Verse: 1 Ist zwîvel herzen nâchgebûr,
Verse: 2 daz muoz der sêle werden sûr,
Verse: 3 gesmæhet und gezieret
Verse: 4 ist swâ sich parrieret
Verse: 5 unverzaget mannes muot,
Verse: 6 als agelstern varwe tuot.
Verse: 7 der mac dennoch wesen geil,
Verse: 8 wande an im sint beidiu teil,
Verse: 9 des himels und der helle.
Verse: 10 der unstæte geselle
Verse: 11 hât die swarzen varwe gar
Verse: 12 und wirt ouch nâch der vinster var:
Verse: 13 sô habet sich an die blanken
Verse: 14 der mit stæten gedanken.
Verse: 15 diz vliegende bîspel
Verse: 16 ist tumben liuten gar ze snel
Verse: 17 si enmugens niht erdenken,
Verse: 18 wande ez kan vor in wenken
Verse: 19 rehte alsam ein schellec hase.
Verse: 20 zin anderhalp an dem glase
Verse: 21 gelîchet und des blinden troum,
Verse: 22 diu gebent antlitzes roum,
Verse: 23 doch mac mit stæte niht gesîn
Verse: 24 dirre trüebe lîhte schîn:
Verse: 25 er machet kurze vreude alwâr.
Verse: 26 wer roufet mich dâ nie dehein hâr
Verse: 27 gewuohs, innen an mîner hant?
Verse: 28 der hât vil nâhe griffe erkant.
Verse: 29 spriche ich gein den vorhten och,
Verse: 30 daz gelîchet mîner witze iedoch.
Verse: 1 wil ich triuwe vinden
Verse: 2 aldâ si kan verswinden
Verse: 3 als viur in dem brunnen
Verse: 4 und daz tou an der sunnen?
Verse: 5 ouch erkande ich nie sô wîsen man,
Verse: 6 er enmöhte gerne künde hân
Verse: 7 welher stiure disiu mære gernt
Verse: 8 und waz si guoter lêre wernt.
Verse: 9 dar an si nimmer des verzagent,
Verse: 10 beide si vliehent unde jagent,
Verse: 11 si entwîchent unde kêrent,
Verse: 12 si lasternt und êrent.
Verse: 13 swer mit disen schanzen allen kan,
Verse: 14 an dem hât witze wol getân,
Verse: 15 der sich niht versitzet noch vergêt
Verse: 16 und sich anders wol verstêt.
Verse: 17 valsch geselleclîcher muot
Verse: 18 ist zuo dem helleviure guot
Verse: 19 und ist hôher werdekeit ein hagel.
Verse: 20 sîn triuwe hât sô kurzen zagel
Verse: 21 daz si den dritten biz niht galt,
Verse: 22 vuor si bî bremen in den walt.
Verse: 23 dise maneger slahte underbint
Verse: 24 iedoch niht gar von manne sint:
Verse: 25 vür diu wîp stôze ich disiu zil.
Verse: 26 swelhiu mîn râten merken wil,
Verse: 27 diu sol wizzen war si kêre
Verse: 28 ir prîs und ir êre
Verse: 29 und wem si dâ nâch sî bereit
Verse: 30 minne und ir werdekeit,
Verse: 1 sô daz si niht geriuwe
Verse: 2 ir kiusche und ir triuwe.
Verse: 3 vor gote ich guoten wîben bite
Verse: 4 daz in rehtiu mâze volge mite:
Verse: 5 schame ist ein slôz ob allen siten.
Verse: 6 ich endarf in niht mêr heiles biten.
Verse: 7 diu valsche erwirbet valschen prîs.
Verse: 8 wie stæte ist ein dünnez îs
Verse: 9 daz ougestheize sunnen hât?
Verse: 10 ir lop vil balde alsus zergât.
Verse: 11 manec wîbes schœne an lobe is breit:
Verse: 12 ist dâ daz herze konterfeit,
Verse: 13 die lobe ich als ich solde
Verse: 14 daz safer in dem golde.
Verse: 15 ich enhân daz niht vür lîhtiu dinc,
Verse: 16 swer in den kranken messinc
Verse: 17 verwürket edelen rubîn
Verse: 18 und al die âventiure sîn:
Verse: 19 dem gelîche ich rehten wîbes muot.
Verse: 20 diu ir wîpheit rehte tuot,
Verse: 21 dâ ensol ich varwe prüeven niht
Verse: 22 noch herzen dach daz man siht.
Verse: 23 ist si innerhalp der brust bewart,
Verse: 24 sôst werder prîs dâ niht verschart.
Verse: 25 solde ich wîp unde man
Verse: 26 ze rehte prüeven als ich kan,
Verse: 27 dâ vüere ein langez mære mite.
Verse: 28 nû hœrt dirre âventiure site:
Verse: 29 diu lât iuch wizzen beide
Verse: 30 von liebe und von leide,
Verse: 1 vreude und angest vert dâ bî.
Verse: 2 nû lât mîn eines wesen drî,
Verse: 3 der ieslîcher sunder phlege
Verse: 4 daz miner künste widerwege
Verse: 5 (dar zuo gehôrte wilder vunt):
Verse: 6 ob si iu gerne tæten kunt
Verse: 7 daz ich iu eine künden wil,
Verse: 8 si heten arbeite vil.
Verse: 9 ein mære ich iu wil niuwen,
Verse: 10 daz saget von grôzen triuwen,
Verse: 11 wîplîchez wîbes reht
Verse: 12 und mannes manheit alsô sleht,
Verse: 13 diu sich gein herte nie gebouc.
Verse: 14 sin herze in dar an niht betrouc,
Verse: 15 er stahel, swâ er ze strîte quam,
Verse: 16 sîn hant dâ sigelîchen nam
Verse: 17 vil manegen lobelîchen prîs.
Verse: 18 er küene, træclîche wîs
Verse: 19 (den helt ich alsus grüeze),
Verse: 20 er wîbes ougen süeze
Verse: 21 und dâ bî wîbes herzen suht,
Verse: 22 vor missewende ein wâriu vluht,
Verse: 23 den ich hie zuo hân erkorn,
Verse: 24 erst mæreshalp noch ungeborn
Verse: 25 dem man dirre âventiure giht
Verse: 26 und wunders vil des dran geschiht.
Verse: 27 Si phlegents noch als mans dô phlac,
Verse: 28 swâ liget und welsch gerihte lac
Verse: 29 (des phliget ouch tiuscher erde ein ort:
Verse: 30 daz habet ir âne mich gehôrt),
Verse: 1 swer ie dâ phlac der lande,
Verse: 2 der gebôt wol âne schande
Verse: 3 (daz ist ein wârheit sunder wân)
Verse: 4 daz der eldest bruoder solde hân
Verse: 5 sîns vater ganzen erbeteil.
Verse: 6 daz was der jungern unheil,
Verse: 7 daz in der tôt die phlihte brach
Verse: 8 als in ir vater leben verjach.
Verse: 9 dâ vor was ez gemeine:
Verse: 10 sus hâtz der elder eine.
Verse: 11 daz schuof iedoch ein wîse man,
Verse: 12 daz alder guot solde hân.
Verse: 13 jugent hât vil werdekeit,
Verse: 14 daz alder siuften unde leit:
Verse: 15 ez enwart nie niht als unvruot
Verse: 16 sô alder und armuot.
Verse: 17 künege, grâven, herzogen
Verse: 18 (daz sage ich iu vür ungelogen),
Verse: 19 daz die dâ huobe enterbet sint
Verse: 20 unz an daz elder kint,
Verse: 21 daz ist ein vremdiu zeche.
Verse: 22 der kiusche und der vreche
Verse: 23 Gahmuret der wîgant
Verse: 24 verlôs sus bürge unde lant,
Verse: 25 dâ sîn vater schône
Verse: 26 truoc zepter und die krône
Verse: 27 mit grôzer küneclîcher kraft,
Verse: 28 unz er lach tôt an ritterschaft.
Verse: 29 dô klagete man in sêre.
Verse: 30 die ganzen triuwe und êre
Verse: 1 brâhte er unz an sînen tôt.
Verse: 2 sin elder sun vür sich gebôt
Verse: 3 den vürsten ûz sînem rîche.
Verse: 4 die kômen ritterlîche,
Verse: 5 wan si ze rehte solden hân
Verse: 6 von im grôz lêhen sunder wân.
Verse: 7 dô si ze hove wâren komen
Verse: 8 und ir reht was vernomen,
Verse: 9 daz si ir lêhen alle emphiengen,
Verse: 10 nû hœrt wie siz an geviengen.
Verse: 11 si gerten, als ir triuwe riet,
Verse: 12 rîche und arme, gar diu diet,
Verse: 13 einer kranken ernstlîchen bete,
Verse: 14 daz der künec an Gahmurete
Verse: 15 bruoderlîche triuwe mêrte
Verse: 16 und sich selben êrte,
Verse: 17 daz er in niht gar verstieze
Verse: 18 und im sîns landes lieze
Verse: 19 hantgemælde, daz man möhte sehen
Verse: 20 dâ von der herre müeste jehen
Verse: 21 sîns namen und sîner vrîheit.
Verse: 22 daz was dem künege niht ze leit.
Verse: 23 er sprach: "ir kunnet mâze gern:
Verse: 24 ich wil iuch des und vürbaz wern.
Verse: 25 wan nennet ir den bruoder mîn
Verse: 26 Gahmuret Anschevîn?
Verse: 27 Anschouwe ist mîn lant:
Verse: 28 dâ wesen beide von genant."
Verse: 29 sô sprach der künec hêre:
Verse: 30 "mîn bruoder der mac sich mêre
Verse: 1 der stæten helfe an mich versehen,
Verse: 2 denne ich sô gâhes welle jehen.
Verse: 3 er sol mîn ingesinde sîn.
Verse: 4 deiswâr ich tuon iu allen schîn
Verse: 5 daz uns beide ein muoter truoc.
Verse: 6 er hât wênec und ich genuoc:
Verse: 7 daz sol im teilen sô mîn hant,
Verse: 8 daz des mîn sælde niht sî phant
Verse: 9 vor dem der gît unde nimt.
Verse: 10 ûf reht in beider der gezimt."
Verse: 11 dô die vürsten rîche
Verse: 12 vernâmen al gelîche
Verse: 13 daz ir herre triuwen phlac
Verse: 14 (diz was in ein lieber tac),
Verse: 15 ieslîcher im sunder neic.
Verse: 16 Gahmuret niht langer sweic
Verse: 17 der volge als im sîn herze jach.
Verse: 18 zem künege er guotlîche sprach:
Verse: 19 "herre und bruoder mîn,
Verse: 20 wolde ich ingesinde sîn
Verse: 21 iuwer oder deheines man,
Verse: 22 sô hete ich mîn gemach getân.
Verse: 23 nû prüevet dar nâch mînen prîs
Verse: 24 (ir sît getriuwe unde wîs)
Verse: 25 und râtet als ez geziehe nuo:
Verse: 26 dâ grîfet helflîche zuo.
Verse: 27 niht wan harnas ich hân:
Verse: 28 hete ich dar inne mêr getân
Verse: 29 daz virrec lop mir bræhte,
Verse: 30 etswâ man mîn gedæhte."
Verse: 1 Gahmuret sprach aber sân:
Verse: 2 "sehzehen knappen ich hân,
Verse: 3 der sehse von îser sint.
Verse: 4 dar zuo gebet mir vier kint
Verse: 5 mit guoter zuht von hôher art.
Verse: 6 vor den wirt nimmer niht gespart
Verse: 7 des ie bejagen mac mîn hant.
Verse: 8 ich wil kêren in diu lant:
Verse: 9 ich hân ouch ê ein teil gevarn.
Verse: 10 ob mich gelücke wil bewarn,
Verse: 11 sô erwirbe ich guotes wîbes gruoz.
Verse: 12 ob ich ir dar nâch dienen muoz
Verse: 13 und ob ich des wirdec bin,
Verse: 14 sô rætet nir mîn bester sin
Verse: 15 daz ichs mit rehten triuwen phlege.
Verse: 16 got wîse mich der sælden wege.
Verse: 17 wir vuoren geselleclîche
Verse: 18 (dennoch hete iuwer rîche
Verse: 19 unser vater Gandîn)
Verse: 20 manegen kumberlîchen pîn
Verse: 21 wir beide dolden umbe liep.
Verse: 22 ir wâret ritter unde diep,
Verse: 23 ir kundet dienen unde heln:
Verse: 24 wan kunde ouch ich nû minne steln!
Verse: 25 ouwê wan hete ich iuwer kunst
Verse: 26 und anderhalp die wâren gunst !"
Verse: 27 der künec siufzete unde sprach:
Verse: 28 "ouwê daz ich dich ie gesach,
Verse: 29 sît dû mit schimphlîchen siten
Verse: 30 mîn ganzez herze hâs versniten
Verse: 1 und tuos ob wir uns scheiden.
Verse: 2 mîn vater hât uns beiden
Verse: 3 gelâzen guotes harte vil,
Verse: 4 des stôze ich dir gelîchiu zil:
Verse: 5 ich bin dir herzenlîchen holt.
Verse: 6 lieht gesteine, rôtez golt,
Verse: 7 liute,wâpen, ors, gewant,
Verse: 8 des nim sô vil von mîner hant
Verse: 9 daz dû nach dînem willen vars
Verse: 10 und dîne mildekeit bewars.
Verse: 11 dîn manheit ist ûz erkorn:
Verse: 12 wærstû von Gilstram geborn
Verse: 13 oder komen her von Ranculat,
Verse: 14 ich hete dich immer an der stat
Verse: 15 als ich dich sus vil gerne hân.
Verse: 16 dû bist mîn bruoder sunder wân."
Verse: 17 "herre, ir lobet mich umbe nôt,
Verse: 18 sît ez iuwer zuht gebôt:
Verse: 19 dar nâch tuot iuwer helfe schîn.
Verse: 20 welt ir und diu muoter mîn
Verse: 21 mir teilen iuwer varnde habe,
Verse: 22 sô stîge ich ûf und ninder abe.
Verse: 23 mîn herze iedoch nâch hœhe strebet:
Verse: 24 ich enweiz war umbe ez alsus lebet.
Verse: 25 daz mir swillet sus mîn winster brust.
Verse: 26 ouwê war jaget mich mîn gelust?
Verse: 27 ich solz versuochen, ob ich mac.
Verse: 28 nû nâht mîn urloubes tac."
Verse: 29 der künec in alles werte,
Verse: 30 mêr denne er selbe gerte:
Verse: 1 vünf ors erwelt und erkant,
Verse: 2 diu besten über al sîn lant,
Verse: 3 küene, starc, niht ze laz,
Verse: 4 manec tiure goltvaz
Verse: 5 und manegen guldînen klôz.
Verse: 6 den künec wênec des verdrôz,
Verse: 7 er envultes im vier soumschrîn.
Verse: 8 gesteines muoste ouch vil dar în.
Verse: 9 dô si gevüllet lâgen,
Verse: 10 knappen die des phlâgen
Verse: 11 wâren wol gekleidet und geriten.
Verse: 12 dâ enwart jâmer niht vermiten,
Verse: 13 dô er vür sîne muoter gienc
Verse: 14 und si in sô vaste zuo ir vienc.
Verse: 15 "fil li roi Gandîn,
Verse: 16 wiltû niht langer bî mir sîn ?"
Verse: 17 sprach daz wîplîche wîp.
Verse: 18 "ouwê nû truoc dich doch mîn lîp:
Verse: 19 dû bist ouch Gandînes kint.
Verse: 20 ist got an siner helfe blint
Verse: 21 oder ist er dran betoubet,
Verse: 22 daz er mir niht geloubet?
Verse: 23 sol ich nû niuwen kumber haben?
Verse: 24 ich hân mîns herzen kraft begraben,
Verse: 25 die süeze mîner ougen:
Verse: 26 wil er mich vürbaz rouben
Verse: 27 und ist doch ein rihtære,
Verse: 28 sô liuget mir daz mære
Verse: 29 als man von sîner helfe saget,
Verse: 30 sît er an mir ist sus verzaget."
Verse: 1 dô sprach der junge Anschevîn:
Verse: 2 "got trœste iuch, vrouwe, des vater mîn:
Verse: 3 den suln wir beidiu gerne klagen.
Verse: 4 iu enmac nie man von mir gesagen
Verse: 5 deheiniu klagelîchiu leit.
Verse: 6 ich var durch mîne werdekeit
Verse: 7 nâch ritterschaft in vremdiu lant.
Verse: 8 vrouwe, ez ist sus bewant."
Verse: 9 dô sprach siu küneginne:
Verse: 10 "sît dû nâch hôher minne
Verse: 11 wendes dienest unde muot,
Verse: 12 lieber sun, lâ dir mîn guot,
Verse: 13 ûf die vart niht versmâhen.
Verse: 14 heiz von mir emphâhen
Verse: 15 dîne kamerære
Verse: 16 vier soumschrîn swære:
Verse: 17 dâ ligent inne phelle breit,
Verse: 18 ganze die man nie versneit,
Verse: 19 und manec tiure samît.
Verse: 20 süezer man, lâ mich die zît
Verse: 21 hœren, wenne dû wider kums:
Verse: 22 an mînen vreuden dû mir vrums."
Verse: 23 "vrouwe, des enweiz ich niht,
Verse: 24 in welhem lande man mich siht:
Verse: 25 wan swar ich von iu kêre,
Verse: 26 ir habet nâch ritters êre
Verse: 27 iuwer werdekeit an mir getân.
Verse: 28 ouch hât mich der künec lân
Verse: 29 als im mîn dienest danken sol.
Verse: 30 ich getrûwe iu des vil wol,
Verse: 1 daz ir in deste werder hât,
Verse: 2 swie joch mir mîn dinc ergât."
Verse: 3 als uns diu âventiure saget,
Verse: 4 dô hete der helt unverzaget
Verse: 5 emphangen durch liebe kraft
Verse: 6 und durch wîplîch geselleschaft
Verse: 7 kleinœtes tûsent marke wert.
Verse: 8 swâ noch ein jude phandes gert,
Verse: 9 er möhtez dâ vür emphâhen,
Verse: 10 ez endorfte im niht versmâhen.
Verse: 11 daz sande im ein sîn vriundin.
Verse: 12 an sînem dienste lac gewin,
Verse: 13 der wîbe minne und ir gruoz:
Verse: 14 doch wart im selten kumbers buoz.
Verse: 15 urloup nam der wîgant.
Verse: 16 muoter, bruoder noch des lant
Verse: 17 sîn ouge nimmer mêr erkôs:
Verse: 18 dar an doch maneger vil verlôs,
Verse: 19 der sich hete an im erkant,
Verse: 20 ê daz er wære dan gewant,
Verse: 21 mit deheiner slahte günste zil.
Verse: 22 den wart von im gedanket vil:
Verse: 23 es dûhte in mêre denne genuoc.
Verse: 24 durch sîne zuht er nie gewuoc
Verse: 25 daz siz tæten umbe reht:
Verse: 26 sîn muot was ebener denne sleht.
Verse: 27 swer selbe saget wie wert er sî,
Verse: 28 dâst lîhte eine ungeloube bî:
Verse: 29 es solden die umbesæzen jehen
Verse: 30 und ouch die hêten gesehen
Verse: 1 sîniu werc dâ er vremde wære,
Verse: 2 sô geloupte man daz mære.
Verse: 3 Gahmuret der site phlac,
Verse: 4 den rehtiu mâze widerwac
Verse: 5 und ander schanze enkeine:
Verse: 6 sîn rüemen daz was kleine,
Verse: 7 grôze êre er lîdenlîche leit,
Verse: 8 der lôse wille in gar vermeit.
Verse: 9 doch wânde der gevüege
Verse: 10 daz niemen krône trüege,
Verse: 11 künec, keiser, keiserîn,
Verse: 12 des massenîe er wolde sîn,
Verse: 13 niwan eines der die hœsten hant
Verse: 14 trüege ûf erde über elliu lant:
Verse: 15 der wille in sînem herzen lac.
Verse: 16 im wart gesaget, ze Baldac
Verse: 17 wære ein sô gewaldec man
Verse: 18 daz im der erde undertân
Verse: 19 diu zwei teil wæren oder mêr.
Verse: 20 sîn name heidensch was sô hêr,
Verse: 21 daz man in hiez der bâruc.
Verse: 22 er hete an krefte alsolhen zuc,
Verse: 23 vil künege wâren sîne man,
Verse: 24 mit gekrôntem lîbe undertân.
Verse: 25 des bâruc ambet hiute stêt.
Verse: 26 seht wie man kristen ê begêt
Verse: 27 ze Rôme, als uns der touf vergiht,
Verse: 28 heidensch orden man dort siht:
Verse: 29 ze Baldac nement si ir bâbestreht.
Verse: 30 daz dunket si âne krümben sleht:
Verse: 1 der bâruc in vür sünde
Verse: 2 gît wandels urkünde.
Verse: 3 zwêne bruoder von Babilôn,
Verse: 4 Pompêjus und Ipomidôn,
Verse: 5 den nam der bâruc Nînivê.
Verse: 6 daz was al ir vordern ê:
Verse: 7 si tâten wer mit krefte schîn.
Verse: 8 dar kom der junge Anschevîn:
Verse: 9 dem wart der bâruc vil holt.
Verse: 10 jâ nam nâch dienste aldâ den solt
Verse: 11 Gahmuret der werde man.
Verse: 12 nû erloubet im daz er müeze hân
Verse: 13 ander wâpen denne im Gandîn
Verse: 14 dâ vor gap, der vater sîn.
Verse: 15 der herre phlac mit gernden siten
Verse: 16 ûf sîne kovertiur gesniten
Verse: 17 anker lieht hermîn:
Verse: 18 dâ nâch muoste ouch daz ander sîn,
Verse: 19 ûf sînem schilde und an der wât.
Verse: 20 noch grüener denne ein smârât
Verse: 21 was geprüevet sîn gereite gar
Verse: 22 und nâch dem achmardî vâr:
Verse: 23 daz ist ein sîdîn lachen.
Verse: 24 dar ûz hiez er im machen
Verse: 25 wâpenroc und kursît
Verse: 26 (ez ist bezzer denne der samît),
Verse: 27 hermîn anker drûf genæt,
Verse: 28 guldîniu seil dran gedræt.
Verse: 29 sîne anker heten niht bekort
Verse: 30 ganzes landes noch landes ort:
Verse: 1 dâ enwâren si ninder în geslagen.
Verse: 2 der herre muoste vürbaz tragen
Verse: 3 disen wâpenlîchen last
Verse: 4 in manegiu lant, der werde gast,
Verse: 5 nâch dem anker disiu mâl,
Verse: 6 wande er deheiner slahte twâl
Verse: 7 hete ninder noch gebite.
Verse: 8 wie vil er lande durchrite
Verse: 9 und in schiffen umbevüere?
Verse: 10 ob ich iu dâ nâch swüere,
Verse: 11 sô saget iu ûf mînen eit
Verse: 12 mîn ritterlîchiu sicherheit,
Verse: 13 als mir diu âventiure giht.
Verse: 14 ich enhân nû mêr geziuges niht.
Verse: 15 diu saget, sîn manlîchiu kraft
Verse: 16 behielt den prîs in heidenschaft,
Verse: 17 ze Marroch und ze Persiâ.
Verse: 18 sîn hant bezalde ouch anderswâ,
Verse: 19 ze Dômas und ze Hâlap
Verse: 20 und swâ man ritterschaft dâ gap,
Verse: 21 z Arâbîe und vor Arâbî,
Verse: 22 daz er was gegenstrîtes vrî
Verse: 23 vor ieslîchem einem man.
Verse: 24 disen ruoft er dâ gewan.
Verse: 25 sîns herzen gir nâch prîse greif:
Verse: 26 ir aller tât vor im zesleif
Verse: 27 und was vil nâch entnihtet.
Verse: 28 sus was ie der berihtet,
Verse: 29 der gein im tjostierens phlac.
Verse: 30 man jach im des ze Baldac,
Verse: 1 sîn ellen strebete sunder wanc.
Verse: 2 von dan vuor er gein Zazamanc
Verse: 3 in daz künecrîche.
Verse: 4 die klageten al gelîche
Verse: 5 îsenharten, der den lîp
Verse: 6 in dienste verlôs umbe ein wîp:
Verse: 7 des twanc in Belacâne.
Verse: 8 diu süeze valsches âne,
Verse: 9 daz si im ir minne nie gebôt,
Verse: 10 des lac er nâch ir minne tôt.
Verse: 11 den râchen sîne mâge
Verse: 12 offenlîche und an der lâge:
Verse: 13 die vrouwen twungen si mit her.
Verse: 14 diu was mit ellenthafter wer,
Verse: 15 dô Gahmuret kom in ir lant,
Verse: 16 daz von Schotten Vridebrant
Verse: 17 mit schiffes her verbrande,
Verse: 18 ê daz er dannen wande.
Verse: 19 nû hœret wie unser ritter var.
Verse: 20 daz mer warf in mit sturme dar,
Verse: 21 sô daz er kûme iedoch genas.
Verse: 22 gein der küneginne palas
Verse: 23 kom er gesigelt in die habe:
Verse: 24 dâ wart er vil geschouwet abe.
Verse: 25 dô sach er ûz an daz velt:
Verse: 26 dâ was geslagen manec zelt
Verse: 27 alumbe die stat, wan gein dem mer.
Verse: 28 dâ lâgen zwei kreftegiu her.
Verse: 29 dô hiez er vrâgen der mære,
Verse: 30 wes diu burc wære:
Verse: 1 [wan ir künde nie gewan
Verse: 2 er noch dehein sin schifman.]
Verse: 3 si tæten sînen boten kunt,
Verse: 4 ez wære Patelamunt.
Verse: 5 daz wart im minneclîche enboten.
Verse: 6 si manden in bî ir goten
Verse: 7 daz er in hülfe: des wære in nôt,
Verse: 8 si enrüngen niht wan umbe den tôt.
Verse: 9 dô der junge Anschevîn
Verse: 10 vernam ir kumberlîchen pîn,
Verse: 11 er bôt sîn dienest umbe guot,
Verse: 12 als noch vil dicke ein ritter tuot,
Verse: 13 oder daz si im sageten umbe waz
Verse: 14 er solde doln der vînde haz.
Verse: 15 dô sprach ûz einem munde
Verse: 16 der sieche und der gesunde,
Verse: 17 daz im wære al gemeine
Verse: 18 ir golt und ir gesteine,
Verse: 19 des solde er alles herre wesen
Verse: 20 und der möhte wol bî in genesen.
Verse: 21 doch bedorfte er wênec soldes:
Verse: 22 von Arâbî des goldes
Verse: 23 hete er manegen knollen brâht.
Verse: 24 liute vinster sô diu naht
Verse: 25 wâren alle die von Zazamanc.
Verse: 26 bî den dûhte in diu wîle lanc:
Verse: 27 doch hiez er herberge nemen.
Verse: 28 des mohte ouch si vil wol gezemen,
Verse: 29 daz si im die besten gâben.
Verse: 30 die vrouwen dennoch lâgen
Verse: 1 zen venstern unde sâhen dar:
Verse: 2 si næmen des vil rehte war,
Verse: 3 sîne knappen und sîn harnas,
Verse: 4 wie daz gefeitieret was.
Verse: 5 dô truoc der helt milde
Verse: 6 ûf einem hermîn schilde
Verse: 7 ich enweiz wie manegen zobelbalc:
Verse: 8 der küneginne marschalc
Verse: 9 hetez vür einen anker grôz.
Verse: 10 ze sehen in wênec dar verdrôz.
Verse: 11 dô muosten sîniu ougen jehen
Verse: 12 daz er hete ê gesehen
Verse: 13 disen ritter oder sînen schîn.
Verse: 14 daz muoste z Alexandrîe sîn,
Verse: 15 dô der bâruc dâ vor lac:
Verse: 16 sînen prîs dâ niemen widerwac.
Verse: 17 sus vuor der muotes rîche
Verse: 18 in die stat behagenlîche.
Verse: 19 zehen soumære hiez er vazzen.
Verse: 20 die zogeten hin die gazzen:
Verse: 21 dâ riten zweinzec knappen nâch.
Verse: 22 sîn bovel man dort vor ersach:
Verse: 23 garzûne, koche und ir knaben
Verse: 24 heten sich hin vür erhaben.
Verse: 25 stolz was sîn gesinde.
Verse: 26 zwelf wol geborner kinde
Verse: 27 dâ hinden nâch den knappen riten
Verse: 28 an guoter zuht mit süezen siten:
Verse: 29 etslîcher was ein Sarrazîn.
Verse: 30 dar nâch muoste ouch getrecket sîn
Verse: 1 aht ors mit zindâle
Verse: 2 verdecket al zemâle,
Verse: 3 daz niunde sînen satel truoc.
Verse: 4 ein schilt, des ich ê gewuoc,
Verse: 5 den vuorte ein knappe vil gemeit.
Verse: 6 dâ bî nâch den selben reit
Verse: 7 pusûner, der man noch bedarf.
Verse: 8 ein tambûrer sluoc und warf
Verse: 9 hôhe sîne tambûr.
Verse: 10 den herren nam vil untûr,
Verse: 11 dâ enriten floitierre bî
Verse: 12 und guoter videlære drî.
Verse: 13 den was allen niht ze gâch.
Verse: 14 selbe reit er hinden nâch
Verse: 15 und sîn marnære,
Verse: 16 der wîse und der mære.
Verse: 17 swaz da was volkes inne,
Verse: 18 mœre und mœrinne
Verse: 19 was beidiu wîp unde man.
Verse: 20 der herre schouwen began
Verse: 21 manegen schilt zebrochen,
Verse: 22 mit spern gar durchstochen:
Verse: 23 der was dâ vil gehangen vür
Verse: 24 an die wende und an die tür.
Verse: 25 si heten jâmer unde guft.
Verse: 26 in diu venster gein dem luft
Verse: 27 was gebettet manegem wunden man,
Verse: 28 swenne er dem arzât gewan,
Verse: 29 daz er doch mohte niht genesen.
Verse: 30 der was bî vînden gewesen:
Verse: 1 sus warp ie der ungerne vlôch.
Verse: 2 vil orse man im widerzôch
Verse: 3 durchstochen und verhouwen.
Verse: 4 manege tunkele vrouwen
Verse: 5 sach er beidenthalben sîn,
Verse: 6 nâch rabens varwe was ir schîn.
Verse: 7 sîn wirt in minneclîche emphienc,
Verse: 8 daz im nâch vreuden sît ergienc.
Verse: 9 daz was ein ellens rîcher man:
Verse: 10 mit sîner hant hete er getân
Verse: 11 manegen stich unde slac,
Verse: 12 wande er einer porten phlac.
Verse: 13 bî dem er manegen ritter vant,
Verse: 14 die ir hende hiengen in diu bant
Verse: 15 und den ir houbet wâren verbunden.
Verse: 16 die heten solhe wunden,
Verse: 17 daz si doch tâten ritterschaft:
Verse: 18 si heten lâzen niht ir kraft.
Verse: 19 der burcgrâve von der stat
Verse: 20 sînen gast dô minneclîchen bat,
Verse: 21 daz er niht verbære
Verse: 22 al daz sîn wille wære
Verse: 23 über sîn guot und über den lîp.
Verse: 24 er vuorte in dâ er vant sîn wîp,
Verse: 25 diu Gahmureten kuste,
Verse: 26 des in doch wênec geluste.
Verse: 27 dar nâch vuor er enbîzen sân.
Verse: 28 dô diz alsus was getân,
Verse: 29 der marschalc vuor von im zehant
Verse: 30 aldâ er die küneginne vant,
Verse: 1 und iesch vil grôziu botenbrôt.
Verse: 2 er sprach: "vrouwe, unser nôt
Verse: 3 ist mit vreuden zegangen.
Verse: 4 den wir hie haben emphangen,
Verse: 5 daz ist ein ritter sô getân,
Verse: 6 daz wir ze vlêhen immer hân
Verse: 7 unsern goten, die in uns brâhten,
Verse: 8 daz si des ie gedâhten."
Verse: 9 "nû sage mir ûf die triuwe dîn,
Verse: 10 wer der ritter müge sîn.'
Verse: 11 "vrouwe, er ist ein degen fier,
Verse: 12 des bâruckes soldier,
Verse: 13 ein Anschevîn von hôher art.
Verse: 14 âvoi wie wênec wirt gespart
Verse: 15 sîn lîp, swâ man in læzet an!
Verse: 16 wie rehte er dar unde dan
Verse: 17 entwîchet unde kêret!
Verse: 18 die vînde er schaden lêret.
Verse: 19 ich sach in strîten schône:
Verse: 20 dâ die Babilône
Verse: 21 Alexandrîe lœsen solden
Verse: 22 und dô si dannen wolden
Verse: 23 den bâruc trîben mit gewalt,
Verse: 24 waz ir dâ nider wart gevalt
Verse: 25 an der schumphentiure!
Verse: 26 dâ begienc der gehiure
Verse: 27 mit sînem lîbe solhe tât,
Verse: 28 si heten vliehens deheinen rât.
Verse: 29 dar zuo hôrte ich in nennen,
Verse: 30 man solde wol erkennen
Verse: 1 daz er den prîs über manegiu lant
Verse: 2 hete al eine ze sîner hant."
Verse: 3 "nû sich et wenne oder wie
Verse: 4 und vüege daz er mich spreche hie.
Verse: 5 wir hân doch vride al disen tac:
Verse: 6 dâ von der helt wol rîten mac
Verse: 7 her ûf ze mir oder sol ich dar?
Verse: 8 erst anders denne wir gevar:
Verse: 9 ouwî wan tæte im daz niht wê!
Verse: 10 daz hete ich gerne ervunden ê,
Verse: 11 ob mirz die mîne rieten:
Verse: 12 ich solde im êre bieten,
Verse: 13 geruochet er mir nâhen.
Verse: 14 wie sol ich in emphâhen?
Verse: 15 ist er mir dar zuo wol geborn,
Verse: 16 daz mîn kus niht si verlorn ?"
Verse: 17 "vrouwe, erst vür küneges künne erkant:
Verse: 18 des sî mîn lîp genennet phant.
Verse: 19 vrouwe, ich wil iuwern vürsten sagen,
Verse: 20 daz si rîchiu kleider tragen
Verse: 21 und daz si vor iu bîten,
Verse: 22 unz daz wir zuo ziu rîten:
Verse: 23 daz saget ir iuwern vrouwen gar.
Verse: 24 wan swenne ich nû hin nider var,
Verse: 25 sô bringe ich iu den werden gast,
Verse: 26 dem süezer tugende nie gebrast."
Verse: 27 harte wênec des verdarp,
Verse: 28 vil behendeclîchen warp
Verse: 29 der marschalc sîner vrouwen bete.
Verse: 30 balde wart dô Gahmurete
Verse: 1 rîchiu kleider dar getragen,
Verse: 2 diu legete er an: sus hôrte ich sagen,
Verse: 3 daz diu tiure wæren.
Verse: 4 anker die swæren
Verse: 5 von arâbischem golde
Verse: 6 wâren drûfe als er wolde.
Verse: 7 dô saz der minnen geltes lôn
Verse: 8 ûf ein ors, daz ein Babilôn
Verse: 9 gein im durch tjostieren reit:
Verse: 10 den stach er drabe, daz was dem leit.
Verse: 11 ob sîn wirt iht mit im var?
Verse: 12 er und sîne ritter gar:
Verse: 13 jâ deiswâr, si sint es vrô.
Verse: 14 si riten mit ein ander dô
Verse: 15 und erbeizten vor dem palas,
Verse: 16 dâ manec ritter ûfe was:
Verse: 17 die muosten wol gekleidet sîn.
Verse: 18 sîniu kinder liefen vor im în,
Verse: 19 ie zwei ein ander an der hant.
Verse: 20 ir herre manege vrouwen vant,
Verse: 21 gekleidet wünneclîche.
Verse: 22 der küneginne rîche
Verse: 23 ir ougen vuocten hôhen pîn,
Verse: 24 dô si gesach den Anschevîn
Verse: 25 (der was minneclîch gevar),
Verse: 26 daz er entslôz ir herze gar,
Verse: 27 ez wære ir liep oder leit:
Verse: 28 daz beslôz dâ vor ir wîpheit.
Verse: 29 ein wênec si gein im dô trat,
Verse: 30 ir gast si sich küssen bat.
Verse: 1 si nam in selbe mit der hant,
Verse: 2 gein den vînden an die want
Verse: 3 sâzen si in diu venster wît
Verse: 4 ûf einen kulter, gesteppet samît,
Verse: 5 dar under ein weichez bette lac.
Verse: 6 ist iht liehters denne der tac,
Verse: 7 dem gelîchte niht diu künegin.
Verse: 8 si hete wîplîchen sin
Verse: 9 und was aber anders ritterlîch:
Verse: 10 der touwegen rôsen ungelîch,
Verse: 11 nâch swarzer varwe was ir schîn,
Verse: 12 ir krône ein liehter rubîn.
Verse: 13 ir houbet man dâ durch sach.
Verse: 14 diu wirtîn zir gaste sprach,
Verse: 15 daz ir liep wære sîn komen.
Verse: 16 "herre, ich hân von iu vernomen
Verse: 17 vil ritterlîcher werdekeit.
Verse: 18 durch iuwer zuht lât iu niht wesen leit,
Verse: 19 ob ich iu mînen kumber klage,
Verse: 20 den ich nâhe in mînem herzen trage."
Verse: 21 "mîn helfe iuch, vrouwe, niht irret.
Verse: 22 swaz iu war oder wirret,
Verse: 23 swâ daz wenden sol mîn hant,
Verse: 24 diu sî ze dienste dar benant.
Verse: 25 ich bin niht wan einec man:
Verse: 26 swer iu tuot oder hât getân,
Verse: 27 dâ biute ich gegen mînen schilt.
Verse: 28 die vînde wênec des bevilt."
Verse: 29 mit zühten sprach ein vürste sân:
Verse: 30 "hete wir einen houbetman,
Verse: 1 wir solden vînde wênec sparn,
Verse: 2 sît Vridebrant ist hin gevarn.
Verse: 3 der lœset dort sîn eigen lant:
Verse: 4 ein künec, heizet Hernant,
Verse: 5 den er durch Herlinde sluoc,
Verse: 6 des mâge tuont im leit genuoc,
Verse: 7 si enwellent sichs niht mâzen.
Verse: 8 er hât hie helde lâzen,
Verse: 9 den herzogen Hiutegêr,
Verse: 10 des rittertât uns manegiu sêr
Verse: 11 vrumt, und sîn geselleschaft.
Verse: 12 ir strît hât kunst unde kraft.
Verse: 13 sô hât hie manegen soldier
Verse: 14 von Normandie Gaschier,
Verse: 15 der wîse degen hêre.
Verse: 16 noch hât hie ritter mêre
Verse: 17 Kailet von Hoskurast.
Verse: 18 manegen zornegen gast
Verse: 19 die bræhten alle in ditze lant,
Verse: 20 der Schotten künec Vridebrant
Verse: 21 und sîner genôze viere.
Verse: 22 mit manegem soldiere
Verse: 23 westerhalp dort an dem mer
Verse: 24 dâ liget îsenhartes her
Verse: 25 mit vliezenden ougen.
Verse: 26 offenlîch noch tougen
Verse: 27 gesach si nimmer mêr dehein man,
Verse: 28 si enmüesten jâmers wunder hân.
Verse: 29 ir herzen regen die güsse warp,
Verse: 30 sît an der tjost ir herre starp."
Verse: 1 der gast zer wirtinne
Verse: 2 sprach mit ritters sinne:
Verse: 3 saget mir, ob irs geruochet,
Verse: 4 durch waz man iuch sô suochet
Verse: 5 zornlîche mit gewalt.
Verse: 6 ir habet sô manegen degen balt:
Verse: 7 mich müet daz si sint verladen
Verse: 8 mit vînde hazze nâch ir schaden."
Verse: 9 "daz sage ich iu, herre, sît irs gert.
Verse: 10 mir diende ein ritter, der was wert:
Verse: 11 sîn lîp was tugende ein bernde rîs.
Verse: 12 der helt was küene unde wîs,
Verse: 13 der triuwe ein reht beklibeniu vruht.
Verse: 14 sîn zuht wac vür alle zuht.
Verse: 15 der was noch kiuscher denne ein wîp,
Verse: 16 vrecheit und ellen truoc sîn lîp.
Verse: 17 sô engewuohs an ritter milder hant
Verse: 18 vor im nie über elliu lant.
Verse: 19 ich enweiz waz nâch uns sül geschehen:
Verse: 20 des lâzen ander liute jehen.
Verse: 21 er was gein valscher vuore ein tôr,
Verse: 22 in swarzer varwe als ich ein môr.
Verse: 23 sîn vater hiez Tankanîs,
Verse: 24 ein künec, der hete ouch hôhen prîs.
Verse: 25 mîn vriunt der hiez îsenhart.
Verse: 26 mîn wîpheit was unbewart,
Verse: 27 dô ich sîn dienst nâch minne emphienc.
Verse: 28 daz ez im nâch vreuden niht ergienc,
Verse: 29 des muoz ich immer jâmer tragen.
Verse: 30 si wænent daz ich in schuof erslagen:
Verse: 1 verrâtens ich doch wênec kan.
Verse: 2 swie mich des zîhen sîne man,
Verse: 3 er was mir lieber danne in.
Verse: 4 âne geziuge ich des niht bin,
Verse: 5 mit den ichz sol bewæren noch:
Verse: 6 die rehten wârheit wizzen doch
Verse: 7 mîne gote und ouch die sîne.
Verse: 8 er gap mir manege pîne.
Verse: 9 nû hât mîn schamdiu wîpheit
Verse: 10 sîn lôn erlenget und mîn leit.
Verse: 11 dem helde erwarp mîn magetuom
Verse: 12 an ritterschefte manegen ruom.
Verse: 13 dô versuochte ich in, ob er kunde sîn
Verse: 14 ein vriunt: daz wart vil balde schîn.
Verse: 15 er gap durch mich sîn harnas
Verse: 16 enwec, daz als ein palas
Verse: 17 dort stêt, daz ist sîn hôchgezelt:
Verse: 18 daz brâhten Schotten ûf diz velt.
Verse: 19 dô daz der helt âne wart,
Verse: 20 sîn lîp dô wênec wart gespart:
Verse: 21 des lebens in dâ nâch verdrôz.
Verse: 22 manege âventiure suochte er blôz:
Verse: 23 dô diz alsô was,
Verse: 24 ein vürste Protizilas
Verse: 25 (der hiez mîn massenîe),
Verse: 26 vor zageheit der vrîe,
Verse: 27 ûz durch âventiure reit,
Verse: 28 dâ grôz schade in niht vermeit,
Verse: 29 zem fôreist in Azagouc.
Verse: 30 ein tjost im sterben niht erlouc,
Verse: 1 die er tet ûf einen küenen man,
Verse: 2 der ouch sîn ende aldâ gewan:
Verse: 3 daz was mîn vriunt îsenhart.
Verse: 4 ir ieweder innen wart
Verse: 5 eins spers durch schilt und durch den lîp.
Verse: 6 daz klage ich noch vil armez wîp:
Verse: 7 ir beider tôt mich immer müet,
Verse: 8 ûf mîner triuwe jâmer blüet.
Verse: 9 ich enwart nie wîp deheines man."
Verse: 10 Gahmureten dûhte sân,
Verse: 11 swie si wære ein heidenin,
Verse: 12 mit triuwen wîplîcher sin
Verse: 13 in wîbes herze nie geslouf.
Verse: 14 ir kiusche was ein reiner touf
Verse: 15 und ouch der regen der si begôz,
Verse: 16 der wâc der von ir ougen vlôz
Verse: 17 ûf ir zobel und an ir brust.
Verse: 18 riuwen phlege was ir gelust
Verse: 19 und rehtiu jâmers lêre.
Verse: 20 si sagete im vürbaz mêre:
Verse: 21 "dô suochte mich von über mer
Verse: 22 der Schotten künec mit sînem her:
Verse: 23 der was sîns œheimes sun.
Verse: 24 si enmohten mir niht mêr getuon
Verse: 25 schaden, denne mir was geschehen
Verse: 26 an îsenharte, ich muoz es jehen."
Verse: 27 diu vrouwe ersiufte dicke.
Verse: 28 durch die zeher manege blicke
Verse: 29 si schamde gastlîchen sach
Verse: 30 an Gahmureten: dô verjach
Verse: 1 ir ougen dem herzen sân,
Verse: 2 daz er wære wol getân.
Verse: 3 si kunde ouch liehte varwe spehen,
Verse: 4 wan si hete ê gesehen
Verse: 5 manegen liehten heiden.
Verse: 6 aldâ wart under in beiden
Verse: 7 ein vil getriulîchiu ger:
Verse: 8 sie sach dar und er sach her.
Verse: 9 dar nâch hiez si schenken sân.
Verse: 10 torste si, daz wære verlân:
Verse: 11 ez müete si daz ez niht beleip,
Verse: 12 wande ez die ritter ie vertreip,
Verse: 13 die gerne sprâchen wider diu wîp.
Verse: 14 doch was ir lîp sîn selbes lîp:
Verse: 15 ouch hete er ir den muot gegeben,
Verse: 16 sîn leben was der vrouwen leben.
Verse: 17 dô stuont er ûf unde sprach:
Verse: 18 "vrouwe, ich tuon iu ungemach:
Verse: 19 ich kan ze lange sitzen.
Verse: 20 daz entuon ich niht mit witzen.
Verse: 21 mir ist vil dienestlîchen leit
Verse: 22 daz iuwer kumber ist sô breit.
Verse: 23 vrouwe, gebietet über mich:
Verse: 24 swar ir welt, darst mîn gerich.
Verse: 25 ich diene iu allez daz ich sol."
Verse: 26 si sprach: "herre, des trûwe ich wol."
Verse: 27 der burcgrâve, sîn wirt,
Verse: 28 nû vil wênec des verbirt,
Verse: 29 er enkürze im sîne stunde.
Verse: 30 ze vrâgen er begunde,
Verse: 1 ob er wolde baneken rîten,
Verse: 2 "und schouwet wâ wir strîten,
Verse: 3 wie unser porten sîn behuot."
Verse: 4 Gahmuret der degen guot
Verse: 5 sprach, er wolde gerne sehen
Verse: 6 wâ ritterschaft dâ wære geschehen.
Verse: 7 her abe mit dem helde reit
Verse: 8 manec ritter vil gemeit,
Verse: 9 hie der wîse, dort der tumbe.
Verse: 10 si vuorten in alumbe
Verse: 11 vür sehzehen porten.
Verse: 12 si beschieden im mit worten,
Verse: 13 daz der deheiniu wære bespart,
Verse: 14 "sît würde gerochen îsenhart
Verse: 15 an uns mit zorne, naht noch tac.
Verse: 16 unser strît vil nâch gelîche wac:
Verse: 17 man beslôz ir deheine sît.
Verse: 18 uns gît vor ehte porten strît
Verse: 19 des getriuwen îsenhartes man.
Verse: 20 die hânt uns schaden vil getân:
Verse: 21 si ringent mit zorne,
Verse: 22 die vürsten wol geborne,
Verse: 23 des küneges man von Azagouc.
Verse: 24 vor ieslîcher porte vlouc
Verse: 25 ob küener schar ein liehter vane,
Verse: 26 ein durchstochen ritter drane.
Verse: 27 "als îsenhart den lîp verlôs,
Verse: 28 sîn volc diu wâpen dâ nâch kôs:
Verse: 29 dâ gein hân wir einen site,
Verse: 30 dâ stille wir ir jâmer mite.
Verse: 1 unser vanen sint erkant,
Verse: 2 daz zwêne vinger ûz der hant
Verse: 3 biutet gein dem eide,
Verse: 4 ir engeschæhe nie sô leide,
Verse: 5 wan sît daz îsenhart lac tôt
Verse: 6 (mîner vrouwen vrumte er herzen nôt),
Verse: 7 sus stêt diu künegîn gemâl,
Verse: 8 vrou Belacâne, sunder twâl
Verse: 9 in einen blanken samît
Verse: 10 gesniten von swarzer varwe sît
Verse: 11 daz wir diu wâpen kurn an in:
Verse: 12 ir triuwe an jâmer hât gewin.
Verse: 13 die steckent ob den porten hôch.
Verse: 14 vür die andern ehte uns suochet noch
Verse: 15 des stolzen Vridebrandes her,
Verse: 16 die getouften von über mer.
Verse: 17 ieslîcher porte ein vürste phliget,
Verse: 18 der sich strîtes ûz bewiget
Verse: 19 mit sîner baniere.
Verse: 20 wir haben Gaschiere
Verse: 21 gevangen einen grâven abe.
Verse: 22 der biutet uns vil grôze habe:
Verse: 23 der ist Kailetes swester sun.
Verse: 24 swaz uns der nû mac getuon,
Verse: 25 daz muoz ie dirre gelten.
Verse: 26 solh gelücke kumt uns selten.
Verse: 27 grüenes angers, lützel sandes,
Verse: 28 wol drîzec poinder landes
Verse: 29 ist zir gezelten von dem graben:
Verse: 30 dâ wirt vil manec tjost erhaben."
Verse: 1 disiu mære sagete im gar sîn wirt:
Verse: 2 "ein ritter nimmer daz verbirt,
Verse: 3 er enkome durch tjostieren vür.
Verse: 4 ob der sîn dienest dort verlür
Verse: 5 an ir, diu in sande her,
Verse: 6 waz hülfe in denne sîn vrechiu ger?
Verse: 7 daz ist der stolze Hiutegêr.
Verse: 8 von dem mac ich wol sprechen mêr,
Verse: 9 sît wir hie sîn besezzen,
Verse: 10 daz der helt vermezzen
Verse: 11 ie smorgens vil bereite was
Verse: 12 vor der porte gein dem palas.
Verse: 13 ouch ist von dem küenen man
Verse: 14 kleinœtes vil gevüeret dan,
Verse: 15 daz er durch unser schilde stach,
Verse: 16 des man vür grôze koste jach
Verse: 17 sôz die krîgierre brâchen drabe.
Verse: 18 er valte uns manegen ritter abe.
Verse: 19 er læt sich gerne schouwen,
Verse: 20 in lobent ouch unser vrouwen.
Verse: 21 swen wîp lobent, der wirt erkant:
Verse: 22 er hât den prîs ze sîner hant
Verse: 23 und sînes herzen wunne."
Verse: 24 dô hete diu müede sunne
Verse: 25 ir liehten blic hin zir gelesen:
Verse: 26 des banekens muoste ein ende wesen,
Verse: 27 der gast mit sînem wirte reit.
Verse: 28 er vant sîn ezzen al bereit.
Verse: 29 ich muoz iu von ir spîse sagen:
Verse: 30 diu wart mit zühten vür getragen,
Verse: 1 man diende in ritterlîche.
Verse: 2 diu küneginne rîche
Verse: 3 kom stolzlîch vür sînen tisch.
Verse: 4 hie stuont der reiger, dort der visch.
Verse: 5 si was durch daz hin zim gevarn,
Verse: 6 si wolde selbe daz bewarn
Verse: 7 daz man sîn phlæge wol ze vromen.
Verse: 8 si was mit juncvrouwen komen.
Verse: 9 si kniete nider (daz was im leit),
Verse: 10 mit ir selber hant si sneit
Verse: 11 dem ritter sîner spîse ein teil.
Verse: 12 diu vrouwe was ir gastes geil.
Verse: 13 dô huop si im sîn trinken dar
Verse: 14 und phlac sîn wol: ouch nam er war,
Verse: 15 wie was gebærde und ir wort.
Verse: 16 zende an sînes tisches ort
Verse: 17 sâzen sîne spilman
Verse: 18 und anderhalp sîn kappelân.
Verse: 19 al schemde er an die vrouwen sach,
Verse: 20 harte blûclîche er sprach:
Verse: 21 "ich enhân michs niht genietet,
Verse: 22 als ir mirz, vrouwe, bietet,
Verse: 23 mîns lîbes mit solhen êren.
Verse: 24 ob ich iuch solde lêren,
Verse: 25 sô wære hînt an iuch gegert
Verse: 26 eins phlegens des ich wære wert,
Verse: 27 sô enwært ir niht her abe geriten.
Verse: 28 getar ich iuch des, vrouwe, biten,
Verse: 29 sô lât mich in der mâze leben.
Verse: 30 ir habet mir êre ze vil gegeben."
Verse: 1 si enwolde ouch des niht lâzen,
Verse: 2 dâ sîniu kinder sâzen,
Verse: 3 diu bat si ezzen vaste.
Verse: 4 diz bôt si zêren ir gaste.
Verse: 5 gar disiu juncherrelîn
Verse: 6 wâren holt der künegîn.
Verse: 7 dar nâch diu vrouwe niht vergaz,
Verse: 8 si gienc ouch dâ der wirt saz
Verse: 9 und des wîp, diu burcgrâvîn.
Verse: 10 den becher huop diu künegîn,
Verse: 11 si sprach: "lâ dir bevolhen sîn
Verse: 12 unsern gast: diu êre ist dîn.
Verse: 13 dar umbe ich iuch beide mane."
Verse: 14 si nam urloup, dô gienc si dane
Verse: 15 aber hin wider vür ir gast.
Verse: 16 des herze truoc ir minnen last,
Verse: 17 daz selbe ouch ir von im geschach,
Verse: 18 des ir herze und ir ougen jach:
Verse: 19 diu muostens mir ir phlihte hân.
Verse: 20 mit zühten sprach diu vrouwe sân:
Verse: 21 "gebietet, herre, (swes ir gert,
Verse: 22 daz schaffe ich, wande ir sît es wert)
Verse: 23 und lât mich iuwer urloup hân.
Verse: 24 wirt iu guot gemach getân,
Verse: 25 des vreu wir uns über al."
Verse: 26 guldîn wæren ir kerzstal,
Verse: 27 vier lieht man vor ir drûfe truoc.
Verse: 28 si reit ouch dâ si vant genuoc.
Verse: 29 si enâzen ouch niht langer dô.
Verse: 30 der herre was trûrec unde vrô:
Verse: 1 er vreute sich daz man im bôt
Verse: 2 grôz êre. in twanc doch ander nôt:
Verse: 3 daz was diu strenge minne,
Verse: 4 diu neiget hôhe sinne.
Verse: 5 diu wirtîn vuor an ir gemach,
Verse: 6 harte schiere daz geschach.
Verse: 7 man bette dem helde sân,
Verse: 8 daz wart mit vlîze getân.
Verse: 9 der wirt sprach zem gaste:
Verse: 10 "nû sult ir slâfen vaste
Verse: 11 und ruowet hînt: des wirt iu nôt."
Verse: 12 der wirt den sînen daz gebôt,
Verse: 13 si solden dannen kêren.
Verse: 14 des gastes junchêren,
Verse: 15 der bette alumbe daz sîne lac,
Verse: 16 ir houbet dran, wande er des phlac.
Verse: 17 dâ stuonden kerzen harte grôz
Verse: 18 und brunnen lieht. den helt verdrôz
Verse: 19 daz sô lanc was diu naht.
Verse: 20 in brâhte dicke in ungemach
Verse: 21 diu swarze mœrinne,
Verse: 22 des landes küneginne.
Verse: 23 er want sich dicke als ein wit,
Verse: 24 daz im kracheten diu lit:
Verse: 25 strît und minne was sîn ger.
Verse: 26 nû wünschet daz mans in gewer.
Verse: 27 sîn herze gap von stôzen schal,
Verse: 28 wande ez nâch ritterschefte swal.
Verse: 29 daz begunde dem recken
Verse: 30 sîne brust beide erstrecken,
Verse: 1 sô diu senewe tuot daz armbrust.
Verse: 2 dâ was ze dræte sîn gelust.
Verse: 3 der herre âne allez slâfen lac,
Verse: 4 unz er erkôs den grâwen tac:
Verse: 5 der gap dennnoch niht liehten schîn.
Verse: 6 dô solde ouch dâ bereite sîn
Verse: 7 zer messe ein sîn kappelân,
Verse: 8 der sanc si gote und ime sân.
Verse: 9 sîn harnas truoc man sâ zehant.
Verse: 10 er reit dâ man tjostieren vant.
Verse: 11 dô saz er an der stunde
Verse: 12 ûf ein ors, daz beidiu kunde
Verse: 13 hurtlîchen dringen
Verse: 14 und snelleclîchen springen,
Verse: 15 bekêrec swâ manz wider zôch:
Verse: 16 sînen anker ûf dem helme hôch
Verse: 17 man gein der porte vüeren sach.
Verse: 18 aldâ wîp und man verjach,
Verse: 19 si engesæhen nie helt sô wünneclîch,
Verse: 20 ir gote im solden sîn gelîch.
Verse: 21 man vuorte ouch starkiu sper dâ bî.
Verse: 22 wie er gezimieret sî?
Verse: 23 sîn ors von îser truoc ein dach,
Verse: 24 daz was vür slege des gemach.
Verse: 25 dar ûf ein ander decke lac,
Verse: 26 ringe, diu niht swære wac:
Verse: 27 daz was ein grüener samît.
Verse: 28 sîn wâpenroc, sîn kursît
Verse: 29 was ouch ein grüenez achmardî:
Verse: 30 daz was geworht dâ z21Arâbî.
Verse: 1 dar an ich liuge niemen.
Verse: 2 sîne schiltriemen,
Verse: 3 swaz der dar zuo gehôrte,
Verse: 4 was ein unverblichen borte
Verse: 5 mit gesteine harte tiure.
Verse: 6 geliutert in dem viure
Verse: 7 was sîn buckel rôt golt.
Verse: 8 sîn dienest nam der minne solt:
Verse: 9 ein scharpher strît in ringe wac.
Verse: 10 diu künegîn in dem venster lac,
Verse: 11 bî ir sâzen vrouwen mêr.
Verse: 12 nû seht, dort hielt ouch Hiutegêr,
Verse: 13 aldâ im ê der prîs geschach.
Verse: 14 dô er disen ritter komen sach
Verse: 15 zuo zim kalopieren hie,
Verse: 16 dô dâhte er: "wenne oder wie
Verse: 17 kom dirre Franzois inz lant?
Verse: 18 wer hât den stolzen her gesant?
Verse: 19 hete ich den vür einen môr,
Verse: 20 sô wære mîn bester sin ein tôr."
Verse: 21 diu doch von sprungen niht beliben,
Verse: 22 ir ors mit sporn si beide triben
Verse: 23 ûz dem walap in die rabîn.
Verse: 24 si tâten ritters ellen schîn:
Verse: 25 der tjost ein ander si niht lugen.
Verse: 26 die sprîzen gein den lüften vlugen
Verse: 27 von des küenen Hiutegêres sper:
Verse: 28 ouch valte in sînes strîtes wer
Verse: 29 hinderz ors ûf daz gras.
Verse: 30 vil ungewent er des was.
Verse: 1 er reit ûf in und trat in nider.
Verse: 2 des erholde er sich dicke wider:
Verse: 3 er tet werlîchen willen schîn,
Verse: 4 doch steckete in dem arme sîn
Verse: 5 diu Gahmuretes lanze.
Verse: 6 der iesch fîanze.
Verse: 7 sînen meister hete er vunden.
Verse: 8 "wer hât mich überwunden ?"
Verse: 9 alsô sprach der küene man.
Verse: 10 der sigehafte jach dô sân:
Verse: 11 "ich bin Gahmuret Anschevîn.
Verse: 12 er sprach: "mîn sicherheit sî dîn."
Verse: 13 die emphienc er unde sande in în:
Verse: 14 des muoste er vil geprîset sîn
Verse: 15 von den vrouwen die daz sâhen.
Verse: 16 dort her begunde gâhen
Verse: 17 von Normandîe Gaschier,
Verse: 18 der ellens rîche degen fier,
Verse: 19 der starke tjostiure.
Verse: 20 hie hielt ouch der gehiure
Verse: 21 Gahmuret zer andern tjost bereit.
Verse: 22 sînem sper was daz îser breit
Verse: 23 und der schaft veste.
Verse: 24 aldâ werten die geste
Verse: 25 ein ander: ungelîche ez wac.
Verse: 26 Gaschier dar nider lac
Verse: 27 mit orse mit alle
Verse: 28 von der tjoste valle
Verse: 29 und wart betwungen sicherheit,
Verse: 30 ez wære im liep oder leit.
Verse: 1 Gahmuret der wîgant
Verse: 2 sprach: "mir sichert iuwer hant:
Verse: 3 diu was bî manlîcher wer.
Verse: 4 nû rîtet gein der Schotten her
Verse: 5 und bitet si daz si uns verbern
Verse: 6 mit strîte, ob si des wellen gern,
Verse: 7 und komt nâch mir in die stat."
Verse: 8 swaz er gebôt oder bat,
Verse: 9 endehaft ez wart getân:
Verse: 10 die Schotten muosten strîten lân.
Verse: 11 dô kom gevarn Kailet.
Verse: 12 von dem kêrte Gahmuret,
Verse: 13 wande er was sîner muomen sun:
Verse: 14 waz solde er im dô leides tuon?
Verse: 15 der Spânôl rief im nâch genuoc.
Verse: 16 einen strûz er ûf dem helme truoc.
Verse: 17 gezimieret was der man,
Verse: 18 als ich dâ von ze sagen hân,
Verse: 19 mit phelle wît unde lanc.
Verse: 20 daz gevilde nâch dem helde klanc:
Verse: 21 sîne schellen gâben gedœne.
Verse: 22 er bluome an mannes schœne,
Verse: 23 sîn varwe an schœne hielt den strît
Verse: 24 unz an zwêne, die nâch im wuohsen sît,
Verse: 25 Bêâcurs, Lôtes kint,
Verse: 26 und Parzivâl, die dâ niht sint:
Verse: 27 die wâren dennoch ungeborn
Verse: 28 und wurden sît vür schœne erkorn.
Verse: 29 Gaschier in mit dem zoume nam:
Verse: 30 "iuwer wilde wirt vil zam
Verse: 1 (daz sage ich iu ûf die triuwe mîn),
Verse: 2 bestêt ir den Anschevîn,
Verse: 3 der mîne sicherheit dort hât.
Verse: 4 ir sult merken mînen rât
Verse: 5 und dar zuo, herre, mîne bete.
Verse: 6 ich hân geheizen Gahmurete
Verse: 7 daz ich iuch alle wende.
Verse: 8 daz lobete ich sîner hende:
Verse: 9 durch mich lât iuwer streben sîn.
Verse: 10 er tuot iu kraft an strîte schîn."
Verse: 11 dô sprach der künec Kailet:
Verse: 12 "ist ez mîn neve Gahmuret,
Verse: 13 fil li roi Gandîn,
Verse: 14 mit dem lâze ich mîn strîten sîn.
Verse: 15 lât mir den zoum." "ich enlâzes niht,
Verse: 16 ê daz mîn ouge alrêst ersiht
Verse: 17 iuwer blôzez houbet.
Verse: 18 daz mîne ist mir betoubet."
Verse: 19 den helm er im her abe dô bant.
Verse: 20 Gahmuret mêr strîtes vant
Verse: 21 (ez was wol mitter morgen dô):
Verse: 22 die von der stat des wâren vrô,
Verse: 23 die dise tjost ersâhen.
Verse: 24 si begunden alle gâhen
Verse: 25 an ir werlîchen letze.
Verse: 26 er was vor in ein netze:
Verse: 27 swaz drunder kom, daz was beslagen.
Verse: 28 ein ander ors, sus hœre ich sagen,
Verse: 29 dar ûf saz der werde:
Verse: 30 daz vlouc und ruorte die erde,
Verse: 1 gereht ze beiden sîten,
Verse: 2 küene dâ man solde strîten,
Verse: 3 verhalden unde dræte.
Verse: 4 waz er dar ûfe tæte?
Verse: 5 des muoz ich im vür ellen jehen:
Verse: 6 er reit dâ in môren mohten sehen,
Verse: 7 aldâ die lâgen mit ir her,
Verse: 8 westerhalp dort an dem mer.
Verse: 9 ein vürste Razalîc dâ hiez.
Verse: 10 deheinen tac daz nimmer liez
Verse: 11 der rîcheste von Azagouc
Verse: 12 (sîn geslehte im des niht louc,
Verse: 13 von küneges vrühte was sîn art),
Verse: 14 der huop sich immer dannewart
Verse: 15 durch tjostieren gein der stat.
Verse: 16 aldâ tet sîner krefte mat
Verse: 17 der helt von Anschouwe.
Verse: 18 daz klagete ein swarziu vrouwe,
Verse: 19 diu in hete dar gesant,
Verse: 20 daz in dâ iemen überwant.
Verse: 21 ein knappe bôt al sunder bete
Verse: 22 sînem herren Gahmurete
Verse: 23 ein sper, dem was der schaft ein rôr.
Verse: 24 dâ mite stach er dem môr
Verse: 25 hinderz ors ûf den griez:
Verse: 26 niht langer er in ligen liez,
Verse: 27 dâ twanc in sicherheit sîn hant.
Verse: 28 dô was daz urliuge gelant
Verse: 29 und im ein grôzer prîs geschehen.
Verse: 30 Gahmuret begunde sehen
Verse: 1 aht vanen sweimen gein der stat,
Verse: 2 die er balde wenden bat
Verse: 3 den küenen sigelôsen man.
Verse: 4 dar nâch gebôt er im dô sân
Verse: 5 daz er kêrte nâch im în.
Verse: 6 daz tet er, wande ez solde et sîn.
Verse: 7 Gaschier sîn komen ouch niht verbirt,
Verse: 8 an dem innen wart der wirt
Verse: 9 daz sîn gast was komen ûz.
Verse: 10 daz er niht îsen als ein strûz
Verse: 11 und starke vlinse verslant,
Verse: 12 daz machte daz er ir niht envant.
Verse: 13 sîn zorn begunde limmen
Verse: 14 und als ein lewe brimmen.
Verse: 15 dô brach er ûz sîn eigen hâr.
Verse: 16 er sprach: "nû sint mir mîniu jâr
Verse: 17 nâch grôzer tumpheit bewant.
Verse: 18 die gote heten mir gesant
Verse: 19 einen küenen werden gast:
Verse: 20 ist er verladen mit strîtes last,
Verse: 21 sô enmac ich nimmer werden wert.
Verse: 22 waz touc mir schilt unde swert?
Verse: 23 er sol mich schelden, swer michs mane."
Verse: 24 dô kêrte er von den sînen dane,
Verse: 25 gein der porte er vaste ruorte.
Verse: 26 ein knappe im widervuorte
Verse: 27 einen schilt, ûzen und innen dran
Verse: 28 gemâlt als ein durchstochen man,
Verse: 29 geworht in îsenhartes lant.
Verse: 30 einen helm er vuorte ouch in der hant
Verse: 1 und ein swert daz Razalîc
Verse: 2 durch ellen brâhte in den wîc.
Verse: 3 dâ was er von gescheiden,
Verse: 4 er küene swarze heiden,
Verse: 5 des lop was virrec unde wît.
Verse: 6 starp er âne toufen sît,
Verse: 7 sô erkenne sich über den degen balt
Verse: 8 der aller wunder hât gewalt.
Verse: 9 dô der burcgrâve daz gesach,
Verse: 10 sô rehte liebe im nie geschach.
Verse: 11 diu wâpen er erkande,
Verse: 12 hin ûz der porte er rande.
Verse: 13 sînen gast sach er dort halden,
Verse: 14 den jungen, niht den alden,
Verse: 15 al gernde strîteclîcher tjost.
Verse: 16 dô nam in Lahfilirost,
Verse: 17 sîn wirt. der zôch in vaste wider,
Verse: 18 er enstach dâ mêr deheinen nider.
Verse: 19 Lahfilirost schahtelacunt
Verse: 20 sprach: "herre, ir sult mir machen kunt,
Verse: 21 hât betwungen iuwer hant
Verse: 22 Razalîgen? unser lant
Verse: 23 ist kamphes sicher immer mêr.
Verse: 24 der ist ob al den môren hêr,
Verse: 25 des getriuwen îsenhartes man,
Verse: 26 die uns den schaden hânt getân.
Verse: 27 sich hât verendet unser nôt.
Verse: 28 ein zornec got in daz gebôt,
Verse: 29 daz si uns hie suochten mit ir her:
Verse: 30 nûst enschumphieret ir wer."
Verse: 1 er vuorte in în, daz was im leit.
Verse: 2 diu küneginne im widerreit.
Verse: 3 sînen zoum nam si mit ir hant,
Verse: 4 si entstricte der vinteilen bant.
Verse: 5 der wirt in muoste lâzen.
Verse: 6 sîne knappen niht vergâzen,
Verse: 7 si enkêrten vaste ir herren nâch.
Verse: 8 durch die stat man vüeren sach
Verse: 9 ir gast die küneginne wîs,
Verse: 10 der dâ behalden hete den prîs.
Verse: 11 si erbeizte aldâ sis dûhte zît.
Verse: 12 "wê wie getriuwe ir knappen sît!
Verse: 13 ir wænt verliesen disen man:
Verse: 14 dem wirt âne iuch gemach getân.
Verse: 15 nemt sîn ors und vüert daz hin:
Verse: 16 sîn geselle ich hie bin."
Verse: 17 vil vrouwen er dort ûfe vant.
Verse: 18 entwâpent mit swarzer hant
Verse: 19 wart er von der künegîn.
Verse: 20 ein declachen zobelîn
Verse: 21 und ein bette wol gehêret,
Verse: 22 dar an im wart gemêret
Verse: 23 ein heimlîchiu êre.
Verse: 24 aldâ was niemen mêre:
Verse: 25 die juncvrouwen giengen vür
Verse: 26 und sluzzen nâch in zuo die tür.
Verse: 27 dô phlac diu küneginne
Verse: 28 einer werden süezen minne
Verse: 29 und Gahmuret, ir herzen trût.
Verse: 30 ungelîch was doch ir zweier h^t.
Verse: 1 si brâhten ophers vil ir goten,
Verse: 2 die von der stat. waz wart geboten
Verse: 3 dem küenen Razalîge,
Verse: 4 dô er schiet von dem wîge?
Verse: 5 daz leiste er durch triuwe:
Verse: 6 doch wart sîn jâmer niuwe
Verse: 7 nâch sînem herren îsenhart.
Verse: 8 der burcgrâve des innen wart,
Verse: 9 daz er kom: dô wart ein schal.
Verse: 10 dar kômen die vürsten über al
Verse: 11 ûz der künegîn lant von Zazamanc.
Verse: 12 die sageten im des prîses danc,
Verse: 13 den er hete aldâ bezalt.
Verse: 14 ze rehter tjost hete er gevalt
Verse: 15 vier und zweinzec ritter nider
Verse: 16 und zôch ir ors almeistec wider.
Verse: 17 dâ wâren gevangen vürsten drî,
Verse: 18 den reit manec ritter bî
Verse: 19 ze hove ûf den palas.
Verse: 20 entslâfen und enbizzen was
Verse: 21 und wünneclîch gefeitet,
Verse: 22 mit kleidern wol bereitet
Verse: 23 was des hœsten wirtes lîp.
Verse: 24 diu ê hiez maget, diu was nû wîp.
Verse: 25 diu in her ûz vuorte an ir hant,
Verse: 26 si sprach: "mîn lîp und ouch mîn lant
Verse: 27 ist disem ritter undertân,
Verse: 28 ob ez im vînde wellent lân."
Verse: 29 dô wart gevolget Gahmurete
Verse: 30 einer hovelîchen bete:
Verse: 1 "gêt nâher, mîn her Razalîc:
Verse: 2 ir sult küssen mîn wîp.
Verse: 3 alsô tuot ouch ir, her Gaschier."
Verse: 4 Hiutegêren den Schotten fier
Verse: 5 bat er si küssen an ir munt,
Verse: 6 der was von sîner tjoste wunt.
Verse: 7 er bat si alle sitzen,
Verse: 8 al stênde sprach er mit witzen:
Verse: 9 "ich sæhe ouch gerne den neven mîn
Verse: 10 möhtez mit sînen hulden sîn,
Verse: 11 der in hie gevangen hât.
Verse: 12 ich enhâns von sippe deheinen rât,
Verse: 13 ich enmüeze in ledec machen."
Verse: 14 diu künegîn begunde lachen.
Verse: 15 si hiez balde nâch im springen:
Verse: 16 dort her begunde dringen
Verse: 17 der minneclîche bêâ cunt.
Verse: 18 der was von ritterschefte wunt
Verse: 19 und hetez ouch dâ vil guot getân.
Verse: 20 Gaschier der Orimân
Verse: 21 in dar brâhte, er was kurtois.
Verse: 22 sîn vater was ein Franzois,
Verse: 23 er was Kailetes swester barn.
Verse: 24 in wîbes dienste er was gevarn.
Verse: 25 er hiez Killirjacac,
Verse: 26 aller manne schœne er widerwac.
Verse: 27 dô in Gahmuret gesach
Verse: 28 (ir antlitze sippe jach,
Verse: 29 diu wâren ein ander vil gelîch),
Verse: 30 er bat die küneginne rîch
Verse: 1 in küssen unde vâhen zir.
Verse: 2 er sprach: "nû ginc ouch her ze mir."
Verse: 3 der wirt in kuste selbe dô:
Verse: 4 si wâren ze sehen ein ander vrô.
Verse: 5 Gahmuret sprach aber sân:
Verse: 6 "ouwê junc süezer man,
Verse: 7 waz solde her dîn kranker lîp?
Verse: 8 sage an, gebôt dir daz ein wîp?"
Verse: 9 "die gebietent wênec, herre, mir.
Verse: 10 mich hât mîn veter Gaschier
Verse: 11 her brâht, er weiz wol selbe wie.
Verse: 12 ich hân im tûsent ritter hie
Verse: 13 und stên im dienestlîche bî.
Verse: 14 ze Rœmes in Normandî
Verse: 15 kom ich zer samenunge.
Verse: 16 ich brâhte im helde junge,
Verse: 17 ich vuor von Schampâne durch in.
Verse: 18 nû wil kunst unde sin
Verse: 19 der schade an in kêren,
Verse: 20 ir enwelt iuch selben êren,
Verse: 21 gebietet ir, sô lât in mîn
Verse: 22 geniezen, senften sînen pîn."
Verse: 23 "den rât nim dû vil gar ze dir.
Verse: 24 var dû und mîn her Gaschier
Verse: 25 und brinct mir Kaileten her."
Verse: 26 dô wurben si des heldes ger,
Verse: 27 si brâhten in durch sîne bete.
Verse: 28 dô wart ouch er von Gahmurete
Verse: 29 minneclîche emphangen
Verse: 30 und dicke umbevangen
Verse: 1 von der küneginne rîch.
Verse: 2 si kuste den degen minneclîch.
Verse: 3 er was ir mannes muomen sun
Verse: 4 (si mohtez wol mit êren tuon)
Verse: 5 und was von arte ein künec hêr.
Verse: 6 der wirt sprach lachende mêr:
Verse: 7 "got weiz, her Kailet,
Verse: 8 ob ich iu næme Dôlet
Verse: 9 und iuwer lant ze Spâne
Verse: 10 durch den künec von Gascâne,
Verse: 11 der iu dicke tuot mit zornes gir,
Verse: 12 daz wære ein untriuwe an mir,
Verse: 13 wande ir sît mîner muomen kint.
Verse: 14 die besten gar mit iu hie sint,
Verse: 15 der ritterschefte herte.
Verse: 16 wer twanc iuch dirre verte?"
Verse: 17 dô sprach der stolze degen junc:
Verse: 18 "mir gebôt mîn veter Schiltunc,
Verse: 19 des tohter Vridebrant dâ hât,
Verse: 20 daz ich im diende, ez wære sîn rât.
Verse: 21 der hât von sînem wîbe
Verse: 22 hie von mîn eines lîbe
Verse: 23 sehs tûsent ritter wol bekant,
Verse: 24 die tragent werlîche hant.
Verse: 25 ich brâhte ouch ritter mêr durch in,
Verse: 26 der ist ein teil gescheiden hin.
Verse: 27 hie wâren durch die Schotten
Verse: 28 die werlîche rotten.
Verse: 29 im kom von Gruonlanden
Verse: 30 helde zen handen,
Verse: 1 zwêne künege mit grôzer kraft.
Verse: 2 die vluot von der ritterschaft
Verse: 3 si brâhten unde manegen kiel,
Verse: 4 ir rotte mir vil wol geviel.
Verse: 5 hie was ouch Môrolt durch in,
Verse: 6 des strît hât kraft unde sin.
Verse: 7 die sint nû hin gekêret.
Verse: 8 swie mich mîn vrouwe lêret,
Verse: 9 alsô tuon ich mit den minnen:
Verse: 10 mîn dienst sol ir erschînen.
Verse: 11 dû endarft mir dienstes danken niht,
Verse: 12 wande es diu sippe sus vergiht.
Verse: 13 die vrevelen helde sint nû dîn.
Verse: 14 wæren si getoufet sô die mîn
Verse: 15 und an der hiute nâch in getân,
Verse: 16 sô wart gekrœnet nie dehein man,
Verse: 17 er enhete strîtes von in genuoc.
Verse: 18 mich wundert waz dich her vertruoc:
Verse: 19 daz sage mir rehte unde wie."
Verse: 20 "ich kom gestern, hiute bin ich hie
Verse: 21 worden herre überz lant.
Verse: 22 mich vienc diu künegîn mit ir hant:
Verse: 23 dô werte ich mich mit minne.
Verse: 24 sus rieten mir die sinne."
Verse: 25 "ich wæne, dir hât dîn süeziu wer
Verse: 26 betwungen beidenthalp diu her."
Verse: 27 "dû meins durch daz ich dir entran.
Verse: 28 vaste riefe dû mich an:
Verse: 29 waz woltstû an mir ertwingen?
Verse: 30 lâ mich sus mit dir dingen."
Verse: 1 "dâ enerkande ich niht des ankers dîn:
Verse: 2 mîner muomen man Gandîn
Verse: 3 hât in gevüeret selten ûz."
Verse: 4 "dô erkande aber ich wol dînen strûz,
Verse: 5 an dem schilde ein sarapandratest:
Verse: 6 dîn strûz stuont hôch sunder nest.
Verse: 7 ich sach an dîner gelegenheit,
Verse: 8 dir was diu sicherheit vil leit,
Verse: 9 die mir tâten zwêne man:
Verse: 10 die hetenz dâ vil guot getân."
Verse: 11 "mir wære ouch lîhte alsam geschehen.
Verse: 12 ich muoz des einem tiuvel jehen,
Verse: 13 des vuore ich nimmer wirde vrô:
Verse: 14 hete er den prîs behalden sô
Verse: 15 an vrevelen helden sô dîn lîp,
Verse: 16 vür zucker gæzen in diu wîp."
Verse: 17 "dîn munt mir lobes ze vil vergiht."
Verse: 18 "nein, ich enkan gesmeichen niht:
Verse: 19 nim ander mîner helfe war."
Verse: 20 si riefen Razalîge dar.
Verse: 21 mit zühten sprach dô Kailet:
Verse: 22 "iuch hât mîn neve Gahmuret
Verse: 23 mit sîner hant gevangen."
Verse: 24 "herre, daz ist ergangen.
Verse: 25 ich hân den helt dâ vür erkant,
Verse: 26 daz im Azagouc daz lant
Verse: 27 mit dienste nimmer wirt verspart,
Verse: 28 sît unser herre îsenhart
Verse: 29 aldâ niht krône solde tragen.
Verse: 30 er wart in ir dienste erslagen,
Verse: 1 diu nû ist iuwers neven wîp.
Verse: 2 umbe ir minne er gap den lîp:
Verse: 3 daz hât mîn kus an si verkorn.
Verse: 4 ich hân herren und den mâc verlorn.
Verse: 5 wil nû iuwer muomen sun
Verse: 6 ritterlîche vuore tuon,
Verse: 7 daz er uns wil ergetzen sîn,
Verse: 8 sô valde ich im die hende mîn.
Verse: 9 sô hât er rîcheit unde prîs
Verse: 10 und al dâ mite Tankanîs
Verse: 11 îsenharten gerbet hât.
Verse: 12 der gebalsemt in dem her dort stât,
Verse: 13 alle tage ich sîne wunden sach,
Verse: 14 sît im diz sper sîn herze brach."
Verse: 15 daz zôch er ûz dem buosem sîn
Verse: 16 an einer snüere sîdîn,
Verse: 17 hin wider hiencz der degen snel
Verse: 18 vür sîne brust an blôzez vel.
Verse: 19 "ez ist noch vil hôher tac.
Verse: 20 wil mîn her Killirjacac
Verse: 21 inz her werben als ich in bite,
Verse: 22 sô rîtent im die vürsten mite."
Verse: 23 ein vingerlîn er sande dar:
Verse: 24 die nâch der helle wâren gevar,
Verse: 25 die kômen, swaz dâ vürsten was,
Verse: 26 durch die stat ûf den palas.
Verse: 27 dô lêch mit vanen hin sîn hant
Verse: 28 von Azagouc der vürsten lant.
Verse: 29 ieslîcher was sîns ortes geil.
Verse: 30 doch beleip der bezzer teil
Verse: 1 Gahmurete, ir herren.
Verse: 2 die selben wâren die erren.
Verse: 3 [nâher drungen die von Zazamanc.
Verse: 4 mit grôzer vuore niht ze kranc
Verse: 5 si emphiengen, als ir vrouwe hiez,
Verse: 6 von im ir lant und des geniez,
Verse: 7 als ieslîchen an gezôch.
Verse: 8 diu armuot ir herren vlôch.]
Verse: 9 dô hete Protizilas,
Verse: 10 der von arte ein vürste was,
Verse: 11 lâzen ein herzentuom.
Verse: 12 daz lêch er dem der manegen ruom
Verse: 13 mit sîner hant bejagete
Verse: 14 (gein strîte er nie verzagete):
Verse: 15 Lahfilirost schahtelacunt
Verse: 16 nam ez mit vanen sâ zestunt.
Verse: 17 von Azagouc die vürsten hêr
Verse: 18 nâmen den Schotten Hiutegêr
Verse: 19 und Gaschieren den Orimân,
Verse: 20 si giengen vür ir herren sân:
Verse: 21 der liez si ledec umbe ir bete.
Verse: 22 des dancten si dô Gahmurete.
Verse: 23 Hiutegêr den Schotten
Verse: 24 si bâten sunder spotten:
Verse: 25 "lât mînem herren daz gezelt
Verse: 26 hie umbe âventiure gelt.
Verse: 27 ez zucte uns îsenhartes leben,
Verse: 28 daz Vridebrande wart gegeben
Verse: 29 diu zierde unsers landes
Verse: 30 (sîn vreude diu stuont phandes,
Verse: 1 er stêt hie selbe ouch an dem rê:
Verse: 2 unvergolden dienst im tet ze wê),
Verse: 3 (ûf erde niht sô guotes was),
Verse: 4 der helm, von arte ein adamas
Verse: 5 dicke unde herte,
Verse: 6 an dem strîte ein guot geverte."
Verse: 7 dô lobete Hiutegêres hant,
Verse: 8 swenne er kœme in sînes herren lant,
Verse: 9 daz erz wolde erwerben gar
Verse: 10 und senden wider wol gevar:
Verse: 11 daz tete er unbetwungen.
Verse: 12 nâch urloube drungen
Verse: 13 zem künege swaz dâ vürsten was.
Verse: 14 dô rûmden si den palas.
Verse: 15 swie verwüestet wære sîn lant,
Verse: 16 doch kunde Gahmuretes hant
Verse: 17 swenken solher gâbe solt
Verse: 18 als al die boume trüegen golt.
Verse: 19 er teilde grôze gâbe:
Verse: 20 sîne man, sîne mâge
Verse: 21 nâmen von im des heldes guot.
Verse: 22 daz was der küneginne muot.
Verse: 23 der brûtloufte hôchgezît
Verse: 24 hete dâ vor manegen grôzen strît,
Verse: 25 die wurden sus ze suone brâht.
Verse: 26 ich enhân mirs selbe niht erdâht,
Verse: 27 man sagete mir daz îsenhart
Verse: 28 küneclîch bestatet wart:
Verse: 29 daz tâten die in erkanden.
Verse: 30 den zins von sînen landen,
Verse: 1 swaz der gelden mohte ein jâr,
Verse: 2 den selben liezen si dâ gar.
Verse: 3 daz tâten si umbe ir selber muot.
Verse: 4 Gahmuret daz grôze guot
Verse: 5 sîn volc hiez behalden,
Verse: 6 die muostens sunder walden.
Verse: 7 smorgens vor der veste
Verse: 8 rûmdenz gar die geste.
Verse: 9 sich schieden die dâ wâren,
Verse: 10 und vuorten manege bâren.
Verse: 11 daz velt herberge stuont al blôz,
Verse: 12 wan ein gezelt, daz was vil grôz.
Verse: 13 daz hiez der künec ze schiffe tragen.
Verse: 14 dô begunde er dem volke sagen,
Verse: 15 er woldez vüeren in Azagouc:
Verse: 16 mit der rede er si betrouc.
Verse: 17 dâ was der stolze küene man,
Verse: 18 unz er sich vaste senen began,
Verse: 19 daz er niht ritterschefte vant:
Verse: 20 des was sîn vreude sorgen phant.
Verse: 21 doch was im daz swarze wîp
Verse: 22 noch lieber denne sîn selbes lîp.
Verse: 23 ez enwart nie wîp geschicket baz.
Verse: 24 der vrouwen herze nie vergaz,
Verse: 25 im envüere ein werdiu volge mite,
Verse: 26 an rehter kiusche wîplîch site.
Verse: 27 von Sibilje ûz der stat
Verse: 28 was geborn den er dô bat
Verse: 29 dan kêrens zeiner wîle.
Verse: 30 der hete in manege mîle
Verse: 1 dâ vor gevuort: er brâhte in dar.
Verse: 2 er was niht als ein môr gevar.
Verse: 3 der marnære wîse
Verse: 4 sprach: "ir sultz heln lîse
Verse: 5 vor den die tragent daz swarze vel.
Verse: 6 mîne kocken sint sô snel,
Verse: 7 si enmugen uns niht genâhen.
Verse: 8 wir suln von hinnen gâhen."
Verse: 9 sîn golt hiez er ze schiffe tragen.
Verse: 10 nû muoz ich iu von scheiden sagen:
Verse: 11 die naht vuor dan der werde man,
Verse: 12 daz wart verholne getân.
Verse: 13 dô er entran dem wîbe,
Verse: 14 dô hete si in ir lîbe
Verse: 15 zwelf wochen lebendec ein kint.
Verse: 16 vaste mente in dan der wint.
Verse: 17 diu vrouwe in ir biutel vant
Verse: 18 einen brief, den schreip ir mannes hant
Verse: 19 en franzois, daz si kunde.
Verse: 20 diu schrift ir sagen begunde:
Verse: 21 "hie enbiutet liep ein ander liep.
Verse: 22 ich bin dirre verte ein diep:
Verse: 23 die muoste ich dir durch jâmer steln.
Verse: 24 vrouwe, ich enmac dich niht verheln,
Verse: 25 wære dîn orden in mîner ê,
Verse: 26 sô wære mir immer nâch dir wê:
Verse: 27 und hân doch immer nâch dir pîn.
Verse: 28 werde unser zweier kindelîn
Verse: 29 an dem antlitze einem man gelîch,
Verse: 30 deiswâr der wirt ellens rîch.
Verse: 1 erst erborn von Anschouwe.
Verse: 2 diu minne wirt sîn vrouwe:
Verse: 3 sô wirt aber er an strîte ein schûr,
Verse: 4 den vînden herter nâchgebûr.
Verse: 5 wizzen sol der sun mîn,
Verse: 6 sîn ane der hiez Gandîn,
Verse: 7 der lac an ritterschefte tôt.
Verse: 8 des vater leit die selben nôt,
Verse: 9 der was geheizen Adanz.
Verse: 10 sîn schilt beleip vil selten ganz,
Verse: 11 der was von arte ein Bertûn.
Verse: 12 er und Utepandragûn
Verse: 13 wæren zweier gebruoder kint,
Verse: 14 die beide alhie geschriben sint:
Verse: 15 daz was einer, Lazaliez,
Verse: 16 Brickus der ander hiez.
Verse: 17 der zweier vater hiez Mazadân.
Verse: 18 den vuorte ein feie in Feimurgân,
Verse: 19 diu hiez Terdelaschoie:
Verse: 20 er was ir herzen boie.
Verse: 21 von in zwein kom daz geslehte mîn,
Verse: 22 daz immer mêr gît liehten schîn.
Verse: 23 ieslîcher sider krône truoc
Verse: 24 und heten werdekeit genuoc.
Verse: 25 vrouwe, wiltû toufen dich,
Verse: 26 dû maht ouch noch erwerben mich."
Verse: 27 des engerte si kein wandel niht.
Verse: 28 "ouwê wie balde daz geschiht!
Verse: 29 wil er wider wenden,
Verse: 30 schiere sol ichz enden.
Verse: 1 wem hât sîn manlîchiu zuht
Verse: 2 hie lâzen sîner minne vruht?
Verse: 3 ouwê lieplîch geselleschaft,
Verse: 4 sol mir nû riuwe mit ir kraft
Verse: 5 immer twingen mînen lîp!
Verse: 6 sînem gote zêren," sprach daz wîp,
Verse: 7 "ich mich gerne toufen solde
Verse: 8 und leben swie er wolde."
Verse: 9 der jâmer gap ir herzen wîc.
Verse: 10 ir vreude vant den dürren zwîc,
Verse: 11 als noch diu turteltûbe tuot.
Verse: 12 diu hete ie den selben muot:
Verse: 13 swenne ir an trûtschefte gebrast,
Verse: 14 ir triuwe kôs den dürren ast.
Verse: 15 diu vrouwe an rehter zît genas
Verse: 16 eins suns, der zweier varwe was,
Verse: 17 an dem got wunders wart enein:
Verse: 18 wîz und swarzer varwe er schein.
Verse: 19 diu künegîn kuste in sunder twâl
Verse: 20 vil dicke an sîniu blanken mâl.
Verse: 21 diu muoter hiez ir kindelîn
Verse: 22 Feirefîz Anschevîn.
Verse: 23 der wart ein waltswende:
Verse: 24 die tjoste sîner hende
Verse: 25 manec sper zebrâchen,
Verse: 26 die schilde dürkel stâchen.
Verse: 27 als ein agelster wart gevar
Verse: 28 sîn hâr und ouch sîn vel vil gar.
Verse: 29 dô was ez ouch über des jâres zil,
Verse: 30 daz Gahmuret geprîset vil
Verse: 1 was worden dâ ze Zazamanc,
Verse: 2 dâ sîn hant die gunst erranc.
Verse: 3 dennoch swebete er ûf dem sê,
Verse: 4 die snellen winde im tâten wê.
Verse: 5 einen sîdîn segel sach er roten:
Verse: 6 den truoc ein kocke und ouch die boten.
Verse: 7 die von Schotten Vridebrant
Verse: 8 vroun Belacânen hete gesant.
Verse: 9 er bat si daz si ûf in verkür,
Verse: 10 swie er den mâc durch si verlür,
Verse: 11 daz si von im gesuochet was.
Verse: 12 dô vuorten si den adamas,
Verse: 13 ein swert, einen halsberc und zwuo hosen.
Verse: 14 hie muget ir grôz wunder losen,
Verse: 15 daz im der kocke widervuor.
Verse: 16 als mir diu âventiure swuor,
Verse: 17 si gâbenz im. dô lobete ouch er,
Verse: 18 sîn munt der botschefte ein wer
Verse: 19 würde, swenne er kœme zir.
Verse: 20 si schieden sich. man sagete mir,
Verse: 21 daz mer in truoc in eine habe.
Verse: 22 ze Sibilje kêrte er drabe.
Verse: 23 mit golde galt der küene man
Verse: 24 sînem marnære sân
Verse: 25 harte wol sîn arbeit.
Verse: 26 si schieden sich, daz was dem leit.
Verse: 27 Dâ ze Spâne in dem lande
Verse: 28 er den künec erkande,
Verse: 29 daz was sîn neve Kailet.
Verse: 30 nâch dem kêrte er ze Dôlet.
Verse: 1 der was nâch ritterschefte gevarn,
Verse: 2 dâ man niht schilde dorfte sparn.
Verse: 3 dô hiez er ouch bereiten sich
Verse: 4 (sus wert diu âventiure mich)
Verse: 5 mit spern wol gemâlen.
Verse: 6 von grüenen zindâlen
Verse: 7 ieslîchez hete ein banier,
Verse: 8 drî hermîn anker dran sô fier
Verse: 9 daz man ir jach vür rîcheit.
Verse: 10 si wâren lanc unde breit
Verse: 11 und reichten vaste unz ûf die hant,
Verse: 12 dô man si zem sperîser bant
Verse: 13 dâ niderhalp eine spanne.
Verse: 14 der wart dem küenen manne
Verse: 15 hundert dâ bereitet
Verse: 16 und wol hin nâch geleitet
Verse: 17 von sînes neven liuten.
Verse: 18 êren unde triuten
Verse: 19 kunden si in mit werdekeit.
Verse: 20 daz was ir herren niht ze leit.
Verse: 21 er streich ich enweiz wie lange nâch,
Verse: 22 unz er geste herberge ersach
Verse: 23 in dem lande ze Wâleis.
Verse: 24 dâ was geslagen vür Kanvoleis
Verse: 25 manec poulûn ûf die plâne.
Verse: 26 ich ensagez iu niht nâch wâne:
Verse: 27 gebietet ir, sô ist ez wâr.
Verse: 28 sîn volc hiez er ûf halden gar.
Verse: 29 der herre sande vor hin în
Verse: 30 den kluogen meisterknappen sîn.
Verse: 1 der wolde, als in sîn herre bat,
Verse: 2 herberge nemen in der stat:
Verse: 3 dô was im snellîchen gâch.
Verse: 4 man zôch im soumære nâch.
Verse: 5 sîn ouge ninder hûs dâ sach,
Verse: 6 schilde wæren sîn ander dach
Verse: 7 und die wende gar behangen,
Verse: 8 mit spern al umbevangen.
Verse: 9 diu künegîn von Wâleis
Verse: 10 gesprochen hete ze Kanvoleis
Verse: 11 einen turnei alsô gezilt,
Verse: 12 des manegen zagen noch bevilt
Verse: 13 swâ er dem gelîche werben siht:
Verse: 14 von sîner hant es niht geschiht.
Verse: 15 si was ein maget und niht ein wîp
Verse: 16 und bôt zwei lant und ir lîp
Verse: 17 swer dâ den prîs bezalte.
Verse: 18 diz mære manegen valte
Verse: 19 hinderz ors ûf den sâmen.
Verse: 20 die solh gevelle nâmen,
Verse: 21 ir schanze wart gein vlust gesaget.
Verse: 22 des phlâgen helde unverzaget.
Verse: 23 si tâten ritters ellen schîn:
Verse: 24 mit hurteclîcher rabîn
Verse: 25 wart dâ manec ors ersprenget
Verse: 26 und swerte vil erklenget.
Verse: 27 ein schifbrücke ûf einem plân
Verse: 28 gienc über einen wazzers trân,
Verse: 29 mit einem tor beslozzen.
Verse: 30 ein knappe unverdrozzen
Verse: 1 tetez ûf, als im ze muote was.
Verse: 2 dar obe stuont der palas.
Verse: 3 ouch saz diu küneginne
Verse: 4 zen venstern dar inne
Verse: 5 mit maneger werden vrouwen.
Verse: 6 die begunden dâ schouwen
Verse: 7 waz dise knappen tâten.
Verse: 8 die heten sich berâten
Verse: 9 und sluogen ûf ein gezelt.
Verse: 10 umbe unvergolden minnen gelt
Verse: 11 wart es ein künec âne,
Verse: 12 des twanc in Belacâne6
Verse: 13 mit arbeit wart ûf geslagen
Verse: 14 daz drîzec soumære muosten tragen,
Verse: 15 ein gezelt daz zeicte rîcheit.
Verse: 16 ouch was der plân wol sô breit,
Verse: 17 daz sich die snüere stracten dran.
Verse: 18 Gahmuret der werde man
Verse: 19 die selben zît dort ûze enbeiz.
Verse: 20 dar nâch er sich mit vlîze vleiz,
Verse: 21 wie er höveschlîche kœme geriten.
Verse: 22 des enwart niht langer dô gebiten,
Verse: 23 sîne knappen an den stunden
Verse: 24 sîniu sper ze samene bunden,
Verse: 25 ieslîcher vünviu an ein bant.
Verse: 26 daz sehste vuorte er an der hant
Verse: 27 mit einer baniere.
Verse: 28 sus kom gevarn der fiere.
Verse: 29 vor der künegîn wart vernomen
Verse: 30 daz ein gast dâ solde komen
Verse: 1 ûz alsô verrem lande,
Verse: 2 den niemen dâ erkande.
Verse: 3 "sîn voc daz ist kurtois,
Verse: 4 beidiu heidensch und franzois.
Verse: 5 etslîcher mac ein Anschevîn
Verse: 6 mit sîner sprâche iedoch wol sîn.
Verse: 7 ir muot ist stolz, ir wât ist klâr,
Verse: 8 wol gesniten al vür wâr.
Verse: 9 ich was sînen knappen bî,
Verse: 10 die sint vor missewende vrî.
Verse: 11 si jehent, swer habe geruoche,
Verse: 12 ob der ir herren suoche,
Verse: 13 den scheide er von swære.
Verse: 14 von im vrâcte ich der mære:
Verse: 15 nû sageten si mirz sunder wanc,
Verse: 16 ez wære der küjnec von Zazamanc."
Verse: 17 disiu mære sagete ir ein garzûn:
Verse: 18 "âvoi welh ein poulûn!
Verse: 19 iuwer krône und iuwer lant
Verse: 20 wæren dâ vür niht halbez phant."
Verse: 21 "dû endarft mirz sô loben niht.
Verse: 22 mîn munt hin wider dir des giht,
Verse: 23 ez mac wol sîn eins werden man,
Verse: 24 der niht mit armüete kan."
Verse: 25 alsus sprach diu künegîn:
Verse: 26 "wê wanne kumt er et selbe drîn?"
Verse: 27 den garzûn si des vrâgen bat.
Verse: 28 höveschlîchen durch die stat
Verse: 29 der helt begunde trecken,
Verse: 30 die slâfenden wecken.
Verse: 1 vil schilde sach er schînen.
Verse: 2 die hellen pusînen
Verse: 3 mit krache vor im gâben dôz.
Verse: 4 von würfen und mit slegen grôz
Verse: 5 zwêne tambûre gâben schal:
Verse: 6 der galm über al die stat erhal.
Verse: 7 der dôn iedoch gemischet wart
Verse: 8 mit floitieren, an der wart
Verse: 9 eine reisenote si bliesen.
Verse: 10 nû suln wir niht verliesen,
Verse: 11 wie ir herre komen sî:
Verse: 12 dem riten videlære bî.
Verse: 13 dô legete der degen wert
Verse: 14 ein bein vür sich ûf daz phert,
Verse: 15 zwêne stivâle über blôziu bein.
Verse: 16 sîn munt als ein rubîn schein
Verse: 17 von der rœte als ob er brünne:
Verse: 18 der was dicke und niht ze dünne.
Verse: 19 sîn lîp was allenthalben klâr.
Verse: 20 lieht reideloht was im sîn hâr,
Verse: 21 swâ man daz vor dem huote sach.
Verse: 22 der was ein tiure houbetdach.
Verse: 23 grüene samît was der mantel sîn,
Verse: 24 ein zobel dâ vor gap swarzen schîn
Verse: 25 ob einem hemde daz was blanc.
Verse: 26 von schouwen wart dâ grôz gedranc.
Verse: 27 vil dicke aldâ gevrâget wart,
Verse: 28 wer wære der ritter âne bart,
Verse: 29 der vuorte alsolhe rîcheit.
Verse: 30 vil schiere wart daz mære breit,
Verse: 1 si sagetenz in vür unbetrogen.
Verse: 2 dô begunden si an die brücke zogen,
Verse: 3 ander volc und ouch die sîne.
Verse: 4 von dem liehten schîne,
Verse: 5 der von der künegîn erschein,
Verse: 6 zucte im neben sich sîn bein:
Verse: 7 ûf rihte sich der degen wert
Verse: 8 als ein vederspil, daz gert.
Verse: 9 diu herberge dûhte in guot.
Verse: 10 alsô stuont des heldes muot:
Verse: 11 si dolde ouch wol, diu wirtîn,
Verse: 12 von Wâleis diu künegîn.
Verse: 13 dô vriesch der künec von Spâne,
Verse: 14 daz ûf der Lêôplâne
Verse: 15 stüende ein gezelt, daz Gahmurete
Verse: 16 durch des küenen Razalîges bete
Verse: 17 beleip vor Patelamunt.
Verse: 18 daz tete im ein ritter kunt.
Verse: 19 dô vuor er springende als ein tier,
Verse: 20 er was der vreuden soldier.
Verse: 21 der selbe ritter aber sprach:
Verse: 22 "iuwer muomen sun ich sach
Verse: 23 komende als er ê was fier.
Verse: 24 ez sint hundert banier
Verse: 25 zeinem schilde ûf grüene velt
Verse: 26 gestôzen vür sîn hôchgezelt,
Verse: 27 die sint ouch alle grüene.
Verse: 28 ouch hât der helt küene
Verse: 29 drî hermîn anker lieht gemâl
Verse: 30 ûf ieslîchem zindâl."
Verse: 1 "ist er gezimieret hie,
Verse: 2 âvoi sô sol man schouwen wie
Verse: 3 sîn lîp den poinder irret,
Verse: 4 wie erz mit hurte wirret.
Verse: 5 der stolze künec Hardîz
Verse: 6 hât mit zorne sînen vlîz
Verse: 7 nû lange vaste an mich gewant.
Verse: 8 den sol diu Gahmuretes hant
Verse: 9 mit sîner tjoste neigen.
Verse: 10 mîn sælde ist niht der veigen."
Verse: 11 sîne boten sande er sân
Verse: 12 dâ Gaschier der Orimân
Verse: 13 mit grôzer massenîe lac
Verse: 14 und der liehte Killirjacac:
Verse: 15 die wâren dâ durch sîne bete.
Verse: 16 zem poulûn si mit Kailete
Verse: 17 vuoren durch geselleschaft.
Verse: 18 dô emphiengen si durch liebe kraft
Verse: 19 den werden künec von Zazamanc.
Verse: 20 si dûhte ein beiten gar ze lanc
Verse: 21 daz si in niht ê gesâhen,
Verse: 22 des si mit triuwen jâhen.
Verse: 23 dô vrâcte er si der mære,
Verse: 24 wer dâ ritter wære.
Verse: 25 dô sprach sîner muomen kint:
Verse: 26 "ûz verrem lande nû hie sint
Verse: 27 ritter die diu minne jaget,
Verse: 28 vil küener helde unverzaget.
Verse: 29 hie hât manegen Bertûn
Verse: 30 der künec Utepandragûn.
Verse: 1 ein mære in stichet als ein dorn,
Verse: 2 daz er sîn wîp hât verlorn,
Verse: 3 diu Artûses muoter was.
Verse: 4 ein phaffe der wol zouber las,
Verse: 5 mit dem diu vrouwe ist hin gewant,
Verse: 6 dem ist Artûs nâch gerant.
Verse: 7 ez ist nû in dem dritten jâr,
Verse: 8 daz er sun und wîp verlôs vür wâr.
Verse: 9 hiest ouch sîner tohter man,
Verse: 10 der wol mit ritterschefte kan,
Verse: 11 Lôt von Norwæge,
Verse: 12 gein valscheit der træge
Verse: 13 und der snelle gein dem prîse.
Verse: 14 der küene degen wîse.
Verse: 15 hiest ouch Gâwân, des sun,
Verse: 16 sô kranc daz er niht mac getuon
Verse: 17 ritterschaft enkeine.
Verse: 18 er was bî mir, der kleine:
Verse: 19 er sprichet, möhte er einen schaft
Verse: 20 gebrechen, trôte in des sîn kraft,
Verse: 21 er tæte gerne ritters tât.
Verse: 22 wie vruo sîn ger begunnen hât!
Verse: 23 hie hât der künec von Patrigalt
Verse: 24 von spern einen ganzen walt.
Verse: 25 des vuore ist dâ engein gar ein wint,
Verse: 26 wan die von Portegâl hie sint:
Verse: 27 die heizen wir die vrechen,
Verse: 28 si welnt durch schilde stechen.
Verse: 29 hie hânt die Prôvenzâle
Verse: 30 schilde wol gemâle.
Verse: 1 hie sint die Wâleise:
Verse: 2 daz si behabent ir reise
Verse: 3 durch den poinder swâ sis gernt,
Verse: 4 von der kraft ir landes si des wernt.
Verse: 5 hiest manec ritter durch diu wîp,
Verse: 6 des niht erkennen mac mîn lîp.
Verse: 7 al die ich hie benennet hân,
Verse: 8 wir ligen mit wârheit sunder wân
Verse: 9 mit grôzer vuore in der stat,
Verse: 10 als uns diu küneginne bat.
Verse: 11 ich sage dir wer ze velde liget,
Verse: 12 die unser wer vil ringe wiget:
Verse: 13 der werde künec von Ascalûn,
Verse: 14 und der stolze künec von Arragûn,
Verse: 15 Cidegast von Lôgrois
Verse: 16 und der künec von Punturtois,
Verse: 17 der heizet Brandelidelîn.
Verse: 18 dâst ouch der küene Lehelîn.
Verse: 19 dâst Môrolt von îrlant,
Verse: 20 der brichet ab uns gæbiu phant.
Verse: 21 dâ ligent ûf dem plâne
Verse: 22 die stolzen Alemâne:
Verse: 23 der herzoge von Brâbant
Verse: 24 ist gestrichen in ditze lant
Verse: 25 durch den künec Hardîzen.
Verse: 26 sîne swester Alîzen
Verse: 27 gap im der künec von Gascôn,
Verse: 28 sîn dienst hât vor emphangen lôn.
Verse: 29 die sint mit zorne hie gein mir.
Verse: 30 nû sol ich wol getrûwen dir:
Verse: 1 gedenke an die sippe dîn,
Verse: 2 durch rehte liebe warte mîn."
Verse: 3 dô sprach der künec von Zazamanc:
Verse: 4 "dû endarft mir wizzen keinen danc,
Verse: 5 swaz dir mîn dienst hie zêren tuot.
Verse: 6 wir suln haben einen muot.
Verse: 7 stêt dîn strûz noch sunder nest,
Verse: 8 dû solt dîn sarapandratest
Verse: 9 gein sînem halben grîfen tragen.
Verse: 10 mîn anker vaste wirt geslagen
Verse: 11 durch lenden in sîns poinders hurt.
Verse: 12 er müeze selbe suochen vurt
Verse: 13 hinderm orse ûf dem grieze.
Verse: 14 der uns zein ander lieze,
Verse: 15 ich valte in oder er valte mich:
Verse: 16 des wer ich an den triuwen dich."
Verse: 17 Kailet ze herbergen reit
Verse: 18 mit grôzen vreuden sunder leit.
Verse: 19 sich huop ein krîieren
Verse: 20 vor zwein helden fieren:
Verse: 21 von Poitouwe Schîolarz
Verse: 22 und Gurnemanz de Grâharz,
Verse: 23 die tjostierten ûf dem plân.
Verse: 24 sich huop diu vesperîe sân.
Verse: 25 hie riten sehse, dort wol drî,
Verse: 26 den vuor vil lîhte ein tropel bî.
Verse: 27 si begunden rehte ritters tât:
Verse: 28 des enwas et dô dehein ander rât.
Verse: 29 ez was dennoch wol mitter tac,
Verse: 30 der herre under sînem gezelte lac.
Verse: 1 dô vriesch der künec von Zazamanc,
Verse: 2 daz die poinder wît und lanc
Verse: 3 wâren ze velde worden.
Verse: 4 al nâch ritters orden
Verse: 5 er huop ouch sich des endes dar
Verse: 6 mit maneger banier lieht gevar.
Verse: 7 er enkêrte sich niht an gâhez schehen,
Verse: 8 müezeclîche er wolde ersehen
Verse: 9 wiez ze beider sît dâ wære getân.
Verse: 10 sînen teppech legete man ûf den plân,
Verse: 11 dâ sich die poinder wurren
Verse: 12 und diu ors von stichen kurren.
Verse: 13 von knappen was umbe in ein rinc,
Verse: 14 dâ bî von swerten klingâ klinc.
Verse: 15 wie si nâch prîse rungen,
Verse: 16 der klingen alsus klungen!
Verse: 17 von spern was grôz krachen dâ,
Verse: 18 er endorfte niemen vrâgen wâ.
Verse: 19 poinder wâren sîne wende,
Verse: 20 die worhten ritters hende.
Verse: 21 diu ritterschaft sô nâhe was,
Verse: 22 daz die vrouwen ab dem palas
Verse: 23 wol sâhen der helde arbeit.
Verse: 24 doch was der küneginne leit
Verse: 25 daz sich der künec von Zazamanc
Verse: 26 dâ mit den andern niht endranc.
Verse: 27 si sprach:"wê war ist er komen,
Verse: 28 von dem ich wunder hân vernomen?"
Verse: 29 nû was ouch rois de Franze tôt.
Verse: 30 des wîp in dicke in grôze nôt
Verse: 1 brâhte mit ir minne,
Verse: 2 diu werde küneginne
Verse: 3 hete aldar nâch im gesant,
Verse: 4 ob er noch wider in daz lant
Verse: 5 wære komen von der heidenschaft.
Verse: 6 des twanc si grôzer liebe kraft.
Verse: 7 ez wart dâ harte guot getân
Verse: 8 von manegem küenen armman,
Verse: 9 die doch der hœhe gerten niht,
Verse: 10 des der küneginne zil vergiht,
Verse: 11 ir lîbes und ir lande.
Verse: 12 sî gerten ander phande.
Verse: 13 nû was ouch Gahmuretes lîp
Verse: 14 in harnase, dâ sîn wîp
Verse: 15 wart einer suone bî gemant,
Verse: 16 daz ir von Schotten Vridebrant
Verse: 17 ze gebe sande vür ir schaden:
Verse: 18 mit strîte hete er si verladen.
Verse: 19 ûf erde niht sô guotes was.
Verse: 20 dô schouwete er den adamas:
Verse: 21 daz was ein helm, dar ûf man bant
Verse: 22 einen anker, dâ man inne vant
Verse: 23 verwieret edel gesteine,
Verse: 24 grôz, niht ze kleine.
Verse: 25 daz was iedoch ein swærer last.
Verse: 26 gezimieret wart der gast.
Verse: 27 wie sîn schilt gehêret sî?
Verse: 28 mit golde von Arâbî
Verse: 29 ein tiuriu buckel drûf geslagen,
Verse: 30 swære, die er muoste tragen
Verse: 1 (diu gap von rœte alsolhez brehen,
Verse: 2 daz man sich drinne mohte ersehen),
Verse: 3 ein zobelîn anker drunde.
Verse: 4 mir selben ich wol gunde
Verse: 5 des er hete an den lîp gegert,
Verse: 6 wande ez was maneger marke wert.
Verse: 7 sîn wâpenroc was harte wît:
Verse: 8 ich wæne keinen sô guoten sît
Verse: 9 iemen ze strîte vuorte.
Verse: 10 des lenge den teppech ruorte,
Verse: 11 ob ich in geprüeven künne.
Verse: 12 er schein als ob hie brünne
Verse: 13 bî der naht ein queckez viur.
Verse: 14 verblichen varwe was im tiur,
Verse: 15 sîn glast die blicke niht vermeit:
Verse: 16 ein bœsez ouge sich dran versneit.
Verse: 17 mit golde er gebildet was,
Verse: 18 dâz zer muntâne an Kaukasas
Verse: 19 ab einem velse zarten
Verse: 20 grîfen klâ, diez dâ bewarten
Verse: 21 und ez noch hiute aldâ bewarnt.
Verse: 22 von Arâbîe liute varnt,
Verse: 23 die erwerbent ez mit listen dâ
Verse: 24 (sô tiurez ist ninder anderswâ)
Verse: 25 und bringentz wider z Arâbî,
Verse: 26 dâ man diu grüenen achmardî
Verse: 27 würket und die phellel rîch.
Verse: 28 ander wæte ist er vil ungelîch.
Verse: 29 den schilt nam er ze halse sân.
Verse: 30 hie stuont ein ors vil wol getân,
Verse: 1 gewâpent vaste unz ûf den huof,
Verse: 2 hie garzûne ruofâ ruof.
Verse: 3 sîn lîp spranc drûf, wande erz dâ vant.
Verse: 4 vil starker sper des heldes hant
Verse: 5 mit hurte verswande,
Verse: 6 die poinder er zetrande,
Verse: 7 immer durch, anderhalben ûz.
Verse: 8 dem anker volcte nâch der strûz.
Verse: 9 Gahmuret stach hinderz ors
Verse: 10 Poitwîn de Prienlascors
Verse: 11 und anders manegen werden man,
Verse: 12 an den er sicherheit gewan.
Verse: 13 swaz dâ gekriuzter ritter reit,
Verse: 14 die genuzzen sheldes arbeit:
Verse: 15 diu gewunnen ors diu gap er in.
Verse: 16 an im lac ir grôz gewin.
Verse: 17 gelîcher baniere
Verse: 18 man gein im vuorte viere
Verse: 19 (küene rotten riten drunde,
Verse: 20 ir herre strîten kunde),
Verse: 21 an ieslîcher eins grîfen zagel.
Verse: 22 daz hinder teil was ouch ein hagel
Verse: 23 an ritterschaft, des wâren die.
Verse: 24 daz vorder teil des grîfen hie
Verse: 25 der künec von Gascône truoc
Verse: 26 ûf sînem schilt, ein ritter kluoc.
Verse: 27 gezimieret was sîn lîp
Verse: 28 sô wol geprüeven kunnen wîp.
Verse: 29 er nam sich vor den andern ûz,
Verse: 30 dô er ûf dem helme ersach den strûz.
Verse: 1 der anker kom doch vor an in.
Verse: 2 dô stach in hinderz ors dort hin
Verse: 3 der werde künec von Zazamanc
Verse: 4 und vienc in. dâ was grôz gedranc,
Verse: 5 hôhe vürhe sleht getennet,
Verse: 6 mit swerten vil gekemmet.
Verse: 7 dâ wart verswendet der walt
Verse: 8 und manec ritter abe gevalt.
Verse: 9 si wunden sich (sus hœre ich sagen)
Verse: 10 hin an den ort dâ hielden zagen.
Verse: 11 der strît was wol sô nâhen,
Verse: 12 daz gar die vrouwen sâhen
Verse: 13 wer dâ bî prîse solde sîn.
Verse: 14 der minnen gernde Rîwalîn,
Verse: 15 von des sper snîte ein niuwe leis.
Verse: 16 daz was der künec von Lohneis,
Verse: 17 sîne hurte gâben kraches schal.
Verse: 18 Môrolt in einen ritter stal,
Verse: 19 ûz dem satel er in vür sich huop,
Verse: 20 daz was ein ungevüeger uop.
Verse: 21 der hiez Killirjacac.
Verse: 22 von dem hete der künec Lac
Verse: 23 dâ vor emphangen solhen solt,
Verse: 24 den er vallende an der erden holt.
Verse: 25 er hetez dâ vil guot getân.
Verse: 26 dô luste disen starken man
Verse: 27 daz er in twünge sunder swert:
Verse: 28 alsus vienc er den degen wert.
Verse: 29 hinderz ors stach Kailetes hant
Verse: 30 den herzogen von Brâbant.
Verse: 1 der vürste hiez Lambekîn.
Verse: 2 waz dô tæten die sîn?
Verse: 3 die beschutten in mit swerten,
Verse: 4 die helde strîtes gerten.
Verse: 5 dô stach der künec von Arragûn
Verse: 6 den alden Utepandragûn
Verse: 7 hinderz ors ûf die plâne,
Verse: 8 den künec von Bertâne.
Verse: 9 ez stuont dâ bluomen vil umbe in.
Verse: 10 wê wie gevüege ich doch bin,
Verse: 11 daz ich den werden Berteneis
Verse: 12 sô schône lege vür Kanvoleis,
Verse: 13 dâ nie getrat vilânes vuoz,
Verse: 14 ob ichz iu rehte sagen muoz,
Verse: 15 noch lîhte nimmer dâ geschiht.
Verse: 16 er endorfte sîn besezzen niht
Verse: 17 ûf dem orse aldâ er saz.
Verse: 18 niht langer man sîn dô vergaz:
Verse: 19 in beschutten die ob im dâ striten.
Verse: 20 dâ wart grôz hurten niht vermiten.
Verse: 21 dô kom der künec von Punturteis.
Verse: 22 der wart alhie vor Kanvoleis
Verse: 23 gevellet ûf sîns orses slâ,
Verse: 24 daz er dâ hinder lac aldâ.
Verse: 25 daz tet der stolze Gahmuret.
Verse: 26 wetâ, herre, wetâ wet!
Verse: 27 mit strîte vunden si geweten
Verse: 28 sîner muomen sun Kaileten:
Verse: 29 den viengen Punturteise.
Verse: 30 dâ wart vil rûch diu reise.
Verse: 1 dô der künec Brandelidelîn
Verse: 2 wart gezucket von den sîn,
Verse: 3 einen andern künec si viengen.
Verse: 4 dâ liefen unde giengen
Verse: 5 vil manec werder man in îsenwât,
Verse: 6 den wart dâ gâlûnet ir brât
Verse: 7 mit treten und mit kiulen.
Verse: 8 ir vel truoc swarze biulen,
Verse: 9 die helde gehiure
Verse: 10 dâ wurben quaschiure.
Verse: 11 ich ensagez iu niht vür wæhe,
Verse: 12 dâ was diu ruowe smæhe.
Verse: 13 die werden twanc diu minne dar,
Verse: 14 manegen schilt wol gevar
Verse: 15 und manegen gezimierten helm,
Verse: 16 des dach was worden dâ der melm.
Verse: 17 daz velt etswâ geblüemet was,
Verse: 18 dâ stuont al kurz grüene gras:
Verse: 19 dâ vielen ûf die werden man,
Verse: 20 den êre enteil was getân.
Verse: 21 mîn sin kan solher wünsche doln,
Verse: 22 daz et ich besæze ûf dem voln.
Verse: 23 dô reit der künec von Zazamanc
Verse: 24 hin dan dâ in niemen dranc,
Verse: 25 nâch einem orse daz geruowet was.
Verse: 26 man bant von im den adamas,
Verse: 27 niwan durch des windes luft
Verse: 28 und anders durch deheinen guft,
Verse: 29 man stroufte im abe sîn hersenier.
Verse: 30 sîn munt was rôt unde fier.
Verse: 1 ein wîp die ich ê genennet hân,
Verse: 2 hie kom ein ir kappelân
Verse: 3 und kleiner juncherren drî.
Verse: 4 den riten starke knappen bî,
Verse: 5 zwêne soumære giengen an ir hant.
Verse: 6 die boten hete dar gesant
Verse: 7 diu küneginne Amphlîse.
Verse: 8 ir kappelân was wîse,
Verse: 9 vil schiere bekande er disen man.
Verse: 10 en franzois er in gruozte sân:
Verse: 11 "bien sei venuz, bêâ sir,
Verse: 12 mîner vrouwen unde mir.
Verse: 13 daz ist rêgîn de Franze,
Verse: 14 die rüeret dîner minnen lanze."
Verse: 15 einen brief gap er im in die hant,
Verse: 16 dar an der herre grüezen vant,
Verse: 17 und ein kleine vingerlîn:
Verse: 18 daz solde ein wâr geleite sîn,
Verse: 19 wan daz emphienc sîn vrouwe
Verse: 20 von dem von Anschouwe.
Verse: 21 er neic, dô er die schrift ersach.
Verse: 22 welt ir nû hœren wie diu sprach?
Verse: 23 "dir enbiutet minne unde gruoz
Verse: 24 mîn lîp, dem nie wart kumbers buoz
Verse: 25 sît ich dîner minne emphant.
Verse: 26 dîn minne ist slôz unde bant
Verse: 27 mîns herzen und des vreude.
Verse: 28 dîn minne tuot mich teude.
Verse: 29 sol mir dîn minne verren,
Verse: 30 sô muoz mir minne werren.
Verse: 1 kum wider und nim von mîner hant
Verse: 2 krône, zepter und ein lant.
Verse: 3 daz ist mich an erstorben,
Verse: 4 daz hât dîn minne erworben.
Verse: 5 habe dir ouch ze soldiment
Verse: 6 dise rîchen prîsent
Verse: 7 in den vier soumschrîn.
Verse: 8 dû solt ouch mîn ritter sîn
Verse: 9 in dem lande ze Wâleis
Verse: 10 vor der houbetstat ze Kanvoleis.
Verse: 11 ich enruoche ob ez diu künegîn siht:
Verse: 12 ez mac mir geschaden niht.
Verse: 13 ich bin schœner unde rîcher
Verse: 14 und kan ouch minneclîcher
Verse: 15 minne emphâhen und minne geben.
Verse: 16 wiltû nâch werder minne leben,
Verse: 17 sô habe dir mîne krône
Verse: 18 nâch minne ze lône."
Verse: 19 an disem brieve er niht mêre vant.
Verse: 20 sîn hersenier eins knappen hant
Verse: 21 wider ûf sîn houbet zôch.
Verse: 22 Gahmureten trûren vlôch.
Verse: 23 man bant im ûf den adamas,
Verse: 24 der dicke unde herte was:
Verse: 25 er wolde sich arbeiten.
Verse: 26 die boten hiez er leiten
Verse: 27 durch ruowen underz poulûn.
Verse: 28 swâ gedrenge was, dâ machte er rûm.
Verse: 29 dirre verlôs, jener gewan.
Verse: 30 dâ mohte erholn sich ein man,
Verse: 1 hete er versûmet sîne tât:
Verse: 2 alhie was genuoger rât.
Verse: 3 si solden tjostieren,
Verse: 4 dort mit rotten punieren.
Verse: 5 si geloupten sich der sliche,
Verse: 6 die man heizet vriundes stiche.
Verse: 7 heimlîch gevaterschaft
Verse: 8 wart dâ zevuort mit zornes kraft.
Verse: 9 dâ wirt diu krümbe selten sleht.
Verse: 10 man sprach dâ lützel ritters reht:
Verse: 11 swer iht gewan, der habete im daz.
Verse: 12 er enruochte, hetes der ander haz.
Verse: 13 si wâren von manegen landen,
Verse: 14 die da mit ir handen
Verse: 15 schildes ambet worhten
Verse: 16 und schaden lützel vorhten.
Verse: 17 aldâ wart von Gahmurete
Verse: 18 geleistet Amphlîsen bete,
Verse: 19 daz er ir ritter wære:
Verse: 20 ein brief sagete im daz mære.
Verse: 21 âvoi nû wart er lâzen ane.
Verse: 22 ob minne und ellen in des mane?
Verse: 23 grôz liebe und starkiu triuwe
Verse: 24 sîne kraft im vrumte al niuwe.
Verse: 25 nû sach er wâ der künec Lôt
Verse: 26 sînen schilt gein der herte bôt.
Verse: 27 der was umbe nâch gewant.
Verse: 28 daz werte Gahmuretes hant:
Verse: 29 mit hurte er den poinder brach,
Verse: 30 den künec von Arragûn er stach
Verse: 1 hinderz ors mit einem rôr.
Verse: 2 der künec hiez Schafillôr.
Verse: 3 daz sper was sunder banier,
Verse: 4 dâ mit er valte den degen fier:
Verse: 5 er hetez brâht ûz der heidenschaft.
Verse: 6 die sîne werten in mit kraft:
Verse: 7 doch vienc er den werden man.
Verse: 8 die innern tâten die ûzern sân
Verse: 9 vaste rîten ûf daz velt.
Verse: 10 ir vesperîe gap strîtes gelt.
Verse: 11 ez mohte sîn ein turnei,
Verse: 12 wan dâ lac manec sper enzwei.
Verse: 13 dô begunde zürnen Lehelîn:
Verse: 14 "sul wir sus entêret sîn?
Verse: 15 daz machet der den anker treget.
Verse: 16 unser entweder den andern leget
Verse: 17 noch hiute dâ er unsanfte liget.
Verse: 18 si hânt uns vil nâch an gesiget."
Verse: 19 ir hurte gap in rûmes vil.
Verse: 20 dâ gienc ez ûz der kinde spil:
Verse: 21 si worhten mit ir henden
Verse: 22 daz den walt begunde swenden.
Verse: 23 diz was gelîche ir beider ger:
Verse: 24 sperâ, herre, sperâ sper!
Verse: 25 doch muoste et dulden Lehelîn
Verse: 26 einen smæhlîchen pîn:
Verse: 27 in stach der künec von Zazamanc
Verse: 28 hinderz ors wol spers lanc,
Verse: 29 daz in ein rôr geschiftet was.
Verse: 30 sîne sicherheit er an sich las:
Verse: 1 doch læse ich sanfter süeze birn,
Verse: 2 swie die ritter vor im nider rirn.
Verse: 3 der krîe dô vil maneger wielt,
Verse: 4 swer vor sîner tjoste hielt:
Verse: 5 "hie kumt der anker, fîâ fî !"
Verse: 6 zegegen kom im gehurtet bî
Verse: 7 ein vürste von Anschouwe
Verse: 8 (diu riuwe was sîn vrouwe)
Verse: 9 mit ûf kêrter schildes spitze:
Verse: 10 daz lêrte in jâmers witze.
Verse: 11 diu wâpen er erkande.
Verse: 12 war umbe er von im wande?
Verse: 13 welt ir, ich bescheide iuch des.
Verse: 14 si gap der stolze Gâlôes,
Verse: 15 fil li roi Gandîn,
Verse: 16 der vil getriuwe bruoder sîn,
Verse: 17 dâ vor unz um diu minne erwarp
Verse: 18 daz er an einer tjost erstarp.
Verse: 19 dô bant er abe sînen helm.
Verse: 20 wederz gras noch den melm
Verse: 21 sîn strît dâ niht mêr bante:
Verse: 22 grôz jâmer in des mante.
Verse: 23 mit sînem sinne er bâcte,
Verse: 24 daz er niht dicke envrâcte
Verse: 25 Kaileten, sîner muomen sun,
Verse: 26 waz sîn bruoder wolde tuon,
Verse: 27 daz er niht turnierte hie.
Verse: 28 daz enwesse er leider, wie
Verse: 29 er starp vor Muntôrî.
Verse: 30 dâ vor was im ein kumber bî:
Verse: 1 des twanc in werdiu minne
Verse: 2 einer rîchen küneginne.
Verse: 3 diu kom ouch sît nâch im in nôt:
Verse: 4 si lac an klagenden triuwen tôt.
Verse: 5 swie Gahmuret wære ouch mit klage,
Verse: 6 doch hete er an dem halben tage
Verse: 7 gevrumt sô vil der sper enzwei,
Verse: 8 wære worden der turnei,
Verse: 9 sô wære verswendet der walt.
Verse: 10 geverwet hundert im wâren gezalt,
Verse: 11 diu gar vertet der fiere.
Verse: 12 sîne liehten baniere
Verse: 13 wâren den krîgierren worden:
Verse: 14 daz was in ir orden.
Verse: 15 dô reit er gein dem poulûn.
Verse: 16 der Wâleisinne garzûn
Verse: 17 huop sich nâch im ûf die vart.
Verse: 18 der tiure wâpenroc im wart
Verse: 19 durchstochen und verhouwen.
Verse: 20 den truoc er vür die vrouwen:
Verse: 21 er was von golde dennoch guot,
Verse: 22 er gleste als ein glüendec gluot.
Verse: 23 dar ane kôs man rîcheit.
Verse: 24 dô sprach diu künegîn gemeit:
Verse: 25 "dich hât ein werdez wîp gesant
Verse: 26 bî disem ritter in ditze lant.
Verse: 27 nû manet mich diu vuoge mîn,
Verse: 28 daz die andern niht verkrenket sîn,
Verse: 29 die âventiure brâhte dar.
Verse: 30 ieslîcher neme mîns wunsches war,
Verse: 1 wan si sint mir alle sippe
Verse: 2 von dem Adâmes rippe.
Verse: 3 doch wæne et Gahmuretes tât
Verse: 4 den hœsten prîs dâ erworben hât."
Verse: 5 die andern tæten ritterschaft
Verse: 6 mit sô bewanter zornes kraft,
Verse: 7 daz siz wielken vaste unz an die naht.
Verse: 8 die innern heten die ûzern brâht
Verse: 9 mit strîte unz an ir poulûn.
Verse: 10 niwan der künec von Ascalûn
Verse: 11 und Môrolt von îrlant,
Verse: 12 durch die snüere in wære gerant.
Verse: 13 dâ was gewunnen und verlorn:
Verse: 14 genuoge heten schaden erkorn,
Verse: 15 die andern prîs und êre.
Verse: 16 nûst zît daz man si kêre
Verse: 17 von ein ander: niemen hie gesiht.
Verse: 18 si enwert der phandære liehtes niht:
Verse: 19 wer solde ouch vinsterlingen spiln?
Verse: 20 es mac die müeden doch beviln.
Verse: 21 der vinster man vil gar vergaz,
Verse: 22 dâ mîn her Gahmuret dort saz
Verse: 23 als ez wære tac: des was ez niht.
Verse: 24 dâ wâren aber ungevüegiu lieht,
Verse: 25 von kleinen kerzen manec schoup,
Verse: 26 geleget ûf ölboume loup
Verse: 27 manec kulter rîche,
Verse: 28 gestrecket vlîzeclîche
Verse: 29 dâ vür manec teppech breit.
Verse: 30 diu künegîn an die snüere reit
Verse: 1 mit maneger werden vrouwen
Verse: 2 si wolde gerne schouwen
Verse: 3 den werden künec von Zazamanc.
Verse: 4 vil müeder ritter nâch ir dranc.
Verse: 5 diu tischlachen wâren abe genomen
Verse: 6 ê si inz poulûn wære komen.
Verse: 7 ûf spranc der wirt vil schiere
Verse: 8 und gevangener künege viere,
Verse: 9 den vuor ouch etslîch vürste mite.
Verse: 10 dô emphienc er si nâch zühte site.
Verse: 11 er geviel ir wol, dô si in ersach.
Verse: 12 diu Wâleisinne mit vreuden sprach:
Verse: 13 "ir sît hie wirt dâ ich iuch vant:
Verse: 14 sô bin ich wirtîn überz lant.
Verse: 15 ruocht irs daz ich iuch küssen sol,
Verse: 16 daz ist mit mînem willen wol."
Verse: 17 er sprach: "iuwer kus sol wesen mîn,
Verse: 18 suln dise herren geküsset sîn.
Verse: 19 sol künec oder vürste des enbern,
Verse: 20 sô engetar ouch ichs von iu niht gern."
Verse: 21 "deiswâr daz sol ouch geschehen.
Verse: 22 ich enhân ir keinen ê gesehen."
Verse: 23 si kuste dies dâ wâren wert:
Verse: 24 des hete Gahmuret gegert.
Verse: 25 er bat sitzen die künegîn.
Verse: 26 mîn her Brandelidelîn
Verse: 27 mit zühten zuo der vrouwen saz.
Verse: 28 grüene binz, von touwe naz,
Verse: 29 dünne ûf die teppeche was gestreut.
Verse: 30 dâ saz ûf des sich hie vreut
Verse: 1 diu werde Wâleisinne.
Verse: 2 si twanc iedoch sîn minne:
Verse: 3 er saz vür si sô nâhe nider,
Verse: 4 daz si in begreif und zôch in wider
Verse: 5 anderhalp vaste an ir lîp.
Verse: 6 si was ein maget und niht ein wîp.
Verse: 7 diu in sô nâhen sitzen liez,
Verse: 8 welt ir nû hœren wie si hiez?
Verse: 9 diu künegîn Herzeloide
Verse: 10 und ir base Rischoide,
Verse: 11 die hete der künec Kailet,
Verse: 12 des muomen sun was Gahmuret.
Verse: 13 vrou Herzeloide gap den schîn,
Verse: 14 wæren erloschen gar die kerzen sîn,
Verse: 15 dâ wære doch lieht von ir genuoc.
Verse: 16 wan daz grôz jâmer under sluoc
Verse: 17 die hœhe an sîner vreude breit,
Verse: 18 sîn minne wære ir vil bereit.
Verse: 19 si sprâchen gruoz nâch zühte kür.
Verse: 20 bî einer wîle giengen schenken vür
Verse: 21 mit gezierde von Azagouc,
Verse: 22 dar an grôz rîcheit niemen trouc.
Verse: 23 die truogen juncherren în.
Verse: 24 daz muosten tiure nephe sîn
Verse: 25 von edelem gesteine.
Verse: 26 wît, niht ze kleine
Verse: 27 si wâren alle sunder golt:
Verse: 28 ez was des landes zinses solt,
Verse: 29 daz îsenhart vil dicke bôt
Verse: 30 vroun Belacânen vür grôze nôt.
Verse: 1 dô bôt man in ir trinken dar
Verse: 2 in manegem steine lieht gevar,
Verse: 3 smârâde unde sardîn.
Verse: 4 etslîcher was ein rubîn.
Verse: 5 vür daz poulûn dô reit
Verse: 6 zwêne ritter ûf ir sicherheit.
Verse: 7 die wâren hin ûz gevangen
Verse: 8 und kômen her în gegangen.
Verse: 9 daz eine daz was Kailet:
Verse: 10 der sach den künec Gahmuret
Verse: 11 sitzen als er wære unvrô.
Verse: 12 er sprach: "wie gebârstû sô?
Verse: 13 dîn prîs ist doch dâ vür erkant,
Verse: 14 vroun Herzeloiden und ir lant
Verse: 15 hât dîn lîp errungen.
Verse: 16 des jehent hie gar die zungen:
Verse: 17 er sî Bertûn oder îrschman
Verse: 18 oder swer hie welsche sprâche kan,
Verse: 19 Franzois oder Brâbant,
Verse: 20 die jehent und volgent dîner hant,
Verse: 21 dir enkünne an sô bewantem spiln
Verse: 22 gelîche niemen hie geziln.
Verse: 23 des lise ich hie den wâren brief.
Verse: 24 dîn kraft mit ellen dô niht slief,
Verse: 25 dô dise herren kômen in nôt,
Verse: 26 der hant nie sicherheit gebôt:
Verse: 27 mîn her Brandelidelîn
Verse: 28 und der küene Lehelîn,
Verse: 29 Hardîz und Schafillôr.
Verse: 30 ouwê Razalîc der môr,
Verse: 1 dem dû vor Patelamunt
Verse: 2 tæte ouch fîanze kunt!
Verse: 3 des gert dîn prîs an strîte
Verse: 4 der hœhe und ouch der wîte."
Verse: 5 er sprach: "mîn vrouwe mac wænen, daz dû tobes,
Verse: 6 sît dû mich alsô verlobes.
Verse: 7 dû enmaht mîn doch verkoufen niht,
Verse: 8 wande etswer wandel an mir siht.
Verse: 9 dîn munt ist lobes ze vil vernomen.
Verse: 10 sage et, wie bistû wider komen?"
Verse: 11 "diu werde diet von Punturteis
Verse: 12 hât mich und disen Schampôneis
Verse: 13 ledec lâzen über al.
Verse: 14 Môrolt, der mînen neven stal,
Verse: 15 von dem sol er ledec sîn,
Verse: 16 mac mîn her Brandelidelîn
Verse: 17 ledec sîn von dîner hant.
Verse: 18 wir sîn noch anders beide phant,
Verse: 19 ich und mîner swester sun:
Verse: 20 dû solt an uns genâde tuon.
Verse: 21 ein vesperîe ist hie erliten,
Verse: 22 daz turnieren wirt vermiten
Verse: 23 an dirre zît vor Kanvoleiz.
Verse: 24 die rehten wârheit ich des weiz,
Verse: 25 wan diu ûzer herte sitzet hie.
Verse: 26 nû sprich et, wâ von oder wie
Verse: 27 möhten si uns vor gehalden?
Verse: 28 dû muost vil prîses walden."
Verse: 29 diu künegîn sprach ze Gahmurete
Verse: 30 von herzen eine süeze bete:
Verse: 1 "swaz mînes rehtes an iu sî,
Verse: 2 dâ sult ir mich lâzen bî.
Verse: 3 dar zuo mîn dienst genâden gert.
Verse: 4 wirde ich der bete hie gewert,
Verse: 5 sol iu daz prîs verkrenken,
Verse: 6 sô lât mich vürbaz wenken."
Verse: 7 der künegîn Amphlîsen,
Verse: 8 der kiuschen und der wîsen,
Verse: 9 ûf spranc balde ir kappelân.
Verse: 10 er sprach: "niht! in sol ze rehte hân
Verse: 11 mîn vrouwe, diu mich in ditze lant
Verse: 12 nâch sîner minne hât gesant.
Verse: 13 diu lebet nâch im in slîbes zer,
Verse: 14 ir minne hât an im gewer.
Verse: 15 diu sol behalden sînen lîp,
Verse: 16 wan sist im holt vür elliu wîp.
Verse: 17 hie sint ir boten vürsten drî,
Verse: 18 kint vor missewende vrî.
Verse: 19 der heizet einer Lanzidant,
Verse: 20 von hôher art ûz Gruonlant,
Verse: 21 der ist ze Kerlingen komen
Verse: 22 und hât die sprâche an sich genomen.
Verse: 23 der ander heizet Lîedarz,
Verse: 24 fil li cunt Schîolarz."
Verse: 25 wer nû der dritte wære,
Verse: 26 des hœret ouch ein mære.
Verse: 27 des muoter hiez Bêâflûrs
Verse: 28 und sîn vater Pansâmûrs:
Verse: 29 die wâren von der feien art.
Verse: 30 daz kint hiez Lîahturteltart.
Verse: 1 diu liefen elliu driu vür in
Verse: 2 und sprâchen: "herre, hâstû sin
Verse: 3 (dir zelt rêgîn de Franze
Verse: 4 der werden minne schanze),
Verse: 5 sô mahtû spiln sunder phant.
Verse: 6 dîn vreude ist kumbers ledec zehant."
Verse: 7 dô diu botschaft was vernomen,
Verse: 8 Kailet, der ê was komen,
Verse: 9 saz der künegîn under ir mantels ort.
Verse: 10 hin zim sprach si disiu wort:
Verse: 11 "sage an, ist dir iht mêr geschehen?
Verse: 12 ich hân slege an dir gesehen."
Verse: 13 dô begreif im diu gehiure
Verse: 14 sîne quaschiure
Verse: 15 mit ir linden handen wîz,
Verse: 16 dar an lac der gotes vlîz.
Verse: 17 dô was im gamesieret
Verse: 18 unde zequaschieret
Verse: 19 hiufel, kinne und an der nasen.
Verse: 20 er hete der küneginne basen.
Verse: 21 diu dise êre an im begienc,
Verse: 22 daz si in mit handen zir gevienc,
Verse: 23 si sprach nâch zühte lêre
Verse: 24 hin ze Gahmurete mêre:
Verse: 25 "iu biutet vaste ir minne
Verse: 26 diu werde Franzoisinne.
Verse: 27 nû êret an mir elliu wîp
Verse: 28 und lât ze rehte mînen lîp.
Verse: 29 sît hie unz ich mîn reht geneme:
Verse: 30 ir lâzet anders mich in scheme."
Verse: 1 daz lobete ir der werde man.
Verse: 2 si nam urloup, dô vuor si dan.
Verse: 3 si huop Kailet, der degen wert,
Verse: 4 sunder schamel ûf ir phert
Verse: 5 und gienc von ir hin wider în,
Verse: 6 aldâ er sach die vriunde sîn.
Verse: 7 er sprach ze Hardîze:
Verse: 8 iuwer swester Alîze
Verse: 9 mir minne bôt, die nam ich dâ.
Verse: 10 diu ist bestatet anderswâ
Verse: 11 und werdeclîcher denne ze mir.
Verse: 12 durch iuwer zuht lât zornes gir.
Verse: 13 si hât der vürste Lambekîn.
Verse: 14 al sül si niht gekrœnet sîn,
Verse: 15 si hât doch werdekeit bekant:
Verse: 16 Hânouwe und Brâbant
Verse: 17 ir dient und manec ritter guot.
Verse: 18 kêrt mir ze grüezen iuwern muot,
Verse: 19 lât mich in iuwern hulden sîn
Verse: 20 und nemt hin wider dienest mîn."
Verse: 21 der künec von Gascôn dô sprach
Verse: 22 als im sîn manlîch ellen jach:
Verse: 23 "iuwer rede was ie süeze.
Verse: 24 swer iuch dar umbe grüeze,
Verse: 25 dem ir vil lasters hât getân,
Verse: 26 der woldez doch durch vorhte lân.
Verse: 27 mich vienc iuwer muomen sun."
Verse: 28 "der kan an niemen missetuon:
Verse: 29 ir wert wol ledec von Gahmurete.
Verse: 30 daz sol sîn mîn êrstiu bete.
Verse: 1 swenne ir denne unbetwungen sît,
Verse: 2 mîn dienst gelebet noch die zît
Verse: 3 daz ir mich zeinem vriunde nemt.
Verse: 4 ir möht iuch nû wol hân verschemt.
Verse: 5 swaz halt mir von iu geschiht,
Verse: 6 mich enslüege doch iuwer swester niht."
Verse: 7 der rede si lacheten über al.
Verse: 8 dô wart getrüebet in der schal:
Verse: 9 den wirt sîn triuwe mente
Verse: 10 daz er sich wider sente,
Verse: 11 wan jâmer ist ein scharpher gart.
Verse: 12 ir ieslîcher innen wart
Verse: 13 daz sîn lîp mit kumber ranc
Verse: 14 und al sîn vreude was ze kranc.
Verse: 15 dô zurnde sîner muomen sun,
Verse: 16 er sprach: "dû kans unvuoge tuon."
Verse: 17 "nein, ich muoz bî riuwen sîn:
Verse: 18 ich sene mich nâch der künegîn.
Verse: 19 ich liez ze Patelamunt
Verse: 20 dâ von mir ist mîn herze wunt,
Verse: 21 in reiner art ein süeze wîp.
Verse: 22 ir werdiu kiusche mir den lîp
Verse: 23 nâch ir minne jâmers mant.
Verse: 24 si gap mir liute unde lant.
Verse: 25 mich tuot vrou Belacâne
Verse: 26 manlîcher vreuden âne:
Verse: 27 ez ist doch vil manlich,
Verse: 28 swer minnen wankes schamet sich.
Verse: 29 der vrouwen huote mich ûf bant,
Verse: 30 daz ich niht ritterschefte vant.
Verse: 1 dô wânde ich daz ritterschaft
Verse: 2 mich neme von ungemüetes kraft.
Verse: 3 der hân ich hie ein teil getân.
Verse: 4 nû wænt manec ungewisser man
Verse: 5 daz mich ir swerze jagete dan:
Verse: 6 die sach ich vür die sunnen an.
Verse: 7 ir wîplîch prîs mir vüeget leit,
Verse: 8 sist ein buckel ob der werdekeit.
Verse: 9 einz undz ander muoz ich klagen:
Verse: 10 ich sach mîns bruoder wâpen tragen
Verse: 11 mit ûf kêrtem orte."
Verse: 12 "ouwê mir dirre worte!"
Verse: 13 daz mære wart dô jæmerlîch,
Verse: 14 von wazzer wurden diu ougen rîch
Verse: 15 dem werden Spânôle.
Verse: 16 "ouwî künegîn fôle,
Verse: 17 durch dîne minne gap den lîp
Verse: 18 Gâlôes, den elliu wîp
Verse: 19 von herzen klagen solden
Verse: 20 mit triuwen, ob si wolden
Verse: 21 daz ir site bræhte
Verse: 22 lop swâ mans gedæhte.
Verse: 23 künegîn von Averre,
Verse: 24 swie lützel dir daz werre,
Verse: 25 den mâc ich doch durch dich verlôs,
Verse: 26 der ritterlîchen ende kôs
Verse: 27 von einer tjoste, diu in sluoc.
Verse: 28 der dîn kleinœte truoc,
Verse: 29 vürsten, die gesellen sîn,
Verse: 30 tuont herzenlîche ir klagen schîn:
Verse: 1 si habent ir schildes breite
Verse: 2 nâch jâmers geleite
Verse: 3 zer erden gekêret,
Verse: 4 grôz trûren si daz lêret.
Verse: 5 alsus tuont si ritterschaft.
Verse: 6 si sint verladen mit jâmers kraft,
Verse: 7 sît Gâlôes, mîner muomen sun,
Verse: 8 nâch minnen dienst niht solde tuon."
Verse: 9 dô er vernam des bruoder tôt,
Verse: 10 daz was sîn ander herzenôt.
Verse: 11 mit jâmer sprach er disiu wort:
Verse: 12 "wie hât nû mînes ankers ort
Verse: 13 in riuwe ergriffen landes habe!"
Verse: 14 der wâpen tet er sich dô abe:
Verse: 15 sîn riuwe im hertes kumbers jach.
Verse: 16 der helt mit wâren triuwen sprach:
Verse: 17 "von Anschouwe Gâlôes
Verse: 18 (vürbaz darf niemen vrâgen des,
Verse: 19 ez enwart nie manlîcher zuht
Verse: 20 geborn), der wâren milde vruht
Verse: 21 uz dînem herzen blüete.
Verse: 22 nû erbarmet mich dîn güete."
Verse: 23 er sprach ze Kailete:
Verse: 24 "wie gehabet sich Schôete,
Verse: 25 mîn muoter vreuden arme?"
Verse: 26 "sô daz ez got erbarme.
Verse: 27 dô ir erstarp Gandîn
Verse: 28 und Gâlôes der bruoder dîn
Verse: 29 und dô si dîn bî ir niht sach,
Verse: 30 der tôt ouch ir daz herze brach."
Verse: 1 dô sprach der künec Hardîz:
Verse: 2 "nû kêrt an manheit iuwern vlîz.
Verse: 3 ob ir manheit kunnet tragen,
Verse: 4 sô sult ir leit ze mâzen klagen."
Verse: 5 sîn kumber leider was ze grôz,
Verse: 6 ein güsse im von den ougen vlôz.
Verse: 7 er schuof den rittern ir gemach
Verse: 8 und gienc dâ er sîne kamern sach,
Verse: 9 ein kleine gezelt von samît.
Verse: 10 die naht er dolde jâmers zît.
Verse: 11 als der ander tac erschein,
Verse: 12 si wurden alle des enein,
Verse: 13 die innern und daz ûzer her,
Verse: 14 swer dâ mit strîteclîcher wer
Verse: 15 wære, junc oder alt
Verse: 16 oder blœde oder balt,
Verse: 17 die ensolden tjostieren niht.
Verse: 18 dô schein der mitte morgen lieht,
Verse: 19 si wâren mit strîte sô verriben
Verse: 20 und diu ors mit sporn alsô vertriben,
Verse: 21 daz die vrechen ritterschaft
Verse: 22 ie dennoch twanc der müede kraft.
Verse: 23 diu künegîn reit dô selbe
Verse: 24 nâch den werden hin ze velde
Verse: 25 und brâhte die mit ir in die stat.
Verse: 26 die besten si dort inne bat
Verse: 27 daz sie zer Lêôplâne riten.
Verse: 28 dô enwart ir bete niht vermiten.
Verse: 29 si kômen dâ man messe sanc
Verse: 30 dem trûregen künege von Zazamanc.
Verse: 1 als der bendiz wart getân,
Verse: 2 dô kom vrou Herzeloide sân.
Verse: 3 an Gahmuretes lîp si sprach:
Verse: 4 si gerte als ir diu volge jach.
Verse: 5 dô sprach er: "vrouwe, ich hân ein wîp,
Verse: 6 diu ist mir lieber danne der lîp.
Verse: 7 ob ich der âne wære,
Verse: 8 dennoch wesse ich ein mære,
Verse: 9 dâ mit ich iu enbræste gar,
Verse: 10 næme iemen mînes rehtes war."
Verse: 11 si sprach: "ir sult die mœrinne
Verse: 12 lân durch mîne minne.
Verse: 13 des toufes segen hât bezzer kraft.
Verse: 14 nû ânet iuch der heidenschaft
Verse: 15 und minnet mich nâch unser ê,
Verse: 16 wan mirst nâch iuwer minne wê.
Verse: 17 oder sol mir gein iu schade sîn
Verse: 18 der Franzoiser künegîn,
Verse: 19 der boten sprâchen süeziu wort?
Verse: 20 si spilten ir mære unz an den ort."
Verse: 21 "jâ diust mîn wâriu vrouwe:
Verse: 22 ich brâhte in Anschouwe
Verse: 23 ir rât und mîner zühte site.
Verse: 24 mir wont noch hiute ir helfe mite,
Verse: 25 dâ von daz mich mîn vrouwe zôch,
Verse: 26 die wîbes missewende ie vlôch.
Verse: 27 wir wâren kinder beidiu dô
Verse: 28 und doch ze sehen ein ander vrô.
Verse: 29 diu küneginne Amphlîse
Verse: 30 wont an wîplîchem prîse.
Verse: 1 mir gap diu gehiure
Verse: 2 von dem lande die besten stiure:
Verse: 3 ich was dô ermer denne nuo.
Verse: 4 dâ greif ich willeclîchen zuo.
Verse: 5 zelt mich noch vür die armen.
Verse: 6 ich solde iuch, vrouwe, erbarmen:
Verse: 7 mir ist mîn werder bruoder tôt.
Verse: 8 durch iuwer zuht lât mich âne nôt.
Verse: 9 kêrt minne dâ diu vreude sî,
Verse: 10 wan mir wont niwan jâmer bî."
Verse: 11 "lât mich den lîp niht langer zern:
Verse: 12 saget an, wâ mite welt ir iuch wern?"
Verse: 13 "ich sage nâch iuwer vrâge ger.
Verse: 14 ez wart ein turnei dâ her
Verse: 15 gesprochen, des enwart hie niht.
Verse: 16 manec geziuc mir des giht."
Verse: 17 "den hât ein vesperîe erlemt.
Verse: 18 die vrechen sint sô hie gezemt,
Verse: 19 daz der turnei dâ von verdarp."
Verse: 20 "iuwer stete wer ich warp
Verse: 21 mit den diez guot hie hânt getân.
Verse: 22 ir sult mich nôtrede erlân:
Verse: 23 ez tet hie manec ritter baz.
Verse: 24 iuwer reht ist gein mir laz,
Verse: 25 niwan iuwer gemeiner gruoz,
Verse: 26 ob ich den von iu haben muoz.
Verse: 27 als mir diu âventiure saget,
Verse: 28 dô nam der ritter und diu maget
Verse: 29 einen rihtære über der vrouwen klage.
Verse: 30 dô nâhetez dem mitten tage.
Verse: 1 man sprach ein urteil zehant:
Verse: 2 "swelh ritter helm hie ûf gebant,
Verse: 3 der her nâch ritterschaft ist komen,
Verse: 4 hât er den prîs hie genomen,
Verse: 5 den sol diu küneginne hân."
Verse: 6 dar nâch diu volge wart getân.
Verse: 7 dô sprach si: "herre, nû sît ir mîn.
Verse: 8 ich tuon iu dienst nâch hulden schîn
Verse: 9 und vüege iu solher vreuden teil,
Verse: 10 daz ir nâch jâmer werdet geil."
Verse: 11 er hete iedoch von jâmer pîn.
Verse: 12 dô was des aberellen schîn
Verse: 13 zegangen, dar nâch komen was
Verse: 14 kurz kleine grüene gras.
Verse: 15 daz velt was gar vergrüenet,
Verse: 16 daz blœdiu herzen küenet
Verse: 17 und in gît hôchgemüete.
Verse: 18 vil boume stuont in blüete
Verse: 19 von dem süezen lufte des meien.
Verse: 20 sîn art von der feien
Verse: 21 muoste minnen oder minne gern.
Verse: 22 des wolde in vriundîn dâ gewern.
Verse: 23 an vroun Herzeloiden er dô sach,
Verse: 24 sîn süezer munt mit zühten sprach:
Verse: 25 "vrouwe, sol ich mit iu genesen,
Verse: 26 sô lât mich âne huote wesen:
Verse: 27 wan verlæt mich immer jâmers kraft,
Verse: 28 sô tæte ich gerne ritterschaft.
Verse: 29 lât ir niht turnieren mich,
Verse: 30 sô kan ich noch den alden slich,
Verse: 1 als dô ich mînem wîbe entran,
Verse: 2 die ich ouch mit ritterschaft gewan.
Verse: 3 dô si mich ûf von strîte bant,
Verse: 4 ich liez liute unde lant."
Verse: 5 si sprach: "herre, nû nemt iu selbe ein zil:
Verse: 6 ich lâze iu iuwers willen vil."
Verse: 7 "ich wil vrumen noch vil der sper enzwei.
Verse: 8 aller mânedgelîch ein turnei,
Verse: 9 des sult ir, vrouwe, ruochen,
Verse: 10 daz ich den müeze suochen."
Verse: 11 diz lobete si, wart mir gesaget:
Verse: 12 er emphienc diu lant und ouch die maget.
Verse: 13 disiu driu juncherrelîn
Verse: 14 Amphlîsen der künegîn
Verse: 15 hie stuonden und ir kappelân,
Verse: 16 dâ volge und urteil wart getân.
Verse: 17 aldâ erz hôrte unde sach,
Verse: 18 heimlîche er Gahmureten sprach:
Verse: 19 "man tet mîner vrouwen kunt
Verse: 20 daz ir vor Patelamunt
Verse: 21 den hœsten prîs behieldet
Verse: 22 und dâ zweier krône wieldet.
Verse: 23 sî hât ouch lant unde muot
Verse: 24 und gît iu lîp unde guot."
Verse: 25 "dô si mir gap die ritterschaft,
Verse: 26 dô muoste ich nâch der ordens kraft,
Verse: 27 als mir des schildes ambet saget,
Verse: 28 dâ bî belîben unverzaget.
Verse: 29 wan daz ich schilt von ir gewan,
Verse: 30 ez wære noch anders ungetân.
Verse: 1 ich wære des trûrec oder geil,
Verse: 2 mich behabet hie ritters urteil.
Verse: 3 vart wider, saget ir dienest mîn:
Verse: 4 ich sül iedoch ir ritter sîn,
Verse: 5 ob mir alle krône wæren bereit.
Verse: 6 ich hân nâch ir mîn hœste leit."
Verse: 7 er bôt in sîne grôze habe:
Verse: 8 sîner gebe tâten si sich abe.
Verse: 9 die boten vuoren ze lande
Verse: 10 gar âne ir vrouwen schande.
Verse: 11 si engerten urloubes niht,
Verse: 12 als lîhte in zorne noch geschiht.
Verse: 13 ir knappen vürsten, disiu kint
Verse: 14 wâren von weinen vil nâch blint.
Verse: 15 die den schilt verkêrt dâ hânt getragen,
Verse: 16 den begunde ir vriunt ze velde sagen:
Verse: 17 "vrou Herzeloide diu künegîn,
Verse: 18 diu hât behabet den Anschevîn."
Verse: 19 "wer was von Anschouwe dâ?
Verse: 20 unser herre ist leider anderswâ,
Verse: 21 durch ritters prîs zen Sarrazîn.
Verse: 22 daz ist nû unser hœster pîn."
Verse: 23 "der hie den prîs hât bezalt
Verse: 24 und sô manegen ritter abe gevalt
Verse: 25 und der sô stach unde sluoc
Verse: 26 und der den tiuren anker truoc
Verse: 27 ûf dem helme lieht gesteinet,
Verse: 28 daz ist den ir dâ meinet.
Verse: 29 mir saget der künec Kailet,
Verse: 30 der Anschevîn wære Gahmuret.
Verse: 1 dem ist hie wol gelungen."
Verse: 2 nâch den orsen si dô sprungen,
Verse: 3 ir wât wart von den ougen naz.
Verse: 4 dô si kômen dâ ir herre saz,
Verse: 5 si emphiengen in, er emphienc ouch sie.
Verse: 6 vreude und jâmer daz was hie.
Verse: 7 dô kuste er die getriuwen,
Verse: 8 er sprach: "iuch ensol niht riuwen
Verse: 9 zunmâzer wîs der bruoder mîn.
Verse: 10 ich mac iuch wol ergetzen sîn:
Verse: 11 kêrt ûf den schilt nâch sîner art.
Verse: 12 gehabet iuch an der vreuden vart:
Verse: 13 ich sol mîns vater wâpen tragen.
Verse: 14 sîn lant mîn anker hât beslagen.
Verse: 15 der anker ist ein recken zil:
Verse: 16 den trage und neme nû swer der wil.
Verse: 17 ich muoz nû lebelîche
Verse: 18 gebâren: ich bin rîche.
Verse: 19 wan solde ich volkes herre sîn,
Verse: 20 den tæte wê der jâmer mîn.
Verse: 21 vrou Herzeloide, helfet mir,
Verse: 22 daz wir biten, ich und ir,
Verse: 23 künege und vürsten die hie sîn,
Verse: 24 daz si durch den dienest mîn
Verse: 25 belîben, unz ir mich gewert
Verse: 26 des minnen werc zer minnen gert."
Verse: 27 die bete warp ir beider munt,
Verse: 28 die werden lobetenz sâ zestunt.
Verse: 29 ieslîcher vuor an sîn gemach.
Verse: 30 diu künegîn zir vriunde sprach:
Verse: 1 "nû habet iuch an mîne phlege."
Verse: 2 si wîste in heimlîche wege.
Verse: 3 sîner geste phlac man wol ze vromen,
Verse: 4 swar halt ir wirt wære komen.
Verse: 5 daz gesinde wart gemeine:
Verse: 6 doch vuor er dan al eine,
Verse: 7 wan zwei juncherrelîn.
Verse: 8 juncvrouwen und diu künegîn
Verse: 9 in vuorten dâ er vreude vant
Verse: 10 und al sîn trûren gar verswant.
Verse: 11 enschumphieret wart sîn riuwe
Verse: 12 und sîn hôchgemüete al niuwe:
Verse: 13 daz muoste iedoch bî liebe sîn.
Verse: 14 vrou Herzeloide diu künegîn
Verse: 15 ir magetuoms dâ âne wart.
Verse: 16 die munde wâren ungespart:
Verse: 17 die begunden si mit küssen zern
Verse: 18 und den jâmer von den vreuden wern.
Verse: 19 dar nâch er eine zuht begienc:
Verse: 20 si wurden ledec, die er dâ vienc.
Verse: 21 Hardîzen und Kailet,
Verse: 22 seht, die versuonde Gahmuret.
Verse: 23 dâ ergienc ein solhiu hôchgezît,
Verse: 24 swer der hât gelîchet sît,
Verse: 25 des hant iedoch gewaldes phlac.
Verse: 26 Gahmuret sich des bewac,
Verse: 27 sîn habe was vil ungespart.
Verse: 28 aræbesch golt geteilet wart
Verse: 29 armen rittern al gemeine,
Verse: 30 und den künegen edel gesteine
Verse: 1 teilde Gahmuretes hant
Verse: 2 und ouch swaz er dâ vürsten vant.
Verse: 3 [dâ wart daz varnde volc vil geil,
Verse: 4 die emphiengen rîcher gâbe teil.]
Verse: 5 lât sî rîten, swer dâ geste sîn:
Verse: 6 den gap urloup der Anschevîn.
Verse: 7 daz pantel, daz sîn vater truoc,
Verse: 8 von zobele ûf sînem schilt man sluoc.
Verse: 9 al kleine wîz sîdîn
Verse: 10 ein hemde der künegîn,
Verse: 11 als ez ruorte ir blôzer lîp,
Verse: 12 diu nû worden was sîn wîp,
Verse: 13 daz was sîns halsberges dach.
Verse: 14 ahzeheniu man durchstochen sach
Verse: 15 und mit swerten gar zehouwen,
Verse: 16 ê er schiede von der vrouwen.
Verse: 17 daz legete ouch si an blôze hût,
Verse: 18 sô von ritterschefte kom ir trût,
Verse: 19 der manegen schilt vil dürkel stach.
Verse: 20 ir zweier minne man triuwen jach.
Verse: 21 er hete werdekeit genuoc,
Verse: 22 dô in sîn manlîch ellen truoc
Verse: 23 hin über gein der herte.
Verse: 24 mich jâmert sîner verte.
Verse: 25 im kom diu wâre botschaft,
Verse: 26 sîn herre der bâruc wære mit kraft
Verse: 27 überriten von den Babilôn:
Verse: 28 einer hiez Ipomidôn,
Verse: 29 der ander Pompêjus.
Verse: 30 den nennet diu âventiure alsus,
Verse: 1 daz was ein stolz werder man,
Verse: 2 niht der von Rôme entran
Verse: 3 Jûliuse dâ bevor.
Verse: 4 der künec Nabuchodonosor
Verse: 5 sîner muoter bruoder was,
Verse: 6 der an trügelîchen buochen las,
Verse: 7 er solde selbe sîn ein got:
Verse: 8 daz wære nû der liute spot.
Verse: 9 ir lîp, ir guot was ungespart.
Verse: 10 die gebruoder wâren von hôher art,
Verse: 11 von Nînus, der gewaldes phlac
Verse: 12 ê würde gestiftet Baldac
Verse: 13 (der selbe stifte ouch Nînivê):
Verse: 14 in tet schade und laster wê.
Verse: 15 der jach der bâruc zurborn.
Verse: 16 des wart gewunnen und verlorn
Verse: 17 genuoc ze beiden sîten:
Verse: 18 man sach dâ helde strîten.
Verse: 19 dô schiffete er sich über mer
Verse: 20 und vant den bâruc mit wer.
Verse: 21 mit vreuden er emphangen wart,
Verse: 22 swie mich jâmer sîner vart.
Verse: 23 Waz dâ geschæhe, wiez dort ergê,
Verse: 24 gewin und vlust, wie daz gestê,
Verse: 25 des enweiz vrou Herzeloide niht.
Verse: 26 diu was alsô diu sunne lieht
Verse: 27 und hete minneclîchen lîp.
Verse: 28 rîcheit bî tugende phlac daz wîp
Verse: 29 und vreuden mêre denne ze vil.
Verse: 30 si was gar ob dem wunsches zil:
Verse: 1 si kêrte ir herze an guote kunst,
Verse: 2 des bejagete si der werlde gunst.
Verse: 3 [vrou Herzeloide diu künegin,
Verse: 4 ir site an lobe vant gewin,]
Verse: 5 ir kiusche was vür prîs erkant,
Verse: 6 küneginne über driu lant:
Verse: 7 Wâleis und Anschouwe,
Verse: 8 dar über was si vrouwe,
Verse: 9 si truoc ouch krône ze Norgâls
Verse: 10 in der houbetstat ze Kingrivâls.
Verse: 11 ir was ouch wol sô liep ir man,
Verse: 12 ob ie kein vrouwe mêr gewan
Verse: 13 sô werden vriunt, waz war ir daz?
Verse: 14 si mohtez lâzen âne haz.
Verse: 15 dô er ûze beleip ein halbez jâr,
Verse: 16 sîns komens warte si vür wâr:
Verse: 17 daz wart ir lîpgedinge.
Verse: 18 dô brast ir vreuden klinge
Verse: 19 mitten in dem hefte enzwei.
Verse: 20 ouwê unde heiâ hei,
Verse: 21 daz güete alsolhen kumber treget
Verse: 22 und immer triuwe jâmer reget!
Verse: 23 alsus vert diu mennescheit:
Verse: 24 hiute vreude, morgen leit.
Verse: 25 diu vrouwe umbe einen mitten tac
Verse: 26 eins angestlîchen slâfes phlac:
Verse: 27 ir kom ein vorhtlîcher schric.
Verse: 28 si dûhte wie ein sternblic
Verse: 29 si gein den lüften vuorte,
Verse: 30 dâ si mit kreften ruorte
Verse: 1 manec viurîn donerstrâle.
Verse: 2 die vlugen al zemâle
Verse: 3 gein ir: dô sungelte unde sanc
Verse: 4 von genstern ir zöphe lanc.
Verse: 5 mit krache gap der doner duz,
Verse: 6 brinnendege zeher was sîn guz.
Verse: 7 ir lîp si dâ nâch wider vant,
Verse: 8 dô zucte ein grîfe ir zeswen hant.
Verse: 9 daz wart ir verkêrt hie mite:
Verse: 10 si dûhte wunderlîcher site,
Verse: 11 wie si wære eins wurmes amme,
Verse: 12 der sît zevuorte ir wamme,
Verse: 13 und wie ein trache ir brüste süge
Verse: 14 und daz der gâhes von ir vlüge,
Verse: 15 sô daz si in nimmer mêr gesach.
Verse: 16 daz herze er ir ûz dem lîbe brach.
Verse: 17 die vorhte muosten ir ougen sehen:
Verse: 18 ez ist selten wîbe mêr geschehen
Verse: 19 in slâfe kumber dem gelîch.
Verse: 20 dâ vor was si ritterlîch:
Verse: 21 ach wênec, daz wirt verkêret gar,
Verse: 22 si wirt nâch jâmer nû gevar.
Verse: 23 ir schade wirt lanc unde breit,
Verse: 24 ir nâhent komendiu herzenleit.
Verse: 25 diu vrouwe dô begunde
Verse: 26 daz si dâ vor niht kunde,
Verse: 27 beidiu zabeln unde wuofen,
Verse: 28 in slâfe lûte ruofen.
Verse: 29 vil juncvrouwen sâzen hie,
Verse: 30 die sprungen dar und wacten sie.
