner hant

Verse: 27    
mac geben und behalden,
Verse: 28    
der hie sitzet: lâts in walden.

Verse: 29    
ob ich im liep wart ie,
Verse: 30    
er lœset mir Lischoisen hie,




Chapter: 624 
624


Verse: 1    
den herzogen von Gôwerzîn,
Verse: 2    
und ouch den andern vürsten mîn,

Verse: 3    
Flôranden von Itolac.
Verse: 4    
der nahtes mîner wahte phlac,

Verse: 5    
er was mîn turkoite alsô,
Verse: 6    
sîns trûrens wirde ich nimmer vrô."

Verse: 7    
Gâwân sprach zer vrouwen:
Verse: 8    
"ir muget si beide schouwen

Verse: 9    
ledec, ê daz uns kom diu naht."
Verse: 10    
heten si sich des bedâht

Verse: 11    
und vuoren über an daz lant.
Verse: 12    
die herzoginne lieht erkant

Verse: 13    
huop Gâwân aber ûf ir phert.
Verse: 14    
manec edel ritter wert

Verse: 15    
emphiengen in und die herzogin.
Verse: 16    
si kêrten gein der bürge hin.

Verse: 17    
wart mit vreuden geriten,
Verse: 18    
von in diu kunst niht vermiten,

Verse: 19    
daz es der buhurt hete êre.
Verse: 20    
waz mac ich sprechen mêre,

Verse: 21    
wan daz der werde Gâwân
Verse: 22    
und diu herzoginne wol getân

Verse: 23    
von vrouwen wart emphangen ,
Verse: 24    
si mohtens beidiu wesen vrô,

Verse: 25    
ûf Schastel Marveile.
Verse: 26    
ir mugets im jehen ze heile,

Verse: 27    
daz im diu sælde ie geschach.
Verse: 28    
vuorte in an sîn gemach

Verse: 29    
Arnîve und die daz kunden,
Verse: 30    
die bewarten sîne wunden.




Chapter: 625 
625


Verse: 1    
z Arnîven sprach Gâwân:
Verse: 2    
"vrouwe, ich sol einen boten hân."

Verse: 3    
ein juncvrouwe wart gesant:
Verse: 4    
diu brâhte einen sarjant,

Verse: 5    
manlîch, mit zühten wîse.
Verse: 6    
in sarjandes prîse

Verse: 7    
der knappe swuor des einen eit,
Verse: 8    
er würbe liep oder leit,

Verse: 9    
daz er des niemen
Verse: 10    
gewüege noch anderswâ,

Verse: 11    
wan erz werben solde.
Verse: 12    
Gâwân bat, daz man im holde

Verse: 13    
tincten unde permint.
Verse: 14    
Gâwân des künec Lôtes kint

Verse: 15    
schreip gevuoge mit der hant.
Verse: 16    
er enbôt ze Löver in daz lant

Verse: 17    
Artûse und des wîbe
Verse: 18    
dienst von sînem lîbe

Verse: 19    
mit triuwen unverschertet
Verse: 20    
und hete er prîs behertet,

Verse: 21    
der wære an werdekeite tôt,
Verse: 22    
si enhülfen im ze sîner nôt,

Verse: 23    
daz si beide an triuwe dæhten
Verse: 24    
und ze Jôflanze bræhten

Verse: 25    
die massenîe mit vrouwen schar,
Verse: 26    
und er kœme ouch selbe gein in dar

Verse: 27    
durch kamph ûf al sîn êre.
Verse: 28    
er enbôt im dennoch mêre,

Verse: 29    
der kamph wære alsô genomen,
Verse: 30    
daz er werdeclîche müeste komen.




Chapter: 626 
626


Verse: 1    
enbôt ouch her Gâwân,
Verse: 2    
ez wære vrouwe oder man,

Verse: 3    
al der massenîe gar,
Verse: 4    
daz si ir triuwe næmen war

Verse: 5    
und daz si dem künege rieten komen:
Verse: 6    
daz möhte an werdekeit in gevromen.

Verse: 7    
al den werden er enbôt
Verse: 8    
sîn dienst und sîne kamphes nôt.

Verse: 9    
der brief niht insigels truoc:
Verse: 10    
er schreip in sus erkant genuoc

Verse: 11    
mit wârzeichen ungelogen.
Verse: 12    
"nû ensoltûz niht langer zogen"

Verse: 13    
sprach Gâwân zem knappen sîn.
Verse: 14    
"der künec und diu künegîn

Verse: 15    
sint ze Bems der Korkâ.
Verse: 16    
die küneginne soltû

Verse: 17    
sprechen eines morgens vruo.
Verse: 18    
swaz si dir râte, daz tuo

Verse: 19    
und lâz dir eine witze :
Verse: 20    
verswîc, daz ich hie herre .

Verse: 21    
daz hie massenîe sîs,
Verse: 22    
daz ensage in niht deheinen wîs."

Verse: 23    
dem knappen was dannen gâch.
Verse: 24    
Arnîve sleich im sanfte nâch:

Verse: 25    
diu vrâcte in, war er wolde
Verse: 26    
und waz er werben solde.

Verse: 27    
sprach er: "vrouwe, ich ensages iu niht
Verse: 28    
ob mir mîn eit rehte giht.

Verse: 29    
got hüete iuwer, ich wil hinnen varn."
Verse: 30    
er reit nâch werdeclîchen scharn.




Chapter: 627 
627


Verse: 1    
Arnîve zorn bejagete,
Verse: 2    
daz der knappe ir niht ensagete

Verse: 3    
alsus getâniu mære,
Verse: 4    
war er gesendet wære.

Verse: 5    
si bat den, der der porten phlac:
Verse: 6    
"ez si naht oder tac,

Verse: 7    
der knappe wider rîte,
Verse: 8    
vüege, daz er mîn bîte,

Verse: 9    
unz ich in gespreche.
Verse: 10    
mit dîner kunst daz zeche."

Verse: 11    
doch truoc si ûf den knappen haz.
Verse: 12    
wider în durch vrâgen baz

Verse: 13    
gienc si zer herzoginne.
Verse: 14    
diu phlac ouch der sinne,

Verse: 15    
daz ir munt des niht gewuoc,
Verse: 16    
welhen namen Gâwân truoc.

Verse: 17    
sîn bete hete an ir bewart,
Verse: 18    
si versweic sînen namen und sînen art.

Verse: 19    
pusîne und ander schal
Verse: 20    
ûf dem palase erhal

Verse: 21    
mit vrœlîchen sachen.
Verse: 22    
manec rückelachen

Verse: 23    
in dem palase wart gehangen.
Verse: 24    
aldâ wart niht gegangen.

Verse: 25    
wan ûf teppechen wol geworht.
Verse: 26    
ez hete ein armer wirt ervorht.

Verse: 27    
alumme an allen sîten
Verse: 28    
mit senften phlûmîten

Verse: 29    
manec gesiz wart geleget,
Verse: 30    
dar ûf man tiure kultern treget.




Chapter: 628 
628


Verse: 1    
Gâwân nâch arbeite phlac
Verse: 2    
slâfens den mitten tac.

Verse: 3    
im wâren sîne wunden
Verse: 4    
mit kunst alsô gebunden,

Verse: 5    
ob vriundîn wære im gelegen,
Verse: 6    
hete er minne gephlegen,

Verse: 7    
daz wære im senfte unde guot.
Verse: 8    
er hete ouch bezzern slâfes muot

Verse: 9    
denne snahtes, diu herzogin
Verse: 10    
an ungemache im gap gewin:

Verse: 11    
er erwachte gein der vesper zît.
Verse: 12    
doch hete er in slâfe strît

Verse: 13    
gestriten mit der minne
Verse: 14    
aber mit der herzoginne.

Verse: 15    
ein sîn kamerære
Verse: 16    
mit tiurem golde swære

Verse: 17    
brâhte im kleider dar getragen
Verse: 18    
von liehtem phelle, hôrte ich sagen.

Verse: 19    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 20    
"wir suln der kleider mêr noch hân,

Verse: 21    
diu al gelîche tiure sîn,
Verse: 22    
dem herzogen von Gôwerzîn

Verse: 23    
und dem klâren Flôrande,
Verse: 24    
der in manegem lande

Verse: 25    
hât gedienet werdekeit.
Verse: 26    
schaffet, daz diu sîn bereit."

Verse: 27    
einem knappen er enbôt
Verse: 28    
sînem wirt Plipalinôt,

Verse: 29    
daz er sande im Lischoisen dar.
Verse: 30    
sîner tohter wol gevar




Chapter: 629 
629


Verse: 1    
wart Lischois dar ûf gesant.
Verse: 2    
vrou Bêne brâhte in an der hant

Verse: 3    
durch Gâwânes hulde
Verse: 4    
und ouch durch die schulde:

Verse: 5    
Gâwân ir vater wol gehiez,
Verse: 6    
er si sêre weinde liez,

Verse: 7    
des tages, er von ir reit,
Verse: 8    
prîs erwarp sîn manheit.

Verse: 9    
der turkoite was ouch komen.
Verse: 10    
an den beiden wart vernomen

Verse: 11    
Gâwâns emphâhen âne haz.
Verse: 12    
ieweder nider zuo zim saz,

Verse: 13    
unz man in kleider dar getruoc.
Verse: 14    
diu wâren kostenlîch genuoc,

Verse: 15    
daz si niht bezzer möhten sîn.
Verse: 16    
diu brâhte man in allen drîn.

Verse: 17    
ein meister hiez Sârant,
Verse: 18    
nâch dem Sêres wart genant,

Verse: 19    
der was von Trîande.
Verse: 20    
in Sekundillen lande

Verse: 21    
stêt ein stat, heizet Tasmê:
Verse: 22    
diust grœzer danne Nînivê

Verse: 23    
oder danne diu wîte Akratôn.
Verse: 24    
Sârant durch prîses lôn

Verse: 25    
eins phelles gedâhte
Verse: 26    
(sîn werc vil spæhe brâhte),

Verse: 27    
der heizet sârantasmê.
Verse: 28    
ob der iht rîlîchen stê?

Verse: 29    
daz muget ir âne vrâgen lân,
Verse: 30    
wande er muoz grôze koste hân.




Chapter: 630 
630


Verse: 1    
diu selben kleider legeten an
Verse: 2    
die zwêne unde Gâwân.

Verse: 3    
si giengen ûf den palas,
Verse: 4    
einhalp manec ritter was,

Verse: 5    
anderhalp die klâren vrouwen.
Verse: 6    
swer rehte kunde schouwen,

Verse: 7    
von Lôgrois diu herzogîn
Verse: 8    
truoc vor ûz den besten schîn.

Verse: 9    
der wirt und die geste
Verse: 10    
stuonden vür si, diu gleste,

Verse: 11    
diu Orgelûse was genant.
Verse: 12    
der turkoite Flôrant

Verse: 13    
und Lischois der klâre
Verse: 14    
wurden ledec âne vâre,

Verse: 15    
die zwêne vürsten kurtois,
Verse: 16    
durch die herzogîn von Lôgrois.

Verse: 17    
si dancte Gâwân drumme,
Verse: 18    
gein valscheit diu tumme

Verse: 19    
und diu herzelîche wîse
Verse: 20    
gein wîplîchem prîse.

Verse: 21    
disiu rede geschach,
Verse: 22    
Gâwân vier küneginne sach

Verse: 23    
der herzoginne stên.
Verse: 24    
er bat die zwêne nâher gên

Verse: 25    
durch sîne kurtôsîe,
Verse: 26    
die jungeren drîe

Verse: 27    
hiez er küssen dise zwêne.
Verse: 28    
was ouch vrou Bêne

Verse: 29    
mit Gâwân dar gegangen.
Verse: 30    
diu wart wol emphangen.




Chapter: 631 
631


Verse: 1    
der wirt niht langer wolde stên:
Verse: 2    
er bat die zwêne sitzen gên

Verse: 3    
ze den vrouwen, swâ si wolden.
Verse: 4    
si tuon solden,

Verse: 5    
diu bete tet in niht ze .
Verse: 6    
"welhez ist Itonjê?"

Verse: 7    
sus sprach der werde Gâwân.
Verse: 8    
"diu sol mich ir sitzen lân."

Verse: 9    
des vrâcte er Bênen stille.
Verse: 10    
sît ez was sîn wille,

Verse: 11    
si zeicte im die maget klâr.
Verse: 12    
"diu den rôten munt, daz brûne hâr

Verse: 13    
dort treget liehten ougen,
Verse: 14    
welt ir si sprechen tougen,

Verse: 15    
daz tuot gevuoclîche"
Verse: 16    
sprach vrou Bêne diu zühte rîche.

Verse: 17    
diu wesse Itonjê minnen nôt
Verse: 18    
und daz ir herze dienest bôt

Verse: 19    
der werde künec Gramoflanz
Verse: 20    
mit ritterlîchen triuwen ganz.

Verse: 21    
Gâwân saz nider zuo der maget.
Verse: 22    
ich sage iu, daz mir wart gesaget:

Verse: 23    
sîner rede er begunde
Verse: 24    
mit vuogen, wande erz kunde.

Verse: 25    
ouch kunde si gebâren,
Verse: 26    
daz von kurzen jâren,

Verse: 27    
als Itonjê diu junge truoc,
Verse: 28    
den hete si zühte gar genuoc.

Verse: 29    
er hete sich vrâgens gein ir bewegen,
Verse: 30    
ob si noch minne kunde phlegen.




Chapter: 632 
632


Verse: 1    
sprach diu maget mit sinnen:
Verse: 2    
"herre, wen solde ich minnen?

Verse: 3    
sît mir mîn êrster tac erschein,
Verse: 4    
wart ritter nie dehein,

Verse: 5    
ze dem ich ie gespræche wort,
Verse: 6    
wan als ir hiute hât gehôrt."

Verse: 7    
"sô möhten iu doch mære komen,
Verse: 8    
ir mit manheit hât vernomen

Verse: 9    
bejageten prîs mit ritterschaft
Verse: 10    
und wer mit herzenlîcher kraft

Verse: 11    
nâch minnen dienest bieten kan"
Verse: 12    
sus sprach mîn her Gâwân.

Verse: 13    
des antwurte im diu klâre maget:
Verse: 14    
"nâch minne ist dienest mich verdaget.

Verse: 15    
wan der herzogîn von Lôgrois
Verse: 16    
dient manec ritter kurtois

Verse: 17    
beidiu nâch minne und um ir solt.
Verse: 18    
der hât maneger hie geholt

Verse: 19    
tjostieren, wirz sâhen.
Verse: 20    
ir deheiner nie nâhen

Verse: 21    
kom, als ir uns komen sît.
Verse: 22    
den prîs ûf hœhet iuwer strît."

Verse: 23    
er sprach zer megede wol gevar:
Verse: 24    
"war krieget der herzoginne schar,

Verse: 25    
sus manec ritter ûz erkorn?
Verse: 26    
wer hât ir hulde verlorn?"

Verse: 27    
si sprach: "daz hât der künec Gramoflanz,
Verse: 28    
der der werdekeite kranz

Verse: 29    
treget, als im diu volge giht.
Verse: 30    
herre, des erkenne ich anders niht."




Chapter: 633 
633


Verse: 1    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 2    
"ir sult sîn vürbaz künde hân,

Verse: 3    
sît er sich prîse nâhet
Verse: 4    
und des mit willen gâhet.

Verse: 5    
von sînem munde ich hân vernomen,
Verse: 6    
daz er herzenlîche ist komen

Verse: 7    
mit dienst, ob irs geruochet,
Verse: 8    
daz er helfe suochet

Verse: 9    
durch trôst an iuwer minne.
Verse: 10    
künec durch küneginne

Verse: 11    
sol billîche emphâhen nôt.
Verse: 12    
vrouwe, hiez iuwer vater Lôt,

Verse: 13    
sît irz, die er meinet,
Verse: 14    
nâch der sîn herze weinet,

Verse: 15    
und heizet ir Itonjê,
Verse: 16    
tuot ir im von herzen .

Verse: 17    
ob ir triuwe kunnet tragen,
Verse: 18    
sult ir wenden im sîn klagen:

Verse: 19    
beidenthalp wil ich des bote sîn.
Verse: 20    
vrouwe, nemt diz vingerlîn:

Verse: 21    
daz sande iu der klâre.
Verse: 22    
ouch wirbe ichz âne vâre:

Verse: 23    
vrouwe, daz lât al balde an mich."
Verse: 24    
si begunde al rôt verwen sich:

Verse: 25    
als ê was gevar ir munt,
Verse: 26    
wart al dem antlitze kunt.

Verse: 27    
dar nâch schier wart si anders var.
Verse: 28    
si greif al blûclîche dar:

Verse: 29    
daz vingerlîn wart schiere erkant.
Verse: 30    
si emphienc ez mit ir klâren hant.




Chapter: 634 
634


Verse: 1    
sprach si: "herre, ich sihe wol,
Verse: 2    
ob ich vor iu sprechen sol,

Verse: 3    
daz ir von im rîtet,
Verse: 4    
nâch dem mîn herze strîtet.

Verse: 5    
ob ir der zuht ir reht tuot,
Verse: 6    
herre, diu lêrt iuch helden muot:

Verse: 7    
disiu gâbe ist mir ouch ê gesant
Verse: 8    
von des werden küneges hant.

Verse: 9    
von im saget wâr diz vingerlîn:
Verse: 10    
er emphienc ez von der hende mîn.

Verse: 11    
swaz er kummers ie gewan,
Verse: 12    
bin ich gar unschuldec an,

Verse: 13    
wan sînen lîp hân ich gewert
Verse: 14    
mit gedanken, swes er an mich gert.

Verse: 15    
er hete schiere daz vernomen,
Verse: 16    
möhte ich immer vürbaz komen.

Verse: 17    
Orgelûsen ich geküsset hân,
Verse: 18    
diu sînen tôt sus werben kan.

Verse: 19    
daz was ein kus, den Jûdas truoc,
Verse: 20    
von man sprichet noch genuoc.

Verse: 21    
elliu triuwe an mir verswant,
Verse: 22    
daz der turkoite Flôrant

Verse: 23    
und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 24    
von mir geküsset solden sîn.

Verse: 25    
mîn suone wirt in doch nimmer ganz,
Verse: 26    
die gein dem künege Gramoflanz

Verse: 27    
mit stæte ir hazzen kunnen tragen.
Verse: 28    
mîne muoter sult ir daz verdagen

Verse: 29    
und mîne swester Kundrîê."
Verse: 30    
des bat Gâwân Itonjê.




Chapter: 635 
635


Verse: 1    
"herre, ir bâtet mich alsus,
Verse: 2    
daz ich emphâhen müeste ir kus,

Verse: 3    
doch unverkorn, an mînen munt:
Verse: 4    
des ist mîn herze ungesunt.

Verse: 5    
wirt uns zwein immer vreude erkant,
Verse: 6    
diu helfe stêt in iuwer hant.

Verse: 7    
vür wâr der künec mînen lîp
Verse: 8    
minnet vür elliu wîp:

Verse: 9    
des wil ich in geniezen lân.
Verse: 10    
ich bin im holt vür alle man.

Verse: 11    
got lêre iuch helfe unde rât,
Verse: 12    
daz ir uns vreuden lât."

Verse: 13    
sprach er: "vrouwe, lêrt mich wie.
Verse: 14    
er hât iuch dort, ir habet in hie

Verse: 15    
und sît doch underscheiden.
Verse: 16    
möhte ich wol iu beiden

Verse: 17    
mit triuwen solhen rât gegeben,
Verse: 18    
des iuwer werdeclîchez leben

Verse: 19    
genüzze, ich woldez werben.
Verse: 20    
des enlieze ich niht verderben.

Verse: 21    
si sprach: "ir sult gewaldec sîn
Verse: 22    
des werden küneges unde mîn.

Verse: 23    
iuwer helfe und der gotes segen
Verse: 24    
müeze unser zweier minne phlegen,

Verse: 25    
daz ich ellende
Verse: 26    
im sînen kummer wende,

Verse: 27    
sît al sîn vreude stêt an mir.
Verse: 28    
swenne ich untriuwe enbir,

Verse: 29    
sôst immer mînes herzen ger,
Verse: 30    
daz ich in mîner minne wer."




Chapter: 636 
636


Verse: 1    
Gâwân hôrte an dem vrouwelîn,
Verse: 2    
daz si minne wolde sîn:

Verse: 3    
dar zuo was ouch niht ze laz
Verse: 4    
gein der herzoginne ir haz.

Verse: 5    
sus truoc si minne unde haz.
Verse: 6    
ouch hete er sich gesündet baz

Verse: 7    
gein der einvaltegen maget,
Verse: 8    
diu im ir kummer hât geklaget,

Verse: 9    
wande er ir niht zuo gewuoc,
Verse: 10    
daz in und si ein muoter truoc:

Verse: 11    
ouch was ir beider vater Lôt.
Verse: 12    
der megede er sîne helfe bôt:

Verse: 13    
engein si tougenlîchen neic,
Verse: 14    
daz er si trœsten niht versweic.

Verse: 15    
was ouch zît, daz man dar truoc
Verse: 16    
tischlachen manegez wîz genuoc

Verse: 17    
undz brôt ûf den palas,
Verse: 18    
manec klâriu vrouwe was.

Verse: 19    
daz hete ein underscheit erkant,
Verse: 20    
daz die ritter eine want

Verse: 21    
heten sunder dort hin dan.
Verse: 22    
den sedel schuof her Gâwân,

Verse: 23    
der turkoite zuo zim saz.
Verse: 24    
Lischois mit Gâwâns muoter az,

Verse: 25    
der klâren Sangîven.
Verse: 26    
mit der künegîn Arnîven

Verse: 27    
az diu herzoginne klâr.
Verse: 28    
sîne swester beide wol gevar

Verse: 29    
Gâwân zuo zim sitzen liez:
Verse: 30    
iewederiu tet, als er si hiez.




Chapter: 637 
637


Verse: 1    
mîn kunst mir des niht halbes giht,
Verse: 2    
ich enbin solh küchenmeister niht,

Verse: 3    
daz ich die spîse künne sagen,
Verse: 4    
diu mit zuht wart vür getragen.

Verse: 5    
dem wirte und den vrouwen gar
Verse: 6    
dienden megede wol gevar,

Verse: 7    
anderhalp den rittern an ir want
Verse: 8    
den diende manec sarjant.

Verse: 9    
ein vorhtlîch zuht si des betwanc,
Verse: 10    
daz sich der knappen keiner dranc

Verse: 11    
mit den juncvrouwen:
Verse: 12    
man muoste si sunder schouwen,

Verse: 13    
si trüegen spîse oder wîn.
Verse: 14    
sus muosten si mit zühten sîn.

Verse: 15    
si mohten wol wirtschaft jehen:
Verse: 16    
ez was in selten ê geschehen,

Verse: 17    
den vrouwen und der ritterschaft.
Verse: 18    
sît si Klinschores kraft

Verse: 19    
mit sînen listen überwant,
Verse: 20    
si wâren ein ander unbekant

Verse: 21    
und beslôz si doch ein porte,
Verse: 22    
daz si ze gegenworte

Verse: 23    
nie kômen, vrouwen noch die man.
Verse: 24    
schuof mîn her Gâwân,

Verse: 25    
daz diz volc ein ander sach,
Verse: 26    
dar an in liebes vil geschach.

Verse: 27    
Gâwâne was ouch liep geschehen,
Verse: 28    
doch muoste er tougenlîche sehen

Verse: 29    
an die klâren herzoginne:
Verse: 30    
diu twanc sîns herzen sinne.




Chapter: 638 
638


Verse: 1    
begunde ouch strûchen der tac,
Verse: 2    
daz sîn schîn vil nâch gelac

Verse: 3    
und daz man durch diu wolken sach,
Verse: 4    
des man der naht ze boten jach,

Verse: 5    
manegen stern, der balde gienc,
Verse: 6    
wande er der naht herberge vienc.

Verse: 7    
nâch der naht baniere
Verse: 8    
kom si selbe schiere.

Verse: 9    
manec tiuriu krône
Verse: 10    
was gehangen schône

Verse: 11    
alumme ûf den palas,
Verse: 12    
diu schiere wol bekerzet was.

Verse: 13    
ûf al die tische sunder
Verse: 14    
truoc man kerzen dar ein wunder.

Verse: 15    
dar zuo diu âventiure giht,
Verse: 16    
diu herzoginne wære lieht,

Verse: 17    
wære der kerzen keiniu brâht,
Verse: 18    
wære doch ninder ir naht:

Verse: 19    
[ir blic wol selbe kunde tagen.
Verse: 20    
sus hôrte ich von der süezen sagen.]

Verse: 21    
man welle im unrehtes jehen,
Verse: 22    
habet ir selten ê gesehen

Verse: 23    
deheinen wirt vreuden rîch.
Verse: 24    
ez was den vreuden gelîch:

Verse: 25    
alsus mit vreudehafter ger
Verse: 26    
die ritter dar, die vrouwen her

Verse: 27    
dicke an ein ander blicten.
Verse: 28    
die von der vremde erschricten,

Verse: 29    
werdent si immer heimlîcher baz,
Verse: 30    
daz sol ich lâzen âne haz.




Chapter: 639 
639


Verse: 1    
ez ensî denne gar ein vrâz,
Verse: 2    
welt ir, si habent genuoc gâz.

Verse: 3    
man truoc die tische gar her dan.
Verse: 4    
vrâcte mîn her Gâwân

Verse: 5    
um guote videlære.
Verse: 6    
ob der keiner wære?

Verse: 7    
was werder knappen vil,
Verse: 8    
wol gelêrt ûf seitspil.

Verse: 9    
ir enkeines kunst was doch ganz,
Verse: 10    
si enmüesten strîchen alden tanz:

Verse: 11    
niuwer tenze was wênec vernomen,
Verse: 12    
der uns von Düringen vil ist komen.

Verse: 13    
danket es dem wirte:
Verse: 14    
ir vreude er si niht irte.

Verse: 15    
manec vrouwe wol gevar
Verse: 16    
giengen vür in tanzen dar.

Verse: 17    
sus wart ir tanz gezieret,
Verse: 18    
wol underparrieret

Verse: 19    
die ritter underz vrouwen her.
Verse: 20    
gein der riuwe kômen si ze wer.

Verse: 21    
ouch muoste man schouwen
Verse: 22    
ie zwischen zwein vrouwen

Verse: 23    
einen klâren ritter gên.
Verse: 24    
man mohte vreude an in verstên:

Verse: 25    
swelh ritter phlac der sinne,
Verse: 26    
daz er dienest bôt nâch minne,

Verse: 27    
diu bete was urlouplîch.
Verse: 28    
die sorgen arm und die vreuden rîch

Verse: 29    
mit rede vertriben die stunde
Verse: 30    
gein manegem süezen munde.




Chapter: 640 
640


Verse: 1    
Gâwân und Sangîve
Verse: 2    
und diu künegîn Arnîve

Verse: 3    
sâzen stille des tanzes schar.
Verse: 4    
diu herzoginne wol gevar

Verse: 5    
her um ze Gâwân sitzen gienc:
Verse: 6    
ir hant er in die sîne emphienc,

Verse: 7    
si sprâchen sus unde .
Verse: 8    
ir komens was er zuo zim vrô:

Verse: 9    
sîn riuwe smal und sîn vreude breit
Verse: 10    
wart . sus swant im al sîn leit.

Verse: 11    
was ir vreude am tanze grôz,
Verse: 12    
Gâwân noch minner hie verdrôz.

Verse: 13    
diu künegîn Arnîve sprach:
Verse: 14    
"herre, prüevet iuwer gemach.

Verse: 15    
ir soldet an disen stunden
Verse: 16    
ruowen ziuwern wunden.

Verse: 17    
hât sich diu herzogîn bewegen,
Verse: 18    
daz si iuwer wil mit decke phlegen

Verse: 19    
noch hînte geselleclîche?
Verse: 20    
diust helfe und râtes rîche."

Verse: 21    
Gâwân sprach: "des vrâget sie.
Verse: 22    
in iuwer beider gebote ich hie

Verse: 23    
gar bin." sus sprach diu herzogîn:
Verse: 24    
"er sol in mîner phlege sîn.

Verse: 25    
lât diz volc slâfen varn.
Verse: 26    
ich sol in hînte bewarn,

Verse: 27    
daz sîn nie vriundîn baz gephlac.
Verse: 28    
Flôranden von Itolac

Verse: 29    
und den herzogen von Gôwerzîn
Verse: 30    
lât in der ritter phlege sîn."




Chapter: 641 
641


Verse: 1    
dar nâch schiere ein ende nam der tanz:
Verse: 2    
juncvrouwen mit varwen glanz

Verse: 3    
sâzen dort unde hie,
Verse: 4    
die ritter sâzen zwischen sie.

Verse: 5    
des vreude sich an sorgen rach,
Verse: 6    
swer nâch werder minne sprach,

Verse: 7    
ob er vant süeziu gegenwort.
Verse: 8    
von dem wirte wart gehôrt,

Verse: 9    
man soldez trinken vür in tragen.
Verse: 10    
daz mohten werbære klagen:

Verse: 11    
der wirt warp mit den gesten.
Verse: 12    
in kunde ouch minne lesten:

Verse: 13    
ir sitzen dûhte in gar ze lanc.
Verse: 14    
sîn herze ouch werdiu minne twanc.

Verse: 15    
daz trinken gap in urloup.
Verse: 16    
manegen kerzînen schoup

Verse: 17    
truogen knappen vor den rittern dan.
Verse: 18    
bevalh mîn her Gâwân

Verse: 19    
dise zwêne geste in allen.
Verse: 20    
daz muoste in wol gevallen.

Verse: 21    
Lischois und Flôrant
Verse: 22    
vuoren slâfen al zehant.

Verse: 23    
diu herzogîn was bedâht,
Verse: 24    
diu sprach, si gunde in guoter naht.

Verse: 25    
vuor ouch al der vrouwen schar,
Verse: 26    
si gemaches nâmen war:

Verse: 27    
ir nîgens si begunden
Verse: 28    
mit zuht, die si wol kunden.

Verse: 29    
Sangîve und Itonjê
Verse: 30    
vuoren dan, als tet ouch Kundrîê.




Chapter: 642 
642


Verse: 1    
Bêne und Arnîve
Verse: 2    
schuofen, daz ez stuont alsô,

Verse: 3    
von der wirt gemach erleit.
Verse: 4    
diu herzogîn daz niht vermeit,

Verse: 5    
enwære ir helfe nâhe .
Verse: 6    
Gâwânen vuorten dise drî

Verse: 7    
mit in dan durch sîn gemach.
Verse: 8    
in einer kemenâten er ersach

Verse: 9    
zwei bette sunder ligen.
Verse: 10    
wirt iu gar von mir verswigen,

Verse: 11    
wie diu gehêret wæren:
Verse: 12    
ez næhet andern mæren.

Verse: 13    
Arnîve zer herzoginne sprach:
Verse: 14    
"nû sult ir schaffen guot gemach

Verse: 15    
disem ritter, den ir brâhtet her.
Verse: 16    
ob der helfe an iu ger,

Verse: 17    
iuwer helfe habet ir êre.
Verse: 18    
ich ensage iu niht mêre,

Verse: 19    
wan daz sîne wunden
Verse: 20    
mit kunst sint gebunden,

Verse: 21    
er möhte wol wâpen tragen.
Verse: 22    
doch sult ir sînen kummer klagen:

Verse: 23    
ob ir im senftet, daz ist guot.
Verse: 24    
lêret ir in hôhen muot,

Verse: 25    
des muge wir alle geniezen:
Verse: 26    
lâts iuch niht verdriezen."

Verse: 27    
diu künegîn Arnîve gienc,
Verse: 28    
si ze hove urloup emphienc:

Verse: 29    
Bêne ein lieht vor ir truoc dan.
Verse: 30    
die tür beslôz her Gâwân.




Chapter: 643 
643


Verse: 1    
kunnen si zwei minne steln,
Verse: 2    
daz mac ich unsanfte heln.

Verse: 3    
ich sage vil lîhte, daz geschach,
Verse: 4    
wan daz man dem unvuoge ie jach,

Verse: 5    
der verholniu mære machte breit.
Verse: 6    
ez ist ouch noch den höveschen leit:

Verse: 7    
ouch unsæleget er sich mite.
Verse: 8    
zuht des slôz ob minne site.

Verse: 9    
vuocte diu strenge minne
Verse: 10    
und diu klâre herzoginne,

Verse: 11    
daz Gâwâns vreude was verzert.
Verse: 12    
er wære immer ungewert

Verse: 13    
sunder âmîen.
Verse: 14    
die philosophîen

Verse: 15    
und alle, die ie gesâzen,
Verse: 16    
si starke liste mâzen,

Verse: 17    
Kankor und Têbit
Verse: 18    
unde Trebuchet der smit,

Verse: 19    
der Frimutels swert ergruop,
Verse: 20    
von sich starkez wunder huop,

Verse: 21    
dar zuo al der arzâte kunst,
Verse: 22    
ob si im trüegen guote gunst,

Verse: 23    
mit temperîe ûz würze kraft,
Verse: 24    
âne wîplîch geselleschaft

Verse: 25    
müeste er sîne scharphe nôt
Verse: 26    
hân brâht unz an den sûren tôt.

Verse: 27    
ich wil iuz mære machen kurz.
Verse: 28    
er vant die rehten hirzwurz,

Verse: 29    
diu im half, daz er genas,
Verse: 30    
daz im arges niht enwas:




Chapter: 644 
644


Verse: 1    
diu wurz was dem blanken brûn.
Verse: 2    
muoterhalp der Bertûn,

Verse: 3    
Gâwân fil li roi Lôt,
Verse: 4    
süezer senfte vür sûre nôt

Verse: 5    
er mit werder helfe phlac
Verse: 6    
helfeclîche unz an den tac.

Verse: 7    
sîn helfe was doch gedigen,
Verse: 8    
daz ez al daz volc was verswigen.

Verse: 9    
sît nam er mit vreuden war
Verse: 10    
al der ritter und der vrouwen gar,

Verse: 11    
daz ir trûren vil nâch verdarp.
Verse: 12    
hœrt ouch, wie der knappe warp,

Verse: 13    
den Gâwân hête gesant
Verse: 14    
hin ze Löver in daz lant,

Verse: 15    
ze Bems der Korkâ.
Verse: 16    
der künec Artûs was aldâ

Verse: 17    
und des wîp, diu künegîn,
Verse: 18    
und maneger vrouwen liehter schîn

Verse: 19    
und der werden massenîe ein vluot.
Verse: 20    
hœrt ouch, wie der knappe tuot.

Verse: 21    
diz was eines morgens vruo:
Verse: 22    
sîner botschefte greif er zuo.

Verse: 23    
diu künegîn zer kappeln was,
Verse: 24    
an ir venje si den salter las,

Verse: 25    
der knappe vür si kniete.
Verse: 26    
er bôt ir vreuden miete:

Verse: 27    
einen brief si nam ûz sîner hant,
Verse: 28    
dar an si geschriben vant

Verse: 29    
schrift, die si bekande.
Verse: 30    
ê sînen herren nande




Chapter: 645 
645


Verse: 1    
der knappe, den si knien sach,
Verse: 2    
diu künegîn zem brieve sprach:

Verse: 3    
wol der hant, diu dich schreip!
Verse: 4    
âne sorge ich nie beleip

Verse: 5    
sît des tages, daz ich sach
Verse: 6    
die hant, von der diu schrift geschach."

Verse: 7    
si weinde sêre und was doch vrô.
Verse: 8    
hin zem knappen sprach si :

Verse: 9    
"dû bist Gâwânes kneht."
Verse: 10    
"jâ, vrouwe! der enbiutet iu sîn reht,

Verse: 11    
dienstlîche triuwe âne allen wanc
Verse: 12    
und sîne vreude kranc,

Verse: 13    
ir enwelt im vreude machen hôch.
Verse: 14    
kummerlîch ez sich gezôch

Verse: 15    
nie um al sîn êre.
Verse: 16    
vrouwe, er enbiutet iu mêre,

Verse: 17    
daz er mit werden vreuden lebe,
Verse: 18    
und vreischet er iuwers trôstes gebe.

Verse: 19    
ir muget wol an dem brieve sehen
Verse: 20    
mêr, denne ichs iu künne jehen."

Verse: 21    
si sprach: "ich hân vür wâr erkant,
Verse: 22    
durch was zuo mir bist gesant.

Verse: 23    
ich tuon im werden dienest dar
Verse: 24    
mit wünneclîcher vrouwen schar,

Verse: 25    
die vür wâr mîner zît
Verse: 26    
an prîse vor ûz hânt den strît.

Verse: 27    
âne Parzivâles wîp
Verse: 28    
und âne Orgelûsen lîp

Verse: 29    
enerkenne ich ûf der erde
Verse: 30    
toufe keine werde.




Chapter: 646 
646


Verse: 1    
daz Gâwân von Artûse reit,
Verse: 2    
sît hât sorge unde leit

Verse: 3    
mit krache ûf mich geleget ir vlîz.
Verse: 4    
mir sagete Meljanz von Lîz,

Verse: 5    
er sæhe in sît ze Barbigôl.
Verse: 6    
ouwî", sprach si, "Plimizôl,

Verse: 7    
daz dich mîn ouge ie gesach!
Verse: 8    
waz mir doch leides geschach!

Verse: 9    
Kunnewâre de Lalant
Verse: 10    
wart mir nimmer mêr bekant,

Verse: 11    
mîn süeziu werdiu gespil.
Verse: 12    
tavelrunder wart vil

Verse: 13    
mit rede ir reht gebrochen.
Verse: 14    
vünftehalp jâr und sehs wochen

Verse: 15    
ist, daz der werde Parzivâl
Verse: 16    
von dem Plimizôl nâch dem grâl

Verse: 17    
reit. kêrte ouch Gâwân
Verse: 18    
gein Askalûn, der werde man.

Verse: 19    
Jeschûte und Ekubâ
Verse: 20    
schieden sich von mir aldâ.

Verse: 21    
grôz jâmer nâch der werden diet
Verse: 22    
mich sît von stæten vreuden schiet."

Verse: 23    
diu künegîn trûrens vil verjach.
Verse: 24    
hin zem knappen si sprach:

Verse: 25    
"nû volge mîner lêre.
Verse: 26    
verholne von mir kêre,

Verse: 27    
unz sich erhebe hôch der tac,
Verse: 28    
daz daz volc ze hove wesen mac,

Verse: 29    
ritter, sarjande,
Verse: 30    
diu grôze mahinande.




Chapter: 647 
647


Verse: 1    
ûf den hof balde drabe.
Verse: 2    
enruoche, ob dîn runzît iemen habe:

Verse: 3    
von soltû balde gên,
Verse: 4    
aldâ die werden ritter stên.

Verse: 5    
die vrâgent dich âventiure:
Verse: 6    
als gâhes ûz einem viure,

Verse: 7    
gebâre mit rede und ouch mit siten.
Verse: 8    
von in vil kûme wirt gebiten

Verse: 9    
waz mære bringes:
Verse: 10    
waz wirret, ob dich dringes

Verse: 11    
durchz volc unz an den rehten wirt?
Verse: 12    
der gein dir grüezen niht verbirt,

Verse: 13    
disen brief gip im in die hant,
Verse: 14    
dar an er schiere hât erkant

Verse: 15    
dîniu mære und dîns herren ger.
Verse: 16    
des ist er mit der volge wer.

Verse: 17    
noch mêr wil ich lêren dich:
Verse: 18    
offenlîche soltû sprechen mich,

Verse: 19    
ich und ander vrouwen
Verse: 20    
dich hœren unde schouwen.

Verse: 21    
wirp um uns, als wol kans,
Verse: 22    
ob dînem herren guotes gans.

Verse: 23    
und sage mir, ist Gâwân?"
Verse: 24    
der knappe sprach: "daz wirt verlân.

Verse: 25    
ich sage iu niht, mîn herre .
Verse: 26    
welt ir, er belîbet vreuden ."

Verse: 27    
der knappe was ir râtes vrô:
Verse: 28    
von der künegîn er

Verse: 29    
schiet, als ir wol habet vernomen,
Verse: 30    
und kom ouch, als er solde komen,




Chapter: 648 
648


Verse: 1    
rehte um den mitten morgen.
Verse: 2    
offenlîche und unverborgen

Verse: 3    
ûf den hof der knappe reit.
Verse: 4    
die höveschen pruovten sîniu kleit

Verse: 5    
wol nâch knappelîchen siten.
Verse: 6    
ze beiden sîten was versniten

Verse: 7    
daz ors mit sporn sêre.
Verse: 8    
nâch der künegîn lêre

Verse: 9    
er balde von dem orse spranc.
Verse: 10    
um in huop sich grôz gedranc:

Verse: 11    
kappe, swert unde sporn
Verse: 12    
undz ors, wurden diu verlorn,

Verse: 13    
kêrte er sich wênec an.
Verse: 14    
der knappe huop sich balde dan,

Verse: 15    
die werden ritter stuonden,
Verse: 16    
die vrâgen in begunden

Verse: 17    
von âventiue mære.
Verse: 18    
si jehent, daz reht wære,

Verse: 19    
ze hove az weder wîp noch man,
Verse: 20    
ê der hof sîn reht gewan,

Verse: 21    
âventiur werdeclîch,
Verse: 22    
diu âventiure wære gelîch.

Verse: 23    
der knappe sprach: "ich ensage iu niht.
Verse: 24    
mîn unmuoze mir des giht.

Verse: 25    
daz sult ir mir durch zuht vertragen
Verse: 26    
und ruocht mir von dem künege sagen:

Verse: 27    
den hete ich gerne gesprochen ê.
Verse: 28    
mir tuot mîn unmuoze .

Verse: 29    
ir vreischt wol, waz ich mære sage:
Verse: 30    
got lêre iuch helfe und kummers klage."




Chapter: 649 
649


Verse: 1    
diu botschaft den knappen twanc,
Verse: 2    
daz er enruochte, wer in dranc,

Verse: 3    
unz in der künec selbe sach,
Verse: 4    
der sîn grüezen gein im sprach.

Verse: 5    
der knappe gap im einen brief,
Verse: 6    
der Artûse in sîn herze rief,

Verse: 7    
er von im wart gelesen,
Verse: 8    
muoste er beiden wesen,

Verse: 9    
daz eine was vreude undz ander klage.
Verse: 10    
er sprach: "wol disem süezen tage,

Verse: 11    
des liehte ich hân vernomen,
Verse: 12    
mir sint diu wâren mære komen

Verse: 13    
um mîner werden swester sun.
Verse: 14    
kan ich manlîch dienest tuon,

Verse: 15    
durch sippe und durch geselleschaft,
Verse: 16    
ob triuwe an mir gewan ie kraft,

Verse: 17    
leiste ich, daz mir Gâwân
Verse: 18    
hât enboten, ob ich kan."

