Chapter / Strophe: 1
Line: 1 Ain wirdig weibes krôn,
Line: 2 in welhem klaid man die ansiht,
Line: 3 sô sint ir tugentleicheu werc an kainem end verhandelt;
Line: 4 si stêt geladen schôn
Line: 5 (diu wârhait pilleich ir des giht)
Line: 6 reht als ain engadischer reb, ob der sein fruht niht [wandelt.
Chapter / Strophe: 2
Line: 1 Sam tuot diu edel kunst:
Line: 2 in welher sprâch man sei durchkift,
Line: 3 doch ist si unverhawen an ir selben mit der zungen;
Line: 4 geit ir diu red ir gunst,
Line: 5 sô vingerzaigt auf si diu schrift,
Line: 6 diu red schol unverschertet sein, mit clârhait schôn [umbslungen.
Chapter / Strophe: 3
Line: 1 In herzen ligt gedanch
Line: 2 beslozzen gar mit guoter tür,
Line: 3 daz sloz wirt aufgeslozzen ganz mit rehter rede slüzzel.
Line: 4 kain red vâht redens vanch:
Line: 5 ob ich der wârhait füezel spür,
Line: 6 sleuzt si nicht auf gedenke gar, si rüert umbsunst den [drüzzel.
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Chapter / Strophe: 4
Line: 1 Ez sprichet manig man,
Line: 2 mein tummer sin sei, daz ich trag
Line: 3 die kunst von lateinischer sprâch in däutscheu wort [behüllet.
Line: 4 ich würk daz ich dâ kan.
Line: 5 wen des verdriez, der sei ân clag
Line: 6 und vlieh mein wunderleicheu werch, seit im dar ab [nu wüllet.
Chapter / Strophe: 5
Line: 1 Ez truog Jeronimus
Line: 2 von hebraisch in lateines wort
Line: 3 ganz waz diu wibel sinnes hât und auch von andern [zungen;
Line: 4 sam truog Boethius
Line: 5 von kriechisch in lateines hort
Line: 6 mit fleiz waz Aristotiles het in die kunst gedrungen.
Chapter / Strophe: 6
Line: 1 Alsô trag ich ain puoch
Line: 2 von latein in däutscheu wort,
Line: 3 daz hât Albertus maisterleich gesamnet von den alten.
Line: 4 gelust dich des, daz suoch:
Line: 5 ez ist von manger dingen hort,
Line: 6 diu uns gar wirdicleichen sint in der nâtûr behalten.
Line: 4 GOT beschuof den menschen an dem sehsten tag nâch
Line: 5 andern crêatûren und hât in beschaffen alsô, daz seins we\sens 5
Line: 6 stük und seins leibes gelider sint gesetzet nâch dem
Line: 7 satz der ganzen werlt, wan in dem menschen ist vernunft
Line: 8 als in dem engel und kain ander crêatûr hât vernunft ân
Line: 9 den engel und den menschen, und dar umb ist kain tier
Line: 10 gelernich mit rehter kunst als der mensch ist. auch wegt 10
Line: 11 diu sêl des menschen leib von stat ze stat recht als der
Line: 12 himelweger tuot den himel. mit dem geleicht der mensch
Line: 13 dem himel. auch als diu sunn ze mittelst stêt under an\dern
Line: 14 planêten, dar umb, daz si irn schein gestrewen müg
Line: 15 auf die andern stern über sich und under sich, alsô stêt 15
Line: 16 des menschen herz ze mittrist in dem leib, dar umb, daz
Line: 17 ez andern glidern craft gesenden müg. auch nimt der
Line: 18 mensch sein narunge mit ezzen und mit trinken und
Line: 19 wechst auf und ab. mit dem geleicht er den paumen und
Line: 20 den kräutern und allen den dingen, die narunge pflegent. 20
Line: 21 auch ist der mensch gemischet auz den vier elementen,
Line: 22 die dâ haizent feur, luft, wazzer und erd. mit dem ge\leicht
Line: 23 er stainen und gesmeid und allem dem, daz auz den
Line: 24 elementen wirt. dar umb als Aristotiles spricht: sô der
Line: 25 mensch ain kindel ist, sô gêt er auf den henden, dar nâch 25
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Line: 1 gêt er aufreht auf den füezen unz an daz letzt alter, sô
Line: 2 pückt er sich dan wider zuo der erden, dâ mit bezeugt
Line: 3 er im selber, daz er von der erden komen sei und wider
Line: 4 zuo erden werden muoz.
Line: 5 Nû hân ich kurz begriffen, wie der mensch der gan\zen 5
Line: 6 werlt sei geleich. dar umb haizt er in kriechischer
Line: 7 sprâch micrοcοsmus, daz ist als vil gesprochen als die
Line: 8 clain werlt. dar umb sprechent hübsch leut: ich sach alle
Line: 9 werlt in ainem rock.
Line: 12 Nû schüll wir sagen von allen den stucken und ge\lidern,
Line: 13 die an dem menschen sint, und des êrsten von
Line: 14 dem haupt. Des menschen hirnschal ist auz hertem pain
Line: 15 gemacht, dar inn sint vil næt und allermaist in der manne 15
Line: 16 hirnschal. aber ain nât die umbgeit daz antlütz. iedoch
Line: 17 ist etswenn ain menschen haupt gesehen, dâ nindert ain
Line: 18 nât an was, und daz bedäut des menschen gar langez
Line: 19 leben, wan von dem alter druckt sich diu hirnschal ze\samen
Line: 20 und wirt dik. der kindlein haupt sint niht vol\komen 20
Line: 21 ê daz si redent, als wir her nâch sagen, wenn wir
Line: 22 von dem hirn sagen. Diu hirnschal hât dreu kämerlein.
Line: 23 daz ain ist vorn in dem haupt, und in dem ist der sêl
Line: 24 kraft, die dâ haizt fantastica oder imaginaria, daz ist als
Line: 25 vil gesprochen sam deu pilderinne, dar umb daz si aller 25
Line: 26 bekantleicher ding pild und geleichung in sich samnet.
Line: 27 daz ander kämerlein ist ze mittelst in dem haupt und in
Line: 28 dem ist der sêl kraft, die dâ haizt intellectualis, daz
Line: 29 ist vernunft. daz dritt kämerlein ist ze hinderst in dem
Line: 30 haupt und in dem ist der sêl kraft, die dâ haizt me\morialis, 30
Line: 31 daz ist gedæchtnüss. die drei kreft der sêl die
Line: 32 behaltent den schatz aller bekantnüss. Diu êrst wirt
Line: 33 swanger, wenne si zuo gevæht diu pild und geleichnüss
Line: 34 aller bekantleicher ding und diu pild antwürtend ir die
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Line: 1 fünf auzwendigen sinn, die dâ haizend gesicht, gehœrd,
Line: 2 smeckende kraft, versuochende kraft und gerüerd. diu
Line: 3 ander kraft in dem andern kämerlein die aht und schatzt
Line: 4 diu dinch der vorenpfangen ebenpilde reht als ain witzi\geu
Line: 5 êfraw. diu dritt kraft in dem hindersten kämerlein 5
Line: 6 behüet und besleuzt getriuleich diu dinch und durchbrüeft
Line: 7 und durchmerkt si reht als ain siehereu slüzzeltragerin.
Line: 8 dar umb sicht man oft, daz ein mensch sein gedæchtnüss
Line: 9 verleust, wenne ez sêr gewunt wirt hinden in daz haupt,
Line: 10 oder daz ez sein beschaidenhait verleust, wenne ez ge\wundet 10
Line: 11 wirt oder hart geslagen vorn an daz haupt. Ari\stotiles
Line: 12 spricht, daz ain iegleich tier hab ain hert hirn\schal
Line: 13 recht als ain iesleich paum hât hert wurz, wan der
Line: 14 paumen wurzen ziehent ir narung auz der erden reht als
Line: 15 der mensch sein narung nimpt mit dem mund. und dar 15
Line: 16 umb haizt der mensch in kriechisch antrοpοs, daz ist ain
Line: 17 verkêrter paum, wan der mensch hât sein haupt gekêret
Line: 18 gên dem himel und die füez auf dei erd; sô hât der paum
Line: 19 sein haupt gekêret in die erd und die füez gegen dem
Line: 20 himel. Daz haupt ist oft siech von mangerlai sachen und 20
Line: 21 sunderleich von hitz oder von kelten oder von vasten und
Line: 22 von grôzer arbait. ist ez siech von hitz der sunnen in
Line: 23 dem sumer, sô scholt dû ez twahen und salben mit po\puleon,
Line: 24 daz vindest dû in der apotêken und kümpt von
Line: 25 dem paum populus, als wir her nâch melden, wenn wir 25
Line: 26 von den paumen sagen. dû scholt auch sitzen in den
Line: 27 schaten, dâ der wint zuo dir müg, und mach daz prunn\wazzer
Line: 28 kalt mit stahel, dâ mit küel dein haupt. ist aber
Line: 29 daz haupt siech von kelten, sô wasch ez lang und wol
Line: 30 mit warmem wazzer und salb ez mit dyaltea, daz vindest 30
Line: 31 dû auch in der apotêken (wan sen dich nit dar nâch, daz
Line: 32 ih dir von iedem wort ain halbez plat schreib), oder
Line: 33 nim galgan und izz die und keuw die lang und verhab
Line: 34 die nasen und den munt, daz dir der dunst in daz haupt
Line: 35 gê. ist aber daz haupt siech von vasten und arbait, sô 35
Line: 36 scholt dû oft ezzen und ie ain klain und twah dich mit
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Line: 1 warm wazzer und izz alle tag muschât und halt negellein
Line: 2 zuo der nasen und smack oft dar an und slâf dir gnuog.
Chapter / Strophe: 2 2.
Line: 3
Line: 4 VON DEM HIRN.
Line: 5 Dar nâch schüll wir sagen von dem hirn. daz hirn 5
Line: 6 ist kalter nâtûr, als Aristotiles spricht, und daz herz ist
Line: 7 haizer nâtûr, und dar umb ist daz hirn gesetzt über daz
Line: 8 herz, daz des herzen hitz des hirns kelten senftig. alsô
Line: 9 sint auch andreu glider an dem menschen widerwärtig,
Line: 10 wan ainz ist veucht, daz ander trucken, ainz kalt, daz 10
Line: 11 ander warm. deu nâtûr macht daz herz des allerêrsten und
Line: 12 dar nâch daz hirn und macht daz hirn allermaist auz erd
Line: 13 und auz wazzer. dar umb ist ez kalt an im selber. Ga\liênus
Line: 14 der spricht, daz sich daz hirn tail in zwai stuk.
Line: 15 daz ain stuk ist gegen der rehten seiten, daz ander stuk 15
Line: 16 gegen der lenken, und sprechent die maister von der nâ\tûr,
Line: 17 daz deu zwai stuk underschaiden sein mit ainem
Line: 18 wändlein. dâ mit sint deu mitlisten kämerlein under\schaiden.
Line: 19 daz hirn ist niht ain überflüzzikait in dem
Line: 20 menschen, sam die gerben sint, die von dem menschen 20
Line: 21 koment, noch ist von starken werhaftigen stüken. iedoch
Line: 22 sô ist ez geleich alt den andern glideren in des menschen
Line: 23 leib. daz hirn hât minner pluotes wan kainerlai ander
Line: 24 väuhten, die in dem menschen sint, wan man sicht kain
Line: 25 pluot in im; iedoch vleuzt colera von im in die ôrn und 25
Line: 26 melancolica datz den augen und fleuma datz der nasen.
Line: 27 daz hirn ist ain tail trucken als ein waicher taik, und
Line: 28 dar umb daz ez nit pluotes hât ist kain âder in im klain
Line: 29 noch grôz, die ain pluottragerin sei. Daz hirn hât des
Line: 30 fünften sinnes niht, der dâ haizt gerüerde, reht als daz 30
Line: 31 pluot oder als ain überflüzzikait in dem menschen. und
Line: 32 dar umb wenne dû mit dem vinger rüerst den wunden
Line: 33 menschen auf sein plôz hirn, sô enpfint ez sein niht, reht
Line: 34 als dû im sein hâr rüerst oder sein zehennagel. doch
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Line: 1 wellent etleich maister, daz daz hirn hab enpfinden seins
Line: 2 gepruches, wenne man ez zepricht; ez habe aber niht
Line: 3 enpfindens seinr verendrung, wenn ez sich verendert von
Line: 4 warm in kalt und von truken in fäuht. Daz hirn ist in
Line: 5 dem menschen neur durch ain behaltung der nâtûr, reht 5
Line: 6 als deu kelten in dem kelr ist durch die behaltung des
Line: 7 weins. daz mensch hât ain grœzer hirn nâch seinr grœ\zen
Line: 8 wan kain ander tier, und ain man hât ain grœzer
Line: 9 hirn wan die fraw, und des menschen hirn hât in im vil
Line: 10 clainr painlein, als Plinius apricht. ez spricht auch Ari\stotiles, 10
Line: 11 daz des menschen hirn niht gar fäuht noch gar
Line: 12 trucken sei, und ist umbvangen mit zwain häutlein, der
Line: 13 ainz ist ze næhst pei der hirnschal, und daz ist daz ster\ker
Line: 14 und daz enpfint versêrung; daz ander niht, dar
Line: 15 umb, daz daz sterker etleich âdern hât, die pluottragerinne 15
Line: 16 sint, daz ist an der stat, dâ sich der hals veraint mit
Line: 17 dem haupt. Plinius spricht, daz kain tier slâf, daz niht
Line: 18 hirns habe.
Chapter / Strophe: 3 3.
Line: 19
Line: 20 VON DEM HAR.
Line: 21 Des menschen hâr auf dem haupt wechst auz irdi\schem
Line: 22 grobem rauch und haizem, der mit zæher fäuhten ist
Line: 23 gemischt. daz hâr grâwet von der kelten des hirns, wenne
Line: 24 diu nâtürleich hitz sô krank wirt, daz si des hirns kelten
Line: 25 nicht mag gesenftigen, ez sei von alter oder von sorgen 25
Line: 26 oder von unfuor. daz hâr reiset auz von überigem ge\presten
Line: 27 der kost oder von fauler fäuhten in dem haupt
Line: 28 oder in dem leib, als wir sehen an den auzsetzigen läuten
Line: 29 und mêr an den mannen wan an den frawen und an den
Line: 30 mannen, die maiden sint und ir gezeug niht habent, und 30
Line: 31 daz ist von der kelten an den paiden. dar umb auch
Line: 32 werdent die haizen man kal wenne si unkäusch pflegent,
Line: 33 aber die frawen kalwent niht, dâ von daz si kelterr nâtûr
Line: 34 sint wan die man. Aristotiles spricht, daz die läut und
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Line: 1 diu tier in den kalten landen habent gestracktez hâr und
Line: 2 langez und oft weizez und hertez, aber in haizen landen
Line: 3 als in môrnlant habent si kraus hâr und swarz. daz ist
Line: 4 dar umb, daz die kelten den irdischen rauch strecket, dâ
Line: 5 daz hâr auz wirt, aber die hitz krimpft den selben rauch 5
Line: 6 und krümpt in. Aristotiles spricht, daz ein iegeleich tier,
Line: 7 daz vil hârs habe, und ein iegleich mensch unkäuscher
Line: 8 sei dann ain anderz und auch ain iegleich vogel, der mêr
Line: 9 vedern habe denn ain ander. der mensch hât mêr hârs
Line: 10 auf dem haupt denn anderswâ, dar umb, daz sein hirn 10
Line: 11 verhüllt sei vor starker kelten und vor überiger hitz.
Line: 12 Plinius spricht, daz etleichen alten läuten, die dâ tôt
Line: 13 sint, in etswie vil tagen hâr wähst. daz ist dar umb,
Line: 14 daz in den tagen sôgtâner rauch pei inen belaip, dâ daz
Line: 15 hâr auz wehst. 15
Chapter / Strophe: 4 4.
Line: 16
Line: 17 VON DEM SLAF.
Line: 18 Der slâf ist niht anders wan ain einzug der sêle auf
Line: 19 sich selber, alsô spricht Plinius. daz verstên ich alsô,
Line: 20 daz der slâf sei ain einzug der werk der auzwendigen 20
Line: 21 kreft der sêl. diu werk sint hœren, sehen, smecken und
Line: 22 der andern sinne werk. und der einzug kümpt von dem,
Line: 23 daz die gaist betrüebt sint oder sich inziehent von der
Line: 24 glider müeden, und dar umb slâft der mensch gern von
Line: 25 rauchigem ezzen, als knoblouch, pfarr, aschlouch und sô\gtânem 25
Line: 26 ding oder von tunstigem tranch, ez sei stark wein
Line: 27 oder ander tranch, wan der rauch, der auf gêt von dem
Line: 28 magen in daz haupt, betrüebt die gaist, daz der sêl kreft
Line: 29 si nicht gewaltigen mügent in irn werken; dar umb val\lent
Line: 30 die läut nider in den kelern, dâ möst inne gerent. 30
Line: 31 auch wann der mensch gearbait hât, daz er müed ist, sô
Line: 32 slâft er auch gern. ich hân gesprochen, der slâf sei ein
Line: 33 einzug der auzwendigen kreft der sêl, dar umb, daz in
Line: 34 dem slâf oft die inwendigen kreft der sêl wachent, als
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Line: 1 wir enpfinden in den treumen und als wir sehen an den
Line: 2 läuten, die in dem slâf auf stênt und klimment auf die
Line: 3 dächer. den kinden treumet nieht vor dem dritten jâr
Line: 4 oder vor dem vierden. ez spricht auch Aristotiles, daz
Line: 5 man leut funden hab, den nie getraumt hab, und etleich, 5
Line: 6 den neur getraumt hab in dem alter, und dar nâch stur\ben
Line: 7 si oder wurden gar siech. etleich ômacht und des
Line: 8 menschen enzucken sint dem slâf geleich.
Line: 11 Diu augen sint zwai edleu glider an dem menschen,
Line: 12 wan daz gesicht, daz in den augen sitzet, gibt uns ze
Line: 13 erkennen mêr ding denn kain ander auzwendich sin. Ari\stotiles
Line: 14 spricht, daz gesicht ist nâhen pei dem hirn, wan
Line: 15 des gesihtes nâtûr ist kalt und fäuht, reht als des hirns 15
Line: 16 nâtûr, und daz vint man an kainen andern glidern des
Line: 17 leibes. daz gesiht ist vorn in dem haupt, wan daz tier
Line: 18 schol sehen waz vor im ist. ain holeu âder gêt von dem
Line: 19 hirn zuo den augen, diu haizt opticus, diu tregt die sin\nelichen
Line: 20 gaist zuo den augen, und wirt diu verschopt, 20
Line: 21 sô mag daz aug nicht gesehen. die augen an dem men\schen
Line: 22 sint næher pei anander denne an kainem andern
Line: 23 tier nâch seiner grœzen. ain weg ze sehen ist gegeben
Line: 24 paiden augen offen, dar umb daz icht ain aug sehe des
Line: 25 daz ander niht sehe. daz aug versêrt oft den luft und 25
Line: 26 die tier, die ez ansiht, dar umb daz in dem leib des augen
Line: 27 fauleu fäuhten ist und vergiftiger dunst. alsô seh wir an
Line: 28 frawen, die irn mônâtganch habent, daz si die newen
Line: 29 spiegel fleckot machent, und wenne si ainem in sein
Line: 30 siecheu augen sehent, sô werdent oft plâtern dar inn. 30
Line: 31 dar umb spricht Avicenna, daz ain weip mit irm gesicht
Line: 32 warf ain kämlein in ainen graben. des mensehen gesicht
Line: 33 bedarf liehtes. iedoch schreibt man, daz Titus der kaiser
Line: 34 in der vinster sæh, wenn er wacht, reht als an dem liehten
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Line: 1 tag und wurden auch seineu augen niht krenker, wenn si
Line: 2 lang in der vinster wâren, als an andern leuten geschiht.
Line: 3 Der augen gestalt und ir varb sint zaichen der guoten
Line: 4 und der pœsen siten in des menschen sêl. alsô schreibent
Line: 5 uns die maister in ainer sunderleicher kunst von den 5
Line: 6 zaichen, dar an man siht, ob der mensch mæzik oder un\mæzik
Line: 7 sei, vorchtig oder türstig, hazzend oder minnend,
Line: 8 traurig oder frœleich. dar umb spricht Plinius, daz der
Line: 9 muot wone in den augen. Daz aug ist gesetzt in siben
Line: 10 röcke, daz sint siben häutel, dâ mit ist diu cristallisch 10
Line: 11 fäuht verhüllt, dar an des gesihtes kraft ligt. kalteu
Line: 12 ding sint den augen gesunt, aber diu hitz ist in schad,
Line: 13 wan diu hitz entsleuzt der augen kraft. der augen spie\gel
Line: 14 ist sô frei, daz daz clain augäpfelein nimpt ain pild
Line: 15 aines ganzen menschen oder ains grœzern dinges. Diu 15
Line: 16 augen sint alsô zart, daz man si leiht betrüeben mag
Line: 17 daz si niht mêr oder kränkleich gesehent. iedoch hât
Line: 18 man leut funden, den ir gesiht über zehen jâr wider wart.
Line: 21 Die augenprâwe sint den augen nôtdürftig, dar umb,
Line: 22 wenn daz tier slâf, daz kain auzwendigz dinch in daz
Line: 23 aug valle. dar umb sprechent die maister, daz die augen\prâw
Line: 24 sein reht als die zeun umb ainen garten, die des
Line: 25 garten hüetend. aber als ich wæn, die überprâwe hât die 25
Line: 26 nâtûr gemaht zuo ainer zierd der augen an dem menschen,
Line: 27 und allerzierleichst sint die praunen überprâwe an den
Line: 28 frawen, wenn si clain gekraizelt sint, reht als si ain mâler
Line: 29 gepinselt hab. an den mannen schüllent si grœzer sein
Line: 30 und räuher. 30
Chapter / Strophe: 7 7.
Line: 31
Line: 32 VON DEN OREN.
Line: 33 Daz ôr an dem menschen ist ain venster, hin und her
Line: 34 gekrümpt inwendig, und haizent ez die maister ain tür
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Line: 1 oder ain porten der sêl, und an des fensters ende gegen
Line: 2 dem hirn ist ein lindez häutlein, dar inn ist des gehœr\des
Line: 3 kraft und kümpt alliu stimme dâ hin, und wenn daz
Line: 4 verwarlôset wirt, sô wirt daz mensch ungehœrnde. Ain
Line: 5 iegleich tier, daz ôren hât, daz mag si gewegen hin und 5
Line: 6 her, ân den menschen. daz verstên ich an den tiern, die
Line: 7 ir ôrn erhebt habent von dem haupt. iedoch hân ich
Line: 8 ainen mensehen gesehen, der sein ôrn wegt und die swar\ten
Line: 9 auf dem haupt. Diu vorgenant sidel des gehœrdes ist
Line: 10 gegen dem hindertail des haupts, dar umb daz daz selb 10
Line: 11 tail vol lufts ist und ist niht flaischs dâ noch hirns. daz
Line: 12 vorgenant häutel ist vol nâtürleichs lufts und der luft
Line: 13 nimpt die ebenpild aller stimme. Ez geschiht auch ze
Line: 14 stunden von siechtum oder von ezzen oder von trinken,
Line: 15 daz ain fremder rauch beslozzen wirt in dem pälglein, 15
Line: 16 der vert hin und her und stôzt an die wend. wenn daz
Line: 17 geschiht, sô dunkt den menschen, wie im ainz in den
Line: 18 ôrn pauk. des gehœrdes nâtûr ist sinbel gesetzet vil
Line: 19 nâh ze mitelst in dem haupt; dar umb hœrt der mensch
Line: 20 die stimm, von welhem satz si her kümpt, si kom von 20
Line: 21 oben oder von unten, von hinden oder von vorn. der
Line: 22 auzwendich luft, der die stimm füert, muoz rüern den
Line: 23 inwendigen luft in dem pälglein, dar umb daz er die
Line: 24 stimm unz dar gefüeren müg.
Chapter / Strophe: 8 8.
Line: 25
Line: 26 VON DER NASEN.
Line: 27 Diu nase ist ain sidel der smeckenden kraft der sêl,
Line: 28 die derkent ainen smach vor dem andern. der nasen nutz
Line: 29 ist auch, daz der mensch den âtem zeuht durch die nasen
Line: 30 und daz er dâ mit niest und sich saubert von der wüe\stikait 30
Line: 31 des hirns. daz niesen geschiht von dem, daz
Line: 32 sich der luft wegt in dem hirn und die fäuhten auztreibt.
Line: 33 ez ist auch ain unverschrôten weg des auzwendigen lufts
Line: 34 mit dem inwendigen nâtürleichen luft, der beslozzen ist
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Line: 1 in den behenden âdern, die entspringent in dem herzen
Line: 2 und gênt auf in daz hirn. Dû scholt auch wizzen, daz
Line: 3 des smackes sidel ist oben in der nasen gegen dem hirn
Line: 4 in zwain mäuslein; wenn die überladen werdent mit übe\riger
Line: 5 väuhten, die dâ her ab fleuzt von dem hirn oder 5
Line: 6 die kümpt von väuhtem luft, sô smekt der mensch niht
Line: 7 sô wol sam ê. dar umb wenn der mensch die strauchen
Line: 8 hât, sô smekt er niht sô leiht sam ê. auch wenn die
Line: 9 dorn plüent, sô smeckent die jagenden hund niht sô leiht
Line: 10 sam zuo andern zeiten. ez ist auch manich mensch, daz 10
Line: 11 nümmer nihtes gesmecket, dar umb, daz im die vorge\nanten
Line: 12 mäuslein von nâtûr sint verdorben.
Chapter / Strophe: 9 9.
Line: 13
Line: 14 VON DEM PART.
Line: 15 Der part an dem menschen bedäut mannes gesläht. 15
Line: 16 er wechst von rauchiger überflüzzichait als daz hâr auf
Line: 17 dem haupt, und ist grœzer part an den haizen mannen
Line: 18 dann an den kalten dar umb, daz mêr dunsts und rauchs
Line: 19 in den haizen ist wan in den kalten. iedoch vint man
Line: 20 etleich frawen, die part habent oben an dem mund, und 20
Line: 21 daz ist ain zaichen, daz si gar haizer nâtûr sint und gæch\zornig.
Line: 22 ain man, der ain maiden ist von jugent auf, der
Line: 23 hât niht parts, dar umb, daz er der hitz beraubet wirt, dâ
Line: 24 von der part wechst. ist auch, daz ain man beraubet wirt
Line: 25 seiner gezeuglein, sô reiset im der part und verleust sei\nen 25
Line: 26 mänleichen muot und gewinnet ainen weibleichen sin.
Chapter / Strophe: 10 10.
Line: 27
Line: 28 VON DEM MUND.
Line: 29 Der munt ist ain sidel und ain geschirr der versuo\chenden
Line: 30 kraft der sêl, dâ mit daz tier sein narung nimpt. 30
Line: 31 der mensch hât den klainsten munt under allen tiern nâch
Line: 32 seiner grœzen, aber diu andern tier habent weit giner und
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Line: 1 prait und der mensch hât ainen engen sinbeln munt.
Line: 2 daz ist ain zaichen, daz er mæziger sol sein an ezzen und
Line: 3 an trinken dann alliu andreu tier, wie daz laider sei, daz
Line: 4 er sich vræziger macht mit pœser gewonheit dann andriu
Line: 5 tier. Diu versuochende kraft der sêl und daz gerüerd 5
Line: 6 habent irn grunt in dem herzen; aber die andern drei
Line: 7 sinn sitzent in dem haupt, und ist diu smeckende kraft
Line: 8 der sêl ze mitlist zwischen den andern zwain und daz
Line: 9 gesiht ist ob der selben kraft in allen tiern und daz ge\hœrd
Line: 10 ist an der seiten. aber daz gesiht ist ob dem ge\hœrd 10
Line: 11 an allen tiern. diu versuochende kraft der sêl ligt
Line: 12 aller maist an dem rachen des mundes und sunderleich
Line: 13 an ainr âdern, die gespannen ist durch die zungen.
Line: 16 Die zend sint auz hertem pain und dar umb ver\prinnent
Line: 17 si niht sô schier in dem feur sam die andern
Line: 18 glider an dem tier, alsô spricht Plinius. ez spricht auch
Line: 19 Ambrosius, daz ain iegleich wazzertier, daz zend hab,
Line: 20 dick und ze samen gestaint und scharph zend hab, dar 20
Line: 21 umb daz ez sein ezzen schier getailn müg mit dem mund
Line: 22 und leihticleichen ân grôz weil verslinden dar umb, daz
Line: 23 der wazzer waschen und ir fluz in daz ezzen niht nem,
Line: 24 wan kain visch der ydrukt wan áin visch, der haizet
Line: 25 scaurus. 25
Line: 26 Aristotiles spricht, daz alliu tier, die hörner auf dem
Line: 27 haupt habent, mangeln der zend an dem obern kinpacken,
Line: 28 dar umb habent si zwên leib. in den vodern legent si
Line: 29 daz ezzen des êrsten unz ez dar inn derwaicht, sô nement
Line: 30 si ez dann her wider und kewent ez dann anderwaid, und 30
Line: 31 daz haizt ydrucken. alsô sicht man an den rindern unt
Line: 32 an den schâfen und an andern tiern wilden und zamen.
Line: 33 Plinius der spricht, daz dreierlai zend sein: sagler
Line: 34 oder stræler, als die naternzend und der hund und der
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Line: 1 visch zend, wann die sint scharf und stênd oben von
Line: 2 ainander als ainr sagen zend oder sam die weiten zend
Line: 3 an ainem stræl. der andernlai zend sint geleichsetzel, als
Line: 4 des menschen, des pferds und des affen zend, dar umb
Line: 5 daz si geleich nâch ainander gezinelt stênt. der drit\tenlai 5
Line: 6 zend sint hawer oder auzkrümler, als der hawenden
Line: 7 swein und der helphant zend, dâ mit si andreu tier ver\hawent.
Line: 8 diu tier, die hörner habent, die habent niht
Line: 9 sagler. kain tier verändert sein stockzend. des menschen
Line: 10 letzsten zend, die dâ zwinlein haizent, werdent gemacht 10
Line: 11 von der nâtûr umb daz zwaintzigist jâr und etleich umb
Line: 12 daz achzehent jâr, dar nâch und daz alter kurz oder lang
Line: 13 ist von nâtûr. des hundes zend verlorn wachsent niht
Line: 14 wider. die mänlein habent mêr zend wan die fräulein
Line: 15 und daz ist allain an dem menschen und an den gaizen. 15
Line: 16 Aristotiles spricht, daz ain iegleich landestier, daz sag\ler
Line: 17 hab als ain hunt, daz izzet flaisch, und wenn ez
Line: 18 trinken wil, sô schöpfet ez daz wazzer mit der zungen.
Line: 19 aber diu tier, die gleichsetzler habent, die saugent daz
Line: 20 wazzer in sich, als diu rinder. diu tier, die vil zend ha\bent, 20
Line: 21 die sint langes lebens.
Line: 24 Diu zung hât zwaierlai ampt. daz êrst ist, daz si
Line: 25 erkennt allez daz, daz versuochen und gerüerd erkennen 25
Line: 26 mag, wann si erkent warm und kalt, fäuht und trucken,
Line: 27 hert und waich an allen irn stucken. daz ander ampt
Line: 28 ist, daz si der rede slüzzel ist, wann kain mensch gereden
Line: 29 mag ân die zungen. Aristotiles spricht, daz diu zung diu
Line: 30 pest sei, die weder ze prait noch ze smal sei noch ze 30
Line: 31 dik noch ze dünn. ain löbleich zung ist mitelmæzich,
Line: 32 wan die mag der mensch leichticleichen füern nâch seim
Line: 33 willen. ain ledig zung, die niht haft, wirt gehindert an
Line: 34 der sprâche oft von pœser gewonhait. als geschiht an
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Line: 1 den kinden, die in ir kinthait zärtlent, die lispent gern
Line: 2 wenn si gewachsent. Diu zung wirt ain stumminn von
Line: 3 zwairlai sachen. des êrsten daz der mensch ungehœrnd
Line: 4 ist von seinr gepurt. dar umb mag ez kain sprâch ge\vesten
Line: 5 und dar umb missagent die juden, die dâ spre\chent: 5
Line: 6 züg man ain kint an ainer ainœd, sô künd ez he\braisch.
Line: 7 wær dem also, sô künd ain stumme von gepurt
Line: 8 hebraischen sprechen, und daz ist niht wâr. diu ander
Line: 9 sach ist, daz diu zung geheft ist in den munt oder daz
Line: 10 ireu pant, dâ mit si der mensch zeuht, verwarlôst wer\dent. 10
Line: 11 sam geschiht wann si daz parilis sleht. diu zung,
Line: 12 die gar ze dick ist, macht lispend leut, und die ze dünn
Line: 13 ist macht stamelnd und verzuckend sprâch.
Line: 14 Aristotiles spricht, daz kain tier sô vil gir hab sam
Line: 15 der mensch, dar umb ist dem menschen diu sprâch nütz 15
Line: 16 und nôtdürftig, dâ mit ez mangerlai aisch; aber ain taub
Line: 17 oder ain ander tier aischt mit ainer stimm wes ez be\gert.