Verse: 1 dô kom geriten Tampanîs,
Verse: 2 ir mannes meisterknappe wîs,
Verse: 3 und kleiner juncherren vil.
Verse: 4 dâ gienc er ûz der vreuden zil:
Verse: 5 die sageten klagende ir herren tôt.
Verse: 6 des kom vrou Herzeloide in nôt:
Verse: 7 si viel hin unversunnen.
Verse: 8 die ritter sprâchen: "wiest gewunnen
Verse: 9 mîn herre in sînem harnas,
Verse: 10 sô wol gewâpent sô er was?"
Verse: 11 swie den knappen jâmer jagete,
Verse: 12 den helden er doch sagete:
Verse: 13 "mînen herren lebens lenge vlôch.
Verse: 14 sîn hersenier von im er zôch:
Verse: 15 des twanc in starkiu hitze.
Verse: 16 gunêrtiu heidensch witze
Verse: 17 hât uns verstoln den helt guot.
Verse: 18 ein ritter hete bockes bluot
Verse: 19 genomen in ein langez glas.
Verse: 20 daz sluoc er an den adamas:
Verse: 21 dô wart er weicher danne ein swamp.
Verse: 22 den man noch mâlet vür daz lamp
Verse: 23 und ouch daz kriuze in sîne klân,
Verse: 24 den erbarme daz dâ wart getân.
Verse: 25 dô si mit scharn zein ander riten,
Verse: 26 âvoi wie dâ wart gestriten!
Verse: 27 des bâruckes ritterschaft
Verse: 28 sich werte wol mit ellens kraft
Verse: 29 vor Baldac ûf dem gevilde.
Verse: 30 durchstochen wart vil schilde,
Verse: 1 dâ si zein ander gâhten.
Verse: 2 die poinder sich dâ vlâhten,
Verse: 3 sich wurren die banier:
Verse: 4 dâ viel manec degen fier.
Verse: 5 aldâ worhte mînes herren hant
Verse: 6 dâ von ir aller prîs verswant.
Verse: 7 dô kom gevarn Ipomidôn:
Verse: 8 mit tôde er mînem herren lôn
Verse: 9 gap, daz er in nider stach,
Verse: 10 dâz manec tûsent ritter sach
Verse: 11 vor Alexandrîe.
Verse: 12 mîn herre valsches vrîe
Verse: 13 gein dem künege kêrte.
Verse: 14 des tjost in sterben lêrte,
Verse: 15 sînen helm versneit: des spers ort
Verse: 16 durch sîn houbet wart gebort,
Verse: 17 daz man den trunzûn drinne vant.
Verse: 18 iedoch gesaz der wîgant,
Verse: 19 al teude er ûz dem strîte reit
Verse: 20 ûf eine plâne, diu was breit.
Verse: 21 über in kom sîn kappelân:
Verse: 22 er sprach mit kurzen worten sân
Verse: 23 sîne bîhte und sande her
Verse: 24 diz hemde und daz selbe sper
Verse: 25 daz in von uns gescheiden hât.
Verse: 26 er starp âne alle missetât.
Verse: 27 juncherren und die knappen sîn
Verse: 28 bevalh er der künegîn.
Verse: 29 er wart geleget ze Baldac.
Verse: 30 diu koste den bâruc ringe wac:
Verse: 1 mit golde wart gehêret,
Verse: 2 grôz rîcheit dran gekêret
Verse: 3 mit edelem gesteine,
Verse: 4 dâ inne liget der reine.
Verse: 5 gebalsemt wart sîn junger rê.
Verse: 6 vor jâmer wart vil liuten wê.
Verse: 7 ein tiure rubîn ist der stein
Verse: 8 ob sînem grabe, dâ durch er schein.
Verse: 9 uns wart gevolget hie mite:
Verse: 10 ein kriuze nâch der marter site,
Verse: 11 als uns Kristes tôt lôste,
Verse: 12 liez man stôzen im ze trôste
Verse: 13 ze scherm der sêle überz grap.
Verse: 14 der bâruc die koste gap:
Verse: 15 ez was ein tiure smârât.
Verse: 16 wir tâtenz âne der heiden rât:
Verse: 17 ir orden kan niht kriuzes phlegen,
Verse: 18 als Kristes tôt uns liez den segen.
Verse: 19 ez betent heiden sunder spot
Verse: 20 an in als an ir werden got,
Verse: 21 niht durch des kriuzes êre
Verse: 22 noch durch des toufes lêre,
Verse: 23 der zem urteillîchen ende
Verse: 24 uns lœsen sol gebende.
Verse: 25 diu manlîche triuwe sîn
Verse: 26 gît im ze himele liehten schîn
Verse: 27 und ouch sîn riuwec bîhte.
Verse: 28 der valsch was an im sîhte.
Verse: 29 in sînen helm, den adamas,
Verse: 30 ein epitafium ergraben was,
Verse: 1 versigelt ûfz kriuze ob dem grabe.
Verse: 2 sus sagent die buochstabe:
Verse: 3 "durch disen helm ein tjoste sluoc
Verse: 4 den werden der ellen truoc.
Verse: 5 Gahmuret was er genant,
Verse: 6 gewaldec künec über driu lant.
Verse: 7 ieglîchez im der krône jach,
Verse: 8 dâ giengen rîche vürsten nâch.
Verse: 9 er was von Anschouwe erborn
Verse: 10 und hât vor Baldac verlorn
Verse: 11 den lîp durch den bâruc.
Verse: 12 sîn prîs gap sô hôhen ruc,
Verse: 13 niemen reichet an sîn zil.
Verse: 14 swâ man noch ritter prüeven wil,
Verse: 15 er ist von muoter ungeborn,
Verse: 16 zuo dem sîn ellen habe gesworn.
Verse: 17 ich meine der schildes ambet hât.
Verse: 18 helfe und manlîchen rât
Verse: 19 gap er mit stæte vriunden sîn,
Verse: 20 er leit durch wîp vil scharphen pîn.
Verse: 21 er truoc den touf und kristen ê:
Verse: 22 sîn tôt tet Sarrazînen wê
Verse: 23 sunder liegen, daz ist wâr.
Verse: 24 sîner zît versunnenlîchiu jâr
Verse: 25 sîn ellen sô nâch prîse warp,
Verse: 26 mit ritterlîchem prîse er starp:
Verse: 27 er hete der valscheit an gesiget.
Verse: 28 nû wünschet im heiles, der hie liget."
Verse: 29 diz was alsô der knappe jach.
Verse: 30 Wâleise man vil weinen sach:
Verse: 1 die muosten wol von schulden klagen.
Verse: 2 diu vrouwe hete getragen
Verse: 3 ein kint, daz in ir lîbe stiez,
Verse: 4 die man âne helfe ligen liez.
Verse: 5 ahzehen wochen hete gelebet,
Verse: 6 des muoter mit dem tôde strebet,
Verse: 7 vrou Herzeloide diu künegin.
Verse: 8 die andern heten kranken sin,
Verse: 9 daz si niht hulfen dem wîbe,
Verse: 10 wan diu truoc in ir lîbe
Verse: 11 der aller ritter bluome wirt,
Verse: 12 ob in ein sterben hie verbirt.
Verse: 13 dô kom ein altwîser man
Verse: 14 durch klage über die vrouwen sân,
Verse: 15 dâ diu mit dem tôde ranc.
Verse: 16 die zene er ir von ein ander twanc:
Verse: 17 man gôz ir wazzer in den munt.
Verse: 18 aldâ wart ir versinnen kunt.
Verse: 19 si sprach: "ouwê war kom mîn trût?"
Verse: 20 diu vrouwe in klagete über lût:
Verse: 21 "mînes herzen vreude breit
Verse: 22 was Gahmuretes werdekeit.
Verse: 23 daz nam mir sîn vrechiu ger.
Verse: 24 ich was vil junger danne er
Verse: 25 und bin sîn muoter und sîn wîp:
Verse: 26 ich trage alhie doch sînen lîp
Verse: 27 und sînes verhes sâmen,
Verse: 28 den gâben unde nâmen
Verse: 29 unser zweier minne.
Verse: 30 hât got getriuwe sinne,
Verse: 1 sô lâze erz mir ze vrühte komen.
Verse: 2 ich hân doch schaden ze vil genomen
Verse: 3 an mînem stolzen werden man.
Verse: 4 wie hât der tôt ze mir getân!
Verse: 5 er emphienc nie wîbes minnen teil,
Verse: 6 er enwære al ir vreuden geil:
Verse: 7 in müete wîbes riuwe.
Verse: 8 daz riet sîn manlîch triuwe,
Verse: 9 wande er was valsches lære."
Verse: 10 nû hœret ein ander mære,
Verse: 11 waz diu vrouwe dô begienc.
Verse: 12 kint und bûch si zir gevienc
Verse: 13 mit armen und mit henden.
Verse: 14 si sprach: "mir sol got senden
Verse: 15 die werden vruht von Gahmurete.
Verse: 16 daz ist mînes herzen bete.
Verse: 17 got wende mich sô tumber nôt:
Verse: 18 daz wære Gahmuretes ander tôt,
Verse: 19 ob ich mich selben slüege,
Verse: 20 die wîle ich bî mir trüege
Verse: 21 daz ich von sîner minne emphienc,
Verse: 22 der mannes triuwe an mir begienc."
Verse: 23 diu vrouwe enruochte wer daz sach:
Verse: 24 daz hemde von der brust si brach.
Verse: 25 ir brüste linde unde wîz:
Verse: 26 dar an kêrte si ir vlîz:
Verse: 27 si dructe si an ir rôten munt.
Verse: 28 si tet wîplîche vuore kunt.
Verse: 29 alsus sprach diu wîse:
Verse: 30 "dû bist kaste eins kindes spîse.
Verse: 1 die hât ez vor im her gesant,
Verse: 2 sît ichz lebendec in dem lîbe vant."
Verse: 3 diu vrouwe ir willen dar an sach,
Verse: 4 daz diu spîse was ir herzen dach,
Verse: 5 diu milch in ir tüttelîn:
Verse: 6 die dructe drûz diu künegîn.
Verse: 7 si sprach: "dû bist von triuwen komen.
Verse: 8 hete ich des toufes niht genomen,
Verse: 9 dû wæres wol mîns toufes zil.
Verse: 10 ich sol mich begiezen vil
Verse: 11 mit dir und mit den ougen
Verse: 12 offenlîch und tougen,
Verse: 13 wande ich wil Gahmureten klagen."
Verse: 14 diu vrouwe hiez dar nâher tragen
Verse: 15 ein hemde nâch bluote var,
Verse: 16 dar inne an sbâruckes schar
Verse: 17 Gahmuret den lîp verlôs,
Verse: 18 der werlîchen ende kôs
Verse: 19 mit rehter manlîcher ger.
Verse: 20 diu vrouwe vrâcte ouch nâch dem sper,
Verse: 21 daz Gahmurete gap den rê.
Verse: 22 Ipomidôn von Nînivê
Verse: 23 gap alsus werlîchen lôn,
Verse: 24 der stolze werde Babilôn:
Verse: 25 daz hemde ein hader was von slegen.
Verse: 26 diu vrouwe woldez an sich legen,
Verse: 27 als si dâ vor hete getân,
Verse: 28 sô von ritterschefte kom ir man:
Verse: 29 dô nâmen siz ir ûzer hant.
Verse: 30 die besten über al daz lant
Verse: 1 bestatten sper und ouch daz bluot
Verse: 2 ze münster, sô man die tôten tuot.
Verse: 3 in Gahmuretes lande
Verse: 4 man jâmer dô bekande.
Verse: 5 dannen über den vierzehenden tac
Verse: 6 diu vrouwe eins kindelîns gelac,
Verse: 7 eins suns, der solher lide was
Verse: 8 daz si vil kûme dran genas.
Verse: 9 hiest der âventiure wurf gespilt
Verse: 10 und ir bogen ist gezilt,
Verse: 11 wande er ist alrêst geborn,
Verse: 12 dem diz mære wart erkorn.
Verse: 13 sîns vater vreude und des nôt,
Verse: 14 beidiu sîn leben und sîn tôt,
Verse: 15 des habet ir wol ein teil vernomen.
Verse: 16 nû wizzet wâ von iu si komen
Verse: 17 dises mæres sachewalde
Verse: 18 und wie man den behalde.
Verse: 19 man barc in vor ritterschaft,
Verse: 20 ê er kœme an sîner witze kraft.
Verse: 21 dô diu künegîn sich versan
Verse: 22 und ir kindelîn wider zir gewan,
Verse: 23 si und ander vrouwen
Verse: 24 begunden allenthalben schouwen
Verse: 25 zwischen den beinen sîn viselîn.
Verse: 26 er muoste vil getriutet sîn,
Verse: 27 dô er hete manlîchiu lit.
Verse: 28 er wart mit swerten sît ein smit,
Verse: 29 vil viures er von helmen sluoc:
Verse: 30 sîn herze manlîch ellen truoc.
Verse: 1 die künegîn des geluste
Verse: 2 daz si in vil dicke kuste.
Verse: 3 si sprach hin zim in allen vlîz:
Verse: 4 "bon fîz, scher fîz, bêâ fîz!"
Verse: 5 diu künegîn nam dô sunder twâl
Verse: 6 diu rôten velwelohten mâl,
Verse: 7 ich meine ir tüttelînes grenselîn:
Verse: 8 daz schoup si im in sîn vlenselîn.
Verse: 9 selbe was sîn amme
Verse: 10 diu in truoc in ir wamme:
Verse: 11 an ir brüste si in zôch.
Verse: 12 die wîbes missewende vlôch,
Verse: 13 si dûhte, si hete Gahmureten
Verse: 14 wider an ir arm erbeten.
Verse: 15 [si kêrte sich niht an lôsheit:
Verse: 16 diemuot was ir bereit.]
Verse: 17 vrou Herzeloide sprach mit sinne:
Verse: 18 "diu hœste küneginne
Verse: 19 Jêsus ir brüste bôt,
Verse: 20 der sît durch uns vil scharphen tôt
Verse: 21 an dem kriuze menneschlîche emphienc
Verse: 22 und sîne triuwe an uns begienc."
Verse: 23 swes lîp sîn zürnen ringet,
Verse: 24 des sêle unsanfte dinget,
Verse: 25 swie kiusche er sî und wære.
Verse: 26 des weiz ich wâriu mære,
Verse: 27 sich begôz des landes vrouwe
Verse: 28 mit ir herzen jâmers touwe:
Verse: 29 ir ougen regenden ûf den knaben.
Verse: 30 si kunde wîbes triuwe haben:
Verse: 1 beidiu siufzen unde lachen
Verse: 2 kunde ir munt vil wol gemachen.
Verse: 3 si vreute sich ir suns geburt:
Verse: 4 ir schimph ertranc in riuwen vurt.
Verse: 5 Swer nû wîben sprichet baz,
Verse: 6 deiswâr daz lâze ich âne haz:
Verse: 7 ich vriesche gerne ir vreude breit.
Verse: 8 wan einer bin ich unbereit
Verse: 9 dienestlîcher triuwe:
Verse: 10 mîn zorn ist immer niuwe
Verse: 11 gein ir, sît ich si an wanke sach.
Verse: 12 ich bin Wolfram von Eschenbach
Verse: 13 und kan ein teil mit sange
Verse: 14 und bin ein habendiu zange
Verse: 15 mînen zorn gein einem wîbe:
Verse: 16 diu hât mînem lîbe
Verse: 17 erboten solhe missetât,
Verse: 18 ich enhân si hazzens keinen rât.
Verse: 19 dar umbe hânt mîn die andern haz.
Verse: 20 ouwê war umbe tuont si daz?
Verse: 21 alein sî mir ir hazzen leit,
Verse: 22 ez ist iedoch ir wîpheit,
Verse: 23 sît ich mich versprochen hân
Verse: 24 und an mir selben missetân,
Verse: 25 daz lîhte nimmer mêr geschiht.
Verse: 26 iedoch ensuln si sich vergâhen niht
Verse: 27 mit hurte an mîn hâmît:
Verse: 28 si vindent werlîchen strît.
Verse: 29 ich enhân des niht vergezzen,
Verse: 30 ich enkünne wol gemezzen
Verse: 1 beide ir gebære und ir site.
Verse: 2 swelhem wîbe volget kiusche mite,
Verse: 3 der lobes kemphe wil ich sîn:
Verse: 4 mir ist von herzen leit ir pîn.
Verse: 5 sîn lôp hinket an dem spat,
Verse: 6 swer allen vrouwen sprichet mat
Verse: 7 durch sîn eines vrouwen.
Verse: 8 swelhiu mîn reht wil schouwen,
Verse: 9 beidiu sehen und hœren,
Verse: 10 die ensol ich niht betœren:
Verse: 11 schildes ambet ist mîn art.
Verse: 12 swâ mîn ellen sî gespart,
Verse: 13 swelhiu mich minnet umbe sanc,
Verse: 14 sô dunket mich ir witze kranc.
Verse: 15 ob ich guotes wîbes minne ger,
Verse: 16 mac ich mit schilde und ouch mit sper
Verse: 17 verdienen niht ir minne solt,
Verse: 18 al dar nâch sî si mir holt.
Verse: 19 vil hôhes topels er doch spilt,
Verse: 20 der an ritterschaft nâch minnen zilt.
Verse: 21 hetenz wîp niht vür ein smeichen,
Verse: 22 ich solde iu vürbaz reichen
Verse: 23 an disem mære unkundiu wort,
Verse: 24 ich spræche iu die âventiure vort.
Verse: 25 swer des von mir geruoche,
Verse: 26 der enzel si ze keinem buoche:
Verse: 27 ich enkan deheinen buochstap.
Verse: 28 dâ nement genuoge ir urhap:
Verse: 29 disiu âventiure
Verse: 30 vert âne der buoche stiure.
Verse: 1 ê man si hete vür ein buoch,
Verse: 2 ich wære ê nacket âne tuoch,
Verse: 3 sô ich in dem bade sæze,
Verse: 4 ob ich squesten niht vergæze.
Verse: 5 Ez machet trûrec mir den lîp,
Verse: 6 daz alsô manegiu heizet wîp.
Verse: 7 ir stimme sint gelîche hel:
Verse: 8 genuoge sint gein valsche snel,
Verse: 9 etsliche valsches lære.
Verse: 10 sus teilent sich diu mære:
Verse: 11 daz die gelîche sint genamt,
Verse: 12 des hât mîn herze sich geschamt.
Verse: 13 wîpheit, dîn ordenlîcher site,
Verse: 14 dem vert und vuor ie triuwe mite.
Verse: 15 Genuoge sprechent, armuot,
Verse: 16 daz diu sî ze nihte guot.
Verse: 17 swer die durch triuwe lîdet,
Verse: 18 helleviur die sêle mîdet.
Verse: 19 die dolde ein wîp durch triuwe:
Verse: 20 des wart ir gâbe niuwe
Verse: 21 ze himele mit endelôser gebe.
Verse: 22 ich wæne ir nû vil wênec lebe,
Verse: 23 die junc der erden rîchtuom
Verse: 24 liezen durch des himeles ruom:
Verse: 25 ich erkenne ir nehein.
Verse: 26 man und wîp mir sint al ein:
Verse: 27 die mîdentz al gelîche.
Verse: 28 vrou Herzeloide diu rîche
Verse: 29 ir drîer lande wart ein gast:
Verse: 30 si truoc der vreuden mangels last.
Verse: 1 der valsch an ir sô gar verswant,
Verse: 2 ouge noch ôre in nie dâ vant.
Verse: 3 ein nebel was ir diu sunne.
Verse: 4 si vlôch der werlde wunne,
Verse: 5 ir was gelîch naht und der tac:
Verse: 6 ir herze niht wan jâmers phlac
Verse: 7 sich zôch diu vrouwe jâmers balt
Verse: 8 ûz ir lande in einen walt,
Verse: 9 zer waste in Soltâne,
Verse: 10 niht durch bluomen ûf die plâne.
Verse: 11 ir herzen jâmer was sô ganz,
Verse: 12 si enkêrte sich an keinen kranz,
Verse: 13 er wære rôt oder val.
Verse: 14 si brâhte dar durch vlühtesal
Verse: 15 des werden Gahmuretes kint.
Verse: 16 liute, die bî ir dâ sint,
Verse: 17 müezen bûwen unde riuten.
Verse: 18 si kunde wol getriuten
Verse: 19 ir sun: ê daz sich der versan,
Verse: 20 ir volc si gar vür sich gewan,
Verse: 21 ez wære man oder wîp.
Verse: 22 den gebôt si allen an den lîp,
Verse: 23 daz si immer ritters würden lût,
Verse: 24 "wan vriesche daz mîns herzen trût,
Verse: 25 welh ritters leben wære,
Verse: 26 daz würde mir vil swære.
Verse: 27 nû habet iuch an der witze kraft
Verse: 28 und helt in alle ritterschaft."
Verse: 29 der site vuor angestlîche vart.
Verse: 30 der knappe alsus geborgen wart
Verse: 1 zer waste in Soltâne erzogen,
Verse: 2 an küneclîcher vuore betrogen,
Verse: 3 ez enmöhte an einem site sîn:
Verse: 4 bogen unde bölzelîn
Verse: 5 die sneit er mit sîn selbes hant
Verse: 6 und schôz vil vogele die er vant.
Verse: 7 swenne aber er den vogel erschôz,
Verse: 8 des schal von sange ê was sô grôz,
Verse: 9 sô weinde er unde roufte sich,
Verse: 10 an sîn hâr kêrte er gerich.
Verse: 11 sîn lîp was klâr unde fier:
Verse: 12 ûf dem plân an dem rivier
Verse: 13 twuoc er sich alle morgen.
Verse: 14 er enkunde niht gesorgen,
Verse: 15 ez enwære ob im der vogelsanc.
Verse: 16 diu süeze in sîn herze dranc:
Verse: 17 daz erstracte im sîniu brvͤstelîn.
Verse: 18 al weinde er lief zer künegîn.
Verse: 19 sô sprach si: "wer hât dir getân?
Verse: 20 dû wære hin ûz ûf den plân."
Verse: 21 er enkunde ir gesagen niht,
Verse: 22 als kinden lîhte noch geschiht.
Verse: 23 dem mære gienc si lange nâch.
Verse: 24 eins tages si in kaphen sach
Verse: 25 ûf die boume nâch der vogele schal.
Verse: 26 si wart wol innen daz zeswal
Verse: 27 von der stimme ir kindes brust.
Verse: 28 des twanc in art und sîn gelust.
Verse: 29 vrou Herzeloide kêrte ir haz
Verse: 30 an die vogele, si enwesse um waz:
Verse: 1 si wolde ir schal verkrenken.
Verse: 2 ir bûliute und ir enken
Verse: 3 die hiez si vaste gâhen,
Verse: 4 vogele würgen unde vâhen.
Verse: 5 die vogele wâren baz geriten:
Verse: 6 etslîches sterben wart vermiten,
Verse: 7 der beleip dâ lebendec ein teil,
Verse: 8 die sît mit sange wurden geil.
Verse: 9 der knappe sprach zer künegîn:
Verse: 10 "waz wîzet man den vogelîn?"
Verse: 11 er gerte in vrides sâ zestunt.
Verse: 12 sîn muoter kuste in an den munt.
Verse: 13 diu sprach: "wes wende ich sîn gebot,
Verse: 14 der doch ist der hœste got?
Verse: 15 suln vogele durch mich vreude lân?"
Verse: 16 der knappe sprach zer muoter sân:
Verse: 17 "ouwê muoter, waz ist got?"
Verse: 18 "sun, ich sage dirz âne spot:
Verse: 19 er ist noch liehter denne der tac.
Verse: 20 der antlitzes sich bewac
Verse: 21 nâch menschen antlitze,
Verse: 22 sun, merke eine witze
Verse: 23 und vlêhe in umbe dîne nôt:
Verse: 24 sîn triuwe der werlde ie helfe bôt.
Verse: 25 sô heizet einer der helle wirt:
Verse: 26 derst swarz, untriuwe in niht verbirt.
Verse: 27 von dem kêre dîne gedanke
Verse: 28 und ouch von zwîvels wanke."
Verse: 29 sîn muoter underschiet im gar
Verse: 30 daz vinster und daz lieht gevar.
Verse: 1 dar nâch sîn snelheit verre spranc.
Verse: 2 er lernte den gabilôtes swanc,
Verse: 3 dâ mit er manegen hirz erschôz,
Verse: 4 des sîn muoter und ir volc genôz.
Verse: 5 ez wære æber oder snê,
Verse: 6 dem wilde tet sîn schiezen wê.
Verse: 7 nû hœret vremdiu mære:
Verse: 8 swenne er schôz daz swære,
Verse: 9 des wære ein mûl geladen genuoc,
Verse: 10 als unzeworht hin heim erz truoc.
Verse: 11 eins tages gienc er den weideganc
Verse: 12 an einer halden, diu was lanc.
Verse: 13 er brach durch blates stimme ein zwîc.
Verse: 14 dâ nâhen bî im gienc ein stîc,
Verse: 15 dâ hôrte er schal von huofslegen:
Verse: 16 sîn gabilôt begunde er wegen.
Verse: 17 dô sprach er: "waz hân ich vernomen?
Verse: 18 wan wolde et nû der tiuwel komen
Verse: 19 mit grimme zorneclîche!
Verse: 20 den bestüende ich sicherlîche.
Verse: 21 mîn muoter vreisen von im saget:
Verse: 22 ich wæne ir ellen sî verzaget."
Verse: 23 alsus stuont er in strîtes ger.
Verse: 24 nû seht, dort kom geschûftet her
Verse: 25 ritter nâch wunsche var,
Verse: 26 von vuoze ûf gewâpent gar.
Verse: 27 der knappe wânde sunder spot,
Verse: 28 daz ieslîcher wære ein got.
Verse: 29 dô stuont ouch er niht langer hie,
Verse: 30 in den phat viel er ûf sîniu knie.
Verse: 1 lûte rief der knappe sân:
Verse: 2 "hilf, got! dû maht wol helfe hân."
Verse: 3 der vorder zornes sich bewac,
Verse: 4 dô der knappe in dem phade lac:
Verse: 5 "dirre tœrsche Wâleise
Verse: 6 unsich wendet gâher reise."
Verse: 7 ein prîs den wir Beier tragen,
Verse: 8 muoz ich von Wâleisen sagen:
Verse: 9 die sint tœrscher denne beiersch her
Verse: 10 und doch bî manlîcher wer.
Verse: 11 swer in den zwein landen wirt,
Verse: 12 gevuoge ein wunder an im birt.
Verse: 13 dô kom geleischieret
Verse: 14 und wol gezimieret
Verse: 15 ein ritter, dem was harte gâch.
Verse: 16 er reit in strîteclîchen nâch,
Verse: 17 die verre wâren von im komen:
Verse: 18 zwêne ritter heten im genomen
Verse: 19 eine vrouwen in sînem lande.
Verse: 20 den helt ez dûhte schande:
Verse: 21 in müete der juncvrouwen leit,
Verse: 22 diu jæmerlîche vor in reit.
Verse: 23 dise drî wâren sîne man.
Verse: 24 er reit ein schœne kastelân,
Verse: 25 sîns schildes was vil wênec ganz.
Verse: 26 er hiez Karnahkarnanz
Verse: 27 leh cons Ulterlec.
Verse: 28 er sprach: "wer irret uns den wec?"
Verse: 29 sus vuor er zuo dem knappen sân.
Verse: 30 den dûhte er als ein got getân:
Verse: 1 er enhete ê sô liehtes niht erkant.
Verse: 2 ûf dem touwe der wâpenroc erwant.
Verse: 3 mit guldîn schellen kleine
Verse: 4 vor iewederm beine
Verse: 5 wâren die stegereife erklenget
Verse: 6 und ze rehter mâze erlenget.
Verse: 7 sîn zeswer arm von schellen klanc.
Verse: 8 swar er den bôt oder swanc,
Verse: 9 der was durch swertslege sô hel:
Verse: 10 der helt was gein prîse snel.
Verse: 11 sus vuor der vürste rîche,
Verse: 12 gezimieret wünneclîche.
Verse: 13 aller manne schœne ein bluomen kranz,
Verse: 14 den vrâcte Karnahkarnanz:
Verse: 15 "juncherre, sâhet ir vür iuch varn
Verse: 16 zwêne ritter die sich niht bewarn
Verse: 17 kunnen an ritterlîcher zunft?
Verse: 18 si ringent mit der nôtnunft
Verse: 19 und sint an werdekeit verzaget:
Verse: 20 si vüerent roubes eine maget."
Verse: 21 der knappe wânde, swaz er sprach,
Verse: 22 ez wære got, als im verjach
Verse: 23 vrou Herzeloide diu künegîn,
Verse: 24 dô si im underschiet den liehten schîn.
Verse: 25 dô rief er lûte sunder spot:
Verse: 26 "nû hilf mir, helferîcher got!"
Verse: 27 vil dicke viel an sîn gebet
Verse: 28 fil li roi Gahmuret.
Verse: 29 der vürste sprach: "ich bin niht got,
Verse: 30 ich leiste aber gerne sîn gebot.
Verse: 1 dû maht hie vier ritter sehen,
Verse: 2 ob dû ze rehte kundes spehen."
Verse: 3 der knappe vrâcte vürbaz:
Verse: 4 "dû nennest ritter: waz ist daz?
Verse: 5 hâstû niht gotlîcher kraft,
Verse: 6 sô sage mir, wer gît ritterschaft?"
Verse: 7 "daz tuot der künec Artûs.
Verse: 8 juncherre, komt ir in des hûs,
Verse: 9 der bringet iuch an ritters namen,
Verse: 10 daz irs iuch nimmer durfet schamen.
Verse: 11 ir muget wol sîn von ritters art.
Verse: 12 von den helden er geschouwet wart:
Verse: 13 dô lac diu gotes gunst an im.
Verse: 14 von der âventiure ich daz nim,
Verse: 15 diu mich mit wârheit des beschiet:
Verse: 16 nie mannes varwe baz geriet
Verse: 17 vor im sît Adâmes zît.
Verse: 18 des wart sîn lop von wîben wît.
Verse: 19 aber sprach der knappe sân,
Verse: 20 dâ von ein lachen wart getân:
Verse: 21 "ei ritter got, waz mahtû sîn?
Verse: 22 dû hâs sus manec vingerlîn
Verse: 23 an dînen lîp gebunden
Verse: 24 dort oben und hie unden."
Verse: 25 aldâ begreif des knappen hant
Verse: 26 swaz er îsers an dem vürsten vant.
Verse: 27 des harnas begunde er schouwen:
Verse: 28 "mîner muoter juncvrouwen
Verse: 29 ir vingerlîn an snüeren tragent,
Verse: 30 die niht sus an ein ander ragent."
Verse: 1 der knappe sprach durch sînen muot
Verse: 2 zem vürsten: "war zuo ist diz guot,
Verse: 3 daz dich sô wol kan schicken?
Verse: 4 ich enmac es niht abe gezwicken."
Verse: 5 der vürste im zeicte sâ sîn swert:
Verse: 6 "nû sich, swer an mich strîtes gert,
Verse: 7 des selben wer ich mich mit slegen.
Verse: 8 vür die sîne muoz ich an mich legen
Verse: 9 und vür den schuz und vür den stich
Verse: 10 muoz ich alsus wâpen mich."
Verse: 11 aber sprach der knappe snel:
Verse: 12 "ob die hirze trüegen sus ir vel,
Verse: 13 sô enverwunte ir niht mîn gabilôt.
Verse: 14 der vellet maneger von mir tôt."
Verse: 15 die ritter zurnden daz er hielt
Verse: 16 bî dem knappen der vil tumpheit wielt.
Verse: 17 der vürste sprach: "got hüete dîn!
Verse: 18 ouwî wan wære dîn schœne mîn!
Verse: 19 dir hete got den wunsch gegeben,
Verse: 20 ob dû mit witzen soldes leben.
Verse: 21 diu gotes kraft dir virre leit!"
Verse: 22 die sîne und ouch er selbe reit
Verse: 23 und gâhten harte balde
Verse: 24 zeinem velde in dem walde.
Verse: 25 dâ vant der gevüege
Verse: 26 vrou Herzeloiden phlüege
Verse: 27 (ir volke leider nie geschach),
Verse: 28 die er balde eren sach:
Verse: 29 si begunden sæn, dar nâch egen,
Verse: 30 ir garte ob starken ohsen wegen.
Verse: 1 der vürste in guoten morgen bôt
Verse: 2 und vrâcte, ob si sæhen nôt
Verse: 3 eine juncvrouwen lîden.
Verse: 4 si enkunden niht vermîden,
Verse: 5 swes er vrâcte daz wart gesaget.
Verse: 6 "zwêne ritter und ein maget
Verse: 7 dâ riten hiute morgen:
Verse: 8 diu vrouwe vuor mit sorgen.
Verse: 9 mit sporn si vaste ruorten."
Verse: 10 die die juncvrouwen vuorten,
Verse: 11 ez was Meljakanz,
Verse: 12 den ergâhte Karnahkarnanz:
Verse: 13 mit strîte er im die vrouwen nam.
Verse: 14 diu was dâ vor an vreuden lam:
Verse: 15 si hiez Imâne
Verse: 16 von der Bêâfontâne.
Verse: 17 die bûliute verzageten.
Verse: 18 dô die helde vür si jageten,
Verse: 19 si sprâchen: "wiest uns sus geschehen?
Verse: 20 hât unser juncherre ersehen
Verse: 21 an disen rittern helme schart,
Verse: 22 sô enhân wir uns niht wol bewart.
Verse: 23 wir suln der küneginne haz
Verse: 24 von schulden hœren umbe daz,
Verse: 25 wande er mit uns dâ her lief
Verse: 26 hiute morgen dô si dannoch slief."
Verse: 27 der knappe enruochte ouch wer dô schôz
Verse: 28 die hirze kleine unde grôz:
Verse: 29 er huop sich gein der muoter wider
Verse: 30 und sagete ir mære. dô viel si nider:
Verse: 1 sîner worte si sô sêre erschrac,
Verse: 2 daz si unversunnen vor im lac.
Verse: 3 dô diu küneginne
Verse: 4 wider kom zir sinne,
Verse: 5 swie si dâ vor wære verzaget,
Verse: 6 dô sprach si: "sun, wer hât gesaget
Verse: 7 dir von ritters orden?
Verse: 8 wâ bistûs innen worden?"
Verse: 9 "muoter, ich sach vier man
Verse: 10 noch liehter danne got getân:
Verse: 11 die sageten mir von ritterschaft.
Verse: 12 Artûs küneclîchiu kraft
Verse: 13 sol mich nâch ritters êren
Verse: 14 an schildes ambet kêren."
Verse: 15 sich huop ein niuwer jâmer hie.
Verse: 16 diu vrouwe enwesse rehte wie,
Verse: 17 daz si ir den list erdæhte
Verse: 18 und in von dem willen bræhte.
Verse: 19 der knappe tump unde wert
Verse: 20 iesch von der muoter dicke ein phert.
Verse: 21 daz begunde si in ir herzen klagen.
Verse: 22 si dâhte: "ich enwil im niht versagen,
Verse: 23 ez muoz aber vil bœse sîn."
Verse: 24 dô gedâhte mêr diu künegîn:
Verse: 25 "der liute vil bî spotte sint.
Verse: 26 tôren kleider sol mîn kint
Verse: 27 ob sînem liehten lîbe tragen.
Verse: 28 wirt er geroufet und geslagen,
Verse: 29 sô kumt er mir her wider wol."
Verse: 30 ouwê der jæmerlîchen dol!
Verse: 1 diu vrouwe nam ein sactuoch,
Verse: 2 si sneit im hemde unde bruoch,
Verse: 3 daz doch an einem stücke erschein,
Verse: 4 unz enmitten an sîn blankez bein:
Verse: 5 daz wart vür tôren kleit erkant.
Verse: 6 eine gugeln man obene drûfe vant.
Verse: 7 al vrisch rûch kelberîn
Verse: 8 von einer hiute zwei ribalîn
Verse: 9 nâch sînen beinen wart gesniten.
Verse: 10 dâ wart grôz jâmer niht vermiten.
Verse: 11 diu künegîn was alsô bedâht,
Verse: 12 si bat belîben in die naht:
Verse: 13 "dû ensolt niht hinnen kêren,
Verse: 14 ich wil dich liste lêren.
Verse: 15 an ungebanten strâzen
Verse: 16 soltû tunkel vürte lâzen:
Verse: 17 die sîhte unde lûter sîn,
Verse: 18 dâ soltû al balde rîten în.
Verse: 19 dû solt dich site nieten,
Verse: 20 der werlde grüezen bieten.
Verse: 21 ob dich ein grâ wîse man
Verse: 22 zuht wil lêren als er wol kan,
Verse: 23 dem soltû gerne volgen
Verse: 24 und wis im niht erbolgen.
Verse: 25 sun, lâ dir bevolhen sîn,
Verse: 26 swâ dû guotes wîbes vingerlîn
Verse: 27 müges erwerben und ir gruoz,
Verse: 28 daz nim: ez tuot dir kumbers buoz.
Verse: 29 dû solt zir kusse gâhen
Verse: 30 und ir lîp vaste umbevâhen:
Verse: 1 daz gît gelücke und hôhen muot,
Verse: 2 ob si kiusche ist unde guot.
Verse: 3 dû solt ouch wizzen, sun mîn,
Verse: 4 der stolze küene Lehelîn
Verse: 5 dînen vürsten abe ervaht zwei lant,
Verse: 6 diu solden dienen dîner hant,
Verse: 7 Wâleis und Norgâls.
Verse: 8 ein dîn vürste Turkentâls
Verse: 9 den tôt von sîner hende emphienc:
Verse: 10 dîn volc er sluoc unde vienc."
Verse: 11 "diz riche ich, muoter, ruocht es got,
Verse: 12 in verwundet noch mîn gabilôt."
Verse: 13 des morgens dô der tac erschein,
Verse: 14 der knappe balde wart enein,
Verse: 15 im was gein Artûse gâch.
Verse: 16 vrou Herzeloide in kuste und lief im nâch.
Verse: 17 der werlde riuwe aldâ geschach:
Verse: 18 dô si ir sun niht langer sach
Verse: 19 (der reit enwec: wemst deste baz?),
Verse: 20 dô viel diu vrouwe valsches laz
Verse: 21 ûf die erde, aldâ si jâmer sneit
Verse: 22 sô daz si ein sterben niht vermeit.
Verse: 23 ir vil getriulîcher tôt
Verse: 24 der vrouwen wert dei hellenôt.
Verse: 25 ô wol si daz si muoter wart!
Verse: 26 sus vuor die lônes bernden vart
Verse: 27 ein wurzel der güete
Verse: 28 und ein stam der diemüete.
Verse: 29 ouwê daz wir nû niht enhân
Verse: 30 ir sippe unz an den eilften spân!
Verse: 1 des wirt gevelschet manec lîp.
Verse: 2 doch solden nû getriuwiu wîp
Verse: 3 heiles wünschen disem knaben,
Verse: 4 der sich hie von ir hât erhaben.
Verse: 5 dô reit der knappe wol getân
Verse: 6 gein dem fôreist in Brizljân.
Verse: 7 er kom an einen bach geriten,
Verse: 8 den hete ein hane wol überschriten:
Verse: 9 swie dâ stuonden bluomen unde gras,
Verse: 10 durch daz sîn vluz sô tunkel was,
Verse: 11 der knappe den vurt dar an vermeit.
Verse: 12 den tac er gar dâ neben reit,
Verse: 13 als ez sînen witzen tohte.
Verse: 14 er beleip die naht swie er mohte,
Verse: 15 unz im der liehte tac erschein.
Verse: 16 der knappe sich danne al ein
Verse: 17 huop zeinem vurte lûter wol getân.
Verse: 18 dâ was anderhalp der plân
Verse: 19 mit einem gezelt gehêret,
Verse: 20 grôz rîcheit dran gekêret
Verse: 21 von drîer varwe samît.
Verse: 22 ez was hôch unde wît,
Verse: 23 ûf den næten lâgen borten guot.
Verse: 24 dâ hienc ein liderîn huot,
Verse: 25 den man drüber ziehen solde
Verse: 26 immer swennez regenen wolde.
Verse: 27 duc Orilus de Lalander,
Verse: 28 des wîp dort unde vander
Verse: 29 ligende minneclîche,
Verse: 30 die herzoginne rîche,
Verse: 1 gelîche einem ritters trûte.
Verse: 2 si hiez Jeschûte.
Verse: 3 diu vrouwe was entslâfen,
Verse: 4 si truoc der minne wâfen,
Verse: 5 einen munt durchliuhtec rôt
Verse: 6 und gerndes ritters herzen nôt.
Verse: 7 innen des diu vrouwe slief,
Verse: 8 der munt ir von ein ander lief:
Verse: 9 der truoc der minne hitze viur.
Verse: 10 sus lac des wunsches âventiur.
Verse: 11 von snêwîzem beine
Verse: 12 nâhe bî ein ander kleine,
Verse: 13 sus stuonden ir die liehten zene.
Verse: 14 ich wæne mich iemen küssens wene
Verse: 15 an einen sus gelobeten munt:
Verse: 16 daz ist mir selten worden kunt.
Verse: 17 ir deckelachen zobelîn
Verse: 18 erwant an ir hüffelîn,
Verse: 19 daz si durch hitze von ir stiez,
Verse: 20 dâ si der wirt al eine liez.
Verse: 21 si was geschicket und gesniten,
Verse: 22 an ir was künste niht vermiten:
Verse: 23 got selbe worhte ir süezen lîp.
Verse: 24 ouch hete daz minneclîche wîp
Verse: 25 langen arm und blanke hant.
Verse: 26 der knappe ein vingerlîn dâ vant,
Verse: 27 daz in gein dem bette twanc.
Verse: 28 dô er mit der herzoginne ranc,
Verse: 29 dô dâhte er an die muoter sîn:
Verse: 30 diu riet an wîbes vingerlîn.
Verse: 1 ouch spranc der knappe wol getân
Verse: 2 von dem teppeche an daz bette sân.
Verse: 3 diu süeze kiusche unsanfte erschrac,
Verse: 4 dô der knappe an ir arme lac:
Verse: 5 si muoste iedoch erwachen.
Verse: 6 mit schame al sunder lachen
Verse: 7 diu vrouwe zuht gelêret
Verse: 8 sprach: "wer hât mich entêret?
Verse: 9 juncherre, es ist iu gar ze vil:
Verse: 10 ir mohtet iu nemen ander zil."
Verse: 11 diu vrouwe lûte klagete.
Verse: 12 er enruochte waz si sagete:
Verse: 13 ir munt er an den sînen twanc.
Verse: 14 dâ nâch was dô niht ze lanc,
Verse: 15 ê er dructe an sich die herzogîn
Verse: 16 und nam ir ouch ein vingerlîn.
Verse: 17 an ir hemde ein vürspan er dâ sach:
Verse: 18 ungevuoge erz dannen brach.
Verse: 19 diu vrouwe was mit wîbes wer,
Verse: 20 ir was sîn kraft ein ganzez her:
Verse: 21 doch wart dâ ringens vil getân.
Verse: 22 der knappe klagete den hunger sân.
Verse: 23 diu vrouwe was ir lîbes lieht,
Verse: 24 si sprach: "ir sult mîn ezzen niht.
Verse: 25 wært ir ze vromen wîse,
Verse: 26 ir næmet iu ander spîse.
Verse: 27 dort stêt brôt unde wîn
Verse: 28 und ouch zwei pardrîsekîn,
Verse: 29 als si ein juncvrouwe brâhte,
Verse: 30 dius wênec iu gedâhte."
Verse: 1 er enruochte wâ diu wirtîn saz:
Verse: 2 einen guoten kroph er az,
Verse: 3 dar nâch er swære trünke tranc.
Verse: 4 die vrouwen dûhte gar ze lanc
Verse: 5 sîns wesens in dem poulûn.
Verse: 6 si wânde, er wære ein garzûn
Verse: 7 gescheiden von den witzen.
Verse: 8 ir schame begunde switzen.
Verse: 9 iedoch sprach diu herzogîn:
Verse: 10 "juncherre, ir sult mîn vingerlîn
Verse: 11 hie lâzen und mîn vürspan.
Verse: 12 hebet iuch enwec: wan kumt mîn man,
Verse: 13 ir müezet zürnen lîden,
Verse: 14 daz ir gerner möhtet mîden."
Verse: 15 dô sprach der knappe wol geborn:
Verse: 16 "ouwê waz vürhte ich iuwers mannes zorn?
Verse: 17 wan schadet ez iu an êren,
Verse: 18 sô wil ich hinnen kêren."
Verse: 19 dô gienc er zuo dem bette sân:
Verse: 20 ein ander kus dâ wart getân,
Verse: 21 daz was der herzoginne leit.
Verse: 22 der knappe âne urloup dannen reit.
Verse: 23 iedoch sprach er: "got hüete dîn!
Verse: 24 alsus riet mir diu muoter mîn."
Verse: 25 der knappe des roubes was gemeit.
Verse: 26 dô er eine wîle von dan gereit,
Verse: 27 wol nâch gein der mîle zil,
Verse: 28 dô kom von dem ich sprechen wil.
Verse: 29 der spürte an dem touwe
Verse: 30 daz gesuochet was sîn vrouwe.
Verse: 1 der snüere ein teil was ûz getret:
Verse: 2 dâ hete ein knappe daz gras gewet.
Verse: 3 der vürste wert und erkant
Verse: 4 sîn wîp dort unde al trûrec vant.
Verse: 5 dô sprach der stolze Orilus:
Verse: 6 "ouwê vrouwe, wie hân ich sus
Verse: 7 mîn dienst gein iu gewendet!
Verse: 8 mir ist nâch laster gendet
Verse: 9 manec ritterlîcher prîs:
Verse: 10 ir habet ein ander âmîs."
Verse: 11 mit wazzerrîchen ougen
Verse: 12 diu vrouwe bôt ir lougen
Verse: 13 sô, daz si unschuldec wære:
Verse: 14 er engeloupte niht ir mære.
Verse: 15 iedoch sprach si mit vorhte siten:
Verse: 16 "dâ kom ein tôr her zuo geriten:
Verse: 17 swaz ich liute erkennet hân,
Verse: 18 ich engesach nie lîp sô wol getân.
Verse: 19 mîn vürspan und ein vingerlîn
Verse: 20 daz nam er âne den willen mîn."
Verse: 21 "hei sîn lîp iu wol gevellet.
Verse: 22 ir habet iuch zim gesellet."
Verse: 23 dô sprach si: "nû enwelle got!
Verse: 24 sîniu ribalîn, sîn gabilôt
Verse: 25 wâren mir doch ze nâhen.
Verse: 26 diu rede iu solde smâhen:
Verse: 27 vürstinne ez übele zæme,
Verse: 28 ob si dâ minne næme."
Verse: 29 aber sprach der vürste sân:
Verse: 30 "vrouwe, ich enhân iu niht getân,
Verse: 1 ir enwelt iuch einer site schamen:
Verse: 2 ir liezet küneginne namen
Verse: 3 und hiezt durch mich ein herzogin.
Verse: 4 der kouf gît mir ungewin.
Verse: 5 mîn manheit ist doch sô quec,
Verse: 6 daz iuwer bruoder êrec,
Verse: 7 mîn swâger, fil li roi Lac,
Verse: 8 iuch wol dar umbe hazzen mac.
Verse: 9 mich erkennet iedoch der wîse
Verse: 10 an sô bewandem prîse,
Verse: 11 der ninder mac entêret sîn,
Verse: 12 wan daz er mich vor Prûrîn
Verse: 13 mit sîner tjoste valte.
Verse: 14 an im ich sît bezalte
Verse: 15 hôhen prîs vor Karnant.
Verse: 16 ze rehter tjost stach in mîn hant
Verse: 17 hinderz ors durch fîanze:
Verse: 18 durch sînen schilt mîn lanze
Verse: 19 iuwer kleinœte brâhte.
Verse: 20 vil wênec ich dô gedâhte
Verse: 21 iuwer minne einem andern trûte,
Verse: 22 mîn vrouwe Jeschûte.
Verse: 23 vrouwe, ir sult gelouben des,
Verse: 24 daz der stolze Gâlôes,
Verse: 25 fil li roi Gandîn,
Verse: 26 tôt lac von der tjoste mîn.
Verse: 27 ir hieldet ouch dâ nâhen bî,
Verse: 28 dâ Plîopliherî
Verse: 29 gein mir durch tjostieren reit
Verse: 30 und mich sîn strîten niht vermeit.
Verse: 1 mîn tjoste in hinderz ors verswanc,
Verse: 2 daz in der satel ninder dranc.
Verse: 3 ich hân dicke prîs bezalt
Verse: 4 und manegen ritter abe gevalt:
Verse: 5 des enmohte ich nû geniezen niht.
Verse: 6 ein hôhez laster mir des giht.
Verse: 7 si hazzent mich besunder,
Verse: 8 die von der tavelrunder,
Verse: 9 der ich ehte nider stach,
Verse: 10 dâz manec wert juncvrouwe sach,
Verse: 11 um den sparwære ze Kanedic.
Verse: 12 ich behielt iu prîs und mir den sic.
Verse: 13 daz sâhet ir und Artûs,
Verse: 14 der mîne swester hât ze hûs,
Verse: 15 die süezen Cunnewâren.
Verse: 16 ir munt kan niht gebâren
Verse: 17 mit lachen, ê si den gesiht
Verse: 18 dem man des hœsten prîses giht.
Verse: 19 wan kœme mir doch der selbe man!
Verse: 20 sô würde ein strîten hie getân
Verse: 21 als hiute morgen, dô ich streit
Verse: 22 und einem vürsten vrumte leit,
Verse: 23 der mir sîn tjostieren bôt:
Verse: 24 von mîner tjoste lac er tôt.
Verse: 25 ich enwil iu niht von zorne sagen,
Verse: 26 daz maneger hât sîn wîp geslagen
Verse: 27 umbe ir krenker schulde.
Verse: 28 hete ich dienest oder hulde,
Verse: 29 daz ich iu solde bieten,
Verse: 30 ir müestet iuch mangels nieten.
Verse: 1 ich ensol niht mêr erwarmen
Verse: 2 an iuwern blanken armen,
Verse: 3 dâ ich etswenne durch minne lac
Verse: 4 manegen wünneclîchen tac.
Verse: 5 ich sol velwen iuwern rôten munt
Verse: 6 und iuwern ougen machen rœte kunt,
Verse: 7 ich sol iu vreude entêren
Verse: 8 und iuwer herze siuften lêren."
Verse: 9 diu vürstîn an den vürsten sach.
Verse: 10 ir munt dô jæmerlîchen sprach:
Verse: 11 "nû êret an mir ritters prîs.
Verse: 12 ir sît getriuwe unde wîs
Verse: 13 und ouch wol sô gewaldec mîn,
Verse: 14 ir muget mir geben hôhen pîn.
Verse: 15 ir sult ê mîn gerihte nemen.
Verse: 16 durch elliu wîp lât iuch gezemen
Verse: 17 (ir muget mir dannoch vüegen nôt):
Verse: 18 læge ich von andern handen tôt,
Verse: 19 daz iu niht prîs geneicte,
Verse: 20 swie schiere ich denne veicte,
Verse: 21 daz wære mir ein süeziu zit,
Verse: 22 sît iuwer hazzen an mir lît."
Verse: 23 aber sprach der vürste mêre:
Verse: 24 "vrouwe, ir wæret mir gar ze hêre.
Verse: 25 des sol ich an iu mâzen:
Verse: 26 geselleschaft wirt lâzen
Verse: 27 mit trinken und mit ezzen,
Verse: 28 bî ligens wirt vergezzen.
Verse: 29 ir emphâhet mêr dehein gewant,
Verse: 30 wan als ich iuch sitzende vant.
Verse: 1 iuwer zoum muoz sîn ein bestîn seil,
Verse: 2 iuwer phert bejaget wol hungers teil,
Verse: 3 iuwer satel wol gezieret
Verse: 4 der wirt enschumphieret."
Verse: 5 vil balde er zarte unde brach
Verse: 6 den samît drabe. dô daz geschach,
Verse: 7 er zesluoc den satel dâ si inne reit.
Verse: 8 ir kiusche und ir wîpheit
Verse: 9 sîn hazzen lîden muosten:
Verse: 10 mit bestînen buosten
Verse: 11 bant er in aber wider zuo.
Verse: 12 ir kom sîn hazzen alze vruo.
Verse: 13 dô sprach er an den zîten:
Verse: 14 "vrouwe, nû suln wir rîten.
Verse: 15 kœme ich an in (des würde ich geil),
Verse: 16 der hie nam iuwer minne teil,
Verse: 17 ich bestüende in doch durch âventiur,
Verse: 18 ob sîn âtem gæbe viur
Verse: 19 als eines wilden trachen."
Verse: 20 al weinde sunder lachen
Verse: 21 diu vrouwe jâmers rîche
Verse: 22 schiet dannen trûreclîche.
Verse: 23 si enmüete niht swaz ir geschach,
Verse: 24 wan ir mannes ungemach:
Verse: 25 des trûren gap ir grôze nôt,
Verse: 26 daz si noch sanfter wære tôt.
Verse: 27 nû sult ir si durch triuwe klagen:
Verse: 28 si beginnet nû hœher kumber tragen.
Verse: 29 wære mir aller wîbe haz bereit,
Verse: 30 mich müete doch vroun Jeschûten leit.
Verse: 1 sus riten si ûf der slâ hin nâch.
Verse: 2 dem knappen vor in ouch was vil gâch:
Verse: 3 doch wesse der unverzagete
Verse: 4 niht daz man in jagete,
Verse: 5 wan swen sîn ougen sâhen,
Verse: 6 sô er dem begunde nâhen,
Verse: 7 den gruozte der knappe guoter
Verse: 8 und jach: "sus riet mir mîn muoter."
Verse: 9 sus kom unser tœrscher knabe
Verse: 10 geriten eine halden abe.
Verse: 11 wîbes stimme er hôrte,
Verse: 12 vor eines velses orte
Verse: 13 ein vrouwe ûz rehtem jâmer schrei:
Verse: 14 ir was diu wâre vreude enzwei.
Verse: 15 der knappe reit ir balde zuo.
Verse: 16 nû hœret waz diu vrouwe tuo:
Verse: 17 dâ brach vrou Sigûne
Verse: 18 ir langen zöphe brûne
Verse: 19 vor jâmer ûz ir swarten.
Verse: 20 der knappe begunde warten:
Verse: 21 Schîânatulander
Verse: 22 den vürsten tôt dâ vander
Verse: 23 der juncvrouwen in ir schôz.
Verse: 24 aller schimphe si verdrôz.
Verse: 25 "er sî trûrec oder vreuden var,
Verse: 26 die bat mîn muoter grüezen gar.
Verse: 27 got halde iuch!" sprach des knappen munt.
Verse: 28 "ich hân hie jæmerlîchen vunt
Verse: 29 in iuwerm schôze vunden.
Verse: 30 wer gap iu den ritter wunden?"
Verse: 1 [der knappe unverdrozzen
Verse: 2 sprach: "wer hât in erschozzen?]
Verse: 3 geschach ez mit einem gabilôt?
Verse: 4 mich dunket, vrouwe, er lige tôt.
Verse: 5 welt ir mir dâ von iht sagen,
Verse: 6 wer iu den man habe erslagen,
Verse: 7 ob ich in mac errîten,
Verse: 8 ich wil gerne mit im strîten."
Verse: 9 dô greif der knappe mære
Verse: 10 zuo sînem kochære:
Verse: 11 vil scharphiu gabilôt er vant.
Verse: 12 er vuorte ouch dannoch beidiu phant,
Verse: 13 diu er von Jeschûten brach
Verse: 14 und ein tumpheit dâ geschach.
Verse: 15 hete er gelernt sîns vater site,
Verse: 16 die werdeclîche im wonten mite,
Verse: 17 diu buckel wære gehurtet baz,
Verse: 18 dâ diu herzoginne al eine saz,
Verse: 19 diu sît vil kumbers durch in leit:
Verse: 20 mêr danne ein ganzez jâr si meit
Verse: 21 gruoz von ir mannes lîbe.
Verse: 22 unrehte geschach dem wîbe.
Verse: 23 nû hœret ouch von Sigûnen sagen:
Verse: 24 diu kunde ir leit mit jâmer klagen.
Verse: 25 si sprach zem knappen: "dû hâs tugent.
Verse: 26 gêret sî dîn süeziu jugent
Verse: 27 und dîn antlitze minneclîch.
Verse: 28 deiswâr dû wirst noch sælden rîch.
Verse: 29 disen ritter meit daz gabilôt:
Verse: 30 er lac ze tjostieren tôt.
Verse: 1 [dû bist geborn von triuwen,
Verse: 2 daz er dich sus kan riuwen. "]
Verse: 3 ê si den knappen rîten lieze,
Verse: 4 si vrâcte in wie er hieze,
Verse: 5 und jach er trüege den gotes vlîz.
Verse: 6 "bon fîz, scher fîz, bêâ fîz,
Verse: 7 alsus hât mich genennet
Verse: 8 der mich dâ heime erkennet."
Verse: 9 dô diu rede was getân,
Verse: 10 si erkande in bî dem namen sân.
Verse: 11 nû hœret in rehter nennen,
Verse: 12 daz ir wol müget erkennen
Verse: 13 wer dirre âventiure herre sî:
Verse: 14 der hielt der juncvrouwen bî.
Verse: 15 ir rôter munt sprach sunder twâl:
Verse: 16 "deiswâr dû heizes Parzivâl.
Verse: 17 der name ist rehte mitten durch.
Verse: 18 grôz liebe ier solh herzen vurch
Verse: 19 mit dîner muoter triuwe:
Verse: 20 dîn vater liez ir riuwe.
Verse: 21 ich engihe dirs niht ze ruome,
Verse: 22 dîn muoter ist mîn muome,
Verse: 23 und sage dir sunder valschen list
Verse: 24 die rehten wârheit, wer dû bist.
Verse: 25 dîn vater was ein Anschevîn,
Verse: 26 ein Wâleis von der muoter dîn
Verse: 27 bistû geborn von Kanvoleiz.
Verse: 28 die rehten wârheit ich des weiz:
Verse: 29 dû bist ouch künec ze Norgâls,
Verse: 30 in der houbetstat ze Kingrivâls
Verse: 1 sol dîn houbet krône tragen.
Verse: 2 dirre vürste wart durch dich erslagen,
Verse: 3 wande er dîn lant ie werte:
Verse: 4 sîne triuwe er nie verscherte.
Verse: 5 junc vlætec süezer man,
Verse: 6 die gebruoder hânt dir vil getân:
Verse: 7 zwei lant nam dir Lehelîn,
Verse: 8 disen ritter und den vetern dîn
Verse: 9 ze tjostieren sluoc Orilus.
Verse: 10 der liez ouch mich in jâmer sus.
Verse: 11 mir diende âne alle schande
Verse: 12 dirre vürste von dînem lande:
Verse: 13 dô zôch mich dîn muoter.
Verse: 14 lieber neve guoter,
Verse: 15 nû hœre waz disiu mære sîn.
Verse: 16 ein brackenseil gap im den pîn.
Verse: 17 in unser zweier dienste den tôt
Verse: 18 hât er bejaget und jâmers nôt
Verse: 19 mir nâch sîner minne.
Verse: 20 ich hete kranke sinne,
Verse: 21 daz ich im niht minne gap.
Verse: 22 des hât der sorgen urhap
Verse: 23 mir vreude verschrôten:
Verse: 24 nû minne ich in alsô tôten."
Verse: 25 dô sprach er: "niftel, mir ist leit
Verse: 26 dîn kumber und mîn laster breit.
Verse: 27 swenne ich daz mac gerechen,
Verse: 28 daz wil ich gerne zechen."
Verse: 29 dô was im gein dem strîte gâch.
Verse: 30 si wîste in unrehte nâch:
Verse: 1 si vorhte daz er den lîp verlür
Verse: 2 und daz si grôzen schaden kür.
Verse: 3 eine strâze er dô gevienc,
Verse: 4 diu gein den Berteneisen gienc:
Verse: 5 diu was gestrîchet unde breit.
Verse: 6 swer im widergienc oder widerreit,
Verse: 7 ez wære ritter oder koufman,
Verse: 8 die selben gruozte er alle sân
Verse: 9 und jach daz wære sîner muoter rât.
Verse: 10 diu gap in ouch âne missetât.
Verse: 11 der âbent begunde nâhen,
Verse: 12 grôz müede gein im gâhen.
Verse: 13 dô ersach der tumpheit genôz
Verse: 14 ein hûs ze guoter mâze grôz.
Verse: 15 dâ was inne ein arger wirt,
Verse: 16 als noch ûf ungeslehte birt:
Verse: 17 daz was ein vischære
Verse: 18 und aller güete lære.
Verse: 19 den knappen hunger lêrte
Verse: 20 daz er dâ gegen kêrte
Verse: 21 und klagete dem wirte hungers nôt.
Verse: 22 der sprach: "ich engæbe iu ein halbez brôt
Verse: 23 niht ze drîzec jâren.
Verse: 24 swer mîner milde vâren
Verse: 25 vergebene wil, der sûmet sich.
Verse: 26 ich ensorge um niemen danne um mich,
Verse: 27 dar nâch um mîniu kindelîn.
Verse: 28 ir enkomt tâlanc dâ her în.
Verse: 29 hetet ir phenninge oder phant,
Verse: 30 ich behielde iuch al zehant."
Verse: 1 dô bôt im der knappe sân
Verse: 2 vroun Jeschûten vürspan.
Verse: 3 dô ez der vilân ersach,
Verse: 4 sîn munt dô lachete unde sprach:
Verse: 5 "wiltû belîben, liebez kint,
Verse: 6 dich êrent alle die hinne sint."
Verse: 7 "wiltû mich hînt wol spîsen
Verse: 8 und morgen rehte wîsen
Verse: 9 gein Artûse (dem bin ich holt),
Verse: 10 sô mac belîben dir daz golt."
Verse: 11 "diz tuon ich" sprach der vilân:
Verse: 12 "ich engesach nie lîp sô wol getân.
Verse: 13 ich bringe dich durch wunder
Verse: 14 vür des küneges tavelrunder."
Verse: 15 die naht beleip der knappe dâ:
Verse: 16 man sach in smorgens anderswâ.
Verse: 17 des tages er kûme erbeite.
Verse: 18 der wirt ouch sich bereite
Verse: 19 und lief im vor, der knappe nâch
Verse: 20 reit: dô was in beiden gâch.
Verse: 21 mîn her Hartman von Ouwe,
Verse: 22 vrou Ginôvêr, iuwer vrouwe,
Verse: 23 und iuwer herre, der künec Artûs,
Verse: 24 den kumt ein mîn gast ze hûs.
Verse: 25 bitet hüeten sîn vor spotte.
Verse: 26 er enist gîge noch diu rotte:
Verse: 27 si suln ein ander gampel nemen.
Verse: 28 des lâzen sich durch zuht gezemen:
Verse: 29 anders iuwer vrouwe ênîte
Verse: 30 und ir muoter Karsnafîte
Verse: 1 werdent durch die mül gezucket
Verse: 2 und ir lop gebucket.
Verse: 3 sol ich den munt mit spotte zern,
Verse: 4 ich wil mînen vriunt mit spotte wern.
Verse: 5 dô kom der vischære
Verse: 6 und ouch der knappe mære
Verse: 7 einer houbetstat sô nâhen,
Verse: 8 aldâ si Nantes sâhen.
Verse: 9 dô sprach er: "kint, got hüete dîn!
Verse: 10 nû sich, dort soltû rîten în."
Verse: 11 dô sprach der knappe an witzen laz:
Verse: 12 "dû solt mich wîsen vürbaz."
Verse: 13 "wie wol mîn lîp daz bewart!
Verse: 14 diu massenîe ist alsolher art,
Verse: 15 genæhte ir immer vilân,
Verse: 16 daz wære vil sêre missetân."
Verse: 17 der knappe al eine vürbaz reit
Verse: 18 ûf einen plân niht ze breit,
Verse: 19 der stuont von bluomen lieht gemâl.
Verse: 20 in zôch dehein Curvenâl:
Verse: 21 er kunde kurtôsîe niht,
Verse: 22 als ungevarnem man geschiht.
Verse: 23 sîn zoum der was bestîn
Verse: 24 und harte kranc sîn pherdelîn:
Verse: 25 daz tet von strûchen manegen val.
Verse: 26 ouch was sîn satel über al
Verse: 27 unbeslagen mit niuwen ledern.
Verse: 28 samît, hermîner vedern
Verse: 29 man dâ vil lützel an im siht.
Verse: 30 er enbedorfte der mantelsnüere niht:
Verse: 1 vür suckenîe und vür surkôt,
Verse: 2 dâ vür nam er sîn gabilôt.
Verse: 3 des site man gein prîse maz,
Verse: 4 sîn vater was gekleidet baz
Verse: 5 ûf dem teppeche vor Kanvoleiz.
Verse: 6 der geliez nie vorhtlîchen sweiz,
Verse: 7 im kom ein ritter widerriten.
Verse: 8 den gruozte er nâch sînen siten:
Verse: 9 "got halde iuch! riet mîn muoter mir."
Verse: 10 "juncherre, got lône iu und ir!"
Verse: 11 sprach Artûses basen sun,
Verse: 12 den zôch Utepandragûn.
Verse: 13 ouch sprach der selbe wîgant
Verse: 14 erbeschaft ze Bertâne ûfz lant:
Verse: 15 ez was îthêr von Gaheviez.
Verse: 16 den rôten ritter man in hiez:
Verse: 17 sîn harnas was gar sô rôt,
Verse: 18 daz ez den ougen rœte bôt.
Verse: 19 sîn ors was rôt unde snel,
Verse: 20 al rôt was sîn gügerel,
Verse: 21 rôt samît was sîn kovertiur,
Verse: 22 sîn schilt noch rœter danne ein viur,
Verse: 23 al rôt was sîn kursît
Verse: 24 und wol an in gesniten wît,
Verse: 25 rôt was sîn schaft, rôt was sîn sper,
Verse: 26 al rôt nâch des heldes ger
Verse: 27 was im sîn swert gerœtet,
Verse: 28 nâch der scherphe iedoch gelœtet.
Verse: 29 der künec von Kukûmerlant,
Verse: 30 al rôt von golde ûf sîner hant
Verse: 1 stuont ein koph vil wol gegraben,
Verse: 2 ob tavelrunder ûf erhaben.
Verse: 3 blanc was sîn vel, rôt was sîn hâr.
Verse: 4 der sprach zem knappen sunder vâr:
Verse: 5 "gêret sî dîn süezer lîp:
Verse: 6 dich brâhte zer werlde ein reine wîp.
Verse: 7 ô wol der muoter diu dich gebar!
Verse: 8 ich engesach nie lîp sô wol gevar.
Verse: 9 dû bist der wâren minne blic,
Verse: 10 ir schumphentiure und ir sic:
Verse: 11 vil wîbes vreude an dir gesiget.
Verse: 12 dar nâch dir jâmer swære wiget,
Verse: 13 lieber vriunt, wiltû dâ hin în,
Verse: 14 sô sage mir durch den dienest mîn
Verse: 15 dem künege und al den sînen,
Verse: 16 ich ensül niht vlühtec schînen:
Verse: 17 ich wil hie gerne beiten.
Verse: 18 swer ze tjost sich sol bereiten,
Verse: 19 ir neheiner habez vür wunder.
Verse: 20 ich reit vür tavelrunder,
Verse: 21 mîns landes ich mich underwant:
Verse: 22 disen koph mîn ungevüegiu hant
Verse: 23 ûf zucte, daz der wîn vergôz
Verse: 24 vroun Ginôvêren in ir schôz.
Verse: 25 underwinden mich daz lêrte.
Verse: 26 ob ich schoube umbe kêrte,
Verse: 27 sô würde ruozec mir mîn vel:
Verse: 28 daz meit ich" sprach der degen snel.
Verse: 29 "ich enhânz ouch niht durch roup getân:
Verse: 30 des hât mîn krône mich erlân.
Verse: 1 vriunt, nû sage der künegîn,
Verse: 2 ich begüzze si âne willen mîn,
Verse: 3 aldâ die werden sâzen.
Verse: 4 die rehter wer vergâzen,
Verse: 5 ez sîn künege oder vürsten,
Verse: 6 wes lant si ir wirt erdürsten?
Verse: 7 wan holnt si im hie sîn goltvaz?
Verse: 8 ir sneller prîs wirt anders laz."
Verse: 9 der knappe sprach: "ich wirbe dir
Verse: 10 swaz dû gesprochen hâs ze mir."
Verse: 11 er reit von im ze Nantes în.
Verse: 12 dâ volcten im diu kindelîn
Verse: 13 ûf den hof vür den palas,
Verse: 14 dâ maneger slahte vuore was.
Verse: 15 schiere wart umbe in gedranc:
Verse: 16 îwânet dar nâher spranc,
Verse: 17 ein knappe valsches vrîe.
Verse: 18 der bôt im kumpânîe.
Verse: 19 der knappe sprach: "got halde dich!
Verse: 20 bat reden mîn muoter mich,
Verse: 21 ê daz ich schiede von ir hûs.
Verse: 22 ich sihe hie manegen Artûs:
Verse: 23 wer sol mich ritter machen?"
Verse: 24 îwânet begunde lachen,
Verse: 25 er sprach: "dû ensihs des rehten niht,
Verse: 26 daz aber schiere nû geschiht."
Verse: 27 er vuorte in în zem palas,
Verse: 28 dâ diu werde massenîe was.
Verse: 29 sus vil kunde er in schalle,
Verse: 30 er sprach: "got halde iuch herren alle,
Verse: 1 benamen den künec und des wîp!
Verse: 2 mir gebôt mîn muoter an den lîp,
Verse: 3 daz ich die gruozte sunder.
Verse: 4 die ob der tavelrunder
Verse: 5 von rehtem prîse heten stat,
Verse: 6 die selben si mich grüezen bat.
Verse: 7 dar an ein kunst mich verbirt,
Verse: 8 ich enweiz niht welher hinne ist wirt.
Verse: 9 dem hât ein ritter her enboten
Verse: 10 (den sach ich allenthalben roten),
Verse: 11 er welle sîn dâ ûze bîten.
Verse: 12 mich dunket er welle strîten.
Verse: 13 im ist ouch leit daz er den wîn
Verse: 14 vergôz ûf die künegîn.
Verse: 15 ouwî wan hete ich sîn gewant
Verse: 16 emphangen von des küneges hant!
Verse: 17 sô wære ich vreuden rîche,
Verse: 18 wan ez stêt sô ritterlîche."
Verse: 19 der knappe unbetwungen
Verse: 20 wart harte vil gedrungen,
Verse: 21 gehurtet her unde dar.
Verse: 22 si nâmen sîner varwe war:
Verse: 23 diz was selpschouwet,
Verse: 24 geherret noch gevrouwet
Verse: 25 wart nie minneclîcher vruht.
Verse: 26 got was in einer süezen zuht,
Verse: 27 dô er Parzivâlen worhte.
Verse: 28 der vreise wênec vorhte,
Verse: 29 sus wart er vür Artûsen brâht.
Verse: 30 an dem got wunsches hete erdâht,
Verse: 1 im kunde niemen vîent sîn.
Verse: 2 dô besach in ouch diu künegîn,
Verse: 3 ê si schiede von dem palas,
Verse: 4 dâ si dâ vor begozzen was.
Verse: 5 Artûs an den knappen sach,
Verse: 6 zuo dem tumben er dô sprach:
Verse: 7 "juncherre, got vergelde iu gruoz,
Verse: 8 den ich gerne dienen muoz
Verse: 9 mit dem lîbe und mit dem guote.
Verse: 10 des ist mir wol ze muote."
Verse: 11 "wolde et got, wan wære daz wâr!
Verse: 12 der wîle dunket mich ein jâr
Verse: 13 daz ich niht ritter wesen sol.
Verse: 14 daz tuot mir wirs denne wol:
Verse: 15 nû ensûmet mich niht mêre,
Verse: 16 phleget mîn nâch ritters êre."
Verse: 17 "daz tuon ich gerne" sprach der wirt.
Verse: 18 "ob werdekeit mich niht verbirt,
Verse: 19 dû bist wol sô gehiure,
Verse: 20 rîch an koste stiure
Verse: 21 wirt dir mîn gâbe undertân.
Verse: 22 deiswâr ich solz ungerne lân.
Verse: 23 dû solt unz morgen beiten:
Verse: 24 ich wil dich wol bereiten."
Verse: 25 der wol geborne knappe
Verse: 26 hielt gagernde als ein trappe.
Verse: 27 er sprach: "ich enwil hie nihtes biten.
Verse: 28 mir kom ein ritter widerriten:
Verse: 29 mac mir des harnas werden niht,
Verse: 30 ich enruoche wer küneges gâbe giht.
Verse: 1 sô gît aber mir diu muoter mîn:
Verse: 2 ich wæne doch diust ein künegîn."
Verse: 3 Artûs sprach zem knappen sân:
Verse: 4 "daz harnas vüert an im ein man,
Verse: 5 daz ich dirs niht getörste geben.
Verse: 6 ich muoz doch sus mit kumber leben
Verse: 7 âne alle mîne schulde,
Verse: 8 sît ich darbe sîner hulde.
Verse: 9 ez ist îthêr von Gaheviez,
Verse: 10 der trûren mir duch vreude stiez."
Verse: 11 "ir wæret ein künec milde,
Verse: 12 ob iuch solher gâbe bevilde.
Verse: 13 gebetz im dar" sprach Keie sân
Verse: 14 "und lât in zuo zim ûf den plân,
Verse: 15 sol iemen bringen uns den koph.
Verse: 16 hie helt diu geisel, dort der toph:
Verse: 17 lâtz kint in umbe trîben,
Verse: 18 sô lebet manz vor den wîben.
Verse: 19 ez muoz noch dicke bâgen
Verse: 20 und solhe schanze wâgen.
Verse: 21 ich ensorge umbe ir deweders leben:
Verse: 22 man sol hunde nâch ebers houbet geben."
Verse: 23 "ungerne wolde ich im versagen,
Verse: 24 wan daz ich vürhte er werde erslagen,
Verse: 25 dem ich helfen sol der ritterschaft"
Verse: 26 sprach Artûs ûz triuwen kraft.
Verse: 27 der knappe iedoch die gâbe emphienc,
Verse: 28 dâ von ein jâmer sît ergienc.
Verse: 29 dô was im von dem künege gâch.
Verse: 30 junge und alde im drungen nâch:
Verse: 1 îwânet in an der hende zôch
Verse: 2 vür eine louben niht ze hôch.
Verse: 3 dô sach er vür unde wider:
Verse: 4 ouch was diu loube sô nider,
Verse: 5 daz er drûfe hôrte und ouch ersach
Verse: 6 dâ von ein trûren im geschach.
Verse: 7 dâ wolde ouch diu künegîn
Verse: 8 selbe an dem venster sîn
Verse: 9 mit rittern und mit vrouwen.
Verse: 10 die begunden in alle schouwen.
Verse: 11 dâ saz vrou Cunnewâre,
Verse: 12 diu fiere und diu klâre.
Verse: 13 diu enlachete deheinen wîs,
Verse: 14 si ensæhe in der den hœsten prîs
Verse: 15 hete oder solde erwerben:
Verse: 16 si wolde ê sus ersterben.
Verse: 17 allez lachen si vermeit,
Verse: 18 unz daz der knappe vür si reit:
Verse: 19 dô erlachete ir minneclîcher munt.
Verse: 20 des wart ir rücke ungesunt.
Verse: 21 dô nam Keie seneschalt
Verse: 22 vroun Cunnewâren de Lalant
Verse: 23 mit ir reiden hâre.
Verse: 24 ir lange zöphe klâre
Verse: 25 die want er umbe sîne hant:
Verse: 26 er spancte si âne türbant.
Verse: 27 ir rücke wart dehein eit gestabet,
Verse: 28 doch wart ein stap sô dran gehabet,
Verse: 29 unz daz sîn siusen gar verswanc,
Verse: 30 durch die wât und durch ir vel ez dranc.
Verse: 1 dô sprach der unwîse:
Verse: 2 "iuwerm werden prîse
Verse: 3 ist gegeben ein smæhiu letze:
Verse: 4 ich bin sîn vengec netze,
Verse: 5 ich sol in wider in iuch smiden
Verse: 6 daz irs emphindet ûf den liden.
Verse: 7 ez ist dem künege Artûs
Verse: 8 ûf sînen hof und in sîn hûs
Verse: 9 sô manec werder man geriten,
Verse: 10 durch den ir lachen hât vermiten,
Verse: 11 und lachet nû durch einen man
Verse: 12 der niht mit ritters vuore kan."
Verse: 13 in zorne wunders vil geschiht.
Verse: 14 sîns slages wære im erteilet niht
Verse: 15 vor dem rîche ûf dise maget,
Verse: 16 diu vil von vriunden wart geklaget,
Verse: 17 ob si halt schilt solde tragen.
Verse: 18 diu ungevuoge ist dâ geslagen
Verse: 19 (wan si was von arte ein vürstîn),
Verse: 20 Orilus und Lehelîn,
Verse: 21 ir bruoder, hetenz die gesehen,
Verse: 22 der slege minner wære geschehen.
Verse: 23 der verswigen Antanôr,
Verse: 24 der durch swîgen dûhte ein tôr,
Verse: 25 sîn rede und ir lachen
Verse: 26 was gezilt mit einen sachen:
Verse: 27 er enwolde nimmer wort gesagen,
Verse: 28 si enlachete diu dâ wart geslagen.
Verse: 29 dô ir lachen wart getân,
Verse: 30 sîn munt sprach ze Keien sân:
Verse: 1 "got weiz, her seneschalt,
Verse: 2 daz Cunnewâre de Lalant
Verse: 3 durch den knappen ist zebert,
Verse: 4 iuwer vreude es wirt verzert
Verse: 5 noch von sîner hende,
Verse: 6 er ensî nie sô ellende."
Verse: 7 "sît iuwer êrste rede mir dreut,
Verse: 8 ich wæne irs wênec iuch gevreut."
Verse: 9 sîn brât wart gâlûnet,
Verse: 10 mit slegen vil gerûnet
Verse: 11 dem witzehaften tôren
Verse: 12 mit viusten in sîn ôren:
Verse: 13 daz tet Keie sunder twâl.
Verse: 14 dô muoste der junge Parzivâl
Verse: 15 disen kumber schouwen.
Verse: 16 Antanors und der vrouwen,
Verse: 17 im was von herzen leit ir nôt:
Verse: 18 vil dicke er greif zem gabilôt.
Verse: 19 vor der künegîn was solh gedranc,
Verse: 20 daz er durch daz vermeit den swanc.
Verse: 21 urloup nam do îwânet
Verse: 22 zem fil li roi Gahmuret,
Verse: 23 des reise al eine wart getân
Verse: 24 hin ûz gein îthêr ûf den plân.
Verse: 25 dem sagete er solhiu mære,
Verse: 26 daz niemen dinne wære
Verse: 27 der tjostierens gerte.
Verse: 28 "der künec mich gâbe werte.
Verse: 29 ich sagete, als dû mir verjæhe,
Verse: 30 wiez âne danc geschæhe
Verse: 1 daz dû den wîn vergüzze,
Verse: 2 unvuoge dich verdrüzze.
Verse: 3 ir deheinen lüstet strîtes.
Verse: 4 gip mir dâ dû ûfe rîtes,
Verse: 5 und dar zuo al dîn harnas:
Verse: 6 daz emphienc ich ûf dem palas,
Verse: 7 dar inne ich ritter werden muoz.
Verse: 8 widersaget sî dir mîn gruoz,
Verse: 9 ob dû mirz ungerne gîs.
Verse: 10 wer mich, ob dû bî witzen gîs.
Verse: 11 der künec von Kukûmerlant
Verse: 12 sprach: "hât Artûses hant
Verse: 13 dir mîn harnas gegeben,
Verse: 14 deiswâr daz tæte er ouch mîn leben,
Verse: 15 möhtestû mirz an gewinnen.
Verse: 16 sus kan er vriunde minnen:
Verse: 17 was er dir aber ê iht holt?
Verse: 18 dîn dienst gedient sô schier den solt."
Verse: 19 "ich getar wol dienen swaz ich sol:
Verse: 20 ouch hât er mich gewert vil wol.
Verse: 21 gip her und lâz dîn lantreht:
Verse: 22 ich enwil niht langer sîn ein kneht,
Verse: 23 ich sol schildes ambet hân."
Verse: 24 er greif im nâch dem zoume sân:
Verse: 25 "dû maht wol wesen Lehelîn,
Verse: 26 von dem mir klagete diu muoter mîn."
Verse: 27 der ritter umbe kêrte den schaft
Verse: 28 und stach den knappen sô mit kraft,
Verse: 29 daz er und sîn pherdelîn
Verse: 30 muosten vallende ûf die bluomen sîn.
Verse: 1 der helt was zornes dræte:
Verse: 2 er sluoc in daz im wæte
Verse: 3 von dem schafte ûzer swarten bluot.
Verse: 4 Parzivâl der knappe guot
Verse: 5 stuont al zornec ûf dem plân.
Verse: 6 sîn gabilôt begreif er sân.
Verse: 7 dâ der helm und diu barbier
Verse: 8 sich locheten ob dem hersenier,
Verse: 9 durchz ouge in sneit daz gabilôt
Verse: 10 und durch den nac, sô daz er tôt
Verse: 11 viel, der valscheit widersaz.
Verse: 12 wîbe siufzen, herzen jâmers kraz
Verse: 13 gap îthêrs tôt von Gaheviez.
Verse: 14 der wîben nazziu ougen liez,
Verse: 15 swelhiu sîner minne emphant,
Verse: 16 durch die vreude ir was gerant
Verse: 17 und ir schimph enschumphieret,
Verse: 18 gein der riuhe gekondewieret.
Verse: 19 Parzivâl der tumbe
Verse: 20 kêrte in dicke al umbe:
Verse: 21 er kunde im abe geziehen niht.
Verse: 22 daz was ein wunderlîch geschiht:
Verse: 23 helmes snüere noch sîniu schinnelier,
Verse: 24 mit sînen blanken handen fier
Verse: 25 kunde ers niht ûf gestricken
Verse: 26 noch sus her abe gezwicken.
Verse: 27 vil dicke erz doch versuochte,
Verse: 28 wîsheit der unberuochte.
Verse: 29 daz ors und daz pherdelîn
Verse: 30 erhuoben einen sô hôhen grîn,
Verse: 1 daz ez îwânet erhôrte
Verse: 2 vor der stat an sgraben orte,
Verse: 3 vroun Ginôvêren knappe und ir mâc.
Verse: 4 dô er von dem orse erhôrte den bâc
Verse: 5 und dô er niemen drûfe sach
Verse: 6 (von sînen triuwen daz geschach
Verse: 7 die er nâch Parzivâle truoc),
Verse: 8 dô gâhte dar der knappe kluoc.
Verse: 9 er vant îthêren tôt
Verse: 10 und Parzivâlen in tumber nôt:
Verse: 11 snellîche er zin beiden spranc.
Verse: 12 dô sagete er Parzivâle danc
Verse: 13 prîses des erwarp sîn hant
Verse: 14 an dem von Kukûmerlant.
Verse: 15 "got lône dir! nû rât waz ich tuo.
Verse: 16 ich kan hie harte wênec zuo:
Verse: 17 wie bringe ichz ab im und an mich?"
Verse: 18 "daz kan ich wol gelêren dich."
Verse: 19 sus sprach der stolze îwânet
Verse: 20 zem fil li roi Gahmuret.
Verse: 21 entwâpent wart der tôte man
Verse: 22 aldâ vor Nantes ûf dem plân
Verse: 23 und an den lebenden geleget,
Verse: 24 den dannoch grôziu tumpheit reget.
Verse: 25 îwânet sprach: "diu ribalîn
Verse: 26 suln niht under dem îser sîn:
Verse: 27 dû solt nû tragen ritters kleit."
Verse: 28 diu rede was Parzivâle leit.
Verse: 29 dô sprach der knappe guoter:
Verse: 30 "swaz mir gap mîn muoter,
Verse: 1 des sol vil wênec von mir komen,
Verse: 2 ez gê ze schaden oder ze vromen."
Verse: 3 daz dûhte wunderlîch genuoc
Verse: 4 îwâneten: der was kluoc,
Verse: 5 iedoch muoste er im volgen.
Verse: 6 er enwas im niht erbolgen:
Verse: 7 zwuo liehte hosen îserîn
Verse: 8 schuohte er im über diu ribalîn,
Verse: 9 sunder leder mit zwein borten.
Verse: 10 zwêne sporn dar zuo gehôrten:
Verse: 11 er spien im an daz goldes werc.
Verse: 12 ê er im büte dar den halsberc,
Verse: 13 er stricte im umbe diu schinnelier.
Verse: 14 sunder twâl vil harte schier
Verse: 15 von vuoze ûf gewâpent wol
Verse: 16 wart Parzivâl mit gernder dol.
Verse: 17 dô iesch der knappe mære
Verse: 18 sînen kochære.
Verse: 19 "ich enreiche dir dehein gabilôt:
Verse: 20 diu ritterschaft dir daz verbôt"
Verse: 21 sprach îwânet der knappe wert.
Verse: 22 der gurte im umbe ein scharphez swert:
Verse: 23 daz lêrte er in ûz ziehen
Verse: 24 und widerriet im vliehen.
Verse: 25 dô zôch er im dar nâher sân
Verse: 26 des tôten mannes kastelân,
Verse: 27 daz truoc bein hôch und lanc.
Verse: 28 er gewâpende in den satel spranc:
Verse: 29 er engerte stegereifes niht.
Verse: 30 dem man noch snelheite giht,
Verse: 1 îwâneten niht bevilde,
Verse: 2 er enlêrte in underm schilde
Verse: 3 künsteclîch gebâren
Verse: 4 und der vînde schaden vâren.
Verse: 5 er bôt im in die hant ein sper:
Verse: 6 daz was gar âne sîne ger,
Verse: 7 doch vrâcte er in: "war zuo ist diz vrum?"
Verse: 8 "swer gein dir zer tjoste kum,
Verse: 9 dâ soltûz balde brechen,
Verse: 10 durch sînen schilt verstechen.
Verse: 11 wiltû des vil getrîben,
Verse: 12 man lobet dich vor den wîben."
Verse: 13 als uns diu âventiure giht,
Verse: 14 von Kölne noch von Mâstrieht
Verse: 15 dehein schildære entwürfe in baz,
Verse: 16 denne als er ûf dem orse saz.
Verse: 17 dô sprach er z îwâneten sân:
Verse: 18 "lieber vriunt, mîn kumpân,
Verse: 19 ich hân hie erworben des ich bat.
Verse: 20 dû solt mîn dienest in die stat
Verse: 21 dem künege Artûse sagen
Verse: 22 und ouch mîn hôhez laster klagen.
Verse: 23 brinc im wider sîn goltvaz.
Verse: 24 ein ritter sich an mir vergaz,
Verse: 25 daz er die juncvrouwen sluoc
Verse: 26 durch daz si lachens mîn gewuoc.
Verse: 27 mich müent ir jæmerlîchen wort,
Verse: 28 diu enrüerent mir dehein herzen ort:
Verse: 29 jâ muoz enmitten drinne sîn
Verse: 30 der vrouwen ungedienter pîn.
Verse: 1 nû tuoz durch dîne gesellekeit
Verse: 2 und lâz dir sîn mîn laster leit.
Verse: 3 got hüete dîn! ich wil von dir varn
Verse: 4 der mac uns beide wol bewarn."
Verse: 5 îthêrn von Gaheviez
Verse: 6 er jæmerlîche ligen liez:
Verse: 7 der was, doch tôt, sô minneclîch.
Verse: 8 lebende was er sælden rîch.
Verse: 9 wære ritterschaft sîn endes wer
Verse: 10 zer tjost durch schilt mit einem sper,
Verse: 11 wer klagete denne die wunders nôt?
Verse: 12 er starp von einem gabilôt.
Verse: 13 îwânet ûf in dô brach
Verse: 14 der liehten bluomen zeinem dach.
Verse: 15 er stiez den gabilôtes stil
Verse: 16 zuo zim, nâch der marter zil
Verse: 17 der knappe kiusche unde stolz
Verse: 18 dructe en kriuzes wîs ein holz
Verse: 19 durch des gabilôtes snîden.
Verse: 20 dô enwolde er niht vermîden,
Verse: 21 hin in die stat er sagete
Verse: 22 des manec wîp verzagete
Verse: 23 und des manec ritter weinde.
Verse: 24 der klagende triuwe erscheinde
Verse: 25 (dâ wart jâmers vil gedolt),
Verse: 26 der tôte schône wart geholt.
Verse: 27 diu künegîn reit ûz der stat,
Verse: 28 daz heilectuom si vüeren bat
Verse: 29 ob dem künege von Kukûmerlant,
Verse: 30 den tôte Parzivâles hant.
Verse: 1 vrou Ginôvêr diu künegîn
Verse: 2 sprach jæmerlîcher worte sin:
Verse: 3 "ouwê und heiâ hei!
Verse: 4 Artûses werdekeit enzwei
Verse: 5 sol brechen noch diz wunder,
Verse: 6 der ob der tavelrunder
Verse: 7 den hœsten prîs solde tragen,
Verse: 8 daz der vor Nantes liget erslagen.
Verse: 9 sîns erbeteils er gerte,
Verse: 10 dâ man in sterbens werte.
Verse: 11 er was doch massenîe alhie
Verse: 12 alsô, daz dehein ôre nie
Verse: 13 dehein sîn untât vernam.
Verse: 14 er was vor wildem valsche zam:
Verse: 15 der was vil gar von im geschaben.
Verse: 16 nû muoz ich alze vruo begraben
Verse: 17 ein slôz ob dem prîse.
Verse: 18 sîn herze an zühten wîse,
Verse: 19 ob dem slôze ein hantveste,
Verse: 20 riet im benamen daz beste,
Verse: 21 swâ man nâch wîbes minne
Verse: 22 mit ellenthaftem sinne
Verse: 23 solde erzeigen mannes triuwe.
Verse: 24 ein berndiu vruht al niuwe
Verse: 25 ist trûrens ûf diu wîp gesæt.
Verse: 26 ûz dîner wunden jâmer wæt.
Verse: 27 dir was doch wol sô rôt dîn hâr,
Verse: 28 daz dîn bluot die bluomen klâr
Verse: 29 niht rœter dorfte machen.
Verse: 30 dû swendes wîplich lachen."
Verse: 1 îthêr der lobes rîche
Verse: 2 wart bestatet küneclîche.
Verse: 3 des tôt schoup siufzen in diu wîp,
Verse: 4 sîn harnas im verlôs den lîp:
Verse: 5 dar umbe was sîn endes wer
Verse: 6 des tumben Parzivâles ger.
Verse: 7 sît dô er sich baz versan,
Verse: 8 ungerne hete erz dô getân.
Verse: 9 daz ors einer site phlac:
Verse: 10 grôz arbeit ez ringe wac,
Verse: 11 ez wære kalt oder heiz.
Verse: 12 ez enliez durch reise deheinen sweiz,
Verse: 13 ez træte stein oder ronen.
Verse: 14 er dorfte im keines gürtens wonen
Verse: 15 doch eines loches nâher baz,
Verse: 16 sô er zwêne tage drûfe saz.
Verse: 17 gewâpent reitz der tumbe man
Verse: 18 den tac sô verre, ez hete lân
Verse: 19 ein blôz wîser, solde erz hân geriten
Verse: 20 zwêne tage, ez wære vermiten.
Verse: 21 er liez et schûften, selten draben:
Verse: 22 er kunde im lützel ûf gehaben.
Verse: 23 hin gein âbende er ersach
Verse: 24 eins turnes guphen und des dach.
Verse: 25 den tumben dûhte sêre,
Verse: 26 wie der türne wüehse mêre:
Verse: 27 der stuont dâ vil ûf einem hûs.
Verse: 28 dô wânde er si sæte Artûs:
Verse: 29 des jach er im vür heilekeit
Verse: 30 und daz sîn sælde wære breit.
Verse: 1 alsô sprach der tumbe man:
Verse: 2 "mîner muoter volc niht bûwen kan:
Verse: 3 jâ enwehset niht sô lanc ir sât.
Verse: 4 swaz si ir in dem walde hât,
Verse: 5 grôz regen si selten dâ verbirt."
Verse: 6 Gurnemanz de Grâharz hiez der wirt
Verse: 7 ûf dirre burc dar zuo er reit.
Verse: 8 dâ vor stuont ein linde breit
Verse: 9 ûf einem grüenen anger,
Verse: 10 der was breiter noch langer
Verse: 11 niht wan ze rehter mâze.
Verse: 12 daz ors und ouch diu strâze
Verse: 13 in truogen dâ er sitzen vant
Verse: 14 des was diu burc und ouch daz lant.
Verse: 15 ein grôziu müede in des betwanc,
Verse: 16 daz er den schilt unrehte swanc,
Verse: 17 ze verre hinder oder vür,
Verse: 18 et ninder nâch der site kür
Verse: 19 die man dâ gein prîse maz.
Verse: 20 Gurnemanz der vürste al eine saz:
Verse: 21 ouch gap der linden tolde
Verse: 22 ir schaten, als si solde,
Verse: 23 dem houbetman der wâren zuht.
Verse: 24 des site was vor valsche ein vluht,
Verse: 25 der emphienc den gast. daz was sîn reht:
Verse: 26 bî im was ritter noch der kneht.
Verse: 27 sus antwurte im dô Parzivâl
Verse: 28 ûz tumben witzen sunder twâl:
Verse: 29 "mich bat mîn muoter nemen rât
Verse: 30 ze dem der grâwe locke hât.
Verse: 1 dâ wil ich iu dienen nâch,
Verse: 2 sît mir mîn muoter des verjach."
Verse: 3 "sît ir durch râtes schulde
Verse: 4 her komen, iuwer hulde
Verse: 5 müezet ir mir durch râten lân,
Verse: 6 und welt ir râtes volge hân."
Verse: 7 dô warf der vürste mære
Verse: 8 einen mûzersparwære
Verse: 9 von der hende: in die burc er swanc,
Verse: 10 ein guldîn schelle dran erklanc.
Verse: 11 daz was ein bote: dô kômen sân
Verse: 12 vil juncherren wol getân.
Verse: 13 er bat den gast, den er dâ sach,
Verse: 14 în vüeren und schaffen sîn gemach.
Verse: 15 der sprach: "mîn muoter saget al wâr:
Verse: 16 altmannes rede stêt niht ze vâr."
Verse: 17 hin în vuorten si in al zehant,
Verse: 18 dâ er manegen werden ritter vant
Verse: 19 ûf dem hove an einer stat.
Verse: 20 ieslîcher in erbeizen bat.
Verse: 21 dô sprach an dem was tumpheit schîn:
Verse: 22 "mich hiez ein künec ritter sîn:
Verse: 23 swaz halt drûfe mir geschiht,
Verse: 24 ich enkum von disem orse niht.
Verse: 25 gruoz gein iu riet mîn muoter mir."
Verse: 26 si dancten beidiu im und ir.
Verse: 27 dô daz grüezen wart getân
Verse: 28 (daz ors was müede und ouch der man),
Verse: 29 maneger bete si gedâhten,
Verse: 30 ê si in von dem orse brâhten
Verse: 1 in eine kemenâten.
Verse: 2 si begunden im alle râten:
Verse: 3 "lâtz harnas von iu bringen
Verse: 4 und iuwern liden ringen."
Verse: 5 schiere er muoste entwâpent sîn.
Verse: 6 dô si diu rûhen ribalîn
Verse: 7 und diu tôren kleit gesâhen,
Verse: 8 dô erschrâken die sîn phlâgen.
Verse: 9 vil blûge ez wart ze hove gesaget:
Verse: 10 der wirt vor schame was nâch verzaget.
Verse: 11 ein ritter sprach durch sîne zuht:
Verse: 12 "deiswâr sô werdeclîche vruht
Verse: 13 erkôs nie mîner ougen sehe.
Verse: 14 an im liget der sælden spehe
Verse: 15 mit reiner süezen hôhen art.
Verse: 16 wiest der minnen blic alsus bewart?
Verse: 17 mich jâmert immer daz ich vant
Verse: 18 an der werlde vreude alsolh gewant.
Verse: 19 wol doch der muoter diu in truoc!
Verse: 20 an dem des wunsches liget genuoc,
Verse: 21 sîn zimierde ist rîche.
Verse: 22 daz harnas stuont ritterlîche
Verse: 23 ê ez kœme von den gehiuren.
Verse: 24 von einer quaschiuren
Verse: 25 bluotege amesiere
Verse: 26 kôs ich an im schiere."
Verse: 27 der wirt sprach zem ritter sân:
Verse: 28 "daz ist durch wîbe gebot getân."
Verse: 29 "nein, herre! erst mit solhen siten,
Verse: 30 er enkunde nimmer wîp gebiten
Verse: 1 daz si sîn dienest næme."
Verse: 2 "sîn varwe der minne zæme."
Verse: 3 der wirt sprach: "nû sul wir sehen
Verse: 4 an des wæte ein wunder ist geschehen."
Verse: 5 si giengen dâ si vunden
Verse: 6 Parzivâlen den wunden
Verse: 7 von einem sper, daz beleip doch ganz.
Verse: 8 sîn underwant sich Gurnemanz.
Verse: 9 solh was sîn underwinden,
Verse: 10 daz ein vater sînen kinden,
Verse: 11 der sich triuwe kunde nieten,
Verse: 12 möhtez in niht baz erbieten.
Verse: 13 sîne wunden wuosch und bant
Verse: 14 der wirt mit sîn selbes hant.
Verse: 15 dô was ouch ûf geleget daz brôt.
Verse: 16 des was dem jungen gaste nôt,
Verse: 17 wande in grôz hunger niht vermeit:
Verse: 18 al vastende er des morgens reit
Verse: 19 von dem vischære.
Verse: 20 sîn wunde und harnas swære,
Verse: 21 die vor Nantes er bejagete,
Verse: 22 im müede und hunger sagete
Verse: 23 und diu verre tagereise
Verse: 24 von Artûse dem Berteneise,
Verse: 25 dâ man in allenthalben vasten liez.
Verse: 26 der wirt in mit im ezzen hiez.
Verse: 27 der gast sich dâ gelabete:
Verse: 28 in den barn er sich sô habete,
Verse: 29 daz er der spîse swande vil.
Verse: 30 daz nam der wirt gar zeinem spil:
Verse: 1 dô bat in vlîzeclîche
Verse: 2 Gurnemanz der triuwen rîche,
Verse: 3 daz er vaste æze
Verse: 4 und der müede sîn vergæze.
Verse: 5 man huop den tisch, dô des wart zît.
Verse: 6 "ich wæne daz ir müede sît"
Verse: 7 sus sprach der wirt: "wært ir iht vruo?"
Verse: 8 "got weiz, mîn muoter sliefe nuo:
Verse: 9 diu kan sô vil niht wachen."
Verse: 10 der wirt begunde lachen,
Verse: 11 er vuorte in an die slâfstat.
Verse: 12 der wirt in sich ûz sloufen bat:
Verse: 13 ungerne erz tet, doch muostez sîn.
Verse: 14 ein declachen hermîn
Verse: 15 wart geleget über sînen blôzen lîp.
Verse: 16 sô werde vruht gebar nie wîp.
Verse: 17 grôz müede und slâf in lêrte
Verse: 18 daz er sich selten kêrte
Verse: 19 an die andern sîten:
Verse: 20 sus kunde er tages erbîten.
Verse: 21 dô gebôt der vürste mære
Verse: 22 daz ein bat bereite wære
Verse: 23 rehte umbe den mitten morgens tac.
Verse: 24 zende an dem teppech der dâ lac,
Verse: 25 daz muoste smorgens alsô sîn.
Verse: 26 man warf dâ rôsen oben în.
Verse: 27 swie wênec man umbe in dâ rief,
Verse: 28 der gast erwachte der dâ slief.
Verse: 29 der junge werde süeze man
Verse: 30 gienc sitzen in die kuofen sân.
Verse: 1 ich enweiz wer si des bæte:
Verse: 2 juncvrouwen mit rîcher wæte
Verse: 3 und an lîbes varwe minneclîch,
Verse: 4 die kômen zühte site gelîch.
Verse: 5 si twuogen und strichen schiere
Verse: 6 von im sîn amesiere
Verse: 7 mit blanken linden henden.
Verse: 8 jâ endorfte in niht ellenden
Verse: 9 der dâ was witze ein weise.
Verse: 10 sus dolde er vreude und eise,
Verse: 11 tumpheit er wênec gein in engalt.
Verse: 12 juncvrouwen kiusche unde balt
Verse: 13 in alsus kunrierten.
Verse: 14 swâ von si parlierten,
Verse: 15 dâ kunde er wol geswîgen zuo.
Verse: 16 ez dorfte in dunken niht ze vruo,
Verse: 17 wan von in schein der ander tac.
Verse: 18 der glast alsus en strîte lac,
Verse: 19 sîn varwe laschte beidiu lieht:
Verse: 20 des was sîn lîp versûmet niht.
Verse: 21 man bôt ein badelachen dar.
Verse: 22 des nam er vil kleine war:
Verse: 23 sus kunde er sich bî vrouwen schemen.
Verse: 24 vor in wolde erz niht umbe nemen,
Verse: 25 die juncvrouwen muosten gên.
Verse: 26 si entorsten dâ niht langer stên:
Verse: 27 ich wæne si gerne heten gesehen,
Verse: 28 ob im dort unde iht wære geschehen.
Verse: 29 wîpheit vert mit triuwen,
Verse: 30 si kan vriundes kumber riuwen.
Verse: 1 der gast an daz bette schreit.
Verse: 2 al wîz gewant im was bereit,
Verse: 3 von golde unde sîdîn
Verse: 4 einen bruochgürtel zôch man drîn.
Verse: 5 scharlachens hosen rôt man streich
Verse: 6 an in. dem ellen nie gesweich,
Verse: 7 âvoi wie stuonden sîniu bein!
Verse: 8 reht geschickede ab in schein.
Verse: 9 brûn scharlachen wol gesniten,
Verse: 10 dem was furrieren niht vermiten,
Verse: 11 beidiu innen hermîn blanc,
Verse: 12 roc und mantel wâren lanc,
Verse: 13 breit swarz unde grâ
Verse: 14 zobel dâ vor man kôs aldâ:
Verse: 15 daz legete an der gehiure.
Verse: 16 under einen gürtel tiure
Verse: 17 wart er gefischieret
Verse: 18 und wol gezimieret
Verse: 19 mit einem tiuren vürspan.
Verse: 20 sîn munt dâ bî vor rœte bran.
Verse: 21 dô kom der wirt mit triuwen kraft,
Verse: 22 nâch dem gienc stolziu ritterschaft.
Verse: 23 der emphienc den gast. dô daz geschach,
Verse: 24 der ritter ieslîcher sprach,
Verse: 25 si engesæhen nie sô schœnen lîp.
Verse: 26 mit triuwen lobeten si daz wîp,
Verse: 27 diu gap der werlde alsolhe vruht.
Verse: 28 durch wârheit und umbe ir zuht
Verse: 29 si jâhen: "er wirt wol gewert,
Verse: 30 swâ sîn dienst genâden gert:
Verse: 1 im ist minne und gruoz bereit,
Verse: 2 mac er geniezen werdekeit."
Verse: 3 ieslîcher im des dâ verjach
Verse: 4 und dar nâch swer in ie gesach.
Verse: 5 der wirt in mit der hant gevienc,
Verse: 6 geselleclîche er dannen gienc.
Verse: 7 in vrâcte der vürste mære,
Verse: 8 welh sîn ruowe wære
Verse: 9 des nahtes dâ bî im gewesen.
Verse: 10 "dâ enwære ich niht genesen,
Verse: 11 wan daz mîn muoter her mir riet
Verse: 12 des tages dô ich von ir schiet."
Verse: 13 "got müeze lônen iu und ir!
Verse: 14 herre, ir tuot genâde an mir."
Verse: 15 dô gienc der helt mit witzen kranc
Verse: 16 dâ man got und dem wirte sanc.
Verse: 17 der wirt zer messe in lêrte
Verse: 18 daz noch die sælde mêrte,
Verse: 19 ophern unde segenen sich
Verse: 20 und gein dem tiuvel kêren gerich.
Verse: 21 dô giengen si ûf den palas.
Verse: 22 aldâ der tisch gedecket was,
Verse: 23 der gast ze sînem wirte saz.
Verse: 24 die spîse er ungesmæhet az.
Verse: 25 der wirt sprach durch hövescheit:
Verse: 26 "herre, iu ensol niht wesen leit,
Verse: 27 ob ich iuch vrâge mære,
Verse: 28 wannen iuwer reise wære."
Verse: 29 er sagete im gar die underscheit
Verse: 30 und wie er von sîner muoter reit,
Verse: 1 umz vingerlîn und umz vürspan
Verse: 2 und wie erz harnas gewan.
Verse: 3 der wirt erkande den ritter rôt:
Verse: 4 der ersiufte und erbarmete in sîn nôt.
Verse: 5 sînen gast des namen er niht erliez,
Verse: 6 den rôten ritter er in hiez.
Verse: 7 dô man den tisch hin dan genam,
Verse: 8 dar nâch wart wilder muot vil zam.
Verse: 9 der wirt sprach zem gaste sîn:
Verse: 10 "ir redet als ein kindelîn.
Verse: 11 wan geswîget ir iuwer muoter gar
Verse: 12 und nemet ander mære war?
Verse: 13 habet iuch an mînen rât:
Verse: 14 der scheidet iuch von missetât.
Verse: 15 sus hebe ich an. lât iuch gezemen,
Verse: 16 ir sult niemer iuch verschemen.
Verse: 17 verschamter lîp, waz touc der mêr?
Verse: 18 der wont in der mûze rêr,
Verse: 19 dâ im werdekeit entrîset
Verse: 20 und in gein der helle wîset.
Verse: 21 ir traget geschickede unde schîn,
Verse: 22 ir muget wol volkes herre sîn.
Verse: 23 ist hôch und hœht sich iuwer art,
Verse: 24 lât iuwern willen des bewart,
Verse: 25 iuch sol erbarmen nôtec her:
Verse: 26 gein des kumber sît ze wer
Verse: 27 mit milde und mit güete.
Verse: 28 vlîzet iuch diemüete.
Verse: 29 der kumberhafte werde man
Verse: 30 wol mit schame ringen kan
Verse: 1 (daz ist ein unsüeze arbeit):
Verse: 2 dem sult ir helfe sîn bereit.
Verse: 3 swenne ir dem tuot kumbers buoz,
Verse: 4 sô nâhet iu der gotes gruoz.
Verse: 5 im ist noch wirs denne den die gênt
Verse: 6 nâch brôte aldâ diu venster stênt.
Verse: 7 ir sult bescheidenlîche
Verse: 8 sîn arm unde rîche,
Verse: 9 wan swâ der herre gar vertuot,
Verse: 10 daz ist niht herrenlîcher muot:
Verse: 11 sament er aber schaz ze sêre,
Verse: 12 daz sint ouch unêre.
Verse: 13 gebet rehter mâze ir orden.
Verse: 14 ich bin wol innen worden
Verse: 15 daz ir râtes dürftec sît:
Verse: 16 nû lât der unvuoge ir strît.
Verse: 17 ir ensult niht vil gevrâgen:
Verse: 18 ouch ensol iuch niht betrâgen
Verse: 19 bedâhter gegenrede, diu gê
Verse: 20 rehte als jenes vrâgen stê,
Verse: 21 der iuch wil mit worten spehen.
Verse: 22 ir kunnet hœren unde sehen,
Verse: 23 entseben unde dræhen:
Verse: 24 daz solde iuch witzen næhen.
Verse: 25 lât die erberme bî der vrevel sîn.
Verse: 26 sus tuot mir râtes volge schîn:
Verse: 27 an swem ir strîtes sicherheit
Verse: 28 bezalt, er enhabe iu solhiu leit
Verse: 29 getân diu herzen kumber wesen,
Verse: 30 die nemet und lâzet in genesen.
Verse: 1 ir müezet dicke wâpen tragen:
Verse: 2 sôz von iu kom, daz ir getwagen
Verse: 3 under ougen und an handen sît!
Verse: 4 des ist nâch îsers râme zît.
Verse: 5 [sô werdet ir minneclîch gevar:
Verse: 6 des nement wîbes ougen war.]
Verse: 7 sît manlîch und wol gemuot
Verse: 8 (daz ist ze werdem prîse iu guot)
Verse: 9 und lât iu liep sîn diu wîp:
Verse: 10 daz tiuret junges mannes lîp.
Verse: 11 gewenket nimmer tac an in:
Verse: 12 dast rehte manlîcher sin.
Verse: 13 welt ir in gerne liegen,
Verse: 14 ir muget ir vil betriegen:
Verse: 15 gein werder minne valscher list
Verse: 16 hât gein prîse kurze vrist.
Verse: 17 dâ wirt der slîchære klage
Verse: 18 daz dürre holz in dem hage,
Verse: 19 daz bristet unde krachet:
Verse: 20 der wahtære erwachet.
Verse: 21 ungeverte und hâmît,
Verse: 22 dar gedîhet manec strît:
Verse: 23 diz zelt gein der minne.
Verse: 24 diu werde hât sinne,
Verse: 25 gein valsche listeclîche kunst:
Verse: 26 swenne ir bejaget ir ungunst,
Verse: 27 sô müezet ir gunêret sîn
Verse: 28 und immer dulden schemeden pîn.
Verse: 29 dise lêre sult ir nâhe tragen.
Verse: 30 ich wil iu mêr von wîbes orden sagen:
Verse: 1 man und wîp diu sint al ein
Verse: 2 als diu sunne diu hiute schein,
Verse: 3 und ouch der name der heizet tac.
Verse: 4 der enwederz sich gescheiden mac:
Verse: 5 si blüent ûz einem kerne gar.
Verse: 6 des nemet künsteclîche war."
Verse: 7 der gast dem wirte durch râten neic.
Verse: 8 sîner muoter er gesweic
Verse: 9 mit rede und in dem herzen niht,
Verse: 10 als noch getriuwem man geschiht.
Verse: 11 der wirt sprach sîn êre:
Verse: 12 "noch sult ir lernen mêre
Verse: 13 kunst an ritterlîchen siten.
Verse: 14 wie kômet ir zuo mir geriten!
Verse: 15 ich hân beschouwet manege want,
Verse: 16 dâ ich den schilt baz hangen vant
Verse: 17 denne er iu ze halse tæte.
Verse: 18 ez ist uns niht ze spæte:
Verse: 19 wir suln ze velde gâhen,
Verse: 20 dâ sult ir künste nâhen.
Verse: 21 brinct im sîn ors und mir daz mîn
Verse: 22 und ieslîchem ritterz sîn.
Verse: 23 juncherren suln ouch dar komen,
Verse: 24 der ieslîcher habe genomen
Verse: 25 einen starken schaft und bringe in dar,
Verse: 26 der nâch der niuwe sî gevar."
Verse: 27 sus kom der vürste ûf den plân.
Verse: 28 dâ wart mit rîten kunst getân:
Verse: 29 sînem gaste er râten gap,
Verse: 30 wie erz ors ûz dem walap
Verse: 1 mit sporn gruozes pîne,
Verse: 2 mit schenkel vliegens schîne
Verse: 3 ûf den poinder solde wenken
Verse: 4 und den schaft ze rehte senken
Verse: 5 und den schilt gein tjoste vür sich nemen.
Verse: 6 er sprach: "des lâzet iuch gezemen."
Verse: 7 unvuoge er im sus werte
Verse: 8 baz denne ein swankel gerte
Verse: 9 diu argen kinden brichet vel.
Verse: 10 dô hiez er komen ritter snel
Verse: 11 gein im durch tjostieren.
Verse: 12 er begunde in kondewieren
Verse: 13 einem zegegen an den rinc.
Verse: 14 dô brâhte der jungelinc
Verse: 15 sîn êrsten tjost durch einen schilt,
Verse: 16 des von in allen wart bevilt
Verse: 17 und daz er hinderz ors verswanc
Verse: 18 einen starken ritter niht ze kranc.
Verse: 19 ein ander tjostiur was komen:
Verse: 20 dô hete ouch Parzivâl genomen
Verse: 21 einen starken niuwen schaft,
Verse: 22 sîn jugent hete ellen unde kraft.
Verse: 23 der junge süeze âne bart,
Verse: 24 den twanc diu Gahmuretes art
Verse: 25 und angeborniu manheit,
Verse: 26 daz ors von rabîne er reit
Verse: 27 mit volleclîcher hurte dar.
Verse: 28 er nam der vier nagel war:
Verse: 29 des wirtes ritter niht gesaz,
Verse: 30 al vallende er den acker maz.
Verse: 1 dô muosten kleiniu stückelîn
Verse: 2 aldâ von trunzûnen sîn.
Verse: 3 sus stach er ir vünve nider.
Verse: 4 der wirt in nam und vuorte in wider:
Verse: 5 aldâ behielt er schimphes prîs.
Verse: 6 er wart ouch sît an strîte wîs.
Verse: 7 die sîn rîten gesâhen,
Verse: 8 al die wîsen im des jâhen,
Verse: 9 dâ vüere kunst und ellen bî.
Verse: 10 "nû wirt mîn herre jâmers vrî:
Verse: 11 sich mac nû jungen wol sîn leben,
Verse: 12 er sol im ze wîbe geben
Verse: 13 sîne tohter, unser vrouwen.
Verse: 14 ob wir in bî witzen schouwen,
Verse: 15 sô lischet im sîn jâmers nôt:
Verse: 16 vür sîner drîer süne tôt
Verse: 17 ist im ein gelt ze hûs geriten.
Verse: 18 nû hât in sælde niht vermiten."
Verse: 19 sus kom der vürste sâbents în.
Verse: 20 der tisch gedecket muoste sîn:
Verse: 21 sîne tohter bat er komen
Verse: 22 ze tische, alsus hân ichz vernomen,
Verse: 23 dô er die maget komen sach,
Verse: 24 nû hœret wie der wirt sprach
Verse: 25 zuo der schœnen Lîâzen:
Verse: 26 "dû solt dich küssen lâzen
Verse: 27 disen ritter, biut im êre:
Verse: 28 er vert mit sælden lêre.
Verse: 29 ouch solde an iuch gedinget sîn,
Verse: 30 daz ir der megede ir vingerlîn
Verse: 1 liezet, ob siz möhte hân.
Verse: 2 nû enhât sis niht noch vürspan:
Verse: 3 wer gæbe ir solhen volleist
Verse: 4 sô der vrouwen in dem fôreist?
Verse: 5 diu hete etswenne von dem si emphienc
Verse: 6 daz iu zemphâhen sît ergienc.
Verse: 7 ir muget Lîâzen niht genemen."
Verse: 8 der gast begunde sich des schemen,
Verse: 9 iedoch kuste er si an den munt,
Verse: 10 dem was wol viurs varwe kunt.
Verse: 11 Lîâzen lîp was minneclîch,
Verse: 12 dar zuo der wâren kiusche rîch.
Verse: 13 der tisch was nider unde lanc.
Verse: 14 der wirt mit niemen sich dâ dranc:
Verse: 15 er saz al eine an den ort.
Verse: 16 sînen gast hiez er sitzen dort
Verse: 17 zwischen im und sînem kinde.
Verse: 18 ir blanken hende linde
Verse: 19 muosten snîden, sô der wirt gebôt,
Verse: 20 den man dâ hiez der ritter rôt,
Verse: 21 swaz der essen wolde.
Verse: 22 niemen si wenden solde,
Verse: 23 si engebârten heimlîche.
Verse: 24 diu maget mit zühten rîche
Verse: 25 leiste ir vater willen gar.
Verse: 26 si und der gast wâren wol gevar.
Verse: 27 dar nâch schier gienc diu maget wider.
Verse: 28 sus phlac man des heldes sider
Verse: 29 unz an den vierzehenden tac.
Verse: 30 bî sînem herzen kumber lac
Verse: 1 anders niht wan umbe daz:
Verse: 2 er wolde ê gestrîten baz,
Verse: 3 ê daz er dar an würde warm
Verse: 4 daz man dâ heizet vrouwen arm.
Verse: 5 in dûhte, wert gedinge
Verse: 6 daz wære ein hôhiu linge
Verse: 7 ze disem lîbe hie und dort.
Verse: 8 daz sint noch ungelogeniu wort.
Verse: 9 eins morgens urloubes er bat.
Verse: 10 dô rûmde er Grâharz die stat,
Verse: 11 der wirt mit im ze velde reit.
Verse: 12 dô huop sich niuwez herzenleit.
Verse: 13 dô sprach der vürste ûz triuwe erkorn:
Verse: 14 "ir sît mît vierder sun verlorn.
Verse: 15 jâ wânde ich ergetzet wære
Verse: 16 drîer jæmerlîchen mære.
Verse: 17 der wâren dennoch niht wan driu:
Verse: 18 der nû mîn herze envieriu
Verse: 19 mit sîner hende slüege
Verse: 20 und ieslîchez stücke trüege,
Verse: 21 daz diuhte mich ein grôz gewin,
Verse: 22 einz vür iuch (ir rîtet hin),
Verse: 23 diu driu vür mîniu werden kint
Verse: 24 diu ellent haft erstorben sint.
Verse: 25 sus lônt iedoch diu ritterschaft:
Verse: 26 ir zagel ist jâmerstricke haft.
Verse: 27 ein tôt mich lemt an vreuden gar,
Verse: 28 mînes sunes wol gevar,
Verse: 29 der was geheizen Schenteflûrs.
Verse: 30 dâ Condwîrâmûrs
Verse: 1 lîp und ir lant niht wolde geben,
Verse: 2 in ir helfe er verlôs sîn leben
Verse: 3 von Clâmidê und von Kingrûn.
Verse: 4 des ist mir dürkel als ein zûn
Verse: 5 mîn herze von jâmers sniten.
Verse: 6 nû sît ir alze vruo geriten
Verse: 7 von mir trôstelôsem man.
Verse: 8 ouwê daz ich niht sterben kan,
Verse: 9 sît Lîâze diu schœne maget
Verse: 10 und ouch mîn lant iu niht behaget.
Verse: 11 mîn ander sun hiez cuns Lascoit:
Verse: 12 den sluoc mir îdêr fil Noit
Verse: 13 umbe einen sparwære.
Verse: 14 des stên ich vreuden lære.
Verse: 15 mîn dritter sun hiez Gurzgrî:
Verse: 16 dem reit Mahaute bî
Verse: 17 mit ir schœnem lîbe,
Verse: 18 wan si gap im ze wîbe
Verse: 19 ir stolzer bruoder Ehkunat.
Verse: 20 gein Brandigân der houbetstat
Verse: 21 kom er nâch Schoidelakurt geriten.
Verse: 22 dâ wart sîn sterben niht vermiten:
Verse: 23 dâ sluoc in Mabonagrîn.
Verse: 24 des verlôs Mahaute ir liehten schîn
Verse: 25 und lac mîn wîp, sîn muoter, tôt.
Verse: 26 grôz jâmer irz nâch im gebôt."
Verse: 27 der gast nam swirtes jâmer war,
Verse: 28 wande erz im underschiet sô gar.
Verse: 29 dô sprach er: "herre, ich enbin niht wîs:
Verse: 30 bezal aber ich immer ritters prîs,
Verse: 1 sô daz ich wol mac minne gern,
Verse: 2 ir sult mich Lîâzen wern,
Verse: 3 iuwer tohter, der schœnen maget.
Verse: 4 ir habet mir alze vil geklaget:
Verse: 5 mac ich iu jâmer denne entsagen,
Verse: 6 des lâze ich iuch sô vil niht tragen."
Verse: 7 urloup nam der junge man
Verse: 8 von dem getriuwen vürsten sân
Verse: 9 und zal der massenîe.
Verse: 10 des vürsten jâmers drîe
Verse: 11 was riuwec an daz quater komen,
Verse: 12 die vierden vlust hete er genomen.
Verse: 13 Dannen schiet sus Parzivâl.
Verse: 14 ritters site und ritters mâl
Verse: 15 sîn lîp mit zühten vuorte,
Verse: 16 ouwê wan daz in ruorte
Verse: 17 manec unsüeziu strenge.
Verse: 18 im was diu wîte ze enge
Verse: 19 und ouch diu breite gar ze smal,
Verse: 20 elliu grüene in dûhte val,
Verse: 21 sîn rôt harnas in dûhte blanc:
Verse: 22 sîn herze diu ougen des betwanc,
Verse: 23 sît er tumpheit âne wart.
Verse: 24 dô enwolde in Gahmuretes art
Verse: 25 denkens niht erlâzen
Verse: 26 nâch der schœnen Lîâzen,
Verse: 27 der megede sælden rîche,
Verse: 28 diu im geselleclîche
Verse: 29 sunder minne bôt êre.
Verse: 30 swar sîn ors nû kêre,
Verse: 1 er enmacz vor jâmer niht enthaben,
Verse: 2 ez welle springen oder draben.
Verse: 3 kriuze unde stûden stric,
Verse: 4 dar zuo der wagenleisen bic
Verse: 5 sîne waltstrâzen meit:
Verse: 6 vil ungevertes er dô reit,
Verse: 7 dâ wênec wegerîches stuont.
Verse: 8 tal und berc wâren im unkunt.
Verse: 9 genuoge hânt des einen site
Verse: 10 und sprechent sus, swer irre rite
Verse: 11 daz der den slegel vünde:
Verse: 12 slegels urkünde
Verse: 13 lac dâ âne mâze vil,
Verse: 14 suln grôze ronen sîn slegels zil.
Verse: 15 doch reit er wênec irre,
Verse: 16 wan die slihte an der virre
Verse: 17 kom er des tages von Grâharz
Verse: 18 in daz künecrîche ze Brôbarz
Verse: 19 durch wilde gebirge hôch.
Verse: 20 der tac gein dem âbende zôch,
Verse: 21 dô kom er an ein wazzer snel,
Verse: 22 daz was von sînem duzze hel,
Verse: 23 ez gâben die velse ein ander.
Verse: 24 daz reit er nider, dô vander
Verse: 25 die stat ze Pelrapeire.
Verse: 26 der künec Tampenteire
Verse: 27 hete si gerbet ûf sîn kint,
Verse: 28 bî der vil liute in kumber sint.
Verse: 29 daz wazzer vuor nâch bolze siten,
Verse: 30 die wol gevidert und gesniten
Verse: 1 sint, sô si armbrustes span
Verse: 2 mit senewen swanke trîbet dan.
Verse: 3 dar über gienc ein brücken slac,
Verse: 4 dâ manec hurt ûfe lac.
Verse: 5 ez vlôz aldâ rehte inz mer.
Verse: 6 Pelrapeire stuont wol ze wer.
Verse: 7 seht wie kint ûf schocken varn,
Verse: 8 die man schockes niht wil sparn,
Verse: 9 sus vuor diu brücke âne seil:
Verse: 10 diu was vor jugende niht sô geil.
Verse: 11 dort anderhalben stuonden
Verse: 12 mit helmen ûf gebunden
Verse: 13 sehzec ritter oder mêr.
Verse: 14 die riefen alle: "kêrâ kêr!"
Verse: 15 mit ûf geworfen swerten:
Verse: 16 die kranken strîtes gerten.
Verse: 17 durch daz si in dicke sâhen ê,
Verse: 18 si wânden ez wære Clâmidê,
Verse: 19 wande er sô küneclîchen reit
Verse: 20 gein der brücke ûf dem velde breit.
Verse: 21 dô sin disen jungen man
Verse: 22 sus mit schalle riefen an,
Verse: 23 swie vil erz ors mit sporn versneit,
Verse: 24 durch vorhte ez doch die brücken meit.
Verse: 25 den rehtiu zageheit ie vlôch,
Verse: 26 der erbeizte nider unde zôch
Verse: 27 sîn ors ûf der brücken swanc.
Verse: 28 eins zagen muot wære alze kranc,
Verse: 29 solde er gein solhem strîte varn.
Verse: 30 dar zuo muoste er ein dinc bewarn,
Verse: 1 wande er vorhte sorses val.
Verse: 2 dô lasch ouch anderhalp der schal.
Verse: 3 die ritter truogen wider în
Verse: 4 helme, schilde, ir swerte schîn
Verse: 5 und sluzzen zuo ir porten:
Verse: 6 grœzer her si vorhten.
Verse: 7 sus zôch hin über Parzival
Verse: 8 und kom geriten an ein wal,
Verse: 9 dâ maneger sînen tôt erkôs,
Verse: 10 der durch ritters prîs den lîp verlôs
Verse: 11 vor der porte gein dem palas,
Verse: 12 der hôch und wol gehêret was.
Verse: 13 einen rinc er an der porte vant,
Verse: 14 den ruorte er vaste mit der hant:
Verse: 15 sîns rüefens nam dâ niemen war,
Verse: 16 wan ein juncvrouwe wol gevar.
Verse: 17 ûz einem venster sach diu maget
Verse: 18 den helt halden unverzaget.
Verse: 19 diu schœne zühte rîche
Verse: 20 sprach: "sît ir vîentlîche
Verse: 21 her komen, herre, dast âne nôt.
Verse: 22 âne iuch man uns vil hazzens bôt
Verse: 23 von dem lande und ûf dem mer,
Verse: 24 zornec und ellenthaftez her."
Verse: 25 dô sprach er: "vrouwe, hie habet ein man,
Verse: 26 der iu dienet. ob ich kan
Verse: 27 (iuwer gruoz sol sîn mîn solt),
Verse: 28 ich bin iu dienestlîchen holt."
Verse: 29 dô gienc diu maget mit sinne
Verse: 30 vür die küneginne
Verse: 1 und half im daz er kom dar în,
Verse: 2 daz in sît wande hôhen pîn.
Verse: 3 sus wart er în verlâzen.
Verse: 4 iewederthalp der strâzen
Verse: 5 stuont von bovel ein grôziu schar.
Verse: 6 die werlîche kômen dar,
Verse: 7 slingære und patelierre,
Verse: 8 der was ein langiu virre
Verse: 9 und arger schützen harte vil.
Verse: 10 er kôs ouch an dem selben zil
Verse: 11 vil küener sarjande,
Verse: 12 der besten von dem lande,
Verse: 13 mit langen starken lanzen
Verse: 14 scharphen unde ganzen,
Verse: 15 als ichz mære han vernomen hân.
Verse: 16 dâ stuont ouch manec koufman
Verse: 17 mit hâschen und mit gabilôt,
Verse: 18 als in ir meisterschaft gebôt:
Verse: 19 die truogen alle slachen balc.
Verse: 20 der küneginne marschalc
Verse: 21 muoste in durch si leiten
Verse: 22 ûf den hof mit arbeiten.
Verse: 23 der was gein wer berâten:
Verse: 24 türne ob den kemenâten,
Verse: 25 wîchûs, bervrit, erkêr,
Verse: 26 der stuont dâ sicherlîchen mêr
Verse: 27 denne er dâ vor gesæhe ie.
Verse: 28 dô kômen allenthalben hie
Verse: 29 ritter die in emphiengen.
Verse: 30 die riten unde giengen:
Verse: 1 ouch was diu jæmerlîche schar
Verse: 2 elliu nâch aschen var
Verse: 3 oder alsô valwer leim.
Verse: 4 mîn herre der grâve von Wertheim
Verse: 5 wære ungerne soldier dâ gewesen:
Verse: 6 er möhte ir soldes niht genesen.
Verse: 7 der zadel vuocte in hungers nôt:
Verse: 8 si enheten kæse, vleisch noch brôt.
Verse: 9 [si liezen zenstüren sîn
Verse: 10 und smalzten ouch deheinen wîn
Verse: 11 mit ir munde, sô si trunken.
Verse: 12 die wambe in nider sunken.
Verse: 13 ir hüffe hôch unde mager,
Verse: 14 gerumphen als ein Ungers zager
Verse: 15 was in diu hût zuo den riben:
Verse: 16 der hunger hete inz vleisch vertriben,
Verse: 17 den muosten si durch zadel doln.
Verse: 18 in trouf vil wênec in die koln.]
Verse: 19 des twanc si ein werder man,
Verse: 20 der stolze künec von Brandigân:
Verse: 21 [si arnden Clâmidês bete.
Verse: 22 sich vergôz dâ selten mit dem mete
Verse: 23 der zuber oder diu kanne.
Verse: 24 ein Trühendingære phanne
Verse: 25 mit kraphen selten dâ erschrei:
Verse: 26 in was der selbe dôn enzwei.]
Verse: 27 wolde ich nû daz wîzen in,
Verse: 28 sô hete ich harte kranken sin.
Verse: 29 wan dâ ich dicke bin erbeizet
Verse: 30 und dâ man mich herre heizet,
Verse: 1 dâ heime in mîn selbes hûs,
Verse: 2 dâ wirt gevreut vil selten mûs,
Verse: 3 wan diu müeste ir spîse steln.
Verse: 4 die dörfte niemen vor mir heln:
Verse: 5 ich envinde ir offenlîche niht.
Verse: 6 alze dicke daz geschiht
Verse: 7 mir Wolfram von Eschenbach,
Verse: 8 daz ich dolde alsolh gemach.
Verse: 9 mîner klage ist vil vernomen:
Verse: 10 nû sol diz mære wider komen,
Verse: 11 wie Pelrapeire stuont jâmers vol.
Verse: 12 dâ gap diu diet von vreuden zol,
Verse: 13 die helde triuwen rîche
Verse: 14 lebeten kumberlîche:
Verse: 15 ir wâriu manheit daz gebôt.
Verse: 16 nû lât erbarmen iuch ir nôt:
Verse: 17 [ir lîp ist nû benennet phant,
Verse: 18 si enlœse drûz diu hœste hant.]
Verse: 19 nû hœrt mêre von den armen,
Verse: 20 die solden iuch erbarmen.
Verse: 21 si emphiengen schemlîche
Verse: 22 ir gast ellens rîche.
Verse: 23 der dûhte si anders wol sô wert,
Verse: 24 daz er niht dörfte hân gegert
Verse: 25 ir herberge als ez in stuont:
Verse: 26 ir grôziu nôt was im unkunt.
Verse: 27 man legete einen teppech ûf daz gras,
Verse: 28 dâ vermûret und geleitet was
Verse: 29 durch den schaten ein linde.
Verse: 30 dô entwâpende inz gesinde.
Verse: 1 er was in ungelîche var:
Verse: 2 dô er den râm von im sô gar
Verse: 3 getwuoc mit einem brunnen,
Verse: 4 dô hete er der sunnen
Verse: 5 verdecket vil nâch ir liehten glast.
Verse: 6 des dûhte er si ein werder gast.
Verse: 7 man bôt im einen mantel sân,
Verse: 8 gelîch alsô der roc getân,
Verse: 9 der ê des an dem helde lac:
Verse: 10 des zobel gap wilden niuwen smac.
Verse: 11 si sprâchen: "welt ir schouwen
Verse: 12 die künegîn, unser vrouwen?"
Verse: 13 dô jach der helt stæte
Verse: 14 daz er daz gerne tæte:
Verse: 15 si giengen gein einem palas,
Verse: 16 dâ hôch hin ûf gegrêdet was.
Verse: 17 ein minneclîch antlitzes schîn,
Verse: 18 dar zuo der ougen süeze sîn,
Verse: 19 von der küneginne gienc
Verse: 20 ein liehter glast, ê si in emphienc.
Verse: 21 von Katelangen Kîôt
Verse: 22 und der werde Manphiliôt
Verse: 23 (herzogen beide wâren die),
Verse: 24 ir bruoder kint si brâhten hie,
Verse: 25 des landes küneginne.
Verse: 26 durch die gotes minne
Verse: 27 heten si ûf gegeben ir swert.
Verse: 28 dâ giengen die vürsten wert
Verse: 29 grâ unde wol gevar,
Verse: 30 mit grôzer zuht si brâhten dar
Verse: 1 die vrouwen mitten an die stegen:
Verse: 2 dâ kuste si den werden degen,
Verse: 3 die munde wâren beide rôt.
Verse: 4 diu künegîn ir hant im bôt,
Verse: 5 Parzivâlen si vuorte wider,
Verse: 6 aldâ si sâzen beidiu nider.
Verse: 7 vrouwen unde ritterschaft
Verse: 8 heten alle swache kraft:
Verse: 9 die dâ stuonden unde sâzen,
Verse: 10 si heten vreude lâzen,
Verse: 11 daz gesinde und diu wirtîn.
Verse: 12 Condwîrâmûrs ir schîn
Verse: 13 doch schiet von disen strîten:
Verse: 14 Jeschûten, ênîten
Verse: 15 und Cunnewâren de Lalant
Verse: 16 und swâ man lobes die besten vant,
Verse: 17 dâ man vrouwen schœne gewuoc,
Verse: 18 ir glastes schîn vaste under sluoc
Verse: 19 und beider îsalden.
Verse: 20 jâ muoste prîses walden
Verse: 21 Condwîrâmûrs.
Verse: 22 diu truoc den rehten bêâ curs:
Verse: 23 der name ist tiuschen schœner lîp.
Verse: 24 ez wâren wol nütziu wîp,
Verse: 25 die disiu zwei gebâren,
Verse: 26 diu dâ bî ein ander wâren.
Verse: 27 dô schuof wîp unde man
Verse: 28 niht mêre wan daz si sâhen an
Verse: 29 diu zwei bî ein ander.
Verse: 30 guote vriunt dâ vander.
Verse: 1 der gast gedâhte, ich sage iu wie:
Verse: 2 "Lîâze ist dort, Lîâze ist hie.
Verse: 3 mir wil got sorge mâzen:
Verse: 4 nû sihe ich Lîâzen,
Verse: 5 des werden Gurnemanzes kint."
Verse: 6 Lîâzen schœne was ein wint
Verse: 7 gein der megede diu hie saz
Verse: 8 (an der got wunsches niht vergaz,
Verse: 9 diu was des landes vrouwe),
Verse: 10 als von dem süezen touwe
Verse: 11 diu rôse ûz ir belgelîn
Verse: 12 blecket niuwen werden schîn,
Verse: 13 der beidiu wîz ist unde rôt.
Verse: 14 daz vuocte ir gaste grôze nôt.
Verse: 15 sîn manlîch zuht was im sô ganz,
Verse: 16 sît in der werde Gurnemanz
Verse: 17 von sîner tumpheit geschiet
Verse: 18 und im vrâgen widerriet,
Verse: 19 ez enwære bescheidenlîche,
Verse: 20 bî der küneginne rîche
Verse: 21 saz sîn munt gar âne wort,
Verse: 22 nâhe aldâ, niht verre dort.
Verse: 23 maneger kan noch rede sparn,
Verse: 24 der mêr gein vrouwen ist gevarn.
Verse: 25 diu küneginne gedâhte sân:
Verse: 26 "ich wæne, mich smæhet dirre man
Verse: 27 durch daz mîn lîp vertwâlet ist.
Verse: 28 nein, er tuotz durch einen list:
Verse: 29 erst gast, ich bin wirtîn.
Verse: 30 diu êrste rede wære mîn.
Verse: 1 dar nâch er güetlîche an mich sach,
Verse: 2 sît uns ze sitzen hie geschach:
Verse: 3 er hât sich zuht gein mir enbart.
Verse: 4 mîn rede ist alze vil gespart,
Verse: 5 hie ensol niht mêr geswigen sîn."
Verse: 6 zir gaste sprach diu künegîn:
Verse: 7 "herre, ein wirtîn reden muoz.
Verse: 8 ein kus erwarp mir iuwern gruoz,
Verse: 9 ouch butet ir dienest dâ her în
Verse: 10 (sus sagete ein juncvrouwe mîn):
Verse: 11 des hânt uns geste niht gewent,
Verse: 12 des hât mîn herze sich gesent.
Verse: 13 herre, ich vrâge iuch mære,
Verse: 14 wannen iuwer reise wære."
Verse: 15 "vrouwe, ich reit bî disem tage
Verse: 16 von einem man, den ich in klage
Verse: 17 liez mit triuwen âne schranz.
Verse: 18 der vürste heizet Gurnemanz,
Verse: 19 von Grâharz ist er genant.
Verse: 20 dannen reit ich hiute in ditze lant."
Verse: 21 alsus sprach diu werde maget:
Verse: 22 "hetez anders iemen mir gesaget,
Verse: 23 der volge würde im niht verjehen,
Verse: 24 daz ez eines tages wære geschehen:
Verse: 25 wan swelh mîn bote ie baldest reit,
Verse: 26 die reise er zwêne tage vermeit.
Verse: 27 sîn swester was diu muoter mîn,
Verse: 28 iuwers wirtes. sîner tohter schîn
Verse: 29 sich ouch vor jâmer krenken mac.
Verse: 30 wir haben manegen sûren tac
Verse: 1 mit nazzen ougen verklaget,
Verse: 2 ich und Lîâze diu maget.
Verse: 3 sît ir iuwerm wirte holt,
Verse: 4 sô nemetz hînte als wirz gedolt
Verse: 5 hie lange hân, wîp und man:
Verse: 6 ein teil ir dienet im dar an.
Verse: 7 ich wil iu unsern kumber sagen:
Verse: 8 wir müezen strengen zadel tragen."
Verse: 9 dô sprach ir veter Kîôt:
Verse: 10 "vrouwe, ich sende iu zwelf brôt,
Verse: 11 schultern unde hammen drî,
Verse: 12 dâ ligent ehte kæse bî,
Verse: 13 und zwei buzzel mit wîn.
Verse: 14 iuch sol ouch der bruoder mîn
Verse: 15 hînte stiuren, des ist nôt."
Verse: 16 dô sprach Manphiliôt:
Verse: 17 "vrouwe, ich sende iu alsô vil."
Verse: 18 dô saz diu maget an vreuden zil,
Verse: 19 ir grôzer danc wart niht vermiten.
Verse: 20 si nâmen urloup unde riten
Verse: 21 dâ bî zir weidehûsen.
Verse: 22 zer wilden albe klûsen
Verse: 23 die alden sâzen sunder wer:
Verse: 24 si heten ouch vride von dem her.
Verse: 25 ir bote wider kom gedrabet:
Verse: 26 des wart diu kranke diet gelabet.
Verse: 27 dô was der burgære nar
Verse: 28 gedigen an dise spîse gar.
Verse: 29 ir was vor hunger maneger tôt,
Verse: 30 ê daz in dar kœme ditze brôt.
Verse: 1 teilenz hiez diu künegîn,
Verse: 2 dar zuo die kæse, daz vleisch, den wîn
Verse: 3 dirre kreftelôsen diet.
Verse: 4 Parzivâl ir gast daz riet:
Verse: 5 des beleip in zwein vil kûme ein snite,
Verse: 6 die teilden si âne bâgens site.
Verse: 7 diu wirtschaft was ouch verzert,
Verse: 8 dâ mite maneges tôt erwert,
Verse: 9 den der hunger leben liez.
Verse: 10 dem gaste man dô betten hiez
Verse: 11 sanfte, des ich wænen wil.
Verse: 12 wæren die burgære vederspil,
Verse: 13 si enwæren überkrüphet niht,
Verse: 14 des noch ir tischgerihte giht.
Verse: 15 si truogen alle hungers mâl,
Verse: 16 wan der junge Parzivâl.
Verse: 17 der nam slâfes urloup.
Verse: 18 ob sîne kerzen wæren schoup?
Verse: 19 nein, si wâren bezzer gar.
Verse: 20 dô gienc der junge wol gevar
Verse: 21 an ein bette rîche
Verse: 22 gehêret küneclîche,
Verse: 23 niht nâch armüete kür.
Verse: 24 ein teppech was geleget dâ vür.
Verse: 25 er bat die ritter wider gên,
Verse: 26 die enliez er dâ niht langer stên.
Verse: 27 kint im entschuohten, sân er slief,
Verse: 28 unz im der wâre jâmer rief
Verse: 29 und liehter ougen herzen regen.
Verse: 30 die wacten schiere den werden degen.
Verse: 1 daz kom als ich iu sagen wil.
Verse: 2 ez brach niht wîplîchiu zil:
Verse: 3 mit stæte kiusche truoc diu maget.
Verse: 4 von der ein teil hie wirt gesaget,
Verse: 5 die twanc urliuges nôt
Verse: 6 und lieber helfære tôt
Verse: 7 ir herze an solhez krachen,
Verse: 8 daz ir ougen muosten wachen.
Verse: 9 dô gienc diu küneginne,
Verse: 10 niht nâch solher minne
Verse: 11 diu solhen namen reizet
Verse: 12 der megede wîp heizet:
Verse: 13 si suochte helfe und vriundes rât.
Verse: 14 an ir was werlîchiu wât,
Verse: 15 ein hemde wîz sîdîn:
Verse: 16 waz möhte kamphlîcher sîn
Verse: 17 dan gein dem man sus komende ein wîp?
Verse: 18 ouch swanc diu vrouwe umbe ir lîp
Verse: 19 von samît einen mantel lanc.
Verse: 20 si gienc als si der kumber twanc.
Verse: 21 juncvrouwen, kamerære,
Verse: 22 swaz der dâ bî ir wære,
Verse: 23 die liez si slâfen über al.
Verse: 24 dô sleich si lîse âne allen schal
Verse: 25 in eine kemenâten.
Verse: 26 daz schuofen diez dâ tâten,
Verse: 27 daz Parzivâl al eine lac.
Verse: 28 von kerzen lieht sô der tac
Verse: 29 was vor sîner slâfstat.
Verse: 30 gein sînem bette gienc ir phat,
Verse: 1 ûf den teppech kniete si vür in.
Verse: 2 si heten beidiu kranken sin,
Verse: 3 er und diu küneginne,
Verse: 4 an bî ligender minne.
Verse: 5 hie wart alsus geworben:
Verse: 6 an vreuden verdorben
Verse: 7 was diu maget, des twanc si scheme.
Verse: 8 ob er si hin an iht neme?
Verse: 9 leider des enkan er niht.
Verse: 10 âne kunst ez doch geschiht,
Verse: 11 mit einem alsô bewanden vride,
Verse: 12 daz si diu sünebæren lide
Verse: 13 niht zuo ein ander brâhten.
Verse: 14 wênec si des gedâhten.
Verse: 15 der megede jâmer was sô grôz,
Verse: 16 vil zeher von ir ougen vlôz
Verse: 17 ûf den jungen Parzival.
Verse: 18 der erhôrte ir weinens solhen schal,
Verse: 19 daz er si wachende an gesach.
Verse: 20 leide und liebe im dran geschach.
Verse: 21 ûf rihte sich der junge man,
Verse: 22 zer küneginne sprach er sân:
Verse: 23 "vrouwe, bin ich iuwer spot?
Verse: 24 ir soldet knien alsus vür got:
Verse: 25 geruochet sitzen zuo mir her"
Verse: 26 (daz was sîn bete und sîn ger)
Verse: 27 "oder leget iuch hie aldâ ich lac.
Verse: 28 lât mich belîben swâ ich mac."
Verse: 29 si sprach: "welt ir iuch êren,
Verse: 30 solhe mâze gein mir kêren
Verse: 1 daz ir mit mir ringet niht,
Verse: 2 mîn ligen aldâ bî iu geschiht."
Verse: 3 des wart ein vride von im getân:
Verse: 4 si smouc sich an daz bette sân.
Verse: 5 es was dennoch sô spæte,
Verse: 6 daz ninder huon dâ kræte:
Verse: 7 hanboume stuonden dâ blôz,
Verse: 8 der zadel hüener von in schôz.
Verse: 9 diu vrouwe jâmers rîche
Verse: 10 vrâcte in zühteclîche,
Verse: 11 ob er hœren wolde ir klage.
Verse: 12 si sprach: "ich vürhte, ob ichz iu sage,
Verse: 13 ez wende iu slâf: daz tuot iu wê.
Verse: 14 mir hât der künec Clâmidê
Verse: 15 und Kingrûn sîn seneschalt
Verse: 16 verwüestet bürge unde lant
Verse: 17 unz an Pelrapeire.
Verse: 18 mîn vater Tampenteire
Verse: 19 liez mich armen weisen
Verse: 20 in vorhteclîchen vreisen.
Verse: 21 mâge, vürsten unde man,
Verse: 22 rîche und arme (undertân
Verse: 23 was mir grôz ellenthaftez her),
Verse: 24 die sint erstorben an der wer
Verse: 25 halp oderz merre teil.
Verse: 26 wes möhte ich armiu wesen geil?
Verse: 27 nûst ez mir komen ûf daz zil,
Verse: 28 daz ich mich selben tœten wil,
Verse: 29 ê daz ich magetuom und lîp
Verse: 30 gæbe und Clâmidês wîp
Verse: 1 würde, wan sîn hant mir sluoc
Verse: 2 Schenteflûren, des herze truoc
Verse: 3 manegen ritterlîchen prîs.
Verse: 4 er mannes schœne ein blüende rîs,
Verse: 5 er kunde valscheit mâzen,
Verse: 6 der bruoder Lîâzen."
Verse: 7 dô Lîâze wart genant,
Verse: 8 nâch ir vil kumbers was gemant
Verse: 9 der dienest gebende Parzival.
Verse: 10 sîn hôher muot kom in ein tal:
Verse: 11 daz riet Lîâzen minne.
Verse: 12 er sprach zer küneginne:
Verse: 13 "vrouwe, hilfet iuch iemens trôst?"
Verse: 14 "jâ, herre, ob ich würde erlôst
Verse: 15 von Kingrûne seneschalt.
Verse: 16 ze rehter tjost hât er gevalt
Verse: 17 mir vil manegen ritte nider.
Verse: 18 der kumt morgen dâ her wider
Verse: 19 und wænet daz der herre sîn
Verse: 20 sül ligen an dem arme mîn.
Verse: 21 ir sâhet wol mînen palas,
Verse: 22 der ninder sô gehœhet was,
Verse: 23 ich enviele ê nider in den graben,
Verse: 24 ê Clâmidê solde haben
Verse: 25 mit gewalt mînen magetuom.
Verse: 26 sus wolde ich wenden sînen ruom.
Verse: 27 dô sprach er: "vrouwe, ist Kingrûn
Verse: 28 Franzois oder Bertûn
Verse: 29 oder von swelhem lande er vert,
Verse: 30 mit mîner hant ir sît gewert
Verse: 1 alz ez mîn lîp volbringen mac."
Verse: 2 diu naht hete ende und kom der tac:
Verse: 3 diu vrouwe stuont ûf und neic,
Verse: 4 ir grôzen danc si niht versweic.
Verse: 5 dô sleich si wider lîse:
Verse: 6 niemen was dâ sô wîse,
Verse: 7 der würde ir gêns dâ gewar,
Verse: 8 wan Parzivâl der lieht gevar.
Verse: 9 der slief niht langer dô dâ nâch.
Verse: 10 der sunnen was gein der hœhe gâch,
Verse: 11 ir glesten durch die wolken dranc.
Verse: 12 dô erhôrte er maneger glocken klanc:
Verse: 13 kirchen, münster suochte diu diet
Verse: 14 die Clâmidê von vreuden schiet.
Verse: 15 ûf rihte sich der junge man.
Verse: 16 der küneginne kappelân
Verse: 17 sanc gote und sîner vrouwen.
Verse: 18 ir gast si muoste schouwen,
Verse: 19 unz daz der bendiz geschach.
Verse: 20 nâch sînem harnas er sprach:
Verse: 21 dâ wart er wol gewâpent în.
Verse: 22 er tet ouch ritters ellen schîn
Verse: 23 mit rehter manlîcher wer.
Verse: 24 dô kom Clâmidês her
Verse: 25 mit maneger baniere.
Verse: 26 Kingrûn kom schiere
Verse: 27 vor den andern verre
Verse: 28 ûf einem orse von îserterre.
Verse: 29 als irz mære hânt vernomen,
Verse: 30 dô was ouch vür die porten komen
Verse: 1 fil li roi Gahmuret.
Verse: 2 der hete der burgære gebet,
Verse: 3 diz was sîn êrste swertes strît.
Verse: 4 er nam den poinder wol sô wît,
Verse: 5 daz von sîner tjoste hurt
Verse: 6 beiden orsen wart engurt.
Verse: 7 darmgürteln brâsten: umbe daz
Verse: 8 ieweders ors ûf hehsen saz.
Verse: 9 die ê des ûf in sâzen,
Verse: 10 ir swert si niht vergâzen:
Verse: 11 in den scheiden si die vunden.
Verse: 12 Kingrûn truoc wunden
Verse: 13 durch den arm und in die brust.
Verse: 14 disiu tjost in lêrte vlust
Verse: 15 an solhem prîse, des er phlac
Verse: 16 unz an sîn hôchvart swindens tac.
Verse: 17 solh ellen was ûf in gezalt,
Verse: 18 sehs ritter solde er hân gevalt,
Verse: 19 die gein im kœmen ûf ein velt.
Verse: 20 Parzivâl im brâhte gelt
Verse: 21 mit sîner ellenthaften hant,
Verse: 22 daz Kingrûn seneschalt
Verse: 23 wânde vremder mære,
Verse: 24 wie ein pheterære
Verse: 25 mit würfen an in seicte.
Verse: 26 ander strît in neicte:
Verse: 27 ein swert im durch den helm erklanc.
Verse: 28 Parzivâl in nider swanc,
Verse: 29 er sazte im an die brust ein knie.
Verse: 30 er bôt daz wart geboten nie
Verse: 1 deheinem man, sîn sicherheit.
Verse: 2 ir enwolde niht der mit im streit:
Verse: 3 er bat in fîanze
Verse: 4 bringen Gurnemanze.
Verse: 5 "nein, herre, dû maht mir gerner tuon
Verse: 6 den tôt: ich sluoc im sînen sun,
Verse: 7 Schenteflûren nam ich sîn leben.
Verse: 8 got hât dir êren vil gegeben:
Verse: 9 swâ man daz saget daz von dir
Verse: 10 diu kraft erzeiget ist an mir,
Verse: 11 daz dû mich hâs betwungen,
Verse: 12 sô ist dir wol gelungen."
Verse: 13 dô sprach der junge Parzival:
Verse: 14 "ich wil dir lâzen ander wal:
Verse: 15 nû sicher der künegîn,
Verse: 16 der dîn herre hôhen pîn
Verse: 17 hât gevrumt mit zorne."
Verse: 18 "sô würde ich der verlorne.
Verse: 19 mit swerten wære mîn lîp verzert
Verse: 20 kleine sô daz in sunnen vert,
Verse: 21 wande ich hân herzeleit getân
Verse: 22 dort inne manegen küenen man."
Verse: 23 "sô vüere von disem plâne
Verse: 24 inz lant ze Bertâne
Verse: 25 dîne ritterlîche sicherheit
Verse: 26 einer maget, diu durch mich leit
Verse: 27 des si niht lîden solde,
Verse: 28 der unvuoge erkennen wolde,
Verse: 29 und sage ir, swaz halt mir geschehe,
Verse: 30 daz si mich nimmer vrô gesehe,
Verse: 1 ê daz ich si gereche
Verse: 2 aldâ ich schilt durchsteche.
Verse: 3 sage Artûse und dem wîbe sîn,
Verse: 4 in beiden, von mir dienest mîn,
Verse: 5 dar zuo der massenîe gar
Verse: 6 und daz ich nimmer kume dar,
Verse: 7 ê ich lasters mich entsage,
Verse: 8 daz ich geselleclîchen trage
Verse: 9 mit ir diu mir lachen bôt.
Verse: 10 des kom ir lîp in grôze nôt.
Verse: 11 sage ir, ich sî ir dienestman,
Verse: 12 dienstlîcher dieneste undertân."
Verse: 13 der rede ein volge dâ geschach:
Verse: 14 die helde man sich scheiden sach.
Verse: 15 hin wider kom gegangen,
Verse: 16 dâ sîn ors was gevangen,
Verse: 17 der burgære kamphes trôst.
Verse: 18 si wurden sît von im erlôst.
Verse: 19 zwîvels phlac daz ûzer her,
Verse: 20 daz Kingrûn an sîner wer
Verse: 21 was enschumphieret.
Verse: 22 nû wart gekondewieret
Verse: 23 Parzivâl zer künegîn.
Verse: 24 diu tet im umbevâhens schîn,
Verse: 25 si dructe in vaste an ir lîp.
Verse: 26 si sprach: "ich enwirde nimmer wîp
Verse: 27 ûf erde deheines man,
Verse: 28 wan den ich umbevangen hân."
Verse: 29 si half daz er entwâpent wart:
Verse: 30 ir dienest was vil ungespart.
Verse: 1 nâch sîner grôzen arbeit
Verse: 2 was krankiu wirtschaft bereit.
Verse: 3 die burgære sus gevuoren,
Verse: 4 daz si im alle hulde swuoren
Verse: 5 und jâhen er müeste ir herre sîn.
Verse: 6 dô sprach ouch diu künegîn,
Verse: 7 er solde sîn ir âmîs,
Verse: 8 sît daz er sô hôhen prîs
Verse: 9 bezalde an Kingrûne.
Verse: 10 zwêne segele brûne
Verse: 11 die kôs man von der wer hin abe.
Verse: 12 die sluoc grôz wint vaste in die habe.
Verse: 13 die kiele wâren geladen sô,
Verse: 14 des die burgære wurden vrô:
Verse: 15 si entruogen niht wan spîse.
Verse: 16 daz vuocte got der wîse.
Verse: 17 hin von den zinnen vielen
Verse: 18 und gâhten zuo den kielen
Verse: 19 daz hungerec her durch den roup.
Verse: 20 si möhten vliegen sô diu loup:
Verse: 21 die magern und die sîhten,
Verse: 22 von vleische die lîhten,
Verse: 23 in was erschoben niht der balc.
Verse: 24 der küneginne marschalc
Verse: 25 tet den schiffen solhen vride,
Verse: 26 daz er gebôt bî der wide
Verse: 27 daz sich ir deheiner ruorte.
Verse: 28 die koufliute er vuorte
Verse: 29 vür sînen herren in die stat.
Verse: 30 Parzivâl in gelden bat
Verse: 1 ir habe zwispilde.
Verse: 2 die koufliute des bevilde:
Verse: 3 sus wart vergolden in ir kouf.
Verse: 4 den burgæren in die koln trouf:
Verse: 5 ich wære dâ nû wol soldier,
Verse: 6 wan dâ trinket niemen bier,
Verse: 7 si hânt wîns und spîse vil.
Verse: 8 dô warp als ich iu sagen wil
Verse: 9 Parzivâl der reine:
Verse: 10 von êrste die spîse kleine
Verse: 11 teilde er mit sîn selbes hant.
Verse: 12 er sazte die werden die er dâ vant.
Verse: 13 er wolde niht ir læren magen
Verse: 14 überkrüphe lâzen tragen:
Verse: 15 er gap in rehter mâze teil
Verse: 16 (si wurden sînes râtes geil),
Verse: 17 hin ze naht schuof er in mêre.
Verse: 18 der unlôse, niht ze hêre
Verse: 19 bî ligens wart gevrâget dâ:
Verse: 20 er und diu künegîn sprâchen jâ.
Verse: 21 er lac mit solhen vuogen,
Verse: 22 des nû niht wil genuogen
Verse: 23 manegiu wîp, swer in sô tuot.
Verse: 24 daz si durch arbeitlîchen muot
Verse: 25 ir zuht sus parrierent
Verse: 26 und sich dâ gegen zierent!
Verse: 27 vor gesten sint si an kiuschen siten:
Verse: 28 ir herzen wille hât versniten
Verse: 29 swaz mac an den gebærden sîn.
Verse: 30 ir vriunt si heimlîchen pîn
Verse: 1 vüegent mit ir zarte.
Verse: 2 des mâze ie sich bewarte,
Verse: 3 der getriuwe stæte man
Verse: 4 wol vriundinne schônen kan.
Verse: 5 er denket, als ez ist lîhte wâr:
Verse: 6 "ich hân gedienet mîniu jâr
Verse: 7 nâch lône disem wîbe.
Verse: 8 diu hât mînem lîbe
Verse: 9 erboten trôst: nû lige ich hie.
Verse: 10 des hete mich genüeget ie,
Verse: 11 ob ich mit mîner blôzen hant
Verse: 12 müeste rüeren ir gewant.
Verse: 13 ob ich nû gîtes gerte,
Verse: 14 untriuwe es vür mich werte.
Verse: 15 solde ich si arbeiten,
Verse: 16 unser beider laster breiten?"
Verse: 17 vor slâfe süeziu mære
Verse: 18 sint vrouwen site gebære:
Verse: 19 sus lac der Wâleise,
Verse: 20 kranc was sîn vreise.
Verse: 21 den man den rôten ritter hiez,
Verse: 22 die künegîn er maget liez.
Verse: 23 si wânde iedoch, si wære sîn wîp:
Verse: 24 durch sînen minneclîchen lîp
Verse: 25 des morgens is ir houbet bant.
Verse: 26 dô gap im bürge unde lant
Verse: 27 disiu magetbæriu brût,
Verse: 28 wande er was ir herzen trût.
Verse: 29 si wâren mit ein ander sô,
Verse: 30 daz si durch liebe wâren vrô
Verse: 1 zwêne tage und die dritten naht.
Verse: 2 von im dicke wart gedâht
Verse: 3 umbevâhens, des sîn muoter riet:
Verse: 4 Gurnemanz im ouch underschiet,
Verse: 5 man und wîp wæren al ein.
Verse: 6 si vlâhten arm unde bein.
Verse: 7 ob ichz iu sagen müeze,
Verse: 8 er vant daz nâhe süeze.
Verse: 9 der alde und der niuwe site
Verse: 10 wonte aldâ in beiden mite:
Verse: 11 in was wol und niht ze wê.
Verse: 12 nû hœret ouch wie Clâmidê
Verse: 13 in krefteclîcher hervart
Verse: 14 mit mæren ungetrœstet wart.
Verse: 15 sus begunde im ein knappe sagen,
Verse: 16 des ors zen sîten was durchslagen:
Verse: 17 "vor Pelrapeire ûf dem plân
Verse: 18 ist werdiu ritterschaft getân,
Verse: 19 scharph genuoc: von ritters hant
Verse: 20 betwungen ist der seneschalt.
Verse: 21 des hers meister Kingrûn
Verse: 22 vert gein Artûse dem Bertûn.
Verse: 23 [die soldier ligent noch vor der stat,
Verse: 24 dô er dannen schiet, als er si bat.]
Verse: 25 ir und iuwer beidiu her
Verse: 26 vindet Pelrapeire mit wer.
Verse: 27 dort inne ist ein ritter wert,
Verse: 28 der anders niht wan strîtes gert.
Verse: 29 iuwer soldier jehent besunder,
Verse: 30 daz von der tavelrunder
Verse: 1 diu küneginne habe besant
Verse: 2 îthêren von Kukûmerlant:
Verse: 3 des wâpen kom zer tjoste vür
Verse: 4 und wart getragen nâch prîses kür."
Verse: 5 der künec sprach zem knappen sân:
Verse: 6 "Condwîrâmûrs wil mich hân
Verse: 7 und ich ir lîp und ir lant.
Verse: 8 Kingrûn mîn seneschalt
Verse: 9 mir mit wârheit enbôt,
Verse: 10 si gæben die stat durch hungers nôt
Verse: 11 und daz diu küneginne
Verse: 12 mir büte ir werden minne."
Verse: 13 der knappe erwarp dâ niht wan haz.
Verse: 14 der künec mit her reit vürbaz.
Verse: 15 im kom ein ritter widervarn,
Verse: 16 der ouch daz ors niht kunde sparn:
Verse: 17 der sagete diu selben mære.
Verse: 18 Clâmidê wart swære
Verse: 19 vreude und ritterlîcher sin,
Verse: 20 ez dûhte in grôz ungewin.
Verse: 21 des küneges man, ein vürste sprach:
Verse: 22 "Kingrûnen dâ niemen sach
Verse: 23 strîten vür unser manheit:
Verse: 24 niwan vür sich einen er dâ streit.
Verse: 25 nû lât in sîn ze tode erslagen:
Verse: 26 suln durch daz zwei her verzagen,
Verse: 27 diz und jenez vor der stat?"
Verse: 28 sînen herren er trûren lâzen bat:
Verse: 29 "wir sulnz noch baz versuochen.
Verse: 30 welnt si wer geruochen,
Verse: 1 wir geben in noch strîtes vil
Verse: 2 und bringenz ûz ir vreuden zil.
Verse: 3 man und mâge sult ir manen
Verse: 4 und suocht die stat mit zwein vanen:
Verse: 5 wir mugen an der lîten
Verse: 6 wol zorse zuo zin rîten,
Verse: 7 die porten suochen wir ze vuoz.
Verse: 8 deiswâr wir tuon in schimphes buoz."
Verse: 9 den rât gap Galogandres,
Verse: 10 der herzoge von Gippones.
Verse: 11 der brâhte die burgære in nôt,
Verse: 12 er holde ouch an ir letze den tôt.
Verse: 13 als tet der grâve Nârant,
Verse: 14 ein vürste ûz Ukerlant,
Verse: 15 und manec wert armer man,
Verse: 16 den man tôten truoc her dan.
Verse: 17 nû hœret ein ander mære,
Verse: 18 wie die burgære
Verse: 19 ir letze tâten goume.
Verse: 20 si nâmen lange boume
Verse: 21 und stiezen starke stecken drîn.
Verse: 22 daz gap den suochæren pîn:
Verse: 23 mit seilen si die hiengen,
Verse: 24 die ronen in redern giengen.
Verse: 25 daz was geprüevet allezê
Verse: 26 si suochte sturmes Clâmidê,
Verse: 27 nâch Kingrûnes schumphentiur.
Verse: 28 ouch kom in heidensch wilde viur
Verse: 29 mit der spîse in daz lant.
Verse: 30 daz ûzer antwerc wart verbrant:
Verse: 1 ir ebenhœhe und ir mangen,
Verse: 2 swaz ûf redern kom gegangen,
Verse: 3 igel, katzen in den graben,
Verse: 4 die kundez viur hin dan wol schaben.
Verse: 5 Kingrûn seneschalt
Verse: 6 was komen ze Bertâne in daz lant
Verse: 7 und vant den künec Artûs
Verse: 8 in Brizljân zem weidehûs,
Verse: 9 daz was geheizen Karminâl.
Verse: 10 dô warp er als in Parzivâl
Verse: 11 gevangenen hete dar gesant:
Verse: 12 vroun Cunnewâren de Lalant
Verse: 13 brâhte er sîne sicherheit.
Verse: 14 diu juncvrouwe was gemeit,
Verse: 15 daz mit triuwen klagete ir nôt
Verse: 16 den man dâ hiez der ritter rôt.
Verse: 17 über al diz mære wart vernomen.
Verse: 18 dô was ouch vür den künec komen
Verse: 19 der betwungene werde man.
Verse: 20 im und der massenîe sân
Verse: 21 sagete er waz in was enboten.
Verse: 22 Keie erschrac und begunde roten,
Verse: 23 doch sprach er: "bistûz Kingrûn?
Verse: 24 âvoi wie manegen Bertûn
Verse: 25 hât enschumphieret dîn hant!
Verse: 26 dû Clâmidês seneschalt,
Verse: 27 wirt mir dîn meister nimmer holt,
Verse: 28 dîns amts dû doch geniezen solt:
Verse: 29 der kezzel ist uns undertân,
Verse: 30 mir hie und dir ze Brandigân.
Verse: 1 hilf mir durch dîne werdekeit
Verse: 2 Cunnewâren hulde um kraphen breit."
Verse: 3 er bôt ir anders wandel niht.
Verse: 4 die rede lât sîn: hœrt waz geschiht
Verse: 5 dâ wir diz mære liezen ê.
Verse: 6 vür Pelrapeire kom Clâmidê:
Verse: 7 dâ enwart grôz stürmen niht vermiten.
Verse: 8 die innern mit den ûzern striten:
Verse: 9 si heten trôst unde kraft.
Verse: 10 man vant die helde werhaft:
Verse: 11 dâ von behabeten si daz wal.
Verse: 12 ir landes herre Parzival
Verse: 13 streit den sînen verre vor.
Verse: 14 dâ stuonden offen gar diu tor.
Verse: 15 mit slegen er die arme erswanc,
Verse: 16 sîn swert durch herte helme erklanc.
Verse: 17 swaz er dâ ritter nider sluoc,
Verse: 18 die vunden arbeit genuoc:
Verse: 19 die kunde man si lêren.
Verse: 20 zer halsberge gêren
Verse: 21 die burgære tâten râche schîn:
Verse: 22 si erstâchen si zen slitzen în.
Verse: 23 Parzivâl in werte daz.
Verse: 24 dô si drumbe erhôrten sînen haz,
Verse: 25 zweinzec si ir lebendec geviengen
Verse: 26 ê si von strîte giengen.
Verse: 27 Parzivâl wart wol gewar
Verse: 28 daz Clâmidê mit sîner schar
Verse: 29 ritterschaft zen porten meit
Verse: 30 und daz er anderhalben streit.
Verse: 1 der junge muotes herte
Verse: 2 kêrte anz ungeverte:
Verse: 3 hin umbe begunde er gâhen,
Verse: 4 des küneges vanen nâhen.
Verse: 5 seht, dô wart Clâmidês solt
Verse: 6 alrêst mit schaden dâ geholt.
Verse: 7 die burgære strîten kunden,
Verse: 8 sô daz in gar verswunden
Verse: 9 die herten schilde von der hant.
Verse: 10 Parzivâles schilt verswant
Verse: 11 von slegen und von schüzzen.
Verse: 12 swie wênec sis genüzzen,
Verse: 13 die suochære die daz sâhen,
Verse: 14 des prîses si im alle jâhen.
