TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 302
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Paragraph: 15      Zu seinem Leibrock nam man51 achtzehen hundert ballen52 Genuesischen Kremmesinsammat nach Palmen wol gemessen, sampt der grösten vberleng, wol inn grän gedunckt, vmbher fein gebordirt mit Schönen gefeihelten Zünglein vnd Page of re-edition: 172  Laubwerck, wie man etwan vmb den Harnischkragen vnd Rittergürtel pflegt zutragen, vnnd noch heut vmb die Wapen, Schilt vnnd Helm malet. Ein fein Wapenröcklin, daran Silbere Schellelein vnnd Flinderlein53 zum Thurniren vnnd Schlittenfahrn an Kettlein hingen. Dann solchs war damals der brauch, daß man mit eim klingenden gepräng vnd prangenden gekläng, als wann der HohePriester Page: 222   ins Heyligthumb gieng, auff den Platz erschien : Seither aber die Thurnier, das ist, die Adels Probir, sind abgangen, haben die Fuhrleut jren Gäulen die Schellen angehengt. Ist dannoch besser als wann mans den SaumEseln, MüllerEseln, vnd Colmarischen Misteseln anhengt, dann man kent sie ohn das, vnd sie einander noch baß. Auch vber54 Rucken, Arm vnnd Prust wars mit Guldenen Passamenten eingefasset, vnnd mit Perlin bestickt, fein Knap vnnd Bund wie des Papstes Maulesel, der einmal ein Auffrhur zu Rom auf Fronleichnamstag macht, vnnd schwerlich ist absoluiert worden. Mit disem geschmuck allem anzuzeigen55, daß er etwann ein feiner Han, vnd ein feins Feistinseidele vnnd Fartzflasch werden solt. Die gefaltene vnd eingeschnierete Reutröck wie die Kocherspergische Falten Juppen waren noch nit auffkommen. Dann was soll diß ruckenspannen, vnd sorgfeltig einfalten, einstechen, vnd einwinden der Weiberröck? kurtzumb wann man die Stifel nicht meh wachtelt, so müssen die Kleider gewachtelpfeiffelet werden : Wolan so secht wol zu, das es nicht auß den falten komm, der Bub müßt es sonst gethan haben, macht eh eigene Wachtelhöltzer dazu, wie zu den Hembdkrösen : Aber was gehn mich ewere Faltzenschindelen an, ich mag euch die falten nicht weiter verrucken : gürtet darfür den Degen auffs Miltz, Hosenbendel geben auch gut Feldzeychen. Dann die Amiralischen Hemder zu Montgontour haß ich. Jr habt doch jetzund feine glate behafftete vnd befransete mutzen mit runden Schößlin oder dreien zipffelen, wie man etwann die Ledere Koller machet, die man zwischen den Beinen zusamen band, als man noch die lange weichen vnnd Mastbeuch zog. Ha wie schöne Pauianröcklin, wann die Ermel entzwey Page: 223   geschnitten sind, daß die Lackeyen daher fligen, vnd die Seiten voll Nestelen hencken, deren keiner zu ist, als hetten jhnen die Hund auß der seiten gessen. Es steht wol wie die knöpflin Page of re-edition: 173  an den56 Röcken, auff allen ecken, jhre Knöpffigkeit auffzudecken. Aber 'quæstio' : Welchs ist Närrischer oder nötiger, daß der Mantel den Latz deck, oder das gesäß. Ist wunder, das weil sie fornen die Mäntel auff beiden seiten schlitzen, damit das Latzgesperr raum hab, warumb sie nicht so mehr Mentel machen, wie die Niderländischen Mäntel, fornen kürtzer als hinden, wie den Schwangern Frawen. Oder ich frag, sind die Röck erdacht zur deck, oder für Regensäck : Ich halt nicht allein für Kält vnnd Regen (sonst trüg man sie nicht inn Stätten, vber Tisch, zum Dantz, zu Hof vnnd im Sommer)57 sonder zur deck der hindern vnd fordern Scham, wie Adams zweizipffeliger Beltz außweißt, dann er het im selben heissen Land sonst keenen bedörfft, er hab dann glaubt, was gut sey für hitz, sey auch gut für Frost, wie die Bronnen, wie der Weber dunckkeller, wie der Weiber Brautbeltz, vnd der Männer Wolffsbeltz. Darumb haben die Männer erstlich nur Mäntel getragen, daher auch der namen ist : Hosen vnd Wammes ist inn Kriegen von Kürissen entstanden, vnd ist der letzt Närrisch fund : Aber man sicht, daß die Alte lange Kleydung der Türcken, die kurtzen Hosenwämmstler gar nah verstecket.

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This text is part of the TITUS edition of Johannes Fischart, Geschichtsklitterung.

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