Line: 18 diu zung verleust oft irn ganch und ir sprâch.
Line: 19 daz geschiht von dem geprechen der wegenden kraft der
Line: 20 sêl, und der geprech kümpt oft von dem hirn, wenn daz 20
Line: 21 ain geswær hât, oder von kalter vergift, die di âdern
Line: 22 besleuzt, oder von andern sachen.
Chapter / Strophe: 13 13.
Line: 23
Line: 24 VON DER STIMM.
Line: 25 Diu stimm ist ain behender luft, geslagen oder ge\prochen 25
Line: 26 zwischen zwain herten leibhaftigen dingen, der
Line: 27 ainz sleht und daz ander den slak aufhebt. dar umb
Line: 28 gehœrnt dreu dinch zuo der stimm. von êrsten der luft
Line: 29 und dar nâch zwai leibhaftigeu dinch, die hert sein; dar
Line: 30 umb der wollen auf wollen slüeg, dâ würd kain stimm 30
Line: 31 auz, si müezent auch geslagen werden auf ainander;
Line: 32 dar umb wer ain hant gemach legt auf die andern, dâ
Line: 33 wirt kain stimm auz. si müezent auch ain praiten haben;
Line: 34 dar umb wer ain nâdelspitz auf die andern stiez, dâ würd
Line: 35 kain stimm. zuo lustiger stimm gehœrt röscher luft, und 35
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Line: 1 dar umb wenn der luft fäuht ist, sô sprechent die orgeln
Line: 2 und die saitenspil niht sô süezleich sam wenn daz weter
Line: 3 haiter ist. auch wenn diu kindlein fäuht öpfel und pirn
Line: 4 ezzent, sô hangt in diu zæheu fäuhten in den rœrn, dâ
Line: 5 der luft innân gêt von der lungen in den hals, und dar 5
Line: 6 umb sint si dann haiser. ez gehœrt auch zuo süezer
Line: 7 stimm, daz daz leibig dinch eben sei an allen seinen
Line: 8 stucken, daz sich der luft wider stôze. dar umb spricht
Line: 9 ain rauheu videl niht sô wol sam ain wol palierteu fidel.
Line: 10 Die stimm sint zwaierlai: aineu ist hinlaufend, diu 10
Line: 11 ander herwiderlaufend. diu hinlaufend ist die von dem
Line: 12 gestimten tier gêt hindan; diu widerlaufend die haizet
Line: 13 ze latein echo, und geschiht wenn der gestimt luft sich
Line: 14 widerstôzt an paumen oder an häusern, die in ainem tal
Line: 15 derhœht sint und sô gelegen sint, daz si den gestimten 15
Line: 16 luft ze samen haltent, daz er under der stimm form belei\ben
Line: 17 muoz. wann sô lauft er kreizesweise wider zuo dem tier,
Line: 18 daz die êrsten stimm macht, und bringt im ain geleich
Line: 19 stimm wider. alsô siht man diu kindleu schreien vor den
Line: 20 wälden, wan die wænent, ain holtzman antwürt in auz 20
Line: 21 dem wald. der stimm ietwedreu ist zwairlai: schreibleich
Line: 22 und unschreiblich. diu schreibleich ist die man geschrei\ben
Line: 23 mag und mit puochstaben gevazzen sam diu wort
Line: 24 Ave Marîâ. diu unschreibleich stimm ist die man niht
Line: 25 geschreiben mag, sam der wainenden läut stimm und sam 25
Line: 26 der voglein und der tier stimm. des menschen stimm
Line: 27 sterkt sich von dem vierzehenden jâr unz an daz alter;
Line: 28 sô krenkt si sich dann. diu stimm an dem menschen
Line: 29 hât des antlützes weis, wan als ie der mensch sein selbes
Line: 30 antlütz hât und dem andern niht gar geleich ist, alsô hât 30
Line: 31 ie der mensch sein aigen stimm.
Line: 34 Daz aichelein oder daz weinperl ist ain klainez flai\schel
Line: 35 hinten in dem mund und ist sinbel als ain aichel 35
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Line: 1 oder ain weinper. dar umb haizet ez ze latein uvula, daz
Line: 2 spricht weinper; aber die laien haizent ez daz plat und
Line: 3 ist kain ander dinch. Aristotiles spricht, daz daz wein\perl
Line: 4 zuo der stimm nütz sei, wenn ez niht ze grôz noch
Line: 5 ze klain sei. ez geswillt auch ze stunden alsô, daz ez daz 5
Line: 6 tier erstecket, und verbietent die ärtzt, daz man ez niht
Line: 7 versneid noch gar absneid, wan sô stürb der mensch. ie\doch
Line: 8 lêrent etleich, daz man zuogewachsen flaisch ab\gesneiden
Line: 9 müg. aber ez ist mit sorgen.
Line: 12 Der überval haizt ze latein epiglotis und spricht daz
Line: 13 puoch, daz ich ze deutsch hie mach, daz ez niht anderz
Line: 14 sei wann daz plat, dâ von ietzunt gesait ist, und daz ez stê
Line: 15 pei der zungen ursprunch. ez spricht auch, daz sein ampt 15
Line: 16 sei, daz ez wechselleich bedeck die sluntrœrn, die daz
Line: 17 ezzen und daz trinken in den magen tregt, und die luft\rœrn,
Line: 18 die den luft zuo der lungen tregt, und tuot daz
Line: 19 wechselleich; wan sô ez die sluntrœrn bedekt, sô ist diu
Line: 20 luftrœr unbedackt, und sô diu luftrœr offen ist, sô ist diu 20
Line: 21 ander bedackt: ez mag si paid mit anander niht ge\decken.
Line: 22 aber Rasis und Avicenna redent anders von dem
Line: 23 übervall und spricht Rasis, daz epiglotis gesament sei auz
Line: 24 drein kruspeln, die sint alsô geschickt, daz si nütz sint
Line: 25 zuo allerlaie stimm ze machen. 25
Line: 28 Diu sluntrœr haizt ze latein ysophagus oder mery
Line: 29 und ligt hinden gegen dem hals. die rœrn haizt Aristo\tiles
Line: 30 des magen munt, dar umb, daz si rüert unz an der 30
Line: 31 zungen ursprunch und nimt daz ezzen und daz trinken
Line: 32 und tregt ez in den magen, daz ez diu nâtûr kocht und
Line: 33 beraitt, daz ez nütz allen gelidern.
Page: 18
Line: 3 Diu luftrœr ist ain grôziu âder und haizt ze latein
Line: 4 trachea, und haizent si die wundertzt die lungrœr, dar
Line: 5 umb, daz si vorn in dem hals gêt von der zungen ur\sprinch 5
Line: 6 unz an die lungen und tregt den luft auz und
Line: 7 ain von des menschen mund zuo der lungen. die rœrn
Line: 8 bedeckt diu nâtûr oben, daz ihts von ezzen oder von
Line: 9 trinken dar in vall, wan ez geschicht oft, daz etwaz dar
Line: 10 in velt von ezzen oder von trinken: sô huost daz mensch 10
Line: 11 als lang unz ez her wider auz kümpt. beleibt aber ez
Line: 12 dar inn, sô stirbt der mensch. diu pest hilf dâ wider ist,
Line: 13 daz man den menschen mit der faust vast hinden auf
Line: 14 den hals slach, unz daz daz ezzen her auz var. dar umb
Line: 15 redent witzig läut wênig ob dem tisch, daz si daz be\hüeten 15
Line: 16 wellent.
Chapter / Strophe: 18 18.
Line: 17
Line: 18 VON DER KELN.
Line: 19 Diu kel ist neur in dem menschen, in den sweinen
Line: 20 und in den vogeln und in den tiern, die den geleich sint. 20
Line: 21 diu kel hât oben ain pain ze mitelst durchhölert an der
Line: 22 stat, dâ daz haupt veraint ist mit dem hals. daz pain
Line: 23 scheint aller maist an den mannen under dem kinn, aber
Line: 24 man siht ez an den frawen selten oder nümmer. diu kel
Line: 25 ist voller kruspeln und knoden und hât geleich staffeln. 25
Line: 26 die staffeln steigt und gêt diu stimm auf und schikt si
Line: 27 dâ, daz si ze worten werden müg. diu kel hât die kraft,
Line: 28 daz si münzet und stellet die stimm und daz gesanch, wie
Line: 29 daz sei, daz si der wort nicht formier.
Chapter / Strophe: 19 19
Line: 30
Line: 31 VON DEM HALS.
Line: 32 Der hals ist ain säul, diu daz haupt aufhelt und
Line: 33 veraint daz haupt mit dem leib. der hals ist auz kru\spelischem
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Line: 1 flaisch gemacht aller maist inwendich, und
Line: 2 stêt auch der hals ze næhst nâch der keln gegen dem
Line: 3 ruck. der hals hât vil âdern, durch die vliezent die gaist
Line: 4 und daz pluot von dem herzen und von der lebern in daz
Line: 5 haupt und in die sideln aller sinnen und aller kreften 5
Line: 6 der sêl.
Line: 9 Der mensch hât grœzer achseln dann kain ander tier
Line: 10 nâch seiner grœzen, daz ez dâ mit trag und hab sein pürd. 10
Line: 11 die achseln sint gemacht von starken painen, dar umb,
Line: 12 daz der mensch nôtdürftig ist, daz er an der stat stark
Line: 13 sei. die schuldern sint den achseln zuo gesellt und die
Line: 14 schuldern sint praiteu pain dünneu dar umb, daz si daz
Line: 15 flaisch vast halden auf den achseln, und sint dar umb 15
Line: 16 mæzicleichen dünne, daz si der prust schônhait mit irr
Line: 17 übriger dicken iht unschœnen, wann ez unschœnt den
Line: 18 menschen wenne im die achseln her für hangent gegen
Line: 19 der prust.
Chapter / Strophe: 21 21
Line: 20
Line: 21 VON DEN ARMEN.
Line: 22 Der mensch hât sein arm her für gepogen und an\dreu
Line: 23 tier nâhent elleu habent ir arm hin hinder sich ge\pogen,
Line: 24 ân den affen und die im geleich sint. Die arm
Line: 25 sint gemacht auz starken painen und daz voder tail des 25
Line: 26 arms, daz veraint ist mit der hant, ist auz zwain painen,
Line: 27 der ainz grœzer ist wann daz ander. aber daz hinder
Line: 28 tail, daz veraint ist mit der achseln, daz hât neur áin
Line: 29 starkez kreftigez pain. doch wizz, daz diu glider an dem
Line: 30 menschen aigenleich achsel haizent und an den tiern 30
Line: 31 haizent si püeg. die arm sint gemacht stark und piegleich
Line: 32 geschikt zuo allen werken. in den armen sint vil âdern
Line: 33 und rœrlein, auz den man aller gemachsamist daz sched\leich
Line: 34 pluot geziehen mag in dem menschen.
Page: 20
Line: 3 Etleich maister sprechent, daz sechs mäuslein in dem
Line: 4 menschen sein, zwai in den henden, zwai in den armen
Line: 5 und zwai in den painen. den sechsen gesellent etleich 5
Line: 6 noch vier stuck, die haizent si auch mäuslein. diu vier
Line: 7 stuck sint daz herz, daz hirn und diu zwai gezeuglein an
Line: 8 den mannen, und diu letzsten dreu setzt Galiênus. aber
Line: 9 daz hirn haizt er niht ain mäuslein. Nu sprechent die
Line: 10 andern maister, daz ez niht zimleich sei, daz man diu 10
Line: 11 edeln stuck des leibs mäuslein haiz , wan ain mäuslein,
Line: 12 als wir ez hie nemen, ist ain geschirr der willicleichen
Line: 13 wegung an den glidern und ist gesamnet auz flaisch und
Line: 14 auz âdern und auz nâtürleichen panden, und spricht Rasis,
Line: 15 daz ir fünfhundert und aht und zwainzig sein nâch der 15
Line: 16 lêr Galiêni. Nu schreibt unser buoch neur von den grô\zen
Line: 17 mäuslein. dû scholt auch wizzen, daz diu zwai mäus\lein
Line: 18 an den armen pei den elnpogen niht wunden geleiden
Line: 19 mügen: werden si aber verwunt, sô stirbt der mensch.
Line: 20 iedoch leidet daz leben, daz man den arm absneidet mit 20
Line: 21 den mäuslein. daz selb spricht man auch von den mäus\lein
Line: 22 an den painen und an den henden. iedoch sprechent
Line: 23 si, daz der tôt niht sô gewis sei an den mäuslein sam in
Line: 24 den armen.
Line: 27 Die hend an dem menschen sint an der vordern
Line: 28 füeze stat gemacht, alsô Aristotiles spricht. seind der
Line: 29 mensch vernuoft hât und witz über alliu tier, sô hât im
Line: 30 diu nâtûr die hend geben, dâ mit er vil gewürken mag, 30
Line: 31 und dar umb sprechent die weisen, daz man des men\schen
Line: 32 sin aller maist brüef an den augen und an den
Line: 33 henden. Plinius spricht, daz man der rehten hant
Page: 21
Line: 1 wünsch in angsten und in nœten und daz man si raich
Line: 2 in trewen.
Line: 5 Die vinger sint in die hend gepelzet dar umb, daz 5
Line: 6 die hend geschickt und gemachsam sein zuo allen werken,
Line: 7 wan Aristotiles spricht, daz der vinger adel gemachsam
Line: 8 sei ze nemen, ze behalten, ze geben und aller maist ze
Line: 9 underschaiden. des daumen kraft ist geleicht den kreften
Line: 10 aller anderr vinger. 10
Line: 13 Der negel ist nôtdürft, dar umb daz si der vinger
Line: 14 end bedecken an den henden und an den füezen. der
Line: 15 negel nâtûr ist ein mitel zwischen dem pain und der 15
Line: 16 kruspeln, wan der nagel ist waicher dan ain pain und ist
Line: 17 herter dan ain kruspel. der nagel enpfindet niht, wenn
Line: 18 man in versneit, dann an der stat, dâ er dem flaisch ist
Line: 19 zuogesellet; daz ist dar umb, daz er der gesinten kreft
Line: 20 der sêl niht hât, recht als daz hâr. die negel verwan\delnt 20
Line: 21 ir varb in dem tôde und in etleichen wêtagen. der
Line: 22 andern tier negel sint scharf und hert, dar umb daz si ir
Line: 23 waffen sint und daz si dâ mit andreu dinch reizent. des
Line: 24 menschen negel, wenn die klain sint, daz bedäut des
Line: 25 menschen leichtikait, und wenn si dünn sint rôtvar durch 25
Line: 26 weiz gemischet, daz bedäut des menschen behenden sin.
Line: 27 ain iegleich vogel, der krump klâen hât, der trinket niht
Line: 28 wazzers dar umb, daz er flaisch izzet, daz fäuhter ist wan
Line: 29 daz ezzen anderr vogel. all vogel krummer klâen sint
Line: 30 scherphers gesihts und fliegent hœher dan ander vogel, 30
Line: 31 dar umb, daz si ir ezzen von vern mügen gesehen, wan
Line: 32 die vogel lebent neur raubens.
Line: 3 Galiênus spricht, daz daz pain der êrsten glider ainz
Line: 4 sei, diu geleicher stuck sint, und ist daz pain hert gemacht
Line: 5 von nâtûr dar umb, daz ez ain aufhaltung sei des leibs 5
Line: 6 und der waichen gelider, wenn sich die von stat ze stat
Line: 7 wegent, wie daz sei, daz ain pain herter sei wan daz an\der
Line: 8 in dem leib. dar umb sint diu pain des kranken
Line: 9 flaisches aufhaltung, recht als die pfæl in ainer klänten
Line: 10 want den laim aufhaltent. die herten pain sint inwendig 10
Line: 11 hol, weiz und gar werhaft. der manne pain sint sterker
Line: 12 wan der frawen pain, ân allain an den frawen, die Amazône
Line: 13 haizent: dâ sint der frawen pain sterker wann der manne
Line: 14 und der frawen lant haizt von etleichen der maide lant.
Chapter / Strophe: 27 27
Line: 15
Line: 16 VON DEM MARK.
Line: 17 Daz mark ist ain überflüzzichait des pluots und ist
Line: 18 in den painen, diu hol sint nâch Galiêni lêre, und daz
Line: 19 bezaichent uns, daz ain iegleich tier, daz vil ünslits hât
Line: 20 und vaizten, daz hât vil markes, als wir allermaist sehen 20
Line: 21 an den kinden: wenn diu gesterbent, sô vint man vil
Line: 22 pluotes in irn painen und wênich marks. daz ist dar umb,
Line: 23 daz daz pluot niht wol gekocht mag werden ze mark,
Line: 24 wan diu hitz ist noch niht sô stark in den kinden, daz si
Line: 25 daz kocht pluot weiz müg gemachen und in mark müg 25
Line: 26 verkêrn. dar umb ist daz mark ain überflüzzichait des
Line: 27 pluots, daz diu pain speist und fuoret. daz bezaichent
Line: 28 uns, daz daz mark warm ist und fäuht und diu pain sint
Line: 29 kalt und trucken. und dar umb ist verseheleich, daz daz
Line: 30 mark mêr sei ain überflüzzichait in den painen wann daz 30
Line: 31 ez ir narung sei. daz ist bezaichent dâ mit, daz man vil
Line: 32 marks vindet in den painen der kalten tier, wann diu hitz
Line: 33 mag in den painen niht vaizten gemachen noch enmag
Line: 34 daz mark verzern, und dar umb hât der leb niht marks,
Page: 23
Line: 1 wann ez wirt verzert von der übrigen nâtürleichen hitz,
Line: 2 die in des lewen painen ist. iedoch bringt daz mark den
Line: 3 painen die hilf, daz ez si fäuhtet und waicht oder zæch
Line: 4 macht, dar umb, daz si niht zerbrechent. übrigeu wegung
Line: 5 und arbait trückent diu pain und macht si alle ze dürr. 5
Line: 6 daz mark ist rôt in den jungen leuten und ist weiz in
Line: 7 den alten. alsô spricht Plinius. Diu wazzertier habent
Line: 8 niht markes.
Line: 11 Daz flaisch ist krank, waich und zart und wirt leicht
Line: 12 zerbrochen. diu pest schickung des flaischs ist, daz ez
Line: 13 niht ze mager noch ze vaizt sei und daz brüeft man dar
Line: 14 an, daz diu glider mæzik sint und zimleichen dervollet.
Line: 15 des flaischs vaizten ist pei dem nabel und pei den lenden. 15
Line: 16 wir brüefen auch dar an wol, wenn daz flaisch wol ge\schickt
Line: 17 ist, daz der leip leicht enpfint wol oder wê. aber
Line: 18 ungeschickt flaisch ist daz niht leicht enpfint. Galiênus
Line: 19 spricht, daz daz flaisch dar zuo nütz sei, daz ez die klun\sen
Line: 20 zwischen den painen und den âdern derfülle und daz 20
Line: 21 ez diu gelider ze samen hab. daz flaisch daz hât man\gerlai
Line: 22 gestalt in mangerlai glidern, wann daz flaisch in
Line: 23 der lungen ist von rôter rôsenvarb und ist satrôt in dem
Line: 24 herzen, in der lebern ist ez purpervar, in der milz ist ez
Line: 25 swarz oder swarzlot. 25
Chapter / Strophe: 29 29.
Line: 26
Line: 27 VON DER HAUT.
Line: 28 Diu haut oder daz vel an dem tier ist gestrecket über
Line: 29 alliu glider, dar umb, daz ain alsô grôzeu samnung der
Line: 30 glider mit einer decke gepunden sei. des menschen vel 30
Line: 31 ist dünn und mag leicht versêrt werden. daz ist dar umb,
Line: 32 daz der mensch kan im selber ander decke machen, dâ
Line: 33 mit er sich bewart, des andreu tier niht künnen. Ga\liênus
Line: 34 spricht, daz daz vel mangerlai sei an dem men\schen,
Page: 24
Line: 1 wann ainz ist dünn, daz ander dik. wâ daz vel
Line: 2 dik ist, dâ ist ez sleht und ains senften griffs, wâ ez dünn
Line: 3 ist und zesträut auz ainander, dâ ist ez oft gar rauch
Line: 4 und hertgriffig. daz trückner vel ist räuher und daz
Line: 5 fäuht ist senftiger an dem griff. 5
Line: 8 Der ruck hât seinen anvanch an dem hals und strecket
Line: 9 sein leng unz an die mistporten, und der dorn, der den
Line: 10 rucken zesamen helt, ist auz vil painen, diu sint alliu ze 10
Line: 11 mitelst durchlöchert, und den selben painen sint diu ripp
Line: 12 ze paiden seiten zuo gesellt. diu selben pain in dem
Line: 13 rucken sint gezalt nâch der zal der ripp, und gêt ain
Line: 14 langez mark durch diu pain oben in dem ruck von dem
Line: 15 hals unz an daz end geleich ainem strick. 15
Chapter / Strophe: 31 31.
Line: 16
Line: 17 VON DER PRUST.
Line: 18 Diu prust an dem menschen ist zart, alsô daz si niht
Line: 19 wol arbait mag geleiden ân irn schaden, und daz ist des
Line: 20 êrsten von des herzen wegen, daz in der prust sitzet, und 20
Line: 21 ist auch von der gaistleichen ding wegen, die ir sideln
Line: 22 habent etswie vil in der prust. ez ist ain praitz pain
Line: 23 voller rœrlein in im selber ze mitelst in der prust, dem
Line: 24 sint die ripp und die âdern zuo gesellt, und under dem
Line: 25 selben pain entspringent die vodersten âdern, dâ daz pluot 25
Line: 26 inne lauft und die ze latein vene haizent. die selben
Line: 27 âdern estent sich überal zuo den andern glidern reht als
Line: 28 die est an ainem weinreben. aber von den âdern werden
Line: 29 wir her nâch sagen. Aristotiles spricht, daz der mensch
Line: 30 ainr praiten prust sei in seiner grœze gegen andern tiern. 30
Line: 31 dar umb, lieber mensch, strek dein prust gegen deinem
Line: 32 schöpfer, und mach dein gir prait und grôz gegen im.
Page: 25
Line: 3 Diu prüstel an den frawen sint gemacht von der nâ\tûr
Line: 4 auz waichem lindem flaisch und die schüllent an den
Line: 5 juncfrawen klain sein und tapfer. ez spricht auch Ari\stotiles, 5
Line: 6 wenn die juncfrawen habent prüstel zwaier twerh\vinger
Line: 7 lang, sô beginnent si die man liep haben. der
Line: 8 swarzen frawen milch ist pezzer wan der weizen. aber
Line: 9 an den gaizen ist ez anders: wan der weizen gaize milch
Line: 10 ist pezzer wan der swarzen. daz verstên ich also. die 10
Line: 11 frawen, die swarz sint von grôzer hitz, habent pezzer
Line: 12 milch wan die frawen, die weiz sint von kalter nâtûr.
Line: 13 wilt aber dû gemainleich wizzen, welher frawen milch
Line: 14 pezzer sei, sô nim ain glas oder ain glate tafeln von holz
Line: 15 und lâ des gespüns tropfen dar auf: sint si dann dick 15
Line: 16 und zevliezent niht, sô ist daz gespünn guot, zevliezent
Line: 17 si aber, sô ist ez niht guot. dû scholt auch wizzen, daz
Line: 18 der unvernünftigen tier milchwäppel aigenleichen äuter
Line: 19 haizent, aber an der frawen haizent si prüstel oder tütel.
Line: 20 iedoch ist ez underschaiden, wan an den juncfrawen, die 20
Line: 21 noch niht swanger sint gewesen, haizent si aigenleichen
Line: 22 prüstel von der prust, dâ si an stênt, und an den frawen,
Line: 23 die kindlein genesen sint, haizent si aigenleich tütel oder
Line: 24 fruhttragerlein, dar umb, daz si den kinden ir fruht tra\gent
Line: 25 und ir narung. kain tier hat seineu äuter vorn an 25
Line: 26 der prust sam der mensch hât seineu prüstel.
Line: 29 Daz herz ist ain anvanch des lebens, und der anvanch
Line: 30 ainr iegleichen wegung ist in dem herzen. Plinius spricht, 30
Line: 31 daz daz herz sei ain lucern des leibes, wan diu nâtûr hât
Line: 32 daz herz gesetzt ze mitelst in den leip, dar umb, daz ez
Page: 26
Line: 1 ain prunn und ain ursprinch ist der kreften aller andern
Line: 2 glider, und ist ain schatzlädlein des lebens. dar umb
Line: 3 hât ez diu nâtûr ze mitelst verporgen. daz herz ist daz
Line: 4 êrst, daz an dem tier lebt in der muoter leib, und ist
Line: 5 daz letzst, daz stirbt. ez ist auch kain glit, dâ sô vil 5
Line: 6 pluots inne sei unflüzzich und beleibend stên in im selber
Line: 7 denn neur daz herz. wan daz herz hât zwai kämerlein,
Line: 8 daz ain gegen der rehten seiten und daz ander gegen der
Line: 9 denken, und dar inne ist edelz pluot und die edeln gaist,
Line: 10 dar an daz leben ligt. und die gaist und daz pluot 10
Line: 11 laufent in den âdern von dem herzen in die andern gli\der,
Line: 12 als wir her nâch sagen von den âdern. daz herz ist
Line: 13 gesetzt zuo der lungen, dar umb, daz diu lung waich ist
Line: 14 und luftvängik, dar umb sô gibt si dem herzen ain küeln,
Line: 15 daz ez iht erstick von seiner aigen hitz, wann daz herz 15
Line: 16 ist daz allerhaizist glid, daz in dem tier ist. ez ist auch
Line: 17 daz herz oben prait und unden spitzik und ist ze mitelst
Line: 18 in der prust, ân daz ez sich ain klain naigt gegen dem
Line: 19 denken prüstlein, ez wær anders diu tenk seit gar ze kalt.
Line: 20 daz herz ist auz hertem dickem flaisch und ist in aim 20
Line: 21 menschen grœzer denn in dem andern. des menschen
Line: 22 herz ist waicher denn anderr tier herz. welhez tier ain
Line: 23 grôz herz hât gegen seinem leib, daz ist vorhtich, und
Line: 24 welhez ain mitelmæzigz herz hât, daz ist dürstich. daz ist
Line: 25 dar umb, daz diu nâtürleich hitz und kraft ain grôz herz 25
Line: 26 niht erfüllen mag sam ain mitelmæzigz. seind nun diu
Line: 27 kelten ist ain sach der vorht, sô ist der spruch wâr, und
Line: 28 dar umb sint die hirz und die esel und die hasen vorh\tiger
Line: 29 wan andreu tier, wann si habent vil grœzereu herz
Line: 30 nâch irn leiben wan andreu tier. Daz herz mag niht 30
Line: 31 geleiden als andreu inwendigeu glider, wann man sicht
Line: 32 an der tôten herz kain versêrung als an andern glidern,
Line: 33 wunden, genagung, swern, stain und sämleich dinch. ie\doch
Line: 34 beleibt daz leben in dem tier sô lang daz herz
Line: 35 lebet. daz aber daz herz leit auch sam diu andern gli\der, 35
Line: 36 des entuot ez niht, wann der tôt vürkümpt des her\zen
Page: 27
Line: 1 siehtagen. alsô spricht daz puoch ze latein und
Line: 2 etleich ander sprüch der alten maister, die mir zweivel\haftig
Line: 3 sint. Plinius spricht, daz der menschen herz niht
Line: 4 verprant müg werden, die dâ sterbent von des herzen
Line: 5 siehtagen, der dâ haizt des herzen suht, und haizt ze 5
Line: 6 latein cardiaca und kümpt von übrigem zorn und von
Line: 7 übriger vorht. ez sprechent auch etleich maister, daz
Line: 8 der menschen herz, die dâ sterbent von wârer vergift,
Line: 9 niht verprant mügen werden, und dar umb strâft der
Line: 10 maister Vitellus den arzt, der dâ hiez Pîsô, und spricht, 10
Line: 11 daz der deutsch kaiser pei im tôt sei von vergift, wan
Line: 12 des kaisers herz wolt niht prinnen. sô spricht Pîsô her
Line: 13 wider, daz daz niht sei von vergift, ez sei von des herzen
Line: 14 suht gewesen, die der kaiser het. wærleich der arzt Pîsô
Line: 15 missagt, und dâ wær gar lang von ze reden, daz wil ich 15
Line: 16 under wegen lâzen. Egiptii die weisen läut, die vil weis\hait
Line: 17 funden habent, wânten, daz daz herz alliu jâr auf
Line: 18 næm ain klain grœzin und daz daz werte unz in daz
Line: 19 fünfzigist jâr, und daz ez dann als vil abnæm alliu jâr
Line: 20 unz in daz hundrist jâr, und sprâchen, daz wênich läut 20
Line: 21 lebten mit ganzen sinnen unz in daz hundrist jâr, dar
Line: 22 umb, daz daz herz alsô sêr abnæm. daz aufnemen der
Line: 23 grœzen des herzen und daz abnemen ist niht redleich,
Line: 24 wann daz herz würd in fünftzig jâren alsô grôz als ain
Line: 25 grôzeu pôzkugel und würd in den andern fünftzigen jâren 25
Line: 26 alsô klain als ain pôn. daz envindet man niht. daz herz
Line: 27 ist gesetzt in ain pälglein, daz ist wol als dicke sam
Line: 28 aines menschen haut, und daz haizt des herzen huot oder
Line: 29 sein kasel, und hât diu nâtûr daz herz dâ mit verhüllet
Line: 30 durch ain sicherhait, daz ez niht leihticleichen leid. 30
Line: 33 Diu leber ligt gegen der rehten seiten in dem tier
Line: 34 und daz milz gegen der lenken seiten, und daz ist wâr
Page: 28
Line: 1 in allen tiern, die lebern habent. ist aber, daz sich der
Line: 2 satz verendert, daz ist gar wunderleich, sam Aristotiles
Line: 3 spricht. diu leber ist süez und ir nâtûr ist ainr senftigen
Line: 4 gestalt und ainr milten schickung. des menschen leber
Line: 5 ist sinbel reht als ains ochsen leber ist. Clemens der 5
Line: 6 maister spricht, daz diu leber dar umb in der rehten sei\ten
Line: 7 lig, daz si hitz geb dem magen, dar umb, daz daz
Line: 8 ezzen in dem magen wol gekocht werd; auch dar umb,
Line: 9 daz diu leber pluot gesenden müg allen andern glidern.
Line: 10 wann sô daz ezzen nu gekocht ist in dem magen, sô wirt 10
Line: 11 daz weiz und klâr gestalt sam ain weiz gerstenwazzer und
Line: 12 daz schait diu nâtûr von den gerben und füert ez in sun\derleich
Line: 13 âdern in daz flach tail der lebern, dâ wirt ez
Line: 14 dann anderweit gekocht und schait diu nâtûr daz klâr
Line: 15 von den gerben und sent die gerben ab zuo den niern 15
Line: 16 und zuo der plâsen; sô värbt diu nâtûr daz klâr in der
Line: 17 lebern, daz ez zuo pluot wirt und sent ez dann allen an\dern
Line: 18 glidern, die kochent ez dann fürbaz, iegleich glid
Line: 19 nâch seiner art, unz daz ez im eben wirt. von dem ko\chen
Line: 20 sag wir mêr, wenn wir von dem magen schreiben. 20
Line: 23 Diu gall ist haiz und trucken und feureinr nâtûr.