Verse: 19    
hin zem knappen sprach er :
Verse: 20    
"nu sage mir, ist Gâwân vrô?"

Verse: 21    
"jâ, herre, ob ir wellet,
Verse: 22    
zer vreude er sich gesellet"

Verse: 23    
sus sprach der knappe wîse.
Verse: 24    
"er schiede gar von prîse,

Verse: 25    
ob ir in liezet under wegen:
Verse: 26    
wer solde ouch vreuden phlegen?

Verse: 27    
iuwer trôst im zucket vreude enbor:
Verse: 28    
unz ûzerhalp der riuwe tor

Verse: 29    
von sînem herzen kummer jaget,
Verse: 30    
daz ir an im iht sît verzaget,





Chapter: 650 
650


Verse: 1    
mîn herre enbôt sîn dienst her
Verse: 2    
der künegîn, ouch ist sîn ger,

Verse: 3    
daz al der tavelrunder schar
Verse: 4    
sînes dienstes nemen war,

Verse: 5    
daz si an triuwe denken
Verse: 6    
und im vreude niht verkrenken,

Verse: 7    
daz si iu komen râten."
Verse: 8    
al die werden des bâten.

Verse: 9    
Artûs sprach: "trûtgeselle mîn,
Verse: 10    
trac disen brief der künegîn,

Verse: 11    
lâz si dran lesen unde sagen,
Verse: 12    
wes wir uns vreuen und waz wir klagen.

Verse: 13    
daz der künec Gramoflanz
Verse: 14    
hôchvart mit lôsheite ganz

Verse: 15    
gein mînem künne bieten kan!
Verse: 16    
er wænt, mîn neve Gâwân

Verse: 17    
Zidegast, den er sluoc,
Verse: 18    
von er kummers hât genuoc.

Verse: 19    
ich sol im kummer mêren
Verse: 20    
und niuwen site lêren."

Verse: 21    
der knappe kom gegangen,
Verse: 22    
er wart wol emphangen.

Verse: 23    
er gap der künegîn den brief.
Verse: 24    
des manec ouge über lief,

Verse: 25    
ir süezer munt gelas
Verse: 26    
al, daz dar an geschriben was,

Verse: 27    
Gâwâns klage und werben.
Verse: 28    
enliez ouch niht verderben

Verse: 29    
der knappe zal den vrouwen warp,
Verse: 30    
dar an sîn kunst niht verdarp.




Chapter: 651 
651


Verse: 1    
Gâwâns mâc, der rîche
Verse: 2    
Artûs warp herzenlîche

Verse: 3    
zer massenîe dise vart.
Verse: 4    
vor sûmen hete ouch sich bewart

Verse: 5    
Ginôver, diu kurteise
Verse: 6    
warp zen vrouwen dise stolzen reise.

Verse: 7    
Keie sprach in sînem zorn:
Verse: 8    
"wart aber ie werder man geborn,

Verse: 9    
getorste ich des gelouben hân,
Verse: 10    
von Norwæge Gâwân,

Verse: 11    
ziu dar nâher! holt in !
Verse: 12    
sôst er lîhte anderswâ.

Verse: 13    
wil er wenken als ein eichorn,
Verse: 14    
ir muget in schiere hân verlorn."

Verse: 15    
der knappe sprach zer künegîn:
Verse: 16    
"vrouwe, gein dem herren mîn

Verse: 17    
muoz ich balde kêren:
Verse: 18    
werpt sîn dinc nâch iuwern êren."

Verse: 19    
zeinem ir kamerære si sprach:
Verse: 20    
"schaffe disem knappen guot gemach.

Verse: 21    
sîn ors soltû schouwen:
Verse: 22    
daz mit sporn verhouwen,

Verse: 23    
gip imz beste, daz hie veile .
Verse: 24    
wone im ander kummer ,

Verse: 25    
ez phantlôse oder kleit,
Verse: 26    
des sol er alles sîn bereit."

Verse: 27    
si sprach: "nû sage Gâwân,
Verse: 28    
im mîn dienest undertân.

Verse: 29    
urloup ich dir zem künege nim:
Verse: 30    
dînem herren sage ouch dienst von im."




Chapter: 652 
652


Verse: 1    
warp der künec sîne vart.
Verse: 2    
des wart der tavelrunder art

Verse: 3    
des tages aldâ volrecket.
Verse: 4    
ez hete in vreude erwecket,

Verse: 5    
daz der werde Gâwân
Verse: 6    
dennoch sîn leben solde hân:

Verse: 7    
des wâren si innen worden.
Verse: 8    
der tavelrunder orden

Verse: 9    
wart begangen âne haz.
Verse: 10    
der künec ob tavelrunder az

Verse: 11    
und die sitzen solden.
Verse: 12    
die prîs mit arbeit holden,

Verse: 13    
al die tavelrunderære
Verse: 14    
genuzzen dirre mære.

Verse: 15    
lât den knappen wider komen,
Verse: 16    
von dem diu botschaft vernomen.

Verse: 17    
der huop sich dan ze rehter zît.
Verse: 18    
der künegîn kamerære im gît

Verse: 19    
phantlôse, ors und ander kleit.
Verse: 20    
der knappe dan mit vreuden reit,

Verse: 21    
wande er an Artûse erwarp,
Verse: 22    
von sîns herren sorge erstarp.

Verse: 23    
er kom wider in solhen tagen,
Verse: 24    
des ich vür wâr niht kan gesagen,

Verse: 25    
ûf Schastel Marveile.
Verse: 26    
Arnîve wart diu geile,

Verse: 27    
wande ir der portenære enbôt,
Verse: 28    
der knappe wære mit sorses nôt

Verse: 29    
balde wider gestrichen.
Verse: 30    
gein dem si kom geslichen




Chapter: 653 
653


Verse: 1    
aldâ der în verlâzen wart.
Verse: 2    
si vrâcte in um sîne vart,

Verse: 3    
war nâch er ûz wære geriten.
Verse: 4    
der knappe sprach: "daz wirt vermiten,

Verse: 5    
vrouwe. ich entars iu niht gesagen,
Verse: 6    
ich muoz ez durch mînen eit verdagen.

Verse: 7    
ez wære ouch mînem herren leit,
Verse: 8    
bræche ich mit mæren mînen eit:

Verse: 9    
des diuhte ich iuch der tumme.
Verse: 10    
vrouwe, vrâct in selben drumme."

Verse: 11    
si spiltez mit vrâge an manegen ort.
Verse: 12    
der knappe sprach et disiu wort:

Verse: 13    
"vrouwe, ir sûmt mich âne nôt:
Verse: 14    
ich leiste, daz mir der eit gebôt."

Verse: 15    
er gienc, er sînen herren vant.
Verse: 16    
der turkoite Flôrant

Verse: 17    
und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 18    
und von Lôgrois diu herzogîn

Verse: 19    
saz mit grôzer vrouwen schar.
Verse: 20    
der knappe gienc ouch zuo zin dar.

Verse: 21    
ûf stuont mîn her Gâwân,
Verse: 22    
er nam den knappen sunder dan

Verse: 23    
und bat in willekomen sîn.
Verse: 24    
er sprach: "sage an, geselle mîn,

Verse: 25    
eintweder vreude oder nôt
Verse: 26    
oder swaz man mir von hove enbôt.

Verse: 27    
vünde den künec ?"
Verse: 28    
der knappe sprach: "herre, ,

Verse: 29    
ich vant den künec und des wîp
Verse: 30    
und manegen werdeclîchen lîp.




Chapter: 654 
654


Verse: 1    
si enbietent iu dienest und ir komen.
Verse: 2    
iuwer botschaft wart von in vernomen

Verse: 3    
alsô werdeclîche,
Verse: 4    
daz arme unde rîche

Verse: 5    
sich vreuten, wande ich tet in kunt,
Verse: 6    
daz ir noch wæret wol gesunt.

Verse: 7    
ich vant hers ein wunder,
Verse: 8    
ouch wart diu tavelrunder

Verse: 9    
besetzet durch iuwer botschaft.
Verse: 10    
ob ritters prîs gewan ie kraft,

Verse: 11    
ich meine an werdekeite,
Verse: 12    
die lenge und ouch die breite

Verse: 13    
treget iuwer prîs die krône
Verse: 14    
ob andern prîsen schône."

Verse: 15    
er sagete im ouch, wie daz geschach,
Verse: 16    
daz er die küneginne sprach,

Verse: 17    
und waz im diu mit triuwen riet.
Verse: 18    
er sagete im ouch von al der diet,

Verse: 19    
von rittern und von vrouwen,
Verse: 20    
daz er si möhte schouwen

Verse: 21    
ze Jôflanze vor der zît,
Verse: 22    
ê würde sînes kamphes strît.

Verse: 23    
Gâwâns sorge gar verswant:
Verse: 24    
niht wan vreude er im herzen vant.

Verse: 25    
[Gâwân ûz sorgen in vreude trat.
Verse: 26    
den knappen erz verswîgen bat.]

Verse: 27    
al sîner sorge er gar vergaz.
Verse: 28    
er gienc hin wider unde saz

Verse: 29    
und was mit vreuden ze hûs,
Verse: 30    
unz daz der künec Artûs




Chapter: 655 
655


Verse: 1    
mit her in sîne helfe reit.
Verse: 2    
hœret liep unde leit.

Verse: 3    
Gâwân was zallen zîten vrô.
Verse: 4    
eins morgens vuoctez sich alsô,

Verse: 5    
daz ûf dem rîchen palas
Verse: 6    
manec ritter unde vrouwe was.

Verse: 7    
in ein venster gein dem phlûm
Verse: 8    
nam er im sunder einen rûm,

Verse: 9    
er und Arnîve saz,
Verse: 10    
diu vremder mære niht vergaz.

Verse: 11    
Gâwân sprach zer künegîn:
Verse: 12    
"ouwî, liebiu vrouwe mîn,

Verse: 13    
wolde iuch des niht betrâgen,
Verse: 14    
daz ich iuch müeste vrâgen

Verse: 15    
von sus getânen mæren,
Verse: 16    
diu mich verswigen wæren!

Verse: 17    
wan daz ich von iuwer helfe gebe
Verse: 18    
alsus mit werden vreuden lebe,

Verse: 19    
getruoc mîn herze ie mannes sin,
Verse: 20    
den hete diu edel herzogin

Verse: 21    
mit ir gewalt beslozzen.
Verse: 22    
hân ich iuwer genozzen,

Verse: 23    
daz mir gesenftet ist diu nôt.
Verse: 24    
minne und wunden wære ich tôt,

Verse: 25    
wan daz iuwer helfeclîcher trôst
Verse: 26    
mich ûz banden hât erlôst.

Verse: 27    
von iuwer schult hân ich den lîp.
Verse: 28    
saget mir, sældehaftez wîp,

Verse: 29    
um wunder, daz hie was und ist,
Verse: 30    
durch waz strengeclîchen list




Chapter: 656 
656


Verse: 1    
der wîse Klinschor hete erkorn.
Verse: 2    
wan ir, ich hetes den lîp verlorn."

Verse: 3    
diu herzenlîche wîse
Verse: 4    
(mit wîplîchem prîse

Verse: 5    
kom jugent in daz alter nie)
Verse: 6    
sprach: "herre, sîniu wunder hie

Verse: 7    
sint engein kleiniu wunderlîn,
Verse: 8    
wider den starken wundern sîn,

Verse: 9    
die er hât in manegen landen.
Verse: 10    
swer uns des giht ze schanden,

Verse: 11    
der wirbet niht wan sünde mite.
Verse: 12    
herre, ich sage iu sînen site:

Verse: 13    
derst maneger diete worden sûr.
Verse: 14    
sîn lant heizt Terre de Labûr.

Verse: 15    
von des nâchkomen er ist erborn,
Verse: 16    
der ouch vil wunders hete erkorn,

Verse: 17    
von Nâpels Virgîljus.
Verse: 18    
Klinschor des neve warp alsus.

Verse: 19    
Kâps was sîn houbetstat.
Verse: 20    
er trat in prîse hôhen phat,

Verse: 21    
an prîse was er unbetrogen.
Verse: 22    
von Klinschor dem herzogen

Verse: 23    
sprâchen wîp unde man,
Verse: 24    
unz er schaden sus gewan.

Verse: 25    
Sizilje hete ein künec wert:
Verse: 26    
der was geheizen Gîbert,

Verse: 27    
îblis hiez sîn wîp.
Verse: 28    
diu truoc den minneclîchsten lîp,

Verse: 29    
der ie von brüste wart genomen.
Verse: 30    
in der dienest was er komen,




Chapter: 657 
657


Verse: 1    
unz sis mit minnen lônde,
Verse: 2    
dar um der künec in hônde.

Verse: 3    
muoz ich iu sîniu tougen sagen,
Verse: 4    
des sol ich iuwern urloup tragen:

Verse: 5    
doch sint diu selben mære
Verse: 6    
mir ze sagene ungebære,

Verse: 7    
mit er kom in zoubers site.
Verse: 8    
zeinem kapûne mit einem snite

Verse: 9    
wart Klinschor gemachet."
Verse: 10    
des wart aldâ gelachet

Verse: 11    
von Gâwâne sêre.
Verse: 12    
si sagete im dennoch mêre:

Verse: 13    
"ûf Kalotembolot
Verse: 14    
erwarp er der werlde spot:

Verse: 15    
daz ist ein burc veste erkant.
Verse: 16    
der künec sînem wîbe in vant:

Verse: 17    
Klinschor slief an ir arme.
Verse: 18    
lac er iht warme,

Verse: 19    
daz muoste er sus verphenden:
Verse: 20    
er wart mit küneges henden

Verse: 21    
zwischen den beinen gemachet sleht.
Verse: 22    
des dûhte den wirt, ez wære sîn reht.

Verse: 23    
der besneit in an dem lîbe,
Verse: 24    
daz er deheinem wîbe

Verse: 25    
mac ze schimphe niht gevromen.
Verse: 26    
des ist vil liute in kummer komen.

Verse: 27    
ez ist niht daz lant ze Persiâ:
Verse: 28    
ein stat heizet Persidâ,

Verse: 29    
êrste zouber wart erdâht.
Verse: 30    
vuor er hin und hât dan brâht,




Chapter: 658 
658


Verse: 1    
daz er wol schaffet, swaz er wil,
Verse: 2    
mit listen zouberlîchiu zil.

Verse: 3    
durch die schame an sînem lîbe
Verse: 4    
wart er manne noch wîbe

Verse: 5    
guotes willen nimmer mêr bereit.
Verse: 6    
ich meine, die tragent werdekeit,

Verse: 7    
swaz er den vreuden mac genemen,
Verse: 8    
des kan von herzen in gezemen.

Verse: 9    
ein künec der hiez îrôt,
Verse: 10    
der ervorhte im die selben nôt,

Verse: 11    
von Rosche Sabînes.
Verse: 12    
der bôt im des sînes

Verse: 13    
ze gebene, swaz er wolde,
Verse: 14    
daz er vride haben solde.

Verse: 15    
Klinschor emphienc von sîner hant
Verse: 16    
disen berc veste erkant

Verse: 17    
und an der selben zîle
Verse: 18    
alumme ehte mîle.

Verse: 19    
Klinschor worhte ûf disen berc,
Verse: 20    
als ir wol seht, diz spæhe werc.

Verse: 21    
aller rîcheite sunder
Verse: 22    
sint hie ûf starkiu wunder.

Verse: 23    
wolde man der bürge vâren,
Verse: 24    
spîse ze drîzec jâren

Verse: 25    
wære hie ûfe manecvalt.
Verse: 26    
er hât ouch aller der gewalt,

Verse: 27    
mal unde bêâ schent,
Verse: 28    
die zwischen dem firmament

Verse: 29    
wonent und der erden zil,
Verse: 30    
niht wan die got beschermen wil.




Chapter: 659 
659


Verse: 1    
herre, sît iuwer starkiu nôt
Verse: 2    
ist worden wendec âne tôt,

Verse: 3    
sîn gâbe stêt in iuwer hant:
Verse: 4    
dise burc und diz gemezzen lant,

Verse: 5    
er enkêrt sich nimmer mêr dran.
Verse: 6    
er solde ouch vride von im hân,

Verse: 7    
des jach er offenbâre
Verse: 8    
(er ist mit rede der wâre),

Verse: 9    
swer dise âventiure erlite,
Verse: 10    
daz dem sîn gâbe wonte mite.

Verse: 11    
swaz er gesach der werden
Verse: 12    
ûf kristenlîcher erden,

Verse: 13    
ez wære maget, wîp oder man,
Verse: 14    
der ist iu hie vil undertân:

Verse: 15    
manec heiden und heidenîn
Verse: 16    
muoste ouch uns hie ûfe sîn.

Verse: 17    
lât diz volc wider komen,
Verse: 18    
nâch uns sorge vernomen.

Verse: 19    
ellende vrumt mirz herze kalt.
Verse: 20    
der die sterne hât gezalt,

Verse: 21    
der müeze iuch helfe lêren
Verse: 22    
und uns gein vreuden kêren.

Verse: 23    
ein muoter ir vruht gebirt,
Verse: 24    
diu vruht sîner muoter muoter wirt:

Verse: 25    
von dem wazzer kumt daz îs,
Verse: 26    
daz læt denne niht deheinen wîs,

Verse: 27    
daz wazzer enkome ouch wider von im.
Verse: 28    
swenne ich gedanke an mich nim,

Verse: 29    
daz ich ûz vreuden bin erborn,
Verse: 30    
wirt vreude noch an mir erkorn,




Chapter: 660 
660


Verse: 1    
gît ein vruht die andern vruht.
Verse: 2    
diz sult ir vüegen, habet ir zuht.

Verse: 3    
ez ist lanc, daz mir vreude entviel.
Verse: 4    
von segel balde gêt der kiel:

Verse: 5    
der man ist sneller, der drûfe gêt.
Verse: 6    
ob ir diz bîspel verstêt,

Verse: 7    
iuwer prîs wirt hôch und snel.
Verse: 8    
ir muget uns vreude machen hel,

Verse: 9    
daz wir vreude vüeren in manegiu lant,
Verse: 10    
nâch uns sorge wart erkant.

Verse: 11    
etswenne ich vreuden phlac genuoc:
Verse: 12    
ich was ein wîp, diu krône truoc,

Verse: 13    
ouch truoc mîn tohter krône
Verse: 14    
von ir landes vürsten schône.

Verse: 15    
wir heten beide werdekeit.
Verse: 16    
herre, ich engeriet nie mannes leit:

Verse: 17    
beidiu wîp unde man
Verse: 18    
kunde ich wol nâch ir rehte hân.

Verse: 19    
erkennen unde schouwen
Verse: 20    
zeiner rehten volkes vrouwen

Verse: 21    
muoste man mich, ruochtes got,
Verse: 22    
wande ich nie manne missebôt.

Verse: 23    
sol ein ieslîch sælec wîp,
Verse: 24    
ob si wil tragen werden lîp,

Verse: 25    
erbietenz guoten liuten wol:
Verse: 26    
si kumt vil lîhte in kummers dol,

Verse: 27    
daz ir ein swacher garzûn
Verse: 28    
enger vreude gæbe wîten rûm.

Verse: 29    
herre, ich hân lange hie gebiten:
Verse: 30    
niemen geloufen noch geriten




Chapter: 661 
661


Verse: 1    
kom her, der mich erkande,
Verse: 2    
der mir sorgen wande."

Verse: 3    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 4    
"vrouwe, muoz ich mîn leben hân,

Verse: 5    
wirt noch vreude an iu vernomen."
Verse: 6    
des selben tages solde ouch komen

Verse: 7    
mit her Artûs der Bertûn,
Verse: 8    
der klagenden Arnîven sun,

Verse: 9    
durch sippe und durch triuwe.
Verse: 10    
manege banier niuwe

Verse: 11    
sach Gâwân gein im trecken,
Verse: 12    
mit rottez velt verdecken

Verse: 13    
von Lôgrois die strâzen her
Verse: 14    
mit manegem lieht gemâlem sper.

Verse: 15    
Gâwâne tet ir komen wol.
Verse: 16    
swer samenunge warten sol,

Verse: 17    
den lêrt sûmen den gedanc:
Verse: 18    
er vürht, sîn helfe werde kranc.

Verse: 19    
Artûs Gâwâne den zwîvel brach.
Verse: 20    
âvoi, wie man den komen sach!

Verse: 21    
Gâwân sich hal des tougen,
Verse: 22    
daz sîniu liehten ougen

Verse: 23    
weinen muosten lernen.
Verse: 24    
zeiner zisternen

Verse: 25    
wâren si beidiu enwiht,
Verse: 26    
wan si habeten swazzers niht.

Verse: 27    
von der liebe was daz weinen,
Verse: 28    
daz Artûs kunde erscheinen.

Verse: 29    
von kinde hete er in erzogen:
Verse: 30    
ir beider triuwe unerlogen




Chapter: 662 
662


Verse: 1    
stuont gein ein ander âne wanc,
Verse: 2    
daz si nie valsch underswanc.

Verse: 3    
Arnîve wart des weinens innen.
Verse: 4    
si sprach: "herre, ir sult beginnen

Verse: 5    
vreude mit vreuden schalle:
Verse: 6    
herre, daz trœstet uns alle.

Verse: 7    
gein der riuwe sult ir sîn ze wer.
Verse: 8    
hie kumt der herzoginne her:

Verse: 9    
daz trœstet iuch vürbaz schiere."
Verse: 10    
herberge, baniere

Verse: 11    
sach Arnîve und Gâwân
Verse: 12    
manege vüeren ûf den plân,

Verse: 13    
den allen niht wan einen schilt,
Verse: 14    
des wâpen wâren sus gezilt,

Verse: 15    
daz in Arnîve erkande.
Verse: 16    
îsâjesen si nande,

Verse: 17    
den marschalc Utepandragûn:
Verse: 18    
den vuorte ein ander Bertûn,

Verse: 19    
mit den schœnen schenkeln Maurîn,
Verse: 20    
der marschalc der künegîn.

Verse: 21    
Arnîve wesse wênec des:
Verse: 22    
Utepandragûn und îsâjes

Verse: 23    
wâren beide erstorben,
Verse: 24    
Maurîn hete erworben

Verse: 25    
sîns vater ammet, daz was reht.
Verse: 26    
gein dem urvar ûf dem anger sleht

Verse: 27    
reit diu grôze mahinande.
Verse: 28    
der vrouwen sarjande

Verse: 29    
herberge nâmen,
Verse: 30    
die vrouwen wol gezâmen,




Chapter: 663 
663


Verse: 1    
einem klâren snellen bach,
Verse: 2    
man schiere ûf geslagen sach

Verse: 3    
manec zelt wol getân.
Verse: 4    
dem künege sunder dort hin dan

Verse: 5    
wart manec wîter rinc genomen
Verse: 6    
und rittern, die wâren komen.

Verse: 7    
die heten âne vrâge
Verse: 8    
ûf ir reise grôze slâge.

Verse: 9    
Gâwân Bênen hin abe enbôt
Verse: 10    
sînem wirt Plipalinôt,

Verse: 11    
kocken, ussiere,
Verse: 12    
daz er die slüzze schiere,

Verse: 13    
daz vor sîner übervart
Verse: 14    
daz her des tages wære bewart.

Verse: 15    
vrou Bêne ûz Gâwâns hende nam
Verse: 16    
die êrsten gâbe ûz sînem rîchen krâm,

Verse: 17    
swalwen, diu noch z Engellant
Verse: 18    
zeiner tiuren harphen ist erkant.

Verse: 19    
Bêne vuor mit vreuden dan.
Verse: 20    
hiez mîn her Gâwân

Verse: 21    
besliezen die ûzern porten:
Verse: 22    
alde und junge hôrten,

Verse: 23    
wes er si zühteclîchen bat.
Verse: 24    
"dâ anderhalben an den stat

Verse: 25    
sich leget ein alsô grôzez her,
Verse: 26    
weder ûf dem lande noch in dem mer

Verse: 27    
gesach ich rotte nie gevarn
Verse: 28    
mit alsus krefteclîchen scharn.

Verse: 29    
wellent si uns hie suochen mit ir kraft,
Verse: 30    
helft mir, ich gibe in ritterschaft."




Chapter: 664 
664


Verse: 1    
daz lobeten si al gelîche.
Verse: 2    
die herzoginne rîche

Verse: 3    
si vrâcten, ob daz her wære ir.
Verse: 4    
diu sprach: "ir sult gelouben mir,

Verse: 5    
ich erkenne weder schilt noch man.
Verse: 6    
der mir ê schaden hât getân,

Verse: 7    
derst lîhte in mîn lant geriten
Verse: 8    
und hât vor Lôgrois gestriten:

Verse: 9    
ich wæne, die vant er doch ze wer.
Verse: 10    
si heten strît wol disem her

Verse: 11    
an zingeln und an barbigân.
Verse: 12    
hât ritterschaft getân

Verse: 13    
der zornege künec Gramoflanz,
Verse: 14    
suochte er gelt vür sînen kranz:

Verse: 15    
oder swer si sint, die muosten sper
Verse: 16    
ûf geriht sehen durch tjoste ger."

Verse: 17    
ir munt in louc wênec an.
Verse: 18    
Artûs schaden vil gewan,

Verse: 19    
ê daz er kœme vür Lôgrois.
Verse: 20    
des wart etslîch Bertenois

Verse: 21    
ze rehter tjost abe gevalt.
Verse: 22    
Artûs her ouch wider galt

Verse: 23    
market, den man in bôt.
Verse: 24    
si kômens ze beider sît in nôt.

Verse: 25    
man sach die strîtmüeden komen,
Verse: 26    
von den dicke ist vernomen,

Verse: 27    
daz si ir kotzen gerne werten.
Verse: 28    
si wâren gein strîte die herten:

Verse: 29    
beidenthalpz mit schaden stêt.
Verse: 30    
Gârel und Gaherjêt




Chapter: 665 
665


Verse: 1    
und rois Meljanz de Barbigôl
Verse: 2    
und Jofreit fîz Idôl,

Verse: 3    
die sint hin ûf gevangen,
Verse: 4    
ê der buhurt wære ergangen.

Verse: 5    
ouch viengen si von Lôgrois
Verse: 6    
duc Frîam de Vermendois

Verse: 7    
und cuns Ritschart de Nâvers.
Verse: 8    
der vertet niwan eines spers:

Verse: 9    
gein swem ouch daz sîn hant gebôt,
Verse: 10    
der viel vor im durch tjoste nôt.

Verse: 11    
Artûs mit sîn selbes hant
Verse: 12    
vienc den degen wert erkant.

Verse: 13    
wurden unverdrozzen
Verse: 14    
die poinder geslozzen,

Verse: 15    
des m/hte swenden sich der walt.
Verse: 16    
manec tjoste ungezalt

Verse: 17    
rêrten trunzûne.
Verse: 18    
die werden Bertûne

Verse: 19    
wâren ouch manlîch ze wer.
Verse: 20    
gein der herzoginne her

Verse: 21    
Artûs nâchhuote
Verse: 22    
muoste strîtes sîn ze muote.

Verse: 23    
man hardierte si den tac
Verse: 24    
unz dar diu vluot des hers lac.

Verse: 25    
ouch solde mîn her Gâwân
Verse: 26    
der herzogîn gekündet hân,

Verse: 27    
daz ein sîn helfære
Verse: 28    
in ir lande wære:

Verse: 29    
wære des strîtes niht geschehen.
Verse: 30    
enwolde ers ir noch niemen jehen,




Chapter: 666 
666


Verse: 1    
ê siz selbe sehen mohte.
Verse: 2    
er warp, als ez im tohte,

Verse: 3    
und schuof ouch sîne reise
Verse: 4    
gein Artûse dem Berteneise

Verse: 5    
mit tiuren gezelten.
Verse: 6    
niemen mohte engelten,

Verse: 7    
ob er im was unerkant:
Verse: 8    
des milten Gâwânes hant

Verse: 9    
begunde in mit willen geben,
Verse: 10    
als er niht langer wolde leben.

Verse: 11    
sarjande, ritter, vrouwen
Verse: 12    
muosten emphâhen und schouwen

Verse: 13    
sîne gâbe grœzlîche,
Verse: 14    
daz si sprâchen al gelîche,

Verse: 15    
in wære diu wâre helfe komen.
Verse: 16    
wart ouch vreude an in vernomen.

Verse: 17    
hiez gewinnen der degen wert
Verse: 18    
starke soumære, schœniu vrouwen phert

Verse: 19    
und harnas al der ritterschaft.
Verse: 20    
sarjande zîser grôze kraft

Verse: 21    
aldâ bereite wâren.
Verse: 22    
kunde er sus gebâren:

Verse: 23    
nam mîn her Gâwân
Verse: 24    
vier werde ritter sunder dan,

Verse: 25    
daz einer kamerære
Verse: 26    
und der ander schenke wære

Verse: 27    
und der dritte truhsæze
Verse: 28    
und daz der vierde niht vergæze,

Verse: 29    
er enwære marschalc. sus warp er:
Verse: 30    
dise viere leisten sîne ger.




Chapter: 667 
667


Verse: 1    
lât Artûsen stille ligen.
Verse: 2    
Gâwâns grüezen wart verswigen

Verse: 3    
in den tac: unsanfte erz meit.
Verse: 4    
des morgens vruo mit krache reit

Verse: 5    
gein Jôflanze Artûses her.
Verse: 6    
sîn nâchhuote schuof er ze wer:

Verse: 7    
die niht strîtes vunden ,
Verse: 8    
si kêrten nâch im ûf die slâ.

Verse: 9    
nam mîn her Gâwân
Verse: 10    
sîn ammetliute sunder dan.

Verse: 11    
niht langer er wolde bîten,
Verse: 12    
er hiez den marschalc rîten

Verse: 13    
ze Jôflanze ûf den plân.
Verse: 14    
"sunderleger wil ich hân.

Verse: 15    
sihs daz grôze her wol ligen:
Verse: 16    
ez ist et alsô gedigen,

Verse: 17    
ir herren muoz ich iu nennen,
Verse: 18    
daz ir den müget erkennen.

Verse: 19    
ez ist mîn œheim Artûs,
Verse: 20    
in des hove und in des hûs

Verse: 21    
ich von kinde bin erzogen.
Verse: 22    
schaffet mir vür unbetrogen

Verse: 23    
mîn reise alsô mit koste dar,
Verse: 24    
daz mans vür rîcheit neme war,

Verse: 25    
und lât hie ûfe unvernomen,
Verse: 26    
daz Artûs her durch mich si komen."

Verse: 27    
si leisten, swaz er in gebôt,
Verse: 28    
des wart Plipalinôt

Verse: 29    
dar nâch unmüezec schiere.
Verse: 30    
kocken, ussiere,




Chapter: 668 
668


Verse: 1    
Seytiez und snecken,
Verse: 2    
mit rotte der quecken

Verse: 3    
beidiu zorse und ouch ze vuoz
Verse: 4    
mit dem marschalc über muoz,

Verse: 5    
sarjande, garzûne.
Verse: 6    
hin nâch dem Bertûne

Verse: 7    
si kêrten her unde
Verse: 8    
mit Gâwâns marschalc ûf die slâ.

Verse: 9    
si vuorten ouch, des sît gewis,
Verse: 10    
ein gezelt, daz îblis

Verse: 11    
Klinschore durch minne sande,
Verse: 12    
von man êrste erkande

Verse: 13    
ir zweier tougen über lût:
Verse: 14    
si wâren beide ein ander trût.

Verse: 15    
dem gezelt was koste niht vermiten:
Verse: 16    
mit schære nie bezzerz wart gesniten

Verse: 17    
wan einz, daz Isenhartes was.
Verse: 18    
Artûs sunder ûf ein gras

Verse: 19    
wart daz gezelt ûf geslagen.
Verse: 20    
manec zelt, hôrte ich sagen,

Verse: 21    
sluoc man dar um an wîten rinc.
Verse: 22    
daz dûhten rîlîchiu dinc.

Verse: 23    
vor Artûse wart vernomen,
Verse: 24    
Gâwâns marschalc wære komen,

Verse: 25    
der herbergete ûf den plân,
Verse: 26    
und daz der werde Gâwân

Verse: 27    
solde ouch komen dem tage.
Verse: 28    
daz wart ein gemeiniu sage

Verse: 29    
von al der massenîe.
Verse: 30    
Gâwân der valsches vrîe




Chapter: 669 
669


Verse: 1    
von hûs sich rottierte.
Verse: 2    
sîne reise er alsus zierte,

Verse: 3    
von m/hte ich iu wunder sagen.
Verse: 4    
manec soumære muoste tragen

Verse: 5    
kappeln und kamergewant.
Verse: 6    
manec soum mit harnase erkant

Verse: 7    
giengen ouch dar unden,
Verse: 8    
helm oben drûf gebunden

Verse: 9    
manegem schilte wol getân.
Verse: 10    
manec schœne kastelân

Verse: 11    
man den soumen ziehen sach.
Verse: 12    
ritter und vrouwen hinden nâch

Verse: 13    
riten an ein ander vaste.
Verse: 14    
daz gezoc wol eine raste

Verse: 15    
an der lenge was gemezzen.
Verse: 16    
enwart niht vergezzen,

Verse: 17    
Gâwân einen ritter wol gevar
Verse: 18    
immer schuof zeiner vrouwen klâr.

Verse: 19    
daz wâren kranke sinne,
Verse: 20    
ob die sprâchen iht von minne.

Verse: 21    
der turkoite Flôrant
Verse: 22    
zeinem gesellen wart erkant

Verse: 23    
Sangîven von Norwæge.
Verse: 24    
Lischois der gar untræge

Verse: 25    
reit der süezen Kundrîê.
Verse: 26    
sîn swester Itonjê

Verse: 27    
Gâwân solde rîten.
Verse: 28    
an den selben zîten

Verse: 29    
Arnîve und diu herzogîn
Verse: 30    
ouch gesellen wolden sîn.




Chapter: 670 
670


Verse: 1    
, diz was et alsus komen:
Verse: 2    
Gâwâns rinc was genomen

Verse: 3    
durch Artûs her, aldâ der lac.
Verse: 4    
waz man schouwens gephlac,

Verse: 5    
ê diz volc durch si gerite!
Verse: 6    
Gâwân durch hovelîchen site

Verse: 7    
und ouch durch werdeclîchiu dinc
Verse: 8    
hiez an Artûses rinc

Verse: 9    
die êrsten vrouwen halden.
Verse: 10    
sîn marschalc muoste walden,

Verse: 11    
daz einiu nâhe zuo der reit.
Verse: 12    
der andern deheiniu vermeit,

Verse: 13    
si enhabeten sus alumme,
Verse: 14    
hie diu wîse und dort diu tumme,

Verse: 15    
ieslîcher ein ritter, der ir phlac
Verse: 16    
und der sich dienstes dar bewac.

Verse: 17    
Artûs rinc den wîten
Verse: 18    
man sach an allen sîten

Verse: 19    
mit vrouwen ummevangen.
Verse: 20    
wart alrêst emphangen

Verse: 21    
Gâwân der sælden rîche,
Verse: 22    
ich wæne des, minneclîche.

Verse: 23    
Arnîve, ir toher und ir kint
Verse: 24    
mit Gâwâne erbeizet sint,

Verse: 25    
von Lôgrois diu herzogîn
Verse: 26    
und der herzoge von Gôwerzîn

Verse: 27    
und der turkoite Flôrant.
Verse: 28    
gein disen liuten wert erkant

Verse: 29    
Artûs ûz dem gezelte gienc,
Verse: 30    
der si vriuntlîche emphienc.




Chapter: 671 
671


Verse: 1    
als tet diu künegîn, sîn wîp:
Verse: 2    
diu emphienc Gâwânes lîp

Verse: 3    
und ander sîne geselleschaft
Verse: 4    
mit getriulîcher liebe kraft.

Verse: 5    
wart manec kus getân
Verse: 6    
von maneger vrouwen wol getân.

Verse: 7    
Artûs sprach zem neven sîn:
Verse: 8    
"wer sint die gesellen dîn?"

Verse: 9    
Gâwân sprach: "mîne vrouwen
Verse: 10    
sol ich si küssen schouwen.

Verse: 11    
daz wære unsanfte bewart:
Verse: 12    
si sint wol beide von der art."

Verse: 13    
der turkoite Flôrant
Verse: 14    
wart geküsset al zehant

Verse: 15    
und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 16    
von Ginovêren der künegîn.

Verse: 17    
si giengen wider inz gezelt.
Verse: 18    
manegen dûhte, daz daz wîte velt

Verse: 19    
vollez vrouwen wære.
Verse: 20    
warp niht der swære

Verse: 21    
Artûs, spranc ûf ein kastelân,
Verse: 22    
al dise vrouwen wol getân

Verse: 23    
und al die ritter beneben in,
Verse: 24    
er reit den rinc alumme hin.

Verse: 25    
mit zühten Artûses munt
Verse: 26    
si emphienc an der selben stunt.

Verse: 27    
daz was Gâwâns wille,
Verse: 28    
daz si alle habeten stille,

Verse: 29    
unz daz er mit in dannen rite:
Verse: 30    
daz was ein h/veschlîcher site.




Chapter: 672 
672


Verse: 1    
Artûs erbeizte und gienc dar în.
Verse: 2    
er saz zuo dem neven sîn:

Verse: 3    
den bestuont er sus mit mæren,
Verse: 4    
wer die vünf vrouwen wæren.

Verse: 5    
huop mîn her Gâwân
Verse: 6    
an der eldesten zem êrsten an.

Verse: 7    
sus sprach er zuo dem Bertûn:
Verse: 8    
"erkandet ir Utepandragûn,

Verse: 9    
sôst diz Arnîve, sîn wîp:
Verse: 10    
von den zwein kom iuwer lîp.

Verse: 11    
ist diz diu muoter mîn,
Verse: 12    
von Norwæge diu künegîn.

Verse: 13    
dise zwuo mîn swester sint.
Verse: 14    
seht, wie vlætegiu kint!"

Verse: 15    
ein ander küssen geschach.
Verse: 16    
vreude unde jâmer sach

Verse: 17    
al, die daz sehen wolden:
Verse: 18    
von der liebe si daz dolden.

Verse: 19    
beidiu lachen und weinen
Verse: 20    
kunde ir munt vil wol bescheinen:

Verse: 21    
von grôzer liebe daz geschach.
Verse: 22    
Artûs ze Gâwâne sprach:

Verse: 23    
"neve, ich bin des mæres noch vrî,
Verse: 24    
wer diu klâre vünfte vrouwe ."

Verse: 25    
sprach Gâwân der kurtois:
Verse: 26    
"ez ist diu herzogîn von Lôgrois.

Verse: 27    
in der genâden bin ich hie.
Verse: 28    
mirst gesaget, ir habet gesuochet sie:

Verse: 29    
swaz ir des habet genozzen,
Verse: 30    
daz zeiget unverdrozzen.




Chapter: 673 
673


Verse: 1    
ir m/htet zeiner witewen wol tuon."
Verse: 2    
Artûs sprach: "dîner muomen sun

Verse: 3    
Gaherjêten si dort hât
Verse: 4    
und Gârelen, der ritters tât

Verse: 5    
in manegem poinder worhte.
Verse: 6    
mir wart der unervorhte

Verse: 7    
an mîner sîten genomen.
Verse: 8    
ein unser poinder was komen

Verse: 9    
mit hurte unz an ir barbigân.
Verse: 10    
hurtâ, wiez wart getân

Verse: 11    
von dem werden Meljanz von Lîz!
Verse: 12    
under eine baniere wîz

Verse: 13    
ist er hin ûf gevangen.
Verse: 14    
diu banier hât emphangen

Verse: 15    
vor zobele ein swarze strâle
Verse: 16    
mit herzen bluotes mâle

Verse: 17    
nâch mannes kummer gevar:
Verse: 18    
Lirivoin rief al diu schar,

Verse: 19    
die under der durch strîten riten.
Verse: 20    
die hânt den prîs hin ûf erstriten.

Verse: 21    
mirst ouch mîn neve Jofreit
Verse: 22    
hin ûf gevangen, daz ist mir leit.

Verse: 23    
diu nâchuote was gestern mîn:
Verse: 24    
von gedêch mir dirre pîn."

Verse: 25    
der künec sîns schaden vil verjach.
Verse: 26    
diu herzogîn mit zühten sprach:

Verse: 27    
"herre, ich sage iuch slasters buoz.
Verse: 28    
ir enhetet mîn deheinen gruoz:

Verse: 29    
ir muget mir schaden hân getân,
Verse: 30    
den ich doch ungedienet hân,




Chapter: 674 
674


Verse: 1    
sît ir mich gesuochet hât.
Verse: 2    
lêre iuch got ergetzens rât.

Verse: 3    
in des helfe ir sît geriten,
Verse: 4    
ob der hât mit mir gestriten,

Verse: 5    
wart ich âne wer bekant
Verse: 6    
und zer blôzen sîten an gerant.

Verse: 7    
ob der noch strîtes gein mir gert,
Verse: 8    
der wirt wol gendet âne swert."

Verse: 9    
z Artuse sprach Gâwân:
Verse: 10    
"waz râtet irs, ob wir disen plân

Verse: 11    
baz mit rittern überlegen,
Verse: 12    
sît wirz wol getuon megen?

Verse: 13    
ich erwirbe wol an der herzogîn,
Verse: 14    
daz die iuwern ledec suln sîn

Verse: 15    
und daz ir ritterschaft her
Verse: 16    
kumt mit manegem niuwen sper."

Verse: 17    
"des volge ich" sprach Artûs.
Verse: 18    
diu herzogîn hin ze hûs

Verse: 19    
sande nâch den werden.
Verse: 20    
ich wæne, ûf der erden

Verse: 21    
ie schœner samenunge wart.
Verse: 22    
gein herbergen sîner vart

Verse: 23    
Gâwân urloubes gerte,
Verse: 24    
des in der künec gewerte.

Verse: 25    
die man mit im komen sach
Verse: 26    
vuoren dan mit im an ir gemach.

Verse: 27    
sîn herberge rîche
Verse: 28    
stuont ritterlîche,

Verse: 29    
daz si was kostebære
Verse: 30    
und der armüete lære




Chapter: 675 
675


Verse: 1    
in sîne herberge reit
Verse: 2    
maneger, dem von herzen leit

Verse: 3    
was sîn langez ûz wesen.
Verse: 4    
was ouch Keie genesen

Verse: 5    
dem Plimizôl der tjoste.
Verse: 6    
der pruovte Gâwâns koste,

Verse: 7    
er sprach: "mîns herren swâger Lôt,
Verse: 8    
von dem was uns dehein nôt

Verse: 9    
ebenhiuze noch sunderringes."
Verse: 10    
dâhte er noch des dinges,

Verse: 11    
wande in Gâwân dort niht rach,
Verse: 12    
im sîn zeswer arm zebrach.

