TITUS
Author: Konr.Meg. 
Konrad von Megenburg
Work: Nat. 
Das Buch der Natur


On the basis of the edition
Konrad von Megenberg,
Das Buch der Natur.
Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache,
hrsg. v. Franz Pfeiffer,
Stuttgart 1861

entered by Koyka Stoyanova,
Berlin, 1997;
TITUS version by Jost Gippert,
Frankfurt a/M, 28.2.1998 / 21.6.1998 / 30.8.1999 / 3.10.1999 / 1.6.2000 / 2.3.2003





Page: 1 
[Prolog]


Chapter / Strophe: 1  
Line: 1    Ain wirdig weibes krôn,
Line: 2    
in welhem klaid man die ansiht,
Line: 3    
sint ir tugentleicheu werc an kainem end verhandelt;
Line: 4    
si stêt geladen schôn
Line: 5    
(diu wârhait pilleich ir des giht)
Line: 6    
reht als ain engadischer reb, ob der sein fruht niht [wandelt.
   
Chapter / Strophe: 2  
Line: 1    
Sam tuot diu edel kunst:
Line: 2    
in welher sprâch man sei durchkift,
Line: 3    
doch ist si unverhawen an ir selben mit der zungen;
Line: 4    
geit ir diu red ir gunst,
Line: 5    
vingerzaigt auf si diu schrift,
Line: 6    
diu red schol unverschertet sein, mit clârhait schôn [umbslungen.
   
Chapter / Strophe: 3  
Line: 1    
In herzen ligt gedanch
Line: 2    
beslozzen gar mit guoter tür,
Line: 3    
daz sloz wirt aufgeslozzen ganz mit rehter rede slüzzel.
Line: 4    
kain red vâht redens vanch:
Line: 5    
ob ich der wârhait füezel spür,
Line: 6    
sleuzt si nicht auf gedenke gar, si rüert umbsunst den [drüzzel.

Page: 2  
Chapter / Strophe: 4  
Line: 1    
Ez sprichet manig man,
Line: 2    
mein tummer sin sei, daz ich trag
Line: 3    
die kunst von lateinischer sprâch in däutscheu wort [behüllet.
Line: 4    
ich würk daz ich kan.
Line: 5    
wen des verdriez, der sei ân clag
Line: 6    
und vlieh mein wunderleicheu werch, seit im dar ab [nu wüllet.
   
Chapter / Strophe: 5  
Line: 1    
Ez truog Jeronimus
Line: 2    
von hebraisch in lateines wort
Line: 3    
ganz waz diu wibel sinnes hât und auch von andern [zungen;
Line: 4    
sam truog Boethius
Line: 5    
von kriechisch in lateines hort
Line: 6    
mit fleiz waz Aristotiles het in die kunst gedrungen.
   
Chapter / Strophe: 6  
Line: 1    
Alsô trag ich ain puoch
Line: 2    
von latein in däutscheu wort,
Line: 3    
daz hât Albertus maisterleich gesamnet von den alten.
Line: 4    
gelust dich des, daz suoch:
Line: 5    
ez ist von manger dingen hort,
Line: 6    
diu uns gar wirdicleichen sint in der nâtûr behalten.




Page: 3  
Book: I     I.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM MENSCHEN IN SEINER GEMAINEN
Line: 3    
NATUR.



Line: 4    
GOT beschuof den menschen an dem sehsten tag nâch
Line: 5    
andern crêatûren und hât in beschaffen alsô, daz seins we\sens   5
Line: 6    
stük und seins leibes gelider sint gesetzet nâch dem
Line: 7    
satz der ganzen werlt, wan in dem menschen ist vernunft
Line: 8    
als in dem engel und kain ander crêatûr hât vernunft ân
Line: 9    
den engel und den menschen, und dar umb ist kain tier
Line: 10    
gelernich mit rehter kunst als der mensch ist. auch wegt   10
Line: 11    
diu sêl des menschen leib von stat ze stat recht als der
Line: 12    
himelweger tuot den himel. mit dem geleicht der mensch
Line: 13    
dem himel. auch als diu sunn ze mittelst stêt under an\dern
Line: 14    
planêten, dar umb, daz si irn schein gestrewen müg
Line: 15    
auf die andern stern über sich und under sich, alsô stêt   15
Line: 16    
des menschen herz ze mittrist in dem leib, dar umb, daz
Line: 17    
ez andern glidern craft gesenden müg. auch nimt der
Line: 18    
mensch sein narunge mit ezzen und mit trinken und
Line: 19    
wechst auf und ab. mit dem geleicht er den paumen und
Line: 20    
den kräutern und allen den dingen, die narunge pflegent.   20
Line: 21    
auch ist der mensch gemischet auz den vier elementen,
Line: 22    
die haizent feur, luft, wazzer und erd. mit dem ge\leicht
Line: 23    
er stainen und gesmeid und allem dem, daz auz den
Line: 24    
elementen wirt. dar umb als Aristotiles spricht: der
Line: 25    
mensch ain kindel ist, gêt er auf den henden, dar nâch   25

Page: 4  
Line: 1    
gêt er aufreht auf den füezen unz an daz letzt alter,
Line: 2    
pückt er sich dan wider zuo der erden, mit bezeugt
Line: 3    
er im selber, daz er von der erden komen sei und wider
Line: 4    
zuo erden werden muoz.
Line: 5    
hân ich kurz begriffen, wie der mensch der gan\zen   5
Line: 6    
werlt sei geleich. dar umb haizt er in kriechischer
Line: 7    
sprâch micrοcοsmus, daz ist als vil gesprochen als die
Line: 8    
clain werlt. dar umb sprechent hübsch leut: ich sach alle
Line: 9    
werlt in ainem rock.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 10 
Line: 11    
VON DER HIRNSCHAL.



Line: 12    
schüll wir sagen von allen den stucken und ge\lidern,
Line: 13    
die an dem menschen sint, und des êrsten von
Line: 14    
dem haupt. Des menschen hirnschal ist auz hertem pain
Line: 15    
gemacht, dar inn sint vil næt und allermaist in der manne   15
Line: 16    
hirnschal. aber ain nât die umbgeit daz antlütz. iedoch
Line: 17    
ist etswenn ain menschen haupt gesehen, nindert ain
Line: 18    
nât an was, und daz bedäut des menschen gar langez
Line: 19    
leben, wan von dem alter druckt sich diu hirnschal ze\samen
Line: 20    
und wirt dik. der kindlein haupt sint niht vol\komen   20
Line: 21    
ê daz si redent, als wir her nâch sagen, wenn wir
Line: 22    
von dem hirn sagen. Diu hirnschal hât dreu kämerlein.
Line: 23    
daz ain ist vorn in dem haupt, und in dem ist der sêl
Line: 24    
kraft, die haizt fantastica oder imaginaria, daz ist als
Line: 25    
vil gesprochen sam deu pilderinne, dar umb daz si aller   25
Line: 26    
bekantleicher ding pild und geleichung in sich samnet.
Line: 27    
daz ander kämerlein ist ze mittelst in dem haupt und in
Line: 28    
dem ist der sêl kraft, die haizt intellectualis, daz
Line: 29    
ist vernunft. daz dritt kämerlein ist ze hinderst in dem
Line: 30    
haupt und in dem ist der sêl kraft, die haizt me\morialis,   30
Line: 31    
daz ist gedæchtnüss. die drei kreft der sêl die
Line: 32    
behaltent den schatz aller bekantnüss. Diu êrst wirt
Line: 33    
swanger, wenne si zuo gevæht diu pild und geleichnüss
Line: 34    
aller bekantleicher ding und diu pild antwürtend ir die

Page: 5  
Line: 1    
fünf auzwendigen sinn, die haizend gesicht, gehœrd,
Line: 2    
smeckende kraft, versuochende kraft und gerüerd. diu
Line: 3    
ander kraft in dem andern kämerlein die aht und schatzt
Line: 4    
diu dinch der vorenpfangen ebenpilde reht als ain witzi\geu
Line: 5    
êfraw. diu dritt kraft in dem hindersten kämerlein   5
Line: 6    
behüet und besleuzt getriuleich diu dinch und durchbrüeft
Line: 7    
und durchmerkt si reht als ain siehereu slüzzeltragerin.
Line: 8    
dar umb sicht man oft, daz ein mensch sein gedæchtnüss
Line: 9    
verleust, wenne ez sêr gewunt wirt hinden in daz haupt,
Line: 10    
oder daz ez sein beschaidenhait verleust, wenne ez ge\wundet   10
Line: 11    
wirt oder hart geslagen vorn an daz haupt. Ari\stotiles
Line: 12    
spricht, daz ain iegleich tier hab ain hert hirn\schal
Line: 13    
recht als ain iesleich paum hât hert wurz, wan der
Line: 14    
paumen wurzen ziehent ir narung auz der erden reht als
Line: 15    
der mensch sein narung nimpt mit dem mund. und dar   15
Line: 16    
umb haizt der mensch in kriechisch antrοpοs, daz ist ain
Line: 17    
verkêrter paum, wan der mensch hât sein haupt gekêret
Line: 18    
gên dem himel und die füez auf dei erd; hât der paum
Line: 19    
sein haupt gekêret in die erd und die füez gegen dem
Line: 20    
himel. Daz haupt ist oft siech von mangerlai sachen und   20
Line: 21    
sunderleich von hitz oder von kelten oder von vasten und
Line: 22    
von grôzer arbait. ist ez siech von hitz der sunnen in
Line: 23    
dem sumer, scholt ez twahen und salben mit po\puleon,
Line: 24    
daz vindest in der apotêken und kümpt von
Line: 25    
dem paum populus, als wir her nâch melden, wenn wir   25
Line: 26    
von den paumen sagen. scholt auch sitzen in den
Line: 27    
schaten, der wint zuo dir müg, und mach daz prunn\wazzer
Line: 28    
kalt mit stahel, mit küel dein haupt. ist aber
Line: 29    
daz haupt siech von kelten, wasch ez lang und wol
Line: 30    
mit warmem wazzer und salb ez mit dyaltea, daz vindest   30
Line: 31    
auch in der apotêken (wan sen dich nit dar nâch, daz
Line: 32    
ih dir von iedem wort ain halbez plat schreib), oder
Line: 33    
nim galgan und izz die und keuw die lang und verhab
Line: 34    
die nasen und den munt, daz dir der dunst in daz haupt
Line: 35    
. ist aber daz haupt siech von vasten und arbait,    35
Line: 36    
scholt oft ezzen und ie ain klain und twah dich mit

Page: 6  
Line: 1    
warm wazzer und izz alle tag muschât und halt negellein
Line: 2    
zuo der nasen und smack oft dar an und slâf dir gnuog.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM HIRN.



Line: 5    
Dar nâch schüll wir sagen von dem hirn. daz hirn   5
Line: 6    
ist kalter nâtûr, als Aristotiles spricht, und daz herz ist
Line: 7    
haizer nâtûr, und dar umb ist daz hirn gesetzt über daz
Line: 8    
herz, daz des herzen hitz des hirns kelten senftig. alsô
Line: 9    
sint auch andreu glider an dem menschen widerwärtig,
Line: 10    
wan ainz ist veucht, daz ander trucken, ainz kalt, daz   10
Line: 11    
ander warm. deu nâtûr macht daz herz des allerêrsten und
Line: 12    
dar nâch daz hirn und macht daz hirn allermaist auz erd
Line: 13    
und auz wazzer. dar umb ist ez kalt an im selber. Ga\liênus
Line: 14    
der spricht, daz sich daz hirn tail in zwai stuk.
Line: 15    
daz ain stuk ist gegen der rehten seiten, daz ander stuk   15
Line: 16    
gegen der lenken, und sprechent die maister von der nâ\tûr,
Line: 17    
daz deu zwai stuk underschaiden sein mit ainem
Line: 18    
wändlein. mit sint deu mitlisten kämerlein under\schaiden.
Line: 19    
daz hirn ist niht ain überflüzzikait in dem
Line: 20    
menschen, sam die gerben sint, die von dem menschen   20
Line: 21    
koment, noch ist von starken werhaftigen stüken. iedoch
Line: 22    
ist ez geleich alt den andern glideren in des menschen
Line: 23    
leib. daz hirn hât minner pluotes wan kainerlai ander
Line: 24    
väuhten, die in dem menschen sint, wan man sicht kain
Line: 25    
pluot in im; iedoch vleuzt colera von im in die ôrn und   25
Line: 26    
melancolica datz den augen und fleuma datz der nasen.
Line: 27    
daz hirn ist ain tail trucken als ein waicher taik, und
Line: 28    
dar umb daz ez nit pluotes hât ist kain âder in im klain
Line: 29    
noch grôz, die ain pluottragerin sei. Daz hirn hât des
Line: 30    
fünften sinnes niht, der haizt gerüerde, reht als daz   30
Line: 31    
pluot oder als ain überflüzzikait in dem menschen. und
Line: 32    
dar umb wenne mit dem vinger rüerst den wunden
Line: 33    
menschen auf sein plôz hirn, enpfint ez sein niht, reht
Line: 34    
als im sein hâr rüerst oder sein zehennagel. doch

Page: 7  
Line: 1    
wellent etleich maister, daz daz hirn hab enpfinden seins
Line: 2    
gepruches, wenne man ez zepricht; ez habe aber niht
Line: 3    
enpfindens seinr verendrung, wenn ez sich verendert von
Line: 4    
warm in kalt und von truken in fäuht. Daz hirn ist in
Line: 5    
dem menschen neur durch ain behaltung der nâtûr, reht   5
Line: 6    
als deu kelten in dem kelr ist durch die behaltung des
Line: 7    
weins. daz mensch hât ain grœzer hirn nâch seinr grœ\zen
Line: 8    
wan kain ander tier, und ain man hât ain grœzer
Line: 9    
hirn wan die fraw, und des menschen hirn hât in im vil
Line: 10    
clainr painlein, als Plinius apricht. ez spricht auch Ari\stotiles,   10
Line: 11    
daz des menschen hirn niht gar fäuht noch gar
Line: 12    
trucken sei, und ist umbvangen mit zwain häutlein, der
Line: 13    
ainz ist ze næhst pei der hirnschal, und daz ist daz ster\ker
Line: 14    
und daz enpfint versêrung; daz ander niht, dar
Line: 15    
umb, daz daz sterker etleich âdern hât, die pluottragerinne   15
Line: 16    
sint, daz ist an der stat, sich der hals veraint mit
Line: 17    
dem haupt. Plinius spricht, daz kain tier slâf, daz niht
Line: 18    
hirns habe.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM HAR.



Line: 21    
Des menschen hâr auf dem haupt wechst auz irdi\schem
Line: 22    
grobem rauch und haizem, der mit zæher fäuhten ist
Line: 23    
gemischt. daz hâr grâwet von der kelten des hirns, wenne
Line: 24    
diu nâtürleich hitz krank wirt, daz si des hirns kelten
Line: 25    
nicht mag gesenftigen, ez sei von alter oder von sorgen   25
Line: 26    
oder von unfuor. daz hâr reiset auz von überigem ge\presten
Line: 27    
der kost oder von fauler fäuhten in dem haupt
Line: 28    
oder in dem leib, als wir sehen an den auzsetzigen läuten
Line: 29    
und mêr an den mannen wan an den frawen und an den
Line: 30    
mannen, die maiden sint und ir gezeug niht habent, und   30
Line: 31    
daz ist von der kelten an den paiden. dar umb auch
Line: 32    
werdent die haizen man kal wenne si unkäusch pflegent,
Line: 33    
aber die frawen kalwent niht, von daz si kelterr nâtûr
Line: 34    
sint wan die man. Aristotiles spricht, daz die läut und

Page: 8  
Line: 1    
diu tier in den kalten landen habent gestracktez hâr und
Line: 2    
langez und oft weizez und hertez, aber in haizen landen
Line: 3    
als in môrnlant habent si kraus hâr und swarz. daz ist
Line: 4    
dar umb, daz die kelten den irdischen rauch strecket,
Line: 5    
daz hâr auz wirt, aber die hitz krimpft den selben rauch   5
Line: 6    
und krümpt in. Aristotiles spricht, daz ein iegeleich tier,
Line: 7    
daz vil hârs habe, und ein iegleich mensch unkäuscher
Line: 8    
sei dann ain anderz und auch ain iegleich vogel, der mêr
Line: 9    
vedern habe denn ain ander. der mensch hât mêr hârs
Line: 10    
auf dem haupt denn anderswâ, dar umb, daz sein hirn   10
Line: 11    
verhüllt sei vor starker kelten und vor überiger hitz.
Line: 12    
Plinius spricht, daz etleichen alten läuten, die tôt
Line: 13    
sint, in etswie vil tagen hâr wähst. daz ist dar umb,
Line: 14    
daz in den tagen sôgtâner rauch pei inen belaip, daz
Line: 15    
hâr auz wehst.   15



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM SLAF.



Line: 18    
Der slâf ist niht anders wan ain einzug der sêle auf
Line: 19    
sich selber, alsô spricht Plinius. daz verstên ich alsô,
Line: 20    
daz der slâf sei ain einzug der werk der auzwendigen   20
Line: 21    
kreft der sêl. diu werk sint hœren, sehen, smecken und
Line: 22    
der andern sinne werk. und der einzug kümpt von dem,
Line: 23    
daz die gaist betrüebt sint oder sich inziehent von der
Line: 24    
glider müeden, und dar umb slâft der mensch gern von
Line: 25    
rauchigem ezzen, als knoblouch, pfarr, aschlouch und sô\gtânem   25
Line: 26    
ding oder von tunstigem tranch, ez sei stark wein
Line: 27    
oder ander tranch, wan der rauch, der auf gêt von dem
Line: 28    
magen in daz haupt, betrüebt die gaist, daz der sêl kreft
Line: 29    
si nicht gewaltigen mügent in irn werken; dar umb val\lent
Line: 30    
die läut nider in den kelern, möst inne gerent.   30
Line: 31    
auch wann der mensch gearbait hât, daz er müed ist,
Line: 32    
slâft er auch gern. ich hân gesprochen, der slâf sei ein
Line: 33    
einzug der auzwendigen kreft der sêl, dar umb, daz in
Line: 34    
dem slâf oft die inwendigen kreft der sêl wachent, als

Page: 9  
Line: 1    
wir enpfinden in den treumen und als wir sehen an den
Line: 2    
läuten, die in dem slâf auf stênt und klimment auf die
Line: 3    
dächer. den kinden treumet nieht vor dem dritten jâr
Line: 4    
oder vor dem vierden. ez spricht auch Aristotiles, daz
Line: 5    
man leut funden hab, den nie getraumt hab, und etleich,   5
Line: 6    
den neur getraumt hab in dem alter, und dar nâch stur\ben
Line: 7    
si oder wurden gar siech. etleich ômacht und des
Line: 8    
menschen enzucken sint dem slâf geleich.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEN AUGEN



Line: 11    
Diu augen sint zwai edleu glider an dem menschen,
Line: 12    
wan daz gesicht, daz in den augen sitzet, gibt uns ze
Line: 13    
erkennen mêr ding denn kain ander auzwendich sin. Ari\stotiles
Line: 14    
spricht, daz gesicht ist nâhen pei dem hirn, wan
Line: 15    
des gesihtes nâtûr ist kalt und fäuht, reht als des hirns   15
Line: 16    
nâtûr, und daz vint man an kainen andern glidern des
Line: 17    
leibes. daz gesiht ist vorn in dem haupt, wan daz tier
Line: 18    
schol sehen waz vor im ist. ain holeu âder gêt von dem
Line: 19    
hirn zuo den augen, diu haizt opticus, diu tregt die sin\nelichen
Line: 20    
gaist zuo den augen, und wirt diu verschopt,   20
Line: 21    
mag daz aug nicht gesehen. die augen an dem men\schen
Line: 22    
sint næher pei anander denne an kainem andern
Line: 23    
tier nâch seiner grœzen. ain weg ze sehen ist gegeben
Line: 24    
paiden augen offen, dar umb daz icht ain aug sehe des
Line: 25    
daz ander niht sehe. daz aug versêrt oft den luft und   25
Line: 26    
die tier, die ez ansiht, dar umb daz in dem leib des augen
Line: 27    
fauleu fäuhten ist und vergiftiger dunst. alsô seh wir an
Line: 28    
frawen, die irn mônâtganch habent, daz si die newen
Line: 29    
spiegel fleckot machent, und wenne si ainem in sein
Line: 30    
siecheu augen sehent, werdent oft plâtern dar inn.   30
Line: 31    
dar umb spricht Avicenna, daz ain weip mit irm gesicht
Line: 32    
warf ain kämlein in ainen graben. des mensehen gesicht
Line: 33    
bedarf liehtes. iedoch schreibt man, daz Titus der kaiser
Line: 34    
in der vinster sæh, wenn er wacht, reht als an dem liehten

Page: 10  
Line: 1    
tag und wurden auch seineu augen niht krenker, wenn si
Line: 2    
lang in der vinster wâren, als an andern leuten geschiht.
Line: 3    
Der augen gestalt und ir varb sint zaichen der guoten
Line: 4    
und der pœsen siten in des menschen sêl. alsô schreibent
Line: 5    
uns die maister in ainer sunderleicher kunst von den   5
Line: 6    
zaichen, dar an man siht, ob der mensch mæzik oder un\mæzik
Line: 7    
sei, vorchtig oder türstig, hazzend oder minnend,
Line: 8    
traurig oder frœleich. dar umb spricht Plinius, daz der
Line: 9    
muot wone in den augen. Daz aug ist gesetzt in siben
Line: 10    
röcke, daz sint siben häutel, mit ist diu cristallisch   10
Line: 11    
fäuht verhüllt, dar an des gesihtes kraft ligt. kalteu
Line: 12    
ding sint den augen gesunt, aber diu hitz ist in schad,
Line: 13    
wan diu hitz entsleuzt der augen kraft. der augen spie\gel
Line: 14    
ist frei, daz daz clain augäpfelein nimpt ain pild
Line: 15    
aines ganzen menschen oder ains grœzern dinges. Diu   15
Line: 16    
augen sint alsô zart, daz man si leiht betrüeben mag
Line: 17    
daz si niht mêr oder kränkleich gesehent. iedoch hât
Line: 18    
man leut funden, den ir gesiht über zehen jâr wider wart.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEN AUGENPRAWEN



Line: 21    
Die augenprâwe sint den augen nôtdürftig, dar umb,
Line: 22    
wenn daz tier slâf, daz kain auzwendigz dinch in daz
Line: 23    
aug valle. dar umb sprechent die maister, daz die augen\prâw
Line: 24    
sein reht als die zeun umb ainen garten, die des
Line: 25    
garten hüetend. aber als ich wæn, die überprâwe hât die   25
Line: 26    
nâtûr gemaht zuo ainer zierd der augen an dem menschen,
Line: 27    
und allerzierleichst sint die praunen überprâwe an den
Line: 28    
frawen, wenn si clain gekraizelt sint, reht als si ain mâler
Line: 29    
gepinselt hab. an den mannen schüllent si grœzer sein
Line: 30    
und räuher.   30



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEN OREN.



Line: 33    
Daz ôr an dem menschen ist ain venster, hin und her
Line: 34    
gekrümpt inwendig, und haizent ez die maister ain tür

Page: 11  
Line: 1    
oder ain porten der sêl, und an des fensters ende gegen
Line: 2    
dem hirn ist ein lindez häutlein, dar inn ist des gehœr\des
Line: 3    
kraft und kümpt alliu stimme hin, und wenn daz
Line: 4    
verwarlôset wirt, wirt daz mensch ungehœrnde. Ain
Line: 5    
iegleich tier, daz ôren hât, daz mag si gewegen hin und   5
Line: 6    
her, ân den menschen. daz verstên ich an den tiern, die
Line: 7    
ir ôrn erhebt habent von dem haupt. iedoch hân ich
Line: 8    
ainen mensehen gesehen, der sein ôrn wegt und die swar\ten
Line: 9    
auf dem haupt. Diu vorgenant sidel des gehœrdes ist
Line: 10    
gegen dem hindertail des haupts, dar umb daz daz selb   10
Line: 11    
tail vol lufts ist und ist niht flaischs noch hirns. daz
Line: 12    
vorgenant häutel ist vol nâtürleichs lufts und der luft
Line: 13    
nimpt die ebenpild aller stimme. Ez geschiht auch ze
Line: 14    
stunden von siechtum oder von ezzen oder von trinken,
Line: 15    
daz ain fremder rauch beslozzen wirt in dem pälglein,   15
Line: 16    
der vert hin und her und stôzt an die wend. wenn daz
Line: 17    
geschiht, dunkt den menschen, wie im ainz in den
Line: 18    
ôrn pauk. des gehœrdes nâtûr ist sinbel gesetzet vil
Line: 19    
nâh ze mitelst in dem haupt; dar umb hœrt der mensch
Line: 20    
die stimm, von welhem satz si her kümpt, si kom von   20
Line: 21    
oben oder von unten, von hinden oder von vorn. der
Line: 22    
auzwendich luft, der die stimm füert, muoz rüern den
Line: 23    
inwendigen luft in dem pälglein, dar umb daz er die
Line: 24    
stimm unz dar gefüeren müg.



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 25    
Line: 26    
VON DER NASEN.



Line: 27    
Diu nase ist ain sidel der smeckenden kraft der sêl,
Line: 28    
die derkent ainen smach vor dem andern. der nasen nutz
Line: 29    
ist auch, daz der mensch den âtem zeuht durch die nasen
Line: 30    
und daz er mit niest und sich saubert von der wüe\stikait   30
Line: 31    
des hirns. daz niesen geschiht von dem, daz
Line: 32    
sich der luft wegt in dem hirn und die fäuhten auztreibt.
Line: 33    
ez ist auch ain unverschrôten weg des auzwendigen lufts
Line: 34    
mit dem inwendigen nâtürleichen luft, der beslozzen ist

Page: 12  
Line: 1    
in den behenden âdern, die entspringent in dem herzen
Line: 2    
und gênt auf in daz hirn. scholt auch wizzen, daz
Line: 3    
des smackes sidel ist oben in der nasen gegen dem hirn
Line: 4    
in zwain mäuslein; wenn die überladen werdent mit übe\riger
Line: 5    
väuhten, die her ab fleuzt von dem hirn oder   5
Line: 6    
die kümpt von väuhtem luft, smekt der mensch niht
Line: 7    
wol sam ê. dar umb wenn der mensch die strauchen
Line: 8    
hât, smekt er niht leiht sam ê. auch wenn die
Line: 9    
dorn plüent, smeckent die jagenden hund niht leiht
Line: 10    
sam zuo andern zeiten. ez ist auch manich mensch, daz   10
Line: 11    
nümmer nihtes gesmecket, dar umb, daz im die vorge\nanten
Line: 12    
mäuslein von nâtûr sint verdorben.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM PART.



Line: 15    
Der part an dem menschen bedäut mannes gesläht.   15
Line: 16    
er wechst von rauchiger überflüzzichait als daz hâr auf
Line: 17    
dem haupt, und ist grœzer part an den haizen mannen
Line: 18    
dann an den kalten dar umb, daz mêr dunsts und rauchs
Line: 19    
in den haizen ist wan in den kalten. iedoch vint man
Line: 20    
etleich frawen, die part habent oben an dem mund, und   20
Line: 21    
daz ist ain zaichen, daz si gar haizer nâtûr sint und gæch\zornig.
Line: 22    
ain man, der ain maiden ist von jugent auf, der
Line: 23    
hât niht parts, dar umb, daz er der hitz beraubet wirt,
Line: 24    
von der part wechst. ist auch, daz ain man beraubet wirt
Line: 25    
seiner gezeuglein, reiset im der part und verleust sei\nen   25
Line: 26    
mänleichen muot und gewinnet ainen weibleichen sin.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM MUND.



Line: 29    
Der munt ist ain sidel und ain geschirr der versuo\chenden
Line: 30    
kraft der sêl, mit daz tier sein narung nimpt.   30
Line: 31    
der mensch hât den klainsten munt under allen tiern nâch
Line: 32    
seiner grœzen, aber diu andern tier habent weit giner und

Page: 13  
Line: 1    
prait und der mensch hât ainen engen sinbeln munt.
Line: 2    
daz ist ain zaichen, daz er mæziger sol sein an ezzen und
Line: 3    
an trinken dann alliu andreu tier, wie daz laider sei, daz
Line: 4    
er sich vræziger macht mit pœser gewonheit dann andriu
Line: 5    
tier. Diu versuochende kraft der sêl und daz gerüerd   5
Line: 6    
habent irn grunt in dem herzen; aber die andern drei
Line: 7    
sinn sitzent in dem haupt, und ist diu smeckende kraft
Line: 8    
der sêl ze mitlist zwischen den andern zwain und daz
Line: 9    
gesiht ist ob der selben kraft in allen tiern und daz ge\hœrd
Line: 10    
ist an der seiten. aber daz gesiht ist ob dem ge\hœrd   10
Line: 11    
an allen tiern. diu versuochende kraft der sêl ligt
Line: 12    
aller maist an dem rachen des mundes und sunderleich
Line: 13    
an ainr âdern, die gespannen ist durch die zungen.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEN ZENDEN



Line: 16    
Die zend sint auz hertem pain und dar umb ver\prinnent
Line: 17    
si niht schier in dem feur sam die andern
Line: 18    
glider an dem tier, alsô spricht Plinius. ez spricht auch
Line: 19    
Ambrosius, daz ain iegleich wazzertier, daz zend hab,
Line: 20    
dick und ze samen gestaint und scharph zend hab, dar   20
Line: 21    
umb daz ez sein ezzen schier getailn müg mit dem mund
Line: 22    
und leihticleichen ân grôz weil verslinden dar umb, daz
Line: 23    
der wazzer waschen und ir fluz in daz ezzen niht nem,
Line: 24    
wan kain visch der ydrukt wan áin visch, der haizet
Line: 25    
scaurus.   25
Line: 26    
Aristotiles spricht, daz alliu tier, die hörner auf dem
Line: 27    
haupt habent, mangeln der zend an dem obern kinpacken,
Line: 28    
dar umb habent si zwên leib. in den vodern legent si
Line: 29    
daz ezzen des êrsten unz ez dar inn derwaicht, nement
Line: 30    
si ez dann her wider und kewent ez dann anderwaid, und   30
Line: 31    
daz haizt ydrucken. alsô sicht man an den rindern unt
Line: 32    
an den schâfen und an andern tiern wilden und zamen.
Line: 33    
Plinius der spricht, daz dreierlai zend sein: sagler
Line: 34    
oder stræler, als die naternzend und der hund und der

Page: 14  
Line: 1    
visch zend, wann die sint scharf und stênd oben von
Line: 2    
ainander als ainr sagen zend oder sam die weiten zend
Line: 3    
an ainem stræl. der andernlai zend sint geleichsetzel, als
Line: 4    
des menschen, des pferds und des affen zend, dar umb
Line: 5    
daz si geleich nâch ainander gezinelt stênt. der drit\tenlai   5
Line: 6    
zend sint hawer oder auzkrümler, als der hawenden
Line: 7    
swein und der helphant zend, mit si andreu tier ver\hawent.
Line: 8    
diu tier, die hörner habent, die habent niht
Line: 9    
sagler. kain tier verändert sein stockzend. des menschen
Line: 10    
letzsten zend, die zwinlein haizent, werdent gemacht   10
Line: 11    
von der nâtûr umb daz zwaintzigist jâr und etleich umb
Line: 12    
daz achzehent jâr, dar nâch und daz alter kurz oder lang
Line: 13    
ist von nâtûr. des hundes zend verlorn wachsent niht
Line: 14    
wider. die mänlein habent mêr zend wan die fräulein
Line: 15    
und daz ist allain an dem menschen und an den gaizen.   15
Line: 16    
Aristotiles spricht, daz ain iegleich landestier, daz sag\ler
Line: 17    
hab als ain hunt, daz izzet flaisch, und wenn ez
Line: 18    
trinken wil, schöpfet ez daz wazzer mit der zungen.
Line: 19    
aber diu tier, die gleichsetzler habent, die saugent daz
Line: 20    
wazzer in sich, als diu rinder. diu tier, die vil zend ha\bent,   20
Line: 21    
die sint langes lebens.



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 22    
Line: 23    
VON DER ZUNGEN.



Line: 24    
Diu zung hât zwaierlai ampt. daz êrst ist, daz si
Line: 25    
erkennt allez daz, daz versuochen und gerüerd erkennen   25
Line: 26    
mag, wann si erkent warm und kalt, fäuht und trucken,
Line: 27    
hert und waich an allen irn stucken. daz ander ampt
Line: 28    
ist, daz si der rede slüzzel ist, wann kain mensch gereden
Line: 29    
mag ân die zungen. Aristotiles spricht, daz diu zung diu
Line: 30    
pest sei, die weder ze prait noch ze smal sei noch ze   30
Line: 31    
dik noch ze dünn. ain löbleich zung ist mitelmæzich,
Line: 32    
wan die mag der mensch leichticleichen füern nâch seim
Line: 33    
willen. ain ledig zung, die niht haft, wirt gehindert an
Line: 34    
der sprâche oft von pœser gewonhait. als geschiht an

Page: 15  
Line: 1    
den kinden, die in ir kinthait zärtlent, die lispent gern
Line: 2    
wenn si gewachsent. Diu zung wirt ain stumminn von
Line: 3    
zwairlai sachen. des êrsten daz der mensch ungehœrnd
Line: 4    
ist von seinr gepurt. dar umb mag ez kain sprâch ge\vesten
Line: 5    
und dar umb missagent die juden, die spre\chent:   5
Line: 6    
züg man ain kint an ainer ainœd, künd ez he\braisch.
Line: 7    
wær dem also, künd ain stumme von gepurt
Line: 8    
hebraischen sprechen, und daz ist niht wâr. diu ander
Line: 9    
sach ist, daz diu zung geheft ist in den munt oder daz
Line: 10    
ireu pant, mit si der mensch zeuht, verwarlôst wer\dent.   10
Line: 11    
sam geschiht wann si daz parilis sleht. diu zung,
Line: 12    
die gar ze dick ist, macht lispend leut, und die ze dünn
Line: 13    
ist macht stamelnd und verzuckend sprâch.
Line: 14    
Aristotiles spricht, daz kain tier vil gir hab sam
Line: 15    
der mensch, dar umb ist dem menschen diu sprâch nütz   15
Line: 16    
und nôtdürftig, mit ez mangerlai aisch; aber ain taub
Line: 17    
oder ain ander tier aischt mit ainer stimm wes ez be\gert.
Line: 18    
diu zung verleust oft irn ganch und ir sprâch.
Line: 19    
daz geschiht von dem geprechen der wegenden kraft der
Line: 20    
sêl, und der geprech kümpt oft von dem hirn, wenn daz   20
Line: 21    
ain geswær hât, oder von kalter vergift, die di âdern
Line: 22    
besleuzt, oder von andern sachen.



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 23    
Line: 24    
VON DER STIMM.



Line: 25    
Diu stimm ist ain behender luft, geslagen oder ge\prochen   25
Line: 26    
zwischen zwain herten leibhaftigen dingen, der
Line: 27    
ainz sleht und daz ander den slak aufhebt. dar umb
Line: 28    
gehœrnt dreu dinch zuo der stimm. von êrsten der luft
Line: 29    
und dar nâch zwai leibhaftigeu dinch, die hert sein; dar
Line: 30    
umb der wollen auf wollen slüeg, würd kain stimm   30
Line: 31    
auz, si müezent auch geslagen werden auf ainander;
Line: 32    
dar umb wer ain hant gemach legt auf die andern,
Line: 33    
wirt kain stimm auz. si müezent auch ain praiten haben;
Line: 34    
dar umb wer ain nâdelspitz auf die andern stiez, würd
Line: 35    
kain stimm. zuo lustiger stimm gehœrt röscher luft, und   35

Page: 16  
Line: 1    
dar umb wenn der luft fäuht ist, sprechent die orgeln
Line: 2    
und die saitenspil niht süezleich sam wenn daz weter
Line: 3    
haiter ist. auch wenn diu kindlein fäuht öpfel und pirn
Line: 4    
ezzent, hangt in diu zæheu fäuhten in den rœrn,
Line: 5    
der luft innân gêt von der lungen in den hals, und dar   5
Line: 6    
umb sint si dann haiser. ez gehœrt auch zuo süezer
Line: 7    
stimm, daz daz leibig dinch eben sei an allen seinen
Line: 8    
stucken, daz sich der luft wider stôze. dar umb spricht
Line: 9    
ain rauheu videl niht wol sam ain wol palierteu fidel.
Line: 10    
Die stimm sint zwaierlai: aineu ist hinlaufend, diu   10
Line: 11    
ander herwiderlaufend. diu hinlaufend ist die von dem
Line: 12    
gestimten tier gêt hindan; diu widerlaufend die haizet
Line: 13    
ze latein echo, und geschiht wenn der gestimt luft sich
Line: 14    
widerstôzt an paumen oder an häusern, die in ainem tal
Line: 15    
derhœht sint und gelegen sint, daz si den gestimten   15
Line: 16    
luft ze samen haltent, daz er under der stimm form belei\ben
Line: 17    
muoz. wann lauft er kreizesweise wider zuo dem tier,
Line: 18    
daz die êrsten stimm macht, und bringt im ain geleich
Line: 19    
stimm wider. alsô siht man diu kindleu schreien vor den
Line: 20    
wälden, wan die wænent, ain holtzman antwürt in auz   20
Line: 21    
dem wald. der stimm ietwedreu ist zwairlai: schreibleich
Line: 22    
und unschreiblich. diu schreibleich ist die man geschrei\ben
Line: 23    
mag und mit puochstaben gevazzen sam diu wort
Line: 24    
Ave Marîâ. diu unschreibleich stimm ist die man niht
Line: 25    
geschreiben mag, sam der wainenden läut stimm und sam   25
Line: 26    
der voglein und der tier stimm. des menschen stimm
Line: 27    
sterkt sich von dem vierzehenden jâr unz an daz alter;
Line: 28    
krenkt si sich dann. diu stimm an dem menschen
Line: 29    
hât des antlützes weis, wan als ie der mensch sein selbes
Line: 30    
antlütz hât und dem andern niht gar geleich ist, alsô hât   30
Line: 31    
ie der mensch sein aigen stimm.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEM AICHEL ODER WEINPERL.



Line: 34    
Daz aichelein oder daz weinperl ist ain klainez flai\schel
Line: 35    
hinten in dem mund und ist sinbel als ain aichel   35

Page: 17  
Line: 1    
oder ain weinper. dar umb haizet ez ze latein uvula, daz
Line: 2    
spricht weinper; aber die laien haizent ez daz plat und
Line: 3    
ist kain ander dinch. Aristotiles spricht, daz daz wein\perl
Line: 4    
zuo der stimm nütz sei, wenn ez niht ze grôz noch
Line: 5    
ze klain sei. ez geswillt auch ze stunden alsô, daz ez daz   5
Line: 6    
tier erstecket, und verbietent die ärtzt, daz man ez niht
Line: 7    
versneid noch gar absneid, wan stürb der mensch. ie\doch
Line: 8    
lêrent etleich, daz man zuogewachsen flaisch ab\gesneiden
Line: 9    
müg. aber ez ist mit sorgen.



Chapter / Strophe: 15     15
Line: 10 
Line: 11    
VON DEM ÜBERVALL.



Line: 12    
Der überval haizt ze latein epiglotis und spricht daz
Line: 13    
puoch, daz ich ze deutsch hie mach, daz ez niht anderz
Line: 14    
sei wann daz plat, von ietzunt gesait ist, und daz ez stê
Line: 15    
pei der zungen ursprunch. ez spricht auch, daz sein ampt   15
Line: 16    
sei, daz ez wechselleich bedeck die sluntrœrn, die daz
Line: 17    
ezzen und daz trinken in den magen tregt, und die luft\rœrn,
Line: 18    
die den luft zuo der lungen tregt, und tuot daz
Line: 19    
wechselleich; wan ez die sluntrœrn bedekt, ist diu
Line: 20    
luftrœr unbedackt, und diu luftrœr offen ist, ist diu   20
Line: 21    
ander bedackt: ez mag si paid mit anander niht ge\decken.
Line: 22    
aber Rasis und Avicenna redent anders von dem
Line: 23    
übervall und spricht Rasis, daz epiglotis gesament sei auz
Line: 24    
drein kruspeln, die sint alsô geschickt, daz si nütz sint
Line: 25    
zuo allerlaie stimm ze machen.   25



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 26    
Line: 27    
VON DER SLUNTRŒRN.



Line: 28    
Diu sluntrœr haizt ze latein ysophagus oder mery
Line: 29    
und ligt hinden gegen dem hals. die rœrn haizt Aristo\tiles
Line: 30    
des magen munt, dar umb, daz si rüert unz an der   30
Line: 31    
zungen ursprunch und nimt daz ezzen und daz trinken
Line: 32    
und tregt ez in den magen, daz ez diu nâtûr kocht und
Line: 33    
beraitt, daz ez nütz allen gelidern.

Page: 18  



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER LUFTRŒRN.



Line: 3    
Diu luftrœr ist ain grôziu âder und haizt ze latein
Line: 4    
trachea, und haizent si die wundertzt die lungrœr, dar
Line: 5    
umb, daz si vorn in dem hals gêt von der zungen ur\sprinch   5
Line: 6    
unz an die lungen und tregt den luft auz und
Line: 7    
ain von des menschen mund zuo der lungen. die rœrn
Line: 8    
bedeckt diu nâtûr oben, daz ihts von ezzen oder von
Line: 9    
trinken dar in vall, wan ez geschicht oft, daz etwaz dar
Line: 10    
in velt von ezzen oder von trinken: huost daz mensch   10
Line: 11    
als lang unz ez her wider auz kümpt. beleibt aber ez
Line: 12    
dar inn, stirbt der mensch. diu pest hilf wider ist,
Line: 13    
daz man den menschen mit der faust vast hinden auf
Line: 14    
den hals slach, unz daz daz ezzen her auz var. dar umb
Line: 15    
redent witzig läut wênig ob dem tisch, daz si daz be\hüeten   15
Line: 16    
wellent.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 17    
Line: 18    
VON DER KELN.



Line: 19    
Diu kel ist neur in dem menschen, in den sweinen
Line: 20    
und in den vogeln und in den tiern, die den geleich sint.   20
Line: 21    
diu kel hât oben ain pain ze mitelst durchhölert an der
Line: 22    
stat, daz haupt veraint ist mit dem hals. daz pain
Line: 23    
scheint aller maist an den mannen under dem kinn, aber
Line: 24    
man siht ez an den frawen selten oder nümmer. diu kel
Line: 25    
ist voller kruspeln und knoden und hât geleich staffeln.   25
Line: 26    
die staffeln steigt und gêt diu stimm auf und schikt si
Line: 27    
, daz si ze worten werden müg. diu kel hât die kraft,
Line: 28    
daz si münzet und stellet die stimm und daz gesanch, wie
Line: 29    
daz sei, daz si der wort nicht formier.



Chapter / Strophe: 19     19
Line: 30 
Line: 31    
VON DEM HALS.



Line: 32    
Der hals ist ain säul, diu daz haupt aufhelt und
Line: 33    
veraint daz haupt mit dem leib. der hals ist auz kru\spelischem

Page: 19  
Line: 1    
flaisch gemacht aller maist inwendich, und
Line: 2    
stêt auch der hals ze næhst nâch der keln gegen dem
Line: 3    
ruck. der hals hât vil âdern, durch die vliezent die gaist
Line: 4    
und daz pluot von dem herzen und von der lebern in daz
Line: 5    
haupt und in die sideln aller sinnen und aller kreften   5
Line: 6    
der sêl.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEN ACHSELN.



Line: 9    
Der mensch hât grœzer achseln dann kain ander tier
Line: 10    
nâch seiner grœzen, daz ez mit trag und hab sein pürd.   10
Line: 11    
die achseln sint gemacht von starken painen, dar umb,
Line: 12    
daz der mensch nôtdürftig ist, daz er an der stat stark
Line: 13    
sei. die schuldern sint den achseln zuo gesellt und die
Line: 14    
schuldern sint praiteu pain dünneu dar umb, daz si daz
Line: 15    
flaisch vast halden auf den achseln, und sint dar umb   15
Line: 16    
mæzicleichen dünne, daz si der prust schônhait mit irr
Line: 17    
übriger dicken iht unschœnen, wann ez unschœnt den
Line: 18    
menschen wenne im die achseln her für hangent gegen
Line: 19    
der prust.



Chapter / Strophe: 21     21
Line: 20 
Line: 21    
VON DEN ARMEN.



Line: 22    
Der mensch hât sein arm her für gepogen und an\dreu
Line: 23    
tier nâhent elleu habent ir arm hin hinder sich ge\pogen,
Line: 24    
ân den affen und die im geleich sint. Die arm
Line: 25    
sint gemacht auz starken painen und daz voder tail des   25
Line: 26    
arms, daz veraint ist mit der hant, ist auz zwain painen,
Line: 27    
der ainz grœzer ist wann daz ander. aber daz hinder
Line: 28    
tail, daz veraint ist mit der achseln, daz hât neur áin
Line: 29    
starkez kreftigez pain. doch wizz, daz diu glider an dem
Line: 30    
menschen aigenleich achsel haizent und an den tiern   30
Line: 31    
haizent si püeg. die arm sint gemacht stark und piegleich
Line: 32    
geschikt zuo allen werken. in den armen sint vil âdern
Line: 33    
und rœrlein, auz den man aller gemachsamist daz sched\leich
Line: 34    
pluot geziehen mag in dem menschen.

Page: 20  



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN MÄUSLEIN.



Line: 3    
Etleich maister sprechent, daz sechs mäuslein in dem
Line: 4    
menschen sein, zwai in den henden, zwai in den armen
Line: 5    
und zwai in den painen. den sechsen gesellent etleich   5
Line: 6    
noch vier stuck, die haizent si auch mäuslein. diu vier
Line: 7    
stuck sint daz herz, daz hirn und diu zwai gezeuglein an
Line: 8    
den mannen, und diu letzsten dreu setzt Galiênus. aber
Line: 9    
daz hirn haizt er niht ain mäuslein. Nu sprechent die
Line: 10    
andern maister, daz ez niht zimleich sei, daz man diu   10
Line: 11    
edeln stuck des leibs mäuslein haiz , wan ain mäuslein,
Line: 12    
als wir ez hie nemen, ist ain geschirr der willicleichen
Line: 13    
wegung an den glidern und ist gesamnet auz flaisch und
Line: 14    
auz âdern und auz nâtürleichen panden, und spricht Rasis,
Line: 15    
daz ir fünfhundert und aht und zwainzig sein nâch der   15
Line: 16    
lêr Galiêni. Nu schreibt unser buoch neur von den grô\zen
Line: 17    
mäuslein. scholt auch wizzen, daz diu zwai mäus\lein
Line: 18    
an den armen pei den elnpogen niht wunden geleiden
Line: 19    
mügen: werden si aber verwunt, stirbt der mensch.
Line: 20    
iedoch leidet daz leben, daz man den arm absneidet mit   20
Line: 21    
den mäuslein. daz selb spricht man auch von den mäus\lein
Line: 22    
an den painen und an den henden. iedoch sprechent
Line: 23    
si, daz der tôt niht gewis sei an den mäuslein sam in
Line: 24    
den armen.



Chapter / Strophe: 23     23
Line: 25 
Line: 26    
VON DEN HENDEN.



Line: 27    
Die hend an dem menschen sint an der vordern
Line: 28    
füeze stat gemacht, alsô Aristotiles spricht. seind der
Line: 29    
mensch vernuoft hât und witz über alliu tier, hât im
Line: 30    
diu nâtûr die hend geben, mit er vil gewürken mag,   30
Line: 31    
und dar umb sprechent die weisen, daz man des men\schen
Line: 32    
sin aller maist brüef an den augen und an den
Line: 33    
henden. Plinius spricht, daz man der rehten hant

Page: 21  
Line: 1    
wünsch in angsten und in nœten und daz man si raich
Line: 2    
in trewen.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEN VINGERN.



Line: 5    
Die vinger sint in die hend gepelzet dar umb, daz   5
Line: 6    
die hend geschickt und gemachsam sein zuo allen werken,
Line: 7    
wan Aristotiles spricht, daz der vinger adel gemachsam
Line: 8    
sei ze nemen, ze behalten, ze geben und aller maist ze
Line: 9    
underschaiden. des daumen kraft ist geleicht den kreften
Line: 10    
aller anderr vinger.   10



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEN NEGELN.



Line: 13    
Der negel ist nôtdürft, dar umb daz si der vinger
Line: 14    
end bedecken an den henden und an den füezen. der
Line: 15    
negel nâtûr ist ein mitel zwischen dem pain und der   15
Line: 16    
kruspeln, wan der nagel ist waicher dan ain pain und ist
Line: 17    
herter dan ain kruspel. der nagel enpfindet niht, wenn
Line: 18    
man in versneit, dann an der stat, er dem flaisch ist
Line: 19    
zuogesellet; daz ist dar umb, daz er der gesinten kreft
Line: 20    
der sêl niht hât, recht als daz hâr. die negel verwan\delnt   20
Line: 21    
ir varb in dem tôde und in etleichen wêtagen. der
Line: 22    
andern tier negel sint scharf und hert, dar umb daz si ir
Line: 23    
waffen sint und daz si mit andreu dinch reizent. des
Line: 24    
menschen negel, wenn die klain sint, daz bedäut des
Line: 25    
menschen leichtikait, und wenn si dünn sint rôtvar durch   25
Line: 26    
weiz gemischet, daz bedäut des menschen behenden sin.
Line: 27    
ain iegleich vogel, der krump klâen hât, der trinket niht
Line: 28    
wazzers dar umb, daz er flaisch izzet, daz fäuhter ist wan
Line: 29    
daz ezzen anderr vogel. all vogel krummer klâen sint
Line: 30    
scherphers gesihts und fliegent hœher dan ander vogel,   30
Line: 31    
dar umb, daz si ir ezzen von vern mügen gesehen, wan
Line: 32    
die vogel lebent neur raubens.


Page: 22  
Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN PAINEN IN DEN GLIDERN.



Line: 3    
Galiênus spricht, daz daz pain der êrsten glider ainz
Line: 4    
sei, diu geleicher stuck sint, und ist daz pain hert gemacht
Line: 5    
von nâtûr dar umb, daz ez ain aufhaltung sei des leibs   5
Line: 6    
und der waichen gelider, wenn sich die von stat ze stat
Line: 7    
wegent, wie daz sei, daz ain pain herter sei wan daz an\der
Line: 8    
in dem leib. dar umb sint diu pain des kranken
Line: 9    
flaisches aufhaltung, recht als die pfæl in ainer klänten
Line: 10    
want den laim aufhaltent. die herten pain sint inwendig   10
Line: 11    
hol, weiz und gar werhaft. der manne pain sint sterker
Line: 12    
wan der frawen pain, ân allain an den frawen, die Amazône
Line: 13    
haizent: sint der frawen pain sterker wann der manne
Line: 14    
und der frawen lant haizt von etleichen der maide lant.



Chapter / Strophe: 27     27
Line: 15 
Line: 16    
VON DEM MARK.



Line: 17    
Daz mark ist ain überflüzzichait des pluots und ist
Line: 18    
in den painen, diu hol sint nâch Galiêni lêre, und daz
Line: 19    
bezaichent uns, daz ain iegleich tier, daz vil ünslits hât
Line: 20    
und vaizten, daz hât vil markes, als wir allermaist sehen   20
Line: 21    
an den kinden: wenn diu gesterbent, vint man vil
Line: 22    
pluotes in irn painen und wênich marks. daz ist dar umb,
Line: 23    
daz daz pluot niht wol gekocht mag werden ze mark,
Line: 24    
wan diu hitz ist noch niht stark in den kinden, daz si
Line: 25    
daz kocht pluot weiz müg gemachen und in mark müg   25
Line: 26    
verkêrn. dar umb ist daz mark ain überflüzzichait des
Line: 27    
pluots, daz diu pain speist und fuoret. daz bezaichent
Line: 28    
uns, daz daz mark warm ist und fäuht und diu pain sint
Line: 29    
kalt und trucken. und dar umb ist verseheleich, daz daz
Line: 30    
mark mêr sei ain überflüzzichait in den painen wann daz   30
Line: 31    
ez ir narung sei. daz ist bezaichent mit, daz man vil
Line: 32    
marks vindet in den painen der kalten tier, wann diu hitz
Line: 33    
mag in den painen niht vaizten gemachen noch enmag
Line: 34    
daz mark verzern, und dar umb hât der leb niht marks,

Page: 23  
Line: 1    
wann ez wirt verzert von der übrigen nâtürleichen hitz,
Line: 2    
die in des lewen painen ist. iedoch bringt daz mark den
Line: 3    
painen die hilf, daz ez si fäuhtet und waicht oder zæch
Line: 4    
macht, dar umb, daz si niht zerbrechent. übrigeu wegung
Line: 5    
und arbait trückent diu pain und macht si alle ze dürr.   5
Line: 6    
daz mark ist rôt in den jungen leuten und ist weiz in
Line: 7    
den alten. alsô spricht Plinius. Diu wazzertier habent
Line: 8    
niht markes.



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM FLAISCH.



Line: 11    
Daz flaisch ist krank, waich und zart und wirt leicht
Line: 12    
zerbrochen. diu pest schickung des flaischs ist, daz ez
Line: 13    
niht ze mager noch ze vaizt sei und daz brüeft man dar
Line: 14    
an, daz diu glider mæzik sint und zimleichen dervollet.
Line: 15    
des flaischs vaizten ist pei dem nabel und pei den lenden.   15
Line: 16    
wir brüefen auch dar an wol, wenn daz flaisch wol ge\schickt
Line: 17    
ist, daz der leip leicht enpfint wol oder . aber
Line: 18    
ungeschickt flaisch ist daz niht leicht enpfint. Galiênus
Line: 19    
spricht, daz daz flaisch dar zuo nütz sei, daz ez die klun\sen
Line: 20    
zwischen den painen und den âdern derfülle und daz   20
Line: 21    
ez diu gelider ze samen hab. daz flaisch daz hât man\gerlai
Line: 22    
gestalt in mangerlai glidern, wann daz flaisch in
Line: 23    
der lungen ist von rôter rôsenvarb und ist satrôt in dem
Line: 24    
herzen, in der lebern ist ez purpervar, in der milz ist ez
Line: 25    
swarz oder swarzlot.   25



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 26    
Line: 27    
VON DER HAUT.



Line: 28    
Diu haut oder daz vel an dem tier ist gestrecket über
Line: 29    
alliu glider, dar umb, daz ain alsô grôzeu samnung der
Line: 30    
glider mit einer decke gepunden sei. des menschen vel   30
Line: 31    
ist dünn und mag leicht versêrt werden. daz ist dar umb,
Line: 32    
daz der mensch kan im selber ander decke machen,
Line: 33    
mit er sich bewart, des andreu tier niht künnen. Ga\liênus
Line: 34    
spricht, daz daz vel mangerlai sei an dem men\schen,

Page: 24  
Line: 1    
wann ainz ist dünn, daz ander dik. daz vel
Line: 2    
dik ist, ist ez sleht und ains senften griffs, ez dünn
Line: 3    
ist und zesträut auz ainander, ist ez oft gar rauch
Line: 4    
und hertgriffig. daz trückner vel ist räuher und daz
Line: 5    
fäuht ist senftiger an dem griff.   5



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM RUCKEN.



Line: 8    
Der ruck hât seinen anvanch an dem hals und strecket
Line: 9    
sein leng unz an die mistporten, und der dorn, der den
Line: 10    
rucken zesamen helt, ist auz vil painen, diu sint alliu ze   10
Line: 11    
mitelst durchlöchert, und den selben painen sint diu ripp
Line: 12    
ze paiden seiten zuo gesellt. diu selben pain in dem
Line: 13    
rucken sint gezalt nâch der zal der ripp, und gêt ain
Line: 14    
langez mark durch diu pain oben in dem ruck von dem
Line: 15    
hals unz an daz end geleich ainem strick.   15



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 16    
Line: 17    
VON DER PRUST.



Line: 18    
Diu prust an dem menschen ist zart, alsô daz si niht
Line: 19    
wol arbait mag geleiden ân irn schaden, und daz ist des
Line: 20    
êrsten von des herzen wegen, daz in der prust sitzet, und   20
Line: 21    
ist auch von der gaistleichen ding wegen, die ir sideln
Line: 22    
habent etswie vil in der prust. ez ist ain praitz pain
Line: 23    
voller rœrlein in im selber ze mitelst in der prust, dem
Line: 24    
sint die ripp und die âdern zuo gesellt, und under dem
Line: 25    
selben pain entspringent die vodersten âdern, daz pluot   25
Line: 26    
inne lauft und die ze latein vene haizent. die selben
Line: 27    
âdern estent sich überal zuo den andern glidern reht als
Line: 28    
die est an ainem weinreben. aber von den âdern werden
Line: 29    
wir her nâch sagen. Aristotiles spricht, daz der mensch
Line: 30    
ainr praiten prust sei in seiner grœze gegen andern tiern.   30
Line: 31    
dar umb, lieber mensch, strek dein prust gegen deinem
Line: 32    
schöpfer, und mach dein gir prait und grôz gegen im.

Page: 25  



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN PRÜSTLEIN.



Line: 3    
Diu prüstel an den frawen sint gemacht von der nâ\tûr
Line: 4    
auz waichem lindem flaisch und die schüllent an den
Line: 5    
juncfrawen klain sein und tapfer. ez spricht auch Ari\stotiles,   5
Line: 6    
wenn die juncfrawen habent prüstel zwaier twerh\vinger
Line: 7    
lang, beginnent si die man liep haben. der
Line: 8    
swarzen frawen milch ist pezzer wan der weizen. aber
Line: 9    
an den gaizen ist ez anders: wan der weizen gaize milch
Line: 10    
ist pezzer wan der swarzen. daz verstên ich also. die   10
Line: 11    
frawen, die swarz sint von grôzer hitz, habent pezzer
Line: 12    
milch wan die frawen, die weiz sint von kalter nâtûr.
Line: 13    
wilt aber gemainleich wizzen, welher frawen milch
Line: 14    
pezzer sei, nim ain glas oder ain glate tafeln von holz
Line: 15    
und des gespüns tropfen dar auf: sint si dann dick   15
Line: 16    
und zevliezent niht, ist daz gespünn guot, zevliezent
Line: 17    
si aber, ist ez niht guot. scholt auch wizzen, daz
Line: 18    
der unvernünftigen tier milchwäppel aigenleichen äuter
Line: 19    
haizent, aber an der frawen haizent si prüstel oder tütel.
Line: 20    
iedoch ist ez underschaiden, wan an den juncfrawen, die   20
Line: 21    
noch niht swanger sint gewesen, haizent si aigenleichen
Line: 22    
prüstel von der prust, si an stênt, und an den frawen,
Line: 23    
die kindlein genesen sint, haizent si aigenleich tütel oder
Line: 24    
fruhttragerlein, dar umb, daz si den kinden ir fruht tra\gent
Line: 25    
und ir narung. kain tier hat seineu äuter vorn an   25
Line: 26    
der prust sam der mensch hât seineu prüstel.



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM HERZEN.



Line: 29    
Daz herz ist ain anvanch des lebens, und der anvanch
Line: 30    
ainr iegleichen wegung ist in dem herzen. Plinius spricht,   30
Line: 31    
daz daz herz sei ain lucern des leibes, wan diu nâtûr hât
Line: 32    
daz herz gesetzt ze mitelst in den leip, dar umb, daz ez

Page: 26  
Line: 1    
ain prunn und ain ursprinch ist der kreften aller andern
Line: 2    
glider, und ist ain schatzlädlein des lebens. dar umb
Line: 3    
hât ez diu nâtûr ze mitelst verporgen. daz herz ist daz
Line: 4    
êrst, daz an dem tier lebt in der muoter leib, und ist
Line: 5    
daz letzst, daz stirbt. ez ist auch kain glit, vil   5
Line: 6    
pluots inne sei unflüzzich und beleibend stên in im selber
Line: 7    
denn neur daz herz. wan daz herz hât zwai kämerlein,
Line: 8    
daz ain gegen der rehten seiten und daz ander gegen der
Line: 9    
denken, und dar inne ist edelz pluot und die edeln gaist,
Line: 10    
dar an daz leben ligt. und die gaist und daz pluot   10
Line: 11    
laufent in den âdern von dem herzen in die andern gli\der,
Line: 12    
als wir her nâch sagen von den âdern. daz herz ist
Line: 13    
gesetzt zuo der lungen, dar umb, daz diu lung waich ist
Line: 14    
und luftvängik, dar umb gibt si dem herzen ain küeln,
Line: 15    
daz ez iht erstick von seiner aigen hitz, wann daz herz   15
Line: 16    
ist daz allerhaizist glid, daz in dem tier ist. ez ist auch
Line: 17    
daz herz oben prait und unden spitzik und ist ze mitelst
Line: 18    
in der prust, ân daz ez sich ain klain naigt gegen dem
Line: 19    
denken prüstlein, ez wær anders diu tenk seit gar ze kalt.
Line: 20    
daz herz ist auz hertem dickem flaisch und ist in aim   20
Line: 21    
menschen grœzer denn in dem andern. des menschen
Line: 22    
herz ist waicher denn anderr tier herz. welhez tier ain
Line: 23    
grôz herz hât gegen seinem leib, daz ist vorhtich, und
Line: 24    
welhez ain mitelmæzigz herz hât, daz ist dürstich. daz ist
Line: 25    
dar umb, daz diu nâtürleich hitz und kraft ain grôz herz   25
Line: 26    
niht erfüllen mag sam ain mitelmæzigz. seind nun diu
Line: 27    
kelten ist ain sach der vorht, ist der spruch wâr, und
Line: 28    
dar umb sint die hirz und die esel und die hasen vorh\tiger
Line: 29    
wan andreu tier, wann si habent vil grœzereu herz
Line: 30    
nâch irn leiben wan andreu tier. Daz herz mag niht   30
Line: 31    
geleiden als andreu inwendigeu glider, wann man sicht
Line: 32    
an der tôten herz kain versêrung als an andern glidern,
Line: 33    
wunden, genagung, swern, stain und sämleich dinch. ie\doch
Line: 34    
beleibt daz leben in dem tier lang daz herz
Line: 35    
lebet. daz aber daz herz leit auch sam diu andern gli\der,   35
Line: 36    
des entuot ez niht, wann der tôt vürkümpt des her\zen

Page: 27  
Line: 1    
siehtagen. alsô spricht daz puoch ze latein und
Line: 2    
etleich ander sprüch der alten maister, die mir zweivel\haftig
Line: 3    
sint. Plinius spricht, daz der menschen herz niht
Line: 4    
verprant müg werden, die sterbent von des herzen
Line: 5    
siehtagen, der haizt des herzen suht, und haizt ze   5
Line: 6    
latein cardiaca und kümpt von übrigem zorn und von
Line: 7    
übriger vorht. ez sprechent auch etleich maister, daz
Line: 8    
der menschen herz, die sterbent von wârer vergift,
Line: 9    
niht verprant mügen werden, und dar umb strâft der
Line: 10    
maister Vitellus den arzt, der hiez Pîsô, und spricht,   10
Line: 11    
daz der deutsch kaiser pei im tôt sei von vergift, wan
Line: 12    
des kaisers herz wolt niht prinnen. spricht Pîsô her
Line: 13    
wider, daz daz niht sei von vergift, ez sei von des herzen
Line: 14    
suht gewesen, die der kaiser het. wærleich der arzt Pîsô
Line: 15    
missagt, und wær gar lang von ze reden, daz wil ich   15
Line: 16    
under wegen lâzen. Egiptii die weisen läut, die vil weis\hait
Line: 17    
funden habent, wânten, daz daz herz alliu jâr auf
Line: 18    
næm ain klain grœzin und daz daz werte unz in daz
Line: 19    
fünfzigist jâr, und daz ez dann als vil abnæm alliu jâr
Line: 20    
unz in daz hundrist jâr, und sprâchen, daz wênich läut   20
Line: 21    
lebten mit ganzen sinnen unz in daz hundrist jâr, dar
Line: 22    
umb, daz daz herz alsô sêr abnæm. daz aufnemen der
Line: 23    
grœzen des herzen und daz abnemen ist niht redleich,
Line: 24    
wann daz herz würd in fünftzig jâren alsô grôz als ain
Line: 25    
grôzeu pôzkugel und würd in den andern fünftzigen jâren   25
Line: 26    
alsô klain als ain pôn. daz envindet man niht. daz herz
Line: 27    
ist gesetzt in ain pälglein, daz ist wol als dicke sam
Line: 28    
aines menschen haut, und daz haizt des herzen huot oder
Line: 29    
sein kasel, und hât diu nâtûr daz herz mit verhüllet
Line: 30    
durch ain sicherhait, daz ez niht leihticleichen leid.   30



Chapter / Strophe: 34     34.
Line: 31    
Line: 32    
VON DER LEBERN.



Line: 33    
Diu leber ligt gegen der rehten seiten in dem tier
Line: 34    
und daz milz gegen der lenken seiten, und daz ist wâr

Page: 28  
Line: 1    
in allen tiern, die lebern habent. ist aber, daz sich der
Line: 2    
satz verendert, daz ist gar wunderleich, sam Aristotiles
Line: 3    
spricht. diu leber ist süez und ir nâtûr ist ainr senftigen
Line: 4    
gestalt und ainr milten schickung. des menschen leber
Line: 5    
ist sinbel reht als ains ochsen leber ist. Clemens der   5
Line: 6    
maister spricht, daz diu leber dar umb in der rehten sei\ten
Line: 7    
lig, daz si hitz geb dem magen, dar umb, daz daz
Line: 8    
ezzen in dem magen wol gekocht werd; auch dar umb,
Line: 9    
daz diu leber pluot gesenden müg allen andern glidern.
Line: 10    
wann daz ezzen nu gekocht ist in dem magen, wirt   10
Line: 11    
daz weiz und klâr gestalt sam ain weiz gerstenwazzer und
Line: 12    
daz schait diu nâtûr von den gerben und füert ez in sun\derleich
Line: 13    
âdern in daz flach tail der lebern, wirt ez
Line: 14    
dann anderweit gekocht und schait diu nâtûr daz klâr
Line: 15    
von den gerben und sent die gerben ab zuo den niern   15
Line: 16    
und zuo der plâsen; värbt diu nâtûr daz klâr in der
Line: 17    
lebern, daz ez zuo pluot wirt und sent ez dann allen an\dern
Line: 18    
glidern, die kochent ez dann fürbaz, iegleich glid
Line: 19    
nâch seiner art, unz daz ez im eben wirt. von dem ko\chen
Line: 20    
sag wir mêr, wenn wir von dem magen schreiben.   20



Chapter / Strophe: 35     35.
Line: 21    
Line: 22    
VON DER GALLEN.



Line: 23    
Diu gall ist haiz und trucken und feureinr nâtûr.
Line: 24    
daz ist als vil gesprochen, daz diu gall die kraft hât, daz
Line: 25    
si hitzt und trückent reht sam ain feur, und dar umb hât   25
Line: 26    
si got der lebern zuo gesellt, daz si ir helf kochen daz
Line: 27    
ezzen, daz ir gesant wirt von dem magen. der gallen
Line: 28    
aigenkait ist unstætichait, tobung, behendichait, scher\pfen
Line: 29    
der sinn, newvindichait, gedürstichait, hôhvart, gir,
Line: 30    
unkäusch, gedæhtnüss, snell antwürt, und ganz der leib   30
Line: 31    
des menschen, der ain grôz gallen hât, ist hitzig und
Line: 32    
trucken. Plinius der spricht, daz etsleich leut niht gal\len
Line: 33    
haben (iedoch vinde man ir wênich) und daz si lang
Line: 34    
leben und lange stark sein. Aristotiles spricht, daz et\leich

Page: 29  
Line: 1    
leut ir gallen haben gesetzt von der lebern, und die
Line: 2    
sint sänftiger von nâtûr wan die ir gallen habent pei der
Line: 3    
lebern. iedoch gewonhait verändert vil der nâtûr an dem
Line: 4    
menschen zuo guotem oder zuo pœsem, und dar umb list
Line: 5    
man, daz ein alter maister von der nâtûr frâgt ainen an\dern   5
Line: 6    
grôzen maister in nâtürleichen dingen und sprach
Line: 7    
'sag mir, waz menschleicher nâtûr hab ich an mir.'
Line: 8    
antwurt im der grôz maister und sprach 'ich hân kainen
Line: 9    
pœsern noch scherpfern menschen gesehen von nâtûr wann
Line: 10    
dich und hân kainen pezzern gesehen von üebung der   10
Line: 11    
tugend und von gewonhait guoter siten wann dich. ich
Line: 12    
hân auch kainen menschen nie gesehen, der pœsleicher
Line: 13    
geschickt wær zuo kunst und zuo weishait wann , und
Line: 14    
der durchsihticleicher und behendicleicher alliu dinch
Line: 15    
durchbrüeft mit fleiziger arbait und auch mit ämzigem   15
Line: 16    
betrahten wann .' dar umb ist der spruch wâr, der
Line: 17    
spricht: diu gewonhait ist ain wechslerin der nâtûr. Ari\stotiles
Line: 18    
spricht, daz ain iegleich tier, daz niht gallen hab,
Line: 19    
lang leb, als der helfant, der hirz, daz kamel, der del\phin
Line: 20    
oder daz merswein.   20



Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 21    
Line: 22    
VON DER LUNGEN.



Line: 23    
Aristotiles spricht, daz diu lung sei ain wintvanch,
Line: 24    
der den luft auz und ain füert, von daz herz erküelt
Line: 25    
wirt. und dar umb ist diu lung lind sam ain padswamp,   25
Line: 26    
daz si den luft gevâhen müg; und wenn si den luft in
Line: 27    
sich zeucht, grœzt si sich, wenn aber si den luft von
Line: 28    
ir sleht, klaint si sich. ain iegleich tier hât ain lungen
Line: 29    
daz auf dem land gêt und den luft in sich zeucht zuo
Line: 30    
ainer küelung des herzen. aber andriu tier, sam die visch   30
Line: 31    
in dem wâg, bedürfent der lungen niht. iedoch habent
Line: 32    
etleich mervisch lungen, die haiz pluot habent. dar umb
Line: 33    
merk, daz ain iegleich tier, daz im sein geleich gepirt mit
Line: 34    
swanger machen sein zuozuht, hât ain lungen von der

Page: 30  
Line: 1    
grôzen hitz wegen seiner nâtûr, und ist diu lung grôz
Line: 2    
und fäuht mit pluot; aber diu tier, die airnt, als die
Line: 3    
vogel, die habent ain klain lungen und trucken an ir sel\ber,
Line: 4    
und dar umb dürst si wênig und mügent ungetrunken
Line: 5    
sein lange zeit, wan si klain nâtürleich hitz habent in irm   5
Line: 6    
leib und erküelent sich mit der wegung der lungen; wann
Line: 7    
diu zeuht grôzen luft zuo ir. ez sint auch diu selben tier
Line: 8    
klainer dann andriu tier, dar umb daz diu nâtürleich hitz
Line: 9    
ist ain sach der grœzen und diu mêrung des pluots ist
Line: 10    
ain zaichen der nâtürleichen hitz. diu nâtürleich hitz   10
Line: 11    
rehtvertigt die leib der tier, und dar umb ist der mensch
Line: 12    
ains aufgerihten leibes gegen dem himel, wan er mêr
Line: 13    
pluots und hitz hât nâch seiner grœzen denn andreu tier.
Line: 14    
diu lung hât mêr pluots wann andreu glider, dar umb,
Line: 15    
daz si von waichem lindem flaisch ist. alsô spricht unser   15
Line: 16    
puoch, aber ich wæn, daz si trukner sei und plœzer von
Line: 17    
pluot wan diu leber, dar umb, daz si den luft in sich
Line: 18    
gevazzen müg. Plinius spricht, der ein holz reib mit et\leicher
Line: 19    
mervisch lungen, daz prünn sam öl. man macht
Line: 20    
auch gar lauter schœn öl von etleicher mervisch lungen.   20
Line: 21    
Aristotiles spricht, daz ain iegleich tier, daz der lungen
Line: 22    
mangelt, müez auch rehter stimm mangeln. iedoch hât
Line: 23    
manik tier niht stimm, daz doch ain lungen hât.



Chapter / Strophe: 37     37.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM MILZ



Line: 26    
Ez spricht Aristotiles, daz der mensch hab ain milz
Line: 27    
sam ain swein, lang und smal. daz milz ligt in der den\ken
Line: 28    
seiten und zeuht in etleicher mâz an sich die un\sauberkait
Line: 29    
des pluotes, und daz geschiht aller maist in
Line: 30    
den menschen, die den viertägleichen riten habent. daz   30
Line: 31    
milz leidet oft und beswært den menschen, ez sei dan,
Line: 32    
daz man auf der denken hant oder auf dem denken arm
Line: 33    
für lâz. Galiênus spricht, daz melancolia ir sideln
Line: 34    
hab in dem milz, und wenn diu melancoli ain oberhant

Page: 31  
Line: 1    
nimpt und sich zeucht zuo dem haupt, kümpt dem
Line: 2    
menschen sweigen und betrahten, und swærikait, wainen
Line: 3    
und trâkheit, vorht und sorg und klainmüetichait. under
Line: 4    
den vint man etleich, die wænent, si sein tôt, und ander
Line: 5    
die wænent, si sein glesein. Plinius spricht, daz daz milz   5
Line: 6    
ain hindernüss sei des laufens, und dar umb sleht man
Line: 7    
den laufern die milzâdern. ez sint auch etleich läut, die
Line: 8    
wænent, daz sich des menschen lachen mêre nâch des
Line: 9    
milzen grœzen und sich minder nâch des milzen klainen.



Chapter / Strophe: 38     38
Line: 10 
Line: 11    
VON DEM PAUCH.



Line: 12    
Der pauch ze latein ist gehaizen zwairlai. des êrsten
Line: 13    
haizt daz der pauch, daz wir haizen den magen oder den
Line: 14    
sack, daz ezzen des êrsten eingêt. iedoch nimpt Pli\nius
Line: 15    
den pauch in der weis ze vierlai sinnen und spricht   15
Line: 16    
alsô. ain iegleich tier, daz pluot hât und vier füez hât,
Line: 17    
daz hât vier päuch. der êrst pauch nimpt daz ezzen alsô
Line: 18    
rôch, der ander nimpt ez gekocht, der dritt kocht ez paz,
Line: 19    
der vierd nimpt daz ezzen wol gekocht und læzt ez auz.
Line: 20    
dar umb nimpt Plinius den pauch für den magen und   20
Line: 21    
für die andern seck, die under dem magen sint, dar ein
Line: 22    
daz ezzen gêt ie von aim in den andern. aber aigenleich
Line: 23    
ze nemen haizt der pauch die ganz samnung auz den
Line: 24    
secken allen mit der haut bedackt, die oben her ab gêt
Line: 25    
über den nabel. der pauch ist ze stunden übrig vaizt,   25
Line: 26    
daz der mensch von sterben muoz. Aristotiles spricht,
Line: 27    
daz die menschen geleich sein den hunden an dem obern
Line: 28    
pauch und den sweinen an dem undern pauch. Plinius
Line: 29    
spricht, daz die unbehender und unvindiger sein, die grôz
Line: 30    
geitig päuch haben, wann die andern leut; aber die mæ\zig   30
Line: 31    
päuch haben die sein behend, weis, fürsihtig, kündig
Line: 32    
oder sinnreich. die ripp sint dem pauch zuo gesellt zuo
Line: 33    
ainr huot und zuo ainr sicherheit, daz er iht leichticleich
Line: 34    
versêrt werd.

Page: 32  



Chapter / Strophe: 39     39.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM MAGEN.



Line: 3    
Der mag ist der êrst haven, dar inn daz ezzen ge\kocht
Line: 4    
wirt in dem menschen. der mag nimpt daz rôch
Line: 5    
ezzen von der sluntrœrn und kocht ez in im selber, wie   5
Line: 6    
daz sei, daz ez etswie vil geschickt werd in dem mund
Line: 7    
und in der sluntrœrn. der mag hât inwendig vil häutel\vasen
Line: 8    
reht sam klaineu plätlein an ainem püechlein, dar
Line: 9    
umb, daz von der selben häutlein hitz daz ezzen dester
Line: 10    
paz gekocht werd, und auch dar umb, daz daz ezzen   10
Line: 11    
dester lenger in dem magen beleib; wan wær der mag
Line: 12    
sleht und glat, sliff daz ezzen ê der zeit ze tal und
Line: 13    
belib ungekocht. ain gedärm ân ander grôz gedärm gêt
Line: 14    
von dem magen ze tal, daz haizt daz vastend gedirm,
Line: 15    
dar umb, daz ez alle zeit wan ist von den gerben des   15
Line: 16    
ezzens, wan ez nimpt allein die klâren fäuhten von dem
Line: 17    
magen, aber die gerben gênt irn weg zuo der mistporten.
Line: 18    
in dem vastendem gedirm sint fünf âdern gestecket, die
Line: 19    
haizent die pärmleichen âdern, dar umb, daz si mit allen
Line: 20    
andern âdern mitleident. die selben âdern streckent sich   20
Line: 21    
unz an die lebern und ziehent die klâren fäuhten unz an
Line: 22    
die lebern von dem vorgenanten gedirm, und kocht diu
Line: 23    
leber denn die fäuhten und sendet daz wazzer ab zuo den
Line: 24    
niern und von den niern in die plâsen, und diu leber be\helt
Line: 25    
daz bezzer und kocht ez zuo pluot und gibt von   25
Line: 26    
allen andern glidern narung, und daz lautrer tail des
Line: 27    
bluots wirt gesant dem herzen und der lebern in ainer
Line: 28    
âdern, die sich streckt von der lebern an daz herz.
Line: 29    
wirt dann zwaierlai auz dem lautern pluot: daz ain ist
Line: 30    
nâtürleich hitz, daz ander lebleicher gaist. daz scholt   30
Line: 31    
verstên alsô. der gaist und diu sêl sint underschaiden,
Line: 32    
wan diu sêl ist ain selpwesigeu form, der werk leben\tigeu
Line: 33    
werk sint, und von ain iegleich dinch mit
Line: 34    
geformt förmleich sein leben hât. alsô lêrt uns Aristo\tiles
Line: 35    
in dem andern puoch von der sêl. verstêst des   35

Page: 33  
Line: 1    
niht, gib dir die schult, daz in den dingen niht ge\üebt
Line: 2    
pist. wan wer daz deutsch zuo der latein mizzet
Line: 3    
gänzleich und reht, beleib ich ân strâf. aber als wir
Line: 4    
ez hie nemen, ist der gaist ain nâtürleich luftig dunst,
Line: 5    
dar an daz leben stêt, und der gaist haizt in dem herzen   5
Line: 6    
lebleich, in der lebern nâtürleich, in dem hirn tierleich.
Line: 7    
ich verstên daz alsô. der gaist haizt in der lebern nâ\türleich,
Line: 8    
wan als vor gesprochen ist, diu leber geit der
Line: 9    
ganzen nâtûr aller glider ir narung; und in dem herzen
Line: 10    
haizt der gaist lebleich, wan daz herz ist ain schatzläd\lein   10
Line: 11    
und ain anvanch des lebens; in dem hirn haizt der
Line: 12    
gaist tierlich dar umb, daz ains iesleichen tiers sinn in
Line: 13    
dem haupt sint, und daz der gaist ain wägenlein ist, dar
Line: 14    
auf diu ebenpild anderr ding varnt von ainem sinn und
Line: 15    
von ainr sêle kraft hintz der andern. der gaist ist ain   15
Line: 16    
pant, mit leib und sêl zesamen sint gepunden.



Chapter / Strophe: 40     40.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM NABELN.



Line: 19    
Der nabel ist ain mitel oder nâhent pei der mitel
Line: 20    
menschleichs leibs. mit dem nabeln ist daz kindel an ge\punden   20
Line: 21    
in der muoter leib und nimt sein narung mit dem
Line: 22    
nabeln in der muoter leib und diu narung ist pluot und
Line: 23    
dar umb ist der mônâtleich fluz verslozzen an den swan\gern
Line: 24    
frawen, ez sei dann daz kint tôt oder diu fraw hab
Line: 25    
gar vil übrigs pluots. der hân ich ain gesehen, diu mit   25
Line: 26    
lebentigem kind ir gewonhait het. iedoch lebten iriu kint
Line: 27    
niht lang nâch der gepurt. ez sprechent etleich, daz ain
Line: 28    
âder von der kindenpfâherin unz an des kindleins na\bel,
Line: 29    
und mit der âdern oder mit dem pand zeuht daz
Line: 30    
kint in sich daz pluot von der muoter lebern, und von   30
Line: 31    
dem selben pluot nert sich daz kint in der muoter und
Line: 32    
nimt kain speise mit dem mund. noch ain grœzer wun\der
Line: 33    
ist, daz daz kint niht ætempt in der muoter leib und
Line: 34    
doch, wenn ez geporn wirt, mag ez ain klain zeit un\geætempt

Page: 34  
Line: 1    
niht beleiben noch geleben. daz sint diu wun\der
Line: 2    
gots. seit nun daz kint nimt sein narung, daz pluot,
Line: 3    
von der muoter lebern, dar umb bedarf ez niht auzgeng
Line: 4    
seiner gerben, wan ez der niht hât. alsô spricht unser
Line: 5    
puoch. aber ander maister sprechent, daz sich daz kint   5
Line: 6    
fürb und sauber von wäzzriger überflüzzichait in ainem
Line: 7    
gänglein, daz hât diu nâtûr gemacht zwischen dem pälg\lein,
Line: 8    
mit si daz kint umbhüllet in der muoter leib.



Chapter / Strophe: 41     41.
Line: 9    
Line: 10    
VON DER PLASEN



Line: 11    
Diu plâse oder diu plâter ist ain vaz des harmprun\nens
Line: 12    
und ist gesetzt zwischen der hüff und dem aftern,
Line: 13    
und ist diu plâse gesament auz zwain röcken oder auz
Line: 14    
zwain häuten. Rasis spricht, daz auf der plâsen mund
Line: 15    
sein zwai mäuslein, diu sich ze samen ziehen und wern,   15
Line: 16    
daz der prunn iht unwillicleich auz der plâter . der
Line: 17    
prunn vleuzt von den niern durch zwên häls oder durch
Line: 18    
zwuo âdern, und die âdern die plâsen begreifent,
Line: 19    
durchgênt si den obern rok der plâsen und dar nâch
Line: 20    
gênt si lang zwischen den zwain röcken der plâsen,   20
Line: 21    
unz daz si koment zuo der plâsen hals. durchgênt
Line: 22    
si dann den andern rok und koment in daz hol tail der
Line: 23    
plâsen. alsô tragent si daz wazzer in die plâsen. allez
Line: 24    
gefügel mangelt der plâsen, wan si prunnent niht, dar
Line: 25    
umb, daz ir fäuhten sich verkêrt in der vedern nâtûr.   25
Line: 26    
aber ain iegsleich tier vierfüezig hât ain plâsen.



Chapter / Strophe: 42     42.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEN NIERN.



Line: 29    
Die niern sint pei der lebern gesetzet, und der reht
Line: 30    
nier ist hœher gesetzt wan der denke; ez ist aber der   30
Line: 31    
denke vaizter denn der reht. der niern ietweder hât zwên
Line: 32    
häls oder zwuo âdern. der häls ainen streckt der nier

Page: 35  
Line: 1    
auf in der seiten, er inne ligt, unz an die grôzen âdern,
Line: 2    
diu ist an dem auzwendigen tail der lebern, und den
Line: 3    
andern hals streckt er ze tal unz an die plâsen, als vor
Line: 4    
gesait ist von der plâsen. Aristotiles spricht, daz des
Line: 5    
menschen niern geleich sein den niern ains rindes. der   5
Line: 6    
unkäusch sidel ist den mannen in den niern sam den
Line: 7    
frawen in dem nabeln. Nu wil ich für paz niht mêr sa\gen
Line: 8    
von den glidern, wan guot siten und zuht mahten
Line: 9    
ez niht geleiden in gemainer sprâch, daz si doch wol
Line: 10    
leident in seltsamer sprâch.   10



Chapter / Strophe: 43     43.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEN ADERN.



Line: 13    
Nun schüll wir sagen von den âdern, als daz puoch
Line: 14    
sagt, wie daz sei, daz der ärzt püecher anders von
Line: 15    
reden; wan hie ist ain krieg zwischen den ärzten und den   15
Line: 16    
maistern von der nâtûr, und daz man daz dester paz ver\stê
Line: 17    
daz unser puoch sagt, schol man wizzen, daz dreier\lai
Line: 18    
âdern sint in dem menschen. die êrsten sint runst\âdern,
Line: 19    
daz pluot inne rint und fleuzt von dem herzen
Line: 20    
oder von der lebern in alliu andriu glider, und daz sint   20
Line: 21    
rœrn neur von ainem rock und haizent ze latein vene.
Line: 22    
die andern âdern sint gaistâdern und haizent ze la\tein
Line: 23    
arterie, daz ist als vil gesprochen sam eng weg,
Line: 24    
und in den vliezent die nâtürleichen gaist und die leb\leichen
Line: 25    
gaist, und sint von zwain röcken und sint auch   25
Line: 26    
klainer dann die runstâdern. wie auch daz sei, daz in
Line: 27    
den zwairlai âdern pluot vlieze etswie vil und auch
Line: 28    
gaist, doch nenne ich si ze deutsch nâch der mêrung. ez
Line: 29    
sprichet auch Rasis, daz die runstâdern irn ursprinch
Line: 30    
haben von dem auzwendigen tail der lebern, und daz   30
Line: 31    
die gaistâdern alle entspringen von dem lenken tail
Line: 32    
des herzen. die dritten âdern sint pantâdern und haizent
Line: 33    
ze latein nervi. mit den pint diu nâtûr diu herten pain
Line: 34    
in den glidern zesamen. nun spricht unser puoch alsô.

Page: 36  
Line: 1    
die runstâdern sint die, durch daz pluot vleuzt von
Line: 2    
dem herzen in alliu glider, wan Aristotiles wil, daz si
Line: 3    
ursprinch haben von dem herzen, wann der mensche
Line: 4    
sich fürht, lauft daz pluot zuo dem herzen sam zuo
Line: 5    
seinr enthaltung, und des menschen vel beraubet wirt   5
Line: 6    
des pluotes, rimpft ez sich und gêt im daz hâr ze
Line: 7    
perg und wirt der mensch plaich. die runstâdern glei\chent
Line: 8    
den gaistâdern an etleichen dingen, sam Galiênus
Line: 9    
spricht. iedoch slahent die runstâdern niht sam die gaist\âdern,
Line: 10    
dar umb haizent si auch die gerüewigen âdern.   10
Line: 11    
der runstâdern sint zwuo fürstinne, daz sint die zwuo, die
Line: 12    
in dem herzen entspringent, sam Aristotiles spricht, oder
Line: 13    
in der lebern, als Galiênus spricht und die andern ärzt,
Line: 14    
und ist der zwair âdern ainiu grœzer, diu ander klainer.
Line: 15    
ietwedriu der runstâdern ist ain wurzel vil anderr runst\âdern,   15
Line: 16    
wan, sam Plinius spricht, die zwuo âdern estent
Line: 17    
sich über all den leib und fäuhtent in mit lebleichem
Line: 18    
pluot über al. si sendent ir este zuo dem hirn und von
Line: 19    
dem hirn estent si sich zuo den ôrn und auch zuo den
Line: 20    
augen, zuo der nasen und zuo dem munde. alsô estent   20
Line: 21    
si sich auch under sich. Galiênus spricht, daz zuo aim
Line: 22    
iegleichen geampten glid, daz ain ampt hât, sich estent
Line: 23    
zwuo slahend âder, der slahen man enpfint auzwendig
Line: 24    
auf etleichen glidern sam auf den armen, pei den henden
Line: 25    
und auf dem slâf pei den ôrn. daz slahen der âdern   25
Line: 26    
bezaichent uns des herzen krankhait und sein sterken,
Line: 27    
auch des leibes hitz und sein kelten. aber ander âder,
Line: 28    
die niht slahend sint, tragent daz pluot in diu glider, daz
Line: 29    
diu glider von fäuht werdent. daz geschiht der nâtûr
Line: 30    
zuo ainer hilf und dem leib zuo ainer narung, und sint   30
Line: 31    
die este der âdern klain dar umb, daz daz pluot von sei\ner
Line: 32    
klainhait dester sneller werde verkêrt in der glider
Line: 33    
nâtûr, und auch dar umb, daz sich daz pluot dester paz
Line: 34    
dar inn enthalt und niht leiht auzfliez. Ez gênt auch
Line: 35    
âdern durch die rœrloten mitten der prust unz in des   35
Line: 36    
hauptes spitzen, und von der spitzen gênt wider ab durch

Page: 37  
Line: 1    
die arm drei fäuht âdern mit pluot, diu ain von dem
Line: 2    
haupt und diu haizet diu hauptâder und ze latein cepha\lica;
Line: 3    
diu ander von der leber, deu haizt ze latein epatica.
Line: 4    
aber als daz puoch spricht haizet si basilica, daz ist ge\sprochen
Line: 5    
diu gruntâder, dar umb, daz diu leber ain grunt   5
Line: 6    
ist und ain ursprinch des pluotes; diu dritt âder gêt von
Line: 7    
dem herzen und ist ze mitelst zwischen den zwain in dem
Line: 8    
arm. dar umb haizt si ze latein mediana, daz spricht
Line: 9    
diu mitlerinne. von den vodersten âdern des herzen
Line: 10    
estent sich ander âdern ze tal zuo den niern, von den   10
Line: 11    
niern zuo dem manstab, dar umb, daz des herzen lust
Line: 12    
gesant werd zuo den zwain steten und gemêrt werd
Line: 13    
und mit werken volprâht. scholt auch wizzen, daz
Line: 14    
all âdern gemainschaft habent mit den âdern, die sich
Line: 15    
sament in dem manstab, und der âdern sint vil und gar   15
Line: 16    
manig, die sich sament. von den steten des obersten
Line: 17    
tails des herzen gênt auch âdern ze tal in diu pain und
Line: 18    
in die füez, dar umb, daz die füeze gemaistert werden
Line: 19    
von dem herzen, hin si gên schüllen.



Chapter / Strophe: 44     44
Line: 20 
Line: 21    
VON DEN PANTADERN.



Line: 22    
Die pantâdern pindent diu pain zesamen in allen
Line: 23    
glidern. etleich sprechent, daz si entspringen in dem
Line: 24    
hirn. in den pantâdern ist niht pluotes sam in den runst\âdern.
Line: 25    
die pantâdern sint von nâtûr lang und niht dick.   25
Line: 26    
die runstâdern verainent sich wider, wenn si gezwaiet
Line: 27    
werdent mit sniten oder mit slegen, aber die pantâdern
Line: 28    
niht. kain pantâder ist in des menschen haupt, si sint
Line: 29    
aber in den henden und in den füezen. ain iegleich tier,
Line: 30    
daz pluot hât, daz hât pantâdern. die pantâdern werdent   30
Line: 31    
beraubt ze stunden irr zimleichen fäuhten: ziehent si
Line: 32    
sich zesamen, und daz ziehen martert den menschen jæ\merleichen.
Line: 33    
die pantâdern sint auch dar zuo nütz, daz
Line: 34    
si die sinnleichen und die wegenden kräft tragent von

Page: 38  
Line: 1    
dem hirn in alliu andriu glider und daz si den ganzen
Line: 2    
leip sterkent. etleich tier habent der âdern niht, sam
Line: 3    
die visch, die der gaistâdern niht habent. scholt auch
Line: 4    
wizzen, daz man in den reden von den âdern oft ain
Line: 5    
für die andern nimt, alsô daz man die gaistâdern nimt   5
Line: 6    
für die pantâdern und daz man ze latein nervos arterias
Line: 7    
haizet. alsô hât unser puoch ietzo gerett von den pant\âdern
Line: 8    
an vil sprüchen, wan die rehten pantâdern, die
Line: 9    
Galiênus ligamenta haizt, entspringent in den painen und
Line: 10    
dar umb enpfindent si als wênich als diu pain, die si   10
Line: 11    
zesamen pindent.



Chapter / Strophe: 45     45.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEN ZAICHEN, OB AIN FRAW SWANGER SEI ODER NIHT.



Line: 14    
Wir haben nu gesait von des menschen glidern, nu
Line: 15    
schüll wir ain tail sagen, wie er in die werlt kom, und   15
Line: 16    
von der underschait, diu ist in der muoter leib zwischen
Line: 17    
dem degenkind und dem diernkind. des êrsten scholt
Line: 18    
wizzen diu zaichen, von man waiz, ob ain fraw swan\ger
Line: 19    
sei worden. der zaichen setzt Avicenna vil. daz
Line: 20    
êrst zaichen ist diu zuosât paider sâmen weibes und man\nes;   20
Line: 21    
aber daz dunket mich ain ungewiss zaichen, wan
Line: 22    
daz oft geschiht, daz doch diu frawe niht swanger wirt.
Line: 23    
daz ander zaichen ist, daz diu wünschelruot oben trucken
Line: 24    
ist an dem haupt und daz si die muoter vast seugt. daz
Line: 25    
dritte zaichen ist daz vest besliezen des mundes an der   25
Line: 26    
muoter, wan der munt wirt vast beslozzen, daz ain
Line: 27    
nâdelspitz niht dar ein möchte. daz vierd ist, daz sich
Line: 28    
diu muoter über sich hebt und für sich in der frawen
Line: 29    
leib. daz fünft ist, daz diu frawe den mônâtleichen fluz
Line: 30    
niht hât dar nâch und si swanger wirt. geschiht aber   30
Line: 31    
der fluz, daz ist gar selten. daz sehst, daz diu fraw
Line: 32    
ainen klainen smerzen zwischen dem nabeln und dem
Line: 33    
püschlein hât. daz sibend ist, daz diu frawe irn prun\nen
Line: 34    
ze stunden niht wol gehaben mag; doch ist daz niht

Page: 39  
Line: 1    
allen frawen. daz aht ist an etleichen frawen dar nâch
Line: 2    
und si swanger werdent, daz si der manne geselschaft
Line: 3    
hazzent oder ir haimlichait fliehent. daz wæn ich, daz daz
Line: 4    
wâr sei an den selben frawen in der êrsten new irs zuo\vâhens.
Line: 5    
daz neund zaichen ist, daz diu fraw træg wirt   5
Line: 6    
und swær an irm leib. daz zehend ist, daz ir ain klain
Line: 7    
wüllet. daz ainleft ist, daz etleich frawen köppelnt, und
Line: 8    
daz köppeln ezzicht in der keln. daz zwelft ist, daz der
Line: 9    
frawen diu haut kräuzelt und daz ir swindelt in dem haupt.
Line: 10    
daz dreizehend zaichen ist, daz etleicher frawen diu augen   10
Line: 11    
vinster werdent und tief. daz vierzehend ist, daz diu
Line: 12    
frawe nâch ainem mônât oder nâch zwain pœs gelust hât.
Line: 13    
daz fünfzehend ist, daz daz weiz in den augen plaichet
Line: 14    
und gelbet. Daz sint diu zaichen, diu Avicenna setzt.
Line: 15    46   15
Line: 16    
VON WELHEN SACHEN AIN FRAW SWANGER WERDE
Line: 17    
AINS KNÄBLEINS.



Line: 18    
Wilt auch wizzen, von welhen sachen ain fraw
Line: 19    
swanger werde ains knäbleins und welhez diu zaichen
Line: 20    
sein, ob diu fraw ain knäblein trag, scholt wizzen,   20
Line: 21    
wenn des mannes sâm haiz ist und daz sein vil ist,
Line: 22    
hât er die kraft und den sig, daz er ain knäblein machet.
Line: 23    
diu ander sach ist, wenn des mannes sâm nâch dem mai\sten
Line: 24    
tail kümpt aus dem rehten gezeuglein des mannes
Line: 25    
und genomen wirt in der muoter rehten seiten; daz ist   25
Line: 26    
dar umb, daz diu reht seit hitziger ist wan diu lenke,
Line: 27    
und der sâm auz dem rehten gezeuglein ist kreftiger wan
Line: 28    
der auz dem denken. dar umb ist mein rât, daz sich die
Line: 29    
frawen auf die rehten seiten naigen zehant nâch dem
Line: 30    
werch, ob si gern knäblein tragen. ez sprechent auch   30
Line: 31    
etleich, sei daz des mannes sâm springe auz seim rehten
Line: 32    
gezeuglein in die rehten seiten der muoter, werd ain
Line: 33    
knäblein dar auz, als vor gesprochen ist; spring aber der
Line: 34    
sâm auz dem lenken gezeuglein des mannes in die rehten

Page: 40  
Line: 1    
seiten der muoter, werde dar auz ain mänleich weib
Line: 2    
oder ain männinne; spring aber der sâm auz dem rehten
Line: 3    
gezeuglein in die lenken seiten, werd dar auz ain wei\bisch
Line: 4    
man; spring aber er auz dem lenken gezeuglein
Line: 5    
in die lenken seiten der muoter, werd dar auz ain   5
Line: 6    
fräwlein oder ain dirnkint. dar zuo hilft auch diu kelten
Line: 7    
des luftes und diu kelten des landes und der wint, der
Line: 8    
von dem wagen an dem himel fleugt gegen mittem tag
Line: 9    
über, der haizet ze latein aquilo. daz ist dar umb, daz
Line: 10    
diu kelten die nâtürleichen hitz hin ein treibt in den leib   10
Line: 11    
und si inwendig sterkt, wan ez muoz daz knäblein haizer
Line: 12    
haben zuo seiner machung wan daz dirnlein.



Chapter / Strophe: 47     47.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEN ZAICHEN, OB AIN FRAW AIN KNÄBLEIN TRAGE.



Line: 15    
Wenne nu ain fraw swanger ist worden, wilt wiz\zen,   15
Line: 16    
ob si ain knäblein trag, merk disiu zaichen. daz
Line: 17    
êrst ist, daz diu fraw paz gevar ist wann si ain dirn\lein
Line: 18    
tregt. daz ander zaichen ist, daz ir daz reht prü\stel
Line: 19    
ê grœzer wirt wan daz lenk. daz dritt zaichen ist
Line: 20    
daz daz häuptlein an dem prüstel rœter wirt und auch   20
Line: 21    
die âdern an dem selben häuptlein werdent rœter wan
Line: 22    
zuo dem dirnlein. daz vierd, daz der frawen der leib
Line: 23    
sinweller ist. daz fünft ist, daz diu frawe sterker und
Line: 24    
sneller ist wan mit dem dirnlein. daz sechst ist, daz si
Line: 25    
niht pœse lüst hât als mit dem dirnlein. daz sibend ist,   25
Line: 26    
daz der frawen diu reht seit swærr ist wan diu lenke.
Line: 27    
daz aht ist, daz sich daz kindlein wegt in der rehten
Line: 28    
seiten. daz neund ist, daz sich daz knäblein wegt in der
Line: 29    
muoter leib nâch dreien mônâden und daz dirnlein nâch
Line: 30    
viern. daz zehend ist, wenn diu frawe von stat gêt,    30
Line: 31    
hebt si des êrsten den rehten fuoz. daz ainleft ist, wenn
Line: 32    
si auf stêt, steurt si sich auf die rehten hant. daz
Line: 33    
zwelft ist, daz sich daz reht aug sanfter und snellicleicher
Line: 34    
wegt. daz dreizehend ist, daz daz âderslahen des rehten

Page: 41  
Line: 1    
arms grœzer und vollekumener ist. daz vierzehend ist,
Line: 2    
daz diu frawe mêr hazzt daz slâfen mit den mannen
Line: 3    
wenne si ain knäblein trägt wann si ain dirnlein trait.
Line: 4    
daz verstên ich wâr sein an etleichen frawen, niht an
Line: 5    
allen, und aller maist in der neuw irs zuovâhens. daz   5
Line: 6    
fünfzehend ist, daz auz dem rehten prüstel ê milich gêt
Line: 7    
wanne auz dem lenken. daz sehzehend ist, daz der fra\wen
Line: 8    
milich dick ist und zæh, alsô der si sprengt auf ein
Line: 9    
glas, stênt die tropfen dar auf als die arwaiz und
Line: 10    
fliezent niht. aber diu frawe mit aim dirnlein gêt,    10
Line: 11    
ist ir milich dünn und wäzzrig und zerfliezent ir tropfen.
Line: 12    
von den zaichen allen maht wol erkennen, ob diu
Line: 13    
fraw mit ainem knäblein oder mit aim dirnlein.



Chapter / Strophe: 48     48.
Line: 14    
Line: 15    
WIE DIU GEPURT AN DIE WERLT KOME



Line: 16    
nun diu fruht zeitig ist in der muoter leib,
Line: 17    
entsliezent sich die âdern und diu pant, diu vor die fruht
Line: 18    
hielten, reht ze geleicher weis als diu æderlein an den
Line: 19    
frühten auf den päumen, und naigt sich danne diu
Line: 20    
fruht in der muoter leib ze tal gegen der porten in die   20
Line: 21    
werlt, sam Aristotiles spricht, mit offem mund und daz
Line: 22    
kindlein besleuzt den offenen munt mit seim hendlein,
Line: 23    
daz ist sein êrstez menschleichez werch. ez gêt auch daz
Line: 24    
kindel in die werlt des êrsten mit dem haupt. aber ez
Line: 25    
gêt wider auz der werlt des êrsten mit den füezen, wan   25
Line: 26    
man kêrt im die füez für, man ez ze grab tregt.
Line: 27    
ist auch, daz daz kint zuo der porten niht kümpt des
Line: 28    
êrsten mit dem haupt, kümpt ez gar swærleichen in
Line: 29    
die werlt und mit der muoter grôzem leiden, alsô daz
Line: 30    
diu muoter oft stirbt an dem kindlein. daz geschiht dar   30
Line: 31    
umb, daz sich diu fraw niht auf gerihtes helt in dem ge\pern.
Line: 32    
man hœrt auch des kindes kain stimm, ê daz ez
Line: 33    
ganz her für köm auz der muoter leib. ez geschiht auch
Line: 34    
oft, daz die frawen der kindlein genesent ê der zeit; daz

Page: 42  
Line: 1    
geschiht von mangerlai sachen , von derschrecken, von
Line: 2    
slegen, daz man die swangern frawen vast sleht, und von
Line: 3    
grôzen sprüngen, die die frawen tuont, von swærem schüt\teln,
Line: 4    
von reiten oder von varn, wan von den sachen
Line: 5    
allen prechent diu pant ê der zeit, mit daz kint ge\punden   5
Line: 6    
ist in der muoter leib, reht sam der ain pirn ê
Line: 7    
der zeit wirft mit ainem stain ab dem paum. ez spre\chent
Line: 8    
auch etleich, daz der frawen daz kindlein ab
Line: 9    
von dem gestanch ainr erleschten kerzen. daz verstên
Line: 10    
ich gar von zarten frawen, die gar clârer nâtûr sint.   10
Line: 11    
man spricht auch, ob diu frawe irn âtem halt in der
Line: 12    
gepurt, daz si dester leihticleicher geper.


Chapter / Strophe: 49     49.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEN ZAICHEN DER NATÜRLEICHEN SITEN

Chapter / Strophe: 49a     
a. UND DES ERSTEN VON DEM HAR



Line: 16    
Seind wir nu haben gesait von des menschen leibs gli\dern,
Line: 17    
schüll wir nu sagen, wie des menschen gestalt
Line: 18    
und seiner glider schickung uns bezaichent sein nâtür\leich
Line: 19    
siten, und die lêr wil ich setzen als si Rasis hât ge\setzt
Line: 20    
in seiner ärznei. in diser lêr solt des êrsten   20
Line: 21    
merken. wilt gewisleichen prüefen, waz neigung und
Line: 22    
waz siten der mensch von seiner aigenr nâtûr hab,
Line: 23    
scholt niht an ain zaichen sehen, solt der zaichen
Line: 24    
samnen maist maht und vindest si widerwärtig
Line: 25    
gegen ainander, volg dem sterkern und den, die mêr   25
Line: 26    
kreft habent. solt auch wizzen, daz daz maist prüefen
Line: 27    
und daz gewist ist an den augen und an dem ganzen
Line: 28    
antlütz; dar nâch vil an den henden.
Line: 29    
Nun schüll wir anheben an dem hâr auf dem haupt
Line: 30    
und an andern stücken des leibs. slehtez hâr und lindez   30
Line: 31    
bedäut ainen vorchtigen menschen. des nem wir ain ge\leichnüss
Line: 32    
an dem hasen und an dem hirzen. aber kraus
Line: 33    
hâr bedäut kuonhait. vil hârs an dem pauch daz bedäut
Line: 34    
ainen unkäuschen menschen. ist aber vil hârs auf den

Page: 43  
Line: 1    
rippen, daz bedäut kuonhait, und vil hârs auf den schul\tern
Line: 2    
und auf dem hals bedäut klainmüetichait und wider\streben
Line: 3    
oder widerspenichait, alsô daz den menschen
Line: 4    
niemd leiht bekêrt von seinem fürsatz. vil hârs an dem
Line: 5    
pauch und an der prust bedäut klain weishait. aufra\gendez   5
Line: 6    
hâr sam die sweinporsten auf dem haupt oder
Line: 7    
über al den leib bedäut vorht.



Chapter / Strophe: 49b     b. VON DER VARB.
Line: 8    



Line: 9    
Rôtiu varb oder rœtlotiu bedäut vil hitz und vil
Line: 10    
pluots, aber mitelvarb zwischen rôt und weiz bedäut ain   10
Line: 11    
geleich nâtûr, deu niht ze vil noch ze wênig hât hitz
Line: 12    
noch pluots, ist daz diu haut niht rauch ist mit hâr.
Line: 13    
welhes menschen varb ist feurein als ain flamme, der ist
Line: 14    
unstæt und töbig. aber welher mensch rôt ist und clâr,
Line: 15    
der ist schamich. welhes menschen varb grüen ist oder   15
Line: 16    
swarz, der ist pœser site.



Chapter / Strophe: 49c     c. VON DEN AUGEN.
Line: 17    



Line: 18    
Welher mensch grôz augen hât, der ist træg, und
Line: 19    
welher mensch tief augen hât vast hin ein gesetzt in daz
Line: 20    
haupt, der ist kündig oder hinderlistig und ain betrieger.   20
Line: 21    
welhes augen her für pauzent auz dem haupt, der ist
Line: 22    
unschämich und kleppisch und ain tôr. aber wenne diu
Line: 23    
augen nâch der lengen gesetzt sint, ist der mensch
Line: 24    
hinderlistich und ain betrieger. welhes augen vil swerzen
Line: 25    
habent, der ist vörhtig, und welher gaizaugen hât nâch   25
Line: 26    
der varb, der ist ain tôr. welhes augen snell varend
Line: 27    
sint und scharpfsihtig, der ist ain betrieger, ain hinder\lister
Line: 28    
und ain diep. welhes augen gar still stênde
Line: 29    
sint als die stain, der ist listig, und welhes anpliek ge\leicht
Line: 30    
ains weibs anplick, der ist unkäusch und unschä\mig.   30
Line: 31    
ist aber sein anplick kintleich und ist allez sein
Line: 32    
antlütz und seineu augen sam si lachen oder lächerleich
Line: 33    
gestalt, ist der mensch frœleich und ist von nâtûr ains
Line: 34    
langen lebens, welhes menschen augen grôz sint und

Page: 44  
Line: 1    
zittrend und manigvirbig, der ist træg und hât die frawen
Line: 2    
liep. aber welhes augen klain sint und bidmend und
Line: 3    
manigvirbig, der ist gar zornik und hât auch die frawen
Line: 4    
liep. welhes augen an der rœten dem feur geleichent,
Line: 5    
daz ist ain gruntpœsez mensch und gar widerprüechig   5
Line: 6    
oder ungevölgig. ist des selben augapfel swarz, daz be\däut
Line: 7    
ainen trægen und ainen stumpfen menschen. manig\virbig
Line: 8    
augen, deu ain gelb varb habent zuo geselt sam
Line: 9    
ob si mit safrân geverbt sein, bedäutent durchpœse siten.
Line: 10    
vil fleken pei den augapfeln bedäutent ainen pœsen men\schen,   10
Line: 11    
und sint sein augen mit manigverbig, ist er
Line: 12    
dester pœser. sint diu augen klain und her für pauzend
Line: 13    
auz dem haupt, sam ains krebs augen, diu bezaichent
Line: 14    
tôrhait und närrischait und ainen menschen, der seinen
Line: 15    
flaischleichen gelüsten nâch volget. klaineu äugel vil   15
Line: 16    
hin und her varend, der augenprâwe sich oft auf und
Line: 17    
zuo tuont, bedäutent ainen gruntpœsen menschen. welhes
Line: 18    
menschen augäpfel in irs endes umbganch habent ainen
Line: 19    
geleichen umbkraiz, die bedäutent ainen häzzigen men\schen,
Line: 20    
ainen claffer, ainen vorchtigen und durchpœsen   20
Line: 21    
menschen. welhes augen rindesaugen geleichent, die be\zaichent
Line: 22    
krankmüetichait. der augapfel swarz ist und
Line: 23    
ain gelb varb hât sam ob er übergoldet sei, der bedäut
Line: 24    
ainen pœsen menschen, ainen morder, der menschleich
Line: 25    
pluot gern vergeuzt. über sich aufkapfend augen als   25
Line: 26    
der ochsen augen und diu auch rôt sint und gar grôz,
Line: 27    
diu bezaichent ainen gar pœsen menschen, ainen tôrn,
Line: 28    
ainen narren, ainen trunkenpolt. diu pesten augen sint
Line: 29    
die zwischen swarz und manigvirbig ain mitel habent und
Line: 30    
die niht gar scheinplitzent sint und daz kain rœten noch   30
Line: 31    
kain gelb varb in in scheint: diu augen bedäutent ain
Line: 32    
guot nâtûr. manigvirbig augen mit ainer gelben varb
Line: 33    
scheinplitzend oder der varb grüen sint als ains stains
Line: 34    
varb bedäutent ainen pœsen menschen, und die läut,
Line: 35    
die dar zuo fleckot sint in den augen, die sint die   35
Line: 36    
pœsten under allen menschen und die grœsten betrieger.

Page: 45  
Line: 1    
wer sein augöpfel her für pauzend hât mit der ganzen
Line: 2    
grœzen der augen, der ist klainmüetig. wem diu augen
Line: 3    
tief sint und klain, der ist listig, ain betrieger und ain
Line: 4    
häzziger mensch. wem daz hâr der überprâw her nider
Line: 5    
gekrümt ist oder an ain stat getwungen von nâtûr, der   5
Line: 6    
ist ain lieger, ain listiger und ain tôr. wer gar sêr zit\ternd
Line: 7    
augen hât, der ist pœs. wer klain augen hât, der
Line: 8    
ist poes und ain tôr. sint aber diu augen grôz, ist der
Line: 9    
mensch niht pœs, aber er ist ain grœzer tôr wan der
Line: 10    
mit den klainen augen. wer manigvirbig augen hât oder   10
Line: 11    
grüen augen, der ist pœs und ain diep. welhes menschen
Line: 12    
augenprâw sich gar oft auf und zuo tuont, der ist vorh\tig
Line: 13    
und ain töbig mensch.


Chapter / Strophe: 49d     d. VON DEN ÜBERPRAWEN.
Line: 14    



Line: 15    
Welhes menschen überprâwe vil hârs habent und   15
Line: 16    
rauch sint, der hât vil gedänk und tief trahten und vil
Line: 17    
traurichait und ist sein sprâch unrain und grob. wer
Line: 18    
lang überprâwe hât, der ist hôchvertig und unschämig.
Line: 19    
wes überprâwe sich ze tal naigent gegen der nasen und
Line: 20    
sich oben aufrihtent gegen dem slâf, der ist unschämig   20
Line: 21    
und ains stumpfen sinnes.



Chapter / Strophe: 49e     e. VON DEN NASLÖCHERN.
Line: 22    



Line: 23    
Wer spitzig dünneu naslöcher hât, der ist ain krie\ger
Line: 24    
und kriegt gern. wer grôzeu naslöcher hât und
Line: 25    
weiteu, der hât klain weishait. wer an der nasen langeu   25
Line: 26    
naslöcher hat und dünneu, der ist gæch und ain tôr und
Line: 27    
leiht. wer praiteu naslöcher hât, der ist unkäusch. wem
Line: 28    
diu naslöcher sêr offen sint, der ist zornig von nâtûr.


Chapter / Strophe: 49f     f. VON DER STIRN.
Line: 29    



Line: 30    
Welhes stirn sleht ist und niht gerunzelt, der ist krie\gik   30
Line: 31    
und macht gern krieg. welhes menschen stirn sich
Line: 32    
gesamnet hât auf ir mitel, der ist zornich. wer ain klain
Line: 33    
stirn hât, der ist ain tôr, und wer ain grôz stirn hât, der

Page: 46  
Line: 1    
ist gar træg. wer ain gar gerunzelt stirn hât, der ist
Line: 2    
unschämig.


Chapter / Strophe: 49g     g. VON DEM MUNDE.
Line: 3    



Line: 4    
Wer ainen grôzen munt hât, der ist ain vrâz und
Line: 5    
ist küen. wes lefsen grôz sint, der ist ain tôr und stum\pfes   5
Line: 6    
sinnes. wes lefsen niht wol geverwt sint, der ist
Line: 7    
hôchvertig. wes zend krank sint, dünn und klain, des
Line: 8    
ganzer leib ist krank. wes zend hündisch zend sint, lang
Line: 9    
und stark, der ist ain vrâz und pœs.



Chapter / Strophe: 49h     h. VON DES MENSCHEN ANTLÜTZ.
Line: 10    



Line: 11    
Welhes menschen antlütz geleicht aines trunken
Line: 12    
menschen antlütz, der ist ain trunkenpolt von nâtûr.
Line: 13    
aber welhes menschen antlütz geleicht aines zornigen
Line: 14    
menschen antlütz, der ist von nâtûr zornig, und wenn
Line: 15    
des menschen antlütz geleicht ains schämigen antlütz,   15
Line: 16    
der ist von nâtûr schämig. welhes antlütz vol flaischs
Line: 17    
ist, der ist træg und ain tôr. welhes wangen grobez
Line: 18    
flaisch habent, der ist ainr groben nâtûr. wer ain be\hendez
Line: 19    
antlütz hât, daz ist ain antlütz niht zerplâsen und
Line: 20    
niht mit grobem flaisch, der hât vil gedänk. wer gar ain   20
Line: 21    
sinwel antlütz hât, der ist ain tôr. wer gar ain grôz
Line: 22    
antlütz hât, der ist træg. wer gar ain klainz antlütz hât,
Line: 23    
der ist pœslistig und ain smaicher. wes antlütz niht wol
Line: 24    
geschicket ist noch wol geformet, der mag niht guoter
Line: 25    
siten gehaben, ez sei danne gar selten. wes antlütz lanch   25
Line: 26    
ist, der ist schämich, und wer diezend oder zeblæt slæf
Line: 27    
hât pei den ôrn und grôz âdern, der ist zornich von nâtûr.



Chapter / Strophe: 49i     i. VON DEN ORN.
Line: 28    
Line: 29    
Wes ôrn grôz sint, der ist ain tôr und langes lebens.



Chapter / Strophe: 49k     
k. VON DER STIMM
Line: 31    
Wer ain grôzeu stimme hât, der ist küen. wes red



Line: 32    
eilt und snell ist, der ist in seinen werken snell und eilend

Page: 47  
Line: 1    
und ist zornich und pœser siten. wes âtem lang ist, der
Line: 2    
ist pœs. wer ain swær stimm hât, der ist ain diener seins
Line: 3    
aigenen pauchs. wer ain scharpf stimm hât, der ist häz\zig
Line: 4    
und tregt ainen widerdriez lang in seinem herzen
Line: 5    
haimleichen. ain schœneu stimm bedäut tôrhait und   5
Line: 6    
kleine weishait.


Chapter / Strophe: 49l     l. VON DEM FLAISCH.
Line: 7    



Line: 8    
Welher mensch vil flaischs hât und daz selb hert
Line: 9    
ist, daz bedäut groben sin und hert vernunft. aber wel\hes
Line: 10    
menschen flaisch lind ist, daz bedäut ain guot nâtûr   10
Line: 11    
und ainen guoten sin und aine guot verstäntnüss.


Chapter / Strophe: 49m     m. VON DEM LACHEN.
Line: 12    



Line: 13    
Wer vil lachet der ist sänftmüetig und wolkumend
Line: 14    
allen läuten und sorgt niht vil umb kainerlai dinch. aber
Line: 15    
wer wênig lacht, der ist hertmüetig und misvelt im allez,   15
Line: 16    
daz ander leut tuont. wer mit lauter stimme lacht, der
Line: 17    
ist unschämig. wer huost wenne er lacht oder swærlei\chen
Line: 18    
âtemt, der ist unschämich und ain wüetreich.


Chapter / Strophe: 49n     n. VON DER WEGUNG.
Line: 19    



Line: 20    
Wer swær wegung hât, daz bedäut ain stumpfhait   20
Line: 21    
und ain træghait an dem menschen. aber snell wegung
Line: 22    
bedäut ain leihtichait an dem menschen.



Chapter / Strophe: 49o     o. VON DEM HALS.
Line: 23    
Line: 24    
Wer ainen kurzen hals hât, der ist listig und sinn\reich.



Line: 25    
aber der ainen langen hals hât, der ist ain tôr,   25
Line: 26    
kläppisch und vorchtig. wer aber ainen vaizten hals hât,
Line: 27    
herten und starken, der ist zornich und gæch.


Chapter / Strophe: 49p     p. VON DER PRUST.
Line: 28    



Line: 29    
Wer ain stark prust unden hât und auch dar an vil
Line: 30    
flaisches, der ist ain tôr. wer ainen behenden leip hât,   30
Line: 31    
daz bedäut vil kündichait. wer ainen grôzen pauch hât,

Page: 48  
Line: 1    
daz bedäut übrigen glust des leibs. wer auf dem leib
Line: 2    
umb die prust klain ist und behend, daz bedäut des
Line: 3    
herzen kranchait.


Chapter / Strophe: 49q     q. VON DEN RIPPEN.
Line: 4    



Line: 5    
Wer weiteu ripp hât, daz bedäut sterken und hôh\vart   5
Line: 6    
und vil zorns. wer aber krummeu ripp hât, daz
Line: 7    
bedäut pœs siten, und wer geleicheu ripp hât, daz ist ain
Line: 8    
guot zaichen. wer klaineu ripp hât, daz bedäut ain klai\nichait
Line: 9    
des sinnes. wer aber weiteu oder braiteu ripp hât,
Line: 10    
daz bedäut guoten sin.   10


Chapter / Strophe: 49r     r. VON DEN AHSELEN.
Line: 11    



Line: 12    
Wer über sich auferhebt ahseln hât gegen dem
Line: 13    
haupt, daz bedäut tôrhait.


Chapter / Strophe: 49s     s. VON DEN ARMEN.
Line: 14    



Line: 15    
Wem die arm lank sint, daz er stênd mit den   15
Line: 16    
henden auf diu knie geraichen mag, daz bedäut edeln
Line: 17    
sin und hôchvart und ain grôz begir ze reichsen über
Line: 18    
andreu läut. wem aber die arm krump sint, daz bedäut
Line: 19    
ainen vorchtigen und ainen pœsen menschen.


Chapter / Strophe: 49t     t. VON DEN HENDEN
Line: 20 


Line: 21    
Lind hend und behent bedäutent vil weishait und guot
Line: 22    
vernunft. gar kurz hend bedäutent tôrhait. klain hend
Line: 23    
und gar lang bedäutent ainen wüetereich und ainen tôrn.


Chapter / Strophe: 49u     u. VON DEN FÜEZEN.
Line: 24    



Line: 25    
An welhen füezen vil flaisches ist und daz flaisch   25
Line: 26    
gar hert ist, daz bedäut ain pœs vernunft an dem men\schen.
Line: 27    
kurz und leutsælig füez bedäutent ainen unkäu\schen
Line: 28    
menschen und einen frœleichen. wem diu verse
Line: 29    
klain ist, daz bedäut ainen vorhtigen menschen. wenne
Line: 30    
aber si grôz sint und stark, daz bedäut ain küenhait und   30
Line: 31    
vestikait an dem menschen. wem die füez unden ze

Page: 49  
Line: 1    
paiden seiten und diu pain grôz sint, daz bedäut ainen
Line: 2    
stumpfen menschen und unschämigen. wem die lend
Line: 3    
vol flaischs auzwendig sint, daz bedäut der sterken ge\sunthait
Line: 4    
und ir genuhtsam. wem der dieher pain her für
Line: 5    
pauzelnt, daz bedeut küenhait. wem aber der afterpell   5
Line: 6    
pain her für raichent, daz bedäut vil sterk und manhait.
Line: 7    
wem der afterpell pain klain sint, daz bedäut ainen lieb\haber
Line: 8    
der frawen und des leibs krankhait und vorht.


Chapter / Strophe: 49v     v. VON DEM SCHRITTE.
Line: 9    



Line: 10    
Wes schritt grôz sint und træg, der ist træg, aber   10
Line: 11    
wes schritt snell sint und kurz, der ist gæch und umb
Line: 12    
alliu dinch gar sorgsam, diu er doch niht auzrihten kan.


Chapter / Strophe: 49w     w. WELHER KÜEN SEI.
Line: 13    



Line: 14    
Der ist ain küen man, der starkez hâr hât und her\tez
Line: 15    
und ainen aufgerihten leib und starkiu pain und   15
Line: 16    
wem die hend und die füez und diu prust unden und diu
Line: 17    
samnung der glider starch sint und dem diu prust und
Line: 18    
der pauch und die ahseln starch sint und der hals starch
Line: 19    
und grôz und niht vil flaischs an ist. alsô ist auch der
Line: 20    
mensch küen, der ain behend prust hât mit weiter behen\dikait   20
Line: 21    
und dem die lend klain sint und daz flaisch, daz
Line: 22    
an den waden ist seiner pain, sich ze tal senket und wem
Line: 23    
diu haut und sein flaisch etswie vil trucken sint und dem
Line: 24    
die âdern scheinent an der stirn und diu stirn niht ge\runzelt
Line: 25    
ist und dar zuo rauch etswie vil. ez sint auch   25
Line: 26    
die küen, die gleichez flaisch habent, niht ze vil noch ze
Line: 27    
wênig, und ainen aufgerihten leib und der glider knoden
Line: 28    
und die vinger starch sint und der pauch klain und dem
Line: 29    
die lend klain sint oder zemâl unscheinend und dem zwi\schen
Line: 30    
paiden schultern ain grôz weiten ist, und dem die   30
Line: 31    
überprâwe aufgerekt sint und diu stirn niht gerunzelt
Line: 32    
ist und der dar zuo gar zornik ist und seinen zorn gar
Line: 33    
lang haltet und der an seiner prust und auf seinen achseln
Line: 34    
rauch ist.


Page: 50  
Chapter / Strophe: 49x     x. WELHER VORHTIK SEI.
Line: 1    



Line: 2    
Der ist vorhtik, der ain slehtez hâr hât und dar zuo
Line: 3    
ainen krumben oder gepuckten leib und dem diu mäus\lein
Line: 4    
an den painen inwendich über sich erhebt sint, der
Line: 5    
ain gelb varb hât und krank augen und der die snell   5
Line: 6    
auf und zuo tuot und des hend und füez behend sint
Line: 7    
und mager und des anplick geleich ist dem anplick ains
Line: 8    
traurigen menschen.


Chapter / Strophe: 49y     y. WELHER GUOTS SINNES SEI.
Line: 9    



Line: 10    
Der ist ains snellen sinnes und ainer guoten behen\den   10
Line: 11    
nâtûr, der lindez flaisch hât an seinem leib und des
Line: 12    
wênich ist und dar zuo trucken und der ain mittel hât
Line: 13    
zwischen mager und vaizt und der an dem antlütz niht
Line: 14    
vil flaischs hât und im die ahseln derhebt sint und seineu
Line: 15    
ripp etswie vil flaisches habent und sein varb ain mittel\varb   15
Line: 16    
ist zwischen rôt und weiz und behend und scheinend
Line: 17    
und klâr. dar zuo ist im diu hant behend, sein hâr ist
Line: 18    
niht hert, noch ist sein vil und ist niht swarz: ez hât ain
Line: 19    
mittelvarb zwischen gel und swarz.


Chapter / Strophe: 49z     z. WER AINEN WOL GESTALTEN LEIP HAB
Line: 20 



Line: 21    
Der ist ains geleichen leibs und ainer guoten nâtûr,
Line: 22    
der ain mitel hât zwischen lang und kurz und zwischen
Line: 23    
mager und vaizt, und der weiz ist und dar ain clain
Line: 24    
rœten ist gemischet, und des hend und füez ain mitel
Line: 25    
habent zwischen grôz und klain und zwischen vil und   25
Line: 26    
wênig flaisches. des selben haupt schol in seiner grœzen
Line: 27    
des leibs grœzen eben antwürten und der hals under dem
Line: 28    
haupt schol ain klain grœzen haben. sein hâr schol un\der
Line: 29    
lindem und hertem hâr ain mitel haben und schol
Line: 30    
ain wênig rôt sein. sein antlütz schol sinbel sein und   30
Line: 31    
gar schœn, diu naslöcher aufgereckt, niht ze grôz
Line: 32    
noch ze klain. sein augen schüllen ain mittelvarb haben
Line: 33    
zwischen swarz und grüen und schüllen etswie vil fäuht
Line: 34    
sein und klâr.

Page: 51  


Chapter / Strophe: 4949aa     aa. WER DIE WEISHAIT LIEP HAB.
Line: 1 



Line: 2    
Der ist ain weishait minnent man, des leib oder per\sôn
Line: 3    
aufgerekt ist und des flaisch geleich ist, niht ze vil
Line: 4    
noch ze klain, und der weiz ist. und hât ain klain rôt
Line: 5    
dar zuo gemischet. sein hâr hât ain mittel zwischen vil   5
Line: 6    
und wênig, zwischen sleht und kraus, zwischen weiz und
Line: 7    
swarz und ist lind. sein anplick geleicht ainem lachenden
Line: 8    
oder frœleichen anplick. sein hend habent ain mittel
Line: 9    
zwischen grôz und klain und er hât auch getailt vinger.
Line: 10    
daz verstên ich alsô, daz der vinger glider sich hinder   10
Line: 11    
sich piegen vil nâh als si entzwai sein. sein stirn ist
Line: 12    
grôz, sein augen habent ain mittelvarb zwischen grüen
Line: 13    
und swarz.


Chapter / Strophe: 49bb     bb. WER STUMPFES SINNES SEI.
Line: 14    



Line: 15    
Der ist ainr stumpfen nâtûr, der gar weiz ist oder   15
Line: 16    
gar praun und hât ainen grôzen pauch und krump vinger.
Line: 17    
sein antlütz ist gar sinbel und hât vil flaisches auf den
Line: 18    
wangen. der ist auch stumpf, der vol flaisches auf dem
Line: 19    
hals ist und auf den füezen und an den stucken des leibes,
Line: 20    
diu zwischen sint. sein pauch ist sinbel und pauzet   20
Line: 21    
her für. sein ahseln sint erhebt gegen dem haupt. sein
Line: 22    
stirn ist sinbel geleich ainem pallen, als ob si hofrot sei,
Line: 23    
und hât vil flaischs. sein kinpacken sint grôz und seineu
Line: 24    
pain lank, sein antlütz ist lank und der hals grôz.



Chapter / Strophe: 49cc     cc. WER UNSCHÄMIK SEI.
Line: 25    



Line: 26    
Der ist unschämik, der gar offen augen hât und
Line: 27    
her für pauzend und scharpf sehend. sein überprâw sint
Line: 28    
grôz, sein persôn ist niht gar lanch. wenn auch er gêt,
Line: 29    
riht er sein prust vorn auf. sein ahseln sint aufder\hebt,
Line: 30    
sein wegung ist snel, sein varb ist rôt und hât vil   30
Line: 31    
pluots, sein antlütz ist sinbel, sein prust ist klain oder
Line: 32    
behend und ist dar zuo derhebt oder ain wênig hoferot.
Line: 33    
ez ist auch der unschämich, der sein augen weit auf tuot
Line: 34    
und scharpf siht und gar kläffig ist.

Page: 52  


Chapter / Strophe: 49dd     dd. WELHER MENSCH ZORNIK SEI.
Line: 1    



Line: 2    
Der ist ain zornich man, der ain ungeschaffen antlütz
Line: 3    
hât und ain tunkelrôtez an der varb und dem diu haut
Line: 4    
an dem antlütz trucken oder dürr ist und der an allem
Line: 5    
seim leib mager ist. sein antlütz ist voller runzeln, sein   5
Line: 6    
hâr ist swarz und lind.


Chapter / Strophe: 49ee     ee. WER UNKÄUSCH SEI.
Line: 7    



Line: 8    
Der ist ain unkäusch man und ain frawenminner,
Line: 9    
der weiz ist und hât ain rœten dar zuo gemischet, des hâr
Line: 10    
vil und grôz ist, lind und swarz, und der auf den slæfen   10
Line: 11    
gên den ôrn vil hârs hât und dar zuo grôz augen hât.


Chapter / Strophe: 49ff     ff. WER AINEN WEIBISCHEN MUOT HAB.
Line: 12    



Line: 13    
Der hât ainen weibischen muot, der ungedultig ist
Line: 14    
und niht wol geleiden mag und der schier verkêrt mag
Line: 15    
werden und bekêrt und der schier zürnt und auch schier   15
Line: 16    
ablæzt. wann in allen tiern daz maist tail habent diu
Line: 17    
weib ainen verworfenen muot von nâtûr. si habent auch
Line: 18    
mêr hinderlist wan die manne und sint vervâhend oder
Line: 19    
fürsnell und unschämik in haimleichen sachen. alsô spricht
Line: 20    
Rasis. die frawen habent auch klaineu haupt, behend   20
Line: 21    
häls und behend antlütz. ir prust ist eng und auch ir
Line: 22    
schultern sint eng und habent auch die prust unden oder
Line: 23    
die abseiten nâh der prust behend. aber si habent grôz
Line: 24    
lend ze paiden seiten und grôz aftern. iriu pain sint
Line: 25    
klain und ir hend und ir füez behend. si sint auch   25
Line: 26    
vorhtiger under allen tiern wan die man.


Chapter / Strophe: 49gg     gg. VON DEN MAIDEN.
Line: 27    



Line: 28    
Ain maiden oder ain cappaun (daz ist ain man, der
Line: 29    
seinr gezeuglein niht hât) der ist pœser siten, wan er ist
Line: 30    
tôrocht und geitich und übernemend, alsô daz er sich   30
Line: 31    
mêr ding underwint wann er volmag. der aber niht ge\maident
Line: 32    
ist mit kunst und doch geborn ist ân gezeuglein
Line: 33    
oder der gar klain gezeuglein hât, der ist ainem cappaun

Page: 53  
Line: 1    
geleich und wehset im nümmer kain part. ist er der pœst
Line: 2    
under derlai leuten.



Chapter / Strophe: 50     50.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEN TRÄUMEN.



Line: 5    
Nun schüll wir durch ain kluoghait sagen ain clain,   5
Line: 6    
waz etleich träum bedäutent an dem menschen. wem
Line: 7    
vil träumt von regen und daz er daz mer sehe und flie\zendeu
Line: 8    
wazzer, der hât vil wäzzeriger fäuhtin in seim leib
Line: 9    
und sint im diu pat guot und sämleicheu fürbung. aber
Line: 10    
wem träumt von fewer und von plitzen und von kriegen,   10
Line: 11    
der hât vil materi in im, diu haizt diu rôt colera.
Line: 12    
wem träumt vil von rôter varb und von hôhzeiten und
Line: 13    
süezem ezzen und von lustigem oder dem träumt von des
Line: 14    
pluots flüzzen, der hât übrigez pluot in seinem leib. und
Line: 15    
wem träumt, daz er vil swarzer ding sehe oder prauner   15
Line: 16    
ding oder der im vil fürht und vil derschricket in dem
Line: 17    
slâf, der hât vil in im der materi, diu haizt diu swarz
Line: 18    
colera ader melancolia. wem aber träumt, daz er stê auf
Line: 19    
ainer snêstat oder an ainer kelten, der hât übrig kel\ten
Line: 20    
in im. und wem träumt, daz er in ainem haizen pat   20
Line: 21    
sei oder an der haizen sunnen sei oder pei ainem haizen
Line: 22    
feur, der hât übrig hitz in im. wem träumt, daz er flieg,
Line: 23    
daz bedäut überig trüeken an im und behendikait und
Line: 24    
leihtikait seins pluots und anderr seinr fäuhten. wem
Line: 25    
träumt, daz er swær trag oder beswært sei, der ist ze vol.   25
Line: 26    
wem aber träumt, daz er durch unsauber stinkende stet
Line: 27    
, der hât vil fauler stinkender fäuhten in seinem leib.
Line: 28    
wem träumt, daz er in gärten oder durch stet, die wol
Line: 29    
smeckent, daz bedäut ain gleichait und ain klârhait seinr
Line: 30    
fäuhten und daz si niht faulkait pei ir hât. wem aber   30
Line: 31    
träumt, daz er sich wind durch eng stet und fenster, daz
Line: 32    
bedäut, daz die rœrn und diu glider in dem leib siech
Line: 33    
sint und beswært, die der nâtûr den luft zuo ziehen söl\ten
Line: 34    
und daz si ir niht vil luftes zuo geziehen mügent
Line: 35    
sam ir nôt wær.

Page: 54  
Line: 1    
Daz ist diu lêr Rasis von den träumen, die von in\wendiger
Line: 2    
schickung des menschen koment, und mag ain
Line: 3    
weiser mensch an im selber prüefen von den träumen,
Line: 4    
wenne im lâzens nôt ist oder tranch ze nemen nâch der
Line: 5    
ärzt rât. aber ander träum die koment von gedenken,   5
Line: 6    
die der mensch wachend hât, und etleich von dem einfluz
Line: 7    
der stern kreft und etleich von dem einfluz des götleichen
Line: 8    
gaistes und auch etleich von dem einplâsen des pœsen
Line: 9    
gaistes. von den träumen ist ain sunderleicheu kunst
Line: 10    
lanch genuog, mit well wir unser red niht betrüeben.   10
Line: 11    
Mit der red hab daz êrst stuck diss puochs ain end.
Line: 12    
daz ander stuck sol sagen von den vier elementen, von
Line: 13    
den winden, von regen, taw, snê, reif, tonr, plitzen und
Line: 14    
von andern sachen, die in den elementen geschehent, und
Line: 15    
auch von den siben planêten. daz dritt stuck wirt sagen   15
Line: 16    
von aller tier nâtûr, si gên oder si slingen sich auf der
Line: 17    
erd, si swimmen in dem wazzer oder si fliegen in dem
Line: 18    
luft. daz vierd stuck von allen paumen und von irr
Line: 19    
art. daz fünft stuck von allen kräutern und edeln wur\zen.
Line: 20    
daz sehst von allen edeln stainen. daz sibent von   20
Line: 21    
allem gesmeide. daz aht und daz letzst von mangen
Line: 22    
wunderleichen prunnen. wenn wir daz allez volpringen,
Line: 23    
hab wir mangen haimleichen nutz volprâcht ze dienst
Line: 24    
der werden muoter und dar nâch guoten freunden.





Book: II     II.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEN HIMELN UND VON DEN SIBEN
Line: 27    
PLANÊTEN.






Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 28    
Line: 29    
DES ÊRSTEN VON DEM SATJAR.



Line: 30    
Ich lâz des puoches ordnung ze latein, wan ez ist
Line: 31    
hie gar ungeordent, und wil anheben des êrsten von den
Line: 32    
himeln und von den planêten, und dar nâch von den ele\menten.
Line: 33    
Manik maister und aller maist der christen und
Line: 34    
der juden lêrer setzent zehen himel ob ainander. der   10
Line: 35    
êrst und der obrist stêt still und welzt niht. der haizt
Line: 36    
ze latein empireum, daz ist der feurein himel, dar umb,
Line: 37    
daz er glestent und scheint mit wunderleichem grôzem
Line: 38    
glast. dar inne ruowet got mit seinen auzlieben. der
Line: 39    
ander himel ze tal gegen uns haizt der êrst walzer oder   15
Line: 40    
der cristallisch himel, dar umb, daz er klâr und lauter
Line: 41    
ist sam ain cristall, und kain stern ist an dem selben
Line: 42    
himel. der welzt in tag und in naht, daz ist in vier\undzwainzig
Line: 43    
stunden, ains mâls umb und umb daz ert\reich.
Line: 44    
der dritt himel haizt ze latein firmamentum, daz   20
Line: 45    
ist der vest himel, dar umb, daz er ain vest und ain
Line: 46    
grunt ist aller gesteckten stern. der welzt widerwarts
Line: 47    
von der sunnen underganch gegen der sunnen aufganch
Line: 48    
und volpringt seinen lauf in sehsunddreizigtausent jâren
Line: 49    
ains mâls. er haizet auch der gestirnt himel.   25
Line: 50    
Dar nâch sint die siben himel der siben planêten.

Page: 56  
Line: 1    
der hât iegleicher neur ainen stern. der êrst haizt ze
Line: 2    
latein Saturnus, daz ist der Satjâr, dar umb, daz er den
Line: 3    
frühten und dem leben wider ist, und sölt er ze reht
Line: 4    
haizen der Stœrjâr oder der Hungerjâr; haizt man in
Line: 5    
spötleichen Satjâr (wann er verderbt wein und korn),   5
Line: 6    
reht als der ainen ungestalten menschen engel hieze. der
Line: 7    
stern ist von seiner kraft kalt und trucken und ist sein
Line: 8    
lieht tunkel und volpringt seinen lauf in dreizig jârn.
Line: 9    
Plinius der spricht: alle planêten gênt ir kraiz zuo der
Line: 10    
lenken hant âne dér stern, der gêt alle zeit snell zuo   10
Line: 11    
der rehten hant. daz verstên ich alsô, daz er alle zeit
Line: 12    
stêt daz mêrer tail gegen der sunnen underganch über,
Line: 13    
wan er volgt der sunnen trægleich. der nun sein antlütz
Line: 14    
kêrt gegen dem himelwagen und den ruck gegen mittem
Line: 15    
tag, dem ist der stern ze der rehten hant. kêrst aber    15
Line: 16    
den sin umb in anderr weise, ist er auch wâr, wan
Line: 17    
ez ist anders niht gesprochen denne daz der stern træg
Line: 18    
ist. daz ist dar umb, als Plinius spricht, daz in der ge\stirnt
Line: 19    
himel hindert in seinem umblauf, und dar umb,
Line: 20    
daz er træg ist, ist er dester kelterr krefte, seint snel\liu   20
Line: 21    
wegung ist ain sach der hitz. aber Augustînus der
Line: 22    
spricht über genesim daz puoch, daz der stern dar umb
Line: 23    
kalt sei von den wazzern, die ob den himeln sint. wær\leich
Line: 24    
mit urlaub, daz ist ain spot, wann kain wazzer ob
Line: 25    
den himeln ist. wær aber wazzer , daz den stern frœrt,   25
Line: 26    
daz frœrot allermaist den gestirnten himel, und wær
Line: 27    
er dann kalt, daz er daz ertreich gar durchfrœret,
Line: 28    
daz kain fruht noch kain leben dar auf wol beleiben
Line: 29    
möht. und wenn diu hailig geschrift spricht, daz wazzer
Line: 30    
ob den himeln sei, daz verstên ich von dem cristallischen   30
Line: 31    
himel, der lauterm wazzer geleich ist, wan der ist ob
Line: 32    
dem gestirnten himel. gedenk niht, daz ich pezzer well
Line: 33    
sein wann Augustînus, wann er hât an seinem anvanch
Line: 34    
vil gesprochen, daz er hinden nâch widersprochen hât.
Line: 35    
dar umb sprich ich, daz der stern Satjâr an seinr aigenr   35
Line: 36    
nâtûr kalt ist, mit in got beschaffen hât.

Page: 57  



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HELFVATER.



Line: 3    
Der ander planêt haizet Jupiter ze latein, daz ist ze
Line: 4    
däutsch helfvater, dar umb, daz der stern sänftig ist,
Line: 5    
warm und trucken, niht sêr, daz ist sänftfäuht. und diu   5
Line: 6    
zwai, wirm und sänftfäuhten, sint ain ursprinch und ain
Line: 7    
beschirmung des lebens. dar umb macht er allez ertreich
Line: 8    
frühtig und pringt guoteu jâr, wenne er in seiner magen\kraft
Line: 9    
ist und in seiner besten wonung. seind er nun dem
Line: 10    
Satjâr wider ist mit seinen kreften, der sein vater haizt,   10
Line: 11    
dar umb, daz er ze næhst ob im ist, haizt man in
Line: 12    
spöttischen den helfvater, wan er hindert seinen vater mit
Line: 13    
seinen werken, oder er haizt dar umb der helfvater, daz
Line: 14    
er ain vater ist und ain helfer der frühten und des lebens
Line: 15    
auf erden. wan als der bedäuter spricht auf die stern\kunst   15
Line: 16    
Marciani des maisters: wær kain ander stern wann
Line: 17    
der helfvater, wærn alle menschen untœtleich. daz
Line: 18    
verstên ich nâch der nâtûr lauf, niht nâch gotes willen.
Line: 19    
Marcianus spricht, daz der stern zuo allen dingen hail\sam
Line: 20    
sei und tœtleichen dingen gesunthait pring. der   20
Line: 21    
stern volpringt seinen lauf in zwelf jârn.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM STREITGOT.



Line: 24    
Der dritt planêt haizt ze latein Mars, daz ist ze
Line: 25    
däutsch gehaizen der streitgot, dar umb, daz er von sei\ner   25
Line: 26    
kraft gar heiz und trucken ist. und wenne er in sei\nem
Line: 27    
aigenn satz ist, hitzt er der menschen herz und
Line: 28    
ir nâtûr und macht si zornich. der stern ist rôt reht als
Line: 29    
ain glüender kol und volpringt seinen lauf in zwain jâren.



Chapter / Strophe: 4     4
Line: 30 
Line: 31    
VON DER SUNNEN.



Line: 32    
Der vierd planêt haizt ze latein sol und ze däutsch
Line: 33    
diu sunne. der stern ist scheinend und leuhtend über

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Line: 1    
all ander stern, alsô daz er mit seinem lieht des tages
Line: 2    
aller anderr stern lieht vertiligt, daz man ir niht siht.
Line: 3    
diu sunn vollepringt irn lauf in drein hundert tagen und
Line: 4    
in fünfundsehzig tagen und in ainem viertail ains tages.
Line: 5    
wenne diu sunne in irm aufganch des morgens rôt scheint   5
Line: 6    
oder tunkel oder wenne si verporgen ist under den wol\ken,
Line: 7    
daz bezeichent regentage. wenne aber si des âbendes
Line: 8    
rôt scheint, bedäut ez den andern tag schœn. daz ist
Line: 9    
dar umb, daz si des âbendes durch die wolken scheinet,
Line: 10    
die si mit ir under hât gezogen von unserm luft und hât   10
Line: 11    
den gerainget; aber wenne si des morgens durch die
Line: 12    
wolken scheinet, hât si in unserm luft wolken vor ir
Line: 13    
und ist der luft trüeb. ist aber, daz si flach dunket alsô
Line: 14    
daz si ze mittelst scheint und daz si iren schein wirfet
Line: 15    
beseits gegen mittem tag und gegen den himelwagen,   15
Line: 16    
daz bedäut ain fäuhtez weter windigez. ist si plaich ân
Line: 17    
swerzen, daz bedäut wint ân regen. Diu sunne hât fünf\zehen
Line: 18    
aigenchait. si ist scheinend an ir selber und strä\wet
Line: 19    
irn schein von ir auf andreu dinch. si ist ain prunn
Line: 20    
oder ain ursprinch der hitz. si zeuht die wolken an sich.   20
Line: 21    
si ist ain form oder ain gestalt der varb. si derläuht den
Line: 22    
mônen. si pringt naht und tag. si macht die fruht zei\tig.
Line: 23    
si trückent fäuht gemachteu ding. si gêt ein, tuost
Line: 24    
auf. si zerflœzet daz eis. si gefräwet gesundeu augen
Line: 25    
und betrüebet krankeu augen. si gêt auf und unter. si   25
Line: 26    
steigt hôch und nider, wann in dem sumer ist si hôch, in
Line: 27    
dem winter ist si nider. die fünfzehen aigenchait vind
Line: 28    
wir an der auzerwelten sunnen, unserr frawen von himel\reich.
Line: 29    
der Salomôn spricht in der minne puoch: si ist auz\derwelt
Line: 30    
als diu sunne. unser frawe ist scheinend an ir   30
Line: 31    
selber mit aller tugent, mit aller klârhait und mit aller
Line: 32    
sælichait. dar umb spricht der minne puoch: wer ist diu
Line: 33    
dort her gêt als der morgenrôt, der des morgens aufpre\hend
Line: 34    
ist? ze dem andern mâl sträut unser frawe iren
Line: 35    
schein mit wunderleichen werken und mit guottæten irr   35
Line: 36    
milten sänftichait. des dritten mâls ist si ain prunne der

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Line: 1    
hitz, daz ist der haizen liebe, wan wir werden entzunt
Line: 2    
von ir als von ainem ebenpild der lieb, seit wir wizzen,
Line: 3    
daz si ir kint lieb het, als Ambrosius spricht: si ir
Line: 4    
kint sach hangen vor ir an dem cräuz, scholt ez sein
Line: 5    
gewesen, si het sich für ez lâzen cräuzigen und martern   5
Line: 6    
und was berait under dem cräuz ze sterben umb irn ain\gepornen
Line: 7    
sun. des vierden mâls zeuht si die wolken an
Line: 8    
sich, daz sint die menschen, die fliegent sam die wol\ken
Line: 9    
mit irn guoten werken und die schreiend: zeuch
Line: 10    
mich nâch dir! des fünften mâls ist si ain gestalt der   10
Line: 11    
varb, wann in der vinster mag niemd varb erkennen,
Line: 12    
dar umb gibt daz lieht der varb ir gestalt und ir form.
Line: 13    
alsô tuot unser frawe, diu gibt den rewern und den püe\zern
Line: 14    
violisch varb, den martern rôter rôsen varb, den
Line: 15    
junkfrawen lilienvarb. ze dem sehsten mâl erläuht unser   15
Line: 16    
fraw den mônen, daz ist diu cristenhait, die stêt in
Line: 17    
irm geprechen, und von singt diu christenhait von ir:
Line: 18    
hâst alle pôshait und ketzrei allain verderbet. ze dem
Line: 19    
sibenden mâl pringt unser fraw tag und naht, daz ist ge\nâd
Line: 20    
und güete den guoten, die widerkêrn wellent, und   20
Line: 21    
ungenâd den, die irn namen unêrent, als die verfluochten
Line: 22    
juden. des ahten mâls macht unser frawe die fruht
Line: 23    
zeitich, wenn wir uns vleizen, daz wir mit tugenden ir
Line: 24    
geleichen. die tugent pringt si uns zuo ganzem guotem
Line: 25    
end. ze dem neunden mâl trückent si fäuhtgemachteu   25
Line: 26    
dinch, wenn wir von irn genâden hert und stæt werden
Line: 27    
in unserm guoten fürsatz und wir uns gürten mit der
Line: 28    
gürteln der käuschait und der rainikait. des zehenden
Line: 29    
mâls gêt unser fraw ein, ist daz auf tuost. wann
Line: 30    
tuost den munt auf mit piten und mit loben, gêt   30
Line: 31    
si in dein sêl und in dein herz mit genâden und mit
Line: 32    
süezikait. ich waiz niemant, der si niht lob, wann den,
Line: 33    
der irr gnâden und irr gâb niht enpfangen hât. wizz,
Line: 34    
daz gâb und zuotætichait vil lieb und lobs enzündet.
Line: 35    
ze dem ainlften mâl zerflœzet si daz eis, daz ist daz si   35
Line: 36    
die trâghait unserr gewizzen waicht und unser unrainez

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Line: 1    
herz in zäher und in wainen ganzer rewe zerflœzet. ze dem
Line: 2    
zwelften mâl gefräwet si gesundeu augen, daz ist, daz si
Line: 3    
die guoten gesunden christen derläuht zuo der genâd der
Line: 4    
himelischen fräud. des dreizehenden mâls betrüebet si diu
Line: 5    
pœsen kranken augen, daz si niht mügen gesehen ir klâr\hait,   5
Line: 6    
daz sint die iren gedank und allen iren fleiz auf
Line: 7    
irdische wollüst legent, die mügent ir überflüzzig genâd
Line: 8    
und ir süez miltikait niht angesehen. ze dem vier\zehenden
Line: 9    
mâl gêt si auf und under. wan in der gepurt
Line: 10    
irs êrsten aingepornen suns unsers herren Jêsû Christi   10
Line: 11    
gieng si auf in den tag der sælichait allem menschleichem
Line: 12    
gesläht und gieng under mit dem grôzen mitleiden, daz
Line: 13    
si het in dem tôde und in der marter irs lieben kindes.
Line: 14    
naigt si sich und naigt sich heut zuo allen den her\zen,
Line: 15    
diu ir leiden under dem cräuz betrahtent. ze dem   15
Line: 16    
fünfzehenden mâl swebt unser fraw hôch und nider. si
Line: 17    
swebt des êrsten hôch, si enpfangen wart von irm
Line: 18    
lieben kind in die êwigen fräud, und swebt nâch nider
Line: 19    
alle tag und alle zeit, wenne si ir genâd uns armen sün\dern
Line: 20    
her nider geuzet auf ertreich, seind si unser für\sprecherin   20
Line: 21    
ist vor dem obristen rihter. noch ist ain aigen\chait
Line: 22    
der sunnen, daz si verr grœzer ist wann daz ganz
Line: 23    
ertreich. Alfragânus der sternseher spricht, daz si hun\dert
Line: 24    
stunt und sehzig stunt grœzer sei wann daz ganz
Line: 25    
ertreich. alsô hât unser frawe siben wirdichait an ir,    25
Line: 26    
mit si alle irdische junkfrawen übertrift und mit si
Line: 27    
derhœht ist über die kœr der engel. diu êrst wirdichait
Line: 28    
diu ist, daz si käusch gelobte in der antwurt zuo dem
Line: 29    
englischen gruoz, wan der engel sprach: sich, zuo\gefæchst
Line: 30    
und gepirst ain kindlein, sprach si: wie ge\schiht   30
Line: 31    
daz, seind ich kainen man erkenne? daz ist
Line: 32    
vil gesprochen, sam die lêrer sagent, ich wil kainen man
Line: 33    
nümmer derkennen. alsô setz wir oft den spruch der
Line: 34    
gegenwürtichait für den spruch der künftichait, als wenn
Line: 35    
mich ladest auf den künftigen samstag zuo flaisch,    35
Line: 36    
sprich ich: ich izz niht flaisch an dem samstag, daz ist:

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Line: 1    
ich wil sein niht ezzen an dem künftigen samstag. diu
Line: 2    
ander wirdichait ist, daz si raineu magt swanger was. dar
Line: 3    
umb sprach der engel zuo ir: der hailig gaist der kümpt
Line: 4    
in dich, als er spræch: von wirst swanger ân män\leich
Line: 5    
gesellschaft. diu dritt wirdichait ist, daz si got ge\par,   5
Line: 6    
und von sprach Ovidius von ir und von irm kind:
Line: 7    
ain neuwez kindel wirt iezund her ab gelâzen von dem
Line: 8    
hôhen himel. nu schaw, wie gar sælicleichen sich unser
Line: 9    
fraw für hât gesehen, daz si ir selber hât daz pest tail
Line: 10    
auzerwelt von zwain wesen, von der ê und von der käu\schait.   10
Line: 11    
diu ê hât zwuo aigenchait an ir selber: si ist
Line: 12    
fruhtpær und ist unsauber in den werken irr frühten.
Line: 13    
hât diu käuschait auch zwuo aigenchait, wan si ist un\fruhtpær
Line: 14    
und ist sauber oder rain. nu hât unser fraw
Line: 15    
auz der ê genomen frühtichait und von der käusch reini\kait.   15
Line: 16    
die andern zwai hât si gelâzen. diu vierd wirdic\hait
Line: 17    
ist, daz si alle ir tag belaib ân mail, wann si
Line: 18    
ain arch was und ain auzerwelter sal des obristen gotes,
Line: 19    
was pilleich, daz daz götleich vaz all zeit smekt nâch
Line: 20    
dem schatz, der inne was. und von spricht sant   20
Line: 21    
Augustîn in dem puoch von der güete der ê: alle die
Line: 22    
geporn werden von Adam und Even, die sint gepunden
Line: 23    
ze sprechen: vergib uns unser schuld, ân die sæligen
Line: 24    
junkfrawen. wil ich nihts von sprechen noch wil ir
Line: 25    
gedenken, wenne man von den sünden sagt, durch die   25
Line: 26    
êre unsers herren, die er an si hât gelegt. diu fünft
Line: 27    
wirdichait ist, daz si gesæliget ist mit allen tugenden,
Line: 28    
dar umb sprach der engel: gegrüezt pist voller ge\nâden,
Line: 29    
und spricht auch Salomôn von ir, als ob si von
Line: 30    
ir selber spræch: in mir ist alliu genâd des rehten weges   30
Line: 31    
und der wârhait. diu sehst wirdichait ist, daz si irm sun
Line: 32    
gepeut als ain muoter irm kind gepieten schol, und
Line: 33    
von spricht maister Adam von Sant Victor in seiner se\quenzien
Line: 34    
von unser frawen: ora patrem, jube nato, daz
Line: 35    
spricht: pit den vater, gepeut dem sun. diu sibend wir\dichait   35
Line: 36    
ist entsprungen von den allen und ist, daz si

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Line: 1    
derhœhet ist über all himel, si enpfangen wart mit
Line: 2    
leib und mit sêl in die êwigen fräud. dar umb spricht
Line: 3    
Johannes in der taugen puoch von ir: der môn ist under
Line: 4    
irn füezen, daz ist alliu wandeleicheu crêatûr.



Chapter / Strophe: 5     5
Line: 5 
Line: 6    
VON DEM MORGENSTERN.



