Vergleichende Sprachwissenschaft
Universität Frankfurt a/M
Kommentar zu den Lehrveranstaltungen
Allgemein
In der gemäß IV.1.3. der Studienordnung vorgesehenen Einführungsveranstaltung soll Studienanfänger/innen ein Einblick in Organisation, Verlauf und Ziele des Studiums der Vergleichenden Sprachwissenschaft geboten werden. Die Teilnahme ist allen inskribierten Studierenden des Faches dringend angeraten.
In der Vorlesung sollen die zwischen den bezeugten indogermanischen Sprachen bestehenden lautgesetzlichen Verhältnisse und die auf ihrer Grundlage zu erzielenden Ergebnisse einer Rekonstruktion der urindogermanischen Grundsprache vorgestellt werden. Die Veranstaltung wendet sich an Studierende des Faches Vergleichende Sprachwissenschaft, insbesondere solche mit Schwerpunkt Vergleichende Indogermanische Sprachwissenschaft, darüber hinaus aber auch an eine allgemeine sprachgeschichtlich interessierte Hörer/innen/schaft. Vorkenntnisse in altbezeugten indogermanischen Sprachen (Latein, Griechisch, Sanskrit) sind erwünscht. Durch eine Klausur über den in der Vorlesung vermittelten Stoff kann ein qualifizierter Schein erworben werden.
In diesem Proseminar soll die ältest bezeugte iranisch Sprachform, das Avestische, durch die Lektüre ausgewählter Texte vorgestellt und in ihrer sprachgeschichtlichen Entwicklung, auch im Verhältnis zum Altindischen, umrissen werden. Die Texte werden zumeist in Transliteration, zum Teil jedoch auch in Originalschrift gelesen. Die Veranstaltung wendet sich v.a. an Teilnehmer/innen der Sanskrit-Kurse (zuletzt: WS 98/99 bis SS 99) sowie von Lektürekursen des Altindischen, aber auch an andere Hörer/innen mit indogermanistischen oder sprachwissenschaftlichen Interessen sowie an Student/inn/en aus Einzeldisziplinen wie der Germanistik oder Klassischen Philologie. Vorkenntnisse im Altindischen / Sanskrit werden bei den Teilnehmer/inn/en vorausgesetzt.
Das Tocharische, eine früher in Zentralasien beheimatete indogermanische Sprache, ist mit schriftlichen Zeugnissen zumeist buddhistischen Inhalts aus dem ersten Jahrtausend n.Chr. in zwei Dialekten (Tocharisch A und B, auch "Ost-" und "Westtocharisch") überliefert. In der Lehrveranstaltung soll das sprachhistorische Verhältnis der beiden Dialekte zueinander und zu den anderen Sprachen der indogermanischen Familie systematisch erarbeitet werden, wobei die in digitalisierter Form verfügbaren Texte die Grundlage bilden sollen. Vorkenntnisse in alten indogermanischen Sprachen, insbesondere im Altindischen, sind für die Teilnahme erforderlich. Qualifizierte Scheine können durch Anfertigung von Referaten erworben werden.
Gegenstand der Lehrveranstaltung sind die Vertiefung der Kenntnisse der hethitischen Grammatik unter besonderer Berücksichtigung sprachgeschichtlicher Phänomene und die Lektüre hethitischer Texte verschiedener Textsorten. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende mit Vorkenntnissen in hethitischer Grammatik, vor allem an Teilnehmer/innen der Lehrveranstaltung Hethitisch I.
Die Texte werden nach sprachhistorischen Gesichtspunkten aus Ilias, Odyssee und den "Homerischen Hymnen" ausgewählt. Kenntnisse in der historischen Grammatik des Griechischen oder einer anderen indogermanischen Sprache mit alter Überlieferung werden vorausgesetzt.
Behandelt werden das armenische Schriftsystem, die Laut- und Formenlehre und die Wortbildung. Grundzüge der armenischen Syntax werden gegen Ende der Veranstaltung anhand von transliterierten Texten der ältesten Historiker vermittelt. Vorausgesetzt werden Kenntnisse in einer altindogermanischen Sprache.
In der Veranstaltung sollen die in der Einführung erworbenen Kenntnisse in der altarmenischen Grammatik vertieft werden. Die Texte werden in Originalschrift und in Transliteration geboten. Das zugrundegelegte Korpus umfaßt neben Auszügen aus Werken, zu denen eine griechische Version existiert (z.B. Agathangelos, Physiologos), Textpassagen mit Parallelstellen in der griechischen oder lateinischen Literatur (z.B. Phaustos/Ammianus Marcellinus; Eznik/Achilleus [S]tatios], Vitruv).