Verse: 15 Galogandres truoc den vanen
Verse: 16 (der kunde ouch daz her wol manen),
Verse: 17 der lac an sküneges sîten tôt.
Verse: 18 Clâmidê kom selbe in nôt:
Verse: 19 im und den sînen wart dâ wê.
Verse: 20 den sturm verbôt dô Clâmidê.
Verse: 21 die burgære manheite wîs
Verse: 22 behielden vromen und den prîs.
Verse: 23 Parzivâl der werde degen
Verse: 24 hiez der gevangen schône phlegen
Verse: 25 unz an den dritten morgen.
Verse: 26 daz ûzer her phlac sorgen.
Verse: 27 der junge stolze wirt gemeit
Verse: 28 nam der gevangen sicherheit.
Verse: 29 er sprach: "als ichz iu enbiute,
Verse: 30 komt wider, guoten liute."
Verse: 1 ir harnas er behalden bat,
Verse: 2 inz her si kêrten vür die stat.
Verse: 3 swie si wæren von trünken rôt,
Verse: 4 die ûzern sprâchen: "hungers nôt
Verse: 5 habet gedolt ir armen."
Verse: 6 "lât iuch uns niht erbarmen"
Verse: 7 sprach diu gevangene ritterschaft.
Verse: 8 "dort inne ist spîse alsolhiu kraft,
Verse: 9 woldet ir hie ligen noch ein jâr,
Verse: 10 si behielden iuch mit in vür wâr.
Verse: 11 diu künegîn hât den schœnsten man
Verse: 12 der schildes ambet ie gewan:
Verse: 13 er mac wol sîn von hôher art.
Verse: 14 aller ritter êre ist zim bewart."
Verse: 15 dô diz erhôrte Clâmidê,
Verse: 16 alrêst tet im sîn arbeit wê.
Verse: 17 boten sande er wider în
Verse: 18 und enbôt, swer bî der künegîn
Verse: 19 dâ gelegen wære,
Verse: 20 "ist er kamphesbære,
Verse: 21 sô daz si in dâ vür hât erkant,
Verse: 22 daz er ir lîp und ir lant
Verse: 23 mir mit kamphe türre wern,
Verse: 24 sô sî ein vride von beiden hern."
Verse: 25 Parzivâl des wart al vrô,
Verse: 26 daz im diu botschaft alsô
Verse: 27 gein sîn eines kamphe was gesaget.
Verse: 28 dô sprach der junge unverzaget:
Verse: 29 "dâ vür sî mîn triuwe phant,
Verse: 30 des innern hers dehein hant
Verse: 1 kumt durch mîne nôt ze wer."
Verse: 2 zwischen dem graben und dem ûzern her
Verse: 3 wart gestætet dirre vride.
Verse: 4 dô wâpenden sich die kamphes smide.
Verse: 5 dô saz der künec von Brandigân
Verse: 6 ûf ein gewâpent kastelân,
Verse: 7 daz was geheizen Guverjorz.
Verse: 8 von sînem neven Grîgorz,
Verse: 9 dem künec von Ipotente,
Verse: 10 mit rîcher prîsente
Verse: 11 was ez komen Clâmidê:
Verse: 12 norden über den Ukersê
Verse: 13 ez brâhte cuns Nârant
Verse: 14 und dar zuo tûsent sarjant
Verse: 15 mit harnas al sunder schilt.
Verse: 16 den was ir solt alsus gezilt,
Verse: 17 volleclîchen zwei jâr.
Verse: 18 ob diu âventiure saget al wâr,
Verse: 19 Grîgorz im sande ritter kluoc
Verse: 20 vünf hundert (ieslîcher truoc
Verse: 21 helm ûf houbet gebunden),
Verse: 22 die wol mit strîte kunden.
Verse: 23 dô hete Clâmidês her
Verse: 24 ûf dem lande und in dem mer
Verse: 25 Pelrapeire alsô belegen,
Verse: 26 die burgære muosten kumbers phlegen.
Verse: 27 ûz kom geriten Parzival
Verse: 28 an daz urteillîche wal,
Verse: 29 dâ got erzeigen solde
Verse: 30 ob er im lâzen wolde
Verse: 1 des künec Tampenteires barn.
Verse: 2 stolzlîch er kom gevarn,
Verse: 3 niwan als daz ors den walap
Verse: 4 vor der rabîne gap.
Verse: 5 daz was gewâpent wol vür nôt:
Verse: 6 von samît ein decke rôt
Verse: 7 lac ûf der îserînen.
Verse: 8 an im selben liez er schînen
Verse: 9 rôt schilt, rôt kursît.
Verse: 10 Clâmidê erhuop den strît:
Verse: 11 kurz ein unbesniten sper
Verse: 12 brâhte er durch tjoste vellen her,
Verse: 13 dâ mit er nam den poinder lanc.
Verse: 14 Guverjorz mit hurte spranc.
Verse: 15 wol dâ getjostieret wart
Verse: 16 von den zwein jungen âne bart
Verse: 17 sunder fâlieren.
Verse: 18 von liuten noch von tieren
Verse: 19 wart nie gestriten herter kamph.
Verse: 20 ieweder ors von müede damph:
Verse: 21 sus heten si gevohten,
Verse: 22 daz diu ors niht mêre enmohten.
Verse: 23 dô sturzten si dar under.
Verse: 24 ensamt, niht besunder
Verse: 25 ir ieweder des geruochte,
Verse: 26 daz erz viur im helme suochte.
Verse: 27 si enmohten vîrens niht gephlegen:
Verse: 28 in was ze werke aldâ gegeben.
Verse: 29 dô zerstuben in die schilde,
Verse: 30 als der mit schimphe spilde
Verse: 1 und vedern würfe in den wint.
Verse: 2 dennoch was Gahmuretes kint
Verse: 3 ninder müede an deheinem lide.
Verse: 4 dô wânde Clâmidê daz der vride
Verse: 5 wære gebrochen ûz der stat:
Verse: 6 sînen kamphgenôz er bat,
Verse: 7 daz er sich selben êrte
Verse: 8 und mangen würfe werte.
Verse: 9 ez giengen ûf in slege grôz,
Verse: 10 die wâren wol mangensteins genôz.
Verse: 11 sus antwurte im des landes wirt:
Verse: 12 "ich wæne dich mangen wurf verbirt,
Verse: 13 wan dâ vür ist mîn triuwe phant:
Verse: 14 hetes et vride von mîner hant,
Verse: 15 dir enbræche mangen swenkel
Verse: 16 brust, houbet noch den schenkel."
Verse: 17 Clâmidê dranc müede zuo:
Verse: 18 diu was im dennoch gar ze vruo.
Verse: 19 sic gewunnen, sic verlorn
Verse: 20 wart sunder dâ mit strîte erkorn.
Verse: 21 doch wart der künec Clâmidê
Verse: 22 an schumphentiur beschouwetê
Verse: 23 mit einem niderzucke.
Verse: 24 von Parzivâles drucke
Verse: 25 bluot wæte ûz ôren und ûz der nasen,
Verse: 26 daz machte rôt den grüenen wasen.
Verse: 27 er enblôzte imz houbet schier
Verse: 28 von helme und von hersenier:
Verse: 29 gein slage saz der betwungen lîp.
Verse: 30 der sigehafte sprach: "mîn wîp
Verse: 1 mac nû belîben vor dir vrî.
Verse: 2 nû lerne waz sterben sî."
Verse: 3 "neinâ, werder degen balt!
Verse: 4 dîn êre wirt sus drîzecvalt
Verse: 5 vaste an mir erzeiget.
Verse: 6 sît dû mich hâs geneiget,
Verse: 7 wâ möhte dir hôher prîs geschehen?
Verse: 8 Condwîrâmûrs mac wol jehen
Verse: 9 daz ich der unsælege bin
Verse: 10 und dîn gelücke hât gewin:
Verse: 11 dîn lant ist erlœset.
Verse: 12 als der sîn schif erœset
Verse: 13 (ez ist vil deste lîhter),
Verse: 14 mîn gewalt ist sîhter.
Verse: 15 reht manlîchiu wünne
Verse: 16 ist worden an mir dünne:
Verse: 17 durch waz soldestû mich sterben?
Verse: 18 ich muoz doch laster erben
Verse: 19 ûf alle mîne nâchkomen.
Verse: 20 dû hâs den prîs und den vromen:
Verse: 21 tuostû mir mêr, dast âne nôt.
Verse: 22 ich trage den lebendegen tôt,
Verse: 23 sît ich von ir gescheiden bin,
Verse: 24 diu mir herze unde sin
Verse: 25 ie mit ir gewalt beslôz
Verse: 26 und ich des nie gein ir genôz.
Verse: 27 des muoz ich unsælec man
Verse: 28 ir lîp, ir lant dir ledec lân."
Verse: 29 dô dâhte der den sic hât
Verse: 30 sân an Gurnemanzes rât,
Verse: 1 daz ellenthafter manheit
Verse: 2 erberme solde sîn bereit.
Verse: 3 sus volgete er dem râte nâch.
Verse: 4 hin ze Clâmidê er sprach:
Verse: 5 "ich enwil dich niht erlâzen,
Verse: 6 ir vater, Lîâzen,
Verse: 7 dû enbringes im dîne sicherheit."
Verse: 8 "neinâ, herre! dem hân ich herzeleit
Verse: 9 getân: ich sluoc im sînen sun.
Verse: 10 dû ensolt alsô mit mir niht tuon.
Verse: 11 durch Condwîrâmûrs
Verse: 12 vaht ouch mit mir Schenteflûrs:
Verse: 13 ouch wære ich tôt von sîner hant,
Verse: 14 wan daz mir half mîn seneschalt.
Verse: 15 in sande inz lant ze Brôbarz
Verse: 16 Gurnemanz de Grâharz
Verse: 17 mit werdeclîcher hers kraft.
Verse: 18 dâ tâten guote ritterschaft
Verse: 19 niun hundert ritter die wol striten
Verse: 20 (gewâpent ors die alle riten)
Verse: 21 und zwelf hundert sarjant.
Verse: 22 gewâpent ich si in strîte vant:
Verse: 23 den gebrast niht wan der schilde.
Verse: 24 sîns hers mich bevilde:
Verse: 25 ir kom ouch kûme der sâme wider.
Verse: 26 mêr helde verlôs ich sider.
Verse: 27 nû darbe ich vreude und êre:
Verse: 28 wes gerstû von mir mêre?"
Verse: 29 "ich wil senften dînen vreisen.
Verse: 30 var gein den Berteneisen:
Verse: 1 dâ vert ouch vor dir Kingrûn
Verse: 2 gein Artûse dem Bertûn.
Verse: 3 dem soltû mînen dienest sagen:
Verse: 4 bit in daz er mir helfe klagen
Verse: 5 laster daz ich vuorte dan.
Verse: 6 ein juncvrouwe mich lachete an:
Verse: 7 daz man die durch mich zeblou,
Verse: 8 sô sêre mich nie dinc gerou.
Verse: 9 der selben sage, ez sî mir leit,
Verse: 10 und brinc ir dîne sicherheit
Verse: 11 sô daz dû leistes ir gebot,
Verse: 12 oder nim alhie den tôt."
Verse: 13 "sol daz geteilde gelden,
Verse: 14 sô enwil ichz niht beschelden"
Verse: 15 sus sprach der künec von Brandigân:
Verse: 16 "ich wil die vart von hinnen hân."
Verse: 17 mit gelübede dô dannen schiet
Verse: 18 den ê sîn hôchvart verriet.
Verse: 19 Parzivâl der wîgant
Verse: 20 gienc dâ er sîn ors al müede vant:
Verse: 21 sîn vuoz dâ nâch nie gegreif.
Verse: 22 er spranc drûf âne stegereif,
Verse: 23 daz alumbe begunden zirben
Verse: 24 sîn verhouwen schildes schirben.
Verse: 25 des wâren die burgære gemeit.
Verse: 26 daz ûzer her sach herzeleit:
Verse: 27 brât und lide im tâten wê.
Verse: 28 man leite den künec Clâmidê
Verse: 29 dâ sîne helfære wâren.
Verse: 30 die tôten mit den bâren
Verse: 1 vrumte er an ir reste.
Verse: 2 dô rûmdenz lant die geste.
Verse: 3 Clâmidê der werde
Verse: 4 reit gein Löver ûf die erde.
Verse: 5 ensamt, niht besunder
Verse: 6 die von der tavelrunder
Verse: 7 wâren ze Dîanazdrûn
Verse: 8 bî Artûse dem Bertûn,
Verse: 9 ob ich iu niht gelogen hân.
Verse: 10 von Dîanazdrûn der plân
Verse: 11 muoste zeltstangen wonen
Verse: 12 mêr danne in Spehteshart sî ronen:
Verse: 13 mit solher massenîe lac
Verse: 14 durch hôchgezît den phingestac
Verse: 15 Artûs mit maneger vrouwen.
Verse: 16 ouch mohte man dâ schouwen
Verse: 17 manege baniere unde schilt,
Verse: 18 den sunderwâpen was gezilt,
Verse: 19 manegen wol gehêrten rinc.
Verse: 20 ez diuhten nû vil grôziu dinc:
Verse: 21 wer möhte diu reiselachen
Verse: 22 solhem wîbe her gemachen?
Verse: 23 ouch wânde dô ein vrouwe sân,
Verse: 24 si solde den prîs verlorn hân,
Verse: 25 hete si dâ niht ir âmîs.
Verse: 26 ich entætes niht deheinen wîs
Verse: 27 (ez was dô manec tumber lîp),
Verse: 28 ich bræhte ungerne nû mîn wîp
Verse: 29 in alsô grôz gemenge,
Verse: 30 ich vorhte unkunt gedrenge.
Verse: 1 etslîcher hin zir spræche,
Verse: 2 daz in ir minne stæche
Verse: 3 und im die vreude blande:
Verse: 4 ob si die nôt erwande,
Verse: 5 daz diende er vor unde nâch.
Verse: 6 mir wære ê mit ir dannen gâch.
Verse: 7 ich hân geredet um mîn dinc:
Verse: 8 nû hœret wie Artûses rinc
Verse: 9 sunder was erkenneclîch.
Verse: 10 vor ûz mit maneger schoie rîch
Verse: 11 diu massenîe vor im az,
Verse: 12 manec werder man gein valsche laz
Verse: 13 und manec juncvrouwe stolz,
Verse: 14 daz niht wan tjoste was ir bolz:
Verse: 15 ir vriunt si gein dem vîent schôz.
Verse: 16 lêrte in strît dâ kumber grôz,
Verse: 17 sus stuont lîhte ir gemüete
Verse: 18 daz siz galt mit güete.
Verse: 19 Clâmidê der jungelinc
Verse: 20 reit mitten in den rinc.
Verse: 21 verdecket ors, gewâpent lîp
Verse: 22 sach an im Artûses wîp,
Verse: 23 sînen helm, sînen schilt verhouwen.
Verse: 24 daz sâhen gar die vrouwen:
Verse: 25 sus was er ze hove komen.
Verse: 26 ir habet ê wol vernomen
Verse: 27 daz er des wart betwungen.
Verse: 28 er erbeizte, vil gedrungen
Verse: 29 wart sîn lîp, ê er sitzen vant
Verse: 30 vroun Cunnewâren de Lalant.
Verse: 1 dô sprach er: "vrouwe, sît ir daz,
Verse: 2 der ich sol dienen âne haz
Verse: 3 (ein teil mich es twinget nôt),
Verse: 4 sîn dienst iu enbôt der ritter rôt:
Verse: 5 der wil vil ganze phlihte hân
Verse: 6 swaz iu ze laster ist getân.
Verse: 7 ouch bitet erz Artûse klagen.
Verse: 8 ich wæne ir sît durch in geslagen:
Verse: 9 vrouwe, ich bringe iu sicherheit.
Verse: 10 sus gebôt der mit mir dâ streit:
Verse: 11 nû leiste ichz gerne, swenne ir welt.
Verse: 12 mîn lîp gein tôde was verselt."
Verse: 13 vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 14 greif an die gîserten hant.
Verse: 15 aldâ vrou Ginôvêr saz,
Verse: 16 diu âne den künec mit ir az,
Verse: 17 Keie ouch vor dem tische stuont,
Verse: 18 aldâ im diz mære wart kunt.
Verse: 19 der widersaz im ein teil,
Verse: 20 des wart vrou Cunnewâre geil.
Verse: 21 dô sprach er: "vrouwe, dirre man,
Verse: 22 swaz der hât gein iu getân,
Verse: 23 des ist er vaste underzogen.
Verse: 24 doch wæne ich des, erst ûf gelogen.
Verse: 25 ich tetz durch hovelîchen site
Verse: 26 und wolde iuch hân gebezzert mite:
Verse: 27 dar umbe hân ich iuwern haz.
Verse: 28 iedoch wil ich iu râten daz,
Verse: 29 heizt entwâpen disen gevangen:
Verse: 30 in mac hie stêns erlangen."
Verse: 1 im bat diu juncvrouwe schier
Verse: 2 abe nemen helm undz hersenier.
Verse: 3 dô manz von im stroufte und bant,
Verse: 4 Clâmidê wart schiere erkant.
Verse: 5 Kingrûn sach dicke
Verse: 6 an in kuntlîche blicke.
Verse: 7 dô wurden an den stunden
Verse: 8 sîne hende alsô gewunden,
Verse: 9 daz si begunden krachen
Verse: 10 als die dürren spachen.
Verse: 11 den tisch stiez von im zehant
Verse: 12 Clâmidês seneschalt,
Verse: 13 sînen herren vrâcte er mære,
Verse: 14 den vant er vreuden lære.
Verse: 15 der sprach: "ich bin ze schaden geborn.
Verse: 16 ich hân sô wirdec her verlorn,
Verse: 17 daz muoter nie gebôt ir brust
Verse: 18 dem der erkande hôher vlust.
Verse: 19 mich enriuwet niht mîns hers tôt
Verse: 20 dâ gegen: minne mangels nôt
Verse: 21 lestet ûf mich solhen last.
Verse: 22 mirst vreude gestîn, hôchmuot gast.
Verse: 23 Condwîrâmûrs vrumt mich grâ.
Verse: 24 Pilâtus von Ponciâ
Verse: 25 und der arme Jûdas,
Verse: 26 der bî einem kusse was
Verse: 27 an der triuwenlôsen vart
Verse: 28 dâ Jêsus verrâten wart,
Verse: 29 swie daz ir schephære ræche,
Verse: 30 die nôt ich niht verspræche,
Verse: 1 daz Brôbarzære vrouwen lîp
Verse: 2 mit ir hulden wære mîn wîp,
Verse: 3 sô daz ich si umbevienge,
Verse: 4 swiez mir dar nâch ergienge.
Verse: 5 ir minne ist leider verre
Verse: 6 dem künege von îserterre:
Verse: 7 mîn lant undz volc ze Brandigân
Verse: 8 müezens immer jâmer hân.
Verse: 9 mîns vetern sun Mabonagrîn
Verse: 10 leit ouch dâ ze langen pîn.
Verse: 11 nû bin ich, künec Artûs,
Verse: 12 her geriten in dîn hûs,
Verse: 13 betwungen von ritters hant.
Verse: 14 dû weist wol daz in mîn lant
Verse: 15 dir manec laster ist getân:
Verse: 16 des vergiz nû, werder man,
Verse: 17 die wîle ich hie gevangen sî.
Verse: 18 lâz mich solhes hazzes vrî.
Verse: 19 mich sol vrou Cunnewâre
Verse: 20 ouch scheiden von dem vâre,
Verse: 21 diu mîne sicherheit emphienc,
Verse: 22 dô ich gewâpent vür si gienc."
Verse: 23 Artûs vil getriuwer munt
Verse: 24 verkôs die schulde sâ zestunt.
Verse: 25 dô vriesch wîp unde man
Verse: 26 daz der künec von Brandigân
Verse: 27 was geriten ûf den rinc.
Verse: 28 nû dar nâher! dringâ drinc!
Verse: 29 schiere wart daz mære breit.
Verse: 30 mit zühten iesch gesellekeit
Verse: 1 Clâmidê der vreuden âne:
Verse: 2 "ir sult mich Gâwâne
Verse: 3 bevelhen, vrouwe: bin ichs wert,
Verse: 4 sô weiz ich wol daz ers ouch gert.
Verse: 5 leist er dar an iuwer gebot,
Verse: 6 er êrt iuch und den ritter rôt."
Verse: 7 Artûs bat sîner swester sun
Verse: 8 gesellekeit dem künege tuon:
Verse: 9 daz wære iedoch ergangen.
Verse: 10 dô wart wol emphangen
Verse: 11 von der werden massenîe
Verse: 12 der betwungene valsches vrîe.
Verse: 13 ze Clâmidê sprach Kingrûn:
Verse: 14 "ouwê daz ie dehein Bertûn
Verse: 15 dich betwungen sach ze hûs!
Verse: 16 noch rîcher denne Artûs
Verse: 17 wære dû helfe und urborn
Verse: 18 und hetes dîne jugent bevorn.
Verse: 19 sol Artûs dâ von prîs nû tragen,
Verse: 20 daz Keie durch zorn hât geslagen
Verse: 21 ein edel vürstinne,
Verse: 22 diu mit herzen sinne
Verse: 23 ir mit lachen hât erwelt
Verse: 24 der âne liegen ist gezelt
Verse: 25 mit wârheit vür den hœsten prîs?
Verse: 26 die Berteneise ir lobes rîs
Verse: 27 wænent nû hôch gestôzen hân:
Verse: 28 âne ir arbeit ist getân
Verse: 29 daz tôt her wider wart gesant
Verse: 30 der künec von Kukûmerlant
Verse: 1 und daz mîn herre im siges jach.
Verse: 2 den man gein im in kamphe sach,
Verse: 3 der selbe hât betwungen mich
Verse: 4 gar âne hælingen slich.
Verse: 5 man sach dâ viur ûz helmen wæn
Verse: 6 und swert in henden umbe dræn."
Verse: 7 dô sprâchen si alle gelîche,
Verse: 8 beide arme und rîche,
Verse: 9 daz Keie hete missetân.
Verse: 10 hie sule wir diz mære lân
Verse: 11 und komens wider an die vart.
Verse: 12 daz wüeste lant erbûwen wart,
Verse: 13 dâ krône truoc Parzival.
Verse: 14 man sach dâ vreude unde schal.
Verse: 15 sîn sweher Tampenteire
Verse: 16 liez im ûf Pelrapeire
Verse: 17 lieht gesteine und rôtez golt:
Verse: 18 daz teilde er sô daz man im holt
Verse: 19 was durch sîne milde.
Verse: 20 vil baniere, niuwe schilde,
Verse: 21 des wart sîn lant gezieret
Verse: 22 und vil geturnieret
Verse: 23 von im und von den sînen.
Verse: 24 er liez dicke ellen schînen
Verse: 25 an der marc sîns landes ort.
Verse: 26 der junge degen unervorht,
Verse: 27 sîn tât was gein den gesten
Verse: 28 geprüevet vür die besten.
Verse: 29 nû hœret ouch von der künegîn.
Verse: 30 wie möhte der immer baz gesîn?
Verse: 1 diu junge süeze werde
Verse: 2 hete den wunsch ûf der erde.
Verse: 3 ir minne stuont mit solher kraft,
Verse: 4 gar âne wankes anehaft:
Verse: 5 si hete ir man dâ vür erkant.
Verse: 6 iewederz an dem andern vant:
Verse: 7 er was ir liep, alsô was si im.
Verse: 8 swenne ich daz mære an mich nû nim,
Verse: 9 daz si sich müezen scheiden,
Verse: 10 dâ wehset schade in beiden.
Verse: 11 ouch riuwet mich daz werde wîp:
Verse: 12 ir liute, ir lant, dar zuo ir lîp
Verse: 13 schiet sîn hant von grôzer nôt.
Verse: 14 dâ gein si im ir minne bôt.
Verse: 15 eins morgens er mit zühten sprach
Verse: 16 (manec ritter ez hôrte unde sach):
Verse: 17 "ob ir gebietet, vrouwe,
Verse: 18 mit urloube ich schouwe
Verse: 19 wiez umbe mîne muoter stê.
Verse: 20 ob der wol oder wê
Verse: 21 sî, daz ist mir harte unkunt.
Verse: 22 dar wil ich zeiner kurzen stunt
Verse: 23 und ouch durch âventiure zil.
Verse: 24 mac ich iu gedienen vil,
Verse: 25 daz gildet iuwer minne wert."
Verse: 26 sus hete er urloubes gegert.
Verse: 27 er was ir liep, sôz mære giht:
Verse: 28 si enwolde im versagen niht.
Verse: 29 von allen sînen mannen
Verse: 30 schiet er al eine dannen.
Verse: 1 Swer ruochet hœren war nû kumt
Verse: 2 den âventiur hât ûz gevrumt,
Verse: 3 der mac grôziu wunder
Verse: 4 merken al besunder.
Verse: 5 lât rîten Gahmuretes kint:
Verse: 6 swâ nû getriuwe liute sint,
Verse: 7 die wünschen im heiles, wan ez muoz sîn
Verse: 8 daz er nû lîdet hôhen pîn,
Verse: 9 etswenne ouch vreude und êre.
Verse: 10 ein dinc in müete sêre,
Verse: 11 daz er von ir gescheiden was,
Verse: 12 daz munt von wîbe nie gelas
Verse: 13 nâch sus gesagetem mære,
Verse: 14 diu schœner und bezzer wære.
Verse: 15 gedanke nâch der künegin
Verse: 16 begunden krenken im den sin:
Verse: 17 den muoste er gar verlorn hân,
Verse: 18 wærez niht ein herzehafter man.
Verse: 19 mit gewalt den zoum daz ros
Verse: 20 truoc über ronen und durch daz mos,
Verse: 21 wande ez enwîste niemens hant.
Verse: 22 uns tuot diu âventiure bekant,
Verse: 23 daz er bî dem tage reit,
Verse: 24 ein vogel hetes arbeit,
Verse: 25 solde erz allez hân ervlogen.
Verse: 26 mich enhabe diu âventiure betrogen,
Verse: 27 sîn reise unnâch was sô grôz
Verse: 28 des tages dô er îthêren schôz,
Verse: 29 und sît dô er von Grâharz
Verse: 30 kom in daz lant ze Brôbarz.
Verse: 1 welt ir nû hœren wiez im gestê?
Verse: 2 er kom des âbents an einen sê:
Verse: 3 dâ heten geankert weideman,
Verse: 4 den was daz wazzer undertân.
Verse: 5 dô si in rîten sâhen,
Verse: 6 si wâren dem stade sô nâhen
Verse: 7 daz si wol hôrten swaz er sprach.
Verse: 8 einen er in dem schiffe sach,
Verse: 9 der hete an im alsolh gewant,
Verse: 10 ob im dienden elliu lant,
Verse: 11 daz ez niht bezzer möhte sîn
Verse: 12 gefurriert. sîn huot was phâwîn.
Verse: 13 den selben vischære
Verse: 14 begunde er vrâgen mære,
Verse: 15 daz er im riete durch got
Verse: 16 und durch sîner zühte gebot,
Verse: 17 wâ er herberge möhte hân.
Verse: 18 sus antwurte im der trûrege man,
Verse: 19 er sprach: "herre, mirst niht bekant
Verse: 20 daz weder wazzer oder lant
Verse: 21 inner drîzec mîlen erbûwen sî.
Verse: 22 wan ein hûs liget uns hie bî:
Verse: 23 mit triuwen ich iu râte dar.
Verse: 24 war möhtet ir tâlanc anderswar?
Verse: 25 dort an des velses ende
Verse: 26 dâ kêrt zer zeswen hende.
Verse: 27 sô ir ûf hin komet an den graben
Verse: 28 (ich wæne dâ müezet ir stille haben),
Verse: 29 bitet iu die brücken nider lâzen
Verse: 30 und offen iu die stâzen."
Verse: 1 er tet als im der vischære riet.
Verse: 2 mit urloube er dannen schiet.
Verse: 3 er sprach: "komt ir rehte dar
Verse: 4 (ich nim iuwer hînte selbe war),
Verse: 5 sô danket als man iuwer phlege.
Verse: 6 hüetet iuch: dâ gênt unkunde wege.
Verse: 7 ir muget an der lîten
Verse: 8 vil wol misserîten,
Verse: 9 deiswâr des ich iu doch niht gan."
Verse: 10 Parzivâl der huop sich dan,
Verse: 11 er begunde wackerlîchen draben
Verse: 12 den rehten phat unz an den graben.
Verse: 13 dâ was diu brücke ûf gezogen,
Verse: 14 diu burc an veste niht betrogen:
Verse: 15 si stuont als si wære gedræt.
Verse: 16 ez envlüge oder hete der wint gewæt,
Verse: 17 mit sturme ir niht geschadet was.
Verse: 18 vil türne, manec palas
Verse: 19 dâ stuont mit wunderlîcher wer.
Verse: 20 ob si suochten elliu her,
Verse: 21 si engæben vür die selben nôt
Verse: 22 ze drîzec jâren niht ein brôt.
Verse: 23 ein knappe des geruochte
Verse: 24 und vrâcte in waz er suochte
Verse: 25 oder wannen sîn reise wære.
Verse: 26 er sprach: "der vischære
Verse: 27 hât mich von im her gesant.
Verse: 28 ich hân genigen sîner hant
Verse: 29 niwan durch der herberge wân.
Verse: 30 er bat die brücken nider lân
Verse: 1 und hiez mich zuo ziu rîten în."
Verse: 2 "herre, ir sult willekomen sîn,
Verse: 3 sît es der vischære verjach.
Verse: 4 man biutet iu êre und gemach
Verse: 5 durch in der iuch sande wider"
Verse: 6 sprach der knappe und liez die brücken nider.
Verse: 7 in die burc der küene reit
Verse: 8 ûf einen hof wît unde breit.
Verse: 9 durch schimph er niht zetretet was:
Verse: 10 dâ stuont al kurz grüene gras,
Verse: 11 dâ was bûhurdieren vermiten,
Verse: 12 mit banieren selten überriten
Verse: 13 alsô er anger z Abenberc.
Verse: 14 selten vrœlîchiu werc
Verse: 15 was dâ gevrumt ze langer stunt:
Verse: 16 in was wol herzen jâmer kunt.
Verse: 17 wênec er des gein in engalt.
Verse: 18 in emphiengen ritter junc und alt,
Verse: 19 vil kleiner juncherrelîn
Verse: 20 sprungen gein dem zoume sîn,
Verse: 21 ieslîchez vür daz ander greif.
Verse: 22 si habeten sînen stegereif:
Verse: 23 sus muoste er von dem orse stên.
Verse: 24 in bâten ritter vürbaz gên,
Verse: 25 die vuorten in an sîn gemach.
Verse: 26 harte schiere daz geschach,
Verse: 27 daz er mit zuht entwâpent wart.
Verse: 28 dô si den jungen âne bart
Verse: 29 gesâhen alsus minneclîch,
Verse: 30 si jâhen, er wære sælden rîch.
Verse: 1 ein wazzer iesch der junge man:
Verse: 2 er twuoc den râm von im sân
Verse: 3 undern ougen und an handen.
Verse: 4 alde und junge wânden
Verse: 5 daz von im ander tac erschine:
Verse: 6 sus saz der minneclîche wine
Verse: 7 gar vor allen tadel vrî.
Verse: 8 mit phelle von Arâbî
Verse: 9 man truoc im einen mantel dar:
Verse: 10 den legete an sich der wol gevar
Verse: 11 mit offener snüere.
Verse: 12 ez was im ein lobes gevüere.
Verse: 13 dô sprach der kamerære kluoc:
Verse: 14 "Repanse de Schoie in truoc,
Verse: 15 mîn vrouwe, diu küngegîn:
Verse: 16 ab ir sol er iu gelihen sîn,
Verse: 17 wan iust niht kleider noch gesniten.
Verse: 18 jâ mohte ich sis mit êren biten,
Verse: 19 wande ir sît ein werder man,
Verse: 20 ob ichz geprüevet rehte hân."
Verse: 21 "got lone iu, herre, daz irs jehet.
Verse: 22 ob ir mich ze rehte spehet,
Verse: 23 sô hât mîn lîp gelücke erholt:
Verse: 24 diu gotes kraft gît solhen solt."
Verse: 25 man schancte im unde phlac sîn sô,
Verse: 26 die trûregen wâren mit im al vrô.
Verse: 27 man bôt im wirde und êre,
Verse: 28 wan dâ was râtes mêre
Verse: 29 denne er ze Pelrapeire vant,
Verse: 30 die dô von kumber schiet sîn hant.
Verse: 1 sîn harnas was von im getragen:
Verse: 2 daz begunde er sider sêre klagen,
Verse: 3 dâ er sich schimphes niht versan.
Verse: 4 ze hove ein redespæher man
Verse: 5 bat komen ze vrevellîche
Verse: 6 den gast ellens rîche
Verse: 7 zem wirte, als ob im wære zorn.
Verse: 8 des hete er nâch den lîp verlorn
Verse: 9 von dem jungen Parzivâl.
Verse: 10 dô er sîn swert wol gemâl
Verse: 11 ninder bî im ligen vant,
Verse: 12 zer viuste twanc er sus die hant,
Verse: 13 daz daz bluot ûz den nageln schôz
Verse: 14 und im den ermel gar begôz.
Verse: 15 "nein, herre!" sprach diu ritterschaft,
Verse: 16 "ez ist ein man der schimphes kraft
Verse: 17 hât. swie trûrec wir anders sîn,
Verse: 18 tuot iuwer zuht gein im schîn:
Verse: 19 ir ensultz niht anders hân vernomen,
Verse: 20 wan daz der vischære sî komen.
Verse: 21 dar gêt (ir sît im werder gast)
Verse: 22 und schütet ab iu zornes last."
Verse: 23 si giengen ûf einen palas.
Verse: 24 hundert krône dâ gehangen was,
Verse: 25 vil kerzen drûf gestôzen
Verse: 26 ob den hûsgenôzen,
Verse: 27 kleine kerzen alumbe an der want.
Verse: 28 hundert bette er ligen vant.
Verse: 29 daz schuofen dies dâ phlâgen:
Verse: 30 hundert kulter drûfe lâgen,
Verse: 1 ie vier gesellen sundersiz.
Verse: 2 dâ zwischen was ein underviz,
Verse: 3 dâ vür ein teppech sinewel.
Verse: 4 fil li roi Frimutel
Verse: 5 mohte wol geleisten daz.
Verse: 6 eins dinges man dâ niht vergaz:
Verse: 7 si enhete niht betûret,
Verse: 8 mit marmel was gemûret
Verse: 9 drî vierecke viurrame.
Verse: 10 dar ûfe was des viurs name,
Verse: 11 holz, hiez lignâlôê:
Verse: 12 sô grôziu viur sît nochê
Verse: 13 sach niemen hie ze Wildenberc.
Verse: 14 jenez wâren kostenlîchiu werc.
Verse: 15 der wirt sich selben setzen bat
Verse: 16 gein der mitteln viurstat
Verse: 17 ûf ein spanbette.
Verse: 18 ez was worden wette
Verse: 19 zwischen im und der vreude:
Verse: 20 er lebete niht wan teude.
Verse: 21 in den palas kom gegangen
Verse: 22 der dâ wart wol emphangen,
Verse: 23 Parzivâl der lieht gevar,
Verse: 24 von im der in sande dar:
Verse: 25 der liez in dâ niht langer stên.
Verse: 26 in bat der wirt nâher gên
Verse: 27 und sitzen "zuo mir dâ her an.
Verse: 28 sazte ich iuch verre dort hin dan,
Verse: 29 daz wære iu alze gastlîch."
Verse: 30 sus sprach der wirt jâmers rîch.
Verse: 1 der wirt hete durch siecheit
Verse: 2 grôziu viur und an im warmiu kleit,
Verse: 3 wît und lanc zobelîn:
Verse: 4 sus muoste ûzen und innen sîn
Verse: 5 der pelliz und der mantel drobe.
Verse: 6 der swechest balc wære wol ze lobe:
Verse: 7 der was doch swarz unde grâ.
Verse: 8 des selben was ein hûbe aldâ
Verse: 9 ûf sînem houbete zwivalt
Verse: 10 von zobele. den man tiure galt,
Verse: 11 sinewel arâbesch ein borte
Verse: 12 oben drûf gehôrte,
Verse: 13 mitten dran ein knöphelîn,
Verse: 14 ein durchliuhtec rubîn.
Verse: 15 dâ saz manec ritter kluoc,
Verse: 16 dâ man jâmer vür si truoc.
Verse: 17 ein knappe spranc zer tür dar în,
Verse: 18 der truoc eine glævîn:
Verse: 19 der site was ze trûren guot.
Verse: 20 an der snîden huop sich bluot
Verse: 21 und lief den schaft unz ûf die hant,
Verse: 22 daz ez in dem ermel widerwant.
Verse: 23 dâ wart geweinet und geschrît
Verse: 24 ûf dem palase wît,
Verse: 25 daz volc von drîzec landen
Verse: 26 möhtez den ougen niht enblanden.
Verse: 27 er truoc si in sînen henden
Verse: 28 alumbe zen vier wenden
Verse: 29 unz aber wider zuo der tür.
Verse: 30 der knappe spranc hin ûz dâ vür.
Verse: 1 gestillet was des volkes nôt,
Verse: 2 als in der jâmer ê gebôt,
Verse: 3 des si diu glævîn hete ermant,
Verse: 4 die der knappe brâhte in sîner hant.
Verse: 5 wil iuch nû niht erlangen,
Verse: 6 sô wirt hie zuo gevangen
Verse: 7 daz ich iuch bringe an die vart,
Verse: 8 wie dâ mit zuht gedienet wart.
Verse: 9 zende an dem palas
Verse: 10 ein stehelîn tür entslozzen was:
Verse: 11 dâ giengen ûz zwei werdiu kint
Verse: 12 (nû hœret wie diu geprüevet sint),
Verse: 13 daz si wol gæben minnen solt,
Verse: 14 swerz dâ mit dienste hete erholt.
Verse: 15 daz wâren juncvrouwen klâr.
Verse: 16 zwei schapel über blôziu hâr,
Verse: 17 bluomen was ir gebende.
Verse: 18 iewederiu ûf der hende
Verse: 19 truoc von golde ein kerzstal.
Verse: 20 ir hâr was reit, lanc und val.
Verse: 21 si truogen brinnendegiu lieht.
Verse: 22 hie sule wir vergezzen niht
Verse: 23 umbe der juncvrouwen gewant,
Verse: 24 dâ man si komende inne vant.
Verse: 25 diu grævîn von Tenabroc,
Verse: 26 brûn scharlachen was ir roc:
Verse: 27 des selben truoc ouch ir gespil.
Verse: 28 si wâren gefischieret vil
Verse: 29 mit zwein gürteln an der krenke
Verse: 30 ob der hüffe an dem gelenke.
Verse: 1 nâch den kom ein herzogîn
Verse: 2 und ir gespil, zwei stöllelîn
Verse: 3 si truogen von helfenbein.
Verse: 4 ir munt nâch viurs rœte schein.
Verse: 5 die nigen alle viere.
Verse: 6 zwuo sazten schiere
Verse: 7 vür den wirt die stollen.
Verse: 8 dâ wart gedient mit vollen.
Verse: 9 die stuonden ensamt an eine schar
Verse: 10 und wâren alle wol gevar:
Verse: 11 den vieren was gelîch ir wât.
Verse: 12 nû seht wâ sich niht versûmet hât
Verse: 13 ander vrouwen vierstunt zwuo.
Verse: 14 die wâren dâ geschaffet zuo:
Verse: 15 viere truogen kerzen grôz,
Verse: 16 die andern viere niht verdrôz,
Verse: 17 si entrüegen einen tiuren stein,
Verse: 18 dâ tages diu sunne lieht durch schein.
Verse: 19 dâ vür was sîn name erkant:
Verse: 20 ez was ein grânât jâchant,
Verse: 21 beide lanc unde breit.
Verse: 22 durch die lîhte in dünne sneit,
Verse: 23 swer in zeinem tische maz:
Verse: 24 dâ obe der wirt durch rîcheit az.
Verse: 25 si giengen harte rehte
Verse: 26 vür den wirt al ehte,
Verse: 27 gein nîgen si ir houbet wegeten.
Verse: 28 viere die taveln legeten
Verse: 29 ûf helfenbein wîz als ein snê,
Verse: 30 stollen die dâ kômen ê.
Verse: 1 mit zuht si kunden wider gên.
Verse: 2 zuo den êrsten vieren stên.
Verse: 3 an disen ehte vrouwen was
Verse: 4 röcke grüener denne ein gras,
Verse: 5 von Azagouc samît,
Verse: 6 gesniten wol lanc und wît.
Verse: 7 dâ mitten si zesamene twanc
Verse: 8 gürteln tiure, smal und lanc.
Verse: 9 dise ehte vrouwen kluoc,
Verse: 10 ieslîchiu ob ir hâre truoc
Verse: 11 ein kleine blüemîn schapel.
Verse: 12 cuns îwân von Nônel
Verse: 13 und Jernîs von Rîle,
Verse: 14 jâ was über manege mîle
Verse: 15 ze dienste ir tohter dar genomen:
Verse: 16 man sach die zwuo vürstîn komen
Verse: 17 in harte wünneclîcher wât.
Verse: 18 zwei mezzer snîdende als ein grât
Verse: 19 brâhten si durch wunder
Verse: 20 ûf zwein tweheln al besunder:
Verse: 21 daz was silber herte und wîz.
Verse: 22 dar an lac ein spæher vlîz:
Verse: 23 im was solh scherphen niht vermiten,
Verse: 24 ez hete stahel wol versniten.
Verse: 25 vor dem silber kômen vrouwen wert,
Verse: 26 der dar ze dienste was gegert:
Verse: 27 die truogen lieht dem silber bî,
Verse: 28 vier kint vor missewende vrî.
Verse: 29 sus giengen si alle sehse zuo.
Verse: 30 nû hœret waz ieslîchiu tuo:
Verse: 1 si nigen, ir zwuo dô truogen dar
Verse: 2 ûf die tavel wol gevar
Verse: 3 daz silber unde legetenz nider.
Verse: 4 dô giengen si mit zühten wider
Verse: 5 zuo den êrsten zwelfen sân.
Verse: 6 ob ich geprüevet rehte hân,
Verse: 7 hie suln ahzehen vrouwen stên.
Verse: 8 âvoi nû siht man sehse gên
Verse: 9 in wæte die man tiure galt:
Verse: 10 daz was halbez blîalt,
Verse: 11 daz ander phelle von Nînivê.
Verse: 12 dise und die êrsten sehseê
Verse: 13 truogen zwelf röcke geteilet.
Verse: 14 gein tiurer kost geveilet.
Verse: 15 nâch den kom diu künegîn.
Verse: 16 ir antlitze gap den schîn,
Verse: 17 si wânden alle ez wolde tagen.
Verse: 18 man sach die maget an ir tragen
Verse: 19 phellel von Arâbî.
Verse: 20 ûf einem grüenen achmardî
Verse: 21 truoc si den wunsch von pardîs,
Verse: 22 beide wurzeln unde rîs:
Verse: 23 daz was ein dinc, daz hiez der grâl,
Verse: 24 erden wunsches überwal.
Verse: 25 Repanse de Schoie si hiez,
Verse: 26 die sich der grâl tragen liez.
Verse: 27 der grâl was von solher art,
Verse: 28 wol muoste ir kiusche sîn bewart,
Verse: 29 diu sîn ze rehte solde phlegen:
Verse: 30 diu muoste valsches sich bewegen.
Verse: 1 vor dem grâle kômen lieht
Verse: 2 (diu wâren von armer koste niht),
Verse: 3 sehs glas lanc lûter wolgetân,
Verse: 4 dar inne balsem der wol bran.
Verse: 5 dô si kômen von der tür
Verse: 6 ze rehter mâze alsus her vür,
Verse: 7 mit zühten neic diu künegîn
Verse: 8 und al diu juncvrouwelîn
Verse: 9 die dâ truogen balsemvaz.
Verse: 10 diu künegîn valscheite laz
Verse: 11 sazte vür den wirt den grâl.
Verse: 12 diz mære giht daz Parzivâl
Verse: 13 dicke an si sach und dâhte:
Verse: 14 diu den grâl dâ brâhte,
Verse: 15 er hete ouch ir mantel an.
Verse: 16 mit zuht die sibene giengen dan
Verse: 17 zuo den ahzehen êrsten.
Verse: 18 dô liezen si die hêrsten
Verse: 19 zwischen sich, man sagete mir,
Verse: 20 zwelve iewederthalben ir.
Verse: 21 diu maget mit der krône
Verse: 22 stuont dâ harte schône.
Verse: 23 swaz ritter dô gesezzen was
Verse: 24 über al den palas,
Verse: 25 den wâren kamerære
Verse: 26 mit guldîn becken swære
Verse: 27 ie vieren geschaffet einer dar
Verse: 28 und ein juncherre wol gevar
Verse: 29 der eine wîze tweheln truoc.
Verse: 30 man sach dâ rîcheit genuoc:
Verse: 1 der taveln hundert muosten sîn,
Verse: 2 die man dô truoc zer tür dar în.
Verse: 3 man sazte ieslîche schiere
Verse: 4 vür werder ritter viere,
Verse: 5 tischlachen var nâch wîze
Verse: 6 wurden drûf geleget mit vlîze.
Verse: 7 der wirt dô selbe wazzer nam.
Verse: 8 der was an hôchmuote lam,
Verse: 9 mit im twuoc sich Parzivâl:
Verse: 10 eine sîdîne tweheln wol gemâl
Verse: 11 die bôt eins grâven sun dâ nâch.
Verse: 12 dem was ze knien vür si gâch.
Verse: 13 swâ dô der taveln deheiniu stuont,
Verse: 14 dâ tet man vier knappen kunt
Verse: 15 daz si ir dienstes niht vergæzen
Verse: 16 den die dâ obe sæzen:
Verse: 17 zwêne knieten unde sniten,
Verse: 18 die andern zwêne niht vermiten,
Verse: 19 si entrüegen trinken und ezzen dar,
Verse: 20 und nâmen ir mit dienste war.
Verse: 21 hœrt mêr von rîcheite sagen:
Verse: 22 vier karrâschen muosten tragen
Verse: 23 manec tiure goltvaz
Verse: 24 ieslîchem ritter der dâ saz.
Verse: 25 man zôch si zen vier wenden.
Verse: 26 vier ritter mit ir henden
Verse: 27 man si ûf die taveln setzen sach.
Verse: 28 ieslîchem gienc ein schrîbære nâch,
Verse: 29 der sich dar zuo arbeite
Verse: 30 und si wider ûf bereite,
Verse: 1 sô dâ gedienet wære.
Verse: 2 nû hœret ein ander mære.
Verse: 3 hundert knappen man gebôt:
Verse: 4 die nâmen in wîze tweheln brôt
Verse: 5 mit zühten vor dem grâle.
Verse: 6 die giengen al zemâle
Verse: 7 und teilden vür die taveln sich.
Verse: 8 man sagete mir, diz sage ouch ich
Verse: 9 ûf iuwer ieslîches eit,
Verse: 10 daz vor dem grâle wære bereit
Verse: 11 (sol ich des iemen triegen,
Verse: 12 sô müezet ir mit mir liegen),
Verse: 13 swâ nâch jener bôt die hant,
Verse: 14 daz er al bereite vant
Verse: 15 spîse warm, spîse kalt,
Verse: 16 spîse niuwe und dar zuo alt,
Verse: 17 daz zam und daz wilde.
Verse: 18 es enwürde nie dehein bilde,
Verse: 19 beginnet maneger sprechen:
Verse: 20 der wil sich übel rechen,
Verse: 21 wan der grâl was der sælden vruht,
Verse: 22 der werlde süeze alsolh genuht,
Verse: 23 er wac vil nâch gelîche
Verse: 24 als man saget von himelrîche.
Verse: 25 in kleiniu goltvaz man nam,
Verse: 26 als ieslîcher spîse zam,
Verse: 27 salsen, pheffer, âgrâz.
Verse: 28 dâ hete der kiusche und der vrâz
Verse: 29 alle gelîche genuoc,
Verse: 30 mit grôzer zuht manz vür si truoc.
Verse: 1 môraz, wîn, sinôpel rôt,
Verse: 2 swâ nâch den naph ieslîcher bôt,
Verse: 3 swaz er trinkens kunde nennen,
Verse: 4 daz mohte er drinne erkennen
Verse: 5 allez von des grâles kraft.
Verse: 6 diu werde geselleschaft
Verse: 7 heten wirtschaft von dem grâl.
Verse: 8 wol gemarcte Parzivâl
Verse: 9 die rîcheit und daz wunder grôz:
Verse: 10 durch zuht in vrâgens doch verdrôz.
Verse: 11 er dâhte: "mir riet Gurnemanz
Verse: 12 mit grôzen triuwen âne schranz,
Verse: 13 ich solde vil gevrâgen niht.
Verse: 14 waz ob mîn wesen hie geschiht
Verse: 15 die mâze als dort bî im?
Verse: 16 âne vrâge ich vernim
Verse: 17 wiez dirre massenîe stêt."
Verse: 18 in dem gedanke nâher gêt
Verse: 19 ein knappe, der truoc ein swert:
Verse: 20 des balc was tûsent marke wert,
Verse: 21 sîn gehilze was ein rubîn,
Verse: 22 ouch möhte wol diu klinge sîn
Verse: 23 grôzer wunder urhap.
Verse: 24 der wirt ez sînem gaste gap.
Verse: 25 der sprach: "herre, ich brâhtez in nôt
Verse: 26 in maneger stat, ê daz mich got
Verse: 27 an dem lîbe hât geletzet.
Verse: 28 nû sît dâ mite ergetzet,
Verse: 29 ob man iuwer hie niht wol enphlege.
Verse: 30 ir mugetz wol vüeren alle wege:
Verse: 1 swenne ir geprüevet sînen art,
Verse: 2 ir sît gein strîte dâ mite bewart."
Verse: 3 ouwê daz er niht vrâcte dô!
Verse: 4 des bin ich vür in noch unvrô,
Verse: 5 wande erz emphienc in sîne hant,
Verse: 6 dô was er vrâgens mite ermant.
Verse: 7 ouch riuwet mich sîn süezer wirt,
Verse: 8 den ungenâde niht verbirt,
Verse: 9 des im von vrâgen nû wære rât.
Verse: 10 genuoc man dâ gegeben hât:
Verse: 11 dies phlâgen, die griffenz an,
Verse: 12 si truogenz gerüste wider dan.
Verse: 13 vier karrâschen man ê luot.
Verse: 14 ieslîch vrouwe ir dienest tuot,
Verse: 15 ê die jungesten, nû die êrsten.
Verse: 16 dô schuofen si aber die hêrsten
Verse: 17 wider zuo dem grâle.
Verse: 18 dem wirte und Parzivâle
Verse: 19 mit zühten neic diu künegîn
Verse: 20 und al diu juncvrouwelîn.
Verse: 21 si brâhten wider în zer tür
Verse: 22 daz si mit zuht ê truogen vür.
Verse: 23 Parzivâl in blicte nâch:
Verse: 24 an einem spanbette er ersach
Verse: 25 in einer kemenâten,
Verse: 26 ê si nâch in zuo getâten,
Verse: 27 den aller schœnsten alden man
Verse: 28 des er künde ie gewan.
Verse: 29 ich macz wol sprechen âne guft,
Verse: 30 er was noch wîzer dan der tuft.
Verse: 1 wer der selbe wære,
Verse: 2 des vreischet her nâch mære.
Verse: 3 dar zuo der wirt, sîn burc, sîn lant,
Verse: 4 diu werden iu von mir genant
Verse: 5 her nâch sô des wirdet zît,
Verse: 6 bescheidenlîchen âne strît
Verse: 7 und âne allez vür zogen.
Verse: 8 ich sage die senewen âne bogen.
Verse: 9 diu senewe ist ein bîspel.
Verse: 10 nû dunket iuch der boge snel:
Verse: 11 doch ist sneller daz diu senewe jaget.
Verse: 12 ob ich iu rehte hân gesaget,
Verse: 13 diu senewe gelîchet mæren sleht:
Verse: 14 diu dunkent ouch die liute reht.
Verse: 15 swer iu saget von der krümbe,
Verse: 16 der wil iuch leiten ümbe.
Verse: 17 swer den bogen gespannen siht,
Verse: 18 der senewen er der slehte giht,
Verse: 19 man welle si zer biuge erdenen
Verse: 20 sô si den schuz muoz menen.
Verse: 21 swer aber dem sîn mære schiuzet,
Verse: 22 des in durch nôt verdriuzet
Verse: 23 (wan daz hât dâ ninder stat
Verse: 24 und vil gerûmeclîchen phat
Verse: 25 zeinem ôren în, zem andern vür),
Verse: 26 mîn arbeit ich gar verlür,
Verse: 27 ob den mîn mære drünge:
Verse: 28 ich sagete oder sünge,
Verse: 29 daz ez noch baz vernæme ein boc
Verse: 30 oder ein ulmeger stoc.
Verse: 1 ich wil iu doch baz bediuten
Verse: 2 von disen jâmerbæren liuten,
Verse: 3 dar kom geriten Parzival.
Verse: 4 man sach dâ selten vreuden schal,
Verse: 5 ez wære bûhurt oder tanz:
Verse: 6 ir klagendiu stæte was sô ganz,
Verse: 7 si enkêrten sich an schimphen niht.
Verse: 8 swâ man noch volkes siht,
Verse: 9 den tuot etswenne vreude wol:
Verse: 10 dort wâren die winkel alle vol
Verse: 11 und ouch ze hove dâ man si sach.
Verse: 12 der wirt ze sînem gaste sprach:
Verse: 13 "ich wæne man iu gebettet hât.
Verse: 14 sît ir müede, sôst mîn rât
Verse: 15 daz ir gêt: leget iuch slâfen."
Verse: 16 nû solde ich schrîen wâfen
Verse: 17 umbe ir scheiden daz si tuont:
Verse: 18 ez wirt grôz schade in beiden kunt.
Verse: 19 von dem spanbette trat
Verse: 20 ûf den teppech an eine stat
Verse: 21 Parzivâl der wol geslaht.
Verse: 22 der wirt bôt im guote naht:
Verse: 23 diu ritterschaft dô gar ûf spranc.
Verse: 24 ein teil ir im dar nâher dranc:
Verse: 25 dô vuorten si den jungen man
Verse: 26 in eine kemenâten sân.
Verse: 27 diu was wol gehêret,
Verse: 28 mit einem bette gêret,
Verse: 29 daz mich mîn armuot immer müet,
Verse: 30 sît diu erde alsolhe rîcheit blüet:
Verse: 1 dem bette armuot was tiur.
Verse: 2 als er glohte in einem viur,
Verse: 3 lac drûfe ein phellel lieht gemâl.
Verse: 4 die ritter bat dô Parzivâl
Verse: 5 wider varn an ir gemach,
Verse: 6 dô er dâ niht mêr bette sach.
Verse: 7 mit urloube si vuoren dan.
Verse: 8 hie hebet sich ander dienest an.
Verse: 9 vil kerzen und diu varwe sîn
Verse: 10 die gâben ze gegenstrîte schîn:
Verse: 11 waz möhte liehter sîn der tac?
Verse: 12 vor sînem bette ein anderz lac,
Verse: 13 dar ûfe ein kulter. dâ er dâ saz,
Verse: 14 juncherren snel und niht ze laz
Verse: 15 maneger im dar nâher spranc:
Verse: 16 si entschuohten bein, diu wâren blanc.
Verse: 17 ouch zôch im mêr gewandes abe
Verse: 18 manec wol geborner knabe.
Verse: 19 vlætec wâren diu selben kindelîn.
Verse: 20 dar nâch gienc dô zer tür dar în
Verse: 21 vier klâre juncvrouwen:
Verse: 22 die solden dennoch schouwen
Verse: 23 wie man des heldes phlæge
Verse: 24 und ob er sanfte læge,
Verse: 25 als mir diu âventiure gewuoc.
Verse: 26 vor ieslîcher ein knappe truoc
Verse: 27 eine kerzen diu wol bran.
Verse: 28 Parzivâl der snelle man
Verse: 29 spranc underz declachen.
Verse: 30 si sageten: "ir sult wachen
Verse: 1 durch uns noch eine wîle."
Verse: 2 ein spil mit der île
Verse: 3 hete er unz an den ort gespilt.
Verse: 4 daz man gein liehter varwe zilt,
Verse: 5 daz begunge ir ougen süezen,
Verse: 6 ê si emphiengen sîn grüezen.
Verse: 7 ouch vuocten in gedanke nôt,
Verse: 8 daz im sîn munt was sô rôt
Verse: 9 und daz vor jugende niemen dran
Verse: 10 kôs gein einer halben gran.
Verse: 11 dise vier juncvrouwen kluoc,
Verse: 12 hœret waz ieslîchiu truoc,
Verse: 13 môraz, wîn und lûtertranc
Verse: 14 truogen drî ûf henden blanc,
Verse: 15 diu vierde juncvrouwe wîs
Verse: 16 truoc obez der art von pardîs
Verse: 17 ûf einer tweheln blanc gevar.
Verse: 18 diu selbe kniete ouch vür in dar:
Verse: 19 er bat die vrouwen sitzen.
Verse: 20 si sprach: "lât mich bî witzen.
Verse: 21 sô wæret ir dienstes ungewert,
Verse: 22 als mîn her vür iuch ist gegert."
Verse: 23 süezer rede er gein in niht vergaz.
Verse: 24 der herre tranc, ein teil er az:
Verse: 25 mit urloube si giengen wider,
Verse: 26 Parzivâl sich legete nider.
Verse: 27 ouch sazten juncherrelîn
Verse: 28 ûf den teppech die kerzen sîn,
Verse: 29 dô si in slâfen sâhen:
Verse: 30 si begunden dannen gâhen.
Verse: 1 Parzivâl niht eine lac:
Verse: 2 geselleclîche unz an den tac
Verse: 3 was bî im strengiu arbeit.
Verse: 4 ir boten künftegiu leit
Verse: 5 sanden im in slâfe dar,
Verse: 6 sô daz der junge wol gevar
Verse: 7 sîner muoter troum gar widerwac,
Verse: 8 des si nâch Gahmurete phlac.
Verse: 9 sus wart gesteppet im sîn troum,
Verse: 10 mit swertslegen umbe den soum,
Verse: 11 dâ vor mit maneger tjoste rîch.
Verse: 12 von rabîne hurteclîch
Verse: 13 er leit in slâfe etslîch nôt.
Verse: 14 möhte er drîzecstunt sîn tôt,
Verse: 15 daz hete er wachende ê gedolt:
Verse: 16 sus teilde im ungemach den solt.
Verse: 17 von disen strengen sachen
Verse: 18 muoste er durch nôt erwachen:
Verse: 19 im swizten âdern unde bein.
Verse: 20 der tac ouch durch diu venster schein.
Verse: 21 dô sprach er: "wê wâ sint diu kint,
Verse: 22 daz si hie vor mir niht sint?
Verse: 23 wer sol mir bieten mîn gewant?"
Verse: 24 sus warte ir der wîgant,
Verse: 25 unz er anderstunt entslief.
Verse: 26 niemen dâ redete noch enrief:
Verse: 27 si wâren gar verborgen.
Verse: 28 umbe den mitten morgen
Verse: 29 dô erwachete aber der junge man.
Verse: 30 ûf rihte sich der küene sân,
Verse: 1 ûf dem teppeche sach der degen wert
Verse: 2 ligen sîn harnas und zwei swert:
Verse: 3 daz eine der wirt im geben hiez,
Verse: 4 daz ander was von Gaheviez.
Verse: 5 sus sprach er zim selben sân:
Verse: 6 "ouwê durch waz ist diz getân?
Verse: 7 deiswâr ich sol mich wâpen drîn.
Verse: 8 ich leit in slâfe alsolhen pîn,
Verse: 9 daz mir wachende arbeit
Verse: 10 noch hiute, wæne ich, ist bereit.
Verse: 11 hât dirre wirt urliuges nôt,
Verse: 12 sô leiste ich gerne sîn gebot
Verse: 13 und ir gebot mit triuwen,
Verse: 14 diu disen mantel niuwen
Verse: 15 mir lêch durch ir güete.
Verse: 16 wan stüende ir gemüete,
Verse: 17 daz si dienest wolde nemen!
Verse: 18 des kunde mich durch si gezemen
Verse: 19 und doch niht durch ir minne,
Verse: 20 wan mîn wîp, diu küneginne,
Verse: 21 ist an ir lîbe alsô klâr
Verse: 22 oder vürbaz, daz ist wâr."
Verse: 23 er tet als er tuon sol:
Verse: 24 von vuoz ûf wâpende er sich wol
Verse: 25 durch strîtes antwurte.
Verse: 26 zwei swert er umbe gurte,
Verse: 27 zer tür ûz gienc der werde degen.
Verse: 28 dâ was sîn ors an die stegen
Verse: 29 geheftet, schilt unde sper
Verse: 30 lente dâ bî: daz was sîn ger.
Verse: 1 ê Parzivâl der wîgant
Verse: 2 sich des orses underwant,
Verse: 3 manegez er der gademe erlief,
Verse: 4 sô daz er nâch den liuten rief.
Verse: 5 niemen er hôrte noch ensach,
Verse: 6 ungevüege leit im dran geschach:
Verse: 7 daz hete im zorn gereizet.
Verse: 8 er lief dâ er was erbeizet
Verse: 9 des âbents, dô er komen was.
Verse: 10 dâ was erde unde gras
Verse: 11 mit tretenne gerüeret
Verse: 12 undz tou gar zevüeret.
Verse: 13 al schrîende lief der junge man
Verse: 14 wider ze sînem orse sân,
Verse: 15 mit bâgenden worten
Verse: 16 saz er drûf: die porten
Verse: 17 vant er wît offen stên,
Verse: 18 dâ durch ûz grôze slâ gên.
Verse: 19 niht langer er dô habete,
Verse: 20 vaste ûf die brücke er drabete.
Verse: 21 ein verborgen knappe daz seil
Verse: 22 zôch, daz der slagebrücken teil
Verse: 23 hetez ors vil nâch gevellet nider.
Verse: 24 Parzivâl der sach sich wider:
Verse: 25 dô wolde er hân gevrâget baz.
Verse: 26 "ir sult varn der sunnen haz"
Verse: 27 sprach der knappe, "ir sît ein gans.
Verse: 28 möhtet ir gerüeret hân den vlans
Verse: 29 und hetet den wirt gevrâget!
Verse: 30 vil prîses iuch hât betrâget."
Verse: 1 nâch den mæren schrei der gast,
Verse: 2 gegenrede im gar gebrast.
Verse: 3 swie vil er nâch geriefe,
Verse: 4 rehte als er gênde sliefe
Verse: 5 warp der knappe und sluoc die porten zuo.
Verse: 6 dô was sîn dan scheiden ze vruo
Verse: 7 an der vlustbæren zît
Verse: 8 dem der nû zins von vreuden gît:
Verse: 9 diu ist an im verborgen.
Verse: 10 umbe den wurf der sorgen
Verse: 11 wart getopelt, dô er den grâl vant,
Verse: 12 mit sînen ougen âne hant
Verse: 13 und âne würfels ecke.
Verse: 14 ob in nû kumber wecke,
Verse: 15 des was er dâ vor niht gewent:
Verse: 16 er enhete sich niht vil gesent.
Verse: 17 Parzivâl der huop sich nâch
Verse: 18 vaste ûf die slâ die er dâ sach.
Verse: 19 er dâhte: "die vor mir rîten,
Verse: 20 ich wæne die hiute strîten
Verse: 21 manlîche umbe mîns wirtes dinc.
Verse: 22 ruochten sis, sô wære ir rinc
Verse: 23 mit mir niht verkrenket.
Verse: 24 aldâ enwürde niht gewenket,
Verse: 25 ich hülfe in in der selben nôt,
Verse: 26 daz ich gediende mîn brôt
Verse: 27 und ouch diz wünneclîche swert,
Verse: 28 daz mir gap ir herre wert.
Verse: 29 [ungedienet ich daz trage:
Verse: 30 si wænent lîhte ich sî ein zage.]"
Verse: 1 der valscheite widersaz
Verse: 2 kêrte ûf der huofslege kraz.
Verse: 3 sîn scheiden dan daz riuwet mich.
Verse: 4 alrêst nû âventiurt ez sich:
Verse: 5 dô begunde krenken sich ir spor.
Verse: 6 sich schieden die dâ riten vor:
Verse: 7 ir slâ wart smal, diu ê was breit.
Verse: 8 er verlôs si gar, daz was im leit.
Verse: 9 mære vriesch dô der junge man,
Verse: 10 dâ von er herzenôt gewan.
Verse: 11 dô erhôrte der degen ellens rîch
Verse: 12 einer vrouwen stimme jæmerlîch.
Verse: 13 ez was dennoch von touwe naz.
Verse: 14 vor im ûf einer linden saz
Verse: 15 ein maget, der vuocte ir triuwe nôt.
Verse: 16 ein gebalsemt ritter tôt
Verse: 17 lente ir zwischen den armen.
Verse: 18 swen ez niht wolde erbarmen,
Verse: 19 der si sô sitzen sæhe,
Verse: 20 untriuwen ich im jæhe.
Verse: 21 sîn ors dô gein ir wande
Verse: 22 der wênec si bekande:
Verse: 23 si was doch sîner muomen kint.
Verse: 24 al irdisch triuwe was ein wint,
Verse: 25 wan die man an ir lîbe sach.
Verse: 26 Parzivâl si gruozte und sprach:
Verse: 27 "vrouwe, mir ist vil leit
Verse: 28 iuwer senlîchiu arbeit:
Verse: 29 bedurfet ir mîns dienstes iht,
Verse: 30 in iuwerm dienste man mich siht."
Verse: 1 si dankete im ûz jâmers siten
Verse: 2 und vrâcte in wannen er kœme geriten.
Verse: 3 si sprach: "ez ist widerzæme
Verse: 4 daz iemen an sich næme
Verse: 5 sîne reise in dise waste.
Verse: 6 unkundem gaste
Verse: 7 mac hie wol grôzer schade geschehen.
Verse: 8 ich hânz gehôrt und wol gesehen
Verse: 9 daz hie vil liute ir lîp verlurn,
Verse: 10 die werlîche den tôt erkurn.
Verse: 11 kêrt hinnen, ob ir welt genesen.
Verse: 12 saget ê, wâ sît ir gewesen?"
Verse: 13 "dar ist ein mîle oder mêr,
Verse: 14 daz ich gesach nie burc sô hêr
Verse: 15 mit aller slahte rîcheit.
Verse: 16 inner kurzer wîle ich dannen reit."
Verse: 17 si sprach: "swer iu getrûwet iht,
Verse: 18 den sult ir gerne triegen niht.
Verse: 19 ir traget doch einen gastes schilt.
Verse: 20 iuch möhte swaldes hân bevilt
Verse: 21 von erbûwenem lande her geriten.
Verse: 22 inner drîzec mîlen wart nie versniten
Verse: 23 ze keinem bûwe holz noch stein:
Verse: 24 wan ein burc diu stêt al ein,
Verse: 25 diust erden wunsches rîche.
Verse: 26 swer die suochet vlîzeclîche,
Verse: 27 leider der envindet ir niht:
Verse: 28 vil liute manz doch werben siht.
Verse: 29 ez muoz unwizzende geschehen,
Verse: 30 swer immer sol die burc gesehen.
Verse: 1 ich wæne, herre, diust iu niht bekant:
Verse: 2 Munsalvæsche ist si genant.
Verse: 3 der bürge wirtes roiame,
Verse: 4 Terre de Salvæsche ist sîn name.
Verse: 5 ez brâhte der alde Titurel
Verse: 6 an sînen sun rois Frimutel:
Verse: 7 sus hiez der werde wîgant.
Verse: 8 manegen prîs erwarp sîn hant.
Verse: 9 der lac von einer tjoste tôt,
Verse: 10 als im diu minne dar gebôt.
Verse: 11 der selbe liez vier werdiu kint:
Verse: 12 bî rîcheit driu in jâmer sint,
Verse: 13 der vierde hât armuot.
Verse: 14 durch got vür sünde er daz tuot:
Verse: 15 der selbe heizet Trevrizent.
Verse: 16 Anfortas sîn bruoder lent:
Verse: 17 der mac gerîten noch gegên
Verse: 18 noch geligen noch gestên.
Verse: 19 der ist ûf Munsalvæsche wirt.
Verse: 20 ungenâde in niht verbirt."
Verse: 21 si sprach: "herre, wæret ir komen dar
Verse: 22 zuo der jæmerlîchen schar,
Verse: 23 sô wære dem wirte worden rât
Verse: 24 vil kumbers den er lange hât."
Verse: 25 der Wâleis zuo der megede sprach:
Verse: 26 "grœzlîch wunder ich dâ sach
Verse: 27 und manege vrouwen wol getân."
Verse: 28 bî der stimme erkande si den man.
Verse: 29 dô sprach si: "dû bist Parzivâl.
Verse: 30 nû sage et, sæhe dû den grâl
Verse: 1 und den wirt vreuden lære?
Verse: 2 lâ hœren liebiu mære,
Verse: 3 ob wendec ist sîn vreise.
Verse: 4 wol dich der sælden reise!
Verse: 5 wan swaz die lüfte hânt beslagen,
Verse: 6 dar obe muostû hœhe tragen:
Verse: 7 dir dienet zam unde wilt.
Verse: 8 ze rîcheit ist dir wunsch gezilt."
Verse: 9 Parzivâl der wîgant
Verse: 10 sprach: "wâ von habet ir mich erkant?"
Verse: 11 si sprach: "dâ bin ichz diu maget,
Verse: 12 diu dir ê kumber hât geklaget
Verse: 13 und diu dir sagete dînen namen.
Verse: 14 dû endarft dich niht der sippe schamen,
Verse: 15 daz dîn muoter ist mîn muome.
Verse: 16 wîplîcher kiusche ein bluome
Verse: 17 ist si, geliutert âne tou.
Verse: 18 got lône dir daz dich dô sô rou
Verse: 19 mîn vriunt, der mir zer tjost lac tôt.
Verse: 20 ich hân in alhie: nû prüeve nôt
Verse: 21 die mir got hât an im gegeben,
Verse: 22 daz er niht langer solde leben.
Verse: 23 er phlac manlîcher güete.
Verse: 24 sîn sterben mich dô müete:
Verse: 25 ouch hân ich sît von tage ze tage
Verse: 26 vürbaz erkennet niuwe klage."
Verse: 27 "ouwê war kom dîn rôter munt?
Verse: 28 bistûz Sigûne, diu mir kunt
Verse: 29 tet wer ich was, âne allen vâr?
Verse: 30 dîn reideleht lanc brûnez hâr,
Verse: 1 des ist dîn houbet blôz getân.
Verse: 2 zem fôreist in Brizljân
Verse: 3 sach ich dich dô vil minneclîch,
Verse: 4 swie dû wæres jâmers rîch.
Verse: 5 dû hâs verlorn varwe und kraft.
Verse: 6 dîner herten geselleschaft
Verse: 7 verdrüzze mich, solde ich die haben:
Verse: 8 wir suln disen tôten man begraben."
Verse: 9 dô nazten diu ougen ir die wât.
Verse: 10 ouch was vroun Lûneten rât
Verse: 11 ninder dâ bî ir gewesen.
Verse: 12 diu riet ir vrouwen: "lât genesen
Verse: 13 disen man, der den iuwern sluoc:
Verse: 14 er mac ergetzen iuch genuoc."
Verse: 15 Sigûne gerte ergetzens niht
Verse: 16 als wîp die man bî wanke siht,
Verse: 17 manege, der ich wil gedagen.
Verse: 18 hœrt mêr Sigûnen triuwe sagen.
Verse: 19 diu sprach: "sol mich iht gevreun,
Verse: 20 daz tuot ein dinc, ob in sîn teun
Verse: 21 læzet, den vil trûregen man.
Verse: 22 schiede dû helflîche dan,
Verse: 23 sô ist dîn lîp wol prîses wert.
Verse: 24 dû vüeres ouch umbe dich sîn swert:
Verse: 25 bekennestû des swertes segen,
Verse: 26 dû maht âne angest strîtes phlegen:
Verse: 27 sîn ecke ligent im rehte.
Verse: 28 von edelem geslehte
Verse: 29 worhtez Trebuchetes hant.
Verse: 30 ein brunne stêt bî Karnant,
Verse: 1 dar nâch der künec heizet Lac.
Verse: 2 daz swert gestêt ganz einen slac,
Verse: 3 am andern ez zevellet gar:
Verse: 4 wiltûz denne wider bringen dar,
Verse: 5 ez wirt ganz von des wazzers trân.
Verse: 6 dû muost des urspringes hân
Verse: 7 underm velse, ê in beschine der tac.
Verse: 8 der selbe brunne heizet Lac.
Verse: 9 sint diu stücke niht verrêret,
Verse: 10 der si rehte zein ander kêret,
Verse: 11 sô si der brunne machet naz,
Verse: 12 ganz unde sterker baz
Verse: 13 wirt im valz und ecke sîn
Verse: 14 und verliesent niht diu mâl ir schîn.
Verse: 15 daz swert bedarf wol segens wort.
Verse: 16 ich vürhte diu hâstû lâzen dort:
Verse: 17 hât si aber dîn munt gelernet,
Verse: 18 sô wehset unde kernet
Verse: 19 immer sælden kraft bî dir.
Verse: 20 lieber neve, geloube mir,
Verse: 21 sô muoz gar dienen dîner hant
Verse: 22 swaz dîn lîp dâ wunders vant.
Verse: 23 ouch mahtû tragen schône
Verse: 24 immer sælden krône
Verse: 25 hôhe ob den werden.
Verse: 26 den wunsch ûf der erden
Verse: 27 hâstû volleclîche:
Verse: 28 niemen ist sô rîche,
Verse: 29 der gein dir koste mege hân.
Verse: 30 hâstû vrâge ir reht getân?"
Verse: 1 er sprach: "ich hân gevrâget niht."
Verse: 2 "ouwê daz iuch mîn ouge siht"
Verse: 3 sprach diu jâmerbæriu maget,
Verse: 4 "sît ir vrâgens sît verzaget!
Verse: 5 ir sâhet doch solh wunder grôz
Verse: 6 (daz iuch vrâgens dô verdrôz,
Verse: 7 aldâ ir wâret dem grâle bî!),
Verse: 8 manege vrouwen valsches vrî,
Verse: 9 die werden Garschiloien
Verse: 10 und Repanse de Schoien,
Verse: 11 und snîdende silber und bluotec sper,
Verse: 12 ouwê waz woldet ir zuo mir her,
Verse: 13 gunêrter lîp, vervluochet man!
Verse: 14 ir truoget den eiterwolves zan,
Verse: 15 dâ diu galle in der triuwe
Verse: 16 an iu bekleip sô niuwe.
Verse: 17 iuch solde iuwer wirt erbarmet hân,
Verse: 18 an dem got wunder hât getân,
Verse: 19 und hetet gevrâget sîner nôt.
Verse: 20 ir lebet und sît an sælden tôt."
Verse: 21 dô sprach er: "liebiu niftel mîn,
Verse: 22 tuo bezzern willen gein mir schîn:
Verse: 23 ich wandel, hân ich iht getân."
Verse: 24 "ir sult wandels sîn erlân"
Verse: 25 sprach diu maget. "mirst wol bekant,
Verse: 26 ze Munsalvæsche an iu verswant
Verse: 27 êre und ritterlîcher prîs.
Verse: 28 ir envindet nû deheinen wîs
Verse: 29 deheine gegenrede an mir."
Verse: 30 Parzivâl sus schiet von ir.
Verse: 1 daz er vrâgens was sô laz,
Verse: 2 dô er bî dem trûregen wirte saz,
Verse: 3 daz rou dô grœzlîche
Verse: 4 den helt ellens rîche.
Verse: 5 durch klage und durch den tac sô heiz
Verse: 6 begunde netzen in der sweiz:
Verse: 7 durch den luft von im er bant
Verse: 8 den helm und vuorte in in der hant,
Verse: 9 er entstricte die vinteilen sîn.
Verse: 10 durch îsers râm was lieht sîn schîn.
Verse: 11 er kom ûf eine niuwe slâ,
Verse: 12 wande ez gienc vor im aldâ
Verse: 13 ein ors daz was wol beslagen,
Verse: 14 und ein barvuoz phert muoste tragen
Verse: 15 eine vrouwen, die er sach.
Verse: 16 nâch der ze rîten im geschach,
Verse: 17 ir phert gein kumber was verselt:
Verse: 18 man hete im wol durch hût gezelt
Verse: 19 elliu sîniu rippe gar.
Verse: 20 als ein harm ez was gevar
Verse: 21 (ein bestîn halfter lac dar ane,
Verse: 22 unz ûf den huof swanc im diu mane),
Verse: 23 sîn ougen tief, die gruoben wît.
Verse: 24 ouch was der vrouwen runzît
Verse: 25 vertwâlet und vertrecket,
Verse: 26 durch hunger dicke erwecket:
Verse: 27 ez was dürre als ein zunder.
Verse: 28 sîn gên daz was ein wunder,
Verse: 29 wande ez reit ein vrouwe wert,
Verse: 30 diu selten kunrierte phert.
Verse: 1 dâ lac ûf ein gereite,
Verse: 2 smal âne alle breite,
Verse: 3 geschelle und bogen verrêret,
Verse: 4 grôz zadel dran gemêret
Verse: 5 der vrouwen trûrec, niht ze geil.
Verse: 6 ir surzengel was ein seil:
Verse: 7 dem was si doch ze wol geborn.
Verse: 8 ouch heten die este und etslîch dorn
Verse: 9 ir hemde zevüeret:
Verse: 10 swâ daz mit zerren was gerüeret,
Verse: 11 dâ sach er vil der stricke,
Verse: 12 dar unde liehte blicke,
Verse: 13 ir hût noch wîzer denne ein swane.
Verse: 14 si enhete niht wan knoden ane.
Verse: 15 swâ die wâren svelles dach,
Verse: 16 in blanker varwe er daz sach:
Verse: 17 daz ander leit von sunnen nôt.
Verse: 18 swiez ir kom, ir munt was rôt:
Verse: 19 der muoste alsolhe varwe tragen,
Verse: 20 man hete viur wol drûz geslagen.
Verse: 21 swâ man si wolde an rîten,
Verse: 22 daz was zer blôzen sîten:
Verse: 23 nante si iemen vilân,
Verse: 24 der hete ir unreht getân,
Verse: 25 wan si hete wênec an ir.
Verse: 26 durch iuwer zuht geloubet mir:
Verse: 27 si truoc ungedienten haz,
Verse: 28 wîplîcher güete si nie vergaz.
Verse: 29 ich sagete iu vil armuot:
Verse: 30 war zuo? diz ist als guot.
Verse: 31 doch næme ich solchen blôzen lîp
Verse: 32 vür etslîch wol gekleidet wîp.
Verse: 1 dô Parzivâl gruoz gein ir sprach,
Verse: 2 an in si erkenneclîchen sach:
Verse: 3 er was der schœnste über elliu lant.
Verse: 4 dâ von si in schiere hete erkant.
Verse: 5 si sagete: "ich hân iuch ê gesehen.
Verse: 6 dâ von ist leide mir geschehen:
Verse: 7 doch müeze iu vreude und êre
Verse: 8 got immer geben mêre
Verse: 9 denne ir um mich gedienet hât.
Verse: 10 des ist nû ermer mîn wât
Verse: 11 denne ir si jungest sâhet.
Verse: 12 wæret ir niht genâhet
Verse: 13 mir an der selben zît,
Verse: 14 sô hete ich êre âne strît."
Verse: 15 dô sprach er: "vrouwe, merket baz,
Verse: 16 gein wem ir kêret iuwern haz.
Verse: 17 jâ enwart von mînem lîbe
Verse: 18 iu noch deheinen wîbe
Verse: 19 laster nie gemêret
Verse: 20 (sô hete ich mich gunêret)
Verse: 21 sît ich den schilt von êrste gewan
Verse: 22 und ritters vuore mich versan.
Verse: 23 mirst ander iuwer kumber leit."
Verse: 24 al weinde diu vrouwe reit,
Verse: 25 daz si begôz ir brüstelîn.
Verse: 26 als si gedræt solden sîn,
Verse: 27 diu stuonden blanc hôch sinewel:
Verse: 28 jâ enwart nie dræhsel sô snel,
Verse: 29 der si gedræt hete baz.
Verse: 30 swie minneclîch diu vrouwe saz,
Verse: 1 si muoste in doch erbarmen:
Verse: 2 mit henden und mit armen
Verse: 3 begunde si sich decken
Verse: 4 vor Parzivâl dem recken.
Verse: 5 dô sprach er: "vrouwe, nemt durch got
Verse: 6 ûf rehten dienest sunder spot
Verse: 7 an iuwern lîp mîn kursît."
Verse: 8 "herre, wære daz âne strît
Verse: 9 daz al mîn vreude læge dran,
Verse: 10 sô getörste ichz doch niht grîfen an.
Verse: 11 welt ir uns tœtens machen vrî,
Verse: 12 sô rîtet daz ich iu verre sî.
Verse: 13 doch klagete ich wênec mîne nôt,
Verse: 14 wan daz ich vürhte ir kieset den tôt."
Verse: 15 dô sprach er: "vrouwe, wer næme unsz leben?
Verse: 16 daz hât uns gotes kraft gegeben:
Verse: 17 ob des gerte ein ganzez her,
Verse: 18 man sæhe mich vür uns ze wer."
Verse: 19 si sprach: "es gert ein werder degen:
Verse: 20 der hât sich strîtes sô bewegen,
Verse: 21 iuwer sehse kœmens in arbeit.
Verse: 22 mirst iuwer rîten bî mir leit.
Verse: 23 ich was etswenne sîn wîp:
Verse: 24 nû möhte mîn vertwâlet lîp
Verse: 25 des heldes dierne niht gesîn.
Verse: 26 sus tuot er gein mir zürnen schîn."
Verse: 27 dô sprach er zuo der vrouwen sân:
Verse: 28 "wer ist hie mit iuwerm man?
Verse: 29 wan vlühe ich nû durch iuwern rât,
Verse: 30 daz diuhte iuch lîhte ein missetât.
Verse: 1 swenne ich vliehen lerne,
Verse: 2 sô stirbe ich alsô gerne."
Verse: 3 dô sprach diu blôze herzogîn:
Verse: 4 "er hât hie niemen denne mîn."
Verse: 5 "der trôst ist kranc gein strîtes sige."
Verse: 6 niht wan knoden und der rige
Verse: 7 was an der vrouwen hemde ganz.
Verse: 8 wîplîcher kiusche lobes kranz
Verse: 9 truoc si mit armüete:
Verse: 10 si phlac der wâren güete
Verse: 11 sô daz der valsch an ir verswant.
Verse: 12 die vinteilen er vür sich bant,
Verse: 13 gein strîte er wolde vüeren
Verse: 14 den helm er mit den snüeren
Verse: 15 ebene ze sehenne ructe.
Verse: 16 innen des daz ors sich bucte,
Verse: 17 gein dem pherde ez schrîen niht vermeit.
Verse: 18 der vor Parzivâl dâ reit
Verse: 19 und vor der blôzen vrouwen,
Verse: 20 der erhôrtez und wolde schouwen
Verse: 21 wer bî sînem wîbe rite.
Verse: 22 daz ors warf er mit zornes site
Verse: 23 vaste ûz dem stîge.
Verse: 24 gein strîteclîchem wîge
Verse: 25 hielt der herzoge Orilus
Verse: 26 gereit zeiner tjost alsus,
Verse: 27 mit rehter manlîcher ger,
Verse: 28 von Gaheviez mit einem sper:
Verse: 29 daz was geverwet genuoc,
Verse: 30 rehte als er sîniu wâpen truoc.
Verse: 1 sînen helm worhte Trebuchet,
Verse: 2 sîn schilt was ze Dôlet
Verse: 3 in Kailetes lande
Verse: 4 geworht dem wîgande:
Verse: 5 rant und buckel heten kraft.
Verse: 6 z Alexandrîe in heidenschaft
Verse: 7 was geworht ein phellel guot,
Verse: 8 des der vürste hôchgemuot
Verse: 9 truoc kursît und wâpenroc.
Verse: 10 sîn decke was ze Tenabroc
Verse: 11 geworht ûz ringen herte.
Verse: 12 sîn stolzheit in lêrte,
Verse: 13 der îserînen decke dach
Verse: 14 was ein phellel (des man jach
Verse: 15 daz der tiure wære),
Verse: 16 rîche und doch niht swære
Verse: 17 sîne hosen, halsberc, hersenier.
Verse: 18 und in îserîniu schinnelier
Verse: 19 was gewâpent dirre küene man,
Verse: 20 geworht ze Bêalzenan
Verse: 21 in der houbetstat z Anschouwe.
Verse: 22 disiu blôziu vrouwe
Verse: 23 vuorte im ungelîchiu kleit:
Verse: 24 diu dâ sô trûrec nâch im reit,
Verse: 25 dâ enhete sis niht bezzer state.
Verse: 26 ze Sessûn was geslagen sîn plate.
Verse: 27 sîn ors von Brumbâne
Verse: 28 de Salvâsche ah muntâne:
Verse: 29 mit einer tjost rois Lehelîn
Verse: 30 bejagetez dâ, der bruoder sîn.
Verse: 1 Parzivâl was ouch bereit:
Verse: 2 sîn ors mit walap er reit
Verse: 3 gein Orilus de Lalander.
Verse: 4 ûf des schilde vander
Verse: 5 einen trachen als er lebete.
Verse: 6 ein ander trache strebete
Verse: 7 ûf sînem helme gebunden,
Verse: 8 an den selben stunden
Verse: 9 manec guldîn trache kleine
Verse: 10 (mit manegem edeln steine
Verse: 11 muosten die gehêret sîn,
Verse: 12 ir ougen wâren rubîn)
Verse: 13 ûf der decke und am kursît.
Verse: 14 dâ wart genomen der poinder wît
Verse: 15 von den zwein helden unverzaget.
Verse: 16 newederhalp wart widersaget:
Verse: 17 si wâren doch ledec ir triuwe,
Verse: 18 trunzûne starc al niuwe
Verse: 19 von in wæten gein den lüften.
Verse: 20 ich wolde mich des güften,
Verse: 21 hete ich eine solhe tjost gesehen.
Verse: 22 als mir diz mære hât verjehen.
Verse: 23 dâ wart von rabîne geriten,
Verse: 24 ein solh tjoste niht vermiten:
Verse: 25 vroun Jeschûten muot verjach,
Verse: 26 schœner tjost si nie gesach.
Verse: 27 diu hielt dâ, want ir hende,
Verse: 28 si vreuden ellende
Verse: 29 gunde enwederm helde schaden.
Verse: 30 diu ors in sweize muosten baden:
Verse: 1 prîses si beide gerten.
Verse: 2 die blicke von den swerten
Verse: 3 und viur daz von helmen spranc,
Verse: 4 und manec ellenthafter swanc.
Verse: 5 die begunden verre glesten,
Verse: 6 wan dâ wâren strîtes die besten
Verse: 7 mit hurte an ein ander komen,
Verse: 8 ez gê ze schaden oder ze vromen
Verse: 9 den küenen helden mæren.
Verse: 10 swie willec diu ors in wæren,
Verse: 11 dâ si beide ûfe sâzen,
Verse: 12 der sporn si niht vergâzen
Verse: 13 noch ir swerte lieht gemâl.
Verse: 14 prîs gediende Parzivâl,
Verse: 15 daz er sich alsus wern kan
Verse: 16 wol hundert trachen und eines man.
Verse: 17 ein trache wart versêret,
Verse: 18 sîne wunden gemêret,
Verse: 19 der ûf Orilus helme lac.
Verse: 20 sô durchliuhtec daz der tac
Verse: 21 volleclîche durch in schein,
Verse: 22 wart drabe geslagen manec edel stein.
Verse: 23 daz ergienc zorse und niht ze vuoz.
Verse: 24 vroun Jeschûten wart der gruoz
Verse: 25 mit swertes schimphe aldâ bejaget.
Verse: 26 mit heldes handen unverzaget
Verse: 27 mit hurte si dicke zein ander vlugen,
Verse: 28 daz die ringe von den knien zestuben,
Verse: 29 swie si wæren îserîn.
Verse: 30 ruocht irs, si tâten strîtes schîn.
Verse: 1 ich sage iu des einen zorn:
Verse: 2 daz sîn wîp wol geborn
Verse: 3 dâ vor was genôtzoget.
Verse: 4 er was iedoch ir rehter voget,
Verse: 5 sô daz si schermes warte an in.
Verse: 6 er wânde, ir wîplîcher sin
Verse: 7 wære gein im verkêret
Verse: 8 und daz si gunêret
Verse: 9 hete ir kiusche und ir prîs
Verse: 10 mit einem andern âmîs.
Verse: 11 des lasters nam er phlihte:
Verse: 12 ouch ergienc sîn gerihte
Verse: 13 über si, daz grœzer nôt
Verse: 14 wîp nie gedolde âne tôt
Verse: 15 und âne alle ir schulde.
Verse: 16 er möhte ir sîne hulde
Verse: 17 versagen, swenne er wolde:
Verse: 18 niemen daz wenden solde,
Verse: 19 ob der man des wîbes hât gewalt.
Verse: 20 Parzivâl der degen balt
Verse: 21 Orilus hulde gerte
Verse: 22 vroun Jeschûten mit dem swerte:
Verse: 23 des hôrte ich ie güetlîche biten.
Verse: 24 ez kom in dâ gar von schimphes siten.
Verse: 25 mich dunket si haben beide reht:
Verse: 26 der beidiu krump unde sleht
Verse: 27 geschuof, künne er scheiden,
Verse: 28 sô wende er daz an beiden,
Verse: 29 daz ez âne sterben dâ ergê.
Verse: 30 si tuont doch sus ein ander wê.
Verse: 1 dâ ergienc diu scharphe herte:
Verse: 2 ieweder vaste werte
Verse: 3 sînen prîs vor dem ander.
Verse: 4 duc Orilus de Lalander
Verse: 5 streit nâch sînem gelêrten site.
Verse: 6 ich wæne ie man sô vil gestrite:
Verse: 7 er hete kunst unde kraft.
Verse: 8 des wart er dicke sigehaft
Verse: 9 an maneger stat, swiez dâ ergienc.
Verse: 10 durch den trôst zuo zim er vienc
Verse: 11 den jungen starken Parzivâl.
Verse: 12 der begreif in ouch dô sunder twâl
Verse: 13 und zucte in ûz dem satel sîn;
Verse: 14 als eine garben heberîn
Verse: 15 vaste er in under die arme swanc,
Verse: 16 mit im er von dem orse spranc
Verse: 17 und dructe in über einen ronen.
Verse: 18 dâ muoste schumphentiure wonen
Verse: 19 der solher nôt niht was gewent.
Verse: 20 "dû garnes daz sich hât versent
Verse: 21 disiu vrouwe von dînem zorne.
Verse: 22 nû bistu der verlorne,
Verse: 23 dû enlâzes si dîne hulde hân."
Verse: 24 "daz enwirt sô gâhes niht getân"
Verse: 25 sprach der herzoge Orilus:
Verse: 26 "ich bin noch unbetwungen sus."
Verse: 27 Parzivâl der werde degen
Verse: 28 dructe in an sich, daz bluotes regen
Verse: 29 spranc durch die barbiere.
Verse: 30 dâ wart der vürste schiere
Verse: 1 betwungen swes man an in warp.
Verse: 2 er tet sô der ungerne starp,
Verse: 3 er sprach ze Parzivâle sân:
Verse: 4 "ouwê junc starker man,
Verse: 5 wâ gediende ich ie dise nôt
Verse: 6 daz ich vor dir sol ligen tôt?"
Verse: 7 "jâ lâze ich dich vil gerne leben"
Verse: 8 sprach Parzivâl, "ob dû wilt geben
Verse: 9 dirre vrouwen dîne hulde."
Verse: 10 "ich entuons niht: ir schulde
Verse: 11 ist gein mir ze grœzlîch.
Verse: 12 si was werdekeite rîch:
Verse: 13 die hât si gar verkrenket
Verse: 14 und mich in nôt gesenket.
Verse: 15 ich leiste anders swes dû gers,
Verse: 16 ob dû mich des lebens wers.
Verse: 17 daz hete ich etswenne von gote:
Verse: 18 nû ist dîn hant des worden bote
Verse: 19 daz ichs danke dînem prîse."
Verse: 20 sus sprach der vürste wîse:
Verse: 21 "mîn leben koufe ich schône.
Verse: 22 in zwein landen krône
Verse: 23 treget gewaldeclîche
Verse: 24 mîn bruoder, der ist rîche:
Verse: 25 der nim dir swederz dû welles,
Verse: 26 daz dû mich tôt niht velles.
Verse: 27 ich bin im liep: er lœset mich
Verse: 28 als ich gedinge wider dich.
Verse: 29 dar zuo nim ich mîn herzentuom
Verse: 30 von dir: dîn prîslîcher ruom
Verse: 1 hât werdekeit an mir bezalt.
Verse: 2 nû erlâz mich, küener degen balt,
Verse: 3 suone gein disem wîbe
Verse: 4 und gebiut mînem lîbe
Verse: 5 anders swaz dîn êre sîn.
Verse: 6 gein der gunêrten herzogîn
Verse: 7 mac ich suone gephlegen niht,
Verse: 8 swaz halt anders mir geschiht."
Verse: 9 Parzivâl der hôchgemuot
Verse: 10 sprach: "liute, lant noch varnde guot,
Verse: 11 der deheinez mac gehelfen dir,
Verse: 12 dû entuos des sicherheit gein mir,
Verse: 13 daz dû gein Bertâne vars
Verse: 14 und die reise niht langer spars
Verse: 15 zeiner maget, die blou durch mich
Verse: 16 ein man, gein dem ist mîn gerich
Verse: 17 âne ir bete niht verkorn.
Verse: 18 dû solt der megede wol geborn
Verse: 19 sichern und mîn dienest sagen
Verse: 20 oder wirt alhie erslagen.
Verse: 21 sage Artûse und dem wîbe sîn,
Verse: 22 in beiden von mir dienest mîn,
Verse: 23 daz si mîn dienst sus letzen
Verse: 24 und die maget ir slege ergetzen.
Verse: 25 dar zuo wil ich schouwen
Verse: 26 in dînen hulden dise vrouwen
Verse: 27 mit suone âne vâre
Verse: 28 oder dû muost eine bâre
Verse: 29 tôt hinnen rîten,
Verse: 30 wiltû michs widerstrîten:
Verse: 1 merke diu wort und wis der werke ein wer.
Verse: 2 des gip mir sicherheit alher."
Verse: 3 dô sprach der herzoge Orilus
Verse: 4 zem künege Parzivâl alsus:
Verse: 5 "mac niemen dâ vür niht gegeben,
Verse: 6 sô leiste ichz, wande ich wil noch leben."
Verse: 7 durch die vorhte von ir man
Verse: 8 vrou Jeschûte diu wol getân
Verse: 9 strîtscheidens gar verzagete,
Verse: 10 ir vîndes nôt si klagete.
Verse: 11 Parzivâl in ûf verliez.
Verse: 12 der vroun Jeschûten suone gehiez,
Verse: 13 der betwungene vürste sprach:
Verse: 14 "vrouwe, sît diz durch iuch geschach,
Verse: 15 in strît diu schumphentiure mîn,
Verse: 16 wol her, ir sult geküsset sîn.
Verse: 17 ich hân vil prîses durch iuch verlorn:
Verse: 18 waz denne? ez ist doch verkorn."
Verse: 19 diu vrouwe mit ir blôzem vel
Verse: 20 was zem sprunge harte snel
Verse: 21 von dem pherde ûf den wasen.
Verse: 22 swie daz bluot von der nasen
Verse: 23 den munt im hete gemachet rôt,
Verse: 24 si kuste in dô er kus gebôt.
Verse: 25 dâ wart niht langer dô gebiten,
Verse: 26 si beide und ouch die vrouwe riten
Verse: 27 vür eine klôsen in eins velses want.
Verse: 28 eine kefsen Parzivâl dâ vant,
Verse: 29 ein gemâlet sper dâ bî dâ lent.
Verse: 30 der einsidel der hiez Trevrizent.
Verse: 1 Parzivâl dô mit triuwen vuor:
Verse: 2 er nam daz heilectuom, drûf er swuor.
Verse: 3 sus stabete er selbe sînen eit.
Verse: 4 er sprach: "hân ich werdekeit
Verse: 5 (ich habe si oder enhabe ir niht,
Verse: 6 swer mich bî dem schilde siht,
Verse: 7 der prüevet mich gein ritterschaft),
Verse: 8 des namen ordenlîchiu kraft,
Verse: 9 als uns des schildes ambet saget,
Verse: 10 hât dicke hôhen prîs bejaget:
Verse: 11 ez ist ouch noch ein hôher name.
Verse: 12 mîn lîp gein werltlîcher schame
Verse: 13 immer sî gewenket
Verse: 14 und al mîn prîs verkrenket.
Verse: 15 dirre worte sî mit werken phant
Verse: 16 mîn gelücke vor der hœsten hant
Verse: 17 (ich hânz dâ vür, die treget got):
Verse: 18 nû müeze ich vlüsteclîchen spot
Verse: 19 ze beiden lîben immer hân
Verse: 20 von sîner kraft, ob missetân
Verse: 21 disiu vrouwe habe, dô diz geschach
Verse: 22 daz ich ir vürspan von ir brach.
Verse: 23 ouch vuorte ich mêr goldes dan.
Verse: 24 ich was ein tôr und niht ein man,
Verse: 25 gewahsen niht bî witzen.
Verse: 26 vil weinens, dâ bî switzen
Verse: 27 mit jâmer dolde vil ir lîp.
Verse: 28 sist benamen ein unschuldec wîp:
Verse: 29 dâ enscheide ich ûz niht mêre.
Verse: 30 des sî phant mîn sælde und êre:
Verse: 1 ruocht irs, si sol unschuldec sîn.
Verse: 2 sêt, gebet ir wider ir vingerlîn.
Verse: 3 ir vürspan wart sô vertân,
Verse: 4 daz es mîn tôrheit danc sol hân."
Verse: 5 die gâbe emphienc der degen guot.
Verse: 6 dô streich er von dem mundez bluot
Verse: 7 und kuste sînes herzen trût.
Verse: 8 ouch wart verdecket ir blôziu hût.
Verse: 9 Orilus der vürste erkant
Verse: 10 stiez daz vingerlîn wider an ir hant
Verse: 11 und gap ir an sîn kursît:
Verse: 12 der was von rîchem phelle wît,
Verse: 13 mit heldes hant zehouwen.
Verse: 14 ich hân doch selten vrouwen
Verse: 15 wâpenröcke an gesehen tragen,
Verse: 16 die wæren in strîte alsus zeslagen:
Verse: 17 von ir krîe wart ouch nie turnei
Verse: 18 gesameliert noch sper enzwei
Verse: 19 gestochen, swâ daz solde sîn.
Verse: 20 der guote knappe und Lembekîn
Verse: 21 die tjost zesamene trüegen baz.
Verse: 22 sus wart diu vrouwe trûrens laz.
Verse: 23 dô sprach der vürste Orilus
Verse: 24 aber ze Parzivâle alsus:
Verse: 25 "helt, dîn unbetwungen eit
Verse: 26 gît mir grôz liep und krankez leit.
Verse: 27 ich hân schumphentiur gedolt,
Verse: 28 diu mir vreude hât erholt:
Verse: 29 jâ mac mit êren nû mîn lîp
Verse: 30 ergetzen diz werde wîp,
Verse: 1 daz ich si hulde mîn verstiez.
Verse: 2 dô ich die süezen eine liez,
Verse: 3 waz mohte si, swaz ir geschach?
Verse: 4 dô si aber von dîner schœne sprach,
Verse: 5 ich wânde dâ wære ein vriuntschaft bî.
Verse: 6 nû lône dir got, sist valsches vrî:
Verse: 7 ich hân unvuoge an ir getân.
Verse: 8 vürz fôreist in Brizljân
Verse: 9 reit ich dô in juven pois."
Verse: 10 Parzivâl diz sper von Trois
Verse: 11 nam und vuortez mit im dan.
Verse: 12 des vergaz der wilde Taurîan,
Verse: 13 Dodines bruoder, dâ.
Verse: 14 nû sprechet wie oder wâ
Verse: 15 die helde snahtes megen sîn.
Verse: 16 helme und ir schilde heten pîn:
Verse: 17 die sach man gar verhouwen.
Verse: 18 Parzivâl zer vrouwen
Verse: 19 nam urloup und zir âmîs.
Verse: 20 dô ladete in der vürste wîs
Verse: 21 mit im an sîne viurstat:
Verse: 22 daz half in niht, swie vil ers bat.
Verse: 23 aldâ schieden die helde sich.
Verse: 24 diu âventiur wert mære mich:
Verse: 25 dô Orilus der vürste erkant
Verse: 26 kom dâ er sîniu poulûn vant
Verse: 27 und sîner massenîe ein teil,
Verse: 28 daz volc was al gelîche geil
Verse: 29 daz suone was worden schîn
Verse: 30 gein der sældebernden herzogîn.
Verse: 1 daz wart niht langer dô gespart,
Verse: 2 Orilus entwâpent wart,
Verse: 3 bluot und râm von im er twuoc.
Verse: 4 er nam die herzoginne kluoc
Verse: 5 und vuorte si an die suonstat
Verse: 6 und hiez bereiten in zwei bat.
Verse: 7 dô lac vrou Jeschûte
Verse: 8 al weinde bî ir trûte
Verse: 9 vor liebe und doch vor leide niht,
Verse: 10 als guotem wîbe noch geschiht.
Verse: 11 ouch ist genuogen liuten kunt:
Verse: 12 weinende ougen hânt süezen munt.
Verse: 13 dâ von ich mêr noch sprechen wil:
Verse: 14 grôz liebe ist vreude und jâmers zil.
Verse: 15 swer von der liebe ir mære
Verse: 16 treget ûf den seigære,
Verse: 17 ob erz immer wolde wegen,
Verse: 18 ez enkan niht ander schanze phlegen.
Verse: 19 dâ ergienc ein suœne, des wæne ich.
Verse: 20 dô vuoren si sunder baden sich.
Verse: 21 zwelf klâre juncvrouwen
Verse: 22 man mohte bî ir schouwen:
Verse: 23 die phlâgen ir. sît si gewan
Verse: 24 zorn âne ir schult von liebem man,
Verse: 25 si hete ie snahtes deckekleit,
Verse: 26 swie blôz si bî dem tage reit.
Verse: 27 die batten dô mit vreuden sie.
Verse: 28 ruochet ir nû hœren wie?
Verse: 29 Orilus des innen wart,
Verse: 30 âventiur von Artûses vart.
Verse: 1 sus begunde im ein ritter sagen:
Verse: 2 "ich sach ûf einen plân geslagen
Verse: 3 tûsent poulûn oder mêr.
Verse: 4 Artûs der rîche künec hêr,
Verse: 5 der Berteneise herre,
Verse: 6 liget uns hie niht verre
Verse: 7 mit wünneclîcher vrouwen schar.
Verse: 8 ungevertes ist ein mîle dar.
Verse: 9 dâst ouch von rittern grœzlîch schal:
Verse: 10 bî dem Plimizœl ze tal
Verse: 11 ligent si an iewederm stade."
Verse: 12 dô gâhte vaste ûz dem bade
Verse: 13 der herzoge Orilus.
Verse: 14 Jeschûte und er gewurben sus.
Verse: 15 diu senfte süeze wol getân
Verse: 16 gienc ouch ûz ir bade sân
Verse: 17 an sîn bette: dâ wart trûrens rât.
Verse: 18 ir lide gedienden bezzer wât
Verse: 19 denne si dâ vor truoc lange.
Verse: 20 mit nâhem umbevange
Verse: 21 behielt ir minne vreuden prîs,
Verse: 22 der vürstinne und des vürsten wîs.
Verse: 23 juncvrouwen kleiten ir vrouwen sân,
Verse: 24 sîn harnas truoc man dar dem man.
Verse: 25 Jeschûten wât man muoste loben.
Verse: 26 vogele gevangen ûf dem kloben
Verse: 27 si mit vreuden âzen.
Verse: 28 dô si an ir bette sâzen,
Verse: 29 vrou Jeschûte etslîchen kus
Verse: 30 emphienc: den gap ir Orilus.
Verse: 1 dô zôch man der vrouwen wert
Verse: 2 starc wol gênde ein schœne phert,
Verse: 3 gesatelt und gezoumet wol.
Verse: 4 man huop si drûf, diu rîten sol
Verse: 5 dannen mit ir küenem man.
Verse: 6 sîn ors wart gewâpent sân,
Verse: 7 rehte als erz gein strîte reit.
Verse: 8 sîn swert, dâ mite er stages streit,
Verse: 9 man vorn an den satel hienc.
Verse: 10 von vuoz ûf gewâpent gienc
Verse: 11 Orilus zem orse sîn:
Verse: 12 er spranc drûf vor der herzogîn.
Verse: 13 Jeschûte und er vuoren dan zehant.
Verse: 14 sîne massenîe gein Lalant
Verse: 15 bat er alle kêren,
Verse: 16 wan ein ritter solde in lêren
Verse: 17 gein Artûse rîten.
Verse: 18 er bat daz volc des bîten.
Verse: 19 si kômen Artûs sô nâhen,
Verse: 20 daz si sîniu poulûn sâhen
Verse: 21 vil nâhe ein mîlez wazzer nider.
Verse: 22 der vürste sande den ritter wider,
Verse: 23 der in gewîset hete dar:
Verse: 24 vrou Jeschûte diu wol gevar
Verse: 25 was sîn gesinde und niemen mêr.
Verse: 26 der unlôse Artûs niht ze hêr
Verse: 27 was gegangen, dô er sâbents gaz,
Verse: 28 ûf einen plân: umbe in dâ saz
Verse: 29 diu werde massenîe.
Verse: 30 Orilus der valsches vrîe
Verse: 1 kom an den selben rinc geriten.
Verse: 2 sîn helm, sîn schilt was sô versniten,
Verse: 3 daz niemen dran kôs deheiniu mâl:
Verse: 4 die slege vrumte Parzivâl.
Verse: 5 von dem orse stuont der küene man,
Verse: 6 vrou Jeschûte emphienc ez sân:
Verse: 7 vil juncherren dar nâher spranc.
Verse: 8 umbe in und um si was grôz gedranc.
Verse: 9 si jâhen: "wir suln der orse phlegen."
Verse: 10 Orilus der werde degen
Verse: 11 legete schildes schirben ûf daz gras.
Verse: 12 nâch ir, durch die er komen was,
Verse: 13 begunde er vrâgen al zehant.
Verse: 14 vroun Cunnewâren de Lalant
Verse: 15 zeicte man im, wâ diu saz.
Verse: 16 ir site man gein prîse maz.
Verse: 17 gewâpent er sô nâhe gienc,
Verse: 18 künec und diu künegîn in emphienc:
Verse: 19 er dancte in und bôt fîanze sân
Verse: 20 sîner swester wol getân.
Verse: 21 bî den trachen ûf dem kursît
Verse: 22 erkande si in wol, wan ein strît.
Verse: 23 si sprach: "dû bist der bruoder mîn.
Verse: 24 Orilus oder Lehelîn,
Verse: 25 ich nim iuwer deweders sicherheit.
Verse: 26 ir wâret mir beide ie bereit
Verse: 27 ze dieneste als ich iuch gebat:
Verse: 28 mir wære ûf den triuwen mat,
Verse: 29 solde ich gein iu kriegen
Verse: 30 und mîn selber zuht betriegen."
Verse: 1 der vürste kniete vor der maget.
Verse: 2 er sprach: "dû hâs al wâr gesaget:
Verse: 3 ich binz dîn bruoder Orilus.
Verse: 4 der rôte ritter twanc mich sus,
Verse: 5 daz ich dir sicherheit muoz geben:
Verse: 6 dâ mite erkoufte ich dô mîn leben.
Verse: 7 die emphâch, sô wirt hie gar getân
Verse: 8 als ich gein im gelobet hân."
Verse: 9 dô emphienc si triuwe in wîze hant
Verse: 10 von im der truoc den serpant,
Verse: 11 und liez in ledec. dô daz geschach,
Verse: 12 dô stuont er ûf unde sprach:
Verse: 13 "ich sol und muoz durch triuwe klagen.
Verse: 14 ouwê wer hât dich geslagen?
Verse: 15 dîne slege tuont mir nimmer wol:
Verse: 16 wirts zît daz ich die rechen sol,
Verse: 17 ich ginner den, swerz ruochet sehen,
Verse: 18 daz mir grôz leit ist dran geschehen.
Verse: 19 ouch hilfet mirz klagen der küenste man
Verse: 20 den muoter ie zer werlt gewan:
Verse: 21 der nennet sich der ritter rôt.
Verse: 22 her künec, vrou künegîn, er enbôt
Verse: 23 iu beiden samt den dienest sîn,
Verse: 24 dar zuo benamen der swester mîn:
Verse: 25 er bitet sîn dienst iuch letzen
Verse: 26 und dise maget ir slege ergetzen.
Verse: 27 ouch hete ichs dô genozzen
Verse: 28 gein dem helde unverdrozzen,
Verse: 29 wesse er wie si mich bestêt
Verse: 30 und mir ir leit ze herzen gêt."
Verse: 1 Keie erwarp dô niuwen haz
Verse: 2 von rittern und vrouwen, swer dâ saz
Verse: 3 am stade bî dem Plimizœl.
Verse: 4 Gâwân und Jofreit fîz îdœl
Verse: 5 und des nôt ir habet gehœret ê,
Verse: 6 der gevangene künec Clâmidê,
Verse: 7 und anders manec werder man
Verse: 8 (ir namen ich wol genennen kan,
Verse: 9 wan daz ichz niht wil lengen),
Verse: 10 die begunden sich dô mengen.
Verse: 11 ir dienst mit zühten wart gedolt.
Verse: 12 vrou Jeschûte wart geholt
Verse: 13 ûf ir pherde, aldâ si saz.
Verse: 14 der künec Artûs niht vergaz
Verse: 15 und ouch diu künegîn, sîn wîp,
Verse: 16 si emphiengen Jeschûten lîp.
Verse: 17 von vrouwen dâ manec kus geschach.
Verse: 18 Artûs ze Jeschûten sprach:
Verse: 19 "iuwern vater, den künec von Karnant,
Verse: 20 Lacken hân ich des erkant,
Verse: 21 daz ich iuwern kumber klagete,
Verse: 22 sît man mir in zem êrsten sagete.
Verse: 23 ouch sît ir selbe sô wol getân,
Verse: 24 es solde iuch vriunt erlâzen hân,
Verse: 25 wan iuwer minneclîcher blic
Verse: 26 behielt den prîs ze Kanedic:
Verse: 27 durch iuwer schœne mære
Verse: 28 beleip iu der sparwære,
Verse: 29 iuwer hant er dannen reit.
Verse: 30 swie mir von Oriluse leit
Verse: 1 geschæhe, ich engunde iu trûrens niht
Verse: 2 noch engetuon swâz geschiht.
Verse: 3 mirst liep daz ir die hulde hât
Verse: 4 und daz ir vrouwenlîche wât
Verse: 5 traget nâch iuwer grôzen nôt."
Verse: 6 si sprach: "herre, daz vergelde iu got:
Verse: 7 dar an ir hœhet iuwern prîs."
Verse: 8 Jeschûten und ir âmîs
Verse: 9 vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 10 dannen vuorte sâ zehant
Verse: 11 einhalp an des küneges rinc.
Verse: 12 über eines brunnen ursprinc
Verse: 13 stuont ir poulûn ûf dem plân,
Verse: 14 als ez obene ein trache in sînen klân
Verse: 15 hete sganzen aphels halben teil.
Verse: 16 den trachen zugen vier wintseil,
Verse: 17 rehte als er lebendec dâ vlüge
Verse: 18 undz poulûn gein den lüften züge.
Verse: 19 dâ bî erkandez Orilus,
Verse: 20 wan sîniu wâpen wâren sus.
Verse: 21 er wart entwâpent drunde,
Verse: 22 sîn süeziu swester kunde
Verse: 23 im bieten êre und gemach.
Verse: 24 über al diu massenîe sprach,
Verse: 25 des rôten ritters ellen
Verse: 26 næme den prîs zeinem gesellen:
Verse: 27 des jâhen si âne rûnen.
Verse: 28 Keie bat Kingrûnen
Verse: 29 Orilus dienen an sîner stat.
Verse: 30 er kundez wol, den ers dâ bat,
Verse: 1 wande er hetes vil getân
Verse: 2 vor Clâmidê ze Brandigân.
Verse: 3 Keie durch daz sîn dienest liez:
Verse: 4 unsælde in svürsten swester hiez
Verse: 5 ze sêre âlûnen mit einem stabe.
Verse: 6 durch zuht entweich er dienstes abe:
Verse: 7 ouch was diu schulde niht verkorn
Verse: 8 von der megede wol geborn.
Verse: 9 doch schuof er spîse dar genuoc:
Verse: 10 Kingrûnz vür Orilusen truoc,
Verse: 11 Cunnewâre diu lobes spîse
Verse: 12 sneit ir bruoder sîne spîse
Verse: 13 mit ir blanken linden hant.
Verse: 14 vrou Jeschûte von Karnant
Verse: 15 mit wîplîchen zühten az.
Verse: 16 Artûs der künec niht vergaz,
Verse: 17 er enkœme dâ diu zwei sâzen
Verse: 18 und vriuntlîchen âzen.
Verse: 19 dô sprach er: "gezzet ir hînte übele hie,
Verse: 20 ez enwart iedoch mîn wille nie:
Verse: 21 ir engesâzet nie über wirtes brôt,
Verse: 22 derz iu mit bezzerm willen bôt
Verse: 23 sô gar âne wankes vâre.
Verse: 24 mîn vrou Cunnewâre,
Verse: 25 ir sult iuwers bruoder hie wol phlegen.
Verse: 26 guote naht gebe iu der gotes segen."
Verse: 27 Artûs vuor slâfen dô.
Verse: 28 Oriluse wart gebettet sô,
Verse: 29 dâ sîn vrou Jeschûte phlac
Verse: 30 geselleclîche unz an den tac.
Verse: 1 Welt ir nû hœren wie Artûs
Verse: 2 von Karidœl ûz sînem hûs
Verse: 3 und ouch von sînem lande schiet?
Verse: 4 als im diu massenîe riet,
Verse: 5 sus reit er mit den werden
Verse: 6 sîns landes und ander erden,
Verse: 7 diz mære giht, den ahten tac
Verse: 8 sô, daz er suochennes phlac
Verse: 9 den, der sich der ritter rôt
Verse: 10 nande und im solh êre bôt
Verse: 11 daz er in schiet von kumber grôz,
Verse: 12 dô er den künec îthêren schôz
Verse: 13 und Clâmidên und Kingrûnen
Verse: 14 ouch sande gein den Bertûnen
Verse: 15 in sînen hof besunder.
Verse: 16 über die tavelrunder
Verse: 17 wolde er in durch gesellekeit
Verse: 18 laden: durch daz er nâch im reit
Verse: 19 alsô bescheidenlîche.
Verse: 20 beide arme und rîche,
Verse: 21 die schildes ambet ane want,
Verse: 22 lobeten Artûses hant,
Verse: 23 swâ si sæhen ritterschaft,
Verse: 24 daz is durch ir gelübede kraft
Verse: 25 deheine tjost entæten,
Verse: 26 ez enwære ob si in bæten
Verse: 27 daz er si lieze strîten.
Verse: 28 er jach: wir müezen rîten
Verse: 29 in manec lant, daz ritters tât
Verse: 30 uns wol ze gegenstrîte hât:
Verse: 1 ûf gerihtiu sper wir müezen sehen.
Verse: 2 welt ir danne vür ein ander schehen
Verse: 3 alsô vreche rüden, den meisters hant
Verse: 4 abe stroufet ir bant,
Verse: 5 dar zuo trage ich niht willen.
Verse: 6 ich sol den schal gestillen:
Verse: 7 ich hilfe iu swâs niht rât mac sîn.
Verse: 8 des wartet an daz ellen mîn.
Verse: 9 dise gelübede habet ir wol vernomen."
Verse: 10 welt ir nû hœren war sî komen
Verse: 11 Parzivâl der Wâleis?
Verse: 12 von snêwe was ein niuwe leis
Verse: 13 des nahtes vaste ûf in gesnît.
Verse: 14 ez enwas iedoch niht snêwes zît,
Verse: 15 ist ez als ichz vernomen hân.
Verse: 16 Artûs der meienbære man,
Verse: 17 swaz man ie von dem gesprach,
Verse: 18 zeinen phingesten daz geschach
Verse: 19 oder in des meien bluomenzît.
Verse: 20 waz man im süezes luftes gît!
Verse: 21 diz mære ist hie vaste undersniten:
Verse: 22 ez parrieret sich mit snêwes siten.
Verse: 23 sîne valkenære von Karidœl
Verse: 24 riten sâbents zuo den Plimizœl
Verse: 25 durch beizen, dâ si schaden kurn:
Verse: 26 ir besten valken si verlurn,
Verse: 27 der gâhte von in balde
Verse: 28 und stuont die naht ze walde.
Verse: 29 von überkrüphe daz geschach,
Verse: 30 daz im was von dem luoder gâch.
Verse: 1 die naht bî Parzivâle er stuont,
Verse: 2 dâ in beiden was der walt unkunt
Verse: 3 und dâ si beide sêre vrôs.
Verse: 4 dô Parzivâl den tac erkôs,
Verse: 5 im was versnît sîn phades ban:
Verse: 6 vil ungevertes reit er dan
Verse: 7 über ronen und über manegen stein.
Verse: 8 der tac ie lanc hôher schein.
Verse: 9 ouch begunde liuhten sich der walt,
Verse: 10 wan daz ein rone was gevalt
Verse: 11 ûf einem plân, zuo dem er sleich
Verse: 12 (Artûs valke al mite streich),
Verse: 13 dâ wol tûsent gense lâgen.
Verse: 14 dâ wart ein michel gâgen:
Verse: 15 mit hurte vlouc er under sie,
Verse: 16 der valke und sluoc ir eine hie,
Verse: 17 daz si im harte kûme enbrast
Verse: 18 under des gevallen ronen ast.
Verse: 19 an ir hôhem vluge wart ir wê:
Verse: 20 ûz ir wunden ûf den snê
Verse: 21 vielen drî bluotes zeher rôt,
Verse: 22 die Parzivâle vuocten nôt.
Verse: 23 von sînen triuwen daz geschach.
Verse: 24 dô er die bluotes zeher sach
Verse: 25 ûf dem snê (der was al wîz),
Verse: 26 dô dâhte er: "wer hât sînen vlîz
Verse: 27 gewant an dise varwe klâr?
Verse: 28 Condwîrâmûrs, sich mac vür wâr
Verse: 29 disiu varwe dir gelîchen.
Verse: 30 mich wil got sælden rîchen,
Verse: 1 sît ich dir hie gelîchez vant.
Verse: 2 gêret sî diu gotes hant
Verse: 3 und al diu krêâtiure sîn.
Verse: 4 Condwîrâmûrs, hie liget dîn schîn,
Verse: 5 sît der snê dem bluote wîze bôt
Verse: 6 und ez den snê sus machet rôt.
Verse: 7 Condwîrâmûrs,
Verse: 8 dem gelîchet sich dîn bêâ curs:
Verse: 9 des enbistû niht erlâzen."
Verse: 10 des heldes ougen mâzen,
Verse: 11 als ez dort was ergangen,
Verse: 12 zwêne zeher an ir wangen,
Verse: 13 den dritten an ir kinne.
Verse: 14 er phlac der wâren minne
Verse: 15 gein ir gar âne wenken.
Verse: 16 sus begunde er sich verdenken,
Verse: 17 unz daz er unversunnen hielt.
Verse: 18 diu starke minne sîn dâ wielt:
Verse: 19 solhe nôt vuocte im sîn wîp,
Verse: 20 dirre varwe truoc gelîchen lîp
Verse: 21 von Pelrapeire diu künegin.
Verse: 22 diu zucte im wizzenlîchen sin:
Verse: 23 sus hielt er als er sliefe.
Verse: 24 wer dâ zuo zim liefe?
Verse: 25 Cunnewâren garzûn was gesant
Verse: 26 (der solde gegen Lalant),
Verse: 27 der sach an den stunden
Verse: 28 einen helm mit maneger wunden
Verse: 29 und einen schilt gar verhouwen.
Verse: 30 in dienste sknappen vrouwen
Verse: 1 dâ hielt gezimiert ein degen,
Verse: 2 als er tjostierens wolde phlegen,
Verse: 3 geverwet, mit ûf gerihtem sper.
Verse: 4 der garzûn huop sich wider her.
Verse: 5 hete in der knappe erkant enzît,
Verse: 6 er wære von im vil unbeschrît,
Verse: 7 daz ez sîner vrouwen ritter wære.
Verse: 8 als gein einem æhtære
Verse: 9 schuphte erz volc hin ûz an in.
Verse: 10 er wolde im werben ungewin:
Verse: 11 sîne kurtôsîe er dran verlôs.
Verse: 12 lât wesen: sîn vrouwe was ouch lôs.
Verse: 13 solh was des knappen krîe:
Verse: 14 "fîâ fîâ fîe!
Verse: 15 fî ir vertânen!
Verse: 16 zelnt sich Gâwânen
Verse: 17 und ander dise ritterschaft
Verse: 18 gein werdeclîcher prîses kraft
Verse: 19 und Artûsen den Bertûn?"
Verse: 20 alsus rief der garzûn:
Verse: 21 "tavelrunder ist geschant:
Verse: 22 iust durch die snüere alhie gerant."
Verse: 23 dâ wart von rittern grœzlîch schal:
Verse: 24 si begunden vrâgen über al,
Verse: 25 ob ritterschaft dâ wære getân.
Verse: 26 dô vrieschen si daz einec man
Verse: 27 dâ hielt zeiner tjost bereit.
Verse: 28 genuogen was gelübede leit,
Verse: 29 die Artûs von in emphienc.
Verse: 30 sô balde, daz er niht engienc,
Verse: 1 beide lief unde spranc
Verse: 2 Segramors, der ie nâch strîte ranc.
Verse: 3 swâ der vehten wânde vinden,
Verse: 4 dâ muoste man in binden
Verse: 5 oder er wolde dâ mite sîn.
Verse: 6 ninder ist sô breit der Rîn,
Verse: 7 sæhe er strîten an dem andern stade,
Verse: 8 dâ würde wênec nâch dem bade
Verse: 9 getast: ez wære warm oder kalt,
Verse: 10 er viele sus dran, der degen balt.
Verse: 11 snellîche kom der jungelinc
Verse: 12 ze hove an Artûses rinc.
Verse: 13 der werde künec vaste slief:
Verse: 14 Segramors im durch die snüere lief,
Verse: 15 zer poulûns tür dranc er în.
Verse: 16 ein declachen zobelîn
Verse: 17 zucte er ab in diu lâgen
Verse: 18 und süezes slâfes phlâgen,
Verse: 19 sô daz si muosten wachen
Verse: 20 und sîner unvuoge lachen.
Verse: 21 dô sprach er zuo der niftel sîn:
Verse: 22 "Ginôvêr, vrouwe künegîn,
Verse: 23 unser sippe ist des bekant,
Verse: 24 man weiz wol über manegiu lant
Verse: 25 daz ich genâden warte an dich.
Verse: 26 nû hilf mir, vrouwe, unde sprich
Verse: 27 gein Artûse, dînem man,
Verse: 28 daz ich von im müeze hân
Verse: 29 (ein âventiure ist hie bî),
Verse: 30 daz ich zer tjost der êrste sî."
Verse: 1 Artûs ze Segramorse sprach:
Verse: 2 "dîn sicherheit mir des verjach,
Verse: 3 dû soldes nâch mînem willen varn
Verse: 4 und dîn unbescheidenheit bewarn.
Verse: 5 wirt hie ein tjost von dir getân,
Verse: 6 dar nâch wil manec ander man
Verse: 7 daz ich in lâze rîten
Verse: 8 und ouch nâch prîse strîten:
Verse: 9 dâ mite krenket sich mîn wer.
Verse: 10 wir nâhen Anfortases her,
Verse: 11 daz von Munsalvæsche vert
Verse: 12 undz fôreist mit strîte wert:
Verse: 13 sît wir niht wizzen wâ diu stêt,
Verse: 14 zarbeit ez uns lîhte ergêt."
Verse: 15 Ginôvêr bat Artûsen sô,
Verse: 16 des Segramors wart al vrô.
Verse: 17 dô si im die âventiure erwarp
Verse: 18 (wan daz er niht vor liebe starp,
Verse: 19 daz ander was dâ gar geschehen),
Verse: 20 ungerne hete er dô verjehen
Verse: 21 sîns komenden prîses phlihte
Verse: 22 iemen an der geschihte,
Verse: 23 der junge stolze âne bart.
Verse: 24 sîn ors und er gewâpent wart,
Verse: 25 ûz vuor Segramors rois.
Verse: 26 kalopierende ulter juven pois
Verse: 27 sîn ors über hôhe stûden spranc.
Verse: 28 manec guldîn schelle dran erklanc
Verse: 29 ûf der decke und an dem man.
Verse: 30 man möhte in wol geworfen hân
Verse: 1 zem vasân inz dornach:
Verse: 2 swem sîn ze suochen wære gâch,
Verse: 3 der vünde in bî den schellen.
Verse: 4 die kunden lûte hellen.
Verse: 5 sus vuor der unbescheiden helt
Verse: 6 zuo dem der minne was verselt.
Verse: 7 weder er ensluoc noch enstach,
Verse: 8 ê er widersagen hin zim sprach.
Verse: 9 unversunnen hielt dâ Parzivâl.
Verse: 10 daz vuocten im diu bluotes mâl
Verse: 11 und ouch diu strenge minne,
Verse: 12 diu mir dicke nimt die sinne
Verse: 13 und mir daz herze unsanfte reget.
Verse: 14 ach nôt ein wîp an mich leget:
Verse: 15 wil si mich alsus twingen
Verse: 16 und selten helfe bringen,
Verse: 17 ich sol sis underziehen
Verse: 18 und von ir trôste vliehen.
Verse: 19 nû hœrt ouch von jenen beiden,
Verse: 20 umbe ir komen und umbe ir scheiden.
Verse: 21 Segramors sprach alsô:
Verse: 22 "ir gebâret, herre, als ir sît vrô
Verse: 23 daz hie ein künec mit volke liget.
Verse: 24 swie unhôhe iuch daz wiget,
Verse: 25 ir müezet im drumbe wandel geben
Verse: 26 oder ich verliuse mîn leben.
Verse: 27 ir sît ûf strît ze nâhe geriten.
Verse: 28 doch wil ich iuch durch zuht biten,
Verse: 29 ergebet iuch in mîne gewalt
Verse: 30 oder ir sît schier von mir bezalt,
Verse: 1 daz iuwer vallen rüert den snê.
Verse: 2 sô tætet irz baz mit êren ê."
Verse: 3 Parzivâl durch drô niht sprach:
Verse: 4 vrou Minne im anders kumbers jach.
Verse: 5 durch tjoste bringen warf sîn ors
Verse: 6 von im der küene Segramors.
Verse: 7 umbe wande ouch sich daz kastelân,
Verse: 8 dâ Parzivâl der wol getân
Verse: 9 unversunnen ûfe saz,
Verse: 10 sô daz erz bluot übermaz.
Verse: 11 sîn sehen wart drabe gekêret.
Verse: 12 des wart sîn prîs gemêret:
Verse: 13 dô er der zeher niht mêr sach,
Verse: 14 vrou Witze im aber sinnes jach.
Verse: 15 hie kom Segramors rois.
Verse: 16 Parzivâl daz sper von Trois,
Verse: 17 daz veste und daz zæhe,
Verse: 18 von verwen daz wæhe,
Verse: 19 als erz vor der klôsen vant,
Verse: 20 daz begunde er senken mit der hant.
Verse: 21 ein tjost emphienc er durch den schilt:
Verse: 22 sîn tjost hin wider wart gezilt,
Verse: 23 daz Segramors der werde degen
Verse: 24 satelrûmens muoste phlegen
Verse: 25 und daz daz sper doch ganz bestuont.
Verse: 26 dâ von im wart gevelle kunt.
Verse: 27 Parzivâl reit âne vrâgen
Verse: 28 dâ die bluotes zeher lâgen.
Verse: 29 dâ er die mit den ougen vant,
Verse: 30 vrou Minne in stricte an ir bant:
Verse: 1 weder er ensprach dô sus noch sô,
Verse: 2 wan er schiet von den witzen dô.
Verse: 3 Segramors kastelân
Verse: 4 huop sich gein sînem barne sân.
Verse: 5 er muoste ûf durch ruowen stên,
Verse: 6 ob er inder wolde gên:
Verse: 7 sich legent genuoge durch ruowen nider.
Verse: 8 daz habet ir dicke vreischet sider.
Verse: 9 waz ruowe kôs er in dem snê?
Verse: 10 mir tæte ein ligen drinne wê.
Verse: 11 der schadehafte erwarp ie spot:
Verse: 12 sælden phlihtære dem half got.
Verse: 13 daz her lac wol sô nâhen,
Verse: 14 daz si Parzivâlen sâhen
Verse: 15 haben. als im was geschehen,
Verse: 16 der minne er muoste ir siges jehen,
Verse: 17 diu Salomônen ouch betwanc.
Verse: 18 dâ nâch was dô niht ze lanc,
Verse: 19 ê Segramors dort zuo zin gienc.
Verse: 20 swer in hazte oder der in wol emphienc,
Verse: 21 den was er al gelîche holt:
Verse: 22 sus teilde er bâgens grôzen solt.
Verse: 23 er sprach: "ir habet des vreischet vil,
Verse: 24 ritterschaft ist topelspil
Verse: 25 und daz ein man von tjoste viel.
Verse: 26 ez sinket halt ein mers kiel.
Verse: 27 lât mich nimmer niht gestrîten,
Verse: 28 daz er mîn getorste bîten,
Verse: 29 ob er bekande mînen schilt.
Verse: 30 des hât mich gar an im bevilt,
Verse: 1 der noch dort ûze tjoste gert.
Verse: 2 sîn lîp ist ouch wol prîses wert."
Verse: 3 Keie der küene man
Verse: 4 brâhte diz mære vür den künec sân,
Verse: 5 Segramors wære gestochen abe
Verse: 6 und dort ûze hielde ein strenger knabe,
Verse: 7 der gerte tjoste rehte als ê.
Verse: 8 er sprach: "herre, mir tuot immer wê,
Verse: 9 sol ers genozzen scheiden hin.
Verse: 10 ob ich iu sô wirdec bin,
Verse: 11 lât mich versuochen wes er ger,
Verse: 12 sît er mit ûf gerihtem sper
Verse: 13 dort habet vor iuwerm wîbe.
Verse: 14 nimmer ich belîbe
Verse: 15 in iuwerm dienste mêre:
Verse: 16 tavelrunder hât unêre,
Verse: 17 ob manz im niht bezîte wert.
Verse: 18 ûf unsern prîs sîn ellen zert:
Verse: 19 nû gebet mir strîtes urloup.
Verse: 20 wære wir alle blint oder toup,
Verse: 21 ir soldetz im wern: des wære zît."
Verse: 22 Artûs erkoupte Keien strît:
Verse: 23 gewâpent wart der seneschalt.
Verse: 24 dô wolde er swenden den walt
Verse: 25 mit tjost ûf disen komenden gast.
Verse: 26 der truoc der minne grôzen last:
Verse: 27 daz vuocte im snê unde bluot.
Verse: 28 ez ist sünde, swer im mêr nû tuot:
Verse: 29 ouch hâts diu minne kranken prîs.
Verse: 30 diu stiez ûf in ir krefte rîs.
Verse: 1 vrou Minne, wie tuot ir sô,
Verse: 2 daz ir den trûregen machet vrô
Verse: 3 mit kurze wernder vreude?
Verse: 4 ir tuot in schiere teude.
Verse: 5 wie stêt iu daz, vrou Minne,
Verse: 6 daz ir manlîche sinne
Verse: 7 und herzehaften hôhen muot
Verse: 8 alsus enschumphieren tuot?
Verse: 9 daz smæhe und daz werde
Verse: 10 und swaz ûf der erde
Verse: 11 gein iu deheines strîtes phliget,
Verse: 12 dem habet ir schiere an gesiget.
Verse: 13 wir müezen iuch bî kreften lân
Verse: 14 mit rehter wârheit sunder wân.
Verse: 15 vrou Minne, ir habet ein êre
Verse: 16 und wênec deheine mêre:
Verse: 17 vrou Liebe iu gît geselleschaft,
Verse: 18 anders wære vil dürkel iuwer kraft.
Verse: 19 vrou Minne, ir phleget untriuwen:
Verse: 20 mit alden siten niuwen
Verse: 21 ir zucket manegem wîbe ir prîs
Verse: 22 und râtet in sippiu âmîs
Verse: 23 und daz manec herre an sînem man
Verse: 24 von iuwer kraft hât missetân
Verse: 25 und der vriunt an sînem gesellen
Verse: 26 (iuwer site kan sich hellen)
Verse: 27 und der man an sînen herren.
Verse: 28 vrou Minne, iu solde werren,
Verse: 29 daz ir den lîp der gir verwent:
Verse: 30 dar umbe sich diu sêle sent.
Verse: 1 vrou Minne, sît ir habet gewalt,
Verse: 2 daz ir die jugent sus machet alt,
Verse: 3 der man doch zelt vil kurziu jâr,
Verse: 4 iuwer werc sint hâlscharlîcher vâr.
Verse: 5 disiu rede enzæme keinem man,
Verse: 6 wan der nie trôst von iu gewan.
Verse: 7 hetet ir mir geholfen baz,
Verse: 8 mîn lop wære gein iu niht sô laz:
Verse: 9 ir habet mir mangel vor gezilt
Verse: 10 und mîner ougen ecke alsô verspilt,
Verse: 11 daz ich iu niht getrûwen mac.
Verse: 12 mîn nôt iuch ie vil ringe wac.
Verse: 13 doch sît ir mir ze wol geborn,
Verse: 14 daz gein iu mîn kranker zorn
Verse: 15 immer solde bringen wort.
Verse: 16 iuwer druc hât sô strengen ort,
Verse: 17 ir ladet ûf herze swæren soum.
Verse: 18 her Heinrîch von Veldeke sînen boum
Verse: 19 mit kunst gein iuwerm arte maz:
Verse: 20 hete er uns dô bescheiden baz
Verse: 21 wie man iuch sül behalden!
Verse: 22 er hât her dan gespalden
Verse: 23 wie man iuch sol erwerben.
Verse: 24 von tumpheit muoz verderben
Verse: 25 maneges tôren hôher vunt.
Verse: 26 was oder wirt mir daz noch kunt,
Verse: 27 daz wîze ich iu, vrou Minne.
Verse: 28 ir sît slôz ob dem sinne.
Verse: 29 ez enhilfet gein iu schilt noch swert,
Verse: 30 snel ors, hôch burc mit türnen wert:
Verse: 1 ir sît gewaldec ob der wer.
Verse: 2 beide ûf erde und in dem mer
Verse: 3 was entrinnet iuwerm kriege,
Verse: 4 ez vlieze oder vliege?
Verse: 5 vrou Minne, ir tâtet ouch gewalt,
Verse: 6 dô Parzivâl der degen balt
Verse: 7 durch iuch von sînen witzen schiet,
Verse: 8 als im sîn triuwe dô geriet:
Verse: 9 daz werde kiusche klâre wîp
Verse: 10 sande iuch ze boten an sînen lîp,
Verse: 11 rêgîn de Pelrapeire.
Verse: 12 Kardeiz fîz Tampenteire,
Verse: 13 ir bruoder, nâmet ir ouch sîn leben.
Verse: 14 sol man iu solhe zinse geben,
Verse: 15 wol mich daz ich von iu niht hân,
Verse: 16 ir enwoldet mir bezzer senfte lân.
Verse: 17 ich hân geredet unser aller wort:
Verse: 18 nû hœret ouch wiez ergienge dort.
Verse: 19 Keie der ellens rîche
Verse: 20 kom gewâpent ritterlîche
Verse: 21 ûz, als er strîtes gerte.
Verse: 22 ouch wæne in strîtes werte
Verse: 23 des künec Gahmuretes kint.
Verse: 24 swâ twingende vrouwen sint,
Verse: 25 die suln im heiles wünschen nuo,
Verse: 26 wande in brâhte ein wîp dar zuo,
Verse: 27 daz minne witze von im spielt.
Verse: 28 Keie sîner tjost enthielt,
Verse: 29 unz er zem Wâleise sprach:
Verse: 30 "herre, sît iu sus geschach,
Verse: 1 daz ir den künec gelastert hât,
Verse: 2 welt ir mir volgen, sôst mîn rât
Verse: 3 und dunket mich iuwer bestez heil,
Verse: 4 nemt iuch selben an ein brackenseil
Verse: 5 und lât iuch vür in ziehen.
Verse: 6 ir enmeget mir niht entvliehen,
Verse: 7 ich bringe iuch doch betwungen dar:
Verse: 8 sô nimt man iuwer unsanfte war."
Verse: 9 den Wâleis twanc der minnen kraft
Verse: 10 swîgens: Keie sînen schaft
Verse: 11 ûf zôch und vrumte im einen swanc
Verse: 12 anz houbet, daz der helm erklanc.
Verse: 13 dô sprach er: "dû muost wachen.
Verse: 14 âne lînlachen
Verse: 15 wirt dir dîn slâfen hie benant.
Verse: 16 ez zilt al anders hie mîn hant:
Verse: 17 ûf den snê dû wirst geleget.
Verse: 18 der den sac von der mül treget,
Verse: 19 wolde man in sô bliuwen,
Verse: 20 in möhte lazheit riuwen."
Verse: 21 vrou Minne, hie seht ir zuo:
Verse: 22 ich wæne manz iu ze laster tuo,
Verse: 23 wan ein gebûr spræche sân:
Verse: 24 "mînem herren sî diz getân."
Verse: 25 er klagete ouch, möhte er sprechen.
Verse: 26 vrou Minne, lât sich rechen
Verse: 27 den werden Wâleisen:
Verse: 28 wan lieze in iuwer vreise
Verse: 29 und iuwer strenge unsüezer last,
Verse: 30 ich wæne sich werte dirre gast.
Verse: 1 Keie hurte vaste an in
Verse: 2 und dranc imz ors alumbe hin,
Verse: 3 unz daz der Wâleis übersach
Verse: 4 sîn süeze sûrez ungemach,
Verse: 5 sîns wîbes gelîchen schîn,
Verse: 6 von Pelrapeire der künegîn,
Verse: 7 ich meine den geparrierten snê.
Verse: 8 dô kom aber vrou Witze als ê,
Verse: 9 diu im den sin her wider gap.
Verse: 10 Keiez ors liez in den walap:
Verse: 11 der kom durch tjostieren her.
Verse: 12 von rabîne sancten si diu sper.
Verse: 13 Keie sîne tjoste brâhte
Verse: 14 als im der ougen mez gedâhte,
Verse: 15 durch Parzivâles schilt ein venster wît.
Verse: 16 im wart vergolden dirre strît:
Verse: 17 Keie, Artûs seneschalt,
Verse: 18 ze gegentjoste wart gevalt
Verse: 19 über den ronen dâ diu gans entran,
Verse: 20 sô daz daz ors und der man
Verse: 21 liten beidiu samet nôt.
Verse: 22 der man wart wunt, daz ors lac tôt.
Verse: 23 zwischen dem satelbogen und einem stein
Verse: 24 Keien der zeswe arm undz winster bein
Verse: 25 zebrach von disem gevelle.
Verse: 26 surzengel, satelgeschelle
Verse: 27 von dirre hurte gar zebrast.
Verse: 28 sus galt zwei bliuwen der gast:
Verse: 29 daz eine leit ein maget durch in.
Verse: 30 mit dem andern muoste er selbe sîn.
Verse: 1 Parzivâl der valscheitswant,
Verse: 2 sîn triuwe in lêrte daz er vant
Verse: 3 snêwec bluotes zeher drî,
Verse: 4 die in vor witzen machten vrî.
Verse: 5 sîn pensieren umbe den grâl
Verse: 6 und der künegîn gelîchiu mâl,
Verse: 7 iewederz was ein strengiu nôt.
Verse: 8 an im wac vür der minnen lôt,
Verse: 9 wan trûren unde minne
Verse: 10 brichet zæhe sinne.
Verse: 11 sol diz âventiure sîn?
Verse: 12 si möhten beide heizen pîn.
Verse: 13 küene liute solden Keien nôt
Verse: 14 klagen: sîn manheit im gebôt
Verse: 15 genendeclîche an manegen strît.
Verse: 16 man saget in manegen landen wît,
Verse: 17 daz Keie, Artûs seneschalt,
Verse: 18 mit siten wære ein ribalt:
Verse: 19 des sagent in mîniu mære blôz.
Verse: 20 er was der werdekeit genôz,
Verse: 21 swie kleine ich des die volge hân.
Verse: 22 getriuwe und ellenthaft ein man
Verse: 23 was Keie: des giht im mîn munt.
Verse: 24 ich tuon ouch mêre von im kunt.
Verse: 25 Artûses hof was ein zil,
Verse: 26 dar kom vremder ritter vil,
Verse: 27 die werden und die smæhen.
Verse: 28 mit siten die wæhen,
Verse: 29 swelher partierens phlac,
Verse: 30 der selbe Keie ringe wac:
Verse: 1 an swem diu kurtôsîe
Verse: 2 und diu werde kumpânîe
Verse: 3 lac, den kunde er êren,
Verse: 4 sîn dienest gein im kêren.
Verse: 5 ich gihe von im der mære,
Verse: 6 er was ein merkære:
Verse: 7 er tet vil rûhes willen schîn.
Verse: 8 ze scherme dem herren sîn
Verse: 9 partierre unde valsche diet,
Verse: 10 von den werden er die schiet:
Verse: 11 er was ir vuore ein strenger hagel,
Verse: 12 noch scherpher dan der bîen ir zagel.
Verse: 13 seht, die verkêrten Keien prîs
Verse: 14 (der was manlîcher triuwen wîs):
Verse: 15 vil hazzes er von in gewan.
Verse: 16 von Düringen vürste Herman,
Verse: 17 etslîch dîn ingesinde ich maz,
Verse: 18 daz ûzgesinde hieze baz:
Verse: 19 dir wære ouch eins Keien nôt,
Verse: 20 sît wâriu milde dir gebôt
Verse: 21 sô manecvalden anehanc,
Verse: 22 etswâ smæhlîch gedranc
Verse: 23 und etswâ werdez dringen.
Verse: 24 dez muoz her Walther singen:
Verse: 25 "guoten tac, bœse unde guot!"
Verse: 26 swâ man solhen sanc nû tuot,
Verse: 27 des sint die valschen gêret.
Verse: 28 Keie hetes in niht gelêret
Verse: 29 noch her Heinrîch von Rîspach.
Verse: 30 hœrt wunders mêr, waz dort geschach
Verse: 1 ûf dem Plimizœles plân,
Verse: 2 Keie wart geholt sân,
Verse: 3 in Artûs poulûn getragen.
Verse: 4 sîne vriunt begunden in dâ klagen,
Verse: 5 vil vrouwen unde manec man.
Verse: 6 dô kom ouch mîn her Gâwân
Verse: 7 über in, dâ Keie lac.
Verse: 8 er sprach: "ouwê unsælec tac,
Verse: 9 daz disiu tjost ie wart getân,
Verse: 10 dâ von ich vriunt verlorn hân."
Verse: 11 er klagete in senlîche.
Verse: 12 Keie der zornes rîche
Verse: 13 sprach: "herre, erbarmet iuch mîn lîp?
Verse: 14 sus solden klagen aldiu wîp.
Verse: 15 ir sît mîns herren swester sun:
Verse: 16 möhte ich iu dienest nû getuon,
Verse: 17 als iuwer wille gerte!
Verse: 18 dô mich got der lide werte,
Verse: 19 sô enhât daz mîn hant niht vermiten,
Verse: 20 si enhabe vil durch iuch gestriten:
Verse: 21 ich tæte ouch noch, und solde ez sîn.
Verse: 22 nû enklaget niemêr, lât mir den pîn.
Verse: 23 iuwer œheim, der künec hêr,
Verse: 24 gewinnet nimmer solhen Keien mêr.
Verse: 25 ir sît mir râche ze wol geborn:
Verse: 26 hetet aber ir einen vinger dort verlorn,
Verse: 27 dâ wâcte ich gegen mîn houbet.
Verse: 28 seht ob ir mirz geloubet:
Verse: 29 kêrt iuch niht an mîn hetzen.
Verse: 30 er kan unsanfte letzen,
Verse: 1 der noch dort ûze unvlühtec habet:
Verse: 2 weder er enschûftet noch endrabet.
Verse: 3 ouch enist hie ninder vrouwen hâr
Verse: 4 weder sô mürwe noch sô klâr,
Verse: 5 ez enwære doch ein veste bant
Verse: 6 ze wern strîtes iuwer hant.
Verse: 7 swelh man tuot solhe diemuot schîn,
Verse: 8 der êret ouch die muoter sîn:
Verse: 9 vaterhalben solde er ellen hân.
Verse: 10 kêrt muoterhalp, her Gâwân,
Verse: 11 sô werdet ir swertes blicke bleich
Verse: 12 und manlîcher herte weich."
Verse: 13 sus was der wol gelobete man
Verse: 14 gerant zer blôzen sîten an
Verse: 15 mit rede: er kunde ir gelden niht,
Verse: 16 als wol gezogenem man geschiht,
Verse: 17 dem schame versliuzet sînen munt,
Verse: 18 daz dem verschamten ist unkunt.
Verse: 19 Gâwân ze Keien sprach:
Verse: 20 "swâ man sluoc oder stach,
Verse: 21 swaz des gein mir ist geschehen,
Verse: 22 swer mîne varwe wolde spehen,
Verse: 23 diu wæne ich ie erbliche
Verse: 24 von slage oder von stiche.
Verse: 25 dû zürnes mit mir âne nôt:
Verse: 26 ich bin der dir ie dienest bôt."
Verse: 27 ûz dem poulûn gienc her Gâwân.
Verse: 28 sîn ors hiez er bringen sân,
Verse: 29 sunder swert und âne sporn
Verse: 30 saz drûf der degen wol geborn:
Verse: 1 er kêrte ûz dâ er den Wâleis vant.
Verse: 2 des witze was der minnen phant,
Verse: 3 er truoc drî tjoste durch den schilt,
Verse: 4 mit heldes handen dar gezilt:
Verse: 5 ouch hete in Orilus versniten.
Verse: 6 sus kom Gâwân zuo zim geriten:
Verse: 7 sunder kalopieren
Verse: 8 und âne punieren.
Verse: 9 er wolde güetlîche ersehen,
Verse: 10 von wem der strît dâ wære geschehen.
Verse: 11 dô sprach er grüezenlîche dar
Verse: 12 ze Parzivâl, ders kleine war
Verse: 13 nam. daz muoste et alsô sîn:
Verse: 14 dâ tet vrou Minne ir ellen schîn
Verse: 15 an dem den Herzeloide bar.
Verse: 16 ungezaldiu sippe in gar
Verse: 17 schiet von den witzen sîn
Verse: 18 und ûf geerbeter pîn
Verse: 19 von vater und von muoter art.
Verse: 20 der Wâleis wênec innen wart,
Verse: 21 waz mîns herren Gâwânes munt
Verse: 22 mit worten im dâ tæte kunt.
Verse: 23 dô sprach der künec Lôtes sun:
Verse: 24 "herre ir welt gewalt nû tuon,
Verse: 25 sît ir mir grüezen widersaget.
Verse: 26 ich enbin doch niht sô gar verzaget,
Verse: 27 ich enbringez an ander vrâge.
Verse: 28 ir habet man und mâge
Verse: 29 und den künec selben entêret,
Verse: 30 unser laster hie gemêret.
Verse: 1 des erwirbe ich iu die hulde,
Verse: 2 daz der küenc læt die schulde,
Verse: 3 welt ir nâch mînem râte leben,
Verse: 4 geselleschaft mir vür in geben."
Verse: 5 des künec Gahmuretes kint,
Verse: 6 dreun und vlêhen was im ein wint.
Verse: 7 der tavelrunder hœster prîs,
Verse: 8 Gâwân was solher nœte al wîs:
Verse: 9 er hete si unsanfte erkant.
Verse: 10 dô er mit dem mezzer durch die hant
Verse: 11 stach, des twanc in minnen kraft
Verse: 12 und wert wîplîch geselleschaft:
Verse: 13 in schiet von tôde ein künegîn.
Verse: 14 dô der küene Lehelîn
Verse: 15 mit einer tjoste rîche
Verse: 16 in twanc sô volleclîche,
Verse: 17 diu senfte süeze wol gevar
Verse: 18 ze phande sazte ir houbet dar,
Verse: 19 rêgîn Ingûse de Bahtarliez:
Verse: 20 alsus diu getriuwe hiez.
Verse: 21 dô dâhte mîn her Gâwân:
Verse: 22 "waz ob diu minne disen man
Verse: 23 twinget als si mich dô twanc,
Verse: 24 und sîn getriulîch gedanc
Verse: 25 der minne muoz ir siges jehen?"
Verse: 26 er marcte des Wâleises sehen,
Verse: 27 war stüenden im diu ougen sîn.
Verse: 28 eine veilen tuoches von Surîn,
Verse: 29 gefurriert mit gelwem zindâl,
Verse: 30 die swanc er über diu bluotes mâl.
Verse: 1 dô diu veile wart der zeher dach,
Verse: 2 sô daz ir Parzivâl niht sach,
Verse: 3 im gap her wider witze sîn
Verse: 4 von Pelrapeire diu künegîn:
Verse: 5 diu behielt iedoch sîn herze dort.
Verse: 6 nû ruochet hœren sîniu wort.
Verse: 7 er sprach: "ouwê vrouwe unde wîp,
Verse: 8 wer hât benomen mir dînen lîp?
Verse: 9 erwarp mit ritterschaft mîn hant
Verse: 10 dîn werde minne, krône und ein lant?
Verse: 11 bin ichz der dich von Clâmidê
Verse: 12 lôste? ich vant ach und ouwê
Verse: 13 und siufzec manec herze vrebel
Verse: 14 in dîner helfe. ougen nebel
Verse: 15 hât dich bî liehter sunnen hie
Verse: 16 mit benomen, jâ enweiz ich wie."
Verse: 17 er sprach: "Ouwê war kom mîn sper,
Verse: 18 daz ich mit mir brâhte her?"
Verse: 19 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 20 "herre, ez ist mit tjost vertân."
Verse: 21 "gein wem?" sprach der degen wert.
Verse: 22 "ir enhabet hie schilt noch daz swert:
Verse: 23 waz möhte ich prîses an iu bejagen?
Verse: 24 doch muoz ich iuwer spotten tragen:
Verse: 25 ir bietet mirz lîhte her nâch baz.
Verse: 26 etswenne ich ouch vor tjost gesaz:
Verse: 27 vinde ich nimmer an iu strît,
Verse: 28 doch sint diu lant wol sô wît,
Verse: 29 ich mac dâ prîs und arbeit holn
Verse: 30 und beidiu vreude und angest doln."
Verse: 1 mîn her Gâwân dô sprach:
Verse: 2 "swaz hie mit rede gein iu geschach,
Verse: 3 diust lûter unde minneclîch
Verse: 4 und niht mit stæter trüebe rîch.
Verse: 5 ich ger als ichz gedienen wil.
Verse: 6 hie liget ein künec und ritter vil
Verse: 7 und manec vrouwe wol gevar:
Verse: 8 geselleschaft gibe ich iu dar,
Verse: 9 lât ir mich mit iu rîten.
Verse: 10 dâ bewar ich iuch vor strîten."
Verse: 11 "iuwer genâde, herre! ir sprechet wol,
Verse: 12 daz ich vil gerne dienen sol,
Verse: 13 sît ir kumpânîe bietet mir.
Verse: 14 nû werst iuwer herre oder ir?"
Verse: 15 "ich heize herre einen man,
Verse: 16 von dem ich manec urbor hân:
Verse: 17 ein teil ich der benenne hie.
Verse: 18 er was gein mir des willen ie,
Verse: 19 daz er mirz ritterlîche bôt.
Verse: 20 sîne swester hete der künec Lôt,
Verse: 21 diu mich zer werlde brâhte.
Verse: 22 swes got an mir gedâhte,
Verse: 23 daz biutet dienest sîner hant.
Verse: 24 der künec Artûs ist er genant.
Verse: 25 mîn name ist ouch vil unverholn,
Verse: 26 an allen steten unverstoln:
Verse: 27 liute die mich erkennent,
Verse: 28 Gâwân mich die nennent.
Verse: 29 iu dient mîn lîp und der name,
Verse: 30 welt irz kêren mir von schame."
Verse: 1 dô sprach er: "bistûz Gâwân?
Verse: 2 wie kranken prîs ich des hân,
Verse: 3 ob dû mirz wol erbiutes hie!
Verse: 4 ich hôrte von dir sprechen ie,
Verse: 5 dû erbiutesz allen liuten wol.
Verse: 6 dîn dienst ich doch emphâhen sol
Verse: 7 niwan ûf gegendienstes gelt.
Verse: 8 nû sage mir, wes sint diu gezelt,
Verse: 9 der dort ist manegez ûf geslagen?
Verse: 10 liget Artûs dâ, sô muoz ich klagen
Verse: 11 daz ich in niht mit êren mîn
Verse: 12 mac gesehen noch die künegîn.
Verse: 13 ich sol rechen ê ein bliuwen,
Verse: 14 dâ von ich sît mit riuwen
Verse: 15 vuor von solhen sachen:
Verse: 16 ein werdiu maget mir lachen
Verse: 17 bôt, die blou der seneschalt
Verse: 18 durch mich, daz von ir reis der walt."
Verse: 19 "unsanfte ist daz gerochen"
Verse: 20 sprach Gâwân: "imst zebrochen
Verse: 21 der zeswe arm undz winster bein.
Verse: 22 rît her, schouwe ors und ouch den stein.
Verse: 23 hie ligent ouch trunzûne ûf dem snê
Verse: 24 dîns spers, nâch dem dû vrâctes ê."
Verse: 25 dô Parzivâl die wârheit sach,
Verse: 26 dô vrâcte er vürbaz unde sprach:
Verse: 27 "diz lâze ich an dich, Gâwân:
Verse: 28 ob daz sî der selbe man
Verse: 29 der mir hât laster vor gezilt,
Verse: 30 sô rîte ich mit dir, swar dû wilt."
Verse: 1 "ich enwil gein dir niht liegens phlegen"
Verse: 2 sprach Gâwân: "hiest von tjost gelegen
Verse: 3 Segramors, ein strîtes helt,
Verse: 4 des tât gein prîse ie was erwelt.
Verse: 5 dû tætez ê Keie wart gevalt:
Verse: 6 an in beiden hâstû prîs bezalt,"
Verse: 7 si riten mit ein ander dan,
Verse: 8 der Wâleis und Gâwân.
Verse: 9 vil volkes zorse und ze vuoz
Verse: 10 dort inne bôt in werden gruoz,
Verse: 11 Gâwâne und dem ritter rôt,
Verse: 12 wande in ir zuht daz gebôt.
Verse: 13 Gâwân kêrte, dâ er sîn poulûn vant:
Verse: 14 vroun Cunnewâren de Lalant
Verse: 15 ir snüere unz an die sîne gienc.
Verse: 16 diu wart vil vrô, mit vreude emphienc
Verse: 17 diu maget ir ritter, der si rach
Verse: 18 daz ir von Keien ê geschach.
Verse: 19 si nam ir bruoder an die hant
Verse: 20 und vroun Jeschûten von Karnant:
Verse: 21 sus sach si komen Parzivâl.
Verse: 22 der was gevar durch îsers mâl
Verse: 23 als touwege rôsen wæren dar gevlogen.
Verse: 24 im was sîn harnas abe gezogen.
Verse: 25 er spranc ûf, dô er die vrouwen sach.
Verse: 26 nû hœret wie Cunnewâre sprach:
Verse: 27 "got alrêst, dar nâch mir
Verse: 28 weset willekomen, sît daz ir
Verse: 29 belibet bî manlîchen siten.
Verse: 30 ich hete lachen gar vermiten,
Verse: 1 unz iuch mîn herze erkande,
Verse: 2 dô mich an vreuden phande
Verse: 3 Keie, der mich dô sô sluoc.
Verse: 4 daz habet gerochen ir genuoc:
Verse: 5 ich kuste iuch, wære ich kusses wert."
Verse: 6 "des hete ich hiute sân gegert"
Verse: 7 sprach Parzivâl, "getorste ich sô,
Verse: 8 wande ich bin iuwers emphâhens vrô."
Verse: 9 si kusten unde sâzen nider.
Verse: 10 eine juncvrouwen si sande wider
Verse: 11 und hiez ir bringen rîchiu kleit,
Verse: 12 diu wâren gesniten al gereit
Verse: 13 ûz phelle von Nînivê:
Verse: 14 si solde der künec Clâmidê,
Verse: 15 ir gevangen, hân getragen.
Verse: 16 diu maget si brâhte und begunde klagen,
Verse: 17 der mantel wære âne snuor.
Verse: 18 Cunnewâre sus gevuor:
Verse: 19 von blanker sîte ein snüerelîn
Verse: 20 si zucte und zôch ez im dar în.
Verse: 21 mit urloube er sich dô twuoc
Verse: 22 den râm von im: der junge truoc
Verse: 23 bî rôtem munde liehtez vel.
Verse: 24 gekleidet wart der degen snel:
Verse: 25 dô was er fier unde klâr.
Verse: 26 swer in sach, der jach vür wâr,
Verse: 27 er wære geblüemet vür alle man.
Verse: 28 diz lop sîn varwe muoste hân.
Verse: 29 Parzivâl stuont wol sîn wât.
Verse: 30 einen grüenen smârât
Verse: 1 spien si im vür sîn houbetloch.
Verse: 2 Cunnewâre gap im mêr dennoch,
Verse: 3 einen tiuren gürtel fier:
Verse: 4 mit edeln steinen manec tier
Verse: 5 muoste ûzen ûf dem borten sîn,
Verse: 6 diu rinke was ein rubîn.
Verse: 7 wie was der junge âne bart
Verse: 8 geschicket, dô er gegürtet wart?
Verse: 9 diz mære giht, wol genuoc.
Verse: 10 daz volc im holdez herze truoc:
Verse: 11 swer in sach, man oder wîp,
Verse: 12 die heten wert sînen lîp.
Verse: 13 der künec messe hete gehôrt:
Verse: 14 man sach Artûsen komen dort
Verse: 15 mit der tavelrunder diet.
Verse: 16 der neheiner valscheit nie geriet,
Verse: 17 die heten alle ê vernomen,
Verse: 18 der rôte ritter wære komen
Verse: 19 in Gâwânes poulûn.
Verse: 20 dar kom Artûs der Bertûn.
Verse: 21 der zeblûwen Antanor
Verse: 22 spranc dem künege allez vor.
Verse: 23 unz er den Wâleis ersach.
Verse: 24 den vrâcte er: "sît irz der mich rach
Verse: 25 und Cunnewâren de Lalant?
Verse: 26 vil prîses giht man iuwer hant:
Verse: 27 Keie hât verphendet.
Verse: 28 sîn dreun ist nû gelendet,
Verse: 29 ich vürhte wênec sînen swanc:
Verse: 30 der zeswe arm ist im ze kranc."
Verse: 1 dô truoc der junge Parzivâl
Verse: 2 âne vlügel engels mâl,
Verse: 3 sus geblüet ûf der erden.
Verse: 4 Artûs mit den werden
Verse: 5 emphienc in minneclîche.
Verse: 6 guotes willen wâren rîche
Verse: 7 alle die in gesâhen dâ.
Verse: 8 ir herzen volge sprach in jâ,
Verse: 9 gein sînem lobe sprach niemen nein:
Verse: 10 sô rehte minneclîch er schein.
Verse: 11 Artûs sprach zem Wâleise sân:
Verse: 12 "ir habet mir liep und leit getân:
Verse: 13 doch habet ir mir der êre
Verse: 14 brâht und gesendet mêre
Verse: 15 denne ich ir ie von manne emphienc.
Verse: 16 dâ engein mîn dienst noch kleine gienc,
Verse: 17 hetet ir prîses niemêr getân,
Verse: 18 wan daz diu herzogîn sol hân,
Verse: 19 vrou Jeschûte, die hulde.
Verse: 20 ouch wære iu Keien schulde
Verse: 21 gewandelt und gerochen,
Verse: 22 hete ich iuch ê gesprochen."
Verse: 23 Artûs sagete im wes er bat,
Verse: 24 war umbe er an die selben stat
Verse: 25 und ouch mêr landes was geriten.
Verse: 26 si begunden in dô alle biten
Verse: 27 daz er gelobete sunder
Verse: 28 den von der tavelrunder
Verse: 29 sîn ritterlîch gesellekeit.
Verse: 30 im was ir bete niht ze leit:
Verse: 1 ouch mohte ers sîn von schulden vrô.
Verse: 2 Parzivâl si werte dô.
Verse: 3 nû râtet, hœret unde jeht,
Verse: 4 ob tavelrunder mege ir reht
Verse: 5 des tages behalden, wande ir phlac
Verse: 6 Artûs, bî dem ein site lac:
Verse: 7 nehein ritter vor im az
Verse: 8 des tages swenne âventiur vergaz
Verse: 9 daz si sînen hof vermeit.
Verse: 10 imst âventiure nû bereit:
Verse: 11 daz lop muoste tavelrunder hân.
Verse: 12 swie si wære dâ ze Nantes lân,
Verse: 13 man sprach ir reht ûf bluomen velt.
Verse: 14 dâ enirte stûde noch gezelt.
Verse: 15 der künec Artûs daz gebôt
Verse: 16 zêren dem ritter rôt:
Verse: 17 sus nam sîn werdekeit dâ lôn.
Verse: 18 ein phelle von Acratôn,
Verse: 19 ûz heidenschefte verre brâht,
Verse: 20 wart zeinem zil aldâ gedâht,
Verse: 21 niht breit, sinewel gesniten:
Verse: 22 al nâch tavelrunder siten
Verse: 23 (wande in ir zuht des verjach)
Verse: 24 nâch gegenstuole dâ niemen sprach,
Verse: 25 diu gesiz wâren al gelîche hêr.
Verse: 26 der künec Artûs gebôt in mêr
Verse: 27 daz man werde ritter und werde vrouwen
Verse: 28 an dem ringe müeste schouwen,
Verse: 29 die man dâ gein prîse maz.
Verse: 30 maget, wîp und man ze hove dô az.
Verse: 1 dô kom vrou Ginôvêr dar
Verse: 2 mit maneger vrouwen lieht gevar,
Verse: 3 mit ir manec edel vürstîn:
Verse: 4 die truogen minneclîchen schîn.
Verse: 5 ouch was der rinc genomen sô wît,
Verse: 6 daz âne gedrenge und âne strît
Verse: 7 manec vrouwe bî ir âmîs saz.
Verse: 8 Artûs der valsches laz
Verse: 9 brâhte den Wâleis an der hant,
Verse: 10 vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 11 gienc im anderhalben bî:
Verse: 12 diu was dô trûrens worden vrî.
Verse: 13 Artûs an den Wâleis sach.
Verse: 14 nû sult ir hœren wie er sprach:
Verse: 15 "ich wil iuwern klâren lîp
Verse: 16 lâzen küssen mîn aldez wîp:
Verse: 17 des endorftet ir doch hie niemen biten,
Verse: 18 sît ir von Pelrapeire geriten,
Verse: 19 wan dâst des kusses hœstez zil.
Verse: 20 eins dinges ich iuch biten wil:
Verse: 21 kom ich immer in iuwer hûs,
Verse: 22 geldet disen kus" sprach Artûs.
Verse: 23 "ich tuon swes ir mich bitet, dâ"
Verse: 24 sprach der Wâleis "und ouch anderswâ."
Verse: 25 ein lützel gein im si dô gienc,
Verse: 26 diu künegîn in mit kusse emphienc.
Verse: 27 "nû verkiuse ich hie mit triuwen"
Verse: 28 sprach si, "daz ir mit riuwen
Verse: 29 mich liezet: die hetet ir mir gegeben,
Verse: 30 dô ir rois îthêr nâmet sîn leben."
Verse: 1 von der suone wurden naz
Verse: 2 der künegîn ougen umbe daz,
Verse: 3 wande îthêrs tôt tet wîben wê.
Verse: 4 man sazte den künec Clâmidê
Verse: 5 an daz uover zuo dem Plimizœl,
Verse: 6 bî dem saz Jofreit fîz îdœl.
Verse: 7 zwischen Clâmidê und Gâwân
Verse: 8 der Wâleis sitzen muoste hân,
Verse: 9 als mir diu âventiure maz.
Verse: 10 an disem ringe niemen saz,
Verse: 11 der muoter brust ie gesouc,
Verse: 12 des werdekeit sô lützel trouc,
Verse: 13 wan kraft mit jugent wol gevar
Verse: 14 der Wâleis mit im brâhte dar.
Verse: 15 swer in ze rehte wolde spehen,
Verse: 16 sô hât sich manec vrouwe ersehen
Verse: 17 in trüeber glase dan wære sîn munt.