Line: 7    
Der fünft planêt haizt Venus ze latein und haizt ze
Line: 8    
däutsch der morgenstern, wenn er des morgens aufgêt
Line: 9    
vor der sunnen, oder haizt der mettenstern dar umb, daz
Line: 10    
er ze mettenzeit gar mit klârem lieht durch die wolken   10
Line: 11    
her prehet. er haizt auch der âbentstern, wenne er des
Line: 12    
âbendes auf gêt nâch der sunnen underganch, und haizt
Line: 13    
auch dann der tierstern, dar umb, daz diu wilden tier
Line: 14    
dann her für gênt auz den wälden und auz den hölrn
Line: 15    
und ir waid dann suochent, diu des tages niht her für ge\torsten.   15
Line: 16    
er haizt auch der minnenstern dar umb, daz er
Line: 17    
seineu kint, ez sei fraw oder man, minnenzæm macht, und
Line: 18    
dar umb haizent die hofierer der minnen götinne Venus.
Line: 19    
daz ist des êrsten von dem stern genommen. dar umb
Line: 20    
spricht manger: Venus, hilf auz! der niht waiz, waz Venus   20
Line: 21    
ist. er haizt auch ze latein Lucifer, daz ist ze däutsch
Line: 22    
liehttrager, dar umb, daz er ain minnecleichez lieht
Line: 23    
pringt, daz ain iegleich herz gefräwet, daz in eben an
Line: 24    
siht. der stern volpringt seinen lauf in dreinhundert
Line: 25    
tagen und in ahtundvierzig tagen, vil nâch geleich der   25
Line: 26    
sunnen. der stern hât aht edel aigenchait. diu êrst ist,
Line: 27    
daz er ain schœn lieht tregt. diu ander, daz er taw
Line: 28    
pringt. diu dritt, daz er von seinem schœnen lieht der
Line: 29    
menschen herz gefräwet, die in an sehent. diu vierd ist,
Line: 30    
daz er wacht, daz ist, daz er wachend macht und die   30
Line: 31    
läut aufstênt gegen dem tag. diu fünft ist, daz er zim\leich
Line: 32    
ist und lustig an ze sehen. diu sehst ist, daz er
Line: 33    
vor der sunnen aufgêt des morgens. diu sibent ist, daz
Line: 34    
er dem mônen volgt in seinem scheingeprechen, wenn der

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Line: 1    
môn von der sunnen hindan kümpt für den morgenstern.
Line: 2    
diu aht ist, daz er in dem winter scheint und in dem
Line: 3    
sumer niht scheint des morgens. Pei dem morgenstern
Line: 4    
verstên wir ainen iegleichen hailigen lêrer, der den läuten
Line: 5    
daz gotswort vorsagt und dar nâch würket und lebt. der   5
Line: 6    
hât die aht aigenchait an im. des êrsten tregt er ain
Line: 7    
schœn lieht, dar umb spricht unser herre zuo seinen
Line: 8    
zwelfboten und allen seinen jungern: ir seit ain lieht
Line: 9    
der werlt, und spricht auch zuo in: ewer werk diu sülnt
Line: 10    
scheinen, und mêr spricht er: prinnend läuhter sülnt sein   10
Line: 11    
in ewern henden. dar umb sint die hailigen lêrer läuh\tend
Line: 12    
an in selber mit allen tugenden. diu ander aigen\chait
Line: 13    
ist, daz si taw pringent mit dem hailigen gotswort,
Line: 14    
daz tawet in die andæhtigen herzen und pringt dar inne
Line: 15    
pluomen und früht der êwigen sælichait. dar umb spricht   15
Line: 16    
sanctus Gregorius: daz vinster wazzer in den wolken des
Line: 17    
luftes ist diu vinster kunst in den sprüchen der weissagen.
Line: 18    
diu dritt aigenchait ist, daz die hailigen lêrer mit irm
Line: 19    
schœnem lieht, daz ist mit irm rainen leumund und mit
Line: 20    
irm êrhaften wandel frô machent den, der sitzet in der   20
Line: 21    
vinster der sünden und der tôrhait. diu vierd ist, daz si
Line: 22    
wachent alle stunt gegen gotes vorht. dar umb spricht
Line: 23    
unser herre: sælig ist der kneht, den sein herre wachend
Line: 24    
vindet, wenn er zuo ime kümpt. diu fünft ist, daz er
Line: 25    
lustig ist an ze sehen ain iegleich hailiger lêrer von   25
Line: 26    
menschleicher vernunft, wann er plüet herzecleichen
Line: 27    
schôn in tugenden und in werken reht als ain wolgeladen
Line: 28    
mandelpaum in dem maien. diu sehst ist, daz er vor der
Line: 29    
sunnen aufgêt, wann ain iegleich hailiger lêrer gêt vor
Line: 30    
der götleichen sunnen der obristen gerehtikait reht sam   30
Line: 31    
ain ritter vor seinem herren, der seins herren veint tœtt
Line: 32    
mit ainem zwischarpfen swert, daz ist, daz die hailigen
Line: 33    
lêrer die menschen tœtent in werltleichen werken und si
Line: 34    
lebendig machent in got. diu sibent ist, daz der hailig
Line: 35    
lêrer dem mônen volget in seinem scheingeprechen, daz   35
Line: 36    
ist, daz er mitleidend ist der christenhait in irer krankhait,

Page: 64  
Line: 1    
dar umb spricht sant Paulus: wer siht und ich niht sihe?
Line: 2    
diu aht ist, daz der hailig lêrer in dem winter scheint
Line: 3    
und in dem sumer niht, daz ist: in den leiden durch gotes
Line: 4    
willen scheint er mit der hitz des starken götleichen ge\lauben
Line: 5    
und der selb schein ist oft verporgen gegen den   5
Line: 6    
läuten, wenne die hailigen lêrer in gemach sint ân an\vehtung.
Line: 7    




Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM KAUFHERREN.



Line: 10    
Der sehst planêt ist ze latein gehaizen Mercurius,   10
Line: 11    
daz ist ze däutsch der kaufherre oder der kaufleut herre,
Line: 12    
dar umb, daz sein kint, die er macht in der muoter leib,
Line: 13    
wol gespræch sint, wann wolgespræchikait gehœrt die
Line: 14    
kaufläut an. er haizt auch in kriechisch stilbὂn, daz
Line: 15    
ist ze däutsch guot tröpfel, dar umb, daz er guot genâd   15
Line: 16    
geuzet und eintropft den kinden, der herr er ist. der
Line: 17    
stern volpringt seinen lauf in dreinhundert tagen und in
Line: 18    
sehsunddreizig tagen oder vil nâhen pei. ez sprechent
Line: 19    
auch etleich, daz er gelück hab ze geben auf kauf\manschaft.
Line: 20    20



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM MONEN.



Line: 23    
Der sibend planêt und der aller niderst gegen uns
Line: 24    
haizt ze latein Luna und ist ze däutsch als vil gesprochen
Line: 25    
als ain frömdliehter, dar umb, daz der môn sein lieht   25
Line: 26    
nimpt von der sunnen und an im selber kain aigen lieht
Line: 27    
hât. iedoch sprechent etleich alt maister, daz des mônen
Line: 28    
kugel ain halbtail schein hab mit inwendigem aigem lieht
Line: 29    
und daz ander halptail vinster, und daz sich diu kugel ân
Line: 30    
underlâz umbreid, unz daz uns daz lieht halptail schein,   30
Line: 31    
und dar nâch werd daz vinster tail gegen uns gekêrt.
Line: 32    
daz ist falsch und widersprechent ez die grôzen maister
Line: 33    
und sant Augustîn in ainem sendprief, den er sant seinem

Page: 65  
Line: 1    
freund Januario, spricht, daz der môn erläuht werd von
Line: 2    
der sunnen. der môn verleust seinen schein, wenn daz
Line: 3    
ertreich gerihts ist gesatzt zwischen dem môn und der
Line: 4    
sunnen: mag diu sunne irn schein niht gewerfen auf
Line: 5    
den mônen. dar umb muoz er denn ân schein sein.   5
Line: 6    
wenne der môn geleich gegen der sunnen über ist, ist
Line: 7    
er vol; wenn aber in diu sunn beseits an schilhet, ist er
Line: 8    
niht ganz vol, und wenn er gar under der sunnen ist,
Line: 9    
hât er niendert kain lieht an dem tail, daz gegen uns
Line: 10    
gekêrt ist, dar umb, daz des mônen kugel dicke ist und   10
Line: 11    
vinster und mag der sunnen lieht niht genemen durch
Line: 12    
sich, als ain glas oder ain ander durchscheinendez dinch.
Line: 13    
der môn volpringt seinen lauf in dreizig tagen, alsô spricht
Line: 14    
unser puoch, oder in sibenundzwainzig tagen und in aht
Line: 15    
stunden, als die sternseher sprechent. der môn ist verr   15
Line: 16    
klainer denne diu sunne, aber er scheint uns als grôz
Line: 17    
dar umb, daz er uns verr næhender ist wan diu sunne,
Line: 18    
dar umb, daz zwên himel zwischen der sunnen himel
Line: 19    
sint und des mônen himel, als hie vor gesait ist, wann
Line: 20    
des morgenstern himel und des sprechherren himel sint    20
Line: 21    
zwischen. der môn hât in im swarz flecken, und spre\chent
Line: 22    
die laien, ez sitz ain man mit ainer dornpürd in
Line: 23    
dem mônen. daz ist aber niht wâr; ez ist dar umb, daz
Line: 24    
der môn an den stucken dicker ist an seinem antlütz
Line: 25    
wann an andern enden, und dar umb nimt er selben   25
Line: 26    
der sunnen schein niht, von scheinent uns diu selben
Line: 27    
stuck vinster. der môn ist ain vater und ain maister
Line: 28    
aller fäuhten, und dar umb sint etsleich wazzer gegen
Line: 29    
der sunnen aufganch, diu aufnement und abnement nâch
Line: 30    
des mônen aufnemen und abnemen, wann alliu fäuhten   30
Line: 31    
wehst wenn der môn wehst, si sei an gesellten dingen
Line: 32    
oder an ungesellten dingen. auch all fäuht wêtagen mê\rent
Line: 33    
sich, als diu wazzersühte und sämleich siehtum, und
Line: 34    
dar umb sint etleicher tier leip sterker wenn der môn
Line: 35    
aufnimt wan er abnimt, als man siht an den wolfen,   35
Line: 36    
wann si jagent denne mêr wan ander zeit, und die

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Line: 1    
slingenden würm, die vergiftich sint, die sint denne
Line: 2    
schedleicher wan ander zeit. daz hâr wechst auch zder
Line: 3    
zeit mêr wan zuo ander zeit, und als lang der môn
Line: 4    
gêt von der sunnen aufganch unz an daz mittel tail des
Line: 5    
himels, als lang gênt alliu mertier und alliu slingendiu   5
Line: 6    
tier auz iren wonungen, und wenn der môn sich naigt
Line: 7    
zuo seinem undervallen, verpergent si sich. wizze, daz
Line: 8    
diu naht, als Aristotiles spricht, wermer ist der môn
Line: 9    
vol ist wann ander näht; daz ist dar umb, daz der môn
Line: 10    
denne grœzern schein hât. Albumasar der sternseher   10
Line: 11    
spricht: ist daz ain mensch lang sitzt oder slæft des
Line: 12    
nahtes an dem mônschein, wirt ez træg und swær und
Line: 13    
wirt huostend und wirt oft im daz haupt flüzzich und
Line: 14    
wêtuond. ist auch daz der mônschein tôter tier flaisch
Line: 15    
begreift, daz macht er unsmeckend. ez spricht auch un\ser   15
Line: 16    
puoch, ist daz des mônen schein durch ain engez
Line: 17    
fenster gêt auf ains zerprochen pfärdes geswer auf dem
Line: 18    
rucken, ez stirbt, und stürb niht, stüend ez an der weiten
Line: 19    
in dem mônschein. des menschen haupt und sein hirn
Line: 20    
verwandelnt sich auch vast nâch des mônen lauf, als wir   20
Line: 21    
sehen an den, die ir unsinne gewinnent und verliesent
Line: 22    
nâch des mônen lauf. der môn rôt und plaich bedäut
Line: 23    
mangerlai weter, als vor gesprochen ist von der sunnen.
Line: 24    
der môn küelt der sunnen hitz und erläuht die naht und
Line: 25    
ist der erden aller næhst under allen sternen. iedoch   25
Line: 26    
mügen wir alle aigenchait des mônen besliezen mit zehen
Line: 27    
dingen, diu an unser frawen sint.
Line: 28    
Daz êrst ist, daz der môn ist ain vater aller fäuhten;
Line: 29    
alsô ist unser frawe ain muoter aller genâden, als vor
Line: 30    
gesprochen ist von der sunnen. daz ander ist, daz der   30
Line: 31    
môn küelt der sunnen hitze; alsô fäuhtigt unser frawe
Line: 32    
den zorn des obristen rihters, als wir vinden geschriben
Line: 33    
von Theophilo, der sich dem teuvel het ergeben und go\tes
Line: 34    
verlaugent, den prâht unser frawe wider, als si mangen
Line: 35    
sünder widerprâht hât. daz dritt ist, daz der môn seinen   35
Line: 36    
schein verleust wenn er die sunnen verleust; alsô ver\lôs

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Line: 1    
unser frawe iren schein kintleicher gegenwürtichait
Line: 2    
und kintleicher fräuden, ir kint, diu wâr sunn der ge\rehtikait,
Line: 3    
starb an dem cräuz. dar umb schreibt Lucas,
Line: 4    
daz Simeon hinz ir sprach in dem tempel: ain swert wirt
Line: 5    
dringen durch dein sêl. mainôt er daz swert des pit\tern   5
Line: 6    
smerzen, den si lait. daz vierd ist, daz diu sunn
Line: 7    
dem mônen schein gibt; alsô gab unser herr unserr fra\wen
Line: 8    
schein und genâd, er ir seinen hailigen gaist sant,
Line: 9    
und von sprechent etleich lêrer, daz Josep ir antlütz
Line: 10    
niht entorst angesehen die weil si swanger was, und spricht   10
Line: 11    
auch Mathæus, daz Josep si niht erkante unz daz si ge\nas
Line: 12    
ires êrstgepornen suns. daz fünft ist, daz der môn
Line: 13    
die naht erläuht; alsô erläuht unser frawe die hailigen
Line: 14    
christenhait, als man von ir singet: frewe dich, Marîâ
Line: 15    
raineu magt, wan hâst allain alle ketzerei vertilgt.   15
Line: 16    
daz sehst ist, daz der môn die werlt erläuht, wenne diu
Line: 17    
sunne hin ist, wann wenne diu sunne under der erden ist
Line: 18    
und der môn dar ob, verstêt der môn der sunnen stat.
Line: 19    
alsô tet unser frawe, unser herr ze himel fuor:
Line: 20    
liez er unser frawen hie niden seinen jungern zuo ainem   20
Line: 21    
trôst und zuo ainer läuhtenden anweisung. dar umb
Line: 22    
sprechent die hailigen lêrer, daz Lucas von irem mund
Line: 23    
hab geschriben die êwangeli. daz sibend ist, daz der
Line: 24    
môn under allen planêten dem ertreich aller næhst ist;
Line: 25    
alsô ist unser frawe under allen hailigen uns aller genæ\digst   25
Line: 26    
und ist ain mittlerin und ain fridsprecherin zwischen
Line: 27    
got und dem sünder. daz aht ist, daz der môn wehst
Line: 28    
und aufnimt; alsô wuohs unser frawe und nam auf von
Line: 29    
der zeit als ir got gekünt wart, und daz aufnemen wart
Line: 30    
volprâht, si sein genas. si nam auch ab, als vor ge\sprochen   30
Line: 31    
ist, an gegenwürtigem trôst irs kindes, si
Line: 32    
daz verlôs auf erden. nâch nam si nümmer mêr ab
Line: 33    
unz daz si enpfangen wart in die êwigen fräud, wann
Line: 34    
ist si diu allerschœnist ob allen frawen und diu aller\liebst
Line: 35    
dem obristen kaiser ân allen geprechen in ganzer   35
Line: 36    
volkumenkait. daz neund ist, daz der môn scheint und

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Line: 1    
läuht; alsô scheint unser frawe mit käuschhait und mit
Line: 2    
klârhait des leibes und der sêl, daz ist mit zwairlai klâr\hait,
Line: 3    
und dar umb haizt si ir lieb zwirschœn in der min\nen
Line: 4    
puoch, er zuo ir spricht: wie gar schœn pist,
Line: 5    
mein freundin, wie gar schœn pist! daz zehend ist,   5
Line: 6    
daz der môn tailt die zeit mit seinem lieht; alsô tailt
Line: 7    
unser frawe die zeit der genâden und der ungenâden,
Line: 8    
wann si hât uns prâht die zeit der genâden und hât ver\tilgt
Line: 9    
die zeit der ungenâden.



Chapter / Strophe: 8     8
Line: 10 
Line: 11    
VON DEN PLANÊTEN IN AINER GEMAIN.



Line: 12    
Daz sint die siben planêten, als si nâch ainander hie
Line: 13    
gesetzt sint, reht als ir siben himel ob ainander stênt, und
Line: 14    
ist ain planêt als vil gesprochen in kriechischer sprâch
Line: 15    
als ain irrgênder stern oder als ain selbwalzender stern   15
Line: 16    
dar umb, daz die siben stern von in selber walzend sint
Line: 17    
in irn aigen himeln und niht gesetzt sint an den ge\stirnten
Line: 18    
himel.
Line: 19    
Nu wil ich niht mêr von sagen, wann wer mêr
Line: 20    
von well wizzen, der zeug im und les daz däutsch puoch,   20
Line: 21    
daz ich hân gemacht von der gestalt der welt, und hai\zet
Line: 22    
die däutsch Spera, und hebt sich an:
Line: 23    
flüzz in mich aller gnâden runst,
Line: 24    
vint man vil hübscher dinge inn.



Chapter / Strophe: 9     9
Line: 25 
Line: 26    
VON DEM VEUR.



Line: 27    
Nu ist zeit, daz wir sagen von den vier elementen.
Line: 28    
der element sint viereu: feur, luft, wazzer und erd. daz
Line: 29    
feur ist haiz und trucken und ist sein sinwelliu huot gênd
Line: 30    
umb und umb ze næhst nâch des mônen himel. aber daz   30
Line: 31    
selb feur ist unsihtich reht als der luft unsihtich ist, dar
Line: 32    
umb, daz ez an der selben stat verre behender ist wann

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Line: 1    
der luft. ez verprennet auch niht diu dinch, diu hie
Line: 2    
niden sint, dar umb, daz ez verr von in ist, und auch dar
Line: 3    
umb, daz ez der luft mit seinr aigenchait sänftigt. des
Line: 4    
feures aigenchait müg wir kürzleichen begreifen mit aht
Line: 5    
dingen. daz êrst ist, daz ez zestœrt oder zepricht, als   5
Line: 6    
wir sehen an den dingen, diu ez verprennet. daz ander
Line: 7    
ist, daz ez waich macht, als wir sehen an dem plei und
Line: 8    
an anderm gesmeid. daz dritt ist, daz ez zesamen zeucht,
Line: 9    
als wir sehen an den fäuhten häuten oder an dem leder.
Line: 10    
daz vierd ist, daz ez sterkt oder starch macht, als wir   10
Line: 11    
sehen an den waichen vazzen, diu die hafner von tahen
Line: 12    
oder laime machent. daz fünft ist, daz ez die vinster er\läuht,
Line: 13    
als wir sehen an dem feur, daz flammen hât. daz
Line: 14    
sehst ist, daz ez derschrekt, als wir sehen an dem plitzen.
Line: 15    
daz sibend ist, daz ez anzündet, als wir sehen an mangen   15
Line: 16    
dingen. daz aht ist, daz ez gefrewet oder frô macht, als
Line: 17    
wir sehen in der kelten winters zeiten. Die acht aigen\chait
Line: 18    
des fewers geleichent den werken des hailigen gaistes.
Line: 19    
der hailig gaist haizt wol ain feur, dar umb spricht un\ser
Line: 20    
herr Jêsus Christus: ich pin komen ain feur ze senden.   20
Line: 21    
daz selb feur verzert des êrsten den rost der sünden. dar
Line: 22    
umb spricht diu geschrift: unser herr ist ain verzerndez
Line: 23    
feur. daz ander werch des hailigen gaistes ist, daz er
Line: 24    
herteu dinch waich macht, als herteu staineineu herzen.
Line: 25    
dar umb spricht Ezechiel auz gotes mund: ich wil ain   25
Line: 26    
stainein herz von euch nemen. daz dritt werch ist, daz
Line: 27    
der hailig gaist zesamen zeuht die flüzz der unkäusch, reht
Line: 28    
als diu sunne, diu ain prunn ist der hitz. dar umb spri\chet
Line: 29    
Salomôn in dem puoch der weishait: diu sunn ist
Line: 30    
aufgangen und macht daz ertreich dürr. daz vierd werch   30
Line: 31    
ist, daz der hailig gaist unsriu waichiu krankeu werch
Line: 32    
und unsern kurzen fürsatz sterkt und lengt. dar umb
Line: 33    
spricht diu geschrift: diu vaz des hafners bestætigt der
Line: 34    
haiz oven. daz fünft werch ist, daz der hailig gaist die
Line: 35    
vinster erläuht, daz sint diu dunkeln herzen. dar umb   35
Line: 36    
spricht Moyses in dem puoch von der welt anvanch: got

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Line: 1    
sach daz lieht, daz ez guot was, und tailt daz lieht und
Line: 2    
die vinster. daz sehst werch ist, daz der hailig gaist er\schrecket
Line: 3    
die sünder und si strâfet. von spricht diu
Line: 4    
geschrift in dem puoch von den zwelfpoten: diu
Line: 5    
stimm des hailigen gaistes an dem pfingstag wart gehœrt,   5
Line: 6    
derschrâken unsers herren junger alle; und spricht
Line: 7    
auch daz êwangeli, daz der hailig gaist die werlt strâf
Line: 8    
umb ir sünd. daz sibend werch ist, daz der hailig gaist
Line: 9    
den menschen entzünt zuo gotes minne und zuo des næh\sten
Line: 10    
lieb. daz aht werch ist, daz der hailig gaist die   10
Line: 11    
traurigen herzen trœst, und gefrewet die armen waisen
Line: 12    
in dirr werlt. von spricht diu geschrift: der hailig
Line: 13    
gaist ist paraclitus, daz ist ain trœster.
Line: 14    
Noch sint siben aigenchait an dem feur. diu êrst ist,
Line: 15    
daz ez snell wegleich ist. diu ander, daz ez trucken ist.   15
Line: 16    
diu dritt ist, daz ez rain ist. diu vierd ist, daz man ez
Line: 17    
behelt und beschirmt mit üeseln und mit luftigem aschen.
Line: 18    
diu fünft ist, daz ez leihticleichen wehst. diu sehst ist,
Line: 19    
daz ez von seinr nâtûr über sich auf gêt. diu sibend
Line: 20    
ist, daz ez von ain klain wazzers geminnert wirt.   20
Line: 21    
Die siben aigenchait des fewers mügen wir auch ge\leichen
Line: 22    
den werken des hailigen gaistes. daz êrst werch
Line: 23    
ist, daz der hailig gaist wegleich ist und snell in die
Line: 24    
geschikten sêl kümpt und macht si gênd von tugent in
Line: 25    
tugent. daz ander werch ist, daz er trucken ist in seinem   25
Line: 26    
würken, wann er trückent unstætikait, diu fliezend
Line: 27    
ist von pôshait in erger und pringet käusch und auch
Line: 28    
stætikait. daz dritt ist, daz er rain ist, wann er mag
Line: 29    
niht verunraint werden. von spricht Salomôn in dem
Line: 30    
puoch der weishait: er rüert allen enden an von seinr   30
Line: 31    
rainikait wegen. daz vierd werch des hailigen gaistes
Line: 32    
ist, daz man in bedecket und behelt mit üeseln und mit
Line: 33    
aschen, daz ist dêmüetichait. von spricht Isaias:
Line: 34    
gevangneu tohter Syôn, sitz in der aschen, daz ist in dê\müetichait.
Line: 35    
daz fünft ist, daz der hailig gaist leihtic\leichen   35
Line: 36    
wechst. von spricht diu geschrift von im: der

Page: 71  
Line: 1    
gaist ist snell varnd. daz sibend ist, daz der hailig
Line: 2    
gaist geminnert wirt von ain klain wazzers, daz ist mit
Line: 3    
ain klain wolgelustes und unkäusch, wann wonet
Line: 4    
Vehemoth der teufel, des wazzers vil ist; fleuht der
Line: 5    
hailig gaist von danne, wann er ist zart, daz er niht   5
Line: 6    
unrainikait pei im leidt. von spricht sant Bernhart:
Line: 7    
der götleich trôst ist zart. Aristotiles sprichet auch von
Line: 8    
dem feur: waz verr von dem feur ist, daz mag erläuht
Line: 9    
werden, ez mag aber niht enzünt werden.
Line: 10    
Ez ist dreierlai feur. daz êrst ist ain lieht, daz an\der   10
Line: 11    
ist ain flamme, daz dritt ist ain kol. daz lieht ist
Line: 12    
sam an den sternen nâch der alten maister sag, wann die
Line: 13    
wânten, daz die stern feurein wærn. diu flamm ist ain
Line: 14    
angezünter rauch, der gêt von holz oder von andern
Line: 15    
prinnenden dingen. ain kol ist ain prinnend dinch, daz   15
Line: 16    
niht flammen gibt, als wir sehen an den glüenden koln.
Line: 17    
Daz feur hât die art, daz ez sein materi, dar ein ez
Line: 18    
aribaitet, ze aschen macht, si sei im dann gehôrsam.
Line: 19    
daz feur mag niht ân materi gesein, dar ein ez würk,
Line: 20    
denn allain in seiner aigenn nâtürleichen stat ze næhst   20
Line: 21    
under dem mônen. daz feur verzert niht daz ez selber
Line: 22    
ist, aber ez verzert daz, des ez niht enist. alsô sprechent
Line: 23    
die weisen maister. reht sam tuot der hailig gaist: der
Line: 24    
verzert die sünd, der er niht ist. daz feur ie in ainer
Line: 25    
hertern materi ist, ez ie sterker und hitziger ist, wann   25
Line: 26    
ez ist hitziger in eisen wann in aim hülzin koln und ist
Line: 27    
in ainem koln hitziger wann in dem strô oder in den
Line: 28    
stupfeln. alsô ist der hailig gaist sterker in den, die
Line: 29    
dicke sint in tugenden, wann die dünne sint dar inne.
Line: 30    
daz feur, enprant in grüenem holz, prennet vester wann   30
Line: 31    
in dürrem, wan ez muoz sêrer arbaiten in grüenez wann
Line: 32    
in dürrez. alsô tuot der hailig gaist, der arbait vester
Line: 33    
in die sêl der jungen läut, die sich in der jugent üebent
Line: 34    
mit tugent unz an ir end, danne in der alten sêle, die
Line: 35    
den guoten wain verkauft habent und gebent die gerben   35
Line: 36    
durch got. daz feur macht ainen verpranten stain zuo

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Line: 1    
aschen. alsô tuot der hailig gaist, der macht den sünder,
Line: 2    
der verprant ist mit der hitz der rewe, zuo aschen der
Line: 3    
dêmüetichait. daz bezeugt uns wol Marîâ Magdalênâ und
Line: 4    
Affrâ und vil ander grôz hailigen, die vor grôz sünder
Line: 5    
wâren. daz feur macht mit seiner prunst etleich weiziu   5
Line: 6    
dinch swarz. alsô tuot der hailig gaist, der macht die
Line: 7    
schein und die glüst diser werlt swarz und unlustig der
Line: 8    
götleichen sêl. solt auch wizzen, daz ain hailiger
Line: 9    
mensch vol des hailigen gaistes geleicht ainer prinnenden
Line: 10    
kerzen, wann diu kerz ist mit irm lieht nützpær andern   10
Line: 11    
dingen und ir selber schad, wann si nimpt ab in der flam\men.
Line: 12    
alsô tuot der hailig mensch: er ie mêr guoter
Line: 13    
werch der werlt erzaigt, er ie mêr hazzes und leides
Line: 14    
gewinnet gegen der werlt. dar umb sprach unser herre
Line: 15    
zuo seinen jungern: ir werdet sælig, wenne euch diu werlt   15
Line: 16    
hazzet. diu flamme an der kerzen wirt erleschet von dem
Line: 17    
wind. alsô fleuht der hailig gaist oft von dem anplâsen
Line: 18    
und von strâfen der werlt, von manig mensch verkêrt
Line: 19    
wirt. ez verlischet auch oft diu flamm von übriger ma\teri,
Line: 20    
dar ein si würkt, als wir sehen in den ampeln, die   20
Line: 21    
ze vil öls habent. alsô erlischt der hailig gaist oft in
Line: 22    
dem menschen, der ze vil reichtums hât und sein herz
Line: 23    
von niht gewenden mag. daz feur erlischt oft von
Line: 24    
übrigem plâsen und wirt wider enzunt von mæzigem plâ\sen.
Line: 25    
alsô derlischet oft der gaist der hailigen hoffenung   25
Line: 26    
von grôzer übriger puoz, mit der peihtiger den sünder
Line: 27    
erschreckt, und wirt wider enzunt von ringer sänfter an\weisung.
Line: 28    
wenn des feurs lieht erlischt, stinket der
Line: 29    
rauch, der nâch gêt. alsô wenn der hailige gaist fleuht
Line: 30    
von den menschen, äugent sich der rauch. daz feur   30
Line: 31    
mag sein hitz und sein trucknen niht gelâzen: alsô mag
Line: 32    
der hailig gaist niht unsauberkait geleiden. daz feur
Line: 33    
wirt von verrens gesehen und macht, daz man ez selber
Line: 34    
siht und andreu dinch. alsô tuot der hailig gaist: der
Line: 35    
kümt von dem obristen got in des menschen sêl und   35
Line: 36    
macht, daz der mensch in selber erkennet und andreu

Page: 73  
Line: 1    
dinch. von singt man von dem hailigen gaist, daz er
Line: 2    
die kunst und die stimm hab aller ding. ain prinnent
Line: 3    
kerz dunket ainen trunken zwuo: alsô geschicht dem
Line: 4    
menschen, der trunken ist in dem hailigen gaist, alsô
Line: 5    
daz er die üppichait diser werlt niht erkennen wil, der   5
Line: 6    
hât zwivältig fräud von ainer gâb des hailigen gaistes.
Line: 7    
der wint derweckt daz feur, alsô derweckt diu lêr der
Line: 8    
hailigen lêrer den hailigen gaist in der menschensêl. daz
Line: 9    
feur wirt enprant oder prinnet, wenn man die kerzen auf\riht,
Line: 10    
und verlischt, wenne si ze tal kêrt. alsô wirt en\zunt   10
Line: 11    
der hailig gaist, wenne sich der mensch aufriht zuo
Line: 12    
got, und verlischt in des selben menschen sêl, wenn er
Line: 13    
sich naigt under sich in die pôshait diser werlt. daz feur
Line: 14    
wert lang als daz dinch wert, daz prennet und dar
Line: 15    
auf ez sitzt. als lang wert diu lieb gegen got und gegen   15
Line: 16    
den menschen, als lang daz wert daz man lieb hât, ez sei
Line: 17    
dann daz der liebhaber sein liep verlies oder im en\pfrömdet
Line: 18    
werd. daz feur ist hitziger in grôzer materi,
Line: 19    
wann ob der selbenlai materi klainer wær. alsô sint des
Line: 20    
hailigen gaistes werch sterker in dem menschen, der grœ\zer   20
Line: 21    
ist an tugenden, wann der niht vil tugent hât.
Line: 22    
Alfragânus spricht, daz daz feur sänftig den smerzen,
Line: 23    
der kümpt von prunst. daz seh wir, wenne ainz seinen
Line: 24    
vinger verprent und in wider zuo dem feur habt, smirtzet
Line: 25    
er niht sêr sam ê. alsô sänftigt der hailig gaist den   25
Line: 26    
smerzen der sêl, den diu prunst diser werlt hât prâht.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM LUFT.



Line: 29    
Der luft ist von nâtûr warm und fäuht, aber diu
Line: 30    
wirm ist gaistleicher an dem luft denne an dem feur,   30
Line: 31    
alsô daz man ir minner enpfint an dem luft wann an dem
Line: 32    
feur. ez ist auch diu fäuhten an dem luft gaistleich, alsô
Line: 33    
daz man ir minner enpfint an dem luft wann an dem
Line: 34    
wazzer. der luft ist. daz næhst element nâch dem feur

Page: 74  
Line: 1    
wann des feurs huot ain end hât, hebt sich des
Line: 2    
luftes huot an und gêt umb und umb daz mer und umb
Line: 3    
die erden, reht als daz weiz in ainem ai gêt umb den
Line: 4    
totern. alsô hât got diu element geordent, wann daz
Line: 5    
aller leihtest, sam daz feur ist, hât die obristen stat.   5
Line: 6    
dar nâch ist der luft leihter wann daz wazzer oder die
Line: 7    
erd; dar umb hât er die næhsten stat nâch dem feur.
Line: 8    
Der luft hât dreu reich. daz êrst ist ze næhst dem feur
Line: 9    
und ist warm und etswie vil trückner dann diu andern
Line: 10    
reich des luftes, dar umb, daz daz reich dem feur nâhen   10
Line: 11    
ist. daz ander reich des luftes ist gar kalt, dar umb,
Line: 12    
daz ez dem feur verr ist und auch dar umb, daz der sun\nen
Line: 13    
schein und der andern stern selben gar gesträwet
Line: 14    
ist. daz dritt reich ist pei der erden und pei dem wazzer
Line: 15    
und daz ist wermer verr dann daz mitel reich dar umb,   15
Line: 16    
daz sich der sunnen schein widerpricht auf der erden
Line: 17    
und auf dem wazzer, reht als auf ainem spiegel.
Line: 18    
Nu solt wizzen, daz in den drein reichen des luf\tes
Line: 19    
vil wunderleicher ding geschehent, wann in dem ob\risten,
Line: 20    
daz hœher ist wan alle perge, siht man ze stun\den   20
Line: 21    
ainen newen stern, der ainen schopf hât oder ainen
Line: 22    
sterz. in dem andern reich siht man des nahtes manger\lai
Line: 23    
feur, der etsleichez vert alz ain langer wispaum, und
Line: 24    
haizent ez die laien den trachen. etsleichez prinnet auch
Line: 25    
als ain kerz, etsleichez hupft als ain gaiz. man siht auch   25
Line: 26    
oft, als ob in den himel ain tiefez grôzez hol , dar zuo
Line: 27    
siht man regen und snê, hagel und plitzen und hœrt man
Line: 28    
donren und her ab vallent stain mit dem donren. und
Line: 29    
ze stunden siht man, daz ez fröschlein regent oder klai\neu
Line: 30    
vischlein. dar zuo siht man taw und reif und wil\dez   30
Line: 31    
hönich her ab vallen. man siht auch mangerlai
Line: 32    
wint fliegen in dem luft und siht den regenpogen und
Line: 33    
des mônen und des sunnen hof und siht auch ze stunden
Line: 34    
zwuo sunnen oder drei. von den allen well wir sagen
Line: 35    
wir kürzleichest mügen, wie daz sei, daz daz lateinisch   35
Line: 36    
puoch hie hinke.

Page: 75  



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM GESCHOPFTEN STERN.



Line: 3    
Der geschopft stern haizet ze latein cometa und ist
Line: 4    
niht ain rehter stern: er ist ain flamm und ain feur
Line: 5    
prinnend in dem obristen reich des luftes. dar umb   5
Line: 6    
scholt wizzen, daz daz hitzig gestirn an dem himel
Line: 7    
zeuht irdischen dunst auz der erden und wäzzerigen
Line: 8    
dunst auz dem wazzer und die dünst paide gênt auf in
Line: 9    
den luft, dar umb daz si leiht sint sam der luft. wenne
Line: 10    
nu daz ist, daz ain irdischer vaizter rauch aufgezogen   10
Line: 11    
wirt in den luft, enzündet er sich oben in dem luft
Line: 12    
pei dem feur ze næhst, und ist des dunstes vil, wert
Line: 13    
diu flamm lang, und gêt der materi ze stunden vil zuo
Line: 14    
auz dem ertreich, wert diu flamm lang und scheint
Line: 15    
uns des nahtes als ain stern, der an dem himel stêt, reht   15
Line: 16    
als ainer, der pei dunkelr naht reitt und verren siht ain
Line: 17    
lieht, den dunket daz lieht ain stern sein. diu flamm
Line: 18    
ist gehaizen von den maistern der geschopft stern, dar
Line: 19    
umb, daz funken von im vliegent und daz er zinzelt ge\gen
Line: 20    
dem tail der werlt, im der dunst zuo gêt, der in   20
Line: 21    
nert und fuort. der stern bedäut hungerjâr in dem land,
Line: 22    
er den schopf hin kêrt, dar umb, daz diu fäuhten auz
Line: 23    
dem ertreich ist gezogen und diu vaizten, dar auz süez
Line: 24    
wein und korn und ander früht schölten auz der erden
Line: 25    
gewachsen sein, und koment oft mit vil kefern und   25
Line: 26    
häuschrecken. alsô sach ich ainen comêten ze Pareis,
Line: 27    
man zalt von gotes gepürt dreuzehenhundert jâr und siben
Line: 28    
und dreizig jâr, der werte mêr denne vier wochen und
Line: 29    
stuont gegen dem himelwagen und het den sterz gekêrt
Line: 30    
gegen däutschen landen und wegt sich mit ainr überwer\tigen   30
Line: 31    
wegung gegen mittem tag, unz er verschiet. was
Line: 32    
ich gar junk und prüeft doch allez, daz nâch geschach,
Line: 33    
wann nâch kürzleich kom ich her auz in däutscheu
Line: 34    
lant, kâmen vil häuschrecken geflogen von Ungern
Line: 35    
durch Oesterreich und durch Paiern auf über den Sant   35

Page: 76  
Line: 1    
den Main ab gegen dem Rein, daz si vil getraides
Line: 2    
verderbten auf dem veld, daz manich gäuman verdarb.
Line: 3    
daz geschach von, daz der stern kraft daz wüest lant
Line: 4    
in Preuzen und an etsleichen steten in Ungern, ez
Line: 5    
hüelich was und mosich, beraubte seiner behenden fäuhten   5
Line: 6    
und liez die gerben , auz den wart ain fäuhten und
Line: 7    
ain sâm, dar auz die häuschrecken wurden, wan ain ieg\leich
Line: 8    
tier hât sein aigen materi, dar auz ez wirt, dar umb
Line: 9    
ist ain wazzer vischreich, daz ander fröschreich.
Line: 10    
Der comêt bedäut auch streit und verræterei und un\trew   10
Line: 11    
und etleicher grôzen fürsten tôt und gemaincleich vil
Line: 12    
pluotvergiezens. alsô huoben sich nâch in den næhsten
Line: 13    
jâren vil krieg und streit zwischen dem küng in Franken\reich
Line: 14    
und dem küng in Engellant, wan der von Engel\lant
Line: 15    
dertrankt dem von Frankenreich vierzigtausent man   15
Line: 16    
auf dem mer, und ains anders jârs dar nâch gesigt er
Line: 17    
im an aines grôzen veltstreites, küng Johannes von
Line: 18    
Pehaim inne derslagen wart und vil êrbæriger ritterschaft.
Line: 19    
daz geschach allez pei kaiser Ludweiges zeiten, dem vier\den
Line: 20    
seines namens. nu maht frâgen, war umb der   20
Line: 21    
stern streit bedäut und pluotvergiezen? daz ist dar umb,
Line: 22    
daz ze den zeiten der stern kreft die lebleichen gaist auz
Line: 23    
dem menschen ziehent und machent daz behend pluot auz\dünstend
Line: 24    
auz dem menschen. nu der mensch trucken
Line: 25    
ist und hitzig, ist er zornig und vicht gern, als wir   25
Line: 26    
sehen an haizen läuten: wenne si vastent, sint si un\muotig
Line: 27    
und zornich; iedoch möht man daz wol understên
Line: 28    
mit guoten ræten. daz aber die maister sprechent, daz der
Line: 29    
stern bedäut der fürsten tôt mêr denn armer läut tôt, daz
Line: 30    
ist dar umb, daz die fürsten namhafter sint dann arm   30
Line: 31    
läut und ir tôt weiter erschillet denn armer läut tôt.



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEN FEWERN IN DEN LÜFTEN.



Line: 34    
Ez werdent auch andreu feur in dem miteln reich
Line: 35    
des luftes, diu sint mangerlai, wann ez velt oft ain flamm   35

Page: 77  
Line: 1    
her ab von den lüften auf die erden sam si vall von
Line: 2    
ainem stern, und haizent ez die laien die sternfürb. daz
Line: 3    
geschiht von, daz ain langer klainer dunst vaizter auf\gêt
Line: 4    
von dem ertreich in daz mitel reich des luftes, ez
Line: 5    
gar kalt ist. seind nu der dunst warm ist an im selber,   5
Line: 6    
widerstêt im der kalt luft und treibt in snell und
Line: 7    
gæhlingen her wider ab, und in der snellen wegung wirt
Line: 8    
er entzunt und prinnet unz zuo der erden. dar umb vint
Line: 9    
man ain vaizt ziternd dinch, sam die frösch auz werdent
Line: 10    
in den pächen maienzeiten, diu flamm nider velt.   10
Line: 11    
und daz ain solich dunst entzünt werd und flammen geb,
Line: 12    
daz prüef an zwain unsliteinn kerzen: der ain derlesch
Line: 13    
und hab die prinnende oben an den rauch, entzünt
Line: 14    
sich der rauch und läuft diu flamm her ab und entzünt
Line: 15    
die derloschen kerzen wider. alsô sengent auch die   15
Line: 16    
schintfezzel und die puoben die vaizten dünst, die durch
Line: 17    
ir niderhemd fliehend, und alsô siht man oft pei der
Line: 18    
naht flammen auf der tôten greber, von der âs vaizter
Line: 19    
dunst auf gêt und denne der luft von der naht küel ist,
Line: 20    
wirt der entzunt und gibt ain flammen. oft geschiht   20
Line: 21    
denne, daz die wahter daz sehent und wænent, ain eng\lisch
Line: 22    
kerz prinne auf ains hailigen menschen grab. ez
Line: 23    
wirt auch oft gesehen ain langer rauch in den lüften sam
Line: 24    
ain wispaum und krümt sich ze mitelst und prinnet vorn
Line: 25    
sam ob aim tracken flammen auz dem hals gên. daz ist    25
Line: 26    
von, daz der vaizt rauch zæh ist an im selber und sich
Line: 27    
streckt nâch der leng. wirt er dann gejagt von dem luft,
Line: 28    
entzünt er sich, und er krenker ist, peugt er
Line: 29    
sich sam ain slang. ez stêt auch oft in dem stillen kal\ten
Line: 30    
luft ain dunst, der unden swærr ist und dicker denn   30
Line: 31    
oben, und dar umb ist er unden prait und oben spitzig
Line: 32    
und wirt oben enzünt; dar umb stêt er in dem luft als
Line: 33    
ain prinnend kerz. ez geschiht auch oft, daz der vaizt
Line: 34    
dunst zesträwet ist in vil stuck, die doch nâhent pei ain\ander
Line: 35    
swebent in dem luft, und springt denne diu flamm   35
Line: 36    
von ainem an daz ander wol snell, reht als der mit ainem

Page: 78  
Line: 1    
prinnenden schaub füer über vil kerzen und die snell
Line: 2    
nâch ainander entzünte. dunkt uns denne, daz ain
Line: 3    
flamm spring in dem lufte sam ain gaiz. dar umb haizt
Line: 4    
daz feur diu springend gaiz. ez kümpt auch ze stunden,
Line: 5    
daz der vaizt dunst zesamen gewalzen ist als ain kugel,   5
Line: 6    
und daz er an den enden umb und umb leihter ist und
Line: 7    
behender dann an seiner mitter, dar umb entzünt er sich
Line: 8    
umb und umb nâch ainem kraiz und prinnet ze mittelst
Line: 9    
niht. dar umb scheint uns der dunst als ain liehtiu krôn.
Line: 10    
wenne der feur vil scheinent in den lüften, wizz, daz   10
Line: 11    
der erden frühte niht wol gerâtent sam andreu jâr.



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER HERSTRAZ AN DEM HIMEL.



Line: 14    
Wir sehen oft an dem himel ainen praiten halben
Line: 15    
kraiz weiz und klâr reht sam ain klâreu strâz. der kraiz   15
Line: 16    
haizt von den laien die herstrâz. von habent die wei\sen
Line: 17    
mangerlai geschriben. iedoch sprich ich nu, als ich
Line: 18    
oft gesprochen hân über Aristotilis puoch von den dingen,
Line: 19    
daz diu herstrâz kümt von zwairlai sachen. diu êrst sach
Line: 20    
ist, daz an dem tail des gestirnten himels, diu strâz   20
Line: 21    
scheint, vil zesamen gesæter stern sint, und der aller
Line: 22    
lieht prehent in ainander. wenne der luft rain ist vor
Line: 23    
wolken, scheint uns daz widerprehen der gesamten
Line: 24    
stern sam ain weizeu varb. diu ander sach ist, daz der
Line: 25    
vorgenanten stern kraft under sich gerichtes zeuht klâren   25
Line: 26    
erdischen dunst und scheint der stern schein dar durch
Line: 27    
weiz. mit dem hân ich weder Aristotilî widersprochen
Line: 28    
noch Ptolomêô noch andern maistern, die den volgent.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 29    
Line: 30    
VON DES HIMELS ABGRUNT



Line: 31    
Man siht auch oft des nahtes, als ob ain gruntlôs
Line: 32    
tiefen in den himel. daz ist dar umb, daz vinsterr

Page: 79  
Line: 1    
dicker rauch sich gesament hât zuo ainem kraiz, und dar
Line: 2    
umb gêt umb und umb ain liehter dünner dunst, der scheint
Line: 3    
weiz von des mônen lieht oder von der andern stern lieht.
Line: 4    
wenne man nu swarz in weiz setzet, scheint daz swarz
Line: 5    
vil verrer von uns stênde wann daz weiz. dar umb wenne   5
Line: 6    
die mâler beschetigung oder vensterwerch mâlen wellent,
Line: 7    
setzent si weiz klâr varb zuo swarzer: scheint uns
Line: 8    
diu swarz sam ain tiefen pei der weizen. reht alsô ist in
Line: 9    
den lüften, wenn der himel den wahtern des nahts offen
Line: 10    
scheint. ez scheint uns auch der himel in mangerlai varb,   10
Line: 11    
rôt, gel, grüen und mit andern varben, dar umb, daz die
Line: 12    
räuch zwischen uns und den himeln mangerlai geschickt
Line: 13    
sint, dünne und dicke, klâr und trüeb, wäzzrig und erdisch.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEN WINDEN



Line: 16    
Die winde koment auch von irdischem rauch. dar
Line: 17    
umb schüll wir nu von den winden sagen. der wint ist
Line: 18    
ain erdischer dunst gesament in dem luft, der sich wegt
Line: 19    
mit überwärtiger wegung von ainem end des luftes gegen
Line: 20    
dem andern. dar umb sint all wind an in selber trucken   20
Line: 21    
und warm von nâtûr: trucken von der irdischen nâtûr,
Line: 22    
dannen der dunst aufgêt oder der rauch; warm von der
Line: 23    
sunnen hitz, diu den rauch macht auz dem ertreich. ie\doch
Line: 24    
verändernt die wind ir nâtûr in den steten, si
Line: 25    
durch fliegent, alsô daz ainer fäuht ist, der ander trucken,   25
Line: 26    
ainr warm, der ander kalt. Der wind sint vier, die für\sten
Line: 27    
sint aller anderr wind. der êrst haizt der sudenwint
Line: 28    
oder der sudener, dar umb, daz er von sudem fleugt, daz
Line: 29    
ist von mittem tag her gegen norden oder gegen den
Line: 30    
himelwagen. der wint haizt ze latein auster und ist fäuht   30
Line: 31    
und warm, dar umb ist er fruhtpær und den frühten
Line: 32    
nütz. der ander haizet der nordenwint oder der nordener,
Line: 33    
dar umb, daz er von norden fleugt, daz ist von dem himel\wagen
Line: 34    
auz der Sahsen lant her von Pomerâni. der wint

Page: 80  
Line: 1    
ist kalt und fäuht, denne als vil ob er sich verkêrt mit
Line: 2    
gar verr fliegen. der wint haizt ze latein aquilo. der
Line: 3    
dritt wint haizt der ôsterwint oder der ôstener, dar umb,
Line: 4    
daz er von ôsten fleugt, daz ist von der sunnen aufganch,
Line: 5    
durch Ungern von Preuzen her. der wint ist warm in   5
Line: 6    
seinem ursprinch, wann diu sunn ist warm in irm auf\gang.
Line: 7    
der vierd wint haizt der westenwint oder der
Line: 8    
westener, dar umb, daz er von westen fleugt, daz ist von
Line: 9    
der sunnen underganch. der wind iegleicher hât zwên
Line: 10    
gesellen oder zwên volger: ainen ze der rehten seiten   10
Line: 11    
und den andern ze der tenken. die mag man haizen
Line: 12    
nâch der vodern wind namen, alsô daz des sudenwindes
Line: 13    
gesellen haizent der reht sudnær und der tenk sudnær.
Line: 14    
alsô haiz auch die andern nâch iegleichs namen. alsô
Line: 15    
hab wir über al vierstunt drei wind, daz sint zwelif. ez   15
Line: 16    
geschiht oft, daz die widerwärtigen wind begegent ain\ander,
Line: 17    
als der sudner dem nordner oder der ôstner dem
Line: 18    
westner. welher denne sterker ist, der wirft den andern
Line: 19    
zuo der erden oder in ain wazzer alsô vesticleich ze stun\den,
Line: 20    
daz er scheff under kêrt. ist aber, daz si gleich starch   20
Line: 21    
sint, ringent si mit ainander vast, daz si paid zuo
Line: 22    
der erden vallent und varnt in ainer snellen werbeln
Line: 23    
weise und zuckent oft mit in auf ainen grôzen stain oder
Line: 24    
ainen menschen oder ain ander swærez dinch und füerent
Line: 25    
daz mit in auf in die lüft. wenne aber si alsô vallent   25
Line: 26    
in daz mer, werfent si daz merwazzer auf und giezent
Line: 27    
ez an daz lant und verderbent läut und guot. der winde
Line: 28    
flug wirt gesetzt, alsô daz si niht fliegent, von zwairlai
Line: 29    
sachen ze vorderst. diu êrst ist, daz der sunne und der
Line: 30    
stern kraft den irdischen dunst mit übriger hitz zesträ\wet   30
Line: 31    
auz ainander, alsô daz er sich niht gesamnen mag
Line: 32    
zuo ainem gar merkleichen stôz oder flug; fleugt aber er,
Line: 33    
daz ist ain klain. diu ander sach ist, daz den dunst der
Line: 34    
regen mit im her ab zeuht auf die erden. ê er sich dan
Line: 35    
wider auf swingt in die lüft und daz wazzer in lâz, daz   35
Line: 36    
er wider leiht wirt, sint die lüft indes still und prüeft

Page: 81  
Line: 1    
man wênig wind. dar umb ist der luft oft still nâch
Line: 2    
dem regen, wenne vor dem selben regen wind gewæt
Line: 3    
habent.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM REGEN



Line: 6    
Der regen kümpt von wäzzrigem dunst, den der
Line: 7    
sunnen hitz auf hât gezogen in daz mitel reich des luftes,
Line: 8    
wann von der kelten, diu ist, entsleuzt sich der
Line: 9    
dunst wider in wazzer, als wir sehen an dem dunst, der
Line: 10    
von dem wallenden hafen gêt ob dem feur: wenn der   10
Line: 11    
dunst die kalten eisneinne hafendecken rüert, entsleuzt
Line: 12    
er sich in wazzers tropfen. alsô geschiht auch dem dunst,
Line: 13    
der kümt von rôsen prennen oder von wein prennen:
Line: 14    
wenne der den kalten pleienne huot rüert, entsleuzt
Line: 15    
er sich auch in wazzer, und smeckt daz selbig wazzer   15
Line: 16    
von dem ding, von der dunst kümt. dar umb wizz,
Line: 17    
wenn sich der dunst gesament in den luft, gestêt er
Line: 18    
zesamen und wirt dicke, des êrsten von der kelten,
Line: 19    
und scheint uns dann als ain hauf weizer wollen oder
Line: 20    
swarzer. daz haiz wir wolken. wan vil erdisches   20
Line: 21    
rauches ist gemischt zuo dem wäzzerigen dunst oder
Line: 22    
der wäzzerig dunst gar dicke zesamen stêt, scheint daz
Line: 23    
wolken swarz; wenne aber der dunst clâr ist, scheint
Line: 24    
ez weiz; ist aber der erdisch rauch dünner etswie vil,
Line: 25    
scheint daz wolken rôt, und alsô ändert ez sich an der   25
Line: 26    
varb, reht als der dunst sich ändert an im selber. nu
Line: 27    
diu kelten vast arbaitt in daz wolken, entsleuzt ez sich
Line: 28    
in wazzer, und von seind diu kelten sänfticleichen
Line: 29    
anrüert diu wolken, macht si klaineu tröpflein auz gar
Line: 30    
klainen stükleinn des dunstes, und vellet daz wazzer dar   30
Line: 31    
umb her ab in tropfen weise. ist aber diu kelten gar
Line: 32    
grôz, verkêrt si grôzeu stükel des dunstes ze mâl mit
Line: 33    
ainander, vallent gar grôz tropfen. dar umb seh wir
Line: 34    
sumerzeiten ze stunden gar grôz tropfen vallen. daz

Page: 82  
Line: 1    
ist dar umb, daz diu grôz hitz die kelten hât vertriben
Line: 2    
an ain stat der wolken, und ist diu kelten denn gar starch
Line: 3    
an ir selber, dar umb daz si veraint ist, und wil der hitz
Line: 4    
widerstên, entsleuzt si dann die wäzrigen dünst in grôz
Line: 5    
tropfen. von den sachen geschiht auch oft, daz ain grôz   5
Line: 6    
wazzer ze mâl mit ainander her ab vellet, alsô daz ez
Line: 7    
ain haus oder ain ganz dorf hin füert. ez geschiht auch
Line: 8    
ze stunden, daz rôtez wazzer regent sam pluotstropfen.
Line: 9    
daz ist von, daz vil verprunnens erdisches rauchs ge\mischet
Line: 10    
ist zuo dem wäzrigen dunst: von verbt sich   10
Line: 11    
daz regenwazzer rôt. alsô vindet man auch oft, daz sich
Line: 12    
daz wazzer verbt in der erden und gar rôt her für vleuzt;
Line: 13    
wænent die ainvältigen läut, daz ain hailtum sei.
Line: 14    
alsô pauten Kelhaimer ain hülzen cappeln über ainen
Line: 15    
rôten wazzerfluz an der Tuonaw oberhalb Regenspurch.   15
Line: 16    
ez geschiht auch oft, daz ez klaineu fröschel regent oder
Line: 17    
klaineu vischel. daz ist von, daz der wäzzrig dunst alsô
Line: 18    
an im selb geschickt ist, wenn er sich in wazzer entsleuzt,
Line: 19    
sam diu wäzzrig pruot, dar auz die fröschleu werdent oder
Line: 20    
die vischel, und der stern kraft würkt diu tierl auz der   20
Line: 21    
geschickten materi und geuzt ain leben dar ein. ich rât
Line: 22    
aber niht, daz der vischel ezzest, wann si sint von
Line: 23    
rôher materi und sint vergiftig. dar umb geschiht auch
Line: 24    
oft, daz ain stain oder ain eisen her nider vellt; daz
Line: 25    
wirt auch paidez auz dem erdischem rauch und auz dem   25
Line: 26    
wäzrigen dunst alsô zesamen gemischt, als ez der nâtûr
Line: 27    
der dinger eben kümt. und alsô viel ain eisen oben
Line: 28    
her ab hie vor, daz was hert, daz ain küng ain swert
Line: 29    
dar auz wolt haben gemacht. wolt daz eisen von feur
Line: 30    
nie derwaichen, dar umb, daz ez niht reht nâch eisens   30
Line: 31    
nâtûr gemischt was auz den vier elementen. regenwazzer,
Line: 32    
gesament in den zistern, ez gestêt, vellet diu erd
Line: 33    
ze podem, diu dar zuo gemischt was von irdischem rauch,
Line: 34    
wirt ez denn gar lauter und süez und ist guot zuo der
Line: 35    
ruor, daz diu verstê, und zuo dem rôten fluz. die visch   35
Line: 36    
werdent vaizt von regenwazzer und dar umb swimment si

Page: 83  
Line: 1    
ob gegen dem regen und fräwent sich des. solt auch
Line: 2    
wizzen, daz des luftes reich, daz wolken stêt und der
Line: 3    
regen wirt und der wint wæt und allez weter geschiht,
Line: 4    
niderr ist dann die hœhsten perg, die auf erden sint,
Line: 5    
wan man vindet perg hôch, nie kain regen auf   5
Line: 6    
kom noch kain wint noch taw noch kain ander werch
Line: 7    
des weters. daz habent die alten maister an etleichen
Line: 8    
hôhen pergen versuocht, alsô daz si nâmen ainen pad\swamp
Line: 9    
und fäuhten den mit wazzer und hielten in für
Line: 10    
den munt, wenn si hôch kômen an den pergen, daz si   10
Line: 11    
niht mêr fäuhtes luftes heten, der in daz herz erkuolte,
Line: 12    
und schriben mit den vingern an die erden auf den per\gen.
Line: 13    
wenn si dann über ain jâr hin wider kômen,
Line: 14    
funden si die geschrift ganz sam an dem êrsten tag. daz
Line: 15    
möht niht gesein, wær regen oder wint dar auf gewesen.   15



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM TAWE.



Line: 18    
Taw wirt auz gar behendem zartem wäzrigem luft,
Line: 19    
der lind und zart ist, daz er die kelten des miteln
Line: 20    
reichs des luftes niht erleiden mag. dar umb beleibt er   20
Line: 21    
oben in dem nidristen reich des luftes, der luft sänft
Line: 22    
und lind ist. nu der naht kelten sumerzeiten kümt,
Line: 23    
entsleuzt sich der gar edel dunst in zartez wazzer und
Line: 24    
in unsihtigeu tröpfel, daz man sein nidervallen niht
Line: 25    
prüeft unz daz diu löckel naz sint auf dem haupt den,   25
Line: 26    
die des nahtes der naht dienent. dem zarten wazzer ist
Line: 27    
behendez ertreich zuo gemischt und zärtleich wirm,
Line: 28    
daz alle die paum, kräuter und pluomen grüenent und
Line: 29    
zuonement, dar auf ez gevellt. maht sein zarthait
Line: 30    
prüefen dar an. nim ain gar rain leinen tuoch und prait   30
Line: 31    
ez auf ain rainez gras in ainem garten sumerzeiten, unz
Line: 32    
des nahtes daz taw gevâhst; twing ez dann mit
Line: 33    
rainen henden in ain lær airschaln, auz der ir toter und
Line: 34    
allez ir weiz datz ainem klainen löchlein gezogen sei,

Page: 84  
Line: 1    
und lain ez denn des tages an ain aufgestecktez sper an
Line: 2    
der stat, diu sunn an schein. ez denn derwarmet,
Line: 3    
wirt ez leiht, daz ez die schaln ze perg füert an
Line: 4    
dem sper.
Line: 5    
Ach wie schôn möht man daz geleichen den gâben   5
Line: 6    
des hailigen gaistes, die die pluomen Christum machten
Line: 7    
grüenend in der zarten schaln unser frawen und si der\hœht
Line: 8    
habent an dem sper der stætikait! prüef auch des
Line: 9    
tawes edel nâtûr dar an, daz ez menschleicher nâtûre
Line: 10    
eben kümt und güetleich zuolacht, wenn ez reudik ist   10
Line: 11    
worden in dem lenzen; ez sich dann wescht mit tawe
Line: 12    
und dar inne welzet des morgens, ê diu sunne den taw
Line: 13    
benem, wirt ez sleht an seiner haut und frœleich an
Line: 14    
seinem muot. Ach helferinne, hilf und tawe mit deinen
Line: 15    
genâden auf uns räudig sünder, himelischeu frawe, gotes   15
Line: 16    
gepärerinne!



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM SNÊWE.



Line: 19    
Snê wirt auz wässrigem dunst recht als der regen in
Line: 20    
dem miteln reich des luftes, aber ez muoz der luft    20
Line: 21    
kalt sein, daz er kreftig sei, wenne daz wolken sich
Line: 22    
zesamen zeuht und wirt dick sam die wollenstückel,
Line: 23    
daz in diu kelten zehant durchgê und derfrœr und
Line: 24    
mach in hert mit ainer linden herten, ê daz er zuo wazzer
Line: 25    
werd oder wazzers form gevâh. dar umb vellt der snê   25
Line: 26    
her ab in wollen weis. wizz, daz etleich perg durch daz
Line: 27    
lang jâr snê habent, dar umb daz si gar hôch sint und
Line: 28    
an dem gar kalten tail des luftes. ez sint auch etleich,
Line: 29    
nümmer kain snê auf kümt, reht als kain regen. alsô
Line: 30    
schreibent die kriechischen maister von dem perg in   30
Line: 31    
Kriechenland, der haizt Οlympus.

Page: 85  


Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM REIFEN.



Line: 3    
Der reif wirt auz der selbenlai dunst, dar auz daz
Line: 4    
taw wirt, iedoch muoz diu kelten verr grœzer sein, diu
Line: 5    
den reifen macht, wan diu daz taw macht. wan ze gleicher   5
Line: 6    
weis als sich der snê zuo dem regen hât, alsô hât sich
Line: 7    
der reif zuo dem tawe, und als daz taw allen frühten
Line: 8    
nütz ist und frumen pringet, alsô ist in der reif schad und
Line: 9    
verderbt die früht auf den paumen und auf den wein\reben
Line: 10    
und durchgêt si gar, daz si vallent oder swar\zent   10
Line: 11    
sam si verprant sein. daz ist dar umb, daz der reif
Line: 12    
von gar behendem dunst ist und gar kalt, und von
Line: 13    
durchgêt er diu klainen luftlöchlein an den frühten und
Line: 14    
erleschet die nâtürleichen hitz dar inn. daz geschiht,
Line: 15    
müezent die fruhtpluomen sterben und swarzen. ez   15
Line: 16    
ist auch der reif hertgriffiger dann der snê, dar umb,
Line: 17    
daz den dunst, dar auz der reif wirt, diu grôz kelten
Line: 18    
herticleicher durchgêt und sich tiefer dar ein senket
Line: 19    
wann in den snê und machet gar klaineu körnlein in dem
Line: 20    
reifen und gar herteu; dar umb læt sich der reif niht   20
Line: 21    
schôn pallen sam der snê. scholt auch wizzen, daz
Line: 22    
daz reimeln an der paum esten winterszeiten kümt von
Line: 23    
den selben sachen, wann der fäuht warm dunst, der von
Line: 24    
der esten nâtûr gêt, verkêrt sich von der grôzen kelten
Line: 25    
in reifes gestalt, und seind der dunst klain ist, wirt   25
Line: 26    
er zehant verkêrt, er neur her für kümt. dar umb
Line: 27    
beleibt er auf den esten hangend. alsô bereimelt ainem
Line: 28    
menschen auch sein part oder hâr oder ander dinch auf dem
Line: 29    
haupt von dem fäuhten âtem, der im von dem mund und
Line: 30    
von der nasen gêt, der luft gar kalt ist. ez vallent   30
Line: 31    
auch oft körnlein, allermaist in dem lenzen, diu sint
Line: 32    
sinbel sam die arwaiz und sint herter an dem griff wan
Line: 33    
der snê und waicher wan der reif, die koment von,
Line: 34    
daz diu kelten grœzer ist wan zuo dem snê und klainer
Line: 35    
wan zuo dem reifen, alsô daz si den dunst niht gar   35

Page: 86  
Line: 1    
durchgêt sam in dem reifen. diu körnlein haizent ze
Line: 2    
latein granula.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM SCHAWR.



Line: 5    
Der schaur haizt in anderr däutsch der hagel, und   5
Line: 6    
kümt von, daz der wäzzrig dunst des êrsten sich ent\sleuzt
Line: 7    
in regentropfen an ainer niht übrig kalter stat in
Line: 8    
dem luft, der regen wirt, und die tropfen dar nâch
Line: 9    
vallent durch ain gar kalte stat, diu hitz in dem
Line: 10    
sumer die kelten zesamen hât getriben, wan diu selb   10
Line: 11    
übrig kelten verkêrt die tropfen in eis, reht als si daz
Line: 12    
wazzer tuot hie niden winterzeiten. dar umb sint des
Line: 13    
schaurn körner gestalt sam die cristallen und sint sinbel,
Line: 14    
dar umb, daz si sich sleifent durch den luft her ab zuo
Line: 15    
allen enden. ez kümt auch oft, daz regentropfen vallent   15
Line: 16    
mit dem schaurn; daz ist von, daz der schaur her
Line: 17    
nider paz in seinem vallen linden luft begreift: dar umb
Line: 18    
zefleuzt er an den enden und die tropfen vallent mit im
Line: 19    
her ab in regens weis.



Chapter / Strophe: 21     21
Line: 20 
Line: 21    
VON DEM MILTAWE.



Line: 22    
Ez haizet ainz miltaw, daz verderbt den hopfen oft
Line: 23    
und daz korn und ander getraid. daz kümpt von, daz
Line: 24    
der erdisch dunst, dar auz daz miltaw wirt, gar behend
Line: 25    
ist an im selber und daz er sêr geprant ist von der   25
Line: 26    
sunne, diu in auf hât gehebt von der erden. dar umb
Line: 27    
wenn sich der dunst entsleuzt in haimleichez nidertropfen
Line: 28    
mit regen oder ân regen und er gevellt auf die plüet
Line: 29    
der frühten, verprent er daz fruhtpær march der
Line: 30    
frühten, reht sam ain nazzer wolgepranter asch tæt, ob   30
Line: 31    
man in dar auf legt. und daz dem alsô sei, daz er kome
Line: 32    
von erdischem dunst, daz vind ich alsô. wenne daz

Page: 87  
Line: 1    
miltaw gevallen ist, prüeft man ez aller êrst an dem
Line: 2    
dritten tag oder an dem vierden und ist danne daz gel
Line: 3    
oder swarz worden, dar auf ez sitzet, und diu varb bedäut
Line: 4    
prunst der materi. ez geschiht oft, daz daz selb getraid,
Line: 5    
dar auf ez vellt, steubt, wenn ez gedorret, sam ez mit   5
Line: 6    
aschen sei besträut. daz wær allez niht, kæme daz miltaw
Line: 7    
niht von erdischem verprantem dunst, der daz getraid
Line: 8    
alsô negt. scholt auch wizzen, daz ez den frühten
Line: 9    
aller maist schadet, si plüent, wan ir plüet ist lind
Line: 10    
und zart. wenne aber ir früht von den pluomen koment   10
Line: 11    
und ain tail erstarkt sint, schat ez in niht als vil.
Line: 12    
ez haizt auch miltaw niht von miltikait, wan ez ist ark
Line: 13    
und übel: ez ist gehaizen von milwen miltaw, wan als
Line: 14    
die milwen daz gewant frezzent und verderbent, alsô
Line: 15    
verderbt ez die fruht. dar umb hieze ez wol milwentaw,   15
Line: 16    
wan man vint an vil dingen klaineu würmlein swarzeu
Line: 17    
nâch etleichen tagen, dar auf daz miltaw gevallen ist.
Line: 18    
iedoch wizz, daz ich den sin von dem miltaw von andern
Line: 19    
maistern niht hân genomen.



Chapter / Strophe: 22     22
Line: 20 
Line: 21    
VON DEM HONIG.



Line: 22    
Ez kümt auch ze stunden in dem sumer, daz hönig
Line: 23    
vellet von den lüften auf die paum und auf daz gras,
Line: 24    
und fliegent die peinen dar auf und sament daz. daz
Line: 25    
haizt man trôr. daz kümpt von, daz der fäuht dunst   25
Line: 26    
von der sunnen aufgezogen wirt sumerzeiten auz den
Line: 27    
pluomen, auz den kräutern und auz den frühten unz in
Line: 28    
daz reich des luftes, daz ob den wolken stêt. wirt
Line: 29    
der dunst dann aber gedicket an im selber von der sänf\ten
Line: 30    
kelten, diu ist gar nâhent pei dem obristen reich   30
Line: 31    
des luftes, und von der dicken und von dem frost ent\sleuzt
Line: 32    
sich der dunst in süeze fäuhten und vellt her wider
Line: 33    
ab auf die früht und auf die pluomen, und daz haiz wir
Line: 34    
wildez honig. iedoch scholt wizzen, daz zwairlai honig

Page: 88  
Line: 1    
ist; ainz ist nâtürleich, daz ander maisterleich. daz
Line: 2    
nâtürleich ist von wir ietzo gesagt haben. daz maister\leich
Line: 3    
ist daz der pein maisterschaft ze haufen tregt in
Line: 4    
ir wonung. scholt auch wizzen, daz des nâtürleichen
Line: 5    
hönigs in unserr wonung wênig vellet, sein vellt aber vil   5
Line: 6    
in den landen gegen der sunnen aufganch. daz ist dar
Line: 7    
umb, daz der behend zart dunst, dar auz daz höng wirt,
Line: 8    
von den pluomen und von den frühten in unserr wonung
Line: 9    
niht mag aufgên durch den zæhen slipfrigen luft unz
Line: 10    
an sein reht stat, er zuo höng würd. wan unser luft,   10
Line: 11    
wir wonen, der ist vol wäzriger wolken und der ver\kêrt
Line: 12    
den selben dunst und verderbt in. iedoch vellt daz
Line: 13    
honig sumerzeiten pei uns auch, wenn unser luft rain und
Line: 14    
schœn ist, und daz geschiht in dem prâchmônn, der ze
Line: 15    
næhst nâch dem maien ist, allermaist pei den sumerleichen   15
Line: 16    
sünwenden. wenne daz geschiht, sterbent diu schâf
Line: 17    
und die gaiz gern, dar umb, daz daz hong coleram macht
Line: 18    
in der tier leib. des vindest ain zaichen: wenne si
Line: 19    
tôt sint und man si aufsneidet, sint si inwendig gel
Line: 20    
von der prunst colora. aber in den landen gên der   20
Line: 21    
sunnen aufganch ist der luft gar lauter und still durch
Line: 22    
daz ganz jâr gar vil; dar umb vellt ez in den landen
Line: 23    
oft. wenn ez gevallen ist, schol man daz vich heim
Line: 24    
lâzen und schol den kinden wern, daz si ez niht ab den
Line: 25    
paumpletern saugen. iedoch hân ich des vil gezzen auf   25
Line: 26    
dem geu, ich ain kindel was; nâch tet mir mein
Line: 27    
leibel gar und west niht, von daz wær. waz kraft
Line: 28    
daz hönig hab, daz sag wir her nâch, wenn wir von den
Line: 29    
peinn sagen.



Chapter / Strophe: 23     23
Line: 30 
Line: 31    
VON DEM HIMELFLAD.



Line: 32    
Ainz haizt ze latein ladanum und mag ze däutsch
Line: 33    
haizen himelflad oder himeltrôr, reht sam daz vorder hiez
Line: 34    
honigtrôr. daz himeltrôr vellt auch nider sam daz hong\trôr,

Page: 89  
Line: 1    
dann daz ez ain wênich hœher vellt, und kümt von
Line: 2    
dem selben dunst, denne daz der dunst dicker ist und
Line: 3    
zæher an im selber. wenne daz himeltrôr vellt auf diu
Line: 4    
kräuter, tailt man daz kraut mit riemen und under\schait
Line: 5    
ez, behanget diu edel fäuhten an den riemen;   5
Line: 6    
diu gehertt wirt, haizt si ladanum. daz vellt in
Line: 7    
unsern landen niht, durch der sach willen, die wir vor
Line: 8    
gesagt haben von dem honigtrôr. daz himeltrôr lauter
Line: 9    
ist und niht gemischt mit andern dingen, ist ez gar
Line: 10    
edel smeckend und zelt man ez zuo den edelsmeckenden   10
Line: 11    
dingen, diu man ze latein aromata haizt. daz ist gar
Line: 12    
schatzpær, aber man velscht ez mit gaizmist und mit
Line: 13    
sölchen swarzen dingen, diu man wol kewen mag. man
Line: 14    
velscht ez auch sêr, daz man in zehen pfunden kaum
Line: 15    
ain unz vint. aber man schol daz auzweln für daz   15
Line: 16    
pest, daz swær ist und swarz und daz man kewen mag
Line: 17    
und daz wol smecket. aber daz rœtlot ist und zwischen
Line: 18    
den henden zerpricht oder zereiset, daz bedeut, daz ez
Line: 19    
veraltet ist oder alze sêr gevelschet. daz himeltrôr hât
Line: 20    
die kraft, daz ez die flüzz verstênd macht, die wäzrig sint,   20
Line: 21    
und daz ez hitzt. diu zwai hât ez von seiner nâtûr adel,
Line: 22    
dar umb geit man ez für die huosten und für den fluz,
Line: 23    
der von dem hirn gêt zuo der prust, ist daz der huost
Line: 24    
kümt von kalter sach, wan habt man ez für die nasen
Line: 25    
und smeckt dar zuo, hilft ez für den fluz. ist auch,   25
Line: 26    
daz man daz himeltrôr mischt zuo rôsen und wellet ez
Line: 27    
in ainem regenwazzer und deckt daz vaz unz daz ez
Line: 28    
wider lâw wirt, wem denn die zend wagent, nimt er des
Line: 29    
wazzers in den munt und tweht man im die füez mit,
Line: 30    
alsô daz sich die âdern entsliezent, werdent die zend   30
Line: 31    
gevestent von. alsô geschiht auch, ob man ladanum
Line: 32    
mischt mit dem kraut, daz haizt mastix. ob man daz
Line: 33    
gemischt legt inwendig und auzwendig an daz zandflaisch
Line: 34    
und an die zend, werdent die zend gevestent. daz
Line: 35    
himeltrôr sterkt auch der frawen muoter und hilft der   35
Line: 36    
fruht in dem leib. ez ist auch guot dem, der ainen kranken

Page: 90  
Line: 1    
magen hât von kalter sach, und wer den magen sterken
Line: 2    
well, daz er wol gekochen müg sein ezzen, der nem fünf
Line: 3    
pillulas, daz sint fünf kügellein, in der apoteken gemacht
Line: 4    
von ladano und nem die in kæswazzer oder in molken,
Line: 5    
daz haiz ich allz ainz.   5



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM HIMELPROT.



Line: 8    
Manna haizt ze däutsch himelprôt und vellt auch
Line: 9    
oben her ab von den lüften, iedoch ain wênig hœher
Line: 10    
wann daz himeltrôr, sam etleich maister sprechent. ez   10
Line: 11    
wirt auch auz der selbenlai dunst, dar auz daz himeltrôr
Line: 12    
wirt, denn daz sein dunst auz den elementen gleicher
Line: 13    
oder zimleicher gemischt ist und sein fäuhten paz gekocht
Line: 14    
ist, und vellt auch in tawes weis her ab des nahtes auf
Line: 15    
diu kräuter oder auf die vels und wirt hert,    15
Line: 16    
sament ez die läut dann. aber dar umb, daz sein wênig
Line: 17    
vellt, velscht man ez gar sêr. wizz, daz ez in unsern
Line: 18    
landen niht vellt von der selben sach wegen, diu gesagt
Line: 19    
ist von dem honigtrôr und von dem himeltrôr. wenne
Line: 20    
daz himelprôt lauter ist und niht gemischt mit andern   20
Line: 21    
dingen, ist ez edel smeckend und gar schatzpær. man
Line: 22    
derkennet aber daz lauter von dem unlautern alsô, daz
Line: 23    
daz lauter weizlot ist und inwendich etleich hölr hât sam
Line: 24    
der honigsaim, und daz gar lauter ist, daz ist süez und
Line: 25    
gar lustig und zimleich in dem mund. nu maht    25
Line: 26    
frâgen, ob ez daz himelprôt sei, daz got dem gläubischen
Line: 27    
volk sante in der wüesten hie vor, ez vlôch auz
Line: 28    
Egiptô. sprich ich: nain, wann got der speist daz
Line: 29    
volk vierzig jâr von dem selben himelprôt in übernâtür\leichen
Line: 30    
werken, kümt daz himelprôt, ich nu von   30
Line: 31    
sag, von nâtürleichen werken. auch het der alten väter
Line: 32    
himelprôt vil aigenchait an im, der ditz niht hât. ob
Line: 33    
aber ez an dem smach und in dem mund wær sam ditz,
Line: 34    
daz widersprich ich niht. daz himelprôt, wir hie von

Page: 91  
Line: 1    
reden, daz wirt oft gevelscht mit honig, oft mit lekritzen,
Line: 2    
diu gepulvert ist. aber wenne man ez velscht, ist ez
Line: 3    
unlustichleichen süez, alsô daz dem menschen dar ab
Line: 4    
wüllet. daz himelprôt hât die kraft, daz ez daz pluot
Line: 5    
läutert und rainigt, und dar umb ist ez guot in hitzigen   5
Line: 6    
sühten, die koment von der colera, und schol man ez
Line: 7    
den siechen beraiten in warm wazzer, sam man ainz be\rait
Line: 8    
in der apoteken, haizt cassia fistula. iedoch gehœrt
Line: 9    
daz den ärzten, wan ain mensch möht sich leiht ver\greifen.
Line: 10    
kœm daz von meinen schulden, daz wær mir   10
Line: 11    
lait.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM DONR UND VON DEM PLITZEN.



Line: 14    
Der donr kümt von erdischem vaiztem dunst, von
Line: 15    
diu feur in den lüften werdent, als vor gesait ist, und   15
Line: 16    
kümpt in dér weis. seind der dunst an im selber warm
Line: 17    
ist und der wolken stat kalt, er dann kümt an die
Line: 18    
stat der wolken, wellt er über sich auf zuo dem feur
Line: 19    
oder in daz obrist reich des luftes, dar umb, daz er leiht
Line: 20    
ist und warm, sam daz feur leiht ist und haiz. wenn er   20
Line: 21    
denne an diu kalten wolken stœzt, stôzent si in her
Line: 22    
wider ab. von dem stôzen vert er snell hin wider,
Line: 23    
stœzt den dunst diu kelten noch vester her wider. daz
Line: 24    
geschiht lang, unz daz er gar snell und vesticlei\chen
Line: 25    
wirt her nider geworfen, sam ain geschôz, daz man   25
Line: 26    
auz pühsen scheuzet. von wirt der vaizt dunst enprant
Line: 27    
in seinem snellen flug, alsô daz er flammen geit, und die
Line: 28    
flammen haiz wir plitzen. aber daz reizen, daz der dunst
Line: 29    
tuot in den wolken und in den lüften, daz haizt der
Line: 30    
tonr. dar umb koment diu zwai mit enander donr und   30
Line: 31    
plitzen. iedoch siht man den plitzen, ê wir den tonr
Line: 32    
hœrn, wann daz gesiht streckt sich verrer und sneller
Line: 33    
dan daz gehœrd. alsô seh wir oft auf den püeheln ob
Line: 34    
den pächen, die weschen waschent, den slag mit den

Page: 92  
Line: 1    
pleueln, ê wir den galm hœren. nu möhst sprechen:
Line: 2    
wir sehen oft plitzen ân den donr und hœrn oft den donr
Line: 3    
ân plitzen. daz ist dar umb, daz oft die wäzzrigen
Line: 4    
wolken gar vinster und dicke sint und derleschent die
Line: 5    
flammen ob der dicken, alsô daz wir ir niht sehen. wenne   5
Line: 6    
daz geschiht, hœr wir donr ân plitzen. ez geschiht
Line: 7    
auch, wenn ez gar haiz ist gewesen des tages in sumer\zeiten,
Line: 8    
daz die vaizten dünst verr von uns entzünt wer\dent,
Line: 9    
alsô daz sich der galm verstôzt, daz er niht zuo
Line: 10    
uns kümt: seh wir den himelitzen oder den plitzen   10
Line: 11    
ân donr. iedoch sint läut, die wænent, daz der donr ain
Line: 12    
stain sei, dar umb, daz oft ain stain her ab vellt mit dem
Line: 13    
donr in grôzem weter. daz ist niht wâr, wan wær der
Line: 14    
donr ain stain, machte er wunden den läuten und den
Line: 15    
tiern, die er dersleht, sam ander vallend stain tuont. des   15
Line: 16    
geschiht doch niht, wan wir sehen, daz die läut, die der
Line: 17    
donr sleht, kain wunden habent. si sint aber swarz an
Line: 18    
dem slag, daz ist dar umb, daz der haiz dunst si ver\prent
Line: 19    
und verprent in daz pluot in dem herzen, dar umb
Line: 20    
erstickent si ân wunden. ez kêrt auch der mensch daz   20
Line: 21    
antlütz gegen dem slag, dar umb, wenn ez der donr
Line: 22    
sleht, wil ez warten, waz daz sei, und hêrt daz antlütz
Line: 23    
umb, und in dem kêren stirbt ez. wizz auch, daz der
Line: 24    
donr allermaist schat hertem ding sam stahel ist und vels
Line: 25    
und stain. daz ist dar umb, daz diu selben dinch den   25
Line: 26    
dunst niht durch varn lâzent, dar umb zerpricht er si
Line: 27    
und zekleubt si oft ze stucken. aber lindem ding schadet
Line: 28    
er niht sêr, dar umb zerpricht er oft daz swert in
Line: 29    
der schaiden und die spæn, alsô daz daz leder ganz be\leibt
Line: 30    
an der schaiden. der donr ist mangerlai, wann oft   30
Line: 31    
gillt er sam der ainem ain plâtern voller luftes auf dem
Line: 32    
haupt zerslüeg. daz ist dar umb, daz daz wolken sich
Line: 33    
umb und umb hât gesament umb den donrigen dunst,
Line: 34    
mag er nindert auz, unz er daz wolken zerpricht an
Line: 35    
ainer seiten sam der luft die plâtern tuot. er hillt auch   35
Line: 36    
oft sam der ain leinein tuoch nâch der leng rizze, daz

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Line: 1    
ist, wenn er nâch der tiefen diu wolken und den luft reizt.
Line: 2    
er prastelt auch oft sam tännein holz prastelt in ainem
Line: 3    
feur. daz ist dar umb, daz der dunst stückelot oder in
Line: 4    
stuckes weise beslozzen ist und in mangen stücken nâch
Line: 5    
ainander auz prichet, reht sam der haiz luft in dem feur   5
Line: 6    
auz luftigem holz oder sam der luft tuot auz vil castanien
Line: 7    
oder auz aicheln, die man ganz in ain feur richt. der
Line: 8    
plitzen wirkt auch gar wunderleicheu werch und ist schäd\leich
Line: 9    
gar an vil dingen. daz êrst ist, daz er dem men\schen
Line: 10    
diu augen oft verplendet, daz in reht ansiht. daz   10
Line: 11    
ist von, daz er im die cristallischen fäuhten verprent
Line: 12    
in dem augapfel, dar an des gesihtes kraft ligt. daz
Line: 13    
ander ist, daz er die plüet verderbt auf den paumen und
Line: 14    
aller maist die zarten plüet an dem weinreben; dar umb
Line: 15    
verhüllet diu nâtûr diu fruhttragerlein, daz sint die   15
Line: 16    
frühtigen knödel auf den paumen, mit pletern, sam
Line: 17    
ain amme ir kint verhüllet mit windeln, und macht dem
Line: 18    
weinreben gar praiteu pleter, daz er sein weintrauben
Line: 19    
mit verhüll vor dem plitzen. daz dritt ist, daz er oft dem
Line: 20    
menschen daz hâr verprent under den üehsen und an\derswâ   20
Line: 21    
und doch seinem leib niht schadet. daz ist dar
Line: 22    
umb, daz der dunst niht vast vert, daz er dem men\schen
Line: 23    
schad; seind aber er prinnet und hin und her
Line: 24    
lauft an dem menschen gar snell, verprennet er daz
Line: 25    
dürr lind hâr an im ân des menschen versêrung. alsô   25
Line: 26    
geschach, daz Marcia, der Rœmer fürstinne, von ainem
Line: 27    
donr geslagen wart und starp daz kint in irm leib. aber
Line: 28    
ir geschach niht. daz was dar umb, daz diu fruht in
Line: 29    
dem leib dannoch kranch was und daz von der frawen
Line: 30    
derschrecken diu pant sich rizzen, mit daz kint ge\punden   30
Line: 31    
was, und daz selb reizen raiz auch dem kind sein
Line: 32    
âdern und sein herzlein ab. ez spricht unser puoch, daz
Line: 33    
der donr oder der plitzen niemant schad, der in vor hœr
Line: 34    
oder sehe, ê der slag zuo im kom. wærleich daz dünket
Line: 35    
mich ain leihter spruch ân maisterschaft, wan unser vor\sehen   35
Line: 36    
hilft niht dar zuo, sich möht dann der mensch

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Line: 1    
snell vor dem slag verpergen. ez spricht auch daz puoch
Line: 2    
mêr, daz der plitzen oder der donr niht alle zeit den
Line: 3    
menschen ertœd, wenne er ez trift; aber er tœd ander
Line: 4    
gesellteu dinch wenn er si trift, ez sei paum oder tier,
Line: 5    
und under den tiern sêrt er allermaist den adlarn, aber   5
Line: 6    
under den paumen allermaist den lorpaum, alsô spricht
Line: 7    
Plinius. Seneca spricht, daz ze seinen zeiten der donr
Line: 8    
ain vaz voller weins zeslüeg, alsô daz der wein ain kurzez
Line: 9    
stündel stüend pei ainander âne vaz, sam er in dem vaz
Line: 10    
gestanden was. daz was dar umb, daz der slag snell   10
Line: 11    
was, daz der wein niht snell zervliezen moht. alsô
Line: 12    
seh wir, daz ainr ain offen glas mit wein oder mit wazzer
Line: 13    
snell umbslingt in ainer slingen oder in der hant, daz
Line: 14    
nihts her auz fleuzt. auch ist der wein leiht zæh ge\wesen,
Line: 15    
daz hât auch dar zuo geholfen.   15
Line: 16    
Nu maht frâgen, seind der dunst, dar auz der
Line: 17    
donr und der plitzen wirt, aufgêt winterszeiten und
Line: 18    
sumerzeiten, war umb donrt ez niht in dem winter sam
Line: 19    
in dem sumer? daz ist dar umb, daz in dem winter diu
Line: 20    
hitz niht grôz ist, daz si starken vesten rauch aufge\heben   20
Line: 21    
müg sam zuo dem donr gehœrt, und mag in auch
Line: 22    
hôch niht geheben in die lüft, daz er mit grôzer
Line: 23    
ungestüemikait her nider valle. dar umb hebt diu sunne
Line: 24    
in dem winter neur dunst auf, der zuo regen gehœrt oder
Line: 25    
zuo snê oder zuo winden und zuo feurn, diu niht plitzen   25
Line: 26    
haizent. diu selb sach ist auch in dem herbst und in dem
Line: 27    
lenzen, ez sei dann gar selten. ez sprechent auch etleich,
Line: 28    
daz in den landen pei der sunnen aufganch sumerzeiten
Line: 29    
niht donr werden, aber si werdent selben winters\zeiten.
Line: 30    
daz ist dar umb, daz in den landen sumerzeiten   30
Line: 31    
diu hitz gar übrigs grôz ist, daz kain dunst in den
Line: 32    
lüften zuo wolken getwungen wirt, wan diu grôz hitz diu
Line: 33    
zesträut den dunst und lâzt in niht dick werden. aber
Line: 34    
winterszeiten ist diu hitz in den landen sänft, reht
Line: 35    
sam si ist in dem sumer mit uns. dar umb donrt ez;   35
Line: 36    
in dem winter in den selben landen. ez ist auch in den

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Line: 1    
landen gegen der sunnen underganch sam mit uns, wan
Line: 2    
ist ez niht übrigs haiz sumerzeiten. Plinius spricht,
Line: 3    
daz dreierlai donr sein oder plitzen. die êrsten sint die
Line: 4    
niht spaltent, aber si prennent und die sint trucken an
Line: 5    
in selber. die andern dönr sint fäuht, die prennent niht,   5
Line: 6    
aber si spaltent und swerzent diu dinch, dar auf si vallent.
Line: 7    
die dritten haizt man clâr oder behend dönr, die sint
Line: 8    
aller selzeinst und aller wunderleichst und gar haimlei\cheu
Line: 9    
dinch der nâtûr: diu verstelnt und schöpfent den
Line: 10    
wein haimleichen aus den vazzen, alsô daz si der vaz niht   10
Line: 11    
rüernt mit ainem merkleichem schall, si lâzent aber ir
Line: 12    
fuozstapfen an den vazzen.



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM NEBEL.



Line: 15    
Der nebel kümt von wäzzrigem grobem dunst,    15
Line: 16    
vil swærs erdisches rauchs zuo gemischt ist, alsô daz in
Line: 17    
diu sunne niht aufgeheben mag hôch von der erden in
Line: 18    
die lüft. dar umb sint die nebel gern des morgens oder
Line: 19    
des âbends, wenn diu sunne niht gar starch ist, und aller\maist
Line: 20    
in dem herbst, in dem winter und in dem lenzen   20
Line: 21    
mêr denn in dem sumer. ist, daz der nebel aufgêt in
Line: 22    
die lüft, kümt gern ain regen dar nâch, dar umb, daz
Line: 23    
sich der dunst in regenwolken verkêrt in den lüften.
Line: 24    
ist aber, daz er auf die erden vellt, daz bedäutet schœn
Line: 25    
weter und frühtigz dem ertreich in dem sumer, wan    25
Line: 26    
mag taw gevallen, daz den frühten kraft gibt, wan daz
Line: 27    
taw vellt niht denn der luft schœn und rain ist. sich
Line: 28    
legt der nebel gern zuo den wazzern und zuo den fäuhten
Line: 29    
steten, dar umb, daz er auch fäuht ist, dar umb fräut
Line: 30    
er sich der gesellschaft seins geleichen. aber auf hôhen   30
Line: 31    
steten zersträut in der sunnen schein gar schier, dar umb
Line: 32    
wonten die alten gern auf hôhen trucknen steten.
Line: 33    
wonent nu die newen läut gern in genaigten steten durch
Line: 34    
gemach der wazzer und pawent pei den wazzern; daz ist
Line: 35    
gar schad und pringt vil siehtums und vil unzeitiger tœd.   35

Page: 96  
Line: 1    
der nebel stinkt oft und ist dicke. daz ist dar umb, daz
Line: 2    
der dunst, dar auz er wirt, kümt von fauler fäuhten und
Line: 3    
von unrainem ertreich, und dar umb von dem nebel kümt
Line: 4    
oft grôzer siehtum und manigem der tôt, dar umb, daz
Line: 5    
der nebel die prust versêrt und daz hirn und macht   5
Line: 6    
oft ainen unrainen fluz von dem hirn in die prust, der
Line: 7    
unrain ist, daz er oft zuo ainem swern oder zuo ainem
Line: 8    
apostem wirt in der prust. dar umb schol man sich
Line: 9    
inn halten und besliezen schôn die slâfkamern und die
Line: 10    
wonung zuo den zeiten. muoz aber der mensch auz gên,   10
Line: 11    
der schol vor ezzen und trinken, daz der luft den leib
Line: 12    
iht lærn begreif. der nebel ist aller schädest in dem
Line: 13    
häumôn und pei den sumerleichen sünwenden und in
Line: 14    
dem andern augst, daz ist dar umb, daz der dunst dann
Line: 15    
gar verprant ist, daz er des menschen inwendig gäng   15
Line: 16    
durchsleuft und durchizzet.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 17    
Line: 18    
VON DER SUNNEN HOF.



Line: 19    
Man siht oft ainen plaichen kraiz umb die sunnen oder
Line: 20    
umb den mônen und haizent in die laien der sunnen oder   20
Line: 21    
des mônen hof. der kraiz kümt von, daz diu sunne
Line: 22    
oder der môn ainen clâren dunst hât under sich gezogen,
Line: 23    
durch den wir die stern sehen, alsô daz des sterns schein
Line: 24    
ze mitelst durch den dunst ain luog hât gemacht mit
Line: 25    
seiner wirm und mit seinem schein und stêt der dunst   25
Line: 26    
umb und umb etswie vil gedicket; dar auf scheint des
Line: 27    
sterns schein, sam ain plaicher kraiz umb den stern .
Line: 28    
ist, daz der kraiz ie lenger ie dicker wirt und ie swerzer,
Line: 29    
bedäut er zehant ainen künftigen regen, dar umb,
Line: 30    
daz sich der dunst dicket und in wolken verkêrt, diu   30
Line: 31    
sich zehant in regen entsliezent. ist aber, daz er ie
Line: 32    
lenger ie liehter wirt und daz er sich tailt und lucken
Line: 33    
gewint oben oder beseits, bedäut der hof wint. der
Line: 34    
hof haizet kriechischen halο.

Page: 97  



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN ZUOSUNNEN.



Line: 3    
Ez geschiht auch oft, daz uns der sunnen dunket
Line: 4    
mêr dan aineu. daz geschiht von, daz under der
Line: 5    
rehten sunnen beseits sint gar dickeu wolken und daz   5
Line: 6    
diu sunne an etleichen dünnen stücken der selben wolken
Line: 7    
irn schein durchpricht und daz der warm schein dâselbs
Line: 8    
diu wolken umb und umb von im treibt in kraizes weise,
Line: 9    
reht sam ain sinbelz fensterlein in diu wolken ,
Line: 10    
diu sunne her durch scheint. wenn daz geschicht,    10
Line: 11    
dunket uns an der selben stat ain sunne sein. daz haiz
Line: 12    
wir ain zuosunnen, und geschiht ez an mêr steten,
Line: 13    
wirt der sunnen mêr denn aineu. diu zuosunne haizt
Line: 14    
kriechisch parelius.



Chapter / Strophe: 29     29
Line: 15 
Line: 16    
VON DEN SUNNENSTRICKEN.



Line: 17    
Wir sehen auch oft, daz in den lüften lange strenge
Line: 18    
scheinent, sam strick umb und umb von der sunnen gên
Line: 19    
gegen der erden, reht sam die stricke sint, mit man
Line: 20    
ain gezelt aufriht in raisen. daz geschiht ze stunden   20
Line: 21    
wenn sich diu wolken mangerlai schickent under der
Line: 22    
sunnen in den lüften, oder wenn si sich entsliezent in
Line: 23    
regen, durchprechent si der sunnenschein straimen
Line: 24    
und widerprechent sich in den selben spiegeln der wol\ken.
Line: 25    
wenne daz geschiht, seh wir die schein sam   25
Line: 26    
streng oder strik gên von den lüften und von der sunnen.
Line: 27    
die strick scheinent auch in mangerlai varb, grüen, rôt,
Line: 28    
gel, nâch der wolken mangerlai schickung.



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM REGENPOGEN



Line: 31    
Der regenpog kümt von wunderleichem widerprechen
Line: 32    
des sunnenscheins in den wolken, von schüll wir ain

Page: 98  
Line: 1    
clain sagen sam die maister von der nâtûr von sagent.
Line: 2    
aber sam die maister von schreibent, die perspectivi
Line: 3    
haizent, die all ir kunst legent auf spiegelwerch und auf
Line: 4    
scheinprechen, daz gehœrt niht hie her zuo unserm schimpf.
Line: 5    
der regenpoge scheint alzeit sam ain halber kraiz oder   5
Line: 6    
sam ain stuck ains kraizes und ist zwairlai. der ain ist
Line: 7    
weiz, der ander ist manigverbig. den weizen siht man
Line: 8    
selten. iedoch hân ich ir mein tag ainen gesehen in dem
Line: 9    
Riez pei der stat ze Nördlingen in dem maien des mor\gens,
Line: 10    
diu sunn auf was, der het ainen volkomenn   10
Line: 11    
halben kraiz und het ain horn gegen mittem tag und
Line: 12    
daz ander gegen norden oder gegen der himelspitz ge\kêrt.
Line: 13    
der selb weiz regenpog kümt von, daz der
Line: 14    
wolken dunst an dem himel gleich gezaist ist und dünn
Line: 15    
mit ainer gaistleichen fäuhten, alsô daz dar auz gar klain   15
Line: 16    
riselndiu tröpflein würden, ob er sich in wazzer ent\slüzze.
Line: 17    
iedoch entsleuzt er sich noch niht in wazzer.
Line: 18    
denn diu sunn iren schein gleichs gegen wirft,
Line: 19    
widerpricht er sich in den wolken alsô geschikt und
Line: 20    
sament sich alliu eklein des widerprechends in ain dicke   20
Line: 21    
des scheins zuo ainem stuck ains kraizes, von scheint
Line: 22    
daz stuck clâr und weiz. niht mêr mag ich von
Line: 23    
gesagen, daz verstäntleich sei dann wolgelêrten läuten,
Line: 24    
die etwaz von der werlt gestalt wizzent und von des
Line: 25    
scheins nâtûr und von andern sachen. der mangverbig   25
Line: 26    
regenpog hât dreirlai varb. ze voderst diu aller äuzerst
Line: 27    
und diu obrist ist apfelrôt oder rœter, diu næhst dar
Line: 28    
nâch ist grüen, diu dritt ist wahsvar und tailt sich oft
Line: 29    
in zwai, alsô daz diu ain weiz scheint oder plaich und
Line: 30    
diu ander gel. die varb sint wunderleich und aller\maist   30
Line: 31    
die mitelsten, daz si kain mâler ganz gemâlen mag.
Line: 32    
die drei varb köment von der schickung der wolken, dar
Line: 33    
ein diu sunn scheint, wann diu wolken müezent alsô
Line: 34    
gestalt sein, daz si klain und dicke riseln vil klainr
Line: 35    
tröpflein in ainen dicken haufen und daz hinder dem   35
Line: 36    
riseln swarzeu wolken sein und diu sunn gleichs gegen

Page: 99  
Line: 1    
dem riseln schein. der spiegel ist nôt, dar umb, daz diu
Line: 2    
sunn iren schein und ir ebenpild dar ein werf und auch
Line: 3    
dar inn widerpreche, und muoz daz selb riseln der selben
Line: 4    
spiegel gerüeik sein und die spiegel rain, daz si der sunnen
Line: 5    
schein in sich genemen mügen. ist der vinstern wol\ken   5
Line: 6    
hinder dem riseln nôt, dar umb, daz si wern, daz
Line: 7    
der schein durch die spiegel iht prech und auf den
Line: 8    
spiegeln iht bestê, als wir sehen, daz die spieglær die
Line: 9    
spiegelglas hinten bedeckent mit plei und mit pech. ez
Line: 10    
muoz auch diu sunne gerihtes stên gegen den spiegeln,   10
Line: 11    
daz die spiegel ir ebenpild genemen mügen, und diu
Line: 12    
swarzen wolken hinder den spiegeln werfent der sunnen
Line: 13    
schein her wider, reht sam etleichen läuten geschiht, die
Line: 14    
pœs augen habent: die sehent des nahtes, der môn
Line: 15    
scheint, ir aigen pild vor in stên, daz hât daz antlütz   15
Line: 16    
gegen in gekêrt, und wenn die läut gênt für sich, gêt
Line: 17    
ir pild rüklingen hinder sich. daz geschicht dar umb, daz
Line: 18    
ain fäuhten gesament ist vorn pei des menschen aug\apfeln,
Line: 19    
dar an der luft rüert, und von den zwain gesellten
Line: 20    
widerpricht sich des menschen pild gegen dem gesiht,   20
Line: 21    
daz tiefer hin ain ligt in dem augen wan diu fäuhten
Line: 22    
tuo. und dar umb geschicht oft ainem trunken sam. seind
Line: 23    
nu diu sunn verr hœher ist wan diu wolken, wirft si
Line: 24    
ir ebenpild neur oben in die spiegel nâch ains kraizes
Line: 25    
form. dar umb scheint diu varb und der regenpog oben   25
Line: 26    
in den spiegel und niht über al sam grôz und prait daz
Line: 27    
riseln ist, anders ez schine diu varb an dem regenpogen
Line: 28    
sam ain halbiu scheib an dem himel oder sam ain stuck
Line: 29    
ainer scheiben. wizz auch, daz in den wolken daz leih\tist
Line: 30    
ze obrist kümt, daz allermaist erdisch leihtes rauches   30
Line: 31    
hât, dar umb scheint diu obrist varb an dem regenpogen
Line: 32    
clâr und rôt. dar nâch ist wäzzriger dunst, der ain
Line: 33    
wênig grœzereu tröpfel macht; von ist diu ander varb
Line: 34    
grüen, wan durch wäzrigen dunst scheint daz lieht grüen,
Line: 35    
als wir oft sehen in ainer warmen stuben, nazzeu   35
Line: 36    
tüecher inne truckent, ist der luft wäzzrig und fäuht:

Page: 100  
Line: 1    
danne ain kerzenlieht dar inn prinnet, scheint ain
Line: 2    
grüener kraiz umb die flammen. ist aber der luft niht
Line: 3    
gar wäzrig, scheint der kraiz weiz oder plaich. dar
Line: 4    
nâch sint aber swærer tropfen und grœzer, von scheint
Line: 5    
diu varb an der selben stat liehter, wan die grôzen spiegel   5
Line: 6    
mügent der sunnen lieht paz genemen in seinr aigen
Line: 7    
form wan die klainen, und dar umb der grüenen varb
Line: 8    
spiegel sint klainer wan der gelben varb und grœzer wan
Line: 9    
der rôten varb.
Line: 10    
Der regenpog wirt in dem sumer niht, diu sunn   10
Line: 11    
in mittem tag stêt, dar umb, daz daz widerprechen niht
Line: 12    
mag geschehen in den zersträuten dünsten und hôch auf
Line: 13    
gezogen über unser gesiht; wan daz uns der regenpog
Line: 14    
schein, daz zuo gehœrnt diu dreu: diu sunn ain seit, daz
Line: 15    
geschickt riseln ander seit und daz gesiht ze mitlist.   15
Line: 16    
wenn aber diu sunn stêt hôch ob unserm haupt,
Line: 17    
mag des niht geschehen in ebner weise. aber in dem
Line: 18    
winter ist diu sunn in mittem tag gar genaigt und gar
Line: 19    
nider: dar umb mag der regenpog in dem winter werden
Line: 20    
ze aller stund. wenn der regenpog in mittem tag scheint,   20
Line: 21    
bedäut er grôzen künftigen regen, wan er bedäut, daz
Line: 22    
vil wäzriger wolken in den lüften sint ze mittelst in unserr
Line: 23    
wonung. wenn aber er scheint gegen der sunnen under\ganch,
Line: 24    
bedäut er sänften regen und sumerzeiten donr.
Line: 25    
aber er scheint gegen der sunnen aufganch, bedäut   25
Line: 26    
er schœn weter. alsô spricht unser puoch ze latein.
Line: 27    
Nu hab wir gesait von dem andern element, von
Line: 28    
dem luft, und von den wunderleichen dingen, diu dar
Line: 29    
inn geschehent. für paz schüll wir sagen von dem dritten
Line: 30    
element, daz ist daz wazzer.   30



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM WAZZER.



Line: 33    
Daz wazzer ist kalt und fäuht und gêt umb und
Line: 34    
umb daz ertreich, ân als vil daz ertreich enplœzt ist von

Page: 101  
Line: 1    
dem wazzer an den steten, die läut wonent und andreu
Line: 2    
tier, die ân luft niht geleben mügent. daz grôz mer, daz
Line: 3    
daz ertreich umbfleuzet, haizt ze latein amphitrites, daz
Line: 4    
ist ze däutsch daz umbgênd mer. daz selb mer fleuzt
Line: 5    
von norden gegen suden. daz ist dar umb, daz daz ert\reich   5
Line: 6    
hœher ist ze norden dann ze suden. von dem mer
Line: 7    
fleuzt manig arm in manig stück des ertreiches. diu
Line: 8    
merwazzer sint gesalzen und ungeschmach ze trinken,
Line: 9    
dar umb, daz diu sunn und die andern stern sich die
Line: 10    
mêrern zeit dar über streckent und ziehent erdischen   10
Line: 11    
dunst auz dem grund und auz dem ertreich und mischent
Line: 12    
in zuo dem wazzer. von wirt ez pitter und gesalzen.
Line: 13    
und daz daz wâr sei, daz vint man alsô. wenne die
Line: 14    
marner süez wazzer machen wellent, daz si trinken und
Line: 15    
mit si ir ezzen kochen, nement si ainen grôzen kopf   15
Line: 16    
von wahs gemacht und ziehent den lang in dem mer,
Line: 17    
unz daz sich daz wazzer durch seiht und diu zuoge\mischt
Line: 18    
erd hie auzen beleibet. trinkt man ez dann
Line: 19    
wol. auch prüeft man daz dar an, daz ain grôz geladen
Line: 20    
schif in gesalzem wazzer ob gêt, daz in süezem wazzer   20
Line: 21    
undergieng, daz ist dar umb, daz daz gesalzen wazzer
Line: 22    
von der zuogemischten erden dicker ist danne daz süez
Line: 23    
wazzer. auch prüeft man daz an dem tôten mer, daz so
Line: 24    
dick ist von den selben sachen, wer ain mensch mit ge\punden
Line: 25    
henden und füezen oder ain ander tier gepunden   25
Line: 26    
dar ein wirft, daz swimt ob. ez mag auch kain visch
Line: 27    
noch kain wazzertier lebendik dar inne beleiben; dar umb
Line: 28    
haizt ez daz tôt mer. etleicheu mer fliezent auz und ain
Line: 29    
in naht und in tag ains mâls oder zwir. daz ist von
Line: 30    
dem môn, der ain vater ist der wazzer: der derhebt daz   30
Line: 31    
dünstig wazzer, sam daz merwazzer ist und daz dem ge\leich
Line: 32    
ist, wann der môn aufgêt in etsleichem reich
Line: 33    
oder in etsleicher wonung, ain mer ist, wirft er
Line: 34    
seinen schein schelchs auf daz mer, von derhebt der
Line: 35    
schein den irdischen dunst und wirmt in, daz er daz   35
Line: 36    
wazzer mit im aufhebt gegen der praiten des mers, und

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Line: 1    
der môn kümt an die miteln stat des himels, wirft
Line: 2    
er seinen schein gerichtes auf daz mer und zesträwet die
Line: 3    
erdischen dünst nâch der lengen des mers. von fleuzt
Line: 4    
daz wazzer wider ein und fleuzt nâch der lengen des
Line: 5    
mers und stinkt ez dann vast von den erdischen gepran\ten   5
Line: 6    
dünsten, die ez in dem luft gelâzen hât. denne
Line: 7    
der môn komen ist unz an den punkt seins undergangs,
Line: 8    
wirft er seinen schein aber schelchs auf daz mer und
Line: 9    
fleuzt ez aber auz, dar umb, daz der schein denn
Line: 10    
krenker ist wan der môn ze mitelst an dem himel   10
Line: 11    
was. wenn er dann den dunst niht her auz geziehen mag,
Line: 12    
derhebt er in under dem wazzer und daz wazzer
Line: 13    
mit. dar umb muoz daz merwazzer dann auz fliezen.
Line: 14    
alleu grôzeu wazzer fliezent ze letzt in daz mer, etleicheu
Line: 15    
gegen der sunnen aufganch, als diu Nab, der Regen, diu   15
Line: 16    
Iser und diu Tuonawe und andreu wazzer, etleicheu
Line: 17    
gegen der sunnen underganch, sam der Meun, der Rein,
Line: 18    
und der Roden und andreu wazzer. von maht
Line: 19    
wundern, von daz mer niht allzeit merkleichen wahs.
Line: 20    
daz ist dar umb, daz daz mer prait ist und sich der   20
Line: 21    
sunnen und der andern stern kraft gar in grôzer mengen
Line: 22    
dar auf streckt, und des merwazzers macht si vil ze dünst.
Line: 23    
auch vleuzt des merwazzers vil in des ertreichs hölr,
Line: 24    
von dicke die grôzen koment und diu stilstenden mer.
Line: 25    
iedoch wizz, daz niht elleu schefreicheu wazzer von dem   25
Line: 26    
auzfluz des mers koment, wann etleicheu habent irn ur\sprinch
Line: 27    
in dem grôzen holn geperg, daz kalt und velsik
Line: 28    
ist, wann entsleuzt sich der wäzzrig dunst in wazzers
Line: 29    
tropfen, der dem ertreich zuo gemischt ist von tägleichem
Line: 30    
weter und von den snêen, die durch daz jâr auf et\leichem   30
Line: 31    
geperg ligent, und samnent sich die tropfen ze
Line: 32    
samen von ainem hol zuo dem andern, unz daz ain päch\lein
Line: 33    
dar auz wirt und auz vil pächleinne wirt ain grôzer
Line: 34    
pach, der wehset lang, unz daz er suocht seinen auz\ganch
Line: 35    
auz dem geperg. er danne auzpricht, wirt   35
Line: 36    
ain ursprinch ains vliezenden wazzers oder aines prunnens

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Line: 1    
auf dem perg oder ains sêes auf dem perg. ez pricht
Line: 2    
auch oft der ursprinch auzher von dem perg ain meil
Line: 3    
oder zwuo oder mêr oder minner auf ainer eben. alsô
Line: 4    
entspringent die päch und die prunnen. iedoch well wir
Line: 5    
von den wunderleichen prunnen sagen in dem letzten   5
Line: 6    
stuck diss puochs.
Line: 7    
scholt auch wizzen, daz daz wazzer seinen smack
Line: 8    
und sein art nimt von dem ertreich, durch ez fleuzt.
Line: 9    
dar umb vint man manich wazzer gesalzen, daz durch ge\salzenz
Line: 10    
ertreich fleuzt, und anderz saur, daz dritt mosik,   10
Line: 11    
daz durch mos fleuzt, und nimt daz wazzer auch gar sêr
Line: 12    
seinen gesmack von dem gesmeid und von dem swebel,
Line: 13    
der in dem ertreich ist. dar umb stinkent diu haizen pat
Line: 14    
sam der swebel, diu man diu wilden pat haizt, von,
Line: 15    
daz daz selb wazzer vleuzt durch prinnend swebligez   15
Line: 16    
ertreich, von daz wazzer haiz wirt und stinkend. daz
Line: 17    
waiz man von, daz dick swebelstück vliezent her auz
Line: 18    
mit dem wazzer, und dar umb zeuht daz wazzer die
Line: 19    
fäuhten auz, diu zwischen vel und flaisch ist. ez geschiht
Line: 20    
auch oft, daz gar nâhent pei enander entspringent zwai   20
Line: 21    
wazzer, der ainz haiz ist und daz ander kalt, dar umb,
Line: 22    
daz der paider wazzerâdern in dem perg verr von ain\ander
Line: 23    
sint und hie vorn zesamen koment. ez sint auch
Line: 24    
etsleich prunn, von die läut kropfoht werdent, sam
Line: 25    
in Kärnden vil kropfoter läut ist; daz kümt von, daz   25
Line: 26    
der zuogemischt erdisch dunst zæh ist an im selber und
Line: 27    
alsô gestalt, daz er sich zesamen zeuht in den halsâdern
Line: 28    
und zedeuzt si und macht den hals kropfot. von ist
Line: 29    
ez gar tœrleich, wer über lant raist und iegleich wazzer
Line: 30    
versuocht. wizz auch, daz die tiefen prunnen sumerzeiten   30
Line: 31    
kalt sint und winterszeiten warm, daz ist dar umb, daz
Line: 32    
winterzeiten die warmen dünst hin ein in daz ertreich
Line: 33    
slahent und machent die erden warm inwendig; aber
Line: 34    
sumerzeiten slahent si her auz und beleibt daz ertreich
Line: 35    
kalt. daz wazzer ist daz pest ze trinken, daz durch velse   35
Line: 36    
fleuzt und durch sandigz ertreich, wan daz ist leiht und

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Line: 1    
lauter und entsleuzt den leip und macht dem harmwazzer
Line: 2    
weg. aber daz wazzer, daz man in kupfer laitet, ist gar
Line: 3    
pœs und schad, und daz man in plei laitet, ist pezzer;
Line: 4    
daz in hülzeinn rœrn von vörhem holz gelaitet wirt, ist
Line: 5    
aller pest, wan daz holz ist gar luftig. under allen   5
Line: 6    
wazzern ist rainz regenwazzer daz gesündist dar umb,
Line: 7    
daz ez leiht ist und süez und daz ez leiht gekocht wirt
Line: 8    
in dem magen. ez wirt auch leiht kalt und leiht warm.
Line: 9    
ez widerzeuht des leibs stuolflüzz und wenn ez in ainer
Line: 10    
zistern gestêt und lauter wirt, sterket ez den magen   10
Line: 11    
und schadet im nihts. welchez wazzer entspringt gegen
Line: 12    
mittem tag oder gegen der sunnen aufganch oder die
Line: 13    
vallent von warmen pergen, diu gleichent den regen\wazzern
Line: 14    
und sint gesunt. welhiu aber entspringent gegen
Line: 15    
der sunnen underganch oder gegen dem himelwagen, diu   15
Line: 16    
sint die pœsten, wann diu machent stain in der plâsen
Line: 17    
und in den niern und machent die frawen unperhaft. si
Line: 18    
machent auch den menschen træg und unlustig und
Line: 19    
werent dem siechen seinen hailsamen swaiz und pringent
Line: 20    
des leibs flüzz und machent den menschen widergebend   20
Line: 21    
und undäwend. daz gemain wazzer hât vil aigenchait an
Line: 22    
im. ez wescht und tregt die unsauberkait hin, ez fleuzt
Line: 23    
ze tal, ez læzt sein muoter niht, wann ez fleuzt wider in
Line: 24    
daz mer, ez volgt dem grôzen fluz der grôzen samnung
Line: 25    
der wazzer, ez ist der erden zuogemischt, ez macht die   25
Line: 26    
strâz horwig, ez ist armer läut trank, ez ist lauter, ez
Line: 27    
ist ain spiegel, dar inne man sich dersiht, ez behelt der
Line: 28    
scheff fuostapfen niht, ez erlescht daz feur, ez vertreibt
Line: 29    
den durst, ez wirt niht vaizt wenn ez ainig ist und niht
Line: 30    
gemischt mit andern dingen. die aigenchait sint all an   30
Line: 31    
ainer rewigen bekêrten sêl, die geleich selber ain weiser
Line: 32    
mensch!
Line: 33    
Daz löbleich wazzer hât zwuo aigenchait an im. die
Line: 34    
êrsten von seinem selbwesen und von seiner aigen nâtûr;
Line: 35    
die andern von dem lauf seines urspringes. von senem   35
Line: 36    
selbwesen hât ez, daz ez lauter ist und fäuht und kalt

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Line: 1    
und hât kain varb noch kainen smack noch kainen ge\ruch,
Line: 2    
wann hiet ez der ainz, wær ez niht lauter wazzer,
Line: 3    
ez wær gemischt mit andern elementen. von dem lautern
Line: 4    
wazzer spricht Galiênus, daz man ez derkenne mit drein
Line: 5    
sinnen. mit dem gesiht, dar umb, daz ez gar durchsihtig   5
Line: 6    
ist und gar lauter; mit dem versuochen, wan ez weder
Line: 7    
saur noch süez ist noch kains andern versuochens dan
Line: 8    
neur daz ez kalt und fäuht ist; mit der smeckenden
Line: 9    
kraft, diu in anderr sprâch haizt der geruch, derkennet
Line: 10    
man ez auch, wan ez hât kainen smack, den man mit   10
Line: 11    
der nasen prüef, noch kainen geruch. Isaac der maister
Line: 12    
lêrt, wie man schüll derkennen, welhez wazzer leihter
Line: 13    
sei und welhez swerer sei, und spricht: wer ain leinein
Line: 14    
tuoch enzwai tailt gleiches und dauht si in zwairlai wazzer
Line: 15    
und drucket si dar nâch zwischen den henden und hæht   15
Line: 16    
si denn paideu zuo enander unz si getruckent, welhez
Line: 17    
danne ê trucken wirt, des wazzer ist leihter. Ipocras
Line: 18    
spricht, welhez wazzer schier kalt wirt und schier warm,
Line: 19    
daz ist daz aller leihtist. Galiênus spricht, under allen
Line: 20    
dingen ist aller schedist süez wazzer wazzersühtigen läuten.   20
Line: 21    
welhez wazzer still stêt, daz ist ungesünder wan daz
Line: 22    
vliezend, wan ez nimt pœs dünst von der erden, dar auf
Line: 23    
ez stêt. Galiênus spricht auch, daz kaltez wazzer die
Line: 24    
geswern durchpeiz. wenn man von kaltem wazzer well
Line: 25    
machen gar kaltez, schol man ez wermen und dar   25
Line: 26    
nâch lâzen stên, wirt ez gar kalt. Isaac spricht,
Line: 27    
wazzer gekeltet auf dem snê ist verr pezzer ze niezen
Line: 28    
wan der snê und ist minner schad. der prunn hât die
Line: 29    
art, daz er andreu dinch vegt und bedarf doch oft, daz
Line: 30    
man in auch veg. alsô ist mangem gelêrten manne, der   30
Line: 31    
ander läut strâft, der bedarf oft, daz man in auch strâf.
Line: 32    
gewermtez wazzer gefreuset sneller zuo eis wan kaltez.
Line: 33    
daz ist dar umb, daz daz warm wazzer derhebt ist in
Line: 34    
seinen stucken und gezaist von der hitz, dar umb lâzet
Line: 35    
ez die kelten snell ein. dar umb wenne die vischer ir   35
Line: 36    
segen wellen beswærn an den enden mit eis winterszeiten,

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Line: 1    
begiezent si ir segen oder die netz mit warm wazzer.
Line: 2    
Galiênus spricht, daz süez wazzer ziterndeu und waicheu
Line: 3    
glider mach, als wir sehen an den padknehten und an
Line: 4    
den padmaiden.



Chapter / Strophe: 32     32
Line: 5 
Line: 6    
VON DEM ERTREICH.



Line: 7    
Daz vierd element und daz allerniderst ist daz ert\reich.
Line: 8    
daz hât an den himel dreihunderttausent und
Line: 9    
neuntausent und drei hundert und fünfundsibenzig meil.
Line: 10    
daz habent vil haidenischer maister und christenischer lêrer   10
Line: 11    
bewært. alsô spricht unser puoch ze latein und spricht
Line: 12    
auch mêr, daz kain mensch daz für ain missagen hab
Line: 13    
und für ainen fräveleichen spruch, wan ez ist mit grôzer
Line: 14    
arbait und mit kluogem gezeug in der sternseher kunst
Line: 15    
funden. aber gemain läut, die wênik wizzent, slahent   15
Line: 16    
manger langen wârhait ainen snellen kahtz, si gelaubent
Line: 17    
auch wênik, wie ainr auzwendik der stat auf dem veld
Line: 18    
verr hin dan möht ains turns hœhen gemezzen in der
Line: 19    
stat mit ainem spiegel, und kan man ez doch; alsô vint
Line: 20    
man auch die hœhen. daz ertreich ist dem menschen   20
Line: 21    
daz aller gemachsamst element, wann er wont auf der
Line: 22    
erden sam got und die engel auf dem himel. diu erd
Line: 23    
enpfæht den menschen in seinr gepurt, wenne er des
Line: 24    
êrsten in die werlt gêt und helt den gepornen. allain
Line: 25    
diu erd zürnt mit dem menschen niht, aber diu andern   25
Line: 26    
driu element zürnent oft mit im, wan daz wazzer ertrenkt
Line: 27    
den menschen und der pœs luft tœt in auch und daz
Line: 28    
feur verprennt in. diu erd ist von nâtûr kalt und trucken
Line: 29    
und ist auzwendig ungenæm und besleuzt doch in ir vil
Line: 30    
schœner dinge, sam edel stain und edel gesmeid. alsô   30
Line: 31    
ist manig dêmüetiger mensch, der inwendig grôzen schatz
Line: 32    
behalten hât. daz ertreich ist gar fruhtpær, wann ez
Line: 33    
mag kain fruht gewahsen dann auf der erden. wie vil
Line: 34    
meil daz ertreich hab an seinem umbkraiz und wie dick

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Line: 1    
ez sei, daz vint man in meinr däutschen spera, und war
Line: 2    
umb ez under uns niht auf den himel vall. daz ertreich
Line: 3    
tailt sich in dreu stuck, diu wonhaft sint. daz êrst stück
Line: 4    
haizt Asia und gêt von mittem tag durch der sunnen
Line: 5    
aufganch unz zuo dem himelwagen. daz ander haizt   5
Line: 6    
Europa und gêt von dem himelwagen unz zuo der sunnen
Line: 7    
underganch. in dem selben tail sei wir. daz dritt stück
Line: 8    
gêt von der sunnen underganch unz zuo mittem tag, und
Line: 9    
ist allain Asia daz ganz halb tail des wonhaften ertreichs.
Line: 10    
wizz, als daz herz ze mitelst in dem tier ist, alsô ist diu   10
Line: 11    
hell ze mitelst in dem ertreich. alsô sprechent die hai\ligen
Line: 12    
lêrer.



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM ERTPIDEM.



Line: 15    
Ez kümt oft, daz daz ertreich pidemt in etsleichen   15
Line: 16    
landen, alsô daz die pürg nider vallent und oft ain perg
Line: 17    
auf den andern. nu wizzent gemain läut niht, von
Line: 18    
ez küm. dar umb tichtent alteu weip, die sich vil weis\hait
Line: 19    
an nement, ez sei ain grôzer visch, der haiz cele\brant,
Line: 20    
dar auf stê daz ertreich, und hab seinen sterz in dem   20
Line: 21    
mund: wenn sich der weg oder umbkêr, pidem daz ert\reich.
Line: 22    
daz ist ain türsenmær und ist niht wâr und ge\leicht
Line: 23    
wol der juden mær von dem ohsen Vehemot. dar umb
Line: 24    
schüll wir die wârhait sagen von dem ertpidem und von
Line: 25    
den wunderleichen dingen, diu von koment. der ert\pidem   25
Line: 26    
kümt von, daz in der erden hölrn und aller\maist
Line: 27    
in holem gepirge vil erdischer dünst gesament
Line: 28    
werdent, und daz der dünst alsô vil wirt, daz si niht
Line: 29    
dar inne beleiben mügent; stôzent si umb und umb
Line: 30    
an die wend und fliegent auz ainem kelr in den andern   30
Line: 31    
und wahsent immer mêr zuo, unz daz si ain ganz gepirg
Line: 32    
derfüllent, und daz wahsen pringt der stern kraft,
Line: 33    
iedoch aller maist des streitgotes, der Mars haizt, und
Line: 34    
des helfvaters, der Jupiter haizt, und des Satjârs. wenne

Page: 108  
Line: 1    
die in iren aigen häusern sint und wenn si gesament sint,
Line: 2    
nu die dünst lang gevehtent in den hölrn, wirt ir
Line: 3    
stôzen ze letst stark, daz si auz prechent mit gewalt
Line: 4    
und werfent ainen perg auf den andero. mügent aber
Line: 5    
si niht auz geprechen, zehant schütelnt si doch daz   5
Line: 6    
ertreich vast. daz schüteln ist zwairlai. daz ain ist, daz
Line: 7    
daz ertreich gêt wackelnd sam ain schef lanksam und
Line: 8    
daz ertpidmen ist den vesten und den gepäwen minner
Line: 9    
schad. daz kümt von, daz der dunst für sich scheubt
Line: 10    
die erden mit ainem gedrang und widerstœzt, sam ain   10
Line: 11    
mensch den andern dringt und wider hinder sich seigt,
Line: 12    
sam ain schef, daz hin und her waget in dem wazzer.
Line: 13    
daz ander pidem ist, daz diu erd schotelt snell, sam
Line: 14    
ainr den andern mit den henden schütelt. daz ist den
Line: 15    
vesten gar schad, wann von vellt daz gepäw nider.   15
Line: 16    
daz ist von, daz ain dunst den andern jagt und snell
Line: 17    
stœzt von ainer seiten zuo der andern. alsô derschütelt
Line: 18    
sich oft ain man nâch dem und er sich seins prunnen hât
Line: 19    
benomen, wann der kalt luft sleicht in den leip und jagt
Line: 20    
die haizen gaist in dem leib, alsô daz sich der mensch   20
Line: 21    
schüteln muoz. daz aber der sach alsô sei, daz vind wir
Line: 22    
mit starken zaichen. daz êrst ist, daz vor dem ertpidem
Line: 23    
daz ertreich oft seust und wispelt, sam hundert tausent
Line: 24    
slangen wispelten, oder püllt und lüet sam gräuleich
Line: 25    
ochsen. daz ist dar umb, daz der dunst in der erden   25
Line: 26    
sich auf macht und twingt sich durch alle die lüeger,
Line: 27    
diu er vinden mag, reht sam der wein seugt auz ainem
Line: 28    
viehteinne väzlein und daz verspunt ist, wann gêt
Line: 29    
der luft datz den engen nüeten ein und seust in dem
Line: 30    
getwang. wenne aber diu hölr lank und weit sint,    30
Line: 31    
lüeget er sam diu grôzen herhorn. daz ander zaichen
Line: 32    
ist, daz diu sunn tunkel wirt des tages oder rôt, daz ist
Line: 33    
von dem erdischen dicken rauch, der auf gevarn ist in
Line: 34    
die lüft zwischen der sunnen und unserm gesiht. daz
Line: 35    
dritt zaichen ist, daz der luft vor und nâch gar ver\gift   35
Line: 36    
wirt,daz vil läut von sterbent. wann der

Page: 109  
Line: 1    
erdisch dunst lang gestêt in der erden beslozzen, fault
Line: 2    
er an im selber und wirt gar vergiftig. daz prüefen wir
Line: 3    
an den verworfenne tiefen prunnen, die lang verworfen
Line: 4    
sint gewesen: wenn man die vegen wil und si wider auf
Line: 5    
wirft, sterbent oft die êrsten veger, die dar ein   5
Line: 6    
klimment. daz ist oft gesehen. wir prüefen auch daz
Line: 7    
an den perchknappen, die in die gruob varnt, die werdent
Line: 8    
etswie vil wirbig in irm haupt, alsô daz si gern vehtent
Line: 9    
sam die trunken läut, und ist doch der selb dunst niht
Line: 10    
lang stênd an ainr stat beslozzen in der erden, wan die   10
Line: 11    
gruob sint offen. von wârhait geschâhen grôzeu dinch
Line: 12    
von dem ertpidem in Kärnden ze der stat Villach,
Line: 13    
man zalt von Christi gepürt dreuzehenhundert jâr, dar
Line: 14    
nâch in dem aht und vierzigistem jâr an sant Pauls tag
Line: 15    
als er bekêrt wart, wan gar vil läut verdurben in der   15
Line: 16    
vorgenanten stat und vieln diu münster nider und diu
Line: 17    
häuser und etswâ ain perg auf den andern, wan der
Line: 18    
ertpidem was umb vesperzeit und was stark und
Line: 19    
grôz, daz er sich raicht unz über die Tuonawe in Mär\hern
Line: 20    
und auf gên Paiern unz über Regenspurch und   20
Line: 21    
werte dann vierzig tag, alsô daz nâch dem êrsten ie
Line: 22    
ain klainr kom dar nâch über etswie vil tag oder wochen.
Line: 23    
ez kom auch in dem selben geperg ain mercleicher ert\pidem
Line: 24    
nâch in dem andern jâr an sant Stephans tag
Line: 25    
als er funden wart. nu prüef: waz dunstes in dem   25
Line: 26    
grôzen geperg beslozzen sei gewesen, der het sich ge\sament
Line: 27    
manig jâr. der nu auz prach in die lüft,
Line: 28    
was niht unpilleich, daz er vergifte den luft enseit des
Line: 29    
gepergs mêr dann über vil hundert langer meil und
Line: 30    
auch hie disseits gar verr. daz wart wol schein, wan der   30
Line: 31    
grœst sterben kom in dem selben jâr und in dem næhsten
Line: 32    
dar nâch, der nâch Christi zeiten ie geschach oder leicht
Line: 33    
vor, wann ez sturben läut ân zal in den steten pei dem
Line: 34    
mer, sam datz Venedi und datz Marsili und über al in
Line: 35    
Püllen und ze Aviniôn. in dem êrsten jâr des grôzen   35
Line: 36    
ertpidems was der jâmer grôz, daz der pâbst Clemens

Page: 110  
Line: 1    
der sehst ain new mess machte für den tôt, ob man got
Line: 2    
gevlêhen möht, daz er sich über daz volk erparmt. diu
Line: 3    
mess huob sich an: recordare domine testamenti tui. ez
Line: 4    
sturben auch des selben jârs gar vil läut in dem geperg
Line: 5    
und hie auzen in etsleichen steten, aber gar vil volkes   5
Line: 6    
starb in dem næhsten jâr nâch in der stat ze Wienne
Line: 7    
in Oesterreich, alsô daz man zalt von sunwenden unz
Line: 8    
auf unser frawen tag als si geporn wart mêr wan vierzig
Line: 9    
tausent leich und vil hin über, daz daz ân zal was,
Line: 10    
in der ainen stat ze Wienne, und strekt sich der sterb   10
Line: 11    
auf gegen Paiern unz ze Pazzaw und vil verrer. der
Line: 12    
gemain sterb kom zwâr von dem vergiften luft, des nim
Line: 13    
ich ain urkünd an vil dingen. daz êrst ist, daz sich
Line: 14    
der sterb erhuob des êrsten in dem gepirg und in den
Line: 15    
mersteten, wan was der dunst aller grœst und aller   15
Line: 16    
vergiftigist, dar umb, daz daz mer den luft beslozzen het
Line: 17    
in der erden âdern nâhent pei dem mer und in dik macht
Line: 18    
und fäuht, daz er gar sêr fault, und dar umb wirt auch
Line: 19    
daz wazzer vergift. daz ander ist, daz daz mêrer tail der
Line: 20    
siechen läut, die sturben, swern gewunnen under den   20
Line: 21    
üehsen und in den geswern vant man dick maden, oder
Line: 22    
si etleich tag werten, vant man nihts dar inne dann
Line: 23    
ainen dunst oder ain pœse fäuhten mit. daz was dar
Line: 24    
umb, der mensch den pœsen luft in sich het gezogen
Line: 25    
und der belaib in der prust umb daz herz, wolt diu   25
Line: 26    
nâtûr dem herzen ze helf komen und traib die vergift
Line: 27    
under die üehsen, wurden denn geswern dar auz, und
Line: 28    
diu nâtûr den vergiftigen rauch niht wol auz getreiben
Line: 29    
moht, versêrt er daz herz und erstekt den menschen,
Line: 30    
und dar umb sturben jung menschen zarter nâtûr gar   30
Line: 31    
vil und aller maist jung frawen. daz dritt zaichen ist, daz
Line: 32    
der sterb niht vil schat in dem andern jâr nâch dem
Line: 33    
grôzen ertpidem den, die verr hin dan wâren von dem
Line: 34    
geperg auf hôhen vesten. daz was dar umb, daz sich der
Line: 35    
swær luft her dan von dem geperg, er sich erhuob,   35
Line: 36    
naigt zuo der erden und daz der hôch luft rainer belaib

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wan der nider. daz vierd zaichen was, daz vil grôzer
Line: 2    
nebel wurden sêr prünseln und stinken in den herbsten
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und in den wintern der zwair jâr, wann der erdisch dunst
Line: 4    
in den lüften entslôz sich in die nebel und wart dick, daz
Line: 5    
er sich zuo der erden sankt und was zemâl schad den, die   5
Line: 6    
in des morgens nüehtern in sich zugen. dar umb besluzzen
Line: 7    
sich witzig läut in irm gemach und machten daz wol\smeckend
Line: 8    
mit edeln dingen und âzen und trunken fruo,
Line: 9    
daz der pœs luft den leib iht eitel fünd. si behuoten
Line: 10    
sich auch, daz si niht über die siechen giengen, daz der   10
Line: 11    
vergift âtem und der tœtleich dunst iht in si gieng. daz
Line: 12    
fünft was, daz die pirn in dem wazzer ob swummen, die
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andereu jâr ze podem vielen. daz was dar umb, daz der
Line: 14    
vergift dunst si durchpaiz und durchnuog, daz si vil luftes
Line: 15    
in sich zugen, und dar umb swummen si ob. dar umb   15
Line: 16    
wâren auch die früht schad, man süt si dann wol oder
Line: 17    
priet si wol, und reht alsô durchpaiz auch der pœs luft
Line: 18    
des menschen herz haimleich; unz si sein dann innen
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wurden, was der schad ergangen. diu wârhait was
Line: 20    
mangem menschen verporgen und sprâchen etleich, ez   20
Line: 21    
wær von ainem sunderleichen gestirn: die weil daz wert,
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müest auch der sterb wern. daz was ze verr von
Line: 23    
dem zil gerant, wann wir wizzen wol, daz alliu diu dinch,
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diu in den vier elementen geschehent, von der stern
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kreft koment. idoch muoz man sagen, in welher weis si   25
Line: 26    
ditz oder daz pringen, ob si ez mit hitz oder mit kelten
Line: 27    
oder mit andern sachen pringen. ez was auch verr von
Line: 28    
dem weg, daz si sprâchen, der sterb werte als lang, als
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lang der stern anplik wert und ir samnung, wan etleicher
Line: 30    
stern samnung die aller trægest sint wert neur ain jâr,   30
Line: 31    
sam Saturni und Jovis in ainem zaichen, die andern sint
Line: 32    
alle sneller. nu werte der sterb laider lenger wan ain
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jâr. doch wolt ich den nie geschaden in irm weissagen
Line: 34    
unz nu in disem neunundvierzigistem jâr nâch dreizehen\hundert
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jârn von Christi gepürt, dar umb sprich ich, daz   35
Line: 36    
er lang wert, unz der vergift dunst den luft raumt,

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und daz geschiht von tag ze tag. wer waiz aber des ain
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rehtez zil, der lebt niht auf erden. die andern sprâchen,
Line: 3    
ez wær der gotes gewalt. sicherleichen, daz was wâr,
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wann alliu dinch würkent in der kraft gotes, ân den
Line: 5    
sünder allain: der würkt wider got und ist sein werch ân   5
Line: 6    
got. ich sprich aber mit urlaub, daz got die welt möht
Line: 7    
niderslahen in aim augenblick ân aller siechtagen hilf
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wenne er wolt und er wolt. des tet er niht in den
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zeiten, wan die pei der zeit auz den landen fluhen die
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genâsen, und waz ritterschaft in Püllen was mit küng   10
Line: 11    
Ludweigen auz Ungern, er seins pruoder tôt rach, die
Line: 12    
fruo âzen und trunken und in der füll lebten, den ge\schach
Line: 13    
nihts. welhe aber sich hungerten, sam die Walhen
Line: 14    
pflegent, die sturben, wan der pœs luft durchgieng si.
Line: 15    
nu waiz ich wol, daz got den vollen vinden kan sam den   15
Line: 16    
læren. die dritten sprâchen, daz die juden all prunnen
Line: 17    
heten vergift und wolten die christenhait tœten, und vant
Line: 18    
man säcklein in vil prunnen mit vergift, und tôt man
Line: 19    
ir ân zâl vil an dem Rein, in Franken und über al in
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däutschen landen. wærleich, ob etleich juden daz tæten,   20
Line: 21    
des waiz ich niht: wær aber ez geschehen, daz hêt auch
Line: 22    
geholfen zuo der êrsten sach. iedoch waiz ich daz wol,
Line: 23    
daz ir ze Wienne als vil wâren sam in kainer stat, die
Line: 24    
ich west in däutschen landen, und daz si alsô sêr
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sturben, daz si irn freithof vil weitern muosten und zwai   25
Line: 26    
häuser dar zuo kaufen. hæten si in nu selber vergeben,
Line: 27    
daz wær ain tôrhait gewesen. iedoch wil ich der juden
Line: 28    
pôshait niht värben, wan si sint unser frawen veint und
Line: 29    
allen christen. wizz auch, daz der ertpidem vil wunder\leicher
Line: 30    
werch würkt. daz ain ist, daz dike von dem   30
Line: 31    
dunst, der auf gêt von dem ertpidem, läut und andreu
Line: 32    
tier ze stainen werdent und allermaist ze salzstainen und
Line: 33    
allermaist auf dem gepirg und pei, man salzerz
Line: 34    
grebt. daz ist von, daz derlai dunst und kraft stark
Line: 35    
ist und überswenkig, daz si diu tier alsô verkêrt. alsô   35
Line: 36    
lêrent die maister von der nâtûr, Avicenna und Albertus.

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Line: 1    
alsô sait mir auch maister Pitrolf herzog Fridreichs canzlær
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in Oesterreich, daz auf ainr hôhen alben in Kärnden wol
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fünfzig haupt menschen und rinder hie vor ze stainen
Line: 4    
worden wærn, und daz diu mait noch under dem rind
Line: 5    
sæz mit ainem hantschuoch, reht als si saz, ê si paideu   5
Line: 6    
ze stainen wurden. daz ander ist, daz oft mit dem ert\pidem
Line: 7    
auz der erden varnt üeseln und flammen, die
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etswâ ain stat oder dörfer und stet verprennent. daz
Line: 9    
geschiht von, daz daz ertreich inwendig prinnet. daz
Line: 10    
dritt ist, daz dik in dem ertpidem auz der erden vert vil   10
Line: 11    
sandes und staubes, alsô daz er ain ganz dorf versenkt.
Line: 12    
daz ist von, daz daz ertreich inwendich sandig ist und
Line: 13    
molwik und daz ez oben ain vest stark rinden hât, diu
Line: 14    
den dunst haltet und besleuzt, daz er niht auz geslahen
Line: 15    
müg. daz vierd ist, daz der dunst oft kranch ist, daz   15
Line: 16    
er daz ertreich niht geschüten mag und daz er ez neur
Line: 17    
erhebt über sich und sitzt danne wider nider. alsô ge\schiht
Line: 18    
oft under den wazzern, diu vest gründ habent, und
Line: 19    
ir gründ erhebt werdent, vleuzt daz wazzer auz.
Line: 20    
von koment dike grôz güzz auz den pergen, ân regen\wazzer   20
Line: 21    
und auch ân snêwazzer, von den winden und von
Line: 22    
den dünsten, die sich erhebent under der wazzer ursprinch
Line: 23    
in den pergen.
Line: 24    
Hie hât daz ander stück des puochs ain end.




Book: III     III.
Line: 25    
Line: 26    
HIE HEBT SICH AN DAZ DRITT STÜCK DES
Line: 27    
PUOCHS.






Chapter / Strophe: A     A.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEN TIERN IN AINER GEMAIN



Line: 30    
Daz dritt stuck des puochs schol sagen von allerlai
Line: 31    
tiern, und des êrsten von den, die gênt auf der erden,
Line: 32    
dar nâch von allem gefügel und denn von den wazzer\tiern.
Line: 33    
Aristotiles spricht, daz diu tier, diu zwên füez
Line: 34    
oder vier füez haben, vil pluots haben; aber die mêr   10
Line: 35    
wann vier füez haben, diu haben niht pluotes. daz ver\stêt
Line: 36    
man von dem pluot, daz in den runstâdern läuft;
Line: 37    
aber die würm habent niht sämleichs pluotes, sam die
Line: 38    
kintpeizen sint, wan si habent niht runstâdern, sam
Line: 39    
Plinius spricht. ain gemainer lêrspruch ist, daz elliu   15
Line: 40    
mertier herteu augen habent, sam si von pain gemacht
Line: 41    
sein, und habent hert häut dar ob, von, daz daz ge\salzen
Line: 42    
wazzer in dem mer ir waicheu augen iht verderb,
Line: 43    
wan ir augen möhten niht beleiben, si hiet denn diu
Line: 44    
nâtûr sterker gemacht dann ander augen. pei verstên   20
Line: 45    
wir diser welt kint, diu ir gedenk versenkent in dem
Line: 46    
üppigen unstæten mer diser armen werlt: die mügent ir
Line: 47    
hert vernunft niht erhœhen noch gewaichen zuo gaist\leichen
Line: 48    
dingen, si mag auch daz salz der êwigen weis\hait
Line: 49    
niht durchgên. Aristotiles spricht: ain iegleich tier   25
Line: 50    
mag seineu ôrn gewegen, ân der mensch, und daz ist

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Line: 1    
pilleich, wann der mensch schol diu götleichen gepot, diu
Line: 2    
daz ôr hœrt, haben unwendeleichen in seiner sêl und in
Line: 3    
seinem herzen. ain iegleich tier mag seinen undern kin\packen
Line: 4    
gewegen, ân den cocodrillen, daz ist ain mertier, und
Line: 5    
cencili, die wegent irn obern kinpacken, als her nâch kunt   5
Line: 6    
wirt. diu zung, diu niht ze prait noch ze smal ist (daz ist diu
Line: 7    
mitelmæzik), diu ist löbleich, wan die mag ain mensch zim\leich
Line: 8    
gefüeren. pei verstê, daz der mensch mæzig schol
Line: 9    
sein mit worten, wan vil reden ist niht ân mail. er schol
Line: 10    
auch niht zemâl sweigen sam ain stumm und sam ain   10
Line: 11    
hunt, der niht gepellen mag. des menschen augen næhernt
Line: 12    
mêr zuo ainander denn anderr tier augen nâch des men\schen
Line: 13    
grœz; alsô schol in uns gesellet sein vernunft und
Line: 14    
begir und gotes bekantnüss und unser selbes. Aristotiles
Line: 15    
spricht: ain iegleich tier, daz ainen rauhen zagel hât,   15
Line: 16    
daz hât ain klain haupt und grôz kinpacken. alsô sint der
Line: 17    
fürsten zägel lanch, wan in volgent vil diener nâch, und
Line: 18    
ist daz haupt (daz ist der sin oder diu vernunft) klain;
Line: 19    
aber der kinpack (daz ist diu vræzichait) ist grôz. ain
Line: 20    
iegleich tier, daz zwai hörner hât, daz hât der obern zend   20
Line: 21    
niht und hât zwên päuch: ainen vorn, ez daz ezzen
Line: 22    
des êrsten ein vazzt unz daz ez geidruckt, und den andern
Line: 23    
hinder paz, ez daz ezzen dar nâch ein vazzt. aber
Line: 24    
ain tier, daz niht hörner hât, daz hât neur ainen pauch,
Line: 25    
sam der mensch und der leo und andreu tier. von der   25
Line: 26    
fäuhten überflüzzichait und dem dunst in des tiers leib
Line: 27    
wechst daz hâr, und von des ezzens überflüzzichait kümt
Line: 28    
der fäuhten übermæzichait in dem leib. ain iegleich tier,
Line: 29    
daz vil ünslits hât, daz hât wênig sâmen; alsô die läut,
Line: 30    
die vaizt sint mit reichtum, die würkent gar wênig guotes.   30
Line: 31    
daz verstê, ob si irn muot in den grôzen reichtum gar
Line: 32    
versenkent, daz si got niht erkennent noch sich selber.
Line: 33    
Aristotiles spricht, daz ain iegleich tier, daz vil hârs hât,
Line: 34    
und ain iegleich vogel, der vil vedern hât, der ist un\käusch
Line: 35    
und hât vil sâmen, den er gesæen mag. sich   35
Line: 36    
diu vaizten ie paz mêrt in dem tier, minnert sich

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Line: 1    
daz pluot ie vester in dem tier. welhez mensch vil
Line: 2    
pluotes hât, daz altet schier, reht sam daz getraid tuot,
Line: 3    
daz ze vil fäuhten hât. man vint rennen in der jungen
Line: 4    
tier magen, diu noch saugent und dar zuo idruckent, und
Line: 5    
diu renne ie elter wirt, si ie pezzer wirt, und ist   5
Line: 6    
guot für des leibes fluz und aller maist hasen renn und
Line: 7    
des hirzes. der tier fräulein sint krenker wan die man,
Line: 8    
ân diu perinne und diu leupartinne. under den vier\füezigen
Line: 9    
tiern ist daz fräwel vil gelerniger wann daz
Line: 10    
mändel. Alfragânus spricht: des hundes milch ist dicker   10
Line: 11    
dann kains andern tiers milch, ân des sweins und des
Line: 12    
hasen milch. er spricht auch, daz ain iegleich vierfüezigz
Line: 13    
tier begert der unkäusch in dem lenzen allermaist. daz
Line: 14    
flaisch aller vierfüezigen tier ist pœs, wenn si ir narung
Line: 15    
suochent an wäzrigen steten. ain iegleich tier, daz ainen   15
Line: 16    
praiten kurzen zagel hât, leit mêr den winter, wan daz
Line: 17    
ainen langen zagel hât. daz rint hât ain grœzer stimm
Line: 18    
wan der ohs, und alliu weibel anderr tier habent klainer
Line: 19    
stimme wann diu mändel. er spricht auch, daz pfert und
Line: 20    
daz maul, der helfant und daz kämlein habent ir gallen   20
Line: 21    
niht besunder in ainem plæslein sam andreu tier, aber
Line: 22    
si habent âdern, gallen inne ist. er spricht auch mêr,
Line: 23    
der wolf, der fuchs und der hunt gepernt ireu kint alsô
Line: 24    
plint. Aristotiles spricht, die götlær oder die weissagen
Line: 25    
sprechent, wenne sich diu tier von enander tailnt, daz   25
Line: 26    
bedäut streit zwischen den menschen, aber wenn sich diu
Line: 27    
tier samnent und ainz dem andern volget, daz bedäut
Line: 28    
vrid. er spricht auch, welhiu tier lang an ainr stat
Line: 29    
wonent, diu streitent gern mit enander, ist daz si wênig
Line: 30    
ezzens habent, sam daz männel kriegt wider daz wei\bel   30
Line: 31    
und der vater wider den sun, und wenne des ezzens
Line: 32    
vil ist, koment diu wilden tier wider und werdent
Line: 33    
zam. der tier streit ist neur umb ir ezzen und umb ir
Line: 34    
wonung. welhiu tier rôch flaisch ezzent, diu streitent
Line: 35    
mit allen andern tiern, wan si nement ir ezzen von in   35
Line: 36    
allen. welhez tier vil wäzriger nâtûr ist, daz ist vorhtig:

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Line: 1    
vorht macht des leibes nâtûr kalt. welhez tier haiz pluot
Line: 2    
hât, daz hât ain lungel, diu den luft in sich ziech, dar
Line: 3    
umb, daz diu hitz von dem luft gesänftigt werd. aber
Line: 4    
daz niht haiz pluot hât, daz bedarf der lungel niht. ain
Line: 5    
iegleich tier, daz vil hârs hât, daz hât zæhen sâmen;   5
Line: 6    
alsô der alweg in wollusten seins leibes lebt, der mag
Line: 7    
niht lautreu werch gehaben. welher man vil hârs hât an
Line: 8    
dem part und an der prust, der macht schier kint, und
Line: 9    
allermaist, ob er swarz ist. ain iegleich tier, daz aug\prâw
Line: 10    
hât, daz tuot si in dem slâf zuo, ân den hasen   10
Line: 11    
und den leben. ain iegleich ackertier, daz säglisch zend
Line: 12    
hât, daz izzet flaisch. pei verstên wir die fürsten, die
Line: 13    
pœs diener habent, die frezzent armen läuten daz ir.
Line: 14    
welhiu tier vil zend habent, diu lebent lang daz mêrer
Line: 15    
tail; aber diu wênig zend habent, diu sint kurzes lebens.   15
Line: 16    
ain iegleich tier, daz niht lungen hât, daz hât niht stimm;
Line: 17    
iedoch mag ez ain lungen haben, daz ez niht stimm hât.
Line: 18    
kain tier sæt seinen sâmen slâfend oder wachend auz\wendig
Line: 19    
seins weibes schôz, ân allein der mensch. pei
Line: 20    
verstêt man des menschen pôshait. aller tier zuonemen   20
Line: 21    
ist von dem, ir nâtürleich glust an ligt. alsô nem wir
Line: 22    
allermaist zuo an menschleicher sælichait von got, der
Line: 23    
unser vernunft aller lustigst ist. alliu diu tier, diu
Line: 24    
idruckent, diu bezzernt sich gar vil und behelfent sich
Line: 25    
mit dem idrucken, wan si enpfindent dar an irs wolge\lustes   25
Line: 26    
und werdent sneller vaizt von aim klainen ezzen
Line: 27    
wan andreu tier, diu niht idruckent. daz geschiht von
Line: 28    
dem wolgelust irs idruckens. alsô welheu sêl gotes lêr
Line: 29    
oft her wider nimt und die wol betraht mit ganzer an\dâcht,
Line: 30    
diu wirt vaizt in götleichen genâden und wirt   30
Line: 31    
truncken in götleicher minne. ain iegleich tier, daz niht
Line: 32    
gallen hât, lebt lang, sam der elephant, der hirz, daz
Line: 33    
kämel und daz merswein. alsô die sänftigen läut er\werbent
Line: 34    
daz lant und daz erb der lebentigen in dem êwi\gen
Line: 35    
leben. ain iegleich tier vierfüezig hât ainen zagel.   35
Line: 36    
aber der mensch hât kainen sterz. iedoch hât er afterpell

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Line: 1    
an des sterzes stat und fuort im daz die afterpell daz
Line: 2    
andern tiern den sterz fuort. alsô ist auch dem pern und
Line: 3    
dem affen. welheu tier grôzes leibs sint, diu gepernt
Line: 4    
niht vil, wan ir kost und ir narung entsleuzt sich vil in
Line: 5    
in und gêt in ireu glider; dar umb habent si wênig über\flüzzichait   5
Line: 6    
und wênig sâmen. alsô sint laider die läut auf
Line: 7    
ertreich, die grôz wirdikait habent, sam pistuom, pröbstei
Line: 8    
und ander prêlâtûr, die wênig früht pringent mit predigen
Line: 9    
und mit andern guoten werken. dar umb des men\schen
Line: 10    
sin sich ie auf mêr naigt, er zuo iegleichem   10
Line: 11    
ding ie klainr ist. ain iegleich tier, daz sein ezzen slindet
Line: 12    
und niht kewt, daz ist mager, sam der wolf und der leb;
Line: 13    
wan daz ezzen niht wol gemaln ist, fuort ez den
Line: 14    
leip niht wol. etleich sprechent, daz uns mangeu tier
Line: 15    
übertreffen an den fünf sinnen: der per oder der eber   15
Line: 16    
an dem gehœrd, der luhs an dem gesiht, der aff mit dem
Line: 17    
versuochen in dem mund, der geir mit dem smack (wan
Line: 18    
der smeckt daz âs gar verr), diu spinnev́mit der gerüerde.
Line: 19    
diu tier diu sint unsätleich, den ir ezzen zehant auz dem
Line: 20    
magen gêt, sam der wolf und sämleicheu tier, und under   20
Line: 21    
den vogeln der pellicân und daz taucherlein, daz ze latein
Line: 22    
mergi haizt. alsô sint die menschen mager in guoten
Line: 23    
werken, die gots wort zehant lâzent und sein vergezzent,
Line: 24    
wan mangez spricht: 'ach, wie ain guot predig der herr
Line: 25    
heut tet!' frâg ich 'waz hât er gesait?' ez antwürt:   25
Line: 26    
'wærleich, ich enwaiz!' der mensch hât aht ripp und
Line: 27    
etleichz zeheneu. aber diu tier, diu hörner tragent, habent
Line: 28    
dreizehen, die slangen dreizig. Plinius spricht, welheu
Line: 29    
tier von nâtûr lengers lebens sint, diu sint lenger zeit in
Line: 30    
irer muoter leib. man frâgt, war umb etsleicheu tier niht   30
Line: 31    
idrucken? daz ist dar umb, daz etleich tier gar ainen
Line: 32    
haizzen magen hât, dar umb kocht ez sein ezzen leiht,
Line: 33    
daz ez der nâtûr eben ist, und daz selb idruckt niht, sam
Line: 34    
daz swein, der hunt und sämleicheu tier. aber andreu
Line: 35    
sint, die kalt magen habent, die müezent idrucken und   35
Line: 36    
ir ezzen zwir maln, daz ez ir mag gekochen müg, sam

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Line: 1    
diu rinder, die hirz und den geleicheu tier. wizz auch,
Line: 2    
daz diu selben tier trückner und herter vaizten habent,
Line: 3    
und sterker ünslit dann die haize magen habent. diu
Line: 4    
haizen tier bedäutent die sinnereichen schuoler, den haiz
Line: 5    
und lieb ze lernen ist, die vestent gar leihticleichen die   5
Line: 6    
kost der hailigen geschrift. aber diu kalten tier bedäutent
Line: 7    
die trægen schuoler ze lernen, die die hailigen geschrift
Line: 8    
swærleich enpfâhent, wan in die pœsen sêl, diu zuo loter\hait
Line: 9    
ist genaigt, kümt diu weishait niht, sam Salomôn
Line: 10    
spricht. die habent herter ünslit wan die andern, daz ist,   10
Line: 11    
si habent ir süezen und ir wollust ân götleich andâcht,
Line: 12    
die dienent der naht und niht dem tag, die vallent leiht
Line: 13    
nider auf den aftern, wan si vergezzent der künftigen
Line: 14    
sælichait und ergebent sich der erdischen üppichait.
Line: 15    
iedoch wizz, daz daz schâf ainen haizen magen hât und   15
Line: 16    
idrucket doch. daz ist dar umb, daz ez pœs zend hât
Line: 17    
und daz ezzen niht wol gemaln mag. alsô tuont die
Line: 18    
sinnereichen maister und schuoler, die lesent oft daz her
Line: 19    
wider, daz si vor wol künnen, wan si habent der scharpfen
Line: 20    
zend niht, mit si die üppichait der werlt niezent.   20
Line: 21    
Nu hab wir gesait von den tiern in ainr gemain;
Line: 22    
für paz well wir sagen von ainem iegleichen tier aigenc\leichen,
Line: 23    
und des êrsten von den, der nam sich ze latein
Line: 24    
anhebt an ainem A, dar nâch an ainem B, reht als daz
Line: 25    
ABC stêt.   25



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM ESEL.