Verse: 13    
"got mit den liuten wunder tuot.
Verse: 14    
wer gap Gâwân die vrouwen luot?"

Verse: 15    
sus sprach Keie in sînem schimph.
Verse: 16    
daz was gein vriunde ein swach gelimph:

Verse: 17    
der getriuwe ist vriundes êren vrô,
Verse: 18    
der ungetriuwe wâfenô

Verse: 19    
rüefet, swenne ein liep geschiht
Verse: 20    
sînem vriunde und er daz siht.

Verse: 21    
Gâwân phlac sælde und êre:
Verse: 22    
gert iemen vürbaz mêre,

Verse: 23    
war wil der mit gedanken?
Verse: 24    
sint die muotes kranken

Verse: 25    
gîtes unde hazzes vol.
Verse: 26    
tuot dem ellenthaften wol,

Verse: 27    
swâ sînes vriundes prîs gestêt,
Verse: 28    
daz schande vlühtec von im gêt.

Verse: 29    
Gâwân âne valschen haz
Verse: 30    
manlîcher triuwen nie vergaz:




Chapter: 676 
676


Verse: 1    
kein unbilde dran geschach,
Verse: 2    
swâ man in sælden sach.

Verse: 3    
wie der von Norwæge
Verse: 4    
sînes volkes phlæge,

Verse: 5    
der ritter und der vrouwen?
Verse: 6    
mohten rîcheit schouwen

Verse: 7    
Artûs und sîn gesinde
Verse: 8    
von des werden Lôtes kinde.

Verse: 9    
si suln ouch slâfen, man gaz:
Verse: 10    
ir ruowens hân ich selten haz.

Verse: 11    
smorgens kom vor tage geriten
Verse: 12    
volc mit werlîchen siten,

Verse: 13    
der herzoginne ritter gar.
Verse: 14    
man nam ir zimierde war

Verse: 15    
al des mânen schîne.
Verse: 16    
Artûs und die sîne

Verse: 17    
lâgen, durch die zogeten sie
Verse: 18    
unz anderhalp, Gâwân hie

Verse: 19    
lac mit wîtem ringe.
Verse: 20    
swer solhe helfe ertwinge

Verse: 21    
mit sîner ellenthaften hant,
Verse: 22    
den mac man hân vür prîs erkant.

Verse: 23    
Gâwân sînen marschalc bat
Verse: 24    
in zeigen herberge stat.

Verse: 25    
als der herzoginne marschalc riet,
Verse: 26    
von Lôgrois diu werde diet

Verse: 27    
manegen rinc wol sunder zierten.
Verse: 28    
ê si geloschierten,

Verse: 29    
ez was wol mitter morgen.
Verse: 30    
hie næht ez niuwen sorgen.




Chapter: 677 
677


Verse: 1    
Artûs der prîses erkande
Verse: 2    
sîne boten sande

Verse: 3    
ze Rosche Sabînes in die stat:
Verse: 4    
den künec Gramoflanz er bat,

Verse: 5    
"sît daz unwendec sol sîn,
Verse: 6    
daz er gein dem neven mîn

Verse: 7    
sînen kamph niht wil verbern,
Verse: 8    
des sol in mîn neve wern.

Verse: 9    
bitet in gein uns schiere komen,
Verse: 10    
sît sîn gewalt ist sus vernomen,

Verse: 11    
daz erz niht vermîden wil.
Verse: 12    
es wære einem andern man ze vil."

Verse: 13    
Artûses boten vuoren dan.
Verse: 14    
nam mîn her Gâwân

Verse: 15    
Lischoisen und Flôranden:
Verse: 16    
die von manegen landen,

Verse: 17    
minnen soldiere,
Verse: 18    
bat er im zeigen schiere,

Verse: 19    
die der herzogîn ûf hôhen solt
Verse: 20    
wâren dienestlîchen holt.

Verse: 21    
er reit zuo zin und emphienc si ,
Verse: 22    
daz si al gelîche sprâchen ,

Verse: 23    
daz der werde Gâwân
Verse: 24    
wære ein manlîch h/vesch man.

Verse: 25    
mite kêrte er von in wider.
Verse: 26    
sus warp er tougenlîche sider:

Verse: 27    
in sîne kamern er gienc,
Verse: 28    
mit harnase er übervienc

Verse: 29    
den lîp zen selben stunden
Verse: 30    
durch daz, ob sîne wunden




Chapter: 678 
678


Verse: 1    
geheilet wæren,
Verse: 2    
daz die mâsen in niht swæren.

Verse: 3    
er wolde baneken den lîp,
Verse: 4    
sît manec man und wîp

Verse: 5    
sînen kamph solden sehen,
Verse: 6    
die wîsen ritter möhten spehen,

Verse: 7    
ob sîn unverzagetiu hant
Verse: 8    
des tages gein prîse würde erkant.

Verse: 9    
einen knappen hete er des gebeten,
Verse: 10    
daz er im bræhte Gringuljeten:

Verse: 11    
daz begunde er leischieren.
Verse: 12    
er wolde sich môvieren,

Verse: 13    
daz er undz ors wæren bereit.
Verse: 14    
mir wart sîn reise nie leit:

Verse: 15    
al ein reit mîn her Gâwân
Verse: 16    
von dem her verre ûf den plân.

Verse: 17    
gelücke müezes walden!
Verse: 18    
er sach einen ritter halden

Verse: 19    
dem wazzer Sabîns.
Verse: 20    
den wir wol möhten heizen vlins

Verse: 21    
der manlîchen krefte,
Verse: 22    
er schûr der ritterschefte,

Verse: 23    
sîn herze valsch nie underswanc.
Verse: 24    
er was des lîbes wol kranc

Verse: 25    
swaz man heizet unprîs
Verse: 26    
daz entruoc er nie deheinen wîs

Verse: 27    
halbes vingers lanc noch spanne.
Verse: 28    
von dem selben werden manne

Verse: 29    
muget ir wol ê hân vernomen:
Verse: 30    
an den rehten stam diz mære ist komen.




Chapter: 679 
679


Verse: 1    
Ob von dem werden Gâwân
Verse: 2    
werlîche ein tjost wirt getân,

Verse: 3    
engevorhte ich sîner êre
Verse: 4    
an prîse nie sêre.

Verse: 5    
ich solde ouch sandern angest hân.
Verse: 6    
daz wil ich ûz den sorgen lân:

Verse: 7    
der was in strîte eins mannes her.
Verse: 8    
ûz heidenschaft verre über mer

Verse: 9    
was brâht diu zimierde sîn.
Verse: 10    
noch rœter denne ein rubîn

Verse: 11    
was sîn kursît und sîn orses kleit.
Verse: 12    
der helt nâch âventiuren reit:

Verse: 13    
sîn schilt was gar durchstochen.
Verse: 14    
er hête ouch gebrochen

Verse: 15    
von dem boume, des Gramoflanz
Verse: 16    
huote, einen liehten kranz,

Verse: 17    
daz Gâwânz rîs erkande.
Verse: 18    
vorhte er die schande,

Verse: 19    
ob sîn der künec hete erbiten:
Verse: 20    
wære der durch strît gein im geriten,

Verse: 21    
müeste ouch strîten geschehen,
Verse: 22    
und soldez nimmer vrouwe ersehen.

Verse: 23    
von Munsalvæsche wâren sie,
Verse: 24    
beidiu ors, diu alsus hie

Verse: 25    
liezen nâher strîchen:
Verse: 26    
ûf den poinder hurteclîchen

Verse: 27    
mit sporn si wurden des ermant.
Verse: 28    
al grüene klê, niht stoubec sant

Verse: 29    
stuont touwec, diu tjost geschach.
Verse: 30    
mich müet ir beider ungemach.




Chapter: 680 
680


Verse: 1    
si tâten ir poinder rehte:
Verse: 2    
ûz der tjoste geslehte

Verse: 3    
wâren si beide samt erborn.
Verse: 4    
wênec gewunnen, vil verlorn

Verse: 5    
hât, swer behaldet den prîs:
Verse: 6    
der klagetz doch immer, ist er wîs.

Verse: 7    
gein ein ander stuont ir triuwe,
Verse: 8    
der enweder alt noch niuwe

Verse: 9    
dürkel scharten nie emphienc.
Verse: 10    
hœret, wie diu tjost ergienc:

Verse: 11    
hurteclîche und doch alsô,
Verse: 12    
si möhtens beide sîn unvrô.

Verse: 13    
erkandiu sippe und hôch geselleschaft
Verse: 14    
was mit herzenlîcher kraft

Verse: 15    
durch scharphen strît zein ander komen.
Verse: 16    
von swem der prîs wirt genomen,

Verse: 17    
des vreude ist dar um sorgen phant.
Verse: 18    
die tjoste brâhte iewederiu hant,

Verse: 19    
daz die mâge und die gesellen
Verse: 20    
ein ander muosten vellen

Verse: 21    
mit orse mit alle nider.
Verse: 22    
alsus wurben si sider:

Verse: 23    
ez wart aldâ verzwicket,
Verse: 24    
mit swerten verbicket.

Verse: 25    
schiltes schirben und daz grüene gras
Verse: 26    
ein gelîchiu temperîe was,

Verse: 27    
sît si begunden strîten.
Verse: 28    
si muosten scheidens bîten

Verse: 29    
alze lange: si begunden vruo.
Verse: 30    
engreif et niemen scheidens zuo:




Chapter: 681 
681


Verse: 1    
enwas dennoch niemen wan sie.
Verse: 2    
welt ir hœren vürbaz, wie

Verse: 3    
an den selben stunden
Verse: 4    
Artûses boten vunden

Verse: 5    
den künec Gramoflanz mit her?
Verse: 6    
ûf einem plân dem mer

Verse: 7    
einhalp vlôz der Sabîns
Verse: 8    
und anderhalp der Poinzaklîns:

Verse: 9    
diu zwei wazzer sêweten .
Verse: 10    
der plân was vester anderswâ:

Verse: 11    
Rosche Sabînes dort
Verse: 12    
diu houbetstat den vierden ort

Verse: 13    
begreif mit mûren und ouch mit graben
Verse: 14    
und mit manegem turne hôhe erhaben.

Verse: 15    
des hers loschieren was getân
Verse: 16    
wol mîlen lanc ûf den plân

Verse: 17    
und ouch wol halber mîle breit.
Verse: 18    
Artûs boten widerreit

Verse: 19    
manec ritter in gar unbekant,
Verse: 20    
turkopel, manec sarjant

Verse: 21    
zîser und mit lanzen.
Verse: 22    
dar nâch begunde swanzen

Verse: 23    
under maneger baniere
Verse: 24    
manec grôziu rotte schiere.

Verse: 25    
von pusînen was krach.
Verse: 26    
daz her man gar sich regen sach:

Verse: 27    
si wolden an den zîten
Verse: 28    
gein Jôflanze rîten.

Verse: 29    
von vrouwen zoumen klingâ klinc!
Verse: 30    
des künec Gramoflanzes rinc




Chapter: 682 
682


Verse: 1    
was mit vrouwen ummehalden.
Verse: 2    
kan ich mære walden,

Verse: 3    
ich sage iu, wer durch in was
Verse: 4    
geherberget ûf daz gras

Verse: 5    
an sîne samenunge komen.
Verse: 6    
habet ir des ê niht vernomen,

Verse: 7    
lât michz iu machen kunt.
Verse: 8    
ûz der wazzervesten stat von Punt

Verse: 9    
brâhte im der werde œheim sîn,
Verse: 10    
der künec Brandelidelîn,

Verse: 11    
sehs hundert klâre vrouwen.
Verse: 12    
ieslîchiu mohte schouwen

Verse: 13    
gewâpent ir âmîs
Verse: 14    
durch ritterschaft und durch prîs.

Verse: 15    
die werden Punturteise
Verse: 16    
wâren wol an dirre reise.

Verse: 17    
was, welt ir gelouben mirs,
Verse: 18    
der klâre Bernout de Riviers:

Verse: 19    
des rîcher vater Nârant
Verse: 20    
hete im lâzen Ukerlant,

Verse: 21    
der brâhte in kocken ûf dem mer
Verse: 22    
ein alsô klârez vrouwen her,

Verse: 23    
den man liehter varwe jach
Verse: 24    
und anders niht von in sprach:

Verse: 25    
der wâren zwei hundert
Verse: 26    
ze megeden besundert,

Verse: 27    
zwei hundert heten ir man.
Verse: 28    
ob ichz geprüevet rehte hân,

Verse: 29    
Bernout fîz cuns Nârant,
Verse: 30    
vünf hundert ritter wert erkant




Chapter: 683 
683


Verse: 1    
mit im komen wâren,
Verse: 2    
die vînde kunden vâren.

Verse: 3    
sus wolde der künec Gramoflanz
Verse: 4    
mit kamphe rechen sînen kranz,

Verse: 5    
daz ez vil liute sæhe,
Verse: 6    
wem man prîses jæhe.

Verse: 7    
die vürsten ûz sînem rîche
Verse: 8    
mit rittern werlîche

Verse: 9    
wâren und ouch mit vrouwen schar.
Verse: 10    
man sach liute wol gevar.

Verse: 11    
Artûses boten kômen hie.
Verse: 12    
die vunden den künec, hœret wie:

Verse: 13    
palmâtes dicke ein matraz
Verse: 14    
lac under den künege, aldâ er saz,

Verse: 15    
dar ûf gesteppet ein phelle breit.
Verse: 16    
juncvrouwen klâr und ouch gemeit

Verse: 17    
schuohten îserîne kolzen
Verse: 18    
an den künec stolzen.

Verse: 19    
ein phelle, gap kostlîchen prîs,
Verse: 20    
geworht in Ezidêmonîs,

Verse: 21    
beidiu breit unde lanc,
Verse: 22    
hôhe ob im durch schate swanc,

Verse: 23    
an zwelf schefte genomen.
Verse: 24    
Artûs boten wâren komen.

Verse: 25    
gein dem, der hôchverte hort
Verse: 26    
truoc, si sprâchen disiu wort:

Verse: 27    
"herre. uns hât her gesant
Verse: 28    
Artûs, der vür erkant

Verse: 29    
was, daz er prîs etswenne truoc.
Verse: 30    
er hete ouch werdekeit genuoc:




Chapter: 684 
684


Verse: 1    
die welt ir im verkrenken.
Verse: 2    
wie meget ir des erdenken,

Verse: 3    
daz ir gein sîner swester sun
Verse: 4    
solh ungenâde wellet tuon?

Verse: 5    
hete iu der werde Gâwân
Verse: 6    
grœzer herzeleit getân,

Verse: 7    
er möhte der tavelrunder
Verse: 8    
doch geniezen sunder,

Verse: 9    
wande in geselleschefte wernt
Verse: 10    
alle, die dar über phlihte gernt."

Verse: 11    
der künec sprach: "den gelobeten strît
Verse: 12    
mîn unverzagetiu hant gît,

Verse: 13    
daz ich Gâwânen disem tage
Verse: 14    
gein prîse oder in laster jage.

Verse: 15    
ich hân mit wârheit vernomen,
Verse: 16    
Artûs mit storje komen

Verse: 17    
und des wîp, diu künegîn.
Verse: 18    
diu sol willekomen sîn.

Verse: 19    
ob diu arge herzoginne
Verse: 20    
im gein mir ræt unminne,

Verse: 21    
ir kint, daz sult ir understên.
Verse: 22    
enmac niht anders an ergên,

Verse: 23    
wan daz ich den kanph leisten wil.
Verse: 24    
ich hân ritter wol vil,

Verse: 25    
daz ich gewalt entsitze niht.
Verse: 26    
swaz mir von einer hant geschiht,

Verse: 27    
die nôt wil ich lîden.
Verse: 28    
solde ich vermiden,

Verse: 29    
des ich mich vermezzen hân,
Verse: 30    
wolde ich dienst nâch minnen lân.




Chapter: 685 
685


Verse: 1    
in der genâde ich hân ergeben
Verse: 2    
al mîn vreude und ouch mîn leben,

Verse: 3    
got weiz wol, daz er ir genôz,
Verse: 4    
wande mich des ie verdrôz,

Verse: 5    
strîtes wider einen man,
Verse: 6    
wan daz der werde Gâwân

Verse: 7    
den lîp hât geurbort ,
Verse: 8    
kamphes bin ich gein im vrô.

Verse: 9    
sus nidert sich mîn manheit.
Verse: 10    
swachen strît ich nie gestreit:

Verse: 11    
ich hân gestriten, giht man mir
Verse: 12    
(ob ir gebietet, des vrâget ir),

Verse: 13    
gein liuten, die des mîner hant
Verse: 14    
jâhen, si wære vür prîs erkant.

Verse: 15    
ich enbestuont nie einen lîp.
Verse: 16    
ez ensuln ouch loben niht diu wîp,

Verse: 17    
ob ich den sic hiute erhol.
Verse: 18    
mir tuot in dem herzen wol,

Verse: 19    
mirst gesaget, si ûz banden lân,
Verse: 20    
durch die der kamph wirt getân.

Verse: 21    
Artûs der erkande verre,
Verse: 22    
manec vremdiu terre

Verse: 23    
ze sînem gebote ist vernomen:
Verse: 24    
sist lîhte her mit im komen,

Verse: 25    
durch die ich vreude unde nôt
Verse: 26    
in ir gebot unz an den tôt

Verse: 27    
sol dienestlîchen bringen.
Verse: 28    
möhte mir baz gelingen,

Verse: 29    
ob mir diu sælde sol geschehen,
Verse: 30    
daz si mîn dienest ruochet sehen?"




Chapter: 686 
686


Verse: 1    
Bêne under sküneges armen saz.
Verse: 2    
diu liez den kamph gar âne haz:

Verse: 3    
si hete des küneges manheit
Verse: 4    
vil gesehen, der streit,

Verse: 5    
daz siz wolde ûz den sorgen lân.
Verse: 6    
wesse aber si, daz Gâwân

Verse: 7    
ir vrouwen bruoder wære
Verse: 8    
und daz disiu strengen mære

Verse: 9    
ûf ir herren wæren gezogen,
Verse: 10    
si wære an vreuden betrogen.

Verse: 11    
si brâhte dem künege ein vingerlîn,
Verse: 12    
daz Itonjê diu junge künegîn

Verse: 13    
hete durch minne im gesant,
Verse: 14    
daz ir bruoder wert erkant

Verse: 15    
holte über den Sabîns.
Verse: 16    
Bêne ûf dem Poinzaklîns

Verse: 17    
kom in einem seitiez.
Verse: 18    
disiu mære si niht liez:

Verse: 19    
"von Schastel Marveile gevarn
Verse: 20    
ist mîn vrouwe mit vrouwen scharn."

Verse: 21    
si mante in triuwe und êre
Verse: 22    
von ir vrouwen mêre,

Verse: 23    
denne ie kint manne enbôt,
Verse: 24    
und daz er dæhte an ir nôt,

Verse: 25    
sît si vür alle gewinne
Verse: 26    
dienst büte nâch sîner minne.

Verse: 27    
daz machte den kuͤnec hôchgemnuot.
Verse: 28    
unreht er doch Gâwâne tuot:

Verse: 29    
solde ich engelten sus der swester mîn,
Verse: 30    
ich wolde ê âne swester sîn.




Chapter: 687 
687


Verse: 1    
man truoc im zimierde dar
Verse: 2    
von tiurer koste alsô gevar,

Verse: 3    
swen diu minne ie des betwanc,
Verse: 4    
daz er nâch wîbe lône ranc,

Verse: 5    
ez wære Gahmuret oder Gâlôes
Verse: 6    
oder der künec Kilikrates,

Verse: 7    
der deheiner dorfte sînen lîp
Verse: 8    
nie baz gezieren durch diu wîp.

Verse: 9    
von Ipopotitikôn
Verse: 10    
oder ûz der wîten Akratôn

Verse: 11    
oder von Kalomidente
Verse: 12    
oder von Agatirsjente

Verse: 13    
wart nie bezzer phelle brâht,
Verse: 14    
denne zer zimierde wart erdâht.

Verse: 15    
kuste er daz vingerlîn,
Verse: 16    
daz Itonjê diu junge künegîn

Verse: 17    
im durch minne sande.
Verse: 18    
ir triuwe er bekande,

Verse: 19    
swâ im kummers wære bevilt,
Verse: 20    
was ir minne vür ein schilt.

Verse: 21    
der künec was gewâpent nuo.
Verse: 22    
zwelf juncvrouwen griffen zuo

Verse: 23    
ûf starken runzîden:
Verse: 24    
si ensolden daz niht mîden,

Verse: 25    
diu klâre geselleschaft,
Verse: 26    
ieslîchiu hete an einen schaft

Verse: 27    
den tiuren phelle genomen,
Verse: 28    
dar unde der künec wolde komen.

Verse: 29    
den vuorten si durch schate dan
Verse: 30    
ob dem strîtgernden man.




Chapter: 688 
688


Verse: 1    
niht ze kranc zwei vrouwelîn
Verse: 2    
(diu truogen et den besten schîn)

Verse: 3    
under sküneges starken armen riten.
Verse: 4    
enwart niht langer gebiten,

Verse: 5    
Artûs boten vuoren dan
Verse: 6    
und kômen dar, Gâwân

Verse: 7    
ûf ir widerreise streit.
Verse: 8    
wart den kinden nie leit:

Verse: 9    
si schrîten lûte um sîne nôt,
Verse: 10    
wande in ir triuwe daz gebôt.

Verse: 11    
ez was vil nâch alsô komen,
Verse: 12    
daz den sic hete aldâ genomen

Verse: 13    
Gâwânes kamphgenôz.
Verse: 14    
des kraft was über in grôz,

Verse: 15    
daz Gâwân der werde degen
Verse: 16    
des siges hete nâch verphlegen.

Verse: 17    
wan daz in klagende nanden
Verse: 18    
kint, diu in bekanden,

Verse: 19    
der ê des was sîn strîtes wer,
Verse: 20    
verbar gein im strîtes ger.

Verse: 21    
verre ûz der hant er warf daz swert:
Verse: 22    
"unsælec und unwert

Verse: 23    
bin ich" sprach der weinde gast.
Verse: 24    
"aller sælden mir gebrast.

Verse: 25    
daz mîner gunêrten hant
Verse: 26    
dirre strît ie wart bekant,

Verse: 27    
des was mit unvuoge ir ze vil.
Verse: 28    
schuldec ich mich geben wil:

Verse: 29    
hie trat mîn ungelücke vür
Verse: 30    
und schiet mich von der sælden kür.




Chapter: 689 
689


Verse: 1    
sus sint diu alden wâpen mîn
Verse: 2    
ê dicke und aber worden schîn.

Verse: 3    
daz ich gein dem werden Gâwân
Verse: 4    
alhie mîn strîten hân getân!

Verse: 5    
ich hân mich selben überstrîten
Verse: 6    
und ungelückes hie erbiten.

Verse: 7    
des strîtes wart begunnen,
Verse: 8    
was mir sælde entrunnen."

Verse: 9    
Gâwân die klage hôrte und sach,
Verse: 10    
ze sînem kamphgenôze er sprach:

Verse: 11    
"ouwî, herre, wer sît ir?
Verse: 12    
ir sprecht genædeclîch gein mir.

Verse: 13    
wan wære diu rede ê geschehen,
Verse: 14    
die wîle ich krefte möhte jehen!

Verse: 15    
enwære ich niht von prîse komen.
Verse: 16    
ir habet den prîs alhie genomen:

Verse: 17    
ich hete iuwer gerne künde,
Verse: 18    
ich her nâch vünde

Verse: 19    
mînen prîs, ob ich den suochte.
Verse: 20    
die wîle es mîn sælde ruochte,

Verse: 21    
gestreit ich ie wol einer hant."
Verse: 22    
"neve, ich tuon mich dir bekant

Verse: 23    
dienstlîche und elliu mâl:
Verse: 24    
ich binz dîn neve Parzivâl."

Verse: 25    
Gâwân sprach: "dô was ez reht.
Verse: 26    
hiest krummiu tumpheit worden sleht.

Verse: 27    
hie hânt zwei herzen einvalt
Verse: 28    
mit hazze erzeiget ir gewalt:

Verse: 29    
dîn hant uns beide überstreit.
Verse: 30    
dirz durch uns beide sîn leit:




Chapter: 690 
690


Verse: 1    
hâs dir selben ane gesiget,
Verse: 2    
ob dîn herze triuwen phliget."

Verse: 3    
disiu rede was getân,
Verse: 4    
enmohte ouch mîn her Gâwân

Verse: 5    
vor unkraft niht langer stên.
Verse: 6    
er begunde al swindelde gên,

Verse: 7    
wande imz houbet erschellet was:
Verse: 8    
er strûcte nider an daz gras.

Verse: 9    
Artûses juncherrelîn
Verse: 10    
spranc einez underz houbet sîn:

Verse: 11    
bant im daz süeze kint
Verse: 12    
abe den helm und swanc den wint

Verse: 13    
mit einem huote phæwîn wîz
Verse: 14    
under diu ougen. dirre kindes vlîz

Verse: 15    
lêrte Gâwânen niuwe kraft.
Verse: 16    
ûz beiden hern geselleschaft

Verse: 17    
mit rotte kom in hie und dort,
Verse: 18    
ieweder her an sînen ort,

Verse: 19    
ir zil wâren gestôzen
Verse: 20    
mit gespiegelten ronen grôzen.

Verse: 21    
Gramoflanz die koste gap
Verse: 22    
durch sîns kamphes urhap:

Verse: 23    
der boume hundert wâren
Verse: 24    
mit liehten blicken klâren.

Verse: 25    
ensolde niemen zwischen komen.
Verse: 26    
si stuonden sus, hân ichz vernomen:

Verse: 27    
vierzec poinder von ein ander,
Verse: 28    
mit gerverweten blicken glander

Verse: 29    
vünfzec iewedersît.
Verse: 30    
zwischen solde ergên der strît:




Chapter: 691 
691


Verse: 1    
daz her solde ûzerhalben haben,
Verse: 2    
als ez schiede mûre oder tiefe graben.

Verse: 3    
des hete den hantvride getân
Verse: 4    
Gramoflanz und Gâwân.

Verse: 5    
gein dem ungelobeten strîte
Verse: 6    
manec rotte kom bezîte

Verse: 7    
ûz beiden hern, die sâhen,
Verse: 8    
wem si prîses jâhen.

Verse: 9    
die nam ouch wunder, wer strîte
Verse: 10    
mit alsô strîteclîchem site

Verse: 11    
oder wem des strîtes wære gedâht.
Verse: 12    
neweder her hete brâht

Verse: 13    
sînen kemphen in den rinc:
Verse: 14    
ez dûhten si wunderlîchiu dinc.

Verse: 15    
dirre kamph was getân
Verse: 16    
ûf dem bluomenvarwen plân,

Verse: 17    
kom der künec Gramoflanz:
Verse: 18    
der wolde ouch rechen sînen kranz.

Verse: 19    
der vriesch wol, daz was geschehen
Verse: 20    
ein kamph, daz nie wart gesehen

Verse: 21    
herter strît mit swerten.
Verse: 22    
die des ein ander werten,

Verse: 23    
si tâtenz âne schulde gar.
Verse: 24    
Gramoflanz ûz sîner schar

Verse: 25    
zuo den kamphmüeden reit,
Verse: 26    
herzenlîche er klagete ir arbeit.

Verse: 27    
Gâwân was ûf gesprungen:
Verse: 28    
dem wâren die lide erswungen.

Verse: 29    
hie stuonden dise zwêne.
Verse: 30    
was ouch vrou Bêne




Chapter: 692 
692


Verse: 1    
mit dem künege in den rinc geriten,
Verse: 2    
aldâ der kamph was erliten.

Verse: 3    
diu sach Gâwânen kreftelôs,
Verse: 4    
den si vür al die werlt erkôs

Verse: 5    
zir besten vreude krône.
Verse: 6    
nâch herzen jâmers dône

Verse: 7    
si schrîende von dem pherde spranc,
Verse: 8    
mit armen si in vaste ummeswanc.

Verse: 9    
si sprach: "vervluochet diu hant,
Verse: 10    
diu disen kummer hât erkant

Verse: 11    
gemacht an iuwerm lîbe klâr.
Verse: 12    
allen mannen, daz ist wâr,

Verse: 13    
iuwer varwe ein manlîch spiegel was."
Verse: 14    
si sazte in nider an daz gras:

Verse: 15    
ir weinens wênec wart verdaget.
Verse: 16    
streich im diu süeze maget

Verse: 17    
ab den ougen bluot und sweiz.
Verse: 18    
in harnase was im heiz.

Verse: 19    
der künec Gramoflanz sprach:
Verse: 20    
"Gâwân, mirst leit dîn ungemach,

Verse: 21    
ez enwære von mîner hant getân.
Verse: 22    
wiltû morgen wider ûf den plân

Verse: 23    
gein mir komen durch strîten,
Verse: 24    
des wil ich gerne bîten.

Verse: 25    
ich bestüende gerner ein wîp
Verse: 26    
denne dînen kreftelôsen lîp:

Verse: 27    
waz prîses möhte ich an dir bejagen,
Verse: 28    
ich enhôrte dich baz gein kreften sagen?

Verse: 29    
ruowe hînt, des wirt dir nôt,
Verse: 30    
wiltû vür stên den künec Lôt."




Chapter: 693 
693


Verse: 1    
truoc der starke Parzivâl
Verse: 2    
ninder müede lit noch erblichen mâl.

Verse: 3    
er hete an den stunden
Verse: 4    
sînen helm abe gebunden,

Verse: 5    
in der werde künec sach.
Verse: 6    
ze dem er zühteclîchen sprach:

Verse: 7    
"herre, swaz mîn neve Gâwân
Verse: 8    
gein iuwern hulden hât getân,

Verse: 9    
des lât mich vür in wesen phant.
Verse: 10    
ich trage noch werlîche hant:

Verse: 11    
welt ir zürnen gein im kêren,
Verse: 12    
daz sol ich iu mit swerten wern."

Verse: 13    
der wirt ûz Rosche Sabîns
Verse: 14    
sprach: "herre, er gît mir morgen zins:

Verse: 15    
der stêt ze gelte vür mînen kranz,
Verse: 16    
des sîn prîs wirt hôch und ganz

Verse: 17    
oder daz er jaget mich an die stat,
Verse: 18    
aldâ ich trite ûf lasters phat.

Verse: 19    
ir muget wol anders sîn ein helt:
Verse: 20    
dirre kamph ist iu doch niht erwelt."

Verse: 21    
sprach Bênen süezer munt
Verse: 22    
zem künege: "ir ungetriuwer hunt!

Verse: 23    
iuwer herze in sîner hende liget,
Verse: 24    
dar iuwer herze hazzes phliget:

Verse: 25    
war hebet ir iuch durch minne ergeben?
Verse: 26    
diu muoz doch sîner genâden leben.

Verse: 27    
ir saget iuch selben sigelôs.
Verse: 28    
diu minne ir reht an iu verlôs:

Verse: 29    
getruoget ir ie minne,
Verse: 30    
diu was mit valschem sinne."




Chapter: 694 
694


Verse: 1    
dises zornes vil geschach,
Verse: 2    
der künec Bênen sunder sprach.

Verse: 3    
er bat si: "vrouwe, zürne niht,
Verse: 4    
daz der kamph von mir geschiht.

Verse: 5    
belîp hie dem herren dîn.
Verse: 6    
sage Itonjê der swester sîn,

Verse: 7    
ich vür wâr ir dienestman
Verse: 8    
und ich wil ir dienen, swaz ich kan."

Verse: 9    
Bêne daz gehôrte
Verse: 10    
mit wærlîchem worte,

Verse: 11    
daz ir herre ir vrouwen bruoder was,
Verse: 12    
der solde strîten ûf dem gras,

Verse: 13    
zugen jâmers ruoder
Verse: 14    
in ir herzen wol ein vuoder

Verse: 15    
der herzenlîchen riuwe,
Verse: 16    
wande si phlac herzen triuwe.

Verse: 17    
si sprach: "vart hin, vervluochet man!
Verse: 18    
ir sît, der triuwe nie gewan."

Verse: 19    
der künec reit dan und al die sîn.
Verse: 20    
Artûses juncherrelîn

Verse: 21    
viengen diu ors disen zwein.
Verse: 22    
an den orsen sunderkamph ouch schein.

Verse: 23    
Gâwân und Parzivâl
Verse: 24    
und Bêne diu lieht gemâl

Verse: 25    
riten dannen gein ir her.
Verse: 26    
Parzivâl mit mannes wer

Verse: 27    
hete den prîs behalden ,
Verse: 28    
si wâren sîner künfte vrô,

Verse: 29    
die in komen sâhen.
Verse: 30    
hôhes prîses si im alle jâhen.




Chapter: 695 
695


Verse: 1    
ich sage iu mære, ob ich kan:
Verse: 2    
sprach von disem einen man

Verse: 3    
in beiden hern die wîsen,
Verse: 4    
daz si begunden prîsen

Verse: 5    
sîne ritterliche tât:
Verse: 6    
"der den prîs genomen hât,

Verse: 7    
welt irs jehen, daz ist Parzivâl."
Verse: 8    
der was ouch lieht gemâl,

Verse: 9    
ez enwart nie ritter baz getân:
Verse: 10    
des jâhen wîp unde man,

Verse: 11    
in Gâwân brâhte,
Verse: 12    
der des hin zim gedâhte,

Verse: 13    
daz er in hieze kleiden.
Verse: 14    
truoc man dar in beiden

Verse: 15    
von tiurer koste gelîch gewant.
Verse: 16    
über al diz mære wart erkant,

Verse: 17    
daz Parzivâl wære komen,
Verse: 18    
von dem dicke was vernomen,

Verse: 19    
daz er hôhen prîs bejagete.
Verse: 20    
vür wâr daz maneger sagete.

Verse: 21    
Gâwân sprach: "wiltû schouwen
Verse: 22    
dîns künnes vier vrouwen

Verse: 23    
und ander vrouwen wol gevar,
Verse: 24    
gên ich gerne mit dir dar."

Verse: 25    
sprach Gahmuretes kint:
Verse: 26    
"ob hie werde vrouwen sint,

Verse: 27    
den soltû mich unmæren niht.
Verse: 28    
ein ieslîch vrouwe mich ungerne siht,

Verse: 29    
diu dem Plimizôl gehôrt
Verse: 30    
hât von mir valschlîchiu wort.




Chapter: 696 
696


Verse: 1    
got müeze ir wîplîch êre sehen!
Verse: 2    
ich wil immer vrouwen sælden jehen:

Verse: 3    
ich schame mich noch sêre,
Verse: 4    
ungerne ich gein in kêre."

Verse: 5    
"ez muoz doch sîn" sprach Gâwân.
Verse: 6    
der vuorte Parzivâlen dan,

Verse: 7    
in kusten vier künegîn.
Verse: 8    
die herzogîn ez lêrte pîn,

Verse: 9    
daz si den küssen solde,
Verse: 10    
der ir gruozes niht wolde,

Verse: 11    
si minne und ir lant im bôt
Verse: 12    
(des kom si hie von schame in nôt),

Verse: 13    
er vor Lôgrois gestreit
Verse: 14    
und si verre nâch im reit.

Verse: 15    
Parzivâl der klâre
Verse: 16    
wart des âne vâre

Verse: 17    
überparlieret,
Verse: 18    
daz wart gekondewieret

Verse: 19    
elliu schame ûz sînem herzen .
Verse: 20    
âne blûkeit wart er vrô.

Verse: 21    
Gâwân von rehten schulden
Verse: 22    
gebôt sînen hulden

Verse: 23    
vroun Bênen, daz ir süezer munt
Verse: 24    
Itonjê des niht tæte kunt,

Verse: 25    
"daz mich der künec Gramoflanz
Verse: 26    
sus hazzet um sînen kranz

Verse: 27    
und daz wir morgen ein ander strît
Verse: 28    
suln geben ze rehter kamphes zît.

Verse: 29    
mîner swester soltû des niht sagen
Verse: 30    
und solt dîn weinen gar verdagen."




Chapter: 697 
697


Verse: 1    
si sprach: "ich mac wol weinen
Verse: 2    
und immer klage erscheinen,

Verse: 3    
wan sweder iuwer beliget,
Verse: 4    
nâch dem mîn vrouwe jâmers phliget.

Verse: 5    
diu ist ze beider sît erslagen.
Verse: 6    
mîne vrouwen und mich muoz ich wol klagen.

Verse: 7    
waz hilft, daz ir ir bruoder sît?
Verse: 8    
mit ir herzen welt ir vehten strît."

Verse: 9    
daz her was gar gezoget în.
Verse: 10    
Gâwân und den gesellen sîn

Verse: 11    
was ir ezzen al bereit.
Verse: 12    
mit der herzogîn gemeit

Verse: 13    
Parzivâl solde ezzen.
Verse: 14    
enwart des niht vergezzen,

Verse: 15    
Gâwân der enbevülhe in ir.
Verse: 16    
si sprach: "welt ir bevelhen mir

Verse: 17    
den, der vrouwen spotten kan?
Verse: 18    
wie sol ich phlegen dises man?

Verse: 19    
doch diene ich im durch iuwer gebot.
Verse: 20    
ich enruoche, ob er daz nimt vür spot."

Verse: 21    
sprach Gahmuretes sun:
Verse: 22    
"vrouwe, ir welt gewalt mir tuon.

Verse: 23    
wîse erkenne ich mînen lîp:
Verse: 24    
der mîdet spottes elliu wîp."

Verse: 25    
ob ez was, man gap genuoc:
Verse: 26    
mit grôzer zuht manz vür si truoc.

Verse: 27    
maget, wîp und man mit vreuden az.
Verse: 28    
Itonjê des doch niht vergaz,

Verse: 29    
si enwarte an Bênen ougen,
Verse: 30    
daz diu weinden tougen:




Chapter: 698 
698


Verse: 1    
wart ouch si nâch jâmer var,
Verse: 2    
ir süezer munt meit ezzen gar.

Verse: 3    
si dâhte: "waz tuot Bêne hie?
Verse: 4    
ich hete iedoch gesendet sie

Verse: 5    
ze dem, der dort mîn herze treget,
Verse: 6    
daz mich hie gar unsanfte reget.

Verse: 7    
waz ist an mir gerochen?
Verse: 8    
hât der künec widersprochen

Verse: 9    
mîn dienst und mîne minne?
Verse: 10    
sîn getriuwe manlîch sinne

Verse: 11    
mugen hie niht mêr erwerben.
Verse: 12    
wan dar um muoz ersterben

Verse: 13    
mîn armer lîp, den ich hie trage,
Verse: 14    
nâch im mit herzenlîcher klage."

Verse: 15    
man ezzens verphlac,
Verse: 16    
was ez ouch über den mitten tac.

Verse: 17    
Artûs und daz wîp sîn,
Verse: 18    
vrou Ginovêr diu künegîn,

Verse: 19    
mit rittern und mit vrouwen schar
Verse: 20    
riten, der wol gevar

Verse: 21    
saz werder vrouwen diet.
Verse: 22    
Parzivâles antvanc geriet,

Verse: 23    
manege klâre vrouwen
Verse: 24    
muoste er sich küssen schouwen.

Verse: 25    
Artûs bôt im êre
Verse: 26    
und dancte im des sêre,

Verse: 27    
daz sîn hôhiu werdekeit
Verse: 28    
wære lanc und ouch breit.

Verse: 29    
daz er den prîs vür alle man
Verse: 30    
von rehten schulden solde hân.




Chapter: 699 
699


Verse: 1    
der Wâleis z Artûse sprach:
Verse: 2    
"herre, ich iuch jungest sach,

Verse: 3    
wart ûf die êre mir gerant:
Verse: 4    
von prîse ich gap hôhiu phant,

Verse: 5    
daz ich von prîse nâch was komen.
Verse: 6    
hân ich, herre, von iu vernomen,

Verse: 7    
ob ir mirz saget âne vâr,
Verse: 8    
daz prîs an mir ein teil hât wâr.

Verse: 9    
swie unsanfte ich daz lerne,
Verse: 10    
ich geloubez iu doch gerne,

Verse: 11    
woldez gelouben ander diet,
Verse: 12    
von den ich mich schamede schiet."

Verse: 13    
die sâzen, jâhen sîner hant,
Verse: 14    
si hete den prîs über manegiu lant

Verse: 15    
mit hôhem prîse erworben,
Verse: 16    
daz sîn prîs wære unverdorben.

Verse: 17    
der herzoginne ritter gar
Verse: 18    
ouch kômen, der wol gevar

Verse: 19    
Parzivâl Artûse saz.
Verse: 20    
der werde künec des niht vergaz,

Verse: 21    
er emphienge si in des wirtes hûs.
Verse: 22    
der hövesche wîse Artûs,

Verse: 23    
swie wît wære Gâwâns gezelt,
Verse: 24    
er saz dar vür ûf daz velt.

Verse: 25    
si sâzen um in an den rinc.
Verse: 26    
sich samenten unkundiu dinc:

Verse: 27    
wer dirre und jener wære,
Verse: 28    
daz würden wîtiu mære,

Verse: 29    
solde der kristen und der Sarrazîn
Verse: 30    
kuntlîche genennet sîn.




Chapter: 700 
700


Verse: 1    
wer was Klinschores her?
Verse: 2    
wer wâren, die wol ze wer

Verse: 3    
von Lôgrois vil dicke riten,
Verse: 4    
si durch Orgelûsen striten?

Verse: 5    
wer wâren, die brâhte Artûs?
Verse: 6    
der ir aller lant und ir hûs

Verse: 7    
kuntlîche solde nennen,
Verse: 8    
müelîch si wâren zerkennen.

Verse: 9    
die jâhen al gemeine,
Verse: 10    
daz Parzivâl al eine

Verse: 11    
vor ûz trüege klâren lîp,
Verse: 12    
den gerne minnen m\hten wîp,

Verse: 13    
und swaz ze hôhem prîse züge,
Verse: 14    
daz in des werdekeit niht trüege.

Verse: 15    
ûf stuont Gahmuretes kint.
Verse: 16    
der sprach: "alle, die hie sint,

Verse: 17    
sitzen stille und helfen mir,
Verse: 18    
des ich gar unsanfte enbir.

Verse: 19    
mich schiet von tavelrunder
Verse: 20    
ein verholnbærez wunder:

Verse: 21    
die mir ê gâben geselleschaft,
Verse: 22    
helfen mir geselleclîcher kraft

Verse: 23    
noch dar über." des er gerte,
Verse: 24    
Artûs in schône werte.

