TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 551
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Paragraph: 3      VNter des der Mönch, wie gehört, mit denen, die ins Kloster eingefallen5, scharmützelt : Mitler weil6 zog Picrocholus mit seim Volck inn groser eil vber den furt von Vede, vnd stürmeten die Burg Clermaut, allda jhnen gar kein widerstand geschah. Vnnd demnach7 die Nacht einful, Page of re-edition: 313  ward er zu rhat, darinn mit seim volck zu vbernachten, es von seinem streiterhitztem zorn zukülen. Morgens frü nam er das Bollwerck vnd Schloß ein, befestigt vnd versah es mit zugehöriger munition, in Hoffnung, wa er angestrenget würde, sich inn disen Halt zuhindergeben. Dan das ohrt war von Natürlicher vnnd Kunstgefügter gelegenheit sehr fest. Aber laßt vns sie da ligen, vnnd zu vnserem guten Gurgelstrozza8, welcher zu Pariß sich fast verstudiret vnd kempfferisch vbet, vmbkehren. Auch zu dem guten alten Grandgoschier9 von Großkeil seim Vatter : welcher nach dem essen vnnd eingenommenem vngespuletem Wein, bey eim grosen hellen Feur pflegt sein gepäck zuwärmen, vnd zuerharren, wann er von10 dem Aecker der Kesten feißter würde11, vnnd pflegt12 dieweil mit eim angepranten stecken, damit man das Feur schüret, auff den Herd etwas zumalen vnd zuschreiben, vnd13 seim Weib vnd Haußgesind etliche lustige geschichten von alten abentheuren zuerzehln. Als er nun also sein zeit vertreibt, kompt auß14 den vorgedachten Bangarten, Pilot15 Gabelhoch, Fritzen Habercläußlin Nachverlassener Ehlicher Son, der best Vrenrichter im Dorff,16 wol beredt, der auff allen schencken vnd hochzeiten pflegt abzudancken, zeigt17 dem König stil vnnd butzen an, was Kyklokolen der König von Bitterlerne für grosen vbertrang mit Schwerd, Prant, Nam vnd Plünderung in seim Land vnd Gebiet vorhette : Vnd daß er allbereit Page: 406   das gantz Land verhergt hab, außgenommen das Kloster zu Sewiler welches Bruder Jan Onkapaunt zu seinem grosen rhum hab errettet, auch zum willkomm jnen zimlich den leymen geklopfft, wie die Baßler den Armen gecken im loch : vnd das jetzumal der König in Rosche Clermault lig, allda sich auff allen fall einzurüsten. Darauff fieng Großbuchier an, Holoß, holos, Och, och, wie geschicht mir? was ist das jhr fromme Leut? Traumt mir, oder ist war, was man mir sagt : Soll Picrochol mein alter Freund, beydes von Stammen vnnd Bündnuß mich also feindlich besuchen? Was bewegt jhn darzu? Was ist die vrsach? wer weißt jn also an? Ich glaub, er will war machen, was man sagt, wer ein Schelmen von eim Pferd hat, vertauscht jn bey seinen Freunden. Ho, ho, ho, ho, Mein Got helf mir18. Ich protestir19 vor dir, wolst mir so genedig sein, als war20 ich jm oder den seinigen je etwas leides21 zugefügt Page of re-edition: 314  habe :22 derhalben muß es23 vom bösen Geist herkommen daß er mich also betrübet24. O du liebe Billigkeit, kenst mein hertz : wie wann er vieleicht wer vnsinnig worden, vnd er mir jetzund darumb in die hand gerhit, auff daß ich jhn wider zu recht prechte? Hocha, ho, ho, es ist mir nur vmb dich du mein liebes Volck vnd mein getreuwe Diener zuthun, muß ich euch dann nun zu disem gefärlichen geschefft bemühen? Ach mein hohes Alter solte jetzund in Ruhen schweben, in betrachtung sonderlich, weil25 ich mein lebenlang nur nach friden gestellet : So sihe ich wol, es muß sein, das ich jetzunder mein schwache matte Schultern mit dem last des Harnischpleches muß beschweren, vnd inn mein zitterende bebende hand den verrosteten Spieß, darauff die gute Hennen so lang jhr gut gemach hatten, nemmen, vnnd die Beckelhaub, Page: 407   darinn die liebe Meußlin jhre liebe jungen so lang wol außgeprütet, auff meine grawe Haar stürtzen, vnnd solches zu entschüttung und schutz meiner armen Vnterthanen : Aber es ist erst billich, dann von jrer arbeit werd26 ich vnterhalten, von jrem schweiß werd ich, meine Kinder vnnd Haußgesind erzogen. Der auff der Banck schlaffet, vnd der darauff stilet, vnnd der darauff27 schlaffet, vnnd der darauff stelen laßt, sind gleich schuldig. Drumb will ich meins theils mein best thun, wie einer der allein pfeifft. Jedoch will ich noch kein Krieg wagen, ich hab dann zuvor alle weg vnd weiß zu einem friden versuchet : ich schew den Krieg wie ein tauber Hund das Wasser, dann er frißt Gold vnnd scheißt Kiselstein, ich wolt jhn nicht, freß er schon Kiselstein, vnnd schiß Gold. Wiewol man sagt : friß Treck vnd scheiß gold, so werden dir die Meidlein hold. Dann der einmal einsteigt, der muß das Bad außbaden, oder doch zahlen : Darfür hilfft weder Witzling noch spitzling. Darumb nur Haar inn die Woll geschlagen. Besser ein vngerechter Frid, als ein gerechter Krieg. 'Nemo Sapiens, nisi patiens' : Frid mehrt, Vnfrid verzehrt : Ich denck was mein Großuatter Hacqueleback sagt : Büchssenschiessen, Glocken giessen, Teuffel bannen, Armprost spannen, wer dz nicht wol kan, solls vnderwegen lan : Ich aber sage wers auch wol kan, solls lassen anstahn. Vnd daß sey also beschlossen, man wöll mirs dann gar abtringen vnnd außstossen.

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This text is part of the TITUS edition of Johannes Fischart, Geschichtsklitterung.

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