TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 560
Paragraph: 3
HOehers
3
vnnd
kümerlichers
4
hertzenleid
mag
einem
auff
Erden
nicht
zustahn
,
als
so
er
von
dannen
,
daher
er
allen
guten
willen
solt
gewertig
sein
,
hingegen
allerley
widerwillen
,
vndanckbarkeit
vnnd
feindschafft
muß
erfaren
.
Deßhalben
dann
jhrer
viel
,
die
ein
solcher
vnfall
vbereilt
gehabt
,
vnd
in
dise
klammer
geraten
,
nicht
ohn
vrsach
(wiewol
wider
vernunfftbescheiden
Recht)
denselbigen
so
hertzlich
zu
mut
gezogen
,
daß
jhnen
jhr
lieb
Leben
darob
Bitter
vnd
schmäh
worden
,
vnd
dasselbige
weniger
5
als
den
vnbill
erträglich
6
vnd
leidlich
geschetzet
:
also
,
daß
da
sie
den
plötzlichen
ruckwend
vnd
spott
des
glücks
weder
durch
sanffsame
noch
gewaltsame
mittel
zuverbesseren
gewußt
noch
vermocht
,
dahin
sinnverrucklich
sind
verfüret
7
worden
vnnd
verfallen
,
das
jhnen
die
8
gantze
Welt
vnnd
alle
Menschliche
beywonung
dermassen
abscheulich
ist
erleidet
9
,
daß
sie
derwegen
auß
verzweiffelung
solchen
jhnen
widerfahren
vnfall
widerumb
abzubringen
,
sich
10
selber
dises
Liechts
entsetzt
vnd
zur
ewigen
Todenfinsternuß
Page: 418
eigner
hand
haben
gefördert
11
.
Ist
derwegen
nicht
zuuerwunderen
,
wa
auch
nun
zumal
der
Großmächtig
König
Großgurglier
12
mein
gnädigster
Herr
ab
deinem
wütigen
vnd
feindlichem
einfall
etwas
grosses
mißfallens
vnnd
beschwernuß
trägt
.
Ja
vil
mehr
stünd
es
zuverwundern
,
wann
S
.
Mt
:
sich
den
manigfaltiggeübten
vberfall
vnd
mutwill
von
dir
vnnd
den
deinen
an
jhm
vnd
den
seinen
angewendt
vnnd
geübt
,
nicht
zu
treuen
hertzen
fürete
.
Dann
vber
diß
,
das
seiner
Kön
:
Page of re-edition: 323
Würde
dero
liebe
Vnterthane
sehr
ängstlich
,
wie
eim
Vatter
seine
Kinder
angelegen
,
so
thut
es
dero
insonderheit
weh
,
solch
schmach
vnd
tratz
von
dir
vnd
deim
Volck
zuerfaren
,
mit
welchem
doch
S
.
Mt
:
vnnd
dero
Vorreltern
von
alten
ohnhinderdencklichen
zeiten
her
inn
fester
Nachbarlicher
Erbverbündnuß
allweg
ist
gestanden
.
Dieselbige
auch
biß
hieher
also
vnuerbrüchlich
Heilig
vnd
steiff
beiderseits
gehalten
worden
,
daß
es
nicht
allein
bey
seiner
Mt
:
sondern
auch
den
Barbarischen
oder
Ferrfarenden
Nationen
jhenseit
der
Zucker
Insel
Canarien
vnnd
Isabelle
ein
solch
ansehen
gehabt
,
daß
vil
leichter
das
Firmament
zuzerrütten
,
vnnd
der
abgrund
vber
die
Wolcken
auffzurichten
,
als
euer
beider
Mayestat
bund
zutrennen
sein
geschinen
:
auch
dise
Länder
denselbigen
also
gescheuet
,
daß
sie
auß
forcht
eines
vnd
des
andern
,
gegen
keim
theyl
,
oder
deren
Bundverwanten
niemals
etwas
feindlichs
haben
vnterstehen
dörffen
:
sonder
noch
wol
zuzeiten
inn
die
Gemeinschafft
der
einigung
auffgenommen
zuwerden
angelanget
.
Ja
sich
gutwillig
jhrer
ein
ansehlich
theyl
zinßbar
gemacht
:
der
ein
mit
Dänischen
Pferden
,
der
ander
mit
Frisischen
Ochssenhäuten
,
der
dritt
mit
Specerei
,
der
viert
mit
Frantzosenholtz
,
der
fünfft
mit
Papegeifedern
:
Page: 419
der
sechst
mit
Thüringischen
Sauhäuten
:
der
sibend
mit
Bambergischen
weissen
Pferden
,
der
acht
auff
Eßlingisch
vnd
Leberauisch
mit
eim
Wagen
mit
Flachs
,
vnnd
ein
Sester
voll
Haller
:
der
neunt
mit
eim
Englischen
Docken
:
Dann
sie
jhrem
keim
den
hon
thun
wolten
,
wie
Keiser
Henrich
der
Vogler
,
den
Hunischen
Vngarn
,
daß
sie
jhnen
schäbige
gemutzte
vnnd
gestutzte
Hund
solten
für
Tribut
aufferlegt
haben
.