Line: 24 daz ist als vil gesprochen, daz diu gall die kraft hât, daz
Line: 25 si hitzt und trückent reht sam ain feur, und dar umb hât 25
Line: 26 si got der lebern zuo gesellt, daz si ir helf kochen daz
Line: 27 ezzen, daz ir gesant wirt von dem magen. der gallen
Line: 28 aigenkait ist unstætichait, tobung, behendichait, scher\pfen
Line: 29 der sinn, newvindichait, gedürstichait, hôhvart, gir,
Line: 30 unkäusch, gedæhtnüss, snell antwürt, und ganz der leib 30
Line: 31 des menschen, der ain grôz gallen hât, ist hitzig und
Line: 32 trucken. Plinius der spricht, daz etsleich leut niht gal\len
Line: 33 haben (iedoch vinde man ir wênich) und daz si lang
Line: 34 leben und lange stark sein. Aristotiles spricht, daz et\leich
Page: 29
Line: 1 leut ir gallen haben gesetzt von der lebern, und die
Line: 2 sint sänftiger von nâtûr wan die ir gallen habent pei der
Line: 3 lebern. iedoch gewonhait verändert vil der nâtûr an dem
Line: 4 menschen zuo guotem oder zuo pœsem, und dar umb list
Line: 5 man, daz ein alter maister von der nâtûr frâgt ainen an\dern 5
Line: 6 grôzen maister in nâtürleichen dingen und sprach
Line: 7 'sag mir, waz menschleicher nâtûr hab ich an mir.' dô
Line: 8 antwurt im der grôz maister und sprach 'ich hân kainen
Line: 9 pœsern noch scherpfern menschen gesehen von nâtûr wann
Line: 10 dich und hân kainen pezzern gesehen von üebung der 10
Line: 11 tugend und von gewonhait guoter siten wann dich. ich
Line: 12 hân auch kainen menschen nie gesehen, der pœsleicher
Line: 13 geschickt wær zuo kunst und zuo weishait wann dû, und
Line: 14 der durchsihticleicher und behendicleicher alliu dinch
Line: 15 durchbrüeft mit fleiziger arbait und auch mit ämzigem 15
Line: 16 betrahten wann dû.' dar umb ist der spruch wâr, der dâ
Line: 17 spricht: diu gewonhait ist ain wechslerin der nâtûr. Ari\stotiles
Line: 18 spricht, daz ain iegleich tier, daz niht gallen hab,
Line: 19 lang leb, als der helfant, der hirz, daz kamel, der del\phin
Line: 20 oder daz merswein. 20
Line: 23 Aristotiles spricht, daz diu lung sei ain wintvanch,
Line: 24 der den luft auz und ain füert, dâ von daz herz erküelt
Line: 25 wirt. und dar umb ist diu lung lind sam ain padswamp, 25
Line: 26 daz si den luft gevâhen müg; und wenn si den luft in
Line: 27 sich zeucht, sô grœzt si sich, wenn aber si den luft von
Line: 28 ir sleht, sô klaint si sich. ain iegleich tier hât ain lungen
Line: 29 daz auf dem land gêt und den luft in sich zeucht zuo
Line: 30 ainer küelung des herzen. aber andriu tier, sam die visch 30
Line: 31 in dem wâg, bedürfent der lungen niht. iedoch habent
Line: 32 etleich mervisch lungen, die haiz pluot habent. dar umb
Line: 33 merk, daz ain iegleich tier, daz im sein geleich gepirt mit
Line: 34 swanger machen sein zuozuht, hât ain lungen von der
Page: 30
Line: 1 grôzen hitz wegen seiner nâtûr, und ist diu lung grôz
Line: 2 und fäuht mit pluot; aber diu tier, die dâ airnt, als die
Line: 3 vogel, die habent ain klain lungen und trucken an ir sel\ber,
Line: 4 und dar umb dürst si wênig und mügent ungetrunken
Line: 5 sein lange zeit, wan si klain nâtürleich hitz habent in irm 5
Line: 6 leib und erküelent sich mit der wegung der lungen; wann
Line: 7 diu zeuht grôzen luft zuo ir. ez sint auch diu selben tier
Line: 8 klainer dann andriu tier, dar umb daz diu nâtürleich hitz
Line: 9 ist ain sach der grœzen und diu mêrung des pluots ist
Line: 10 ain zaichen der nâtürleichen hitz. diu nâtürleich hitz 10
Line: 11 rehtvertigt die leib der tier, und dar umb ist der mensch
Line: 12 ains aufgerihten leibes gegen dem himel, wan er mêr
Line: 13 pluots und hitz hât nâch seiner grœzen denn andreu tier.
Line: 14 diu lung hât mêr pluots wann andreu glider, dar umb,
Line: 15 daz si von waichem lindem flaisch ist. alsô spricht unser 15
Line: 16 puoch, aber ich wæn, daz si trukner sei und plœzer von
Line: 17 pluot wan diu leber, dar umb, daz si den luft in sich
Line: 18 gevazzen müg. Plinius spricht, der ein holz reib mit et\leicher
Line: 19 mervisch lungen, daz prünn sam öl. man macht
Line: 20 auch gar lauter schœn öl von etleicher mervisch lungen. 20
Line: 21 Aristotiles spricht, daz ain iegleich tier, daz der lungen
Line: 22 mangelt, müez auch rehter stimm mangeln. iedoch hât
Line: 23 manik tier niht stimm, daz doch ain lungen hât.
Chapter / Strophe: 37 37.
Line: 24
Line: 25 VON DEM MILZ
Line: 26 Ez spricht Aristotiles, daz der mensch hab ain milz
Line: 27 sam ain swein, lang und smal. daz milz ligt in der den\ken
Line: 28 seiten und zeuht in etleicher mâz an sich die un\sauberkait
Line: 29 des pluotes, und daz geschiht aller maist in
Line: 30 den menschen, die den viertägleichen riten habent. daz 30
Line: 31 milz leidet oft und beswært den menschen, ez sei dan,
Line: 32 daz man auf der denken hant oder auf dem denken arm
Line: 33 dâ für lâz. Galiênus spricht, daz melancolia ir sideln
Line: 34 hab in dem milz, und wenn diu melancoli ain oberhant
Page: 31
Line: 1 nimpt und sich zeucht zuo dem haupt, sô kümpt dem
Line: 2 menschen sweigen und betrahten, und swærikait, wainen
Line: 3 und trâkheit, vorht und sorg und klainmüetichait. under
Line: 4 den vint man etleich, die wænent, si sein tôt, und ander
Line: 5 die wænent, si sein glesein. Plinius spricht, daz daz milz 5
Line: 6 ain hindernüss sei des laufens, und dar umb sleht man
Line: 7 den laufern die milzâdern. ez sint auch etleich läut, die
Line: 8 wænent, daz sich des menschen lachen mêre nâch des
Line: 9 milzen grœzen und sich minder nâch des milzen klainen.
Chapter / Strophe: 38 38
Line: 10
Line: 11 VON DEM PAUCH.
Line: 12 Der pauch ze latein ist gehaizen zwairlai. des êrsten
Line: 13 haizt daz der pauch, daz wir haizen den magen oder den
Line: 14 sack, dâ daz ezzen des êrsten eingêt. iedoch nimpt Pli\nius
Line: 15 den pauch in der weis ze vierlai sinnen und spricht 15
Line: 16 alsô. ain iegleich tier, daz pluot hât und vier füez hât,
Line: 17 daz hât vier päuch. der êrst pauch nimpt daz ezzen alsô
Line: 18 rôch, der ander nimpt ez gekocht, der dritt kocht ez paz,
Line: 19 der vierd nimpt daz ezzen wol gekocht und læzt ez auz.
Line: 20 dar umb nimpt Plinius den pauch für den magen und 20
Line: 21 für die andern seck, die under dem magen sint, dar ein
Line: 22 daz ezzen gêt ie von aim in den andern. aber aigenleich
Line: 23 ze nemen sô haizt der pauch die ganz samnung auz den
Line: 24 secken allen mit der haut bedackt, die oben her ab gêt
Line: 25 über den nabel. der pauch ist ze stunden sô übrig vaizt, 25
Line: 26 daz der mensch dâ von sterben muoz. Aristotiles spricht,
Line: 27 daz die menschen geleich sein den hunden an dem obern
Line: 28 pauch und den sweinen an dem undern pauch. Plinius
Line: 29 spricht, daz die unbehender und unvindiger sein, die grôz
Line: 30 geitig päuch haben, wann die andern leut; aber die mæ\zig 30
Line: 31 päuch haben die sein behend, weis, fürsihtig, kündig
Line: 32 oder sinnreich. die ripp sint dem pauch zuo gesellt zuo
Line: 33 ainr huot und zuo ainr sicherheit, daz er iht leichticleich
Line: 34 versêrt werd.
Page: 32
Chapter / Strophe: 39 39.
Line: 1
Line: 2 VON DEM MAGEN.
Line: 3 Der mag ist der êrst haven, dar inn daz ezzen ge\kocht
Line: 4 wirt in dem menschen. der mag nimpt daz rôch
Line: 5 ezzen von der sluntrœrn und kocht ez in im selber, wie 5
Line: 6 daz sei, daz ez etswie vil geschickt werd in dem mund
Line: 7 und in der sluntrœrn. der mag hât inwendig vil häutel\vasen
Line: 8 reht sam klaineu plätlein an ainem püechlein, dar
Line: 9 umb, daz von der selben häutlein hitz daz ezzen dester
Line: 10 paz gekocht werd, und auch dar umb, daz daz ezzen 10
Line: 11 dester lenger in dem magen beleib; wan wær der mag
Line: 12 sleht und glat, sô sliff daz ezzen ê der zeit ze tal und
Line: 13 belib ungekocht. ain gedärm ân ander grôz gedärm gêt
Line: 14 von dem magen ze tal, daz haizt daz vastend gedirm,
Line: 15 dar umb, daz ez alle zeit wan ist von den gerben des 15
Line: 16 ezzens, wan ez nimpt allein die klâren fäuhten von dem
Line: 17 magen, aber die gerben gênt irn weg zuo der mistporten.
Line: 18 in dem vastendem gedirm sint fünf âdern gestecket, die
Line: 19 haizent die pärmleichen âdern, dar umb, daz si mit allen
Line: 20 andern âdern mitleident. die selben âdern streckent sich 20
Line: 21 unz an die lebern und ziehent die klâren fäuhten unz an
Line: 22 die lebern von dem vorgenanten gedirm, und sô kocht diu
Line: 23 leber denn die fäuhten und sendet daz wazzer ab zuo den
Line: 24 niern und von den niern in die plâsen, und diu leber be\helt
Line: 25 daz bezzer und kocht ez zuo pluot und gibt dâ von 25
Line: 26 allen andern glidern narung, und daz lautrer tail des
Line: 27 bluots wirt gesant dem herzen und der lebern in ainer
Line: 28 âdern, die sich streckt von der lebern an daz herz. dâ
Line: 29 wirt dann zwaierlai auz dem lautern pluot: daz ain ist
Line: 30 nâtürleich hitz, daz ander lebleicher gaist. daz scholt 30
Line: 31 dû verstên alsô. der gaist und diu sêl sint underschaiden,
Line: 32 wan diu sêl ist ain selpwesigeu form, der werk leben\tigeu
Line: 33 werk sint, und dâ von ain iegleich dinch dâ mit
Line: 34 geformt förmleich sein leben hât. alsô lêrt uns Aristo\tiles
Line: 35 in dem andern puoch von der sêl. verstêst dû des 35
Page: 33
Line: 1 niht, gib dir die schult, daz dû in den dingen niht ge\üebt
Line: 2 pist. wan wer daz deutsch zuo der latein mizzet
Line: 3 gänzleich und reht, sô beleib ich ân strâf. aber als wir
Line: 4 ez hie nemen, sô ist der gaist ain nâtürleich luftig dunst,
Line: 5 dar an daz leben stêt, und der gaist haizt in dem herzen 5
Line: 6 lebleich, in der lebern nâtürleich, in dem hirn tierleich.
Line: 7 ich verstên daz alsô. der gaist haizt in der lebern nâ\türleich,
Line: 8 wan als vor gesprochen ist, diu leber geit der
Line: 9 ganzen nâtûr aller glider ir narung; und in dem herzen
Line: 10 haizt der gaist lebleich, wan daz herz ist ain schatzläd\lein 10
Line: 11 und ain anvanch des lebens; in dem hirn haizt der
Line: 12 gaist tierlich dar umb, daz ains iesleichen tiers sinn in
Line: 13 dem haupt sint, und daz der gaist ain wägenlein ist, dar
Line: 14 auf diu ebenpild anderr ding varnt von ainem sinn und
Line: 15 von ainr sêle kraft hintz der andern. der gaist ist ain 15
Line: 16 pant, dâ mit leib und sêl zesamen sint gepunden.
Line: 19 Der nabel ist ain mitel oder nâhent pei der mitel
Line: 20 menschleichs leibs. mit dem nabeln ist daz kindel an ge\punden 20
Line: 21 in der muoter leib und nimt sein narung mit dem
Line: 22 nabeln in der muoter leib und diu narung ist pluot und
Line: 23 dar umb ist der mônâtleich fluz verslozzen an den swan\gern
Line: 24 frawen, ez sei dann daz kint tôt oder diu fraw hab
Line: 25 gar vil übrigs pluots. der hân ich ain gesehen, diu mit 25
Line: 26 lebentigem kind ir gewonhait het. iedoch lebten iriu kint
Line: 27 niht lang nâch der gepurt. ez sprechent etleich, daz ain
Line: 28 âder gê von der kindenpfâherin unz an des kindleins na\bel,
Line: 29 und mit der âdern oder mit dem pand zeuht daz
Line: 30 kint in sich daz pluot von der muoter lebern, und von 30
Line: 31 dem selben pluot nert sich daz kint in der muoter und
Line: 32 nimt kain speise mit dem mund. noch ain grœzer wun\der
Line: 33 ist, daz daz kint niht ætempt in der muoter leib und
Line: 34 doch, wenn ez geporn wirt, sô mag ez ain klain zeit un\geætempt
Page: 34
Line: 1 niht beleiben noch geleben. daz sint diu wun\der
Line: 2 gots. seit nun daz kint nimt sein narung, daz pluot,
Line: 3 von der muoter lebern, dar umb bedarf ez niht auzgeng
Line: 4 seiner gerben, wan ez der niht hât. alsô spricht unser
Line: 5 puoch. aber ander maister sprechent, daz sich daz kint 5
Line: 6 fürb und sauber von wäzzriger überflüzzichait in ainem
Line: 7 gänglein, daz hât diu nâtûr gemacht zwischen dem pälg\lein,
Line: 8 dâ mit si daz kint umbhüllet in der muoter leib.
Line: 11 Diu plâse oder diu plâter ist ain vaz des harmprun\nens
Line: 12 und ist gesetzt zwischen der hüff und dem aftern,
Line: 13 und ist diu plâse gesament auz zwain röcken oder auz
Line: 14 zwain häuten. Rasis spricht, daz auf der plâsen mund
Line: 15 sein zwai mäuslein, diu sich ze samen ziehen und wern, 15
Line: 16 daz der prunn iht unwillicleich auz der plâter gê. der
Line: 17 prunn vleuzt von den niern durch zwên häls oder durch
Line: 18 zwuo âdern, und dâ die âdern die plâsen begreifent, dâ
Line: 19 durchgênt si den obern rok der plâsen und dar nâch
Line: 20 gênt si sô lang zwischen den zwain röcken der plâsen, 20
Line: 21 unz daz si koment zuo der plâsen hals. dâ durchgênt
Line: 22 si dann den andern rok und koment in daz hol tail der
Line: 23 plâsen. alsô tragent si daz wazzer in die plâsen. allez
Line: 24 gefügel mangelt der plâsen, wan si prunnent niht, dar
Line: 25 umb, daz ir fäuhten sich verkêrt in der vedern nâtûr. 25
Line: 26 aber ain iegsleich tier vierfüezig hât ain plâsen.
Chapter / Strophe: 42 42.
Line: 27
Line: 28 VON DEN NIERN.
Line: 29 Die niern sint pei der lebern gesetzet, und der reht
Line: 30 nier ist hœher gesetzt wan der denke; ez ist aber der 30
Line: 31 denke vaizter denn der reht. der niern ietweder hât zwên
Line: 32 häls oder zwuo âdern. der häls ainen streckt der nier
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Line: 1 auf in der seiten, dâ er inne ligt, unz an die grôzen âdern,
Line: 2 diu dâ ist an dem auzwendigen tail der lebern, und den
Line: 3 andern hals streckt er ze tal unz an die plâsen, als vor
Line: 4 gesait ist von der plâsen. Aristotiles spricht, daz des
Line: 5 menschen niern geleich sein den niern ains rindes. der 5
Line: 6 unkäusch sidel ist den mannen in den niern sam den
Line: 7 frawen in dem nabeln. Nu wil ich für paz niht mêr sa\gen
Line: 8 von den glidern, wan guot siten und zuht mahten
Line: 9 ez niht geleiden in gemainer sprâch, daz si doch wol
Line: 10 leident in seltsamer sprâch. 10
Chapter / Strophe: 43 43.
Line: 11
Line: 12 VON DEN ADERN.
Line: 13 Nun schüll wir sagen von den âdern, als daz puoch
Line: 14 sagt, wie daz sei, daz der ärzt püecher anders dâ von
Line: 15 reden; wan hie ist ain krieg zwischen den ärzten und den 15
Line: 16 maistern von der nâtûr, und daz man daz dester paz ver\stê
Line: 17 daz unser puoch sagt, sô schol man wizzen, daz dreier\lai
Line: 18 âdern sint in dem menschen. die êrsten sint runst\âdern,
Line: 19 dâ daz pluot inne rint und fleuzt von dem herzen
Line: 20 oder von der lebern in alliu andriu glider, und daz sint 20
Line: 21 rœrn neur von ainem rock und haizent ze latein vene.
Line: 22 die andern âdern sint gaistâdern und haizent ze la\tein
Line: 23 arterie, daz ist als vil gesprochen sam eng weg,
Line: 24 und in den vliezent die nâtürleichen gaist und die leb\leichen
Line: 25 gaist, und sint von zwain röcken und sint auch 25
Line: 26 klainer dann die runstâdern. wie auch daz sei, daz in
Line: 27 den zwairlai âdern pluot vlieze etswie vil und auch
Line: 28 gaist, doch nenne ich si ze deutsch nâch der mêrung. ez
Line: 29 sprichet auch Rasis, daz die runstâdern irn ursprinch
Line: 30 haben von dem auzwendigen tail der lebern, und daz 30
Line: 31 die gaistâdern alle entspringen von dem lenken tail
Line: 32 des herzen. die dritten âdern sint pantâdern und haizent
Line: 33 ze latein nervi. mit den pint diu nâtûr diu herten pain
Line: 34 in den glidern zesamen. nun spricht unser puoch alsô.
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Line: 1 die runstâdern sint die, dâ durch daz pluot vleuzt von
Line: 2 dem herzen in alliu glider, wan Aristotiles wil, daz si
Line: 3 ursprinch haben von dem herzen, wann sô der mensche
Line: 4 sich fürht, sô lauft daz pluot zuo dem herzen sam zuo
Line: 5 seinr enthaltung, und sô des menschen vel beraubet wirt 5
Line: 6 des pluotes, sô rimpft ez sich und gêt im daz hâr ze
Line: 7 perg und wirt der mensch plaich. die runstâdern glei\chent
Line: 8 den gaistâdern an etleichen dingen, sam Galiênus
Line: 9 spricht. iedoch slahent die runstâdern niht sam die gaist\âdern,
Line: 10 dar umb haizent si auch die gerüewigen âdern. 10
Line: 11 der runstâdern sint zwuo fürstinne, daz sint die zwuo, die
Line: 12 in dem herzen entspringent, sam Aristotiles spricht, oder
Line: 13 in der lebern, als Galiênus spricht und die andern ärzt,
Line: 14 und ist der zwair âdern ainiu grœzer, diu ander klainer.
Line: 15 ietwedriu der runstâdern ist ain wurzel vil anderr runst\âdern, 15
Line: 16 wan, sam Plinius spricht, die zwuo âdern estent
Line: 17 sich über all den leib und fäuhtent in mit lebleichem
Line: 18 pluot über al. si sendent ir este zuo dem hirn und von
Line: 19 dem hirn estent si sich zuo den ôrn und auch zuo den
Line: 20 augen, zuo der nasen und zuo dem munde. alsô estent 20
Line: 21 si sich auch under sich. Galiênus spricht, daz zuo aim
Line: 22 iegleichen geampten glid, daz ain ampt hât, sich estent
Line: 23 zwuo slahend âder, der slahen man enpfint auzwendig
Line: 24 auf etleichen glidern sam auf den armen, pei den henden
Line: 25 und auf dem slâf pei den ôrn. daz slahen der âdern 25
Line: 26 bezaichent uns des herzen krankhait und sein sterken,
Line: 27 auch des leibes hitz und sein kelten. aber ander âder,
Line: 28 die niht slahend sint, tragent daz pluot in diu glider, daz
Line: 29 diu glider dâ von fäuht werdent. daz geschiht der nâtûr
Line: 30 zuo ainer hilf und dem leib zuo ainer narung, und sint 30
Line: 31 die este der âdern klain dar umb, daz daz pluot von sei\ner
Line: 32 klainhait dester sneller werde verkêrt in der glider
Line: 33 nâtûr, und auch dar umb, daz sich daz pluot dester paz
Line: 34 dar inn enthalt und niht leiht auzfliez. Ez gênt auch
Line: 35 âdern durch die rœrloten mitten der prust unz in des 35
Line: 36 hauptes spitzen, und von der spitzen gênt wider ab durch
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Line: 1 die arm drei fäuht âdern mit pluot, diu ain von dem
Line: 2 haupt und diu haizet diu hauptâder und ze latein cepha\lica;
Line: 3 diu ander von der leber, deu haizt ze latein epatica.
Line: 4 aber als daz puoch spricht haizet si basilica, daz ist ge\sprochen
Line: 5 diu gruntâder, dar umb, daz diu leber ain grunt 5
Line: 6 ist und ain ursprinch des pluotes; diu dritt âder gêt von
Line: 7 dem herzen und ist ze mitelst zwischen den zwain in dem
Line: 8 arm. dar umb haizt si ze latein mediana, daz spricht
Line: 9 diu mitlerinne. von den vodersten âdern des herzen
Line: 10 estent sich ander âdern ze tal zuo den niern, von den 10
Line: 11 niern zuo dem manstab, dar umb, daz des herzen lust
Line: 12 gesant werd zuo den zwain steten und dâ gemêrt werd
Line: 13 und mit werken volprâht. dû scholt auch wizzen, daz
Line: 14 all âdern gemainschaft habent mit den âdern, die sich
Line: 15 sament in dem manstab, und der âdern sint vil und gar 15
Line: 16 manig, die sich dâ sament. von den steten des obersten
Line: 17 tails des herzen gênt auch âdern ze tal in diu pain und
Line: 18 in die füez, dar umb, daz die füeze gemaistert werden
Line: 19 von dem herzen, wâ hin si gên schüllen.
Line: 22 Die pantâdern pindent diu pain zesamen in allen
Line: 23 glidern. etleich sprechent, daz si entspringen in dem
Line: 24 hirn. in den pantâdern ist niht pluotes sam in den runst\âdern.
Line: 25 die pantâdern sint von nâtûr lang und niht dick. 25
Line: 26 die runstâdern verainent sich wider, wenn si gezwaiet
Line: 27 werdent mit sniten oder mit slegen, aber die pantâdern
Line: 28 niht. kain pantâder ist in des menschen haupt, si sint
Line: 29 aber in den henden und in den füezen. ain iegleich tier,
Line: 30 daz pluot hât, daz hât pantâdern. die pantâdern werdent 30
Line: 31 beraubt ze stunden irr zimleichen fäuhten: sô ziehent si
Line: 32 sich zesamen, und daz ziehen martert den menschen jæ\merleichen.
Line: 33 die pantâdern sint auch dar zuo nütz, daz
Line: 34 si die sinnleichen und die wegenden kräft tragent von
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Line: 1 dem hirn in alliu andriu glider und daz si den ganzen
Line: 2 leip sterkent. etleich tier habent der âdern niht, sam
Line: 3 die visch, die der gaistâdern niht habent. dû scholt auch
Line: 4 wizzen, daz man in den reden von den âdern oft ain
Line: 5 für die andern nimt, alsô daz man die gaistâdern nimt 5
Line: 6 für die pantâdern und daz man ze latein nervos arterias
Line: 7 haizet. alsô hât unser puoch ietzo gerett von den pant\âdern
Line: 8 an vil sprüchen, wan die rehten pantâdern, die
Line: 9 Galiênus ligamenta haizt, entspringent in den painen und
Line: 10 dar umb sô enpfindent si als wênich als diu pain, die si 10
Line: 11 zesamen pindent.
Line: 14 Wir haben nu gesait von des menschen glidern, nu
Line: 15 schüll wir ain tail sagen, wie er in die werlt kom, und 15
Line: 16 von der underschait, diu ist in der muoter leib zwischen
Line: 17 dem degenkind und dem diernkind. des êrsten scholt dû
Line: 18 wizzen diu zaichen, dâ von man waiz, ob ain fraw swan\ger
Line: 19 sei worden. der zaichen setzt Avicenna vil. daz
Line: 20 êrst zaichen ist diu zuosât paider sâmen weibes und man\nes; 20
Line: 21 aber daz dunket mich ain ungewiss zaichen, wan
Line: 22 daz oft geschiht, daz doch diu frawe niht swanger wirt.
Line: 23 daz ander zaichen ist, daz diu wünschelruot oben trucken
Line: 24 ist an dem haupt und daz si die muoter vast seugt. daz
Line: 25 dritte zaichen ist daz vest besliezen des mundes an der 25
Line: 26 muoter, wan der munt wirt sô vast beslozzen, daz ain
Line: 27 nâdelspitz niht dar ein möchte. daz vierd ist, daz sich
Line: 28 diu muoter über sich hebt und für sich in der frawen
Line: 29 leib. daz fünft ist, daz diu frawe den mônâtleichen fluz
Line: 30 niht hât dar nâch und si swanger wirt. geschiht aber 30
Line: 31 der fluz, daz ist gar selten. daz sehst, daz diu fraw
Line: 32 ainen klainen smerzen zwischen dem nabeln und dem
Line: 33 püschlein hât. daz sibend ist, daz diu frawe irn prun\nen
Line: 34 ze stunden niht wol gehaben mag; doch ist daz niht
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Line: 1 allen frawen. daz aht ist an etleichen frawen dar nâch
Line: 2 und si swanger werdent, daz si der manne geselschaft
Line: 3 hazzent oder ir haimlichait fliehent. daz wæn ich, daz daz
Line: 4 wâr sei an den selben frawen in der êrsten new irs zuo\vâhens.
Line: 5 daz neund zaichen ist, daz diu fraw træg wirt 5
Line: 6 und swær an irm leib. daz zehend ist, daz ir ain klain
Line: 7 wüllet. daz ainleft ist, daz etleich frawen köppelnt, und
Line: 8 daz köppeln ezzicht in der keln. daz zwelft ist, daz der
Line: 9 frawen diu haut kräuzelt und daz ir swindelt in dem haupt.
Line: 10 daz dreizehend zaichen ist, daz etleicher frawen diu augen 10
Line: 11 vinster werdent und tief. daz vierzehend ist, daz diu
Line: 12 frawe nâch ainem mônât oder nâch zwain pœs gelust hât.
Line: 13 daz fünfzehend ist, daz daz weiz in den augen plaichet
Line: 14 und gelbet. Daz sint diu zaichen, diu Avicenna setzt.
Line: 15 46 15
Line: 16 VON WELHEN SACHEN AIN FRAW SWANGER WERDE
Line: 17 AINS KNÄBLEINS.
Line: 18 Wilt auch dû wizzen, von welhen sachen ain fraw
Line: 19 swanger werde ains knäbleins und welhez diu zaichen
Line: 20 sein, ob diu fraw ain knäblein trag, sô scholt dû wizzen, 20
Line: 21 wenn des mannes sâm haiz ist und daz sein vil ist, sô
Line: 22 hât er die kraft und den sig, daz er ain knäblein machet.
Line: 23 diu ander sach ist, wenn des mannes sâm nâch dem mai\sten
Line: 24 tail kümpt aus dem rehten gezeuglein des mannes
Line: 25 und genomen wirt in der muoter rehten seiten; daz ist 25
Line: 26 dar umb, daz diu reht seit hitziger ist wan diu lenke,
Line: 27 und der sâm auz dem rehten gezeuglein ist kreftiger wan
Line: 28 der auz dem denken. dar umb ist mein rât, daz sich die
Line: 29 frawen auf die rehten seiten naigen zehant nâch dem
Line: 30 werch, ob si gern knäblein tragen. ez sprechent auch 30
Line: 31 etleich, sei daz des mannes sâm springe auz seim rehten
Line: 32 gezeuglein in die rehten seiten der muoter, sô werd ain
Line: 33 knäblein dar auz, als vor gesprochen ist; spring aber der
Line: 34 sâm auz dem lenken gezeuglein des mannes in die rehten
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Line: 1 seiten der muoter, sô werde dar auz ain mänleich weib
Line: 2 oder ain männinne; spring aber der sâm auz dem rehten
Line: 3 gezeuglein in die lenken seiten, sô werd dar auz ain wei\bisch
Line: 4 man; spring aber er auz dem lenken gezeuglein
Line: 5 in die lenken seiten der muoter, sô werd dar auz ain 5
Line: 6 fräwlein oder ain dirnkint. dar zuo hilft auch diu kelten
Line: 7 des luftes und diu kelten des landes und der wint, der
Line: 8 von dem wagen an dem himel fleugt gegen mittem tag
Line: 9 über, der haizet ze latein aquilo. daz ist dar umb, daz
Line: 10 diu kelten die nâtürleichen hitz hin ein treibt in den leib 10
Line: 11 und si inwendig sterkt, wan ez muoz daz knäblein haizer
Line: 12 haben zuo seiner machung wan daz dirnlein.
Line: 15 Wenne nu ain fraw swanger ist worden, wilt dû wiz\zen, 15
Line: 16 ob si ain knäblein trag, sô merk disiu zaichen. daz
Line: 17 êrst ist, daz diu fraw paz gevar ist wann sô si ain dirn\lein
Line: 18 tregt. daz ander zaichen ist, daz ir daz reht prü\stel
Line: 19 ê grœzer wirt wan daz lenk. daz dritt zaichen ist
Line: 20 daz daz häuptlein an dem prüstel rœter wirt und auch 20
Line: 21 die âdern an dem selben häuptlein werdent rœter wan
Line: 22 zuo dem dirnlein. daz vierd, daz der frawen der leib
Line: 23 sinweller ist. daz fünft ist, daz diu frawe sterker und
Line: 24 sneller ist wan mit dem dirnlein. daz sechst ist, daz si
Line: 25 niht pœse lüst hât als mit dem dirnlein. daz sibend ist, 25
Line: 26 daz der frawen diu reht seit swærr ist wan diu lenke.
Line: 27 daz aht ist, daz sich daz kindlein wegt in der rehten
Line: 28 seiten. daz neund ist, daz sich daz knäblein wegt in der
Line: 29 muoter leib nâch dreien mônâden und daz dirnlein nâch
Line: 30 viern. daz zehend ist, wenn diu frawe von stat gêt, sô 30
Line: 31 hebt si des êrsten den rehten fuoz. daz ainleft ist, wenn
Line: 32 si auf stêt, sô steurt si sich auf die rehten hant. daz
Line: 33 zwelft ist, daz sich daz reht aug sanfter und snellicleicher
Line: 34 wegt. daz dreizehend ist, daz daz âderslahen des rehten
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Line: 1 arms grœzer und vollekumener ist. daz vierzehend ist,
Line: 2 daz diu frawe mêr hazzt daz slâfen mit den mannen
Line: 3 wenne si ain knäblein trägt wann sô si ain dirnlein trait.
Line: 4 daz verstên ich wâr sein an etleichen frawen, niht an
Line: 5 allen, und aller maist in der neuw irs zuovâhens. daz 5
Line: 6 fünfzehend ist, daz auz dem rehten prüstel ê milich gêt
Line: 7 wanne auz dem lenken. daz sehzehend ist, daz der fra\wen
Line: 8 milich dick ist und zæh, alsô der si sprengt auf ein
Line: 9 glas, sô stênt die tropfen dar auf als die arwaiz und
Line: 10 fliezent niht. aber sô diu frawe mit aim dirnlein gêt, sô 10
Line: 11 ist ir milich dünn und wäzzrig und zerfliezent ir tropfen.
Line: 12 von den zaichen allen maht dû wol erkennen, ob diu
Line: 13 fraw mit ainem knäblein gê oder mit aim dirnlein.
Line: 16 Sô nun diu fruht zeitig ist in der muoter leib, sô
Line: 17 entsliezent sich die âdern und diu pant, diu vor die fruht
Line: 18 hielten, reht ze geleicher weis als diu æderlein an den
Line: 19 frühten auf den päumen, und sô naigt sich danne diu
Line: 20 fruht in der muoter leib ze tal gegen der porten in die 20
Line: 21 werlt, sam Aristotiles spricht, mit offem mund und daz
Line: 22 kindlein besleuzt den offenen munt mit seim hendlein,
Line: 23 daz ist sein êrstez menschleichez werch. ez gêt auch daz
Line: 24 kindel in die werlt des êrsten mit dem haupt. aber ez
Line: 25 gêt wider auz der werlt des êrsten mit den füezen, wan 25
Line: 26 man kêrt im die füez für, sô man ez ze grab tregt.
Line: 27 ist auch, daz daz kint zuo der porten niht kümpt des
Line: 28 êrsten mit dem haupt, sô kümpt ez gar swærleichen in
Line: 29 die werlt und mit der muoter grôzem leiden, alsô daz
Line: 30 diu muoter oft stirbt an dem kindlein. daz geschiht dar 30
Line: 31 umb, daz sich diu fraw niht auf gerihtes helt in dem ge\pern.
Line: 32 man hœrt auch des kindes kain stimm, ê daz ez
Line: 33 ganz her für köm auz der muoter leib. ez geschiht auch
Line: 34 oft, daz die frawen der kindlein genesent ê der zeit; daz
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Line: 1 geschiht von mangerlai sachen , von derschrecken, von
Line: 2 slegen, daz man die swangern frawen vast sleht, und von
Line: 3 grôzen sprüngen, die die frawen tuont, von swærem schüt\teln,
Line: 4 von reiten oder von varn, wan von den sachen
Line: 5 allen prechent diu pant ê der zeit, dâ mit daz kint ge\punden 5
Line: 6 ist in der muoter leib, reht sam der ain pirn ê
Line: 7 der zeit wirft mit ainem stain ab dem paum. ez spre\chent
Line: 8 auch etleich, daz der frawen daz kindlein ab gê
Line: 9 von dem gestanch ainr erleschten kerzen. daz verstên
Line: 10 ich gar von zarten frawen, die gar clârer nâtûr sint. 10
Line: 11 man spricht auch, ob diu frawe irn âtem halt in der
Line: 12 gepurt, daz si dester leihticleicher geper.