Verse: 18 ich tuon iu von sînem velle kunt.
Verse: 19 an dem kinne und an den wangen
Verse: 20 sîn varwe zeiner zangen
Verse: 21 wære guot: si möhte stæte haben,
Verse: 22 diu den zwîvel wol hin dan kan schaben.
Verse: 23 ich meine wîp die wenkent
Verse: 24 und ir vriuntschaft überdenkent.
Verse: 25 sîn glast was wîbes stæte ein bant:
Verse: 26 ir zwîvel gar gein im verswant,
Verse: 27 ir sehen in mit triuwe emphienc,
Verse: 28 durch diu ougen in ir herze er gienc.
Verse: 29 man und wîp im wâren holt:
Verse: 30 sus hete er werdekeit gedolt
Verse: 1 unz ûf daz siufzebære zil.
Verse: 2 hie kom von der ich sprechen wil,
Verse: 3 ein maget gein triuwen wol gelobet,
Verse: 4 wan daz ir zuht was vertobet.
Verse: 5 ir mære tet vil liuten leit.
Verse: 6 nû hœret wie diu juncvrouwe reit
Verse: 7 einen mûl hôch als ein kastelân,
Verse: 8 val und dennoch sus getân,
Verse: 9 nassnitec und verbrant,
Verse: 10 als ungerschiu marc erkant.
Verse: 11 ir zoum und ir gereite
Verse: 12 was geworht mit arbeite,
Verse: 13 tiure unde rîche.
Verse: 14 ir mûl gienc volleclîche,
Verse: 15 si was niht vrouwenlîche var.
Verse: 16 wê waz solde ir komen dar?
Verse: 17 si kom iedoch: daz muoste et sîn,
Verse: 18 Artûs her si brâhte pîn.
Verse: 19 der megede ir kunst des verjach,
Verse: 20 alle sprâche si wol sprach,
Verse: 21 latîn, heidensch, franzois.
Verse: 22 si was der witze kurtois,
Verse: 23 dîaletike und jeometrî,
Verse: 24 ir wâren ouch die liste bî
Verse: 25 von astromomîe.
Verse: 26 si hiez Cundrîe,
Verse: 27 surziere was ir zuoname.
Verse: 28 in dem munde niht diu lame
Verse: 29 (wan der geredete ir genuoc),
Verse: 30 vil hôher vreude si nider sluoc.
Verse: 1 diu maget witze rîche
Verse: 2 was gevar den ungelîche
Verse: 3 die man dâ heizet bêâ schent.
Verse: 4 ein brûtlachen von Gent,
Verse: 5 noch blâwer denne ein lasûr,
Verse: 6 hete an geleget der vreuden schûr:
Verse: 7 daz was ein kappe wol gesniten
Verse: 8 al nâch der Franzoiser siten.
Verse: 9 drunde an ir lîbe was phelle guot.
Verse: 10 von Lunders ein phæwîn huot,
Verse: 11 gefurriert mit einem blîalt
Verse: 12 (der huot was niuwe, diu snuor niht alt),
Verse: 13 der hienc ir an dem rücke.
Verse: 14 ir mære was ein brücke:
Verse: 15 über vreude ez jâmer truoc.
Verse: 16 si zucte in schimphes dâ genuoc.
Verse: 17 über den huot ein zoph ir swanc
Verse: 18 unz ûf den mûl: der was sô lanc,
Verse: 19 swarz, herte und niht ze klâr,
Verse: 20 linde als eins swînes rückehâr.
Verse: 21 si was genaset als ein hunt,
Verse: 22 zwêne ebers zene ir vür den munt
Verse: 23 giengen wol spannen lanc,
Verse: 24 ietweder wintbra sich dranc
Verse: 25 mit zöphen vür die hâres snuor.
Verse: 26 mîn zuht mit wârheit missevuor,
Verse: 27 daz ich sus muoz von vrouwen sagen:
Verse: 28 nehein anderiu darf ez von mir klagen.
Verse: 29 Cundrîe truoc ôren als ein ber:
Verse: 30 niht nâch vriundes minne ger,
Verse: 1 rûch was ir antlitze erkant.
Verse: 2 einen geisel si vuorte in der hant,
Verse: 3 dem wâren die swenkel sîdîn
Verse: 4 und der stil ein rubîn.
Verse: 5 gevar als eines affen hût
Verse: 6 truoc hende diz gæbe trût.
Verse: 7 die nagele wâren niht ze lieht,
Verse: 8 wan mir diu âventiure giht,
Verse: 9 si stüenden als eins lewen klân.
Verse: 10 nâch ir minne was selten tjost getân.
Verse: 11 sus kom geriten in den rinc
Verse: 12 trûrens urhap, vreuden twinc.
Verse: 13 si kêrte aldâ si den wirt vant.
Verse: 14 vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 15 az mit Artûse,
Verse: 16 diu künegîn von Janfûse
Verse: 17 mit vroun Ginôvêren az.
Verse: 18 Artûs der künec schône saz.
Verse: 19 Cundrîe hielt vür den Bertenois,
Verse: 20 si sprach hin zim en franois
Verse: 21 (ob ichz iu tiuschen sagen sol,
Verse: 22 mir tuont ir mære niht ze wol):
Verse: 23 "fil li roi Utepandragûn,
Verse: 24 dich selben und manegen Bertûn
Verse: 25 hât dîn gewerp alhie geschant.
Verse: 26 die besten über elliu lant
Verse: 27 sæzen hie mit werdekeit,
Verse: 28 wan daz ein galle ir prîs versneit:
Verse: 29 tavelrunder ist entnihtet,
Verse: 30 der valsch hât dran gephlihtet.
Verse: 1 künec Artûs, dû stüende ze lobe
Verse: 2 hôhe dînen genôzen obe:
Verse: 3 dîn stîgender prîs nû sinket,
Verse: 4 dîn snelliu wirde hinket,
Verse: 5 dîn hôhez lop sich neiget,
Verse: 6 dîn prîs hât valsch erzeiget.
Verse: 7 tavelrunder prîses kraft
Verse: 8 hât erlemt ein geselleschaft,
Verse: 9 die drüber gap her Parzivâl.
Verse: 10 der ouch dort treget diu ritters mâl,
Verse: 11 ir nennet in der ritter rôt
Verse: 12 nâch dem der lac vor Nantes tôt:
Verse: 13 ungelîch ir zweier leben was,
Verse: 14 wan munt von ritter nie gelas,
Verse: 15 der phlæge sô ganzer werdekeit."
Verse: 16 von dem künege si vür den Wâleis reit.
Verse: 17 si sprach: "ir tuot mir site buoz,
Verse: 18 daz ich versage mînen gruoz
Verse: 19 Artûse und der massenîe sîn.
Verse: 20 gunêrt si iuwer liehter schîn
Verse: 21 und iuwer manlîchen lide.
Verse: 22 hete ich suone oder vride,
Verse: 23 diu wæren iu beidiu tiure.
Verse: 24 ich dunke iuch ungehiure
Verse: 25 und bin gehiurer doch danne ir.
Verse: 26 her Parzivâl, wan saget ir mir
Verse: 27 und bescheidet mich einer mære,
Verse: 28 dô der trûrege vischære
Verse: 29 saz âne vreude und âne trôst,
Verse: 30 war umbe ir in niht siufzens hât erlôst?
Verse: 1 er truoc iu vür den jâmers last:
Verse: 2 ir vil ungetriuwer gast,
Verse: 3 sîn nôt iuch solde erbarmet hân.
Verse: 4 daz iu der munt noch werde wan,
Verse: 5 ich meine der zungen drinne,
Verse: 6 als iuz herze ist rehter sinne!
Verse: 7 gein der helle ir sît benant
Verse: 8 ze himele vor der hœsten hant:
Verse: 9 alsô sît ir ûf der erden.
Verse: 10 versinnent sich die werden,
Verse: 11 ir heiles ban, ir sælden vluoch,
Verse: 12 des ganzen prîses reht unruoch,
Verse: 13 ir sît manlîcher êren schiech,
Verse: 14 und an der werdekeit sô siech,
Verse: 15 nehein arzet mac iuch des ernern.
Verse: 16 ich wil ûf iuwerm houpte swern,
Verse: 17 gît mir iemen des den eit,
Verse: 18 daz grœzer valsch nie wart bereit
Verse: 19 neheinem alsô schœnem man.
Verse: 20 ir vederangel, ir nâtern zan,
Verse: 21 iu gap iedoch der wirt ein swert,
Verse: 22 des iuwer wirde wart nie wert:
Verse: 23 dâ erwarp iu swîgen sünden zil.
Verse: 24 ir sît der hellehirten spil,
Verse: 25 gunêrter lîp, her Parzivâl!
Verse: 26 ir sâhet ouch vür iuch tragen den grâl
Verse: 27 und snîdende silber und bluotec sper.
Verse: 28 ir vreuden letze, ir trûrens wer,
Verse: 29 wære ze Munsalvæsche iu vrâgen mite!
Verse: 30 in heidenschaft ze Tabronite
Verse: 1 diu stat hât erden wunsches solt:
Verse: 2 hie hete iu vrâgen mêr erholt.
Verse: 3 jenes landes künegîn
Verse: 4 Feirefîz Anschevîn
Verse: 5 mit herter ritterschefte erwarp.
Verse: 6 an dem diu manheit niht verdarp,
Verse: 7 die iuwer beider vater truoc,
Verse: 8 iuwer bruoder wunders phliget genuoc:
Verse: 9 jâst beidiu swarz unde blanc
Verse: 10 der künegîn sun von Zazamanc.
Verse: 11 nû denke ich aber an Gahmureten:
Verse: 12 des herze ie valsches was erjeten,
Verse: 13 von Anschouwe iuwer vater hiez,
Verse: 14 der iu ander erbe liez
Verse: 15 denne als ir habet geworben.
Verse: 16 an prîse ir sît verdorben:
Verse: 17 hete iuwer muoster ie missetân,
Verse: 18 sô solde ichz dâ vür gerne hân,
Verse: 19 ir möhtet ir sun niht gesîn.
Verse: 20 nein, si lêrte ir triuwe pîn:
Verse: 21 geloupt von ir guoter mære
Verse: 22 und daz iuwer vater wære
Verse: 23 manlîcher triuwe wîse
Verse: 24 und wîtvengec hôher prîse.
Verse: 25 er kunde wol mit schallen.
Verse: 26 grôz herze und kleine gallen,
Verse: 27 dar obe was sîn brust ein dach.
Verse: 28 er was riuse und vengec vach:
Verse: 29 sîn manlîchez ellen
Verse: 30 kunde den prîs wol gestellen.
Verse: 1 nûst iuwer prîs ze valsche komen.
Verse: 2 ouwê daz ie wart vernomen
Verse: 3 von mir, daz Herzeloiden barn
Verse: 4 an prîse hât sus missevarn!"
Verse: 5 Cundrîe was selbe sorgens phant:
Verse: 6 al weinde si die hende want,
Verse: 7 daz manec zaher den andern sluoc.
Verse: 8 grôz jâmer si ûz ir ougen truoc:
Verse: 9 die maget lêrte ir triuwe
Verse: 10 wol klagen ir herzen riuwe.
Verse: 11 wider vür den wirt si kêrte,
Verse: 12 ir mære si dâ gemêrte.
Verse: 13 si sprach: "ist hei kein ritter wert,
Verse: 14 des ellen prîses hât gegert
Verse: 15 und dar zuo hôher minne?
Verse: 16 ich weiz vier küneginne
Verse: 17 und vier hundert juncvrouwen,
Verse: 18 die man gerne möhte schouwen:
Verse: 19 ze Schastel Marveile die sint.
Verse: 20 al âventiure ist ein wint,
Verse: 21 wan die man dâ bezaln mac,
Verse: 22 hôher minne wert bejac.
Verse: 23 al habe ich der reise pîn,
Verse: 24 ich wil doch hînte drûfe sîn."
Verse: 25 diu maget trûrec, niht gemeit,
Verse: 26 âne urloup dannen reit,
Verse: 27 al weinde si dicke wider sach.
Verse: 28 nû hœret wie si ze jungest sprach:
Verse: 29 "ei Munsalvæsche, jâmers zil!
Verse: 30 wê daz dich niemen trœsten wil!"
Verse: 1 Cundrîe la surziere,
Verse: 2 diu unsüeze und doch diu fiere,
Verse: 3 den Wâleis si beswæret hât.
Verse: 4 waz half in küenes herzen rât
Verse: 5 und wâriu zuht bî manheit?
Verse: 6 und dennoch mêr im was bereit
Verse: 7 schame ob allen sînen siten:
Verse: 8 den rehten valsch hete er vermiten,
Verse: 9 wan schame gît prîs ze lône
Verse: 10 und ist doch der sêle krône,
Verse: 11 schame ist ob siten ein güebet uop.
Verse: 12 Cunnewâre daz êrste weinen huop,
Verse: 13 daz Parzivâl den degen balt
Verse: 14 Cundrîe surziere sus beschalt,
Verse: 15 ein alsô wunderlîch geschaf.
Verse: 16 herzen jâmer ougen saf
Verse: 17 gap maneger werden vrouwen:
Verse: 18 die man weinde muoste schouwen,
Verse: 19 Cundrîe was ir trûrens wer.
Verse: 20 diu reit enwec: nû reit dort her
Verse: 21 ein ritter, der truoc hôhen muot.
Verse: 22 al sîn harnas was sô guot
Verse: 23 von den vuozen unz an shouptes dach,
Verse: 24 daz mans vür grôze koste jach:
Verse: 25 sîn zimierde was rîche.
Verse: 26 gewâpent ritterlîche
Verse: 27 was des ors und sîn selbes lîp.
Verse: 28 nû vant er maget, man und wîp
Verse: 29 trûrec an dem ringe hie.
Verse: 30 dâ reit er zuo, nû hœret wie:
Verse: 1 sîn muot stuont hôch, doch jâmers vol.
Verse: 2 die beide schanze ich nennen sol:
Verse: 3 hôchvart riet sîn manheit,
Verse: 4 jâmer lêrte in herzenleit.
Verse: 5 er reit ûzen zuo dem ringe.
Verse: 6 ob man in dâ iht dringe?
Verse: 7 vil knappen spranc dar nâher sân.
Verse: 8 dô emphiengen si den werden man:
Verse: 9 sîn schilt und er wâren unbekant.
Verse: 10 den helm er niht von im bant:
Verse: 11 der vreuden ellende
Verse: 12 truoc daz swert in sîner hende,
Verse: 13 bedecket mit der scheiden.
Verse: 14 dô vrâcte er nâch in beiden:
Verse: 15 "wâst Artûs und Gâwân?"
Verse: 16 juncherren zeicten im die sân.
Verse: 17 sus gienc er durch den rinc wît.
Verse: 18 tiure was sîn kursît,
Verse: 19 mit liehtem phelle wol gevar.
Verse: 20 vür den wirt des ringes schar
Verse: 21 stuont er unde sprach alsus:
Verse: 22 "got halde den künec Artus,
Verse: 23 dar zuo vrouwen unde man!
Verse: 24 swaz ich der hie gesehen hân,
Verse: 25 den biute ich dienestlîchen gruoz.
Verse: 26 wan einem tuot mîn dienest buoz,
Verse: 27 im enwirt mîn dienest nimmer schîn.
Verse: 28 ich wil bî sînem hazze sîn:
Verse: 29 swaz hazzes er geleisten mac,
Verse: 30 mîn haz im biutet hazzes slac.
Verse: 1 ich sol doch nennen wer der sî.
Verse: 2 ach ich armman und ouwî,
Verse: 3 daz er mîn herze ie sus versneit!
Verse: 4 mîn jâmer ist von im ze breit.
Verse: 5 daz ist hie her Gâwân.
Verse: 6 der dicke prîs hât getân
Verse: 7 und hôhe werdekeit bezalt,
Verse: 8 unprîs sîn hete aldâ gewalt,
Verse: 9 dô in sîn gir dar zuo vertruoc,
Verse: 10 im gruoze er mînen herren sluoc.
Verse: 11 ein kus, den Jûdas teilde,
Verse: 12 im solhen willen veilde:
Verse: 13 ez tuot manec tûsent herzen wê.
Verse: 14 daz strenge mortlîche rê
Verse: 15 an mînem herren ist getân.
Verse: 16 lougent des her Gâwân,
Verse: 17 des antwurte ûf kamphes slac
Verse: 18 von hiute über den vierzegesten tac
Verse: 19 vor dem künege von Ascalûn
Verse: 20 in der hôhen stat ze Schanphanzûn.
Verse: 21 ich lade in kamphlîche dar
Verse: 22 gein mir ze komen in kamphes vâr.
Verse: 23 kan sîn lîp des niht verzagen,
Verse: 24 er enwelle dâ schildes ambet tragen,
Verse: 25 sô mane ich in dennoch mêre
Verse: 26 bî des helmes êre
Verse: 27 und durch ritter ordenlîchez leben:
Verse: 28 dem sint zwuo rîche urbor gegeben,
Verse: 29 rehtiu schame und werdiu triuwe
Verse: 30 gebent prîs alt und niuwe.
Verse: 1 her Gâwân sol sich niht verschemen,
Verse: 2 ob er geselleschaft wil nemen
Verse: 3 ob der tavelrunder.
Verse: 4 diu dort stêt besunder,
Verse: 5 der reht wære gebrochen sân,
Verse: 6 sæze drobe ein triuwenlôser man.
Verse: 7 ich enbin her niht durch schelden komen:
Verse: 8 geloubet, sît irz habet vernomen,
Verse: 9 ich vorder kamph vür schelden,
Verse: 10 der niht wan tôt sol gelden
Verse: 11 oder leben mit êren,
Verse: 12 swenz wil diu sælde lêren."
Verse: 13 der künec swîcte und was unvrô.
Verse: 14 doch antwurte er der rede alsô:
Verse: 15 "herre, erst mîner swester sun:
Verse: 16 wære Gâwân tôt, ich wolde tuon
Verse: 17 den kamph, ê sîn gebeine
Verse: 18 læge triuwenlôs unreine.
Verse: 19 wil gelücke, iu sol Gâwânes hant
Verse: 20 mit kamphe tuon daz wol bekant,
Verse: 21 daz sîn lîp mit triuwen vert
Verse: 22 und sich des valsches hât erwert.
Verse: 23 habe iu anders iemen leit
Verse: 24 getân, sô enmachet niht sô breit
Verse: 25 sîn laster âne schulde:
Verse: 26 wan erwirbet er iuwer hulde
Verse: 27 sô daz sîn lîp unschuldec ist,
Verse: 28 ir habet in dirre kurzen vrist
Verse: 29 von im gesaget daz iuwern prîs
Verse: 30 krenket, sint die liute wîs."
Verse: 1 Bêâcurs der stolze man,
Verse: 2 des bruoder was her Gâwân,
Verse: 3 der spranc ûf und sprach zehant:
Verse: 4 "herre, ich sol dâ wesen phant,
Verse: 5 swar Gâwâne ist der kamph geleget.
Verse: 6 sîn velschen mich unsanfte reget.
Verse: 7 welt irs niht erlâzen in,
Verse: 8 habet iuch an mich: sîn phant ich bin,
Verse: 9 ich sol vür in ze kamphe stên.
Verse: 10 ez mac mit rede niht ergên,
Verse: 11 daz hôher prîs geneiget sî,
Verse: 12 der Gâwâne ist ledeclîche bî."
Verse: 13 er kêrte aldâ sîn bruoder saz:
Verse: 14 vuozvallens er dâ niht vergaz.
Verse: 15 den bat er sus, nû hœret wie:
Verse: 16 "gedenke, bruoder, daz dû ie
Verse: 17 mir hülfe grôzer werdekeit.
Verse: 18 lâ mich vür dîn arbeit
Verse: 19 ein kamphlîchez gîsel wesen.
Verse: 20 ob ich in kamphe sol genesen,
Verse: 21 des hâstû immer êre."
Verse: 22 er bat in vürbaz mêre
Verse: 23 durch bruoderlîchen ritters prîs.
Verse: 24 Gâwân sprach: "ich bin sô wîs,
Verse: 25 daz ich dich, bruoder, niht gewer
Verse: 26 dîner bruoderlîchen ger.
Verse: 27 ich enweiz war umbe ich strîten sol.
Verse: 28 ouch entuot mir strîten niht sô wol:
Verse: 29 ungerne wolde ich dir versagen,
Verse: 30 wan daz ichz laster müeste tragen.
Verse: 1 Bêâcurs al vaste bat.
Verse: 2 der gast stuont an sîner stat,
Verse: 3 er sprach: "mir biutet kamph ein man,
Verse: 4 des ich neheine künde hân:
Verse: 5 ich enhân ouch niht ze sprechen dar.
Verse: 6 starc, küene, wol gevar,
Verse: 7 getriuwe unde rîche,
Verse: 8 hât er diu volleclîche,
Verse: 9 er mac borgen deste baz.
Verse: 10 ich entrage gein im deheinen haz:
Verse: 11 er was mîn herre und mîn mâc,
Verse: 12 durch den ich hebe disen bâc.
Verse: 13 unser veter gebruoder hiezen,
Verse: 14 die nihtes ein ander liezen.
Verse: 15 nehein man gekrœnet wart
Verse: 16 nie, ich enhete im vollen art
Verse: 17 mit kamphe rede ze bieten,
Verse: 18 mich râche gein im nieten.
Verse: 19 ich bin ein vürste ûz Ascalûn,
Verse: 20 der lantgrâve von Schanphanzûn,
Verse: 21 und heize Kingrimursel.
Verse: 22 ist her Gâwân lobes snel,
Verse: 23 der mac sich anders niht entsagen,
Verse: 24 er enmüeze kamph dâ gein mir tragen.
Verse: 25 ouch gibe ich im vride über al daz lant,
Verse: 26 niwan von mîn eines hant:
Verse: 27 mit triuwen ich vride geheize
Verse: 28 ûzerhalp des kamphes kreize.
Verse: 29 got hüete al der ich lâze hie,
Verse: 30 wan eines, er weiz wol selbe wie."
Verse: 1 sus schiet der wol gelobete man
Verse: 2 von dem Plimizœles plân.
Verse: 3 dô Kingrimursel wart genant,
Verse: 4 ohteiz dô wart er schiere erkant:
Verse: 5 werden virregen prîs
Verse: 6 hete an im der vürste wîs.
Verse: 7 si jâhen daz her Gâwân
Verse: 8 des kamphes sorge müeste hân
Verse: 9 gein sîner wâren manheit,
Verse: 10 des vürsten der dâ von in reit.
Verse: 11 ouch wande manegen trûrens nôt,
Verse: 12 daz man im dâ niht êre bôt:
Verse: 13 dar wâren solhiu mære komen
Verse: 14 als ir wol ê hât vernomen,
Verse: 15 die lîhte erwanden einen gast
Verse: 16 daz wirtes gruozes im gebrast.
Verse: 17 von Cundrîen man ouch innen wart
Verse: 18 Parzivâles namen und sîner art,
Verse: 19 daz in gebar ein künegîn
Verse: 20 und wie die erwarp der Anschevîn.
Verse: 21 maneger sprach: "vil wol ichz weiz
Verse: 22 daz er si vor Kanvoleiz
Verse: 23 gediende hurteclîche
Verse: 24 mit manegem poinder rîche
Verse: 25 und daz sîn ellen unverzaget
Verse: 26 erwarp die sældebæren maget.
Verse: 27 Amphlîse diu gehêrte
Verse: 28 ouch Gahmureten lêrte,
Verse: 29 dâ von der helt wart kurtois.
Verse: 30 nû sol ein ieslîch Bertenois
Verse: 1 sich vreun daz uns der helt ist komen,
Verse: 2 dâ prîs mit wârheit ist vernomen
Verse: 3 an im und ouch an Gahmurete.
Verse: 4 reht werdekeit was sîn gewete."
Verse: 5 Artûses her was an dem tage
Verse: 6 komen vreude unde klage:
Verse: 7 ein solh geparriertez leben
Verse: 8 was den helden dâ gegeben.
Verse: 9 si stuonden ûf über al:
Verse: 10 dâ was trûren âne zal.
Verse: 11 ouch giengen die werden sân
Verse: 12 dâ Parzivâl und Gâwân
Verse: 13 bî ein ander stuonden:
Verse: 14 si trôsten si als si kunden.
Verse: 15 Clâmidên den wol geborn
Verse: 16 dûhte, er hete mêr verlorn
Verse: 17 dan iemen der dâ möhte sîn,
Verse: 18 und daz ze scharph wære sîn pîn.
Verse: 19 er sprach ze Parzivâle:
Verse: 20 "wæret ir bî dem grâle,
Verse: 21 sô muoz ich sprechen âne spot,
Verse: 22 in heidenschaft Tribalibot,
Verse: 23 dar zuo daz gebirge in Kaukasas,
Verse: 24 swaz munt von rîcheit ie gelas
Verse: 25 und des grâles werdekeit,
Verse: 26 die envergülden niht mîn herzeleit
Verse: 27 daz ich vor Pelrapeire gewan.
Verse: 28 ach ich arm unsælec man!
Verse: 29 mich schiet von vreuden iuwer hant.
Verse: 30 hiest vrou Cunnewâre de Lalant:
Verse: 1 ouch wil diu edele vürstîn
Verse: 2 sô verre ziuwerm gebote sîn,
Verse: 3 daz ir diu niemen dienen lât.
Verse: 4 swie vil si dienestgeldes hât,
Verse: 5 si möhte iedoch erlangen,
Verse: 6 daz ich bin ir gevangen
Verse: 7 alsus lange hie gewesen.
Verse: 8 ob ich an vreuden sol genesen,
Verse: 9 sô helfet mir daz si êre sich
Verse: 10 sô daz ir minne ergetze mich
Verse: 11 ein teil des ich von iu verlôs.
Verse: 12 dâ mich der vreuden zil verkôs,
Verse: 13 ich hetez behalden wol, wan ir.
Verse: 14 nû helfet dirre megede mir."
Verse: 15 "daz tuon ich" sprach der Wâleis.
Verse: 16 "ist si bete volge kurteis,
Verse: 17 ich ergetze iuch gerne, wan sist doch mîn,
Verse: 18 durch die ir welt bî sorgen sîn.
Verse: 19 ich meine diu treget den bêâ curs,
Verse: 20 Condwîren âmûrs."
Verse: 21 von Janfûse diu heidenîn
Verse: 22 und Artûs und daz wîp sîn
Verse: 23 und Cunnewâre de Lalant
Verse: 24 und vrou Jeschûte von Karnant,
Verse: 25 die giengen dâ durch trœsten zuo.
Verse: 26 was welt ir daz man mêr nû tuo?
Verse: 27 Cunnewâren si gâben Clâmidê,
Verse: 28 wan dem was nâch ir minne wê.
Verse: 29 sînen lîp gap er ir ze lône
Verse: 30 und ir houbet eine krône.
Verse: 1 dâz diu von Janfûse sach,
Verse: 2 diu heidenîn zem Wâleis sprach:
Verse: 3 "Cundrîe nande uns einen man,
Verse: 4 des ich iu wol ze bruoder gan:
Verse: 5 des kraft ist wît unde breit.
Verse: 6 zweier krône rîcheit
Verse: 7 stêt vorhteclîche in sîner phlege
Verse: 8 ûf dem wazzer und der erden wege:
Verse: 9 Azagouc und Zazamanc.
Verse: 10 diu lant sint kreftec, ninder kranc.
Verse: 11 sînem rîchtuom gelîchet niht
Verse: 12 âne den bâruc, swâ mans giht,
Verse: 13 und âne Tribalibot.
Verse: 14 man betet in an als einen got:
Verse: 15 sîn vel hât vil spæhen glast.
Verse: 16 erst aller mannes varwe ein gast:
Verse: 17 wîz und swarz ist er erkant.
Verse: 18 ich vuor dâ her durch ein sîn lant.
Verse: 19 er wolde gerne erwendet hân
Verse: 20 mîn vart die ich dâ her hân getân:
Verse: 21 daz warp er, dô enmohter.
Verse: 22 sîner muoter muomen tohter
Verse: 23 bin ich: er ist ein künec hêr.
Verse: 24 ich sage iu von im wunders mêr
Verse: 25 niemen gesaz von sîner tjost,
Verse: 26 sîn prîs hât vil hôhe kost,
Verse: 27 sô milder lîp gesouc nie brust,
Verse: 28 sîn site ist valscheite vlust,
Verse: 29 Feirefîz Anschevîn,
Verse: 30 des tât durch wîp kan lîden pîn.
Verse: 1 swie vremde ez mir hie wære,
Verse: 2 ich kom ouch her durch mære
Verse: 3 und zerkennen âventiure.
Verse: 4 nû liget diu hœste stiure
Verse: 5 an iu, des al getouftiu diet
Verse: 6 mit prîse sich von laster schiet,
Verse: 7 sol guot gebærde iuch helfen iht,
Verse: 8 und daz man iu mit wârheit giht
Verse: 9 liehter varwe und manlîcher site.
Verse: 10 kraft mit jugende vert dâ mite."
Verse: 11 diu rîche wîse heidenin
Verse: 12 hete an künste den gewin
Verse: 13 daz si wol redete franzeis.
Verse: 14 dô antwurte ir der Wâleis.
Verse: 15 solh was sîn rede wider sie:
Verse: 16 "got lône iu, vrouwe, daz ir hie
Verse: 17 mir gebet sô güetlîchen trôst.
Verse: 18 ich enbin doch trûrens niht erlôst
Verse: 19 und wil iuch des bescheiden.
Verse: 20 ich enmac es sô niht geleiden
Verse: 21 als ez mir leide kündet,
Verse: 22 daz sich nû maneger sündet
Verse: 23 an mir, der niht weiz mîner klage,
Verse: 24 und ich dâ bî sîn spotten trage.
Verse: 25 ich enwil deheiner vreude jehen,
Verse: 26 ich enmüeze alrêst den grâl gesehen,
Verse: 27 diu wîle sî kurz oder lanc.
Verse: 28 mich jaget des endes mîn gedanc:
Verse: 29 dâ von gescheide ich nimmer
Verse: 30 mînes lebens immer.
Verse: 1 sol ich durch mîner zuht gebot
Verse: 2 hœren nû der werlde spot,
Verse: 3 sô mac sîn râten niht sîn ganz:
Verse: 4 mir riet der werde Gurnemanz
Verse: 5 daz ich vrevellîche vrâge mite
Verse: 6 und immer gein unvuoge strite.
Verse: 7 vil werder ritter sihe ich hie:
Verse: 8 durch iuwer zuht nû râtet mir wie
Verse: 9 daz ich iuwern hulden næhe mich.
Verse: 10 ez ist ein strenge scherph gerich
Verse: 11 gein mir mit worten hie getân:
Verse: 12 swes hulde ich drumbe verlorn hân,
Verse: 13 daz wil ich wênec wîzen im.
Verse: 14 swenne ich her nâch prîs genim,
Verse: 15 sô habet mich aber denne dar nâch.
Verse: 16 mir ist ze scheiden von iu gâch.
Verse: 17 ir gâbet mir alle geselleschaft,
Verse: 18 die wîle ich stuont in prîses kraft:
Verse: 19 der sît nû ledec, unz ich bezal
Verse: 20 dâ von mîn grüeniu vreude ist val.
Verse: 21 mîn sol grôz jâmer alsô phlegen,
Verse: 22 daz herze gebe den ougen regen,
Verse: 23 sît ich ûf Munsalvæsche liez
Verse: 24 daz mich von wâren vreuden stiez,
Verse: 25 ohteiz wie manege klâre maget!
Verse: 26 swaz iemen wunders hât gesaget,
Verse: 27 dennoch phliget es mêr der grâl.
Verse: 28 der wirt hât siufzebæren twâl:
Verse: 29 ei helfelôser Anfortas,
Verse: 30 waz half dich daz ich bî dir was?"
Verse: 1 si enmugen niht langer hie gestên:
Verse: 2 ez muoz nû an ein scheiden gên.
Verse: 3 dô sprach der Wâleise
Verse: 4 z Artûse dem Berteneise
Verse: 5 und zen rittern und zen vrouwen,
Verse: 6 er wolde ir urloup schouwen
Verse: 7 und mit ir hulden vernemen.
Verse: 8 des mohte et niemen dâ gezemen,
Verse: 9 daz er sô trûrec von in reit.
Verse: 10 ich wæne, daz was in allen leit.
Verse: 11 Artûs lobete im an die hant,
Verse: 12 kœme immer in solhe nôt sîn lant
Verse: 13 als ez von Clâmidê gewan,
Verse: 14 des lasters wolde er phlihte hân:
Verse: 15 im wære ouch leit daz Lehelîn
Verse: 16 im næme zwuo rîche krônen sîn.
Verse: 17 vil dienstes im dâ maneger bôt:
Verse: 18 den helt treip von in trûrens nôt.
Verse: 19 vrou Cunnewâre diu klâre maget
Verse: 20 nam den helt unverzaget
Verse: 21 mit ir hant und vuorte in dan.
Verse: 22 dô kuste in mîn her Gâwân.
Verse: 23 dô sprach der manlîche
Verse: 24 ze dem helde ellens rîche:
Verse: 25 "ich weiz wol, vriunt, daz dîn vart
Verse: 26 gein strîtes reise ist ungespart:
Verse: 27 dâ gebe dir got gelücke zuo
Verse: 28 und helfe ouch mir daz ich getuo
Verse: 29 dir noch den dienst als ich kan gern.
Verse: 30 des müeze mich sîn kraft gewern."
Verse: 1 der Wâleis sprach: "wê waz ist got?
Verse: 2 wære der gewaldec, solhen spot
Verse: 3 hete er uns beiden niht gegeben.
Verse: 4 kunde got mit kreften leben,
Verse: 5 ich was im dienstes undertân,
Verse: 6 sît ich genâden mich versan:
Verse: 7 nû wil ich im dienest widersagen.
Verse: 8 hât er haz, den wil ich tragen.
Verse: 9 vriunt, an dînes kamphes zît
Verse: 10 dâ neme ein wîp vür dich den strît:
Verse: 11 diu müeze ziehen dîne hant.
Verse: 12 an der dû kiusche hâs bekant
Verse: 13 und wîplîche güete,
Verse: 14 ir minne dich dâ behüete.
Verse: 15 ich enweiz wenne ich dich mêr gesehe:
Verse: 16 mîn wünschen sus an dir geschehe."
Verse: 17 ir scheiden gap in trûren
Verse: 18 ze strengen nâchgebûren.
Verse: 19 vrou Cunnewâre de Lalant
Verse: 20 in vuorte dâ si ir poulûn vant:
Verse: 21 sîn harnas hiez si bringen dar,
Verse: 22 ir linden hende wol gevar
Verse: 23 wâpenden Gahmuretes sun.
Verse: 24 si sprach: "ich solz von rehte tuon,
Verse: 25 sît der künec von Brandigân
Verse: 26 von iuwern schulden mich wil hân.
Verse: 27 grôz kumber iuwer werdekeit
Verse: 28 gît mir siufzebærez leit.
Verse: 29 swenne ir sît trûrens niht erwert,
Verse: 30 iuwer sorge mîne vreude zert."
Verse: 1 nû was sîn ors verdecket,
Verse: 2 sîn selbes nôt erwecket.
Verse: 3 ouch hete der degen wol getân
Verse: 4 lieht wîz îserharnas an,
Verse: 5 tiure âne aller slahte getroc:
Verse: 6 sîn kursît, sîn wâpenroc
Verse: 7 was gehêret mit gesteine.
Verse: 8 sînen helm al eine
Verse: 9 hete er niht ûf gebunden:
Verse: 10 dô kuste er an den stunden
Verse: 11 Cunnewâren die klâren maget.
Verse: 12 alsus wart mir vin ir gesaget:
Verse: 13 dâ ergienc ein trûrec scheiden.
Verse: 14 von den gelieben beiden
Verse: 15 hin reit Gahmuretes kint.
Verse: 16 swaz âventiure gesprochen sint,
Verse: 17 die endarf hie niemen mezzen zuo,
Verse: 18 ir enhœret alrêst waz er nû tuo,
Verse: 19 war er kêre und war er var.
Verse: 20 swer den lîp gein ritterschefte spar,
Verse: 21 der endenke die wîle niht an in,
Verse: 22 ob ez im rætet stolzer sin.
Verse: 23 Condwîrâmûrs,
Verse: 24 dîn minneclîcher bêâ curs,
Verse: 25 an den wirt dicke nû gedâht.
Verse: 26 waz dir wirt âventiure brâht!
Verse: 27 schildes ambet umbe den grâl
Verse: 28 wirt nû vil güebet sunder twâl
Verse: 29 von im den Herzeloide bar.
Verse: 30 er was ouch ganerbe dar.
Verse: 1 dô vuor der massenîe vil
Verse: 2 gein dem arbeitlîchen zil,
Verse: 3 ein âventiur ze schouwen,
Verse: 4 dâ vier hundert juncvrouwen
Verse: 5 und vier küneginne
Verse: 6 gevangen wâren inne,
Verse: 7 ze Schastel Marveile.
Verse: 8 swaz in dâ wart ze teile,
Verse: 9 daz haben âne mînen haz:
Verse: 10 ich bin doch vrouwen lônes laz.
Verse: 11 dô sprach der Krieche Clîas:
Verse: 12 "ich bin der dâ versûmet was."
Verse: 13 (vor in allen er des jach)
Verse: 14 "der turkoite mich dâ stach
Verse: 15 hinderz ors: ich muoz mich schamen.
Verse: 16 doch sagete er mir vier vrouwen namen,
Verse: 17 die dâ krônebære sint.
Verse: 18 zwuo sint alt, zwuo sint noch kint:
Verse: 19 der heizet einiu Itonjê,
Verse: 20 diu ander heizet Cundrîe,
Verse: 21 diu dritte Arnîve,
Verse: 22 diu vierde Sangîve."
Verse: 23 daz wolde ieslîcher dâ besehen.
Verse: 24 ez enmohte ir reise niht volspehen:
Verse: 25 si muosten schaden dâ bejagen.
Verse: 26 den sol ouch ich ze mâzen klagen,
Verse: 27 wan swer durch wîp hât arbeit,
Verse: 28 daz gît im vreude, etswenne ouch leit
Verse: 29 an dem orte vürbaz wiget.
Verse: 30 sus dicke minne ir lônes phliget.
Verse: 1 dô bereite ouch sich her Gâwân
Verse: 2 als ein kamphbære man
Verse: 3 hin vür den künec von Ascalûn.
Verse: 4 des trûrte manec Bertûn
Verse: 5 und manec wîp unde maget:
Verse: 6 herzenlîche wart geklaget
Verse: 7 von in sîn strîtes reise.
Verse: 8 der werdekeit ein weise
Verse: 9 wart nû diu tavelrunder.
Verse: 10 Gâwân maz besunder
Verse: 11 wâ mite er möhte wol gesigen.
Verse: 12 alt herte schilde wol gedigen
Verse: 13 (er enruochte wie sie wâren gevar:
Verse: 14 die brâhten koufliute dar
Verse: 15 ûf ir soumen, doch niht veile),
Verse: 16 der wurden im drî ze teile.
Verse: 17 dô erwarp der mære strîtes helt
Verse: 18 siben ors ze kamphe erwelt.
Verse: 19 ze sînen vriunden er dô nam
Verse: 20 zwelf scherphiu sper von Angram,
Verse: 21 starke rœrîne schefte drîn
Verse: 22 von Oraste Gentesîn
Verse: 23 ûz einem heidenschen muor.
Verse: 24 Gâwân nam urloup und vuor
Verse: 25 mit unverzageter manheit.
Verse: 26 Artûs was im vil bereit:
Verse: 27 er gap im rîcher koste solt,
Verse: 28 lieht gesteine und rôtez golt
Verse: 29 und silbers manegen stærlinc.
Verse: 30 gein sorgen wielzen sîniu dinc.
Verse: 1 Ecubâ diu junge
Verse: 2 vuor gein ir schiffunge,
Verse: 3 ich meine die rîchen heidenin.
Verse: 4 dô kêrte manegen ende hin
Verse: 5 daz volc von dem Plimizœl:
Verse: 6 Artûs vuor gein Karidœl,
Verse: 7 Cunnewâre und Clâmidê
Verse: 8 die nâmen ouch sînen urloup ê.
Verse: 9 Orilus der vürste erkant
Verse: 10 und vrou Jeschûte von Karnant
Verse: 11 die nâmen ouch sînen urloup sân,
Verse: 12 doch beliben si ûf dem plân
Verse: 13 bî Clâmidê den dritten tac,
Verse: 14 wande er der brûtloufte phlac,
Verse: 15 niht mit benander hôchgezît:
Verse: 16 si wart dâ heime grœzer sît,
Verse: 17 wande im sîn milde daz geriet.
Verse: 18 vil ritter, kumberhaftiu diet,
Verse: 19 beleip in Clâmidês schar
Verse: 20 und ouch daz varnde volc vil gar:
Verse: 21 die vuorte er heim ze lande.
Verse: 22 mit êren âne schande
Verse: 23 wart in geteilet dâ sîn habe,
Verse: 24 mit valsche niht gewîset abe.
Verse: 25 dô vuor vrou Jeschûte
Verse: 26 mit Orilus, ir trûte,
Verse: 27 durch Clâmidên ze Brandigân:
Verse: 28 daz wart zeinen êren getân
Verse: 29 vroun Cunnewâren der künegîn.
Verse: 30 dâ krônte man die swester sîn.
Verse: 1 Nû weiz ich, swelh sinnec wîp,
Verse: 2 ob si hât getriuwen lîp,
Verse: 3 diu diz mære geschriben siht,
Verse: 4 daz si mir mit wârheit giht,
Verse: 5 ich kunde wîben sprechen baz
Verse: 6 denne als ich sanc gein einer maz.
Verse: 7 diu künegîn Belacâne
Verse: 8 was missewenden âne
Verse: 9 und aller valscheite laz,
Verse: 10 dô si ein tôter künec besaz.
Verse: 11 sît gap vroun Herzeloiden troum
Verse: 12 siufzebæren herzeroum.
Verse: 13 welh was vroun Ginôvêren klage
Verse: 14 an îthêres endetage!
Verse: 15 dar zuo was mir ein trûren leit,
Verse: 16 daz alsô schamelîchen reit
Verse: 17 des küneges kint von Karnant,
Verse: 18 vrou Jeschûte von kiusche erkant.
Verse: 19 wie wart vrou Cunnewâre
Verse: 20 gâlûnet mit ir hâre!
Verse: 21 des sint si vaste wider komen:
Verse: 22 ir beider schame hât prîs genomen.
Verse: 23 ze machen neme diz mære ein man,
Verse: 24 der âventiure prüeven kan
Verse: 25 und rîme künne sprechen,
Verse: 26 beidiu samenen und zebrechen.
Verse: 27 ich tætez iu gerne vürbaz kunt,
Verse: 28 woldez gebieten mir ein munt,
Verse: 29 den doch ander vüeze tragent
Verse: 30 dan die mir ze stegereifen wagent.
Verse: 1 Der nie gewarp nâch schanden,
Verse: 2 eine wîle ze sînen handen
Verse: 3 sol nû dise âventiure hân
Verse: 4 der werde erkande Gâwân.
Verse: 5 diu prüevet manegen âne haz
Verse: 6 dar neben oder vür in baz
Verse: 7 den des mæres herren Parzivâl.
Verse: 8 swer sînen vriunt alle mâl
Verse: 9 mit worten an daz hœste jaget,
Verse: 10 derst prîses anderhalp verzaget.
Verse: 11 nû wære der liute volge guot,
Verse: 12 swer dicke lop mit wârheit tuot:
Verse: 13 wan, swaz er sprichet oder sprach,
Verse: 14 diu rede belîbet âne dach.
Verse: 15 wer sol sinnes wort behalden,
Verse: 16 es enwellen die wîsen walden?
Verse: 17 valsch lügelîch ein mære,
Verse: 18 daz, wæne ich, baz noch wære
Verse: 19 âne wirt ûf einem snê,
Verse: 20 sô daz dem munde würde wê,
Verse: 21 derz ûz vür wârheit breitet:
Verse: 22 sô hete in got bereitet
Verse: 23 als guoter liute wünschen stêt,
Verse: 24 den ir triuwe zarbeite ergêt.
Verse: 25 swem ir ze solhen werken gâch,
Verse: 26 dâ missewende hœret nâch,
Verse: 27 phliht werder lîp an den gewin,
Verse: 28 daz muoz in lêren kranker sin.
Verse: 29 er mîdetz ê, kan er sich schemen:
Verse: 30 den site sol er ze vogete nemen.
Verse: 1 Gâwân der reht gemuote,
Verse: 2 sîn ellen phlac der huote,
Verse: 3 sô daz diu wâre zageheit
Verse: 4 an prîse im nie gevrumte leit.
Verse: 5 sîn herze was ze velde ein burc,
Verse: 6 gein scharphen strîten wol sô kurc,
Verse: 7 in strîtes gedrenge man in sach.
Verse: 8 vriunt und vîent im des jach,
Verse: 9 sîn krîe wære gein prîse hel,
Verse: 10 swie gerne in Kingrimursel
Verse: 11 mit kamphe hete dâ von genomen.
Verse: 12 nû was von Artûse komen,
Verse: 13 des enweiz ich niht wie manegen tac,
Verse: 14 Gâwân, der manheite phlac.
Verse: 15 sus reit der werde degen balt
Verse: 16 sîn rehte strâzen ûz einem walt
Verse: 17 mit sînem gezoc durch einen grunt.
Verse: 18 dâ wart im ûf dem bühel kunt
Verse: 19 ein dinc daz angest lêrte
Verse: 20 und sîne manheit mêrte:
Verse: 21 dâ ersach der helt vür unbetrogen
Verse: 22 nâch maneger baniere zogen
Verse: 23 mit grôzer vuore niht ze kranc.
Verse: 24 er dâhte: "mirst der wec ze lanc,
Verse: 25 vlühtec wider gein dem walde."
Verse: 26 dô hiez er gürten balde
Verse: 27 einem orse daz im Orilus
Verse: 28 gap. daz was genennet sus:
Verse: 29 mit den rôten ôren Gringuljete.
Verse: 30 er emphiencz âne aller slahte bete:
Verse: 1 ez was von Munsalvæsche komen
Verse: 2 und hetez Lehelîn genomen
Verse: 3 ze Brumbâne bî dem sê.
Verse: 4 einem ritter tet sîn tjoste wê,
Verse: 5 den er tôt dar hinder stach:
Verse: 6 des sider Trevrizent verjach.
Verse: 7 Gâwân dâhte: "swer verzaget
Verse: 8 sô daz er vliuhet ê man jaget,
Verse: 9 dast sînem prîse gar ze vruo.
Verse: 10 ich wil in nâher staphen zuo:
Verse: 11 swaz mir dâ von nû mac geschehen
Verse: 12 (ir hât michz merre teil gesehen),
Verse: 13 des sol doch guot rât werden."
Verse: 14 dô erbeizte er zuo der erden,
Verse: 15 rehte als er habete einen stal.
Verse: 16 die rotte wâren âne zal,
Verse: 17 die dâ mit kumpânîe riten.
Verse: 18 er sach vil kleider wol gesniten
Verse: 19 und manegen schilt wol gevar,
Verse: 20 daz er ir niht bekande gar
Verse: 21 noch deheine baniere under in.
Verse: 22 "disem her ein gast ich bin"
Verse: 23 sus sprach der werde Gâwân.
Verse: 24 "sît ich ir deheine künde hân,
Verse: 25 wellent siz in über wenden,
Verse: 26 eine tjost sol ich in senden
Verse: 27 deiswâr mit mîn selbes hant,
Verse: 28 ê daz ich von in sî gewant."
Verse: 29 dô was ouch Gringuljeten gegurt,
Verse: 30 daz in manegen angestlîchen vurt
Verse: 1 gein strîte was zer tjoste brâht:
Verse: 2 des wart ouch dâ hin zim gedâht.
Verse: 3 Gâwân sach geflôrieret
Verse: 4 und wol gezimieret
Verse: 5 von rîcher koste helme vil.
Verse: 6 si vuorten gein ir nîtspil
Verse: 7 wîz niuwer sper ein wunder,
Verse: 8 diu gemâlet wâren besunder
Verse: 9 juncherren gegeben in die hant,
Verse: 10 ir herren wâpen dran bekant.
Verse: 11 Gâwân fil li roi Lôt
Verse: 12 sach von gedrenge grôze nôt,
Verse: 13 mûle die harnas muosten tragen,
Verse: 14 und manegen wol geladen wagen:
Verse: 15 den was gein herbergen gâch.
Verse: 16 ouch vuor der market hinden nâch
Verse: 17 mit wunderlîcher pârât:
Verse: 18 des enwas et dô dehein ander rât.
Verse: 19 ouch was der vrouwen dâ genuoc:
Verse: 20 etslîchiu den zwelften gürtel truoc
Verse: 21 ze phande nâch ir minne.
Verse: 22 ez wâren niht küneginne:
Verse: 23 die selben tripaniersen
Verse: 24 hiezen soldiersen.
Verse: 25 hie der junge, dort der alde,
Verse: 26 dâ vuor vil ribalde:
Verse: 27 ir loufen machte in müediu lide.
Verse: 28 etslîcher zæme baz an der wide,
Verse: 29 den er daz her dâ mêrte
Verse: 30 und werdez volc unêrte.
Verse: 1 vür was geloufen und geriten
Verse: 2 daz her, des Gâwân hete erbiten.
Verse: 3 von solhem wâne daz geschach:
Verse: 4 swer den helt dâ halden sach,
Verse: 5 der wânde er wære des selben hers.
Verse: 6 dishalp noch jene sîte mers
Verse: 7 gevuor nie stolzer ritterschaft:
Verse: 8 si heten hôchmuotes kraft.
Verse: 9 nû vuor in balde hinden nâch
Verse: 10 vaste ûf ir slâ, dem was vil gâch,
Verse: 11 ein knappe gar unvuoge vrî.
Verse: 12 ein ledec ors gienc im bî,
Verse: 13 einen niuwen schilt er vuorte,
Verse: 14 mit beiden sporn er ruorte
Verse: 15 âne zart sîn runzît:
Verse: 16 er wolde gâhen in den strît.
Verse: 17 wol gesniten was sîn kleit.
Verse: 18 Gâwân zuo dem knappen reit,
Verse: 19 nâch gruoze er vrâcte mære,
Verse: 20 wes diu massenîe wære.
Verse: 21 dô sprach der knappe: "ir spottet mîn.
Verse: 22 herre, hân ich solhen pîn
Verse: 23 mit unvuoge an iu erholt?
Verse: 24 hete ich dan ander nôt gedolt,
Verse: 25 diu stüende mir gein prîse baz.
Verse: 26 durch got nû senftet iuwern haz.
Verse: 27 ir erkennet ein ander baz dan ich:
Verse: 28 waz hilft dan daz ir vrâget mich?
Verse: 29 ez sol iu baz wesen kunt
Verse: 30 zeinem mâle und tûsentstunt."
Verse: 1 Gâwân bôt des manegen eit,
Verse: 2 swaz volkes dâ vür in gereit,
Verse: 3 daz er des niht erkande.
Verse: 4 er sprach: "mîn varn hât schande,
Verse: 5 sît ich mit wârheit niht darf jehen
Verse: 6 daz ich ir keinen habe gesehen
Verse: 7 vor disem tage an keiner stat,
Verse: 8 swar man mîn dienest ie gebat."
Verse: 9 der knappe sprach ze Gâwân:
Verse: 10 "herre, sô hân ich missetân:
Verse: 11 ich soldez iu ê hân gesaget.
Verse: 12 dô was mîn bezzer sin verzaget.
Verse: 13 nû rihtet mîne schulde
Verse: 14 nâch iuwer selbes hulde.
Verse: 15 ich solz iu dar nâch gerne sagen:
Verse: 16 lât mich mîn unvuoge ê klagen."
Verse: 17 "juncherre, nû saget mir wer si sîn,
Verse: 18 durch iuwern zühtebæren pîn."
Verse: 19 "herre, sus heizt der vor iu vert,
Verse: 20 dem doch sîn reise ist unerwert:
Verse: 21 rois Poidiconjunz
Verse: 22 und duc Astor de Lanverunz.
Verse: 23 dâ vert ein unbescheiden lîp,
Verse: 24 dem minne nie gebôt dehein wîp:
Verse: 25 er treget der unvuoge kranz
Verse: 26 unde heizet Meljacanz.
Verse: 27 ez wære wîp oder maget,
Verse: 28 swaz er dâ minne hât bejaget,
Verse: 29 die nam er gar in nœten:
Verse: 30 man solde in drumme tœten.
Verse: 1 er ist Poidiconjunzes sun
Verse: 2 und wil ouch ritterschaft hie tuon:
Verse: 3 der phliget der ellens rîche
Verse: 4 dicke unverzagetlîche.
Verse: 5 waz hilft sîn manlîcher site?
Verse: 6 ein swînmuoter, liefe ir mite
Verse: 7 ir verhelîn, diu werte ouch sie.
Verse: 8 ich engehôrte man geprîsen nie,
Verse: 9 was sîn ellen âne vuoge:
Verse: 10 des volgent mir genuoge.
Verse: 11 herre, noch hœrt ein wunder.
Verse: 12 lât iu daz sagen besunder:
Verse: 13 grôz her nâch iu dâ vüeret
Verse: 14 den sîn unvuoge rüeret,
Verse: 15 der künec Meljanz von Lîz.
Verse: 16 hôchvartlîchen zornes vlîz
Verse: 17 hât er gevrumt âne nôt:
Verse: 18 unrehtiu minne im daz gebôt."
Verse: 19 der knappe in sîner zuht verjach:
Verse: 20 "herre, ich sagez iu, wande ichz sach.
Verse: 21 des künec Meljanzes vater,
Verse: 22 in tôdes leger vür sich bater
Verse: 23 die vürsten sînes landes.
Verse: 24 unerlœset phandes
Verse: 25 stuont sîn ellenthaftez leben:
Verse: 26 daz muoste sich dem tôde ergeben.
Verse: 27 in der selben riuwe
Verse: 28 bevalh er ûf ir triuwe
Verse: 29 Meljanzen den klâren
Verse: 30 allen den die dâ wâren.
Verse: 1 er kôs im einen sunder dan:
Verse: 2 der vürste was sîn hœster man,
Verse: 3 gein triuwe alsô bewæret,
Verse: 4 aller valscheit erlæret.
Verse: 5 den bat er ziehen sînen sun.
Verse: 6 er sprach: "dû maht an im nû tuon
Verse: 7 dîner triuwe hantveste.
Verse: 8 bit in daz er die geste
Verse: 9 und die heimlîchen habe wert.
Verse: 10 swennes der kummerhafte gert,
Verse: 11 dem bit in teilen sîne habe."
Verse: 12 sus wart bevolhen dâ der knabe.
Verse: 13 dô leiste der vürste Lippaôt
Verse: 14 al daz sîn herre der künec Schôt
Verse: 15 an tôdes leger gein im warp:
Verse: 16 harte wênec des verdarp,
Verse: 17 endehaft ez wart geleistet sider.
Verse: 18 der vürste vuorte den knappen wider.
Verse: 19 der hete dâ heime liebiu kint,
Verse: 20 als si im noch billîche sint,
Verse: 21 eine tohter, der des niht gebrach,
Verse: 22 wan daz man des ir zîte jach,
Verse: 23 si wære wol âmîe.
Verse: 24 si hiez Obîe,
Verse: 25 ir swester heizet Obilôt.
Verse: 26 Obîe vrumt uns dise nôt.
Verse: 27 eins tages gedêch ez an die stat,
Verse: 28 daz si der junge küenc bat
Verse: 29 nâch sînem dienste minne.
Verse: 30 si vervluochte im sîne sinne
Verse: 1 und vrâcte in wes er wânde,
Verse: 2 war um er sich sinnes ânde.
Verse: 3 si sprach hin zim: "wært ir sô alt,
Verse: 4 daz under schilte wære bezalt
Verse: 5 in werdeclîchen stunden,
Verse: 6 mit helme ûf houbet gebunden
Verse: 7 gein herteclîchen vâren,
Verse: 8 iuwer tage in vünf jâren,
Verse: 9 daz ir den prîs dâ hetet genomen,
Verse: 10 und wært ir danne wider komen
Verse: 11 ze mînem gebote gewesen dâ,
Verse: 12 spræche ich denne alrêste jâ,
Verse: 13 des iuwer willen gerte,
Verse: 14 alze vruo ich iuch gewerte.
Verse: 15 ir sît mir liep (wer lougent des?)
Verse: 16 als Annôren Gâlôes,
Verse: 17 diu sît den tôt durch in erkôs,
Verse: 18 dô si in von einer tjost verlôs."
Verse: 19 "ungerne ich," sprach er, "vrouwe,
Verse: 20 iuch sô bî liebe schouwe,
Verse: 21 daz iuwer zürnen ûf mich gêt.
Verse: 22 genâde doch bî dem dienste stêt,
Verse: 23 swer triuwe rehte mezzen wil.
Verse: 24 vrouwe, des ist iu gar ze vil,
Verse: 25 daz ir mînen sin sus smâhet.
Verse: 26 ir habet iuch gar vergâhet:
Verse: 27 ich möhte doch des genozzen hân,
Verse: 28 daz iuwer vater ist mîn man
Verse: 29 und daz er hât von mîner hant
Verse: 30 manege burc und al sîn lant."
Verse: 1 "swem ir iht lîht, der diene ouch daz"
Verse: 2 sprach si. "mîn zil sich hœhet baz:
Verse: 3 ich enwil von niemen lêhen hân.
Verse: 4 mîn vrîheit ist sô getân,
Verse: 5 ieslîcher krône hôch genuoc,
Verse: 6 die irdesch houbet ie getruoc."
Verse: 7 er sprach: "ir sîtz gelêret,
Verse: 8 daz ir hôchvart sus mêret,
Verse: 9 sît iuwer vater gap den rât.
Verse: 10 er wandelt mir die missetât.
Verse: 11 ich sol hie wâpen alsô tragen,
Verse: 12 daz wirt gestochen und geslagen,
Verse: 13 ez si strîten oder turnei.
Verse: 14 hie belîbet vil der sper enzwei."
Verse: 15 mit zorne schiet er von der maget.
Verse: 16 sîn zürnen sêre wart geklaget
Verse: 17 von al der massenîe,
Verse: 18 in klagete ouch Obîe.
Verse: 19 gein dirre ungeschihte
Verse: 20 bôt sîn gerihte
Verse: 21 und anders wandels genuoc
Verse: 22 Lippaôt, der unschulde truoc.
Verse: 23 ez wære krump oder sleht,
Verse: 24 er gerte sîner genôze reht,
Verse: 25 hof dâ die vürsten wæren,
Verse: 26 und er wære ze disen mæren
Verse: 27 komen âne schulde.
Verse: 28 genædeclîcher hulde
Verse: 29 er vaste sînen herren bat.
Verse: 30 dem tet der zorn ûf vreuden mat.
Verse: 1 man kunde dâ niht gâhen
Verse: 2 sô daz Lippaôt wolde vâhen
Verse: 3 sînen herren, wande er was sîn wirt,
Verse: 4 als noch getriuwer man verbirt.
Verse: 5 der künec âne urloup dannen schiet,
Verse: 6 als im sîn kranker sin geriet.
Verse: 7 sîne knappen, vürsten kindelîn,
Verse: 8 al weinde tâten klagen schîn,
Verse: 9 die mit dem künege dâ wâren gewesen.
Verse: 10 vor den mac Lippaôt wol genesen,
Verse: 11 wande er si mit triuwe hât erzogen,
Verse: 12 gein werder vuore niht betrogen,
Verse: 13 ez ensî dan mîn herre al ein,
Verse: 14 an dem doch svvͤrsten triuwe erschein.
Verse: 15 mîn herre ist ein Franzeis,
Verse: 16 li schahteliur de Bêâveis,
Verse: 17 er heizet Lisavander.
Verse: 18 die eine und die ander
Verse: 19 muosten dem vürsten widersagen,
Verse: 20 dô si schiltes ammet muosten tragen.
Verse: 21 bî dem künege ritter worden sint
Verse: 22 vil vürsten hiute und ander kint.
Verse: 23 des vordern hers phliget ein man,
Verse: 24 der wol mit scharphen strîten kan,
Verse: 25 rois Poidiconjunz von Gors.
Verse: 26 der vüert manec wol gewâpent ors.
Verse: 27 Meljanz ist sîns bruoder sun.
Verse: 28 si kunnen beide hôchvart tuon,
Verse: 29 der junge und ouch der alde.
Verse: 30 daz es unvuoge walde!
Verse: 1 sus hât der zorn sich vür genomen,
Verse: 2 daz beide küenge wellent komen
Verse: 3 vür Bêârosche, dâ man muoz
Verse: 4 gedienen mit arbeit wîbe gruoz.
Verse: 5 vil sper muoz man dâ brechen,
Verse: 6 beidiu hurten unde stechen.
Verse: 7 Bêârosche ist sô ze wer,
Verse: 8 ob wir heten zweinzec her,
Verse: 9 ieslîcher grœzer dan wir hân,
Verse: 10 wir müesten si unzevüeret lân.
Verse: 11 mîn reise istz hinder her verholn:
Verse: 12 disen schilt hân ich dan verstoln
Verse: 13 ûz von andern kinden,
Verse: 14 ob mîn herre möhte vinden,
Verse: 15 eine tjost durch sînen êrsten schilt,
Verse: 16 mit hurtes poinder dar gezilt."
Verse: 17 der knappe hinder sich dô sach:
Verse: 18 sîn herre vuor im balde nâch,
Verse: 19 driu ors und zwelf wîziu sper
Verse: 20 gâhten mit im balde her.
Verse: 21 ich wæne sîn gir des iemen trüge,
Verse: 22 er wolde gerne ze vorvlüge
Verse: 23 die êrsten tjost dâ hân bejaget:
Verse: 24 sus hât mir diu âventiure gesaget.
Verse: 25 der knappe sprach ze Gâwân:
Verse: 26 "herre, lât mich iuwern urloup hân."
Verse: 27 der kêrte sînem herren zuo.
Verse: 28 waz welt ir, daz Gâwân nû tuo,
Verse: 29 er enbesehe waz disiu mære sîn?
Verse: 30 doch lêrte in zwîvel strengen pîn.
Verse: 1 er dâhte: "sol ich strîten sehen
Verse: 2 und sol des niht von mir geschehen,
Verse: 3 sôst al mîn prîs verloschen gar.
Verse: 4 kum aber ich durch strîten dar
Verse: 5 und wirde ich dâ geletzet,
Verse: 6 mit wârheit ist ensetzet
Verse: 7 al mîn werltlîcher prîs.
Verse: 8 ich entuon es niht deheinen wîs:
Verse: 9 ich sol ê leisten mînen kamph."
Verse: 10 sîn nôt sich in ein ander klamph:
Verse: 11 gein sîner kamphes verte
Verse: 12 was ze belîben alze herte.
Verse: 13 er enmohte ot dâ niht vür gevarn.
Verse: 14 er sprach: "nû müeze got bewarn
Verse: 15 die kraft an mîner manheit."
Verse: 16 Gâwân gein Bêârosche reit.
Verse: 17 burc und stat sô vor im lac,
Verse: 18 daz niemen bezzers hûses phlac.
Verse: 19 ouch gleste gein im schône
Verse: 20 aller ander bürge ein krône
Verse: 21 mit türnen wol gezieret.
Verse: 22 nû was geloschieret
Verse: 23 dem her dar vür ûf den plân.
Verse: 24 dô marcte mîn her Gâwân
Verse: 25 manegen rinc wol gehêret.
Verse: 26 dâ was hôchvart gemêret:
Verse: 27 wunderlîcher baniere
Verse: 28 kôs er dâ manege schiere
Verse: 29 und maneger slahte vremden bovel.
Verse: 30 der zwîvel was sîns herzen hovel,
Verse: 1 dâ durch in starkiu angest sneit.
Verse: 2 Gâwân mitten durch si reit,
Verse: 3 doch ieslîch zeltsnuor die andern dranc.
Verse: 4 ir her was wît unde lanc:
Verse: 5 dô sach er wie si lâgen,
Verse: 6 wes dise und jene phlâgen.
Verse: 7 swer "bien sei venuz" dâ sprach,
Verse: 8 "gramerzis" er wider jach.
Verse: 9 grôz rotte an einem orte lac,
Verse: 10 sarjande von Semblidac,
Verse: 11 den lac dâ sunder nâhen bî
Verse: 12 turkopel von Kahetî.
Verse: 13 unkünde dicke unminne sint.
Verse: 14 sus reit des künec Lôtes kint:
Verse: 15 belîbens bete in niemen bat.
Verse: 16 Gâwân kêrte gein der stat.
Verse: 17 er dâhte: "sol ich kipper wesen,
Verse: 18 ich mac vor vlüste baz genesen
Verse: 19 dort in der stat dan hie bî in.
Verse: 20 ich enkêre mich an deheinen gewin,
Verse: 21 wan wie ich daz mîn behalde,
Verse: 22 sô daz es gelücke walde."
Verse: 23 Gâwân gein einer porten reit.
Verse: 24 der burgære site was im leit:
Verse: 25 si enhete niht betûret,
Verse: 26 al ir porten wâren vermûret
Verse: 27 und al ir wîchûs werlîch.
Verse: 28 dar zuo der zinnen ieslîch
Verse: 29 mit armbruste ein schütze phlac,
Verse: 30 der sich schiezens her ûz bewac:
Verse: 1 si vlizzen sich gein strîtes werc.
Verse: 2 Gâwân reit ûf an den berc,
Verse: 3 swie wênec er dâ wære bekant.
Verse: 4 er reit ûf dâ er die burc vant.
Verse: 5 sîn ougen muosten schouwen
Verse: 6 manege werde vrouwen.
Verse: 7 diu wirtîn selbe komen was
Verse: 8 durch warten ûf den palas
Verse: 9 mit ir schœnen tohtern zwein,
Verse: 10 von den vil liehter varwe schein.
Verse: 11 schiere hete er von in vernomen.
Verse: 12 si sprâchen: "wer was uns hie komen?"
Verse: 13 sus sprach diu alde herzogîn:
Verse: 14 "waz gezoges mac ditze sîn?"
Verse: 15 dô sprach ir elder tohter sân:
Verse: 16 "muoter, ez ist ein koufman."
Verse: 17 "nû vüert man im doch schilte mite."
Verse: 18 "daz ist vil koufliute site."
Verse: 19 ir junger tohter dô sprach:
Verse: 20 "dû zîhes in, daz doch nie geschach:
Verse: 21 swester, des mahtû dich schamen.
Verse: 22 er gewan nie koufmannes namen:
Verse: 23 er ist sô minneclîch getân,
Verse: 24 ich wil in zeinem ritter hân.
Verse: 25 sîn dienest mac hie lônes gern:
Verse: 26 des wil ich in durch liebe wern."
Verse: 27 sîne knappen nâmen dô goume
Verse: 28 daz ein linde und ölboume
Verse: 29 unden bî der mûre stuont.
Verse: 30 daz dûhte si ein gæber vunt.
Verse: 1 waz welt ir daz si mêr nû tuon?
Verse: 2 wan dô erbeizte der künec Lôtes sun,
Verse: 3 aldâ er den besten schaten vant.
Verse: 4 sîn kamerære truoc dar zehant
Verse: 5 einen kulter und ein matraz,
Verse: 6 dar ûf der stolze werde saz.
Verse: 7 ob im saz wîbe hers ein vluot.
Verse: 8 sîn kamergewant man nider luot
Verse: 9 undz harnas von den soumen.
Verse: 10 hinden under den andern boumen
Verse: 11 herberge nâmen sie,
Verse: 12 knappen die dâ kômen hie.
Verse: 13 diu alde herzogîn sprach sân:
Verse: 14 "tohter, welh koufman
Verse: 15 kunde alsus gebâren?
Verse: 16 dû ensolt sîn sus niht vâren."
Verse: 17 dô sprach diu junge Obilôt:
Verse: 18 "unvuoge ir dennoch mêr gebôt:
Verse: 19 gein rois Meljanz von Lîz
Verse: 20 si kêrte ir hôchverte vlîz,
Verse: 21 dô er si bat ir minne.
Verse: 22 gunêrt sîn solhe sinne!"
Verse: 23 dô sprach Obîe,
Verse: 24 vor zorne niht diu vrîe:
Verse: 25 "sîn vuore ist mir unmære.
Verse: 26 dort sitzt ein wehselære,
Verse: 27 des market muoz hie werden guot.
Verse: 28 sîne soumschrîn sint sô behuot,
Verse: 29 dîns ritters, tœrschiu swester mîn,
Verse: 30 er wil ir selbe goumel sîn."
Verse: 1 gar dirre worte hôre
Verse: 2 kom Gâwâne in sîn ôre.
Verse: 3 die rede lât sîn als si nû stê.
Verse: 4 nû hœret wiez der stat ergê.
Verse: 5 ein schifrech wazzer vür si vlôz
Verse: 6 durch eine brücke steinîn grôz.
Verse: 7 niht gein der vîende want
Verse: 8 (anderhalp was unverhert daz lant)
Verse: 9 ein marschalc kom geriten sân:
Verse: 10 vür die bruͤcken ûf den plân
Verse: 11 nam er herberge wît.
Verse: 12 sîn herre kom an rehter zît
Verse: 13 und ander die dâ solden komen.
Verse: 14 ich sagez iu, hât irs niht vernomen,
Verse: 15 wer in des wirtes helfe reit
Verse: 16 und wer durch in mit triuwen streit.
Verse: 17 im kom von Brevigariez
Verse: 18 sîn bruoder, duc Marangliez.
Verse: 19 durch den kômen zwêne ritter snel:
Verse: 20 der werde künec Schirniel,
Verse: 21 der truoc krône ze Lirivoin,
Verse: 22 als tet sîn bruoder z Avendroin.
Verse: 23 dô die burgære gesâhen
Verse: 24 daz in helfe wolde nâhen,
Verse: 25 daz ê des war ir aller rât,
Verse: 26 daz dûhte si dô ein missetât.
Verse: 27 der vürste Lippaôt dô sprach:
Verse: 28 "ouwê daz Bêârosche ie geschach
Verse: 29 daz ir porten suln vermûret sîn!
Verse: 30 wan swenne ich gein dem herren mîn
Verse: 1 schiltes ammet zeige,
Verse: 2 mîn bestiu zuht ist veige:
Verse: 3 ez hülfe mich und stüende ouch baz
Verse: 4 sîn hulde dan sîn grôzer haz.
Verse: 5 wie stêt ein tjost durch mînen schilt,
Verse: 6 mit sîner hende dar gezilt,
Verse: 7 oder ob versnîden sol mîn swert
Verse: 8 sînen schilt, mîns herren wert!
Verse: 9 gelobet daz iemer wîse wîp,
Verse: 10 diu hât alze lôsen lîp.
Verse: 11 nû lât mich mînen herren hân
Verse: 12 in mînem turne: ich müeste in lân
Verse: 13 und mit im in den sînen.
Verse: 14 swar an er mich wil pînen,
Verse: 15 des stên ich im gar ze sînem gebote.
Verse: 16 doch sol ichs gerne danken gote
Verse: 17 daz er mich niht gevangen hât,
Verse: 18 sît in sîn zürnen niht erlât
Verse: 19 er enwelle mich hie besitzen.
Verse: 20 nû râtet mir mit witzen,"
Verse: 21 sprach er zen burgæren,
Verse: 22 "gein disen strengen mæren."
Verse: 23 dô sprach dâ manec wîse man:
Verse: 24 "möhtet ir unschult genozzen hân,
Verse: 25 ez enwære niht komen an disiu zil."
Verse: 26 si gâben im des râtes vil,
Verse: 27 daz er sîne porten ûf tæte
Verse: 28 und al die besten bæte
Verse: 29 ûz gein der tjoste rîten.
Verse: 30 si jâhen: "wir mugen sô strîten,
Verse: 1 ê daz wir uns von zinnen wern
Verse: 2 Meljanzes beiden hern.
Verse: 3 ez sint doch allez meistec kint,
Verse: 4 die mit dem künege dâ komen sint:
Verse: 5 dâ erwerbe wir vil lîhte ein phant,
Verse: 6 dâ von ie grôzer zorn verswant.
Verse: 7 der künec ist lîhte alsô gemuot,
Verse: 8 swenne er hie ritterschaft getuot,
Verse: 9 er sol uns nôt erlâzen
Verse: 10 und al sîn zürnen mâzen.
Verse: 11 veltstrîtes sol uns doch baz gezemen,
Verse: 12 dan daz si uns ûz der mûre nemen.
Verse: 13 wir solden wol gedingen
Verse: 14 dort in ir snüeren ringen,
Verse: 15 wan Poidiconjunzes kraft:
Verse: 16 der vüert die herten ritterschaft.
Verse: 17 dâst unser grœster vreise
Verse: 18 die gevangen Berteneise,
Verse: 19 der phliget der herzoge Astor:
Verse: 20 den siht man hie gein strîte vor.
Verse: 21 dâst ouch sîn sun Meljacanz.
Verse: 22 hete den erzogen Gurnemanz,
Verse: 23 sô wære sîn prîs gehœhet gar:
Verse: 24 doch siht man in in strîtes schar.
Verse: 25 dâ engein ist uns grôz helfe komen."
Verse: 26 ir habet ir râten wol vernomen:
Verse: 27 der vürste tet als man im riet.
Verse: 28 die mûre er ûz den porten schiet.
Verse: 29 die burgære ellens unbetrogen
Verse: 30 begunden ûz ze velde zogen,
Verse: 1 hie ein tjost, diu ander dort.
Verse: 2 daz her begunde ouch trecken vort
Verse: 3 her gein der stat durch hôhen muot.
Verse: 4 ir vesperîe wart vil guot:
Verse: 5 ze beider sît rotte ungezalt,
Verse: 6 garzûne krîe manecvalt,
Verse: 7 beide schottesch unde walsch
Verse: 8 wart dâ gerüefet sunder valsch.
Verse: 9 der ritter tât was âne vride.
Verse: 10 die helde erswungen dâ die lide:
Verse: 11 ez wâren doch allez meistec kint.
Verse: 12 die ûz dem her dar komen sint,
Verse: 13 die begunden dâ vil werde tât:
Verse: 14 die burgære phanden si ûf der sât.
Verse: 15 der nie gediende an wîbe
Verse: 16 kleinœte, der möhte an lîbe
Verse: 17 nimmer bezzer wât getragen.
Verse: 18 von Meljanze hôrte ich sagen,
Verse: 19 sîn zimierde wære guot:
Verse: 20 er hete ouch selbe hôhen muot
Verse: 21 und reit ein schœne kastelân,
Verse: 22 daz Meljacanz dort gewan,
Verse: 23 dô er Keien sô hôhe dar hinder stach,
Verse: 24 daz man in am aste hangen sach.
Verse: 25 dôz Meljacanz dort erstreit,
Verse: 26 Meljanz von Lîz ez hie wol reit.
Verse: 27 sîn tât was vor ûz sô bekant,
Verse: 28 al sîne tjoste in ir ougen vant
Verse: 29 Obîe dort ûf dem palas,
Verse: 30 dar si durch warten komen was.
Verse: 1 "nû sich," sprach si, "swester mîn:
Verse: 2 deiswâr mîn ritter und der dîn
Verse: 3 begênt hie ungelîchiu werc.
Verse: 4 der dîne wænt daz wir den berc
Verse: 5 und die burc süln verliesen.
Verse: 6 ander wer wir müezen kiesen."
Verse: 7 diu junge muoste ir spotten doln.
Verse: 8 diu sprach: "er mac sichs wol erholn:
Verse: 9 ich gibe im noch gein ellen trôst,
Verse: 10 daz er dîns spottes wirt erlôst.
Verse: 11 er sol dienest gein mir kêren
Verse: 12 und ich wil im vreude mêren.
Verse: 13 sît dû gihs er sî ein koufman,
Verse: 14 er sol mîns lônes market hân."
Verse: 15 ir beider strît der worte
Verse: 16 Gâwân ze merke hôrte.
Verse: 17 als ez im dô getohte
Verse: 18 übersaz erz, swie er mohte.
Verse: 19 sol lûter herze sich niht schemen,
Verse: 20 daz muoz der tôt dâ von ê nemen.
Verse: 21 daz grôze her al stille lac,
Verse: 22 des Poidiconjunz dort phlac:
Verse: 23 wan ein werder jungelinc
Verse: 24 was in dem strîte und al sîn rinc,
Verse: 25 der herzoge von Lanverunz.
Verse: 26 dô kom Poidiconjunz:
Verse: 27 ouch nam der alt wîse man
Verse: 28 die eine und die andern dan.
Verse: 29 diu vesperîe was erliten
Verse: 30 und wol durch werdiu wîp gestriten.
Verse: 1 dô sprach Poidiconjunz
Verse: 2 zem herzogen von Lanverunz:
Verse: 3 "geruocht ir mîn niht bîten?
Verse: 4 sô ir vart durch rüemen strîten,
Verse: 5 sô wænt ir daz sî guot getân.
Verse: 6 hiest der werde Lahedumân
Verse: 7 und ouch Meljacanz mîn sun:
Verse: 8 swaz die beide solden tuon
Verse: 9 und ich selbe, ir möhtet dâ strîten sehen,
Verse: 10 ob ir strîten kundet spehen.
Verse: 11 ich enkum niemêr von dirre stat,
Verse: 12 ich enmache uns alle strîtes sat
Verse: 13 oder mir gebent man und wîp
Verse: 14 her ûz gevangen ir beider lîp."
Verse: 15 dô sprach der herzoge Astor:
Verse: 16 "herre, iuwer neve was dâ vor,
Verse: 17 der künec, und al sîn her von Lîz:
Verse: 18 solde iuwer her an slâfes vlîz
Verse: 19 die wîle sich hân gekêret?
Verse: 20 habet ir uns daz gelêret,
Verse: 21 sô slâfe ich dâ man strîten sol:
Verse: 22 ich kan bî strîte slâfen wol.
Verse: 23 doch geloupt mir daz, wære ich niht komen,
Verse: 24 die burgære heten dâ genomen
Verse: 25 vrumen und prîs zir handen.
Verse: 26 ich bewar iuch dâ vor schanden.
Verse: 27 durch got nû senftet iuwern zorn:
Verse: 28 dâst mêr gewunnen dan verlorn
Verse: 29 von iuwer massenîe,
Verse: 30 wils jehen vrou Obîe."
Verse: 1 Poidiconjunzes zorn was ganz
Verse: 2 ûf sînen neven Meljanz.
Verse: 3 doch brâhte der werde junge man
Verse: 4 vil tjoste durch sînen schilt her dan:
Verse: 5 daz endorfte sîn niuwer prîs niht klagen.
Verse: 6 nû hœret von Obîen sagen:
Verse: 7 diu bôt ir hazzes genuoc
Verse: 8 Gâwân, der in âne schulde truoc.
Verse: 9 si wolde im werben schande:
Verse: 10 einen garzûn si sande
Verse: 11 hin ze Gâwâne, dâ der saz.
Verse: 12 si sprach: "nû vrâge in vürbaz,
Verse: 13 ob diu ors veile sîn
Verse: 14 und ob in sînen soumschrîn
Verse: 15 lige inder werdez krâmgewant.
Verse: 16 wir vrouwen koufenz al zehant."
Verse: 17 der garzûn kom gegangen:
Verse: 18 mit zorne er wart emphangen.
Verse: 19 Gâwânes ougen blicke
Verse: 20 in lêrten herzen schricke:
Verse: 21 der garzûn sô verzagete,
Verse: 22 daz er envrâcte noch ensagete
Verse: 23 al daz in sîn vrouwe werben hiez.
Verse: 24 Gâwân die rede ouch niht liez,
Verse: 25 er sprach: "vart hin, ir ribalt!
Verse: 26 mûlslege al ungezalt
Verse: 27 sult ir hie vil emphâhen,
Verse: 28 welt ir mir vürbaz nâhen."
Verse: 29 der garzûn dannen lief oder gienc.
Verse: 30 nû hœrt wiez Obîe ane vienc:
Verse: 1 einen juncherren si sprechen bat
Verse: 2 den burcgrâven von der stat.
Verse: 3 der was geheizen Scherules.
Verse: 4 si sprach: "dû solt in biten des,
Verse: 5 daz erz durch mînen willen tuo
Verse: 6 und manlîche grîfe zuo.
Verse: 7 under den ölboumen bî dem graben
Verse: 8 stênt siben ors: diu sol er haben
Verse: 9 und ander rîcheite vil.
Verse: 10 ein koufman uns hie triegen wil:
Verse: 11 bit in daz er daz wende.
Verse: 12 ich getrûwe des sîner hende,
Verse: 13 si nemez unvergolden:
Verse: 14 ouch hât erz unbescholden."
Verse: 15 der knappe hin nider sagete
Verse: 16 al daz sîn vrouwe klagete.
Verse: 17 "ich sol vor triegen uns bewarn"
Verse: 18 sprach Scherules: "ich wil dar varn."
Verse: 19 er reit hin ûf dâ Gâwân saz.
Verse: 20 der selten ellens ie vergaz,
Verse: 21 an dem er vant krancheite vlust,
Verse: 22 lieht antlitze und hôhe brust
Verse: 23 und einen ritter wol gevar.
Verse: 24 Scherules in pruovte gar,
Verse: 25 sîne arme und ieweder hant
Verse: 26 und swaz geschickede er dâ vant.
Verse: 27 dô sprach er: "herre, ir sît ein gast:
Verse: 28 guoter witze uns gar gebrast,
Verse: 29 sît ir niht herberge hât.
Verse: 30 nû prüevetz uns vür missetât.
Verse: 1 ich sol nû selbe marschalc sîn:
Verse: 2 liute und guot, swaz heizet mîn,
Verse: 3 daz kêre ich iu gein dienstes siten.
Verse: 4 nie gast ze wirte kom geriten,
Verse: 5 der im wære als undertân."
Verse: 6 "herre, iuwer genâde!" sprach Gâwân.
Verse: 7 "daz hân ich ungedienet noch:
Verse: 8 ich sol iu gerne volgen doch."
Verse: 9 Scherules der lobes gehêrte
Verse: 10 sprach als in sîn triuwe lêrte:
Verse: 11 "sît ez sich hât an mich gezoget,
Verse: 12 ich bin vor vlust nû iuwer voget,
Verse: 13 ez enneme iu dan daz ûzer her:
Verse: 14 dâ bin ich mit iu an der wer."
Verse: 15 mit lachendem munde er sprach
Verse: 16 hin zal den knappen die er dâ sach:
Verse: 17 "ladet ûf iuwer harnas über al:
Verse: 18 wir suln hin nider in daz tal."
Verse: 19 Gâwân vuor mit sînem wirt.
Verse: 20 Obîe nû daz niht verbirt,
Verse: 21 ein spilwîp si sande,
Verse: 22 die ir vater wol erkande,
Verse: 23 und enbôt im solhiu mære,
Verse: 24 dâ vüere ein valschære,
Verse: 25 "des habe ist rîche unde guot:
Verse: 26 bit in durch rehten ritters muot,
Verse: 27 sît er vil soldiere hât
Verse: 28 ûf ors, ûf silber und ûf wât,
Verse: 29 daz diz sî ir êrste gelt.
Verse: 30 ez vrumt wol siben ûf daz velt."
Verse: 1 daz spilwîp zem vürsten sprach
Verse: 2 al des sîn tohter dar verjach.
Verse: 3 swer ie urliuges phlac,
Verse: 4 dem was vil nôt, ob er bejac
Verse: 5 möhte an rîcher koste hân.
Verse: 6 Lippaôten den getriuwen man
Verse: 7 überlesten soldiere,
Verse: 8 daz er gedâhte schiere:
Verse: 9 "ich sol daz guot gewinnen
Verse: 10 mit zorne oder aber mit minnen."
Verse: 11 die nâchreise er niht vermeit.
Verse: 12 Scherules im widerreit:
Verse: 13 er vrâcte war im wære sô gâch.
Verse: 14 "ich rîte dem trügenære nâch:
Verse: 15 von dem saget man mir mære,
Verse: 16 ez sî ein valschære."
Verse: 17 unschuldec was her Gâwân:
Verse: 18 ez enhete niht wan diu ors getân
Verse: 19 und ander daz er vuorte.
Verse: 20 Scherulesen lachen ruorte.
Verse: 21 dô sprach er: "herre, ir sît betrogen:
Verse: 22 swerz iu sagete, er hât gelogen,
Verse: 23 ez wære maget, man oder wîp.
Verse: 24 unschuldec ist mîns gastes lîp:
Verse: 25 ir sult in anders prîsen.
Verse: 26 er engewan nie münzîsen,
Verse: 27 welt ir der rehten mære losen.
Verse: 28 sîn lîp getruoc nie wehselphosen.
Verse: 29 seht sîne gebære und hœret sîniu wort
Verse: 30 (in mînem hûs liez ich in dort):
Verse: 1 kunt ir dan ritters vuore spehen,
Verse: 2 ir müezt im rehter dinge jehen.
Verse: 3 sîn lîp gein valsche nie wart balt.
Verse: 4 swer im dar über tuot gewalt,
Verse: 5 wærez mîn vater oder mîn kint,
Verse: 6 alle die gein im in zorne sint,
Verse: 7 mîne mâge oder mîn bruoder,
Verse: 8 die müesten diu strîtes ruoder
Verse: 9 gein mir ziehen: ich wil in wern,
Verse: 10 vor unrehten strîten nern,
Verse: 11 swâ ich, herre, vor iuwern hulden mac.
Verse: 12 ûz schiltes ammet in einen sac
Verse: 13 wolde ich mich ê ziehen,
Verse: 14 sô verre ûz arte vliehen
Verse: 15 dâ mich niemen erkande,
Verse: 16 ê daz ich iuwer schande,
Verse: 17 herre, an im begienget.
Verse: 18 güetlîche ir emphienget
Verse: 19 billîcher alle die her sint komen
Verse: 20 und iuwern kummer hânt vernomen,
Verse: 21 dan daz ir si welt rouben.
Verse: 22 des sult ir iuch gelouben."
Verse: 23 der vürste sprach: "nû lâz mich in gesehen."
Verse: 24 "dâ mac niht arges ûz geschehen."
Verse: 25 er reit dâ er Gâwânen sach.
Verse: 26 zwei ougen und ein herze jach,
Verse: 27 diu Lippaôt mit im brâhte dar,
Verse: 28 daz der gast wære wol gevar
Verse: 29 und rehte manlîche site
Verse: 30 sînen gebærden wonten mite.
Verse: 1 swem wâriu liebe ie erholte
Verse: 2 daz er herzeminne dolte,
Verse: 3 herzen minne ist des erkant,
Verse: 4 daz herze ist rehter minne ein phant,
Verse: 5 alsô versetzet und verselt,
Verse: 6 dehein munt ez nimmer gar volzelt.
Verse: 7 waz minne wunders vüegen kan.
Verse: 8 ez sî wîp oder man,
Verse: 9 die krenket herzen minne
Verse: 10 vil dicke an hôhem sinne.
Verse: 11 Obîe unde Meljanz,
Verse: 12 ir zweier minne was sô ganz
Verse: 13 und stuont mit solhen triuwen,
Verse: 14 sîn zorn iuch solde riuwen.
Verse: 15 daz er mit zorne von ir reit,
Verse: 16 des gap ir trûren solhez leit,
Verse: 17 daz ir kiusche wart gein zorne balt.
Verse: 18 unschuldec Gâwân des engalt
Verse: 19 und ander diez mit ir dâ liten.
Verse: 20 si kom dicke ûz vrouwenlîchen siten:
Verse: 21 sus vlaht ir kiusche sich in zorn.
Verse: 22 ez was ir beider ougen dorn,
Verse: 23 swâ si den werden man gesach:
Verse: 24 ir herze Meljanze jach,
Verse: 25 er müeste vor ûz der hœste sîn.
Verse: 26 si dâhte: "ob er mich lêret pîn,
Verse: 27 den sol ich gerne durch in hân.
Verse: 28 den jungen werden süezen man
Verse: 29 vor al der werlde ich minne:
Verse: 30 dar jagent mich herzen sinne."
Verse: 1 von minnen noch zornes vil geschiht:
Verse: 2 nû enwîzet ez Obîen niht.
Verse: 3 nû hœret wie ir vater sprach,
Verse: 4 dô er den werden Gâwân sach
Verse: 5 und er in in daz lant emphienc,
Verse: 6 wie erz mit rede dô ane vienc.
Verse: 7 dô sprach er: "herre, iuwer komen
Verse: 8 daz mac mit sælden uns gevromen.
Verse: 9 ich hân gevarn manege vart:
Verse: 10 sô suoze in mînen ougen wart
Verse: 11 nie von angesihte.
Verse: 12 zuo dirre ungeschihte
Verse: 13 sol iuwer künfteclîcher tac
Verse: 14 uns trœsten, wande er trœsten mac."
Verse: 15 er bat in tuon dâ ritters tât:
Verse: 16 "ob ir harnases mangel hât,
Verse: 17 des lât iuch wol gereiten gar.
Verse: 18 welt ir, sît, herre, in mîner schar."
Verse: 19 dô sprach der werde Gâwân:
Verse: 20 "ich wære des ein bereiter man:
Verse: 21 ich hân harnas und starke lide,
Verse: 22 wan daz mîn strîten stêt mit vride
Verse: 23 unz an eine benande stunde.
Verse: 24 ir læget obe oder unde,
Verse: 25 daz wolde ich durch iuch lîden:
Verse: 26 nû muoz ichz durch daz mîden,
Verse: 27 herre, unz ein mîn kamph ergêt,
Verse: 28 dâ mîn triuwe sô hôhe phandes stêt,
Verse: 29 durch aller werden liute gruoz
Verse: 30 ich si mit kamphe lœsen muoz
Verse: 1 (sus bin ich ûf der strâzen)
Verse: 2 oder ich muoz den lîp dâ lâzen."
Verse: 3 daz was Lippaôte ein herzeleit.
Verse: 4 er sprach: "herre, durch iuwer werdekeit
Verse: 5 und durch iuwer zühte hulde
Verse: 6 sô vernemet mîn unschulde.
Verse: 7 ich hân zwuo tohter die mir sint
Verse: 8 liep, wan si sint mîniu kint.
Verse: 9 swaz mir got hât an den gegeben,
Verse: 10 dâ wil ich bî mit vreuden leben.
Verse: 11 ô wol mich daz ich ie gewan
Verse: 12 kummer den ich von in hân!
Verse: 13 den treget iedoch diu eine
Verse: 14 mit mir al gemeine.
Verse: 15 ungelîch ist diu gesellekeit:
Verse: 16 mîn herre ir tuot mit minnen leit
Verse: 17 und mir mit unminne.
Verse: 18 als ich michs versinne,
Verse: 19 mîn herre mir gewalt wil tuon
Verse: 20 durch daz ich hân deheinen sun.
Verse: 21 mir suln ouch tohter lieber sîn:
Verse: 22 waz denne? ob ichs nû lîde pîn,
Verse: 23 den wil ich mir ze sælden zeln.
Verse: 24 swer sol mit sîner tohter weln,
Verse: 25 swie ir verboten sî daz swert:
Verse: 26 ir wer ist anders alsô wert:
Verse: 27 si erwirbet im kiuscheclîche
Verse: 28 einen sun vil ellens rîche.
Verse: 29 des selben ich gedingen hân."
Verse: 30 "nû gewers iuch got" sprach Gâwân.
Verse: 1 Lippaôt der vürste al vaste bat.
Verse: 2 "herre, durch got die rede lât"
Verse: 3 sus sprach des künec Lôtes sun.
Verse: 4 "durch iuwer zuht sult ir daz tuon
Verse: 5 und lât mich triuwe niht enbern.
Verse: 6 eins dinges wil ich iuch gewern:
Verse: 7 ich sage iu hînte bî dirre naht,
Verse: 8 wes ich mich drumme hân bedâht."
Verse: 9 Lippaôt im dancte und vuor zehant.
Verse: 10 an dem hove er sîne tohter vant
Verse: 11 und des burcgrâven tohterlîn.
Verse: 12 diu zwei diu snalten vingerlîn.
Verse: 13 dô sprach er Obilôte zuo:
Verse: 14 "tohter, wannen kumstû?"
Verse: 15 "vater, ich var dâ nider her.
Verse: 16 ich getrûwe im wol, daz er michs gewer:
Verse: 17 ich wil den vremden ritter biten
Verse: 18 dienstes nâch lônes siten."
Verse: 19 "tohter, sô sî dir geklaget,
Verse: 20 er enhât mir ane noch abe gesaget.
Verse: 21 kum mîner bete anz ende nâch."
Verse: 22 der megede was zem gaste gâch.
Verse: 23 dô si in die kemenâten gienc,
Verse: 24 Gâwân spranc ûf. dô er si emphienc,
Verse: 25 zuo der süezen er dô saz.
Verse: 26 er dancte ir daz si niht vergaz
Verse: 27 sîn dâ man im missebôt.
Verse: 28 er sprach: "geleit ie ritter nôt
Verse: 29 durch ein sus wênec vrouwelîn,
Verse: 30 dâ solde ich durch iuch inne sîn."
Verse: 1 diu junge süeze klâre
Verse: 2 sprach âne alle vâre:
Verse: 3 "got sich des wol versinnen kan,
Verse: 4 herre, ir sît der êrste man
Verse: 5 der ie mîn redegeselle wart:
Verse: 6 ist mîn zuht dar an bewart
Verse: 7 und ouch mîn schamlîcher sin,
Verse: 8 daz gît an vreuden mir gewin,
Verse: 9 wan mir mîn meisterîn verjach,
Verse: 10 diu rede wære des sinnes dach.
Verse: 11 herre, ich bite iuwer unde mîn:
Verse: 12 daz lêrt mich endehafter pîn.
Verse: 13 den nenne ich iu, geruochet irs:
Verse: 14 habet ir mich ihtes deste wirs,
Verse: 15 ich var doch ûf der mâze phat,
Verse: 16 wande ich dâ ziu mîn selber bat.
Verse: 17 ir sît mit der wârheit ich.
Verse: 18 swie die namen teilen sich,
Verse: 19 mîns lîbes namen sult ir hân:
Verse: 20 nû sît maget unde man.
Verse: 21 ich hân iuwer unde mîn gegert.
Verse: 22 lât ir mich, herre, ungewert
Verse: 23 nû schamlîche von iu gên,
Verse: 24 dar umme muoz ze rehte stên
Verse: 25 iuwer prîs vor iuwer selbes zuht,
Verse: 26 sît mîn magetuonlîchiu vluht
Verse: 27 iuwer genâde suochet.
Verse: 28 ob ir des, herre, ruochet,
Verse: 29 ich wil iu geben minne
Verse: 30 mit herzenlîchem sinne.
Verse: 1 ob ir manlîche site hât,
Verse: 2 sô wæne ich wol daz ir niht lât
Verse: 3 ir endient mir: ich bin dienstes wert.
Verse: 4 sît ouch mîn vater helfe gert
Verse: 5 an vriunden und an mâgen,
Verse: 6 lât iuch des niht betrâgen,
Verse: 7 ir endient uns beiden ûf mîn eines lôn."
Verse: 8 er sprach: "vrouwe, iuwers mundes dôn
Verse: 9 wil mich von triuwen scheiden.
Verse: 10 untriuwe iu solde leiden.
Verse: 11 mîn triuwe dolt die phandes nôt:
Verse: 12 ist si unerlœset, ich bin tôt.
Verse: 13 doch lât mich dienst und sinne
Verse: 14 kêren gein iuwer minne.
Verse: 15 ê daz ir minne meget gegeben
Verse: 16 ir müezet vünf jâr ê leben:
Verse: 17 darst iuwer minne zît ein zal."
Verse: 18 nû dâhte er des, wie Parzival
Verse: 19 wîben baz getrûte dan gote:
Verse: 20 sîn bevelhen was dirre megede ein bote
Verse: 21 Gâwân in daz herze sîn.
Verse: 22 dô lobete er dem vrouwelîn,
Verse: 23 er wolde durch si wâpen tragen.
Verse: 24 er begunde ir vürbaz mêre sagen:
Verse: 25 "in iuwer hende sî mîn swert.
Verse: 26 ob iemen tjoste gein mir gert,
Verse: 27 den poinder müezt ir rîten,
Verse: 28 ir sult dâ vür mich strîten.
Verse: 29 man mac mich dâ in strîte sehen:
Verse: 30 der muoz mînhalp von iu geschehen."
Verse: 1 si sprach: "vil wênec mich des bevilt.
Verse: 2 ich bin iuwer scherm und iuwer schilt
Verse: 3 und iuwer herze und iuwer trôst.
Verse: 4 sît ir mich zwîvels hât erlôst,
Verse: 5 ich bin vür ungevelle
Verse: 6 iuwer geleite und iuwer geselle,
Verse: 7 vür ungelückes schûr ein dach
Verse: 8 bin ich iu senfteclîch gemach.
Verse: 9 mîn minne sol iu vride bern,
Verse: 10 gelückes vor der angest wern,
Verse: 11 daz iuwer ellen niht verbirt
Verse: 12 ir enwert iuch vaste unz an den wirt.
Verse: 13 ich bin wirt und wirtîn
Verse: 14 und wil in strîte bî iu sîn.
Verse: 15 swenne ir des gedingen hât,
Verse: 16 sælde und ellen iuch niht enlât."
Verse: 17 dô sprach der werde Gâwân:
Verse: 18 "vrouwe, ich wil beidiu hân,
Verse: 19 sît ich in iuwerm gebote lebe,
Verse: 20 iuwer minne und iuwer trôstes gebe."
Verse: 21 die wîle wâren ir hendelîn
Verse: 22 zwischen den handen sîn.
Verse: 23 dô sprach si: "herre, nû lât mich varn
Verse: 24 ich muoz ouch mich dar an bewarn:
Verse: 25 wie vüeret ir âne mînen solt?
Verse: 26 dar zuo wære ich iu alze holt.
Verse: 27 ich sol mich arbeiten,
Verse: 28 mîn kleinœte iu bereiten.
Verse: 29 swenne ir daz traget, deheinen wîs
Verse: 30 überhœht iuch nimmer ander prîs."
Verse: 1 dan vuor diu maget und ir gespil.
Verse: 2 si buten beide ir dienstes vil
Verse: 3 Gâwâne dem gaste:
Verse: 4 der neic ir hulden vaste.
Verse: 5 dô sprach er: "sult ir werden alt,
Verse: 6 trüege dan niht wan sper der walt
Verse: 7 als erz am andern holze hât,
Verse: 8 daz würde iu zwein ein ringiu sât.
Verse: 9 kan iuwer jugent sus twingen,
Verse: 10 welt irz inz alter bringen,
Verse: 11 iuwer minne lêrt noch ritter hant
Verse: 12 dâ von ie schilt gein sper verwant."
Verse: 13 dannen vuoren die megede beide
Verse: 14 mit vreuden sunder leide.
Verse: 15 des burcgrâven tohterlîn
Verse: 16 diu sprach: "nû saget mir, vrouwe mîn,
Verse: 17 wes habet ir im ze gebene wân,
Verse: 18 sît daz wir niht wan tocken hân?
Verse: 19 sîn die mîne iht schœner baz,
Verse: 20 die gebet im âne mînen haz:
Verse: 21 dâ wirt vil wênec nâch gestrîten."
Verse: 22 der vürste Lippaôt kom geriten
Verse: 23 an dem berge enmitten.
Verse: 24 Obilôten und Clauditten
Verse: 25 sach er vor im ûf hin gên:
Verse: 26 er bat si beide stille stên.
Verse: 27 dô sprach diu junge Obilôt:
Verse: 28 "vater, mir wart nie sô nôt
Verse: 29 dîner helfe. dar zuo gip mir rât:
Verse: 30 der ritter mich gewert hât."
Verse: 1 "tohter, swes dîn wille gert,
Verse: 2 hân ichz, des bistû gewert.
Verse: 3 ô wol der vruht diu an dir lac!
Verse: 4 dîn geburt was der sælden tac."
Verse: 5 "vater, sô wil ich dirz sagen,
Verse: 6 heimlîche mînen kummer klagen:
Verse: 7 nâch dînen genâden dar zuo sprich."
Verse: 8 er bat si heben vür sich.
Verse: 9 si sprach: "war kœme dan mîn gespil?"
Verse: 10 dô hielt der ritter bî im vil:
Verse: 11 die striten wer si solde nemen.
Verse: 12 des mohte ieslîchen wol gezemen:
Verse: 13 iedoch bôt man si einem dar.
Verse: 14 Clauditte was ouch wol gevar.
Verse: 15 al rîtende sprach ir vater zir:
Verse: 16 "Obilôt, nû sage mir
Verse: 17 ein teil von dîner nœte."
Verse: 18 "dâ hân ich kleinœte
Verse: 19 dem vremden ritter gelobet.
Verse: 20 ich wæne mîn sin hât getobet.
Verse: 21 hân ich im niht ze gebene,
Verse: 22 waz touc ich dan ze lebene?
Verse: 23 sît er mir dienest hât geboten,
Verse: 24 sô muoz ich schemelîche roten,
Verse: 25 ob ich im niht ze gebene hân.
Verse: 26 nie megede wart sô liep ein man."
Verse: 27 dô sprach er: "tohter, warte an mich:
Verse: 28 ich sol des wol bereiten dich,
Verse: 29 sît dû dienstes von im gers.
Verse: 30 ich gibe dir daz dû in gewers,
Verse: 1 ob dich halt dîn muoter lieze.
Verse: 2 got gebe daz ichs genieze,
Verse: 3 ouwî er stolz werder man,
Verse: 4 waz ich gedingen gein im hân!
Verse: 5 nie wort ich dennoch zim gesprach:
Verse: 6 in mînem slâfe ich in hînte sach."
Verse: 7 Lippaôt gienc vür die herzogîn
Verse: 8 und Obilôt diu tohter sîn.
Verse: 9 dô sprach er: "vrouwe, stiurt uns zwei.
Verse: 10 mîn herze nâch vreuden schrei,
Verse: 11 dô mich got dirre maget beriet
Verse: 12 und mich von ungemüete schiet."
Verse: 13 diu alde herzogîn sprach sân:
Verse: 14 "waz welt ir mînes guotes hân?"
Verse: 15 "vrouwe, sît irs uns bereit,
Verse: 16 Obilôt vil bezzer kleit.
Verse: 17 si dunket sichs mit wirde wert,
Verse: 18 sît sô werder man ir minne gert
Verse: 19 und er ir biutet dienstes vil
Verse: 20 und ouch ir kleinœte wil."
Verse: 21 dô sprach der megede muoter:
Verse: 22 "er süezer man vil guoter!
Verse: 23 ich wæne, ir meint den vremden gast.
Verse: 24 sîn blic ist rehte ein meien glast."
Verse: 25 dô hiez tragen dar diu wîse
Verse: 26 samît von Ethnîse.
Verse: 27 unversniten wât truoc man dâ mite,
Verse: 28 phelle von Tabronite
Verse: 29 ûz dem lande ze Tribalibôt.
Verse: 30 an Kaukasas daz golt ist rôt,
Verse: 1 dar ûz die heiden manege wât
Verse: 2 würkent, diu vil spæhe hât,
Verse: 3 mit rehter art ûf sîden.
Verse: 4 Lippaôt hiez balde snîden
Verse: 5 sîner tohter kleider:
Verse: 6 er miste gerne ir beider,
Verse: 7 der bœsten und der besten.
Verse: 8 einen phelle mit golde vesten
Verse: 9 den sneit man an daz vrouwelîn.
Verse: 10 ir muoste ein arm geblœzet sîn:
Verse: 11 dâ was ein ermel von genomen,
Verse: 12 der solde Gâwâne komen.
Verse: 13 daz was ir prisente,
Verse: 14 phelle von Nourîente,
Verse: 15 verre ûz heidenschaft gevuort.
Verse: 16 der hete ir zeswen arm geruort,
Verse: 17 doch an den roc niht genæt:
Verse: 18 dâ enwart nie vadem zuo gedræt.
Verse: 19 den brâhte Clauditte dar
Verse: 20 Gâwâne dem wol gevar.
Verse: 21 dô wart sîn lîp gar sorgen vrî.
Verse: 22 sîner schilte wâren drî:
Verse: 23 ûf einen sluoc er in al zehant.
Verse: 24 al sîn trûren gar verswant:
Verse: 25 sînen grôzen danc er niht versweic,
Verse: 26 vil dicke er dem wege neic,
Verse: 27 den diu juncvrouwe gienc,
Verse: 28 diu in sô güetlîche emphienc
Verse: 29 und in sô minneclîche
Verse: 30 an vreuden machte rîche.
Verse: 1 der tac hete ende und kom diu naht.
Verse: 2 ze beider sît was grôziu maht,
Verse: 3 manec werlîch ritter guot.
Verse: 4 wære sûzern hers niht solhiu vluot,
Verse: 5 sô heten die innern strîtes vil.
Verse: 6 dô mâzen si ir letze zil
Verse: 7 bî dem liehten mânen.
Verse: 8 si kunden sich wol ânen
Verse: 9 vorhteclîcher zageheit.
Verse: 10 vor tages wart von in bereit
Verse: 11 zwelf zingel wîte,
Verse: 12 vergrabet gein dem strîte.
Verse: 13 daz ieslîch zingel muoste hân
Verse: 14 zorse ûf drî barbigân.
Verse: 15 Kardefablêt de Jâmor,
Verse: 16 des marschalc nam dâ vier tor,
Verse: 17 dâ man smorgens sach sîn her
Verse: 18 wol mit ellenthafter wer.
Verse: 19 der herzoge rîche
Verse: 20 streit dâ ritterlîche.
Verse: 21 diu wirtîn was sîn swester.
Verse: 22 er was des muotes vester
Verse: 23 dan anders manec strîtec man,
Verse: 24 der wol in strîte tûren kan:
Verse: 25 des leit er dicke in strîte pîn.
Verse: 26 sîn her dâ zogete snahtes în.
Verse: 27 er was verre dar gestrichen,
Verse: 28 wande er selten was entwichen
Verse: 29 strîteclîcher herte.
Verse: 30 vier porten er dâ wol werte.
Verse: 1 swaz hers anderhalp der brücken lac,
Verse: 2 daz zogete über, ê kom der tac,
Verse: 3 ze Bêârosche in die stat.
Verse: 4 als si Lippaôt der vürste bat,
Verse: 5 dô wâren die von Jâmor
Verse: 6 geriten über die brücken vor.
Verse: 7 man bevalh ieslîche porten sô,
Verse: 8 daz is werlîche dô
Verse: 9 stuonden, dô der tac erschein.
Verse: 10 Scherules der kôs im ein,
Verse: 11 die er und mîn her Gâwân
Verse: 12 niht unbehuot wolden lân.
Verse: 13 man hôrte dâ von den gesten
Verse: 14 (ich wæne daz wâren die besten),
Verse: 15 die klageten daz dâ wære geschehen
Verse: 16 ritterschaft gar âne ir sehen
Verse: 17 und daz diu vesperîe ergienc.
Verse: 18 daz ir deheiner tjost dâ emphienc,
Verse: 19 diu klage was gar âne nôt:
Verse: 20 ungezalt man si in dâ bôt,
Verse: 21 allen den dies geruochten
Verse: 22 und si ûz ze velde suochten.
Verse: 23 in den gazzen kôs man grôze slâ.
Verse: 24 ouch sach man her unde dâ
Verse: 25 manege banier zogen în
Verse: 26 allez bî des mânen schîn
Verse: 27 und manegen helm von rîcher kost
Verse: 28 (man wolde si vüeren gein der tjost)
Verse: 29 und manec sper wol gemâl.
Verse: 30 ein Regenspurger zindâl
Verse: 1 dâ wære ze swachem werde:
Verse: 2 vor Bêârosche ûf der erde
Verse: 3 man sach dâ wâpenröcke vil
Verse: 4 hôher an der koste zil.
Verse: 5 diu naht tet nâch ir alden site,
Verse: 6 an dem orte ein tac ir zogete mite:
Verse: 7 den kôs man niht bî lerchen sanc.
Verse: 8 manec hurte dâ vil lûte erklanc:
Verse: 9 daz kom in von strîtes sachen.
Verse: 10 man hôrte diu sper dâ krachen
Verse: 11 rehte als ez wære ein wolken rîz.
Verse: 12 dâ was daz junge her von Lîz
Verse: 13 komen an die von Lirivoin
Verse: 14 und an den künec von Avendroin.
Verse: 15 dâ erhal manec rîchiu tjoste guot,
Verse: 16 als der würfe in grôze gluot
Verse: 17 ganze kastâne.
Verse: 18 âvoi wie ûf dem plâne
Verse: 19 von den gesten wart geriten
Verse: 20 und von den burgæren gestriten!
Verse: 21 Gâwân und der schahteliur,
Verse: 22 durch der sêle âventiur
Verse: 23 und durch ir sælden urhap
Verse: 24 ein phaffe in eine messe gap:
Verse: 25 der sanc si beide gote und in.
Verse: 26 dô nâhte ir werdekeit gewin,
Verse: 27 wande ez was ir gesetze.
Verse: 28 dô riten si in ir letze.
Verse: 29 ir zingel was dâ vor behuot
Verse: 30 mit manegem werden ritter guot:
Verse: 1 daz wâren Scheruleses man.
Verse: 2 von den wart ez dâ guot getân.
Verse: 3 waz mac ich nû sprechen mêr?
Verse: 4 wan Poidiconjunz was hêr:
Verse: 5 der reit dar zuo mit solher kraft,
Verse: 6 wære Swarzwalt ieslîch stûde ein schaft,
Verse: 7 man dorfte dâ niht mêr waldes sehen.
Verse: 8 swer sîne schar wolde spehen.
Verse: 9 der reit mit sehs vanen zuo,
Verse: 10 vor den man strîtes begunde vruo.
Verse: 11 pusûner gâben dôzes klac,
Verse: 12 alsô der doner der ie phlac
Verse: 13 vil angestlîcher vorhte.
Verse: 14 manec tambûrer dâ worhte
Verse: 15 mit der pusûner galm.
Verse: 16 wart inder dâ kein stuphenhalm
Verse: 17 getretet, des enmohte ich niht:
Verse: 18 Erffurter wîngarte giht
Verse: 19 von tretene noch der selben nôt.
Verse: 20 manec orses vuoz die slâge bôt.
Verse: 21 dô kom der herzoge Astor
Verse: 22 mit strîte an die von Jâmor.
Verse: 23 dâ wurden tjoste gewetzet,
Verse: 24 manec werder man entsetzet
Verse: 25 hinderz ors ûf den acker.
Verse: 26 si wâren ir strîtes wacker:
Verse: 27 vil vremder krîe man dâ rief.
Verse: 28 manec vole âne sînen meister lief,
Verse: 29 des herre dort ze vuoze stuont:
Verse: 30 ich wæne dem was gevelle kunt.
Verse: 1 dô ersach mîn her Gâwân
Verse: 2 daz gevlohten was der plân,
Verse: 3 die vriunt in der vînde schar:
Verse: 4 er huop ouch sich mit poinder dar.
Verse: 5 müelîch sîn was ze warten.
Verse: 6 diu ors doch wênec sparten
Verse: 7 Scherules und die sîne:
Verse: 8 Gâwân si brâhte in pîne.
Verse: 9 waz er dâ ritter nider stach
Verse: 10 und waz er starker sper zebrach,
Verse: 11 der werden tavelrunder bote!
Verse: 12 hete er die kraft niht von gote,
Verse: 13 sô wære dâ prîses vür in gegert.
Verse: 14 dô wart erklenget manec swert.
Verse: 15 im wâren al ein beidiu her,
Verse: 16 gein den was sîn hant ze wer,
Verse: 17 die von Lîz und die von Gors.
Verse: 18 von beider sît er manec ors
Verse: 19 gezogen brâhte schiere
Verse: 20 zuo sîns wirtes baniere.
Verse: 21 er vrâcte ob si iemen wolde dâ:
Verse: 22 der was dâ vil, die sprâchen jâ.
Verse: 23 si wurden al gelîche
Verse: 24 sîner geselleschefte rîche.
Verse: 25 dô kom ein ritter her gevarn,
Verse: 26 der ouch diu sper niht kunde sparn.
Verse: 27 der burcgrâve von Bêâveis
Verse: 28 und Gâwân der kurteis
Verse: 29 kômen an ein ander,
Verse: 30 daz der junge Lisavander
Verse: 1 hinderm orse ûf den bluomen lac,
Verse: 2 wande er von tjoste gevelles phlac.
Verse: 3 daz ist mir durch den knappen leit,
Verse: 4 der sandern tages mit zühten reit
Verse: 5 und Gâwân sagete mære,
Verse: 6 wâ von diz komen wære.
Verse: 7 der erbeizte über sînen herren nider.
Verse: 8 Gâwân in erkande und gap im wider
Verse: 9 daz ors daz dâ wart bejaget.
Verse: 10 der knappe im neic, wart mir gesaget.
Verse: 11 nû seht wâ Kardefablêt
Verse: 12 selbe ûf dem acker stêt
Verse: 13 von einer tjost mit hurte erkant.
Verse: 14 die zilte Meljacanzes hant.
Verse: 15 dô zucten in die sîne enbor:
Verse: 16 dâ wart dicke Jâmor
Verse: 17 mit herten swertslegen geschrît.
Verse: 18 dâ wart enge und niht ze wît,
Verse: 19 dâ hurte gein der hurte dranc.
Verse: 20 manec helm in in diu ôren klanc.
Verse: 21 Gâwân nam sîne geselleschaft:
Verse: 22 dô ergienc sîn poinder mit kraft,
Verse: 23 mit sîns wirtes baniere
Verse: 24 beschutte er harte schiere
Verse: 25 von Jâmor den werden.
Verse: 26 dô wart ûf die erden
Verse: 27 ritter vil gevellet.
Verse: 28 geloubetz, ob ir wellet:
Verse: 29 geziuge sint mir gar verzaget,
Verse: 30 wan als diu âventiure saget.
Verse: 1 leh cuns de Muntâne
Verse: 2 vuor gein Gâwâne.
Verse: 3 dâ wart ein rîchiu tjost getân,
Verse: 4 daz der starke Lahedumân
Verse: 5 hinderm orse ûf dem acker lac.
Verse: 6 dar nâch er sicherheite phlac,
Verse: 7 der stolze degen wert erkant:
Verse: 8 diu ergienc in Gâwânes hant.
Verse: 9 dô streit der herzoge Astor
Verse: 10 den zingeln aller næste vor:
Verse: 11 dâ ergienc manec hurteclîcher strît.
Verse: 12 dicke Nantes wart geschrît,
Verse: 13 Artûses herzeichen.
Verse: 14 die herten, niht die weichen,
Verse: 15 was dâ manec ellender Berteneis
Verse: 16 und die soldiere von Destrigleis
Verse: 17 ûz êreckes lande.
Verse: 18 der tât man dâ bekande,
Verse: 19 ir phlac duc de Lanverunz.
Verse: 20 ouch möhte Poidiconjunz
Verse: 21 die Berteneise hân ledec lân:
Verse: 22 sô wart ez dâ von in getân.
Verse: 23 si wâren Artûse
Verse: 24 zer muntâne Clûse
Verse: 25 abe gevangen, dâ man strîten sach:
Verse: 26 in einem sturme daz geschach.
Verse: 27 si schrîten Nantes nâch ir siten
Verse: 28 hie oder swâ si strîtes biten:
Verse: 29 daz was ir krîe und ir art.
Verse: 30 etslîcher truoc vil grâwen bart.
Verse: 1 ouch hete ieslîch Bertûn
Verse: 2 durch bekantnisse ein gampilûn
Verse: 3 eintweder ûf helm oder ûf den schilt
Verse: 4 nâch Ilinôtes wâpen gezilt:
Verse: 5 daz was Artûses werder sun.
Verse: 6 waz mohte Gâwân dô tuon,
Verse: 7 er ensiufzete, dô er diu wâpen sach,
Verse: 8 wande im sîn herze jâmers jach.
Verse: 9 sîn œheimes sunes tôt
Verse: 10 brâhte Gâwânen in jâmers nôt:
Verse: 11 er bekande wol der wâpen schîn.
Verse: 12 dô liefen über diu ougen sîn.
Verse: 13 er liez die von Bertâne
Verse: 14 sus tûren ûf dem plâne:
Verse: 15 er wolde mit in strîten niht,
Verse: 16 als man noch vriuntschefte giht.
Verse: 17 er reit gein Meljanzes her.
Verse: 18 dâ wâren die burgære ze wer,
Verse: 19 daz mans in danken mohte,
Verse: 20 wan daz in doch niht tohte
Verse: 21 daz velt gein überkraft ze behaben.
Verse: 22 si wâren entwichen gein dem graben.
Verse: 23 den burgæren manege tjost dâ bôt
Verse: 24 ein ritter allenthalben rôt:
Verse: 25 der hiez der ungenande,
Verse: 26 wande in niemen dâ bekande.
Verse: 27 ich sagez iu als ichz hân vernomen:
Verse: 28 er was zuo Meljanze komen
Verse: 29 dâ vor an dem dritten tage.
Verse: 30 des kômen die burgære in klage:
Verse: 1 Meljanze er helfe sich bewac.
Verse: 2 der erwarp ouch im von Semblidac
Verse: 3 zwelf knappen, die sîn nâmen war
Verse: 4 an der tjoste und an der poinder schar:
Verse: 5 swaz sper gebieten mohte ir hant,
Verse: 6 diu wurden gar von im verswant.
Verse: 7 sîn tjoste wâren mit hurte hel,
Verse: 8 wande er den künec Schirniel
Verse: 9 und sînen bruoder dâ vienc.
Verse: 10 dennoch dâ mêr von im ergienc:
Verse: 11 sicherheit er niht erliez
Verse: 12 den herzogen Marangliez.
Verse: 13 die wâren des ortes herte.
Verse: 14 ir volc sich dennoch werte.
Verse: 15 Meljanz der künec dâ selbe streit:
Verse: 16 swem er liep und herzeleit
Verse: 17 hete getân, die muosten jehen
Verse: 18 daz selten mêre wære geschehen
Verse: 19 von deheinem alsô jungen man,
Verse: 20 als ez dâ von im wart getân.
Verse: 21 sîn hant vil vester schilte kloup.
Verse: 22 waz starker sper von im zestoup,
Verse: 23 dâ sich poinder in den poinder slôz!
Verse: 24 sîn jungez herze was sô grôz,
Verse: 25 daz er strîtes muoste gern:
Verse: 26 des enmohte in niemen dâ gewern
Verse: 27 volleclîch (daz was ein nôt),
Verse: 28 unz er Gâwân tjostieren bôt.
Verse: 29 Gâwân ze sînem knappen nam.
Verse: 30 der zwelf sper einz von Angram,
Verse: 1 als erz erwarp zem Plimizôl.
Verse: 2 Meljanzes krîe was Barbigôl,
Verse: 3 diu werde houbetstat in Lîz.
Verse: 4 Gâwân nam sîner tjoste vlîz:
Verse: 5 dô lêrte Meljanzen pîn
Verse: 6 von Oraste Gentesîn
Verse: 7 der starke rœrîne schaft.
Verse: 8 durch den schilt in dem arme er brast.
Verse: 9 ein rîchiu tjost dâ geschach:
Verse: 10 Gâwân in vlügelingen stach
Verse: 11 und enzwei sînen hindern satelbogen,
Verse: 12 daz die helde vür unbetrogen
Verse: 13 hinder den orsen stuonden.
Verse: 14 dô tâten si als si kunden,
Verse: 15 mit den swerten tûren.
Verse: 16 dâ wære zwein gebûren
Verse: 17 gedroschen mêr dan genuoc:
Verse: 18 ieweder des andern garbe truoc,
Verse: 19 stückeht die wurden hin geslagen.
Verse: 20 Meljanz ein sper ouch muoste tragen,
Verse: 21 daz stacte dem helde durch den arm:
Verse: 22 bluotec sweiz im machte warm.
Verse: 23 dô zucte in mîn her Gâwân
Verse: 24 in Brevigariezer barbigân
Verse: 25 und betwanc in sicherheite:
Verse: 26 der was er im bereite.
Verse: 27 wære der junge man niht wunt,
Verse: 28 dâ enwære niemen sô gâhes kunt
Verse: 29 daz er im würde undertân:
Verse: 30 man müestes in langer hân erlân.
Verse: 1 Lippaôt der vürste, slandes wirt,
Verse: 2 sîn manlîch ellen niht verbirt.
Verse: 3 gein dem streit der künec von Gors.
Verse: 4 dâ muosten beidiu liute und ors
Verse: 5 von geschütze lîden pîne,
Verse: 6 dâ die Kahetîne
Verse: 7 und die sarjande von Semblidac
Verse: 8 ieslîcher sîner künste phlac:
Verse: 9 turkopel kunden wenken.
Verse: 10 die burgære muosten denken,
Verse: 11 waz vînde von ir letzen schiet.
Verse: 12 si heten sarjande ad piet:
Verse: 13 ir zingel wâren sô behuot
Verse: 14 als dâ man noch daz beste tuot.
Verse: 15 swelh wert man dâ den lîp verlôs,
Verse: 16 Obîen zorn unsanfte erkôs,
Verse: 17 wande ir tummiu lôsheit
Verse: 18 vil liute brâhte in arbeit.
Verse: 19 wes engalt der vürste Lippaôt?
Verse: 20 sîn herre der alde künec Schôt
Verse: 21 hetes in erlâzen gar.
Verse: 22 dô begunde müeden ouch diu schar:
Verse: 23 dennoch streit vaste Meljacanz.
Verse: 24 ob sîn schilt wære ganz?
Verse: 25 des enwas niht hende breit beliben:
Verse: 26 dô hete in verre hin dan getriben
Verse: 27 der herzoge Kardefablêt.
Verse: 28 der turnei al stille stêt
Verse: 29 ûf einem blüemînen plân.
Verse: 30 dô kom ouch mîn her Gâwân:
Verse: 1 des kom Meljacanz in nôt,
Verse: 2 daz im der werde Lanzelôt
Verse: 3 nie sô vaste zuo getrat,
Verse: 4 dô er von der swertbrücke phat
Verse: 5 kom und dâ nâch mit im streit.
Verse: 6 im was gevancnisse leit,
Verse: 7 die vrou Ginôvêr dolte,
Verse: 8 die er dâ mit strîte holte.
Verse: 9 dô punierte Lôtes sun.
Verse: 10 waz mohte Meljacanz nû tuon,
Verse: 11 er entribe ouch daz ors mit sporn dar?
Verse: 12 vil liute nam der tjost war.
Verse: 13 wer dâ hinderm orse læge?
Verse: 14 den der von Norwæge
Verse: 15 gevellet hete ûf die ouwe.
Verse: 16 manec ritter unde vrouwe
Verse: 17 dise tjost ersâhen.
Verse: 18 die Gâwân prîses jâhen,
Verse: 19 den vrouwen ez guot ze sehene was
Verse: 20 her nider von dem palas.
Verse: 21 Meljacanz wart getret,
Verse: 22 durch sîn kursît gewet
Verse: 23 manec ors daz sît nie gruose enbeiz:
Verse: 24 ez reis ûf in der bluotec sweiz.
Verse: 25 dâ ergienc der orse schelmetac,
Verse: 26 dar nâch den gîren ir bejac.
Verse: 27 dô nam der herzoge Astor
Verse: 28 Meljacanzen den von Jâmor:
Verse: 29 der was vil nâch gevangen.
Verse: 30 der turnei was ergangen.
Verse: 1 wer dâ nâch prîse wol rite
Verse: 2 und nâch der wîbe lône strite?
Verse: 3 ich enmöhte ir niht erkennen.
Verse: 4 solde ich si iu alle nennen,
Verse: 5 ich würde ein unmüezec man.
Verse: 6 innerhalp wart ez dâ guot getân
Verse: 7 durch die jungen Obilôt
Verse: 8 und ûzerhalp ein ritter rôt,
Verse: 9 die zwêne behielden dâ den prîs,
Verse: 10 vür si niemen deheinen wîs.
Verse: 11 dô des ûzern hers gast
Verse: 12 innen wart daz im gebrast
Verse: 13 dienstdankes von dem meister sîn
Verse: 14 (der was gevangen hin în),
Verse: 15 er reit dâ er sîne knappen sach.
Verse: 16 ze sînen gevangen er dô sprach:
Verse: 17 "ir herren gâbet mit sicherheit.
Verse: 18 mir ist hie widervarn leit:
Verse: 19 gevangen ist der künec von Lîz.
Verse: 20 nû kêret allen iuwern vlîz,
Verse: 21 ob er ledec müge sîn,
Verse: 22 mac er sô vil geniezen mîn"
Verse: 23 sprach er zem künec von Avendroin
Verse: 24 und ze Schirniel von Lirivoin
Verse: 25 und zem herzogen Marangliez.
Verse: 26 mit spæher gelübede er si liez
Verse: 27 von im rîten in die stat:
Verse: 28 Meljanzen er si lœsen bat
Verse: 29 oder daz si erwürben im den grâl.
Verse: 30 si enkunden im ze keinem mâl
Verse: 1 niht gesagen wâ der was,
Verse: 2 wan sîn phlæge ein künec, hieze Anfortas.
Verse: 3 dô diu rede von in geschach,
Verse: 4 der rôte ritter aber sprach:
Verse: 5 "ob mîner bete niht ergêt,
Verse: 6 sô vart dâ Pelrapeire stêt.
Verse: 7 brinct der künegîn iuwer sicherheit
Verse: 8 und saget ir, der durch si dâ streit
Verse: 9 mit Kingrûne und mit Clâmidê,
Verse: 10 dem sî nû nâch dem grâle wê
Verse: 11 und doch wider nâch ir minne.
Verse: 12 nâch beiden ich immer sinne.
Verse: 13 nû saget ir sus, ich sande iuch dar.
Verse: 14 ir helde, daz iuch got bewar!"
Verse: 15 mit urloube si riten în.
Verse: 16 dô sprach ouch er zen knappen sîn:
Verse: 17 "wir sîn gewinnes unverzaget.
Verse: 18 nemt swaz hie orse sî bejaget:
Verse: 19 wan einz lât mir an dirre stunt.
Verse: 20 ir seht wol, daz mîne ist sêre wunt."
Verse: 21 dô sprâchen die knappen guot:
Verse: 22 "herre, iuwer genâde daz ir uns tuot
Verse: 23 iuwer helfe sô grœzlîche.
Verse: 24 wir sîn nû immer rîche."
Verse: 25 er welte im einz ûf sîne vart,
Verse: 26 mit den kurzen ôren Ingliart,
Verse: 27 daz dort von Gâwâne gienc,
Verse: 28 innen des er Meljanzen vienc.
Verse: 29 dâ holtez des rôten ritters hant:
Verse: 30 des wart verdürkelt etslîch rant.
Verse: 1 mit urloube tet er dannenkêr.
Verse: 2 vünfzehen ors oder mêr
Verse: 3 liez er in âne wunden.
Verse: 4 die knappen danken kunden,
Verse: 5 si bâten in belîben vil:
Verse: 6 vürbaz gestôzen was sîn zil.
Verse: 7 dô kêrte der gehiure,
Verse: 8 dâ grôz gemach was tiure:
Verse: 9 er ensuochte niht wan strîten.
Verse: 10 ich wæne bî sînen zîten
Verse: 11 ie dehein man sô vil gestreit.
Verse: 12 daz ûzer her al zogende reit
Verse: 13 ze herbergen durch gemach.
Verse: 14 dort inne der vürste Lippaôt sprach
Verse: 15 und vrâcte wiez dâ wære komen,
Verse: 16 wande er hête vernomen,
Verse: 17 Meljanz wære gevangen.
Verse: 18 daz was im liebe ergangen:
Verse: 19 ez kom im sît ze trôste.
Verse: 20 Gâwân den ermel lôste
Verse: 21 âne zerren von dem schilte
Verse: 22 (sînen prîs er hôher zilte):
Verse: 23 den gap er Clauditten.
Verse: 24 an dem orte und ouch dâ mitten
Verse: 25 was er durchstochen und durchslagen.
Verse: 26 er hiez in Obilôte tragen:
Verse: 27 dô wart der megede vreude grôz.
Verse: 28 ir arm was blanc unde blôz:
Verse: 29 dar über hefte si in dô sân.
Verse: 30 si sprach: "wer hât mir dâ getân?"
Verse: 1 immer swenne si vür ir swester gienc,
Verse: 2 diu disen schimph mit zorne emphienc.
Verse: 3 den rittern dâ was ruowe nôt,
Verse: 4 wande in grôz müede daz gebôt.
Verse: 5 Scherules nam Gâwân
Verse: 6 und den grâven Lahedumân.
Verse: 7 dennoch mêr ritter er dâ vant,
Verse: 8 die Gâwân mit sîner hant
Verse: 9 des tages ûf dem velde vienc,
Verse: 10 dâ manec grôziu hurte ergienc.
Verse: 11 dô sazte si ritterlîche
Verse: 12 der burcgrâve rîche.
Verse: 13 er und al sîn müediu schar
Verse: 14 stuonden vor dem künege gar,
Verse: 15 unz daz Meljanz enbeiz:
Verse: 16 guoter handelunge er sich dâ vleiz.
Verse: 17 des dûhte Gâwân ze vil.
Verse: 18 "ob ez der künec erlouben wil,
Verse: 19 her wirt, sô sult ir sitzen"
Verse: 20 sprach Gâwân mit witzen:
Verse: 21 sîn zuht in dar zuo jagete.
Verse: 22 der wirt die bete versagete,
Verse: 23 er sprach: "mîn herre ist sküneges man.
Verse: 24 disen dienst hete er getân,
Verse: 25 ob den künec des gezæme
Verse: 26 daz er sînen dienest næme.
Verse: 27 mîn herre durch zuht sîn niht ensiht,
Verse: 28 wande er enhât sîner hulde niht.
Verse: 29 gesament die vriuntschaft iemêr got,
Verse: 30 sô leiste wir alle sîn gebot."
Verse: 1 dô sprach der junge Meljanz:
Verse: 2 "iuwer zuht was ie sô ganz,
Verse: 3 die wîle daz ich wonte hie,
Verse: 4 daz iuwer rât mich nie verlie.
Verse: 5 hete ich iu baz gevolget dô,
Verse: 6 sô sæhe man mich hiute vrô.
Verse: 7 nû helft mir, grâve Scherules,
Verse: 8 wande ich iu wol getrûwe des,
Verse: 9 um mînen herren der mich hie hât
Verse: 10 (si hœrent wol beide iuwern rât)
Verse: 11 und Lippaôt, der ander vater mîn,
Verse: 12 der tuo sîn zuht nû gein mir schîn.
Verse: 13 sîner hulde hete ich niht verlorn,
Verse: 14 woldes sîn tohter hân enborn:
Verse: 15 diu pruovte gein mir tôren schimph.
Verse: 16 daz was unvrouwenlîch gelimph."
Verse: 17 dô sprach der werde Gâwân:
Verse: 18 "hie wirt ein suone getân,
Verse: 19 die niemen scheidet wan der tôt."
Verse: 20 dô kômen, die der ritter rôt
Verse: 21 hin ûz hete gevangen,
Verse: 22 ûf vür den künec gegangen:
Verse: 23 die sageten wie ez wære komen.
Verse: 24 dô Gâwân hête vernomen
Verse: 25 sîniu wâpen, der mit in dâ streit,
Verse: 26 und wem si gâben sicherheit,
Verse: 27 und dô si im sageten um den grâl,
Verse: 28 dô dâhte er des, daz Parzivâl
Verse: 29 dises mæres wære ein urhap.
Verse: 30 sîn nîgen er gein himele gap,
Verse: 1 daz got ir strîtes gegenniet
Verse: 2 des tages von ein ander schiet.
Verse: 3 des was ir heldiu zuht ein phant,
Verse: 4 daz ir neweder wart genant:
Verse: 5 si enerkande ouch niemen dâ.
Verse: 6 daz tet man aber anderswâ.
Verse: 7 zuo Meljanz sprach Scherules:
Verse: 8 "herre, muoz ich iuch biten des,
Verse: 9 sô ruochet mînen herren sehen.
Verse: 10 swes vriunt dâ beidenthalben jehen,
Verse: 11 des sult ir gerne volgen
Verse: 12 und sît im niht erbolgen."
Verse: 13 daz dûhte si guot über al.
Verse: 14 dô vuoren si ûf des küneges sal,
Verse: 15 daz inner her von der stat:
Verse: 16 des vürsten marschalc si des bat.
Verse: 17 dô nam mîn her Gâwân
Verse: 18 den grâven Lahedumân
Verse: 19 und ander sîne gevangen
Verse: 20 die kômen dar zuo gegangen:
Verse: 21 er bat si geben sicherheit,
Verse: 22 die er des tages ab in erstreit,
Verse: 23 Scherulese sînem wirt.
Verse: 24 mennegelîch nû niht verbirt,
Verse: 25 si envüeren, als dâ gelobet was,
Verse: 26 ze Bêârosche ûf den palas.
Verse: 27 Meljanze gap diu burcgrâvîn
Verse: 28 rîchiu kleider und ein rîselîn,
Verse: 29 dâ er sînen wunden arm în hienc,
Verse: 30 dâ Gâwâns tjoste durch gienc.
Verse: 1 Gâwân bî Scherules enbôt
Verse: 2 sîner vrouwen Obilôt,
Verse: 3 daz er si gerne wolde sehen
Verse: 4 und ouch mit wârheite jehen
Verse: 5 sînes lîbes undertân
Verse: 6 und er wolde ouch ir urloup hân,
Verse: 7 "und saget, ich lâze ir den künec hie:
Verse: 8 bitet si sich bedenken wie
Verse: 9 daz si in alsô behalde,
Verse: 10 daz prîs ir vuore walde."
Verse: 11 dise rede hôrte Meljanz.
Verse: 12 der sprach: "Obilôt wirt kranz
Verse: 13 aller wîplîchen güete.
Verse: 14 daz senftet mir mîn gemüete,
Verse: 15 ob ich ir sicherheit muoz geben,
Verse: 16 daz ich ir vrides hie sol leben."
Verse: 17 "ir sult si dâ vür hân erkant,
Verse: 18 iuch envienc hie niemen wan ir hant"
Verse: 19 sus sprach der werde Gâwân.
Verse: 20 "mînen prîs sol si al eine hân."
Verse: 21 Scherules kom vür geriten.
Verse: 22 nû enwas ze hove niht vermiten,
Verse: 23 dâ enwære maget, man und wîp
Verse: 24 in solher wæte ieslîches lîp,
Verse: 25 daz man kranker armer wât
Verse: 26 des tages dâ hete lîhten rât.
Verse: 27 mit Meljanz ze hove reit
Verse: 28 al die dort ûze ir sicherheit
Verse: 29 ze phande heten lâzen.
Verse: 30 dort elliu vieriu sâzen,
Verse: 1 Lippaôt, sîn wîp, sîniu kint.
Verse: 2 ûf giengen die dâ komen sint:
Verse: 3 der wirt gein sînem herren spranc.
Verse: 4 ûf dem palase was grôz gedranc,
Verse: 5 dâ er den vîent und die vriunde emphienc.
Verse: 6 Meljanz bî Gâwâne gienc.
Verse: 7 "kundez iu niht versmâhen,
Verse: 8 mit kusse iuch wolde emphâhen
Verse: 9 iuwer aldiu vriundîn:
Verse: 10 ich meine mîn wîp, die herzogîn."
Verse: 11 Meljanz antwurte dem wirte sân:
Verse: 12 "ich wil gerne ir kus mit gruoze hân,
Verse: 13 zweier vrouwen die ich hie sihe:
Verse: 14 der dritten ich niht suone gihe."
Verse: 15 des weinden die eldern dô:
Verse: 16 Obilôt was vil vrô.
Verse: 17 der künec mit kusse emphangen wart
Verse: 18 und zwêne ander künege âne bart:
Verse: 19 als tet der herzoge Marangliez.
Verse: 20 Gâwânen man kusses ouch niht erliez
Verse: 21 und daz er næme sîne vrouwen dar.
Verse: 22 er dructe daz kint wol gevar
Verse: 23 als eine tocken an sîne brust:
Verse: 24 des twanc in vriuntlîch gelust.
Verse: 25 hin ze Meljanze er sprach:
Verse: 26 "iuwer hant mir sicherheite jach:
Verse: 27 der sît nû ledec und gebet si her.
Verse: 28 aller mîner vreuden wer
Verse: 29 sitzet an dem arme mîn:
Verse: 30 ir gevangen sult ir sîn."
Verse: 1 Meljanz durch daz dar nâher gienc.
Verse: 2 diu maget Gâwânen zuo zir gevienc:
Verse: 3 Obilôte doch sicherheit geschach,
Verse: 4 dâz manec werder ritter sach.
Verse: 5 "her künec, nû habet ir missetân,
Verse: 6 sol mîn ritter sîn ein koufman,
Verse: 7 des mich mîn swester vil an streit,
Verse: 8 daz ir im gâbet sicherheit"
Verse: 9 sus sprach diu maget Obilôt.
Verse: 10 Meljanze si dâ nâch gebôt
Verse: 11 daz er sicherheit verjæhe,
Verse: 12 diu in ir hant geschæhe,
Verse: 13 ir swester Obîen.
Verse: 14 "zeiner âmîen
Verse: 15 sult ir si hân durch ritters prîs:
Verse: 16 zeinem herren und zeinem âmîs
Verse: 17 sol si iuch immer gerne hân.
Verse: 18 ich enwils iuch enwederhalp erlân."
Verse: 19 got ûz ir jungem munde sprach:
Verse: 20 ir bete beidenthalp geschach.
Verse: 21 dâ meisterte vrou Minne
Verse: 22 mit ir krefteclîchem sinne
Verse: 23 und herzenlîchiu triuwe
Verse: 24 der zweier liebe al niuwe.
Verse: 25 Obîen hant vür den mantel sleif:
Verse: 26 dô si Meljanzes arm begreif,
Verse: 27 al weinde kuste ir rôter munt
Verse: 28 dâ der was von tjoste wunt.
Verse: 29 manec zaher im den arm begôz,
Verse: 30 der von ir liehten ougen vlôz.
Verse: 1 wer machte si vor der diet sô balt?
Verse: 2 daz tet diu minne junc und alt.
Verse: 3 Lippaôt dô sînen willen sach,
Verse: 4 wande im sô liebe nie geschach.
Verse: 5 sît got der êren in niht erliez,
Verse: 6 sîne tohter er dô vrouwe hiez.
Verse: 7 wie diu hôchzît ergienc,
Verse: 8 des vrâct den der dâ gâbe emphienc,
Verse: 9 und war dô mennegelîch rite,
Verse: 10 er hete gemach oder er strite,
Verse: 11 des mac ich niht ein ende hân.
Verse: 12 man sagete mir daz Gâwân
Verse: 13 urloup nam ûf dem palas,
Verse: 14 dar er durch urloup komen was.
Verse: 15 Obilôt des weinde vil,
Verse: 16 si sprach: "nû vüert mich mit iu hin."
Verse: 17 dô wart der jungen süezen maget
Verse: 18 diu bete von Gâwâne versaget:
Verse: 19 ir muoter si kûme von im brach.
Verse: 20 urloup er dô zin allen sprach:
Verse: 21 Lippaôt im dienstes bôt genuoc,
Verse: 22 wande er im holdez herze truoc.
Verse: 23 Scherules, sîn stolzer wirt,
Verse: 24 mit al den sînen niht verbirt,
Verse: 25 er enrîte ûz mit dem degene balt.
Verse: 26 Gâwâns strâze ûf einen walt
Verse: 27 gienc: dar sande er weideman
Verse: 28 und spîse verre mit in dan.
Verse: 29 urloup nam der werde helt.
Verse: 30 Gâwân gein kummer was verselt.
Verse: 1 Swer was ze Bêârosche komen,
Verse: 2 doch hete Gâwân dâ genomen
Verse: 3 den prîs ze beider sît al ein,
Verse: 4 wan daz dâ vor ein ritter schein,
Verse: 5 bî rôtem wâpen unerkant,
Verse: 6 des prîs man in die hœhe bant.
Verse: 7 Gâwân hete êre unde heil,
Verse: 8 ieweders volleclîchen teil:
Verse: 9 nû nâhet ouch sîns kamphes zît.
Verse: 10 der walt was lanc unde wît,
Verse: 11 dâ durch er muoste strîchen,
Verse: 12 wolde er kamphes niht entwîchen:
Verse: 13 âne schulde er was dar zuo erkorn.
Verse: 14 nû was ouch Inglîart verlorn,
Verse: 15 sîn ors mit kurzen ôren:
Verse: 16 in Tabronit von môren
Verse: 17 wart nie bezzer ors ersprenget.
Verse: 18 nû wart der walt gemenget,
Verse: 19 hie ein schache, dort ein velt,
Verse: 20 etslîchez sô breit daz ein gezelt
Verse: 21 vil kûme drûfe stüende.
Verse: 22 mit sehene gewan er künde
Verse: 23 erbûwenes landes, daz hiez Ascalûn.
Verse: 24 dâ vrâgete er gein Schanpfanzûn
Verse: 25 swaz im dâ volkes widervuor.
Verse: 26 hôch gebirge und manec muor,
Verse: 27 des hete er vil durchstrichen dar.
Verse: 28 dô nam er einer bürge war:
Verse: 29 âvoi diu gap vil werden glast.
Verse: 30 dâ kêrte gein des landes gast.
Verse: 1 nû hœrt von âventiuren sagen
Verse: 2 und helfet mir dar under klagen
Verse: 3 Gâwâns grôzen kummer.
Verse: 4 mîn wîser und mîn tummer,
Verse: 5 die tuonz durch ir gesellekeit
Verse: 6 und lâzen in mit mir sîn leit.
Verse: 7 ouwê nû solde ich swîgen:
Verse: 8 nein, lât vürbaz sîgen
Verse: 9 der eteswenne gelücke neic
Verse: 10 und nû gein ungemache seic.
Verse: 11 disiu burc was gehêret sô,
Verse: 12 daz ênêas Kartâgô
Verse: 13 nie sô herrenlîche vant,
Verse: 14 dâ vroun Dîdôn tôt was minnen phant.
Verse: 15 waz si palase phlæge
Verse: 16 und wie vil dâ türne læge?
Verse: 17 ir hete Acratôn genuoc,
Verse: 18 diu âne Babilône ie truoc
Verse: 19 an dem griffe die grœsten wîte.
Verse: 20 nâch heiden worte strîte
Verse: 21 si was alumme wol sô hôch,
Verse: 22 und dâ si gein dem mer gezôch,
Verse: 23 deheinen sturm si widersaz
Verse: 24 noch grôzen ungevüegen haz.
Verse: 25 dâ vor lac raste breit ein plân,
Verse: 26 dar über reit her Gâwân.
Verse: 27 vünf hundert ritter oder mêr
Verse: 28 (ob den allen was einer hêr)
Verse: 29 die kômen im dâ widerriten
Verse: 30 in liehten kleidern wol gesniten,
Verse: 1 als mir diu âventiure sagete.
Verse: 2 ir vederspil dâ jagete
Verse: 3 den kranech oder swaz vor in dâ vlôch.
Verse: 4 ein râvît von Spâne hôch
Verse: 5 reit der künec Vergulaht.
Verse: 6 sîn blic was tac wol bi der naht:
Verse: 7 sîn geslehte sande Mazadân
Verse: 8 vür den berc ze Fâmorgân,
Verse: 9 sîn art was von der feien.
Verse: 10 in dûhte er sæhe den meien
Verse: 11 in rehter zît von bluomen gar,
Verse: 12 swer nam des küneges varwe war.
Verse: 13 Gâwânen des bedûhte,
Verse: 14 dô der künec sô gein im lûhte,
Verse: 15 ez wære der ander Parzivâl,
Verse: 16 und daz er Gahmuretes mâl
Verse: 17 hete alsô diz mære weiz,
Verse: 18 dô der reit în ze Kanvoleiz.
Verse: 19 ein reiger tet durch vluht entwîch
Verse: 20 in einen muoregen tîch:
Verse: 21 den brâhten valken dar gehurt.
Verse: 22 der künec suochte unrehten vurt,
Verse: 23 in valken helfe wart er naz.
Verse: 24 sîn ors verlôs er umme daz,
Verse: 25 dar zuo al diu kleider sîn
Verse: 26 (doch schiet er valken von ir pin):
Verse: 27 daz nâmen die valkenære.
Verse: 28 ob daz ir reht iht wære?
Verse: 29 ez was ir reht, si soldenz hân:
Verse: 30 man muoste ouch si bî rehte lân.
Verse: 1 ein ander ors man im dô lêch:
Verse: 2 des sînen er sich gar verzêch.
Verse: 3 man hienc ouch ander kleider an in:
Verse: 4 jenez was der valkenære gewin.
Verse: 5 hie kom Gâwân zuo geriten.
Verse: 6 âvoi nû wart dâ niht vermiten,
Verse: 7 er enwürde baz emphangen
Verse: 8 dan ze Karidôl wære ergangen
Verse: 9 Ereckes emphâhen,
Verse: 10 dô er begunde nâhen
Verse: 11 Artûs nâch sînem strîte
Verse: 12 und dô vrou ênîte
Verse: 13 sîner vreude was ein kondewier,
Verse: 14 sît im Maliclischier
Verse: 15 daz twerc sîn vel unsanfte brach
Verse: 16 mit der geisel dâz Ginôvêr sach,
Verse: 17 und dô ze Tulmein ein strît
Verse: 18 ergienc in dem kreize wît
Verse: 19 um den sparwære.
Verse: 20 îdêr fil Noit der mære
Verse: 21 im sîne sicherheit dâ bôt:
Verse: 22 er muoste si im bieten vür den tôt.
Verse: 23 die rede lât sîn und hœrt si ouch hie:
Verse: 24 ich wæne sô vrieschet ir nie
Verse: 25 werden antvanc noch gruoz.
Verse: 26 ouwê des wirt unsanfte buoz
Verse: 27 des werden Lôtes kinde.
Verse: 28 râtet irz, ich erwinde
Verse: 29 und sage iu vürbaz niht mêr.
Verse: 30 durch trûren tuon ich widerkêr.
Verse: 1 doch vernemt durch iuwer güete,
Verse: 2 wie ein lûter gemüete
Verse: 3 vremder valsch gevrumte trüebe.
Verse: 4 ob ich iu vürbaz üebe
Verse: 5 diz mære mit rehter sage,
Verse: 6 sô kumt irs mit mir in klage.
Verse: 7 dô sprach der künec Vergulaht:
Verse: 8 "herre, ich hân mich des bedâht,
Verse: 9 ir sult rîten dort hin în.
Verse: 10 mac ez mit iuwern hulden sîn,
Verse: 11 ich briche iu nû gesellekeit.
Verse: 12 ist aber iu mîn vürbaz rîten leit,
Verse: 13 ich lâze swaz ich ze schaffen hân."
Verse: 14 dô sprach der werde Gâwân:
Verse: 15 "herre, swaz ir gebietet,
Verse: 16 billîche ir iuch des nietet:
Verse: 17 daz ist ouch âne mînen zorn
Verse: 18 mit guotem willen gar verkorn."
Verse: 19 dô sprach der künec von Ascalûn:
Verse: 20 "herre, ir seht wol Schamfanzûn.
Verse: 21 dâst mîn swester ûf, ein maget:
Verse: 22 swaz munt von schœne hât gesaget,
Verse: 23 des hât si volleclîchen teil.
Verse: 24 welt irz iu prüeven vür ein heil,
Verse: 25 deiswâr sô muoz si sich bewegen
Verse: 26 daz si iuwer unz an mich sol phlegen:
Verse: 27 ich kum iu schierre dan ich sol.
Verse: 28 ouch erbeitet ir mîn vil wol,
Verse: 29 gesehet ir die swester mîn:
Verse: 30 ir enruocht, wolde ich noch lenger sîn."
Verse: 1 "ich sihe iuch gerne, als tuon ich sie.
Verse: 2 doch hânt mich grôze vrouwen ie
Verse: 3 ir werden handelunge erlân"
Verse: 4 sus sprach der stolze Gâwân.
Verse: 5 der künec sande einen ritter dar
Verse: 6 und enbôt der maget daz si sîn war
Verse: 7 sô næme daz langiu wîle
Verse: 8 in diuhte ein kurziu île.
Verse: 9 Gâwân vuor dar der künec gebôt.
Verse: 10 welt ir, noch swîge ich grôzer nôt:
Verse: 11 nein, ich wilz iu vürbaz sagen.
Verse: 12 strâze und ein phert begunde tragen
Verse: 13 Gâwânen gein der porte
Verse: 14 an des palas orte.
Verse: 15 swer bûwes ie begunde,
Verse: 16 baz dan ich sprechen kunde
Verse: 17 von dises bûwes veste.
Verse: 18 dâ lac ein burc, diu beste
Verse: 19 diu ie genant wart ertstift:
Verse: 20 unmâzen wît was ir begrift.
Verse: 21 der bürge lop sul wir hie lân,
Verse: 22 wande ich iu vil ze sagene hân
Verse: 23 von sküneges swester, einer maget.
Verse: 24 hiest von bûwe vil gesaget:
Verse: 25 die prüeve ich rehte als ich sol.
Verse: 26 was si schœne, daz stuont ir wol,
Verse: 27 und hete si dar zuo rehten muot,
Verse: 28 daz was gein werdekeit ir guot,
Verse: 29 sô daz ir site und ir sin
Verse: 30 was gelîch der marcgrâvîn,
Verse: 1 diu dicke von dem Heitstein
Verse: 2 über al die marke schein.
Verse: 3 wol im derz heimlîche an ir
Verse: 4 solde prüeven! des geloubet mir,
Verse: 5 der vant kurzwîle dâ
Verse: 6 bezzer dan anderswâ.
Verse: 7 ich mac des von vrouwen jehen
Verse: 8 als mir diu ougen kunnen spehen:
Verse: 9 swar ich rede kêre ze guote,
Verse: 10 diu bedarf wol zühte huote.
Verse: 11 nû hœre dise âventiure
Verse: 12 der getriuwe und der gehiure:
Verse: 13 ich enruoche um die ungetriuwen.
Verse: 14 mit dürkelen triuwen
Verse: 15 hânt si alle ir sælekeit verlorn:
Verse: 16 des muoz ir sêle lîden zorn.
Verse: 17 ûf den hof dort vür den palas reit
Verse: 18 Gâwân gein der gesellekeit,
Verse: 19 als in der künec sande,
Verse: 20 der sich selben an im schande.
Verse: 21 ein ritter, der in brâhte dar,
Verse: 22 in vuorte dâ saz wol gevar
Verse: 23 Antikonîe diu künegin.
Verse: 24 sol wîplîch êre sîn gewin,
Verse: 25 des koufes hete si vil gephlegen
Verse: 26 und alles valsches sich bewegen:
Verse: 27 dâ mite ir kiusche prîs erwarp.
Verse: 28 ouwê daz sô vruo erstarp
Verse: 29 von Veldeke der wîse man!
Verse: 30 der kunde si baz gelobet hân.
Verse: 1 dô Gâwân die maget ersach,
Verse: 2 der bote gienc nâher unde sprach
Verse: 3 al daz der künec werben hiez.
Verse: 4 diu künegîn dô niht enliez,
Verse: 5 si enspræche: "herre, gêt nâher mir.
Verse: 6 mîner zühte meister daz sît ir:
Verse: 7 nû gebietet unde lêret.
Verse: 8 wirt iu kurzwîle gemêret,
Verse: 9 daz muoz an iuwerm gebote sîn.
Verse: 10 sît daz iuch der bruoder mîn
Verse: 11 mir bevolhen hât sô wol,
Verse: 12 ich küsse iuch, ob ich küssen sol.
Verse: 13 nû gebiet nâch iuwern mâzen
Verse: 14 mîn tuon oder mîn lâzen."
Verse: 15 mit grôzer zuht si vor im stuont.
Verse: 16 Gâwân sprach: "vrouwe, iuwer munt
Verse: 17 ist sô küssenlîch getân,
Verse: 18 ich sol iuwern kus mit gruoze hân."
Verse: 19 ir munt was heiz, dicke und rôt,
Verse: 20 dar an Gâwân den sînen bôt:
Verse: 21 dâ ergienc ein kus ungastlîch.
Verse: 22 zuo der megede zühte rîch
Verse: 23 saz der wol geborne gast.
Verse: 24 süezer rede in niht gebrast
Verse: 25 beidenthalp mit triuwen:
Verse: 26 si kunden wol geniuwen,
Verse: 27 er sîne bete, si ir versagen.
Verse: 28 daz begunde er herzenlîche klagen:
Verse: 29 ouch bat er si genâden vil.
Verse: 30 diu maget sprach als ich iu sagen wil:
Verse: 1 "herre, sît ir anders kluoc,
Verse: 2 sô mac es dunken iuch genuoc.
Verse: 3 ich erbiutez iu durch mîns bruoder bete,
Verse: 4 daz ez Amphlîse Gahmurete
Verse: 5 mînem œheim nie baz erbôt,
Verse: 6 âne bî ligen (mîn triuwe ein lôt
Verse: 7 an dem orte vürbaz wæge,
Verse: 8 der uns wegens ze rehte phlæge),
Verse: 9 und enweiz doch, herre, wer ir sît,
Verse: 10 doch ir an sô kurzer zît
Verse: 11 welt mîne minne hân."
Verse: 12 dô sprach der werde Gâwân:
Verse: 13 "mich lêret mîner künde sin,
Verse: 14 ich sage iu, vrouwe, daz ich bin
Verse: 15 mîner basen bruodersun.
Verse: 16 welt ir mir genâde tuon,
Verse: 17 daz enlât niht durch mînen art:
Verse: 18 derst gein iuwerm sô bewart,
Verse: 19 daz si beide al gelîche stênt
Verse: 20 und in rehter mâze gênt."
Verse: 21 ein maget begunde in schenken,
Verse: 22 dar nâch schier von in wenken.
Verse: 23 mêr vrouwen dennoch dâ sâzen,
Verse: 24 die ouch des niht vergâzen,
Verse: 25 si giengen und schuofen um ir phlege.
Verse: 26 ouch was der ritter von dem wege,
Verse: 27 der in dar brâhte.
Verse: 28 Gâwân des gedâhte,
Verse: 29 dô si alle von im kômen ûz,
Verse: 30 daz dicke den grôzen strûz
Verse: 1 væhet ein vil kranker ar.
Verse: 2 er greif ir under den mantel dar.
Verse: 3 ich wæne, er ruorte irz hüffelîn:
Verse: 4 des wart gemêret sîn pîn.
Verse: 5 von der liebe alsolhe nôt gewan
Verse: 6 beidiu maget und ouch der man,
Verse: 7 daz dâ nâch was ein dinc geschehen,
Verse: 8 hetenz übel ougen niht ersehen:
Verse: 9 des willen si beide wâren bereit:
Verse: 10 nû seht, dô nâht ir herzeleit:
Verse: 11 dô gienc zer tür in aldâ
Verse: 12 ein ritter blanc, wande er was grâ.
Verse: 13 ein wâfenheiz er nande
Verse: 14 Gâwânen, dô er in erkande.
Verse: 15 dâ bî er dicke lûte schrei:
Verse: 16 "ouwê unde heiâ hei
Verse: 17 mîns herren, den ir sluoget!
Verse: 18 daz iuch des niht genuoget,
Verse: 19 ir ennôtzoget ouch sîn tohter hie!"
Verse: 20 dem wâfenheiz man volget ie:
Verse: 21 der selbe site aldâ geschach.
Verse: 22 Gâwân zer juncvrouwen sprach:
Verse: 23 "vrouwe, nû gebet iuwern rât:
Verse: 24 unser enwederz niht vil wer hie hât."
Verse: 25 er sprach: "wan hete ich doch mîn swert!"
Verse: 26 dô sprach diu juncvrouwe wert:
Verse: 27 "wir suln ze wer uns ziehen,
Verse: 28 ûf jenen turm dort vliehen,
Verse: 29 der bî mîner kemenâten stêt.
Verse: 30 genædeclîche ez lîhte ergêt."
Verse: 1 hie der ritter, dort der koufman.
Verse: 2 diu juncvrouwe erhôrte sân
Verse: 3 den bovel komen ûz der stat.
Verse: 4 mit Gâwân si gein dem turne trat,
Verse: 5 ir vriunt muoste kummer lîden.
Verse: 6 si bat siz dicke mîden:
Verse: 7 ir kradem und ir dôz was sô,
Verse: 8 daz er ir deheiner marcte dô.
Verse: 9 durch strît si drungen gein der tür.
Verse: 10 Gâwân stuont ze wer dar vür,
Verse: 11 ir in^ gên er bewarte:
Verse: 12 einen rigel der den turn besparte,
Verse: 13 den zucte er ûz der mûre.
Verse: 14 sîn arge nâchgebûre
Verse: 15 entwichen im dicke mit ir schar.
Verse: 16 diu künegîn lief her und dar,
Verse: 17 ob ûf dem turne iht wære ze wer
Verse: 18 gein disem ungetriuwen her.
Verse: 19 dô vant diu maget reine
Verse: 20 ein schâchzabelgesteine
Verse: 21 und ein bret, wol erleget wît:
Verse: 22 daz brâhte si Gâwâne in den strît.
Verse: 23 an einem îsenînen ringe ez hienc,
Verse: 24 dâ mit ez Gâwân emphienc.
Verse: 25 ûf disen vierecken schilt
Verse: 26 was schâchzabels vil gespilt:
Verse: 27 der wart im sêre zehouwen.
Verse: 28 nû hœrt ouch von der vrouwen:
Verse: 29 ez wære künec oder roch,
Verse: 30 daz warf si gein den vînden doch.
Verse: 1 ez was grôz und swære:
Verse: 2 man saget von ir diu mære,
Verse: 3 swen dâ erreichte ir wurfes swanc,
Verse: 4 der strûchte âne sînen danc.
Verse: 5 diu küneginne rîche
Verse: 6 streit dâ ritterlîche:
Verse: 7 bî Gâwâne si werlîche schein,
Verse: 8 daz diu koufwîp ze Tolenstein
Verse: 9 an der vasnaht nie baz gestriten,
Verse: 10 wan si tuontz von gampelsiten
Verse: 11 und müent âne nôt ir lîp.
Verse: 12 swâ harnasrâmec wirt ein wîp,
Verse: 13 diu hât ir rehtes vergezzen,
Verse: 14 sol man ir kiusche mezzen,
Verse: 15 si entuoz dan durch ir triuwe.
Verse: 16 Antikonîen riuwe
Verse: 17 wart ze Schanfanzûn erzeiget
Verse: 18 und ir hôher muot geneiget.
Verse: 19 in strîte si sêre weinde:
Verse: 20 wol si daz bescheinde,
Verse: 21 daz vriuntlîch liebe ist stæte.
Verse: 22 waz Gâwân dô tæte?
Verse: 23 swenne im diu muoze geschach,
Verse: 24 daz er die maget rehte ersach,
Verse: 25 ir munt, ir ougen und ir nasen.
Verse: 26 baz geschicket an spizze hasen,
Verse: 27 ich wæne den gesâht ir nie,
Verse: 28 dan si was dort unde hie,
Verse: 29 zwischen der hüffe und ir brust.
Verse: 30 minne gernde gelust
Verse: 1 kunde ir lîp vil wol gereizen.
Verse: 2 ir engesâht nie âmeizen,
Verse: 3 diu bezzers gelenkes phlac,
Verse: 4 dan si was dâ der gürtel lac.
Verse: 5 daz gap ir gesellen
Verse: 6 Gâwâne manlîch ellen.
Verse: 7 si tûrte mit im in der nôt.
Verse: 8 sîn benandez gîsel was der tôt
Verse: 9 und anders dehein gedinge.
Verse: 10 Gâwânen wac vil ringe
Verse: 11 vînde haz, swenne er die maget erkôs:
Verse: 12 dâ von ir vil den lîp verlôs.
Verse: 13 dô kom der künec Vergulaht.
Verse: 14 der sach die strîteclîchen maht
Verse: 15 gein Gâwâne kriegen.
Verse: 16 ich enwolde iuch denne triegen,
Verse: 17 sô enmac ich in niht beschœnen,
Verse: 18 er enwelle sich selben hœnen
Verse: 19 an sînem werden gaste.
Verse: 20 der stuont ze wer al vaste.
Verse: 21 dô tet der wirt selbe schîn,
Verse: 22 daz mich riuwet Gandîn,
Verse: 23 der künec von Anschouwe,
Verse: 24 daz ein sô werdiu vrouwe,
Verse: 25 sîn tohter, ie den sun gebar,
Verse: 26 der mit ungetriuwer schar
Verse: 27 sîn volc bat sêre strîten.
Verse: 28 Gâwân muoste bîten
Verse: 29 unz der künec gewâpent wart:
Verse: 30 er huop sich selbe an strîtes vart.
Verse: 1 Gâwân dô muoste entwîchen,
Verse: 2 doch unlasterlîchen:
Verse: 3 under sturnes tür er wart getân.
Verse: 4 nû seht, dô kom der selbe man,
Verse: 5 der in kamphlîche ane ê sprach:
Verse: 6 vor Artûse daz geschach.
Verse: 7 der lantgrâve Kingrimursel
Verse: 8 gram durch swarten und durch vel,
Verse: 9 durch Gâwâns nôt sîn hende er want,
Verse: 10 wan des was sîn triuwe phant,
Verse: 11 daz er dâ solde haben vride,
Verse: 12 ez enwære daz eines mannes lide
Verse: 13 in in kamphe twungen.
Verse: 14 die alden und die jungen
Verse: 15 treip er von dem turne wider:
Verse: 16 den hiez der künec brechen nider.
Verse: 17 Kingrimursel dô sprach
Verse: 18 hin ûf dâ er Gâwânen sach:
Verse: 19 "helt, gip mir vride ze dir dar în.
Verse: 20 ich wil geselleclîchen pîn
Verse: 21 mit dir hân in dirre nôt.
Verse: 22 mich muoz der künec slahen tôt
Verse: 23 oder ich behalde dir dîn leben."
Verse: 24 Gâwân den vride begunde geben:
Verse: 25 der lantgrâve spranc zuo zim dar.
Verse: 26 des zwîvelte diu ûzer schar:
Verse: 27 er was ouch burcgrâve aldâ.
Verse: 28 si wæren junc oder grâ,
Verse: 29 die blûcten an ir strîte.
Verse: 30 Gâwân spranc an die wîte,
Verse: 1 als tet ouch Kingrimursel:
Verse: 2 gein ellen si beide wâren snel.
Verse: 3 der künec mande die sîne:
Verse: 4 "wie lange sul wir pîne
Verse: 5 von disen zwein mannen phlegen?
Verse: 6 mîns vetern sun hât sich bewegen,
Verse: 7 er wil ernern disen man,
Verse: 8 der mir den schaden hât getân,
Verse: 9 den er billîcher ræche,
Verse: 10 ob im ellens niht gebræche."
Verse: 11 genuoge, dens ir triuwe jach,
Verse: 12 kurn einen der zem künege sprach:
Verse: 13 "herre, müeze wirz iu sagen,
Verse: 14 der lantgrâve ist unerslagen
Verse: 15 hie von maneger hende.
Verse: 16 got iuch an site wende,
Verse: 17 die man iu vervâhe baz.
Verse: 18 werltlîch prîs iu sînen haz
Verse: 19 teilt, erslahet ir iuwern gast:
Verse: 20 ir ladet ûf iuch der schanden last.
Verse: 21 sôst der ander iuwer mâc,
Verse: 22 in des geleite ir disen bâc
Verse: 23 hebet, daz sult ir lâzen:
Verse: 24 ir sît dâ von verwâzen.
Verse: 25 nû gebet uns einen vride her,
Verse: 26 die wîle daz dirre tac gewer:
Verse: 27 der vride sî ouch dise naht.
Verse: 28 wes ir iuch drum habet bedâht,
Verse: 29 daz stêt dannoch zuiwer hant,
Verse: 30 ir sît geprîset oder geschant.
Verse: 1 mîn vrouwe Antikonîe,
Verse: 2 vor valscheit diu vrîe,
Verse: 3 dort al weinde bî im stêt.
Verse: 4 ob iu daz niht ze herzen gêt,
Verse: 5 sît iuch beide ein muoter truoc,
Verse: 6 sô gedenket, herre, ob ir sît kluoc,
Verse: 7 ir sandet in der megede her:
Verse: 8 wære niemen sîns geleites wer,
Verse: 9 er solde iedoch durch si genesen."
Verse: 10 der künec liez einen vride wesen,
Verse: 11 unz er sich baz bespræche
Verse: 12 wie er sînen vater ræche.
Verse: 13 unschuldec was her Gâwân:
Verse: 14 ez hete ein ander man getân,
Verse: 15 wande der stolze Ehkunat
Verse: 16 eine lanzen durch in lêrte phat.
Verse: 17 dô er Jofreiden fîz îdôl
Verse: 18 vuorte gegen Barbigôl,
Verse: 19 den er bî Gâwâne vienc,
Verse: 20 durch den disiu nôt ergienc.
Verse: 21 dô der vride wart getân,
Verse: 22 daz volc huop sich von strîte sân,
Verse: 23 mennegelîch zen herbergen sîn.
Verse: 24 Antikonîe diu künegîn
Verse: 25 ir vetern sun vaste ummevienc:
Verse: 26 manec kus an sînen munt ergienc,
Verse: 27 daz er Gâwânen hete ernert
Verse: 28 und sich selben untât erwert.