Line: 28    
Asinus ze latein haizt ze däutsch ain esel. daz tier
Line: 29    
waiz niht krieges, wan ez gar fridsam ist: under herten
Line: 30    
straichen ist ez sänftig und güetig. ez tregt gar swær   30
Line: 31    
pürd auf im. daz sint diu lob, diu der esel hât. aber
Line: 32    
seineu laster sint, daz er unkäusch ist. er ist hinden
Line: 33    
sterker dan vorn, er hât ainen trægen ganch und ist un\vernünftig:
Line: 34    
er weicht niemant, der im begegent. die
Line: 35    
jungen esel sint in der jugent etswie vil schœn und lustig   35

Page: 120  
Line: 1    
anzesehen, und si ie elter werdent, si ie unlustiger
Line: 2    
werdent anzesehen. Plinius spricht, daz der eselinne milch
Line: 3    
gar weiz sei und daz si auch helf der menschen weizen,
Line: 4    
und von list man, daz des kaisers Nerônis hausfraw
Line: 5    
sich padet in esels milch. esels flaisch macht gar pœs   5
Line: 6    
pluot dem der ez izzet und lâzt sich niht wol kochen in
Line: 7    
dem magen; iedoch ist ez pezzer wann der pferd flaisch.
Line: 8    
esels milch alsô warm sterkt die zend und sänftigt irn
Line: 9    
smerzen und aller maist wenne man si mit reibt. si
Line: 10    
benimt auch daz sêr säufzigen dem herzen. der esel ist   10
Line: 11    
von nâtûr gar kalt. ez spricht auch Aristotiles, daz die
Line: 12    
esel die kelten mêr fürhten dan andreu tier, dar umb
Line: 13    
unkäuschent si niht in den ebennähtigen zeiten sam diu
Line: 14    
pfert, aber si unkäuschent in dem sumer, dar umb, daz
Line: 15    
ir gepurt sei in warmer zeit. die eslinne tragent iriu kint   15
Line: 16    
in dem leib ain ganzez jâr. Plinius spricht, daz der esel
Line: 17    
pain weizer sei dann andreu pain. diu eslinne gepirt
Line: 18    
selten zwai kint, und wenne si gepern schol, fleuht si
Line: 19    
daz lieht und suocht die vinster, daz si von dem menschen
Line: 20    
iht gesehen werd. dar umb spricht diu geschrift: dein   20
Line: 21    
denkiu hant schol niht wizzen, waz dein gerehteu hant
Line: 22    
würkt. diu eslinne gepirt als lang si lebt, daz ist unz
Line: 23    
zuo dreizig jârn; also scholt der mensch fruhtpær sein
Line: 24    
mit guoten werken unz an sein end. dar umb spricht
Line: 25    
diu geschrift: wer volharret unz an sein end, der wirt be\halten.   25
Line: 26    
etleich esel trinkent niht danne gewönleich prun\nen
Line: 27    
und gar guot wazzer. dar umb spricht diu geschrift in
Line: 28    
dem andern puoch des weissagen Jeremie: waz nu mensch,
Line: 29    
waz kraft hâst in dem wege Egipti, daz trüebez
Line: 30    
wazzer trinkest? (daz ist werltleiche kunst, diu trüeb ist   30
Line: 31    
und vinster) und waz ist dir an dem weg der läut, die
Line: 32    
Assyrii haizent, daz vliezend wazzer trinkest? (daz ist
Line: 33    
diu lebendik götleich kunst). der esel über ain pruk
Line: 34    
schol gên, siht er dann in daz wazzer durch die pruk, er
Line: 35    
gêt niht leiht hin über. ich sprich auch, daz der esel   35
Line: 36    
vorn, er krank ist, ain kräuz tregt auf dem ruck und

Page: 121  
Line: 1    
hinten, er die niern tregt, ist er starch. alsô tuo
Line: 2    
wir üppigen pfaffen: wir daz kräuz solten tragen mit
Line: 3    
vasten und mit beten und mit allem götleichen dienst,
Line: 4    
sei wir laider kranch; aber wir unkäusch und alle
Line: 5    
unfuor tragen, sei wir starch.   5



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM WILDEN EBER.



Line: 8    
Aper ze latein haizt ze däutsch eber, und ist zwair\lai,
Line: 9    
wilder und zamer. der wild ist ain starch tier und
Line: 10    
mag nümmer gelêrt werden, daz ez sitig und güetig sei,   10
Line: 11    
aber ez ist alle zeit grimmig und scharpf. er ist swarz
Line: 12    
und hât grôz hawend zend, ains halben fuozes lang, und
Line: 13    
die zend tailent an ainem lebendigen eber reht sam ain
Line: 14    
gestäheltz eisen; aber si auz dem eber koment, sint
Line: 15    
si niht starch sam ê. der eber bedäut uns die grimmen   15
Line: 16    
läut, die kain lêr guoter werch wellent nemen und die
Line: 17    
alle zeit grimmik und swarz beleibent in irn sünden. die
Line: 18    
läut habent zend gekrümpt auf sich selber, wann wer dem
Line: 19    
andern gert ze schaden, der tœtt sich des êrsten selber.
Line: 20    
si habent halbfüezig zend, wan si sêrent dem næchsten   20
Line: 21    
seinen leip, aber der sêl mügent si niht geschaden. die
Line: 22    
mügent wol grimmen die weil si lebent, aber nâch dem
Line: 23    
tod niht. daz tier hât die art, ist, daz ez der jäger früe
Line: 24    
jagt, ê ez seinen harm lâz, wirt ez snell müed; hât ez
Line: 25    
aber vor geharmt oder harmt die selben weil, mag man   25
Line: 26    
ez niht leiht gevâhen. des ebers mist alsô warmer und
Line: 27    
frischer ist gar guot wider daz pluotvliezen auz der
Line: 28    
nasen. izzet diu wild varchmuoter vil aicheln wenne si
Line: 29    
tregt, derwirft si. diu swein habent die art, daz si
Line: 30    
daz ertreich umbwüelent und daz si mit den mäulern in   30
Line: 31    
horwigem unlustigem ertreich rüedent. der värher\muoter
Line: 32    
êrstez värhel ist klainer und krenker wan diu
Line: 33    
andern. wenne si vil värhel hât, ist ir milich gar
Line: 34    
lauter.

Page: 122  



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HAIMISCHEN EBER.



Line: 3    
Under den haimischen ebern ist ainr sterker dann die
Line: 4    
andern: der hêrscht den andern allen. kümpt aber ain
Line: 5    
sterkerr und überwint den vodern, wirt er ir aller herr.   5
Line: 6    
wenne ain varch schreit, läuft diu ganz hert der värher
Line: 7    
zuo und werdent alliu rohend und zornik. ir toben wirt
Line: 8    
gesänftigt mit ezzich, wenne man si mit besprängt.
Line: 9    
diu verhermüeterlein werdent sneller vaizt, man si ge\nunnet
Line: 10    
hât. wenn daz varch ain aug verleuset, stirbt   10
Line: 11    
ez sneller dan sust. diu verhermuoter gepirt, gibt
Line: 12    
si daz êrst prüstlein irm sun und niht der tohter. der
Line: 13    
môn kümt an den letzten punt seins abnemens, nimt
Line: 14    
der värhermuoter hirn mêr ab wan kains andern tiers
Line: 15    
hirn und nimt vil ab, daz sein gar clain beleibt gên   15
Line: 16    
der grœzen, die daz varch hât.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM ALCHES.



Line: 19    
Alches ist ain tier, sam Plinius spricht und auch
Line: 20    
Solînus, daz hinder sich gêt, wenne ez sein waid suochet   20
Line: 21    
an den kräutern. daz bedäut die menschen, die daz niden
Line: 22    
an den füezen anhebent, daz si an dem haupt sölten an\vâhen,
Line: 23    
sam etleich, die wellent ê contemplieren und
Line: 24    
jubilieren oder frôlocken in der götleichen güeten, ê si
Line: 25    
wainen umb ir sünd, und sam die schuoler, die ê maister   25
Line: 26    
wellent sein denn junger.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM HAANE.



Line: 29    
Aristotiles sagt von ainem tier, daz haizt haane, daz
Line: 30    
ist in der grœz sam ain hirz. an dem hât diu nâtûr ir   30
Line: 31    
gewonhait verändert, wann alliu andreu vierfüezigeu tier

Page: 123  
Line: 1    
habent ir gallen inwendig des leibes, ân daz tier: daz hât
Line: 2    
sein gallen in den ôrn und ist sein gall gar pitter und
Line: 3    
macht daz tier gar zornig und grimmig. pei verstê
Line: 4    
die läut, die gern smaicher hœrent, die den läuten nâch\redent,
Line: 5    
und si die verhœrent, verkêrnt si guoteu   5
Line: 6    
dinch in pœseu und vergiftent die unschuldigen mit irr
Line: 7    
valschen pitterkait.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM AURRINT.



Line: 10    
Bubalus haizt in ainem däutsch ain aurrint und in   10
Line: 11    
dem andern däutsch ain waltrint. daz hât ainen ainvalti\gen
Line: 12    
sänften anplik, aber ez ist gar üppig und grimmig,
Line: 13    
ez zornig wirt, und ist grœzer denn ain gemainz rint.
Line: 14    
des selben rindes milch waicht des menschen leip leihtic\leich
Line: 15    
und hailt frisch wunden. si ist auch guot den, die   15
Line: 16    
vergift genomen habent. sein gall ist auch hailsam, wan
Line: 17    
si hailt der wunden mâsen und hailt auch der ôrn smer\zen.
Line: 18    
daz waltrint hât die art, ist, daz man im gar ain
Line: 19    
swær pürd wider seinen willen auflegt, wirt ez
Line: 20    
zornik, daz ez sich niderstrecket auf die erden und mag   20
Line: 21    
man ez niht leiht auf pringen, wie vast man ez sleht,
Line: 22    
man leihter im dann die pürd, mit ez beswært was.
Line: 23    
ez haizt auch ze latein bisontes.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM BOMACHEN



Line: 26    
Bomachus ist ain tier, sam Solînus spricht, daz hât
Line: 27    
ain haupt als ain ochs und den leip und diu schinpain
Line: 28    
als ain pfert. ez hât auch seineu hörner mit vil
Line: 29    
krümmen in ainander gekrümt, daz ez niht verwundet diu
Line: 30    
andern tier, auf diu ez stœzt diu hörner. daz tier hât   30
Line: 31    
die art, wenn man ez jagt, wirft er seinen waichen
Line: 32    
mist auz dem leib nâch im ain joch ackers lenge, und
Line: 33    
wen des mistes smack berüert, den prennt er. mit dem

Page: 124  
Line: 1    
wâpen verjagt er sein veind von im. daz tier bedäut die
Line: 2    
guoten vorpfaffen, die über die andern gesetzet sint, die
Line: 3    
mit irm vesten stæten leben habent iriu hörner in sich
Line: 4    
gekrümt. wenne si diu auf ir undertân stôzent, wun\dent
Line: 5    
si die niht, wan si erzaigent daz mit den werken,   5
Line: 6    
daz si ir undertân lêrent mit den worten



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM KÄMEL.



Line: 9    
Der grôz maister Basilius spricht von dem kämel oder
Line: 10    
von dem kämlein, daz ez des pœsen gar ain starch ge\dæhtnüss   10
Line: 11    
hab und ainen swærn zorn und halt den lang,
Line: 12    
und wenne man ez gesleht, tuot ez niht dem gleichen
Line: 13    
lange, unz daz ez stat und zeit im eben vint, richet ez
Line: 14    
sich zehant. ez slint die gersten gar snell und behelt si,
Line: 15    
dar umb, daz ez si des nahtes mit idrucken anderwaid   15
Line: 16    
ezze. etleich sprechent auch, daz ez die güet an im hab,
Line: 17    
ist under ainr ganzen hert oder in dem stall ain kämel,
Line: 18    
daz siech ist und daz niht izzt, sint diu andern alliu
Line: 19    
mit im ungezzen, reht sam si im mitleiden. wenne seiner
Line: 20    
prünften zeit ist, daz ez unkäuschen wil, suocht ez im   20
Line: 21    
haimleich stet, daz ez die läut iht sehent, wan ez un\käuschet
Line: 22    
hinderwarts, und sein weip hât grôzen gelust
Line: 23    
zuo im, daz si vor gelust greint. Plinius spricht, daz
Line: 24    
des kämels hirn dürr gemacht und getrunken in ainem
Line: 25    
ezzich hailt die vallenden sucht. Solînus spricht, daz die   25
Line: 26    
kämel kain swær pürd nement über reht. maister Michahel
Line: 27    
von Schottenlant spricht, daz daz jung kämel zehant sein
Line: 28    
waid nem auf der wisen wenn ez geporn werd. Aristo\tiles
Line: 29    
spricht, daz ain man ains kämleins muoter verdacht
Line: 30    
mit seinem mantel dar umb, daz ez mit ir unkäuschte und   30
Line: 31    
daz ez niht west, daz si sein muoter wær. ê daz ez nu
Line: 32    
sein unkäusch volpræht, bevant ez die wârhait und
Line: 33    
liez von und ertôte den man, wan ez hât von seiner
Line: 34    
nâtûr, daz ez niht unkäuschet mit seiner muoter.

Page: 125  



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HUND.



Line: 3    
Jacobus spricht, daz die hund gelernigiu tier sein
Line: 4    
zuo allen spiln, und wie daz sei, daz si gern slâfen, iedoch
Line: 5    
behüeten si irr herren häuser wachend. si habent ir   5
Line: 6    
herren liep, daz si oft umb si sterbent. under allen
Line: 7    
unvernünftigen tiern derkennent die hund allain ir aigen
Line: 8    
namen, sam Solînus spricht. Jacobus spricht auch, daz
Line: 9    
etleich hund der art sein, daz si die dieb smecken und daz
Line: 10    
si si mit übrigem haz auz andern läuten schaiden. wenne   10
Line: 11    
auch etleich hund pei irr herren tisch ligent, sam Ja\cobus
Line: 12    
spricht, schickent si sich alsô, daz si ain aug
Line: 13    
kêrent zuo der milten hant irs herren und daz ander zuo
Line: 14    
irs herren haustür. wen die hund fraidicleichen an\laufent,
Line: 15    
vellt er auf die erd, wirt ir zorn gesänftigt.   15
Line: 16    
die hund gepernt plinteu hüntel und diu beleibent plint
Line: 17    
zwelif tag oder etleich drei wochen. si tragent auch iriu
Line: 18    
hüntel vierzig tag. die hund behangent ze mittelst in ir
Line: 19    
unkäusch von übrigem gelust, den si dar zuo habent. daz
Line: 20    
pest welfl ist daz ze letzst gesehend wirt oder daz diu   20
Line: 21    
muoter des êrsten abweg tregt. der hund toben vertreibt
Line: 22    
man mit ainem cappaun, ist daz man in mischet mit hong
Line: 23    
und in den ze ezzen gibt. der töbigen hund pizz sint
Line: 24    
tœtleich, aber man hailt si mit der wurzen des veltrôsen\stockes.
Line: 25    
hundes milch ist dicker denne kain andreu   25
Line: 26    
milch, ân sweinein milch und hasen milch. die hund
Line: 27    
habent siben tag vor milch in irn wampen ê si gepernt.
Line: 28    
ain hunt gelset von slegen, zürnent die andern und
Line: 29    
vallent auf in und peizent in. merk, daz under allen
Line: 30    
tiern die man lenger lebent von nâtûr wan diu weip, ân   30
Line: 31    
an den hunden, ez mach denn arbait oder ander dinch.
Line: 32    
wenne die hund siechent, ezzent si ain kraut, daz grau\sam
Line: 33    
ist auf der zungen, und von vliezent si die pœsen
Line: 34    
fäuhten auz dem magen mit auzrähsen und werdent alsô
Line: 35    
gesunt. Aristotiles spricht, der hund alter erkenn man   35

Page: 126  
Line: 1    
niht denn pei den zenden, wan der jungen hunde zend
Line: 2    
sint scharpf und weiz, aber der alten sint stumpf und
Line: 3    
swarz. manig sprechent, daz die hund niht mügen be\leiben
Line: 4    
ân die menschen, und daz si töbig werden, sei, daz
Line: 5    
si kömen auz der läut wonung. des hundes zung hailt   5
Line: 6    
sein aigen wunden und auch ander wunden mit lecken,
Line: 7    
dar umb ist si ain ärzetinne. die hund betrüebent die
Line: 8    
hundsmuoter niht gern; daz ist auch vil anderr tier art.
Line: 9    
daz hât got weisleich geordent an den unvernünftigen tiern,
Line: 10    
daz er erzaigt, daz die menschen sam schüllen tuon, wan   10
Line: 11    
man und fraw mit enander übel lebent, die habent
Line: 12    
manig swær zeit. daz sterker schol dem kränkern ver\tragen,
Line: 13    
schol daz kränker dem sterkern entweichen.
Line: 14    
die hund habent ain pœs gewonhait, daz si die aller
Line: 15    
schœnsten stet verunrainent und benetzent und schœn   15
Line: 16    
gewant. hündein schuoch sint guot an den füezen für die
Line: 17    
gicht; smeckent aber si die hund an den füezen, be\netzent
Line: 18    
si sie. gibt man ainem andern tier hundespluot
Line: 19    
daz siech ist, ez wirt gesunt. man erkent aines hundes
Line: 20    
piz alsô, ob er töbig ist oder niht; wan wer ain pflaster   20
Line: 21    
macht von ainer nuz wol gepachen und legt daz auf die
Line: 22    
wunden ainen tag und ain naht und gibt ez dar nâch
Line: 23    
ainem hungerigen hanen oder ainer hennen, trinket er
Line: 24    
oder si danne, ist ez niht aines töbigen hundes piz;
Line: 25    
trinkt aber er niht oder si, ist ez ains töbigen hundes   25
Line: 26    
piz und stirbt der han oder diu henne; iedoch mag si
Line: 27    
ainen tag und ain naht dar nâch leben. auch mêr: ist
Line: 28    
ez ains töbigen hundes piz, trücket man denne ain prôt
Line: 29    
in daz pluot der wunden, daz izzet kain gesunder hund.
Line: 30    
ez ist auch gar ain wunderleich dinch, ez geschicht oft,   30
Line: 31    
daz ain man gepizzen wirt von ainem töbigem hunde und
Line: 32    
daz er diu klainen hüntel denne leckt sam ain hund und
Line: 33    
püllt sam ain hund. Alexander lêrt, wie man die läut
Line: 34    
hailn süll, und spricht, er rât, daz man die wunden ain
Line: 35    
jâr offen lâz und daz man si niht bedecke mit mâsen   35
Line: 36    
noch ain häutel dar ob lâz werden.

Page: 127  


Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PIBER.



Line: 3    
Castor ze latein haizt ze däutsch ain piber und spricht
Line: 4    
Aristotiles, daz des pibers mannesgezeuglein haiz casto\rium,
Line: 5    
daz haizt ze däutsch pibergail. Plinius spricht, daz   5
Line: 6    
der piber sein gall mit wüllen auz werf. daz pibergail
Line: 7    
ist ze vil erznei guot, und wænt der piber, man jag in
Line: 8    
allain durch der gailn willen. des pibers renne ist für
Line: 9    
die vallenden suht guot. daz tier mag niht lang belei\ben,
Line: 10    
ez hab denne den zagel oder den sterz in dem wazzer,   10
Line: 11    
wan der geleicht ains visches zagel. daz pibergail macht
Line: 12    
haiz und trucken und hât die kraft, daz ez die gaist und
Line: 13    
die fäuhtin vertreibet, die den krampf machent. ez ist
Line: 14    
auch nütz den die hend pidment von der krankhait der
Line: 15    
âdern. man wein wellt mit dem pipergail und sich der   15
Line: 16    
siech mit salbt und bestreicht und daz pibergail pei im
Line: 17    
helt und dar zuo oft smeckt, daz ist den siechen glidern
Line: 18    
von dem paralis guot. daz tier hât die art, wenne ez der
Line: 19    
jäger jagt, peizt ez im selber sein gailn auz und læzt
Line: 20    
die ligen, wan ez wænt, daz man ez niht jage danne   20
Line: 21    
durch der gailn willen.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 22    
Line: 23    
VON DER GAIZ.



Line: 24    
Gapra haizt ain gaiz und ist zwairlai, zam und wild.
Line: 25    
der gaiz milch ist gar süez, aber zehant und si gerint,   25
Line: 26    
ist si gar lasterpær. gaizmilch ist der pesten nâtûr
Line: 27    
nâch weibes milch, aber Aristotiles spricht, daz gaizkæs
Line: 28    
zuo nihtiu guot sei. die gaiz habent die art, daz si von
Line: 29    
vaizten unfruhtpær werdent. si derwerfent auch ir kitz\lein
Line: 30    
von schädleicher kelten.   30

Page: 128  



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER WILDEN GAIZ, DIU HAIZT GÄMZ.



Line: 3    
Diu wild gaiz ist gar ain weis tier, dem liebent hôch
Line: 4    
perge. ez erkennet gênde läut gar verr, ob si jäger sein
Line: 5    
oder ander läut. etleich sprechent, daz die gaiz weder   5
Line: 6    
mit ôrn noch mit nasen den âtem ziehen. die pök ver\kêrent
Line: 7    
ir augen in dem haupt durch irs unkäuschen ge\lustes
Line: 8    
willen. si sehent gleich wol des nahtes sam des
Line: 9    
tages, dar umb ist ir leber guot den, die des nahtes ge\sâhen
Line: 10    
und die selben kraft verlorn habent. des poks gall   10
Line: 11    
gelegt auf die augenprâwe vertreibt der augen nebel und
Line: 12    
hilft zuo der augen clârhait. des poks gall gelegt an ain
Line: 13    
stat, frösch sint, samnet alle die frösch zuo ir, die
Line: 14    
sint. Aristotiles spricht, daz die pök oft verplinden des
Line: 15    
tages, alsô daz si niht wol gesehen, aber ir gesiht wirt   15
Line: 16    
des nahtes scharpf. wer ain gaizhorn prent daz ez stinkt
Line: 17    
und habt daz für des nasen, der die vallenden suht hât,
Line: 18    
der vellt zehant. ez verjagt auch die natern. pokespluot
Line: 19    
alsô frischez und noch warm hât die kraft, daz ez den
Line: 20    
herten adamas pricht, den kain eisen geprechen mag.   20
Line: 21    
Plinius spricht, daz die gaiz vergiftigez kraut ezzen und
Line: 22    
doch niht sterben; aber etleich sprechent, wenn si hönig
Line: 23    
niezen, sterben si. der gaiz pizz sint den paumen gar
Line: 24    
schad. si machent auch den ölpaum unfruhtpær, wenn
Line: 25    
si den leckent. wenn die wilden gaiz geschozzen werdent,   25
Line: 26    
ezzent si ein kraut polai, daz si daz geschôz dester
Line: 27    
sneller auz dem leib ziehen.



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM RÊCH.



Line: 30    
Capreola ze latein oder daz Plinius rupicapra haizt,   30
Line: 31    
daz ist ain wildeu gaiz, diu haizt rêh ze däutsch und
Line: 32    
ist gar ain grimmigz tierl under seinem gesläht. aber
Line: 33    
gegen andern tiern ist ez vorhtig und sänftig. der gaiz
Line: 34    
pöckel habent grôzen krieg umb die gaizel, wenn si in
Line: 35    
der prunft laufent.   35

Page: 129  



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM CATHEN.



Line: 3    
Cathus ist ain tier in dem land Archadia, daz ist
Line: 4    
zemâl stinkend als ain verunraint swein. der maister Ade\lînus
Line: 5    
schreibt von dem tier, daz ez flammen auz seim hals   5
Line: 6    
lâz; daz tuot ez aber allermaist, wenne ez gar zornig
Line: 7    
wirt. daz tier gleicht den, von den man schreibt in dem
Line: 8    
puoch der weishait, daz feur auz irn münden gieng. Pei
Line: 9    
dem tier verstên wir die zornigen nâchreder und diu al\ten
Line: 10    
weip, diu guoten läuten ir êre verswerzent mit dem   10
Line: 11    
feur, daz ist mit den worten, diu auz irm hals gênt.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM HIRZ.



Line: 14    
Cervus haizt ain hirz. von dem spricht Aristotiles,
Line: 15    
daz kain tier seineu hörner werf ân den hirz. alliu hör\ner   15
Line: 16    
sint inwendig hol ân des hirzen hörner. der hirz
Line: 17    
dunket sich seiner hörner gar gemait. Plinius der spricht,
Line: 18    
wenne der hirz enpfinde, daz er beswært ist von siehtum
Line: 19    
oder von alter, zeuht er mit seinen naslöchern slangen
Line: 20    
auz den hölrn und izzet die, und wenn er si gezzen hât,    20
Line: 21    
wirt in dürstend von der vergift, dar umb lauft er zehant
Line: 22    
zuo einem prunn und trinket. von jüngt er sich und
Line: 23    
pringt sein kraft wider. man spricht, daz der hirz verr
Line: 24    
smeck den rauch ainer gepranten pfâwenfedern oder sust
Line: 25    
ainer federn und daz er kainen kraiz übergê, der umb\füert   25
Line: 26    
sei mit ainer angezünten pfâwenfedern. Solînus
Line: 27    
spricht, daz nie ervarn sei, daz der hirz gefebriert hab
Line: 28    
oder sühtig sei gewesen. dar umb waz man salben macht
Line: 29    
auz seinem mark, diu sänftigt der siechen hitz. diu hin\den
Line: 30    
schaident sich von den hirzen, diu zeit irs zuo\vâhens   30
Line: 31    
ist komen. si fürbent sich mit ainem kraut vor
Line: 32    
der gepurt, daz si dester leihticleicher mügen gepern.
Line: 33    
Solînus spricht, daz die hinden gepern kälbel, der hüetent

Page: 130  
Line: 1    
si gar vleizicleichen und verpergent si in die stauden und
Line: 2    
maisternt si mit den klâen, daz si dar under beleiben unz si
Line: 3    
zeitig werden. des kälbleins flaisch, daz in der muoter leib
Line: 4    
getœt ist, ist guot für vergift und hailt der slangen piz
Line: 5    
an dem menschen. wenne si die hund jagent, wundert   5
Line: 6    
si der hund lautlaufen, und dar umb rihtent si sich nâch
Line: 7    
dem wind, daz der hund stimm mit in lauf. wer täg\leichs
Line: 8    
ir flaisch izzt des morgens gar fruo, der ist behuot
Line: 9    
vor haizen sühten, die ze latein febres haizent. wenn si
Line: 10    
ir hörner habent geworfen und in jungeu hörner her wider   10
Line: 11    
wahsent, stênt si an die sunnen, sam Aristotiles und
Line: 12    
Plinius sprechent, dar umb, daz iriu hörner trücken und
Line: 13    
zeitigen und starken von der sunnen hitz. dar nâch
Line: 14    
gênt si zuo den paumen und reibent diu hörner dar an
Line: 15    
und versuochent si. si dann starch sint, gênt si   15
Line: 16    
sicherleich, wan si habent wâpen, mit si sich wernt.
Line: 17    
des getorsten si vor niht vor den wolfen, wan muosten
Line: 18    
si sich verpergen und des nahts ir waid suochen. si
Line: 19    
werfent iriu hörner in den wazzern, dar umb, daz si den
Line: 20    
läuten iht ze nutz werden, wann si wizzent von nâtûr   20
Line: 21    
wol, daz si den läuten gar nütz sint, und allermaist daz
Line: 22    
reht horn ist guot für die slangen. der smack von
Line: 23    
seiner prünst gêt, vliehent die natern, ez sei daz lenk
Line: 24    
oder daz reht. Platearius spricht, daz in des hirzen herz
Line: 25    
ain pain sei, reht sam des herzen gruntvest; man daz   25
Line: 26    
her auz gezeuht und ez hert læzt werden und ez danne
Line: 27    
pulvert und gibt ez dem siechen, daz ist guot für den
Line: 28    
herzriten und für daz swindeln. man spricht auch, daz
Line: 29    
etleich hirz gallen haben in dem sterz und etleich in den
Line: 30    
ôrn, alsô spricht Aristotiles. der hirz ingewaid stinkt gar   30
Line: 31    
sêr, und wænt Plinius, daz ez von sei, daz si gallen
Line: 32    
habent in dem ingewaid und dar umb ezzent ez die hund
Line: 33    
niht, si sein denn gar hungerig. in des hirzs haupt ist
Line: 34    
ain wurm, der in oft müet; aber ain iegleich tier und
Line: 35    
auch der mensch hât ainen wurm under der zungen, und   35
Line: 36    
spricht unser puoch ze latein, daz an der stat, diu

Page: 131  
Line: 1    
runstâdern gesellet werdent des rucksdorn, er sich
Line: 2    
veraint mit dem haupt, sein zwainzig würm. wærleich
Line: 3    
daz dunket mich gar wunderleich und gelaub sein niht,
Line: 4    
man sprech dann, daz die würmel mäusel wæren, als wir
Line: 5    
in dem êrsten stuck von den mäuslein haben gesagt;   5
Line: 6    
dannoch wær zweivel. die hirz fürhtent des fuchss
Line: 7    
stimm. die hirz streitent under anander und welher ge\sigt
Line: 8    
under den andern, der ist ir aller herr und die an\dern
Line: 9    
sint im gehôrsam und habent vrid gegen enander
Line: 10    
under dem ainen herren. des hirzs kälbel, daz ge\vangen   10
Line: 11    
wirt von ainem menschen und wirt ain klain ge\füert
Line: 12    
in panden, volgt ez nâch dem menschen un\gepunden.
Line: 13    
des hirzes flaisch ist melancolischer nâtûr und
Line: 14    
ist hart ze kochen in dem magen. hinnulus ze latein
Line: 15    
ist des hirzs sünl. des kälbleins flaisch ist pezzer wan   15
Line: 16    
des hirzes, und wirt ez gekappaunt, ist ez noch pez\zer,
Line: 17    
wan ist sein hitz und auch sein fäuht sänftiger
Line: 18    
dann ê. den hirzen liebet süez gedœn alsô sêr, daz si
Line: 19    
wider zuo den lautlaufenden hunden koment in selber ze
Line: 20    
schaden, si in vor verr entloffen sint.   20



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEN CATHAPLEBEN.



Line: 23    
Cathapleba ist ain tier, daz wont pei dem wazzer, daz
Line: 24    
Nilus haizt, in Egiptenlant. alsô sprechent die maister
Line: 25    
Plinius und Solînus. daz ist vergiftig mit seim ange\siht,   25
Line: 26    
ob ainer im in daz aug siht, stirbt er zehant.
Line: 27    
pei verstê wir die unschämigen augen, diu manigen men\schen
Line: 28    
tœtent an der sêl. diu augen sint der sêl haim\leich
Line: 29    
dieb.



Chapter / Strophe: 17     17
Line: 30 
Line: 31    
VON DEM CYROGRILLEN ODER VON DEM GROZEN IGEL.



Line: 32    
Cyrogrillus ist ain tierl, daz hât diu ê verpoten, daz
Line: 33    
man ez iht ezz, und haizt ze däutsch ain igel. aber

Page: 132  
Line: 1    
Papias spricht, ez sei grœzer dann ain igel. daz tierl ist
Line: 2    
klain und krank von nâtûr und hât ain wunderleich art
Line: 3    
an im: wan wie daz sei, daz ez krank sei, doch ist ez
Line: 4    
müeleich und grimm und tœtleich andern gesellten
Line: 5    
dingen auf erden. iedoch spricht etleicher, Cyrogrillus   5
Line: 6    
sei ain igel, daz ist niht, ez ist grœzer.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM CALOPEN.



Line: 9    
Calopus ist ain tier, daz sich hengt mit seinen hör\nern
Line: 10    
in die singrüen und in die püsch pei dem wazzer   10
Line: 11    
Eufrates, und ez sich gehengt, schreit ez vast.
Line: 12    
wenn ez dann der jäger hœrt, vâhet er ez. Alsô vâhent
Line: 13    
sich die selber in den êwigen tôt, die flaischleichen wol\gelüsten
Line: 14    
nâchvolgent und dem irdischen guot. von
Line: 15    
spricht der weissag Jeremias: si sint gepunden pei dem   15
Line: 16    
wazzer Eufrates und sint gevallen.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM CYROGRATEN.



Line: 19    
Cyrogrates ist ain tier, daz menschleich stimm lernt,
Line: 20    
reht sam ain ander tier tuot, daz haizt hiena. daz tier   20
Line: 21    
hât sein augen alle zeit offen, alsô sprechent Solînus und
Line: 22    
Jacobus. daz tier hât kain zantflaisch und hât neur ainen
Line: 23    
zand, der wirt nümmer stumpf von nâtûr und ist
Line: 24    
starch, daz er zehant allez daz tailt, daz er begreift. daz
Line: 25    
tier kümt von ainer hundsmuoter und von aim wolf.   25
Line: 26    
Nu möhstû sprechen zuo mir: nennest mir vil
Line: 27    
tier mit kriechischen worten, die schöltest mir zuo
Line: 28    
däutsch nennen oder pringst daz lateinisch puoch niht
Line: 29    
reht ze däutsch. des antwürt ich dir und sprich, daz diu
Line: 30    
tier und andriu dinch, die in däutschen landen niht sint,   30
Line: 31    
niht däutscher namen habent. dar umb tuost mir
Line: 32    
unreht.

Page: 133  


Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN DAMMEN.



Line: 3    
Damula ist ain tier, daz möht man ze däutsch haizen
Line: 4    
ain scheuhhant, von, daz ez von der hant fleucht. alsô
Line: 5    
spricht Isidorus. daz tier ist vorhtig und kranch. von   5
Line: 6    
dem spricht der maister Marcialis: der eber beschirmet
Line: 7    
sich mit dem zand, beschirment diu hörner den hirz.
Line: 8    
die dammen sint unstreithaft. Waz sei aber wir? niht
Line: 9    
anders denne ain raub, den allez daz zucket, daz neur
Line: 10    
wil. pei dem tier verstê wir die dem teufel niht wider\stênt,   10
Line: 11    
der si versuocht. daz tier lauft in Engellant und
Line: 12    
ist niht vil anders an der grœze und an der gestalt
Line: 13    
danne ain rêch.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM DURAN



Line: 16    
Duran ist ain tier grimme und scharpf und snel
Line: 17    
und gar starch. daz tier hât die art, wenne ez der jäger
Line: 18    
jagt und ez verhoffet, daz ez niht enpfliehen müg, sam\net
Line: 19    
ez den mist in seinem leib und twingt den und læzt
Line: 20    
den auz dem leib varn gegen den jaghunden und ver\treibt   20
Line: 21    
si mit dem faulen smack seins mistes. Pei dem
Line: 22    
tier verstên wir die werltleichen läut, die ir pfarrer und
Line: 23    
ir predigær mit gâben überwindent, daz si si iht gerüe\gen
Line: 24    
und si ir pôshait lâzen treiben.



Chapter / Strophe: 22     22
Line: 25 
Line: 26    
VON DEM DACHS.



Line: 27    
Daxus ze latein haizt ain dachs und ist wol in der
Line: 28    
grœz sam ain fuchs. sein smalz nimt auf, der môn
Line: 29    
aufnimt, und nimt ab, der môn abnimt, alsô vast, daz
Line: 30    
man kain smalz in im vint, der môn zemâl ab genomen   30
Line: 31    
hât. daz smalz ist guot zuo salben, mit man der

Page: 134  
Line: 1    
niern smerzen vertreibt und der glider siechtum, und daz
Line: 2    
ist ain wunder, daz daz tier mit seinem smalz hailsam
Line: 3    
ist, und daz sein pizz gar schädleich und swær sint.



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM DROMEDAR



Line: 6    
Dromedarius ist ain tier, daz ist kämels geslechtes
Line: 7    
oder nâtûr. alsô spricht Rabanus. iedoch ist ez klainer
Line: 8    
und sneller vil dann ain kämel. von haizt ez krie\chisch
Line: 9    
dromedarius, daz haizt ze däutsch ain laufer, wan
Line: 10    
ez lauft in ainem tag mêr denn hundert meil. daz tier   10
Line: 11    
idruckt.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM HELFAND.



Line: 14    
Elephas haizt ain helfant. daz hât die art, daz ez
Line: 15    
gar schier haimleich und sänftig wirt, und ist kain wildez   15
Line: 16    
tier, daz schier haimleich werd und den läuten under\tân,
Line: 17    
sam daz ist. ez hât auch guot gedæhtnüss, und
Line: 18    
von lernt ez leiht, daz ez sitig wirt ze allem dem, zuo
Line: 19    
man sein bedarf. Aristotiles spricht, daz vil tier guot
Line: 20    
gedæhtnüss haben alles des si gehœrent oder gesehent.   20
Line: 21    
daz ist wâr von dem gedæhtnüss der unvernünftigen sêl,
Line: 22    
diu haizet die unvernünftig pilderinne und haizet ze
Line: 23    
latein estimativa; aber si habent des vernünftigen gedæht\nüss
Line: 24    
niht, wan daz hât allain der mensch. wenne man
Line: 25    
die helfande jagt, vallent si auf herte erd oder auf   25
Line: 26    
stain und zerprechent iriu pain dar umb, daz man si iht
Line: 27    
tœt durch des pains willen, wan helfenpain ist gar edel
Line: 28    
und haizt ze latein ebur. der helfant wirt niht verwunt
Line: 29    
wan datz dem nabel. si richtent sich etwaz nâch der
Line: 30    
stern zuht, wan der môn wehst, gênt si daz wazzer   30
Line: 31    
ordenleichen auf, und si dan naz werdent, gênt si
Line: 32    
gegen der sunnen aufganch und springent si maist

Page: 135  
Line: 1    
mügent, und tuont daz oft. der elephant wirt haimleich
Line: 2    
mit marter und mit pên. wenne die elephanten über ain
Line: 3    
wazzer wellent waten, schickent si die klainsten für
Line: 4    
dar umb, daz die grôzen den grunt iht tief treten und
Line: 5    
die päch tief machen. si kriegent stætigs mit den tracken.   5
Line: 6    
Plinius spricht, daz die elephanten nümmer unkäuschent
Line: 7    
wann in verborgenen steten. alsô schament si sich der
Line: 8    
werch, und si unkäuschent, köment si niht wider
Line: 9    
zuo der hert, si waschen sich dann vor auz den wazzern.
Line: 10    
si kriegent niht umb iriu weip, wan si prechent ir ê niht.   10
Line: 11    
diu muoter gepern schol, gêt si in ain tief wazzer,
Line: 12    
dar umb, daz diu gepurt iht vall auf die erd, wan
Line: 13    
möht si niht auf komen. wenn diu muoter der gepurt
Line: 14    
genesen ist, ruot si driu jâr alsô daz si niht gepirt,
Line: 15    
und si swanger ist worden, rüert si ir man nien\dert,   15
Line: 16    
und tregt die fruht in irm leib zwai jâr. Solînus
Line: 17    
spricht, die elephanten unkäuschen in zwain jârn neur
Line: 18    
zwên tag und niht mêr. si fürhtent die mäus und fliehent
Line: 19    
si, wan ir smack müet si. si sint gar hert auf dem ruk,
Line: 20    
aber unden an dem leib sint si waicher. andreu tier   20
Line: 21    
fliehent den rauch, der kümt von des helfands inge\waid
Line: 22    
und von seiner haut. si lebent von nâtûr driuhun\dert
Line: 23    
jâr. si mügent gar wênig kelten geleiden. Jacobus
Line: 24    
spricht, daz ir pain gar kalt sei und weiz. daz prüef wir
Line: 25    
pei, wer ain helfenpain hüllet in ain tuoch und legt   25
Line: 26    
ez auf ainen haizen koln, ez verprent daz tuoch niht und
Line: 27    
erlischet daz feur von der nâtürleichen kelten des helfen\pains.
Line: 28    
Solînus spricht, die elephanten schaden niemd
Line: 29    
unz daz si gerizzen sint oder müed worden von fliehen,
Line: 30    
wan müezent si sich wern. und fliegen auf irn   30
Line: 31    
ruck sitzent, ziehent si die haut in runzeln und klem\ment
Line: 32    
die vliegen ze tôd, wan si habent niht afterwädel,
Line: 33    
mit si sich wern. wizz, daz des elephandes inwendigeu
Line: 34    
gestalt ist geschickt wider alliu erdischiu tier, iedoch
Line: 35    
spricht Aristotiles, daz der elephand inwendigeu gestalt   35
Line: 36    
sei sam ain swein. ist dem alsô, ist er auch sam ain

Page: 136  
Line: 1    
mensch inwendig. des elephanten pain geprant verjagt
Line: 2    
die slangen und vergift. ez sprechent etleich, der
Line: 3    
elephant erzürnet werd, alsô daz er ainen muot gevâh ze
Line: 4    
streiten mit andern tiern oder mit dem menschen, der im
Line: 5    
dann zaigt ain rôt wazzer oder rôten wein und stellt ain   5
Line: 6    
greindez swein für in, verleust er alle sein manhait.
Line: 7    
etleich sprechent auch, daz der elephant in der jugent
Line: 8    
seiniu knie gepiegen müg, aber in dem alter niht, wan
Line: 9    
si erstorrent. alsô mügent die jungen pfaffen und münich
Line: 10    
sich gepiegen zuo grôzer arbait, aber daz alter hât niht   10
Line: 11    
kraft dar zuo. die jungen elephanten habent die art,
Line: 12    
wenne der alt vellt, hebent si in auf mit irm slauch,
Line: 13    
der haizt ze latein promuscides und ze däutsch slauch
Line: 14    
oder rüezel. si in nu auf habent gehebt, leident
Line: 15    
si smerzen in den glidern, wider ist in gesunt, daz si   15
Line: 16    
trinkent kalt wazzer und ezzent gras mit honig gesprängt.
Line: 17    
der elephant trinket von nâtûr gern wein. er wehst vier\zig
Line: 18    
jâr, dar nâch enpfindet er des frostes und des winters
Line: 19    
und des kalten windes. daz maht geleichen den jun\gen
Line: 20    
gelêrten läuten von dir selber. nu merk ain tugent   20
Line: 21    
an dem helfanden. wenn man in zämt, sleht man in
Line: 22    
vast, und wer in dan von den slegen erlœst, dem ist er
Line: 23    
für paz alle zeit gehôrsam. die tracken setzent in alle
Line: 24    
zeit lâg, wenn si wol getrunken habent. alsô tuot der
Line: 25    
pœs gaist dem menschen.   25



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM PFÄRD.



Line: 28    
Equus ze latein haizt ain pfärt, und welhez pfärt
Line: 29    
resch und guot ist, daz senket sein naslöcher tiefer in
Line: 30    
daz wazzer wenn ez trinket. Isidorus spricht, daz dem   30
Line: 31    
tier sein zend weizen, wenn ez in daz alter , und dar
Line: 32    
umb erkennt man sein alter pei den zenden. an dem
Line: 33    
pfärd under allen tiern prüeft man an den ôrn sein siten,
Line: 34    
wan rescheu pfärt habent kurzeu ôrn, aber trægeu pfärt

Page: 137  
Line: 1    
habent lange ôrn. under allen tiern habent pfärt und
Line: 2    
rinder und hirz kruspelleicheu pain in irn herzen, daz
Line: 3    
ist umb ir grœzen, daz sich ir herz dester paz enthalten
Line: 4    
müg, reht als die kruspeln in andern glidern ain grunt\vest
Line: 5    
sint. iedoch ist des hirzesherzen pain allain erzen\leich,   5
Line: 6    
alsô daz ez ain erznei ist, sam vorgesait ist von
Line: 7    
dem hirzen. die kobäuln oder die pfärtmüeter habent
Line: 8    
die art und die sänftikait, ist daz aineu stirbt, säugt
Line: 9    
diu ander der tôten kint. diu pfärt habent sich sunder\leichen
Line: 10    
liep under ainander, mêr dan andreu tier. Ale\xander   10
Line: 11    
spricht, daz diu edeln pfärt irr herren tôt vor
Line: 12    
künden mit iren grôzen zähern. wizz auch, daz daz pfärt
Line: 13    
allain zähert under allen tiern, ân den menschen, und
Line: 14    
trauret gar sêr von seines herren tôt, alsô daz etleichiu
Line: 15    
niht ezzen wellent und hungers sterbent. Aristotiles   15
Line: 16    
spricht, daz der mensch und daz pfärt mêr unkäusch
Line: 17    
liep habent, denn kain ander tier. ain künig was, der het
Line: 18    
ain schœn pfärtmuoter und ain fül von. nu wolt er
Line: 19    
daz daz fül die muoter tragend macht, und verparg der
Line: 20    
muoter diu augen. unkäuscht daz fül mit seiner   20
Line: 21    
muoter. daz geschach und daz fül seiner muoter inne
Line: 22    
wart, flôch ez und stiez sich selber ze tôd. Michahel
Line: 23    
von Schottenlant spricht, daz ain pfärt mit seiner muoter
Line: 24    
unkäuscht. daz geschach, zeprach ez im selber
Line: 25    
sein gailn und ertôt sich selber. Aristotiles spricht, daz   25
Line: 26    
auz ainem pfärdes hâr, auz seinem zagel gezogen, werd
Line: 27    
ain wurm in dem wazzer in kurzen tagen.



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM IGEL.



Line: 30    
Erinacius ze latein haizt ain igel ze däutsch und   30
Line: 31    
haizt mit ainem andern namen cyrogrillus. alsô spricht
Line: 32    
ain glôs über die hailig geschrift, man diu unrainen
Line: 33    
tier verpeutet. aber des gelaub ich niht, ich wæn, daz
Line: 34    
cyrogrillus ain ander tier sei, daz vint man an der paider

Page: 138  
Line: 1    
tier aigenchait. auch schreibent die maister besunder von
Line: 2    
den zwain namen; des wær niht, bedäutten si paid áin
Line: 3    
tier. wie dem sei, wizz, daz der igel ain tier ist, daz
Line: 4    
vil nâtürleicher dorn auf seinr haut tregt, und ist gestalt
Line: 5    
sam ain sweinl an dem pauch. ez besleuzt sich umb und   5
Line: 6    
umb mit seinen dornen, wenne man im schaden wil. et\leich
Line: 7    
sprechent, daz des igels narung daz mêrer tail sich
Line: 8    
verkêr in sein dorn, dar umb, daz daz tierl wênig nâtür\leicher
Line: 9    
hitz hât. des igels flaisch ist gesunt dem magen
Line: 10    
und sterket in und hât ain kraft ze trücknen und ze ent\sliezen   10
Line: 11    
den magen. ez macht auch daz harmwazzer vertig
Line: 12    
und ist den nütz, die genaigt sint zuo der elephantischen
Line: 13    
auzsetzichait. allain der igel hât zwai aftervenster, er
Line: 14    
den mist aus læzt. der asch, der geprant wirt von ainem
Line: 15    
igel und gemischt mit zelâzem pech oder harz, ist guot   15
Line: 16    
und pringet den mâsen ir hâr wider auf dem haupt oder
Line: 17    
an andern enden. alsô spricht Plinius. ez spricht auch
Line: 18    
Aristotiles, daz der igel stênde unkäusch mit seinem wei\bel,
Line: 19    
dar umb, daz in die dorn iht stechen auf des weibels
Line: 20    
rucke. iedoch sagt man mir, daz weibel leg sich an den   20
Line: 21    
ruck; des gelaub ich paz, wan daz ist gemachsamer.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM FALEN.



Line: 24    
Falena ist ain tier, daz wirt geporn in verren landen,
Line: 25    
daz hât got beschaffen zuo ainer strâfung hôchvertiger   25
Line: 26    
läut, wan daz tier versmæht und hazzet des menschen
Line: 27    
hôchvart von seiner aigener nâtûr. wenne ez streitt mit
Line: 28    
dem hôchvertigen menschen, viht ez ân underlâz, und
Line: 29    
wenne ez gesigt, zerreizet ez den hôchvertigen un\parmherzicleichen.
Line: 30    
siht aber ez menschen gegen im gên,   30
Line: 31    
die dêmüetig sint, und erkennet ez ir dêmüetichait mit
Line: 32    
vliehen oder mit voricht, stêt ez oft still und lâzt die
Line: 33    
läut gên.

Page: 139  



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM GRÜTZ.



Line: 3    
Furunculus ist ain tier, daz haizt in gemainer sprâch
Line: 4    
ain grütz. daz ist gar manhaft und grimmer danne sein
Line: 5    
nâtürleich kraft vermag und ist enwênig grœzer dann   5
Line: 6    
ain wisel. diu tierl unkäuschent mit enander gestracht,
Line: 7    
und ist, daz daz weibel niht ain männel hât ez diu
Line: 8    
hitz der unkäusch entzünt, geswillt ez und stirbt.



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM FURION



Line: 11    
Furiôn ist ain unkäusch tier, sam Aristotiles spricht,
Line: 12    
daz übervüllt sich mit ezzen und wâgt oft daz leben
Line: 13    
durch ezzens willen. ez mag niht lang gewern von
Line: 14    
seiner übrigen unkäusch. daz tier ist unmæziger mit
Line: 15    
dem werk seiner unkäusch dann andreu tier, dar umb,   15
Line: 16    
daz ez fræziger ist dann diu andern. wenne ez unkäuscht,
Line: 17    
hebt ez sich auf dem weib auf und wegt sich in zel\tens
Line: 18    
weise, und wenne ez niht mag volpringen zemâl
Line: 19    
allez daz werch, des ez übermæzicleich begert, schreit
Line: 20    
ez und ruot in der zeit der unkäusch. diu nâtûr mag niht   20
Line: 21    
vil unkäusch erleiden und wirt gekränkt in allen tiern,
Line: 22    
wie daz sei, daz diu begir des werkes vil wünsche, wan
Line: 23    
der unkäusch sâme ist ain kraft des pluotes, diu auzge\worfen
Line: 24    
wirt mit lebleichen gaisten, dar umb wirt daz
Line: 25    
leben gekürzt von übriger unkäusch und muoz der mensch   25
Line: 26    
oder daz tier ê der zeit sterben und gar unkreftig wer\den.
Line: 27    
daz ist oft gehœrt, daz ain man gæhlingen gestor\ben
Line: 28    
ist in der unkäusch. dar umb unkäuscht daz tier
Line: 29    
nâch der menschen siten, alsô daz daz weip unden ligt
Line: 30    
und der man oben. die weise verkêrt daz tier nümmer.   30
Line: 31    
aber, sam unser puoch spricht ze latein, der mensch
Line: 32    
ist aller ungeordenst in den werken, wan er verkêrt
Line: 33    
menschleicheu werk und würkt iglischen oder gensischen

Page: 140  
Line: 1    
oder benimt der frawen ir stat. daz ist aller schedlei\chest
Line: 2    
und ist gar sünd, wan daz tuot kain ander tier
Line: 3    
wan der mensch.



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEN RATTEN



Line: 6    
Glis haizt ze däutsch ain ratt und ist zwaierlai:
Line: 7    
ainz ist ain hausratt, daz ander ain waltratt, und ist ain
Line: 8    
klainz tierl. der waltratt slæft den ganzen winter und
Line: 9    
zeuht sich zesamen als ain pal und wirt gar vaizt von
Line: 10    
dem slâf, sam Isidorus spricht. er läuft auf den paumen   10
Line: 11    
reht als auf der erden und ist gar girig zuo apfelsaf.
Line: 12    
Plinius spricht, daz sein vaizten gekocht nütz sei den
Line: 13    
kranken glidern, diu daz paralis gekrenkt hât, ob man
Line: 14    
si mit salbe.



Chapter / Strophe: 31     31
Line: 15 
Line: 16    
VON DEM GALY.



Line: 17    
Galy ist ain tier, sam Aristotiles spricht, daz gar küen
Line: 18    
ist. ez streit mit den slangen und wenne ez si über\windet,
Line: 19    
gizzet ez si und izzet zehant rauten dar nâch,
Line: 20    
diu den slangen wider ist, und ez streit von mit den   20
Line: 21    
slangen, wann derlai slangen ezzent mäus, izzet galy
Line: 22    
auch mäus, dar umb hazzet ez die slangen, daz si im
Line: 23    
sein kost nement.



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM RŒSEL



Line: 26    
Guessides haizt ze däutsch rœsel und ist ain tier, daz
Line: 27    
wont pei den wazzern oft. des mist ist gar schœnsmeckend
Line: 28    
und smecket pisem geleich, aber ez hât niht die selben
Line: 29    
kraft, und daz ist ain wunder an dem tier: ez samnet
Line: 30    
seinen mist an ain stat, in die läut gesehen mügen   30
Line: 31    
und in nemen zuo irm nutz. des hazzet ez niht, ez gan
Line: 32    
sein iedem menschen wol. aber ez lâzt sich selber die

Page: 141  
Line: 1    
läut niht gern ansehen und fleucht ab dem weg. pei
Line: 2    
verstên wir die guoten läut, die guoteu werk würkent und
Line: 3    
vliehent dar inne der läut angesiht und ir lob.



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM ÄLCH



Line: 6    
Ibex ist ain tier, sam Galiênus spricht, klains leibes
Line: 7    
und wont gern auf velsen und zeuht seineu kint, und
Line: 8    
sprechent etleich maister, ez sei der nâtûr und des ge\slähtes,
Line: 9    
des die hirz sint. von wæn ich, ez sei daz
Line: 10    
tier, daz ze däutsch älch haizt, wan daz ist grœzer dann   10
Line: 11    
ain rêch und klainer dann ain hirz und hât gezinnteu
Line: 12    
hörner sam ain hirz. aber ez hât si prait und ain hirz
Line: 13    
sinwel. aber daz Galiênus spricht, ez sei daz tier klaines
Line: 14    
leibes, daz verstên ich klaines leibs gegen ainem hirz.



Chapter / Strophe: 34     34
Line: 15 
Line: 16    
VON DEM IBRIDA.



Line: 17    
Ibrida ist ain tier vierfüezig und ist ain zwidorn,
Line: 18    
wan ez kümt von wilden sweinen und von zamen, sam
Line: 19    
ain maul kümt von ainem pfärt und von ainem esel. daz
Line: 20    
hât ze däutsch kainen aigenn namen, aber man möht ez   20
Line: 21    
haizen ain zwislähtigez swein, reht sam tyadrus, daz ist
Line: 22    
ain pokschâf, daz wirt geporn von ainem schâf und von
Line: 23    
ainem gaizpok, und muscus kümt von ainer gaiz und von
Line: 24    
ainem wider, daz mag man haizen ze däutsch ain schâfgaiz.



Chapter / Strophe: 35     35
Line: 25 
Line: 26    
VON DEM DORNSWEIN.



Line: 27    
Istrix haizt ze däutsch ain dornswein. alsô spricht
Line: 28    
Solînus. daz wont gern pei dem mer, von möht ez
Line: 29    
auch gehaizen ain merswein; daz ist aber ain ander tier,
Line: 30    
daz wir gemainleich ain merswein haizen und haizt mit   30

Page: 142  
Line: 1    
ainem andern namen delphîn. daz dornswein vermag sich
Line: 2    
wol auf erd und in wazzer und hât ainen rauhen ruck
Line: 3    
voller herter dorn, die sint lang und sint an der varb
Line: 4    
sam igels dorn. wenn ez zornig wirt, scheuzt ez die
Line: 5    
selben dorn in die hund und in die läut reht sam pfeil   5
Line: 6    
und wirt gar snell zornig, daz ez sich richt. alsô spricht
Line: 7    
Jacobus.



Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM GRABTIER.



Line: 10    
Iena mag ze däutsch ain grabtier haizen, wan sam   10
Line: 11    
Plinius und Solînus sprechent, daz tier wont in tôter läut
Line: 12    
greber, und hât zwuo nâtûr, aines mannes und aines wei\bes.
Line: 13    
daz tier hât ain hertez ruckpain und ainen
Line: 14    
vesten hals, daz ez daz haupt niht umb gereiden mag,
Line: 15    
ez kêr sich danne zemâl umb. die jaghunt seinen   15
Line: 16    
schaten berüerent, verliesent si ir stimm und laufent
Line: 17    
nümmer lautes. ez verkêrt sein varb wenne ez wil. ez
Line: 18    
gêt in den fuozstapfen ains iegleichen tiers, daz ez vâhen
Line: 19    
wil. ez tregt ainen edeln stain in seinem augen; aber
Line: 20    
ander maister sprechent, ez trag in in der stirn. ez ist   20
Line: 21    
an der grœz sam ain wolf und hât auf dem hals hertez
Line: 22    
hâr sam ain pfärt und hât gar ainen herten ruk, sam
Line: 23    
Plinius spricht. Aristotiles und Jacobus sprechent, daz
Line: 24    
ez in die pfärtstell und lern der läut namen und
Line: 25    
stimm, dar umb, daz ez mit rehter untrew den menschen   25
Line: 26    
her für aisch mit seinem namen und in ertœt. ez tuot
Line: 27    
auch sam ain mensch, daz undäut und sich prichet mit
Line: 28    
dem huosten und mit dem heschen, unz ez die hund zuo
Line: 29    
im gelokt; frizzet ez si danne.



Chapter / Strophe: 37     37
Line: 30 
Line: 31    
VON DEM LEWEN.



Line: 32    
Leo ist ain künig aller andern tier, sam Jacobus und
Line: 33    
Solînus sprechent. daz tier hât niht untrew noch valscher

Page: 143  
Line: 1    
list an im. des lewen manhait bedäut uns sein stirn und
Line: 2    
sein sterz. er ist haizer nâtûr, daz man wil, er sei
Line: 3    
stætes sühtig oder fiebrig. leêna daz ist des lewen weib.
Line: 4    
diu gepirt des aller êrsten fünf welfel, dar nâch viereu,
Line: 5    
des dritten dreu, dar nâch zwai, und ze dem fünften mâl   5
Line: 6    
neur ainz. dar nâch ist si unperhaft. si hât neur zwai
Line: 7    
milchwämpel ze mittelst an dem leibe under der prust
Line: 8    
und hât diu gar klain nâch irs leibes grœzen. daz ist dar
Line: 9    
umb, daz si gar wênig milch hât, wan ir ezzen verkêrt
Line: 10    
sich allez in iriu glider. Augustînus spricht, diu lewinn   10
Line: 11    
gepirt, slâfen die lewel drei tag unz der vater kümt,
Line: 12    
der schreit gar laut ob in, von dem geschrai erschrickent
Line: 13    
si und erwachent. der lewe fürht den spitzigen gart des
Line: 14    
schorpen und fleuht in als ainen tœtleichen veint. er
Line: 15    
fürht auch der reder schoteln und ir kerren an dem wa\gen,   15
Line: 16    
aber er fürht daz veur mêr. Solînus spricht, daz
Line: 17    
der leo niht leiht zürn, er sei dann gesêrt oder gelaidigt.
Line: 18    
wenn aber er erzürnt wirt, zerreizt er den zornmacher
Line: 19    
zemâl; den gestrachten tuot er niht. waz er gevangner
Line: 20    
vint, den vertregt er auch. er dertœtt den menschen   20
Line: 21    
nümmer mit willen, in hunger danne gar sêr. Adelius
Line: 22    
spricht, wenne der leo slæft, wachent seineu augen.
Line: 23    
wenne er gêt, vertiligt er sein fuozstapfen mit dem
Line: 24    
sterz, daz in die jäger iht vinden. alsô spricht Plinius.
Line: 25    
die lewen sint under enander fridsam und kriegent niht.   25
Line: 26    
Aristotiles spricht, der leo heb sein pain auf sam ain
Line: 27    
hunt wenn er harmt. wenn er sein maul auf tuot, gêt
Line: 28    
ain starker smach dar auz. wenn in hungert, zeuht
Line: 29    
er mit seinem sterz ainen grôzen kraiz auf der erden und
Line: 30    
schreit laut und erschreckt andreu tier und getar kain   30
Line: 31    
ander tier über den kraiz komen. er versmæht daz gest\rig
Line: 32    
ezzen und die urlaib seines vodern ezzens. etleich
Line: 33    
sprechent, daz der leo von seinem aigen zorn sterb,
Line: 34    
gar hitzig wirt er in im selber, wenne er übermæziclei\chen
Line: 35    
zürnet. der leo væht gern den waldesel und hazt in   35
Line: 36    
von nâtûr. Ambrosius spricht, wenn der leb siech ist,

Page: 144  
Line: 1    
væht er ainen affen und frizzet den, dar umb, daz er
Line: 2    
gesunt werd. wenne der leo hundespluot getrinket,
Line: 3    
wirt er gesunt. Solînus und Plinius sprechent, wenne
Line: 4    
der leo seinen sterz still hab, sei er sänftig und frid\sam;
Line: 5    
aber daz ist selten. wenne er anhebt ze zür\nen,   5
Line: 6    
sleht er den sterz auf die erden, und
Line: 7    
der zorn wehset, gaiselt er sich selber auf dem
Line: 8    
ruck mit dem sterz. wenne er wunt wirt, behelt
Line: 9    
er den, der im den schaden tet, under allem volk
Line: 10    
und zerreizt in, ob er mag. aber der in geschozzen   10
Line: 11    
hât und in doch niht gewundet hât, den wirft er nider
Line: 12    
und strâft in, aber er wunt in niht. Plinius spricht, daz
Line: 13    
lewenflaisch und allermaist sein herz den läuten guot sei,
Line: 14    
die übrig kelten haben, wan si daz flaisch ezzent,
Line: 15    
werdent si haiz. der lewen pain sint hert, daz man   15
Line: 16    
feur dar auz sleht sam auz ainem kisling. des lewen
Line: 17    
vaizten ist der vergift widerwärtig. wenn sich ain mensch
Line: 18    
salbet mit wein und mit des lewen vaizten, verjagt ez
Line: 19    
alliu tier von im und auch die slangen. sein vaizten ist
Line: 20    
haizer wan kains andern tiers vaizten. der leo febriert   20
Line: 21    
nâhent alle zeit mit dem viertägleichen fieber und be\gert
Line: 22    
er danne allermaist affenflaisches, daz er gesunt
Line: 23    
werd. des lewen vaizten mit rosenöl gemischt behüett
Line: 24    
des menschen antlütz vor flecken und erläuht ez und
Line: 25    
hailt ez. des lewen hals ist ganz durch und durch, aber   25
Line: 26    
des halses flaisch ist kruspelot, reht als ob er sei von
Line: 27    
ainer âdern, dar umb mag er sein haupt niht gepiegen
Line: 28    
auf den ruck. Alexander spricht, daz der leo grôz kraft
Line: 29    
hab in der prust und in den vodern füezen und in dem
Line: 30    
sterz. leοn in kriechisch ist ain künig, von haizt daz   30
Line: 31    
tier leo, wan ez ain künig ist aller anderr tier. der leo
Line: 32    
ist an dem vodern tail haizer nâtûr und an dem aftern
Line: 33    
tail kalter nâtûr; alsô ist diu sunne in dem himelzaichen,
Line: 34    
daz leo haizt. Aristotiles spricht, allain der leo hât niht
Line: 35    
markes in seinen painen ân in dem diechpain. dar umb   35
Line: 36    
sint seineu pain herter dan kains andern tiers pain, ân

Page: 145  
Line: 1    
den delphîn. des lewen ingewaid geleichet aines hundes
Line: 2    
ingewaid. der leo fiebert in etleichem sumer, aber in
Line: 3    
dem winter ist er gesunt. er fiebert auch von des men\schen
Line: 4    
gesiht.



Chapter / Strophe: 38     38
Line: 5 
Line: 6    
VON DEM LEOPARDEN.



Line: 7    
Leopardus ist ain tier geporn von dem lewen und
Line: 8    
von dem parden. der weip sint sterker wan die man und
Line: 9    
küener. Plinius spricht, wer sich vor ainem leoparden
Line: 10    
beschirmen well, der nem knoblauch und reib in zwischen   10
Line: 11    
den henden, fleucht der leopard und beleibt ain stund
Line: 12    
niht, wan er mag des knoblauches smack niht erleiden.
Line: 13    
Ambrosius spricht, wenne der leopard inwendig siechet,
Line: 14    
trinket er ainr wilden gaiz pluot und wirt gesunt.
Line: 15    
wenne er etwaz vergiftigez hât gezzen, suocht er men\schen   15
Line: 16    
mist: wenne er den gizzet, wirt er gesunt. der
Line: 17    
leopard wirt zam etswenne, aber er wirt nümmer zam,
Line: 18    
daz er seiner grimmichait vergezz, doch wirt er zam,
Line: 19    
daz er zuo jagen guot wirt, alsô daz man ander wilt der\mit
Line: 20    
væht, und wenne man in zuo jagen ablæzt und er daz   20
Line: 21    
tier in dem vierden oder in dem fünften sprung niht be\greift,
Line: 22    
stêt er still zorniger und grimmiger; und gibt
Line: 23    
im der jäger zehant niht ain tôtez tier, des pluot er trink,
Line: 24    
greift er den jäger an oder wer im begegent, wan man
Line: 25    
mag in niht gesänftigen danne mit pluot. dar umb ha\bent   25
Line: 26    
die jäger pei in alle zeit lämpel oder andreu tier,
Line: 27    
mit si die leoparden sänftigen. etleich wænent, daz
Line: 28    
der leopard und der pard áin tier sei und zwên namen.



Chapter / Strophe: 39     39.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM LAMI



Line: 31    
Lamia ist ain tier grôzez und gar scharpf, daz gêt
Line: 32    
des nahtes auz den wälden und gêt in die gärten und

Page: 146  
Line: 1    
zepricht die paum und zesträut ir este. daz tuot ez mit
Line: 2    
seinen gar starken armen, die sint im geschikt zuo allen
Line: 3    
werken. Aristotiles spricht, wenn der mensch gewundet
Line: 4    
ist mit den zenden des lamis, wirt er niht gesunt von
Line: 5    
dem piz, unz er des selben tiers schreiend stimm hœrt.   5
Line: 6    
daz tier ist gar grimm; iedoch peut ez seinen kindlein
Line: 7    
sein milich und säugt si. Verr scherpfer und grimmer sint
Line: 8    
unser prêlâten, pischöff, prœbst und dechent, die irn un\dertânen
Line: 9    
daz gaistleich prôt, daz ist gotes wort, niht pie\tent
Line: 10    
und hindernt die, die in ez gern püten und gæben.   10



Chapter / Strophe: 40     40.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM LAZAN.



Line: 13    
Lazania ist ain tier gar grimm, alsô sprechent So\lînus
Line: 14    
und Jacobus, und von des grimmichait mag kain
Line: 15    
tier sicher gesein; wan als si sprechent, ez erschrecket   15
Line: 16    
auch den lewen, der doch gar küen ist. daz tier streitt
Line: 17    
neur mit den, die seins geslähtes niht sint, aber ez kriegt
Line: 18    
niht mit andern lazann. ez hazzet auch alliu andreu tier,
Line: 19    
diu andreu tier beraubent, und wie daz sei, daz ez anderr
Line: 20    
tier pôshait hazz, doch gedenket ez seinr aigen pôshait   20
Line: 21    
niht. ez hazzet den menschen unmæzleichen. daz ist
Line: 22    
leiht von götleichem verhengen, wan der mensch schölt
Line: 23    
aller sänftigst sein und aller fridsamist under allen tiern;
Line: 24    
ist er der aller grimmst, wenn er angehebt.



Chapter / Strophe: 41     41
Line: 25 
Line: 26    
VON DEM LUHS.



Line: 27    
Linx haizt ain luhs. der hât scharpfiu augen, sam
Line: 28    
Plinius und Jacobus sprechent, daz er durch starch wend
Line: 29    
siht. des gelaub ich niht. er hât ain zungen gleich ainer
Line: 30    
natern zungen, wie daz sei, daz sein zung grœzer sei, die   30
Line: 31    
strecket er gar lanch her für. sein harm wirt zuo ainen
Line: 32    
edeln stain, der haizet ligurius, und hât ain varb sam ain

Page: 147  
Line: 1    
jâchant, als wir her nâch sagen von den edeln stainen.
Line: 2    
iedoch verpirgt der luhs den harm, wenne er in læzt, von
Line: 3    
rehtem haz, daz der mensch den stain iht vind. war zuo
Line: 4    
aber der stain nütz sei, daz wirt her nâch kunt.



Chapter / Strophe: 42     42.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM WOLF.



Line: 7    
Lupus haizt ain wolf und ist ain ungetrew tier und
Line: 8    
ain rehter rauber. die wolf zereizent der vischer netz
Line: 9    
pei dem mer, wenne si die vischer auf rihtent ze trückenne,
Line: 10    
si lâzen den wolfen denne visch an der selben stat. der   10
Line: 11    
wolf nimt vil rauher weiden in daz maul und verpirgt
Line: 12    
sich dar under, unz die geiz dar über koment: væht er
Line: 13    
si. wenn er auf laub gêt, macht er sein klâen naz
Line: 14    
mit der zungen, daz er iht rausch und in die hund iht
Line: 15    
hœren. wenne der wolf in den schâfstal gêt, genüegt   15
Line: 16    
in niht an ainem schâf, daz er daz tœt und den hunger
Line: 17    
vertreib, er erwürgt si alliu und zeucht si auf ainen haufen.
Line: 18    
des wolfes woll kreucht voller würm ze stunden. Aristo\tiles
Line: 19    
spricht, daz des wolfes pluot und auch sein mist
Line: 20    
guot sein für den grimmen in dem leib, den man haizt   20
Line: 21    
die permuoter und haizt ze latein colica. er hât des
Line: 22    
tages ain tunkel gesiht und des nahtes ain scharpfez.
Line: 23    
Plinius spricht, ist daz der wolf sich sicher waiz vor
Line: 24    
dem menschen, læzt er sein grimmichait und eilt niht
Line: 25    
snell, er trabt gemach über daz velt. Ambrosius spricht,   25
Line: 26    
ist daz dich der wolf ê sicht wann in, benimpt er
Line: 27    
dir die stimm, und wenne bestummest, entsleuz
Line: 28    
deineu kleider, dar umb, daz dein stimm entsliezst.
Line: 29    
ist daz der wolf dich anvehten wil, wer dich mit stai\nen,
Line: 30    
wan die fleuht er. ist daz er dir nâch volgt,    30
Line: 31    
rüklingen, daz er dich anseh, und leg ain zaichen zwi\schen
Line: 32    
im und dir, ez sei ain stain oder ain holz oder
Line: 33    
waz ez sei, wænt er, habest im strick gelegt, und
Line: 34    
kümpt niht für paz. kain tier daz flaisch izt mag kraut

Page: 148  
Line: 1    
ezzen ân smerzen und ân siehtum, ân den menschen und
Line: 2    
ân den pern. wenne der wolf menschenflaisch versuocht,
Line: 3    
gelust in sein mêr, wann menschenflaisch ist zimleicher
Line: 4    
und süezer ze ezzend wan kain ander flaisch, und dar umb
Line: 5    
wagt er dann daz leben nâch dem menschen. die wolf ha\bent   5
Line: 6    
die art, daz si daz feur fürhtent. diu selb erznei ist
Line: 7    
für der wolf piz guot diu für der töbigen hunde piz guot
Line: 8    
ist, wan vergift gêt auz den wolfen, diu auz den töbigen
Line: 9    
hunden gêt. wenne der wolf über ainen zaun gêt oder
Line: 10    
pei und er den schâfen haimleich lâg setzt, ist dann   10
Line: 11    
daz im ain fuoz rauscht oder kraspelt an dem zaun,
Line: 12    
peizt er sich selber in den fuoz, sam ob der fuoz dar an
Line: 13    
schuldig sei. des wolfs hirn nimt auf und ab nâch dem
Line: 14    
mônn, und wie daz sei in allen tiern, doch ist ez an dem
Line: 15    
wolf mêr und an den hunden. wenne des wolfs herz ver\prant   15
Line: 16    
ist und gepulvert, geit man ez in trinken den hin\vallenden
Line: 17    
läuten, die epilensiam habent, ez hilft si, ist
Line: 18    
daz der siech nâch niht unkäuscht. wer daz herz
Line: 19    
trückent und ez behelt, wirt ez gar edelleichen sme\ckend,
Line: 20    
alsô sprechent die ez versuocht habent.   20



Chapter / Strophe: 43     43.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM LINSEN.



Line: 23    
Linsius ist ain tier vierfüezik, daz wirt von ainer
Line: 24    
wülpen oder von ainer wolfsmuoter und von ainem hund,
Line: 25    
wan ietwederz der zwair tier ist unkäusch, daz si den   25
Line: 26    
nâtürleichen haz zwischen enander lâzent und koment ze\samen
Line: 27    
durch den glust, und alsô nimpt der lins, der ir
Line: 28    
paider kint wirt, varb und nâtürleich siten von in paiden,
Line: 29    
wan er ist starch und grimm.



Chapter / Strophe: 44     44
Line: 30 
Line: 31    
VON DEM LEOCAFFEN.



Line: 32    
Leocophana ist ain klain tier, sam Solînus und Ja\cobus
Line: 33    
sprechent. wenne man daz gevæht, prent man

Page: 149  
Line: 1    
ez zuo pulver und sträut daz pulver auf der lewen vert.
Line: 2    
ist danne, daz die lewen des pulvers iht rüerent, ster\bent
Line: 3    
si. dar umb hazzent die lewen daz tier gar sêr, und
Line: 4    
wenne si ez begreifent, zereizent si ez. iedoch wert
Line: 5    
sich daz tier mit seinem harm, den sträut ez gegen dem   5
Line: 6    
lewen, wan ez waiz, daz im der harm tœtleich ist.
Line: 7    
Alsô schol man guoteu werch und dêmüetichait der
Line: 8    
bekêrten läut sträuwen an die strâz der hôchvertigen,
Line: 9    
daz si sich von bekêrn.



Chapter / Strophe: 45     45
Line: 10 
Line: 11    
VON DEM HASEN.



Line: 12    
Lepus haizt ain has. daz ist gar ain vorhtig tier,
Line: 13    
dar umb suocht ez sein waid neur pei der naht und sel\ten
Line: 14    
pei dem tag. Plinius spricht, daz die hasen nümmer
Line: 15    
vaizt werden. man spricht, daz diu wisel mit dem hasen   15
Line: 16    
schimpf und scherz unz der has müed werd, peiz si
Line: 17    
im dann den hals ab und frezz in. des hasen lung ist
Line: 18    
den augen guot, man si dar auf legt; aber wenne
Line: 19    
man si zereibet oder zestœzt und macht si fäuht,
Line: 20    
hailt si müed füez, der si mit salbet. des hasen renne   20
Line: 21    
ist guot wider des leibes überfluz, der ze vil stüel hât.
Line: 22    
der has hât hinden lenger füez denn vorn, dar umb läuft
Line: 23    
er sänfter und palder ze perg wan ze tal. er slæft mit
Line: 24    
offenn augen. der has wirt haimisch, aber wenn er
Line: 25    
stætes still ligt und niht läuft, wehst auf seinen niern   25
Line: 26    
ain vaizten und stirbt.



Chapter / Strophe: 46     46.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM OTTER.



Line: 29    
Luter haizt ain otter. daz ist ain kündig pœslistig
Line: 30    
tier und wont pei den sêen und pei den vliezenden waz\zern   30
Line: 31    
und ist an der grœzen sam ain katz und hât auch
Line: 32    
nâhent die selben gestalt, ân an dem haupt. daz selb

Page: 150  
Line: 1    
tier, wie daz sei daz ez lang geleben müg under dem
Line: 2    
wazzer, doch zeucht ez den luft in sich und bedarf des.
Line: 3    
dar umb geschiht etswenne, daz ez in ain räusen kümt
Line: 4    
durch der visch willen, ez denne her wider auz wil
Line: 5    
mit den vischen, mag ez niht und ersticket in dem   5
Line: 6    
wazzer. daz tier ist girig auf ezzen, daz ez der visch
Line: 7    
vil samnet in sein hol und in sein wonung, daz si
Line: 8    
sêr faulent, daz niht allein daz hol stinket, ez stinkt auch
Line: 9    
aller luft umb und umb von. daz habent etleich läut
Line: 10    
enpfunden mit irm schaden.   10



Chapter / Strophe: 47     47.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM LOCUSTEN.



Line: 13    
Locusta ist ain vierfüezigz tier, sam Jacobus spricht.
Line: 14    
daz ist in den landen gegen der sunnen aufganch pei dem
Line: 15    
Jordan. daz ist klain und hât ain grôzez haupt, daz ist   15
Line: 16    
flaischig und ezzleich. von list man von sant Johansen
Line: 17    
in den êwangeli, daz er der locusten lebt. diu tier gênt
Line: 18    
scharot in ainer hert. von spricht man, der locust
Line: 19    
hât kainen künig. daz mag man niht verstên von dem
Line: 20    
häwschrecken, der auch ze latein locusta haizt, wan die   20
Line: 21    
gênt niht scharot dan selten, ainr hupft ân den andern.
Line: 22    
Aristotiles spricht von dem locusten, daz ain weip ainen
Line: 23    
züg in irm haus von der zeit und er dann noch klain
Line: 24    
wær, und er gewuohs, vant in die fraw tragent
Line: 25    
oder swanger von im selber ân des mannes gesellschaft.   25
Line: 26    
von ist der locust ain vierfüezigz tier, des weip tra\gent
Line: 27    
wirt ân den man.



Chapter / Strophe: 48     48.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM MAUL.



Line: 30    
Mulus haizt ain maul. daz ist gar ain starkz tier und   30
Line: 31    
mag vil arbait erleiden. daz kümpt von ainem esel und
Line: 32    
von ainer merhen, sam der burd, der ze latein burdo
Line: 33    
haizt, kümpt von ainer eselinne und von ainem pfärd.

Page: 151  



Chapter / Strophe: 49     49.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM RÜDEN.



Line: 3    
Molosus haizt ain rüd. daz ist ain grôzer hunt, sam
Line: 4    
man si gar grôz vint in Lamparten. Adelînus spricht,
Line: 5    
wie daz sei, daz daz tier starch sei und grausam, alsô   5
Line: 6    
daz ez alle läut anvall, doch erkennt ez der kind un\schult
Line: 7    
und ir kranchait und fleucht ir sleg. daz hân ich
Line: 8    
selb gesehen von unsern rüden ze Megenperg und anderswâ.



Chapter / Strophe: 50     50.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM PISEMTIER



Line: 11    
Musquelibet haizt ze däutsch ain pisemtier. Plinius
Line: 12    
spricht, ez sei an der grœz sam ain rêch, und wont in den
Line: 13    
landen gegen der sunnen aufganch. in des tiers leib
Line: 14    
wehset ain apostem von gesamneter fäuhten. wenne daz
Line: 15    
zeitig wirt, reibt sich daz tier an ainem paum, unz daz   15
Line: 16    
apostem zepricht und der unflât her auz fleuzt. wenn
Line: 17    
der hert wirt, haizt er ze latein muscus, daz ist ze
Line: 18    
däutsch pisem. dar umb möht wir daz tier ze däutsch
Line: 19    
haizen pisemtier. der pisem ist guot für den swintel und
Line: 20    
wider des herzen ômaht und auch wider des hirns und   20
Line: 21    
der lebern und des magen unkraft, wenne der unflât ge\dorret
Line: 22    
und den stinkenden smack verlæzt.



Chapter / Strophe: 51     51.
Line: 23    
Line: 24    
VON DER KATZEN.



Line: 25    
Musio oder murilegus oder cattus haizt ain katz.   25
Line: 26    
daz ist gar ain listik tier, sam Jacobus spricht. ez siht
Line: 27    
alsô scharpf, daz ez die mäus in grôzer vinster siht. wenn
Line: 28    
ez unkäuscht, wirt ez gern wild. si kriegent oft gar
Line: 29    
scharpfleichen mit enander, dar umb, daz ir iegleichiu ir
Line: 30    
gewönleich stat behalte zuo irem mäusvâhen. si habent   30
Line: 31    
langez hâr pei den mäulern. wenne si daz verliesent,

Page: 152  
Line: 1    
werdent si irr küenhait beraubt. wenne ain zameu katz
Line: 2    
wild well werden, sneid ir diu ôren ab, vallent ir
Line: 3    
die regentropfen in daz haupt und mag niht ze wald be\leiben,
Line: 4    
dar umb wirt si wider zam. diu katz hât ir glei\ches
Line: 5    
alsô liep, ist daz si sitzet oben auf ainem tiefen   5
Line: 6    
prunnen und siht irn schein niden in dem wazzer,
Line: 7    
wænet si, ez sei ain katz ir geleich, und springt mit wil\len
Line: 8    
in den prunnen. und daz geschiht allermaist, wenne
Line: 9    
diu katz den katern suocht in der prunst irr unkäusch
Line: 10    
und allermaist jung katzen, die sich noch niht ervarn habent.   10



Chapter / Strophe: 52     52.
Line: 11    
Line: 12    
VON DER WISEL.



Line: 13    
Mustela haizt ain wisel und ist in kriechisch als vil
Line: 14    
als ain langeu maus. daz tierl ist zwairlai: ainz grœzer,
Line: 15    
daz ander klainer, und daz haizt ictide, sam Isidorus   15
Line: 16    
spricht. wenne diu wisel mit der slangen streiten wil,
Line: 17    
warnet si sich mit ackerrauten, diu den slangen wider
Line: 18    
ist. si ist den mäusen und den slangen veint und schat
Line: 19    
in si mag. Solînus spricht, daz si den unk ertœt, der
Line: 20    
ze latein basiliscus haizt, der den menschen ertœtt neur   20
Line: 21    
mit seinem gesiht und andreu tier mit dem âtem.
Line: 22    
nu der unk tôt ist, stirbt auch diu wisel. der wiseln
Line: 23    
gall ist guot für die gelben slangen, diu aspis haizt.
Line: 24    
daz ander an der wiseln ist allez vergift, sam Plinius
Line: 25    
spricht. diu wisel tregt oft iriu kint an ain andere stat,   25
Line: 26    
daz man si iht vind in den häusern, si wont. si ist
Line: 27    
gar ain witzigeu jägerinn nâch den mäusen und ist gar
Line: 28    
ain snelleu ræcherinn irs unrehten.



Chapter / Strophe: 53     53.
Line: 29    
Line: 30    
VON DER MAUS



Line: 31    
Mus haizt ain maus. der maus smack müeget die
Line: 32    
helfant, als wir vor gesait haben von dem helfant. Ari\stotiles

Page: 153  
Line: 1    
spricht, ist daz ain maus wazzer trinkt, stirbt
Line: 2    
si, wan si ist gar fäuhter nâtûr. der mäus mist waicht in
Line: 3    
dem leib gar sêr, dar umb trinkent in die loter mit wein
Line: 4    
oder mit wazzer für erznei. Plinius spricht, daz kain
Line: 5    
maus trink in dem land Libia, und daz ist leiht gemain   5
Line: 6    
allen mäusen. wenn diu maus vil kæs vindet an ainer
Line: 7    
stat, versuocht si die kæs alle, und welher der pest
Line: 8    
ist, des izzet si. die mäus kerrent wenn der môn vol
Line: 9    
ist, aber zwischen bestumment si. diu tierl sint schad
Line: 10    
wenne si unkäuschent: wann ir harm den menschen   10
Line: 11    
trift, fault er. den mäusen wechset die leber in vol\lem
Line: 12    
mônn, reht sam etleich mertier sich mêrent und ab\nement
Line: 13    
nâch dem mônn, als wir sehen an den mersnecken
Line: 14    
in den muscheln. nu möhst sprechen, ob daz härm\lein
Line: 15    
auch ain maus wær? dar zuo sprich ich, daz ez ain   15
Line: 16    
wisel ist, und ist leiht diu wisel, die Isidorus ictide haizt.
Line: 17    
alsô sprechent auch manig läut, daz diu wisel ir rôte varb
Line: 18    
verkêr in weize varb, wann wenne diu gar alt wirt, wirt
Line: 19    
si weiz; und sprechent etleich, diu wisel werde weiz nâch
Line: 20    
neun jârn. iedoch pringt daz härmlein weiziu härmel.   20



Chapter / Strophe: 54     54.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM WALTESEL.



Line: 23    
Onager haizt ain waltesel oder ain stark esel oder
Line: 24    
ain grimmer esel. der lüeget zwelf stunt in der naht an
Line: 25    
dem fünfzehenden tag des merzen, sam Isidorus spricht,   25
Line: 26    
und lüet als oft an dem tag. pei erkent man, daz
Line: 27    
der selbe tag der naht ebenmæzig ist. die jungen
Line: 28    
eselein geporn werdent daz männel sint, die verpergent
Line: 29    
die alten esel und peizent in irn gailn ab, alsô spricht
Line: 30    
Solînus, und daz wizzent die müeter wol und gepernt an   30
Line: 31    
haimleichen steten und verpergent die gepurt. die walt\eselinne
Line: 32    
schament sich der unkäusch, wie daz sei, daz si
Line: 33    
gelust dar zuo haben. dar umb hazzent si die esel. alsô
Line: 34    
geschiht auch zwischen den läuten, daz die man ir frawen

Page: 154  
Line: 1    
hazzent, wenn si in niht gehôrsam sint in dén sachen.
Line: 2    
der waltesel læzt seinen mist von nâtürleicher art wenne
Line: 3    
in die jaghund jagent, wann die hund smeckent den mist
Line: 4    
gern und bestênt dar ob, unz der waltesel gefleucht. wenne
Line: 5    
er niht weibes hât diu zeit seiner unkäusch kümt,    5
Line: 6    
steigt er auf die hôhen perg und zeucht den luft in sich
Line: 7    
und schreit vast, daz andreu tier dar ab erschreckent.



Chapter / Strophe: 55     55.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM WUNDERTIER.



Line: 10    
Onocentaurus, sam Isidorus spricht, ist ain wunder\tier,   10
Line: 11    
wan ez hât ain haupt als ain esel und ainen leip
Line: 12    
sam ain mensch, und spricht Jeronimus, daz sant Antho\nius
Line: 13    
der ainz in der wüesten sæhe. die andern sprechent,
Line: 14    
daz ez halbez ain mensch sei von dem nabel über sich
Line: 15    
und halbez ain esel niden hin ab.   15



Chapter / Strophe: 56     56.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM SCHAF.



Line: 18    
Ovis ist ain schâf. die hirten versuochent, welhiu
Line: 19    
schâf geleben mügen über den winter, und sprengent eis\kaltez
Line: 20    
wazzer auf ir aller sterz. welhez dann daz wazzer   20
Line: 21    
vast von im schütt, daz ist stark; welhez aber des niht
Line: 22    
tuot, daz ist krank. daz schâf hât minner vernunft danne
Line: 23    
andreu tier. daz siech schâf macht diu andern leiht
Line: 24    
siech, dar umb muoz man ez von in schaiden. des widern
Line: 25    
art ist, daz er die äcker versmæht und läuft auz weges   25
Line: 26    
an die pühel. sein grimmichait wirt gestillt mit dem,
Line: 27    
daz man im diu hörner versegt. die dönr machent die
Line: 28    
ainlützen schâf erwerfend ir fruht; wider gehœrt, daz
Line: 29    
man si zuo ainander samene under ain dach. diu schâf
Line: 30    
werdent vaizt von vil wazzertrinkens und allermaist von   30
Line: 31    
trüebem wazzer nâch mittem tag; dar umb gebent in die
Line: 32    
hirten vil salzes in dem ezzen, daz si vast trinken und

Page: 155  
Line: 1    
vil milich gewinnen. Isidorus spricht, daz der wider ainen
Line: 2    
wurm in dem haupt hab; dar umb wenne in der wurm
Line: 3    
müeget, stœzt er mit ainem andern wider. er ligt ain
Line: 4    
halbez jâr auf ainer seiten und daz ander halb auf der
Line: 5    
andern seiten. diu schâf sterbent gar schier, wenne si daz   5
Line: 6    
himeltrôr ezzent in dem maien oder dar nâch, ez auf
Line: 7    
daz gras gevellt, und wenne si sich der eher überfüllent
Line: 8    
in dem augst. alsô geschiht den läuten, die der süezen
Line: 9    
diser werlt nâch volgent: die sterbent mit dem êwigen
Line: 10    
tôde. von spricht Boecius in dem trôst der weishait:   10
Line: 11    
zwai vaz ligent an dem weg Jovis, daz ist an der strâz
Line: 12    
gotes, ainz vol wermuot (daz ist ain pitter kraut) und
Line: 13    
ainz vol süezes honiges. von schüll wir leben under
Line: 14    
got, daz wir die süezen mit der säuren mischen. Ari\stotiles
Line: 15    
spricht, daz diu schâf unperhaft werden von grô\zer   15
Line: 16    
vaizten. diu milch swarzer schâf ist pezzer und grœ\zer
Line: 17    
wan an den weizen, aber an den gaizen ist daz
Line: 18    
widerwarts. Ambrosius spricht, daz schâf izzt unmæzic\leichen
Line: 19    
kraut, dar umb, daz ez den scharpfen winter
Line: 20    
fürht, wil ez sich vor des krautes saten, ê im daz   20
Line: 21    
der winter nem. wenne man si füert an dürre waid,
Line: 22    
lebent si verr lenger wan auf fäuhter waid. wer si auz
Line: 23    
ainem prinnenden haus füeren wil, der muoz si vast hal\ten
Line: 24    
oder si laufent wider in daz feur. wenne diu jungen
Line: 25    
schâf zuo der unkäusch eilent, daz ist gar pœs, wan ez   25
Line: 26    
bedäut den schelmen an in. Aristotiles spricht, wenn diu
Line: 27    
schâf gesalzenz wazzer trinkent, unkäuschent si ê der
Line: 28    
zeit. wenn diu schâf swanger werdent gegen dem nor\denwint,
Line: 29    
pringent si stärl; aber si zuogevâhent
Line: 30    
gegen dem sudenwint, pringent si weibel. sint die   30
Line: 31    
âdern weiz under des schâfes zungen, werdent die
Line: 32    
lämpel weiz; sint aber si swarz, werdent si auch
Line: 33    
swarz, und sint si rôt, werdent si zwivirbig. er
Line: 34    
spricht auch, wenn diu schâf gar vaizt werdent an den
Line: 35    
niern, sterbent si. daz schâf hilft wol, daz ez sich   35
Line: 36    
ergê an dem âbent. lemrein flaisch ist starken und ge\sunden

Page: 156  
Line: 1    
läuten gar gesunt, aber siechen ist ez ungesunt.
Line: 2    
Isidorus spricht, ain lamp ze latein ist gesprochen ain
Line: 3    
erkenner, wann ez erkennt sein muoter paz denne andreu
Line: 4    
tier tuon, oder haizt agnus, von dem kriechischen wort
Line: 5    
agnon, daz ist sänft, wan ez ist ain sänftez tierl. Alex\ander   5
Line: 6    
spricht, ain schæffenz vel wirt nümmer guot ze
Line: 7    
pirmet noch kain vaizteu haut. Aristotiles spricht, wenn
Line: 8    
der wolf schâfwollen izt und die däwet, werdent
Line: 9    
würmlein dar inne auf der erden, wan auz anderm hâr.



Chapter / Strophe: 57     57
Line: 10 
Line: 11    
VON DEM PARDE.



Line: 12    
Pardus haizt ain pard. daz ist ain tier manigvirbig
Line: 13    
sam daz pantier, als Jacobus spricht, wann ez hât vil
Line: 14    
fleck an seiner haut, der ist ainr weiz, der ander swarz,
Line: 15    
der dritt rôt, der vierd gel. Solînus spricht, daz in dem   15
Line: 16    
land Africa sich diu tier samnen zuo den fliezenden waz\zern,
Line: 17    
si diu vinden, dar umb, daz daz lant niht vil
Line: 18    
wazzers hât. sint die lebinne, die unkäuschent mit
Line: 19    
mangerlai tiern, oft von überlast und oft von gelust, und
Line: 20    
von koment die parden. der pard siht krums und gar   20
Line: 21    
scharpf. er ist auch gar ungestüem und grimm seins
Line: 22    
muotes.



Chapter / Strophe: 58     58.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM PANTIER.



Line: 25    
Panthera ist ain tier mangerlai varb an dem leib,   25
Line: 26    
sam Solînus spricht, und ist gar schœn, reht sam ez ge\mâlt
Line: 27    
sei mit klainen kraizlein. der sint etsleich gel oder
Line: 28    
goltvar, die anderen weiz oder anderr varb. daz tier ist
Line: 29    
gar sänftig und hât neur ainen veint, den tracken. wenn
Line: 30    
ez gizt und sat wirt von mangerlai ezzen, verpirgt ez   30
Line: 31    
sich in sein hol, sam Aristotiles spricht, und slæft drei
Line: 32    
tag. dar nâch stêt ez auf von dem slâf und schreit gar
Line: 33    
sêr. daz hœrent andreu tier und samnent sich zuo im

Page: 157  
Line: 1    
durch des süezen smackes willen, der auz im gêt. aber
Line: 2    
si erschreckent von seinem anplick, verpirgt er sich,
Line: 3    
volgent si aber seiner süezen, alsô lätt er si und strâft
Line: 4    
sein gest, wan er frizt etsleichen. Isidorus spricht, daz
Line: 5    
daz tier neur ains mâls geper, dar umb, daz seineu kintel   5
Line: 6    
in der muoter leib der rehten zeit niht erpeitent und zer\rent
Line: 7    
die muoter inwendig mit iren scharpfen klâen und
Line: 8    
lâzent die muoter halbtôt. dar umb wirt si unperhaft,
Line: 9    
wan als Plinius spricht, welhiu tier scharpf klâen habent,
Line: 10    
diu mügent niht oft gepern, dar umb, daz diu kindel in   10
Line: 11    
der muoter sich wegent und verderbent si. etsleich spre\chent
Line: 12    
von dem pantier, daz ez auf der schultern ain
Line: 13    
fleckel hab geleich des mônn gestalt und daz ez wachs
Line: 14    
etswenne, unz ez sinbel werd und sich wandel nâch des
Line: 15    
mônen ändrung. der track fürhtet sein stimm und kain   15
Line: 16    
tier mêr.



Chapter / Strophe: 59     59.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM PILOS.



Line: 19    
Pilosus ist ain tier, sam diu glôs spricht über Isaiam,
Line: 20    
daz hât ain gestalt oben als ain mensch und ist unden   20
Line: 21    
gestalt als ain tier. Jeronimus spricht von dem leben
Line: 22    
sant Pauls des hailigen ainsidels, daz daz selb tier oben
Line: 23    
als ain mensch sei und hab ain scharpf stirn mit hörnern
Line: 24    
und hab gaizfüez, und spricht auch, daz man ez ze latein
Line: 25    
haiz incubum oder satirum oder faunum.   25



Chapter / Strophe: 60     60.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM ELTES.



Line: 28    
Putorius haizt ain eltes oder ain iltis und ist gar ain
Line: 29    
sêr stinkend tier, allermaist wenne ez zürnt. daz hât
Line: 30    
kürzereu füezel an der lenken seiten wan an der rehten,   30
Line: 31    
sam ain dahs. ez begert gar sêr der hüenr und irr aier
Line: 32    
und lebt allain des selben flaisches. ez wont auch gern
Line: 33    
pei den häusern. alsô ist ain ander tier, daz ze däutsch

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Line: 1    
mader haizt, daz hât vil nâhent die selben art, ân daz
Line: 2    
sein palg edler ist. der mag ze latein moritor haizen
Line: 3    
oder galliceps, dar umb, daz er diu hüenr tœtt und si væht.



Chapter / Strophe: 61     61.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM AICHORN



Line: 6    
Pirolus haizt ain aichorn. daz ist ain klainz tierl,
Line: 7    
grœzer denne ain wisel, aber ez ist niht lenger. daz ist
Line: 8    
rôt in etleichen landen und in andern landen ist ez praun
Line: 9    
oder grâw, und wenne ez gar liehtgrâw ist, ist ez vêch,
Line: 10    
wan daz vêch tierl ist der selben nâtûr, ân daz ez ain   10
Line: 11    
ander varb hât; und wie ez gevar sei, doch ist ez alzeit
Line: 12    
unden weiz. daz tierl hât ainen grôzen praiten rauhen
Line: 13    
sterz, der ist nâhent als grôz als ez selb. wenne ez daz
Line: 14    
lant raumen wil umb sein narung und ez über ain waz\zer
Line: 15    
muoz, nimt ez ain leihtez holz und tregt daz auf   15
Line: 16    
daz wazzer, dar auf setzet ez sich und recket den sterz
Line: 17    
gegen perg als ainen segel, treibt ez der wint über.



Chapter / Strophe: 62     62.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM AFFEN.



Line: 20    
Simia haizt ain aff. daz ist ain tier dem menschen   20
Line: 21    
gar geleich nâhent an allen gelidern. daz tier fräwt sich
Line: 22    
wenn der môn neu ist, ze mitelst und an dem end trau\ret
Line: 23    
ez. Solînus spricht, daz der aff pezzer erkennen hab
Line: 24    
mit der zungen denn kain ander tier. er ist unmæzig
Line: 25    
mit ezzen, grimm mit peizen und gar unsänft. er begert   25
Line: 26    
über mâz, daz er geziert sei. dar umb nement die jäger
Line: 27    
hantschuoh und schuoh und legent die an in den wälden,
Line: 28    
daz ez die affen sehent, und ziehent si dan wider ab und
Line: 29    
lâzent si ligen. koment die affen und tuont sam; alsô
Line: 30    
væht man si. der aff erkent seinen herren über vil jâr   30
Line: 31    
wenne er wider kümt. er spilt auch gern mit den kinden,
Line: 32    
und wenne im die stund werden mag, würget er si.

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Line: 1    
er izzt gern öpfel und nüz, aber wenn er ain pitter rinden
Line: 2    
vint, wirft erz zemâl hin und fleuht daz süez umb
Line: 3    
daz pitter. wer im laid tuot, dem tregt er lange haz. er
Line: 4    
hât seineu kint gar liep. wenne er haimisch ist worden
Line: 5    
und in dem haus gepirt, zaigt er iegleichem sein   5
Line: 6    
kint und fräwet sich, daz man ez handelt. wie daz sei,
Line: 7    
daz der aff auzwendig dem menschen gar geleich sei,
Line: 8    
doch ist er im inwendig minner geleich dann kain ander
Line: 9    
tier sam Aristotiles spricht. der aff hât kainen nabel. diu
Line: 10    
äffinn hât ain ding sam ain weip und der aff ainz sam ain   10
Line: 11    
hunt.



Chapter / Strophe: 63     63.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM OHSEN.



Line: 14    
Taurus haizt ain ochs. der ist ain starkez tier under
Line: 15    
haimischen tiern und ist sänftig, ân daz ez den wider ist,   15
Line: 16    
die andern tiern schadent, sam wolf sint und hund. wenn
Line: 17    
si vehtent, streckent si ir zungen her für und vehtent
Line: 18    
mit den hörnern, niht mit den zenden, wan si habent
Line: 19    
niht schädleich zend, und dar umb, wenne si diu kräuter
Line: 20    
ezzent, schadent si den wurzen niht, wan si peizent si   20
Line: 21    
neur oben ab. wenn die ochsen ie elter sint, si ie
Line: 22    
mürwer flaisch habent, ist daz si gemest sint. in allen
Line: 23    
tiern sint diu weip behender und ainr hellern stimm wan
Line: 24    
die man, ân an den rindern: hât der ohs ain klainer
Line: 25    
stimme wan daz rint. die zugochsen habent ain grôz   25
Line: 26    
sänftikait zuo irn gesellen, wan ainr suocht den andern,
Line: 27    
mit dem er den pfluog hât gezogen, und lüeget stætes
Line: 28    
nâch im, ist daz er in verleust. man spricht, wer die
Line: 29    
ochsen oft wasch mit warmem wazzer, werden si vaizt.
Line: 30    
daz rint hât sterker âdren dan andreu tier und herter,   30
Line: 31    
doch hât der ohs sterker. rinderein flaisch machet dickez
Line: 32    
pluot vol melancoli. ez læzt sich auch übel kochen in
Line: 33    
dem magen, man ezz ez dann mit knoblauch und trink
Line: 34    
starken wein dar zuo. der ochs übrig siech wirt,
Line: 35    
stirbt er snell und siecht niht lang. daz seh wir auch   35

Page: 160  
Line: 1    
an gepäurischen läuten, die niht zärtleichen habent gelebt
Line: 2    
und tägleichs grôzer arbait habent gepflegen. des rindes
Line: 3    
hörner sint herter danne des ochsen, sam der grôz Basi\lius
Line: 4    
spricht. ain trunk ochsenpluotes ist tœtleich. warmz
Line: 5    
ochsenpluot füert zeprochen pain und kreftiget si. wer   5
Line: 6    
des ochsen gall mischt mit hong, zeucht si ainen dorn
Line: 7    
oder ain holz oder ain eisen auz. alsô gewinnt man pfeil
Line: 8    
auz den wunden. Aristotiles spricht, wer ainen waltochsen
Line: 9    
pindet an ainen veigenpaum, der macht in zam und sänftig.



Chapter / Strophe: 64     64
Line: 10 
Line: 11    
VON DEM TRAGELAPHEN.



Line: 12    
Tragelaphus möht ze däutsch haizen ain pockhirz,
Line: 13    
wan ez ist ain tier, daz hât an dem kinn ainen part sam
Line: 14    
ain pock und hât gezinnelt hörner mit esten sam ain hirz.
Line: 15    
daz tier ist starch und werleich gegen allem dem daz im   15
Line: 16    
wider ist und ist verpoten in der ê, sam Isidorus spricht,
Line: 17    
daz man ez iht ezze. daz haizt auch in der latein hirco\cervus.
Line: 18    




Chapter / Strophe: 65     65.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM SCHERN.



Line: 21    
Talpa haizt ain scher oder ain maulwerf. daz ist
Line: 22    
ain klain tierl und ist plint und swarz. daz wirt von
Line: 23    
fäuhter horwiger erden, sam etleich sprechent, und diu
Line: 24    
erd ist faul. ez wont auch neur in der erden sam pil\leich
Line: 25    
ist und lebt der würm ezzen in der erden, daz ist   25
Line: 26    
faulz ertreich. ez gêt oft auz der erden, wenn ez der
Line: 27    
durst hitzet, kan ez niht wider komen, wan ez gesiht
Line: 28    
niht. wenne man den schern prennet ze pulver und
Line: 29    
sprenget in mit aim weizen ains ais auf des siechen ant\lütz,
Line: 30    
daz ist guot für den auzsetzel. wer sein pluot   30
Line: 31    
streicht an die stat, ainz enplœzt ist seins hârs,
Line: 32    
wehst im daz hâr wider.

Page: 161  


Chapter / Strophe: 66     66.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM TIGERTIER.



Line: 3    
Tigris haizt ain tigertier. daz ist fleckot mit manger\lai
Line: 4    
varb. daz ist wunderleich kreftig und snel. daz wirt
Line: 5    
geporn in Hircania, sam Isidorus und Jeronimus spre\chent.   5
Line: 6    
diu tier sint gar grimmig und wenn die jäger si
Line: 7    
beraubt habent irr kindel, mügent in etswenn die jä\ger
Line: 8    
niht enpfliehen; dar umb werfent si glesein schilt
Line: 9    
hinder sich, sam Ambrosius spricht. danne diu tier
Line: 10    
dar über koment und die spiegel ansehent, wænent si,   10
Line: 11    
iriu kint sitzen , und stênt über die spiegel und küs\sent
Line: 12    
die und umbvâhent si. zeletscht tretent si auf die
Line: 13    
spiegel und scharrent; vindent si nihts. in der zeit
Line: 14    
enpfliehent in die jäger. Aristotiles spricht, daz daz tier
Line: 15    
an vil dingen dem ohsen geleich. ez ist etswie vil rôt   15
Line: 16    
und ist sein flaisch süez. dar umb væht man ez.



Chapter / Strophe: 67     67.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM AINHÜRN.



Line: 19    
Unicornus ist ain ainhürn und ist ain klain tier, sam
Line: 20    
Isidorus spricht, gegen seiner grôzen kraft. ez hât kur\zeu   20
Line: 21    
pain zuo seiner grœzen. ez ist gar scharpf und
Line: 22    
härwe, alsô daz ez kain jäger gevâhen mag mit gewalt.
Line: 23    
aber sam Isidorus und Jacobus sprechent, væht man
Line: 24    
ez mit ainer käuschen juncfrawen. wenne man die læt
Line: 25    
aine sitzen in den walt, ez zuo kümt, læzt ez   25
Line: 26    
alle sein grimmikait und êrt die rainikait des käuschen
Line: 27    
leibs an der juncfrawen und legt sein haupt in ir schôz
Line: 28    
und entslæft . vâhent ez die jäger und füerent ez
Line: 29    
in die künigleichen paläst den läuten ze ainem anplick
Line: 30    
und zuo ainem schawen. Daz tier bedäut unsern herren   30
Line: 31    
Jesum Christum, der was zornig und grimm, ê er mensch
Line: 32    
würd, wider die hôchvart der engel und wider die unge\hôrsam
Line: 33    
der läut auf erden. den vieng diu hôchgelobt

Page: 162  
Line: 1    
mait mit irer käuschen rainikait, Marîâ, in der wüesten
Line: 2    
diser kranken werlt, er von himel her ab sprang in
Line: 3    
ir käusch rain schôz. dar nâch wart er gevangen von
Line: 4    
den gar scharpfen jägern, von den juden, und wart läster\leich
Line: 5    
getœtt von in. dar nâch erstuont er und fuor ze   5
Line: 6    
himel in den palast des himelischen künges, er ain
Line: 7    
süezer anplick ist der gemainschaft aller hailigen und
Line: 8    
aller engel. hilf muoter, hilf raineu mait, hâst oft
Line: 9    
geholfen, daz wir dein kint beschawen. daz ainhürn
Line: 10    
hât ain horn auf der nasen. ez spricht sant Gregorius,   10
Line: 11    
wenne daz tier gevangen werd, sterb ez von rehten
Line: 12    
unwerden, die ez dann hât.



Chapter / Strophe: 68     68.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM PERN.



Line: 15    
Ursus haizt ain per. daz ist gar ain grimm tier und   15
Line: 16    
ist ungestalt, wenne im die haut ab gezogen ist. ez hât
Line: 17    
glider nâhent gleich ains menschen glidern. sein kraft
Line: 18    
ist allermaist in den armen und in den lenden, aber ez
Line: 19    
hât ain kranch haupt. Ambrosius spricht, diu perinne
Line: 20    
geper an dem dreizigisten tag nâch irm zuovâhen ain un\zeitig   20
Line: 21    
kint, wênig grœzer denne ain maus. Plinius spricht,
Line: 22    
daz diu perinne dar nâch daz geporn flaisch lecke und
Line: 23    
mach die gepurt lang, unz si glider gewinne, wan
Line: 24    
diu fruht geporn ist, scheint niendert ain glid dar an
Line: 25    
ân die klâen. die pern unkäuschent gestrackt als die   25
Line: 26    
menschen. Solînus spricht, daz die pern die perinne
Line: 27    
haimleich êren. ez ist nihts seltsamer ze sehen under
Line: 28    
swangern tieren dann ain perinne, diu geberend ist, alsô
Line: 29    
daz si in der gepurt arbait. die perinne sint sterker und
Line: 30    
küener wan die pern, alsô sint auch der leoparden weip   30
Line: 31    
sterker wan die man. si werdent auch schierr zam und
Line: 32    
sint kündiger wan die pern. die pern ezzent âmaizen
Line: 33    
und krebz durch erznei willen. des pern flaisch wehst
Line: 34    
wenne man ez seudet, daz tuot kain flaisch mêr, sam

Page: 163  
Line: 1    
Plinius spricht. der per ist gar schelmig, daz kain
Line: 2    
tier die speis berüert, die er berüert hât, und waz er
Line: 3    
anplæst er müezig ist nâch der arwait und fneht, daz
Line: 4    
fault. wenne man den pern væht, erplent man in
Line: 5    
alsô. man nimt ain glüend eisen oder glokspeis und   5
Line: 6    
habt im daz für, erplint er zehant und mag kaum ge\stên.
Line: 7    
der per wehst nâhent alle zeit. Solînus spricht,
Line: 8    
der per lâget der peinväzzer durch des honigs willen,
Line: 9    
wan er izt nihts gern. dar umb wenn die jäger ainen
Line: 10    
pern vâhen wellent, grabent si ain gruob und be\sprengent   10
Line: 11    
den weg zuo der gruob mit hong, dar umb,
Line: 12    
daz er dem weg volge und in die gruob vall.



Chapter / Strophe: 69     69.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM FUHS.



Line: 15    
Vulpis haizt ain fuhs. der hât die art, wenne ez im   15
Line: 16    
umb daz leben gêt von siechtum, sam Ambrosius spricht,
Line: 17    
suocht er ain viehten und izt des harzes, daz ab dem
Line: 18    
stammen vleuzt, und macht sich alsô gesunt. etleich spre\chent,
Line: 19    
daz der fuhs im selber nümmer kain hol grab,
Line: 20    
aber der dachs grebt alliu hölr, die fühs inne wo\nent;   20
Line: 21    
wann wenne der dachs ain hol hât gemacht,
Line: 22    
kümt der fuhs dar ein gegangen und læzt im seinen mist
Line: 23    
dar ein. daz gestank hazzet der dachs gar sêr und kümt
Line: 24    
nümmer in daz hol. mit solhen untrewen beleibt dem
Line: 25    
fuhs daz hol. etleich sprechent, daz der fuhs ain stin\kend   25
Line: 26    
maul hab, wan er ist auch stinkend hinden. er
Line: 27    
lâget auch allermaist haimleichem gefügel, sam hüenren
Line: 28    
und gensen. fühsein flaisch geprant ze pulver und daz
Line: 29    
gegeben herzslähtigen läuten in wein ist gar guot. sein
Line: 30    
pluot von der wammen ist guot für den ôrsmerzen. ist   30
Line: 31    
daz er mandel izt, stirbt er. in dem sumer über\hitzet
Line: 32    
im diu leber. wenne in hungert und er nihtes vint
Line: 33    
daz er ezz, stiftet er sich tôt sein und legt sich auf die
Line: 34    
erden und zeuht den âtem gemach an sich, unz die vogel

Page: 164  
Line: 1    
auf in gesitzent sam auf ain âs, væht er si danne und
Line: 2    
frizt si, wan er hât daz maul offen und rekt die zungen
Line: 3    
her für. Isidorus spricht, daz der fuhs selten rehte weg
Line: 4    
lauf, er lauf beseits und krumme weg. er enpfleucht den
Line: 5    
hunden etswenn mit dem, daz er pillt sam ain hunt oder   5
Line: 6    
er hæht sich an ainen ast, unz die hund daz spor ver\liesent.
Line: 7    
wenne er auch in ain drawh gevellt, peizt er
Line: 8    
im selber oft den fuoz ab, mit er gevangen ist, und
Line: 9    
fleuht mit drein füezen. ist aber er hart gevangen,
Line: 10    
stift er sich tôten, unz man in auz der drawhen gezeucht,   10
Line: 11    
springet er sein strâz.




Book: IIIB     III.
Line: 12    
Line: 13    
B.
Line: 14    
VON DEM GEFÜGEL IN AINER GEMAIN.



Line: 15    
Nu schüll wir sagen von allem gefügel und des êr\sten   15
Line: 16    
in ainer gemain. ain iegleich vogel, der guot flügel
Line: 17    
hât, daz ist der snell fleugt, der hât pœs und kranch
Line: 18    
füez, sam die swalben und den geleich. iegleich vogel
Line: 19    
klaines leibes singet mêr wan der grôzes leibs ist in der
Line: 20    
zeit irr unkäusch. ain iegleich gefügel, daz krum klâen   20
Line: 21    
hât, daz ist guotes fluges, und ain iegleich vogel, der an
Line: 22    
dem pain ain klâen hât, sam der han, der ist pœses flu\ges
Line: 23    
und krankes. ain iegleich vogel, der krump klâen
Line: 24    
hât, der lebt des flaisches. aber die andern die lebent
Line: 25    
der früht und der würm und der slangen. Aristotiles   25
Line: 26    
spricht, daz die vögel, die flaisch ezzent, niht mêr aiern
Line: 27    
denne ains mâls in dem jâr, ân die swalben, die aiert
Line: 28    
zwier. er spricht auch, daz man der vogel siechtum
Line: 29    
erkenne an der flügel geprechen. er spricht auch, daz
Line: 30    
under allem gefügel gemaincleich der er lenger leb danne   30
Line: 31    
diu si. er spricht auch, wenne die vogel mit enander
Line: 32    
streiten, legent si auf die wunden ain ackerwurz, diu
Line: 33    
haizt origanun, aber von den würzen werd wir her nâch

Page: 165  
Line: 1    
sagend. er spricht auch, daz die vâhenden vogel haizer
Line: 2    
nâtûr sein und trückner. diu nâtûr haizt ze latein cole\rica.
Line: 3    
er spricht auch, daz all vogel krummer klâen wer\fent
Line: 4    
iriu kint auz den nesten wenn si nu gevliegen mügent,
Line: 5    
und wenne si volkumen sint, besorgent si sich nümmer,   5
Line: 6    
ân die krâen, diu betracht iriu kint etswie vil zeit. ain
Line: 7    
iegleich vogel, der vinger hât an den klâen, der izt
Line: 8    
flaisch, und ain iegleich vogel, der væht oder raubt, der
Line: 9    
væht anderlai vogel wan seines geslähtes, und mit dem
Line: 10    
sint si underschaiden von den vischen, wan der hecht   10
Line: 11    
væht den hecht. aber der spärwær darbt der sänftikait.
Line: 12    
der vogel flaisch, die ander vogel ezzent, ist pezzer und
Line: 13    
paz smeckend wan ander flaisch, ez sei denn ain sunder\leich
Line: 14    
dinch. aller vogel hüenel wenne si gar junk sint
Line: 15    
habent si langeu päuchel; wenne aber si gewahsent,   15
Line: 16    
werdent si in kurz. die vogel vallent niht auf ain âs,
Line: 17    
daz stinkend ist, ez hab denn guoten smack. diu si lebt
Line: 18    
dar umb kürzer wan der er, daz si gekrenkt wirt unz in
Line: 19    
den tôt von irn gezüchiden. kain vogel hât ain plâsen,
Line: 20    
dar umb, daz si wênig trinkent, aber allermaist dar umb,   20
Line: 21    
daz sich ir wäzzrig fäuhten verkêrt in ir federn. ain
Line: 22    
iegleich vogel, der langeu pain hât, der hât ainen langen
Line: 23    
hals, und der kurzeu pain hât, der hât ainen kurzen hals,
Line: 24    
ân die vögel, die leder habent zwischen den vingern, sam
Line: 25    
diu gans hât. ez ist grœzereu fruhtbærihait an den   25
Line: 26    
klainen vogeln wan an den grôzen. Isidorus spricht, daz
Line: 27    
der vogel air grôz kraft haben, sei daz man ain holz
Line: 28    
mit bestreîch, ez prinne niht, und daz auch daz gewant
Line: 29    
dar wider niht prinne. ist auch, daz man kalch dar zuo
Line: 30    
mischt, leimt man mit ain stuck an daz ander.   30
Line: 31    
diu zwai sint zweiflig mit uns. die vogel, die vil hüenl
Line: 32    
pringent mit ainander, die gepernt oder prüetent gar haim\leich.
Line: 33    
daz tier ie grœzer ist, ez ie lenger geschickt
Line: 34    
wirt in der muoter leib. all vogel, die krump klâen
Line: 35    
habent, die habent ain scharpf prust und die bedäut zorn   35
Line: 36    
behalten an in. die selben vogel tailnt den luft snell.

Page: 166  
Line: 1    
alsô tuont die grimmen wüetreich, die mordent und tai\lent
Line: 2    
gotes freunt auf ertreich. iedoch mügent si si niht
Line: 3    
ertœten an der sêle, ob si si tœten an dem leib.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM ADELARN



Line: 6    
Aquila haizt ain adelar, und spricht Augustînus, daz
Line: 7    
er der edelst vogel sei und sei ain küng aller vogel. er
Line: 8    
ist ain grôzer rauber und lebt neur des flaisches. er hât
Line: 9    
gar ain starch scharpf gesiht, alsô daz er die sunnen in
Line: 10    
ir clârhait angesehen mag. dar umb sitzet er gern gegen   10
Line: 11    
der sunnen. der adlar hât die art, daz er seineu kint
Line: 12    
auf hengt mit den klâen gegen der sunnen anplik. wel\hez
Line: 13    
dann die sunnen ân wankel ansiht, daz behelt er
Line: 14    
sam ainen wirdigen vogel seins geslähtes und fuort ez.
Line: 15    
welhez aber diu augen von der sunnen kêrt, daz wirft er   15
Line: 16    
hin sam ain unedelz kint. Adelînus spricht, wenne der
Line: 17    
adelar beswært wirt von seinem alter, merket er gar
Line: 18    
ainen kalten prunnen und fleugt ob dem auf über alliu
Line: 19    
wolken. wirt diu vinster seiner augen verzert von der
Line: 20    
sunnen hitz. nâch vellt er zehant nider mit der hitz   20
Line: 21    
in den vor geprüeften prunnen und tauchet sich dreistunt
Line: 22    
dar inne und fleugt danne in sein nest under seineu star\ken
Line: 23    
kinder, diu nu wol gerauben mügent, und mauset
Line: 24    
sich dann reht als in ainer küelen zwischen haiz und
Line: 25    
kalt nâch ainem fieber. speisent in diu kint und nerent   25
Line: 26    
in in dem nest, unz er sein federn vernewt und wider ge\wint.
Line: 27    
wenn im der snabel lang wirt, daz er daz ezzen
Line: 28    
niht wol dar mit gevâhen mag, sleht er in an ainen
Line: 29    
stain und reibt in dar an and kürzt den hâken seins sna\bels,
Line: 30    
unz er im eben wirt. des adelars hüenl sint in dem   30
Line: 31    
nest ân winseln und ân rüefen. Jacobus spricht, daz der
Line: 32    
adlar ainen stain hab in dem nest, der haizt echides oder
Line: 33    
gagates. der hât inwendig ain andern stain in im. den
Line: 34    
stain hât er in im wider sein grôze hitz. iedoch werd

Page: 167  
Line: 1    
wir her nâch sagen von den stainen. hiet er des stains
Line: 2    
niht, prieten seineu air von grôzer hitz in dem nest.
Line: 3    
ander maister sprechent, daz der adlar zwên stain in seim
Line: 4    
nest hab, die haizent nides, und ân der kraft müg er niht
Line: 5    
geprüeten. der adlar tailt andern vögeln seinen raup mit,   5
Line: 6    
aber die gest schüllent sich hüeten vor dem wirt, wan hât
Line: 7    
er niht genuog, daz ezzen verzert ist, greift er die
Line: 8    
gest an und frizt si. diu krâ volgt dem adlarn etswenne,
Line: 9    
und er daz lang vertregt, begreift er si ze letzt mit
Line: 10    
den klâen. Plinius spricht, des adelarn federn gemischt   10
Line: 11    
mit anderr vogel federn unwirdischent von nâtur dar ab
Line: 12    
und frezzent si und leident ir gesellschaft niht. aber des
Line: 13    
gelaub ich niht. der adlar hât den rehten fuoz grœzer
Line: 14    
wan der tenken. er hebt seineu kint auf sein ahseln und
Line: 15    
lêrt si fliegen. alle edel vogel erschreckent, wenne si   15
Line: 16    
den adlar sehent, und getürrent den tag niht wol ge\rauben,
Line: 17    
wan si verliesent ir küenhait, ân den greiffalken,
Line: 18    
der væht den adlarn. Alexander spricht, daz der adlar
Line: 19    
mit seinem kaiserleichen geschrai den flug anderr vogel
Line: 20    
hinder. wenn er ainen tage vast, daz widerpringt er mit   20
Line: 21    
vil ezzens an dem andern tag. Gamaliel spricht, daz der
Line: 22    
adlar gar vleizig sei, wie er seineu kint lêr vliegen, und
Line: 23    
wenn er der schützen lâg fürht, tregt er seineu kint
Line: 24    
auf dem ruck und setzt alsô seinen leib zwischen den
Line: 25    
kinden und dem schützen, ob sein nôt gescheh, daz er   25
Line: 26    
den schuz vâhe sam ain schilt vor den kinden.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM ARPEN.



Line: 29    
Arpia ist ain vogel, sam Adelînus spricht, der wont
Line: 30    
in verren landen an der stat, diu Strapedes haizt, in der   30
Line: 31    
wüesten pei dem mer Jonicum. der vogel hât ainen
Line: 32    
grimmen hunger und wirt nümmer sat. er hât gar scharpf
Line: 33    
klâen, geschickt ze reizen und ze vâhen. der vogel hât
Line: 34    
ain menschleich antlütz und hât kain merschleich tugent

Page: 168  
Line: 1    
an im, wan er ist grimm, daz er unmenschleich ist.
Line: 2    
der vogel ertœtt den êrsten menschen, den er ansihtig
Line: 3    
wirt in der wüesten, dar nâch wenne er von geschiht
Line: 4    
kümt zuo ainem wazzer und siht sein antlütz dar inne,
Line: 5    
traurt er niht ain clain umb den tôten menschen und   5
Line: 6    
traurt etswenne unz in den tôt, dar umb, daz er sein ge\leichz
Line: 7    
ertœtt hât, und waint all zeit die weil er lebt umb
Line: 8    
den mort. der vogel wenn er gezämt wirt redet mensch\leich
Line: 9    
stimm, aber er hât niht menschleich vernunft.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM RAIGEL.



Line: 12    
Ardea haizt ain raigel, sam Jacobus und Ambrosius
Line: 13    
sprechent. der fleugt gar hôch über diu wolken, wan er
Line: 14    
fürht den regen und daz weter, daz auz den wolken kümt.
Line: 15    
wenne er nu über daz wolken kümpt, fleuht er daz   15
Line: 16    
weter. wie auch daz sei, daz der vogel sein waid in den
Line: 17    
wazzern suoch, doch macht er sein nest auf gar hôhen
Line: 18    
paumen. die habich müegent die raigel gar vil und setzent
Line: 19    
in vast zuo. aber der raigel helt seinen aftern gegen dem
Line: 20    
habich und verunrainet in mit seim mist, und er in   20
Line: 21    
trift, faulent des habichs federn. der raigel hât neur
Line: 22    
ainen darm sam der storch.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 23    
Line: 24    
VON DER GANS.



Line: 25    
Anser oder auca haizt ain gans. der vogel bezaichent   25
Line: 26    
die zeit der naht mit seinem quiteln reht sam der han
Line: 27    
mit seinem kræen. die gens meldent auch die dieb mit
Line: 28    
irm quiteln, wan, sam Isidorus spricht, kain tier smeckt
Line: 29    
den menschen als schier als diu gans. die gens airnt
Line: 30    
oft ân den ganzen, aber diu air mügent niht zuo vogeln   30
Line: 31    
werden, sam Aristotiles spricht und ander maister. wenne
Line: 32    
ireu gensel noch krank sint, hüet ain gans allzeit und

Page: 169  
Line: 1    
rekt den hals auf, daz der rauber, der ar, iht köm. diu
Line: 2    
gans erkent wol den arn vor dem geirn, daz ainem men\schen
Line: 3    
gar swær wær. die wilden gens rihtent ir flüg
Line: 4    
nâch den winden, sam der sudenwint ist, der ze latein
Line: 5    
auster haizt, und der nordenwint, der aquilo haizt, wan   5
Line: 6    
wenne der nordenwint wæt, vliegent si gegen suden, daz
Line: 7    
ist gegen mittem tag, wenne aber der sudenwint wæt,
Line: 8    
vliegent si gegen norden. den gensen ist vliegen alsô
Line: 9    
lustig, daz si selten nümmer ruoent, si ezzen danne. si
Line: 10    
slâfent auch selten. aber den haimischen ist der flug gar   10
Line: 11    
swær, und emzicleichen ezzen ist in lustig und ruoen und
Line: 12    
slâfen ist in girich.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 13    
Line: 14    
VON DER ÄNT.



Line: 15    
Anas haizt ain änt. daz ist ain bekanter vogel. des   15
Line: 16    
kindel habent die art, daz si zehant swimment, wenne si
Line: 17    
auz der schaln sliefent, und nernt sich selber, ob si der
Line: 18    
muoter niht hieten. die antreichen sint unkäusch und
Line: 19    
tobent in derlai hitz und gir, ir mêr dan ainr ist und
Line: 20    
neur ain änt under in ist, die vogelnt si ze tôd. ie ainer   20
Line: 21    
nâch dem andern, und peizent sich dar umb.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM HABICH.



Line: 24    
Accipiter haizt ain habich. daz ist gar ain edel vo\gel
Line: 25    
und ist grœzer wan der greiffalk, aber er ist verr   25
Line: 26    
træger, iedoch ist er im selber sicherr und hüet sich paz
Line: 27    
dann der greiffalk, wan er fleugt mæzicleicher. wenn der
Line: 28    
habich ainen vogel gevæht, reizt er in des êrsten an
Line: 29    
der seiten und suocht im daz herz, wan daz izt er aller
Line: 30    
gernst. dar umb gebent die herren und die waidman   30
Line: 31    
den habichen daz herz von dem raub, wenn daz fuog hât,
Line: 32    
und behaltent in selber die übermâz. der habich sein

Page: 170  
Line: 1    
alt federn wirft, strekt er sein plôz flügel gegen
Line: 2    
suden, dar umb, daz der sunnen wirm im seineu swaiz\fensterlein
Line: 3    
öffen und daz im die neuen federn dester leih\ter
Line: 4    
wahsen, wan diu nâtûr ist ain maistrinn des nutzes
Line: 5    
und der nôtdurft vil nâh an allen dingen, die sterbent   5
Line: 6    
und werdent. wenne der habich gesunt ist, hât er,
Line: 7    
aufgereht federn; wenne aber er krank ist. hât er ge\naiget
Line: 8    
federn. man tregt in auf der lenken hant, dar
Line: 9    
umb, daz er nach der gerehten swenk nâch dem raub.
Line: 10    
der vogel sleht seineu kint mit den vetachen und twinget   10
Line: 11    
si ze fliegen nâch dem raub und wirft si auz dem nest
Line: 12    
und pringet in kain âz, dar umb, daz si iht træg sein,
Line: 13    
wenne si nu gewahsen, alsô spricht Ambrosius. dar umb
Line: 14    
ist niht wunder, ob si die müeter versmæhent, wenne si
Line: 15    
selber gerauben mügent. wenn der habich gekocht ist   15
Line: 16    
in rôsenöl, ist er gar gesunt den kranken glidern, sam
Line: 17    
Plinius spricht. Alexander spricht, der habich win\terszeiten
Line: 18    
ainen vogel gevâh gegen der naht, halte er
Line: 19    
in all die naht under seinen klâen und lâz in des mor\gens
Line: 20    
ledig, diu sunn auf , ob der habich wol hung\rig   20
Line: 21    
sei, und bekom im der selb vogel des tages, er tuo
Line: 22    
im niht. er ändert seiner augen varb und seinen snabel.
Line: 23    
Augustinus spricht, daz daz prôt den habich tœt.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM AMER



Line: 26    
Amraam ist ain vogel, sam Aristotiles spricht, in
Line: 27    
den landen gegen der sunnen aufganch. der nist auf hôh
Line: 28    
perg, kain mensch zuo mag, und dar umb vint man
Line: 29    
seins nestes niht noch seineu kindel denn gar selten. si
Line: 30    
koment auch niht her ab in daz tal, si sein denn starch   30
Line: 31    
worden über al und der muoter gleich. Daz ist wider
Line: 32    
die gleichsner, die sich ê hailig machent, ê si sich ge\leichen
Line: 33    
unserr hailigen muoter der christenhait.

Page: 171  


Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM ACHANT.



Line: 3    
Achantis ist ain vogel, sam Plinius spricht, der
Line: 4    
speist sich von gras und von fuoter, und dar umb haz\zet
Line: 5    
er diu pfärt, diu der selben kost lebent, und er   5
Line: 6    
si siht, fleucht er. doch mag er sich niht an den pfär\den
Line: 7    
gerechen denn daz er ir spott mit der stimme, und
Line: 8    
wenne si rüehelnt rüehelt er auch in ze spott. der
Line: 9    
vogel ist gar fruhtpær, wie daz sei daz er clain sei,
Line: 10    
wann er pringt zwelf kinder mit enander.   10



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 11    
Line: 12    
VON DER LERCHEN.



Line: 13    
Alauda haizt ain lerch und ist als vil gesprochen
Line: 14    
als ain lobvogel, dar umb, daz er gar frœleich in den
Line: 15    
lüften singet in der frœleichen zeit, sam der lenz ist in   15
Line: 16    
dem maien. den vogel haizt Plinius galerica. wenne
Line: 17    
der himel trüeb ist oder wenne ez regent, singet er
Line: 18    
selten oder nümmer. diu lerch meldet den tag des mor\gens
Line: 19    
fruo, der morgenrôt næhent, mit gar frœleichem
Line: 20    
gesang. wenne si auf der erd sitzet, singet si selten:   20
Line: 21    
si singet wunnencleichen in irm aufflug, wanne si fleugt
Line: 22    
sänfticleichen auf und fleugt snell nider reht sam ain
Line: 23    
stain. Aristotiles spricht, diu lerch fürht den habich
Line: 24    
sêr, wenn er si jagt, daz si den menschen in sein schôz
Line: 25    
flieg und læzt sich oft mit der hant vâhen, dar umb,   25
Line: 26    
wan der mensch hât oft ain gewizzen, daz er sich er\parmt,
Line: 27    
aber der habich nümmer.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM ALZEN.



Line: 30    
Alcio ist ain klainer vogel, sam Plinius spricht. der   30
Line: 31    
vogel legt sein air winterszeiten in den sant und aller\maist

Page: 172  
Line: 1    
wenne sich daz mer aufzeuht auf daz lant und daz
Line: 2    
ûfer oder daz gestat beswært mit seinen ünden. nun
Line: 3    
der vogel seineu air hât gelegt in der ungestüemikait
Line: 4    
des mers, wirt daz mer gesänftigt und læzt von allen
Line: 5    
ünden und von winden, unz der alz seineu air geprüett,   5
Line: 6    
wan der vogel wont in dem mer und prüett seineu air
Line: 7    
siben tag. wenne die vergênt, zeuht er seineu kindel
Line: 8    
auz den airn. dar zuo tuot er dan aht tag, in den speist
Line: 9    
er si unz daz si kreftig werdent. vil genâden hât der
Line: 10    
klain vogel von got, daz sich die schefläut der vierzehen   10
Line: 11    
tage fräwent der fridsamen zeit auf dem mer und hai\zent
Line: 12    
die vierzehen tag der alzen tag und fürhtent sich
Line: 13    
niht auf dem mer in den selben tagen. Der vogel bedäut
Line: 14    
uns die läut, die in glückhaftiger zeit træg sint und ân
Line: 15    
frühten. aber wenne si widerwärtichait habent, kêrent   15
Line: 16    
si sich ze got mit vlêhen und mit piten und hoffent, daz
Line: 17    
in got genâde, und geschiht etswenne, daz si got erhœrt
Line: 18    
und læzt frid werden zwischen im und den sündern durch
Line: 19    
sein grôze erparmherzichait, wan er læzt uns niht ver\suochen
Line: 20    
über unser maht, noch vodert an uns, des wir   20
Line: 21    
niht vermügen.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM BACHAD.



Line: 24    
Bachadis haizt ain bachad und haizt etswâ ain wek.
Line: 25    
daz ist ain vogel der wehst von holz, und daz holz   25
Line: 26    
hât vil äst an im, dar auz die vogel wachsent, alsô daz
Line: 27    
ir zemâl vil an dem paum hangt. die vögel sint klainer
Line: 28    
wan die gens und habent füez sam die änten, si sint aber
Line: 29    
swarz an der varb reht sam aschenvar. si hangent an
Line: 30    
den paumen mit den snäbeln und hangent an den rinden   30
Line: 31    
und an den stammen der paum. si vallent pei zeit in
Line: 32    
daz mer und wahsent auf dem mer, unz si beginnent ze
Line: 33    
fliegen. etleich läut âzen die vogel, aber Innocentius der
Line: 34    
vierd pâbist des namen verpôt die selben vogel in einem
Line: 35    
concili ze Lateran.   35

Page: 173  



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HAUWEN ODER AUFEN.



Line: 3    
Bubo haizt ain auf oder in anderm däutsch ain haw.
Line: 4    
mit dem vogel væht man ander vögel, und bedäut den
Line: 5    
sünder, der offenbâr sündet und pringt ander läut mit im   5
Line: 6    
ze sünden. der auf trinket der tauben ir air auz und
Line: 7    
frizt die mäus und wont gern in den kirchen und trinket
Line: 8    
daz öl auz den ampeln und verunraint doch die kirichen
Line: 9    
mit seinem mist. wenn in die andern vogel anvehtent,
Line: 10    
velt er an den ruk und wert sich mit den fuozkræueln.   10
Line: 11    
wer des aufen herz nimt und legt ez ainer slâfenden
Line: 12    
frawen an die tenken seiten, sagt si allez daz si getân
Line: 13    
hât. sein mark gestrichen auf des menschen augen macht
Line: 14    
si clâr. Der vogel bedäut die ungezogenen pfaffen in der
Line: 15    
christenhait, die vaizt gotsgâb habent von iren kirchen und   15
Line: 16    
si doch verunrainent mit iren sünden, und wenne si die
Line: 17    
vögel strâfent, die pei dem tag vliegent (daz sint die daz
Line: 18    
gots wort sprechent), varnt si die an mit den scharpfen
Line: 19    
kræueln irr grimmikait. der vogel hât gnuog federn
Line: 20    
und ist doch an im selber swær.   20



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM CALADER.



Line: 23    
Caladrius, sam Jacobus und Isidorus sprechent, ist
Line: 24    
ain weizer vogel über al. der hât die art, daz daz inwen\dig
Line: 25    
tail seiner hüff benimt den augen ir vinster. er hât   25
Line: 26    
auch die art, ist daz man in füert zuo ainem siechen
Line: 27    
menschen etswie oft, bedäutt er, ob der mensch sterben
Line: 28    
schol oder genesen. wan ist, daz er des menschen ant\lütz
Line: 29    
versmæht und kêrt sein augen von im, stirbt er;
Line: 30    
siht aber er den siechen an und kêrt sich niht von im,   30
Line: 31    
geniset er, wan er bekent sein antlütz und nimt sein
Line: 32    
siechtum an sich und fleugt in die lüft und verprent und
Line: 33    
zerstræut si; wirt der siech zehant gesunt. die vogel

Page: 174  
Line: 1    
heten die alten küng hie vor beslozzen in irn säln und
Line: 2    
in irr wonung. die vogel vant Alexander in dem lant
Line: 3    
Perside. der calader hât ain grôzez pain in seinen pain,
Line: 4    
des mark macht die vinstern in den augen clâr, der sich
Line: 5    
mit salbet.   5



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEN ELBIZ ODER SWAN.



Line: 8    
Cignus haizt ain elbiz oder ain swan. daz ist ain
Line: 9    
weizer vogel und sprechent die maister, er sing gar schôn,
Line: 10    
aber daz hân ich nie gehœrt und hân ir doch vil gesehen.   10
Line: 11    
Jacobus spricht, der swan hât weiz federn und hât doch
Line: 12    
swarzez flaisch. er waiz von nâtûr seinen tôt vor, wan er
Line: 13    
singet frœleich und lusticleich vor wenn er sterben schol.
Line: 14    
er hât sein sterk in den vetachen. der tôt her gêt,
Line: 15    
fleuht er sein pein in dem hirn und singt alsô süezic\leich   15
Line: 16    
unz er stirbt. aber daz puoch hât ze latein: in\stante
Line: 17    
morte figit pennam in cerebro. daz spricht: wenne
Line: 18    
der tôt kümt, stekt er ain federn in daz hirn. daz
Line: 19    
hât niht sinnes, von hât der schreiber gevælt und
Line: 20    
schol sprechen: fugit penam in cerebro, daz spricht: er   20
Line: 21    
fleuht des tôdes pein in dern hirn mit seinem süezem ge\sang,
Line: 22    
wie daz sei, daz daz herz indes leid. er ist ainer
Line: 23    
haizen nâtûr, von ist er zornig. wenne er swimt mit
Line: 24    
ainem fuoz, meistert er sich mit dem andern an den
Line: 25    
weg den er wil, sam ain schefman. er izt wênig nâch   25
Line: 26    
der grœzen, die er hât. er hât underlâzen zend in dem
Line: 27    
snabel, mit tailt er sein ezzen. wenn er geslagen wirt
Line: 28    
auf daz haupt, stirbt er leiht, und mag doch anderr
Line: 29    
sêrung vil geleiden.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM CARISTEN.



Line: 32    
Carista, sam Solînus spricht, ist ain vogel, der fleugt
Line: 33    
in prinnendeu flammen ân all sein pein und ân allen

Page: 175  
Line: 1    
smerzen, alsô daz weder sein federn noch sein flaisch von
Line: 2    
dem feur leident. pei verstê wir die hailigen martrær,
Line: 3    
die daz feur diser werlt niht versêren moht.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM STORCHEN.



Line: 6    
Ciconia haizt ain storch und haizt in anderr däutsch
Line: 7    
ain ödbär. der vogel ist aschenvar, sam Isidorus spricht,
Line: 8    
und spricht Solînus, daz der vogel kain stimm hab denne
Line: 9    
daz er cläpper mit dem snabel. er cläppert auch von
Line: 10    
drein sachen. diu êrst ist von der zeit, diu wunnec\leich   10
Line: 11    
ist und warm. daz cläppern ist vor fräuden. er
Line: 12    
cläppert auch durch die übervliegenden vogel durch vorht,
Line: 13    
und cläppert vor zorn, wenne er sich rechen schol. wenne
Line: 14    
die störch über mer wellent vliegen, sint die krâen ir
Line: 15    
vorvliegerinn und ir überfüererinn. die storch habent   15
Line: 16    
grôzen vleiz und grôz sorg und auch grôz lieb zuo irn
Line: 17    
kinden und lâzent ir aigen federn reisen in ir nest, wenne
Line: 18    
si prüetent, dar umb, daz diu kindel sanft sitzen.
Line: 19    
habent auch diu störchel wider grôz trew zuo den müe\tern,
Line: 20    
wan als grôz zeit die müeter verzerent ob den kin\den,   20
Line: 21    
als grôz zeit verzerent diu kint ob den müetern und
Line: 22    
speisent si auch. von haizt man den vogel den sänf\ten
Line: 23    
vogel. der vogel ist den slangen gar gehaz und
Line: 24    
setzet in vil lâg, und wie daz sei daz er die slangen und
Line: 25    
ander vergiftegez dinch ezz, doch stirbt er niht von,   25
Line: 26    
sam Adelînus spricht. er izt niht kroten, in twing dann
Line: 27    
grôzer hunger. pei prüeft man, daz diu krot gar pœs
Line: 28    
ist wider ander vergiftegeu ding. des storchen mägel
Line: 29    
ist ain sunderleich erznei wider vergiftigeu dinch, sam
Line: 30    
Plinius spricht. ez ist ain velt in Asia, koment si   30
Line: 31    
zesamen und cläppernt mit enander sam ob si spræchen,
Line: 32    
und welher der letzst ist, den zereizent si und vliegent
Line: 33    
von dann. die störch tœtent iriu weip, diu êbrecherinn

Page: 176  
Line: 1    
sint und sich niht gereinget habent in den wazzern nâch
Line: 2    
irr pôshait. daz hât man oft gesehen.



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM GALANDER.



Line: 5    
Calandris haizt ain galander. daz ist ain klainer vo\gel   5
Line: 6    
und ist nâhent der lerchen geleich. der vogel ge\fräut
Line: 7    
all die in hœrent mit seinem süezen gesang. wenne
Line: 8    
man in gevæht und in besleuzt in ainem häusel, ver\gizt
Line: 9    
er seinr vanknüss und seins leidens und ist nümmer
Line: 10    
ain stunt des tages ungesungen, und trabt nihts auf die   10
Line: 11    
vanknüss noch auf anders ihts denn auf sein gesang: des
Line: 12    
fräwet er sich und singt in manger vogel stimm. Pei
Line: 13    
dem vogel verstê wir die die êwigen sælichait hie betrah\tent
Line: 14    
und frô sint mit in selber, daz si vergezzent des
Line: 15    
ellendes hie, inne si sint. von den spricht sanctus   15
Line: 16    
Paulus, daz die selben ir gemainschaft und ir handlung
Line: 17    
ietzunt habent in dem himel. nu sich mir die galandern
Line: 18    
an, die tag und naht in der geschrift sitzent und spiegel\schawent
Line: 19    
götleicheu werk dar inne. ach muoter der parm\herzichait,
Line: 20    
hilf deinen galandern, die tag und naht dein   20
Line: 21    
spiegel welzent und handelnt. hilf, hilf, helferinne, hilf
Line: 22    
deinem sünder, waist allain, frawe, wen ich main.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM RABEN.



Line: 25    
Corvus ist ain rab. der vogel hât die art, sam Isi\dorus   25
Line: 26    
spricht, wen diu si ir air prüet, pringt ir der er
Line: 27    
ze ezzen. Augustînus spricht, der rab hât die art, daz er
Line: 28    
seineu kindel niht speist unz daz er siht, daz in die federn
Line: 29    
swarzent; von beleibent diu jungen räbel siben tag ân
Line: 30    
allez ezzen, und an dem sibenden tag swarzent si,    30
Line: 31    
nâch pringt er in ze ezzen. die raben werfent etleicheu
Line: 32    
kint auz dem nest, wenn si der arbait verdreuzt mit in,

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Line: 1    
daz si in niht genuog speis pringen mügent. etleich
Line: 2    
sprechent, daz die raben mit den snäbeln zuovâhen und
Line: 3    
auch gepern. aber Johannes spricht, daz der rab mit
Line: 4    
dem snabel zuovâh und seineu air leg, ander vogel
Line: 5    
airn. man spricht auch, daz die raben zuogevâhen, wenn   5
Line: 6    
si ain rabenai ezzen. der rab ist schraiig und macht
Line: 7    
mangerlai stimm, wan, sam Fulgentius spricht, er macht
Line: 8    
vierundsehzig stimm. die raben unkäuschent etswenn in
Line: 9    
irm flug. der rab ist sterker des tages, ist der auf
Line: 10    
sterker des nahtes. der rab frizt dem auf seineu air des   10
Line: 11    
tages, frizt der auf dem raben seineu air des nahtes.
Line: 12    
ez ist ain art der raben in dem land pei der sunnen auf
Line: 13    
ganch, die streitent mit dem esel und mit dem ochsen,
Line: 14    
wan diu tier vliehent, sitzet der rab auf si und
Line: 15    
fleugt in gegen den augen und stœzt in die augen auz   15
Line: 16    
und machet si irn herren unnütz. dar umb tœtt si ir herr
Line: 17    
und schindet si, wirt dem raben sein tail von dem âs.
Line: 18    
alsô gesigt der unêr vogel dem starken tier an. sam tuot
Line: 19    
ain unêr weip, diu gesigt oft ainem starken manne an,
Line: 20    
der doch vest ist seines muotes. vor besleuz dein   20
Line: 21    
augen, wan diu tuont den schaden. ich het ains tages
Line: 22    
ain frawen in der kirchen angesehen vil und aber vil.
Line: 23    
sprach ainz in dem slâf zuo mir, ich hiet zwên unken in
Line: 24    
den augen, die müesten sterben. hilf, fraw, hilf, daz si
Line: 25    
sterben! der rab hât den fuchs liep von nâtûr, und dar   25
Line: 26    
umb hilft er im wider die vogel, die achilen haizent, wan
Line: 27    
der achilon ist des raben veint.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 28    
Line: 29    
VON DER KRAEN.



Line: 30    
Cornix haizt ain krâw und sint des selben geslähtes   30
Line: 31    
mit den raben, sam Plinius spricht. die krâen werdent
Line: 32    
auch gestrâft mit siehtum in den sümerleichen sün\wenden.
Line: 33    
die krâen anvehtent ander edel vögel sam ir
Line: 34    
veint, und daz kümt in oft zuo schaden, wan die edeln

Page: 178  
Line: 1    
vogel der krâen anvehten und ir zuoschiezen lang ver\tragent,
Line: 2    
werdent si zuo letst ungedultig und zereizent
Line: 3    
die krâen. diu krâw izzt gern nuz, und wenn si ain hert
Line: 4    
nuz hât, der si mit dem snabel niht geprechen mag,
Line: 5    
vleugt si in die hœhe ob herten stainen und læzt die nuz   5
Line: 6    
dar auf vallen als oft unz daz si zeprist. diu krâw speist
Line: 7    
ir sien, wenne diu prüett und niht auzfleugt.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM CUKUK.



Line: 10    
Cuculus haizt ain cukuk oder ain gauch. der ver\ändert   10
Line: 11    
sein stimm niht, er singt neur cukuk, cukuk, dar
Line: 12    
umb spottent sein diu kint. der vogel ist gar træg und
Line: 13    
unstæt an ainer stat. er legt sein air in ains andern vö\gelleins
Line: 14    
nest, daz haizt ain grasmuk, und nimt im als vil
Line: 15    
air her auz als er im hin ein legt, daz ez an der zal iht   15
Line: 16    
mêr vind denne ez haben schol und diu übrigen iht auz
Line: 17    
werf. prüett daz vremd vögellein des gauches air auz
Line: 18    
mit den seinen und speiset den jungen gauch mit seinen
Line: 19    
kinden und hât der witz niht, daz ez erkenne den gauch
Line: 20    
an der grœz auz seinen klainen vögellein. wenne nu der   20
Line: 21    
jung gauch an dem nest sitzt mit den grasmuken, zuckt
Line: 22    
er mit seiner geitichait der alten grasmuken alle zeit daz
Line: 23    
ezzen vor den andern, sam Plinius spricht, und alsô wirt
Line: 24    
er gar vaizt und gar schœn. fräut sich sein amme diu
Line: 25    
grasmuk, daz si ain schœn kint prâht hât, und dunket   25
Line: 26    
sich des edel an ir selber und versmæht iriu aigeneu kint
Line: 27    
gegen dem gauch und verzert sich selber gar, daz si
Line: 28    
gar âkreftich wirt. des wirt ir übel gelônet, wan der
Line: 29    
gauch erstarket und auz fleugt, volgt im diu amme vor
Line: 30    
liebe, versmæht er si und peizt si ze tôd. der gauch   30
Line: 31    
zeuht sein federn auz in dem winter und setzt sich in ain
Line: 32    
hol mit den federn in ainen sichern paum; dar ein hât
Line: 33    
er den sumer gesament daz ezzen, des er den winter be\darf.
Line: 34    
Isidorus schreibt ainz von dem gauch, daz ist doch

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Line: 1    
zweivelleich, und spricht, daz die gäuch alsô widerkömen
Line: 2    
ze land in der wunnencleichen zeit des lenzen, daz si
Line: 3    
sitzen auf der weien ahseln, dar umb, daz si iht müed
Line: 4    
werden mit langem vliegen über verreu lant. der gäuch
Line: 5    
spaichel pringet ackergrillen, die werdent dar auz. aber   5
Line: 6    
ich hân gesehen, daz ain hol rœrl dar auz wart silber\var
Line: 7    
gewunden umb ain ästel an ainem paum, er die
Line: 8    
spaicheln lie.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM COREDEL



Line: 11    
Coredulus ist als vil gesprochen sam ain herzfrâz,
Line: 12    
alsô spricht Isidorus, wann ez ist ain vâhend vogel und
Line: 13    
lebt des raubes, und wenn er ainen andern vogel gevæht,
Line: 14    
gert er allermaist des herzen, und wæn, ez sei ain
Line: 15    
klain vogel, der haizt auf dem gäw würgelhôch. Der   15
Line: 16    
vogel bedäut got den obristen minner und ainen ieglei\chen
Line: 17    
minner, der spricht zuo seinem lieb: lieb, gib mir
Line: 18    
dein herz, daz wil ich haben; daz ist pilleich umb got.
Line: 19    
wan als sant Augustînus spricht, got hât des menschen
Line: 20    
herz gar tewr gekauft mit seinem schatzpærn pluot. dar   20
Line: 21    
umb besitzet er ez pilleich ain und niemant mêr. ach,
Line: 22    
wær dem alsô! niht ain haben verleust meng minnendez
Line: 23    
herz.



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 24    
Line: 25    
VON DER TAUBEN



Line: 26    
Columba haizt ain taub. daz ist gar ain sänftig
Line: 27    
vogel. diu taub reizt niht noch grimmt mit irm snabel
Line: 28    
und ist ân gallen, sam Beda spricht. aber Aristotiles
Line: 29    
spricht, si hab ain gallen, doch niht an der stat, si
Line: 30    
andreu tier haben, wan si hab die gallen in ainem in\gwaid.   30
Line: 31    
dar umb widerspricht Aristotiles niht dem, daz
Line: 32    
Beda spricht, wan Beda maint, diu taub hab kain gallen
Line: 33    
an der stat, si andreu tier habent; maint Aristo\tiles,

Page: 180  
Line: 1    
si hab si anderswâ. diu taub enzünt ir lieb mit
Line: 2    
snäbeln sam die menschen mit küssen. die tauben flie\gent
Line: 3    
scharot und schadent niemant. si lebt des tôten
Line: 4    
niht, wan si izt neur korn und getraid. si waint für ir
Line: 5    
singen. si fuort vremdeu kindel. diu taub pringt ir ge\siht   5
Line: 6    
neunstunt wider. si nist hôch, sam Jacobus und Beda
Line: 7    
sprechent, kain tier si berüeren mag. alsô schol un\ser
Line: 8    
wonung in dem hôhen himel sein. diu taub ruot gar
Line: 9    
gern pei dem wazzer, dar umb, daz si den durst lesch
Line: 10    
und daz si des habichs schaten in dem wazzer vor seh,   10
Line: 11    
ê er si begreif. Isidorus spricht, ez sei ain paum pei der
Line: 12    
sunnen aufganch, der haizt kriechisch peridixiοn und ze
Line: 13    
latein circa dextram, daz haizt ze däutsch pei der rehten
Line: 14    
hant. des paumes fruht ist süez. der begert diu taub
Line: 15    
wunderleichen vast, und der paum behüett die tauben mit   15
Line: 16    
seinen esten und mit seinem schaten, und in den selben
Line: 17    
landen sint ainrlai trachen, die den tauben lâg setzent,
Line: 18    
und die trachen hazzent den vor genanten paum von
Line: 19    
nâtûr alsô sêr, daz si seinen schaten fürhtent. wenn nu
Line: 20    
die tauben auf dem paum sitzent, sitzt der trach verr   20
Line: 21    
her dan und lâgt, ob kain taub auz dem paum vlieg, daz
Line: 22    
er si vâh. ist auch, daz des paumes schat zder rehten
Line: 23    
hant ist, setzet sich der trach zder tenken. ist aber
Line: 24    
der schat zder tenken, setzet er sich zder rehten.
Line: 25    
pei den trachen verstê die pœsen gaist und pei den tau\ben   25
Line: 26    
die geläubigen sêl, pei dem paum unsers herren
Line: 27    
kräuz, under des rehten arm stêt unser liebiu frawe gotes
Line: 28    
muoter. pei des paumes schaten verstê daz zaichen des
Line: 29    
hailigen kräuzes, daz wir für uns tuon mit rehtem ge\lauben,
Line: 30    
wan daz vliehent die pœsen gaist. Aristotiles   30
Line: 31    
spricht, daz die tauben gar stæt sein mit ir unkäusch,
Line: 32    
alsô daz si ir ê niht zeprechent. si habent auch die art,
Line: 33    
daz si in ain gemain haus suochent, und daz liebt in.
Line: 34    
daz selb haus lâzent si niht leiht, ez sei dann ain käu\scheu
Line: 35    
taub oder ain witib, diu selb fleuht die andern.   35
Line: 36    
die tauben gepernt alle zeit zwai täubel, des êrsten ainen

Page: 181  
Line: 1    
er und dar nâch an dem dritten tag ain si. si prüetent
Line: 2    
auch paideu, er und si, in zwain zeiten; wan diu si prüett
Line: 3    
nâch mittem tag unz ze metten zeit, dar nâch prüett der
Line: 4    
er die andern zeit, und an dem ahzênden tag beleibt er
Line: 5    
hie auzen. die tauben habent auch die art, wenn si ain   5
Line: 6    
irrvliegend tauben vindent, die nement si in ir gesellschaft.
Line: 7    
si habent auch die art, daz si stainl ezzent, dar umb, daz
Line: 8    
si des magen hitz sänftigen, wann si sint gar haizer nâ\tûr.
Line: 9    
wenn si mit enander vehtent, zestraubent si ir
Line: 10    
federn und allermaist auf den hälsen. si habent gar   10
Line: 11    
prinnenden und hitzigen mist, den werfent si auz irn
Line: 12    
nesten und lêrent auch ireu kint den mist auzwerfen.
Line: 13    
wer pluot nimt auz dem rehten flügel der tauben unden
Line: 14    
oder auz dem rehten flügel unden der swalben oder der
Line: 15    
turteltauben und daz in die vinstern augen legt, der wirt   15
Line: 16    
gesunt, wann daz pluot ist scharpf und hât die kraft, daz
Line: 17    
ez die diken materi zesträut und verzert. der taubhai
Line: 18    
wirft seineu gewahsen kint auz dem nest, aber ê er si her
Line: 19    
auzwerf, vogelt er si vor. diu taub wirt gar beswært,
Line: 20    
wenn si ir air gepirt, und ist daz si sich vertregt in dem   20
Line: 21    
gepern, wirt si pitterleich versêrt. die tauben habent
Line: 22    
die art under anderm gefügel, daz si ir häls niht auf
Line: 23    
hebent wenne si trinkent, unz si genuog habent getrunken.
Line: 24    
die jungen tauben sint aller pest und aller gesündischt in
Line: 25    
dem lenzen, man daz sumergetraid sæt, und in dem   25
Line: 26    
herbst, man daz wintergetraid sæt, dar umb, daz si
Line: 27    
danne neur des korns lebent. Plinius spricht, daz fri\schez
Line: 28    
taubenflaisch und swalbenflaisch zuo ainander ge\mischt
Line: 29    
und gemachet guot sei für die slangen. ez ist
Line: 30    
auch gewisleich wâr, daz etleich tauben die art habent,   30
Line: 31    
die nümmer gevogelt werdent und käusch beleibent. ez
Line: 32    
sint auch etleich, wenne si ir gemaheln verliesent, daz si
Line: 33    
witiben beleibent, und die vermeident auch gemaineu
Line: 34    
häuser der tauben, die ir gemahel habent, von, daz si
Line: 35    
die ern niht unruoen, und fliehent von in und wonent   35
Line: 36    
in den wilden velsen. die tauben habent grôzen vleiz,

Page: 182  
Line: 1    
wie si ir federn geslihten und gezieren und mit irm sna\bel
Line: 2    
stræln, und wenn si des beginnent, lâgt ir der
Line: 3    
spärwær allermaist und væht si danne und tœtt si. alsô
Line: 4    
lâget unser der pœs gaist, wenn wir unsern vleiz legen
Line: 5    
auf diser werlt gespenst und ir üppichait. ach herr, wie   5
Line: 6    
oft er mich gevangen hât, daz mich diu aller tugent\leichst,
Line: 7    
diu schœnst, diu reichst, diu edelst, diu gewel\tigst
Line: 8    
all zeit hât erlœst auz seinen scharpfen klâen, wie
Line: 9    
daz sei, daz ich laider ir taub niht sei, sunder ich pin
Line: 10    
ein armer rab. nu hilf, edleu kaiserin, hilf mir und   10
Line: 11    
allen guoten freunden.



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER WAHTELN.