Line: 16 Seind wir nu haben gesait von des menschen leibs gli\dern,
Line: 17 sô schüll wir nu sagen, wie des menschen gestalt
Line: 18 und seiner glider schickung uns bezaichent sein nâtür\leich
Line: 19 siten, und die lêr wil ich setzen als si Rasis hât ge\setzt
Line: 20 in seiner ärznei. in diser lêr solt dû des êrsten 20
Line: 21 merken. wilt dû gewisleichen prüefen, waz neigung und
Line: 22 waz siten der mensch von seiner aigenr nâtûr hab, sô
Line: 23 scholt dû niht an ain zaichen sehen, dû solt der zaichen
Line: 24 samnen sô dû maist maht und vindest dû si widerwärtig
Line: 25 gegen ainander, sô volg dem sterkern und den, die mêr 25
Line: 26 kreft habent. dû solt auch wizzen, daz daz maist prüefen
Line: 27 und daz gewist ist an den augen und an dem ganzen
Line: 28 antlütz; dar nâch vil an den henden.
Line: 29 Nun schüll wir anheben an dem hâr auf dem haupt
Line: 30 und an andern stücken des leibs. slehtez hâr und lindez 30
Line: 31 bedäut ainen vorchtigen menschen. des nem wir ain ge\leichnüss
Line: 32 an dem hasen und an dem hirzen. aber kraus
Line: 33 hâr bedäut kuonhait. vil hârs an dem pauch daz bedäut
Line: 34 ainen unkäuschen menschen. ist aber vil hârs auf den
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Line: 1 rippen, daz bedäut kuonhait, und vil hârs auf den schul\tern
Line: 2 und auf dem hals bedäut klainmüetichait und wider\streben
Line: 3 oder widerspenichait, alsô daz den menschen
Line: 4 niemd leiht bekêrt von seinem fürsatz. vil hârs an dem
Line: 5 pauch und an der prust bedäut klain weishait. aufra\gendez 5
Line: 6 hâr sam die sweinporsten auf dem haupt oder
Line: 7 über al den leib bedäut vorht.
Chapter / Strophe: 49b b. VON DER VARB.
Line: 8
Line: 9 Rôtiu varb oder rœtlotiu bedäut vil hitz und vil
Line: 10 pluots, aber mitelvarb zwischen rôt und weiz bedäut ain 10
Line: 11 geleich nâtûr, deu niht ze vil noch ze wênig hât hitz
Line: 12 noch pluots, ist daz diu haut niht rauch ist mit hâr.
Line: 13 welhes menschen varb ist feurein als ain flamme, der ist
Line: 14 unstæt und töbig. aber welher mensch rôt ist und clâr,
Line: 15 der ist schamich. welhes menschen varb grüen ist oder 15
Line: 16 swarz, der ist pœser site.
Chapter / Strophe: 49c c. VON DEN AUGEN.
Line: 17
Line: 18 Welher mensch grôz augen hât, der ist træg, und
Line: 19 welher mensch tief augen hât vast hin ein gesetzt in daz
Line: 20 haupt, der ist kündig oder hinderlistig und ain betrieger. 20
Line: 21 welhes augen her für pauzent auz dem haupt, der ist
Line: 22 unschämich und kleppisch und ain tôr. aber wenne diu
Line: 23 augen nâch der lengen gesetzt sint, sô ist der mensch
Line: 24 hinderlistich und ain betrieger. welhes augen vil swerzen
Line: 25 habent, der ist vörhtig, und welher gaizaugen hât nâch 25
Line: 26 der varb, der ist ain tôr. welhes augen snell varend
Line: 27 sint und scharpfsihtig, der ist ain betrieger, ain hinder\lister
Line: 28 und ain diep. welhes augen sô gar still stênde
Line: 29 sint als die stain, der ist listig, und welhes anpliek ge\leicht
Line: 30 ains weibs anplick, der ist unkäusch und unschä\mig. 30
Line: 31 ist aber sein anplick kintleich und ist allez sein
Line: 32 antlütz und seineu augen sam si lachen oder lächerleich
Line: 33 gestalt, sô ist der mensch frœleich und ist von nâtûr ains
Line: 34 langen lebens, welhes menschen augen grôz sint und
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Line: 1 zittrend und manigvirbig, der ist træg und hât die frawen
Line: 2 liep. aber welhes augen klain sint und bidmend und
Line: 3 manigvirbig, der ist gar zornik und hât auch die frawen
Line: 4 liep. welhes augen an der rœten dem feur geleichent,
Line: 5 daz ist ain gruntpœsez mensch und gar widerprüechig 5
Line: 6 oder ungevölgig. ist des selben augapfel swarz, daz be\däut
Line: 7 ainen trægen und ainen stumpfen menschen. manig\virbig
Line: 8 augen, deu ain gelb varb habent zuo geselt sam
Line: 9 ob si mit safrân geverbt sein, bedäutent durchpœse siten.
Line: 10 vil fleken pei den augapfeln bedäutent ainen pœsen men\schen, 10
Line: 11 und sint sein augen dâ mit manigverbig, sô ist er
Line: 12 dester pœser. sint diu augen klain und her für pauzend
Line: 13 auz dem haupt, sam ains krebs augen, diu bezaichent
Line: 14 tôrhait und närrischait und ainen menschen, der seinen
Line: 15 flaischleichen gelüsten nâch volget. klaineu äugel vil 15
Line: 16 hin und her varend, der augenprâwe sich oft auf und
Line: 17 zuo tuont, bedäutent ainen gruntpœsen menschen. welhes
Line: 18 menschen augäpfel in irs endes umbganch habent ainen
Line: 19 geleichen umbkraiz, die bedäutent ainen häzzigen men\schen,
Line: 20 ainen claffer, ainen vorchtigen und durchpœsen 20
Line: 21 menschen. welhes augen rindesaugen geleichent, die be\zaichent
Line: 22 krankmüetichait. sô der augapfel swarz ist und
Line: 23 ain gelb varb hât sam ob er übergoldet sei, der bedäut
Line: 24 ainen pœsen menschen, ainen morder, der menschleich
Line: 25 pluot gern vergeuzt. über sich aufkapfend augen als 25
Line: 26 der ochsen augen und diu auch rôt sint und gar grôz,
Line: 27 diu bezaichent ainen gar pœsen menschen, ainen tôrn,
Line: 28 ainen narren, ainen trunkenpolt. diu pesten augen sint
Line: 29 die zwischen swarz und manigvirbig ain mitel habent und
Line: 30 die niht gar scheinplitzent sint und daz kain rœten noch 30
Line: 31 kain gelb varb in in scheint: diu augen bedäutent ain
Line: 32 guot nâtûr. manigvirbig augen mit ainer gelben varb
Line: 33 scheinplitzend oder der varb grüen sint als ains stains
Line: 34 varb bedäutent ainen pœsen menschen, und die läut,
Line: 35 die dar zuo fleckot sint in den augen, die sint die 35
Line: 36 pœsten under allen menschen und die grœsten betrieger.
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Line: 1 wer sein augöpfel her für pauzend hât mit der ganzen
Line: 2 grœzen der augen, der ist klainmüetig. wem diu augen
Line: 3 tief sint und klain, der ist listig, ain betrieger und ain
Line: 4 häzziger mensch. wem daz hâr der überprâw her nider
Line: 5 gekrümt ist oder an ain stat getwungen von nâtûr, der 5
Line: 6 ist ain lieger, ain listiger und ain tôr. wer gar sêr zit\ternd
Line: 7 augen hât, der ist pœs. wer klain augen hât, der
Line: 8 ist poes und ain tôr. sint aber diu augen grôz, sô ist der
Line: 9 mensch niht sô pœs, aber er ist ain grœzer tôr wan der
Line: 10 mit den klainen augen. wer manigvirbig augen hât oder 10
Line: 11 grüen augen, der ist pœs und ain diep. welhes menschen
Line: 12 augenprâw sich gar oft auf und zuo tuont, der ist vorh\tig
Line: 13 und ain töbig mensch.
Chapter / Strophe: 49d d. VON DEN ÜBERPRAWEN.
Line: 14
Line: 15 Welhes menschen überprâwe vil hârs habent und 15
Line: 16 rauch sint, der hât vil gedänk und tief trahten und vil
Line: 17 traurichait und ist sein sprâch unrain und grob. wer
Line: 18 lang überprâwe hât, der ist hôchvertig und unschämig.
Line: 19 wes überprâwe sich ze tal naigent gegen der nasen und
Line: 20 sich oben aufrihtent gegen dem slâf, der ist unschämig 20
Line: 21 und ains stumpfen sinnes.
Chapter / Strophe: 49e e. VON DEN NASLÖCHERN.
Line: 22
Line: 23 Wer spitzig dünneu naslöcher hât, der ist ain krie\ger
Line: 24 und kriegt gern. wer grôzeu naslöcher hât und
Line: 25 weiteu, der hât klain weishait. wer an der nasen langeu 25
Line: 26 naslöcher hat und dünneu, der ist gæch und ain tôr und
Line: 27 leiht. wer praiteu naslöcher hât, der ist unkäusch. wem
Line: 28 diu naslöcher sêr offen sint, der ist zornig von nâtûr.
Chapter / Strophe: 49f f. VON DER STIRN.
Line: 29
Line: 30 Welhes stirn sleht ist und niht gerunzelt, der ist krie\gik 30
Line: 31 und macht gern krieg. welhes menschen stirn sich
Line: 32 gesamnet hât auf ir mitel, der ist zornich. wer ain klain
Line: 33 stirn hât, der ist ain tôr, und wer ain grôz stirn hât, der
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Line: 1 ist gar træg. wer ain gar gerunzelt stirn hât, der ist
Line: 2 unschämig.
Chapter / Strophe: 49g g. VON DEM MUNDE.
Line: 3
Line: 4 Wer ainen grôzen munt hât, der ist ain vrâz und
Line: 5 ist küen. wes lefsen grôz sint, der ist ain tôr und stum\pfes 5
Line: 6 sinnes. wes lefsen niht wol geverwt sint, der ist
Line: 7 hôchvertig. wes zend krank sint, dünn und klain, des
Line: 8 ganzer leib ist krank. wes zend hündisch zend sint, lang
Line: 9 und stark, der ist ain vrâz und pœs.
Chapter / Strophe: 49h h. VON DES MENSCHEN ANTLÜTZ.
Line: 10
Line: 11 Welhes menschen antlütz geleicht aines trunken
Line: 12 menschen antlütz, der ist ain trunkenpolt von nâtûr.
Line: 13 aber welhes menschen antlütz geleicht aines zornigen
Line: 14 menschen antlütz, der ist von nâtûr zornig, und wenn
Line: 15 des menschen antlütz geleicht ains schämigen antlütz, 15
Line: 16 der ist von nâtûr schämig. welhes antlütz vol flaischs
Line: 17 ist, der ist træg und ain tôr. welhes wangen grobez
Line: 18 flaisch habent, der ist ainr groben nâtûr. wer ain be\hendez
Line: 19 antlütz hât, daz ist ain antlütz niht zerplâsen und
Line: 20 niht mit grobem flaisch, der hât vil gedänk. wer gar ain 20
Line: 21 sinwel antlütz hât, der ist ain tôr. wer gar ain grôz
Line: 22 antlütz hât, der ist træg. wer gar ain klainz antlütz hât,
Line: 23 der ist pœslistig und ain smaicher. wes antlütz niht wol
Line: 24 geschicket ist noch wol geformet, der mag niht guoter
Line: 25 siten gehaben, ez sei danne gar selten. wes antlütz lanch 25
Line: 26 ist, der ist schämich, und wer diezend oder zeblæt slæf
Line: 27 hât pei den ôrn und grôz âdern, der ist zornich von nâtûr.
Line: 32 eilt und snell ist, der ist in seinen werken snell und eilend
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Line: 1 und ist zornich und pœser siten. wes âtem lang ist, der
Line: 2 ist pœs. wer ain swær stimm hât, der ist ain diener seins
Line: 3 aigenen pauchs. wer ain scharpf stimm hât, der ist häz\zig
Line: 4 und tregt ainen widerdriez lang in seinem herzen
Line: 5 haimleichen. ain schœneu stimm bedäut tôrhait und 5
Line: 6 kleine weishait.
Chapter / Strophe: 49l l. VON DEM FLAISCH.
Line: 7
Line: 8 Welher mensch vil flaischs hât und daz selb hert
Line: 9 ist, daz bedäut groben sin und hert vernunft. aber wel\hes
Line: 10 menschen flaisch lind ist, daz bedäut ain guot nâtûr 10
Line: 11 und ainen guoten sin und aine guot verstäntnüss.
Chapter / Strophe: 49m m. VON DEM LACHEN.
Line: 12
Line: 13 Wer vil lachet der ist sänftmüetig und wolkumend
Line: 14 allen läuten und sorgt niht vil umb kainerlai dinch. aber
Line: 15 wer wênig lacht, der ist hertmüetig und misvelt im allez, 15
Line: 16 daz ander leut tuont. wer mit lauter stimme lacht, der
Line: 17 ist unschämig. wer huost wenne er lacht oder swærlei\chen
Line: 18 âtemt, der ist unschämich und ain wüetreich.
Chapter / Strophe: 49n n. VON DER WEGUNG.
Line: 19
Line: 20 Wer swær wegung hât, daz bedäut ain stumpfhait 20
Line: 21 und ain træghait an dem menschen. aber snell wegung
Line: 22 bedäut ain leihtichait an dem menschen.
Line: 25 aber der ainen langen hals hât, der ist ain tôr, 25
Line: 26 kläppisch und vorchtig. wer aber ainen vaizten hals hât,
Line: 27 herten und starken, der ist zornich und gæch.
Chapter / Strophe: 49p p. VON DER PRUST.
Line: 28
Line: 29 Wer ain stark prust unden hât und auch dar an vil
Line: 30 flaisches, der ist ain tôr. wer ainen behenden leip hât, 30
Line: 31 daz bedäut vil kündichait. wer ainen grôzen pauch hât,
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Line: 1 daz bedäut übrigen glust des leibs. wer auf dem leib
Line: 2 umb die prust klain ist und behend, daz bedäut des
Line: 3 herzen kranchait.
Chapter / Strophe: 49q q. VON DEN RIPPEN.
Line: 4
Line: 5 Wer weiteu ripp hât, daz bedäut sterken und hôh\vart 5
Line: 6 und vil zorns. wer aber krummeu ripp hât, daz
Line: 7 bedäut pœs siten, und wer geleicheu ripp hât, daz ist ain
Line: 8 guot zaichen. wer klaineu ripp hât, daz bedäut ain klai\nichait
Line: 9 des sinnes. wer aber weiteu oder braiteu ripp hât,
Line: 10 daz bedäut guoten sin. 10
Chapter / Strophe: 49r r. VON DEN AHSELEN.
Line: 11
Line: 12 Wer über sich auferhebt ahseln hât gegen dem
Line: 13 haupt, daz bedäut tôrhait.
Chapter / Strophe: 49s s. VON DEN ARMEN.
Line: 14
Line: 15 Wem die arm sô lank sint, daz er stênd mit den 15
Line: 16 henden auf diu knie geraichen mag, daz bedäut edeln
Line: 17 sin und hôchvart und ain grôz begir ze reichsen über
Line: 18 andreu läut. wem aber die arm krump sint, daz bedäut
Line: 19 ainen vorchtigen und ainen pœsen menschen.
Chapter / Strophe: 49t t. VON DEN HENDEN
Line: 20
Line: 21 Lind hend und behent bedäutent vil weishait und guot
Line: 22 vernunft. gar kurz hend bedäutent tôrhait. klain hend
Line: 23 und gar lang bedäutent ainen wüetereich und ainen tôrn.
Chapter / Strophe: 49u u. VON DEN FÜEZEN.
Line: 24
Line: 25 An welhen füezen vil flaisches ist und daz flaisch 25
Line: 26 gar hert ist, daz bedäut ain pœs vernunft an dem men\schen.
Line: 27 kurz und leutsælig füez bedäutent ainen unkäu\schen
Line: 28 menschen und einen frœleichen. wem diu verse
Line: 29 klain ist, daz bedäut ainen vorhtigen menschen. wenne
Line: 30 aber si grôz sint und stark, daz bedäut ain küenhait und 30
Line: 31 vestikait an dem menschen. wem die füez unden ze
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Line: 1 paiden seiten und diu pain grôz sint, daz bedäut ainen
Line: 2 stumpfen menschen und unschämigen. wem die lend
Line: 3 vol flaischs auzwendig sint, daz bedäut der sterken ge\sunthait
Line: 4 und ir genuhtsam. wem der dieher pain her für
Line: 5 pauzelnt, daz bedeut küenhait. wem aber der afterpell 5
Line: 6 pain her für raichent, daz bedäut vil sterk und manhait.
Line: 7 wem der afterpell pain klain sint, daz bedäut ainen lieb\haber
Line: 8 der frawen und des leibs krankhait und vorht.
Chapter / Strophe: 49v v. VON DEM SCHRITTE.
Line: 9
Line: 10 Wes schritt grôz sint und træg, der ist træg, aber 10
Line: 11 wes schritt snell sint und kurz, der ist gæch und umb
Line: 12 alliu dinch gar sorgsam, diu er doch niht auzrihten kan.
Chapter / Strophe: 49w w. WELHER KÜEN SEI.
Line: 13
Line: 14 Der ist ain küen man, der starkez hâr hât und her\tez
Line: 15 und ainen aufgerihten leib und starkiu pain und 15
Line: 16 wem die hend und die füez und diu prust unden und diu
Line: 17 samnung der glider starch sint und dem diu prust und
Line: 18 der pauch und die ahseln starch sint und der hals starch
Line: 19 und grôz und niht vil flaischs an ist. alsô ist auch der
Line: 20 mensch küen, der ain behend prust hât mit weiter behen\dikait 20
Line: 21 und dem die lend klain sint und daz flaisch, daz
Line: 22 an den waden ist seiner pain, sich ze tal senket und wem
Line: 23 diu haut und sein flaisch etswie vil trucken sint und dem
Line: 24 die âdern scheinent an der stirn und diu stirn niht ge\runzelt
Line: 25 ist und dar zuo rauch etswie vil. ez sint auch 25
Line: 26 die küen, die gleichez flaisch habent, niht ze vil noch ze
Line: 27 wênig, und ainen aufgerihten leib und der glider knoden
Line: 28 und die vinger starch sint und der pauch klain und dem
Line: 29 die lend klain sint oder zemâl unscheinend und dem zwi\schen
Line: 30 paiden schultern ain grôz weiten ist, und dem die 30
Line: 31 überprâwe aufgerekt sint und diu stirn niht gerunzelt
Line: 32 ist und der dar zuo gar zornik ist und seinen zorn gar
Line: 33 lang haltet und der an seiner prust und auf seinen achseln
Line: 34 rauch ist.
Page: 50
Chapter / Strophe: 49x x. WELHER VORHTIK SEI.
Line: 1
Line: 2 Der ist vorhtik, der ain slehtez hâr hât und dar zuo
Line: 3 ainen krumben oder gepuckten leib und dem diu mäus\lein
Line: 4 an den painen inwendich über sich erhebt sint, der
Line: 5 ain gelb varb hât und krank augen und der die snell 5
Line: 6 auf und zuo tuot und des hend und füez behend sint
Line: 7 und mager und des anplick geleich ist dem anplick ains
Line: 8 traurigen menschen.
Chapter / Strophe: 49y y. WELHER GUOTS SINNES SEI.
Line: 9
Line: 10 Der ist ains snellen sinnes und ainer guoten behen\den 10
Line: 11 nâtûr, der lindez flaisch hât an seinem leib und des
Line: 12 wênich ist und dar zuo trucken und der ain mittel hât
Line: 13 zwischen mager und vaizt und der an dem antlütz niht
Line: 14 vil flaischs hât und im die ahseln derhebt sint und seineu
Line: 15 ripp etswie vil flaisches habent und sein varb ain mittel\varb 15
Line: 16 ist zwischen rôt und weiz und behend und scheinend
Line: 17 und klâr. dar zuo ist im diu hant behend, sein hâr ist
Line: 18 niht hert, noch ist sein vil und ist niht swarz: ez hât ain
Line: 19 mittelvarb zwischen gel und swarz.
Chapter / Strophe: 49z z. WER AINEN WOL GESTALTEN LEIP HAB
Line: 20
Line: 21 Der ist ains geleichen leibs und ainer guoten nâtûr,
Line: 22 der ain mitel hât zwischen lang und kurz und zwischen
Line: 23 mager und vaizt, und der weiz ist und dar ain clain
Line: 24 rœten ist gemischet, und des hend und füez ain mitel
Line: 25 habent zwischen grôz und klain und zwischen vil und 25
Line: 26 wênig flaisches. des selben haupt schol in seiner grœzen
Line: 27 des leibs grœzen eben antwürten und der hals under dem
Line: 28 haupt schol ain klain grœzen haben. sein hâr schol un\der
Line: 29 lindem und hertem hâr ain mitel haben und schol
Line: 30 ain wênig rôt sein. sein antlütz schol sinbel sein und 30
Line: 31 gar schœn, diu naslöcher aufgereckt, niht ze grôz
Line: 32 noch ze klain. sein augen schüllen ain mittelvarb haben
Line: 33 zwischen swarz und grüen und schüllen etswie vil fäuht
Line: 34 sein und klâr.
Page: 51
Line: 2 Der ist ain weishait minnent man, des leib oder per\sôn
Line: 3 aufgerekt ist und des flaisch geleich ist, niht ze vil
Line: 4 noch ze klain, und der weiz ist. und hât ain klain rôt
Line: 5 dar zuo gemischet. sein hâr hât ain mittel zwischen vil 5
Line: 6 und wênig, zwischen sleht und kraus, zwischen weiz und
Line: 7 swarz und ist lind. sein anplick geleicht ainem lachenden
Line: 8 oder frœleichen anplick. sein hend habent ain mittel
Line: 9 zwischen grôz und klain und er hât auch getailt vinger.
Line: 10 daz verstên ich alsô, daz der vinger glider sich hinder 10
Line: 11 sich piegen vil nâh als si entzwai sein. sein stirn ist
Line: 12 grôz, sein augen habent ain mittelvarb zwischen grüen
Line: 13 und swarz.
Chapter / Strophe: 49bb bb. WER STUMPFES SINNES SEI.
Line: 14
Line: 15 Der ist ainr stumpfen nâtûr, der gar weiz ist oder 15
Line: 16 gar praun und hât ainen grôzen pauch und krump vinger.
Line: 17 sein antlütz ist gar sinbel und hât vil flaisches auf den
Line: 18 wangen. der ist auch stumpf, der vol flaisches auf dem
Line: 19 hals ist und auf den füezen und an den stucken des leibes,
Line: 20 diu dâ zwischen sint. sein pauch ist sinbel und pauzet 20
Line: 21 her für. sein ahseln sint erhebt gegen dem haupt. sein
Line: 22 stirn ist sinbel geleich ainem pallen, als ob si hofrot sei,
Line: 23 und hât vil flaischs. sein kinpacken sint grôz und seineu
Line: 24 pain lank, sein antlütz ist lank und der hals grôz.
Chapter / Strophe: 49cc cc. WER UNSCHÄMIK SEI.
Line: 25
Line: 26 Der ist unschämik, der gar offen augen hât und
Line: 27 her für pauzend und scharpf sehend. sein überprâw sint
Line: 28 grôz, sein persôn ist niht gar lanch. wenn auch er gêt,
Line: 29 sô riht er sein prust vorn auf. sein ahseln sint aufder\hebt,
Line: 30 sein wegung ist snel, sein varb ist rôt und hât vil 30
Line: 31 pluots, sein antlütz ist sinbel, sein prust ist klain oder
Line: 32 behend und ist dar zuo derhebt oder ain wênig hoferot.
Line: 33 ez ist auch der unschämich, der sein augen weit auf tuot
Line: 34 und scharpf siht und gar kläffig ist.
Page: 52
Chapter / Strophe: 49dd dd. WELHER MENSCH ZORNIK SEI.
Line: 1
Line: 2 Der ist ain zornich man, der ain ungeschaffen antlütz
Line: 3 hât und ain tunkelrôtez an der varb und dem diu haut
Line: 4 an dem antlütz trucken oder dürr ist und der an allem
Line: 5 seim leib mager ist. sein antlütz ist voller runzeln, sein 5
Line: 6 hâr ist swarz und lind.
Chapter / Strophe: 49ee ee. WER UNKÄUSCH SEI.
Line: 7
Line: 8 Der ist ain unkäusch man und ain frawenminner,
Line: 9 der weiz ist und hât ain rœten dar zuo gemischet, des hâr
Line: 10 vil und grôz ist, lind und swarz, und der auf den slæfen 10
Line: 11 gên den ôrn vil hârs hât und dar zuo grôz augen hât.
Chapter / Strophe: 49ff ff. WER AINEN WEIBISCHEN MUOT HAB.
Line: 12
Line: 13 Der hât ainen weibischen muot, der ungedultig ist
Line: 14 und niht wol geleiden mag und der schier verkêrt mag
Line: 15 werden und bekêrt und der schier zürnt und auch schier 15
Line: 16 ablæzt. wann in allen tiern daz maist tail habent diu
Line: 17 weib ainen verworfenen muot von nâtûr. si habent auch
Line: 18 mêr hinderlist wan die manne und sint vervâhend oder
Line: 19 fürsnell und unschämik in haimleichen sachen. alsô spricht
Line: 20 Rasis. die frawen habent auch klaineu haupt, behend 20
Line: 21 häls und behend antlütz. ir prust ist eng und auch ir
Line: 22 schultern sint eng und habent auch die prust unden oder
Line: 23 die abseiten nâh der prust behend. aber si habent grôz
Line: 24 lend ze paiden seiten und grôz aftern. iriu pain sint
Line: 25 klain und ir hend und ir füez behend. si sint auch 25
Line: 26 vorhtiger under allen tiern wan die man.
Chapter / Strophe: 49gg gg. VON DEN MAIDEN.
Line: 27
Line: 28 Ain maiden oder ain cappaun (daz ist ain man, der
Line: 29 seinr gezeuglein niht hât) der ist pœser siten, wan er ist
Line: 30 tôrocht und geitich und übernemend, alsô daz er sich 30
Line: 31 mêr ding underwint wann er volmag. der aber niht ge\maident
Line: 32 ist mit kunst und doch geborn ist ân gezeuglein
Line: 33 oder der gar klain gezeuglein hât, der ist ainem cappaun
Page: 53
Line: 1 geleich und wehset im nümmer kain part. sô ist er der pœst
Line: 2 under derlai leuten.
Line: 5 Nun schüll wir durch ain kluoghait sagen ain clain, 5
Line: 6 waz etleich träum bedäutent an dem menschen. wem
Line: 7 vil träumt von regen und daz er daz mer sehe und flie\zendeu
Line: 8 wazzer, der hât vil wäzzeriger fäuhtin in seim leib
Line: 9 und sint im diu pat guot und sämleicheu fürbung. aber
Line: 10 wem träumt von fewer und von plitzen und von kriegen, 10
Line: 11 der hât vil materi in im, diu dâ haizt diu rôt colera.
Line: 12 wem träumt vil von rôter varb und von hôhzeiten und
Line: 13 süezem ezzen und von lustigem oder dem träumt von des
Line: 14 pluots flüzzen, der hât übrigez pluot in seinem leib. und
Line: 15 wem träumt, daz er vil swarzer ding sehe oder prauner 15
Line: 16 ding oder der im vil fürht und vil derschricket in dem
Line: 17 slâf, der hât vil in im der materi, diu dâ haizt diu swarz
Line: 18 colera ader melancolia. wem aber träumt, daz er stê auf
Line: 19 ainer snêstat oder an ainer kelten, der hât übrig kel\ten
Line: 20 in im. und wem träumt, daz er in ainem haizen pat 20
Line: 21 sei oder an der haizen sunnen sei oder pei ainem haizen
Line: 22 feur, der hât übrig hitz in im. wem träumt, daz er flieg,
Line: 23 daz bedäut überig trüeken an im und behendikait und
Line: 24 leihtikait seins pluots und anderr seinr fäuhten. wem
Line: 25 träumt, daz er swær trag oder beswært sei, der ist ze vol. 25
Line: 26 wem aber träumt, daz er durch unsauber stinkende stet
Line: 27 gê, der hât vil fauler stinkender fäuhten in seinem leib.
Line: 28 wem träumt, daz er gê in gärten oder durch stet, die wol
Line: 29 smeckent, daz bedäut ain gleichait und ain klârhait seinr
Line: 30 fäuhten und daz si niht faulkait pei ir hât. wem aber 30
Line: 31 träumt, daz er sich wind durch eng stet und fenster, daz
Line: 32 bedäut, daz die rœrn und diu glider in dem leib siech
Line: 33 sint und beswært, die der nâtûr den luft zuo ziehen söl\ten
Line: 34 und daz si ir niht sô vil luftes zuo geziehen mügent
Line: 35 sam ir nôt wær.
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Line: 1 Daz ist diu lêr Rasis von den träumen, die von in\wendiger
Line: 2 schickung des menschen koment, und mag ain
Line: 3 weiser mensch an im selber prüefen von den träumen,
Line: 4 wenne im lâzens nôt ist oder tranch ze nemen nâch der
Line: 5 ärzt rât. aber ander träum die koment von gedenken, 5
Line: 6 die der mensch wachend hât, und etleich von dem einfluz
Line: 7 der stern kreft und etleich von dem einfluz des götleichen
Line: 8 gaistes und auch etleich von dem einplâsen des pœsen
Line: 9 gaistes. von den träumen ist ain sunderleicheu kunst
Line: 10 lanch genuog, dâ mit well wir unser red niht betrüeben. 10
Line: 11 Mit der red hab daz êrst stuck diss puochs ain end.
Line: 12 daz ander stuck sol sagen von den vier elementen, von
Line: 13 den winden, von regen, taw, snê, reif, tonr, plitzen und
Line: 14 von andern sachen, die in den elementen geschehent, und
Line: 15 auch von den siben planêten. daz dritt stuck wirt sagen 15
Line: 16 von aller tier nâtûr, si gên oder si slingen sich auf der
Line: 17 erd, si swimmen in dem wazzer oder si fliegen in dem
Line: 18 luft. daz vierd stuck von allen paumen und von irr
Line: 19 art. daz fünft stuck von allen kräutern und edeln wur\zen.
Line: 20 daz sehst von allen edeln stainen. daz sibent von 20
Line: 21 allem gesmeide. daz aht und daz letzst von mangen
Line: 22 wunderleichen prunnen. wenn wir daz allez volpringen,
Line: 23 sô hab wir mangen haimleichen nutz volprâcht ze dienst
Line: 24 der werden muoter und dar nâch guoten freunden.
Line: 30 Ich lâz des puoches ordnung ze latein, wan ez ist
Line: 31 hie gar ungeordent, und wil anheben des êrsten von den
Line: 32 himeln und von den planêten, und dar nâch von den ele\menten.
Line: 33 Manik maister und aller maist der christen und
Line: 34 der juden lêrer setzent zehen himel ob ainander. der 10
Line: 35 êrst und der obrist stêt still und welzt niht. der haizt
Line: 36 ze latein empireum, daz ist der feurein himel, dar umb,
Line: 37 daz er glestent und scheint mit wunderleichem grôzem
Line: 38 glast. dar inne ruowet got mit seinen auzlieben. der
Line: 39 ander himel ze tal gegen uns haizt der êrst walzer oder 15
Line: 40 der cristallisch himel, dar umb, daz er klâr und lauter
Line: 41 ist sam ain cristall, und kain stern ist an dem selben
Line: 42 himel. der welzt in tag und in naht, daz ist in vier\undzwainzig
Line: 43 stunden, ains mâls umb und umb daz ert\reich.
Line: 44 der dritt himel haizt ze latein firmamentum, daz 20
Line: 45 ist der vest himel, dar umb, daz er ain vest und ain
Line: 46 grunt ist aller gesteckten stern. der welzt widerwarts
Line: 47 von der sunnen underganch gegen der sunnen aufganch
Line: 48 und volpringt seinen lauf in sehsunddreizigtausent jâren
Line: 49 ains mâls. er haizet auch der gestirnt himel. 25
Line: 50 Dar nâch sint die siben himel der siben planêten.
Page: 56
Line: 1 der hât iegleicher neur ainen stern. der êrst haizt ze
Line: 2 latein Saturnus, daz ist der Satjâr, dar umb, daz er den
Line: 3 frühten und dem leben wider ist, und sölt er ze reht
Line: 4 haizen der Stœrjâr oder der Hungerjâr; sô haizt man in
Line: 5 spötleichen Satjâr (wann er verderbt wein und korn), 5
Line: 6 reht als der ainen ungestalten menschen engel hieze. der
Line: 7 stern ist von seiner kraft kalt und trucken und ist sein
Line: 8 lieht tunkel und volpringt seinen lauf in dreizig jârn.
