TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 512
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Paragraph: 4      Aber nach dem Mittagmal pflegen5 sie an statt jhrer gewonlichen Heuschrecklichen feldübung vnd Graßverrammelung, Spinnen vnd Schneckenmäsig zu Hauß zubleiben, oder inn der Statt vnnd nähe herumb zufahren. Vnd auff Apotherapische gesundheitpflegige manier in der Scheuren, Tennen, vnd dem vor vnd Hinderschopff etwas leibswäferung halben zuthun zusuchen : da banden sie Garben, schütteten vnd warffen Korn, wanneten das getreschte, trug einer zwey Malter oder viertheyl Frucht auff beiden Achsseln, vnd zwey zwischen beiden Armen, halfen ein weil dem Vulcano schmiden, wie der Hörnen Seifrid, der den Ampoß trey Klaffter inn die Erd schlug, rührten Mörtel, trugen vnd waltzten stein, strigelten die Pferd, haueten Holtz, trescheten, vnd anders. Dann sie waren nicht des Reigergeschlechts vnd Mönchischen glaubens jenes Malers, der nur wans regnet spacieren gieng, damit jn niemand auff der Gassen jrrt. Was soll diß Saugeschlecht, die Regenwürm? Sonder Fürstenmäsig, thaten wie die grosse Potentaten vnnd Regenten, welche auff der Bärenhaut nicht zu verschimmelen, vnnd daß Armbrost ernstlicher anspannung bißweiln6 nachzulassen7, gemeinlich wann jnen das jagen erleidet, ein Handwerck oder sonst Geschäfft herfür suchen, Da haspelt der Sardanapal, Page: 360   Vespasian flechtet Baderhütlin, Augustus8 trehet Spindelböltz, der ander glaset Aengster, 'Carolus V.'9 dichtet lebendige Vrwerck, einer10 schleifft Scheren, jener11 schmirt Stifel, diser12 fegt Kisten, etlich stricken13 Netzgarn, Domitian zimmert Prettspil, oder lehrt dantzen, die Egyptischen König bawen Pyramidische Todenbeinheußlein. Scipio Muckenheußlin auß Schneckenheusern. Der Schultheyß ladet Mist für kurtzweil, daß man jhn fragen muß, wer der Schultheiß sey, Der Burgemeyster spitzt Federn vnd meßt auß, Jener Algäuisch Vogt bricht Hanff oder spinnt, Curius delbt Ruben, andere weben, etlich machen fingerbrillen, viel erdencken weite Seckel vnd eng Kasten, mancher Registriert das Mettenbuch, Demetrius König Page of re-edition: 279  inn Asien spilt mit gulden würffeln, die jm der König Perses schicket, der darnach an den Römern gantz Asien inn einer schantz verspilt : der gut theil saufft mit Alexandro Magno : viel blendet14 die Schrifft, darumb lesen vnd studieren sie des weniger, sie möchten sonst Schreiber vnd Pfaffen werden, etlich tretten den Einsidlern die Schuh auß vnnd flechten Körb, jener Spartanisch König sticht den Zeußlin die augen auß, Cyrus schneutzt die Bäum, Attalus giesset Puppendokken, Seuerus hetzt Rephüner zusamm : Agesilaus reut mit den Kindern auff dem Stecken herumb, der Görtzisch Graff schleifft mit den Buben auff dem Eiß : Keiser Varius suchet alle Spinnwepp inn der gantzen Statt Rom ab, vnd laßt sie bei 10000 Pfunden wiegen : Keyser Henrich fangt Fincken, König Deiotarus schlägt den Pferden ein, oder bind den Geyssen den hinckenden Elenbogen. König Coruinus bind Reben, Keyser Antonius Pius eget : Diocletianus hällt den Pflug. König Agamemnon setzt Maßholderbäum. Keyser Page: 361   Vespasian tauscht Maulesel, Martius schmidt Harnisch. Affricanus setzt Oelbäum. Hercules setzt Eychen, vnd pflästert die Häfen, Ptolomeus Auletes Pfeifft, Maximilian steigt nach Gemsen : Nero schlegt auff der Cythar, Epaminondas singt darzu : dann was die Fürsten geigen, das müssen die Vnterthanen dantzen. König Wilhelm Vischart inn Normandy bindet vnd windet die Segelseyl,15 Europus bawet Laternen. Die Schwedisch König giessen Kannen vnd pletzen Pfannen, die Portugalischen König schütteln nicht wie Keyser Pertinax den Pfeffer Sack : sondern laden gantz Pfefferschiff auß, die Parthische König16 Nadeln. Der jung Dionys legt ein, Page of re-edition: 280  Demetrius wird ein Schwerdfeger, wie auch gemeinlich die alte Teutsche König : Daher heissen sie so gern Kündegen, Degenbrecht, Degenhart, Degenward, vnd Reckdendegen :17 vnd die Castilischen Spanier, der Schwaben Bastart, 'Diego'. Vnnd hierumb ist auch jener vnschuldig Poet zuentschuldigen, der des Keysers Maximilians, Page: 362   Hochlöblichster gedechtnuß, Demut auß seiner Rhetorick nicht anders zuloben wußt, als daß er setzt, Er hab seinen Pantzer geflickt vnnd den Harnisch gefegt : Hats villeicht bey dem Homero gelehrnt, der lobt seinen Vlyssem, daß er sein Schiff bletz18. Ja es lehrt die Fraw wol das Netz bletzen, wann der Meister nicht zu Hauß ist.

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This text is part of the TITUS edition of Johannes Fischart, Geschichtsklitterung.

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