Verse: 29 si sprach: "dû bist mîns vetern sun:
Verse: 30 dû kundes durch niemen missetuon."
Verse: 1 welt ir hœren, ich tuon iu kunt
Verse: 2 wâ von ê sprach mîn munt,
Verse: 3 daz lûter gemüete trüebe wart.
Verse: 4 gunêrt sî diu strîtes vart,
Verse: 5 die ze Schampfanzûn tet Vergulaht,
Verse: 6 wan daz was im niht geslaht
Verse: 7 von vater noch von muoter.
Verse: 8 der junge man vil guoter
Verse: 9 von schame leit vil grôzen pîn.
Verse: 10 dô sîn swester diu künegîn
Verse: 11 in begunde vêhen,
Verse: 12 man hôrte in sêre vlêhen.
Verse: 13 dô sprach diu juncvrouwe wert:
Verse: 14 "her Vergulaht, trüege ichz swert
Verse: 15 und wære von gotes gebote ein man,
Verse: 16 daz ich schiltes ammet solde hân,
Verse: 17 iuwer strîten wære hie gar verdaget.
Verse: 18 dô was ich âne wer ein maget,
Verse: 19 wan daz ich truoc doch einen schilt,
Verse: 20 ûf den ist werdekeit gezilt.
Verse: 21 des wâpen sol ich nennen,
Verse: 22 ob ir ruochet diu bekennen:
Verse: 23 guot gebærde und kiuscher site.
Verse: 24 den zweien wont vil stæte mite.
Verse: 25 den bôt ich vür den ritter mîn,
Verse: 26 den ir mir sandet dâ her în:
Verse: 27 anders schermes hete ich niht.
Verse: 28 swâ man iuch nû bî wandel siht,
Verse: 29 ir habet doch an mir missetân,
Verse: 30 ob wîplîch prîs sîn rehte sol hân:
Verse: 1 ich hôrte ie sagen, swâz sô gezôch
Verse: 2 daz man gein wîbes scherme vlôch,
Verse: 3 dâ solde ellenthaftez jagen
Verse: 4 an sînem strîte gar verzagen,
Verse: 5 ob dâ wære manlîchiu zuht.
Verse: 6 her Vergulaht, iuwers gastes vluht,
Verse: 7 die er gein mir tet vür den tôt,
Verse: 8 lêrt iuwern prîs noch lasters nôt."
Verse: 9 Kingrimursel dô sprach:
Verse: 10 "herre, ûf iuwern trôst geschach
Verse: 11 daz ich hern Gâwâne
Verse: 12 ûf dem Plimizôles plâne
Verse: 13 gap vride her in iuwer lant.
Verse: 14 iuwer sicherheit was phant,
Verse: 15 ob in sîn ellen trüege her,
Verse: 16 daz ich des vür iuch würde wer,
Verse: 17 in bestüende hie niht wan einec man.
Verse: 18 herre, dâ bin ich bekrenket an.
Verse: 19 hie sehen mîne genôze zuo:
Verse: 20 diz laster ist uns gar ze vruo.
Verse: 21 kunnet ir niht vürsten schônen,
Verse: 22 wir krenken ouch die krônen.
Verse: 23 sol man iuch bî zühten sehen,
Verse: 24 sô muoz des iuwer zuht verjehen
Verse: 25 daz sippe reicht abe iu an mich.
Verse: 26 wære daz ein kebeslîcher slich
Verse: 27 mînhalp, swâ uns diu wirt gezilt,
Verse: 28 ir hetet iuch gâhes an mir bevilt,
Verse: 29 wande ich bin ein ritter doch,
Verse: 30 an dem nie valsch wart vunden noch.
Verse: 1 ouch sol mîn prîs erwerben
Verse: 2 daz ichs âne müeze ersterben:
Verse: 3 des ich vil wol getrûwe gote.
Verse: 4 des sî mîn sælde gein im bote.
Verse: 5 ouch swâ diz mære wirt vernomen,
Verse: 6 Artûs swestersun sî komen
Verse: 7 in mînem geleite ûf Schampfanzûn,
Verse: 8 Franzois oder Bertûn,
Verse: 9 Provenzâl oder Burgunjois,
Verse: 10 Galiciâne und die von Punturtois,
Verse: 11 erhœrent die Gâwânes nôt,
Verse: 12 hân ich prîs, derst denne tôt.
Verse: 13 mir vrumt sîn angestlîcher strît
Verse: 14 vil engez lop. mîn laster wît
Verse: 15 daz sol mir vreude swenden
Verse: 16 und mich ûf êren phenden."
Verse: 17 dô disiu rede was getân,
Verse: 18 dô stuont dâ einer sküneges man,
Verse: 19 der was geheizen Liddamus.
Verse: 20 Kîôt in selbe nennet sus.
Verse: 21 Kîôt laschantiure hiez,
Verse: 22 den sîn kunst des niht erliez,
Verse: 23 er ensünge und spræche sô,
Verse: 24 des noch genuoge werdent vrô.
Verse: 25 Kîôt ist ein Provenzâl,
Verse: 26 der dise âventiur von Parzivâl
Verse: 27 heidensch geschriben sach.
Verse: 28 swaz er en franzois dâ von gesprach,
Verse: 29 bin ich niht der witze laz,
Verse: 30 daz sage ich tiuschen vürbaz.
Verse: 1 dô sprach der vürste Liddamûs:
Verse: 2 "waz solde der in mîns herren hûs,
Verse: 3 der im sînen vater sluoc
Verse: 4 undz laster im sô nâhe truoc?
Verse: 5 ist mîn herre wert bekant,
Verse: 6 daz richet alhie sîn selbes hant:
Verse: 7 sô gelte ein tôt den andern tôt.
Verse: 8 ich wæne gelîche sîn die nôt."
Verse: 9 nû seht ir wie Gâwân dô stuont:
Verse: 10 alrêst was im grôz angest kunt.
Verse: 11 dô sprach Kingrimursel:
Verse: 12 "swer mit der drô wære sô snel,
Verse: 13 der solde ouch gâhen in den strît.
Verse: 14 ir habet gedrenge oder wît,
Verse: 15 man mac sich iuwer lîhte erwern.
Verse: 16 her Liddamus, vil wol ernern
Verse: 17 trûwe ich vor iu disen man:
Verse: 18 swaz iu der hête getân,
Verse: 19 ir liezetz ungerochen.
Verse: 20 ir habet iuch gar versprochen.
Verse: 21 man sol iu wol gelouben,
Verse: 22 daz iuch nie mannes ougen
Verse: 23 gesâhen ze vorderst dâ man streit:
Verse: 24 iu was ie strîten wol sô leit,
Verse: 25 daz ir der vluht begundet.
Verse: 26 dennoch ir mêr wol kundet:
Verse: 27 swâ man ie gein strîte dranc,
Verse: 28 dâ tætet ir wîbes widerwanc.
Verse: 29 swelh künec sich lât an iuwern rât,
Verse: 30 vil twerhes dem diu krône stât.
Verse: 1 dâ wære von mînen handen
Verse: 2 in kreize bestanden
Verse: 3 Gâwân der ellenthafte degen:
Verse: 4 des hete ich mich gein im bewegen,
Verse: 5 daz der kamph wære alhie getân,
Verse: 6 woldes mîn herre gestatet hân.
Verse: 7 der treget mit sünden mînen haz,
Verse: 8 ich trûte im ander dinge baz.
Verse: 9 her Gâwân, lobet mir her vür wâr
Verse: 10 daz ir von hiute über ein jâr
Verse: 11 mir ze gegenrede stêt
Verse: 12 in kamphe, ob ez sô hie ergêt
Verse: 13 daz iu mîn herre læt daz leben:
Verse: 14 dâ wirt iu kamph von mir gegeben.
Verse: 15 ich sprach iuch ane zem Plimizôl:
Verse: 16 nû si der kamph ze Barbigôl
Verse: 17 vor dem künege Meljanze.
Verse: 18 der sorgen zeinem kranze
Verse: 19 trage ich unz ûf daz tegedinc,
Verse: 20 daz ich gein iu kume in den rinc:
Verse: 21 dâ sol mir sorge tuon bekant
Verse: 22 iuwer manlîchiu hant."
Verse: 23 Gâwân der ellens rîche
Verse: 24 bôt gezogenlîche
Verse: 25 nâch dirre bete sicherheit.
Verse: 26 dô was mit rede aldâ bereit
Verse: 27 der herzoge Liddamus,
Verse: 28 begunde ouch sîner rede alsus
Verse: 29 mit spæhelîchen worten.
Verse: 30 aldâ siz alle hôrten,
Verse: 1 er sprach, wande im was sprechens zît:
Verse: 2 "swâ ich kume zuo dem strît,
Verse: 3 hân ich dâ vehtens phlihte
Verse: 4 oder vluht mit ungeschihte,
Verse: 5 [bin ich verzagetlîche ein zage
Verse: 6 oder ob ich prîs aldâ bejage,]
Verse: 7 her lantgrâve, des danket ir
Verse: 8 als irz geprüeven kunnet an mir.
Verse: 9 emphâhe ichs nimmer iuwern solt,
Verse: 10 ich bin iedoch mir selben holt."
Verse: 11 sus sprach der rîche Liddamus:
Verse: 12 "welt irz sîn her Turnus,
Verse: 13 sô lât mich sîn her Tranzes
Verse: 14 und strâft mich ob ir wizzet wes
Verse: 15 und enhebet iuch niht ze grôze.
Verse: 16 ob ir vürsten mîner genôze
Verse: 17 der edelste und der rîchste birt,
Verse: 18 ich bin ouch landes herre und landes wirt.
Verse: 19 ich hân in Galîciâ
Verse: 20 beidiu her unde dâ
Verse: 21 manege burc rehte unz an Vedrûn.
Verse: 22 swaz ir und ieslîch Bertûn
Verse: 23 mir dâ ze schaden meget getuon,
Verse: 24 ich engevlœhe nimmer vor iu huon.
Verse: 25 her ist von Bertâne komen
Verse: 26 gein dem ir kamph hât genomen:
Verse: 27 nû rechet herren und den mâc.
Verse: 28 mich sol vermîden iuwer bâc.
Verse: 29 iuwern vetern (ir wârt sîn man),
Verse: 30 swer dem sîn leben ane gewan,
Verse: 1 dâ rechetz. ich entet im niht:
Verse: 2 ich wæne mirs ouch iemen giht.
Verse: 3 iuwern vetern sol ich wol verklagen.
Verse: 4 sîn sun die krône nâch im sol tragen:
Verse: 5 derst mir ze herren hôch genuoc.
Verse: 6 diu künegîn Flûrdâmûrs in truoc:
Verse: 7 sîn vater was Kingrisîn,
Verse: 8 sîn ane der künec Gandîn.
Verse: 9 ich wil iuch baz bescheiden des,
Verse: 10 Gahmuret und Gâlôes
Verse: 11 sîne œheime wâren.
Verse: 12 ich enwolde sîn gerne vâren,
Verse: 13 ich möhte mit êren von sîner hant
Verse: 14 mit vanen emphâhen mîn lant.
Verse: 15 swer vehten welle, der tuo daz.
Verse: 16 bin ich gein dem strîte laz,
Verse: 17 ich vreische iedoch diu mære wol.
Verse: 18 swer prîs in dem strîte hol,
Verse: 19 des danken im diu stolzen wîp.
Verse: 20 ich wil durch niemen mînen lîp
Verse: 21 verleiten in ze scharphen pîn.
Verse: 22 waz Wolfhartes solde ich sîn?
Verse: 23 mirst in den strît der wec vergrabet,
Verse: 24 gein vehtene diu gir verhabet.
Verse: 25 würdet ir mirs nimmer holt,
Verse: 26 ich tæte ê als Rûmolt,
Verse: 27 der dem künec Gunther riet,
Verse: 28 dô er von Wormze gein den Hiunen schiet:
Verse: 29 er bat in lange sniten bæn
Verse: 30 und in sînem kezzel umme dræn."
Verse: 1 der lantgrâve ellens rîche
Verse: 2 sprach: "ir redet dem gelîche
Verse: 3 als maneger weiz an iu vür wâr
Verse: 4 iuwer zît und iuwer jâr.
Verse: 5 ir râtet mir dar ich wolde iedoch,
Verse: 6 und sprecht, ir tætet als riet ein koch
Verse: 7 den küenen Nibelungen,
Verse: 8 die sich unbetwungen
Verse: 9 ûz huoben dâ man an in rach
Verse: 10 daz Sîvride dâ vor geschach.
Verse: 11 mich muoz her Gâwân slahen tôt
Verse: 12 oder ich gelêre in râche nôt."
Verse: 13 "des volge ich," sprach Liddamus,
Verse: 14 "wan swaz sîn œheim Artus
Verse: 15 hât und die von Indîâ,
Verse: 16 der mirz hie gæbe als siz hant dâ,
Verse: 17 der mirz ledeclîche bræhte,
Verse: 18 ich liezez ê daz ich væhte.
Verse: 19 nû behaldet prîs des man iu giht.
Verse: 20 Segramors enbin ich niht,
Verse: 21 den man durch vehten binden muoz:
Verse: 22 ich erwirbe sus wol küneges gruoz.
Verse: 23 Sibeche nie swert erzôch,
Verse: 24 er was ie bî den dâ man vlôch:
Verse: 25 doch muoste man in vlêhen.
Verse: 26 grôze gebe und starkiu lêhen
Verse: 27 emphienc er von Ermenrîche genuoc:
Verse: 28 nie swert er doch durch helm gesluoc.
Verse: 29 mir wirt verschertet nimmer vel
Verse: 30 durch iuch, her Kingrimursel:
Verse: 1 des hân ich mich gein iu bedâht."
Verse: 2 dô sprach der künec Vergulaht:
Verse: 3 "swîget iuwer wehselmære.
Verse: 4 ez ist mir von iu beiden swære,
Verse: 5 daz ir der worte sît sô vrî:
Verse: 6 ich bin iu alze nâhen bî
Verse: 7 ze sus getânem gebrehte.
Verse: 8 ez stêt mir noch iu niht rehte."
Verse: 9 diz was ûf dem palas,
Verse: 10 aldâ sîn swester komen was.
Verse: 11 bî ir stuont her Gâwân
Verse: 12 und manec ander werder man.
Verse: 13 der künec sprach zer swester sîn:
Verse: 14 "nû nim den gesellen dîn
Verse: 15 und ouch den lantgrâven ze dir
Verse: 16 (die mir guotes günnen, die gên mit mir)
Verse: 17 und rât mirz wægest waz ich tuo."
Verse: 18 si sprach: "dâ lege dîn triuwe zuo."
Verse: 19 nû gêt der künec an sînen rât.
Verse: 20 diu künegîn genomen hât
Verse: 21 ir vetern sun und ir gast:
Verse: 22 daz dritte was der sorgen last.
Verse: 23 âne alle missewende
Verse: 24 nam si Gâwânen mit ir hende
Verse: 25 und vuorte in dâ si wolde wesen.
Verse: 26 si sprach zim: "wært ir niht genesen,
Verse: 27 des heten schaden elliu lant."
Verse: 28 an der küneginne hant
Verse: 29 gienc des werden Lôtes sun:
Verse: 30 er mohtez ouch dô vil gerne tuon.
Verse: 1 in die kemenâten sân
Verse: 2 gienc diu künegîn und die zwêne man.
Verse: 3 vor den andern beleip si lære
Verse: 4 (des phlâgen kamerære):
Verse: 5 wan klâriu juncvrouwelîn,
Verse: 6 der muoste vil dort inne sîn.
Verse: 7 diu künegîn mit zühten phlac
Verse: 8 Gâwâns, der ir ze herzen lac.
Verse: 9 dâ was der lantgrâve mite:
Verse: 10 der schiet si ninder von dem site,
Verse: 11 doch sorcte vil diu werde maget
Verse: 12 um Gâwâns lîp, wart mir gesaget.
Verse: 13 sus wâren die zwêne dâ inne
Verse: 14 bî der küneginne,
Verse: 15 unz daz der tac liez sînen strît.
Verse: 16 diu naht kom. dô was ezzens zît:
Verse: 17 môraz, wîn, lûtertranc
Verse: 18 brâhten juncvrouwen dâ mitten kranc
Verse: 19 und ander guote spîse,
Verse: 20 vasane, pardrîse,
Verse: 21 guote vische und blankiu wastel.
Verse: 22 Gâwân und Kingrimursel
Verse: 23 wâren komen ûz grôzer nôt.
Verse: 24 sît ez diu künegîn gebôt,
Verse: 25 si âzen als si solden
Verse: 26 und ander dies iht wolden.
Verse: 27 Antikonîe in selbe sneit:
Verse: 28 daz was durch zuht in beiden leit.
Verse: 29 swaz man dâ kniender schenken sach,
Verse: 30 ir deheinem diu hosennestel brach:
Verse: 1 ez wâren megede als von der zît,
Verse: 2 den man diu besten jâr noch gît.
Verse: 3 ich bin des unerværet,
Verse: 4 heten si geschæret
Verse: 5 als ein valke sîn gevider:
Verse: 6 dâ rede ich nihit wider.
Verse: 7 nû hœrt wie sich der rât geschiet,
Verse: 8 waz man des landes künege riet.
Verse: 9 die wîsen hete er zim genomen:
Verse: 10 an sînen rât die wâren komen,
Verse: 11 etslîcher sînen willen sprach,
Verse: 12 als im sîn bester sin verjach.
Verse: 13 dô mâzen siz an manege stat:
Verse: 14 der künec sîn rede ouch hœren bat.
Verse: 15 er sprach: "ez wart mit mir gestriten.
Verse: 16 ich kom durch âventiur geriten
Verse: 17 inz fôrest Læhtamrîs.
Verse: 18 ein ritter alze hôhen prîs
Verse: 19 in dirre wochen an mir sach,
Verse: 20 wande er mich vlügelingen stach
Verse: 21 hinderz ors al sunder twâl.
Verse: 22 er twanc mich des, daz ich den grâl
Verse: 23 gelobete im zerwerben.
Verse: 24 solde ich nû drum ersterben,
Verse: 25 sô muoz ich leisten sicherheit
Verse: 26 die sîn hant an mir erstreit.
Verse: 27 dâ râtet umme: des ist nôt.
Verse: 28 mîn bester schilt was vür den tôt
Verse: 29 daz ich dar um bôt mîne hant,
Verse: 30 als iu mit rede ist hie bekant:
Verse: 1 erst manheit und ellens hêr.
Verse: 2 der helt gebôt mir dennoch mêr
Verse: 3 daz ich âne arge liste
Verse: 4 inner jâres vriste,
Verse: 5 ob ich des grâles erwürbe niht,
Verse: 6 daz ich ir kœme, der man giht
Verse: 7 der krône ze Pelrapeire
Verse: 8 (ir vater hiez Tampenteire),
Verse: 9 swenne si mîn ouge an sæhe,
Verse: 10 daz ich sicherheit ir jæhe.
Verse: 11 er enbôt ir, ob si dæhte an in,
Verse: 12 daz wære an vreuden sîn gewin
Verse: 13 und er wærez der si lôsteê
Verse: 14 von dem künege Clâmidê."
Verse: 15 dô si die rede erhôrten sus,
Verse: 16 dô sprach aber Liddamus:
Verse: 17 "mit dirre herren urloube ich nuo
Verse: 18 spriche: ouch râten si dar zuo.
Verse: 19 swes iuch dort twanc der eine man,
Verse: 20 des sî hie phant her Gâwân:
Verse: 21 der vederslaget ûf iuwern kloben.
Verse: 22 bitet in iu vor uns allen loben
Verse: 23 daz er iu den grâl gewinne.
Verse: 24 lât in mit guoter minne
Verse: 25 von iu hinnen rîten
Verse: 26 und nâch dem grâle strîten.
Verse: 27 die schame wir alle müesten klagen,
Verse: 28 würde er in iuwerm hûs erslagen.
Verse: 29 nû vergebet im sîne schulde
Verse: 30 durch iuwer swester hulde.
Verse: 1 er hât hie erliten grôze nôt
Verse: 2 und er muoz nû kêren in den tôt.
Verse: 3 swaz erden hât umslagen zmer,
Verse: 4 dâ engelac nie hûs sô wol ze wer
Verse: 5 als Munsalvæsche: swâ diu stêt,
Verse: 6 von strîte rûher wec dar gêt.
Verse: 7 bî sînem gemach in hînte lât:
Verse: 8 morgen sage man im den rât."
Verse: 9 des volcten al die râtgeben.
Verse: 10 sus behielt her Gâwân dâ sîn leben.
Verse: 11 man phlac des heldes unverzaget
Verse: 12 des nahtes aldâ, wart mir gesaget,
Verse: 13 daz harte guot was sîn gemach.
Verse: 14 dô man den mitten morgen sach
Verse: 15 und dô man messe gesanc,
Verse: 16 ûf dem palase was grôz gedranc
Verse: 17 von bovel und von werder diet.
Verse: 18 der künec tet als man im riet:
Verse: 19 er hiez Gâwânen bringen.
Verse: 20 den wolde er nihtes twingen,
Verse: 21 wan als ir selbe hât gehôrt.
Verse: 22 nû seht wâ in brâhte dort
Verse: 23 Antikonîe diu wol gevar:
Verse: 24 ir vetern sun kom mit ir dar
Verse: 25 und ander genuoge sküneges man.
Verse: 26 diu künegîn vuorte Gâwân
Verse: 27 vür den künec an ir hende.
Verse: 28 ein schapel was ir gebende.
Verse: 29 ir munt den bluomen nam ir prîs:
Verse: 30 ûf dem schapel deheinen wîs
Verse: 1 stuont ninder deheiniu alsô rôt.
Verse: 2 swem si güetlîche ir küssen bôt,
Verse: 3 des muoste swenden sich der walt
Verse: 4 mit maneger tjost ungezalt.
Verse: 5 mit lobe wir solden grüezen
Verse: 6 die kiuschen und die süezen
Verse: 7 vroun Antikonîen,
Verse: 8 vor valscheit die vrîen,
Verse: 9 wan si lebete in solhen siten,
Verse: 10 daz ninder was underriten
Verse: 11 ir prîs mit valschen worten.
Verse: 12 alle die ir prîs gehôrten k,
Verse: 13 ieslîch munt ir wunschte dô
Verse: 14 daz ir prîs bestüende alsô
Verse: 15 bewart vor valscher trüeben jehe.
Verse: 16 lûter virrec als ein valkensehe
Verse: 17 was balsemmæzec stæte an ir.
Verse: 18 daz riet ir werdeclîchiu gir.
Verse: 19 diu süeze sælden rîche
Verse: 20 sprach gezogenlîche:
Verse: 21 "bruoder, hie bringe ich den degen,
Verse: 22 des dû mich selbe hieze phlegen.
Verse: 23 nû lâz in mîn geniezen.
Verse: 24 des ensol dich niht verdriezen:
Verse: 25 denke an bruoderlîche triuwe
Verse: 26 und tuo daz âne riuwe.
Verse: 27 dir stêt manlîchiu triuwe baz,
Verse: 28 dan daz dû dols der werlde haz
Verse: 29 und mînen, kunde ich hazzen:
Verse: 30 den lêre mich gein dir mâzen."
Verse: 1 dô sprach der werde süeze man:
Verse: 2 "daz tuon ich, swester, ob ich kan:
Verse: 3 dar zuo gip selbe dînen rât.
Verse: 4 dich dunket daz mir missetât
Verse: 5 werdekeit habe underswungen,
Verse: 6 von prîse mich gedrungen:
Verse: 7 waz töhte ich dan ze bruoder dir?
Verse: 8 wan dienden alle krône mir,
Verse: 9 der stüende ich abe durch dîn gebot:
Verse: 10 dîn hazzen wære mîn hœstiu nôt.
Verse: 11 mirst unmære vreude und êre,
Verse: 12 niht wan nâch dîner lêre.
Verse: 13 her Gâwân, ich wil iuch des biten:
Verse: 14 ir kômt durch prîs dâ her geriten,
Verse: 15 nû tuotz durch prîses hulde,
Verse: 16 helft mir daz mîne schulde
Verse: 17 mîn swester ûf mich verkiese.
Verse: 18 ê daz ich si verliese,
Verse: 19 ich verkiuse ûf iuch mîn herzeleit,
Verse: 20 welt ir mir geben sicherheit
Verse: 21 daz ir mir werbet sunder twâl
Verse: 22 mit guoten triuwen um den grâl."
Verse: 23 dâ wart diu suone gendet
Verse: 24 und Gâwân gesendet
Verse: 25 an dem selben mâle
Verse: 26 durch strîten nâch dem grâle.
Verse: 27 Kingrimursel ouch verkôs
Verse: 28 ûf den künec, der in dâ vor verlôs,
Verse: 29 daz er im sîn geleite brach.
Verse: 30 vor al den vürsten daz geschach,
Verse: 1 dâ ir swert wâren gehangen.
Verse: 2 diu wâren in undergangen,
Verse: 3 Gâwâns knappen, an sstrîtes stunt,
Verse: 4 daz ir deheiner worden wunt:
Verse: 5 ein gewaldec man vor der stat
Verse: 6 in vrides vor den andern bat.
Verse: 7 der vienc si und legete si in prisûn.
Verse: 8 ez wære Franzeis oder Bertûn,
Verse: 9 starke knappen und kleiniu kint,
Verse: 10 von swelhen landen si komen sint,
Verse: 11 die brâhte man dô ledeclîchen
Verse: 12 Gâwâne dem ellens rîchen.
Verse: 13 dô in diu kint ersâhen,
Verse: 14 dâ wart grôz ummevâhen.
Verse: 15 ieslîchez sich weinde an in hienc:
Verse: 16 daz weinen iedoch von liebe ergienc.
Verse: 17 von Curnewâls mit im dâ was
Verse: 18 cons Lâîz fîz Tînas.
Verse: 19 ein edel kint wonte im ouch bî,
Verse: 20 duc Gandilûz fîz Gurzgrî
Verse: 21 der durch Schoydelakurt den lîp verlôs,
Verse: 22 dâ manec vrouwe ir jâmer kôs.
Verse: 23 Lîâze was des kindes base.
Verse: 24 sîn munt, sîn ougen und sîn nase
Verse: 25 was rehte der minne kerne:
Verse: 26 al diu werlt sach in gerne.
Verse: 27 dar zuo sehs ander kindelîn.
Verse: 28 dise ehte juncherren sîn
Verse: 29 wâren gebürte des bewart,
Verse: 30 elliu von edeler hôhen art,
Verse: 1 si wâren im durch sippe holt
Verse: 2 und dienden im ûf sînen solt.
Verse: 3 werdekeit gap er ze lône
Verse: 4 und phlac ir anders schône.
Verse: 5 Gâwân sprach zen kindelîn:
Verse: 6 "wol iu, süezen mâge mîn!
Verse: 7 mich dunket des, ir woldet mich klagen,
Verse: 8 ob ich wære alhie erslagen."
Verse: 9 man mohte in klage trûwen wol:
Verse: 10 si wâren halt sus in jâmers dol.
Verse: 11 er sprach: "mir was um iuch vil leit.
Verse: 12 wâ wâret ir dô man mit mir streit?"
Verse: 13 si sagetenz im, ir keiner louc:
Verse: 14 "ein mûzersprinzelîn entvlouc
Verse: 15 uns, dô ir bî der künegin
Verse: 16 sâzet: dâ liefe wir elliu hin,
Verse: 17 die dâ stuonden unde sâzen."
Verse: 18 die merkens niht vergâzen,
Verse: 19 die pruovten daz her Gâwân
Verse: 20 wære ein manlîch hövesch man.
Verse: 21 urloubes er dô gerte,
Verse: 22 des in der künec gewerte
Verse: 23 und daz volc al gemeine,
Verse: 24 wan der lantgrâve al eine.
Verse: 25 die zwêne nam diu künegîn
Verse: 26 und Gâwâns juncherrelîn:
Verse: 27 si vuorte si dâ ir phlâgen
Verse: 28 juncvrouwen âne bâgen.
Verse: 29 dô nam ir wol mit zühten war
Verse: 30 manec juncvrouwe wol gevar.
Verse: 1 dô Gâwân enbizzen was
Verse: 2 (ich sage iu als Kîôt las),
Verse: 3 durch herzenlîche triuwe
Verse: 4 huop sich dâ grôziu riuwe.
Verse: 5 er sprach zer küneginne:
Verse: 6 "vrouwe, hân ich sinne
Verse: 7 und sol mir got den lîp bewarn,
Verse: 8 sô muoz ihc dienestlîchez varn
Verse: 9 und ritterlîch gemüete
Verse: 10 iuwer wîplîchen güete
Verse: 11 ze dieneste immer kêren,
Verse: 12 wande iuch kan sælde lêren,
Verse: 13 daz ir habet valsche ane gesiget.
Verse: 14 iuwer prîs vür alle prîse wiget:
Verse: 15 gelücke iuch müeze sælden wern.
Verse: 16 vrouwe, ich wil urloubes gern:
Verse: 17 den gebet mir und lât mich varn.
Verse: 18 iuwer zuht müeze iuwern prîs bewarn."
Verse: 19 ir was sîn dan scheiden leit:
Verse: 20 dô weinden durch gesellekeit
Verse: 21 mit ir manec juncvrouwe klâr.
Verse: 22 diu künegîn sprach âne allen vâr:
Verse: 23 "hetet ir mîn genozzen mêr,
Verse: 24 mîn vreude wære gein sorgen hêr:
Verse: 25 nû mohte iuwer vride niht bezzer sîn.
Verse: 26 des geloupt aber, swenne ir lîdet pîn,
Verse: 27 ob iuch vertreget ritterschaft
Verse: 28 in riuwebæren kummers kraft,
Verse: 29 sô wizzet, mîn her Gâwân,
Verse: 30 des sol mîn herze phlihte hân
Verse: 1 ze vlüste oder ze gewinne."
Verse: 2 diu edel küneginne
Verse: 3 kuste den Gâwânes munt.
Verse: 4 der wart an vreuden ungesunt,
Verse: 5 daz er sô gâhes von ir reit.
Verse: 6 ich wæne ez was in beiden leit.
Verse: 7 sîne knappen heten sich bedâht,
Verse: 8 daz sîniu ors wâren brâht
Verse: 9 ûf den hof vür den palas,
Verse: 10 aldâ der linden schate was.
Verse: 11 ouch wâren dem lantgrâven komen
Verse: 12 sîne gesellen (sus hân ichz vernomen):
Verse: 13 der reit mit im ûz vür die stat.
Verse: 14 Gâwân in zühteclîchen bat,
Verse: 15 daz er sich arbeite
Verse: 16 und sîn gezoc im leite
Verse: 17 ze Bêârosche. "dâst Scherules:
Verse: 18 den suln si selbe biten des,
Verse: 19 geleites ze Dîanazdrûn.
Verse: 20 dâ wont etslîch Bertûn,
Verse: 21 der si bringet an den herren mîn
Verse: 22 oder an Ginovêren die künegîn."
Verse: 23 daz lobete im Kingrimursel.
Verse: 24 urloup nam der degen snel:
Verse: 25 Gringuljete wart gewâpent sân,
Verse: 26 daz ors, und mîn her Gâwân.
Verse: 27 er kuste sîne mâge diu kindelîn
Verse: 28 und ouch die werden knappen sîn.
Verse: 29 nâch dem grâle im sicherheit gebôt:
Verse: 30 er reit al eine gein wunders nôt.
Verse: 1 "Tuot ûf." "wem? wer sît ir?"
Verse: 2 "ich wil inz herze dîn ze dir."
Verse: 3 "sô gert ir zengem rûme."
Verse: 4 "waz denne? belîbe ich kûme,
Verse: 5 mîn dringen soltû selten klagen:
Verse: 6 ich wil dir nû von wunder sagen."
Verse: 7 "jâ sît irz, vrou Aventiure?
Verse: 8 wie vert der gehiure?
Verse: 9 ich meine den werden Parzivâl.
Verse: 10 den Cundrîe nâch dem grâl
Verse: 11 mit unsüezen worten jagete,
Verse: 12 dâ manec vrouwe klagete
Verse: 13 daz niht wendec wart sîn reise,
Verse: 14 von Artûse dem Berteneise
Verse: 15 huop er sich dô: wie vert er nuo?
Verse: 16 den selben mæren grîfet zuo,
Verse: 17 ob er an vreuden sî verzaget,
Verse: 18 oder hât er hôhen prîs bejaget?
Verse: 19 oder ob sîn ganziu werdekeit
Verse: 20 sî beidiu lanc unde breit,
Verse: 21 oder ist si kurz oder smal?
Verse: 22 nû prüevet uns die selben zal,
Verse: 23 waz von sînen henden sî geschehen.
Verse: 24 hât er Munsalvæsche sît gesehen
Verse: 25 und den süezen Anfortas?
Verse: 26 des herze dô vil siufzec was,
Verse: 27 durch iuwer güete gebet uns trôst,
Verse: 28 ob der von jâmer sî erlôst.
Verse: 29 lât hœren uns diu mære,
Verse: 30 ob Parzivâl dâ wære,
Verse: 1 beidiu iuwer herre und ouch der mîn.
Verse: 2 nû erliuhtet mir die vuore sîn,
Verse: 3 der süezen Herzeloiden barn:
Verse: 4 wie hât Gahmuretes sun gevarn,
Verse: 5 sît er von Artûse reit?
Verse: 6 ob er liep oder herzeleit
Verse: 7 sît habe bezalt an strîte.
Verse: 8 habet er sich an die wîte
Verse: 9 oder hât er sider sich verlegen?
Verse: 10 saget mir sîn site und al sîn phlegen."
Verse: 11 Nû tuot uns diu âventiure bekant,
Verse: 12 er habe erstrichen manec lant
Verse: 13 zorse und in schiffen ûf dem wâc,
Verse: 14 ez wære lantman oder mâc,
Verse: 15 der tjoste poinder gein im maz,
Verse: 16 daz der deheiner nie gesaz.
Verse: 17 sus kan sîn wâge seigen
Verse: 18 sîn selbes prîs ûf steigen
Verse: 19 und die andern lêren sîgen.
Verse: 20 in manegen herten wîgen
Verse: 21 hât er sich schumfentiure erwert,
Verse: 22 den lîp gein strît alsô gezert,
Verse: 23 swer prîs zeim wolde borgen,
Verse: 24 der müestez tuon mit sorgen.
Verse: 25 sîn swert, daz im Anfortas
Verse: 26 gap dô er bî dem grâle was,
Verse: 27 brast sît dô er bestanden wart:
Verse: 28 dô machtez ganz des brunnen art
Verse: 29 bî Karnant, der dâ heizet Lac.
Verse: 30 daz swert gehalf im prîses bejac:
Verse: 1 swerz niht geloupt, der sündet.
Verse: 2 diu âventiure uns kündet
Verse: 3 daz Parzivâl der degen balt
Verse: 4 kom geriten ûf einen walt,
Verse: 5 ich enweiz ze welhen stunden,
Verse: 6 aldâ sîn ougen vunden
Verse: 7 eine klôsen niuwes bûwes stên,
Verse: 8 dâ durch einen snellen brunnen gên:
Verse: 9 einhalp si drüber was geworht.
Verse: 10 der junge degen unervorht
Verse: 11 reit durch âventiur ze versuochen.
Verse: 12 sîn wolde got dô ruochen:
Verse: 13 er vant eine klôsenærinne,
Verse: 14 diu durch die gotes minne
Verse: 15 ir magetuom und ir vreude gap.
Verse: 16 wîplîcher sorgen urhap
Verse: 17 ûz ir herzen blüete alniuwe
Verse: 18 und doch durch alde triuwe.
Verse: 19 Schîanatulander
Verse: 20 und Sigûnen dâ vander:
Verse: 21 der helt lac dinne begraben tôt,
Verse: 22 ir leben leit ûf dem sarke nôt.
Verse: 23 Sigûne doschesse
Verse: 24 hôrte selten messe:
Verse: 25 ir leben was doch ein venje gar.
Verse: 26 ir dicker munt was rôt gevar
Verse: 27 was dô erblichen unde bleich.
Verse: 28 sît werltlîch vreude ir gar gesweich,
Verse: 29 ez erleit nie maget sô hôhen pîn:
Verse: 30 durch klage si muoz al eine sîn.
Verse: 1 durch minne diu an im erstarp,
Verse: 2 daz si der vürste niht erwarp,
Verse: 3 si minnete sînen tôten lîp.
Verse: 4 ob si worden wære sîn wîp,
Verse: 5 dâ hete sich vrou Lûnete
Verse: 6 gesûmet an sô gæher bete
Verse: 7 als si riet ir selber vrouwen:
Verse: 8 man mac doch dicke schouwen
Verse: 9 vroun Lûneten rîten zuo
Verse: 10 etslîchem râte gar ze vruo.
Verse: 11 swelh wîp nû durch geselleschaft
Verse: 12 unde durch ir zühte kraft
Verse: 13 phlihte verbirt an vremder minne,
Verse: 14 als ich michs versinne,
Verse: 15 læt siz bî ir mannes leben,
Verse: 16 dem wart an ir der wunsch gegeben.
Verse: 17 dehein beiten stêt ir alsô wol:
Verse: 18 daz erziuge ich ob ich sol.
Verse: 19 dar nâch tuo als siz lêre:
Verse: 20 behelt si dennoch êre,
Verse: 21 si entreget deheinen sô liehten kranz,
Verse: 22 gêt si durch vreude an den tanz.
Verse: 23 wes mizze ich vreude gein der nôt,
Verse: 24 als Sigûnen ir triuwe gebôt?
Verse: 25 daz möhte ich gerne lâzen.
Verse: 26 über ronen âne strâzen
Verse: 27 Parzivâl vürz venster reit
Verse: 28 alze nâhe: daz was im leit.
Verse: 29 dô wolde er vrâgen um den walt
Verse: 30 oder war sîn reise wære gezalt.
Verse: 1 er vrâcte der gegenrede aldâ:
Verse: 2 "ist iemen dinne?" si sprach: "jâ."
Verse: 3 dô er hôrte daz ez vrouwen stimme was,
Verse: 4 her dan ûf ungetretet gras
Verse: 5 warf erz ors vil drâte.
Verse: 6 ez dûhte in alze spâte,
Verse: 7 daz er niht was erbeizet ê.
Verse: 8 diu selbe schame tet im wê.
Verse: 9 er bant daz ors vil vaste
Verse: 10 zeins gevallen ronen aste,
Verse: 11 sînen dürkeln schilt hienc er ouch dran.
Verse: 12 dô der kiusche vrevel man
Verse: 13 durch zuht sîn swert von im gebant,
Verse: 14 er gienc vürz venster zuo der want:
Verse: 15 dâ wolde er vrâgen mære.
Verse: 16 diu klôse was vreuden lære,
Verse: 17 dar zuo aller schimphe blôz:
Verse: 18 er vant dâ niht wan jâmer grôz.
Verse: 19 er gerte ir anz venster dar.
Verse: 20 diu juncvrouwe bleich gevar
Verse: 21 mit zuht ûf von ir venje stuont.
Verse: 22 dennoch was im harte unkunt
Verse: 23 wer si wære oder möhte sîn.
Verse: 24 si truoc ein hemde hærîn
Verse: 25 under grâwem rocke zenæst ir hût.
Verse: 26 grôz jâmer was ir sundertrût:
Verse: 27 der hete ir hôhen muot geleget,
Verse: 28 von dem herzen siufzens vil erweget.
Verse: 29 mit zuht diu maget zem venster gienc,
Verse: 30 mit süezen worten si in emphienc.
Verse: 1 si truoc einen salter in der hant:
Verse: 2 Parzivâl der wîgant
Verse: 3 ein kleinez vingerlîn dâ kôs,
Verse: 4 daz si durch arbeit nie verlôs,
Verse: 5 si enbehieldez durch rehter minne rât.
Verse: 6 daz steinlîn was ein grânât,
Verse: 7 des blic gap ûz der vinster schîn
Verse: 8 als ein ander gensterlîn.
Verse: 9 senlîch was ir gebende.
Verse: 10 "dâ ûzen bî der wende,"
Verse: 11 sprach si, "herre, dâ stêt ein banc:
Verse: 12 ruocht sitzen, lêrez iuch iuwer gedanc
Verse: 13 und ander unmuoze.
Verse: 14 daz ich her ziuwerm gruoze
Verse: 15 bin komen, daz vergelde iu got:
Verse: 16 der gilt getriulîchen urbot."
Verse: 17 der helt ir râtes niht vergaz,
Verse: 18 vür daz venster er dô saz:
Verse: 19 er bat ouch dinne sitzen sie.
Verse: 20 si sprach: "nû hân ich selten hie
Verse: 21 gesezzen bî deheinem man."
Verse: 22 der helt si vrâgen began
Verse: 23 um ir site und um ir phlege:
Verse: 24 "daz ir sô verre von dem wege
Verse: 25 sitzet in dirre wilde.
Verse: 26 ich hânz vür unbilde,
Verse: 27 vrouwe, wes ir ich begêt,
Verse: 28 sît hie niht bûwes um iuch stêt."
Verse: 29 si sprach: "dâ kumt mir von dem grâl
Verse: 30 mîn spîse dâ her al sunder twâl.
Verse: 1 Cundrîe la surziere
Verse: 2 mir dannen bringet schiere
Verse: 3 alle samztage naht
Verse: 4 mîn spîse (des hât si sich bedâht),
Verse: 5 die ich ganze wochen haben sol."
Verse: 6 si sprach: "wære mir anders wol,
Verse: 7 ich sorcte wênec um die nar:
Verse: 8 der bin ich bereitet gar."
Verse: 9 dô wânde Parzivâl, si lüge
Verse: 10 und daz si in anders gerne trüge.
Verse: 11 er sprach in schimphe zir dar în:
Verse: 12 "durch wen traget ir daz vingerlîn?
Verse: 13 ich hôrte ie sagen mære,
Verse: 14 klôsenærinne und klôsenære
Verse: 15 die solden mîden âmûrschaft."
Verse: 16 si sprach: "hete iuwer rede kraft,
Verse: 17 ir woldet mich velschen gerne.
Verse: 18 swenne ich nû valsch gelerne,
Verse: 19 sô hebet mir in ûf, sît ir dâ bî.
Verse: 20 ruochts got, ich bin vor valsche vrî:
Verse: 21 ich enkan deheinen widersaz."
Verse: 22 si sprach: "disen mehelschaz
Verse: 23 trage ich durch einen lieben man,
Verse: 24 des minne ich nie an mich gewan
Verse: 25 mit menneschlîcher tæte:
Verse: 26 magetuomlîches herzen ræte
Verse: 27 mir gein im râtent minne."
Verse: 28 si sprach: "den hân ich hinne.
Verse: 29 des kleinœte ich sider truoc,
Verse: 30 sît Orilus tjost in sluoc,
Verse: 1 mîner jæmerlîchen zîte jâr
Verse: 2 wil ich im minne geben vür wâr.
Verse: 3 der rehten minne ich bin sîn wer,
Verse: 4 wande er mit schilte und ouch mit sper
Verse: 5 dâ nâch mit ritters handen warp,
Verse: 6 unz er in mînem dienste erstarp.
Verse: 7 magetuom ich ledeclîche hân:
Verse: 8 er ist iedoch vor gote mîn man.
Verse: 9 ob gedanke würken suln diu werc,
Verse: 10 sô trage ich ninder den geberc
Verse: 11 der underswinge mir mîn ê.
Verse: 12 mînem leben tet sîn sterben wê.
Verse: 13 der rehten ê diz vingerlîn
Verse: 14 vür got sol mîn geleite sîn.
Verse: 15 daz ist ob mîner triuwe ein slôz,
Verse: 16 von dem herzen mîner ougen vlôz.
Verse: 17 ich bin hinne selbander:
Verse: 18 Schîanatulander
Verse: 19 ist daz eine, daz ander ich."
Verse: 20 Parzivâl verstuont dô sich
Verse: 21 daz ez Sigûne wære:
Verse: 22 ir kummer was im swære.
Verse: 23 den helt dô wênec des verdrôz,
Verse: 24 von dem hersenier daz houbet blôz
Verse: 25 er machte ê daz er gein ir sprach.
Verse: 26 diu juncvrouwe an im ersach
Verse: 27 durch îsers râm vil liehtez vel:
Verse: 28 dô erkande si den degen snel.
Verse: 29 si sprach: "ir sîtz her Parzivâl.
Verse: 30 saget an, wie stêtz iu um den grâl?
Verse: 1 habet ir geprüevet noch sînen art
Verse: 2 oder wiest bewendet iuwer vart?"
Verse: 3 er sprach zer megede wol geborn:
Verse: 4 "dâ hân ich vreude vil verlorn.
Verse: 5 der grâl mir sorgen gît genuoc.
Verse: 6 ich liez ein lant dâ ich krône truoc,
Verse: 7 dar zuo daz minneclîchste wîp:
Verse: 8 ûf erde nie sô schœner lîp
Verse: 9 wart geborn von menneschlîcher vruht.
Verse: 10 ich sene mich nâch ir kiuschen zuht,
Verse: 11 nâch ir minne ich trûre vil
Verse: 12 und mêr nâch dem hôhen zil,
Verse: 13 wiech Munsalvæsche mege gesehen
Verse: 14 und den grâl: daz ist noch ungeschehen.
Verse: 15 niftel Sigûne, dû tuos gewalt,
Verse: 16 sît dû mînen kummer manecvalt
Verse: 17 erkennes, daz dû vêhes mich."
Verse: 18 diu maget sprach: "al mîn gerich
Verse: 19 sol ûf dich, neve, sîn verkorn.
Verse: 20 dû hâs doch vreuden vil verlorn,
Verse: 21 sît dû lieze dich betrâgen
Verse: 22 um daz werdeclîche vrâgen
Verse: 23 und dô der süeze Anfortas
Verse: 24 dîn wirt und dîn gelücke was.
Verse: 25 dâ hete dir vrâgen wunsch gejaget:
Verse: 26 nû muoz dîn vreude sîn verzaget
Verse: 27 und al dîn hôher muot erlemt.
Verse: 28 dîn herze sorge hât gezemt,
Verse: 29 diu dir vil wilde wære,
Verse: 30 hetes gevrâget dû der mære."
Verse: 1 "ich warp als der schaden hât"
Verse: 2 sprach er: "liebiu niftel, gip mir rât.
Verse: 3 gedenke rehter sippe an mir
Verse: 4 und sage mir ouch, wie stêt ez dir?
Verse: 5 ich solde trûren um dîne klage,
Verse: 6 wan daz ich hœhern kummer trage
Verse: 7 dan ie man getrüege.
Verse: 8 mîn nôt ist zungevüege."
Verse: 9 si sprach: "nû helfe dir des hant,
Verse: 10 dem aller kummer ist bekant,
Verse: 11 ob dir sô wol gelinge,
Verse: 12 daz dich ein slâ dar bringe,
Verse: 13 aldâ dû Munsalvæsche sihs.
Verse: 14 dâ dû mir dîner vreuden gihs,
Verse: 15 Cundrîe la surziere reit
Verse: 16 vil niulîch hinnen, mir ist leit,
Verse: 17 daz ich niht vrâcte ob si dar
Verse: 18 wolde kêren oder anderswar.
Verse: 19 immer swenne si kumt, ir mûl dort stêt,
Verse: 20 dâ der brunne ûz dem velse gêt.
Verse: 21 ich râte daz dû ir rîtes nâch:
Verse: 22 irst lîhte vor dir niht sô gâch,
Verse: 23 dû enmüges si schiere hân erriten."
Verse: 24 dâ enwart niht langer dô gebiten,
Verse: 25 urloup nam der helt aldâ.
Verse: 26 dô kêrte er ûf die niuwen slâ:
Verse: 27 Cundrîen mûl die reise gienc.
Verse: 28 daz ungeverte im undervienc
Verse: 29 ein slâ die er hete erkorn.
Verse: 30 sus wart aber den grâl verlorn:
Verse: 1 al sîner vreude er dô vergaz.
Verse: 2 ich wæne er hete gevrâget baz
Verse: 3 wære er ze Munsalvæsche komen,
Verse: 4 dan als ir ê hât vernomen.
Verse: 5 nû lât in rîten: war sol er?
Verse: 6 dort gein im kom geriten her
Verse: 7 ein man, dem waz daz houbet blôz,
Verse: 8 sîn wâpenroc von koste grôz,
Verse: 9 dar under zharnas blanc gevar.
Verse: 10 ânez houbet was er gewâpent gar.
Verse: 11 gein Parzivâle er vaste reit.
Verse: 12 dô sprach er: "herre, mir ist leit
Verse: 13 daz ir mîns herren walt sus bant.
Verse: 14 ir werdet schiere drum ermant,
Verse: 15 dâ von sich iuwer gemüete sent.
Verse: 16 Munsalvæsche ist niht gewent
Verse: 17 daz iemen ir sô nâhe rite,
Verse: 18 ez enwære der angestlîche strite
Verse: 19 oder der alsolhen wandel bôt,
Verse: 20 als man vor dem walde heizet tôt."
Verse: 21 einen helm er in der hende
Verse: 22 vuorte, des gebende
Verse: 23 wâren snüere sîdîn,
Verse: 24 und eine scharphe glævîn,
Verse: 25 dar inne al niuwe was der schaft.
Verse: 26 der helt bant mit zornes kraft
Verse: 27 den helm ûfz houbet ebene.
Verse: 28 ez enstuont in niht vergebene
Verse: 29 an den selben zîten
Verse: 30 sîn dreun und ouch sîn strîten:
Verse: 1 iedoch bereite er sich zer tjost.
Verse: 2 Parzivâl mit solher kost
Verse: 3 hete ouch sper vil verzert.
Verse: 4 er dâhte: "ich wære unernert,
Verse: 5 rite ich über dises mannes sât:
Verse: 6 wie würde dan sîns zornes rât?
Verse: 7 nû trite ich hie den wilden varm.
Verse: 8 mir engeswîchen hende, ieweder arm,
Verse: 9 ich gibe vür mîne reise ein phant,
Verse: 10 daz ninder bindet mich sîn hant."
Verse: 11 daz wart ze beider sît getân,
Verse: 12 diu ors in den walap verlân,
Verse: 13 mit sporn getriben und ouch gevuort
Verse: 14 vaste ûf der rabîne hurt:
Verse: 15 ir enweders tjost dâ misseriet.
Verse: 16 maneger tjost ein gegenniet
Verse: 17 was Parzivâles hôhiu brust:
Verse: 18 den lêrte kunst und sîn gelust
Verse: 19 daz sîn tjost als ebene vuor
Verse: 20 rehte in den stric der helmsnuor.
Verse: 21 er traf in dâ man hæht den schilt,
Verse: 22 sô man ritterschefte spilt,
Verse: 23 daz von Munsalvæsche der templeis
Verse: 24 von dem orse in eine halden reis
Verse: 25 sô verre hin abe (diu was sô tief),
Verse: 26 daz dâ sîn leger wênec slief.
Verse: 27 Parzivâl der tjoste nâch
Verse: 28 volcte. dem orse was ze gâch:
Verse: 29 ez viel hin abe, daz ez gar zebrast.
Verse: 30 Parzivâl eins zêders ast
Verse: 1 begreif mit sînen handen.
Verse: 2 nû jehts im niht ze schanden,
Verse: 3 daz er sich âne schergen hienc.
Verse: 4 mit den vuozen er gevienc
Verse: 5 under im des velses herte
Verse: 6 in grôzem ungeverte
Verse: 7 lac daz ors dort niden tôt.
Verse: 8 der ritter gâhte von der nôt
Verse: 9 anderhalben ûf die halden hin:
Verse: 10 wolde er teilen den gewin
Verse: 11 den er erwarp an Parzivâl,
Verse: 12 sô half im baz dâ heime der grâl.
Verse: 13 Parzivâl her wider steic.
Verse: 14 der zügel gein der erden seic:
Verse: 15 dâ hetez ors durch getreten,
Verse: 16 als ob ez bîtens wære gebeten,
Verse: 17 des jener ritter dâ vergaz.
Verse: 18 dô Parzivâl dar ûf gesaz,
Verse: 19 dô enwas niht wan sîn sper verlorn:
Verse: 20 diu vlust gein vinden was erkorn.
Verse: 21 ich wæne, der starke Lehelîn
Verse: 22 noch der stolze Kingrisîn
Verse: 23 noch rois Gramoflanz
Verse: 24 noch cons Laschoit fîz Gurnemanz
Verse: 25 nie bezzer tjost geriten,
Verse: 26 dan als diz ors wart erstriten.
Verse: 27 dô reit er, er enwesse selbe war,
Verse: 28 sô daz diu Munsalvæscher schar
Verse: 29 in mit strîte gar vermeit.
Verse: 30 des grâles vremde was im leit.
Verse: 1 swerz ruocht vernemen, dem tuon ich kunt
Verse: 2 wie im sîn dinc dâ nâch gestuont.
Verse: 3 des enprüeve ich niht der wochen zal,
Verse: 4 über wie lanc sider Parzivâl
Verse: 5 reit durch âventiure als ê.
Verse: 6 eins morgens was ein dünner snê,
Verse: 7 iedoch sô dicke wol gesnît,
Verse: 8 als der noch vrost den liuten gît.
Verse: 9 ez was ûf einem grôzen walt.
Verse: 10 im widergienc ein ritter alt,
Verse: 11 des bart al grâ was gevar,
Verse: 12 dâ bî sîn vel lieht und klâr:
Verse: 13 die selben varwe truoc sîn wîp.
Verse: 14 diu beidiu über blôzen lîp
Verse: 15 truogen grâwe röcke herte
Verse: 16 ûf ir bîhte verte.
Verse: 17 sîniu kint, zwuo juncvrouwen,
Verse: 18 die man gerne mohte schouwen,
Verse: 19 dâ giengen in der selben wât.
Verse: 20 daz riet in kiusches herzen rât,
Verse: 21 si giengen alle barvuoz.
Verse: 22 Parzivâl bôt sînen gruoz
Verse: 23 dem grâwen ritter der dâ gienc.
Verse: 24 von des râte er sît gelücke emphienc,
Verse: 25 ez mohte wol ein herre sîn.
Verse: 26 dâ liefen vrouwen breckelîn.
Verse: 27 mit senften siten niht ze hêr
Verse: 28 gienc dâ ritter und knappen mêr
Verse: 29 mit zühten ûf der gotes vart,
Verse: 30 genuoge sô junc, gar âne bart.
Verse: 1 Parzivâl der werde degen
Verse: 2 hete des lîbes sô gephlegen,
Verse: 3 daz sîn zimierde rîche
Verse: 4 stuont gar ritterlîche:
Verse: 5 in solhem harnas er reit,
Verse: 6 dem ungelîch was jeniu kleit
Verse: 7 diu gein im truoc der grâwe man.
Verse: 8 daz ors ûz dem phade sân
Verse: 9 kêrte er mit dem zoume.
Verse: 10 dô nam sîn vrâgen goume
Verse: 11 um der guoten liute vart:
Verse: 12 mit süezer rede ers innen wart.
Verse: 13 dô was des grâwen ritters klage,
Verse: 14 daz im die heileclîchen tage
Verse: 15 niht hülfen gein alsolhem site,
Verse: 16 daz er sunder wâpen rite
Verse: 17 oder daz er barvuoz gienge
Verse: 18 und stages zît begienge.
Verse: 19 Parzivâl sprach zim dô:
Verse: 20 "herre, ich erkenne sus noch sô,
Verse: 21 wie sjâres urhap gestêt
Verse: 22 oder wie der wochen zal gêt.
Verse: 23 swie die tage sint genant,
Verse: 24 daz ist mir allez unbekant.
Verse: 25 ich diende einem der heizet got.
Verse: 26 ê daz sô lasterlîchen spot
Verse: 27 sîn gunst über mich erhancte,
Verse: 28 mîn sin im nie gewancte,
Verse: 29 von dem mir helfe was gesaget.
Verse: 30 von dem mir helfe an mir verzaget."
Verse: 1 dô sprach der ritter grâ gevar:
Verse: 2 "meint ir got den diu maget gebar?
Verse: 3 geloupt ir sîner mennscheit,
Verse: 4 waz er als hiute durch uns erleit,
Verse: 5 als man dises tages zît begêt,
Verse: 6 unrehte iu denne zharnas stêt:
Verse: 7 ez ist hiute der karvrîtac,
Verse: 8 des al diu werlt sich vreun mac
Verse: 9 und â bî mit angest siufzec sîn.
Verse: 10 wâ wart ie hôher triuwe schîn,
Verse: 11 dan die got durch uns begienc,
Verse: 12 den man durch uns anz kriuze hienc?
Verse: 13 herre, phleget ir toufes,
Verse: 14 sô jâmer iuch des koufes:
Verse: 15 er hât sîn werdeclîchez leben
Verse: 16 mit tôde vür unser schult gegeben,
Verse: 17 durch daz der mensche was verlorn,
Verse: 18 durch schulde hin zer helle erkorn.
Verse: 19 ob ir niht ein heiden sît,
Verse: 20 sô denket, herre, an dise zît.
Verse: 21 rîtet vürbaz ûf unser spor:
Verse: 22 iu ensitzet niht ze verre vor
Verse: 23 ein heilec man der gît iu rât,
Verse: 24 wandel vür iuwer missetât.
Verse: 25 welt ir im riuwe künden,
Verse: 26 er scheidet iuch von sünden."
Verse: 27 sîne tohter begunden sprechen:
Verse: 28 "waz wiltû, vater, rechen?
Verse: 29 sô bœse weter wir nû hân,
Verse: 30 waz râtes nimstû dich gein im an?
Verse: 1 wan vüerstû in dâ er erwarme?
Verse: 2 sîne gîserten arme,
Verse: 3 swie ritterlîch die sîn gestalt,
Verse: 4 uns dunkt doch des, si haben kalt:
Verse: 5 er ervrüre, wæren sîn eines drî.
Verse: 6 dû hâs hie stênde nâhen bî
Verse: 7 gezelt und slavenîen hûs:
Verse: 8 kœme dir der künec Artûs,
Verse: 9 dû behieldes in ouch mit spîse wol.
Verse: 10 nû tuo als ein wirt sol:
Verse: 11 vüere disen ritter mit dir dan."
Verse: 12 dô sprach aber der grâwe man:
Verse: 13 "herre, mîne tohter sagent al wâr.
Verse: 14 hie nâhen bî elliu jâr
Verse: 15 var ich ûf disen wilden walt,
Verse: 16 ez sî warm oder kalt,
Verse: 17 immer gein des marter zît,
Verse: 18 der stæten lôn nâch dienste gît.
Verse: 19 swaz spîse ich ûz brâhte durch got,
Verse: 20 die teile ich mit iu âne spot."
Verse: 21 diez mit guotem willen tâten,
Verse: 22 die juncvrouwen bâten
Verse: 23 in belîben sêre
Verse: 24 und er hete belîbens êre.
Verse: 25 iewederiu daz mit triuwen sprach.
Verse: 26 Parzivâl an iu ersach,
Verse: 27 swie tiur von vroste dâ was der sweiz,
Verse: 28 ir munde wâren rôt, dicke und heiz:
Verse: 29 die stuonden niht senlîche,
Verse: 30 des tages zîte gelîche.
Verse: 1 ob ich kleinez dinc dar ræche,
Verse: 2 ungerne ich daz verspræche,
Verse: 3 ich enholte einen kus durch suone dâ.
Verse: 4 ob si der suone spræchen jâ?
Verse: 5 wîp sint et immer wîp.
Verse: 6 werlîches mannes lîp
Verse: 7 hant si schier betwungen:
Verse: 8 inst dicke alsus gelungen.
Verse: 9 Parzivâl hie und dort
Verse: 10 mit bete hôrte ir süezen wort,
Verse: 11 des vater, muoter und der kinde.
Verse: 12 er dâhte: "ob ich erwinde,
Verse: 13 ich gên ungerne in dirre schar.
Verse: 14 dise megede sint sô wol gevar,
Verse: 15 daz mîn rîten bî in übele stêt,
Verse: 16 sît man und wîp ze vuoz hie gêt.
Verse: 17 sich vüect mîn scheiden von in baz,
Verse: 18 sît ich gein dem trage haz,
Verse: 19 den si von herzen minnent
Verse: 20 und sich helfe dâ versinnent.
Verse: 21 der hât sîn helfe mir verspart
Verse: 22 und mich vor sorgen niht bewart."
Verse: 23 Parzivâl sprach zin dô sân:
Verse: 24 "herre und vrouwe, lât mich hân
Verse: 25 iuwern urloup. gelücke iu heil
Verse: 26 gebe unde vreuden vollen teil.
Verse: 27 ir juncvrouwen süeze,
Verse: 28 iuwer zuht iu danken müeze,
Verse: 29 sît ir gundet mir gemaches wol.
Verse: 30 iuwern urloup ich haben sol."
Verse: 1 er neic und die andern nigen.
Verse: 2 dâ wart ir klage niht verswigen.
Verse: 3 hin rîtet Herzeloide vruht.
Verse: 4 dem riet sîn manlîchiu zuht
Verse: 5 kiusche und erbarmunge:
Verse: 6 sît Herzeloide diu junge
Verse: 7 in hete ûf gerbet triuwe,
Verse: 8 sich huop sîns herzen riuwe.
Verse: 9 alrêst er dô gedâhte.
Verse: 10 wer al die werlt volbrâhte,
Verse: 11 an sînen schephære,
Verse: 12 wie gewaldec der wære.
Verse: 13 er sprach: "waz ob got helfe phliget,
Verse: 14 diu mînem trûren ane gesiget?
Verse: 15 wart aber er ie ritter holt,
Verse: 16 gediende ie ritter sînen solt
Verse: 17 oder mac schilt unde swert
Verse: 18 sîner helfe sîn sô wert
Verse: 19 und rehtiu manlîchiu wer,
Verse: 20 daz sîn helfe mich vor sorgen ner,
Verse: 21 ist hiute sîn helflîcher tac,
Verse: 22 sô helfe er, ob er helfen mac."
Verse: 23 er kêrte sich wider dannen er dâ reit.
Verse: 24 si stuonden dannoch, den was leit
Verse: 25 daz er von in kêrte.
Verse: 26 ir triuwe si daz lêrte:
Verse: 27 die juncvrouwen im sâhen nâch,
Verse: 28 gein den ouch im sîn herze jach,
Verse: 29 daz er si gerne sæhe,
Verse: 30 wande ir blic in schœne jæhe.
Verse: 1 er sprach: "ist gotes kraft sô fier,
Verse: 2 daz is beidiu ors und tier
Verse: 3 und die liute mac wîsen,
Verse: 4 sîn kraft wil ich im prîsen.
Verse: 5 mac gotes kunst die helfe hân,
Verse: 6 diu wîse mir diz kastelân
Verse: 7 daz wægest um die reise mîn:
Verse: 8 sô tuot sîn güete helfe schîn.
Verse: 9 nû genc nâch der gotes kür."
Verse: 10 den zügel gein den ôren vür
Verse: 11 er dem orse legete,
Verse: 12 mit den sporn erz vaste regete.
Verse: 13 gein Fontâne la Salvâsche ez gienc,
Verse: 14 dâ Orilus den eit emphienc.
Verse: 15 der kiusche Trevrizent dâ saz,
Verse: 16 der manegen mântac übel gaz:
Verse: 17 als tet er gar die wochen.
Verse: 18 er hete gar versprochen
Verse: 19 môraz, wîn und ouch daz brôt.
Verse: 20 sîn kiusche im dannoch mêr gebôt,
Verse: 21 der spîse hete er deheinen muot,
Verse: 22 vische noch vleisch, swaz trüege bluot.
Verse: 23 sus stuont sîn heileclîchez leben.
Verse: 24 got hete im den muot gegeben:
Verse: 25 der herre sich bereite gar
Verse: 26 gein der himeleschen schar.
Verse: 27 mit vaste er grôzen kummer leit,
Verse: 28 sîn kiusche gein dem tiuvel streit.
Verse: 29 an dem ervert nû Parzivâl
Verse: 30 diu verholnen mære um den grâl.
Verse: 1 swer mich dâ von ê vrâcte
Verse: 2 und drumme mit mir bâcte,
Verse: 3 ob ichs im niht sagete,
Verse: 4 unprîs der dran bejagete.
Verse: 5 mich bat ez heln Kîôt,
Verse: 6 wande im diu âventiure gebôt
Verse: 7 daz es immer man gedæhte,
Verse: 8 ez^ diu âventiure bræhte
Verse: 9 mit worten an der mære gruoz,
Verse: 10 daz man dâ von doch sprechen muoz.
Verse: 11 Kîôt der meister wol bekant
Verse: 12 ze Dôlet verworfen ligen vant
Verse: 13 in heidenscher schrifte
Verse: 14 dirre âventiur gestifte.
Verse: 15 der karakter â bê cê
Verse: 16 muoste er hân gelernetê
Verse: 17 âne den list von nigrômanzî.
Verse: 18 ez half daz im der touf was bî:
Verse: 19 anders wære diz mære noch unvernomen.
Verse: 20 dehein heidensch list möhte uns gevromen
Verse: 21 ze künden um des grâles art,
Verse: 22 wie man sîner tougen innen wart.
Verse: 23 ein heiden Flegetanîs
Verse: 24 bejagete an künste hôhen prîs.
Verse: 25 der selbe fîsîôn
Verse: 26 was geborn von Salomôn,
Verse: 27 ûz israhêlscher sippe erzilt
Verse: 28 von alter her, unz unser schilt
Verse: 29 der touf wart vürz helleviur.
Verse: 30 der schreip von sgrâles âventiur,
Verse: 1 er was ein heiden vaterhalp,
Verse: 2 Flegetanîs, der an ein kalp
Verse: 3 bette als ob ez wære sîn got.
Verse: 4 wie mac der tiuvel solhen spot
Verse: 5 gevüegen an sô wîser diet,
Verse: 6 daz si niht scheidet oder schiet
Verse: 7 dâ von der treget die hœsten hant
Verse: 8 und dem elliu wunder sint bekant?
Verse: 9 Flegetanîs der heiden
Verse: 10 kunde uns wol bescheiden
Verse: 11 ieslîches sternen hinganc
Verse: 12 und sîner künfte widerwanc,
Verse: 13 wie lange ieslîcher umme gêt,
Verse: 14 ê er wider an sîn zil gestêt.
Verse: 15 mit der sternen ummereise vart
Verse: 16 sit gepruovt aller menneschlîcher art:
Verse: 17 Flegetanîs der heiden sach,
Verse: 18 dâ von der blûclîche sprach,
Verse: 19 in dem gestirne mit sînen ougen
Verse: 20 verholnbæriu tougen.
Verse: 21 er jach, ez hieze ein dinc der grâl:
Verse: 22 des namen las er sunder twâl
Verse: 23 in dem gestirne, wie der hiez.
Verse: 24 "ein schar in ûf der erden liez:
Verse: 25 diu vuor ûf über die sterne hôch.
Verse: 26 ob die ir unschult wider zôch?
Verse: 27 sît muoz sîn phlegen getouftiu vruht
Verse: 28 mit alsô kiuschlîcher zuht:
Verse: 29 diu mennescheit ist immer wert,
Verse: 30 der zuo dem grâle wirt gegert."
Verse: 1 sus schreip dâ von Flegetanîs.
Verse: 2 Kîôt der meister wîs
Verse: 3 diz mære begunde suochen
Verse: 4 in latîneschen buochen,
Verse: 5 wâ gewesen wære
Verse: 6 ein volc dâ zuo gebære
Verse: 7 daz ez des grâles phlæge
Verse: 8 und der kiusche sich bewæge.
Verse: 9 er las der lande krônikâ
Verse: 10 ze Britâne und anderswâ,
Verse: 11 ze Vrancrîche und in îrlant.
Verse: 12 z Anschouwe er diu mære vant:
Verse: 13 er las von Mazadân,
Verse: 14 mit wârheite sunder wân
Verse: 15 um allez sîn geslehte
Verse: 16 stuont dâ geschriben rehte
Verse: 17 und anderhalp wie Titurel
Verse: 18 und des sun Frimutel
Verse: 19 den grâl bræhte ûf Anfortas,
Verse: 20 des swester Herzeloide was,
Verse: 21 bî der Gahmuret ein kint
Verse: 22 gewan. des disiu mære sint,
Verse: 23 der rîtet nû ûf die niuwen slâ,
Verse: 24 die gein im kom der ritter grâ.
Verse: 25 er erkande ein stat, swie læge der snê
Verse: 26 dâ liehte bluomen stuondenê
Verse: 27 (daz was vor eins gebirges want),
Verse: 28 aldâ sîn manlîchiu hant
Verse: 29 vroun Jeschûten die hulde erwarp
Verse: 30 und dâ Orilus zorn verdarp.
Verse: 1 diu slâ in dâ niht halden liez:
Verse: 2 Fontâne la Salvâsche hiez
Verse: 3 ein wesen, dar sîn reise gienc.
Verse: 4 er vant den wirt, der in emphienc.
Verse: 5 der einsidel zim sprach:
Verse: 6 "ouwê, herre, daz iu geschach
Verse: 7 in dirre heileclîchen zît.
Verse: 8 hât iuch angestlîcher strît
Verse: 9 in diz harnas getriben
Verse: 10 oder sît ir âne strît beliben?
Verse: 11 sô stüende iu baz ein ander wât,
Verse: 12 lieze iuch hôchverte rât.
Verse: 13 nû ruocht erbeizen, herre,
Verse: 14 (ich wæne iu daz iht werre)
Verse: 15 und erwarmt bî einem viure.
Verse: 16 hât iuch âventiure
Verse: 17 ûz gesant durch minnen solt?
Verse: 18 sît ir rehter minne holt,
Verse: 19 sô minnet als nû diu minne gêt,
Verse: 20 als dises tages minne stêt:
Verse: 21 dient her nâch um wîbe gruoz.
Verse: 22 ruocht erbeizen, ob ichs biten muoz."
Verse: 23 Parzivâl der wîgant
Verse: 24 erbeizte nider al zehant,
Verse: 25 mit grôzer zuht er vor im stuont.
Verse: 26 er tet im von den liuten kunt,
Verse: 27 die in dar wîsten,
Verse: 28 wie die sîn râten prîsten.
Verse: 29 dô sprach er: "herre, nû gebet mir rât:
Verse: 30 ich bin ein man der sünde hât."
Verse: 1 dô disiu rede was getân,
Verse: 2 dô sprach aber der guote man:
Verse: 3 "ich bin râtes iuwer wer.
Verse: 4 nû saget mir wer iuch wîste her."
Verse: 5 "herre, ûf dem walde mir widergienc
Verse: 6 ein grâ man, der mich wol emphienc:
Verse: 7 als tet sîn massenîe.
Verse: 8 der selbe valsches vrîe
Verse: 9 hât mich zuo ziu her gesant:
Verse: 10 ich reit sîn slâ, unz ich iuch vant."
Verse: 11 der wirt sprach: "daz was Kahenîs.
Verse: 12 derst werdeclîcher vuore wîs.
Verse: 13 der vürste ist ein Punturteis,
Verse: 14 der rîche künec von Kâreis
Verse: 15 sîn swester hât ze wîbe.
Verse: 16 nie kiuscher vruht von lîbe
Verse: 17 wart geborn dan sîn selbes kint,
Verse: 18 diu iu dâ widergangen sint.
Verse: 19 der vürste ist von küneges art.
Verse: 20 alle jâr ist zuo mir her sîn vart."
Verse: 21 Parzivâl zem wirte sprach:
Verse: 22 "dô ich iuch vor mir stênde sach,
Verse: 23 vorht ir iu iht, dô ich zuo ziu reit?
Verse: 24 was iu mîn komen dô iht leit?"
Verse: 25 dô sprach er: "herre, geloubet mirz,
Verse: 26 mich hât der ber und ouch der hirz
Verse: 27 erschrecket dicker dan der man.
Verse: 28 ein wârheit ich iu sagen kan,
Verse: 29 ich envürhte niht swaz mennesch ist.
Verse: 30 ich hân ouch menneschlîchen list:
Verse: 1 hetet irz niht vür einen ruom,
Verse: 2 sô trüege ich vluht noch magetuom.
Verse: 3 mîn herze emphienc noch nie den kranc
Verse: 4 daz ich von wer getæte wanc
Verse: 5 bî mîner werlîchen zît.
Verse: 6 ich was ein ritter, als ir sît,
Verse: 7 der ouch nâch hôher minne ranc.
Verse: 8 etswenne ich sündebæren gedanc
Verse: 9 gein der kiusche parrierte.
Verse: 10 mîn leben ich dar ûf zierte,
Verse: 11 daz mir genâde tæte ein wîp.
Verse: 12 des hât vergezzen nû mîn lîp.
Verse: 13 gebet mir den zoum in mîne hant:
Verse: 14 dort under jenes velses want
Verse: 15 sol iuwer ors durch ruowen stên.
Verse: 16 bî einer wîle sul wir beide gên
Verse: 17 und brechen im grazzach und varm.
Verse: 18 anders vuoters bin ich arm:
Verse: 19 wir sulnz doch harte wol ernern."
Verse: 20 Parzivâl sich wolde wern,
Verse: 21 daz er szoumes emphienge niht.
Verse: 22 "iuwer zuht iu des niht giht,
Verse: 23 daz ir strîtet wider deheinen wirt,
Verse: 24 ob unvuoge iuwer zuht verbirt"
Verse: 25 alsus sprach der guote man.
Verse: 26 dem wirte wart der zoum verlân.
Verse: 27 der zôch daz ors under jenen stein,
Verse: 28 dâ selten sunne hin erschein:
Verse: 29 daz was ein wilder marstal.
Verse: 30 dâ durch gienc eins brunnen val.
Verse: 1 Parzivâl stuont ûf dem snê.
Verse: 2 ez tæte einem kranken manne wê,
Verse: 3 ob er harnas trüege
Verse: 4 dâ der vrost sus an in slüege.
Verse: 5 der wirt in vuorte in eine gruft,
Verse: 6 dar selten kom des windes luft:
Verse: 7 dâ lâgen glüendege koln.
Verse: 8 die mohte der gast vil gerne doln.
Verse: 9 eine kerzen zunde swirtes hant:
Verse: 10 dô entwâpende sich der wîgant.
Verse: 11 under im lac ramschoup und varm.
Verse: 12 al sîne lide im wurden warm,
Verse: 13 sô daz sîn vel liehten schîn
Verse: 14 gap. er mohte wol waltmüede sîn,
Verse: 15 wande er hete der strâzen wênec geriten,
Verse: 16 âne dach die naht des tages erbiten:
Verse: 17 als hete er manege ander.
Verse: 18 getriuwen wirt dâ vander.
Verse: 19 dâ lac ein roc, den lêch im an
Verse: 20 der wirt und vuorte in mit im dan
Verse: 21 zeiner andern gruft: dâ inne was
Verse: 22 sîniu buoch dar an der kiusche las.
Verse: 23 nâch stages site ein alterstein
Verse: 24 dâ stuont al blôz, dar ûf erschein
Verse: 25 ein kefse (diu wart schiere erkant),
Verse: 26 dar ûfe Parzivâles hant
Verse: 27 swuor einen ungevelschten eit,
Verse: 28 dâ von vroun Jeschûten leit
Verse: 29 ze liebe wart verkêret
Verse: 30 und ir vreude gemêret.
Verse: 1 Parzivâl zem wirte sîn
Verse: 2 sprach: "herre, dirre kefsen schîn
Verse: 3 erkenne ich, wande ich drûfe swuor
Verse: 4 zeinen zîten dô ich hie vür si vuor.
Verse: 5 ein gemâlet sper dâ bî ich vant:
Verse: 6 herre, daz nam alhie mîn hant,
Verse: 7 dâ mite ich prîs bejagete.
Verse: 8 als man mir sider sagete
Verse: 9 (ich verdâhte mich an mîn selbes wîp
Verse: 10 sô daz von witzen kom mîn lîp),
Verse: 11 zwuo rîche tjoste dâ mite ich reit:
Verse: 12 unwizzende ich die beide streit.
Verse: 13 dannoch hete ich êre:
Verse: 14 nû hân ich sorgen mêre
Verse: 15 dan ir an manne ie wart gesehen.
Verse: 16 durch iuwer zuht sult ir des jehen,
Verse: 17 wie lanc ist von der zîte her,
Verse: 18 herre, daz ich hie nam daz sper?"
Verse: 19 dô sprach aber der guote man:
Verse: 20 "des vergaz mîn vriunt Taurian
Verse: 21 hie: er kom mirs sît in klage.
Verse: 22 vünfthalp jâr und drî tage
Verse: 23 ist daz irz im nâmet hie.
Verse: 24 welt irz hœren, ich prüeve iu wie."
Verse: 25 an dem salter las er im über al
Verse: 26 diu jâr und gar der wochen zal,
Verse: 27 die dâ zwischen wâren hin.
Verse: 28 "alrêst ich innen worden bin
Verse: 29 wie lange ich var wîselôs
Verse: 30 und daz vreuden helfe mich verkôs"
Verse: 1 sprach Parzivâl. "mirst vreude ein troum:
Verse: 2 ich trage der riuwe swæren soum.
Verse: 3 herre, ich tuon iu mêr noch kunt:
Verse: 4 swâ kirchen oder münster stuont,
Verse: 5 dâ man gotes êre sprach,
Verse: 6 dehein ouge mich dâ nie gesach
Verse: 7 sît den selben zîten.
Verse: 8 ich ensuochte niht wan strîten.
Verse: 9 ouch trage ich hazzes vil gein gote,
Verse: 10 wande er ist mîner sorgen tote:
Verse: 11 die hât er alze hôhe erhaben.
Verse: 12 mîn vreude ist lebendec begraben.
Verse: 13 kunde gotes kraft mit helfe sîn,
Verse: 14 waz ankers wære diu vreude mîn?
Verse: 15 diu sinket durch der riuwe grunt.
Verse: 16 ist mîn manlîch herze wunt
Verse: 17 (oder mac ez dâ von wesen ganz,
Verse: 18 daz diu riuwe ir scharphen kranz
Verse: 19 mir setzet ûf werdekeit,
Verse: 20 die schiltes ammet mir erstreit
Verse: 21 gein werlîchen handen?),
Verse: 22 des gihe ich dem ze schanden,
Verse: 23 der aller helfe hât gewalt,
Verse: 24 ist sîn helfe helfe balt,
Verse: 25 daz er mir denne hilfet niht,
Verse: 26 sô vil man im der helfe giht."
Verse: 27 der wirt ersiufzete und sach an in.
Verse: 28 dô sprach er: "herre, habet ir sin,
Verse: 29 sô sult ir gote getrûwen wol:
Verse: 30 er hilft iu, wande er helfen sol.
Verse: 1 got müeze uns helfen beiden.
Verse: 2 herre, ir sult mich bescheiden
Verse: 3 (ruochet alrêst sitzen),
Verse: 4 saget mir mit kiuschen witzen,
Verse: 5 wie der zorn sich ane gevienc,
Verse: 6 dâ von got iuwern haz emphienc.
Verse: 7 durch iuwer zühte gedult
Verse: 8 vernemt von mir sîn unschult,
Verse: 9 ê daz ir mir von im iht klaget.
Verse: 10 sîn helfe ist immer unverzaget.
Verse: 11 doch ich ein leie wære,
Verse: 12 der wâren buoche mære
Verse: 13 kunde ich lesen unde schrîben,
Verse: 14 wie der mensche sol belîben
Verse: 15 mit dienste gein des helfe grôz,
Verse: 16 den der stæten helfe nie verdrôz
Verse: 17 vür der sêle senken.
Verse: 18 sît getriuwe âne allez wenken,
Verse: 19 sît got selbe ein triuwe ist:
Verse: 20 dem was unmære ie valscher list.
Verse: 21 wir suln in des geniezen lân:
Verse: 22 er hât vil durch uns getân,
Verse: 23 sît sîn edel hôher art
Verse: 24 durch uns ze menschen bilde wart.
Verse: 25 got heizt und ist ein wârheit.
Verse: 26 dem was ie valschiu vuore leit,
Verse: 27 daz sult ir gar bedenken.
Verse: 28 er enkan an niemen wenken:
Verse: 29 nû lêret iuwer gedanke,
Verse: 30 hüetet iuch gein im an wanke.
Verse: 1 ir enmeget im abe erzürnen niht:
Verse: 2 swer iuch gein im in hazze siht,
Verse: 3 der hât iuch an den witzen kranc.
Verse: 4 nû prüevt wie Lûcifern gelanc
Verse: 5 und sînen nôtgestallen,
Verse: 6 si wâren doch âne gallen:
Verse: 7 jâ herre, wâ nâmen si den nît,
Verse: 8 dâ von ir endelôser strît
Verse: 9 zer helle emphâhet sûren lôn?
Verse: 10 Astirot und Belcimôn,
Verse: 11 Bêlet und Radamant
Verse: 12 und ander die ich dâ hân erkant,
Verse: 13 diu liehte himelesche schar
Verse: 14 wart durch nît nâch helle var.
Verse: 15 dô Lûcifer vuor die hellevart
Verse: 16 mir schar, ein mensche nâch im wart:
Verse: 17 got worhte ûz der erden
Verse: 18 Adâmen den werden.
Verse: 19 von Adâmes verhe er êven brach,
Verse: 20 diu uns gap an daz ungemach,
Verse: 21 daz si ir schephære überhôrte
Verse: 22 und unser vreude stôrte.
Verse: 23 von in zwein kom gebürte vruht:
Verse: 24 einem riet sîn ungenuht
Verse: 25 daz er durch gîteclîchen ruom
Verse: 26 sîner anen nam den magetuom.
Verse: 27 nû beginnet genuoge des gezemen,
Verse: 28 ê si diz mære vernemen,
Verse: 29 daz si vreischen wie daz möhte sîn:
Verse: 30 ez wart iedoch mit sünden schîn."
Verse: 1 Parzivâl hin zim dô sprach:
Verse: 2 "herre, ich wæne daz ie geschach.
Verse: 3 von wem was der man erborn,
Verse: 4 von dem sîn ane hât verlorn
Verse: 5 den magetuom, als ir mir saget?
Verse: 6 daz möhtet ir gerne hân verdaget."
Verse: 7 der wirt sprach aber wider zim:
Verse: 8 "von dem zwîvel ich iuch nim.
Verse: 9 sage ich niht wâr die wârheit,
Verse: 10 sô lât iu sîn mîn triegen leit.
Verse: 11 diu erde Adâmes muoter was:
Verse: 12 von erden vruht Adâm genas.
Verse: 13 dannoch was diu erde ein maget:
Verse: 14 noch hân ich iu niht gesaget
Verse: 15 wer ir den magetuom benam.
Verse: 16 Kâîns vater was Adam,
Verse: 17 er sluoc Abêlen um krankez guot:
Verse: 18 dô ûf die reinen erden zbluot
Verse: 19 viel, ir magetuom was vervarn.
Verse: 20 den nam ir Adâmes barn.
Verse: 21 dô huop sich êrst der menschen nît:
Verse: 22 alsô wert er immer sît.
Verse: 23 in der werlde doch niht sô reines ist
Verse: 24 sô diu maget âne valschen list.
Verse: 25 nû prüevt wie reine die megede sint:
Verse: 26 got was selbe der megede kint.
Verse: 27 von megeden sint zwei mensche komen.
Verse: 28 got selbe antlitze hât genomen
Verse: 29 nâch der êrsten megede vruht:
Verse: 30 daz was sîner hôhen art ein zuht.
Verse: 1 von Adâmes künne
Verse: 2 huop sich riuwe und wünne,
Verse: 3 sît er uns sippe lougent niht,
Verse: 4 den ieslîch engel ob im siht,
Verse: 5 und daz diu sippe ist sünden wagen,
Verse: 6 sô daz wir sünde müezen tragen.
Verse: 7 dar über erbarme sich des kraft,
Verse: 8 dem erbarme gît geselleschaft.
Verse: 9 sît sîn getriuwiu mennescheit
Verse: 10 mit triuwen gein untriuwe streit,
Verse: 11 ir sult ûf in verkiesen.
Verse: 12 welt ir sælde niht verliesen,
Verse: 13 lât wandel iu vür sünde bî.
Verse: 14 sît rede und werke niht sô vrî,
Verse: 15 wan der sîn leit sô richet
Verse: 16 daz er unkiusche sprichet,
Verse: 17 von des lôn tuon ich iu kunt,
Verse: 18 in urteilt sîn selbes munt.
Verse: 19 nemt aldiu mære vür niuwe,
Verse: 20 ob si iuch lêren triuwe.
Verse: 21 der pareliure Plâtô
Verse: 22 sprach bî sînen zîten dô
Verse: 23 und Sibille diu profêtisse,
Verse: 24 sunder vâlierens misse
Verse: 25 si sageten dâ vor manec jâr,
Verse: 26 uns solde komen al vür wâr
Verse: 27 vür die hœsten schulde phant.
Verse: 28 zer helle uns nam diu hœste hant
Verse: 29 mit der gotlîchen minne:
Verse: 30 die unkiuschen liez er dinne.
Verse: 1 von dem wâren minnære
Verse: 2 sagent disiu süezen mære.
Verse: 3 der ist ein durchliuhtec lieht
Verse: 4 und wenket sîner minne niht:
Verse: 5 swem er minne erzeigen sol,
Verse: 6 dem wirt mit sîner minne wol.
Verse: 7 die selben sint geteilet:
Verse: 8 aller werlde ist geveilet
Verse: 9 beidiu sîn minne und ouch sîn haz.
Verse: 10 nû prüevet wederz helfe baz.
Verse: 11 der schuldege âne riuwe
Verse: 12 vliuht die gotlîchen triuwe:
Verse: 13 swer aber wandelt sünden schulde,
Verse: 14 der dient nâch werder hulde.
Verse: 15 die treget der durch gedanke vert.
Verse: 16 gedanc sich sunnen blickes wert:
Verse: 17 gedanc ist âne slôz gespart,
Verse: 18 vor aller krêatiure bewart.
Verse: 19 gedanc ist vinster âne schîn:
Verse: 20 diu gotheit kan lûter sîn,
Verse: 21 si glestet durch der vinster want
Verse: 22 und hât den helden sprunc gerant,
Verse: 23 der endiuzet noch enklinget.
Verse: 24 sô er von dem herzen springet,
Verse: 25 ez ist dehein gedanc sô snel,
Verse: 26 ê er von dem herzen vür daz vel
Verse: 27 kom, er ensî versuochet:
Verse: 28 des kiuschen got geruochet.
Verse: 29 sît got gedanke spehet sô wol,
Verse: 30 ouwê der brœden werke dol!
Verse: 1 swâ werc verwürkent sînen gruoz,
Verse: 2 daz gotheit sich schamen muoz,
Verse: 3 wem lât den menneschlîchiu zuht?
Verse: 4 war hât diu arme sêle vluht?
Verse: 5 welt ir nû gote vüegen leit,
Verse: 6 der ze beiden sîten ist bereit,
Verse: 7 zer minne und gein dem zorne,
Verse: 8 sô sît ir der verlorne.
Verse: 9 nû kêret iuwer gemüete,
Verse: 10 daz er iu danke güete."
Verse: 11 Parzivâl sprach zim dô:
Verse: 12 "herre, ich bin des immer vrô,
Verse: 13 daz ir mich von dem bescheiden lât,
Verse: 14 der nihtes ungelônet lât,
Verse: 15 der missewende noch der tugent.
Verse: 16 ich hân mit sorgen mîne jugent
Verse: 17 alsus brâht an disen tac,
Verse: 18 daz ich durch triuwe kummers phlac."
Verse: 19 der wirt sprach aber wider zim:
Verse: 20 "nimts iuch niht hæle, gerne ich vernim
Verse: 21 waz ir kummers und sünden hât.
Verse: 22 ob ir mich diu prüeven lât,
Verse: 23 dar zuo gibe ich iu lîhte rât,
Verse: 24 des ir selbe niht enhât."
Verse: 25 dô sprach aber Parzivâl:
Verse: 26 "mîn hœstiu nôt ist um den grâl,
Verse: 27 dâ nâch um mîn selbes wîp:
Verse: 28 ûf erde nie schœner lîp
Verse: 29 gesouc an deheiner muoter brust.
Verse: 30 nâch den beiden sent sich mîn gelust."
Verse: 1 der wirt sprach: "herre, ir sprechet wol.
Verse: 2 ir sît in rehter kummers dol,
Verse: 3 sît ir nâch iuwer selbes wîbe
Verse: 4 sorgen phlihte gebet dem lîbe.
Verse: 5 werdet ir ervunden an rehter ê,
Verse: 6 iu mac zer helle werden wê,
Verse: 7 diu nôt sol schiere ein ende hân
Verse: 8 und werdet von banden aldâ verlân
Verse: 9 mit der gotes helfe al sunder twâl.
Verse: 10 ir jeht, ir sent iuch um den grâl:
Verse: 11 ir tummer man, daz muoz ich klagen.
Verse: 12 jâ enmac den grâl niemen bejagen,
Verse: 13 wan der ze himele ist sô bekant
Verse: 14 daz er zem grâle sî benant.
Verse: 15 des muoz ich von dem grâle jehen:
Verse: 16 ich weiz ez und hânz vür wâr gesehen."
Verse: 17 Parzivâl sprach: "wârt ir dâ?"
Verse: 18 der wirt sprach gein im: "herre, jâ."
Verse: 19 Parzivâl versweic in gar
Verse: 20 daz ouch er was komen dar:
Verse: 21 er vrâcte in von der künde,
Verse: 22 wiez um den grâl dâ stüende.
Verse: 23 der wirt sprach: "mir ist wol bekant,
Verse: 24 ez wont manec werlîchiu hant
Verse: 25 ze Munsalvæsche bî dem grâl.
Verse: 26 durch âventiur die alle mâl
Verse: 27 rîtent manege reise.
Verse: 28 die selben templeise,
Verse: 29 swâ si kummer oder prîs bejagent,
Verse: 30 vür ir sünde si daz tragent.
Verse: 1 dâ wont ein werlîchiu schar.
Verse: 2 ich wil iu künden um ir nar:
Verse: 3 si lebent von einem steine,
Verse: 4 des geslehte ist vil reine.
Verse: 5 hât ir des niht erkennet,
Verse: 6 der wirt iu hie genennet:
Verse: 7 er heizet lapsit exillîs.
Verse: 8 von des steines kraft der fênîs
Verse: 9 verbrinnet, daz er zaschen wirt:
Verse: 10 diu asche im aber leben birt.
Verse: 11 sus rêrt der fênîs mûze sîn
Verse: 12 und gît dar nâch vil liehten schîn,
Verse: 13 daz er schœne wirt als ê.
Verse: 14 ouch wart nie menschen sô wê,
Verse: 15 swelhes tages ez den stein gesiht,
Verse: 16 die wochen mac ez sterben niht,
Verse: 17 diu aller schierst dar nâch gestêt.
Verse: 18 sîn varwe im nimmer ouch zegêt:
Verse: 19 man muoz im solher varwe jehen,
Verse: 20 dâ mite ez hât den stein gesehen,
Verse: 21 ez sî maget oder man,
Verse: 22 als dô sîn bestiu zît huop an,
Verse: 23 sæhe ez den stein zwei hundert jâr.
Verse: 24 im enwürde denne grâ sîn hâr,
Verse: 25 solhe kraft dem menschen gît der stein,
Verse: 26 daz im vleisch unde bein
Verse: 27 jugent emphæhet al sunder twâl.
Verse: 28 der stein ist ouch genant der grâl.
Verse: 29 dar ûf kumt hiute ein botschaft,
Verse: 30 dar an doch liget sîn hœste kraft:
Verse: 1 ez ist hiute der karvrîtac,
Verse: 2 daz man vür wâr dâ warten mac,
Verse: 3 ein tûbe von himele swinget,
Verse: 4 ûf den stein diu bringet
Verse: 5 eine kleine wîze oblât,
Verse: 6 ûf dem steine si die lât.
Verse: 7 diu tûbe ist durchliuhtec blanc,
Verse: 8 ze himele tuot si widerwanc.
Verse: 9 immer alle karvrîtage
Verse: 10 brinct si ûf den stein, als ich iu sage,
Verse: 11 dâ von der stein emphæhet
Verse: 12 swaz guotes ûf erden dræhet
Verse: 13 von trinken und von spîse,
Verse: 14 als den wunsch von paradîse:
Verse: 15 ich meine, swaz diu erde mac gebern.
Verse: 16 der stein si vürbaz mêr sol wern
Verse: 17 swaz wildes under dem lufte lebet,
Verse: 18 ez vliege oder loufe und daz swebet.
Verse: 19 der ritterlîchen bruoderschaft,
Verse: 20 die phrüende in gît des grâles kraft.
Verse: 21 die aber zem grâle sint benant,
Verse: 22 hœrt wie die werdent bekant.
Verse: 23 zende an des steines drum
Verse: 24 von karakten ein epitafium
Verse: 25 saget sînen namen und sînen art,
Verse: 26 swer dar tuon sol die sælden vart,
Verse: 27 ez sî von megeden oder von knaben.
Verse: 28 die schrift darf niemen danne schaben:
Verse: 29 sô man den namen gelesen hât,
Verse: 30 vor ir ougen si zegât.
Verse: 1 si kômen alle dar vür kint,
Verse: 2 die nû dâ grôze liute sint.
Verse: 3 wol die muoter, diu daz kint gebar,
Verse: 4 daz sol ze dienste hœren dar!
Verse: 5 der arme und der rîche
Verse: 6 vreunt sich al gelîche,
Verse: 7 ob man ir kint eischet dar,
Verse: 8 daz siz suln senden an die schar:
Verse: 9 man holt si in manegen landen.
Verse: 10 vor sündebæren schanden
Verse: 11 sint si immer mêr behuot
Verse: 12 und wirt ir lôn ze himele guot:
Verse: 13 swenne in erstirbet hie daz leben,
Verse: 14 sô wirt in dort der wunsch gegeben.
Verse: 15 die newederhalp gestuonden,
Verse: 16 dô strîten begunden
Verse: 17 Lûcifer und Trînitas,
Verse: 18 swaz der selben engel was,
Verse: 19 die edeln und die werden
Verse: 20 muosten ûf die erden
Verse: 21 zuo dem selben steine.
Verse: 22 der stein ist immer reine.
Verse: 23 ich enweiz ob got ûf si verkôs
Verse: 24 oder ob er si vürbaz verlôs:
Verse: 25 was daz sîn reht, er nam si wider.
Verse: 26 des steines phliget immer sider
Verse: 27 die got dar zuo benande
Verse: 28 und in sînen engel sande.
Verse: 29 herre, sus stêt ez um den grâl."
Verse: 30 dô sprach aber Parzivâl:
Verse: 1 "mac ritterschaft des lîbes prîs
Verse: 2 und doch der sêle pardîs
Verse: 3 bejagen mir schilte und ouch mit sper,
Verse: 4 sô was ie ritterschaft mîn ger.
Verse: 5 ich streit ie swâ ich strîten vant,
Verse: 6 sô daz mîn werlîchiu hant
Verse: 7 sich næherte dem prîse.
Verse: 8 ist got an strîte wîse,
Verse: 9 der sol mich dar benennen,
Verse: 10 daz si mich dâ bekennen:
Verse: 11 mîn hant dâ strîtes niht verbirt."
Verse: 12 dô sprach aber sîn kiuscher wirt:
Verse: 13 "ir müestet aldâ vor hôchvart
Verse: 14 mit senftem willen sîn bewart.
Verse: 15 iuch verleitet lîhte iuwer jugent
Verse: 16 daz ir der kiusche bræchet tugent.
Verse: 17 hôchvart ie seic unde viel"
Verse: 18 sprach der wirt: ieweder ouge im wiel,
Verse: 19 dô er an diz mære dâhte,
Verse: 20 daz er dâ mit rede volbrâhte.
Verse: 21 dô sprach er: "herre, ein künec dâ was,
Verse: 22 der hiez und heizt noch Anfortas.
Verse: 23 daz sol iuch und mich armen
Verse: 24 immer mêr erbarmen,
Verse: 25 um sîne herzebære nôt,
Verse: 26 die hôchvart im ze lône bôt.
Verse: 27 sîn jugent und sîn rîcheit
Verse: 28 der werlde an im vuocte leit
Verse: 29 und daz er gerte minne
Verse: 30 ûzerhalp der kiusche sinne.
Verse: 1 der site ist niht dem grâle reht:
Verse: 2 dâ muoz der ritter und der kneht
Verse: 3 bewart sîn vor lôsheit.
Verse: 4 diemuot die hôchvart überstreit.
Verse: 5 dâ wont ein werdiu bruoderschaft:
Verse: 6 die hânt mit werlîcher kraft
Verse: 7 erwert mit ir handen
Verse: 8 der diet von al den landen,
Verse: 9 daz der grâl ist unerkennet,
Verse: 10 wan die dar sint benennet
Verse: 11 ze Munsalvæsche an sgrâles schar.
Verse: 12 wan einer kom unbenennet dar:
Verse: 13 der selbe was ein tummer man
Verse: 14 und vuorte ouch sünde mit im dan,
Verse: 15 daz er niht zem wirte sprach
Verse: 16 um den kummer den er an im sach.
Verse: 17 ich ensol niemen schelten:
Verse: 18 doch muoz er sünde engelten,
Verse: 19 daz er niht vrâcte swirtes schaden.
Verse: 20 er was mit kummer sô geladen,
Verse: 21 ez enwart nie erkant sô hôher pîn.
Verse: 22 dâ vor kom rois Lehelîn
Verse: 23 ze Brumbâne an den sê geriten.
Verse: 24 durch tjoste hete sîn dâ gebiten
Verse: 25 Libêals der werde helt.
Verse: 26 des tôt mit tjoste was erwelt,
Verse: 27 er was erborn von Prienlascors.
Verse: 28 Lehelîn des heldes ors
Verse: 29 dannen zôch mit sîner hant:
Verse: 30 dâ wart der rêroup bekant.
Verse: 1 herre, sît irz Lehelîn?
Verse: 2 sô stêt in dem stalle mîn
Verse: 3 den orsen ein ors gelîch gevar,
Verse: 4 diu dâ hœrent an sgrâles schar:
Verse: 5 an dem satel ein turteltûbe stêt.
Verse: 6 daz ors von Munsalvæsche gêt.
Verse: 7 diu wâpen gap in Anfortas,
Verse: 8 dô er der vreuden herre was.
Verse: 9 ir schilte sint von alter sô.
Verse: 10 Titurel si brâhte dô
Verse: 11 an sînen sun rois Frimutel:
Verse: 12 dar unde verlôs der degen snel
Verse: 13 von einer tjoste ouch sînen lîp.
Verse: 14 der minnete sîn selbes wîp,
Verse: 15 daz nie von manne mêre
Verse: 16 wîp geminnet wart sô sêre,
Verse: 17 ich meine mit rehten triuwen.
Verse: 18 sîne site sult ir niuwen
Verse: 19 und minnet von herzen iuwer konen.
Verse: 20 sîner site sult ir wonen:
Verse: 21 iuwer varwe im treget gelîchiu mâl.
Verse: 22 der was ouch herre über den grâl.
Verse: 23 ouwî herre, wannen ist iuwer vart?
Verse: 24 nû ruocht mir prüeven iuwern art."
Verse: 25 ieweder vaste an den andern sach.
Verse: 26 Parzivâl zem wirte sprach:
Verse: 27 "ich bin von einem man erborn,
Verse: 28 der mit tjoste hât den lîp verlorn
Verse: 29 und durch ritterlîch gemüete.
Verse: 30 herre, durch iuwer güete
Verse: 1 sult ir in nemen in iuwer gebet.
Verse: 2 mîn vater der hiez Gahmuret,
Verse: 3 er was von arte ein Anschevîn.
Verse: 4 herre, ich enbinz niht Lehelîn.
Verse: 5 genam ich ie den rêroup,
Verse: 6 sô was ich an den witzen toup:
Verse: 7 ez ist iedoch von mir geschehen.
Verse: 8 der selben sünde muoz ich jehen:
Verse: 9 îthêren von Cucûmerlant
Verse: 10 den sluoc mîn sündebæriu hant,
Verse: 11 ich legete in tôten ûf daz gras
Verse: 12 und nam swaz dâ ze nemen was."
Verse: 13 "ouwê werlt, wie tuostû sô?"
Verse: 14 sprach der wirt: der was des mæres unvrô.
Verse: 15 "dû gîs den liuten herzesêr
Verse: 16 und riuwebæres kummers mêr
Verse: 17 dan der vreude, wie stêt dîn lôn!
Verse: 18 sus endet sich dîns mæres dôn."
Verse: 19 dô sprach er: "lieber swestersun,
Verse: 20 waz râtes möhte ich dir nû tuon?
Verse: 21 dû hâs dîn eigen verh erslagen.
Verse: 22 wiltû vür got die schulde tragen,
Verse: 23 sît daz ir beide wârt ein bluot,
Verse: 24 ob got dâ reht gerihte tuot,
Verse: 25 sô giltet im dîn eigen leben.
Verse: 26 waz wiltû im dâ ze gelte geben,
Verse: 27 îthêren von Gaheviez?
Verse: 28 der rehten werdekeit geniez,
Verse: 29 des diu werlt was gereinet,
Verse: 30 hete got an im erscheinet.
Verse: 1 missewende was sîn riuwe.
Verse: 2 er balsem ob der triuwe,
Verse: 3 al werltlîchiu schande in vlôch:
Verse: 4 werdekeit sich in sîn herze zôch.
Verse: 5 dich solden hazzen werdiu wîp
Verse: 6 durch sînen minneclîchen lîp:
Verse: 7 sîn dienest was gein in sô ganz,
Verse: 8 ez machte wîbes ougen glanz,
Verse: 9 die in gesâhen, von sîner süeze.
Verse: 10 got daz erbarmen müeze
Verse: 11 daz dû ie gevrumtes solhe nôt!
Verse: 12 mîn swester lac ouch nâch dir tôt,
Verse: 13 Herzeloide dîn muoter."
Verse: 14 "neinâ herre guoter,
Verse: 15 waz saget ir nû?" sprach Parzivâl.
Verse: 16 "wære ich dan herre über den grâl,
Verse: 17 der möhte mich ergetzen niht
Verse: 18 des mæres mir iuwer munt vergiht.
Verse: 19 bin ich iuwer swester kint,
Verse: 20 sô tuot als die mit triuwen sint
Verse: 21 und saget mir sunder wankes vâr:
Verse: 22 sint disiu mære beidiu wâr?"
Verse: 23 dô sprach aber der guote man:
Verse: 24 "ich enbinz niht der dâ triegen kan:
Verse: 25 dîner muoter daz ir triuwe erwarp,
Verse: 26 dô dû von ir schiede, zehant si starp.
Verse: 27 dû wære daz tier daz si dâ souc,
Verse: 28 und der trache der von ir dâ vlouc.
Verse: 29 ez widervuor in slâfe ir gar,
Verse: 30 ê daz diu süeze dich gebar.
Verse: 1 mîner geswisterde zwei noch sint.
Verse: 2 mîn swester Schoisiâne ein kint
Verse: 3 gebar: der vrühte lac si tôt.
Verse: 4 der herzoge Kîôt
Verse: 5 von Katelangen was ir man:
Verse: 6 der enwolde ouch sît niht vreude hân.
Verse: 7 Sigûnen, des selben tohterlîn,
Verse: 8 bevalh man der muoter dîn.
Verse: 9 Schoisiânen tôt mich smerzen
Verse: 10 muoz enmitten in dem herzen:
Verse: 11 ir wîplîch herze was sô guot,
Verse: 12 ein arke vür unkiusche vluot.
Verse: 13 ein maget, mîn swester, phliget noch site
Verse: 14 sô daz ir volget kiusche mite:
Verse: 15 Repanse de Schoie phliget
Verse: 16 des grâles, der sô swære wiget
Verse: 17 daz in diu valschlîch mennescheit
Verse: 18 nimmer von der stat getreit.
Verse: 19 ir bruoder und mîn ist Anfortas,
Verse: 20 der beidiu ist unde was
Verse: 21 von art des grâles herre.
Verse: 22 demst leider vreude verre,
Verse: 23 wan daz er hât gedingen,
Verse: 24 in sül sîn kummer bringen
Verse: 25 zem endelôsen gemache.
Verse: 26 mit wunderlîcher sache
Verse: 27 ist ez im komen an riuwen zil,
Verse: 28 als ich dir, neve, künden wil.
Verse: 29 phligestû denne triuwe,
Verse: 30 sô erbarmet dich sîn riuwe.
Verse: 1 dô Frimutel den lîp verlôs,
Verse: 2 mîn vater, nâch im man dô kôs
Verse: 3 sînen eldesten sun ze künege dar,
Verse: 4 ze vogete dem grâle und sgrâles schar.
Verse: 5 daz was mîn bruoder Anfortas,
Verse: 6 der krône und rîcheit wirdec was.
Verse: 7 dannoch wir wênec wâren.
Verse: 8 dô mîn bruoder gein den jâren
Verse: 9 kom vür der gransprunge zît,
Verse: 10 mit solher jugent hât minne ir strît:
Verse: 11 sô twinct si ir vriunt sô sêre,
Verse: 12 man mac es ir jehen zunêre.
Verse: 13 swelh grâles herre aber minne gert
Verse: 14 anders dan diu schrift in wert,
Verse: 15 der muoz ez komen zarbeit
Verse: 16 und in siufzebæriu herzeleit.
Verse: 17 mîn herre und der bruoder mîn
Verse: 18 kôs im eine vriundîn,
Verse: 19 des in dûhte, mit guotem site.
Verse: 20 swer diu was, daz sî dâ mite.
Verse: 21 in ir dienest er sich zôch,
Verse: 22 sô daz diu zageheit in vlôch:
Verse: 23 des wart von sîner klâren hant
Verse: 24 verdürkelt manec schiltes rant.
Verse: 25 dâ bejagete an âventiure
Verse: 26 der süeze und der gehiure,
Verse: 27 wart ie hôher prîs erkant
Verse: 28 über elliu ritterlîchiu lant,
Verse: 29 vor dem mære was er der vrîe.
Verse: 30 âmor was sîn krîe:
Verse: 1 der ruoft ist zer diemuot
Verse: 2 iedoch niht volleclîchen guot.
Verse: 3 eins tages der künec al eine reit
Verse: 4 (daz was gar den sînen leit)
Verse: 5 ûz durch âventiure
Verse: 6 durch vreude an minnen stiure:
Verse: 7 des twanc in der minnen ger.
Verse: 8 mit einem gelüppeten sper
Verse: 9 wart er ze tjostieren wunt,
Verse: 10 sô daz er nimmer mêr gesunt
Verse: 11 wart, der süeze œheim dîn,
Verse: 12 durch die heidruose sîn
Verse: 13 ez was ein heiden der dâ streit
Verse: 14 und der die selben tjoste reit,
Verse: 15 geborn von Ethnîse,
Verse: 16 dâ ûz dem pardîse
Verse: 17 rinnet diu Tîgris.
Verse: 18 der selbe heiden was gewis,
Verse: 19 sîn ellen solde den grâl behaben.
Verse: 20 in dem sper was sîn name ergraben:
Verse: 21 er suochte die verren ritterschaft,
Verse: 22 niht wan durch des grâles kraft
Verse: 23 streich er wazzer unde lant.
Verse: 24 von sînem strîte uns vreude swant.
Verse: 25 dîns œheims strît man prîsen
Verse: 26 muoz: des spers îsen
Verse: 27 vuorte er in sînem lîbe dan.
Verse: 28 dô der junge werde man
Verse: 29 kom heim zuo den sînen,
Verse: 30 dâ sach man jâmer schînen.
Verse: 1 den heiden hete er dort erslagen:
Verse: 2 den sul ouch wir ze mâze klagen.
Verse: 3 dô uns der künec kom sô bleich
Verse: 4 und im sîn kraft gar gesweich,
Verse: 5 in die wunden greif eins arztes hant,
Verse: 6 unz er des spers îsen vant.
Verse: 7 der trunzûn was rœrîn,
Verse: 8 ein teil in der wunden sîn:
Verse: 9 diu gewan der arzet beidiu wider.
Verse: 10 mîne venje viel ich nider:
Verse: 11 dâ lobete ich der gotes kraft,
Verse: 12 daz ich deheine ritterschaft
Verse: 13 getæte nimmer mêre,
Verse: 14 daz got durch sîn êre
Verse: 15 mînem bruoder hülfe von der nôt.
Verse: 16 ich verswuor ouch vleisch, wîn und brôt
Verse: 17 und dar nâch al daz trüege bluot,
Verse: 18 daz ichs nimmer mêr gewünne muot.
Verse: 19 daz was der diet ander klage,
Verse: 20 lieber neve, als ich dir sage,
Verse: 21 daz ich schiet von dem swerte mîn.
Verse: 22 si sprâchen: "wer sol schirmære sîn
Verse: 23 über des grâles tougen?"
Verse: 24 dô weinden liehtiu ougen.
Verse: 25 si truogen den künec sunder twâl
Verse: 26 durch die gotes helfe vür den grâl.
Verse: 27 dô der künec den grâl gesach,
Verse: 28 daz was sîn ander ungemach,
Verse: 29 daz er niht sterben mohte,
Verse: 30 wande im sterben dô niht tohte,
Verse: 1 sît daz ich mich hete ergeben
Verse: 2 in alsus armeclîchez leben
Verse: 3 und des edeln artes hêrschaft
Verse: 4 was komen an sô swache kraft.
Verse: 5 des küneges wunde geitert was.
Verse: 6 swaz man der arztbuoche las,
Verse: 7 die engâben deheiner helfe lôn.
Verse: 8 gein apsis, ecidemôn,
Verse: 9 ehcontius und lîsis,
Verse: 10 jêcis und mêâtris
Verse: 11 (die argen slangenz eiter heiz
Verse: 12 tragent), swaz iemen dâ vür weiz
Verse: 13 und vür ander würme diez eiter tragent,
Verse: 14 swaz die wîsen arzte dâ vür bejagent
Verse: 15 mit fîsiken liste an würzen,
Verse: 16 (lâ dir die rede kürzen)
Verse: 17 der deheinz gehelfen kunde:
Verse: 18 got selbe uns des verbunde.
Verse: 19 wir gewunnen Gêôn
Verse: 20 ze helfe unde Fîsôn,
Verse: 21 Eufrâtes und Tîgrîs,
Verse: 22 diu vier wazzer ûz dem pardîs,
Verse: 23 sô nâhe hin zuo ir süezer smac
Verse: 24 dennoch niht sîn verrochen mac,
Verse: 25 ob dehein wurz dinne quæme,
Verse: 26 diu unser trûren næme.
Verse: 27 daz was verlorniu arbeit.
Verse: 28 dô niute sich unser herzeleit:
Verse: 29 doch versuochte wirz in manege wîs.
Verse: 30 dô gewunne wir daz selbe rîs,
Verse: 1 dar ûf Sibille jach
Verse: 2 Enêas vür hellesch ungemach
Verse: 3 und vür des Flegetônen rouch,
Verse: 4 vür ander vlüzze die drinne vliezent ouch.
Verse: 5 des nâme wir uns muoze
Verse: 6 und gewunnen zrîs ze buoze,
Verse: 7 ob daz sper ungehiure
Verse: 8 in dem helleschen viure
Verse: 9 wære gelüppet oder gelœtet,
Verse: 10 daz uns an vreuden tœtet.
Verse: 11 dô was dem sper niht alsus.
Verse: 12 ein vogel heizt pelicânus:
Verse: 13 swemne der vruht gewinnet,
Verse: 14 alze sêre er die minnet.
Verse: 15 in twinget sîner triuwe gelust
Verse: 16 daz er bîzet durch sîn selbes brust
Verse: 17 und læt zbluot den jungen in den munt:
Verse: 18 er stirbet an der selben stunt.
Verse: 19 dô gewunne wir des vogels bluot,
Verse: 20 ob uns sîn triuwe wære guot,
Verse: 21 und strichenz an die wunden
Verse: 22 sô wir beste kunden.
Verse: 23 daz mohte uns niht gehelfen sus.
Verse: 24 ein tier heizt monicirus:
Verse: 25 daz erkennet der megede reine sô grôz,
Verse: 26 daz ez slæfet ûf der megede schôz.
Verse: 27 wir gewunnen stieres herzen
Verse: 28 über des küneges smerzen.
Verse: 29 wir nâmen den karfunkelstein
Verse: 30 ûf des selben tieres hirnbein,
Verse: 1 der dâ wehset under sînem horne.
Verse: 2 wir bestrichen die wunden vorne
Verse: 3 und besouften den stein drinne gar:
Verse: 4 diu wunde was et lüppec var.
Verse: 5 daz tet uns mit dem künege wê.
Verse: 6 wir gewunnen eine wurz heizt trachontê
Verse: 7 (wir hœren von der würze sagen,
Verse: 8 swâ ein trache werde erslagen,
Verse: 9 si wahse von dem bluote.
Verse: 10 der würze ist sô ze muote,
Verse: 11 si hât al des luftes art),
Verse: 12 ob uns des trachen ummevart
Verse: 13 dar zuo möhte iht gevromen.
Verse: 14 vür der sterne wider komen
Verse: 15 und vür des mânen wandeltac,
Verse: 16 dar an der wunden smerze lac,
Verse: 17 der würze edel hôch geslehte
Verse: 18 kom uns dâ vür niht rehte.
Verse: 19 unser venje viele wir vür den grâl.
Verse: 20 dar an gesâhe wir zeinem mâl
Verse: 21 geschriben, dar solde ein ritter komen:
Verse: 22 würde des vrâge aldâ vernomen,
Verse: 23 sô solde der kummer ende hân.
Verse: 24 ez wære kint, maget oder man,
Verse: 25 daz in der vrâge warnete iht,
Verse: 26 sô ensolde diu vrâge helfen niht,
Verse: 27 wan daz der schade stüende alsê
Verse: 28 und herzelîcher tæte wê.
Verse: 29 diu schrift sprach: "habet ir daz vernomen?
Verse: 30 iuwer warnen mac ze schaden komen.
Verse: 1 vrâct er niht bî der êrsten naht,
Verse: 2 sô zegêt sîner vrâge maht:
Verse: 3 wirt sîn vrâge an rehter zît getân,
Verse: 4 sô sol er zkünecrîche hân
Verse: 5 und hât der kummer ende.
Verse: 6 von der hœsten hende
Verse: 7 dâ mite ist Anfortas genesen,
Verse: 8 er ensol aber niemêr künec wesen."
Verse: 9 sus lâse wir an dem grâle
Verse: 10 daz Anfortases quâle
Verse: 11 dâ mite ein ende næme,
Verse: 12 swenne im diu vrâge quæme.
Verse: 13 wir strichen an die wunden
Verse: 14 swâ mite wir senften kunden,
Verse: 15 die guoten salben nardas
Verse: 16 und swaz gedrîakelt was
Verse: 17 und den rouch von lignâlôê:
Verse: 18 im was et zallen zîten wê.
Verse: 19 dô zôch ich mich dâ her:
Verse: 20 swachiu wünne ist mîner jâre wer.
Verse: 21 sît kom ein ritter dar geriten
Verse: 22 (der möhtez gerne hân vermiten),
Verse: 23 von dem ich dir ê sagete.
Verse: 24 unprîs der dâ bejagete,
Verse: 25 sît er den rehten kummer sach,
Verse: 26 daz er niht zuo dem wirte sprach:
Verse: 27 "herre, wie stêt iuwer nôt?"
Verse: 28 sît im sîn tumpheit daz gebôt
Verse: 29 daz er aldâ niht vrâcte,
Verse: 30 grôzer sælde in dô betrâcte."
Verse: 1 si beide wâren mit herzen klage.
Verse: 2 dô nâhete ez dem mitten tage:
Verse: 3 der wirt sprach: "gê wir nâch der nar.
Verse: 4 dîn ors ist unberâten gar:
Verse: 5 ich mac uns selben niht gespîsen,
Verse: 6 es enwelle uns got bewîsen.
Verse: 7 mîn küche riuchet selten:
Verse: 8 des muostû hiute engelten
Verse: 9 und al die wîle dû bî mir bist.
Verse: 10 ich solde dich hiute lêren list
Verse: 11 an den würzen, lieze uns der snê.
Verse: 12 got gebe daz der schier zegê.
Verse: 13 nû brechen die wîle îwîn graz.
Verse: 14 ich wæne dîn ors dicke gaz
Verse: 15 ze Munsalvæsche baz dan hie.
Verse: 16 dû noch ez ze wirte nie
Verse: 17 kômt, der iuwer gerner phlæge,
Verse: 18 ob ez hie bereitez læge."
Verse: 19 si giengen ûz um ir bejac.
Verse: 20 Parzivâl des vuoters phlac.
Verse: 21 der wirt gruop im würzelîn:
Verse: 22 daz muoste ir beste spîse sîn.
Verse: 23 der wirt sîner orden niht vergaz:
Verse: 24 swie vil er gruop, deheine er az
Verse: 25 der würze vor der nône,
Verse: 26 an die stûden schône
Verse: 27 hienc er si und suochte mêre.
Verse: 28 durch die gotes êre
Verse: 29 manegen tac ungâz er gienc,
Verse: 30 so er vermiste dâ sîn spîse hienc.
Verse: 1 die zwêne gesellen niht verdrôz,
Verse: 2 si giengen dâ der brunne vlôz,
Verse: 3 si wuoschen würze und ir krût.
Verse: 4 ir munt wart selten lachens lût.
Verse: 5 ieweder sîne hende
Verse: 6 twuoc. an einem gebende
Verse: 7 truoc Parzivâl îwîn loup
Verse: 8 vürz ors. ûf ir ramschoup
Verse: 9 giengen si wider ze den ir koln.
Verse: 10 man dorfte in niht mêr spîse holn:
Verse: 11 dâ enwas gesoten noch gebrâten
Verse: 12 und ir küchen unberâten.
Verse: 13 Parzivâl mit sinne
Verse: 14 durch die getriuwe minne
Verse: 15 die er gein sînem wirte truoc,
Verse: 16 in dûhte er hete baz genuoc
Verse: 17 dan dô sîn phlac Gurnemanz
Verse: 18 und dô sô maneger vrouwen varwe glanz
Verse: 19 ze Munsalvæsche vür in gienc,
Verse: 20 dâ er wirtschaft von dem grâle emphienc.
Verse: 21 der wirt mit triuwen wîse
Verse: 22 sprach: "neve, disiu spîse
Verse: 23 sol dir niht versmâhen.
Verse: 24 dû envündes in allen gâhen
Verse: 25 deheinen wirt der dir gunde baz
Verse: 26 guoter wirtschaft âne haz."
Verse: 27 Parzivâl sprach: "herre,
Verse: 28 der gotes gruoz mir verre,
Verse: 29 ob mich ie baz gezæme
Verse: 30 swes ich von wirte næme."
Verse: 1 swaz dâ was spîse vür getragen,
Verse: 2 beliben si dâ nâch ungetwagen,
Verse: 3 daz enschadete in an den ougen niht,
Verse: 4 als man vischegen handen giht.
Verse: 5 ich wil vür mich geheizen,
Verse: 6 man möhte mit mir beizen,
Verse: 7 wære ich vür vederspil erkant,
Verse: 8 ich swünge al gernde von der hant,
Verse: 9 bî solhen kröphelînen
Verse: 10 tæte ich vliegen schînen.
Verse: 11 wes spotte ich der getriuwen diet?
Verse: 12 mîn alt unvuoge mir daz riet.
Verse: 13 ir hât doch wol gehœret
Verse: 14 waz in rîcheit hât gestœret,
Verse: 15 war um si wâren vreuden arm,
Verse: 16 dicke kalt und selten warm.
Verse: 17 si dolten herzen riuwe
Verse: 18 niht wan durch rehte triuwe
Verse: 19 âne alle missewende.
Verse: 20 von der hœsten hende
Verse: 21 emphiengen si um ir kummer solt:
Verse: 22 got was und wart in beiden holt.
Verse: 23 si stuonden ûf und giengen dan,
Verse: 24 Parzivâl und der guote man,
Verse: 25 zem orse gein dem stalle.
Verse: 26 mit kranker vreuden schalle
Verse: 27 der wirt zem orse sprach: "mirst leit
Verse: 28 dîn hungerbæriu arbeit
Verse: 29 durch den satel der ûf dir liget,
Verse: 30 der Anfortases wâpen phliget."
Verse: 1 dô si daz ors begiengen,
Verse: 2 niuwe klage si ane geviengen.
Verse: 3 Parzivâl zem wirte sîn
Verse: 4 sprach: "herre und lieber œheim mîn,
Verse: 5 getorste ichz iu vor schame gesagen,
Verse: 6 mîn ungelücke ich solde klagen.
Verse: 7 daz verkiest durch iuwer selbes zuht:
Verse: 8 mîn triuwe hât doch gein iu vluht.
Verse: 9 ich hân sô sêre missetân,
Verse: 10 welt ir michs engelten lân,
Verse: 11 sô scheide ich von dem trôste
Verse: 12 und bin der unerlôste
Verse: 13 immer mêr von riuwe.
Verse: 14 ir sult mit râtes triuwe
Verse: 15 klagen mîne tumpheit.
Verse: 16 der ûf Munsalvæsche reit
Verse: 17 und der den rehten kummer sach
Verse: 18 und der deheine vrâge sprach,
Verse: 19 daz bin ich unsælec barn.
Verse: 20 sus hân ich, herre, missevarn."
Verse: 21 der wirt sprach: "neve, waz sagestû nuo?
Verse: 22 wir suln beide samt zuo
Verse: 23 herzenlîcher klage grîfen
Verse: 24 und die vreude lâzen slîfen,
Verse: 25 sît dîn kunst sich sælden sus verzêch.
Verse: 26 dô dir got vünf sinne lêch
Verse: 27 (die hânt ir rât dir vor bespart),
Verse: 28 wie was dîn triuwe von in bewart
Verse: 29 an den selben stunden
Verse: 30 bî Anfortases wunden?
Verse: 1 doch wil ich râtes niht verzagen.
Verse: 2 dû ensolt ouch niht ze sêre klagen:
Verse: 3 dû solt in rehten mâzen
Verse: 4 klagen und klagen lâzen.
Verse: 5 diu mennescheit hât wilden art.
Verse: 6 etswâ wil jugent an witze vart:
Verse: 7 wil dennez alter tumpheit üeben
Verse: 8 und lûter site trüeben,
Verse: 9 dâ von wirt daz wîze sal
Verse: 10 und diu grüene tugent val,
Verse: 11 dâ von beklîben möhte
Verse: 12 daz der werdekeit töhte.
Verse: 13 möhte ich dirz wol begrüenen
Verse: 14 und dîn herze alsô erküenen
Verse: 15 daz dû den prîs bejagetes
Verse: 16 und an got niht verzagetes,
Verse: 17 sô gestüende noch dîn linge
Verse: 18 an sô werdeclîchem dinge,
Verse: 19 daz wol ergetzet hieze.
Verse: 20 got selbe dich niht lieze:
Verse: 21 ich bin von gote dîn râtes wer.
Verse: 22 nû sage mir, sæhe dû daz sper
Verse: 23 ze Munsalvæsche ûf dem hûs?
Verse: 24 dô der sterne Saturnûs
Verse: 25 wider an sîn zil gestuont
Verse: 26 (daz wart uns bî der wunden kunt
Verse: 27 und bî dem sumerlîchen snê),
Verse: 28 im getet der vrost nie sô wê,
Verse: 29 dem süezen œheime dîn.
Verse: 30 daz sper muoste in die wunden sîn:
Verse: 1 dâ half ein nôt vür die andern nôt.
Verse: 2 des wart daz sper bluotec rôt.
Verse: 3 etslîcher sterne komende tage
Verse: 4 die diet dâ lêret jâmers klage,
Verse: 5 die sô hôhe ob ein ander stênt
Verse: 6 und ungelîche wider gênt,
Verse: 7 und des mânen wandelkêre
Verse: 8 schadet ouch zer wunden sêre.
Verse: 9 dise zît diech hie benennet hân,
Verse: 10 sô muoz der künec ruowe lân:
Verse: 11 sô tuot im grôzer vrost sô wê,
Verse: 12 sîn vleisch wirt kelter dan der snê.
Verse: 13 sît man daz gelüppe heiz
Verse: 14 an dem spers îsen weiz,
Verse: 15 die zît manz ûf die wunden leget:
Verse: 16 den vrost ez ûz dem lîbe treget,
Verse: 17 al um daz sper glasvar als îs.
Verse: 18 daz enmohte aber deheinen wîs
Verse: 19 von dem sper niemen bringen dan,
Verse: 20 wan Trebuchet der wîse man:
Verse: 21 der worhte zwei mezzer, diu ez sniten,
Verse: 22 ûz silber, diu ez niht vermiten.
Verse: 23 den list tet im ein segen kunt,
Verse: 24 der an des küneges swerte stuont.
Verse: 25 maneger ist der gerne niht:
Verse: 26 aspindê daz holz enbrinne niht:
Verse: 27 sô dises glases drûf iht spranc,
Verse: 28 viurlohen dâ nâch swanc,
Verse: 29 aspindê dâ von verbran.
Verse: 30 waz wunders diz gelüppe kan!
Verse: 1 er mac gerîten noch gegên,
Verse: 2 der künec, noch geligen noch gestên:
Verse: 3 er lent âne sitzen
Verse: 4 mit siufzebæren witzen.
Verse: 5 gein des mânen wandel ist im wê.
Verse: 6 Brumbâne ist genant ein sê:
Verse: 7 dâ treget man in ûf durch süezen luft
Verse: 8 durch sîner sûren wunden gruft.
Verse: 9 daz heizt er sînen weidetac:
Verse: 10 swaz er aldâ gevâhen mac
Verse: 11 bî sô smerzlîchem sêre,
Verse: 12 er bedarf dâ heime mêre.
Verse: 13 dâ von kom ûz ein mære,
Verse: 14 er wære ein vischære.
Verse: 15 daz mære muoste er lîden:
Verse: 16 salmen, lamprîden
Verse: 17 hât er doch lützel veile."
Verse: 18 der trûrege, niht der geile,
Verse: 19 Parzivâl sprach al zehant:
Verse: 20 "in dem sê den künec ich vant
Verse: 21 geankert ûf dem wâge,
Verse: 22 ich wæne durch vische lâge
Verse: 23 oder durch ander kurzwîle.
Verse: 24 ich hete manege mîle
Verse: 25 des tages dar gestrichen:
Verse: 26 Pelrapeire ich was entwichen
Verse: 27 rehte um den mitten morgen.
Verse: 28 des âbents phlac ich sorgen,
Verse: 29 wâ diu herberge möhte sîn:
Verse: 30 der beriet mich der œheim mîn."
Verse: 1 "dû rite ein angestlîche vart,"
Verse: 2 sprach der wirt, "durch warte wol bewart.
Verse: 3 ieslîchiu sô besetzet ist
Verse: 4 mit rotte, selten iemens list
Verse: 5 in hilfet gein der reise.
Verse: 6 er kêrte ie gein der vreise,
Verse: 7 swer jenen her dâ zuo zin reit:
Verse: 8 si nement niemens sicherheit,
Verse: 9 si wâgent ir leben gein jenes leben.
Verse: 10 daz ist vür sünde in dâ gegeben."
Verse: 11 "nû kom ich âne strîten
Verse: 12 an den selben zîten
Verse: 13 geriten dâ der künec was"
Verse: 14 sprach Parzivâl. "des palas
Verse: 15 sach ich des âbents jâmers vol.
Verse: 16 wie tet in jâmer dô sô wol?
Verse: 17 ein knappe aldâ zer tür în spranc,
Verse: 18 dâ von der palas jâmers klanc.
Verse: 19 der truoc in sînen henden
Verse: 20 einen schaft zen vier wenden,
Verse: 21 dar inne ein sper bluotec rôt.
Verse: 22 des kom diu diet in jâmers nôt."
Verse: 23 der wirt sprach: "neve, sît nochê
Verse: 24 wart dem künege nie sô wê,
Verse: 25 wan dô sîn komen zeicte sus
Verse: 26 der sterne Saturnus:
Verse: 27 der kan mit grôzem vroste komen.
Verse: 28 drûf legen mohte uns niht gevromen,
Verse: 29 als manz ê drûfe ligen sach:
Verse: 30 daz sper man in die wunden stach.
Verse: 1 Saturnus louft sô hôhe enbor,
Verse: 2 daz ez diu wunde wesse vor,
Verse: 3 ê der ander vrost kœme her nâch.
Verse: 4 dem snê was ninder alsô gâch,
Verse: 5 er viel alrêst an der andern naht.
Verse: 6 in der sumerlîchen maht,
Verse: 7 dô man sküneges vrost sus werte,
Verse: 8 die diet ez vreuden herte."
Verse: 9 dô sprach der kiusche Trevrizent:
Verse: 10 "si emphiengen jâmers soldiment:
Verse: 11 daz sper in vreude entvuorte,
Verse: 12 daz ir herzen verh sus ruorte.
Verse: 13 dô machte ir jâmers triuwe
Verse: 14 des toufes lêre al niuwe."
Verse: 15 Parzivâl zem wirte sprach:
Verse: 16 "vünf und zweinzec megede ich dâ sach,
Verse: 17 die vor dem künege stuonden
Verse: 18 und wol mit zühten kunden."
Verse: 19 der wirt sprach: "es suln megede phlegen
Verse: 20 (des hât sich got gein im bewegen),
Verse: 21 des grâls, dem si dâ dienden vür.
Verse: 22 der grâl ist mit hôher kür.
Verse: 23 sô suln sîn ritter hüeten
Verse: 24 mit kiuscheclîchen güeten.
Verse: 25 der hôhen sterne komendiu zît
Verse: 26 der diet aldâ grôz jâmer gît,
Verse: 27 den jungen und den alden.
Verse: 28 got hât zorn behalden
Verse: 29 gein in alze lange dâ:
Verse: 30 wenne suln si vreude sprechen jâ?
Verse: 1 neve, nû wil ich sagen dir
Verse: 2 daz dû maht wol gelouben mir,
Verse: 3 ein schanze dicke stêt vor in:
Verse: 4 si gebent unde nement gewin.
Verse: 5 si emphâhent kleiniu kinder dar
Verse: 6 von hôher art und wol gevar.
Verse: 7 wirt iender herrenlôs ein lant,
Verse: 8 erkennent si dâ die gotes hant,
Verse: 9 sô daz diu diet eins herren gert,
Verse: 10 von sgrâles schar die sint gewert.
Verse: 11 des müezen ouch si mit zühten phlegen:
Verse: 12 sîn hüetet aldâ der gotes segen.
Verse: 13 got schaffet verholne dan die man,
Verse: 14 offenlîch gît man megede dan.
Verse: 15 dû solt des sîn vil gewis,
Verse: 16 daz der künec Castis
Verse: 17 Herzeloiden gerte,
Verse: 18 der man in schône werte:
Verse: 19 dîne muoter gap man im ze konen.
Verse: 20 er solde aber niht ir minne wonen:
Verse: 21 der tôt in ê legete in daz grap.
Verse: 22 dâ vor er dîner muoter gap
Verse: 23 Wâleis und Norgâls,
Verse: 24 Kanvoleiz und Kingrivâls,
Verse: 25 daz ir mit sal wart gegeben.
Verse: 26 der künec niht langer solde leben.
Verse: 27 diz was ûf sîner reise wider:
Verse: 28 der künec sich legete sterbens nider.
Verse: 29 dô truoc si krône über zwei lant:
Verse: 30 dâ erwarp si Gahmuretes hant.
Verse: 1 sus gît man von dem grâle dan
Verse: 2 offenlîch megede, verholne die man
Verse: 3 durch vruht ze dienste wider dar,
Verse: 4 ob ir kint des grâles schar
Verse: 5 mit dieneste suln mêren.
Verse: 6 daz kan si got wol lêren.
Verse: 7 swer sich dienstes gein grâle hât bewegen,
Verse: 8 gein wîben minne er muoz verphlegen:
Verse: 9 wan der künec sol haben eine
Verse: 10 ze rehte eine kronen reine
Verse: 11 und ander die got hât gesant
Verse: 12 ze herren in herrenlôsiu lant.
Verse: 13 über daz gebot ich mich bewac
Verse: 14 daz ich nâch minnen dienstes phlac.
Verse: 15 mir geriet mîn vlæteclîchiu jugent
Verse: 16 und eins werden wîbes tugent,
Verse: 17 daz ich in ir dienest reit,
Verse: 18 dâ ich dicke herteclîchen streit.
Verse: 19 die wilden âventiure
Verse: 20 mich dûhten sô gehiure,
Verse: 21 daz ich selten turnierte.
Verse: 22 ir minne kondewierte
Verse: 23 mir vreude in daz herze mîn,
Verse: 24 durch si tet ich vil strîtes schîn:
Verse: 25 des twanc mich ir minnen kraft
Verse: 26 gein der wilden verren ritterschaft.
Verse: 27 ir minne ich alsus koufte:
Verse: 28 der heiden und der getoufte
Verse: 29 wâren mir strîtes al gelîch.
Verse: 30 si dûhte mich lônes rîch.
Verse: 1 sus phlac ichs durch die werden
Verse: 2 ûf den drîn teilen der erden,
Verse: 3 z Eurôpâ und in âsiâ
Verse: 4 unde verre in Afrikâ.
Verse: 5 sô ich rîche tjoste wolde tuon,
Verse: 6 sô reit ich vür Gauriûn.
Verse: 7 ich hân ouch manege tjost getân
Verse: 8 vor dem berc ze Feimorgân.
Verse: 9 ich tet vil rîcher tjoste schîn
Verse: 10 vor dem berc z Agremontîn.
Verse: 11 swer einhalp wil ir tjoste hân,
Verse: 12 dâ koment ûz viurege man:
Verse: 13 anderhalp si brinnent niht,
Verse: 14 swaz man dâ tjostiure siht.
Verse: 15 und dô ich vür den Rôhas
Verse: 16 durch âventiur gestrichen was,
Verse: 17 dâ kom ein werdiu windesch diet
Verse: 18 ûz durch tjoste gegenbiet.
Verse: 19 ich vuor von Sibilje
Verse: 20 daz mer alum gein Zilje,
Verse: 21 durch Frîûl ûz vür Aglei.
Verse: 22 ouwê unde heiâ hei
Verse: 23 daz ich dînen vater ie gesach,
Verse: 24 der mir ze sehene aldâ geschach,
Verse: 25 dô ich ze Sibilje zogete în.
Verse: 26 dô hete der werde Anschevîn
Verse: 27 vor mir geherberget ê.
Verse: 28 sîn vart tuot mir immer wê,
Verse: 29 die er vuor ze Baldac:
Verse: 30 ze tjostieren er dâ tôt lac,
Verse: 1 daz was ê von im dîn sage.
Verse: 2 ez ist immer mînes herzen klage.
Verse: 3 mîn bruoder ist guotes rîche:
Verse: 4 verholne ritterlîche
Verse: 5 er mich dicke von im sande.
Verse: 6 sô ich von Munsalvæsche wande,
Verse: 7 sîn insigel nam ich dâ
Verse: 8 und vuortez ze Karcobrâ,
Verse: 9 dâ sich sêwet der Plimizôl.
Verse: 10 in dem bistuom ze Barbigôl
Verse: 11 der burcgrâve mich dâ beriet
Verse: 12 ûfz insigel, ê ich von im schiet,
Verse: 13 knappen und ander koste
Verse: 14 gein der wilden tjoste
Verse: 15 und ûf ander ritterlîche vart.
Verse: 16 des wart vil wênec von im gespart:
Verse: 17 ich muoste al eine komen dar.
Verse: 18 an der widerreise liez ich gar
Verse: 19 bî im swaz ich gesindes phlac:
Verse: 20 ich reit dâ Munsalvæsche lac.
Verse: 21 nû hœre, lieber neve mîn.
Verse: 22 dô mich der werde vater dîn
Verse: 23 ze Sibilje alrêste sach,
Verse: 24 balde er mîn ze bruoder jach
Verse: 25 Herzeloiden sînem wîbe,
Verse: 26 doch wart von sînem lîbe
Verse: 27 mîn antlitze niemêr gesehen.
Verse: 28 man muoste ouch mir vür wâr dâ jehen
Verse: 29 daz nie schœner mannes bilde wart:
Verse: 30 dannoch was ich âne bart.
Verse: 1 in mîne herberge er vuor.
Verse: 2 vür dise rede ich dicke swuor
Verse: 3 manegen ungestabeten eit.
Verse: 4 dô er mich sô vil ane gestreit,
Verse: 5 verholne ichz im dô sagete,
Verse: 6 des er vreude vil bejagete.
Verse: 7 er gap sîn kleinœte mir:
Verse: 8 swaz ich im gap daz was sîn gir.
Verse: 9 mîne kefsen, die dû sæhe ê,
Verse: 10 (diust noch grüener dan der klê)
Verse: 11 hiez ich würken ûz einem steine,
Verse: 12 den mir gap der reine.
Verse: 13 sînen neven er mir ze knehte liez,
Verse: 14 îthêren, den sîn herze hiez
Verse: 15 daz aller valsch an im verswant,
Verse: 16 den künec von Kucûmerlant.
Verse: 17 wir mohten vart niht langer sparn,
Verse: 18 wir muosten von ein ander varn:
Verse: 19 er kêrte dâ der bâruc was
Verse: 20 und ich vuor vür den Rôhas.
Verse: 21 ûz Zilje ich vür den Rôhas reit,
Verse: 22 drî mântage ich dâ vil gestreit:
Verse: 23 mich dûhte, ich hete dâ wol gestriten.
Verse: 24 dar nâch ich schierest kom geriten
Verse: 25 in die wîten Gandîne,
Verse: 26 dâ nâch der ane dîne
Verse: 27 Gandîn wart genennet.
Verse: 28 dâ wart îthêr bekennet.
Verse: 29 diu selbe stat liget aldâ,
Verse: 30 dâ diu Greiân in die Trâ,
Verse: 1 mit golde ein wazzer, rinnet.
Verse: 2 dâ wart îthêr geminnet:
Verse: 3 dîne basen er dâ vant.
Verse: 4 diu was vrouwe überz lant:
Verse: 5 Gandîn von Anschouwe
Verse: 6 hiez si dâ wesen vrouwe.
Verse: 7 si heizet Lammîre:
Verse: 8 sôst zlant genennet Stîre.
Verse: 9 swer schiltes ammet üeben wil,
Verse: 10 der muoz durchstrîchen lande vil.
Verse: 11 nû riuwet mich mîn knappe rôt,
Verse: 12 durch den si mir grôz êre bôt.
Verse: 13 von îthêren dû bist erborn.
Verse: 14 dîn hant die sippe hât verkorn:
Verse: 15 got hât ir niht vergezzen doch,
Verse: 16 er kan si wol geprüeven noch.
Verse: 17 wiltû gein gote mit triuwen leben,
Verse: 18 sô soltû im wandel drumme geben.
Verse: 19 mit riuwe ich dir daz künde,
Verse: 20 dû treges zwuo grôze sünde:
Verse: 21 îthêren dû hâs erslagen,
Verse: 22 dû solt ouch dîne muoter klagen.
Verse: 23 ir grôziu triuwe daz geriet,
Verse: 24 dîn vart si von dem leben schiet,
Verse: 25 die dû jungest von ir tæte.
Verse: 26 nû volge mîner ræte,
Verse: 27 nim buoze vür missewende
Verse: 28 und sorge et um dîn ende,
Verse: 29 daz dir dîn arbeit hie erhol
Verse: 30 daz dort diu sêle ruowe dol."
Verse: 1 der wirt âne allez bâgen
Verse: 2 begunde in vürbaz vrâgen:
Verse: 3 "neve, noch hân ich niht vernomen,
Verse: 4 wannen dir diz ors sî komen."
Verse: 5 "herre, daz ors ich erstreit,
Verse: 6 dô ich von Sigûnen reit.
Verse: 7 vor einer klôsen ich die sprach:
Verse: 8 dar nâch ich vlügelingen stach
Verse: 9 einen ritter drabe und zôch ez dan.
Verse: 10 von Munsalvæsche was der man."
Verse: 11 der wirt sprach: "ist aber der genesen,
Verse: 12 des ez von rehte solde wesen?"
Verse: 13 "herre, ich sach in vor mir gên
Verse: 14 und vant daz ors bî mir stên."
Verse: 15 "wiltû sgrâles volc sus rouben
Verse: 16 und dâ bî des gelouben,
Verse: 17 dû gewinnes ir noch minne,
Verse: 18 sô zweient sich die sinne."
Verse: 19 "herre, ich namz in einem strît.
Verse: 20 swer mir dar um sünde gît,
Verse: 21 der prüeve alrêst wie diu stê.
Verse: 22 mîn ors hete ich verlorn ê."
Verse: 23 dô sprach aber Parzivâl:
Verse: 24 "wer was ein maget diu den grâl
Verse: 25 truoc? ir mantel lêch man mir."
Verse: 26 der wirt sprach: "neve, was er ir,
Verse: 27 diu selbe ist dîn muome.
Verse: 28 si enlêch dirs niht ze ruome:
Verse: 29 si wânde dû soldes dâ herre sîn
Verse: 30 des grâles und ir, dar zuo mîn.
Verse: 1 dîn œheim gap dir ouch ein swert,
Verse: 2 dâ mite dû sünden bist gewert,
Verse: 3 sît daz dîn wol redender munt
Verse: 4 dâ leider niht tet vrâge kunt:
Verse: 5 die sünde lâ bî den andern stên.
Verse: 6 wir suln ouch tâlanc ruowen gên."
Verse: 7 wênec wart in bette und kulter brâht:
Verse: 8 si giengen et ligen ûf ein bâht.
Verse: 9 daz leger was ir hôhen art
Verse: 10 gelîche ninder dâ bewart.
Verse: 11 sus was er dâ vünfzehen tage.
Verse: 12 der wirt sîn phlac als ich iu sage:
Verse: 13 krût unde würzelîn
Verse: 14 daz muoste ir bestiu spîse sîn.
Verse: 15 Parzivâl die swære
Verse: 16 truoc durch süeziu mære,
Verse: 17 wande in der wirt von sünden schiet
Verse: 18 und im doch ritterlîchen riet.
Verse: 19 eins tages vrâcte in Parzivâl:
Verse: 20 "wer was ein man lac vor dem grâl?
Verse: 21 der was al grâ bî liehtem vel."
Verse: 22 der wirt sprach: "daz was Titurel.
Verse: 23 der selbe ist dîner muoter ane.
Verse: 24 dem wart alrêst des grâles vane
Verse: 25 bevolhen durch schermens rât.
Verse: 26 ein siechtuom heizet pôgrât
Verse: 27 treget er, die leme helfelôs.
Verse: 28 sîne varwe er iedoch nie verlôs,
Verse: 29 wande er den grâl sô dicke siht,
Verse: 30 dâ von er mac ersterben niht.
Verse: 1 durch rât si hânt den betterisen.
Verse: 2 in sîner jugent vürte und wisen
Verse: 3 reit er vil durch tjostieren.
Verse: 4 wiltû dîn leben zieren
Verse: 5 und rehte werdeclîchen varn,
Verse: 6 sô muostû haz gein wîben sparn.
Verse: 7 wîp und phaffen sint erkant,
Verse: 8 die tragent unwerlîche hant:
Verse: 9 sô reicht über phaffen gotes segen.
Verse: 10 der sol dîn dienst mit triuwen phlegen
Verse: 11 dar um, ob wirt dîn ende guot.
Verse: 12 dû muost zen phaffen haben muot:
Verse: 13 swaz dîn ouge ûf erden siht,
Verse: 14 daz gelîchet sich dem priester niht.
Verse: 15 sîn munt die marter sprichet,
Verse: 16 diu unser vlust zebrichet.
Verse: 17 ouch grîfet sîn gewîhtiu hant
Verse: 18 an daz hœheste phant
Verse: 19 daz ie vür schult gesetzet wart:
Verse: 20 swelh priester sich hât sô bewart
Verse: 21 daz er dem kiusche kan gegeben,
Verse: 22 wie möhte der heileclîcher leben?"
Verse: 23 diz was ir zweier scheidens tac.
Verse: 24 Trevrizent sich des bewac,
Verse: 25 er sprach: "gip mir dîn sünde her
Verse: 26 (vor gote ich bin dîn wandels wer)
Verse: 27 und leiste als ich dir hân gesaget.
Verse: 28 belîp des willen unverzaget."
Verse: 29 von ein ander schieden sie:
Verse: 30 ob ir welt, sô prüevet wie.
Verse: 1 Ez næhet nû wilden mæren,
Verse: 2 diu vreuden kunnen læren
Verse: 3 und diu hôchgemüete bringent:
Verse: 4 mit den beiden si ringent.
Verse: 5 Nû was ez ouch über des jâres zît,
Verse: 6 gescheiden was des kamphes strît,
Verse: 7 den der lantgrâve zem Plimizôl
Verse: 8 erwarp. der was ze Barbigôl
Verse: 9 von Schanfanzûn gesprochen:
Verse: 10 dâ beleip ungerochen
Verse: 11 der künec Kingrisîn.
Verse: 12 Vergulaht der sun sîn
Verse: 13 kom gein Gâwâne dar:
Verse: 14 dô nam diu werlt ir sippe war
Verse: 15 und schiet den kamph ir sippe maht,
Verse: 16 wande ouch der grâve Ehcunaht
Verse: 17 ûf im die grôzen schulde truoc,
Verse: 18 der man Gâwân zêch genuoc.
Verse: 19 des verkôs Kingrimursel
Verse: 20 ûf Gâwân den degen snel.
Verse: 21 si vuoren beide sunder dan,
Verse: 22 Vergulaht und Gâwân,
Verse: 23 an dem selben mâle
Verse: 24 durch vorschen nâch dem grâle,
Verse: 25 aldâ si mit ir henden
Verse: 26 manege tjoste muosten senden.
Verse: 27 wan swer sgrâles gerte,
Verse: 28 dô muoste mit dem swerte
Verse: 29 sich dem prîse nâhen.
Verse: 30 sus sol man prîses gâhen.
Verse: 1 wiez Gâwâne komen sî,
Verse: 2 der ie was missewende vrî,
Verse: 3 sît er von Schanfanzûn geschiet,
Verse: 4 ob sîn reise ûf strît geriet,
Verse: 5 des jehen diez dâ sâhen:
Verse: 6 er muoz nû strîte nâhen.
Verse: 7 eins morgens kom mîn her Gâwân
Verse: 8 geriten ûf einen grüenen plân:
Verse: 9 dâ sach er blicken einen schilt,
Verse: 10 dâ was ein tjoste durch gezilt,
Verse: 11 und ein phert daz vrouwen gereite truoc.
Verse: 12 des zoum und satel was tiur genuoc,
Verse: 13 ez was gebunden vaste
Verse: 14 ze dem schilte an einem aste.
Verse: 15 dô dâhte er: "wer mac sîn diz wîp,
Verse: 16 diu alsus werlîchen lîp
Verse: 17 hât, daz si schiltes phliget?
Verse: 18 ob si sich strîts gein mir bewiget,
Verse: 19 wie sol ich mich ir erwern?
Verse: 20 ze vuoz trûwe ich mich wol ernern.
Verse: 21 wil si die lenge ringen,
Verse: 22 si mac mich nider bringen,
Verse: 23 ich erwerbes haz oder gruoz.
Verse: 24 sol dâ ein tjost ergên ze vuoz,
Verse: 25 obz halt vrou Kamille wære,
Verse: 26 diu mit ritterlîchem mære
Verse: 27 vor Laurent prîs erstreit,
Verse: 28 wære si gesunt als si dort reit,
Verse: 29 ez würde iedoch versuocht an sie,
Verse: 30 ob si mir strîten büte alhie."
Verse: 1 der schilt was ouch verhouwen.
Verse: 2 Gâwân begunde in schouwen,
Verse: 3 dô er dar zuo was geriten:
Verse: 4 der tjoste venster was gesniten
Verse: 5 mit der glævîne wît.
Verse: 6 alsus mâlet si der strît:
Verse: 7 wer gültes den schiltæren,
Verse: 8 ob ir varwe alsus wæren?
Verse: 9 der linden grôz was der stam.
Verse: 10 ouch saz ein vrouwe an vreuden lam
Verse: 11 dâ hinder ûf grüenem klê:
Verse: 12 der tet grôz jâmer alsô wê,
Verse: 13 daz si der vreude gar vergaz.
Verse: 14 er reit hin um gein ir baz.
Verse: 15 ir lac ein ritter in der schôz,
Verse: 16 dâ von ir jâmer was sô grôz.
Verse: 17 Gâwân sîn grüezen niht versweic,
Verse: 18 diu vrouwe im dancte unde neic.
Verse: 19 er vant ir stimme heise,
Verse: 20 verschrît durch ir vreise.
Verse: 21 dô erbeizte mîn her Gâwân.
Verse: 22 dâ lac durchstochen ein man,
Verse: 23 dem gienc daz bluot in den lîp.
Verse: 24 dô vrâcte er des heldes wîp,
Verse: 25 ob der ritter lebete
Verse: 26 oder mit dem tôde strebete.
Verse: 27 dô sprach si: "herre, er lebet noch:
Verse: 28 ich wæne dast unlenge doch.
Verse: 29 got sande iuch mir ze trôste her.
Verse: 30 nû râtet nâch iuwer triuwen ger:
Verse: 1 ir habet kummers mêr dan ich gesehen,
Verse: 2 lât iuwern trôst an mir geschehen,
Verse: 3 daz ich iuwer helfe schouwe."
Verse: 4 "ich tuon," sprach er, "vrouwe.
Verse: 5 disem ritter wolde ich sterben wern,
Verse: 6 ich trûte in harte wol ernern,
Verse: 7 hete ich eine rœren.
Verse: 8 sehen unde hœren
Verse: 9 möhtet ir in dicke noch gesunt,
Verse: 10 wan er ist niht ze verhe wunt:
Verse: 11 daz bluot ist sînes herzen last."
Verse: 12 er begreif der linden einen ast,
Verse: 13 er sleiz einen louft drabe als ein rôr
Verse: 14 (er was zer wunden niht ein tôr):
Verse: 15 den schoup er zer tjost in den lîp.
Verse: 16 dô bat er sûgen daz wîp,
Verse: 17 unz daz bluot gein ir vlôz.
Verse: 18 des heldes kraft sich ûf entslôz,
Verse: 19 daz er wol redete unde sprach.
Verse: 20 dô er Gâwânen ob im ersach,
Verse: 21 dô dancte er im sêre
Verse: 22 und jach, er hete des êre
Verse: 23 daz er in schiede von unkraft,
Verse: 24 und vrâcte in ob er durch ritterschaft
Verse: 25 wære komen dar gein Lôgrois.
Verse: 26 "ich streich ouch verre von Punturtois
Verse: 27 und wolde hie âventiur bejagen.
Verse: 28 von herzen sol ich immer klagen
Verse: 29 daz ich sô nâhen geriten bin.
Verse: 30 ir sultz ouch mîden, habet ir sin:
Verse: 1 ich enwânde niht daz ez kœme alsus.
Verse: 2 Lischois Gwelljus
Verse: 3 hât mich sêre geletzet
Verse: 4 und hinderz ors gesetzet
Verse: 5 mit einer tjoste rîche,
Verse: 6 diu ergienc sô hurteclîche
Verse: 7 durch mînen schilt und durch den lîp.
Verse: 8 dô half mir ditze guote wîp
Verse: 9 ûf ir phert an dise stat."
Verse: 10 Gâwânen er sêre belîben bat.
Verse: 11 Gâwân sprach, er wolde sehen
Verse: 12 wâ im der schade dâ wære geschehen.
Verse: 13 "liget Lôgrois sô nâhen,
Verse: 14 mac ich in dâ vor ergâhen,
Verse: 15 sô muoz er antwurten mir:
Verse: 16 ich vrâge in waz er ræche an dir."
Verse: 17 "des entuo niht" sprach der wunde man.
Verse: 18 "der wârheit ich dir jehen kan:
Verse: 19 dar engêt niht kinde reise,
Verse: 20 ez mac wol heizen vreise."
Verse: 21 Gâwân die wunden verbant
Verse: 22 mit der vrouwen houptgewant,
Verse: 23 er sprach zer wunden wunden segen.
Verse: 24 er bat got man und wîbes phlegen.
Verse: 25 er vant al bluotec ir slâ,
Verse: 26 als ein hiez wære erschozzen dâ:
Verse: 27 daz enliez niht irre in rîten.
Verse: 28 er sach in kurzen zîten
Verse: 29 Lôgrois die gehêrten.
Verse: 30 vil liute mit lobe si êrten.
Verse: 1 an der bürge lâgen lobes werc.
Verse: 2 nâch trendeln mâze was ir berc:
Verse: 3 swâ si verre sach der tumme,
Verse: 4 er wânde si liefe alumme.
Verse: 5 der bürge man noch hiute giht
Verse: 6 daz gein ir sturmes hôrte niht:
Verse: 7 si vorhte wênec solhe nôt,
Verse: 8 swâ man hazzen gein ir bôt.
Verse: 9 alum den berc lac ein hac,
Verse: 10 des man mit edeln boumen phlac:
Verse: 11 vîgenboume, grânât,
Verse: 12 öl, wîn und ander rât,
Verse: 13 des wuohs dâ ganziu rîcheit.
Verse: 14 Gâwân die strâze al ûf hin reit:
Verse: 15 dâ ersach er niderhalben sîn
Verse: 16 vreude und sînes herzen pîn.
Verse: 17 ein brunne ûz dem velse schôz:
Verse: 18 dâ vant er, des in niht verdrôz.
Verse: 19 eine alsô klâre vrouwen,
Verse: 20 die er gerne muoste schouwen.
Verse: 21 aller wîbes varwe ein bêâ flûrs.
Verse: 22 âne Condwîrâmûrs
Verse: 23 wart nie geborn sô schœner lîp:
Verse: 24 mit klârheit süeze was daz wîp,
Verse: 25 wol geschicket und kurtois.
Verse: 26 si hiez Orgelûse de Lôgrois.
Verse: 27 ouch saget uns diu âventiur von ir,
Verse: 28 si wære ein reizel minnen gir,
Verse: 29 ougen süeze âne smerzen
Verse: 30 und ein spansenewe sherzen.
Verse: 1 Gâwân bôt ir sînen gruoz.
Verse: 2 er sprach: "ob ich erbeizen muoz
Verse: 3 mit iuwern hulden, vrouwe,
Verse: 4 ob ich iuch des willens schouwe
Verse: 5 daz ir mich gerne bî iu hât,
Verse: 6 grôz riuwe mich bî vreuden lât,
Verse: 7 sô enwart nie ritter mêr sô vrô.
Verse: 8 mîn lîp muoz ersterben sô,
Verse: 9 daz mir nimmer wîp gevellet baz."
Verse: 10 "daz ist et wol: nû weiz ich ouch daz."
Verse: 11 solh was ir rede, dô si an in sach.
Verse: 12 ir süezer munt mêr dannoch sprach:
Verse: 13 "nû enlobet mich niht ze sêre.
Verse: 14 ir emphâhets lîhte unêre:
Verse: 15 ich enwil niht daz ieslîch munt
Verse: 16 gein mir tuo sîn prüeven kunt.
Verse: 17 wære mîn lop gemeine,
Verse: 18 daz hieze ein wirde kleine,
Verse: 19 dem wîsen und dem krummen:
Verse: 20 dem wîsen und dem tummen,
Verse: 21 wâ rihte ez sich danne vür?
Verse: 22 nâch der werdekeite kür
Verse: 23 ich sol mîn lop behalden,
Verse: 24 daz es die wîsen walden.
Verse: 25 ich enweiz niht, herre, wer ir sît.
Verse: 26 iuwers rîtens wære von mir zît."
Verse: 27 "mîn prüeven lât iuch doch niht vrî:
Verse: 28 ir sît mînem herzen bî."
Verse: 29 "verre ûzerhalp, niht drinne.
Verse: 30 gert ir mîner minne?
Verse: 1 wie habet ir minne an mich erholt?
Verse: 2 maneger sîniu ougen bolt,
Verse: 3 er möhte si ûf einer slingen
Verse: 4 ze senfterm wurfe bringen,
Verse: 5 ob er sehen niht vermîdet,
Verse: 6 daz im sîn herze snîdet.
Verse: 7 lât walzen iuwer kranken gir
Verse: 8 ûf ander minne dan ze mir,
Verse: 9 dient nâch minne iuwer hant.
Verse: 10 hât iuch âventiur gesant
Verse: 11 nâch minne ûf ritterlîche tât,
Verse: 12 des lônes ir an mir niht hât:
Verse: 13 ir muget wol laster hie bejagen,
Verse: 14 muoz ich iu die wârheit sagen."
Verse: 15 dô sprach er: "vrouwe, ir saget mir wâr.
Verse: 16 mîn ougen sint des herzen vâr:
Verse: 17 die hânt an iuwerm lîbe ersehen,
Verse: 18 daz ich mit wârheit des muoz jehen
Verse: 19 daz ich iuwer gevangen bin.
Verse: 20 kêrt gein mir wîplîchen sin.
Verse: 21 swies iuch habe verdrozzen,
Verse: 22 ir habet mich în geslozzen:
Verse: 23 nû lœset oder bindet.
Verse: 24 des willen ir mich vindet,
Verse: 25 hete ich iuch swâ ich wolde,
Verse: 26 den wunsch ich gerne dolde."
Verse: 27 si sprach: "nû vüert mich mit iu hin.
Verse: 28 welt ir teilen den gewin,
Verse: 29 den ir mit minne an mir bejaget,
Verse: 30 mit laster irz dâ nâch beklaget.
Verse: 1 ich wesse gerne ob ir der sît,
Verse: 2 der durch mich getorste lîden strît:
Verse: 3 daz verbert, bedurfet ir êre.
Verse: 4 solde ich iu râten mêre,
Verse: 5 spræchet ir denne der volge jâ,
Verse: 6 sô suochet ir minne anderswâ.
Verse: 7 ob ir mîner minne gert,
Verse: 8 minne und vreude ir sît entwert.
Verse: 9 ob ir mich hinnen vüeret,
Verse: 10 grôz sorge iuch dâ nâch rüeret."
Verse: 11 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 12 "wer mac minne ungedienet hân?
Verse: 13 muoz ich iu daz künden,
Verse: 14 der treget si hin mit sünden.
Verse: 15 swem ist ze werder minne gâch,
Verse: 16 dâ hœret dienest vor und nâch."
Verse: 17 si sprach: "welt ir mir dienest geben,
Verse: 18 sô müezet ir werlîche leben
Verse: 19 und meget doch laster wol bejagen.
Verse: 20 mîn dienst bedarf dehienes zagen.
Verse: 21 vart jenen phat (ez ist niht ein wec)
Verse: 22 dort über jenen hôhen stec
Verse: 23 in jenen boumgarten.
Verse: 24 mîns pherdes sult ir dâ warten.
Verse: 25 dâ hœrt ir und sehet ir manege diet,
Verse: 26 die tanzent unde singent liet,
Verse: 27 tambûren, floitieren.
Verse: 28 swie si iuch kondewieren,
Verse: 29 gêt durch si dâ mîn phert dort stêt,
Verse: 30 und lœsetz ûf: nâch iu ez gêt."
Verse: 1 Gâwân von dem orse spranc.
Verse: 2 dô hete er manegen gedanc,
Verse: 3 wie daz ors sîn erbite.
Verse: 4 dem brunnen wonte ninder mite
Verse: 5 dâ erz geheften möhte.
Verse: 6 er dâhte, ob daz töhte
Verse: 7 daz siz ze behalden næme,
Verse: 8 ob im diu bete gezæme.
Verse: 9 "ich sihe wol wes ir angest hât"
Verse: 10 sprach si. "diz ors mir stên hie lât:
Verse: 11 daz behalde ich unz ir wider kumt.
Verse: 12 mîn dienst iu dennoch vil kleine vrumt."
Verse: 13 dô nam mîn her Gâwân
Verse: 14 den zügel von dem orse dan.
Verse: 15 er sprach: "nû habet mirz, vrouwe."
Verse: 16 "bî tumpheit ich iuch schouwe,"
Verse: 17 sprach si, "wan dâ lac iuwer hant,
Verse: 18 der grif sol mir sîn unbekant."
Verse: 19 dô sprach der minne gernde man:
Verse: 20 "vrouwe, ich engreif nie vorne dran."
Verse: 21 "nû, dâ wil ichz emphâhen"
Verse: 22 sprach si. "nû sult ir gâhen
Verse: 23 und brinct mir balde mîn phert.
Verse: 24 mîner reise ir sît mit iu gewert."
Verse: 25 daz dûhte in vreudehaft gewin.
Verse: 26 dô gâhte er balde von ir hin
Verse: 27 über den stec zer porten în.
Verse: 28 dâ sach er maneger vrouwen schîn
Verse: 29 und manegen ritter jungen,
Verse: 30 die tanzten unde sungen.
Verse: 1 dô was mîn her Gâwân
Verse: 2 sô gezimieret ein man,
Verse: 3 daz ez si lêrte riuwe,
Verse: 4 wande si heten triuwe,
Verse: 5 die des boumgarten phlâgen.
Verse: 6 si stuonden oder lâgen
Verse: 7 oder sæzen in gezelten,
Verse: 8 die vergâzen des vil selten,
Verse: 9 si enklageten sînen kummer grôz.
Verse: 10 man und wîp des niht verdrôz,
Verse: 11 genuoge sprâchen, denz was leit:
Verse: 12 "mîner vrouwen trügeheit
Verse: 13 wil disen man verleiten
Verse: 14 ze grôzen arbeiten.
Verse: 15 ouwê daz er ir volgen wil
Verse: 16 ûf alsus riuwebæriu zil."
Verse: 17 manec wert man dâ gein im gienc,
Verse: 18 der in mit armen ummevienc
Verse: 19 durch vriuntlîch emphâhen.
Verse: 20 dar nâch begunde er nâhen
Verse: 21 einem ölboume: dâ stuont daz phert.
Verse: 22 ouch was maneger marke wert
Verse: 23 der zoum und sîn gereite.
Verse: 24 mit einem barte breite,
Verse: 25 wol gevlohten unde grâ
Verse: 26 stuont dâ bî ein ritter dâ
Verse: 27 über eine krücken geleinet.
Verse: 28 von dem wart ez beweinet
Verse: 29 daz Gâwân zuo dem pherde gienc.
Verse: 30 mit süezer rede er in doch emphienc.
Verse: 1 der sprach: "welt ir râtes phlegen,
Verse: 2 ir sult dises pherdes iuch bewegen:
Verse: 3 ez enwert iu doch niemen hie.
Verse: 4 getâtet aber ir daz wægeste ie,
Verse: 5 sô sult irz phert hie lâzen.
Verse: 6 mîn vrouwe sî verwâzen,
Verse: 7 daz si sô manegen werden man
Verse: 8 von dem lîbe scheiden kan."
Verse: 9 Gâwân sprach, er enliezes niht.
Verse: 10 "ouwê des dâ nâch geschiht!"
Verse: 11 sprach der grâwe ritter wert.
Verse: 12 die halftern lôste er von dem phert.
Verse: 13 er sprach: "ir sult niht langer stên:
Verse: 14 lât diz phert nâch iu gên.
Verse: 15 des hant daz mer gesalzen hât,
Verse: 16 der gebe iu vür kummer rât.
Verse: 17 hüetet daz iuch iht gehœne
Verse: 18 mîner vrouwen schœne,
Verse: 19 wan diu ist bî der süeze al sûr,
Verse: 20 rehte als ein sunnenblicker schûr."
Verse: 21 "nû waldes got" sprach Gâwân.
Verse: 22 urloup nam er zem grâwen man:
Verse: 23 alsô tet er hie und dort.
Verse: 24 si sprâchen alle klagendiu wort.
Verse: 25 daz phert gienc einen smalen wec
Verse: 26 zer porten ûz nâch im ûf den stec.
Verse: 27 sîns herzen voget er dâ vant:
Verse: 28 diu was vrouwe über daz lant.
Verse: 29 swie sîn herze gein ir vlôch,
Verse: 30 vil kummers si im doch drîn gezôch.
Verse: 1 si hete mit ir hende
Verse: 2 underm kinne daz gebende
Verse: 3 hin ûz daz houbet geleget.
Verse: 4 kamphbæriu lide treget
Verse: 5 ein wîp die man vindet sô:
Verse: 6 diu wære vil lîhte eins schimphes vrô.
Verse: 7 waz si ander kleider trüege?
Verse: 8 ob ich nû des gewüege,
Verse: 9 daz ich prüeven solde ir wât?
Verse: 10 ir liehter blic mich des erlât.
Verse: 11 dô Gâwân zuo der vrouwen gienc,
Verse: 12 ir süezer munt in sus emphienc.
Verse: 13 si sprach: "weset willekomen, ir gans.
Verse: 14 nie man sô grôze tumpheit dans,
Verse: 15 ob ir mich dienstes welt gewern.
Verse: 16 ouwê wie gerne irz möht verbern!"
Verse: 17 er sprach: "ist iu zornes gâch,
Verse: 18 dâ hœrt iedoch genâde nâch.
Verse: 19 sît ir strâfet mich sô sêre,
Verse: 20 ir habet ergetzens êre.
Verse: 21 die wîle mîn hant iu dienest tuot,
Verse: 22 unz ir gewinnent lônes muot.
Verse: 23 welt ir, ich hebe iuch ûf diz phert."
Verse: 24 si sprach: "des hân ich niht gegert.
Verse: 25 iuwer unversichert hant
Verse: 26 mac grîfen wol an smæher phant."
Verse: 27 hin um von im si sich swanc,
Verse: 28 von den bluomen ûf daz phert si spranc.