Line: 14    
Coturnix oder quistula haizt ain wahtel und haizt
Line: 15    
in kriechisch οrtigia, dar umb, daz die vogel des êrsten   15
Line: 16    
gesehen wurden in ainer inseln, diu haizt Ortigia. er
Line: 17    
haizt auch ortigometa. die wahteln habent die art, daz
Line: 18    
si gegen winterszeiten über mer varnt in ainer grôzen
Line: 19    
meng, und wenne si varn wellent, besament si sich
Line: 20    
pei dem mer und vallent des nahtes in die segel und in   20
Line: 21    
diu schef und ze stunden in grôzer meng, daz si diu
Line: 22    
schef versenkent. Solînus spricht, wenn der wahteln zeit
Line: 23    
kümt, daz si über mer varn wellent und daz si zuo dem
Line: 24    
urfär nâhent, lâgt ir der habich allermaist. dar umb
Line: 25    
wartent si danne irr gelaiter, daz sint die kræen, der   25
Line: 26    
vliegent vil mit in und behüetent si vor den häbichen.
Line: 27    
alsô, lieber mensch, wenne von disem ellenden mer
Line: 28    
diser armen werlt schaiden muost und der sumer deins
Line: 29    
lebens und deinr üppigen fräud ain end hât, scholt
Line: 30    
dich vor gewarnt haben gewisser gelaiter, daz sint die   30
Line: 31    
heiligen engel, die dich sicherleichen füeren vor den hel\lischen
Line: 32    
häbichen, daz sint die pœsen gaist. wizz auch,
Line: 33    
daz under den wahteln mêr ern sint denn sien, und under

Page: 183  
Line: 1    
den vischen, die ze latein pectines haizent, sint auch mêr
Line: 2    
ern wann sien; aber under den menschen werdent mêr
Line: 3    
dirnkint geporn dann degenkint. daz ist dar umb, daz
Line: 4    
der mensch vil genaigt ist zuo unkäusch, und daz er des
Line: 5    
âbents gar oft und in der êrsten stunt des nahts unkäu\schet   5
Line: 6    
mit seiner frawen, wenne der leip noch voller rauchs
Line: 7    
ist und dunstes von ezzen und von trinken, ê die leiplei\chen
Line: 8    
gaist gefürwet werdent und gerainigt in dem slâf
Line: 9    
von den selben dünsten. in der selben zeit werdent die
Line: 10    
frawen swanger des kränkern geslähtes, daz sint dirn\kindel.   10
Line: 11    
aber die man, die ir frawen des morgens gegen
Line: 12    
tag beslâfent, wenne des rainen pluotes zeit ist, die ma\chent
Line: 13    
gar saubreu degenkindel oder gar frecheu röscheu
Line: 14    
maidel, wan hât sich paideu, fraw und man, ain klain
Line: 15    
ergangen von dem pett und dar nâch wider zuo gehüllet   15
Line: 16    
und ist diu nâtûr ring, rain und sauber. daz wizzent
Line: 17    
wênig laien, dar umb ist der frawen mêr wenne der man.
Line: 18    
scholt auch wizzen, daz die wahteln under allen tiern
Line: 19    
auf erden allein den vallenden siehtum leident sam der
Line: 20    
mensch. aber die spärling leident den krampf auf den   20
Line: 21    
dächern. diu wahtel neuzt gar swæres ezzens und izt et\leich
Line: 22    
vergiftig sâmen, und dar umb versmæhent si et\leich
Line: 23    
weis läut ob irn tischen.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM STIGLITZ



Line: 26    
Carduelis haizt ain stiglitz. daz ist ain klainr vogel,
Line: 27    
sam Isidorus spricht, der nert sich von den disteln, und
Line: 28    
daz ist ain grôz wunder, daz der vogel wol singt und
Line: 29    
daz er doch gespeiset wirt von den scharpfen stichelingen
Line: 30    
der disteln. pei verstê die guoten lêrer auf ertreich, die   30
Line: 31    
vil leidens habent und doch in den dornen diser werlt
Line: 32    
frœleich got dienent. ach got, waist wol, dein
Line: 33    
stiglitz singent, waist auch ir haimleich dornezzen wol:

Page: 184  
Line: 1    
hâst selber gesungen auf erden unz in den pittern tôt.
Line: 2    
war umb leident dein guot freund niht auch auf erden?
Line: 3    
der stiglitz ist an dem leib swarzer und gelber varb und
Line: 4    
an dem haupt ist er rôt. er hât die art, er gevangen
Line: 5    
wirt und beslozzen in ainem vogelhäusel, zeuht er waz\zer   5
Line: 6    
auf in ainem väzzel an ainem vadem mit seinem sna\bel
Line: 7    
und helt ez ze stunden mit ainem füezel unz er ge\trinket.
Line: 8    
daz ist ain wunder von der nâtûr, daz si dem
Line: 9    
klainen vogel die kündichait geit und tailt die witz doch
Line: 10    
niht mit ainem rind oder mit ainem esel oder mit ainem   10
Line: 11    
andern grôzen tier. alsô geschiht dike, daz von diemüe\tigen
Line: 12    
armen läuten ain gar vernünftig witzig kint geporn
Line: 13    
wirt und von grôzen fürsten ain narr und esel kümt. got,
Line: 14    
des sei dir gedanket, daz armuot nie versmæht hâst.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM KÜNIGEL.



Line: 17    
Crochilus haizt ain künigel. von dem spricht Plinius,
Line: 18    
daz ez ain küng und ain herr sei der andern vogel in
Line: 19    
dem land Italia, daz ist pei Venedig und in Lamparten.
Line: 20    
daz küngel ist der klainst vogel under allen vögeln. aber   20
Line: 21    
als vil und ez klainer ist an dem leib, als vil ist ez snel\ler
Line: 22    
an dem flug, sam Plinius spricht. pei verstê die
Line: 23    
diemüetigen diser werlt, si ie diemüetiger sint, si
Line: 24    
ie hœher und sneller vliegent in die êwigen fräud. wan
Line: 25    
diu diemüetichait ist ain wurzel aller tugent, sam Gre\gorius   25
Line: 26    
spricht. daz vögel ist muotig und manhaft,
Line: 27    
daz ez sich wider den adlarn getar setzen und überhebt
Line: 28    
sich seins snellen flugs. getâneu herzen vint man
Line: 29    
auch in guoten läuten in gerechtikait. die küngel ha\bent
Line: 30    
die art, daz sich ir vil besament in ain hol winters\zeiten,   30
Line: 31    
dar umb, daz diu klain hitz in dem klainen leibel
Line: 32    
sich von der schar mêre. ir nernt sich auch zeminsten
Line: 33    
zwai mit enander.

Page: 185  



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KÜNIGSVOGEL.



Line: 3    
Diomedica oder herodias mag ze däutsch haizen
Line: 4    
künigsvogel, dar umb, daz er den namen hât von dem
Line: 5    
küng Diomedes, sam Solînus spricht. aber er haizt krie\chisch   5
Line: 6    
herodias. der vogel ist an der grœzen sam ain
Line: 7    
swan und ist snêweiz. sein augen seint liehtprinnend in
Line: 8    
dem haupt und hât ainen snabel wol gezendet. die vo\gel
Line: 9    
fliegent scharot sam die kränch und der êrst an der
Line: 10    
schar füert die andern und ist ir belaiter. aber der letscht   10
Line: 11    
an der schar maistert die andern und twingt si, daz si
Line: 12    
die rehten ordnung haltent an dem flug. alsô schol in
Line: 13    
ainem iegleichen convent sein ain haupt, dem man volg
Line: 14    
an witzen, und ain gewalt, der twinge. der zwair ist nôt
Line: 15    
in ainer iegleichen gemain. der vogel hât die art, wenn   15
Line: 16    
ain küng sich schol verändern oder sterben in dem lande,
Line: 17    
er wont, hât er klägleich und wainleich stimme.
Line: 18    
Solînus und Jacobus sprechent, wenn ain Kriech zuo den
Line: 19    
vogeln , sein si gar sänftig gegen im; wenne aber
Line: 20    
ain ander mensch zuo in gêt, peizent si ez. si fliegent   20
Line: 21    
an die waid von irn nesten gegen der sunnen aufganch,
Line: 22    
aber des nestes tür ist gegen der sunnen underganch, dar
Line: 23    
umb müezent si sich verkêren an dem einflug von der waid.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM GREIFFALKEN



Line: 26    
Grifalcus haizt ain greiffalk und haizt auch herodius,
Line: 27    
sam diu glôs sagt über daz puoch Leviticum an der stat,
Line: 28    
Moyses die unrainen vogel verpeut. der vogel ist der
Line: 29    
aller edlist under allen vogeln. er ist gel als ain wahs,
Line: 30    
iedoch daz mêrer tail seins leibes ist weizlot, ân an dem   30
Line: 31    
herzen oder an der prust. der vogel ist starch und
Line: 32    
grôz, sam diu glôs sagt über Leviticum, daz er den

Page: 186  
Line: 1    
adlarn væht und im angesigt. wenn er fleugt, smuckt
Line: 2    
er sein füez an sein prust und sleht den raup mit den
Line: 3    
füezen. ist daz er den raup mit dem êrsten zuoschuz
Line: 4    
niht begreift, fleugt er über sich hôch auf in die lüft
Line: 5    
und von rehter unwirdichait und vor zorn kümt er kaum   5
Line: 6    
wider an sein naigstat. wenne er den raup siht den er
Line: 7    
vâhen wil, swingt er sich auz und schawet, ob er im
Line: 8    
eben sei und gevellig, und ist er im endleich, væht
Line: 9    
er in. Pei dem verstê ainen muotigen man, der mit
Line: 10    
witzen und mit dem rehten angesigt den adlärn, die   10
Line: 11    
mit unreht über ander läut vliegen wellent. hilf, Marîâ,
Line: 12    
obersteu kaiserinne, dem gesprochen ist in seim slâf:
Line: 13    
greiffalk, greiffalk!



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM FENICEN



Line: 16    
Fenix ist ain vogel in dem land Arabia. der ist alle
Line: 17    
zeit neur ainer, sam Solînus, Jacobus, Isidorus und Am\sius
Line: 18    
sprechent, und lebt dreuhundert und vierzig jâr. er
Line: 19    
ist an der grœz als ain adlar und hât ain gekrœnt haupt
Line: 20    
sam ain pfâwe und gevalten guomen. er ist auch goltvar   20
Line: 21    
pei dem hals, aber an dem aftern tail ist er purpervar.
Line: 22    
er hât ain wahsvarben zagel, sint rôsenvarb federn ein
Line: 23    
gemischt mit wunderleicher manigvärbichait. der fenix
Line: 24    
hât die art, wenn in daz alter beswært, suocht er im
Line: 25    
in den landen gegen der sunnen aufganch den aller   25
Line: 26    
schœnsten paum auf den hœhsten pergen ob ainem aller
Line: 27    
lustigisten prunnen und machet im ain nest auf den paum
Line: 28    
von weirauch, von mirren und von cinamon und von an\dern
Line: 29    
edeln würzen und kräutern, und wenn diu sunn ir
Line: 30    
hitz auf daz nest wirft, wæt der fenix zuo mit seinen   30
Line: 31    
vetachen, unz diu pürd des edeln dinges enprint. daz
Line: 32    
geschiht, legt er sich in daz feur und verprinnet. dar
Line: 33    
nâch über wênig tag wirt ain würmel auz dem aschen
Line: 34    
und gewint dar nâch flügel. dar nâch wirt dar auz ain

Page: 187  
Line: 1    
vollkomener fenix. Isidorus spricht, daz ain fenix hie
Line: 2    
vor flüg in die stat Heliopolis, diu gelegen ist in dem land
Line: 3    
Egypten, in dem mônât adar, daz ist aprilis der næhst
Line: 4    
vor dem maien, und fuort auf seinen flüglen mangerlai
Line: 5    
edel würz und kräuter und saz auf den haufen holz, den   5
Line: 6    
der priester zesamen gelegt het und angezündet zuo einem
Line: 7    
opfer, und verprant sich zwischen den edeln würzen,
Line: 8    
die er dar het prâht auf seinen flügeln. an dem næhsten
Line: 9    
tag nâch dem prand kom der priester zuo dem altar und
Line: 10    
vant diu hölzer verprant. er den aschen durchschawt,   10
Line: 11    
vant er ain würmel, daz smeckôt auz der mâzen süez\leich
Line: 12    
und lusticleich. an dem andern tag nâch was
Line: 13    
daz würml zuo ainem vogel worden. an dem dritten tag
Line: 14    
was ez ain ganzer volkomenr fenix und vlog auz sein
Line: 15    
strâz. in der stat, sam Haimo spricht, was vor Christi   15
Line: 16    
zuokunft ain tempel gepawen in der êre des obristen go\tes.
Line: 17    
der tempel was gemacht nâch dem tempel, den Sa\lomôn
Line: 18    
pawt ze Jerusalem, und macht in Onîas, des küngs
Line: 19    
sun Onîe, von des küngs gepot Ptolomêi, der küng in
Line: 20    
Egypto was nâch dem spruch Isaie, der sprach: un\sers   20
Line: 21    
herren altar wirt in Egypten lant. ez spricht auch
Line: 22    
Haimo, daz unser fraw in der stat oft wær, diu haizt
Line: 23    
Heliopolis, mit irem lieben kind, si Herodem vlôch
Line: 24    
von Judêâ in Egyptum. Der fenix bedäut die hailigen
Line: 25    
sêl, diu ist mit irem spiegelschawen in die götleichen   25
Line: 26    
sunnen grôz sam der adlar. si ist schôn gekrœnt an
Line: 27    
dem haupt als der pfâwe mit dem, daz si lauter und rain
Line: 28    
ist an dem muot. diu sêl hât gevalten guomen mit zwair\lai
Line: 29    
gir in irm gepet, wan si begert ir selbes hail und
Line: 30    
auch der næhsten hail. ir hals ist goltvar, daz ist diu   30
Line: 31    
hailig lêr und der guot rât, den si andern läuten vor\tregt.
Line: 32    
diu hailig sêl ist an dem aftern tail purpervar,
Line: 33    
daz ist ir nâchvolg der martrær Christi, wan die mag
Line: 34    
niemant vermeiden, der zuo got wil. auch maht
Line: 35    
Christum dem vogel wol geleichen mit seiner marter und   35
Line: 36    
mit seiner urstend an dem dritten tag.

Page: 188  


Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM FALKEN.



Line: 3    
Falco haizt ain falk. der hât die art, daz er daz
Line: 4    
haupt umb und umb reidet mit ainem reiden, alsô daz
Line: 5    
sein prust doch unverriden beleibt. daz augenreiden des   5
Line: 6    
falken ist behend, daz seineu augen zwainhundert augen
Line: 7    
gleich kreftig sint mit erkennen. er lâgt dem raub vlei\zicleichen,
Line: 8    
der nâch im ist gegen seinem ruck. er hât
Line: 9    
krank nieren und ain starch prust und vertregt klain den
Line: 10    
andern vogeln. er wil lusticleich gespeist werden. er   10
Line: 11    
fleugt gar ungestüemicleich und ist im selber mit huot
Line: 12    
unsicher. aber wenne er den raigel væht und der valken
Line: 13    
zwên sint, vliegent si geselleich, ainer auf, der ander
Line: 14    
nider pei der erd, dar umb, daz der in der hœhen den
Line: 15    
raiger her nider slah und der pei der erd in begreif und   15
Line: 16    
hab. ez sint zwairlai falken. ainerlai sint unedel, die
Line: 17    
vâhent niht denn mit grôzem hunger und mit grôzer ar\bait.
Line: 18    
die andern sint gar edel, die vâhent von nâtur mit
Line: 19    
klainer gewonhait. der unedel falk wenn der den raigel
Line: 20    
zuo der erd gesleht und wil in vâhen, læzt der raigel   20
Line: 21    
ainen frischen visch auz dem kropf, den er gevangen hât,
Line: 22    
den selben nimt der unedel falk und læzt den raigel
Line: 23    
vliegen. alsô tuot der edel falk niht: wan der raiger
Line: 24    
den visch auz dem snabel læzt, helt er in vester denne
Line: 25    
vor. die pœsen falken bedäutent uns die pœsen prelâten,   25
Line: 26    
pischölf, prœbst, dechant und all pœs rihter, die gelt ne\ment
Line: 27    
von den schuldigen und lâzent die ledig umb daz
Line: 28    
unrain guot. von den spricht Isaias, si machent den un\gerehten
Line: 29    
gereht umb gâb. ez hât der falk ain scharpfez
Line: 30    
pain an seiner prust, daz ist gar hert, daz hât im diu   30
Line: 31    
nâtûr geben, daz er den raup mit stôz. der falk ist
Line: 32    
aller pest in der andern oder dritten mauze. ain wilder
Line: 33    
falk wirt haimlich, daz man in sêr læzt erhungern und
Line: 34    
in dar nâch äzt. alsô werdent wild läut zam nâch vil
Line: 35    
arbait.   35

Page: 189  



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM FULKEN.



Line: 3    
Fulica ist ain vogel, sam Ambrosius spricht, der hât
Line: 4    
die art, wenn der adlar seineu kint auz dem nest ge\wirft,
Line: 5    
speist er si in grôzer güeten und in miltikait   5
Line: 6    
mit seinen kinden. pei verstê wir die milten läut, die
Line: 7    
den ellenden menschen, witiben und waisen helfent und
Line: 8    
si nerent.



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM FATER



Line: 11    
Fatator ist ain vogel, der ist girig nâch seiner
Line: 12    
gepurt, daz er ê der zeit vor dem lenzen airt, ê der win\ter
Line: 13    
ain end nem. dar umb wirt er beraubt seiner erben,
Line: 14    
zuo er vast eilt, wan seineu air verderbent in dem
Line: 15    
winter, daz si zuo der gepurt oft unnütz werdent.    15
Line: 16    
pei verstê die geitigen, die zuo unzeitigem guot eilnt, die
Line: 17    
werdent des oft entwert.



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM GRACENDER.



Line: 20    
Gracocendron mag ain gracender haizen. daz ist ain   20
Line: 21    
vogel in den landen gegen der sunnen aufganch. der
Line: 22    
vogel ist von nâtûr gar rain, käusch und gar mæzig, wan
Line: 23    
er unkäuscht neur ein stund und niht mêr in ainem ganzen
Line: 24    
jâr. und daz ainig werch würkt er umb ain gepurt und
Line: 25    
niht durch lustes willen. daz tuot kain vogel noch kain   25
Line: 26    
tier auf ertreich mêr. Ach, schäm dich mensch, hâst
Line: 27    
vernunft und der vogel niht. ich main dich, dem kain
Line: 28    
stund noch kain zeit noch kain persôn zuo versmâhet.
Line: 29    
wizz, daz dein kraft, dein schœne, dein leben mit
Line: 30    
krenkest.   30

Page: 190  



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM GREIFEN.



Line: 3    
Grifis haizt ain greife. daz ist ain vogel, sam Ja\cobus
Line: 4    
spricht, der ist auzdermâzen grimme und übele
Line: 5    
und ist des leibes starch, daz er ainen gewâpenten man   5
Line: 6    
überwindet und in tœtt. er hât grôz scharpf klâen oder
Line: 7    
kræuel, mit er den menschen und andreu tier zereizt,
Line: 8    
und die klâen sint grôz, daz in die läut köpf dar auz
Line: 9    
machent und trinkväzzer. der vogel ist vierfüezig und
Line: 10    
ist dem adlarn gleich an dem haupt und an den flügeln,   10
Line: 11    
iedoch ist er verr grœzer. daz ander tail seines leibes
Line: 12    
ist ainem lewen geleich. und wont auf den pergen, die
Line: 13    
haizent hyperborei. der vogel ist den menschen gar
Line: 14    
veint und den pfärden. er legt in sein nest ainen stain,
Line: 15    
der haizt agathes. waz kraft der hab, daz wirt her nâch   15
Line: 16    
kunt, wenn wir von den edeln stainen sagen. Rabanus
Line: 17    
spricht, daz die greifen golt auzgraben und sich gar sêr
Line: 18    
fräuen, wenn si daz golt ansehen.



Chapter / Strophe: 34     34.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM KRANICHEN



Line: 21    
Grus haizt ain kranch. die kranch habent die art,
Line: 22    
daz si nâch ainer ordnung vliegent und machent iren flug
Line: 23    
gar mit witzen, wan sam die lêrer sprechent Solînus,
Line: 24    
Jacobus, Ambrosius und Isidorus, wenn si auz vliegent,
Line: 25    
schickent si ir schar, sam ain gepalierte ritterschaft   25
Line: 26    
tuot gegen den veinden. der vorderst kranch, der die
Line: 27    
andern laitt und füert, der schreit und üebt sein stimme,
Line: 28    
dar umb, daz die andern niht auz dem rehten flug tre\ten,
Line: 29    
und wenn der vorvliegend kranch haiser wirt von
Line: 30    
seim geschrai, fleugt ain anderr an sein stat und üebt   30
Line: 31    
daz selb amt. die kranch tailent ir schiltwacht des nah\tes
Line: 32    
under sich, alsô daz ie der zehend kranch wachent
Line: 33    
beleibt, und ir iecleicher der wacht der zeuht ainen fuoz

Page: 191  
Line: 1    
auf von der erden und nimt ain stainl dar ein und stêt
Line: 2    
auf dem andern fuoz. wenne daz stainel vellt, erwacht
Line: 3    
er und schreit. alsô behüett er sich, daz er iht slâf. die
Line: 4    
die andern slâfent, alsô daz si diu haupt verpergent un\der
Line: 5    
ir flügel und wehselnt ir füez. aber ir hauptman   5
Line: 6    
der hüett ir aller mit aufgerecktem kragen und siht sich
Line: 7    
umb mit fleiz. wenn die kränch wolken sehent, schreient
Line: 8    
si und manent iren vorvlieger, daz er paz eil, ê si daz
Line: 9    
weter begreif. wenne si auf die erd gevallent durch ez\zens
Line: 10    
willen, reckt ir hauptman sein haupt auf in die   10
Line: 11    
hœch, dar umb, daz er der andern aller hüet, und ez\zent
Line: 12    
die andern sicherleich. ist aber daz der hauptman
Line: 13    
ainen menschen siht, schreit er, dar umb, daz sich die
Line: 14    
andern besorgen. wenn die kränch vliegent, setzent
Line: 15    
si sich wider den wint, und wenne si über daz mer vlie\gen   15
Line: 16    
wellent, ezzent si sant, dar umb, daz si mæzig
Line: 17    
sein an der swær, sam Solînus spricht, und dar umb ne\ment
Line: 18    
si auch staindel in die füez zuo dem selben flug,
Line: 19    
und wenn si sehent, daz si auf die mitt koment der schef,
Line: 20    
lâzent si diu staindel vallen. des sint die schef läut   20
Line: 21    
oft innen worden auf dem mer, alsô daz ez stain auf si
Line: 22    
hât geregent in diu schef. und dar umb lâzent si den
Line: 23    
sant niht êr auz irn hälsen, si sein danne sicher, daz si
Line: 24    
daz weter auf dem mer niht betwingen müg. die kränch
Line: 25    
habent oft ainen stain in irm magen, den lâzent si zeletzt   25
Line: 26    
mit dem snabel. der selb stain geprant in ainem feur
Line: 27    
wirt zuo golt. daz habent die gesagt, die ez versuocht
Line: 28    
habent. wenne die kränich verr vliegent über mer, wel\her
Line: 29    
dann under in müed wirt, den nement die andern
Line: 30    
auf sich und füerent in, unz er sein kraft widerpringt.   30
Line: 31    
die kränch werdent swarz in dem alter. die wilden
Line: 32    
kränch werdent oft gevangen mit den haimischen. si
Line: 33    
habent auch die art, daz der kranch, der der êrst ist
Line: 34    
under in an dem flug, der wirt der letzt under in ân
Line: 35    
allen haz und ân neit. Aristotiles spricht, wenn die   35
Line: 36    
kränch den winter fürhtent, vliegent si über Egypten

Page: 192  
Line: 1    
lant und kriegent mit klainen läuten, die sint kaum ainer
Line: 2    
eln lang und haizent pigmêi. daz ist niht ain getiht,
Line: 3    
sam Aristotiles spricht. ez spricht auch diu glôs über
Line: 4    
Ezechielem: daz pigmêisch volk in deinen türnen.
Line: 5    
spricht diu glôs, daz daz volk sei in den landen gegen   5
Line: 6    
der sunnen aufganch. daz volk ist kurzes lebens. der
Line: 7    
kranch vehten ist stark und frävel mit enander,
Line: 8    
daz man si mit der hant gevâhen mag. diu kränchinn
Line: 9    
stêt, wenne si der kranch vogelt.



Chapter / Strophe: 35     35.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM HANEN.



Line: 12    
Gallus haizt ain han. der han hât die art, wenn er
Line: 13    
singen wil, sleht er die flügel zesamen. er hât auch
Line: 14    
die art, daz er in der naht läuter und vester singt, dar
Line: 15    
umb, daz er dester munterr sei, und ze metten zeit singt   15
Line: 16    
er sänftiger gegen dem tag. er hât auch die art, daz er
Line: 17    
diu pfert sänftigt mit seinem gesang des nahts und macht
Line: 18    
die kämel ungestüem. ez sprechent auch etleich, daz
Line: 19    
der han des nahtes die unrehten und die grausamen für\sätz
Line: 20    
oder daz grausam bedünken an krankmüetigen läu\ten   20
Line: 21    
vertreib mit seim gesang. ez ist auch manig kraut,
Line: 22    
daz den hanen widerpringt und daz doch andreu tier ertœtt.
Line: 23    
er hât auch die art, wenn er slâfen wil, fleugt er hôch
Line: 24    
auf und ruowet auf ainem pain. der leb fürht den wei\zen
Line: 25    
hanen. Aristotiles spricht, daz der han kræe nâch   25
Line: 26    
dem streit und nâch dem gesig und niht diu henn. wenne
Line: 27    
der han und diu wahtel ir ebenpild sehent in ainem spie\gel,
Line: 28    
swindet in ir kraft. er ruoft seinen weiben mit
Line: 29    
seinem sänften quiteln zuo dem ezzen, er daz korn
Line: 30    
vindet. ez geschiht auch ze stunden, der han alt wirt,   30
Line: 31    
daz er ain ai legt, daz prüett denne ain krot auz und
Line: 32    
von kümt ain unk, der haizt ze latein basiliscus. die
Line: 33    
henne all tôt sint von dem hann, nimt der han ab
Line: 34    
vor laid und singt niht mêr von grôzem trauren.

Page: 193  


Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER HENNEN.



Line: 3    
Gallina haizt ain henn. Augustînus spricht, daz diu
Line: 4    
henn die art hab, daz si gar vleizig und fürsihtig sei ge\gen
Line: 5    
irn kindlein, wan si sament si under ir flügel und   5
Line: 6    
füert si und beschirmt si vor dem weien oder vor dem
Line: 7    
hüenrarn. iedoch geschiht daz oft, daz diu üppigen
Line: 8    
hüendl vliehent auz den getrewen flügeln der muoter
Line: 9    
alsô verr, daz si die grimmen vogel hin füerent. pei
Line: 10    
verstên ich die läut, die vliehent auz der gemain der   10
Line: 11    
hailigen christenhait und ahtent niht des pannes und ver\smæhent
Line: 12    
die flügel und die genâd der christenhait; die
Line: 13    
füerent die pœsen gaist in daz ellend irr unsælichait.
Line: 14    
Jacobus der maister spricht, man beraubet die hennen alle
Line: 15    
tag irr air. iedoch lâzent si niht ab ze airn, wie lang   15
Line: 16    
man in neur ain ai an dem nest læzt, und daz haizent
Line: 17    
die gepäurinne ain pilgai, wan ez ist den hennen ain pild
Line: 18    
ze airn. wenn die hennen ze vil airnt, sterbent si
Line: 19    
schier. alsô beschiht den läuten, die sich ze vil under\windent
Line: 20    
leipleicher werk. Johannes der maister spricht,   20
Line: 21    
wenn die hennen an verporgen steten airnt, stênt si
Line: 22    
auf mit ainem geschrai und öffent iriu air unz man ins
Line: 23    
nimpt. wer nu haimleich früht suoch, der schrei klain
Line: 24    
von, ê die rauber im den schatz versteln. Plinius
Line: 25    
spricht, die henn tregt diu air in der rehten seiten irs   25
Line: 26    
leibes, diu händl auz werdent, und tregt diu air in
Line: 27    
der lenken seiten, diu hennel auz werden. diu air,
Line: 28    
diu an der spitz sinbel sint, werdent hennel auz, aber
Line: 29    
diu lang sint und vast spitzig, werdent händl auz. diu
Line: 30    
langen air sint paz gesmach und pezzer ze ezzen wan die   30
Line: 31    
sinweln. ez sprechent etleich vorscher, daz die jungen
Line: 32    
vögel mit den füezen des êrsten in die werlt gên. iedoch
Line: 33    
diu andern tierl koment des êrsten mit iren haupten. aber
Line: 34    
ich wæn, daz si dick die airschaln mit irn snäbeln öffen
Line: 35    
und her für krappeln mit dem haupt des êrsten. diu   35

Page: 194  
Line: 1    
henn arbait vast in dem airsetzen und singet doch nâch
Line: 2    
der gepurt. alsô nâch dem smerzen gêt diu frawe scher\zen.
Line: 3    
diu pest pruot kümt von der hennen vor des lenzen
Line: 4    
ebennähten, daz ist vor sant Gerdruden tag in der vasten.
Line: 5    
aber nâch sunwenden, daz ist umb sant Veits tag, vol\pringt   5
Line: 6    
diu pruot ir rehten grœzen niht, alsô vil minner
Line: 7    
und mêr ernstes dar zuo geschiht. daz schreibt Johannes
Line: 8    
der maister von der nâtûr und daz verstên ich in den
Line: 9    
haizen landen. iedoch in den kalten landen wæn ich,
Line: 10    
daz diu pruot allerpest sei nâch sant Gerdruden tag umb   10
Line: 11    
ôstern vor und nâch. Plinius spricht, diu henn mag niht
Line: 12    
versêrt werden von der slangen, diu aspis haizt, an dem
Line: 13    
tag und si geairt hât. diu henn ist auch ain erznei den
Line: 14    
läuten, die gehecket sint von der selben slangen. die
Line: 15    
slangen sint gelber varb oder wahsvar, als her nâch kunt   15
Line: 16    
wirt, wir von den slangen sagen. ach, mein herzen\lieber
Line: 17    
freunt, alsô scholt wir auch alle tag etswaz guotes
Line: 18    
tuon, wie klain daz wær, daz uns der pœs gaist iht ge\sêren
Line: 19    
möht. wilt wizzen, welhiu air guot sint zuo der
Line: 20    
pruot, leg si in ain wazzer; welhez dann ob swimmet,   20
Line: 21    
daz ist pœs und niht gar vol innen; aber daz ze podem
Line: 22    
vellt, daz ist vol und guot. diu schafferinn ain hen\nen
Line: 23    
über well setzen ze prüeten, daz schol sein nâch dem
Line: 24    
und der môn new ist worden, wan hebt man ez ê an,
Line: 25    
betreugt ez oft. ez verderbent auch diu prüetair dicke   25
Line: 26    
von ainem gæhen donr oder von des habichs stimme.
Line: 27    
iedoch hât man ain kunst wider, daz in der donr iht
Line: 28    
schad: der ainen eisnenn nagel nimt und legt in twerhs
Line: 29    
zwischen diu air, oder inwendig setzet den nagel aufge\rihts,
Line: 30    
schadet in der donr niht. Plinius spricht, ist daz   30
Line: 31    
man golt zelæzt und ainer hennen glider dar zuo mischet,
Line: 32    
verzernt si daz golt in sich, alsô daz man gesprechen
Line: 33    
mag, die hennen sint ain vergift des goldes. wer ainen
Line: 34    
totern nimt ains ais, daz gelegt ist in dem vollen môn,
Line: 35    
und ain gemailt wüllein tuoch mit reibt und dar nâch   35
Line: 36    
wescht, daz verleuset seineu mail von. Aristotiles

Page: 195  
Line: 1    
spricht, ez sint vil vogel krummer vinger, die wênig
Line: 2    
airent. er spricht auch, die langen air, diu spitzig haupt
Line: 3    
habent, die pringent erl; aber sinwelliu air, diu an der
Line: 4    
spitz sinwel sint, diu pringent siel, und die vogel werdent
Line: 5    
an dem spitzigen tail. er spricht auch mêr, diu air ha\bent   5
Line: 6    
zwuo varb, weiz und gel. daz weiz in dem ai ist
Line: 7    
ain anvanch der gepurt, aber daz gel ist ain speis und
Line: 8    
ain narung des vogels in der schaln und auch ain speis
Line: 9    
des menschen. er spricht auch, daz kain ai perhaft sei
Line: 10    
denn der gevogelten sien air, des ern sâm zuo gemi\schet   10
Line: 11    
ist. er spricht auch, daz daz hüendl volprâht werd
Line: 12    
in zehen tagen. wenne daz ai volprâht ist, kümt daz
Line: 13    
grœzer tail ê ze land und daz klainer dar nâch.
Line: 14    
Ez ist auch ze wizzen, als die maister von der nâtûr
Line: 15    
schreibent: allez gefügel wirt zwir geporn. von êrsten   15
Line: 16    
werdent diu air, nâch die vogel auz den airn werdent
Line: 17    
geporn und geformiert in der schaln mit der muoter hitz.
Line: 18    
diu air habent die kraft, wenne si in der pruot sint, ob
Line: 19    
man ain holz mit begeuzet, daz print niht und sint
Line: 20    
zæher fäuht, daz man der gleser stuck mit zesamen   20
Line: 21    
leimt. ez spricht auch Aristotiles, wer daz weiz in den
Line: 22    
airn nimt und læzt ez in ain trüebz getrank oder in ainen
Line: 23    
syropp, daz macht ez lauter und dünn. alsô mach wir
Line: 24    
in däutschen landen die trüeben wein und allermaist die
Line: 25    
Botzner und Traminner in sölher temperung, diu dar zuo   25
Line: 26    
gehœrt. ez ist ain puoch, daz haizt historia Jeronimi
Line: 27    
und haizt ze däutsch daz puoch von den geschehen
Line: 28    
dingen, daz Jeronimus hât gemacht, daz spricht, daz in
Line: 29    
Egypten land der hüenr air die art haben, sei daz man
Line: 30    
si werm sänfticleich pei dem feur, werden hüendl dar   30
Line: 31    
auz ân der muoter pruot. und dar umb wie vil air ain
Line: 32    
mensch hât, vil hüendl mag er in ainem tag gewinnen
Line: 33    
mit der kunst. Aristotiles spricht, daz ain vorscher, der
Line: 34    
die haimlichait der nâtûr ervorschen wolt, legt hüenrair
Line: 35    
under ain küssein und sprach, er möht si lang dar   35
Line: 36    
under halten, unz hüendl dar auz würden. die maister

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Line: 1    
in der nâtûr haizent sölich wundrær egperimentatores.
Line: 2    
nu habent etleicheu püecher ze latein: potator posuit ova
Line: 3    
sub pulvinari et dixit, quod continuaret potum quousque
Line: 4    
eztraherentur pulli; daz spricht ze däutsch: ain trinker
Line: 5    
legt air under ain küssein und sprach, er möht lang   5
Line: 6    
trinken, unz hüendl auz den airn slüffen. zwâr diu ge\schrift
Line: 7    
ist valsch, wan die trinker ahtent sölicher witz
Line: 8    
niht, und wæn, ain trinker hieze im diu air lieber sieden
Line: 9    
oder prâten und æze si zuo seim trinken. Aristotiles
Line: 10    
spricht, diu henn airt allzeit ân in den zwain mônn der   10
Line: 11    
zwair sunwenden, daz ist umb sant Veits tag und umb
Line: 12    
sant Lucien tag. er spricht auch, welheu hüenr vil airnt,
Line: 13    
die sterbent schier, und welheu hüenr ob irn airn niht
Line: 14    
ruoent, die siechent und werdent krank. welheu hüenr
Line: 15    
man ätzt mit halbgekochter gersten, diu legent vil air   15
Line: 16    
und grœzer air denn andreu hüenr. wenn der môn wehst,
Line: 17    
sa schol man den hüenren ir air underlegen.



Chapter / Strophe: 37     37.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM CAPPAN.



Line: 20    
Gallus gallinacius haizt ain cappân und haizt dike   20
Line: 21    
in der geschrift pepo, daz ist ain han, der seinr gezeug\lein
Line: 22    
beraubt ist, und spricht man, si werden snell vaizt,
Line: 23    
dar umb, daz si der unkäusch werk nit derr noch meger.
Line: 24    
ez spricht ain vorscher in der nâtûr, der cappân wirt vaizt
Line: 25    
mit den hennen, aber er macht die hennen niht fruhtbær;   25
Line: 26    
er wirt gespeiset mit in, aber er beschirmt ir niht; er
Line: 27    
singet niht und erkennt die zeit des tages und der naht
Line: 28    
niht. die cappân sint zuo nihtiu nütz dan in die kuchein.
Line: 29    
si habent pezzer flaisch wan kain ander gefügel, wan der
Line: 30    
cappân flaisch macht guot pluot und fuoret gar wol.    30
Line: 31    
von sprach maister Jordan predigær ordens (sô sein got
Line: 32    
zuo guot gedenk) in ainer pfaffenpredig, er rett zuo
Line: 33    
den kôrherren und zuo andern pfaffen, die besament

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Line: 1    
wâren: Sobna der schreiber wirt über gefüert als ain
Line: 2    
cappân. eiâ, hin? treun, an kain ander stat danne in
Line: 3    
des teufels kuchein. eiâ, war umb? treun, singt er
Line: 4    
niht und ist unperhaft und ist unwerleich. pei dem
Line: 5    
schreiber verstê wir unser prêlâten und ander pfaffen, die   5
Line: 6    
sint unperhaft in gaistleichen werken, wan si machent
Line: 7    
niht gaistleicher kind: wolt got, daz si der leipleichen
Line: 8    
auch niht machten; sie singent ir tagzeit niht: wolt got,
Line: 9    
daz si si spræchen mit andâht und süngen niht werltlei\cher
Line: 10    
lieder. singt der ainen Frawenlop, der ainen   10
Line: 11    
Marner, der ainen starken Poppen. der poppen ist
Line: 12    
vil worden, daz si der gotshäuser guot und êr verpop\pelnt.
Line: 13    
si sint auch niht werleich, wan sie beschirment
Line: 14    
iriu schæfel niht. weder mit gebet noch mit predig noch
Line: 15    
mit gaistleichen strâfen. der verfluochten hirten, si   15
Line: 16    
sint mietnemer. wenne die ir miet und ir gâb enpfangen
Line: 17    
habent, kümpt ain wolf under diu schâf, vliehent si
Line: 18    
und lâzent diu schæfel in angsten und in nœten. dar
Line: 19    
umb sint si zuo nihtiu nütz dann in des teufels kuchein.
Line: 20    
der vaizten cappân waiz ich laider vil. mit den cappân   20
Line: 21    
tregt der pœs gaist die klainen spizvogel, sam die kôr\herren,
Line: 22    
pfarrer, münich und ander gaistleich flaischleich
Line: 23    
läut, in daz êwig leiden, die ir pfrüent nement ân fruht\pæreu
Line: 24    
werk. nu lâz wir daz hie bestên, ez ist genuog
Line: 25    
an daz zil gepolt, und sagen wir mêr von dem cappân.   25
Line: 26    
Jacobus und Lapidarius (daz ist der von den edeln stai\nen
Line: 27    
hât geschriben) sprechent, daz man die hanen oft
Line: 28    
beraub irr gezeugel wenn si dreier jâr alt sein, und lâz
Line: 29    
man si dar nâch leben fünf oder sehs jâr, vind man
Line: 30    
in der cappân lebern ainen edeln stain, der haizt allec\torius,   30
Line: 31    
und hiez ze däutsch wol der minnenzieher oder
Line: 32    
der minnenzæmer, dar umb, daz er die frawen iren man\nen
Line: 33    
minnenzæm macht. wenne der stain ist gewachsen
Line: 34    
in der cappân lebern, dürst si niht mêr und trinkent
Line: 35    
auch niht mêr, und dar umb, welher mensch den stain   35
Line: 36    
in seinem mund tregt, dem vergêt der durst.

Page: 198  



Chapter / Strophe: 38     38.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM VASANT.



Line: 3    
Gallus silvester haizt ain walthan und haizt auch ain
Line: 4    
vasant, als Plinius spricht. daz ist gar ain schœner vo\gel
Line: 5    
und hât niht kamps auf dem haupt noch hât der   5
Line: 6    
starken sporn niht, sam die haimischen hann habent an
Line: 7    
den füezen. iedoch ist er gar ain küener vogel, und daz
Line: 8    
wizzent die vogelær wol an im und machent ainen puk\lær
Line: 9    
von weizem leineim tuoch und ze mitlist dar ein von
Line: 10    
rôtem tuoch ain rôtez flekel. daz siht der vasant an mit   10
Line: 11    
grôzem vleiz und nimt in sein wunder. in der zeit treibt
Line: 12    
in der vogler mit dem schilt rücklingen in ain netz, daz er
Line: 13    
im geriht hât. alsô væht man den walthanen. der vo\gel
Line: 14    
bedäutt die läut, die irr augen zügel auz werfent in
Line: 15    
die glüst diser werlt und vallent in des pœsen gaistes   15
Line: 16    
netz. , aug, wie ain schalkhafter pot pist mensch\leicher
Line: 17    
vernunft! zaigst uns golt und seiden, lieht
Line: 18    
prehend stern auz weizen krausen wolken und lônest uns
Line: 19    
laider übel zeletzt mit deiner potschaft. wer vellte Da\vit,
Line: 20    
wer Salomôn und wer die weissten und die sterkesten   20
Line: 21    
hie auf erden? eiâ, aug, des wære pot, als noch
Line: 22    
vil dicke pist. Alexander der maister spricht, wer ainen
Line: 23    
vasant vâhen well, der bedek sich mit ainem tuoch,
Line: 24    
der vogel angemâlet sei, und zaig sich dem vasant,
Line: 25    
volgt er im unz an daz netz. schreit dan der voglær   25
Line: 26    
oder sleht die hend zesamen und erschrecket den vogel,
Line: 27    
daz er in daz netz vellt. der vasant hât die art, daz er
Line: 28    
sein haupt in ain stauden verpirgt und wænt, er hab sich
Line: 29    
ze mâl verporgen, und alsô væht man in dik. , mein
Line: 30    
herz, wie dick daz geschiht, daz wir niemant sehen und   30
Line: 31    
daz haupt unserr sêl verpergen, daz ist unser vernunft,
Line: 32    
und daz uns der wol siht, der alliu dinch an schawet.
Line: 33    
der vasant traurt in trüebem weter und verpirget sich
Line: 34    
dann in den wälden und in den puschen. er gêt des
Line: 35    
morgens und des âbends auz dem wald, und væht   35

Page: 199  
Line: 1    
man in gar leiht. er verändert sein federn von der vaiz\tin
Line: 2    
und vernewt sich alsô. er hât auch edler und senfter
Line: 3    
flaisch danne ander waltvogel, und dar umb ist er ain
Line: 4    
guot wilpræt.



Chapter / Strophe: 39     39.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM HEHER.



Line: 7    
Garrulus haizt ain heher, und ist ze latein als vil
Line: 8    
gesprochen als ain klaffer, sam Isidorus spricht, wan er
Line: 9    
ist kläffischer dan kain ander vogel und hât ain unmæzig
Line: 10    
stimm. er fleugt von ainem vogel hinz dem andern und   10
Line: 11    
klafft ümmer mêr und mag selten ain ander vogel für in
Line: 12    
gevliegen oder gehupfen, den er niht anschrei. er äntert
Line: 13    
all ander vogel mit der stimm, alsô daz er sein stimm
Line: 14    
anderr vogel stimm geleicht, reht sam er ir spot. wenne
Line: 15    
man den vogel alsô jungen væht und in zeuht in ainem   15
Line: 16    
vogelhaus, lernt er reden und klaffet durch den tag,
Line: 17    
alsô daz in der sparwær oft hin füert von seim klaffen.
Line: 18    
des vogels federn habent mangerlai varb, daz er aller
Line: 19    
anderr vogel varb hât. er wirt dicke tobent, sam die
Line: 20    
vorscher sprechent, alsô daz er unsinnig wirt, daz er   20
Line: 21    
sich erhæht in die zwislegen este auf den paumen. Pei
Line: 22    
dem vogel verstên ich die nâchklaffer, die iedem men\schen
Line: 23    
nâchredent und werdent doch gevangen oft von
Line: 24    
êrbern läuten in irm valschen klaffen.



Chapter / Strophe: 40     40.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM RUOCHEN.



Line: 27    
Graculus haizt ain ruoch. der vogel ist krâen ge\slähtes,
Line: 28    
aber er ist klainer an dem leib denne ain krâw.
Line: 29    
er hât die art, daz er gern nistt auf gar hôhen paumen,
Line: 30    
als auf den hôhen vorhen, und nistent ir vil zesamen,   30
Line: 31    
daz man oft siben nest oder mêr auf ainem paum siht.
Line: 32    
ez sint gar sänft vogel gegen enander, und von be\leibent

Page: 200  
Line: 1    
si pei enander. der vogel ist gar schraiig, iedoch
Line: 2    
allermaist in der zeit der unkäusch, als in dem lenzen,
Line: 3    
und in der selben zeit speist der er die sien vor rehter
Line: 4    
lieb. der jungen ruochen flaisch ist guot ze ezzen und
Line: 5    
aller pest wenn man in die haut ab gezeuht. Pei dem   5
Line: 6    
vogel verstên ich die gaistleichen guoten läut, die fridsam
Line: 7    
leben mit enander habent und ainz daz ander speiset gaist\leichen
Line: 8    
mit guoter lêr oder leipleichen auch in gotes êr,
Line: 9    
und daz geschiht allermaist in der zeit der götleichen lieb.



Chapter / Strophe: 41     41.
Line: 10    
Line: 11    
VON DER SWALBEN.



Line: 12    
Hirundo haizt ain swalb. der vogel wirt gespeiset
Line: 13    
in seim flug von den snâken und von den mucken oder
Line: 14    
von den fliegen in dem luft. Isidorus spricht, daz diu
Line: 15    
swalb von den grimmen vogeln nümmer gelaidigt werd,   15
Line: 16    
reht als ob si hailig sei. wenn den jungen swalben diu
Line: 17    
äugel tuont, pringt in diu muoter ain kraut, haizt
Line: 18    
celidonia, daz ist schellkraut, wan daz ist guot zuo den
Line: 19    
augen. Plinius spricht, daz allein der vogel flaisch ezz
Line: 20    
under allen vogeln, die niht negel habent an den vingern.   20
Line: 21    
daz verstên ich von den vogeln, die zemâl niht negel
Line: 22    
habent oder klâen. die swalben vliegent über mer und
Line: 23    
beleibent den winter , alsô sprechent etleich. si ha\bent
Line: 24    
auch wênig flaischs und daz ist swarz und habent
Line: 25    
vil federn und grôz flügel und dar umb ist ir flug gar   25
Line: 26    
snel. wer der swalben pluot nimt under dem rehten
Line: 27    
flügel, daz ist zuo den kranken augen guot. Solînus
Line: 28    
spricht, daz diu swalb von nâtûr vor wizz, wenne ain haus
Line: 29    
oder ain dach vallen well, und daz fleuht si danne. si
Line: 30    
begert auch niht grôzer hœh zuo irm nisten. ez sint   30
Line: 31    
etleich swalben, die tragent edel stain in irn leibeln und
Line: 32    
ist etleicher der selben stain swarz und etleicher rôt und
Line: 33    
haizt celidonius. der stain waz der kraft hab daz wirt
Line: 34    
her nâch kunt, wan er ist den môntöbigen läuten guot,

Page: 201  
Line: 1    
die ze latein lunatici haizent, und vertreibt die schäd\leichen
Line: 2    
fäuhten in dem menschen. wenne man in mit
Line: 3    
wazzer wescht, kreftigt er diu kranken augen. man
Line: 4    
erkent die jungen swalben alsô die den stain habent,
Line: 5    
wenn si die snäbel zuo einander habent in dem nest zuo   5
Line: 6    
ainem zaichen irs frids gegen einander, wan die andern,
Line: 7    
die des stains niht habent, die habent diu häuptel von
Line: 8    
enander gekêrt. der swalben mist schatt den augen gar
Line: 9    
sêr wenne er dar ein vellt, als man list von dem alten
Line: 10    
Tobia, der von plint wart. der swalben kindel sint   10
Line: 11    
des êrsten plint. die sien werdent fruhtbær allain von
Line: 12    
dem trahten des gailn gelustes. Aristotiles, Plinius und
Line: 13    
Adelînus sprechent, sei daz man der swalben kindel plent,
Line: 14    
in komen diu augen wider. die swalben werdent niht
Line: 15    
haimisch und auch die mäus, und daz ist ain wunder,   15
Line: 16    
seind doch der lewe und der elephant haimisch werdent,
Line: 17    
die verr grœzer sint. Aristotiles spricht, daz die swal\ben
Line: 18    
zwir airn in ainem jâr, iedoch verderbent diu winter\zeiten
Line: 19    
von dem frost. daz verstên ich in den landen über
Line: 20    
mer, wan pei uns airnt si neur ains mâls.   20



Chapter / Strophe: 42     42.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM EIB.



Line: 23    
Ibis haizt ain eib. daz ist ain vogel, der izt slangen
Line: 24    
und slangenair und dar umb begegent die vogel den
Line: 25    
vliegenden slangen, die auz dem land Arabia vliegent,   25
Line: 26    
und frezzent si, ê si koment in diu land nâhent pei Arabi,
Line: 27    
und von wænent manig gramatici, daz sint der rede
Line: 28    
maister, daz ibis ain storch haiz, wan ain storch izt auch
Line: 29    
slangen. aber ich wæn, ez sei anderlai vogel, dem stor\chen
Line: 30    
geleich an der nâtûr, dar umb, daz die maister von   30
Line: 31    
der nâtûr sunderleich von in paiden schreibent. der flie\genden
Line: 32    
slangen vergift ist snel in irm werk, daz si
Line: 33    
den menschen tœtt, ê er des smerzen enpfind. Solînus
Line: 34    
spricht, daz der vogel mit dem snabel seineu air geper,

Page: 202  
Line: 1    
und wer seineu air izt, der stirbt. Isidorus spricht, daz
Line: 2    
der vogel sich selber säuber in dem leib mit seim sna\bel,
Line: 3    
alsô daz er des meres wazzer mit seim snabel in
Line: 4    
den aftern geuzet und cristiert sich selber. er gêt tag
Line: 5    
und naht pei dem mer oder pei andern wazzern und kümt   5
Line: 6    
doch dar ein niht, wan er izt neur daz âs, daz auz den
Line: 7    
wazzern kümt von vischen und von andern tiern. Pei
Line: 8    
den vogeln maht verstên die vesten rihter, die mit
Line: 9    
irem starken geriht die schedleichen läut vertreibent und
Line: 10    
verderbent.   10



Chapter / Strophe: 43     43.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM EISVOGEL.



Line: 13    
Isida haizt ain eisvogel und hât den namen von sei\ner
Line: 14    
stimme, wan er schreit ysi, ysi. der vogel hât zwên
Line: 15    
vinger an dem fuoz und krum negel oder klâen dar an,   15
Line: 16    
aber er hât ainen klainen slehten snabel. ez ist ain klai\ner
Line: 17    
vogel, aber er ist gar schœn an den federn. gemain
Line: 18    
läut wænent, wer dem tôten vogel die haut abzieh mit
Line: 19    
den federn und spanne si an ain want, mauze sich diu
Line: 20    
haut all jâr reht als an dem lebentigen eisvogel. Der   20
Line: 21    
vogel bedäut die menschen, die ir alt pœs gewonhait le\bendig
Line: 22    
niht lâzen wellent, die si doch alsô tôt lâzen
Line: 23    
müezent, wan die enpfâhent in genem leben leiden und
Line: 24    
pein umb ir wolgelust hie auf erden, und enpfâhent smer\zen
Line: 25    
und êwigez trauren umb die kurzen fräud, die si hie   25
Line: 26    
habent. auwê, wie ain wehsel daz ist! hilf, parmher\zigeu
Line: 27    
muoter, auz disem kauf an unserm letzten end,
Line: 28    
unser schier vergezzen wirt von aller diser werlt!



Chapter / Strophe: 44     44.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM KEICHEN



Line: 31    
Kiches haizt ain keich. der vogel hât mangerlai
Line: 32    
stimm und verändert sein stimm vil nâhen all tag. wenn

Page: 203  
Line: 1    
des selben vogels kinder stark worden sint und wol
Line: 2    
gevidert, daz si gefliegen mügent, speisent si vater
Line: 3    
und muoter und fristent ir leben in dem nest ân all ir
Line: 4    
arbait. Ach got, wie hâst uns vil lêr geben an
Line: 5    
den unvernünftigen crêatûren, mit wir gemant werden   5
Line: 6    
zuo tugentleichen werken. der vogel danket vater und
Line: 7    
muoter der arbait, die si mit im heten, er sich niht
Line: 8    
vermoht. nu sach ich ainen priester, der genuog het und
Line: 9    
liez seinen vater von haus ze haus peteln gên. owê,
Line: 10    
wie klain het der ainem frömden sein almuosen geben   10
Line: 11    
mir oder aim andern armen, der doch selber des almuo\sens
Line: 12    
ze vil het. pfui dich, geschriftlastrær, tuost
Line: 13    
dein verstantnüss hin?



Chapter / Strophe: 45     45.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM LAUREN



Line: 16    
Laurus haizt ain laur. der hât zwairlai nâtûr, wan
Line: 17    
er lebt in dem wazzer und in dem luft. er swimmet in
Line: 18    
dem wazzer und fleuget in dem luft und ist sein glust
Line: 19    
in paiden elementen. Pei dem vogel verstên ich ainen
Line: 20    
gedultigen menschen, der seinr tugent niht vergizzet in   20
Line: 21    
glück und in ungelück. der fleugt in dem glück und
Line: 22    
praitt die flügel seinr miltichait über arm läut, aber in
Line: 23    
dem ungelück swimmet er und wet in mangem leiden und
Line: 24    
ist im sein leiden lustik mit der vernunft durch des lei\dens
Line: 25    
willen, daz Christus hât durch in erliten und auch   25
Line: 26    
dar umb, daz unglück und glück peidiu ungewis sint und
Line: 27    
unstæt.



Chapter / Strophe: 46     46.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM LEUZEN.



Line: 30    
Lucinia haizt ain leuz. von dem vogel spricht Am\brosius   30
Line: 31    
in dem puoch exameron, wenn er seineu air prüett,
Line: 32    
singet er die langen naht mit gar süezem gesang und

Page: 204  
Line: 1    
ist sein mainung, er well seineu air lebendig machen mit
Line: 2    
gesang und mit leipleicher hitz. alsô macht der leo
Line: 3    
auch seineu welf lebentig mit geschrai, als Augustînus
Line: 4    
und ander lêrer schreibent. Pei dem vogel verstên ich
Line: 5    
die lêrer, die mit worten und mit werken ir junger le\bentig   5
Line: 6    
machent in guoten werken und si schickent in
Line: 7    
daz êwig leben. aber laider unser lêrer sagent uns weiz
Line: 8    
und würkent swarz.



Chapter / Strophe: 47     47.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM WEIEN



Line: 11    
Milvus haizt ain wei. der vogel fleugt saim und
Line: 12    
swebt in den lüften alsô, daz er die flügel niht vast wegt
Line: 13    
in dem flug. der wei ist gar ain zucker und ain rauber
Line: 14    
und lâgt aller maist haimischer vogel und ist dem ha\bich
Line: 15    
gleich an den kræuln, an den füezen und an dem   15
Line: 16    
snabel, aber er hât krum flügel niht aufgereht sam der
Line: 17    
habich hât. ain vorscher spricht von dem weien, daz der
Line: 18    
wei gar küen sei an klainen dingen, aber an grôzen dingen
Line: 19    
sei er zaghaft. in jagt der sparwær, wie daz sei, daz der
Line: 20    
wei dreistunt grœzer sei dan der sparwær. der wei mag   20
Line: 21    
sein federn niht ab geziehen, er vlieg denne gegen mittem
Line: 22    
tag an daz mer und trink des gesalzenn merwazzers; und
Line: 23    
dar umb wenne diu zeit kümt, daz er sich mauzen schol,
Line: 24    
læzt er daz lant seiner wonung und fleugt an die vor
Line: 25    
genanten stat, und daz maint Jeronimus, wenn er spricht:   25
Line: 26    
der wei hât sein zeit erkant an dem himel. Pei dem
Line: 27    
weien verstên ich den sünder, der ist küen zuo allen
Line: 28    
kranken werken, daz sint die wolglüst diser werlt, und
Line: 29    
ist zaghaft zuo grôzen dingen, diu zuo den êwigen fräu\den
Line: 30    
gehœrent. der sündær lâgt aller maist haimischer   30
Line: 31    
dinge, daz sint des leibes wolgelüst. der sündær hât
Line: 32    
krum flügel ze fliegen all krum weg. die alten federn
Line: 33    
zeuht der sünder niht ab, denne er naig sich gegen mit\tem
Line: 34    
tag, der sunnen hitz allermaist ist, daz ist gotes

Page: 205  
Line: 1    
parmherzichait, wan got ist diu wâr sunne. schol er
Line: 2    
trinken des gesalzenn wazzers, daz ist wâreu peiht und
Line: 3    
ganzeu rew.
Line: 4    
Mein herz pitet mich und mant mich der spiegel
Line: 5    
meiner sêl umb sölich zuogâb in disem puoch, und   5
Line: 6    
wærleich, ich vermag sein niht wol, wan ich vil arbait
Line: 7    
hân in andern künsten, die mir vor frömd wâren, und
Line: 8    
auch mit andern dingen, diu mich anvehtent.



Chapter / Strophe: 48     48.
Line: 9    
Line: 10    
VON DER MERGANS



Line: 11    
Meauca haizt ain mergans. daz ist ain vogel won\haft
Line: 12    
in dem mer und ist grœzer denn ain änt und klai\ner
Line: 13    
denn ain rehteu gans. der vogel ist girig allermaist
Line: 14    
nâch menschleichem âs, und von, wenn ain ungewiter
Line: 15    
ist auf dem mer, schreit er ân underlâz meauce, meauce,   15
Line: 16    
reht sam er sich fräw der läut, die auf dem mer ertrin\kent.
Line: 17    
dar umb haizt man in auch meauca nâch seiner
Line: 18    
stimm. des aller êrsten vâret er des augen an dem tô\ten
Line: 19    
menschen. er lâgt der klainen tierl allermaist,
Line: 20    
diu sint gesament. Pei der mergans oder pei der meau\cen   20
Line: 21    
verstên ich den pœsen gaist, der wartet unser in disem
Line: 22    
ellenden mer der unstæten werlt und fräut sich des krie\ges
Line: 23    
und des ungewiters, von wir in tœtleich sünd ge\vallen.
Line: 24    
der vârt uns des êrsten der augen, daz ist des
Line: 25    
liehtes und der kraft unserr vernunft: wenn er uns dar   25
Line: 26    
an verplendet, væht er uns leiht.



Chapter / Strophe: 49     49.
Line: 27    
Line: 28    
VON DER AMSELN.



Line: 29    
Merula haizt ain amsel und hiez hie vor ze latein mo\dula,
Line: 30    
daz haizt ze däutsch ain süez sängel, dar umb, daz   30
Line: 31    
der vogel süezleich singt und allermaist in dem lenzen,
Line: 32    
wan winterzeiten sweigt er als ain stumm. diu haimisch

Page: 206  
Line: 1    
amsel izt flaisch wider ir nâtûr und diu singt süezleicher
Line: 2    
wan die andern. diu amsel mag kaum gevliegen vor
Line: 3    
vaizten in dem winter. si padet sich gern und saubert
Line: 4    
sich mit dem snabel und ist doch swarz. si wirt rôt nâch
Line: 5    
swarzer varb, allermaist an dem snabel und an den füe\zen.   5
Line: 6    
si verändert irn snabel alliu jâr an der varb. ie\doch
Line: 7    
hân ich ain weize amsel gesehen, die het mein herr
Line: 8    
von Hainberch tuomprobst ze Regenspurch. daz was
Line: 9    
von, daz der selb vogel von ainem kalten sâmen komen
Line: 10    
was und daz sein vater ain kalt dinch gezzen het, sam   10
Line: 11    
pilsensâm ist oder etwaz anderz, oder in der pruot ist ain
Line: 12    
kaltez dinch zuo dem ai gevallen, wan in dem selben nest
Line: 13    
wâren zwuo swarz amseln und zwuo weiz und ain swar\zeu
Line: 14    
diu het ainen weizen zagel. daz aber diu kelten ain
Line: 15    
ursach sei der weizen varb an den tiern, des nim war an   15
Line: 16    
allen tieren in Norweien lant. daz ist gar ain kaltez lant
Line: 17    
und vint man weiz pern, weiz amseln, weiz raben und
Line: 18    
vêh aichorn, die in den warmen landem rôt sint und swarz.
Line: 19    
scholt auch wizzen, daz ainerlai amseln sint, die sint
Line: 20    
vil grœzer wan die gemain amseln und sint wol als die   20
Line: 21    
tâhen, si habent aber rôt snäbel und rôt füez; die hai\zent
Line: 22    
ze latein caprimulgi, daz spricht ze däutsch gaizmelk,
Line: 23    
dar umb, daz si in der hirten ställ vliegent und sitzent
Line: 24    
auf der gaiz äuter und saugent die milich dar auz, und
Line: 25    
von dem raub swint daz äuter und die gaiz verplindent.   25
Line: 26    
die selben vogel gesehent under stunden niht, als man sagt.



Chapter / Strophe: 50     50.
Line: 27    
Line: 28    
VON DER TAHEN.



Line: 29    
Monedula haizt ain tâh und ist ze latein als vil ge\sprochen
Line: 30    
als ain münzheb, sam Jacobus spricht, dar umb,   30
Line: 31    
daz diu tâch gar gern pfenning auf hebt und hât die
Line: 32    
münz liep. wenn diu tâch golt oder silber vint, daz ver\stilt
Line: 33    
si und verpirgt ez. sein flaisch ist der art, daz ez
Line: 34    
der tâhen ir haupt kräuselnt macht, und von glust si,

Page: 207  
Line: 1    
daz man si kräw auf dem haupt. Pei der tâhen verstên
Line: 2    
ich die geitigen wuochrær, die tag und naht iren vleiz
Line: 3    
und ir lieb auf gelt legent und verpergent ez, daz ez
Line: 4    
dick weder in noch andern läuten nütz wirt. von dem
Line: 5    
wuochrær spricht her Davit: er schatzsament und waiz   5
Line: 6    
niht, wem er ez sament.



Chapter / Strophe: 51     51.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM TAUCHERL.



Line: 9    
Mergus haizt ain taucherlein, dar umb, daz ez sich
Line: 10    
dick tauchet in dem wazzer. Ambrosius spricht, wenn   10
Line: 11    
sich diu taucherlein an den grunt oft senkent, daz be\däut
Line: 12    
ungewiter, wan si nement diu zaichen der unstæti\kait
Line: 13    
an dem grund, und wenn si sehent, daz daz mer
Line: 14    
gar ungestüem wil werden, vliehent si mit ainem ge\schrai
Line: 15    
an daz gestat. daz taucherl hât die art, wenn man   15
Line: 16    
ez slahen wil auf dem wazzer, tauchet ez sich under,
Line: 17    
und bedäut die jungen läut: wenne man die strâfet,
Line: 18    
entschuldigent si sich mit red und vliehent. ez spricht
Line: 19    
ain vorschær, daz diu taucherl in dem winter vaizter sein
Line: 20    
dann in dem sumer, dar umb, daz si minner wegung   20
Line: 21    
pflegent und mêr ruoent in dem winter denn in dem su\mer,
Line: 22    
wan ain iegleich tier fräut sich des liehten lautern
Line: 23    
luftes mêr denn des trüeben.



Chapter / Strophe: 52     52.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM SPARWÆR



Line: 26    
Nisus haizt ain sparwær. daz ist ain edel vogel und
Line: 27    
ist klainr an der grœz und an der sterch denne der greif\falk,
Line: 28    
der herodius haizt, und habent doch paid ainrlai
Line: 29    
varb, sam etleich sprechent. aber die alsô sprechent die
Line: 30    
wænent, daz herodius ain gemainer valk haiz, und daz   30
Line: 31    
ist niht wâr, als wir hie vor gesagt haben von dem greif\falken.
Line: 32    
der sparwer fleuget mit dem falken, wie daz sei

Page: 208  
Line: 1    
daz si paid nâhent ain varb haben, wan er ist ain häz\ziger
Line: 2    
hôchvertiger vogel, und dar umb versmæht er seineu
Line: 3    
geleichen und sein aigen gesläht durchæhtt er reht sam
Line: 4    
ainen fremden vogel, und daz ist wider aller anderr vo\gel
Line: 5    
siten, wan, sam Aristotiles spricht, ain iegleich raubent   5
Line: 6    
vogel vertregt seinem gesläht, sam ain habich aim andern
Line: 7    
habich und ain falk aime andern falken, aber des adels
Line: 8    
hât der spärwær niht. alsô tuot der pœs mensch, der
Line: 9    
seinen næhsten durchæhtt und tœtt. iedoch hât der spär\wær
Line: 10    
ain tugent an im, daz er winterzeiten ainen leben\tigen   10
Line: 11    
vogel, den er gevangen hât, die ganzen naht helt
Line: 12    
under seinen klâen, daz im dester wermer sei, und læzt
Line: 13    
in des morgens fliegen. alsô gedenkt er der guottæt, die
Line: 14    
er enpfangen hât von dem gevangen vogel, sam Fulgen\tius
Line: 15    
spricht. ach wie ain schœn ebenpild daz ist den   15
Line: 16    
sänften pärmigen herzen! aber den, die allain en\pfangner
Line: 17    
guottæt niht gedenkent, sunder si gebent übel
Line: 18    
umb guot. der ist laider vil auf erden.



Chapter / Strophe: 53     53.
Line: 19    
Line: 20    
VON DER ÄULEN.



Line: 21    
Nocticorax haizt ain äul und ist ze latein als vil ge\sprochen
Line: 22    
als ain nahtrab, sam Adelînus spricht, und haizt
Line: 23    
auch noctua ze latein. der vogel hât die vinstern naht
Line: 24    
liep und fleugt mit aufgerihter prust und schreit gar
Line: 25    
tüsterleichen. er lebt von mensleicher unsauberkait und   25
Line: 26    
singet wider übel, aber daz singen hieze paz greinen und
Line: 27    
wainen. er hazzet daz lieht und hebt an ze wachen wenn
Line: 28    
andreu tier slâfen gênt, und suocht in der naht sein na\rung.
Line: 29    
wan flüg er des tages, schriren in all ander
Line: 30    
vogel an und liezen in kain ruow haben. er hât ain grôz   30
Line: 31    
haupt und daz ist niht geschikt sam anderr vogel haupt.
Line: 32    
er hât auch ainen krummen snabel sam ain spärwær und
Line: 33    
hât hâkot zehen gar scharpf an den füezen. die äuln
Line: 34    
habent gar witzigen streit mit andern vogeln, wan sam

Page: 209  
Line: 1    
Plinius spricht, wenn si der mensch oder ander vogel
Line: 2    
laidigen wellent, vellt si an den ruck und wert sich
Line: 3    
mit dem snabel und mit den füezen. aber der habich
Line: 4    
hilft ir oft und schaidet den streit von der aigenchait
Line: 5    
seiner nâtûr. wenn diu äul kümt in ain insel, haizt Creta,   5
Line: 6    
stirbt si zehant. ir flaisch ist guot den kranken gli\dern,
Line: 7    
diu daz paralis geslagen hât. Pei der äuln verstê
Line: 8    
wir all pœs übeltætig läut, sam diep, schâcher, êprecher,
Line: 9    
die hazzent daz lieht der wârhait, als unser herr spricht:
Line: 10    
wer übel würkt, der hazzet daz lieht.   10



Chapter / Strophe: 54     54.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM ANKRÄTEL.



Line: 13    
Onocratulus mag ze däutsch ain ankrätel gehaizen.
Line: 14    
daz ist ain vogel mit ainem langen snabel und wont in
Line: 15    
den landen gegen der sunnen aufganch. wenne der vogel   15
Line: 16    
sein stimm üeben wil, senkt er sein haupt in daz waz\zer
Line: 17    
und rüehelt mit der stimm auz dem wazzer. die vo\gel
Line: 18    
sint zwairlai, und ainrlai wont pei dem wazzer und
Line: 19    
die andern wonent gern in der wüesten. Aristotiles
Line: 20    
spricht, daz under allen vogeln allain dér vogel ân mil\zen   20
Line: 21    
sei. Isidorus spricht, daz der vogel gar vil ezzens
Line: 22    
in seinen leib vazze, und dar an prüeft man sein geitic\hait
Line: 23    
und geleicht in den geitigen menschen. von den
Line: 24    
spricht Job: die reichtüem, die si verslunden habent, die
Line: 25    
habent si auz gedäut. wenn den vogel hungert, zeuht   25
Line: 26    
er daz ezzen wider auz dem sack und izt ez anderwaid,
Line: 27    
und dar umb muoz er haben etleicheu pälgelein pei dem
Line: 28    
snabel, er daz ezzen des êrsten ein schieb und ez
Line: 29    
nâch in den rehten leib schieb. wan er hât zwên säck:
Line: 30    
den ainen an dem drüzzel, und den andern in dem leib,   30
Line: 31    
er daz ezzen inn kocht und däut. alsô habent ander
Line: 32    
vogel niht.

Page: 210  



Chapter / Strophe: 55     55.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PELLICAN.



Line: 3    
Pellicanus haizt nâch der aigenchait der latein ain
Line: 4    
grâhäutel, wan sam Augustînus und Isidorus sprechent,
Line: 5    
er hât grâvar federn. der vogel hât die art, daz er gern   5
Line: 6    
wont in Egypten lant pei dem wazzer, daz Nilus haizt.
Line: 7    
der vogel scherzt mit seinen kindeln von grôzer lieb, die
Line: 8    
er zuo in hât, und in dem spil râment im diu kindel der
Line: 9    
augen, von wirt er derzürnt und tœt si. nâch zeuht
Line: 10    
er sein federn ab und traurt niht ain clain umb seineu   10
Line: 11    
kindel und sleht sein prust oder sein seiten mit seinem
Line: 12    
snabel, unz daz rôsenvarb pluot dar auz fleuzt, und be\sprängt
Line: 13    
diu kindel mit, und alsô macht er si wider le\bentig.
Line: 14    
aber ander maister sprechent, daz der vogel sein
Line: 15    
pluot vergiez umb seineu kindel wenne si versêrt werdent   15
Line: 16    
von ainr slangen, die in lâg setzet. ez sint zwairlai pel\licân.
Line: 17    
daz ain ist ain wazzervogel, der lebt der visch;
Line: 18    
daz ander ist ain lantvogel, der wont auf dem land und
Line: 19    
lebt der slangen. der pellicân lebt von der milch des
Line: 20    
cocodrillen und wirt von gespeiset. waz aber ain co\codrill   20
Line: 21    
sei, daz wirt her nâch kunt, wenn wir von den
Line: 22    
merwundern sagen. wan daz selb tier, ain cocodrill, ist
Line: 23    
reich an milch, daz er si auz wirft an den steten,
Line: 24    
ain pfuol ist oder hüel, und dar umb volgt im der pel\licân
Line: 25    
allzeit nâch. etleich maister sprechent, daz er dar   25
Line: 26    
umb pellicânus haiz ze latein, wan wenn man sein haut
Line: 27    
ab seim flaisch zeuht, ist si gestimt reht als si sing,
Line: 28    
und nâch der aigenchait möht der vogel ze däutsch haizen
Line: 29    
ein velsing. der vogel ist mager, wan als die maister
Line: 30    
sprechent, waz er ezzens in sein gedirm nimt, daz gêt   30
Line: 31    
als von im ungekochet und von hât er wênig vaizten
Line: 32    
und wirt gespeiset von clainem saf seiner narung.
Line: 33    
Pei dem pellicân verstê ich unsern herren Jêsum
Line: 34    
Christum. der kam in unser ellend, ze scherzen mit uns,
Line: 35    
auz dem obern trôn der himel. wie scherzen? treun, mit   35

Page: 211  
Line: 1    
grôzen zaichen, diu er tet in Moyses persôn in Egypten
Line: 2    
lant in dem rôten mer und in der wüesten, und mit den
Line: 3    
zaichen, diu er tet mit andern weishaiten. râmeten im
Line: 4    
in den werken der gothait unser altväter der augen, daz
Line: 5    
ist der übernâtürleichen werken, diu got allain vermag.   5
Line: 6    
als wie? treun, versmâhten si in in seinen grôzen
Line: 7    
werken und petten ain kalp an gemacht von silber, und
Line: 8    
sünten auch mit andern grôzen sünden vor und nâch unz
Line: 9    
an die zeit, daz got mensch wart. in der selben zeit
Line: 10    
wâren diu kint des edeln pellicâns, daz ist gotes, ze tôd   10
Line: 11    
geslagen von im, alsô daz si ümmer muosten leiden in
Line: 12    
dem vegfeur, wie grôz rew si hieten umb ir sünd, unz
Line: 13    
daz der pellicân, Christus, gotes aingeporner sun, mensch
Line: 14    
wart auz dem rainen käuschen taw der zarten rôsen Ma\rie
Line: 15    
und seinen leichnam öffent mit dem fluz seins rôsen\varben   15
Line: 16    
pluotes in der marter. diu wert mit ainem und
Line: 17    
mit dem andern unz an den dritten tag, daz er von dem
Line: 18    
mensleichen tôd erstuont. alsô macht er seineu kint wi\der
Line: 19    
lebentig von dem êwigen tôd. Der pellicân ist zwair\lai.
Line: 20    
der ain ist ain wazzervogel und lebt neur des waz\zers   20
Line: 21    
der weishait, daz ist diu gnâd, diu fleuzt von dem
Line: 22    
almähtigen prunnen der gothait, und lebt der visch, die
Line: 23    
in dem wazzer vliezent, daz sint die hailigen lêr der göt\leichen
Line: 24    
geschrift. diu selben wazzervogel sint die hailigen
Line: 25    
lêrer, die erläuht werdent, paideu von dem hailigen gaist   25
Line: 26    
und der götleichen geschrift, die gotes stat verwesent auf
Line: 27    
ertreich und sein reht vitztüem sint ze pinden und ze
Line: 28    
lâzen, sam die pfaffen, die löbleich priester sint. der
Line: 29    
ander pellicân ist ain lantvogel, der lebt der slangen.
Line: 30    
daz ist diu werltleich ritterschaft, diu lebt auf dem land   30
Line: 31    
des werltleichen wesens und lebt der slangen, daz ist des
Line: 32    
schatzes und des zinses diser werltleicher gezierd. pei den
Line: 33    
zwain pellicânen verstê wir diu zwai swert der hailigen chri\stenhait,
Line: 34    
daz götleich und daz werltleich. iedoch ist daz
Line: 35    
gaistleich verr über daz werltleich, reht als des menschen sêl   35
Line: 36    
ist über den leichnam und als diu sunn ist über den mônen.

Page: 212  


Chapter / Strophe: 56     56.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PORPHIRI.



Line: 3    
Porphirio haizt ain porphiri. daz ist ain vogel auz
Line: 4    
der gewonhait und auz der weis anderr vogel, sam Jo\hannes
Line: 5    
der maister spricht, wan er hât ainen praiten fuoz   5
Line: 6    
ze swimmen und hât ainen andern gespaltenen fuoz ze
Line: 7    
gên auf dem lande, und pei dem verstê wir, daz der
Line: 8    
vogel lustig ist in den zwain elementen, auf der erd und
Line: 9    
in dem wazzer, wan er swimt in dem wazzer sam die
Line: 10    
änten und läuft auf dem land sam diu rephüenr. der   10
Line: 11    
vogel hât die art under allen andern vogeln, daz er mit
Line: 12    
seim praiten fuoz schöpfet daz wazzer und trenkt sich
Line: 13    
selber, reht als ain mensch, der sich trenkt mit seinr
Line: 14    
hant, und izt auch mit dem selben fuoz nâch menschlei\cher
Line: 15    
art. Pei dem vogel verstên ich ainen gaistleichen   15
Line: 16    
menschen, der hât ainen praiten fuoz seinr vernunft, wan
Line: 17    
diu vernunft ist begreifleich aller dinge gotes und aller
Line: 18    
crêatûr. mit dem fuoz trenkt sich der gaistleich mensch
Line: 19    
mit dem wazzer aller gaistleichen werk. pei dem gespal\tenne
Line: 20    
fuoz des vogels verstên ich daz wandel der gaist\leichen   20
Line: 21    
läut in diser werlt, wan daz ist gespalten und
Line: 22    
hât ain wegschaiden zuo den zwain worten: ez ist alsô,
Line: 23    
ez ist niht alsô. der zweivel laufet in allen dingen diser
Line: 24    
werlt. von spricht sanctus Paulus: 'ich pin oft ver\râten
Line: 25    
von den valschen prüedern.'   25



Chapter / Strophe: 57     57.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM PFAWEN.



Line: 28    
Pavo haizt ain pfâw. daz ist gar ain schœner vogel
Line: 29    
und ist ain freunt aller schônhait und rainikait, sam Ari\stotiles
Line: 30    
spricht. der vogel hât ainen langen geäugelten   30
Line: 31    
zagel und hât ain saphirisch herz an der varb, wan er
Line: 32    
hât ain plâw varb an der prust und ist an dem hals gar
Line: 33    
liehtvar, reht als ain saphir ist von Orient. der vogel

Page: 213  
Line: 1    
hât die art, daz er mit seim geschrai vertreibt alleu ver\giftigeu
Line: 2    
tier, wan diu getürrent niht beleiben an den
Line: 3    
steten, si sein stimm hœrent. er hât ain graussam
Line: 4    
stimm und ain ainfaltigen diepleichen ganch. Augustînus
Line: 5    
spricht, daz des tôten pfâwen flaisch ain ganzez jâr frisch   5
Line: 6    
beleib und niht vaul, als er spricht in dem puoch von
Line: 7    
der stat gotes. er spricht auch, daz des pfâwen flaisch
Line: 8    
nümmer vaul werd. Jacobus spricht, wenne man den
Line: 9    
pfâwen schawt und in lobt, streckt er seinen zagel auf
Line: 10    
in ains halben kraizes weis und zaigt seins zagels schœne   10
Line: 11    
allermaist gegen der sunnen, wan sint sein varb aller
Line: 12    
liehtest und aller klârst. wenn der pfâw seinen zagel
Line: 13    
gestreckt hât gegen der sunnen und sein ungestalt füez
Line: 14    
ansiht, senket er den zagel wider auf die erden. alsô
Line: 15    
spricht daz puoch von der aigenchait der ding. der pfâwe   15
Line: 16    
verleuset seinen zagel alle jâr und mauzet sich, und in
Line: 17    
der zeit sitzet er under ainen paum oder in ainen schaten
Line: 18    
gar schämiger an im selber, unz im die selben federn wi\der
Line: 19    
gewahsent. iedoch die haimischen laufent an daz lieht,
Line: 20    
wie stumpf si sint. Plinius spricht, wenn der pfâw die   20
Line: 21    
wol geverbten federn rêrt, traurt er und wirt dann
Line: 22    
perhaft. wenn der pfâw in der vinster wachet und sich
Line: 23    
selber niht gesehen mag, erschrikt er und schreit laut,
Line: 24    
wan er wænet, er hab sein schœne verlorn. der pfâwe
Line: 25    
zerpricht der pfæwinne air von dem lust, den er zuo ir   25
Line: 26    
hât. dar umb gepirt si ir air an ainer haimleichen stat.
Line: 27    
wenn der pfâw hôch auf steigt, daz ist ain zaichen des
Line: 28    
künftigen regens. Aristotiles spricht, daz der pfâw
Line: 29    
häzzig sei, daz er sein aigeneu kint niht ansehen well
Line: 30    
unz daz si krônen auf dem haupt habent und im geleich   30
Line: 31    
werdent.
Line: 32    
Pei dem pfâwen verstêt man ainen iegleichen hailigen
Line: 33    
prelâten, der ist gar schœn und rain an aller gaistleicher
Line: 34    
wirdichait und an hailigen werken. der hât ainen langen
Line: 35    
geäugelten zagel, daz ist, er hât vil weiser undertân, sam   35
Line: 36    
ain pischolf hât pröbst, dechant und ander klain prelâten

Page: 214  
Line: 1    
under im, die sint sein augen ze sehen und ze pezzern
Line: 2    
allez daz, er selber niht hin geraicht. und des zuo
Line: 3    
ainem urkünd und zuo ainem ebenpild tregt man in ir
Line: 4    
lang vell nâch in wälhischen landen. die pfâwen habent
Line: 5    
saphirisch prüst und häls, daz ist stæter gelaub und stæ\teu   5
Line: 6    
werk, wan pei plâwer varb verstê wir gemaincleich
Line: 7    
stætikait, wan ez ist ain reht himelvarb. der pischof
Line: 8    
schol alleu vergiftigeu tier in seinem pistuom, daz sint
Line: 9    
ketzer, wuochrær und alle übeltætige laien und pfaffen,
Line: 10    
vertreiben mit seinem geschrai, daz ist mit gaistleichen   10
Line: 11    
strâfen und auch mit werltleichem swert, ob sein nôt ge\schiht.
Line: 12    
er schol auch siticleichen gên und sleichen sam
Line: 13    
ain diep, daz ist, er schol mæzicleichen und mit weisem
Line: 14    
vorbetrahten ervorschen übel und guot und dar nâch
Line: 15    
rihten. des pfâwen flaisch gefault nümmer, wan als diu   15
Line: 16    
geschrift spricht, wer gelêrt ist und die läut lêrt zuo der
Line: 17    
gerehtikait, der scheint an dem jungsten tag sam der
Line: 18    
schein des liehten himels und sam der lieht sunnen schein
Line: 19    
in der êwigen êwichait. wenn man daz haupt der gereh\tikait
Line: 20    
ansiht in seinen rehten lautern werken, alsô daz   20
Line: 21    
im sein undertân volgent, strecket er seinen zagel (daz
Line: 22    
sint seineu guoteu werk) und loket sein undertânen üm\mer
Line: 23    
in daz êwig leben. aber wenn der pfâw, daz ist der
Line: 24    
pischolf, sein aigen füez ansiht (daz sint sein pœs rât\geben),
Line: 25    
senket er sein schœnen zagel auf die erden,   25
Line: 26    
daz ist, er vermæht sein guot pfaffen, die in zuo allen
Line: 27    
guoten dingen laitent. der pfâw mauzet sich all jâr alsô,
Line: 28    
daz er sein federn seiner hailigen lêr all jâr sträut un\der
Line: 29    
sein pfaffen und strâfet si. und wenn er sein lêr
Line: 30    
siht in der vinster, daz si niht fruhtpær scheint, schreit   30
Line: 31    
er mit seinen gaistleichen strâfen. wenn der pfâw (daz
Line: 32    
ist der pischof) hôch auf klimmet, daz ist, wenn er sein
Line: 33    
strâfen beswært, daz ist ain zaichen künftiges regens, daz
Line: 34    
ist künftiger strâf von got. wan Christus gab sant Peter
Line: 35    
den gewalt: ʽwaz pindest auf ertreich, daz ist gepunden   35
Line: 36    
in dem himel, und waz ledigst auf ertreich, daz ist

Page: 215  
Line: 1    
geledigt in dem himel.' der pfâw (daz ist der pischof)
Line: 2    
hât seineu kint niht liep, unz daz si im geleich sint wor\den
Line: 3    
mit gehôrsam und mit allen guoten dingen. ich
Line: 4    
fürht aber laider, daz auz den pfâwen oft raben werden.
Line: 5    
daz müez got erparmen!   5



Chapter / Strophe: 58     58.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM REPHUON.



Line: 8    
Perdix haizt ain rephuon und hât den namen von
Line: 9    
seiner stimm. Jacobus, Ambrosius und Isidorus spre\chent,
Line: 10    
daz der vogel gar schalkhaft und ungetrew sei,   10
Line: 11    
alsô vil, daz er anderr vogel air nimt und prüett diu auz.
Line: 12    
aber diu schalkhait kümt im klain ze nutz, wan die
Line: 13    
jungen vogel auz den airn sliefent und si hœrent die
Line: 14    
stimm irr rehten nâtürleichen muoter, lâzent si die
Line: 15    
pruothennen und volgent irr rehten muoter. daz rephuon   15
Line: 16    
hât ain trucken hirn, mêr dan ander vogel, und dar umb
Line: 17    
ist daz rephuon gar vergezzen und klainer gedæhtnüss,
Line: 18    
dar umb vergizt ez gar leiht seins nestes und verleuset
Line: 19    
seineu air und diu nimt ain ander rephuon und prüett si
Line: 20    
auz. wenn ain mensch nâhent zuo des rephuons nest,    20
Line: 21    
läuft diu si willicleich gegen dem selben menschen und
Line: 22    
tuot als ob si krank sei an ainem fuoz oder an ainem
Line: 23    
flügel, alsô daz man si zehant gevâhen müg. mit der
Line: 24    
lugen betreuget si den menschen, unz er von dem nest
Line: 25    
kümt. wenn diu jungen rephüendl sich fürhtent, daz man   25
Line: 26    
si vâhen well, hebent si die ertschollen auf mit irn
Line: 27    
füezen und verpergent sich dar under. wenn die ern mit
Line: 28    
enander streitent umb die sien, die denne gesigent, die
Line: 29    
fuoztretent die andern und undersetzent si in der un\käusch,
Line: 30    
als ob si ir weiblein sein; und in der grôzen hitz   30
Line: 31    
der unkäusch vergezzent si der underschaid an weibln
Line: 32    
und an männln. diu rephüenr habent die art, wenn si
Line: 33    
der vogler vâhen wil, denn daz êrst in daz netz kümt,
Line: 34    
laufent diu andern alle nâch im und sichert sich daz

Page: 216  
Line: 1    
nâchvolgent niht pei des vorgênden vall und wirt alsô
Line: 2    
betrogen in der gesellschaft. pei dem verstê die tôren
Line: 3    
diser werlt, die von pœser gesellschaft dick verlaitt wer\dent
Line: 4    
in den êwigen tôt und treun auch dick in ir kurz
Line: 5    
leben in diser werlt auf ertreich. von spricht her   5
Line: 6    
Davit: 'dû wirst hailig mit dem hailigen und wirst ver\kêrt
Line: 7    
mit dem verkêrten.' der rephüenr sien sint alsô
Line: 8    
durchhitzt mit unkäusch, daz si zuovâhent neur von dem
Line: 9    
smak, der von dem ern gêt. wan der wint von den
Line: 10    
ern wæt zuo der sien in der zeit irr unkäusch, gevæht   10
Line: 11    
si zuo. deu zeit ist irr unkäusch, streckent si ir
Line: 12    
züngel zesamen und hitzent alsô sêr in der prunst irs ge\lustes.
Line: 13    
und merk, daz gesagt ist von dem rephuon, daz
Line: 14    
ez zuo gevâh von dem wind, daz ist auch wâr von den
Line: 15    
tauben, von den gensen, von den pfâwen und von den   15
Line: 16    
hennen, wan si werdent niht allzeit reht gefügelt wenn
Line: 17    
si perhaft air habent. an dem rephuon ist diu prust und
Line: 18    
daz ober tail aller pest gesmach, aber daz under tail ist
Line: 19    
niht guot. Plinius spricht, daz des rephuons gall mit als
Line: 20    
vil honges gemischt macht des menschen augen gar klâr.   20



Chapter / Strophe: 59     59.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM PRUODER PIRO.



Line: 23    
Plumalis avis haizt aigenleich nâch der latein ain
Line: 24    
federvogel, dar umb, daz er gar schœn geziert federn
Line: 25    
hât, wan sein federn sint gemischt mit gel, weiz und   25
Line: 26    
swarz, und ist der vogel an der grœz als ain rephuon.
Line: 27    
aber wir haizen in ze däutseh pruoder Piro nâch seiner
Line: 28    
stimm, wan er ruoft mit seinr stimm sam er sprech pruo\der
Line: 29    
Piro. von dem vogel sprechent etleich, daz er neur
Line: 30    
des luftes leb, und ist er doch vaizt. iedoch vint man   30
Line: 31    
nihts in seim gedirm. Pei dem vogel verstên ich die reh\ten
Line: 32    
christenläut, die neur des luftes der rehten gehôrsam
Line: 33    
lebent und der lêr des hailigen rœmischen stuols und
Line: 34    
kainen auzweg suochent fremdes gelauben, sam etleich

Page: 217  
Line: 1    
ketzer tuont. der reht vest christen schreit ân underlâz:
Line: 2    
pruoder Piro, pruoder Piro! waz bedäut daz? treun,
Line: 3    
daz wil ich dir sagen. Piro in wälhisch haizt Peter und
Line: 4    
sant Peter was der êrst pâbst und ain gruntvest des hai\ligen
Line: 5    
rœmischen stuols, als Christus selber hinz im sprach.   5
Line: 6    
zuo dem stuol schüll wir alle schreien. wol dann pruo\der,
Line: 7    
hie ist Piro, daz ist sant Peter und ain iegleich pâbst
Line: 8    
oder priester, der zuo geweiht ist, daz er enpinden mag
Line: 9    
den sünder von allen seinen panden.
Line: 10    
Auz dem gelauben tretent etleich ketzer, die sich in   10
Line: 11    
laienweis ân all weih an nement peiht ze hœren und ze
Line: 12    
vergeben den läuten ir sünd, sam heur geschach in dem
Line: 13    
jâr man zalt von Christi gepürt dreuzehenhundert jâr
Line: 14    
und dar nâch in den neunundvierzigisten jâr, stuont
Line: 15    
ain volk auf, daz hiez man die gaislær, die sluogen sich   15
Line: 16    
mit gaiseln alsô nakent und vielen ir venie auf ir prust
Line: 17    
und nâmen ir hundert oder zwaihundert oder mêr oder
Line: 18    
minner ainen maister, der ain lauter lai was. der selb
Line: 19    
hôrt ir peiht und satzt in puoz. wider die selben ketzer
Line: 20    
schraib Clemens der pâbst, der sehst seins namen, dem   20
Line: 21    
pischolf von Augspurch und aller der christenhait ainen
Line: 22    
prief. des selben priefes sin wil ich hie kürzleich begreifen.
Line: 23    
Ez ist ain volk daz gaiselt sich und vellt auf die
Line: 24    
erden und bekent seiner sünd offenleichen vor allen läu\ten.
Line: 25    
daz volk setzt im selber ainen maister aller irrung,   25
Line: 26    
von dem nimt ez antlâz seiner sünd. die maister der
Line: 27    
valschait stênt auf und predigent wider die gâb der hai\ligen
Line: 28    
zwelfpoten, wan got gab den zwelfpoten und der
Line: 29    
pfaffhait die gâb allain, daz si daz gotswort scholten pre\digen
Line: 30    
und reht lêr vortragen andern läuten. nu werbent   30
Line: 31    
die välscher die potschaft gotes, der si doch niht gesant
Line: 32    
hât, und alsô laitt ain plinder den andern und vallent
Line: 33    
paid in die gruob der êwigen verdampnüss. die äffer
Line: 34    
legent ir hant an die archen der hailichait, sam Osa tet,
Line: 35    
den got dar umb ertôt. die äffer tuont sam Dathan und   35
Line: 36    
Abyron, die daz opfer gotes und diu rauchvaz angriffen,

Page: 218  
Line: 1    
die gotes priester anhœrent. dar umb tet sich auf daz
Line: 2    
ertreich und verslant si alsô lebentig. wizz, daz die
Line: 3    
äffer dem teufel opfernt und niht got dienent. die äffer
Line: 4    
wellent den rock tailn unsers herren, der kain stuck noch
Line: 5    
kain nât nie gewan, in got truog, wan si wellent chri\stenleichen   5
Line: 6    
gelauben verändern und verkêrn, und dar umb
Line: 7    
versmæht die äffer diu zwelfpotisch lêr, diu spricht,
Line: 8    
daz niemant behalten werd auzerhalb des rockes, daz ist
Line: 9    
auzerhalb der ainigung der hailigen christenhait. der
Line: 10    
rock geleicht der arch der hailichait, wan diu paideu be\däutent   10
Line: 11    
die ainigung der hailigen christenhait. wer auz
Line: 12    
der funden wirt, sam Jeronimus spricht, der verdirbt in
Line: 13    
der sinfluot, daz ist in dem letzsten geriht unsers herren.
Line: 14    
die äffer sint die fühs, die unsers herrn Jesu Christi wein\garten
Line: 15    
durchhölrnt und durchgrabent, von den spricht her   15
Line: 16    
Davit in dem psalter: ain sunderleich wilt hât den wein\garten
Line: 17    
abgefrezt. die äffer sint die fühs, die wonent
Line: 18    
in dem trucken tiergarten, kain wazzer ist, daz ist
Line: 19    
kain weishait ist und kain rehteu lêr. die äffer tuont
Line: 20    
wider Samuelis lêr des weissagen, der sprichet: ʽge\hôrsam   20
Line: 21    
ist pezzer denn kain leipleich opfer.' wann si sint
Line: 22    
dem rœmischen stuol und got ungehôrsam. die äffer sal\zent
Line: 23    
mit verworfem salz, daz zuo nihtiu nütz ist denn
Line: 24    
daz man ez hin werf und daz ez die läut under die füez
Line: 25    
treten, wan ez ist niht ain salz der weishait, ez ist ain   25
Line: 26    
salz der irrung und der êwigen unsælichait. die äffer
Line: 27    
wolten sant Peters keten zeprechen, daz ist, den vesten
Line: 28    
gelauben wolten si vertilgen. die äffer sint die wâren
Line: 29    
geleichsnær, die von andern läuten wellent geêrt werden,
Line: 30    
als ob si kunst und gewalt und hailichait haben, und   30
Line: 31    
sint doch rôch, ungelêrt, ungeweiht, verluocht gepaurn,
Line: 32    
wan si tuont wider die offenne lêr unsers herren Jesu
Line: 33    
Christi, der spricht durch des weissagen munt: 'ir
Line: 34    
sült rewig sein in ewern ruokämerleinne,' und spricht in
Line: 35    
dem êwangeli: 'wenn deinen vater anruofen wellest,   35
Line: 36    
in dein kämerlein und rüef in an mit beslozner

Page: 219  
Line: 1    
tür.' und er zehen auzsetzel gesunt machet, sprach
Line: 2    
er: 'gêt und zaigt euch den priestern.' er sprach niht:
Line: 3    
gêt und zaigt euch den rôhen gepauern und den ketzern.
Line: 4    
wider die äffer hât Amos der weissag gesprochen auz
Line: 5    
gotes mainung: 'ich hân gehazzet und versmæht ewer   5
Line: 6    
hôchzeitleiche tag und wil ewer opfer niht.' von den
Line: 7    
spricht auch Beda über diu êwangeli Mathei: 'wer sich
Line: 8    
schaidet von der ainung und von der gemain des hailigen
Line: 9    
herren sant Peters, der mag niht enpunden werden von
Line: 10    
seinen sünden und mag nümmer in der himel fräud ko\men.'   10
Line: 11    
dar umb hât der vorgenant pâbst gepoten, die
Line: 12    
äffer hin komen und iriu werk üeben, schol man drei
Line: 13    
tag ungesungen sein. nu hab diu red ain end von den
Line: 14    
gaislærn.



Chapter / Strophe: 60     60.
Line: 15    
Line: 16    
VON DER AGLASTERN.



Line: 17    
Pica haizt ain aglaster oder ain alster. daz ist gar
Line: 18    
ain kündiger vogel, als Plinius spricht. man izt die jun\gen
Line: 19    
alstern gern, dar umb, daz diu augen clâr werdent.
Line: 20    
iedoch siedent si niht wol, man zieh in dann die haut ab.   20
Line: 21    
die alstern habent kurz flügel und lang zägel. si deckt
Line: 22    
ir nest und læzt zwai fenster dar ein gên: datz dem ainen
Line: 23    
fleugt si ein, datz dem andern streckt si irn zagel auz.
Line: 24    
Plinius spricht, daz der vogel in dem augst tobend werd,
Line: 25    
alsô daz er sich selber erhenke ze stunden in den dorn\püschen.   25
Line: 26    
in welhem häe oder garten die alster nistet,
Line: 27    
meldet si die haimleich wonenden läut mit ainem
Line: 28    
grôzen geschrai. wenn si gevangen wirt in der jugent,
Line: 29    
lernt si mensleicheu wort und stirbt mangeu von der
Line: 30    
swærikait für ze pringen etleicheu wort. Pei dem vogel   30
Line: 31    
verstêt man die läut, die sich mêr an nement wan si vol\pringen
Line: 32    
mügent und beswærent sich mit fremden pürden,
Line: 33    
die si niht angehœrent. der siht man mangen grœzleich
Line: 34    
vallen.

Page: 220  



Chapter / Strophe: 61     61.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER SPERKEN.



Line: 3    
Passer haizt ain sperk. der vogel hât die art, wenn
Line: 4    
er auf der erden sitzt und vliegen wil, stœzt er die
Line: 5    
erden mit den füezen und erhebt sich dan in die lüft. er   5
Line: 6    
wirt gar snell zornig, aber der zorn wert nit lang, sam
Line: 7    
ain vorscher spricht. die sperken sint mêr hitziger nâtûr
Line: 8    
denn all ander vogel, und dar umb enzündent si daz
Line: 9    
pluot und machent ez auz wallend, und von sint si
Line: 10    
auch gar unkäusch. dar umb habent si den namen ze   10
Line: 11    
latein passer, daz ist ain leider, wan welhez tier diu prunst
Line: 12    
der unkäusch vil rüert, daz hât vil leidens. dar umb spre\chent
Line: 13    
die weisen: minner, martrer. des vogels mist ist
Line: 14    
gar hitzig an dem auzwurf, aber er wirt gar snell kalt,
Line: 15    
und bedäut die läut, die ain klain weil gelaubent und ze\hant   15
Line: 16    
wider vallent, sam die bekêrten juden. ez bedäut
Line: 17    
auch all kurzrewig läut, die an ainr predig haiz wainent
Line: 18    
und zehant wider vallent. diu spirch kochet gar schier
Line: 19    
in dem magen ir ezzen und dar umb wirt si selten vaizt.
Line: 20    
si leident auch in etleichen landen daz vallend leit. daz   20
Line: 21    
geschiht allermaist von, daz si ezzent den sâmen ius\quiami,
Line: 22    
daz haizt pilsensâm. si beraubent die tauben irr
Line: 23    
nest. wenn die jungen spirken auz vliegent des êrsten,
Line: 24    
helfent in die andern alten spirken, die nâhent pei in
Line: 25    
genist habent, und volgent irn vätern und müetern, reht   25
Line: 26    
als getrew nâchgepaurn, der sich ainr des andern êr und
Line: 27    
nutz fräuet, und helfent die jungen spirken füeren, daz
Line: 28    
si iht vallen.



Chapter / Strophe: 62     62.
Line: 29    
Line: 30    
VON DER NAHTIGAL



Line: 31    
Phylomena haizt ain nahtigal. diu ist lustig in
Line: 32    
irm gesang, daz si selten izzet. aber wenn si izt, daz
Line: 33    
tuot si gar snell und fürdert sich wider zuo dem gesang.

Page: 221  
Line: 1    
si singet neur in dem lenzen, daz ist in der zeit von sant
Line: 2    
Peters tag, als er auf den stuol gesetzt wart, unz an sant
Line: 3    
Urbans tag und dar nâch die rehten sumerzeit, aber in
Line: 4    
dem winter singt si nümmer. si singt gar ämsicleich und
Line: 5    
gar fräuenleich über ir kraft alsô grœzleich, daz si    5
Line: 6    
krank wirt, daz si sterben muoz, und welt ê den tôt, ê
Line: 7    
daz si von irm gesang lâz. dar umb haizt si ze kriechi\scher
Line: 8    
sprâch phylοmena, daz ist vil gesprochen sam
Line: 9    
ain liepswinderinne, wan si swindet und nimt ab von reh\ter
Line: 10    
lieb irs gesanges unz in den tôt. scholt auch   10
Line: 11    
wizzen, daz zehant wenn diu nahtigal geunkäuscht hât,
Line: 12    
verleuset si die klârhait irr stimm, sam Plinius spricht,
Line: 13    
und gewinnet ain ander stimm und verändert auch ir
Line: 14    
varb. diu nahtigal unkäuscht etswenn mit der spirken
Line: 15    
und læzt sich drucken von der spirken. ach, wölt got,   15
Line: 16    
daz ich des niht west von dem zarten vogel! diu nah\tigal
Line: 17    
hât ain gar dünn zungen, daz kain ander vogel
Line: 18    
ain dünne zungen hât. Pei der nahtigal verstên ich die
Line: 19    
rehten maister der geschrift, die tag und naht mit übe\rigem
Line: 20    
grôzem gelust lesent die geschrift und tihtent new   20
Line: 21    
lêr alsô vast, daz irs leibes kraft abnimt und ir antlütz
Line: 22    
plaich wirt. wenn die unkäuschent und si die sperken
Line: 23    
diser werlt druckent, daz sint diu unkäuschen weip,
Line: 24    
verändernt si ir stimm guoter lêr und enpfärwent sich
Line: 25    
paideu leipleich und gaistleich.   25



Chapter / Strophe: 63     63.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM SITICH.



Line: 28    
Psitacus haizt ain sitich, daz ist ain vogel in Inden
Line: 29    
lant, sam Jacobus und Solînus sprechent, und ist grüener
Line: 30    
varb, aber sein halskraiz ist rôtvar und vil nâhent golt\var.   30
Line: 31    
er hât ain grôz prait zungen und dar umb macht
Line: 32    
er auch gestuckteu wort sam ain mensch, als schôn, sæhst
Line: 33    
sein niht, wændest, ez wær ain mensch. er grüezt
Line: 34    
den menschen und spricht: ave chere, daz spricht in wäl\hisch:

Page: 222  
Line: 1    
got grüez dich, lieber, oder er grüezt mit andern
Line: 2    
worten als er gelernt hât. iedoch lernt er in dem êrsten
Line: 3    
oder in dem andern jâr allermaist und helt diu wort
Line: 4    
allerlengst. des vogels snabel ist hert, daz er sich
Line: 5    
mit widerhabt auf ainem herten stain, wenn man in dar   5
Line: 6    
auf wirft. er hât auch ain stark haupt, daz in die
Line: 7    
läut mit ainem eisneinn zainl slahen müezent, wenn si
Line: 8    
in twingen wellent, daz er menschleich stimm lern. er
Line: 9    
ätzt sich selber mit seim fuoz als ain mensch mit der hant.
Line: 10    
er nist auf dem perg Gelboe, dar umb, daz ez dar auf   10
Line: 11    
nümmer geregent, wan er mag des regens niht gedulden,
Line: 12    
wie daz sei, daz er ander wazzer leidt, iedoch stirbt er
Line: 13    
von dem regenwazzer. er hüett seines swanzes mit grô\zem
Line: 14    
vleiz und saubert sein federn gar mit vleiz mit sei\nem
Line: 15    
snabel. die alleredelsten habent fünf zehen an den   15
Line: 16    
füezen, aber die unedeln habent neur drei zehen. Aristo\tiles
Line: 17    
spricht, daz der sitich gern wein trink und ist gar
Line: 18    
ain unkäuscher vogel, und daz ist niht ain wunder, wan
Line: 19    
der wein ist ain ursach der unkäusch. ez spricht auch
Line: 20    
Aristotiles, wenn der vogel trunken wirt von wein,    20
Line: 21    
schawet er gern junkfrawen an und ist an dem anplick
Line: 22    
gar lustig.



Chapter / Strophe: 64     64.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM STRAUZEN.



Line: 25    
Strucio haizt ain strauz und haizt in kriechischer   25
Line: 26    
sprâch assida und haizt auch camelοn, dar umb, daz er
Line: 27    
gespalten füez hât als ain kämmel. der vogel hât die
Line: 28    
art, wenn diu zeit kümt, daz er airt, hebt er seineu
Line: 29    
augen auf gegen dem himel und schawet, ob der stern
Line: 30    
aufgangen sei, der virgilia haizt, wan er legt sein air   30
Line: 31    
niht unz der stern aufgegangen ist, dar umb, daz der
Line: 32    
selb stern aufgêt sumerzeiten in dem häumônn, der ze
Line: 33    
latein julius haizt, und ist daz ertreich warm. in der
Line: 34    
selben zeit legt der strauz seineu air und verpirgt si in
Line: 35    
den warmen sant und gêt von und vergizt der air an   35

Page: 223  
Line: 1    
der stat und kümt niht wider zuo den airn, wan ez ist
Line: 2    
gar ain vergezzen vogel von nâtûr, und dar umb legt
Line: 3    
er seineu air in der warmen zeit, daz im daz warm frid\sam
Line: 4    
weter daz arbait und auch auzpring, daz er selber
Line: 5    
sitzend ob den airn sölt auzprüeten. dar umb diu air   5
Line: 6    
erwarmt werdent von der sunnen in dem sant, sliefent
Line: 7    
jungeu sträuzel dar auz und die alten nerent si dan. der
Line: 8    
strauz hât federn gevar als ain habich oder ain valk,
Line: 9    
aber er ist træg ze fliegen. er izt eisen und verdäut daz,
Line: 10    
wan er ist gar haizer nâtûr. er hazzet diu pfärd von   10
Line: 11    
nâtûr und laidigt si er mag, und dar umb fürhtent
Line: 12    
in diu pfärt gar sêr und hazzent in alsô vast, daz si in
Line: 13    
niht getürrent angesehen. der strauz läuft snell auf
Line: 14    
der erd, daz er ain pfärt fürläuft, und wenn er gêt,
Line: 15    
hebt er die flügel über sich. Plinius spricht, daz der   15
Line: 16    
strauzen federn gar dünne sein. si habent auch augen\prâwn
Line: 17    
an irn augen. si habent auch gezwiselt klâen an
Line: 18    
irn füezen, mit begreifent si stain wenn man si jaget
Line: 19    
und werfent die jäger mit. si sint tôrot, daz si
Line: 20    
neur ir haupt verpergent in ainen pusch und wænent denn,   20
Line: 21    
si haben sich zemâl gar verporgen, reht als der vasant
Line: 22    
tuot. man spricht auch, daz der strauz mit ainem augen
Line: 23    
den himel anseh und mit dem andern die erden. er hât
Line: 24    
auch gar ain grôzez starkez pain in der prust in ains schil\tes
Line: 25    
weis. daz hât im diu nâtûr gegeben zuo ainem schirm   25
Line: 26    
seins grozen leibes, wan er ist nâhent als grôz sam ain
Line: 27    
mitelmæziger esel. Plinius spricht, daz der strauz von
Line: 28    
nâtûr kal werd und plôz; aber er hât ain dick haut,
Line: 29    
daz in niht freuset, wenn er von den federn enplœzt wirt.



Chapter / Strophe: 65     65.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM WUTSCH ODER ÄMRINCH.



Line: 32    
Strix haizt aigenleich nâch der latein ain säuser oder
Line: 33    
ain zandklaffer, und hât den namen von seinr stimm, sam
Line: 34    
Isidorus spricht, wan er singt, säuset er mit der

Page: 224  
Line: 1    
stimm, reht als ob er den luft durch die zend seih. dar
Line: 2    
umb spricht Lucânus, daz der træg auf und der nähtleich
Line: 3    
säuser klägleich singen, und dar umb sprechent etleich,
Line: 4    
daz der säuser ain nahtvogel sei. aber daz ist niht wâr,
Line: 5    
wan er fleugt des tages und singt auch an dem tag su\merzeiten,   5
Line: 6    
und Lucânus haizt in dar umb nähtleich, daz
Line: 7    
er als slæfleich singt, wan all säusend stimm machent
Line: 8    
slâfend. dar umb säusent die ammen irn kinden pei den
Line: 9    
wiegen. der vogel haizt auch ama oder ze däutsch ain
Line: 10    
amer oder ain ämerinch nâch der latein (wan amor haizt   10
Line: 11    
lieb) dar umb, daz der vogel seineu kinder gar liep hât.
Line: 12    
iedoch müg wir sprechen, daz strix oder ama der naht\vogel
Line: 13    
sei, der in etleicher däutsch wutsch haizt oder ain
Line: 14    
stainäul, und ist ainr äulen geleich, danne daz er klainer
Line: 15    
ist, und wenn er schreit, schreit er zitterent hu hu hu,   15
Line: 16    
als ob in friese oder er zandklaffe vor froscht. der vo\gel
Line: 17    
hât die art wider allen andern vogeln, daz er seinen
Line: 18    
kinden ain fäuhten eintropft sam milch, wenn er si fuort
Line: 19    
und speist, reht als diu tier, diu ireu kint seugent. der
Line: 20    
vogel hieze wol aigenleich nâch der latein der zitrær oder   20
Line: 21    
der zandklaffer von seiner stimm oder von seinem geschrai.
Line: 22    
der sin ist gereht und mit dem bestêt der vorgeschriben
Line: 23    
spruch Lucâni, und schüll wir sprechen, daz zwairlai vo\gel
Line: 24    
sein, die ze latein strix haizent. der ain schol haizen
Line: 25    
strix diurna, daz ist ain ämerinch, der ander strix noc\turna,   25
Line: 26    
daz ist ain wutsch oder ain stainäul. iedoch seind
Line: 27    
der ämerinch ain klainr vogel ist, mag er ze latein
Line: 28    
stridula haizen und der wutsch schol strix haizen.



Chapter / Strophe: 66     66.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM STARN



Line: 31    
Sturnus haizt ain star. Plinius spricht, daz die starn
Line: 32    
klain vogel sein, snell ze vliegen, und sint swarz vogel
Line: 33    
mit weizen sprekeln. si vliegent scharot mit ainander
Line: 34    
und in dem flug machent si ainen sinweln haufen, alsô

Page: 225  
Line: 1    
daz iegleicher begert, daz er in der mitt sei. daz tuont
Line: 2    
si durch der habich willen, die in lâg setzent. si besam\nent
Line: 3    
sich des âbends und habent ain grôzez murmeln mit
Line: 4    
enander und ruoent des nahtes, aber des morgens hebent
Line: 5    
si an ze murmeln und nâch tailnt si sich in klain   5
Line: 6    
schar und fliegent an ir waid. si tuont auch grôzen
Line: 7    
schaden in den weingarten herbstzeiten.



Chapter / Strophe: 67     67.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM TROGOPEL.



Line: 10    
Trogopales haizt ain trogopel. Solînus spricht, daz   10
Line: 11    
der selb vogel in der môrn lant won, daz ze latein
Line: 12    
Ethiopia haizt, und sei grœzer denn ain adlar und hab
Line: 13    
hörner als ain wider. mit den hörnern verjagt er und
Line: 14    
vertreibt all die vogel, die im wider sint. er ist eisenvar
Line: 15    
an den vedern. er hât ain haupt als ain fenix, ân daz   15
Line: 16    
er hörner vorn dar an hât, als wir vor gesprochen haben.



Chapter / Strophe: 68     68.
Line: 17    
Line: 18    
VON DER TURTELTAUBEN.



Line: 19    
Turtur haizt ain turteltaub. der vogel ist gar käusch
Line: 20    
und schämig. diu si hât irn gemahel liep und helt im   20
Line: 21    
allain trew, alsô vil, daz si ir kain ander liep nimt wenn
Line: 22    
er gestirbt. und wenn si witib ist, fleugt si neur auf
Line: 23    
die dürren est der paum und waint und ist traurig und
Line: 24    
singt niht. si laidigt kainen vogel und ist ze mâl gar
Line: 25    
gedultig wider all die vogel, die si laidigent. si macht   25
Line: 26    
gar auz ain wênig ästleinen ain nest, dar inn si ruowet
Line: 27    
und ir air auzprüett. Ambrosius spricht, daz diu turtel\taub
Line: 28    
auzwendig umb ir nest ains krautes pleter werf, daz
Line: 29    
haizt ze latein squilla und haizt merzwifal, als her nâch
Line: 30    
kunt wirt, wenn wir von der kräuter kraft sagen. daz   30
Line: 31    
tuot diu turteltaub dar umb, daz diu tier irn kinden iht
Line: 32    
schaden, wan diu tier vliehent diu vergiftigen pleter des
Line: 33    
krautes. der turteltauben art ist, wer ir pluot nimt auz

Page: 226  
Line: 1    
dem rehten flügel und tuot ez dem menschen in sein
Line: 2    
krank augen, den ist ez hilfleich. diu turteltauben mü\gent
Line: 3    
niht wol gevliegen in dem wind, der von mittem
Line: 4    
tag wæt, daz ist der sudenwint und haizt ze latein auster.
Line: 5    
Pei der turteltauben verstên ich ain rain pider weip,   5
Line: 6    
diu allain irm ainigen liep trew helt und ist gedultig mit
Line: 7    
allen weipleichen zühten. si schilt sich mit niemant,
Line: 8    
hœrt aber si oder siht ain unzuht von andern läuten,
Line: 9    
wirt ir antlütz rôsenvar und schämt sich umb fremd un\zuht.
Line: 10    
diu frawe schol ain vergiftigz kraut legen umb ir   10
Line: 11    
haus und umb ir wonung, daz all aufmacherinne und
Line: 12    
pœs werberinne oder werber vliehent. eyâ, waz ist daz
Line: 13    
kraut? treun, vester muot und niht ôrnaigen und ver\slahen
Line: 14    
mit rehtem ernst und mit zühtigem zorn allez üp\pigz
Line: 15    
werben und unrainen schimpf. wer der zarten tur\teltauben   15
Line: 16    
pluot nimt (daz sint ir weipleich gepærd) auz
Line: 17    
irm rehten flügel (daz ist auz der klârhait irr vernunft
Line: 18    
und auz irr weipleichen gestalt) und tuot ez in diu kran\ken
Line: 19    
augen der krankmüetigen frawen, die werdent ge\sehent,
Line: 20    
wan si schawent ir sünd und ir unzuht an in   20
Line: 21    
selber in aime fremden spiegel, der ân mail ist. diu
Line: 22    
fraw mag niht gevliegen, daz ist, si mag sich niht geüeben
Line: 23    
an dem wind gegen mittem tag, daz ist gegen der hitz
Line: 24    
der unstætichait.



Chapter / Strophe: 69     69.
Line: 25    
Line: 26    
VON DER FLEDERMAUS.



Line: 27    
Vespertilio haizt ain fledermaus und ist vil ge\sprochen
Line: 28    
ze latein sam ain vespervliegerinne, dar umb,
Line: 29    
daz si des âbends gern fleugt sumerzeiten; in dem win\ter
Line: 30    
lauzet si. diu fledermaus hât kain vedern an dem   30
Line: 31    
leib noch an den flügeln. si ist ainer maus aller ding
Line: 32    
geleich. der vogel under allen vogeln gepirt allain seineu
Line: 33    
kint als ain geperndez gêndez tier und säugt seineu kint
Line: 34    
ân daz er fleugt sam ain vogel und die flügel habent ain
Line: 35    
häutel, daz spannt sich und streckt sich in dem flug.   35

Page: 227  
Line: 1    
Plinius spricht, daz der fledermäus pluot gar guot sei
Line: 2    
wider der slangen vergift oder wider irn piz, wenn man ez
Line: 3    
mischt mit ainem carduo. stüend aber : mit coriandro,
Line: 4    
daz wær ain anderz, als her nâch kunt wirt von den
Line: 5    
kräutern. ez spricht auch Plinius, daz die fledermaus   5
Line: 6    
scharrent stet suocht oder unrüewig stet mit kleppern und
Line: 7    
mit hämern, daz ze latein strepidus haizt. ir pluot macht
Line: 8    
hârplôz, ez an die gehærten haut kümt. si hât auch
Line: 9    
zend, der hât dehain ander vogel mêr. diu vleder\maus
Line: 10    
ist in India in dem lant grœzer denn ain taub und   10
Line: 11    
hât zend als ain mensch, mit zereizt si daz mensch
Line: 12    
under den augen und peizt im die nasen ab oder die ôrn
Line: 13    
oder ander glider. Pei der fledermaus verstên ich die
Line: 14    
valschen nâchreder, die den läuten in der vinster, daz ist
Line: 15    
haimleichen, ir êr abpeizent und verderbent in daz ant\lütz   15
Line: 16    
irs guoten leumundes und irs löbleichen namens.
Line: 17    
den verluochten fledermäusen, war umb vliegent si
Line: 18    
niht an daz lieht?



Chapter / Strophe: 70     70.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM KLAGVOGEL



Line: 21    
Ulula haizt ain klagvogel, dar umb, sam Isidorus
Line: 22    
spricht, wan er rüeft oder schreit, tuot er sam er
Line: 23    
wain oder klag, und bedäutt sein stimm ungelük, aber
Line: 24    
sein sweigen bedäutt glük. alsô sprechent die vogelweisen,
Line: 25    
die ze latein augures haizent, daz sint die sich annement   25
Line: 26    
künftigeu dinch ze sagen von der vogel quiteln und von
Line: 27    
irem gesang; aber ez ist oft valsch und vælt. Pei dem
Line: 28    
vogel verstên ich die argen strâfer, die den läuten kainen
Line: 29    
schimpf noch kain werk ze guot kêrent und all zeit ver\kêrent
Line: 30    
zuo dem pœsten.   30



Chapter / Strophe: 71     71.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM WIDHOPFEN.



Line: 33    
Upupa haizt ain widhopf. der vogel ist uns verpoten
Line: 34    
in der ê, daz wir sein iht ezzen, sam Isidorus spricht,

Page: 228  
Line: 1    
wan ez ist ain unrain vogel. er nistet in unrainikait und
Line: 2    
verunraint auch sein aigen nest. aber ez ist ain schœner
Line: 3    
vogel und hât ainen vedreinen kamp auf dem haupt, den
Line: 4    
füert er sam ainen gekrœnten helm. in dem winter ist
Line: 5    
er verporgen und ist ain stumm, aber in dem sumer und   5
Line: 6    
in dem lenzen ist er gar ungestüem mit seim geschrai
Line: 7    
und hât neur ain gesank und ain stimm, wan er singet
Line: 8    
neur hoz hoz hoz, sam der gauch singt guck guck.
Line: 9    
ich hân auch dick gemerkt ze Megenperch, ich ain
Line: 10    
kindel was, daz die zwên vogel zuo enander sâzen und   10
Line: 11    
sungen mit aim wehsel, der gauch vor, der widhopf nâch,
Line: 12    
und wând ich, der widhopf wær des gauches roz und daz
Line: 13    
si stætes pei ainander wæren. die gar alten widhopfen
Line: 14    
setzent sich in der jungen geviderten nest und mauzent
Line: 15    
sich und speisent si die jungen, unz si wider koment   15
Line: 16    
ze kreften. ez sprechent auch die maister, daz die jungen
Line: 17    
widhopfen ain ander tugent haben gegen den alten, wan
Line: 18    
die alten vor alter niht mêr gesehen mügent, prin\gent
Line: 19    
die jungen ain kraut, daz ist von nâtûr in bekant,
Line: 20    
und salbent der alten augen mit, werdent si wider   20
Line: 21    
gesehent. Jacobus spricht, wer den slâf an dem haupt
Line: 22    
mit des widhopfen pluot salbt und gêt slâfen, be\dunket
Line: 23    
in in dem slâf, daz in die pœsen gaist tœten
Line: 24    
wellen. des widhopfen herz ist den zaubrærn gar nütz
Line: 25    
und den haimleichen übeltætigern, aber daz schüll wir   25
Line: 26    
niht auzlegen, ob got wil, ez sagt auch unser puoch ze
Line: 27    
latein niht.
Line: 28    
Pei dem widhopfen verstên ich ainen iegleichen men\schen,
Line: 29    
der schœn pœs ist und ain unstætez herz hât, ich
Line: 30    
main, der ainez in dem herzen hât und redt ain anderz   30
Line: 31    
mit dem mund. die selben rüefent vast in dem sumer,
Line: 32    
si ez guot habent und in niemant begegent; aber
Line: 33    
si kempfen schüllent oder rehten mit den guoten,
Line: 34    
verstumment si. pfui dich, Schanden ritter, seist
Line: 35    
lai oder pfaff, wie tregst der êren krôn in valschait   35
Line: 36    
ân manleichz herz und ân alle wârhait!

Page: 229  



Chapter / Strophe: 72     72.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM GEIRN.



Line: 3    
Vultur haizt ain geir. des vedern habent die art, ist
Line: 4    
daz man si prennt in aim feur, vliehent die slangen von
Line: 5    
dem smack, sam Plinius spricht. er spricht auch, welher   5
Line: 6    
mensch des geirn herz an seiner seiten hab, der sei sicher
Line: 7    
vor den pœsen tiern und vor den slangen und vor andern
Line: 8    
würmen. die geir smeckent daz âs über mer, reht als der
Line: 9    
adlar tuot. Isidorus spricht, der geir vârt des augen des
Line: 10    
allerêrsten auf dem âs. er volgt den raisern, dar umb,   10
Line: 11    
daz er des âses vol werd, und fräut sich urleuges und
Line: 12    
streites. der geir hât die art, wenne er gewechset, sicht
Line: 13    
er daz sein muoter kranch ist und niht wol gevliegen
Line: 14    
mag, tœtt er si. er hât auch die art, ist, daz ain ander
Line: 15    
vogel, der halt wol sterker ist dan er, im seineu kindel   15
Line: 16    
laidigen wil, wâget er sein leben umb diu kindel und
Line: 17    
sleht mit den flügeln und wundet mit den kräuln. diu
Line: 18    
muoter wert den kinden die stat, si geporn sint, wenne
Line: 19    
si nu gevidert sint. daz tuot si umb die narung, wan ain
Line: 20    
par der vogel, daz ist ain er und ain si, bedürfent ainer   20
Line: 21    
weiten stat zuo irr narung. si raubt auch niht an den
Line: 22    
steten, die nâhent pei irm nest sint, dar umb, daz si die
Line: 23    
läut, die ir nâchgepaurn sint, iht erzürn wider sich selber.
Line: 24    
wenn der geir raubet, füert er den raup niht zehant,
Line: 25    
er versuocht vor, wie swær er sei, und mag er den raup   25
Line: 26    
gefüern, füert er in dann. Rabanus spricht, daz et\leich
Line: 27    
geir perhaft sein ân unkäusch, alsô daz sich der er
Line: 28    
niht veraint noch vermischet mit der sien, und leben iriu
Line: 29    
kint hundert jâr. Plinius spricht, daz der geir raub von
Line: 30    
mittem tag unz ze naht und ruow von morgens unz zuo   30
Line: 31    
mittem tag, alsô daz er nihts niht raub. wenn er altet,
Line: 32    
wehst im daz obertail an dem snabel über daz under\tail,
Line: 33    
alsô daz er den snabel niht auf mag getuon, und
Line: 34    
muoz er sterben vor hunger, wan er wetzet seinen snabel
Line: 35    
niht an die stain sam der adlar tuot und kan sein unge\mach   35

Page: 230  
Line: 1    
niht vertreiben, dar umb muoz er sterben. etleich
Line: 2    
sprechent, wenn der geir wizze, daz er sterben müez,
Line: 3    
verslind er sein aigen hirn, dar umb, daz ez den läuten
Line: 4    
niht nütz werd, wan ez ist guot wider daz paralis. ist
Line: 5    
daz er seineu kint vaizt siht, wenn er dan müezig ist,   5
Line: 6    
hacket er in die füez niden auf mit dem snabel, dar
Line: 7    
umb, daz si wider mager werden. er streit mit dem
Line: 8    
greiffalken oder mit dem gemeinen valken und vellt auf
Line: 9    
in; aber der falk ist im ze behend und ze snel, und dar
Line: 10    
umb entweicht er dem geir, er auf in platzen wil,    10
Line: 11    
mag sich der geir niht wider gehalten und stœzt sich ze
Line: 12    
tôd. seind auch der geir alliu âs und allerlai gefügel
Line: 13    
angreift, dar umb schäuht er der strick niht und der
Line: 14    
vâchvallen. Ambrosius spricht, daz der geir des men\schen
Line: 15    
tôd mit etleichen zaichen vor prüef. wan ain   15
Line: 16    
her mit dem andern streiten wil, volgent die geirn
Line: 17    
nâch, als ob si bedäuten, daz vil läut erslagen wer\den.
Line: 18    
aber ich wæn, daz si daz haben von ainer gewon\hait,
Line: 19    
dar umb, daz die alten daz vor gesehen habent,
Line: 20    
oder si müezent ez haben von ainem einvall der nâtûr,   20
Line: 21    
als vil anderr tier sint, diu künftigeu dinch bedäutent.
Line: 22    
Pei dem geir verstên ich die geitigen zucker und geniezer,
Line: 23    
si sein laien oder pfaffen, die sich anderr läut schaden
Line: 24    
fräuwent, dar umb, daz si vol werden.
Line: 25    
Mit der red haben die vogel nu ain end.   25




Book: IIIC     III.
Line: 26    
Line: 27    
C.

Line: 28    
VON DEN MERWUNDERN.



Line: 29    
Nu ist zeit, daz wir sagen von den merwundern,
Line: 30    
pei wir verstên auch oft guot und übel an dem menschen.   30
Line: 31    
wan wie daz sei, daz der mensch von nâtûr edler sei
Line: 32    
denn kain ander tier, iedoch wenn er niht leben wil nâch
Line: 33    
menschleicher art und nâch vernunft, macht er sich

Page: 231  
Line: 1    
pœser wan kain ander tier ist und lebt an etsleichen siten
Line: 2    
eim pfärd geleich, an etsleichen eim hund oder eim vogel,
Line: 3    
und dar umb dürf wir niht auz dem land laufen durch
Line: 4    
merwunder ze sehen: wir haben ir pei uns genuog. Des
Line: 5    
êrsten well wir sagen von den merwundern, der namen   5
Line: 6    
sich ze latein an ainem A anhebent, und dar nâch an
Line: 7    
ainem B, als unser sit vor gewesen ist.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM AUZGÄNGEL.



Line: 10    
Abides ist ain merwunder, daz mag ze däutsch hai\zen   10
Line: 11    
ain auzgängel, dar umb, sam Aristotiles spricht, daz
Line: 12    
tier ist ain mertier und ist des êrsten ain wazzertier, alsô
Line: 13    
daz ez erzogen wirt in gesalzem wazzer; dar nâch ver\ändert
Line: 14    
ez sein nâtûr und verkêrt sein gestalt aller ding
Line: 15    
und gêt auz dem wazzer und wirt ain lanttier und nert   15
Line: 16    
sich after des auf dem land, und dar umb verändert ez
Line: 17    
auch seinen namen und haizt dann ze latein astois, daz
Line: 18    
mag ze däutsch haizen ain peiständel, dar umb, daz ez
Line: 19    
dann pei uns stêt auf dem land. wærleich, daz ist wol
Line: 20    
ain wunder, daz sich an dem tier paideu nâtûr und nâ\türleich   20
Line: 21    
siten und auch der nam verändert. Pei dem tier
Line: 22    
verstên ich ainen iegleichen jungen menschen, der in der
Line: 23    
jugent gar tugenthaft ist, die weil er under der ruoten
Line: 24    
lebt in dem gesalzenn wazzer guoter strâf und weiser
Line: 25    
lêre, haizt er denn ain engel oder engellisch. aber    25
Line: 26    
er gewehset und sein selbes ist, verkêrt er all sein
Line: 27    
tugent in untugent, dar umb haizt er dann ain teufel.
Line: 28    
von dem spricht der gemain spruch: junger engel, alter
Line: 29    
tiefel.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM MERFRAZ.



Line: 32    
Achime mag ze däutsch haizen ain merfrâz. daz tier
Line: 33    
ist ain merwunder, sam Aristotiles spricht, und ist fræziger

Page: 232  
Line: 1    
dann kain ander mertier. ez lebt des raubes in dem mer,
Line: 2    
und waz ez izzt daz verkêrt sich allez in veizten seins
Line: 3    
leibes. daz tier hât kainen magen und dar umb ez
Line: 4    
izzt, wirt sein pauch zeplæt, und wenn sein leip niht
Line: 5    
mêr gestrecket mag werden, wirft daz tier die visch   5
Line: 6    
datz dem mund auz. daz tuot ez gar leihticleich, wan
Line: 7    
sein munt ist nâhent pei dem leib, alsô daz ez kainen
Line: 8    
hals hât. des habent auch andreu mertier niht, wan kain
Line: 9    
visch hât ainen hals. Aristotiles spricht, daz der mer\frâz
Line: 10    
die art hab, daz er sich einwelz sam ain igel wenn   10
Line: 11    
man in vâhen well, und wenn er enpfint, daz er niht en\pfliehen
Line: 12    
mag, ob er sich wider entslüng, izzt er sein
Line: 13    
aigen flaisch, wenn in der hunger sêr twingt, und ist im
Line: 14    
lieber, er verzer sein selbes ain stuk, denn daz in diu
Line: 15    
mertier mitenander verzerten, diu in vâhen wellent. Pei   15
Line: 16    
dem tier verstên ich die geitigen amtläut, rihter, scherigen
Line: 17    
und ander abreizer, die nümmer vol werdent, unz in die
Line: 18    
visch datz den münden auz reisent, daz ist, wenn ir
Line: 19    
pôshait offen wirt, daz si ir selber pôshait bekennen
Line: 20    
müezent: wenn si dann die herren jagent und si dar umb   20
Line: 21    
verderben wellent, ziehent si sich ein und ezzent von
Line: 22    
in selber ain stuck, ê daz si zemâl verderbent, daz ist:
Line: 23    
ei gebent ir guot oder ain tail, ê daz si die häls ver\liesen.
Line: 24    




Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM HERTSNABEL.



Line: 27    
Barchora haizt ain hertsnabel, wan sam Aristotiles
Line: 28    
spricht, daz mertier hât ainen herten snabel, næm ez
Line: 29    
ainen stain in seinen munt, ez zerpræch in mit dem sna\bel.
Line: 30    
und von spricht Aristotiles, daz kain ander tier   30
Line: 31    
ainen herten munt hab. daz tier izt neur klain visch
Line: 32    
in dem mer. Pei dem tier verstên ich die gar hertes
Line: 33    
sinnes sint und alsô unvernünftig, daz si neur kleineu
Line: 34    
dinch begreifen mügent.

Page: 233  



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KUTSCHDRILLEN.



Line: 3    
Cocodrillus haizt ain kutschdrill. daz ist ain vier\füezig
Line: 4    
tier und lebt gleich auf dem land und in dem
Line: 5    
wazzer, sam Jacobus und Solînus und Plinius sprechent.   5
Line: 6    
daz tier ruot oft an dem tag auf dem land und ligt alsô
Line: 7    
still, daz gedæchtest, ez wær tôt, westest dann die
Line: 8    
gewonhait an im, und ligt mit offem mund, unz die vo\gel
Line: 9    
zuo im vallent als zuo ainem âs, verslindet ez si.
Line: 10    
aber des nahts wont ez in dem wazzer. ez hât kain zun\gen   10
Line: 11    
und hât ain weit ginendez maul unz an diu ôrn. ez
Line: 12    
wegt den obern kinpacken und den undern niht. ez hât
Line: 13    
auch gar scharpf klâen, mit ez sich wert. daz tier
Line: 14    
izt in dem winter niht, und wenn ez ainen menschen er\tœtt,
Line: 15    
waint ez in. wenn man im sein herz auz seim   15
Line: 16    
leib gewirft, lebt ez etswie lange dar nâch. daz tuont
Line: 17    
andreu tier niht. Pei dem tier verstêt man den wuoch\rær,
Line: 18    
der die armen kaufläut haime lädt zuo dem wehsel
Line: 19    
oder zuo anderm geding, und verslint si dann ze letzst
Line: 20    
alsô ganz.   20



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM DENKFUOZ.



Line: 23    
Cricos mag ain denkfuoz haizen, wan sam Aristotiles
Line: 24    
spricht, daz ist ain mertier und hât zwuo spalten an dem
Line: 25    
end des fuozes. die machent im drei zêhen mit drein   25
Line: 26    
kræweln. ez hât auch den rehten fuoz klain und den
Line: 27    
denken grôz, und dar umb wenn ez gêt, tregt ez sei\nen
Line: 28    
leip zemâl auf dem denken fuoz. ez ist krank wenn
Line: 29    
ez unwitert und legt sich an die stain wenn die wind
Line: 30    
ungestüem sint und regt sich niht. Daz tier bedäut die   30
Line: 31    
läut, die sich gar sêr fürhtent vor irn laidigærn und
Line: 32    
durchæhtern und getürrent sich nindert geregen.

Page: 234  


Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KILON.



Line: 3    
Chylon ist ain mertier, daz hât die art, daz ez kain
Line: 4    
auzwendig ezzen nimt, wan ez wirt gespeist und gefuort
Line: 5    
von seiner aigenen fäuhten, diu auz im gêt, sam Aristo\tiles   5
Line: 6    
spricht, und diu selb fäuht ist gar zæch, von ez
Line: 7    
gefuort wirt. dar umb ist daz tier alle zeit nüehtarn und
Line: 8    
ist doch starch an dem leib und mähtig. alsô sehen wir
Line: 9    
auch an den frawen, daz si mêr vastens erleiden mügent
Line: 10    
wan die man, dar umb, daz si mêr fäuhter nâtûr sint   10
Line: 11    
und mêr überflüzzichait habent wan die man. Pei dem
Line: 12    
tier verstên ich diu freien ledigen herzen, diu alleu auz\wendigeu
Line: 13    
dinch ring wegent und lebent sicherleich in in
Line: 14    
selber.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM MERHUND.



Line: 17    
Canis maris haizt ain merhunt. daz ist ain grausam
Line: 18    
tier, sam Plinius spricht, und hûchet die läut gar veint\leich
Line: 19    
an, wan ez ist ain veint aller lebentiger ding, diu
Line: 20    
im entweichent. die merhund jagent die visch in dem   20
Line: 21    
mer, reht sam die rehten hund auf dem land andreu tier
Line: 22    
jagent, und vâhent ir gar vil. aber die merhund pellent
Line: 23    
niht, si hûchent neur mit den mäulern. Pei dem mer\hund
Line: 24    
verstên ich den pœsen gaist, der jagt tag und naht,
Line: 25    
wie er uns vâh in disem ellenden mer, und peilt niht,   25
Line: 26    
wan er warnt uns seiner lâg niht, er hûchet neur haim\leichen
Line: 27    
an uns. ach der vaig hunt, waz hât er uns ar\men
Line: 28    
sælichait ab gerizzen! got erparm sich über uns!



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM MERTRACKEN



Line: 31    
Draco maris haizet ain mertrack.. daz ist ain grau\sam
Line: 32    
mertier und ist lanch und an der grœze sam ain

Page: 235  
Line: 1    
rehter track, ân daz er niht flügel hât. der mertrack hât
Line: 2    
ainen knodohten swanz und hât ain klainz haupt nâch
Line: 3    
seiner grœzen. sein piz ist vergiftig paideu läuten und den
Line: 4    
vischen in dem mer. er hât prait flozzen an der flügel
Line: 5    
stat, mit er swimt in dem wazzer gar snell und wei\ten   5
Line: 6    
vert. aber diu snellikait ist mêr von seiner sterken
Line: 7    
und von seiner kraft wan von den flozzen. der asch, der
Line: 8    
von seim pain kümt, ist guot zuo dem zantsiehtum. Pei
Line: 9    
dem tier verstên ich die pœsen puoben und die verræter
Line: 10    
und die ungetrewen schintvezzel, die habent knodocht   10
Line: 11    
swänz, wan si machent knoden an die gugeln und an
Line: 12    
die röck und umb und umb und frezzent die armen läut
Line: 13    
und werdent armen arbaitern nümmer holt.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM DELPHIN



Line: 16    
Delphinus haizt ain delphin. daz mertier hât kainen
Line: 17    
munt an der stat, in andreu tier habent, wan ez hât
Line: 18    
seinen munt an dem pauch unden, wider aller wazzertier
Line: 19    
art. Solînus spricht, daz die delphin ir zungen wegen
Line: 20    
und daz si gespitzelt zungen haben scharpf und rauch   20
Line: 21    
an dem griff und vast gepukelt. die zungen erstarrent
Line: 22    
und streckent sich auz irn münden, wenn die delphin zür\nent;
Line: 23    
aber wenne si gesänftigt werdent, besliezent sich
Line: 24    
die zungen wider an irn steten. der delphin smeckendeu
Line: 25    
kraft ist gar verporgen, alsô daz man niht kan gesehen,   25
Line: 26    
mit si smecken, wan si habent niht nasen. idoch
Line: 27    
smeckent si gar wol und gar aigenchleichen. ez spricht
Line: 28    
ain vorschær, daz der delphin hundert jâr und vierzig jâr
Line: 29    
leb mit ab gehawem swanz. si hœrent gar gern süez ge\sang
Line: 30    
und saitenspil. si sint gar snell und habent niht   30
Line: 31    
gallen, sam Aristotiles spricht. ez spricht auch ain vor\schær,
Line: 32    
ain mensch sei, daz ains delphins flaisch ezz,
Line: 33    
gevelt daz in daz mer und werdent sein die delphin ge\war,
Line: 34    
frezzent si ez zehant. ist aber, daz der mensch

Page: 236  
Line: 1    
des delphins niht izzt, tragent si in auz dem wazzer
Line: 2    
an daz lant und beschirment in vor andern mertiern. ez
Line: 3    
geschach auch, sam Albertus spricht, daz die schefläut
Line: 4    
in dem mer ainen härpfer angriffen und wolten in er\trenken,
Line: 5    
der hiez Arrio. pat der selb härpfær die   5
Line: 6    
schefläut, daz si in vor ain klain liezen harpfen. daz
Line: 7    
geschach. dar nâch wurfen si den härpfer in daz mer.
Line: 8    
kômen die delphin und nam in ainr auf den ruck und
Line: 9    
truog in auz an daz gestat. wenn ain delphin wirt ge\vangen,
Line: 10    
wainent in die andern, sam Plinius spricht,   10
Line: 11    
und wirt er ertœtt, begrabent in die andern. Albertus
Line: 12    
spricht auch, daz ain seltzam dinch geschæhe under den
Line: 13    
zeiten, der kaiser Augustus lebt, wan was ain kint
Line: 14    
in dem land Campani, daz ligt zwischen Rôm und
Line: 15    
Napels, daz kint loff stætigs zuo dem mer wenn im diu   15
Line: 16    
muoter ain prôt gab und zämt ainen delphin zuo im auz
Line: 17    
dem mer an daz gestat und ätzt in zuo letzt mit seiner
Line: 18    
hant. nu saz daz kindel ains tages auf den delphin,
Line: 19    
truog er ez oft in daz mer und her wider an daz lant.
Line: 20    
er nu daz kindel tôt vant, daz ain gesell seiner kurz\weil   20
Line: 21    
was gewesen, starp er von rehtem laid, daz ez
Line: 22    
manig mensch sach. Nu sprechent manig zuo mir, daz
Line: 23    
diu wunder lugen sein, und hœrent doch von türsen und
Line: 24    
von recken die grœsten lugen, die ich ie gehôrt. und
Line: 25    
von, daz si der wunder niht gesehen habent, gelaubent   25
Line: 26    
si ir niht. waz wil ich der? ich schreib daz ich weiz
Line: 27    
und dem ich wil und dem der ez wil.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM WAZZERPFÄRD.



Line: 30    
Equus fluminis haizt ain wazzerpfärt. daz ist ain   30
Line: 31    
merwunder gegen der sunnen aufganch, sam Aristo\tiles
Line: 32    
spricht. daz hât gar ain wunderleich gestalt und
Line: 33    
mag gleich wol in dem mer und auf dem land. daz
Line: 34    
tier hât hâr als ain pfärt und gespalten füez und hât

Page: 237  
Line: 1    
preischüehel als ain rint und hât ain hôhez antlütz und
Line: 2    
ainen zagel oder ainen swanz als ain swein und rüehelt
Line: 3    
als ain pfärt. sein haut ist dick und hert, sein ingwaid
Line: 4    
ist als ains rehten pfärds ingewaid. ez ist an der grœz
Line: 5    
als ain esel. mach auz waz wellest.   5



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM MERRIND.



Line: 8    
Foca haizt ain merrint, sam der vorscher spricht.
Line: 9    
daz ist gar ain starkez tier und verändert sein stat niht
Line: 10    
gern, ez wont all zeit gern an der stat, ez diu nâtûr   10
Line: 11    
gemacht hât. ez ist gar ain küen tier und gar zornik
Line: 12    
und doch niht gegen fremden tiern, neur gegen seim
Line: 13    
hausgesind, wan ez vichtet alle zeit mit seiner frawen,
Line: 14    
unz ez si ertœt; wirft ez si danne von seiner stat und
Line: 15    
nimt ain ander, der tuot ez auch alsô und treibt daz    15
Line: 16    
lang, unz daz ez selber stirbt oder unz in sein weib über\windet
Line: 17    
und den ohsen tœtt. frezzent in dann sein
Line: 18    
aigeneu kint und werdent ze letzt als der vater. Pei dem
Line: 19    
merohsen verstên ich ainen iegleichen eifrær, der in seim
Line: 20    
haus promsent ist als ain per und gelebt nümmer güet\leichen   20
Line: 21    
mit seiner hausfrawen noch mit seim gesind.



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM SWERTRÜEZEL.



Line: 24    
Gladius haizt ain swertrüezel. daz ist ain merwun\der,
Line: 25    
sam Isidorus und Plinius sprechent, daz hât ainen   25
Line: 26    
scharpfen rüezel als ain swert, mit durchgrebt ez diu
Line: 27    
schef und zeuht si under. sein snabel ist under sich ge\naigt.
Line: 28    
ez hât gezwiselt klâen und ainen knodoten zagel
Line: 29    
und hâkot zend geleich ains ebers zend. ez wirt ê ver\wunt
Line: 30    
an den füezen denn an kainem andern stuck seins   30
Line: 31    
leibes. man dræt scheft auz seiner haut. Pei dem tier
Line: 32    
verstên ich die valschen vorsprechen, die mit irm rüezel
Line: 33    
haimleich diu schef der gerehtikait durchgrabent vor

Page: 238  
Line: 1    
geriht und versenkent die läut, die mit rehten sachen
Line: 2    
varnt. ach wie klain die bedenkent, wie man ir wort
Line: 3    
sprech an dem letzten geriht!



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM KILLEN



Line: 6    
Kilion, oder killon als ain ander puoch hât, daz
Line: 7    
mag ain kill haizen. daz ist ain wunderleich merwunder,
Line: 8    
sam Aristotiles spricht, wan diu nâtûr hât an dem tier
Line: 9    
geirret, als man wænt, oder diu nâtûr hât ir ordenung
Line: 10    
verkêrt an dem tier, wan alleu tier auf erden, si sein   10
Line: 11    
grôz oder klain, habent ir lebern in der rehten seiten
Line: 12    
und daz milz in der denken seiten: aber daz tier hât die
Line: 13    
lebern in der denken seiten und daz milz in der rehten.
Line: 14    
Pei dem tier verstên ich all verkêrt ordenung, als wenn
Line: 15    
die tôren die weisen lêren wellent und die schämel   15
Line: 16    
über die penk hupfent und daz adel unedelt.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM LUDLACHER.



Line: 19    
Ludolachra mag ain ludlacher haizen. daz ist ain
Line: 20    
merwunder an gestalt und an nâtûr gar wunderleich, sam   20
Line: 21    
Aristotiles spricht. daz hât vier vettach oder vier flügel,
Line: 22    
zwên an seinem antlütz und zwên an dem ruk. mit den
Line: 23    
vier flügeln vert ez wunderleichen snell von ainer stat an
Line: 24    
die andern, ez sein snellikait hin treibt. Pei dem
Line: 25    
tier verstên ich ainen iegleichen behenden menschen, der   25
Line: 26    
sinnreich ist. der hât zwên flügel an dem antlütz mensch\leicher
Line: 27    
nâtûr, daz ist menschleicher sêl; die zwên flügel
Line: 28    
sint vernunft und vernünftiger will. die andern zwên
Line: 29    
flügel hât er an dem ruk, daz ist an den gemainen kref\ten
Line: 30    
der sêl, mit der mensch überaintregt mit andern   30
Line: 31    
tiern, sam gesiht, gehœrd, und sämleich kreft der sêl;
Line: 32    
die zwên flügel sint erkennen und begern. mit den vier
Line: 33    
flügeln fliegt der sinnreich mensch verren und nâhen.

Page: 239  



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM MERMÜNCH.



Line: 3    
Monachus marinus haizt ain mermünch. daz ist ain
Line: 4    
merwunder. daz ist in der gestalt als ain visch und oben
Line: 5    
als ain mensch und hât ain haupt als ain newbeschorn   5
Line: 6    
münch. oben an dem haupt hât ez platen, sam der Ste\phan
Line: 7    
des êrsten het, und hât ainen swarzen raif umb
Line: 8    
daz haupt ob den ôrn, reht als der reif ist von dem hâr,
Line: 9    
den die rehten münch habent. daz merwunder hât die
Line: 10    
art, daz ez die läut an dem gestat pei dem mer gern zuo   10
Line: 11    
im lokt und springt vor in in dem mer und nâhent zuo
Line: 12    
in, und wenn ez siht, daz die läut lustig sint in seinem
Line: 13    
spil, fräut ez sich und spilt dester mêr auf dem waz\zer,
Line: 14    
unz daz im ain mensch nâhen kümt, daz ez in
Line: 15    
hin gezucken mag, füert ez in under daz wazzer und   15
Line: 16    
frizt in. ez hât ain antlütz niht gar geleich ains men\schen
Line: 17    
antlütz, wan ez hât ain nasen als ain visch und
Line: 18    
hât seinen munt nâhent pei der nâsen. Pei dem tier ver\stên
Line: 19    
ich die gleichsnær, die ander läut zuo in lockent
Line: 20    
mit andæhtiger gepærde und zuckent si in den winkeln   20
Line: 21    
zuo pôshait und in den êwigen tôt. aber ich fürht, daz
Line: 22    
ir ze unsern zeiten kainer sei denn ainer: des ist auch
Line: 23    
laider diu werlt vol über al.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM KLAGANT



Line: 26    
Nereides mügent klagant haizen. daz sint merwun\der,
Line: 27    
an allem irm leib gar rauch und scharpf und habent
Line: 28    
ain ander gestalt wan der mensch hât. idoch geleichent
Line: 29    
si etswie vil an ir art dem menschen und ist ir weis reht
Line: 30    
als ob si klagen und wainen, wenn ir aineu sterben muoz   30
Line: 31    
und hœrent die läut nâhen gesezzen von verren ir kla\gen
Line: 32    
und ir wainen. alsô bekennt ir trauren, wie gar pit\ter
Line: 33    
des tôdes angst und nôt sei allen tœtleichen dingen.

Page: 240  
Line: 1    
Pei dem tier verstên in all bekêrt sündær wainend und
Line: 2    
klagend ir sünd und betrahtend, wie gar kurz die fräud
Line: 3    
ist diser kranken werlt.



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEN MERWEIBEN.



Line: 6    
Sirene sint merwunder gar wol gestimmet, sam Ari\stotiles
Line: 7    
spricht. die mügent ze däutsch merweip haizen,
Line: 8    
wan si habent oben von dem haupt unz an den nabel ainr
Line: 9    
frawen gestalt und habent ain edel grœzen und gar ain
Line: 10    
graussam antlütz. si habent auch auf dem haupt gar langez   10
Line: 11    
hâr und hertez, sam daz pfärdes hâr ist. si erscheinent
Line: 12    
dick auf dem mer mit irn kindeln, die tragent si an den
Line: 13    
armen reht als die frawen, wan si habent gar grôz prüst
Line: 14    
oder tütel, mit si diu kint säugent. daz nider tail an
Line: 15    
dem tier ist als daz nider tail ains adlarn, sam Adelînus   15
Line: 16    
spricht, und hât daz tier gar scharpf kræuln an den füe\zen,
Line: 17    
mit ez reizt waz ez begreift, und hât ze letzt
Line: 18    
ainen swanz mit schüepeln als ain visch, mit dem swimt
Line: 19    
ez in den wazzern. ez singt auz der mâzen süezleich,
Line: 20    
idoch hât ez niht ain gestuckt stimm als ain mensch, ez   20
Line: 21    
hât ain abwörtig stimm, sam die vogel habent. wenn die
Line: 22    
schefläut der stimm gaument, entslâfent si dick von
Line: 23    
der süezikait des gesanges und zereizent si dei mer\weip.
Line: 24    
dar umb verschoppent die schefläut ir ôrn, daz
Line: 25    
si des gesanges iht hœrn, und wenn si die sirên oder diu   25
Line: 26    
merweip sehent, fürhtent si in hart. Pei dem tier ver\stên
Line: 27    
ich diu untugenthaften weip, diu weipleicher zuht
Line: 28    
verlaugent habent, diu lockent mangen man ze pôshait.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 29    
Line: 30    
VON DER MERJUNCFRAWEN



Line: 31    
Scylla mag ain merjuncfrawe haizen, daz ist ain mer\wunder
Line: 32    
und ist den schefläuten und allen menschen veint
Line: 33    
und ist lustig und girig des menschen pluots und seins

Page: 241  
Line: 1    
flaisches. daz tier hât ain haupt und ain prust reht als
Line: 2    
ain juncfraw und hât ainen weiten gerunzelten munt sam
Line: 3    
ain sirên und gar scharpf zend und hât ainen vihischen
Line: 4    
leip und ainen zagel oder ainen swanz als ain delphin.
Line: 5    
ez spricht daz puoch der ding, daz diu tier wunderleichen   5
Line: 6    
stark sein und daz man si niht leiht überwind in dem
Line: 7    
wazzer, aber auf dem land sint si niht stark und sint
Line: 8    
nâhen unstreitpær. Adelînus spricht, daz diu tier auch
Line: 9    
etswie vil wol singen und daz si gar wundervast flaisches
Line: 10    
gelust, und spricht auch, daz diu merwunder wonen in   10
Line: 11    
dem mer, daz Italiam und Siciliam diu zwai lant under\schait.
Line: 12    
Pei dem tier verstên ich die valschen juncfrawen,
Line: 13    
die mit gepänd als juncfrawen gênt und sich juncfrawen
Line: 14    
haizent und sprechent, si haben gar gevast, und ezzent
Line: 15    
doch flaisch haimleich an dem freitag: sint si gar   15
Line: 16    
girig nâch.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM STICHEN.



Line: 19    
Stinchus mag ain stich haizen. daz ist ain tier, daz
Line: 20    
wont pei dem wazzer, daz Nilus haizt, in Egyptenlant,   20
Line: 21    
sam Isidorus spricht, und ist dem kutschdrillen geleich,
Line: 22    
von dem wir vor gesagt haben. idoch ist der stich klai\ner
Line: 23    
wan der kutschdrill. wenn man den trinkwein macht
Line: 24    
mit des tiers flaisch, vertreibt daz getranch die vergift,
Line: 25    
die der mensch in im hât. Pei dem tier verstên ich die   25
Line: 26    
hailigen peihtigær. wenn ain vergiftiger sündær daz ge\tranch
Line: 27    
seiner rewe mit des peihtigærs flaisch, daz ist mit
Line: 28    
seim rât, macht und nimt puoz über sein sünd und vol\pringt
Line: 29    
die puoz, kan diu vergift der sünden grôz
Line: 30    
nümmer werden, si verswind von der rew und von der   30
Line: 31    
puoz.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEM TESTE.



Line: 34    
Testeum haizt ain teste. daz merwunder hât ain hert
Line: 35    
haut, sam ain herteu schal ist, und spricht Aristotiles, daz   35

Page: 242  
Line: 1    
daz tier geporn werd in dem arabischen mer. wenn daz
Line: 2    
tier krank ist, gêt ez in ain süez wazzer und trinkt
Line: 3    
etswie lang dar auz, und ez gesunt wirt, gêt ez wider
Line: 4    
in daz gesalzen wazzer. daz aber süezez wazzer in dem
Line: 5    
mer sei, daz bewært man mit. wer ainen wähseinen   5
Line: 6    
kopf in daz mer senket, der umb und umb beslozzen ist,
Line: 7    
und læzt in tag und naht dar inn, der vint in vol süezes
Line: 8    
wazzers. Pei dem tier verstên ich die widervallenden
Line: 9    
sündær, die zuo dem süezen wazzer des abwaschens irr
Line: 10    
sünd gênt und werdent gesunt, und dar nâch eilent si   10
Line: 11    
aber in daz trüeb pitter wazzer der sünden.




Book: IIID     III.
Line: 12    
Line: 13    
D.

Line: 14    
VON DEN VISCHEN.



Line: 15    
Hie schüll wir sagen von den vischen und des êrsten
Line: 16    
in ainer gemain. Aristotiles spricht, daz kain visch ainen
Line: 17    
hals hab noch ain mansruoten noch mansgezeugel noch
Line: 18    
tütel oder prüstel. iedoch habent etleicheu merwunder
Line: 19    
diu vorgenanten dinch, als vor geschriben ist, wan diu
Line: 20    
gepernt in ir geleichs. ich wæn auch, daz der walvisch   20
Line: 21    
under der gemain niht lig, wan der unkäuscht mit seinr
Line: 22    
frawen, als her nâch kunt wirt. all visch und alliu tier,
Line: 23    
diu linder häut sint, diu slâfent wênich, und wenn die
Line: 24    
visch slâfent, rüerent si nicht wan die zägel gar ain
Line: 25    
klain. ez sprechent etleich, daz die visch von ainr ma\nung   25
Line: 26    
irr aigen nâtûr vor auz dem land fliehen, daz
Line: 27    
volk inne sterben schüll oder auz dem die läut vertriben
Line: 28    
schüllen werden. die visch habent die art, daz si niht
Line: 29    
laichent mit fremden vischen, die auz ir art sint, noch
Line: 30    
mit fremden tiern, sam ain hecht laicht neur mit ainem   30
Line: 31    
hecht und ain slei mit ainem sleien. aber daz vælt an
Line: 32    
der murên, diu laicht mit ainer slangen, und sprechent
Line: 33    
etleich, der æl tuo daz selb. all visch ezzent anander in

Page: 243  
Line: 1    
dem mer, ân ain tier, daz haizt Aristotiles fascaleon, daz
Line: 2    
izt niht flaisches. kain mertier izt seineu kint unz si
Line: 3    
grôz werdent und den alten gleich. der mervisch flaisch
Line: 4    
ist sterker und gesünder die pei dem gestat wonent, aber
Line: 5    
die visch, die in der tiefen gênt, die habent waicher flaisch   5
Line: 6    
und sint niht gesunt. all stainvisch sint gern vaizt
Line: 7    
und aller visch her hât ainen maister und ainen laiter.
Line: 8    
ain iegleich visch, der des raubs lebt, der swimt gesellic\leich,
Line: 9    
sam der hecht und sämleich visch. all visch, die
Line: 10    
nâch der praiten swimment, die werdent vaizt wenn der   10
Line: 11    
sudenwint wæt von mittem tag, als die prähsem tuont und
Line: 12    
die halbvisch und die den geleichent. aber die sich nâch
Line: 13    
der leng streckent wenn sie swimment, sam der hecht
Line: 14    
tuot, die werdent vaizt der nordenwint wæt, der ze
Line: 15    
latein aquilo haizt. der visch weibel sint grœzer wan die   15
Line: 16    
mändel, wan die rogner werdent grœzer denn die milcher.
Line: 17    
der vischvanch ist allerpest des morgens ê diu sunn auf
Line: 18    
gêt, wan ist ir gesiht gar betrieglich. si sehent auch
Line: 19    
des nahtes reht als an dem tag. si sterbent von öltrinken.
Line: 20    
daz mêrer tail der vischair verderbent, wenn der rognær   20
Line: 21    
diu air læzt in seim gang hin und her. etleich visch ge\pernt
Line: 22    
von in selber ân allez laichen, und etleich von dem
Line: 23    
ertreich anderr visch, si geruot habent, etleich von
Line: 24    
ainvaltiger erden, etleich von fauler zerprochner fäuhten,
Line: 25    
die man auf dem wazzer siht swimmen sam daz öl. die   25
Line: 26    
visch habent die art, daz si hin und her swimment und
Line: 27    
spazierent, ê si gepernt oder ê si mitenander laichent.
Line: 28    
etleich visch werdent krank wenn si gepernt oder rogen
Line: 29    
lâzent, und dar umb væht man si denn leihticleicher denn
Line: 30    
ander zeit. dürrein schat den vischen sêr, wan si wer\dent   30
Line: 31    
gemaincleich vaizt wenn regenzeit ist, und ist in diu
Line: 32    
regenzeit kreftig, reht als den pflanzen, die auz der erden
Line: 33    
wahsent, und dar umb swimment si ob, ez regent, als
Line: 34    
ob si sich des regens fräwen. ist daz man ain holz reibt
Line: 35    
mit ains mervisches lebern, daz print reht als öl, und   35
Line: 36    
dar umb spricht ain vorscher, daz man auz etleicher mer\visch

Page: 244  
Line: 1    
lebern öl mach. etleich visch berüernt daz vaz
Line: 2    
nümmer mit man si væht, ez sei dann frisch. der
Line: 3    
visch weibel sint lenger wan die männel und sint herter
Line: 4    
an dem flaisch. die visch habent auch die art, daz si
Line: 5    
gern widerkêrent an die stat, si geporn werdent,    5
Line: 6    
si hin koment, ez sei über sich oder under sich, und dar
Line: 7    
umb nement si dick schaden. der grôz maister Basilius
Line: 8    
spricht: schaw, wie iesleich gesläht der visch sein besunder
Line: 9    
lant hât und sein gegent, und nimt ainr dem andern sein
Line: 10    
wonung niht: ez genüegt ain iegsleich gesläht der visch   10
Line: 11    
an seiner wonung.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM ÆL.