Line: 9 Plinius der spricht: alle planêten gênt ir kraiz zuo der
Line: 10 lenken hant âne dér stern, der gêt alle zeit snell zuo 10
Line: 11 der rehten hant. daz verstên ich alsô, daz er alle zeit
Line: 12 stêt daz mêrer tail gegen der sunnen underganch über,
Line: 13 wan er volgt der sunnen trægleich. der nun sein antlütz
Line: 14 kêrt gegen dem himelwagen und den ruck gegen mittem
Line: 15 tag, dem ist der stern ze der rehten hant. kêrst aber dû 15
Line: 16 den sin umb in anderr weise, sô ist er auch wâr, wan
Line: 17 ez ist anders niht gesprochen denne daz der stern træg
Line: 18 ist. daz ist dar umb, als Plinius spricht, daz in der ge\stirnt
Line: 19 himel hindert in seinem umblauf, und dar umb,
Line: 20 daz er træg ist, sô ist er dester kelterr krefte, seint snel\liu 20
Line: 21 wegung ist ain sach der hitz. aber Augustînus der
Line: 22 spricht über genesim daz puoch, daz der stern dar umb
Line: 23 kalt sei von den wazzern, die ob den himeln sint. wær\leich
Line: 24 mit urlaub, daz ist ain spot, wann kain wazzer ob
Line: 25 den himeln ist. wær aber wazzer dâ, daz den stern frœrt, 25
Line: 26 daz frœrot allermaist den gestirnten himel, und sô wær
Line: 27 er dann sô kalt, daz er daz ertreich sô gar durchfrœret,
Line: 28 daz kain fruht noch kain leben dar auf wol beleiben
Line: 29 möht. und wenn diu hailig geschrift spricht, daz wazzer
Line: 30 ob den himeln sei, daz verstên ich von dem cristallischen 30
Line: 31 himel, der lauterm wazzer geleich ist, wan der ist ob
Line: 32 dem gestirnten himel. gedenk niht, daz ich pezzer well
Line: 33 sein wann Augustînus, wann er hât an seinem anvanch
Line: 34 vil gesprochen, daz er hinden nâch widersprochen hât.
Line: 35 dar umb sprich ich, daz der stern Satjâr an seinr aigenr 35
Line: 36 nâtûr kalt ist, dâ mit in got beschaffen hât.
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Line: 3 Der ander planêt haizet Jupiter ze latein, daz ist ze
Line: 4 däutsch helfvater, dar umb, daz der stern sänftig ist,
Line: 5 warm und trucken, niht sêr, daz ist sänftfäuht. und diu 5
Line: 6 zwai, wirm und sänftfäuhten, sint ain ursprinch und ain
Line: 7 beschirmung des lebens. dar umb macht er allez ertreich
Line: 8 frühtig und pringt guoteu jâr, wenne er in seiner magen\kraft
Line: 9 ist und in seiner besten wonung. seind er nun dem
Line: 10 Satjâr wider ist mit seinen kreften, der sein vater haizt, 10
Line: 11 dar umb, daz er ze næhst ob im ist, sô haizt man in
Line: 12 spöttischen den helfvater, wan er hindert seinen vater mit
Line: 13 seinen werken, oder er haizt dar umb der helfvater, daz
Line: 14 er ain vater ist und ain helfer der frühten und des lebens
Line: 15 auf erden. wan als der bedäuter spricht auf die stern\kunst 15
Line: 16 Marciani des maisters: wær kain ander stern wann
Line: 17 der helfvater, sô wærn alle menschen untœtleich. daz
Line: 18 verstên ich nâch der nâtûr lauf, niht nâch gotes willen.
Line: 19 Marcianus spricht, daz der stern zuo allen dingen hail\sam
Line: 20 sei und tœtleichen dingen gesunthait pring. der 20
Line: 21 stern volpringt seinen lauf in zwelf jârn.
Line: 24 Der dritt planêt haizt ze latein Mars, daz ist ze
Line: 25 däutsch gehaizen der streitgot, dar umb, daz er von sei\ner 25
Line: 26 kraft gar heiz und trucken ist. und wenne er in sei\nem
Line: 27 aigenn satz ist, sô hitzt er der menschen herz und
Line: 28 ir nâtûr und macht si zornich. der stern ist rôt reht als
Line: 29 ain glüender kol und volpringt seinen lauf in zwain jâren.
Line: 32 Der vierd planêt haizt ze latein sol und ze däutsch
Line: 33 diu sunne. der stern ist scheinend und leuhtend über
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Line: 1 all ander stern, alsô daz er mit seinem lieht des tages
Line: 2 aller anderr stern lieht vertiligt, daz man ir niht siht.
Line: 3 diu sunn vollepringt irn lauf in drein hundert tagen und
Line: 4 in fünfundsehzig tagen und in ainem viertail ains tages.
Line: 5 wenne diu sunne in irm aufganch des morgens rôt scheint 5
Line: 6 oder tunkel oder wenne si verporgen ist under den wol\ken,
Line: 7 daz bezeichent regentage. wenne aber si des âbendes
Line: 8 rôt scheint, sô bedäut ez den andern tag schœn. daz ist
Line: 9 dar umb, daz si des âbendes durch die wolken scheinet,
Line: 10 die si mit ir under hât gezogen von unserm luft und hât 10
Line: 11 den gerainget; aber wenne si des morgens durch die
Line: 12 wolken scheinet, sô hât si in unserm luft wolken vor ir
Line: 13 und ist der luft trüeb. ist aber, daz si flach dunket alsô
Line: 14 daz si ze mittelst scheint und daz si iren schein wirfet
Line: 15 beseits gegen mittem tag und gegen den himelwagen, 15
Line: 16 daz bedäut ain fäuhtez weter windigez. ist si plaich ân
Line: 17 swerzen, daz bedäut wint ân regen. Diu sunne hât fünf\zehen
Line: 18 aigenchait. si ist scheinend an ir selber und strä\wet
Line: 19 irn schein von ir auf andreu dinch. si ist ain prunn
Line: 20 oder ain ursprinch der hitz. si zeuht die wolken an sich. 20
Line: 21 si ist ain form oder ain gestalt der varb. si derläuht den
Line: 22 mônen. si pringt naht und tag. si macht die fruht zei\tig.
Line: 23 si trückent fäuht gemachteu ding. si gêt ein, tuost
Line: 24 dû auf. si zerflœzet daz eis. si gefräwet gesundeu augen
Line: 25 und betrüebet krankeu augen. si gêt auf und unter. si 25
Line: 26 steigt hôch und nider, wann in dem sumer ist si hôch, in
Line: 27 dem winter ist si nider. die fünfzehen aigenchait vind
Line: 28 wir an der auzerwelten sunnen, unserr frawen von himel\reich.
Line: 29 der Salomôn spricht in der minne puoch: si ist auz\derwelt
Line: 30 als diu sunne. unser frawe ist scheinend an ir 30
Line: 31 selber mit aller tugent, mit aller klârhait und mit aller
Line: 32 sælichait. dar umb spricht der minne puoch: wer ist diu
Line: 33 dort her gêt als der morgenrôt, der des morgens aufpre\hend
Line: 34 ist? ze dem andern mâl sträut unser frawe iren
Line: 35 schein mit wunderleichen werken und mit guottæten irr 35
Line: 36 milten sänftichait. des dritten mâls ist si ain prunne der
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Line: 1 hitz, daz ist der haizen liebe, wan wir werden entzunt
Line: 2 von ir als von ainem ebenpild der lieb, seit wir wizzen,
Line: 3 daz si ir kint sô lieb het, als Ambrosius spricht: dô si ir
Line: 4 kint sach hangen vor ir an dem cräuz, scholt ez sein
Line: 5 gewesen, si het sich für ez lâzen cräuzigen und martern 5
Line: 6 und was berait under dem cräuz ze sterben umb irn ain\gepornen
Line: 7 sun. des vierden mâls zeuht si die wolken an
Line: 8 sich, daz sint die menschen, die dâ fliegent sam die wol\ken
Line: 9 mit irn guoten werken und die dâ schreiend: zeuch
Line: 10 mich nâch dir! des fünften mâls ist si ain gestalt der 10
Line: 11 varb, wann in der vinster mag niemd varb erkennen,
Line: 12 dar umb gibt daz lieht der varb ir gestalt und ir form.
Line: 13 alsô tuot unser frawe, diu gibt den rewern und den püe\zern
Line: 14 violisch varb, den martern rôter rôsen varb, den
Line: 15 junkfrawen lilienvarb. ze dem sehsten mâl erläuht unser 15
Line: 16 fraw den mônen, daz ist diu cristenhait, die dâ stêt in
Line: 17 irm geprechen, und dâ von singt diu christenhait von ir:
Line: 18 dû hâst alle pôshait und ketzrei allain verderbet. ze dem
Line: 19 sibenden mâl pringt unser fraw tag und naht, daz ist ge\nâd
Line: 20 und güete den guoten, die widerkêrn wellent, und 20
Line: 21 ungenâd den, die irn namen unêrent, als die verfluochten
Line: 22 juden. des ahten mâls macht unser frawe die fruht
Line: 23 zeitich, wenn wir uns vleizen, daz wir mit tugenden ir
Line: 24 geleichen. die tugent pringt si uns zuo ganzem guotem
Line: 25 end. ze dem neunden mâl trückent si fäuhtgemachteu 25
Line: 26 dinch, wenn wir von irn genâden hert und stæt werden
Line: 27 in unserm guoten fürsatz und wir uns gürten mit der
Line: 28 gürteln der käuschait und der rainikait. des zehenden
Line: 29 mâls gêt unser fraw ein, ist daz dû auf tuost. wann
Line: 30 tuost dû den munt auf mit piten und mit loben, sô gêt 30
Line: 31 si in dein sêl und in dein herz mit genâden und mit
Line: 32 süezikait. ich waiz niemant, der si niht lob, wann den,
Line: 33 der irr gnâden und irr gâb niht enpfangen hât. wizz,
Line: 34 daz gâb und zuotætichait vil lieb und lobs enzündet.
Line: 35 ze dem ainlften mâl zerflœzet si daz eis, daz ist daz si 35
Line: 36 die trâghait unserr gewizzen waicht und unser unrainez
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Line: 1 herz in zäher und in wainen ganzer rewe zerflœzet. ze dem
Line: 2 zwelften mâl gefräwet si gesundeu augen, daz ist, daz si
Line: 3 die guoten gesunden christen derläuht zuo der genâd der
Line: 4 himelischen fräud. des dreizehenden mâls betrüebet si diu
Line: 5 pœsen kranken augen, daz si niht mügen gesehen ir klâr\hait, 5
Line: 6 daz sint die iren gedank und allen iren fleiz auf
Line: 7 irdische wollüst legent, die mügent ir überflüzzig genâd
Line: 8 und ir süez miltikait niht angesehen. ze dem vier\zehenden
Line: 9 mâl gêt si auf und under. wan in der gepurt
Line: 10 irs êrsten aingepornen suns unsers herren Jêsû Christi 10
Line: 11 gieng si auf in den tag der sælichait allem menschleichem
Line: 12 gesläht und gieng under mit dem grôzen mitleiden, daz
Line: 13 si het in dem tôde und in der marter irs lieben kindes.
Line: 14 dô naigt si sich und naigt sich heut zuo allen den her\zen,
Line: 15 diu ir leiden under dem cräuz betrahtent. ze dem 15
Line: 16 fünfzehenden mâl swebt unser fraw hôch und nider. si
Line: 17 swebt des êrsten hôch, dô si enpfangen wart von irm
Line: 18 lieben kind in die êwigen fräud, und swebt dâ nâch nider
Line: 19 alle tag und alle zeit, wenne si ir genâd uns armen sün\dern
Line: 20 her nider geuzet auf ertreich, seind si unser für\sprecherin 20
Line: 21 ist vor dem obristen rihter. noch ist ain aigen\chait
Line: 22 der sunnen, daz si verr grœzer ist wann daz ganz
Line: 23 ertreich. Alfragânus der sternseher spricht, daz si hun\dert
Line: 24 stunt und sehzig stunt grœzer sei wann daz ganz
Line: 25 ertreich. alsô hât unser frawe siben wirdichait an ir, dâ 25
Line: 26 mit si alle irdische junkfrawen übertrift und dâ mit si
Line: 27 derhœht ist über die kœr der engel. diu êrst wirdichait
Line: 28 diu ist, daz si käusch gelobte in der antwurt zuo dem
Line: 29 englischen gruoz, wan dô der engel sprach: sich, dû zuo\gefæchst
Line: 30 und gepirst ain kindlein, dô sprach si: wie ge\schiht 30
Line: 31 daz, seind ich kainen man erkenne? daz ist sô
Line: 32 vil gesprochen, sam die lêrer sagent, ich wil kainen man
Line: 33 nümmer derkennen. alsô setz wir oft den spruch der
Line: 34 gegenwürtichait für den spruch der künftichait, als wenn
Line: 35 dû mich ladest auf den künftigen samstag zuo flaisch, sô 35
Line: 36 sprich ich: ich izz niht flaisch an dem samstag, daz ist:
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Line: 1 ich wil sein niht ezzen an dem künftigen samstag. diu
Line: 2 ander wirdichait ist, daz si raineu magt swanger was. dar
Line: 3 umb sprach der engel zuo ir: der hailig gaist der kümpt
Line: 4 in dich, als er spræch: dâ von wirst dû swanger ân män\leich
Line: 5 gesellschaft. diu dritt wirdichait ist, daz si got ge\par, 5
Line: 6 und dâ von sprach Ovidius von ir und von irm kind:
Line: 7 ain neuwez kindel wirt iezund her ab gelâzen von dem
Line: 8 hôhen himel. nu schaw, wie gar sælicleichen sich unser
Line: 9 fraw für hât gesehen, daz si ir selber hât daz pest tail
Line: 10 auzerwelt von zwain wesen, von der ê und von der käu\schait. 10
Line: 11 diu ê hât zwuo aigenchait an ir selber: si ist
Line: 12 fruhtpær und ist unsauber in den werken irr frühten. sô
Line: 13 hât diu käuschait auch zwuo aigenchait, wan si ist un\fruhtpær
Line: 14 und ist sauber oder rain. nu hât unser fraw
Line: 15 auz der ê genomen frühtichait und von der käusch reini\kait. 15
Line: 16 die andern zwai hât si gelâzen. diu vierd wirdic\hait
Line: 17 ist, daz si alle ir tag belaib ân mail, wann dô si
Line: 18 ain arch was und ain auzerwelter sal des obristen gotes,
Line: 19 dô was pilleich, daz daz götleich vaz all zeit smekt nâch
Line: 20 dem schatz, der dâ inne was. und dâ von spricht sant 20
Line: 21 Augustîn in dem puoch von der güete der ê: alle die
Line: 22 geporn werden von Adam und Even, die sint gepunden
Line: 23 ze sprechen: vergib uns unser schuld, ân die sæligen
Line: 24 junkfrawen. dâ wil ich nihts von sprechen noch wil ir
Line: 25 gedenken, wenne man von den sünden sagt, durch die 25
Line: 26 êre unsers herren, die er an si hât gelegt. diu fünft
Line: 27 wirdichait ist, daz si gesæliget ist mit allen tugenden,
Line: 28 dar umb sprach der engel: gegrüezt pist dû voller ge\nâden,
Line: 29 und spricht auch Salomôn von ir, als ob si von
Line: 30 ir selber spræch: in mir ist alliu genâd des rehten weges 30
Line: 31 und der wârhait. diu sehst wirdichait ist, daz si irm sun
Line: 32 gepeut als ain muoter irm kind gepieten schol, und dâ
Line: 33 von spricht maister Adam von Sant Victor in seiner se\quenzien
Line: 34 von unser frawen: ora patrem, jube nato, daz
Line: 35 spricht: pit den vater, gepeut dem sun. diu sibend wir\dichait 35
Line: 36 ist entsprungen von den allen und ist, daz si
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Line: 1 derhœhet ist über all himel, dô si enpfangen wart mit
Line: 2 leib und mit sêl in die êwigen fräud. dar umb spricht
Line: 3 Johannes in der taugen puoch von ir: der môn ist under
Line: 4 irn füezen, daz ist alliu wandeleicheu crêatûr.
Line: 7 Der fünft planêt haizt Venus ze latein und haizt ze
Line: 8 däutsch der morgenstern, wenn er des morgens aufgêt
Line: 9 vor der sunnen, oder haizt der mettenstern dar umb, daz
Line: 10 er ze mettenzeit gar mit klârem lieht durch die wolken 10
Line: 11 her prehet. er haizt auch der âbentstern, wenne er des
Line: 12 âbendes auf gêt nâch der sunnen underganch, und haizt
Line: 13 auch dann der tierstern, dar umb, daz diu wilden tier
Line: 14 dann her für gênt auz den wälden und auz den hölrn
Line: 15 und ir waid dann suochent, diu des tages niht her für ge\torsten. 15
Line: 16 er haizt auch der minnenstern dar umb, daz er
Line: 17 seineu kint, ez sei fraw oder man, minnenzæm macht, und
Line: 18 dar umb haizent die hofierer der minnen götinne Venus.
Line: 19 daz ist des êrsten von dem stern genommen. dar umb
Line: 20 spricht manger: Venus, hilf auz! der niht waiz, waz Venus 20
Line: 21 ist. er haizt auch ze latein Lucifer, daz ist ze däutsch
Line: 22 liehttrager, dar umb, daz er ain minnecleichez lieht
Line: 23 pringt, daz ain iegleich herz gefräwet, daz in eben an
Line: 24 siht. der stern volpringt seinen lauf in dreinhundert
Line: 25 tagen und in ahtundvierzig tagen, vil nâch geleich der 25
Line: 26 sunnen. der stern hât aht edel aigenchait. diu êrst ist,
Line: 27 daz er ain schœn lieht tregt. diu ander, daz er taw
Line: 28 pringt. diu dritt, daz er von seinem schœnen lieht der
Line: 29 menschen herz gefräwet, die in an sehent. diu vierd ist,
Line: 30 daz er wacht, daz ist, daz er wachend macht und die 30
Line: 31 läut aufstênt gegen dem tag. diu fünft ist, daz er zim\leich
Line: 32 ist und lustig an ze sehen. diu sehst ist, daz er
Line: 33 vor der sunnen aufgêt des morgens. diu sibent ist, daz
Line: 34 er dem mônen volgt in seinem scheingeprechen, wenn der
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Line: 1 môn von der sunnen hindan kümpt für den morgenstern.
Line: 2 diu aht ist, daz er in dem winter scheint und in dem
Line: 3 sumer niht scheint des morgens. Pei dem morgenstern
Line: 4 verstên wir ainen iegleichen hailigen lêrer, der den läuten
Line: 5 daz gotswort vorsagt und dar nâch würket und lebt. der 5
Line: 6 hât die aht aigenchait an im. des êrsten tregt er ain
Line: 7 schœn lieht, dar umb spricht unser herre zuo seinen
Line: 8 zwelfboten und allen seinen jungern: ir seit ain lieht
Line: 9 der werlt, und spricht auch zuo in: ewer werk diu sülnt
Line: 10 scheinen, und mêr spricht er: prinnend läuhter sülnt sein 10
Line: 11 in ewern henden. dar umb sint die hailigen lêrer läuh\tend
Line: 12 an in selber mit allen tugenden. diu ander aigen\chait
Line: 13 ist, daz si taw pringent mit dem hailigen gotswort,
Line: 14 daz tawet in die andæhtigen herzen und pringt dar inne
Line: 15 pluomen und früht der êwigen sælichait. dar umb spricht 15
Line: 16 sanctus Gregorius: daz vinster wazzer in den wolken des
Line: 17 luftes ist diu vinster kunst in den sprüchen der weissagen.
Line: 18 diu dritt aigenchait ist, daz die hailigen lêrer mit irm
Line: 19 schœnem lieht, daz ist mit irm rainen leumund und mit
Line: 20 irm êrhaften wandel frô machent den, der dâ sitzet in der 20
Line: 21 vinster der sünden und der tôrhait. diu vierd ist, daz si
Line: 22 wachent alle stunt gegen gotes vorht. dar umb spricht
Line: 23 unser herre: sælig ist der kneht, den sein herre wachend
Line: 24 vindet, wenn er zuo ime kümpt. diu fünft ist, daz er
Line: 25 lustig ist an ze sehen ain iegleich hailiger lêrer von 25
Line: 26 menschleicher vernunft, wann er plüet herzecleichen
Line: 27 schôn in tugenden und in werken reht als ain wolgeladen
Line: 28 mandelpaum in dem maien. diu sehst ist, daz er vor der
Line: 29 sunnen aufgêt, wann ain iegleich hailiger lêrer gêt vor
Line: 30 der götleichen sunnen der obristen gerehtikait reht sam 30
Line: 31 ain ritter vor seinem herren, der seins herren veint tœtt
Line: 32 mit ainem zwischarpfen swert, daz ist, daz die hailigen
Line: 33 lêrer die menschen tœtent in werltleichen werken und si
Line: 34 lebendig machent in got. diu sibent ist, daz der hailig
Line: 35 lêrer dem mônen volget in seinem scheingeprechen, daz 35
Line: 36 ist, daz er mitleidend ist der christenhait in irer krankhait,
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Line: 1 dar umb spricht sant Paulus: wer siht und ich niht sihe?
Line: 2 diu aht ist, daz der hailig lêrer in dem winter scheint
Line: 3 und in dem sumer niht, daz ist: in den leiden durch gotes
Line: 4 willen scheint er mit der hitz des starken götleichen ge\lauben
Line: 5 und der selb schein ist oft verporgen gegen den 5
Line: 6 läuten, wenne die hailigen lêrer in gemach sint ân an\vehtung.
Line: 7
Line: 10 Der sehst planêt ist ze latein gehaizen Mercurius, 10
Line: 11 daz ist ze däutsch der kaufherre oder der kaufleut herre,
Line: 12 dar umb, daz sein kint, die er macht in der muoter leib,
Line: 13 wol gespræch sint, wann wolgespræchikait gehœrt die
Line: 14 kaufläut an. er haizt auch in kriechisch stilbὂn, daz
Line: 15 ist ze däutsch guot tröpfel, dar umb, daz er guot genâd 15
Line: 16 geuzet und eintropft den kinden, der herr er ist. der
Line: 17 stern volpringt seinen lauf in dreinhundert tagen und in
Line: 18 sehsunddreizig tagen oder vil nâhen dâ pei. ez sprechent
Line: 19 auch etleich, daz er gelück hab ze geben auf kauf\manschaft.
Line: 20 20
Chapter / Strophe: 7 7.
Line: 21
Line: 22 VON DEM MONEN.
Line: 23 Der sibend planêt und der aller niderst gegen uns
Line: 24 haizt ze latein Luna und ist ze däutsch als vil gesprochen
Line: 25 als ain frömdliehter, dar umb, daz der môn sein lieht 25
Line: 26 nimpt von der sunnen und an im selber kain aigen lieht
Line: 27 hât. iedoch sprechent etleich alt maister, daz des mônen
Line: 28 kugel ain halbtail schein hab mit inwendigem aigem lieht
Line: 29 und daz ander halptail vinster, und daz sich diu kugel ân
Line: 30 underlâz umbreid, unz daz uns daz lieht halptail schein, 30
Line: 31 und dar nâch werd daz vinster tail gegen uns gekêrt.
Line: 32 daz ist falsch und widersprechent ez die grôzen maister
Line: 33 und sant Augustîn in ainem sendprief, den er sant seinem
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Line: 1 freund Januario, spricht, daz der môn erläuht werd von
Line: 2 der sunnen. der môn verleust seinen schein, wenn daz
Line: 3 ertreich gerihts ist gesatzt zwischen dem môn und der
Line: 4 sunnen: sô mag diu sunne irn schein niht gewerfen auf
Line: 5 den mônen. dar umb muoz er denn ân schein sein. 5
Line: 6 wenne der môn geleich gegen der sunnen über ist, sô ist
Line: 7 er vol; wenn aber in diu sunn beseits an schilhet, sô ist er
Line: 8 niht ganz vol, und wenn er gar under der sunnen ist, sô
Line: 9 hât er niendert kain lieht an dem tail, daz gegen uns
Line: 10 gekêrt ist, dar umb, daz des mônen kugel dicke ist und 10
Line: 11 vinster und mag der sunnen lieht niht genemen durch
Line: 12 sich, als ain glas oder ain ander durchscheinendez dinch.
Line: 13 der môn volpringt seinen lauf in dreizig tagen, alsô spricht
Line: 14 unser puoch, oder in sibenundzwainzig tagen und in aht
Line: 15 stunden, als die sternseher sprechent. der môn ist verr 15
Line: 16 klainer denne diu sunne, aber er scheint uns als grôz
Line: 17 dar umb, daz er uns verr næhender ist wan diu sunne,
Line: 18 dar umb, daz zwên himel zwischen der sunnen himel
Line: 19 sint und des mônen himel, als hie vor gesait ist, wann
Line: 20 des morgenstern himel und des sprechherren himel sint dâ 20
Line: 21 zwischen. der môn hât in im swarz flecken, und spre\chent
Line: 22 die laien, ez sitz ain man mit ainer dornpürd in
Line: 23 dem mônen. daz ist aber niht wâr; ez ist dar umb, daz
Line: 24 der môn an den stucken dicker ist an seinem antlütz
Line: 25 wann an andern enden, und dar umb nimt er dâ selben 25
Line: 26 der sunnen schein niht, dâ von scheinent uns diu selben
Line: 27 stuck vinster. der môn ist ain vater und ain maister
Line: 28 aller fäuhten, und dar umb sint etsleich wazzer gegen
Line: 29 der sunnen aufganch, diu aufnement und abnement nâch
Line: 30 des mônen aufnemen und abnemen, wann alliu fäuhten 30
Line: 31 wehst wenn der môn wehst, si sei an gesellten dingen
Line: 32 oder an ungesellten dingen. auch all fäuht wêtagen mê\rent
Line: 33 sich, als diu wazzersühte und sämleich siehtum, und
Line: 34 dar umb sint etleicher tier leip sterker wenn der môn
Line: 35 aufnimt wan sô er abnimt, als man siht an den wolfen, 35
Line: 36 wann si jagent denne mêr wan ander zeit, und die
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Line: 1 slingenden würm, die vergiftich sint, die sint denne
Line: 2 schedleicher wan ander zeit. daz hâr wechst auch zder
Line: 3 zeit mêr wan zuo ander zeit, und als lang der môn
Line: 4 gêt von der sunnen aufganch unz an daz mittel tail des
Line: 5 himels, als lang gênt alliu mertier und alliu slingendiu 5
Line: 6 tier auz iren wonungen, und wenn der môn sich naigt
Line: 7 zuo seinem undervallen, sô verpergent si sich. wizze, daz
Line: 8 diu naht, als Aristotiles spricht, wermer ist sô der môn
Line: 9 vol ist wann ander näht; daz ist dar umb, daz der môn
Line: 10 denne grœzern schein hât. Albumasar der sternseher 10
Line: 11 spricht: ist daz ain mensch lang sitzt oder slæft des
Line: 12 nahtes an dem mônschein, sô wirt ez træg und swær und
Line: 13 wirt huostend und wirt oft im daz haupt flüzzich und
Line: 14 wêtuond. ist auch daz der mônschein tôter tier flaisch
Line: 15 begreift, daz macht er unsmeckend. ez spricht auch un\ser 15
Line: 16 puoch, ist daz des mônen schein durch ain engez
Line: 17 fenster gêt auf ains zerprochen pfärdes geswer auf dem
Line: 18 rucken, ez stirbt, und stürb niht, stüend ez an der weiten
Line: 19 in dem mônschein. des menschen haupt und sein hirn
Line: 20 verwandelnt sich auch vast nâch des mônen lauf, als wir 20
Line: 21 sehen an den, die ir unsinne gewinnent und verliesent
Line: 22 nâch des mônen lauf. der môn rôt und plaich bedäut
Line: 23 mangerlai weter, als vor gesprochen ist von der sunnen.
Line: 24 der môn küelt der sunnen hitz und erläuht die naht und
Line: 25 ist der erden aller næhst under allen sternen. iedoch 25
Line: 26 mügen wir alle aigenchait des mônen besliezen mit zehen
Line: 27 dingen, diu an unser frawen sint.
Line: 28 Daz êrst ist, daz der môn ist ain vater aller fäuhten;
Line: 29 alsô ist unser frawe ain muoter aller genâden, als vor
Line: 30 gesprochen ist von der sunnen. daz ander ist, daz der 30
Line: 31 môn küelt der sunnen hitze; alsô fäuhtigt unser frawe
Line: 32 den zorn des obristen rihters, als wir vinden geschriben
Line: 33 von Theophilo, der sich dem teuvel het ergeben und go\tes
Line: 34 verlaugent, den prâht unser frawe wider, als si mangen
Line: 35 sünder widerprâht hât. daz dritt ist, daz der môn seinen 35
Line: 36 schein verleust wenn er die sunnen verleust; alsô ver\lôs
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Line: 1 unser frawe iren schein kintleicher gegenwürtichait
Line: 2 und kintleicher fräuden, dô ir kint, diu wâr sunn der ge\rehtikait,
Line: 3 starb an dem cräuz. dar umb schreibt Lucas,
Line: 4 daz Simeon hinz ir sprach in dem tempel: ain swert wirt
Line: 5 dringen durch dein sêl. dâ mainôt er daz swert des pit\tern 5
Line: 6 smerzen, den si dâ lait. daz vierd ist, daz diu sunn
Line: 7 dem mônen schein gibt; alsô gab unser herr unserr fra\wen
Line: 8 schein und genâd, dô er ir seinen hailigen gaist sant,
Line: 9 und dâ von sprechent etleich lêrer, daz Josep ir antlütz
Line: 10 niht entorst angesehen die weil si swanger was, und spricht 10
Line: 11 auch Mathæus, daz Josep si niht erkante unz daz si ge\nas
Line: 12 ires êrstgepornen suns. daz fünft ist, daz der môn
Line: 13 die naht erläuht; alsô erläuht unser frawe die hailigen
Line: 14 christenhait, als man von ir singet: frewe dich, Marîâ
Line: 15 raineu magt, wan dû hâst allain alle ketzerei vertilgt. 15
Line: 16 daz sehst ist, daz der môn die werlt erläuht, wenne diu
Line: 17 sunne hin ist, wann wenne diu sunne under der erden ist
Line: 18 und der môn dar ob, sô verstêt der môn der sunnen stat.
Line: 19 alsô tet unser frawe, dô unser herr ze himel fuor: dô
Line: 20 liez er unser frawen hie niden seinen jungern zuo ainem 20
Line: 21 trôst und zuo ainer läuhtenden anweisung. dar umb
Line: 22 sprechent die hailigen lêrer, daz Lucas von irem mund
Line: 23 hab geschriben die êwangeli. daz sibend ist, daz der
Line: 24 môn under allen planêten dem ertreich aller næhst ist;
Line: 25 alsô ist unser frawe under allen hailigen uns aller genæ\digst 25
Line: 26 und ist ain mittlerin und ain fridsprecherin zwischen
Line: 27 got und dem sünder. daz aht ist, daz der môn wehst
Line: 28 und aufnimt; alsô wuohs unser frawe und nam auf von
Line: 29 der zeit als ir got gekünt wart, und daz aufnemen wart
Line: 30 volprâht, dô si sein genas. si nam auch ab, als vor ge\sprochen 30
Line: 31 ist, an gegenwürtigem trôst irs kindes, dô si
Line: 32 daz verlôs auf erden. dâ nâch nam si nümmer mêr ab
Line: 33 unz daz si enpfangen wart in die êwigen fräud, wann dâ
Line: 34 ist si diu allerschœnist ob allen frawen und diu aller\liebst
Line: 35 dem obristen kaiser ân allen geprechen in ganzer 35
Line: 36 volkumenkait. daz neund ist, daz der môn scheint und
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Line: 1 läuht; alsô scheint unser frawe mit käuschhait und mit
Line: 2 klârhait des leibes und der sêl, daz ist mit zwairlai klâr\hait,
Line: 3 und dar umb haizt si ir lieb zwirschœn in der min\nen
Line: 4 puoch, dâ er zuo ir spricht: wie gar schœn dû pist,
Line: 5 mein freundin, wie gar schœn dû pist! daz zehend ist, 5
Line: 6 daz der môn tailt die zeit mit seinem lieht; alsô tailt
Line: 7 unser frawe die zeit der genâden und der ungenâden,
Line: 8 wann si hât uns prâht die zeit der genâden und hât ver\tilgt
Line: 9 die zeit der ungenâden.
Line: 12 Daz sint die siben planêten, als si nâch ainander hie
Line: 13 gesetzt sint, reht als ir siben himel ob ainander stênt, und
Line: 14 ist ain planêt als vil gesprochen in kriechischer sprâch
Line: 15 als ain irrgênder stern oder als ain selbwalzender stern 15
Line: 16 dar umb, daz die siben stern von in selber walzend sint
Line: 17 in irn aigen himeln und niht gesetzt sint an den ge\stirnten
Line: 18 himel.