Verse: 25    
einer andern bete er bat
Verse: 26    
(mit wênec liuten er sunder trat),

Verse: 27    
daz Gâwân gæbe im den strît,
Verse: 28    
den er ze rehter kamphes zît

Verse: 29    
des morgens solde strîten.
Verse: 30    
"ich wil sîn gerne bîten,




Chapter: 701 
701


Verse: 1    
der heizet künec Gramoflanz:
Verse: 2    
von sînem boume ich einen kranz

Verse: 3    
brach hiute morgen vruo,
Verse: 4    
daz er mir strîten vuorte zuo.

Verse: 5    
ich kom durch strîten in sîn lant,
Verse: 6    
niwan durch strît gein sîner hant.

Verse: 7    
neve, ich solde dîn wênec trûwen hie.
Verse: 8    
mir engeschach rehte leide nie:

Verse: 9    
ich wânde, ez der künec wære,
Verse: 10    
der mich strîtes niht verbære.

Verse: 11    
neve, noch lâz mich in bestên:
Verse: 12    
sol immer sîn unprîs ergên,

Verse: 13    
mîn hant im schaden vüeget,
Verse: 14    
des in vür wâr genüeget.

Verse: 15    
mir ist mîn reht hie wider gegeben:
Verse: 16    
ich mac geselleclîche leben,

Verse: 17    
lieber neve, gein dir.
Verse: 18    
denke erkander sippe an mir

Verse: 19    
und lâz den kamph wesen mîn.
Verse: 20    
tuon ich manlîch ellen schîn."

Verse: 21    
sprach mîn her Gâwân:
Verse: 22    
"mâge und bruoder ich hie hân

Verse: 23    
dem künege von Bertâne vil:
Verse: 24    
iuwer keinem ich gestaten wil,

Verse: 25    
daz er vür mich vehte.
Verse: 26    
ich getrûwe des mînem rehte,

Verse: 27    
süls gelücke walden,
Verse: 28    
ich müge den prîs behalden.

Verse: 29    
got lône dir, daz biutes strît:
Verse: 30    
es ist aber vür mich noch niht zît."




Chapter: 702 
702


Verse: 1    
Artûs die bete hôrte:
Verse: 2    
daz gespræche er zestôrte,

Verse: 3    
mit in wider an den rinc er saz.
Verse: 4    
Gâwâns schenke niht vergaz,

Verse: 5    
dar entrüegen juncherrelîn
Verse: 6    
manegen tiuren koph guldîn

Verse: 7    
mit edelem gesteine.
Verse: 8    
der schenke gienc niht eine.

Verse: 9    
daz schenken geschach,
Verse: 10    
daz volc vuor gar an sîn gemach.

Verse: 11    
begundez ouch nâhen der naht.
Verse: 12    
Parzivâl was bedâht,

Verse: 13    
al sîn harnas er besach.
Verse: 14    
ob dem iht riemen gebrach,

Verse: 15    
daz hiez er wol bereiten
Verse: 16    
und wünneclîchen feiten

Verse: 17    
und einen niuwen schilt gewinnen:
Verse: 18    
der sîne was ûzen und innen

Verse: 19    
zehurtiert und ouch zeslagen.
Verse: 20    
man muoste im einen starken tragen.

Verse: 21    
daz tâten sarjande,
Verse: 22    
die vil wênec er bekande:

Verse: 23    
etslîcher was ein Franzeis.
Verse: 24    
sîn ors, daz der templeis

Verse: 25    
gein im zer tjoste brâhte,
Verse: 26    
ein knappe des gedâhte,

Verse: 27    
ez wart nie baz erstrichen sît.
Verse: 28    
was ez naht und slâfes zît:

Verse: 29    
Parzivâl ouch slâfes phlac.
Verse: 30    
sîn harnas gar vor im lac.




Chapter: 703 
703


Verse: 1    
ouch rou den künec Gramoflanz,
Verse: 2    
daz ein ander man vür sînen kranz

Verse: 3    
des tages hete gevohten:
Verse: 4    
getorsten noch enmohten

Verse: 5    
die sîne daz niht gescheiden.
Verse: 6    
er begundez sêre leiden,

Verse: 7    
daz er sich versûmet hæte.
Verse: 8    
waz der helt tæte?

Verse: 9    
wande er ê prîs bejagete,
Verse: 10    
rehte indes, dôz tagete,

Verse: 11    
was sîn ors gewâpent und sîn selbes lîp.
Verse: 12    
ob gæben rîchelôsiu wîp

Verse: 13    
sîner zimierde stiure?
Verse: 14    
ez was sus alsô tiure.

Verse: 15    
er zierte den lîp durch eine maget:
Verse: 16    
der was er dienstes unverzaget.

Verse: 17    
er reit eine ûf die warte.
Verse: 18    
den künec daz müete harte,

Verse: 19    
daz der werde Gâwân
Verse: 20    
niht schiere kom ûf den plân.

Verse: 21    
hete ouch sich gar verholn
Verse: 22    
Parzivâl her ûz verstoln.

Verse: 23    
ûz einer banier er nam
Verse: 24    
ein starkez sper von Angram,

Verse: 25    
er hete ouch al sîn harnas an.
Verse: 26    
der helt reit al eine dan

Verse: 27    
gein den ronen spiegelîn,
Verse: 28    
aldâ der kamph solde sîn.

Verse: 29    
er sach den künec halden dort.
Verse: 30    
ê daz deweder ie wort




Chapter: 704 
704


Verse: 1    
zem andern gespræche,
Verse: 2    
man giht, ieweder stæche

Verse: 3    
den andern durch des schiltes rant,
Verse: 4    
daz die sprîzen von der hant

Verse: 5    
ûf durch den luft sich wunden.
Verse: 6    
mit der tjost si beide kunden

Verse: 7    
und sus mit anderm strîte.
Verse: 8    
ûf des angers wîte

Verse: 9    
wart daz tou zevüeret
Verse: 10    
und die helme gerüeret

Verse: 11    
mit scharphen ecken, die wol sniten.
Verse: 12    
unverzagetlîch si beide striten.

Verse: 13    
wart der anger getret,
Verse: 14    
an maneger stat daz tou gewet.

Verse: 15    
des riuwent mich die bluomen rôt
Verse: 16    
und mêr die helde, die nôt

Verse: 17    
dolten âne zageheit.
Verse: 18    
wem wære daz liep âne leit,

Verse: 19    
dem si niht hêten getân?
Verse: 20    
bereite ouch sich her Gâwân

Verse: 21    
gein sînes kamphes sorgen.
Verse: 22    
ez was wol mitter morgen,

Verse: 23    
ê man vriesch daz mære,
Verse: 24    
daz vermisset wære

Verse: 25    
Parzivâles des küenen.
Verse: 26    
ob erz welle süenen?

Verse: 27    
dem gebârte er ungelîche:
Verse: 28    
er streit manlîche

Verse: 29    
mit dem, der ouch strîtes phlac.
Verse: 30    
was ez hôch ûf den tac.




Chapter: 705 
705


Verse: 1    
Gâwâne ein bischof messe sanc.
Verse: 2    
von storje wart grôz gedranc:

Verse: 3    
ritter unde vrouwen
Verse: 4    
man mohte zorse schouwen

Verse: 5    
an Artûses ringe.
Verse: 6    
ê daz man gesinge,

Verse: 7    
der künec Artûs selbe stuont,
Verse: 8    
die phaffen daz ammet tuont.

Verse: 9    
der bendiz wart getân,
Verse: 10    
wâpende sich her Gâwân:

Verse: 11    
man sach ê tragen den stolzen
Verse: 12    
sîn îserîne kolzen

Verse: 13    
an wol geschicketen beinen.
Verse: 14    
begunden vrouwen weinen.

Verse: 15    
daz her zogete ûz über al,
Verse: 16    
si mit swerten hôrten schal

Verse: 17    
und viur ûz helmen swingen
Verse: 18    
und slege mit kreften bringen.

Verse: 19    
der künec Gramoflanz phlac site,
Verse: 20    
im versmâhte sêre, daz er strite

Verse: 21    
mit einem man. dûhte in nuo,
Verse: 22    
daz hie sehse griffen strîtes zuo:

Verse: 23    
ez was doch Parzivâl al ein.
Verse: 24    
der gein im werlîche schein,

Verse: 25    
er hete in underwîset
Verse: 26    
einer zuht, die man noch prîset:

Verse: 27    
er engenam sît nimmer mêre
Verse: 28    
mit rede an sich die êre,

Verse: 29    
daz er zwein mannen büte strît,
Verse: 30    
wan einers im ze vil gît.




Chapter: 706 
706


Verse: 1    
daz her was komen ze beider sît
Verse: 2    
ûf den grüenen anger wît

Verse: 3    
iewederhalp an sîniu zil.
Verse: 4    
si pruovten diz nîtspil.

Verse: 5    
den küenen wîganden
Verse: 6    
diu ors wâren gestanden:

Verse: 7    
striten sus die werden
Verse: 8    
ze vuoz ûf der erden

Verse: 9    
einen herten strît scharph erkant.
Verse: 10    
diu swert ûf hôhe ûz der hant

Verse: 11    
wurfen dicke dise recken:
Verse: 12    
si wandelten die ecken.

Verse: 13    
sus emphienc der künec Gramoflanz
Verse: 14    
sûren zins vür sînen kranz.

Verse: 15    
sîner vriundîn künne
Verse: 16    
leit ouch im swache wünne.

Verse: 17    
sus engalt der werde Parzivâl
Verse: 18    
Itonjê der lieht gemâl,

Verse: 19    
der er geniezen solde,
Verse: 20    
ob reht ze rehte wolde.

Verse: 21    
nâch prîse die vil gevarnen
Verse: 22    
mit strîte muosten arnen,

Verse: 23    
einer streit vür vriundes nôt,
Verse: 24    
dem andern minne daz gebôt,

Verse: 25    
daz er was minne undertân.
Verse: 26    
kom ouch mîn her Gâwân,

Verse: 27    
dôz alsus vil nâch was komen,
Verse: 28    
daz den sic hete aldâ genomen

Verse: 29    
der stolze küene Wâleis.
Verse: 30    
Brandelidelîn von Punturteis




Chapter: 707 
707


Verse: 1    
und Bernout de Riviers
Verse: 2    
und Afinamus von Klitiers,

Verse: 3    
mit blôzen houpten dise drî
Verse: 4    
riten dem strîte nâher .

Verse: 5    
Artûs und Gâwân
Verse: 6    
riten anderhalben ûf den plân

Verse: 7    
zuo den kamphmüeden zwein.
Verse: 8    
die vünfe wurden des enein,

Verse: 9    
si wolden scheiden disen strît.
Verse: 10    
scheidens dûhte rehtiu zît

Verse: 11    
Gramoflanzen, der sprach,
Verse: 12    
daz er dem siges jach,

Verse: 13    
den man gein im hete ersehen.
Verse: 14    
des muoste ouch mêre liute jehen.

Verse: 15    
sprach des künec Lôtes sun:
Verse: 16    
"her künec, ich wil iu hiute tuon,

Verse: 17    
als ir mir gestern tâtet,
Verse: 18    
ir mich ruowen bâtet.

Verse: 19    
ruowet hînt: des wirt iu nôt.
Verse: 20    
swer iu disen strît gebôt,

Verse: 21    
der hete iu swache kraft erkant
Verse: 22    
gein mîner werlîchen hant.

Verse: 23    
ich bestüende iuch wol ein:
Verse: 24    
vehtet aber ir niwan mit zwein.

Verse: 25    
ich wilz morgen wâgen eine,
Verse: 26    
got ez ze rehte erscheine."

Verse: 27    
der künec reit dannen zuo den sîn.
Verse: 28    
er tet ê fîanze schîn,

Verse: 29    
daz er smorgens gein Gâwân
Verse: 30    
durch strîten kœme ûf den plân.




Chapter: 708 
708


Verse: 1    
Artûs ze Parzivâle sprach:
Verse: 2    
"neve, sît dir sus geschach,

Verse: 3    
daz des kamphes bæte
Verse: 4    
und manlîche tæte

Verse: 5    
und Gâwân dirz versagete,
Verse: 6    
daz dîn munt sêre klagete,

Verse: 7    
hâstû den kamph iedoch gestriten
Verse: 8    
gein im, der sîn hete erbiten,

Verse: 9    
ez wære uns leit oder liep.
Verse: 10    
sliche von uns als ein diep:

Verse: 11    
wir heten anders dîne hant
Verse: 12    
dises kamphes wol erwant.

Verse: 13    
darf Gâwân des zürnen niht,
Verse: 14    
swaz man dir dar um prîses giht."

Verse: 15    
Gâwân sprach: "mir ist niht leit
Verse: 16    
mîns neven hôhiu werdekeit.

Verse: 17    
mirst dennoch morgen alze vruo,
Verse: 18    
sol ich kamphes grîfen zuo:

Verse: 19    
wolde michs der künec erlâzen,
Verse: 20    
des jæhe ich im gein mâzen."

Verse: 21    
daz her reit în mit maneger schar.
Verse: 22    
man sach vrouwen wol gevar

Verse: 23    
und manegen gezimierten man,
Verse: 24    
daz nie dehein her mêr gewan

Verse: 25    
solher zimierde wunder.
Verse: 26    
die von der tavelrunder

Verse: 27    
und diu massenîe der herzogîn,
Verse: 28    
ir wâpenröcke gâben schîn:

Verse: 29    
mit phelle von Zinidunte
Verse: 30    
und brâht von Pelpjunte




Chapter: 709 
709


Verse: 1    
lieht wâren ir kovertiure.
Verse: 2    
Parzivâl der gehiure

Verse: 3    
wart in beiden hern geprîset ,
Verse: 4    
sîne vriunt des mohten wesen vrô.

Verse: 5    
si jâhen in Gramoflanzes her,
Verse: 6    
daz ze keiner zît wol ze wer

Verse: 7    
nie kom ritter dehein,
Verse: 8    
den diu sunne ie überschein:

Verse: 9    
swaz ze beiden sîten wære getân,
Verse: 10    
den prîs müeste er al eine hân.

Verse: 11    
dennoch si sîn erkanden niht,
Verse: 12    
dem ieslîch munt prîses giht.

Verse: 13    
Gramoflanz si rieten,
Verse: 14    
er möhte wol enbieten

Verse: 15    
Artûse, daz er næme war,
Verse: 16    
daz dehein ander man ûz sîner schar

Verse: 17    
gein im kœme durch vehten,
Verse: 18    
daz er im sande den rehten:

Verse: 19    
Gâwân des künec Lôtes sun,
Verse: 20    
mit dem wolde er den kamph tuon.

Verse: 21    
die boten wurden dan gesant,
Verse: 22    
zwei wîsiu kint hövesch erkant.

Verse: 23    
der künec sprach: "nû sult ir spehen,
Verse: 24    
wem ir prîses wellet jehen

Verse: 25    
under al den klâren vrouwen.
Verse: 26    
ir sult ouch sunder schouwen,

Verse: 27    
welher Bêne sitze.
Verse: 28    
nemt daz in iuwer witze,

Verse: 29    
in welhen gebærden diu .
Verse: 30    
wone ir vreude oder trûren ,




Chapter: 710 
710


Verse: 1    
daz sult ir prüeven tougen.
Verse: 2    
ir seht wol an ir ougen,

Verse: 3    
ob si nâch vriunde kummer hât.
Verse: 4    
seht, daz ir des niht enlât,

Verse: 5    
Bênen mîner vriundîn
Verse: 6    
gebet den brief und diz vingerlîn:

Verse: 7    
diu weiz wol, wem daz vürbaz sol.
Verse: 8    
werpt gevuoge, tuot ir wol."

Verse: 9    
was ez ouch anderhalben komen,
Verse: 10    
Itonjê hete vernomen,

Verse: 11    
daz ir bruoder und der liepste man,
Verse: 12    
den maget inz herze ie gewan,

Verse: 13    
mit ein ander vehten solden
Verse: 14    
und des niht lâzen wolden.

Verse: 15    
brast ir jâmer durch die scheme.
Verse: 16    
swen ir kummers gezeme,

Verse: 17    
der tuotz âne mînen rât,
Verse: 18    
sît siz ungedienet hât.

Verse: 19    
beide ir muoter und ir ane
Verse: 20    
die maget vuorten sunder dane

Verse: 21    
in ein wênec gezelt sîdîn.
Verse: 22    
Arnîve weiz ir disen pîn,

Verse: 23    
si strâfte si um ir missetât.
Verse: 24    
des was et kein ander rât:

Verse: 25    
si verjach aldâ unverholn,
Verse: 26    
daz si lange in hete vor verstoln.

Verse: 27    
sprach diu maget wert erkant:
Verse: 28    
"sol mir mîns bruoder hant

Verse: 29    
mîns herzen verh versnîden,
Verse: 30    
daz möhte er gerne mîden."




Chapter: 711 
711


Verse: 1    
Arnîve zeinem juncherrelîn
Verse: 2    
sprach: "nû sage dem sune mîn,

Verse: 3    
daz er mich balde spreche
Verse: 4    
und daz al eine zeche."

Verse: 5    
der knappe Artûsen brâhte.
Verse: 6    
Arnîve des gedâhte,

Verse: 7    
si woldez in lâzen hœren,
Verse: 8    
ob er möhte zestœren,

Verse: 9    
nâch wem der klâren Itonjê
Verse: 10    
was herzenlîche .

Verse: 11    
des künec Gramoflanzes kint
Verse: 12    
nâch Artûse komen sint.

Verse: 13    
die erbeizten ûf dem velde.
Verse: 14    
vor dem kleinen gezelde

Verse: 15    
einer Bênen sitzen sach
Verse: 16    
der, diu z Artûse sprach:

Verse: 17    
"giht des diu herzogîn vür prîs,
Verse: 18    
ob mîn bruoder mir mînen âmîs

Verse: 19    
sleht durch ir lôsen rât?
Verse: 20    
des möhte er jehen vür missetât.

Verse: 21    
waz hât der künec im getân?
Verse: 22    
er solde in mîn geniezen lân.

Verse: 23    
treget mîn bruoder sinne,
Verse: 24    
er weiz unser zweier minne

Verse: 25    
lûter âne truopheit,
Verse: 26    
phliget er triuwe, ez wirt im leit.

Verse: 27    
sol mir sîn hant erwerben
Verse: 28    
nâch dem künege ein sûrez sterben,

Verse: 29    
herre, daz iu geklaget"
Verse: 30    
sprach z Artûse diu süeze maget.




Chapter: 712 
712


Verse: 1    
"nû denket, ob ir mîn œheim sît:
Verse: 2    
durch triuwe scheidet disen strît."

Verse: 3    
Artûs ûz wîsem munde
Verse: 4    
sprach an der selben stunde:

Verse: 5    
"ouwê, liebiu niftel mîn,
Verse: 6    
daz dîn jugent hôher minne schîn

Verse: 7    
tuot, daz muoz dir werden sûr.
Verse: 8    
als tet dîn swester Sûrdâmûr

Verse: 9    
durch der Kriechen lampriure.
Verse: 10    
süeziu maget gehiure,

Verse: 11    
den kamph möhte ich wol scheiden,
Verse: 12    
wesse ich daz an iu beiden,

Verse: 13    
ob sîn herze undz dîne gesamenet sint.
Verse: 14    
Gramoflanz îrôres kint

Verse: 15    
vert mit manlîchen siten,
Verse: 16    
daz der kamph wirt gestriten,

Verse: 17    
ez enunderstê diu minne dîn.
Verse: 18    
gesach er dînen liehten schîn

Verse: 19    
vreuden ie ze keiner stunt
Verse: 20    
und dînen rôten süezen munt?"

Verse: 21    
si sprach: "des enist niht geschehen:
Verse: 22    
wir minnen ein ander âne sehen.

Verse: 23    
er hât aber mir durch liebe kraft
Verse: 24    
und durch rehte geselleschaft

Verse: 25    
sîns kleinœtes vil gesant:
Verse: 26    
er emphienc ouch von mîner hant,

Verse: 27    
daz zer wâren liebe hôrte
Verse: 28    
und uns beiden zwîvel stôrte.

Verse: 29    
der künec ist an mir stæte
Verse: 30    
âne valsches herzen ræte."




Chapter: 713 
713


Verse: 1    
erkande wol vrou Bêne
Verse: 2    
dise knappen zwêne,

Verse: 3    
des künec Gramoflanzes kint,
Verse: 4    
die nâch Artûse komen sint.

Verse: 5    
si sprach: "hie solde niemen stên.
Verse: 6    
welt ir, ich heize vürder gên

Verse: 7    
daz volc ûz den snüeren.
Verse: 8    
wil mîne vrouwen rüeren

Verse: 9    
solh ungenâde um ir trût,
Verse: 10    
daz mære kumt schiere über lût."

Verse: 11    
vrou Bêne her ûz wart gesant.
Verse: 12    
der kinde einez in ir hant

Verse: 13    
smucte den brief undz vingerlîn.
Verse: 14    
si heten ouch den hôhen pîn

Verse: 15    
von ir vrouwen wol vernomen
Verse: 16    
und jâhen des, si wæren komen

Verse: 17    
und wolden Artûsen sprechen,
Verse: 18    
ob si daz ruochte zechen.

Verse: 19    
si sprach: "stêt verre dort hin dan,
Verse: 20    
unz ich iuch gêns zuo mir man."

Verse: 21    
von Bênen der süezen maget
Verse: 22    
in dem gezelte wart gesaget,

Verse: 23    
daz Gramoflanzes boten
Verse: 24    
wæren unde vrâcten,

Verse: 25    
Artûs der künec wære.
Verse: 26    
"daz dûhte mich ungebære,

Verse: 27    
ob ich in zeicte an diz gespræche.
Verse: 28    
seht denne, waz ich ræche

Verse: 29    
an mîner vrouwen, ob si sie
Verse: 30    
alsus sæhen weinen hie."




Chapter: 714 
714


Verse: 1    
Artûs sprach: "sint ez die knaben,
Verse: 2    
die ich an den rinc nâch mir sach draben?

Verse: 3    
daz sint von hôher art zwei kint.
Verse: 4    
waz ob si gevüege sint,

Verse: 5    
gar bewart vor missetât,
Verse: 6    
daz si wol gênt an disen rât?

Verse: 7    
eintweder phliget der sinne,
Verse: 8    
daz er sîns herren minne

Verse: 9    
an mîner nifteln wol siht."
Verse: 10    
Bêne sprach: "des enweiz ich niht.

Verse: 11    
herre, macz mit hulden sîn,
Verse: 12    
der künec hât diz vingerlîn

Verse: 13    
her gesant und disen brief:
Verse: 14    
ich vürz poulûn lief,

Verse: 15    
der kinde einez gap in mir.
Verse: 16    
vrouwe, sêt, den nemet ir."

Verse: 17    
wart der brief vil gekust,
Verse: 18    
Itonjê dructe in an ir brust.

Verse: 19    
sprach si: "herre, seht hie an,
Verse: 20    
ob mich der künec minne man."

Verse: 21    
Artûs nam den brief in die hant,
Verse: 22    
dar an er geschriben vant

Verse: 23    
von dem, der minnen kunde,
Verse: 24    
waz ûz sîn selbes munde

Verse: 25    
Gramoflanz der stæte sprach.
Verse: 26    
Artûs an dem brieve sach,

Verse: 27    
daz er mit sînem sinne
Verse: 28    
endehafte minne

Verse: 29    
sînen zîten nie vernam.
Verse: 30    
stuont, daz minne wol gezam:




Chapter: 715 
715


Verse: 1    
"ich grüeze, die ich grüezen sol,
Verse: 2    
daz ich mit dienste grüezen hol:

Verse: 3    
vrouwelîn, ich meine dich,
Verse: 4    
sît mit trôste trœstes mich.

Verse: 5    
unser minne gebent geselleschaft.
Verse: 6    
daz ist wurzel mîner vreude kraft:

Verse: 7    
dîn trôst vür ander trôste wiget,
Verse: 8    
sit dîn herze gein mir triuwen phliget.

Verse: 9    
bist slôz ob mîner triuwe
Verse: 10    
und ein vlust mîns herzen riuwe.

Verse: 11    
dîn minne gît mir helfe rât,
Verse: 12    
daz deheiner slahte untât

Verse: 13    
an mir nimmer wirt gesehen.
Verse: 14    
ich mac wol dîner güete jehen

Verse: 15    
stæte âne wenken sus:
Verse: 16    
als pôlus artanticus

Verse: 17    
gein dem tremuntâne stêt,
Verse: 18    
der neweder von der stete gêt,

Verse: 19    
unser minne sol in triuwen stên
Verse: 20    
und niht von ein ander gên.

Verse: 21    
gedenke an mir, werdiu maget,
Verse: 22    
waz ich dir kummers hân geklaget:

Verse: 23    
wis dîner helfe an mir niht laz.
Verse: 24    
ob dich iemen durch mînen haz

Verse: 25    
von mir welle scheiden,
Verse: 26    
denke, daz uns beiden

Verse: 27    
diu minne mac wol lônen.
Verse: 28    
solt vrouwen êren schônen

Verse: 29    
und lâz mich sîn dîn dienestman:
Verse: 30    
ich wil dir dienen, swaz ich kan."




Chapter: 716 
716


Verse: 1    
Artûs sprach: "niftel, hâs wâr,
Verse: 2    
der künec dich grüezet âne vâr.

Verse: 3    
dirre brief tuot mit mære kunt,
Verse: 4    
daz ich wunderlîchen vunt

Verse: 5    
gein minne nie gemezzen sach.
Verse: 6    
solt im sîn ungemach

Verse: 7    
wenden, alsô sol er dir.
Verse: 8    
lât ir daz beidiu her ze mir:

Verse: 9    
ich wil den kamph undervarn.
Verse: 10    
die wîle soltû weinen sparn.

Verse: 11    
wære doch gevangen:
Verse: 12    
sage mir, wiest daz ergangen,

Verse: 13    
daz ir ein ander wurdet holt?
Verse: 14    
solt im dîner minne solt

Verse: 15    
teilen, wil er dienen nâch."
Verse: 16    
Itonjê, Artûs niftel, sprach:

Verse: 17    
"sist hie, diu daz zesamene truoc.
Verse: 18    
unser enwederius nie gewuoc.

Verse: 19    
welt ir, si vüeget wol, daz ich in sihe,
Verse: 20    
dem ich mînes herzen gihe."

Verse: 21    
Artûs sprach: "die zeige mir.
Verse: 22    
mac ich, vüege ich im und dir,

Verse: 23    
daz iuwer wille dran gestêt
Verse: 24    
und iuwer beider vreude ergêt."

Verse: 25    
Itonjê sprach: "ez ist Bêne.
Verse: 26    
ouch sint sîner knappen zwêne

Verse: 27    
alhie. muget ir versuochen,
Verse: 28    
welt ir mîns lebens ruochen,

Verse: 29    
ob mich der künec welle sehen,
Verse: 30    
dem ich muoz mîner vreuden jehen?"




Chapter: 717 
717


Verse: 1    
Artûs der wîse hövesche man
Verse: 2    
gienc her ûz ze den kinden sân:

Verse: 3    
er gruozte si, er si sach.
Verse: 4    
der kinde einez zim sprach:

Verse: 5    
"herre, der künec Gramoflanz
Verse: 6    
iuch bitet, daz ir machet ganz

Verse: 7    
gelübede, diu getân
Verse: 8    
zwischen im und Gâwân,

Verse: 9    
durch iuwer selbes êre.
Verse: 10    
herre, er bitet iuch mêre,

Verse: 11    
daz dehein ander man im vüere strît.
Verse: 12    
iuwer her ist wît,

Verse: 13    
solde er si alle übervehten,
Verse: 14    
daz engelîchte niht dem rehten.

Verse: 15    
ir sult Gâwânen lâzen komen,
Verse: 16    
gein dem der kamph genomen."

Verse: 17    
der künec sprach zen kinden:
Verse: 18    
"ich wil uns des enbinden.

Verse: 19    
mînem neven geschach nie grœzer leit,
Verse: 20    
daz er selbe niht streit.

Verse: 21    
der mit iuwerm herren vaht,
Verse: 22    
dem was der sic wol geslaht:

Verse: 23    
ez ist Gahmuretes kint.
Verse: 24    
alle, die in drîen hern sint

Verse: 25    
komen von allen sîten,
Verse: 26    
die envrieschen nie gein strîten

Verse: 27    
deheinen man manlîch.
Verse: 28    
sîn tât dem prîse ist gar gelîch:

Verse: 29    
ez ist mîn neve Parzivâl.
Verse: 30    
ir sult in sehen, den lieht gemâl.




Chapter: 718 
718


Verse: 1    
durch Gâwânes triuwe nôt
Verse: 2    
leiste ich, daz mir der künec enbôt."

Verse: 3    
Artûs und Bêne
Verse: 4    
und dise knappen zwêne

Verse: 5    
riten her unde dar.
Verse: 6    
er liez diu kint nemen war

Verse: 7    
liehter blicke an maneger vrouwen.
Verse: 8    
si mohten ouch schouwen

Verse: 9    
ûf den helmen manec gesnürre.
Verse: 10    
wênec daz noch würre

Verse: 11    
einem man, der wære rîche,
Verse: 12    
gebârte er geselleclîche.

Verse: 13    
si kômen niht von den pherden.
Verse: 14    
Artûs liez die werden

Verse: 15    
über al daz her diu kinder sehen,
Verse: 16    
si den wunsch mohten spehen,

Verse: 17    
ritter, megede unde wîp,
Verse: 18    
manegen vlætegen lîp.

Verse: 19    
des hers wâren driu stücke,
Verse: 20    
zwischen zwuo lücke.

Verse: 21    
Artûs reit mit den kinden dan
Verse: 22    
von dem her verre ûf den plân.

Verse: 23    
sprach er: "Bêne, süeziu maget,
Verse: 24    
hœrs wol, waz mir hât geklaget

Verse: 25    
Itonjê, mîner swester barn:
Verse: 26    
diu kan ir weinen wênec sparn.

Verse: 27    
daz gelouben mîne gesellen,
Verse: 28    
die hie habent, ob si wellen:

Verse: 29    
Itonjê hât Gramoflanz
Verse: 30    
verleschet nâch ir liehten glanz.




Chapter: 719 
719


Verse: 1    
helfet mir, ir zwêne
Verse: 2    
und ouch , vriundîn Bêne,

Verse: 3    
daz der künec her zuo mir rîte
Verse: 4    
und den kamph doch morgen strîte.

Verse: 5    
mînen neven Gâwân
Verse: 6    
bringe ich gein im ûf den plân.

Verse: 7    
rîtet der künec hiute in mîn her,
Verse: 8    
erst morgen al deste baz ze wer.

Verse: 9    
hie gît diu minne im einen schilt,
Verse: 10    
des sînen kamphgenôz bevilt:

Verse: 11    
ich meine gein minne hôhen muot,
Verse: 12    
der den vînden schaden tuot.

Verse: 13    
er sol hövesche liute bringen:
Verse: 14    
ich wil hie tegedingen

Verse: 15    
zwischen im und der herzogîn.
Verse: 16    
werbetz, trûtgesellen mîn,

Verse: 17    
mit vuoge: des habet ir êre.
Verse: 18    
ich sol iu klagen mêre:

Verse: 19    
waz hân ich unsælec man
Verse: 20    
dem künege Gramoflanz getân,

Verse: 21    
sît er gein mînem künne phliget,
Verse: 22    
daz in lîhte unhôhe wiget,

Verse: 23    
minne und unminne grôz?
Verse: 24    
ein ieslîch künec mîn genôz

Verse: 25    
mîn gerne möhte schônen.
Verse: 26    
wil er mit hazze lônen

Verse: 27    
ir bruoder, diu in minnet,
Verse: 28    
ob er sichs versinnet,

Verse: 29    
sîn herze tuot von minnen wanc,
Verse: 30    
swenne ez in lêret den gedanc."




Chapter: 720 
720


Verse: 1    
der kinde einz zem künege sprach:
Verse: 2    
"herre, swes ir vür ungemach

Verse: 3    
jeht, daz sol mîn herre lân,
Verse: 4    
wil er rehte vuoge hân.

Verse: 5    
ir wizzet wol um den alden haz:
Verse: 6    
mînem herren stêt belîben baz,

Verse: 7    
denne daz er her zuo ziu rite.
Verse: 8    
diu herzoginne phliget noch site,

Verse: 9    
daz si im ir hulde hât versaget
Verse: 10    
und manegem man ab im geklaget."

Verse: 11    
"er sol mit wênec liuten komen"
Verse: 12    
sprach Artûs." die wîle hân ich genomen

Verse: 13    
vride vür den selben zorn
Verse: 14    
von der herzoginne wol geborn.

Verse: 15    
ich wil im guot geleite tuon:
Verse: 16    
Bêâkurs mîner swester sun

Verse: 17    
nimt in dort an halbem wege.
Verse: 18    
er sol varn in mîns geleites phlege:

Verse: 19    
des darf er niht vür laster jehen.
Verse: 20    
ich lâze in werde liute sehen."

Verse: 21    
mit urloube si vuoren dan:
Verse: 22    
Artûs hielt eine ûf dem plân,

Verse: 23    
Bêne und diu zwei kindelîn
Verse: 24    
ze Rosche Sabînes riten în,

Verse: 25    
anderhalben ûz, dâz her lac.
Verse: 26    
engelebete nie lieben tac

Verse: 27    
Gramoflanz, in gesprach
Verse: 28    
Bêne und diu kint. sîn herze jach,

Verse: 29    
im wære alsolhiu mære brâht,
Verse: 30    
der sælde gein im hete erdâht.




Chapter: 721 
721


Verse: 1    
er sprach, er wolde gerne komen.
Verse: 2    
wart geselleschaft genomen:

Verse: 3    
sînes landes vürsten drî
Verse: 4    
riten dem künege dannen .

Verse: 5    
alsus vuor ouch der œheim sîn,
Verse: 6    
der künec Brandelidelîn,

Verse: 7    
Bernout de Riviers
Verse: 8    
und Afinamus von Klitiers.

Verse: 9    
ieweder einen gesellen nam,
Verse: 10    
der ûf die reise wol gezam:

Verse: 11    
zwelfe wâren ir über al.
Verse: 12    
juncherrelîn vil âne zal

Verse: 13    
und manec starker sarjant
Verse: 14    
ûf die reise wart benant.

Verse: 15    
welh der ritter kleider möhten sîn?
Verse: 16    
phellel, der vil liehten schîn

Verse: 17    
gap von des goldes swære.
Verse: 18    
des küneges valkenære

Verse: 19    
mit im dan durch beizen riten.
Verse: 20    
hete ouch Artûs niht vermiten,

Verse: 21    
Bêâkurs den lieht gevar
Verse: 22    
sande er ze halbem wege aldar

Verse: 23    
dem künege zeinem geleite.
Verse: 24    
über des gevildes breite,

Verse: 25    
ez wære tîch oder bach,
Verse: 26    
swâ er die passâschen sach,

Verse: 27    
reit der künec beizen her
Verse: 28    
und mêre durch der minne ger.

Verse: 29    
Bêâkurs in emphienc,
Verse: 30    
daz ez mit vreude ergienc.




Chapter: 722 
722


Verse: 1    
mit Bêâkurse komen sint
Verse: 2    
mêr danne vünfzec klâriu kint,

Verse: 3    
die von ir arte gâben liehten schîn,
Verse: 4    
herzogen unde grævelîn.

Verse: 5    
reit ouch etslîch küneges sun.
Verse: 6    
sach man grôz emphâhen tuon

Verse: 7    
von den kinden ze beider sît:
Verse: 8    
si emphiengen ein ander âne nît.

Verse: 9    
Bêâkurs phlac varwe lieht:
Verse: 10    
der künec sich vrâgens sûmte niht,

Verse: 11    
Bêne im sagete mære,
Verse: 12    
wer der klâre ritter wære:

Verse: 13    
"ez ist Bêâkurs, Lôtes kint."
Verse: 14    
dâhte er: "herze, vint

Verse: 15    
si, diu dem gelîche.
Verse: 16    
der hie rîtet minneclîche,

Verse: 17    
si ist vür wâr sîn swester.
Verse: 18    
diu geworht in Sinzester

Verse: 19    
mit ir sparwære sande mir den huot,
Verse: 20    
ob si mir mêr genâde tuot,

Verse: 21    
al irdeschiu rîcheit,
Verse: 22    
ob diu erde wære noch alsô breit,

Verse: 23    
vür næme ich si einen.
Verse: 24    
si solz mit triuwen meinen:

Verse: 25    
ûf ir genâde kum ich hie.
Verse: 26    
si hât mich getrœstet ie,

Verse: 27    
ich getrûwe ir wol, daz si mir tuot,
Verse: 28    
von sich hœhet baz mîn muot."

Verse: 29    
in nam ir klâren bruoder hant
Verse: 30    
in die sîne, diu was ouch lieht erkant.




Chapter: 723 
723


Verse: 1    
was ez ouch in dem her komen,
Verse: 2    
Artûs hete aldâ genomen

Verse: 3    
vride von der herzogin.
Verse: 4    
der was ergetzens gewin

Verse: 5    
komen nâch Zidegaste,
Verse: 6    
den si ê klagete vaste.

Verse: 7    
ir zorn was nâch verdecket,
Verse: 8    
si hête gewecket

Verse: 9    
von Gâwân etslîch ummevanc:
Verse: 10    
von ir zürnen was kranc.

Verse: 11    
Artûs der Bertenois
Verse: 12    
nam die klâren vrouwen kurtois,

Verse: 13    
beide megede unde wîp,
Verse: 14    
die truogen vlæteclîchen lîp.

Verse: 15    
er hete der werden hundert
Verse: 16    
in ein gezelt gesundert.

Verse: 17    
niht lieber möhte ir sîn geschehen,
Verse: 18    
wan daz si den künec solde sehen,

Verse: 19    
Itonjê, diu ouch saz.
Verse: 20    
stæter vreude si niht vergaz:

Verse: 21    
doch kôs man an ir ougen schîn,
Verse: 22    
daz si diu minne lêrte pîn.

Verse: 23    
saz manec ritter lieht gemâl:
Verse: 24    
doch truoc der werde Parzivâl

Verse: 25    
den prîs vor ander klârheit.
Verse: 26    
Gramoflanz an die snüere reit.

Verse: 27    
vuorte der künec unervorht
Verse: 28    
in Gamfassâsche geworht

Verse: 29    
einen phelle mit golde vesten,
Verse: 30    
der begunde verre glesten.




Chapter: 724 
724


Verse: 1    
si erbeizten, die komen sint.
Verse: 2    
des künec Gramoflanzes kint

Verse: 3    
manegiu vor im sprungen,
Verse: 4    
inz poulûn si sich drungen.

Verse: 5    
die kamerære en widerstrît
Verse: 6    
rûmten eine strâzen wît

Verse: 7    
gein der Berteneise künegîn.
Verse: 8    
sîn œheim Brandelidelîn

Verse: 9    
vor dem künege inz poulûn gienc:
Verse: 10    
Ginôvêr den mit kusse emphienc.

Verse: 11    
der künec wart ouch emphangen sus.
Verse: 12    
Bernouten und Afinamus

Verse: 13    
die künegîn man ouch küssen sach.
Verse: 14    
Artûs ze Gramoflanze sprach:

Verse: 15    
ir sitzens beginnet,
Verse: 16    
seht, ob ir deheine minnet

Verse: 17    
dirre vrouwen, und küsset sie.
Verse: 18    
iu beiden daz erloubet hie."

Verse: 19    
im sagete, wer sîn vriundîn was,
Verse: 20    
ein brief, den er ze velde las:

Verse: 21    
ich meine, daz er ir bruoder sach,
Verse: 22    
diu im vor al der werlde jach

Verse: 23    
ir werden minne tougen.
Verse: 24    
Gramoflanzes ougen

Verse: 25    
si erkanden, diu im minne truoc.
Verse: 26    
sîn vreude hôch was genuoc,

Verse: 27    
sît Artûs hete erloubet daz,
Verse: 28    
daz si beide ein ander âne haz

Verse: 29    
mit gruoze emphâhen tâten kunt.
Verse: 30    
er kuste Itonjê an den munt.




Chapter: 725 
725


Verse: 1    
der künec Brandelidelîn
Verse: 2    
saz ze Ginovêren der künegîn.

Verse: 3    
ouch saz der künec Gramoflanz
Verse: 4    
ze der, diu ir liehten glanz

Verse: 5    
mit weinen hete begozzen.
Verse: 6    
daz hete si sîn genozzen:

Verse: 7    
er enwelle unschulde rechen,
Verse: 8    
sus muoste er hin zir sprechen,

Verse: 9    
sîn dienst nâch minnen bieten.
Verse: 10    
si kunde ouch sich des nieten,

Verse: 11    
daz si im dancte um sîn komen.
Verse: 12    
ir rede von niemen wart vernomen:

Verse: 13    
si sâhen ein ander gerne.
Verse: 14    
swenne ich rede gelerne,

Verse: 15    
prüeve ich, waz si spræchen ,
Verse: 16    
eintweder nein oder .

Verse: 17    
Artûs ze Brandelidelîn
Verse: 18    
sprach: "ir habet dem wîbe mîn

Verse: 19    
iuwer mære genuoc gesaget."
Verse: 20    
er vuorte den helt unverzaget

Verse: 21    
in ein minner gezelt
Verse: 22    
kurzen wec überz velt.

Verse: 23    
Gramoflanz saz stille
Verse: 24    
(daz was Artûses wille)

Verse: 25    
und ander die gesellen sîn.
Verse: 26    
gâben vrouwœn klâren schîn,

Verse: 27    
daz die ritter wênec verdrôz.
Verse: 28    
ir kurzwîle was grôz,

Verse: 29    
si möhte ein man noch gerne doln,
Verse: 30    
der nâch sorgen vreude wolde erholn.




Chapter: 726 
726


Verse: 1    
vür die künegîn man truoc
Verse: 2    
daz trinken. trunken si genuoc,

Verse: 3    
die ritter und die vrouwen gar,
Verse: 4    
si wurden deste baz gevar.

Verse: 5    
man truoc ouch trinken dort hin în
Verse: 6    
Artûs und Brandelidelîn.

Verse: 7    
der schenke gienc her wider dan.
Verse: 8    
Artûs sîn rede alsus huop an:

Verse: 9    
"her künec, lât siz alsô tuon,
Verse: 10    
daz der künec, iuwer swester sun,

Verse: 11    
mîner swester sun mir hete erslagen:
Verse: 12    
wolde er denne minne tragen

Verse: 13    
gein mîner niftel, der maget,
Verse: 14    
diu im ir kummer ouch dort klaget,

Verse: 15    
wir si liezen sitzen,
Verse: 16    
vüere si denne mit witzen,

Verse: 17    
si würde im nimmer dar um holt
Verse: 18    
und teilte im solhen hazzes solt,

Verse: 19    
des den künec möhte erdriezen,
Verse: 20    
wolde er ir iht geniezen.