Was
für
vnsinn
treibt
dich
dann
nun
,
so
liederlich
alle
freundschafft
außzutilgen
,
alle
Bündnuß
zutrennen
,
alles
recht
zu
vndertretten
,
vnd
vnuerursacht
oder
vngereitzt
die
Nachbarschafft
verherglich
vnd
arglich
anzufechten
vnd
zubetrüben
.
Wa
ist
treu
vnd
glauben
?
Ist
diß
recht
vnd
billichkeit
?
Heißt
dz
Menschlich
vnd
vernünfftig
bei
einander
gewonet
?
Förcht
man
also
Gott
?
Meinst
Göttliche
allgemeine
gerechtigkeit
,
welche
allen
vnbill
sihet
vnd
richtet
,
werd
dich
allein
vbersehen
?
Nemm
dirs
nur
nicht
inn
sinn
:
Gedenck
an
mich
,
diser
hochmut
wird
dir
noch
zur
demütigung
gereichen
,
wie
gemeinlich
allen
Königreichen
,
die
sich
jhrer
Macht
vberhebt
,
geschehen
?
Dann
die
auff
der
höchsten
Page of re-edition: 324
Spitze
stehen
,
die
stehen
nicht
satt
,
es
wird
jhnen
nichts
meher
,
dann
daß
sie
wie
im
Spil
der
faulen
brucken
,
einmal
die
händ
zusammen
schlagen
vnnd
jauchtzen
,
vnnd
alsdan
wider
herab
springen
,
ritschen
vnnd
13
bürtzeln
:
ja
wann
sie
sich
nit
recht
vortheilhafftig
inn
die
Wag
stellen
,
darff
sie
die
spitze
des
gewalts
durchtringen
vnnd
vmbringen
.
Die
auff
der
höhe
des
Baums
hangen
,
stehen
gefehrlicher
als
die
so
die
14
Mitte
,
da
der
Baum
am
stercksten
ist
vmbfangen
15
.
Derwegen
hast
du
den
gipffel
des
Thurns
erlangt
,
so
gedenck
nit
vber
den
knopff
,
sonst
wirdest
keinen
bestand
noch
hafftung
antreffen
.
Wiewol
etwan
einer
Page: 420
sagt
,
wer
am
höchsten
schweb
,
der
zerstoß
kein
kopff
,
so
sagt
doch
einer
hinwider
,
ob
wol
nit
den
Kopff
,
doch
dermassen
die
Knie
,
das
der
Kopff
hernach
bürtzelt
.
Aber
,
wa
es
jhe
also
Gott
verhenglich
vorbestimmet
16
,
zumal
deiner
Wolfahrt
vnnd
Rhu
entsetzt
zuwerden
,
ist
es
mir
leid
,
daß
es
sich
eben
inn
betrübung
meins
Gnädigsten
Herrn
Königs
,
durch
den
du
eingesetzt
vnd
allzeit
bestandhafftiget
gewesen
,
schicken
:
vnd
der
fall
deines
Hauses
durch
disen
17
,
der
es
gezieret
,
befördert
18
werden
soll
:
Leyd
ist
es
mir
,
das
daß
vndergestützte
Hauß
sich
wider
seine
eigene
Stützen
vnd
Pfeiler
,
von
denen
es
seine
Auffenthalt
19
hat
,
setzet
vnnd
strebet
.
Sintemal
es
gantz
vnd
gar
wider
alle
vernunfft
streitet
,
vnnd
von
keim
Sinnbegabten
Menschen
kan
gebilichet
werden
:
Sondern
von
allen
Einheimischen
vnd
Fremden
,
zu
denen
dise
vngeschicht
außbricht
,
wol
für
ein
Exempel
vnd
muster
menschlicher
vnbestendigkeit
,
mag
auffgenommen
,
vnnd
zur
Warnung
auff
einigerlei
Menschengeschäfft
vnd
kräfft
,
wie
hoch
es
auch
versichert
,
vnd
beeidheiliget
ist
,
nicht
zu
trauen
noch
zubauen
,
dienlich
behalten
werden
.