Line: 19 Nu wil ich niht mêr dâ von sagen, wann wer mêr dâ
Line: 20 von well wizzen, der zeug im und les daz däutsch puoch, 20
Line: 21 daz ich hân gemacht von der gestalt der welt, und hai\zet
Line: 22 die däutsch Spera, und hebt sich an:
Line: 23 flüzz in mich aller gnâden runst,
Line: 24 dâ vint man vil hübscher dinge inn.
Chapter / Strophe: 9 9
Line: 25
Line: 26 VON DEM VEUR.
Line: 27 Nu ist zeit, daz wir sagen von den vier elementen.
Line: 28 der element sint viereu: feur, luft, wazzer und erd. daz
Line: 29 feur ist haiz und trucken und ist sein sinwelliu huot gênd
Line: 30 umb und umb ze næhst nâch des mônen himel. aber daz 30
Line: 31 selb feur ist unsihtich reht als der luft unsihtich ist, dar
Line: 32 umb, daz ez an der selben stat verre behender ist wann
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Line: 1 der luft. ez verprennet auch niht diu dinch, diu hie
Line: 2 niden sint, dar umb, daz ez verr von in ist, und auch dar
Line: 3 umb, daz ez der luft mit seinr aigenchait sänftigt. des
Line: 4 feures aigenchait müg wir kürzleichen begreifen mit aht
Line: 5 dingen. daz êrst ist, daz ez zestœrt oder zepricht, als 5
Line: 6 wir sehen an den dingen, diu ez verprennet. daz ander
Line: 7 ist, daz ez waich macht, als wir sehen an dem plei und
Line: 8 an anderm gesmeid. daz dritt ist, daz ez zesamen zeucht,
Line: 9 als wir sehen an den fäuhten häuten oder an dem leder.
Line: 10 daz vierd ist, daz ez sterkt oder starch macht, als wir 10
Line: 11 sehen an den waichen vazzen, diu die hafner von tahen
Line: 12 oder laime machent. daz fünft ist, daz ez die vinster er\läuht,
Line: 13 als wir sehen an dem feur, daz flammen hât. daz
Line: 14 sehst ist, daz ez derschrekt, als wir sehen an dem plitzen.
Line: 15 daz sibend ist, daz ez anzündet, als wir sehen an mangen 15
Line: 16 dingen. daz aht ist, daz ez gefrewet oder frô macht, als
Line: 17 wir sehen in der kelten winters zeiten. Die acht aigen\chait
Line: 18 des fewers geleichent den werken des hailigen gaistes.
Line: 19 der hailig gaist haizt wol ain feur, dar umb spricht un\ser
Line: 20 herr Jêsus Christus: ich pin komen ain feur ze senden. 20
Line: 21 daz selb feur verzert des êrsten den rost der sünden. dar
Line: 22 umb spricht diu geschrift: unser herr ist ain verzerndez
Line: 23 feur. daz ander werch des hailigen gaistes ist, daz er
Line: 24 herteu dinch waich macht, als herteu staineineu herzen.
Line: 25 dar umb spricht Ezechiel auz gotes mund: ich wil ain 25
Line: 26 stainein herz von euch nemen. daz dritt werch ist, daz
Line: 27 der hailig gaist zesamen zeuht die flüzz der unkäusch, reht
Line: 28 als diu sunne, diu ain prunn ist der hitz. dar umb spri\chet
Line: 29 Salomôn in dem puoch der weishait: diu sunn ist
Line: 30 aufgangen und macht daz ertreich dürr. daz vierd werch 30
Line: 31 ist, daz der hailig gaist unsriu waichiu krankeu werch
Line: 32 und unsern kurzen fürsatz sterkt und lengt. dar umb
Line: 33 spricht diu geschrift: diu vaz des hafners bestætigt der
Line: 34 haiz oven. daz fünft werch ist, daz der hailig gaist die
Line: 35 vinster erläuht, daz sint diu dunkeln herzen. dar umb 35
Line: 36 spricht Moyses in dem puoch von der welt anvanch: got
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Line: 1 sach daz lieht, daz ez guot was, und tailt daz lieht und
Line: 2 die vinster. daz sehst werch ist, daz der hailig gaist er\schrecket
Line: 3 die sünder und si strâfet. dâ von spricht diu
Line: 4 geschrift in dem puoch von den zwelfpoten: dô diu
Line: 5 stimm des hailigen gaistes an dem pfingstag wart gehœrt, 5
Line: 6 dô derschrâken unsers herren junger alle; und spricht
Line: 7 auch daz êwangeli, daz der hailig gaist die werlt strâf
Line: 8 umb ir sünd. daz sibend werch ist, daz der hailig gaist
Line: 9 den menschen entzünt zuo gotes minne und zuo des næh\sten
Line: 10 lieb. daz aht werch ist, daz der hailig gaist die 10
Line: 11 traurigen herzen trœst, und gefrewet die armen waisen
Line: 12 in dirr werlt. dâ von spricht diu geschrift: der hailig
Line: 13 gaist ist paraclitus, daz ist ain trœster.
Line: 14 Noch sint siben aigenchait an dem feur. diu êrst ist,
Line: 15 daz ez snell wegleich ist. diu ander, daz ez trucken ist. 15
Line: 16 diu dritt ist, daz ez rain ist. diu vierd ist, daz man ez
Line: 17 behelt und beschirmt mit üeseln und mit luftigem aschen.
Line: 18 diu fünft ist, daz ez leihticleichen wehst. diu sehst ist,
Line: 19 daz ez von seinr nâtûr über sich auf gêt. diu sibend
Line: 20 ist, daz ez von ain klain wazzers geminnert wirt. 20
Line: 21 Die siben aigenchait des fewers mügen wir auch ge\leichen
Line: 22 den werken des hailigen gaistes. daz êrst werch
Line: 23 ist, daz der hailig gaist wegleich ist und snell in die
Line: 24 geschikten sêl kümpt und macht si gênd von tugent in
Line: 25 tugent. daz ander werch ist, daz er trucken ist in seinem 25
Line: 26 würken, wann er trückent unstætikait, diu dâ fliezend
Line: 27 ist von pôshait in erger und pringet käusch und auch
Line: 28 stætikait. daz dritt ist, daz er rain ist, wann er mag
Line: 29 niht verunraint werden. dâ von spricht Salomôn in dem
Line: 30 puoch der weishait: er rüert allen enden an von seinr 30
Line: 31 rainikait wegen. daz vierd werch des hailigen gaistes
Line: 32 ist, daz man in bedecket und behelt mit üeseln und mit
Line: 33 aschen, daz ist dêmüetichait. dâ von spricht Isaias: dû
Line: 34 gevangneu tohter Syôn, sitz in der aschen, daz ist in dê\müetichait.
Line: 35 daz fünft ist, daz der hailig gaist leihtic\leichen 35
Line: 36 wechst. dâ von spricht diu geschrift von im: der
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Line: 1 gaist ist snell varnd. daz sibend ist, daz der hailig
Line: 2 gaist geminnert wirt von ain klain wazzers, daz ist mit
Line: 3 ain klain wolgelustes und unkäusch, wann dâ wonet
Line: 4 Vehemoth der teufel, dâ des wazzers vil ist; sô fleuht der
Line: 5 hailig gaist von danne, wann er ist sô zart, daz er niht 5
Line: 6 unrainikait pei im leidt. dâ von spricht sant Bernhart:
Line: 7 der götleich trôst ist zart. Aristotiles sprichet auch von
Line: 8 dem feur: waz verr von dem feur ist, daz mag erläuht
Line: 9 werden, ez mag aber niht enzünt werden.
Line: 10 Ez ist dreierlai feur. daz êrst ist ain lieht, daz an\der 10
Line: 11 ist ain flamme, daz dritt ist ain kol. daz lieht ist
Line: 12 sam an den sternen nâch der alten maister sag, wann die
Line: 13 wânten, daz die stern feurein wærn. diu flamm ist ain
Line: 14 angezünter rauch, der dâ gêt von holz oder von andern
Line: 15 prinnenden dingen. ain kol ist ain prinnend dinch, daz 15
Line: 16 niht flammen gibt, als wir sehen an den glüenden koln.
Line: 17 Daz feur hât die art, daz ez sein materi, dar ein ez
Line: 18 aribaitet, ze aschen macht, si sei im dann gehôrsam.
Line: 19 daz feur mag niht ân materi gesein, dar ein ez würk,
Line: 20 denn allain in seiner aigenn nâtürleichen stat ze næhst 20
Line: 21 under dem mônen. daz feur verzert niht daz ez selber
Line: 22 ist, aber ez verzert daz, des ez niht enist. alsô sprechent
Line: 23 die weisen maister. reht sam tuot der hailig gaist: der
Line: 24 verzert die sünd, der er niht ist. sô daz feur ie in ainer
Line: 25 hertern materi ist, sô ez ie sterker und hitziger ist, wann 25
Line: 26 ez ist hitziger in eisen wann in aim hülzin koln und ist
Line: 27 in ainem koln hitziger wann in dem strô oder in den
Line: 28 stupfeln. alsô ist der hailig gaist sterker in den, die
Line: 29 dicke sint in tugenden, wann die dünne sint dar inne.
Line: 30 daz feur, enprant in grüenem holz, prennet vester wann 30
Line: 31 in dürrem, wan ez muoz sêrer arbaiten in grüenez wann
Line: 32 in dürrez. alsô tuot der hailig gaist, der arbait vester
Line: 33 in die sêl der jungen läut, die sich in der jugent üebent
Line: 34 mit tugent unz an ir end, danne in der alten sêle, die
Line: 35 den guoten wain verkauft habent und gebent die gerben 35
Line: 36 durch got. daz feur macht ainen verpranten stain zuo
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Line: 1 aschen. alsô tuot der hailig gaist, der macht den sünder,
Line: 2 der verprant ist mit der hitz der rewe, zuo aschen der
Line: 3 dêmüetichait. daz bezeugt uns wol Marîâ Magdalênâ und
Line: 4 Affrâ und vil ander grôz hailigen, die vor grôz sünder
Line: 5 wâren. daz feur macht mit seiner prunst etleich weiziu 5
Line: 6 dinch swarz. alsô tuot der hailig gaist, der macht die
Line: 7 schein und die glüst diser werlt swarz und unlustig der
Line: 8 götleichen sêl. dû solt auch wizzen, daz ain hailiger
Line: 9 mensch vol des hailigen gaistes geleicht ainer prinnenden
Line: 10 kerzen, wann diu kerz ist mit irm lieht nützpær andern 10
Line: 11 dingen und ir selber schad, wann si nimpt ab in der flam\men.
Line: 12 alsô tuot der hailig mensch: sô er ie mêr guoter
Line: 13 werch der werlt erzaigt, sô er ie mêr hazzes und leides
Line: 14 gewinnet gegen der werlt. dar umb sprach unser herre
Line: 15 zuo seinen jungern: ir werdet sælig, wenne euch diu werlt 15
Line: 16 hazzet. diu flamme an der kerzen wirt erleschet von dem
Line: 17 wind. alsô fleuht der hailig gaist oft von dem anplâsen
Line: 18 und von strâfen der werlt, dâ von manig mensch verkêrt
Line: 19 wirt. ez verlischet auch oft diu flamm von übriger ma\teri,
Line: 20 dar ein si würkt, als wir sehen in den ampeln, die 20
Line: 21 ze vil öls habent. alsô erlischt der hailig gaist oft in
Line: 22 dem menschen, der ze vil reichtums hât und sein herz
Line: 23 dâ von niht gewenden mag. daz feur erlischt oft von
Line: 24 übrigem plâsen und wirt wider enzunt von mæzigem plâ\sen.
Line: 25 alsô derlischet oft der gaist der hailigen hoffenung 25
Line: 26 von grôzer übriger puoz, dâ mit der peihtiger den sünder
Line: 27 erschreckt, und wirt wider enzunt von ringer sänfter an\weisung.
Line: 28 wenn des feurs lieht erlischt, sô stinket der
Line: 29 rauch, der dâ nâch gêt. alsô wenn der hailige gaist fleuht
Line: 30 von den menschen, sô äugent sich der rauch. daz feur 30
Line: 31 mag sein hitz und sein trucknen niht gelâzen: alsô mag
Line: 32 der hailig gaist niht unsauberkait geleiden. daz feur
Line: 33 wirt von verrens gesehen und macht, daz man ez selber
Line: 34 siht und andreu dinch. alsô tuot der hailig gaist: der
Line: 35 kümt von dem obristen got in des menschen sêl und 35
Line: 36 macht, daz der mensch in selber erkennet und andreu
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Line: 1 dinch. dâ von singt man von dem hailigen gaist, daz er
Line: 2 die kunst und die stimm hab aller ding. ain prinnent
Line: 3 kerz dunket ainen trunken zwuo: alsô geschicht dem
Line: 4 menschen, der trunken ist in dem hailigen gaist, alsô
Line: 5 daz er die üppichait diser werlt niht erkennen wil, der 5
Line: 6 hât zwivältig fräud von ainer gâb des hailigen gaistes.
Line: 7 der wint derweckt daz feur, alsô derweckt diu lêr der
Line: 8 hailigen lêrer den hailigen gaist in der menschensêl. daz
Line: 9 feur wirt enprant oder prinnet, wenn man die kerzen auf\riht,
Line: 10 und verlischt, wenne si ze tal kêrt. alsô wirt en\zunt 10
Line: 11 der hailig gaist, wenne sich der mensch aufriht zuo
Line: 12 got, und verlischt in des selben menschen sêl, wenn er
Line: 13 sich naigt under sich in die pôshait diser werlt. daz feur
Line: 14 wert sô lang als daz dinch wert, daz dâ prennet und dar
Line: 15 auf ez sitzt. als lang wert diu lieb gegen got und gegen 15
Line: 16 den menschen, als lang daz wert daz man lieb hât, ez sei
Line: 17 dann daz der liebhaber sein liep verlies oder im en\pfrömdet
Line: 18 werd. daz feur ist hitziger in grôzer materi,
Line: 19 wann ob der selbenlai materi klainer wær. alsô sint des
Line: 20 hailigen gaistes werch sterker in dem menschen, der grœ\zer 20
Line: 21 ist an tugenden, wann der niht sô vil tugent hât.
Line: 22 Alfragânus spricht, daz daz feur sänftig den smerzen,
Line: 23 der dâ kümpt von prunst. daz seh wir, wenne ainz seinen
Line: 24 vinger verprent und in wider zuo dem feur habt, sô smirtzet
Line: 25 er niht sô sêr sam ê. alsô sänftigt der hailig gaist den 25
Line: 26 smerzen der sêl, den diu prunst diser werlt hât prâht.
Chapter / Strophe: 10 10.
Line: 27
Line: 28 VON DEM LUFT.
Line: 29 Der luft ist von nâtûr warm und fäuht, aber diu
Line: 30 wirm ist gaistleicher an dem luft denne an dem feur, 30
Line: 31 alsô daz man ir minner enpfint an dem luft wann an dem
Line: 32 feur. ez ist auch diu fäuhten an dem luft gaistleich, alsô
Line: 33 daz man ir minner enpfint an dem luft wann an dem
Line: 34 wazzer. der luft ist. daz næhst element nâch dem feur
Page: 74
Line: 1 wann dâ des feurs huot ain end hât, dâ hebt sich des
Line: 2 luftes huot an und gêt umb und umb daz mer und umb
Line: 3 die erden, reht als daz weiz in ainem ai gêt umb den
Line: 4 totern. alsô hât got diu element geordent, wann daz
Line: 5 aller leihtest, sam daz feur ist, hât die obristen stat. 5
Line: 6 dar nâch ist der luft leihter wann daz wazzer oder die
Line: 7 erd; dar umb hât er die næhsten stat nâch dem feur.
Line: 8 Der luft hât dreu reich. daz êrst ist ze næhst dem feur
Line: 9 und ist warm und etswie vil trückner dann diu andern
Line: 10 reich des luftes, dar umb, daz daz reich dem feur nâhen 10
Line: 11 ist. daz ander reich des luftes ist gar kalt, dar umb,
Line: 12 daz ez dem feur verr ist und auch dar umb, daz der sun\nen
Line: 13 schein und der andern stern dâ selben gar gesträwet
Line: 14 ist. daz dritt reich ist pei der erden und pei dem wazzer
Line: 15 und daz ist wermer verr dann daz mitel reich dar umb, 15
Line: 16 daz sich der sunnen schein widerpricht auf der erden
Line: 17 und auf dem wazzer, reht als auf ainem spiegel.
Line: 18 Nu solt dû wizzen, daz in den drein reichen des luf\tes
Line: 19 vil wunderleicher ding geschehent, wann in dem ob\risten,
Line: 20 daz hœher ist wan alle perge, siht man ze stun\den 20
Line: 21 ainen newen stern, der ainen schopf hât oder ainen
Line: 22 sterz. in dem andern reich siht man des nahtes manger\lai
Line: 23 feur, der etsleichez vert alz ain langer wispaum, und
Line: 24 haizent ez die laien den trachen. etsleichez prinnet auch
Line: 25 als ain kerz, etsleichez hupft als ain gaiz. man siht auch 25
Line: 26 oft, als ob in den himel ain tiefez grôzez hol gê, dar zuo
Line: 27 siht man regen und snê, hagel und plitzen und hœrt man
Line: 28 donren und her ab vallent stain mit dem donren. und
Line: 29 ze stunden siht man, daz ez fröschlein regent oder klai\neu
Line: 30 vischlein. dar zuo siht man taw und reif und wil\dez 30
Line: 31 hönich her ab vallen. man siht auch mangerlai
Line: 32 wint fliegen in dem luft und siht den regenpogen und
Line: 33 des mônen und des sunnen hof und siht auch ze stunden
Line: 34 zwuo sunnen oder drei. von den allen well wir sagen
Line: 35 sô wir kürzleichest mügen, wie daz sei, daz daz lateinisch 35
Line: 36 puoch hie hinke.
Page: 75
Line: 3 Der geschopft stern haizet ze latein cometa und ist
Line: 4 niht ain rehter stern: er ist ain flamm und ain feur
Line: 5 prinnend in dem obristen reich des luftes. dar umb 5
Line: 6 scholt dû wizzen, daz daz hitzig gestirn an dem himel
Line: 7 zeuht irdischen dunst auz der erden und wäzzerigen
Line: 8 dunst auz dem wazzer und die dünst paide gênt auf in
Line: 9 den luft, dar umb daz si leiht sint sam der luft. wenne
Line: 10 nu daz ist, daz ain irdischer vaizter rauch aufgezogen 10
Line: 11 wirt in den luft, sô enzündet er sich oben in dem luft
Line: 12 pei dem feur ze næhst, und ist des dunstes vil, sô wert
Line: 13 diu flamm lang, und gêt der materi ze stunden vil zuo
Line: 14 auz dem ertreich, sô wert diu flamm lang und scheint
Line: 15 uns des nahtes als ain stern, der an dem himel stêt, reht 15
Line: 16 als ainer, der pei dunkelr naht reitt und verren siht ain
Line: 17 lieht, den dunket daz lieht ain stern sein. diu flamm
Line: 18 ist gehaizen von den maistern der geschopft stern, dar
Line: 19 umb, daz funken von im vliegent und daz er zinzelt ge\gen
Line: 20 dem tail der werlt, dâ im der dunst zuo gêt, der in 20
Line: 21 nert und fuort. der stern bedäut hungerjâr in dem land,
Line: 22 dâ er den schopf hin kêrt, dar umb, daz diu fäuhten auz
Line: 23 dem ertreich ist gezogen und diu vaizten, dar auz süez
Line: 24 wein und korn und ander früht schölten auz der erden
Line: 25 gewachsen sein, und koment oft dâ mit vil kefern und 25
Line: 26 häuschrecken. alsô sach ich ainen comêten ze Pareis, dô
Line: 27 man zalt von gotes gepürt dreuzehenhundert jâr und siben
Line: 28 und dreizig jâr, der werte mêr denne vier wochen und
Line: 29 stuont gegen dem himelwagen und het den sterz gekêrt
Line: 30 gegen däutschen landen und wegt sich mit ainr überwer\tigen 30
Line: 31 wegung gegen mittem tag, unz er verschiet. dô was
Line: 32 ich gar junk und prüeft doch allez, daz dâ nâch geschach,
Line: 33 wann dâ nâch kürzleich kom ich her auz in däutscheu
Line: 34 lant, dô kâmen sô vil häuschrecken geflogen von Ungern
Line: 35 durch Oesterreich und durch Paiern auf über den Sant 35
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Line: 1 den Main ab gegen dem Rein, daz si sô vil getraides
Line: 2 verderbten auf dem veld, daz manich gäuman verdarb.
Line: 3 daz geschach dâ von, daz der stern kraft daz wüest lant
Line: 4 in Preuzen und an etsleichen steten in Ungern, dâ ez
Line: 5 hüelich was und mosich, beraubte seiner behenden fäuhten 5
Line: 6 und liez die gerben dâ, auz den wart ain fäuhten und
Line: 7 ain sâm, dar auz die häuschrecken wurden, wan ain ieg\leich
Line: 8 tier hât sein aigen materi, dar auz ez wirt, dar umb
Line: 9 ist ain wazzer vischreich, daz ander fröschreich.
Line: 10 Der comêt bedäut auch streit und verræterei und un\trew 10
Line: 11 und etleicher grôzen fürsten tôt und gemaincleich vil
Line: 12 pluotvergiezens. alsô huoben sich dâ nâch in den næhsten
Line: 13 jâren vil krieg und streit zwischen dem küng in Franken\reich
Line: 14 und dem küng in Engellant, wan der von Engel\lant
Line: 15 dertrankt dem von Frankenreich vierzigtausent man 15
Line: 16 auf dem mer, und ains anders jârs dar nâch gesigt er
Line: 17 im an aines grôzen veltstreites, dâ küng Johannes von
Line: 18 Pehaim inne derslagen wart und vil êrbæriger ritterschaft.
Line: 19 daz geschach allez pei kaiser Ludweiges zeiten, dem vier\den
Line: 20 seines namens. nu maht dû frâgen, war umb der 20
Line: 21 stern streit bedäut und pluotvergiezen? daz ist dar umb,
Line: 22 daz ze den zeiten der stern kreft die lebleichen gaist auz
Line: 23 dem menschen ziehent und machent daz behend pluot auz\dünstend
Line: 24 auz dem menschen. sô nu der mensch trucken
Line: 25 ist und hitzig, sô ist er zornig und vicht gern, als wir 25
Line: 26 sehen an haizen läuten: wenne si vastent, sô sint si un\muotig
Line: 27 und zornich; iedoch möht man daz wol understên
Line: 28 mit guoten ræten. daz aber die maister sprechent, daz der
Line: 29 stern bedäut der fürsten tôt mêr denn armer läut tôt, daz
Line: 30 ist dar umb, daz die fürsten namhafter sint dann arm 30
Line: 31 läut und ir tôt weiter erschillet denn armer läut tôt.
Line: 34 Ez werdent auch andreu feur in dem miteln reich
Line: 35 des luftes, diu sint mangerlai, wann ez velt oft ain flamm 35
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Line: 1 her ab von den lüften auf die erden sam si vall von
Line: 2 ainem stern, und haizent ez die laien die sternfürb. daz
Line: 3 geschiht dâ von, daz ain langer klainer dunst vaizter auf\gêt
Line: 4 von dem ertreich in daz mitel reich des luftes, dâ ez
Line: 5 gar kalt ist. seind nu der dunst warm ist an im selber, 5
Line: 6 sô widerstêt im der kalt luft und treibt in snell und
Line: 7 gæhlingen her wider ab, und in der snellen wegung wirt
Line: 8 er entzunt und prinnet unz zuo der erden. dar umb vint
Line: 9 man ain vaizt ziternd dinch, sam dâ die frösch auz werdent
Line: 10 in den pächen maienzeiten, dâ diu flamm nider velt. 10
Line: 11 und daz ain solich dunst entzünt werd und flammen geb,
Line: 12 daz prüef an zwain unsliteinn kerzen: der ain derlesch
Line: 13 und hab die prinnende oben an den rauch, sô entzünt
Line: 14 sich der rauch und läuft diu flamm her ab und entzünt
Line: 15 die derloschen kerzen wider. alsô sengent auch die 15
Line: 16 schintfezzel und die puoben die vaizten dünst, die durch
Line: 17 ir niderhemd fliehend, und alsô siht man oft pei der
Line: 18 naht flammen auf der tôten greber, von der âs vaizter
Line: 19 dunst auf gêt und denne der luft von der naht küel ist,
Line: 20 sô wirt der entzunt und gibt ain flammen. oft geschiht 20
Line: 21 denne, daz die wahter daz sehent und wænent, ain eng\lisch
Line: 22 kerz prinne auf ains hailigen menschen grab. ez
Line: 23 wirt auch oft gesehen ain langer rauch in den lüften sam
Line: 24 ain wispaum und krümt sich ze mitelst und prinnet vorn
Line: 25 sam ob aim tracken flammen auz dem hals gên. daz ist dâ 25
Line: 26 von, daz der vaizt rauch zæh ist an im selber und sich
Line: 27 streckt nâch der leng. wirt er dann gejagt von dem luft,
Line: 28 sô entzünt er sich, und wâ er krenker ist, dâ peugt er
Line: 29 sich sam ain slang. ez stêt auch oft in dem stillen kal\ten
Line: 30 luft ain dunst, der unden swærr ist und dicker denn 30
Line: 31 oben, und dar umb ist er unden prait und oben spitzig
Line: 32 und wirt oben enzünt; dar umb stêt er in dem luft als
Line: 33 ain prinnend kerz. ez geschiht auch oft, daz der vaizt
Line: 34 dunst zesträwet ist in vil stuck, die doch nâhent pei ain\ander
Line: 35 swebent in dem luft, und springt denne diu flamm 35
Line: 36 von ainem an daz ander wol snell, reht als der mit ainem
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Line: 1 prinnenden schaub füer über vil kerzen und die snell
Line: 2 nâch ainander entzünte. sô dunkt uns denne, daz ain
Line: 3 flamm spring in dem lufte sam ain gaiz. dar umb haizt
Line: 4 daz feur diu springend gaiz. ez kümpt auch ze stunden,
Line: 5 daz der vaizt dunst zesamen gewalzen ist als ain kugel, 5
Line: 6 und daz er an den enden umb und umb leihter ist und
Line: 7 behender dann an seiner mitter, dar umb entzünt er sich
Line: 8 umb und umb nâch ainem kraiz und prinnet ze mittelst
Line: 9 niht. dar umb scheint uns der dunst als ain liehtiu krôn.
Line: 10 wenne der feur vil scheinent in den lüften, sô wizz, daz 10
Line: 11 der erden frühte niht sô wol gerâtent sam andreu jâr.
Line: 14 Wir sehen oft an dem himel ainen praiten halben
Line: 15 kraiz weiz und klâr reht sam ain klâreu strâz. der kraiz 15
Line: 16 haizt von den laien die herstrâz. dâ von habent die wei\sen
Line: 17 mangerlai geschriben. iedoch sprich ich nu, als ich
Line: 18 oft gesprochen hân über Aristotilis puoch von den dingen,
Line: 19 daz diu herstrâz kümt von zwairlai sachen. diu êrst sach
Line: 20 ist, daz an dem tail des gestirnten himels, dâ diu strâz 20
Line: 21 scheint, vil zesamen gesæter stern sint, und der aller
Line: 22 lieht prehent in ainander. wenne der luft rain ist vor
Line: 23 wolken, sô scheint uns daz widerprehen der gesamten
Line: 24 stern sam ain weizeu varb. diu ander sach ist, daz der
Line: 25 vorgenanten stern kraft under sich gerichtes zeuht klâren 25
Line: 26 erdischen dunst und scheint der stern schein dar durch
Line: 27 weiz. mit dem hân ich weder Aristotilî widersprochen
Line: 28 noch Ptolomêô noch andern maistern, die den volgent.
Line: 31 Man siht auch oft des nahtes, als ob ain gruntlôs
Line: 32 tiefen gê in den himel. daz ist dar umb, daz vinsterr
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Line: 1 dicker rauch sich gesament hât zuo ainem kraiz, und dar
Line: 2 umb gêt umb und umb ain liehter dünner dunst, der scheint
Line: 3 weiz von des mônen lieht oder von der andern stern lieht.
Line: 4 wenne man nu swarz in weiz setzet, sô scheint daz swarz
Line: 5 vil verrer von uns stênde wann daz weiz. dar umb wenne 5
Line: 6 die mâler beschetigung oder vensterwerch mâlen wellent,
Line: 7 sô setzent si weiz klâr varb zuo swarzer: sô scheint uns
Line: 8 diu swarz sam ain tiefen pei der weizen. reht alsô ist in
Line: 9 den lüften, wenn der himel den wahtern des nahts offen
Line: 10 scheint. ez scheint uns auch der himel in mangerlai varb, 10
Line: 11 rôt, gel, grüen und mit andern varben, dar umb, daz die
Line: 12 räuch zwischen uns und den himeln mangerlai geschickt
Line: 13 sint, dünne und dicke, klâr und trüeb, wäzzrig und erdisch.
Line: 16 Die winde koment auch von irdischem rauch. dar
Line: 17 umb schüll wir nu von den winden sagen. der wint ist
Line: 18 ain erdischer dunst gesament in dem luft, der sich wegt
Line: 19 mit überwärtiger wegung von ainem end des luftes gegen
Line: 20 dem andern. dar umb sint all wind an in selber trucken 20
Line: 21 und warm von nâtûr: trucken von der irdischen nâtûr,
Line: 22 dannen der dunst aufgêt oder der rauch; warm von der
Line: 23 sunnen hitz, diu den rauch macht auz dem ertreich. ie\doch
Line: 24 verändernt die wind ir nâtûr in den steten, dâ si
Line: 25 durch fliegent, alsô daz ainer fäuht ist, der ander trucken, 25
Line: 26 ainr warm, der ander kalt. Der wind sint vier, die für\sten
Line: 27 sint aller anderr wind. der êrst haizt der sudenwint
Line: 28 oder der sudener, dar umb, daz er von sudem fleugt, daz
Line: 29 ist von mittem tag her gegen norden oder gegen den
Line: 30 himelwagen. der wint haizt ze latein auster und ist fäuht 30
Line: 31 und warm, dar umb ist er fruhtpær und den frühten
Line: 32 nütz. der ander haizet der nordenwint oder der nordener,
Line: 33 dar umb, daz er von norden fleugt, daz ist von dem himel\wagen
Line: 34 auz der Sahsen lant her von Pomerâni. der wint
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Line: 1 ist kalt und fäuht, denne als vil ob er sich verkêrt mit
Line: 2 gar verr fliegen. der wint haizt ze latein aquilo. der
Line: 3 dritt wint haizt der ôsterwint oder der ôstener, dar umb,
Line: 4 daz er von ôsten fleugt, daz ist von der sunnen aufganch,
Line: 5 durch Ungern von Preuzen her. der wint ist warm in 5
Line: 6 seinem ursprinch, wann diu sunn ist warm in irm auf\gang.
Line: 7 der vierd wint haizt der westenwint oder der
Line: 8 westener, dar umb, daz er von westen fleugt, daz ist von
Line: 9 der sunnen underganch. der wind iegleicher hât zwên
Line: 10 gesellen oder zwên volger: ainen ze der rehten seiten 10
Line: 11 und den andern ze der tenken. die mag man haizen
Line: 12 nâch der vodern wind namen, alsô daz des sudenwindes
Line: 13 gesellen haizent der reht sudnær und der tenk sudnær.
Line: 14 alsô haiz auch die andern nâch iegleichs namen. alsô
Line: 15 hab wir über al vierstunt drei wind, daz sint zwelif. ez 15
Line: 16 geschiht oft, daz die widerwärtigen wind begegent ain\ander,
Line: 17 als der sudner dem nordner oder der ôstner dem
Line: 18 westner. welher denne sterker ist, der wirft den andern
Line: 19 zuo der erden oder in ain wazzer alsô vesticleich ze stun\den,
Line: 20 daz er scheff under kêrt. ist aber, daz si gleich starch 20
Line: 21 sint, sô ringent si mit ainander sô vast, daz si paid zuo
Line: 22 der erden vallent und varnt in ainer snellen werbeln
Line: 23 weise und zuckent oft mit in auf ainen grôzen stain oder
Line: 24 ainen menschen oder ain ander swærez dinch und füerent
Line: 25 daz mit in auf in die lüft. wenne aber si alsô vallent 25
Line: 26 in daz mer, sô werfent si daz merwazzer auf und giezent
Line: 27 ez an daz lant und verderbent läut und guot. der winde
Line: 28 flug wirt gesetzt, alsô daz si niht fliegent, von zwairlai
Line: 29 sachen ze vorderst. diu êrst ist, daz der sunne und der
Line: 30 stern kraft den irdischen dunst mit übriger hitz zesträ\wet 30
Line: 31 auz ainander, alsô daz er sich niht gesamnen mag
Line: 32 zuo ainem gar merkleichen stôz oder flug; fleugt aber er,
Line: 33 daz ist ain klain. diu ander sach ist, daz den dunst der
Line: 34 regen mit im her ab zeuht auf die erden. ê er sich dan
Line: 35 wider auf swingt in die lüft und daz wazzer in lâz, daz 35
Line: 36 er wider leiht wirt, sô sint die lüft indes still und prüeft
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Line: 1 man wênig wind. dar umb ist der luft oft still nâch
Line: 2 dem regen, wenne vor dem selben regen wind gewæt
Line: 3 habent.