Verse: 21    
swâ haz die minne undervert,
Verse: 22    
dem stæten herzen vreude er wert."

Verse: 23    
sprach der künec von Punturtois
Verse: 24    
z Artûse dem Bertenois:

Verse: 25    
"herre, si sint unser swester kint,
Verse: 26    
die gein ein ander in hazze sint:

Verse: 27    
wir suln den kamph understên.
Verse: 28    
enmac niht anders an ergên,

Verse: 29    
wan daz si ein ander minnen
Verse: 30    
mit herzenlîchen sinnen.




Chapter: 727 
727


Verse: 1    
iuwer niftel Itonjê
Verse: 2    
sol mînem neven gebieten ê,

Verse: 3    
daz er den kamph durch si verber,
Verse: 4    
daz er ir minne ger.

Verse: 5    
wirt vür wâr der kamph vermiten
Verse: 6    
gar mit strîteclîchen siten.

Verse: 7    
und helfet ouch dem neven mîn
Verse: 8    
hulde zer herzogîn."

Verse: 9    
Artûs sprach: "daz wil ich tuon.
Verse: 10    
Gâwân mîner swester sun

Verse: 11    
ist wol gewaldec ir,
Verse: 12    
daz si beidiu im und ouch mir

Verse: 13    
durch ir zuht die schulde gît.
Verse: 14    
scheidet ir disehalp den strît."

Verse: 15    
"ich tuon" sprach Brandelidelîn.
Verse: 16    
si giengen beide wider în.

Verse: 17    
saz der künec von Punturtois
Verse: 18    
ze Ginovêren, diu was kurtois.

Verse: 19    
anderhalben ir saz Parzivâl:
Verse: 20    
der was ouch lieht gemâl,

Verse: 21    
nie ouge ersach schœnen man.
Verse: 22    
Artûs der künec der huop sich dan

Verse: 23    
ze sînem neven Gâwân.
Verse: 24    
dem was ze wizzene getân,

Verse: 25    
der künec Gramoflanz wære komen.
Verse: 26    
wart ouch schier vor im vernomen,

Verse: 27    
daz Artûs erbeizte vor dem gezelt:
Verse: 28    
gein dem spranc er ûf daz velt.

Verse: 29    
si truogen daz ze samene ,
Verse: 30    
daz diu herzogîn sprach suone ,




Chapter: 728 
728


Verse: 1    
aber anders niht deheinen wîs,
Verse: 2    
wan ob Gâwân ir âmîs

Verse: 3    
wolde den kamph durch si verbern,
Verse: 4    
wolde ouch si der suone wern:

Verse: 5    
diu suone würde von ir getân,
Verse: 6    
ob der künec wolde lân

Verse: 7    
bîziht ûf ir sweher Lôt.
Verse: 8    
Artûs si daz dan enbôt.

Verse: 9    
Artûs der wîse hövesche man
Verse: 10    
disiu mære brâhte dan.

Verse: 11    
muoste der künec Gramoflanz
Verse: 12    
verkiesen um sînen kranz

Verse: 13    
und swaz er hazzes phlæge
Verse: 14    
gein Lôt von Norwæge,

Verse: 15    
der zegienc als in der sunnen snê
Verse: 16    
durch die klâren Itonjê

Verse: 17    
lûterlîche âne allen haz.
Verse: 18    
daz ergienc, die wîle er ir saz:

Verse: 19    
aller ir bete er volge jach.
Verse: 20    
Gâwânen man dort komen sach

Verse: 21    
mit klârlîchen liuten:
Verse: 22    
ich enmöhte iu niht gar bediuten

Verse: 23    
ir namen und wannen si wâren erborn.
Verse: 24    
wart durch liebe leit verkorn:

Verse: 25    
Orgelûse diu fiere
Verse: 26    
und ir werden soldiere

Verse: 27    
und ouch diu Klinschores schar,
Verse: 28    
ir ein teil (si enwârenz niht gar)

Verse: 29    
sach man mit Gâwâne komen.
Verse: 30    
Artûs gezelte wart genomen




Chapter: 729 
729


Verse: 1    
diu winde von dem huote.
Verse: 2    
Arnîve diu guote,

Verse: 3    
Sangîve und Kundrîê,
Verse: 4    
die hete Artûs gebetenê

Verse: 5    
an dirre suone tegedinc.
Verse: 6    
swer prüevet daz vür kleiniu dinc,

Verse: 7    
der grœze, swaz er welle.
Verse: 8    
Jofreit, Gâwâns geselle,

Verse: 9    
vuorte die herzoginne lieht erkant
Verse: 10    
underz poulûn an sîner hant.

Verse: 11    
diu phlac durch zuht der sinne,
Verse: 12    
die drî küneginne

Verse: 13    
liez si vor ir gên dar în.
Verse: 14    
die kuste Brandelidelîn:

Verse: 15    
Orgelûse in ouch mit kusse emphienc.
Verse: 16    
Gramoflanz durch suone gienc

Verse: 17    
und ûf genâde gein ir dar.
Verse: 18    
ir süezer munt rôt gevar

Verse: 19    
den künec durch suone kuste,
Verse: 20    
dar um si weinens luste:

Verse: 21    
si dâhte an Zidegastes tôt.
Verse: 22    
twanc si wîplîchiu nôt

Verse: 23    
nâch im dennoch ir riuwe.
Verse: 24    
welt ir, des jeht vür triuwe.

Verse: 25    
Gâwân und Gramoflanz
Verse: 26    
mit kusse ir suone ouch machten ganz.

Verse: 27    
Artûs gap Itonjê
Verse: 28    
Gramoflanz ze rehter ê.

Verse: 29    
hete er vil gedienet nâch.
Verse: 30    
Bêne was vrô, daz geschach.




Chapter: 730 
730


Verse: 1    
den ouch ir minne lêrte pîn,
Verse: 2    
dem herzogen von Gôwerzîn,

Verse: 3    
Lischoise wart Kundrîê gegeben:
Verse: 4    
âne vreude stuont sîn leben,

Verse: 5    
unz er ir werden minne emphant.
Verse: 6    
dem turkoiten Flôrant

Verse: 7    
Sangîven Artûs ze wîbe bôt:
Verse: 8    
die hete vor der künec Lôt,

Verse: 9    
der vürste ouch si vil gerne nam.
Verse: 10    
diu gâbe minne wol gezam.

Verse: 11    
Artûs was vrouwen milte,
Verse: 12    
solher gâbe in niht bevilte:

Verse: 13    
des was mit râte vor erdâht.
Verse: 14    
disiu rede wart volbrâht,

Verse: 15    
sprach diu herzoginne,
Verse: 16    
daz Gâwân hete ir minne

Verse: 17    
gedient mit prîse hôch erkant,
Verse: 18    
daz er ir lîbes und über ir lant

Verse: 19    
von rehte herre wære.
Verse: 20    
diu rede dûhte swære

Verse: 21    
ir soldier, die manec sper
Verse: 22    
ê brâchen durch ir minne ger.

Verse: 23    
Gâwân und die gesellen sîn,
Verse: 24    
Arnîve und diu herzogîn

Verse: 25    
und manec vrouwe lieht gemâl
Verse: 26    
und ouch der werde Parzivâl,

Verse: 27    
Sangîve und Kundrîê
Verse: 28    
nâmen urloup: Itonjê

Verse: 29    
beleip Artûse .
Verse: 30    
darf niemen sprechen,




Chapter: 731 
731


Verse: 1    
schœner hôchgezît ergienc.
Verse: 2    
Ginôvêr in ir phlege emphienc

Verse: 3    
Itonjê und ir âmîs,
Verse: 4    
den werden künec, der manegen prîs

Verse: 5    
mit ritterschefte ê dicke erranc,
Verse: 6    
des in Itonjê minne twanc.

Verse: 7    
ze herbergen maneger reit,
Verse: 8    
dem hôhiu minne vuocte leit.

Verse: 9    
des nahtes um ir ezzen
Verse: 10    
muge wir mære wol vergezzen.

Verse: 11    
swer werder minne phlac,
Verse: 12    
der wunschte der naht vür den tac.

Verse: 13    
der künec Gramoflanz enbôt
Verse: 14    
(des twanc in hôchverte nôt)

Verse: 15    
ze Rosche Sabînes den sînen,
Verse: 16    
si solden sich des pînen,

Verse: 17    
daz si abe bræchen dem mer
Verse: 18    
und vor tage kœmen mit sînem her

Verse: 19    
und daz sîn marschalc næme
Verse: 20    
stat, diu her gezæme.

Verse: 21    
"mir selben prüevet hôhiu dinc,
Verse: 22    
ieslîchem vürsten sunderrinc."

Verse: 23    
des wart diu hôhe koste erdâht.
Verse: 24    
die boten vuoren: was ez naht.

Verse: 25    
man sach manegen trûregen lîp,
Verse: 26    
den daz gelêret heten wîp,

Verse: 27    
wan swem sîn dienst verswindet,
Verse: 28    
daz er niht lônes vindet,

Verse: 29    
dem muoz gein sorgen wesen gâch,
Verse: 30    
enreiche wîbe helfe nâch.




Chapter: 732 
732


Verse: 1    
dâhte aber Parzivâl
Verse: 2    
an sîn wîp die lieht gemâl

Verse: 3    
und an ir kiuschen süeze.
Verse: 4    
ob er keine ander grüeze,

Verse: 5    
daz er dienst nâch minnen biete
Verse: 6    
und sich unstæte niete?

Verse: 7    
solh minne wirt von im gespart.
Verse: 8    
grôz triuwe hete im bewart

Verse: 9    
sîn manlîch herze und ouch den lîp,
Verse: 10    
daz vür wâr nie ander wîp

Verse: 11    
wart gewaldec sîner minne,
Verse: 12    
niwan diu küneginne

Verse: 13    
Kondwîrâmûrs,
Verse: 14    
diu geflôrierte bêâ flûrs.

Verse: 15    
er dâhte: "sît ich minnen kan,
Verse: 16    
wie hât diu minne an mir getân?

Verse: 17    
bin ich doch ûz minne erborn:
Verse: 18    
wie hân ich minne alsus verlorn?

Verse: 19    
[sol ich nâch dem grâle ringen,
Verse: 20    
muoz mich immer twingen

Verse: 21    
ir kiuschlîcher ummevanc,
Verse: 22    
von der ich schiet, des ist ze lanc.]

Verse: 23    
sol ich mit den ougen vreude sehen
Verse: 24    
und muoz mîn herze jâmers jehen?

Verse: 25    
diu werc stênt ungelîche.
Verse: 26    
hôhes muotes rîche

Verse: 27    
wirt niemen solher phlihte.
Verse: 28    
gelücke mich berihte,

Verse: 29    
waz mirz wageste drum ."
Verse: 30    
im lac sîn harnas nâhe .




Chapter: 733 
733


Verse: 1    
er dâhte: "sît ich mangel hân,
Verse: 2    
daz den sældehaften undertân

Verse: 3    
ist, ich meine die minne,
Verse: 4    
diu maneges trûregen sinne

Verse: 5    
mit vreuden helfe ergeilet,
Verse: 6    
sît ich des bin verteilet,

Verse: 7    
ich enruoche , waz mir geschiht.
Verse: 8    
got wil mîner vreude niht.

Verse: 9    
diu mich twinget minnen gir,
Verse: 10    
stüende unser minne, mîn und ir,

Verse: 11    
daz scheiden dar zuo hôrte,
Verse: 12    
daz uns zwîvel stôrte,

Verse: 13    
ich möhte wol zander minne komen:
Verse: 14    
hât ir minne mir benomen

Verse: 15    
ander minne und vreudebæren trôst.
Verse: 16    
ich bin trûrens unerlôst.

Verse: 17    
gelücke müeze vreude wern,
Verse: 18    
die endehafter vreude gern:

Verse: 19    
got gebe vreude al disen scharn.
Verse: 20    
ich wil ûz disen vreuden varn."

Verse: 21    
er greif, sîn harnas lac,
Verse: 22    
des er dicke al eine phlac,

Verse: 23    
daz er sich balde wâpende drîn.
Verse: 24    
wil er werben niuwen pîn.

Verse: 25    
der vreudenvlühtec man
Verse: 26    
hête al sîn harnas an,

Verse: 27    
er sateltez ors mit sîner hant.
Verse: 28    
schilt und sper bereit er vant.

Verse: 29    
man hôrte sîn reise smorgens klagen.
Verse: 30    
er dannen schiet, begundez tagen.




Chapter: 734 
734


Verse: 1    
Vil liute des hât verdrozzen,
Verse: 2    
den diz mære was vor beslozzen:

Verse: 3    
genuoge kundenz nie ervarn
Verse: 4    
(nû wil ich daz niht langer sparn,

Verse: 5    
ich tuonz iu kunt mit rehter sage,
Verse: 6    
wande ich in dem munde trage

Verse: 7    
daz slôz dirre âventiure),
Verse: 8    
wie der süeze und der gehiure

Verse: 9    
Amfortas wart wol gesunt.
Verse: 10    
uns tuot diu âventiure kunt,

Verse: 11    
wie von Pelrapeire diu künegîn
Verse: 12    
ir kiuschen wîplîchen sin

Verse: 13    
behielt unz an ir lônes stat,
Verse: 14    
si in hôhe sælde trat:

Verse: 15    
Parzivâl daz wirbet.
Verse: 16    
ob mîn kunst niht verdirbet,

Verse: 17    
ich sage alrêst sîn arbeit.
Verse: 18    
swaz sîn hant ie gestreit,

Verse: 19    
daz was mit kinden her getân.
Verse: 20    
möhte ich dises mæres wandel hân,

Verse: 21    
ungerne wolde ich in wâgen:
Verse: 22    
des kunde ouch mich betrâgen.

Verse: 23    
bevilhe ich sîn gelücke
Verse: 24    
sînem herzen, der sælden stücke,

Verse: 25    
diu vrevel der kiusche lac,
Verse: 26    
wande ez nie zageheit gephlac.

Verse: 27    
daz müeze im vestenunge geben,
Verse: 28    
daz er behalde sîn leben,

Verse: 29    
sît ez sich hât an den gezoget,
Verse: 30    
in bestêt ob allem strîte ein voget




Chapter: 735 
735


Verse: 1    
ûf sîner unverzageten reise.
Verse: 2    
der selbe kurteise

Verse: 3    
was ein heidenscher man,
Verse: 4    
der toufes künde nie gewan.

Verse: 5    
Parzivâl reit balde
Verse: 6    
gein einem grôzen walde

Verse: 7    
ûf einer liehten waste
Verse: 8    
gein einem rîchen gaste.

Verse: 9    
ez ist wunder, ob ich armer man
Verse: 10    
die rîcheit iu gesagen kan,

Verse: 11    
die der heiden vür zimierde truoc.
Verse: 12    
sage ich des mêre denne genuoc,

Verse: 13    
dennoch mac ichs iu mêr wol sagen,
Verse: 14    
wil ich sîner rîcheit niht gedagen.

Verse: 15    
swaz diende Artûses hant
Verse: 16    
ze Bertâne und in Engellant,

Verse: 17    
daz vergülte niht die steine,
Verse: 18    
die mit edelem arte reine

Verse: 19    
lâgen ûf des heldes wâpenroc.
Verse: 20    
der was tiure âne al getroc:

Verse: 21    
rubîne, kalzidône
Verse: 22    
wâren ze swachem lône.

Verse: 23    
der wâpenroc gap blanken schîn.
Verse: 24    
in dem berge z Agremuntîn

Verse: 25    
die würme salamander
Verse: 26    
in worhten zein ander

Verse: 27    
in dem heizen viure.
Verse: 28    
die wâren steine tiure

Verse: 29    
lâgen drûfe tunkel unde lieht:
Verse: 30    
ir art mac ich benennen niht.




Chapter: 736 
736


Verse: 1    
sîn gir stuont nâch minne
Verse: 2    
und nâch prîses gewinne:

Verse: 3    
daz gâben ouch allez meistec wîp,
Verse: 4    
mite der heiden sînen lîp

Verse: 5    
kostenlîch zimierte.
Verse: 6    
diu minne kondewierte

Verse: 7    
in sîn manlîch herze hôhen muot,
Verse: 8    
als si noch dem minne gernden tuot.

Verse: 9    
er truoc ouch durch prîses lôn
Verse: 10    
ûf dem helme ein ezidemôn:

Verse: 11    
swelhe würme sint eiterhaft,
Verse: 12    
von des selben tierlînes kraft

Verse: 13    
hânt si lebens deheine vrist,
Verse: 14    
swenne ez von in ersmecket ist.

Verse: 15    
Topedissimonte
Verse: 16    
und Assigarzjonte,

Verse: 17    
Tasmê und Arâbî
Verse: 18    
sint vor solhem phelle vrî,

Verse: 19    
als sîn ors truoc kovertiure.
Verse: 20    
der ungetoufte gehiure

Verse: 21    
ranc nâch wîbe lône:
Verse: 22    
des zimierte er sich sus schône.

Verse: 23    
sîn hôhez herze in des betwanc,
Verse: 24    
daz er nâch werder minne ranc.

Verse: 25    
der selbe werlîche knabe
Verse: 26    
hete in einer wilden habe

Verse: 27    
zem fôreht geankert ûf dem mer.
Verse: 28    
er hete vünf und zweinzec her,

Verse: 29    
der neheinez sandern rede vernam:
Verse: 30    
als sîner rîcheit wol gezam,




Chapter: 737 
737


Verse: 1    
alsus manec sunderlant
Verse: 2    
diende sîner werden hant,

Verse: 3    
môre und ander Sarrazîne.
Verse: 4    
mit ungelîchem schîne

Verse: 5    
in sînem wît gesamenten her
Verse: 6    
was manec wunderlîchiu wer.

Verse: 7    
ouch reit nâch âventiure dan
Verse: 8    
von sînem her dirre eine man

Verse: 9    
durch baneken inz fôreht.
Verse: 10    
sît si selbe nâmen in daz reht,

Verse: 11    
die künege ich lâze rîten,
Verse: 12    
al eine nâch prîse strîten.

Verse: 13    
Parzivâl reit niht eine:
Verse: 14    
was mit im gemeine

Verse: 15    
er selbe und ouch sîn hôher muot,
Verse: 16    
der manlîch wer tuot,

Verse: 17    
daz ez diu wîp solden loben,
Verse: 18    
si enwolden denne durch lôsheit toben.

Verse: 19    
hie wellent ein ander vâren,
Verse: 20    
die mit kiusche lemmer wâren

Verse: 21    
und lewen an der vrecheit.
Verse: 22    
ouwê, sît diu erde was breit,

Verse: 23    
daz si ein ander niht vermiten,
Verse: 24    
die um unschulde striten!

Verse: 25    
ich sorge des, den ich hân brâht,
Verse: 26    
wan daz ich trôstes hân gedâht,

Verse: 27    
in sül des grâles kraft ernern.
Verse: 28    
in sol ouch diu minne wern:

Verse: 29    
den was er beiden dienesthaft
Verse: 30    
âne wanc mit dienestlîcher kraft.




Chapter: 738 
738


Verse: 1    
mîn kunst mir des niht witze gît,
Verse: 2    
daz ich gesage disen strît

Verse: 3    
bescheidenlîche, als er ergienc.
Verse: 4    
ieweders ouge blic emphienc,

Verse: 5    
daz er den andern komen sach.
Verse: 6    
sweders herze dar um vreuden jach,

Verse: 7    
stuont ein trûren nâhe .
Verse: 8    
die lûtern truopheite vrî,

Verse: 9    
ieweder des andern herze truoc:
Verse: 10    
ir vremde was heimlîch genuoc.

Verse: 11    
enmac ich disen heiden
Verse: 12    
von dem getouften niht gescheiden,

Verse: 13    
si enwellen haz erzeigen.
Verse: 14    
daz solde in vreude neigen,

Verse: 15    
die sint erkant vür guotiu wîp.
Verse: 16    
ieweder durch vriundinne lîp

Verse: 17    
sîn verh gein der herte bôt.
Verse: 18    
gelücke scheidez âne tôt.

Verse: 19    
den lewen sîn muoter tôt gebirt:
Verse: 20    
von sîns vater galme er lebendec wirt.

Verse: 21    
dise zwêne wâren ûz krache erborn,
Verse: 22    
von maneger tjost nâch prîse erkorn:

Verse: 23    
si kunden ouch mit tjoste.
Verse: 24    
mit sper zernder koste

Verse: 25    
leischierende si die zoume
Verse: 26    
kurzten und tâten goume,

Verse: 27    
swenne si punierten,
Verse: 28    
daz si niht feilierten.

Verse: 29    
si phlâgens unvergezzen:
Verse: 30    
wart vaste gesezzen




Chapter: 739 
739


Verse: 1    
und gein der tjost geschicket
Verse: 2    
und diu ors mit sporn gezwicket.

Verse: 3    
hie wart diu tjost alsô geriten,
Verse: 4    
beidiu kollier versniten

Verse: 5    
von starken spern, diu sich niht bugen.
Verse: 6    
die sprîzen von der tjoste vlugen.

Verse: 7    
ez hete der heiden gar vür haz,
Verse: 8    
daz dirre man vor im gesaz,

Verse: 9    
wan des nie man vor im gephlac,
Verse: 10    
gein dem er strîtes sich bewac.

Verse: 11    
ob si iht swerte vuorten,
Verse: 12    
si zein ander ruorten?

Verse: 13    
diu wâren scharph und al bereit.
Verse: 14    
ir kunst und ir manheit

Verse: 15    
wart erzeiget schiere.
Verse: 16    
ezidemôn dem tiere

Verse: 17    
wart etslîch wunde geslagen,
Verse: 18    
ez mohte der helm dar under klagen.

Verse: 19    
diu ors vor müede wurden heiz.
Verse: 20    
si versuochten manegen niuwen kreiz:

Verse: 21    
si beide ab orsen sprungen.
Verse: 22    
alrêst diu swert erklungen.

Verse: 23    
der heiden tet dem getouften .
Verse: 24    
des krîe was Tasmê

Verse: 25    
und swenne er schrîte Tabronit,
Verse: 26    
trat er vürbaz einen trit.

Verse: 27    
werlîch was der getoufte
Verse: 28    
ûf manegem dræten loufte,

Verse: 29    
den si zein ander tâten.
Verse: 30    
ir strît was gerâten,




Chapter: 740 
740


Verse: 1    
daz ich die rede mac niht verdagen,
Verse: 2    
ich enmüeze ir strît mit triuwen klagen,

Verse: 3    
sît ein verh und ein bluot
Verse: 4    
solh ungenâde ein ander tuot:

Verse: 5    
si wâren doch beide eins mannes kint,
Verse: 6    
der geliuterten triuwe fundamint.

Verse: 7    
den heiden minne nie verdrôz.
Verse: 8    
des was sîn herze in strîte grôz:

Verse: 9    
gein prîse truoc er willen
Verse: 10    
durch die künegîn Sekundillen.

Verse: 11    
diu daz lant ze Tribalibôt
Verse: 12    
im gap, diu was sîn schilt in nôt.

Verse: 13    
der heiden nam an strîte zuo:
Verse: 14    
wie tuon ich dem getouften nuo?

Verse: 15    
er enwelle an minne denken,
Verse: 16    
enmac er niht entwenken,

Verse: 17    
dirre strît müeze im erwerben
Verse: 18    
von sheidens hant ein sterben.

Verse: 19    
daz wende, tugenthafter grâl,
Verse: 20    
Kondwîrâmûrs diu lieht gemâl,

Verse: 21    
hie stêt iuwer beider dienestman
Verse: 22    
in der grœsten nôt, die er ie gewan.

Verse: 23    
der heiden warf daz swert ûf hôch.
Verse: 24    
manec sîn slac sich sus gezôch,

Verse: 25    
daz Parzivâl kom ûf diu knie.
Verse: 26    
man mac wol jehen, sus striten sie,

Verse: 27    
der si beide nennen wil ze zwein.
Verse: 28    
si wâren doch beide niht wan ein:

Verse: 29    
mîn bruoder und ich daz ist ein lîp,
Verse: 30    
als ist guot man und des guot wîp.




Chapter: 741 
741


Verse: 1    
der heiden tet dem getouften .
Verse: 2    
des schilt was holz, hiez aspindê:

Verse: 3    
daz vûlet noch enbrinnet.
Verse: 4    
er was von ir geminnet,

Verse: 5    
diu in im gap, des sît gewis.
Verse: 6    
turkoise, krisoprassis,

Verse: 7    
smârâde, rubîne,
Verse: 8    
vil steine mit sunderschîne

Verse: 9    
wâren verwiert durch kostenlîchen prîs
Verse: 10    
alumme ûf diu buckelrîs.

Verse: 11    
ûf dem buckelhûse stuont
Verse: 12    
ein stein, des namen tuon ich iu kunt:

Verse: 13    
antrax dort genennet,
Verse: 14    
karfunkel hie bekennet.

Verse: 15    
durch der minne kondewier
Verse: 16    
ezidemôn das reine tier

Verse: 17    
hete im ze wâpene gegeben,
Verse: 18    
in der genâden er wolde leben,

Verse: 19    
diu künegîn Sekundille.
Verse: 20    
diz wâpen was ir wille.

Verse: 21    
streit der triuwen lûterheit,
Verse: 22    
grôz triuwe aldâ mit triuwen streit.

Verse: 23    
durch minne heten si gegeben
Verse: 24    
mit kamphe ûf urteil beide ir leben:

Verse: 25    
ieweders hant was sicherbote.
Verse: 26    
der getoufte wol getrûte gote,

Verse: 27    
sît er von Trevrezente schiet,
Verse: 28    
der im herzenlîche riet,

Verse: 29    
er solde helfe an den gern,
Verse: 30    
der in sorge vreude kunde wern.




Chapter: 742 
742


Verse: 1    
der heiden truoc et starkiu lit.
Verse: 2    
swenne er schrîte Tabronit,

Verse: 3    
diu künegîn Sekundille was,
Verse: 4    
vor der muntâne ze Kaukasas,

Verse: 5    
gewan er niuwen hôhen muot
Verse: 6    
gein dem, der ie was behuot

Verse: 7    
vor solhem strîtes überlast:
Verse: 8    
er was schumfentiure ein gast,

Verse: 9    
daz er si nie gedolte,
Verse: 10    
doch si maneger zim erholte.

Verse: 11    
mit kunst si die arme erswungen.
Verse: 12    
viurs blicke ûz helmen sprungen,

Verse: 13    
von ir swerten gienc der sûre wint.
Verse: 14    
got ner Gahmuretes kint.

Verse: 15    
der wunsch wirt in beiden,
Verse: 16    
dem getouften und dem heiden:

Verse: 17    
die nande ich ê vür einen.
Verse: 18    
sus begunden siz ouch meinen,

Verse: 19    
wæren si ein ander baz bekant:
Verse: 20    
si ensazten niht hôhiu phant.

Verse: 21    
ir strît galt niht mêre
Verse: 22    
wan vreude, sælde und êre.

Verse: 23    
swer den prîs gewinnet,
Verse: 24    
ob der triuwe minnet,

Verse: 25    
werltlîche vreude er hât verlorn
Verse: 26    
und immer herzen riuwe erkorn.

Verse: 27    
wes sûmestû dich, Parzivâl,
Verse: 28    
daz an die kiuschen lieht gemâl

Verse: 29    
niht denkes, ich meine dîn wîp?
Verse: 30    
wiltû behalden hie den lîp?




Chapter: 743 
743


Verse: 1    
der heiden truoc zwuo geselleschaft,
Verse: 2    
dar an doch lac sîn meistiu kraft:

Verse: 3    
einiu daz er minne phlac,
Verse: 4    
diu mit stæte in sînem herzen lac,

Verse: 5    
daz ander wâren steine,
Verse: 6    
die mit edelem arte reine

Verse: 7    
in hôchgemüete lêrten
Verse: 8    
und sîne kraft gemêrten.

Verse: 9    
mich müet, daz der getoufte
Verse: 10    
an strîte und an loufte

Verse: 11    
sus müedet und an starken slegen.
Verse: 12    
ob im niht gehelfen megen

Verse: 13    
Kondwîrâmûrs noch der grâl,
Verse: 14    
werlîcher Parzivâl,

Verse: 15    
müezes einen trôst doch haben,
Verse: 16    
daz die klâren süezen knaben

Verse: 17    
sus vruo niht verweiset sîn,
Verse: 18    
Kardeiz und Loherangrîn,

Verse: 19    
die beide lebendec truoc sîn wîp,
Verse: 20    
er jungest ummevienc ir lîp.

Verse: 21    
mit rehter kiusche erworben kint,
Verse: 22    
ich wæne, diu smannes sælde sint.

Verse: 23    
der getoufte nam an kreften zuo.
Verse: 24    
er dâhte (des was im niht ze vruo)

Verse: 25    
an sîn wîp, die küneginne,
Verse: 26    
und an ir werden minne,

Verse: 27    
die er mit swertes schimphe erranc,
Verse: 28    
viur von slegen ûz helmen spranc,

Verse: 29    
vor Pelrapeire an Klâmidê.
Verse: 30    
Tabronît und Tasmê,




Chapter: 744 
744


Verse: 1    
den wart hie widerruoft gewegen:
Verse: 2    
Parzivâl begunde ouch phlegen,

Verse: 3    
daz er Pelrapeire schrîte.
Verse: 4    
Kondwîrâmûrs bezîte

Verse: 5    
durch vier künecrîche aldar
Verse: 6    
sîn nam mit minnen kreften war.

Verse: 7    
dar sprungen, des ich wæne,
Verse: 8    
von des heidens schilte spæne,

Verse: 9    
etslîcher hundert marke wert.
Verse: 10    
von Gaheviez daz starke swert

Verse: 11    
mit slage ûf sheidens helme brast,
Verse: 12    
daz der küene rîche gast

Verse: 13    
mit strûche venje suochte.
Verse: 14    
got des niene ruochte,

Verse: 15    
daz Parzivâl daz nemen
Verse: 16    
in sîner hende solde zemen:

Verse: 17    
daz swert er îthêre nam,
Verse: 18    
als sîner tumpheit wol zam.

Verse: 19    
der ê nie geseic durch swertes swanc,
Verse: 20    
der heiden snellîche ûf spranc.

Verse: 21    
ez ist noch ungescheiden.
Verse: 22    
zurteile stêz in beiden

Verse: 23    
vor der hœsten hende,
Verse: 24    
daz diu ir sterben wende!

Verse: 25    
der heiden was muotes rîche,
Verse: 26    
der sprach höveschlîche

Verse: 27    
en franzois, daz er kunde,
Verse: 28    
ûz heidenschem munde:

Verse: 29    
"ich sihe wol, werlîcher man,
Verse: 30    
dîn strît würde âne swert getân:




Chapter: 745 
745


Verse: 1    
waz prîses bejagete ich danne an dir?
Verse: 2    
stant stille unde sage mir,

Verse: 3    
werlîcher helt, wer sîs.
Verse: 4    
vür wâr hetes mînen prîs

Verse: 5    
behabet, der lange ist mich gewert,
Verse: 6    
wære dir zebrosten niht dîn swert.

Verse: 7    
von uns beiden vride,
Verse: 8    
unz uns geruowen baz diu lide."

Verse: 9    
si sâzen nider ûf daz gras:
Verse: 10    
manheit zuht an beiden was

Verse: 11    
und ir beider jâr von solher zît,
Verse: 12    
zalt noch ze junc si beide ûf strît.

Verse: 13    
der heiden zem getouften sprach:
Verse: 14    
"nû geloube, helt, daz ich gesach

Verse: 15    
mînen zîten noch nie man,
Verse: 16    
der baz den prîs möhte hân,

Verse: 17    
den man in strîte sol bejagen.
Verse: 18    
ruoche, helt, mir beidiu sagen,

Verse: 19    
dînen namen und dînen art:
Verse: 20    
sôst wol bewendet her mîn vart."

Verse: 21    
sprach Herzeloiden sun:
Verse: 22    
"sol ich daz durch vorhte tuon,

Verse: 23    
endarf es niemen an mich gern,
Verse: 24    
sol ichs betwungenlîche wern."

Verse: 25    
der heiden von Tasmê
Verse: 26    
sprach: "ich wil mich nennenê

Verse: 27    
und daz laster wesen mîn.
Verse: 28    
ich bin Feirefîz Anschevîn,

Verse: 29    
rîche wol, daz mîner hant
Verse: 30    
mit zinse dienet manec lant."




Chapter: 746 
746


Verse: 1    
disiu rede von im geschach,
Verse: 2    
Parzivâl zem heiden sprach:

Verse: 3    
"wâ von sît ir ein Anschevîn?
Verse: 4    
Anschouwe ist von erbe mîn,

Verse: 5    
bürge, lant unde stete.
Verse: 6    
herre, ir sult durch mîne bete

Verse: 7    
einen andern namen kiesen.
Verse: 8    
solde ich mîn lant verliesen

Verse: 9    
und die werden stat Bêalzenân,
Verse: 10    
hetet ir mir gewalt getân.

Verse: 11    
ist unser deweder ein Anschevîn,
Verse: 12    
daz sol ich von arte sîn.

Verse: 13    
doch ist mir vür wâr gesaget,
Verse: 14    
daz ein helt unverzaget

Verse: 15    
wone in der heidenschaft,
Verse: 16    
der habe mit ritterlîcher kraft

Verse: 17    
minne und prîs behalden,
Verse: 18    
daz er muoz beider walden:

Verse: 19    
der ist ze bruoder mir benant.
Verse: 20    
si hânt in vür prîs erkant."

Verse: 21    
aber sprach Parzivâl:
Verse: 22    
"herre, iuwers antlitzes mâl,

Verse: 23    
hete ich diu kuntlîche ersehen,
Verse: 24    
würde iu schier von mir verjehen,

Verse: 25    
als er mir kunt ist getân.
Verse: 26    
herre, welt irz an mich lân,

Verse: 27    
enblœzet iuwer houbet.
Verse: 28    
ob ir mirz geloubet,

Verse: 29    
mîn hant iuch strîtes gar verbirt,
Verse: 30    
unz ez anderstunt gewâpent wirt."




Chapter: 747 
747


Verse: 1    
sprach der heidensche man:
Verse: 2    
"dîns strîtes ich wênec angest hân.

Verse: 3    
stüende ich gar blôz, sît ich hân swert,
Verse: 4    
wæres doch schumfentiure gewert,

Verse: 5    
sît dîn swert zebrosten ist.
Verse: 6    
al dîn werlîcher list

Verse: 7    
mac dich vor tôde niht bewarn,
Verse: 8    
ich enwelle dich anders gerne sparn.

Verse: 9    
ê begundes ringen,
Verse: 10    
mîn swert lieze ich klingen

Verse: 11    
beidiu durch îser und durch vel."
Verse: 12    
der heiden starc unde snel

Verse: 13    
tet manlîchen site schîn:
Verse: 14    
"diz swert sol unser deweders sîn."

Verse: 15    
ez warf der küene degen balt
Verse: 16    
verre von im in den walt.

Verse: 17    
er sprach: "sol hie strît ergên,
Verse: 18    
muoz gelîchiu schanze stên."

Verse: 19    
sprach der rîche Feirefîz:
Verse: 20    
"helt, durch dîner zühte vlîz,

Verse: 21    
sît bruoder meges hân,
Verse: 22    
sage mir, wie ist er getân?

Verse: 23    
tuo mir sîn antlitze erkant,
Verse: 24    
wie dir sîn varwe genant."

Verse: 25    
sprach Herzeloiden kint:
Verse: 26    
"als ein geschriben permint

Verse: 27    
swarz und blanc her und ,
Verse: 28    
sus nande mir in Ekubâ."

Verse: 29    
der heiden sprach: "der bin ich."
Verse: 30    
si beide wênec sûmten sich,




Chapter: 748 
748


Verse: 1    
ieweder sîn houbet schiere
Verse: 2    
von helme und von herseniere

Verse: 3    
enblôzte an der selben stunt.
Verse: 4    
Parzivâl vant hôhen vunt

Verse: 5    
und den liebesten, den er ie vant.
Verse: 6    
der heiden schiere wart erkant,

Verse: 7    
wande er truoc agelstern mâl.
Verse: 8    
Feirefîz und Parzivâl

Verse: 9    
mit kusse understuonden haz:
Verse: 10    
in zam ouch beiden vriuntschaft baz

Verse: 11    
dan gein ein ander herzen nît.
Verse: 12    
triuwe und liebe schiet ir strît.

Verse: 13    
der heiden mit vreuden sprach:
Verse: 14    
wol mich, daz ich ie gesach

Verse: 15    
des werden Gahmuretes kint!
Verse: 16    
al mîne gote des gêret sint.

Verse: 17    
mîn gotinne Jûnô
Verse: 18    
dises prîses mac wol wesen vrô.

Verse: 19    
mîn kreftec got Jûpiter
Verse: 20    
dirre sælden was mîn wer.

Verse: 21    
gote und gotinne,
Verse: 22    
iuwer kraft ich immer minne.

Verse: 23    
gêrt des plânêten schîn,
Verse: 24    
dar inne diu reise mîn

Verse: 25    
nâch âventiure wart getân
Verse: 26    
gein dir, vorhtlîch süezer man,

Verse: 27    
daz mich von dîner hant gerou.
Verse: 28    
gêrt luft unde tou,

Verse: 29    
daz hiute morgen ûf mich reis.
Verse: 30    
minnen slüzzel kurteis,




Chapter: 749 
749


Verse: 1    
ô wol diu wîp, diu dich suln sehen!
Verse: 2    
waz den doch sælden ist geschehen!"

Verse: 3    
"ir sprechet wol. ich spræche baz,
Verse: 4    
ob ich daz kunde, âne allen haz:

Verse: 5    
bin ich leider niht wîs,
Verse: 6    
des iuwer werdeclîcher prîs

Verse: 7    
mit worten mege gehœhet sîn.
Verse: 8    
got weiz aber wol den willen mîn:

Verse: 9    
swaz herze und ougen künste hânt
Verse: 10    
an mir, diu beidiu niht erlânt,

Verse: 11    
iuwer prîs saget vor, si volgent nâch.
Verse: 12    
daz nie von ritters hant geschach

Verse: 13    
mir grœzer nôt, vür wâr ichz weiz,
Verse: 14    
denne von iu" sprach der von Kanvoleiz.

Verse: 15    
sprach der rîche Feirefîz:
Verse: 16    
"Jûpiter hât sînen vlîz,

Verse: 17    
werder helt, geleget an dich.
Verse: 18    
solt niht mêre irzen mich:

Verse: 19    
wir heten beide doch einen vater."
Verse: 20    
mit bruoderlîchen triuwen bater,

Verse: 21    
daz er irzens in erlieze
Verse: 22    
und in duzenlîche hieze.

Verse: 23    
diu rede was Parzivâle leit.
Verse: 24    
der sprach: "bruoder, iuwer rîcheit

Verse: 25    
gelîcht wol dem bârucke sich,
Verse: 26    
sît ir elder ouch denne ich:

Verse: 27    
mîn jugent und mîn armuot
Verse: 28    
sol solher lôsheit sîn behuot,

Verse: 29    
daz ich iu duzen biete,
Verse: 30    
swenne ich mich zühte niete."




Chapter: 750 
750


Verse: 1    
der von Tribalibot
Verse: 2    
Jûpiter sînen got

Verse: 3    
mit worten êrte manegen wîs.
Verse: 4    
er gap ouch vil hôhen prîs

Verse: 5    
sîner gotinne Jûnô,
Verse: 6    
daz si daz weter vuocte ,

Verse: 7    
mit er und al sîn her
Verse: 8    
gein dem lande ûf dem mer

Verse: 9    
lantveste nâmen,
Verse: 10    
si zein ander quâmen.

Verse: 11    
anderstunt si nider sâzen,
Verse: 12    
die beide des niht vergâzen,

Verse: 13    
si enbüten ein ander êre.
Verse: 14    
der heiden sprach mêre:

Verse: 15    
"ich wil lâzen dir zwei rîchiu lant
Verse: 16    
dienstlîchen immer dîner hant,

Verse: 17    
diu mîn vater und der dîne erwarp,
Verse: 18    
der künec Isenhart erstarp,

Verse: 19    
Zazamanc und Azagouc.
Verse: 20    
sîn manheit niemen trouc,

Verse: 21    
wan daz er liez verweiset mich.
Verse: 22    
gein mînem vater der gerich

Verse: 23    
ist mînhalp noch unverkorn.
Verse: 24    
sîn wîp, von der ich wart geborn,

Verse: 25    
durch minne ein sterben nâch im kôs,
Verse: 26    
si minne an im verlôs.

Verse: 27    
ich sæhe doch gerne den selben man:
Verse: 28    
mir ist ze wizzene getân.

Verse: 29    
daz nie bezzer ritter enwart.
Verse: 30    
nâch im ist kostenlîch mîn vart."




Chapter: 751 
751


Verse: 1    
Parzivâl hin zim sprach:
Verse: 2    
"ich bin ouch, der in nie gesach.

Verse: 3    
man saget mir guotiu werc von im
Verse: 4    
(an maneger stat ich diu vernim),

Verse: 5    
daz er wol kunde in strîten
Verse: 6    
sînen prîs gewîten

Verse: 7    
und werdekeit gemachen hôch.
Verse: 8    
elliu missewende in vlôch.

Verse: 9    
er was wîben undertân:
Verse: 10    
ob die triuwe kunden hân,

Verse: 11    
si lôndens âne valschen list.
Verse: 12    
von der touf noch gêret ist,

Verse: 13    
phlac er, triuwe âne wenken.
Verse: 14    
er kunde ouch wol verkrenken

Verse: 15    
alle valschlîche tât:
Verse: 16    
herzen stæte im gap den rât.

Verse: 17    
daz ruochten si mich wizzen lân,
Verse: 18    
den kündec was der selbe man,

Verse: 19    
den ir gerne sæhet.
Verse: 20    
ich wæne, ir prîses jæhet

Verse: 21    
im, ob er noch lebete,
Verse: 22    
wande er nâch prîse strebete.

Verse: 23    
sîn dienest twanc der wîbe lôn,
Verse: 24    
daz der künec Ipomidôn

Verse: 25    
gein im tjostierens phlac.
Verse: 26    
diu tjost ergienc vor Baldac:

Verse: 27    
wart sîn werdeclîchez leben
Verse: 28    
durch minne an den gegeben.