Wa
dir
vnnd
deim
Reich
einiger
gewalt
von
vns
begegnet
,
wa
wir
deinen
Feinden
etwas
gonstes
oder
vorschubes
beweisen
20
,
nicht
allen
vnraht
gewendet
,
inn
deinen
nöten
nicht
beyständig
,
deiner
Würden
vnd
Ehren
verletzlich
gewesen
weren
:
Oder
,
es
näher
zubegreiffen
,
vns
vileicht
ein
hinderruck
verlügender
Geist
vnd
vergifft
schandmaul
,
durch
dückische
verblendung
vnd
arge
geschraubte
Lugenwort
bey
dir
vertragen
hette
,
stunde
es
doch
inn
alle
weg
deiner
hohen
Würden
wol
an
,
zuvor
desselbigen
einen
grund
zuerforschen
,
vnnd
alsdann
vns
dessen
zuerinnern
:
so
solt
es
Page of re-edition: 325
vnsers
theils
bescheidener
billichkeit
halben
Page: 421
nicht
also
glimpffvergeßlich
fehlen
,
das
wir
vns
nicht
entweders
21
der
beschuldigten
aufflagen
entlediget
,
oder
darumb
ehrengemäsen
abtrag
gethan
hetten
:
Aber
,
ach
du
ewiger
Gott
im
Himel
,
was
kanst
du
andere
,
dises
deines
freuels
vnd
vnthat
22
,
vrsachen
anziehen
oder
fürwenden
?
als
eben
den
gewalthätigen
mutwill
vnd
gelüstige
begewaltigung
,
damit
du
vns
nun
augenscheinlich
auß
hochmut
vnd
vermessener
rachgir
,
eigenes
mutwillens
meyneidig
,
Räuberisch
vnnd
Tyrannisch
anwendest
.
Daurt
dich
nit
dein
Liebes
Völcklin
,
welchs
du
inn
die
Brü
führest
:
Es
daurt
doch
etwann
den
von
Hagenbach
nicht
so
sehr
sein
kopff
,
welchen
er
durchs
Schwerdt
verlieren
mußte
,
als
das
gut
Volck
,
welchs
Ertzhertzog
Carl
sein
Herr
,
jhnen
zurechen
,
wirde
verwagen
.
Kein
wunder
wers
daß
dich
,
vmb
verhütung
zukönfftiges
Jamers
,
ein
Donnerstral
dritthalb
Centner
schwer
,
inmassen
23
einer
zu
Enßheim
inn
der
Kirchen
hengt
,
inn
die
Hell
hinab
schlüge
,
gleich
wie
die
Auffrührer
Dathan
vnd
Abiron
.
Jedoch
was
wirstu
mit
deiner
vnweiß
24
gewinnen
?
Zwar
nichts
anders
,
als
alle
Wüterich
,
die
Gott
vnnd
Ehren
vergessen
an
eigner
Herschafft
vnbenügig
,
25
andere
vnbefügt
anfallen
.
Dan
hastu
jhe
vnsern
Gnädigsten
Herrn
also
vnuerstendig
vnd
vnbehutsam
erfaren
,
daß
er
also
gereitzt
nit
wolt
,
oder
also
machtloß
an
volck
,
gelt
,
Raht
vnd
Kriegserfarenheit
gespürt
,
das
er
nit
köndt
vnd
solt
deim
vnköniglichem
trotzigen
einfall
widerstehen
?
Derwegen
hab
dir
dz
zu
entlichem
bescheid
,
zihe
von
stundan
on
ferrner
betrübung
von
dannen
,
dz
du
zum
aller
lengsten
des
morgigen
tags
in
deins
Lands
Grentzen
vnd
Boden
legerst
vnnd
stallest
:
vnd
zal
für
den
abzug
vnd
abtrag
tausent
Besanten
oder
siben
tonnen
golts
:
dz
halb
vff
morgen
Page: 422
zuerlegen
,
das
vberig
auff
nächstkünfftigen
ersten
Mey
:
Vnnd
dessen
zuverbürgung
,
schaff
vns
zu
Geiseln
die
Hertzogen
von
Tournemole
,
von
Treibmül
,
von
Wentdenhaspel
,
von
Baßdefesses
,
von
Schnaubdibillen
,
von
Menual
26
:
auch
den
Dom
de
Nalga
,
vnd
Waivoda
von
Polrzitki
:
sambt
dem
Vicegrauen
von
Morpiaille
,
Herr
27
zu
Schüpeneck
,
vnd
dem
Printzen
von
Grateln
28
,
sampt
dem
Jungherrn
Goschenberger
von
Waffeleck
.
Page of re-edition: 326
This text is part of the
TITUS
edition of
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
.
Copyright
TITUS Project
, Frankfurt a/M, 7.5.2019. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.