TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 223
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Paragraph: 42      Kompt er alsdann wider, da ist freud in allen Gassen, da darff sie101 sich wol verköstigen, vnnd wie die Nörenbergischen Weiber ein Kreutzer zum102 Bottenbrot verschencken103 vnd für ein plappart Zwibelfisch kauffen zu dreyen Trachten, da rüffet sie den Nachbauren, Frewet euch mit mir, dann mein Groschen ist gefunden, Mein Sau ist wider kommen, da rüst man, da verdüst man, da streiet man dem Palmesel Zweig vnter, da macht man die Thor weit, daß der Haußkönig einreut, laufft jhm mit zugethanen Armen entgegen, die104 Töchterlin sitzen105 jhren auff dem Arm, Page of re-edition: 108  wie die Mörkätzlin, die Sönlin hencken am Rock, wie die Aefflin, vnnd rüffen all Brot, Brot, so fragt sie nach dem Kram, bald nimpt sie jhm den Mantel ab, bringt jhm ein frisch Naßtüchlin, tregt das beste auß dem Hackstock Page: 136   auff, das sie von seinetwegen nicht hat essen mögen, macht jm mit den Kindern ein kurtzweil vor dem Tisch, Guck Vatter vnser Sönlin, mit dem Satinlin, wie wachßt es so sehr, die Ermel seind jhm zu kurtz, es bedörfft wol ein anders Röcklin : da ist er erfreut, als käm einer vnd brecht jhm nichts? Flugs bringt die Magd ein Fußwasser,106 da schürtzet sich die Fraw, kniet zum Kübel, wäscht jhm die Zähen, trocknet jm die Schenckel : vnnd solchs warumb? Darumb (wie Joan Andreæ der Jurist 'in c. literas, in verb. incert, de restit. spol. cum concord' : meldet) weil er jr Haupt vnd Ehelicher Bapst ist, vnd auff daß er sie weniger oder gelinder vnnd sauberlicher mit füssen trett : Dann wie gedachter Doctor sagt, ist sie auch von Rechtswegen schuldig sein Kuchenlump zusein, daß sie jhm koch, weil107 er sie speißt, jhm das Bett mach, weil er müh hat, jhm das Bad wärm, weil er sie auch wärmt, jm ein frisch Hembd lange, weil er jhr zum ersten das Hembd auffhub, ja sie butzt jhm die Schuch, fegt die Kleider auß, hengt die Hosen auff, wärmet das Bett, reicht jhm die Schlafhaub, da wiget sie das Kind, da wehet der Wind, da ligen wir beide alleine, alleine, daß man die Hünerbrü verdiene. O wie ein köstlich ding ist das Nächtlich singen zur Wiegen, es vertreibt das Gespenst : Merckts jr Männer, vnd singt wann jhr auff der einen Seiten wieget, daß es zum Discant stimme, wann sie auff der anderen Seite ngigaget108 vnnd knappet109, klopffet an die Kammer, so schweigen die andern junge schreiling so lang still, biß sie es vergessen : O die Kinder singen offt wie einer durch ein finsteren Wald, mit forchtsamer freud vnd freudiger forcht, das eine jnnerlich, das ander eusserlich.

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