Im ersten Drittel des Semesters werden die armenische Schrift und das Phonemsystem des Ostarmenischen behandelt. Kenntnisse in Morphologie und Syntax sollen anhand von belletristischen Texten in Originalschrift vermittelt werden. In den beiden letzten Unterrichtstunden wird ein Abriß der historischen Grammatik des Neuarmenischen geboten.
Die Übung stellt eine Einführung in die baltische Sprachwissenschaft anhand des vor dem Ende des 17. Jahrhunderts erloschenen Idioms des Altpreußischen dar. Darüber hinaus wird auf Probleme der Ethnographie und Geschichte der alten Preußen eingegangen.
In dieser Lehrveranstaltung soll die linguistische Terminologie, wie sie insbesondere in der historischen und vergleichenden Sprachwissenschaft (Gebiete Phonetik/Phonologie, Morphologie, Syntax) Verwendung findet, durchgenommen werden. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an StudienanfängerInnen und Studierende im Grundstudium sprachwissenschaftlicher Disziplinen.
Ausgehend von den Verwendungstypen der Kategorie "Aspekt" in der Beschreibung slavischer Sprachen sollen altindogermanische Sprachen und einige nichtindogermanische auf eine vergleichbare Erscheinung hin untersucht werden. Im Anschluß wird eine Reihe von Aspekttheorien vorgestellt.
Die Vorlesung bietet eine Einführung in die Sprachwissenschaft des ostseefinnischen Zweiges der finnisch-ugrischen Sprachen nebst einem Abriß der Ethnographie und Literatur der ostseefinnischen Sprachgemeinschaften. Weitere Themen sind das Problem der lappisch-urostseefinnischen Grundsprache, die germanisch-, baltisch- und slavisch-ostseefinnischen Kontakte sowie die Entwicklung der beiden ostseefinnischen Staatssprachen (Finnisch, Estnisch).
Das Chiricahua gehört mit sechs engverwandten Sprachen (darunter das bekannte Navaho) zur Gruppe der südathabaskischen Sprachen. Die Veranstaltung soll anhand der grammatischen Skizze von Pinnow und einer Textsammlung aus den 30er Jahren in diese Sprache einführen, die ein sehr komplexes Verbalsystem aufweist. Typologische Seitenblicke auf die westkaukasischen Sprachen sind bei Interesse möglich. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich; praktische Sprachkenntnisse werden jedoch nicht vermittelt. Literatur: J. Pinnow. Einführung in das Chiricahua mit Seitenblicken auf das Mescalero. Buske.
Die tscherkessische Sprache wird in verschiedenen Varietäten nördlich des Kaukasushauptkamms, aber auch in Anatolien und anderen Regionen des ehemaligen osmanischen Reichs gesprochen; zusammen mit dem Abchasischen und Abasinischen sowie dem seit kurzem ausgestorbenen Ubychischen bildet sie die Gruppe der sog. west- oder nordwestkaukasischen Sprachen. In der Einführung sollen Grundkenntnisse in dieser Sprache erworben werden, wobei typologische Fragestellungen im Vordergrund stehen. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Teilnehmer/innen der Sprachkurse Georgisch, Lasisch, Svanisch und Abchasisch, die in den vergangenen Semestern in Frankfurt durchgeführt wurden. Durch eine Klausur kann ein einsemestriger Sprachkursschein erworben werden; erfolgreiche Absolvent/inn/en des Kurses Abchasisch aus dem WS 1998/99 können einen für beide Veranstaltungen gemeinsam geltenden zweisemestrigen Sprachkursschein erwerben.
In der auf zwei Semester angelegten Einführung (Beginn WS 1998/99) sollen Kenntnisse vermittelt werden, die es den Hörer/inne/n ermöglichen, einfache Texte in der "klassischen" Ausprägung des Sanskrit selbständig zu lesen und zu verarbeiten. Der Besuch des Sanskrit-Kurses ist Student/inn/en der Vergleichenden Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt "Vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft" im Hinblick auf den Erwerb des gemäß Studienordnung erforderlichen Sprachkursscheins dringend angeraten.
Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung werden Texte zur litauischen Landeskunde, Geschichte und Sprachgeschichte gelesen und grammatisch erläutert. Grundkenntnisse des Litauischen werden vorausgesetzt. Durch Anfertigung einer Übersetzung mit sprachwissenschaftlichem Kommentar ist der Erwerb eines qualifizierten Scheines möglich.
Die Veranstaltung setzt die im WS 1998/99 begonnene Einführung in das Singhalesische, die indoarische Staatssprache Sri Lankas, fort. Der Schwerpunkt liegt in einem systematischen Ausbau der grammatischen Kenntnisse, wobei einfache Übungstexte zugrundegelegt werden. Die Beherrschung der singhalesischen Schrift und ihrer wissenschaftlichen Transkription wird vorausgesetzt.