Line: 14    
Angwilla haizt ain æl. der visch ist ainr slangen
Line: 15    
geleich und von hât er den namen ze latein, wan an\gwis   15
Line: 16    
haizt ain slang, dannen kümt angwilla. den
Line: 17    
visch ie vester druckest zwischen den henden, er ie
Line: 18    
leihticleicher durch die hant slingt. er ist gar übel ze
Line: 19    
straufen. Plinius spricht, aintweder under den æln ist
Line: 20    
kain man oder kain weip. wer ainen æl tœtt in wein und   20
Line: 21    
trinkt dar nâch des selben weins, dem wirt wein wider\zæm,
Line: 22    
sam Isidorus spricht. des âls vaizten ist ain erznei
Line: 23    
den siechen ôrn. er hât gar ain swæren tôt, wan er
Line: 24    
schôn gestrauft ist, dannoch lebt er. man muoz in paz
Line: 25    
kochen pei dem feur dann ainen andern visch, er wær   25
Line: 26    
anders gar schad und ungesunt, und dar umb schol man
Line: 27    
in prâten, ist er gesünder denn gesoten, wan die pœ\sen
Line: 28    
fäuhten dünst gênt auz im, man in præt. nu prât
Line: 29    
in alsô. zeuch im die haut ab und stuck in denn in gan\zeu
Line: 30    
stuck nâch der leng und stüpp diu stuck mit guoten   30
Line: 31    
edeln würzen klain gestôzen, und dar nâch zeuch die haut
Line: 32    
wider über diu stuck nâch der leng und stopf mit ainem
Line: 33    
scharpfen mezzer die haut über al, daz der trôr herdurch
Line: 34    
müg, und leg in dann in ain clamer spiz, daz ist ain

Page: 245  
Line: 1    
clainr eiseneinr spiz gespalten und gênt die zwai cle\mern
Line: 2    
oben und unden zesamen und habent ringel, mit
Line: 3    
man si zuo enander twingt. alsô prât in schôn und lank\saim,
Line: 4    
wirt er ain herrenezzen. Albertus spricht, daz
Line: 5    
in dem wazzer, daz Ganges haizt, æl gên, die sein drei\zig   5
Line: 6    
elnpogen lang.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 7    
Line: 8    
VON DFM HÄRING.



Line: 9    
Allec haizt ain härinch. der visch hât allain die art
Line: 10    
vil nâhen under allen andern vischen, daz er neur des   10
Line: 11    
wazzers lebt und mag auz dem wazzer ain stunt niht ge\leben,
Line: 12    
wan er stirbt zehant wenne er über daz wazzer
Line: 13    
kümt. sein augen scheinent des nahtes in dem mer reht
Line: 14    
sam ain lieht, aber diu kraft der augen stirbt mit dem
Line: 15    
visch. die häring in dem mer ain lieht sehent ob   15
Line: 16    
dem wazzer, samnent si sich hin in grôzen scharn,
Line: 17    
und mit der kündichait pringt man si in die netz. die
Line: 18    
pesten häring gênt pei Schottenlant und die aller pœsten
Line: 19    
pei däutschen landen.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 20    
Line: 21    
VON DER GOLTWOLLEN.



Line: 22    
Aureum vellus haizt goltwoll. die zeuht und speist
Line: 23    
daz mer, sam Ambrosius spricht, und daz gestat pei dem
Line: 24    
mer gepirt die wollen, nâch dem gold etswie vil gepildet,
Line: 25    
und dar umb haizt si auch goltwoll. der wollen varb kunt   25
Line: 26    
noch nie kain maister an ander wollen pringen noch mit
Line: 27    
künsten gemachen, wie guot er ie wart in der verberkunst.
Line: 28    
ez sprechent auch etleich, daz diu woll derlai sei gewesen,
Line: 29    
dar umb vil und vil tausent menschen hie vor erslagen
Line: 30    
wurden in der Troier lant.   30
Line: 31    
Pei der guldeinn wollen verstên ich die himlischen
Line: 32    
goltpluomen, ich main die muoter der parmherzichait
Line: 33    
Mariam gotes muoter, in der schôz daz götleich himel\taw

Page: 246  
Line: 1    
her ab tawet mit den gâben des hailigen gaistes und
Line: 2    
prâht uns gotes aingepornen sun in den umbvanch der
Line: 3    
käuschen clausen Marien. der varb (daz ist ir tugent
Line: 4    
und ir hailichait) moht noch nie kain maister volpilden
Line: 5    
mit geschrift und mit getiht. ach, obersteu kaiserinne, vol   5
Line: 6    
der gnâden, neig dich neur ain klain, diu zeit ist hie.
Line: 7    
gedenke, daz pist aller sünder hoffnung und zuofluht.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM KLAINEN VISCHL.



Line: 10    
Afforus mag ain klain vischel haizen, wan sam Isi\dorus   10
Line: 11    
spricht, daz vischel ist klain, daz man ez mit
Line: 12    
kainem hamen gevâhen mag. pei verstêt man die
Line: 13    
diemüetichait unser frawen, wan diemüetichait mag niht
Line: 14    
gevallen, diemüetichait ist ain ursprinch aller tugent.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 15    
Line: 16    
VON DER MERSPINNEN.



Line: 17    
Aranea maris haizt ain merspinn. daz ist ain mer\visch,
Line: 18    
sam Isidorus spricht, der hât spitzling in den ôrn,
Line: 19    
mit sticht er die im ze nâhen koment. iedoch ist er
Line: 20    
ain zeitleich guot ezzen. Pei dem visch verstêt man die   20
Line: 21    
läut, die leihticleich ir ôren naigent zuo pœsem sagen von
Line: 22    
dem næhsten und verwundent die selben oft mit nâchred
Line: 23    
oder mit schaden in rehter unschult. daz ist unreht.
Line: 24    
man scholt ainz vor ze red setzen, unz man die wârhait
Line: 25    
bevindet. dar umb spricht diu geschrift: scholt dein   25
Line: 26    
ôrn umbzäunen mit dornen, daz ist, scholt niht leih\ticleich
Line: 27    
allen redærn und sagern gelauben.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM REGENVISCH.



Line: 30    
Bocha haizt ze latein auch piscis pluvialis, daz haizt   30
Line: 31    
ze däutsch ain regenvisch, dar umb, daz der visch sun\derleich

Page: 247  
Line: 1    
zuo nimt in dem regen. die visch swimment
Line: 2    
neur nâch der praiten, wan si sint gar dünn visch und
Line: 3    
gar prait. si habent auch flozzen umb und umb nâch
Line: 4    
der praiten. die vischær den visch wellent vâhen,
Line: 5    
senket er sich an den grunt und betrüebt daz wazzer ob   5
Line: 6    
im, dar umb, daz man in iht gesehen müg, wan er
Line: 7    
sich nâch der praiten an daz ertreich smucket, ist er
Line: 8    
oben auf dem ruck erdvar.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM WALVISCH.



Line: 11    
Cete haizt ain walvisch. der ist der grœst visch ob
Line: 12    
allen vischen, sam Isidorus spricht. er hât in der jugent
Line: 13    
swarz zend, die werdent im weiz in dem alter, und hât
Line: 14    
ain pain an der stirn. etleich walvisch sint grôz, daz si
Line: 15    
inseln dunkent oder wäld, man si verr siht, oder schei\nent   15
Line: 16    
als die grôzen perg. die walvisch nement dick sant
Line: 17    
auf den ruck, und die schefläut von nôt auf den sant
Line: 18    
getriben werdent von ungewiter, wænent si, ez sei ain
Line: 19    
insel und si haben lant funden. des fräwent si sich und
Line: 20    
lâzent ir segel nider und senkent ir anker in daz mer   20
Line: 21    
und slahent feur auf den sant und wellent ruoen.
Line: 22    
denn der walvisch des feurs enpfint, wirt er gar er\zürnt
Line: 23    
und senket sich under daz wazzer und zeuht mit
Line: 24    
im paideu schef und läut under daz wazzer an den grunt.
Line: 25    
wie auch daz sei, daz er der grœst sei ob allen vischen,   25
Line: 26    
iedoch hât er ainen klainen slunt, und dar umb verslint
Line: 27    
er neur die klainen visch. die locket er zuo im mit sei\nem
Line: 28    
süezen âtem, der im auz dem hals gêt, unz daz er
Line: 29    
si verslicht. wenn die walvisch mit enander sæhest
Line: 30    
gên, wæntest verrlingen, daz ain grôz güzzwazzer    30
Line: 31    
flüzz und gar snell flüzz. Isidorus spricht: ich hân daz
Line: 32    
selb beschawet und hân gewundert an gotes weishait.
Line: 33    
wenn der walvisch über dreu jâr kümt, unkäuscht er
Line: 34    
mit seim weib, diu haizt ze latein balena, und ân under\lâz

Page: 248  
Line: 1    
in ainer kurzen stunt. in der unkäusch wirt er be\raubt
Line: 2    
der kraft fürpaz mêr ze unkäuschen, alsô daz sein
Line: 3    
mansruot ân nutz wirt. und dar umb gêt er dan in daz
Line: 4    
gar tief mer und wehset alsô grôz, daz man in mit kains
Line: 5    
menschen künsten noch listen gevâhen mag, und scheint   5
Line: 6    
grôz, sæhest in, wændest, ez wær ain grôzer
Line: 7    
perg: alsô erhebt er sich dick über daz wazzer mit seiner
Line: 8    
unmæzigen grœzen. und dar umb mag man in niht ge\vâhen
Line: 9    
denn er under drein jâren ist. wan er hœrt
Line: 10    
schalmeien und ander süez gedœn, næhent er zuo den   10
Line: 11    
läuten und alsô væht man in. des visches sâm wirt ge\vangen
Line: 12    
oben auf dem wazzer, wan er geunkäuscht hât,
Line: 13    
swimt der sâm oben, den er gelâzen hât, den væht
Line: 14    
man denn und tuot in in klaineu fläschel, als triakers
Line: 15    
fläschel sint, und den walrâm trinkt man nüehtern, wan   15
Line: 16    
er sterkt als gar wol und kreftigt vast, und dar umb ist
Line: 17    
er gar schatzpær und teur.



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM KREBZ.



Line: 20    
Cancer haizt ain krebz. der hât ainen herten ruck,   20
Line: 21    
reht sam die kütschdrillen habent. der krebz hât aht
Line: 22    
füez und arm und hât schær an der hende stat. er gêt
Line: 23    
hinder sich, und spricht Adelînus, daz er nümmer nâch
Line: 24    
seinem antlütz . iedoch hân ich den krebz für sich
Line: 25    
sehen gên gar sain und trægleichen. wenn er alt wirt,   25
Line: 26    
vint man zwên weiz stain in seim haupt, ist rôt ein
Line: 27    
gemischt. etleich sprechent, daz die stain grôz kraft
Line: 28    
haben, wer si in trank nem, si vertreiben im den herz\stechen,
Line: 29    
und daz ist gar geläupleich, wan, als Galiênus
Line: 30    
spricht, daz herz wirt gar vast gesterkt von den herten   30
Line: 31    
stainen, als die saphir sint und die margariten oder die
Line: 32    
veinn perl und die jâchant und ander sämleich stain. die
Line: 33    
krebz sint langs lebens. daz weip hât den êrsten fuoz
Line: 34    
gespalten und der man hât in ainvaltig und ungespalten,

Page: 249  
Line: 1    
der reht arm ist vil nâhen allen krebzen grœzer denne
Line: 2    
der denk. deu männel habent zwên dorn zwischen dem
Line: 3    
leib und dem swanz, der diu weibel niht habent. wenn
Line: 4    
die krebz air habent in dem leib, sint si ain erznei
Line: 5    
wider der slangen hecken. wenn der krebz getrenket ist   5
Line: 6    
mit milich ân wazzer, lebt er vil tag. des krebzs därm\lein
Line: 7    
strecket sich von dem leib unz an daz end seins
Line: 8    
swanzes. wenn daz swarz ist und vol, ist der krebz
Line: 9    
guot; ist aber ez eitel und weiz, ist der krebz erhun\gert
Line: 10    
und ist ain schedleich ezzen.   10



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM SNECKEN.



Line: 13    
Concha oder coclea haizt ain snek und ist ze däutsch
Line: 14    
als vil gesprochen als ain flächlink oder ain eitlink, wan
Line: 15    
der môn abnimt, werdent ir schaln flach oder hol   15
Line: 16    
und eitel. wan als Rabanus spricht, alleu mertier, diu
Line: 17    
mit schaln beslozzen sint, diu nement zuo wenn der môn
Line: 18    
aufnimt und nement ab wenn der môn abnimt. ez spricht
Line: 19    
auch Rabanus, daz die visch margariten machen, daz sint
Line: 20    
vein perl. die mersnecken habent die art, daz si des nah\tes   20
Line: 21    
an daz gestat gênt und werdent swanger von dem hime\lischen
Line: 22    
taw, und von werdent die margariten in irm
Line: 23    
flaisch. Solînus spricht, die mersnecken unkäuschent ze
Line: 24    
gewisser zeit in dem jâr und gevâhent zuo. si begernt des
Line: 25    
himeltawes reht als ain fraw irs liebes begert und tuont   25
Line: 26    
ir schaln auf und ginent gegen dem tawe. und des
Line: 27    
mônen fäuhten, daz ist der taw, allermaist vellt, trin\kent
Line: 28    
si daz begert taw in sich und werdent swanger und
Line: 29    
swær von dem taw. und als daz taw geschicket ist, alsô
Line: 30    
schickent sich die margariten, die von koment; wan   30
Line: 31    
ist daz taw clâr und lauter, werdent die margariten
Line: 32    
gar vein und scheinig; ist aber ez trüeb, werdent si
Line: 33    
plaich oder rôtelot, und alsô gepernt die sneken mêr von
Line: 34    
dem himeltaw wan von dem merwazzer.

Page: 250  



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM MERRABEN.



Line: 3    
Corvi maris haizent merraben, und habent den na\men
Line: 4    
von ir stimm, sam Isidorus spricht, wan si kroch\zent
Line: 5    
mit der prust als die raben, und si sich gemel\dent   5
Line: 6    
mit der stimm, væht man si. Der visch bedäutt
Line: 7    
die läut, die auzwendig sweigent als ob si gar gedultig
Line: 8    
sein und mürmelnt doch in sich selber mit dem herzen, und
Line: 9    
von werdent si dick gevangen mit des teufels stricken.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM CLAUREN.



Line: 12    
Claurius haizt ain claur und haizt auch glaius. der
Line: 13    
visch hât die art, daz er in die geätzten hamen peizt,
Line: 14    
aber er izt ir niht, er beraubt si des dar inne ist und
Line: 15    
wirt alsô vaizt. Der visch bedäutt die menschen, die offen\pærleich   15
Line: 16    
die unkäusch vliehent, dar umb, daz diu künf\tigen
Line: 17    
kindel si iht melden, aber inwendig sint si vol un\käusch
Line: 18    
mit gir und treibent ir unfuor mit küssen, mit
Line: 19    
unzimleichen reden und mit mærlein und verunrainent
Line: 20    
sich lesterleich und pœsleich, von niht mêr ze reden ist.   20



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM DELPHIN.



Line: 23    
Delphinus ist ain visch, der haizt delphin. iedoch
Line: 24    
ist er niht daz merwunder delphin, von wir vor gesait
Line: 25    
haben. der visch ist klainer denn daz selb merwunder,   25
Line: 26    
sam Isidorus spricht. die visch habent die art, wenn ain
Line: 27    
ungewiter komen schol, springent si auf dem wazzer
Line: 28    
und spilent, und pei erkennent die schefläut künftigz
Line: 29    
ungewiter. si sint snell in iren sprüngen, sam Solînus
Line: 30    
spricht, daz si etswenn über die schefsegel springent, und   30
Line: 31    
die vischær besamnent sich und werfent eisnein rechen

Page: 251  
Line: 1    
auf, dar inn beslahent sich die delphin und reibent sich
Line: 2    
an den sant mit, alsô die rechen in ir flaisch gedrukt
Line: 3    
werdent, und wirft si daz mer dann auz an daz lant.



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM ECHEN



Line: 6    
Echinus haizt ain ech. der visch ist halpfüezig, sam
Line: 7    
Jacobus und Isidorus sprechent, und ist kreftig, daz
Line: 8    
er ain schef still helt, daz ez sich nindert wegt, ez sla\hen
Line: 9    
die wind in daz mer oder ez slahen die ünden, und
Line: 10    
wie sêr die wazzerflüzz diezzen, mag daz schef weder   10
Line: 11    
für sich noch hinder sich, reht als ob ez gruntvest
Line: 12    
hab und gewurzelt sei, niht dar umb, daz ez daz
Line: 13    
vischel wider ziehe, neur dar umb, daz daz vischel dar
Line: 14    
an hanget. daz sprechent auch Ambrosius, Jacobus
Line: 15    
Aquensis, Aristotiles, Isidorus und der grôz Basilius. nu   15
Line: 16    
spricht Albertus, daz man des grôzen wunders an dem
Line: 17    
vischel kain ander sach müg gehaben denn daz got ze
Line: 18    
verstên gibt in seinen crêatûren seineu wunderleicheu
Line: 19    
werk, und seineu wunder læzt schawen, und dar umb, daz
Line: 20    
die ketzer geschant werden, die anders niht gelauben wel\lent   20
Line: 21    
denn der nâtûr gemainen lauf. die echen sint der
Line: 22    
krebzen geslähtes, sam Plinius spricht, wan si habent
Line: 23    
auch dorn an der füez stat. den visch schol man niht
Line: 24    
ezzen oder man izt den tôt dar an. wan er gezzen
Line: 25    
wirt, verändert er den menschen auz dem satz seiner   25
Line: 26    
rehten nâtürleichen schickung. der ech bestelt diu schif
Line: 27    
ze mittest in dem mer und mag sich selber niht bestellen,
Line: 28    
er muoz daz von dem staindel petlen, daz er den schiffen
Line: 29    
milticleich gibt. wan er ain künftigz unwiter siht,
Line: 30    
umbgreift er ain staindel, daz in die wazzerschuck iht   30
Line: 31    
auzwerfen, und helt doch ain grôz schif, als vor gespro\chen
Line: 32    
ist. die visch habent ir münd ze mitelst an dem
Line: 33    
leib und sint vil nâhent als si glesein sein an dem leib
Line: 34    
und habent ains schorpen gestalt. si habent auch an der

Page: 252  
Line: 1    
zend stat swær und scharpf sticheling in dem mund.
Line: 2    
ireu air sint pitter und der sint fünfeu an der zal, sam
Line: 3    
Ambrosius und Aristotiles sprechent. Ich pit dich, tuo
Line: 4    
als der visch tuot gegen dem ungewiter, und in
Line: 5    
leiden seist, begreif ain staindl, daz ist, rüef ainen   5
Line: 6    
hailigen an, der dich auf halt in deinen leiden. ich rât
Line: 7    
aber dir allermaist zuo unser frawen, diu wirt snell gewert.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM HAUSEN.



Line: 10    
Esox haizt ain haus. der visch gêt in der Tuonaw,   10
Line: 11    
zuo dem gesellt sich der stür gar gern, daz er mit im
Line: 12    
scherz. und sein der haus innen wirt, fleuht er
Line: 13    
zehant und der stür volgt im nâch, wan si sint paid grôz,
Line: 14    
dar umb mügent si sich niht verpergen in den grôzen
Line: 15    
wazzern. wenn si alsô jagent und daz wazzer vor in trei\bent,   15
Line: 16    
væht man si dick paid mit enander. wenn der
Line: 17    
haus gevangen ist, der in denn trenkt mit gar starkem
Line: 18    
wein oder mit milch, unz daz er trunken wirt, lebt er
Line: 19    
vil tag. er trinkt aber wol vier sehstail weins, ê daz er
Line: 20    
trunken werd, daz sint vier gar grôz angstær. er hât   20
Line: 21    
neur ainen darm und hât klaineu pain in dem leib und
Line: 22    
hât der wênig und diu pain sint waich als die kruspeln
Line: 23    
aber in dem haupt hât er vil pain und diu selben sint
Line: 24    
hert. Pei den hausen verstên ich die läut, die mit des
Line: 25    
herzen gir grôz sint und an irm fürsatz der tugent, aber   25
Line: 26    
si sint waich an den werken.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM GRAN.



Line: 29    
Granus haizt ain gran. daz ist ain mervisch, sam
Line: 30    
Aristotiles spricht. der visch hât ain aug oben auf dem   30
Line: 31    
haupt wider aller anderr tier nâtûr. mit dem aug siht
Line: 32    
er allzeit über sich und hüet sich vor schaden. Der visch

Page: 253  
Line: 1    
bedäut ainen iegleichen spiegelschawer, der tag und naht
Line: 2    
alleu ding betraht und beschawet in dem spiegel seiner
Line: 3    
vernunft und siht got in seinen werken und die crêatûr
Line: 4    
in götleicher güet. der selb mag wol von im selber spre\chen:
Line: 5    
mein augen sehent allzeit zuo dem herren, daz ist:   5
Line: 6    
zuo got schüllen unsreu augen stên ân underlâz, wan er
Line: 7    
zuckt unser füez auz dem strick des êwigen tôdes.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 8    
Line: 9    
VON DER MERSWALBEN.



Line: 10    
Hirundo maris haizt ain merswalb. daz ist ain mer\visch   10
Line: 11    
gar geleich ainer swalben, sam Plinius spricht. der
Line: 12    
visch hât allain an im ain art, diu allen andern vischen
Line: 13    
wider ist ân einen mervisch, der haizt luligo, und ân
Line: 14    
ainen andern mervisch, wan diu merswalb beleibt pei den
Line: 15    
vischen in dem wazzer und hât auch flügel, mit si   15
Line: 16    
fleugt in die lüft. Der visch bedäut die menschen, die
Line: 17    
etleich zeit werltleich amt habent und mit werltleichen
Line: 18    
sachen umbgênt und dar nâch sich versinnent und ge\denkent
Line: 19    
an daz êwig leben und bekêrent sich zuo göt\leichem
Line: 20    
leben und werdent gar guot.   20



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM KALOS.



Line: 23    
Kalaos haizt ain kalos. daz ist ain mervisch man\gerlai
Line: 24    
gestalt und mangerlai schickung, sam Aristotiles
Line: 25    
spricht. der visch hât die art wider all ander visch, daz   25
Line: 26    
im daz regenwazzer schad ist, daz doch allen andern
Line: 27    
vischen ain trôst und ain hilf ist und von kreftig und
Line: 28    
vaizt werdent. aber der kalus wirt plint von dem regen\wazzer,
Line: 29    
mag er denn sein ezzen niht vinden und muoz
Line: 30    
sterben in dem hunger. Pei dem visch verstên ich die   30
Line: 31    
läut, die des gots wortes niht gehœren mügent, alsô daz
Line: 32    
ez in nütz sei an leib oder an sêl.

Page: 254  



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HECHT.



Line: 3    
Lucius haizt ain hecht. daz ist ain visch, als daz
Line: 4    
puoch von den nâtürleichen dingen sait, der auch ain waz\zerwolf
Line: 5    
haizt, der izt ander visch und waz er frösch vindet,   5
Line: 6    
die in der andern visch münden sint, alsô daz si nâhen
Line: 7    
als grôz sint als er selber, die frizt er auch. er izt ainen
Line: 8    
andern visch alsô. wenn er in überwindet, frizt er daz
Line: 9    
haupt des êrsten und wenn er daz verdäut, izt er daz
Line: 10    
ander tail dar nâch, ie ain stuck nâch dem andern, unz   10
Line: 11    
daz er in gar vrizt. er izt auch ainen andern hecht, alsô
Line: 12    
gräuleich ist er von nâtûr und girig auf den raup. er izt
Line: 13    
auch seinen aigenne sâmen, er sei denn ze vischeln worden.
Line: 14    
Pei dem hecht verstên ich all wüetreich, die arm läut
Line: 15    
frezzent und auch ir aigen mâg und freunt verderbent.   15



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 16    
Line: 17    
VON DER MURÊN.



Line: 18    
Murena haizt ain murên. der visch hât kainen man
Line: 19    
seins geslehtes oder seinr nâtûr, ez sint eitel weip, sam
Line: 20    
Isidorus spricht, und gevæht zuo von der slangen. wan als   20
Line: 21    
Basilius spricht, diu slang locket die murên auz dem waz\zer
Line: 22    
mit sänftem wispeln und unkäuscht dann mit ir. und
Line: 23    
dar umb lockent ir die vischer mit wispeln auz dem waz\zer
Line: 24    
und vâhent si. Ambrosius spricht, wenn diu slang
Line: 25    
unkäuschen well mit der murên, lâz si vor all ir ver\gift   25
Line: 26    
von ir. Albertus spricht, daz man pei verstên
Line: 27    
schol, wie grôz sänftikait und tugent der man haben
Line: 28    
schol zuo seiner frawen, wan ain man und sein fraw
Line: 29    
werdent gesament an dem kind, daz ir paider fruht ist.
Line: 30    
Alexander spricht, daz diu murên ir sêl in dem swanz   30
Line: 31    
hab, wan man ir daz haupt zersleht, dannoch lebt si;
Line: 32    
aber man ir den swanz absleht, stirbt si zehant. die

Page: 255  
Line: 1    
murên habent ainen vergiftigen piz; aber man ir haupt
Line: 2    
pulvert, daz pulver ist guot für die selben pizz.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM MEGAR.



Line: 5    
Megarus haizt ain megar. daz ist ain mervisch, sam   5
Line: 6    
daz puoch sagt von den nâtürleichen dingen, und ist zwair
Line: 7    
tener lang. er dunket pœs in den landen, man in
Line: 8    
væht, aber man in selzet und in verr füert, wirt
Line: 9    
er wert umb sein selzein. iedoch er frisch ist, ist
Line: 10    
er pezzer ze ezzen, wan er gesalzen wirt. der visch   10
Line: 11    
bedäut die in irm vaterlant versmæht sint, wan als Chri\stus
Line: 12    
spricht, niemant ist ain genæmer weissage in seins
Line: 13    
vater lant und die man doch in fremden landen gar wert
Line: 14    
hât und si wirdigt und grœzleichen êret. Solînus spricht,
Line: 15    
daz die megarn mit den sneken des nahtes an daz gestat   15
Line: 16    
gên und trinken daz himeltaw und werdent swanger der
Line: 17    
margariten oder der veinn perl, und daz taw nement die
Line: 18    
mersneken ze mettenzeit und dar umb sint die perll vei\ner
Line: 19    
und liehter; wan der taw, der ze mettenzeit gevangen
Line: 20    
wirt, ist liehter wan der des nahtes gevangen wirt, und   20
Line: 21    
der snek des tawes ie mêr nimt, die perll ie veiner
Line: 22    
und grœzer werdent. den offenn sneken ain plitzen oder
Line: 23    
ain himelplitzen her velt von dem ungewiter, druckent
Line: 24    
si sich zesamen und swimment mit ainr schar mitenander
Line: 25    
und der witzigist swimt vor und füert die andern.   25



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM KAINVISCH.



Line: 28    
Nullus haizt ain kainvisch. der hât den namen dar
Line: 29    
umb, sam Isidorus spricht, daz er waich ist und gar un\lustich
Line: 30    
ze ezzen. er macht die läut unlustig und macht die   30
Line: 31    
augen trüeb, und die den visch dick ezzent, die smeckent
Line: 32    
und stinkent vast. wer den wein trinkt, der visch inn

Page: 256  
Line: 1    
ertœtt ist, dem wirt der wein widerzæm, sam Rabanus
Line: 2    
spricht. Pei dem visch verstên ich den menschen, der
Line: 3    
weder im selber noch der werlt nütz ist noch got êrleich.



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM OSTER.



Line: 6    
Ostrea haizt ain oster. daz ist ain mervisch und ist
Line: 7    
der sneken geslähtes, von den wir vor gesait haben, sam
Line: 8    
Plinius spricht. der sneken flaisch izt der krebz gar gern.
Line: 9    
dar umb, wenn die sneken diu häusel auf tuont durch des
Line: 10    
sänftigen weters willen, werfent die krebz staindl zwi\schen   10
Line: 11    
die schaln, daz si sich niht zuo mügen tuon, und
Line: 12    
nagent dann der sneken flaisch. der sneken schaln sint
Line: 13    
weiz und sinwel und tragent die pilgrein die selben schaln
Line: 14    
an irn hüeten; aber daz flaisch geröst mit öl und mit
Line: 15    
zwival ist gar guot in der vasten.   15



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM MERSWEIN.



Line: 18    
Porcus marinus haizt ain merswein und ist ain visch,
Line: 19    
den man izt. der ist vil nâch als ain rehtez swein an der
Line: 20    
gestalt. sein zung ist ledig sam ains rehten sweins, aber   20
Line: 21    
ez hât niht ain stimm sam ain rehtz swein. ez hât auf
Line: 22    
dem ruck dorn, ist vergift inn. aber des visches gall
Line: 23    
ist ain erznei wider die vergift. diu merswein leident vil
Line: 24    
angst und nôt, sam Plinius spricht, und suochent ir na\rung
Line: 25    
an des mers grunt und wüelent in die erd sam diu   25
Line: 26    
rehten swein. si habent den rüezel pei der keln.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM STÜRN.



Line: 29    
Sturio haizt ain stür. daz ist ain grôzer visch und
Line: 30    
gêt in den vliezenden wazzern und nimt gar clain ezzens   30

Page: 257  
Line: 1    
in seinen leip. er lebt allermaist des liehten lautern
Line: 2    
luftes und dar umb hât er ainen clainen pauch. er hât
Line: 3    
ingewaid, aber daz ist gar clain nâch seinr grœz. er hât
Line: 4    
ain grôz lebern, und diu ist alsô süez, daz man si kaum
Line: 5    
izt ân des magen wüllen, und dar umb reibent die köch   5
Line: 6    
die lebern mit des stürn gallen, daz si die überigen süe\zen
Line: 7    
verlies. er hât kainen munt, wan daz selb tail
Line: 8    
ist ganz, andreu tier ir münd habent. iedoch hât er
Line: 9    
ain klain loch under der keln und daz öffent er wenn er
Line: 10    
wil. wenn der sudenwint wæt, wirt er vaizt und swimt   10
Line: 11    
oben in dem wazzer; wenn aber der nordenwint wæt,
Line: 12    
ligt er an dem grunt. wenn er in milch stêt, lebt er
Line: 13    
lang ân wazzer.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM HAMFREZZEN



Line: 16    
Scolopendra mag ain hamfrez haizen, dar umb, wan
Line: 17    
als Plinius spricht, die visch sint den lanttiern geleich,
Line: 18    
diu ze latein centipedes haizent und haizent ze däutsch
Line: 19    
hundertfüezel, und habent die art, daz si den hamen
Line: 20    
frezzent, mit man si væht, und wenn si in gezzen   20
Line: 21    
habent, undäwent si auz dem hals allez ir ezzen, unz
Line: 22    
si den hamen auz gewerfent, und verslindent si denn
Line: 23    
daz ungedäut ezzen anderstund. Pei dem visch verstê
Line: 24    
wir die läut, die an in selber verstênt, daz in die werlt\leichen
Line: 25    
reichtüem schedleich sint an leib und an sêl, und   25
Line: 26    
dar umb gebent si die werlt auf und varnt in ainen or\den,
Line: 27    
und si etswie lang in dem orden gestênt und in
Line: 28    
daz gemain leben in dem orden niht genüegt, samnent
Line: 29    
si aber aigen guot in dem orden und werdent pœser in
Line: 30    
dem orden wan si in der werlt wâren, und tuont als die   30
Line: 31    
hund, die ain ezzen undäwent und slindent ez wider. Der
Line: 32    
hamfrez hât die art, daz er sich in daz tief wazzer senket
Line: 33    
und fleucht der sunnen glast und ir hitz und fleucht auch
Line: 34    
den hagel, wan diu zwai schendent des visches varb. wenn
Line: 35    
man die visch in ezzich legt, entsliezent si sich schier,   35

Page: 258  
Line: 1    
alsô daz si mar werdent. die visch haizent auch ainer,
Line: 2    
wan man vint niht zwên in ainer schaln noch mêr denn
Line: 3    
neur ainen. in des visches schaln vindet man ainen stain,
Line: 4    
wer den zereibet und in aigencleichen beraitt, ist er
Line: 5    
guot wider des magen kranchait. der stain hât die kraft,   5
Line: 6    
daz er frid und ainung machet zwischen den läuten und
Line: 7    
machet den menschen käusch der in tregt.



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM MERSCHERN.



Line: 10    
Salpa hât ain puoch und daz ander hât talpa, daz   10
Line: 11    
ist pezzer, und daz ist ain pœs visch und stinkend, sam
Line: 12    
Plinius spricht, und mag nümmer gekocht werden, man
Line: 13    
plew in dann vor mit ainem plewel oder mit ainem steken,
Line: 14    
als man den dürren stokvisch tuot, und mag aigencleich
Line: 15    
ain merscher haizen. Pei dem visch verstêt man die sün\der,   15
Line: 16    
die gar pœs an irm leben sint, daz si nümmer
Line: 17    
gerainigt mügen werden mit dem feur und mit der lieb
Line: 18    
des hailigen gaistes, daz si ain zimleichz ezzen sein des
Line: 19    
götleichen willen, si werden dem vor geslagen mit kranc\hait
Line: 20    
und mit leiden gestrâft.   20



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM MERSNEKEN.



Line: 23    
Testudo haizt ain snek, dar umb, sam Isidorus spricht,
Line: 24    
daz er mit ainr schaln bedecket ist, als er in ainem häu\sel
Line: 25    
sitz, wan testa ze latein haizt ain schal ze däutsch;   25
Line: 26    
dannen kümt daz wort testudo. ez sint vierlai sneken.
Line: 27    
die êrsten sint lantsneken, die auf dem land wonent, in
Line: 28    
den gärten und in den wälden. die andern sint mer\sneken,
Line: 29    
die in dem mer wonent und von den wir vor ge\saget
Line: 30    
haben. die dritten sint ûfersneken, die an dem   30
Line: 31    
ûfer und an dem gestat ligent in der faulen erden und
Line: 32    
in den pfüeln oder in den lachen, faulz ertreich ist.
Line: 33    
die vierden sint pachsneken, die in den pächen und in

Page: 259  
Line: 1    
den süezen wazzern wonent. etleich sprechent (aber ez
Line: 2    
ist ungeläupleich), daz diu schef træger sein in irm gang,
Line: 3    
die sneken zder rehten seiten dar an hangen.



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM TRIBIAN



Line: 6    
Trebius haizt ain tribian. daz ist ain swarzer visch
Line: 7    
und ist ains fuozes lang, und Plinius spricht, daz er die
Line: 8    
kraft hab, sei daz man sein ain stuck in salz leg und ez
Line: 9    
dar inn behalt, vall ain stuck goldes in ainen tiefen prun\nen
Line: 10    
und hab man daz stuck des visches dar zuo, ez zieh   10
Line: 11    
ez her auz dem gar tiefen prunnen.



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER MERSLANGEN.



Line: 14    
Vipera marina haizt ain merslang. daz ist ain mer\visch,
Line: 15    
der ist zeitleich klain, wan er ist wênig mêrer   15
Line: 16    
denne ains elnpogen lang. er tregt an dem haupt ob den
Line: 17    
augen ain spitzigz horn, daz ist klain und vergiftig unz in
Line: 18    
den tôt. welichen menschen er verwunt mit dem horn,
Line: 19    
den vergift er unz in den tôt, und daz behüetent die
Line: 20    
vischær. wan si in gevangen habent, enköpfent si   20
Line: 21    
in, und daz ander tail nützent die menschen, wan ez ist
Line: 22    
gar guot ze ezzen.




Book: IIIE     III.
Line: 23    
Line: 24    
E.

Line: 25    
VON DEN SLANGEN
Line: 26    
UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.



Line: 27    
Wir schüllen nu sagen von den slangen und des
Line: 28    
êrsten in ainer gemain. Aristotiles spricht, der slangen

Page: 260  
Line: 1    
zung ist behend, lang, swarz und gespalten und dar umb
Line: 2    
gêt si verr her auz auz dem mund. der slangen herz ist
Line: 3    
ze næhst nâch dem hals und ist geleich aim niern. die
Line: 4    
grôzen slangen habent ir vergift an der lebern, aber die
Line: 5    
klainen habent ir vergift in dem ingewaid. verplendet   5
Line: 6    
man ain slangen, si wirt wider gesehend. sleht man ir
Line: 7    
den swanz ab, er wehset ir wider von nâtûr, sam der
Line: 8    
egdehsen. diu slang hât dreizig rippe. die slangen ko\ment
Line: 9    
nâh zuo enander in irr unkäusch, daz ainen
Line: 10    
menschen dunket, si sein neur ain leip und hab der leip   10
Line: 11    
zwai haupt. ain iegleich slang izt ân underschaid kraut
Line: 12    
und auch flaisch. diu slang trinkt wênig, aber si begert
Line: 13    
sêr weins und dar umb zement und lockent si die slangen\vâher
Line: 14    
mit wein. wenn diu slang den menschen getœtt
Line: 15    
hât mit irm hecken, nimt si daz ertreich niht mêr noch   15
Line: 16    
haimet si mêr: si muoz ir sünd püezen, wan si stirbt
Line: 17    
kürzleich dar nâch, sam Plinius spricht. diu slang mag
Line: 18    
niht mêr denn neur ains ertœten, neur ze aim mâl und
Line: 19    
niht mêr, denn neur allain der salamander der ertœtt mêr
Line: 20    
denn ains. Plinius spricht, daz diu vergift niht anderz   20
Line: 21    
sei denn der slangen fäuht in der gallen und diu fäuht
Line: 22    
gêt von der gallen under dem ruck in den âdern zuo
Line: 23    
dem mund und zuo dem zagel oder zuo dem swanz, als
Line: 24    
man auch siht an dem schorpen. die slangen in der
Line: 25    
Syren lant laidigent niemant und dar umb tœtent si die   25
Line: 26    
läut in dem land niht. alsô spricht auch Aristotiles, daz
Line: 27    
in dem land Lacedonia ain perg sei, kain schorp die
Line: 28    
gest laidig, aber si laidigen die wirt und die in dem land
Line: 29    
wonent. die slangen sint von nâtûr hitzig und dar umb,
Line: 30    
wenn si erkaltent, schadent si wênig oder gar niht.   30
Line: 31    
si schadent des nahtes minner denn an dem tag, wan si
Line: 32    
werdent des nahtes kalt von dem taw. die von vergift
Line: 33    
sterbent die erstarrent des êrsten, aber diu vergift er\hitzt,
Line: 34    
tœtt si den menschen mit derren und mit dürr
Line: 35    
machen. aber man spricht, daz diu vergift dem menschen   35
Line: 36    
niht geschaden müg, si rüer denn sein pluot des êrsten.

Page: 261  
Line: 1    
man spricht auch, daz die slangen den nakenden men\schen
Line: 2    
förhten und vliehen und getürren in niht gelai\digen.
Line: 3    
Ambrosius spricht, daz ains nüehtarn menschen
Line: 4    
spaichel die slangen ertœt, wan ist daz diu slang der
Line: 5    
spaicheln ain klain berüert, stirbt si zehant. eyâ,   5
Line: 6    
mensch, nu sich, wie grôze kraft diu vaste hât, daz si
Line: 7    
mit der spaicheln ain erdisch slangen ertœt! treun, ist
Line: 8    
daz pilleich, daz diu vast auch wider die gaistleichen
Line: 9    
slangen helf, daz ist wider die pœsen gaist. ez ist als
Line: 10    
mangerlai vergift, diu von den slangen kümt, als man\gerlai   10
Line: 11    
slangen sint. ez sint vil pôshait merkleicher an
Line: 12    
in, als vil ir nâtûr gezwaiet ist. si tuont vil smerzen
Line: 13    
den läuten, als vil varb an in gezwaiet ist. der slangen
Line: 14    
milz ist clain und sinbel. diu slang pirgt ir haupt und
Line: 15    
slingt den ganzen leip dar umb und wirft sich alsô gegen   15
Line: 16    
dem veind, wan si daz haupt beschirmt, beleibt si
Line: 17    
lebendig ân daz ander tail des leibs. wenn diu slang in
Line: 18    
daz wazzer wil, læzt si vor die vergift, und wenn si
Line: 19    
wider auz dem wazzer kümt, nimt si die vergift wider,
Line: 20    
und vermisset si der vergift, alsô daz si ir niht vindet,   20
Line: 21    
sleht si daz haupt oft auf die erd, unz daz si vor lait
Line: 22    
stirbt. diu slang fleuht allen guoten smack und stirbt
Line: 23    
oft von. man spricht auch, daz auz des menschen
Line: 24    
mark slangen werden und allermaist auz des ruks dorn.
Line: 25    
Rabanus spricht, daz ze latein vergift als vil gesprochen   25
Line: 26    
sei als ain æderling, dar umb, daz diu vergift in die âdern
Line: 27    
gêt, wan vena ze latein haizt âder, dannen kümt daz
Line: 28    
wort venenum ze latein, daz haizt vergift, wan als vor
Line: 29    
gesprochen ist, diu vergift schadt niht, ê si daz pluot
Line: 30    
berüert. all vergift ist kalt von nâtûr und von fleuht   30
Line: 31    
daz leben die vergift, wan daz leben stêt an wirm und
Line: 32    
an fäuhten. Aristotiles spricht, daz der slangen aigenchait
Line: 33    
sei, daz si daz haupt gewegen müg ân den leichnamen.
Line: 34    
Rabanus spricht, all slangen habent trüebz gesiht und
Line: 35    
dar umb siht si daz ir widerwârtig ist selten, wan die   35
Line: 36    
slangen habent ir augen niht an der stirn, si habent si

Page: 262  
Line: 1    
an dem slâf und dar umb hœrent si ê daz si sehen.
Line: 2    
Alexander spricht, diu slang vertreibet ir plinthait mit
Line: 3    
fenchel ezzen, und dar umb, wenn si enpfindet, daz ir
Line: 4    
augen vinster sint, kan si ir selber erzneien mit kunst,
Line: 5    
diu si niht betreuget. Aristotiles spricht, daz kain ander   5
Line: 6    
tier sein zungen snell weg sam die slang, wan si wegt
Line: 7    
ir zungen snell, daz ainz dunket, si hab drei zungen,
Line: 8    
und hât doch neur ain. Augustînus spricht, diu vergift
Line: 9    
ist des menschen tôt und der slangen leben.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 10    
Line: 11    
VON DER ASPEN.



Line: 12    
Aspis haizt ain asp. daz ist ain slang wahsvar oder
Line: 13    
gel. diu læzt vergift in irm piz und zesträwet ir gift mit
Line: 14    
irm peizen und von hât si den namen, wan aspis in
Line: 15    
kriechisch ist als vil gesprochen als vergift. Jacobus der   15
Line: 16    
maister spricht, daz diu slang von etleicher wort kraft
Line: 17    
gepunden werd, alsô daz si mit irr gift niht geschaden
Line: 18    
müg, und wirt auch dar umb mit den selben worten an\gesprochen,
Line: 19    
daz man si dester fridleicher vâh und daz
Line: 20    
man auz ir stirn genemen müg ainen edeln stain, der   20
Line: 21    
von nâtûr wehset. aber si hât ain kündichait wider
Line: 22    
daz ansprechen, wan si druket ain ôr auf die erden und
Line: 23    
verschoppet daz ander ôr mit dem zagel, daz si des an\sprechers
Line: 24    
stimm iht hœr. Lucânus haizt die slangen ain
Line: 25    
slâfpringerinne, wan wer von ir verwunt wirt, der slæft   25
Line: 26    
unz in den tôt. Solînus spricht, daz diu asp ir leben
Line: 27    
vertreib neur mit irem geleichen und dar umb, wenn ir
Line: 28    
gemahel ertœt wirt, sleicht si dem tœter ümmer mêr
Line: 29    
nâch, dar umb, daz si ir liep rech, und si in vindet,
Line: 30    
wie mit grôzem volk ez sei, auf wazzer oder auf erd,   30
Line: 31    
ertœtt si irs liebes morder, mag niht vor gesein.
Line: 32    
als ain vorschær spricht, diu asp schadet den läuten von
Line: 33    
dem land Africa niht noch schadet den läuten von Syria,
Line: 34    
und dar umb legent die läut iriu kint für derlai slangen.

Page: 263  
Line: 1    
ist dan daz si die slangen laidigent, habent si si niht
Line: 2    
für ireu kint und mainent, diu kindel sein pankhärtel.
Line: 3    
ist aber, daz si diu kindel niht laidigent, ziehent si
Line: 4    
die läut als ir aigeneu kint.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 5    
Line: 6    
VON DER ANSIBÊN.



Line: 7    
Ansibena oder amphisibena haizt ain ansibên. daz
Line: 8    
ist ain slang, diu hât zwai haupt, ainz an der rehten
Line: 9    
hauptstat, daz ander hinden an dem swanz oder an dem
Line: 10    
zagel und daz selb haupt machet, daz diu slang kraiz\lingen   10
Line: 11    
lauft und hin und her zeuht. die slangen haizt
Line: 12    
Solînus in seinem puoch amphis, daz ist in kriechisch als
Line: 13    
vil gesprochen als ain zweivel, wan ez ist zweivel, mit
Line: 14    
welhem haupt diu slang für well gên. aber Aristotiles
Line: 15    
sagt von slangen in den landen gegen der sunnen auf\ganch,   15
Line: 16    
die zwai haupt haben, und spricht, daz diu zwai
Line: 17    
haupt komen von ainem geprechen der nâtûr in der
Line: 18    
muoter leib oder in irr gepurt. die selben slangen habent
Line: 19    
zwai haupt und ainen leip und paideu haupt ezzent in
Line: 20    
ainen leip. si slingent sich auch mit paiden haupten   20
Line: 21    
gegen den veinden. maister Jorach spricht in seinem
Line: 22    
puoch von den tiern, daz diu slang amphisibena gar
Line: 23    
wächig sei, wenn si ir air prüett, daz ain haupt allzeit
Line: 24    
slâf und daz ander wach.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM UNKEN.



Line: 27    
Basiliscus haizt ain unk. der ist ain künich aller
Line: 28    
slangen, sam Jacobus spricht, wan basiliscus in kriechisch
Line: 29    
haizt ain künigel ze däutsch. der unk ist ain sunderleich
Line: 30    
übel auf ertreich. an der leng ist er halbfüezig und hât   30
Line: 31    
weizeu flekel auf dem haupt, reht als ob er geziert sei
Line: 32    
mit ainer krôn. den unk vliehent all slangen und

Page: 264  
Line: 1    
fürhtent in, wan er tœt si neur mit seim anhûchen, aber
Line: 2    
er tœt die läut neur mit seinem vergiftigen anplik. wan
Line: 3    
ist, daz er den menschen ê an siht, stirbt der mensch;
Line: 4    
siht aber der mensch den unken ê, stirbt der unk,
Line: 5    
sam Jacobus spricht. kain vogel mag ân schaden für   5
Line: 6    
den unk komen, wan der unk wont, vergift er
Line: 7    
den luft ze mâl und verderbt die kräuter und vergift die
Line: 8    
paum und verwüest si. er verderbt die schüzling und
Line: 9    
velscht den luft alsô vast, daz kain vogel durch ge\vliegen
Line: 10    
mag ân schaden. er zepricht die herten stain   10
Line: 11    
neur mit seim âtem, der auz seim hals gêt. wenn er sich
Line: 12    
wegt, erhebt er sich neur ze mitelst und erhœht sich
Line: 13    
und slingt alsô waz er mit seinem piz rüert. daz
Line: 14    
vliehent alleu tier und allez gefügel. sein wispeln fürh\tent
Line: 15    
all ander slangen, wan er tœtt andreu tier mit wis\peln.   15
Line: 16    
iedoch gesigt im diu wisel an und dar umb nement
Line: 17    
die weisen läut wiseln und lâzent si in diu hölr, die
Line: 18    
unk wonent; und der unk tôt ist, sterbent auch
Line: 19    
die wiseln, sam Plinius spricht. iedoch hât der tôt unk
Line: 20    
sein kraft, wan man den aschen hin klaibt, der auz   20
Line: 21    
dem unk geprant wirt, mag kain spinn ir netz ge\weben
Line: 22    
und mag kain vergiftez tier gewonen noch
Line: 23    
mügent die vogel gesmaizen. und daz ist wâr: in
Line: 24    
welhem tail des hauses sein ein stuck wont, mag kain
Line: 25    
vergiftig tier hin. man spricht auch, daz der asch auz   25
Line: 26    
dem unk geprant die art hab, wer silber mit salb
Line: 27    
und temperier, daz nem goltvarwe. ez ist ainerlai unk,
Line: 28    
die vliegent; aber si koment auz dem land niht, si inn
Line: 29    
geporn werdent. ez ist auch ainerlai unk, die auz dem
Line: 30    
ai werdent, daz ain han legt, der neun jâr alt ist, als   30
Line: 31    
die alten weisen sagent. ich weiz auch ainen guoten
Line: 32    
freunt, der daz sach mit seinen augen, daz ain gelêrter
Line: 33    
man ainen unk macht auz lautern totern, diu er in ain
Line: 34    
peckein satzt in ainer kamern. und er in gezôch, daz
Line: 35    
er wart als ain klainz hüenl, liez er oben in daz glas   35
Line: 36    
spinnen und rauten dar inn er den unk het, die ertôten

Page: 265  
Line: 1    
in und dar nâch pulvert er in und würkt mit dem pulver
Line: 2    
daz er wolt.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 3    
Line: 4    
VON DER BOA.



Line: 5    
Boa ist ain slang, diu wont in dem land Calabria,   5
Line: 6    
alsô spricht Solînus. diu slang wirt unmæzicleichen grôz
Line: 7    
in dér weis. si müet und laidigt des êrsten diu wilden
Line: 8    
rint und auch diu haimischen, alsô daz si sich legt an
Line: 9    
der rinder äuter, diu gar vil milch gebent, und seugt ân
Line: 10    
underlâz die vaizten milch und treibt daz lang, unz   10
Line: 11    
daz si grôz gewehset, daz irr grœz kain sterk noch
Line: 12    
kain kraft wider mag gesein, und ze letzt vertreibt si ain
Line: 13    
ganzez lant und macht daz wüest von läuten und von
Line: 14    
frühten. von schreibt Jeronimus und spricht alsô.
Line: 15    
der hailig herr sant Hylarion wart gepeten von dem volk,   15
Line: 16    
daz er daz tier ertœtt in ainem land. daz tet er und ge\pot
Line: 17    
dem tier, daz ez oben auf ainen holzhaufen stig. daz
Line: 18    
tet ez betwungen in der kraft gotes. stiez er ain feur
Line: 19    
dar under und verprant daz grausam tier. Plinius spricht
Line: 20    
von dem tier, daz ez grôz sei, daz ez hirz und rinder   20
Line: 21    
verslind, und daz selb sagt auch der hailigen väter ge\schrift.
Line: 22    
ez sprechent auch etleich, daz diu slang derlai
Line: 23    
slangen sei gewesen, die Regulus der Rœmer herzog hie
Line: 24    
vor ertœtt, sam der Rœmer wâr schrift sagt und ir cronik,
Line: 25    
daz ist diu schrift von den geschehen dingen in den   25
Line: 26    
zeiten oder in den landen, wan die slangen ertœt Regulus
Line: 27    
in dem land Africa und diu was an der leng hundert und
Line: 28    
zwainzig schuoh grôz und lanch, und man ir die haut ab
Line: 29    
gezôch, prâht man si ze Rôm an die gemain kaffât,
Line: 30    
si all läut an sâhen, und des tiers kinpacken hiengen   30
Line: 31    
die Rœmer auf zuo aim wunder. Plinius schreibt von
Line: 32    
der slangen und spricht, wenn man si vâhen well,
Line: 33    
müez man si mit armbrüsten twingen und mit anderm
Line: 34    
gezeug, reht als der ain vest gewinnen well.

Page: 266  



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM BERN.



Line: 3    
Berus haizt ain ber. diu ist die schalkhaftigst under
Line: 4    
allen slangen, sam ain vorscher spricht, und ist kündiger
Line: 5    
wan kain ander slang. diu slang lokt den visch murên   5
Line: 6    
auz dem wazzer mit irm wispeln an daz gestat und scherzt
Line: 7    
denn mit der murên, dar umb, daz si si enzünd zuo un\käusch.
Line: 8    
ist diu murên waichs willen und læzt sich
Line: 9    
piegen zuo der unkäusch. daz pringet ir dick den tôt,
Line: 10    
wan die vischær lâgent der murên und fürkoment si dick,   10
Line: 11    
ê si wider zuo dem wazzer kümt, und tœtent si. alsô
Line: 12    
muoz si den tôt leiden umb ir schuld. Pei der murên
Line: 13    
verstêt man die frawen, die sich lâzent locken auz irn
Line: 14    
häusern mit schalmeien und mit fideln und mit andern
Line: 15    
gepærden. wenn si ir unstæt habent geüebt, tœtt si   15
Line: 16    
der pœs gaist an der sêl.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 17    
Line: 18    
VON DER CERASTEN.



Line: 19    
Cerastes haizt ain cerast. daz ist ain slang, diu hât
Line: 20    
neun oder aht hörner auf dem haupt, diu geleichent   20
Line: 21    
eines widers hörnern. diu slang hât die art, daz si sich
Line: 22    
gar verpirgt in die erd ân diu hörner, diu læzt si ob der
Line: 23    
erd, und wenn die spirken oder ander vogel auf diu hör\ner
Line: 24    
sitzent und dar auf ruoent, begreift si diu slang
Line: 25    
und zereizt si. diu slang ist mêr piegleich denn ander   25
Line: 26    
slangen und mag paz geslingen denn die andern, dar
Line: 27    
umb, daz si nihts hât, von si stærr sei. wenn man der
Line: 28    
slangen horn auf der reicher läut tisch setzt, ist vergift
Line: 29    
auf dem tisch, switzet daz horn, und auz den hörnern
Line: 30    
macht man mezzerheft. diu mezzer legte man hie vor   30
Line: 31    
auf der kaiser tisch des aller êrsten, daz man pei der
Line: 32    
mezzer switzen erkant, ob kain ezzen vergift wær oder
Line: 33    
kain trank.

Page: 267  


Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER CILIDER.



Line: 3    
Cilydros haizt ain cilider. diu ist ain slang, sam
Line: 4    
Isidorus spricht, diu wont auf dem land und auch in dem
Line: 5    
wazzer und von hât si den namen. cilydrοs ist in   5
Line: 6    
kriechisch vil als ertwazzer, wan citrοn haizt erd in
Line: 7    
kriechischen, haizt ydrοs wazzer, von den zwain worten
Line: 8    
kümt der gesament nam cilydrοs. diu slang auf die
Line: 9    
erden gêt, macht si die erden rauchend, und gêt
Line: 10    
allzeit aufgereht, wan stieze si sich wenn si läuft,    10
Line: 11    
zespielt si vonenander.



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER CENKER.



Line: 14    
Cencris haizt ain cenker. diu slang ist unpiegleich,
Line: 15    
wan si ist stärr, daz si sich niht gepiegen mag, sam   15
Line: 16    
Isidorus spricht. diu slang macht allzeit den rehten weg,
Line: 17    
alsô daz si niht peiwegig ist. von spricht Lucânus: diu
Line: 18    
cenker sleift allzeit an dem rehten steig. aber centipeda
Line: 19    
haizt ain hundertfüezel, dar umb, daz diu selb slang gar
Line: 20    
vil füez hât, sam Isidorus spricht.   20



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 21    
Line: 22    
VON DER DISPEN.



Line: 23    
Dipsas haizt ain dispe. diu slang ist behend,
Line: 24    
sam Jacobus und Solînus sprechent, daz si unsihticleich
Line: 25    
die läut hekt, und wenn man si tritt, siht man ir niht.   25
Line: 26    
diu slang tœtt mit durst, wan si zeplæt mit und swellt
Line: 27    
und alsô tœtt ir vergift den menschen, sam Solînus
Line: 28    
spricht. diu vergift bedäutt hôhfart, wan diu zeplæt auch.
Line: 29    
ain vorscher spricht, daz diu slang alsô die läut tœt, daz
Line: 30    
sich des tôten antlütz in kain trauren stell noch schick,   30
Line: 31    
sam wir doch gemainleich sehen an der tôten antlütz,

Page: 268  
Line: 1    
daz si trauricleich und wainleich gestalt sint. alsô fürkümt
Line: 2    
der tôt des vergiften menschen antlütz. alsô geschiht an
Line: 3    
den hôhvertigen, die verkêrent ir antlütz gar kaum in
Line: 4    
trauren und in wainen umb ir schuld und etleich nümmer,
Line: 5    
als wol schein ist an dem pœsen gaist, der neur von   5
Line: 6    
seiner hôchvart gevallen ist und nie got gepat umb aplâz
Line: 7    
seiner sünd noch gibt sich nümmer schuldig seiner sünd.
Line: 8    
Jacobus spricht, daz dreirlai slangen sein, die daz gläubig
Line: 9    
volk pei Moyses zeiten laidigten in der wüesten, und wider
Line: 10    
die slangen riht Moyses ain erein slangen auf ainem rigel   10
Line: 11    
von gotes gepot. diu erein oder diu glokspeisein slang
Line: 12    
half wider die dreirlai lebendiger slangen. der êrsten lai
Line: 13    
wâren dispen, die andern wâren siteln, und die dritten
Line: 14    
scorpen.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM TRACKEN.



Line: 17    
Draco ist der grœsten tier ainz, daz diu werlt hât,
Line: 18    
sam Jacobus und Augustînus sprechent. daz tier hât niht
Line: 19    
vergift. er ist gekrœnt auf dem haupt nâch der grœzen
Line: 20    
seins leibes, reht als er ainen grôzen kamp hab. er hât   20
Line: 21    
ainen engen munt und hât klain halsâdern. wenn er gêt,
Line: 22    
reckt er sein zungen für den munt. er greint und
Line: 23    
ginet mit dem maul, aber er schatt mit den zenden niht
Line: 24    
vil, iedoch ist sein piz gar schad, wie daz sei daz der
Line: 25    
piz klain sei, sam ain vorscher spricht. aber der gar   25
Line: 26    
grôz schad kümt niht von den zenden, er kümt von,
Line: 27    
daz er vergiftez dinch izt. wen der track mit seim zagel
Line: 28    
pint, den tœtt er, wan vor dem mag der grôz helfant niht
Line: 29    
sicher gesein. in dem lenzen undäut der track und wüllet
Line: 30    
im. daz selb übel vertreibt er mit lattuken saff, sam   30
Line: 31    
Plinius spricht. er wont daz mêrer tail in holen pergen
Line: 32    
und allermaist stainrütschen sint. daz tuot er umb
Line: 33    
die übrigen hitz seines leibes und seiner nâtûr und aller\maist
Line: 34    
suocht er die stet wenn er geflogen hât, und auch

Page: 269  
Line: 1    
etswenn durch der grôzer hitz willen, diu von der sunnen
Line: 2    
kümt sumerzeiten, wan diu hitz ist gar grôz in den lan\den
Line: 3    
gegen der sunnen aufganch, der track wont.
Line: 4    
sein stimm und sein geschrai erschrecket die läut. sein
Line: 5    
gesicht ist graussam den läuten, daz si ez niht erleiden   5
Line: 6    
mügent und daz si etswenn von sterbent. wenn der
Line: 7    
track in sein alter kümt und zuo seinr pilleichen grœze,
Line: 8    
lebt er lang ân ezzen, sam Aristotiles spricht, und
Line: 9    
er izt, wirt er niht gar leiht sat. Augustînus
Line: 10    
spricht, daz der track gern won in den tiefen abgrünten   10
Line: 11    
der erd, und wenn er ains ungewiters enpfint, sleuft
Line: 12    
er etswenn her auz und fleugt gar hôch über die lüft und
Line: 13    
zetailt den luft mit seinen gar grôzen flügeln und treibt
Line: 14    
den luft von aim stuck in daz ander. sein flügel sint
Line: 15    
häutein, reht als ain grôzeu haut auf gespannen sei in der   15
Line: 16    
weis sam diu fledermaus flügel hât in irr mâze; aber des
Line: 17    
trachen flügel sint gar grôz nâch der grœz seins leibes.
Line: 18    
er wont verunraint er den luft mit seim âtem, der
Line: 19    
im auz dem hals gêt. er hât ain tôtpringendez anhûchen
Line: 20    
oder anplâsen auz seinem hals, mit pringt er tœtleich   20
Line: 21    
siehtüem. ez ist auch ainrlai trachen, der hât niht füez und
Line: 22    
slingt neur auf der prust an der erden, und ainr ander lai
Line: 23    
trachen die hânt füez, aber die sint seltsein. Adelînus
Line: 24    
spricht, daz man auz seim hirn ainen stein sneid, der
Line: 25    
haizt draconica oder draconcides und haizt ze däutsch   25
Line: 26    
drachenstain, als her nâch kunt wirt, wenne wir von den
Line: 27    
edeln stainen sagen. aber der stain hât kain adel, man
Line: 28    
zieh in dann auz des lebendigen drachen hirn, wan man
Line: 29    
sleht si mit aim slag ungewarnt oder unfürsihticleich,
Line: 30    
wenn si sumerzeiten an der sunnen ruoent, und sleht si   30
Line: 31    
durch daz haupt und zeuht den stain her auz, wenn si
Line: 32    
dannoch krefticleich zabelnt. des trachen zung und sein
Line: 33    
gall gekocht in wein sint ain erznei den, die anvehtung
Line: 34    
habent von den pœsen gaisten, wenn man ir leib mit
Line: 35    
salbet. des trachen flaisch ist glasvar und erküelt die   35
Line: 36    
ez ezzent, und dar umb ezzent ez die môrn in der gar

Page: 270  
Line: 1    
grôzen hitz, die si habent in irm land, wan daz flaisch
Line: 2    
ist kalter nâtûr. der trach erhitzet gar vast in seim flug,
Line: 3    
und dar nâch begert er sich widerzepringen mit des
Line: 4    
helphandes pluot, wan daz selb pluot küelt gar vast.
Line: 5    
er fürht des donrs galm und daz himelplatzen mêr dann   5
Line: 6    
kain ander tier, und dar umb, wenn er den donr hœrt,
Line: 7    
fleucht er in diu hölr, und daz ist pilleich, wan der
Line: 8    
donr ist im scheder denn kaim andern tier, sam Plinius
Line: 9    
spricht. aber der donr schadet dem adlarn aller minst
Line: 10    
und schadet auch dem lorpâm niht. der trach wehset   10
Line: 11    
zwainzig daumeln lang oder mêr und wirt grôz, daz
Line: 12    
er seinen aufsitzer gar verr füert auf im selber, aber
Line: 13    
er müed wirt, senket er sich und die pürd in daz mer.
Line: 14    
wenn man in verjagen wil oder vorhtig machen, nimt
Line: 15    
man ain aufgeplâsen plâtern und sleht dar auf mit   15
Line: 16    
coralleinn gärtleinn; den dôn oder daz klâppern fürht
Line: 17    
er und entweicht und wirt gehôrsam.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM DRACHENKOPP.



Line: 20    
Draconcopes haizt ain drachenkopp und ist ain slang   20
Line: 21    
in Kriechenlant gar grôz und mâhtig, sam Adelînus spricht.
Line: 22    
diu slang hât ainr junkfrawen antlütz geleich ainem men\schen,
Line: 23    
aber daz ander tail irs leibes geleicht ainem dra\chen,
Line: 24    
nu sprechent die maister, daz diu slang derlai sei
Line: 25    
gewesen, diu Evam betrog in dem paradîs, wan Beda   25
Line: 26    
spricht, daz diu selb slang ain junkfrawenantlütz hab
Line: 27    
gehabt, dar umb, daz si mit gleicher gestalt Evam zämt
Line: 28    
und zuolocket, wan der mensch und ain iegleich tier
Line: 29    
nimt sein geleichz und ist lustig gegen im. diu selb slang,
Line: 30    
si Evam betrog, zaigt ir neur daz haupt und verparg   30
Line: 31    
daz ander tail under der paum pleter und buschen. wie
Line: 32    
aber der teufel daz gemachen moht, daz diu slang
Line: 33    
menschleicheu wort sprach, daz ist uns verporgen, wir
Line: 34    
wellen dann sprechen, daz diu selb slang halsâdern und

Page: 271  
Line: 1    
andern gezeug hab gehabt in dem hals und in dem haupt
Line: 2    
sam ain mensch, mit si geschikt wær zuo mensleichen
Line: 3    
worten, reht als wir sehen, daz etleich vogel menschleicheu
Line: 4    
wort für pringent, wenn man si des êrsten mit üebet.
Line: 5    
iedoch wæn ich und ist geläupleich, daz der teufel sich   5
Line: 6    
selber verkêrt in ainer slangen weis und auch mensch\leich
Line: 7    
sprâch mit Even rett, wan er mag sich verkêren in
Line: 8    
aller tier form. nu schaw, wie sich der teufel hât ge\macht
Line: 9    
auz menschleichem haupt und auz ains tracken
Line: 10    
leib, auz dem pesten leiphaftigen dinge und auz dem   10
Line: 11    
pœsten. der anplik was guot und käusch, aber daz end
Line: 12    
was vergiftig und tœtleich. , ach und owê got vater,
Line: 13    
lâz dich erparmen, daz ze meinen zeiten diu werlt vol
Line: 14    
ist worden der drachenkoppen, die iedem menschen
Line: 15    
guotes under diu augen erzaigent und ist daz end irr   15
Line: 16    
handlung valsch und vergiftig. verporgen pôshait mag
Line: 17    
wol haizen ain drachenkopp, aber verporgne güet und
Line: 18    
tugent mag wol haizen almagalan, daz ist als vil gespro\chen
Line: 19    
als ain verporgne käuschait in der menig oder in
Line: 20    
dem haufen des volkes. daz wort ist gesamnet auz he\braischen   20
Line: 21    
worten, wan alma haizt ain verporgneu käusch\ait,
Line: 22    
haizt gal ain hauf und an haizt ain volk. nu
Line: 23    
merk, wer ist almagalan. wærleich unser fraw, diu rain
Line: 24    
käusch magt voller gnâd, diu ist allzeit mit irr gnâd
Line: 25    
verporgen in dem haufen des sündigen volks und be\schirmt   25
Line: 26    
die sündær, die irn namen êrent, und sichert si
Line: 27    
vor allen drachenkoppen. und wizz, daz daz wort kain
Line: 28    
mensch hat gesament, ez kom aim grôzen sündær für in
Line: 29    
seim slâf mit wolgeflorierten puochstaben, dem het unser
Line: 30    
fraw geholfen auz grôzen kriegen und auz angsten, alsô   30
Line: 31    
daz ez die werlt wundert und auch den selben sündær,
Line: 32    
wie ez möht gesein. erzaigôt sich unser frawe dem
Line: 33    
sünder mit dem selben wort: verstuont er sein niht
Line: 34    
und suocht seineu stuck in den hebraischen wörtern,
Line: 35    
si geschriben sint zeletzt an etleichen wibeln, und vant   35
Line: 36    
ez, als vor geschriben ist. eyâ, Maria, lâz uns niht.

Page: 272  



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER IPNAPPEN.



Line: 3    
Ipnapis haizt ain ipnapp. daz ist ain slang, diu
Line: 4    
zeuht ir art von der slangen, diu aspis haizt, von wir
Line: 5    
vor gesait haben. alsô spricht Solînus. diu ipnapp hât die   5
Line: 6    
art, daz si die läut peizt und hekt und dar nâch werdent die
Line: 7    
läut slâfend und sterbent mit dem slâf, wan si senkt den
Line: 8    
slâf in den menschen mit irr vergift, und diu vergift mag
Line: 9    
von dem menschen niht vertriben werden. man list von
Line: 10    
ainer frawen, diu hiez Cleopatra, diu begreif derlai slan\gen   10
Line: 11    
ain mit dem denken arm und legt sich in ain grab
Line: 12    
zuo irm tôten wirt, der Antonius hiez, dar umb, daz si
Line: 13    
entslief von der slangen berüerung und daz si slâfend ir
Line: 14    
leben endet mit ainem gerüewigen tôd. alsô lieb hiet din
Line: 15    
fraw iren wirt.   15



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 16    
Line: 17    
VON DER EMOROIEN.



Line: 18    
Etleich puoch ze latein hât ain capitel vor dem, daz
Line: 19    
nun geschriben ist, und daz selb capitel sagt von ainr
Line: 20    
slangen, diu haizt emorois, daz ist ain emoroi oder ain   20
Line: 21    
kraftsaugerinn ze däutsch, wan, sam Isidorus spricht,
Line: 22    
welher mensch von der slangen gepizzen wirt, der switzet
Line: 23    
sein aigen pluot auz im selber alsô lang, daz sich all
Line: 24    
sein âdern entsliezent, und waz lebens in im ist, daz gêt
Line: 25    
auz im mit dem pluot, wan emach in kriechischer sprâch   25
Line: 26    
haizt pluot, dannen kümt der nam emοrοis und von
Line: 27    
kümt auch daz wort emoroides, daz sint die âdern, die
Line: 28    
sich zuo dem aftern endent an dem menschen und auz
Line: 29    
den selben âdern fleuzt den juden der rôt vluz und auch
Line: 30    
etleichen christen nâch des mônen änderung   30



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 31    
Line: 32    
VON DER WAZZERSLANGEN.



Line: 33    
Ydros haizt ain wazzerslang, wan ydοr in kriechisch
Line: 34    
haizt wazzer, dannen kümt daz wort ydrοs. diu slang

Page: 273  
Line: 1    
wont gern in dem wazzer, daz Nilus haizt, sam Isidorus
Line: 2    
spricht, daz ist ain grôz wazzer in Egypten lant. wenn
Line: 3    
diu slang daz tier siht slâfen mit offem mund auf dem
Line: 4    
gestat pei dem selben wazzer, daz haizt cocodrillus,
Line: 5    
von dem vor geschriben ist, welzt si sich in ainem   5
Line: 6    
glaten laim, daz si dester paz durch des selben tiers
Line: 7    
maul geslupfen müg, und der cocodrill erwachet,
Line: 8    
verslint er die slangen. diu zereizt dan sein gedirm und
Line: 9    
kümt lebentig auz im. Plinius spricht, daz diu slang
Line: 10    
diu schœnist sei ob allen slangen. der slangen lebern   10
Line: 11    
behelt man zuo ainer erznei den, die geslagen werdent
Line: 12    
oder gehekt von den slangen, und wenn die läut gehekt
Line: 13    
werdent von derlai slangen, geswellent si, und den
Line: 14    
siehtuom haizt man ze latein boam, daz ist gesprochen
Line: 15    
ain rindersuht, dar umb, daz man den siehtuom vertreibt   15
Line: 16    
mit rindermist. ez sprechent auch etleich, daz ydra ain
Line: 17    
drach sei, der vil haupt hab, und der wær ainer in dem
Line: 18    
pfuol oder in der hül Lerna in dem land Archadia. der
Line: 19    
drach haizt ze latein excedra, daz spricht ze däutsch ain
Line: 20    
auzwähsel, dar umb, als die mærlær sagent, wenn man   20
Line: 21    
dem dracken ain haupt abslüeg, wüehsen im dreu an
Line: 22    
die stat. aber daz ist niht wâr. ez was ain stat, hiez
Line: 23    
Ydra, daz ist ain wazzerstat, diu was diezend mit wazzer
Line: 24    
und dôz vast, daz si die stat pei gelegen wüest
Line: 25    
macht, und man ie ain runst vermacht, entsprungen   25
Line: 26    
drei oder vier anderthalben. daz sach der helt Hercules
Line: 27    
und gruob daz ertreich ab aller ding und truog new erden
Line: 28    
und stain dar und beschütt den drôr ze mâl und macht
Line: 29    
die stat trucken. alsô tuot ain pœser mensch: wenn man
Line: 30    
im ain pôshait verpeutt und ez dar umb strâft, tuot   30
Line: 31    
ez vier pôshait für ain.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 32    
Line: 33    
VON DER SCHOZSLANGEN.



Line: 34    
Jaculus haizt ain schozslang. diu fleugt, sam Isi\dorus
Line: 35    
spricht. von der spricht Lucânus: die snellen   35

Page: 274  
Line: 1    
schiezerinne, wann si springent auf die pæm und in
Line: 2    
ain tier begegent, werfent si sich auf ez alsô snell als
Line: 3    
ain geschoz, daz von ainem armprust vert oder auz ainer
Line: 4    
schozpüchsen, und tœtent daz tier. von haizt diu
Line: 5    
slang alsô. Gleicher weis tuont etleich läut, die snell   5
Line: 6    
sint mit irr urtail, daz si zehant ainz verurtailent und
Line: 7    
sprechent, ez hab unreht, ê si die wârhait verhœrent.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 8    
Line: 9    
VON DER EGDEHSEN.



Line: 10    
Lacerta haizt ain egdehs und spricht Solînus, ez sei   10
Line: 11    
mêr ain wurm dann ain slang, wann si wispelt sänftic\leicher
Line: 12    
dann ain slang, wie daz sei daz si wispel in der
Line: 13    
selben weis, und hât auch ainen zagel sam ain slang. si
Line: 14    
hât ain gespalten zungen und diu ist rauch. si izt velt\spinnen.
Line: 15    
Plinius spricht, daz diu egdehs niht prüet ob   15
Line: 16    
irn airn oder ob irm gesmaiz, und wenn si vergizt der
Line: 17    
stat, si gepirt ireu air oder iren sâmen (wan si ist gar
Line: 18    
vergezzenleich), kriechent die jungen selber her für.
Line: 19    
der sint daz mêrer tail ainlif an der zal. etleich spre\chent,
Line: 20    
wenn diu muoter über diu kindel köm, frez si   20
Line: 21    
si alleu unz an ainz, daz daz aller vernünftigst under in
Line: 22    
ist, und daz setzet sich an der muoter legerstat. daz
Line: 23    
nu gewehset, richt ez sein prüeder und tœtt vater und
Line: 24    
muoter. ez sint egdehsen in dem land India, die habent
Line: 25    
nâch der leng irs leibes vierundzwainzig füez an der zal   25
Line: 26    
und sint gar scheinender varb. Isidorus spricht, daz diu
Line: 27    
egdehs ze latein lacerta haiz, von dem wort lacertus,
Line: 28    
daz haizt ain arm, wan si hât ärm. er spricht auch, daz
Line: 29    
mangerlai egdehsen sein, als borax, salamandra und stellio,
Line: 30    
von den wir her nâch sagen.   30



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 31    
Line: 32    
VON DER NATER.



Line: 33    
Natrix haizt ain nater. daz ist ain slang, sam Isi\dorus
Line: 34    
spricht, diu verunraint daz wazzer mit irr vergift,

Page: 275  
Line: 1    
wan in welhem prunnen si ist, des wazzer mischet si mit
Line: 2    
vergift, und von spricht Lucânus: diu nater ist ain
Line: 3    
zestœrerinn des wazzers. Pei der slangen verstên ich die
Line: 4    
velscher, die daz wazzer der weishait und der êwigen
Line: 5    
wârhait vergiftent mit der valscher lêr, die si dar ein   5
Line: 6    
mischent.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 7    
Line: 8    
VON DER NADERN.



Line: 9    
Naderos haizt ain nader. daz ist ain slang in däut\schen
Line: 10    
landen und ist an der grœz als ains menschen arm   10
Line: 11    
und ist goltvar unden an dem leib, aber auf dem rukken
Line: 12    
ist si grüen. der slangen âtem und ir hûchen ist
Line: 13    
schedleich, daz er ainer newen gesnitenn gerten rinden,
Line: 14    
die man zuo irem mund habt, macht auf diezzend zuo
Line: 15    
plæterleinen, und der aufwal ist gar pitter und vergiftich.   15
Line: 16    
ist auch, daz man ain plôz swert zuo irm mund habt, alsô
Line: 17    
daz ir zung neur an die spitz rüert, daz swert vergift si
Line: 18    
vast, als ob ez mit ainer überigen hitz verwüest sei.
Line: 19    
welher mensch mit der vergift gelaidigt wirt, der stirbt,
Line: 20    
man helf im dann pei der zeit mit tiriaca, daz ist triaker.   20
Line: 21    
der vergift weis ist, daz si über sich arbait, wan trift si
Line: 22    
den menschen an dem fuoz, kreucht si von stunt ze
Line: 23    
stunden in der andern glider stuck, und daz ist von der
Line: 24    
grôzen hitz, diu an der vergift ist. dar umb kreucht si
Line: 25    
über sich sam daz feur tuot und kreucht lang, unz   25
Line: 26    
si an daz herz kümpt: vellt der mensch und stirbt.
Line: 27    
aber ez ist ain erznei wider. wenn der mensch ver\gift
Line: 28    
ist an dem fuoz, so schol man in mit den füezen
Line: 29    
aufhâhen und daz haupt ze tal naigen, mag diu ver\gift
Line: 30    
niht zuo dem herzen komen, wan si beleibt ze obrist   30
Line: 31    
an dem fuoz und kümt niht fürpaz. dar nâch muoz man
Line: 32    
daz vergift tail absneiden und muoz ez hailn mit zim\leicher
Line: 33    
erznei. wer sicherleich an der stat well gên,
Line: 34    
die slangen wonent, der schol sein füez reiben mit rauten
Line: 35    
und mit wermuot und sein hend und andreu glider, diu   35

Page: 276  
Line: 1    
unsicher sint, wan der kräuter kraft vliehent die slangen
Line: 2    
und getürrent diu glider niht gerüeren, diu mit dem saff
Line: 3    
geriben sint.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 4    
Line: 5    
VON DER SCHELMSLANGEN.



Line: 6    
Pester mag ain schelmslang haizen, wan pestis haizt
Line: 7    
ain schelm. diu slang läuft allzeit mit offem mund, sam
Line: 8    
Jacobus und Solînus sprechent, und auz dem mund gêt
Line: 9    
allzeit ain vergiftig dunst. wen diu slang heket, der
Line: 10    
geswillt unmæzleichen grôz, als ob er wazzersühtig sei,   10
Line: 11    
und stirbt alsô.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER PARI.



Line: 14    
Parias haizt ain pari. daz ist ain slang, diu auf
Line: 15    
dem zagel gêt und macht ain furch mit irm gang auf   15
Line: 16    
dem waichen ertreich. von der spricht Lucânus:
Line: 17    
parias gêt, machet si ain furch an dem weg irs ganges.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 18    
Line: 19    
VON DER RUTELN.



Line: 20    
Rutela haizt ain rutel. daz ist ain slang in den   20
Line: 21    
landen gegen der sunnen aufganch und ist guot zuo vil
Line: 22    
dingen und zuo erznei, sam Aristotiles spricht. die slangen
Line: 23    
vâhent die ärzt und die apotêker und behaltent si in
Line: 24    
pühsen und pei verstêt man, daz si lang zeit ungezzen
Line: 25    
mügent sein, und die selben art habent all slangen, daz   25
Line: 26    
si lang lebent ân ezzen, iedoch besunder die rutel.



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 27    
Line: 28    
VON DER SALAMANDER.



Line: 29    
Salamandra in kriechisch haizt stelliο, sam Jacobus
Line: 30    
spricht, und haizt auch gamaleοn, daz ist als vil gespro\chen   30
Line: 31    
als ain ertleo, sam Plinius und Adelînus sprechent.

Page: 277  
Line: 1    
diu salamander ist vierfüezig und hât ain antlütz sam ain
Line: 2    
egdehse. aber Aristotiles spricht, si hab ain antlütz ge\prochen
Line: 3    
nâch ainer mitten auz ains sweins antlütz und auz
Line: 4    
ains affen antlütz. Plinius spricht, si hab diu aftern pain
Line: 5    
auf gerekt und lenger wan diu vodern. diu selben pain   5
Line: 6    
sint irem pauch zuo gesmuckt. si hât ainen langen
Line: 7    
knodochten zagel, der ist an dem end gar smal. ir kräwel
Line: 8    
an den klâwen sint hakot und gar behend. si hât ainen
Line: 9    
scharpfen leib und ain haut als ain cocodrill. si lebt in
Line: 10    
dem feur und stirbt niht von und erlescht auch daz   10
Line: 11    
feur, sam Augustînus, Adelînus und Isidorus sprechent.
Line: 12    
ir ganch ist træg, reht als ains sneken, sam Solînus
Line: 13    
spricht. ir augen sint flach hin ein gezogen hinder sich
Line: 14    
und stênt allzeit offen. Plinius spricht, daz ir augen ze\mâl
Line: 15    
umbwalzen. ir leber ist in der denken seiten wider   15
Line: 16    
anderr tier art. ir munt stêt allzeit offen, wan si nützet
Line: 17    
irn munt niht zuo ezzen und zuo trinken, dar umb, daz
Line: 18    
si allain des himeltaws lebt und des luftes, sam Aristo\tiles
Line: 19    
spricht. diu salamander ist gar mager, wan si hât
Line: 20    
wênig pluotes, und dar umb ist si ain vorhtig tier, wan   20
Line: 21    
si hât wênig hitz. nu ist die hitz ain anprunst der ge\türstichait
Line: 22    
und der kuonhait. der salamander vorht ist
Line: 23    
ain ursach, war umb si manigverbich ist, wan von ir vorht
Line: 24    
fleuht si zuo mangerlai dingen und verleust ir vordren varb
Line: 25    
leiht neur über ain stund. daz ist ir art, und dar umb,   25
Line: 26    
welherlai ding si sich zuo gefüegt, dar nach verbt si sich,
Line: 27    
sam Ambrosius spricht. aber si mag zwairlai varb niht
Line: 28    
beheften, weiz und rôt. ir leib ist vil nâch ân allez
Line: 29    
flaisch und vint man ain wênig pluotes in irm herzen.
Line: 30    
si hât niht milzen. si loschet in dem winter und ist ver\porgen,   30
Line: 31    
aber in dem lenzen kümt si her für. Isidorus
Line: 32    
spricht, daz kainerlai tier schädleich sei mit seiner ver\gift
Line: 33    
sam diu salamander, wan andreu tier ertœtent neur
Line: 34    
ainen menschen nâch dem andern, aber diu salamander
Line: 35    
ertœtt ir vil mitenander, wan si in ainen paum kümt,   35
Line: 36    
vergift si die öpfel all zemâl, und wer der öpfel izt,

Page: 278  
Line: 1    
der stirbt. vellt aber si in ainen prunnen, wer des trinket,
Line: 2    
der stirbt auch. der salamandern ist gar vil in Asia. si
Line: 3    
habent niht ern und sien under in. ain iegleicheu
Line: 4    
legt air si wil, reht als die hennen, und dar auz
Line: 5    
werdent jung salamander. man spricht, daz ain pâbist,   5
Line: 6    
Alexander, ain gewant het, daz was gemachet auz des tiers
Line: 7    
wollen, und wenn man daz rainigen wolt, wuosch man
Line: 8    
ez mit anderm wazzer niht, dann daz man ez in ain feur
Line: 9    
warf, von wart ez weiz. ez spricht Albertus, daz er
Line: 10    
selber mit seiner hant ain snuor in ain geweltigez feur   10
Line: 11    
würf; diu was gemacht auz des tiers wollen, und liez si
Line: 12    
lang in dem feur, unz daz si glüend wart als ain haiz
Line: 13    
eisen. zôch er si her auz, und si erkuolt, han\delt
Line: 14    
er si mit vleiz in seinen handen und vant nie kain
Line: 15    
hâr verprunnen. ez spricht auch Isidorus von derlai   15
Line: 16    
snuor ainer, daz si nie verlaidigt moht werden von dem
Line: 17    
feur. Der salamandern geleichet ain prinnendeu sêl, diu
Line: 18    
vast glüet in den flammen und in der prunst der göt\leichen
Line: 19    
minne, daz si kain flaisch an ir hât unrainer gir.
Line: 20    
diu sêl lebt neur des tawes götleicher gnâden und des   20
Line: 21    
luftes, daz sint die gâb des hailigen gaistes, und in dem
Line: 22    
feur wirt si rain und clâr, daz der götleich schein
Line: 23    
dar inne läuht als in ainem zarten spiegel, den im got
Line: 24    
selb behalten hât zuo aim sunderleichem schatz, niht zuo
Line: 25    
aim klainen, wan got aht die sêl niht klain, er schätzet   25
Line: 26    
si als sein schatzpær liep, nâch im selber gepildet. nu
Line: 27    
wizz, welher mensch auf ertreich der flammen ain tail
Line: 28    
begreift und sich dik dar inne üebt, dem wirt ze stunden
Line: 29    
wol, daz all sein auzwendigen sinn beslozzen werdent
Line: 30    
und daz ez enzukt wirt in ain zart süezen, daz ich rüd   30
Line: 31    
dir daz niht gesagen kan. iedoch hân ich ain klain an\gehebt
Line: 32    
ze spinnen von der lieb an ainer andern stat und
Line: 33    
main, ich well ain guldein keten dar auz weben, hilft
Line: 34    
mir diu rain, der ich mich mit leib und mit sêl hân der\geben.
Line: 35    
aber diu lieb, die man hât in diser werlt zuo   35
Line: 36    
vergancleichen dingen, diu krenkt leib und sêl, und diu

Page: 279  
Line: 1    
minnend sêl geleicht ainem dürren schaub, der zehant
Line: 2    
verswint in der flammen.



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 3    
Line: 4    
VON DER SERPEN.



Line: 5    
Serps haizt ain serp. daz ist ain slang, sam Isidorus   5
Line: 6    
spricht, diu ist gar clain. diu hât die art, daz si mit
Line: 7    
ir vergift flaisch und pain verzert. Pei der serpen ver\stên
Line: 8    
ich ain häzzigz herz, daz verzert dem menschen leib
Line: 9    
und kraft.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 10    
Line: 11    
VON DER SEURN.



Line: 12    
Saura haizt ain seur, und ain ander puoch hât sal\burra
Line: 13    
ze latein, daz ist ainr lai egdehs, sam Isidorus
Line: 14    
spricht. wenn diu veraltent, wirt si plint und dar
Line: 15    
umb setzet si sich dann in ainr wend loch gegen der   15
Line: 16    
sunnen aufganch und kêrt sich gegen der sunnen, unz
Line: 17    
daz si wider gesehen wirt. Pei der seuren verstên ich
Line: 18    
den menschen, den diu gemainschaft diser werlt hât ver\plendet
Line: 19    
an der vernunft, alsô daz er got clain gedienet
Line: 20    
hât in seinen jungen tagen und der sich dann kêrt zuo   20
Line: 21    
aim ainsidligen leben gegen der wâren sunnen, diu Chri\stus
Line: 22    
ist, und wirt gesehend mit seiner vernunft, daz diser
Line: 23    
krank gelust in disem ellend valsch ist und kurz gegen
Line: 24    
dem êwigen leben.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 25    
Line: 26    
VON DER WISPELN.



Line: 27    
Sibula haizt ain wispel und haizt mit ainem andern
Line: 28    
namen regulus, sam Isidorus spricht. diu slang hât die
Line: 29    
art, daz si den menschen vergift mit irm wispeln, ê daz
Line: 30    
si in peiz oder heck. Pei der slangen verstên ich die   30
Line: 31    
pœsen râtgeben, die ander läut vergiftent mit irm haim\leichen
Line: 32    
raumen, aber si slahent ir offenbâr niht noch
Line: 33    
redent in under augen übel. der ist ze unsern zeiten
Line: 34    
niht, ob got wil.

Page: 280  



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER SPETWIFT.



Line: 3    
Spectabificus haizt ain spetwift und ist ain slang, diu
Line: 4    
hât die art, sam Isidorus spricht, wenn si den menschen
Line: 5    
gepizzen hât, verzert si in zehant, alsô daz er zemâl   5
Line: 6    
vergêt und verswindet in irm maul.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 7    
Line: 8    
VON DER SALPEN.



Line: 9    
Salpiga haizt ain salpe. daz ist ain klaineu slang,
Line: 10    
daz man ir niht leiht siht, und ist doch gar schedlich.   10
Line: 11    
Diu slang geleicht ainem verporgem neid in dem herzen,
Line: 12    
den ain mensch dem andern tregt und niemant von
Line: 13    
sagt und schadet gem haimleich ez mag.



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 14    
Line: 15    
VON DER STERNSLANGEN



Line: 16    
Stellio haizt ain sternslang und hât den namen von
Line: 17    
irr varb, sam Isidorus spricht, wan si hât auf irm ruk
Line: 18    
liehtgemâlt augen sam die stern, und von ist stellio
Line: 19    
ainer andern lai slângen dann diu salamander, wie daz sei,
Line: 20    
daz Jacobus sprech, daz diu salamander in kriechisch   20
Line: 21    
stelliο haiz. diu sternslang ist dem scorpen gar wider
Line: 22    
und veint, daz die scorpen gar sêr erschreckent, wenn
Line: 23    
si si ansehent. diu slang bedäut die läut, die geziert
Line: 24    
sint mit nâtürleichem adel und mit götleichen gnâden
Line: 25    
alsô daz si schœn sint und wol geschaffen an dem leib,   25
Line: 26    
tugenthaft und vernünftig an der sêl. die sint ain er\schreckung
Line: 27    
den pœsen und übeltætigen. der sternslangen
Line: 28    
vergift ist tœtleich, sam Plinius spricht, aber ain erznei
Line: 29    
ist wider, daz man zemült schorpenflaisch und salbet
Line: 30    
die vergiften stat mit. wenn diu sternslang ertrenket   30
Line: 31    
wirt in wein und dar inne erstirbt, der wein benimt dem
Line: 32    
antlütz seineu sprinkelmail, ob man ez mit weschet.
Line: 33    
wer der sternslangen gallen in wazzer zerstœzt, daz

Page: 281  
Line: 1    
besament die wiseln umb und umb mit ainem haimleichen
Line: 2    
zuozug.



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 3    
Line: 4    
VON DER GEMAINEN SLANGEN.



Line: 5    
Serpens vulgaris haizt ain gemaineu slang, die wir   5
Line: 6    
oft sehen. diu hât die art, sam Alexander spricht, daz
Line: 7    
si dem slâfenden niht tuot, aber er erwachet, heket
Line: 8    
si den menschen. Alsô tuont die unküstigen niht, die
Line: 9    
den abwesenden schadent und si stechent mit nâchred,
Line: 10    
wan die selben abwärtigen slâfent, alsô daz si ir pôshait   10
Line: 11    
weder hœrent noch sehent, und dar umb sint die winkel\slangen
Line: 12    
verr pœser wan die rehten slangen.



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 13    
Line: 14    
VON DER DURSTSLANGEN.



Line: 15    
Situla haizt ain durstslang. diu ist gar pœs und   15
Line: 16    
schedleich, diu ertœtt den menschen in hitz und in durst,
Line: 17    
sam Jacobus und Solînus sprechent. diu slang ist
Line: 18    
manigverbich, daz si die läut still helt mit irr schœn,
Line: 19    
alsô daz man si gern siht. die schœn hât ir diu nâtûr
Line: 20    
geben wider daz si ir trâchait hât geben, wan diu slang   20
Line: 21    
ist gar træg ze slingen von ainer stat zuo der andern
Line: 22    
und dar umb helt si die läut mit irr schœn, den si niht
Line: 23    
gevolgen mag mit irm gang. si ist gar hitzig, daz si
Line: 24    
sich in dem winter auzhäutt und ir aigen haut abzeuht.
Line: 25    
wen diu slang peizt, der wirt gevangen mit ainr feureinr   25
Line: 26    
hitz und wirt verzert und verprint in im selber.



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 27    
Line: 28    
VON DER SIRÊN.



Line: 29    
Sirena haizt ain sirên, aber ez ist niht diu sirên,
Line: 30    
von wir vor gesait haben, wir von den merwundern   30
Line: 31    
schriben. diu slang ist in Arabia, sam ain vorscher
Line: 32    
spricht, und ist ir vil in dem selben künigreich und sint
Line: 33    
sneller wan diu pfärt. ez sint auch etleich derlai slangen,

Page: 282  
Line: 1    
die flügel habent, alsô daz si gefliegen mügent. der
Line: 2    
slangen vergift ist gar kreftig in iren werken, daz si
Line: 3    
dem menschen ê den tôt pringt von der slangen piz, ê
Line: 4    
si im den smerzen pring, alsô daz der mensch stirbt ân
Line: 5    
smerzen.   5



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM SCORPEN.



Line: 8    
Scorpio haizt ain scorp. daz ist ain slang, diu hât
Line: 9    
ain gar sänftig antlütz geleich ainem käuschen junkfra\wen
Line: 10    
antlütz, aber er hât an seim knodochten zagel   10
Line: 11    
ain scharf spitz, diu ist voller vergift, mit heckt der
Line: 12    
scorp die läut und andreu tier. der scorp heckt mit ge\pogem
Line: 13    
zagel, alsô daz er in krümt wenn er mit hekt
Line: 14    
oder sleht. er traht auch ân underlâz, wie er die läut
Line: 15    
und andreu tier hek und slach mit seim vergiften zagel.   15
Line: 16    
wer vergift wirt von dem scorpen, der verzeuht drei tag
Line: 17    
ê er sterb, und spricht man, wer der scorpen aschen in
Line: 18    
wein trink, daz sei ain erznei wider. man spricht
Line: 19    
auch, daz etleich scorpen zwuo spitz haben an dem zagel.
Line: 20    
ez sint die ern under in gräuleicher wan die sien und die   20
Line: 21    
erkent man an der leng und an der klainheit umb sich.
Line: 22    
ez spricht auch ain vorschær, daz der scorp der erden
Line: 23    
leb. Aristotiles spricht, daz der schorp zwên ängel hab
Line: 24    
an seim zagel, und wenne die scorpen diu swarzen swein
Line: 25    
peizent, sterbent diu swein, und als vil sneller, als vil   25
Line: 26    
si sneller in ain wazzer gênt. aber diu swein, diu niht
Line: 27    
swarz sint, diu sterbent niht alleu von des scorpen piz.
Line: 28    
der scorp hât ain art, daz er des menschen tenr in der
Line: 29    
hant niht hekt, er rüert neur rauch stet gern, hâr ist,
Line: 30    
und daz öl, daz von dem scorpen kümt, daz ist guot für   30
Line: 31    
sein pizz, alsô daz man die wunden mit salbt. ist daz
Line: 32    
du den scorpen in öl ertrenkst und geuzst ezzeich dar auf
Line: 33    
under der sunnen schein, wirt er zehant lebentig, wan
Line: 34    
daz öl verschoppet diu leiplöchel, diu an dem menschen
Line: 35    
swaizlöchel haizent und ze latein pori: öffent der   35

Page: 283  
Line: 1    
ezzeich diu selben löchel an dem scorpen. Jeronimus
Line: 2    
spricht, daz der scorp ain krump wunden haw, daz ist
Line: 3    
ain dreiekot wunden. scholt auch wizzen, daz ain
Line: 4    
tarant ain ander tierl ist und der scorp ain anderz, als
Line: 5    
her nâch kunt wirt.   5



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 6    
Line: 7    
VON DER TORTUKEN.



Line: 8    
Tortuca haizt ain tortuk und haizt auch etswâ ain
Line: 9    
scory und sprechent etleich, diu tortuk sei der slangen
Line: 10    
geslähts, alsô daz si ainrlai slangen sei, und ist an tier,   10
Line: 11    
hât vier füez als ain krot und haizent ez etleich däutsch
Line: 12    
läut ain schiltkroten, dar umb, daz ez zwên hert schilt
Line: 13    
oder pukler auf im hât. mit ist ez wol bewart,
Line: 14    
daz man ez kaum ersleht mit gar grôzen slegen. ez hât
Line: 15    
auch ain haupt als ain krot und ain kranch stimm und   15
Line: 16    
legt air sam ain henn. aber diu air sint schedlich ze
Line: 17    
ezzen. ez hât kain vergift die weil ez lebt, aber ez
Line: 18    
gestirbt, hât ez vergift, wan als Ambrosius spricht,
Line: 19    
wer auf sein niern tritt mit plôzem fuoz nâch dem und
Line: 20    
ez gestirbt, der wirt zehant vergift. Aristotiles spricht,   20
Line: 21    
daz derlai weibel neur ainen auzganch hab pei der gärm
Line: 22    
und hât doch ain plâtern, und daz ist wider aller tier
Line: 23    
nâtûr, die vedern habent oder schuopen oder schaln, wan
Line: 24    
diu habent alleu niht plâtern, ân dáz tier.



Chapter / Strophe: 34     34.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM TARANT.



Line: 27    
Tarans haizt ain tarant. daz ist ain klain tierl und
Line: 28    
ist ain slängel, scorpen geslähtes, sam Plinius spricht. ez
Line: 29    
hât flügel, und fleugt ainer lai tarant, aber niht aller lai.
Line: 30    
daz tierl ist gar schedleich, wan wen ez sticht der stirbt,   30
Line: 31    
man helf im dann mit driaker oder mit anderr erznei.
Line: 32    
der tierl ist vil in Lamparten und überal in Italia, aber
Line: 33    
diu sint dik unschedleich. ir ist auch vil in den landen

Page: 284  
Line: 1    
gegen der sunnen aufganch und diu sint all voller vergift
Line: 2    
und schedleich. der tarant lebt dick zwainzig tag und
Line: 3    
lenger ân ezzen. wenn man in tœt und in paizt in öl,
Line: 4    
daz öl ist guot wider des tarandes hecken und stechen.



Chapter / Strophe: 35     35.
Line: 5    
Line: 6    
VON DER TIERSLANGEN.



Line: 7    
Tirus haizt ain tierslang. daz ist ain slang, diu
Line: 8    
wont in dem land Jericho gegen der wüesten des Jordans.
Line: 9    
diu slang ist den vogeln gar nâchsetzig und den tiern und
Line: 10    
lâgt vast der vogel air und die vogel vrizt si mit den   10
Line: 11    
airn und verslint si. wenn man der slangen flaisch beraitt
Line: 12    
mit andern dingen, diu dar zuo gehœrent, wirt ain
Line: 13    
electuarium auz oder ain confect, daz ist ain auzwal und
Line: 14    
ain beraitung edel, daz si die vergift auzwürzelt und
Line: 15    
auztreibt von dem menschen. daz confect haizt tiriaca,   15
Line: 16    
daz ist triaker, und nimt den namen von der slangen. ez
Line: 17    
sprechent etleich, daz diu slang vor unsers herren gepurt
Line: 18    
Jêsû Christi gar übel wær und gar vergiftig, daz
Line: 19    
man kain erznei wider fünd, alsô schedleich was si den
Line: 20    
läuten. aber an dem tag, unser herr an daz cräuz   20
Line: 21    
gehangen wart, sprechent si, daz derlai slangen ain gar
Line: 22    
übeleu gevangen würd pei Jerusalem und würd gehangen
Line: 23    
an daz cräuz neben unsern herrn, und daz von der stund
Line: 24    
allez daz gesläht derlai slangen ain kraft an sich züg ze
Line: 25    
helfen vesticleich wider all vergift von dem pluot unsers   25
Line: 26    
herrn Jêsu Christi. wie aber daz sei, daz der driaker
Line: 27    
helf wider all ander vergift, iedoch hilft er niht wider
Line: 28    
die vergift derlai slangen, diu tirus haizt, und ir vergift
Line: 29    
haizt tichycon.



Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 30    
Line: 31    
VON DER TISEN.



Line: 32    
Tisus haizt ain tis. daz ist ain slang, diu wont auf
Line: 33    
den padawischen pergen pei der stat Padaw und hât an
Line: 34    
der leng sehs schuoh oder siben, aber si ist gar klain

Page: 285  
Line: 1    
umb sich. iedoch ist si grœzer hinten dann vorn. diu
Line: 2    
slang schat niemant, dann man raiz si gar vil. wenn
Line: 3    
derlai slangen flaisch erfault und gedorrt, gibt man ez
Line: 4    
in trinken und in ezzen wider den auzsetzligen siechtum
Line: 5    
und ist dik wider gar ain kreftigeu erznei.   5
Line: 6    
37.
Line: 7    
VON DER VIPPERN.



Line: 8    
Vippera haizt ain vipper. daz ist ain slang, sam Ja\cobus
Line: 9    
und Isidorus sprechent, diu hât die art, daz si in
Line: 10    
laid und in smerzen gepirt, wan der vater stirbt in der   10
Line: 11    
unkäusch. wenn daz weip von im swanger wirt, stirbt
Line: 12    
diu muoter an der gepurt. daz geschiht alsô. wenn der
Line: 13    
man mit dem weib unkäuscht, ist si gar vol ge\lustes,
Line: 14    
daz si im daz haupt von lieb ab peizt. und
Line: 15    
der jungen zeit kümt in der muoter leib, paitent si   15
Line: 16    
niht, unz si her für komen mügent, si scharrent in der
Line: 17    
muoter und aufreizent si und koment mit gewalt her für.
Line: 18    
die slangen habent neur gruob an der ôrn stat und habent
Line: 19    
neur drei zend und sint ir pizz unhailsam und die pizz
Line: 20    
pringent geswulst. daz westen die wol, die mit sant Pauls   20
Line: 21    
auz dem mer kômen, wan ze der selben zeit begraif derlai
Line: 22    
slangen aineu sant Pauls hant und paiz in. wânten
Line: 23    
sein gesellen, er schölt geswellen und sterben gar snell.
Line: 24    
daz geschach aber niht. der slangen ingewaid ist guot
Line: 25    
für aller slangen heken und piz, sam Plinius spricht. ez   25
Line: 26    
spricht ain vorschær, wer derlai slangen haut nem, die
Line: 27    
si her ab zeuht in irm alter, und sied die haut in wein,
Line: 28    
der wein sei ain erznei dem augswern und dem zantswern.
Line: 29    
aber ir vaizten benimt den augenschimel und macht dunkel
Line: 30    
augen clâr. Aristotiles spricht, daz diu vipper ain men\schen   30
Line: 31    
antlütz hab unz an den nabel, und von dem nabel
Line: 32    
unz an den zagel ains cocodrillen gestalt. ir aftertrühel
Line: 33    
ist eng als ain nadelœr und dar umb mag si an der
Line: 34    
stat niht zuo gevâhen sam andreu tier. si gevæht zuo

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Line: 1    
mit dem mund. aber Plinius der redet vil geläupleicher
Line: 2    
von der vippern, wan er spricht, wenn der swangern
Line: 3    
vippern zeit köm, daz si gepern schüll, pring si an
Line: 4    
ainem tag neur ain kindel und niht mêr. seid nu der
Line: 5    
kindel vil ist (wan si hât wol zwainzig kindel in ir mit   5
Line: 6    
enander), werdent diu andern gar ungedultig, diu über
Line: 7    
die rehten zeit hinten beleibent, und dar umb reizent
Line: 8    
si die muoter und kriechent her für. diu slang hât die
Line: 9    
art, wie daz sei, daz si gräuleicher sei denn all ander
Line: 10    
slangen, iedoch ist si gar sänftig gegen irm weib, sam   10
Line: 11    
der grôz Basilius und Ambrosius sprechent, wan daz
Line: 12    
weip niht gegenwart ist, suocht si der man und lokt
Line: 13    
ir mit ainem senften wispeln, und er siht, daz si
Line: 14    
kümt, læzt er sein vergift von im und êrt sein fra\wen,
Line: 15    
alsô daz er ân vergift sein hôchzeit und sein gir   15
Line: 16    
mit der frawen üeben wil. Nu merk, eifrær, wie liep
Line: 17    
dein frawen habst, diu weder weis noch werk dir ze dank
Line: 18    
nümmer mag volpringen. siht si über sich, si ist ain
Line: 19    
kapferinn, under sich ain maudrerinn, sweigt si, si ist ain
Line: 20    
stümminn, rett si, si ist ain klafferinn. lesterst si mit   20
Line: 21    
worten und mit werken, ê die wârhait vindest. nim
Line: 22    
dir der weil: gæher man schol esel reiten.
Line: 23    
Nu haben die slangen ain end.




Book: IIIF     III.
Line: 24    
Line: 25    
F.

Line: 26    
VON DEN WÜRMEN IN EINER GEMAIN.



Line: 27    
Ez ist noch ainrlai tierl, die haizent würm. von den
Line: 28    
schüll wir nu sagen, und des êrsten in ainer gemain.
Line: 29    
Isidorus spricht, ain wurm ist ain tierl, daz allermaist auz
Line: 30    
flaisch oder auz holz oder auz andern erdischen dingen   30
Line: 31    
wehset ân all unkäusch. scholt auch wizzen, daz die
Line: 32    
maister etswenn die slangen auch würm haizent, und in
Line: 33    
dér weis ze reden von den würmen koment etleich würm

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Line: 1    
von unkäusch des mans und der frawen in slangen art,
Line: 2    
als vor geschriben ist, und etleich auz airn, sam der
Line: 3    
schorp, und in dér weis redt Plinius von den würmen und
Line: 4    
spricht, kain wurm hât pluot denn gar ain klain nâch seiner
Line: 5    
grœz. etleich würm sint ân füez, iedoch habent si pain   5
Line: 6    
in irm leib oder græt, sam die slangen habent, und die
Line: 7    
selben slingent auf der erd von ainr stat zuo der andern.
Line: 8    
von derlai würmen well wir niht reden hie, wan wir ha\ben
Line: 9    
vor von in geschriben. aber anderlai würm sint, die
Line: 10    
kain pain oder kainen grât in irm leib habent und habent   10
Line: 11    
auch niht füez; die selben würm runzelnt sich in klain
Line: 12    
runzeln an dem leib, wenn si hin und her kriechent. ez
Line: 13    
sint auch etleich, die füez und flügel habent, sam die wespen
Line: 14    
habent und die peinen und sämleich würm, und etleich
Line: 15    
habent zwên füez oder vier ân flügel. die selben laufent   15
Line: 16    
und habent etswie vil pluotes. etleich habent auch mêr
Line: 17    
dann vier füez, die selben laufent auch, aber si habent
Line: 18    
niht aigens pluotes, dar umb, daz ir kost und ir narung
Line: 19    
gar vil in ir füez gêt, und daz verniht in ir pluot. iedoch
Line: 20    
hât ain iegleich wurm ain fäuhten in seim leib an des   20
Line: 21    
pluotes stat.
Line: 22    
Nu well wir von der aller lai würmen hie sagen, und
Line: 23    
des êrsten von der pein, wan diu ist diu edelst under in
Line: 24    
allen.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 25    
Line: 26    
VON DER PEIN.



Line: 27    
Apis haizt ain pein. die peinn habent die art, sam
Line: 28    
Aristotiles und der grôz Basilius und Ambrosius spre\chent,
Line: 29    
daz si mit aller sach mêr gemain sint dann kainer\lai
Line: 30    
gesellter ding auf erden, wan wie vil ir zuo aim swarm   30
Line: 31    
gehœrent, die habent all ain wonung und lebent all in
Line: 32    
ainr gegen ains landes. ir aller arbait ist gemaines nütz
Line: 33    
in allen. ir nutz und ir fruht ist in allen gemain und
Line: 34    
ir vliegen ist in auch gemain. waz schol ich dir mêr
Line: 35    
sagen? ir gepurt, die si pringent, ist in allen gemain,   35

Page: 288  
Line: 1    
wan si pringent ainen jungen swarm all mitenander, und
Line: 2    
ir genz irs leibes (daz ist ir käuschait) ist in auch allen
Line: 3    
gemain, wan ir kaineu unkäuscht mit der andern noch
Line: 4    
habent zuo enander unkäuschen glust und habent kainen
Line: 5    
smerzen in irr gepurt. iedoch pringent si dick ainen   5
Line: 6    
grôzen swarm. die peinn machent under in ainen küng
Line: 7    
und ain volk, daz dem küng gehôrsam ist, und wie daz
Line: 8    
sei, daz si all under aim küng sein, iedoch sint si frei
Line: 9    
und habent ain wirdikait und ain vorêr in irm geriht
Line: 10    
und in irr beschaidenhait und ain andæhtig gir zuo gan\zen   10
Line: 11    
trewen, wan si habent irn küng liep, den si gesetzet
Line: 12    
habent, und êrent in mit grôzem vleiz, daz si nümmer
Line: 13    
wider in getuont und in nümmer erzürnent, und daz ist
Line: 14    
pilleich, wan der küng hât sunderleich sänftikait gegen
Line: 15    
dem volk, behelt daz volk sein gehôrsam gegen dem küng   15
Line: 16    
auch pilleich. die peinn habent sunderleich samnung und
Line: 17    
vliegent scharot zuo irm weisel. si schadent kainer fruht
Line: 18    
noch den tôten pluomen, daz sint die dürren pluomen.
Line: 19    
wenn si diu naht begreift in irm auzraisen, ruoent si
Line: 20    
hôch in paumen, dar umb, daz daz taw oder der regen   20
Line: 21    
ir flügel iht berüer. der peinn weisel ist als ain küng
Line: 22    
under in, und in aim vaz under ainem swarm ist neur
Line: 23    
ain weisel, der des swarms fürst ist. der weisel ist schœn
Line: 24    
und ahtpær an der gestalt und ist zwir als grôz als der
Line: 25    
andern peinn ain. er hât aber kürzer flügel wan die andern   25
Line: 26    
und hât aufgerihteu pain und ist sein ganch hœher wan
Line: 27    
der andern. er hât auch an der stirn ain weiz plüemel,
Line: 28    
mit hât in diu nâtûr gekrœnet vor den andern peinen.
Line: 29    
ez sprechent auch etleich, daz der peinn kaiser kainen
Line: 30    
angel hab, mit er stech, sam die andern peinn habent,   30
Line: 31    
wan er ist genuog gewâpent mit seim gewalt, den er hât.
Line: 32    
iedoch spricht Ambrosius, er hab ainen angel, aber er
Line: 33    
stech mit niht, wan er ist sänft von nâtûr. der peinen
Line: 34    
volk ist dreirlai. die êrsten peinn sint der andern müeter
Line: 35    
und wirdiger und grœzer wan die andern. die andern   35
Line: 36    
sint klainer und sint doch gar kreftig und würkent

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Line: 1    
vil und vast, reht als ain volk, daz under ainr maister\schaft
Line: 2    
ist, und derlai peinen sint den müetern undertân
Line: 3    
und gehôrsam und würkent nihts ân der grœzern gepot.
Line: 4    
daz dritt volk der peinen sint derlai peinen, die ze latein
Line: 5    
fuce haizent, daz sint unvolkomen peinen und habent niht   5
Line: 6    
ängel und sint der rehten, daz ist der êrsten peinen,
Line: 7    
dienerinn. die peinen habent gemaincleich die art, daz si
Line: 8    
irm kaiser stætes und ämzicleich volgent er fleugt oder
Line: 9    
gêt die weil er junk ist. si habent auch die art, daz si
Line: 10    
ir wonung schickent sam die pürg und machent die   10
Line: 11    
obersten drei zeil lær von honich, dar umb, daz daz honig
Line: 12    
an dem êrsten anplick iemant hin zuo lad, der in schaden
Line: 13    
pring, aber die letzten zeil füllent si vol honigs. die
Line: 14    
peinen ruoent in irm vaz des morgens in der mettenzeit,
Line: 15    
unz daz aineu under in zwir oder dreistund geprumt oder   15
Line: 16    
gehumt gegen dem liehten tag, als ain wahter, der mit
Line: 17    
aim herhorn prummet gegen dem tag, wan diu pein ant
Line: 18    
vor hin an ir nâtûr, ob der tag sanft well sein und schœn,
Line: 19    
wan vliegent si auz all und pringent êr und guot;
Line: 20    
wil aber ez regenn und wintsäusen, haltent si sich ze   20
Line: 21    
samen in irm vaz. wenn aber si zuo werk kêrnt,
Line: 22    
samnent si pluomen an ir füez, als ob si hosen haben
Line: 23    
gewunnen. die andern nement des süezen tawwazzers in
Line: 24    
ir münd und über all in ir wollen und tragent daz haim
Line: 25    
in ir wonung. Ambrosius spricht: man siht die peinen   25
Line: 26    
all widerstreit arbaiten umb ir gâb und umb irn schatz.
Line: 27    
etleich sint wächig und fleizig ze suochen ir waid. die
Line: 28    
andern sint sorgsam ze behüeten ir wonung und ir pürg.
Line: 29    
die dritten vorschent nâch dem weter und nâch der stern
Line: 30    
lauf. die jungen vliegent auz ze würken und tragent ein   30
Line: 31    
honig und wahs, aber die alten würkent in irn wonungen.
Line: 32    
die von veltpluomen haim tragent die ladent ir vodern
Line: 33    
füezel vol oben an den hüefen und varnt haim wol ge\pürdet
Line: 34    
und schôn geladen. si habent auch inwendig des
Line: 35    
vazzes ir amt schôn getailt, wan etleich maurent, die   35
Line: 36    
andern zierent und sliehtent daz werk. etleich saugent

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Line: 1    
hong von wahse, etleich tailent daz werk hin und her
Line: 2    
und daz ezzen daz prâht ist und ezzent niht besunder,
Line: 3    
dar umb, daz weder ezzen noch werk noch zeit under in
Line: 4    
ungeleich sei. Plinius spricht, daz die peinn irs werkes
Line: 5    
gar vleizig sein, alsô daz si prüevent, welheu under in   5
Line: 6    
træg ist ze würken, die strâfent si zehant und peizent si
Line: 7    
zetôt. si haltent wundergrôze rainikait under in und
Line: 8    
werfent irn mist ze mittelst in daz vaz und ist kain un\sauberkait
Line: 9    
under irm werk, wan all überflüzzichait, diu
Line: 10    
von den würkenden peinen kümt, die samnent si an ain   10
Line: 11    
stat in daz vaz und tragent si her auz an irn veirtagen,
Line: 12    
wenn daz weter trüeb ist, daz si niht gearbaiten mügent.
Line: 13    
ez an den âbent gêt, prumment si in dem vaz und
Line: 14    
daz prummen wirt ie klainer und klainer, unz aineu
Line: 15    
under in umb fleugt und hummet in der weis, als si   15
Line: 16    
si wecket des morgens, und gebeut in allen ze ruoen,
Line: 17    
als die wahter pflegent auf den pürgen, die paideu naht
Line: 18    
und tag anplâsent. daz geschiht, sweigent si alle
Line: 19    
gar snell. si habent auch die art, daz si des êrsten dem
Line: 20    
volk hausent, und dar nâch den künigen, und ist, daz si   20
Line: 21    
grœzers gelükes wartent, alsô daz si swärmen wellent,
Line: 22    
machent si auch gesellenhäuser und machent den
Line: 23    
künftigen kaisern besunder paläst ainseit weit und grôz.
Line: 24    
iedoch nement si kainen küng von geschicht oder ân für\sichtichait,
Line: 25    
si prüevent in vor, ob er schœn und grôz sei   25
Line: 26    
und sänftig. ist daz etleich peinn irs kaisers reht über\varnt,
Line: 27    
tœtent si sich selber und wundent sich mit irn
Line: 28    
aigenen ängeln, und spricht man, daz daz volk in den
Line: 29    
landen, die Perse haizent, die selben weis an im hab
Line: 30    
gegen seim küng. die peinen varnt niht an ir waid ge\maincleich,   30
Line: 31    
ez var dann der küng des êrsten auz und
Line: 32    
halt daz fürstentuom in dem flug. si beschirment auch
Line: 33    
irn künig gar vleizicleich und achtent inz zuo ainr
Line: 34    
frümchait, ob si umb iren küng sterbent. Aristotiles
Line: 35    
spricht, der peinen künig erschainent niendert auzwendig   35
Line: 36    
der vaz ain, si haben dann ain grôz volk pinen mit in.

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Line: 1    
under dem selben volk fleugt der künig ze mitelst und
Line: 2    
die pinen umb und umb, und welheu pein an dem flug
Line: 3    
des kaisers flügel rüert, die strâft daz ganz her. ez be\gert
Line: 4    
auch iegleich pein dem kaiser ze næhst sein in der
Line: 5    
rais und acht sich des gar frum und verrüemt, daz man   5
Line: 6    
si anschaw in irs kaisers dienst. wenn auch der kaiser
Line: 7    
müed wirt, tragent in die sterkisten peinen enpor und
Line: 8    
helfent im hin. Plinius spricht, ist daz den peinen honigs
Line: 9    
geprist in irm vaz, raisent si mit grôzer ungestüemi\kait
Line: 10    
auf die næhsten und die selben stellent sich zuo wer   10
Line: 11    
und streitent mit enander. si vehtent auch mit enander
Line: 12    
umb die pluomen auf dem veld, aber den streit zestœrt
Line: 13    
man, der staup under si wirft oder der ainen rauch under
Line: 14    
si plæst, und versüenet si mit milch oder mit wazzer. si
Line: 15    
hazzent gar vast pœsen smack und vliehent verr von,   15
Line: 16    
und unsauber salb laidigt si sêr. Basilius spricht: an den
Line: 17    
peinen und an den wefsen oder an den vespen sint über
Line: 18    
al klaineu spältel und klünsel, wan si âtement niht und
Line: 19    
habent niht lungen. si werdent genert und gefuoret in
Line: 20    
dem luft nâch der gänzen irs leibes, alsô daz si den luft   20
Line: 21    
über al in sich ziehent, und dar umb, man si mit öl
Line: 22    
gefäuhtigt, sterbent si leiht, wan daz öl verschoppet
Line: 23    
diu klünsel und diu spältel irs leibes; aber der zehant
Line: 24    
dar nâch ezzeich auf si geuzt, öffent sich die lüegel
Line: 25    
und werdent wider lebentig zehant. wenn die peinen siech   25
Line: 26    
sint, ezzent si mêr denn si gewont sint, und daz tuont
Line: 27    
si neur umb die grôzen lieb, die si zuo dem hong habent.
Line: 28    
papilio, daz ist ain veivalter, der tuot den peinn vil ze laid,
Line: 29    
wan die veivaltern setzent sich auf den klê und auf ander
Line: 30    
süez pluomen und saugent daz süez mark dar auz und   30
Line: 31    
daz edel taw verunrainent si mit irm gesmaiz, wan
Line: 32    
wahsent würmel auz. ir lâgent auch die frösch, wenne
Line: 33    
si zuo dem wazzer vliegent, wan man spricht, daz die
Line: 34    
frösch der peinn ängel niht enpfinden, mit si stechent.
Line: 35    
si laidigent auch von nâtûr die websen und die harniz   35
Line: 36    
und die swalben und ander vogel frezzent die peinen. si

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Line: 1    
habent auch die art an in, daz si leich klagent an ainander,
Line: 2    
und wenn ir kaiser gestirbet, wainet daz volk ze mâl
Line: 3    
und ist traurich, wan si samnent sich all umb irn tôten
Line: 4    
kaiser und tragent niht mêr ein noch vliegent auz, und
Line: 5    
kümt man in niht ze hilf, sterbent si hungers, sam ain   5
Line: 6    
vorscher spricht. die peinen sint krank und siechent aller\maist
Line: 7    
die pluomen kaltent. in ist auch ain iegleich
Line: 8    
widergalm schad, ains menschen stimm oder ains an\dern
Line: 9    
tiers stimm widergalm gibt nâhent pei den peinen.
Line: 10    
nebel ist in auch schad. in schadent auch die spinnen   10
Line: 11    
gar sêr, wenne si in angesigent und ir netz pei in auf\spannent,
Line: 12    
wan vâhent si si und tœtent si. maister
Line: 13    
Michel von Schottenlant spricht, daz den peinen ir aigen
Line: 14    
glück schad. wan ain überfrühtig jâr ist mit pluomen
Line: 15    
und mit genuhtsam, habent si grôzen vleiz honig   15
Line: 16    
ze samnend, daz si nihtes trahtent nâch kindeln und nâch
Line: 17    
jungen peinen. die peinen sterbent von mangerlai sachen
Line: 18    
und allermaist wenn der weisel vil ist und ain iegleicher
Line: 19    
weisel ain schar der peinen für sich nimt und die maistert.
Line: 20    
die peinen fräwent sich, wenn man die hend ze samen   20
Line: 21    
klopfet, und wenn man klingelt mit gesmeid, samnent
Line: 22    
si sich. ez werdent peinen auz frischen waltrinder päu\chen,
Line: 23    
die man aurochsen haizt, von den wir vor gesagt
Line: 24    
haben, die ze latein bubali haizent. aber man muoz die
Line: 25    
päuch mit mist bedecken, koment die peinen von.   25
Line: 26    
ez werdent auch peinn auz ochsenhäuten, die man in der
Line: 27    
erden verpirgt, und auz eselhäuten werdent websen oder
Line: 28    
vespen. auz mukenmist werdent würmel, auz piezen frösch
Line: 29    
oder auz mangolt, wan piezen und mangolt ist áin kraut;
Line: 30    
auz pœsem luft und auz faulem âtem werdent priemen,   30
Line: 31    
die ze latein culices haizent, aber Virgilius spricht, daz
Line: 32    
die priemen werden auz ainer kalben leib, diu tot sei,
Line: 33    
und daz hân ich zwâr gesehen an der sunnen schein,
Line: 34    
ain tôteu kalb lag. auz der tôten pfärd leib werdent
Line: 35    
webzen und harliz, auz eselleiben werdent ainrlai vliegen,   35
Line: 36    
haizent scarabei, die sint rôt als die horniz, si sint aber

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Line: 1    
klainer wan die websen. scholt auch wizzen, daz die
Line: 2    
peinen, die auz den rindern werdent, mitenander unkäu\schent
Line: 3    
sam die mucken, aber ir gepurt hât nâhen die art,
Line: 4    
die reht peinen habent. man schol daz honig abnemen
Line: 5    
wenn der môn vol ist an aim liehten schœnen tag. wenn   5
Line: 6    
daz honig zehant abtreuft in tropfen weis, daz ist guot
Line: 7    
niht sam daz zæh ist und gar wol smecket und daz durch\sihtig
Line: 8    
ist. waz auch honges von newem wahs kümt, daz
Line: 9    
ist pezzer wan daz von altem kümt. daz von altem wahs
Line: 10    
kümt, daz ist rôt, aber daz guot honig ist goltvar. guotez   10
Line: 11    
hong und weizz ist den siechen augen guot und zuo den
Line: 12    
auzgängen. daz rain hong ist niden in dem vaz. Pla\tearius
Line: 13    
spricht, daz daz honig warm sei in dem êrsten
Line: 14    
grâd der wirmen und trucken in dem andern grâd der
Line: 15    
trücken. daz hong ist zuo mangerlai guot. ez behelt   15
Line: 16    
der ding kraft, dar zuo man ez gesellt, und rainigt. ez
Line: 17    
sänftigt den würzen und den kräutern und andern dingen,
Line: 18    
zuo man ez mischet, ir pitterkait, und dar umb mischt
Line: 19    
man ez zuo vil erznei, wan ez tregt mit seiner süezen die
Line: 20    
vergift in die tiefen der gelider. in electuariis, die man   20
Line: 21    
ze däutsch latwergen haizt, und in edelm gestüpp, wenn
Line: 22    
man ez dar zuo mischt, hât ez die kraft, daz diu dinch
Line: 23    
dester lenger guot und frisch beleibent. wem der mag
Line: 24    
vol kalter fäuhten ist, dem schol man geben honig mit
Line: 25    
warm wazzer, wan daz hönig entlœst und wäscht ab. wer   25
Line: 26    
sein antlütz clâr und lauter well machen, der schol ez
Line: 27    
waschen mit hong und mit wazzer. wenn man ain un\derzäpfel
Line: 28    
macht auz gerœschtem hong und auz salz, daz
Line: 29    
ist den läuten gar guot, die sühtig sint mit dem fieber.
Line: 30    
Aristotiles spricht, daz die alten peinen süezer hong prin\gen   30
Line: 31    
wan die jungen, wan si sint paz ervarn wan die
Line: 32    
jungen. wer hönig in sich trinket, daz niht geschäumt
Line: 33    
ist, den plæt ez. daz hong ist guot für der tobigen hund
Line: 34    
piz, wenn man ez trinket, und ist guot für die piz der
Line: 35    
grimmen tier. daz laudônisch hong ist pitter und wer ez   35
Line: 36    
izt, der wirt unsinnig. switzet aber er, wirret im niht

Page: 294  
Line: 1    
mêr. daz honig hât die art, daz ez den ungelust und daz
Line: 2    
wüllen, daz von dem pœsen magen kümt, benimt. der
Line: 3    
peinen kaiser machent mêr dann ainen sun, und wenn die
Line: 4    
gewahsent, koment all peinen über ain und tœtent die
Line: 5    
pœsern, daz si iht ain teilung machen under der schar   5
Line: 6    
der peinen und niht krieg under in machen. die peinen
Line: 7    
prüetent jung auz, reht sam die hennen, und daz jung
Line: 8    
peindl, daz des êrsten her für sleuft, daz ist weiz; aber des
Line: 9    
kaisers sündl ist zehant hongvar, wan ez kümt von auz\erwelten
Line: 10    
pluomen und von aller genuhtsam. Pei den   10
Line: 11    
peinen verstên ich ainen iegleichen tuom, ain pischolf
Line: 12    
weisel ist der kôrherren mit witzen und mit allen tugen\den
Line: 13    
und im die peinen, daz sint die kôrherren, gehôrsam
Line: 14    
sint mit allen sachen. die leident under in niht mêr
Line: 15    
dann ain haupt, wan si fürhtent, machten si mêr dann   15
Line: 16    
ain haupt, daz ir gotshaus verdürb; dar umb welent si
Line: 17    
daz pest. ach got, wie wênig der peinen ze unsern zei\ten
Line: 18    
ist! ez sint all peinen ze websen und zuo harniz
Line: 19    
worden. got durch seinen pittern tôt und durch sein
Line: 20    
gruntlôs erparmherzichait kom seim gotshaus ze helf, daz   20
Line: 21    
gar verdirbt und verdorben ist. waist wol, ich
Line: 22    
main, parmherzigerv́got, dein genâd erscheinen!



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 23    
Line: 24    
VON DER SPINNEN.



Line: 25    
Aranea haizt ain spinn. der wurm hât die art, daz   25
Line: 26    
er auz seim gedirm fädem spinnet und netzel webt,
Line: 27    
mit er die muken væht. ez geschiht auch dick, daz er
Line: 28    
sich selber mit dem spinnen gar auzdärmt, daz nihts
Line: 29    
in im beleibt und daz er stirbt, wan die spinnen habent
Line: 30    
in in ain wollentragend kraft, dar auz si die fädemen   30
Line: 31    
spinnent. ez sprechent auch etleich, daz daz weibel spinn
Line: 32    
und web und daz männel vâh die mucken mit dem selben
Line: 33    
netzel. si gepernt mit irn lenden klaineu würmel, diu
Line: 34    
aint airn geleich und diu airl gepernt si zwischen den

Page: 295  
Line: 1    
webnetzeln. ez werdent auch spinnen ân unkäusch auz
Line: 2    
faulen dingen, sam auz dem klainen staub, der in der
Line: 3    
sunnen fleugt, wenn der erfault, und auz des menschen
Line: 4    
spaicheln, die er wirft er gezzen hât. diu spinn webt
Line: 5    
daz weter lauter ist, niht wenn ez trüeb ist. si jagt   5
Line: 6    
auch niht mêr noch væht, unz daz si gar verzert daz si
Line: 7    
vor gevangen hât, sam ain vorschær spricht. wer der
Line: 8    
spinnen netzel über ain frisch wunden legt, dem geswilt
Line: 9    
diu wund niht und faulet auch niht. die spinnen lebent
Line: 10    
des saffes und der fäuhten, und dar umb stirbt ir kaineu   10
Line: 11    
hungers. wenn die spinnen ireu netzel hœher ziehent,
Line: 12    
daz ist ain zaichen, daz ez regenen wil. diu spinn hât
Line: 13    
die art, daz si sich an ainem vadem wigt auf der slangen
Line: 14    
haupt, si daz under ainem paum aufrecket an dem
Line: 15    
schaten, und peizt die slangen krefticleich, daz si ir   15
Line: 16    
daz hirn begreift unz in den tôt. Aristotiles spricht, wer
Line: 17    
geswilt von ainer spinnen piz, der mach ain pflâster von
Line: 18    
mucken und pind daz auf den smerzen, wirt im paz.
Line: 19    
maister Michel der Schott spricht, wenn diu spinn slâf,
Line: 20    
kêr si den ruck gegen der erd und slâf in dem luft   20
Line: 21    
hangend an den vädemen, die si gespunnen hât, und kêr
Line: 22    
ir antlütz gegen dem netz.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 23    
Line: 24    
VON DER KLAINEN KROTEN.



Line: 25    
Buffo mag ain klain krot haizen. diu krot ist ain   25
Line: 26    
vergiftiger wurm und hât ain schelmig gesiht und ist un\rain
Line: 27    
anzegreifen. si lebt der erden, iedoch mit rehter mâz
Line: 28    
und wag, wan vil und si besliezen mag mit dem vordern
Line: 29    
füezel, daz ist ir tagezzen. ez ist ainr lai kroten in wäl\hischen
Line: 30    
landen, die habent stimm sam die pusaunn, und   30
Line: 31    
wenn man si auz dem land pringt, verliesent si die
Line: 32    
stimm. die kroten bedäutent die prediger, die neur in
Line: 33    
irm land wellent predigen. Alexander spricht, diu krot
Line: 34    
izt gern salbai und vergift der salbai wurzeln nümmer,

Page: 296  
Line: 1    
dar umb schol man der salbai stat mit rauten umbgeben,
Line: 2    
wan der rauten taw und ir saff ist der kroten tœtleich
Line: 3    
schad. er spricht auch, wer ainen krotenstain auz irm
Line: 4    
haupt nimt und in pei im trait, dem vertreibt er der ver\gift
Line: 5    
pôshait. wer ain kroten ze pulver prennt und den   5
Line: 6    
pulver læzt ligen, werdent lebendig kroten auz. diu
Line: 7    
krot hât die art, daz si fürht, ir zerinn der erden.
Line: 8    
pei verstê wir die geitigen.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 9    
Line: 10    
VON DER GROZEN KROTEN



Line: 11    
Borax haizt ain grôz krot. diu hât ain antlütz sam
Line: 12    
ain frosch und ist gar ain vergiftiger wurm, und von der
Line: 13    
übrigen vergift, die si in ir tregt, zeplæt si sich wenn man
Line: 14    
si angreift. si viht mit der spinnen und wirt siglôs, wan
Line: 15    
diu spinn die kroten dick gesticht und sich diu krot   15
Line: 16    
niht gerechen mag, wirt si alsô vast zeplæt, daz si ze
Line: 17    
mitelst vonenander prist. der kroten piz ist unrain,
Line: 18    
daz man in selten gehailen mag. si trait auch ainen
Line: 19    
schatzpærn stain in dem haupt, dar umb tœtt man si. der
Line: 20    
stain ist zwair lai. der ain ist weiz und der ist der pezzer.   20
Line: 21    
der ander ist praun und swarz und hât ze mitelst ain
Line: 22    
äugel, daz ist nâhent wahsvar, und der ist under den
Line: 23    
praunen der pest. wer den stain in ezzen nimt und in\wendig
Line: 24    
siech ist, der wirt gesunt, wan der stain durchgêt
Line: 25    
dem menschen sein ingewaid, und wenn er in hât gehailt,   25
Line: 26    
gêt er niden von dem menschen, wan man schol in
Line: 27    
ganzen verslinden in dem ezzen. wenn der kroten ain
Line: 28    
aug verdirbt, izt si ain besunder kraut, mit si daz
Line: 29    
gesiht widerpringet. man tœtt si auch mit rauten. si
Line: 30    
hazt der sunnen liecht und gêt gern pei der naht und   30
Line: 31    
allermaist die läut gegangen sint. des tages verpirgt
Line: 32    
si sich und ruowt. si fleuht den edeln smack der wein\gärten.
Line: 33    
der stain, den si tregt, ist der vergift widerwär\tig,
Line: 34    
als man spricht.

Page: 297  


Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM SEIDENWÜRMEL.



Line: 3    
Bombix haizt ain seidenwürmel. daz ist ain würmel,
Line: 4    
sam Plinius spricht, daz wirt gern in dem land Assyria,
Line: 5    
daz spinnet seiden, reht in der weis als diu spinn auz ir   5
Line: 6    
selber spinnet, und auz den seiden macht man seidein ge\pend
Line: 7    
und seidein gewant, daz allermaist zimt der zart\hait
Line: 8    
an den zarten frawen. daz gewant haizt ze latein
Line: 9    
bombicina. maister Michel der Schott spricht, daz daz
Line: 10    
würmel sich umb und umb vermacht in ain cleu vädem,   10
Line: 11    
die ez gespunnen hât, dar umb, daz ez wider geporn werd
Line: 12    
in dem selben cleu. wenn ez allez daz auzgewirft, daz
Line: 13    
mistig in im ist und gärmig und swarz, und ez denn ge\gen
Line: 14    
der sunnen helt, ist sein leibel durchsichtig. daz
Line: 15    
würmel izt niht auzwendiges ezzens dar nâch und ez vol\prâht   15
Line: 16    
ist. Alsô tuont die volkumen menschen, die sich
Line: 17    
zemâl eingezogen habent in die götleichen lieb, die ahtent
Line: 18    
aller auzern lieb niht, diu in diser werlt ist.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM GLEIMEL.



Line: 21    
Cicendula ist der vliegen geslähtes, die scarabei hai\zent,
Line: 22    
und haizt cicendula ze däutsch ain gleimel. alsô
Line: 23    
mag auch scarabeus haizen ain gleim. daz würmel hât
Line: 24    
die art, daz ez gleizet wenn ez vleugt oder gêt und ist
Line: 25    
als ain klaineu muk. daz würmel siht man in vil landen   25
Line: 26    
und allermaist in Italia. wenn ez des nahtes vleugt,
Line: 27    
scheint ez, sam funken varn in der vinster, und der schein
Line: 28    
ist im allermaist an dem zagel. aber ez niht vleugt,
Line: 29    
siht man den schein niht wol. daz würmel hât ain
Line: 30    
wunderleich kraft, wan wer ir dreu izt, an dem verlischt   30
Line: 31    
aller unkäuscher gelust; daz hât manig mensch versuocht.
Line: 32    
wærleich, ich wolt, daz si all gaistleich läut æzen für an\der
Line: 33    
gestüpp. Pei dem würmel verstê wir all die menschen,
Line: 34    
die läuhtend sint mit guoten werken und die mit tugenden

Page: 298  
Line: 1    
weiten genent sint und allermaist an dem zagel, daz ist
Line: 2    
an dem end. wan wer volharret unz an daz end, der
Line: 3    
wirt sælig. wen man alsô vindet läuchtend in der vinster
Line: 4    
diser werlt, daz in diu vinster niht begreift, wærleich
Line: 5    
der ist sælig. dar umb spricht unser herre: 'ewreu werk   5
Line: 6    
schüllent läuhten vor den menschen.'



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 7    
Line: 8    
VON DER HUNDSMUCKEN.



Line: 9    
Cinomia haizt ain hundsmuck oder ain hundsvlieg,
Line: 10    
sam Isidorus spricht, und ist ain kriechisch wort, wan   10
Line: 11    
cinοs in kriechisch haizt ain hunt. diu vlieg belaidigt
Line: 12    
der hund ôrn gar sêr sumerzeiten, wan wie dick si die
Line: 13    
hund dar ab slahent, als dick koment si wider, und si
Line: 14    
vaizteu präckel vindent, die peizent si, daz si pluotent.
Line: 15    
Pei der vliegen verstêt man den teufel, der hanget dem   15
Line: 16    
menschen tag und naht an den ôrn seins muotes und
Line: 17    
seinr gedenk, und versaumt sich der mensch icht ze lang,
Line: 18    
daz er in niht absleht, alsô daz er im henget mit gedän\ken
Line: 19    
unz in den willen und in den glust, wærleich peizt
Line: 20    
im der teufel ain wunden. dar umb, mein herz, wir   20
Line: 21    
schüllen tuon, als der hailig vater Abraham tet, und
Line: 22    
schüln uns der mucken und des gefügels der pœsen ge\denk
Line: 23    
wern mit ainer gerten, daz ist mit dem hailigen
Line: 24    
cräuz, got seinen rôsenvarben swaiz an vergôz durch
Line: 25    
uns und durch all sünder, wan Davit überwant den grô\zen   25
Line: 26    
risen Goliam mit aim stab und mit ainer slingen und
Line: 27    
Jacob gieng mit ainem stab über den Jordan, des wazzer
Line: 28    
ungestüem ist, und pei verstê wir die ungestüemigen
Line: 29    
gedenke, die den menschen von got schaident.



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEN SNAKEN.



Line: 32    
Cinifes haizent snâken. daz sint gar klaineu würmel
Line: 33    
und vliegent gern nâch des menschen âtem oder nâch
Line: 34    
anderr tier âtem und peizent die parhaupten läut gar sêr

Page: 299  
Line: 1    
und allermaist umb den âbent sumerzeiten, wan vlie\gent
Line: 2    
si mit grôzen haufen, und ain mensch ze veld
Line: 3    
slæft, daz stechent si hart und wundent ez mit etleichen
Line: 4    
stichlingen oder ängeln, die si habent. Der snâken ist
Line: 5    
genuog under den läuten paideu sumer und winter, die   5
Line: 6    
uns slâfend stechent mit nâchred.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEN PREMEN.



Line: 9    
Culex haizt ain prem. daz ist ain würmel grœzer
Line: 10    
dann ain gemaineu vlieg. daz hât ainen stichling in dem   10
Line: 11    
mund sam ain pfeifen, mit sticht ez die läut und diu
Line: 12    
tier und trinket ir pluot. und dar umb hât ez den na\men
Line: 13    
ze latein, wan aculeus haizt ain stichling, dannen
Line: 14    
kümt culex, sam Isidorus spricht. Isidorus spricht, daz
Line: 15    
der prem daz lieht liep hab, alsô daz er sich pei weilen   15
Line: 16    
verprenn an ainem prinnendem lieht. aber daz tuot ain
Line: 17    
ander vögäll, daz haizt man ain fewersteln und ist sam
Line: 18    
ain veivalter gestalt. Plinius spricht, daz die premen
Line: 19    
saureu dinch liep haben und süezeu dinch vliehen.
Line: 20    
pei verstê die pœsen, die daz guot nümmer geredent von   20
Line: 21    
irn nâchgepaurn, aber ervorschent si ain pœs mærl, daz
Line: 22    
praitent si gar weit. ez sint auch etleich premen, die
Line: 23    
den übel tuont, die in wol tuont, und den wol, die in
Line: 24    
übel. alsô wechselnt si allzeit daz süez umb daz saur.
Line: 25    
wol hin, varn! ez schat niht der witzig wirt.   25



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEN PAUMWÜRMEN.



Line: 28    
Cantarides haizent paumwürm, die zuo obrist auf den
Line: 29    
esten wahsent an slintpäumeinen paumen oder an andern
Line: 30    
paumen auz fäuhten. auf den pletern wahsent die würm   30
Line: 31    
reht sam die krautwürm auf dem kraut, aber si gewin\nent
Line: 32    
volkumen flügel und vliegent des tages; aber des
Line: 33    
nahtes besamnent si sich auf ain cleu oder zuo aim kü\gäll.
Line: 34    
die würm sint grüen, aber wenn diu sunn scheint,

Page: 300  
Line: 1    
sint si goltvar, und dar umb haizt man si auch golt\würm.
Line: 2    
die würm sament man des nahtes umb den augst
Line: 3    
und ertrenkt si in ezzich. wenn si nu tôt sint, geuzt
Line: 4    
man wein dar auf und leget si auf ain glit, ez sei fuoz
Line: 5    
oder hant oder ain ander glit, under ain wähsein köpfel,   5
Line: 6    
und machent si ain plâtern an der stat. wenn man
Line: 7    
die plâtern durchsticht an manger stat mit ainer gul\deinen
Line: 8    
nadel oder mit aim hamel, gêt all diu pœs
Line: 9    
fäuhten her für, diu in dem glit ist, reht als von aim
Line: 10    
prand, und ist als guot sam manig prant, der ain jâr wert.   10



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM HARLIZ.



Line: 13    
Crabro haizt ain harliz oder ain harniz. daz ist ain
Line: 14    
michel wurm und ist an der varwe sam ain webs. iedoch
Line: 15    
ist er grœzer. die harliz habent die art, sam Plinius   15
Line: 16    
spricht, daz si in hölrn wonent oder under der erden.
Line: 17    
der harliz zell sint sehseckot und die andern sint rinden
Line: 18    
hölrig. ir auzzuht ist ungeordent und ungleich, wan
Line: 19    
ainr fleugt auz, der ander ist in dem wazzer, der dritt
Line: 20    
auf aim würmel, daz er izt. si ezzent flaisch und wah\sent   20
Line: 21    
in dem vollen mônn. in dem winter verpergent si
Line: 22    
sich. die maister sprechent, daz ain zwaijærig kint von
Line: 23    
neun harlizstichen müez sterben. die harliz und die web\sen
Line: 24    
habent kainen küng sam die peinen habent, wan ain
Line: 25    
iegleich harliz wil selber herr sein und ain iegleich webs,   25
Line: 26    
und dar umb nement si vil schadens und verderbens. ir
Line: 27    
hong ist kaim menschen nütz. si prumment grausenleich
Line: 28    
mit irn stimmen und allermaist si in holn steten sint.
Line: 29    
Pei den harlizen verstên ich ain iegleich üppig gemain,
Line: 30    
ainr dem andern niht gehôrsam wil sein und ein iegleicher   30
Line: 31    
mit dem andern muotwillens pfligt. wærleich, ez sein
Line: 32    
laien oder pfaffen, si müezent verderben. daz hab wir
Line: 33    
gesehen an steten und an gotshäusern. niemd ich meld,
Line: 34    
daz ist verpoten, aber prüefen ist alles gepietens frei.

Page: 301  



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KRAUTWURM.



Line: 3    
Eruca haizt ain krautwurm. daz ist ain langer wurm
Line: 4    
und hât gar vil füez und mangerlai varb. der wurm
Line: 5    
frizt daz kraut ab und diu pleter ab den paumen. man   5
Line: 6    
spricht, daz der wurm umb den andern augst, der ze
Line: 7    
latein september haizt, sein varb verkêr, und wandel
Line: 8    
sein gestalt, wenn er naz werd von taw oder von regen,
Line: 9    
wan er gewinnet flügel und wirt vliegend, sam ain vor\scher
Line: 10    
spricht. der wurm über ains menschen plôze   10
Line: 11    
hant gêt, die unwirdigt er und læzt plæterl nâch im, und
Line: 12    
daz ist ain zaichen, daz er vergiftig ist, wie daz sei, daz
Line: 13    
sein vergift niht grôzen schaden pring.



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 14    
Line: 15    
VON DER AMAIZEN



Line: 16    
Formica haizt ain amaiz. diu smeckt sam ain hunt
Line: 17    
oder ain mensch, iedoch niht ganz und wol, sam
Line: 18    
Aristotiles spricht. daz aber si smecken, daz prüeft man
Line: 19    
pei. wer swebel nimt und origanum, daz auf dem veld
Line: 20    
wehset (daz haizet ôrkraut und haizent ez etleich aiter\kraut,   20
Line: 21    
aber ez haizt pilleich ôrkraut, wan ez ist den sie\chen
Line: 22    
ôrn guot und man erkennt ez pei, daz ez ainen
Line: 23    
rôten stil hât und niht grôzeu pleter und ain rôt pluomen
Line: 24    
und pringt seinen sâmen kraizlot in ainer krôn weis und
Line: 25    
hât ainen gar scharpfen smak), wer daz kraut nimt und   25
Line: 26    
pulvert ez mit dem swebel und legt daz pulver auf ainen
Line: 27    
âmaizhaufen, vliehent si zehant und lâzent ir wonung,
Line: 28    
und in eingêndem môn hœrent si allzeit auf ze arbaiten.
Line: 29    
under allen tiern hât diu âmaiz ain die art, daz si stark
Line: 30    
wirt in dem alter und wehset. wenn der môn vol ist,   30
Line: 31    
würkent si tag und naht, aber ander zeit niht. man
Line: 32    
siht ir steig und ir weg auf den herten kislingen, alsô
Line: 33    
mit grôzem vleiz arbaitent si und tragent ein. dar an

Page: 302  
Line: 1    
mag ain iegleich mensch prüefen, daz ämzichait oder
Line: 2    
stætichait vil vermag, ez sei mit guoten werken gegen got
Line: 3    
oder mit andern dingen, si sein guot oder pœs. die âmai\zen
Line: 4    
tragent ir tôten auz und begrabent si. daz tuot kain
Line: 5    
tier mêr ân den menschen, sam Ambrosius spricht. si   5
Line: 6    
peizent daz korn enzwai daz si eintragent, daz ez icht
Line: 7    
anderwaid keimel und grüen, und welheu körner naz
Line: 8    
werdent, diu trückent si an der sunnen, daz si icht faul
Line: 9    
werden.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM AMAIZLEB.



Line: 12    
Formicaleon haizt ain âmaizleb und haizt auch mir\micaleon,
Line: 13    
sam Adelînus spricht, wan mirmin in kriechisch
Line: 14    
ist ain âmaiz und leοn haizt ain leb, dannen kümt daz
Line: 15    
gesament wort mirmicaleon, daz ist gesprochen ain âmaiz\leb.   15
Line: 16    
der wurm ist âmaizen geslähtes, er ist aber vil grœ\zer
Line: 17    
denn ain âmaiz. die weil der âmaizleb klain ist,
Line: 18    
ist er fridsam und zeuht seinen zorn in sich; aber wenn
Line: 19    
er kreftig wirt und starch, versmæht er die alten ge\sellschaft
Line: 20    
und gesellt sich zuo den grœzern, und wenn   20
Line: 21    
er ze letzt gar grôz wirt und starch, lauzt er in den
Line: 22    
haimleichen steten pei der âmaizen strâzen und setzet in
Line: 23    
lâg, reht als ain rauber, und wenn si an ir arbait gênt,
Line: 24    
waz si dann haim tragen wellent, daz nimt er in oder
Line: 25    
würget die âmaizen selber und frizt si, und in dem winter   25
Line: 26    
beraubet er die âmaizen irr narung, die si den sumer ge\sament
Line: 27    
habent, wan er hât im selber nihts für getraht noch
Line: 28    
erarbaitt in dem sumer. Pei dem wurm verstê die müe\ziggängel,
Line: 29    
die den arbaitern nihts lâzent irs swaizes und
Line: 30    
irr arbait.   30



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM ERDSNECKEN.



Line: 33    
Limax haizt ain erdsneck, wan limus ist ain zæh erd\reich
Line: 34    
sam laim, dar auz wechset der sneck und von

Page: 303  
Line: 1    
kümt daz wort limax ze latein. der sneck izt erden und
Line: 2    
hât vier hörner, aber ir zwai sint lenger und zwai kürzer,
Line: 3    
und wenn er kreucht, strecket er diu hörner; aber wie
Line: 4    
leicht man in anrüert, zeucht er diu hörner ein und
Line: 5    
smucket sich selber zesamen. in dem winter ist er ver\porgen   5
Line: 6    
und in dem lenzen kümt er her für. sein pluot
Line: 7    
hât die art, daz ez diu swaizvensterl verschoppet, und dar
Line: 8    
umb, man ez hin streicht, wert ez vesticleich, daz
Line: 9    
icht hârs wachs. wenn man die snecken zestœzt und
Line: 10    
zereibt und streicht si in etleich wunden, werent si,   10
Line: 11    
daz kain geswer dar inn wachs.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM HÆSCHRECKEN.



Line: 14    
Locusta haizt ain hæschreck oder ain haberschreck,
Line: 15    
aber ez ist niht daz tier, diu geschrift von saget, daz   15
Line: 16    
sanctus Johannes az in der wüesten, wan daz selb ist ain
Line: 17    
vierfüezig tier, daz auch ze latein locusta haizet, als hie
Line: 18    
vor geschriben stêt von den vierfüezigen tiern. iedoch
Line: 19    
wie daz sei, daz etleich maister daz sprechent, wæn ich
Line: 20    
des, daz sanctus Johannes im selber niht güetleich lebt   20
Line: 21    
nâch dem leib, daz er allzeit flaisch æze daz mêrer tail in
Line: 22    
der wüesten; ez ist sänfter ze gelauben, daz er der würm
Line: 23    
gelebt, wan ain volk, haizent Parthi, die ezzent si gern,
Line: 24    
ich weiz aber niht, wie si si ezzent. der häuschreck hât
Line: 25    
ain haupt gestalt sam ains pfärdes haupt. ain vorscher   25
Line: 26    
spricht, daz die würm anander gezzent, und die grœzern
Line: 27    
ezzent die klainern. si habent viereckot münd und ainen
Line: 28    
stichling zuo ainem zagel und habent zuo sich gepogneu
Line: 29    
pain. die würm wahsent von dem sudenwint, der ze la\tein
Line: 30    
auster haizt, und sterbent von dem nordenwint, der   30
Line: 31    
ze latein aquilo haizt. si werdent snell vaizt von mandel\plüeten.
Line: 32    
si habent ain därmel, daz ist vol unsauberkait,
Line: 33    
und vliegent über verreu mer hungrig und ungezzen vil
Line: 34    
tag. des nimt uns wunder, daz die würmel verr vliegent

Page: 304  
Line: 1    
nâch irs leibes narung. wærleich, ez schölt der mensch
Line: 2    
durch der êwigen speis willen, sam daz gotswort ist, gar
Line: 3    
verr varn. eyâ, waz ist diu christenhait worden an manger
Line: 4    
stat, man ainen Uodelger und ainen Penzen verr lie\ber
Line: 5    
hœrt wan ain êwangelium sagen! die häuschrecken   5
Line: 6    
snurrent mit irn flügeln in dem flug, daz man wænt, ez
Line: 7    
sein reht vogel, und habent auf der schultern zuofüegung
Line: 8    
ain scherpfen sam zend und die scherpfen wetzent si an
Line: 9    
enander, sam ob si zandklaffen. ir pruot ist sam daz
Line: 10    
rockenkorn, und die jungen des êrsten dar auz sliefent,   10
Line: 11    
sint si klain und swarz sam die âmaizen. der was gar
Line: 12    
vil pei kaiser Ludweiges zeiten und tâten grôzen schaden,
Line: 13    
als ich in dem andern stuck des puochs geschriben hân von
Line: 14    
dem geschöpften stern.



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 15    
Line: 16    
VON DER MUCKEN.



Line: 17    
Musca haizt ain muck oder ain flieg. diu hât die
Line: 18    
art, daz si gar trätzleich fleugt und hât daz lieht liep,
Line: 19    
wan si kan sich in der vinster nihts berihten. si wont
Line: 20    
gern an der wirm und sitzet gern auf naz dinch. si ist   20
Line: 21    
girig nâch pluot. si müet alleu tier und allermaist den
Line: 22    
menschen. si frisch flaisch berüert, daz allerêrst geslagen
Line: 23    
ist, volgent zehant würmel nâch und unlustigent daz ge\mailigt
Line: 24    
flaisch, und daz geschiht allermaist in den haizen
Line: 25    
augsttagen. diu muck fleuht wol gesalzen dinch und daz   25
Line: 26    
scharpf ist, und waz weiz und rain ist, daz unsaubert si,
Line: 27    
und mag man an mangen dingen diu mail niht vertreiben
Line: 28    
in ainem jâr. sam ain vorscher spricht, waz mucken man
Line: 29    
in wazzer versenket oder peinen, die werdent wider leben\tig
Line: 30    
in ainer stunt, iedoch niht allzeit. si wahsent auz   30
Line: 31    
faulem mist. si gepernt würmel, ander mucken von
Line: 32    
koment, und diu würmel sint hert und swarz. si habent
Line: 33    
kain gedæhtnüss. ez ist ainr lai mucken in Cypernland,
Line: 34    
die sint vierfüezig und gevidert und sint vil grœzer denn
Line: 35    
unser mucken, die haizent pyralle, sam Plinius spricht.   35

Page: 305  
Line: 1    
daz sint feurmucken, wan si in ainen feuroven koment,
Line: 2    
vliegent si ze mitelst durch daz feur unbelaidigt, und
Line: 3    
daz ist ain wunder. si lebent in dem feur, vliegent aber
Line: 4    
si ain klain verr von, sterbent si.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM FLOCH.



Line: 7    
Pulex haizt ain flôch. der wirt auz gewermtem staub
Line: 8    
und auz fauler fäuhten. diu pest erznei für die flœch ist,
Line: 9    
der seinen leip all âbent mit wermuotsaf reibt, oder, sam
Line: 10    
Ambrosius spricht, die flœch berüerent dich niht, ist daz   10
Line: 11    
wermuotkraut kochest mit öl und deinen leip mit
Line: 12    
salbest.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM FÜEZLING.