Verse: 29 si bat in daz er rite vür.
Verse: 30 "ez wære et schade, ob ich verlür
Verse: 1 sus ahtbæren gesellen"
Verse: 2 sprach si: "got müeze iuch vellen!"
Verse: 3 swer nû des wil volgen mir,
Verse: 4 der mîde valsche rede gein ir.
Verse: 5 niemen sich verspreche,
Verse: 6 er enwizze ê waz er reche,
Verse: 7 unz er gewinne künde
Verse: 8 wiez um ir herze stüende.
Verse: 9 ich kunde ouch wol gerechen dar
Verse: 10 gein der vrouwen wol gevar,
Verse: 11 swaz si hât gein Gâwân
Verse: 12 in ir zorne missetân
Verse: 13 oder daz si noch getuot gein im:
Verse: 14 die râche ich alle von ir nim.
Verse: 15 Orgelûse diu rîche
Verse: 16 vuor ungeselleclîche:
Verse: 17 zuo Gâwân si kom geriten
Verse: 18 mit alsô zornlîchen siten,
Verse: 19 daz ich michs wênec trôste
Verse: 20 daz si mich von sorgen lôste.
Verse: 21 si riten dannen beide
Verse: 22 ûf eine liehte heide:
Verse: 23 ein krût dâ stênde Gâwân sach,
Verse: 24 des würze er wunden helfe jach.
Verse: 25 dô erbeizte der werde
Verse: 26 nider zuo der erde,
Verse: 27 er gruop si, wider ûf er saz.
Verse: 28 diu vrouwe ir rede ouch niht vergaz,
Verse: 29 si sprach: "kan der geselle mîn
Verse: 30 arzet unde ritter sîn?
Verse: 1 er mac sich harte wol bejagen,
Verse: 2 gelernt er bühsen veile tragen."
Verse: 3 zer vrouwen sprach Gâwânes munt:
Verse: 4 "ich reit vür einen ritter wunt,
Verse: 5 des dach ist ein linde.
Verse: 6 ob ich den noch vinde,
Verse: 7 disiu wurz sol in wol ernern
Verse: 8 und al sîn unkraft erwern."
Verse: 9 si sprach: "daz sihe ich gerne.
Verse: 10 waz ob ich kunst gelerne?"
Verse: 11 dô vuor in balde ein knappe nâch,
Verse: 12 dem was zer botschefte gâch,
Verse: 13 die er werben solde.
Verse: 14 Gâwân sîn beiten wolde:
Verse: 15 dô dûhte er in ungehiure.
Verse: 16 Malcrêâtiure
Verse: 17 hiez der knappe fiere.
Verse: 18 Cundrîe la surziere
Verse: 19 was sîn swester wol getân:
Verse: 20 er muoste ir antlitze hân
Verse: 21 gar, wan daz er was ein man.
Verse: 22 im stuont ouch ietweder zan
Verse: 23 als einem eber wilde,
Verse: 24 ungelîch menschen bilde.
Verse: 25 im was daz hâr ouch niht sô lanc
Verse: 26 als ez Cundrîen ûf den mûl dort swanc:
Verse: 27 kurz, scharph als igels hût ez was.
Verse: 28 bî dem wazzer Ganjas
Verse: 29 in dem lande ze Tribalibôt
Verse: 30 wahsent liute alsus durch nôt.
Verse: 1 unser vater Adâm,
Verse: 2 die kunst er von gote nam,
Verse: 3 er gap allen dingen namen,
Verse: 4 beidiu wilden unde zamen.
Verse: 5 er erkande ouch ieslîches art,
Verse: 6 dar zuo der sterne ummevart,
Verse: 7 der siben plânêten,
Verse: 8 waz die krefte hêten,
Verse: 9 er erkande ouch aller würze maht
Verse: 10 und waz ieslîcher was geslaht.
Verse: 11 dô sîniu kint der jâre kraft
Verse: 12 gewunnen, daz si berhaft
Verse: 13 wurden menneschlîcerh vruht,
Verse: 14 er widerriet in ungenuht,
Verse: 15 swâ sîner tohter keiniu truoc.
Verse: 16 vil dicke er des gein in gewuoc,
Verse: 17 den rât er selten gein in liez,
Verse: 18 vil würze er si mîden hiez,
Verse: 19 die menschen vruht verkêrten
Verse: 20 und sîn geslehte unêrten,
Verse: 21 "anders denne got uns maz,
Verse: 22 dô er ze werke über mich gesaz"
Verse: 23 sprach er. "mîniu lieben kint,
Verse: 24 nû sît an sælekeit niht blint."
Verse: 25 diu wîp tâten et als wîp.
Verse: 26 etslîcher geriet ir brœder lîp
Verse: 27 daz si diu werc volbrâhte,
Verse: 28 des ir herzen gir gedâhte:
Verse: 29 sus wart verkêrt diu mennescheit.
Verse: 30 daz was iedoch Adâme leit,
Verse: 1 doch engezwîvelte nie sîn wille.
Verse: 2 diu künegîn Secundille,
Verse: 3 die Feirefîz mit ritters hant
Verse: 4 erwarp, ir lîp und ir lant,
Verse: 5 diu hete in ir rîche
Verse: 6 harte unlougenlîche
Verse: 7 von alter dar der liute vil
Verse: 8 mit verkêrtem antlitzes zil:
Verse: 9 si truogen vremdiu wilden mal.
Verse: 10 dô sagete man ir um den grâl,
Verse: 11 daz ûf erde niht sô rîches was,
Verse: 12 und des phlæge ein künec hieze Anfortas.
Verse: 13 daz dûhte si wunderlîch genuoc,
Verse: 14 wan vil wazzer in ir lant truoc
Verse: 15 vür den griez edel gesteine.
Verse: 16 grôz, niht ze kleine,
Verse: 17 hete si gebirge guldîn.
Verse: 18 dô dâhte diu edel künegîn:
Verse: 19 "wie gewinne ich künde dises man,
Verse: 20 dem der grâl ist undertân?"
Verse: 21 si sande ir kleinœte dar,
Verse: 22 zwei mensche wunderlîch gevar,
Verse: 23 Cundrîen und ir bruoder klâr.
Verse: 24 si sande im mêr dennoch vür wâr,
Verse: 25 daz niemen möhte vergelten:
Verse: 26 man vündez veile selten.
Verse: 27 dô sande der süeze Anfortas,
Verse: 28 wande er et ie vil milte was,
Verse: 29 Orgelûsen de Lôgrois
Verse: 30 disen knappen kurtois.
Verse: 1 von wîbes gir ein underscheit
Verse: 2 in schiet von der mennescheit.
Verse: 3 der würze und der sterne mâc
Verse: 4 huop gein Gâwân grôzen bâc.
Verse: 5 der hete sîn ûf dem wege erbiten.
Verse: 6 Malcrêâtuire kom geriten
Verse: 7 ûf einem runzîde kranc,
Verse: 8 daz von leme an allen vieren hanc:
Verse: 9 ez strûchte dicke ûf die erde.
Verse: 10 vrou Jeschûte diu werde
Verse: 11 iedoch ein bezzer phert reit
Verse: 12 des tages dô Parzivâl erstreit
Verse: 13 ab Orilus ir die hulde.
Verse: 14 die verlôs si âne alle ir schulde.
Verse: 15 der knappe an Gâwânen sach,
Verse: 16 Malcrêâtiure mit zorne sprach:
Verse: 17 "herre, sît ir von ritters art,
Verse: 18 sô möhtet irz gerne hân bewart:
Verse: 19 ir dunket mich ein tummer man,
Verse: 20 daz ir mîne vrouwen vüeret dan.
Verse: 21 ouch werdet irs underwîset,
Verse: 22 daz man iuch drum prîset,
Verse: 23 ob sichs erwert iuwer hant.
Verse: 24 sît aber ir ein sarjant,
Verse: 25 sô werdet ir gâlûnt mit staben,
Verse: 26 daz irs gerne wandel möhtet haben."
Verse: 27 Gâwân sprach: "mîn ritterschaft
Verse: 28 erleit nie solher zühte kraft.
Verse: 29 sus sol man walken gampelher,
Verse: 30 die niht sint mit manlîcher wer:
Verse: 1 ich bin noch ledec vor solhem pîn.
Verse: 2 welt aber ir und diu vrouwe mîn
Verse: 3 mir smæhe rede bieten,
Verse: 4 ir müezet iuch eine nieten
Verse: 5 daz ir wol meget vür zürnen hân.
Verse: 6 swie vreissam ir sît getân,
Verse: 7 ich enbære doch sanfte iuwer drô."
Verse: 8 Gâwân in bî dem hâre dô
Verse: 9 begreif und swanc in underz phert.
Verse: 10 der knappe wîs unde wert
Verse: 11 vorhtlîche wider sach.
Verse: 12 sîn igelmæzec hâr sich rach:
Verse: 13 daz versneit Gâwân sô die hant,
Verse: 14 diu wart von bluote al rôt erkant.
Verse: 15 des lachete diu vrouwe.
Verse: 16 si sprach: "vil gerne ich schouwe
Verse: 17 iuch zwêne sus mit zornes site."
Verse: 18 si kêrten dan, daz phert lief mite.
Verse: 19 si kômen dâ si vunden
Verse: 20 ligen den ritter wunden.
Verse: 21 mit triuwen Gâwânes hant
Verse: 22 die wurz ûf die wunden bant.
Verse: 23 der wunde sprach: "wie ergienc ez dir,
Verse: 24 sît daz dû schiede hie von mir?
Verse: 25 dû hâs eine vrouwen brâht,
Verse: 26 diu dîns schaden hât gedâht.
Verse: 27 von ir schulden ist mir sô wê:
Verse: 28 in Estroite Voieê
Verse: 29 half si mir scharpher tjoste
Verse: 30 ûf slîbes und guotes koste.
Verse: 1 wellestû behalden dînen lîp,
Verse: 2 sô lâ diz trügehafte wîp
Verse: 3 rîten unde kêr von ir.
Verse: 4 nû prüeve selbe ir rât an mir.
Verse: 5 doch möhte ich harte wol genesen,
Verse: 6 ob ich bî ruowe solde wesen.
Verse: 7 des hilf mir, getriuwer man."
Verse: 8 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 9 "nim aller mîner helfe wal."
Verse: 10 "hie nâhen stêt ein spitâl"
Verse: 11 alsô sprach der ritter wunt:
Verse: 12 "kœme ich dar in kurzer stunt,
Verse: 13 dâ möhte ich ruowen lange zît.
Verse: 14 mîner vriundîn runzît
Verse: 15 habe wir noch stênde al starkez hie:
Verse: 16 nû hebe si drûf, mich hinder sie."
Verse: 17 dô bant der wol geborne gast
Verse: 18 der vrouwen phert von dem ast:
Verse: 19 er woldez ziehen nâher ir.
Verse: 20 der wunde sprach: "hin dan von mir!
Verse: 21 wiest iuch tretens mich sô gâch?"
Verse: 22 er zôchz ir verre: diu vrouwe gienc nâch,
Verse: 23 sanfte und doch niht drâte.
Verse: 24 al nâch ir mannes râte
Verse: 25 Gâwân ûf daz phert si swanc.
Verse: 26 innen des der wunde ritter spranc
Verse: 27 ûf Gâwânes kastelân:
Verse: 28 ich wæne daz was missetân.
Verse: 29 er und sîn vrouwe riten hin.
Verse: 30 daz was ein sündehaft gewin.
Verse: 1 Gâwân daz klagete sêre:
Verse: 2 diu vrouwe es lachte mêre
Verse: 3 dan inder schimphes in gezam.
Verse: 4 sît man im daz ors genam,
Verse: 5 ir süezer munt hin zim dô sprach:
Verse: 6 "vür einen ritter ich iuch sach,
Verse: 7 dar nâch in kurzen stunden
Verse: 8 wurdet ir arzet vür die wunden:
Verse: 9 nû müezet ir ein garzûn wesen.
Verse: 10 sol iemen sîner kunst genesen,
Verse: 11 sô trœstet iuch iuwer sinne.
Verse: 12 gert ir noch mîner minne?"
Verse: 13 "jâ, vrouwe" sprach her Gâwân:
Verse: 14 "möhte ich iuwer minne hân,
Verse: 15 diu wære mir lieber dan iht.
Verse: 16 ez enwont ûf erde nihtes niht
Verse: 17 under krône und alle die krône tragent
Verse: 18 und die vreudehaften prîs bejagent,
Verse: 19 der gein iu teilte ir gewin,
Verse: 20 sô rætet mir mîns herzen sin
Verse: 21 daz ichz in lâzen solde.
Verse: 22 iuwer minne ich haben wolde.
Verse: 23 mac ich der niht erwerben,
Verse: 24 sô muoz ein sûrez sterben
Verse: 25 sich schiere an mir erzeigen.
Verse: 26 ir wüestet iuwer eigen:
Verse: 27 ob ich vrîheit ie gewan,
Verse: 28 ir sult mich doch vür eigen hân.
Verse: 29 daz dunket mich iuwer ledec reht.
Verse: 30 nû nennet mich ritter oder kneht,
Verse: 1 garzûn oder vilân:
Verse: 2 swaz ir spottes hât gein mir getân,
Verse: 3 dâ mite ir sünde emphâhet,
Verse: 4 ob ir mîn dienest smâhet.
Verse: 5 solde ich dienstes geniezen,
Verse: 6 iuch möhte spottes verdriezen.
Verse: 7 ob ez mir nimmer würde leit,
Verse: 8 ez krenkt doch iuwer werdekeit."
Verse: 9 wider zuo zin reit der wunde man.
Verse: 10 dô sprach er: "bistûz Gâwân?
Verse: 11 hâstû iht geborget mir,
Verse: 12 daz ist nû gar vergolten dir.
Verse: 13 dô mich dîn manlîchiu kraft
Verse: 14 vienc in herter ritterschaft
Verse: 15 und dô dû bræhte mich ze hûs
Verse: 16 dînem œheim Artûs,
Verse: 17 vier wochen er des niht vergaz:
Verse: 18 die zît ich mit den hunden az."
Verse: 19 dô sprach er: "bistûz ûrjans?
Verse: 20 ob dû mir nû schaden gans,
Verse: 21 den trage ich âne schulde:
Verse: 22 ich erwarp dir sküneges hulde.
Verse: 23 ein swach sin half dir unde riet:
Verse: 24 von schiltes ammet man dich schiet
Verse: 25 und sagete dich gar rehtlôs,
Verse: 26 durch daz ein maget von dir verlôs
Verse: 27 ir reht, dar zuo des landes vride.
Verse: 28 der künec Artûs mit einer wide
Verse: 29 woldez gerne hân gerochen,
Verse: 30 hete ich dich niht versprochen."
Verse: 1 "swaz dort geschach, dû stês nû hie.
Verse: 2 dû hôrtes ouch vor dir sprechen ie,
Verse: 3 swer dem andern half daz er genas,
Verse: 4 daz er sîn vîent dâ nâch was.
Verse: 5 ich tuon als die bî witzen sint.
Verse: 6 sich vüeget baz ob weint ein kint
Verse: 7 dan ein bartehter man.
Verse: 8 ich wil diz ors al eine hân."
Verse: 9 mit sporn erz vaste von im reit.
Verse: 10 daz was doch Gâwâne leit.
Verse: 11 der sprach zer vrouwen: "ez kom alsô.
Verse: 12 der künec Artûs der was dô
Verse: 13 in der stat ze Dîanazdrûn,
Verse: 14 mit im dâ manec Bertûn.
Verse: 15 dem was ein vrouwe dar gesant
Verse: 16 durch botschaft in sîn lant.
Verse: 17 ouch was der ungehiure
Verse: 18 ûz komen durch âventiure.
Verse: 19 er was gast und si gestin.
Verse: 20 dô geriet im sîn kranker sin
Verse: 21 daz er mit der vrouwen ranc
Verse: 22 nâch sînem willen âne ir danc:
Verse: 23 hin ze hove kom daz geschrei.
Verse: 24 der künec rief lûte "heiâ hei!"
Verse: 25 diz geschach vor einem walde.
Verse: 26 dar gâhte wir alle balde,
Verse: 27 ich vuor den andern verre vor
Verse: 28 und begreif des schuldehaften spor:
Verse: 29 gevangen vuorte ich wider dan
Verse: 30 vür den künec disen man.
Verse: 1 diu juncvrouwe reit uns mite.
Verse: 2 riuwebærec was ir site,
Verse: 3 durch daz ir hête genomen
Verse: 4 der nie was in ir dienest komen
Verse: 5 ir kiuscheclîchen magetuom.
Verse: 6 ouch bezalte er dâ vil kleinen ruom
Verse: 7 gein ir unwerlîchen hant.
Verse: 8 mînen herren si mit zorne vant,
Verse: 9 Artûsen den getriuwen.
Verse: 10 er sprach: "die werlt sol immer riuwen
Verse: 11 dirre vermaldîte mein.
Verse: 12 ouwê daz ie der tac erschein,
Verse: 13 bî des liehte disiu nôt geschach,
Verse: 14 und dâ man mir gerihtes jach
Verse: 15 und dâ ich hiute rihtære bin."
Verse: 16 er sprach zer vrouwen: "habet ir sin,
Verse: 17 nemt vürsprechen unde klaget."
Verse: 18 diu vrouwe was des unverzaget,
Verse: 19 si tet als ir der künec riet.
Verse: 20 dâ stuont von rittern grôziu diet.
Verse: 21 ûrjans der vürste ûz Punturtois
Verse: 22 der stuont dâ vor dem Bertenois
Verse: 23 ûf al sîn êre und ûf den lîp.
Verse: 24 vür gienc daz klagehafte wîp,
Verse: 25 dâz rîche und arme hôrten.
Verse: 26 si bat mit klagenden worten
Verse: 27 den künec durch alle wîpheit,
Verse: 28 daz er im lieze ir laster leit
Verse: 29 sîn, und durch magetuomlîch êre.
Verse: 30 si bat in vürbaz mêre
Verse: 1 durch der tavelrunder art
Verse: 2 und durch der botschefte vart,
Verse: 3 als si wære an in gesant,
Verse: 4 wære er ze rihtære erkant,
Verse: 5 daz er denne rihte ir swære.
Verse: 6 durch gerihtes mære
Verse: 7 si bat der tavelrunder schar
Verse: 8 alle ir rehtes nemen war,
Verse: 9 sît daz ir wære ein roup genomen,
Verse: 10 der nimmer möhte wider komen,
Verse: 11 ir magetuom kiusche reine,
Verse: 12 daz si al gemeine
Verse: 13 den künec gerihtes bæten
Verse: 14 und an ir rede træten.
Verse: 15 vürsprechen nam der schuldec man.
Verse: 16 dem ich nû kranker êren gan,
Verse: 17 der werte in als er mohte.
Verse: 18 diu wer im doch niht tohte:
Verse: 19 man verteilte imz leben und sînen prîs
Verse: 20 und daz man winden solde ein rîs,
Verse: 21 dar an im sterben würde erkant
Verse: 22 âne bluotege hant.
Verse: 23 er rief mich ane (des twanc in nôt)
Verse: 24 und mante mich des, daz er mir bôt
Verse: 25 sicherheit durch genesen.
Verse: 26 ich vorhte âne alle mîn êre wesen,
Verse: 27 ob er verlür dâ sînen lîp.
Verse: 28 ich bat daz klagehafte wîp,
Verse: 29 sît si mit ir ougen sach
Verse: 30 daz ich si manlîche rach,
Verse: 1 daz si durch wîbes güete
Verse: 2 senfte ir gemüete,
Verse: 3 sît daz si müeste ir minne jehen
Verse: 4 swaz ir dâ was von im geschehen,
Verse: 5 und ir klârem lîbe,
Verse: 6 "und ob ie man von wîbe
Verse: 7 mit dienste kœme in herzenôt,
Verse: 8 ob si im dâ nâch ir helfe bôt,
Verse: 9 der helfe tuot ez zêren,
Verse: 10 lât iuch von zorne kêren."
Verse: 11 ich bat den künec und sîne man,
Verse: 12 ob ich im hete getân
Verse: 13 deheinen dienst, daz ers gedæhte,
Verse: 14 daz er mir lasters æhte
Verse: 15 mit einem site werte,
Verse: 16 daz er den ritter nerte.
Verse: 17 sîn wîp die küneginne
Verse: 18 bat ich durch sippe minne,
Verse: 19 wande mich der künec von kinde zôch
Verse: 20 und daz mîn triuwe ie gein ir vlôch,
Verse: 21 daz si mir hülfe. daz geschach,
Verse: 22 diu juncvrouwe si sunder sprach:
Verse: 23 dô genas er durch die künegîn.
Verse: 24 er muoste aber lîdne hôhen pîn.
Verse: 25 sus wart sîn lîp gereinet,
Verse: 26 solh wandel im bescheinet:
Verse: 27 ez wære vorlouft oder leithunt,
Verse: 28 ûz einem troge az sîn munt
Verse: 29 mit in dâ vier wochen.
Verse: 30 sus wart diu vrouwe gerochen.
Verse: 1 vrouwe, daz ist sîn râche ûf mich."
Verse: 2 si sprach: "sich twirhet sîn gerich.
Verse: 3 ich enwirde iu lîhte nimmer holt:
Verse: 4 doch emphæhet er drum alsolhen solt,
Verse: 5 ê er scheide von mînem lande,
Verse: 6 des er jehen mac vür schande.
Verse: 7 sît ez der künec dort niht rach,
Verse: 8 aldâz der vrouwen dâ geschach,
Verse: 9 und ez sich hât an mich gezoget,
Verse: 10 ich bin nû iuwer beider voget
Verse: 11 und enweiz doch wer ir beidiu sît.
Verse: 12 er muoz dar um emphâhen strît,
Verse: 13 durch die vrouwen eine
Verse: 14 und durch iuch harte kleine.
Verse: 15 man sol unvuoge rechen
Verse: 16 mit slahen und mit stechen."
Verse: 17 Gâwân zuo dem pherde gienc,
Verse: 18 mit lîhtem sprunge erz doch gevienc.
Verse: 19 dâ was der knappe komen nâch,
Verse: 20 ze dem diu vrouwe heidensch sprach
Verse: 21 al daz si wider ûf enbôt.
Verse: 22 nû næhet ouch Gâwânes nôt.
Verse: 23 Malcrêâtiure ze vuoz vuor dan.
Verse: 24 dô gesach ouch mîn her Gâwân
Verse: 25 des juncherren runzît.
Verse: 26 daz was ze kranc ûf einen strît:
Verse: 27 ez hete der knappe dort genomen,
Verse: 28 ê er von der halden wære komen,
Verse: 29 einem vilâne.
Verse: 30 dô geschach ez Gâwâne
Verse: 1 vür sîn ors ze behalden:
Verse: 2 des geltes muoste er walden.
Verse: 3 si sprach hin zim, ich wæne durch haz:
Verse: 4 "saget an, welt ir niht vürbaz?"
Verse: 5 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 6 "mîn vart von hinnen wirt getân
Verse: 7 al nâch iuwerm râte."
Verse: 8 si sprach: "der kumt iu spâte."
Verse: 9 "nû diene ich iu doch drumme."
Verse: 10 "des dunket ir mich der tumme:
Verse: 11 welt ir daz niht vermîden,
Verse: 12 sô müezet ir von den blîden
Verse: 13 kêren gein der riuwe.
Verse: 14 iuwer kummer wirt al niuwe."
Verse: 15 dô sprach der minnen gernde:
Verse: 16 "ich bin iuch dienstes wernde,
Verse: 17 ich emphâhes vreude oder nôt,
Verse: 18 sît iuwer minne mir gebôt
Verse: 19 daz ich muoz ziuwerm gebote stên,
Verse: 20 ich mege rîten oder gên."
Verse: 21 al stênde bî der vrouwen
Verse: 22 daz marc begunde er schouwen:
Verse: 23 daz was ze dræter tjoste
Verse: 24 ein harte krankui koste,
Verse: 25 diu stîcleder von baste.
Verse: 26 dem edeln werden gaste
Verse: 27 was eteswenne gesatelt baz.
Verse: 28 ûf sitzen meit er umme daz,
Verse: 29 er vorhte daz er zetræte
Verse: 30 des satels gewæte.
Verse: 1 dem pherde was der rücke krump:
Verse: 2 wære drûf ergangen dâ sîn sprunc,
Verse: 3 im wære der rücek gar zevarn.
Verse: 4 daz muoste er allez dô bewarn:
Verse: 5 es het in eteswenne bevilt.
Verse: 6 er zôch ez unde truoc den schilt
Verse: 7 und eine glævîne.
Verse: 8 sîner scharphen pîne
Verse: 9 diu vrouwe sêre lachte,
Verse: 10 diu im vil kummers machte.
Verse: 11 sînen schilt er ûf daz phert bant.
Verse: 12 si sprach: "vüert ir krâmgewant
Verse: 13 in mînem lande veile?
Verse: 14 wer gap mir ze teile
Verse: 15 einen arzet und eins krâmes phlege?
Verse: 16 hüetet iuch vor zolle ûf dem wege:
Verse: 17 etslîch mîn zolnære
Verse: 18 iuch sol machen vreuden lære."
Verse: 19 ir scharphiu saliure
Verse: 20 in dûhte sô gehiure,
Verse: 21 daz er enruochte waz si sprach,
Verse: 22 wan immer swenne er an si sach,
Verse: 23 sô was sîn phant ze riuwe quît.
Verse: 24 si was im rehte ein meien zît,
Verse: 25 vor allem blicke ein flôrî,
Verse: 26 ougen süeze und sûr dem herzen bî.
Verse: 27 sît vlust und vinden an ir was
Verse: 28 und des siechiu vreude an ir was
Verse: 29 daz vrumte in zallen stunden
Verse: 30 ledec und sêre gebunden.
Verse: 1 manec mîn meister sprichet sô,
Verse: 2 daz âmor und Cupîdô
Verse: 3 und der zweier muoter Vênus
Verse: 4 den liuten minne geben alsus,
Verse: 5 mit geschôze und mit viure.
Verse: 6 diu minne ist ungehiure.
Verse: 7 swem herzenlîchiu triuwe ist bî,
Verse: 8 der wirt nimmer minnen vrî,
Verse: 9 mit vreude, etswenne mit riuwe.
Verse: 10 reht minne ist wâriu triuwe.
Verse: 11 Cupîdô, dîn strâle
Verse: 12 mîn misset zallem mâle:
Verse: 13 alsô tuot des hern âmors gêr.
Verse: 14 sît ir zwêne ob minnen hêr
Verse: 15 und Vênus mit ir vackeln heiz,
Verse: 16 um solhen kummer ich niht weiz.
Verse: 17 sol ich der wâren minne jehen,
Verse: 18 diu muoz durch triuwe mir geschehen.
Verse: 19 hülfen mîne sinne
Verse: 20 iemen iht vür minne,
Verse: 21 hern Gâwân bin ich wol sô holt,
Verse: 22 dem wolde ich dienen âne solt.
Verse: 23 er ist doch âne schande,
Verse: 24 liget er in minnen bande.
Verse: 25 ob in diu minne rüeret,
Verse: 26 diu starke wer zevüeret,
Verse: 27 er was doch ie sô werlîch,
Verse: 28 der werden wer alsô gelîch,
Verse: 29 daz niht twingen solde ein wîp
Verse: 30 sînen werlîchen lîp.
Verse: 1 lât nâher gên, her minnen druc.
Verse: 2 ir tuot der vreude alsolhen zuc,
Verse: 3 daz sich dürkelt vreuden stat
Verse: 4 und bant sich der riuwen phat.
Verse: 5 sus breitet sich der riuwen slâ:
Verse: 6 gienge ir reise anderswâ
Verse: 7 dan in des herzen hôhen muot,
Verse: 8 daz diuhte mich gein vreuden guot.
Verse: 9 ist minne ir unvuoge balt?
Verse: 10 dar zuo dunket si mich zalt.
Verse: 11 oder giht sis ûf ir kintheit,
Verse: 12 swem si vüeget herzeleit?
Verse: 13 unvuoge gan ich baz ir jugent,
Verse: 14 dan daz si ir alter bræche tugent,
Verse: 15 vil dinges ist von ir geschehen:
Verse: 16 wederhalp sol ich des jehen?
Verse: 17 wil si mit jungen ræten
Verse: 18 ir alden site unstæten,
Verse: 19 sô wirt si schiere an prîse laz.
Verse: 20 man sol sis underscheiden baz.
Verse: 21 lûter minne ich prîse
Verse: 22 und alle die sint wîse,
Verse: 23 ez sî wîp oder man,
Verse: 24 von den ichs ganze volge hân.
Verse: 25 swâ liep gein liebe erhüebe
Verse: 26 lûter âne trüebe,
Verse: 27 der enwederz des verdrüzze
Verse: 28 daz minne ir herze slüzze
Verse: 29 mit minne von der wanc ie vlôch,
Verse: 30 diu minne ist ob den andern hôch.
Verse: 1 swie gerne ich in næme dan,
Verse: 2 doch mac mîn her Gâwân
Verse: 3 der minne des niht entwenken,
Verse: 4 si enwelle in vreude krenken.
Verse: 5 waz hilfet dan mîn underslac?
Verse: 6 swaz ich dâ von gesprechen mac,
Verse: 7 wert man sol sich niht minne wern,
Verse: 8 wan den muoz minne helfen nern.
Verse: 9 Gâwân durch minne arbeite emphienc.
Verse: 10 sîn vrouwe reit, ze vuoz er gienc.
Verse: 11 Orgelûse und der degen balt
Verse: 12 die kômen in einen grôzen walt:
Verse: 13 dennoch muoste er gêns wonen.
Verse: 14 er zôch daz phert zuo zeinem ronen:
Verse: 15 sîn schilt, der ê drûfe lac,
Verse: 16 des er durch schiltes ammet phlac,
Verse: 17 nam er ze halse, ûfz phert er saz.
Verse: 18 ez truoc in kûme vürbaz,
Verse: 19 anderhalben ûz in erbûwen lant.
Verse: 20 eine burc er mit den ougen vant:
Verse: 21 sîn herze und diu ougen jâhen
Verse: 22 daz si erkanden noch gesâhen
Verse: 23 deheine burc nie der gelîch.
Verse: 24 si was alumme ritterlîch:
Verse: 25 türne unde palas
Verse: 26 manegez ûf der bürge was.
Verse: 27 dar zuo muote er schouwen
Verse: 28 in den venstern manege vrouwen.
Verse: 29 der was vier hundert oder mêr,
Verse: 30 viere under in von arte hêr.
Verse: 1 von passâchen ungeverte grôz
Verse: 2 gienc an ein wazzer daz dâ vlôz,
Verse: 3 schifrech, snel unde breit.
Verse: 4 dâ engein er und diu vrouwe reit,
Verse: 5 an dem urvar ein anger lac,
Verse: 6 dar ûfe man vil tjoste phlac.
Verse: 7 überz wazzer stuont daz kastel.
Verse: 8 Gâwân der degen snel
Verse: 9 sach einen ritter nâch im varn,
Verse: 10 der schilt noch sper niht kunde sparn.
Verse: 11 Orgelûse diu rîche
Verse: 12 sprach hôchvartlîche:
Verse: 13 "ob mirs iuwer munt vergiht,
Verse: 14 sô briche ich mîner triuwe niht.
Verse: 15 ich hetes iu ê sô vil gesaget,
Verse: 16 daz ir vil lasters hie bejaget:
Verse: 17 nû wert iuch, ob ir kunnet wern.
Verse: 18 iuch enmac anders niht ernern.
Verse: 19 der dort kumt, iuch sol sîn hant
Verse: 20 sô vellen, ob iu ist zetrant
Verse: 21 inder iuwer niderkleit,
Verse: 22 daz lât iu durch die vrouwen leit
Verse: 23 sîn, die ob iu sitzent und sehent.
Verse: 24 waz ob die iuwer laster spehent?"
Verse: 25 des schiffes meister über her
Verse: 26 kom durch Orgelûsen ger:
Verse: 27 von dem lande inz schif si kêrte,
Verse: 28 daz Gâwân trûren lêrte.
Verse: 29 diu rîche und wol geborne
Verse: 30 sprach wider ûz mit zorne:
Verse: 1 "ir enkomt niht zuo mir dâ her în:
Verse: 2 ir müezet phant dort ûze sîn."
Verse: 3 er sprach ir trûreclîchen nâch:
Verse: 4 "vrouwe, wiest iu von mir sô gâch?
Verse: 5 so ich iuch immer mêr gesehen?"
Verse: 6 si sprach: "iu mac der prîs geschehen,
Verse: 7 ich state iu sehens noch an mich.
Verse: 8 ich wæne daz sêre lenget sich."
Verse: 9 diu vrouwe schiet von im alsus.
Verse: 10 hie kom Lischois Gwelljus.
Verse: 11 sagete ich iu nû daz der vlüge,
Verse: 12 mit der rede ich iuch betrüge:
Verse: 13 er gâhte aber anders sêre,
Verse: 14 daz es daz ors hete êre
Verse: 15 (wan daz erzeicte snelheit),
Verse: 16 über den grüenen anger breit.
Verse: 17 dô dâhte mîn her Gâwân:
Verse: 18 "wie sol ich beiten dises man?
Verse: 19 wederz mac daz wæger sîn,
Verse: 20 ze vuoz oder ûf dem pherdelîn?
Verse: 21 wil er vollîch an mich varn,
Verse: 22 daz er den poinder niht kan sparn,
Verse: 23 er sol mich nider rîten.
Verse: 24 wes mac sîn ors dâ bîten,
Verse: 25 ez enstrûche ouch über daz runzît?
Verse: 26 wil er mir denne bieten strît
Verse: 27 aldâ wir beide sîn ze vuoz,
Verse: 28 ob mir halt nimmer würde ir gruoz,
Verse: 29 diu mich dises strîtes hât gewert,
Verse: 30 ich gibe im strît, ob er des gert."
Verse: 1 nû, diz was unwendec.
Verse: 2 der komende was genendec:
Verse: 3 alsô was ouch der dâ beite.
Verse: 4 zer tjost er sich bereite:
Verse: 5 dô sazte er die glævîn
Verse: 6 vorne ûf des satels vilzelîn,
Verse: 7 des Gâwân vor hete erdâht.
Verse: 8 sus wart ir beider tjoste brâht:
Verse: 9 diu tjost ieweder sper zebrach,
Verse: 10 daz man die helde ligen sach.
Verse: 11 dô strûchte der baz geriten man,
Verse: 12 daz er und mîn her Gâwân
Verse: 13 ûf den bluomen lâgen.
Verse: 14 wes si dô beide phlâgen?
Verse: 15 ûf springens mit den swerten.
Verse: 16 si beide strîtes gerten.
Verse: 17 die schilte wâren unvermiten:
Verse: 18 die wurden alsô hin gesniten,
Verse: 19 ir beleip in lützel vor der hant,
Verse: 20 wan der schilt ist immer strîtes phant.
Verse: 21 man sach dâ blicke und helmes viur.
Verse: 22 ir megets im jehen vür âventiur,
Verse: 23 swen got den sic dan læzet tragen:
Verse: 24 der muoz vil prîses ê bejagen.
Verse: 25 sus tûrten si mit strîte
Verse: 26 ûf des angers wîte:
Verse: 27 es wæren müede zwêne smide,
Verse: 28 ob si halt heten starker lide,
Verse: 29 von alsô manegen grôzen slage.
Verse: 30 sus rungen si nâch prîses bejage.
Verse: 1 wer solde si drum prîsen,
Verse: 2 daz die unwîsen
Verse: 3 striten âne schulde,
Verse: 4 niwan durch prîses hulde
Verse: 5 (si enheten niht ze teilen)
Verse: 6 âne nôt ir leben ze veilen?
Verse: 7 ietweder ûf den andern jach,
Verse: 8 daz er die schulde nie gesach.
Verse: 9 Gâwân kunde ringen
Verse: 10 und mit dem swanke twingen:
Verse: 11 swem er daz swert undergienc
Verse: 12 und in mit armen zim gevienc,
Verse: 13 den twanc er swes er wolde.
Verse: 14 sît er sich wern solde,
Verse: 15 dô gebârte er werlîche.
Verse: 16 der werde muotes rîche
Verse: 17 begreif den jungen ellenthaft,
Verse: 18 der ouch hete manlîche kraft:
Verse: 19 er warf in balde under sich.
Verse: 20 er sprach hin zim: "helt, nû gich,
Verse: 21 wellestû genesen, sicherheit."
Verse: 22 der bete volge unbereit
Verse: 23 was Lischois der dâ unden lac,
Verse: 24 wande er nie sicherheit gephlac.
Verse: 25 daz dûhte in wunderlîch genuoc,
Verse: 26 daz iemen die hant getruoc,
Verse: 27 diu in solde überkomen
Verse: 28 daz nie wart von im genomen,
Verse: 29 betwungenlîchiu sicherheit,
Verse: 30 der sîn hant ê vil erstreit.
Verse: 1 swiez dâ was ergangen,
Verse: 2 er hete vil emphangen
Verse: 3 des er niht vürbaz wolde geben:
Verse: 4 vür sicherheit bôt er sîn leben
Verse: 5 und jach, swaz im geschæhe,
Verse: 6 daz er niemêr verjæhe
Verse: 7 sicherheit durch twingen.
Verse: 8 mit dem tôde wolde er dingen.
Verse: 9 dô sprach der unde ligende:
Verse: 10 "bistû nû der gesigende?
Verse: 11 des phlac ich dô got wolde
Verse: 12 und ich prîs haben solde:
Verse: 13 nû hât mîn prîs ein ende
Verse: 14 von dîner werden hende.
Verse: 15 swâ vreischet man oder wîp
Verse: 16 daz überkomen ist mîn lîp,
Verse: 17 des prîs sô hôhe ê swebete enbor,
Verse: 18 sô stêt mir baz ein sterben vor,
Verse: 19 ê mîne vriunt diz mære
Verse: 20 so machen vreuden lære."
Verse: 21 Gâwân warp sicherheit an in:
Verse: 22 dô stuont sîn gir und al sîn sin
Verse: 23 niwan ûf slîbes verderben
Verse: 24 oder ûf ein gæhez sterben.
Verse: 25 dô dâhte mîn her Gâwân:
Verse: 26 "durch waz tœte ich disen man?
Verse: 27 wolde er sus ze mînem gebote stên,
Verse: 28 gesunt lieze ich in hinnen gên."
Verse: 29 mit rede warp erz an in sô:
Verse: 30 daz enwart niht gar geleistet dô.
Verse: 1 ûf liez er doch den wîgant
Verse: 2 âne gesicherte hant.
Verse: 3 ietweder ûf die bluomen saz.
Verse: 4 Gâwân sîns kummers niht vergaz,
Verse: 5 daz sîn phert was sô kranc:
Verse: 6 den wîsen lêrte sîn gedanc
Verse: 7 daz er daz ors mit sporn rite
Verse: 8 unz er versuochte sînen site.
Verse: 9 daz was gewâpent wol vür strît:
Verse: 10 phellel unde samît
Verse: 11 was sîn ander kovertiur.
Verse: 12 sît erz erwarp mit âventiur,
Verse: 13 durch waz solde erz nû rîten niht,
Verse: 14 sît ez ze rîten im geschiht?
Verse: 15 er saz drûf: dô vuor ez sô,
Verse: 16 sîner wîten sprünge er was al vrô.
Verse: 17 dô sprach er: "bistûz Gringuljete,
Verse: 18 daz ûrjans mit valscher bete,
Verse: 19 er weiz wol wie, an mir erwarp,
Verse: 20 dâ von iedoch sîn prîs verdarp?
Verse: 21 wer hât dich sus gewâpent sider?
Verse: 22 ob dûz bist, got hât dich wider
Verse: 23 mir schône gesendet,
Verse: 24 der dicke kummer wendet."
Verse: 25 er erbeizte drabe, ein marc er vant:
Verse: 26 des grâles wâpen was gebrant,
Verse: 27 ein turteltûbe, an sînen buoc.
Verse: 28 Lehelîn zer tjoste sluoc
Verse: 29 drûf den von Prienlascors.
Verse: 30 Oriluse wart diz ors,
Verse: 1 der gap ez Gâwâne
Verse: 2 ûf dem Plimizôles plâne.
Verse: 3 hie kom sîn trûrec güete
Verse: 4 aber wider in hôchgemüete,
Verse: 5 wan daz in twanc ein riuwe
Verse: 6 und dienestbæriu truiwe,
Verse: 7 die er nâch sîner vrouwen truoc.
Verse: 8 diu im doch smæhe erbôt genuoc,
Verse: 9 nâch der jagete in sîn gedanc.
Verse: 10 innen des der stolze Lischois spranc
Verse: 11 dâ er ligen sach sîn eigen swert,
Verse: 12 daz Gâwân der degen wert
Verse: 13 mit strîte ûz sîner hende brach.
Verse: 14 manec vrouwe ir ander strîten sach.
Verse: 15 die schilte wâren sô gedigen,
Verse: 16 ieweder liez den sînen ligen
Verse: 17 und gâhten sus ze strîte.
Verse: 18 ietweder kom bezîte
Verse: 19 mit herzenlîcher mannes wer.
Verse: 20 ob in saz vrouwen ein her
Verse: 21 in den venstern ûf dem palas
Verse: 22 und sâhen kamph der vor in was.
Verse: 23 dô huop sich êrste niuwer zorn:
Verse: 24 ietweder was sô hôch geborn,
Verse: 25 daz sîn prîs unsanfte leit
Verse: 26 ob in der ander überstreit.
Verse: 27 helme und ir swert liten nôt:
Verse: 28 diu wâren ir schilte vür den tôt.
Verse: 29 swer dâ der helde strîten sach,
Verse: 30 ich wæne ers in vür kummer jach.
Verse: 1 Lischois Gwelljus
Verse: 2 der junge süeze warp alsus:
Verse: 3 vrecheit und ellenthaftiu tât,
Verse: 4 daz was sîns hôhen herzen rât.
Verse: 5 er vrumte manegen snellen swanc.
Verse: 6 dicke er von Gâwâne spranc
Verse: 7 und aber wider sêre ûf in.
Verse: 8 Gâwân truoc stætlîchen sin,
Verse: 9 er dâhte: "ergrîfe ich dich ze mir,
Verse: 10 ich sols vil gar gelônen dir."
Verse: 11 man sach dâ viurs blicke
Verse: 12 und diu swert ûf werfen dicke
Verse: 13 ûz ellenthaften henden.
Verse: 14 si begunden ein ander wenden
Verse: 15 neben, vür und hinder sich.
Verse: 16 âne nôt was ir gerich:
Verse: 17 si möhtenz âne strîten lân.
Verse: 18 dô begreif in mîn her Gâwân,
Verse: 19 er warf in under sich mit kraft.
Verse: 20 mit halsen solh geselleschaft
Verse: 21 müeze mich vermîden:
Verse: 22 ich enmöhte ir niht erlîden.
Verse: 23 Gâwân bat sicherheite:
Verse: 24 der was als unbereite
Verse: 25 Lischois der dâ unden lac.
Verse: 26 als dô er von êrste strîtes phlac,
Verse: 27 er sprach: "dû sûmes dich âne nôt.
Verse: 28 vür sicherheit gibe ich den tôt:
Verse: 29 lâz enden dîne werden hant
Verse: 30 swaz mir ie prîses wart bekant.
Verse: 1 vor gote ich bin vervluochet,
Verse: 2 mîns prîses er nimmer ruochet.
Verse: 3 durch Orgelûsen minne,
Verse: 4 der edeln herzoginne,
Verse: 5 muoste mir manec werder man
Verse: 6 sînen prîs ze mînen handen lân:
Verse: 7 dû maht vil prîses erben,
Verse: 8 ob dû mich kans ersterben."
Verse: 9 dô dâhte des künec Lôtes sun:
Verse: 10 "deiswâr ich ensol alsô niht tuon.
Verse: 11 sô verlür ich prîses hulde,
Verse: 12 erslüege ich âne schulde
Verse: 13 disen küenen helt unverzaget.
Verse: 14 in hât ir minne ûf mich gejaget,
Verse: 15 der minne mich ouch twinget
Verse: 16 und mir vil kummers bringet:
Verse: 17 wan lâze ich in durch si genesen?
Verse: 18 ob mîn teil an ir sol wesen,
Verse: 19 des enmac er niht erwenden,
Verse: 20 sol mirz gelücke senden.
Verse: 21 wære unser strît von ir gesehen,
Verse: 22 ich wæne si müeste ouch mir des jehen
Verse: 23 daz ich nâch minnen dienen kan."
Verse: 24 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 25 "ich wil durch die herzogîn
Verse: 26 dich bî dem leben lâzen sîn."
Verse: 27 grôzer müede si niht vergâzen:
Verse: 28 er liez in ûf, si sâzen
Verse: 29 von ein ander verre.
Verse: 30 dô kom des schiffes herre
Verse: 1 von dem wazzer ûf daz lant.
Verse: 2 er gienc und truoc ûf sîner hant
Verse: 3 ein mûzersprinzelîn al grâ.
Verse: 4 ez was sîn reht lêhen dâ,
Verse: 5 swer tjostierte ûf dem plân,
Verse: 6 daz er daz ors solde hân
Verse: 7 jenes der dâ læge,
Verse: 8 und disem der siges phlæge,
Verse: 9 des hende solde er nîgen
Verse: 10 und sînen prîs niht verswîgen.
Verse: 11 sus zinste man im blüemîn velt.
Verse: 12 daz was sîn beste huoben gelt
Verse: 13 oder ob sîn mûzersprinzelîn
Verse: 14 einen galandern lêrte pîn:
Verse: 15 von anders nihtiu gienc sîn phluoc.
Verse: 16 daz dûhte in urbor genuoc.
Verse: 17 er was geborn von ritters art,
Verse: 18 mit guoten zühten wol bewart.
Verse: 19 er gienc zuo Gâwâne,
Verse: 20 den zins von dem plâne
Verse: 21 den iesch er zühteclîche.
Verse: 22 Gâwân der ellens rîche
Verse: 23 sprach: "herre, ich enwart nie koufman:
Verse: 24 ir meget mich zolles wol erlân."
Verse: 25 des schiffes herre wider sprach:
Verse: 26 "herre, sô manec vrouwe sach
Verse: 27 daz iu der prîs ist hie geschehen:
Verse: 28 ir sult mir mînes rehtes jehen.
Verse: 29 herre, tuot mir reht bekant:
Verse: 30 ze rehter tjost hât iuwer hant
Verse: 1 mir diz ors erworben
Verse: 2 mit prîse al unverdorben,
Verse: 3 wande iuwer hant in nider stach,
Verse: 4 dem al diu werlt ie prîses jach
Verse: 5 mit wârheit unz an disen tac.
Verse: 6 iuwer prîs, sînhalp der gotes slac
Verse: 7 im vreude hât entvüeret.
Verse: 8 grôz sælde iuch hât gerüeret."
Verse: 9 Gâwân sprach: "er stach mich nider:
Verse: 10 des erholte ich mich sider.
Verse: 11 sît man iu tjost verzinsen sol,
Verse: 12 er mac iu zins geleisten wol.
Verse: 13 herre, dort stêt ein runzît,
Verse: 14 daz erwarp an mir sîn strît:
Verse: 15 daz nemet, ob ir gebietet.
Verse: 16 der sich dises orses nietet,
Verse: 17 daz bin ich: ez muoz mich hinnen tragen,
Verse: 18 soldet halt ir niemêr ors bejagen.
Verse: 19 ir nennet reht: welt ir daz nemen,
Verse: 20 sô endarf iuch nimmer des gezemen
Verse: 21 daz ich ze vuoz hinnen gê.
Verse: 22 wan daz tæte mir ze wê,
Verse: 23 solde diz ors iuwer sîn:
Verse: 24 daz was sô ledeclîche mîn
Verse: 25 dennoch hiute morgen vruo.
Verse: 26 woldet ir gemaches grîfen zuo,
Verse: 27 sô ritet ir sanfter einen stap.
Verse: 28 diz ors mir ledeclîchen gap
Verse: 29 Orilus der Burgunjois:
Verse: 30 ûrjans der vürste ûz Punturtois
Verse: 1 eine wîle hete mirz verstoln.
Verse: 2 einer mûlinne voln
Verse: 3 möhtet ir noch ê gewinnen.
Verse: 4 ich kan iuch anders minnen:
Verse: 5 sît er iuch dunket alsô wert,
Verse: 6 vür daz ors des ir hie gert
Verse: 7 habet iu den man derz gein mir reit.
Verse: 8 ist im daz liep oder leit,
Verse: 9 dâ kêre ich mich wênec an."
Verse: 10 dô vreute sich der schifman.
Verse: 11 mit lachendem munde er sprach:
Verse: 12 "sô rîche gâbe ich nie gesach,
Verse: 13 swem si reht wære,
Verse: 14 zemphâhene gebære.
Verse: 15 doch, herre, welt irs sîn mîn wer,
Verse: 16 übergolden ist mîn ger:
Verse: 17 vür wâr sîn prîs was ie sô hel,
Verse: 18 vünf hundert ors starc und snel
Verse: 19 ungerne ich vür in næme,
Verse: 20 wande ez mir niht gezæme.
Verse: 21 welt ir mich machen rîche,
Verse: 22 sô werbet ritterlîche:
Verse: 23 meget irs sô gewaldec sîn,
Verse: 24 antwurten in den kocken mîn,
Verse: 25 sô kunnet ir werdekeit wol tuon."
Verse: 26 dô sprach des künec Lôtes sun:
Verse: 27 "beidiu drîn und dar vür
Verse: 28 unz innerhalben iuwer tür
Verse: 29 antwurte ich in iu gevangen."
Verse: 30 "sô werdet ir wol emphangen"
Verse: 1 sprach der schifman, des grôzer danc
Verse: 2 was mit nîgen niht ze kranc.
Verse: 3 dô sprach er: "lieber herre mîn,
Verse: 4 dar zuo ruochet selbe sîn
Verse: 5 mit mir hînte durch gemach.
Verse: 6 grœzer êre nie geschach
Verse: 7 deheinem verjen, mînem genôz:
Verse: 8 man prüevet mirz vür sælde grôz,
Verse: 9 behalde ich alsus werden man."
Verse: 10 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 11 "des ir gert, des solde ich biten.
Verse: 12 mich hât grôz müede überstriten,
Verse: 13 daz mir ruowens wære nôt.
Verse: 14 diu mir diz ungemach gebôt,
Verse: 15 diu kan wol süeze siuren
Verse: 16 und dem herzen vreude tiuren
Verse: 17 und der sorgen machen rîche:
Verse: 18 si lônet ungelîche.
Verse: 19 ouwê vindenlîchiu vlust,
Verse: 20 dû senkes mir die einen brust,
Verse: 21 diu ê der hœhe gerte
Verse: 22 dô mich got vreuden werte,
Verse: 23 dâ lac ein herze unden:
Verse: 24 ich wæne dast verswunden.
Verse: 25 wâ sol ich nû trœsten holn,
Verse: 26 muoz ich âne helfe doln
Verse: 27 nâch minne alsolhe riuwe?
Verse: 28 phliget si wîplîcher triuwe,
Verse: 29 si sol mir vreude mêren,
Verse: 30 diu mich kan sus versêren."
Verse: 1 der schifman hôrte daz er ranc
Verse: 2 mit sorge und daz in minne twanc.
Verse: 3 dô sprach er: "herre, ez ist hie reht,
Verse: 4 ûf dem plâne und in dem fôreht
Verse: 5 und aldâ Clinschor herre ist,
Verse: 6 zageheit noch manlîch list
Verse: 7 gevüegentz anders niht wan sô:
Verse: 8 hiute riuwec, morgen vrô.
Verse: 9 ez ist iu lîhte unbekant,
Verse: 10 gar âventiure ist al diz lant:
Verse: 11 sus vert ez naht und ouch den tac.
Verse: 12 bî manheit sælde helfen mac.
Verse: 13 diu sunne kan sô nider stên:
Verse: 14 herre, ir sult ze schiffe gên."
Verse: 15 des bat in der schifman.
Verse: 16 Lischoisen vuorte Gâwân
Verse: 17 mit im dannen ûf den wâc:
Verse: 18 gedulteclîch âne allen bâc
Verse: 19 man den helt des volgen sach.
Verse: 20 der verje zôch daz ors hin nâch.
Verse: 21 sus vuoren si über an den stat.
Verse: 22 der verje Gâwânen bat:
Verse: 23 "sît selbe wirt in mînem hûs."
Verse: 24 daz stuont alsô daz Artûs
Verse: 25 ze Nantes, dâ er dicke saz,
Verse: 26 niht möhte hân gebûwet baz.
Verse: 27 dâ vuorte er Lischoisen în,
Verse: 28 der wirt und daz gesinde sîn
Verse: 29 sich des underwunden.
Verse: 30 an den selben stunden
Verse: 1 der wirt ze sîner tohter sprach:
Verse: 2 "dû solt schaffen guot gemach
Verse: 3 mînem herren der hie stêt.
Verse: 4 ir zwei mit ein ander gêt.
Verse: 5 nû diene im unverdrozzen:
Verse: 6 wir hân sîn vil genozzen."
Verse: 7 sînem sune bevalh er Gringuljeten.
Verse: 8 des diu maget was gebeten,
Verse: 9 mit grôzer zuht daz wart getân.
Verse: 10 mit der megede Gâwân
Verse: 11 ûf eine kemenâten gienc.
Verse: 12 den estrîch al übervienc
Verse: 13 niuwer binz und bluomen wol gevar
Verse: 14 wâren drûf gesniten dar.
Verse: 15 dâ entwâpende in diu süeze.
Verse: 16 "got iu des danken müeze,"
Verse: 17 sprach Gâwân," vrouwe, es ist mir nôt:
Verse: 18 wan daz manz iu von hove gebôt,
Verse: 19 sô dient ir mir ze sêre."
Verse: 20 si sprach: "ich diene iu mêre,
Verse: 21 herre, nâch iuwern hulden
Verse: 22 dan von andern schulden."
Verse: 23 des wirtes sun, ein knappe, truoc
Verse: 24 senfter bette dar genuoc
Verse: 25 an der want gein der tür.
Verse: 26 ein teppech wart geleget dar vür,
Verse: 27 dâ solde Gâwân sitzen.
Verse: 28 der knappe truoc mit witzen
Verse: 29 eine kultern sô gemâl
Verse: 30 ûfz bette, von rôtem zindâl.
Verse: 1 dem wirte ein bette ouch wart geleget.
Verse: 2 dâ nâch ein ander knappe treget
Verse: 3 dar vür tischlachen und brôt.
Verse: 4 der wirt den beiden daz gebôt.
Verse: 5 dâ gienc diu hûsvrouwe nâch:
Verse: 6 dô diu Gâwânen sach,
Verse: 7 si emphienc in herzenlîche.
Verse: 8 si sprach: "ir hât uns rîche
Verse: 9 nû alrêst gemachet:
Verse: 10 herre, unser sælde wachet."
Verse: 11 der wirt kom, zwazzer man dar truoc.
Verse: 12 dô sich Gâwân getwuoc,
Verse: 13 eine bete er niht vermeit,
Verse: 14 er bat den wirt gesellekeit:
Verse: 15 "lât mit mir ezzen dise maget."
Verse: 16 "herre, ez ist si gar verdaget
Verse: 17 daz si mit herren æze
Verse: 18 oder in sô nâhe sæze:
Verse: 19 si würde lîhte mir ze hêr.
Verse: 20 doch habe wir iuwer genozzen mêr.
Verse: 21 tohter, leiste al sîne ger:
Verse: 22 des bin ich mit der volge wer."
Verse: 23 diu süeze wart von scheme rôt,
Verse: 24 doch tet si daz der wirt gebôt:
Verse: 25 ze Gâwân saz vrou Bêne.
Verse: 26 starker süne zwêne
Verse: 27 hete der wirt ouch erzogen.
Verse: 28 nû hete daz sprinzelîn ervlogen
Verse: 29 des âbents drî galander:
Verse: 30 die hiez er mit ein ander
Verse: 1 Gâwân tragen alle drî
Verse: 2 und eine salsen dâ bî.
Verse: 3 diu juncvrouwe niht vermeit,
Verse: 4 mit guoten zühten si sneit
Verse: 5 Gâwân süeziu mursel
Verse: 6 ûf einem blanken wastel
Verse: 7 mit ir klâren henden.
Verse: 8 dô sprach si: "ir sult senden
Verse: 9 dirre gebrâten vogele einen
Verse: 10 (wan si hât enkeinen),
Verse: 11 herre, mîner muoter dar."
Verse: 12 er sprach zer megede wol gevar,
Verse: 13 daz er gerne ir willen tæte
Verse: 14 dar an oder swes si bæte.
Verse: 15 ein galander wart gesant
Verse: 16 der wirtîn: Gâwânes hant
Verse: 17 wart mit zühten vil genigen
Verse: 18 und swirtes danken niht verswigen.
Verse: 19 dô brâhte ein des wirtes sun
Verse: 20 purzeln unde lâtûn
Verse: 21 gebrochen in den vînæger.
Verse: 22 ze grôzer kraft zunwæger
Verse: 23 ist die lenge solhiu nar:
Verse: 24 man wirt ir ouch niht wol gevar.
Verse: 25 solh varwe tuot die wârheit kunt,
Verse: 26 die man sloufet in den munt.
Verse: 27 gestrichen varwe ûf daz vel
Verse: 28 ist selten worden lobes hel.
Verse: 29 swelh wîplîch herze ist stæte ganz,
Verse: 30 ich wæne diu treget den besten glanz.
Verse: 1 kunde Gâwân guoten willen zern,
Verse: 2 des möhte er sich dâ wol nern:
Verse: 3 nie muoter gunde ir kinde baz
Verse: 4 dan im der wirt des brôt er az.
Verse: 5 dô man den tisch hin dan emphienc
Verse: 6 und dô diu wirtîn ûz gegienc,
Verse: 7 vil bette man dar ûf dô treget.
Verse: 8 diu wurden Gâwâne geleget.
Verse: 9 einez was ein phlûmît,
Verse: 10 des zieche ein grüener samît,
Verse: 11 des niht von der hôhen art:
Verse: 12 ez was ein samît bastart.
Verse: 13 ein kulter wart des bettes dach,
Verse: 14 niht wan durch Gâwâns gemach,
Verse: 15 mit einem phellel sunder golt
Verse: 16 verre in heidenschaft geholt,
Verse: 17 gesteppet ûf palmât.
Verse: 18 dar über zôch man linde wât,
Verse: 19 zwei lîlachen snêvar.
Verse: 20 man legete ein wanküssen dar
Verse: 21 und der megede mantel einen,
Verse: 22 hermîn niuwe reinen.
Verse: 23 mit urloube erz undervienc,
Verse: 24 der wirt, ê daz er slâfen gienc.
Verse: 25 Gâwân al eine, ist mir gesaget,
Verse: 26 beleip aldâ, mit im diu maget.
Verse: 27 hete er iht hin zir gegert,
Verse: 28 ich wæne si hetes in gewert.
Verse: 29 er sol ouch slâfen, ob er mac.
Verse: 30 got hüete sîn, sô kom der tac.
Verse: 1 Grôz müede im zôch diu ougen zuo:
Verse: 2 sus slief er unz des morgens vruo.
Verse: 3 dô erwachte der wîgant.
Verse: 4 einhalp der kemenâten want
Verse: 5 vil venster hete, dâ vor glas.
Verse: 6 der venster einez offen was
Verse: 7 gein dem boumgarten:
Verse: 8 dar în gienc er durch warten,
Verse: 9 durch luft und durch der vogele sanc.
Verse: 10 sîn sitzen wart dâ niht ze lanc,
Verse: 11 er kôs ein burc, die er sâbents sach,
Verse: 12 dô im diu âventiure geschach,
Verse: 13 vil vrouwen ûf dem palas:
Verse: 14 manegiu under in vil schœne was.
Verse: 15 ez dûhte in ein wunder grôz,
Verse: 16 daz die vrouwen niht verdrôz
Verse: 17 ir wachens, daz si sliefen niht.
Verse: 18 dennoch der tac was niht ze lieht.
Verse: 19 er dâhte: "ich wil in zêren
Verse: 20 mich an slâfen kêren."
Verse: 21 wider an sîn bette er gienc.
Verse: 22 der megede mantel übervienc
Verse: 23 in: daz was sîn decke.
Verse: 24 ob man in dâ iht wecke?
Verse: 25 nein, daz wære dem wirte leit.
Verse: 26 diu maget durch gesellekeit,
Verse: 27 aldâ si vor ir muoter lac,
Verse: 28 si brach ir slâf des si phlac
Verse: 29 und gienc hin ûf zir gaste.
Verse: 30 der slief dennoch al vaste.
Verse: 1 diu maget ir dienstes niht vergaz:
Verse: 2 vür des bette ûf den teppech saz
Verse: 3 diu klâre juncvrouwe.
Verse: 4 bî mir ich selten schouwe
Verse: 5 daz mir âbents oder vruo
Verse: 6 solh âventiure slîche zuo.
Verse: 7 bî einer wîle Gâwân erwachte:
Verse: 8 er sach an si und lachte
Verse: 9 und sprach: "got halde iuch, vrouwelîn,
Verse: 10 daz ir durch den willen mîn
Verse: 11 iuwern slâf sus brechet
Verse: 12 und an iu selber rechet
Verse: 13 des ich niht hân gedienet gar."
Verse: 14 dô sprach diu maget wol gevar:
Verse: 15 "iuwers dienstes wil ich enbern.
Verse: 16 ich ensol niwan hulde gern:
Verse: 17 herre, gebietet über mich.
Verse: 18 swaz ir gebietet, daz leiste ich.
Verse: 19 al die mit mînem vater sint,
Verse: 20 beidiu mîn muoter und ir kint
Verse: 21 suln iuch ze herren immer hân:
Verse: 22 sô liebe habet ir uns getân."
Verse: 23 er sprach: "sît ir iht lange komen?
Verse: 24 hete ich iuwer kunft ê vernomen,
Verse: 25 daz wære mir liep durch vrâgen,
Verse: 26 wolde iuch des niht betrâgen
Verse: 27 daz ir mirz geruochet sagen.
Verse: 28 ich hân in disen zwein tagen
Verse: 29 vil vrouwen ob mir gesehen:
Verse: 30 von den sult ir mir verjehen
Verse: 1 durch iuwer güete, wer die sîn."
Verse: 2 dô erschrac daz juncvrouwelîn
Verse: 3 und sprach: "herre, nû vrâgets niht.
Verse: 4 ich bin dius nimmer iu vergiht,
Verse: 5 ich enkan iu niht von in gesagen:
Verse: 6 ob ichz halt weiz, ich solz verdagen.
Verse: 7 lâtz iu von mir niht swære
Verse: 8 sîn und vrâget ander mære:
Verse: 9 daz râte ich, welt ir volgen mir."
Verse: 10 Gâwân sprach aber wider zir,
Verse: 11 mit vrâge er gienc dem mære nâch
Verse: 12 um al die vrouwen die er dâ sach
Verse: 13 sitzende ûf dem palas.
Verse: 14 diu maget wol sô getriuwe was,
Verse: 15 daz si von herzen weinde
Verse: 16 und grôze klage erscheinde.
Verse: 17 dennoch was ez harte vruo:
Verse: 18 innen des gienc ir vater zuo.
Verse: 19 der liezez âne zürnen gar,
Verse: 20 ob diu maget wol gevar
Verse: 21 ihtes dâ wære betwungen
Verse: 22 und ob dâ was gerungen:
Verse: 23 dem gebârte si gelîche,
Verse: 24 diu maget zühte rîche,
Verse: 25 wande si dem bette nâhe saz.
Verse: 26 daz liez ir vater âne haz.
Verse: 27 dô sprach er: "tohter, weine et niht.
Verse: 28 swaz in schimphe alsus geschiht,
Verse: 29 ob daz von êrste bringet zorn,
Verse: 30 derst schiere dâ nâch verkorn."
Verse: 1 Gâwân sprach: "hiest niht geschehen,
Verse: 2 wan des wir vor iu wellen jehen.
Verse: 3 ich vrâcte dise maget ein teil:
Verse: 4 daz dûhte si mîn unheil
Verse: 5 und bat michs daz ichz lieze.
Verse: 6 ob iuch des niht verdrieze,
Verse: 7 sô lât mîn dienst um iuch bejagen,
Verse: 8 wirt, daz ir mirz ruochet sagen,
Verse: 9 um die vrouwen ob uns hie.
Verse: 10 ich envriesch in al den landen nie
Verse: 11 dâ man möhte schouwen
Verse: 12 sô manege klâre vrouwen
Verse: 13 mit sô liehtem gebende."
Verse: 14 der wirt want sîne hende.
Verse: 15 dô sprach er: "vrâgets niht durch got:
Verse: 16 herre, dâst nôt ob aller nôt."
Verse: 17 "sô muoz ich doch ir kummer klagen"
Verse: 18 sprach Gâwân. "wirt, ir sult mir sagen,
Verse: 19 war um ist iu mîn vrâgen leit?"
Verse: 20 "herre, durch iuwer manheit.
Verse: 21 kunnet ir vrâgen niht verbern,
Verse: 22 sô welt ir lîhte vürbaz gern:
Verse: 23 daz lêrt iuch herzen swære
Verse: 24 und machet uns vreuden lære,
Verse: 25 mich und elliu mîniu kint,
Verse: 26 diu iu ze dienste erborn sint."
Verse: 27 Gâwân sprach: "ir sult mirz sagen.
Verse: 28 welt aber ir michz gar verdagen,
Verse: 29 daz iuwer mære mich vergêt,
Verse: 30 ich vreische iedoch wol wiez dâ stêt."
Verse: 1 der wirt sprach mit triuwen:
Verse: 2 "herre, sô muoz mich riuwen
Verse: 3 daz iuch svrâgens niht bevilt.
Verse: 4 ich wil iu lîhen einen schilt:
Verse: 5 nû wâpent iuch ûf einen strît.
Verse: 6 ze Terre Marveile ir sît,
Verse: 7 Lît Marveile ist hie.
Verse: 8 herre, ez wart versuochet nie
Verse: 9 ûf Schastel Marveile diu nôt.
Verse: 10 iuwer leben wil in den tôt.
Verse: 11 ist iu âventiure bekant,
Verse: 12 swaz ie gestreit iuwer hant,
Verse: 13 daz was noch gar ein kindes spil:
Verse: 14 nû næhent iu riuwebæriu zil."
Verse: 15 Gâwân sprach: "mir wære leit,
Verse: 16 ob mîn gemach âne arbeit
Verse: 17 von disen vrouwen hinnen rite,
Verse: 18 ich enversuochte ê baz ir site.
Verse: 19 ich hân ouch ê von in vernomen:
Verse: 20 sît ich sô nâhe nû bin komen,
Verse: 21 mich ensol des niht betrâgen,
Verse: 22 ich enwellez durch si wâgen."
Verse: 23 der wirt mit triuwen klagete.
Verse: 24 sînem gaste er dô sagete:
Verse: 25 "aller kummer ist ein niht,
Verse: 26 wan dem ze lîdene geschiht
Verse: 27 disiu âventiure:
Verse: 28 diust scharph und ungehiure
Verse: 29 vür wâr und âne liegen.
Verse: 30 herre, ich enkan niht triegen."
Verse: 1 Gâwân der prîses erkande
Verse: 2 an die vorhte sich niht wande.
Verse: 3 er sprach: "nû gebet mir strîtes rât.
Verse: 4 ob ir gebietet, ritters tât
Verse: 5 sol ich hie leisten, ruochets got.
Verse: 6 iuwern rât und iuwer gebot
Verse: 7 wil ich immer gerne hân.
Verse: 8 her wirt, ez wære missetân,
Verse: 9 solde ich sus hinnen scheiden:
Verse: 10 die lieben und die leiden
Verse: 11 heten mich vür einen zagen."
Verse: 12 alrêst der wirt begunde klagen,
Verse: 13 wande im sô leide nie geschach.
Verse: 14 hin ze sînem gaste er sprach:
Verse: 15 "ob daz got erzeige
Verse: 16 daz ir niht sît veige,
Verse: 17 sô werdet ir herre dises landes:
Verse: 18 swaz vrouwen hie stêt phandes,
Verse: 19 die starkez wunder her betwanc,
Verse: 20 daz noch nie ritters prîs erranc,
Verse: 21 manec sarjant, edeliu ritterschaft,
Verse: 22 ob die hie erlœset iuwer kraft,
Verse: 23 sô sît ir prîses gehêret.
Verse: 24 und hât iuch got wol gêret,
Verse: 25 ir muget mit vreuden herre sîn
Verse: 26 über manegen liehten schîn,
Verse: 27 vrouwen von manegen landen.
Verse: 28 wer jæhe iu des ze schanden,
Verse: 29 ob ir hinnen schiedet alsus,
Verse: 30 sît Lischois Gwelljus
Verse: 1 iu sînen prîs hie lâzen hât?
Verse: 2 der manege ritterlîche tât
Verse: 3 gevrumet hât, der süeze
Verse: 4 (von rehte ich in alsus grüeze),
Verse: 5 mit ellen ist sîn ritterschaft:
Verse: 6 sô manege tugent diu gotes kraft
Verse: 7 in mannes herze nie gestiez,
Verse: 8 âne îthêren von Gaheviez.
Verse: 9 der îthêrên vor Nantes sluoc,
Verse: 10 mîn schif in gestern über truoc.
Verse: 11 er hât mir vünf ors gegeben
Verse: 12 (got in mit sælden lâze leben),
Verse: 13 diu herzogen und künege riten.
Verse: 14 swaz er hât abe in erstriten,
Verse: 15 daz wirt ze Pelrapeire gesaget:
Verse: 16 ir sicherheit hât er bejaget.
Verse: 17 sîn schilt treget maneger tjoste mâl.
Verse: 18 er reit hie vorschen um den grâl."
Verse: 19 Gâwân sprach: "war ist er komen?
Verse: 20 saget mir, wirt, hât er vernomen,
Verse: 21 dô er sô nâhe was hie bî,
Verse: 22 waz disiu âventiure sî?"
Verse: 23 "herre, er enhât es niht ervarn.
Verse: 24 ich kunde mich des wol bewarn
Verse: 25 daz ichs im zuo gewüege:
Verse: 26 unvuoge ich danne trüege.
Verse: 27 hetet ir selbe vrâgens niht erdâht,
Verse: 28 nimmer wært irs innen brâht
Verse: 29 von mir, waz hie mæres ist,
Verse: 30 mit vorhten scharph ein strenger list.
Verse: 1 welt ir niht erwinden,
Verse: 2 mir und mînen kinden
Verse: 3 geschach sô rehte leide nie,
Verse: 4 ob ir den lîp verlieset hie.
Verse: 5 sult aber ir prîs behalden
Verse: 6 und dises landes walden,
Verse: 7 sô hât mîn armuot ende.
Verse: 8 ich getrûwe des iuwer hende,
Verse: 9 si hœhe mich mit rîcheit.
Verse: 10 mit vreuden liep âne leit
Verse: 11 mac iuwer prîs hie erwerben,
Verse: 12 sult ir niht ersterben.
Verse: 13 nû wâpent iuch gein kummer grôz."
Verse: 14 dennoch was Gâwân al blôz.
Verse: 15 er sprach: "traget mir mîn harnas her."
Verse: 16 der bete was der wirt sîn wer.
Verse: 17 von vuoz ûf wâpende in dô gar
Verse: 18 diu süeze maget wol gevar.
Verse: 19 der wirt nâch dem orse gienc.
Verse: 20 ein schilt an sîner wende hienc,
Verse: 21 der dicke und alsô herte was,
Verse: 22 dâ von doch Gâwân sît genas.
Verse: 23 schilt und ors im wâren brâht.
Verse: 24 der wirt was alsô bedâht,
Verse: 25 daz er wider vür in stuont.
Verse: 26 dô sprach er: "herre, ich tuon iu kunt
Verse: 27 wie ir sult gebâren
Verse: 28 gein iuwers verhes vâren.
Verse: 29 mînen schilt sult ir tragen.
Verse: 30 der enist durchstochen noch zeslagen,
Verse: 1 wande ich strîte selten:
Verse: 2 wes möhte er danne engelten?
Verse: 3 herre, swenne ir ûf hin kumt,
Verse: 4 ein dinc iu zem orse vrumt.
Verse: 5 ein krâmære sitzet vor dem tor:
Verse: 6 dem lât daz ors hie vor.
Verse: 7 koufet um in, enruochet waz:
Verse: 8 er behelt iuz ors deste baz,
Verse: 9 ob irz im versetzet.
Verse: 10 werdet ir niht geletzet,
Verse: 11 ir muget daz ors gerne hân."
Verse: 12 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 13 "sol ich niht zorse rîten în?"
Verse: 14 "nein, herre. al der vrouwen schîn
Verse: 15 ist vor iu verborgen:
Verse: 16 sô næhet ez den sorgen.
Verse: 17 den palas vindet ir eine:
Verse: 18 weder grôz noch kleine
Verse: 19 vindet ir niht daz dâ lebe.
Verse: 20 sô waldes diu gotes gebe,
Verse: 21 sô ir in die kemenâten gêt
Verse: 22 dâ Lît Marveile stêt.
Verse: 23 daz bette und die stollen sîn,
Verse: 24 von Marroch der mahmumelîn,
Verse: 25 des krône und al sîn rîcheit,
Verse: 26 wære daz dar gein geleit,
Verse: 27 dâ mite ez wære vergolden niht.
Verse: 28 dar an ze lîden iu geschiht,
Verse: 29 swaz got an iu wil meinen:
Verse: 30 nâch vreude erz müeze erscheinen.
Verse: 1 gedenket, herre, ob ir sît wert,
Verse: 2 disen schilt und iuwer swert
Verse: 3 lâzet ninder von iu komen.
Verse: 4 sô ir wænt daz ende habe genomen
Verse: 5 iuwer kummer grœzlîch
Verse: 6 alrêst strîte ist er gelîch."
Verse: 7 dô Gâwân ûf sîn ors gesaz,
Verse: 8 diu maget wart an vreuden laz.
Verse: 9 alle die dâ wâren klageten.
Verse: 10 wênec si des verdageten.
Verse: 11 er sprach zem wirte: "gan mirs got,
Verse: 12 iuwer getriulîch urbot,
Verse: 13 daz ir mîn sus phlâget,
Verse: 14 geltes mich niht betrâget."
Verse: 15 urloup er zer megede nam.
Verse: 16 die grôzes jâmers wol gezam
Verse: 17 (er reit hin), si klageten hie.
Verse: 18 ob ir nû gerne hœret wie
Verse: 19 Gâwâne dâ geschæhe,
Verse: 20 deste gerner ichs iu verjæhe:
Verse: 21 ich sage als ichz hân vernomen.
Verse: 22 dô er was vür die porten komen,
Verse: 23 er vant den krâmære
Verse: 24 und des krâm niht lære.
Verse: 25 dâ lac inne veile,
Verse: 26 daz ichs wære der geile,
Verse: 27 hete ich alsô rîche habe.
Verse: 28 Gâwân vor im erbeizete abe.
Verse: 29 sô rîchen market er nie gesach,
Verse: 30 als im ze sehene aldâ geschach.
Verse: 1 der krâm was ein samît,
Verse: 2 vierecke, hôch und wît.
Verse: 3 waz dar inne veiles læge?
Verse: 4 derz mit gelte widerwæge,
Verse: 5 der bâruc von Baldac
Verse: 6 vergülte niht daz drinne lac,
Verse: 7 alsô tæte der katolicô
Verse: 8 von Ranculat: dô Kriechen sô
Verse: 9 stuont daz man hort dar inne vant,
Verse: 10 dâ vergültez niht des keisers hant
Verse: 11 mit jener zweier stiure.
Verse: 12 daz krâmgewant was tiure.
Verse: 13 Gâwân sîn grüezen sprach
Verse: 14 ze dem krâmære. dô er gesach
Verse: 15 waz wunders dâ was veile,
Verse: 16 nâch sîner mâze teile
Verse: 17 bat im zeigen Gâwân
Verse: 18 gürteln oder vürspan.
Verse: 19 der krâmære sprach: "ich hân vür wâr
Verse: 20 hie gesezzen manec jâr,
Verse: 21 daz nie man getorste schouwen
Verse: 22 (niht wan werde vrouwen)
Verse: 23 waz in mînem krâme liget.
Verse: 24 ob iuwer herze manheit phliget,
Verse: 25 sô sît irs alles herre
Verse: 26 (ez ist gevüeret verre),
Verse: 27 habet ir den prîs an iuch genomen.
Verse: 28 sît ir durch âventiure komen
Verse: 29 her, sol iu gelingen
Verse: 30 lîhte ir meget gedingen
Verse: 1 um mich: swaz ich veiles hân,
Verse: 2 daz ist iu gar dan undertân.
Verse: 3 vart vürbaz, lâts walden got.
Verse: 4 hât iuch Plippalinot
Verse: 5 der verje her gewîset?
Verse: 6 manec vrouwe prîset
Verse: 7 iuwer komen in ditze lant,
Verse: 8 ob si hie erlœset iuwer hant.
Verse: 9 welt ir nâch âventiuren gên,
Verse: 10 sô lât daz ors al stille stên:
Verse: 11 des hüete ich, welt irz an mich lân."
Verse: 12 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 13 "wærez in iuwern mâzen,
Verse: 14 ich woldez iu gerne lâzen.
Verse: 15 nû ensitze ich iuwer rîcheit:
Verse: 16 sô rîchen marschalc ez erleit
Verse: 17 nie, sît ich dar ûf gesaz."
Verse: 18 der krâmære sprach âne allen haz:
Verse: 19 "herre, ich selbe und al mîn habe
Verse: 20 (waz möhte ich mêr nû sprechen drabe?)
Verse: 21 ist iuwer: sult ir hie genesen,
Verse: 22 wes möhte ich billîcher wesen?"
Verse: 23 Gâwân sîn ellen lêrte,
Verse: 24 ze vuoz er vürbaz kêrte
Verse: 25 manlîche und unverzaget.
Verse: 26 als ich iu ê hân gesaget,
Verse: 27 er vant der bürge wîte,
Verse: 28 daz ieslîch ir sîte
Verse: 29 stuont mit bûwenlîcher wer.
Verse: 30 vür allen sturm niht ein ber
Verse: 1 gæbe si ze drîzec jâren,
Verse: 2 ob man ir wolde vâren.
Verse: 3 mitten drûf ein anger:
Verse: 4 daz Lechvelt ist langer.
Verse: 5 vil türne ob den zinnen stuont.
Verse: 6 uns tuot diu âventiure kunt,
Verse: 7 dô Gâwân den palas sach,
Verse: 8 dem was alumme sîn dach
Verse: 9 rehte als phâwîn gevider gar,
Verse: 10 lieht gemâl und sô gevar,
Verse: 11 weder regen noch der snê
Verse: 12 entet des daches blicke wê.
Verse: 13 innen er was gezieret
Verse: 14 und wol gefeitieret,
Verse: 15 der venster siule wol ergraben,
Verse: 16 dar ûf gewelbe hôhe erhaben.
Verse: 17 dar inne bette ein wunder
Verse: 18 lac her und dar besunder,
Verse: 19 kultern maneger slahte
Verse: 20 lâgen drûf von rîcher ahte.
Verse: 21 dâ wâren die vrouwen gesezzen.
Verse: 22 die enheten niht vergezzen,
Verse: 23 si enwæren dan gegangen.
Verse: 24 von in wart niht emphangen
Verse: 25 ir vreuden kunft, ir sælden tac,
Verse: 26 der gar an Gâwâne lac.
Verse: 27 müesten si in doch hân gesehen,
Verse: 28 waz möhte in liebers sîn geschehen?
Verse: 29 ir neheiniu daz tuon solde.
Verse: 30 swie er in dienen wolde,
Verse: 1 dâ wâren si doch unschuldec an.
Verse: 2 dô gienc mîn her Gâwân
Verse: 3 beidiu her unde dar.
Verse: 4 er nam des palases war:
Verse: 5 er sach an einer wende,
Verse: 6 ich enweiz ze weder hende,
Verse: 7 eine tüt wît offen stên,
Verse: 8 dâ innerhalp im solde ergên
Verse: 9 hôhes prîses erwerben
Verse: 10 oder nâch dem prîse ersterben.
Verse: 11 er gienc zer kemenâten în
Verse: 12 (der was ir estrîches schîn
Verse: 13 lûter, hæle als ein glas),
Verse: 14 dâ Lît Marveile was,
Verse: 15 daz bette von dem wunder.
Verse: 16 vier schîben liefen drunder
Verse: 17 von rubînen lieht sinewel,
Verse: 18 daz der wint wart nie sô snel:
Verse: 19 dâ wâren die stollen ûf gekloben.
Verse: 20 den estrîch muoz ich iu loben:
Verse: 21 von jaspis, von krisolde,
Verse: 22 von sardîn, als er wolde,
Verse: 23 Clinschor, der des erdâhte,
Verse: 24 ûz manegem lande brâhte
Verse: 25 sîn listeclîchiu wîsheit
Verse: 26 werc daz hier an was geleit.
Verse: 27 der estrîch was gar sô sleif,
Verse: 28 daz Gâwân kûme aldâ begreif
Verse: 29 mit den vuozen stiure.
Verse: 30 er gienc nâch âventiure.
Verse: 1 immer, alsô dicke er trat,
Verse: 2 daz bette vuor von sîner stat,
Verse: 3 dâz ê was gestanden.
Verse: 4 Gâwâne wart enblanden
Verse: 5 daz er den swæren schilt getruoc,
Verse: 6 den im sîn wirt bevalh genuoc.
Verse: 7 er dâhte: "wie kum ich ze dir?
Verse: 8 wiltû wenken sus vor mir,
Verse: 9 ich sol dich innen bringen,
Verse: 10 ob ich dich mege erspringen."
Verse: 11 dô gestuont im daz bette vor:
Verse: 12 er huop sich zem sprunge enbor
Verse: 13 und spranc rehte mitten dran.
Verse: 14 die snelheit vreischet nimmer man,
Verse: 15 wie daz bette her und dar sich stiez.
Verse: 16 der vier wende deheine ez liez,
Verse: 17 mit hurte an ieslîche ez swanc,
Verse: 18 daz al diu burc dâ von erklanc.
Verse: 19 sus reit er manegen poinder grôz.
Verse: 20 swaz der doner ie gedôz
Verse: 21 und al die pusûnære,
Verse: 22 ob der êrste wære
Verse: 23 bî dem jungesten dinne
Verse: 24 und bliesen nâch gewinne,
Verse: 25 ez endorfte niht mêr dâ krachen.
Verse: 26 Gâwân muoste wachen,
Verse: 27 swie er an dem bette læge.
Verse: 28 wes der helt dô phlæge?
Verse: 29 des galmes hete in sô bevilt,
Verse: 30 daz er zucte über sich den schilt:
Verse: 1 er lac und liez es walden
Verse: 2 den der helfe hât behalden
Verse: 3 und den der helfe nie verdrôz,
Verse: 4 swer in sînem kummer grôz
Verse: 5 helfe an in versuochen kan.
Verse: 6 der wîse herzehafte man,
Verse: 7 swâ dem kummer wirt bekant,
Verse: 8 der rüefet an die hœsten hant,
Verse: 9 wan diu treget helfe rîche
Verse: 10 und hilfet im helfeclîche.
Verse: 11 daz selbe ouch Gâwân dâ geschach.
Verse: 12 dem er ie sîns prîses jach,
Verse: 13 sînen krefteclîchen güeten,
Verse: 14 den bat er sich behüeten.
Verse: 15 nû gewan daz krachen ende,
Verse: 16 sô daz die vier wende
Verse: 17 gelîche wâren gemezzen dar,
Verse: 18 aldâ daz bette wol gevar
Verse: 19 an dem estrîche enmitten stuont.
Verse: 20 dâ wart im grœzer angest kunt:
Verse: 21 vünf hundert stapslingen
Verse: 22 mit listeclîchen dingen
Verse: 23 ze dem swanke wâren bereite.
Verse: 24 der swanc gap in geleite
Verse: 25 ûf daz bette aldâ er lac.
Verse: 26 der schilt alsolher herte phlac,
Verse: 27 daz ers emphant vil kleine.
Verse: 28 ez wâren wazzersteine
Verse: 29 sinewel unde hart:
Verse: 30 etswâ der schilt doch dürkel wart.
Verse: 1 die steine wâren ouch verbolt.
Verse: 2 er hete selten ê gedolt
Verse: 3 sô swinde würfe ûf in gevlogen.
Verse: 4 nû was zem schuzze ûf gezogen
Verse: 5 vünf hundert armbrust oder mêr.
Verse: 6 die heten algelîchen kêr
Verse: 7 rehte ûf daz bette aldâ er lac.
Verse: 8 swer ie solher nœte phlac,
Verse: 9 der mac erkennen phîle.
Verse: 10 daz werte kurze wîle,
Verse: 11 unz daz si wâren versnurret gar.
Verse: 12 swer wil gemaches nemen war,
Verse: 13 der enkum an solh bette niht.
Verse: 14 gemaches im dâ niemen giht:
Verse: 15 es möhte jugent werden grâ,
Verse: 16 des gemaches alsô dâ
Verse: 17 Gâwân an dem bette vant.
Verse: 18 dannoch sîn herze und ouch sîn hant
Verse: 19 der zageheit lâgen eine.
Verse: 20 die phîle und ouch die steine
Verse: 21 heten in niht gar vermiten:
Verse: 22 zequaschieret und ouch versniten
Verse: 23 was er durch die ringe.
Verse: 24 dô hete er gedinge,
Verse: 25 sîns kummers wære ein ende:
Verse: 26 dannoch mit sîner hende
Verse: 27 muoste er prîs erstrîten.
Verse: 28 an den selben zîten
Verse: 29 tet sich gein im ûf ein tür:
Verse: 30 ein starker gebûr gienc dar vür,
Verse: 1 der was vreissam getân.
Verse: 2 von visches hiute truoc er an
Verse: 3 ein surkôt und ein bônît
Verse: 4 und des selben zwuo hosen wît.
Verse: 5 einen kolben er in der hende truoc,
Verse: 6 des kiule grœzer dan ein kruoc
Verse: 7 was. er gienc gein Gâwân her:
Verse: 8 daz enwas doch ninder sîn ger,
Verse: 9 wande in sîns komens dâ verdrôz.
Verse: 10 Gâwân dâhte: "dirre ist blôz,
Verse: 11 sîn wer ist gein mir harte laz."
Verse: 12 er rihte sich ûf unde saz,
Verse: 13 als ob in swære ninder lit.
Verse: 14 jener trat hinder einen trit,
Verse: 15 als ob er wolde entwîchen,
Verse: 16 und sprach doch zornlîchen:
Verse: 17 "ir endurfet mich entsitzen niht:
Verse: 18 ich vüege aber wol daz iu geschiht
Verse: 19 dâ von ir den lîp ze phande gebet.
Verse: 20 von stiuvels kreften in noch lebet:
Verse: 21 sol iuch der hie hân ernert,
Verse: 22 ir sît doch sterbens unerwert.
Verse: 23 des bringe ich iuch wol innen,
Verse: 24 als ich nû scheide hinnen."
Verse: 25 der vilân trat wider în.
Verse: 26 Gâwân mit dem swerte sîn
Verse: 27 von dem schilte sluoc die zeine.
Verse: 28 die phîle algemeine
Verse: 29 wâren hin durch gedrungen,
Verse: 30 daz si in den ringen klungen.
Verse: 1 dô hôrte er ein gebrumme,
Verse: 2 als der wol zweinzec trummen
Verse: 3 slüege hie ze tanze.
Verse: 4 sîn vester muot der ganze,
Verse: 5 den diu wâre zageheit
Verse: 6 nie verscherte noch versneit,
Verse: 7 dâhte: "waz sol mir geschehen?
Verse: 8 ich möhte nû wol kummers jehen:
Verse: 9 wil sich mîn kummer mêren?
Verse: 10 ze wer sol ich mich kêren."
Verse: 11 nû sach er gein sgebûres tür:
Verse: 12 ein starker lewe spranc dr vür,
Verse: 13 der was als ein ors sô hôch.
Verse: 14 Gâwân der ie ungerne vlôch
Verse: 15 den schilt mit den riemen nam.
Verse: 16 er tet als ez der wer gezam:
Verse: 17 er spranc ûf den estrîch.
Verse: 18 durch hunger was vreislîch
Verse: 19 dirre starke lewe grôz,
Verse: 20 des er doch wênec dâ genôz.
Verse: 21 mit zorne lief er an den man:
Verse: 22 ze wer stuont her Gâwân.
Verse: 23 er hete im den schilt nâch genomen:
Verse: 24 sîn êrster grif was alsô komen,
Verse: 25 durch den schilt mit al den klân.
Verse: 26 von tiere ist selten ê getân
Verse: 27 sîn grif durch solhe herte.
Verse: 28 Gâwân sich zuckes werte:
Verse: 29 ein bein hin abe er im swanc.
Verse: 30 der lewe ûf drîen vüezen spranc:
Verse: 1 in dem schilte beleip der vierde vuoz.
Verse: 2 mit bluote gap er solhen guz,
Verse: 3 daz Gâwân mohte vaste stên:
Verse: 4 her und dar begundez gên.
Verse: 5 der lewe spranc dicke an den gast:
Verse: 6 durch die nasen manegen phnast
Verse: 7 tet er mit bleckenden zenen.
Verse: 8 wolde man in solher spîse wenen
Verse: 9 daz er guote liute gæze,
Verse: 10 ungerne ich bî im sæze.
Verse: 11 ez was ouch Gâwâne leit.
Verse: 12 der ûf den lîp dâ mit im streit,
Verse: 13 er hete in sô geletzet,
Verse: 14 mit bluote wart benetzet
Verse: 15 al diu kemenâte gar.
Verse: 16 mit zorne spranc der lewe dar
Verse: 17 und wolde in zucken under sich.
Verse: 18 Gâwân tet im einen stich
Verse: 19 durch die brust unz an die hant,
Verse: 20 dâ von des lewen zorn verswant,
Verse: 21 wande er strûchte nider tôt.
Verse: 22 Gâwân hete die grôze nôt
Verse: 23 mit strîte überwunden.
Verse: 24 in den selben stunden
Verse: 25 dâhte er: "waz ist mir nû guot?
Verse: 26 ich sitze ungerne in ditze bluot.
Verse: 27 ouch sol ich mich des wol bewarn,
Verse: 28 diz bette kan sô umme varn,
Verse: 29 daz ich dran sitze oder lige,
Verse: 30 ob ich rehter wîsheit phlige."
Verse: 1 nû was im sîn houbet
Verse: 2 mit würfen sô betoubet,
Verse: 3 und dô sîne wunden
Verse: 4 sô bluoten begunden,
Verse: 5 daz in sîn snellîchiu kraft
Verse: 6 gar liez mit ir geselleschaft,
Verse: 7 durch swindeln er strûchens phlac.
Verse: 8 daz houpt im ûf den lewen lac,
Verse: 9 der schilt vil nider under in.
Verse: 10 gewan er ie kraft oder sin,
Verse: 11 diu wâren im beidiu entvüeret.
Verse: 12 unsanfte er was gerüeret:
Verse: 13 aller sin tet im entwîch.
Verse: 14 sîn wanküssen ungelîch
Verse: 15 was dem daz Gimêle,
Verse: 16 von Monte Ribêle
Verse: 17 diu süeze und diu wîse,
Verse: 18 legete Kahenîse,
Verse: 19 dar ûfe er sînen prîs verslief.
Verse: 20 der prîs gein disem manne lief,
Verse: 21 wande ir habet daz wol vernomen,
Verse: 22 wâ mite er was von witzen komen,
Verse: 23 daz er lac unversunnen,
Verse: 24 wie des wart begunnen.
Verse: 25 verholne ez wart beschouwet,
Verse: 26 daz mit bluote was betouwet,
Verse: 27 der kemenâten estrîch.
Verse: 28 si beide dem tôde wâren gelîch,
Verse: 29 der lewe unde Gâwân.
Verse: 30 ein juncvrouwe wol getân
Verse: 1 mit vorhten luogete oben în:
Verse: 2 des wart vil bleich ir liehter schîn.
Verse: 3 diu junge sô verzagete,
Verse: 4 daz ez diu alde klagete,
Verse: 5 Arnîve diu wîse.
Verse: 6 dar um ich si noch prîse,
Verse: 7 daz si den ritter nerte
Verse: 8 und im dô sterben werte.
Verse: 9 si gienc ouch dar durch schouwen.
Verse: 10 dô wart von der vrouwen
Verse: 11 zem venster oben în gesehen
Verse: 12 daz si neweders mohte jehen,
Verse: 13 ir künfteclîcher vreuden tage
Verse: 14 oder immer herzenlîche klage.
Verse: 15 si vorhte, der ritter wære tôt:
Verse: 16 des lêrten si gedanke nôt,
Verse: 17 wande er sus ûf dem lewen lac
Verse: 18 und anders deheines bettes phlac.
Verse: 19 si sprach: "mir ist von herzen leit
Verse: 20 ob dîn getriuwiu manheit
Verse: 21 dîn werdez leben hât verlorn.
Verse: 22 hâstû den tôt alhie erkorn
Verse: 23 durch uns vil ellende diet?
Verse: 24 sît dir dîn triuwe daz geriet,
Verse: 25 mich erbarmet iemêr dîn tugent,
Verse: 26 dû habes alter oder jugent."
Verse: 27 hin zal den vrouwen si dô sprach,
Verse: 28 wande si den helt sus ligen sach:
Verse: 29 "ir vrouwen die des toufes phlegen,
Verse: 30 rüeft alle an got um sînen segen."
Verse: 1 si sande zwuo juncvrouwen dar
Verse: 2 und bat si nemen rehte war
Verse: 3 daz si sanfte slichen,
Verse: 4 e daz si dan entwichen,
Verse: 5 daz si ir bræhten mære,
Verse: 6 ob er bî lebene wære
Verse: 7 oder ob er wære verscheiden
Verse: 8 daz gebôt si den beiden.
Verse: 9 die süezen megede reine,
Verse: 10 ob ir dewederiu weine?
Verse: 11 jâ si beide sêre
Verse: 12 durch rehtes jâmers lêre.
Verse: 13 dô si in sus ligen vunden,
Verse: 14 daz von sînen wunden
Verse: 15 der schilt mit bluote swebete,
Verse: 16 si besâhen ob er lebete:
Verse: 17 einiu mit ir klâren hant
Verse: 18 den helm von sînem houpte bant
Verse: 19 und ouch die vinteilen sîn.
Verse: 20 dâ lac ein vil kleinez schiumelîn
Verse: 21 vor sînem rôten munde.
Verse: 22 ze warten si begunde,
Verse: 23 ob er den âtem inder züge
Verse: 24 oder ob er si des lebens trüge.
Verse: 25 daz lac dannoch in strîte.
Verse: 26 ûf sînem kursîte
Verse: 27 von zobele wâren zwei gampilûn,
Verse: 28 als Ilinôt der Bertûn
Verse: 29 mit grôzem prîse wâpen truoc:
Verse: 30 der brâhe werdekeit genuoc
Verse: 1 in der jugende an sîn ende.
Verse: 2 diu maget mir ir hende
Verse: 3 des zobels roufte und habete in dar
Verse: 4 vür sîne nasen: dô nam si war,
Verse: 5 ob der âtem zhâr sô regete,
Verse: 6 daz er sich inder wegete.
Verse: 7 der âtem wart dâ vunden.
Verse: 8 an den selben stunden
Verse: 9 hiez si balde springen,
Verse: 10 ein lûter wazzer bringen:
Verse: 11 ir gespil wol gevar
Verse: 12 brâhte ir daz snellîche dar.
Verse: 13 diu maget schoup ir vingerlîn
Verse: 14 zwischen die zene sîn:
Verse: 15 mit grôzen vuogen daz geschach.
Verse: 16 dô gôz si daz wazzer nâch
Verse: 17 sanfte und aber mêre.
Verse: 18 si engôz iedoch niht sêre,
Verse: 19 unz daz er diu ougen ûf swanc.
Verse: 20 er bôt in dienst und sagete in danc,
Verse: 21 den zwein süezen kinden:
Verse: 22 "daz ir mich soldet vinden
Verse: 23 sus ungezogenlîche ligen!
Verse: 24 ob daz wirt von iu verswigen,
Verse: 25 daz prüeve ich iu vür güete.
Verse: 26 iuwer zuht iuch dran behüete."
Verse: 27 si jâhen: "ir lâget unde liget
Verse: 28 als der des hœsten prîses phliget.
Verse: 29 ir habet den prîs alhie bezalt,
Verse: 30 des ir mit vreuden werdet alt:
Verse: 1 der sic ist iuwer hiute.
Verse: 2 nû trœstet uns armen liute,
Verse: 3 ob iuwern wunden sî alsô
Verse: 4 daz wir mit iu wesen vrô."
Verse: 5 er sprach: "sæht ir mich gerne leben,
Verse: 6 sô sult ir mir helfe geben."
Verse: 7 des bat er die vrouwen:
Verse: 8 "lât mîne wunden schouwen
Verse: 9 etswen der dâ künec mite.
Verse: 10 sol ich begên noch strîtes site,
Verse: 11 sô bindet mînen helm ûf und gêt ir hin:
Verse: 12 den lîp ich gerne wernde bin."
Verse: 13 si jâhen: "ir sît nû strîtes vrî.
Verse: 14 herre, lât uns iu wesen bî:
Verse: 15 wan einiu sol gewinnen
Verse: 16 an vier küneginnen
Verse: 17 daz botenbrôt, ir lebet noch.
Verse: 18 man sol iu bereiten och
Verse: 19 gemach und erzenîe klâr
Verse: 20 und wol mit triuwen nemen war
Verse: 21 mit salben sô gehiure,
Verse: 22 diu vür die quaschiure
Verse: 23 und vür die wunden ein genist
Verse: 24 mit senfte helfeclîchen ist."
Verse: 25 der megede einiu dannen spranc
Verse: 26 sô balde daz si ninder hanc.
Verse: 27 diu brâhte ze hove mære
Verse: 28 daz er bî lebende wære
Verse: 29 und alsô lebelîche,
Verse: 30 "daz er uns vreuden rîche
Verse: 1 mit vreuden machet, ruochets got.
Verse: 2 im ist aber guoter helfe nôt."
Verse: 3 si sprâchen alle: "diê merzîs."
Verse: 4 diu alde küneginne wîs
Verse: 5 ein bette hiez bereiten,
Verse: 6 dâ vür einen teppech breiten
Verse: 7 bî einem guoten viure.
Verse: 8 salben harte tiure,
Verse: 9 wol geworht mit sinne,
Verse: 10 die gewan diu küneginne
Verse: 11 zer quaschiure und ze wunden.
Verse: 12 dô gebôt si an den stunden
Verse: 13 vier juncvrouwen daz si giengen
Verse: 14 und sîn harnas emphiengen,
Verse: 15 daz siz sanfte von im næmen
Verse: 16 und daz si kunden ræmen
Verse: 17 daz er sich des niht dorfte schemen.
Verse: 18 "einen phelle sult ir um iuch nemen
Verse: 19 und entwâpent in in dem schate.
Verse: 20 ob danne gêns sî sîn state,
Verse: 21 daz dolt oder traget in hin
Verse: 22 aldâ ich bî dem bette bin:
Verse: 23 ich warte aldâ der helt sol ligen.
Verse: 24 ob sîn kamph ist sô gedigen
Verse: 25 daz er niht ist ze verhe wunt,
Verse: 26 ich mache in schiere wol gesunt.
Verse: 27 swelh sîn wunde stüende ze verhe,
Verse: 28 daz wære diu vreuden twerhe:
Verse: 29 dâ mite wæren ouch wir erslagen
Verse: 30 und müesten lebendec sterben tragen."
Verse: 1 nû, diz wart alsô getân.
Verse: 2 entwâpent wart her Gâwân
Verse: 3 und dannen geleitet
Verse: 4 und helfe bereitet
Verse: 5 von den die helfen kunden.
Verse: 6 dâ wâren sîner wunden
Verse: 7 vünfzec oder mêre.
Verse: 8 die phîle iedoch niht sêre
Verse: 9 durch die ringe wâren gedrucket:
Verse: 10 der schilt was vür gerucket.
Verse: 11 dô nam diu alde künegîn
Verse: 12 dictam und warmen wîn
Verse: 13 und einen blâwen zindâl:
Verse: 14 dô erstreich si diu bluotes mâl
Verse: 15 ûz den wunden, swâ deheiniu was,
Verse: 16 und bant in sô daz er genas.
Verse: 17 swâ der helm was în gebogen,
Verse: 18 dâ engein daz houbet was erzogen,
Verse: 19 daz man die würfe erkande:
Verse: 20 die quaschiuren si verswande
Verse: 21 mit der salben krefte
Verse: 22 und von ir meisterschefte.
Verse: 23 si sprach: "ich senfte iu schiere.
Verse: 24 Cundrîe la surziere
Verse: 25 ruochet mich sô dicke sehen:
Verse: 26 swaz von erzenîe mac geschehen,
Verse: 27 des tuot si mich gewaldec wol.
Verse: 28 sît Anfortas in jâmers dol
Verse: 29 kom, daz man im helfe warp,
Verse: 30 diu salbe im half daz er niht starp:
Verse: 1 sist von Munsalvæsche komen."
Verse: 2 dô Gâwân hête vernomen
Verse: 3 Munsalvæsche nennen,
Verse: 4 dô begunde er vreude erkennen:
Verse: 5 er wânde er wære dâ nâhe bî.
Verse: 6 dô sprach der ie was valsches vrî,
Verse: 7 Gâwân zer küneginne:
Verse: 8 "vrouwe, mîne sinne,
Verse: 9 die mir wâren entrunnen,
Verse: 10 die habet ir gewunnen
Verse: 11 wider in mîn herze:
Verse: 12 ouch senftet sich mîn smerze.
Verse: 13 swaz ich krefte oder sinne hân,
Verse: 14 die hât iuwer dienestman
Verse: 15 gar von iuwern schulden."
Verse: 16 si sprach: "herre, iuwern hulden
Verse: 17 sul wir uns alle nâhen
Verse: 18 und des mit truiwen gâhen.
Verse: 19 nû volct mir und enredet niht vil.
Verse: 20 eine wurz ich iu geben wil,
Verse: 21 dâ von ir slâfet: dast iu guot.
Verse: 22 ezzens, trinkens keinen muot
Verse: 23 sult ir haben vor der naht.
Verse: 24 sô kumt iu wider iuwer maht,
Verse: 25 sô trite ich iu mit spîse zuo,
Verse: 26 daz ir wol bîtet unz vruo."
Verse: 27 eine wurz si legete in sînen munt:
Verse: 28 dô slief er an der selben stunt.
Verse: 29 wol si sîn mit decke phlac.
Verse: 30 alsus überslief den tac
Verse: 1 der êren rîche und lasters arm,
Verse: 2 lac al sanfte und im was warm.
Verse: 3 etswenne in doch in slâfe vrôs,
Verse: 4 daz er heschete und nôs,
Verse: 5 allez von der salben kraft.
Verse: 6 von vrouwen grôz geselleschaft
Verse: 7 giengen ûz, die andern în.
Verse: 8 die truogen liehten werden schîn.
Verse: 9 Arnîve diu alde
Verse: 10 gebôt mit ir gewalde
Verse: 11 daz ir enkeiniu riefe
Verse: 12 die wîle der helt dâ sliefe.
Verse: 13 si bat ouch den palas
Verse: 14 besliezen: swaz dâ ritter was,
Verse: 15 sarjande, burgære,
Verse: 16 der neheiner disiu mære
Verse: 17 vriesch vor dem andern tage.
Verse: 18 dô kom den vrouwen niuwiu klage.
Verse: 19 sus slief der helt unz an die naht.
Verse: 20 diu künegîn was sô bedâht,
Verse: 21 die wurz si im ûz dem munde nam.
Verse: 22 er erwachte, trinkens in gezam:
Verse: 23 dô hiez dar tragen diu wîse
Verse: 24 trinken und guote spîse.
Verse: 25 er rihte sich ûf unde saz,
Verse: 26 mit guoten vreuden er az.
Verse: 27 vil manec vrouwe vor im stuont.
Verse: 28 im wart nie werder dienest kunt:
Verse: 29 ir dienst mit zühten wart getân.
Verse: 30 dô pruovte mîn her Gâwân
Verse: 1 dise, die und aber jene:
Verse: 2 er was et in der alden sene
Verse: 3 nâch Orgelûsen der klâren.
Verse: 4 wande im in sînen jâren
Verse: 5 kein wîp sô nâhe nie gegienc
Verse: 6 etswâ dâ er minne emphienc
Verse: 7 oder dâ im minne was versaget.
Verse: 8 dô sprach der helt unverzaget
Verse: 9 ze sîner meisterinne,
Verse: 10 der alden küneginne:
Verse: 11 "vrouwe, ez krenkt mir mîne zuht,
Verse: 12 ir meget mirs jehen vür ungenuht,
Verse: 13 suln dise vrouwen vor mir stên:
Verse: 14 gebietet in daz si sitzen gên,
Verse: 15 oder heizt si mit mir ezzen."
Verse: 16 "alhie wirt niht gesezzen
Verse: 17 von ir enkeiner unz an mich.
Verse: 18 herre, si möhten schamen sich,
Verse: 19 solden si iu niht dienen vil,
Verse: 20 wande ir sît unser vreuden zil.
Verse: 21 doch, herre, swaz ir gebietet in,
Verse: 22 daz suln si leisten, habe wir sin."
Verse: 23 die edeln mit der hôhen art
Verse: 24 wâren ir zühte des bewart,
Verse: 25 wande siz mit willen tâten,
Verse: 26 ir süezen munde in bâten
Verse: 27 dâ stêns unz er gæze,
Verse: 28 daz ir enkeiniu sæze.
Verse: 29 dô daz geschach, si giengen wider.
Verse: 30 Gâwân sich legete slâfen nider.
Verse: 1 Swer im nû ruowe næme,
Verse: 2 ob ruowens in gezæme,
Verse: 3 ich wæne, der hetes sünde.
Verse: 4 nâch der âventiure urkünde
Verse: 5 hete er sich garbeitet,
Verse: 6 gehœhet und gebreitet
Verse: 7 sînen prîs mit grôzer nôt.
Verse: 8 swaz der werde Lanzelôt
Verse: 9 ûf der swertbrücke erleit
Verse: 10 und sît mit Meljakanze streit,
Verse: 11 daz was gein dirre nôt ein niht
Verse: 12 und des man Gârele giht,
Verse: 13 dem stolzen künege rîche:
Verse: 14 der alsô ritterlîche
Verse: 15 den lewen von dem palas
Verse: 16 warf, der dâ ze Nantes was,
Verse: 17 Gârel ouchz mezzer holte,
Verse: 18 dâ von er kummer dolte
Verse: 19 in der marmelînen sûl.
Verse: 20 trüege dise phîle ein mûl,
Verse: 21 er wære ze vil geladen dâ mite,
Verse: 22 die Gâwân durch ellens site
Verse: 23 gein sînem verhe snurren liez,
Verse: 24 als in sîn manlîch herze hiez.
Verse: 25 Li Gweiz Preljus der vurt
Verse: 26 und êrec, der Schoidelakurt
Verse: 27 erstreit ab Mabonagrîn,
Verse: 28 der newederz gap sô hôhen pîn,
Verse: 29 noch dô der stolze îwân
Verse: 30 sînen guz niht wolde lân
Verse: 1 ûf der âventiure stein.
Verse: 2 solden dise kummer sîn al ein,
Verse: 3 Gâwâns kummer slüege vür,
Verse: 4 wæge iemen ungemaches kür.
Verse: 5 welhen kummer meine ich nuo?
Verse: 6 ob iuch des diuhte niht ze vruo,
Verse: 7 ich solde in iu benennen gar:
Verse: 8 Orgelûse kom aldar
Verse: 9 in Gâwâns herzen gedanc,
Verse: 10 der ie was zageheite kranc
Verse: 11 und gein dem wâren ellen starc.
Verse: 12 wie kom, daz sich dâ verbarc
Verse: 13 sô grôz wîp in sô kleiner stat?
Verse: 14 si kom einen engen phat
Verse: 15 in Gâwânes herze,
Verse: 16 daz aller sîn smerze
Verse: 17 von disem kummer gar verswant.
Verse: 18 ez was iedoch ein kurziu want,
Verse: 19 dâ sô lanc wîp inne saz,
Verse: 20 der mit triuwen nie vergaz
Verse: 21 sîn dienestlîchez wachen.
Verse: 22 niemen sol des lachen.
Verse: 23 daz sus werlîchen man
Verse: 24 ein wîp enschumfieren kan,
Verse: 25 wochrî woch, waz sol daz sîn?
Verse: 26 dâ tuot vrou Minne ir zürnen schîn
Verse: 27 an dem, der prîs hât bejaget.
Verse: 28 werlîch und unverzaget
Verse: 29 hât si in iedoch vunden.
Verse: 30 gein dem siechen wunden
Verse: 1 solde si gewaltes verdriezen:
Verse: 2 er möhte doch des geniezen,
Verse: 3 daz si in âne sînen danc
Verse: 4 wol gesunden ê betwanc.
Verse: 5 vrou Minne, welt ir prîs bejagen,
Verse: 6 möhtet ir iu doch lâzen sagen,
Verse: 7 iust âne êre dirre strît.
Verse: 8 Gâwân lebete ie sîne zît,
Verse: 9 als iuwer hulde im gebôt:
Verse: 10 daz tet ouch sîn vater Lôt.
Verse: 11 muoterhalp al sîn geslehte
Verse: 12 daz stuont iu gar ze rehte
Verse: 13 sît her von Mazadâne,
Verse: 14 den ze Feimurgâne
Verse: 15 Terredelaschoie vuorte.
Verse: 16 den iuwer kraft dô ruorte,
Verse: 17 Mazadânes nâchkomen,
Verse: 18 von den ist dicke sît vernomen,
Verse: 19 daz ir enkeiner iuch nie verliez.
Verse: 20 îthêr von Gaheviez
Verse: 21 iuwer insigel truoc:
Verse: 22 swâ man vor wîben sîn gewuoc,
Verse: 23 des wolde sich ir keiniu schamen,
Verse: 24 swâ man nande sînen namen,
Verse: 25 ob si der minne ir krefte jach.
Verse: 26 nû prüevet denne, diu in sach:
Verse: 27 der wâren diu rehten mære komen
Verse: 28 an dem iu dienest wart benomen.
Verse: 29 nû tuot ouch Gâwân den tôt,
Verse: 30 als sînem neven Ilinôt,
Verse: 1 den iuwer kraft dar zuo betwanc,
Verse: 2 daz der junge süeze ranc
Verse: 3 nâch werder âmîen,
Verse: 4 von Kanedic Flôrîen.
Verse: 5 sîns vater lant von kinde er vlôch:
Verse: 6 diu selbe künegîn in zôch,
Verse: 7 ze Bertâne er was ein gast.
Verse: 8 Flôrîe in luot mit minnen last,
Verse: 9 daz si in verjagete vür daz lant.
Verse: 10 in ir dienest man in vant
Verse: 11 tôt, als ir wol hât vernomen.
Verse: 12 Gâwâns künne ist dicke komen
Verse: 13 durch minne in herzebæriu sêr.
Verse: 14 ich nenne iu sîner mâge mêr,
Verse: 15 den ouch von minne ist worden wê.
Verse: 16 wes twanc der bluotvarwe snê
Verse: 17 Parzivâles getriuwen lîp?
Verse: 18 daz schuof diu künegîn sîn wîp.
Verse: 19 Gâlôesen und Gahmureten,
Verse: 20 die habet ir beide übertreten,
Verse: 21 daz ir si gâbet an den rê.
Verse: 22 diu junge werde Itonjê
Verse: 23 truoc nâch dem künege Gramoflanz
Verse: 24 mit triuwen stæte minne ganz:
Verse: 25 daz was Gâwâns swester klâr.
Verse: 26 vrou Minne, ir teiltet ouch iuwern vâr
Verse: 27 Sûrdâmûr durch Alexandern.
Verse: 28 die eine und die andern,
Verse: 29 swaz Gâwân künnes ie gewan,
Verse: 30 vrou Minne, die woldet ir niht erlân,
Verse: 1 sie enmüesten dienest gein iu tragen.
Verse: 2 nû welt ir prîs an im bejagen:
Verse: 3 ir soldet kraft gein kreften geben
Verse: 4 und liezet Gâwânen leben
Verse: 5 siech mit sînen wunden
Verse: 6 und twünget die gesunden.
Verse: 7 maneger hât von minnen sanc,
Verse: 8 den nie diu minne alsô getwanc.
Verse: 9 ich möhte nû wol stille dagen:
Verse: 10 ez solden minnære klagen,
Verse: 11 waz dem von Norwæge was,
Verse: 12 dô er der âventiur genas,
Verse: 13 daz in bestuont der minnen schûr
Verse: 14 âne helfe gar ze sûr.
Verse: 15 Er sprach: "ouwê, daz ich ie erkôs
Verse: 16 disiu bette ruowelôs:
Verse: 17 einez hât mich versêret
Verse: 18 und daz ander mir gemêret
Verse: 19 gedanke nâch minne.
Verse: 20 Orgelûse diu herzoginne
Verse: 21 muoz genâde an mir begên,
Verse: 22 ob ich bî vreuden sol bestên."
Verse: 23 vor ungedult er sich sô want,
Verse: 24 daz brast etslîch sîn wunden bant.
Verse: 25 in solhem ungemache er lac.
Verse: 26 nû seht, dô schein ûf in der tac:
Verse: 27 des hete er unsanfte erbiten.
Verse: 28 er hete dâ vor dicke erliten
Verse: 29 mit swerten manegen scharphen strît
Verse: 30 sanfter danne die ruowens zît.
Verse: 1 ob kummer sich gelîche deme,
Verse: 2 swelh minnære den an sich geneme,
Verse: 3 der werde alrêst wol gesunt
Verse: 4 mit phîlen alsus sêre wunt:
Verse: 5 daz tuot im lîhte alsô wê
Verse: 6 als sîn minnen kummer ê.
Verse: 7 Gâwân truoc minne und ander klage.
Verse: 8 dô begundez liuhten von dem tage,
Verse: 9 daz sîner grôzen kerzen schîn
Verse: 10 unnâch sô virrec mohte sîn.
Verse: 11 ûf rihte sich der wîgant.
Verse: 12 dô was sîn lînîn gewant
Verse: 13 nâch wunden und harnas var.
Verse: 14 zuo zim was geleget dar
Verse: 15 hemde und bruoch von buckeram
Verse: 16 (den wehsel er dô gerne nam)
Verse: 17 und eine garnâsche merderîn,
Verse: 18 des selben ein kürsenlîn,
Verse: 19 ob den beiden schurbrant
Verse: 20 von Arrâze aldar gesant.
Verse: 21 zwêne stivâle ouch dâ lâgen,
Verse: 22 die niht grôzer enge phlâgen.
Verse: 23 diu niuwen kleider legete er an.
Verse: 24 dô gienc mîn her Gâwân
Verse: 25 ûz zer kemenâten tür.
Verse: 26 sus gienc er wider unde vür,
Verse: 27 unz er den rîchen palas vant.
Verse: 28 sînen ougen wart nie bekant
Verse: 29 rîcheit, diu dar zuo töhte,
Verse: 30 daz si dem dâ gelîchen möhte.
Verse: 1 ûf durch den palas einesît
Verse: 2 gienc ein gewelbe niht ze wît,
Verse: 3 gegrêdet über den palas hôch:
Verse: 4 sinewel sich daz umme zôch.
Verse: 5 dar ûfe stuont ein klâriu sûl:
Verse: 6 diu was niht von holze vûl,
Verse: 7 si was lieht unde starc,
Verse: 8 sô grôz, vroun Kamillen sarc
Verse: 9 wære drûfe wol gestanden.
Verse: 10 ûz Feirefîzes landen
Verse: 11 brâhtez der wîse Klinschor.
Verse: 12 werc, daz hie stuont enbor,
Verse: 13 sinewel als ein gezelt ez was.
Verse: 14 der meister Jêômetras,
Verse: 15 soldez geworht hân des hant,
Verse: 16 diu kunst wære im unbekant.
Verse: 17 ez was geworht mit liste.
Verse: 18 adamas und ametiste
Verse: 19 (diu âventiure uns wizzen lât),
Verse: 20 topâzje und grânât,
Verse: 21 krisolde, rubîne,
Verse: 22 smârâde, sardîne,
Verse: 23 sus wâren diu venster rîche,
Verse: 24 wît und hôch gelîche.
Verse: 25 als man der venster siule sach,
Verse: 26 der art was obene al daz dach.
Verse: 27 dehein sûl stuont dar unde,
Verse: 28 diu sich gelîchen kunde
Verse: 29 der grôzen sûl, dâ zwischen stuont.
Verse: 30 uns tuot diu âventiure kunt,
Verse: 1 waz diu wunders mohte hân.
Verse: 2 durch schouwen gienc her Gâwân
Verse: 3 ûf daz warthûs eine
Verse: 4 ze manegem tiuren steine.
Verse: 5 dâ vant er solh wunder grôz,
Verse: 6 des in ze sehen niht verdrôz:
Verse: 7 in dûhte, daz im al diu lant
Verse: 8 in der grôzen siule wæren bekant
Verse: 9 und daz diu lant alumme giengen
Verse: 10 und daz mit hurte emphiengen
Verse: 11 die grôzen berge ein ander.
Verse: 12 in der siule vander
Verse: 13 liute rîten unde gên,
Verse: 14 disen loufen, jenen stên.
Verse: 15 in ein venster er gesaz,
Verse: 16 er wolde daz wunder prüeven baz.
Verse: 17 dô kom diu alde Arnîve
Verse: 18 und ir tohter Sangîve
Verse: 19 und ir tohter tohter zwuo.
Verse: 20 die giengen alle viere zuo:
Verse: 21 Gâwân spranc ûf, dô er sie sach.
Verse: 22 diu künegîn Arnîve sprach:
Verse: 23 "herre, ir soldet noch slâfes phlegen.
Verse: 24 habet ir ruowens iuch bewegen,
Verse: 25 dar zuo sît ir ze sêre wunt,
Verse: 26 sol iu ander ungemach sîn kunt."
Verse: 27 dô sprach er: "vrouwe und meisterin,
Verse: 28 mir hât kraft unde sin
Verse: 29 iuwer helfe alsô gegeben,
Verse: 30 daz ich gediene, muoz ich leben."
Verse: 1 diu künegîn sprach: "muoz ich sô spehen,
Verse: 2 daz ir mir, herre, habet verjehen,
Verse: 3 daz ich iuwer meisterinne sî,
Verse: 4 sô küsset dise vrouwen alle drî.
Verse: 5 dâ sît ir lasters an bewart:
Verse: 6 si sint erborn von küneges art."
Verse: 7 dirre bete was er vrô,
Verse: 8 die klâren vrouwen kuste er dô,
Verse: 9 Sangîven und Itonjê
Verse: 10 und die süezen Kundrîê.
Verse: 11 Gâwân saz selbe vünfte nider.
Verse: 12 dô sach er vür unde wider
Verse: 13 an der klâren megede lîp:
Verse: 14 iedoch twanc in des ein wîp,
Verse: 15 diu in sînem herzen lac,
Verse: 16 dirre megede blic ein nebeltac
Verse: 17 was bî Orgelûsen gar.
Verse: 18 diu dûhte et in sô wol gevar,
Verse: 19 von Lôgrois diu herzogin:
Verse: 20 dâ jagete in sîn herze hin.
Verse: 21 nû, diz was ergangen,
Verse: 22 daz Gâwân was emphangen
Verse: 23 von den vrouwen allen drîn.
Verse: 24 die truogen sô liehten süezen schîn
Verse: 25 des lîhte ein herze wære versniten,
Verse: 26 daz ê niht kummers hete erliten.
Verse: 27 ze sîner meisterinne er sprach
Verse: 28 um die sûl, die er dâ sach,
Verse: 29 daz si im sagete mære,
Verse: 30 von welher art diu wære.
Verse: 1 dô sprach si: "herre, dirre stein
Verse: 2 bî tage und alle nehte schein,
Verse: 3 sît er mir êrste wart erkant.
Verse: 4 alum sehs mîle in daz lant,
Verse: 5 swaz in dem zil geschiht,
Verse: 6 in dirre siule man daz siht,
Verse: 7 in wazzer und ûf velde.
Verse: 8 des ist er wâriu melde:
Verse: 9 ez sî vogel oder tier,
Verse: 10 der gast und der fôrehtier,
Verse: 11 die vremden und die kunden,
Verse: 12 die hât man drinne vunden.
Verse: 13 über sehs mîle gêt sîn glanz.
Verse: 14 er ist sô veste und ouch sô ganz,
Verse: 15 daz in mit starken sinnen
Verse: 16 kunde nie gewinnen
Verse: 17 weder hamer noch der smit.
Verse: 18 er wart verstoln ze Tabronit
Verse: 19 der künegîn Sekundillen,
Verse: 20 ich wæne des, âne ir willen."
Verse: 21 Gâwân an den zîten
Verse: 22 sach in der siule rîten:
Verse: 23 einen ritter und eine vrouwen
Verse: 24 mohte er dâ beidiu schouwen.
Verse: 25 dô dûhte in diu vrouwe klâr,
Verse: 26 man und ors gewâpent gar
Verse: 27 und der helm gezimieret.
Verse: 28 si kômen geheistieret
Verse: 29 durch die passâschen ûf den plân.
Verse: 30 nâch im diu reise wart getân.
Verse: 1 si kômen die strâzen durch daz muor,
Verse: 2 als Lischois der stolze vuor,
Verse: 3 den er enschumfierte.
Verse: 4 diu vrouwe kondewierte
Verse: 5 den ritter mit dem zoume her:
Verse: 6 tjostieren was sîn ger.
Verse: 7 Gâwân sich umme kêrte,
Verse: 8 sînen kummer er gemêrte.
Verse: 9 in dûhte, diu sûl hete in betrogen:
Verse: 10 dô sach er vür ungelogen
Verse: 11 Orgelûsen de Lôgrois
Verse: 12 und einen ritter kurtois
Verse: 13 gein dem urvar ûf den wasen.
Verse: 14 ist diu nieswurz in der nasen
Verse: 15 dræte unde strenge,
Verse: 16 durch sîn herze enge
Verse: 17 kom alsus diu herzogîn,
Verse: 18 durch sîniu ougen obene în.
Verse: 19 gein minne helfelôs ein man,
Verse: 20 ouwê, daz ist her Gâwân.
Verse: 21 ze sîner meisterinne er sprach,
Verse: 22 dô er den ritter komen sach:
Verse: 23 "vrouwe, dort vert ein ritter her
Verse: 24 mit ûf gerihtem sper,
Verse: 25 der wil suochens niht erwinden.
Verse: 26 ouch sol sîn suochen vinden,
Verse: 27 sît er ritterschefte gert:
Verse: 28 strîtes ist er von mir gewert.
Verse: 29 saget mir, wer mac diu vrouwe sîn?"
Verse: 30 si sprach:" daz ist diu herzogîn,
Verse: 1 von Lôgrois diu klâre.
Verse: 2 wem kunt si sus ze vâre?
Verse: 3 der turkoite ist mit ir komen,
Verse: 4 von dem sô dicke ist vernomen,
Verse: 5 daz sîn herze ist unverzaget.
Verse: 6 er hât mit spern prîs bejaget,
Verse: 7 es wæren gehêret driu lant.
Verse: 8 gein sîner werlîchen hant
Verse: 9 sult ir strîten mîden nuo.
Verse: 10 strîten ist iu gar ze vruo:
Verse: 11 ir sît ûf strît ze sêre wunt.
Verse: 12 ob ir halt wæret wol gesunt,
Verse: 13 ir soldet doch strîten gein im lân."
Verse: 14 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 15 "ir jeht, ich sül hie herre sîn:
Verse: 16 swer denne ûf al die êre mîn
Verse: 17 ritterschaft sô nâhe suochet,
Verse: 18 sît er strîtes geruochet,
Verse: 19 vrouwe, ich sol mîn harnas hân."
Verse: 20 des wart grôz weinen dâ getân
Verse: 21 von den vrouwen allen vieren.
Verse: 22 si sprâchen:" welt ir zieren
Verse: 23 iuwer sælde und iuwern prîs,
Verse: 24 sô strîtet niht deheinen wîs.
Verse: 25 læget ir dâ vor im tôt,
Verse: 26 alrêst wüehse unser nôt:
Verse: 27 sult aber ir vor im genesen,
Verse: 28 welt ir in harnase wesen,
Verse: 29 iu nement iuwer êrsten wundenz leben:
Verse: 30 sô sîn wir an den tôt gegeben."
Verse: 1 Gâwân sus mit kummer ranc:
Verse: 2 ir muget wol hœren, waz in twanc.
Verse: 3 vür schande hete er an sich genomen
Verse: 4 des werden turkoiten komen:
Verse: 5 in twungen ouch wunden sêre
Verse: 6 und diu minne michels mêre
Verse: 7 und der vier vrouwen riuwe,
Verse: 8 wande er sach an in triuwe.
Verse: 9 er bat si weinen verbern.
Verse: 10 sîn munt dar zuo begunde gern
Verse: 11 harnas, ors unde swert.
Verse: 12 die vrouwen klâr unde wert
Verse: 13 vuorten Gâwânen wider.
Verse: 14 er bat si vor im gên dar nider,
Verse: 15 dâ die andern vrouwen wâren,
Verse: 16 die süezen und die klâren.
Verse: 17 Gâwân ûf sîns strîtes vart
Verse: 18 balde aldâ gewâpent wart
Verse: 19 mit weinden liehten ougen:
Verse: 20 si tâtenz alsô tougen,
Verse: 21 daz niemen vriesch diu mære,
Verse: 22 niwan der kamerære,
Verse: 23 der hiez sîn ors erstrîchen.
Verse: 24 Gâwân begunde slîchen,
Verse: 25 aldâ Gringuljete stuont.
Verse: 26 doch was er sô sêre wunt,
Verse: 27 den schilt er kûme dar getruoc.
Verse: 28 der was dürkel ouch genuoc.
Verse: 29 ûfz ors saz her Gâwân.
Verse: 30 dô kêrte er von der burc her dan
Verse: 1 gein sînem getriuwen wirte.
Verse: 2 der in vil wênec irte
Verse: 3 alles, des sîn wille gerte,
Verse: 4 eins spers er in gewerte,
Verse: 5 daz was starc und unbeschaben.
Verse: 6 er hete ir manegez ûf erhaben
Verse: 7 dort anderhalben ûf sînem plân.
Verse: 8 dô bat in mîn her Gâwân
Verse: 9 überverte schiere:
Verse: 10 in einem ussiere
Verse: 11 vuorte er in über an daz lant,
Verse: 12 dâ er den turkoiten vant
Verse: 13 wert unde hôchgemuot.
Verse: 14 er was vor schanden alsô behuot,
Verse: 15 daz missewende an im verswant.
Verse: 16 sîn prîs was sô hôch erkant,
Verse: 17 swer gein im tjostierens phlac,
Verse: 18 daz der hinderm orse lac
Verse: 19 von sîner tjoste valle.
Verse: 20 sus hete er sie alle,
Verse: 21 die gein im ie durch prîs geriten,
Verse: 22 mit tjostieren überstriten.
Verse: 23 ouch tet sich ûz der degen wert,
Verse: 24 daz er mit spern sunder swert
Verse: 25 hôhen prîs wolde erben
Verse: 26 oder sînen prîs verderben:
Verse: 27 swer den prîs bezalte,
Verse: 28 daz er in mit tjoste valte,
Verse: 29 dâ würde er âne wer gesehen,
Verse: 30 dem wolde er sicherheit verjehen.
Verse: 1 Gâwân vriesch diu mære
Verse: 2 von der tjoste phandære.
Verse: 3 Plipalinôt nam alsô phant:
Verse: 4 swelh tjoste wart aldâ bekant,
Verse: 5 daz einer viel, der ander saz,
Verse: 6 sô emphienc er âne ir beider haz
Verse: 7 dises vlust und jenes gewin:
Verse: 8 ich meine daz ors, daz zôch er hin.
Verse: 9 er enruochte, striten si genuoc:
Verse: 10 swer prîs oder laster truoc,
Verse: 11 des liez er jehen die vrouwen.
Verse: 12 si mohtenz dicke schouwen.
Verse: 13 Gâwânen er vaste sitzen bat.
Verse: 14 er zôch imz ors an den stat,
Verse: 15 er bôt im schilt unde sper.
Verse: 16 hie kom der turkoite her,
Verse: 17 kalopierende als ein man,
Verse: 18 der sîne tjoste mezzen kan
Verse: 19 weder ze hôch noch ze nider.
Verse: 20 Gâwân kom gein im hin wider.
Verse: 21 von Munsalvæsche Gringuljete
Verse: 22 tet nâch Gâwânes bete,
Verse: 23 als ez der zoum gelêrte.
Verse: 24 ûf den plân er kêrte.
Verse: 25 hurtâ, lât die tjoste tuon.
Verse: 26 hie kom des künec Lôtes sun
Verse: 27 manlîch und âne herzen schric.
Verse: 28 wâ hât diu helmsnuor ir stric?
Verse: 29 des turkoiten tjost in traf aldâ.
Verse: 30 Gâwân ruorte in anderswâ,
Verse: 1 durch die barbiere.
Verse: 2 man wart wol innen schiere,
Verse: 3 wer dâ gevelles was sîn wer.
Verse: 4 an dem kurzen starken sper
Verse: 5 den helm emphienc her Gâwân:
Verse: 6 hin reit der helm, hie lac der man.
Verse: 7 der werdekeit ein bluome ie was,
Verse: 8 unz er verdacte alsus daz gras
Verse: 9 mit valle von der tjoste,
Verse: 10 sîner zimierde koste
Verse: 11 im touwe mit den bluomen striten.
Verse: 12 Gâwân kom ûf in geriten,
Verse: 13 unz er im sicherheit verjach.
Verse: 14 der verje nâch dem orse sprach.
Verse: 15 daz was sîn reht: wer lougent des?
Verse: 16 "ir vreutet iuch gerne, wesset ir wes,"
Verse: 17 sprach Orgelûse diu klâre
Verse: 18 Gâwâne aber ze vâre,
Verse: 19 "durch daz des starken lewen vuoz
Verse: 20 in iuwerm schilte iu volgen muoz.
Verse: 21 nû wænt ir, iu sî prîs geschehen,
Verse: 22 sît dise vrouwen hânt gesehen
Verse: 23 iuwer tjost alsô getân.
Verse: 24 wir müezen iuch bî vreuden lân,
Verse: 25 sît ir des der geile,
Verse: 26 ob Lît Marveile
Verse: 27 sô kleine sich hât gerochen.
Verse: 28 iust doch der schilt zebrochen,
Verse: 29 als ob iu strît sül wesen kunt.
Verse: 30 ir sît ouch lîhte ze sêre wunt
Verse: 1 ûf strîtes gedense:
Verse: 2 daz tæte iu wê zer gense.
Verse: 3 iu mac durch rüemen wesen liep
Verse: 4 der schilt dürkel als ein sip,
Verse: 5 den iu sô manec phîl zebrach.
Verse: 6 an disen zîten ungemach
Verse: 7 muget ir gerne vliehen.
Verse: 8 lât iu den vinger ziehen:
Verse: 9 rîtet wider ûf zen vrouwen.
Verse: 10 wie getörstet ir geschouwen
Verse: 11 strît, den ich werben solde,
Verse: 12 ob iuwer herze wolde
Verse: 13 mir dienen nâch minne."
Verse: 14 er sprach zer herzoginne:
Verse: 15 "vrouwe, hân ich wunden,
Verse: 16 die hânt hie helfe vunden.
Verse: 17 ob iuwer helfe kan gezemen,
Verse: 18 daz ir mîn dienest ruochet nemen,
Verse: 19 sô wart nie nôt sô herte erkant,
Verse: 20 ich ensî ze dienste iu dar benant."
Verse: 21 si sprach:"ich lâze iuch rîten,
Verse: 22 mêr nâch prîse strîten
Verse: 23 mit mir geselleclîche."
Verse: 24 des wart an vreuden rîche
Verse: 25 der stolze werde Gâwân.
Verse: 26 den turkoiten sande er dan
Verse: 27 mit sînem wirt Plipalinôt:
Verse: 28 ûf die burc er enbôt,
Verse: 29 daz sîn mit wirde næmen war
Verse: 30 al die vrouwen wol gevar.
Verse: 1 Gâwâns sper was ganz beliben,
Verse: 2 swie beidiu ors wæren getriben
Verse: 3 mit sporn ûf tjoste hurte:
Verse: 4 in sîner hant erz vuorte
Verse: 5 von der liehten ouwe.
Verse: 6 des weinde manec vrouwe,
Verse: 7 daz sîn reise aldâ von in geschach.
Verse: 8 diu künegîn Arnîve sprach:
Verse: 9 "unser trôst hât im erkorn
Verse: 10 sîner ougen senfte, sherzen dorn.
Verse: 11 ouwê, daz er nû volget sus
Verse: 12 gein Li Gweiz Preljus
Verse: 13 Orgelûsen der herzogin!
Verse: 14 daz ist sîner wunden ungewin."
Verse: 15 vier hundert vrouwen wâren in klage:
Verse: 16 er reit von in nâch prîses bejage.
Verse: 17 swaz im an sînen wunden war,
Verse: 18 die nôt hete erwendet gar
Verse: 19 Orgelûsen varwe glanz.
Verse: 20 si sprach:"ir sult mir einen kranz
Verse: 21 von eines boumes rîse
Verse: 22 gewinnen, dar um ich prîse
Verse: 23 iuwer tat: welt ir michs wern,
Verse: 24 sô muget ir mîner minne gern."
Verse: 25 dô sprach er: "vrouwe, swâ daz rîs
Verse: 26 stêt, daz sô hôhen prîs
Verse: 27 mir ze sælden mac bejagen,
Verse: 28 daz ich iu, vrouwe, müeze klagen
Verse: 29 nâch iuwern hulden mîne nôt,
Verse: 30 daz briche ich, ob mich læt der tôt."
Verse: 1 swaz dâ stuonden bluomen lieht,
Verse: 2 die wâren gein dirre varwe ein niht,
Verse: 3 die Orgelûse brâhte.
Verse: 4 Gâwân an si dâhte,
Verse: 5 sô daz sîn êrste ungemach
Verse: 6 im deheines kummers jach.
Verse: 7 sus reit si mit ir gaste
Verse: 8 von der burc wol eine raste,
Verse: 9 eine strâzen wît und sleht
Verse: 10 vür ein klârez fôreht.
Verse: 11 der art des boume muosten sîn,
Verse: 12 temrîs und prisîn:
Verse: 13 daz was der Klinschores walt.
Verse: 14 Gâwân der degen balt
Verse: 15 sprach: "vrouwe, wâ briche ich den kranz,
Verse: 16 des mîn dürkel vreude werde ganz?"
Verse: 17 er solde si et hân gediuhet nider
Verse: 18 als dicke ist geschehen sider
Verse: 19 maneger klâren vrouwen.
Verse: 20 si sprach: "ich lâze iuch schouwen,
Verse: 21 aldâ ir prîs meget behaben."
Verse: 22 über velt gein einem graben
Verse: 23 riten si sô nâhen,
Verse: 24 des kranzes boum si sâhen.
Verse: 25 dô sprach si: "herre, jenen stam
Verse: 26 den heiet, der mir vreude nam:
Verse: 27 brinct ir mir dar abe ein rîs,
Verse: 28 nie ritter alsô hôhen prîs
Verse: 29 mit dienst erwarp durch minne."
Verse: 30 sus sprach diu herzoginne:
Verse: 1 "hie wil ich mîne reise sparn.
Verse: 2 got waldes, welt ir vürbaz varn,
Verse: 3 sô ensult irz niht lengen.
Verse: 4 ellenthaftez sprengen
Verse: 5 müezet ir zorse tuon alsus
Verse: 6 über Li Gweiz Preljus."
Verse: 7 si habete al stille ûf dem plân.
Verse: 8 vürbaz reit her Gâwân:
Verse: 9 er erhôrte eins dræten wazzers val,
Verse: 10 daz hete durchbrochen wît ein tal,
Verse: 11 tief, ungeverteclîche.
Verse: 12 Gâwân der ellens rîche
Verse: 13 nam daz ors mit den sporn.
Verse: 14 ez treip der degen wol geborn,
Verse: 15 daz ez mit zwein vüezen trat
Verse: 16 hin über an den andern stat:
Verse: 17 der sprunc mit valle muoste sîn.
Verse: 18 des weinde iedoch diu herzogîn:
Verse: 19 der wâc was snel unde grôz.
Verse: 20 Gâwân sîner kraft genôz,
Verse: 21 doch truoc er harnases last.
Verse: 22 dô was eines boumes ast
Verse: 23 gewahsen in den wazzers trân:
Verse: 24 den begreif der starke man,
Verse: 25 wande er dennoch gerne lebete.
Verse: 26 sîn sper dâ bî im swebete,
Verse: 27 daz begreif der wîgant.
Verse: 28 er steic hin ûf an daz lant.
Verse: 29 Gringuljete swam obe und unde,
Verse: 30 dem er helfen dô begunde.
Verse: 1 daz ors sô verre hin nider vlôz,
Verse: 2 des loufens in dar nâch verdrôz,
Verse: 3 wande er swære harnas truoc.
Verse: 4 er hete wunden ouch genuoc.
Verse: 5 nû treip ez ein werve her,
Verse: 6 daz erz erreichte mit dem sper,
Verse: 7 aldâ der regen und des guz
Verse: 8 erbrochen hete wîten vluz
Verse: 9 an einer tiefen halden.
Verse: 10 daz uover was gespalden,
Verse: 11 daz Gringuljeten nerte.
Verse: 12 mit dem sper erz kêrte
Verse: 13 sô nâhe her zuo an daz lant,
Verse: 14 den zoum ergreif er mit der hant.
Verse: 15 sus zôch mîn her Gâwân
Verse: 16 daz ors hin ûz ûf den plân.
Verse: 17 ez schutte sich, dô ez genas.
Verse: 18 der schilt dâ niht bestanden was:
Verse: 19 er gurte dem orse und nam den schilt.
Verse: 20 swen sîns kummers niht bevilt,
Verse: 21 daz lâze ich sîn: er hete doch nôt,
Verse: 22 sît ez diu minne im gebôt.
Verse: 23 Orgelûse diu glanze
Verse: 24 in jagete nâch dem kranze:
Verse: 25 daz was ein ellenthaftiu vart.
Verse: 26 der boum was alsô bewart,
Verse: 27 wæren Gâwâns zwêne, die müesten ir leben
Verse: 28 um den kranz hân gegeben:
Verse: 29 des phlac der künec Gramoflanz.
Verse: 30 Gâwân brach iedoch den kranz.
Verse: 1 daz wazzer hiez Sabîns.
Verse: 2 Gâwân holte unsenften zins,
Verse: 3 dô er undz ors drîn bleste.
Verse: 4 swie Orgelûse gleste,
Verse: 5 ich wolde ir minne alsô niht nemen:
Verse: 6 ich weiz wol, wes mich sol gezemen.
Verse: 7 dô Gâwân daz rîs gebrach
Verse: 8 und der kranz wart des helmes dach,
Verse: 9 ez reit zuo zim ein ritter klâr.
Verse: 10 dem wâren sîner zîte jâr
Verse: 11 weder ze kurz noch ze lanc.
Verse: 12 sîn muot durch hôchvart in twanc,
Verse: 13 swie vil im ein man tet leit,
Verse: 14 daz er doch mit dem niht streit,
Verse: 15 ir enwæren zwêne oder mêr.
Verse: 16 sîn hôhez herze was sô hêr,
Verse: 17 swaz im tet ein man,
Verse: 18 den wolde er âne strît doch lân.
Verse: 19 fil li roi îrôt
Verse: 20 Gâwân guoten morgen bôt:
Verse: 21 daz was der künec Gramoflanz.
Verse: 22 dô sprach er: "herre, um disen kranz
Verse: 23 hân ich iu doch niht gar verzigen.
Verse: 24 mîn grüezen wære noch gar verswigen,
Verse: 25 ob iuwer zwêne wæren,
Verse: 26 die daz niht verbæren,
Verse: 27 si enholten hie durch hôhen prîs
Verse: 28 ab mînem boume alsus ein rîs:
Verse: 29 die müesten strît emphâhen.
Verse: 30 daz sol mir sus versmâhen."
Verse: 1 ungerne ouch Gâwân mit im streit:
Verse: 2 der künec unwerlîche reit.
Verse: 3 doch vuorte der degen mære
Verse: 4 einen mûzersparwære,
Verse: 5 der stuont ûf sîner klâren hant.
Verse: 6 Itonjê hete in im gesant,
Verse: 7 Gâwâns süeziu swester.
Verse: 8 phæwîn von Sinzester
Verse: 9 ein huot ûf sînem houpte was.
Verse: 10 von samît grüene als ein gras
Verse: 11 der künec einen mantel vuorte,
Verse: 12 daz vaste ûf die erden ruorte
Verse: 13 iewederthalp die orte sîn.
Verse: 14 diu veder was lieht hermîn.
Verse: 15 niht ze grôz, doch starc genuoc
Verse: 16 was ein phert, daz den künec truoc,
Verse: 17 an pherdes schœne niht betrogen,
Verse: 18 von Tenemarken dar gezogen
Verse: 19 oder brâht ûf dem mer.
Verse: 20 der künec reit âne alle wer,
Verse: 21 wande er vuorte swertes niht.
Verse: 22 "iuwer schilt iu strîtes giht"
Verse: 23 sus sprach der künec Gramoflanz.
Verse: 24 "iuwers schiltes ist sô wênec ganz:
Verse: 25 Lît Marveile
Verse: 26 ist worden iu ze teile.
Verse: 27 ir habet die âventiure erliten,
Verse: 28 diu mîn solde hân erbiten,
Verse: 29 wan daz der wîse Klinschor
Verse: 30 mir mit vriden gienc ie vor
Verse: 1 und daz ich gein ir krieges phlige,
Verse: 2 diu den wâren minnen sige
Verse: 3 mit klârheit hât behalden.
Verse: 4 si kan noch zornes walden
Verse: 5 gein mir. ouch twinget si des nôt:
Verse: 6 Zidegasten sluoc ich tôt,
Verse: 7 in selbe vierden, ir werden man.
Verse: 8 Orgelûsen vuorte ich dan,
Verse: 9 ich bôt ir krône und al mîn lant:
Verse: 10 swaz ir dienstes bôt mîn hant,
Verse: 11 dâ kêrte si engein ir herzen vâr.
Verse: 12 mit vlêhen hête ich si ein jâr:
Verse: 13 ich enkunde ir minne nie bejagen.
Verse: 14 ich muoz iu herzenlîche klagen:
Verse: 15 ich weiz wol, daz si iu minne bôt,
Verse: 16 sît ir hie werbet mînen tôt.
Verse: 17 wært ir nû selbe ander komen,
Verse: 18 ir möhtet mirz leben hân benomen
Verse: 19 oder ir wæret beide erstorben:
Verse: 20 daz hetet ir drum erworben.
Verse: 21 mîn herze nâch ander minne gêt,
Verse: 22 dâ helfe an iuwern genâden stêt:
Verse: 23 sît ir ze Terre Marveile sît
Verse: 24 herre worden (iuwer strît
Verse: 25 hât iu prîs behalden),
Verse: 26 welt ir nû güete walden,
Verse: 27 sô helfet mir um eine maget.
Verse: 28 nâch der mîn herze kummer klaget,
Verse: 29 diu ist des künec Lôtes kint.
Verse: 30 alle, die ûf erden sint,
Verse: 1 si engetwüngen mich sô sêre nie.
Verse: 2 ich hân ir kleinœte alhie:
Verse: 3 nû gelobet ouch mîn dienest dar
Verse: 4 gein der megede wol gevar.
Verse: 5 ouch getrûwe ich wol, si sî mir holt,
Verse: 6 wande ich hân nôt durch si gedolt,
Verse: 7 sît Orgelûse diu rîche
Verse: 8 mit worten herzenlîche
Verse: 9 ir minne mir versagete.
Verse: 10 ob ich sît prîs bejagete,
Verse: 11 mir würde wol oder wê,
Verse: 12 daz schuof diu werde Intonjê.
Verse: 13 ich enhân ir leider niht gesehen.
Verse: 14 wil iuwer trôst mir helfe jehen,
Verse: 15 sô brinct diz kleine vingerlîn
Verse: 16 der klâren süezen vrouwen mîn.
Verse: 17 ir sît hie strîtes ledec gar,
Verse: 18 ez enwære grœzer iuwer schar,
Verse: 19 zwêne oder mêre.
Verse: 20 wer jæhe mir des vür êre,
Verse: 21 ob ich iuch slüege oder sicherheit
Verse: 22 twünge? den strît mîn hant ie meit."
Verse: 23 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 24 "ich bin doch werlîch ein man.
Verse: 25 woldet ir des niht prîs bejagen,
Verse: 26 würde ich von iuwer hant erslagen,
Verse: 27 sô enhân ouch ichs deheinen prîs,
Verse: 28 daz ich gebrochen hân diz rîs.
Verse: 29 wer jæhe mirs vür êre grôz,
Verse: 30 ob ich iuch slüege alsus blôz?
Verse: 1 ich wil iuwer bote sîn:
Verse: 2 gebet mir her daz vingerlîn
Verse: 3 und lât mich iuwern dienest sagen
Verse: 4 und iuwern kummer niht verdagen."
Verse: 5 der künec des dancte sêre.
Verse: 6 Gâwân vrâcte in mêre:
Verse: 7 "sît iu versmâhet gein mir strît,
Verse: 8 nû saget mir, herre, wer ir sît."
Verse: 9 "ir ensult ez niht vür laster doln,"
Verse: 10 sprach der künec, "mîn name ist iu unverholn.
Verse: 11 mîn vater der hiez îrot,
Verse: 12 den ersluoc der künec Lôt.
Verse: 13 ich binz der künec Gramoflanz.
Verse: 14 mîn hôhez herze ie was sô ganz,
Verse: 15 daz ich ze keinen zîten
Verse: 16 nimmer wil gestrîten,
Verse: 17 swaz mir tæte ein man,
Verse: 18 wan einer, heizet Gâwân,
Verse: 19 von dem ich prîs hân vernomen,
Verse: 20 daz ich gerne gein im wolde komen
Verse: 21 ûf strît durch mîne riuwe.
Verse: 22 sîn vater der brach triuwe:
Verse: 23 im gruoze er mînen vater sluoc.
Verse: 24 ich hân ze sprechen dar genuoc.
Verse: 25 nû ist Lôt erstorben
Verse: 26 und hât Gâwân erworben
Verse: 27 solhen prîs vor ûz besunder,
Verse: 28 daz ob der tavelrunder
Verse: 29 im prîses niemen gelîchen mac.
Verse: 30 ich gelebe noch gein im strîtes tac."
Verse: 1 dô sprach des werden Lôtes sun:
Verse: 2 "welt ir daz ze liebe tuon
Verse: 3 iuwer vriundîn, obz diu ist,
Verse: 4 daz ir sus valschlîchen list
Verse: 5 von ir vater kunnet sagen
Verse: 6 und dar zuo gerne hetet erslagen
Verse: 7 ir bruoder, sôst si ein übel maget,
Verse: 8 daz si den site an iu niht klaget.
Verse: 9 kunde si tohter und swester sîn,
Verse: 10 sô wære si ir beider vogetîn,
Verse: 11 daz ir verbæret disen haz.
Verse: 12 wie stüende iuwerm sweher daz,
Verse: 13 hete er triuwe zebrochen?
Verse: 14 habet ir des niht gerochen,
Verse: 15 daz ir in tôt gein valsche saget?
Verse: 16 sîn sun ist des unverzaget,
Verse: 17 in sol des niht verdriezen,
Verse: 18 mac er niht geniezen
Verse: 19 sîner swester wol gevar,
Verse: 20 ze phande er gît sich selben dar.
Verse: 21 herre, ich heize Gâwân.
Verse: 22 swaz iu mîn vater hât getân,
Verse: 23 daz rechet an mir: er ist tôt.
Verse: 24 ich sol vür sîn lasters nôt,
Verse: 25 hân ich werdeclîchez leben,
Verse: 26 ûf kamph vür in ze gîsel geben."
Verse: 27 dô sprach der künec: "sît ir daz,
Verse: 28 dar ich trage unverkornen haz,
Verse: 29 sô tuot mir iuwer werdekeit
Verse: 30 beidiu liep unde leit.
Verse: 1 ein dinc tuot mir an iu wol,
Verse: 2 daz ich mit iu strîten sol.
Verse: 3 ouch ist iu hôher prîs geschehen,
Verse: 4 daz ich iu einem hân verjehen
Verse: 5 gein iu ze kamphe komende.
Verse: 6 ist uns ze prîse vromende,
Verse: 7 ob wir werde vrouwen
Verse: 8 den kamph lâzen schouwen,
Verse: 9 vünfzehen hundert bringe ich dar:
Verse: 10 ir habet ouch eine klâre schar
Verse: 11 ûf Schastel Marveile,
Verse: 12 iu bringet ziuwerm teile
Verse: 13 iuwer œheim Artus
Verse: 14 von einem lande, daz alsus,
Verse: 15 Löver, ist genennet.
Verse: 16 habet ir die stat erkennet,
Verse: 17 Bems bî der Korkâ?
Verse: 18 diu massenîe ist elliu dâ:
Verse: 19 von hiute über den ahten tac
Verse: 20 mit grôzer schoie er komen mac.
Verse: 21 von hiute am sehzehenden tage
Verse: 22 kum ich durch mîn alde klage
Verse: 23 ûf den plân ze Jôflanze
Verse: 24 nâch gelte disem kranze."
Verse: 25 der künec Gâwân mit im bat
Verse: 26 ze Rosche Sabînes in die stat:
Verse: 27 "ir enmuget niht ander brücken hân."
Verse: 28 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 29 "ich wil hin wider alsô her:
Verse: 30 anders leiste ich iuwer ger."
Verse: 1 si gâben fîanze,
Verse: 2 daz si ze Jôflanze
Verse: 3 mit rittern und mit vrouwen her
Verse: 4 kœmen durch ir zweier wer,
Verse: 5 alsô was benant daz tagedinc,
Verse: 6 si zwêne al eine ûf einen rinc.
Verse: 7 sus schiet mîn her Gâwân
Verse: 8 dannen von dem werden man:
Verse: 9 mit vreuden er leischierte,
Verse: 10 der kranz in zimierte.
Verse: 11 er wolde daz ors niht ûf enthaben,
Verse: 12 mit sporn treip erz an den graben.
Verse: 13 Gringuljete nam bezîte
Verse: 14 sînen sprunc sô wîte,
Verse: 15 daz Gâwân vallen gar vermeit.
Verse: 16 zuo zim diu herzoginne reit,
Verse: 17 aldâ der helt erbeizet was
Verse: 18 von dem orse ûf ein gras
Verse: 19 und er dem orse gurte.
Verse: 20 ze sîner antwurte
Verse: 21 erbeizte snellîche
Verse: 22 diu herzoginne rîche.
Verse: 23 gein sînen vuozen si sich bôt.
Verse: 24 dô sprach si: "herre, solher nôt,
Verse: 25 als ich hân an iuch gegert,
Verse: 26 der wart nie mîn wirde wert.
Verse: 27 vür wâr mir iuwer arbeit
Verse: 28 vüeget solhiu herzeleit,
Verse: 29 diu emphâhen sol getriuwez wîp
Verse: 30 um ir lieben vriundes lîp."
Verse: 1 dô sprach er: "vrouwe, ist daz wâr,
Verse: 2 daz ir mich grüezet âne vâr,
Verse: 3 sô næhet ir dem prîse.
Verse: 4 ich bin doch wol sô wîse:
Verse: 5 ob der schilt sîn reht sol hân,
Verse: 6 an dem hât ir missetân.
Verse: 7 des schiltes ammet ist sô hôch,
Verse: 8 daz er von spotte ie sich gezôch,
Verse: 9 swer ritterschaft ze rehte phlac.
Verse: 10 vrouwe, ob ich sô sprechen mac,
Verse: 11 swer mich dâ bî hât gesehen,
Verse: 12 der muoz mir ritterschefte jehen.
Verse: 13 etswenne irs anders jâhet,
Verse: 14 sît ir mich êrest sâhet:
Verse: 15 daz lâze ich sîn, nemt hin den kranz.
Verse: 16 ir sult durch iuwer varwe glanz
Verse: 17 neheinem ritter mêre
Verse: 18 erbieten solh unêre.
Verse: 19 solde iuwer spot wesen mîn,
Verse: 20 ich wolde ê âne minne sîn."
Verse: 21 diu klâre und diu rîche
Verse: 22 sprach weinde herzenlîche:
Verse: 23 "herre, als ich iu nôt gesage,
Verse: 24 waz ich der im herzen trage,
Verse: 25 sô gebet ir jâmers mir gewin.
Verse: 26 gein swem sich krenket mîn sin,
Verse: 27 der solz durch zuht verkiesen.
Verse: 28 ich enmac niemêr verliesen
Verse: 29 vreuden, denne ich hân verlorn
Verse: 30 an Zidegaste dem ûz erkorn.
Verse: 1 mîn klâre süeze bêâs âmîs,
Verse: 2 sô durchliuhtec was sîn prîs
Verse: 3 mit rehter werdekeite ger,
Verse: 4 ez wære dirre oder der,
Verse: 5 die muoter ie gebâren
Verse: 6 bî sîner zîte jâren,
Verse: 7 die muosten im jehen werdekeit,
Verse: 8 die ander prîs nie überstreit.
Verse: 9 er was ein quecbrunne der tugent,
Verse: 10 mit alsô berhafter jugent
Verse: 11 bewart vor valscher phlihte.
Verse: 12 ûz der vinster gein dem liehte
Verse: 13 hete er sich enblecket,
Verse: 14 sînen prîs sô hôch gestecket,
Verse: 15 daz in niemen kunde erreichen,
Verse: 16 den valscheit möhte erweichen.
Verse: 17 sîn prîs hôch wahsen kunde,
Verse: 18 daz die andern wâren drunde,
Verse: 19 ûz sînes herzen kernen.
Verse: 20 wie loufet ob al den sternen
Verse: 21 der snelle Saturnus?
Verse: 22 der triuwe ein monîzirus,
Verse: 23 sît ich die wârheit sprechen kan,
Verse: 24 sus was mîn erwünschet man.
Verse: 25 daz tier die megede solden klagen:
Verse: 26 ez wirt durch reinekeit erslagen.
Verse: 27 ich was sîn herze, er was mîn lîp.
Verse: 28 den verlôs ich vlüstebærez wîp:
Verse: 29 in sluoc der künec Gramoflanz,
Verse: 30 von dem ir vüeret disen kranz.
Verse: 1 herre, ob ich iu leide sprach,
Verse: 2 von den schulden daz geschach,
Verse: 3 daz ich versuochen wolde,
Verse: 4 ob ich iu minne solde
Verse: 5 bieten durch iuwer werdekeit.
Verse: 6 ich weiz wol, herre, ich sprach iu leit:
Verse: 7 daz was durch ein versuochen.
Verse: 8 nû sult ir des geruochen,
Verse: 9 daz ir zorn verlieset
Verse: 10 und gar ûf mich verkieset.
Verse: 11 ir sîtz der ellens rîche.
Verse: 12 dem golde ich iuch gelîche,
Verse: 13 daz man liutert in der gluot:
Verse: 14 als ist geliutert iuwer muot.
Verse: 15 dem ich iuch ze schaden brâhte,
Verse: 16 als ich denke und dô gedâhte,
Verse: 17 der hât mir herzeleit getân."
Verse: 18 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 19 "vrouwe, es enwende mich der tôt,
Verse: 20 ich lêre den künec solhe nôt,
Verse: 21 diu sîne hôchvart letzet.
Verse: 22 mîne triuwe ich hân versetzet
Verse: 23 gein im ûf kamph ze rîten
Verse: 24 in kurzlîchen zîten:
Verse: 25 dâ sul wir manheit urborn.
Verse: 26 vrouwe, ich hân ûf iuch verkorn.
Verse: 27 ob ir iu mînen tummen rât
Verse: 28 durch zuht niht versmâhen lât,
Verse: 29 ich riete iu wîplîch êre
Verse: 30 und werdekeite lêre.
Verse: 1 nû enist hie niemen denne wir:
Verse: 2 vrouwe, nû tuot genâde an mir."
Verse: 3 si sprach: "an gîsertem arm
Verse: 4 bin ich selten worden warm.
Verse: 5 dâ gein ich niht wil strîten,
Verse: 6 ir enmeget wol zandern zîten
Verse: 7 dienstes lôn an mir bejagen.
Verse: 8 ich wil iuwer arbeit klagen,
Verse: 9 unz ir werdet wol gesunt
Verse: 10 über al, swâ ir sît wunt.
Verse: 11 unz daz der schade geheile,
Verse: 12 ûf Schastel Marveile
Verse: 13 wil ich mit iu kêren."
Verse: 14 "ir welt mir vreude mêren"
Verse: 15 sus sprach der minnen gernde man.
Verse: 16 er huop die vrouwen wol getân
Verse: 17 mit drucke an sich ûf ir phert.
Verse: 18 des dûhte er si dâ vor niht wert,
Verse: 19 dô er si ob dem brunnen sach
Verse: 20 und si sô twirhlingen sprach.
Verse: 21 Gâwân reit dan mit vreude siten:
Verse: 22 doch wart ir weinen niht vermiten,
Verse: 23 unz er mit ir klagete.
Verse: 24 er sprach, daz si sagete,
Verse: 25 war um ir weinen wære,
Verse: 26 daz siz durch got verbære.
Verse: 27 si sprach: "herre, ich muoz iu klagen
Verse: 28 von dem, der mir hât erslagen
Verse: 29 den werden Zidegasten.
Verse: 30 des muoz mir jâmer tasten
Verse: 1 inz herze, dâ diu vreude lac,
Verse: 2 dô ich Zidegastes minne phlac.
Verse: 3 ich enbin sô niht verdorben,
Verse: 4 ich enhabe doch sît geworben
Verse: 5 des küneges schaden mit koste
Verse: 6 und manege scharphe tjoste
Verse: 7 gein sînem verhe gevrumt.
Verse: 8 waz ob mir an iu helfe kumt,
Verse: 9 diu mich richet und ergetzet,
Verse: 10 daz mir jâmerz herze wetzet?
Verse: 11 ûf Gramoflanzes tôt
Verse: 12 emphienc ich dienest, daz mir bôt
Verse: 13 ein künec, der swunsches herre was.
Verse: 14 herre, der heizet Amfortas.
Verse: 15 durch minne ich nam von sîner hant
Verse: 16 von Tabronît daz krâmgewant,
Verse: 17 daz noch vor iuwer porten stêt,
Verse: 18 dâ tiurez gelt engegen gêt.
Verse: 19 der künec in mînem dienste erwarp,
Verse: 20 dâ von mîn vreude gar verdarp.
Verse: 21 dô ich in minne solde wern,
Verse: 22 dô muoste ich niuwes jâmers gern:
Verse: 23 in mînem dienste erwarp er sêr.
Verse: 24 gelîchen jâmer oder mêr,
Verse: 25 als Zidegast geben kunde,
Verse: 26 gap mir Amfortases wunde.
Verse: 27 nû jeht, wie solde ich armez wîp,
Verse: 28 sît ich hân getriuwen lîp,
Verse: 29 alsolher nôt bî sinne sîn?
Verse: 30 etswenne sich krenket ouch der mîn,
Verse: 1 sît daz liget sô helfelôs,
Verse: 2 den ich nâch Zidegaste erkôs
Verse: 3 zergetzen und durch rechen.
Verse: 4 herre, nû hœret sprechen,
Verse: 5 wâ mite erwarp Klinschor
Verse: 6 den rîchen krâm vor iuwerm tor.
Verse: 7 dô der klâre Amfortas
Verse: 8 minne und vreude erwendet was,
Verse: 9 der mir die gâbe sande,
Verse: 10 dô vorhte ich die schande.
Verse: 11 Klinschore ist stæteclîchen bî
Verse: 12 der list von nigrômanzî,
Verse: 13 daz er mit zouber twingen kan
Verse: 14 beidiu wîp unde man.
Verse: 15 swaz er werder diet gesiht,
Verse: 16 die enlæt er âne kummer niht.
Verse: 17 durch vride ich Klinschore dar
Verse: 18 gap mînen krâm nâch rîcheit var.
Verse: 19 swenne diu âventiure würde erliten,
Verse: 20 swer den prîs hete erstriten,
Verse: 21 an den solde ich minne suochen:
Verse: 22 wolde er mîn niht geruochen,
Verse: 23 der krâm wære anderstunde mîn
Verse: 24 (der sol sus unser zweier sîn).
Verse: 25 des swuoren, die dâ wâren.
Verse: 26 dâ mite ich wolde vâren
Verse: 27 Gramoflanzes durch den list,
Verse: 28 der leider noch ungendet ist.
Verse: 29 hete er die âventiure geholt,
Verse: 30 sô müeste er sterben hân gedolt.
Verse: 1 Klinschor ist hövesch unde wîs:
Verse: 2 der erloupte mir durch sînen prîs
Verse: 3 von mîner massenîe erkant
Verse: 4 ritterschaft über al sîn lant
Verse: 5 mit manegem stiche unde slage.
Verse: 6 die ganzen wochen, alle ir tage,
Verse: 7 al die wochen in dem jâr
Verse: 8 sunderrotte ich hân ze vâr,
Verse: 9 dise den tac und jene die naht:
Verse: 10 mit koste ich schaden hân gedâht
Verse: 11 Gramoflanz dem hôchgemuot.
Verse: 12 manegen strît er mit in tuot.
Verse: 13 waz bewart in ie dar unde?
Verse: 14 sîns verhes ich vâren kunde.
Verse: 15 die wâren ze rîche in mînen solt,
Verse: 16 wart mir der deheiner anders holt,
Verse: 17 nâch minne ich manegen dienen liez,
Verse: 18 dem ich doch lônes niht gehiez.
Verse: 19 mînen lîp gesach nie man,
Verse: 20 ich enmöhte wol sîn dienest hân,
Verse: 21 wan einer, der truoc wâpen rôt.
Verse: 22 mîn gesinde er brâhte in nôt.
Verse: 23 vür Lôgrois er kom geriten:
Verse: 24 dâ entworhte er sie mit solhen siten,
Verse: 25 sîn hant si nider streute,
Verse: 26 daz ich michs wênec vreute,
Verse: 27 zwischen Lôgrois und iuwerm urvar.
Verse: 28 mîner ritter im volcten vünfe dar:
Verse: 29 die enschumfierte er ûf dem plân
Verse: 30 und gap diu ors dem schifman.
Verse: 1 dô er die mîne überstreit,
Verse: 2 nâch dem helde ich selbe reit:
Verse: 3 ich bôt im lant und mînen lîp.
Verse: 4 er sprach, er hete ein schœner wîp
Verse: 5 und diu im lieber wære.
Verse: 6 diu rede was mir swære:
Verse: 7 ich vrâcte, wer diu möhte sîn.
Verse: 8 "von Pelrapeire diu künegîn,
Verse: 9 sus ist genant diu lieht gemâl:
Verse: 10 sô heize ich selbe Parzivâl.
Verse: 11 ich wil iuwer minne niht:
Verse: 12 der grâl mir anders kummer giht"
Verse: 13 sus sprach der helt mit zorne.
Verse: 14 hin reit der ûz erkorne.
Verse: 15 hân ich dar an missetân
Verse: 16 (welt ir mich daz wizzen lân?),
Verse: 17 ob ich durch mîne herzenôt
Verse: 18 dem werden ritter minne bôt,
Verse: 19 sô krenket sich mîn minne."
Verse: 20 Gâwân zer herzoginne
Verse: 21 sprach: "vrouwe, ich erkenne in alsô wert,
Verse: 22 an dem ir minne hât gegert,
Verse: 23 hete er iuch ze minne erkorn,
Verse: 24 iuwer prîs wære an im niht verlorn."
Verse: 25 Gâwân der kurtois
Verse: 26 und diu herzogîn von Lôgrois
Verse: 27 vaste an ein ander sâhen.
Verse: 28 dô riten si sô nâhen,
Verse: 29 daz man si von der burc ersach,
Verse: 30 dâ im diu âventiure geschach.
Verse: 1 dô sprach er: "vrouwe, tuot sô wol,
Verse: 2 ob ich iuch des biten sol,
Verse: 3 lât mînen namen unerkant,
Verse: 4 als mich der ritter hât genant,
Verse: 5 der mir entreit Gringuljeten.
Verse: 6 leistet, des ich iuch hân gebeten.
Verse: 7 swer iuch des vrâgen welle,
Verse: 8 sô sprechet ir: "mîn geselle
Verse: 9 ist mir des unerkennet,
Verse: 10 er wart mir nie genennet."
Verse: 11 si sprach: "vil gerne ich siz verdage,
Verse: 12 sît ir niht welt, daz ichz in sage."
Verse: 13 er und diu vrouwe wol gevar
Verse: 14 kêrten gein der bürge dar.
Verse: 15 die ritter heten dâ vernomen,
Verse: 16 daz dar ein ritter wære komen,
Verse: 17 der hete die âventiure erliten
Verse: 18 und den lewen überstriten
Verse: 19 und den turkoiten sider
Verse: 20 ze rehter tjost gevellet nider.