Chapter / Strophe: 16 16.
Line: 4
Line: 5 VON DEM REGEN
Line: 6 Der regen kümpt von wäzzrigem dunst, den der
Line: 7 sunnen hitz auf hât gezogen in daz mitel reich des luftes,
Line: 8 wann von der kelten, diu dâ ist, entsleuzt sich der
Line: 9 dunst wider in wazzer, als wir sehen an dem dunst, der
Line: 10 von dem wallenden hafen gêt ob dem feur: wenn der 10
Line: 11 dunst die kalten eisneinne hafendecken rüert, sô entsleuzt
Line: 12 er sich in wazzers tropfen. alsô geschiht auch dem dunst,
Line: 13 der dâ kümt von rôsen prennen oder von wein prennen:
Line: 14 wenne der den kalten pleienne huot rüert, sô entsleuzt
Line: 15 er sich auch in wazzer, und smeckt daz selbig wazzer 15
Line: 16 von dem ding, dâ von der dunst kümt. dar umb wizz,
Line: 17 wenn sich der dunst gesament in den luft, sô gestêt er
Line: 18 zesamen und wirt dicke, des êrsten von der kelten,
Line: 19 und scheint uns dann als ain hauf weizer wollen oder
Line: 20 swarzer. daz haiz wir wolken. wan sô vil erdisches 20
Line: 21 rauches ist gemischt zuo dem wäzzerigen dunst oder sô
Line: 22 der wäzzerig dunst gar dicke zesamen stêt, sô scheint daz
Line: 23 wolken swarz; wenne aber der dunst clâr ist, sô scheint
Line: 24 ez weiz; ist aber der erdisch rauch dünner etswie vil, sô
Line: 25 scheint daz wolken rôt, und alsô ändert ez sich an der 25
Line: 26 varb, reht als der dunst sich ändert an im selber. sô nu
Line: 27 diu kelten vast arbaitt in daz wolken, sô entsleuzt ez sich
Line: 28 in wazzer, und dâ von seind diu kelten sänfticleichen
Line: 29 anrüert diu wolken, sô macht si klaineu tröpflein auz gar
Line: 30 klainen stükleinn des dunstes, und vellet daz wazzer dar 30
Line: 31 umb her ab in tropfen weise. ist aber diu kelten gar
Line: 32 grôz, sô verkêrt si grôzeu stükel des dunstes ze mâl mit
Line: 33 ainander, sô vallent gar grôz tropfen. dar umb seh wir
Line: 34 sumerzeiten ze stunden gar grôz tropfen vallen. daz
Page: 82
Line: 1 ist dar umb, daz diu grôz hitz die kelten hât vertriben
Line: 2 an ain stat der wolken, und ist diu kelten denn gar starch
Line: 3 an ir selber, dar umb daz si veraint ist, und wil der hitz
Line: 4 widerstên, sô entsleuzt si dann die wäzrigen dünst in grôz
Line: 5 tropfen. von den sachen geschiht auch oft, daz ain grôz 5
Line: 6 wazzer ze mâl mit ainander her ab vellet, alsô daz ez
Line: 7 ain haus oder ain ganz dorf hin füert. ez geschiht auch
Line: 8 ze stunden, daz rôtez wazzer regent sam pluotstropfen.
Line: 9 daz ist dâ von, daz vil verprunnens erdisches rauchs ge\mischet
Line: 10 ist zuo dem wäzrigen dunst: dâ von verbt sich 10
Line: 11 daz regenwazzer rôt. alsô vindet man auch oft, daz sich
Line: 12 daz wazzer verbt in der erden und gar rôt her für vleuzt;
Line: 13 sô wænent die ainvältigen läut, daz ain hailtum dâ sei.
Line: 14 alsô pauten Kelhaimer ain hülzen cappeln über ainen
Line: 15 rôten wazzerfluz an der Tuonaw oberhalb Regenspurch. 15
Line: 16 ez geschiht auch oft, daz ez klaineu fröschel regent oder
Line: 17 klaineu vischel. daz ist dâ von, daz der wäzzrig dunst alsô
Line: 18 an im selb geschickt ist, wenn er sich in wazzer entsleuzt,
Line: 19 sam diu wäzzrig pruot, dar auz die fröschleu werdent oder
Line: 20 die vischel, und der stern kraft würkt diu tierl auz der 20
Line: 21 geschickten materi und geuzt ain leben dar ein. ich rât
Line: 22 aber niht, daz dû der vischel ezzest, wann si sint von
Line: 23 rôher materi und sint vergiftig. dar umb geschiht auch
Line: 24 oft, daz ain stain oder ain eisen her nider vellt; daz
Line: 25 wirt auch paidez auz dem erdischem rauch und auz dem 25
Line: 26 wäzrigen dunst alsô zesamen gemischt, als ez der nâtûr
Line: 27 der dinger eben kümt. und alsô viel ain eisen oben
Line: 28 her ab hie vor, daz was sô hert, daz ain küng ain swert
Line: 29 dar auz wolt haben gemacht. dô wolt daz eisen von feur
Line: 30 nie derwaichen, dar umb, daz ez niht reht nâch eisens 30
Line: 31 nâtûr gemischt was auz den vier elementen. regenwazzer,
Line: 32 gesament in den zistern, sô ez gestêt, sô vellet diu erd
Line: 33 ze podem, diu dar zuo gemischt was von irdischem rauch,
Line: 34 sô wirt ez denn gar lauter und süez und ist guot zuo der
Line: 35 ruor, daz diu verstê, und zuo dem rôten fluz. die visch 35
Line: 36 werdent vaizt von regenwazzer und dar umb swimment si
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Line: 1 ob gegen dem regen und fräwent sich des. dû solt auch
Line: 2 wizzen, daz des luftes reich, dâ daz wolken stêt und der
Line: 3 regen wirt und der wint wæt und dâ allez weter geschiht,
Line: 4 niderr ist dann die hœhsten perg, die auf erden sint,
Line: 5 wan man vindet perg sô hôch, dâ nie kain regen auf 5
Line: 6 kom noch kain wint noch taw noch kain ander werch
Line: 7 des weters. daz habent die alten maister an etleichen
Line: 8 hôhen pergen versuocht, alsô daz si nâmen ainen pad\swamp
Line: 9 und fäuhten den mit wazzer und hielten in für
Line: 10 den munt, wenn si sô hôch kômen an den pergen, daz si 10
Line: 11 niht mêr fäuhtes luftes heten, der in daz herz erkuolte,
Line: 12 und schriben mit den vingern an die erden auf den per\gen.
Line: 13 wenn si dann über ain jâr hin wider kômen, sô
Line: 14 funden si die geschrift ganz sam an dem êrsten tag. daz
Line: 15 möht niht gesein, wær regen oder wint dar auf gewesen. 15
Chapter / Strophe: 17 17.
Line: 16
Line: 17 VON DEM TAWE.
Line: 18 Taw wirt auz gar behendem zartem wäzrigem luft,
Line: 19 der sô lind und sô zart ist, daz er die kelten des miteln
Line: 20 reichs des luftes niht erleiden mag. dar umb beleibt er 20
Line: 21 oben in dem nidristen reich des luftes, dâ der luft sänft
Line: 22 und lind ist. sô nu der naht kelten sumerzeiten kümt, sô
Line: 23 entsleuzt sich der gar edel dunst in sô zartez wazzer und
Line: 24 in sô unsihtigeu tröpfel, daz man sein nidervallen niht
Line: 25 prüeft unz daz diu löckel naz sint auf dem haupt den, 25
Line: 26 die des nahtes der naht dienent. dem zarten wazzer ist
Line: 27 sô behendez ertreich zuo gemischt und sô zärtleich wirm,
Line: 28 daz alle die paum, kräuter und pluomen grüenent und
Line: 29 zuonement, dar auf ez gevellt. dû maht sein zarthait
Line: 30 prüefen dar an. nim ain gar rain leinen tuoch und prait 30
Line: 31 ez auf ain rainez gras in ainem garten sumerzeiten, unz
Line: 32 dû des nahtes daz taw gevâhst; sô twing ez dann mit
Line: 33 rainen henden in ain lær airschaln, auz der ir toter und
Line: 34 allez ir weiz datz ainem klainen löchlein gezogen sei,
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Line: 1 und lain ez denn des tages an ain aufgestecktez sper an
Line: 2 der stat, dâ diu sunn an schein. sô ez denn derwarmet,
Line: 3 sô wirt ez sô leiht, daz ez die schaln ze perg füert an
Line: 4 dem sper.
Line: 5 Ach wie schôn möht man daz geleichen den gâben 5
Line: 6 des hailigen gaistes, die die pluomen Christum machten
Line: 7 grüenend in der zarten schaln unser frawen und si der\hœht
Line: 8 habent an dem sper der stætikait! prüef auch des
Line: 9 tawes edel nâtûr dar an, daz ez menschleicher nâtûre sô
Line: 10 eben kümt und güetleich zuolacht, wenn ez reudik ist 10
Line: 11 worden in dem lenzen; sô ez sich dann wescht mit tawe
Line: 12 und dar inne welzet des morgens, ê diu sunne den taw
Line: 13 benem, sô wirt ez sleht an seiner haut und frœleich an
Line: 14 seinem muot. Ach helferinne, hilf und tawe mit deinen
Line: 15 genâden auf uns räudig sünder, himelischeu frawe, gotes 15
Line: 16 gepärerinne!
Chapter / Strophe: 18 18.
Line: 17
Line: 18 VON DEM SNÊWE.
Line: 19 Snê wirt auz wässrigem dunst recht als der regen in
Line: 20 dem miteln reich des luftes, aber ez muoz der luft sô 20
Line: 21 kalt sein, daz er sô kreftig sei, wenne daz wolken sich
Line: 22 zesamen zeuht und wirt dick sam die wollenstückel,
Line: 23 daz in diu kelten zehant durchgê und derfrœr und
Line: 24 mach in hert mit ainer linden herten, ê daz er zuo wazzer
Line: 25 werd oder wazzers form gevâh. dar umb vellt der snê 25
Line: 26 her ab in wollen weis. wizz, daz etleich perg durch daz
Line: 27 lang jâr snê habent, dar umb daz si gar hôch sint und
Line: 28 an dem gar kalten tail des luftes. ez sint auch etleich,
Line: 29 dâ nümmer kain snê auf kümt, reht als kain regen. alsô
Line: 30 schreibent die kriechischen maister von dem perg in 30
Line: 31 Kriechenland, der dâ haizt Οlympus.
Page: 85
Line: 3 Der reif wirt auz der selbenlai dunst, dar auz daz
Line: 4 taw wirt, iedoch muoz diu kelten verr grœzer sein, diu
Line: 5 den reifen macht, wan diu daz taw macht. wan ze gleicher 5
Line: 6 weis als sich der snê zuo dem regen hât, alsô hât sich
Line: 7 der reif zuo dem tawe, und als daz taw allen frühten
Line: 8 nütz ist und frumen pringet, alsô ist in der reif schad und
Line: 9 verderbt die früht auf den paumen und auf den wein\reben
Line: 10 und durchgêt si sô gar, daz si vallent oder swar\zent 10
Line: 11 sam si verprant sein. daz ist dar umb, daz der reif
Line: 12 von gar behendem dunst ist und gar kalt, und dâ von
Line: 13 durchgêt er diu klainen luftlöchlein an den frühten und
Line: 14 erleschet die nâtürleichen hitz dar inn. sô daz geschiht,
Line: 15 sô müezent die fruhtpluomen sterben und swarzen. ez 15
Line: 16 ist auch der reif hertgriffiger dann der snê, dar umb,
Line: 17 daz den dunst, dar auz der reif wirt, diu grôz kelten
Line: 18 herticleicher durchgêt und sich tiefer dar ein senket
Line: 19 wann in den snê und machet gar klaineu körnlein in dem
Line: 20 reifen und gar herteu; dar umb læt sich der reif niht 20
Line: 21 schôn pallen sam der snê. dû scholt auch wizzen, daz
Line: 22 daz reimeln an der paum esten winterszeiten kümt von
Line: 23 den selben sachen, wann der fäuht warm dunst, der von
Line: 24 der esten nâtûr gêt, verkêrt sich von der grôzen kelten
Line: 25 in reifes gestalt, und seind der dunst klain ist, sô wirt 25
Line: 26 er zehant verkêrt, sô er neur her für kümt. dar umb
Line: 27 beleibt er auf den esten hangend. alsô bereimelt ainem
Line: 28 menschen auch sein part oder hâr oder ander dinch auf dem
Line: 29 haupt von dem fäuhten âtem, der im von dem mund und
Line: 30 von der nasen gêt, sô der luft gar kalt ist. ez vallent 30
Line: 31 auch oft körnlein, allermaist in dem lenzen, diu sint
Line: 32 sinbel sam die arwaiz und sint herter an dem griff wan
Line: 33 der snê und waicher wan der reif, die koment dâ von,
Line: 34 daz diu kelten grœzer ist wan zuo dem snê und klainer
Line: 35 wan zuo dem reifen, alsô daz si den dunst niht sô gar 35
Page: 86
Line: 1 durchgêt sam in dem reifen. diu körnlein haizent ze
Line: 2 latein granula.
Line: 5 Der schaur haizt in anderr däutsch der hagel, und 5
Line: 6 kümt dâ von, daz der wäzzrig dunst des êrsten sich ent\sleuzt
Line: 7 in regentropfen an ainer niht übrig kalter stat in
Line: 8 dem luft, dâ der regen wirt, und die tropfen dar nâch
Line: 9 vallent durch ain gar kalte stat, dâ diu hitz in dem
Line: 10 sumer die kelten zesamen hât getriben, wan diu selb 10
Line: 11 übrig kelten verkêrt die tropfen in eis, reht als si daz
Line: 12 wazzer tuot hie niden winterzeiten. dar umb sint des
Line: 13 schaurn körner gestalt sam die cristallen und sint sinbel,
Line: 14 dar umb, daz si sich sleifent durch den luft her ab zuo
Line: 15 allen enden. ez kümt auch oft, daz regentropfen vallent 15
Line: 16 mit dem schaurn; daz ist dâ von, daz der schaur her
Line: 17 nider paz in seinem vallen linden luft begreift: dar umb
Line: 18 zefleuzt er an den enden und die tropfen vallent mit im
Line: 19 her ab in regens weis.
Line: 22 Ez haizet ainz miltaw, daz verderbt den hopfen oft
Line: 23 und daz korn und ander getraid. daz kümpt dâ von, daz
Line: 24 der erdisch dunst, dar auz daz miltaw wirt, gar behend
Line: 25 ist an im selber und daz er sêr geprant ist von der 25
Line: 26 sunne, diu in auf hât gehebt von der erden. dar umb
Line: 27 wenn sich der dunst entsleuzt in haimleichez nidertropfen
Line: 28 mit regen oder ân regen und er gevellt auf die plüet
Line: 29 der frühten, sô verprent er daz fruhtpær march der
Line: 30 frühten, reht sam ain nazzer wolgepranter asch tæt, ob 30
Line: 31 man in dar auf legt. und daz dem alsô sei, daz er kome
Line: 32 von erdischem dunst, daz vind ich alsô. wenne daz
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Line: 1 miltaw gevallen ist, sô prüeft man ez aller êrst an dem
Line: 2 dritten tag oder an dem vierden und ist danne daz gel
Line: 3 oder swarz worden, dar auf ez sitzet, und diu varb bedäut
Line: 4 prunst der materi. ez geschiht oft, daz daz selb getraid,
Line: 5 dar auf ez vellt, steubt, wenn ez gedorret, sam ez mit 5
Line: 6 aschen sei besträut. daz wær allez niht, kæme daz miltaw
Line: 7 niht von erdischem verprantem dunst, der daz getraid
Line: 8 alsô negt. dû scholt auch wizzen, daz ez den frühten
Line: 9 aller maist schadet, sô si plüent, wan ir plüet ist lind
Line: 10 und zart. wenne aber ir früht von den pluomen koment 10
Line: 11 und ain tail erstarkt sint, sô schat ez in niht als vil.
Line: 12 ez haizt auch miltaw niht von miltikait, wan ez ist ark
Line: 13 und übel: ez ist gehaizen von milwen miltaw, wan als
Line: 14 die milwen daz gewant frezzent und verderbent, alsô
Line: 15 verderbt ez die fruht. dar umb hieze ez wol milwentaw, 15
Line: 16 wan man vint an vil dingen klaineu würmlein swarzeu
Line: 17 nâch etleichen tagen, dar auf daz miltaw gevallen ist.
Line: 18 iedoch wizz, daz ich den sin von dem miltaw von andern
Line: 19 maistern niht hân genomen.
Chapter / Strophe: 22 22
Line: 20
Line: 21 VON DEM HONIG.
Line: 22 Ez kümt auch ze stunden in dem sumer, daz hönig
Line: 23 vellet von den lüften auf die paum und auf daz gras,
Line: 24 und fliegent die peinen dar auf und sament daz. daz
Line: 25 haizt man trôr. daz kümpt dâ von, daz der fäuht dunst 25
Line: 26 von der sunnen aufgezogen wirt sumerzeiten auz den
Line: 27 pluomen, auz den kräutern und auz den frühten unz in
Line: 28 daz reich des luftes, daz ob den wolken stêt. dâ wirt
Line: 29 der dunst dann aber gedicket an im selber von der sänf\ten
Line: 30 kelten, diu dâ ist gar nâhent pei dem obristen reich 30
Line: 31 des luftes, und von der dicken und von dem frost ent\sleuzt
Line: 32 sich der dunst in süeze fäuhten und vellt her wider
Line: 33 ab auf die früht und auf die pluomen, und daz haiz wir
Line: 34 wildez honig. iedoch scholt dû wizzen, daz zwairlai honig
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Line: 1 ist; ainz ist nâtürleich, daz ander maisterleich. daz
Line: 2 nâtürleich ist dâ von wir ietzo gesagt haben. daz maister\leich
Line: 3 ist daz der pein maisterschaft ze haufen tregt in
Line: 4 ir wonung. dû scholt auch wizzen, daz des nâtürleichen
Line: 5 hönigs in unserr wonung wênig vellet, sein vellt aber vil 5
Line: 6 in den landen gegen der sunnen aufganch. daz ist dar
Line: 7 umb, daz der behend zart dunst, dar auz daz höng wirt,
Line: 8 von den pluomen und von den frühten in unserr wonung
Line: 9 niht mag aufgên durch den zæhen slipfrigen luft unz
Line: 10 an sein reht stat, dâ er zuo höng würd. wan unser luft, 10
Line: 11 dâ wir wonen, der ist vol wäzriger wolken und der ver\kêrt
Line: 12 den selben dunst und verderbt in. iedoch vellt daz
Line: 13 honig sumerzeiten pei uns auch, wenn unser luft rain und
Line: 14 schœn ist, und daz geschiht in dem prâchmônn, der ze
Line: 15 næhst nâch dem maien ist, allermaist pei den sumerleichen 15
Line: 16 sünwenden. wenne daz geschiht, sô sterbent diu schâf
Line: 17 und die gaiz gern, dar umb, daz daz hong coleram macht
Line: 18 in der tier leib. des vindest dû ain zaichen: wenne si
Line: 19 tôt sint und man si aufsneidet, sô sint si inwendig gel
Line: 20 von der prunst colora. aber in den landen gên der 20
Line: 21 sunnen aufganch ist der luft gar lauter und still durch
Line: 22 daz ganz jâr gar vil; dar umb vellt ez in den landen
Line: 23 oft. wenn ez gevallen ist, sô schol man daz vich dâ heim
Line: 24 lâzen und schol den kinden wern, daz si ez niht ab den
Line: 25 paumpletern saugen. iedoch hân ich des vil gezzen auf 25
Line: 26 dem geu, dô ich ain kindel was; dâ nâch tet mir mein
Line: 27 leibel gar wê und west niht, wâ von daz wær. waz kraft
Line: 28 daz hönig hab, daz sag wir her nâch, wenn wir von den
Line: 29 peinn sagen.
Line: 32 Ainz haizt ze latein ladanum und mag ze däutsch
Line: 33 haizen himelflad oder himeltrôr, reht sam daz vorder hiez
Line: 34 honigtrôr. daz himeltrôr vellt auch nider sam daz hong\trôr,
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Line: 1 dann daz ez ain wênich hœher vellt, und kümt von
Line: 2 dem selben dunst, denne daz der dunst dicker ist und
Line: 3 zæher an im selber. wenne daz himeltrôr vellt auf diu
Line: 4 kräuter, sô tailt man daz kraut mit riemen und under\schait
Line: 5 ez, sô behanget diu edel fäuhten an den riemen; 5
Line: 6 sô diu gehertt wirt, sô haizt si ladanum. daz vellt in
Line: 7 unsern landen niht, durch der sach willen, die wir vor
Line: 8 gesagt haben von dem honigtrôr. sô daz himeltrôr lauter
Line: 9 ist und niht gemischt mit andern dingen, sô ist ez gar
Line: 10 edel smeckend und zelt man ez zuo den edelsmeckenden 10
Line: 11 dingen, diu man ze latein aromata haizt. daz ist gar
Line: 12 schatzpær, aber man velscht ez mit gaizmist und mit
Line: 13 sölchen swarzen dingen, diu man wol kewen mag. man
Line: 14 velscht ez auch sô sêr, daz man in zehen pfunden kaum
Line: 15 ain unz vint. aber man schol daz auzweln für daz 15
Line: 16 pest, daz swær ist und swarz und daz man kewen mag
Line: 17 und daz wol smecket. aber daz rœtlot ist und zwischen
Line: 18 den henden zerpricht oder zereiset, daz bedeut, daz ez
Line: 19 veraltet ist oder alze sêr gevelschet. daz himeltrôr hât
Line: 20 die kraft, daz ez die flüzz verstênd macht, die wäzrig sint, 20
Line: 21 und daz ez hitzt. diu zwai hât ez von seiner nâtûr adel,
Line: 22 dar umb geit man ez für die huosten und für den fluz,
Line: 23 der von dem hirn gêt zuo der prust, ist daz der huost
Line: 24 kümt von kalter sach, wan sô habt man ez für die nasen
Line: 25 und smeckt dar zuo, sô hilft ez für den fluz. ist auch, 25
Line: 26 daz man daz himeltrôr mischt zuo rôsen und wellet ez
Line: 27 in ainem regenwazzer und deckt daz vaz unz daz ez
Line: 28 wider lâw wirt, wem denn die zend wagent, nimt er des
Line: 29 wazzers in den munt und tweht man im die füez dâ mit,
Line: 30 alsô daz sich die âdern entsliezent, sô werdent die zend 30
Line: 31 gevestent dâ von. alsô geschiht auch, ob man ladanum
Line: 32 mischt mit dem kraut, daz dâ haizt mastix. ob man daz
Line: 33 gemischt legt inwendig und auzwendig an daz zandflaisch
Line: 34 und an die zend, sô werdent die zend gevestent. daz
Line: 35 himeltrôr sterkt auch der frawen muoter und hilft der 35
Line: 36 fruht in dem leib. ez ist auch guot dem, der ainen kranken
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Line: 1 magen hât von kalter sach, und wer den magen sterken
Line: 2 well, daz er wol gekochen müg sein ezzen, der nem fünf
Line: 3 pillulas, daz sint fünf kügellein, in der apoteken gemacht
Line: 4 von ladano und nem die in kæswazzer oder in molken,
Line: 5 daz haiz ich allz ainz. 5
Line: 8 Manna haizt ze däutsch himelprôt und vellt auch
Line: 9 oben her ab von den lüften, iedoch ain wênig hœher
Line: 10 wann daz himeltrôr, sam etleich maister sprechent. ez 10
Line: 11 wirt auch auz der selbenlai dunst, dar auz daz himeltrôr
Line: 12 wirt, denn daz sein dunst auz den elementen gleicher
Line: 13 oder zimleicher gemischt ist und sein fäuhten paz gekocht
Line: 14 ist, und vellt auch in tawes weis her ab des nahtes auf
Line: 15 diu kräuter oder auf die vels und wirt dâ hert, dâ 15
Line: 16 sament ez die läut dann. aber dar umb, daz sein wênig
Line: 17 vellt, velscht man ez gar sêr. wizz, daz ez in unsern
Line: 18 landen niht vellt von der selben sach wegen, diu gesagt
Line: 19 ist von dem honigtrôr und von dem himeltrôr. wenne
Line: 20 daz himelprôt lauter ist und niht gemischt mit andern 20
Line: 21 dingen, sô ist ez edel smeckend und gar schatzpær. man
Line: 22 derkennet aber daz lauter von dem unlautern alsô, daz
Line: 23 daz lauter weizlot ist und inwendich etleich hölr hât sam
Line: 24 der honigsaim, und daz gar lauter ist, daz ist süez und
Line: 25 gar lustig und zimleich in dem mund. nu maht dû 25
Line: 26 frâgen, ob ez daz himelprôt sei, daz got dem gläubischen
Line: 27 volk sante in der wüesten hie vor, dô ez vlôch auz
Line: 28 Egiptô. sô sprich ich: nain, wann got der speist daz
Line: 29 volk vierzig jâr von dem selben himelprôt in übernâtür\leichen
Line: 30 werken, sô kümt daz himelprôt, dâ ich nu von 30
Line: 31 sag, von nâtürleichen werken. auch het der alten väter
Line: 32 himelprôt vil aigenchait an im, der ditz niht hât. ob
Line: 33 aber ez an dem smach und in dem mund wær sam ditz,
Line: 34 daz widersprich ich niht. daz himelprôt, dâ wir hie von
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Line: 1 reden, daz wirt oft gevelscht mit honig, oft mit lekritzen,
Line: 2 diu gepulvert ist. aber wenne man ez velscht, sô ist ez
Line: 3 unlustichleichen süez, alsô daz dem menschen dar ab
Line: 4 wüllet. daz himelprôt hât die kraft, daz ez daz pluot
Line: 5 läutert und rainigt, und dar umb ist ez guot in hitzigen 5
Line: 6 sühten, die dâ koment von der colera, und schol man ez
Line: 7 den siechen beraiten in warm wazzer, sam man ainz be\rait
Line: 8 in der apoteken, haizt cassia fistula. iedoch gehœrt
Line: 9 daz den ärzten, wan ain mensch möht sich leiht ver\greifen.
Line: 10 kœm daz von meinen schulden, daz wær mir 10
Line: 11 lait.
Line: 14 Der donr kümt von erdischem vaiztem dunst, dâ von
Line: 15 diu feur in den lüften werdent, als vor gesait ist, und 15
Line: 16 kümpt in dér weis. seind der dunst an im selber warm
Line: 17 ist und der wolken stat kalt, sô er dann kümt an die
Line: 18 stat der wolken, sô wellt er über sich auf zuo dem feur
Line: 19 oder in daz obrist reich des luftes, dar umb, daz er leiht
Line: 20 ist und warm, sam daz feur leiht ist und haiz. wenn er 20
Line: 21 denne an diu kalten wolken stœzt, sô stôzent si in her
Line: 22 wider ab. von dem stôzen vert er snell hin wider, sô
Line: 23 stœzt den dunst diu kelten noch vester her wider. daz
Line: 24 geschiht sô lang, unz daz er sô gar snell und vesticlei\chen
Line: 25 wirt her nider geworfen, sam ain geschôz, daz man 25
Line: 26 auz pühsen scheuzet. dâ von wirt der vaizt dunst enprant
Line: 27 in seinem snellen flug, alsô daz er flammen geit, und die
Line: 28 flammen haiz wir plitzen. aber daz reizen, daz der dunst
Line: 29 tuot in den wolken und in den lüften, daz haizt der
Line: 30 tonr. dar umb koment diu zwai mit enander donr und 30
Line: 31 plitzen. iedoch siht man den plitzen, ê wir den tonr
Line: 32 hœrn, wann daz gesiht streckt sich verrer und sneller
Line: 33 dan daz gehœrd. alsô seh wir oft auf den püeheln ob
Line: 34 den pächen, dâ die weschen waschent, den slag mit den
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Line: 1 pleueln, ê wir den galm hœren. nu möhst dû sprechen:
Line: 2 wir sehen oft plitzen ân den donr und hœrn oft den donr
Line: 3 ân plitzen. daz ist dar umb, daz oft die wäzzrigen
Line: 4 wolken gar vinster und dicke sint und derleschent die
Line: 5 flammen ob der dicken, alsô daz wir ir niht sehen. wenne 5
Line: 6 daz geschiht, sô hœr wir donr ân plitzen. ez geschiht
Line: 7 auch, wenn ez gar haiz ist gewesen des tages in sumer\zeiten,
Line: 8 daz die vaizten dünst verr von uns entzünt wer\dent,
Line: 9 alsô daz sich der galm verstôzt, daz er niht zuo
Line: 10 uns kümt: sô seh wir den himelitzen oder den plitzen 10
Line: 11 ân donr. iedoch sint läut, die wænent, daz der donr ain
Line: 12 stain sei, dar umb, daz oft ain stain her ab vellt mit dem
Line: 13 donr in grôzem weter. daz ist niht wâr, wan wær der
Line: 14 donr ain stain, sô machte er wunden den läuten und den
Line: 15 tiern, die er dersleht, sam ander vallend stain tuont. des 15
Line: 16 geschiht doch niht, wan wir sehen, daz die läut, die der
Line: 17 donr sleht, kain wunden habent. si sint aber swarz an
Line: 18 dem slag, daz ist dar umb, daz der haiz dunst si ver\prent
Line: 19 und verprent in daz pluot in dem herzen, dar umb
Line: 20 erstickent si ân wunden. ez kêrt auch der mensch daz 20
Line: 21 antlütz gegen dem slag, dar umb, wenn ez der donr
Line: 22 sleht, sô wil ez warten, waz daz sei, und hêrt daz antlütz
Line: 23 umb, und in dem kêren stirbt ez. wizz auch, daz der
Line: 24 donr allermaist schat hertem ding sam stahel ist und vels
Line: 25 und stain. daz ist dar umb, daz diu selben dinch den 25
Line: 26 dunst niht durch varn lâzent, dar umb zerpricht er si
Line: 27 und zekleubt si oft ze stucken. aber lindem ding schadet
Line: 28 er niht sô sêr, dar umb zerpricht er oft daz swert in
Line: 29 der schaiden und die spæn, alsô daz daz leder ganz be\leibt
Line: 30 an der schaiden. der donr ist mangerlai, wann oft 30
Line: 31 gillt er sam der ainem ain plâtern voller luftes auf dem
Line: 32 haupt zerslüeg. daz ist dar umb, daz daz wolken sich
Line: 33 umb und umb hât gesament umb den donrigen dunst, sô
Line: 34 mag er nindert auz, unz er daz wolken zerpricht an
Line: 35 ainer seiten sam der luft die plâtern tuot. er hillt auch 35
Line: 36 oft sam der ain leinein tuoch nâch der leng rizze, daz
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Line: 1 ist, wenn er nâch der tiefen diu wolken und den luft reizt.