Line: 15    
Pediculus haizt aigencleich ain füezling. daz ist ain   15
Line: 16    
leuteswürml oder ain kintpeiz, und haizt dar umb ain
Line: 17    
füezling nâch der latein, daz ez vil füez hât, sam daz
Line: 18    
puoch spricht von den dingen. Aristotiles spricht, daz
Line: 19    
diu pest erznei wider diu würmel sei, der seinen leip dick
Line: 20    
wasch mit merwazzer oder mit anderm gar wol gesalzem   20
Line: 21    
wazzer, oder der kwecksilber, daz etleich köksilber hai\zent,
Line: 22    
gar wol seudet mit paumöl und ain gürtelsnuor dar
Line: 23    
ein daucht und die tregt, oder putter mit köksilber ge\mischet,
Line: 24    
wer sein klaider mit reibt, daz hilft auch.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM FROSCH.



Line: 27    
Rana haizt ain frosch. der hât die art, daz er allez
Line: 28    
daz fürhtet daz lebt und wænt, daz in die läut hazzen.
Line: 29    
er mag seinen munt nümmer auf getuon in dem augst
Line: 30    
weder durch ezzens willen oder trinkens oder ze schreien   30
Line: 31    
oder zuo kainrlai andern sachen, tuost im in kaum auf
Line: 32    
mit ainem stab. der frösch unkäusch ist mêr in der naht

Page: 306  
Line: 1    
wan in dem tag, und pei prüefet man die scham der
Line: 2    
unkäusch. daz ist wider die, die tag und naht unschämig
Line: 3    
sint. iedoch habent si klainen gewin mit der übermâz,
Line: 4    
wan sölich unfuor benimt schœn stimm, klârhait der augen,
Line: 5    
des leibes kraft und macht und benimt êr und verderbt   5
Line: 6    
die sêl. mâz ist ain maisterinn aller werk. wer des
Line: 7    
wazzerfrosches zungen ainem slâfenden menschen legt
Line: 8    
under sein haupt, daz wirt redent in dem slâf und offen\bârt
Line: 9    
haimleicheu dinch, sam diu alt gepäurischait spricht,
Line: 10    
diu doch dick missagt. wer aim hund gibt ainen leben\tigen   10
Line: 11    
frosch in prôt, der verleust sein peiln. ez ist auch
Line: 12    
ain klainz fröschel, daz haizt ze latein coriens und haizt
Line: 13    
ze däutsch ain laupfrosch. daz fröschel ist grüenvar und
Line: 14    
steigt auf die paum und ruoet zwischen den pletern. daz
Line: 15    
fröschel hât die art, daz ez vor hin schreit, wenn ain re\gen   15
Line: 16    
wil komen, aber ze anderr zeit singet ez selten oder
Line: 17    
nümmer, und wænet manig mensch, der daz fröschel aim
Line: 18    
hund in sein maul würf, er verlür sein stimm von.
Line: 19    
ez ist auch ain klainz fröschel, sam Plinius spricht, daz
Line: 20    
wonet gern in dem rœrach und in den püschen: wenn   20
Line: 21    
daz diu rinder in sich trinkent, werdent ir leib un\mæzicleich
Line: 22    
grôz.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 23    
Line: 24    
VON DER EGELN.



Line: 25    
Sanguisuga haizt ain egel. daz ist ain wazzerwurm,   25
Line: 26    
der hât niht pain in im und niht füez noch flozzen. der
Line: 27    
hât die art, wenn er an ains menschen flaisch behanget,
Line: 28    
man in dan ie mêr zeuht, er ie vester dar an
Line: 29    
hangt, unz daz er zeprist. der wurm zeuht daz faul pluot
Line: 30    
auz dem menschen und nimt des dicke vil, daz er ze\prist.   30
Line: 31    
alsô machet er den menschen gesunt und tœtt sich
Line: 32    
selber. Pei dem wurm verstê wir die mit geitichait und
Line: 33    
mit haz dick überwunden werdent, alsô daz si andern
Line: 34    
läuten ir schuld vergebent und tœtent sich selber an der
Line: 35    
sêl. ain vorscher spricht, man schüll die egeln mit dornen   35

Page: 307  
Line: 1    
stechen oder mit tisteln oder mit nezzeln, unz si die ver\gift
Line: 2    
lâz, die si in dem wazzer genomen hât von den frö\schen.
Line: 3    
nâch schol si der mensch an die haut lâzen.
Line: 4    
die egel hât ainen dreieckoten munt, dar umb macht si
Line: 5    
ain dreieckot wunden.   5



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM WAZZERLÄUFEL.



Line: 8    
Talpula mag ain wazzerläufel haizen. daz ist ain
Line: 9    
vierfüezig wurm und hât soln an den füezen, mit lauft
Line: 10    
er freileich auf dem wazzer und fürht der wazzer niht.   10
Line: 11    
der wurm lebt geleich in wazzer und auf erden. er lauft
Line: 12    
auf der erd gar snell, iedoch mêr auf den wazzern, alsô
Line: 13    
daz er in kurzer zeit ain langez wazzer überläuft; wie
Line: 14    
ungestüem ez ist, iedoch sitzet er dick auf dem wazzer
Line: 15    
und ruowet, wenn er müed worden ist. er wirt auch niht   15
Line: 16    
naz von dem wazzer, wie lang in under dem wazzer
Line: 17    
mit henden heltst, noch stirbt von.



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 18    
Line: 19    
VON SALOMONS WURM.



Line: 20    
Thamur oder samier haizt Salomôns wurm. von   20
Line: 21    
sagt man in der geschrift, diu scolastica historia haizt,
Line: 22    
daz Salomôn des tempels stain mit tailt und zeprach
Line: 23    
und daz ain strauz ain hertez glas mit zeprach, dar
Line: 24    
umb, daz er sein jungez sträuzel her auz næm. Der wurm
Line: 25    
der mag unsern herren Jêsum Christum bedäuten, wan   25
Line: 26    
unsers herren pluot, daz er vergôz an dem hailigen cräuz,
Line: 27    
hât grôz kraft, daz ez die staineinen herzen erwaicht
Line: 28    
zuo dem mitleiden unsers herren marter. ich waiz daz
Line: 29    
wol, daz kain trachten vast flammen pringt zuo göt\leicher
Line: 30    
lieb, sam daz trahten tuot in die pittern marter   30
Line: 31    
und in die menschait unsers herren Jêsû Christi, ich main
Line: 32    
an dem anvang der götleichen lieb, wenn ain mensch des
Line: 33    
êrsten die lieb vâhen wil. eyâ, nu prüef, mein herz, ob
Line: 34    
ain lieber mensch umb deinen willen vil litt smâchait

Page: 308  
Line: 1    
und leidens unz an den grimmen tôt, ob niht grôz
Line: 2    
leiden hetest an deim herzen umb in? ich gesweig, daz
Line: 3    
der edelst der schœnst der tugentleichst der gewaltigst
Line: 4    
und der reichst durch dein lieb vil marter hât erlit\ten,
Line: 5    
daz er dich wider haim præht in seins vater reich in   5
Line: 6    
die êwigen fräud. eyâ, kêr wider, mein sêl, kêr wider
Line: 7    
zuo deinem pesten freund!



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM RAUBÆR.



Line: 10    
Spoliator haizt ain rauber. der wurm ist goltvar,   10
Line: 11    
sam daz puoch spricht von den dingen, und hât die art,
Line: 12    
er ain slangen vint ligen in aim schaten, steigt er
Line: 13    
ir des êrsten auf den zagel und kläuselt si sänfticleich
Line: 14    
und zeletst durchnegt er ir daz hirn und tœtt si. alsô
Line: 15    
tuot diu sünd des êrsten wol und tœtt den sünder zeletst   15
Line: 16    
mit dem êwigen tôd.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM WEIZSNECKEN.



Line: 19    
Testudo haizt ain sneck gemainleich, ez sei ain waz\zersneck
Line: 20    
oder ain ertsneck, swarz oder weiz. iedoch hab   20
Line: 21    
wir von in allen geschriben ân von dem weizen snecken.
Line: 22    
der kümt von faulem gras mit übermâz der fäuhten und
Line: 23    
der hitz. der wurm ist gar træg und vaizt und hât vil
Line: 24    
pluotes nâch seiner art. wenn man salz auf in sprengt,
Line: 25    
zefleuzt er vil nâhen aller ganz und gar, alsô daz   25
Line: 26    
sein nâhent nihts mêr beleibt, und wirt eitel pluot auz
Line: 27    
im in seiner art. daz ist guot zuo mangerlai erznei.
Line: 28    
pei verstê die läut, die versuocht habent daz salz der
Line: 29    
weishait, die zevliezent zemâl in andâht und achtent sich
Line: 30    
selber nihts in der werlt. ich main die götleichen weis\hait,   30
Line: 31    
aber diu menschleich kunst macht die üppigen mai\ster
Line: 32    
hôchvertig und zeplæt. von spricht sanctus
Line: 33    
Paulus 'scientia inflat,' daz spricht: diu kunst zeplæt,
Line: 34    
und maint ez in dem sinn und ich gesprochen hân.

Page: 309  



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HOLZWURM.



Line: 3    
Τheredο haizt in kriechisch ain holzwurm, sam Isi\dorus
Line: 4    
spricht. der wurm wechst in den hölzern, diu man
Line: 5    
ze unrehter zeit abhawet, iedoch man lindez holz   5
Line: 6    
trucken helt, wachsent niht würm inn und auch in
Line: 7    
aicheim holz wachsent si niht gern, aber in allem anderm
Line: 8    
holz ân gar wênig wachsent si in den landen gegen der
Line: 9    
sunnen underganch. dar umb prüefent die holzhacker an
Line: 10    
daz wädel und daz new des mônen, wenn si daz holz   10
Line: 11    
oder die paum hawen wellent.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER SCHABEN.



Line: 14    
Tinea haizt ain schab. daz ist ain gewantwurm, sam
Line: 15    
Isidorus spricht, und wechset von faulem luft und von   15
Line: 16    
saiger fäuhten in der gewantwollen, dar inn sitzet ez und
Line: 17    
durchnegt si.



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM SPECKMADEN.



Line: 20    
Tarmus haizt ain speckmad, wan daz ist ain wurm,   20
Line: 21    
der in speck wehset, sam Isidorus spricht, und maint die
Line: 22    
vaizten, diu in dem swein ist zwischen der swarten und
Line: 23    
dem rôten flaisch. iedoch mag tarmus ain iegleich flaisch\mad
Line: 24    
haizen. die würm fürkümt man mit zimleichem sal\zen
Line: 25    
und mit rehter handlung.   25



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM WEFSEN.



Line: 28    
Vespe haizent wefsen. die machent nest in hœhen
Line: 29    
auz horw und handelnt ir leben gern pei mist, der von
Line: 30    
den tiern und von den läuten kümt. si ezzent flaisch,   30
Line: 31    
sam Plinius spricht, und koment etswenn von pfärdes
Line: 32    
flaisch, sam Clemens der pâbst spricht.

Page: 310  


Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM REGENWURM.



Line: 3    
Vermis haizt gemainleich ain iegleich wurm, iedoch
Line: 4    
haizt aigenleichen in der geschrift vermis ain regenwurm,
Line: 5    
mit man die ängel äzt, man die visch wil vâhen.   5
Line: 6    
der wurm wechset auz lauterr erden ân unkäusche und
Line: 7    
dem wurm geleicht sich unser herr in dem psalm und
Line: 8    
spricht 'ego sum vermis et non homo,' daz spricht: ich
Line: 9    
pin ain regenwurm oder ain ertwurm und niht ain mensch.
Line: 10    
daz sprach er pilleich durch des weissagen munt von seinr   10
Line: 11    
menschait und von seinr marter, wan er wart mensch von
Line: 12    
dem lautern rainen leib unserr frawen ân alleu mail, und
Line: 13    
dem zuo ainer geleichnüss spricht diu geschrift, daz würm
Line: 14    
würden auz dem rainen himelprôt, daz got den alten vä\tern
Line: 15    
her ab warf hie vor in der wüesten.   15



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM CELIDONIER.



Line: 18    
Vermis celidonie haizt ain celidonier, daz ist ain
Line: 19    
wurm, der wonet in etleichen haizen wazzern, diu von
Line: 20    
nâtûr haiz sint, sam diu wiltpad, in dem land Celidonia,   20
Line: 21    
daz ist ain küngreich; aber celidonia haizt ze latein ain
Line: 22    
schellkraut, als her nâch kunt wirt. alsô nemen wir ez
Line: 23    
hie niht. derlai würm lebent in dem haizen wazzer sam
Line: 24    
die visch in dem kalten, und wenn si auz dem siedenden
Line: 25    
wazzer koment in ain kaltez, sterbent si: alsô spricht   25
Line: 26    
und schreibt Augustînus in dem puoch von der stat gotes.
Line: 27    
mit hab daz dritt tail des puochs ain end von
Line: 28    
allerlai tieren, an der art und nâtûr man schawet die
Line: 29    
wunderleichen werch des obristen fürsten, und der die
Line: 30    
hailig schrift auch an manger stat gedenkt, und wizzent   30
Line: 31    
ainvaltig pfaffen niht vil von, die doch vil guoter pre\dig
Line: 32    
von machten, ob si der tier nâtûr alsô erkanten.




Page: 311  
Book: IV     IV.
Line: 1    
Line: 2    
A.

Line: 3    
VON DEN PAUMEN.



Line: 4    
Wir schüllen nu in disem vierden stuck des puoches
Line: 5    
sagen von allerlai paumen und des êrsten von gemainen   5
Line: 6    
paumen, dar nâch von wolsmeckenden und gar edeln
Line: 7    
paumen und schüllen die ordnung haben, daz wir des
Line: 8    
êrsten von den sagen, der nam sich ze latein an ainem
Line: 9    
A anhebt, und dar nâch an dem B, reht als daz ABC
Line: 10    
geordent ist, sam unser weis vor gewesen ist in andern   10
Line: 11    
dingen.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM KÄUSCHEN LAMP.



Line: 14    
Agnus castus haizt daz käusch lamp. daz ist ain
Line: 15    
paum, sam Platearius spricht, der ist an kraft haiz und   15
Line: 16    
trucken, alsô daz er hitzet und trükent, und hât den na\men
Line: 17    
dar umb, daz er den menschen käusch macht sam
Line: 18    
ain lämpel, wan er auzräut und auzwürzelt den unkäu\schen
Line: 19    
glust, dar umb, daz er des menschen unkäusch
Line: 20    
fäuhten mit seiner hitz verzert. und daz würkt der paum   20
Line: 21    
niht allain mit seinen pletern noch allain mit seim saff
Line: 22    
wer daz trinket, er würkt ez auch mit, ob man den
Line: 23    
ligenden menschen sein plüet oder sein pleter understrä\wet.
Line: 24    
daz bezeugt Galiênus, der schreibt von den pur\gern
Line: 25    
ze Athên in der stat in Kriechen, und spricht, daz   25
Line: 26    
die êrbærigen frawen des paumes pleter in ir häuser sträu\ten
Line: 27    
hie vor, daz si und ir man dester käuscher lebten.
Line: 28    
man liset auch in der alten maister schrift, daz die alten

Page: 312  
Line: 1    
haiden, die mit irm opfer antwürt wolten paiten von den
Line: 2    
abgötern, sich legten auf des paumes pleter, dar umb,
Line: 3    
wenn si entsliefen, daz si kain pœs traum oder kain val\schez
Line: 4    
gesiht velschet und beswært. der paum pringt sein
Line: 5    
pleter niht mit andern paumen, die in dem lenzen grüe\nent:   5
Line: 6    
er paitet mit seinen pletern und mit seinen plüeten
Line: 7    
unz verr in den sumer, der sunnen hitz daz ertreich
Line: 8    
gar erhitzet hât. des paumes plüet oder sein pleter sint
Line: 9    
zuo erznei gar guot, wan wer sein saft trinket oder ir
Line: 10    
wazzer, inn si gesoten sint, der verleuset seinen un\käuschen   10
Line: 11    
gelust gar vast, und benimpt hitz oder prunst,
Line: 12    
mit ain mensch überhitzet ist, und allermaist wenn
Line: 13    
man diu schämigen gelider mit handelt. waz man auch
Line: 14    
riemen seudet in derlai saf, die sint guot für genorream,
Line: 15    
daz ist unwillig sâmenrêrn, sam in dem slâf geschicht   15
Line: 16    
oder auch etleichen läuten wachend. der pâm hât ple\ter
Line: 17    
sam ain ölpaum, iedoch sint si niht hert, und hât
Line: 18    
die art, daz er gern an wäzrigen steten wechset und an
Line: 19    
nidern steten. wolt got, daz der werlt der weinreben
Line: 20    
minner wüechs und derlai paum mêr, und allermaist gaist\leichen   20
Line: 21    
läuten.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 22    
Line: 23    
VON ADAMS PAUM.



Line: 24    
Ainer lai paum wachsent in dem land gegen der sun\nen
Line: 25    
aufganch, sam Jacobus spricht, die tragent gar schœn   25
Line: 26    
gelb öpfel. an den öpfeln scheint ains menschen piz gar
Line: 27    
offenleich und kuntleich und dar umb haizt man si Adâ\mes
Line: 28    
öpfel. wærleich, daz ist ain grôz wunder, daz got
Line: 29    
des êrsten menschen sünd wolt zaigen an derlai frühten.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 30    
Line: 31    
VON DES PARADIS PAUM.



Line: 32    
Arbor paradisi haizt des paradis paum und haizt von
Line: 33    
etleichen maistern ze latein pulcherrima, daz spricht: der

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Line: 1    
allerschœnist, wan er ist schœn, daz seineu pleter an
Line: 2    
der leng ain daumeln habent und an der prait ain halb
Line: 3    
daumeln. der paum tregt lenklocht öpfel und die sint
Line: 4    
süez und vaiztelochter fäuhten, und sprechent die maister,
Line: 5    
daz er der öpfel mêr den hundert trag an ainem stengel.   5
Line: 6    
sein stam ist hol sam ain rœr und wechset gern an fäuh\ten
Line: 7    
steten, die man allzeit fäuht macht, reht sam der
Line: 8    
kürbiz tuot. Pei dem paum verstên ich unser frawen.
Line: 9    
diu haizt wol der allerschœnst paum, der under frawen
Line: 10    
pild fruht ie getruog; diu ist voller genâden, daz si ie   10
Line: 11    
an ainem ast der sælichait tregt mêr dann hundert tugent.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM WUNDERLEICHEM PAUM.



Line: 14    
Arbor mirabilis haizt der wunderleich pâm. des
Line: 15    
stam ist auch hol sam ain rœr und wehst auch gern an   15
Line: 16    
fäuhten steten, reht sam der schœnist tuot. aber der wun\derleich
Line: 17    
hât praiteu pleter und gar grôzeu und tregt ge\körnteu
Line: 18    
fruht an langen stengeln sam die weintrauben.
Line: 19    
sein pluom ist schœn geschicket als ain weintraub und
Line: 20    
ist gevar als safrân. der paum wechst gern an dem   20
Line: 21    
schaten, auch als daz kürbiz. Pei dem paum verstên ich
Line: 22    
daz hailig cräuz, daz hât getragen die gar schœnen pluo\men
Line: 23    
unsern herren Jêsum Christum, wan daz hailig cräuz
Line: 24    
haizt wol der wunderleich paum von den wunderleichen
Line: 25    
werken, diu got würkt in seim namen. von dem paum   25
Line: 26    
und von dem vodern sagt unser puoch ze latein niht, ich
Line: 27    
hân si genomen auz grœzern püechern von der nâtûr, als
Line: 28    
ich willen hân ze tuon an vil paumen und kräutern;
Line: 29    
twinget mich zuo gar guoter will.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 30    
Line: 31    
VON DER TANNEN.



Line: 32    
Abies haizt ain tann und ist ze latein vil gespro\chen
Line: 33    
sam ain aufgängel, wan der paum wirt gar hôch

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Line: 1    
und langet über ander paum, sam Isidorus spricht, und
Line: 2    
ist gar lüftiger art. dar umb mag man ez wol gehandeln
Line: 3    
zuo paw und zuo feur, wan ez ist eben und hât niht vil
Line: 4    
knorren, die von erdischer grober fäuhten koment. daz
Line: 5    
holz hât die art, ist, daz man ez allzeit in wazzer legt   5
Line: 6    
oder ob ez allzeit an dem luft stêt, gefaulet ez selten
Line: 7    
nümmer; ist aber ez ain zeit in wazzer und ain zeit in
Line: 8    
luft und geschicht der wechsel dick, faulet ez leiht.
Line: 9    
scholt auch wizzen, daz die maister in der nâtûr vör\hein
Line: 10    
holz und viechtein holz allez tannen haizent mit dem   10
Line: 11    
gemainen namen abies; aber si sprechent, daz diu reht
Line: 12    
tann under den drein die alleredelst sei, wan diu hât
Line: 13    
daz allerweizist und daz allerlüftigst holz. daz viechtein
Line: 14    
holz ist ain tail rœter und der viechten pleter sint niht
Line: 15    
smal sam diu tannenpleter, aber vörheinz holz ist vol\ler   15
Line: 16    
kiens und macht man lieht auz. die drei paum
Line: 17    
haizent ze latein nâch enander abies alba, abies citrina,
Line: 18    
abies resinosa. iedoch werd wir von der viechten sunder\leichen
Line: 19    
schreiben. auz tänneim holz werdent niht guot
Line: 20    
päuch zuo saitenspil, sam zuo fideln, zuo leirn und zuo   20
Line: 21    
andern dingen, dar umb, daz derlai holz von seiner lüf\tigen
Line: 22    
nâtûr gesträutes leibes ist und vol gar klainer leip\löchel,
Line: 23    
diu wir an uns swaizlöchel haizent, und dar umb
Line: 24    
helt ez den luft niht vast, von der dôn kümt, aber ez
Line: 25    
werdent gar guot pödem an sölchen dingen auz tänneim   25
Line: 26    
holz, dar umb, wenn sich der luft gestôzen hât an die
Line: 27    
starken saiten in der ding päuchen, zinzelt er langsam
Line: 28    
durch die linden pödem, und von wirt daz gedœn süez.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 29    
Line: 30    
VON DER ERLN



Line: 31    
Alnus haizt ain erl. der paum wechst gern an fäuhten
Line: 32    
steten und ist sein holz rôt und diu rind swarz. wenn
Line: 33    
man daz holz geprennet, wirt weizer asch auz wan
Line: 34    
auz kainrlai anderm holz, daz uns bekant sei. daz holz

Page: 315  
Line: 1    
hât die art, die weil ez grüen ist, læzt ez sich niht
Line: 2    
gern spalten sam daz tännein; aber wenn ez gedorret,
Line: 3    
læzt ez sich gerner spalten. des paumes pleter habent die
Line: 4    
art, wenn si des êrsten her für gênt, habent si ain
Line: 5    
vaizt zæh fäuhten, reht als des popelpaums pleter. iedoch   5
Line: 6    
ist der erlpleter saf niht schœn smeckend sam der
Line: 7    
popeln pleter saf. diu erlpleter habent die art, man
Line: 8    
si sträut in ain kamern, tœtent si die flœch, und daz
Line: 9    
ist wâr von den pletern, diu newleich auzgeschozzen sint,
Line: 10    
wan müezent die flœch an hangen. daz erlein holz   10
Line: 11    
alsô grüenez in wazzer gelegt erfaulet gar langeu jâr
Line: 12    
nümmer und dar umb sleht man pfeiler in die mosigen
Line: 13    
stet auz derlai holz und pawet dar auf türn, maur und
Line: 14    
andreu werk.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM MANDELPAUM.



Line: 17    
Amygdalus haizt ain mandelpâm und ist ain krie\chisch
Line: 18    
wort, sam Isidorus spricht, und bedäutet vil
Line: 19    
als ain langeu nuz. Rabanus spricht, daz sich der paum
Line: 20    
ê mit plüeten klaid dann kain ander paum. der paum   20
Line: 21    
früht sint zwairlai. etleich sint süez, die sint guot ze ez\zen,
Line: 22    
und etleich sint pitter, die sint guot zuo erznei. ie\doch
Line: 23    
werdent die pittern süez, wenn man si dar nâch
Line: 24    
pawet, wan der den paum umbgrebt dreir vinger lank
Line: 25    
von der würzeln mit ainr gruob, diu schedleich fäuh\ten   25
Line: 26    
auz gêt, werdent die mandelnüz süez, oder pei der
Line: 27    
wurzeln den stam durchport mit aim nägbær und sleht
Line: 28    
ainen keil dar ein ze mittelst übertwerch, werdent si
Line: 29    
auch süez, oder der eisnein negel durch den stam sleht.
Line: 30    
wenn man die mandelkern mit merwazzer oder mit an\derm   30
Line: 31    
gesalzem wazzer wescht, werdent si weiz und
Line: 32    
sint lang frisch. Pei der arbeit, mit man die mandel
Line: 33    
süez macht, verstên ich die gaistleichen arbait, diu alle
Line: 34    
die pitterkait der rew und der puoz verkêrt in ain süe\zen
Line: 35    
der êwigen süezikait und sælichait.   35

Page: 316  



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HAGDORN.



Line: 3    
Bedegar haizet ain hagdorn oder weithagen. der
Line: 4    
paum hât seinen stam vol kurzer weizer dorn oder rœt\loter
Line: 5    
und hât pleter geleich aim rôsendorn oder aim velt\dorn.   5
Line: 6    
iedoch sint sein früht klainer wan des veltdorns
Line: 7    
früht, ez sint auch sein rôsen klainer wan des veltdorns
Line: 8    
rôsen. des hagdorns pleter habent ainen weinsmack und
Line: 9    
allermaist in dem lenzen, die weil si new sint. des hag\dorns
Line: 10    
sâm ist an der kraft haiz und behend und ist den   10
Line: 11    
kinden guot, diu ir ärmel oben verlaidigt habent an der
Line: 12    
wegung: wenn si den sâmen trinkent, hailent si. wer
Line: 13    
auch den munt reibet und weschet mit des paumes saft,
Line: 14    
daz ist guot für den zantsiechtum. man spricht auch,
Line: 15    
daz sein wurzel guot sei für daz pluoträchsen auz dem   15
Line: 16    
mund und auz dem hals und ist guot für die krankhait
Line: 17    
des magen und ist guot für diu fieber, diu von pœser
Line: 18    
wäzriger fäuhten koment.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM PUCHSPAUM



Line: 21    
Buxus haizt ain puchspaum. der paum ist gar knor\rot
Line: 22    
und sein holz ist gelblot und gar vest und dar umb
Line: 23    
mag man behendeu pild und ander gestalt dar ein graben.
Line: 24    
der paum wechset niht hôch und ist an der kraft warm
Line: 25    
und trucken und hât ainen smack, wenn des mannes sâm   25
Line: 26    
dem selben smack geleich smeckt, ist er wol perhaft,
Line: 27    
als etleich sprechent. wenn auch der mensch gesunt ist,
Line: 28    
smecket er sam der puchspaum an dem leib zemâl,
Line: 29    
ân daz des puchspaumes smack scherpfer ist und trückner.
Line: 30    
der paum ist grüen winter und sumer und hât klaineu   30
Line: 31    
plätel, diu sint hertgriffig. der paum ist zwair lai. ainr
Line: 32    
lai wechst hœher wan der andern lai und der hœher praitt
Line: 33    
sich niht vast sam der nider und tregt klaineu äpfell,

Page: 317  
Line: 1    
diu habent oben scharpf spitzling und klainen sâmen. der
Line: 2    
puchspaum hât gar knorrot wurzeln, und dar umb vint
Line: 3    
man edlern maser an derlai holz wan an kaim andern
Line: 4    
holz. iedoch smeckt der wein paz auz viechteim maser.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM KESTENPAUM.



Line: 7    
Castanea haizt ain kestenpaum. der paum ist grôz
Line: 8    
und praitt sein est sam diu puoch tuot, iedoch ist diu
Line: 9    
puoch hœher wan der kestenpaum und sint des kesten\paums
Line: 10    
pleter lenger und dicker wan der puochen pleter.   10
Line: 11    
der kestenpaum hât sein fruht in ainer rauhen spitzigen
Line: 12    
schaln, reht sam diu puoch hât, aber des kestenpaums
Line: 13    
früht sint verr grœzer wan der puochen früht und iet\weder
Line: 14    
paum hât in ainer schaln vil kern und hât ietleich
Line: 15    
kern ain besunder häutel, daz ist swarz. der kestenpaum   15
Line: 16    
hât die art, wenn man im oben den wipfelink abhawet,
Line: 17    
schozzet er in vil schozreiser und pringt der ainen grô\zen
Line: 18    
pusch. wer die kestennüz zestœzt mit salz und dar
Line: 19    
nâch mit honig mischet, daz ist guot wider die slangen
Line: 20    
pizz und wider der töbigen hund pizz.   20



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM CEDERPAUM.



Line: 23    
Cedrus haizt ain cederpaum. daz ist gar ain edel
Line: 24    
paum an der hœch, wan er wechset nâhent zuo den wol\ken,
Line: 25    
sam Jacobus und Isidorus sprechent. des paumes   25
Line: 26    
pleter sint nâhent geleich des cypressen pleter und sint
Line: 27    
sam der tannen und der viechten pleter und smeckent gar
Line: 28    
schôn und sint den slangen gar wider. ez ist auch des
Line: 29    
paumes holz gar wol smeckend und wert lang und scha\dent
Line: 30    
im die holzwürm niht. des paums harz haizt ze   30
Line: 31    
latein resina cedrina, daz spricht cederharz. wer diu
Line: 32    
püecher mit bestreicht, diu vrezzent die schaben niht

Page: 318  
Line: 1    
und werent gar lang. die slangen sterbent von seim smak.
Line: 2    
der cederpaum ist zwair lai. ainr lai plüet und pringt
Line: 3    
niht fruht. der ander plüet niht und pringt fruht. der
Line: 4    
fruhtpær pringt new früht, ê diu vorder fruht ab dem
Line: 5    
paum kom. die fruhtpærn haizent merceder und haizent   5
Line: 6    
ze latein maritime. die wachsent in Italia und sint klain
Line: 7    
und ist ir fruht grôz als ains menschen haupt nâhent ge\leich
Line: 8    
den kürbizen. der apfel ist gel und hât dreirlai
Line: 9    
wesen an im, sam Jacobus spricht. daz auzer tail hitzet,
Line: 10    
daz mitter tail ist mæzig warm, daz dritt, daz inwendig   10
Line: 11    
ist sam des apfels herz, daz küelt.
Line: 12    
Nu sprechent die maister, daz sei diu fruht, von
Line: 13    
unser herr spricht 'ir wert eu an dem êrsten tag nemen
Line: 14    
der früht des allerschœnisten paums,' als wir lesen in dem
Line: 15    
puoch Levitico. aber die juden, die neur dem puoch\staben   15
Line: 16    
volgent, die nement die öpfel, die haizent aran\ser
Line: 17    
von dem paum arans, der ze latein orangus haizt, und
Line: 18    
trinket man ir saf für die hitz sumerzeiten in wälhischen
Line: 19    
landen. ez wahsent gar schœn und gar hôch cederpäum
Line: 20    
in den landen gegen der sunnen aufganch auf dem perg   20
Line: 21    
Libano. aber ez sprechent etleich, die selben päum sein
Line: 22    
unfruhtpær all zeit. nâch den selben cederpaumen ge\leicht
Line: 23    
sich unser fraw in der geschrift und spricht von ir
Line: 24    
selber 'ich pin erhœht sam ain cederpaum auf dem perg
Line: 25    
Libano.' zwâr daz mag si wol sprechen diu aller gnâden   25
Line: 26    
vol, wan si ist erhœht über all engel auf dem himel unz
Line: 27    
in diu wolken der götleichen gnâden und lieb. mit
Line: 28    
ist si umbgeben alsô milticleich, daz si got ir aingeporn
Line: 29    
sun nihts verzeiht, er gewer si alles des si in pitt. frawe,
Line: 30    
des lâz mich geniezen durch all dein wirdikait!   30



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM CYPRESSENPAUM.



Line: 33    
Cypressus ist auch gar ain hoher paum und tregt
Line: 34    
vil gemainschaft mit dem cederpaum, wan der cederpaum

Page: 319  
Line: 1    
und der cypressenpaum und der therebint und diu tann
Line: 2    
tragent vil über ain und allermaist dar an, daz die paum
Line: 3    
all harz tragent vil nâhent áins smackes, iedoch sint der
Line: 4    
ceder und der cypress lengers wesens wan diu tann oder
Line: 5    
diu viecht. der cypress praitt sein wurzeln vast, iedoch   5
Line: 6    
seiht und niht tief in der erden und hât klaineu spitzigeu
Line: 7    
plätel sam diu viecht oder diu tann; iedoch ist des cy\pressen
Line: 8    
holz ain klain herter wan der viechten holz und
Line: 9    
auch swerzer. ez sint auch tannzäpfen und cypressenöpfel
Line: 10    
geleich an der gestalt und ir körnel smeckent geleich.   10
Line: 11    
diu ezzent die aichorn ab den viechten winterzeiten. des
Line: 12    
cypressen holz ist gar guot zuo palken in kirchen und zuo
Line: 13    
grôzem gepäw und ist gar vest, alsô daz ez grôz und
Line: 14    
swær pürd mag auf gehalten und getragen. Dem paum
Line: 15    
geleichet sich auch unser fraw in der geschrift und spricht   15
Line: 16    
von ir selber 'ich bin auf gehœcht als ain cypress auf
Line: 17    
dem perg Syôn;' daz spricht si pilleich, wan Syôn ist als
Line: 18    
vil gesprochen als ain gesiht des frides. nu ist si auf
Line: 19    
dem perg, daz ist der himel, des êwigen frides, und praitt
Line: 20    
ir genâd herab und helt daz gepäw auf der hailigen   20
Line: 21    
christenhait. wær des niht, wærleich wær diu christen\hait
Line: 22    
gar krank pei unsern zeiten, wan zucht, tugent, trew
Line: 23    
und wârhait sint auz der welt gevarn und habent vier
Line: 24    
swær gesellen hinter in gelâzen: unzucht, untugent, un\trew
Line: 25    
und valschait.   25



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM KÜTENPAUM.



Line: 28    
Cytonius oder cottanus haizt ain kütenpaum. der
Line: 29    
paum ist zwair lai. ainr lai wechst grôz sam ain pirpaum.
Line: 30    
der tregt lenklot küten, gestalt sam die pirn, und haizent   30
Line: 31    
pirnküten, aber si smeckent sam die küten und sint gel
Line: 32    
sam die küten und des paums pleter sint klainer wan des
Line: 33    
gemainen kütenpaums pleter. der ander lai küttenpaum
Line: 34    
wechset klainer. der hât grœzereu pleter und tregt ge\main
Line: 35    
küten; die sint sinbel und niht lengloht sam die   35

Page: 320  
Line: 1    
êrsten. die kütenpaum habent die art, ist daz man si
Line: 2    
niht dick umbgrebt, dorrent si oder ir früht werdent
Line: 3    
gar unedel, klain und rauch. die küten sint pezzer ze
Line: 4    
ezzen geprâten wan gesoten. man schol si aber alsô prâten.
Line: 5    
höler die kern auz in und leg lauter honig in diu grüebel   5
Line: 6    
und zeuch in die haut oder die rinden oben ab mit ainem
Line: 7    
mezzer. dar nâch bewind si mit flachs oder mit werich
Line: 8    
und leg si dann in haiz aschen, werdent si gesmach
Line: 9    
und guot. wer daz wazzer trinkt, der asch inn ge\waschen
Line: 10    
ist, der geprant wirt auz des kütenpaums esten   10
Line: 11    
und pletern, daz ist im guot für die huosten. die süezen
Line: 12    
küten gezzen sint guot für des leibes ruor, diu kümt
Line: 13    
von hitz und von der krankhait der habenden kraft des
Line: 14    
magen, ob man si nüehtarn izt; aber wenn man si nâch
Line: 15    
tisch izt, vertreibent si daz wüllen und den unlust. izzet   15
Line: 16    
aber man ir ze vil, pringent si smerzen in den âdern.
Line: 17    
der kütten sâm oder ir kern sint guot dem menschen, dem
Line: 18    
diu kel und diu zung rauch sint oder scharpf, alsô daz
Line: 19    
ez von haiser ist, und der sâm gesoten ist gar guot
Line: 20    
für den durst, und die kütten auch, und dar umb niezent   20
Line: 21    
si die weisen nâch wein. ez wirt auch ain syrop von,
Line: 22    
der den gelust ze ezzen wider pringt. wer die küten
Line: 23    
schelt und si legt in ain gepichtez vaz und regenwazzer
Line: 24    
dar an geuzt, wirt daz wazzer weinend. ez muoz aber
Line: 25    
lang in dem vaz stên. den kütenwein gibt man den   25
Line: 26    
kranken läuten, die hitzig sint und die weins begernt.
Line: 27    
daz wazzer nüehtarn getrunken verstellt den leib an der
Line: 28    
ruor, aber ez pringt dick die permuoter in dem leib.
Line: 29    
aber nâch tisch waicht ez den leip. alsô tuont auch die
Line: 30    
gesoten küten mit hong. der küttenwazzerwein ist guot   30
Line: 31    
zuo dem rôten überfluz der frawen, ob sein ze vil kümt
Line: 32    
und niht verstên wil. die faulen küten geprant und ge\pulvert
Line: 33    
sint guot für den siehtuom, der der krebz haizt,
Line: 34    
und ist den läuten an dem aftern und haizent in etleich
Line: 35    
daz veig. ez wirt auch öl auz des kütenpaumes pletern,   35
Line: 36    
als rôsenöl, daz ist gar guot zuo vil dingen.

Page: 321  


Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM EIBAN.



Line: 3    
Ebanus haizt ain eiban. der paum wechst niht in
Line: 4    
unser wonung, er wechst in India und in der môrn lant.
Line: 5    
wenn man den abhawet, wirt er hert als ain stain.   5
Line: 6    
des paums holz ist gar hert und entweicht dem feur niht
Line: 7    
leiht, und man ez in ain gar grôz feur legt, ver\print
Line: 8    
ez und wirt verzert, aber ez gibt niht flammen oder
Line: 9    
glôhen. des paumes holz gefault nümmer. sein rind ist
Line: 10    
leicht und lind sam des lorpaums rind. der eiban, der   10
Line: 11    
in India wechset, der ist sprinkeloht oder spreckelloht
Line: 12    
mit weizen und mit swarzen spreckeln oder sprinkeln.
Line: 13    
aber der in der môrn lant wechset, der ist pezzer, und
Line: 14    
der ist zemâl swarz. des paums holz ist gar hert und
Line: 15    
glat oder hæl und macht man mezzerheft dar auz. si   15
Line: 16    
sint uns aber seltsam. Platearius spricht, wer daz holz
Line: 17    
pulver und ez in trank nem, daz zerprech den stain in
Line: 18    
der plâtern. wer auch den swarzen eiban in der kinder
Line: 19    
wiegen legt oder dar ein pindet, die erschreckent niht
Line: 20    
von swarzem gesiht; alsô sprechent die zaubrær in irn   20
Line: 21    
püechern.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM EPAUM.



Line: 24    
Edera haizt ain epaum oder ain ertpaum, aber er
Line: 25    
hiez pilleicher ain slingpaum, wan er slinget sich über al   25
Line: 26    
auf die maur oder auf die want, dar zuo er sich gesellet,
Line: 27    
und vlichtet sich dar ein mit gar vil wurzeln. er tregt
Line: 28    
selten fruht oder plüet, dar umb, daz er gar kalter nâtûr
Line: 29    
ist, und wechset gern an kalten steten. aber er fruht
Line: 30    
tregt, daz sint swarz trauben, sam die weintrauben sint.   30
Line: 31    
der paum verderbt all ander paum, den er sich zuo ge\sellt,
Line: 32    
wan er seuget all fäuhten dar auz und derret si.
Line: 33    
er stinkt vast und ist alzeit grüen. man spricht auch,
Line: 34    
daz er den gaizen vil milich mach, wenn si in ezzen.

Page: 322  



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 1    
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VON DEM VEIGENPAUM.



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Ficus haizt ain veigenpaum. der paum ist gesträut
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mit weit gritenden esten und pletern, sam Isidorus spricht,
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und man die nidersten est peugt und si mit erden be\schütt,   5
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pringent si ain neu gesläht umb die muoter.
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der schat, der von seinen pletern gêt, der ist allen dingen
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schad. Plinius spricht, ez sint die veigen in dem land
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India vil süezer wan ander veigen, aber si sint auzlen\digen
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läuten gar schad und krenkent ir sterk und ir kraft,   10
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und dar umb gepôt der geweltig kaiser Alexander seim
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volk, daz ez der veigen niht æz, er in dem land lag.
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der paum pringt ê fruht, ê daz er laub oder pleter pring.
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Isidorus spricht, wenn die alten läut vil veigen ezzent und
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oft, vergênt in ir runzeln, wan die veigen ziehent die   15
Line: 16    
überflüzzigen fäuhten zwischen vel und flaisch und die
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füllt dann die runzeln. er spricht auch, daz der veigen\paum
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grôzer kreft sei, pinde man ainen gar wilden
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grimmen ochsen dar an, er werd zam und sänftig. des
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paumes saf ist milchvar und hailt vergiftig pizz, die von   20
Line: 21    
slangen oder von töbigen hunden geschehent. ez ist auch
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guot wider die fleck an dem leib und vertreibt diu mail
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in den augen, sam ain vorscher spricht. die veigen ma\chent
Line: 24    
niht guot pluot und dar umb machent si dem men\schen
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vil leutswürm, die ich vor füezling hiez, ich   25
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von den würmen schraib. die veigen habent die art, daz
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si die überflüzzichait auztreibent in dem menschen an die
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end zwischen vel und flaisch, und von machent si den
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menschen switzent mit haizem swaiz. daz wazzer, daz
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gesigen ist oder gewaschen durch der veigenpaum aschen,   30
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daz ist guot zuo dem gerunnenn pluot in dem leib, wan
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daz zeflœzet ez, wenn man ez trinkt. sein laug öffent
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und waicht die herten apostem und die geswern, und des
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paums pleter sint guot den geswern und den flecken, die
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von grober fäuhten koment, und sein saf und sein asch   35

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nagent und durchpeizent, dar umb sint si paideu zuo
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den geswern guot. sein laug ist den siechen âdern wun\derleichen
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guot, man si aingeuzet und trinkt. wenn
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man die veigen izt, man vastet, mit nuzzen, öffent
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si des ezzens ganch wol. ir ezzen ist schad mit groben   5
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dingen, sam gepäurisch ezzen ist, milich und sämleich
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dinch. iedoch, wie daz sei daz die veigen niht wol
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fuoren sam flaisch und prôt, doch fuorent si paz wan
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kainrlai ander obz. der pleter saf öffent die âdern, die
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zuo dem aftern gênt, und daz ist mangem man gar guot,   10
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der vil fauls pluotes in im hât. der veigen milch ist guot
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für der scorpen stich, und wer unzeitigeu frischeu veigen\pleter
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legt auf die wunden, die ain töbiger hunt hât ge\pizzen,
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daz hilft gar wol, man si zereibt. ain pflaster
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gemacht mit dem weizen ains ais ist guot wider all ver\gift.   15
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Plinius spricht, diu veigenmilch samnet daz dünne
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pluot und macht ez dick und zeflœzt daz dick. man mag
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die veigen grüen behalten in honig, wenn si dar ein orden\leich
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sint gesatzt, alsô, daz aineu die andern niht rüert.
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die veigenpaum habent gar ain pitter rinden und habent   20
Line: 21    
doch gar süez früht, die pringent si ân plüet. die früht
Line: 22    
sint dreirlai und die pest ist weiz, dar nâch sint die
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rôten veigen die pesten und die swarzen die allerpœsten.



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 24    
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VON DER PUOCHEN



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Fagus haizt ain puoch. daz ist gar ain êrleich paum
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und tregt früht, die sint dreieckot, die haizent püecheln
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mit uns oder puochaicheln in anderr däutsch. die früht
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sint süez, aber si sint der prust schad, und daz öl, daz
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von kümt, daz ist gar lauter und ist guot ze prennen   30
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in den lampen. des paums holz ist gnuog hert, aber ez
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ist gar wurmæzig, ez sei dan stætes mit rauch umbvangen,
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und dar umb ist niht guot mit ze pawen. des paumes
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pleter sint gar lind und habent süez fäuhten, und dar

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Line: 1    
umb, wenn si dannoch junk sint, machent arm läut
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muos dar auz und siedent si sam ain kraut. ez sprechent
Line: 3    
auch etleich, wenn daz holz lang in ainem wazzer lig,
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verkêr ez sich in ainen stain. daz holz ist gar guot feur\holz
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und macht guot koln, diu lang werent, und wenn   5
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daz holz nâhent faul ist, der ez dann in sich prennet,
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alsô daz sich daz feur auf sich selber ziech, wirt asch
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dar auz, der ist gar scharpf und ist den värbern guot,
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die gewant und ander dinch värbent. des paums fruht
Line: 10    
macht niht keckez flaisch an den sweinn, sam die   10
Line: 11    
aicheln tuont.



Chapter / Strophe: 18     18.
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Line: 13    
VON DEM SLINTPAUM.



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Fraxinus haizt ain slintpaum in etleicher däutsch.
Line: 15    
des paumes holz wirt hert wenn ez dürr wirt, daz die   15
Line: 16    
zweck, die dar auz werdent, etswenn durch ain wâpen
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dringent oder durch ain ander holz, reht sam eisen. alsô
Line: 18    
tuot auch diu painwid, und dar umb macht man hie vor
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gern scheft dar auz in die spiez. daz holz hât mêr rin\den
Line: 20    
oder röck umb sich dann áinen rock, und ist zwischen   20
Line: 21    
zwain röcken ain kriezlohteu materi, diu ist gnuog mürb
Line: 22    
oder mar, aber si ist gar hert. und daz slintpäumein
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holz ist niht gar weiz, ez ist nâhent aschenvar, und des
Line: 24    
paums rind ist niht gar rauch noch zemâl sleht: si hât
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ain mitel under den zwain. diu rind ist auch niht gar   25
Line: 26    
dick. der paum pringt vil pleter an ainem stengel ze
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paiden seiten, reht sam der nuzpaum tuot, aber des slint\paums
Line: 28    
pleter sint waicher und smelr wan des nuzpaums
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pleter und sint an der schickung nâhent sam der weiden
Line: 30    
pleter, aber si sint verr grœzer und habent ain weizer   30
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varb. des paums fruht ist als die dünnen trauben, alsô
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daz vil per an ainer dünnen trauben stênt, und spricht
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Isidorus, daz der paum gern wachs an rauhen steten sam
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an pergen und vil stain sint. sein asch ist gar durch\peizent,
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wenn man in mit ezzeich mischet, und dar umb   35

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machet man prend mit an den painen oder anderswâ.
Line: 2    
wer des paums pleter zereibt mit ezzeich und macht ain
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pflaster dar auz, daz ist guot den räudigen oder schebigen
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läuten, und mit hailt man auch die sleg. des paums
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rind oder sein pleter, wenn asch dar auz worden ist und   5
Line: 6    
warm wein dar zuo gemischt ist, pint man daz über ze\prochen
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pain, diu wachsent schier zesamen.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM EILPAUM.



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Ilex haizt ain eilpaum. des paums früht erwelten in   10
Line: 11    
die läut des êrsten zuo ainer narung, ê daz korn würd.
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der paum hât früht sam die aicheln, und dar umb spricht
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ain mærlær oder ain poet: die tœtleichen läut idruckten
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des êrsten aicheln.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM KRANWITPAUM.



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Juniperus haizt ain kranwitpaum und ist ain krie\chisch
Line: 18    
wort, daz bedäutet vil sam ain feurpaum, wan
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pyr in kriechisch haizet feur, sam Isidorus spricht und
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auch Jacobus, und von kümt daz wort juniperus, dar   20
Line: 21    
umb, daz der paum daz feur gar lang helt; wan ist, daz
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man glüend gluot mit des paumes aschen bedecket,
Line: 23    
wert si ain jâr. der kranwitpaum haizt in meiner müe\terleichen
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däutsch ain wechalter und ist zwair lai. ainr lai
Line: 25    
ist klain, der ander lai ist grôz. des pamns früht sint von   25
Line: 26    
kraft trucken und warm und man nimt si ab in dem
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lenzen. die früht habent die kraft, daz si zæh fäuhten
Line: 28    
in dem menschen zesträwent und verzernt. wer des leibs
Line: 29    
ruor oder hinganch hab ze vast, der koch des paums
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früht mit regenwazzer oder mit wein, dem wirt paz. auz   30
Line: 31    
dem kranwitpaum macht man öl, alsô. man nimt zwên
Line: 32    
erein häfen und setzet si über enander, und der ober ha\fen
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schol ain loch hân an dem podem. den selben obern

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Line: 1    
hafen schol man füllen mit kranwitholz, daz trucken sei,
Line: 2    
und schol den wol vermachen, daz ihts dar auz rauchs
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müg komen, und schol ain grôz feur umb die häfen ma\chen.
Line: 4    
wenn denn daz holz inwendig erhitzt, fleuzt daz
Line: 5    
öl auz dem obern hafen in den untern, aber des ist wênig.   5
Line: 6    
daz öl ist gar guot für den viertägleichen riten. ez ist
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auch guot für des ingewaides suht wer daz öl mit flaisch
Line: 8    
izt, und ist guot für daz vallend lait, daz ze latein epi\lensis
Line: 9    
haizt, wenn man den ruckdorn mit salbet. ez
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ist auch wider die nâtürleichen melancoli guot, wenn man   10
Line: 11    
daz öl mit ezzen nimt. diu melancoli macht die läut
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tœrocht, alsô daz manig mensch sich selber ertœtt oder
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wænt, ez sei glesein oder ez sei tôt. Platearius spricht,
Line: 14    
wer des öls in sein ôrn tröift, daz ist den ôrn guot und
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hilft für die tauphait. der kranwitpaum ist aim cypressen   15
Line: 16    
gar geleich und dar umb haizt man den kranwitpaum
Line: 17    
dick in der geschrift ainen veltcypressen. der paum wirt
Line: 18    
in den landen gegen der sunnen aufganch grôz, daz
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man mit pauwet, sam Avicenna spricht. daz holz ist
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an varw und an smack und an pletern sam der cypress.   20
Line: 21    
man spricht auch, daz der kranwit helf für der glider
Line: 22    
müeden, und dar umb, etleich müed werdent slâfent
Line: 23    
si under des paums schaten. die kranwit rainigent und
Line: 24    
öffent die gäng und diu vaz der narung, und dar umb
Line: 25    
sint si zuo dem magen guot, wan si benement dem ma\gen   25
Line: 26    
sein vomit und sterkent in. si sint auch den zeitigen
Line: 27    
maigden guot für daz erstecken der muoter, daz prefo\cacio
Line: 28    
matricis haizt. wenn der siehtum den frawen kümt,
Line: 29    
vallent si dick hin und versinnent sich niht und ge\schicht
Line: 30    
in dick dar umb, daz si ze lang ân man sint.   30
Line: 31    
wizz auch, daz die velscher die cubeben oft velschent
Line: 32    
mit den kranwitpern, wan si sint geleich enander. wem
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diu glider krank sint von übriger füll und von fäuhten,
Line: 34    
der schol kranwitpaum mit wurzeln und mit al hacken
Line: 35    
klain und sieden gar wol und schol daz wazzer seihen   35
Line: 36    
durch ain tuoch und sich dar inne paden (dem sint diu

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Line: 1    
pad guot) und schol man im diu glider reiben mit lainenn
Line: 2    
tüechern; aber sint im diu glider krank von übriger ar\bait
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oder von übriger unkäusch, sint im diu dinch alleu
Line: 4    
wider.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM LORPAUM.



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Laurus haizt ain lorpaum und hiez wol ain lobpaum
Line: 8    
nâch der latein, sam Isidorus spricht, wan laus ze latein
Line: 9    
haizt lop, dannen kümt laurus daz wort, wan die alten
Line: 10    
krœnten die streiter und die vechter mit, die irn vein\den   10
Line: 11    
angesigten, und von hiez der paum hie vor laudea,
Line: 12    
nu haizt er laurea oder laurus. den paum laidigt der
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donr und daz weterplitzen niht. er wirft auch sein ple\ter
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niht ab, und diu smeckent gar wol und habent ain
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kraft ze sterken von irm edeln smack. diu pleter schol   15
Line: 16    
man trücknen an ainem schaten, niht an rauch. diu be\helt
Line: 17    
man ain jâr in grôzer kraft zuo erznei. Platearius
Line: 18    
spricht, wer wein seudet mit den pletern und trinket den,
Line: 19    
der ist dem magen guot, der erkalt ist, und wider den
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kalten hauptfluz nim lorpleter und rôsen und seud diu in   20
Line: 21    
wazzer und vermach daz vaz oben; dar nâch wenn ez
Line: 22    
dünstend werd, schol sich der siech dar über haben
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und schol die stirn reiben mit dem wazzer und die slæf
Line: 24    
pei den ôrn auch mit reiben, wirt er gesunt. des
Line: 25    
lorpaums früht haizent bace ze latein und habent ain kraft   25
Line: 26    
ze sträuwen die zæhen fäuht und ze verzern. die lorper
Line: 27    
gebent öl, daz man dar auz machet, daz ist guot den
Line: 28    
kranken glidern, diu âdersuht habent, die haizent
Line: 29    
ze latein artetica, und ist auch guot wider all siechtüem,
Line: 30    
die von kalter nâtûr koment. daz öl macht man alsô.   30
Line: 31    
man schol die vrischen lorper zerstôzen und dar nâch
Line: 32    
lang sieden in öl und schol daz dann seihen durch ain
Line: 33    
tuoch; daz haizt dann loröl. daz selb öl macht man auz
Line: 34    
frischem lorlaup. des paums pleter alsô grüen machent
Line: 35    
den magen unlustig und machent dem menschen wüllen   35

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Line: 1    
und kêrent den magen under; aber si sint dem ôrnsiech\tum
Line: 2    
guot und der tauphait.



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM LORANT.



Line: 5    
Lorander haizt ain lorant. der haizt auch ze latein   5
Line: 6    
rotunda, daz ist der sinbel paum, sam Isidorus spricht.
Line: 7    
der paum hât pleter sam ain lorpaum und hât plüet sam
Line: 8    
die rôsen. sein saf ist vergiftig und tœtt diu tier, aber ez
Line: 9    
ist ain erznei etleicher töbichait, die die läut anvehtent.



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM HAUSPAUM.



Line: 12    
Laurex mag ain hauspaum haizen, wan lar haizt ain
Line: 13    
haus in ainer bedäutung, dannen kümt daz wort laurex,
Line: 14    
sam Isidorus spricht. wer auz des paums holz taveln
Line: 15    
macht und hæht die an diu häuser, die widertreibent die   15
Line: 16    
flammen von den häusern, ob ain feur auz kœm nâhent
Line: 17    
pei. daz holz hât ain wunderleich art: wenn ez ver\print
Line: 18    
an ainem feur, macht ez kainen koln.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM LENDPAUM.



Line: 21    
Lentiscus haizt ain lendpaum. des paums stam ist
Line: 22    
sänft und waich, sam Isidorus spricht, dar umb hât er
Line: 23    
den namen ze latein lentiscus, wan wir haizen allez daz
Line: 24    
lentum ze latein, daz piegleich ist und waich. des
Line: 25    
paums fruht switzt öl und sein rind gibt harz, der haizt   25
Line: 26    
sam der paum, aber unser puoch ze latein spricht, der
Line: 27    
harz haiz mastix. daz ist niht wâr, wan mastix ist ain
Line: 28    
besunder paum und hât harz, der auch alsô haizt, als
Line: 29    
her nâch kunt wirt. Platearius spricht, daz des paums
Line: 30    
pleter und sein früht guot sein zuo vil erznei, und habent   30
Line: 31    
die kraft, daz si der frawen rôt flüzz verstên machent
Line: 32    
und sint auch guot für ander flüzz an dem leib, die rôt

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Line: 1    
sint, und wider unglust oder wider daz wüllen, daz von
Line: 2    
krankhait kümt. wem diu zung vol geswer ist oder die
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lebsen und der munt und wer haizsühtig ist, der schol des
Line: 4    
paums pleter in ezzeich sieden und schol mit dem in dem
Line: 5    
hals gorgeln oder hab sich über den dunst, wirt im paz.   5



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM MALGRANPAUM.



Line: 8    
Malus punica oder malogranata haizt ain malgranat\paum
Line: 9    
und haizt malus punica dar umb, daz malus ze
Line: 10    
latein ain apfelpaum haizt, ist Punica ain küngreich,   10
Line: 11    
der paum vil und schœn inne wachsent, und dar umb
Line: 12    
hât der paum den namen, sam Isidorus spricht. er haizt
Line: 13    
auch malogranata dar umb, daz sein früht körnlot sint
Line: 14    
inwendig, und haizent die öpfel malogranata; aber neur
Line: 15    
ain apfel haizt malogranatum, wan granum ze latein haizt   15
Line: 16    
ain korn, dar umb haizent si die laien malgranöpfel. die
Line: 17    
süezen malgran sint mæzicleichen warm an der kraft und
Line: 18    
fäuht, alsô daz si den menschen werment und fäuhtent.
Line: 19    
aber die sauren sint kalt an der kraft und trucken, dar
Line: 20    
umb sint si den siechen guot, die von hitziger materi   20
Line: 21    
siech sint und von der colera, die hitzig läut habent, hirn\wüetig,
Line: 22    
wenn man ins in ezzen gibt. wer der öpfel saf
Line: 23    
mit zucker mischet und daz izt, daz machet, daz der mag
Line: 24    
daz ezzen gar wol kocht.



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM HOLZÖPFEL.



Line: 27    
Mala maciana haizent holzöpfel, die ze holz auf dem
Line: 28    
veld wachsent. die öpfel habent die kraft, daz si wider\dauhent,
Line: 29    
und dar umb sint si den guot, die daz wüllen
Line: 30    
ze vil habent oder daz übergiezen oben, und sint auch   30
Line: 31    
den guot, die den überfluz niden habent auz dem leib.
Line: 32    
aber die süezen öpfel pringent wind in dem leib und ze\plæent,
Line: 33    
sam Platearius spricht. die sauren sint gesünter,
Line: 34    
gibt man si den sühtigen läuten geprâten oder rôch nâch

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Line: 1    
anderm ezzen; aber si sint gesünter geprâten oder geso\ten
Line: 2    
denn rôch. iedoch wizz, daz all öpfel schad sint und
Line: 3    
faulent leicht in dem menschen und machent pœs pluot;
Line: 4    
aber man gibt si den siechen dar umb, daz si lustig
Line: 5    
werden.   5



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM MAULPERPAUM.



Line: 8    
Μοrus haizt ain maulperpaum in kriechisch und hai\zet
Line: 9    
ze latein rubus, dar umb, daz sein fruht des êrsten
Line: 10    
rôt ist und daz der fruht saf rôt ist und pluotvar. Ra\banus   10
Line: 11    
spricht, wer des paums pleter auf ain slangen werf,
Line: 12    
der tœt si mit. der paum pringt sein fruht spât, aber
Line: 13    
die früht gewachsent, werdent si snell zeitig. der
Line: 14    
paum lebt lang under andern paumen, alsô daz er lenger
Line: 15    
grüent und fruhtpærr ist dan vil ander paum. Platearius   15
Line: 16    
spricht, diu haimisch maulper ist an kraft kalt und fäuht
Line: 17    
und zelæzt in dem leib oder waicht und küelt. sein saf
Line: 18    
haizt dyameron, und wenn man daz auz gedruckt und
Line: 19    
geseudt, ist ez guot für die kelsuht, diu ze latein
Line: 20    
squinancia haizt. wenn daz saf ain wênig gewermt ist,   20
Line: 21    
ist ez guot den verslozzenn leib ze waichen und ze
Line: 22    
öffenn, und mit honig tœt ez die würm in dem leib, die
Line: 23    
ze latein lumbrici haizent. nu macht sprechen, welich
Line: 24    
paum haizent wild maulperpaum? daz sint mori oder
Line: 25    
rubi silvestres, die haizent prânper oder kratzpaum und   25
Line: 26    
ir früht sint geleich den haimischen maulpern und sint
Line: 27    
auch süezlot wenn si zeitig sint und haizent prânper oder
Line: 28    
kratzper dar umb, daz si die läut kratzent oder reizent,
Line: 29    
wenn man die paum angreift. die paum naigent sich
Line: 30    
gern an ander paum und slingent auf ir este. wizz, daz   30
Line: 31    
die paiderlai maulper pœs pluot machent. des haimischen
Line: 32    
maulperpaums pleter ezzent diu seidenwürmel, aber man
Line: 33    
gibt in auch lactukenkraut ze ezzen, iedoch wirt diu
Line: 34    
seid niht guot, als wenn si maulperpleter ezzent. die
Line: 35    
süezen maulper würkent nâhent allez daz, daz die veigen   35

Page: 331  
Line: 1    
würkent, aber si sint niht guoter narung sam die vei\gen
Line: 2    
und machent pœser pluot und sint dem magen sche\der.
Line: 3    
etleich maulper sint rôt und ain tail pitter.
Line: 4    
macht man trank auz, daz haizt moretum. die pittern
Line: 5    
naigent sich zuo ainr kalten fäuhten nâtûr und die süe\zen   5
Line: 6    
sint von kraft warm und fäuht, sam Albertus spricht.
Line: 7    
wer des maulperpaums pleter seudet mit aines swarzen
Line: 8    
veigenpaums pletern und mit weinpletern in regen\wazzer
Line: 9    
und weschet sein haupt mit, dem wirt daz
Line: 10    
hâr swarz.   10



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 11    
Line: 12    
VON DER PIRKEN.



Line: 13    
Mirica haizt ain pirk und haizt auch ze latein vibex.
Line: 14    
des paums auzwendigeu rind ist weiz, wan si kümt von
Line: 15    
ainr clâren zæhen fäuhten. diu rind haizt ze latein liber   15
Line: 16    
in ainr bedäutung. der paum ist unperhaft und wechset
Line: 17    
gern an wüesten steten, die unperhaft sint, und wechset
Line: 18    
genuog hôch und hât vil swanker ästel, man pesem
Line: 19    
auz macht. des paums fruht ist zæh und stinket und
Line: 20    
dar umb læzt er sich niht gern spalten. Albertus spricht   20
Line: 21    
über ain puoch, hât Aristotiles gemacht, von wachsenden
Line: 22    
dingen, sam paum und kräuter sint, wenn man des paums
Line: 23    
rind auzprenn, alsô daz wazzer dar auz gêt, sei daz
Line: 24    
wazzer stinkend und zæh und mit schmirben die wa\genläut
Line: 25    
ir wägen. des hân aber ich niht gesehen. ich   25
Line: 26    
waiz wol in dem maien, wenn der paum gar saffig ist
Line: 27    
und man ainen spân dar auz hawet, vleuzt gar vil
Line: 28    
saffes dar auz, und trinkent ez diu klainen kint auf dem
Line: 29    
gäw, wan ez ist süez und stinkt niht. [pirkenholz wer
Line: 30    
daz pei im tregt, daz ist für den krampf guot.]   30



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM MIRTELPAUM.



Line: 33    
Myrtus haizt ain mirtelpaum und wechst gern an
Line: 34    
dem gestat pei dem mer an dem end der sibenden wo\nung

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Line: 1    
gegen Denmarch. daz päumel wechset zwair daum\eln
Line: 2    
lang oder dreir und hât pleter sam ain weid, ân
Line: 3    
daz si praiter sint ain wênig und kürzer. sein holz naigt
Line: 4    
sich ain klain von der grüen zuo ainer swerz. der paum
Line: 5    
tregt körnel, diu haizent myrtelli und sint guot für daz   5
Line: 6    
undäwen ze dem mund und wider des leibes ruor. der
Line: 7    
paum hât auch ainen edeln smack, und war zuo man in
Line: 8    
mischt, daz behelt er lang frisch, und hât vil ästel und
Line: 9    
vil pleter, aber sein smack tuot dem haupt und macht
Line: 10    
ainz reht als ez trunken sei. der paum haizt paz ain   10
Line: 11    
staud denn ain paum, wan er ist klain und wechst gern
Line: 12    
pei fäuhten steten und ist sein pluom gar ains wunder\leichen
Line: 13    
smackes und die plüet legt man gern in pier,
Line: 14    
daz man auz wazzer und auz roken oder auz gersten
Line: 15    
machet. mit dem paum pringt man zauberleich zuo, daz   15
Line: 16    
sich die läut hazzent gegen enander. ez schreibent auch
Line: 17    
die maister von der nâtûr, daz der paum gar nütz sei
Line: 18    
zuo vil dingen. er hât die art, daz er die übrigen hitz
Line: 19    
sänftigt und die übrigen kelten an des menschen leib,
Line: 20    
und dar umb geleicht man unser frawen zuo dem paum   20
Line: 21    
in ainem lobsang, daz hebt sich an: salve mater salva\toris,
Line: 22    
spricht ain vers: myrtus temperantie, daz spricht:
Line: 23    
muoter der parmherzichait, pist ain mirtelpaum der
Line: 24    
sänftikait, wan diu zart muoter diu sänftigt den haizen
Line: 25    
zorn des obristen rihters. Platearius spricht, wer den   25
Line: 26    
paum seudet mit wein und den trinket, daz trank benimt
Line: 27    
dem menschen des milzes und der lebern verschoppen
Line: 28    
und besliezen, daz ze latein epilacio haizt, und des selben
Line: 29    
paums asch mit ezzen genomen ist auch für diu selben
Line: 30    
dinch guot, und wer dick auz dem holz trinket, daz hilft   30
Line: 31    
auch für, und dar umb macht man lägel auz derlai
Line: 32    
holz, setzt man wein ein über nacht, den trinkt dann
Line: 33    
der siech pei dem tag. diu rind ist grœzer kreft denn
Line: 34    
diu pleter sint. des paums öl hât die kraft, daz ez den
Line: 35    
swaiz widerzeuht und all flüzz, si sein rôt oder niht, und   35
Line: 36    
wenn man sich mit reibt in dem pad, daz kreftigt

Page: 333  
Line: 1    
und sterkt den leib und zeuht die fäuhten auz, diu zwi\schen
Line: 2    
vel und flaisch ist. daz selb geschicht auch, wenn
Line: 3    
man sich mit dem paum reibt. aber das paums öl und
Line: 4    
sein saf und sein wazzer, man in inne seudet, hilft
Line: 5    
für daz hârauzreisen und machet daz hâr lank und auch   5
Line: 6    
swarz. wer aber die mirtelper seut mit puttern, daz wi\derzeuht
Line: 7    
den swaiz, und des paums dürreu pleter bene\ment
Line: 8    
den stank under den üechsen und anderswâ an dem
Line: 9    
leib und besterkent daz herz und benement den herzriten.



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM NESPELPAUM.



Line: 12    
Mespilus oder esculus haizt ain nespelpaum. der
Line: 13    
paum hât nâhent pleter sam ain küttenpaum und hât ain
Line: 14    
scharpf rinden; aber er ist niht gar hôch, und wenn man
Line: 15    
den paum pelzet auf ainen fremden stam, ez sei auf ains   15
Line: 16    
pirpaums stam oder apfelpaums oder torenpaums oder
Line: 17    
ains andern, wirt diu fruht grôz und hât niht herter
Line: 18    
kern in ir; aber wenn diu fruht wechset auf irm aigen
Line: 19    
stam, hât si stain in ir, wan ie deu fruht hât vier
Line: 20    
staindel in ir. die früht haizent mespila ze latein und ze   20
Line: 21    
däutsch nespeln und sint an ir kraft warm und trucken
Line: 22    
in dem êrsten grâd und sterkent den magen. si bene\ment
Line: 23    
daz wüllen und daz undäwen. von des paums holz
Line: 24    
macht man gar guot knütel ze kämpfen und ze vehten.



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM NUZPAUM.



Line: 27    
Nux haizt ain nuzpaum und kümt von dem wort
Line: 28    
noceo, daz haizt schaden, sam Isidorus spricht, wan der
Line: 29    
paum und seiner pleter kraft schadet dem næhsten paum
Line: 30    
gar sêr. den paum haizt diu lateinisch sprâch vigilantem   30
Line: 31    
oder vigulum. diu nuz haizt ze däutsch ain wälhisch nuz
Line: 32    
diu auf dem paum wechset, dar umb, daz man ir ain
Line: 33    
underschaid hab von den haselnuzzen und von ander lai

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Line: 1    
nuzzen, und die nuz sint guot für die vergift, die man
Line: 2    
an kräutern izt oder an swämmen, ez sein pfifferling oder
Line: 3    
ander swämme, wan die vergift vertreibent die nuz, aber
Line: 4    
si sint der prust schad und pringent wüllen und machent
Line: 5    
den menschen haiser. iedoch sint si guot mit veigen ze   5
Line: 6    
ezzen. si sint auch guot nâch vischen, sam etleich
Line: 7    
sprechent.



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEN HASELNUZZEN.



Line: 10    
Nuces avellane haizent haselnuz und der paum haizt   10
Line: 11    
ze latein corulus. die nuz sint niht haiz sam die vo\dern,
Line: 12    
alsô spricht Platearius, und machent niht wint in
Line: 13    
dem leib. si fuorent wol, aber si werdent spât gekocht
Line: 14    
in dem magen, wenn man si mit der auzern rind izt, wan
Line: 15    
diu ist kalt und trucken von kraft. wer ain klainez gär\tel   15
Line: 16    
oder rüetel nimet von dem haselpaum und spalt ez
Line: 17    
nâch der leng und legt diu zwai tail vonenander ain
Line: 18    
wênig, gênt si wider zuo enander und füegent sich ze
Line: 19    
samen ân allez zauber, wan daz holz hât lebleich luft in
Line: 20    
im, den ez auz im dünst nâch dem spalten, und zeuht sich   20
Line: 21    
wider zesamen. und dar umb, wer ain gar klainez vögell
Line: 22    
præt an der rüetel aime, kêrt sich daz spizzel selber
Line: 23    
umb ain weil von dem wirbel der geist und des dunstes
Line: 24    
in dem holz von der hitz. iedoch hân ich des niht ge\sehen.
Line: 25    25



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM WILDEN ÖLPAUM.



Line: 28    
Oleaster haizt ain wilder ölpaum, sam Isidorus spricht.
Line: 29    
der paum hât pleter sam ain rehter ölpaum, aber si sint
Line: 30    
praiter. der paum ist wild und pitter und ân früht; und   30
Line: 31    
ist, daz man des ölpaums ain ästel pelzt auf eins andern
Line: 32    
paums stam, des nâtûr verkêrt er zemâl in sein art und
Line: 33    
macht in unfruhtpær.

Page: 335  



Chapter / Strophe: 34     34.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM ÖLPAUM.



Line: 3    
Olea oder oliva haizt ain ölpaum, sam Isidorus
Line: 4    
spricht. des fruht haizt ze latein oliva und sein saf, der
Line: 5    
auz den fäuhten kümt, haizt oleum und haizt ze däutsch   5
Line: 6    
paumöl. der paum ist gar ain freuntleich paum. sein öl
Line: 7    
ist grüen, sänft und vaizt. daz macht diu augen lieht
Line: 8    
und die siechen gesunt. sein êrster zäher ist gar süez,
Line: 9    
der ander niht süez, der dritt pitter und ungesmach.
Line: 10    
daz verstên ich alsô, daz man die ölfrüht dreistunt twingt   10
Line: 11    
und druckt und presst und daz der êrst saf daz pest sei
Line: 12    
und daz edlist. des ölpaums plüet sint wunderleich ge\stalt,
Line: 13    
si habent niht vil pleter sam anderr paum plüet,
Line: 14    
wan si habent daz mêrer tail neur zwai plätel und sint
Line: 15    
weiz und gesprängt mit ainer gelben varb und die plüet   15
Line: 16    
sint den swangern frawen gar schad. Augustînus spricht
Line: 17    
zuo seinen münchen: daz öl ist unsern leiben gar ge\sunt,
Line: 18    
aber den vierfüezigen tiern ist ez gar schad. wenn
Line: 19    
man den ölpaum pelzet und ablist, schickent die Krie\chen
Line: 20    
raineu kint und maigd zuo den werken. der öl\paum   20
Line: 21    
mag niht gewachsen und zuo genemen mit andern
Line: 22    
paumen, er muoz besunder stet haben. er wirt auch un\fruhtpær,
Line: 23    
wenn daz vich und die läut vil umb in gênt
Line: 24    
und daz ertreich umb seinen stam nider tretent, und nimt
Line: 25    
ab, in die gaiz laidigent. er teuft sein wurzel niht   25
Line: 26    
verr in die erd und wechset mêr von dem regenwazzer
Line: 27    
wan von den pächen oder von prunnwazzer. wenn öl
Line: 28    
gekocht ist mit warmen dingen, ist ez ain warm erz\nei,
Line: 29    
und mit kalten dingen ain kalteu erznei. ez hât
Line: 30    
auch die art, daz ez die peizenden schenpf in den wunden   30
Line: 31    
und in den geswern vertreibt. waz dings in öl gekocht
Line: 32    
wirt, daz læzt im sein aigen fäuhten und verleust die.
Line: 33    
wizz, öl wol geläutert scherpft minner und peizt denn
Line: 34    
kain ander erznei, wan tuot man ez in ain aug, ez be\rüert
Line: 35    
niht vil und ist doch daz aug gar zart. ez hailt   35

Page: 336  
Line: 1    
auch die nezzelpizz und anderr kräuter nagung. ez wermt
Line: 2    
den leip reht sam daz ezzen, mit man ez izt, under
Line: 3    
den dingen, diu hitzent und küelent. ez hilft auch
Line: 4    
den müeden und den swærn glidern, dar umb, daz ez
Line: 5    
diu obern tail durch gêt und verwaichet in die stuck des   5
Line: 6    
leibes, diu verstarrt oder verhertt sint, oder dar umb,
Line: 7    
wenn man diu glider mit reibet, entlœzt ez und
Line: 8    
zeuht die fäuhten auz, die von der arbait zwischen daz
Line: 9    
vel komen sint. wenn die schefleut öl nement in ir münd
Line: 10    
und lâzent ez under dem wazzer under sich in daz mer,   10
Line: 11    
scheint ez. wer warm wazzer vast klopfet und trüf\telt
Line: 12    
mit öl, daz ist den müeden glidern gar guot, wan
Line: 13    
des warmen wazzers würken beleibt lang in den gelidern.
Line: 14    
Aristotiles spricht, wer öl vorn in der slangen hol geuze,
Line: 15    
der wer in irn herauzganch. er spricht auch, ez hab   15
Line: 16    
ain iegleich dinch in der werlt öl, aber daz ist niht ainr
Line: 17    
lai. daz öl und ain iegleich vaizt macht daz feur sêr
Line: 18    
prinnent und macht der flammen rôst haizer, und dar
Line: 19    
umb prinnent die pœsen christen vast in der hell, die
Line: 20    
daz hailig öl und die andern hailichait unwirdicleich en\pfangen   20
Line: 21    
habent. ez wær wol, daz der pœs gaist manig
Line: 22    
pôshait ân öl fræz. wenn man ain schermezzer mit öl
Line: 23    
sänftigt, mit schirt man dester sänfter. wenn man
Line: 24    
im lâzen wil, der dann den arm mit gemainem paumöl
Line: 25    
salbet, dem gêt diu âder dester leihticleicher. wer sei\nen   25
Line: 26    
leip mit öl salbet, des leib wirt füegsam zuo künf\tiger
Line: 27    
arbait.
Line: 28    
Dem zarten edeln ölpaum geleicht sich diu schönist
Line: 29    
ob allen frawen in der geschrift und spricht von ir selber
Line: 30    
'ich pin erhœcht sam ain gar schœner ölpaum auf dem   30
Line: 31    
veld.' eyâ, gar schœneu genâden vol, hail mein
Line: 32    
scharpf wunden meiner durchsiechen sêl mit dem süezen
Line: 33    
sänften öl deiner überflüzzigen güet, mach mein müeden
Line: 34    
glider an guoten werken resch, wan ich stên auf disem
Line: 35    
ellenden veld und wart deiner genâden mit andern sün\dærn,   35
Line: 36    
die sich dein fräuwent.

Page: 337  


Chapter / Strophe: 35     35.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PALMPAUM.



Line: 3    
Palma haizt ain palmpaum. der hât gar vil aigenc\hait
Line: 4    
wider ander paum besunder. er volkümt niht wenn
Line: 5    
er neur auz ainem kern wechst, er muoz auz vil kern   5
Line: 6    
wachsen, und dar umb nement die pelzer vil kern in ain
Line: 7    
säckel und grabent daz in die erd, wenn si den paum
Line: 8    
wellent setzen. diu ander aigenchait ist, daz under der lai
Line: 9    
paumen si und er ist, und der er pringt nümmer kain
Line: 10    
fruht, man muoz si paid nâhent zuo enander pelzen.    10
Line: 11    
dann diu reht zeit kümt, naiget sich der er zuo der
Line: 12    
sien und schrenket sein este zwischen ir este und ie der
Line: 13    
sien zwên este druckent sich zesamen und umbvâhent des
Line: 14    
ers ainen ast. dar nâch rihtent si sich wider auf, wan
Line: 15    
hât diu si zuogevangen und ist fruhtpær worden,   15
Line: 16    
aber si nimt nihts von im dan ain gaistleich kraft, sam
Line: 17    
ain luft und ain dunst ist. wenn nu diu si fruht tregt,
Line: 18    
ist dann, daz der wint durch den er wæt und tregt seinen
Line: 19    
dunst auf die frawen, werdent die früht dester êr zei\tig.
Line: 20    
des paums fruht haizt ze latein dactylus und haiz   20
Line: 21    
wir si ze däutsch dateln, dar umb, daz diu fruht lenklot
Line: 22    
ist, wan dactylοn haizt in kriechisch lank. diu fruht hât
Line: 23    
inwendig ainen herten kern und auzwendig gar ain süezez
Line: 24    
flaisch. der paum hât auch die art, er ie hœher wirt,
Line: 25    
er sich ie vester praitt, wan der stams grœz ist niht   25
Line: 26    
gar weit gegen der erd sam an andern paumen, er ist
Line: 27    
selben clain und knorrot, oben praitt er sich aber mêr.
Line: 28    
Dem paum geleicht sich diu oberst edel kaiserinn, der
Line: 29    
himel fürstinn, aller sünder fürsprecherinn und spricht
Line: 30    
'ich pin erhœcht als ain palmpaum an der stat Cades,   30
Line: 31    
die paum gar schôn wachsent.' eyâ, nu prüef, mein
Line: 32    
herz, wie gar geleich die aigenchait des paums und unser
Line: 33    
frawen sint. si ist diu si, der hailig gaist der er; si
Line: 34    
wart swanger ân allez mail neur mit, daz der hailig
Line: 35    
gaist sein este, daz sint sein gâb, schrenket zwischen ir   35

Page: 338  
Line: 1    
este, daz sint ir tugent in irr rainen sêl, und prâht uns
Line: 2    
die süezen fruht, unsern herren Jêsum Christum. Marîâ
Line: 3    
helferinn, pin ich an dir betrogen, pin ich an der wâr\hait
Line: 4    
betrogen, diu niemd betreugt noch betriegen mag.
Line: 5    
ich verzag niht an dir mit stætem hoffen, mag auch   5
Line: 6    
dein gnâd an mir niht verzagen.



Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM AHORNPAUM.



Line: 9    
Platanus haizt ain ahorn und kümt von dem wort
Line: 10    
platοs, daz ist ain kriechisch wort und spricht prait, wan   10
Line: 11    
der paum hât praiteu pleter nâhent sam der weinreben
Line: 12    
pleter, aber diu pleter sint gar lind und zart. die pæm
Line: 13    
het man hie vor gar wert, daz man si zôch in der
Line: 14    
künig hof und wein zuo in gôz. die paum wachsent gar
Line: 15    
grôz, reht als diu aich, und macht man guot taveln oder   15
Line: 16    
archen oder laden oder schrein dar auz, und auz des
Line: 17    
holzes maser macht man guot köpf. daz holz wechst
Line: 18    
gern pei den wäzrigen steten, diu erd etswie vil fäuht
Line: 19    
ist. Dem paum geleicht sich unser fraw in der geschrift
Line: 20    
und spricht 'ich pin erhœht sam ain ahorn pei den waz\zern   20
Line: 21    
in den strâzen.' zwâr, daz spricht si gar zimleich,
Line: 22    
wan si ist erzogen in dem palast des obristen künigs, der
Line: 23    
si gemacht hât und genert mit seinem wein, daz ist mit
Line: 24    
seinen götleichen genâden, und hât im got selber auz
Line: 25    
dem käuschen holz ain arch gemacht, er sich inn be\slôz   25
Line: 26    
und mensch wart durch unsern willen. eyâ, auz\erwelteu
Line: 27    
edleu arch, ain arch der êren, ain arch der göt\leichen
Line: 28    
gnâden, ain gar schœneu arch, ain auzgesniteneu
Line: 29    
arch von allem unadel, diu in der êwichait ist gepawen
Line: 30    
und geschicket mit der hant der götleichen weisheit, ge\denk   30
Line: 31    
der deineu freund!



Chapter / Strophe: 37     37.
Line: 32    
Line: 33    
VON DER VIECHTEN.



Line: 34    
Pinus haizt ain viecht. daz ist ain paum gar erkant
Line: 35    
und hât den namen ze latein von der scherpf seiner ple\ter,   35

Page: 339  
Line: 1    
wan die alten maister hiezen scharpf pinum ze latein,
Line: 2    
sam Isidorus spricht. den paum haizent etleich piceam,
Line: 3    
dar umb, daz harz dar auz switzet, wan pix haizt pech
Line: 4    
oder harz ze latein. iedoch sprich ich, daz picea ain
Line: 5    
vorch haiz und pinus ain viecht und abies ain tann, und   5
Line: 6    
alsô haizent ez andreu püecher. Alexander spricht, daz
Line: 7    
diu viecht allem dem nütz sei, daz dar under wachs,
Line: 8    
reht sam der veigenpaum allem dem schad ist, daz dar
Line: 9    
under wechset. des paums früht sint gar schœn an der
Line: 10    
gestalt und habent körnel in langen öpfeln verporgen   10
Line: 11    
gar ordenleich und die früht ezzent diu aichorn winter\zeiten,
Line: 12    
wenn si niht nuz habent. die früht habent die
Line: 13    
art, daz si sänftigent und fäuhtent und sint gar guot
Line: 14    
wider den rôten fluz des leibes. si sint auch gar ain guot
Line: 15    
nütz ezzen den, die siech sint an den gaistleichen geli\dern,   15
Line: 16    
sam umb daz herz und umb die prust, und den, die
Line: 17    
inwendig geswer habent von kalter fäuhten, und den, die
Line: 18    
trucken huostent und pluot rächsent. man schol si des
Line: 19    
êrsten auf ainen glüenden koln legen und schol si ain wênig
Line: 20    
verprennen, dar nâch schol man in die rinden abziehen   20
Line: 21    
und schol die plôzen kern in ain wazzer legen und schol
Line: 22    
si gar wol sieden; dar nâch schol man si auf ain gluot
Line: 23    
legen, und den rauch, der von gêt, schol der siech
Line: 24    
mit der nasen in sich ziehen, der die huosten hât.



Chapter / Strophe: 38     38.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM ALBERPAUM.



Line: 27    
Populus haizt ain alberpaum oder ain popelpaum
Line: 28    
und ist zwair lai, wan ainer lai ist weiz und der ander lai
Line: 29    
ist swarz. der weiz hât pleter, diu sint ain seit weiz und
Line: 30    
die andern seit grüen, aber der swarz der switzt ze öbrist   30
Line: 31    
auf den schüzlingen harz, der smeckt gar wol und ist
Line: 32    
nütz zuo vil erznei; aber der ist der pest, den man in
Line: 33    
dem maien sament, und macht man den harz alsô. man
Line: 34    
nimt die probsen oder diu knögerlein, diu ze laub sölten

Page: 340  
Line: 1    
sein worden, und seudet die in ungesalzenr putern, diu neur
Line: 2    
von rindermilch kümt und diu in dem maien gemacht ist,
Line: 3    
und daz seudet man mitenander, unz ez zemâl grüen
Line: 4    
wirt. dar nâch seiht man ez durch ain tuoch und tuot
Line: 5    
ez in erdein häfen. daz ist gar guot zuo vil dingen und   5
Line: 6    
haizt ze latein diapopylion. ez ist gar guot den, den daz
Line: 7    
haupt tuot von hitz, wenn man in die stirn und die
Line: 8    
slæf an dem haupt mit salbet. ez vertreibt auch den
Line: 9    
swindel und die âmaht, diu von hitz kümt, und vertreibt
Line: 10    
der gelider geswulst, und waz auzwendiger wunden ist   10
Line: 11    
an dem leib, die hailt ez gar krefticleich. daz saf, daz
Line: 12    
man auz des paumes pletern drucket, daz ist den ôrsmer\zen
Line: 13    
guot, und der sâm mit honig macht diu vinstern augen
Line: 14    
klâr und vertreibt des leibes ruor oder daz hinlaufen.



Chapter / Strophe: 39     39.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM PIRPAUM.



Line: 17    
Pirus haizt ain pirpaum. des paumes früht sint kalt
Line: 18    
in dem êrsten grâd und trucken in dem andern grâd, aber
Line: 19    
die wilden pirn, die ze veld und ze holz wachsent, die
Line: 20    
sint kelter wan die haimischen an irr kraft, alsô daz si   20
Line: 21    
mêr küelent und trückent auch daz ezzen mêr nider in
Line: 22    
dem magen, wenn man si nâch tisch izt. wenn man si in
Line: 23    
regenwazzer seudet und si legt auf des magen munt, daz
Line: 24    
ist auf daz grüebel, vertreibent si die undäw und daz
Line: 25    
wüllen und daz widergeben, und man si legt niden auf   25
Line: 26    
den kamp, die rauhen püsche wachsent, vertreibt si
Line: 27    
des leibes hinlauf, der kümt von colera in dem leib,
Line: 28    
daz ist ain pitter peizent fäuhten in dem leib und ist
Line: 29    
gel und grüen. Diascorides ain arzet spricht, welheu
Line: 30    
fraw des pirpaums wurzel pei ir hab oder zuo ir pind,   30
Line: 31    
diu gevâch niht zuo und werd niht swanger die weil si
Line: 32    
ez pei ir hab; und welheu fraw piren auf ir hab, wenn
Line: 33    
si gepern schüll, der werd ir gepurt gar swær. dürr
Line: 34    
holzpirn hailent die wunden an des menschen leib, und

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Line: 1    
der asch, der auz gar argen holzpiren wirt geprant und
Line: 2    
die gar spât zeitig werdent, der ist guot für die peizenden
Line: 3    
swäm, die den menschen in dem leib nagent. und wel\herlai
Line: 4    
swäm man kochet mit den pirn, ez sein puochswäm
Line: 5    
oder ander, die man in mangen landen kochet und izt,   5
Line: 6    
die schadent dester minner, und die holzpirn, die etswaz
Line: 7    
grôz sint und edler wan gemain holzpirn, die kreftigent
Line: 8    
den magen und absneident die huosten und truckent die
Line: 9    
coleram, diu in dem leib negt, und dar umb schüllent
Line: 10    
si die alsô siech sint geprâten ezzen. ez sprechent auch   10
Line: 11    
die maister, daz allerlai geprâten piren gesünter sein
Line: 12    
denn rôch und gesünter geprâten wan gesoten, und die
Line: 13    
lang gelegen sint, alsô daz si niht faul sint, die sint ge\sünter
Line: 14    
wan die frisch von dem paum koment, dar umb,
Line: 15    
daz ir schedleicheu fäuhten mêr ist auzgedünst. man   15
Line: 16    
schol die pirpaum in dem næhsten mônn vor dem merzen
Line: 17    
pelzen (daz verstên ich in den warmen landen) und schol
Line: 18    
si setzen an küel stet, wachsent si gern, wan si sint
Line: 19    
küeler nâtûr. wer ochsengallen geuzt in dem aindleften
Line: 20    
mônn, der november haizt, zuo des pirpaumes wurzeln,   20
Line: 21    
die dannoch warm sint von dem sumer her, der tœtet die
Line: 22    
würm in den pirn und wert in, daz si iht wachsen.



Chapter / Strophe: 40     40.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM KRIECHPAUM.



Line: 25    
Prunus haizt ain kriechpaum. des paumes früht sint   25
Line: 26    
mangerlai an der varb, etleich weiz, die andern swarz,
Line: 27    
die dritten rôt. die swarzen, die etwaz hert sint, die sint
Line: 28    
die pesten und allermaist die wir die wälhischen oder die
Line: 29    
grôzen slehen haizen, die etswaz säuerlot sint. wenn die
Line: 30    
kriechen zeitig werdent und man si abnimt, schol man   30
Line: 31    
si spalten und schol si an die sunnen legen, unz si dor\ren,
Line: 32    
und schol si dann mit ezzeich besprengen und behal\ten
Line: 33    
in ainem hülzeinen vaz; diu macht die ruor verstên
Line: 34    
in dem leibe. ir harz pricht den stain in der plâter,

Page: 342  
Line: 1    
aber ez spricht ain ander puoch, daz die kriechen die
Line: 2    
pesten sein, die ain grüen varb habent, diu sich etswaz
Line: 3    
naigt zuo ainer gelben, und die weizen sein die pœsten
Line: 4    
und die grôzen sint pezzer dann die klainen, aber die
Line: 5    
grüenvar sint und spât zeitigent, die sint die lustigisten   5
Line: 6    
und haizent weinkriechel. ez spricht auch daz selb puoch,
Line: 7    
daz die langen kriechen pezzer sint wan die kurzen, und
Line: 8    
die trucken von art sint pezzer wan die wäzrigen. Ga\liênus
Line: 9    
spricht, man schüll si nüehtarn ezzen vor anderm
Line: 10    
ezzen und schüll dar nâch ain honigwazzer trinken. die   10
Line: 11    
süezen kriechen entlœsent coloram, diu in dem leib negt,
Line: 12    
und füerent si auz; iedoch entlœsent die wäzrigen mêr
Line: 13    
wan die trucken. der kriechen wazzer pringt den frawen
Line: 14    
ir haimlichait, diu menstruum haizt. wer seinen munt
Line: 15    
wescht auz kriechenpletern oder in mit saubert, daz   15
Line: 16    
wert dem fluz auz dem haupt in die kel.



Chapter / Strophe: 41     41.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM PFERSICHPAUM.



Line: 19    
Persicus haizt ain pfersichpaum. der geleicht sich
Line: 20    
an vil dingen dem mandelpaum an der rinten und an   20
Line: 21    
den pletern, ân daz die pfersichpleter lenger sint und
Line: 22    
praiter wan diu mandelpleter, aber der pfersichpaum ist
Line: 23    
klainer wan der mandelpaum. sein plüet sint rôt sam
Line: 24    
die mandelplüet und sein früht sint gar fäuht und kalt
Line: 25    
und faulent gar leiht, und dar umb, izt man die pfersich   25
Line: 26    
nâch anderm ezzen, zerprechent si die andern kost in
Line: 27    
dem magen und verderbent si, und dar umb schol man
Line: 28    
si lang vor anderr kost ezzen. etleich sprechent, daz die
Line: 29    
pfersech die unkäusch mêren an dem menschen, aber daz
Line: 30    
mag niht gesein dann an aim trucken menschen; der   30
Line: 31    
aber unmügent ist von kalter nâtûr, dem sint hitzigeu
Line: 32    
dinch guot. der pfersich kern ist ainem mandelkern
Line: 33    
geleich, ân daz er pitter ist sam die pittern mandel\kern.
Line: 34    


Page: 343  



Chapter / Strophe: 42     42.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER AICH.



Line: 3    
Quercus haizt ain aich und ist als vil gesprochen
Line: 4    
als quernus, daz spricht ain klagpaum, wan als Isidorus
Line: 5    
spricht, die alten haiden heten ir abgötter in den aichen,   5
Line: 6    
und wenn si in iren kumer klagten, antwurtten in diu
Line: 7    
abgötter auz den paumen. daz aichein holz erfault niht
Line: 8    
gern die weil man ez trucken helt. Platearius spricht,
Line: 9    
daz des paums fruht galla haiz und daz diu fruht an kraft
Line: 10    
kalt und trucken sei in dem andern grâd; aber etleich   10
Line: 11    
puoch hât in dem êrsten grâd. ez sprechent aber andreu
Line: 12    
püecher, daz diu fruht des paumes ze latein glans haiz,
Line: 13    
und daz der laubapfel, der auf des paums laub wechst,
Line: 14    
galla haiz. in dem laubapfel wirt ain würmel, dar an
Line: 15    
prüefent die luftsager oder die wetersager künftigez weter,   15
Line: 16    
wan vindent si daz würmel mitten in dem laubapfel,
Line: 17    
kümt ain scharpfer winter nâch irr sag; wenn aber daz
Line: 18    
würmel an dem end ist, kümt ain sänfter winter. die
Line: 19    
aicheln sint pœs, die leiht sint und ain lüegel eingêt,
Line: 20    
aber die swæren und die ganzen die sint guot. si sint   20
Line: 21    
guot für daz wüllen und für die undäw, diu von der co\lera
Line: 22    
kümt. wer ain pflaster macht auz der aicheln pulver
Line: 23    
mit weizem ains ais und mit ezzeich und pint ez auf die
Line: 24    
niern und auf den kamp, daz püschel stêt, daz ist
Line: 25    
guot für die ruor oder für den hinlauf des leibs, und daz   25
Line: 26    
selb pflaster ist guot wider daz flaischswinden, wenn sich
Line: 27    
daz flaisch an dem leib entsleuzt und swindet tunkel. die
Line: 28    
aicheln küelent mêr wan die kesten, aber die früht paid
Line: 29    
sterkent diu gelider und fuorent wol, iedoch allermaist
Line: 30    
diu swein, den menschen niht wol, man mische dann   30
Line: 31    
die kesten mit zukker. wenn man aichein pleter pulvert
Line: 32    
und wirft daz pulver auf sleg oder auf wunden, aint
Line: 33    
ez sich und füegt sich zesamen. wer die aicheln prætt
Line: 34    
und si izt, die sint guot für die harmwinden und ir pul\ver
Line: 35    
ist guot für den fäuhten lauf.   35

Page: 344  



Chapter / Strophe: 43     43.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM RŒTELPAUM.



Line: 3    
Rubus ist ain paum in dem land gegen der sunnen
Line: 4    
aufganch, sam Ambrosius spricht, und in Italia ist ez
Line: 5    
ein paumpusch. der gegen der sunnen aufganch mag ain   5
Line: 6    
rœtelpaum haizen, wan er hât ain rôt rinden und ain
Line: 7    
hertez holz, daz ist gel sam der saffrân. des paums ple\ter
Line: 8    
habent grôz kraft, wer si auf ain slangen wirft,
Line: 9    
diu stirbt zehant, und dar umb habent si pilleich kraft
Line: 10    
wider die vergift.   10



Chapter / Strophe: 44     44.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM ROSENPAUM.



Line: 13    
Rosarius haizt ain rôsenpaum, aber ez ist aigenleicher
Line: 14    
ain staud wan ain paum. rosa haizt ain rôs, diu auf der
Line: 15    
stauden wechst, diu ist kalt in dem êrsten grâd und   15
Line: 16    
trucken in dem andern grâd. diu rôs paideu dürr und
Line: 17    
grüen ist guot zuo erznei. man schol die rôsen pre\chen,
Line: 18    
wenn si sich zemâl habent auf getân und die ze\mâl
Line: 19    
rôt sint under den rôten rôsen, aber die plaichen
Line: 20    
oder die underplaichen schol man hin werfen. wenn   20
Line: 21    
man die rôsen derrt an der sunnen, mag man si
Line: 22    
dreu jâr behalten, daz si nütz sint. wer rôsenhonig
Line: 23    
well machen, daz ze latein haizt mel rosaceum, der würk
Line: 24    
alsô. er schol daz honig des êrsten wol vaimen von dem
Line: 25    
schaum, und schol ez dar nâch schôn seihen durch ain   25
Line: 26    
tuoch und schol dann diu rôsenpleter dar zuo tuon, alsô
Line: 27    
daz man in die zipfel niden abprech mit ainer vaizten,
Line: 28    
diu dar an ist, und schol diu rôsenpleter gar klain snei\den
Line: 29    
und si zuo dem honig mischen. daz schol man dann
Line: 30    
lang sieden mit enander, unz ez sich verb und dick   30
Line: 31    
werd. daz honig hât die kraft, daz ez rainigt von des
Line: 32    
honigs art und sterket von dem edeln rôsensmack, wan
Line: 33    
der smack kreftigt wol. daz honig alsô gemacht rainigt
Line: 34    
den magen von pœser fäuhten. zukkerrôsât macht man

Page: 345  
Line: 1    
alsô. rœst rôsenpleter wol mit zukker pei dem feur und
Line: 2    
tuo daz dar nâch in ain glas und setz ez an die sunnen
Line: 3    
dreizich tag und rüer ez wol all tag mit ainem löffel und
Line: 4    
misch ez vast under einander, alsô daz daz glas oben
Line: 5    
vermachest an der sunnen. daz beleibt guot dreu jâr,   5
Line: 6    
tuost im reht. ez überhebt dich vil pfenning in der
Line: 7    
apotêken. daz zukkerrôsât hât ain kraft ze kreftigen und
Line: 8    
ze sänftigen wider den rôten fluz und wider daz wüllen,
Line: 9    
daz von colera kümt, und wider den swintel und wider
Line: 10    
die âkraft, diu von der krankhait kümt der gaistleichen   10
Line: 11    
gelider, ist ez gar guot für, wenn man ez in rôsen\wazzer
Line: 12    
nimt und trinket. mach rôsensyrop alsô. seud
Line: 13    
rôsen in wazzer und tuo zukker dar ein, wirt der\lai
Line: 14    
syropl. iedoch würd er pezzer von dem saff grüe\ner
Line: 15    
rôsen. der syrop hât die art, daz er des êrsten ent\lœst   15
Line: 16    
oder waichet die gäng, und dar nâch widerhelt er
Line: 17    
die gäng und ist guot wider des leibes hinlauf und wider
Line: 18    
daz wüllen und wider die âkraft; aber man schol in den
Line: 19    
niht geben, die ir stuol swærleichen habent. rôsenöl mach
Line: 20    
alsô. zerstôz die grüenen rôsen gar wol und tuo si in ain   20
Line: 21    
glas mit öl und setz daz glas oben vermacht vierzig tag
Line: 22    
in die sunnen, und wem diu leber erhitzt ist, daz haizt
Line: 23    
calefactio epatis, der salb die stat, diu leber ligt,
Line: 24    
mit und nem ez in ezzen und an anders öls stat, dem
Line: 25    
wirt paz. wem daz haupt tuo von haizen sachen, der   25
Line: 26    
salb die stirn und die slæf pei den ôren mit. rôsen\wazzer
Line: 27    
hât die art, daz ez kreftigt und zesamen zeucht
Line: 28    
und labet wider die hitz und ist guot wider den hitzigen
Line: 29    
auzlauf des leibs, der von colera kümt. wem swintelt und
Line: 30    
âmacht her gêt, dem geuzt man rôsenwazzer ein und be\sprengt   30
Line: 31    
im die stirn mit. wer dürr rôsen zuo der
Line: 32    
nasen habt, daz sterket daz hirn und daz herz und er\lüftigt
Line: 33    
die lebleichen gaist. daz tuont auch die grüenen
Line: 34    
rôsen, der si mæzicleichen smeckt, aber ze vil pringt den
Line: 35    
fluz und tuot dem haupt . der rôsen pluom inwendig,   35
Line: 36    
diu gel ist sam der saffrân, diu haizt anthos und ist

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Line: 1    
guot für daz wüllen. wer frisch rôsen ab dem paum well
Line: 2    
haben ze weihnähten, der verpint den rôsenpaum in des
Line: 3    
maien anvanch gar wol den stam von grunt auf und ies\leichz
Line: 4    
ästel unz an daz end, beleibt diu fäuht und diu
Line: 5    
wirm inwendig, und dann drei wochen oder ain mônet   5
Line: 6    
vor weihnähten, tuo diu pant ab, schiezent schœn
Line: 7    
rôsen auz. daz wæn ich wâr sein in den haizen landen,
Line: 8    
der luft winterszeiten niht gar kalt ist, oder in unserm
Line: 9    
land, der winter sänft ist, wan diu gar grôz kelten
Line: 10    
erfrœret daz saf in dem paum, daz ez niht rôsen præht.   10
Line: 11    
Unser fraw geleicht sich in der geschrift den rôsen
Line: 12    
und spricht 'ich pin gepflanzt sam diu pflanzung der rô\sen
Line: 13    
in Jericho.' nu prüef die herzenminnicleichen ge\leichnüss.
Line: 14    
Jericho ist als vil gesprochen, sam die lêrær
Line: 15    
der hailigen geschrift sprechent, als ain abnemender môn.   15
Line: 16    
nu ist allez daz abnement daz in diser werlt ist mit dem
Line: 17    
sündær: tugent, kraft, schœn, leib und leben; von
Line: 18    
haizt diseu werlt wol Jericho. dar inn ist unser fraw
Line: 19    
gepflanzt als ain wol geladener rôsenpaum, der seinen
Line: 20    
smack milticleich umb sich sträwt mit voller genâd. auz   20
Line: 21    
den edeln rôsen schüll wir uns arm sündær rôsenhonig
Line: 22    
machen und zukkerrôsât, rôsenöl und rôsensyropl und
Line: 23    
rôsenwazzer mit dem honig unser stæten hoffnung, mit
Line: 24    
dem zukker unser süezen lieb und mit dem öl christen\leiches
Line: 25    
gelauben, mit dem zereiben guoter werk und mit   25
Line: 26    
dem auzprennen rehter peiht und ganzer rew für alle die
Line: 27    
siechtüem, angst und nôt, die uns anligent an leib und
Line: 28    
an sêl. eyâ, lieht prinnendeu rôs, erschein allen den,
Line: 29    
die deinen namen êrent, und kreftig si in allen iren nœ\ten.
Line: 30    
fraw, waist wol, ob ich ez mit ernst main.   30



Chapter / Strophe: 45     45.
Line: 31    
Line: 32    
VON DER SETHIN.



Line: 33    
Sethim ist gar ain edel paum und wechset in den
Line: 34    
landen gegen der sunnen aufganch, sam die lêrær spre\chent.

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Line: 1    
der paum geleicht dem weizen dorn, aber er ist
Line: 2    
gar vil grœzer. auz dem holz machte Noe sein arch, als
Line: 3    
diu geschrift sagt. daz holz ist leiht und weiz und ver\print
Line: 4    
niht leiht und fault auch niht.



Chapter / Strophe: 46     46.
Line: 5    
Line: 6    
VON DER WEIDEN.



Line: 7    
Salix haizt ain weid und ist als vil gesprochen als
Line: 8    
ain springerinn, dar umb, daz der paum snell auf springt
Line: 9    
und wechst. er wechset auch gern an nazzen steten und
Line: 10    
hât hert rinden, wenn er alt wirt: aber er junch ist,    10
Line: 11    
hât er gar lind rinden. der paum plüet, er trait aber
Line: 12    
niht früht, und wer die plüet in trinken nimt, der wirt
Line: 13    
unperhaft, sam die zaubrær sprechent. sein rind und
Line: 14    
seineu pleter habent die kraft, daz si zesamen ziehent und
Line: 15    
stark machent. daz saf, daz man drückt auz den plüeten   15
Line: 16    
der paum, gibt man daz ze trinken dem menschen, der
Line: 17    
fiebrig ist ân hitz, daz ist im gesunt. wer des paums
Line: 18    
sâmen in tranch nimt, der wirt beraubt seines unkäuschen
Line: 19    
gelustes, als man sagt, und macht die frawen unperhaft.
Line: 20    
daz wær leiht maniger frawen liep und auch manigem   20
Line: 21    
man. wer ainen kerspaum ze mittelst durchport und stœzt
Line: 22    
ainen weidenast dar ein, alsô daz er daz loch füll über al,
Line: 23    
der paum pringt kersen ân kern. wenn man der weiden
Line: 24    
pleter sträwet in ain haus oder in ain kamer, diu küelent
Line: 25    
den luft und sänftigent die hitz an den siechen läuten.   25



Chapter / Strophe: 47     47.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM HOHEN MAULPERPAUM.



Line: 28    
Sicomorus mag der hôch maulperpaum gehaizen, wan
Line: 29    
sam Rabanus spricht, der paum hât geleich pleter dem
Line: 30    
maulperpaum, aber er ist hœher wan der maulperpaum   30
Line: 31    
und dar umb haizt er auch ze latein celsa, daz spricht
Line: 32    
hôch. ander lêrær sprechent, daz der paum der wild

Page: 348  
Line: 1    
veigenpaum sei; von dem stêt geschriben in des weissagen
Line: 2    
puoch Amos.



Chapter / Strophe: 48     48.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM HOLÆR.



Line: 5    
Sambucus haizt ain holær oder ain holder in anderr   5
Line: 6    
däutsch. der ist mit der kraft warm und trucken in dem
Line: 7    
andern grâd und der paum haizt ze latein lactis. des
Line: 8    
paums rind ist sunderleichen guot zuo erzneien und sein
Line: 9    
sâm und seineu pleter saubernt den leib von der fäuht,
Line: 10    
diu flegma haizt. wer der pleter saf mit honig nimt, daz   10
Line: 11    
tœt die würm in dem leib, die ze latein lumbrici haizent,
Line: 12    
und man ez in die ôrn tröuft, rainigt ez diu flie\zenden
Line: 13    
ôrn von dem aiter und von der unsauberkait.
Line: 14    
des paums plüet sint kreizelot als ain korn und smeckent
Line: 15    
gar wol und sterkent des menschen kreft, wenn man muos   15
Line: 16    
dar auz macht.



Chapter / Strophe: 49     49.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM SPERHAGEN.



Line: 19    
Speragus ist ain paum und mag ain sperhagen hai\zen.
Line: 20    
der ist an kraft warm und trucken in dem dritten   20
Line: 21    
grâd. des früht sint sam diu körnl oder sam die probs,
Line: 22    
die an der paum reisern her für schiezent. wenn die
Line: 23    
paum des êrsten probsent, ê si läuber gewinnent, diu
Line: 24    
fruht diu ist den dunkeln augen guot und zepricht den
Line: 25    
stain in der plâtern. wer ainem hund daz wazzer gibt,   25
Line: 26    
der paum oder diu fruht inn gesoten wirt, der muoz
Line: 27    
sterben. wer aber si seudet und izzet, daz waicht den leip.



Chapter / Strophe: 50     50.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM THIMPAUM.



Line: 30    
Thimus haizt ain thim. daz ist gar ain edel paum   30
Line: 31    
und wechset gegen der sunnen aufganch. von derlai holz
Line: 32    
macht Salomôn die peistal der tür an dem tempel (als

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Line: 1    
diu geschrift sagt in dem dritten puoch der künig und
Line: 2    
anderswâ; die peistal haizt diu geschrift fulchra) und
Line: 3    
macht auch an dem künkleichen sal tür mit und macht
Line: 4    
dar auz harpfen und leiren den sangmaistern in dem
Line: 5    
tempel. daz holz fault niht, sam die lêrær sprechent,   5
Line: 6    
und ist voller dorn geleich aim weizen dorn, und die
Line: 7    
paum sint sinbel sam die viechten; aber daz holz ist
Line: 8    
weiz und gar vast scheinend, reht sam daz helfenpain.



Chapter / Strophe: 51     51.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM THEREBINTEN



Line: 11    
Therebintus ist ain edel paum. der hât gar edeleu
Line: 12    
pleter und gar schœneu. der paum wechset gar hôch in
Line: 13    
den freien luft und gibt harz, der ist edeler wan aller
Line: 14    
anderr harz und hât ainen wunderleichern smack wan
Line: 15    
kain ander harz. Platearius spricht, daz man dar auz   15
Line: 16    
und auz girsteinem melb ain pflaster mach, daz zeprech
Line: 17    
die geswer in dem leib, die man apostem haizt. des
Line: 18    
paums weirâch smeckt gar wol.



Chapter / Strophe: 52     52.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM DACHSPAUM



Line: 21    
Taxus oder daxus haizt ain dachspaum. der ist ver\giftig,
Line: 22    
sam Isidorus spricht, und allermaist in dem land
Line: 23    
Calabria, und dar umb drückt man vergift dar auz, diu
Line: 24    
ze latein toxicum haizt. auz des paums holz machten die
Line: 25    
alten haiden hie vor pogen und armprost. daz holz hât   25
Line: 26    
mangerlai varb und wert gar vil jâr, und ez auf der
Line: 27    
erd ligt, verleuset ez leiht sein kraft. des paums ple\ter
Line: 28    
sint daz ganz jâr grüen. Platearius spricht, daz diu
Line: 29    
hüenr gar vaizt werden von des paumes sâmen, und
Line: 30    
in ain mensch izt, macht er im den leib vertig und   30
Line: 31    
waich. er spricht auch, daz der paum in dem land Ca\labria
Line: 32    
grôz kraft hab, sei daz ain mensch dar under

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Line: 1    
sitz und slâf, ez kümt im ze schaden. man spricht auch.
Line: 2    
sei daz ain pein den paum anrüer, si sterb.



Chapter / Strophe: 53     53.
Line: 3    
Line: 4    
VON DER LINDEN.



Line: 5    
Tilia oder dilia haizt ain lind. der paum ist gar be\kant   5
Line: 6    
pei uns und ist gar lüftiger art. dar umb ist sein
Line: 7    
holz gar leiht. des paums plüet habent vil honigs und
Line: 8    
wahses und dar umb sitzent die peinen gern dar auf. daz
Line: 9    
honig ist pezzer und paz gesmach, daz die peinen dar ab
Line: 10    
samnent, wan kainerlai ander honig. ez ist auch des   10
Line: 11    
paums schat den menschen zimleicher wan anderr paum
Line: 12    
schat.



Chapter / Strophe: 54     54.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM WEINREBEN.



Line: 15    
Vitis haizt ain weinreb. der hieze paz ain staud wan   15
Line: 16    
ain paum. wenn man die weinper in ainen warmen ofen
Line: 17    
legt und derrt si dar inn, die haizent ze latein uva passa,
Line: 18    
daz sint geröscht weinper. des weinreben plüet tœtent
Line: 19    
die slangen und der weinreben zäher, der dar auz tropfet
Line: 20    
wenn man si besneidet, vertreibt die räudichait und die   20
Line: 21    
schebichait. sein wurzel vertreibt die unsauberkait und
Line: 22    
daz aiter auz den ôrn, wenn man si stœzt. ir saft pricht
Line: 23    
den stain in der plâtern. nim die grüen weineste wenn
Line: 24    
man si absneidet und röscht si in ainem feur, unz si des
Line: 25    
feurs enpfindent an ir prunst, und zeuch si dann her wider   25
Line: 26    
auz und trück dar auz wazzer, daz ist den wäzrigen augen
Line: 27    
guot und den kranken augen, wenn man daz wazzer dar
Line: 28    
ein tuot. scholt nâch miltem weinlesen wênig trinken
Line: 29    
und nâch klainem weinlesen trink paz und milticleicher.
Line: 30    
daz verstên ich alsô. scholt niht den wein trinken   30
Line: 31    
dar nâch und sein vil oder wênig hâst: scholt den
Line: 32    
wein dir selber trinken ze nutz nâch rehter mâz. alsô
Line: 33    
pis den milten reben arch und den argen milt. slehtez

Page: 351  
Line: 1    
velt pringt mêr weins, aber gepirg pringt edlern wein.
Line: 2    
der sudenwint, der auster haizt, edelt den wein in den
Line: 3    
weinreben dar umb, daz er warm ist; aber der norden\wint,
Line: 4    
der aquilo haizt, mêret den wein in den weinreben,
Line: 5    
die gegen im stênt dar umb, daz er wäzrig ist. die wein\per   5
Line: 6    
sint gesünter über drei tag ze ezzen dar nâch und
Line: 7    
man si gelesen hât, dann an dem êrsten tag, wan si
Line: 8    
plæent alsô frisch; wenn aber der plæend dunst auz ge\reucht,
Line: 9    
sint si pezzer. wer die weinper behelt und si
Line: 10    
auf hæht oder si paizt mit honig oder mit zukker in ainem   10
Line: 11    
ofen gerœscht, die fuorent wol. der weinreb hât die art,
Line: 12    
daz er ain seit an dem ast an ainem knoden daz weinplat
Line: 13    
auzscheuzt und ander seit die weinper. wenn die wein\reb
Line: 14    
geprant werdent von ainem kalten wind, mêrent
Line: 15    
si diu pleter und niht die weintrauben. Jacobus spricht,   15
Line: 16    
der weinreben zäher schad den vergiftigen tieren. mitel\mæzig
Line: 17    
wein ist guot, den schol man nemen nâch der wal.
Line: 18    
Galiênus spricht, der wein ie elter ist, er ie hitziger
Line: 19    
ist. Aristotiles spricht, man versuocht an newem wein
Line: 20    
oder an most, ob wazzer dar zuo gemischt ist oder niht;   20
Line: 21    
wan wer ain ai dar ein legt, ist niht wazzers pei,
Line: 22    
swimt daz ai ob, ist aber wazzer pei, vellet ez ze
Line: 23    
podem. ganzer most hât zwair lai hitz: ain von seiner
Line: 24    
aigen nâtûr, die andern von der stat seiner gepurt, in
Line: 25    
diu sunn gemacht hât, und diu zwivaltig hitz machet den   25
Line: 26    
most wallend in dem vaz, dar umb swimt daz ai ob; aber
Line: 27    
die hitz erlescht daz wazzer, dar umb velt dan daz ai
Line: 28    
under. Galiênus spricht, süezer wein macht durst, wan
Line: 29    
er mêret die hitz in dem menschen. Isidorus spricht,
Line: 30    
welhe menschen geschickt sint zuo der wazzersucht, die   30
Line: 31    
hüeten sich vor allem süezem wein. ez ist dreier lai wein.
Line: 32    
der êrsten lai ist wäzrig und dünn, der ander erdisch und
Line: 33    
dick, der drit hât ain mitel under den zwain. der lauter
Line: 34    
wirt schier gekocht in dem magen und durchgêt die âdern
Line: 35    
und pringet daz harmwazzer, und dar umb gibt man in   35
Line: 36    
den sühtigen läuten, wan er hitzt niht vast und beraubt

Page: 352  
Line: 1    
der sinn niht und schadet dem hirn niht und den âdern.
Line: 2    
ist aber er gemischet, leschet er den durst dester paz.
Line: 3    
Aristotiles spricht, gar starker wein in ainem vaz ist,
Line: 4    
der daz vaz zeprechen wil, leg ain wênig kæss ein,
Line: 5    
erlischt sein überwal, wan der kæs ist kalt und vol   5
Line: 6    
löchel, von zeuht er die hitzigen dünst in sich, der
Line: 7    
den wal macht, und lescht in mit seiner kelten. Isidorus
Line: 8    
spricht, die wein, die man auz korn und auz gersten
Line: 9    
macht, sint niht zimleich und lâzent sich niht wol kochen
Line: 10    
in dem magen und machent pœs dünst und pœs fäuhten   10
Line: 11    
in dem leib; si verschoppent die leber und daz milz und
Line: 12    
machent den stain in der plâtern und in den niern. er
Line: 13    
spricht auch, guot wein fuoret den leib wol und pringt
Line: 14    
und behelt gesunthait, ist daz man in zimleich trinkt von
Line: 15    
der nâtûr nôtdurft, wan sterket er die kochenden kraft   15
Line: 16    
in dem magen und in den gelidern. ez ist kain ezzen
Line: 17    
oder kain trinken, daz die nâtürleichen hitz vast sterk,
Line: 18    
sam der wein tuot: der benimt trauren und pringt vräud,
Line: 19    
er wandelt der sêl laster in tugent, er kêret von unmilt
Line: 20    
in milt, von unsänft in sänften muot, von hôchvart in   20
Line: 21    
diemuot, von trâkhait in snellikait, von vorht in kuon\hait,
Line: 22    
er ändert des muotes unwitz in ain hündichait oder
Line: 23    
kluoghait und ungespræch in wolgespræch und ânsin in
Line: 24    
sinnichait, und dar umb nâmen in die weisen läut, Perse
Line: 25    
und Heleni, wenn si mit etswem weisleich reden wolten   25
Line: 26    
oder etswaz newes vinden oder rât geben zuo gemainem
Line: 27    
nutz der läut. der wein von dem land Neapolis hât die
Line: 28    
art, daz er print reht sam ain öl, wenn man in in ain
Line: 29    
feur geuzt, und der ist ain fuorung und ain kost. Isi\dorus
Line: 30    
spricht, wer ain ai drei tag oder vier in ainen ez\zeich   30
Line: 31    
leg, werd sein schal waich, daz man ez leiht
Line: 32    
mit der hant drucken müg war ain man well und müg
Line: 33    
ez lang geziehen, alsô daz man ez durch ain hant\vingerl
Line: 34    
zieh. Galiênus spricht, daz der ezzeich gar
Line: 35    
hilfleich sei den dingen, diu hitzig nâtûr habent, und gar   35
Line: 36    
schedleich den, diu kalt nâtûr habent. Platearius spricht,

Page: 353  
Line: 1    
vindet der ezzeich den magen vol, entsleuzt er in, vint
Line: 2    
er in aber lær, besleuzt er in und zeucht in zesamen.
Line: 3    
er spricht auch, wer ainen ezzeich bewæren well, ob er
Line: 4    
guot sei, der giez in auf die erd oder auf eisen; wirt er
Line: 5    
dann wallent, ist er guot, wallt aber er niht, ist er   5
Line: 6    
niht guot. Galiênus spricht, lauter ezzeich mit wazzer ge\mischt
Line: 7    
sumerzeiten küelt und lescht den durst; wazzer
Line: 8    
mit wein oder mit ezzeich gemischt lescht den durst mêr
Line: 9    
wan eitel wazzer, wan wein und ezzeich füerent daz waz\zer
Line: 10    
in die tiefen des leibes und machent ez durchprechent,   10
Line: 11    
wan der ezzeich hât die kraft, daz er ander ding kreft,
Line: 12    
die im zuo gesellt sint, füert in die tiefen. daz westen
Line: 13    
die unrainen juden wol, si unsern herren martrâten,
Line: 14    
wan er in seinem pittern leiden hiench an dem cräuz,
Line: 15    
schrai er mit lauter stimm 'mich dürstet!' und    15
Line: 16    
gâben im die juden ezzeich mit gallen, dar umb, daz der
Line: 17    
ezzeich seineu gelider durchgieng mit der gallen. ez
Line: 18    
sprechent auch etleich, daz gemischter wein mêr trunken
Line: 19    
mach wan ungemischter, wan der gemischt wein wirt
Line: 20    
behend von dem wazzer und sleuft durch. er dünst auch   20
Line: 21    
mêr von dem wazzer wan sunst, und der dunst oder der
Line: 22    
rauch sleht in daz haupt und macht trunken, aber diu
Line: 23    
trunkenhait wert niht lang sam von eitelm wein.



Chapter / Strophe: 55     55.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM ULMPAUM



Line: 26    
Ulmus haizt ain ulmpaum oder ain ilmpaum. der
Line: 27    
hât die art, sam Isidorus spricht, daz er gar gern grüenet,
Line: 28    
wan ist daz er dürr worden ist, der in dann fäuht mit
Line: 29    
wazzer, er wirt wider grüen, und der in absneidet und in
Line: 30    
in die erde steckt und grebt, würzelt er und kümt zuo   30
Line: 31    
kreften. der paum ist zeitleich grôz und hât ain scharpf
Line: 32    
kritzlot rinten wenn er alt wirt, und hât pleter sam ain
Line: 33    
alberpaum, ân daz seineu pleter an der ainen seiten niht
Line: 34    
weiz sint, si sint ze paiden seiten grüen und sint dünn.

Page: 354  
Line: 1    
der paum ist unfruhtpær und ist auch ze paw niht guot,
Line: 2    
iedoch praitent sich die weinreben etswenn dar auf, wan
Line: 3    
der paum schadet dem weinreben niht. aber setzet man
Line: 4    
ain haseln zuo dem weinreben, diu derrt im sein wurzeln
Line: 5    
und verderbt den weinreben, und daz tuot auch kolkraut,   5
Line: 6    
reht sam daz mâgenöl den habern verderbt und der flachs
Line: 7    
und daz unkraut daz korn.
Line: 8    
IV.



Chapter / Strophe: B     B.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEN WOLSMECKENDEN PAUMEN



Line: 11    
Die wolsmeckenden paum, der rinten, wurzel, pleter,
Line: 12    
harz und saf man hôch preiset, wahsent niht in däutschen
Line: 13    
landen, si wahsent in den haizen landen gegen mittem
Line: 14    
tag und gegen der sunnen aufganch, dar umb habent si
Line: 15    
niht däutsch namen; wir haizen si in däutscher zung als   15
Line: 16    
man si nennet in latein oder in anderr sprâch. von den
Line: 17    
well wir nu reden.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 18    
Line: 19    
VON DER SALBEN ALOE.



Line: 20    
Aloe ist ain salb, haiz und trucken mit seiner kraft,   20
Line: 21    
sam Plinius spricht. daz macht man auz dem saf des
Line: 22    
krautes, daz aloe haizt, und macht ez alsô. man ze\stœzt
Line: 23    
daz kraut und druckt daz saf dar auz und seudet
Line: 24    
ez lang pei ainem feur und setzt ez dann an die sunn
Line: 25    
und behalt ez. daz obrist ist daz lauterist und haizet   25
Line: 26    
epaticum, dar umb, daz ez der lebern guot ist. daz an\der
Line: 27    
dar nâch haizt citrinum und daz ist niht lauter
Line: 28    
sam daz êrst. daz unterist ist trüeb und gerbig und hai\zet
Line: 29    
caballinum. diu obern zwai sint an der varb gel,
Line: 30    
aber daz ander ist niht gel sam daz öbrist und daz   30
Line: 31    
unterist ist swarz. die aloe alle sint gar pitter und mensch\leichem
Line: 32    
munde widerzæm. daz aloe hât die art, daz ez

Page: 355  
Line: 1    
diu zeprochen pain wider genzt, wenn man ez auzwen\dig
Line: 2    
dar über pindet, und hilft für der vergiftigen tier piz.
Line: 3    
aber wenn man ez inwendig nimt, fürbt ez den leib
Line: 4    
von der fäuhten, die man flegma haizt. ez hât auch die
Line: 5    
kraft ze rainigen und ze auztreiben die fäuht, diu melan\colia   5
Line: 6    
haizt, und ze sterken diu glider, und dar umb ist
Line: 7    
ez guot wider überflüzzichait der fäuhten, die in dem ma\gen
Line: 8    
beslozzen sint. ez macht daz haupt gesunt, daz siech
Line: 9    
ist von räuchen und von dünsten, und macht diu augen
Line: 10    
clâr. ez öffent daz verschoppen des milzes und der lebern,   10
Line: 11    
ez erlescht die überflüzzichait der gelider und allermaist
Line: 12    
umb die schämigen stet. ez macht daz antlütz schœn,
Line: 13    
daz entverbet ist von swerz. wie daz sei, daz aloe dem
Line: 14    
mund pitter sei, doch ist ez dem magen süez, dar umb
Line: 15    
haizt ez in erznei epiglostomachon, daz spricht: dem ma\gen   15
Line: 16    
süez. man schol ez geben mit herbem wein oder mit
Line: 17    
wermuotsaf.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM ALOES.



Line: 20    
Aloes ist ain holz und ist ain paum, der wechst in   20
Line: 21    
dem land India und in dem land Arabia, sam Isidorus
Line: 22    
spricht, und hât gar ainen guoten süezen smack. man
Line: 23    
nützet daz holz zuo den ältern in den gotshäusern, reht
Line: 24    
sam man tuot daz thymiama, daz von dem paum thymus
Line: 25    
kümt, von wir vor gesagt haben. die andern maister   25
Line: 26    
sprechent, daz daz holz köm von dem irdischen paradis
Line: 27    
in vliezenden wazzern und daz man ez mit netzen in den
Line: 28    
wazzern auf vâch. welhez holz under derlai holz swær
Line: 29    
ist und knorrot in seiner art, daz ist daz pest und ist gar
Line: 30    
wolsmeckend. ez ist underpitter, alsô daz ez niht gar   30
Line: 31    
pitter ist, wenn man ez auf die zungen legt. ez ist auch
Line: 32    
underswarz oder underrôt an der varb; ez læt sich niht
Line: 33    
mit den zenden leiht prechen. wenn man ez keut und in
Line: 34    
dem mund helt, daz ist dem hirn guot von dem edelem
Line: 35    
smack, der von gêt. ez ist auch für die krankhait des   35

Page: 356  
Line: 1    
magen, der lebern, des hirns und des herzen guot und
Line: 2    
wider daz verliesen der frawen gewonhait, wenn si der
Line: 3    
niht gehaben mügen, wider der prust siechtuom und wi\der
Line: 4    
ander krankhait der gelider, die von kelten koment.
Line: 5    
der wein, der mit dem holz gesoten wirt, der ist auch   5
Line: 6    
gar guot wider die vor genanten siechtüem, und wer den
Line: 7    
dunst mit der nasen in sich zeucht, der von dem sieden
Line: 8    
gêt, daz pringt dem kalten hirn vil gesunthait. wer daz
Line: 9    
holz pulvert und nimt nägelpleter und daz pain, daz in
Line: 10    
ains hirzen herz ist, und pulvert diu auch und reibt den   10
Line: 11    
pulver zesamen mit paumöl und salbet ainem hann sein
Line: 12    
haupt mit, der singt tag und naht niht.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM AMOMO.



Line: 15    
Amomum ist ain paum, sam Plinius und Isidorus   15
Line: 16    
sprechent, oder ain staud und wehset in Armenia und ist
Line: 17    
vol trauben sam ain weinreb und pringt sâmen gar dick
Line: 18    
zuo einander gesellt und hât weiz plüet und ze stunden
Line: 19    
violvar und hât ainen smack sam cinamomum, von dem
Line: 20    
wir her nâch werden sagen, und hât pleter sam ain kraut,   20
Line: 21    
haizt peonia, daz haizt man ze däutsch peon, als her nâch
Line: 22    
kunt wirt, wenn wir von den kräutern sagen. aber Avi\cenna
Line: 23    
spricht, daz der pâm pleter hab an der grœz und
Line: 24    
an der schickung sam ain weinreb und sei goltvar und
Line: 25    
daz holz sei gevar sam ain stain, haizt jâchant, der ist   25
Line: 26    
wahsvar, als her nâch kunt wirt, und daz holz smeckt
Line: 27    
gar wol. iedoch ist ainer lai der paum, der wechst an
Line: 28    
fäuhten steten und ist grüenvar an dem holz und smeckt
Line: 29    
sam die rauten; und daz von Egypten land kümt, daz ist
Line: 30    
niht gar lanch und prait und ist leiht ze prechen mit   30
Line: 31    
den zenden und ist sein smack grœzer wan der rauten
Line: 32    
smack, und daz haizt egyptiacum. der dritten lai ist weiz\lot
Line: 33    
und naigt sich zuo ainer rœt, und daz ist dick sleht
Line: 34    
und aufreht. wenn man daz keut, ist ez peizend und

Page: 357  
Line: 1    
scharpf in dem mund. Diascorides spricht, daz derlai
Line: 2    
daz pest sei und daz læt sich stôzen ze pulver und hât
Line: 3    
vil sâmen, die sament man auf dem paum sam die wein\trauben,
Line: 4    
und sprechent die ärzt, wer amomum trink, daz
Line: 5    
sei guot für der pain siehtum, der podagra haizt, aber   5
Line: 6    
ez beswært daz haupt und pringt slâf und macht trunken.
Line: 7    
Constantînus spricht, sei daz ain fraw sitz ob des holzes
Line: 8    
dunst, diu werd gesunt, ob ir sei an der iren, und
Line: 9    
daz pringt auch der frawen ir gewonhait, und der ain
Line: 10    
pflaster von macht, daz ist guot für der scorpen hecken.   10



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM CARDAMOM.



Line: 13    
Cardamomum haizt ain cardamom, daz ist amomo ge\leich
Line: 14    
und ist ain staud, diu pringt ainen länkloten sâmen.
Line: 15    
der paum ist vierlai. ainer ist gar grüen und vaizt mit   15
Line: 16    
scharpfen stichlingen und laidigt den, der sein haut dar
Line: 17    
an reibt, und derlai ist der aller löbleichist. der ander
Line: 18    
ist ain wênich rôt mit ainer weiz gemischt. daz dritt ist
Line: 19    
kurz und swarz. daz vierd ist manigverbig und hât klai\nen
Line: 20    
smack und mag man ez leiht zereiben, und daz acht   20
Line: 21    
man für daz pœst. daz pest ist, daz aller edelist smecket
Line: 22    
und ain süez dar ein gemischt ist. daz holz hât die kraft,
Line: 23    
daz ez die nâtûr kreftigt mit seinem guoten smack und
Line: 24    
daz ez entlœst und verzert mit seiner art, wan ez ist haiz
Line: 25    
und trucken. daz holz ist auch guot wider die krankhait   25
Line: 26    
des magen und hilft zuo dem kochen in dem magen und
Line: 27    
ist guot wider den swintel und wider die âmaht und wi\der
Line: 28    
daz wüllen, wenn man ez in den munt legt. nu
Line: 29    
macht sprechen: diu dinch sint gar guot und nütz
Line: 30    
menschleicher art, aber nim ichs? wærleich, si wach\sent   30
Line: 31    
gar verr in meim garten! aber hâst guot und
Line: 32    
golt, machest dir vil ding nâhen und holt, die kauf\läut
Line: 33    
varnt verr.

Page: 358  



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM BIDELL.



Line: 3    
Bidellia haizt ain bidell. daz ist ain paum, der
Line: 4    
wechst in Arabia. des paumes zäher ist scheinig und
Line: 5    
weizlot und ist leiht und gleichvirbich, und der ist der   5
Line: 6    
pest, der leiht waich wirt und der niht gemischt ist mit
Line: 7    
erd und mit holz, und der pitter ist guotes smackes, aber
Line: 8    
er zepricht sein ê, wenn man andern zäher dar zuo mischt,
Line: 9    
der niht pitter ist in dem munde. Platearius spricht,
Line: 10    
daz der zäher ain kraft hab zesamenziehen und zuo\ziehen.   10
Line: 11    
er hailt des leibes hinlauf, der von der scharpfen
Line: 12    
colera kümt in dem leib. er hailt auch die geswer, diu
Line: 13    
man apostem haizt, inwendig und auzwendig mit sal\bet,
Line: 14    
und zepricht den stain in der plâtern. er hailt kref\ticleich
Line: 15    
ains töbigen hundes piz oder ander wunden oder   15
Line: 16    
des mannes gezeuglein, wenn man in mit ezzeich twirt.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM BALSEMPAUM.



Line: 19    
Balsamus haizt ain balsempaum. daz ist ain paum
Line: 20    
oder ain staud; sam Jacobus und Solînus sprechent und   20
Line: 21    
ander maister in vil puochen, den man hie vor neur in
Line: 22    
dem land Judêa vant an der stat Jericho; aber in der
Line: 23    
zeit lauf fuorten in Egypcier auf daz velt ze Babiloni und
Line: 24    
pawent in die christen, die gevangen sint in der hai\denschaft,
Line: 25    
wan sam Egypcier dick versuocht habent, wenn   25
Line: 26    
in die haiden pawent, beleibt er unfruhtpær, sam die
Line: 27    
historien sagent, daz sint die geschrift von den geschihten
Line: 28    
in den landen und in den zeiten. auf dem selben veld
Line: 29    
ze Babiloni sint sehs prunnen und in der ainem (sprechent
Line: 30    
etleich) hât unser fraw unsern herren Jêsum Christum   30
Line: 31    
gepadet und von dem prunnen und von den andern fünfen
Line: 32    
wirt des balsems velt durchfäuht. aber an andern steten
Line: 33    
gibt diu staud nümmer kainen balsemsaft. iedoch spricht

Page: 359  
Line: 1    
Avicenna, daz diu erd durchfäuhtt werd, der balsem
Line: 2    
wechst, von dem prünnel des veldes Engadi. Plinius
Line: 3    
spricht, daz des paums stam sei als ain weinreb und hab
Line: 4    
pleter als ain raut, aber si sein weizer und beleiben all\zeit.
Line: 5    
der paum hât die art, daz man in dick besneiden   5
Line: 6    
muoz und fräwet sich wazzers. wenn man den edeln
Line: 7    
balsemzaher ab dem paum nemen wil, muoz man in
Line: 8    
besneiden mit paineinn mezzern oder mit staineinn oder
Line: 9    
mit gleseinn mezzern und muoz gar seiht dar ein hacken,
Line: 10    
tropfet daz saf her ab in gleseineu vaz, diu man dar   10
Line: 11    
under setzet, wan besnit man die paum mit eisen, ver\dürben
Line: 12    
si. aber Avicenna und ander maister sprechent,
Line: 13    
man besneid si mit eisen. wenn man den balsem nu ge\samnet
Line: 14    
hât, behelt man in sehs môneid in ainem väz\zel
Line: 15    
under taubenmist, und nâch der zeit zeuht man in   15
Line: 16    
her auz, ist er lauter worden, und daz ist dar umb,
Line: 17    
daz der taubenmist hitzig ist, und der balsem behelt sein
Line: 18    
kraft, wenn er niht auzdünst. der zaher ist mêr werhaft
Line: 19    
denn kain ander zaher. der paum haizt balsamus, aber
Line: 20    
sein holz oder sein traub haizt xilobalsamum und sein   20
Line: 21    
sâm haizt carpobalsamum und sein saf haizt opobalsamum.
Line: 22    
Platearius spricht, daz opobalsamum die pesten und die
Line: 23    
geweltigisten kraft hab, wan ez ist haiz und trucken in
Line: 24    
dem vierden grâd mit seiner kraft, und dar umb, daz ez
Line: 25    
seltsam ist, velschet man ez dick und mit mangerlai   25
Line: 26    
dingen. wan etleich nement therebintenzäher, der there\bintina
Line: 27    
haizt, und mischent ain wênich balsems dar zuo,
Line: 28    
geleicht ez dem balsem; die andern nement nardenöl,
Line: 29    
daz von dem kraut nardo kümt, und mischent ez zuo
Line: 30    
therebintenzäher.   30
Line: 31    
Nu sprechent etleich, man schüll balsem alsô be\wæren.
Line: 32    
wer in vorn an ainen griffel tuo und in anzünd,
Line: 33    
prinn er, aber daz tuot ain therebintenzäher auch.
Line: 34    
Diascorides spricht, nem man des balsems ainen tropfen
Line: 35    
und tuo in in ain gaizein milch, gerinn si zehant und   35
Line: 36    
der balsemtropf vall ze podem. aber ez sint vil ding,

Page: 360  
Line: 1    
diu die milch rennent. der balsem ist gelvar und gar
Line: 2    
lauter und man erkennt in alsô vor valschem balsem.
Line: 3    
ist daz man in mit aim griffel legt unden in ein wazzer,
Line: 4    
beleibt er; legt man in ze mittelst, beleibt er auch,
Line: 5    
und alsô tuot er, legt man in oben in daz wazzer. ez   5
Line: 6    
ist auch ain ander versuochen. tuo wazzer etswar ein
Line: 7    
und tuo in daz wazzer balsem und rüer daz wazzer mit
Line: 8    
aim holz; ist der balsem valsch oder ist ez therebinten\zäher,
Line: 9    
wirt daz wazzer trüeb, ist aber er gereht,
Line: 10    
wirt daz wazzer niht trüeb. Rabanus spricht, ist der bal\sem   10
Line: 11    
ganz und gereht, wirt ain wüllein tuoch niht un\sauber
Line: 12    
von und gilt niht minner dann vor. mêr, wig
Line: 13    
balsem etswar inn und wig dar nâch therebintenzäher in
Line: 14    
der selben grœz in dem selben vaz: ist der balsem gereht,
Line: 15    
wigt er zwir oder dreistunt als swær sam der there\bintenzäher,   15
Line: 16    
wigt aber er neur ain klain mêr, ist er
Line: 17    
valsch. mêr, ist der balsem gereht, hât er grôz
Line: 18    
kraft, wenn man sein an der sunnen hitz ains tropfen grôz
Line: 19    
legt in die hant, daz mag diu hant niht verdoln, er dringt
Line: 20    
zehant durch die hant, wan kainerlai fäuht dringt vaste   20
Line: 21    
durch. Michahel der Schott spricht, der balsem hât die
Line: 22    
art, wenn man milch dar auf träuft, gerinnt si zehant;
Line: 23    
wenn man aber in auf wazzer geuzt, behelt er sein
Line: 24    
kraft. man läutert den balsem mit ezzeichwaschen, wenn
Line: 25    
man in dar inn welzet. er nimt kainer andern fäuht zuo\mischen.   25
Line: 26    
des gelaub ich Megenberær niht, wan möht
Line: 27    
man in niht wol gevelschen sam man tuot. der bal\sem
Line: 28    
hât die kraft, daz er entlœst und behelt die kreft
Line: 29    
und zeucht zuo im. under andern werken, diu er hât,
Line: 30    
treibt er daz tôt kint auz der muoter und zeuht daz päl\gel   30
Line: 31    
her für, daz kindel inn ligt in der muoter, daz ze
Line: 32    
latein secundina haizt, und volgt dem kindel in der ge\purt,
Line: 33    
dar umb haizt ez secundina von dem wort sequor,
Line: 34    
daz haizt volgen. man schol balsem geben wider all
Line: 35    
veraltet siehtüem des hauptes mit ainer opiat, diu dem   35
Line: 36    
siechtuom zimleich sei. wer ain wahs fäuht macht mit

Page: 361  
Line: 1    
ainem balsem und legt daz auf ain mâsen zehen tag
Line: 2    
(wan lang mag der balsem beleiben mit wahs und
Line: 3    
auch vierzig tag, geschiht sein nôt), vertreibt er die
Line: 4    
mâsen. er behelt der tôten leib ganz ân faulen gar vil
Line: 5    
jâr die man balsamt mit rehtem balsem.   5
Line: 6    
Dem balsem geleicht sich unser frawe in der ge\schrift
Line: 7    
und spricht 'ich hân ainen smack geben als ain
Line: 8    
wolsmeckender balsem.' zwâr, daz spricht si mit lauterr
Line: 9    
wârhait, wan si aller tugenden vol sträwet ir grôz parm\herzichait
Line: 10    
auf uns arm sündær mit vil genâden, daz   10
Line: 11    
wir den himel mêr besitzen mit gewalt wan mit reht, und
Line: 12    
dar umb spricht diu geschrift 'der gereht wirt kaum be\halten,'
Line: 13    
wan man vindet kaum ainen menschen, der nie
Line: 14    
kain tôtsünd hab getân, ez sein zwelfpoten oder ander
Line: 15    
hailigen, ân unser frawen allain, und dar umb spricht   15
Line: 16    
auch diu geschrift 'celum vim patitur,' daz spricht: der
Line: 17    
himel leidet gewalt. nu schaw, wie wir ze himel komen.
Line: 18    
parmherzichait muoz der wârhait begegen und gerehtic\hait
Line: 19    
muoz sänftig sein und fridsam. dar umb spricht der
Line: 20    
weissag in dem salter, diu parmherzichait und diu wâr\hait   20
Line: 21    
sint anenander begegent, diu gerehtikait und der
Line: 22    
frid habent anenander geküsset.' des küssens fräw ich
Line: 23    
mich und gibt mir ain kraft, mêr dann aller balsem smack.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM CINAMOMPAUM



Line: 26    
Cinamomum ist ain paum in der môrn land, sam
Line: 27    
Isidorus und Plinius sprechent, und ist ain kurz staud
Line: 28    
kaum zwair daumellen lang und hât ain swarze rinden oder
Line: 29    
aschenvar und hât gar klaineu gärtel, wan daz grôz ist
Line: 30    
und grœzer gärtel hât daz versmæht man, aber daz klain   30
Line: 31    
preiset man und daz ist edel. des paumes äst sint sinbel
Line: 32    
und hol sam die rœrn, und wenn man si zepricht, gêt
Line: 33    
ain merkleich süezer dunst von, geleich als ain nebel
Line: 34    
oder asch. Platearius spricht, daz cinamomum von seinem

Page: 362  
Line: 1    
edeln smack daz hirn sterket und von seiner hitz den
Line: 2    
magen kreftigt, der krank ist von kelten. wenn man
Line: 3    
cinamomum pulvert und ez an salsen stat gibt mit ezzen,
Line: 4    
machet ez lustig. wer ez dick kewt, dem macht ez
Line: 5    
seinen stinkenden munt wolsmeckend, und daz tuont ander   5
Line: 6    
würz und wolsmeckendeu dinch selten, sam nägl und
Line: 7    
muscât und andreu dinch; wan wie daz sei, daz si ain
Line: 8    
weil wol smecken, faulent si doch und entsliezent daz
Line: 9    
flaisch in dem mund mit irr hitz. aber cinamomum, ob
Line: 10    
daz entsleuzt mit seiner hitz, doch verzert ez die faulen   10
Line: 11    
fäuhten von der art seins zuoleimens, daz ze latein con\glutinacio
Line: 12    
haizt, wan ez samnet daz flaisch zuo ainander
Line: 13    
und hertet ez. wem daz zantflaisch fault und stinket,
Line: 14    
sam ez tuot daz mêrer tail haizen läuten, der wasch des
Line: 15    
êrsten daz zantflaisch mit gesalzem wazzer und reib ez,   15
Line: 16    
unz daz ez pluott; dar nâch nem des pulvers von cina\mom
Line: 17    
und misch warmen wein dar zuo und wasch den
Line: 18    
munt gar wol mit. wer ain trauf macht, diu collyrium
Line: 19    
haizt, mit dem cinamom, daz macht diu augen klâr. man
Line: 20    
schol sein pulver nemen mit nägelpulver, daz ist wider den   20
Line: 21    
swintel guot und wider der prust âmacht, diu cardiaca
Line: 22    
haizt. ez hât die maht, daz ez anderr wolsmeckender
Line: 23    
ding gewalt widerdruckt. wenn man ez dick izt, daz ist
Line: 24    
ze dunkeln augen guot. ez sänftigt die prust und rainigt
Line: 25    
si und ist für den ôrnsmerzen guot, und wenn man ez   25
Line: 26    
mischt mit mirren, ist ez guot für der scorpen hecken.
Line: 27    
daz öl, daz dar auz wirt gemacht, daz ist guot zuo rehter
Line: 28    
wegung der gelider und hindert der gelider pidem und
Line: 29    
siehtum. Rabanus spricht: daz cinamomum, daz man
Line: 30    
vindet in des fenix nest, daz ist daz pest und dar umb,   30
Line: 31    
daz der paum hôch ist und klain, dar auf der fenix
Line: 32    
nistet, dar umb mügent die läut zuo dem paum niht
Line: 33    
komen und werfent daz cinamomum her ab mit pleienen
Line: 34    
würflingen.
Line: 35    
Dem cinamomo geleicht sich unser fraw in der ge\schrift   35
Line: 36    
und spricht 'ich hân ainen smack geben sam ain

Page: 363  
Line: 1    
wolsmeckendez cinamom,' daz spricht si von dem rehten
Line: 2    
irr rainen käusch, wan diu ist vol adels, daz alle diu
Line: 3    
werlt und besunder die himelischen engel fräude von
Line: 4    
habent. wan wizz, daz reht käusch sich gar hôch swin\get
Line: 5    
über leipleich nâtûr.   5



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 6    
Line: 7    
VON DER HOLZGATZ.



Line: 8    
Cassia lignea haizt ain holzgatz. daz ist ain paum
Line: 9    
in Arabia, sam Plinius spricht, und ist ain staud, diu
Line: 10    
sich gerihts aufstreckt sam ain gert und ist ainer starken   10
Line: 11    
rœt und purpervar an den pletern gleich ainem kranwit\paum
Line: 12    
und hât cinamomes kraft, aber sein kraft ist niht
Line: 13    
stark und dar umb muoz man ez zwivalden in den
Line: 14    
erzneien, cinamomum ainvalt guot ist. diu gert der
Line: 15    
stauden wirt dreier daumellen lanch und hât dreierlai varb:   15
Line: 16    
die êrsten weiz, die andern rôt, die dritten und die obri\sten
Line: 17    
swarz. daz swarz stück lobt man allermaist und dar
Line: 18    
nâch daz næhst, aber daz underist, daz weiz ist, daz ver\wirft
Line: 19    
man; daz ist daz pest, daz aller swerzist ist. Pla\tearius
Line: 20    
spricht, daz daz holz sei haiz und trucken und hât   20
Line: 21    
ain kraft ze verzern und ze sterken von seinem guoten
Line: 22    
smack. sein pleter gemischt mit lôröl, daz laudanum
Line: 23    
haizt, und mit wermuot, daz ist wunderleichen guot wider
Line: 24    
den kalten fluz auz dem haupt, der reuma haizt, und wi\der
Line: 25    
kalt sach der lebern und des milzes, und ist auch   25
Line: 26    
für der zwair verschoppung guot. ez sterkt daz hirn. wer
Line: 27    
seinen magen kreftigen well und wider all kalt sach
Line: 28    
schol man daz holz mit wein sieden und den kranken
Line: 29    
läuten geben ze trinken.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM CASSIANPAUM.



Line: 32    
Cassiana haizt ain paum, der ist haiz und trucken
Line: 33    
und wechset gern an fäuhten steten und an mosigen. ie\doch

Page: 364  
Line: 1    
wechset er etswenn an trucken steten auch, aber
Line: 2    
sein holz und seineu pleter sint klainer wan er an
Line: 3    
fäuhten steten wechset. des paums pleter und sein früht
Line: 4    
sint guot zuo erznei und sint sein früht klain gestalt sam
Line: 5    
die kranwitper. wer die früht oder des paums pleter seu\det   5
Line: 6    
in ainem starken wein, daz ist guot für daz paralis.
Line: 7    
wen auch daz paralis sleht, daz er niht gereden mag,
Line: 8    
nimt er des paums pleter alsô grüen oder den pulver,
Line: 9    
der auz den dürren pletern ist gemacht, und helt den
Line: 10    
under der zungen, der wirt redend ân zweifel, aber daz   10
Line: 11    
muoz geschehen an dem anvang des siehtums; wert er
Line: 12    
lang, muoz man grœzer erznei dar zuo tuon; iedoch
Line: 13    
daz ist diu pest erznei. des paums pleter sint guot für
Line: 14    
die harmwinden, wenn man si under dem kinn tregt, niht
Line: 15    
in der hant oder in dem puosem.   15



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 16    
Line: 17    
VON DER CASSENRŒRN.



Line: 18    
Cassia fistula mag ain cassenrœrn haizen. daz ist
Line: 19    
ain paum, der wechset gegen der sunnen aufganch, sam
Line: 20    
Platearius spricht. der paum ist gar ebenmæzig an warm   20
Line: 21    
und an kalt und ist sein fruht als langer sâm. der sâm
Line: 22    
verrt sich her dan und wechset in etleicher zeit, dar nâch
Line: 23    
dorrent die sâmen, wenn die rind auzwendig getruckent,
Line: 24    
und wirt daz mark inwendig dick. des sâmen wonent pei
Line: 25    
enander mêr dann verzich in ainer schaln. diu cassen\rœr   25
Line: 26    
ist diu pest, diu dick und vaizt ist, wan daz bedäutt,
Line: 27    
daz si vil fäuhten hât; aber diu swarz ist diu ist wol\zeitig
Line: 28    
und diu gar rôt ist oder weiz, diu ist niht zeitig.
Line: 29    
der paum ist warm und fäuht und gar ebenmæziger nâ\tûr
Line: 30    
und sein mark ist guot zuo erznei. wenn man ez   30
Line: 31    
entlæzt in gar warmem wazzer und tuot zucker dar zuo,
Line: 32    
daz rainigt den pauch und ist guot in hitzigem fieber,
Line: 33    
und wenn man ez gorgelt in dem hals, pricht ez die
Line: 34    
apostem in der keln.

Page: 365  


Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM WOLSMECKENDEN HALM.



Line: 3    
Calamus aromaticus haizt der wolsmeckend halm und
Line: 4    
haizt nâch aim gemainen halm, wan dem ist er geleich.
Line: 5    
der halm ist ain staud und wechset in dem land India.   5
Line: 6    
Platearius spricht, der edel halm ist haiz und trucken
Line: 7    
und ist an der varb weizlot und smeckt gar wol und ist
Line: 8    
inwendig hol. er hât die art, daz er kreftigt von dem
Line: 9    
adel seins smackes. er ist auch ain guot erznei wider
Line: 10    
des magen siehtum, der von kalter sach kümt, und ist   10
Line: 11    
dem gederm guot und hilft wider die wind, die den leib
Line: 12    
plæent, wenn man sein saf mit wermuotsaf mischt und
Line: 13    
wein dar zuo tuot. wer daz kochen in dem magen well
Line: 14    
sterken, der nem sein pulver mit cinamomspulver, und
Line: 15    
daz ist auch guot zuo der prust.   15



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM ALEXANDRISCHEN KÜRBIZ.



Line: 18    
Coloquintida haizt ain alexandrischer kürbiz. der
Line: 19    
paum wehset gegen der sunnen aufganch pei Jerusalem
Line: 20    
und haizt sein apfel auch coloquintida. des paums mark   20
Line: 21    
ist guot zuo erznei und sein apfel, und in seinen öpfeln
Line: 22    
sint sâmen, die sint auch guot zuo erznei und die habent
Line: 23    
ain kraft ze entsliezen und ze verzern und ze fürben.
Line: 24    
wer wein seudet mit dem sâmen und gorgelt mit in
Line: 25    
dem hals, daz hilft für den zantswern.   25



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM CAPPAR.



Line: 28    
Capparis haizt ain cappar. daz ist ain staud, diu
Line: 29    
wehset gegen der sunnen aufganch und ist haiz und tru\cken,
Line: 30    
sam Platearius spricht, und wehst auch in Püllen   30
Line: 31    
und in Romania, ez ist aber niht als kreftig. der stauden
Line: 32    
wurz, rinden, plüet und pleter sint guot zuo erznei. wenn

Page: 366  
Line: 1    
man sein rinden ab zeuht, legt man si an die sunnen
Line: 2    
und derrt si und diu ist rœtlot und pitter. wer si seudet
Line: 3    
mit wein, ist si guot für des milzes laster und für
Line: 4    
der lebern hertikait. man schol sein plüet samnen die
Line: 5    
weil si runzlot sint und noch niht gepraitt, und schol si   5
Line: 6    
machen mit salz und mit ezzeich. die habent die kraft,
Line: 7    
daz si den lust erweckent ze ezzen und kochent die fäuht
Line: 8    
in dem magen und lutzent den kalten magen.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEN KUBEBEN



Line: 11    
Cubebe haizent kubeben. die sint mæzicleich haiz
Line: 12    
und trucken, sam Platearius spricht. diu fruht wehset
Line: 13    
auf ainem paum gegen der sunnen aufganch. die pesten
Line: 14    
sint die mæzleich wol smeckent. man schol die kubeben
Line: 15    
erhitzen und zerreiben und für die nasen haben, daz ist   15
Line: 16    
guot für den kalten hauptfluz, der reuma haizt, und ster\ket
Line: 17    
daz hirn, und wenn man si kewet, schol man si
Line: 18    
lang in dem mund haben, unz der dunst auf in daz
Line: 19    
hirn, daz ist dem haupt gar gesunt.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 20    
Line: 21    
VON DEM DIADRAGANT.



Line: 22    
Diadragantum ist kalt und fäuht, sam Platearius spricht,
Line: 23    
und ist ain harz oder ain zaher, der fleuzt auz ainem
Line: 24    
paum gegen der sunnen aufganch, wenn in diu hitz dar
Line: 25    
auz twingt. der weiz diadragant und der lauterist ist der   25
Line: 26    
pest, aber der rœtlot ist der pœst. er hât die art, daz
Line: 27    
er die hitz sänftigt und labt und macht fäuht und rai\nigt
Line: 28    
daz gesiht allermaist, wenn man ain electuari dar
Line: 29    
auz machet, sam geschriben ist in antidotario. wer auch
Line: 30    
ain gargelwazzer dar auz macht, daz ist guot wider der   30
Line: 31    
prust siehtum, und daz selb ist auch guot wider die
Line: 32    
huosten, diu von hitz kümt der gaistleichen gelider: wenn
Line: 33    
man den diadragant zerlæt in warmem gerstwazzer und

Page: 367  
Line: 1    
tuot dar zuo den zaher, der gummi arabicum haizt, und
Line: 2    
gorgelt in der keln mit, daz ist gar guot wider die
Line: 3    
kalten huosten und wider die dürren der prust.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM GALBAN.



Line: 6    
Galbanum haizt galban. daz ist ain staud und wech\set
Line: 7    
in dem land gegen der sunnen aufganch und haizt
Line: 8    
sein harz oder sein zaher auch galbanum. der galban
Line: 9    
ist haiz und fäuht, sam Platearius spricht, und der ist
Line: 10    
der pest, der weiz und lauter ist, und hât die kraft, daz   10
Line: 11    
er entsleuzt und zuo im zeucht und verzert und senftigt
Line: 12    
und macht zeitig und waicht die geswer, die apostemata
Line: 13    
haizent. wer den siehtum hât der vergezzenhait, der ze
Line: 14    
latein letargus haizt, dem schol man den galban auf koln
Line: 15    
legen und schol der siech den rauch mit der nasen in   15
Line: 16    
sich ziehen. er hât gar ainen guoten smack, aber der
Line: 17    
smack ist den schad, die stankes gewonet sint. er ver\jagt
Line: 18    
die slangen und rainigt den hauptfluz und ist pitter
Line: 19    
auf der zungen. er ist sunderleichen guot zuo thymiama
Line: 20    
ze machen, daz kümt von dem paum thymus, von wir   20
Line: 21    
vor gesait haben.



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEN NÄGELLEIN.



Line: 24    
Garyophylon haizt ain nägelpaum. daz ist ain staud,
Line: 25    
diu wechset in India, sam Platearius spricht. des früht   25
Line: 26    
sint nägell, die sint gar nütz den, die si gern smeckent
Line: 27    
und ezzent, ob si siech sint an der sêl kraft, wan si ma\chent
Line: 28    
ain guot sêl. die nägel sint haiz und trucken und
Line: 29    
sint gar scharpf auf der zungen und haizent ze latein
Line: 30    
caryophyli. die sint die pesten, die ain fäuht gebent, wenn   30
Line: 31    
man si under den vingern zereibt. man schol si an ainer
Line: 32    
stat behalten, diu niht gar dürr sei noch gar fäuht, und
Line: 33    
alsô mag man si zehen jâr behalten in gar grôzer kraft.