Verse: 29    
wir hân in ze rehter tjost verlorn,
Verse: 30    
von dem wir beide sîn erborn."




Chapter: 752 
752


Verse: 1    
"ouwê der unergezten nôt!"
Verse: 2    
sprach der heiden. "ist mîn vater tôt?

Verse: 3    
ich mac wol vreuden vlüste jehen
Verse: 4    
und vreuden vunt mit wârheit spehen.

Verse: 5    
ich hân an disen stunden
Verse: 6    
vreude verlorn und vreude vunden,

Verse: 7    
wil ich der wârheit grîfen zuo.
Verse: 8    
beidiu mîn vater und ouch

Verse: 9    
und ich, wir wâren gar al ein,
Verse: 10    
doch ez an drîen stücken schein.

Verse: 11    
swâ man siht den wîsen man,
Verse: 12    
der enzelt deheine sippe dan,

Verse: 13    
zwischen vater und des kinden,
Verse: 14    
wil er die wârheit vinden.

Verse: 15    
mit dir selben hâstû hie gestriten,
Verse: 16    
gein mir selben ich kom ûf strît geriten,

Verse: 17    
mich selben hete ich gerne erslagen.
Verse: 18    
enkundestû des niht verzagen,

Verse: 19    
enwertes mir mîn selbes lîp.
Verse: 20    
Jûpiter, diz wunder schrîp:

Verse: 21    
dîn kraft tet uns helfe kunt,
Verse: 22    
daz si unser sterben understuont."

Verse: 23    
er lachte und weinde tougen.
Verse: 24    
sîniu heidenschiu ougen

Verse: 25    
begunden wazzer rêren
Verse: 26    
al nâch des toufes êren.

Verse: 27    
der touf sol lêren triuwe,
Verse: 28    
sît unser ê diu niuwe

Verse: 29    
nâch Kriste wart genennet:
Verse: 30    
an Kriste ist triuwe erkennet.




Chapter: 753 
753


Verse: 1    
der heiden sprach, ich sage iu wie:
Verse: 2    
"wir suln niht langer sitzen hie.

Verse: 3    
rît mit mir niht ze verre.
Verse: 4    
loschieren ûf dirre terre

Verse: 5    
durch dîn schouwen von dem mer
Verse: 6    
heize ichz rîcheste her,

Verse: 7    
den Jûnô ie gap segels luft.
Verse: 8    
mit wârheit âne triegens guft

Verse: 9    
zeige ich dir manegen werden man,
Verse: 10    
der mir ist dienstes undertân.

Verse: 11    
soltû rîten hin mit mir."
Verse: 12    
Parzivâl sprach zim: "sît ir

Verse: 13    
gewaldec iuwer liute,
Verse: 14    
daz si iuwer bîten hiute

Verse: 15    
und al die wîle ir von in sît?"
Verse: 16    
der heiden sprach: "âne strît.

Verse: 17    
wære ich von in halbez jâr,
Verse: 18    
mîn biten rîche und arme gar:

Verse: 19    
si engetorsten ninder kêren.
Verse: 20    
gespîset wol nâch êren

Verse: 21    
sint al ir schif in der habe:
Verse: 22    
ors noch man niht dorften drabe,

Verse: 23    
ez enwære durch fontâne
Verse: 24    
und durch den luft gein dem plâne."

Verse: 25    
Parzivâl zem bruoder sîn
Verse: 26    
sprach: "sô sult ir vrouwen schîn

Verse: 27    
sehen und grôze wünne,
Verse: 28    
von mînem werden künne

Verse: 29    
manegen ritter kurtois.
Verse: 30    
Artûs der Bertenois




Chapter: 754 
754


Verse: 1    
liget hie mit werder diet,
Verse: 2    
von den ich mich hiute schiet,

Verse: 3    
mit grôzer minneclîcher schar.
Verse: 4    
wir sehen vrouwen wol gevar."

Verse: 5    
der heiden hôrte nennen wîp
Verse: 6    
(diu wâren et sîn selbes lîp),

Verse: 7    
er sprach: "dâ vüere mich hin mit dir.
Verse: 8    
dar zuo soltû sagen mir

Verse: 9    
mære, der ich dich vrâge.
Verse: 10    
sehe wir unser mâge,

Verse: 11    
wir z Artûse komen?
Verse: 12    
von des vuore ich hân vernomen,

Verse: 13    
daz er prîses rîche
Verse: 14    
und er var ouch werdeclîche."

Verse: 15    
sprach aber Parzivâl:
Verse: 16    
"wir sehen vrouwen lieht gemâl.

Verse: 17    
sich feilieret niht unser vart:
Verse: 18    
wir vinden unsern rehten art,

Verse: 19    
liute, von den wir sîn erborn,
Verse: 20    
etslîches houbet zer krône erkorn."

Verse: 21    
ir deweder niht langer saz.
Verse: 22    
Parzivâl des niht vergaz,

Verse: 23    
er enholte sînes bruoder swert:
Verse: 24    
daz stiez er dem degen wert

Verse: 25    
wider in die scheiden.
Verse: 26    
wart von in beiden

Verse: 27    
zornlîcher haz vermiten
Verse: 28    
und geselleclîche dan geriten.

Verse: 29    
ê si z Artûse wâren komen,
Verse: 30    
was ouch mære von in vernomen.




Chapter: 755 
755


Verse: 1    
was dem selben tage
Verse: 2    
über al daz her gemeiniu klage,

Verse: 3    
daz Parzivâl der werde man
Verse: 4    
von in was gescheiden dan.

Verse: 5    
Artûs mit râte sich bewac,
Verse: 6    
daz er unz an den ahten tac

Verse: 7    
Parzivâles wolde bîten
Verse: 8    
und von der stat niht rîten.

Verse: 9    
Gramoflanzes her was ouch komen:
Verse: 10    
dem was manec wîter rinc genomen,

Verse: 11    
mit zelten wol gezieret.
Verse: 12    
was geloschieret

Verse: 13    
den stolzen werden liuten.
Verse: 14    
man möhtez den vier briuten

Verse: 15    
niht baz erbieten mit vreude siten.
Verse: 16    
von Schastel Marveile geriten

Verse: 17    
kom ein man zer selben zît,
Verse: 18    
der sagete alsus: ez wære ein strît

Verse: 19    
ûf dem warthûs in der sûl gesehen,
Verse: 20    
"swaz ie mit swerten wære geschehen,

Verse: 21    
daz ist gein disem strîte ein niht."
Verse: 22    
vor Gâwân er des mæres giht,

Verse: 23    
er Artûse saz.
Verse: 24    
manec ritter mit rede maz,

Verse: 25    
von wem der strît wære getân.
Verse: 26    
Artûs der künec sprach sân:

Verse: 27    
"den strît ich einhalp wol weiz:
Verse: 28    
in streit mîn neve von Kanvoleiz,

Verse: 29    
der von uns schiet hiute vruo."
Verse: 30    
riten ouch dise zwêne zuo




Chapter: 756 
756


Verse: 1    
wol nâch strîtes êre.
Verse: 2    
helme und ir schilte sêre

Verse: 3    
wâren mit swerten an gerant.
Verse: 4    
ieweder wol gelêrte hant

Verse: 5    
truoc, der diu strîtes mâl entwarf.
Verse: 6    
in strîte man ouch kunst bedarf.

Verse: 7    
Artûse ringe hin
Verse: 8    
si riten. wart vil nâch in

Verse: 9    
geschouwet, der heiden reit:
Verse: 10    
der vuorte et solhe rîcheit.

Verse: 11    
wol beherberget was daz velt.
Verse: 12    
si kêrten vür daz hôchgezelt

Verse: 13    
an Gâwânes ringe.
Verse: 14    
ob man si iht innen bringe,

Verse: 15    
daz man si gerne sæhe?
Verse: 16    
ich wæne, daz geschæhe.

Verse: 17    
Gâwân kom snellîche nâch,
Verse: 18    
wande er vor Artûse sach,

Verse: 19    
daz si gein sînem gezelte riten.
Verse: 20    
der emphienc si mit vreude siten.

Verse: 21    
si hetenz harnas dennoch an:
Verse: 22    
Gâwân der hövesche man

Verse: 23    
hiez si entwâpen schiere.
Verse: 24    
ezidemôn dem tiere

Verse: 25    
was geteilet mite der strît.
Verse: 26    
der heiden truoc ein kursît,

Verse: 27    
dem was von slegen ouch worden :
Verse: 28    
daz was ein sârantasmê,

Verse: 29    
dar an stuont manec tiure stein.
Verse: 30    
dar unde ein wâpenroc erschein,




Chapter: 757 
757


Verse: 1    
rûch gebildet, snêvar.
Verse: 2    
dar an stuont her unde dar

Verse: 3    
tiure steine gein ein ander.
Verse: 4    
die würme salamander

Verse: 5    
in worhten in dem viure.
Verse: 6    
si liez in âventiure

Verse: 7    
ir minne, ir lant und ir lîp,
Verse: 8    
diu dise zimierde im gap, ein wîp.

Verse: 9    
er leiste ouch gerne ir gebot
Verse: 10    
beidiu in vreude und in nôt,

Verse: 11    
der künegîn Sekundillen.
Verse: 12    
ez was ir herzen wille,

Verse: 13    
daz si im gap ir rîcheit:
Verse: 14    
sîn hôher prîs ir minne erstreit.

Verse: 15    
Gâwân bat des nemen war,
Verse: 16    
daz diu zimierde wol gevar

Verse: 17    
iender würde verrucket
Verse: 18    
oder iht dar von gezucket,

Verse: 19    
kursît, helm oder schilt.
Verse: 20    
es hete ein armez wîp bevilt

Verse: 21    
an dem wâpenrocke al eine:
Verse: 22    
tiure wâren die steine

Verse: 23    
an den stücken allen vieren.
Verse: 24    
hôch minne kan wol zieren,

Verse: 25    
swâ rîcheit dem willen ist
Verse: 26    
und ander werdeclîcher list.

Verse: 27    
der stolze rîche Feirefîz
Verse: 28    
truoc mit dienste grôzen vlîz

Verse: 29    
nâch wîbe hulde: umme daz
Verse: 30    
einiu ir lônes im niht vergaz.




Chapter: 758 
758


Verse: 1    
daz harnas was von in getân.
Verse: 2    
schouten disen bunten man

Verse: 3    
alle, die wunders kunden jehen,
Verse: 4    
die mohtenz mit wârheit spehen:

Verse: 5    
Feirefîz truoc vremdiu mâl.
Verse: 6    
Gâwân sprach ze Parzivâl:

Verse: 7    
"neve, tuo den gesellen dîn
Verse: 8    
mir kunt. er treget wæhen schîn,

Verse: 9    
dem ich gelîchez nie gesach."
Verse: 10    
Parzivâl ze sînem wirte sprach:

Verse: 11    
"bin ich dîn mâc, daz ist ouch er:
Verse: 12    
des Gahmuret dîn wer.

Verse: 13    
diz ist der künec von Zazamanc.
Verse: 14    
mîn vater dort mit prîse erranc

Verse: 15    
Belakânen, diu disen ritter truoc."
Verse: 16    
Gâwân den heiden genuoc

Verse: 17    
kuste. der rîche Feirefîz
Verse: 18    
was beidiu swarz unde wîz

Verse: 19    
über al sîn vel, wan daz der munt
Verse: 20    
gein halbem zil tet rœte kunt.

Verse: 21    
man brâhte in beiden samt gewant,
Verse: 22    
daz was vür tiure koste erkant:

Verse: 23    
ûz Gâwâns kamern truoc manz dar.
Verse: 24    
kômen vrouwen lieht gevar.

Verse: 25    
diu herzogîn liez Kundrîê
Verse: 26    
und Sangîven küssen ê,

Verse: 27    
si selbe und Arnîve in
Verse: 28    
kusten: Feirefîz was vrô,

Verse: 29    
daz er klâre vrouwen sach.
Verse: 30    
ich wæne, im liebe dran geschach.




Chapter: 759 
759


Verse: 1    
Gâwân ze Parzivâle sprach:
Verse: 2    
"neve, dîn niuwez ungemach

Verse: 3    
saget mir dîn helm und ouch der schilt.
Verse: 4    
iust beiden strîtes mite gespilt,

Verse: 5    
dir und dem bruoder dîn:
Verse: 6    
gein wem erholtet ir disen pîn?"

Verse: 7    
"ez wart nie herter strît erkant"
Verse: 8    
sprach Parzivâl. "mîns bruoder hant

Verse: 9    
twanc mich wer in grôzer nôt.
Verse: 10    
wer ist ein segen vür den tôt.

Verse: 11    
ûf disen heimlîchen gast
Verse: 12    
von slage mîn starkez swert zebrast.

Verse: 13    
tet er kranker vorhte schîn:
Verse: 14    
er warf verre ûz der hant daz sîn.

Verse: 15    
er vorhte et an mir sünde,
Verse: 16    
ê wir gerechenten ze künde.

Verse: 17    
hân ich sîne hulde wol,
Verse: 18    
die ich mit dienste gerne erhol."

Verse: 19    
Gâwân sprach: "mir wart gesaget
Verse: 20    
von einem strîte unverzaget.

Verse: 21    
ûf Schastel Marveile man siht,
Verse: 22    
swaz inner sehs mîlen geschiht,

Verse: 23    
in der sûl ûf mînem warthûs.
Verse: 24    
sprach mîn œheim Artûs,

Verse: 25    
der strite des selben mâls,
Verse: 26    
daz wærestû, neve von Kingrivâls.

Verse: 27    
hâs diu wâren mære brâht:
Verse: 28    
dir was des strîtes doch vor gedâht.

Verse: 29    
geloube mir, daz ich dir sage:
Verse: 30    
dîn wære gebiten hie aht tage




Chapter: 760 
760


Verse: 1    
mit grôzer rîcher hôchgezît.
Verse: 2    
mich müet iuwer beider strît:

Verse: 3    
sult ir mir ruowen nâch.
Verse: 4    
sît aber strît von iu geschach,

Verse: 5    
ir erkennet ein ander deste baz.
Verse: 6    
kieset vriuntschaft vür den haz."

Verse: 7    
Gâwân des âbents az deste ê,
Verse: 8    
daz sîn neve von Tasmê,

Verse: 9    
Feirefîz Anschevîn,
Verse: 10    
dennoch vaste und der bruoder sîn.

Verse: 11    
matraze dicke und lanc,
Verse: 12    
der wart ein wîter ummevanc.

Verse: 13    
kultern maneger künne
Verse: 14    
von palmâte niht ze dünne

Verse: 15    
wurden der matraze dach.
Verse: 16    
tiuren phelle man drûf gesteppet sach,

Verse: 17    
beidiu lanc unde breit.
Verse: 18    
diu Klinschores rîcheit

Verse: 19    
wart ze schouwen vür getragen.
Verse: 20    
sluoc man ûf, sus hôrte ich sagen,

Verse: 21    
von phelle vier ruclachen
Verse: 22    
mit rîlîchen sachen,

Verse: 23    
gein ein ander viersîte,
Verse: 24    
dar unde senfte plûmîte,

Verse: 25    
mit kultern verdecket,
Verse: 26    
ruclachen dar über gestecket.

Verse: 27    
der rinc begreif wît ein velt,
Verse: 28    
wæren gestanden sehs gezelt

Verse: 29    
âne gedrenge der snüere.
Verse: 30    
unbescheidenlîche ich vüere,




Chapter: 761 
761


Verse: 1    
wolde ich die âventiure vürbaz lân.
Verse: 2    
enbôt mîn her Gâwân

Verse: 3    
ze hove Artûse mære,
Verse: 4    
wer komen wære:

Verse: 5    
der rîche heiden wære ,
Verse: 6    
den diu heidenîn Ekubâ

Verse: 7    
prîste dem Plimizôl.
Verse: 8    
Jofreit fîz îdôl

Verse: 9    
Artûs daz mære sagete,
Verse: 10    
des er vreude vil bejagete.

Verse: 11    
Jofreit bat in ezzen vruo
Verse: 12    
und klârlîche grîfen zuo

Verse: 13    
mit rittern und mit vrouwen schar
Verse: 14    
und höveschlîche komen dar,

Verse: 15    
daz siz ane geviengen
Verse: 16    
und werdeclîche emphiengen

Verse: 17    
des stolzen Gahmuretes kint.
Verse: 18    
"swaz hie werder liute sint,

Verse: 19    
die bringe ich" sprach der Bertenois.
Verse: 20    
Jofreit sprach: "erst kurtois,

Verse: 21    
ir muget in alle gerne sehen,
Verse: 22    
wan ir sult wunder an im spehen:

Verse: 23    
er vert ûz grôzer rîcheit.
Verse: 24    
sîniu wâpenlîchiu kleit

Verse: 25    
niemen vergelten möhte.
Verse: 26    
deheiner hant daz töhte:

Verse: 27    
Löver, Bertâne, Engellant,
Verse: 28    
von Pârîs unz an Wîzsant,

Verse: 29    
der gein legete al die terre,
Verse: 30    
ez wære dem gelte verre."




Chapter: 762 
762


Verse: 1    
Jofreit was wider komen.
Verse: 2    
von dem hete Artûs vernomen,

Verse: 3    
wie er werben solde,
Verse: 4    
ob er emphâhen wolde

Verse: 5    
sînen neven, den heiden.
Verse: 6    
daz sitzen wart bescheiden

Verse: 7    
an Gâwânes ringe.
Verse: 8    
mit höveschlîchem dinge

Verse: 9    
diu massenîe der herzogin
Verse: 10    
und die gesellen under in

Verse: 11    
ze Gâwânes zeswen saz.
Verse: 12    
anderhalben sîn mit vreuden az

Verse: 13    
ritter, Klinschores diet.
Verse: 14    
der vrouwen sitzen man beschiet:

Verse: 15    
über gein Gâwân an den ort
Verse: 16    
sâzen Klinschors vrouwen dort.

Verse: 17    
der was manegiu lieht gemâl.
Verse: 18    
Feirefîz und Parzivâl

Verse: 19    
sâzen mitten zwischen den vrouwen:
Verse: 20    
man mohte klârheit schouwen.

Verse: 21    
der turkoite Flôrant
Verse: 22    
und Sangîve diu wert erkant

Verse: 23    
und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 24    
und Kundrîê, daz wîp sîn,

Verse: 25    
über gein ein ander sâzen.
Verse: 26    
ich wæne des, niht vergâzen

Verse: 27    
Gâwân und Jofreit
Verse: 28    
ir alden gesellekeit:

Verse: 29    
si âzen mit ein ander.
Verse: 30    
diu herzogîn mit blicken glander




Chapter: 763 
763


Verse: 1    
mit der künegîn Arnîven az:
Verse: 2    
ir enwederiu niht vergaz,

Verse: 3    
ir gesellekeite
Verse: 4    
wâren si ein ander vil bereite.

Verse: 5    
Gâwâne saz sîn ane,
Verse: 6    
Orgelûse ûzerhalp her dane.

Verse: 7    
erzeicte diu rehte unzuht
Verse: 8    
von dem ringe ir snellen vluht:

Verse: 9    
man truoc bescheidenlîche dar
Verse: 10    
den rittern und den vrouwen gar

Verse: 11    
ir spîse. zühteclîche
Verse: 12    
Feirefîz der rîche

Verse: 13    
sprach ze Parzivâl, dem bruoder sîn:
Verse: 14    
"Jûpiter die reise mîn

Verse: 15    
mir ze sælden hete erdâht,
Verse: 16    
daz mich sîn helfe her hât brâht,

Verse: 17    
ich mîne werden mâge sihe.
Verse: 18    
von rehter schult ich prîses gihe

Verse: 19    
mînem vater, den ich hân verlorn:
Verse: 20    
der was ûz rehtem prîs erborn."

Verse: 21    
Parzivâl sprach: "ir sult noch sehen
Verse: 22    
liute, den ir prîses müezet jehen,

Verse: 23    
Artûs dem houbetman,
Verse: 24    
manegen ritter manlîch getân.

Verse: 25    
swie schier diz ezzen zegêt,
Verse: 26    
unlange ez nâch gestêt,

Verse: 27    
unz ir die werden sehet komen,
Verse: 28    
an den vil prîses ist vernomen.

Verse: 29    
swaz tavelrunder krefte ist ,
Verse: 30    
der ensitzet hie niwan ritter drî:




Chapter: 764 
764


Verse: 1    
der wirt unde Jofreit,
Verse: 2    
etswenne ich ouch den prîs erstreit,

Verse: 3    
daz nam mîn dar über gerte,
Verse: 4    
des ich si gewerte."

Verse: 5    
si nâmen diu tischlachen dan
Verse: 6    
vor al den vrouwen und vor den man:

Verse: 7    
des was zît, man gaz.
Verse: 8    
Gâwân der wirt niht langer saz:

Verse: 9    
die herzogîn und ouch sîn anen
Verse: 10    
begunde er biten unde manen,

Verse: 11    
daz si Sangîvenê
Verse: 12    
und die süezen Kundrîê

Verse: 13    
næmen unde giengen dar,
Verse: 14    
aldâ der heiden bunt gevar

Verse: 15    
saz, und daz si phlægen sîn.
Verse: 16    
Feirefîz Anschevîn

Verse: 17    
sach dise vrouwen gien im gên:
Verse: 18    
gein den begunde er ûf stên,

Verse: 19    
als tet sîn bruoder Parzivâl.
Verse: 20    
diu herzoginne lieht gemâl

Verse: 21    
nam Feirefîzen mit ir hant:
Verse: 22    
swaz si vrouwen und ritter stên vant,

Verse: 23    
die bat si sitzen alle.
Verse: 24    
reit dar zuo mit schalle

Verse: 25    
Artûs mit den sînen.
Verse: 26    
man hôrte pusînen,

Verse: 27    
tambûren, floitieren, stîven.
Verse: 28    
der werde sun Arnîven

Verse: 29    
reit dar zuo mit krache.
Verse: 30    
dirre vrœlîchen sache




Chapter: 765 
765


Verse: 1    
der heiden jach vür werdiu dinc.
Verse: 2    
sus reit an Gâwânes rinc

Verse: 3    
Artûs mit sînem wîbe
Verse: 4    
und mit manegem klâren lîbe,

Verse: 5    
mit rittern und mit vrouwen.
Verse: 6    
der heiden mohte schouwen,

Verse: 7    
daz ouch liute wâren,
Verse: 8    
junc mit solhen jâren,

Verse: 9    
daz si phlâgen varwe glanz.
Verse: 10    
was der künec Gramoflanz

Verse: 11    
dennoch in Artûses phlege.
Verse: 12    
reit ouch ûf dem selben wege

Verse: 13    
Itonjê sîn âmîe,
Verse: 14    
diu süeze valsches vrîe.

Verse: 15    
erbeizte der tavelrunder schar
Verse: 16    
mit maneger vrouwen wol gevar.

Verse: 17    
Ginovêr liez Itonjê
Verse: 18    
ir neven, den heiden küssen ê:

Verse: 19    
si selbe dar nâher gienc,
Verse: 20    
Feirefîzen si mit kusse emphienc.

Verse: 21    
Artûs und ouch Gramoflanz
Verse: 22    
mit getriulîcher liebe ganz

Verse: 23    
emphiengen disen heiden.
Verse: 24    
wart im von in beiden

Verse: 25    
mit dienst erboten êre
Verse: 26    
und sîner mâge mêre

Verse: 27    
im tâten guoten willen schîn.
Verse: 28    
Feirefîz Anschevîn

Verse: 29    
was ze guoten vriunden komen:
Verse: 30    
daz hete er schiere an in vernomen.




Chapter: 766 
766


Verse: 1    
nider sâzen wîp und man
Verse: 2    
und manec maget wol getân.

Verse: 3    
wolde er sichs underwinden,
Verse: 4    
etslîch ritter mohte vinden

Verse: 5    
süeziu wort von süezem munde.
Verse: 6    
ob er minne werben kunde,

Verse: 7    
die bete liez gar âne haz
Verse: 8    
manec klâriu vrouwe, diu saz.

Verse: 9    
guot wîp man nie gezürnen sach,
Verse: 10    
ob wert man nâch ir helfe sprach:

Verse: 11    
si hât versagen und gewern bevor.
Verse: 12    
giht man vreude iht urbor,

Verse: 13    
den zins muoz wâriu minne geben.
Verse: 14    
sus sach ich ie die werden leben:

Verse: 15    
saz dienest und lôn.
Verse: 16    
ez ist ein helfeclîcher dôn,

Verse: 17    
swâ vriundîn rede wirt vernomen,
Verse: 18    
diu vriunde mac ze staten komen.

Verse: 19    
Artûs ze Feirefîze saz.
Verse: 20    
ir deweder vergaz,

Verse: 21    
si entæten beide vrâge ir reht
Verse: 22    
mit süezer gegenrede sleht.

Verse: 23    
Artûs sprach: "nû lobe ichs got,
Verse: 24    
daz er dise êre uns erbôt,

Verse: 25    
daz wir dich hie gesehen hân.
Verse: 26    
ûz heidenschaft gevuor nie man

Verse: 27    
ûf toufphlegenden landen,
Verse: 28    
den mit dienestlîchen handen

Verse: 29    
ich gerner dienstes werte,
Verse: 30    
swar des dîn wille gerte."




Chapter: 767 
767


Verse: 1    
Feirefîz z Artûse sprach:
Verse: 2    
"al mîn ungelücke brach,

Verse: 3    
diu gotinne Jûnô
Verse: 4    
mîn segelweter vuocte

Verse: 5    
in disiu westerrîche.
Verse: 6    
gebâres vil gelîche

Verse: 7    
einem man, des werdekeit
Verse: 8    
ist mit mæren harte breit:

Verse: 9    
bistû Artûs genant,
Verse: 10    
sôst dîn name verre erkant."

Verse: 11    
Artûs sprach: "er êrte sich,
Verse: 12    
der mich geprîset wider dich

Verse: 13    
und ouch gein andern liuten hât.
Verse: 14    
sîn selbes zuht gap im den rât

Verse: 15    
mêre, dan ichz gedienet hân:
Verse: 16    
er hâtz durch hövescheit getân.

Verse: 17    
ich bin Artûs genennet
Verse: 18    
und hete gerne erkennet,

Verse: 19    
wie sîs komen in ditze lant.
Verse: 20    
hât dich vriundîn ûz gesant,

Verse: 21    
diu muoz sîn vil gehiure,
Verse: 22    
ob durch âventiure

Verse: 23    
alsus verre bist gestrichen.
Verse: 24    
ist si ir lônes ungeswichen,

Verse: 25    
daz hœhet wîbe dienst noch baz.
Verse: 26    
ein ieslîch wîp emphienge haz

Verse: 27    
von ir dienestbietære,
Verse: 28    
ob dir ungelônet wære."

Verse: 29    
"ez wirt al anders vernomen"
Verse: 30    
sprach der heiden. "nû hœre ouch mîn komen:




Chapter: 768 
768


Verse: 1    
ich vüere kreftegez her,
Verse: 2    
Troiære lantwer

Verse: 3    
und jene, die si besâzen,
Verse: 4    
müesten rûmen mir die strâzen.

Verse: 5    
ob si beidenthalp noch lebeten
Verse: 6    
und strîtes gein mir strebeten,

Verse: 7    
si möhten siges niht erholn,
Verse: 8    
si müesten schumfentiure doln

Verse: 9    
von mir und von den mînen.
Verse: 10    
ich hân in manegen pînen

Verse: 11    
bejaget mit ritterlîcher tât,
Verse: 12    
daz mîn genâde hât

Verse: 13    
diu künegîn Sekundille.
Verse: 14    
swes diu gert, daz ist mîn wille:

Verse: 15    
si hât gesetzet mir mîn leben.
Verse: 16    
si hiez mich milteclîche geben

Verse: 17    
und guote ritter an mich nemen:
Verse: 18    
des solde mich durch si gezemen.

Verse: 19    
daz ist alsô ergangen:
Verse: 20    
mit schilte bevangen

Verse: 21    
ist zingesinde mir benant
Verse: 22    
manec ritter wert erkant.

Verse: 23    
engein ir minne ist mîn lôn.
Verse: 24    
ich trage ein ezidemôn

Verse: 25    
ûf dem schilte, als si mir gebôt.
Verse: 26    
swâ ich sider kom in nôt,

Verse: 27    
zehant ich an si dâhte,
Verse: 28    
ir minne mir helfe brâhte.

Verse: 29    
diu was mir bezzer trôstes wer
Verse: 30    
denne mîn got Jûpiter."




Chapter: 769 
769


Verse: 1    
Artûs sprach: "von dem vater dîn,
Verse: 2    
Gahmurete, dem neven mîn,

Verse: 3    
ist ez dîn volleclîcher art,
Verse: 4    
in wîbe dienst dîn verriu vart.

Verse: 5    
ich wil dich dienest wizzen lân,
Verse: 6    
daz selten grœzer ist getân

Verse: 7    
ûf erde deheinem wîbe,
Verse: 8    
ir wünneclîchem lîbe:

Verse: 9    
ich meine die herzoginne,
Verse: 10    
diu hie sitzet, nâch ir minne

Verse: 11    
ist waldes vil verswendet.
Verse: 12    
ir minne hât gephendet

Verse: 13    
an vreuden manegen ritter guot
Verse: 14    
und in erwendet hôhen muot."

Verse: 15    
er sagete ir urliuge gar
Verse: 16    
und ouch von der Klinschores schar,

Verse: 17    
die sâzen an allen sîten,
Verse: 18    
und von den zwein strîten,

Verse: 19    
die Parzivâl sîn bruoder streit
Verse: 20    
ze Jôflanze ûf dem anger breit:

Verse: 21    
"und swaz er anders hât ervarn,
Verse: 22    
er den lîp niht kunde sparn,

Verse: 23    
er sol dirz selbe machen kunt.
Verse: 24    
er suochet einen hôhen vunt:

Verse: 25    
nâch dem grâle wirbet er.
Verse: 26    
von iu beiden samt ist daz mîn ger,

Verse: 27    
ir saget mir liute unde lant,
Verse: 28    
die iu mit strîte sîn bekant."

Verse: 29    
der heiden sprach: "ich nenne sie,
Verse: 30    
die mir die ritter vüerent hie:




Chapter: 770 
770


Verse: 1    
rois Papirîs von Trogodjente
Verse: 2    
und cuns Behantîns von Kalomidente,

Verse: 3    
duc Farjelastis von Africke
Verse: 4    
und rois Liddamus von Agrippe,

Verse: 5    
rois Trîdanz von Tinodonte
Verse: 6    
und rois Amaspartîns von Schipelpjonte,

Verse: 7    
duc Lippidîns von Agremuntîn
Verse: 8    
und rois Mîlôn von Nomadjentesîn,

Verse: 9    
von Assigarzjone cuns Gabarîns
Verse: 10    
und von Rivigitas rois Translapîns,

Verse: 11    
von Hiberbortikôn cuns Filones
Verse: 12    
und von Zentrîûn rois Kilikrates,

Verse: 13    
cuns Lisavander von Ipopotitikôn
Verse: 14    
und duc Tiridê von Elixodjôn,

Verse: 15    
von Oraste Gentesîn rois Tôarîs
Verse: 16    
und von Satarchjonte duc Alamîs,

Verse: 17    
rois Aminkas von Sotofeititôn
Verse: 18    
und duc Kârub von Duskontemedôn,

Verse: 19    
von Arâbîe rois Zôrôastêr
Verse: 20    
und cuns Posizônjus von Tilirastêr,

Verse: 21    
duc Sennes von Narjoklîn
Verse: 22    
und cuns Edissôn von Lanzesardîn,

Verse: 23    
von Jamfûse cuns Fristines
Verse: 24    
und von Atrofagente duc Meiones,

Verse: 25    
von Nourîente duc Archeinor
Verse: 26    
und von Pamfatis cuns Astor,

Verse: 27    
die von Azagouc und von Zazamanc
Verse: 28    
und von Gamfassâsche rois Jetakranc,

Verse: 29    
cuns Jûrâns von Blemunzîn
Verse: 30    
und duc Afinamus von Amantasîn.




Chapter: 771 
771


Verse: 1    
ich hete ein dinc vür schande.
Verse: 2    
man jach in mînem lande,

Verse: 3    
nehein ritter bezzer möhte sîn
Verse: 4    
denne Gahmuret Anschevîn,

Verse: 5    
der ie ors überschrite:
Verse: 6    
ez was mîn wille und ouch mîn site,

Verse: 7    
daz ich vüere, unz ich in vünde.
Verse: 8    
sît gewan ich strîtes künde.

Verse: 9    
von mînen zwein landen her
Verse: 10    
vuorte ich kreftec ûf daz mer:

Verse: 11    
gein ritterschefte hete ich muot.
Verse: 12    
swelh lant was werlîch und guot,

Verse: 13    
daz twanc ich mîner hende
Verse: 14    
unz verre inz ellende.

Verse: 15    
werten mich ir minne
Verse: 16    
zwuo rîche kuneginne,

Verse: 17    
Olimpjâ und Klauditte.
Verse: 18    
Sekundille ist diu dritte.

Verse: 19    
ich hân durch wîp vil getân.
Verse: 20    
hiute alrêst ich künde hân,

Verse: 21    
daz mîn vater Gahmuret ist tôt.
Verse: 22    
mîn bruoder sage ouch sîne nôt."

Verse: 23    
sprach der werde Parzivâl:
Verse: 24    
"sît ich schiet von dem grâl,

Verse: 25    
hât mîn hant mit strîte
Verse: 26    
in der enge und an der wîte

Verse: 27    
vil ritterschefte erzeiget,
Verse: 28    
etslîches prîs geneiget,

Verse: 29    
der des was ungewent ie.
Verse: 30    
die wil ich iu nennen hie:




Chapter: 772 
772


Verse: 1    
von Lirivoin rois Schirnîel
Verse: 2    
und von Avendroin sînen bruoder Mirabel,

Verse: 3    
rois Serabil von Rozokarz
Verse: 4    
und rois Piblesûn von Lorneparz,

Verse: 5    
von Sirnegunz rois Senilgorz
Verse: 6    
und von Villegarunz Strangedorz,

Verse: 7    
von Mirnetalle cuns Rogedâl
Verse: 8    
und von Pleiedunze Laudunâl,

Verse: 9    
rois Oniprîz von Itolac
Verse: 10    
und rois Zîrolân von Semblidac,

Verse: 11    
von Jeroplîs duc Jerneganz
Verse: 12    
und von Zambrôn cuns Plineschanz,

Verse: 13    
von Tutelêunz cuns Longefiez
Verse: 14    
und von Privegarz duc Marangliez,

Verse: 15    
von Piktakôn duc Strennolas
Verse: 16    
und von Lampregûn cuns Parfoias,

Verse: 17    
von Askalûn rois Vergulaht
Verse: 18    
und von Pranzilê cuns Bogudaht,

Verse: 19    
Postefar von Laudundrehte
Verse: 20    
und duch Leidebrôn von Redunzehte,

Verse: 21    
von Leterbe Kollevâl
Verse: 22    
und Jovedast von Arle, ein Provenzâl,

Verse: 23    
von Triparûn cuns Karfodjas.
Verse: 24    
diz ergienc, turnieren was,

Verse: 25    
die wîle ich nâch dem grâle reit.
Verse: 26    
solde ich gar nennen, ich streit,

Verse: 27    
daz wæren unkundiu zil:
Verse: 28    
durch nôt ichs muoz verswîgen vil.

Verse: 29    
swaz ir mir kunt ist getân,
Verse: 30    
die wæne ich hie genennet hân."




Chapter: 773 
773


Verse: 1    
der heiden was von herzen vrô,
Verse: 2    
daz sîns bruoder prîs alsô

Verse: 3    
stuont, daz sîn hant erstreit
Verse: 4    
manege hôhe werdekeit:

Verse: 5    
des dancte er im sêre.
Verse: 6    
er hetes selbe ouch êre.

Verse: 7    
innen des hiez tragen Gâwân,
Verse: 8    
als ez unwizzende wære getân,

Verse: 9    
des heidens zimierde in den rinc.
Verse: 10    
si pruovtenz vür hôhiu dinc:

Verse: 11    
ritter unde vrouwen
Verse: 12    
begunden alle schouwen

Verse: 13    
den wâpenroc, den schilt, z kursît.
Verse: 14    
der helm was zenge noch ze wît.

Verse: 15    
si prîsten al gemeine
Verse: 16    
die tiuren edeln steine,

Verse: 17    
die dran verwieret lâgen.
Verse: 18    
niemen darf mich vrâgen

Verse: 19    
von ir arte, wie si wæren,
Verse: 20    
die lîhten und die swæren.

Verse: 21    
iuch hete baz bescheiden des
Verse: 22    
Erâklîus oder Erkules

Verse: 23    
und der Krieche Alexander
Verse: 24    
und dennoch ein ander,

Verse: 25    
der wîse Piktâgoras,
Verse: 26    
der ein astronomierre was

Verse: 27    
und wîse âne strît,
Verse: 28    
niemen sît Adâmes zît

Verse: 29    
möhte im gelîchen sin getragen.
Verse: 30    
der kunde wol von steinen sagen.




Chapter: 774 
774


Verse: 1    
die vrouwen rûnten , swelh wîp
Verse: 2    
mite zierte sînen lîp,

Verse: 3    
hete er gein in gewenket,
Verse: 4    
wære sîn prîs verkrenket.

Verse: 5    
etslîchiu was im doch holt,
Verse: 6    
si hete sîn dienest wol gedolt,

Verse: 7    
ich wæne durch sîniu vremdiu mâl.
Verse: 8    
Gramoflanz, Artûs und Parzivâl

Verse: 9    
und der wirt Gâwân,
Verse: 10    
die viere giengen sunder dan.

Verse: 11    
den vrouwen wart bescheiden
Verse: 12    
in ir phlege der rîche heiden.

Verse: 13    
Artûs warp ein hôchgezît,
Verse: 14    
daz diu des morgens âne strît

Verse: 15    
ûf dem velde ergienge,
Verse: 16    
daz man mite emphienge

Verse: 17    
sînen neven Feirefîz.
Verse: 18    
"an den gewerp kêrt iuwern vlîz

Verse: 19    
und iuwer besten witze,
Verse: 20    
daz er mit uns besitze

Verse: 21    
ob der tavelrunder."
Verse: 22    
si lobeten al besunder,

Verse: 23    
si wurbenz, wærez im niht leit.
Verse: 24    
lobete in gesellekeit

Verse: 25    
Feirefîz der rîche.
Verse: 26    
daz volc vuor al gelîche,

Verse: 27    
man geschancte, an ir gemach.
Verse: 28    
maneges vreude aldâ geschach

Verse: 29    
smorgens, ob ich so sprechen mac.
Verse: 30    
erschein der süeze mære tac,




Chapter: 775 
775


Verse: 1    
Utepandragûnes sun
Verse: 2    
Artûsen sach man alsus tuon:

Verse: 3    
er pruovte kostenlîche
Verse: 4    
ein tavelrunder rîche

Verse: 5    
ûz einem drîantasmê.
Verse: 6    
ir habet wol gehœret ê,

Verse: 7    
wie ûf dem Plimizôles plân
Verse: 8    
einer tavelrunder wart getân:

Verse: 9    
nâch der disiu wart gesniten,
Verse: 10    
sinewel mit solhen siten,

Verse: 11    
si erzeicte rîlîchiu dinc.
Verse: 12    
sinewel man dar um nam den rinc

Verse: 13    
ûf einem touwec grüenen gras,
Verse: 14    
daz wol ein poinder landes was

Verse: 15    
von dem sedel an tavelrunder:
Verse: 16    
diu stuont mitten sunder

Verse: 17    
niht durch den nûz, et durch den namen.
Verse: 18    
sich mohte ein bœse man wol schamen,

Verse: 19    
ob er den werden saz:
Verse: 20    
die spîse sîn munt mit sünden az.

Verse: 21    
der rinc wart der schœnen naht
Verse: 22    
gemezzen unde vor bedâht

Verse: 23    
wol nâch rîlîchen ziln.
Verse: 24    
es möhte einen armen künec beviln,

Verse: 25    
als man den rinc gezieret vant,
Verse: 26    
der mitte morgen wart erkant.

Verse: 27    
Gramoflanz und Gâwân,
Verse: 28    
von in diu koste wart getân.

Verse: 29    
Artûs was des landes gast:
Verse: 30    
sîner koste iedoch niht gebrast.




Chapter: 776 
776


Verse: 1    
ez ist selten worden naht,
Verse: 2    
wande ez der sunnen ist geslaht,

Verse: 3    
si enbræhte ie den tac dar nâch.
Verse: 4    
al daz selbe ouch geschach:

Verse: 5    
er schein in süeze lûter klâr.
Verse: 6    
streich manec ritter wol sîn hâr,

Verse: 7    
dar ûf bluomîniu schapel.
Verse: 8    
manec ungevelschet vrouwen vel

Verse: 9    
man rôten munden sach.
Verse: 10    
ob Kîôt die wârheit sprach,

Verse: 11    
ritter und vrouwen truogen gewant,
Verse: 12    
niht gesniten in einem lant,

Verse: 13    
wîbe gebende, nider, hôch,
Verse: 14    
als ez nâch ir lantwîse zôch.

Verse: 15    
was ein wît gesamentiu diet.
Verse: 16    
durch daz ir site sich underschiet:

Verse: 17    
swelh vrouwe was sunder âmîs,
Verse: 18    
diu getorste niht deheinen wîs

Verse: 19    
über tavelrunder komen.
Verse: 20    
hete si dienest ûf ir lôn genomen

Verse: 21    
und gap si lônes sicherheit,
Verse: 22    
an tavelrunder rinc si reit:

Verse: 23    
die andern muostenz lâzen,
Verse: 24    
in ir herbergen si sâzen.

Verse: 25    
Artûs messe hete vernomen,
Verse: 26    
man sach Gramoflanzen komen

Verse: 27    
und den herzogen von Gôwerzîn
Verse: 28    
und Flôranden, den gesellen sîn.

Verse: 29    
die drî gerten sunder
Verse: 30    
phlihte über tavelrunder:




Chapter: 777 
777


Verse: 1    
Artûs werte si des sân.
Verse: 2    
vrâge iuch wîp oder man,

Verse: 3    
wer trüege die rîchesten hant,
Verse: 4    
der ie von deheinem lant

Verse: 5    
über tavelrunder gesaz,
Verse: 6    
ir enmuget sis niht bescheiden baz,

Verse: 7    
ez was Feirefîz Anschevîn.
Verse: 8    
mite lât die rede sîn.

Verse: 9    
si zogeten gein dem ringe
Verse: 10    
mit werdeclîchem dinge.