Verse: 21 innen des reit Gâwân
Verse: 22 gein dem urvar ûf den plân,
Verse: 23 daz si in von zinnen sâhen.
Verse: 24 si begunden vaste gâhen
Verse: 25 ûz der burc mit schalle.
Verse: 26 dô vuorten si alle
Verse: 27 rîche baniere.
Verse: 28 sus kômen si schiere
Verse: 29 ûf snellen râvîten:
Verse: 30 er wânde, si wolden strîten.
Verse: 1 dô er si verre komen sach,
Verse: 2 hin zer herzoginne er sprach:
Verse: 3 "kumt jenez volc gein uns ze wer?"
Verse: 4 si sprach: "ez ist Klinschores her,
Verse: 5 die iuwer kûme hânt erbiten.
Verse: 6 mit vreude si koment nû geriten
Verse: 7 und wellent iuch emphâhen.
Verse: 8 daz darf iu niht versmâhen,
Verse: 9 sît ez diu vreude in gebôt."
Verse: 10 nû was ouch Plipalinôt
Verse: 11 mit sîner klâren tohter fier
Verse: 12 komen in einem ussier.
Verse: 13 verre ûf den plân si gein im gienc:
Verse: 14 diu maget in mit vreude emphienc,
Verse: 15 Gâwân bôt ir sînen gruoz.
Verse: 16 si kuste im stegereif und vuoz
Verse: 17 und emphienc ouch die herzogîn.
Verse: 18 si nam in bî dem zoume sîn
Verse: 19 und bat erbeizen den man.
Verse: 20 diu vrouwe unde Gâwân
Verse: 21 giengen an des schiffes ort.
Verse: 22 ein teppech und ein kulter dort
Verse: 23 lâgen: an der selben stete
Verse: 24 diu herzogin durch sîne bete
Verse: 25 ze Gâwâne nider saz.
Verse: 26 des verjen tohter niht vergaz,
Verse: 27 si entwâpende in, sus hœre ich sagen.
Verse: 28 ir mantel hete si dar getragen,
Verse: 29 der des nahtes ob im lac,
Verse: 30 dô er ir herberge phlac:
Verse: 1 des was im nôt an der zît.
Verse: 2 ir mantel und sîn kursît
Verse: 3 legete an sich her Gâwân.
Verse: 4 si truoc daz harnas her dan.
Verse: 5 alrêst diu herzoginne klâr
Verse: 6 nam sîns antlitzes war,
Verse: 7 dâ si sâzen bî ein ander.
Verse: 8 zwêne gebrâtene galander,
Verse: 9 mit wîn ein glesîn barel
Verse: 10 und zwei blankiu wastel
Verse: 11 diu süeze maget dar nâher truoc
Verse: 12 ûf einer tweheln wîz genuoc.
Verse: 13 dise spîse ervlouc ein sprinzelîn.
Verse: 14 Gâwân und diu herzogîn
Verse: 15 mohtenz wazzer selbe nemen,
Verse: 16 ob twahens wolde si gezemen,
Verse: 17 daz is doch beidiu tâten.
Verse: 18 mit vreude er was berâten,
Verse: 19 daz er mit ir ezzen solde,
Verse: 20 durch die er lîden wolde
Verse: 21 beidiu vreude unde nôt.
Verse: 22 swenne si daz barel im gebôt,
Verse: 23 daz gerüeret hete ir munt,
Verse: 24 sô wart im niuwe vreude kunt,
Verse: 25 daz er dâ nâch solde trinken.
Verse: 26 sîn riuwe begunde hinken
Verse: 27 und wart sîn hôchgemüete snel.
Verse: 28 ir süezer munt, ir liehtez vel
Verse: 29 in sô von kummer jagete,
Verse: 30 daz er neheine wunden klagete.
Verse: 1 von der burc die vrouwen
Verse: 2 dise wirtschaft mohten schouwen.
Verse: 3 anderhalp anz urvar,
Verse: 4 manec wert ritter kom aldar:
Verse: 5 ir buhurt mit kunst wart getân.
Verse: 6 disehalp her Gâwân
Verse: 7 dancte dem verjen und der tohter sîn
Verse: 8 (alsô tet ouch diu herzogîn)
Verse: 9 ir güetlîchen spîse.
Verse: 10 diu herzoginne wîse
Verse: 11 sprach: "war ist der ritter komen,
Verse: 12 von dem diu tjoste wart genomen
Verse: 13 gester, dô ich hinnen reit?
Verse: 14 ob den iemen überstreit,
Verse: 15 weder schiet daz leben oder tôt?"
Verse: 16 dô sprach Plipalinôt:
Verse: 17 "vrouwe, ich sach in hiute leben.
Verse: 18 er wart mir vür ein ors gegeben:
Verse: 19 welt ir ledegen den man,
Verse: 20 dar um sol ich swalwen hân.
Verse: 21 diu der künegîn Secundillen was
Verse: 22 und die iu sande Amfortas,
Verse: 23 mac diu harphe wesen mîn,
Verse: 24 ledec ist duc de Gôwerzîn."
Verse: 25 "die harphen undz ander krâmgewant,"
Verse: 26 sprach si, "wil er, mit sîner hant
Verse: 27 mac geben und behalden,
Verse: 28 der hie sitzet: lâts in walden.
Verse: 29 ob ich im sô liep wart ie,
Verse: 30 er lœset mir Lischoisen hie,
Verse: 1 den herzogen von Gôwerzîn,
Verse: 2 und ouch den andern vürsten mîn,
Verse: 3 Flôranden von Itolac.
Verse: 4 der nahtes mîner wahte phlac,
Verse: 5 er was mîn turkoite alsô,
Verse: 6 sîns trûrens wirde ich nimmer vrô."
Verse: 7 Gâwân sprach zer vrouwen:
Verse: 8 "ir muget si beide schouwen
Verse: 9 ledec, ê daz uns kom diu naht."
Verse: 10 dô heten si sich des bedâht
Verse: 11 und vuoren über an daz lant.
Verse: 12 die herzoginne lieht erkant
Verse: 13 huop Gâwân aber ûf ir phert.
Verse: 14 manec edel ritter wert
Verse: 15 emphiengen in und die herzogin.
Verse: 16 si kêrten gein der bürge hin.
Verse: 17 dâ wart mit vreuden geriten,
Verse: 18 von in diu kunst niht vermiten,
Verse: 19 daz es der buhurt hete êre.
Verse: 20 waz mac ich sprechen mêre,
Verse: 21 wan daz der werde Gâwân
Verse: 22 und diu herzoginne wol getân
Verse: 23 von vrouwen wart emphangen sô,
Verse: 24 si mohtens beidiu wesen vrô,
Verse: 25 ûf Schastel Marveile.
Verse: 26 ir mugets im jehen ze heile,
Verse: 27 daz im diu sælde ie geschach.
Verse: 28 dô vuorte in an sîn gemach
Verse: 29 Arnîve und die daz kunden,
Verse: 30 die bewarten sîne wunden.
Verse: 1 z Arnîven sprach Gâwân:
Verse: 2 "vrouwe, ich sol einen boten hân."
Verse: 3 ein juncvrouwe wart gesant:
Verse: 4 diu brâhte einen sarjant,
Verse: 5 manlîch, mit zühten wîse.
Verse: 6 in sarjandes prîse
Verse: 7 der knappe swuor des einen eit,
Verse: 8 er würbe liep oder leit,
Verse: 9 daz er des niemen dâ
Verse: 10 gewüege noch anderswâ,
Verse: 11 wan dâ erz werben solde.
Verse: 12 Gâwân bat, daz man im holde
Verse: 13 tincten unde permint.
Verse: 14 Gâwân des künec Lôtes kint
Verse: 15 schreip gevuoge mit der hant.
Verse: 16 er enbôt ze Löver in daz lant
Verse: 17 Artûse und des wîbe
Verse: 18 dienst von sînem lîbe
Verse: 19 mit triuwen unverschertet
Verse: 20 und hete er prîs behertet,
Verse: 21 der wære an werdekeite tôt,
Verse: 22 si enhülfen im ze sîner nôt,
Verse: 23 daz si beide an triuwe dæhten
Verse: 24 und ze Jôflanze bræhten
Verse: 25 die massenîe mit vrouwen schar,
Verse: 26 und er kœme ouch selbe gein in dar
Verse: 27 durch kamph ûf al sîn êre.
Verse: 28 er enbôt im dennoch mêre,
Verse: 29 der kamph wære alsô genomen,
Verse: 30 daz er werdeclîche müeste komen.
Verse: 1 dô enbôt ouch her Gâwân,
Verse: 2 ez wære vrouwe oder man,
Verse: 3 al der massenîe gar,
Verse: 4 daz si ir triuwe næmen war
Verse: 5 und daz si dem künege rieten komen:
Verse: 6 daz möhte an werdekeit in gevromen.
Verse: 7 al den werden er enbôt
Verse: 8 sîn dienst und sîne kamphes nôt.
Verse: 9 der brief niht insigels truoc:
Verse: 10 er schreip in sus erkant genuoc
Verse: 11 mit wârzeichen ungelogen.
Verse: 12 "nû ensoltûz niht langer zogen"
Verse: 13 sprach Gâwân zem knappen sîn.
Verse: 14 "der künec und diu künegîn
Verse: 15 sint ze Bems bî der Korkâ.
Verse: 16 die küneginne soltû dâ
Verse: 17 sprechen eines morgens vruo.
Verse: 18 swaz si dir râte, daz tuo
Verse: 19 und lâz dir eine witze bî:
Verse: 20 verswîc, daz ich hie herre sî.
Verse: 21 daz dû hie massenîe sîs,
Verse: 22 daz ensage in niht deheinen wîs."
Verse: 23 dem knappen was dannen gâch.
Verse: 24 Arnîve sleich im sanfte nâch:
Verse: 25 diu vrâcte in, war er wolde
Verse: 26 und waz er werben solde.
Verse: 27 dô sprach er: "vrouwe, ich ensages iu niht
Verse: 28 ob mir mîn eit rehte giht.
Verse: 29 got hüete iuwer, ich wil hinnen varn."
Verse: 30 er reit nâch werdeclîchen scharn.
Verse: 1 Arnîve zorn bejagete,
Verse: 2 daz der knappe ir niht ensagete
Verse: 3 alsus getâniu mære,
Verse: 4 war er gesendet wære.
Verse: 5 si bat den, der der porten phlac:
Verse: 6 "ez si naht oder tac,
Verse: 7 sô der knappe wider rîte,
Verse: 8 vüege, daz er mîn bîte,
Verse: 9 unz ich in gespreche.
Verse: 10 mit dîner kunst daz zeche."
Verse: 11 doch truoc si ûf den knappen haz.
Verse: 12 wider în durch vrâgen baz
Verse: 13 gienc si zer herzoginne.
Verse: 14 diu phlac ouch der sinne,
Verse: 15 daz ir munt des niht gewuoc,
Verse: 16 welhen namen Gâwân truoc.
Verse: 17 sîn bete hete an ir bewart,
Verse: 18 si versweic sînen namen und sînen art.
Verse: 19 pusîne und ander schal
Verse: 20 ûf dem palase erhal
Verse: 21 mit vrœlîchen sachen.
Verse: 22 manec rückelachen
Verse: 23 in dem palase wart gehangen.
Verse: 24 aldâ wart niht gegangen.
Verse: 25 wan ûf teppechen wol geworht.
Verse: 26 ez hete ein armer wirt ervorht.
Verse: 27 alumme an allen sîten
Verse: 28 mit senften phlûmîten
Verse: 29 manec gesiz dâ wart geleget,
Verse: 30 dar ûf man tiure kultern treget.
Verse: 1 Gâwân nâch arbeite phlac
Verse: 2 slâfens den mitten tac.
Verse: 3 im wâren sîne wunden
Verse: 4 mit kunst alsô gebunden,
Verse: 5 ob vriundîn wære bî im gelegen,
Verse: 6 hete er minne gephlegen,
Verse: 7 daz wære im senfte unde guot.
Verse: 8 er hete ouch bezzern slâfes muot
Verse: 9 denne snahtes, dô diu herzogin
Verse: 10 an ungemache im gap gewin:
Verse: 11 er erwachte gein der vesper zît.
Verse: 12 doch hete er in slâfe strît
Verse: 13 gestriten mit der minne
Verse: 14 aber mit der herzoginne.
Verse: 15 ein sîn kamerære
Verse: 16 mit tiurem golde swære
Verse: 17 brâhte im kleider dar getragen
Verse: 18 von liehtem phelle, hôrte ich sagen.
Verse: 19 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 20 "wir suln der kleider mêr noch hân,
Verse: 21 diu al gelîche tiure sîn,
Verse: 22 dem herzogen von Gôwerzîn
Verse: 23 und dem klâren Flôrande,
Verse: 24 der in manegem lande
Verse: 25 hât gedienet werdekeit.
Verse: 26 nû schaffet, daz diu sîn bereit."
Verse: 27 bî einem knappen er enbôt
Verse: 28 sînem wirt Plipalinôt,
Verse: 29 daz er sande im Lischoisen dar.
Verse: 30 bî sîner tohter wol gevar
Verse: 1 wart Lischois dar ûf gesant.
Verse: 2 vrou Bêne brâhte in an der hant
Verse: 3 durch Gâwânes hulde
Verse: 4 und ouch durch die schulde:
Verse: 5 Gâwân ir vater wol gehiez,
Verse: 6 dô er si sêre weinde liez,
Verse: 7 des tages, dô er von ir reit,
Verse: 8 dâ prîs erwarp sîn manheit.
Verse: 9 der turkoite was ouch komen.
Verse: 10 an den beiden wart vernomen
Verse: 11 Gâwâns emphâhen âne haz.
Verse: 12 ieweder nider zuo zim saz,
Verse: 13 unz man in kleider dar getruoc.
Verse: 14 diu wâren kostenlîch genuoc,
Verse: 15 daz si niht bezzer möhten sîn.
Verse: 16 diu brâhte man in allen drîn.
Verse: 17 ein meister hiez Sârant,
Verse: 18 nâch dem Sêres wart genant,
Verse: 19 der was von Trîande.
Verse: 20 in Sekundillen lande
Verse: 21 stêt ein stat, heizet Tasmê:
Verse: 22 diust grœzer danne Nînivê
Verse: 23 oder danne diu wîte Akratôn.
Verse: 24 Sârant durch prîses lôn
Verse: 25 eins phelles dâ gedâhte
Verse: 26 (sîn werc vil spæhe brâhte),
Verse: 27 der heizet sârantasmê.
Verse: 28 ob der iht rîlîchen stê?
Verse: 29 daz muget ir âne vrâgen lân,
Verse: 30 wande er muoz grôze koste hân.
Verse: 1 diu selben kleider legeten an
Verse: 2 die zwêne unde Gâwân.
Verse: 3 si giengen ûf den palas,
Verse: 4 dâ einhalp manec ritter was,
Verse: 5 anderhalp die klâren vrouwen.
Verse: 6 swer rehte kunde schouwen,
Verse: 7 von Lôgrois diu herzogîn
Verse: 8 truoc vor ûz den besten schîn.
Verse: 9 der wirt und die geste
Verse: 10 stuonden vür si, diu dâ gleste,
Verse: 11 diu Orgelûse was genant.
Verse: 12 der turkoite Flôrant
Verse: 13 und Lischois der klâre
Verse: 14 wurden ledec âne vâre,
Verse: 15 die zwêne vürsten kurtois,
Verse: 16 durch die herzogîn von Lôgrois.
Verse: 17 si dancte Gâwân drumme,
Verse: 18 gein valscheit diu tumme
Verse: 19 und diu herzelîche wîse
Verse: 20 gein wîplîchem prîse.
Verse: 21 dô disiu rede geschach,
Verse: 22 Gâwân vier küneginne sach
Verse: 23 bî der herzoginne stên.
Verse: 24 er bat die zwêne nâher gên
Verse: 25 durch sîne kurtôsîe,
Verse: 26 die jungeren drîe
Verse: 27 hiez er küssen dise zwêne.
Verse: 28 nû was ouch vrou Bêne
Verse: 29 mit Gâwân dar gegangen.
Verse: 30 diu wart dâ wol emphangen.
Verse: 1 der wirt niht langer wolde stên:
Verse: 2 er bat die zwêne sitzen gên
Verse: 3 ze den vrouwen, swâ si wolden.
Verse: 4 dô si sô tuon solden,
Verse: 5 diu bete tet in niht ze wê.
Verse: 6 "welhez ist Itonjê?"
Verse: 7 sus sprach der werde Gâwân.
Verse: 8 "diu sol mich bî ir sitzen lân."
Verse: 9 des vrâcte er Bênen stille.
Verse: 10 sît ez was sîn wille,
Verse: 11 si zeicte im die maget klâr.
Verse: 12 "diu den rôten munt, daz brûne hâr
Verse: 13 dort treget bî liehten ougen,
Verse: 14 welt ir si sprechen tougen,
Verse: 15 daz tuot gevuoclîche"
Verse: 16 sprach vrou Bêne diu zühte rîche.
Verse: 17 diu wesse Itonjê minnen nôt
Verse: 18 und daz ir herze dienest bôt
Verse: 19 der werde künec Gramoflanz
Verse: 20 mit ritterlîchen triuwen ganz.
Verse: 21 Gâwân saz nider zuo der maget.
Verse: 22 ich sage iu, daz mir wart gesaget:
Verse: 23 sîner rede er dâ begunde
Verse: 24 mit vuogen, wande erz kunde.
Verse: 25 ouch kunde si gebâren,
Verse: 26 daz von sô kurzen jâren,
Verse: 27 als Itonjê diu junge truoc,
Verse: 28 den hete si zühte gar genuoc.
Verse: 29 er hete sich vrâgens gein ir bewegen,
Verse: 30 ob si noch minne kunde phlegen.
Verse: 1 dô sprach diu maget mit sinnen:
Verse: 2 "herre, wen solde ich minnen?
Verse: 3 sît mir mîn êrster tac erschein,
Verse: 4 sô wart ritter nie dehein,
Verse: 5 ze dem ich ie gespræche wort,
Verse: 6 wan als ir hiute hât gehôrt."
Verse: 7 "sô möhten iu doch mære komen,
Verse: 8 wâ ir mit manheit hât vernomen
Verse: 9 bejageten prîs mit ritterschaft
Verse: 10 und wer mit herzenlîcher kraft
Verse: 11 nâch minnen dienest bieten kan"
Verse: 12 sus sprach mîn her Gâwân.
Verse: 13 des antwurte im diu klâre maget:
Verse: 14 "nâch minne ist dienest mich verdaget.
Verse: 15 wan der herzogîn von Lôgrois
Verse: 16 dient manec ritter kurtois
Verse: 17 beidiu nâch minne und um ir solt.
Verse: 18 der hât maneger hie geholt
Verse: 19 tjostieren, dâ wirz sâhen.
Verse: 20 ir deheiner nie sô nâhen
Verse: 21 kom, als ir uns komen sît.
Verse: 22 den prîs ûf hœhet iuwer strît."
Verse: 23 er sprach zer megede wol gevar:
Verse: 24 "war krieget der herzoginne schar,
Verse: 25 sus manec ritter ûz erkorn?
Verse: 26 wer hât ir hulde verlorn?"
Verse: 27 si sprach: "daz hât der künec Gramoflanz,
Verse: 28 der der werdekeite kranz
Verse: 29 treget, als im diu volge giht.
Verse: 30 herre, des erkenne ich anders niht."
Verse: 1 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 2 "ir sult sîn vürbaz künde hân,
Verse: 3 sît er sich prîse nâhet
Verse: 4 und des mit willen gâhet.
Verse: 5 von sînem munde ich hân vernomen,
Verse: 6 daz er herzenlîche ist komen
Verse: 7 mit dienst, ob irs geruochet,
Verse: 8 sô daz er helfe suochet
Verse: 9 durch trôst an iuwer minne.
Verse: 10 künec durch küneginne
Verse: 11 sol billîche emphâhen nôt.
Verse: 12 vrouwe, hiez iuwer vater Lôt,
Verse: 13 sô sît irz, die er meinet,
Verse: 14 nâch der sîn herze weinet,
Verse: 15 und heizet ir Itonjê,
Verse: 16 sô tuot ir im von herzen wê.
Verse: 17 ob ir triuwe kunnet tragen,
Verse: 18 sô sult ir wenden im sîn klagen:
Verse: 19 beidenthalp wil ich des bote sîn.
Verse: 20 vrouwe, nemt diz vingerlîn:
Verse: 21 daz sande iu der klâre.
Verse: 22 ouch wirbe ichz âne vâre:
Verse: 23 vrouwe, daz lât al balde an mich."
Verse: 24 si begunde al rôt verwen sich:
Verse: 25 als ê was gevar ir munt,
Verse: 26 wart al dem antlitze kunt.
Verse: 27 dar nâch schier wart si anders var.
Verse: 28 si greif al blûclîche dar:
Verse: 29 daz vingerlîn wart schiere erkant.
Verse: 30 si emphienc ez mit ir klâren hant.
Verse: 1 dô sprach si: "herre, ich sihe nû wol,
Verse: 2 ob ich sô vor iu sprechen sol,
Verse: 3 daz ir von im rîtet,
Verse: 4 nâch dem mîn herze strîtet.
Verse: 5 ob ir der zuht ir reht nû tuot,
Verse: 6 herre, diu lêrt iuch helden muot:
Verse: 7 disiu gâbe ist mir ouch ê gesant
Verse: 8 von des werden küneges hant.
Verse: 9 von im saget wâr diz vingerlîn:
Verse: 10 er emphienc ez von der hende mîn.
Verse: 11 swaz er kummers ie gewan,
Verse: 12 dâ bin ich gar unschuldec an,
Verse: 13 wan sînen lîp hân ich gewert
Verse: 14 mit gedanken, swes er an mich gert.
Verse: 15 er hete schiere daz vernomen,
Verse: 16 möhte ich immer vürbaz komen.
Verse: 17 Orgelûsen ich geküsset hân,
Verse: 18 diu sînen tôt sus werben kan.
Verse: 19 daz was ein kus, den Jûdas truoc,
Verse: 20 dâ von man sprichet noch genuoc.
Verse: 21 elliu triuwe an mir verswant,
Verse: 22 daz der turkoite Flôrant
Verse: 23 und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 24 von mir geküsset solden sîn.
Verse: 25 mîn suone wirt in doch nimmer ganz,
Verse: 26 die gein dem künege Gramoflanz
Verse: 27 mit stæte ir hazzen kunnen tragen.
Verse: 28 mîne muoter sult ir daz verdagen
Verse: 29 und mîne swester Kundrîê."
Verse: 30 des bat Gâwân Itonjê.
Verse: 1 "herre, ir bâtet mich alsus,
Verse: 2 daz ich emphâhen müeste ir kus,
Verse: 3 doch unverkorn, an mînen munt:
Verse: 4 des ist mîn herze ungesunt.
Verse: 5 wirt uns zwein immer vreude erkant,
Verse: 6 diu helfe stêt in iuwer hant.
Verse: 7 vür wâr der künec mînen lîp
Verse: 8 minnet vür elliu wîp:
Verse: 9 des wil ich in geniezen lân.
Verse: 10 ich bin im holt vür alle man.
Verse: 11 got lêre iuch helfe unde rât,
Verse: 12 sô daz ir uns bî vreuden lât."
Verse: 13 dô sprach er: "vrouwe, nû lêrt mich wie.
Verse: 14 er hât iuch dort, ir habet in hie
Verse: 15 und sît doch underscheiden.
Verse: 16 möhte ich nû wol iu beiden
Verse: 17 mit triuwen solhen rât gegeben,
Verse: 18 des iuwer werdeclîchez leben
Verse: 19 genüzze, ich woldez werben.
Verse: 20 des enlieze ich niht verderben.
Verse: 21 si sprach: "ir sult gewaldec sîn
Verse: 22 des werden küneges unde mîn.
Verse: 23 iuwer helfe und der gotes segen
Verse: 24 müeze unser zweier minne phlegen,
Verse: 25 sô daz ich ellende
Verse: 26 im sînen kummer wende,
Verse: 27 sît al sîn vreude stêt an mir.
Verse: 28 swenne ich untriuwe enbir,
Verse: 29 sôst immer mînes herzen ger,
Verse: 30 daz ich in mîner minne wer."
Verse: 1 Gâwân hôrte an dem vrouwelîn,
Verse: 2 daz si bî minne wolde sîn:
Verse: 3 dar zuo was ouch niht ze laz
Verse: 4 gein der herzoginne ir haz.
Verse: 5 sus truoc si minne unde haz.
Verse: 6 ouch hete er sich gesündet baz
Verse: 7 gein der einvaltegen maget,
Verse: 8 diu im ir kummer hât geklaget,
Verse: 9 wande er ir niht zuo gewuoc,
Verse: 10 daz in und si ein muoter truoc:
Verse: 11 ouch was ir beider vater Lôt.
Verse: 12 der megede er sîne helfe bôt:
Verse: 13 dâ engein si tougenlîchen neic,
Verse: 14 daz er si trœsten niht versweic.
Verse: 15 nû was ouch zît, daz man dar truoc
Verse: 16 tischlachen manegez wîz genuoc
Verse: 17 undz brôt ûf den palas,
Verse: 18 dâ manec klâriu vrouwe was.
Verse: 19 daz hete ein underscheit erkant,
Verse: 20 daz die ritter eine want
Verse: 21 heten sunder dort hin dan.
Verse: 22 den sedel schuof her Gâwân,
Verse: 23 der turkoite zuo zim saz.
Verse: 24 Lischois mit Gâwâns muoter az,
Verse: 25 der klâren Sangîven.
Verse: 26 mit der künegîn Arnîven
Verse: 27 az diu herzoginne klâr.
Verse: 28 sîne swester beide wol gevar
Verse: 29 Gâwân zuo zim sitzen liez:
Verse: 30 iewederiu tet, als er si hiez.
Verse: 1 mîn kunst mir des niht halbes giht,
Verse: 2 ich enbin solh küchenmeister niht,
Verse: 3 daz ich die spîse künne sagen,
Verse: 4 diu dâ mit zuht wart vür getragen.
Verse: 5 dem wirte und den vrouwen gar
Verse: 6 dienden megede wol gevar,
Verse: 7 anderhalp den rittern an ir want
Verse: 8 den diende manec sarjant.
Verse: 9 ein vorhtlîch zuht si des betwanc,
Verse: 10 daz sich der knappen keiner dranc
Verse: 11 mit den juncvrouwen:
Verse: 12 man muoste si sunder schouwen,
Verse: 13 si trüegen spîse oder wîn.
Verse: 14 sus muosten si mit zühten sîn.
Verse: 15 si mohten dô wol wirtschaft jehen:
Verse: 16 ez was in selten ê geschehen,
Verse: 17 den vrouwen und der ritterschaft.
Verse: 18 sît si Klinschores kraft
Verse: 19 mit sînen listen überwant,
Verse: 20 si wâren ein ander unbekant
Verse: 21 und beslôz si doch ein porte,
Verse: 22 daz si ze gegenworte
Verse: 23 nie kômen, vrouwen noch die man.
Verse: 24 dô schuof mîn her Gâwân,
Verse: 25 daz diz volc ein ander sach,
Verse: 26 dar an in liebes vil geschach.
Verse: 27 Gâwâne was ouch liep geschehen,
Verse: 28 doch muoste er tougenlîche sehen
Verse: 29 an die klâren herzoginne:
Verse: 30 diu twanc sîns herzen sinne.
Verse: 1 nû begunde ouch strûchen der tac,
Verse: 2 daz sîn schîn vil nâch gelac
Verse: 3 und daz man durch diu wolken sach,
Verse: 4 des man der naht ze boten jach,
Verse: 5 manegen stern, der balde gienc,
Verse: 6 wande er der naht herberge vienc.
Verse: 7 nâch der naht baniere
Verse: 8 kom si selbe schiere.
Verse: 9 manec tiuriu krône
Verse: 10 was gehangen schône
Verse: 11 alumme ûf den palas,
Verse: 12 diu schiere wol bekerzet was.
Verse: 13 ûf al die tische sunder
Verse: 14 truoc man kerzen dar ein wunder.
Verse: 15 dar zuo diu âventiure giht,
Verse: 16 diu herzoginne wære sô lieht,
Verse: 17 wære der kerzen keiniu brâht,
Verse: 18 dâ wære doch ninder bî ir naht:
Verse: 19 [ir blic wol selbe kunde tagen.
Verse: 20 sus hôrte ich von der süezen sagen.]
Verse: 21 man welle im unrehtes jehen,
Verse: 22 sô habet ir selten ê gesehen
Verse: 23 deheinen wirt sô vreuden rîch.
Verse: 24 ez was den vreuden dâ gelîch:
Verse: 25 alsus mit vreudehafter ger
Verse: 26 die ritter dar, die vrouwen her
Verse: 27 dicke an ein ander blicten.
Verse: 28 die von der vremde erschricten,
Verse: 29 werdent si immer heimlîcher baz,
Verse: 30 daz sol ich lâzen âne haz.
Verse: 1 ez ensî denne gar ein vrâz,
Verse: 2 welt ir, si habent genuoc dâ gâz.
Verse: 3 man truoc die tische gar her dan.
Verse: 4 dô vrâcte mîn her Gâwân
Verse: 5 um guote videlære.
Verse: 6 ob der dâ keiner wære?
Verse: 7 dâ was werder knappen vil,
Verse: 8 wol gelêrt ûf seitspil.
Verse: 9 ir enkeines kunst was doch sô ganz,
Verse: 10 si enmüesten strîchen alden tanz:
Verse: 11 niuwer tenze was dâ wênec vernomen,
Verse: 12 der uns von Düringen vil ist komen.
Verse: 13 nû danket es dem wirte:
Verse: 14 ir vreude er si niht irte.
Verse: 15 manec vrouwe wol gevar
Verse: 16 giengen vür in tanzen dar.
Verse: 17 sus wart ir tanz gezieret,
Verse: 18 wol underparrieret
Verse: 19 die ritter underz vrouwen her.
Verse: 20 gein der riuwe kômen si ze wer.
Verse: 21 ouch muoste man dâ schouwen
Verse: 22 ie zwischen zwein vrouwen
Verse: 23 einen klâren ritter gên.
Verse: 24 man mohte vreude an in verstên:
Verse: 25 swelh ritter phlac der sinne,
Verse: 26 daz er dienest bôt nâch minne,
Verse: 27 diu bete was urlouplîch.
Verse: 28 die sorgen arm und die vreuden rîch
Verse: 29 mit rede vertriben die stunde
Verse: 30 gein manegem süezen munde.
Verse: 1 Gâwân und Sangîve
Verse: 2 und diu künegîn Arnîve
Verse: 3 sâzen stille bî des tanzes schar.
Verse: 4 diu herzoginne wol gevar
Verse: 5 her um ze Gâwân sitzen gienc:
Verse: 6 ir hant er in die sîne emphienc,
Verse: 7 si sprâchen sus unde sô.
Verse: 8 ir komens was er zuo zim vrô:
Verse: 9 sîn riuwe smal und sîn vreude breit
Verse: 10 wart dô. sus swant im al sîn leit.
Verse: 11 was ir vreude am tanze grôz,
Verse: 12 Gâwân noch minner hie verdrôz.
Verse: 13 diu künegîn Arnîve sprach:
Verse: 14 "herre, nû prüevet iuwer gemach.
Verse: 15 ir soldet an disen stunden
Verse: 16 ruowen ziuwern wunden.
Verse: 17 hât sich diu herzogîn bewegen,
Verse: 18 daz si iuwer wil mit decke phlegen
Verse: 19 noch hînte geselleclîche?
Verse: 20 diust helfe und râtes rîche."
Verse: 21 Gâwân sprach: "des vrâget sie.
Verse: 22 in iuwer beider gebote ich hie
Verse: 23 gar bin." sus sprach diu herzogîn:
Verse: 24 "er sol in mîner phlege sîn.
Verse: 25 lât diz volc slâfen varn.
Verse: 26 ich sol in hînte sô bewarn,
Verse: 27 daz sîn nie vriundîn baz gephlac.
Verse: 28 Flôranden von Itolac
Verse: 29 und den herzogen von Gôwerzîn
Verse: 30 lât in der ritter phlege sîn."
Verse: 1 dar nâch schiere ein ende nam der tanz:
Verse: 2 juncvrouwen mit varwen glanz
Verse: 3 sâzen dort unde hie,
Verse: 4 die ritter sâzen zwischen sie.
Verse: 5 des vreude sich an sorgen rach,
Verse: 6 swer dâ nâch werder minne sprach,
Verse: 7 ob er vant süeziu gegenwort.
Verse: 8 von dem wirte wart gehôrt,
Verse: 9 man soldez trinken vür in tragen.
Verse: 10 daz mohten werbære klagen:
Verse: 11 der wirt warp mit den gesten.
Verse: 12 in kunde ouch minne lesten:
Verse: 13 ir sitzen dûhte in gar ze lanc.
Verse: 14 sîn herze ouch werdiu minne twanc.
Verse: 15 daz trinken gap in urloup.
Verse: 16 manegen kerzînen schoup
Verse: 17 truogen knappen vor den rittern dan.
Verse: 18 dô bevalh mîn her Gâwân
Verse: 19 dise zwêne geste in allen.
Verse: 20 daz muoste in wol gevallen.
Verse: 21 Lischois und Flôrant
Verse: 22 vuoren slâfen al zehant.
Verse: 23 diu herzogîn was sô bedâht,
Verse: 24 diu sprach, si gunde in guoter naht.
Verse: 25 dô vuor ouch al der vrouwen schar,
Verse: 26 dâ si gemaches nâmen war:
Verse: 27 ir nîgens si begunden
Verse: 28 mit zuht, die si wol kunden.
Verse: 29 Sangîve und Itonjê
Verse: 30 vuoren dan, als tet ouch Kundrîê.
Verse: 1 Bêne und Arnîve dô
Verse: 2 schuofen, daz ez stuont alsô,
Verse: 3 dâ von der wirt gemach erleit.
Verse: 4 diu herzogîn daz niht vermeit,
Verse: 5 dâ enwære ir helfe nâhe bî.
Verse: 6 Gâwânen vuorten dise drî
Verse: 7 mit in dan durch sîn gemach.
Verse: 8 in einer kemenâten er ersach
Verse: 9 zwei bette sunder ligen.
Verse: 10 nû wirt iu gar von mir verswigen,
Verse: 11 wie diu gehêret wæren:
Verse: 12 ez næhet andern mæren.
Verse: 13 Arnîve zer herzoginne sprach:
Verse: 14 "nû sult ir schaffen guot gemach
Verse: 15 disem ritter, den ir brâhtet her.
Verse: 16 ob der helfe an iu ger,
Verse: 17 iuwer helfe habet ir êre.
Verse: 18 ich ensage iu nû niht mêre,
Verse: 19 wan daz sîne wunden
Verse: 20 mit kunst sô sint gebunden,
Verse: 21 er möhte nû wol wâpen tragen.
Verse: 22 doch sult ir sînen kummer klagen:
Verse: 23 ob ir im senftet, daz ist guot.
Verse: 24 lêret ir in hôhen muot,
Verse: 25 des muge wir alle geniezen:
Verse: 26 nû lâts iuch niht verdriezen."
Verse: 27 diu künegîn Arnîve gienc,
Verse: 28 dô si ze hove urloup emphienc:
Verse: 29 Bêne ein lieht vor ir truoc dan.
Verse: 30 die tür beslôz her Gâwân.
Verse: 1 kunnen si zwei nû minne steln,
Verse: 2 daz mac ich unsanfte heln.
Verse: 3 ich sage vil lîhte, daz dâ geschach,
Verse: 4 wan daz man dem unvuoge ie jach,
Verse: 5 der verholniu mære machte breit.
Verse: 6 ez ist ouch noch den höveschen leit:
Verse: 7 ouch unsæleget er sich dâ mite.
Verse: 8 zuht sî des slôz ob minne site.
Verse: 9 nû vuocte diu strenge minne
Verse: 10 und diu klâre herzoginne,
Verse: 11 daz Gâwâns vreude was verzert.
Verse: 12 er wære immer ungewert
Verse: 13 sunder âmîen.
Verse: 14 die philosophîen
Verse: 15 und alle, die ie gesâzen,
Verse: 16 dâ si starke liste mâzen,
Verse: 17 Kankor und Têbit
Verse: 18 unde Trebuchet der smit,
Verse: 19 der Frimutels swert ergruop,
Verse: 20 dâ von sich starkez wunder huop,
Verse: 21 dar zuo al der arzâte kunst,
Verse: 22 ob si im trüegen guote gunst,
Verse: 23 mit temperîe ûz würze kraft,
Verse: 24 âne wîplîch geselleschaft
Verse: 25 sô müeste er sîne scharphe nôt
Verse: 26 hân brâht unz an den sûren tôt.
Verse: 27 ich wil iuz mære machen kurz.
Verse: 28 er vant die rehten hirzwurz,
Verse: 29 diu im half, daz er genas,
Verse: 30 sô daz im arges niht enwas:
Verse: 1 diu wurz was bî dem blanken brûn.
Verse: 2 muoterhalp der Bertûn,
Verse: 3 Gâwân fil li roi Lôt,
Verse: 4 süezer senfte vür sûre nôt
Verse: 5 er mit werder helfe phlac
Verse: 6 helfeclîche unz an den tac.
Verse: 7 sîn helfe was doch sô gedigen,
Verse: 8 daz ez al daz volc was verswigen.
Verse: 9 sît nam er mit vreuden war
Verse: 10 al der ritter und der vrouwen gar,
Verse: 11 sô daz ir trûren vil nâch verdarp.
Verse: 12 nû hœrt ouch, wie der knappe warp,
Verse: 13 den Gâwân hête gesant
Verse: 14 hin ze Löver in daz lant,
Verse: 15 ze Bems bî der Korkâ.
Verse: 16 der künec Artûs was aldâ
Verse: 17 und des wîp, diu künegîn,
Verse: 18 und maneger vrouwen liehter schîn
Verse: 19 und der werden massenîe ein vluot.
Verse: 20 nû hœrt ouch, wie der knappe tuot.
Verse: 21 diz was eines morgens vruo:
Verse: 22 sîner botschefte greif er zuo.
Verse: 23 diu künegîn zer kappeln was,
Verse: 24 an ir venje si den salter las,
Verse: 25 der knappe vür si kniete.
Verse: 26 er bôt ir vreuden miete:
Verse: 27 einen brief si nam ûz sîner hant,
Verse: 28 dar an si geschriben vant
Verse: 29 schrift, die si bekande.
Verse: 30 ê sînen herren nande
Verse: 1 der knappe, den si knien dâ sach,
Verse: 2 diu künegîn zem brieve sprach:
Verse: 3 "ô wol der hant, diu dich schreip!
Verse: 4 âne sorge ich nie beleip
Verse: 5 sît des tages, daz ich sach
Verse: 6 die hant, von der diu schrift geschach."
Verse: 7 si weinde sêre und was doch vrô.
Verse: 8 hin zem knappen sprach si dô:
Verse: 9 "dû bist Gâwânes kneht."
Verse: 10 "jâ, vrouwe! der enbiutet iu sîn reht,
Verse: 11 dienstlîche triuwe âne allen wanc
Verse: 12 und dâ bî sîne vreude kranc,
Verse: 13 ir enwelt im vreude machen hôch.
Verse: 14 sô kummerlîch ez sich gezôch
Verse: 15 nie um al sîn êre.
Verse: 16 vrouwe, er enbiutet iu mêre,
Verse: 17 daz er mit werden vreuden lebe,
Verse: 18 und vreischet er iuwers trôstes gebe.
Verse: 19 ir muget wol an dem brieve sehen
Verse: 20 mêr, denne ichs iu künne jehen."
Verse: 21 si sprach: "ich hân vür wâr erkant,
Verse: 22 durch was dû zuo mir bist gesant.
Verse: 23 ich tuon im werden dienest dar
Verse: 24 mit wünneclîcher vrouwen schar,
Verse: 25 die vür wâr bî mîner zît
Verse: 26 an prîse vor ûz hânt den strît.
Verse: 27 âne Parzivâles wîp
Verse: 28 und âne Orgelûsen lîp
Verse: 29 sô enerkenne ich ûf der erde
Verse: 30 bî toufe keine sô werde.
Verse: 1 daz Gâwân von Artûse reit,
Verse: 2 sît hât sorge unde leit
Verse: 3 mit krache ûf mich geleget ir vlîz.
Verse: 4 mir sagete Meljanz von Lîz,
Verse: 5 er sæhe in sît ze Barbigôl.
Verse: 6 ouwî", sprach si, "Plimizôl,
Verse: 7 daz dich mîn ouge ie gesach!
Verse: 8 waz mir doch leides dâ geschach!
Verse: 9 Kunnewâre de Lalant
Verse: 10 wart mir nimmer mêr bekant,
Verse: 11 mîn süeziu werdiu gespil.
Verse: 12 tavelrunder wart dâ vil
Verse: 13 mit rede ir reht gebrochen.
Verse: 14 vünftehalp jâr und sehs wochen
Verse: 15 ist, daz der werde Parzivâl
Verse: 16 von dem Plimizôl nâch dem grâl
Verse: 17 reit. dô kêrte ouch Gâwân
Verse: 18 gein Askalûn, der werde man.
Verse: 19 Jeschûte und Ekubâ
Verse: 20 schieden sich von mir aldâ.
Verse: 21 grôz jâmer nâch der werden diet
Verse: 22 mich sît von stæten vreuden schiet."
Verse: 23 diu künegîn trûrens vil verjach.
Verse: 24 hin zem knappen si dô sprach:
Verse: 25 "nû volge mîner lêre.
Verse: 26 verholne von mir kêre,
Verse: 27 unz sich erhebe hôch der tac,
Verse: 28 daz daz volc ze hove wesen mac,
Verse: 29 ritter, sarjande,
Verse: 30 diu grôze mahinande.
Verse: 1 ûf den hof dû balde drabe.
Verse: 2 enruoche, ob dîn runzît iemen habe:
Verse: 3 dâ von soltû balde gên,
Verse: 4 aldâ die werden ritter stên.
Verse: 5 die vrâgent dich âventiure:
Verse: 6 als dû gâhes ûz einem viure,
Verse: 7 gebâre mit rede und ouch mit siten.
Verse: 8 von in vil kûme wirt gebiten
Verse: 9 waz dû mære bringes:
Verse: 10 waz wirret, ob dû dich dringes
Verse: 11 durchz volc unz an den rehten wirt?
Verse: 12 der gein dir grüezen niht verbirt,
Verse: 13 disen brief gip im in die hant,
Verse: 14 dar an er schiere hât erkant
Verse: 15 dîniu mære und dîns herren ger.
Verse: 16 des ist er mit der volge wer.
Verse: 17 noch mêr wil ich lêren dich:
Verse: 18 offenlîche soltû sprechen mich,
Verse: 19 dâ ich und ander vrouwen
Verse: 20 dich hœren unde schouwen.
Verse: 21 dâ wirp um uns, als dû wol kans,
Verse: 22 ob dû dînem herren guotes gans.
Verse: 23 und sage mir, wâ ist Gâwân?"
Verse: 24 der knappe sprach: "daz wirt verlân.
Verse: 25 ich sage iu niht, wâ mîn herre sî.
Verse: 26 welt ir, er belîbet vreuden bî."
Verse: 27 der knappe was ir râtes vrô:
Verse: 28 von der künegîn er dô
Verse: 29 schiet, als ir wol habet vernomen,
Verse: 30 und kom ouch, als er solde komen,
Verse: 1 rehte um den mitten morgen.
Verse: 2 offenlîche und unverborgen
Verse: 3 ûf den hof der knappe reit.
Verse: 4 die höveschen pruovten sîniu kleit
Verse: 5 wol nâch knappelîchen siten.
Verse: 6 ze beiden sîten was versniten
Verse: 7 daz ors mit sporn sêre.
Verse: 8 nâch der künegîn lêre
Verse: 9 er balde von dem orse spranc.
Verse: 10 um in huop sich grôz gedranc:
Verse: 11 kappe, swert unde sporn
Verse: 12 undz ors, wurden diu verlorn,
Verse: 13 dâ kêrte er sich wênec an.
Verse: 14 der knappe huop sich balde dan,
Verse: 15 dâ die werden ritter stuonden,
Verse: 16 die vrâgen in begunden
Verse: 17 von âventiue mære.
Verse: 18 si jehent, daz reht dâ wære,
Verse: 19 ze hove az weder wîp noch man,
Verse: 20 ê der hof sîn reht gewan,
Verse: 21 âventiur sô werdeclîch,
Verse: 22 diu âventiure wære gelîch.
Verse: 23 der knappe sprach: "ich ensage iu niht.
Verse: 24 mîn unmuoze mir des giht.
Verse: 25 daz sult ir mir durch zuht vertragen
Verse: 26 und ruocht mir von dem künege sagen:
Verse: 27 den hete ich gerne gesprochen ê.
Verse: 28 mir tuot mîn unmuoze wê.
Verse: 29 ir vreischt wol, waz ich mære sage:
Verse: 30 got lêre iuch helfe und kummers klage."
Verse: 1 diu botschaft den knappen twanc,
Verse: 2 daz er enruochte, wer in dranc,
Verse: 3 unz in der künec selbe sach,
Verse: 4 der sîn grüezen gein im sprach.
Verse: 5 der knappe gap im einen brief,
Verse: 6 der Artûse in sîn herze rief,
Verse: 7 dô er von im wart gelesen,
Verse: 8 dô muoste er bî beiden wesen,
Verse: 9 daz eine was vreude undz ander klage.
Verse: 10 er sprach: "wol disem süezen tage,
Verse: 11 bî des liehte ich hân vernomen,
Verse: 12 mir sint diu wâren mære komen
Verse: 13 um mîner werden swester sun.
Verse: 14 kan ich manlîch dienest tuon,
Verse: 15 durch sippe und durch geselleschaft,
Verse: 16 ob triuwe an mir gewan ie kraft,
Verse: 17 sô leiste ich, daz mir Gâwân
Verse: 18 hât enboten, ob ich kan."
Verse: 19 hin zem knappen sprach er dô:
Verse: 20 "nu sage mir, ist Gâwân vrô?"
Verse: 21 "jâ, herre, ob ir wellet,
Verse: 22 zer vreude er sich gesellet"
Verse: 23 sus sprach der knappe wîse.
Verse: 24 "er schiede gar von prîse,
Verse: 25 ob ir in liezet under wegen:
Verse: 26 wer solde ouch dâ bî vreuden phlegen?
Verse: 27 iuwer trôst im zucket vreude enbor:
Verse: 28 unz ûzerhalp der riuwe tor
Verse: 29 von sînem herzen kummer jaget,
Verse: 30 daz ir an im iht sît verzaget,
Verse: 1 mîn herre enbôt sîn dienst dâ her
Verse: 2 der künegîn, ouch ist sîn ger,
Verse: 3 daz al der tavelrunder schar
Verse: 4 sînes dienstes nemen war,
Verse: 5 daz si an triuwe denken
Verse: 6 und im vreude niht verkrenken,
Verse: 7 sô daz si iu komen râten."
Verse: 8 al die werden des dâ bâten.
Verse: 9 Artûs sprach: "trûtgeselle mîn,
Verse: 10 trac disen brief der künegîn,
Verse: 11 lâz si dran lesen unde sagen,
Verse: 12 wes wir uns vreuen und waz wir klagen.
Verse: 13 daz der künec Gramoflanz
Verse: 14 hôchvart mit lôsheite ganz
Verse: 15 gein mînem künne bieten kan!
Verse: 16 er wænt, mîn neve Gâwân
Verse: 17 sî Zidegast, den er sluoc,
Verse: 18 dâ von er kummers hât genuoc.
Verse: 19 ich sol im kummer mêren
Verse: 20 und niuwen site lêren."
Verse: 21 der knappe kom gegangen,
Verse: 22 dâ er wart wol emphangen.
Verse: 23 er gap der künegîn den brief.
Verse: 24 des manec ouge über lief,
Verse: 25 dô ir süezer munt gelas
Verse: 26 al, daz dar an geschriben was,
Verse: 27 Gâwâns klage und werben.
Verse: 28 dô enliez ouch niht verderben
Verse: 29 der knappe zal den vrouwen warp,
Verse: 30 dar an sîn kunst niht verdarp.
Verse: 1 Gâwâns mâc, der rîche
Verse: 2 Artûs warp herzenlîche
Verse: 3 zer massenîe dise vart.
Verse: 4 vor sûmen hete ouch sich bewart
Verse: 5 Ginôver, diu kurteise
Verse: 6 warp zen vrouwen dise stolzen reise.
Verse: 7 Keie sprach in sînem zorn:
Verse: 8 "wart aber ie sô werder man geborn,
Verse: 9 getorste ich des gelouben hân,
Verse: 10 sô von Norwæge Gâwân,
Verse: 11 ziu dar nâher! holt in dâ!
Verse: 12 sôst er lîhte anderswâ.
Verse: 13 wil er wenken als ein eichorn,
Verse: 14 ir muget in schiere hân verlorn."
Verse: 15 der knappe sprach zer künegîn:
Verse: 16 "vrouwe, gein dem herren mîn
Verse: 17 muoz ich balde kêren:
Verse: 18 werpt sîn dinc nâch iuwern êren."
Verse: 19 zeinem ir kamerære si sprach:
Verse: 20 "schaffe disem knappen guot gemach.
Verse: 21 sîn ors soltû schouwen:
Verse: 22 sî daz mit sporn verhouwen,
Verse: 23 gip imz beste, daz hie veile sî.
Verse: 24 wone im ander kummer bî,
Verse: 25 ez sî phantlôse oder kleit,
Verse: 26 des sol er alles sîn bereit."
Verse: 27 si sprach: "nû sage Gâwân,
Verse: 28 im sî mîn dienest undertân.
Verse: 29 urloup ich dir zem künege nim:
Verse: 30 dînem herren sage ouch dienst von im."
Verse: 1 nû warp der künec sîne vart.
Verse: 2 des wart der tavelrunder art
Verse: 3 des tages aldâ volrecket.
Verse: 4 ez hete in vreude erwecket,
Verse: 5 daz der werde Gâwân
Verse: 6 dennoch sîn leben solde hân:
Verse: 7 des wâren si innen worden.
Verse: 8 der tavelrunder orden
Verse: 9 wart dâ begangen âne haz.
Verse: 10 der künec ob tavelrunder az
Verse: 11 und die dâ sitzen solden.
Verse: 12 die prîs mit arbeit holden,
Verse: 13 al die tavelrunderære
Verse: 14 genuzzen dirre mære.
Verse: 15 nû lât den knappen wider komen,
Verse: 16 von dem diu botschaft sî vernomen.
Verse: 17 der huop sich dan ze rehter zît.
Verse: 18 der künegîn kamerære im gît
Verse: 19 phantlôse, ors und ander kleit.
Verse: 20 der knappe dan mit vreuden reit,
Verse: 21 wande er an Artûse erwarp,
Verse: 22 dâ von sîns herren sorge erstarp.
Verse: 23 er kom wider in solhen tagen,
Verse: 24 des ich vür wâr niht kan gesagen,
Verse: 25 ûf Schastel Marveile.
Verse: 26 Arnîve wart diu geile,
Verse: 27 wande ir der portenære enbôt,
Verse: 28 der knappe wære mit sorses nôt
Verse: 29 balde wider gestrichen.
Verse: 30 gein dem si kom geslichen
Verse: 1 aldâ der în verlâzen wart.
Verse: 2 si vrâcte in um sîne vart,
Verse: 3 war nâch er ûz wære geriten.
Verse: 4 der knappe sprach: "daz wirt vermiten,
Verse: 5 vrouwe. ich entars iu niht gesagen,
Verse: 6 ich muoz ez durch mînen eit verdagen.
Verse: 7 ez wære ouch mînem herren leit,
Verse: 8 bræche ich mit mæren mînen eit:
Verse: 9 des diuhte ich iuch der tumme.
Verse: 10 vrouwe, vrâct in selben drumme."
Verse: 11 si spiltez mit vrâge an manegen ort.
Verse: 12 der knappe sprach et disiu wort:
Verse: 13 "vrouwe, ir sûmt mich âne nôt:
Verse: 14 ich leiste, daz mir der eit gebôt."
Verse: 15 er gienc, dâ er sînen herren vant.
Verse: 16 der turkoite Flôrant
Verse: 17 und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 18 und von Lôgrois diu herzogîn
Verse: 19 saz dâ mit grôzer vrouwen schar.
Verse: 20 der knappe gienc ouch zuo zin dar.
Verse: 21 ûf stuont mîn her Gâwân,
Verse: 22 er nam den knappen sunder dan
Verse: 23 und bat in willekomen sîn.
Verse: 24 er sprach: "sage an, geselle mîn,
Verse: 25 eintweder vreude oder nôt
Verse: 26 oder swaz man mir von hove enbôt.
Verse: 27 vünde dû den künec dâ?"
Verse: 28 der knappe sprach: "herre, jâ,
Verse: 29 ich vant den künec und des wîp
Verse: 30 und manegen werdeclîchen lîp.
Verse: 1 si enbietent iu dienest und ir komen.
Verse: 2 iuwer botschaft wart von in vernomen
Verse: 3 alsô werdeclîche,
Verse: 4 daz arme unde rîche
Verse: 5 sich vreuten, wande ich tet in kunt,
Verse: 6 daz ir noch wæret wol gesunt.
Verse: 7 ich vant dâ hers ein wunder,
Verse: 8 ouch wart diu tavelrunder
Verse: 9 besetzet durch iuwer botschaft.
Verse: 10 ob ritters prîs gewan ie kraft,
Verse: 11 ich meine an werdekeite,
Verse: 12 die lenge und ouch die breite
Verse: 13 treget iuwer prîs die krône
Verse: 14 ob andern prîsen schône."
Verse: 15 er sagete im ouch, wie daz geschach,
Verse: 16 daz er die küneginne sprach,
Verse: 17 und waz im diu mit triuwen riet.
Verse: 18 er sagete im ouch von al der diet,
Verse: 19 von rittern und von vrouwen,
Verse: 20 daz er si möhte schouwen
Verse: 21 ze Jôflanze vor der zît,
Verse: 22 ê würde sînes kamphes strît.
Verse: 23 Gâwâns sorge gar verswant:
Verse: 24 niht wan vreude er im herzen vant.
Verse: 25 [Gâwân ûz sorgen in vreude trat.
Verse: 26 den knappen erz verswîgen bat.]
Verse: 27 al sîner sorge er gar vergaz.
Verse: 28 er gienc hin wider unde saz
Verse: 29 und was mit vreuden dâ ze hûs,
Verse: 30 unz daz der künec Artûs
Verse: 1 mit her in sîne helfe reit.
Verse: 2 nû hœret liep unde leit.
Verse: 3 Gâwân was zallen zîten vrô.
Verse: 4 eins morgens vuoctez sich alsô,
Verse: 5 daz ûf dem rîchen palas
Verse: 6 manec ritter unde vrouwe was.
Verse: 7 in ein venster gein dem phlûm
Verse: 8 nam er im sunder einen rûm,
Verse: 9 dâ er und Arnîve saz,
Verse: 10 diu vremder mære niht vergaz.
Verse: 11 Gâwân sprach zer künegîn:
Verse: 12 "ouwî, liebiu vrouwe mîn,
Verse: 13 wolde iuch des niht betrâgen,
Verse: 14 daz ich iuch müeste vrâgen
Verse: 15 von sus getânen mæren,
Verse: 16 diu mich verswigen wæren!
Verse: 17 wan daz ich von iuwer helfe gebe
Verse: 18 alsus mit werden vreuden lebe,
Verse: 19 getruoc mîn herze ie mannes sin,
Verse: 20 den hete diu edel herzogin
Verse: 21 mit ir gewalt beslozzen.
Verse: 22 nû hân ich iuwer genozzen,
Verse: 23 daz mir gesenftet ist diu nôt.
Verse: 24 minne und wunden wære ich tôt,
Verse: 25 wan daz iuwer helfeclîcher trôst
Verse: 26 mich ûz banden hât erlôst.
Verse: 27 von iuwer schult hân ich den lîp.
Verse: 28 nû saget mir, sældehaftez wîp,
Verse: 29 um wunder, daz hie was und ist,
Verse: 30 durch waz sô strengeclîchen list
Verse: 1 der wîse Klinschor hete erkorn.
Verse: 2 wan ir, ich hetes den lîp verlorn."
Verse: 3 diu herzenlîche wîse
Verse: 4 (mit sô wîplîchem prîse
Verse: 5 kom jugent in daz alter nie)
Verse: 6 sprach: "herre, sîniu wunder hie
Verse: 7 sint dâ engein kleiniu wunderlîn,
Verse: 8 wider den starken wundern sîn,
Verse: 9 die er hât in manegen landen.
Verse: 10 swer uns des giht ze schanden,
Verse: 11 der wirbet niht wan sünde mite.
Verse: 12 herre, ich sage iu sînen site:
Verse: 13 derst maneger diete worden sûr.
Verse: 14 sîn lant heizt Terre de Labûr.
Verse: 15 von des nâchkomen er ist erborn,
Verse: 16 der ouch vil wunders hete erkorn,
Verse: 17 von Nâpels Virgîljus.
Verse: 18 Klinschor des neve warp alsus.
Verse: 19 Kâps was sîn houbetstat.
Verse: 20 er trat in prîse sô hôhen phat,
Verse: 21 an prîse was er unbetrogen.
Verse: 22 von Klinschor dem herzogen
Verse: 23 sprâchen wîp unde man,
Verse: 24 unz er schaden sus gewan.
Verse: 25 Sizilje hete ein künec wert:
Verse: 26 der was geheizen Gîbert,
Verse: 27 îblis hiez sîn wîp.
Verse: 28 diu truoc den minneclîchsten lîp,
Verse: 29 der ie von brüste wart genomen.
Verse: 30 in der dienest was er komen,
Verse: 1 unz sis mit minnen lônde,
Verse: 2 dar um der künec in hônde.
Verse: 3 muoz ich iu sîniu tougen sagen,
Verse: 4 des sol ich iuwern urloup tragen:
Verse: 5 doch sint diu selben mære
Verse: 6 mir ze sagene ungebære,
Verse: 7 wâ mit er kom in zoubers site.
Verse: 8 zeinem kapûne mit einem snite
Verse: 9 wart Klinschor gemachet."
Verse: 10 des wart aldâ gelachet
Verse: 11 von Gâwâne sêre.
Verse: 12 si sagete im dennoch mêre:
Verse: 13 "ûf Kalotembolot
Verse: 14 erwarp er der werlde spot:
Verse: 15 daz ist ein burc veste erkant.
Verse: 16 der künec bî sînem wîbe in vant:
Verse: 17 Klinschor slief an ir arme.
Verse: 18 lac er dâ iht warme,
Verse: 19 daz muoste er sus verphenden:
Verse: 20 er wart mit küneges henden
Verse: 21 zwischen den beinen gemachet sleht.
Verse: 22 des dûhte den wirt, ez wære sîn reht.
Verse: 23 der besneit in an dem lîbe,
Verse: 24 daz er deheinem wîbe
Verse: 25 mac ze schimphe niht gevromen.
Verse: 26 des ist vil liute in kummer komen.
Verse: 27 ez ist niht daz lant ze Persiâ:
Verse: 28 ein stat heizet Persidâ,
Verse: 29 dâ êrste zouber wart erdâht.
Verse: 30 dâ vuor er hin und hât dan brâht,
Verse: 1 daz er wol schaffet, swaz er wil,
Verse: 2 mit listen zouberlîchiu zil.
Verse: 3 durch die schame an sînem lîbe
Verse: 4 wart er manne noch wîbe
Verse: 5 guotes willen nimmer mêr bereit.
Verse: 6 ich meine, die tragent werdekeit,
Verse: 7 swaz er den vreuden mac genemen,
Verse: 8 des kan von herzen in gezemen.
Verse: 9 ein künec der hiez îrôt,
Verse: 10 der ervorhte im die selben nôt,
Verse: 11 von Rosche Sabînes.
Verse: 12 der bôt im des sînes
Verse: 13 ze gebene, swaz er wolde,
Verse: 14 daz er vride haben solde.
Verse: 15 Klinschor emphienc von sîner hant
Verse: 16 disen berc veste erkant
Verse: 17 und an der selben zîle
Verse: 18 alumme ehte mîle.
Verse: 19 Klinschor dô worhte ûf disen berc,
Verse: 20 als ir wol seht, diz spæhe werc.
Verse: 21 aller rîcheite sunder
Verse: 22 sint hie ûf starkiu wunder.
Verse: 23 wolde man der bürge vâren,
Verse: 24 spîse ze drîzec jâren
Verse: 25 wære hie ûfe manecvalt.
Verse: 26 er hât ouch aller der gewalt,
Verse: 27 mal unde bêâ schent,
Verse: 28 die zwischen dem firmament
Verse: 29 wonent und der erden zil,
Verse: 30 niht wan die got beschermen wil.
Verse: 1 herre, sît iuwer starkiu nôt
Verse: 2 ist worden wendec âne tôt,
Verse: 3 sîn gâbe stêt in iuwer hant:
Verse: 4 dise burc und diz gemezzen lant,
Verse: 5 er enkêrt sich nimmer mêr nû dran.
Verse: 6 er solde ouch vride von im hân,
Verse: 7 des jach er offenbâre
Verse: 8 (er ist mit rede der wâre),
Verse: 9 swer dise âventiure erlite,
Verse: 10 daz dem sîn gâbe wonte mite.
Verse: 11 swaz er gesach der werden
Verse: 12 ûf kristenlîcher erden,
Verse: 13 ez wære maget, wîp oder man,
Verse: 14 der ist iu hie vil undertân:
Verse: 15 manec heiden und heidenîn
Verse: 16 muoste ouch bî uns hie ûfe sîn.
Verse: 17 nû lât diz volc wider komen,
Verse: 18 dâ nâch uns sorge sî vernomen.
Verse: 19 ellende vrumt mirz herze kalt.
Verse: 20 der die sterne hât gezalt,
Verse: 21 der müeze iuch helfe lêren
Verse: 22 und uns gein vreuden kêren.
Verse: 23 ein muoter ir vruht gebirt,
Verse: 24 diu vruht sîner muoter muoter wirt:
Verse: 25 von dem wazzer kumt daz îs,
Verse: 26 daz læt denne niht deheinen wîs,
Verse: 27 daz wazzer enkome ouch wider von im.
Verse: 28 swenne ich gedanke an mich nim,
Verse: 29 daz ich ûz vreuden bin erborn,
Verse: 30 wirt vreude noch an mir erkorn,
Verse: 1 dâ gît ein vruht die andern vruht.
Verse: 2 diz sult ir vüegen, habet ir zuht.
Verse: 3 ez ist lanc, daz mir vreude entviel.
Verse: 4 von segel balde gêt der kiel:
Verse: 5 der man ist sneller, der drûfe gêt.
Verse: 6 ob ir diz bîspel verstêt,
Verse: 7 iuwer prîs wirt hôch und snel.
Verse: 8 ir muget uns vreude machen hel,
Verse: 9 daz wir vreude vüeren in manegiu lant,
Verse: 10 dâ nâch uns sorge wart erkant.
Verse: 11 etswenne ich vreuden phlac genuoc:
Verse: 12 ich was ein wîp, diu krône truoc,
Verse: 13 ouch truoc mîn tohter krône
Verse: 14 von ir landes vürsten schône.
Verse: 15 wir heten beide werdekeit.
Verse: 16 herre, ich engeriet nie mannes leit:
Verse: 17 beidiu wîp unde man
Verse: 18 kunde ich wol nâch ir rehte hân.
Verse: 19 erkennen unde schouwen
Verse: 20 zeiner rehten volkes vrouwen
Verse: 21 muoste man mich, ruochtes got,
Verse: 22 wande ich nie manne missebôt.
Verse: 23 nû sol ein ieslîch sælec wîp,
Verse: 24 ob si wil tragen werden lîp,
Verse: 25 erbietenz guoten liuten wol:
Verse: 26 si kumt vil lîhte in kummers dol,
Verse: 27 daz ir ein swacher garzûn
Verse: 28 enger vreude gæbe wîten rûm.
Verse: 29 herre, ich hân lange hie gebiten:
Verse: 30 niemen geloufen noch geriten
Verse: 1 kom her, der mich erkande,
Verse: 2 der mir sorgen wande."
Verse: 3 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 4 "vrouwe, muoz ich mîn leben hân,
Verse: 5 sô wirt noch vreude an iu vernomen."
Verse: 6 des selben tages solde ouch komen
Verse: 7 mit her Artûs der Bertûn,
Verse: 8 der klagenden Arnîven sun,
Verse: 9 durch sippe und durch triuwe.
Verse: 10 manege banier niuwe
Verse: 11 sach Gâwân gein im trecken,
Verse: 12 mit rottez velt verdecken
Verse: 13 von Lôgrois die strâzen her
Verse: 14 mit manegem lieht gemâlem sper.
Verse: 15 Gâwâne tet ir komen wol.
Verse: 16 swer samenunge warten sol,
Verse: 17 den lêrt sûmen den gedanc:
Verse: 18 er vürht, sîn helfe werde kranc.
Verse: 19 Artûs Gâwâne den zwîvel brach.
Verse: 20 âvoi, wie man den komen sach!
Verse: 21 Gâwân sich hal des tougen,
Verse: 22 daz sîniu liehten ougen
Verse: 23 weinen muosten lernen.
Verse: 24 zeiner zisternen
Verse: 25 wâren si beidiu dô enwiht,
Verse: 26 wan si habeten swazzers niht.
Verse: 27 von der liebe was daz weinen,
Verse: 28 daz Artûs kunde erscheinen.
Verse: 29 von kinde hete er in erzogen:
Verse: 30 ir beider triuwe unerlogen
Verse: 1 stuont gein ein ander âne wanc,
Verse: 2 daz si nie valsch underswanc.
Verse: 3 Arnîve wart des weinens innen.
Verse: 4 si sprach: "herre, ir sult beginnen
Verse: 5 vreude mit vreuden schalle:
Verse: 6 herre, daz trœstet uns alle.
Verse: 7 gein der riuwe sult ir sîn ze wer.
Verse: 8 hie kumt der herzoginne her:
Verse: 9 daz trœstet iuch vürbaz schiere."
Verse: 10 herberge, baniere
Verse: 11 sach Arnîve und Gâwân
Verse: 12 manege vüeren ûf den plân,
Verse: 13 bî den allen niht wan einen schilt,
Verse: 14 des wâpen wâren sus gezilt,
Verse: 15 daz in Arnîve erkande.
Verse: 16 îsâjesen si nande,
Verse: 17 den marschalc Utepandragûn:
Verse: 18 den vuorte ein ander Bertûn,
Verse: 19 mit den schœnen schenkeln Maurîn,
Verse: 20 der marschalc der künegîn.
Verse: 21 Arnîve wesse wênec des:
Verse: 22 Utepandragûn und îsâjes
Verse: 23 wâren beide erstorben,
Verse: 24 Maurîn hete erworben
Verse: 25 sîns vater ammet, daz was reht.
Verse: 26 gein dem urvar ûf dem anger sleht
Verse: 27 reit diu grôze mahinande.
Verse: 28 der vrouwen sarjande
Verse: 29 herberge nâmen,
Verse: 30 die vrouwen wol gezâmen,
Verse: 1 bî einem klâren snellen bach,
Verse: 2 dâ man schiere ûf geslagen sach
Verse: 3 manec zelt wol getân.
Verse: 4 dem künege sunder dort hin dan
Verse: 5 wart manec wîter rinc genomen
Verse: 6 und rittern, die dâ wâren komen.
Verse: 7 die heten âne vrâge
Verse: 8 ûf ir reise grôze slâge.
Verse: 9 Gâwân bî Bênen hin abe enbôt
Verse: 10 sînem wirt Plipalinôt,
Verse: 11 kocken, ussiere,
Verse: 12 daz er die slüzze schiere,
Verse: 13 sô daz vor sîner übervart
Verse: 14 daz her des tages wære bewart.
Verse: 15 vrou Bêne ûz Gâwâns hende nam
Verse: 16 die êrsten gâbe ûz sînem rîchen krâm,
Verse: 17 swalwen, diu noch z Engellant
Verse: 18 zeiner tiuren harphen ist erkant.
Verse: 19 Bêne vuor mit vreuden dan.
Verse: 20 dô hiez mîn her Gâwân
Verse: 21 besliezen die ûzern porten:
Verse: 22 alde und junge hôrten,
Verse: 23 wes er si zühteclîchen bat.
Verse: 24 "dâ anderhalben an den stat
Verse: 25 sich leget ein alsô grôzez her,
Verse: 26 weder ûf dem lande noch in dem mer
Verse: 27 gesach ich rotte nie gevarn
Verse: 28 mit alsus krefteclîchen scharn.
Verse: 29 wellent si uns hie suochen mit ir kraft,
Verse: 30 helft mir, ich gibe in ritterschaft."
Verse: 1 daz lobeten si al gelîche.
Verse: 2 die herzoginne rîche
Verse: 3 si vrâcten, ob daz her wære ir.
Verse: 4 diu sprach: "ir sult gelouben mir,
Verse: 5 ich erkenne dâ weder schilt noch man.
Verse: 6 der mir ê schaden hât getân,
Verse: 7 derst lîhte in mîn lant geriten
Verse: 8 und hât vor Lôgrois gestriten:
Verse: 9 ich wæne, die vant er doch ze wer.
Verse: 10 si heten strît wol disem her
Verse: 11 an zingeln und an barbigân.
Verse: 12 hât dâ ritterschaft getân
Verse: 13 der zornege künec Gramoflanz,
Verse: 14 sô suochte er gelt vür sînen kranz:
Verse: 15 oder swer si sint, die muosten sper
Verse: 16 ûf geriht sehen durch tjoste ger."
Verse: 17 ir munt in louc dâ wênec an.
Verse: 18 Artûs schaden vil gewan,
Verse: 19 ê daz er kœme vür Lôgrois.
Verse: 20 des wart etslîch Bertenois
Verse: 21 ze rehter tjost abe gevalt.
Verse: 22 Artûs her ouch wider galt
Verse: 23 market, den man in dâ bôt.
Verse: 24 si kômens ze beider sît in nôt.
Verse: 25 man sach die strîtmüeden komen,
Verse: 26 von den sô dicke ist vernomen,
Verse: 27 daz si ir kotzen gerne werten.
Verse: 28 si wâren gein strîte die herten:
Verse: 29 beidenthalpz mit schaden stêt.
Verse: 30 Gârel und Gaherjêt
Verse: 1 und rois Meljanz de Barbigôl
Verse: 2 und Jofreit fîz Idôl,
Verse: 3 die sint hin ûf gevangen,
Verse: 4 ê der buhurt wære ergangen.
Verse: 5 ouch viengen si von Lôgrois
Verse: 6 duc Frîam de Vermendois
Verse: 7 und cuns Ritschart de Nâvers.
Verse: 8 der vertet niwan eines spers:
Verse: 9 gein swem ouch daz sîn hant gebôt,
Verse: 10 der viel vor im durch tjoste nôt.
Verse: 11 Artûs mit sîn selbes hant
Verse: 12 vienc den degen wert erkant.
Verse: 13 dâ wurden unverdrozzen
Verse: 14 die poinder sô geslozzen,
Verse: 15 des m/hte swenden sich der walt.
Verse: 16 manec tjoste ungezalt
Verse: 17 rêrten trunzûne.
Verse: 18 die werden Bertûne
Verse: 19 wâren ouch manlîch ze wer.
Verse: 20 gein der herzoginne her
Verse: 21 Artûs nâchhuote
Verse: 22 muoste strîtes sîn ze muote.
Verse: 23 man hardierte si den tac
Verse: 24 unz dar diu vluot des hers lac.
Verse: 25 ouch solde mîn her Gâwân
Verse: 26 der herzogîn gekündet hân,
Verse: 27 daz ein sîn helfære
Verse: 28 in ir lande wære:
Verse: 29 sô wære des strîtes niht geschehen.
Verse: 30 dô enwolde ers ir noch niemen jehen,
Verse: 1 ê siz selbe sehen mohte.
Verse: 2 er warp, als ez im tohte,
Verse: 3 und schuof ouch sîne reise
Verse: 4 gein Artûse dem Berteneise
Verse: 5 mit tiuren gezelten.
Verse: 6 niemen dâ mohte engelten,
Verse: 7 ob er im was unerkant:
Verse: 8 des milten Gâwânes hant
Verse: 9 begunde in sô mit willen geben,
Verse: 10 als er niht langer wolde leben.
Verse: 11 sarjande, ritter, vrouwen
Verse: 12 muosten emphâhen und schouwen
Verse: 13 sîne gâbe sô grœzlîche,
Verse: 14 daz si sprâchen al gelîche,
Verse: 15 in wære diu wâre helfe komen.
Verse: 16 dô wart ouch vreude an in vernomen.
Verse: 17 dô hiez gewinnen der degen wert
Verse: 18 starke soumære, schœniu vrouwen phert
Verse: 19 und harnas al der ritterschaft.
Verse: 20 sarjande zîser grôze kraft
Verse: 21 aldâ bereite wâren.
Verse: 22 dô kunde er sus gebâren:
Verse: 23 dô nam mîn her Gâwân
Verse: 24 vier werde ritter sunder dan,
Verse: 25 daz einer kamerære
Verse: 26 und der ander schenke wære
Verse: 27 und der dritte truhsæze
Verse: 28 und daz der vierde niht vergæze,
Verse: 29 er enwære marschalc. sus warp er:
Verse: 30 dise viere leisten sîne ger.
Verse: 1 nû lât Artûsen stille ligen.
Verse: 2 Gâwâns grüezen wart verswigen
Verse: 3 in den tac: unsanfte erz meit.
Verse: 4 des morgens vruo mit krache reit
Verse: 5 gein Jôflanze Artûses her.
Verse: 6 sîn nâchhuote schuof er ze wer:
Verse: 7 dô die niht strîtes vunden dâ,
Verse: 8 si kêrten nâch im ûf die slâ.
Verse: 9 dô nam mîn her Gâwân
Verse: 10 sîn ammetliute sunder dan.
Verse: 11 niht langer er wolde bîten,
Verse: 12 er hiez den marschalc rîten
Verse: 13 ze Jôflanze ûf den plân.
Verse: 14 "sunderleger wil ich hân.
Verse: 15 dû sihs daz grôze her wol ligen:
Verse: 16 ez ist et nû alsô gedigen,
Verse: 17 ir herren muoz ich iu nennen,
Verse: 18 daz ir den müget erkennen.
Verse: 19 ez ist mîn œheim Artûs,
Verse: 20 in des hove und in des hûs
Verse: 21 ich von kinde bin erzogen.
Verse: 22 nû schaffet mir vür unbetrogen
Verse: 23 mîn reise alsô mit koste dar,
Verse: 24 daz mans vür rîcheit neme war,
Verse: 25 und lât hie ûfe unvernomen,
Verse: 26 daz Artûs her durch mich si komen."
Verse: 27 si leisten, swaz er in gebôt,
Verse: 28 des wart Plipalinôt
Verse: 29 dar nâch unmüezec schiere.
Verse: 30 kocken, ussiere,
Verse: 1 Seytiez und snecken,
Verse: 2 mit rotte der quecken
Verse: 3 beidiu zorse und ouch ze vuoz
Verse: 4 mit dem marschalc über muoz,
Verse: 5 sarjande, garzûne.
Verse: 6 hin nâch dem Bertûne
Verse: 7 si kêrten her unde dâ
Verse: 8 mit Gâwâns marschalc ûf die slâ.
Verse: 9 si vuorten ouch, des sît gewis,
Verse: 10 ein gezelt, daz îblis
Verse: 11 Klinschore durch minne sande,
Verse: 12 dâ von man êrste erkande
Verse: 13 ir zweier tougen über lût:
Verse: 14 si wâren beide ein ander trût.
Verse: 15 dem gezelt was koste niht vermiten:
Verse: 16 mit schære nie bezzerz wart gesniten
Verse: 17 wan einz, daz Isenhartes was.
Verse: 18 bî Artûs sunder ûf ein gras
Verse: 19 wart daz gezelt ûf geslagen.
Verse: 20 manec zelt, hôrte ich sagen,
Verse: 21 sluoc man dar um an wîten rinc.
Verse: 22 daz dûhten rîlîchiu dinc.
Verse: 23 vor Artûse wart vernomen,
Verse: 24 Gâwâns marschalc wære komen,
Verse: 25 der herbergete ûf den plân,
Verse: 26 und daz der werde Gâwân
Verse: 27 solde ouch komen bî dem tage.
Verse: 28 daz wart ein gemeiniu sage
Verse: 29 von al der massenîe.
Verse: 30 Gâwân der valsches vrîe
Verse: 1 von hûs sich rottierte.
Verse: 2 sîne reise er alsus zierte,
Verse: 3 dâ von m/hte ich iu wunder sagen.
Verse: 4 manec soumære muoste tragen
Verse: 5 kappeln und kamergewant.
Verse: 6 manec soum mit harnase erkant
Verse: 7 giengen ouch dar unden,
Verse: 8 helm oben drûf gebunden
Verse: 9 bî manegem schilte wol getân.
Verse: 10 manec schœne kastelân
Verse: 11 man bî den soumen ziehen sach.
Verse: 12 ritter und vrouwen hinden nâch
Verse: 13 riten an ein ander vaste.
Verse: 14 daz gezoc wol eine raste
Verse: 15 an der lenge was gemezzen.
Verse: 16 dô enwart dâ niht vergezzen,
Verse: 17 Gâwân einen ritter wol gevar
Verse: 18 immer schuof zeiner vrouwen klâr.
Verse: 19 daz wâren kranke sinne,
Verse: 20 ob die sprâchen iht von minne.
Verse: 21 der turkoite Flôrant
Verse: 22 zeinem gesellen wart erkant
Verse: 23 Sangîven von Norwæge.
Verse: 24 Lischois der gar untræge
Verse: 25 reit bî der süezen Kundrîê.
Verse: 26 sîn swester Itonjê
Verse: 27 bî Gâwân solde rîten.
Verse: 28 an den selben zîten
Verse: 29 Arnîve und diu herzogîn
Verse: 30 ouch gesellen wolden sîn.
Verse: 1 nû, diz was et alsus komen:
Verse: 2 Gâwâns rinc was genomen
Verse: 3 durch Artûs her, aldâ der lac.
Verse: 4 waz man schouwens dâ gephlac,
Verse: 5 ê diz volc durch si gerite!
Verse: 6 Gâwân durch hovelîchen site
Verse: 7 und ouch durch werdeclîchiu dinc
Verse: 8 hiez an Artûses rinc
Verse: 9 die êrsten vrouwen halden.
Verse: 10 sîn marschalc muoste walden,
Verse: 11 daz einiu nâhe zuo der reit.
Verse: 12 der andern deheiniu dâ vermeit,
Verse: 13 si enhabeten sus alumme,
Verse: 14 hie diu wîse und dort diu tumme,
Verse: 15 bî ieslîcher ein ritter, der ir phlac
Verse: 16 und der sich dienstes dar bewac.
Verse: 17 Artûs rinc den wîten
Verse: 18 man sach an allen sîten
Verse: 19 mit vrouwen ummevangen.
Verse: 20 dô wart alrêst emphangen
Verse: 21 Gâwân der sælden rîche,
Verse: 22 ich wæne des, minneclîche.
Verse: 23 Arnîve, ir toher und ir kint
Verse: 24 mit Gâwâne erbeizet sint,
Verse: 25 von Lôgrois diu herzogîn
Verse: 26 und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 27 und der turkoite Flôrant.
Verse: 28 gein disen liuten wert erkant
Verse: 29 Artûs ûz dem gezelte gienc,
Verse: 30 der si dâ vriuntlîche emphienc.
Verse: 1 als tet diu künegîn, sîn wîp:
Verse: 2 diu emphienc Gâwânes lîp
Verse: 3 und ander sîne geselleschaft
Verse: 4 mit getriulîcher liebe kraft.
Verse: 5 dâ wart manec kus getân
Verse: 6 von maneger vrouwen wol getân.
Verse: 7 Artûs sprach zem neven sîn:
Verse: 8 "wer sint die gesellen dîn?"
Verse: 9 Gâwân sprach: "mîne vrouwen
Verse: 10 sol ich si küssen schouwen.
Verse: 11 daz wære unsanfte bewart:
Verse: 12 si sint wol beide von der art."
Verse: 13 der turkoite Flôrant
Verse: 14 wart dâ geküsset al zehant
Verse: 15 und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 16 von Ginovêren der künegîn.
Verse: 17 si giengen wider inz gezelt.
Verse: 18 manegen dûhte, daz daz wîte velt
Verse: 19 vollez vrouwen wære.
Verse: 20 dô warp niht sô der swære
Verse: 21 Artûs, spranc ûf ein kastelân,
Verse: 22 al dise vrouwen wol getân
Verse: 23 und al die ritter beneben in,
Verse: 24 er reit den rinc alumme hin.
Verse: 25 mit zühten Artûses munt
Verse: 26 si emphienc an der selben stunt.
Verse: 27 daz was Gâwâns wille,
Verse: 28 daz si alle habeten stille,
Verse: 29 unz daz er mit in dannen rite:
Verse: 30 daz was ein h/veschlîcher site.
Verse: 1 Artûs erbeizte und gienc dar în.
Verse: 2 er saz zuo dem neven sîn:
Verse: 3 den bestuont er sus mit mæren,
Verse: 4 wer die vünf vrouwen wæren.
Verse: 5 dô huop mîn her Gâwân
Verse: 6 an der eldesten zem êrsten an.
Verse: 7 sus sprach er zuo dem Bertûn:
Verse: 8 "erkandet ir Utepandragûn,
Verse: 9 sôst diz Arnîve, sîn wîp:
Verse: 10 von den zwein kom iuwer lîp.
Verse: 11 sô ist diz diu muoter mîn,
Verse: 12 von Norwæge diu künegîn.
Verse: 13 dise zwuo mîn swester sint.
Verse: 14 nû seht, wie vlætegiu kint!"
Verse: 15 ein ander küssen dâ geschach.
Verse: 16 vreude unde jâmer sach
Verse: 17 al, die daz sehen wolden:
Verse: 18 von der liebe si daz dolden.
Verse: 19 beidiu lachen und weinen
Verse: 20 kunde ir munt vil wol bescheinen:
Verse: 21 von grôzer liebe daz geschach.
Verse: 22 Artûs ze Gâwâne sprach:
Verse: 23 "neve, ich bin des mæres noch vrî,
Verse: 24 wer diu klâre vünfte vrouwe sî."
Verse: 25 dô sprach Gâwân der kurtois:
Verse: 26 "ez ist diu herzogîn von Lôgrois.
Verse: 27 in der genâden bin ich hie.
Verse: 28 mirst gesaget, ir habet gesuochet sie:
Verse: 29 swaz ir des habet genozzen,
Verse: 30 daz zeiget unverdrozzen.
Verse: 1 ir m/htet zeiner witewen wol tuon."
Verse: 2 Artûs sprach: "dîner muomen sun
Verse: 3 Gaherjêten si dort hât
Verse: 4 und Gârelen, der ritters tât
Verse: 5 in manegem poinder worhte.
Verse: 6 mir wart der unervorhte
Verse: 7 an mîner sîten genomen.
Verse: 8 ein unser poinder was sô komen
Verse: 9 mit hurte unz an ir barbigân.
Verse: 10 hurtâ, wiez dâ wart getân
Verse: 11 von dem werden Meljanz von Lîz!
Verse: 12 under eine baniere wîz
Verse: 13 ist er hin ûf gevangen.
Verse: 14 diu banier hât emphangen
Verse: 15 vor zobele ein swarze strâle
Verse: 16 mit herzen bluotes mâle
Verse: 17 nâch mannes kummer gevar:
Verse: 18 Lirivoin rief al diu schar,
Verse: 19 die under der durch strîten riten.
Verse: 20 die hânt den prîs hin ûf erstriten.
Verse: 21 mirst ouch mîn neve Jofreit
Verse: 22 hin ûf gevangen, daz ist mir leit.
Verse: 23 diu nâchuote was gestern mîn:
Verse: 24 dâ von gedêch mir dirre pîn."
Verse: 25 der künec sîns schaden vil verjach.
Verse: 26 diu herzogîn mit zühten sprach:
Verse: 27 "herre, ich sage iuch slasters buoz.
Verse: 28 ir enhetet mîn deheinen gruoz:
Verse: 29 ir muget mir schaden hân getân,
Verse: 30 den ich doch ungedienet hân,
Verse: 1 sît ir mich gesuochet hât.
Verse: 2 nû lêre iuch got ergetzens rât.
Verse: 3 in des helfe ir sît geriten,
Verse: 4 ob der hât mit mir gestriten,
Verse: 5 dâ wart ich âne wer bekant
Verse: 6 und zer blôzen sîten an gerant.
Verse: 7 ob der noch strîtes gein mir gert,
Verse: 8 der wirt wol gendet âne swert."
Verse: 9 z Artuse sprach dô Gâwân:
Verse: 10 "waz râtet irs, ob wir disen plân
Verse: 11 baz mit rittern überlegen,
Verse: 12 sît wirz wol getuon megen?
Verse: 13 ich erwirbe wol an der herzogîn,
Verse: 14 daz die iuwern ledec suln sîn
Verse: 15 und daz ir ritterschaft dâ her
Verse: 16 kumt mit manegem niuwen sper."
Verse: 17 "des volge ich" sprach Artûs.
Verse: 18 diu herzogîn dô hin ze hûs
Verse: 19 sande nâch den werden.
Verse: 20 ich wæne, ûf der erden
Verse: 21 ie schœner samenunge wart.
Verse: 22 gein herbergen sîner vart
Verse: 23 Gâwân urloubes gerte,
Verse: 24 des in der künec gewerte.
Verse: 25 die man mit im komen sach
Verse: 26 vuoren dan mit im an ir gemach.
Verse: 27 sîn herberge rîche
Verse: 28 stuont sô ritterlîche,
Verse: 29 daz si was kostebære
Verse: 30 und der armüete lære
Verse: 1 in sîne herberge reit
Verse: 2 maneger, dem von herzen leit
Verse: 3 was sîn langez ûz wesen.
Verse: 4 nû was ouch Keie genesen
Verse: 5 bî dem Plimizôl der tjoste.
Verse: 6 der pruovte Gâwâns koste,
Verse: 7 er sprach: "mîns herren swâger Lôt,
Verse: 8 von dem was uns dehein nôt
Verse: 9 ebenhiuze noch sunderringes."
Verse: 10 dô dâhte er noch des dinges,
Verse: 11 wande in Gâwân dort niht rach,
Verse: 12 dâ im sîn zeswer arm zebrach.
Verse: 13 "got mit den liuten wunder tuot.
Verse: 14 wer gap Gâwân die vrouwen luot?"
Verse: 15 sus sprach Keie in sînem schimph.
Verse: 16 daz was gein vriunde ein swach gelimph:
Verse: 17 der getriuwe ist vriundes êren vrô,
Verse: 18 der ungetriuwe wâfenô
Verse: 19 rüefet, swenne ein liep geschiht
Verse: 20 sînem vriunde und er daz siht.
Verse: 21 Gâwân phlac sælde und êre:
Verse: 22 gert iemen vürbaz mêre,
Verse: 23 war wil der mit gedanken?
Verse: 24 sô sint die muotes kranken
Verse: 25 gîtes unde hazzes vol.
Verse: 26 sô tuot dem ellenthaften wol,
Verse: 27 swâ sînes vriundes prîs gestêt,
Verse: 28 daz schande vlühtec von im gêt.
Verse: 29 Gâwân âne valschen haz
Verse: 30 manlîcher triuwen nie vergaz:
Verse: 1 kein unbilde dran geschach,
Verse: 2 swâ man in bî sælden sach.
Verse: 3 wie der von Norwæge
Verse: 4 sînes volkes phlæge,
Verse: 5 der ritter und der vrouwen?
Verse: 6 dâ mohten rîcheit schouwen
Verse: 7 Artûs und sîn gesinde
Verse: 8 von des werden Lôtes kinde.
Verse: 9 si suln ouch slâfen, dô man gaz:
Verse: 10 ir ruowens hân ich selten haz.
Verse: 11 smorgens kom vor tage geriten
Verse: 12 volc mit werlîchen siten,
Verse: 13 der herzoginne ritter gar.
Verse: 14 man nam ir zimierde war
Verse: 15 al bî des mânen schîne.
Verse: 16 dâ Artûs und die sîne
Verse: 17 lâgen, durch die zogeten sie
Verse: 18 unz anderhalp, dâ Gâwân hie
Verse: 19 lac mit wîtem ringe.
Verse: 20 swer solhe helfe ertwinge
Verse: 21 mit sîner ellenthaften hant,
Verse: 22 den mac man hân vür prîs erkant.
Verse: 23 Gâwân sînen marschalc bat
Verse: 24 in zeigen herberge stat.
Verse: 25 als der herzoginne marschalc riet,
Verse: 26 von Lôgrois diu werde diet
Verse: 27 manegen rinc wol sunder zierten.
Verse: 28 ê si geloschierten,
Verse: 29 ez was wol mitter morgen.
Verse: 30 hie næht ez niuwen sorgen.
Verse: 1 Artûs der prîses erkande
Verse: 2 sîne boten sande
Verse: 3 ze Rosche Sabînes in die stat:
Verse: 4 den künec Gramoflanz er bat,
Verse: 5 "sît daz unwendec nû sol sîn,
Verse: 6 daz er gein dem neven mîn
Verse: 7 sînen kamph niht wil verbern,
Verse: 8 des sol in mîn neve wern.
Verse: 9 bitet in gein uns schiere komen,
Verse: 10 sît sîn gewalt ist sus vernomen,
Verse: 11 daz erz niht vermîden wil.
Verse: 12 es wære einem andern man ze vil."
Verse: 13 Artûses boten vuoren dan.
Verse: 14 dô nam mîn her Gâwân
Verse: 15 Lischoisen und Flôranden:
Verse: 16 die von manegen landen,
Verse: 17 minnen soldiere,
Verse: 18 bat er im zeigen schiere,
Verse: 19 die der herzogîn ûf hôhen solt
Verse: 20 wâren sô dienestlîchen holt.
Verse: 21 er reit zuo zin und emphienc si sô,
Verse: 22 daz si al gelîche sprâchen dô,
Verse: 23 daz der werde Gâwân
Verse: 24 wære ein manlîch h/vesch man.
Verse: 25 dâ mite kêrte er von in wider.
Verse: 26 sus warp er tougenlîche sider:
Verse: 27 in sîne kamern er gienc,
Verse: 28 mit harnase er übervienc
Verse: 29 den lîp zen selben stunden
Verse: 30 durch daz, ob sîne wunden
Verse: 1 sô geheilet wæren,
Verse: 2 daz die mâsen in niht swæren.
Verse: 3 er wolde baneken den lîp,
Verse: 4 sît sô manec man und wîp
Verse: 5 sînen kamph solden sehen,
Verse: 6 dâ die wîsen ritter möhten spehen,
Verse: 7 ob sîn unverzagetiu hant
Verse: 8 des tages gein prîse würde erkant.
Verse: 9 einen knappen hete er des gebeten,
Verse: 10 daz er im bræhte Gringuljeten:
Verse: 11 daz begunde er leischieren.
Verse: 12 er wolde sich môvieren,
Verse: 13 daz er undz ors wæren bereit.
Verse: 14 mir wart sîn reise nie sô leit:
Verse: 15 al ein reit mîn her Gâwân
Verse: 16 von dem her verre ûf den plân.
Verse: 17 gelücke müezes walden!
Verse: 18 er sach einen ritter halden
Verse: 19 bî dem wazzer Sabîns.
Verse: 20 den wir wol möhten heizen vlins
Verse: 21 der manlîchen krefte,
Verse: 22 er schûr der ritterschefte,
Verse: 23 sîn herze valsch nie underswanc.
Verse: 24 er was des lîbes wol sô kranc
Verse: 25 swaz man heizet unprîs
Verse: 26 daz entruoc er nie deheinen wîs
Verse: 27 halbes vingers lanc noch spanne.
Verse: 28 von dem selben werden manne
Verse: 29 muget ir wol ê hân vernomen:
Verse: 30 an den rehten stam diz mære ist komen.
Verse: 1 Ob von dem werden Gâwân
Verse: 2 werlîche ein tjost dâ wirt getân,
Verse: 3 sô engevorhte ich sîner êre
Verse: 4 an prîse nie sô sêre.
Verse: 5 ich solde ouch sandern angest hân.
Verse: 6 daz wil ich ûz den sorgen lân:
Verse: 7 der was in strîte eins mannes her.
Verse: 8 ûz heidenschaft verre über mer
Verse: 9 was brâht diu zimierde sîn.
Verse: 10 noch rœter denne ein rubîn
Verse: 11 was sîn kursît und sîn orses kleit.
Verse: 12 der helt nâch âventiuren reit:
Verse: 13 sîn schilt was gar durchstochen.
Verse: 14 er hête ouch gebrochen
Verse: 15 von dem boume, des Gramoflanz
Verse: 16 huote, einen sô liehten kranz,
Verse: 17 daz Gâwânz rîs erkande.
Verse: 18 dô vorhte er die schande,
Verse: 19 ob sîn der künec dâ hete erbiten:
Verse: 20 wære der durch strît gein im geriten,
Verse: 21 sô müeste ouch strîten dâ geschehen,
Verse: 22 und soldez nimmer vrouwe ersehen.
Verse: 23 von Munsalvæsche wâren sie,
Verse: 24 beidiu ors, diu alsus hie
Verse: 25 liezen nâher strîchen:
Verse: 26 ûf den poinder hurteclîchen
Verse: 27 mit sporn si wurden des ermant.
Verse: 28 al grüene klê, niht stoubec sant
Verse: 29 stuont touwec, dâ diu tjost geschach.
Verse: 30 mich müet ir beider ungemach.
Verse: 1 si tâten ir poinder rehte:
Verse: 2 ûz der tjoste geslehte
Verse: 3 wâren si beide samt erborn.
Verse: 4 wênec gewunnen, vil verlorn
Verse: 5 hât, swer behaldet dâ den prîs:
Verse: 6 der klagetz doch immer, ist er wîs.
Verse: 7 gein ein ander stuont ir triuwe,
Verse: 8 der enweder alt noch niuwe
Verse: 9 dürkel scharten nie emphienc.
Verse: 10 nû hœret, wie diu tjost ergienc:
Verse: 11 hurteclîche und doch alsô,
Verse: 12 si möhtens beide sîn unvrô.
Verse: 13 erkandiu sippe und hôch geselleschaft
Verse: 14 was dâ mit herzenlîcher kraft
Verse: 15 durch scharphen strît zein ander komen.
Verse: 16 von swem der prîs dâ wirt genomen,
Verse: 17 des vreude ist dar um sorgen phant.
Verse: 18 die tjoste brâhte iewederiu hant,
Verse: 19 daz die mâge und die gesellen
Verse: 20 ein ander muosten vellen
Verse: 21 mit orse mit alle nider.
Verse: 22 alsus wurben si dô sider:
Verse: 23 ez wart aldâ verzwicket,
Verse: 24 mit swerten verbicket.
Verse: 25 schiltes schirben und daz grüene gras
Verse: 26 ein gelîchiu temperîe was,
Verse: 27 sît si begunden strîten.
Verse: 28 si muosten scheidens bîten
Verse: 29 alze lange: si begunden vruo.
Verse: 30 dâ engreif et niemen scheidens zuo:
Verse: 1 dâ enwas dennoch niemen wan sie.
Verse: 2 welt ir nû hœren vürbaz, wie
Verse: 3 an den selben stunden
Verse: 4 Artûses boten vunden
Verse: 5 den künec Gramoflanz mit her?
Verse: 6 ûf einem plân bî dem mer
Verse: 7 einhalp vlôz der Sabîns
Verse: 8 und anderhalp der Poinzaklîns:
Verse: 9 diu zwei wazzer sêweten dâ.
Verse: 10 der plân was vester anderswâ:
Verse: 11 Rosche Sabînes dort
Verse: 12 diu houbetstat den vierden ort
Verse: 13 begreif mit mûren und ouch mit graben
Verse: 14 und mit manegem turne hôhe erhaben.
Verse: 15 des hers loschieren was getân
Verse: 16 wol mîlen lanc ûf den plân
Verse: 17 und ouch wol halber mîle breit.
Verse: 18 Artûs boten widerreit
Verse: 19 manec ritter in gar unbekant,
Verse: 20 turkopel, manec sarjant
Verse: 21 zîser und mit lanzen.
Verse: 22 dar nâch begunde swanzen
Verse: 23 under maneger baniere
Verse: 24 manec grôziu rotte schiere.
Verse: 25 von pusînen was dâ krach.
Verse: 26 daz her man gar sich regen sach:
Verse: 27 si wolden an den zîten
Verse: 28 gein Jôflanze rîten.
Verse: 29 von vrouwen zoumen klingâ klinc!
Verse: 30 des künec Gramoflanzes rinc
Verse: 1 was mit vrouwen ummehalden.
Verse: 2 kan ich nû mære walden,
Verse: 3 ich sage iu, wer durch in dâ was
Verse: 4 geherberget ûf daz gras
Verse: 5 an sîne samenunge komen.
Verse: 6 habet ir des ê niht vernomen,
Verse: 7 sô lât michz iu machen kunt.
Verse: 8 ûz der wazzervesten stat von Punt
Verse: 9 brâhte im der werde œheim sîn,
Verse: 10 der künec Brandelidelîn,
Verse: 11 sehs hundert klâre vrouwen.
Verse: 12 ieslîchiu mohte schouwen
Verse: 13 gewâpent dâ ir âmîs
Verse: 14 durch ritterschaft und durch prîs.
Verse: 15 die werden Punturteise
Verse: 16 wâren wol an dirre reise.
Verse: 17 dâ was, welt ir gelouben mirs,
Verse: 18 der klâre Bernout de Riviers:
Verse: 19 des rîcher vater Nârant
Verse: 20 hete im lâzen Ukerlant,
Verse: 21 der brâhte in kocken ûf dem mer
Verse: 22 ein alsô klârez vrouwen her,
Verse: 23 den man dâ liehter varwe jach
Verse: 24 und anders niht dâ von in sprach:
Verse: 25 der wâren zwei hundert
Verse: 26 ze megeden besundert,
Verse: 27 zwei hundert heten dâ ir man.
Verse: 28 ob ichz geprüevet rehte hân,
Verse: 29 Bernout fîz cuns Nârant,
Verse: 30 vünf hundert ritter wert erkant
Verse: 1 mit im dâ komen wâren,
Verse: 2 die vînde kunden vâren.
Verse: 3 sus wolde der künec Gramoflanz
Verse: 4 mit kamphe rechen sînen kranz,
Verse: 5 daz ez vil liute sæhe,
Verse: 6 wem man dâ prîses jæhe.
Verse: 7 die vürsten ûz sînem rîche
Verse: 8 mit rittern werlîche
Verse: 9 wâren dâ und ouch mit vrouwen schar.
Verse: 10 man sach dâ liute wol gevar.
Verse: 11 Artûses boten kômen hie.
Verse: 12 die vunden den künec, nû hœret wie:
Verse: 13 palmâtes dicke ein matraz
Verse: 14 lac under den künege, aldâ er saz,
Verse: 15 dar ûf gesteppet ein phelle breit.
Verse: 16 juncvrouwen klâr und ouch gemeit
Verse: 17 schuohten îserîne kolzen
Verse: 18 an den künec stolzen.
Verse: 19 ein phelle, gap kostlîchen prîs,
Verse: 20 geworht in Ezidêmonîs,
Verse: 21 beidiu breit unde lanc,
Verse: 22 hôhe ob im durch schate swanc,
Verse: 23 an zwelf schefte genomen.
Verse: 24 Artûs boten wâren komen.
Verse: 25 gein dem, der hôchverte hort
Verse: 26 truoc, si sprâchen disiu wort:
Verse: 27 "herre. uns hât dâ her gesant
Verse: 28 Artûs, der dâ vür erkant
Verse: 29 was, daz er prîs etswenne truoc.
Verse: 30 er hete ouch werdekeit genuoc:
Verse: 1 die welt ir im verkrenken.
Verse: 2 wie meget ir des erdenken,
Verse: 3 daz ir gein sîner swester sun
Verse: 4 solh ungenâde wellet tuon?
Verse: 5 hete iu der werde Gâwân
Verse: 6 grœzer herzeleit getân,
Verse: 7 er möhte der tavelrunder
Verse: 8 doch geniezen sunder,
Verse: 9 wande in geselleschefte wernt
Verse: 10 alle, die dar über phlihte gernt."
Verse: 11 der künec sprach: "den gelobeten strît
Verse: 12 mîn unverzagetiu hant sô gît,
Verse: 13 daz ich Gâwânen bî disem tage
Verse: 14 gein prîse oder in laster jage.
Verse: 15 ich hân mit wârheit vernomen,
Verse: 16 Artûs sî mit storje komen
Verse: 17 und des wîp, diu künegîn.
Verse: 18 diu sol willekomen sîn.
Verse: 19 ob diu arge herzoginne
Verse: 20 im gein mir ræt unminne,
Verse: 21 ir kint, daz sult ir understên.
Verse: 22 dâ enmac niht anders an ergên,
Verse: 23 wan daz ich den kanph leisten wil.
Verse: 24 ich hân ritter wol sô vil,
Verse: 25 daz ich gewalt entsitze niht.
Verse: 26 swaz mir von einer hant geschiht,
Verse: 27 die nôt wil ich lîden.
Verse: 28 solde ich nû vermiden,
Verse: 29 des ich mich vermezzen hân,
Verse: 30 sô wolde ich dienst nâch minnen lân.
Verse: 1 in der genâde ich hân ergeben
Verse: 2 al mîn vreude und ouch mîn leben,
Verse: 3 got weiz wol, daz er ir genôz,
Verse: 4 wande mich des ie verdrôz,
Verse: 5 strîtes wider einen man,
Verse: 6 wan daz der werde Gâwân
Verse: 7 den lîp hât geurbort sô,
Verse: 8 kamphes bin ich gein im vrô.
Verse: 9 sus nidert sich mîn manheit.
Verse: 10 sô swachen strît ich nie gestreit:
Verse: 11 ich hân gestriten, giht man mir
Verse: 12 (ob ir gebietet, des vrâget ir),
Verse: 13 gein liuten, die des mîner hant
Verse: 14 jâhen, si wære vür prîs erkant.
Verse: 15 ich enbestuont nie einen lîp.
Verse: 16 ez ensuln ouch loben niht diu wîp,
Verse: 17 ob ich den sic hiute erhol.
Verse: 18 mir tuot in dem herzen wol,
Verse: 19 mirst gesaget, si sî ûz banden lân,
Verse: 20 durch die der kamph nû wirt getân.
Verse: 21 Artûs der erkande verre,
Verse: 22 sô manec vremdiu terre
Verse: 23 ze sînem gebote ist vernomen:
Verse: 24 sist lîhte her mit im komen,
Verse: 25 durch die ich vreude unde nôt
Verse: 26 in ir gebot unz an den tôt
Verse: 27 sol dienestlîchen bringen.
Verse: 28 wâ möhte mir baz gelingen,
Verse: 29 ob mir diu sælde sol geschehen,
Verse: 30 daz si mîn dienest ruochet sehen?"
Verse: 1 Bêne under sküneges armen saz.
Verse: 2 diu liez den kamph gar âne haz:
Verse: 3 si hete des küneges manheit
Verse: 4 sô vil gesehen, dâ der streit,
Verse: 5 daz siz wolde ûz den sorgen lân.
Verse: 6 wesse aber si, daz Gâwân
Verse: 7 ir vrouwen bruoder wære
Verse: 8 und daz disiu strengen mære
Verse: 9 ûf ir herren wæren gezogen,
Verse: 10 si wære an vreuden dâ betrogen.
Verse: 11 si brâhte dem künege ein vingerlîn,
Verse: 12 daz Itonjê diu junge künegîn
Verse: 13 hete durch minne im gesant,
Verse: 14 daz ir bruoder wert erkant
Verse: 15 holte über den Sabîns.
Verse: 16 Bêne ûf dem Poinzaklîns
Verse: 17 kom in einem seitiez.
Verse: 18 disiu mære si niht liez:
Verse: 19 "von Schastel Marveile gevarn
Verse: 20 ist mîn vrouwe mit vrouwen scharn."
Verse: 21 si mante in triuwe und êre
Verse: 22 von ir vrouwen mêre,
Verse: 23 denne ie kint manne enbôt,
Verse: 24 und daz er dæhte an ir nôt,
Verse: 25 sît si vür alle gewinne
Verse: 26 dienst büte nâch sîner minne.
Verse: 27 daz machte den kuͤnec hôchgemnuot.
Verse: 28 unreht er doch Gâwâne tuot:
Verse: 29 solde ich engelten sus der swester mîn,
Verse: 30 ich wolde ê âne swester sîn.
Verse: 1 man truoc im zimierde dar
Verse: 2 von tiurer koste alsô gevar,
Verse: 3 swen diu minne ie des betwanc,
Verse: 4 daz er nâch wîbe lône ranc,
Verse: 5 ez wære Gahmuret oder Gâlôes
Verse: 6 oder der künec Kilikrates,
Verse: 7 der deheiner dorfte sînen lîp
Verse: 8 nie baz gezieren durch diu wîp.
Verse: 9 von Ipopotitikôn
Verse: 10 oder ûz der wîten Akratôn
Verse: 11 oder von Kalomidente
Verse: 12 oder von Agatirsjente
Verse: 13 wart nie bezzer phelle brâht,
Verse: 14 denne dâ zer zimierde wart erdâht.
Verse: 15 dô kuste er daz vingerlîn,
Verse: 16 daz Itonjê diu junge künegîn
Verse: 17 im durch minne sande.
Verse: 18 ir triuwe er sô bekande,
Verse: 19 swâ im kummers wære bevilt,
Verse: 20 dâ was ir minne vür ein schilt.
Verse: 21 der künec was gewâpent nuo.
Verse: 22 zwelf juncvrouwen griffen zuo
Verse: 23 ûf starken runzîden:
Verse: 24 si ensolden daz niht mîden,
Verse: 25 diu klâre geselleschaft,
Verse: 26 ieslîchiu hete an einen schaft
Verse: 27 den tiuren phelle genomen,
Verse: 28 dar unde der künec wolde komen.
Verse: 29 den vuorten si durch schate dan
Verse: 30 ob dem strîtgernden man.
Verse: 1 niht ze kranc zwei vrouwelîn
Verse: 2 (diu truogen et dâ den besten schîn)
Verse: 3 under sküneges starken armen riten.
Verse: 4 dô enwart niht langer dâ gebiten,
Verse: 5 Artûs boten vuoren dan
Verse: 6 und kômen dar, dâ Gâwân
Verse: 7 ûf ir widerreise streit.
Verse: 8 dô wart den kinden nie sô leit:
Verse: 9 si schrîten lûte um sîne nôt,
Verse: 10 wande in ir triuwe daz gebôt.
Verse: 11 ez was vil nâch alsô komen,
Verse: 12 daz den sic hete aldâ genomen
Verse: 13 Gâwânes kamphgenôz.
Verse: 14 des kraft was über in sô grôz,
Verse: 15 daz Gâwân der werde degen
Verse: 16 des siges hete nâch verphlegen.
Verse: 17 wan daz in klagende nanden
Verse: 18 kint, diu in bekanden,
Verse: 19 der ê des was sîn strîtes wer,
Verse: 20 verbar dô gein im strîtes ger.
Verse: 21 verre ûz der hant er warf daz swert:
Verse: 22 "unsælec und unwert
Verse: 23 bin ich" sprach der weinde gast.
Verse: 24 "aller sælden mir gebrast.
Verse: 25 daz mîner gunêrten hant
Verse: 26 dirre strît ie wart bekant,
Verse: 27 des was mit unvuoge ir ze vil.
Verse: 28 schuldec ich mich geben wil:
Verse: 29 hie trat mîn ungelücke vür
Verse: 30 und schiet mich von der sælden kür.
Verse: 1 sus sint diu alden wâpen mîn
Verse: 2 ê dicke und aber worden schîn.
Verse: 3 daz ich gein dem werden Gâwân
Verse: 4 alhie mîn strîten hân getân!
Verse: 5 ich hân mich selben überstrîten
Verse: 6 und ungelückes hie erbiten.
Verse: 7 dô des strîtes wart begunnen,
Verse: 8 dô was mir sælde entrunnen."
Verse: 9 Gâwân die klage hôrte und sach,
Verse: 10 ze sînem kamphgenôze er sprach:
Verse: 11 "ouwî, herre, wer sît ir?
Verse: 12 ir sprecht genædeclîch gein mir.
Verse: 13 wan wære diu rede ê geschehen,
Verse: 14 die wîle ich krefte möhte jehen!
Verse: 15 sô enwære ich niht von prîse komen.
Verse: 16 ir habet den prîs alhie genomen:
Verse: 17 ich hete iuwer gerne künde,
Verse: 18 wâ ich her nâch vünde
Verse: 19 mînen prîs, ob ich den suochte.
Verse: 20 die wîle es mîn sælde ruochte,
Verse: 21 sô gestreit ich ie wol einer hant."
Verse: 22 "neve, ich tuon mich dir bekant
Verse: 23 dienstlîche nû und elliu mâl:
Verse: 24 ich binz dîn neve Parzivâl."
Verse: 25 Gâwân sprach: "dô was ez reht.
Verse: 26 hiest krummiu tumpheit worden sleht.
Verse: 27 hie hânt zwei herzen einvalt
Verse: 28 mit hazze erzeiget ir gewalt:
Verse: 29 dîn hant uns beide überstreit.
Verse: 30 nû lâ dirz durch uns beide sîn leit:
Verse: 1 dû hâs dir selben ane gesiget,
Verse: 2 ob dîn herze triuwen phliget."
Verse: 3 dô disiu rede was getân,
Verse: 4 dô enmohte ouch mîn her Gâwân
Verse: 5 vor unkraft niht langer stên.
Verse: 6 er begunde al swindelde gên,
Verse: 7 wande imz houbet erschellet was:
Verse: 8 er strûcte nider an daz gras.
Verse: 9 Artûses juncherrelîn
Verse: 10 spranc einez underz houbet sîn:
Verse: 11 dô bant im daz süeze kint
Verse: 12 abe den helm und swanc den wint
Verse: 13 mit einem huote phæwîn wîz
Verse: 14 under diu ougen. dirre kindes vlîz
Verse: 15 lêrte Gâwânen niuwe kraft.
Verse: 16 ûz beiden hern geselleschaft
Verse: 17 mit rotte kom in hie und dort,
Verse: 18 ieweder her an sînen ort,
Verse: 19 dâ ir zil wâren gestôzen
Verse: 20 mit gespiegelten ronen grôzen.
Verse: 21 Gramoflanz die koste gap
Verse: 22 durch sîns kamphes urhap:
Verse: 23 der boume hundert wâren
Verse: 24 mit liehten blicken klâren.
Verse: 25 dâ ensolde niemen zwischen komen.
Verse: 26 si stuonden sus, hân ichz vernomen:
Verse: 27 vierzec poinder von ein ander,
Verse: 28 mit gerverweten blicken glander
Verse: 29 vünfzec iewedersît.
Verse: 30 dâ zwischen solde ergên der strît:
Verse: 1 daz her solde ûzerhalben haben,
Verse: 2 als ez schiede mûre oder tiefe graben.
Verse: 3 des hete den hantvride getân
Verse: 4 Gramoflanz und Gâwân.
Verse: 5 gein dem ungelobeten strîte
Verse: 6 manec rotte kom bezîte
Verse: 7 ûz beiden hern, die sâhen,
Verse: 8 wem si dâ prîses jâhen.
Verse: 9 die nam ouch wunder, wer dâ strîte
Verse: 10 mit alsô strîteclîchem site
Verse: 11 oder wem des strîtes dâ wære gedâht.
Verse: 12 neweder her hete brâht
Verse: 13 sînen kemphen in den rinc:
Verse: 14 ez dûhten si wunderlîchiu dinc.
Verse: 15 dô dirre kamph was getân
Verse: 16 ûf dem bluomenvarwen plân,
Verse: 17 dô kom der künec Gramoflanz:
Verse: 18 der wolde ouch rechen sînen kranz.
Verse: 19 der vriesch wol, daz dâ was geschehen
Verse: 20 ein kamph, daz nie wart gesehen
Verse: 21 herter strît mit swerten.
Verse: 22 die des ein ander werten,
Verse: 23 si tâtenz âne schulde gar.
Verse: 24 Gramoflanz ûz sîner schar
Verse: 25 zuo den kamphmüeden reit,
Verse: 26 herzenlîche er klagete ir arbeit.
Verse: 27 Gâwân was ûf gesprungen:
Verse: 28 dem wâren die lide erswungen.
Verse: 29 hie stuonden dise zwêne.
Verse: 30 nû was ouch vrou Bêne
Verse: 1 mit dem künege in den rinc geriten,
Verse: 2 aldâ der kamph was erliten.
Verse: 3 diu sach Gâwânen kreftelôs,
Verse: 4 den si vür al die werlt erkôs
Verse: 5 zir besten vreude krône.
Verse: 6 nâch herzen jâmers dône
Verse: 7 si schrîende von dem pherde spranc,
Verse: 8 mit armen si in vaste ummeswanc.
Verse: 9 si sprach: "vervluochet sî diu hant,
Verse: 10 diu disen kummer hât erkant
Verse: 11 gemacht an iuwerm lîbe klâr.
Verse: 12 bî allen mannen, daz ist wâr,
Verse: 13 iuwer varwe ein manlîch spiegel was."
Verse: 14 si sazte in nider an daz gras:
Verse: 15 ir weinens wênec wart verdaget.
Verse: 16 dô streich im diu süeze maget
Verse: 17 ab den ougen bluot und sweiz.
Verse: 18 in harnase was im heiz.
Verse: 19 der künec Gramoflanz dô sprach:
Verse: 20 "Gâwân, mirst leit dîn ungemach,
Verse: 21 ez enwære von mîner hant getân.
Verse: 22 wiltû morgen wider ûf den plân
Verse: 23 gein mir komen durch strîten,
Verse: 24 des wil ich gerne bîten.
Verse: 25 ich bestüende gerner nû ein wîp
Verse: 26 denne dînen kreftelôsen lîp:
Verse: 27 waz prîses möhte ich an dir bejagen,
Verse: 28 ich enhôrte dich baz gein kreften sagen?
Verse: 29 nû ruowe hînt, des wirt dir nôt,
Verse: 30 wiltû vür stên den künec Lôt."
Verse: 1 dô truoc der starke Parzivâl
Verse: 2 ninder müede lit noch erblichen mâl.
Verse: 3 er hete an den stunden
Verse: 4 sînen helm abe gebunden,
Verse: 5 dâ in der werde künec sach.
Verse: 6 ze dem er zühteclîchen sprach:
Verse: 7 "herre, swaz mîn neve Gâwân
Verse: 8 gein iuwern hulden hât getân,
Verse: 9 des lât mich vür in wesen phant.
Verse: 10 ich trage noch werlîche hant:
Verse: 11 welt ir zürnen gein im kêren,
Verse: 12 daz sol ich iu mit swerten wern."
Verse: 13 der wirt ûz Rosche Sabîns
Verse: 14 sprach: "herre, er gît mir morgen zins:
Verse: 15 der stêt ze gelte vür mînen kranz,
Verse: 16 des sîn prîs wirt hôch und ganz
Verse: 17 oder daz er jaget mich an die stat,
Verse: 18 aldâ ich trite ûf lasters phat.
Verse: 19 ir muget wol anders sîn ein helt:
Verse: 20 dirre kamph ist iu doch niht erwelt."
Verse: 21 dô sprach Bênen süezer munt
Verse: 22 zem künege: "ir ungetriuwer hunt!
Verse: 23 iuwer herze in sîner hende liget,
Verse: 24 dar iuwer herze hazzes phliget:
Verse: 25 war hebet ir iuch durch minne ergeben?
Verse: 26 diu muoz doch sîner genâden leben.
Verse: 27 ir saget iuch selben sigelôs.
Verse: 28 diu minne ir reht an iu verlôs:
Verse: 29 getruoget ir ie minne,
Verse: 30 diu was mit valschem sinne."
Verse: 1 dô dises zornes vil geschach,
Verse: 2 der künec Bênen sunder sprach.
Verse: 3 er bat si: "vrouwe, zürne niht,
Verse: 4 daz der kamph von mir geschiht.
Verse: 5 belîp hie bî dem herren dîn.
Verse: 6 sage Itonjê der swester sîn,
Verse: 7 ich sî vür wâr ir dienestman
Verse: 8 und ich wil ir dienen, swaz ich kan."
Verse: 9 dô Bêne daz gehôrte
Verse: 10 mit wærlîchem worte,
Verse: 11 daz ir herre ir vrouwen bruoder was,
Verse: 12 der dâ solde strîten ûf dem gras,
Verse: 13 dô zugen jâmers ruoder
Verse: 14 in ir herzen wol ein vuoder
Verse: 15 der herzenlîchen riuwe,
Verse: 16 wande si phlac herzen triuwe.
Verse: 17 si sprach: "vart hin, vervluochet man!
Verse: 18 ir sît, der triuwe nie gewan."
Verse: 19 der künec reit dan und al die sîn.
Verse: 20 Artûses juncherrelîn
Verse: 21 viengen diu ors disen zwein.
Verse: 22 an den orsen sunderkamph ouch schein.
Verse: 23 Gâwân und Parzivâl
Verse: 24 und Bêne diu lieht gemâl
Verse: 25 riten dannen gein ir her.
Verse: 26 Parzivâl mit mannes wer
Verse: 27 hete den prîs behalden sô,
Verse: 28 si wâren sîner künfte vrô,
Verse: 29 die in dâ komen sâhen.
Verse: 30 hôhes prîses si im alle jâhen.
Verse: 1 ich sage iu mære, ob ich kan:
Verse: 2 dô sprach von disem einen man
Verse: 3 in beiden hern die wîsen,
Verse: 4 daz si begunden prîsen
Verse: 5 sîne ritterliche tât:
Verse: 6 "der dâ den prîs genomen hât,
Verse: 7 welt irs jehen, daz ist Parzivâl."
Verse: 8 der was ouch sô lieht gemâl,
Verse: 9 ez enwart nie ritter baz getân:
Verse: 10 des jâhen wîp unde man,
Verse: 11 dô in Gâwân brâhte,
Verse: 12 der des hin zim gedâhte,
Verse: 13 daz er in hieze kleiden.
Verse: 14 dô truoc man dar in beiden
Verse: 15 von tiurer koste gelîch gewant.
Verse: 16 über al diz mære wart erkant,
Verse: 17 daz Parzivâl dâ wære komen,
Verse: 18 von dem sô dicke was vernomen,
Verse: 19 daz er hôhen prîs bejagete.
Verse: 20 vür wâr daz maneger sagete.
Verse: 21 Gâwân sprach: "wiltû schouwen
Verse: 22 dîns künnes vier vrouwen
Verse: 23 und ander vrouwen wol gevar,
Verse: 24 sô gên ich gerne mit dir dar."
Verse: 25 dô sprach Gahmuretes kint:
Verse: 26 "ob hie werde vrouwen sint,
Verse: 27 den soltû mich unmæren niht.
Verse: 28 ein ieslîch vrouwe mich ungerne siht,
Verse: 29 diu bî dem Plimizôl gehôrt
Verse: 30 hât von mir valschlîchiu wort.
Verse: 1 got müeze ir wîplîch êre sehen!
Verse: 2 ich wil immer vrouwen sælden jehen:
Verse: 3 ich schame mich noch sô sêre,
Verse: 4 ungerne ich gein in kêre."
Verse: 5 "ez muoz doch sîn" sprach Gâwân.
Verse: 6 der vuorte Parzivâlen dan,
Verse: 7 dâ in kusten vier künegîn.
Verse: 8 die herzogîn ez lêrte pîn,
Verse: 9 daz si den küssen solde,
Verse: 10 der ir gruozes dô niht wolde,
Verse: 11 dô si minne und ir lant im bôt
Verse: 12 (des kom si hie von schame in nôt),
Verse: 13 dô er vor Lôgrois gestreit
Verse: 14 und si sô verre nâch im reit.
Verse: 15 Parzivâl der klâre
Verse: 16 wart des âne vâre
Verse: 17 überparlieret,
Verse: 18 daz wart gekondewieret
Verse: 19 elliu schame ûz sînem herzen dô.
Verse: 20 âne blûkeit wart er vrô.
Verse: 21 Gâwân von rehten schulden
Verse: 22 gebôt bî sînen hulden
Verse: 23 vroun Bênen, daz ir süezer munt
Verse: 24 Itonjê des niht tæte kunt,
Verse: 25 "daz mich der künec Gramoflanz
Verse: 26 sus hazzet um sînen kranz
Verse: 27 und daz wir morgen ein ander strît
Verse: 28 suln geben ze rehter kamphes zît.
Verse: 29 mîner swester soltû des niht sagen
Verse: 30 und solt dîn weinen gar verdagen."
Verse: 1 si sprach: "ich mac wol weinen
Verse: 2 und immer klage erscheinen,
Verse: 3 wan sweder iuwer dâ beliget,
Verse: 4 nâch dem mîn vrouwe jâmers phliget.
Verse: 5 diu ist ze beider sît erslagen.
Verse: 6 mîne vrouwen und mich muoz ich wol klagen.
Verse: 7 waz hilft, daz ir ir bruoder sît?
Verse: 8 mit ir herzen welt ir vehten strît."
Verse: 9 daz her was gar gezoget în.
Verse: 10 Gâwân und den gesellen sîn
Verse: 11 was ir ezzen al bereit.
Verse: 12 mit der herzogîn gemeit
Verse: 13 Parzivâl solde ezzen.
Verse: 14 dâ enwart des niht vergezzen,
Verse: 15 Gâwân der enbevülhe in ir.
Verse: 16 si sprach: "welt ir bevelhen mir
Verse: 17 den, der vrouwen spotten kan?
Verse: 18 wie sol ich phlegen dises man?
Verse: 19 doch diene ich im durch iuwer gebot.
Verse: 20 ich enruoche, ob er daz nimt vür spot."
Verse: 21 dô sprach Gahmuretes sun:
Verse: 22 "vrouwe, ir welt gewalt mir tuon.
Verse: 23 sô wîse erkenne ich mînen lîp:
Verse: 24 der mîdet spottes elliu wîp."
Verse: 25 ob ez dâ was, man gap genuoc:
Verse: 26 mit grôzer zuht manz vür si truoc.
Verse: 27 maget, wîp und man mit vreuden az.
Verse: 28 Itonjê des doch niht vergaz,
Verse: 29 si enwarte an Bênen ougen,
Verse: 30 daz diu weinden tougen:
Verse: 1 dô wart ouch si nâch jâmer var,
Verse: 2 ir süezer munt meit ezzen gar.
Verse: 3 si dâhte: "waz tuot Bêne hie?
Verse: 4 ich hete iedoch gesendet sie
Verse: 5 ze dem, der dort mîn herze treget,
Verse: 6 daz mich hie gar unsanfte reget.
Verse: 7 waz ist an mir gerochen?
Verse: 8 hât der künec widersprochen
Verse: 9 mîn dienst und mîne minne?
Verse: 10 sîn getriuwe manlîch sinne
Verse: 11 mugen hie niht mêr erwerben.
Verse: 12 wan dar um muoz ersterben
Verse: 13 mîn armer lîp, den ich hie trage,
Verse: 14 nâch im mit herzenlîcher klage."
Verse: 15 dô man ezzens dâ verphlac,
Verse: 16 dô was ez ouch über den mitten tac.
Verse: 17 Artûs und daz wîp sîn,
Verse: 18 vrou Ginovêr diu künegîn,
Verse: 19 mit rittern und mit vrouwen schar
Verse: 20 riten, dâ der wol gevar
Verse: 21 saz bî werder vrouwen diet.
Verse: 22 Parzivâles antvanc dô geriet,
Verse: 23 manege klâre vrouwen
Verse: 24 muoste er sich küssen schouwen.
Verse: 25 Artûs bôt im êre
Verse: 26 und dancte im des sêre,
Verse: 27 daz sîn hôhiu werdekeit
Verse: 28 wære sô lanc und ouch sô breit.
Verse: 29 daz er den prîs vür alle man
Verse: 30 von rehten schulden solde hân.
Verse: 1 der Wâleis z Artûse sprach:
Verse: 2 "herre, dô ich iuch jungest sach,
Verse: 3 dô wart ûf die êre mir gerant:
Verse: 4 von prîse ich gap sô hôhiu phant,
Verse: 5 daz ich von prîse nâch was komen.
Verse: 6 nû hân ich, herre, von iu vernomen,
Verse: 7 ob ir mirz saget âne vâr,
Verse: 8 daz prîs an mir ein teil hât wâr.
Verse: 9 swie unsanfte ich daz lerne,
Verse: 10 ich geloubez iu doch gerne,
Verse: 11 woldez gelouben ander diet,
Verse: 12 von den ich mich dô schamede schiet."
Verse: 13 die dâ sâzen, jâhen sîner hant,
Verse: 14 si hete den prîs über manegiu lant
Verse: 15 mit sô hôhem prîse erworben,
Verse: 16 daz sîn prîs wære unverdorben.
Verse: 17 der herzoginne ritter gar
Verse: 18 ouch kômen, dâ der wol gevar
Verse: 19 Parzivâl bî Artûse saz.
Verse: 20 der werde künec des niht vergaz,
Verse: 21 er emphienge si in des wirtes hûs.
Verse: 22 der hövesche wîse Artûs,
Verse: 23 swie wît wære Gâwâns gezelt,
Verse: 24 er saz dar vür ûf daz velt.
Verse: 25 si sâzen um in an den rinc.
Verse: 26 sich samenten unkundiu dinc:
Verse: 27 wer dirre und jener wære,
Verse: 28 daz würden wîtiu mære,
Verse: 29 solde der kristen und der Sarrazîn
Verse: 30 kuntlîche dâ genennet sîn.
Verse: 1 wer was Klinschores her?
Verse: 2 wer wâren, die sô wol ze wer
Verse: 3 von Lôgrois vil dicke riten,
Verse: 4 dâ si durch Orgelûsen striten?
Verse: 5 wer wâren, die brâhte Artûs?
Verse: 6 der ir aller lant und ir hûs
Verse: 7 kuntlîche solde nennen,
Verse: 8 müelîch si wâren zerkennen.
Verse: 9 die jâhen al gemeine,
Verse: 10 daz Parzivâl al eine
Verse: 11 vor ûz trüege sô klâren lîp,
Verse: 12 den gerne minnen m\hten wîp,
Verse: 13 und swaz ze hôhem prîse züge,
Verse: 14 daz in des werdekeit niht trüege.
Verse: 15 ûf stuont Gahmuretes kint.
Verse: 16 der sprach: "alle, die hie sint,
Verse: 17 sitzen stille und helfen mir,
Verse: 18 des ich gar unsanfte enbir.
Verse: 19 mich schiet von tavelrunder
Verse: 20 ein verholnbærez wunder:
Verse: 21 die mir ê gâben geselleschaft,
Verse: 22 helfen mir geselleclîcher kraft
Verse: 23 noch dar über." des er gerte,
Verse: 24 Artûs in schône werte.
Verse: 25 einer andern bete er dô bat
Verse: 26 (mit wênec liuten er sunder trat),
Verse: 27 daz Gâwân gæbe im den strît,
Verse: 28 den er ze rehter kamphes zît
Verse: 29 des morgens solde strîten.
Verse: 30 "ich wil sîn gerne dâ bîten,
Verse: 1 der dâ heizet künec Gramoflanz:
Verse: 2 von sînem boume ich einen kranz
Verse: 3 brach hiute morgen vruo,
Verse: 4 daz er mir strîten vuorte zuo.
Verse: 5 ich kom durch strîten in sîn lant,
Verse: 6 niwan durch strît gein sîner hant.
Verse: 7 neve, ich solde dîn wênec trûwen hie.
Verse: 8 mir engeschach sô rehte leide nie:
Verse: 9 ich wânde, ez der künec wære,
Verse: 10 der mich strîtes niht verbære.
Verse: 11 neve, noch lâz mich in bestên:
Verse: 12 sol immer sîn unprîs ergên,
Verse: 13 mîn hant im schaden vüeget,
Verse: 14 des in vür wâr genüeget.
Verse: 15 mir ist mîn reht hie wider gegeben:
Verse: 16 ich mac geselleclîche leben,
Verse: 17 lieber neve, nû gein dir.
Verse: 18 denke erkander sippe an mir
Verse: 19 und lâz den kamph wesen mîn.
Verse: 20 dâ tuon ich manlîch ellen schîn."
Verse: 21 dô sprach mîn her Gâwân:
Verse: 22 "mâge und bruoder ich hie hân
Verse: 23 bî dem künege von Bertâne vil:
Verse: 24 iuwer keinem ich gestaten wil,
Verse: 25 daz er vür mich vehte.
Verse: 26 ich getrûwe des mînem rehte,
Verse: 27 süls gelücke walden,
Verse: 28 ich müge den prîs behalden.
Verse: 29 got lône dir, daz dû biutes strît:
Verse: 30 es ist aber vür mich noch niht zît."
Verse: 1 Artûs die bete hôrte:
Verse: 2 daz gespræche er zestôrte,
Verse: 3 mit in wider an den rinc er saz.
Verse: 4 Gâwâns schenke niht vergaz,
Verse: 5 dar entrüegen juncherrelîn
Verse: 6 manegen tiuren koph guldîn
Verse: 7 mit edelem gesteine.
Verse: 8 der schenke gienc niht eine.
Verse: 9 dô daz schenken geschach,
Verse: 10 daz volc vuor gar an sîn gemach.
Verse: 11 dô begundez ouch nâhen der naht.
Verse: 12 Parzivâl was sô bedâht,
Verse: 13 al sîn harnas er besach.
Verse: 14 ob dem iht riemen gebrach,
Verse: 15 daz hiez er wol bereiten
Verse: 16 und wünneclîchen feiten
Verse: 17 und einen niuwen schilt gewinnen:
Verse: 18 der sîne was ûzen und innen
Verse: 19 zehurtiert und ouch zeslagen.
Verse: 20 man muoste im einen starken tragen.
Verse: 21 daz tâten sarjande,
Verse: 22 die vil wênec er bekande:
Verse: 23 etslîcher was ein Franzeis.
Verse: 24 sîn ors, daz der templeis
Verse: 25 gein im zer tjoste brâhte,
Verse: 26 ein knappe des gedâhte,
Verse: 27 ez wart nie baz erstrichen sît.
Verse: 28 dô was ez naht und slâfes zît:
Verse: 29 Parzivâl ouch slâfes phlac.
Verse: 30 sîn harnas gar vor im dâ lac.
Verse: 1 ouch rou den künec Gramoflanz,
Verse: 2 daz ein ander man vür sînen kranz
Verse: 3 des tages hete gevohten:
Verse: 4 dâ getorsten noch enmohten
Verse: 5 die sîne daz niht gescheiden.
Verse: 6 er begundez sêre leiden,
Verse: 7 daz er sich versûmet hæte.
Verse: 8 waz der helt dô tæte?
Verse: 9 wande er ê prîs bejagete,
Verse: 10 rehte indes, dôz tagete,
Verse: 11 was sîn ors gewâpent und sîn selbes lîp.
Verse: 12 ob gæben rîchelôsiu wîp
Verse: 13 sîner zimierde stiure?
Verse: 14 ez was sus alsô tiure.
Verse: 15 er zierte den lîp durch eine maget:
Verse: 16 der was er dienstes unverzaget.
Verse: 17 er reit eine ûf die warte.
Verse: 18 den künec daz müete harte,
Verse: 19 daz der werde Gâwân
Verse: 20 niht schiere kom ûf den plân.
Verse: 21 nû hete ouch sich gar verholn
Verse: 22 Parzivâl her ûz verstoln.
Verse: 23 ûz einer banier er nam
Verse: 24 ein starkez sper von Angram,
Verse: 25 er hete ouch al sîn harnas an.
Verse: 26 der helt reit al eine dan
Verse: 27 gein den ronen spiegelîn,
Verse: 28 aldâ der kamph solde sîn.
Verse: 29 er sach den künec halden dort.
Verse: 30 ê daz deweder ie wort
Verse: 1 zem andern gespræche,
Verse: 2 man giht, ieweder stæche
Verse: 3 den andern durch des schiltes rant,
Verse: 4 daz die sprîzen von der hant
Verse: 5 ûf durch den luft sich wunden.
Verse: 6 mit der tjost si beide kunden
Verse: 7 und sus mit anderm strîte.
Verse: 8 ûf des angers wîte
Verse: 9 wart daz tou zevüeret
Verse: 10 und die helme gerüeret
Verse: 11 mit scharphen ecken, die wol sniten.
Verse: 12 unverzagetlîch si beide striten.
Verse: 13 dâ wart der anger getret,
Verse: 14 an maneger stat daz tou gewet.
Verse: 15 des riuwent mich die bluomen rôt
Verse: 16 und mêr die helde, die dâ nôt
Verse: 17 dolten âne zageheit.
Verse: 18 wem wære daz liep âne leit,
Verse: 19 dem si niht hêten getân?
Verse: 20 dô bereite ouch sich her Gâwân
Verse: 21 gein sînes kamphes sorgen.
Verse: 22 ez was wol mitter morgen,
Verse: 23 ê man vriesch daz mære,
Verse: 24 daz dâ vermisset wære
Verse: 25 Parzivâles des küenen.
Verse: 26 ob erz welle süenen?
Verse: 27 dem gebârte er ungelîche:
Verse: 28 er streit sô manlîche
Verse: 29 mit dem, der ouch strîtes phlac.
Verse: 30 nû was ez hôch ûf den tac.
Verse: 1 Gâwâne ein bischof messe sanc.
Verse: 2 von storje wart dâ grôz gedranc:
Verse: 3 ritter unde vrouwen
Verse: 4 man mohte zorse schouwen
Verse: 5 an Artûses ringe.
Verse: 6 ê daz man dâ gesinge,
Verse: 7 der künec Artûs selbe stuont,
Verse: 8 dâ die phaffen daz ammet tuont.
Verse: 9 dô der bendiz wart getân,
Verse: 10 dô wâpende sich her Gâwân:
Verse: 11 man sach ê tragen den stolzen
Verse: 12 sîn îserîne kolzen
Verse: 13 an wol geschicketen beinen.
Verse: 14 dô begunden vrouwen weinen.
Verse: 15 daz her zogete ûz über al,
Verse: 16 dâ si mit swerten hôrten schal
Verse: 17 und viur ûz helmen swingen
Verse: 18 und slege mit kreften bringen.
Verse: 19 der künec Gramoflanz phlac site,
Verse: 20 im versmâhte sêre, daz er strite
Verse: 21 mit einem man. dô dûhte in nuo,
Verse: 22 daz hie sehse griffen strîtes zuo:
Verse: 23 ez was doch Parzivâl al ein.
Verse: 24 der gein im werlîche schein,
Verse: 25 er hete in underwîset
Verse: 26 einer zuht, die man noch prîset:
Verse: 27 er engenam sît nimmer mêre
Verse: 28 mit rede an sich die êre,
Verse: 29 daz er zwein mannen büte strît,
Verse: 30 wan einers im ze vil dâ gît.
Verse: 1 daz her was komen ze beider sît
Verse: 2 ûf den grüenen anger wît
Verse: 3 iewederhalp an sîniu zil.
Verse: 4 si pruovten diz nîtspil.
Verse: 5 den küenen wîganden
Verse: 6 diu ors wâren gestanden:
Verse: 7 dô striten sus die werden
Verse: 8 ze vuoz ûf der erden
Verse: 9 einen herten strît scharph erkant.
Verse: 10 diu swert ûf hôhe ûz der hant
Verse: 11 wurfen dicke dise recken:
Verse: 12 si wandelten die ecken.
Verse: 13 sus emphienc der künec Gramoflanz
Verse: 14 sûren zins vür sînen kranz.
Verse: 15 sîner vriundîn künne
Verse: 16 leit ouch bî im swache wünne.
Verse: 17 sus engalt der werde Parzivâl
Verse: 18 Itonjê der lieht gemâl,
Verse: 19 der er geniezen solde,
Verse: 20 ob reht ze rehte wolde.
Verse: 21 nâch prîse die vil gevarnen
Verse: 22 mit strîte muosten arnen,
Verse: 23 einer streit vür vriundes nôt,
Verse: 24 dem andern minne daz gebôt,
Verse: 25 daz er was minne undertân.
Verse: 26 dô kom ouch mîn her Gâwân,
Verse: 27 dôz alsus vil nâch was komen,
Verse: 28 daz den sic hete aldâ genomen
Verse: 29 der stolze küene Wâleis.
Verse: 30 Brandelidelîn von Punturteis
Verse: 1 und Bernout de Riviers
Verse: 2 und Afinamus von Klitiers,
Verse: 3 mit blôzen houpten dise drî
Verse: 4 riten dem strîte nâher bî.
Verse: 5 Artûs und Gâwân
Verse: 6 riten anderhalben ûf den plân
Verse: 7 zuo den kamphmüeden zwein.
Verse: 8 die vünfe wurden des enein,
Verse: 9 si wolden scheiden disen strît.
Verse: 10 scheidens dûhte rehtiu zît
Verse: 11 Gramoflanzen, der sô sprach,
Verse: 12 daz er dem siges jach,
Verse: 13 den man gein im dâ hete ersehen.
Verse: 14 des muoste ouch mêre liute jehen.
Verse: 15 dô sprach des künec Lôtes sun:
Verse: 16 "her künec, ich wil iu hiute tuon,
Verse: 17 als ir mir gestern tâtet,
Verse: 18 dô ir mich ruowen bâtet.
Verse: 19 nû ruowet hînt: des wirt iu nôt.
Verse: 20 swer iu disen strît gebôt,
Verse: 21 der hete iu swache kraft erkant
Verse: 22 gein mîner werlîchen hant.
Verse: 23 ich bestüende iuch nû wol ein:
Verse: 24 nû vehtet aber ir niwan mit zwein.
Verse: 25 ich wilz morgen wâgen eine,
Verse: 26 got ez ze rehte erscheine."
Verse: 27 der künec reit dannen zuo den sîn.
Verse: 28 er tet ê fîanze schîn,
Verse: 29 daz er smorgens gein Gâwân
Verse: 30 durch strîten kœme ûf den plân.
Verse: 1 Artûs ze Parzivâle sprach:
Verse: 2 "neve, sît dir sus geschach,
Verse: 3 daz dû des kamphes bæte
Verse: 4 und manlîche tæte
Verse: 5 und Gâwân dirz versagete,
Verse: 6 daz dîn munt dô sêre klagete,
Verse: 7 nû hâstû den kamph iedoch gestriten
Verse: 8 gein im, der sîn dâ hete erbiten,
Verse: 9 ez wære uns leit oder liep.
Verse: 10 dû sliche von uns als ein diep:
Verse: 11 wir heten anders dîne hant
Verse: 12 dises kamphes wol erwant.
Verse: 13 nû darf Gâwân des zürnen niht,
Verse: 14 swaz man dir dar um prîses giht."
Verse: 15 Gâwân sprach: "mir ist niht leit
Verse: 16 mîns neven hôhiu werdekeit.
Verse: 17 mirst dennoch morgen alze vruo,
Verse: 18 sol ich kamphes grîfen zuo:
Verse: 19 wolde michs der künec erlâzen,
Verse: 20 des jæhe ich im gein mâzen."
Verse: 21 daz her reit în mit maneger schar.
Verse: 22 man sach dâ vrouwen wol gevar
Verse: 23 und manegen gezimierten man,
Verse: 24 daz nie dehein her mêr gewan
Verse: 25 solher zimierde wunder.
Verse: 26 die von der tavelrunder
Verse: 27 und diu massenîe der herzogîn,
Verse: 28 ir wâpenröcke gâben schîn:
Verse: 29 mit phelle von Zinidunte
Verse: 30 und brâht von Pelpjunte
Verse: 1 lieht wâren ir kovertiure.
Verse: 2 Parzivâl der gehiure
Verse: 3 wart in beiden hern geprîset sô,
Verse: 4 sîne vriunt des mohten wesen vrô.
Verse: 5 si jâhen in Gramoflanzes her,
Verse: 6 daz ze keiner zît sô wol ze wer
Verse: 7 nie kom ritter dehein,
Verse: 8 den diu sunne ie überschein:
Verse: 9 swaz ze beiden sîten dâ wære getân,
Verse: 10 den prîs müeste er al eine hân.
Verse: 11 dennoch si sîn erkanden niht,
Verse: 12 dem ieslîch munt dâ prîses giht.
Verse: 13 Gramoflanz si rieten,
Verse: 14 er möhte wol enbieten
Verse: 15 Artûse, daz er næme war,
Verse: 16 daz dehein ander man ûz sîner schar
Verse: 17 gein im kœme durch vehten,
Verse: 18 daz er im sande den rehten:
Verse: 19 Gâwân des künec Lôtes sun,
Verse: 20 mit dem wolde er den kamph tuon.
Verse: 21 die boten wurden dan gesant,
Verse: 22 zwei wîsiu kint hövesch erkant.
Verse: 23 der künec sprach: "nû sult ir spehen,
Verse: 24 wem ir dâ prîses wellet jehen
Verse: 25 under al den klâren vrouwen.
Verse: 26 ir sult ouch sunder schouwen,
Verse: 27 bî welher Bêne sitze.
Verse: 28 nemt daz in iuwer witze,
Verse: 29 in welhen gebærden diu sî.
Verse: 30 wone ir vreude oder trûren bî,
Verse: 1 daz sult ir prüeven tougen.
Verse: 2 ir seht wol an ir ougen,
Verse: 3 ob si nâch vriunde kummer hât.
Verse: 4 seht, daz ir des niht enlât,
Verse: 5 Bênen mîner vriundîn
Verse: 6 gebet den brief und diz vingerlîn:
Verse: 7 diu weiz wol, wem daz vürbaz sol.
Verse: 8 werpt gevuoge, sô tuot ir wol."
Verse: 9 nû was ez ouch anderhalben sô komen,
Verse: 10 Itonjê hete vernomen,
Verse: 11 daz ir bruoder und der liepste man,
Verse: 12 den maget inz herze ie gewan,
Verse: 13 mit ein ander vehten solden
Verse: 14 und des niht lâzen wolden.
Verse: 15 dô brast ir jâmer durch die scheme.
Verse: 16 swen ir kummers nû gezeme,
Verse: 17 der tuotz âne mînen rât,
Verse: 18 sît siz ungedienet hât.
Verse: 19 beide ir muoter und ir ane
Verse: 20 die maget vuorten sunder dane
Verse: 21 in ein wênec gezelt sîdîn.
Verse: 22 Arnîve weiz ir disen pîn,
Verse: 23 si strâfte si um ir missetât.
Verse: 24 des was et dô kein ander rât:
Verse: 25 si verjach aldâ unverholn,
Verse: 26 daz si lange in hete vor verstoln.
Verse: 27 dô sprach diu maget wert erkant:
Verse: 28 "sol mir nû mîns bruoder hant
Verse: 29 mîns herzen verh versnîden,
Verse: 30 daz möhte er gerne mîden."
Verse: 1 Arnîve zeinem juncherrelîn
Verse: 2 sprach: "nû sage dem sune mîn,
Verse: 3 daz er mich balde spreche
Verse: 4 und daz al eine zeche."
Verse: 5 der knappe Artûsen brâhte.
Verse: 6 Arnîve des gedâhte,
Verse: 7 si woldez in lâzen hœren,
Verse: 8 ob er möhte zestœren,
Verse: 9 nâch wem der klâren Itonjê
Verse: 10 was sô herzenlîche wê.
Verse: 11 des künec Gramoflanzes kint
Verse: 12 nâch Artûse komen sint.
Verse: 13 die erbeizten ûf dem velde.
Verse: 14 vor dem kleinen gezelde
Verse: 15 einer Bênen sitzen sach
Verse: 16 bî der, diu z Artûse sprach:
Verse: 17 "giht des diu herzogîn vür prîs,
Verse: 18 ob mîn bruoder mir mînen âmîs
Verse: 19 sleht durch ir lôsen rât?
Verse: 20 des möhte er jehen vür missetât.
Verse: 21 waz hât der künec im getân?
Verse: 22 er solde in mîn geniezen lân.
Verse: 23 treget mîn bruoder sinne,
Verse: 24 er weiz unser zweier minne
Verse: 25 sô lûter âne truopheit,
Verse: 26 phliget er triuwe, ez wirt im leit.
Verse: 27 sol mir sîn hant erwerben
Verse: 28 nâch dem künege ein sûrez sterben,
Verse: 29 herre, daz sî iu geklaget"
Verse: 30 sprach z Artûse diu süeze maget.
Verse: 1 "nû denket, ob ir mîn œheim sît:
Verse: 2 durch triuwe scheidet disen strît."
Verse: 3 Artûs ûz wîsem munde
Verse: 4 sprach an der selben stunde:
Verse: 5 "ouwê, liebiu niftel mîn,
Verse: 6 daz dîn jugent sô hôher minne schîn
Verse: 7 tuot, daz muoz dir werden sûr.
Verse: 8 als tet dîn swester Sûrdâmûr
Verse: 9 durch der Kriechen lampriure.
Verse: 10 süeziu maget gehiure,
Verse: 11 den kamph möhte ich wol scheiden,
Verse: 12 wesse ich daz an iu beiden,
Verse: 13 ob sîn herze undz dîne gesamenet sint.
Verse: 14 Gramoflanz îrôres kint
Verse: 15 vert mit sô manlîchen siten,
Verse: 16 daz der kamph wirt gestriten,
Verse: 17 ez enunderstê diu minne dîn.
Verse: 18 gesach er dînen liehten schîn
Verse: 19 bî vreuden ie ze keiner stunt
Verse: 20 und dînen rôten süezen munt?"
Verse: 21 si sprach: "des enist niht geschehen:
Verse: 22 wir minnen ein ander âne sehen.
Verse: 23 er hât aber mir durch liebe kraft
Verse: 24 und durch rehte geselleschaft
Verse: 25 sîns kleinœtes vil gesant:
Verse: 26 er emphienc ouch von mîner hant,
Verse: 27 daz zer wâren liebe hôrte
Verse: 28 und uns beiden zwîvel stôrte.
Verse: 29 der künec ist an mir stæte
Verse: 30 âne valsches herzen ræte."
Verse: 1 dô erkande wol vrou Bêne
Verse: 2 dise knappen zwêne,
Verse: 3 des künec Gramoflanzes kint,
Verse: 4 die nâch Artûse komen sint.
Verse: 5 si sprach: "hie solde niemen stên.
Verse: 6 welt ir, ich heize vürder gên
Verse: 7 daz volc ûz den snüeren.
Verse: 8 wil mîne vrouwen rüeren
Verse: 9 solh ungenâde um ir trût,
Verse: 10 daz mære kumt schiere über lût."
Verse: 11 vrou Bêne her ûz wart gesant.
Verse: 12 der kinde einez in ir hant
Verse: 13 smucte den brief undz vingerlîn.
Verse: 14 si heten ouch den hôhen pîn
Verse: 15 von ir vrouwen wol vernomen
Verse: 16 und jâhen des, si wæren komen
Verse: 17 und wolden Artûsen sprechen,
Verse: 18 ob si daz ruochte zechen.
Verse: 19 si sprach: "stêt verre dort hin dan,
Verse: 20 unz ich iuch gêns zuo mir man."
Verse: 21 von Bênen der süezen maget
Verse: 22 in dem gezelte wart gesaget,
Verse: 23 daz Gramoflanzes boten dâ
Verse: 24 wæren unde vrâcten, wâ
Verse: 25 Artûs der künec wære.
Verse: 26 "daz dûhte mich ungebære,
Verse: 27 ob ich in zeicte an diz gespræche.
Verse: 28 seht denne, waz ich ræche
Verse: 29 an mîner vrouwen, ob si sie
Verse: 30 alsus sæhen weinen hie."
Verse: 1 Artûs sprach: "sint ez die knaben,
Verse: 2 die ich an den rinc nâch mir sach draben?
Verse: 3 daz sint von hôher art zwei kint.
Verse: 4 waz ob si sô gevüege sint,
Verse: 5 gar bewart vor missetât,
Verse: 6 daz si wol gênt an disen rât?
Verse: 7 eintweder phliget der sinne,
Verse: 8 daz er sîns herren minne
Verse: 9 an mîner nifteln wol siht."
Verse: 10 Bêne sprach: "des enweiz ich niht.
Verse: 11 herre, macz mit hulden sîn,
Verse: 12 der künec hât diz vingerlîn
Verse: 13 dâ her gesant und disen brief:
Verse: 14 dô ich nû vürz poulûn lief,
Verse: 15 der kinde einez gap in mir.
Verse: 16 vrouwe, sêt, den nemet ir."
Verse: 17 dô wart der brief vil gekust,
Verse: 18 Itonjê dructe in an ir brust.
Verse: 19 dô sprach si: "herre, nû seht hie an,
Verse: 20 ob mich der künec minne man."
Verse: 21 Artûs nam den brief in die hant,
Verse: 22 dar an er geschriben vant
Verse: 23 von dem, der minnen kunde,
Verse: 24 waz ûz sîn selbes munde
Verse: 25 Gramoflanz der stæte sprach.
Verse: 26 Artûs an dem brieve sach,
Verse: 27 daz er mit sînem sinne
Verse: 28 sô endehafte minne
Verse: 29 bî sînen zîten nie vernam.
Verse: 30 dâ stuont, daz minne wol gezam:
Verse: 1 "ich grüeze, die ich grüezen sol,
Verse: 2 daz ich mit dienste grüezen hol:
Verse: 3 vrouwelîn, ich meine dich,
Verse: 4 sît dû mit trôste trœstes mich.
Verse: 5 unser minne gebent geselleschaft.
Verse: 6 daz ist wurzel mîner vreude kraft:
Verse: 7 dîn trôst vür ander trôste wiget,
Verse: 8 sit dîn herze gein mir triuwen phliget.
Verse: 9 dû bist slôz ob mîner triuwe
Verse: 10 und ein vlust mîns herzen riuwe.
Verse: 11 dîn minne gît mir helfe rât,
Verse: 12 daz deheiner slahte untât
Verse: 13 an mir nimmer wirt gesehen.
Verse: 14 ich mac wol dîner güete jehen
Verse: 15 stæte âne wenken sus:
Verse: 16 als pôlus artanticus
Verse: 17 gein dem tremuntâne stêt,
Verse: 18 der neweder von der stete gêt,
Verse: 19 unser minne sol in triuwen stên
Verse: 20 und niht von ein ander gên.
Verse: 21 nû gedenke an mir, werdiu maget,
Verse: 22 waz ich dir kummers hân geklaget:
Verse: 23 wis dîner helfe an mir niht laz.
Verse: 24 ob dich iemen durch mînen haz
Verse: 25 von mir welle scheiden,
Verse: 26 sô denke, daz uns beiden
Verse: 27 diu minne mac wol lônen.
Verse: 28 dû solt vrouwen êren schônen
Verse: 29 und lâz mich sîn dîn dienestman:
Verse: 30 ich wil dir dienen, swaz ich kan."
Verse: 1 Artûs sprach: "niftel, dû hâs wâr,
Verse: 2 der künec dich grüezet âne vâr.
Verse: 3 dirre brief tuot mit mære kunt,
Verse: 4 daz ich sô wunderlîchen vunt
Verse: 5 gein minne nie gemezzen sach.
Verse: 6 dû solt im sîn ungemach
Verse: 7 wenden, alsô sol er dir.
Verse: 8 lât ir daz beidiu her ze mir:
Verse: 9 ich wil den kamph undervarn.
Verse: 10 die wîle soltû weinen sparn.
Verse: 11 nû wære dû doch gevangen:
Verse: 12 sage mir, wiest daz ergangen,
Verse: 13 daz ir ein ander wurdet holt?
Verse: 14 dû solt im dîner minne solt
Verse: 15 teilen, dâ wil er dienen nâch."
Verse: 16 Itonjê, Artûs niftel, sprach:
Verse: 17 "sist hie, diu daz zesamene truoc.
Verse: 18 unser enwederius nie gewuoc.
Verse: 19 welt ir, si vüeget wol, daz ich in sihe,
Verse: 20 dem ich mînes herzen gihe."
Verse: 21 Artûs sprach: "die zeige mir.
Verse: 22 mac ich, sô vüege ich im und dir,
Verse: 23 daz iuwer wille dran gestêt
Verse: 24 und iuwer beider vreude ergêt."
Verse: 25 Itonjê sprach: "ez ist Bêne.
Verse: 26 ouch sint sîner knappen zwêne
Verse: 27 alhie. muget ir versuochen,
Verse: 28 welt ir mîns lebens ruochen,
Verse: 29 ob mich der künec welle sehen,
Verse: 30 dem ich muoz mîner vreuden jehen?"
Verse: 1 Artûs der wîse hövesche man
Verse: 2 gienc her ûz ze den kinden sân:
Verse: 3 er gruozte si, dô er si sach.
Verse: 4 der kinde einez zim dô sprach:
Verse: 5 "herre, der künec Gramoflanz
Verse: 6 iuch bitet, daz ir machet ganz
Verse: 7 gelübede, diu dâ sî getân
Verse: 8 zwischen im und Gâwân,
Verse: 9 durch iuwer selbes êre.
Verse: 10 herre, er bitet iuch mêre,
Verse: 11 daz dehein ander man im vüere strît.
Verse: 12 iuwer her ist sô wît,
Verse: 13 solde er si alle übervehten,
Verse: 14 daz engelîchte niht dem rehten.
Verse: 15 ir sult Gâwânen lâzen komen,
Verse: 16 gein dem der kamph dâ sî genomen."
Verse: 17 der künec sprach zen kinden:
Verse: 18 "ich wil uns des enbinden.
Verse: 19 mînem neven geschach nie grœzer leit,
Verse: 20 daz er selbe dâ niht streit.
Verse: 21 der mit iuwerm herren vaht,
Verse: 22 dem was der sic wol geslaht:
Verse: 23 ez ist Gahmuretes kint.
Verse: 24 alle, die in drîen hern sint
Verse: 25 komen von allen sîten,
Verse: 26 die envrieschen nie gein strîten
Verse: 27 deheinen man sô manlîch.
Verse: 28 sîn tât dem prîse ist gar gelîch:
Verse: 29 ez ist mîn neve Parzivâl.
Verse: 30 ir sult in sehen, den lieht gemâl.
Verse: 1 durch Gâwânes triuwe nôt
Verse: 2 leiste ich, daz mir der künec enbôt."
Verse: 3 Artûs und Bêne
Verse: 4 und dise knappen zwêne
Verse: 5 riten her unde dar.
Verse: 6 er liez diu kint nemen war
Verse: 7 liehter blicke an maneger vrouwen.
Verse: 8 si mohten ouch dâ schouwen
Verse: 9 ûf den helmen manec gesnürre.
Verse: 10 wênec daz noch würre
Verse: 11 einem man, der wære rîche,
Verse: 12 gebârte er geselleclîche.
Verse: 13 si kômen niht von den pherden.
Verse: 14 Artûs liez die werden
Verse: 15 über al daz her diu kinder sehen,
Verse: 16 dâ si den wunsch mohten spehen,
Verse: 17 ritter, megede unde wîp,
Verse: 18 manegen vlætegen lîp.
Verse: 19 des hers wâren driu stücke,
Verse: 20 dâ zwischen zwuo lücke.
Verse: 21 Artûs reit mit den kinden dan
Verse: 22 von dem her verre ûf den plân.
Verse: 23 dô sprach er: "Bêne, süeziu maget,
Verse: 24 dû hœrs wol, waz mir hât geklaget
Verse: 25 Itonjê, mîner swester barn:
Verse: 26 diu kan ir weinen wênec sparn.
Verse: 27 daz gelouben mîne gesellen,
Verse: 28 die hie habent, ob si wellen:
Verse: 29 Itonjê hât Gramoflanz
Verse: 30 verleschet nâch ir liehten glanz.
Verse: 1 nû helfet mir, ir zwêne
Verse: 2 und ouch dû, vriundîn Bêne,
Verse: 3 daz der künec her zuo mir rîte
Verse: 4 und den kamph doch morgen strîte.
Verse: 5 mînen neven Gâwân
Verse: 6 bringe ich gein im ûf den plân.
Verse: 7 rîtet der künec hiute in mîn her,
Verse: 8 erst morgen al deste baz ze wer.
Verse: 9 hie gît diu minne im einen schilt,
Verse: 10 des sînen kamphgenôz bevilt:
Verse: 11 ich meine gein minne hôhen muot,
Verse: 12 der bî den vînden schaden tuot.
Verse: 13 er sol hövesche liute bringen:
Verse: 14 ich wil hie tegedingen
Verse: 15 zwischen im und der herzogîn.
Verse: 16 nû werbetz, trûtgesellen mîn,
Verse: 17 mit vuoge: des habet ir êre.
Verse: 18 ich sol iu klagen mêre:
Verse: 19 waz hân ich unsælec man
Verse: 20 dem künege Gramoflanz getân,
Verse: 21 sît er gein mînem künne phliget,
Verse: 22 daz in lîhte unhôhe wiget,
Verse: 23 minne und unminne grôz?
Verse: 24 ein ieslîch künec mîn genôz
Verse: 25 mîn gerne möhte schônen.
Verse: 26 wil er nû mit hazze lônen
Verse: 27 ir bruoder, diu in minnet,
Verse: 28 ob er sichs versinnet,
Verse: 29 sîn herze tuot von minnen wanc,
Verse: 30 swenne ez in lêret den gedanc."
Verse: 1 der kinde einz zem künege sprach:
Verse: 2 "herre, swes ir vür ungemach
Verse: 3 jeht, daz sol mîn herre lân,
Verse: 4 wil er rehte vuoge hân.
Verse: 5 ir wizzet wol um den alden haz:
Verse: 6 mînem herren stêt belîben baz,
Verse: 7 denne daz er dâ her zuo ziu rite.
Verse: 8 diu herzoginne phliget noch site,
Verse: 9 daz si im ir hulde hât versaget
Verse: 10 und manegem man ab im geklaget."
Verse: 11 "er sol mit wênec liuten komen"
Verse: 12 sprach Artûs." die wîle hân ich genomen
Verse: 13 vride vür den selben zorn
Verse: 14 von der herzoginne wol geborn.
Verse: 15 ich wil im guot geleite tuon:
Verse: 16 Bêâkurs mîner swester sun
Verse: 17 nimt in dort an halbem wege.
Verse: 18 er sol varn in mîns geleites phlege:
Verse: 19 des darf er niht vür laster jehen.
Verse: 20 ich lâze in werde liute sehen."
Verse: 21 mit urloube si vuoren dan:
Verse: 22 Artûs hielt eine ûf dem plân,
Verse: 23 Bêne und diu zwei kindelîn
Verse: 24 ze Rosche Sabînes riten în,
Verse: 25 anderhalben ûz, dâz her lac.
Verse: 26 dô engelebete nie sô lieben tac
Verse: 27 Gramoflanz, dô in gesprach
Verse: 28 Bêne und diu kint. sîn herze jach,
Verse: 29 im wære alsolhiu mære brâht,
Verse: 30 der sælde gein im hete erdâht.
Verse: 1 er sprach, er wolde gerne komen.
Verse: 2 dâ wart geselleschaft genomen:
Verse: 3 sînes landes vürsten drî
Verse: 4 riten dem künege dannen bî.
Verse: 5 alsus vuor ouch der œheim sîn,
Verse: 6 der künec Brandelidelîn,
Verse: 7 Bernout de Riviers
Verse: 8 und Afinamus von Klitiers.
Verse: 9 ieweder einen gesellen nam,
Verse: 10 der ûf die reise wol gezam:
Verse: 11 zwelfe wâren ir über al.
Verse: 12 juncherrelîn vil âne zal
Verse: 13 und manec starker sarjant
Verse: 14 ûf die reise wart benant.
Verse: 15 welh der ritter kleider möhten sîn?
Verse: 16 phellel, der vil liehten schîn
Verse: 17 gap von des goldes swære.
Verse: 18 des küneges valkenære
Verse: 19 mit im dan durch beizen riten.
Verse: 20 nû hete ouch Artûs niht vermiten,
Verse: 21 Bêâkurs den lieht gevar
Verse: 22 sande er ze halbem wege aldar
Verse: 23 dem künege zeinem geleite.
Verse: 24 über des gevildes breite,
Verse: 25 ez wære tîch oder bach,
Verse: 26 swâ er die passâschen sach,
Verse: 27 dâ reit der künec beizen her
Verse: 28 und mêre durch der minne ger.
Verse: 29 Bêâkurs in dâ emphienc,
Verse: 30 sô daz ez mit vreude ergienc.
Verse: 1 mit Bêâkurse komen sint
Verse: 2 mêr danne vünfzec klâriu kint,
Verse: 3 die von ir arte gâben liehten schîn,
Verse: 4 herzogen unde grævelîn.
Verse: 5 dâ reit ouch etslîch küneges sun.
Verse: 6 dô sach man grôz emphâhen tuon
Verse: 7 von den kinden ze beider sît:
Verse: 8 si emphiengen ein ander âne nît.
Verse: 9 Bêâkurs phlac varwe lieht:
Verse: 10 der künec sich vrâgens sûmte niht,
Verse: 11 Bêne im sagete mære,
Verse: 12 wer der klâre ritter wære:
Verse: 13 "ez ist Bêâkurs, Lôtes kint."
Verse: 14 dô dâhte er: "herze, nû vint
Verse: 15 si, diu dem gelîche.
Verse: 16 der hie rîtet sô minneclîche,
Verse: 17 si ist vür wâr sîn swester.
Verse: 18 diu geworht in Sinzester
Verse: 19 mit ir sparwære sande mir den huot,
Verse: 20 ob si mir mêr genâde tuot,
Verse: 21 al irdeschiu rîcheit,
Verse: 22 ob diu erde wære noch alsô breit,
Verse: 23 dâ vür næme ich si einen.
Verse: 24 si solz mit triuwen meinen:
Verse: 25 ûf ir genâde kum ich hie.
Verse: 26 si hât mich sô getrœstet ie,
Verse: 27 ich getrûwe ir wol, daz si mir tuot,
Verse: 28 dâ von sich hœhet baz mîn muot."
Verse: 29 in nam ir klâren bruoder hant
Verse: 30 in die sîne, diu was ouch lieht erkant.
Verse: 1 nû was ez ouch in dem her sô komen,
Verse: 2 Artûs hete aldâ genomen
Verse: 3 vride von der herzogin.
Verse: 4 der was ergetzens gewin
Verse: 5 komen nâch Zidegaste,
Verse: 6 den si ê klagete sô vaste.
Verse: 7 ir zorn was nâch verdecket,
Verse: 8 si hête gewecket
Verse: 9 von Gâwân etslîch ummevanc:
Verse: 10 dâ von ir zürnen was sô kranc.
Verse: 11 Artûs der Bertenois
Verse: 12 nam die klâren vrouwen kurtois,
Verse: 13 beide megede unde wîp,
Verse: 14 die truogen vlæteclîchen lîp.
Verse: 15 er hete der werden hundert
Verse: 16 in ein gezelt gesundert.
Verse: 17 niht lieber möhte ir sîn geschehen,
Verse: 18 wan daz si den künec solde sehen,
Verse: 19 Itonjê, diu ouch dâ saz.
Verse: 20 stæter vreude si niht vergaz:
Verse: 21 doch kôs man an ir ougen schîn,
Verse: 22 daz si diu minne lêrte pîn.
Verse: 23 dâ saz manec ritter lieht gemâl:
Verse: 24 doch truoc der werde Parzivâl
Verse: 25 den prîs vor ander klârheit.
Verse: 26 Gramoflanz an die snüere reit.
Verse: 27 dô vuorte der künec unervorht
Verse: 28 in Gamfassâsche geworht
Verse: 29 einen phelle mit golde vesten,
Verse: 30 der begunde verre glesten.
Verse: 1 si erbeizten, die dâ komen sint.
Verse: 2 des künec Gramoflanzes kint
Verse: 3 manegiu vor im sprungen,
Verse: 4 inz poulûn si sich drungen.
Verse: 5 die kamerære en widerstrît
Verse: 6 rûmten eine strâzen wît
Verse: 7 gein der Berteneise künegîn.
Verse: 8 sîn œheim Brandelidelîn
Verse: 9 vor dem künege inz poulûn gienc:
Verse: 10 Ginôvêr den mit kusse emphienc.
Verse: 11 der künec wart ouch emphangen sus.
Verse: 12 Bernouten und Afinamus
Verse: 13 die künegîn man ouch küssen sach.
Verse: 14 Artûs ze Gramoflanze sprach:
Verse: 15 "ê ir sitzens beginnet,
Verse: 16 seht, ob ir deheine minnet
Verse: 17 dirre vrouwen, und küsset sie.
Verse: 18 iu beiden sî daz erloubet hie."
Verse: 19 im sagete, wer sîn vriundîn was,
Verse: 20 ein brief, den er ze velde las:
Verse: 21 ich meine, daz er ir bruoder sach,
Verse: 22 diu im vor al der werlde jach
Verse: 23 ir werden minne tougen.
Verse: 24 Gramoflanzes ougen
Verse: 25 si erkanden, diu im minne truoc.
Verse: 26 sîn vreude hôch was genuoc,
Verse: 27 sît Artûs hete erloubet daz,
Verse: 28 daz si beide ein ander âne haz
Verse: 29 mit gruoze emphâhen tâten kunt.