Page: 368  
Line: 1    
wenn aber si verdorben sint und dürr worden, velscht
Line: 2    
man si alsô. man nimt der guoten scharpfen nägel und
Line: 3    
pulvert si gar klain und mischt si zuo starkem ezzeich
Line: 4    
und tuot guoten wein dar zuo, der wol smeckt, und des
Line: 5    
schol wênich sein, und nimt die unnützen nägel und pint   5
Line: 6    
die in ain tuoch und legt si in daz gemächt über naht,
Line: 7    
ziehent si auz dem ezzeich ain fäuht in sich und mag
Line: 8    
man dann niht wol erkennen die guoten nägel von den
Line: 9    
valschen. iedoch werent die valschen kaum dreizig tag.
Line: 10    
die nägel habent ain kraft ze kreftigen und entsliezent   10
Line: 11    
und verzerent. wer sein hirn sterken well, der hab die
Line: 12    
nägel zuo seiner nasen. wer des leibs auzlauf gewinn
Line: 13    
von scharpfer erznei, dem sint si gar guot. si sint auch
Line: 14    
guot zuo den augen, wan si rainigent daz gesiht und
Line: 15    
vertreibent daz vel in den augen. si sterkent den magen   15
Line: 16    
und die lebern und sint nütz zuo der undäw und zuo dem
Line: 17    
wüllen.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM GALGAN.



Line: 20    
Galanga haizt ain galgan. der ist haiz und trucken,   20
Line: 21    
sam Platearius spricht. der paum oder diu staud wech\set
Line: 22    
in Persen lant, die läut wonent, die Perse haizent,
Line: 23    
und des wurzel nimt man in erznei. man mag si behalten
Line: 24    
fünf jâr und die wurzel haiz wir galgan. der pest galgan
Line: 25    
ist, der rœtlot ist und swær und vest und der scharpf   25
Line: 26    
auf der zungen ist. er hât die art, daz er kreftigt und
Line: 27    
verzert. man velscht in sam die nägel, wenn man neur
Line: 28    
zuo dem gemächt gepulverten pfeffer tuot. er sterkt auch
Line: 29    
daz kochen in dem magen und ist guot für des magen
Line: 30    
siehtum, der von kalter sach kümt oder von winten, wenn   30
Line: 31    
man wein mit seinem pulver seudet. wenn man in zuo
Line: 32    
der nasen habt, daz ist dem hirn guot und sterket ez und
Line: 33    
macht den munt wolgesmach. er enzündet zuo unkäu\schem
Line: 34    
gelust und daz allermaist in dem sumer. in dem
Line: 35    
winter ist sein nutz pezzer, wan in dem sumer überhitzet   35

Page: 369  
Line: 1    
er den menschen. er ist auch guot zuo der grimmen
Line: 2    
muoter in dem leib, diu ze latein colica haizt, und zuo
Line: 3    
dem niersmerzen und zuo vil andern dingen in erznei.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM ARABISCHEN ZAHER



Line: 6    
Gummi arabicum haizt ain arabischer zaher. der
Line: 7    
zaher hât den namen dar umb, daz er von ainem paum
Line: 8    
vleuzt, der wehset in dem land Arabia, sam Platearius
Line: 9    
spricht, und der zaher ist haiz und fäuht und ist dreier
Line: 10    
lai. daz ainr lai ist weiz und daz ist der pest. daz ander   10
Line: 11    
ist gel und daz dritt undergel oder gelblot. der zaher
Line: 12    
hât die art, daz er fäuht macht und zesamen leimt und
Line: 13    
entlæt und sänftigt. wem diu zung rauch ist, der leg
Line: 14    
den zaher in ain wazzer, unz daz er slipfrig werd und
Line: 15    
reib dann die zungen mit. man schol in auch geben   15
Line: 16    
für daz wüllen oder für die undäw, diu von krankhait
Line: 17    
kümt. sein pulver mit cinamomespulver ist guot für die
Line: 18    
kalten und die trucken huosten, und wider der prüst dürr
Line: 19    
schol man wazzer sieden mit dem zaher und mit gersten
Line: 20    
und schol daz trinken. er ist auch für des feurs prunst   20
Line: 21    
guot, ist daz man seinen pulver mischt mit ainem weizen
Line: 22    
ains ais und legt ez auf die stat.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM ARABISCHEN MIRREN.



Line: 25    
Mirra Arabie haizt arabischer mirr und ist ain   25
Line: 26    
paum, der ist zehen daumellen lang, sam Isidorus spricht,
Line: 27    
und ist voller dorn und stichling und ist herter von der
Line: 28    
rinden dann an andern enden. des paums zaher ist grüen
Line: 29    
und ist pitter. welher zaher willicleich fleuzt von dem
Line: 30    
paum, der ist pezzer wan der her auz fleuzt, man des   30
Line: 31    
paums rinden verwundet. wer sein este in ain feur wirft,
Line: 32    
daz ist den läuten pei dem feur gar schad, wan si ko\ment
Line: 33    
in unhailsam siehtuom von dem rauch, der von

Page: 370  
Line: 1    
gêt, si laufen denn zehant zuo dem smack des paumes,
Line: 2    
der storax haizt, von dem wir her nâch sagen. wenn
Line: 3    
man des paumes pleter und sein plüet samnet und si an
Line: 4    
der sunnen derrt, die habent die art, daz si kreftigent
Line: 5    
und zesamen ziehent und sint guot wider die undäw und   5
Line: 6    
wider des leibes auzlauf und wider des pluotes auzfluz.
Line: 7    
aber sein früht sint pezzer, die haizent mirruli und ze
Line: 8    
däutsch mirrel, und sein saf ist auch pezzer. des paums
Line: 9    
pleter sint als ains ölpaums pleter, ân daz si kräuser sint
Line: 10    
und spitzelig und ain wênig sinweller wan ains ölpaums   10
Line: 11    
pleter. des paumes harz oder sein zaher haizt auch mirra
Line: 12    
und naigt sich zestunden an der varb zuo ainer weizen,
Line: 13    
und der ist der pest. aber der sich zuo ainer rœten
Line: 14    
naiget oder zuo ainer swerzen, der ist niht guot. der
Line: 15    
zaher ist haiz und trucken und öffent und entlœst die   15
Line: 16    
wint in dem leib und in den gelidern, und der rauch,
Line: 17    
der von gêt wenn man in prennt, der hât auch diu
Line: 18    
selben werk; aber der rauch trückent sneller diu fäuhten
Line: 19    
gelider und behendicleicher ân peizen und nagen. der
Line: 20    
zaher ist guot zuo erznei und dar umb tuot man in zuo   20
Line: 21    
grôzen starken erzneien. er wert der fäulen vast, daz
Line: 22    
er ainen tôten leichnam behüett und behelt vor faulen und
Line: 23    
vor änderung und vor gestank und allermaist wenn man
Line: 24    
in mischet mit aloe, von dem wir vor gesait haben. daz
Line: 25    
weste Joseph von Aromathia wol, der aloe kaufot und   25
Line: 26    
mirram, er unsern herren wolt begraben. ez gâben
Line: 27    
auch die drei künig ze verstên, daz Christus begraben
Line: 28    
schölt werden, si im mirren opferten. der mirr hât
Line: 29    
auch die art, daz er die rôhen überflüzzikait auzzeuht und
Line: 30    
dem mund seinen stank benimt und macht den wolsme\ckent,   30
Line: 31    
und wenn man in mischt mit ainem weizen ains
Line: 32    
ais und mit wein und salbt die ahseln mit und niden
Line: 33    
die schämigen stat, daz benimt den stank paider seiten
Line: 34    
und under den üehsen und unden an dem leib. er macht
Line: 35    
auch die stimm clâr. wer in clistiert mit rautenwazzer,   35
Line: 36    
pringt er den frawen ir gewonhait, diu menstruum

Page: 371  
Line: 1    
haizt, und daz tuot er auch mit wermuotwazzer und zeuht
Line: 2    
die gepurt auz dem leib und die würm, die in dem leib
Line: 3    
wahsent.
Line: 4    
Dem mirren geleicht sich unser fraw in der geschrift
Line: 5    
und spricht 'ich hân ainen smack der süezikait geben als   5
Line: 6    
ain auzerwelteu mirr.' daz spricht si dar umb, daz si got
Line: 7    
hât auzerwelt und gesegent ob allen frawen zuo ainer
Line: 8    
archen seins aingeporn suns, dar inn er kain mail nie
Line: 9    
enpfieng.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM MATZENPAUM.



Line: 12    
Macis ist ain pâm, sam Isidorus spricht, von dem
Line: 13    
vleuzt ain zaher, der haizt mastix und smeckt gar wol
Line: 14    
und ist rôtvar sam ain malagramapfel. des paums rinde
Line: 15    
gesoten mit honig ist gar ain guoteu erznei für den rôten   15
Line: 16    
auzfluz des leibs, wan daz hât ain kraft, daz ez zesamen
Line: 17    
zeucht und verzert und kreftigt und leimt zesamen und
Line: 18    
sterkt. der zaher ist auch guot wider die fäuhten, diu
Line: 19    
von dem haupt fleuzt zuo den augen oder zuo den hen\den;
Line: 20    
iedoch hât daz wort macis noch ain ander bedäutung,   20
Line: 21    
wan ez haizt auch ain muskâtplüet, sam Platearius spricht,
Line: 22    
oder, sam die andern sprechent, macis haizt die rint, diu
Line: 23    
umb der muskâtnuz ist und dar inn diu nuz verporgen
Line: 24    
ist, und daz ist daz pest muskât macis, daz underrôt ist
Line: 25    
und scharpf ist auf der zungen, und hât die art, daz ez   25
Line: 26    
daz hirn sterkt und entsleuzt und verzert die pœsen fäuht
Line: 27    
in dem leib. man schol ez kewen und lang in dem mund
Line: 28    
haben, daz sein kraft auf in daz hirn und die über\flüzzichait
Line: 29    
zersträw.



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM MUSKATPAUM.



Line: 32    
Muscata haizt ain muskâtpaum. der wechset in dem
Line: 33    
land India, sam Plinius und Jacobus sprechent, und ist
Line: 34    
gar ain edel paum und tregt nuz, die haizent muskâten.
Line: 35    
die sint haiz und trucken in dem dritten grâd. die pesten   35

Page: 372  
Line: 1    
sint die swær sint und auf der zungen scharpf. wenn
Line: 2    
man die nuz zuo der nasen habt, daz sterkt daz hirn vast
Line: 3    
und diu gaistleichen gelider, wan si hât die kraft ze
Line: 4    
sterken von irm edelen smack.und von irr aigener art.
Line: 5    
diu nuz ist gar guot wider die kelten des magen und wi\der   5
Line: 6    
des magen unkochen. wenn man die nuz des mor\gens
Line: 7    
allain izzet, daz ist dem haupt guot, aber wenn man
Line: 8    
si ze vil nützet, krenkt si daz hirn, dar umb, daz si
Line: 9    
durchdringender nâtûr ist. wein gesoten mit muskât sterkt
Line: 10    
daz hirn. die sich pezzernt auz irem siehtum, die schül\lent   10
Line: 11    
muskât kewen, daz diu gaistleichen gelider gesterkt
Line: 12    
werden, daz herz und diu leber und andreu gelider, und
Line: 13    
schüllent auch wein trinken, der mit gesoten sei.



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 14    
Line: 15    
VON DER ONICHEN



Line: 16    
Onycha haizt ain onich und haizt auch ze latein un\gula,
Line: 17    
daz spricht clâ oder fuoznagel, sam an den füezen
Line: 18    
und an des menschen hend negel sint, wan ez ist ain edel
Line: 19    
stain, der ist an der varb sam ain nagel an dem vinger
Line: 20    
oder an der zehen, und sprechent etleich, der stain köm   20
Line: 21    
von den mervischen, die ostree haizent und sint mer\snecken,
Line: 22    
sam wir vor haben gesagt von den mervischen;
Line: 23    
aber ander sprechent, der stain sei ain paumzaher, der
Line: 24    
vliez auz ainem paum gegen der sunnen aufganch und der
Line: 25    
werd in dem lauf der zeit hert, daz der vorgenant   25
Line: 26    
stain dar auz werd. der stain oder der zaher ist guot
Line: 27    
wider die schebichait oder die räudichait und macht daz
Line: 28    
antlütz weiz und lauter. man sagt gar ain wunderleich
Line: 29    
dinch von dem stain, daz wil ich behalten, unz wir von
Line: 30    
den stainen sagen, wan müez wir des staines auch ge\denken.   30
Line: 31    




Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEM PFEFFERPAUM.



Line: 34    
Pipperis haizt ain pfefferpaum. der wehst in dem
Line: 35    
land India beseits an dem perg Caucasi, der gegen der   35

Page: 373  
Line: 1    
sunnen ligt. des paums holz und pleter geleichent ainem
Line: 2    
kranwitpaum. Rabanus spricht, der pfefferpaum hât wei\zeu
Line: 3    
körnel, aber si werdent swarz mit der prunst an der
Line: 4    
stat, wenn man die slangen scheuht. Jacobus Aquensis
Line: 5    
der pischolf spricht und sagt ain ander sach, war umb der   5
Line: 6    
pfefler swarz sei, diu vil geläupleicher ist, wan er schreibt,
Line: 7    
wenn man den pfeffer gesamnet hab ân all prunst,
Line: 8    
derr man in in ainem haizen ofen, dar umb, daz er dester
Line: 9    
lenger wer oder daz man den vrischen sâmen in andern
Line: 10    
landen niht sæe oder paw. der leiht pfeffer ist alt, der   10
Line: 11    
swær ist new. Platearius spricht, der pfeffer ist haiz in
Line: 12    
dem letzten grâd. wer den pfeffer gar klain pulvert ân
Line: 13    
daz auzer tail, alsô daz er daz auzwendig ablœst, und den
Line: 14    
kern alsô gepulvert dick besprengt mit rôsenwazzer und
Line: 15    
daz trückent und ez in tropfen weis in daz aug tuot, daz   15
Line: 16    
benimt den augen daz vel und die vinsternüss. aber die
Line: 17    
läut, die haiz und fäuht sint, die ze latein sangwinei
Line: 18    
haizent, die schüllen des pfeffers niht nützen, wan er
Line: 19    
entsleuzt und pringt etleichen den auzsetzel. des pfeffers
Line: 20    
pulver negt daz übrig flaisch auz den wunden. Galiênus   20
Line: 21    
und Aristotiles sprechent, daz dreierlai pfeffer sei, swar\zer,
Line: 22    
langer und weizer, und der aller auf ainerlai paum
Line: 23    
wachs und daz der weiz den magen mêr sterk und der
Line: 24    
lang mach daz ezzen mêr hin ab steigend in den magen
Line: 25    
und in dem gedärm. daz gevelt andern lêrærn niht, wan   25
Line: 26    
daz wir in unsern landen langen pfeffer haizen, daz ist
Line: 27    
lück an im selber und ist gestalt als länkloteu dingl, diu
Line: 28    
hangent an den haseln, ê daz die nuz dar auf gewahsen
Line: 29    
aber der lang pfeffer ist swarz und smeckt sam rehter
Line: 30    
pfeffer, iedoch ist er scharpf niht auf der zungen, und   30
Line: 31    
daz wir weizen pfeffer haizen, daz sint nuz nâhent geleich
Line: 32    
den haselnuzzen, ân daz si ain waicher schaln habent wan
Line: 33    
diu haselnuz und ain weizer schaln und habent inwendig
Line: 34    
niht ain rôt häutel und diu körnel sam diu haselnuz und
Line: 35    
der kern smeckt niendert sam der ander pfeffer, wan er   35
Line: 36    
ist süez und hât ain klain scherpfen dar ein gemischet,

Page: 374  
Line: 1    
und daz diu fruht all auf ainem paum wahs von nâtûr,
Line: 2    
daz ist niht geläupleich. der reht pfeffer hât die art, wer
Line: 3    
sein wênich izt, der harmt wol, aber wer sein vil izt,
Line: 4    
dem entsleuzt er den leip und verzert des menschen sâ\men
Line: 5    
und macht in keusch; aber der lang pfeffer und der   5
Line: 6    
weiz mêrent die unkäusch von irer fäuht. man spricht
Line: 7    
auch, wer die öpfel inwendig auzsneid und den grütz
Line: 8    
von werf und si schel und si bespreng inwendig mit ge\pulvertem
Line: 9    
langem pfeffer und si alsô prât, die pringen
Line: 10    
guot hilf zuo dewen und zuo wolkochen in dem magen.   10
Line: 11    
welheu fraw vil rehtes pfeffers nützt, wenn si swanger ist,
Line: 12    
der wirft er die gepurt auz.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM TAUBENPAUM.



Line: 15    
Ρeridixiοn ist ain paum, der wehst in dem land In\dia   15
Line: 16    
und haizt kriechisch alsô, aber er mag ze däutsch
Line: 17    
der taubenpaum haizen, und dar umb, daz ainerlai tauben
Line: 18    
des paums früht wunderleichen gern ezzent, und ist sein
Line: 19    
fruht süez, sam Isidorus spricht, und die tauben habent
Line: 20    
vrid under den esten und under dem schaten des paums   20
Line: 21    
von ainerlai slangen. von dem paum hab wir mêr ge\schriben,
Line: 22    
wir von den tauben schriben.



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM MIRRENZAHER.



Line: 25    
Stacten, sam die maister sprechent, ist ain zaher,   25
Line: 26    
der fleuzet von dem mirrenpaum. wenn der zaher hert
Line: 27    
wirt, hât er den namen, aber er ist verr scherpfer wan
Line: 28    
der mirr selb, der fäuht ist und wolsmeckend. etleich
Line: 29    
sprechent, daz der zaher vliez von dem gar alten mirren\paum,
Line: 30    
wenn der wol erhitzet von der sunnen. die andern   30
Line: 31    
sprechent, daz der reht mirrenpaum in etleichen landen
Line: 32    
den zaher pringet ân daz, daz er gar alt sei, wan daz
Line: 33    
ist gar mügleich, daz von der selben lai paum in ainem

Page: 375  
Line: 1    
land vil pezzer zaher vliez wan in dem andern, reht sam
Line: 2    
der vaizt waiz ist in ainem land verr pezzer wan in dem
Line: 3    
andern.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM STORAX



Line: 6    
Storax ist ain paum, der wehst in dem land Arabia,
Line: 7    
sam Platearius, Plinius und Isidorus sprechent, und ge\leicht
Line: 8    
nâhen ainem malgrampaum. des paums gärtel
Line: 9    
lâzent zäher in tropfen weis, wenn der stern auf gêt mit
Line: 10    
der sunnen, der canis haizt, und wenn der zaher auf die   10
Line: 11    
erden gevellet, ist er niht rain; welher aber an den
Line: 12    
ästleinn beleibt hangend und an den hälmeln, der ist rain
Line: 13    
und weiz. dar nâch wirt er goltvar von der sunnen hitz.
Line: 14    
der zaher ist vaizt und vol harz und ist gar ains wun\nicleiches
Line: 15    
smackes, und wenn man in fäuht, gibt er   15
Line: 16    
ain honigsüez fäuht. der lai zaher ist guot, der fäuht
Line: 17    
wirt wenn man in handelt mit den henden, und der aller
Line: 18    
pest smeckt, der ist guot wider die kelten und wider die
Line: 19    
krankhait des magen und treibt die fäuht auz dem hirn
Line: 20    
und rainigt ez; iedoch macht er daz haupt wêtuond.   20
Line: 21    
ander maister sprechent, daz der zaher köm von dem öl\paum,
Line: 22    
der in der môrn lant wahs, und daz er zwaierlai
Line: 23    
sei; der ain vleuzt willicleich von dem paum und ist gel
Line: 24    
und goltvar, den haizt Constantînus calamitum; der an\der
Line: 25    
kümt von dem, daz man die rinten des ölpaums seu\det,   25
Line: 26    
und der ist swarz und fäuht und haizt in Constan\tînus
Line: 27    
sigia.



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM SANDAL.



Line: 30    
Sandalus ist ain paum, der wehst gegen der sunnen   30
Line: 31    
aufganch in dem land India, sam Platearius spricht, und
Line: 32    
ist kalt und trucken. sein holz haizt sandalum und daz
Line: 33    
ist dreierlai: weiz, rôt und gel; daz gelb smeckt paz wan
Line: 34    
die andern, und allermaist wenn man ez zepricht. wer

Page: 376  
Line: 1    
daz holz pulvert und mischt ez mit rôsenöl und mit ez\zeich
Line: 2    
und macht ain pflaster dar auz und legt daz an
Line: 3    
der leber stat, daz benimt der lebern ir hitz, wenn si
Line: 4    
überhitzet ist. daz selb pulver ist auch dem guot, dem
Line: 5    
diu stirn tuot, und pringt dem menschen slâf, wenn   5
Line: 6    
man in mischet mit alraunöl und mit lactukensat. wer
Line: 7    
den pulver nimt und venichlrinden und zukker und wei\zen
Line: 8    
mâgen und arabischen zaher und lekritzenpulver und
Line: 9    
zestœzt die wol mit enander und rœstet si wol und
Line: 10    
tempert si mit ainem ainvaltigen syropl, daz ist gar guot   10
Line: 11    
wider die hitzigen apostem und wider den durst in dem
Line: 12    
fieber und wider der lebern überhitz und wider die huo\sten
Line: 13    
und wider den stirnsmerzen, der von haizer sache
Line: 14    
kümt, und daz gemächt haizt in der apotêken diasandali.
Line: 15    
iedoch macht man ez anders auch, aber daz electuari alsô   15
Line: 16    
gemacht ist pezzer und kreftiger, ez pringt auch gar kref\tigen
Line: 17    
slâf, aber muoz man der alraun pulver dar zuo
Line: 18    
tuon.



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM WEIRACHPAUM



Line: 21    
Thus haizt ain weirachpaum und ist gar ain edel
Line: 22    
paum und vol edels smackes und wehst in dem lande
Line: 23    
Arabia, sam Platearius und Plinius sprechent. der paum
Line: 24    
ist unmæzleich grôz und voller est und hât gar ain sänft
Line: 25    
rinden und hât pleter, diu sint klainer wan die pirpaum\pleter   25
Line: 26    
und sint underrôt. der paum trinket gar vil fäuh\ten
Line: 27    
in sich in dem lenzen und in dem anvang des su\mers
Line: 28    
und trinket der als vil, daz sein dünneu rind dont
Line: 29    
und sich auzreckt, und dar umb, wenn die gar heizen
Line: 30    
tag koment, der stern auf gêt mit der sunnen der    30
Line: 31    
canis haizt, in dem augst, tuot sich sein rind ain klain
Line: 32    
auf und fleuzt ain zaher dar auz, der wirt hert von dem
Line: 33    
luft, und der zaher haizt auch thus ze latein und ist
Line: 34    
rehter weirach, und der in der selben zeit wirt, der ist
Line: 35    
weiz und sinbel und ist der pest, und wenn man den   35

Page: 377  
Line: 1    
auzpricht, ist er inwendig vaizt. wenn man in zuo
Line: 2    
dem feur habt, enprint er gar leiht und ist guot wi\der
Line: 3    
der prust siehtum. wer gar liehten weirach nimt und
Line: 4    
den gar wol pulvert und newz wahs, daz allerêrst von
Line: 5    
dem honig gescheiden ist, und ungesalzen putteren und   5
Line: 6    
mischt diu dreu mit geleicher wag und zerlæt si pei dem
Line: 7    
feur und rüert si gar wol under ainander und læt daz
Line: 8    
dann küelen und erwaicht ez dann aber pei dem feur
Line: 9    
und legt ez auf ain schæffein vel an dem tail, ez an dem
Line: 10    
flaisch hieng, und legt ez auf die prust, ain apostêm   10
Line: 11    
inn ist, daz hilft gar wol. wer ain pflaster macht von
Line: 12    
weirachspulver und mit wein, daz ist guot für der augen\zäher
Line: 13    
fluz und wider den zantswern, der kümt von dem
Line: 14    
fluz auz dem haupt. wenn man den weirach lang kewt
Line: 15    
und in lang in dem mund helt und in izt, dem benimt   15
Line: 16    
er den hauptfluz, der reuma haizt. wer des paumes wei\zen
Line: 17    
zaher in trank nimt, daz sterket den magen. der
Line: 18    
swarz weirach, der ze andern zeiten auz dem paum fleuzt,
Line: 19    
hât kainen adel gegen dem weizen und ist niht sinbel sam
Line: 20    
der weiz. scholt auch wizzen, daz all die maister,   20
Line: 21    
die in der zauberkunst lêrent, daz sprechent, daz die
Line: 22    
götter und die gaist, die man anruoft mit pildengeschrift,
Line: 23    
die karacteres haizent, und mit insigelgraben, oder daz
Line: 24    
graben, daz man in vingerlein tuot, die zaubrær dester ê
Line: 25    
erhœrnt, wenn si in weirach opfernt. daz ist ain irrung   25
Line: 26    
in der haidenschaft. aber diu ganz wârhait ist, daz die
Line: 27    
pœsen gaist des weirachs rauch fliehent und daz man got
Line: 28    
besunder mit êrt, und dar umb ist weirach der dreier
Line: 29    
gâb aineu, die die drei künig unserm herren Jêsû Christô
Line: 30    
opferten, und dar umb prennt man in auch in den gots\häusern,   30
Line: 31    
aber man nimt oft andern stinkenden harz
Line: 32    
für, dar umb, daz der reht weirach seltsam ist und tewr.



Page: 378  
Book: V     V.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN KRÄUTERN
Line: 3    
IN AINER GEMAIN.



Line: 4    
An disem fünften stuck des puochs schüll wir sagen
Line: 5    
von den kräutern, und des êrsten in ainer gemain.   5
Line: 6    
Ez ist ain frâg, wie mangerlai kraut auz der erden
Line: 7    
wahs, seint diu erd neur ainerlai ist, wan si ist ain ain\valtigz
Line: 8    
element. daz verantwurt man alsô und spricht,
Line: 9    
daz diu kräuter niht wahsen noch komen auz ainvaltiger
Line: 10    
erd, wan daz ertreich, daz wir sehen und greifen und    10
Line: 11    
die paum und diu kräuter auz wahsent, daz ist gemischet
Line: 12    
auz den vier elementen: feur, luft, wazzer und auz lau\terr
Line: 13    
erd, und deu mischung ist mangerlai, daz diu
Line: 14    
kräuter mangerlai art begreifent und mangerlai gestalt.
Line: 15    
ist ain ander frâg, war umb haiz wir ain erdisch dinch   15
Line: 16    
wäzeriger nâtûr, daz ander feureiner nâtûr, daz dritt lüf\tig,
Line: 17    
daz vierd erdein, seint si doch alleu auz den vier
Line: 18    
elementen sint gemischt? dar zuo spricht man, daz ain
Line: 19    
iegleich dinch seinen namen hât nâch dem maisten werch
Line: 20    
und von der maisten aigenchait, die ez hât. wie daz nu   20
Line: 21    
sei, daz alleu erdischeu dinch auz den vier elementen
Line: 22    
sein, doch ist ainz hitziger wan daz ander, daz haiz wir
Line: 23    
feurein, und ainz fäuhter wan daz ander, daz haiz wir
Line: 24    
wäzerig. ist etleichz gar leiht und zeuht über sich,
Line: 25    
daz haiz wir lüftig. welhez aber gar swær ist und kalt   25
Line: 26    
und under sich zeuht, daz haiz wir erdischer nâtûr, wie
Line: 27    
daz sei, daz alleu tier und all paum, kräuter, gesmeid und
Line: 28    
stain der erd allermaist haben. nu maht frâgen ze\hant,
Line: 29    
seint diu dinch alleu der erd allermaist habent, war

Page: 379  
Line: 1    
umb ist dann ir etleichs maistez werch feurein oder wä\zerig?
Line: 2    
dar zuo antwürt ich dir ân die andern maister
Line: 3    
und sprich, wie daz sei, daz diu vorgenanten dinch der
Line: 4    
erden allermaist haben nâch der grœz, doch hât etleichz
Line: 5    
ains andern elementes mêr nâch der kraft, wan ains   5
Line: 6    
pfeffers korns grôz feurs oder luftes hât mêr kraft und
Line: 7    
werks denn gar michel erd oder wazzers. auch nement
Line: 8    
diu dinch ir kraft von den formen und von den aigenc\haiten,
Line: 9    
die der himel kreft dar ein drückent. noch ist
Line: 10    
ain frâg. seint ain kraut an der kraft kalt ist, daz ander   10
Line: 11    
warm, ainz süez, daz ander sawr und pitter und sich ain
Line: 12    
iegleich dinch nert von seinem gleichen, sam süez von
Line: 13    
süezem, saur von saurem, wie mag auz ainerlai erd in
Line: 14    
dem selben garten mangerlai kraut gewahsen und sich
Line: 15    
dar inn ernern? dar zuo antwürt man und sprichet, daz   15
Line: 16    
diu kräuter mangerlai art auz dem selben ertreich wahsen
Line: 17    
von mangerlai stern kreften an den himeln, wan ain ieg\leich
Line: 18    
form in disen zergäncleichen dingen hât ir aigen
Line: 19    
sternes kraft in dem himel. seint nu diu vier element
Line: 20    
mit enander gemischt sint in der erden, diu kräuter   20
Line: 21    
wahsent, sam vor gesprochen ist, zeuht iegleichs ster\nes
Line: 22    
kraft des elementes allermaist zuo irm werk, des si
Line: 23    
allermaist bedarf, und diu kräuter geporn sint,
Line: 24    
ziehent si auch ir narung auz den vier elementen nâch
Line: 25    
mêr und nâch minner, reht als si bedürfent. doch müe\zent   25
Line: 26    
si der erd allermaist haben in irr narung, sam si
Line: 27    
habent an irem selpwesen, und dar umb dorrent si in
Line: 28    
dem luft, wenn man si auz der erd zeuht. wie daz sei,
Line: 29    
daz der luft pei der erd, wir wonen, auch gemischt
Line: 30    
sei auz den vier elementen, doch hât er der ze wênig,   30
Line: 31    
alsô daz den kräutern niht genüegt. nu maht frâgen
Line: 32    
ains, des daz puoch ze latein niht frâgt: ob diu kräuter
Line: 33    
ir kreft all haben von der mischung der vier element?
Line: 34    
sprich ich: nain! wan si habent wunderleicheu werch
Line: 35    
von der stern kreften, die sich in ir form drückent, reht   35
Line: 36    
sam ain gaistleich form oder ain ebenpild ains geminten

Page: 380  
Line: 1    
dinges, daz in den spiegel deiner vernunft ist gedrückt,
Line: 2    
daz zeuht dich von ainer stat an die andern; reht in der
Line: 3    
weis würkent der stern kreft in der kräuter art, und dar
Line: 4    
zuo helfent ze stunden die starken kreft der hailigen
Line: 5    
wort, mit man got anruofet und die kräuter beswert   5
Line: 6    
und gesegent und auch daz edel gestain, sam man daz
Line: 7    
weichwazzer gesegent. sprichst aber , daz daz gescheh
Line: 8    
von dem pœsen gaist, daz ist niht wâr, tuost ez dann
Line: 9    
in pœser mainung. maht ain iegleich dinch wol han\deln
Line: 10    
in übel oder in guot. sage mir, waz ain vogel sünde,   10
Line: 11    
der haizt ze latein merops und haizt ze däutsch paum\heckel
Line: 12    
und nistet in den holen paumen, und wenn man
Line: 13    
im seineu kint versleht mit ainem zwickel, pringt er
Line: 14    
ain kraut und helt daz für den zwickel, vert er her
Line: 15    
dan. daz kraut haizt ze latein herba meropis, daz spricht   15
Line: 16    
paumhäckelkraut und haizt in der zaubrær puoch thora
Line: 17    
und wær niht guot, daz man ez gemaincleich erkennet,
Line: 18    
wan ez gênt sloz gegen im auf; mit sünte niemant,
Line: 19    
der gevangen wær auf den leip. ez habent auch andreu
Line: 20    
kräuter gar wunderleicheu werch, sam patönigekraut und   20
Line: 21    
eisenkraut, daz ze latein verbena haizt. iedoch schol man
Line: 22    
in diu kniel decken in disem strâzenlaufær, wan ez wær
Line: 23    
niht tugentleich getân, der die hailichait für die hunt
Line: 24    
würfe und der daz edel gestain under der swein füez
Line: 25    
würfe: zwâr, daz wær unpilleich. ich waiz daz wol, daz   25
Line: 26    
liebeu kint selten prôt handelnt, reis den hunden
Line: 27    
etwaz von und andern zuckern.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 28    
Line: 29    
VON DER WERMUOT.



Line: 30    
Absinthium haizet wermuot. daz ist gar ain pitter   30
Line: 31    
kraut und ist menschleicher art gar nütz und gemach\sam,
Line: 32    
alsô spricht Platearius und ander grôz maister. wer
Line: 33    
des krauts saf trinket, daz ist für mangerlai guot, er
Line: 34    
trink ez mit wein gemischt oder ungemischt. ez ist guot

Page: 381  
Line: 1    
für die würm in dem leib und für daz verschoppen
Line: 2    
der lebern und des milzes und für des hauptes siehtum,
Line: 3    
der von pœsem dunst und von pœsem dampf kümt. ez
Line: 4    
ist auch für den vallenden siehtum guot, der ze latein
Line: 5    
apoplexia haizt, wenn man fürht, daz der komen well,   5
Line: 6    
und ist gar ain guot erznei dem, der die sprâch verlorn
Line: 7    
hât. wer ôrwürm in den ôrn hab, der traufe des safes
Line: 8    
dar ein. wer daz saf trinket, dem macht ez daz gesiht
Line: 9    
klâr. ez beschirmet auch püecher, gewant und holz vil
Line: 10    
jâr vor würmen und vor mäusen und ist gar guot dem   10
Line: 11    
magen, wan den sterket ez, und sterket des ezzens ko\chen
Line: 12    
in dem magen. wenn man wermuot mit öl rœst
Line: 13    
und salbet der menschen leib mit, die behüett si vor
Line: 14    
den flœhen; und welher schreibær sein tinten mit seu\det,
Line: 15    
waz püecher oder prief er mit schreibt, diu nagent   15
Line: 16    
die mäus niht. etleich tuont auch wermuot in ir laugen
Line: 17    
für die milben. ez ist auch ain wunder, daz diu wermuot
Line: 18    
zwuo aigenchait an ir hât, die sint widerwärtig an ainander.
Line: 19    
si hât die art, daz si entsleuzt und waicht den menschen,
Line: 20    
der des bedarf, und hât auch die art, daz si zesamen   20
Line: 21    
zeuht und streng macht, aber den, der des bedarf. die
Line: 22    
andern art hât si von der grobhait ires saffes und die
Line: 23    
êrsten hât si von irr hitz und von irr pitterkait, wan
Line: 24    
wermuot ist haiz in dem êrsten grâd und trucken in dem
Line: 25    
andern.   25



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM ANETKRAUT.



Line: 28    
Anetum haizt anetkraut. daz ist haiz und trucken,
Line: 29    
sam Platearius spricht. daz kraut schol man samnen in
Line: 30    
dem herbst und schol ez derren. daz zepricht den stain   30
Line: 31    
in der plâtern und ist guot wider daz wüllen und wider
Line: 32    
die undäw und wider daz heschen, wenn man ez zuo der
Line: 33    
nasen habt. wenn man ez keut oder seudet und trinkt,
Line: 34    
daz sterket daz hirn und den magen und benimt die
Line: 35    
wind in dem leib und ist gar guot ze kochen daz harm\wazzer   35

Page: 382  
Line: 1    
in dem leib. daz kraut ist nâhen dem venichel
Line: 2    
geleich an pletern und an pluomen, ân daz sein stam
Line: 3    
kürzer ist wan des venichels stam und seiner este plüe\mel
Line: 4    
sint gel und kraizlot in ainer krôn weis. daz kraut
Line: 5    
zeitigt und kocht die kalten fäuht in dem magen und in   5
Line: 6    
dem leib und pringt guoten slâf. aber izt man ez dick,
Line: 7    
krenkt ez daz gesiht. welich ammen des krautes sâmen
Line: 8    
saufent in saufen von flaisch oder sunst, daz pringt in vil
Line: 9    
milich. scholt auch niht gedenken noch wænen, daz
Line: 10    
anetkraut aneiskraut haiz, wan daz ist ain ander kraut,   10
Line: 11    
als her nâch kunt wirt.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM EPF.



Line: 14    
Apium haizt epf. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 15    
sam Platearius spricht, und sein wurzl und seineu pleter   15
Line: 16    
sint in erznei guot und hât ain wênich praiter pleter
Line: 17    
wan der petersil und ist mangerlai. ainz wehset auf
Line: 18    
pergen, daz ander in wälden, daz dritt ist haimisch und
Line: 19    
daz vierd wehset in wazzer, und ainrlai ist, des stam ist
Line: 20    
hol und weizlot. daz kraut entlœst plæung in dem leib   20
Line: 21    
und öffent daz verschoppen des leibes und dar umb macht
Line: 22    
ez switzend. daz haimisch epfich macht den munt wol\smeckend,
Line: 23    
aber ez ist dem haupt pœs und erwecket den
Line: 24    
vallenden siehtum, der ze latein epilencia haizt. wer
Line: 25    
auch des krautes wurzeln an den hals henkt, dem ver\treibt   25
Line: 26    
si den zantsmerzen. Galiênus spricht, daz daz
Line: 27    
kraut guot sei ze ezzen mit lactuken, wan ez senftigt der
Line: 28    
lactuken kelten, und sein sâm ist guot wider die wazzer\suht,
Line: 29    
wan er hitzet die lebern und rainigt si. und seint
Line: 30    
der sâm daz harmwazzer pringt und der frawen haimli\chait,   30
Line: 31    
dar umb ist er swangern frawen niht guot. wer den
Line: 32    
sâmen tempert mit weizem wein und pindet in auf der
Line: 33    
plâtern stat, daz pringt im daz harmwazzer. ez sprechent
Line: 34    
auch etleich, daz daz kraut und sein sâm den ammen
Line: 35    
schad sei, wan ez pringt unkäusch und mit der unkäusch   35

Page: 383  
Line: 1    
sinket in diu behend fäuht auz den prüstleinn hin ab zuo
Line: 2    
der unkäuschen stat.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 3    
Line: 4    
VON DER HOBWURZ.



Line: 5    
Aristologia haizt in etleicher däutsch hobwurz und   5
Line: 6    
ist ain kraut, daz hât manig wunderleich kraft und, sam
Line: 7    
Diascorides spricht, diu wurz ist mangerlai. etleich ist
Line: 8    
lang, etleich sinbel und etleich sam die weinrebeste. un\der
Line: 9    
dem kraut ist ainz si, daz ander er. seineu pleter
Line: 10    
smeckent wol und habent ain scherpf in dem smack und   10
Line: 11    
sint etwaz sinbel. daz kraut ist behend und gibt von
Line: 12    
ainer wurz vil langer est und ist in seiner pluomen ain
Line: 13    
rôt dingel, gestalt sam ain hüetl, daz stinkt. sein wurzel
Line: 14    
ist an der grœz sam ain vinger und an der leng ains
Line: 15    
teners lanch. daz kraut ist an der kraft haiz und trucken   15
Line: 16    
und hât die kraft, daz ez abwescht und rainigt, wan ez
Line: 17    
rainigt die zend von irr unsauberkait und die haut von
Line: 18    
irr fäuht und von irn mailen und klært des leibes varb,
Line: 19    
und wenn man sein saf in diu ôrn trauft mit honig, daz
Line: 20    
scherpft daz gehœrn und rainigt die ôrn von iren unsau\berkaiten   20
Line: 21    
und wert, daz ihts aiters dar inn werd. ez ist
Line: 22    
auch guot den hinvallenden, die ze latein epilentici hai\zent,
Line: 23    
und rainigt die prust. welheu fraw ez trinket mit
Line: 24    
mirren und mit pfeffer, die fürbt ez und rainigt si von
Line: 25    
der überflüzzichait in der muoter wenn si gepirt und   25
Line: 26    
pringt den frawen ir haimlichait und zeuht die gepurt
Line: 27    
auz der guldeinen porten. daz kraut zeuht auch dorn
Line: 28    
auz des menschen flaisch und pfeil und ander dinch. ez
Line: 29    
ist auch guot für vergiftiger tier piz. sein pulver mit
Line: 30    
minzensaf oder ain waizel gedaucht in daz pulver mit   30
Line: 31    
honig negt daz tôt oder daz wild flaisch auz den wunden.
Line: 32    
wenn ain fraw ain tôtez kindel pei ir hab, die trink wein
Line: 33    
mit des krautes wurzeln gesoten, der treibt die tôten ge\purt
Line: 34    
auz. daz pulver ist auch für die schebichait und
Line: 35    
die reudichait guot.   35

Page: 384  


Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KNOBLAUCH.



Line: 3    
Allium haizt knoblauch. der ist haiz und trucken
Line: 4    
mit seiner kraft und ist guot wider die kalten vergift.
Line: 5    
dar umb spricht man: knoblauch ist der gepaurn triakers.   5
Line: 6    
er schat auch dem gesiht und ganz dem leib, wenn man
Line: 7    
sein ze vil nimt. wer knoblauch rœstet und pindet in auf
Line: 8    
die âdern pei der faust, daz benimt den zenden iren smer\zen.
Line: 9    
gesoten knoblauch sterkt die prust und die stimm
Line: 10    
und entsleuzt den leip und sterkt daz ezzenkochen in dem   10
Line: 11    
magen und verzert pœs trank und pœs fäuht in dem
Line: 12    
magen. aber rôch knoblauch tuot in dem haupt .



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM VERBKRAUT.



Line: 15    
Alterana haizt verbkraut dar umb, daz ez des men\schen   15
Line: 16    
leip verbt. daz kraut ist an der kraft kalt und
Line: 17    
trucken und wenn sich ain mensch vor gewaschen hât in
Line: 18    
dem pad und sich salbet mit dem kraut und beweschet
Line: 19    
sich dar nâch mit warm wazzer und an dem andern tag
Line: 20    
auch und tuot daz alsô oft, daz rainigt den leip gar   20
Line: 21    
schôn und macht in auz der mâzen weiz. aber an dem
Line: 22    
êrsten tag scheinent diu gesalbten glider gar ungestalt,
Line: 23    
an dem andern tag niht ungestalt und an dem dritten
Line: 24    
allerminst und an dem vierden gar lieht und lauter. daz
Line: 25    
kraut ist gar guot zuo wunden ze hailen und dar zuo ist   25
Line: 26    
auch cinamomespulver guot, hâst kainen andern.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM ANEIS.



Line: 29    
Anisium haizt aneis und haizt auch rœmischer ve\nichl,
Line: 30    
wan daz kraut hât pleter sam der venichl, ân daz   30
Line: 31    
si ain klain praiter sint, und daz kraut hât sâmen, der
Line: 32    
haizet auch aneis. daz aneis ist an der kraft haiz und

Page: 385  
Line: 1    
trucken und haizt man ez auch süezen kümel und hât
Line: 2    
die kraft, daz ez entsleuzt und verzert und ist gar guot
Line: 3    
für die wint in dem leib und wider daz unkochen in dem
Line: 4    
magen und ist gar guot wider den ôrnsiehtum, der von
Line: 5    
fäuht kümt. ez mêrt auch der frawen milich in den   5
Line: 6    
prüstlein und pringt daz harmwazzer vast und den frawen
Line: 7    
ir gewonhait oder ir haimlichait und rainigt die muoter
Line: 8    
von dem weizen fluz, aber ez locket zuo unkäusch, ez
Line: 9    
zeuht den leip zuo und öffent der niern verschoppen und
Line: 10    
treibt vergift auz.   10



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM PEIPOZ.



Line: 13    
Artemisia haizet peipôz. daz kraut ist haiz und
Line: 14    
trucken und den guot, die unperhaft sint von übriger
Line: 15    
fäuhten. ez sprechent auch die maister, wer ez an diu   15
Line: 16    
pain pind, ez benem den wegraisern ir müed. daz ver\suoch,
Line: 17    
wan ich gelaub sein niht, ez wær dann bezaubert.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 18    
Line: 19    
VON DER MALTEN.



Line: 20    
Atriplex haizt malten und haizt anderswâ molt und   20
Line: 21    
haizt auch ze latein chrysolochanna. daz kraut hât prai\teu
Line: 22    
pleter mit weiz gesprengt, sam mel dar auf sei ge\sprengt,
Line: 23    
und kochent ez die läut auf dem gäw mit flaisch.
Line: 24    
daz kraut ist an der art kalt und fäuht und ist klainer
Line: 25    
narung von seiner wäzzerichait. ist daz man des krautes   25
Line: 26    
pleter in ainein newen hafen under die erd setzet, alsô
Line: 27    
daz der hafen niht auzgedunsten mag, werdent frösch
Line: 28    
auz den pletern.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 29    
Line: 30    
VON DER WEIZEN PAPELN



Line: 31    
Alcea haizt weizpapel. daz kraut ist haiz in ainer
Line: 32    
ebenmæzichait und haizt auch ze latein bismalva und hât
Line: 33    
pleter sam die papeln habent, aber daz kraut ist grœzer

Page: 386  
Line: 1    
und hât langeu pain und hât der vil auz ainer wurzel
Line: 2    
gênd. daz kraut und sein wurz und sein sâm habent die
Line: 3    
art, daz si die apostem waichent und hindernt si, daz si
Line: 4    
iht wahsent, und machent die apostem und die geswer
Line: 5    
zeitig, die von pluots nâtûr sint, und mit genssmalz ist   5
Line: 6    
daz kraut guot dem smerzen, der in der gelider zuofuog
Line: 7    
ist, diu gelider auf ainander stôzent, sam in dem knie
Line: 8    
und anderswâ. man daz kraut seudet, rainigt ez
Line: 9    
den leip von dem gestank und von der stinkenden über\flüzzichait
Line: 10    
in dem leib. wenn man seinen sâmen trinkt   10
Line: 11    
mit wein und mit öl, daz ist guot für vergift.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM MÄUSŒRL.



Line: 14    
Auricula muris haizt mäusœrl, dar umb, daz daz
Line: 15    
kraut plätel hât gestalt sam der mäus œrl sint, und praitt   15
Line: 16    
sich auf die erd und hât plâbeu plüeml und ist an der
Line: 17    
kraft kalt und fäuht und hât all die kraft, die wermuot
Line: 18    
hât, und man daz kraut trinket und mit der nasen
Line: 19    
niest dar auz, daz ist den hinvallenden guot.



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 20    
Line: 21    
VON DER PATONIGEN.



Line: 22    
Betonica haizt patönig. daz kraut ist haiz und
Line: 23    
trucken, sam Platearius spricht, und seineu pleter sint
Line: 24    
zuo erznei guot. ez sei daz kraut grüen oder dürr,
Line: 25    
hât ez vil kreft. wenn man ez seudet mit wermuotsaf,   25
Line: 26    
ist ez guot für den hauptsiehtum. Alexander spricht,
Line: 27    
wer ez nüehtarn trink oder daz kraut nüehtarn ezze, daz
Line: 28    
mach diu augen scharpf und benem in ir zaher und ir
Line: 29    
vinsternüss und mach si klâr. daz kraut suochent die
Line: 30    
zaubrær gar vil und sprechent, daz ez ain kraft hab zuo   30
Line: 31    
wârsagen, wenn man ez beswer als man schol. und zwâr,
Line: 32    
ich waiz ain mairinn, diu vil mit dem kraut würkt und
Line: 33    
gar wunderleicheu dinch. schol diu red beleiben.

Page: 387  



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM BASILIGEN.



Line: 3    
Basilicon haizt ain basilig. daz ist ain kraut, daz
Line: 4    
hât gar ain edeln smack, der weinet ain tail. daz kraut
Line: 5    
haizt auch traguntea oder serpentaria oder colubrina   5
Line: 6    
und ist zwaierlai. daz ain hât klaineu pleter und daz
Line: 7    
ander grôzeu nâhent als der minzen pleter. daz kraut
Line: 8    
ist haiz und trucken und hât die art, sam etleich spre\chent,
Line: 9    
daz ez die slangen verjagt von dem menschen,
Line: 10    
der ez pei im tregt, und spricht Alexander, daz daz kraut   10
Line: 11    
wahse an der stat, der unk geporn werd. daz waiz
Line: 12    
ich Megenbergær niht, aber ich waiz daz wol, daz ez die
Line: 13    
maister ziehent in irn gärtleinn vor ir slâfkamern ze Parîs,
Line: 14    
und smecket niht, unz daz man ez rüert mit der hant,
Line: 15    
gibt ez ainen smack, der dem herzen wol tuot, reht   15
Line: 16    
als ain zühtig weiser man, der vil edels dinges in seiner
Line: 17    
sêl verporgen hât: des prüeft man dick niht, unz man in
Line: 18    
üebet mit flêh, mit gâb oder mit andern dingen.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 19    
Line: 20    
VON DER HAUSWURZ



Line: 21    
Barba Jovis haizet hauswurz. daz kraut ist gar kalt
Line: 22    
und ist guot der überhitzten lebern, und die maister, die
Line: 23    
sich fleizent zauberei, die sprechent, daz ez den donr und
Line: 24    
daz himelplatzen verjag, und dar umb pflanzet man ez auf
Line: 25    
den häusern. daz kraut hât die art, sam etleich spre\chent,   25
Line: 26    
wer ez zuo ainem flaisch in ainen hafen leg,
Line: 27    
mach ez auz zwain stucken flaisch ain stuck, und ist guot
Line: 28    
wider die haizen apostem.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM PIEZENKRAUT



Line: 31    
Beta oder blitus haizt piezenkraut oder mangolt
Line: 32    
und ist zwairlai. ainz hât grüen stengel und daz ander

Page: 388  
Line: 1    
hât rôt stengel und daz ist grœzer und pezzer. ietwederz
Line: 2    
hât praiteu pleter sam der wegreich, ân daz diu piezen\pleter
Line: 3    
lenger sint. daz kraut ist kalt und fäuht in mit\telmâz
Line: 4    
und dar umb, wenn man petersil dar zuo mischt,
Line: 5    
ist ez gesunt ze ezzen und ist waich und lât sich sanft   5
Line: 6    
kochen in dem magen, wenn man ez sauber beraitt und
Line: 7    
kocht pei dem feur.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 8    
Line: 9    
VON DER GAMILLEN.



Line: 10    
Camomilla haizt gamillen und daz kraut ist dreir\lai.   10
Line: 11    
daz ain hât weiz pluomen, daz ander gel, daz dritt
Line: 12    
purpervar. daz kraut ist haiz und trucken, sam Galiênus
Line: 13    
spricht, und geleicht der rôsen an vil kreften. ez ver\treibt
Line: 14    
die haizen apostem, mit, daz ez waich macht
Line: 15    
und entsleuzt. ez sterkt diu gelider, diu vil âdern ha\bent,   15
Line: 16    
und pringt diu müeden gelider zuo iren kreften,
Line: 17    
wan sein hitz geleicht vil des menschen hitz, und sterkt
Line: 18    
daz hirn und benimt dem haupt sein pœs materi und be\nimt
Line: 19    
die gelsuht. ist daz ain swangereu fraw sich in ga\millenwazzer
Line: 20    
setzt, mit si gesoten ist, zeuht si ir   20
Line: 21    
die gepurt her für mit dem pälglein, und ist guot zuo
Line: 22    
der lenden siehtum.



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM ZWIVAL.



Line: 25    
Cepe haizt ain zwival oder ain zwibol. der hât die   25
Line: 26    
art, daz er vast öffent die gäng in diu gelider und in dem
Line: 27    
leib und plæt und zeuht daz pluot auz under die haut,
Line: 28    
dar umb macht er die haut rôt und pringt ain guot varb.
Line: 29    
wenn er niht gesoten ist oder gerœstet, hât er klain
Line: 30    
narung, aber er gekocht ist pei dem feur, pringet   30
Line: 31    
er ain grôz dick fäuht, diu etwaz nert, iedoch macht er
Line: 32    
pœs pluot und fäuht in dem leib, dar umb ist er der ver\nunft
Line: 33    
und dem sinn schad. er sterkt den magen und
Line: 34    
pringt ainen lust ze ezzen. er öffent die afternâdern, die

Page: 389  
Line: 1    
ze latein emoroides haizent, und erwegt die unkäusch.
Line: 2    
sein wazzer ist guot für der töbigen hunde piz, wenn
Line: 3    
man die wunden mit salbet oder der ain pflaster dar
Line: 4    
auz macht und ez über pindet.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM KICHERKRAUT.



Line: 7    
Cicer haizt ain kicherkraut und hât klaineu pleter
Line: 8    
wan die fasœln oder wan die pôn und die linsen und die
Line: 9    
wicken und ist zwaierlai, rôt und weiz. des krauts korn
Line: 10    
ist länkelot und spitzig und etleich kicher ist haimisch,   10
Line: 11    
etleicher wild. des haimischen narung ist pezzer wan des
Line: 12    
wilden, aber der wild ist pezzer und haizer und læt sich
Line: 13    
paz däwen und würkt gewelticleicher wan der haimisch.
Line: 14    
der kicher ist haiz und trucken an der kraft und ist pez\zer
Line: 15    
narung dann die pôn sint. iedoch speiset si aller\maist   15
Line: 16    
die lungen. wer die kichern fäuht macht und die
Line: 17    
izt, dem pringt si ain guot varb. man spricht auch, daz
Line: 18    
si guot sei dem smerzen in dem ruck und ir einguz ist
Line: 19    
guot für des zantflaisches smerzen und zuo den haizen
Line: 20    
apostemen, die hinder den ôrn wahsent. die kichern ma\chent   20
Line: 21    
die stimm klâr, dar umb, daz si die lungen paz
Line: 22    
fuorent dann kainerlai ander dinch, und dar umb macht
Line: 23    
man saufen auz dem kichermelb. wenn man si kocht,
Line: 24    
sint si guot für die wazzersuht und für die gelsuht,
Line: 25    
wan si öffent, und allermaist die swarzen kichern. wenn   25
Line: 26    
man si izt, schol man si niht des êrsten auf den tisch
Line: 27    
tragen noch ze letzt, man schol si in der mitt ezzen zwi\schen
Line: 28    
andern gerihten. der swarzen kichern kochwazzer
Line: 29    
und ir ezzen zepricht den stain in der plâtern und in
Line: 30    
den niern, wenn man si kocht mit mandelöl und mit rätich   30
Line: 31    
und mit epf. allerlai kicher zeuht die gepurt auz der
Line: 32    
muoter und pringt die unkäusch gar krefticleich und ir
Line: 33    
einguz sterkt der unkäusch gelider, wenn man si nüehtarn
Line: 34    
säuft und trinkt, und mit behüett man manig ê, der

Page: 390  
Line: 1    
ez west. die arbaiz tregt vil über ain mit dem kichern
Line: 2    
an den vorgenanten werken.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM SCHELLKRAUT.



Line: 5    
Celidonia haizt schellkraut. daz ist haiz und tru\cken,   5
Line: 6    
sam Platearius spricht. daz kraut rainigt daz haupt
Line: 7    
und scherpfet daz gesiht. Isidorus spricht, daz daz kraut
Line: 8    
der swalben kraut sei; wan ist, daz den jungen swal\ben
Line: 9    
mit ainer nâdeln in diu augen stichst, pringt ir
Line: 10    
muoter zehant die pluomen von dem kraut und habt die   10
Line: 11    
an der kindel augen, kümt in daz gesiht wider. des
Line: 12    
krauts saf ist den augen gar guot, wan ez benimt die plâ\tern
Line: 13    
in den augen und die scherpfen und diu weizen mail.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 14    
Line: 15    
VON DER HUNDSZUNGEN



Line: 16    
Cinoglossa haizt hundszung. daz kraut ist guot für
Line: 17    
den viertägleichen riten, und sagt daz puoch ze latein
Line: 18    
niht mêr von. vinde ich auch in andern meinen
Line: 19    
püechern, diu von den kräutern sagent, niht mêr von.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 20    
Line: 21    
VON DER PINZEN.



Line: 22    
Cirpus haizt ain pinz oder in anderr däutsch ain semd
Line: 23    
und wehset gern in pfüeln und an mosigen steten,
Line: 24    
stênt. daz kraut hât gar ain grüen rinden und hât in\wendig
Line: 25    
ain grôzen lôsen kern, den haizent die maister   25
Line: 26    
sein mark. wenn man daz mark oder den kern in ge\mischten
Line: 27    
wein legt, zeuht er daz wazzer an sich und
Line: 28    
schaidet den wein von dem wazzer. daz kraut ist der
Line: 29    
grôzen pinzen und wehst lang über sich auf ân all kno\den
Line: 30    
und ist sein saf gar rôch und wäzzrig, und die sel\ben   30
Line: 31    
art, die des krautes mark an im hât, die hât auch

Page: 391  
Line: 1    
der slâten mark oder kern, daz ze latein carectum haizt,
Line: 2    
und wechst auch an wäzzrigen steten und haizt auch ze
Line: 3    
latein gladiolus, dar umb, daz ez ainem swert geleicht.



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM ERDAPFEL



Line: 6    
Citrullus haizet ain erdapfel und ist nâhent gestalt
Line: 7    
sam die pfedem, die ze latein pepones haizent. aber der
Line: 8    
erdapfel ist grüen und die pfedem sint gel und kraizlot
Line: 9    
an der rinden, iedoch nennet si diu gemain dick geleich.
Line: 10    
die früht sint alle schad, wan si pringent rôch fäuht und   10
Line: 11    
fäul in den âdern und grôz siehtum dar nâch. iedoch
Line: 12    
habent si die güet an in, wenn man si den âmechtigen
Line: 13    
für die nasen habt, koment si wider zuo in selben und
Line: 14    
beginnent reden. si leschent auch den durst und ir ple\ter
Line: 15    
sint guot für der töbigen hunde piz.   15



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM SWEINKRAUT.



Line: 18    
Cyclamen haizt sweinkraut und haizt auch panis por\cinus,
Line: 19    
daz spricht sweinprôt. daz kraut ist haiz und tru\cken
Line: 20    
und sein wurzel ist guot zuo erznei. die wurzel   20
Line: 21    
schol man spalten in vier stück, der herbst schier ain
Line: 22    
ende nimt, und schol si mit dem kraut aufhâhen an ain
Line: 23    
vinster stat oder der sunnen schein klain sei. diu hât
Line: 24    
ain kraft, daz si entsleuzt und zuo ir zeuht und ist guot
Line: 25    
zuo den afternâdern, die ze latein emoroides haizent, wenn   25
Line: 26    
die zeplæt sint und doch niht vliezent.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 27    
Line: 28    
VON DER KÜNIGSKRON.



Line: 29    
Corona regis haizet künigskrôn. daz ist ain kraut
Line: 30    
daz hât vil pleter auf ainem stengel, diu sint gestalt sam   30
Line: 31    
der basiligen pleter und sint alle durchlöchert mit vil

Page: 392  
Line: 1    
löchlein, dar umb haizent si auch ze latein perforata, daz
Line: 2    
spricht diu löchærinn und haizt in kriechisch ypiricοn.
Line: 3    
daz kraut hât die art, daz ez daz herz sterkt und die
Line: 4    
leber und rainigt die nieren und hailt die gesweren und
Line: 5    
allermaist die grôzen unreinen gesweren, die ze latein   5
Line: 6    
annuates haizent, und suocht die vergift. daz kraut hai\zet
Line: 7    
auch sant Johannskraut.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM SAFFRAN.



Line: 10    
Crocus haizt saffrân. daz ist ain gar wolsmeckendez   10
Line: 11    
kraut und haizt sein pluom auch ze latein crocus und ist
Line: 12    
haiz und trucken ebenmæzicleich. der saffrân hât die
Line: 13    
kraft ze kreftigen und ze sterken und dar umb ist er
Line: 14    
guot wider des magen krankhait und wider des menschen
Line: 15    
âmaht, diu ze latein syncopis haizt, und wider die augen\rœte,   15
Line: 16    
diu von pluot kümt oder von colera. man schol
Line: 17    
den saffrân hitzen in ainem scherben und schol in dann
Line: 18    
pulvern und daz pulver mischen mit vaiztem wazzer, daz
Line: 19    
entsleuzt und erwaicht den leip und ist auch guot zuo
Line: 20    
den sachen, diu vorgenant sint. aber man schol in den   20
Line: 21    
läuten niht geben, die haiz und trucken sint und die ze
Line: 22    
latein colerici haizent, wan die macht er unlustig und
Line: 23    
pringt in wüllen. wer aber diu augen mit erznein well,
Line: 24    
der temper den pulver mit ainem weizen ains ais und
Line: 25    
tunk ain paumwoll dar ein und leg die in diu augen.   25
Line: 26    
diu paumwoll haizet bombax ze latein, von kümt bom\basium,
Line: 27    
daz haizet ain bammais, daz dar auz ist gemacht.
Line: 28    
aber limbasium haizt ain leinein bammais. wenn man
Line: 29    
saffrân in wein trinkt, macht er trunken und macht
Line: 30    
die läut vil lachent, alsô daz si niht wizzent, dar umb,   30
Line: 31    
daz er daz herz sterkt und frœleich macht. ez sprechent
Line: 32    
auch etleich, wenn man in trink, daz er etswenn frœ\leich
Line: 33    
mach, daz der mensch in fräuden sterb. etleich
Line: 34    
sprechent auch, daz der saffrân dem milz guot sei und daz

Page: 393  
Line: 1    
er die unkäusch erweck. er pringt auch daz harmwazzer.
Line: 2    
ez sprechent auch etleich, wenn man in in trank geb,
Line: 3    
fürder er die gepurt auz der muoter und daz er die
Line: 4    
muoter in der frawen entsliez, wenn si hert sei worden
Line: 5    
und sich zesamen hab gezogen.   5



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM KÜRBIZ.



Line: 8    
Cucurbita haizt ain kürbiz. daz kraut ist haiz und
Line: 9    
fäuht mæzicleich, sam Platearius spricht. die sâmen, die
Line: 10    
in des krauts frühten sint, die sint guot zuo erznei, wenn   10
Line: 11    
man si geseudet, niht rôch. si sint guot für der lebern
Line: 12    
verschoppen und für der gaistleichen gelider apostem, sam
Line: 13    
diu prust ist und andreu gelider. der kürwiz ist guot in
Line: 14    
süchten, wenn man in seudet oder præt ân allez gemächt
Line: 15    
und in dem siechen gibt ze ezzen. wenn man in pächt   15
Line: 16    
in taig und in dann zerlæzt in wazzer und zucker tuot
Line: 17    
zuo dem wazzer, daz ist gar ain guoter syropl den, die
Line: 18    
in süchten ligent. wenn man den kürbz seudet und daz
Line: 19    
wazzer ze trinken gibt dem die leber erhitzet ist, daz
Line: 20    
hilft in gar wol. Michahel der Schott spricht, der kür\biz   20
Line: 21    
praitt sein pluomen in der naht und erzaigt sein êre
Line: 22    
in der vinster, und der tag kümt, zeuht er sein
Line: 23    
pluomen wider zesamen mit ainem abnemen, unz daz si
Line: 24    
zuo letzt dürr werdent und abvallent.
Line: 25    
Awê owê, wir armen sündær, wie verzer wir unser   25
Line: 26    
pluomen und unser kraft in der vinster mit pôshait und
Line: 27    
an dem lieht guoter werk zieh wir uns ein und alsô
Line: 28    
dorr wir in unsern tôt und in unser vallen. ach und
Line: 29    
aber ach und ich armer kürwiz, wie lang hât mich
Line: 30    
diu werlt in die vinster gezogen und lockt mich noch.   30
Line: 31    
wol hin, valschait, wol hin üppichait ain valscher ge\lust!
Line: 32    
hâst weder trew noch wârhait, weder tugent
Line: 33    
noch kraft. hilf mir, helfærinn auz diser valschait, ich
Line: 34    
hoff, ez wer niht lang.

Page: 394  



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KÖLKRAUT.



Line: 3    
Caulis haizt kölkraut. daz hât ainen langen rôten
Line: 4    
stengel und hât grôzeu praiteu pleter, diu werdent rôt,
Line: 5    
wenn si der frost durchgêt. daz kraut ist niht guoter   5
Line: 6    
narung und macht dickez pluot und zerplæt den leip und
Line: 7    
pringt vil smerzen. iedoch ist daz kraut haiz und tru\cken,
Line: 8    
aber sein hitz ist klainer wan sein trücken. wer
Line: 9    
die köl reht kochen well, der giez ir êrstez wazzer ab,
Line: 10    
dar inn si erwallen sint, und koch si dann mit vaiztem   10
Line: 11    
flaisch und mit guoten dingen, wirt ir narung pezzer.
Line: 12    
aber si truckent die zungen und pringent den slâf und
Line: 13    
hindernt die trunkenhait und machent die stimm clâr.
Line: 14    
wenn man köl und haselpaum pflanzet zuo der weinrehen
Line: 15    
wurzel, verderbent si die weinreben.   15



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM SUNNENWERBEL.



Line: 18    
Cicorea haizet etswâ sunnenwerbel und etswâ ringel\kraut
Line: 19    
und haizt auch ze latein solsequium oder sponsa
Line: 20    
solis, daz spricht der sunnen praut, und des krautes pluom   20
Line: 21    
haizt dionysia, diu praitt sich auf gegen der sunnen auf\ganch.
Line: 22    
daz kraut ist kalt und fäuht, sam Platearius
Line: 23    
spricht. wer daz zerstœzt und ez izzet, dem ist ez guot
Line: 24    
für die vergift und wider der vergiftigen tier piz und
Line: 25    
allermaist man ez auf die wunden legt. sein saf ist   25
Line: 26    
guot für der lebern verschoppen und des milzes, wenn
Line: 27    
daz verschoppen kümpt von hitz. daz kraut wehset gern
Line: 28    
auf herter getretener erde pei den strâzen und hât gar
Line: 29    
ainen herten stengel und sein pluom ist plâvar oder gel\var,
Line: 30    
sam ain edelstain, haizt jâchant.   30



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 31    
Line: 32    
VON DER HONIGRŒREN.



Line: 33    
Canna mellis haizt honigrœr. diu geleicht nâhent
Line: 34    
der gemainen rœrn, ân daz diu honigrœr dick ist und

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Line: 1    
süez. aber diu gemain rœr, diu in den lachen wechst
Line: 2    
und in mosigen steten, diu ist gar hol und ungesmach.
Line: 3    
wenn man die honigrœrn speltet und seudet, der schaum,
Line: 4    
der von kümt, wirt zukker. waz aber der zukker kraft
Line: 5    
hab, daz wirt her nâch kunt.   5



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM WANZENKRAUT.



Line: 8    
Coriandrum haizt in etleicher däutsch wanzenkraut.
Line: 9    
daz kraut ist warm und trucken, sam etleich sprechent.
Line: 10    
aber Galiênus spricht, daz ez ain lâb fäuhten hab, und   10
Line: 11    
Avicenna spricht, daz sein fäuht kalt sei. die zwai be\stênt
Line: 12    
wol mit enander, wan lâb haizt wol kalt gegen
Line: 13    
warm; iedoch hât Avicenna den sin niht gehabt. wie
Line: 14    
dem sei, erkenn daz kraut alsô. seineu pleter sint
Line: 15    
zerstrobelt und sein pluom ist gel und sein sâm ist sinbel   15
Line: 16    
vil nâch als veiolsâm und ist weiz. wenn man daz kraut
Line: 17    
seudet, schaidet sich sein wirm von der kelten. und
Line: 18    
dar umb, wer seinen saf vil trinket, den tœtt ez mit kel\ten.
Line: 19    
ez hât die art, daz ez den räuchen und den dünsten
Line: 20    
wert, daz si iht aufgên in daz haupt von dem magen,   20
Line: 21    
und dar umb legt man ez in der läut ezzen, die hinval\lent
Line: 22    
von den selben dünsten; aber man schol sein wênich
Line: 23    
ezzen. aber unser puoch ze latein sagt anders von dem
Line: 24    
kraut, des ich niht acht an dém stuck, ich volg dem pezzern.



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM CAMPFER.



Line: 27    
Camphora haizt campfer und sprechent die gar alten
Line: 28    
maister, ez sei ain kraut, daz wachs gegen der sunnen
Line: 29    
aufganch in dem land India und sei gar wolsmeckent.
Line: 30    
daz kraut pricht man ab in des lenzen end und zerstœzt   30
Line: 31    
ez und twingt daz saf dar auz und læt daz trüeb ze
Line: 32    
podem vallen und daz lauter setzt man an die sunnen,
Line: 33    
unz ez hert wirt, wirt ez als ain dunkel cristall. wenn

Page: 396  
Line: 1    
man daz in der hant handelt, zepricht man ez schier
Line: 2    
und wirt schier ze pulver und allermaist in der läut han\den,
Line: 3    
die gemailigt sint mit unkäusch, wan ez wil, daz der
Line: 4    
käusch sei, der ez tregt und ez handelt. ez macht auch
Line: 5    
die man käusch, die ez zuo der nasen habent, aber die   5
Line: 6    
frawen macht ez unkäusch. man behelt den campfer in
Line: 7    
märmeleinen vazzen oder in alabaster. aber Constantînus
Line: 8    
spricht, ez sei ain pâmzaher, und Avicenna spricht, ez
Line: 9    
sei ains pâms saf und daz werd alsô hert.



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM KÜMEL.



Line: 12    
Cyminum haizt kümel. daz ist ains krautes sâm und
Line: 13    
ist haiz und trucken an der kraft, sam Platearius spricht.
Line: 14    
aber daz kraut hât langeu pleter klaineu nâhen sam diu
Line: 15    
venichlpleter oder sam diu anetpleter und sein pluom ist   15
Line: 16    
plaichvar oder gelblot und der sâm ist lengelot und ist
Line: 17    
mangerlai. etleicher ist swarz und etleicher gelbloht und
Line: 18    
ainez ist veltkümel und ainez haimisch kümel. der swarz
Line: 19    
ist kreftiger wan der gelb; er hât die art, daz er die wint
Line: 20    
gesetzt in dem leib und entsleuzt und sterkt und verzert   20
Line: 21    
daz kochen in dem magen und gesetzt auch daz ro\phatzen
Line: 22    
und daz heschitzen. welche ammen wein siedent
Line: 23    
mit kümel und den trinkent, den mêrt er die milich und
Line: 24    
mêrt der unkäusch sâmen gar vil in den mannen. wer
Line: 25    
des kümels pulvern nimt in ezzen oder in trinken und   25
Line: 26    
wermuot dar zuo mischet, der offent im die geng zuo der
Line: 27    
unkäusch sâmen, ist er ain man, oder zuo der milch, ist
Line: 28    
ez ain fraw. wenn man daz antlütz wescht auz seim
Line: 29    
wazzer, daz macht ez lauter und clâr. ist aber daz man
Line: 30    
ez zuo dick dar auz wescht, wirt daz antlütz plaich.   30
Line: 31    
wer sein mæzigen nutz hât, dem macht ez daz antlütz
Line: 32    
gar schôn. aber veltkümel hailt die wunden, wenn man
Line: 33    
sein pulver dar ein sträwet, und man sein pulver mischt
Line: 34    
mit ezzeich und smeckt dar zuo, oder tunkt ainen waizel

Page: 397  
Line: 1    
dar ein und stecket den in die nasen, dem verstêt der rôt
Line: 2    
fluz auz der nasen. wenn man kümel trinkt mit wein,
Line: 3    
daz hilft für der vergiftigen tier piz.



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 4    
Line: 5    
VON DER ERDGALLEN



Line: 6    
Centaurea haizt erdgall, und etleich haizent daz
Line: 7    
kraut fieberkraut und haizt auch ze latein fel terre, daz
Line: 8    
spricht erdgall, wand ez ist gar pitter und ist haiz und
Line: 9    
trucken, sam Platearius spricht. daz kraut ist zwairlai.
Line: 10    
ainz haizt diu grôz erdgall und hât pleter geleich tri\spitzen   10
Line: 11    
und ist zwairlai, wan ainez hât ain gelbloten
Line: 12    
stengel, daz ander ainen grüenen stengel. noch ist daz
Line: 13    
kraut ainr lai, daz haizt diu klain erdgall und hât pleter
Line: 14    
sam die rauten, diu ist gar pitter nâhent sam scamonea,
Line: 15    
von wir her nâch werden sagen, und daz hât ain rôt   15
Line: 16    
lieht pluomen, die pringt ez in ainer unvolkomener krôn
Line: 17    
weis. daz kraut wehst an dem end des lenzen vor sant
Line: 18    
Urbans tag. ain iegleich erdgall ist haiz und trucken und
Line: 19    
ist gar scharpf. wenn daz kraut vrisch ist, rainigt ez
Line: 20    
die wunden und hilft für der lebern verschoppen und   20
Line: 21    
wider des milzes herten und pringt den frawen ir haim\leichait
Line: 22    
und zeuht die gepurt auz der muoter und tœt die
Line: 23    
würm in dem leib. wenn man wein seudet mit dem kraut
Line: 24    
und zukker dar zuo mischt und daz trinkt, daz hilft der
Line: 25    
lebern und dem milz, als vor gesprochen ist. nim ve\nichlwurz   25
Line: 26    
und epfeichwurz und petersilwurz und seut die
Line: 27    
in erdgallensaf und tuo zukker dar zuo und seih daz
Line: 28    
allez durch ain tuoch und gib ez dem ze trinken, der
Line: 29    
krankeu gelider hât von dem paralis, oder für der lenden
Line: 30    
siehtum, der ze latein iliaca passio haizt. für die würm   30
Line: 31    
in dem leib gib des krauts saf mit honig. des krautes
Line: 32    
wurzel ist pitter mit ainer süez dar ein gemischt und ist
Line: 33    
ain klain hantich auf der zungen, daz ze latein pon\ticum
Line: 34    
haizt, und hât die kraft, daz si zesamen leimt.

Page: 398  
Line: 1    
und dar umb, wenn man die wurzel zerstœzt und si über
Line: 2    
die wunden pint, hailent si. nim der grôzen erdgallen
Line: 3    
wurzel und truck daz saf dar auz und misch rôsenwazzer
Line: 4    
dar zuo und treuf daz in diu tunkeln augen, werdent
Line: 5    
si clâr. wein gesoten mit dem kraut wer den des âbents   5
Line: 6    
warmen trinkt, der pringt im swaiz krefticleichen, aber
Line: 7    
man schol sein niht ze vil trinken, daz ez die prust iht
Line: 8    
überderr. daz sieden ist pezzer in dem winter wan in
Line: 9    
dem sumer, wan diu hitz ist in dem sumer ze grôz. diu
Line: 10    
erdgall hât die art, wer si seudet mit flaisch, macht   10
Line: 11    
si auz allen stucken áin stuck, reht sam diu hauswurz,
Line: 12    
als man spricht.



Chapter / Strophe: 34     34.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM PFEFFERKRAUT.



Line: 15    
Diptamus haizt pfefferkraut, sam ain vilzünglær   15
Line: 16    
spricht, und ist gar gemain. daz kraut ist guot für der
Line: 17    
slangen piz und für aller vergiftigen tier piz und für die
Line: 18    
vergift, die ain mensch getrunken hât, wenn man ez ze\stœzt
Line: 19    
und ez legt auf die wunden und sein saf trinkt mit
Line: 20    
wein und etswie vil minzensaf dar zuo mischet. ez zeuht   20
Line: 21    
auch die tôten purt auz der muoter leib, und spricht man,
Line: 22    
daz die hirzen des êrsten des krautes kraft haben gemel\det,
Line: 23    
wan man si gescheuzt und verwundet, reibent si
Line: 24    
die wunden dar an und ezzent ez, zeuht ez in die pfeil
Line: 25    
auz; von hiez ez wol hirzwurz.   25



Chapter / Strophe: 35     35.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM WEIZEN SENIF.



Line: 28    
Eruca haizt weizer senif. daz ist ain kraut, daz hât
Line: 29    
pleter nâhent sam der reht senif und ist haiz und trucken
Line: 30    
mæzicleichen und dar umb pflanzt man ez in die gärten.   30
Line: 31    
wenn man daz kraut mischt zuo piezen oder zuo mangolt,
Line: 32    
sänftigt ez der piezen kelten und ir fäuht. daz kraut
Line: 33    
ist zwairlai. daz ain ist wild und daz ander haimisch. des

Page: 399  
Line: 1    
haimischen sâm kocht man an senifes stat; izt aber man
Line: 2    
daz kraut ain, beswært ez daz haupt, und den schaden
Line: 3    
benimt man im mit, daz man ez mischt mit lactuken\kraut
Line: 4    
oder mit piezen. daz kraut ist den ammen guot,
Line: 5    
wan ez pringt in vil milich und hilft daz ezzen kochen   5
Line: 6    
in dem magen. aber daz wilde pringt daz harmwazzer
Line: 7    
und erweckt die unkäusch, wan ez sterkt den wünschel\stab
Line: 8    
und daz würkt allermaist des krautes sâm.



Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 9    
Line: 10    
VON DER NIESWURZ



Line: 11    
Eleborus haizt nieswurz und ist zwairlai. daz ain
Line: 12    
kraut haizt weiz und daz ander swarz, und daz swarz ist
Line: 13    
sänfter dann daz weiz, aber die ez samnent die müezent
Line: 14    
sich fleizen, daz si vor knoblauch ezzen und starken wein
Line: 15    
trinken, dar umb, daz ez in niht schaden pring, und hât   15
Line: 16    
pleter sam ain kraut, daz haizt ze latein alexandria und
Line: 17    
haizent ez etleich wolfskraut oder hundskraut, dar umb,
Line: 18    
daz sein pulver gesträwet wirt auf der wolf oder auf der
Line: 19    
hund ezzen und si tœtt. diu swarz nieswurz hât ainen
Line: 20    
kurzen stengel, der hât an im swarz âdern und ist der   20
Line: 21    
stengel an im selber etswie vil purpervar und an ietwederr
Line: 22    
seiten der stengel ist ain haupt sam ain zwivalhaupt. daz
Line: 23    
kraut wehst gern an dürren steten pei den gespalten mau\ren,
Line: 24    
und wenn man sein wurzel pricht, sint si inwendig
Line: 25    
hol und in den hölen sint weppel sam die spinwepp, und   25
Line: 26    
ist scharpf auf der zungen und peizet si. daz kraut ist
Line: 27    
haiz und trucken und entlœst und klainet grôz materi und
Line: 28    
streicht ab alsô vast, daz ez wildez flaisch abnegt, und hât
Line: 29    
die art, daz ez den leip verändert auz seiner schickung in
Line: 30    
ain pezzer gestalt und in ain junkleich schickung. ez zimt   30
Line: 31    
auch niht frawen noch weipleichen mannen, ez zimt neur
Line: 32    
manleichen läuten und starken jungen läuten, die vil
Line: 33    
pluotes habent, und zimt mêr in dem merzen denn ze
Line: 34    
andern zeiten und in dem andern augst und allermaist

Page: 400  
Line: 1    
wenn die läut frœleich sint. wie man ez aber nemen
Line: 2    
schüll, daz lêrent die ärzt. wenn man ez seudet mit ez\zeich,
Line: 3    
benimt ez daz ôrpauken und sterkt daz krank
Line: 4    
gehœrde, wenn man ez in diu ôrn träuft, und schol man
Line: 5    
den munt mit ezzeich waschen, benimt ez den zant\smerzen.   5
Line: 6    
ez benimt auch den siehtum, der melancolia
Line: 7    
haizet, daz haizent die Dürgen râsen, wenn ain mensch
Line: 8    
mit im selber redet gämleicheu dinch, und ist guot für
Line: 9    
daz vallent lait, daz epilencia haizt. diu weiz nieswurz
Line: 10    
ist gestalt an den pletern sam diu swarz, ân daz si an   10
Line: 11    
dem stengel weizeu æderl hât, und sein wurzel geleicht
Line: 12    
der weizen papeln wurzen, und diu weiz nieswurz ist mêr
Line: 13    
pitter wan diu swarz und wehst gern an pergoten steten.
Line: 14    
man samnet des krautes wurzel in dem snit und truckent
Line: 15    
si. diu wurzel peizet die zungen niht vast und zeuht   15
Line: 16    
die spaicheln an sich. peizet aber si vast, wirf si hin.
Line: 17    
diu weiz nieswurz ist haiz und trucken sam diu swarz.
Line: 18    
wenn man die wurz mischt under der mäus ezzen, ster\bent
Line: 19    
si. ez ist gar unsicher der die wurzel neuzet, wan
Line: 20    
si pringt dick tœtleich krämpf. ir pulver in die nasen   20
Line: 21    
genomen macht den menschen niesen, und dar umb hât
Line: 22    
si den namen ze däutsch. wer si mæzicleichen nützet,
Line: 23    
dem scherpft si und sterkt im daz gesiht, aber ir übermâz
Line: 24    
ist ain vergift den läuten, sweinen und hunden, und ster\bent
Line: 25    
die hüenr von des menschen mist, der die nieswurz   25
Line: 26    
hât genozzen.



Chapter / Strophe: 37     37.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM VENICHELKRAUT.



Line: 29    
Feniculum haizt venichel. daz kraut ist an der kraft
Line: 30    
haiz und trucken, sam Platearius spricht, und ist behendes   30
Line: 31    
selpwesens und hât die art, daz ez daz harmwazzer prin\get.
Line: 32    
des krautes saf und sein pleter und sein wurzeln
Line: 33    
sint guot zuo erznei, und daz samnet man allez in dem
Line: 34    
lenzen. diu rind an seiner wurzel ist guot für der lebern
Line: 35    
verschoppen und des milzes, wenn man si seudet mit wein,   35

Page: 401  
Line: 1    
und ist auch guot für die ruor oder für des leibes hin\lauf
Line: 2    
und für den stain, diu dinch koment von kalten
Line: 3    
sachen. koment aber diu dinch von haizen sachen,
Line: 4    
schol man venichlwazzer für sieden. wenn man ve\nichlkraut
Line: 5    
seudet und ez izzet sam ander gesoten kraut,   5
Line: 6    
daz ist auch für die vorgenanten presten guot. ez benimt
Line: 7    
auch die wint in dem leib und sterkt daz kochen in dem
Line: 8    
magen und diu selben werch würkt auch daz pulver, daz
Line: 9    
gemacht wirt auz seinem sâmen. des krautes saf ist guot
Line: 10    
für etleich vinsternüss in den augen und pezzert daz ge\siht.   10
Line: 11    
Alexander spricht, wenn die slangen nâch dem
Line: 12    
winter auz den hölern gênt, ezzeut si venichel und rei\bent
Line: 13    
ir augen dar an, werdent si in erläuht. daz kraut
Line: 14    
ist auch guot für vergiftiger tier piz. ez benimt auch
Line: 15    
dem magen sein wüllen und seinen sodem und tœtt die   15
Line: 16    
würm. man schol seinen saf in ainem ereinn vaz auf\hâhen
Line: 17    
fünfzehen tag, und wenn man ez dann in diu augen
Line: 18    
träuft, macht ez diu dunkeln augen clâr.



Chapter / Strophe: 38     38.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEN SWAMMEN



Line: 21    
Fungi haizent swammen. die sint mangerlai, aber die
Line: 22    
pesten in unserr wanung sint klain und sinbel sam ain
Line: 23    
huot und wahsent an dem anvang des lenzen und ne\ment
Line: 24    
ab in dem maien, wan ez ist nie gesehen, daz die
Line: 25    
selben swammen iemd getœtt haben oder snell siech ge\macht,   25
Line: 26    
und die haizent ze latein morachi und haizent ze
Line: 27    
däutsch maurochen oder in anderr däutsch morhen. ie\doch
Line: 28    
ist daz ze halten von den swammen in ainer gemain,
Line: 29    
daz die swammen, die truckner art sint, pezzer sint wan
Line: 30    
die fäuhter art sint; wie wol daz ist, daz si all fäuht   30
Line: 31    
und kalt sein, doch ist ez mêr und minner. aber si
Line: 32    
pringent in dem menschen unbehend fäuhten und pœs.
Line: 33    
daz pest, daz man getuon mag, ist, daz man si gar wol
Line: 34    
siede mit piren und guoten lautern wein dar auf trink.

Page: 402  
Line: 1    
ez ist auch ainer ander lai swammen, die haizent etleich
Line: 2    
ze latein boletos und haizent ze däutsch pfifferling,
Line: 3    
schol man sich vor hüeten, wan si sint dick gar vergiftig
Line: 4    
und tœtleich. daz waiz ich wol, wan ez geschach ze
Line: 5    
Wienn in Oestereich, ainer pfifferling az und trank met   5
Line: 6    
dar auf und starb zehant vor dem vaz. ez ist auch ainer\lai
Line: 7    
swammen, die sint zemâl unrain, die sint prait und
Line: 8    
dick und oben rôt mit weizen plæterln. wenn man den
Line: 9    
zuo milch mischt, tœtt er die mukken. dar umb hai\zent
Line: 10    
si mukkenswammen und ze latein muscineci. nu hüet   10
Line: 11    
dich vor in allen, daz ist mein rât.



Chapter / Strophe: 39     39.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEN PONN.



Line: 14    
Fabe haizent pônn. die lâzent sich niht schier ko\chen
Line: 15    
in dem magen, und wenn si grüen sint, habent   15
Line: 16    
si vil überflüzzichait, sam Platearius spricht. die grôzen
Line: 17    
und die weizen sint die pesten, die die würm niht durch\löchert
Line: 18    
habent, die ze latein gurguliones haizent, daz sint
Line: 19    
sâmenwürm. wenn man die pôn kocht und niht rüert
Line: 20    
ob dem feur noch weget, plæent si minner wan sunst,   20
Line: 21    
und der pônen rind plæent mêr wan ir mel. wenn man
Line: 22    
ain pflaster dar auz macht und daz legt auf ain beschorn
Line: 23    
stat, daz wert dem hâr, daz ez iht wahs. man die
Line: 24    
pônn izzet, sint si den augen schad, aber ir wazzer
Line: 25    
auzwendig gestrichen zuo den augen ist in guot. wenn   25
Line: 26    
man die hennen speiset mit pônn, airnt si niht. man
Line: 27    
haizt die pônn auf veuchten äckern mêr sæn denn ander
Line: 28    
korn.



Chapter / Strophe: 40     40.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM KORN



Line: 31    
Frumentum haizt korn und ist mangerlai. ainz haizt
Line: 32    
rokkenkorn, daz ander waizenkorn, daz dritt haizet tinkl.
Line: 33    
iedoch habent diu dreu ain gemain art, daz si den men\schen
Line: 34    
paz fuorent wan kainerlai ander korn, und daz ist

Page: 403  
Line: 1    
durch die geleichnüss, die si habent mit menschleicher
Line: 2    
art. daz prôt, daz kümt von dem melw des korns, daz
Line: 3    
benimt der prust ir scherpfen und auch der lungen, und
Line: 4    
man ez seudet mit öl, entsleuzt ez die herten apo\stem
Line: 5    
in dem menschen, und man ez kewt und ez legt   5
Line: 6    
auf der töbigen hund piz, die hailt ez. und wer seinen gar
Line: 7    
klainen staup, der von der mül fleugt, in wazzer flæt, der
Line: 8    
ist guot wider den rôten fluz auz dem leib. idoch wizz,
Line: 9    
daz der waiz paz fuoret wan daz rokkenkorn, und daz
Line: 10    
ungepäutelt prôt verschoppet den leip minner denn daz   10
Line: 11    
gepäutelt, wan diu nâtûr zeuht daz gepäutelt ze vast an
Line: 12    
sich, sinket daz ungepäutelt mêr an den grunt und
Line: 13    
suochet des leibes porten paz. wer sich wescht mit den
Line: 14    
cleien, dem nement si die unsauberkait vast abe.



Chapter / Strophe: 41     41.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM HIRS.



Line: 17    
Gegrues haizt hirs und ist zwairlai. daz ain ist ge\mainer
Line: 18    
hirs und haizet ze latein milium. des eher hât
Line: 19    
zerstrobloteu pleter. daz ander ist niht gemainer hirs
Line: 20    
und haizet ze latein panicum und ze däutsch venich und   20
Line: 21    
hât ain eher, daz ist grôz sam ain sêkolb, sint vil
Line: 22    
körner inn, diu sint dem hirs aller ding geleich. diu
Line: 23    
korn sint kalt und trucken und machent pœs pluot und
Line: 24    
lâzent sich niht wol kochen in dem magen und pringent
Line: 25    
den auzsetzel. wenn aber ainem der muossack tuot,   25
Line: 26    
sam ob im stichling dar inn sein, der schol den fenichel
Line: 27    
oder den hirs dunstig machen in einem hafen und an
Line: 28    
den leip haben, vergêt im der smerz.



Chapter / Strophe: 42     42.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM SLATENKRAUT



Line: 31    
Gladiolus haizet slatenkraut und haizet aigenleichen
Line: 32    
nâch der latein swertlinch oder swertelkraut, dar umb, daz
Line: 33    
ez gestalt ist sam ain swertes kling. daz kraut hât kainen

Page: 404  
Line: 1    
stengel, ez hât neur pleter auz seiner wurz gewahsen und
Line: 2    
ist zwairlai. ainz wehset an trucken steten, daz hât ain
Line: 3    
hôch pluomen in ains jâchandes varb, diu ist gar waich
Line: 4    
und gar wolsmeckent. daz ander wehset an wäzzerigen
Line: 5    
steten und hât auch ain hôch pluomen, aber diu ist gel\var   5
Line: 6    
und mösent an dem smack und hât ain knodot wurz,
Line: 7    
diu ist gar seiht in der erd und nâhen zemâl enplœzt
Line: 8    
von der erd. diu wurzel ist kalt unde fäuht. wenn man
Line: 9    
ain pflaster dar auz macht mit honig und mit öl und daz
Line: 10    
legt auf des milzes stat, benimt ez dem milz sein plæen   10
Line: 11    
und sein storren. daz kraut haizet auch carectum.



Chapter / Strophe: 43     43.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM HOPFEN.



Line: 14    
Humulus haizet hopf. daz ist gar ain langez kraut
Line: 15    
und praitet sein arm auf die paum und auf die mauren,   15
Line: 16    
pei ez wechset, sam ain prâmperstaud, die ze latein
Line: 17    
vepres haizent. des krautes pluom ist an kraft haiz und
Line: 18    
trucken und hât die art, daz man si gar lang behalten
Line: 19    
mag in irr kraft. si hât auch die kraft, daz si die zæhen
Line: 20    
fäuhten entsleuzt in dem menschen und anderswâ und si   20
Line: 21    
durchsneit unde behelt die flüzling, die ze latein liquores
Line: 22    
haizent, in kreften, alsô daz si niht prechent noch faulent,
Line: 23    
wenn man die hopfenpluomen dar zuo mischet. aber der
Line: 24    
hopf beswært dem menschen seinen leip. ez ist auch niht
Line: 25    
mêr adels an dem kraut wan diu pluom.   25



Chapter / Strophe: 44     44.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM PILSENKRAUT.



Line: 28    
Jusquiamus haizt pilsenkraut. daz ist gar ain kaltez
Line: 29    
kraut und ist sein sâm guot in vil erznei und hât die
Line: 30    
kraft, daz er küelt. wer seineu pleter alsô grüen zer\stœzt   30
Line: 31    
oder seinen sâmen und pindet der ainz auf die slæf
Line: 32    
pei den ôrn, pringent si grôzen slâf. sein sâm ist gar
Line: 33    
guot zuo dem slâf und dar umb, man korn oder ha\bern

Page: 405  
Line: 1    
mit seudet, waz vogel daz korn ezzent, die be\ginnent
Line: 2    
vast slâfen, daz man si mit der hant væht.
Line: 3    
den sâmen schol man kainem menschen ze ezzen geben,
Line: 4    
wan er tœtet und pringt den siehtum der vergezzenhait,
Line: 5    
daz ain mensch neur wil slâfen und vergizzet vil ding.   5
Line: 6    
der siehtum haizet in latein litargia. man schreibt von
Line: 7    
ainem pischolf, der het auz der mâzen vil anvehtung von
Line: 8    
der unkäusch zunder und versuocht wider mangerlai
Line: 9    
und ze letzt nam er daz saf des grüenen krauts und er\keltet
Line: 10    
sein manleich scham vaste mit, daz im der   10
Line: 11    
glust zemâl vergieng. daz öl, daz auz dem sâmen des
Line: 12    
krauts wirt gemacht, ist guot für der zende smerzen, der
Line: 13    
von haizer sach kümt, und ist auch guot für diu plæen
Line: 14    
und für alle die siehtüem, die von haizer sach koment.



Chapter / Strophe: 45     45.
Line: 15    
Line: 16    
VON DER ISPEN.



Line: 17    
Isopus haizt isp. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 18    
sam Platearius spricht, und ist nütz mit den pletern und
Line: 19    
mit den pluomen, aber mit der wurz niht. wer des krauts
Line: 20    
saf seudet und daz antlütz mit bestreicht, daz pringt   20
Line: 21    
im guoten smack. wenn man ispen kocht mit honig, daz
Line: 22    
ist der lungel guot. wer ispen mit veigen seudet und
Line: 23    
daz wazzer in diu ôrn treuft, daz benimt der ôrn smerzen.
Line: 24    
und genuog ander tugent hât si an ir, wenn man si be\raitet,
Line: 25    
als man lêrt in der ärzt kunst und in iren püechern.   25



Chapter / Strophe: 46     46.
Line: 26    
Line: 27    
VON DER LACTUKEN.



Line: 28    
Lactuca haizt lactukenkraut. daz ist daz aller eben\mæzigst
Line: 29    
kraut an seiner art, daz under allen kräutern ist,
Line: 30    
und macht guot pluot. sein sâm ist guot dar zuo, daz   30
Line: 31    
er slâf pringt und ist guot zuo den hitzigen apostemen an
Line: 32    
dem anvang. ain iegleich wisel und ain iegleich træger
Line: 33    
vogel, der von der slangen gehekt wirt, ezzent si der
Line: 34    
veltlactuken, si werdent sicher vor der vergift.

Page: 406  


Chapter / Strophe: 47     47.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER LILIGEN.



Line: 3    
Lilium haizt ain lilig. daz kraut ist gar erkant und
Line: 4    
hât ain schœn weiz pluomen mit sehs pletern und zemi\telst
Line: 5    
stêt ain gelbez nägel dar inn und dar umb stênt   5
Line: 6    
klaineu dingel mit gelben hauptleinn. diu lilig ist haiz
Line: 7    
und fäuht, sam Platearius spricht, und ist guot dar zuo,
Line: 8    
daz si die apostem waicht und zeitig macht. si verschäuht
Line: 9    
die slangen und ist guot für der scorpen hecken. der
Line: 10    
lilien wurz macht diu antlütz schœn, wenn man daz ant\lütz   10
Line: 11    
mit wescht, und vertreibt die rünzeln. si ist
Line: 12    
guot zuo der prunst, diu von haizem wazzer geschiht.
Line: 13    
wenn man die wurzel seudet mit rôsenöl, ist kain erz\nei,
Line: 14    
diu der geleich zuo dem smerzen, den diu muoter
Line: 15    
leidet in der frawen. diu wurzel öffent die âdern, die   15
Line: 16    
zuo dem aftern gênt. liligenöl ist guot für der vergiftigen
Line: 17    
tier piz, und zeuht die gepurt auz der muoter. Zuo der
Line: 18    
liligen geleicht der obrist got sein muoter und spricht
Line: 19    
'mein liep oder mein freundinn ist gestalt under andern
Line: 20    
töhtern, die auf erd sint, sam diu lilig ist gestalt un\der   20
Line: 21    
den dornstauden.' prüef, wie ain schœn wort! diu
Line: 22    
schœnst ob allen frawen ist gezogen under den sündærn
Line: 23    
und gewan doch nie kain mail von sündendorn. frawe,
Line: 24    
hêr und gnâden vol, des lâz mich geniezen.



Chapter / Strophe: 48     48.
Line: 25    
Line: 26    
VON DER ALRAUN.



Line: 27    
Mandragora haizet alraun. daz kraut ist haiz und
Line: 28    
trucken und wechst in den landen gegen der sunnen auf
Line: 29    
ganch und haizt sein wurzel labro. diu geleicht dem
Line: 30    
menschen, sam Avicenna spricht, und ist zwairlai: si und   30
Line: 31    
er, und der er hât pleter geleich piezenpletern; aber diu
Line: 32    
si hât pleter sam luctukenpleter, ân daz alraunpleter ain
Line: 33    
wênich scherpfer sint. die wurz âzen diu kinder si si
Line: 34    
des êrsten funden, und sturben ir vil von; aber etlei\chen

Page: 407  
Line: 1    
kom man ze helf mit puttern und mit honig. daz
Line: 2    
kraut tregt öpfel, die smeckent gar schôn und haizent
Line: 3    
erdöpfel. idoch sint ez ander erdöpfel dann die, wir
Line: 4    
vor von gesait haben. der alraun wurzel und ir rind, ir
Line: 5    
pleter und ir früht sint guot zuo erznei und habent die   5
Line: 6    
kraft, daz si zesamen ziehent und nagent. wilt den
Line: 7    
slâfen machen, der in ainer suht ligt, nim alraunpulver
Line: 8    
und misch daz mit frawengespünn und mit dem weizen
Line: 9    
ains ais und leg im ez mit ainem pflaster auf die stirn
Line: 10    
und pei den ôrn auf die slæf. wider den hauptsmerzen,   10
Line: 11    
der von hitz kümt, schol man des krauts pleter stozen
Line: 12    
und auf die slæf legen. man macht alraunöl alsô. des
Line: 13    
êrsten schol man des krauts pleter zestôzen gar wol und
Line: 14    
mischen mit paumöl und schol daz sieden mit enander
Line: 15    
und dar nâch seihen durch ain tuoch, daz haizt dann al\raunöl,   15
Line: 16    
daz pringt den slâf und vertreibt den haupt\smerzen
Line: 17    
und die fibrigen hitz, wenn man die stirn und
Line: 18    
die slæf mit salbet. seut sein wurzel mit wein unde
Line: 19    
gib ez dem ze trinken, dem man diu gelider schol ab\hacken,
Line: 20    
der enpfint des smerzen niht von übrigem slâf.   20
Line: 21    
wenn man des krautes wurzel ain tail in wein legt,
Line: 22    
macht er dester trunken und daz tuot allermaist des
Line: 23    
ern wurzel. aber der die selben wurzel vil nützt und vil
Line: 24    
dar zuo smeckt, daz pringt im daz vallend lait, daz ze
Line: 25    
latein apoplexia haizt. man setzt auch den frawen etwaz   25
Line: 26    
under von der wurzel zaher, daz zeucht die gepurt auz der
Line: 27    
muoter. der alraun sâm rainigt die muoter in der frawen,
Line: 28    
und wenn man in mischt mit swebel, der nie kain feur
Line: 29    
hât berüert, und ain fraw dar über sitzt, benimt ez ir
Line: 30    
der muoter fluz.   30



Chapter / Strophe: 49     49.
Line: 31    
Line: 32    
VON DER PAPELN.



Line: 33    
Malva haizt papel. daz kraut ist gemain und wol
Line: 34    
erkant und hât ain weiz pluomen, diu ist länkelot und
Line: 35    
naigt sich diu pluom alzeit gegen der sunnen; des mor\gens   35

Page: 408  
Line: 1    
gegen der sunnen aufganch, des âbents gegen der
Line: 2    
sunnen underganch und in mittem tag stêt si aufgerecht.
Line: 3    
daz kraut ist kalt und fäuht und waicht und öffent den
Line: 4    
leip, und wenn man ainen undersatz dar auz macht ainer
Line: 5    
swangern frawen, wirft ez ir die gepurt zehant auz,   5
Line: 6    
als man spricht.



Chapter / Strophe: 50     50.
Line: 7    
Line: 8    
VON DER MINZ.



Line: 9    
Menta haizt ain minz. daz kraut hât ainen rôten
Line: 10    
stengel, iedoch ist er etswenn grüen, aber diu minz, diu   10
Line: 11    
in dem wazzer wehst, diu ist rœtlot an dem stengel und
Line: 12    
an den pletern. daz kraut ist an der kraft haiz und tru\cken,
Line: 13    
sam Platearius spricht, iedoch ist diu veltminz haizer
Line: 14    
wan diu haimisch und diu haimisch ist pezzer zuo erznei
Line: 15    
wan diu wild. daz kraut hât die art, daz ez entsleuzt und   15
Line: 16    
verzert und kreftigt von seinem edelen smack. wem der
Line: 17    
munt übel smeck und im daz zantflaisch niht frisch sei,
Line: 18    
alsô daz ez im leiht pluot, der wasch den munt mit ez\zeich,
Line: 19    
der mit minzen sei gesoten, und reib daz zant\flaisch
Line: 20    
dar nâch mit dürren minzenpletern, wirt er ge\sunt.   20
Line: 21    
wein gesoten mit minzen und mit wazzer ist gar
Line: 22    
guot für der lebern verschoppen und des milzen, ob ez
Line: 23    
von kalter fäuht ist. wenn man trank gibt wider vergift
Line: 24    
daz sol man geben mit minzensaf. wer gesoten wein
Line: 25    
mit minzen trinkt oder iren pulver in ezzen nimt, dem   25
Line: 26    
sterkt si den magen. diu minz hât auch die art, man
Line: 27    
si pflanzet zuo andern kräutern und allermaist zuo köl,
Line: 28    
læt si kain schedleich tier wahsen. ist auch, daz man
Line: 29    
ir ain stückel oder mêr in ain milich legt, die læt si niht
Line: 30    
zuo kæs werden. wenn man ir saf trinkt mit ezzeich, daz   30
Line: 31    
benimt des pluots lauf von inwendig auz dem leib.



Chapter / Strophe: 51     51.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEM MAROBEL.



Line: 34    
Marrubium haizt marobel oder sigminz und haizt
Line: 35    
auch ze latein prassium, daz kraut hât raucheu pleter   35

Page: 409  
Line: 1    
runzloteu nâhen sam die nezzel, die niht prennent, und
Line: 2    
ist zwaierlai: daz ain weiz, daz ander swarz. daz weiz
Line: 3    
ist gevar sam ob sein pleter gesprengt sein mit melb,
Line: 4    
aber daz swarz ist praun und hât der sprinkel niht. daz
Line: 5    
kraut ist haiz und trucken an der kraft, sam Platearius   5
Line: 6    
spricht, und clært die stimm und rainigt die prust und
Line: 7    
ist guot für daz plæen an den afternâdern, die emoroides
Line: 8    
haizent, wenn man ez berait nâch arztei lêr.



Chapter / Strophe: 52     52.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM NARDENKRAUT



Line: 11    
Nardus haizt nardenkraut. daz ist voller dorn und
Line: 12    
smeckt sam der cipressenpâm, als Platearius spricht, und
Line: 13    
hât scharpfeu pleter und wechst in den zwain landen
Line: 14    
India und Syria. daz von India hât mangerlai gestalt,
Line: 15    
aber daz von Syria ist pezzer; wenn man ez lang in dem   15
Line: 16    
mund hât, macht ez die zungen trucken. man hüett
Line: 17    
seiner pluomen gar vast neur durch irs edeln smacks willen.
Line: 18    
daz kraut ist haiz und trucken und ist guot für die âmaht,
Line: 19    
diu syncopis haizt, wenn ainz unredent wirt, und ist auch
Line: 20    
guot wider der prust und des herzen krankhait, diu ze   20
Line: 21    
latein cardiaca haizet, wenn man ez seudet in rôsen\wazzer
Line: 22    
und zucker dar zuo tuot und ainen syropel macht;
Line: 23    
aber für des hirns krankhait helt man daz kraut zuo der
Line: 24    
nasen, und daz hilft auch für des hauptes fluz, der ze
Line: 25    
latein reuma haizt. für des magen kelten und für des   25
Line: 26    
gedärms stichelsuht, diu von kalter fäuhten kümt und für
Line: 27    
daz verschoppen der lebern und des milzes gibt man wein
Line: 28    
gekocht mit dem kraut. man macht gar ain edel salb
Line: 29    
auz des krautes ehern, reht sam man öl macht auz kran\witen,
Line: 30    
von den wir vor gesait haben. daz selb öl oder   30
Line: 31    
diu salb ist guot für daz paralis und für diu zwai val\lenden
Line: 32    
lait, der ainz apoplexia haizt und daz ander epi\lencia,
Line: 33    
und ist guot für der âdern gegiht, daz artetica
Line: 34    
haizt, und für der füez und der pain giht, daz podagra
Line: 35    
haizt, und für der hend giht, daz ciragra haizt, wenn   35

Page: 410  
Line: 1    
man diu gelider mit salbet. Dem kraut und seiner
Line: 2    
pluomen geleicht diu hailig christenhait unser frawen,
Line: 3    
dar umb, daz si voller genâden ist, sam daz kraut voller
Line: 4    
genâden ist.



Chapter / Strophe: 53     53.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM KRESSEN.



Line: 7    
Nasturtium haizt kress. daz ist ain gemainez kraut
Line: 8    
und ist an der kraft haiz und trucken und derret die
Line: 9    
faulen fäuht in lærem leib und behelt daz auzvallend hâr.
Line: 10    
wenn man ez in trank nimt und sich mit salbet,    10
Line: 11    
ist ez guot zuo den apostemen und zuo den gesweren.
Line: 12    
man ez mischet mit salz und mit honig, ist ez guot
Line: 13    
für den nagenden siehtum, der ze latein ignis persicus
Line: 14    
haizt und haizent in etleich laien daz hellisch feur, und
Line: 15    
ist guot für die gemaineu waichung der âder und rainigt   15
Line: 16    
die lungel und ist nütz für des âtem gepresten, wer den
Line: 17    
niht wol gehaben mag von dem siehtum, der asma haizt.
Line: 18    
er erhitzt auch den magen und die lebern und ist guot
Line: 19    
für des milzes diezen und für sein plæn. idoch ist er
Line: 20    
dem magen etswie vil schad. daz kraut mêrt auch die   20
Line: 21    
unkäusch und mêrt der frawen haimleichait, diu menstrua
Line: 22    
haizt, und wirft die gepurt auz der muoter. aber stœzt
Line: 23    
man ez niht und zereibt ez, behelt ez si. ez ist auch
Line: 24    
für der vergiften tier hecken guot und hât vil anderr
Line: 25    
kreft, wenn man ez reht und wol beraitet.   25



Chapter / Strophe: 54     54.
Line: 26    
Line: 27    
VON DER SÊWURZ.



Line: 28    
Nenufar haizt sêwurz oder sêkraut. daz hât praiteu
Line: 29    
pleter, diu swimment auf den sêen oder auf andern stên\den
Line: 30    
wazzern, und haizt sein pluom aigencleichen nenufar.   30
Line: 31    
diu pluom ist zwairlai: gel und weiz, und des krautes
Line: 32    
wurzel, diu auz dem land India kümpt, diu hât vil der
Line: 33    
werk, diu diu alraun hât. des krautes wurzel ist zwair\lai:
Line: 34    
weiz und swarz, und daz mit der weizen wurzel ist

Page: 411  
Line: 1    
sterker wan daz ander. sein pluom ist kalt und fäuht
Line: 2    
und sein wurzel ist zuo mangen dingen guot, wenn man
Line: 3    
si beraitet nâch der ärzt lêr, wan si machent si für den
Line: 4    
fäuhten siehtum, der morphea haizt, und für die gesweren.
Line: 5    
si pringt slâf und benimpt den hauptsmerzen, der von   5
Line: 6    
kalter sach kümt, aber si krenkt der unkäusch gir,
Line: 7    
wenn man si nimpt in ainem syrop von mâgen gemacht.



Chapter / Strophe: 55     55.
Line: 8    
Line: 9    
VON DER ROTEN KORNPLUOM.



Line: 10    
Nigella haizt rôteu kornpluom. daz ist ain erkantz   10
Line: 11    
kraut und wehset in dem korn und hât klaineu pleter
Line: 12    
und ainen langen stengel, der ist grüen und rauch und
Line: 13    
hât ain rôte pluomen und ist sein sâm swarz. daz kraut
Line: 14    
ist an kraft haiz und trucken und entsleuzt die wind und
Line: 15    
daz plæen in dem leib und benimpt plaich varb. ez   15
Line: 16    
entsleuzt auch und swentet die herten apostem, wenn
Line: 17    
man ez mit ezzeich tempert, und man ez mit ezzeich
Line: 18    
seudet und der munt mit wescht, daz benimt den
Line: 19    
zantsmerzen. ez sprechent auch etleich wollenweber, daz
Line: 20    
ez daz wullein tuoch gar weiz rainig.   20



Chapter / Strophe: 56     56.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM NAPPELNKRAUT.



Line: 23    
Nappellus haizt nappelnkraut. daz wechst auf des
Line: 24    
mers gestat und ist gar vergiftig und auz der mâzen schad
Line: 25    
und ist überhitzig und trucken mit seiner kraft, und wenn   25
Line: 26    
man sich mit salbet, benimt ez dem leib seineu
Line: 27    
mail und sein fleck, und wenn man ez in trank nimt und
Line: 28    
ez macht, sam die ärz lêrent, hilft ez für den auzsetzel,
Line: 29    
aber ez ist im ain vergift wer sein über ain halb unz
Line: 30    
trinkt, und noch clainer tœtt den menschen, sam etleich   30
Line: 31    
sprechent. ez ist auch ain wunder, daz ain klaineu maus
Line: 32    
sich nert von den nappeln, und diu ist ain driakers wider
Line: 33    
des nappeln vergift und die wahteln ezzent auch daz kraut
Line: 34    
und sterbent niht von.

Page: 412  



Chapter / Strophe: 57     57.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KRÄSSELKRAUT.



Line: 3    
Orpinum haizt krässelkraut und haizt auch ze latein
Line: 4    
crassula. daz kraut ist kalt und fäuht und ist zuo den
Line: 5    
zerprochen painen guot. ez hât die art, wer ez nimt   5
Line: 6    
zehen tag vor der sumersunwenden und hæht ez in ain
Line: 7    
haus an den luft, grüenet ez durch daz jâr nâhent,
Line: 8    
iedoch ân aller erd hilf und ân wazzers hilf, und wenn
Line: 9    
ez dorret an ainer seiten, wirt ez wider grüen an der
Line: 10    
andern seiten. des krautes hât man vil ze Parîs in den   10
Line: 11    
häusern, und ist guot für der lebern überhitz und küelt
Line: 12    
gar vast und macht daz gesiht dunkel unde sneidet daz
Line: 13    
harmwazzer ab, alsô daz ez niht fleuzt, und benimt auch
Line: 14    
der frawen haimleichen fluz und hindert die unkäusch.



Chapter / Strophe: 58     58.
Line: 15    
Line: 16    
VON DER VELTPLUOMEN.



Line: 17    
Oculus porci haizt ain veltpluom und haizt auch ze
Line: 18    
latein flos camlu und haizent si die gäwläut etswâ himel\slüzzel.
Line: 19    
diu pluom wechst gern auf den hœhen pei den
Line: 20    
strâzen an trucken steten und hât ain lustig wurzel, die   20
Line: 21    
izt man und grebt si auz, den sweinen zuo ainer kost.
Line: 22    
diu pluom hât ainen hôhen stengel, stêt auf diu pluom
Line: 23    
ze obrist und ist gar lieht und schœn, und man si
Line: 24    
derrt, behelt si dannoch die selben varb. sein kraut
Line: 25    
hât klaineu pleter, diu sint smal. diu pluom ist haiz   25
Line: 26    
und trucken ebenmæzicleich.
Line: 27    
Der pluomen und der lilien geleicht sich unser fraw in
Line: 28    
der geschrift und spricht 'ego flos campi etc.,' daz spricht:
Line: 29    
ich pin ain veltpluom und ain lilig der zuotal. eyâ, nu
Line: 30    
prüef! si ist ain liehtprehendeu veltpluom, wan si stêt an   30
Line: 31    
der strâz der gnâden: wenn der sündær dar an kümt,
Line: 32    
erscheint im diu pluom mit voller parmherzichait und ist
Line: 33    
ain lilig der zuotal, sich die zwên perg zuo ainander
Line: 34    
naigent: gerehtikait und parmherzikait, anders der sün\dær
Line: 35    
wær verlorn.   35

Page: 413  



Chapter / Strophe: 59     59.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER GERSTEN.



Line: 3    
Ordeum haizt gerst. daz gerstenkorn gibt niht
Line: 4    
guot mel sam andreu korn, diu man melt. Avicenna
Line: 5    
spricht, daz rokkenkorn der art sei, der diu gerst ist,   5
Line: 6    
und spricht daz dar umb, daz der rok wind macht in
Line: 7    
dem leib sam diu gerst. aber an andern dingen sint si
Line: 8    
ungeleich, und wæn ich Megenberger, daz daz rokken\korn
Line: 9    
trag an narung mêr überain mit dem waizen wan
Line: 10    
mit der gersten, und dar umb besloz ich ez mit dem   10
Line: 11    
waizenkorn, ich von rette. daz gerstenkorn ist an
Line: 12    
der kraft kalt und trucken und sein narung ist klainer
Line: 13    
wan des waizenkorns; aber gerstenwazzer fuort paz wan
Line: 14    
daz gerstenkorn selber, iedoch fäuht des rokkenkorns waz\zer
Line: 15    
mêr wan daz gerstenwazzer und ietweders wazzer plæt,   15
Line: 16    
aber man vindet kain wazzer, daz siechen läuten pezzer
Line: 17    
sei wan daz gerstenwazzer, daz ze latein ptisana haizt,
Line: 18    
wan ez fäuht diu dürren glider und leschet die hitz in
Line: 19    
dem menschen und widerpringt die verlorn kraft und
Line: 20    
kreftigt. ez ist auch gerstein mel zuo mangem pflaster   20
Line: 21    
guot und ist doch daz gerstenwazzer dem magen schad
Line: 22    
von seiner kelten wegen.



Chapter / Strophe: 60     60.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM PETERSIL.



Line: 25    
Petrosilium haizt petersil. daz kraut ist an der   25
Line: 26    
kraft haiz und trucken, sam Platearius spricht, und ist
Line: 27    
zwaierlai: wild und haimisch. daz haimisch zimpt mêr
Line: 28    
zuo erznei und hât die kraft, daz ez daz harmwazzer
Line: 29    
däwt und ist guot für den harmstein paideu kraut und
Line: 30    
wurzel, und wer daz kraut in anderm ezzen izzt, dem   30
Line: 31    
sterkt ez daz ezzenkochen in dem magen und benimt die
Line: 32    
wint in dem leib. petersil hât vil der kreft, die der
Line: 33    
epfeich hât, und ist im geleich an der gestalt, ân daz
Line: 34    
sein stengel und seineu pleter klainer sint wan des
Line: 35    
epfeichs, daz apium haizet ze latein.   35

Page: 414  


Chapter / Strophe: 61     61.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM MAGENKRAUT.



Line: 3    
Papaver haizt mâgenkraut. daz ist kalt und trucken,
Line: 4    
sam Platearius spricht. ez ist zwaierlai mâgen: ainer ist
Line: 5    
weiz und der ander swarz, und der weiz ist kalt und   5
Line: 6    
fäuht, aber der swarz ist kalt und trucken und negt mêr
Line: 7    
wan der weiz. sein sâm ist guot zuo erznei und pringt
Line: 8    
slâf und sänftigt in vil dingen und negt auch in vil sa\chen.
Line: 9    
man macht ain pflaster auz mâgensâmen und auz
Line: 10    
frawengespünn und von weizem ains ais und legt daz auf   10
Line: 11    
die slæf pei den ôrn. daz hilft für die apostem an dem
Line: 12    
anvang. wider der lebern überhitz ist daz selb auch
Line: 13    
guot; wenn man aber neur rôsenöl zuo mâgensâmen tuot,
Line: 14    
daz ist pezzer für die haizen apostem. für die dürren
Line: 15    
der prust mache diapapaveron, daz ist ain electuari ge\macht   15
Line: 16    
auz mâgensâmen und auz lakritzenzahersaf, daz
Line: 17    
man süezholz haizt, und von arabischem zaher, der gummi
Line: 18    
arabicum haizt, und von tragant, von den allen wir vor
Line: 19    
gesait haben, und temper diu mit syropel, der dar zuo
Line: 20    
zimleich wirt.   20



Chapter / Strophe: 62     62.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM PEONKRAUT.



Line: 23    
Peonia haizet peonkraut. daz geleicht an den pletern
Line: 24    
etswie vil der nieswurz und sint under derlai kräutern
Line: 25    
paideu er und si, aber diu si hât praitereu pleter wan   25
Line: 26    
der er. daz kraut füert auz ainer wurzel vil langer ple\ter
Line: 27    
und aufgericht und diu sint gar rôt, wenn si her für
Line: 28    
lauzent des êrsten, und dar nâch werdent si ie lenger ie
Line: 29    
grüener. daz kraut, paideu si und er, hât gar ain rôt
Line: 30    
pluomen mit mêr praiten pletern wan der rôsen pleter   30
Line: 31    
sint, und die pluomen pringt ez under ainer deck, diu
Line: 32    
ist nâhen sam der sêpluomen deck, und diu deck tuot
Line: 33    
sich auf in vier stück und læt die pluomen auz und naigt
Line: 34    
sich diu deck gegen dem stengel. dar nâch wehst ain
Line: 35    
ander deck in der pluomen, diu ist länkelot und dar inne   35

Page: 415  
Line: 1    
wehset swarzer sâm, der scheint vor swerz. wenn der
Line: 2    
sâm zeitig wirt, tuot sich diu deck selber auf, diu ist
Line: 3    
inwendig rôt, velt der sâm dar auz. der er des krautes
Line: 4    
hât wurz grôz sam ain vinger, aber diu si tailt ir wurzeln
Line: 5    
und iren stengel in vil tail. daz kraut ist an der kraft   5
Line: 6    
haiz und trucken, sam Platearius spricht, und hât die art,
Line: 7    
daz ez diu swarzen mail abstreicht an dem leib und ist
Line: 8    
guot für der pain siehtum oder für der füez geprechen,
Line: 9    
der ze latein podagra haizt. sein sâm ist guot für
Line: 10    
daz vallent lait, daz ze latein epilencia haizt. man hât   10
Line: 11    
daz gesehen, wenne man die kern ainem menschen an den
Line: 12    
hals hieng, daz si hulfen für den siehtum, sam Galiênus
Line: 13    
spricht. iedoch vint man daz niht an der gemainen peon.
Line: 14    
Isaac der jud spricht, wer ainen underrauch mache von
Line: 15    
des krautes sâmen, daz sei den teufelhaftigen läuten guot,   15
Line: 16    
die ze latein demoniaci haizent, und den hinvallenden,
Line: 17    
die epilentici haizent; des krautes fruht genomen mit
Line: 18    
rôsenhonig und getrunken, daz sei den selben siechen
Line: 19    
auz der mâzen gesunt, und wer der körner fünfzeheneu
Line: 20    
trink mit rôsenhonig, daz sei guot für die gaist, die pei   20
Line: 21    
den frawen slâfent in mannes weis, die ze latein incubi
Line: 22    
haizent. des krautes sâm sterket auch den magen und
Line: 23    
sein wurzel ist guot für die gelsuht, diu ze latein ictericia
Line: 24    
haizt, und öffent der lebern verschoppen, daz oppilacio
Line: 25    
epatis haizt. des krautes wurzel gesoten und getrunken   25
Line: 26    
mit wein als grôz sam ain mandelkern, daz reinigt den
Line: 27    
menschen von seiner fäuhten und fürbt die stinkenden
Line: 28    
überflüzzichait auz im.



Chapter / Strophe: 63     63.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM PFORREN.



Line: 31    
Porrum haizt ain pforr oder lauch, aber daz êrst
Line: 32    
däutsch ist nâch der latein genomen. der pforr ist haiz
Line: 33    
und trucken und erweckt und pringt auch die pœsen
Line: 34    
fäuht in dem leib, diu colera haizt. der veltpforr ist
Line: 35    
hitziger wan der haimisch. er beswært daz haupt und   35

Page: 416  
Line: 1    
pringt pœs träum in dem slâf und laidigt die zend und
Line: 2    
daz zantflaisch. welhez tier den pfarren izzet, ez sei rint
Line: 3    
oder schâf, des flaisch smeckt zemâl nâch dem pfarren,
Line: 4    
und izt ain rint pfarren, sein milch smeckt dar nâch ze
Line: 5    
dem minsten zwên tag. der pforr ist dem magen schad   5
Line: 6    
und plæt und læt sich niht gern kochen in dem magen,
Line: 7    
und dar umb, man in ezzen wil, muoz man in
Line: 8    
sieden in zwain wazzern. er pringt daz harmwazzer und
Line: 9    
der frawen haimleichait und pringt unkäusch und aller\maist
Line: 10    
sein sâm, wie daz sei, daz er den nieren schad   10
Line: 11    
und der plâtern.



Chapter / Strophe: 64     64.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM PÖRZELKRAUT.



Line: 14    
Portulaca haizt pörzelkraut. daz kraut spannet mit
Line: 15    
seinem stengel auf die erd und hât dickeu plätel nâhen   15
Line: 16    
sam diu jung hauswurz und ist sein saf zæch. daz kraut
Line: 17    
ist an kraft kalt und fäuht und widerstêt dem rôten fluz
Line: 18    
gar vast und widerstêt auch vesticleich der fäuhten in dem
Line: 19    
leib, diu colera haizt; aber wenn man des krautes ze vil
Line: 20    
izzet, pringt ez daz vel in den augen. ez ist guot für   20
Line: 21    
die überhitz in dem magen und in der lebern, aber ez
Line: 22    
benimt den lust ze ezzen und die begir der unkäusch.
Line: 23    
iedoch der ain hitzig trucken nâtûr hât, dem hilft ez zuo
Line: 24    
der unkäusch. des krautes izt man vil ze Parîs.



Chapter / Strophe: 65     65.
Line: 25    
Line: 26    
VON DER POLAIEN.



Line: 27    
Polegium haizt polai. daz kraut ist klain und sme\cket
Line: 28    
nâhent sam die ispen und ist an der kraft haiz und
Line: 29    
trucken und fuort diu schâf gar wol und hât die art, daz
Line: 30    
ez an sich zeucht und daz ez entsleuzt.   30



Chapter / Strophe: 66     66.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM PSILLENKRAUT.



Line: 33    
Psillium haizt psillenkraut und haizt sein sâm psil\lensâm.
Line: 34    
daz kraut ist kalt und fäuht, sam Platearius

Page: 417  
Line: 1    
spricht, und hât die art, daz ez küelt und fäuht macht
Line: 2    
und ist wider daz derren guot in haizen sühten. man
Line: 3    
schol die zungen des êrsten schaben mit ainem mezzer
Line: 4    
und schol den sâmen in ain lindez tüechel pinden und
Line: 5    
in dar inn dunken in ain kaltez wazzer und schol die   5
Line: 6    
zungen mit reiben und schol den sâmen under der
Line: 7    
zungen haben für den durst wider die dürren huosten,
Line: 8    
diu von der gaistleichen gelider krankhait kümt, und für
Line: 9    
des leibes twanch. nim psillensâmen und leg in ain weil
Line: 10    
in ain wazzer und tuo daz wazzer hin und gib in dann   10
Line: 11    
dem siechen mit ainem andern kalten wazzer.



Chapter / Strophe: 67     67.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER RAUTEN.



Line: 14    
Ruta haizet raut. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 15    
sam Platearius spricht, und seineu pleter und auch sein   15
Line: 16    
sâm sint guot zuo erznei. wenn man ez pulvert und ez
Line: 17    
in sich zeucht mit der nasen, entsleuzt ez und verzert
Line: 18    
die wäzzrigen fäuhten, diu flegma haizt, und rainigt daz
Line: 19    
hirn. wein gesoten mit rauten ist zuo dem selben auch
Line: 20    
guot und die selben erznei sint auch guot wider daz fal\lent   20
Line: 21    
lait, daz epilencia haizt, wenn man der peon pulver
Line: 22    
dar zuo tuot. wem daz gesiht tunkel sei von übrigem
Line: 23    
rauch in dem haupt, der leg rauten in ain vaz mit most
Line: 24    
und niez die oder nem gesoten wein mit rauten und mit
Line: 25    
pibergail. welheu frawe ir gewonleich haimleichait well   25
Line: 26    
pringen oder des kindes pälgel her für well pringen wenn
Line: 27    
si des kindes genesen ist oder die tôten purt von ir trei\ben
Line: 28    
well, diu trink rautensaf. wem diu gelider tuon
Line: 29    
von vallen oder von andern sachen, der hitzig rauten in
Line: 30    
ainem scherben und pint die dar auf. wem ain gelid   30
Line: 31    
zerplæt ist, ez sei arm oder pain, der nem rauten gar wol
Line: 32    
zestôzen unde misch die mit ungesalzner puttern und leg
Line: 33    
daz auf die stat und leg dann dar auf ain tuoch, daz
Line: 34    
geküelt sei in wazzer, sitzet daz plæen nider oder der
Line: 35    
siehtum sleht an der stat her auz mit klaineu pläterleinn.   35

Page: 418  
Line: 1    
und vergêt der smerz. wem diu augen rôt sein und
Line: 2    
krank, der nem kümelpulver und twer daz mit rautensaf
Line: 3    
und tunk ain paumwoll dar ein und leg die dar auf.
Line: 4    
und daz selb ist auch guot für die gilb in den augen.
Line: 5    
wer rautensaf trinkt, daz ist guot für vergift. wen ain   5
Line: 6    
vergiftig tier peiz oder ain tobent hunt, der zereib rauten
Line: 7    
und leg si auf die wunden. diu raut vertreibt des knob\lauchs
Line: 8    
und der zwival smack und pringt lust ze ezzen
Line: 9    
und kreftigt den magen und ist dem milz guot und swen\det
Line: 10    
die unkäuschen fäuhten und benimt den lust der un\käusch.   10
Line: 11    




Chapter / Strophe: 68     68.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM RÄTICH.



Line: 14    
Raphanus haizet rätich, aber die Kriechen haizent
Line: 15    
die wurz radicem, die wir raphanum haizen. Democritus   15
Line: 16    
spricht, wer sein hend reib mit zeitigem rätichsâmen,
Line: 17    
der müg slangen angreifen und handeln ân schaden. daz
Line: 18    
helfenpain wirt weiz von dem rätich. rätich widerstêt der
Line: 19    
vergift in ezzen, und wer sein wurz izzt, der darf der
Line: 20    
slangen niht fürhten. die Kriechen sprechent, daz zwair\lai   20
Line: 21    
kraut sei, die áin art haben. der haiz ainz raphanus,
Line: 22    
von dem wir nu sagen, und daz ander radix, daz spricht
Line: 23    
wurz, und haizt dar umb wurz, daz sein wurzel grôz ist
Line: 24    
und lanch, oben prait und niden spitzig. ich Megen\bergær
Line: 25    
wæn, daz diu wurz, diu etswâ merretich haizt und   25
Line: 26    
anderswâ kren, radix haiz ze latein, und daz der reht
Line: 27    
rätich raphanus haiz; aber die Kriechen wehselnt die
Line: 28    
zwên namen, sam vor gesprochen ist, und haizent den
Line: 29    
rätich radicem und den kren raphanum. wie dem nu sei,
Line: 30    
wizz, daz der rätich an kraft haiz und fäuht ist und   30
Line: 31    
pringt wind in dem leib, aber sein sâm entsleuzt die wind.
Line: 32    
wenn man ain pflaster macht von rätich und legt daz auf
Line: 33    
diu mail an dem leib und auf die mâsen, die von slegen
Line: 34    
koment, die vertreibt ez. der rätich macht vil würmel
Line: 35    
an den läuten, die ich hie vor füezling hiez. er ist dem   35
Line: 36    
haupt schad und den zenden und dem drüzzel und den

Page: 419  
Line: 1    
augen. wer in izzet vor tisch, dem macht er daz ezzen
Line: 2    
swimment in dem magen und ruot niht, aber wer in iz\zet
Line: 3    
nâch anderm ezzen, dem macht er den leip vertig
Line: 4    
und senkt daz ezzen hin ab.



Chapter / Strophe: 69     69.
Line: 5    
Line: 6    
VON DER RUOBEN.



Line: 7    
Rapa haizt ruob. diu ruob und auch ir kraut sint
Line: 8    
an der art kalt und fäuht und plæent gar vast, man für\köm
Line: 9    
ez denn an dem kochen, und dar umb schol man
Line: 10    
daz êrst wazzer hin giezen, dar inn man si seudet. die ge\soten   10
Line: 11    
ruoben waichent den leip und machent ingeng,



Chapter / Strophe: 70     70.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM REIS.



Line: 14    
Risum haizt reis. daz ist ain korn, des halm, eher
Line: 15    
und pleter geleichent der gersten. daz reis ist an kraft   15
Line: 16    
warm und trucken, iedoch ist sein trücken offenleicher
Line: 17    
wan sein werm, aber ez ist wermer dan der waiz. wenn
Line: 18    
man daz reis seudet mit mandelmilch, fuoret ez paz
Line: 19    
wan sunst; aber man ez mit wazzer kocht, twingt
Line: 20    
ez den leip etswie vil und mêrt die fäuhten oder den   20
Line: 21    
sâmen der unkäusch.



Chapter / Strophe: 71     71.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM WAITKRAUT.



Line: 24    
Sandix haizet waitkraut. daz kraut hât ain rôt
Line: 25    
wurzel und hât pleter nâhent sam diu lactuken, ân daz   25
Line: 26    
si smeler sint und spitziger, und ist den verbern guot,
Line: 27    
die tuoch mit verbent und dar nâch ander varb
Line: 28    
dar zuo mischent. des krautes ist in Dürgen vil umb
Line: 29    
Ertfurt.



Chapter / Strophe: 72     72.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM GAIZVENICHEL.



Line: 32    
Siler montanum haizt gaizvenichel. daz kraut ist
Line: 33    
gestalt sam der reht venichel, ân daz sein sâm grœzer
Line: 34    
ist wan des rehten venichls sâm, aber ez hât nâhent die
   

Page: 420  
Line: 1    
selben aigenchait und die art, die der reht venichl hât.
Line: 2    
daz kraut ist an kraft haiz und trucken, und sprechent
Line: 3    
etleich, wenn die gaiz unkäuschen wellen und etleich
Line: 4    
andreu tier, ezzen si des krauts und werden zehant
Line: 5    
swanger. alsô spricht Alexander der arzt.   5



Chapter / Strophe: 73     73.
Line: 6    
Line: 7    
VON DER VELTISPEN.



Line: 8    
Saturegia haizet veltisp. daz kraut hât pleter sam
Line: 9    
diu reht isp, aber sein stengel ist kürzer wan der ispen
Line: 10    
stengel und hât auch mêr est an dem stengel und hât   10
Line: 11    
weizplâ plüemel. daz kraut ist haiz und fäuht und er\weckt
Line: 12    
die unkäusch an dem menschen.



Chapter / Strophe: 74     74.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM PERCHKICHER.



Line: 15    
Staphisagria haizt perchkicher, und haizent ez etleich   15
Line: 16    
läuskraut mit urlaub und haizet auch ze latein uva passa
Line: 17    
montana. daz ist ain swarz korn sam der swarz kicher,
Line: 18    
aber ez ist klainer und vint man sein gar vil auf dem
Line: 19    
perg Libano, und ist an der kraft haiz und trucken und
Line: 20    
prennet und negt und ist scharpf auf der zungen und   20
Line: 21    
tœtt die leutswürmel. man keut ez in dem mund, dar
Line: 22    
umb, daz ez die fäuhten auz dem hirn ziech, diu flegma
Line: 23    
haizt, und von den zenden. wer den sâmen trinkt mit
Line: 24    
ezzeich, dem benimt er den zantsmerzen und rainigt im
Line: 25    
die zend und daz zantflaisch von dem faulen pluot und   25
Line: 26    
von anderr unsauberkait. wenn man den sâmen pulvert
Line: 27    
und pint in in ain tuoch, samnent sich all diu läuts\würmel
Line: 28    
dar zuo, diu an dem menschen sint, und ster\bent
Line: 29    
pei.



Chapter / Strophe: 75     75.
Line: 30    
Line: 31    
VON DER STAINPRECH.



Line: 32    
Saxifraga haizt stainprech. daz ist ain klainez kräu\tel
Line: 33    
und wehset gern an santigen steten und ist an kraft

Page: 421  
Line: 1    
haiz und trucken. wenn man des krautes wurzel nimt in
Line: 2    
wein, pricht si den stain in der plâtern. diu wurzel ist
Line: 3    
auch für der lenden smerzen guot, oder wer der wurzeln
Line: 4    
pulver in ainem waichen ai in sich säuft, daz ist auch
Line: 5    
für guot.   5



Chapter / Strophe: 76     76.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM SALVEI.



Line: 8    
Salvia haizet salvei. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 9    
sam Platearius spricht. des krauts pleter sint guot zuo
Line: 10    
erznei. der salvei ist zwaierlai, wilt und haimisch. des   10
Line: 11    
wilden wurzel legt man in erznei und des haimischen
Line: 12    
pleter. der haimisch salvei verzert und kreftigt, und
Line: 13    
man wein mit seudet, daz ist guot wider daz paralis
Line: 14    
und wider daz vallent lait, daz epilencia haizt. die kroten
Line: 15    
ezzent gern salvei, aber man scheuht si von, der nâ\hent   15
Line: 16    
rauten pei setzt. daz kraut haizet auch ambrosia
Line: 17    
deorum ze latein.



Chapter / Strophe: 77     77.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM MÄUSZWIVAL.



Line: 20    
Squilla haizt mäuszwival, dar umb, daz daz kraut   20
Line: 21    
die mäus tœtet. des krautes pleter sint gestalt sam diu
Line: 22    
liligenpleter und ist ainerlai des krautes, daz ist vergiftig
Line: 23    
und tœtleich, und wânten etleich, ez wær napelnkraut,
Line: 24    
aber daz ist niht wâr und dar umb ist daz puoch valsch,
Line: 25    
daz ze latein hât cepa maris, daz spricht merzwival, ez   25
Line: 26    
schol sprechen cepa muris, daz spricht mäuszwival, sam
Line: 27    
ich vor gesprochen hân. ez ist auch ainer andern lai
Line: 28    
des krautes, daz ist guot und smeckt wol und ist an der
Line: 29    
kraft haiz und trucken, daz benimt dem mund seinen ge\stank
Line: 30    
und wer ez izzt, dem macht ez daz gesicht scharpf   30
Line: 31    
und ist guot für die wazzersuht und für die gelsuht und
Line: 32    
pringt daz harmwazzer und der frawen haimleichait und
Line: 33    
macht abpurt in den swangern frawen, alsô daz si der
Line: 34    
kindel ê der zeit genesent. ez spricht ain zaubrær, wer
Line: 35    
daz kraut hæch über die tür an dem haus, wer ez   35
Line: 36    
den vergiftigen tiern iren einganch.

Page: 422  



Chapter / Strophe: 78     78.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER SINGRÜEN.



Line: 3    
Semperviva haizet singrüen. daz kraut hât pleter
Line: 4    
sam der puchspaum, ân daz des krautes pleter grœzer
Line: 5    
sint und dicker und sint winter und sumer gleich grüen.   5
Line: 6    
daz kraut ist an kraft kalt und trucken.



Chapter / Strophe: 79     79.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM SENIF.



Line: 9    
Sinapis haizet senif. daz kraut ist haiz und trucken
Line: 10    
und durchsneidet die zæhen fäuhten, diu ze latein flegma   10
Line: 11    
haizt, und von seinem rauch vliehent die vergiftigen würm.
Line: 12    
der senif ist zwaierlai, wilt und haimisch, aber der wild
Line: 13    
macht pœs fäuhten in dem leib. der haimisch senif ist
Line: 14    
guot zuo vil dingen. sein pleter und sein wurzeln sint
Line: 15    
nütz, der si seudet zuo ezzen. er rainigt daz antlütz   15
Line: 16    
und meldet daz faul pluot in dem menschen. ain pflaster
Line: 17    
von gemacht benimt aiter und ander unrainikait. ez
Line: 18    
sprechent auch etleich, wer den senif nüehtarn trink,
Line: 19    
dem klær ez die vernunft und rainig daz hirn, aber
Line: 20    
er sei der prust niht guot. er pringt auch die gir der   20
Line: 21    
unkäusch.



Chapter / Strophe: 80     80.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM LINSAT.



Line: 24    
Semen lini haizet linsât. der sâm ist der art, daz er
Line: 25    
nâhen geleich tregt zwischen fäuht und trucken an der   25
Line: 26    
kraft und hât die art, daz er abwescht und zeitigt und
Line: 27    
zerplæt und senftigt die smerzen, iedoch minner wan die
Line: 28    
gamillen. er waicht und senftigt die inwendigen ge\swern
Line: 29    
und die auzwendigen und wert dem krampf und
Line: 30    
wert auch den runzeln an den vingernegeln, wenn man   30
Line: 31    
in mischt mit wazzer und mit honig. aber er ist dem
Line: 32    
magen schad.

Page: 423  



Chapter / Strophe: 81     81.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM STERZELKRAUT.



Line: 3    
Tapsia haizet sterzelkraut. daz hât die art, wer ez
Line: 4    
izzet, dem zerplæt ez daz antlütz, als ob er auzsetzig sei,
Line: 5    
und daz hailt man mit ainem tuoch in ezzeich gedaucht,   5
Line: 6    
der daz antlütz mit reibt oder mit singrüensaf oder
Line: 7    
mit der salben, diu populeon haizt, von der wir sagten,
Line: 8    
wir schriben von dem popelpaum. die sterzel niezent
Line: 9    
die wurz und legent sich alsô zerplæt an die strâz.



Chapter / Strophe: 82     82.
Line: 10    
Line: 11    
VON DER NEZZELN.



Line: 12    
Urtica haizet nezzel. daz kraut ist dreirlai. ainz
Line: 13    
haizet die tôt nezzel, diu prent niht und ist doch gestalt
Line: 14    
sam ain nezzel. diu ander haizt die kriechisch nezzel,
Line: 15    
diu ist klainer und prent vester wan diu gemain nezzel.   15
Line: 16    
diu dritt ist diu gemain. diu nezzel ist an kraft haiz
Line: 17    
und trucken, aber ir sâm hât niht vil hitz. si zerpricht
Line: 18    
die apostem und ist in guot und hailsam. aber ir sâm
Line: 19    
und ir asch, der ain pflaster dar auz macht, daz hilft
Line: 20    
für daz veich und für die geswern, die von hundspizzen   20
Line: 21    
koment, und allermaist mit salz. diu pleter gestôzen
Line: 22    
helfent für daz pluotvliezen auz der nasen. ir sâm offent
Line: 23    
vast daz verschoppen in den nasvenstern und anderswâ,
Line: 24    
und ain pflaster dar auz gemacht hilft, daz man die zend
Line: 25    
leiht auzzeuht. wenn man ir pleter seudet mit gersten\wazzer,   25
Line: 26    
daz rainigt die prust und wirft die zæhen fäuhten
Line: 27    
dar auz. diu nezzel erwecket die unkäusch und aller\maist
Line: 28    
ir sâm mit wein und offent die kintporten an den
Line: 29    
frawen, alsô daz diu muoter dester leihter zuogevæht. und
Line: 30    
daz selb tuot auch diu nezzel, wenn si diu fraw izt mit   30
Line: 31    
zwival und mit aiern. wenn ain fraw ainen undersatz
Line: 32    
macht mit nezzeln und mit rauten, der pringt si ir ge\wonhait
Line: 33    
und öffent der muoter tür. der nezzeln frischeu
Line: 34    
pleter an ains pflasters stat gelegt laitent die auzgênden
Line: 35    
muoter wider an ir stat. ir sâm auzgekernt und getrun\ken   35

Page: 424  
Line: 1    
mit wein oder diu nezzel selb entsleuzt den leip und
Line: 2    
macht in vertich.



Chapter / Strophe: 83     83.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM EISENKRAUT.



Line: 5    
Verbena haizet eisenkraut. daz kraut hât klaineu   5
Line: 6    
pleter und ainen herten stengel und wehset gern an dür\ren
Line: 7    
steten und ist zwairlai. daz ain kraut hât gelbeu
Line: 8    
plüemel und daz ander plâvar plüemel sam der flachs
Line: 9    
wenn der plüet. daz kraut ist an kraft haiz und trucken
Line: 10    
und ist den zaubræren gar nütz. daz wizzent die wol,   10
Line: 11    
die in den netzen sint gewesen. aber die haimleichait
Line: 12    
und ander schol diser gazzenspringer niht wizzen. man
Line: 13    
hât mir daz kint verstoln, ê daz ez volporn würde, dar
Line: 14    
umb muoz ich im diu klaider dester kürzer schrôten. wer
Line: 15    
daz kraut mit wein seudet und den trinkt, dem gefräwt   15
Line: 16    
ez daz herz, und man mit gorgelt in dem hals und
Line: 17    
in dem mund, daz benimt dem mund sein faulen und sein
Line: 18    
unsauberkait.



Chapter / Strophe: 84     84.
Line: 19    
Line: 20    
VON DER WICKEN



Line: 21    
Vicia haizt wick. daz kraut und auch sein sâm ist
Line: 22    
ain pfärdfuoter, idoch fuoret ez diu pfärt niht wol, wan
Line: 23    
diu wick ist kalt und wintich. die pawläut sprechent,
Line: 24    
wenn man die wicken alsô grüen oben absneid und man
Line: 25    
die grüenen stupfeln umbacker und lâz si erfaulen in dem   25
Line: 26    
acker, daz tung den acker auz der mâzen wol; lâz aber
Line: 27    
man die wicken dürr werden, derren si den acker, ob
Line: 28    
man si wol zuo mist lâze werden dar inn und machen in
Line: 29    
unfruhtpær. Alsô scholt wir uns umbackern mit guoten
Line: 30    
werken die weil wir vrisch und junch wæren, wan wir   30
Line: 31    
dürr werden von alter, dorret mit uns der acker aller
Line: 32    
guoten werk, wan müg wir weder got gedienen noch
Line: 33    
der werlt.



Chapter / Strophe: 85     85.
Line: 34    
Line: 35    
VON DEM VIOL



Line: 36    
Viola haizt viol. des krautes pleter, pluomen und

Page: 425  
Line: 1    
sâm sint nâhent pei ainander an der art, wan diu sint
Line: 2    
alleu kalt und fäuht, wie daz sei, daz etleich sprechent,
Line: 3    
si sein warm, daz ist niht wâr. man behelt den viol zwai
Line: 4    
jâr, daz er nütz ist, idoch ist er pezzer vrisch und grüen.
Line: 5    
mach violsyropl alsô. seut den viol in wazzer, seich daz   5
Line: 6    
dann durch ain tuoch und tuo zukker dar zuo, wirt
Line: 7    
der syrop. würd aber der syropl auz dem saf der grüe\nen
Line: 8    
viol, daz wær pezzer. der syropl entsleuzt den leip
Line: 9    
und macht in vertich in hitzigen fibern. violöl macht
Line: 10    
man alsô. man seudet die viol in öl und twinget daz   10
Line: 11    
dann auz und daz haizt violöl. wem sein haupt tuo
Line: 12    
von hitziger sach, der salb sein stirn mit und die slæf
Line: 13    
pei den ôrn. die violn habent die art, daz si küelent und
Line: 14    
fäuht machent und senftigent und entsliezent den leip.
Line: 15    
wenn man si seudet mit wazzer und trüeftert die füez    15
Line: 16    
mit und daz haupt an der stirn, daz pringt den siechen
Line: 17    
slâf in hitzigem siehtum, sam die süht sint und sämleich
Line: 18    
siehtüem.



Chapter / Strophe: 86     86.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM INGWER



Line: 21    
Zinciber haizet ingwer. daz kraut wehst in dem
Line: 22    
lande India und diu wurz, die wir ingwer haizen, wehst
Line: 23    
pei des krautes wurzel. ez ist zwaierlai ingwer. ainer
Line: 24    
ist wild und ist der er under den wurzen, und der ist
Line: 25    
scherpfer auf der zungen wan der haimisch. der ander   25
Line: 26    
ist haimisch und der ist diu si in der art und der ist
Line: 27    
waicher und weizer wan der wild und ist auch pezzer. er
Line: 28    
ist guot für die kelten der prust, wenn diu kümt, und ist
Line: 29    
dem kalten magen gar guot und entsleuzt den muossak
Line: 30    
und verzert die übrigen fäuhten in dem leib. zuo den   30
Line: 31    
gepresten allen ist der ingwer guot, wenn man in mit
Line: 32    
wein seudet oder der in kewt in dem mund und in izzt.
Line: 33    
wer des ingwers pulver in träufen in diu augen tuot,
Line: 34    
dem werdent si clâr. sein electuari, daz diacinciber
Line: 35    
haizt, daz ist kreftiger zden vorgenanten dingen wan der   35
Line: 36    
ingwer sust.

Page: 426  


Chapter / Strophe: 87     87.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM ZITWAR.



Line: 3    
Zeduarium oder zeduara haizet zitwar. daz ist ain
Line: 4    
kraut daz wechst in den landen gegen der sunnen auf\ganch.
Line: 5    
pei des krautes wurzel wehset diu wurz, die wir   5
Line: 6    
zitwar haizen, und wehst auch in dem land Italia. der
Line: 7    
zitwar ist der pest, der etwaz gelvar ist und der scharpf
Line: 8    
und pitter ist auf der zungen. er ist guot für die wind
Line: 9    
in dem leib und für die darmgiht und für etleich stechent
Line: 10    
smerzen. diu sals, die man macht auz seinem pulver, ist   10
Line: 11    
guot für die âmaht und für daz swinteln, daz ze latein
Line: 12    
syncopis haizt, und pringt lust zuo ezzen.



Chapter / Strophe: 88     88.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM ZUKKER.



Line: 15    
Zuccara haizt zukker. der ist an kraft warm und   15
Line: 16    
fäuht, sam Platearius spricht, aber der weiz zukker ist
Line: 17    
pezzer und löbleicher wan der gelvar und ist auch kelter.
Line: 18    
er ist guot wider der prust smerzen und hilft auch für
Line: 19    
den durst und macht fäuht die dürren prüst. wem daz
Line: 20    
haupt tuot von haizen sachen und der seinen leib vertig   20
Line: 21    
well machen von dem twang, der nem zukker und wazzer
Line: 22    
gesoten mit viol und misch daz zesamen und trink ez.



Chapter / Strophe: 89     89.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM RATENKRAUT.



Line: 25    
Zizania haizet ratenkraut und haizt auch ze latein   25
Line: 26    
lolium und haizent ez etleich unrât. daz kraut wechst
Line: 27    
in dem korn, aber ez derret den waizen und daz korn
Line: 28    
und benimt im sein narung, sam der mâg den habern
Line: 29    
derret und der köl den weinreben. wer des krautes
Line: 30    
sâmen izt, den macht er trunken und unsinnich.   30
Line: 31    
Mit dem haben nu diu kräuter ain end.




Page: 427  
Book: VI     VI.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN EDELN STAINEN
Line: 3    
UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.



Line: 4    
Daz ist daz sehst stück des puochs, in dem wir sagen
Line: 5    
wellen von edelen stainen, wie die gevar sein und waz ir   5
Line: 6    
kreft sein und wie man ir kreft pezzer, und wellen an
Line: 7    
den anheben, der nam sich ze latein an ainem A an\vâhet
Line: 8    
und dar nâch an dem B, unz daz wir daz ganz
Line: 9    
ABC mit edelm gestain durchlegen. iedoch well wir des
Line: 10    
êrsten von den stainen reden in ainer gemain, sam unser   10
Line: 11    
weis vor ist gewesen an andern dingen.
Line: 12    
Ez ist ain frâg, wie die edeln stain wahsen in der erden
Line: 13    
âdern. dar zuo antwürt man nâch der maister geschrift von
Line: 14    
der nâtûr und sprechent die maister alsô, daz die stain wah\sen
Line: 15    
in der erden auz dem erdischen dunst und auz der fäuh\ten,   15
Line: 16    
diu in der erden âdern und in iren clausen beslozzen ist,
Line: 17    
wan in den dünsten und in der fäuhten sint diu vier element
Line: 18    
gemischt: feur, luft, wazzer und erd nâch mêr und nâch
Line: 19    
minner, und dar nâch und diu mischung mangerlai ist,
Line: 20    
werdent die stain auch mangerlai. nu spricht daz   20
Line: 21    
puoch ze latein, daz die stain ir gestalt in der erden
Line: 22    
nemen nâch der stete schickung, dar inn die stain wah\sent
Line: 23    
und werdent, und meint, sei diu stat sinbel, werd
Line: 24    
auch der stain sinbel, sei aber diu stat ekkot, werd
Line: 25    
der stain auch ekkot. wærleich mit urlaub ze sprechen,   25
Line: 26    
daz mag niht gesein, wan man vint edel stain, die men\schenpild
Line: 27    
an in habent oder tierpild und vogelgestalt und
Line: 28    
sint doch die stet niht dar nâch geschickt, man die
Line: 29    
stain vint. auch vint man klain sinbel stain an grôzen

Page: 428  
Line: 1    
ekkoten steten in der erden und ekkot stain an sinbeln
Line: 2    
steten. dar umb sprich ich Megenbergær, daz der stain
Line: 3    
form und ir gestalt ist von sunderleicher stern kreften,
Line: 4    
die gewalt und maht habent ze würken die form und die
Line: 5    
schickung in den fäuhten und in den dünsten, wan alle   5
Line: 6    
die form und die gestalt, die alleu dinch habent, diu auz
Line: 7    
den vier elementen werdent, und auch diu element diu
Line: 8    
habent ir würkende kreft, die si machent an dem himel,
Line: 9    
sam Aristotiles spricht in dem andern puoch von der ge\purt
Line: 10    
und von dem zerprechen der element, daz man   10
Line: 11    
haizt ze latein de generatione et corruptione.
Line: 12    
Aber die varb an den stainen, weiz swarz grüen rôt
Line: 13    
violvar und ander varb, machent der stern kreft nâch der
Line: 14    
dünst und der fäuhten mangerlai mischung. wan diu
Line: 15    
fäuhten des ertreichs vil hât, wirt der stain swarz oder   15
Line: 16    
tunkel, hât aber si des wazzers vil, wirt der stain lau\ter
Line: 17    
und von mêr luftes wirt er gel oder plaich und von
Line: 18    
mêr fewers wirt er rôt, und alsô ändert sich diu varb an
Line: 19    
den stainen, reht sam die mischung der vier element sich
Line: 20    
ändert in den fäuhten, die stain auz werdent, und   20
Line: 21    
dar umb sint die stain edeler und kreftiger, die von den
Line: 22    
landen koment, diu vier element rainer sint und min\ner
Line: 23    
unsauberkait an in habent, sam die stain, die von
Line: 24    
Orient koment, daz ist von den landen gegen der sunnen
Line: 25    
aufganch, und sam die stain sint, die auz dem paradîs   25
Line: 26    
vliezent in den vier wazzern, sam etleich sprechent.
Line: 27    
Ez ist auch ain grôz frâg, von wannen und wie
Line: 28    
grôzeu kraft und gar wunderleicheu maht den stainen
Line: 29    
köm, wan zwâr si habent grôz kreft zuo des menschen
Line: 30    
gesunthait und zuo andern dingen. nu spricht unser   30
Line: 31    
puoch ze latein, daz menschleicher vernunft unbekant sei,
Line: 32    
von wannen die stain die kreft habent, si habens dan von
Line: 33    
got, wan all kreft koment von got, sam Aristotiles spricht
Line: 34    
in dem puoch von den übernâtürleichen dingen, daz ze
Line: 35    
latein haizt liber metaphysice. aber die kreft, die in den   35
Line: 36    
kräutern sint und in den paumen und in den frühten,

Page: 429  
Line: 1    
die sint von got in den selben dingen mit ainer mittel
Line: 2    
und mit ainer zwischenwürkender kraft, wan got würkt
Line: 3    
die selben kreft in den selben dingen mit der nâtûr werch,
Line: 4    
sam mit hitz, mit kelten, mit fäuhten und mit trücken in
Line: 5    
den kräutern, mit si guot sint zuo der oder zuo der   5
Line: 6    
erznei. aber der ist kainz an den stainen, daz man müg
Line: 7    
gesprechen oder gezaigen oder prüefen. der stain hât die
Line: 8    
kraft von kelten oder von hitz und dar umb hât got den
Line: 9    
stainen die kreft geben ân ain zwischenwürkent kraft von
Line: 10    
seiner almähtichait, sam daz puoch spricht ze latein, und   10
Line: 11    
hât in geben die gnâd seines götleichen willen für daz
Line: 12    
werk der nâtûr, wan ân die gnâde, die edelz gestain hât
Line: 13    
zuo der menschen gesunthait, vint man wunderleich
Line: 14    
kreft und grôze an den edeln stainen, sam der magnes
Line: 15    
und der adamas, die daz eisen an sich ziehent, und der   15
Line: 16    
adamas zaigt den schefläuten auf dem mer den merstern
Line: 17    
an dem himel, sam her nâch kunt wirt. macht der
Line: 18    
ostolan den menschen unsihtich und der karfunkel läuht
Line: 19    
in der naht. alsô habent auch ander stain vil wunder\leicher
Line: 20    
kreft, sam uns bezeugt diu gegenwärtig wârhait   20
Line: 21    
diser geschrift. der wunder aller ist der götleich will ain
Line: 22    
ursach mit seiner almähtichait, den diu geschrift ainen
Line: 23    
wunderær sagt in menschleichen dingen. der sin des
Line: 24    
puochs mag niht bestên und ist gar kintleich ze spre\chen,
Line: 25    
daz got den stainen ir kreft geb ân ain zwischen\würkende   25
Line: 26    
kraft der nâtûr und den paumen und den
Line: 27    
kräutern ir kreft niht geb ân der nâtûr werk, dar umb,
Line: 28    
daz diu kräuter würkent mit kelten und mit hitz und daz
Line: 29    
die stain auch gar wunderleicheu werk würkent, die man
Line: 30    
den elementen niht geben mag. zwâr daz ist ain gar   30
Line: 31    
ainvaltiger sin, wan die stain küelent auch und fäuhtma\chent
Line: 32    
von den kreften der element, dar auz ir selpwesen
Line: 33    
gemischt ist, und kreftigent daz herz und ander gelider
Line: 34    
in dem menschen, wenn man si zerstœzt und si in ezzen
Line: 35    
nimt oder in erznei, sam wir sehen in dem electuari, daz   35
Line: 36    
diamargariton haizet, man zerstôzen veinperln ein tuot

Page: 430  
Line: 1    
und gemalen golt. ich sprich auch mêr, daz diu kräuter
Line: 2    
als wunderleicheu werk würkent als die stain, sam daz
Line: 3    
eisenkraut, daz lieb macht zwischen den menschen, und
Line: 4    
daz paumhäckelkraut, daz diu sloz auftuot, und diu pa\tönig,
Line: 5    
von man weissagen wirt. dar umb sprich ich   5
Line: 6    
Megenbergær, daz ich zweifel, ob Albertus daz puoch
Line: 7    
hab gemacht ze latein, wan er in andern püechern verr
Line: 8    
anders redet von den sachen dan daz puoch redet, er hab
Line: 9    
ez dann gemacht in der jugent, ê er seinem aigen sin
Line: 10    
volgt, wan daz puoch, daz ich auz der latein in daz   10
Line: 11    
däutsch hân prâht, daz ist ain gesamnet dinch der alten
Line: 12    
maister, sam der maister selber bekent an dem ende des
Line: 13    
puochs. und dar umb sprich ich, daz got die kreft den
Line: 14    
stainen gibt nâch der nâtûr lauf mit den zwischenwür\kenden
Line: 15    
kreften der stern an den himeln, sam er gibt den   15
Line: 16    
kräutern.
Line: 17    
scholt auch wizzen, daz die gaist zuogezämt wer\dent
Line: 18    
mit den kräutern, die den menschen lustig sint, sam
Line: 19    
diu kräuter sint, alsô daz die gaist pei den läuten wonent
Line: 20    
durch der crêatûr willen. und von spricht sant Augu\stîn   20
Line: 21    
in dem puoch von der stat gotes in dem fünften
Line: 22    
stück, daz die gaist zuo dem menschen gezämt werden
Line: 23    
mit mangerlai stainen kräutern holz tieren und mit
Line: 24    
mangerlai getiht und worten. und dar umb list man,
Line: 25    
daz Salomôn ain vingerlein hêt, gaist inn beslozzen   25
Line: 26    
wâren under den edeln stainen. man list auch, daz Evaz
Line: 27    
der künig von Arabia schraib dem kaiser, der Nero hiez,
Line: 28    
die namen und die varb der edeln stain, und auz der
Line: 29    
selben geschrift macht man gemezzen rede, die wir vers
Line: 30    
haizen, daz sint walzær oder kêrær, wan man muoz die   30
Line: 31    
red hin und her welzen und kêren, ê man si nâch kün\sten
Line: 32    
mag gemezzen. der selben vers mainung und iren
Line: 33    
sin hât unser puoch zemâl von den edeln stainen und
Line: 34    
dar zuo ander maister lêr, und an dem end der red von
Line: 35    
den stainen setzt daz puoch der gar alten maister sin von   35
Line: 36    
den stainen, tier eingegraben sint oder dar auf erhaben

Page: 431  
Line: 1    
sint mangerlai form. aber daz puoch bestætigt der selben
Line: 2    
maister lêr niht zemâl noch verwirft si zemâl, und
Line: 3    
mit volgt daz puoch dem hailigen lêrer sant Augustîn.
Line: 4    
Man spricht auch, daz die Israheliten, daz sint die
Line: 5    
gelaubigen juden, hie vor in der wüesten gruoben manger\lai   5
Line: 6    
form und gestalt in etleich edel stain und allermaist
Line: 7    
in die, die corneoli haizent, und daz graben was gar
Line: 8    
behent, daz kain ir nâchkom in geleichen möcht an den
Line: 9    
werken. ez ist auch ân zweifel, man grab pild und an\der
Line: 10    
gestalt in die stain nâch den mähten irr kreft. ist nu   10
Line: 11    
daz wâr, daz diu kint von Israhel mangerlai form graben
Line: 12    
habent in mangerlai gimmen und edel gestain, ist ân
Line: 13    
zweifel, daz si daz niht habent getân ân sach mangerlai
Line: 14    
kreft, die den stainen von kümt, und daz si den sin
Line: 15    
nâmen von dem hailigen gaist, der si diu werk besunder   15
Line: 16    
lêrte. der grabær ainer hiez Beseleel und der ander
Line: 17    
Ooliab, die wâren sunderleichen gelêrt von dem hailigen
Line: 18    
gaist auf all kunst, diu zuo edelm gestain gehœrt ze
Line: 19    
graben und ze polieren oder zierleich beraiten. und die
Line: 20    
gruoben daz edel gestain und beraitten ez zuo dem tem\pelgewant,   20
Line: 21    
daz Aaron an truog in dem gotsdienst ob dem
Line: 22    
altar. in dem gewant machten si nâch gotes gehaiz zwelf
Line: 23    
auzerwelt edel stain und gruoben dar ein die namen der
Line: 24    
kind von Israhel, und dar umb ist daz wâr, daz der stain
Line: 25    
graben niht ân sach ist. aber dar umb gelaub wir niht,   25
Line: 26    
daz allez graben an den stainen ain tugent oder ain
Line: 27    
kraft bedäut. daz sei nu gesait von den stainen in ainer
Line: 28    
gemain.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM AMETISTEN



Line: 31    
Ametistus ist ainer der zwelf schatzpærn auzerwelten
Line: 32    
stain. der ist violvar oder purpervar und der purpervar
Line: 33    
ist der pest. ez ist auch etleich ametist, der ist sam ain
Line: 34    
rôter weinstropf oder sam ain rôter wazzerstropf von
Line: 35    
rôter erden und der læt sich paz graben wan der andern   35

Page: 432  
Line: 1    
lai ametisten. der stain hât die kraft, daz er der trun\kenhait
Line: 2    
widerstêt und macht den menschen wächig und
Line: 3    
vertreibt die pœsen gedänk und pringt guot vernunft. der
Line: 4    
stain wær löbleicher, wær er gemain niht, aber man
Line: 5    
vindet sein gar vil in der môrn lant, daz Ethyopia haizt,   5
Line: 6    
und in dem land India. man vint in auch in däutschen
Line: 7    
landen etswâ, aber der ist niht guot und ist tunkel.
Line: 8    
Dem stain hân ich unser frawen geleicht in ainem
Line: 9    
lobsang, daz hebt sich an: ave virgo pregnans prole, wan
Line: 10    
si ist süez und senft mit iren genâden sam der stain mit   10
Line: 11    
seinen kreften. ruoch, ob ain sündær ist in leiden, der
Line: 12    
iren namen êrt. wer der gerten schônt, der hazt daz
Line: 13    
kint. ich hân in meinen sünden die zarten milten ge\strickt
Line: 14    
in die schôz meiner letzten hofnung.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM ACHATEN.