Verse: 11    
etslîch vrouwe wart gehurt,
Verse: 12    
wære ir pherde niht wol gegurt,

Verse: 13    
si wære gevallen schiere.
Verse: 14    
manege rîche baniere

Verse: 15    
sach man zallen sîten komen.
Verse: 16    
wart der buhurt wît genomen

Verse: 17    
alum der tavelrunder rinc.
Verse: 18    
ez wâren höveschlîchiu dinc,

Verse: 19    
daz ir deheiner in den rinc gereit:
Verse: 20    
daz velt was ûzerhalp breit,

Verse: 21    
si mohten diu ors ersprengen
Verse: 22    
und sich mit hurte mengen

Verse: 23    
und ouch mit künste rîten ,
Verse: 24    
des diu wîp ze sehene wâren vrô.

Verse: 25    
si kômen ouch, si sâzen.
Verse: 26    
aldâ die werden âzen,

Verse: 27    
kamerære, truhsæzen, schenken
Verse: 28    
muosten daz bedenken,

Verse: 29    
wie manz mit zuht dar vür getruoc.
Verse: 30    
ich wæne, man gap in genuoc.




Chapter: 778 
778


Verse: 1    
etslîch vrouwe hete prîs,
Verse: 2    
diu saz ir âmîs.

Verse: 3    
maneger durch gerndes herzen rât
Verse: 4    
gedienet was mit hôher tât.

Verse: 5    
Feirefîz und Parzivâl
Verse: 6    
mit prüeven heten süeze wal

Verse: 7    
jene vrouwen und dise.
Verse: 8    
man gesach ûf acker noch ûf wise

Verse: 9    
liehter vel noch rœter munt
Verse: 10    
manegen nie ze keiner stunt,

Verse: 11    
alsô man an dem ringe vant.
Verse: 12    
des wart dem heiden vreude erkant.

Verse: 13    
wol dem künfteclîchen tage!
Verse: 14    
gêrt ir süezen mære sage,

Verse: 15    
als von ir munde wart vernomen!
Verse: 16    
man sach eine juncvrouwen komen,

Verse: 17    
ir kleider wâren tiure und wol gesniten,
Verse: 18    
kostebære nâch Franzoiser siten,

Verse: 19    
ir kappe ein rîcher sâmit
Verse: 20    
noch swerzer denne ein gênît:

Verse: 21    
arâbesch golt gap drûfe schîn,
Verse: 22    
wol geworht mance turteltûbelîn

Verse: 23    
nâch dem insigel des grâles.
Verse: 24    
si wart des selben mâles

Verse: 25    
beschouwet vil durch wunders ger.
Verse: 26    
lât si heistieren her.

Verse: 27    
ir gebende was hôch unde blanc,
Verse: 28    
mit manegem dicken ummevanc

Verse: 29    
was ir antlitze verdecket
Verse: 30    
und niht ze sehene enblecket.




Chapter: 779 
779


Verse: 1    
senfteclîche und doch in vollem zelt
Verse: 2    
kom si rîtende über velt.

Verse: 3    
ir zoum, ir satel, ir runzît
Verse: 4    
was rîche und tiure âne allen strît.

Verse: 5    
man liez si an den zîten
Verse: 6    
in den rinc rîten.

Verse: 7    
diu wîse, niht diu tumme
Verse: 8    
reit den rinc alumme.

Verse: 9    
man zeicte ir, Artûs saz,
Verse: 10    
gein dem si grüezens niht vergaz:

Verse: 11    
en franzois was ir sprâche.
Verse: 12    
si warp, daz ein râche

Verse: 13    
ûf si verkorn wære
Verse: 14    
und daz man hôrte ir mære.

Verse: 15    
den künec und die künegîn
Verse: 16    
bat si helfe und an ir rede sîn.

Verse: 17    
si kêrte von in al zehant,
Verse: 18    
si Parzivâlen sitzen vant

Verse: 19    
Artûse nâhen.
Verse: 20    
si begunde ir sprunges gâhen

Verse: 21    
von dem pherde ûf daz gras:
Verse: 22    
si viel mit zuht, diu an ir was,

Verse: 23    
Parzivâle an sînen vuoz.
Verse: 24    
si warp al weinde um sînen gruoz,

Verse: 25    
daz er zorn gein ir verlür
Verse: 26    
und âne kus ûf si verkür.

Verse: 27    
Artûs und Feirefîz
Verse: 28    
an den gewerp legeten vlîz.

Verse: 29    
Parzivâl truoc ûf si haz:
Verse: 30    
durch vriunde bete er des vergaz




Chapter: 780 
780


Verse: 1    
mit triuwen âne vâre.
Verse: 2    
diu werde, niht diu klâre

Verse: 3    
snellîche wider ûf spranc:
Verse: 4    
si neic in unde sagete in danc,

Verse: 5    
die ir nâch grôzer schulde
Verse: 6    
geholfen heten hulde.

Verse: 7    
wider abe ir houbetgebende:
Verse: 8    
si want mit ir hende

Verse: 9    
ez wære betzel oder snürrinc,
Verse: 10    
daz warf si von ir an den rinc.

Verse: 11    
Kundrîe la surziere
Verse: 12    
wart bekennet schiere

Verse: 13    
und des grâles wâpen, daz si truoc.
Verse: 14    
daz wart beschouwet genuoc.

Verse: 15    
si vuorte ouch noch den selben lîp,
Verse: 16    
den manec man und wîp

Verse: 17    
sach zuo dem Plimizôle komen.
Verse: 18    
ir antlitze ir habet vernomen:

Verse: 19    
ir ougen stuonden dennoch sus,
Verse: 20    
gel als ein topâzjus,

Verse: 21    
ir zene lanc, ir munt gap schîn
Verse: 22    
als ein vîol weitîn.

Verse: 23    
wan daz si truoc gein prîse muot,
Verse: 24    
si vuorte âne nôt den tiuren huot

Verse: 25    
ûf dem Plimizôles plân.
Verse: 26    
diu sunne hete ir niht getân:

Verse: 27    
diu enmohte ir vel durch daz hâr
Verse: 28    
niht verselwen mit ir blickes vâr.

Verse: 29    
si stuont mit zuht unde sprach,
Verse: 30    
des man vür hôhiu mære jach.




Chapter: 781 
781


Verse: 1    
an der selben stunde
Verse: 2    
ir rede si sus begunde:

Verse: 3    
wol dich, Gahmuretes sun!
Verse: 4    
got wil genâde an dir tuon:

Verse: 5    
ich meine, den Herzeloide bar.
Verse: 6    
Feirefîz der vêch gevar

Verse: 7    
muoz mir willekomen sîn
Verse: 8    
durch Sekundillen die vrouwen mîn

Verse: 9    
und durch manege hôhe werdekeit,
Verse: 10    
die von kindes jugent sîn prîs erstreit."

Verse: 11    
ze Parzivâle sprach si :
Verse: 12    
"nû wis kiusche und vrô.

Verse: 13    
wol dich des hôhen teiles!
Verse: 14    
krône menschen heiles,

Verse: 15    
daz epitafium ist gelesen:
Verse: 16    
solt des grâles herre wesen,

Verse: 17    
Kondwîrâmûrs, daz wîp dîn,
Verse: 18    
und dîn sun Loherangrîn

Verse: 19    
sint beidiu mit dir dar benant.
Verse: 20    
rûmdes Brôbarz daz lant,

Verse: 21    
zwêne süne si lebendec truoc.
Verse: 22    
Kardeiz hât ouch dort genuoc.

Verse: 23    
wære dir niht mêr sælden kunt,
Verse: 24    
wan daz dîn wârhafter munt

Verse: 25    
den werden und den süezen
Verse: 26    
mit rede sol grüezen

Verse: 27    
(den künec Amfortas nert
Verse: 28    
dîns mundes vrâge, diu im wert

Verse: 29    
siufzebæren jâmer grôz),
Verse: 30    
wart an sælden ie dîn genôz?"




Chapter: 782 
782


Verse: 1    
siben sterne si nande
Verse: 2    
heidensch. die namen bekande

Verse: 3    
der rîche werde Feirefîz,
Verse: 4    
der vor ir saz swarz und wîz.

Verse: 5    
si sprach: "nû prüeve, Parzivâl.
Verse: 6    
der hœste plânête Zval

Verse: 7    
und der snelle Almustrî,
Verse: 8    
Almaret und der liehte Samsî

Verse: 9    
erzeigent sælekeit an dir.
Verse: 10    
der vünfte heizt Aligarfîr,

Verse: 11    
under den der sehste Alkitêr
Verse: 12    
und uns der næste Alkamêr.

Verse: 13    
ich ensprichez niht ûz einem troum:
Verse: 14    
die sint des firmamentes zoum,

Verse: 15    
die enthalden sîne snelheit,
Verse: 16    
ir kriec gein sînem loufte ie streit.

Verse: 17    
sorge ist dînhalp weise.
Verse: 18    
swaz der plânêten reise

Verse: 19    
umlouft und ir schîn bedecket,
Verse: 20    
des sint dir zil gestecket

Verse: 21    
ze reichen und zerwerben.
Verse: 22    
dîn riuwe muoz verderben.

Verse: 23    
wan ungenuht al eine
Verse: 24    
engît dir niht gemeine:

Verse: 25    
der grâl und des grâles kraft
Verse: 26    
verbietent valschlîch geselleschaft.

Verse: 27    
hetes junge sorge erzogen:
Verse: 28    
die hât komendiu vreude an dir betrogen.

Verse: 29    
hâs der sêle ruowe erstriten
Verse: 30    
und des lîbes vreude in sorge erbiten."




Chapter: 783 
783


Verse: 1    
Parzivâlen ir mæres niht verdrôz.
Verse: 2    
durch liebe ûz sînen ougen vlôz

Verse: 3    
wazzer, sherzen ursprinc.
Verse: 4    
sprach er: "vrouwe, solhiu dinc,

Verse: 5    
als ir hie habet genennet,
Verse: 6    
bin ich vor gote erkennet,

Verse: 7    
daz mîn sündehafter lîp
Verse: 8    
und hân ich kint, dar zuo mîn wîp,

Verse: 9    
daz diu des phlihte suln hân,
Verse: 10    
hât got wol ze mir getân.

Verse: 11    
swar an ir mich ergetzen meget,
Verse: 12    
mite ir iuwer triuwe reget.

Verse: 13    
iedoch hete ich niht missetân,
Verse: 14    
ir hetet mich zornes etswenne erlân.

Verse: 15    
enwas ez et dennoch niht mîn heil.
Verse: 16    
gebet ir mir hôhen teil,

Verse: 17    
von mîn trûren ende hât
Verse: 18    
die wârheit saget mir iuwer wât:

Verse: 19    
ich ze Munsalvæsche was
Verse: 20    
dem trûregen Amfortas,

Verse: 21    
swaz ich schilte hangen vant,
Verse: 22    
die wâren gemâl als iuwer gewant.

Verse: 23    
vil turteltûben traget ir hie.
Verse: 24    
vrouwe, saget, wenne oder wie

Verse: 25    
ich sül gein mînen vreuden varn,
Verse: 26    
und lât mich daz niht lange sparn."

Verse: 27    
sprach si: "lieber herre mîn,
Verse: 28    
ein man sol dîn geselle sîn.

Verse: 29    
den wel: geleites warte an mich.
Verse: 30    
durch helfe niht lange sûme dich."




Chapter: 784 
784


Verse: 1    
über al den rinc wart vernomen
Verse: 2    
"Kundrîe la surziere ist komen"

Verse: 3    
und waz ir mære meinde.
Verse: 4    
Orgelûse durch liebe weinde,

Verse: 5    
daz diu vrâge von Parzivâle
Verse: 6    
die Amfortases quâle

Verse: 7    
solde machen wendec.
Verse: 8    
Artûs der prîses genendec

Verse: 9    
ze Kundrîen mit zühten sprach:
Verse: 10    
"vrouwe, rîtet an iuwer gemach.

Verse: 11    
lât iuwer phlegen, lêrt selbe wie."
Verse: 12    
si sprach: "ist Arnîve hie,

Verse: 13    
swelh gemach mir diu gît,
Verse: 14    
des wil ich leben dise zît,

Verse: 15    
unz daz mîn herre hinnen vert.
Verse: 16    
ist ir gevancnisse erwert,

Verse: 17    
erloupt, daz ich müeze schouwen
Verse: 18    
si und ander vrouwen,

Verse: 19    
den Klinschor teilte sînen vâr
Verse: 20    
mit gevancnisse manec jâr."

Verse: 21    
zwêne ritter huoben si ûf ir phert:
Verse: 22    
z Arnîven reit diu maget wert.

Verse: 23    
was ez ouch zît, daz man gaz.
Verse: 24    
Parzivâl sînem bruoder saz:

Verse: 25    
den bat er gesellekeit.
Verse: 26    
Feirefîz was im al bereit

Verse: 27    
gein Munsalvæsche ze rîten.
Verse: 28    
an den selben zîten

Verse: 29    
si stuonden ûf über al den rinc.
Verse: 30    
Feirefîz warp hôhiu dinc:




Chapter: 785 
785


Verse: 1    
er vrâcte den künec Gramoflanz,
Verse: 2    
ob diu liebe wære ganz

Verse: 3    
zwischen im und der nifteln sîn,
Verse: 4    
daz er daz tæte an im schîn.

Verse: 5    
"helft ir und mîn neve Gâwân,
Verse: 6    
swaz wir hie künege und vürsten hân,

Verse: 7    
barûne und arme ritter gar,
Verse: 8    
daz der deheiner hinnen var,

Verse: 9    
ê si mîn kleinœte ersehen.
Verse: 10    
mir wære ein laster hie geschehen,

Verse: 11    
schiede ich vor gâbe hinnen vrî.
Verse: 12    
swaz hie varndes volkes ,

Verse: 13    
die warten alle gâbe an mich.
Verse: 14    
Artûs, wil ich biten dich,

Verse: 15    
daz es den hôhen niht versmâhe,
Verse: 16    
des gewerbes gein in gâhe

Verse: 17    
und wis des lasters vür si phant
Verse: 18    
(si erkanden nie rîche hant)

Verse: 19    
und gip mir boten in mîne habe,
Verse: 20    
der prîsent sol komen abe."

Verse: 21    
si lobeten dem heiden,
Verse: 22    
si enwolden sich niht scheiden

Verse: 23    
von dem velde in vier tagen.
Verse: 24    
der heiden wart vrô, sus hôrte ich sagen.

Verse: 25    
Artûs im wîse boten gap,
Verse: 26    
die er solde senden an daz hap.

Verse: 27    
Feirefîz Gahmuretes kint
Verse: 28    
nam tincten und permint:

Verse: 29    
sîn schrift wârzeichens niht verdarp.
Verse: 30    
ich wæne, ie brief vil erwarp.




Chapter: 786 
786


Verse: 1    
die boten vuoren endehafte dan.
Verse: 2    
Parzivâl sîn rede alsus huop an:

Verse: 3    
en franzois er zin allen sprach,
Verse: 4    
als Trevrezent dort vorne jach,

Verse: 5    
daz den grâl ze keinen zîten
Verse: 6    
niemen möhte erstrîten,

Verse: 7    
wan der von gote ist dar benant.
Verse: 8    
diz mære kom über elliu lant,

Verse: 9    
dehein strît möhte in erwerben:
Verse: 10    
vil liute liez verderben

Verse: 11    
nâch dem grâle gewerbes list,
Verse: 12    
von er noch verborgen ist.

Verse: 13    
Parzivâl und Feirefîz
Verse: 14    
diu wîp lêrten jâmers vlîz:

Verse: 15    
si hetenz ungerne vermiten,
Verse: 16    
in diu vier stücke shers si riten,

Verse: 17    
si nâmen urloup zal der diet.
Verse: 18    
ieweder dan mit vreuden schiet,

Verse: 19    
gewâpent wol gein strîtes wer.
Verse: 20    
am dritten tage ûz sheidens her

Verse: 21    
wart ze Jôflanze brâht,
Verse: 22    
grôzer gâbe wart nie gedâht.

Verse: 23    
swelh künec sîner gâbe emphant,
Verse: 24    
daz half immer mêr des lant.

Verse: 25    
ieslîchem man nâch mâze sîn
Verse: 26    
wart nie tiuriu gâbe schîn,

Verse: 27    
al den vrouwen rîchiu prîsente
Verse: 28    
von Trîande und von Nourîente.

Verse: 29    
ich enweiz, wiez her sich schiede hie:
Verse: 30    
Kundrîe und dise zwêne, hin riten sie.




Chapter: 787 
787


Verse: 1    
Amfortas und die sîne
Verse: 2    
noch vor jâmer dolten pîne:

Verse: 3    
ir triuwe liez in in der nôt.
Verse: 4    
dicke er warp um si den tôt:

Verse: 5    
der wære ouch schiere an im geschehen,
Verse: 6    
wan daz si in dicke liezen sehen

Verse: 7    
den grâl und des grâles kraft.
Verse: 8    
er sprach ze sîner ritterschaft:

Verse: 9    
"ich weiz wol, phlæget ir triuwe,
Verse: 10    
erbarmete iuch mîn riuwe.

Verse: 11    
wie lange sol diz an mir wern?
Verse: 12    
welt ir iu selben rehtes gern,

Verse: 13    
müezet ir gelten mich vor gote.
Verse: 14    
ich stuont ie gerne ziuwerm gebote,

Verse: 15    
sît ich von êrste wâpen truoc.
Verse: 16    
ich hân engolten des genuoc,

Verse: 17    
ob mir ie unprîs geschach
Verse: 18    
und ob daz iuwer keiner sach.

Verse: 19    
sît ir vor untriuwen bewart,
Verse: 20    
lœst mich durch des helmes art

Verse: 21    
und durch des schiltes orden.
Verse: 22    
ir sît dicke innen worden,

Verse: 23    
ob ez iu niht versmâhte,
Verse: 24    
daz ich diu beidiu brâhte

Verse: 25    
unverzaget ûf ritterlîchiu werc.
Verse: 26    
ich hân tal unde berc

Verse: 27    
mit maneger tjost überzilt
Verse: 28    
und mit dem swerte alsô gespilt,

Verse: 29    
daz es die vînde an mir verdrôz,
Verse: 30    
swie wênec ich des gein iu genôz,




Chapter: 788 
788


Verse: 1    
ich vreuden ellende!
Verse: 2    
zem urteillîchen ende

Verse: 3    
beklage ich eine iuch alle:
Verse: 4    
næht ez iuwerm valle,

Verse: 5    
ir enlât mich von iu scheiden.
Verse: 6    
mîn kummer solde iu leiden.

Verse: 7    
ir habet gesehen und ouch vernomen,
Verse: 8    
wie mir diz ungelücke ist komen.

Verse: 9    
waz touc ich iu ze herren nuo?
Verse: 10    
ez ist iu leider alze vruo,

Verse: 11    
wirt iuwer sêle an mir verlorn.
Verse: 12    
waz sites habet ir iu erkorn?"

Verse: 13    
si heten kummers in erlôst,
Verse: 14    
wan der trœstenlîche trôst,

Verse: 15    
den Trevrezent dort vorne sprach.
Verse: 16    
als er am grâle geschriben sach,

Verse: 17    
si warten anderstunt des man,
Verse: 18    
dem al sîn vreude aldâ entran,

Verse: 19    
und der helfeclîchen stunde,
Verse: 20    
der vrâge von sînem munde.

Verse: 21    
der künec sich dicke des bewac,
Verse: 22    
daz er blinzender ougen phlac

Verse: 23    
etswenne gein vier tagen.
Verse: 24    
wart er zuo dem grâle getragen,

Verse: 25    
ez wære im liep oder leit:
Verse: 26    
twanc in des diu siecheit,

Verse: 27    
daz er diu ougen ûf swanc.
Verse: 28    
muoste er âne sînen danc

Verse: 29    
leben und niht ersterben.
Verse: 30    
sus kunden si mit im werben




Chapter: 789 
789


Verse: 1    
unz an den tac, daz Parzivâl
Verse: 2    
und Feirefîz der vêch gemâl

Verse: 3    
mit vreuden ûf Munsalvæsche riten.
Verse: 4    
hete diu wîle des erbiten,

Verse: 5    
daz Mars oder Jûpiter
Verse: 6    
wâren komen wider her

Verse: 7    
al zornec mit ir loufte
Verse: 8    
(sô was er der verkoufte),

Verse: 9    
dar si sich von sprunge huoben ê.
Verse: 10    
daz tet an sîner wunden

Verse: 11    
Amfortase, der qual,
Verse: 12    
megede und ritter hôrten schal

Verse: 13    
von sînem geschreie dicke
Verse: 14    
und die jâmerlîchen blicke

Verse: 15    
tet er in mit den ougen kunt.
Verse: 16    
er was unhelfeclîche wunt:

Verse: 17    
si mohten im gehelfen niht.
Verse: 18    
iedoch diu âventiure giht,

Verse: 19    
im kœme diu wâre helfe nuo.
Verse: 20    
si griffen herzen jâmers zuo.

Verse: 21    
swenne im diu scharphe sûre nôt
Verse: 22    
daz strenge ungemach gebôt,

Verse: 23    
wart der luft gesüezet,
Verse: 24    
der wunden smac gebüezet.

Verse: 25    
vor im ûf dem teppech lac
Verse: 26    
pigment und zerbenzînen smac,

Verse: 27    
müzzel und arômatâ.
Verse: 28    
durch süezen luft lac ouch

Verse: 29    
drîakel und amber tiure,
Verse: 30    
der smac was gehiure.




Chapter: 790 
790


Verse: 1    
swâ man ûf den teppech trat,
Verse: 2    
kardemôme, jerofel, muskât

Verse: 3    
lac gebrochen under ir vüezen
Verse: 4    
durch den luft süezen:

Verse: 5    
daz mit triten wart gebert,
Verse: 6    
was sûrer smac erwert.

Verse: 7    
sîn viur was lignâlôê:
Verse: 8    
daz hân ich iu gesaget ouch ê.

Verse: 9    
an dem spanbette die stollen sîn
Verse: 10    
wâren viperhornîn.

Verse: 11    
durch ruowen vürz gelüppe
Verse: 12    
von würzen manec gestüppe

Verse: 13    
was ûf den kultern gesæt.
Verse: 14    
gesteppet und niht genæt

Verse: 15    
was, er ûfe lente.
Verse: 16    
phelle von Nourîente

Verse: 17    
und palmât was sîn matraz.
Verse: 18    
sîn spanbette was noch baz

Verse: 19    
gehêrt mit edeln steinen
Verse: 20    
und anders enkeinen.

Verse: 21    
daz spanbette zôch zein ander
Verse: 22    
strangen von salamander:

Verse: 23    
daz wâren under im diu ricseil.
Verse: 24    
er hete an vreuden kranken teil.

Verse: 25    
ez was rîche an allen sîten:
Verse: 26    
niemen darf des strîten,

Verse: 27    
daz er bezzerz ie gesæhe.
Verse: 28    
ez was tiure und wæhe

Verse: 29    
von der edeln steine geslehte.
Verse: 30    
die hœrt hie nennen rehte:




Chapter: 791 
791


Verse: 1    
karfunkel und silênîtes,
Verse: 2    
balax und gagâtromes,

Verse: 3    
ônix und kalzidôn,
Verse: 4    
kôralis und bestjôn,

Verse: 5    
ûnjô und optallîes,
Verse: 6    
zerauns und epistîtes,

Verse: 7    
jerachîtes und eljotrôpjâ,
Verse: 8    
pantêrs und antrodragmâ,

Verse: 9    
prâsem und saddâ,
Verse: 10    
ematîtes und djonîsjâ,

Verse: 11    
achâtes und zelidôn,
Verse: 12    
sardônis und kalkofôn,

Verse: 13    
kornjôl und jaspis,
Verse: 14    
etîtes und îris,

Verse: 15    
gagâtes und ligûrjus,
Verse: 16    
abestô und zegolitus,

Verse: 17    
galaktîdâ und jazinktus,
Verse: 18    
orîtes und enîdrus,

Verse: 19    
absist und alabandâ,
Verse: 20    
krisolekter und hîennîâ,

Verse: 21    
smârât und magnes,
Verse: 22    
safîr und pirîtes.

Verse: 23    
ouch stuont her unde
Verse: 24    
turkoise und liparêâ,

Verse: 25    
krisolde, rubîne,
Verse: 26    
paleise und sardîne,

Verse: 27    
adamas und krisoprassis,
Verse: 28    
melochîtes und dîadochis,

Verse: 29    
pêanîtes und mêdus,
Verse: 30    
berillus und topâzjus.




Chapter: 792 
792


Verse: 1    
etslîcher lêrte hôhen muot:
Verse: 2    
ze sælde und zerzenîe guot

Verse: 3    
was maneges steines sunderart.
Verse: 4    
vil kraft man an in innen wart,

Verse: 5    
derz versuochen kunde mit listen.
Verse: 6    
mite si muosten vristen

Verse: 7    
Amfortasen, der ir herze truoc,
Verse: 8    
sînem volke er jâmers gap genuoc:

Verse: 9    
doch wirt vreude an im vernomen.
Verse: 10    
in Terre de Salvæsche ist komen,

Verse: 11    
von Jôflanze gestrichen,
Verse: 12    
dem sîn sorge was entwichen,

Verse: 13    
Parzivâl, sîn bruoder und ein maget.
Verse: 14    
mir ist niht vür wâr gesaget,

Verse: 15    
wie verre zwischen wære.
Verse: 16    
si ervüeren strîtes mære:

Verse: 17    
wan Kundrîe ir geleite
Verse: 18    
schiet si von arbeite.

Verse: 19    
si riten gein einer warte.
Verse: 20    
gâhte gein in harte

Verse: 21    
manec wol geriten templeis
Verse: 22    
gewâpent. die wâren kurteis,

Verse: 23    
an dem geleite si wol sâhen,
Verse: 24    
daz in vreude solde nâhen.

Verse: 25    
der selben rotte meister sprach,
Verse: 26    
er vil turteltûben sach

Verse: 27    
glesten ab Kundrîen wât:
Verse: 28    
"unser sorge ein ende hât:

Verse: 29    
mit sgrâles insigel hie
Verse: 30    
kumt uns, des wir gerten ie,




Chapter: 793 
793


Verse: 1    
sît uns der jâmerstric beslôz.
Verse: 2    
habet stille: uns næhet vreude grôz."

Verse: 3    
Feirefîz Anschevîn
Verse: 4    
mante Parzivâlen den bruoder sîn

Verse: 5    
an der selben zîte,
Verse: 6    
er gâhte gein dem strîte.

Verse: 7    
Kundrîe in mit dem zoume vienc.
Verse: 8    
sîner tjost niht ergienc.

Verse: 9    
sprach diu maget rûch gemâl
Verse: 10    
balde zir herren Parzivâl:

Verse: 11    
"schilte und baniere
Verse: 12    
möhtet ir erkennen schiere:

Verse: 13    
dort habet niht wan sgrâles schar.
Verse: 14    
die sint vil dienesthaft iu gar."

Verse: 15    
sprach der werde heiden:
Verse: 16    
"sô der strît gescheiden."

Verse: 17    
Parzivâl Kundrîen bat
Verse: 18    
gein in rîten ûf dem phat.

Verse: 19    
diu reit und sagete in mære,
Verse: 20    
waz in vreuden komen wære.

Verse: 21    
swaz templeise was,
Verse: 22    
die erbeizten nider ûf daz gras

Verse: 23    
an den selben stunden.
Verse: 24    
manec helm wart abe gebunden,

Verse: 25    
Parzivâlen emphiengen si ze vuoz:
Verse: 26    
ein segen dûhte si sîn gruoz.

Verse: 27    
si emphiengen ouch Feirefîzen
Verse: 28    
den swarzen und den wîzen.

Verse: 29    
ûf Munsalvæsche wart geriten
Verse: 30    
al weinde und doch mit vreude siten.




Chapter: 794 
794


Verse: 1    
si vunden volkes ungezalt,
Verse: 2    
manegen wünneclîchen ritter alt,

Verse: 3    
edeliu kint, vil sarjande,
Verse: 4    
die trûrege mahinande.

Verse: 5    
dirre künfte vrô wol mohten sîn
Verse: 6    
Feirefîz Anschevîn

Verse: 7    
und Parzivâl, si bêde.
Verse: 8    
vor dem palas an der grêde

Verse: 9    
si wurden wol emphangen.
Verse: 10    
in den palas wart gegangen.

Verse: 11    
lac nâch ir gewonheit
Verse: 12    
hundert sinewele teppech breit,

Verse: 13    
ûf ieslîchem ein phlûmît
Verse: 14    
und ein kulter lanc von samît.

Verse: 15    
vuoren die zwêne mit witzen,
Verse: 16    
si mohten etswâ sitzen,

Verse: 17    
unz manz harnas von in emphienc.
Verse: 18    
ein kamerære dar nâher gienc:

Verse: 19    
der brâhte in kleider rîche,
Verse: 20    
den beiden al gelîche.

Verse: 21    
si sâzen, swaz ritter was.
Verse: 22    
man truoc von golde (ez was niht glas)

Verse: 23    
vür si manegen tiuren schâl.
Verse: 24    
Feirefîz und Parzivâl

Verse: 25    
trunken unde giengen dan
Verse: 26    
z Amfortase dem trûregen man.

Verse: 27    
ir habet ê vernomen, daz
Verse: 28    
der lente und daz er selten saz

Verse: 29    
und wie sîn bette gehêret was.
Verse: 30    
dise zwêne emphienc Amfortas




Chapter: 795 
795


Verse: 1    
vrœlîche und doch mit jâmers siten.
Verse: 2    
er sprach: "ich hân unsanfte erbiten,

Verse: 3    
wirde ich immer von iu vrô.
Verse: 4    
ir schiedet jungest von mir alsô,

Verse: 5    
phleget ir herzenlîcher triuwe,
Verse: 6    
man siht iuch drum in riuwe.

Verse: 7    
würde ie prîs von iu gesaget,
Verse: 8    
hie ritter oder maget,

Verse: 9    
werbet mir zin den tôt
Verse: 10    
und lât sich enden mîne nôt.

Verse: 11    
sît ir genant Parzivâl,
Verse: 12    
wert mîn sehen an den grâl

Verse: 13    
siben naht und ehte tage.
Verse: 14    
mite ist wendec al mîn klage:

Verse: 15    
ich engetar iuch anders warnen niht.
Verse: 16    
wol iu, ob man iu helfe giht.

Verse: 17    
iuwer geselle ist hie ein vremder man.
Verse: 18    
sîns stêns ich im vor mir niht gan:

Verse: 19    
wan lât ir in varn an sîn gemach?"
Verse: 20    
al weinde Parzivâl sprach:

Verse: 21    
"saget mir, der grâl hie lige.
Verse: 22    
ob diu gotes güete an mir gesige,

Verse: 23    
des wirt wol innen disiu schar."
Verse: 24    
sîn venje viel er sendes dar

Verse: 25    
drîstunt zêren der trînitât:
Verse: 26    
er warp, daz müeste werden rât

Verse: 27    
des trûregen mannes herzesêr.
Verse: 28    
er rihte sich ûf und sprach mêr:

Verse: 29    
"œheim, waz wirret dir?"
Verse: 30    
der durch sande Silvestern einen stier




Chapter: 796 
796


Verse: 1    
von tôde lebendec dan hiez gên
Verse: 2    
und der Lâzarum bat ûf stên,

Verse: 3    
der selbe half, daz Amfortas
Verse: 4    
wart gesunt und wol genas.

Verse: 5    
swaz der Franzois heizt flôrî,
Verse: 6    
der glast kom sînem velle .

Verse: 7    
Parzivâles schœne was ein wint
Verse: 8    
und Absalôn Dâvîdes kint,

Verse: 9    
von Askalûn Vergulaht
Verse: 10    
und al, den schœne was geslaht,

Verse: 11    
und des man Gahmurete jach,
Verse: 12    
man in în zogen sach

Verse: 13    
ze Kanvoleiz wünneclîch,
Verse: 14    
ir deheines schœne was der gelîch,

Verse: 15    
die Amfortas ûz siecheit truoc.
Verse: 16    
got noch künste kan genuoc.

Verse: 17    
ergienc dehein ander wal,
Verse: 18    
wan die diu schrift an dem grâl

Verse: 19    
hete ze herren in benant:
Verse: 20    
Parzivâl wart schiere bekant

Verse: 21    
ze künege und ze herren .
Verse: 22    
ich wæne, iemen anderswâ

Verse: 23    
vünde zwêne als rîche man,
Verse: 24    
ob ich rîcheit prüeven kan,

Verse: 25    
als Parzivâl und Feirefîz.
Verse: 26    
man bôt vil dienestlîchen vlîz

Verse: 27    
dem wirte und sînem gaste.
Verse: 28    
ich enweiz, wie manege raste

Verse: 29    
Kondwîrâmûrs was geriten
Verse: 30    
gein Munsalvæsche mit vreude siten.




Chapter: 797 
797


Verse: 1    
si hete die wârheit ê vernomen:
Verse: 2    
solh botschaft was nâch ir komen,

Verse: 3    
daz wendec wære ir klagendiu nôt.
Verse: 4    
der herzoge Kîôt

Verse: 5    
und anders manec werder man
Verse: 6    
heten si gevüeret dan

Verse: 7    
ze Terre de Salvæsche in den walt.
Verse: 8    
mit der tjoste wart gevalt

Verse: 9    
Segremors und der snê
Verse: 10    
mit bluote sich ir gelîchete ê,

Verse: 11    
solde Parzivâl si holn:
Verse: 12    
die reise er gerne mohte doln.

Verse: 13    
disiu mære sagete im ein templeis:
Verse: 14    
"manec ritter kurteis

Verse: 15    
die künegîn hânt mit zühten brâht."
Verse: 16    
Parzivâl was bedâht,

Verse: 17    
er nam ein teil des grâles schar
Verse: 18    
und reit vür Trevrezenten dar.

Verse: 19    
des herze wart der mære vrô,
Verse: 20    
daz Amfortases dinc alsô

Verse: 21    
stuont, daz er der tjost niht starp
Verse: 22    
und im diu vrâge ruowe erwarp.

Verse: 23    
sprach er: "got vil tougen hât.
Verse: 24    
wer gesaz ie an sînen rât

Verse: 25    
oder wer weiz ende sîner kraft?
Verse: 26    
al die engel mit ir geselleschaft

Verse: 27    
bevindentz nimmer an den ort.
Verse: 28    
got ist mensche und sîns vater wort,

Verse: 29    
got ist vater unde sun,
Verse: 30    
sîn geist mac grôze helfe tuon."




Chapter: 798 
798


Verse: 1    
Trevrezent ze Parzivâle sprach:
Verse: 2    
"grœzer wunder selten ie geschach,

Verse: 3    
sît ir ab got erzürnet hât,
Verse: 4    
daz sîn endelôsiu trînitât

Verse: 5    
iuwers willen werschaft worden ist.
Verse: 6    
ich louc durch abeleitens list

Verse: 7    
von dem grâl, wiez um in stüende.
Verse: 8    
gebet mir wandel vür die sünde:

Verse: 9    
ich sol gehôrsam iu sîn,
Verse: 10    
swestersun und der herre mîn.

Verse: 11    
daz die vertriben geiste
Verse: 12    
mit der gotes volleiste

Verse: 13    
dem grâle wæren,
Verse: 14    
kom iu von mir ze mæren,

Verse: 15    
unz daz si hulde gebiten.
Verse: 16    
got ist stæte mit solhen siten,

Verse: 17    
er strîtet immer wider sie.
Verse: 18    
die ich iu ze hulden nande hie,

Verse: 19    
swer sînes lônes iht wil tragen,
Verse: 20    
der muoz den selben widersagen:

Verse: 21    
êweclîch sint si verlorn.
Verse: 22    
die vlust si selbe hânt erkorn.

Verse: 23    
mich müet et iuwer arbeit.
Verse: 24    
ez was ie ungewonheit,

Verse: 25    
daz den grâl ze keinen zîten
Verse: 26    
iemen möhte erstrîten:

Verse: 27    
ich hete iuch gerne von genomen.
Verse: 28    
nûst ez anders um iuch komen:

Verse: 29    
sich hât gehœhet iuwer gewin.
Verse: 30    
kêrt an diemuot iuwern sin."




Chapter: 799 
799


Verse: 1    
Parzivâl ze sînem œheim sprach:
Verse: 2    
"ich wil si sehen, die ich nie gesach

Verse: 3    
inner vünf jâren.
Verse: 4    
wir ein ander wâren,

Verse: 5    
si was mir liep: als ist si ouch noch.
Verse: 6    
dînen rât wil ich haben doch,

Verse: 7    
die wîle uns scheidet niht der tôt:
Verse: 8    
riete mir ê in grôzer nôt.

Verse: 9    
ich wil gein mînem wîbe komen,
Verse: 10    
der kunft ich gein mir hân vernomen

Verse: 11    
dem Plimizôle an einer stat."
Verse: 12    
urloup er im geben bat.

Verse: 13    
bevalh in gote der guote man.
Verse: 14    
Parzivâl die naht streich dan:

Verse: 15    
sînen gesellen was der walt wol kunt.
Verse: 16    
dôz tagete, vant er lieben vunt,

Verse: 17    
manec gezelt ûf geslagen.
Verse: 18    
ûz dem lande ze Brôbarz, hôrte ich sagen,

Verse: 19    
was vil banier gestecket,
Verse: 20    
manec schilt dar nâch getrecket:

Verse: 21    
sîns landes vürsten lâgen .
Verse: 22    
Parzivâl der vrâcte,

Verse: 23    
diu künegîn selbe læge
Verse: 24    
und ob si sunderringes phlæge

Verse: 25    
[man zeicte im, aldâ si lac
Verse: 26    
und wol gehêrtes ringes phlac,]

Verse: 27    
mit zelten ummevangen.
Verse: 28    
was von Katelangen

Verse: 29    
der herzoge Kîôt smorgens vruo
Verse: 30    
ûf gestanden: dise riten zuo.




Chapter: 800 
800


Verse: 1    
des tages blic was dennoch grâ.
Verse: 2    
Kîôt iedoch erkande aldâ

Verse: 3    
des grâles wâpen an der schar:
Verse: 4    
si vuorten turteltûben gar.

Verse: 5    
ersiufzete sîn alder lîp,
Verse: 6    
wan Schoisîâne, sîn kiusche wîp,

Verse: 7    
ze Munsalvæsche im sælde erwarp,
Verse: 8    
diu von Sigûnen gebürte erstarp.

Verse: 9    
Kîôt gein Parzivâle gienc,
Verse: 10    
in und die sîne er wol emphienc.

Verse: 11    
er sande ein juncherrelîn
Verse: 12    
nâch dem marschalke der künegîn

Verse: 13    
und bat in schaffen guot gemach,
Verse: 14    
swaz er ritter halden sach.

Verse: 15    
er vuorte in selben mit der hant,
Verse: 16    
er der künegin kamern vant,

Verse: 17    
ein kleine gezelt von buckeram.
Verse: 18    
daz harnas man gar von im nam.

Verse: 19    
diu künegîn des noch niht enweiz.
Verse: 20    
Loherangrîn und Kardeiz

Verse: 21    
vant Parzivâl ir ligen
Verse: 22    
(dô muoste vreude an im gesigen)

Verse: 23    
in einem gezelt hôch und wît,
Verse: 24    
her und in alle sît

Verse: 25    
klârer vrouwen lac genuoc.
Verse: 26    
Kîôt ûfz deckelachen sluoc,

Verse: 27    
er bat die künegîn wachen
Verse: 28    
und vrœlîche lachen.

Verse: 29    
si blicte ûf und sach ir man.
Verse: 30    
si hete niht wanz hemde an:




Chapter: 801 
801


Verse: 1    
um sich siz deckelachen swanc.
Verse: 2    
vürz bette ûf den teppech spranc

Verse: 3    
Kondwîrâmûrs diu lieht gemâl.
Verse: 4    
ouch ummevienc si Parzivâl:

Verse: 5    
man sagete mir, si kusten sich.
Verse: 6    
si sprach: "mir hât gelücke dich

Verse: 7    
gesendet, herzen vreude mîn."
Verse: 8    
si bat in willekomen sîn.

Verse: 9    
"nû solde ich zürnen: ich enmac.
Verse: 10    
gêrt diu wîle und dirre tac,

Verse: 11    
der mir brâhte disen ummevanc,
Verse: 12    
von mîn trûren wirdet kranc.

Verse: 13    
ich hân , des mîn herze gert:
Verse: 14    
sorge ist an mir vil ungewert."

Verse: 15    
erwachten ouch diu kindelîn.
Verse: 16    
Kardeiz und Loherangrîn

Verse: 17    
die lâgen ûf dem bette al blôz.
Verse: 18    
Parzivâlen des niht verdrôz,

Verse: 19    
er enkuste si minneclîche.
Verse: 20    
Kîôt der zühte rîche

Verse: 21    
bat die knaben dannen tragen.
Verse: 22    
er begunde ouch al den vrouwen sagen,

Verse: 23    
daz si ûz dem gezelte giengen.
Verse: 24    
si tâtenz, si emphiengen

Verse: 25    
ir herren von langer reise.
Verse: 26    
Kîôt der kurteise

Verse: 27    
bevalh der künegîn ir man.
Verse: 28    
al die juncvrouwen er vuorte dan.

Verse: 29    
dennoch was ez harte vruo:
Verse: 30    
kamerære sluogen die winden zuo.




Chapter: 802 
802


Verse: 1    
gezucte im ie bluot und snê
Verse: 2    
geselleschaft an witzenê

Verse: 3    
(ûf der selben ouwe erz ligen vant),
Verse: 4    
vür solhen kummer gap phant

Verse: 5    
Kondwîrâmûrs: diu hetez .
Verse: 6    
sîn lîp emphienc nie anderswâ

Verse: 7    
minne helfe vür der minne nôt:
Verse: 8    
manec wert wîp im doch minne bôt.

Verse: 9    
ich wæne, er kurzewîle phlac
Verse: 10    
unz an den mitten morgens tac.

Verse: 11    
daz her über al reit schouwen dar:
Verse: 12    
si nâmem der templeise war.

Verse: 13    
die wâren gezimieret
Verse: 14    
und wol zehurtieret,

Verse: 15    
ir schilte mit tjosten sêre durchriten,
Verse: 16    
dar zuo mit swerten ouch versniten.

Verse: 17    
etslîcher truoc ein kursît
Verse: 18    
von phelle oder von samît.

Verse: 19    
îserkolzen heten si dennoch an:
Verse: 20    
daz ander harnas was von in getân.