Verse: 30 er kuste Itonjê an den munt.
Verse: 1 der künec Brandelidelîn
Verse: 2 saz ze Ginovêren der künegîn.
Verse: 3 ouch saz der künec Gramoflanz
Verse: 4 ze der, diu ir liehten glanz
Verse: 5 mit weinen hete begozzen.
Verse: 6 daz hete si sîn genozzen:
Verse: 7 er enwelle unschulde rechen,
Verse: 8 sus muoste er hin zir sprechen,
Verse: 9 sîn dienst nâch minnen bieten.
Verse: 10 si kunde ouch sich des nieten,
Verse: 11 daz si im dancte um sîn komen.
Verse: 12 ir rede von niemen wart vernomen:
Verse: 13 si sâhen ein ander gerne.
Verse: 14 swenne ich nû rede gelerne,
Verse: 15 sô prüeve ich, waz si spræchen dâ,
Verse: 16 eintweder nein oder jâ.
Verse: 17 Artûs ze Brandelidelîn
Verse: 18 sprach: "ir habet dem wîbe mîn
Verse: 19 iuwer mære nû genuoc gesaget."
Verse: 20 er vuorte den helt unverzaget
Verse: 21 in ein minner gezelt
Verse: 22 kurzen wec überz velt.
Verse: 23 Gramoflanz saz stille
Verse: 24 (daz was Artûses wille)
Verse: 25 und ander die gesellen sîn.
Verse: 26 dâ gâben vrouwœn klâren schîn,
Verse: 27 daz die ritter wênec dâ verdrôz.
Verse: 28 ir kurzwîle was sô grôz,
Verse: 29 si möhte ein man noch gerne doln,
Verse: 30 der nâch sorgen vreude wolde erholn.
Verse: 1 vür die künegîn man dô truoc
Verse: 2 daz trinken. trunken si genuoc,
Verse: 3 die ritter und die vrouwen gar,
Verse: 4 si wurden deste baz gevar.
Verse: 5 man truoc ouch trinken dort hin în
Verse: 6 Artûs und Brandelidelîn.
Verse: 7 der schenke gienc her wider dan.
Verse: 8 Artûs sîn rede alsus huop an:
Verse: 9 "her künec, nû lât siz alsô tuon,
Verse: 10 daz der künec, iuwer swester sun,
Verse: 11 mîner swester sun mir hete erslagen:
Verse: 12 wolde er denne minne tragen
Verse: 13 gein mîner niftel, der maget,
Verse: 14 diu im ir kummer ouch dort klaget,
Verse: 15 dâ wir si liezen sitzen,
Verse: 16 vüere si denne mit witzen,
Verse: 17 si würde im nimmer dar um holt
Verse: 18 und teilte im solhen hazzes solt,
Verse: 19 des den künec möhte erdriezen,
Verse: 20 wolde er ir iht geniezen.
Verse: 21 swâ haz die minne undervert,
Verse: 22 dem stæten herzen vreude er wert."
Verse: 23 dô sprach der künec von Punturtois
Verse: 24 z Artûse dem Bertenois:
Verse: 25 "herre, si sint unser swester kint,
Verse: 26 die gein ein ander in hazze sint:
Verse: 27 wir suln den kamph understên.
Verse: 28 dâ enmac niht anders an ergên,
Verse: 29 wan daz si ein ander minnen
Verse: 30 mit herzenlîchen sinnen.
Verse: 1 iuwer niftel Itonjê
Verse: 2 sol mînem neven gebieten ê,
Verse: 3 daz er den kamph durch si verber,
Verse: 4 sî daz er ir minne ger.
Verse: 5 sô wirt vür wâr der kamph vermiten
Verse: 6 gar mit strîteclîchen siten.
Verse: 7 und helfet ouch dem neven mîn
Verse: 8 hulde dâ zer herzogîn."
Verse: 9 Artûs sprach: "daz wil ich tuon.
Verse: 10 Gâwân mîner swester sun
Verse: 11 ist wol sô gewaldec ir,
Verse: 12 daz si beidiu im und ouch mir
Verse: 13 durch ir zuht die schulde gît.
Verse: 14 sô scheidet ir disehalp den strît."
Verse: 15 "ich tuon" sprach Brandelidelîn.
Verse: 16 si giengen beide wider în.
Verse: 17 dô saz der künec von Punturtois
Verse: 18 ze Ginovêren, diu was kurtois.
Verse: 19 anderhalben ir saz Parzivâl:
Verse: 20 der was ouch sô lieht gemâl,
Verse: 21 nie ouge ersach sô schœnen man.
Verse: 22 Artûs der künec der huop sich dan
Verse: 23 ze sînem neven Gâwân.
Verse: 24 dem was ze wizzene getân,
Verse: 25 der künec Gramoflanz wære komen.
Verse: 26 dô wart ouch schier vor im vernomen,
Verse: 27 daz Artûs erbeizte vor dem gezelt:
Verse: 28 gein dem spranc er ûf daz velt.
Verse: 29 si truogen daz ze samene dâ,
Verse: 30 daz diu herzogîn sprach suone jâ,
Verse: 1 aber anders niht deheinen wîs,
Verse: 2 wan ob Gâwân ir âmîs
Verse: 3 wolde den kamph durch si verbern,
Verse: 4 sô wolde ouch si der suone wern:
Verse: 5 diu suone würde von ir getân,
Verse: 6 ob der künec wolde lân
Verse: 7 bîziht ûf ir sweher Lôt.
Verse: 8 bî Artûs si daz dan enbôt.
Verse: 9 Artûs der wîse hövesche man
Verse: 10 disiu mære brâhte dan.
Verse: 11 dô muoste der künec Gramoflanz
Verse: 12 verkiesen um sînen kranz
Verse: 13 und swaz er hazzes phlæge
Verse: 14 gein Lôt von Norwæge,
Verse: 15 der zegienc als in der sunnen snê
Verse: 16 durch die klâren Itonjê
Verse: 17 lûterlîche âne allen haz.
Verse: 18 daz ergienc, die wîle er bî ir saz:
Verse: 19 aller ir bete er volge jach.
Verse: 20 Gâwânen man dort komen sach
Verse: 21 mit klârlîchen liuten:
Verse: 22 ich enmöhte iu niht gar bediuten
Verse: 23 ir namen und wannen si wâren erborn.
Verse: 24 dâ wart durch liebe leit verkorn:
Verse: 25 Orgelûse diu fiere
Verse: 26 und ir werden soldiere
Verse: 27 und ouch diu Klinschores schar,
Verse: 28 ir ein teil (si enwârenz niht gar)
Verse: 29 sach man mit Gâwâne komen.
Verse: 30 Artûs gezelte wart genomen
Verse: 1 diu winde von dem huote.
Verse: 2 Arnîve diu guote,
Verse: 3 Sangîve und Kundrîê,
Verse: 4 die hete Artûs gebetenê
Verse: 5 an dirre suone tegedinc.
Verse: 6 swer prüevet daz vür kleiniu dinc,
Verse: 7 der grœze, swaz er welle.
Verse: 8 Jofreit, Gâwâns geselle,
Verse: 9 vuorte die herzoginne lieht erkant
Verse: 10 underz poulûn an sîner hant.
Verse: 11 diu phlac durch zuht der sinne,
Verse: 12 die drî küneginne
Verse: 13 liez si vor ir gên dar în.
Verse: 14 die kuste Brandelidelîn:
Verse: 15 Orgelûse in ouch mit kusse emphienc.
Verse: 16 Gramoflanz durch suone gienc
Verse: 17 und ûf genâde gein ir dar.
Verse: 18 ir süezer munt rôt gevar
Verse: 19 den künec durch suone kuste,
Verse: 20 dar um si weinens luste:
Verse: 21 si dâhte an Zidegastes tôt.
Verse: 22 dô twanc si wîplîchiu nôt
Verse: 23 nâch im dennoch ir riuwe.
Verse: 24 welt ir, des jeht vür triuwe.
Verse: 25 Gâwân und Gramoflanz
Verse: 26 mit kusse ir suone ouch machten ganz.
Verse: 27 Artûs gap Itonjê
Verse: 28 Gramoflanz ze rehter ê.
Verse: 29 dâ hete er vil gedienet nâch.
Verse: 30 Bêne was vrô, dô daz geschach.
Verse: 1 den ouch ir minne lêrte pîn,
Verse: 2 dem herzogen von Gôwerzîn,
Verse: 3 Lischoise wart Kundrîê gegeben:
Verse: 4 âne vreude stuont sîn leben,
Verse: 5 unz er ir werden minne emphant.
Verse: 6 dem turkoiten Flôrant
Verse: 7 Sangîven Artûs ze wîbe bôt:
Verse: 8 die hete dâ vor der künec Lôt,
Verse: 9 der vürste ouch si vil gerne nam.
Verse: 10 diu gâbe minne wol gezam.
Verse: 11 Artûs was vrouwen milte,
Verse: 12 solher gâbe in niht bevilte:
Verse: 13 des was mit râte vor erdâht.
Verse: 14 nû disiu rede wart volbrâht,
Verse: 15 dô sprach diu herzoginne,
Verse: 16 daz Gâwân hete ir minne
Verse: 17 gedient mit prîse hôch erkant,
Verse: 18 daz er ir lîbes und über ir lant
Verse: 19 von rehte herre wære.
Verse: 20 diu rede dûhte swære
Verse: 21 ir soldier, die manec sper
Verse: 22 ê brâchen durch ir minne ger.
Verse: 23 Gâwân und die gesellen sîn,
Verse: 24 Arnîve und diu herzogîn
Verse: 25 und manec vrouwe lieht gemâl
Verse: 26 und ouch der werde Parzivâl,
Verse: 27 Sangîve und Kundrîê
Verse: 28 nâmen urloup: Itonjê
Verse: 29 beleip bî Artûse dâ.
Verse: 30 nû darf niemen sprechen, wâ
Verse: 1 schœner hôchgezît ergienc.
Verse: 2 Ginôvêr in ir phlege emphienc
Verse: 3 Itonjê und ir âmîs,
Verse: 4 den werden künec, der manegen prîs
Verse: 5 mit ritterschefte ê dicke erranc,
Verse: 6 des in Itonjê minne twanc.
Verse: 7 ze herbergen maneger reit,
Verse: 8 dem hôhiu minne vuocte leit.
Verse: 9 des nahtes um ir ezzen
Verse: 10 muge wir mære wol vergezzen.
Verse: 11 swer dâ werder minne phlac,
Verse: 12 der wunschte der naht vür den tac.
Verse: 13 der künec Gramoflanz enbôt
Verse: 14 (des twanc in hôchverte nôt)
Verse: 15 ze Rosche Sabînes den sînen,
Verse: 16 si solden sich des pînen,
Verse: 17 daz si abe bræchen bî dem mer
Verse: 18 und vor tage kœmen mit sînem her
Verse: 19 und daz sîn marschalc næme
Verse: 20 stat, diu her gezæme.
Verse: 21 "mir selben prüevet hôhiu dinc,
Verse: 22 ieslîchem vürsten sunderrinc."
Verse: 23 des wart diu hôhe koste erdâht.
Verse: 24 die boten vuoren: dô was ez naht.
Verse: 25 man sach dâ manegen trûregen lîp,
Verse: 26 den daz gelêret heten wîp,
Verse: 27 wan swem sîn dienst verswindet,
Verse: 28 daz er niht lônes vindet,
Verse: 29 dem muoz gein sorgen wesen gâch,
Verse: 30 dâ enreiche wîbe helfe nâch.
Verse: 1 nû dâhte aber Parzivâl
Verse: 2 an sîn wîp die lieht gemâl
Verse: 3 und an ir kiuschen süeze.
Verse: 4 ob er keine ander grüeze,
Verse: 5 daz er dienst nâch minnen biete
Verse: 6 und sich unstæte niete?
Verse: 7 solh minne wirt von im gespart.
Verse: 8 grôz triuwe hete im sô bewart
Verse: 9 sîn manlîch herze und ouch den lîp,
Verse: 10 daz vür wâr nie ander wîp
Verse: 11 wart gewaldec sîner minne,
Verse: 12 niwan diu küneginne
Verse: 13 Kondwîrâmûrs,
Verse: 14 diu geflôrierte bêâ flûrs.
Verse: 15 er dâhte: "sît ich minnen kan,
Verse: 16 wie hât diu minne an mir getân?
Verse: 17 nû bin ich doch ûz minne erborn:
Verse: 18 wie hân ich minne alsus verlorn?
Verse: 19 [sol ich nâch dem grâle ringen,
Verse: 20 sô muoz mich immer twingen
Verse: 21 ir kiuschlîcher ummevanc,
Verse: 22 von der ich schiet, des ist ze lanc.]
Verse: 23 sol ich mit den ougen vreude sehen
Verse: 24 und muoz mîn herze jâmers jehen?
Verse: 25 diu werc stênt ungelîche.
Verse: 26 hôhes muotes rîche
Verse: 27 wirt niemen solher phlihte.
Verse: 28 gelücke mich berihte,
Verse: 29 waz mirz wageste drum sî."
Verse: 30 im lac sîn harnas nâhe bî.
Verse: 1 er dâhte: "sît ich mangel hân,
Verse: 2 daz den sældehaften undertân
Verse: 3 ist, ich meine die minne,
Verse: 4 diu maneges trûregen sinne
Verse: 5 mit vreuden helfe ergeilet,
Verse: 6 sît ich des bin verteilet,
Verse: 7 ich enruoche nû, waz mir geschiht.
Verse: 8 got wil mîner vreude niht.
Verse: 9 diu mich twinget minnen gir,
Verse: 10 stüende unser minne, mîn und ir,
Verse: 11 daz scheiden dar zuo hôrte,
Verse: 12 sô daz uns zwîvel stôrte,
Verse: 13 ich möhte wol zander minne komen:
Verse: 14 nû hât ir minne mir benomen
Verse: 15 ander minne und vreudebæren trôst.
Verse: 16 ich bin trûrens unerlôst.
Verse: 17 gelücke müeze vreude wern,
Verse: 18 die endehafter vreude gern:
Verse: 19 got gebe vreude al disen scharn.
Verse: 20 ich wil ûz disen vreuden varn."
Verse: 21 er greif, dâ sîn harnas lac,
Verse: 22 des er dicke al eine phlac,
Verse: 23 daz er sich balde wâpende drîn.
Verse: 24 nû wil er werben niuwen pîn.
Verse: 25 dô der vreudenvlühtec man
Verse: 26 hête al sîn harnas an,
Verse: 27 er sateltez ors mit sîner hant.
Verse: 28 schilt und sper bereit er vant.
Verse: 29 man hôrte sîn reise smorgens klagen.
Verse: 30 dô er dannen schiet, dô begundez tagen.
Verse: 1 Vil liute des hât verdrozzen,
Verse: 2 den diz mære was vor beslozzen:
Verse: 3 genuoge kundenz nie ervarn
Verse: 4 (nû wil ich daz niht langer sparn,
Verse: 5 ich tuonz iu kunt mit rehter sage,
Verse: 6 wande ich in dem munde trage
Verse: 7 daz slôz dirre âventiure),
Verse: 8 wie der süeze und der gehiure
Verse: 9 Amfortas wart wol gesunt.
Verse: 10 uns tuot diu âventiure kunt,
Verse: 11 wie von Pelrapeire diu künegîn
Verse: 12 ir kiuschen wîplîchen sin
Verse: 13 behielt unz an ir lônes stat,
Verse: 14 dâ si in hôhe sælde trat:
Verse: 15 Parzivâl daz wirbet.
Verse: 16 ob mîn kunst niht verdirbet,
Verse: 17 ich sage alrêst sîn arbeit.
Verse: 18 swaz sîn hant ie gestreit,
Verse: 19 daz was mit kinden her getân.
Verse: 20 möhte ich dises mæres wandel hân,
Verse: 21 ungerne wolde ich in wâgen:
Verse: 22 des kunde ouch mich betrâgen.
Verse: 23 nû bevilhe ich sîn gelücke
Verse: 24 sînem herzen, der sælden stücke,
Verse: 25 dâ diu vrevel bî der kiusche lac,
Verse: 26 wande ez nie zageheit gephlac.
Verse: 27 daz müeze im vestenunge geben,
Verse: 28 daz er behalde nû sîn leben,
Verse: 29 sît ez sich hât an den gezoget,
Verse: 30 in bestêt ob allem strîte ein voget
Verse: 1 ûf sîner unverzageten reise.
Verse: 2 der selbe kurteise
Verse: 3 was ein heidenscher man,
Verse: 4 der toufes künde nie gewan.
Verse: 5 Parzivâl reit balde
Verse: 6 gein einem grôzen walde
Verse: 7 ûf einer liehten waste
Verse: 8 gein einem rîchen gaste.
Verse: 9 ez ist wunder, ob ich armer man
Verse: 10 die rîcheit iu gesagen kan,
Verse: 11 die der heiden vür zimierde truoc.
Verse: 12 sage ich des mêre denne genuoc,
Verse: 13 dennoch mac ichs iu mêr wol sagen,
Verse: 14 wil ich sîner rîcheit niht gedagen.
Verse: 15 swaz diende Artûses hant
Verse: 16 ze Bertâne und in Engellant,
Verse: 17 daz vergülte niht die steine,
Verse: 18 die mit edelem arte reine
Verse: 19 lâgen ûf des heldes wâpenroc.
Verse: 20 der was tiure âne al getroc:
Verse: 21 rubîne, kalzidône
Verse: 22 wâren dâ ze swachem lône.
Verse: 23 der wâpenroc gap blanken schîn.
Verse: 24 in dem berge z Agremuntîn
Verse: 25 die würme salamander
Verse: 26 in worhten zein ander
Verse: 27 in dem heizen viure.
Verse: 28 die wâren steine tiure
Verse: 29 lâgen drûfe tunkel unde lieht:
Verse: 30 ir art mac ich benennen niht.
Verse: 1 sîn gir stuont nâch minne
Verse: 2 und nâch prîses gewinne:
Verse: 3 daz gâben ouch allez meistec wîp,
Verse: 4 dâ mite der heiden sînen lîp
Verse: 5 kostenlîch zimierte.
Verse: 6 diu minne kondewierte
Verse: 7 in sîn manlîch herze hôhen muot,
Verse: 8 als si noch dem minne gernden tuot.
Verse: 9 er truoc ouch durch prîses lôn
Verse: 10 ûf dem helme ein ezidemôn:
Verse: 11 swelhe würme sint eiterhaft,
Verse: 12 von des selben tierlînes kraft
Verse: 13 hânt si lebens deheine vrist,
Verse: 14 swenne ez von in ersmecket ist.
Verse: 15 Topedissimonte
Verse: 16 und Assigarzjonte,
Verse: 17 Tasmê und Arâbî
Verse: 18 sint vor solhem phelle vrî,
Verse: 19 als sîn ors truoc kovertiure.
Verse: 20 der ungetoufte gehiure
Verse: 21 ranc nâch wîbe lône:
Verse: 22 des zimierte er sich sus schône.
Verse: 23 sîn hôhez herze in des betwanc,
Verse: 24 daz er nâch werder minne ranc.
Verse: 25 der selbe werlîche knabe
Verse: 26 hete in einer wilden habe
Verse: 27 zem fôreht geankert ûf dem mer.
Verse: 28 er hete vünf und zweinzec her,
Verse: 29 der neheinez sandern rede vernam:
Verse: 30 als sîner rîcheit wol gezam,
Verse: 1 alsus manec sunderlant
Verse: 2 diende sîner werden hant,
Verse: 3 môre und ander Sarrazîne.
Verse: 4 mit ungelîchem schîne
Verse: 5 in sînem wît gesamenten her
Verse: 6 was manec wunderlîchiu wer.
Verse: 7 ouch reit nâch âventiure dan
Verse: 8 von sînem her dirre eine man
Verse: 9 durch baneken inz fôreht.
Verse: 10 sît si selbe nâmen in daz reht,
Verse: 11 die künege ich lâze rîten,
Verse: 12 al eine nâch prîse strîten.
Verse: 13 Parzivâl reit niht eine:
Verse: 14 dâ was mit im gemeine
Verse: 15 er selbe und ouch sîn hôher muot,
Verse: 16 der sô manlîch wer dâ tuot,
Verse: 17 daz ez diu wîp solden loben,
Verse: 18 si enwolden denne durch lôsheit toben.
Verse: 19 hie wellent ein ander vâren,
Verse: 20 die mit kiusche lemmer wâren
Verse: 21 und lewen an der vrecheit.
Verse: 22 ouwê, sît diu erde was sô breit,
Verse: 23 daz si ein ander niht vermiten,
Verse: 24 die dâ um unschulde striten!
Verse: 25 ich sorge des, den ich hân brâht,
Verse: 26 wan daz ich trôstes hân gedâht,
Verse: 27 in sül des grâles kraft ernern.
Verse: 28 in sol ouch diu minne wern:
Verse: 29 den was er beiden dienesthaft
Verse: 30 âne wanc mit dienestlîcher kraft.
Verse: 1 mîn kunst mir des niht witze gît,
Verse: 2 daz ich gesage disen strît
Verse: 3 bescheidenlîche, als er ergienc.
Verse: 4 ieweders ouge blic emphienc,
Verse: 5 daz er den andern komen sach.
Verse: 6 sweders herze dar um vreuden jach,
Verse: 7 dâ stuont ein trûren nâhe bî.
Verse: 8 die lûtern truopheite vrî,
Verse: 9 ieweder des andern herze truoc:
Verse: 10 ir vremde was heimlîch genuoc.
Verse: 11 nû enmac ich disen heiden
Verse: 12 von dem getouften niht gescheiden,
Verse: 13 si enwellen haz erzeigen.
Verse: 14 daz solde in vreude neigen,
Verse: 15 die sint erkant vür guotiu wîp.
Verse: 16 ieweder durch vriundinne lîp
Verse: 17 sîn verh gein der herte bôt.
Verse: 18 gelücke scheidez âne tôt.
Verse: 19 den lewen sîn muoter tôt gebirt:
Verse: 20 von sîns vater galme er lebendec wirt.
Verse: 21 dise zwêne wâren ûz krache erborn,
Verse: 22 von maneger tjost nâch prîse erkorn:
Verse: 23 si kunden ouch mit tjoste.
Verse: 24 mit sper zernder koste
Verse: 25 leischierende si die zoume
Verse: 26 kurzten und tâten goume,
Verse: 27 swenne si punierten,
Verse: 28 daz si niht feilierten.
Verse: 29 si phlâgens unvergezzen:
Verse: 30 dâ wart vaste gesezzen
Verse: 1 und gein der tjost geschicket
Verse: 2 und diu ors mit sporn gezwicket.
Verse: 3 hie wart diu tjost alsô geriten,
Verse: 4 beidiu kollier versniten
Verse: 5 von starken spern, diu sich niht bugen.
Verse: 6 die sprîzen von der tjoste vlugen.
Verse: 7 ez hete der heiden gar vür haz,
Verse: 8 daz dirre man vor im gesaz,
Verse: 9 wan des nie man vor im gephlac,
Verse: 10 gein dem er strîtes sich bewac.
Verse: 11 ob si iht swerte vuorten,
Verse: 12 dâ si zein ander ruorten?
Verse: 13 diu wâren dâ scharph und al bereit.
Verse: 14 ir kunst und ir manheit
Verse: 15 wart dâ erzeiget schiere.
Verse: 16 ezidemôn dem tiere
Verse: 17 wart etslîch wunde geslagen,
Verse: 18 ez mohte der helm dar under klagen.
Verse: 19 diu ors vor müede wurden heiz.
Verse: 20 si versuochten manegen niuwen kreiz:
Verse: 21 si beide ab orsen sprungen.
Verse: 22 alrêst diu swert erklungen.
Verse: 23 der heiden tet dem getouften wê.
Verse: 24 des krîe was Tasmê
Verse: 25 und swenne er schrîte Tabronit,
Verse: 26 sô trat er vürbaz einen trit.
Verse: 27 werlîch was der getoufte
Verse: 28 ûf manegem dræten loufte,
Verse: 29 den si zein ander tâten.
Verse: 30 ir strît was sô gerâten,
Verse: 1 daz ich die rede mac niht verdagen,
Verse: 2 ich enmüeze ir strît mit triuwen klagen,
Verse: 3 sît ein verh und ein bluot
Verse: 4 solh ungenâde ein ander tuot:
Verse: 5 si wâren doch beide eins mannes kint,
Verse: 6 der geliuterten triuwe fundamint.
Verse: 7 den heiden minne nie verdrôz.
Verse: 8 des was sîn herze in strîte grôz:
Verse: 9 gein prîse truoc er willen
Verse: 10 durch die künegîn Sekundillen.
Verse: 11 diu daz lant ze Tribalibôt
Verse: 12 im gap, diu was sîn schilt in nôt.
Verse: 13 der heiden nam an strîte zuo:
Verse: 14 wie tuon ich dem getouften nuo?
Verse: 15 er enwelle an minne denken,
Verse: 16 sô enmac er niht entwenken,
Verse: 17 dirre strît müeze im erwerben
Verse: 18 von sheidens hant ein sterben.
Verse: 19 daz wende, tugenthafter grâl,
Verse: 20 Kondwîrâmûrs diu lieht gemâl,
Verse: 21 hie stêt iuwer beider dienestman
Verse: 22 in der grœsten nôt, die er ie gewan.
Verse: 23 der heiden warf daz swert ûf hôch.
Verse: 24 manec sîn slac sich sus gezôch,
Verse: 25 daz Parzivâl kom ûf diu knie.
Verse: 26 man mac wol jehen, sus striten sie,
Verse: 27 der si beide nennen wil ze zwein.
Verse: 28 si wâren doch beide niht wan ein:
Verse: 29 mîn bruoder und ich daz ist ein lîp,
Verse: 30 als ist guot man und des guot wîp.
Verse: 1 der heiden tet dem getouften wê.
Verse: 2 des schilt was holz, hiez aspindê:
Verse: 3 daz vûlet noch enbrinnet.
Verse: 4 er was von ir geminnet,
Verse: 5 diu in im gap, des sît gewis.
Verse: 6 turkoise, krisoprassis,
Verse: 7 smârâde, rubîne,
Verse: 8 vil steine mit sunderschîne
Verse: 9 wâren verwiert durch kostenlîchen prîs
Verse: 10 alumme ûf diu buckelrîs.
Verse: 11 ûf dem buckelhûse stuont
Verse: 12 ein stein, des namen tuon ich iu kunt:
Verse: 13 antrax dort genennet,
Verse: 14 karfunkel hie bekennet.
Verse: 15 durch der minne kondewier
Verse: 16 ezidemôn das reine tier
Verse: 17 hete im ze wâpene gegeben,
Verse: 18 in der genâden er wolde leben,
Verse: 19 diu künegîn Sekundille.
Verse: 20 diz wâpen was ir wille.
Verse: 21 dâ streit der triuwen lûterheit,
Verse: 22 grôz triuwe aldâ mit triuwen streit.
Verse: 23 durch minne heten si gegeben
Verse: 24 mit kamphe ûf urteil beide ir leben:
Verse: 25 ieweders hant was sicherbote.
Verse: 26 der getoufte wol getrûte gote,
Verse: 27 sît er von Trevrezente schiet,
Verse: 28 der im sô herzenlîche riet,
Verse: 29 er solde helfe an den gern,
Verse: 30 der in sorge vreude kunde wern.
Verse: 1 der heiden truoc et starkiu lit.
Verse: 2 swenne er schrîte Tabronit,
Verse: 3 dâ diu künegîn Sekundille was,
Verse: 4 vor der muntâne ze Kaukasas,
Verse: 5 sô gewan er niuwen hôhen muot
Verse: 6 gein dem, der ie was behuot
Verse: 7 vor solhem strîtes überlast:
Verse: 8 er was schumfentiure ein gast,
Verse: 9 daz er si nie gedolte,
Verse: 10 doch si maneger zim erholte.
Verse: 11 mit kunst si die arme erswungen.
Verse: 12 viurs blicke ûz helmen sprungen,
Verse: 13 von ir swerten gienc der sûre wint.
Verse: 14 got ner dâ Gahmuretes kint.
Verse: 15 der wunsch wirt in beiden,
Verse: 16 dem getouften und dem heiden:
Verse: 17 die nande ich ê vür einen.
Verse: 18 sus begunden siz ouch meinen,
Verse: 19 wæren si ein ander baz bekant:
Verse: 20 si ensazten niht sô hôhiu phant.
Verse: 21 ir strît galt niht mêre
Verse: 22 wan vreude, sælde und êre.
Verse: 23 swer dâ den prîs gewinnet,
Verse: 24 ob der triuwe minnet,
Verse: 25 werltlîche vreude er hât verlorn
Verse: 26 und immer herzen riuwe erkorn.
Verse: 27 wes sûmestû dich, Parzivâl,
Verse: 28 daz dû an die kiuschen lieht gemâl
Verse: 29 niht denkes, ich meine dîn wîp?
Verse: 30 wiltû behalden hie den lîp?
Verse: 1 der heiden truoc zwuo geselleschaft,
Verse: 2 dar an doch lac sîn meistiu kraft:
Verse: 3 einiu daz er minne phlac,
Verse: 4 diu mit stæte in sînem herzen lac,
Verse: 5 daz ander wâren steine,
Verse: 6 die mit edelem arte reine
Verse: 7 in hôchgemüete lêrten
Verse: 8 und sîne kraft gemêrten.
Verse: 9 mich müet, daz der getoufte
Verse: 10 an strîte und an loufte
Verse: 11 sus müedet und an starken slegen.
Verse: 12 ob im nû niht gehelfen megen
Verse: 13 Kondwîrâmûrs noch der grâl,
Verse: 14 werlîcher Parzivâl,
Verse: 15 sô müezes einen trôst doch haben,
Verse: 16 daz die klâren süezen knaben
Verse: 17 sus vruo niht verweiset sîn,
Verse: 18 Kardeiz und Loherangrîn,
Verse: 19 die beide lebendec truoc sîn wîp,
Verse: 20 dô er jungest ummevienc ir lîp.
Verse: 21 mit rehter kiusche erworben kint,
Verse: 22 ich wæne, diu smannes sælde sint.
Verse: 23 der getoufte nam an kreften zuo.
Verse: 24 er dâhte (des was im niht ze vruo)
Verse: 25 an sîn wîp, die küneginne,
Verse: 26 und an ir werden minne,
Verse: 27 die er mit swertes schimphe erranc,
Verse: 28 dâ viur von slegen ûz helmen spranc,
Verse: 29 vor Pelrapeire an Klâmidê.
Verse: 30 Tabronît und Tasmê,
Verse: 1 den wart hie widerruoft gewegen:
Verse: 2 Parzivâl begunde ouch phlegen,
Verse: 3 daz er Pelrapeire schrîte.
Verse: 4 Kondwîrâmûrs bezîte
Verse: 5 durch vier künecrîche aldar
Verse: 6 sîn nam mit minnen kreften war.
Verse: 7 dar sprungen, des ich wæne,
Verse: 8 von des heidens schilte spæne,
Verse: 9 etslîcher hundert marke wert.
Verse: 10 von Gaheviez daz starke swert
Verse: 11 mit slage ûf sheidens helme brast,
Verse: 12 sô daz der küene rîche gast
Verse: 13 mit strûche venje suochte.
Verse: 14 got des niene ruochte,
Verse: 15 daz Parzivâl daz rê nemen
Verse: 16 in sîner hende solde zemen:
Verse: 17 daz swert er îthêre nam,
Verse: 18 als sîner tumpheit dô wol zam.
Verse: 19 der ê nie geseic durch swertes swanc,
Verse: 20 der heiden snellîche ûf dô spranc.
Verse: 21 ez ist noch ungescheiden.
Verse: 22 zurteile stêz in beiden
Verse: 23 vor der hœsten hende,
Verse: 24 daz diu ir sterben wende!
Verse: 25 der heiden was muotes rîche,
Verse: 26 der sprach dô höveschlîche
Verse: 27 en franzois, daz er kunde,
Verse: 28 ûz heidenschem munde:
Verse: 29 "ich sihe wol, werlîcher man,
Verse: 30 dîn strît würde âne swert getân:
Verse: 1 waz prîses bejagete ich danne an dir?
Verse: 2 stant stille unde sage mir,
Verse: 3 werlîcher helt, wer dû sîs.
Verse: 4 vür wâr dû hetes mînen prîs
Verse: 5 behabet, der lange ist mich gewert,
Verse: 6 wære dir zebrosten niht dîn swert.
Verse: 7 nû sî von uns beiden vride,
Verse: 8 unz uns geruowen baz diu lide."
Verse: 9 si sâzen nider ûf daz gras:
Verse: 10 manheit bî zuht an beiden was
Verse: 11 und ir beider jâr von solher zît,
Verse: 12 zalt noch ze junc si beide ûf strît.
Verse: 13 der heiden zem getouften sprach:
Verse: 14 "nû geloube, helt, daz ich gesach
Verse: 15 bî mînen zîten noch nie man,
Verse: 16 der baz den prîs möhte hân,
Verse: 17 den man in strîte sol bejagen.
Verse: 18 nû ruoche, helt, mir beidiu sagen,
Verse: 19 dînen namen und dînen art:
Verse: 20 sôst wol bewendet her mîn vart."
Verse: 21 dô sprach Herzeloiden sun:
Verse: 22 "sol ich daz durch vorhte tuon,
Verse: 23 sô endarf es niemen an mich gern,
Verse: 24 sol ichs betwungenlîche wern."
Verse: 25 der heiden von Tasmê
Verse: 26 sprach: "ich wil mich nennenê
Verse: 27 und lâ daz laster wesen mîn.
Verse: 28 ich bin Feirefîz Anschevîn,
Verse: 29 sô rîche wol, daz mîner hant
Verse: 30 mit zinse dienet manec lant."
Verse: 1 dô disiu rede von im geschach,
Verse: 2 Parzivâl zem heiden sprach:
Verse: 3 "wâ von sît ir ein Anschevîn?
Verse: 4 Anschouwe ist von erbe mîn,
Verse: 5 bürge, lant unde stete.
Verse: 6 herre, ir sult durch mîne bete
Verse: 7 einen andern namen kiesen.
Verse: 8 solde ich mîn lant verliesen
Verse: 9 und die werden stat Bêalzenân,
Verse: 10 sô hetet ir mir gewalt getân.
Verse: 11 ist unser deweder ein Anschevîn,
Verse: 12 daz sol ich von arte sîn.
Verse: 13 doch ist mir vür wâr gesaget,
Verse: 14 daz ein helt unverzaget
Verse: 15 wone in der heidenschaft,
Verse: 16 der habe mit ritterlîcher kraft
Verse: 17 minne und prîs behalden,
Verse: 18 daz er muoz beider walden:
Verse: 19 der ist ze bruoder mir benant.
Verse: 20 si hânt in dâ vür prîs erkant."
Verse: 21 aber sprach dô Parzivâl:
Verse: 22 "herre, iuwers antlitzes mâl,
Verse: 23 hete ich diu kuntlîche ersehen,
Verse: 24 sô würde iu schier von mir verjehen,
Verse: 25 als er mir kunt ist getân.
Verse: 26 herre, welt irz an mich lân,
Verse: 27 sô enblœzet iuwer houbet.
Verse: 28 ob ir mirz geloubet,
Verse: 29 mîn hant iuch strîtes gar verbirt,
Verse: 30 unz ez anderstunt gewâpent wirt."
Verse: 1 dô sprach der heidensche man:
Verse: 2 "dîns strîtes ich wênec angest hân.
Verse: 3 stüende ich gar blôz, sît ich hân swert,
Verse: 4 dû wæres doch schumfentiure gewert,
Verse: 5 sît dîn swert zebrosten ist.
Verse: 6 al dîn werlîcher list
Verse: 7 mac dich vor tôde niht bewarn,
Verse: 8 ich enwelle dich anders gerne sparn.
Verse: 9 ê dû begundes ringen,
Verse: 10 mîn swert lieze ich klingen
Verse: 11 beidiu durch îser und durch vel."
Verse: 12 der heiden starc unde snel
Verse: 13 tet manlîchen site schîn:
Verse: 14 "diz swert sol unser deweders sîn."
Verse: 15 ez warf der küene degen balt
Verse: 16 verre von im in den walt.
Verse: 17 er sprach: "sol nû hie strît ergên,
Verse: 18 dâ muoz gelîchiu schanze stên."
Verse: 19 dô sprach der rîche Feirefîz:
Verse: 20 "helt, durch dîner zühte vlîz,
Verse: 21 sît dû bruoder meges hân,
Verse: 22 sô sage mir, wie ist er getân?
Verse: 23 tuo mir sîn antlitze erkant,
Verse: 24 wie dir sîn varwe sî genant."
Verse: 25 dô sprach Herzeloiden kint:
Verse: 26 "als ein geschriben permint
Verse: 27 swarz und blanc her und dâ,
Verse: 28 sus nande mir in Ekubâ."
Verse: 29 der heiden sprach: "der bin ich."
Verse: 30 si beide wênec dô sûmten sich,
Verse: 1 ieweder sîn houbet schiere
Verse: 2 von helme und von herseniere
Verse: 3 enblôzte an der selben stunt.
Verse: 4 Parzivâl vant hôhen vunt
Verse: 5 und den liebesten, den er ie vant.
Verse: 6 der heiden schiere wart erkant,
Verse: 7 wande er truoc agelstern mâl.
Verse: 8 Feirefîz und Parzivâl
Verse: 9 mit kusse understuonden haz:
Verse: 10 in zam ouch beiden vriuntschaft baz
Verse: 11 dan gein ein ander herzen nît.
Verse: 12 triuwe und liebe schiet ir strît.
Verse: 13 der heiden dô mit vreuden sprach:
Verse: 14 "ô wol mich, daz ich ie gesach
Verse: 15 des werden Gahmuretes kint!
Verse: 16 al mîne gote des gêret sint.
Verse: 17 mîn gotinne Jûnô
Verse: 18 dises prîses mac wol wesen vrô.
Verse: 19 mîn kreftec got Jûpiter
Verse: 20 dirre sælden was mîn wer.
Verse: 21 gote und gotinne,
Verse: 22 iuwer kraft ich immer minne.
Verse: 23 gêrt sî des plânêten schîn,
Verse: 24 dar inne diu reise mîn
Verse: 25 nâch âventiure wart getân
Verse: 26 gein dir, vorhtlîch süezer man,
Verse: 27 daz mich von dîner hant gerou.
Verse: 28 gêrt sî luft unde tou,
Verse: 29 daz hiute morgen ûf mich reis.
Verse: 30 minnen slüzzel kurteis,
Verse: 1 ô wol diu wîp, diu dich suln sehen!
Verse: 2 waz den doch sælden ist geschehen!"
Verse: 3 "ir sprechet wol. ich spræche baz,
Verse: 4 ob ich daz kunde, âne allen haz:
Verse: 5 nû bin ich leider niht sô wîs,
Verse: 6 des iuwer werdeclîcher prîs
Verse: 7 mit worten mege gehœhet sîn.
Verse: 8 got weiz aber wol den willen mîn:
Verse: 9 swaz herze und ougen künste hânt
Verse: 10 an mir, diu beidiu niht erlânt,
Verse: 11 iuwer prîs saget vor, si volgent nâch.
Verse: 12 daz nie von ritters hant geschach
Verse: 13 mir grœzer nôt, vür wâr ichz weiz,
Verse: 14 denne von iu" sprach der von Kanvoleiz.
Verse: 15 dô sprach der rîche Feirefîz:
Verse: 16 "Jûpiter hât sînen vlîz,
Verse: 17 werder helt, geleget an dich.
Verse: 18 dû solt niht mêre irzen mich:
Verse: 19 wir heten beide doch einen vater."
Verse: 20 mit bruoderlîchen triuwen bater,
Verse: 21 daz er irzens in erlieze
Verse: 22 und in duzenlîche hieze.
Verse: 23 diu rede was Parzivâle leit.
Verse: 24 der sprach: "bruoder, iuwer rîcheit
Verse: 25 gelîcht wol dem bârucke sich,
Verse: 26 sô sît ir elder ouch denne ich:
Verse: 27 mîn jugent und mîn armuot
Verse: 28 sol solher lôsheit sîn behuot,
Verse: 29 daz ich iu duzen biete,
Verse: 30 swenne ich mich zühte niete."
Verse: 1 der von Tribalibot
Verse: 2 Jûpiter sînen got
Verse: 3 mit worten êrte manegen wîs.
Verse: 4 er gap ouch vil hôhen prîs
Verse: 5 sîner gotinne Jûnô,
Verse: 6 daz si daz weter vuocte sô,
Verse: 7 dâ mit er und al sîn her
Verse: 8 gein dem lande ûf dem mer
Verse: 9 lantveste nâmen,
Verse: 10 dâ si zein ander quâmen.
Verse: 11 anderstunt si nider sâzen,
Verse: 12 die beide des niht vergâzen,
Verse: 13 si enbüten ein ander êre.
Verse: 14 der heiden sprach dô mêre:
Verse: 15 "ich wil lâzen dir zwei rîchiu lant
Verse: 16 dienstlîchen immer dîner hant,
Verse: 17 diu mîn vater und der dîne erwarp,
Verse: 18 dô der künec Isenhart erstarp,
Verse: 19 Zazamanc und Azagouc.
Verse: 20 sîn manheit dâ niemen trouc,
Verse: 21 wan daz er liez verweiset mich.
Verse: 22 gein mînem vater der gerich
Verse: 23 ist mînhalp noch unverkorn.
Verse: 24 sîn wîp, von der ich wart geborn,
Verse: 25 durch minne ein sterben nâch im kôs,
Verse: 26 dô si minne an im verlôs.
Verse: 27 ich sæhe doch gerne den selben man:
Verse: 28 mir ist ze wizzene getân.
Verse: 29 daz nie bezzer ritter enwart.
Verse: 30 nâch im ist kostenlîch mîn vart."
Verse: 1 Parzivâl hin zim dô sprach:
Verse: 2 "ich bin ouch, der in nie gesach.
Verse: 3 man saget mir guotiu werc von im
Verse: 4 (an maneger stat ich diu vernim),
Verse: 5 daz er wol kunde in strîten
Verse: 6 sînen prîs gewîten
Verse: 7 und werdekeit gemachen hôch.
Verse: 8 elliu missewende in vlôch.
Verse: 9 er was wîben undertân:
Verse: 10 ob die triuwe kunden hân,
Verse: 11 si lôndens âne valschen list.
Verse: 12 dâ von der touf noch gêret ist,
Verse: 13 phlac er, triuwe âne wenken.
Verse: 14 er kunde ouch wol verkrenken
Verse: 15 alle valschlîche tât:
Verse: 16 herzen stæte im gap den rât.
Verse: 17 daz ruochten si mich wizzen lân,
Verse: 18 den kündec was der selbe man,
Verse: 19 den ir sô gerne sæhet.
Verse: 20 ich wæne, ir prîses jæhet
Verse: 21 im, ob er noch lebete,
Verse: 22 wande er nâch prîse strebete.
Verse: 23 sîn dienest twanc der wîbe lôn,
Verse: 24 daz der künec Ipomidôn
Verse: 25 gein im tjostierens phlac.
Verse: 26 diu tjost ergienc vor Baldac:
Verse: 27 dâ wart sîn werdeclîchez leben
Verse: 28 durch minne an den rê gegeben.
Verse: 29 wir hân in ze rehter tjost verlorn,
Verse: 30 von dem wir beide sîn erborn."
Verse: 1 "ouwê der unergezten nôt!"
Verse: 2 sprach der heiden. "ist mîn vater tôt?
Verse: 3 ich mac wol vreuden vlüste jehen
Verse: 4 und vreuden vunt mit wârheit spehen.
Verse: 5 ich hân an disen stunden
Verse: 6 vreude verlorn und vreude vunden,
Verse: 7 wil ich der wârheit grîfen zuo.
Verse: 8 beidiu mîn vater und ouch dû
Verse: 9 und ich, wir wâren gar al ein,
Verse: 10 doch ez an drîen stücken schein.
Verse: 11 swâ man siht den wîsen man,
Verse: 12 der enzelt deheine sippe dan,
Verse: 13 zwischen vater und des kinden,
Verse: 14 wil er die wârheit vinden.
Verse: 15 mit dir selben hâstû hie gestriten,
Verse: 16 gein mir selben ich kom ûf strît geriten,
Verse: 17 mich selben hete ich gerne erslagen.
Verse: 18 dô enkundestû des niht verzagen,
Verse: 19 dû enwertes mir mîn selbes lîp.
Verse: 20 Jûpiter, diz wunder schrîp:
Verse: 21 dîn kraft tet uns helfe kunt,
Verse: 22 daz si unser sterben understuont."
Verse: 23 er lachte und weinde tougen.
Verse: 24 sîniu heidenschiu ougen
Verse: 25 begunden wazzer rêren
Verse: 26 al nâch des toufes êren.
Verse: 27 der touf sol lêren triuwe,
Verse: 28 sît unser ê diu niuwe
Verse: 29 nâch Kriste wart genennet:
Verse: 30 an Kriste ist triuwe erkennet.
Verse: 1 der heiden sprach, ich sage iu wie:
Verse: 2 "wir suln niht langer sitzen hie.
Verse: 3 rît mit mir niht ze verre.
Verse: 4 loschieren ûf dirre terre
Verse: 5 durch dîn schouwen von dem mer
Verse: 6 heize ichz rîcheste her,
Verse: 7 den Jûnô ie gap segels luft.
Verse: 8 mit wârheit âne triegens guft
Verse: 9 zeige ich dir manegen werden man,
Verse: 10 der mir ist dienstes undertân.
Verse: 11 dâ soltû rîten hin mit mir."
Verse: 12 Parzivâl sprach zim: "sît ir
Verse: 13 sô gewaldec iuwer liute,
Verse: 14 daz si iuwer bîten hiute
Verse: 15 und al die wîle ir von in sît?"
Verse: 16 der heiden sprach: "âne strît.
Verse: 17 wære ich von in halbez jâr,
Verse: 18 mîn biten rîche und arme gar:
Verse: 19 si engetorsten ninder kêren.
Verse: 20 gespîset wol nâch êren
Verse: 21 sint al ir schif in der habe:
Verse: 22 ors noch man niht dorften drabe,
Verse: 23 ez enwære durch fontâne
Verse: 24 und durch den luft gein dem plâne."
Verse: 25 Parzivâl zem bruoder sîn
Verse: 26 sprach: "sô sult ir vrouwen schîn
Verse: 27 sehen und grôze wünne,
Verse: 28 von mînem werden künne
Verse: 29 manegen ritter kurtois.
Verse: 30 Artûs der Bertenois
Verse: 1 liget hie bî mit werder diet,
Verse: 2 von den ich mich hiute schiet,
Verse: 3 mit grôzer minneclîcher schar.
Verse: 4 wir sehen dâ vrouwen wol gevar."
Verse: 5 dô der heiden hôrte nennen wîp
Verse: 6 (diu wâren et sîn selbes lîp),
Verse: 7 er sprach: "dâ vüere mich hin mit dir.
Verse: 8 dar zuo soltû sagen mir
Verse: 9 mære, der ich dich vrâge.
Verse: 10 sehe wir unser mâge,
Verse: 11 sô wir z Artûse komen?
Verse: 12 von des vuore ich hân vernomen,
Verse: 13 daz er sî prîses rîche
Verse: 14 und er var ouch werdeclîche."
Verse: 15 dô sprach aber Parzivâl:
Verse: 16 "wir sehen dâ vrouwen lieht gemâl.
Verse: 17 sich feilieret niht unser vart:
Verse: 18 wir vinden unsern rehten art,
Verse: 19 liute, von den wir sîn erborn,
Verse: 20 etslîches houbet zer krône erkorn."
Verse: 21 ir deweder dô niht langer saz.
Verse: 22 Parzivâl des niht vergaz,
Verse: 23 er enholte sînes bruoder swert:
Verse: 24 daz stiez er dem degen wert
Verse: 25 wider in die scheiden.
Verse: 26 dâ wart von in beiden
Verse: 27 zornlîcher haz vermiten
Verse: 28 und geselleclîche dan geriten.
Verse: 29 ê si z Artûse wâren komen,
Verse: 30 dâ was ouch mære von in vernomen.
Verse: 1 dô was bî dem selben tage
Verse: 2 über al daz her gemeiniu klage,
Verse: 3 daz Parzivâl der werde man
Verse: 4 von in was gescheiden dan.
Verse: 5 Artûs mit râte sich bewac,
Verse: 6 daz er unz an den ahten tac
Verse: 7 Parzivâles dâ wolde bîten
Verse: 8 und von der stat niht rîten.
Verse: 9 Gramoflanzes her was ouch komen:
Verse: 10 dem was manec wîter rinc genomen,
Verse: 11 mit zelten wol gezieret.
Verse: 12 dâ was geloschieret
Verse: 13 den stolzen werden liuten.
Verse: 14 man möhtez den vier briuten
Verse: 15 niht baz erbieten mit vreude siten.
Verse: 16 von Schastel Marveile geriten
Verse: 17 kom ein man zer selben zît,
Verse: 18 der sagete alsus: ez wære ein strît
Verse: 19 ûf dem warthûs in der sûl gesehen,
Verse: 20 "swaz ie mit swerten wære geschehen,
Verse: 21 daz ist gein disem strîte ein niht."
Verse: 22 vor Gâwân er des mæres giht,
Verse: 23 dâ er bî Artûse saz.
Verse: 24 manec ritter dâ mit rede maz,
Verse: 25 von wem der strît dâ wære getân.
Verse: 26 Artûs der künec sprach dô sân:
Verse: 27 "den strît ich einhalp wol weiz:
Verse: 28 in streit mîn neve von Kanvoleiz,
Verse: 29 der von uns schiet hiute vruo."
Verse: 30 dô riten ouch dise zwêne zuo
Verse: 1 wol nâch strîtes êre.
Verse: 2 helme und ir schilte sêre
Verse: 3 wâren mit swerten an gerant.
Verse: 4 ieweder wol gelêrte hant
Verse: 5 truoc, der diu strîtes mâl entwarf.
Verse: 6 in strîte man ouch kunst bedarf.
Verse: 7 bî Artûse ringe hin
Verse: 8 si riten. dâ wart vil nâch in
Verse: 9 geschouwet, dâ der heiden reit:
Verse: 10 der vuorte et solhe rîcheit.
Verse: 11 wol beherberget was daz velt.
Verse: 12 si kêrten vür daz hôchgezelt
Verse: 13 an Gâwânes ringe.
Verse: 14 ob man si iht innen bringe,
Verse: 15 daz man si gerne sæhe?
Verse: 16 ich wæne, daz dâ geschæhe.
Verse: 17 Gâwân kom snellîche nâch,
Verse: 18 wande er vor Artûse sach,
Verse: 19 daz si gein sînem gezelte riten.
Verse: 20 der emphienc si dâ mit vreude siten.
Verse: 21 si hetenz harnas dennoch an:
Verse: 22 Gâwân der hövesche man
Verse: 23 hiez si entwâpen schiere.
Verse: 24 ezidemôn dem tiere
Verse: 25 was geteilet mite der strît.
Verse: 26 der heiden truoc ein kursît,
Verse: 27 dem was von slegen ouch worden wê:
Verse: 28 daz was ein sârantasmê,
Verse: 29 dar an stuont manec tiure stein.
Verse: 30 dar unde ein wâpenroc erschein,
Verse: 1 rûch gebildet, snêvar.
Verse: 2 dar an stuont her unde dar
Verse: 3 tiure steine gein ein ander.
Verse: 4 die würme salamander
Verse: 5 in worhten in dem viure.
Verse: 6 si liez in âventiure
Verse: 7 ir minne, ir lant und ir lîp,
Verse: 8 diu dise zimierde im gap, ein wîp.
Verse: 9 er leiste ouch gerne ir gebot
Verse: 10 beidiu in vreude und in nôt,
Verse: 11 der künegîn Sekundillen.
Verse: 12 ez was ir herzen wille,
Verse: 13 daz si im gap ir rîcheit:
Verse: 14 sîn hôher prîs ir minne erstreit.
Verse: 15 Gâwân bat des nemen war,
Verse: 16 daz diu zimierde wol gevar
Verse: 17 iender würde verrucket
Verse: 18 oder iht dar von gezucket,
Verse: 19 kursît, helm oder schilt.
Verse: 20 es hete ein armez wîp bevilt
Verse: 21 an dem wâpenrocke al eine:
Verse: 22 sô tiure wâren die steine
Verse: 23 an den stücken allen vieren.
Verse: 24 hôch minne kan wol zieren,
Verse: 25 swâ rîcheit bî dem willen ist
Verse: 26 und ander werdeclîcher list.
Verse: 27 der stolze rîche Feirefîz
Verse: 28 truoc mit dienste grôzen vlîz
Verse: 29 nâch wîbe hulde: umme daz
Verse: 30 einiu ir lônes im niht vergaz.
Verse: 1 daz harnas was von in getân.
Verse: 2 dô schouten disen bunten man
Verse: 3 alle, die wunders kunden jehen,
Verse: 4 die mohtenz dâ mit wârheit spehen:
Verse: 5 Feirefîz truoc vremdiu mâl.
Verse: 6 Gâwân sprach ze Parzivâl:
Verse: 7 "neve, tuo den gesellen dîn
Verse: 8 mir kunt. er treget sô wæhen schîn,
Verse: 9 dem ich gelîchez nie gesach."
Verse: 10 Parzivâl ze sînem wirte sprach:
Verse: 11 "bin ich dîn mâc, daz ist ouch er:
Verse: 12 des sî Gahmuret dîn wer.
Verse: 13 diz ist der künec von Zazamanc.
Verse: 14 mîn vater dort mit prîse erranc
Verse: 15 Belakânen, diu disen ritter truoc."
Verse: 16 Gâwân den heiden dô genuoc
Verse: 17 kuste. der rîche Feirefîz
Verse: 18 was beidiu swarz unde wîz
Verse: 19 über al sîn vel, wan daz der munt
Verse: 20 gein halbem zil tet rœte kunt.
Verse: 21 man brâhte in beiden samt gewant,
Verse: 22 daz was vür tiure koste erkant:
Verse: 23 ûz Gâwâns kamern truoc manz dar.
Verse: 24 dô kômen vrouwen lieht gevar.
Verse: 25 diu herzogîn liez Kundrîê
Verse: 26 und Sangîven küssen ê,
Verse: 27 si selbe und Arnîve in dô
Verse: 28 kusten: Feirefîz was vrô,
Verse: 29 daz er sô klâre vrouwen sach.
Verse: 30 ich wæne, im liebe dran geschach.
Verse: 1 Gâwân ze Parzivâle sprach:
Verse: 2 "neve, dîn niuwez ungemach
Verse: 3 saget mir dîn helm und ouch der schilt.
Verse: 4 iust beiden strîtes mite gespilt,
Verse: 5 dir und dem bruoder dîn:
Verse: 6 gein wem erholtet ir disen pîn?"
Verse: 7 "ez wart nie herter strît erkant"
Verse: 8 sprach Parzivâl. "mîns bruoder hant
Verse: 9 twanc mich wer in grôzer nôt.
Verse: 10 wer ist ein segen vür den tôt.
Verse: 11 ûf disen heimlîchen gast
Verse: 12 von slage mîn starkez swert zebrast.
Verse: 13 dô tet er kranker vorhte schîn:
Verse: 14 er warf verre ûz der hant daz sîn.
Verse: 15 er vorhte et an mir sünde,
Verse: 16 ê wir gerechenten ze künde.
Verse: 17 nû hân ich sîne hulde wol,
Verse: 18 die ich mit dienste gerne erhol."
Verse: 19 Gâwân sprach: "mir wart gesaget
Verse: 20 von einem strîte unverzaget.
Verse: 21 ûf Schastel Marveile man siht,
Verse: 22 swaz inner sehs mîlen geschiht,
Verse: 23 in der sûl ûf mînem warthûs.
Verse: 24 dô sprach mîn œheim Artûs,
Verse: 25 der dâ strite des selben mâls,
Verse: 26 daz wærestû, neve von Kingrivâls.
Verse: 27 dû hâs diu wâren mære brâht:
Verse: 28 dir was des strîtes doch vor gedâht.
Verse: 29 nû geloube mir, daz ich dir sage:
Verse: 30 dîn wære gebiten hie aht tage
Verse: 1 mit grôzer rîcher hôchgezît.
Verse: 2 mich müet iuwer beider strît:
Verse: 3 dâ sult ir bî mir ruowen nâch.
Verse: 4 sît aber strît von iu geschach,
Verse: 5 ir erkennet ein ander deste baz.
Verse: 6 nû kieset vriuntschaft vür den haz."
Verse: 7 Gâwân des âbents az deste ê,
Verse: 8 daz sîn neve von Tasmê,
Verse: 9 Feirefîz Anschevîn,
Verse: 10 dennoch vaste und der bruoder sîn.
Verse: 11 matraze dicke und lanc,
Verse: 12 der wart ein wîter ummevanc.
Verse: 13 kultern maneger künne
Verse: 14 von palmâte niht ze dünne
Verse: 15 wurden dô der matraze dach.
Verse: 16 tiuren phelle man drûf gesteppet sach,
Verse: 17 beidiu lanc unde breit.
Verse: 18 diu Klinschores rîcheit
Verse: 19 wart dâ ze schouwen vür getragen.
Verse: 20 dô sluoc man ûf, sus hôrte ich sagen,
Verse: 21 von phelle vier ruclachen
Verse: 22 mit rîlîchen sachen,
Verse: 23 gein ein ander viersîte,
Verse: 24 dar unde senfte plûmîte,
Verse: 25 mit kultern verdecket,
Verse: 26 ruclachen dar über gestecket.
Verse: 27 der rinc begreif sô wît ein velt,
Verse: 28 dâ wæren gestanden sehs gezelt
Verse: 29 âne gedrenge der snüere.
Verse: 30 unbescheidenlîche ich vüere,
Verse: 1 wolde ich die âventiure vürbaz lân.
Verse: 2 dô enbôt mîn her Gâwân
Verse: 3 ze hove Artûse mære,
Verse: 4 wer dâ komen wære:
Verse: 5 der rîche heiden wære dâ,
Verse: 6 den diu heidenîn Ekubâ
Verse: 7 sô prîste bî dem Plimizôl.
Verse: 8 Jofreit fîz îdôl
Verse: 9 Artûs daz mære sagete,
Verse: 10 des er vreude vil bejagete.
Verse: 11 Jofreit bat in ezzen vruo
Verse: 12 und klârlîche grîfen zuo
Verse: 13 mit rittern und mit vrouwen schar
Verse: 14 und höveschlîche komen dar,
Verse: 15 daz siz sô ane geviengen
Verse: 16 und werdeclîche emphiengen
Verse: 17 des stolzen Gahmuretes kint.
Verse: 18 "swaz hie werder liute sint,
Verse: 19 die bringe ich" sprach der Bertenois.
Verse: 20 Jofreit sprach: "erst sô kurtois,
Verse: 21 ir muget in alle gerne sehen,
Verse: 22 wan ir sult wunder an im spehen:
Verse: 23 er vert ûz grôzer rîcheit.
Verse: 24 sîniu wâpenlîchiu kleit
Verse: 25 niemen vergelten möhte.
Verse: 26 deheiner hant daz töhte:
Verse: 27 Löver, Bertâne, Engellant,
Verse: 28 von Pârîs unz an Wîzsant,
Verse: 29 der dâ gein legete al die terre,
Verse: 30 ez wære dem gelte verre."
Verse: 1 Jofreit was wider komen.
Verse: 2 von dem hete Artûs vernomen,
Verse: 3 wie er werben solde,
Verse: 4 ob er emphâhen wolde
Verse: 5 sînen neven, den heiden.
Verse: 6 daz sitzen wart bescheiden
Verse: 7 an Gâwânes ringe.
Verse: 8 mit höveschlîchem dinge
Verse: 9 diu massenîe der herzogin
Verse: 10 und die gesellen under in
Verse: 11 ze Gâwânes zeswen saz.
Verse: 12 anderhalben sîn mit vreuden az
Verse: 13 ritter, Klinschores diet.
Verse: 14 der vrouwen sitzen man beschiet:
Verse: 15 über gein Gâwân an den ort
Verse: 16 sâzen Klinschors vrouwen dort.
Verse: 17 der was manegiu lieht gemâl.
Verse: 18 Feirefîz und Parzivâl
Verse: 19 sâzen mitten zwischen den vrouwen:
Verse: 20 man mohte dâ klârheit schouwen.
Verse: 21 der turkoite Flôrant
Verse: 22 und Sangîve diu wert erkant
Verse: 23 und der herzoge von Gôwerzîn
Verse: 24 und Kundrîê, daz wîp sîn,
Verse: 25 über gein ein ander sâzen.
Verse: 26 ich wæne des, niht vergâzen
Verse: 27 Gâwân und Jofreit
Verse: 28 ir alden gesellekeit:
Verse: 29 si âzen mit ein ander.
Verse: 30 diu herzogîn mit blicken glander
Verse: 1 mit der künegîn Arnîven az:
Verse: 2 ir enwederiu dâ niht vergaz,
Verse: 3 ir gesellekeite
Verse: 4 wâren si ein ander vil bereite.
Verse: 5 bî Gâwâne saz sîn ane,
Verse: 6 Orgelûse ûzerhalp her dane.
Verse: 7 dâ erzeicte diu rehte unzuht
Verse: 8 von dem ringe ir snellen vluht:
Verse: 9 man truoc bescheidenlîche dar
Verse: 10 den rittern und den vrouwen gar
Verse: 11 ir spîse. zühteclîche
Verse: 12 Feirefîz der rîche
Verse: 13 sprach ze Parzivâl, dem bruoder sîn:
Verse: 14 "Jûpiter die reise mîn
Verse: 15 mir ze sælden hete erdâht,
Verse: 16 daz mich sîn helfe her hât brâht,
Verse: 17 dâ ich mîne werden mâge sihe.
Verse: 18 von rehter schult ich prîses gihe
Verse: 19 mînem vater, den ich hân verlorn:
Verse: 20 der was ûz rehtem prîs erborn."
Verse: 21 Parzivâl sprach: "ir sult noch sehen
Verse: 22 liute, den ir prîses müezet jehen,
Verse: 23 bî Artûs dem houbetman,
Verse: 24 manegen ritter manlîch getân.
Verse: 25 swie schier diz ezzen nû zegêt,
Verse: 26 unlange ez dâ nâch gestêt,
Verse: 27 unz ir die werden sehet komen,
Verse: 28 an den vil prîses ist vernomen.
Verse: 29 swaz tavelrunder krefte ist bî,
Verse: 30 der ensitzet hie niwan ritter drî:
Verse: 1 der wirt unde Jofreit,
Verse: 2 etswenne ich ouch den prîs erstreit,
Verse: 3 daz nam mîn dar über gerte,
Verse: 4 des ich si dô gewerte."
Verse: 5 si nâmen diu tischlachen dan
Verse: 6 vor al den vrouwen und vor den man:
Verse: 7 des was zît, dô man gaz.
Verse: 8 Gâwân der wirt niht langer saz:
Verse: 9 die herzogîn und ouch sîn anen
Verse: 10 begunde er biten unde manen,
Verse: 11 daz si Sangîvenê
Verse: 12 und die süezen Kundrîê
Verse: 13 næmen unde giengen dar,
Verse: 14 aldâ der heiden bunt gevar
Verse: 15 saz, und daz si phlægen sîn.
Verse: 16 Feirefîz Anschevîn
Verse: 17 sach dise vrouwen gien im gên:
Verse: 18 gein den begunde er ûf dô stên,
Verse: 19 als tet sîn bruoder Parzivâl.
Verse: 20 diu herzoginne lieht gemâl
Verse: 21 nam Feirefîzen mit ir hant:
Verse: 22 swaz si vrouwen und ritter stên dâ vant,
Verse: 23 die bat si sitzen alle.
Verse: 24 dô reit dar zuo mit schalle
Verse: 25 Artûs mit den sînen.
Verse: 26 man hôrte dâ pusînen,
Verse: 27 tambûren, floitieren, stîven.
Verse: 28 der werde sun Arnîven
Verse: 29 reit dar zuo mit krache.
Verse: 30 dirre vrœlîchen sache
Verse: 1 der heiden jach vür werdiu dinc.
Verse: 2 sus reit an Gâwânes rinc
Verse: 3 Artûs mit sînem wîbe
Verse: 4 und mit manegem klâren lîbe,
Verse: 5 mit rittern und mit vrouwen.
Verse: 6 der heiden mohte schouwen,
Verse: 7 daz ouch dâ liute wâren,
Verse: 8 junc mit solhen jâren,
Verse: 9 daz si phlâgen varwe glanz.
Verse: 10 dô was der künec Gramoflanz
Verse: 11 dennoch in Artûses phlege.
Verse: 12 dâ reit ouch ûf dem selben wege
Verse: 13 Itonjê sîn âmîe,
Verse: 14 diu süeze valsches vrîe.
Verse: 15 dô erbeizte der tavelrunder schar
Verse: 16 mit maneger vrouwen wol gevar.
Verse: 17 Ginovêr liez Itonjê
Verse: 18 ir neven, den heiden küssen ê:
Verse: 19 si selbe dô dar nâher gienc,
Verse: 20 Feirefîzen si mit kusse emphienc.
Verse: 21 Artûs und ouch Gramoflanz
Verse: 22 mit getriulîcher liebe ganz
Verse: 23 emphiengen disen heiden.
Verse: 24 dâ wart im von in beiden
Verse: 25 mit dienst erboten êre
Verse: 26 und sîner mâge mêre
Verse: 27 im tâten guoten willen schîn.
Verse: 28 Feirefîz Anschevîn
Verse: 29 was dâ ze guoten vriunden komen:
Verse: 30 daz hete er schiere an in vernomen.
Verse: 1 nider sâzen wîp und man
Verse: 2 und manec maget wol getân.
Verse: 3 wolde er sichs underwinden,
Verse: 4 etslîch ritter mohte dâ vinden
Verse: 5 süeziu wort von süezem munde.
Verse: 6 ob er minne werben kunde,
Verse: 7 die bete liez gar âne haz
Verse: 8 manec klâriu vrouwe, diu dâ saz.
Verse: 9 guot wîp man nie gezürnen sach,
Verse: 10 ob wert man nâch ir helfe sprach:
Verse: 11 si hât versagen und gewern bevor.
Verse: 12 giht man vreude iht urbor,
Verse: 13 den zins muoz wâriu minne geben.
Verse: 14 sus sach ich ie die werden leben:
Verse: 15 dâ saz dienest und lôn.
Verse: 16 ez ist ein helfeclîcher dôn,
Verse: 17 swâ vriundîn rede wirt vernomen,
Verse: 18 diu vriunde mac ze staten komen.
Verse: 19 Artûs ze Feirefîze saz.
Verse: 20 ir deweder dô vergaz,
Verse: 21 si entæten beide vrâge ir reht
Verse: 22 mit süezer gegenrede sleht.
Verse: 23 Artûs sprach: "nû lobe ichs got,
Verse: 24 daz er dise êre uns erbôt,
Verse: 25 daz wir dich hie gesehen hân.
Verse: 26 ûz heidenschaft gevuor nie man
Verse: 27 ûf toufphlegenden landen,
Verse: 28 den mit dienestlîchen handen
Verse: 29 ich gerner dienstes werte,
Verse: 30 swar des dîn wille gerte."
Verse: 1 Feirefîz z Artûse sprach:
Verse: 2 "al mîn ungelücke brach,
Verse: 3 dô diu gotinne Jûnô
Verse: 4 mîn segelweter vuocte sô
Verse: 5 in disiu westerrîche.
Verse: 6 dû gebâres vil gelîche
Verse: 7 einem man, des werdekeit
Verse: 8 ist mit mæren harte breit:
Verse: 9 bistû Artûs genant,
Verse: 10 sôst dîn name verre erkant."
Verse: 11 Artûs sprach: "er êrte sich,
Verse: 12 der mich geprîset wider dich
Verse: 13 und ouch gein andern liuten hât.
Verse: 14 sîn selbes zuht gap im den rât
Verse: 15 mêre, dan ichz gedienet hân:
Verse: 16 er hâtz durch hövescheit getân.
Verse: 17 ich bin Artûs genennet
Verse: 18 und hete gerne erkennet,
Verse: 19 wie dû sîs komen in ditze lant.
Verse: 20 hât dich vriundîn ûz gesant,
Verse: 21 diu muoz sîn vil gehiure,
Verse: 22 ob dû durch âventiure
Verse: 23 alsus verre bist gestrichen.
Verse: 24 ist si ir lônes ungeswichen,
Verse: 25 daz hœhet wîbe dienst noch baz.
Verse: 26 ein ieslîch wîp emphienge haz
Verse: 27 von ir dienestbietære,
Verse: 28 ob dir ungelônet wære."
Verse: 29 "ez wirt al anders vernomen"
Verse: 30 sprach der heiden. "nû hœre ouch mîn komen:
Verse: 1 ich vüere sô kreftegez her,
Verse: 2 Troiære lantwer
Verse: 3 und jene, die si besâzen,
Verse: 4 müesten rûmen mir die strâzen.
Verse: 5 ob si beidenthalp noch lebeten
Verse: 6 und strîtes gein mir strebeten,
Verse: 7 si möhten siges niht erholn,
Verse: 8 si müesten schumfentiure doln
Verse: 9 von mir und von den mînen.
Verse: 10 ich hân in manegen pînen
Verse: 11 bejaget mit ritterlîcher tât,
Verse: 12 daz mîn nû genâde hât
Verse: 13 diu künegîn Sekundille.
Verse: 14 swes diu gert, daz ist mîn wille:
Verse: 15 si hât gesetzet mir mîn leben.
Verse: 16 si hiez mich milteclîche geben
Verse: 17 und guote ritter an mich nemen:
Verse: 18 des solde mich durch si gezemen.
Verse: 19 daz ist alsô ergangen:
Verse: 20 mit schilte bevangen
Verse: 21 ist zingesinde mir benant
Verse: 22 manec ritter wert erkant.
Verse: 23 dâ engein ir minne ist mîn lôn.
Verse: 24 ich trage ein ezidemôn
Verse: 25 ûf dem schilte, als si mir gebôt.
Verse: 26 swâ ich sider kom in nôt,
Verse: 27 zehant sô ich an si dâhte,
Verse: 28 ir minne mir helfe brâhte.
Verse: 29 diu was mir bezzer trôstes wer
Verse: 30 denne mîn got Jûpiter."
Verse: 1 Artûs sprach: "von dem vater dîn,
Verse: 2 Gahmurete, dem neven mîn,
Verse: 3 ist ez dîn volleclîcher art,
Verse: 4 in wîbe dienst dîn verriu vart.
Verse: 5 ich wil dich dienest wizzen lân,
Verse: 6 daz selten grœzer ist getân
Verse: 7 ûf erde deheinem wîbe,
Verse: 8 ir wünneclîchem lîbe:
Verse: 9 ich meine die herzoginne,
Verse: 10 diu hie sitzet, nâch ir minne
Verse: 11 ist waldes vil verswendet.
Verse: 12 ir minne hât gephendet
Verse: 13 an vreuden manegen ritter guot
Verse: 14 und in erwendet hôhen muot."
Verse: 15 er sagete ir urliuge gar
Verse: 16 und ouch von der Klinschores schar,
Verse: 17 die dâ sâzen an allen sîten,
Verse: 18 und von den zwein strîten,
Verse: 19 die Parzivâl sîn bruoder streit
Verse: 20 ze Jôflanze ûf dem anger breit:
Verse: 21 "und swaz er anders hât ervarn,
Verse: 22 dâ er den lîp niht kunde sparn,
Verse: 23 er sol dirz selbe machen kunt.
Verse: 24 er suochet einen hôhen vunt:
Verse: 25 nâch dem grâle wirbet er.
Verse: 26 von iu beiden samt ist daz mîn ger,
Verse: 27 ir saget mir liute unde lant,
Verse: 28 die iu mit strîte sîn bekant."
Verse: 29 der heiden sprach: "ich nenne sie,
Verse: 30 die mir die ritter vüerent hie:
Verse: 1 rois Papirîs von Trogodjente
Verse: 2 und cuns Behantîns von Kalomidente,
Verse: 3 duc Farjelastis von Africke
Verse: 4 und rois Liddamus von Agrippe,
Verse: 5 rois Trîdanz von Tinodonte
Verse: 6 und rois Amaspartîns von Schipelpjonte,
Verse: 7 duc Lippidîns von Agremuntîn
Verse: 8 und rois Mîlôn von Nomadjentesîn,
Verse: 9 von Assigarzjone cuns Gabarîns
Verse: 10 und von Rivigitas rois Translapîns,
Verse: 11 von Hiberbortikôn cuns Filones
Verse: 12 und von Zentrîûn rois Kilikrates,
Verse: 13 cuns Lisavander von Ipopotitikôn
Verse: 14 und duc Tiridê von Elixodjôn,
Verse: 15 von Oraste Gentesîn rois Tôarîs
Verse: 16 und von Satarchjonte duc Alamîs,
Verse: 17 rois Aminkas von Sotofeititôn
Verse: 18 und duc Kârub von Duskontemedôn,
Verse: 19 von Arâbîe rois Zôrôastêr
Verse: 20 und cuns Posizônjus von Tilirastêr,
Verse: 21 duc Sennes von Narjoklîn
Verse: 22 und cuns Edissôn von Lanzesardîn,
Verse: 23 von Jamfûse cuns Fristines
Verse: 24 und von Atrofagente duc Meiones,
Verse: 25 von Nourîente duc Archeinor
Verse: 26 und von Pamfatis cuns Astor,
Verse: 27 die von Azagouc und von Zazamanc
Verse: 28 und von Gamfassâsche rois Jetakranc,
Verse: 29 cuns Jûrâns von Blemunzîn
Verse: 30 und duc Afinamus von Amantasîn.
Verse: 1 ich hete ein dinc vür schande.
Verse: 2 man jach in mînem lande,
Verse: 3 nehein ritter bezzer möhte sîn
Verse: 4 denne Gahmuret Anschevîn,
Verse: 5 der ie ors überschrite:
Verse: 6 ez was mîn wille und ouch mîn site,
Verse: 7 daz ich vüere, unz ich in vünde.
Verse: 8 sît gewan ich strîtes künde.
Verse: 9 von mînen zwein landen her
Verse: 10 vuorte ich kreftec ûf daz mer:
Verse: 11 gein ritterschefte hete ich muot.
Verse: 12 swelh lant was werlîch und guot,
Verse: 13 daz twanc ich mîner hende
Verse: 14 unz verre inz ellende.
Verse: 15 dâ werten mich ir minne
Verse: 16 zwuo rîche kuneginne,
Verse: 17 Olimpjâ und Klauditte.
Verse: 18 Sekundille ist nû diu dritte.
Verse: 19 ich hân durch wîp vil getân.
Verse: 20 hiute alrêst ich künde hân,
Verse: 21 daz mîn vater Gahmuret ist tôt.
Verse: 22 mîn bruoder sage ouch sîne nôt."
Verse: 23 dô sprach der werde Parzivâl:
Verse: 24 "sît ich schiet von dem grâl,
Verse: 25 sô hât mîn hant mit strîte
Verse: 26 in der enge und an der wîte
Verse: 27 vil ritterschefte erzeiget,
Verse: 28 etslîches prîs geneiget,
Verse: 29 der des was ungewent ie.
Verse: 30 die wil ich iu nennen hie:
Verse: 1 von Lirivoin rois Schirnîel
Verse: 2 und von Avendroin sînen bruoder Mirabel,
Verse: 3 rois Serabil von Rozokarz
Verse: 4 und rois Piblesûn von Lorneparz,
Verse: 5 von Sirnegunz rois Senilgorz
Verse: 6 und von Villegarunz Strangedorz,
Verse: 7 von Mirnetalle cuns Rogedâl
Verse: 8 und von Pleiedunze Laudunâl,
Verse: 9 rois Oniprîz von Itolac
Verse: 10 und rois Zîrolân von Semblidac,
Verse: 11 von Jeroplîs duc Jerneganz
Verse: 12 und von Zambrôn cuns Plineschanz,
Verse: 13 von Tutelêunz cuns Longefiez
Verse: 14 und von Privegarz duc Marangliez,
Verse: 15 von Piktakôn duc Strennolas
Verse: 16 und von Lampregûn cuns Parfoias,
Verse: 17 von Askalûn rois Vergulaht
Verse: 18 und von Pranzilê cuns Bogudaht,
Verse: 19 Postefar von Laudundrehte
Verse: 20 und duch Leidebrôn von Redunzehte,
Verse: 21 von Leterbe Kollevâl
Verse: 22 und Jovedast von Arle, ein Provenzâl,
Verse: 23 von Triparûn cuns Karfodjas.
Verse: 24 diz ergienc, dâ turnieren was,
Verse: 25 die wîle ich nâch dem grâle reit.
Verse: 26 solde ich gar nennen, dâ ich streit,
Verse: 27 daz wæren unkundiu zil:
Verse: 28 durch nôt ichs muoz verswîgen vil.
Verse: 29 swaz ir mir kunt ist getân,
Verse: 30 die wæne ich hie genennet hân."
Verse: 1 der heiden was von herzen vrô,
Verse: 2 daz sîns bruoder prîs alsô
Verse: 3 stuont, daz sîn hant erstreit
Verse: 4 sô manege hôhe werdekeit:
Verse: 5 des dancte er im sêre.
Verse: 6 er hetes selbe ouch êre.
Verse: 7 innen des hiez tragen Gâwân,
Verse: 8 als ez unwizzende wære getân,
Verse: 9 des heidens zimierde in den rinc.
Verse: 10 si pruovtenz dâ vür hôhiu dinc:
Verse: 11 ritter unde vrouwen
Verse: 12 begunden alle schouwen
Verse: 13 den wâpenroc, den schilt, z kursît.
Verse: 14 der helm was zenge noch ze wît.
Verse: 15 si prîsten al gemeine
Verse: 16 die tiuren edeln steine,
Verse: 17 die dran verwieret lâgen.
Verse: 18 niemen darf mich vrâgen
Verse: 19 von ir arte, wie si wæren,
Verse: 20 die lîhten und die swæren.
Verse: 21 iuch hete baz bescheiden des
Verse: 22 Erâklîus oder Erkules
Verse: 23 und der Krieche Alexander
Verse: 24 und dennoch ein ander,
Verse: 25 der wîse Piktâgoras,
Verse: 26 der ein astronomierre was
Verse: 27 und sô wîse âne strît,
Verse: 28 niemen sît Adâmes zît
Verse: 29 möhte im gelîchen sin getragen.
Verse: 30 der kunde wol von steinen sagen.
Verse: 1 die vrouwen rûnten dâ, swelh wîp
Verse: 2 dâ mite zierte sînen lîp,
Verse: 3 hete er gein in gewenket,
Verse: 4 sô wære sîn prîs verkrenket.
Verse: 5 etslîchiu was im doch sô holt,
Verse: 6 si hete sîn dienest wol gedolt,
Verse: 7 ich wæne durch sîniu vremdiu mâl.
Verse: 8 Gramoflanz, Artûs und Parzivâl
Verse: 9 und der wirt Gâwân,
Verse: 10 die viere giengen sunder dan.
Verse: 11 den vrouwen wart bescheiden
Verse: 12 in ir phlege der rîche heiden.
Verse: 13 Artûs warp ein hôchgezît,
Verse: 14 daz diu des morgens âne strît
Verse: 15 ûf dem velde ergienge,
Verse: 16 daz man dâ mite emphienge
Verse: 17 sînen neven Feirefîz.
Verse: 18 "an den gewerp kêrt iuwern vlîz
Verse: 19 und iuwer besten witze,
Verse: 20 daz er mit uns besitze
Verse: 21 ob der tavelrunder."
Verse: 22 si lobeten al besunder,
Verse: 23 si wurbenz, wærez im niht leit.
Verse: 24 dô lobete in gesellekeit
Verse: 25 Feirefîz der rîche.
Verse: 26 daz volc vuor al gelîche,
Verse: 27 dô man geschancte, an ir gemach.
Verse: 28 maneges vreude aldâ geschach
Verse: 29 smorgens, ob ich so sprechen mac.
Verse: 30 dô erschein der süeze mære tac,
Verse: 1 Utepandragûnes sun
Verse: 2 Artûsen sach man alsus tuon:
Verse: 3 er pruovte kostenlîche
Verse: 4 ein tavelrunder rîche
Verse: 5 ûz einem drîantasmê.
Verse: 6 ir habet wol gehœret ê,
Verse: 7 wie ûf dem Plimizôles plân
Verse: 8 einer tavelrunder wart getân:
Verse: 9 nâch der disiu wart gesniten,
Verse: 10 sinewel mit solhen siten,
Verse: 11 si erzeicte rîlîchiu dinc.
Verse: 12 sinewel man dar um nam den rinc
Verse: 13 ûf einem touwec grüenen gras,
Verse: 14 daz wol ein poinder landes was
Verse: 15 von dem sedel an tavelrunder:
Verse: 16 diu stuont dâ mitten sunder
Verse: 17 niht durch den nûz, et durch den namen.
Verse: 18 sich mohte ein bœse man wol schamen,
Verse: 19 ob er dâ bî den werden saz:
Verse: 20 die spîse sîn munt mit sünden az.
Verse: 21 der rinc wart bî der schœnen naht
Verse: 22 gemezzen unde vor bedâht
Verse: 23 wol nâch rîlîchen ziln.
Verse: 24 es möhte einen armen künec beviln,
Verse: 25 als man den rinc gezieret vant,
Verse: 26 dô der mitte morgen wart erkant.
Verse: 27 Gramoflanz und Gâwân,
Verse: 28 von in diu koste wart getân.
Verse: 29 Artûs was des landes gast:
Verse: 30 sîner koste iedoch dâ niht gebrast.
Verse: 1 ez ist selten worden naht,
Verse: 2 wande ez der sunnen ist geslaht,
Verse: 3 si enbræhte ie den tac dar nâch.
Verse: 4 al daz selbe ouch dâ geschach:
Verse: 5 er schein in süeze lûter klâr.
Verse: 6 dâ streich manec ritter wol sîn hâr,
Verse: 7 dar ûf bluomîniu schapel.
Verse: 8 manec ungevelschet vrouwen vel
Verse: 9 man dâ bî rôten munden sach.
Verse: 10 ob Kîôt die wârheit sprach,
Verse: 11 ritter und vrouwen truogen gewant,
Verse: 12 niht gesniten in einem lant,
Verse: 13 wîbe gebende, nider, hôch,
Verse: 14 als ez nâch ir lantwîse zôch.
Verse: 15 dâ was ein wît gesamentiu diet.
Verse: 16 durch daz ir site sich underschiet:
Verse: 17 swelh vrouwe was sunder âmîs,
Verse: 18 diu getorste niht deheinen wîs
Verse: 19 über tavelrunder komen.
Verse: 20 hete si dienest ûf ir lôn genomen
Verse: 21 und gap si lônes sicherheit,
Verse: 22 an tavelrunder rinc si reit:
Verse: 23 die andern muostenz lâzen,
Verse: 24 in ir herbergen si sâzen.
Verse: 25 dô Artûs messe hete vernomen,
Verse: 26 man sach Gramoflanzen komen
Verse: 27 und den herzogen von Gôwerzîn
Verse: 28 und Flôranden, den gesellen sîn.
Verse: 29 die drî gerten sunder
Verse: 30 phlihte über tavelrunder:
Verse: 1 Artûs werte si des sân.
Verse: 2 vrâge iuch wîp oder man,
Verse: 3 wer trüege die rîchesten hant,
Verse: 4 der ie von deheinem lant
Verse: 5 über tavelrunder gesaz,
Verse: 6 ir enmuget sis niht bescheiden baz,
Verse: 7 ez was Feirefîz Anschevîn.
Verse: 8 dâ mite lât die rede sîn.
Verse: 9 si zogeten gein dem ringe
Verse: 10 mit werdeclîchem dinge.
Verse: 11 etslîch vrouwe wart gehurt,
Verse: 12 wære ir pherde niht wol gegurt,
Verse: 13 si wære gevallen schiere.
Verse: 14 manege rîche baniere
Verse: 15 sach man zallen sîten komen.
Verse: 16 dâ wart der buhurt wît genomen
Verse: 17 alum der tavelrunder rinc.
Verse: 18 ez wâren höveschlîchiu dinc,
Verse: 19 daz ir deheiner in den rinc gereit:
Verse: 20 daz velt was ûzerhalp sô breit,
Verse: 21 si mohten diu ors ersprengen
Verse: 22 und sich mit hurte mengen
Verse: 23 und ouch mit künste rîten sô,
Verse: 24 des diu wîp ze sehene wâren vrô.
Verse: 25 si kômen ouch, dâ si sâzen.
Verse: 26 aldâ die werden âzen,
Verse: 27 kamerære, truhsæzen, schenken
Verse: 28 muosten daz bedenken,
Verse: 29 wie manz mit zuht dar vür getruoc.
Verse: 30 ich wæne, man gap in dâ genuoc.
Verse: 1 etslîch vrouwe hete prîs,
Verse: 2 diu dâ saz bî ir âmîs.
Verse: 3 maneger durch gerndes herzen rât
Verse: 4 gedienet was mit hôher tât.
Verse: 5 Feirefîz und Parzivâl
Verse: 6 mit prüeven heten süeze wal
Verse: 7 jene vrouwen und dise.
Verse: 8 man gesach ûf acker noch ûf wise
Verse: 9 liehter vel noch rœter munt
Verse: 10 sô manegen nie ze keiner stunt,
Verse: 11 alsô man an dem ringe vant.
Verse: 12 des wart dem heiden vreude erkant.
Verse: 13 wol dem künfteclîchen tage!
Verse: 14 gêrt sî ir süezen mære sage,
Verse: 15 als von ir munde wart vernomen!
Verse: 16 man sach eine juncvrouwen komen,
Verse: 17 ir kleider wâren tiure und wol gesniten,
Verse: 18 kostebære nâch Franzoiser siten,
Verse: 19 ir kappe ein rîcher sâmit
Verse: 20 noch swerzer denne ein gênît:
Verse: 21 arâbesch golt gap drûfe schîn,
Verse: 22 wol geworht mance turteltûbelîn
Verse: 23 nâch dem insigel des grâles.
Verse: 24 si wart des selben mâles
Verse: 25 beschouwet vil durch wunders ger.
Verse: 26 nû lât si heistieren her.
Verse: 27 ir gebende was hôch unde blanc,
Verse: 28 mit manegem dicken ummevanc
Verse: 29 was ir antlitze verdecket
Verse: 30 und niht ze sehene enblecket.
Verse: 1 senfteclîche und doch in vollem zelt
Verse: 2 kom si rîtende über velt.
Verse: 3 ir zoum, ir satel, ir runzît
Verse: 4 was rîche und tiure âne allen strît.
Verse: 5 man liez si an den zîten
Verse: 6 in den rinc rîten.
Verse: 7 diu wîse, niht diu tumme
Verse: 8 reit den rinc alumme.
Verse: 9 man zeicte ir, wâ Artûs saz,
Verse: 10 gein dem si grüezens niht vergaz:
Verse: 11 en franzois was ir sprâche.
Verse: 12 si warp, daz ein râche
Verse: 13 ûf si verkorn wære
Verse: 14 und daz man hôrte ir mære.
Verse: 15 den künec und die künegîn
Verse: 16 bat si helfe und an ir rede sîn.
Verse: 17 si kêrte von in al zehant,
Verse: 18 dâ si Parzivâlen sitzen vant
Verse: 19 bî Artûse nâhen.
Verse: 20 si begunde ir sprunges gâhen
Verse: 21 von dem pherde ûf daz gras:
Verse: 22 si viel mit zuht, diu an ir was,
Verse: 23 Parzivâle an sînen vuoz.
Verse: 24 si warp al weinde um sînen gruoz,
Verse: 25 sô daz er zorn gein ir verlür
Verse: 26 und âne kus ûf si verkür.
Verse: 27 Artûs und Feirefîz
Verse: 28 an den gewerp legeten vlîz.
Verse: 29 Parzivâl truoc ûf si haz:
Verse: 30 durch vriunde bete er des vergaz
Verse: 1 mit triuwen âne vâre.
Verse: 2 diu werde, niht diu klâre
Verse: 3 snellîche wider ûf dô spranc:
Verse: 4 si neic in unde sagete in danc,
Verse: 5 die ir nâch grôzer schulde
Verse: 6 geholfen heten hulde.
Verse: 7 wider abe ir houbetgebende:
Verse: 8 si want mit ir hende
Verse: 9 ez wære betzel oder snürrinc,
Verse: 10 daz warf si von ir an den rinc.
Verse: 11 Kundrîe la surziere
Verse: 12 wart dô bekennet schiere
Verse: 13 und des grâles wâpen, daz si truoc.
Verse: 14 daz wart beschouwet dô genuoc.
Verse: 15 si vuorte ouch noch den selben lîp,
Verse: 16 den sô manec man und wîp
Verse: 17 sach zuo dem Plimizôle komen.
Verse: 18 ir antlitze ir habet vernomen:
Verse: 19 ir ougen stuonden dennoch sus,
Verse: 20 gel als ein topâzjus,
Verse: 21 ir zene lanc, ir munt gap schîn
Verse: 22 als ein vîol weitîn.
Verse: 23 wan daz si truoc gein prîse muot,
Verse: 24 si vuorte âne nôt den tiuren huot
Verse: 25 ûf dem Plimizôles plân.
Verse: 26 diu sunne hete ir niht getân:
Verse: 27 diu enmohte ir vel durch daz hâr
Verse: 28 niht verselwen mit ir blickes vâr.
Verse: 29 si stuont mit zuht unde sprach,
Verse: 30 des man vür hôhiu mære jach.
Verse: 1 an der selben stunde
Verse: 2 ir rede si sus begunde:
Verse: 3 "ô wol dich, Gahmuretes sun!
Verse: 4 got wil genâde an dir nû tuon:
Verse: 5 ich meine, den Herzeloide bar.
Verse: 6 Feirefîz der vêch gevar
Verse: 7 muoz mir willekomen sîn
Verse: 8 durch Sekundillen die vrouwen mîn
Verse: 9 und durch manege hôhe werdekeit,
Verse: 10 die von kindes jugent sîn prîs erstreit."
Verse: 11 ze Parzivâle sprach si dô:
Verse: 12 "nû wis kiusche und dâ bî vrô.
Verse: 13 wol dich des hôhen teiles!
Verse: 14 dû krône menschen heiles,
Verse: 15 daz epitafium ist gelesen:
Verse: 16 dû solt des grâles herre wesen,
Verse: 17 Kondwîrâmûrs, daz wîp dîn,
Verse: 18 und dîn sun Loherangrîn
Verse: 19 sint beidiu mit dir dar benant.
Verse: 20 dô dû rûmdes Brôbarz daz lant,
Verse: 21 zwêne süne si lebendec dô truoc.
Verse: 22 Kardeiz hât ouch dort genuoc.
Verse: 23 wære dir niht mêr sælden kunt,
Verse: 24 wan daz dîn wârhafter munt
Verse: 25 den werden und den süezen
Verse: 26 mit rede nû sol grüezen
Verse: 27 (den künec Amfortas nû nert
Verse: 28 dîns mundes vrâge, diu im wert
Verse: 29 siufzebæren jâmer grôz),
Verse: 30 wâ wart an sælden ie dîn genôz?"
Verse: 1 siben sterne si dô nande
Verse: 2 heidensch. die namen bekande
Verse: 3 der rîche werde Feirefîz,
Verse: 4 der vor ir saz swarz und wîz.
Verse: 5 si sprach: "nû prüeve, Parzivâl.
Verse: 6 der hœste plânête Zval
Verse: 7 und der snelle Almustrî,
Verse: 8 Almaret und der liehte Samsî
Verse: 9 erzeigent sælekeit an dir.
Verse: 10 der vünfte heizt Aligarfîr,
Verse: 11 under den der sehste Alkitêr
Verse: 12 und uns der næste Alkamêr.
Verse: 13 ich ensprichez niht ûz einem troum:
Verse: 14 die sint des firmamentes zoum,
Verse: 15 die enthalden sîne snelheit,
Verse: 16 ir kriec gein sînem loufte ie streit.
Verse: 17 sorge ist dînhalp nû weise.
Verse: 18 swaz der plânêten reise
Verse: 19 umlouft und ir schîn bedecket,
Verse: 20 des sint dir zil gestecket
Verse: 21 ze reichen und zerwerben.
Verse: 22 dîn riuwe muoz verderben.
Verse: 23 wan ungenuht al eine
Verse: 24 dâ engît dir niht gemeine:
Verse: 25 der grâl und des grâles kraft
Verse: 26 verbietent valschlîch geselleschaft.
Verse: 27 dû hetes junge sorge erzogen:
Verse: 28 die hât komendiu vreude an dir betrogen.
Verse: 29 dû hâs der sêle ruowe erstriten
Verse: 30 und des lîbes vreude in sorge erbiten."
Verse: 1 Parzivâlen ir mæres niht verdrôz.
Verse: 2 durch liebe ûz sînen ougen vlôz
Verse: 3 wazzer, sherzen ursprinc.
Verse: 4 dô sprach er: "vrouwe, solhiu dinc,
Verse: 5 als ir hie habet genennet,
Verse: 6 bin ich vor gote erkennet,
Verse: 7 sô daz mîn sündehafter lîp
Verse: 8 und hân ich kint, dar zuo mîn wîp,
Verse: 9 daz diu des phlihte suln hân,
Verse: 10 sô hât got wol ze mir getân.
Verse: 11 swar an ir mich ergetzen meget,
Verse: 12 dâ mite ir iuwer triuwe reget.
Verse: 13 iedoch hete ich niht missetân,
Verse: 14 ir hetet mich zornes etswenne erlân.
Verse: 15 dô enwas ez et dennoch niht mîn heil.
Verse: 16 nû gebet ir mir sô hôhen teil,
Verse: 17 dâ von mîn trûren ende hât
Verse: 18 die wârheit saget mir iuwer wât:
Verse: 19 dô ich ze Munsalvæsche was
Verse: 20 bî dem trûregen Amfortas,
Verse: 21 swaz ich dâ schilte hangen vant,
Verse: 22 die wâren gemâl als iuwer gewant.
Verse: 23 vil turteltûben traget ir hie.
Verse: 24 vrouwe, nû saget, wenne oder wie
Verse: 25 ich sül gein mînen vreuden varn,
Verse: 26 und lât mich daz niht lange sparn."
Verse: 27 dô sprach si: "lieber herre mîn,
Verse: 28 ein man sol dîn geselle sîn.
Verse: 29 den wel: geleites warte an mich.
Verse: 30 durch helfe niht lange sûme dich."
Verse: 1 über al den rinc wart vernomen
Verse: 2 "Kundrîe la surziere ist komen"
Verse: 3 und waz ir mære meinde.
Verse: 4 Orgelûse durch liebe weinde,
Verse: 5 daz diu vrâge von Parzivâle
Verse: 6 die Amfortases quâle
Verse: 7 solde machen wendec.
Verse: 8 Artûs der prîses genendec
Verse: 9 ze Kundrîen mit zühten sprach:
Verse: 10 "vrouwe, rîtet an iuwer gemach.
Verse: 11 lât iuwer phlegen, lêrt selbe wie."
Verse: 12 si sprach: "ist Arnîve hie,
Verse: 13 swelh gemach mir diu gît,
Verse: 14 des wil ich leben dise zît,
Verse: 15 unz daz mîn herre hinnen vert.
Verse: 16 ist ir gevancnisse erwert,
Verse: 17 sô erloupt, daz ich müeze schouwen
Verse: 18 si und ander vrouwen,
Verse: 19 den Klinschor teilte sînen vâr
Verse: 20 mit gevancnisse nû manec jâr."
Verse: 21 zwêne ritter huoben si ûf ir phert:
Verse: 22 z Arnîven reit diu maget wert.
Verse: 23 nû was ez ouch zît, daz man dâ gaz.
Verse: 24 Parzivâl bî sînem bruoder saz:
Verse: 25 den bat er gesellekeit.
Verse: 26 Feirefîz was im al bereit
Verse: 27 gein Munsalvæsche ze rîten.
Verse: 28 an den selben zîten
Verse: 29 si stuonden ûf über al den rinc.
Verse: 30 Feirefîz warp hôhiu dinc:
Verse: 1 er vrâcte den künec Gramoflanz,
Verse: 2 ob diu liebe wære ganz
Verse: 3 zwischen im und der nifteln sîn,
Verse: 4 daz er daz tæte an im nû schîn.
Verse: 5 "helft ir und mîn neve Gâwân,
Verse: 6 swaz wir hie künege und vürsten hân,
Verse: 7 barûne und arme ritter gar,
Verse: 8 daz der deheiner hinnen var,
Verse: 9 ê si mîn kleinœte ersehen.
Verse: 10 mir wære ein laster hie geschehen,
Verse: 11 schiede ich vor gâbe hinnen vrî.
Verse: 12 swaz hie varndes volkes sî,
Verse: 13 die warten alle gâbe an mich.
Verse: 14 Artûs, nû wil ich biten dich,
Verse: 15 daz es den hôhen niht versmâhe,
Verse: 16 des gewerbes gein in gâhe
Verse: 17 und wis des lasters vür si phant
Verse: 18 (si erkanden nie sô rîche hant)
Verse: 19 und gip mir boten in mîne habe,
Verse: 20 dâ der prîsent sol komen abe."
Verse: 21 si lobeten dem heiden,
Verse: 22 si enwolden sich niht scheiden
Verse: 23 von dem velde in vier tagen.
Verse: 24 der heiden wart vrô, sus hôrte ich sagen.
Verse: 25 Artûs im wîse boten gap,
Verse: 26 die er solde senden an daz hap.
Verse: 27 Feirefîz Gahmuretes kint
Verse: 28 nam tincten und permint:
Verse: 29 sîn schrift wârzeichens niht verdarp.
Verse: 30 ich wæne, ie brief sô vil erwarp.
Verse: 1 die boten vuoren endehafte dan.
Verse: 2 Parzivâl sîn rede alsus huop an:
Verse: 3 en franzois er zin allen sprach,
Verse: 4 als Trevrezent dort vorne jach,
Verse: 5 daz den grâl ze keinen zîten
Verse: 6 niemen möhte erstrîten,
Verse: 7 wan der von gote ist dar benant.
Verse: 8 diz mære kom über elliu lant,
Verse: 9 dehein strît möhte in erwerben:
Verse: 10 vil liute liez dô verderben
Verse: 11 nâch dem grâle gewerbes list,
Verse: 12 dâ von er noch verborgen ist.
Verse: 13 Parzivâl und Feirefîz
Verse: 14 diu wîp lêrten jâmers vlîz:
Verse: 15 si hetenz ungerne vermiten,
Verse: 16 in diu vier stücke shers si riten,
Verse: 17 si nâmen urloup zal der diet.
Verse: 18 ieweder dan mit vreuden schiet,
Verse: 19 gewâpent wol gein strîtes wer.
Verse: 20 am dritten tage ûz sheidens her
Verse: 21 wart ze Jôflanze brâht,
Verse: 22 sô grôzer gâbe wart nie gedâht.
Verse: 23 swelh künec dâ sîner gâbe emphant,
Verse: 24 daz half immer mêr des lant.
Verse: 25 ieslîchem man nâch mâze sîn
Verse: 26 wart nie sô tiuriu gâbe schîn,
Verse: 27 al den vrouwen rîchiu prîsente
Verse: 28 von Trîande und von Nourîente.
Verse: 29 ich enweiz, wiez her sich schiede hie:
Verse: 30 Kundrîe und dise zwêne, hin riten sie.
Verse: 1 Amfortas und die sîne
Verse: 2 noch vor jâmer dolten pîne:
Verse: 3 ir triuwe liez in in der nôt.
Verse: 4 dicke er warp um si den tôt:
Verse: 5 der wære ouch schiere an im geschehen,
Verse: 6 wan daz si in dicke liezen sehen
Verse: 7 den grâl und des grâles kraft.
Verse: 8 er sprach ze sîner ritterschaft:
Verse: 9 "ich weiz wol, phlæget ir triuwe,
Verse: 10 sô erbarmete iuch mîn riuwe.
Verse: 11 wie lange sol diz an mir wern?
Verse: 12 welt ir iu selben rehtes gern,
Verse: 13 sô müezet ir gelten mich vor gote.
Verse: 14 ich stuont ie gerne ziuwerm gebote,
Verse: 15 sît ich von êrste wâpen truoc.
Verse: 16 ich hân engolten des genuoc,
Verse: 17 ob mir ie unprîs geschach
Verse: 18 und ob daz iuwer keiner sach.
Verse: 19 sît ir vor untriuwen bewart,
Verse: 20 sô lœst mich durch des helmes art
Verse: 21 und durch des schiltes orden.
Verse: 22 ir sît dicke innen worden,
Verse: 23 ob ez iu niht versmâhte,
Verse: 24 daz ich diu beidiu brâhte
Verse: 25 unverzaget ûf ritterlîchiu werc.
Verse: 26 ich hân tal unde berc
Verse: 27 mit maneger tjost überzilt
Verse: 28 und mit dem swerte alsô gespilt,
Verse: 29 daz es die vînde an mir verdrôz,
Verse: 30 swie wênec ich des gein iu genôz,
Verse: 1 ich vreuden ellende!
Verse: 2 zem urteillîchen ende
Verse: 3 beklage ich eine iuch alle:
Verse: 4 sô næht ez iuwerm valle,
Verse: 5 ir enlât mich von iu scheiden.
Verse: 6 mîn kummer solde iu leiden.
Verse: 7 ir habet gesehen und ouch vernomen,
Verse: 8 wie mir diz ungelücke ist komen.
Verse: 9 waz touc ich iu ze herren nuo?
Verse: 10 ez ist iu leider alze vruo,
Verse: 11 wirt iuwer sêle an mir verlorn.
Verse: 12 waz sites habet ir iu erkorn?"
Verse: 13 si heten kummers in erlôst,
Verse: 14 wan der trœstenlîche trôst,
Verse: 15 den Trevrezent dort vorne sprach.
Verse: 16 als er am grâle geschriben sach,
Verse: 17 si warten anderstunt des man,
Verse: 18 dem al sîn vreude aldâ entran,
Verse: 19 und der helfeclîchen stunde,
Verse: 20 der vrâge von sînem munde.
Verse: 21 der künec sich dicke des bewac,
Verse: 22 daz er blinzender ougen phlac
Verse: 23 etswenne gein vier tagen.
Verse: 24 sô wart er zuo dem grâle getragen,
Verse: 25 ez wære im liep oder leit:
Verse: 26 sô twanc in des diu siecheit,
Verse: 27 daz er diu ougen ûf swanc.
Verse: 28 sô muoste er âne sînen danc
Verse: 29 leben und niht ersterben.
Verse: 30 sus kunden si mit im werben
Verse: 1 unz an den tac, daz Parzivâl
Verse: 2 und Feirefîz der vêch gemâl
Verse: 3 mit vreuden ûf Munsalvæsche riten.
Verse: 4 nû hete diu wîle des erbiten,
Verse: 5 daz Mars oder Jûpiter
Verse: 6 wâren komen wider her
Verse: 7 al zornec mit ir loufte
Verse: 8 (sô was er der verkoufte),
Verse: 9 dar si sich von sprunge huoben ê.
Verse: 10 daz tet an sîner wunden wê
Verse: 11 Amfortase, der sô qual,
Verse: 12 megede und ritter hôrten schal
Verse: 13 von sînem geschreie dicke
Verse: 14 und die jâmerlîchen blicke
Verse: 15 tet er in mit den ougen kunt.
Verse: 16 er was unhelfeclîche wunt:
Verse: 17 si mohten im gehelfen niht.
Verse: 18 iedoch diu âventiure giht,
Verse: 19 im kœme diu wâre helfe nuo.
Verse: 20 si griffen herzen jâmers zuo.
Verse: 21 swenne im diu scharphe sûre nôt
Verse: 22 daz strenge ungemach gebôt,
Verse: 23 sô wart der luft gesüezet,
Verse: 24 der wunden smac gebüezet.
Verse: 25 vor im ûf dem teppech lac
Verse: 26 pigment und zerbenzînen smac,
Verse: 27 müzzel und arômatâ.
Verse: 28 durch süezen luft lac ouch dâ
Verse: 29 drîakel und amber tiure,
Verse: 30 der smac was gehiure.
Verse: 1 swâ man ûf den teppech trat,
Verse: 2 kardemôme, jerofel, muskât
Verse: 3 lac gebrochen under ir vüezen
Verse: 4 durch den luft süezen:
Verse: 5 sô daz mit triten wart gebert,
Verse: 6 sô was dâ sûrer smac erwert.
Verse: 7 sîn viur was lignâlôê:
Verse: 8 daz hân ich iu gesaget ouch ê.
Verse: 9 an dem spanbette die stollen sîn
Verse: 10 wâren viperhornîn.
Verse: 11 durch ruowen vürz gelüppe
Verse: 12 von würzen manec gestüppe
Verse: 13 was ûf den kultern gesæt.
Verse: 14 gesteppet und niht genæt
Verse: 15 was, dâ er ûfe lente.
Verse: 16 phelle von Nourîente
Verse: 17 und palmât was sîn matraz.
Verse: 18 sîn spanbette was noch baz
Verse: 19 gehêrt mit edeln steinen
Verse: 20 und anders enkeinen.
Verse: 21 daz spanbette zôch zein ander
Verse: 22 strangen von salamander:
Verse: 23 daz wâren under im diu ricseil.
Verse: 24 er hete an vreuden kranken teil.
Verse: 25 ez was rîche an allen sîten:
Verse: 26 niemen darf des strîten,
Verse: 27 daz er bezzerz ie gesæhe.
Verse: 28 ez was tiure und wæhe
Verse: 29 von der edeln steine geslehte.
Verse: 30 die hœrt hie nennen rehte:
Verse: 1 karfunkel und silênîtes,
Verse: 2 balax und gagâtromes,
Verse: 3 ônix und kalzidôn,
Verse: 4 kôralis und bestjôn,
Verse: 5 ûnjô und optallîes,
Verse: 6 zerauns und epistîtes,
Verse: 7 jerachîtes und eljotrôpjâ,
Verse: 8 pantêrs und antrodragmâ,
Verse: 9 prâsem und saddâ,
Verse: 10 ematîtes und djonîsjâ,
Verse: 11 achâtes und zelidôn,
Verse: 12 sardônis und kalkofôn,
Verse: 13 kornjôl und jaspis,
Verse: 14 etîtes und îris,
Verse: 15 gagâtes und ligûrjus,
Verse: 16 abestô und zegolitus,
Verse: 17 galaktîdâ und jazinktus,
Verse: 18 orîtes und enîdrus,
Verse: 19 absist und alabandâ,
Verse: 20 krisolekter und hîennîâ,
Verse: 21 smârât und magnes,
Verse: 22 safîr und pirîtes.
Verse: 23 ouch stuont her unde dâ
Verse: 24 turkoise und liparêâ,
Verse: 25 krisolde, rubîne,
Verse: 26 paleise und sardîne,
Verse: 27 adamas und krisoprassis,
Verse: 28 melochîtes und dîadochis,
Verse: 29 pêanîtes und mêdus,
Verse: 30 berillus und topâzjus.
Verse: 1 etslîcher lêrte hôhen muot:
Verse: 2 ze sælde und zerzenîe guot
Verse: 3 was dâ maneges steines sunderart.
Verse: 4 vil kraft man an in innen wart,
Verse: 5 derz versuochen kunde mit listen.
Verse: 6 dâ mite si muosten vristen
Verse: 7 Amfortasen, der ir herze truoc,
Verse: 8 sînem volke er jâmers gap genuoc:
Verse: 9 doch wirt nû vreude an im vernomen.
Verse: 10 in Terre de Salvæsche ist komen,
Verse: 11 von Jôflanze gestrichen,
Verse: 12 dem sîn sorge was entwichen,
Verse: 13 Parzivâl, sîn bruoder und ein maget.
Verse: 14 mir ist niht vür wâr gesaget,
Verse: 15 wie verre dâ zwischen wære.
Verse: 16 si ervüeren nû strîtes mære:
Verse: 17 wan Kundrîe ir geleite
Verse: 18 schiet si von arbeite.
Verse: 19 si riten gein einer warte.
Verse: 20 dâ gâhte gein in harte
Verse: 21 manec wol geriten templeis
Verse: 22 gewâpent. die wâren sô kurteis,
Verse: 23 an dem geleite si wol sâhen,
Verse: 24 daz in vreude solde nâhen.
Verse: 25 der selben rotte meister sprach,
Verse: 26 dô er vil turteltûben sach
Verse: 27 glesten ab Kundrîen wât:
Verse: 28 "unser sorge ein ende hât:
Verse: 29 mit sgrâles insigel hie
Verse: 30 kumt uns, des wir dâ gerten ie,
Verse: 1 sît uns der jâmerstric beslôz.
Verse: 2 habet stille: uns næhet vreude grôz."
Verse: 3 Feirefîz Anschevîn
Verse: 4 mante Parzivâlen den bruoder sîn
Verse: 5 an der selben zîte,
Verse: 6 er gâhte gein dem strîte.
Verse: 7 Kundrîe in mit dem zoume vienc.
Verse: 8 sîner tjost dâ niht ergienc.
Verse: 9 dô sprach diu maget rûch gemâl
Verse: 10 balde zir herren Parzivâl:
Verse: 11 "schilte und baniere
Verse: 12 möhtet ir erkennen schiere:
Verse: 13 dort habet niht wan sgrâles schar.
Verse: 14 die sint vil dienesthaft iu gar."
Verse: 15 dô sprach der werde heiden:
Verse: 16 "sô sî der strît gescheiden."
Verse: 17 Parzivâl Kundrîen bat
Verse: 18 gein in rîten ûf dem phat.
Verse: 19 diu reit und sagete in mære,
Verse: 20 waz in vreuden komen wære.
Verse: 21 swaz dâ templeise was,
Verse: 22 die erbeizten nider ûf daz gras
Verse: 23 an den selben stunden.
Verse: 24 manec helm wart abe gebunden,
Verse: 25 Parzivâlen emphiengen si ze vuoz:
Verse: 26 ein segen dûhte si sîn gruoz.
Verse: 27 si emphiengen ouch Feirefîzen
Verse: 28 den swarzen und den wîzen.
Verse: 29 ûf Munsalvæsche wart geriten
Verse: 30 al weinde und doch mit vreude siten.
Verse: 1 si vunden volkes ungezalt,
Verse: 2 manegen wünneclîchen ritter alt,
Verse: 3 edeliu kint, vil sarjande,
Verse: 4 die trûrege mahinande.
Verse: 5 dirre künfte vrô wol mohten sîn
Verse: 6 Feirefîz Anschevîn
Verse: 7 und Parzivâl, si bêde.
Verse: 8 vor dem palas an der grêde
Verse: 9 si wurden wol emphangen.
Verse: 10 in den palas wart gegangen.
Verse: 11 dâ lac nâch ir gewonheit
Verse: 12 hundert sinewele teppech breit,
Verse: 13 ûf ieslîchem ein phlûmît
Verse: 14 und ein kulter lanc von samît.
Verse: 15 vuoren die zwêne mit witzen,
Verse: 16 si mohten etswâ dâ sitzen,
Verse: 17 unz manz harnas von in emphienc.
Verse: 18 ein kamerære dar nâher gienc:
Verse: 19 der brâhte in kleider rîche,
Verse: 20 den beiden al gelîche.
Verse: 21 si sâzen, swaz dâ ritter was.
Verse: 22 man truoc von golde (ez was niht glas)
Verse: 23 vür si manegen tiuren schâl.
Verse: 24 Feirefîz und Parzivâl
Verse: 25 trunken unde giengen dan
Verse: 26 z Amfortase dem trûregen man.
Verse: 27 ir habet ê vernomen, daz
Verse: 28 der lente und daz er selten saz
Verse: 29 und wie sîn bette gehêret was.
Verse: 30 dise zwêne emphienc dô Amfortas
Verse: 1 vrœlîche und doch mit jâmers siten.
Verse: 2 er sprach: "ich hân unsanfte erbiten,
Verse: 3 wirde ich immer von iu vrô.
Verse: 4 ir schiedet nû jungest von mir alsô,
Verse: 5 phleget ir herzenlîcher triuwe,
Verse: 6 man siht iuch drum in riuwe.
Verse: 7 würde ie prîs von iu gesaget,
Verse: 8 hie sî ritter oder maget,
Verse: 9 werbet mir dâ zin den tôt
Verse: 10 und lât sich enden mîne nôt.
Verse: 11 sît ir genant Parzivâl,
Verse: 12 sô wert mîn sehen an den grâl
Verse: 13 siben naht und ehte tage.
Verse: 14 dâ mite ist wendec al mîn klage:
Verse: 15 ich engetar iuch anders warnen niht.
Verse: 16 wol iu, ob man iu helfe giht.
Verse: 17 iuwer geselle ist hie ein vremder man.
Verse: 18 sîns stêns ich im vor mir niht gan:
Verse: 19 wan lât ir in varn an sîn gemach?"
Verse: 20 al weinde Parzivâl dô sprach:
Verse: 21 "saget mir, wâ der grâl hie lige.
Verse: 22 ob diu gotes güete an mir gesige,
Verse: 23 des wirt wol innen disiu schar."
Verse: 24 sîn venje viel er sendes dar
Verse: 25 drîstunt zêren der trînitât:
Verse: 26 er warp, daz müeste werden rât
Verse: 27 des trûregen mannes herzesêr.
Verse: 28 er rihte sich ûf und sprach dô mêr:
Verse: 29 "œheim, waz wirret dir?"
Verse: 30 der durch sande Silvestern einen stier
Verse: 1 von tôde lebendec dan hiez gên
Verse: 2 und der Lâzarum bat ûf stên,
Verse: 3 der selbe half, daz Amfortas
Verse: 4 wart gesunt und wol genas.
Verse: 5 swaz der Franzois heizt flôrî,
Verse: 6 der glast kom sînem velle bî.
Verse: 7 Parzivâles schœne was nû ein wint
Verse: 8 und Absalôn Dâvîdes kint,
Verse: 9 von Askalûn Vergulaht
Verse: 10 und al, den schœne was geslaht,
Verse: 11 und des man Gahmurete jach,
Verse: 12 dô man in în zogen sach
Verse: 13 ze Kanvoleiz sô wünneclîch,
Verse: 14 ir deheines schœne was der gelîch,
Verse: 15 die Amfortas ûz siecheit truoc.
Verse: 16 got noch künste kan genuoc.
Verse: 17 dâ ergienc dô dehein ander wal,
Verse: 18 wan die diu schrift an dem grâl
Verse: 19 hete ze herren in benant:
Verse: 20 Parzivâl wart schiere bekant
Verse: 21 ze künege und ze herren dâ.
Verse: 22 ich wæne, iemen anderswâ
Verse: 23 vünde zwêne als rîche man,
Verse: 24 ob ich rîcheit prüeven kan,
Verse: 25 als Parzivâl und Feirefîz.
Verse: 26 man bôt vil dienestlîchen vlîz
Verse: 27 dem wirte und sînem gaste.
Verse: 28 ich enweiz, wie manege raste
Verse: 29 Kondwîrâmûrs dô was geriten
Verse: 30 gein Munsalvæsche mit vreude siten.
Verse: 1 si hete die wârheit ê vernomen:
Verse: 2 solh botschaft was nâch ir komen,
Verse: 3 daz wendec wære ir klagendiu nôt.
Verse: 4 der herzoge Kîôt
Verse: 5 und anders manec werder man
Verse: 6 heten si gevüeret dan
Verse: 7 ze Terre de Salvæsche in den walt.
Verse: 8 dâ mit der tjoste wart gevalt
Verse: 9 Segremors und dâ der snê
Verse: 10 mit bluote sich ir gelîchete ê,
Verse: 11 dâ solde Parzivâl si holn:
Verse: 12 die reise er gerne mohte doln.
Verse: 13 disiu mære sagete im ein templeis:
Verse: 14 "manec ritter kurteis
Verse: 15 die künegîn hânt mit zühten brâht."
Verse: 16 Parzivâl was sô bedâht,
Verse: 17 er nam ein teil des grâles schar
Verse: 18 und reit vür Trevrezenten dar.
Verse: 19 des herze wart der mære vrô,
Verse: 20 daz Amfortases dinc alsô
Verse: 21 stuont, daz er der tjost niht starp
Verse: 22 und im diu vrâge ruowe erwarp.
Verse: 23 dô sprach er: "got vil tougen hât.
Verse: 24 wer gesaz ie an sînen rât
Verse: 25 oder wer weiz ende sîner kraft?
Verse: 26 al die engel mit ir geselleschaft
Verse: 27 bevindentz nimmer an den ort.
Verse: 28 got ist mensche und sîns vater wort,
Verse: 29 got ist vater unde sun,
Verse: 30 sîn geist mac grôze helfe tuon."
Verse: 1 Trevrezent ze Parzivâle sprach:
Verse: 2 "grœzer wunder selten ie geschach,
Verse: 3 sît ir ab got erzürnet hât,
Verse: 4 daz sîn endelôsiu trînitât
Verse: 5 iuwers willen werschaft worden ist.
Verse: 6 ich louc durch abeleitens list
Verse: 7 von dem grâl, wiez um in stüende.
Verse: 8 gebet mir wandel vür die sünde:
Verse: 9 ich sol gehôrsam iu nû sîn,
Verse: 10 swestersun und der herre mîn.
Verse: 11 daz die vertriben geiste
Verse: 12 mit der gotes volleiste
Verse: 13 bî dem grâle wæren,
Verse: 14 kom iu von mir ze mæren,
Verse: 15 unz daz si hulde dâ gebiten.
Verse: 16 got ist stæte mit solhen siten,
Verse: 17 er strîtet immer wider sie.
Verse: 18 die ich iu ze hulden nande hie,
Verse: 19 swer sînes lônes iht wil tragen,
Verse: 20 der muoz den selben widersagen:
Verse: 21 êweclîch sint si verlorn.
Verse: 22 die vlust si selbe hânt erkorn.
Verse: 23 mich müet et iuwer arbeit.
Verse: 24 ez was ie ungewonheit,
Verse: 25 daz den grâl ze keinen zîten
Verse: 26 iemen möhte erstrîten:
Verse: 27 ich hete iuch gerne dâ von genomen.
Verse: 28 nûst ez anders um iuch komen:
Verse: 29 sich hât gehœhet iuwer gewin.
Verse: 30 nû kêrt an diemuot iuwern sin."
Verse: 1 Parzivâl ze sînem œheim sprach:
Verse: 2 "ich wil si sehen, die ich nie gesach
Verse: 3 inner vünf jâren.
Verse: 4 dô wir bî ein ander wâren,
Verse: 5 si was mir liep: als ist si ouch noch.
Verse: 6 dînen rât wil ich haben doch,
Verse: 7 die wîle uns scheidet niht der tôt:
Verse: 8 dû riete mir ê in grôzer nôt.
Verse: 9 ich wil gein mînem wîbe komen,
Verse: 10 der kunft ich gein mir hân vernomen
Verse: 11 bî dem Plimizôle an einer stat."
Verse: 12 urloup er im geben bat.
Verse: 13 dô bevalh in gote der guote man.
Verse: 14 Parzivâl die naht streich dan:
Verse: 15 sînen gesellen was der walt wol kunt.
Verse: 16 dôz tagete, dô vant er lieben vunt,
Verse: 17 manec gezelt ûf geslagen.
Verse: 18 ûz dem lande ze Brôbarz, hôrte ich sagen,
Verse: 19 was vil banier dâ gestecket,
Verse: 20 manec schilt dar nâch getrecket:
Verse: 21 sîns landes vürsten lâgen dâ.
Verse: 22 Parzivâl der vrâcte, wâ
Verse: 23 diu künegîn selbe læge
Verse: 24 und ob si sunderringes phlæge
Verse: 25 [man zeicte im, aldâ si lac
Verse: 26 und wol gehêrtes ringes phlac,]
Verse: 27 mit zelten ummevangen.
Verse: 28 nû was von Katelangen
Verse: 29 der herzoge Kîôt smorgens vruo
Verse: 30 ûf gestanden: dise riten zuo.
Verse: 1 des tages blic was dennoch grâ.
Verse: 2 Kîôt iedoch erkande aldâ
Verse: 3 des grâles wâpen an der schar:
Verse: 4 si vuorten turteltûben gar.
Verse: 5 dô ersiufzete sîn alder lîp,
Verse: 6 wan Schoisîâne, sîn kiusche wîp,
Verse: 7 ze Munsalvæsche im sælde erwarp,
Verse: 8 diu von Sigûnen gebürte erstarp.
Verse: 9 Kîôt gein Parzivâle gienc,
Verse: 10 in und die sîne er wol emphienc.
Verse: 11 er sande ein juncherrelîn
Verse: 12 nâch dem marschalke der künegîn
Verse: 13 und bat in schaffen guot gemach,
Verse: 14 swaz er dâ ritter halden sach.
Verse: 15 er vuorte in selben mit der hant,
Verse: 16 dâ er der künegin kamern vant,
Verse: 17 ein kleine gezelt von buckeram.
Verse: 18 daz harnas man gar von im dâ nam.
Verse: 19 diu künegîn des noch niht enweiz.
Verse: 20 Loherangrîn und Kardeiz
Verse: 21 vant Parzivâl bî ir ligen
Verse: 22 (dô muoste vreude an im gesigen)
Verse: 23 in einem gezelt hôch und wît,
Verse: 24 dâ her und dâ in alle sît
Verse: 25 klârer vrouwen lac genuoc.
Verse: 26 Kîôt ûfz deckelachen sluoc,
Verse: 27 er bat die künegîn wachen
Verse: 28 und vrœlîche lachen.
Verse: 29 si blicte ûf und sach ir man.
Verse: 30 si hete niht wanz hemde an:
Verse: 1 um sich siz deckelachen swanc.
Verse: 2 vürz bette ûf den teppech spranc
Verse: 3 Kondwîrâmûrs diu lieht gemâl.
Verse: 4 ouch ummevienc si Parzivâl:
Verse: 5 man sagete mir, si kusten sich.
Verse: 6 si sprach: "mir hât gelücke dich
Verse: 7 gesendet, herzen vreude mîn."
Verse: 8 si bat in willekomen sîn.
Verse: 9 "nû solde ich zürnen: ich enmac.
Verse: 10 gêrt sî diu wîle und dirre tac,
Verse: 11 der mir brâhte disen ummevanc,
Verse: 12 dâ von mîn trûren wirdet kranc.
Verse: 13 ich hân nû, des mîn herze gert:
Verse: 14 sorge ist an mir vil ungewert."
Verse: 15 nû erwachten ouch diu kindelîn.
Verse: 16 Kardeiz und Loherangrîn
Verse: 17 die lâgen ûf dem bette al blôz.
Verse: 18 Parzivâlen des niht verdrôz,
Verse: 19 er enkuste si minneclîche.
Verse: 20 Kîôt der zühte rîche
Verse: 21 bat die knaben dannen tragen.
Verse: 22 er begunde ouch al den vrouwen sagen,
Verse: 23 daz si ûz dem gezelte giengen.
Verse: 24 si tâtenz, dô si emphiengen
Verse: 25 ir herren von langer reise.
Verse: 26 Kîôt der kurteise
Verse: 27 bevalh der künegîn ir man.
Verse: 28 al die juncvrouwen er vuorte dan.
Verse: 29 dennoch was ez harte vruo:
Verse: 30 kamerære sluogen die winden zuo.
Verse: 1 gezucte im ie bluot und snê
Verse: 2 geselleschaft an witzenê
Verse: 3 (ûf der selben ouwe erz ligen vant),
Verse: 4 vür solhen kummer gap nû phant
Verse: 5 Kondwîrâmûrs: diu hetez dâ.
Verse: 6 sîn lîp emphienc nie anderswâ
Verse: 7 minne helfe vür der minne nôt:
Verse: 8 manec wert wîp im doch minne bôt.
Verse: 9 ich wæne, er kurzewîle phlac
Verse: 10 unz an den mitten morgens tac.
Verse: 11 daz her über al reit schouwen dar:
Verse: 12 si nâmem der templeise war.
Verse: 13 die wâren gezimieret
Verse: 14 und wol zehurtieret,
Verse: 15 ir schilte mit tjosten sêre durchriten,
Verse: 16 dar zuo mit swerten ouch versniten.
Verse: 17 etslîcher truoc ein kursît
Verse: 18 von phelle oder von samît.
Verse: 19 îserkolzen heten si dennoch an:
Verse: 20 daz ander harnas was von in getân.
Verse: 21 dâ enmac niht mêr geslâfen sîn.
Verse: 22 der künec und diu künegîn
Verse: 23 stuonden ûf. ein priester messe sanc,
Verse: 24 ûf dem ringe huop sich grôz gedranc
Verse: 25 von dem ellenthaften her.
Verse: 26 die gein Klâmidê ê wâren ze wer,
Verse: 27 dô der bendiz wart getân,
Verse: 28 Parzivâlen emphiengen sîne man
Verse: 29 mit triuwen werdeclîche,
Verse: 30 manec ritter ellens rîche.
Verse: 1 des gezeltes winden nam man abe.
Verse: 2 der künec sprach: "wederz ist der knabe,
Verse: 3 der künec sol sîn über iuwer lant?"
Verse: 4 al den vürsten tet er dâ bekant:
Verse: 5 "Wâleis und Norgâls,
Verse: 6 Kanvoleiz und Kingrivâls
Verse: 7 der selbe sol mit rehte hân.
Verse: 8 z Anschouwe und in Bêalzenân,
Verse: 9 kom er immer an mannes kraft,
Verse: 10 dar leistet im geselleschaft.
Verse: 11 Gahmuret mîn vater hiez,
Verse: 12 der mirz mit rehtem erbe liez:
Verse: 13 mit sælde ich gerbet hân den grâl.
Verse: 14 nû emphâhet ir an disem mâl
Verse: 15 iuweriu lêhen von mînem kinde,
Verse: 16 ob ich an iu triuwe vinde."
Verse: 17 mit guotem willen daz geschach.
Verse: 18 vil vanen man dort vüeren sach:
Verse: 19 dâ lihen zwuo kleine hende
Verse: 20 wîter lande manec ende.
Verse: 21 gekrœnet wart dô Kardeiz.
Verse: 22 der betwanc ouch sider Kanvoleiz
Verse: 23 und vil des Gahmuretes was.
Verse: 24 bî dem Plimizôl ûf ein gras
Verse: 25 wart gesidele und wîter rinc genomen,
Verse: 26 dâ si zem brôte solden komen.
Verse: 27 snellîche dâ enbizzen wart.
Verse: 28 daz her kêrte an die heimvart:
Verse: 29 diu gezelt nam man elliu nider.
Verse: 30 mit dem jungen künege si vuoren wider.
Verse: 1 manec juncvrouwe und ir ander diet
Verse: 2 sich von der küneginne schiet,
Verse: 3 sô daz si tâten klage schîn.
Verse: 4 dô nâmen Loherangrîn
Verse: 5 und sîn muoter wol getân
Verse: 6 die templeise und riten dan
Verse: 7 gein Munsalvæsche balde.
Verse: 8 "zeiner zît ûf disem walde,"
Verse: 9 sprach Parzivâl, "dâ sach ich stên
Verse: 10 eine klôsen, dâ durch balde gên
Verse: 11 einen snellen brunnen klâr:
Verse: 12 ob ir si wizzet, sô wîst mich dar."
Verse: 13 von sînen gesellen wart im gesaget,
Verse: 14 si wessen eine: "dâ wont ein maget
Verse: 15 al klagende ûf vriundes sarke.
Verse: 16 diust rehter güete ein arke,
Verse: 17 unser reise gêt ir nâhe bî.
Verse: 18 man vint si selten jâmers vrî."
Verse: 19 der künec sprach: "wir suln si sehen."
Verse: 20 dâ wart im volge an in verjehen.
Verse: 21 si riten vür sich drâte
Verse: 22 und vunden sâbents spâte
Verse: 23 Sigûnen an ir venje tôt.
Verse: 24 dâ sach diu künegîn jâmers nôt.
Verse: 25 si brâchen zuo zir dar în,
Verse: 26 Parzivâl durch die nifteln sîn
Verse: 27 bat ûf wegen den starkes stein.
Verse: 28 Schîânatulander schein
Verse: 29 unervûlet schône balsemvar.
Verse: 30 man legete si nâhe zuo zim dar,
Verse: 1 diu magetuomlîche minne im gap,
Verse: 2 dô si lebete, und sluoc zuo daz grap.
Verse: 3 Kondwîrâmûrs begunde klagen
Verse: 4 ir vetern tohter, hôrte ich sagen,
Verse: 5 und wart vil vreuden âne.
Verse: 6 wande si Schoisîâne,
Verse: 7 der tôten megede muoter, zôch
Verse: 8 kint wesende, drum si vreude vlôch,
Verse: 9 diu Parzivâles muome was.
Verse: 10 ob der Provenzâl die wârheit las,
Verse: 11 der herzoge Kîôt
Verse: 12 wesse wênec um sîner tohter tôt,
Verse: 13 des künec Kardeizes magezoge.
Verse: 14 ez ist niht krump alsô der boge,
Verse: 15 diz mære ist wâr unde sleht.
Verse: 16 si tâten dô der reise ir reht,
Verse: 17 bî naht gein Munsalvæsche si riten.
Verse: 18 dâ hete ir Feirefîz gebiten
Verse: 19 mit kurzewîle die stunde.
Verse: 20 vil kerzen man dô enzunde,
Verse: 21 rehte ob brünne gar der walt.
Verse: 22 ein templeis de Patrigalt
Verse: 23 gewâpent bî der künegîn reit.
Verse: 24 der hof was wît unde breit:
Verse: 25 dar ûfe stuont manec sunderschar.
Verse: 26 si emphiengen die küneginne gar
Verse: 27 und den wirt und den sun sîn.
Verse: 28 dô truoc man Loherangrîn
Verse: 29 gein sînem vetern Feirefîz.
Verse: 30 dô der was swarz unde wîz,
Verse: 1 der knabe sîn wolde küssen niht:
Verse: 2 werden kinden man noch vorhte giht.
Verse: 3 des lachete der heiden.
Verse: 4 dô begunden si sich scheiden
Verse: 5 ûf dem hove und dô diu künegin
Verse: 6 erbeizet was, in kom gewin
Verse: 7 an ir mit vreuden künfte aldar.
Verse: 8 man vuorte si, dâ werdiu schar
Verse: 9 von maneger klâren vrouwen was.
Verse: 10 Feirefîz und Amfortas
Verse: 11 mit zühten stuonden bêde
Verse: 12 bî der vrouwen an der grêde.
Verse: 13 Repanse de Schoie
Verse: 14 und von Gruonlant Garschiloie,
Verse: 15 Flôrîe von Lûnel,
Verse: 16 liehtiu ougen und klâriu vel
Verse: 17 die truogen und magetuomlîchen prîs.
Verse: 18 dâ stuont ouch swankel als ein rîs,
Verse: 19 der schœne und güete niht gebrach
Verse: 20 und der man im ze tohter jach,
Verse: 21 von Rîle Jernîse:
Verse: 22 diu maget hiez Amflîse.
Verse: 23 von Tenabroc, ist mir gesaget,
Verse: 24 stuont dâ Klârischanze ein süeziu maget,
Verse: 25 liehter varwe gar unverkrenket,
Verse: 26 als ein âmeize gelenket.
Verse: 27 Feirefîz gein der wirtîn trat.
Verse: 28 diu künegîn den sich küssen bat,
Verse: 29 si kuste ouch Amfortasen dô
Verse: 30 und was sîner urlœsunge vrô.
Verse: 1 Feirefîz si vuorte mit der hant,
Verse: 2 dâ si des wirtes muomen vant,
Verse: 3 Repansen de Schoie, stên.
Verse: 4 dâ muoste küssens vil ergên.
Verse: 5 dar zuo ir munt was ê sô rôt:
Verse: 6 der leit von küssen nû die nôt,
Verse: 7 daz ez mich müet und ist mir leit,
Verse: 8 daz ich niht hân solh arbeit
Verse: 9 vür si, wan si kom müediu zin.
Verse: 10 juncvrouwen vuorten ir vrouwen hin.
Verse: 11 die ritter in dem palas
Verse: 12 beliben, der wol gekerzet was,
Verse: 13 die harte liehte brunnen.
Verse: 14 dô wart mit zuht begunnen
Verse: 15 gereitschaft gein dem grâle.
Verse: 16 den truoc man zallem mâle
Verse: 17 der diet niht durch schouwen vür,
Verse: 18 niht wan ze hôchgezîte kür,
Verse: 19 durch daz si trôstes wânden.
Verse: 20 dô si sich vreuden ânden
Verse: 21 sâbents um daz bluotege sper,
Verse: 22 dô wart der grâl durch helfe ger
Verse: 23 vür getragen an der selben zît:
Verse: 24 Parzivâl si liez in sorgen sît.
Verse: 25 mit vreude er wirt nû vür getragen:
Verse: 26 ir sorge ist under gar geslagen.
Verse: 27 dô diu künegîn ir reisegewant
Verse: 28 abe gezôch und sich gebant,
Verse: 29 si kom, als ez ir wol gezam.
Verse: 30 Feirefîz an einer tür si nam.
Verse: 1 nû, diz was et âne strît,
Verse: 2 daz hôrte oder spræche ze keiner zît
Verse: 3 iemen von schœnerm wîbe.
Verse: 4 si truoc ouch an ir lîbe
Verse: 5 phellel, den ein künstec hant
Verse: 6 worhte, als in Sârant
Verse: 7 mit grôzem liste erdâhteê
Verse: 8 in der stat ze Tasmê.
Verse: 9 Feirefîz Anschevîn
Verse: 10 si brâhte, diu gap liehten schîn.
Verse: 11 mitten durch den palas
Verse: 12 driu grôziu viur gemachet was,
Verse: 13 lignâlôê des viurs smac.
Verse: 14 vierzec teppeche und gesitze mêr dâ lac
Verse: 15 denne zeiner zît, dô Parzivâl
Verse: 16 ouch dâ vür sach tragen den grâl.
Verse: 17 ein gesiz vor ûz gehêret was,
Verse: 18 dâ Feirefîz und Amfortas
Verse: 19 bî dem wirte solde sitzen.
Verse: 20 dô warp mit zühte witzen,
Verse: 21 swer dâ dienen wolde,
Verse: 22 sô der grâl komen solde.
Verse: 23 ir habet gehôrt ê des genuoc,
Verse: 24 wie man in vür Amfortasen truoc:
Verse: 25 dem siht man nû gelîche tuon
Verse: 26 vür des werden Gahmuretes sun
Verse: 27 und ouch vür Tampenteires kint.
Verse: 28 juncvrouwen nû niht langer sint:
Verse: 29 ordenlîch si kômen über al,
Verse: 30 vünf und zweinzec an der zal.
Verse: 1 der êrsten blic den heiden klâr
Verse: 2 dûhte und reideloht ir hâr,
Verse: 3 die andern schœner aber dâ nâch,
Verse: 4 die er dô schierest komen sach,
Verse: 5 und ir aller kleider tiure.
Verse: 6 süeze minneclîch gehiure
Verse: 7 was al der megede antlitze gar.
Verse: 8 nâch in allen kom diu lieht gevar
Verse: 9 Repanse de Schoie, ein maget.
Verse: 10 sich liez der grâl, ist mir gesaget,
Verse: 11 die selben tragen eine
Verse: 12 und anders enkeine.
Verse: 13 ir herzen was vil kiusche bî,
Verse: 14 ir vel des blickes flôrî.
Verse: 15 sage ich des dienstes urhap,
Verse: 16 wie vil kamerære dâ wazzer gap
Verse: 17 und waz man taveln vür si truoc,
Verse: 18 mêr, denne ichs iu ê gewuoc,
Verse: 19 wie unvuoge den palas vlôch,
Verse: 20 waz man dâ karrâschen zôch
Verse: 21 mit tiuren goltvazzen
Verse: 22 und wie die ritter sâzen,
Verse: 23 daz würde ein alze langez spel:
Verse: 24 ich wil der kürze wesen snel.
Verse: 25 mit zuht man vor dem grâle nam
Verse: 26 spîse wilt unde zam,
Verse: 27 disem den mete und dem den wîn,
Verse: 28 als ez ir site wolde sîn,
Verse: 29 môraz, sinôpel, klâret.
Verse: 30 fil li roi Gahmuret
Verse: 1 Pelrapeire al anders vant,
Verse: 2 dô si im zem êrsten wart erkant.
Verse: 3 der heiden vrâcte mære,
Verse: 4 wâ von diu goltvaz lære
Verse: 5 vor der taveln würden vol.
Verse: 6 daz wunder im tet ze sehene wol.
Verse: 7 dô sprach der klâre Amfortas,
Verse: 8 der im ze gesellen gegeben was:
Verse: 9 "herre, seht ir vor iu ligen den grâl?"
Verse: 10 dô sprach der heiden vêch gemâl:
Verse: 11 "ich ensihe niht wan ein achmardî:
Verse: 12 daz truoc mîn juncvrouwe uns bî,
Verse: 13 diu dort vor uns mit krône stêt.
Verse: 14 ir blic mir inz herze gêt.
Verse: 15 ich wânde, sô starc wære mîn lîp,
Verse: 16 daz iemêr maget oder wîp
Verse: 17 mir vreuden kraft benæme.
Verse: 18 mirst worden widerzæme,
Verse: 19 ob ich ie werde minne empienc.
Verse: 20 unzuht mir zuht undervienc,
Verse: 21 daz ich iu künde mîne nôt,
Verse: 22 sît ich iu dienest nie gebôt.
Verse: 23 waz hilfet al mîn rîcheit
Verse: 24 und swaz ich ie durch wîp gestreit
Verse: 25 und ob mîn hant iht hât vergeben,
Verse: 26 muoz ich sus pîneclîche leben?
Verse: 27 ein kreftec got Jûpiter,
Verse: 28 waz woldestû mîn zunsenfte her?"
Verse: 29 minnen kraft mit vreuden krenke
Verse: 30 vrumte in bleich an sîner blenke.
Verse: 1 Kondwîrâmûrs diu lieht erkant
Verse: 2 vil nâch nû ebenhiuze vant
Verse: 3 an der klâren megede velles blic.
Verse: 4 dô slôz sich in ir minnen stric
Verse: 5 Feirefîz der rîche gast.
Verse: 6 sîner êrsten vriuntschaft im gebrast
Verse: 7 mit vergezzenlîchen willen.
Verse: 8 waz half dô Sekundillen
Verse: 9 ir minne, ir lant Tribalibôt?
Verse: 10 im gap ein maget sô strenge nôt:
Verse: 11 Klauditte und Olimpjâ,
Verse: 12 Sekundille und wîten anderswâ
Verse: 13 dâ wîp im dienstes lônden
Verse: 14 und sînes prîses schônden,
Verse: 15 Gahmuretes sun von Zazamanc
Verse: 16 den dûhte ir aller minne kranc.
Verse: 17 dô sach der klâre Amfortas,
Verse: 18 daz sîn geselle in pînen was,
Verse: 19 des blankiu mâl gar wurden bleich,
Verse: 20 sô daz im hôher muot gesweich.
Verse: 21 dô sprach er: "herre, diu swester mîn,
Verse: 22 mirst leit, ob iuch diu lêret pîn,
Verse: 23 den noch niemen durch si erleit.
Verse: 24 nie ritter in ir dienst gereit:
Verse: 25 dô nam ouch niemen lôn dâ zir.
Verse: 26 si was mit jâmer grôz bî mir.
Verse: 27 daz krenket ouch ir varwe ein teil,
Verse: 28 daz man si sach sô selten geil.
Verse: 29 iuwer bruoder ist ir swester sun:
Verse: 30 der mac iu dâ wol helfe tuon."
Verse: 1 "sol diu maget iuwer swester sîn,"
Verse: 2 sprach Feirefîz Anschevîn,
Verse: 3 "diu die krône ûf blôzem hâre dort hât,
Verse: 4 sô gebet mir um ir minne rât:
Verse: 5 nâch ir ist al mîns herzen ger.
Verse: 6 ob ich prîs erwarp ie mit sper,
Verse: 7 wan wære daz gar durch si geschehen
Verse: 8 und wolde si danne ir lônes jehen!
Verse: 9 vünf stiche mac turnieren hân,
Verse: 10 die sint mit mîner hant getân:
Verse: 11 einer ist zem puneiz,
Verse: 12 ze triviers ich den andern weiz,
Verse: 13 der dritte ist ze muoten,
Verse: 14 ze rehter tjost den guoten
Verse: 15 hurteclîch ich hân geriten
Verse: 16 und den zer volge ouch niht vermiten,
Verse: 17 sît der schilt von êrste wart mîn dach.
Verse: 18 hiute ist mîn hœste ungemach.
Verse: 19 ich stach vor Agremuntîn
Verse: 20 gein einem ritter viurîn:
Verse: 21 wan mîn kursît salamander,
Verse: 22 aspindê mîn schilt der ander,
Verse: 23 ich wære verbrunnen von der tjost.
Verse: 24 swâ ich holte ie prîs ûf slîbes kost,
Verse: 25 ouwî, hete si mich gesendet dar,
Verse: 26 iuwer swester minneclîch gevar,
Verse: 27 ich wære gein strîte noch ir bote.
Verse: 28 Jûpitern mînem gote
Verse: 29 wil ich immer hazzen tragen,
Verse: 30 er enwende mir diz starke klagen."
Verse: 1 ir beider vater hiez Frimutel:
Verse: 2 gelîch antlitze und gelîchez vel
Verse: 3 Amfortas bî sîner swester truoc.
Verse: 4 der heiden sach an si genuoc
Verse: 5 und aber wider dicke an in.
Verse: 6 swie vil man her oder hin
Verse: 7 spîse truoc, sîn munt ir doch niht az:
Verse: 8 ezzen er doch gelîche saz.
Verse: 9 Amfortas sprach ze Parzivâl:
Verse: 10 "herre, iuwer bruoder hât den grâl,
Verse: 11 des ich wæne, noch niht gesehen."
Verse: 12 Feirefîz begunde dem wirte jehen,
Verse: 13 daz er des grâls niht sæhe.
Verse: 14 daz dûhte al die ritter spæhe.
Verse: 15 diz mære ouch Titurel vernam.
Verse: 16 der alte betterise lam
Verse: 17 der sprach: "ist ez ein heidensch man,
Verse: 18 sô darf er des niht willen hân,
Verse: 19 daz sîn ougen âne stoufes kraft
Verse: 20 bejagen die geselleschaft,
Verse: 21 daz si den grâl beschouwen:
Verse: 22 dâst hâmît vür gehouwen."
Verse: 23 daz enbôt er ûf den palas.
Verse: 24 dô sprach der wirt und Amfortas,
Verse: 25 daz Feirefîz næme war,
Verse: 26 wes al daz volc lebete gar,
Verse: 27 dâ wære ein ieslîch heiden
Verse: 28 mit sehene von gescheiden.
Verse: 29 si wurben, daz er næme den touf
Verse: 30 und endelôsen gewinnes kouf.
Verse: 1 "ob ich durch iuch gein toufe kum,
Verse: 2 ist mir der touf ze minnen vrum?"
Verse: 3 sprach der heiden, Gahmuretes kint.
Verse: 4 "ez was ie jenen her ein wint,
Verse: 5 swaz mich strît oder minne twanc.
Verse: 6 des sî kurz oder lanc,
Verse: 7 daz mich êrst der schilt übervienc,
Verse: 8 sît ich nie grœzer nôt emphienc.
Verse: 9 durch zuht solde ich minne heln:
Verse: 10 nû enmac irz herze niht versteln."
Verse: 11 "wen meinestû?" sprach Parzivâl.
Verse: 12 "et jene maget lieht gemâl,
Verse: 13 mîns gesellen swester hie.
Verse: 14 wiltû mir helfen umme sie,
Verse: 15 ich tuon ir rîcheit bekant,
Verse: 16 sô daz ir dienent wîtiu lant."
Verse: 17 "wiltû dich toufes lâzen wern,"
Verse: 18 sprach der wirt, "sô mahtû ir minne gern.
Verse: 19 ich mac nû wol duzen dich:
Verse: 20 unser rîchtuom nâch gelîchet sich,
Verse: 21 mînhalp von sgrâles krefte."
Verse: 22 "hilf mir geselleschefte,"
Verse: 23 sprach Feirefîz Anschevîn,
Verse: 24 "bruoder, um die muomen dîn.
Verse: 25 holt man den touf mit strîte?
Verse: 26 dar schaffe mich bezîte
Verse: 27 und lâz mich dienen um ir lôn.
Verse: 28 ich hôrte ie gerne solhen dôn,
Verse: 29 dâ von tjoste sprîzen sprungen
Verse: 30 und dâ swert ûf helmen klungen."
Verse: 1 der wirt des lachte sêre
Verse: 2 und Amfortas noch mêre.
Verse: 3 "kanstû sus touf emphâhen?"
Verse: 4 sprach der wirt. "ich wil si nâhen
Verse: 5 durch rehten touf in dîn gebot.
Verse: 6 Jûpitern dînen got
Verse: 7 muostû durch si verliesen
Verse: 8 und Sekundillen verkiesen.
Verse: 9 morgen vruo gibe ich dir rât,
Verse: 10 der vuoge an dînem gewerbe hât."
Verse: 11 Amfortas vor siecheit zît
Verse: 12 sînen prîs gemachet hête wît
Verse: 13 mit ritterschaft durch minne.
Verse: 14 an sînes herzen sinne
Verse: 15 was güete unde miltekeit.
Verse: 16 sîn hant ouch manegen prîs erstreit.
Verse: 17 dâ sâzen dem grâle bî
Verse: 18 der aller besten ritter drî,
Verse: 19 die dô der schilte phlâgen,
Verse: 20 wande si getorstenz wâgen.
Verse: 21 welt ir, si haben dâ gâz genuoc.
Verse: 22 mit zuht man von in allen truoc
Verse: 23 taveln, tischlachen.
Verse: 24 mit dienestlîchen sachen
Verse: 25 nigen al diu juncvrouwelîn.
Verse: 26 Feirefîz Anschevîn
Verse: 27 sach si von im kêren.
Verse: 28 daz begunde im trûren mêren:
Verse: 29 sîns herzen slôz truoc dan den grâl.
Verse: 30 urloup gap in Parzivâl.
Verse: 1 wie diu wirtîn selbe dan gegienc
Verse: 2 und wie manz dâ nâch ane gevienc,
Verse: 3 daz man sîn wol mit betten phlac,
Verse: 4 der doch durch minne unsanfte lac,
Verse: 5 wie al der templeise diet
Verse: 6 mit senfte unsenfte von in schiet,
Verse: 7 dâ von würde ein langiu sage.
Verse: 8 ich wil iu künden von dem tage.
Verse: 9 dô der des morgens vruo erschein,
Verse: 10 Parzivâl wart des enein
Verse: 11 und Amfortas der guote,
Verse: 12 mit endehaftem muote
Verse: 13 si bâten den von Zazamanc
Verse: 14 komen, den diu minne twanc,
Verse: 15 in den tempel vür den grâl.
Verse: 16 er gebôt ouch an dem selben mâl
Verse: 17 dem wîsen templeise dar.
Verse: 18 sarjande, ritter grôziu schar
Verse: 19 dâ stuont. nû gienc der heiden în.
Verse: 20 der toufnaph was ein rubîn,
Verse: 21 von jaspes ein grêde sinewel,
Verse: 22 dar ûf er stuont: Titurel
Verse: 23 hete in mit koste erziuget sô.
Verse: 24 Parzivâl ze sînem bruoder dô
Verse: 25 sprach: "wiltû die muomen mîn
Verse: 26 haben, al die gote dîn
Verse: 27 muostû durch si versprechen
Verse: 28 und immer gerne rechen
Verse: 29 den widersaz des hœsten gotes
Verse: 30 und mit triuwen schônen sîns gebotes."
Verse: 1 "swâ von ich sol die maget hân,"
Verse: 2 sprach der heiden, "daz wirt gar getân,
Verse: 3 mit triuwen an mir erzeiget."
Verse: 4 der toufnaph wart geneiget
Verse: 5 ein wênec gein dem grâle.
Verse: 6 vol wazzers an dem mâle
Verse: 7 wart er, ze warm noch ze kalt.
Verse: 8 dâ stuont ein grâwer priester alt,
Verse: 9 der ûz heidenschaft manec kindelîn
Verse: 10 ouch gestôzen hête drîn.
Verse: 11 der sprach: "ir sult gelouben,
Verse: 12 iuwer sêle den tiuvel rouben,
Verse: 13 an den hœsten got al eine.
Verse: 14 des drîvalt ist gemeine
Verse: 15 und al gelîche gurbort,
Verse: 16 got ist mensche und sîns vater wort.
Verse: 17 sît er ist vater unde kint,
Verse: 18 die al gelîche gêret sint,
Verse: 19 ebenhêre sînem geiste,
Verse: 20 mit der drîer volleiste
Verse: 21 wert iu diz wazzer heidenschaft.
Verse: 22 mit der trînitâte kraft
Verse: 23 im wazzer er ze toufe gienc,
Verse: 24 von dem Adâm antlitze emphienc.
Verse: 25 von wazzer boume sint gesaft.
Verse: 26 wazzer vrühtet al die geschaft,
Verse: 27 der man vür krêatûre giht.
Verse: 28 mit dem wazzer man gesiht.
Verse: 29 wazzer gît maneger sêle schîn,
Verse: 30 daz die engel niht liehter dorften sîn."
Verse: 1 Feirefîz zem priester sprach:
Verse: 2 "ist ez mir guot vür ungemach,
Verse: 3 ich geloube, swes ir gebietet.
Verse: 4 ob mich ir minne mietet,
Verse: 5 sô leiste ich gerne sîn gebot.
Verse: 6 bruoder, hât dîn muome got,
Verse: 7 an den geloube ich und an sie
Verse: 8 (sô grôze nôt emphienc ich nie):
Verse: 9 al mîne gote sint verkorn.
Verse: 10 Sekundille habe ouch verlorn,
Verse: 11 swaz si an mir ie gêrte sich.
Verse: 12 durch dîner muomen got heiz toufen mich."
Verse: 13 man begunde sîn kristenlîche phlegen
Verse: 14 und sprach ob im den toufes segen.
Verse: 15 dô der heiden touf emphienc
Verse: 16 und diu westerlege ergienc,
Verse: 17 des er unsanfte erbeite,
Verse: 18 der maget man in bereite:
Verse: 19 man gap im Frimutels kint.
Verse: 20 an den grâl was er ze sehene blint,
Verse: 21 ê der touf hete in bedecket:
Verse: 22 sît wart im vor enblecket
Verse: 23 der grâl mit gesihte.
Verse: 24 nâch der toufe geschihte
Verse: 25 am grâle man geschriben vant,
Verse: 26 swelhen templeis diu gotes hant
Verse: 27 gæbe ze herren vremder diete,
Verse: 28 daz er vrâgen widerriete
Verse: 29 sîns namen oder sîns geslehtes
Verse: 30 und daz er in hülfe rehtes.
Verse: 1 sô diu vrâge wirt gein im getân,
Verse: 2 sô mugen sis niht langer hân.
Verse: 3 durch daz der süeze Amfortas
Verse: 4 sô lange in sûren pînen was
Verse: 5 und in diu vrâge lange meit,
Verse: 6 inst immer mêr nû vrâgen leit.
Verse: 7 al des grâles phlihtgesellen
Verse: 8 von in vrâgens niht enwellen.
Verse: 9 der getoufte Feirefîz
Verse: 10 an sînen swâger legete vlîz
Verse: 11 mit bete dan ze varne
Verse: 12 und nimmer niht ze sparne
Verse: 13 vor im al sîner rîchen habe.
Verse: 14 dô leite in mit zühten abe
Verse: 15 Amfortas von dem gewerbe.
Verse: 16 "ich enwil niht, daz verderbe
Verse: 17 gein gote mîn dienestlîcher muot.
Verse: 18 des grâles krône ist alsô guot:
Verse: 19 die hât mir hôchvart verlorn.
Verse: 20 nû hân ich diemuot mir erkorn.
Verse: 21 rîcheit und wîbe minne
Verse: 22 sich verret von mînem sinne.
Verse: 23 ir vüeret hinnen ein edel wîp:
Verse: 24 diu gît ze dienste iu kiuschen lîp
Verse: 25 mit guoten wîplîchen siten.
Verse: 26 mîn orden wirt hie niht vermiten:
Verse: 27 ich wil vil tjoste rîten,
Verse: 28 in sgrâles dienste strîten.
Verse: 29 durch wîp gestrîte ich nimmer mêr.
Verse: 30 ein wîp gap mir herzesêr,
Verse: 1 iedoch ist immer al mîn haz
Verse: 2 gein wîben volleclîche laz:
Verse: 3 hôch manlîch vreude kumt von in,
Verse: 4 swie kleine dâ wære mîn gewin."
Verse: 5 Amfortasen bat dô sêre
Verse: 6 durch sîner swester êre
Verse: 7 Feirefîz der dannenverte:
Verse: 8 mit versagen er sich werte.
Verse: 9 Feirefîz Anschevîn
Verse: 10 warp, daz Loherangrîn
Verse: 11 mit im dannen solde varn.
Verse: 12 sîn muoter kunde daz wol bewarn.
Verse: 13 ouch sprach der künec Parzivâl:
Verse: 14 "mîn sun ist gordent ûf den grâl:
Verse: 15 dar muoz er dienstlîch herze tragen,
Verse: 16 læt in got rehten sin bejagen."
Verse: 17 vreude und kurzewîle phlac
Verse: 18 Feirefîz aldâ den eilften tac:
Verse: 19 an dem zwelften schiet er dan.
Verse: 20 gein sînem her der rîche man
Verse: 21 sîn wîp wolde vüeren.
Verse: 22 des begunde ein trûren rüeren
Verse: 23 Parzivâlen durch triuwe:
Verse: 24 diu reise in lêrte riuwe.
Verse: 25 mit den sînen er sich beriet,
Verse: 26 daz er von rittern grôze diet
Verse: 27 mit im sande vür den walt.
Verse: 28 Amfortas der süeze degen balt
Verse: 29 mit im durch kondewieren reit.
Verse: 30 manec maget dâ weinen niht vermeit.
Verse: 1 si muosten machen niuwe slâ
Verse: 2 ûz gegen Karkobrâ.
Verse: 3 dar enbôt der süeze Amfortas
Verse: 4 dem, der dâ burcgrâve was,
Verse: 5 daz er wære des gemant,
Verse: 6 ob er ie von sîner hant
Verse: 7 emphienge gâbe rîche,
Verse: 8 daz er nû dienestlîche
Verse: 9 sîne triuwe an im geprîste
Verse: 10 und im sînen swâger wîste
Verse: 11 "und des wîp, die swester mîn,
Verse: 12 durchz fôreht Leprisîn
Verse: 13 in die wilden habe wît."
Verse: 14 nû was ez ouch urloubes zît:
Verse: 15 si ensolden dô niht vürbaz komen.
Verse: 16 Kundrîe la surziere wart genomen
Verse: 17 ze dirre botschefte dan.
Verse: 18 urloup zuo dem rîchen man
Verse: 19 nâmen al die templeise.
Verse: 20 hin reit der kurteise.
Verse: 21 der burcgrâve dô niht liez,
Verse: 22 swaz in Kundrîe leisten hiez.
Verse: 23 Feirefîz der rîche
Verse: 24 wart dô ritterlîche
Verse: 25 mit grôzer vuore emphangen.
Verse: 26 in dorfte dâ niht erlangen:
Verse: 27 man vuorte in vürbaz schiere.
Verse: 28 mit werdem kondewiere
Verse: 29 ich enweiz, wie manec lant er reit,
Verse: 30 unz ze Jôflanze ûf dem anger breit
Verse: 1 liute ein teil si vunden.
Verse: 2 an den selben stunden
Verse: 3 Feirefîz vrâcte mære,
Verse: 4 war daz her komen wære.
Verse: 5 ieslîcher was in sîn lant,
Verse: 6 dar im diu reise was bekant:
Verse: 7 Artûs was gein Schamilôt.
Verse: 8 der von Tribalibôt
Verse: 9 kunde an den selben zîten
Verse: 10 gein sînem her wol rîten.
Verse: 11 daz lac al trûrec in der habe,
Verse: 12 daz ir herre was gescheiden drabe.
Verse: 13 sîn kunft dâ manegem ritter guot
Verse: 14 brâhte niuwen hôhen muot.
Verse: 15 der burcgrâve von Karkobrâ
Verse: 16 und al die sîne wurden dâ
Verse: 17 mit rîcher gâbe heim gesant.
Verse: 18 Kundrîe dâ grôziu mære bevant:
Verse: 19 boten wâren nâch dem her komen,
Verse: 20 Sekundillen hete der tôt genomen.
Verse: 21 Repanse de Schoie dô
Verse: 22 mohte alrêst ir verte wesen vrô.
Verse: 23 diu gebar sît in Indîân
Verse: 24 einen sun, der hiez Jôhan.
Verse: 25 priester Jôhan man den hiez:
Verse: 26 immer sît die künege man dâ liez
Verse: 27 bî dem namen belîben.
Verse: 28 Feirefîz hiez schrîben
Verse: 29 z Indîâ über al daz lant,
Verse: 30 wie kristen leben wart erkant:
Verse: 1 daz was ê niht sô kreftec dâ.
Verse: 2 wir heizenz hie Indîâ:
Verse: 3 dort heizet ez Tribalibôt.
Verse: 4 Feirefîz bî Kundrîen enbôt
Verse: 5 sînem bruoder ûf Munsalvæsche wider,
Verse: 6 wiez im was ergangen sider,
Verse: 7 daz Sekundille verscheiden was.
Verse: 8 des vreute sich dô Amfortas,
Verse: 9 daz sîn swester âne strît
Verse: 10 was vrouwe über manegiu lant sô wît.
Verse: 11 diu rehten mære iu komen sint
Verse: 12 um diu vünf Frimutels kint,
Verse: 13 daz diu mit güeten wurben
Verse: 14 und wie ir zwei ersturben:
Verse: 15 daz eine was Schoisîâne,
Verse: 16 vor gote diu valsches âne,
Verse: 17 diu ander Herzeloide hiez,
Verse: 18 diu valscheit ûz ir herzen stiez.
Verse: 19 sîn swert und ritterlîchez leben
Verse: 20 hete Trevrezent ergeben
Verse: 21 an die süezen gotes minne
Verse: 22 und nâch endelôsem gewinne
Verse: 23 der werde klâre Amfortas
Verse: 24 manlîch bî kiuschem herzen was.
Verse: 25 ordenlîche er manege tjoste reit,
Verse: 26 durch den grâl, niht durch diu wîp er streit.
Verse: 27 Loherangrîn wuohs manlîch starc.
Verse: 28 diu zageheit sich an im barc,
Verse: 29 dô er sich ritterschaft versan.
Verse: 30 in sgrâles dienste er prîs gewan.
Verse: 1 welt ir nû hœren vürbaz?
Verse: 2 sît über lant ein vrouwe saz,
Verse: 3 vor aller valscheit bewart.
Verse: 4 rîcheit und hôher art
Verse: 5 ûf si beidiu gerbet wâren.
Verse: 6 si kunde alsô gebâren,
Verse: 7 daz si mit rehter kiusche warp:
Verse: 8 al menneschlîch gir an ir verdarp.
Verse: 9 werder liute warp um si genuoc,
Verse: 10 der etslîcher krône truoc,
Verse: 11 und manec vürste ir genôz:
Verse: 12 ir diemuot was sô grôz,
Verse: 13 daz si sich dran niht wande.
Verse: 14 vil grâven von ir lande
Verse: 15 begundenz an si hazzen,
Verse: 16 wes si sich wolde lazzen,
Verse: 17 daz si einen man niht næme,
Verse: 18 der ir ze herren zæme.
Verse: 19 si hete sich gar an got verlân,
Verse: 20 swaz zornes wart gein ir getân:
Verse: 21 unschulde maneger an si rach.
Verse: 22 einen hof si ir landes herren sprach.
Verse: 23 manec bote ûz verrem lande vuor
Verse: 24 hin zir: die man si gar verswuor,
Verse: 25 wan den si got bewîste,
Verse: 26 des minne si gerne prîste.
Verse: 27 si was vürstîn in Brâbant.
Verse: 28 von Munsalvæsche wart gesant
Verse: 29 der, den der swane brâhte
Verse: 30 und des ir got gedâhte.
Verse: 1 z Antwerp wart er ûz gezogen.
Verse: 2 si was an im vil unbetrogen:
Verse: 3 er kunde wol gebâren.
Verse: 4 man muoste in vür den klâren
Verse: 5 und vür den manlîchen
Verse: 6 haben in al den rîchen,
Verse: 7 swâ man sîn künde ie gewan.
Verse: 8 hövesch, mit zühten wîs ein man,
Verse: 9 mit triuwen milte, âne âderstôz
Verse: 10 was sîn lîp missewende blôz.
Verse: 11 des landes vrouwe in schône emphienc.
Verse: 12 nû hœret, wie sîn rede ergienc.
Verse: 13 rîche und arme ez hôrten,
Verse: 14 die dâ stuonden an allen orten.
Verse: 15 dô sprach er: "vrouwe herzogîn,
Verse: 16 sol ich hie landes herre sîn,
Verse: 17 dar um lâze ich alsô vil.
Verse: 18 nû hœret, wes ich iuch biten wil:
Verse: 19 gevrâget nimmer, wer ich sî.
Verse: 20 sô mac ich iu belîben bî.
Verse: 21 bin ich ziuwer vrâge erkorn,
Verse: 22 sô habet ir minne an mir verlorn.
Verse: 23 ob ir niht sît gewarnet des,
Verse: 24 sô warnt mich got, er weiz wol wes."
Verse: 25 si sazte wîbes sicherheit,
Verse: 26 diu sît durch liebe wenken leit,
Verse: 27 si wolde ze sînem gebote stên
Verse: 28 unde nimmer übergên,
Verse: 29 swaz er si leisten hieze,
Verse: 30 ob si got bî sinne lieze.
Verse: 1 die naht sîn lîp ir minne emphant.
Verse: 2 dô wart er vürste in Brâbant:
Verse: 3 diu hôchgezît rîlîche ergienc.
Verse: 4 manec herre von sîner hende emphienc
Verse: 5 ir lêhen, die daz solden hân.
Verse: 6 guot rihtære wart der selbe man.
Verse: 7 er tet ouch dicke ritterschaft,
Verse: 8 daz er den prîs behielt mit kraft.
Verse: 9 si gewunnen samt schœniu kint.
Verse: 10 vil liute in Brâbant noch sint,
Verse: 11 die wol wizzen von in beiden,
Verse: 12 ir emphâhen, sîn dan scheiden,
Verse: 13 daz in ir vrâge dan vertreip
Verse: 14 und wie lange er dâ beleip.
Verse: 15 er schiet ouch ungerne dane.
Verse: 16 nû brâhte im aber sîn vriunt, der swane,
Verse: 17 eine kleine gevüege seitiez.
Verse: 18 sîns kleinœtes er dâ liez
Verse: 19 ein swert, ein horn, ein vingerlîn.
Verse: 20 hin vuor Loherangrîn.
Verse: 21 welle wir dem mære rehte tuon,
Verse: 22 sô was er Parzivâles sun.
Verse: 23 der vuor wazzer unde wege
Verse: 24 unz wider in des grâles phlege.
Verse: 25 durch waz verlôs daz guote wîp
Verse: 26 werdes vriundes minneclîchen lîp?
Verse: 27 er widerriet ir vrâgen ê,
Verse: 28 dô er vür si gienc von dem sê.
Verse: 29 hie solde êrec nû sprechen:
Verse: 30 der kunde mit rede sich rechen.
Verse: 1 Ob von Troies meister Kristjân
Verse: 2 disem mære hât unreht getân,
Verse: 3 daz mac wol zürnen Kîôt.
Verse: 4 der uns diu rehten mære enbôt,
Verse: 5 endehaft giht der Provenzâl,
Verse: 6 wie Herzeloiden kint den grâl
Verse: 7 erwarp, als im daz gordent was,
Verse: 8 dô in verworhte Amfortas.
Verse: 9 von Provenze in tiuschiu lant
Verse: 10 diu rehten mære uns sint gesant
Verse: 11 und dirre âventiure endes zil.
Verse: 12 niht mêr dâ von nû sprechen wil
Verse: 13 ich Wolfram von Eschenbach,
Verse: 14 wan als dort der meister sprach.
Verse: 15 sîniu kint, sîn hôch geslehte
Verse: 16 hân ich iu benennet rehte,
Verse: 17 Parzivâles, den ich hân brâht,
Verse: 18 dar sîn doch sælde hete erdâht.
Verse: 19 swes leben sich sô verendet,
Verse: 20 daz got niht wirt gephendet
Verse: 21 der sêle durch des lîbes schulde,
Verse: 22 und der doch der werlde hulde
Verse: 23 behalden kan mit werdekeit,
Verse: 24 daz ist ein nütziu arbeit.
Verse: 25 guotiu wîp, hânt die sin,
Verse: 26 deste werder ich in bin,
Verse: 27 ob mir deheiniu guotes gan.
Verse: 28 sît ich diz mære volsprochen hân.
Verse: 29 ist daz durch ein wîp geschehen,
Verse: 30 diu muoz mir süezer worte jehen.
Copyright TITUS Project,
Frankfurt a/M, 12.9.2008.
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