Line: 17    
Achates ist auch der auzerwelten stain ainer, aber
Line: 18    
der zwelfer niht, die Johannes sach in der taugen puoch.
Line: 19    
den stain vint man in dem wazzer Achates gegen der
Line: 20    
sunnen aufganch und ist swarz; aber in die swerzen sint   20
Line: 21    
weizeu æderl gemischt. man spricht auch, daz der stain
Line: 22    
gar schœnes angeporns gemæls hab zwischen seinen
Line: 23    
straimeln und daz daz allez ainer varb sei. der stain
Line: 24    
hât die kraft, daz er vergift schäucht und den durst lescht
Line: 25    
und daz gesiht nert und den sterkt und frühtigt der in   25
Line: 26    
tregt und macht in gnæm und zimleich den läuten. nu
Line: 27    
spricht diu alt geschrift, daz der künig Porus derlai stain
Line: 28    
ainen trüege an dem vinger, der wær schœn, daz neun
Line: 29    
saitenspil oder sanchgezeug dar ein gegraben wæren, und
Line: 30    
under dem ze mittelst was der abgot Apollo, der het ain   30
Line: 31    
härpfen in der hant.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEM ADAMAS.



Line: 34    
Adamas ist ain edel stain, der ist zwairlai. den
Line: 35    
ainen vint man in dem land India, daz selb lant ain   35

Page: 433  
Line: 1    
end hât, und man vindet in under der cristallen haufen
Line: 2    
und geleicht auch der cristallen an der varb, ân daz der
Line: 3    
selb adamas scheint sam ain new gefeilt eisen. der ada\mas
Line: 4    
ist gar hert, alsô daz man in weder mit eisen noch
Line: 5    
mit feur zerprechen mag, aber man zerpricht in mit vri\schem   5
Line: 6    
pockspluot, daz allerêrst vergozzen ist und noch
Line: 7    
warm ist. mit des stains spitzigen stucken grebt man
Line: 8    
ander gar hert edelstain. derlai adamas wirt niht grœzer
Line: 9    
dann ain haselnuz. man spricht auch, daz er genâd pring
Line: 10    
dem menschen, dem in sein freunt umbsust geit, aber   10
Line: 11    
er sei dem nihts nütz, der in kauf. ez sprechent auch die
Line: 12    
stainlær, daz sein kraft vil dester grœzer sei, wenn man
Line: 13    
im seinen sezzel eisnein mach, man in in an vinger\lein
Line: 14    
wil setzen; aber daz vingerl sol guldein sein durch
Line: 15    
des stains wirdikait. der andern lai adamas ist verr un\werdiger   15
Line: 16    
und niderr wan der êrsten lai, und den vint man
Line: 17    
in dem land Arabia und in dem næhsten cyprischen mer
Line: 18    
und ze Ferrære und ist tunkel an der varb sam ain eisen
Line: 19    
und ist grœzer wan der êrsten lai. dér adamas lât sich
Line: 20    
prechen ân pockspluot. er hât die art, daz er daz eisen   20
Line: 21    
an sich zeuht sam der stain magnes tuot, aber der ada\mas
Line: 22    
nimt dem magneten daz eisen, wenn er gegenwärtig
Line: 23    
ist. er melt auch den merstern. wan die schefläut auf
Line: 24    
dem mer niht gesehen mügent vor den dicken nebeln
Line: 25    
si varn zuo dem gestat, nement si ain nâdeln und   25
Line: 26    
reibent die mit der spitz an den adamanten und steckent
Line: 27    
si dan übertwerch an ain halmstuck oder in ain spænel
Line: 28    
von holz und legent si in ain pecken oder in ain schüzzeln
Line: 29    
vol wazzers und füert ainer den adamanten mit der hant
Line: 30    
auzwendig umb daz vaz, diu nâdel inn ist; dem volgt diu   30
Line: 31    
nâdelspitz inwendig, alsô daz si in dem vaz auch kraizlot
Line: 32    
umbgêt. daz geschiht etswie vil, zuckt der stain\füerær
Line: 33    
den stain snell under und pirgt in. wenn nu diu
Line: 34    
nâdelspitz irn füerær hât verlorn, kêrt si sich geleichs
Line: 35    
gegen dem merstern und stêt zehant und wegt sich niht   35
Line: 36    
mêr, und dar nâch rihtent sich dann die schefläut, wan

Page: 434  
Line: 1    
der stern stêt an dem himel ze norden, der himel\wagen
Line: 2    
stêt, gegen suden oder gegen mittem tag über.
Line: 3    
daz verstê alsô, daz sich die schefläut rihtent nâch des
Line: 4    
kräuzs örtern, daz all dis werlt hât beslozzen: osten westen
Line: 5    
suden norden. wenn si nu daz ain ort wizzent ze norden,   5
Line: 6    
richtent si sich dar nâch. man sprichet auch, daz
Line: 7    
der stain guot sei in der zaubrær kunst: wer in tregt
Line: 8    
den sterkt er gegen seinem veint und vertreibt üppig
Line: 9    
træm und schäuht und melt die vergift. man spricht
Line: 10    
auch, daz er switz, wenn vergift pei im sei. er ist auch   10
Line: 11    
den mônwendigen läuten guot, die ir sinn verkêrent nâch
Line: 12    
des mônen lauf, und ist den tiefelhäftigen auch guot.
Line: 13    
der stain wil, daz man in trag an der tenken seiten.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM ABESTON



Line: 16    
Abeston ist ain stain, den vint man in dem land Ar\chadia
Line: 17    
und ist eisenvar. wenn man den stain ains mâls
Line: 18    
entzünt, mag man in nümmer mêr erleschen, er gibt
Line: 19    
immer mêr dar flammen. von dem spricht Isidorus. auz
Line: 20    
dem stain macht man ain künstendingel zuo ainer latern   20
Line: 21    
oder zuo ainer lucern, daz allzeit print, alsô daz si kain
Line: 22    
ungewiter noch kain regen erleschen mag.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM AMANTEN.



Line: 25    
Amantes ist ain edel stain, den vint man in den lan\den   25
Line: 26    
gegen der sunnen aufganch, der geleicht ainer weizen
Line: 27    
kreiden. wer ain seidein gewant mit durchstreicht,
Line: 28    
dem schadet daz feur niht und wirt weiz und schœn,
Line: 29    
als ob man ez mit wazzer gerainigt hab. der stain wider\stêt
Line: 30    
vergiftigen dingen und der zaubrær werken.   30



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM ALLECTORI.



Line: 33    
Allectorius ist ain stain an der grœz sam ain pôn
Line: 34    
und geleicht sich ainer cristallen an der varb, ân daz er

Page: 435  
Line: 1    
mêr tunkel ist. der stain wechst in ains hanen magen
Line: 2    
wenn man in kappaunt nâch drein jâren und læt in dar
Line: 3    
nâch sehs jâr leben. wer den stain in dem mund tregt,
Line: 4    
dem lescht er den durst. er macht den menschen sighaft
Line: 5    
und pringt vrid und widerpringt êr und macht wolge\spræch   5
Line: 6    
und macht den menschen gnæm allen läuten und
Line: 7    
allermaist macht er die frawen liep iren mannen und dar
Line: 8    
umb haizt er ze latein allectorius, daz spricht ain zuo\zämer,
Line: 9    
und daz er daz allez würke an dem menschen,
Line: 10    
schol man in tragen beslozzen in dem mund.   10



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM ABSINT.



Line: 13    
Absyntus ist ain swarzer stain durchmischet mit snê\weizen
Line: 14    
æderleinn. der hât die art, wenn er erhitzt von
Line: 15    
dem feur, behelt er die hitz siben tag.   15



Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM ALABANDER.



Line: 18    
Alabandra ist ain edel stain und ist gar schœn und
Line: 19    
ist an der varb geleich ainem granâten, ân daz sein rœten
Line: 20    
vaizter ist wan des granâten, nâhent sam ains rabîns. ez   20
Line: 21    
ist aber ainer andern lai der stain, der geleicht an der
Line: 22    
varb dem sarden, der ist ainer tunkeln oder ainer plai\chen
Line: 23    
rœten, sam daz rôt ertreich. den vint man in dem
Line: 24    
dritten stuck des wonhaften ertreichs, daz Asia haizt, in
Line: 25    
dem land Alabandra, und von hât der stain den na\men.   25
Line: 26    
der stain erweckt des pluotes fluz und mêrt in.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM AMANDIN.



Line: 29    
Amandinus ist ain stain, der ist puntvar oder vêch\var,
Line: 30    
alsô daz er manigverbig ist. der stain erlescht all   30
Line: 31    
vergift und macht den menschen sighaft wider all sein
Line: 32    
veint und macht ainen guoten bedäutær und auzlegær
Line: 33    
der treum.

Page: 436  


Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM ANDROMANT.



Line: 3    
Andromanda, oder androdragma sam die andern spre\chent,
Line: 4    
ist ain stain, der ist silbervar und ist gar hert, sam
Line: 5    
der adamas. den vint man in dem rôten mer. der stain   5
Line: 6    
hât die kraft, daz er gar hitzigen zorn benimt und be\nimt
Line: 7    
auch die unkäusch.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM BERILLEN.



Line: 10    
Berillus ist ainer der zwelf stain. der ist plaich an   10
Line: 11    
der varb, geleich den merwazzern; aber die sint die pesten,
Line: 12    
die ainem lautern paumöl geleichent, und allermaist die
Line: 13    
niht straimel inwendig habent sam klaineu hærl. wenn
Line: 14    
der berill sehsekkot ist, pringt er an der sumen schein
Line: 15    
all die varb, die an dem regenpogen sint. ist aber der   15
Line: 16    
stain sinbel sam ain apfel, der in dann fäuht macht an
Line: 17    
der sunnen schein, entzünt er tôt koln oder ain swarz
Line: 18    
wollein tuoch oder ainen dürren zunder von aim paum.
Line: 19    
man spricht auch, daz der stain für die kelsuht guot sei,
Line: 20    
diu ze latein squinancia haizt; und die drües, die von   20
Line: 21    
pœser fäuht koment an dem hals, benimt er auch mit
Line: 22    
reiben und allermaist wenn die drües noch in irem auf\nemen
Line: 23    
sint. er hât auch die art, daz er der êläut lieb
Line: 24    
widerpringt und hôchwirdigt den, der in tregt. er ist auch
Line: 25    
den kranken augen guot. wenn man in in wazzer wescht   25
Line: 26    
und der siech daz wazzer trinkt, benimt er dem men\schen
Line: 27    
daz rophazan oder daz koppeln mit dem mund
Line: 28    
und daz sêr säufzgen von dem herzen und den smerzen
Line: 29    
der lebern. die stain sint gar mangerlai, wan etleich sint
Line: 30    
gar lieht sam ain cristall, und koment von dem land India.   30



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM KROTENSTAIN.



Line: 33    
Borax ist ain krotenstain. den tregt ainrlai krot in
Line: 34    
dem haupt, und ist zwaierlai. der ain ist weiz, der ist

Page: 437  
Line: 1    
pezzer und ist seltsein. der ander ist swarz und tunkel
Line: 2    
und ist ain klain gelblot. der selb ist der pest under
Line: 3    
den tunkeln. wenn man den stain auz ainer lebentigen
Line: 4    
kroten nimt, diu noch zabelt, hât er ain äugel. wenn
Line: 5    
aber man in nimt auz ainer kroten, diu lang tôt ist ge\wesen,   5
Line: 6    
hât der kroten vergift daz äugel vertilgt und
Line: 7    
den stain gepœsert. wer den stain alsô ganzen verslint
Line: 8    
in ezzen, dem durchgêt er all sein ingewaid und rainigt
Line: 9    
in vor aller pœser unsauberkait, und er den men\schen
Line: 10    
inwendig gehailt, gêt er niden auz im. die kraft   10
Line: 11    
hât der weiz krotenstain, und haizent in die walhe cra\padinam.
Line: 12    
man spricht auch, daz der stain der vergift
Line: 13    
wider sei.



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM CARBUNKELSTAIN



Line: 16    
Carbunculus ist der edlist under allen stainen und
Line: 17    
hât aller stain kreft. er ist klâr, daz er mit seiner
Line: 18    
liehten klârhait ain krankez gesiht widersleht und täubt,
Line: 19    
aber er praitt des menschen gedank. des staines varb
Line: 20    
ist feurein und scheint des nahtes mêr wan an dem tag,   20
Line: 21    
wan des tags ist er tunkel, aber in der naht scheint er
Line: 22    
klâr, daz er pei im naht zuo tag macht, und haizt der
Line: 23    
stain kriechisch antrax. der stain wechst in dem land
Line: 24    
Lybia und ist dreierlai. der êrst ist der wirdigist, der
Line: 25    
haizt carbunkel. der ander haizt rubein, der ist auch   25
Line: 26    
feurvar, aber niht gar lieht sam der carbunkel, und
Line: 27    
der schäuht der vinster niht in der naht; er ist im auch
Line: 28    
ungeleich an den kreften, iedoch ist er mêr edel wan
Line: 29    
ander stain an kreften und an varb. der dritt ist der
Line: 30    
pœst an varb und an kreften, der haizt balastus. iedoch   30
Line: 31    
acht man in pezzer wan den saphir oder den jaspen.
Line: 32    
Den stain hân ich geleicht unserr frawen weishait,
Line: 33    
mit si die götleichen drivaltichait und daz götleich
Line: 34    
wesen durchschawt. wan daz selb spiegelschawen hât
Line: 35    
aller spiegelschawen kreft, wan in got siht man alleu   35

Page: 438  
Line: 1    
dinch auz got. aber den berillen hân ich geleichet un\serr
Line: 2    
frawen witz, mit si kunt auzerwelen ze würken
Line: 3    
daz guot und ze lâzen daz pœs. diu zwai sint under\schaiden,
Line: 4    
weishait und witz, wan weishait ist aigenleich
Line: 5    
ain spiegelschawen götleicher und übernâtürleicher ding   5
Line: 6    
und haizet ze latein sapientia. aber witz ist ain umb\sihtichait
Line: 7    
in menschleichen werken, daz ze halden und
Line: 8    
daz ze lâzen, und daz haizt ze latein prudentia. von den
Line: 9    
zwain stainn würd ain guoteu predig von unserr frawen.



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM CALCEDONI.



Line: 12    
Calcedonius ist der zwelf stain ainer, die Johannes
Line: 13    
sach. der ist ainer stumpfen varb und ist allzeit ainer
Line: 14    
vaizten plaichen, wan sein varb hât ain mittel zwischen
Line: 15    
des jâchants varb und des berillen. ist der stain geslagen   15
Line: 16    
und hengt man in an den hals oder tregt in an dem
Line: 17    
vinger, macht er sighaft in kriegen und senftigt des
Line: 18    
haizen fibers hitz. der stain ist dreierlai. ainer ist ainer
Line: 19    
plaichen lucern geleich und scheint mêr an dem lieht dan
Line: 20    
in dem haus. wenn der stain erhitzt von der sunnen oder   20
Line: 21    
von der hant, zeuht er hälmel an sich, und læzt sich
Line: 22    
niht gern graben. der andern lai habent ander varb.
Line: 23    
Der stain geleicht der lieb. die weil diu inwendig
Line: 24    
in dem herzen verporgen ist, ist si plaich und ist sam
Line: 25    
ain lieht in ainer lucern. wenn aber si betwungen wirt,   25
Line: 26    
daz si auz dem herzen her für gêt den andern zuo ainem
Line: 27    
nutz, erzaigt si auzwendig, wie si inwendig gestalt was.
Line: 28    
und wenn si diu wâr sunn berüert, diu Christus ist, oder
Line: 29    
der vinger des hailigen gaistes, zeuht si die sündær
Line: 30    
an sich und læzt sich niht tailen noch durchgraben, wan   30
Line: 31    
si mag mit kainer widerwärtichait zeprochen werden, si
Line: 32    
wirt ie mêr und mêr gesterkt. dar umb spricht diu
Line: 33    
geschrift in dem ahten stück des minnenpuoches 'diu
Line: 34    
minn ist vest sam der tôt,' und spricht auch ' vil wäzzer

Page: 439  
Line: 1    
mügent die lieb niht erleschen.' alsô spricht auch sant
Line: 2    
Paulus zuo den Korinten 'diu lieb ist gedultig und senf\tig,
Line: 3    
si tregt alleu dinch und wirt doch niht zeprochen
Line: 4    
noch wirt mit smaichendem lob erwaicht.' dar umb hân
Line: 5    
ich armer den stain geleicht unserr frawen lieb in dem lob\sang   5
Line: 6    
von ir, hân ich ir tugent ir zwelfen auzerwelten
Line: 7    
stainn geleicht.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM CORALLEN.



Line: 10    
Corallus ist ain gar rôter stain, iedoch ist er niht   10
Line: 11    
gar läuhtent sam der corneol. der stain hât ästel sam
Line: 12    
ain hirzhorn oder sam ains krautes wurzel mit vil zägeln,
Line: 13    
und daz ist niht ain wunder, wan der stain ist des êrsten
Line: 14    
ain kraut in dem mer, und wenn daz kraut mit den schef\fen
Line: 15    
auzgezogen wirt oder mit der menschen witz, wirt   15
Line: 16    
ez hert und wirt ain stain. den stain vindet man halp\füezigen
Line: 17    
an der grœz. er hât die art, daz er dem himel\platzen
Line: 18    
und dem ungewiter wider ist, und dar umb sträw\ten
Line: 19    
in die alten läut hie vor mit dem akkersâmen auf die
Line: 20    
äkker und hiengen in auf die ölpæm für den hagel und   20
Line: 21    
für daz ungewiter. er ist auch den pœsen gaisten wider,
Line: 22    
und daz ist leiht dar umb, daz er dick kräuzlot ist und
Line: 23    
sein est hin und her schrenkt. und dar umb bewært er
Line: 24    
auch vil geschiht, wenn in der mensch mit esten hât. er
Line: 25    
ist auch guot wider die nagenden fäuht, diu ze latein   25
Line: 26    
flegma haizt.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM CRISOPRASSEN.



Line: 29    
Crisoprassus ist ain edel stain mit zwain varben, wan
Line: 30    
er ist besprengt mit guldeinn tröpfleinn und ist grüen sam   30
Line: 31    
pforrensaf oder lauchessaf. der stain ist gar seltseim und
Line: 32    
dar umb ist er tewr und schatzpær. man vindet in in
Line: 33    
dem land India, und ist den augen guot, wan er klært
Line: 34    
daz gesiht und nimt die gir der geitichait und gibt den
Line: 35    
menschen ain stætikait in allen guoten dingen.   35

Page: 440  
Line: 1    
Dem stain hân ich unser frawen geleicht in meinem
Line: 2    
lobsang mit irr grôzen senftikait, wan si klært daz ge\siht
Line: 3    
unserr vernunft und geuzt volle genâd in unser sêl
Line: 4    
und benimt uns die gir der geitichait zuo werltleichen
Line: 5    
dingen und bestætigt uns in allen götleichen werken.   5



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM SWALBENSTAIN.



Line: 8    
Celidonius haizet swalbenstain. der ist ungestalt und
Line: 9    
klain und vindet man in in der swalben leib. der stain
Line: 10    
ist zwaierlai. der ain ist rôt, der ander swarz. man er\kent   10
Line: 11    
die jungen swalben, die den stain habent in irr lebern,
Line: 12    
alsô, wan die selben kêrent ir snäbel zesamen, sam si vrid
Line: 13    
bedäuten mit ainander, aber die andern kêrent ir snäbel
Line: 14    
von ainander. der rôt swalbenstain senftigt die môn\wendigen
Line: 15    
läut und die unsinnigen und die tägleichen sieh\tüem   15
Line: 16    
und macht die menschen. wolgespræch und genæm
Line: 17    
oder minnezæm. man schol den stain in ain leinein tuoch
Line: 18    
verwinteln und an der lenken seiten tragen. den swarzen
Line: 19    
swalbenstain schol man auch in ainem leineinn tuoch tra\gen,
Line: 20    
der ist den läuten guot, die geschäfts pflegent, sam   20
Line: 21    
kaufläut und sämleich menschen. er senftigt zorn, und
Line: 22    
man in in wazzer wescht, klært er diu augen und
Line: 23    
scherpft daz gesiht. wenn man in in ainem gelben tuoch
Line: 24    
tregt, senftigt er diu fiber und die schädleichen sieh\tüem.
Line: 25    
ist aber, daz man in in schelkrautes pleter win\telt,   25
Line: 26    
macht er daz gesiht tunkel.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM CALOF.



Line: 29    
Calophagus oder calophanos ist ain swarzer stain.
Line: 30    
wenn den ain käuscher mensch tregt, macht er im ain
Line: 31    
süeze oder ain helle stimm und behüett die kelen vor   30
Line: 32    
haiserhait. der stain klingelt schôn reht sam diu glok\speis,
Line: 33    
wenn man mit ainem eisen dar auf slecht oder mit
Line: 34    
ainem andern gesmeid.

Page: 441  



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER CRISTALLEN.



Line: 3    
Cristallus der stain wirt auz eis, wan daz verhertt in
Line: 4    
vil jâren. iedoch widerspricht daz Solînus und spricht,
Line: 5    
daz man die cristallen vinde in vil landen, nümmer   5
Line: 6    
kain frost noch kain eis hin köm. ain sinbel cristall,
Line: 7    
wenn diu an der sunnen stêt, entzünt si ainen zunder
Line: 8    
reht sam der berill. der stain hât auch die art, wenn
Line: 9    
man in zerstœzt und in mischt mit honig, welheu fraw
Line: 10    
daz trinkt, diu ain kindel säugt, der mêrt er die milch.   10
Line: 11    
der stain ist auch guot zuo den augen.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM CRYSOLECTER.



Line: 14    
Crysolectrus ist ain stain, der ist goltvar und ist des
Line: 15    
morgens ze mettenzeit frœleicherr varb dann ander zeit.   15
Line: 16    
ez ist auch ainerlai der stain, die niht lieht sint sam
Line: 17    
die êrsten, wan si sint tunkel, niht durchläuhtent, und
Line: 18    
sint gold gar geleich. der stain hât die art, daz er der
Line: 19    
stirn und der augen smerzen senftigt, die in von haizen
Line: 20    
sachen koment, und senftigt auch der fiber hitz, wenn   20
Line: 21    
man in in der hant tregt. wenn man in ze pulver stœzt,
Line: 22    
ist er guot für die schebichait und für die swern. noch
Line: 23    
ist ain dritten lai der stain, der hât ain mittelvarb zwischen
Line: 24    
gel und rôt, und wenn man den zuo ainem feur habt,
Line: 25    
zepricht er zehant und springt von dem feur, als ob man   25
Line: 26    
in jag. der stain ist den zerplæten gelidern guot und ist
Line: 27    
auch guot wider die plerchen, die under des menschen
Line: 28    
vel auf diezent.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM DONRSTAIN



Line: 31    
Ceraunus haizet donrstain. der ist gelvar und velt
Line: 32    
ze stunden mit dem himelplatzen. man spricht auch, an
Line: 33    
welher stat der stain sei, schad kain donr noch kain
Line: 34    
himelplatzen niht. der stain ist dick gar scharpf an
Line: 35    
ainer seiten.   35

Page: 442  



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM CORNEOL.



Line: 3    
Corneolus ist ain rôter stain, aber er ist ainer tunklen
Line: 4    
rœten, sam ain rôtez flaisch. der stain senftigt zorn und
Line: 5    
verstellt des pluotes fluz, wenn daz von ainem glid vleuzt   5
Line: 6    
oder von der nasen, und allermaist an den frawen, wenn
Line: 7    
die den fluz leident. ez spricht auch diu geschrift, daz
Line: 8    
die sün von Israhel der stain gar vil durchgruoben mit
Line: 9    
mangerlai gestalt (sam man diu insigel grebt) in der
Line: 10    
wüesten hie vor, und daz tâten si niht ân sach.   10



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM CRYSOLIT.



Line: 13    
Chrysolitus ist ainer der zwelf stain und ist mer\var,
Line: 14    
alsô daz er tunkelgrüen ist und guldein funken dar
Line: 15    
ein gemischt hât und funkengleizt sam ain fewer. wer   15
Line: 16    
den stain in golt tregt, den sichert er vor nahtvorhten.
Line: 17    
ist auch daz der stain durchport ist und daz vensterl
Line: 18    
durchfüllt mit eselshâr, schäuht er die pœsen gaist
Line: 19    
und verjagt si. man schol in tragen an der tenken seiten.
Line: 20    
der stain kümt auz der môren land. Den hân ich ge\leicht   20
Line: 21    
unserr frawen in irr wirdikait, wan si sichert den
Line: 22    
sündær vor den nahtvorhten und vor der vinster des
Line: 23    
êwigen tôdes.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM SNECKENSTAIN



Line: 26    
Celonites haizet snekkenstain. der ist purpervar und
Line: 27    
manigverbik. den stain gibt der snekk. der hât die art,
Line: 28    
wer in under der zungen tregt, der wârsagt. aber daz
Line: 29    
wârsagen wert neur der môn des allerêrsten entzünt
Line: 30    
wirt und er smalsihtich ist und an dem abnemen   30
Line: 31    
des mônn an dem ahtundzwainzigistem tag, wenn der
Line: 32    
môn allersmalsihtigist ist und er ze latein monoides
Line: 33    
haizt. der stain zerpricht niht von feur.

Page: 443  


Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM CEGOLITEN.



Line: 3    
Cegolitus ist ain stain, der geleicht ainem ölpaum\kern.
Line: 4    
wenn man den entlæzt in wazzer, ist er guot
Line: 5    
zuo dem niernstain und zuo dem stain in der plâtern.   5



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM CRYSOPASION.



Line: 8    
Chrysopasion ist ain stain, der kümt von der môren
Line: 9    
land und hât die art, daz er in der vinster läucht und
Line: 10    
in dem lieht niht, reht sam ain faulz aicheinz holz und   10
Line: 11    
sam ain nahtgleimel.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM WETZSTAIN.



Line: 14    
Cos haizt ain wetzstain. der ist zwaierlai. der ain
Line: 15    
ist herter, der ander waicher, und der herter ist den wai\chen   15
Line: 16    
mezzern guot ze wetzen und der waicher stain ist
Line: 17    
den herten mezzern guot. wenn man den stain zestœzt
Line: 18    
und aschenwazzer dar auf geuzt, tropft gar guoteu
Line: 19    
laug dar ab, mit man diu klaider und daz haupt gar
Line: 20    
rain wescht. wer die aschen in seinen garten sträut, den   20
Line: 21    
macht er im guot. lebentiger kalk, daz ist newer kalk,
Line: 22    
hât verporgenz fewer. wenn man in rüert mit der hant,
Line: 23    
ist er kalt, und man ain kaltz wazzer dar auf geuzt,
Line: 24    
gibt er hitz, und daz ist ain wunder, daz der kalk
Line: 25    
von wazzer enzünt wirt, daz doch ander feur lescht, und   25
Line: 26    
erlischt von paumöl, mit man ander feur enzünt.
Line: 27    
molaris haizt ain mülstain. wer den besprengt mit ez\zeich
Line: 28    
er zerriben ist und in mit wescht, daz ver\stelt
Line: 29    
den rôten fluz auz dem leib und ist auch den haizen
Line: 30    
apostemen guot. silex haizt ain kisling, der ist hert und   30
Line: 31    
kalt und sleht man doch feur dar auz.



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEM DEMON.



Line: 34    
Demonius ist ain stain zwaierlai varb und ist den
Line: 35    
fibrigen läuten guot und vertreibt vergift und macht den   35

Page: 444  
Line: 1    
sicher der in tregt und macht in sighaft. niht mêr hât
Line: 2    
daz puoch ze latein von dem stain.



Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM DRACHENSTAIN.



Line: 5    
Dracontides haizet ain drachenstain. den nimt man   5
Line: 6    
auz ains drachen hirn, und zeuht man in niht auz ains
Line: 7    
lebendigen drachen hirn, ist er niht edel. die küenen
Line: 8    
man sleichent über die drachen si ligent und slahent
Line: 9    
in daz hirn enzwai, und die weil si zabelnt, ziehent si
Line: 10    
die stain her auz. man spricht, der stain sei guot für   10
Line: 11    
diu vergiftigen tier und widerstê der vergift krefticleich.
Line: 12    
die stain sint durchläuhtent und durchsihtig, und habent
Line: 13    
si die künig gern in den landen gegen der sunnen aufganch.



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM DYONISI



Line: 16    
Dyonisia ist an stain in den landen gegen der sun\nen
Line: 17    
aufganch. der ist tunkelvar und ist besprengt mit
Line: 18    
snêweizen tröpfleinn. wenn man den stain zerstrœzt in
Line: 19    
wazzer, smeckt er sam der wein und der smack ver\treibt
Line: 20    
die trunkenhait, aber des rehten weines kraft pringt   20
Line: 21    
trunkenhait, ob man in niht trinkt.



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM DYADOCHEN.



Line: 24    
Dyadochos ist ain stain, wer den in wazzer wirft,
Line: 25    
pringt er mangerlai pœser gaist pild, alsô daz si ant\wurt   25
Line: 26    
gebent dem, der si frâgt; und legt man in auf ains
Line: 27    
tôten leichnam, verleust er sein kraft und erschrickt
Line: 28    
scheinpærleichen von dem tôde. der stain geleicht ainem
Line: 29    
berillen.



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM EMATHITEN.



Line: 32    
Emathites ist ain stain eisenvar, besprengt mit rôten
Line: 33    
æderleinn und kümt von der môren land oder von Arabia.

Page: 445  
Line: 1    
wenn man den stain zerstœzt und in in wazzer zerlæt,
Line: 2    
hailt er die pluotspaicheln und verstellt auch der
Line: 3    
frawen haimleichait und den gemaihen rôten fluz von
Line: 4    
dem leib. wenn man sein pulver mit wein mischet,
Line: 5    
hailt er die swern und ist guot wider die vergiften piz,   5
Line: 6    
und man in in diu augen träuft, hailt er diu augen
Line: 7    
und rainigt si, und wer in trinkt dem zerpricht er den
Line: 8    
stain in der plâtern.



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM ECHITEN



Line: 11    
Echites ist ain stain, den pringt der adlar von verren
Line: 12    
landen in sein nest, wan der adlar waiz von nâtûr wol,
Line: 13    
daz der stain ain sicherhait und ain scherm ist seinen
Line: 14    
kinden. aber ander maister sprechent, daz des adlars air
Line: 15    
verdürben von übriger hitz, legt er den stain niht    15
Line: 16    
zwischen. der stain ist rôtvar sam ain malgramapfel und
Line: 17    
ist hol und hât ainen klainen stain in im, der slotert in\wendig.
Line: 18    
er hilft den swangern frawen krefticleich, daz
Line: 19    
in diu purt iht abgê oder daz si iht nôt leiden mit dem
Line: 20    
gepern. er wil auch, daz man in trag an der lenken   20
Line: 21    
seiten und machet die läut mæzig an trinken und macht
Line: 22    
sighaft. er mêrt reichtuom und pringt genâd und sichert
Line: 23    
diu kint vor schaden.



Chapter / Strophe: 34     34.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM SUNNENWENDEL



Line: 26    
Elitropius haizt sunnenwendel. ist daz man den in
Line: 27    
ain vaz mit wazzer tuot, macht er die sunnen pluotvar
Line: 28    
als ob si iren schein verlorn hab, und wallet daz vaz ân
Line: 29    
underlâz und sprengt daz wazzer auz sam ainen regen.
Line: 30    
und wenn daz geschiht, sint denn hinzukig läut engegen,   30
Line: 31    
die werdent enzuckt auz in selber und sagent künftigeu
Line: 32    
dinch. wer den stain tregt, den kreftigt er und lengt
Line: 33    
im daz leben. er verstelt daz pluot und schäucht vergift
Line: 34    
und sichert den menschen vor smerzen. wer daz kraut
Line: 35    
nimpt daz sunnenwerbel haizt oder ringelkraut und legt   35

Page: 446  
Line: 1    
ez under den stain und beswert ez mit ainem segen, der
Line: 2    
dar zuo gehœrt, macht der stain den menschen un\sihtich.
Line: 3    
der stain ist grüen sam ain smaragt und ist be\sprengt
Line: 4    
mit pluotvarben tröpfleinn, und vindet man in in
Line: 5    
der môren land und in Zyper und in Africa.   5



Chapter / Strophe: 35     35.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM EPISTUTEN.



Line: 8    
Epistutes ist ain scheinent stain rôtvar. der den pei
Line: 9    
dem herzen tregt, den macht er sicher und senftigt ur\leug
Line: 10    
oder krieg, und twingt den häuschricken und die   10
Line: 11    
vogel und die schedleichen nebel und den schaurn und
Line: 12    
die pœsen wint von den erdfrüchten. und man in an
Line: 13    
die sumen legt, sträut er auz im selber feur und
Line: 14    
schein. wer den stain in ain wallendez wazzer wirft,
Line: 15    
vergêt der wal und dar nâch wirt daz wazzer kalt.   15



Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM EXACOLIT.



Line: 18    
Exacolitus ist ain stain manigverbich. wer den in
Line: 19    
ainen wein legt und dar ab trinkt, daz hilft in für die
Line: 20    
darmgiht und wider den siehtum, der von der fäuhten   20
Line: 21    
colera kümt.



Chapter / Strophe: 37     37.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM ELIDER.



Line: 24    
Elidros oder enidros ist ain stain, der geleicht ainer
Line: 25    
cristallen und tropft ân underlâz fäuht tropfen sam ob   25
Line: 26    
er switz, und die tropfen sint den fibrigen läuten guot.
Line: 27    
er wirt auch niht minner von dem tropfen, er beleibt
Line: 28    
hert und ganz ümmer mêr.



Chapter / Strophe: 38     38.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM GRANATEN



Line: 31    
Granatus ist ain stain gar schœner varb, geleich
Line: 32    
ainem rubîn, iedoch hât er ain vaizter rœten wan der
Line: 33    
rubîn sam ain rôteu rôs. der stain læt sich gar ungern

Page: 447  
Line: 1    
graben und scheint dester paz wenn man im swarz varb
Line: 2    
underlegt. er verjagt trauren und gibt dem muot fräud.
Line: 3    
man vindet in in der môren land und pei Tyrum in dem
Line: 4    
sant, in daz mer auzwirft. ez ist auch ainerlai der
Line: 5    
stain, der ist violvar mit ainer zuogemischten rœten, und   5
Line: 6    
der ist mêr edel und schatzpær und geleicht dem balasten.
Line: 7    
der granât ist von des jâchants art und ist seines geslähts.



Chapter / Strophe: 39     39.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM AITSTAIN.



Line: 10    
Gagates haizet ain aitstain oder prennstain. den vint   10
Line: 11    
man in dem land Lycia pei Preuzen und in Britannia,
Line: 12    
und ist zwairlai: swarz und liehtvar. iedoch ist der lieht\var
Line: 13    
zwairlai: ainer weiz, der ander gel. wenn man den
Line: 14    
stain reibt unz er erhitzt, zeucht er hälmel an sich,
Line: 15    
und er gewaschen ist mit wazzer, print er und er\lischt   15
Line: 16    
von paumöl. er ist den wazzersühtigen gar guot.
Line: 17    
er vestent die wagenden zend, und wenn man in wescht
Line: 18    
mit wazzer und ainen underrauch dar auz macht, pringt
Line: 19    
er den frawen ir gewonhait. er ist auch den hinvallenden
Line: 20    
guot, wenn man in enzünt. und alsô ist auch der elider   20
Line: 21    
in geleicher weis. der aitstain schäuht die pœsen gaist,
Line: 22    
und wenn die pœsen gaist redent durch ains behaften
Line: 23    
menschen mund, twingt si des staines rauch, daz si
Line: 24    
sweigen müezent. der stain hilft auch dem verstürzetem
Line: 25    
magen und ist guot für zauber, und daz wazzer, der   25
Line: 26    
stain in gelegen ist drei tag, ist den swangern frawen
Line: 27    
guot und erlœst si snell von iren panden. welheu junk\fraw
Line: 28    
daz wazzer trinkt, ist si noch magt geschicht ir
Line: 29    
nihts, ist si aber niht maget, beprunzt si sich zehant.
Line: 30    
alsô melt si ir aigen wazzer.   30



Chapter / Strophe: 40     40.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM GELASEN.



Line: 33    
Gelasius ist ain stain snêweiz sam ains hagels oder
Line: 34    
ains schaurn korn und ist auz der mâzen hert sam der

Page: 448  
Line: 1    
adamas. der stain mag nümmer erwermt werden von
Line: 2    
dem feur, er beleibt allzeit kalt, und hât die art, daz er
Line: 3    
den zorn senftigt und die unkäusch.



Chapter / Strophe: 41     41.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM GALARITEN.



Line: 6    
Galaritides ist ain stain, der geleicht aschen. wenn
Line: 7    
man den mit milch zerreibt und in trinkt, mêrt er die
Line: 8    
milch und erlœst die swangern frawen, und wenn man in
Line: 9    
mit dem weizen ains ais bestreicht, hilft er für die
Line: 10    
schebichait. er pringt dem guot der in tregt, und vindet   10
Line: 11    
man in in dem wazzer Nilus, daz durch Egyptenlant fleuzt.



Chapter / Strophe: 42     42.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM GEGATROM.



Line: 14    
Gegatromeus ist ain stain scheckot sam ain rêchgaiz.
Line: 15    
der macht seinen tragær sighaft an streiten und mag im   15
Line: 16    
nihts vor gesein in mer und auf erden. man list, daz
Line: 17    
Alcides der fürst mit dem stain all sein nôt überwant
Line: 18    
und daz er allzeit siglôs wart, wenn er den stain niht
Line: 19    
pei im het.



Chapter / Strophe: 43     43.
Line: 20    
Line: 21    
VON DEM GERARCHITEN.



Line: 22    
Gerarchites ist ain swarzer stain. wer den in dem
Line: 23    
mund tregt, der wirt ain auzrihtær grôzer gedänk und
Line: 24    
grôzer wôn. er macht auch den menschen liep und min\nencleich.
Line: 25    
man bewært in alsô. wer ainen nackenden   25
Line: 26    
menschen mit honig bestreicht und in für die mukken
Line: 27    
setzt, hât er den stain pei im, si berüerent in nümmer;
Line: 28    
nimt aber man den stain von im, laidigent die mukken
Line: 29    
den selben menschen.



Chapter / Strophe: 44     44.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM JASPEN.



Line: 32    
Jaspis ist ain grüen stain und ist der zwelf stain
Line: 33    
ainer, die auzerwelt haizent und die Johannes sach. iedoch

Page: 449  
Line: 1    
hât er rôteu tröpfel gesprengt in daz grüen, und ist der
Line: 2    
der pest, der durchsihtich ist. ist der mensch käusch der
Line: 3    
den stain tregt, schäucht er die fiber und die wazzer\suht
Line: 4    
von im, er hilft auch den frawen in der gepurt
Line: 5    
und macht seinen tragær sicher und genæm, ist er gese\gent   5
Line: 6    
mit der stain segen, und vertreibt diu schedleichen
Line: 7    
gesiht in dem slâf oder sunst. er hât auch die art, daz
Line: 8    
er kreftiger ist, wenn man in in silber tregt, dan in an\derm
Line: 9    
gesmeid. der stain ist manigerlai und vint man in
Line: 10    
in vil landen, wan etleicher ist zemâl rôt sam ain feur   10
Line: 11    
und durchläuhtich, und der ist gar schatzpær. ist
Line: 12    
ainer andern lai auch rôt, aber er ist niht durchläuhtich
Line: 13    
und der ist niht edel. der grüen jasp, der daz leip\leich
Line: 14    
gesiht kreftigt, bedäutt den gelauben, der daz gaist\leich
Line: 15    
gesiht sterkt. aber ich hân in unserr frawen ge\leicht   15
Line: 16    
in meinem lobsang mit irr mæzichait, wan diu selb
Line: 17    
tugent, diu ze latein temperantia haizt, kreftigt leipleichz
Line: 18    
und gaistleichz gesiht.



Chapter / Strophe: 45     45.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM JACHANT.



Line: 21    
Jacinctus haizt jâchant. der stain ist gelvar und ist
Line: 22    
in der vinster tunkel und an dem lieht klâr, wan er en\pfindet
Line: 23    
des luftes, sam man spricht. der jâchant ist der
Line: 24    
pest, der weder gar tunkel ist noch gar klâr. er ist auch
Line: 25    
gar hert und læzt sich weder gern spalten noch graben,   25
Line: 26    
iedoch grebt man in mit adamantenstückeln. er ist gar
Line: 27    
kalt und allermaist wenn man in in den munt legt. er
Line: 28    
sterkt seinen tragær und benimt traurn und üppigz seuf\zen
Line: 29    
von dem herzen und macht den sicher, der in vremdeu
Line: 30    
lant vert, und sichert den menschen vor dem gemainen   30
Line: 31    
schelmentôd und vor vergift und vor slangen. er macht
Line: 32    
seinen tragær got und der werlt genæm. der stain kümt
Line: 33    
auz der môren land. und seint er sich nâch dem weter
Line: 34    
verbt (wan er ist trüeb und tunkel in trüebem weter und
Line: 35    
ist klâr in schœnem weter), dar umb bedäutt er der hai\ligen   35

Page: 450  
Line: 1    
bescheidenhait, mit si sich zuoschihten allen
Line: 2    
läuten nâch got, dar umb, daz si all menschen gwinhaft
Line: 3    
machten und si got gewunnen in daz êwig leben. und
Line: 4    
dar umb spricht sant Pauls von im selber 'ich pin mit
Line: 5    
allen alle worden,' sam ob er spræch: ich pin mit allen   5
Line: 6    
menschen alle menschen worden. daz verstê in unserm
Line: 7    
herren Jêsu Christo. aber ich armer, der in seinen sün\den
Line: 8    
allzeit grôzer genâd bedarf, hân den stain unserr
Line: 9    
frawen geleicht mit irer überflüzzigen genâd, wan si be\nimt
Line: 10    
dem sündær trauren und sichert in, wenn er von   10
Line: 11    
disen landen vert, ze der stund, wenn sich leib und sêl
Line: 12    
von ainander schaident. ich rât daz mit ganzen trewen,
Line: 13    
daz iren namen in deinem herzen tragest für allez
Line: 14    
edelz gestain.



Chapter / Strophe: 46     46.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM REGENPOGEN.



Line: 17    
Iris haizt der regenpog. der stain geleicht ainer cri\stallen
Line: 18    
und ist sehsekkot, und wenn man in an der sun\nen
Line: 19    
schein setzt in dem haus, wirft er gar schœn varb
Line: 20    
an die wend, die des regenpogen varben geleichent. der   20
Line: 21    
stain hât kraft wider daz himelplatzen und vindet man
Line: 22    
die edlisten derlai stain in dem rôten mer und umb daz
Line: 23    
geperg in dem land Italia. man vindet si auch in däut\schen
Line: 24    
landen an dem stainotem geperg.



Chapter / Strophe: 47     47.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM IEN.



Line: 27    
Iena ist gar ain edel stain. den nimt man auz aines
Line: 28    
tiers augen, daz haizt auch iena, und sprechent die alten
Line: 29    
maister, daz der stain ain kraft geb zuo wârsagen den
Line: 30    
die in tragent; aber die kraft gibt er niht, man trag in   30
Line: 31    
dann in dem mund under der zungen.



Chapter / Strophe: 48     48.
Line: 32    
Line: 33    
VON DEM LUHSSTAIN.



Line: 34    
Ligurius haizet luhsstain und ist der zwelf stain
Line: 35    
ainer, sam daz puoch ze latein spricht. daz verstên ich,   35

Page: 451  
Line: 1    
daz er der zwelfer ainer sei, die Aarôn truog in dem
Line: 2    
tempel, aber er ist der zwelfer niht ainer, die Johannes
Line: 3    
sach in seinem gesiht, dar auf diu götleich stat gepauwen
Line: 4    
was Jerusalem. der luhsstain tropfet von des luhss wam\men,
Line: 5    
sam Plinius spricht, und die tropfen werdent    5
Line: 6    
hert, daz ain stain dar auz wirt. und daz waiz daz tier
Line: 7    
wol von nâtûr und hazzet menschleichen nutz, dar umb
Line: 8    
verscherret ez seinen harm mit sant. der stain wirt ma\nigerlai
Line: 9    
varb, dar nâch und der harm gevar ist, iedoch
Line: 10    
ist er dick gel und naigt sich ain klain zuo ainer swerzen.   10
Line: 11    
wenn man den stain in wazzer wescht, hilft er den,
Line: 12    
die niht zuo stuol mügent gên, und entsleuzt den leip
Line: 13    
und widerpringt die verlorn varb an dem antlütz, wan er
Line: 14    
ist den gelsühtigen guot und zeucht diu hälmel an sich,
Line: 15    
sam der aitstain tuot.   15



Chapter / Strophe: 49     49.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM LAGAPEN.



Line: 18    
Lagapis ist ain stain, der ist an kraft kalt und tru\cken
Line: 19    
und ist sinbel und ist allermaist den wunden läuten
Line: 20    
guot. der stain zeucht daz eisen auz den wunden.   20



Chapter / Strophe: 50     50.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM MAGNETEN.



Line: 23    
Magnes der stain ist eisenvar. der zeucht daz eisen
Line: 24    
an sich, wenn der adamas niht gegenwärtich ist. man
Line: 25    
spricht auch, daz der stain nütz sei in der zaubrær kunst.   25
Line: 26    
er hât ain wunderleich kraft, sam man spricht: welher
Line: 27    
man well wizzen, ob sein fraw ain êprechærinn sei oder
Line: 28    
niht, der leg ir den stain under daz haupt, wenn si slâf.
Line: 29    
ist si dann stæt und frum, umbvæht si iren êman mit
Line: 30    
den armen in dem slâf; ist aber si unstæt und valsch,   30
Line: 31    
vellt si von dem pett in dem slâf, sam ob si von
Line: 32    
gestôzen sei. der stain versüent auch krieg und zorn
Line: 33    
zwischen den êläuten. er ist auch den dieben guot. wan
Line: 34    
die dieb in ain haus koment, legent si lebentig koln

Page: 452  
Line: 1    
an die vier end des hauses und sprengent des magneten
Line: 2    
stückel dar auf, werdent der läut sinn und augen in
Line: 3    
dem haus gar verkêrt, daz si wænent, daz haus well
Line: 4    
vallen, und vliehent dar auz; nement dann die dieb
Line: 5    
waz si wellent. alsô sprechent die stainlær. wer den   5
Line: 6    
stain zerreibt und mischt in mit milich, hilft er den
Line: 7    
wazzersühtigen, und wenn er gepulvert ist, hilft er
Line: 8    
den gepranten wunden. den stain vint man datz den
Line: 9    
Dragoditen und datz den Inden. Isidorus spricht, daz
Line: 10    
der stain ie pezzer sei, er ie gelber sei. er zeucht   10
Line: 11    
daz glas auch an sich sam daz eisen. ez spricht sant
Line: 12    
Augustîn, daz ain eisnein pild in dem luft hang neur
Line: 13    
von des staines kreften.



Chapter / Strophe: 51     51.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM MEMPHITEN



Line: 16    
Memphites ist ain stain, der kümt von der stat
Line: 17    
Memphis in Egyptenland, der hât nâhent ain feurein
Line: 18    
varb. wenn man den zerreibt und mischt in mit ezzeich
Line: 19    
und gibt in den, die man premen schol oder sneiden,
Line: 20    
werdent si gar unenpfintleich an irem leib, daz si   20
Line: 21    
der marter niht enpfindent.



Chapter / Strophe: 52     52.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM MEDEN.



Line: 24    
Medus ist ain stain, der kümt von den landen,
Line: 25    
die läut wonent, die Medi haizent, und ist ain tail grüen\lot.   25
Line: 26    
er hât guot kreft und pœs. wan man in zerlæt
Line: 27    
mit ainer frawen gespünn, diu ain knäblein hât getragen,
Line: 28    
gibt er den plinden ir gesiht wider und benimt diu
Line: 29    
weizen mail in den augen und gibt den ir gesiht wider,
Line: 30    
die verhoft habent, daz si niht mêr sehen. er hailt auch   30
Line: 31    
der füez siehtum, der ze latein podagra haizt, und hailt
Line: 32    
die von iren sinnen koment in irem siehtum, die ze latein
Line: 33    
frenetici haizent. wenn aber man in zerlæzt in wazzer
Line: 34    
und in trinkt, macht er, daz ainem diu lungel datz dem

Page: 453  
Line: 1    
mund stücklot auz gêt mit wüllen und mit halsprechen,
Line: 2    
und wer sein stirn mit dem wazzer wescht, den macht
Line: 3    
er plint.



Chapter / Strophe: 53     53.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM SPAT



Line: 6    
Nitrum haizt spat. der stain ist weizlot und durch\sihtich
Line: 7    
nâhent sam ain glas, und dar umb macht man in
Line: 8    
für die venster an den häusern in etleichen landen, sam
Line: 9    
in Dürgen. der stain hât die kraft, daz er zuo im zeucht
Line: 10    
und entsleuzt und ist guot für die gelsuht.   10



Chapter / Strophe: 54     54.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM ALABASTER.



Line: 13    
Nicomar oder alabastrum ist ain alabasterstain. der
Line: 14    
ist weiz und ist gar kalter nâtûr, dar umb behelt man
Line: 15    
edel salb dar inn lang. auz dem stain het Marîâ Mag\dalênâ   15
Line: 16    
ain pühsen, was diu salb inn, die si unserm
Line: 17    
herren auf daz haupt gôz. der stain hât die art, daz er
Line: 18    
sighaft macht und behelt freuntschaft zwischen den läu\ten.
Line: 19    
auz dem stain macht man pild und dar umb, daz
Line: 20    
er gemain ist, ahtet man sein niht vil.   20



Chapter / Strophe: 55     55.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM NOSECH.



Line: 23    
Nosech ist ain stain, der ist zwaierlai. ainer ist weiz\lot,
Line: 24    
der ander manigverbich. den stain zeucht man auz
Line: 25    
ainer kroten haupt, ê daz si wazzer trink oder wazzer   25
Line: 26    
rüer, und scheint understunden ain krot an derlai stainen
Line: 27    
mit zersträuten füezen. der stain ist guot für der würm
Line: 28    
piz und für vergift. wan vergift gegenwärtig ist,
Line: 29    
prent der manigverbich nosech den vinger. die stain
Line: 30    
schol man paid mit ainander einmachen und besliezen.   30



Chapter / Strophe: 56     56.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM ONICHEN.



Line: 33    
Onichinus ist der zwelf stain ainer an Aarôns klai\dern,
Line: 34    
und habent die maister zwên wân von dem stain.

Page: 454  
Line: 1    
der ain wân ist, daz ez ain klainz österl sei, daz ist ain
Line: 2    
mervischel alsô genant, daz smeckt gar wol und ist an
Line: 3    
der grœz und an der varb sam ains menschen vinger\nagel;
Line: 4    
wenn daz auz dem wazzer köm und hert werd,
Line: 5    
werd der stain dar auz, und ist der stain auch gevar   5
Line: 6    
sam ain vingernagel. dar umb haizt er in kriechisch
Line: 7    
οnichinus, wan οnichina in kriechisch haizet lidnagel.
Line: 8    
den wân von dem stain hât diu alt glôs über daz puoch
Line: 9    
Leviticum. ain ander wân ist (den hât Beda), daz oni\chinus
Line: 10    
oder onix ain tail swarz sei und daz in der swerz   10
Line: 11    
weiz und rôt streimeln sein, und daz spricht kain maister
Line: 12    
von der nâtûr. aber Platearius spricht, daz onicha oder
Line: 13    
onix oder onichinus ain paumzaher sei, der fliez auz ainem
Line: 14    
paum und werd hert, daz der stain dar auz werd, sam
Line: 15    
man list von dem stain, der succinus haizt, und daz ist   15
Line: 16    
gar geläupleich. war auz nu der stain werd, ist doch
Line: 17    
aller maister wân von der nâtûr gemainleich, daz der
Line: 18    
stain gevar sei sam ain nagel, reht sam ain rœtlot waz\zerperl;
Line: 19    
daz ist der sterker wân. der stain ist für die
Line: 20    
räudichait oder für daz kratzen guot und macht daz ant\lütz   20
Line: 21    
weiz, und man in in feur legt, gibt er gar
Line: 22    
ainen süezen smack. man schreibt auch ain wunder von
Line: 23    
dem stain. wer in leg in ain siechez aug, er hin
Line: 24    
ein in daz aug inwendig ân allen smerzen und umbgê
Line: 25    
daz aug über al, unz er die pœsen fäuhten dar auz pringt.   25
Line: 26    
zwâr, daz ist ain grôzez wunder, wan ez ist nihts
Line: 27    
klain, ez tuo in dem augen . dar umb spricht Salo\môn
Line: 28    
in dem puoch der hôhen sprüch 'daz aug ist ain
Line: 29    
klaineu wonung, wan ez leidet kainen gast.'



Chapter / Strophe: 57     57.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM OSTOLAN.



Line: 32    
Ostola oder optalius ist ain stain, des varb die mai\ster
Line: 33    
niht sagent, dar umb, daz man in iht leiht vind.
Line: 34    
wan wer in tregt, den siht niemant, aber er siht selber
Line: 35    
wol, und dar umb habent in die diep gar liep.   35

Page: 455  



Chapter / Strophe: 58     58.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM ORITEN.



Line: 3    
Orites ist ain grüener stain und hât weizeu mail.
Line: 4    
der widerstêt widerwärtigen dingen. er ist auch ainer
Line: 5    
andern lai; der stain der ist swarz und sinbel, der hailt   5
Line: 6    
vergiftiger tier piz, wenn man in mit paumöl bestreicht.
Line: 7    
noch ist ainer andern lai; der stain der ist sam diu klai\nen
Line: 8    
eisenplechel. der hilft den frawen, daz si swanger
Line: 9    
werdent. ist aber ain fraw swanger, ergeuzt er ir
Line: 10    
die purt.   10



Chapter / Strophe: 59     59.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM PERITEN.



Line: 13    
Perites oder pirites oder piridonius ist ain stain, der
Line: 14    
kümt von den läuten, die Perse haizent, und ist goltvar.
Line: 15    
iedoch ist etleicher gevar sam der chrisolit, ân daz er ain   15
Line: 16    
klain grüener ist. der stain ist guot wider die âdersuht,
Line: 17    
diu ze latein artetica haizt, und ist daz in vast in der
Line: 18    
hant druckst, prennt er dich an die hant sêr, daz
Line: 19    
sein niht geleiden maht, und dar umb wil er, daz
Line: 20    
man in senfticleich hab und zärtleich. des staines schein   20
Line: 21    
nimt auf und ab mit dem mônn.



Chapter / Strophe: 60     60.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM PANTER.



Line: 24    
Panthera ist ain stain, der hât nâhen all varb an im.
Line: 25    
den schol sein tragær des morgens fruo ansehen, wenn   25
Line: 26    
diu sunn auf gêt, dar umb, daz er in sighaft mach und
Line: 27    
kreftig in allen dingen. er vertreibt daz kratzen an der
Line: 28    
haut, und spricht man, er hab vil tugent vil varb
Line: 29    
er hab, und kümpt von dem land India. ich wil aber
Line: 30    
aines râten, daz des morgens des allerêrsten die käu\schen   30
Line: 31    
magt alsô swanger anrüefst mit irem kindel; wan
Line: 32    
hâst die muoter, hâst daz kindel, hâstû muoter
Line: 33    
und kint, hâst den vater, und zwâr hâst waz
Line: 34    
wilt, ân pôshait allain.

Page: 456  



Chapter / Strophe: 61     61.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PRASEN.



Line: 3    
Prasius ist ain grüener stain gar schœner. iedoch
Line: 4    
ist sein grüen vaizter wan des smaragden und ist ze
Line: 5    
nihteu guot denn daz er daz golt ziert, und pricht man   5
Line: 6    
den smaragt auz dem stain.



Chapter / Strophe: 62     62.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM LEUTSSTAIN.



Line: 9    
Piropholos mag leutsstain haizen. wan, sam der mai\ster
Line: 10    
Eusculapius schreibt dem kaiser Octaviano Augusto,   10
Line: 11    
der stain ist gar edel und wirt auz ains menschen herz,
Line: 12    
daz mit vergift ist getœtt, wan daz herz mag in feur niht
Line: 13    
verprinnen. ist daz man daz herz in feur behelt neun
Line: 14    
jâr ân underlâz, wirt der stain dar auz, der gar wun\dergrôz
Line: 15    
kraft hât. wan, sam der selb maister spricht,   15
Line: 16    
der stain beschermt seinen tragær vor himelplatzen und
Line: 17    
vor donr und macht die herren sighaft in streiten und
Line: 18    
sichert si vor vergift. den stain truog Alexander, sam
Line: 19    
man spricht, in ainer purpereinen undergürteln, und
Line: 20    
er widerkom von dem land India und über daz wazzer   20
Line: 21    
kom Eufraten, zôch er seineu klaider ab, daz er patt
Line: 22    
in dem wazzer in des kôm ain slang und paiz den un\dergurt
Line: 23    
ab mit dem stain und liez in vallen in daz waz\zer.
Line: 24    
daz hât Aristotiles geschriben in ainem puoch von
Line: 25    
den slangen. nu wænent die maister, daz dér stain und   25
Line: 26    
der leutsstain áin stain sei, der von der gemain lapis hu\manus
Line: 27    
haizt. von dem spricht man, daz er den menschen
Line: 28    
behüet vor dem gæhen end und daz er niht ersterben
Line: 29    
müg, die weil er den stain hab in seiner hend. iedoch
Line: 30    
beschermt er den menschen niht vor siehtum und vor   30
Line: 31    
smerzen und lengt doch daz leben in dem leiden, sam
Line: 32    
man auch schreibt von dem land der lebentigen, nie\mant
Line: 33    
inn ersterben mag, daz dialle haizt oder drivallis.
Line: 34    
der stain ist etswie vil rôt und hât ain weizen dar zuo
Line: 35    
gemischt.   35

Page: 457  


Chapter / Strophe: 63     63.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PEANITEN.



Line: 3    
Peanites ist ain stain. der wirt in dem künigreich,
Line: 4    
daz Macedonia haizt, und hât an im weipleich art, wan
Line: 5    
er gevæht zuo in gwisser zeit und gepirt im selber ainen   5
Line: 6    
geleichen stain. der stain ist swangern frawen nütz.



Chapter / Strophe: 64     64.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM WITHOPFENSTAIN.



Line: 9    
Quirin haizt withopfenstain. den vindet man in der
Line: 10    
withopfen nest. der ist ain meldær haimleicher ding in   10
Line: 11    
dem slâf und mêrt die träum und daz gesiht in dem slâf.



Chapter / Strophe: 65     65.
Line: 12    
Line: 13    
VON DEM GEIRSTAIN.



Line: 14    
Quirindros haizt geirstain. den zeuht man dem geirn
Line: 15    
auz seim hirn und ist guot wider all schedleich sach und   15
Line: 16    
füllet den ammen ireu prüstel mit milch.



Chapter / Strophe: 66     66.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM SAPHIR.



Line: 19    
Saphirus ist gar ain edel stain und ist der zwelfer
Line: 20    
ainer, die Johannes sach. der stain ist himelvar, wan   20
Line: 21    
er ist liehtplâ. iedoch mag er nümmer lauter werden,
Line: 22    
daz er ain pild in sich nem sam ain spiegel. wenn sich
Line: 23    
der sunnen schein widersleht auf dem stain, gibt er
Line: 24    
ainen prinnenden schein von im und ist den himelkreften
Line: 25    
allzeit annaigich. aber der ist der pest, der von India   25
Line: 26    
kümt, und der ist kainer durchläuhtich. der stain be\helt
Line: 27    
den leip und diu glider ganz in irr narung von
Line: 28    
nâtûr, diu ze latein vegetatio haizt, und senftigt die in\wendigen
Line: 29    
prünst und verstellt den swaiz und benimt der
Line: 30    
augen und der stirn smerzen und hailt auch der zungen   30
Line: 31    
siehtum und gesetzt swulst und hailt swern und schäuht
Line: 32    
den grausamen siehtum, der daz antlütz negt und haizt

Page: 458  
Line: 1    
ze latein noli me tangere, daz haizt: rüer mich niht. aber
Line: 2    
er verleust sein varb dar nâch. der stain ist auch guot
Line: 3    
wider untrew, wider haz und wider erschrecken, und
Line: 4    
ist gnædich zuo frid. aber der in tregt, der muoz sich
Line: 5    
gar vast vleizen, daz er käusch sei. ez sint auch saphir   5
Line: 6    
pei der stat ze Poi gegen der sunnen underganch, die sint
Line: 7    
klaines geltes wert und habent gar klain kraft. die sint
Line: 8    
sam ain gar tunkel cristall gevar, aber man undersetzt
Line: 9    
si mit plâwen sezzeln in den vingerleinn, daz si etwaz
Line: 10    
plâ scheinent. der pringt man vil in däutscheu lant, aber   10
Line: 11    
si habent niht kreft. iedoch die her koment und hieten
Line: 12    
die gestalt die die saphir habent von Orient, daz ist von
Line: 13    
der sunnen aufganch, die wæren die pesten under in und
Line: 14    
kreftich, aber man vint ir wênig. die saphir, die von
Line: 15    
Orient koment, die sint die pesten und allermaist die   15
Line: 16    
oben weizloteu wölkel habent und dicker varb sint. ez
Line: 17    
sint auch etleich saphir von Orient, die ainen rubîn zuo
Line: 18    
in habent gemischt, und die sint die klærsten und die
Line: 19    
kreftigisten under den andern. die zaubrær handelnt den
Line: 20    
stain vil in iren werken. Der saphir, der dem lautern   20
Line: 21    
himel geleicht und der ainen prinnenden schein von im
Line: 22    
gibt, wenn sich der sunnen schein auf im widersleht, der
Line: 23    
bedäut die hoffenung, mit wir gezukt werden in die
Line: 24    
êwigen fräud, und wir dann mit enzünt werden und
Line: 25    
durchflammet mit der haizen flammen der götleichen lieb   25
Line: 26    
und die werlt versmæhen, alsô daz wir mit sant Pauls
Line: 27    
mügen gesprechen 'unser mitwandeln ist in den himeln.'
Line: 28    
und dar umb spricht got durch des weissagen munt, der
Line: 29    
Isaias haizt, zuo dem menschen, den er maint 'ich wil
Line: 30    
dich gruntvesten auf saphir,' daz ist auf hoffenung. Dar   30
Line: 31    
umb hân ich unserr frawen den stain geleicht und hân
Line: 32    
gesprochen: tu saphirus sancte spei; daz spricht: pist
Line: 33    
ain saphir der hailigen hoffenung, wan ich waiz kain
Line: 34    
sicherr zuofluht in allen ängsten und in nœten, wenn
Line: 35    
der öbrist rihtær nu rihten schol über leib und über sêl,   35
Line: 36    
wan den gar edeln saphir, die muoter der parmherzichait,

Page: 459  
Line: 1    
Marîam. kain jud noch kain ander ketzer mag mich des
Line: 2    
gewenden, wan ich sprich, daz ich daz zaichen der wâr\hait
Line: 3    
mêr dann ains mâls hân gedruckt in mein sêl, und
Line: 4    
dar umb leid ich. niemant darf frâgen, war umb ain
Line: 5    
mensch leid mêr dann anderr hundert.   5



Chapter / Strophe: 67     67.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM SMARAGDEN.



Line: 8    
Smaragdus ist gar ain edel stain und ist auch ainer
Line: 9    
der zwelf stain; der ist grüen ob allen grüenen dingen.
Line: 10    
iedoch ist er manigerlai. aber der ist der pest, den man   10
Line: 11    
vint in dem land Scythia, und nimt man in auz der greifen
Line: 12    
nest, wan die behüetent in mit grôzer grimmichait; und
Line: 13    
der allerpest under den selben stainen ist der durchsihtich
Line: 14    
ist und von des grüene der næhste luft grüen wirt und
Line: 15    
des grüen weder von der sunnen dunkelt noch von an\derm   15
Line: 16    
lieht noch von schaten. sein pesteu gestalt ist, daz
Line: 17    
er sleht sei, wan er gedürcht ist, ist er dunkel.
Line: 18    
wenn man den stain raincleichen tregt und êrleichen,
Line: 19    
vertreibt er daz vallent lait. er sterkt daz gesiht und
Line: 20    
klært diu augen, und wenn man in wescht und in salbt   20
Line: 21    
mit paumöl, erhœht sich sein grüene. er mêrt reich\tum
Line: 22    
und gibt gnâd in allem geschäft und macht den
Line: 23    
menschen genæm in seinen worten und hilft den, die ver\porgeneu
Line: 24    
dinch vorschent, und abnaigt daz ungewiter und
Line: 25    
gesetzt den unkäuscheu gelust. wenn man pei dem stain   25
Line: 26    
unkäuscht, pricht er. der smaragd bedäut käusch, wan
Line: 27    
diu behelt des menschen leip grüen, daz ist ganz und
Line: 28    
rain. diu tugent übertrift all ander tugent an dem men\schen,
Line: 29    
wan daz ain mensch käusch und rain beleib, daz
Line: 30    
ist mêr engelisch wan menschleich. diu tugent ist genâ\den   30
Line: 31    
vol got und den menschen und auch den engeln und
Line: 32    
tregt an ir daz pild unsers herren Jêsû Christi, wan si
Line: 33    
volgt dem götleichen lämpel, ez hin gêt, und dar
Line: 34    
umb setzt sant Johannes den stain in den vierden an der
Line: 35    
zal under den zwelf stainen, wan die vier êwangelisten   35

Page: 460  
Line: 1    
lobent die käusch gar mit fleiz. dem smaragden hân ich
Line: 2    
unser frawen geleicht mit irr rainichait und mit irr käusch,
Line: 3    
diu got genæm was, daz er sich selben beslôz in der
Line: 4    
clausen der käuschen rainikait. eyâ wie gar wunnenc\leichen
Line: 5    
süez ist daz betrahten und prüefen, wenn ain   5
Line: 6    
mensch prüeft, in welher lieb und in wie grôzer genâd
Line: 7    
diu götleich pluom sich umbslôz mit dem rainen taw der
Line: 8    
käuschen juncfrawen und mensch wart durch unsern willen.



Chapter / Strophe: 68     68.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM SARDONIX



Line: 11    
Sardonix ist auch der zwelf stain ainer und hât in
Line: 12    
diu nâtûr gemacht von zwain stainen, von dem onicen
Line: 13    
und von dem sarden. er ist ain tail rôt und die rœt hât
Line: 14    
er von dem sarden, und ist ain tail weiz und swarz, die
Line: 15    
zwuo varb hât er von dem onicen. man spricht, daz der   15
Line: 16    
stain kain ander tugent hab denn daz der onix niht ge\schaden
Line: 17    
müg, der sardonix gegenwertich sei. dar
Line: 18    
umb scholt wizzen, daz etleich sprechent, onix sei ain
Line: 19    
ander stain dann onichinus, von dem wir vor gesait haben,
Line: 20    
und sprechent, onix sei ain edel stain, der sei ain seit   20
Line: 21    
weiz und ander seit swarz und hab die tugent, wer in
Line: 22    
an dem hals oder an dem vinger trag, dem benem er
Line: 23    
geitikait und benem im traurig träum in dem slâf, aber
Line: 24    
er hab die untugent, daz er krieg und zwaiung mach
Line: 25    
zwischen den läuten, und wenn man in den kinden an   25
Line: 26    
ir hels henk, mêr er in die spaicheln. und wider die
Line: 27    
untugent ist der sardonix guot. den onicen vint man in
Line: 28    
den zwain landen Arabia und India und den sardonicen
Line: 29    
auch. ez sprechent auch die maister, daz der sardonix
Line: 30    
gar ain schœn gestalt hab, wenn die vorgenanten varb   30
Line: 31    
all zuo ainander gemischt sein. wer den stain tregt, dem
Line: 32    
zimt, daz er witzig sei und diemüetig, und spricht man,
Line: 33    
daz die die pesten under in sein, die durchgraben sein,
Line: 34    
sam man insigel grebt. diu glôs spricht über der taugen
Line: 35    
puoch in dem ainundzwainzigistem stuck, daz der sar\donix   35

Page: 461  
Line: 1    
ze niderst swarz sei und ze mittelst weiz und ze
Line: 2    
oberst rôt. pei verstêt man der hailigen gedult,
Line: 3    
mit si versmæcht sint ze niderst, daz ist in diser armen
Line: 4    
werlt. dar umb spricht Job 'man verspott des gerehten
Line: 5    
ainvalt.' die hailigen sint auch ze mittelst weiz, daz ist,   5
Line: 6    
si sint in irem herzen und in irr gewizzen rain mit irr
Line: 7    
unschuld und sint ze oberst rôt mit der hitz der göt\leichen
Line: 8    
lieb, durch si vil marter leident. dar umb
Line: 9    
hân ich den stain unserr frawen gerehtikait geleicht.
Line: 10    
ach, herr, waist, wie gar versmæht si ist gewesen mit   10
Line: 11    
dir in diser werlt und waz si mit dir erliten hât umb
Line: 12    
den schein deiner götleichen werk hie auf erden. zwâr,
Line: 13    
dar umb spricht si pilleich in der minnen puoch von ir
Line: 14    
selber 'ir töhter von Jerusalem, ir schült mich niht mail\prüefen
Line: 15    
dar umb, daz ich praun pin, wan diu sunn hât   15
Line: 16    
mich enpfirbt, ich pin swarz, aber ich pin gar wolgestalt.'
Line: 17    
, wie gar ain schœneu predig dar auz würd!



Chapter / Strophe: 69     69.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM SARDEN.



Line: 20    
Sardius ist auch der zwelf stain ainer. den funden   20
Line: 21    
die läut des êrsten die Sardi haizent. der stain ist ainer
Line: 22    
rôten varb, aber diu rœt ist plaich sam ain rôteu erd.
Line: 23    
er hât die art, daz er den rôten fluz verstellt, und der
Line: 24    
onix mag niht geschaden, wenn der sardius gegenwertich
Line: 25    
ist, und spricht diu glôs, daz sardius und corneolus áin   25
Line: 26    
stain sein. Der stain bedäutt die volkomen stætikait der
Line: 27    
hailigen marterær, die ir pluot vergozzen habent in der
Line: 28    
liebe unsers herren, und dar umb ist er der sehst an der
Line: 29    
zal under den zwelf stainen in der taugen puoch, wan
Line: 30    
unser herre lait die marter in dem sechsten alter der   30
Line: 31    
werlt. den stain hân ich geleicht unserr frawen kint\leicher
Line: 32    
vorht, die ain kint zuo seinem vater hât stætic\leichen,
Line: 33    
wie ez alleu seineu werk füer und volpring und
Line: 34    
sein leben ganz dar nâch schick, daz ez seinen vater iht
Line: 35    
erzürn, neur durch die ganzen lieb, die ez stætigs zuo   35

Page: 462  
Line: 1    
im hât. ez fürht dick ain mensch den andern durch des
Line: 2    
willen, daz ez nutz von im wartt, oder daz im leiden und
Line: 3    
schad von köm, tæt ez seinen willen niht. die vorht
Line: 4    
main ich niht, wan diu selb vorht ist ain dienerin, diu
Line: 5    
dient dem nutz und niht der lieb und ist ain betwungen   5
Line: 6    
vorht. aber diu êrst vorht ist ain erbkint und ist neur
Line: 7    
gepauwen auf lauter lieb und auf stætikait. diu vorht
Line: 8    
mag grôz leiden tragen durch irs liebes willen. zwâr,
Line: 9    
die vorht hât unser frawe ganz gehabt zuo got auf erden.



Chapter / Strophe: 70     70.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM SIRN.



Line: 12    
Syrus ist ain stain, der kümpt von dem land Syria,
Line: 13    
sam Isidorus spricht. der hât die art, daz er ganzer in
Line: 14    
dem wazzer ob swimmt, und er gestückelt wirt,
Line: 15    
vellt er ze podem. daz ist gnuog wunderleich.   15



Chapter / Strophe: 71     71.
Line: 16    
Line: 17    
VON DEM LEICHSTAIN.



Line: 18    
Sarcophagus haizt leichstain. der hât die art, sam
Line: 19    
Isidorus spricht, waz leich man dar ein legt, die erfaulent
Line: 20    
und werdent verzert in dreizig tagen, wan sarcos in krie\chisch   20
Line: 21    
haizt ain arch und phagos haizt ezzen: von den
Line: 22    
zwain worten kümt der gesamnet nam sarcophagus.



Chapter / Strophe: 72     72.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM SAMI.



Line: 25    
Samius ist ain stain, den vindet man in der inseln   25
Line: 26    
Samus, der ist swær und weiz, und mit dem stain machet
Line: 27    
man daz golt schœn, und hât die art, wenn man in trinkt,
Line: 28    
vertreibt er den swintel und widerpringt den erzürnten
Line: 29    
muot. aber er hât die untugent, wenn man in pint an
Line: 30    
ain hant ainer frawen, diu in der purt arbait, helt er   30
Line: 31    
die purt auf und hindert si irs fürganges.

Page: 463  



Chapter / Strophe: 73     73.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM SUCCIN.



Line: 3    
Succinus ist ain stain, den haizent die Kriechen elec\tron.
Line: 4    
der ist gelvar und ist etswenn durchsihtich sam
Line: 5    
ain glas. Isidorus spricht, daz er von der viehten saf   5
Line: 6    
kom, und haizt gemaincleich lambra, und wenn man in
Line: 7    
mit den vingern reibt, zeucht er hälmel an sich und
Line: 8    
der kleider säum, reht sam der magnes daz eisen zeucht.
Line: 9    
er pringt seinen tragern käusch und sein rauch hilft den
Line: 10    
swangern frawen in der purt und scheuht die slangen.   10
Line: 11    
der êrst zaher, der von der viehten fleuzt, der ist lauter,
Line: 12    
und daz ist der in dem sumer in der warmen zeit her für
Line: 13    
fleuzt. aber der ze anderr zeit ab fleuzt, der ist tunkel
Line: 14    
und unsauber, und dar nâch ist auch der stain. den
Line: 15    
stain vindent die läut, die Gothi haizent, in aim wazzer,   15
Line: 16    
der zaher ein gevallen ist.



Chapter / Strophe: 74     74.
Line: 17    
Line: 18    
VON DEM SILENITEN.



Line: 19    
Silenites ist ain stain, der ist gar schœn von gesa\menter
Line: 20    
varb, von weiz, von rôt, von grüen, von purper\var.   20
Line: 21    
den tragent die snekken in dem land India und ist
Line: 22    
etleicher derlai stain, der grüen ist sam ain gras. wer
Line: 23    
den stain in dem mund tregt, der sagt wâr von künftigen
Line: 24    
dingen. wan gern westest von mügleichen dingen,
Line: 25    
diu noch niht geschehen sint, ob si geschehen oder niht,   25
Line: 26    
und den stain under der zungen hâst, welz in
Line: 27    
deim muot hin und her: weder geschiht daz oder niht; ze
Line: 28    
hant vellt dein muot auf der ainz und mag von niht
Line: 29    
gelâzen. und die kraft hât der stain neur, der môn
Line: 30    
wehst, und hât si fruo zuo der sehsten stund und an dem   30
Line: 31    
êrsten tag neur ain stunt, an dem zehenden die êrsten
Line: 32    
und die sehsten stunt. aber der môn abnimt, hât
Line: 33    
er der kraft niht. der stain zepricht nümmer von dem
Line: 34    
feur und widerpringt lieb zwischen den läuten, die ain\ander

Page: 464  
Line: 1    
hazzent. er hilft auch den menschen, die die
Line: 2    
swindenden suht habent, diu ze latein tysis haizt.



Chapter / Strophe: 75     75.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM SPIEGELSTAIN.



Line: 5    
Specularis haizt spiegelstain. der ist durchsihtich   5
Line: 6    
sam ain glas und vindet man in under der erden, und
Line: 7    
man in auzgrebt, spaltet man in in klaineu stück,
Line: 8    
sam Isidorus spricht.



Chapter / Strophe: 76     76.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM SADDEN



Line: 11    
Sadda ist ain stain, der hangt vast an den schif\fen,
Line: 12    
daz man in kaum mit ainer feilen dar ab pringt.
Line: 13    
der stain ist grüenvar sam ain lauch.



Chapter / Strophe: 77     77.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM TOPAZI



Line: 16    
Topazius ist der zwelf stain auch ainer, die Johannes
Line: 17    
sach, und geleicht gold an der varb und der ist der edelst
Line: 18    
under derlai stainen. aber ainer andern lai ist, der ist
Line: 19    
vil liehter und ist an der varb dünner, aber er ist pœser
Line: 20    
wan der êrst. der stain hilft den âfteradern, die zuo der   20
Line: 21    
mistporten niden gênt. man spricht auch, daz er des
Line: 22    
mônn enpfind, und gesetzt siedendez wazzer, wenn man
Line: 23    
in dar ein stœzt, und verkêrt zorn und unkäusch. der
Line: 24    
der stain kümt von dem land Arabia und wart des êrsten
Line: 25    
funden in der inseln Topazi. Plinius spricht, daz man   25
Line: 26    
den stain grôzen hab funden, daz Ptolomeus Phila\delphus
Line: 27    
ain säul dar auz liez machen vier daumellen lanch.
Line: 28    
wilt den stain polieren und schœn machen, wirt
Line: 29    
er dunkel. læzt aber in in seiner aigenen nâtûr,
Line: 30    
scheint er schôn. den stain hân ich geleicht unserr   30
Line: 31    
frawen glenzen, wan man die ie mêr lobt mit andern
Line: 32    
crêatûren, man ir adel ie mêr nidert; wenn aber man
Line: 33    
si læzt in irem aigenen adel, daz ist daz si maget wesend

Page: 465  
Line: 1    
den wâren got gepar, zwâr, scheint si reht schôn über
Line: 2    
all crêatûr, ez sein engel oder himel oder andreu dinch.
Line: 3    
und dar umb, wie man si nennt anders dann gotes ge\perærinn
Line: 4    
oder daz dem geleicht, zwâr, ist ir lob ge\diemüetigt.
Line: 5    
aber daz wir si loben mit andern dingen,   5
Line: 6    
daz preist unsern fleiz und erzaigt, daz wir armen ir gern
Line: 7    
gæben, hiet wir iht, und daz nimt si dan gar für guot.



Chapter / Strophe: 78     78.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM TEROBOLN.



Line: 10    
Terobolen sint stain in den landen gegen der sunnen   10
Line: 11    
aufganch, und der ainer hât von nâtûr ains mannes pild
Line: 12    
und der ander ainer schœnen juncfrawen pild. wenn die
Line: 13    
nâhent pei enander sint, gebent si flammen und feur;
Line: 14    
aber wenn si von enander sint, tuont si des niht.



Chapter / Strophe: 79     79.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM VERTILLEN.



Line: 17    
Vertillus ist ain läuhtend stain genuog klâr und
Line: 18    
gleicht lauterm öl, sam Platearius spricht, und macht
Line: 19    
den minnenzæm der in tregt und ist guot für allen augen\smerzen.
Line: 20    
er benimt auch köpeln mit der keln und sêr   20
Line: 21    
seufzen von dem herzen und benimt der lebern iren
Line: 22    
smerzen, wenn man in in wazzer wescht.



Chapter / Strophe: 80     80.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM VERNIX.



Line: 25    
Vernix ist ain wolsmeckent stain und ist etwaz weiz\var   25
Line: 26    
und ist guot wider die melancoli, wenn ainer von im
Line: 27    
selber kümt, und ist auch guot für des milzen und für
Line: 28    
der lebern geprechen und wider der prust geprechen, diu
Line: 29    
cardiaca haizt.



Chapter / Strophe: 81     81.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM LAZURSTAIN.



Line: 32    
Zunich haizt lazûrstain und haizt auch ze latein
Line: 33    
lapis lazurii. der ist himelvar, wan er ist plâ mit golt\varben

Page: 466  
Line: 1    
sprekeln. von dem stain macht man guot lazûr.
Line: 2    
der stain ist guot für die melancoli und wider den vier\tägleichen
Line: 3    
riten und wider die âmaht, diu von der pœsen
Line: 4    
fäuhten kümt, diu melancolia haizt.



Chapter / Strophe: 82     82.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM ZIGNITEN.



Line: 7    
Zignites ist ain stain, der ist glasvar und haizt auch
Line: 8    
evas. wer den an dem hals tregt, dem vertreibt er die
Line: 9    
raup und die fremdigung seins sinnes und verstellt daz
Line: 10    
pluot, und helt man in zuo aim prinnenden tôht,    10
Line: 11    
verlescht er die flammen an dem lieht.



Chapter / Strophe: 83     83.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER ALTEN VÄTER RED.



Line: 14    
Ez sint etleich stain, sint pild ein gegraben, und
Line: 15    
von den pilden habent die alten väter vil geschriben. ie\doch   15
Line: 16    
bedarf man der red niht vil getrawen noch zemâl
Line: 17    
verwerfen. aber daz ist ze wizzen, daz diu pild, diu die
Line: 18    
alten gruoben in die edeln stain, bezaichent der selben stain
Line: 19    
kreft, und dar umb schol man der stain pild in êren
Line: 20    
haben. iedoch schol niemant sein hoffenung ganz dar   20
Line: 21    
auf werfen, sam diu red sagt: man schol an den obersten
Line: 22    
got hoffen, von dem aller stain kreft sint geben und aller
Line: 23    
crêatûr wirdichait.
Line: 24    
An welhem stain man vindet ainen ohsen oder ain
Line: 25    
juncfrawen oder ainen stainpock, der stain ist kalt und   25
Line: 26    
macht seinen tragær sicher. an dem stain man vindet
Line: 27    
ainen krebzen oder ainen scorpen oder ainen visch, der
Line: 28    
ist kalt und ist nordenkreftich, alsô daz er küel ist sam
Line: 29    
der nordenwint, der ze latein aquilo haizt. und der selb
Line: 30    
stain behüett seinen tragær vor der âdersuht, diu ze la\tein   30
Line: 31    
artetica haizt, und vor dem dritägleichen riten und
Line: 32    
vor der hitzigen suht. die stain sint geweicht.
Line: 33    
An welhem stain man vint zwai zwinlein oder ain
Line: 34    
wazzermensch, daz ainen kruog mit wazzer auzgeuzt, der

Page: 467  
Line: 1    
ist sunnennaigich, alsô daz er sein kraft hât nâch der
Line: 2    
sunnen underganch, und der stain hailt die läut von dem
Line: 3    
viertägleichen riten und von dem paralis und macht sei\nen
Line: 4    
tragær genæm gegen den läuten.
Line: 5    
An dem stain man vindet ain wider oder ainen leben   5
Line: 6    
oder ainen schützen, der ist sunnenkünftich, alsô daz er
Line: 7    
sein kraft hât nâch der sunnen aufganch, und der stain
Line: 8    
ist kreftig und macht den menschen minnenzæm und
Line: 9    
hailt den tägleichen riten und die wazzersuht. er scherpft
Line: 10    
den sin und macht sicher und wolgespræch.   10
Line: 11    
An dem stain ain mensch ist und hât in der rehten
Line: 12    
hant ain sicheln, der macht seinen tragær von tag ze tag
Line: 13    
geweltiger.
Line: 14    
An dem stain man vint ainen menschen und ains
Line: 15    
widern haupt, der macht seinen tragær minnenzæm allen   15
Line: 16    
läuten und allen tiern.
Line: 17    
An dem stain man vint ainen gewâpenden man oder
Line: 18    
ain juncfrawen mit aim umbswebenden klaid und ainen
Line: 19    
lorpaum helt, daz ist ain zaichen, daz der stain geweiht
Line: 20    
ist, und der stain erlœst von widerwärtigen geschihten.   20
Line: 21    
An dem stain man vint ainen menschen und den
Line: 22    
mônn und die sunnen, der macht seinen trager käusch und
Line: 23    
sicher wider den unkäuschen lust.
Line: 24    
An dem stain man vint ainen menschen, der flügel
Line: 25    
hât an den füezen und in der lenken hant ain eingewelzt   25
Line: 26    
slangen, der macht seinen tragær überfliezent mit weis\hait
Line: 27    
und frœleich in gesunthait.
Line: 28    
An dem stain man vint ainen menschen, der ain
Line: 29    
palm in der hant tregt, der macht seinen tragær sighaft
Line: 30    
und macht in den fürsten genæm.   30
Line: 31    
An dem stain man vint ainen jäger oder jaghunt
Line: 32    
oder hirz oder ainen hasen, der hât die kraft, daz er die
Line: 33    
tiefelhaftigen hailt und die von siehtum unsinnich sint,
Line: 34    
die ze latein frenetici haizent.
Line: 35    
An dem stain man vint ain slangen, die ainen aimer   35
Line: 36    
auf dem ruk hât oder auf dem zagel ainen raben, der

Page: 468  
Line: 1    
macht seinen tragær kluog oder kündich und fürsihtich
Line: 2    
und benimt übrig hitz.
Line: 3    
An dem stain man vint ainen halben menschen von
Line: 4    
der schuldern unz an die nierstat, der erlœst den men\schen
Line: 5    
von unkäuschem lust und macht in käusch und   5
Line: 6    
genæm.
Line: 7    
An dem stain man vint ain schef und ainen segel,
Line: 8    
der macht ober in geschäft.
Line: 9    
An dem stain man vint ainen hunt, der in dem lewen
Line: 10    
sei (daz ist der stern, der hunt haizt, in dem himelzaichen,   10
Line: 11    
daz leo haizt), seint daz selb zaichen hitzig ist und tru\cken,
Line: 12    
der stain behelt diu lider sicher vor der wazzer\suht
Line: 13    
und vor den vergiftigen pizzen der hund.
Line: 14    
An dem stain man vint ainen man mit ainem swert,
Line: 15    
der macht sighaft an streit.   15
Line: 16    
An dem man vint ainen adelarn, der behelt êr.
Line: 17    
An dem man vint ainen swann, der erlœst von waz\zersuht
Line: 18    
und von dem viertägleichen riten.
Line: 19    
An dem man vint ain gevettacht pfert, daz Pegasus
Line: 20    
haizt, der stain ist der pest den, die ritterschaft pflegent   20
Line: 21    
und die vehtent, wan er macht snell und küen und er\lœst
Line: 22    
die pfärt von der ræh.
Line: 23    
An dem man vint ain frawen mit zestrobeltem hâr,
Line: 24    
der hât ain kraft ze versüenen die êläut.
Line: 25    
An dem man vint ain juncfrawen, diu ir hend hât   25
Line: 26    
in kreuzes weis und ain driekkot krôn auf dem haupt
Line: 27    
und sitzt auf aim sezzel, der stain gibt trôst nâch leiden
Line: 28    
und ruo nâch kranchait.
Line: 29    
An dem man vint ainen menschen, der sich gegürtt
Line: 30    
hât mit ainer slangen und hât ir haupt in der rehten   30
Line: 31    
hant und irn zagel in der tenken, der stain erlœst von
Line: 32    
der enpfangen vergift.
Line: 33    
An dem man vint ainen knienden menschen, der
Line: 34    
ainen nagelkolben in der rehten hant hât und der ainen
Line: 35    
lewen tœtt oder ain ander tier, der macht sighaft in allen   35
Line: 36    
streiten, aber man muoz in tragen gar mit wirden.

Page: 469  
Line: 1    
An dem man vint zwo perinne und zwischen in ain
Line: 2    
slangen, der macht den menschen hündich und macht in
Line: 3    
stark und stæt und genæm allen läuten.



Chapter / Strophe: 84     84.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM TETHELSPÜECHL



Line: 6    
Nu hebt sich an ain püechel ains grôzen maisters
Line: 7    
in der jüdischait hie vor, der hiez Tethel, daz schreibt
Line: 8    
er von der stain pild graben und spricht, daz diu kint
Line: 9    
von Israhel daz selb püechel machten, si giengen
Line: 10    
durch die wüesten und wolten in daz lant des götleichen   10
Line: 11    
gelübdes. nu spricht der maister des puochs ze latein,
Line: 12    
daz ich ze däutsch pring, er wæne, daz dem püechel auch
Line: 13    
niht gar sei ze gelauben und daz diu pild in die stain
Line: 14    
sein gemacht mêr zuo êren dan daz man grôz hoffenung
Line: 15    
dar an legen schüll, und spricht, man schüll sein hoffe\nung   15
Line: 16    
allain hinz got setzen, wan sei wir aller gnâden
Line: 17    
sicher. daz selb gelaub ich zwâr auch, aber der maister
Line: 18    
rett, sam ob die stain ir pild neur von kunst haben und
Line: 19    
niht von nâtûr. daz ist niht wâr, wann si in der erd
Line: 20    
wahsent, vindet man si mit manigerlai pilden. Ez   20
Line: 21    
schreibt auch Albertus in seim puoch von den edeln
Line: 22    
stainen, daz etleich stain ir pild haben von der stern
Line: 23    
kreften und niht von der menschen kunst, sam diu wurz
Line: 24    
alraun hât. ich sprich auch mêr, daz got die zier und
Line: 25    
die kreft den stainen hât geben menschleicher art zuo   25
Line: 26    
hilf und zuo trôst, und wenn ich hoff, daz mir diu kraft
Line: 27    
ze trôst kom, mit dem verlaugen ich gotes genâden niht,
Line: 28    
ich hoff zuo gotes werk und lob got in seinen crêatûren.
Line: 29    
alsô nert auch den menschen wein und prot paz wan waz\zer
Line: 30    
und aicheln: dar umb hofft der mensch zuo und lobt   30
Line: 31    
got, daz er imz gibt.



Chapter / Strophe: 85     85.
Line: 32    
Line: 33    
NU HEBT SICH TETHELS PÜECHL AN.



Line: 34    
Wenn man ainen stain vindet, der jaspis haizt, und
Line: 35    
ainen menschen dar an, der ainen schilt hât an dem hals   35

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Line: 1    
oder in der hant und ainen spiez in der andern hant und
Line: 2    
under den füezen ain slangen, der hât ain kraft wider
Line: 3    
all veind. - Ain mensch mit flügeln ist guot zuo kauf\manschaft.
Line: 4    
- An dem crisolit ain fraw, diu in ainer
Line: 5    
hant ainen vogel hât und in der andern ainen visch, der   5
Line: 6    
ist guot zuo allerlai geschäft. - Ain türteltaub mit aines
Line: 7    
ölpaums ast, der macht lieb gegen allen läuten. - Ain
Line: 8    
slang und ain schütz, die mit ainander vehtent, macht
Line: 9    
vrid. - Auf ainem weizen stain ain halbeu fraw, diu daz
Line: 10    
ander halb tail visch ist und hât ainen spiegel in der   10
Line: 11    
hant und ains ölpaums ast in golt gesetzt und beslozzen
Line: 12    
in der hant, der hât die kraft, daz man seinen tragær
Line: 13    
niht gesehen mag. - Ain kreuz auf ainem grüenen jas\pen
Line: 14    
hât die kraft, daz sein tragær niht getaucht wirt in
Line: 15    
wazzer.   15
Line: 16    
Ain unk auf aim stain und ain syrên hât die kraft,
Line: 17    
daz man sicher gêt under den slangen. - Ain mensch,
Line: 18    
der in ainer hant ains tiefels gestalt hât mit hörnern
Line: 19    
und mit flügeln und in der andern ain slangen und un\der
Line: 20    
den füezen ainen leben und ob den pilden stênt diu   20
Line: 21    
sunn und der môn, den stain schol man setzen in plei,
Line: 22    
der hât die kraft die tiefel ze twingen, daz si antwürt
Line: 23    
müezen geben den die si frâgent. - An dem man vint
Line: 24    
ainen menschen, der auf dem hals tregt ain püschel
Line: 25    
krauts, den schol man in silber setzen, der gibt kraft ze   25
Line: 26    
kennen die siehtüem an dem menschen und verstellt daz
Line: 27    
pluot an allen steten, er gibt genâd und êr, und spricht
Line: 28    
man, daz Galiênus der arzt den stain truog an ainem
Line: 29    
vinger. - Auf ainem swarzen stain ain mensch, daz in
Line: 30    
der rehten hant ain zepter tregt und in der andern ainen   30
Line: 31    
fliegenden vogel mit gestrakten flügeln und under den
Line: 32    
pilden ain cocodrill ist, der ist guot wider der teufel
Line: 33    
pannen und wider all veind und verjagt die teufel von
Line: 34    
den besezzenen. den stain truog Alexander, als man
Line: 35    
list. man schol in setzen in eisen. - Auf aim swarzen   35
Line: 36    
stain ain mensch, der sitzt auf aim leoparden und hât

Page: 471  
Line: 1    
ain rœrn in der hant, der ist guot wider diu pœsen tier
Line: 2    
und wider ertrinken in wazzer. - An ainem stain ain
Line: 3    
mensch, der ainen hasen hât in der rehten hant und ain
Line: 4    
gerten in der andern, legt man den in golt, hât er
Line: 5    
die kraft, daz er vrid macht und sighaft macht vor ge\riht   5
Line: 6    
und ist guot wider diu tier. die zaubrær nützent
Line: 7    
den stain. - Ain gezierter mensch an aim stain, der in
Line: 8    
der rehten hant ain zepter hât und in der andern ain
Line: 9    
palm und under seinen füezen ain fuozschamel, setzt man
Line: 10    
den in golt, fürdert er zuo êren, und waz der mensch   10
Line: 11    
begert daz mit got ist, daz widervert im gar schier. -
Line: 12    
Ain paum an aim stain, an des rehter seiten ain fraw ist
Line: 13    
und an der lenken ain man, der macht ainträhtigung
Line: 14    
zwischen den êläuten und versœnt die kriegenden. - Ain
Line: 15    
mensch, daz in der gerehten hant ainen stain hât und in   15
Line: 16    
der lenken ainer frawen haupt, der versœnt krieg, und
Line: 17    
wer in pei im hât, er slæft, der erwacht niht leiht. -
Line: 18    
Ain ohs und ain wider auf aim stain der macht wolge\spræch
Line: 19    
und ist guot für die wazzersuht. - Ain mensch,
Line: 20    
daz flügel an den füezen hât und ainen stap in den hen\den,   20
Line: 21    
pringt genâd. - Ain mensch, der ain sicheln in der
Line: 22    
hant hât, ist guot zuo lieb und zuo genâd erwerben. -
Line: 23    
Ain man, der ain gerten in der hant hât, ist guot zuo
Line: 24    
hêrschen. - Ain man, der ain horn an dem hals hât,
Line: 25    
ist guot für die räudichait oder für daz kratzen und für   25
Line: 26    
grausam träum. - Ain pild, daz halbs ain man ist und
Line: 27    
halbs ain rint, gibt êr und weist den sin zuo got. - Ain
Line: 28    
schif mit aim segel und mit aim segelpaum ist guot ze
Line: 29    
gwinnen daz wirdicleich begerst. - Ain häsel mit
Line: 30    
langen ôren ist guot für diu pœsen tier. - Ain leb ist   30
Line: 31    
guot für die wazzersuht und für vil ander siehtum. -
Line: 32    
Ain adelar und ain stainpock ist guot in geschäft. - Ain
Line: 33    
dromedar, daz sein hâr gestreckt hât auf den schuldern,
Line: 34    
macht suon und vrid zwischen den êläuten. - Ain taub,
Line: 35    
diu ain pluom in dem snabel hât, pringt êr. - Ain fraw,   35
Line: 36    
diu ain tuoch auf dem haupt hât und pei den henden,

Page: 472  
Line: 1    
ist guot wider müed und arbait. - Ain türteltaub mit
Line: 2    
zwain jungen pringt genâd und ist guot wider daz unge\witer
Line: 3    
in dem mer. - Ain mensch, daz auf ainem fuoz\schamel
Line: 4    
sitzt gekrœnt und reckt sein hend gegen himel
Line: 5    
und vier menschen under im, sam ob si den schamel   5
Line: 6    
aufhalden, nim masticen und therebintum und leg die
Line: 7    
under den stain in aim silbereinn vingerl, daz zwelf stain
Line: 8    
weg; wenn man daz legt under ains slâfenden haupt, dem
Line: 9    
traumt von dem, des er wachent begert. - Wenn aim
Line: 10    
jâchant ain weizer stain zuogemischt ist und auf der weiz   10
Line: 11    
ain pfärt ist, der stain ist guot ze gewinnen êr und ge\nâd.
Line: 12    
- Wenn aber man auf aim stain vint ain schau\mundez
Line: 13    
pfärt und ainen man dar auf, der ain zepter in
Line: 14    
der hant hât, der ist den guot, die gewalt über die läut
Line: 15    
habent.   15



Chapter / Strophe: 86     86.
Line: 16    
Line: 17    
WIE MAN DIE STAIN WIDERPRINGT AN IREN KREFTEN.



Line: 18    
Ez ist ain puoch, daz haizt daz puoch der ding, daz
Line: 19    
sagt der alten väter red und spricht alsô. Ain iegleich
Line: 20    
crêatûr ist belaidigt mit der sünd des êrsten menschen,   20
Line: 21    
aber allermaist die edeln stain, die got zuo menschleichem
Line: 22    
nutz hât geschepft sam diu kräuter und vil ander ding.
Line: 23    
auch werdent die kreft der edeln stain belaidigt von dem
Line: 24    
handeln und von dem angreifen der unrainen sündigen
Line: 25    
menschen. iedoch sam der mensch widerkümt mit der   25
Line: 26    
tauf und mit rew, daz er an daz êrst wesen kümt seiner
Line: 27    
êrsten machung, die Adam enpfieng, alsô widerkoment die
Line: 28    
edeln stain zuo irn kreften mit weihen und mit hailigem
Line: 29    
segen, und diu weis ze weihen und ze segenen die edeln
Line: 30    
stain ist geschriben in dem selben puoch. man schol die   30
Line: 31    
edeln stain des êrsten pinden in ain leinein tüechl und
Line: 32    
legen auf den alter, unz man die hailigen mess volprâht
Line: 33    
hat. dar nach, ê der priester daz messgewant abziech,
Line: 34    
schol er die stain segenen und sprechen als hie nâch ge\schriben
Line: 35    
stêt.   35

Page: 473  
Line: 1    
Dominus vobiscum. oremus.
Line: 2    
Collecta. Deus omnipotens pater, qui eciam per
Line: 3    
quasdam insensibiles creaturas virtutem tuam hominibus
Line: 4    
ostendisti, qui famulo tuo Moysi inter cetera vestimenta
Line: 5    
sacerdotalia racionale iudicii duodecim lapidibus preciosis   5
Line: 6    
adornari precepisti nec non et Johanni ewangeliste celestem
Line: 7    
civitatem Jerusalem virtutibus eosdem lapides significan\tibus
Line: 8    
construendam essencialiter ostendisti, maiestatem
Line: 9    
tuam humiliter deprecamur, ut hos lapides consecrare et
Line: 10    
sanctificare digneris per sanctificationem et invocationem   10
Line: 11    
sancti nominis tui, ut sint sanctificati et consecrati et re\cipiant
Line: 12    
effectum virtutum, quas eis te dedisse sapientum
Line: 13    
experiencia conprobavit, ut quicumque illos super se por\
Line: 14    
taverit virtutem tuam per illos sibi adesse sentiat dona\que
Line: 15    
tue gracie et tutelam virtutis accipere mereatur per   15
Line: 16    
Jesum Ghristum filium tuum, in quo omnis sanctificatio
Line: 17    
existit. Qui tecum vivit et regnat deus per omnia secula
Line: 18    
seculorum. Amen.




Book: VII     VII.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM GESMEID.



Line: 21    
Daz ist nu daz sibend stuck des puoches, in dem wir
Line: 22    
sagen wellen von dem gesmeid. wan daz ist sibenlai:
Line: 23    
golt silber gunderfai kupfer zin plei und eisen. diu ge\smeid   5
Line: 24    
hât got beschaffen zuo menschleichem nutz. den
Line: 25    
mezzink begreift man under dem kupfer und stahel un\der
Line: 26    
eisen.



Chapter / Strophe: 1     1.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM GOLD



Line: 29    
Aurum haizt golt. daz ist warmer nâtûr, sam Pla\tearius
Line: 30    
spricht. wenn man ez pulvert, hailt ez den
Line: 31    
auzsetzel und daz kratzen, wenn man ez mischt mit edeln
Line: 32    
salben. waz wunden man mit golt macht, die geswellent
Line: 33    
niht. ez ist auch zwir als swær als silber oder kupfer   15
Line: 34    
oder zin. ez ist auch edler dann ander gesmeid und auz
Line: 35    
den vier elementen edeleicher gemischt, alsô daz ez warm
Line: 36    
und kalt, fäuht und trucken mêr in ainer mittelmâz hât
Line: 37    
dann ander gesmeid. ez scheint ze aller zeit und kain
Line: 38    
unsauberkait mag ez verzeren. man vint ez in etleichen   20
Line: 39    
pächeln und in prunnen und auch in den pergen, aber daz
Line: 40    
ist selten. ez muoz auch vil arbait haben ze waschen,
Line: 41    
und wie klain man ez vint, doch vindet man ez mêr lau\ter
Line: 42    
denn ander gesmeid, alsô daz ez niht gemischet ist
Line: 43    
mit erden oder mit sleim sam kupfer oder silber, wie daz   25
Line: 44    
sei daz ez in der erden und in seiner unsauberkait lig.
Line: 45    
golt hât die art, daz ez kreftigt und läutert oder rainigt.
Line: 46    
ez ist auch mêr werhaft und mêr handelpær dann ander

Page: 475  
Line: 1    
gesmeid und læzt sich paz zämen und ziehen. golt ist
Line: 2    
guot für des herzen krankhait und für die âmaht und
Line: 3    
wider des magen kelten. der wein, goldes plechel inn
Line: 4    
erlescht sint, ist den milzsühtigen guot. der aber des
Line: 5    
niht hât, der nem wein, stahel inn erlescht sei. wenn   5
Line: 6    
man aim menchen pränt wil machen, die werdent pezzer
Line: 7    
mit guldeim gezeug dann mit anderm. daz golt küelt
Line: 8    
gegen dem tag, alsô erkennent die nahtengel, wenn in
Line: 9    
der tak des morgens drô anlegen wil. daz golt wirt tie\fer
Line: 10    
in der erden dann kain ander gesmeid, und ez ie   10
Line: 11    
tiefer in der erden ist, ez der hell ie næher ist, und
Line: 12    
dar umb spricht man: zuo dem teufel umb golt. des
Line: 13    
goldes überfluz, daz ist sein schaum, haizt ze latein cad\mia,
Line: 14    
und wer den selben schaum in diu augen träuft
Line: 15    
oder sust dar ein legt, dem peizt er diu mail auz den   15
Line: 16    
augen, sam Platearius spricht. wenn man daz golt ha\mersleht,
Line: 17    
klært ez sich und entweicht dem hamer und
Line: 18    
praitt sich überal. alsô tuot der gereht mensch: wenn
Line: 19    
der in leiden ist, klært sich sein vernunft oder sein
Line: 20    
anplick und wirt enzünt mit götleicher gir. wizz, daz   20
Line: 21    
daz golt wirdiger ist, wan alleu leiphaftigeu dinch, diu
Line: 22    
auz den elementen werdent, und ist edler wan die stain,
Line: 23    
des, daz ez weder von luft noch von wazzer noch von
Line: 24    
erd zerpricht noch wirt in dem feur klainer, ez wirt pez\zer
Line: 25    
in dem feur und enpfæht ain fäuhten dar inn. ez   25
Line: 26    
verprennt auch kain swebel, der doch ander gesmeid ver\prennt,
Line: 27    
wan sein nâtürleich wesen ist ainer gleichen lau\tern
Line: 28    
mischung auz den elementen. ez hât zehen stuck hitz
Line: 29    
und zehen stück kelten, zehen fäuhtin und zehen trücken.
Line: 30    
alsô spricht daz puoch ze latein. aber daz spræch ich   30
Line: 31    
ungern, wan ez ist kaum wâr. seint nu daz golt glei\cher
Line: 32    
mischung ist, dar umb habent die weisen seinen
Line: 33    
namen erhœcht und habent daz befunden, daz ez gar wer\haft
Line: 34    
ist, sam vor gesprochen ist. daz golt ist under anderm
Line: 35    
gesmeid sam diu sunn under andern sternen. alles gesmei\des   35
Line: 36    
pulver ist unwerhaft, wenn man in behelt zuo erznei,

Page: 476  



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM SILBER.



Line: 3    
Argentum haizt silber. daz ist kalt ebenmæzich,
Line: 4    
sam Platearius spricht, und ist werhaft, wenn ez lauter
Line: 5    
ist. wenn aber ez gemischt ist, zerpricht ez leiht. ez   5
Line: 6    
hât die art, daz ez sich wol ziehen læzt mit der zangen
Line: 7    
und mit dem hamer und læzt sich handeln und hillt wol
Line: 8    
und klinget süezleich, iedoch allermaist, wenn man ez
Line: 9    
zuo kupfer mischt, und dar umb gepôt Moyses, daz man
Line: 10    
silbrein pusaunen macht, mit man die veind erschreckt.   10
Line: 11    
dar umb stêt geschriben: die pusaun wirt hellent und
Line: 12    
daz volk wirt erschreckent. ez sint die pusaun auch guot,
Line: 13    
die ritterschaft ze manen an streiten und ze stürmen an
Line: 14    
die vest und zuo tisch und zuo freuden. daz silber hât
Line: 15    
auch die art, daz ez ander gesmeid zesamen lœtt und   15
Line: 16    
ainz auz zwain macht. wenn man ez pulvert und mischt
Line: 17    
mit edeln salben, hilft ez wider die zæhen fäuhten in
Line: 18    
dem leib, diu flegma haizt. daz silber ist niht lauter an
Line: 19    
im selber sam daz golt: ez ist mit erden und mit un\sauberkait
Line: 20    
gemischt und dar umb bedarf ez grôzer ar\bait,   20
Line: 21    
ê man ez geläutert in dem feur. aber sein rauch,
Line: 22    
der von gêt wenn man ez läutert, ist gar schedleich,
Line: 23    
und mag man den niht wol gerainigen, der mit dem rauch
Line: 24    
vergift wirt, dann mit weirachrauch und mit andern edeln
Line: 25    
würzen. daz silber ist sauber, aber niht vil sam daz   25
Line: 26    
golt, und verdirbt in erden und an fäuhten steten und
Line: 27    
ist auf der zungen scharpf und verprint von swebel und
Line: 28    
wirt klainer in feur. ez hât auch die art, wie weiz ez
Line: 29    
an im selber ist, krizt man ain ander dinch mit, ez
Line: 30    
swerzt ez. sein schaum haizt scoria ze latein und ist   30
Line: 31    
für daz kratzen guot und für den rôten fluz auz den
Line: 32    
âfternâdern.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 33    
Line: 34    
VON DEM KÖCKSILBER.



Line: 35    
Argentum vivum haizt köksilber. daz wirt in der   35
Line: 36    
erden, reht in der weis, als man ez siht, und fleuzt her

Page: 477  
Line: 1    
für sam daz wazzer. sein rauch ist den glidern gar schad
Line: 2    
und verderbt die âdern und macht diu lider sühtig mit
Line: 3    
dem siehtum, der paralis haizt, und alsô verderbt ez
Line: 4    
mangen goltsmit und mangen gesmeidkünstler, die alchi\miste
Line: 5    
haizent, wan ez ist ain ursprinch alles gesmeids in   5
Line: 6    
der erden, dar nâch und sich mangerlai swebel dar zuo
Line: 7    
mischt. mit dem köksilber treibt man vil wunders. man
Line: 8    
velscht mit seiner hilf golt und silber und ander gesmeid
Line: 9    
und macht man springendeu vingerl mit und rädel,
Line: 10    
die selber laufent, und vil anders dinges. man tœtt ez   10
Line: 11    
mit spaicheln oder mit aschen, und wenn man ez getœtt,
Line: 12    
mag man ez gemischen zuo andern dingen, und vor
Line: 13    
niht. man schol ez behalten in glesern und an küelen
Line: 14    
steten, wan an warmen dünst ez auz. ez wirt weiz oder
Line: 15    
rôt mit swebel, wan ez nimt leihticleich ain iegleich varb,   15
Line: 16    
wenn man köksilber tœtt mit vaizten, scheint ez erd\var.
Line: 17    
man mag auch nihts vergulden ân köksilber.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM GOLTLAIM.



Line: 20    
Auripigmentum mag aigenleich goltlaim oder golt\leim   20
Line: 21    
haizen ze däutsch und wirt an des mers grunt in
Line: 22    
der weis gar klaines ertreichs und lindes, daz an des
Line: 23    
mers grunt ligt. daz wirt vaizt von dem, daz ez daz
Line: 24    
wazzer zesamen druckt und alsô wirt ez zæch sam der
Line: 25    
leim. nu daz erhitzt von der sunnen schein, der sich   25
Line: 26    
widerpricht in dem mer, sament sich diu vaizt erd zuo
Line: 27    
ainander in der fäuhten in etleicher zeit und diu fäuht
Line: 28    
gestêt und wirt hert. alsô wirt daz auripigmentum in der
Line: 29    
weis und daz swefel wirt, und ist zwairlai dünst in im:
Line: 30    
ainer trüeb und grob des zæhen ertreichs, und der ander   30
Line: 31    
dünn und behend. und wenn man ez erhœhen wil, daz
Line: 32    
ze latein haizt sublimari, sam die gesmeidkünstler wol
Line: 33    
wizzent, benimt man im der dünst oder der wint ainen
Line: 34    
mit waschen in ainer laugen oder in harmwazzer oder in

Page: 478  
Line: 1    
ezzeich oder in gaizeiner milch, wan belib im der vaizt
Line: 2    
dunst, möht man ez niht erhœhen, dar umb, daz ez
Line: 3    
zehant prünn auf dem schragen und würd ain flamm.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM GUNDERFAI



Line: 6    
Electrum haizt gunderfai. daz ist zwairlai: nâtür\leich
Line: 7    
und künstleich. daz künstleich wirt von golt und
Line: 8    
von silber, wenn man daz zesamen mischt, sam daz puoch
Line: 9    
spricht der ding. und daz nâtürleich geleicht im an der
Line: 10    
varb und ist pezzer wan daz diu kunst macht, aber man   10
Line: 11    
vint ez gar selden und erkennt man ez gar kaum von
Line: 12    
dem gevelschten gunderfai. iedoch mag man ez alsô.
Line: 13    
erkennen. ain geväz, daz gemacht ist auz rehtem nâtür\leichem
Line: 14    
gunderfai, melt vergift, wan man gift dar ein
Line: 15    
geuzt, seust daz vaz, ez sei schüzzel oder kopf, und   15
Line: 16    
verleust sein varb, unz man ez rainigt in feur. daz gun\derfai
Line: 17    
behelt andreu dinch, daz si iht vaulen, und dar
Line: 18    
umb legt man hie vor der grôzen herren cörpel in archen,
Line: 19    
die auz gunderfai gemacht wâren, und dar umb list man,
Line: 20    
daz der grôz kaiser Constantînus der hailigen zwelfpoten   20
Line: 21    
leichnam, sant Peters und sant Pauls, legt in ainen sarch
Line: 22    
von cyprio. nu sprechent die lêrær, daz cyprium gunder\fai
Line: 23    
sei, daz auz der inseln Cypro köm.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM KUPFER



Line: 26    
Es oder cuprum haizt kupfer. daz hillt wol und
Line: 27    
dœnt und ist von nâtûr warm. sein gedœn von im selber
Line: 28    
ist gepäurisch. wenn aber man ez mit silber mischt oder
Line: 29    
mit zin oder mit golt, gewinnt ez gar ainen guoten
Line: 30    
klank. ez klingelt daz kupfer lauter dann ander gesmeid,   30
Line: 31    
aber ez müet daz gehœrd, man senftig ez dann mit zin.
Line: 32    
kupfer læzt sich giezen war zuo man wil, aber ez læzt
Line: 33    
sich ziehen mit arbait und mit des smids siten. man mag

Page: 479  
Line: 1    
ez nümmer schôn gesaubern, ez werd gar leiht un\sauber,
Line: 2    
iedoch wert ez vil jâr.
Line: 3    
Mezzink wirt auz kupfer. der haizt ze latein auri\calcum
Line: 4    
und wirt golt auz dem mezzink, wan Aristotiles
Line: 5    
spricht in dem puoch von dem lieht der liehte, daz von   5
Line: 6    
kindes harm und von mezzink gar guotez golt werd. daz
Line: 7    
verstênt etleich, daz der mezzink golt werd an der varb,
Line: 8    
niht an dem selpwesen, wan sam Aristotiles selber spricht,
Line: 9    
diu varb ändert sich und daz selpwesen niht. diu schrift
Line: 10    
haizt mezzink dick ze latein electrum, dar umb, daz ir   10
Line: 11    
varb etswaz nâhen pei ainander sint. daz kupfer stinkt
Line: 12    
und dœnt doch wol und zerpricht von kaim rost.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 13    
Line: 14    
VON DEM EISEN.



Line: 15    
Ferrum haizt eisen. daz ist kalter nâtûr und ist   15
Line: 16    
hert, vest und sneidend, alsô daz ez alleu andreu dinch
Line: 17    
zämt mit seiner vestikait und wirt doch verzert von im
Line: 18    
selber und wirt auch leihticleicher belaidigt wan kain
Line: 19    
ander gesmeid und belaidigt auch ander dinch, daz im
Line: 20    
zuo gesellet ist, mit rost und mit andern dingen. daz   20
Line: 21    
eisen hât die art, daz ez küelt und entsleuzt und ist dem
Line: 22    
magen guot, wenn man ez neuzt in feilpulver, daz ist
Line: 23    
daz gemaln eisen, daz von der feiln kümt. ez hât die
Line: 24    
kraft, daz ez klainert und trückent den menschen, sam
Line: 25    
die maister von der nâtûr sprechent. daz eisen dœnt   25
Line: 26    
haiserleichen und sein schaum haizt ze latein scoria und
Line: 27    
haizt ze däutsch sinder, der entsleuzt die apostem.
Line: 28    
Stahel kümt von eisen und wirt hert von vil smit\slegen
Line: 29    
und widerprechen, alsô daz er kraft gewint über
Line: 30    
daz eisen, und dar mit scherpft man wâpen und andreu   30
Line: 31    
dinch. ez ist auch ainer lai eisen in den landen gegen
Line: 32    
der sunnen aufganch, daz haizt andena. daz ist guot ze
Line: 33    
sneidenden wâfen und læzt sich giezen sam daz kupfer
Line: 34    
oder daz silber, aber ez læzt sich niht ziehen sam daz
Line: 35    
gemain eisen.   35

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Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM ZIN.



Line: 3    
Stannum haizt zin. daz ist gar ebenmæziger nâtûr
Line: 4    
und læzt sich gar gern ziehen und handeln und læzt sich
Line: 5    
paz giezen dan kain ander gesmeid. ez ist ain stumm   5
Line: 6    
an im selber, aber wenn man ez mischt mit silber oder
Line: 7    
mit golt, wirt ez wol und süezleich hellend. ez scheint
Line: 8    
inwendich schôn, aber auzwendig wirt ez leiht gemailigt,
Line: 9    
alsô daz ez plaich wirt, niht rostich. wenn ez lang in
Line: 10    
wazzer ligt, wirt ez leiht faul und dar umb, die pleiein   10
Line: 11    
rœrn, dar inn man daz wazzer hie vor laitet under der
Line: 12    
erden und si verlœtt mit zin, die verlœtt man nu mit
Line: 13    
haizem zeflozzem plei, wan daz plei wert lang under der
Line: 14    
erden; des tuot daz zin niht. daz zin ist scharpf auf
Line: 15    
der zungen sam ain saurz dinch. wenn man zin tuot zuo   15
Line: 16    
anderm gemischtem gesmeid, die tailt ez von ainander
Line: 17    
und schaidet golt und silber von kupfer und von plei
Line: 18    
und beschermt ander gesmeid in dem feur, wan kupfer
Line: 19    
und eisen, wie hert die sint, die verprinnent in dem feur,
Line: 20    
wenn si ân zin sint. wenn man kupfereineu vaz verzint,   20
Line: 21    
wirt ezzen und trinken dester pezzer inn und vertreibt
Line: 22    
die vergift des rosts an dem kupfer. man verzint auch
Line: 23    
diu spiegelglas und tempert si mit zin. des zins schaum
Line: 24    
ist guot zuo den plâtern in den augen.



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM SWEBEL.



Line: 27    
Sulphur haizt swebel. daz ist an der kraft haiz und
Line: 28    
trucken und ist niht anders dann ertreich, daz von hitzi\gem
Line: 29    
dunst durchkocht ist, unz daz wazzer und erd zuo
Line: 30    
ainander gemischt durchhitzt werdent; daz wirt dam swebel,   30
Line: 31    
und dar umb prünselt sein smack vast. der swebel
Line: 32    
ist zwairlai. ainerlai haizt lebendiger swebel, daz ist
Line: 33    
swefel in der weis und er auz der erden kümt. der an\dern
Line: 34    
lai swefel haizt erleschter swefel oder tôter swebel,
Line: 35    
den macht diu kunst in kupfereinen oder in erdeinen   35

Page: 481  
Line: 1    
kezzeln und behelt man in dreu jâr. dar nâch verkêrt
Line: 2    
er sich in weizen aschen von seiner aigenen hitz. wer
Line: 3    
swebel und salz nimt und seut diu mit wazzer in ainer
Line: 4    
airschaln, alsô daz er daz häutel der airschaln ab nimbt,
Line: 5    
daz diu schal iht verprinn, und dauht golt dick in daz   5
Line: 6    
gemächt alsô haiz, daz golt värbt sich gar wol.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM PLEI.



Line: 9    
Plumbum haizt plei. daz ist ebenmæziger nâtûr sam
Line: 10    
daz zin und ist swær sam daz golt, alsô daz ez zwuo   10
Line: 11    
swæren hât: silbers und kupfers. daz plei læzt sich gar
Line: 12    
leiht handeln und ziehen und auch giezen. ez drükt und
Line: 13    
senftigt etleich smerzen ain weil. wenn man ez zeflœzt,
Line: 14    
scheint ez ain weil, aber über ain klain stunt wirt ez
Line: 15    
dunkel von seiner aigenen unsauberkait. ez ist niht allain   15
Line: 16    
ain stumm an im selber, ez verstummet auch ander gesmeid,
Line: 17    
dar zuo man ez mischt. wenn man ez zerlæzt in ainem
Line: 18    
fewer, klainert ez sich mêr dann ander gesmeid. sein
Line: 19    
schaum behelt silber. ez hât auch die aigenchait under
Line: 20    
allem gesmeid, daz ez sich mêrt an dem weter und an dem   20
Line: 21    
luft mêr dann under der erden. ez wirt plaich, aber ez wirt
Line: 22    
niht rostich oder rotich sam ander gesmeid. ez nimt varb in
Line: 23    
sich und verleust die nümmer und ist ain ursprinch des
Line: 24    
silbers und tregt über ain mit silber, ân daz ez sich von
Line: 25    
im schaidet in der gluot, man daz silber läutert. ez   25
Line: 26    
gesellet sich dem gold nümmer noch wirt mit gold gepez\zert
Line: 27    
und sein smak oder sein dunst nidert daz golt. ez
Line: 28    
sprechent auch die maister, wie daz sei, daz daz plei
Line: 29    
waich sei und daz zin hert, doch wirt daz zin mêr hert,
Line: 30    
wenn man plei zuo mischt. alsô wirt auch daz plei,   30
Line: 31    
wenn man zin zuo mischt. wie daz sei, daz man plei
Line: 32    
mit plei niht verlœten müg noch zin mit zin, doch ver\lœtt
Line: 33    
man zin mit plei und plei mit zin, sam daz puoch
Line: 34    
spricht ze latein. aber des waiz ich niht.




Page: 482  
Book: VIII     VIII.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEN WUNDERLEICHEN PRUNNEN.



Line: 3    
Daz ist daz aht stückel und daz letzst des puochs
Line: 4    
nâch unserm gehaiz, in dem wir sagen wellen von etlei\chen
Line: 5    
wunderleichen prunnen, und daz stückel gehœrt wol   5
Line: 6    
zuo dem stück von den elementen, wir von dem waz\zer
Line: 7    
haben gesait.
Line: 8    
Die päch entspringent von den prunnen und ist daz
Line: 9    
ainig wazzer prunn und pach. iedoch mag man niht
Line: 10    
gesprechen: der prunn ist pach oder der pach ist prunn.   10
Line: 11    
daz mag ain geleichnüss sein von der götleichen drival\dichait,
Line: 12    
der vater und der sun und der hailig gaist
Line: 13    
ain lauter ainvaltig wesen sint der gothait, und mag man
Line: 14    
niht gesprechen mit abgezogner red: diu väterlichait ist
Line: 15    
diu sünlichait oder diu sünlichait ist die hailigaistlichait.   15
Line: 16    
aber man spricht wol mit angenaigter red: der vater ist
Line: 17    
der sun und der sun ist der hailig gaist. vernemest
Line: 18    
des niht, verwirr dich niht mit und gelaub ainval\ticleich.
Line: 19    
von daz mer gesalzen sei und andreu dinch
Line: 20    
niht, von den wazzern hab wir gesait, wir von den   20
Line: 21    
elementen schriben.
Line: 22    
Ez ist ain in dem land India, der haizt Aspal\tides,
Line: 23    
mag kain lebendig dinch inn under sinken.
Line: 24    
mag in dem Altes ze Porrentan nihts ob beleiben.
Line: 25    
Ez ist ain wunderleich prunn in Egyptenland, sam   25
Line: 26    
Jacobus und Solînus sprechent, dar inn erlescht man
Line: 27    
prinnent fackeln und enzünt man in im erloschen fackeln.
Line: 28    
pei verstê wir die zäher etleicher läut, die wainent
Line: 29    
vor übrigem zorn. die zäher enzündent übrig unwirdi\schait
Line: 30    
in dem muot und die zäher mitleidens erleschent   30

Page: 483  
Line: 1    
die selben flammen der unwerdischait. die zäher leschent
Line: 2    
und enzündent an aim fremden menschen sam an aim
Line: 3    
haimleichen. ez sint etleich warm prunnen, die hailent
Line: 4    
die kranken augen, aber si strâfent die dieb, wan welcher
Line: 5    
diep für ain diebstal swert, ist er mainaid, erplindet   5
Line: 6    
er von den wazzern, ist aber des niht, gesiht er paz
Line: 7    
dann vor. aber daz wunder schol man got mêr geben
Line: 8    
dann der nâtûr werk, sam Jacobus spricht.
Line: 9    
Ez ist ain prunn in dem land Africa gegen des ab\gots
Line: 10    
tempel, der Hamo haizt, der macht die erden hert   10
Line: 11    
und macht lind üseln stark sam ainen wasen.
Line: 12    
Zwên prunnen sint in dem land Boecia, der benimt
Line: 13    
ainer den läuten gedæhtnüss und der ander benimt ver\gezzenhait.
Line: 14    
und ain tobent ist auch in dem land
Line: 15    
Boecia, wer des trinkt, der wirt enzünt mit der prunst   15
Line: 16    
der unkäuschen gir.
Line: 17    
Ain ist in dem land Italia, der haizt Clitorius,
Line: 18    
wer des trinkt, dem wirt der wein widerzæm.
Line: 19    
Ez sint wazzer in dem land Campania, diu benement
Line: 20    
den frawen ir unfruhtperkait und benement den mannen   20
Line: 21    
ir toben.
Line: 22    
Ain prunn ist pei den Garamanten, der ist des tages
Line: 23    
kalt, daz in niemant getrinken mag, und des nachts
Line: 24    
warm und haiz, daz in aber niemant getrinken mag, und
Line: 25    
bedäut die nümmer kain guot werk würkent, und wenn   25
Line: 26    
man si dar umb strâfet, vindent si allzeit ain werwörtel.
Line: 27    
Ain prunn ist in dem land Archadia, der haizt Le\chinis.
Line: 28    
welheu fraw des trinkt, der mag ir purt niht ab
Line: 29    
gên, wie gern si daz macht.
Line: 30    
Ain prunn ist gegen der sunnen aufganch, sam Ja\cobus   30
Line: 31    
spricht, von des wazzer wirt kriechisch feur, wenn
Line: 32    
man etleich dinch dar zuo mischt. daz wazzer kaufent
Line: 33    
die haiden umb grôz gelt. der prunn bedäutt die men\schen,
Line: 34    
die wider die nâtûr würkent.
Line: 35    
Ain prunn ist in Africa, sam Augustînus spricht,   35
Line: 36    
der macht die stimm hel und guot, und bedäut die

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Line: 1    
zäher der unschuldigen, wan der stimm und klag ist gar
Line: 2    
süez vor got.
Line: 3    
Ain prunn haizt Züfer, der benimt die unkäusch,
Line: 4    
sam Plinius spricht. der prunn bedäutt unser frawen,
Line: 5    
diu ain prunn ist der käusch und aller rainikait.   5
Line: 6    
Ez sint zwên prunnen in dem land Sicilia, der ainer
Line: 7    
macht unperhaft frawen perhaft und der ander macht
Line: 8    
perhaft unperhaft. der prunn bedäut daz gotes wort, wan
Line: 9    
daz ist etleichen fruhtper in daz êwig leben und etleichen
Line: 10    
ain abtanz in die êwigen marter.   10
Line: 11    
Zwai wazzer sint in dem land Tessalia. welheu schâf
Line: 12    
auz dem ainen trinkent, die werdent swarz. daz wazzer
Line: 13    
ist der werlt wollust. ach wie swarz in sünden daz
Line: 14    
macht! und welheu schâf auz dem andern trinkent, die
Line: 15    
werdent weiz. daz bedäut daz leiden in diser werlt, daz   15
Line: 16    
die menschen pringt in daz êwig leben. aber die auz
Line: 17    
den paiden trinkent, die werdent schekkot, weiz und
Line: 18    
swarz, und bedäut die gleichsnær und die ketzer, die
Line: 19    
weder diz noch daz ganz haltent.
Line: 20    
Ain prunn ist in dem land Idumea, der ändert sein   20
Line: 21    
varb vierstunt in dem jâr und helt ie drei mônet ain
Line: 22    
varb, sam Origines spricht und historia Jeronimi. er ist
Line: 23    
pulvervar oder trüeb, pluotvar, grüen und lauter. der
Line: 24    
prunn bedäut die unstæten.
Line: 25    
Etleich sint, der wazzer dreistunt an dem tag   25
Line: 26    
pitter sint und dreistunt süez, sam Augustînus spricht.
Line: 27    
Ain gar grôz mer ist, daz wirt wallend und siedend
Line: 28    
sam ain hafen von der sunnen hitz und ist dar inn ain
Line: 29    
stiller prunn, der sich niht wegt, wenn man pei im swei\get.
Line: 30    
ist aber daz man pei im schalmeit und pusaunt,    30
Line: 31    
erhebt er sich und wirt diezend und auzfliezend über daz
Line: 32    
gestat, sam ob er sich der stimm und des gedœns fräw.
Line: 33    
alsô spricht Solinus.
Line: 34    
Ez sint prunnen in dem grôzen land Britannia, wenn
Line: 35    
man der wazzer geuzt auf ainen stain nâhen pei,    35
Line: 36    
kümt regen und donr und ungewiter.

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Line: 1    
Ain gar schœner prunn ist pei dem perg, der Libanus
Line: 2    
haizt, zwischen den zwain steten Archas und Papheneas,
Line: 3    
den haizent si den Sabath, daz ist den sibenden tag, dar
Line: 4    
umb, daz er sehs tag kain wazzer gibt und an dem
Line: 5    
sibenden gibt er gar gnunk wazzers.   5
Line: 6    
Ain wazzer ist in dem land Perside, daz überfreust
Line: 7    
all naht, daz paideu läut und vih dar über gênt; aber
Line: 8    
des tags zefleuzt ez wider, sam ain puoch sagt, daz haizt
Line: 9    
historia orientalis.
Line: 10    
Ez sint fliezendeu wazzer in den landen gegen der   10
Line: 11    
sunnen aufganch, sam Jacobus spricht, diu ziehent gul\deinen
Line: 12    
griez und etleiche edel gestain.
Line: 13    
Ain prunn ist in dem mer des obern tails der stat
Line: 14    
Tyren, der springt mit gar süezem wazzer in sölicher
Line: 15    
ungestüemikait von des mers grund, daz er sich erhœcht   15
Line: 16    
über daz mer zwaier oder dreier daumellen lanch, wenn
Line: 17    
daz mer still ist, alsô daz man in mit vazzen geschepfen
Line: 18    
mag. der prunn bedäutt der guoten läut wandelung un\der
Line: 19    
den pœsen.
Line: 20    
Ez sint vil stet, warmez oder haizez wazzer auz   20
Line: 21    
der erden fleuzt, dar umb, daz ez durch swefel und durch
Line: 22    
kalk fleuzt, von daz wazzer erhitzt wirt.
Line: 23    
Ain prunn ist in dem kalten land Norbeia, der ver\kêrt
Line: 24    
allez daz in stain, daz man dar ein tuot, iedoch be\leibt
Line: 25    
diu alt varb der selben ding, und daz ist gar   25
Line: 26    
gemain, daz er gewant ze stain macht. daz hiez kaiser
Line: 27    
Fridreich versuochen und sant potschaft dar.
Line: 28    
Man vint auch gemaincleich in etleichem geperg
Line: 29    
prunnen, die holz in stain verkêrent, und auz den selben
Line: 30    
stainen werdent gar guot wetzstain.   30
Line: 31    
Nu habent die prunnen ain end nâch des puochs sag
Line: 32    
ze latein, und hât daz puoch niht mêr, daz mir geant\wurt
Line: 33    
wart und des mich mein gar guot freund pâten ze
Line: 34    
däutsch pringen; daz hân ich mêr dan daz drittail ge\mêrt
Line: 35    
und den sin erläucht, ich pest moht. nu vant   35
Line: 36    
ich ain puoch ze latein der selben lai, daz hât noch ains

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Line: 1    
stucks mêr, daz sagt von den wunderleichen menschen.
Line: 2    
daz wil ich in freuntschaft auch her zuo setzen, wan
Line: 3    
zwâr, ich gæb gern, hêt ich iht.
Line: 4    
VON DEN WUNDERMENSCHEN.
Line: 5    
Ain vrâg ist, von wannen die wundermenschen kö\men,   5
Line: 6    
die ze latein monstruosi haizent, ob si von Adam
Line: 7    
sein komen? zuo der vrâg wil ich anders antwürten wan
Line: 8    
daz puoch ze latein antwürt, wan daz puoch spricht, daz
Line: 9    
die wundermenschen niht von Adam kömen, ez sei dan,
Line: 10    
sam Adelînus spricht, daz diu wunder komen von den   10
Line: 11    
widernâtürleichen werken der menschen, die sich ver\mischent
Line: 12    
zuo dem vich, sam diu wunder, diu onocentauri
Line: 13    
haizent, die sint oben menschen unz an die gürteln und
Line: 14    
sint niden ohsen. wizz, daz daz niht gesein mag, wan
Line: 15    
die sâmen, die gar verr von ainander sint, die zepre\chent   15
Line: 16    
sich von ainander, und wirt kain lebentich dinch
Line: 17    
dar auz; würd aber ain lebentich dinch dar auz, daz
Line: 18    
stürb zehant. nu sprich ich Megenbergær, daz die wun\dermenschen
Line: 19    
zwaierlai sint: etleich sint gesêlet und etleich
Line: 20    
niht. die gesêlten wundermenschen haiz ich die ain mensch\leich   20
Line: 21    
sêl habent und die doch geprechen habent. die
Line: 22    
ungesêlten haiz ich die etswaz ain menschleich gestalt
Line: 23    
habent an dem leib und doch kain menschleich sêl ha\bent.
Line: 24    
die gesêlten wundermenschen sint auch zwaierlai.
Line: 25    
etleich habent geprechen an dem leib und etleich an der   25
Line: 26    
sêl werk, und die koment paideu von Adam und von
Line: 27    
seinen sünden, wan ich glaub daz: hiet der êrst mensch
Line: 28    
niht gesünt, all menschen wæren ân geprechen geporn.
Line: 29    
Die wundermenschen mit geprechen an dem leib
Line: 30    
sint die ir glider niht ganz habent oder ir mêr habent   30
Line: 31    
dann si schüllen haben. daz kümt von manigerlai sachen.
Line: 32    
ain sach ist, daz die frawen in den werken der unkäusch
Line: 33    
sich niht reht habent und sich hin und her wegent, daz
Line: 34    
sich der sâm des mannes tailt in der frawen clausen; und

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Line: 1    
tailt sich der gleich unden und oben, werden zwinlein
Line: 2    
dar auz und die mêrent sich, dar nâch und sich die zwin\lein
Line: 3    
mêrent. tailt aber der sâm sich oben und niden
Line: 4    
niht, wirt ain mensch mit zwain haubten und mit aim
Line: 5    
nidertail, daz mêrt sich auch dar nâch und sich daz tailn   5
Line: 6    
mêrt. tailt aber sich der sâm unden und niht oben,
Line: 7    
wirt ain mensch niden gespalten und niht oben.
Line: 8    
Auch geschiht, daz des sâmen vil ist und daz sein
Line: 9    
kraft grôz ist, der macht ainen grôzen menschen über
Line: 10    
gemain läut; oder daz diu kraft oben ist und des sâmen   10
Line: 11    
ze wênich, gepricht der purt etleicher lider, sam die
Line: 12    
arm oder etleich vinger oder füez und pain. daz geschiht
Line: 13    
auch, wenn des sâmen genuog ist und diu kraft dar inn
Line: 14    
ze krank ist. wenn aber des sâmen wênich ist und diu
Line: 15    
kraft krank, wirt ain klainez menschel. ez geschiht   15
Line: 16    
auch, daz des sâmen eben genuog ist und diu würkend
Line: 17    
kraft ze stark ist, und an welhem gelit si stark ist, daz
Line: 18    
macht si grôz oder macht sein vil. dar umb hât ain
Line: 19    
purt dick ainen grôzen fuoz und den andern klain oder
Line: 20    
ain grôz haupt und ainen klainen leip oder sehs vinger   20
Line: 21    
an ieder hant oder sehs zêhen an iedem fuoz oder an
Line: 22    
aim und an dem andern niht. dar umb hât man ain
Line: 23    
kindel gesehen, daz het ainlüf münd und zwuo und
Line: 24    
zwainzich lebsen, die wâren unvolkomen, und wart tôtez
Line: 25    
geporn.   25
Line: 26    
Ez geschiht auch, daz zwuo würkent kreft gleich
Line: 27    
kreftich sint. der aineu würkt manneszaichen und diu
Line: 28    
ander frawenzaichen: die machent ain purt, diu paidez
Line: 29    
hât volkomen und würkt auch paideu werk. die läut
Line: 30    
mit paiden dingen haizent ze latein ermofrodite. ist aber   30
Line: 31    
ain kraft grœzer wan die ander, diu macht ir werk vol\komen
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und diu ander niht.
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Auch geschiht, daz diu muoter gar hitzig ist, diu
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zeitigt ir purt ê der zeit, alsô daz si des kindes ê der
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zeit genist, oder macht, daz daz kindel geporn wirt mit   35
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etleichen zändeln. alsô wart ain diernkindel geporn, daz

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het hangendeu prüstel und hâr under der üehsen und
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het auch hâr ob dem goltpüschel und hêt zwên zend oben
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in dem mund und zwên unden.
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Wir vinden auch, daz diu purt in der muoter leib
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sich schickt nâch der swangern frawen trahten, dar umb   5
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schüllen si niht ungestalteu dinch ansehen: si schüllent
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schœn läut und schœneu pild ansehen und allermaist
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des êrsten, wenn diu nâtûr daz kindel formiert, ê ez vol\prâht
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werd.
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Ez koment auch die wundermenschen von der stern   10
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kreft in der muoter leib, und dar umb pringt manig fraw
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ain purt mit ains viehes haupt oder mit ainer andern wun\derleichen
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gestalt, oder ain viechmuoter pringt klaineu
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viehel mit menschenhaupten. alsô truog ain verher\muoter
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värkel, diu heten menschenhaupt, sam Albertus   15
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spricht in dem andern puoch physicorum. in maniger
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lai weis koment uns die gesêlten wundermenschen, die
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geprechen habent an dem leib.
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Aber die gesêlten wundermenschen, die geprechen
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habent an der sêl werken, die sint zwaierlai. etleich   20
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habent daz von gepurt und etleich von gewonhait. die
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den geprechen habent von gepurt, daz sint die nâtür\leichen
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tôren, die ze latein muriones haizent, die habent
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ir zell der sêl kreft niht reht geschickt in dem haupt.
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daz prüeft man dar an, daz si ungeschickteu haupt ha\bent,   25
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aintweder ze grôz oder ze klain. die würkent niht
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nâch den werken menschleicher sêl und habent doch
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menschensêl, sam diu kint.
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Die aber den geprechen habent von gewonhait, daz
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sint die in den wälden erzogen werdent verr von den   30
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vernünftigen läuten und lebent sam daz vieh. die wunder\menschen
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sint alle von Adam her komen.
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Aber die wundermenschen, die niht gesêlet sint mit
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menschleicher sêl, die sint auch zwaierlai. etleich wer\dent
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von den menschen geporn, sam ich vor gesprochen   35
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hân. von der stern kreften, die koment auch von Adams

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sünden und von unsern sünden, wan ich gelaub, hiet der
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êrst mensch niht gesünt, hêt der stern kreft und an\der
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crêatûr kain gewalt gehabt über den menschen. aber
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ez sint ander wundermenschen, die von rehten menschen
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niht geporn werdent und habent auch niht menschleicher   5
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sêl, die kindelnt ireu aigeneu kindel mit ainander und
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würkent etleich werk gleich dem menschen, sam die affen
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und die merkatzen, und die wurzelnt niht von Adam
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her, wan ez sint besundereu tier, diu got beschaffen hât
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ân des menschen werk. alsô prüef ich, daz man ant\würten   10
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schüll zuo der frâg von den wundermenschen.
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nu sagt daz puoch ze latein von den und von disen un\der
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ainander ân alle ordenung. dem wil ich nu volgen
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unz an daz end.
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Ez wonent gar wunderleich läut enhalb des fliezen\den   15
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wazzers, daz Gangen haizt, die gênt willicleich in
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ain feur durch die lieb, die si habent zuo dem künftigen
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leben.
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Ez sint auch läut, die vater und muoter tœtent in
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dem alter und beraitent ir flaisch zuo ainer wirtschaft   20
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und ezzent daz mit irn freunden und ahtent daz für ain
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hailigz guotz werk, und wer daz mit in niht tuot, den
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prüefent si ainen ungötleichen menschen.
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Ez sint auch grôz läut sam die risen, die gar leiht
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über ainen elephant springent, daz doch gar ain grôz   25
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tier ist.
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Ez sint auch klaineu menschel, diu niht vil lenger
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sint wan ainer daumellen lanch.
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Ez sint auch weip, diu geperent ains mâls grâ früht,
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und wenn die früht lang lebent, wirt ir hâr swarz in   30
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dem alter.
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Auch sint frawen, die neur fünfstunt geperent und
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dar nâch mügent si niht lenger geleben denn aht jâr.
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Ander läut sint, die ezzent rôch visch und trinkent
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daz gesalzen merwazzer.   35

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Auch sint läut, die hinder sich gekêrt hend habent
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und an iedem fuoz aht zêhen.
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Ez sint auch läut, die habent die versen an den
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füezen her für gekêrt.
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Jeronimus der hailig lêrer sagt von läuten, die haizt   5
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er cynocephalos, die habent hundeshaupt und scharpf
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krumm negel an den lidern und sint rauch an dem leib
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und redent niht, si pellent sam die hund.
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Ez sint auch läut, die klain münd habent, daz
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si neur mit aim klainen halm saufendz dinch in sich   10
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ziehent und anders niht ezzent.
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Auch sint ander läut, die ezzent menschleich flaisch
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und volgent der menschen fuoztriten lang, unz daz
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si in etswâ über ain wazzer enpfliehent.
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Ez sint auch selben ainäug läut, die haizent aris\maspi   15
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und cyclopedes, und habent ain aug ze mittelst an
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der stirn.
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Läut sint, die habent neur ainen fuoz und laufent
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gar snell, und der fuoz ist prait, daz er ainen grôzen
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schaten gibt gegen der sunnen, und ruoent si under irm   20
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fuoz reht sam under aim obdach.
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Auch sint läut ân haupt, die habent ir augen an
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den ahseln und habent für munt und für nasen zwai
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löcher an der prust und sint über al rauch mit hertem
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hâr, sam diu wilden tier.   25
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Ez sint auch läut, die anders nihts habent des si
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leben dan daz si an aim apfel smeckent, und wenn si
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verr wellent gên, tragent si den apfel mit in, anders
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si stürben, wenn si ainen pœsen smack smeckten.
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Ez sint auch wild läut, der hât iegleichz sehs hend.   30
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Auch sint auz der mâzen schœn frawen, die wonent
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in aim wazzer in dem land India, aber si habent grausam
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zend sam die hund und sint über al an dem leib weiz
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sam der snê.
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Ez sint auch klaineu läutel, die wonent auf ainem   35
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perg in India, die haizent pigmêi, diu sint zwaier daum\ellen

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lanch und streitent mit den kränichen. diu läutel
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kindelnt in dem dritten jâr und altent in dem ahten.
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Ez kümt dick, daz von stummen und von ungehœrn\den
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kindel koment, diu auch stummen sint und ungehœ\rend,
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alsô daz si die siehtüem erbent, und der auzsetzel   5
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erbt auch gern. iedoch von plinden läuten koment ge\sehend
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und von gestümelten ungestümelt und von ain\äuken
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die paid augen habent.
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Ez sint läut pei dem fliezenden wazzer, daz Bti\xantis
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haizt, die habent gar weiz leib und sint zwelf   10
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schuoch lanch und habent ain gezwitailtez antlütz und
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ain lang nasen und sint mager an dem leib.
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Auch sint läut, die haizent oxidrates oder gymno\sophiste,
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daz sint plôz weis läut, die gênt plôz in armuot
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und in diemüetichait und versmæhent die üppigen werlt;   15
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die schadent niemant und werent sich niht mit wâpen,
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si wonent in hölern und in hürsten und geruochent kai\nes
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hauses noch kainer stat und ir kint und ireu weip
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wonent beseits von in mit den tiern und die ziehent si
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gar käusch und rain. die Alexander Macedo, der   20
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grôz kaiser, vant, wundert in und sprach zuo den
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selben läuten 'pitet mich, wes ir welt, daz gib ich eu.'
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sprâchen si 'gib uns untœtleichait, der beger wir vor
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allen dingen und begern kaines andern reihtums niht.'
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sprach Alexander 'seint ich tœtleich pin, wie mag ich   25
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eu untœtleichait geben?' sprâchen si 'seint dich
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tœtleichen erkennest, war umb tuost dann vil übels
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und verst irres in der werlt?'
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Ez sint auch läut enseit des wazzers Gangen, die
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haizent bragmanni, die sint wunderleichen schôn geziert   30
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mit gaistleichait, mit unschulden, mit siten und mit allem
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irem leben, die habent geschriben offenbâr von unserm
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herren Jêsu Christo, ê daz er mensch würd, und habent
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geschriben von des suns mitêwichait mit dem vater. wan
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ainer hiez Didimus, der was ir maister, den pat Alexander   35
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Macedo, daz er im etswaz schrib von irm leben und von irm

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glauben. schraib er im ainen sentprief von dem leben
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und von den hailigen siten der selben läut und wie si
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ainen got êrten und wie des gotes sun mitêwig wær mit
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dem vater, und spricht under andern sprüchen alsô: ainer
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pitt den andern niht, gleich pei gleich lebt; ez hât   5
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auch haz kain stat, kain obrer ist, diu gleichait
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der armuot macht all läut reich, und alsô besitz wir alleu
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dinch, der wir niht begeren. er spricht auch mêr: ez ist
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ain grimmichait, daz wir unser prüeder twingen in unser
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dienst, die diu selb nâtûr hât geporn mit uns und den   10
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von aim got vater ain erb ist gelobt mit uns aller ge\mainen
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guoten ding. und spricht mêr: vasten ist uns
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ain hilf zuo erznei, wan vasten vertreibt niht allain die
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eingevallen siehtüem, ez fürsiht uns auch und beschermt
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uns vor den künftigen siehtüemen. er spricht auch: got   15
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ist daz wort und daz wort hât die werlt beschaffen und
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von dem lebent alleu dinch und daz wort êr wir und an\peten
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ez. got ist gaist und muot und dar umb nimt er
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niht anders denn ainen rainen muot.
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Ez sint ainerlai läut in dem land Sicilia, der   20
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perch Ethna prinnet, die habent neur ain aug under ainer
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gar scharpfen stirn ains schilts prait oder aines puklers
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prait, die haizent cyclopedes, die sint lanch, daz si
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über hôch päum aufgênt, die ezzent pluot. man hât ge\sehen,
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daz ir ainer in seim hol gestrackt lag und het in   25
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ainer hant zwên man, die vraz er alsô rôch.
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Ez sint läut, die haizent Comani, die ezzent rôhz
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flaisch und trinkent pfärdspluot.
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Jacobus spricht, daz frawen sein in den landen gegen
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der sunnen aufganch pei den pergen, die Caspii haizent,   30
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die frawen haizent amazones und die reitent in den wâpen
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und streitent und wonent in ainer inseln, diu ist umb\geben
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mit aim wazzer, und der frawen sint mêr dann
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zwaihundert tausent und wonent ân man und ir man
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wonent beseits pei der inseln auch ain; und wenn ir   35
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frawen gesigt habent in streiten und wider haim zogent

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mit irr küniginn, anpetent si ir aigen man sam ir
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götinn. die frawen varnt ains mâls in dem jâr auz der
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inseln zuo iren mannen, dar umb, daz si von in swanger
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werden. wenn si dann wider haim koment und der kindel
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genesent, welhez ain knäbel ist, daz ziehent si siben jâr   5
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und sendent ez dann den vätern, aber diu diernkindel
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behaltent si pei in. alsô ist an etleichem gefügel,
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sint die sien auch sterker wan die ern. die vorgenanten
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männinne habent die art, wenn si ie minner unkäuschent,
Line: 10    
si ie sterker sint und ie pezzer ze streiten.   10
Line: 11    
Ez sint man und frawen die gênt nackent und sint
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rauch an dem leib sam diu tier und wonent paideu auf
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erden und in wazzer, und wenn si fremd läut sehent,
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tauchent si sich under daz wazzer.
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Ez sint auch weip in etleichen wälden in dem land   15
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India, die habent pärt unz an diu prüstel und sint auch
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rauch an dem leib und lebent neur der tier, diu si ge\vâhent,
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wan si habent die leoparden pei in, die in daz
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wilt vähent, sam wir haben die hunt.
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Ez sint auch gar schœn frawen, die wonent gegen   20
Line: 21    
der sunnen aufganch pei dem mer und ezzent rôhz
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flaisch und gar guot hönich.
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Ez sint auch etleich läut gegen der sunnen aufganch,
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die sint ebenmæzig an dem leib, niht ze grôz noch ze
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klain, der augen läuhtent sam ain lieht in ainer lucern.   25
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Ez sint menschen selben die sint wild und sint gar
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grôz, die sint rauch sam diu swein und schreient sam diu tier.
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Ez wâren hie vor läut, die heten zägel, sam man list,
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und ander läut, die heten hörner, und etleich hât der mai\ster
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des puochs ze latein gesehen, die peilten sam die hund.   30
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Ez ist ain lant, sam Jacobus spricht, werdent diu
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kint geporn mit kroten, und welhez ân kroten wirt ge\porn,
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des muoter hât ir man für ain êprechærinn und
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schaitt sich der man von ir.
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Ez sint in etleichen landen und allermaist an dem   35
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end in Burgundenland pei dem geperg etleich frawen,

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die grôz kröpf habent, daz si sich streckent unz auf
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den nabeln, und der kropf ist sam ain kruog oder sam
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ain kürbiz.
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An dem puoch ze latein hât ain maister gearbaitt
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fünfzehen jâr, als vil und er sein gemacht hât, und hât   5
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ez gesament auz der geschrift der hôhen maister, die
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haizent Aristotiles, Plinius, Solînus, Ambrosius, der grôz
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Basilius, Isidorus, Augustînus, maister Jacobus von Via\tico,
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der ain puoch hât gemacht von etleichen wunder\leichen
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dingen in den landen über mer, daz hât er ge\haizen   10
Line: 11    
orientalem historiam. er hât auch gevolgt den
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maistern, die haizent Galiênus, Physiologus, und hât ge\volgt
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ainem puoch von den dingen, daz ze latein haizt
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liber rerum, und hât gevolgt den maistern, die haizent
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Adelînus, Philosophus, und dem puoch, daz haizt der   15
Line: 16    
alten väter sag und haizt ze latein veterum narracio,
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und hât gevolgt dem puoch ains maisters von der jüdi\schait
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von den edeln stainen, der hiez Tethel.


Line: 19    Daz ist daz däutsch von Megenberch.
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wær daz ain ris und niht ain twerch   20
Line: 21    
und wær ez aller sælden vol,
Line: 22    
des gund ich meinen freunden wol.
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wærleich ân allen valsch daz ist,
Line: 24    
des ist mein zeug der hailig Christ
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und auch Marîâ muoter mait.   25
Line: 26    
ach diu benem uns unser lait
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und füer uns in daz êwig leben,
Line: 28    
haz niht ist noch widerstreben
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und auch kain leiden noch kain pein:
Line: 30    
ach sprich, Marîâ, daz schol sein.   30


Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 12.9.2008. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.