Verse: 21    
enmac niht mêr geslâfen sîn.
Verse: 22    
der künec und diu künegîn

Verse: 23    
stuonden ûf. ein priester messe sanc,
Verse: 24    
ûf dem ringe huop sich grôz gedranc

Verse: 25    
von dem ellenthaften her.
Verse: 26    
die gein Klâmidê ê wâren ze wer,

Verse: 27    
der bendiz wart getân,
Verse: 28    
Parzivâlen emphiengen sîne man

Verse: 29    
mit triuwen werdeclîche,
Verse: 30    
manec ritter ellens rîche.




Chapter: 803 
803


Verse: 1    
des gezeltes winden nam man abe.
Verse: 2    
der künec sprach: "wederz ist der knabe,

Verse: 3    
der künec sol sîn über iuwer lant?"
Verse: 4    
al den vürsten tet er bekant:

Verse: 5    
"Wâleis und Norgâls,
Verse: 6    
Kanvoleiz und Kingrivâls

Verse: 7    
der selbe sol mit rehte hân.
Verse: 8    
z Anschouwe und in Bêalzenân,

Verse: 9    
kom er immer an mannes kraft,
Verse: 10    
dar leistet im geselleschaft.

Verse: 11    
Gahmuret mîn vater hiez,
Verse: 12    
der mirz mit rehtem erbe liez:

Verse: 13    
mit sælde ich gerbet hân den grâl.
Verse: 14    
emphâhet ir an disem mâl

Verse: 15    
iuweriu lêhen von mînem kinde,
Verse: 16    
ob ich an iu triuwe vinde."

Verse: 17    
mit guotem willen daz geschach.
Verse: 18    
vil vanen man dort vüeren sach:

Verse: 19    
lihen zwuo kleine hende
Verse: 20    
wîter lande manec ende.

Verse: 21    
gekrœnet wart Kardeiz.
Verse: 22    
der betwanc ouch sider Kanvoleiz

Verse: 23    
und vil des Gahmuretes was.
Verse: 24    
dem Plimizôl ûf ein gras

Verse: 25    
wart gesidele und wîter rinc genomen,
Verse: 26    
si zem brôte solden komen.

Verse: 27    
snellîche enbizzen wart.
Verse: 28    
daz her kêrte an die heimvart:

Verse: 29    
diu gezelt nam man elliu nider.
Verse: 30    
mit dem jungen künege si vuoren wider.




Chapter: 804 
804


Verse: 1    
manec juncvrouwe und ir ander diet
Verse: 2    
sich von der küneginne schiet,

Verse: 3    
daz si tâten klage schîn.
Verse: 4    
nâmen Loherangrîn

Verse: 5    
und sîn muoter wol getân
Verse: 6    
die templeise und riten dan

Verse: 7    
gein Munsalvæsche balde.
Verse: 8    
"zeiner zît ûf disem walde,"

Verse: 9    
sprach Parzivâl, "dâ sach ich stên
Verse: 10    
eine klôsen, durch balde gên

Verse: 11    
einen snellen brunnen klâr:
Verse: 12    
ob ir si wizzet, wîst mich dar."

Verse: 13    
von sînen gesellen wart im gesaget,
Verse: 14    
si wessen eine: "dâ wont ein maget

Verse: 15    
al klagende ûf vriundes sarke.
Verse: 16    
diust rehter güete ein arke,

Verse: 17    
unser reise gêt ir nâhe .
Verse: 18    
man vint si selten jâmers vrî."

Verse: 19    
der künec sprach: "wir suln si sehen."
Verse: 20    
wart im volge an in verjehen.

Verse: 21    
si riten vür sich drâte
Verse: 22    
und vunden sâbents spâte

Verse: 23    
Sigûnen an ir venje tôt.
Verse: 24    
sach diu künegîn jâmers nôt.

Verse: 25    
si brâchen zuo zir dar în,
Verse: 26    
Parzivâl durch die nifteln sîn

Verse: 27    
bat ûf wegen den starkes stein.
Verse: 28    
Schîânatulander schein

Verse: 29    
unervûlet schône balsemvar.
Verse: 30    
man legete si nâhe zuo zim dar,




Chapter: 805 
805


Verse: 1    
diu magetuomlîche minne im gap,
Verse: 2    
si lebete, und sluoc zuo daz grap.

Verse: 3    
Kondwîrâmûrs begunde klagen
Verse: 4    
ir vetern tohter, hôrte ich sagen,

Verse: 5    
und wart vil vreuden âne.
Verse: 6    
wande si Schoisîâne,

Verse: 7    
der tôten megede muoter, zôch
Verse: 8    
kint wesende, drum si vreude vlôch,

Verse: 9    
diu Parzivâles muome was.
Verse: 10    
ob der Provenzâl die wârheit las,

Verse: 11    
der herzoge Kîôt
Verse: 12    
wesse wênec um sîner tohter tôt,

Verse: 13    
des künec Kardeizes magezoge.
Verse: 14    
ez ist niht krump alsô der boge,

Verse: 15    
diz mære ist wâr unde sleht.
Verse: 16    
si tâten der reise ir reht,

Verse: 17    
naht gein Munsalvæsche si riten.
Verse: 18    
hete ir Feirefîz gebiten

Verse: 19    
mit kurzewîle die stunde.
Verse: 20    
vil kerzen man enzunde,

Verse: 21    
rehte ob brünne gar der walt.
Verse: 22    
ein templeis de Patrigalt

Verse: 23    
gewâpent der künegîn reit.
Verse: 24    
der hof was wît unde breit:

Verse: 25    
dar ûfe stuont manec sunderschar.
Verse: 26    
si emphiengen die küneginne gar

Verse: 27    
und den wirt und den sun sîn.
Verse: 28    
truoc man Loherangrîn

Verse: 29    
gein sînem vetern Feirefîz.
Verse: 30    
der was swarz unde wîz,




Chapter: 806 
806


Verse: 1    
der knabe sîn wolde küssen niht:
Verse: 2    
werden kinden man noch vorhte giht.

Verse: 3    
des lachete der heiden.
Verse: 4    
begunden si sich scheiden

Verse: 5    
ûf dem hove und diu künegin
Verse: 6    
erbeizet was, in kom gewin

Verse: 7    
an ir mit vreuden künfte aldar.
Verse: 8    
man vuorte si, werdiu schar

Verse: 9    
von maneger klâren vrouwen was.
Verse: 10    
Feirefîz und Amfortas

Verse: 11    
mit zühten stuonden bêde
Verse: 12    
der vrouwen an der grêde.

Verse: 13    
Repanse de Schoie
Verse: 14    
und von Gruonlant Garschiloie,

Verse: 15    
Flôrîe von Lûnel,
Verse: 16    
liehtiu ougen und klâriu vel

Verse: 17    
die truogen und magetuomlîchen prîs.
Verse: 18    
stuont ouch swankel als ein rîs,

Verse: 19    
der schœne und güete niht gebrach
Verse: 20    
und der man im ze tohter jach,

Verse: 21    
von Rîle Jernîse:
Verse: 22    
diu maget hiez Amflîse.

Verse: 23    
von Tenabroc, ist mir gesaget,
Verse: 24    
stuont Klârischanze ein süeziu maget,

Verse: 25    
liehter varwe gar unverkrenket,
Verse: 26    
als ein âmeize gelenket.

Verse: 27    
Feirefîz gein der wirtîn trat.
Verse: 28    
diu künegîn den sich küssen bat,

Verse: 29    
si kuste ouch Amfortasen
Verse: 30    
und was sîner urlœsunge vrô.




Chapter: 807 
807


Verse: 1    
Feirefîz si vuorte mit der hant,
Verse: 2    
si des wirtes muomen vant,

Verse: 3    
Repansen de Schoie, stên.
Verse: 4    
muoste küssens vil ergên.

Verse: 5    
dar zuo ir munt was ê rôt:
Verse: 6    
der leit von küssen die nôt,

Verse: 7    
daz ez mich müet und ist mir leit,
Verse: 8    
daz ich niht hân solh arbeit

Verse: 9    
vür si, wan si kom müediu zin.
Verse: 10    
juncvrouwen vuorten ir vrouwen hin.

Verse: 11    
die ritter in dem palas
Verse: 12    
beliben, der wol gekerzet was,

Verse: 13    
die harte liehte brunnen.
Verse: 14    
wart mit zuht begunnen

Verse: 15    
gereitschaft gein dem grâle.
Verse: 16    
den truoc man zallem mâle

Verse: 17    
der diet niht durch schouwen vür,
Verse: 18    
niht wan ze hôchgezîte kür,

Verse: 19    
durch daz si trôstes wânden.
Verse: 20    
si sich vreuden ânden

Verse: 21    
sâbents um daz bluotege sper,
Verse: 22    
wart der grâl durch helfe ger

Verse: 23    
vür getragen an der selben zît:
Verse: 24    
Parzivâl si liez in sorgen sît.

Verse: 25    
mit vreude er wirt vür getragen:
Verse: 26    
ir sorge ist under gar geslagen.

Verse: 27    
diu künegîn ir reisegewant
Verse: 28    
abe gezôch und sich gebant,

Verse: 29    
si kom, als ez ir wol gezam.
Verse: 30    
Feirefîz an einer tür si nam.




Chapter: 808 
808


Verse: 1    
, diz was et âne strît,
Verse: 2    
daz hôrte oder spræche ze keiner zît

Verse: 3    
iemen von schœnerm wîbe.
Verse: 4    
si truoc ouch an ir lîbe

Verse: 5    
phellel, den ein künstec hant
Verse: 6    
worhte, als in Sârant

Verse: 7    
mit grôzem liste erdâhteê
Verse: 8    
in der stat ze Tasmê.

Verse: 9    
Feirefîz Anschevîn
Verse: 10    
si brâhte, diu gap liehten schîn.

Verse: 11    
mitten durch den palas
Verse: 12    
driu grôziu viur gemachet was,

Verse: 13    
lignâlôê des viurs smac.
Verse: 14    
vierzec teppeche und gesitze mêr lac

Verse: 15    
denne zeiner zît, Parzivâl
Verse: 16    
ouch vür sach tragen den grâl.

Verse: 17    
ein gesiz vor ûz gehêret was,
Verse: 18    
Feirefîz und Amfortas

Verse: 19    
dem wirte solde sitzen.
Verse: 20    
warp mit zühte witzen,

Verse: 21    
swer dienen wolde,
Verse: 22    
der grâl komen solde.

Verse: 23    
ir habet gehôrt ê des genuoc,
Verse: 24    
wie man in vür Amfortasen truoc:

Verse: 25    
dem siht man gelîche tuon
Verse: 26    
vür des werden Gahmuretes sun

Verse: 27    
und ouch vür Tampenteires kint.
Verse: 28    
juncvrouwen niht langer sint:

Verse: 29    
ordenlîch si kômen über al,
Verse: 30    
vünf und zweinzec an der zal.




Chapter: 809 
809


Verse: 1    
der êrsten blic den heiden klâr
Verse: 2    
dûhte und reideloht ir hâr,

Verse: 3    
die andern schœner aber nâch,
Verse: 4    
die er schierest komen sach,

Verse: 5    
und ir aller kleider tiure.
Verse: 6    
süeze minneclîch gehiure

Verse: 7    
was al der megede antlitze gar.
Verse: 8    
nâch in allen kom diu lieht gevar

Verse: 9    
Repanse de Schoie, ein maget.
Verse: 10    
sich liez der grâl, ist mir gesaget,

Verse: 11    
die selben tragen eine
Verse: 12    
und anders enkeine.

Verse: 13    
ir herzen was vil kiusche ,
Verse: 14    
ir vel des blickes flôrî.

Verse: 15    
sage ich des dienstes urhap,
Verse: 16    
wie vil kamerære wazzer gap

Verse: 17    
und waz man taveln vür si truoc,
Verse: 18    
mêr, denne ichs iu ê gewuoc,

Verse: 19    
wie unvuoge den palas vlôch,
Verse: 20    
waz man karrâschen zôch

Verse: 21    
mit tiuren goltvazzen
Verse: 22    
und wie die ritter sâzen,

Verse: 23    
daz würde ein alze langez spel:
Verse: 24    
ich wil der kürze wesen snel.

Verse: 25    
mit zuht man vor dem grâle nam
Verse: 26    
spîse wilt unde zam,

Verse: 27    
disem den mete und dem den wîn,
Verse: 28    
als ez ir site wolde sîn,

Verse: 29    
môraz, sinôpel, klâret.
Verse: 30    
fil li roi Gahmuret




Chapter: 810 
810


Verse: 1    
Pelrapeire al anders vant,
Verse: 2    
si im zem êrsten wart erkant.

Verse: 3    
der heiden vrâcte mære,
Verse: 4    
von diu goltvaz lære

Verse: 5    
vor der taveln würden vol.
Verse: 6    
daz wunder im tet ze sehene wol.

Verse: 7    
sprach der klâre Amfortas,
Verse: 8    
der im ze gesellen gegeben was:

Verse: 9    
"herre, seht ir vor iu ligen den grâl?"
Verse: 10    
sprach der heiden vêch gemâl:

Verse: 11    
"ich ensihe niht wan ein achmardî:
Verse: 12    
daz truoc mîn juncvrouwe uns ,

Verse: 13    
diu dort vor uns mit krône stêt.
Verse: 14    
ir blic mir inz herze gêt.

Verse: 15    
ich wânde, starc wære mîn lîp,
Verse: 16    
daz iemêr maget oder wîp

Verse: 17    
mir vreuden kraft benæme.
Verse: 18    
mirst worden widerzæme,

Verse: 19    
ob ich ie werde minne empienc.
Verse: 20    
unzuht mir zuht undervienc,

Verse: 21    
daz ich iu künde mîne nôt,
Verse: 22    
sît ich iu dienest nie gebôt.

Verse: 23    
waz hilfet al mîn rîcheit
Verse: 24    
und swaz ich ie durch wîp gestreit

Verse: 25    
und ob mîn hant iht hât vergeben,
Verse: 26    
muoz ich sus pîneclîche leben?

Verse: 27    
ein kreftec got Jûpiter,
Verse: 28    
waz woldestû mîn zunsenfte her?"

Verse: 29    
minnen kraft mit vreuden krenke
Verse: 30    
vrumte in bleich an sîner blenke.




Chapter: 811 
811


Verse: 1    
Kondwîrâmûrs diu lieht erkant
Verse: 2    
vil nâch ebenhiuze vant

Verse: 3    
an der klâren megede velles blic.
Verse: 4    
slôz sich in ir minnen stric

Verse: 5    
Feirefîz der rîche gast.
Verse: 6    
sîner êrsten vriuntschaft im gebrast

Verse: 7    
mit vergezzenlîchen willen.
Verse: 8    
waz half Sekundillen

Verse: 9    
ir minne, ir lant Tribalibôt?
Verse: 10    
im gap ein maget strenge nôt:

Verse: 11    
Klauditte und Olimpjâ,
Verse: 12    
Sekundille und wîten anderswâ

Verse: 13    
wîp im dienstes lônden
Verse: 14    
und sînes prîses schônden,

Verse: 15    
Gahmuretes sun von Zazamanc
Verse: 16    
den dûhte ir aller minne kranc.

Verse: 17    
sach der klâre Amfortas,
Verse: 18    
daz sîn geselle in pînen was,

Verse: 19    
des blankiu mâl gar wurden bleich,
Verse: 20    
daz im hôher muot gesweich.

Verse: 21    
sprach er: "herre, diu swester mîn,
Verse: 22    
mirst leit, ob iuch diu lêret pîn,

Verse: 23    
den noch niemen durch si erleit.
Verse: 24    
nie ritter in ir dienst gereit:

Verse: 25    
nam ouch niemen lôn zir.
Verse: 26    
si was mit jâmer grôz mir.

Verse: 27    
daz krenket ouch ir varwe ein teil,
Verse: 28    
daz man si sach selten geil.

Verse: 29    
iuwer bruoder ist ir swester sun:
Verse: 30    
der mac iu wol helfe tuon."




Chapter: 812 
812


Verse: 1    
"sol diu maget iuwer swester sîn,"
Verse: 2    
sprach Feirefîz Anschevîn,

Verse: 3    
"diu die krône ûf blôzem hâre dort hât,
Verse: 4    
gebet mir um ir minne rât:

Verse: 5    
nâch ir ist al mîns herzen ger.
Verse: 6    
ob ich prîs erwarp ie mit sper,

Verse: 7    
wan wære daz gar durch si geschehen
Verse: 8    
und wolde si danne ir lônes jehen!

Verse: 9    
vünf stiche mac turnieren hân,
Verse: 10    
die sint mit mîner hant getân:

Verse: 11    
einer ist zem puneiz,
Verse: 12    
ze triviers ich den andern weiz,

Verse: 13    
der dritte ist ze muoten,
Verse: 14    
ze rehter tjost den guoten

Verse: 15    
hurteclîch ich hân geriten
Verse: 16    
und den zer volge ouch niht vermiten,

Verse: 17    
sît der schilt von êrste wart mîn dach.
Verse: 18    
hiute ist mîn hœste ungemach.

Verse: 19    
ich stach vor Agremuntîn
Verse: 20    
gein einem ritter viurîn:

Verse: 21    
wan mîn kursît salamander,
Verse: 22    
aspindê mîn schilt der ander,

Verse: 23    
ich wære verbrunnen von der tjost.
Verse: 24    
swâ ich holte ie prîs ûf slîbes kost,

Verse: 25    
ouwî, hete si mich gesendet dar,
Verse: 26    
iuwer swester minneclîch gevar,

Verse: 27    
ich wære gein strîte noch ir bote.
Verse: 28    
Jûpitern mînem gote

Verse: 29    
wil ich immer hazzen tragen,
Verse: 30    
er enwende mir diz starke klagen."




Chapter: 813 
813


Verse: 1    
ir beider vater hiez Frimutel:
Verse: 2    
gelîch antlitze und gelîchez vel

Verse: 3    
Amfortas sîner swester truoc.
Verse: 4    
der heiden sach an si genuoc

Verse: 5    
und aber wider dicke an in.
Verse: 6    
swie vil man her oder hin

Verse: 7    
spîse truoc, sîn munt ir doch niht az:
Verse: 8    
ezzen er doch gelîche saz.

Verse: 9    
Amfortas sprach ze Parzivâl:
Verse: 10    
"herre, iuwer bruoder hât den grâl,

Verse: 11    
des ich wæne, noch niht gesehen."
Verse: 12    
Feirefîz begunde dem wirte jehen,

Verse: 13    
daz er des grâls niht sæhe.
Verse: 14    
daz dûhte al die ritter spæhe.

Verse: 15    
diz mære ouch Titurel vernam.
Verse: 16    
der alte betterise lam

Verse: 17    
der sprach: "ist ez ein heidensch man,
Verse: 18    
darf er des niht willen hân,

Verse: 19    
daz sîn ougen âne stoufes kraft
Verse: 20    
bejagen die geselleschaft,

Verse: 21    
daz si den grâl beschouwen:
Verse: 22    
dâst hâmît vür gehouwen."

Verse: 23    
daz enbôt er ûf den palas.
Verse: 24    
sprach der wirt und Amfortas,

Verse: 25    
daz Feirefîz næme war,
Verse: 26    
wes al daz volc lebete gar,

Verse: 27    
wære ein ieslîch heiden
Verse: 28    
mit sehene von gescheiden.

Verse: 29    
si wurben, daz er næme den touf
Verse: 30    
und endelôsen gewinnes kouf.




Chapter: 814 
814


Verse: 1    
"ob ich durch iuch gein toufe kum,
Verse: 2    
ist mir der touf ze minnen vrum?"

Verse: 3    
sprach der heiden, Gahmuretes kint.
Verse: 4    
"ez was ie jenen her ein wint,

Verse: 5    
swaz mich strît oder minne twanc.
Verse: 6    
des kurz oder lanc,

Verse: 7    
daz mich êrst der schilt übervienc,
Verse: 8    
sît ich nie grœzer nôt emphienc.

Verse: 9    
durch zuht solde ich minne heln:
Verse: 10    
enmac irz herze niht versteln."

Verse: 11    
"wen meinestû?" sprach Parzivâl.
Verse: 12    
"et jene maget lieht gemâl,

Verse: 13    
mîns gesellen swester hie.
Verse: 14    
wiltû mir helfen umme sie,

Verse: 15    
ich tuon ir rîcheit bekant,
Verse: 16    
daz ir dienent wîtiu lant."

Verse: 17    
"wiltû dich toufes lâzen wern,"
Verse: 18    
sprach der wirt, "sô mahtû ir minne gern.

Verse: 19    
ich mac wol duzen dich:
Verse: 20    
unser rîchtuom nâch gelîchet sich,

Verse: 21    
mînhalp von sgrâles krefte."
Verse: 22    
"hilf mir geselleschefte,"

Verse: 23    
sprach Feirefîz Anschevîn,
Verse: 24    
"bruoder, um die muomen dîn.

Verse: 25    
holt man den touf mit strîte?
Verse: 26    
dar schaffe mich bezîte

Verse: 27    
und lâz mich dienen um ir lôn.
Verse: 28    
ich hôrte ie gerne solhen dôn,

Verse: 29    
von tjoste sprîzen sprungen
Verse: 30    
und swert ûf helmen klungen."




Chapter: 815 
815


Verse: 1    
der wirt des lachte sêre
Verse: 2    
und Amfortas noch mêre.

Verse: 3    
"kanstû sus touf emphâhen?"
Verse: 4    
sprach der wirt. "ich wil si nâhen

Verse: 5    
durch rehten touf in dîn gebot.
Verse: 6    
Jûpitern dînen got

Verse: 7    
muostû durch si verliesen
Verse: 8    
und Sekundillen verkiesen.

Verse: 9    
morgen vruo gibe ich dir rât,
Verse: 10    
der vuoge an dînem gewerbe hât."

Verse: 11    
Amfortas vor siecheit zît
Verse: 12    
sînen prîs gemachet hête wît

Verse: 13    
mit ritterschaft durch minne.
Verse: 14    
an sînes herzen sinne

Verse: 15    
was güete unde miltekeit.
Verse: 16    
sîn hant ouch manegen prîs erstreit.

Verse: 17    
sâzen dem grâle
Verse: 18    
der aller besten ritter drî,

Verse: 19    
die der schilte phlâgen,
Verse: 20    
wande si getorstenz wâgen.

Verse: 21    
welt ir, si haben gâz genuoc.
Verse: 22    
mit zuht man von in allen truoc

Verse: 23    
taveln, tischlachen.
Verse: 24    
mit dienestlîchen sachen

Verse: 25    
nigen al diu juncvrouwelîn.
Verse: 26    
Feirefîz Anschevîn

Verse: 27    
sach si von im kêren.
Verse: 28    
daz begunde im trûren mêren:

Verse: 29    
sîns herzen slôz truoc dan den grâl.
Verse: 30    
urloup gap in Parzivâl.




Chapter: 816 
816


Verse: 1    
wie diu wirtîn selbe dan gegienc
Verse: 2    
und wie manz nâch ane gevienc,

Verse: 3    
daz man sîn wol mit betten phlac,
Verse: 4    
der doch durch minne unsanfte lac,

Verse: 5    
wie al der templeise diet
Verse: 6    
mit senfte unsenfte von in schiet,

Verse: 7    
von würde ein langiu sage.
Verse: 8    
ich wil iu künden von dem tage.

Verse: 9    
der des morgens vruo erschein,
Verse: 10    
Parzivâl wart des enein

Verse: 11    
und Amfortas der guote,
Verse: 12    
mit endehaftem muote

Verse: 13    
si bâten den von Zazamanc
Verse: 14    
komen, den diu minne twanc,

Verse: 15    
in den tempel vür den grâl.
Verse: 16    
er gebôt ouch an dem selben mâl

Verse: 17    
dem wîsen templeise dar.
Verse: 18    
sarjande, ritter grôziu schar

Verse: 19    
stuont. gienc der heiden în.
Verse: 20    
der toufnaph was ein rubîn,

Verse: 21    
von jaspes ein grêde sinewel,
Verse: 22    
dar ûf er stuont: Titurel

Verse: 23    
hete in mit koste erziuget .
Verse: 24    
Parzivâl ze sînem bruoder

Verse: 25    
sprach: "wiltû die muomen mîn
Verse: 26    
haben, al die gote dîn

Verse: 27    
muostû durch si versprechen
Verse: 28    
und immer gerne rechen

Verse: 29    
den widersaz des hœsten gotes
Verse: 30    
und mit triuwen schônen sîns gebotes."




Chapter: 817 
817


Verse: 1    
"swâ von ich sol die maget hân,"
Verse: 2    
sprach der heiden, "daz wirt gar getân,

Verse: 3    
mit triuwen an mir erzeiget."
Verse: 4    
der toufnaph wart geneiget

Verse: 5    
ein wênec gein dem grâle.
Verse: 6    
vol wazzers an dem mâle

Verse: 7    
wart er, ze warm noch ze kalt.
Verse: 8    
stuont ein grâwer priester alt,

Verse: 9    
der ûz heidenschaft manec kindelîn
Verse: 10    
ouch gestôzen hête drîn.

Verse: 11    
der sprach: "ir sult gelouben,
Verse: 12    
iuwer sêle den tiuvel rouben,

Verse: 13    
an den hœsten got al eine.
Verse: 14    
des drîvalt ist gemeine

Verse: 15    
und al gelîche gurbort,
Verse: 16    
got ist mensche und sîns vater wort.

Verse: 17    
sît er ist vater unde kint,
Verse: 18    
die al gelîche gêret sint,

Verse: 19    
ebenhêre sînem geiste,
Verse: 20    
mit der drîer volleiste

Verse: 21    
wert iu diz wazzer heidenschaft.
Verse: 22    
mit der trînitâte kraft

Verse: 23    
im wazzer er ze toufe gienc,
Verse: 24    
von dem Adâm antlitze emphienc.

Verse: 25    
von wazzer boume sint gesaft.
Verse: 26    
wazzer vrühtet al die geschaft,

Verse: 27    
der man vür krêatûre giht.
Verse: 28    
mit dem wazzer man gesiht.

Verse: 29    
wazzer gît maneger sêle schîn,
Verse: 30    
daz die engel niht liehter dorften sîn."




Chapter: 818 
818


Verse: 1    
Feirefîz zem priester sprach:
Verse: 2    
"ist ez mir guot vür ungemach,

Verse: 3    
ich geloube, swes ir gebietet.
Verse: 4    
ob mich ir minne mietet,

Verse: 5    
leiste ich gerne sîn gebot.
Verse: 6    
bruoder, hât dîn muome got,

Verse: 7    
an den geloube ich und an sie
Verse: 8    
(sô grôze nôt emphienc ich nie):

Verse: 9    
al mîne gote sint verkorn.
Verse: 10    
Sekundille habe ouch verlorn,

Verse: 11    
swaz si an mir ie gêrte sich.
Verse: 12    
durch dîner muomen got heiz toufen mich."

Verse: 13    
man begunde sîn kristenlîche phlegen
Verse: 14    
und sprach ob im den toufes segen.

Verse: 15    
der heiden touf emphienc
Verse: 16    
und diu westerlege ergienc,

Verse: 17    
des er unsanfte erbeite,
Verse: 18    
der maget man in bereite:

Verse: 19    
man gap im Frimutels kint.
Verse: 20    
an den grâl was er ze sehene blint,

Verse: 21    
ê der touf hete in bedecket:
Verse: 22    
sît wart im vor enblecket

Verse: 23    
der grâl mit gesihte.
Verse: 24    
nâch der toufe geschihte

Verse: 25    
am grâle man geschriben vant,
Verse: 26    
swelhen templeis diu gotes hant

Verse: 27    
gæbe ze herren vremder diete,
Verse: 28    
daz er vrâgen widerriete

Verse: 29    
sîns namen oder sîns geslehtes
Verse: 30    
und daz er in hülfe rehtes.




Chapter: 819 
819


Verse: 1    
diu vrâge wirt gein im getân,
Verse: 2    
mugen sis niht langer hân.

Verse: 3    
durch daz der süeze Amfortas
Verse: 4    
lange in sûren pînen was

Verse: 5    
und in diu vrâge lange meit,
Verse: 6    
inst immer mêr vrâgen leit.

Verse: 7    
al des grâles phlihtgesellen
Verse: 8    
von in vrâgens niht enwellen.

Verse: 9    
der getoufte Feirefîz
Verse: 10    
an sînen swâger legete vlîz

Verse: 11    
mit bete dan ze varne
Verse: 12    
und nimmer niht ze sparne

Verse: 13    
vor im al sîner rîchen habe.
Verse: 14    
leite in mit zühten abe

Verse: 15    
Amfortas von dem gewerbe.
Verse: 16    
"ich enwil niht, daz verderbe

Verse: 17    
gein gote mîn dienestlîcher muot.
Verse: 18    
des grâles krône ist alsô guot:

Verse: 19    
die hât mir hôchvart verlorn.
Verse: 20    
hân ich diemuot mir erkorn.

Verse: 21    
rîcheit und wîbe minne
Verse: 22    
sich verret von mînem sinne.

Verse: 23    
ir vüeret hinnen ein edel wîp:
Verse: 24    
diu gît ze dienste iu kiuschen lîp

Verse: 25    
mit guoten wîplîchen siten.
Verse: 26    
mîn orden wirt hie niht vermiten:

Verse: 27    
ich wil vil tjoste rîten,
Verse: 28    
in sgrâles dienste strîten.

Verse: 29    
durch wîp gestrîte ich nimmer mêr.
Verse: 30    
ein wîp gap mir herzesêr,




Chapter: 820 
820


Verse: 1    
iedoch ist immer al mîn haz
Verse: 2    
gein wîben volleclîche laz:

Verse: 3    
hôch manlîch vreude kumt von in,
Verse: 4    
swie kleine wære mîn gewin."

Verse: 5    
Amfortasen bat sêre
Verse: 6    
durch sîner swester êre

Verse: 7    
Feirefîz der dannenverte:
Verse: 8    
mit versagen er sich werte.

Verse: 9    
Feirefîz Anschevîn
Verse: 10    
warp, daz Loherangrîn

Verse: 11    
mit im dannen solde varn.
Verse: 12    
sîn muoter kunde daz wol bewarn.

Verse: 13    
ouch sprach der künec Parzivâl:
Verse: 14    
"mîn sun ist gordent ûf den grâl:

Verse: 15    
dar muoz er dienstlîch herze tragen,
Verse: 16    
læt in got rehten sin bejagen."

Verse: 17    
vreude und kurzewîle phlac
Verse: 18    
Feirefîz aldâ den eilften tac:

Verse: 19    
an dem zwelften schiet er dan.
Verse: 20    
gein sînem her der rîche man

Verse: 21    
sîn wîp wolde vüeren.
Verse: 22    
des begunde ein trûren rüeren

Verse: 23    
Parzivâlen durch triuwe:
Verse: 24    
diu reise in lêrte riuwe.

Verse: 25    
mit den sînen er sich beriet,
Verse: 26    
daz er von rittern grôze diet

Verse: 27    
mit im sande vür den walt.
Verse: 28    
Amfortas der süeze degen balt

Verse: 29    
mit im durch kondewieren reit.
Verse: 30    
manec maget weinen niht vermeit.




Chapter: 821 
821


Verse: 1    
si muosten machen niuwe slâ
Verse: 2    
ûz gegen Karkobrâ.

Verse: 3    
dar enbôt der süeze Amfortas
Verse: 4    
dem, der burcgrâve was,

Verse: 5    
daz er wære des gemant,
Verse: 6    
ob er ie von sîner hant

Verse: 7    
emphienge gâbe rîche,
Verse: 8    
daz er dienestlîche

Verse: 9    
sîne triuwe an im geprîste
Verse: 10    
und im sînen swâger wîste

Verse: 11    
"und des wîp, die swester mîn,
Verse: 12    
durchz fôreht Leprisîn

Verse: 13    
in die wilden habe wît."
Verse: 14    
was ez ouch urloubes zît:

Verse: 15    
si ensolden niht vürbaz komen.
Verse: 16    
Kundrîe la surziere wart genomen

Verse: 17    
ze dirre botschefte dan.
Verse: 18    
urloup zuo dem rîchen man

Verse: 19    
nâmen al die templeise.
Verse: 20    
hin reit der kurteise.

Verse: 21    
der burcgrâve niht liez,
Verse: 22    
swaz in Kundrîe leisten hiez.

Verse: 23    
Feirefîz der rîche
Verse: 24    
wart ritterlîche

Verse: 25    
mit grôzer vuore emphangen.
Verse: 26    
in dorfte niht erlangen:

Verse: 27    
man vuorte in vürbaz schiere.
Verse: 28    
mit werdem kondewiere

Verse: 29    
ich enweiz, wie manec lant er reit,
Verse: 30    
unz ze Jôflanze ûf dem anger breit




Chapter: 822 
822


Verse: 1    
liute ein teil si vunden.
Verse: 2    
an den selben stunden

Verse: 3    
Feirefîz vrâcte mære,
Verse: 4    
war daz her komen wære.

Verse: 5    
ieslîcher was in sîn lant,
Verse: 6    
dar im diu reise was bekant:

Verse: 7    
Artûs was gein Schamilôt.
Verse: 8    
der von Tribalibôt

Verse: 9    
kunde an den selben zîten
Verse: 10    
gein sînem her wol rîten.

Verse: 11    
daz lac al trûrec in der habe,
Verse: 12    
daz ir herre was gescheiden drabe.

Verse: 13    
sîn kunft manegem ritter guot
Verse: 14    
brâhte niuwen hôhen muot.

Verse: 15    
der burcgrâve von Karkobrâ
Verse: 16    
und al die sîne wurden

Verse: 17    
mit rîcher gâbe heim gesant.
Verse: 18    
Kundrîe grôziu mære bevant:

Verse: 19    
boten wâren nâch dem her komen,
Verse: 20    
Sekundillen hete der tôt genomen.

Verse: 21    
Repanse de Schoie
Verse: 22    
mohte alrêst ir verte wesen vrô.

Verse: 23    
diu gebar sît in Indîân
Verse: 24    
einen sun, der hiez Jôhan.

Verse: 25    
priester Jôhan man den hiez:
Verse: 26    
immer sît die künege man liez

Verse: 27    
dem namen belîben.
Verse: 28    
Feirefîz hiez schrîben

Verse: 29    
z Indîâ über al daz lant,
Verse: 30    
wie kristen leben wart erkant:




Chapter: 823 
823


Verse: 1    
daz was ê niht kreftec .
Verse: 2    
wir heizenz hie Indîâ:

Verse: 3    
dort heizet ez Tribalibôt.
Verse: 4    
Feirefîz Kundrîen enbôt

Verse: 5    
sînem bruoder ûf Munsalvæsche wider,
Verse: 6    
wiez im was ergangen sider,

Verse: 7    
daz Sekundille verscheiden was.
Verse: 8    
des vreute sich Amfortas,

Verse: 9    
daz sîn swester âne strît
Verse: 10    
was vrouwe über manegiu lant wît.

Verse: 11    
diu rehten mære iu komen sint
Verse: 12    
um diu vünf Frimutels kint,

Verse: 13    
daz diu mit güeten wurben
Verse: 14    
und wie ir zwei ersturben:

Verse: 15    
daz eine was Schoisîâne,
Verse: 16    
vor gote diu valsches âne,

Verse: 17    
diu ander Herzeloide hiez,
Verse: 18    
diu valscheit ûz ir herzen stiez.

Verse: 19    
sîn swert und ritterlîchez leben
Verse: 20    
hete Trevrezent ergeben

Verse: 21    
an die süezen gotes minne
Verse: 22    
und nâch endelôsem gewinne

Verse: 23    
der werde klâre Amfortas
Verse: 24    
manlîch kiuschem herzen was.

Verse: 25    
ordenlîche er manege tjoste reit,
Verse: 26    
durch den grâl, niht durch diu wîp er streit.

Verse: 27    
Loherangrîn wuohs manlîch starc.
Verse: 28    
diu zageheit sich an im barc,

Verse: 29    
er sich ritterschaft versan.
Verse: 30    
in sgrâles dienste er prîs gewan.




Chapter: 824 
824


Verse: 1    
welt ir hœren vürbaz?
Verse: 2    
sît über lant ein vrouwe saz,

Verse: 3    
vor aller valscheit bewart.
Verse: 4    
rîcheit und hôher art

Verse: 5    
ûf si beidiu gerbet wâren.
Verse: 6    
si kunde alsô gebâren,

Verse: 7    
daz si mit rehter kiusche warp:
Verse: 8    
al menneschlîch gir an ir verdarp.

Verse: 9    
werder liute warp um si genuoc,
Verse: 10    
der etslîcher krône truoc,

Verse: 11    
und manec vürste ir genôz:
Verse: 12    
ir diemuot was grôz,

Verse: 13    
daz si sich dran niht wande.
Verse: 14    
vil grâven von ir lande

Verse: 15    
begundenz an si hazzen,
Verse: 16    
wes si sich wolde lazzen,

Verse: 17    
daz si einen man niht næme,
Verse: 18    
der ir ze herren zæme.

Verse: 19    
si hete sich gar an got verlân,
Verse: 20    
swaz zornes wart gein ir getân:

Verse: 21    
unschulde maneger an si rach.
Verse: 22    
einen hof si ir landes herren sprach.

Verse: 23    
manec bote ûz verrem lande vuor
Verse: 24    
hin zir: die man si gar verswuor,

Verse: 25    
wan den si got bewîste,
Verse: 26    
des minne si gerne prîste.

Verse: 27    
si was vürstîn in Brâbant.
Verse: 28    
von Munsalvæsche wart gesant

Verse: 29    
der, den der swane brâhte
Verse: 30    
und des ir got gedâhte.




Chapter: 825 
825


Verse: 1    
z Antwerp wart er ûz gezogen.
Verse: 2    
si was an im vil unbetrogen:

Verse: 3    
er kunde wol gebâren.
Verse: 4    
man muoste in vür den klâren

Verse: 5    
und vür den manlîchen
Verse: 6    
haben in al den rîchen,

Verse: 7    
swâ man sîn künde ie gewan.
Verse: 8    
hövesch, mit zühten wîs ein man,

Verse: 9    
mit triuwen milte, âne âderstôz
Verse: 10    
was sîn lîp missewende blôz.

Verse: 11    
des landes vrouwe in schône emphienc.
Verse: 12    
hœret, wie sîn rede ergienc.

Verse: 13    
rîche und arme ez hôrten,
Verse: 14    
die stuonden an allen orten.

Verse: 15    
sprach er: "vrouwe herzogîn,
Verse: 16    
sol ich hie landes herre sîn,

Verse: 17    
dar um lâze ich alsô vil.
Verse: 18    
hœret, wes ich iuch biten wil:

Verse: 19    
gevrâget nimmer, wer ich .
Verse: 20    
mac ich iu belîben .

Verse: 21    
bin ich ziuwer vrâge erkorn,
Verse: 22    
habet ir minne an mir verlorn.

Verse: 23    
ob ir niht sît gewarnet des,
Verse: 24    
warnt mich got, er weiz wol wes."

Verse: 25    
si sazte wîbes sicherheit,
Verse: 26    
diu sît durch liebe wenken leit,

Verse: 27    
si wolde ze sînem gebote stên
Verse: 28    
unde nimmer übergên,

Verse: 29    
swaz er si leisten hieze,
Verse: 30    
ob si got sinne lieze.




Chapter: 826 
826


Verse: 1    
die naht sîn lîp ir minne emphant.
Verse: 2    
wart er vürste in Brâbant:

Verse: 3    
diu hôchgezît rîlîche ergienc.
Verse: 4    
manec herre von sîner hende emphienc

Verse: 5    
ir lêhen, die daz solden hân.
Verse: 6    
guot rihtære wart der selbe man.

Verse: 7    
er tet ouch dicke ritterschaft,
Verse: 8    
daz er den prîs behielt mit kraft.

Verse: 9    
si gewunnen samt schœniu kint.
Verse: 10    
vil liute in Brâbant noch sint,

Verse: 11    
die wol wizzen von in beiden,
Verse: 12    
ir emphâhen, sîn dan scheiden,

Verse: 13    
daz in ir vrâge dan vertreip
Verse: 14    
und wie lange er beleip.

Verse: 15    
er schiet ouch ungerne dane.
Verse: 16    
brâhte im aber sîn vriunt, der swane,

Verse: 17    
eine kleine gevüege seitiez.
Verse: 18    
sîns kleinœtes er liez

Verse: 19    
ein swert, ein horn, ein vingerlîn.
Verse: 20    
hin vuor Loherangrîn.

Verse: 21    
welle wir dem mære rehte tuon,
Verse: 22    
was er Parzivâles sun.

Verse: 23    
der vuor wazzer unde wege
Verse: 24    
unz wider in des grâles phlege.

Verse: 25    
durch waz verlôs daz guote wîp
Verse: 26    
werdes vriundes minneclîchen lîp?

Verse: 27    
er widerriet ir vrâgen ê,
Verse: 28    
er vür si gienc von dem .

Verse: 29    
hie solde êrec sprechen:
Verse: 30    
der kunde mit rede sich rechen.




Chapter: 827 
827


Verse: 1    
Ob von Troies meister Kristjân
Verse: 2    
disem mære hât unreht getân,

Verse: 3    
daz mac wol zürnen Kîôt.
Verse: 4    
der uns diu rehten mære enbôt,

Verse: 5    
endehaft giht der Provenzâl,
Verse: 6    
wie Herzeloiden kint den grâl

Verse: 7    
erwarp, als im daz gordent was,
Verse: 8    
in verworhte Amfortas.

Verse: 9    
von Provenze in tiuschiu lant
Verse: 10    
diu rehten mære uns sint gesant

Verse: 11    
und dirre âventiure endes zil.
Verse: 12    
niht mêr von sprechen wil

Verse: 13    
ich Wolfram von Eschenbach,
Verse: 14    
wan als dort der meister sprach.

Verse: 15    
sîniu kint, sîn hôch geslehte
Verse: 16    
hân ich iu benennet rehte,

Verse: 17    
Parzivâles, den ich hân brâht,
Verse: 18    
dar sîn doch sælde hete erdâht.

Verse: 19    
swes leben sich verendet,
Verse: 20    
daz got niht wirt gephendet

Verse: 21    
der sêle durch des lîbes schulde,
Verse: 22    
und der doch der werlde hulde

Verse: 23    
behalden kan mit werdekeit,
Verse: 24    
daz ist ein nütziu arbeit.

Verse: 25    
guotiu wîp, hânt die sin,
Verse: 26    
deste werder ich in bin,

Verse: 27    
ob mir deheiniu guotes gan.
Verse: 28    
sît ich diz mære volsprochen hân.

Verse: 29    
ist daz durch ein wîp geschehen,
Verse: 30    
diu muoz mir süezer worte jehen.



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