Line: 2 er prastelt auch oft sam dâ tännein holz prastelt in ainem
Line: 3 feur. daz ist dar umb, daz der dunst stückelot oder in
Line: 4 stuckes weise beslozzen ist und in mangen stücken nâch
Line: 5 ainander auz prichet, reht sam der haiz luft in dem feur 5
Line: 6 auz luftigem holz oder sam der luft tuot auz vil castanien
Line: 7 oder auz aicheln, die man ganz in ain feur richt. der
Line: 8 plitzen wirkt auch gar wunderleicheu werch und ist schäd\leich
Line: 9 gar an vil dingen. daz êrst ist, daz er dem men\schen
Line: 10 diu augen oft verplendet, daz in reht ansiht. daz 10
Line: 11 ist dâ von, daz er im die cristallischen fäuhten verprent
Line: 12 in dem augapfel, dar an des gesihtes kraft ligt. daz
Line: 13 ander ist, daz er die plüet verderbt auf den paumen und
Line: 14 aller maist die zarten plüet an dem weinreben; dar umb
Line: 15 verhüllet diu nâtûr diu fruhttragerlein, daz sint die 15
Line: 16 frühtigen knödel auf den paumen, mit pletern, sam dâ
Line: 17 ain amme ir kint verhüllet mit windeln, und macht dem
Line: 18 weinreben gar praiteu pleter, daz er sein weintrauben dâ
Line: 19 mit verhüll vor dem plitzen. daz dritt ist, daz er oft dem
Line: 20 menschen daz hâr verprent under den üehsen und an\derswâ 20
Line: 21 und doch seinem leib niht schadet. daz ist dar
Line: 22 umb, daz der dunst niht sô vast vert, daz er dem men\schen
Line: 23 schad; seind aber er prinnet und hin und her
Line: 24 lauft an dem menschen gar snell, sô verprennet er daz
Line: 25 dürr lind hâr an im ân des menschen versêrung. alsô 25
Line: 26 geschach, daz Marcia, der Rœmer fürstinne, von ainem
Line: 27 donr geslagen wart und starp daz kint in irm leib. aber
Line: 28 ir geschach niht. daz was dar umb, daz diu fruht in
Line: 29 dem leib dannoch kranch was und daz von der frawen
Line: 30 derschrecken diu pant sich rizzen, dâ mit daz kint ge\punden 30
Line: 31 was, und daz selb reizen raiz auch dem kind sein
Line: 32 âdern und sein herzlein ab. ez spricht unser puoch, daz
Line: 33 der donr oder der plitzen niemant schad, der in vor hœr
Line: 34 oder sehe, ê der slag zuo im kom. wærleich daz dünket
Line: 35 mich ain leihter spruch ân maisterschaft, wan unser vor\sehen 35
Line: 36 hilft niht dar zuo, sich möht dann der mensch sô
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Line: 1 snell vor dem slag verpergen. ez spricht auch daz puoch
Line: 2 mêr, daz der plitzen oder der donr niht alle zeit den
Line: 3 menschen ertœd, wenne er ez trift; aber er tœd ander
Line: 4 gesellteu dinch wenn er si trift, ez sei paum oder tier,
Line: 5 und under den tiern sêrt er allermaist den adlarn, aber 5
Line: 6 under den paumen allermaist den lorpaum, alsô spricht
Line: 7 Plinius. Seneca spricht, daz ze seinen zeiten der donr
Line: 8 ain vaz voller weins zeslüeg, alsô daz der wein ain kurzez
Line: 9 stündel stüend pei ainander âne vaz, sam er in dem vaz
Line: 10 gestanden was. daz was dar umb, daz der slag sô snell 10
Line: 11 was, daz der wein niht sô snell zervliezen moht. alsô
Line: 12 seh wir, daz ainr ain offen glas mit wein oder mit wazzer
Line: 13 sô snell umbslingt in ainer slingen oder in der hant, daz
Line: 14 nihts her auz fleuzt. auch ist der wein leiht zæh ge\wesen,
Line: 15 daz hât auch dar zuo geholfen. 15
Line: 16 Nu maht dû frâgen, seind der dunst, dar auz der
Line: 17 donr und der plitzen wirt, aufgêt winterszeiten und
Line: 18 sumerzeiten, war umb donrt ez niht in dem winter sam
Line: 19 in dem sumer? daz ist dar umb, daz in dem winter diu
Line: 20 hitz niht sô grôz ist, daz si starken vesten rauch aufge\heben 20
Line: 21 müg sam zuo dem donr gehœrt, und mag in auch
Line: 22 sô hôch niht geheben in die lüft, daz er mit sô grôzer
Line: 23 ungestüemikait her nider valle. dar umb hebt diu sunne
Line: 24 in dem winter neur dunst auf, der zuo regen gehœrt oder
Line: 25 zuo snê oder zuo winden und zuo feurn, diu niht plitzen 25
Line: 26 haizent. diu selb sach ist auch in dem herbst und in dem
Line: 27 lenzen, ez sei dann gar selten. ez sprechent auch etleich,
Line: 28 daz in den landen pei der sunnen aufganch sumerzeiten
Line: 29 niht donr werden, aber si werdent dâ selben winters\zeiten.
Line: 30 daz ist dar umb, daz in den landen sumerzeiten 30
Line: 31 diu hitz sô gar übrigs grôz ist, daz kain dunst in den
Line: 32 lüften zuo wolken getwungen wirt, wan diu grôz hitz diu
Line: 33 zesträut den dunst und lâzt in niht dick werden. aber
Line: 34 winterszeiten sô ist diu hitz in den landen sänft, reht
Line: 35 sam si ist in dem sumer mit uns. dar umb sô donrt ez; 35
Line: 36 in dem winter in den selben landen. ez ist auch in den
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Line: 1 landen gegen der sunnen underganch sam mit uns, wan
Line: 2 dâ ist ez niht übrigs haiz sumerzeiten. Plinius spricht,
Line: 3 daz dreierlai donr sein oder plitzen. die êrsten sint die
Line: 4 niht spaltent, aber si prennent und die sint trucken an
Line: 5 in selber. die andern dönr sint fäuht, die prennent niht, 5
Line: 6 aber si spaltent und swerzent diu dinch, dar auf si vallent.
Line: 7 die dritten haizt man clâr oder behend dönr, die sint
Line: 8 aller selzeinst und aller wunderleichst und gar haimlei\cheu
Line: 9 dinch der nâtûr: diu verstelnt und schöpfent den
Line: 10 wein haimleichen aus den vazzen, alsô daz si der vaz niht 10
Line: 11 rüernt mit ainem merkleichem schall, si lâzent aber ir
Line: 12 fuozstapfen an den vazzen.
Chapter / Strophe: 26 26.
Line: 13
Line: 14 VON DEM NEBEL.
Line: 15 Der nebel kümt von wäzzrigem grobem dunst, dâ 15
Line: 16 vil swærs erdisches rauchs zuo gemischt ist, alsô daz in
Line: 17 diu sunne niht aufgeheben mag hôch von der erden in
Line: 18 die lüft. dar umb sint die nebel gern des morgens oder
Line: 19 des âbends, wenn diu sunne niht gar starch ist, und aller\maist
Line: 20 in dem herbst, in dem winter und in dem lenzen 20
Line: 21 mêr denn in dem sumer. ist, daz der nebel aufgêt in
Line: 22 die lüft, sô kümt gern ain regen dar nâch, dar umb, daz
Line: 23 sich der dunst in regenwolken verkêrt in den lüften.
Line: 24 ist aber, daz er auf die erden vellt, daz bedäutet schœn
Line: 25 weter und frühtigz dem ertreich in dem sumer, wan sô 25
Line: 26 mag taw gevallen, daz den frühten kraft gibt, wan daz
Line: 27 taw vellt niht denn sô der luft schœn und rain ist. sich
Line: 28 legt der nebel gern zuo den wazzern und zuo den fäuhten
Line: 29 steten, dar umb, daz er auch fäuht ist, dar umb fräut
Line: 30 er sich der gesellschaft seins geleichen. aber auf hôhen 30
Line: 31 steten zersträut in der sunnen schein gar schier, dar umb
Line: 32 wonten die alten gern auf hôhen trucknen steten. sô
Line: 33 wonent nu die newen läut gern in genaigten steten durch
Line: 34 gemach der wazzer und pawent pei den wazzern; daz ist
Line: 35 gar schad und pringt vil siehtums und vil unzeitiger tœd. 35
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Line: 1 der nebel stinkt oft und ist dicke. daz ist dar umb, daz
Line: 2 der dunst, dar auz er wirt, kümt von fauler fäuhten und
Line: 3 von unrainem ertreich, und dar umb von dem nebel kümt
Line: 4 oft grôzer siehtum und manigem der tôt, dar umb, daz
Line: 5 der nebel die prust versêrt und daz hirn und macht 5
Line: 6 oft ainen unrainen fluz von dem hirn in die prust, der
Line: 7 sô unrain ist, daz er oft zuo ainem swern oder zuo ainem
Line: 8 apostem wirt in der prust. dar umb schol man sich
Line: 9 inn halten und besliezen schôn die slâfkamern und die
Line: 10 wonung zuo den zeiten. muoz aber der mensch auz gên, 10
Line: 11 der schol vor ezzen und trinken, daz der luft den leib
Line: 12 iht lærn begreif. der nebel ist aller schädest in dem
Line: 13 häumôn und pei den sumerleichen sünwenden und in
Line: 14 dem andern augst, daz ist dar umb, daz der dunst dann
Line: 15 gar verprant ist, daz er des menschen inwendig gäng 15
Line: 16 durchsleuft und durchizzet.
Line: 19 Man siht oft ainen plaichen kraiz umb die sunnen oder
Line: 20 umb den mônen und haizent in die laien der sunnen oder 20
Line: 21 des mônen hof. der kraiz kümt dâ von, daz diu sunne
Line: 22 oder der môn ainen clâren dunst hât under sich gezogen,
Line: 23 durch den wir die stern sehen, alsô daz des sterns schein
Line: 24 ze mitelst durch den dunst ain luog hât gemacht mit
Line: 25 seiner wirm und mit seinem schein und stêt der dunst 25
Line: 26 umb und umb etswie vil gedicket; dar auf scheint des
Line: 27 sterns schein, sam ain plaicher kraiz umb den stern gê.
Line: 28 ist, daz der kraiz ie lenger ie dicker wirt und ie swerzer,
Line: 29 sô bedäut er zehant ainen künftigen regen, dar umb,
Line: 30 daz sich der dunst dicket und in wolken verkêrt, diu 30
Line: 31 sich zehant in regen entsliezent. ist aber, daz er ie
Line: 32 lenger ie liehter wirt und daz er sich tailt und lucken
Line: 33 gewint oben oder beseits, sô bedäut der hof wint. der
Line: 34 hof haizet kriechischen halο.
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Line: 3 Ez geschiht auch oft, daz uns der sunnen dunket
Line: 4 mêr dan aineu. daz geschiht dâ von, daz under der
Line: 5 rehten sunnen beseits sint gar dickeu wolken und daz 5
Line: 6 diu sunne an etleichen dünnen stücken der selben wolken
Line: 7 irn schein durchpricht und daz der warm schein dâselbs
Line: 8 diu wolken umb und umb von im treibt in kraizes weise,
Line: 9 reht sam ain sinbelz fensterlein in diu wolken gê, dâ
Line: 10 diu sunne her durch scheint. wenn daz geschicht, sô 10
Line: 11 dunket uns an der selben stat ain sunne sein. daz haiz
Line: 12 wir ain zuosunnen, und geschiht ez an mêr steten, sô
Line: 13 wirt der sunnen mêr denn aineu. diu zuosunne haizt
Line: 14 kriechisch parelius.
Line: 17 Wir sehen auch oft, daz in den lüften lange strenge
Line: 18 scheinent, sam strick umb und umb von der sunnen gên
Line: 19 gegen der erden, reht sam die stricke sint, dâ mit man
Line: 20 ain gezelt aufriht in raisen. daz geschiht ze stunden 20
Line: 21 wenn sich diu wolken mangerlai schickent under der
Line: 22 sunnen in den lüften, oder wenn si sich entsliezent in
Line: 23 regen, sô durchprechent si der sunnenschein straimen
Line: 24 und widerprechent sich in den selben spiegeln der wol\ken.
Line: 25 wenne daz geschiht, sô seh wir die schein sam 25
Line: 26 streng oder strik gên von den lüften und von der sunnen.
Line: 27 die strick scheinent auch in mangerlai varb, grüen, rôt,
Line: 28 gel, nâch der wolken mangerlai schickung.
Line: 31 Der regenpog kümt von wunderleichem widerprechen
Line: 32 des sunnenscheins in den wolken, dâ von schüll wir ain
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Line: 1 clain sagen sam die maister von der nâtûr dâ von sagent.
Line: 2 aber sam die maister dâ von schreibent, die perspectivi
Line: 3 haizent, die all ir kunst legent auf spiegelwerch und auf
Line: 4 scheinprechen, daz gehœrt niht hie her zuo unserm schimpf.
Line: 5 der regenpoge scheint alzeit sam ain halber kraiz oder 5
Line: 6 sam ain stuck ains kraizes und ist zwairlai. der ain ist
Line: 7 weiz, der ander ist manigverbig. den weizen siht man
Line: 8 selten. iedoch hân ich ir mein tag ainen gesehen in dem
Line: 9 Riez pei der stat ze Nördlingen in dem maien des mor\gens,
Line: 10 dô diu sunn auf was, der het ainen volkomenn 10
Line: 11 halben kraiz und het ain horn gegen mittem tag und
Line: 12 daz ander gegen norden oder gegen der himelspitz ge\kêrt.
Line: 13 der selb weiz regenpog kümt dâ von, daz der
Line: 14 wolken dunst an dem himel gleich gezaist ist und dünn
Line: 15 mit ainer gaistleichen fäuhten, alsô daz dar auz gar klain 15
Line: 16 riselndiu tröpflein würden, ob er sich in wazzer ent\slüzze.
Line: 17 iedoch entsleuzt er sich noch niht in wazzer. sô
Line: 18 denn diu sunn iren schein gleichs dâ gegen wirft, sô
Line: 19 widerpricht er sich in den wolken alsô geschikt und
Line: 20 sament sich alliu eklein des widerprechends in ain dicke 20
Line: 21 des scheins zuo ainem stuck ains kraizes, dâ von scheint
Line: 22 daz stuck clâr und weiz. niht mêr mag ich dâ von
Line: 23 gesagen, daz verstäntleich sei dann wolgelêrten läuten,
Line: 24 die etwaz von der werlt gestalt wizzent und von des
Line: 25 scheins nâtûr und von andern sachen. der mangverbig 25
Line: 26 regenpog hât dreirlai varb. ze voderst diu aller äuzerst
Line: 27 und diu obrist ist apfelrôt oder rœter, diu næhst dar
Line: 28 nâch ist grüen, diu dritt ist wahsvar und tailt sich oft
Line: 29 in zwai, alsô daz diu ain weiz scheint oder plaich und
Line: 30 diu ander gel. die varb sint sô wunderleich und aller\maist 30
Line: 31 die mitelsten, daz si kain mâler ganz gemâlen mag.
Line: 32 die drei varb köment von der schickung der wolken, dar
Line: 33 ein diu sunn scheint, wann diu wolken müezent alsô
Line: 34 gestalt sein, daz si klain und dicke riseln vil klainr
Line: 35 tröpflein in ainen dicken haufen und daz hinder dem 35
Line: 36 riseln swarzeu wolken sein und diu sunn gleichs gegen
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Line: 1 dem riseln schein. der spiegel ist nôt, dar umb, daz diu
Line: 2 sunn iren schein und ir ebenpild dar ein werf und auch
Line: 3 dar inn widerpreche, und muoz daz selb riseln der selben
Line: 4 spiegel gerüeik sein und die spiegel rain, daz si der sunnen
Line: 5 schein in sich genemen mügen. sô ist der vinstern wol\ken 5
Line: 6 hinder dem riseln nôt, dar umb, daz si wern, daz
Line: 7 der schein durch die spiegel iht prech und auf den
Line: 8 spiegeln iht bestê, als wir sehen, daz die spieglær die
Line: 9 spiegelglas hinten bedeckent mit plei und mit pech. ez
Line: 10 muoz auch diu sunne gerihtes stên gegen den spiegeln, 10
Line: 11 daz die spiegel ir ebenpild genemen mügen, und diu
Line: 12 swarzen wolken hinder den spiegeln werfent der sunnen
Line: 13 schein her wider, reht sam etleichen läuten geschiht, die
Line: 14 pœs augen habent: die sehent des nahtes, sô der môn
Line: 15 scheint, ir aigen pild vor in stên, daz hât daz antlütz 15
Line: 16 gegen in gekêrt, und wenn die läut gênt für sich, sô gêt
Line: 17 ir pild rüklingen hinder sich. daz geschicht dar umb, daz
Line: 18 ain fäuhten gesament ist vorn pei des menschen aug\apfeln,
Line: 19 dar an der luft rüert, und von den zwain gesellten
Line: 20 widerpricht sich des menschen pild gegen dem gesiht, 20
Line: 21 daz tiefer hin ain ligt in dem augen wan diu fäuhten
Line: 22 tuo. und dar umb geschicht oft ainem trunken sam. seind
Line: 23 nu diu sunn verr hœher ist wan diu wolken, sô wirft si
Line: 24 ir ebenpild neur oben in die spiegel nâch ains kraizes
Line: 25 form. dar umb scheint diu varb und der regenpog oben 25
Line: 26 in den spiegel und niht über al sam grôz und prait daz
Line: 27 riseln ist, anders ez schine diu varb an dem regenpogen
Line: 28 sam ain halbiu scheib an dem himel oder sam ain stuck
Line: 29 ainer scheiben. wizz auch, daz in den wolken daz leih\tist
Line: 30 ze obrist kümt, daz allermaist erdisch leihtes rauches 30
Line: 31 hât, dar umb scheint diu obrist varb an dem regenpogen
Line: 32 clâr und rôt. dar nâch ist wäzzriger dunst, der ain
Line: 33 wênig grœzereu tröpfel macht; dâ von ist diu ander varb
Line: 34 grüen, wan durch wäzrigen dunst scheint daz lieht grüen,
Line: 35 als wir oft sehen in ainer warmen stuben, dâ nazzeu 35
Line: 36 tüecher inne truckent, dâ ist der luft wäzzrig und fäuht:
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Line: 1 sô danne ain kerzenlieht dar inn prinnet, sô scheint ain
Line: 2 grüener kraiz umb die flammen. ist aber der luft niht
Line: 3 gar wäzrig, sô scheint der kraiz weiz oder plaich. dar
Line: 4 nâch sint aber swærer tropfen und grœzer, dâ von scheint
Line: 5 diu varb an der selben stat liehter, wan die grôzen spiegel 5
Line: 6 mügent der sunnen lieht paz genemen in seinr aigen
Line: 7 form wan die klainen, und dar umb der grüenen varb
Line: 8 spiegel sint klainer wan der gelben varb und grœzer wan
Line: 9 der rôten varb.
Line: 10 Der regenpog wirt in dem sumer niht, sô diu sunn 10
Line: 11 in mittem tag stêt, dar umb, daz daz widerprechen niht
Line: 12 mag geschehen in den zersträuten dünsten und hôch auf
Line: 13 gezogen über unser gesiht; wan daz uns der regenpog
Line: 14 schein, daz zuo gehœrnt diu dreu: diu sunn ain seit, daz
Line: 15 geschickt riseln ander seit und daz gesiht ze mitlist. 15
Line: 16 wenn aber diu sunn stêt sô hôch ob unserm haupt, sô
Line: 17 mag des niht geschehen in ebner weise. aber in dem
Line: 18 winter sô ist diu sunn in mittem tag gar genaigt und gar
Line: 19 nider: dar umb mag der regenpog in dem winter werden
Line: 20 ze aller stund. wenn der regenpog in mittem tag scheint, 20
Line: 21 sô bedäut er grôzen künftigen regen, wan er bedäut, daz
Line: 22 vil wäzriger wolken in den lüften sint ze mittelst in unserr
Line: 23 wonung. wenn aber er scheint gegen der sunnen under\ganch,
Line: 24 sô bedäut er sänften regen und sumerzeiten donr.
Line: 25 sô aber er scheint gegen der sunnen aufganch, sô bedäut 25
Line: 26 er schœn weter. alsô spricht unser puoch ze latein.
Line: 27 Nu hab wir gesait von dem andern element, von
Line: 28 dem luft, und von den wunderleichen dingen, diu dar
Line: 29 inn geschehent. für paz schüll wir sagen von dem dritten
Line: 30 element, daz ist daz wazzer. 30
Line: 33 Daz wazzer ist kalt und fäuht und gêt umb und
Line: 34 umb daz ertreich, ân als vil daz ertreich enplœzt ist von
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Line: 1 dem wazzer an den steten, dâ die läut wonent und andreu
Line: 2 tier, die ân luft niht geleben mügent. daz grôz mer, daz
Line: 3 daz ertreich umbfleuzet, haizt ze latein amphitrites, daz
Line: 4 ist ze däutsch daz umbgênd mer. daz selb mer fleuzt
Line: 5 von norden gegen suden. daz ist dar umb, daz daz ert\reich 5
Line: 6 hœher ist ze norden dann ze suden. von dem mer
Line: 7 fleuzt manig arm in manig stück des ertreiches. diu
Line: 8 merwazzer sint gesalzen und ungeschmach ze trinken,
Line: 9 dar umb, daz diu sunn und die andern stern sich die
Line: 10 mêrern zeit dar über streckent und ziehent erdischen 10
Line: 11 dunst auz dem grund und auz dem ertreich und mischent
Line: 12 in zuo dem wazzer. dâ von wirt ez pitter und gesalzen.
Line: 13 und daz daz wâr sei, daz vint man alsô. wenne die
Line: 14 marner süez wazzer machen wellent, daz si trinken und
Line: 15 dâ mit si ir ezzen kochen, sô nement si ainen grôzen kopf 15
Line: 16 von wahs gemacht und ziehent den sô lang in dem mer,
Line: 17 unz daz sich daz wazzer dâ durch seiht und diu zuoge\mischt
Line: 18 erd hie auzen beleibet. sô trinkt man ez dann
Line: 19 wol. auch prüeft man daz dar an, daz ain grôz geladen
Line: 20 schif in gesalzem wazzer ob gêt, daz in süezem wazzer 20
Line: 21 undergieng, daz ist dar umb, daz daz gesalzen wazzer
Line: 22 von der zuogemischten erden dicker ist danne daz süez
Line: 23 wazzer. auch prüeft man daz an dem tôten mer, daz so
Line: 24 dick ist von den selben sachen, wer ain mensch mit ge\punden
Line: 25 henden und füezen oder ain ander tier gepunden 25
Line: 26 dar ein wirft, daz swimt ob. ez mag auch kain visch
Line: 27 noch kain wazzertier lebendik dar inne beleiben; dar umb
Line: 28 haizt ez daz tôt mer. etleicheu mer fliezent auz und ain
Line: 29 in naht und in tag ains mâls oder zwir. daz ist von
Line: 30 dem môn, der ain vater ist der wazzer: der derhebt daz 30
Line: 31 dünstig wazzer, sam daz merwazzer ist und daz dem ge\leich
Line: 32 ist, wann sô der môn aufgêt in etsleichem reich
Line: 33 oder in etsleicher wonung, dâ ain mer ist, sô wirft er
Line: 34 seinen schein schelchs auf daz mer, dâ von derhebt der
Line: 35 schein den irdischen dunst und wirmt in, daz er daz 35
Line: 36 wazzer mit im aufhebt gegen der praiten des mers, und
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Line: 1 sô der môn kümt an die miteln stat des himels, sô wirft
Line: 2 er seinen schein gerichtes auf daz mer und zesträwet die
Line: 3 erdischen dünst nâch der lengen des mers. dâ von fleuzt
Line: 4 daz wazzer wider ein und fleuzt nâch der lengen des
Line: 5 mers und stinkt ez dann vast von den erdischen gepran\ten 5
Line: 6 dünsten, die ez in dem luft gelâzen hât. sô denne
Line: 7 der môn komen ist unz an den punkt seins undergangs,
Line: 8 sô wirft er seinen schein aber schelchs auf daz mer und
Line: 9 sô fleuzt ez aber auz, dar umb, daz der schein denn
Line: 10 krenker ist wan dô der môn ze mitelst an dem himel 10
Line: 11 was. wenn er dann den dunst niht her auz geziehen mag,
Line: 12 sô derhebt er in under dem wazzer und daz wazzer dâ
Line: 13 mit. dar umb muoz daz merwazzer dann auz fliezen.
Line: 14 alleu grôzeu wazzer fliezent ze letzt in daz mer, etleicheu
Line: 15 gegen der sunnen aufganch, als diu Nab, der Regen, diu 15
Line: 16 Iser und diu Tuonawe und andreu wazzer, etleicheu
Line: 17 gegen der sunnen underganch, sam der Meun, der Rein,
Line: 18 und der Roden und andreu wazzer. dâ von maht dû
Line: 19 wundern, wâ von daz mer niht allzeit merkleichen wahs.
Line: 20 daz ist dar umb, daz daz mer prait ist und sich der 20
Line: 21 sunnen und der andern stern kraft gar in grôzer mengen
Line: 22 dar auf streckt, und des merwazzers macht si vil ze dünst.
Line: 23 auch vleuzt des merwazzers vil in des ertreichs hölr, dâ
Line: 24 von dicke die grôzen sê koment und diu stilstenden mer.
Line: 25 iedoch wizz, daz niht elleu schefreicheu wazzer von dem 25
Line: 26 auzfluz des mers koment, wann etleicheu habent irn ur\sprinch
Line: 27 in dem grôzen holn geperg, daz kalt und velsik
Line: 28 ist, wann dâ entsleuzt sich der wäzzrig dunst in wazzers
Line: 29 tropfen, der dem ertreich zuo gemischt ist von tägleichem
Line: 30 weter und von den snêen, die durch daz jâr auf et\leichem 30
Line: 31 geperg ligent, und samnent sich die tropfen ze
Line: 32 samen von ainem hol zuo dem andern, unz daz ain päch\lein
Line: 33 dar auz wirt und auz vil pächleinne wirt ain grôzer
Line: 34 pach, der wehset sô lang, unz daz er suocht seinen auz\ganch
Line: 35 auz dem geperg. wô er danne auzpricht, dâ wirt 35
Line: 36 ain ursprinch ains vliezenden wazzers oder aines prunnens
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Line: 1 auf dem perg oder ains sêes auf dem perg. ez pricht
Line: 2 auch oft der ursprinch auzher von dem perg ain meil
Line: 3 oder zwuo oder mêr oder minner auf ainer eben. alsô
Line: 4 entspringent die päch und die prunnen. iedoch well wir
Line: 5 von den wunderleichen prunnen sagen in dem letzten 5
Line: 6 stuck diss puochs.
Line: 7 Dû scholt auch wizzen, daz daz wazzer seinen smack
Line: 8 und sein art nimt von dem ertreich, dâ durch ez fleuzt.
Line: 9 dar umb vint man manich wazzer gesalzen, daz durch ge\salzenz
Line: 10 ertreich fleuzt, und anderz saur, daz dritt mosik, 10
Line: 11 daz durch mos fleuzt, und nimt daz wazzer auch gar sêr
Line: 12 seinen gesmack von dem gesmeid und von dem swebel,
Line: 13 der in dem ertreich ist. dar umb stinkent diu haizen pat
Line: 14 sam der swebel, diu man diu wilden pat haizt, dâ von,
Line: 15 daz daz selb wazzer vleuzt durch prinnend swebligez 15
Line: 16 ertreich, dâ von daz wazzer haiz wirt und stinkend. daz
Line: 17 waiz man dâ von, daz dick swebelstück vliezent her auz
Line: 18 mit dem wazzer, und dar umb zeuht daz wazzer die
Line: 19 fäuhten auz, diu zwischen vel und flaisch ist. ez geschiht
Line: 20 auch oft, daz gar nâhent pei enander entspringent zwai 20
Line: 21 wazzer, der ainz haiz ist und daz ander kalt, dar umb,
Line: 22 daz der paider wazzerâdern in dem perg verr von ain\ander
Line: 23 sint und hie vorn zesamen koment. ez sint auch
Line: 24 etsleich prunn, dâ von die läut kropfoht werdent, sam
Line: 25 in Kärnden vil kropfoter läut ist; daz kümt dâ von, daz 25
Line: 26 der zuogemischt erdisch dunst zæh ist an im selber und
Line: 27 alsô gestalt, daz er sich zesamen zeuht in den halsâdern
Line: 28 und zedeuzt si und macht den hals kropfot. dâ von ist
Line: 29 ez gar tœrleich, wer über lant raist und iegleich wazzer
Line: 30 versuocht. wizz auch, daz die tiefen prunnen sumerzeiten 30
Line: 31 kalt sint und winterszeiten warm, daz ist dar umb, daz
Line: 32 winterzeiten die warmen dünst hin ein in daz ertreich
Line: 33 slahent und machent die erden warm inwendig; aber
Line: 34 sumerzeiten slahent si her auz und beleibt daz ertreich
Line: 35 kalt. daz wazzer ist daz pest ze trinken, daz durch velse 35
Line: 36 fleuzt und durch sandigz ertreich, wan daz ist leiht und
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Line: 1 lauter und entsleuzt den leip und macht dem harmwazzer
Line: 2 weg. aber daz wazzer, daz man in kupfer laitet, ist gar
Line: 3 pœs und schad, und daz man in plei laitet, ist pezzer;
Line: 4 daz in hülzeinn rœrn von vörhem holz gelaitet wirt, ist
Line: 5 aller pest, wan daz holz ist gar luftig. under allen 5
Line: 6 wazzern ist rainz regenwazzer daz gesündist dar umb,
Line: 7 daz ez leiht ist und süez und daz ez leiht gekocht wirt
Line: 8 in dem magen. ez wirt auch leiht kalt und leiht warm.
Line: 9 ez widerzeuht des leibs stuolflüzz und wenn ez in ainer
Line: 10 zistern gestêt und lauter wirt, sô sterket ez den magen 10
Line: 11 und schadet im nihts. welchez wazzer entspringt gegen
Line: 12 mittem tag oder gegen der sunnen aufganch oder die
Line: 13 vallent von warmen pergen, diu gleichent den regen\wazzern
Line: 14 und sint gesunt. welhiu aber entspringent gegen
Line: 15 der sunnen underganch oder gegen dem himelwagen, diu 15
Line: 16 sint die pœsten, wann diu machent stain in der plâsen
Line: 17 und in den niern und machent die frawen unperhaft. si
Line: 18 machent auch den menschen træg und unlustig und
Line: 19 werent dem siechen seinen hailsamen swaiz und pringent
Line: 20 des leibs flüzz und machent den menschen widergebend 20
Line: 21 und undäwend. daz gemain wazzer hât vil aigenchait an
Line: 22 im. ez wescht und tregt die unsauberkait hin, ez fleuzt
Line: 23 ze tal, ez læzt sein muoter niht, wann ez fleuzt wider in
Line: 24 daz mer, ez volgt dem grôzen fluz der grôzen samnung
Line: 25 der wazzer, ez ist der erden zuogemischt, ez macht die 25
Line: 26 strâz horwig, ez ist armer läut trank, ez ist lauter, ez
Line: 27 ist ain spiegel, dar inne man sich dersiht, ez behelt der
Line: 28 scheff fuostapfen niht, ez erlescht daz feur, ez vertreibt
Line: 29 den durst, ez wirt niht vaizt wenn ez ainig ist und niht
Line: 30 gemischt mit andern dingen. die aigenchait sint all an 30
Line: 31 ainer rewigen bekêrten sêl, die geleich selber ain weiser
Line: 32 mensch!
Line: 33 Daz löbleich wazzer hât zwuo aigenchait an im. die
Line: 34 êrsten von seinem selbwesen und von seiner aigen nâtûr;
Line: 35 die andern von dem lauf seines urspringes. von senem 35
Line: 36 selbwesen hât ez, daz ez lauter ist und fäuht und kalt
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Line: 1 und hât kain varb noch kainen smack noch kainen ge\ruch,
Line: 2 wann hiet ez der ainz, sô wær ez niht lauter wazzer,
Line: 3 ez wær gemischt mit andern elementen. von dem lautern
Line: 4 wazzer spricht Galiênus, daz man ez derkenne mit drein
Line: 5 sinnen. mit dem gesiht, dar umb, daz ez gar durchsihtig 5
Line: 6 ist und gar lauter; mit dem versuochen, wan ez weder
Line: 7 saur noch süez ist noch kains andern versuochens dan
Line: 8 neur daz ez kalt und fäuht ist; mit der smeckenden
Line: 9 kraft, diu in anderr sprâch haizt der geruch, derkennet
Line: 10 man ez auch, wan ez hât kainen smack, den man mit 10
Line: 11 der nasen prüef, noch kainen geruch. Isaac der maister
Line: 12 lêrt, wie man schüll derkennen, welhez wazzer leihter
Line: 13 sei und welhez swerer sei, und spricht: wer ain leinein
Line: 14 tuoch enzwai tailt gleiches und dauht si in zwairlai wazzer
Line: 15 und drucket si dar nâch zwischen den henden und hæht 15
Line: 16 si denn paideu zuo enander unz si getruckent, welhez
Line: 17 danne ê trucken wirt, des wazzer ist leihter. Ipocras
Line: 18 spricht, welhez wazzer schier kalt wirt und schier warm,
Line: 19 daz ist daz aller leihtist. Galiênus spricht, under allen
Line: 20 dingen ist aller schedist süez wazzer wazzersühtigen läuten. 20
Line: 21 welhez wazzer still stêt, daz ist ungesünder wan daz
Line: 22 vliezend, wan ez nimt pœs dünst von der erden, dar auf
Line: 23 ez stêt. Galiênus spricht auch, daz kaltez wazzer die
Line: 24 geswern durchpeiz. wenn man von kaltem wazzer well
Line: 25 machen gar kaltez, sô schol man ez wermen und dar 25
Line: 26 nâch lâzen stên, sô wirt ez gar kalt. Isaac spricht,
Line: 27 wazzer gekeltet auf dem snê ist verr pezzer ze niezen
Line: 28 wan der snê und ist minner schad. der prunn hât die
Line: 29 art, daz er andreu dinch vegt und bedarf doch oft, daz
Line: 30 man in auch veg. alsô ist mangem gelêrten manne, der 30
Line: 31 ander läut strâft, der bedarf oft, daz man in auch strâf.
Line: 32 gewermtez wazzer gefreuset sneller zuo eis wan kaltez.
Line: 33 daz ist dar umb, daz daz warm wazzer derhebt ist in
Line: 34 seinen stucken und gezaist von der hitz, dar umb lâzet
Line: 35 ez die kelten snell ein. dar umb wenne die vischer ir 35
Line: 36 segen wellen beswærn an den enden mit eis winterszeiten,
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Line: 1 sô begiezent si ir segen oder die netz mit warm wazzer.
Line: 2 Galiênus spricht, daz süez wazzer ziterndeu und waicheu
Line: 3 glider mach, als wir sehen an den padknehten und an
Line: 4 den padmaiden.
Line: 7 Daz vierd element und daz allerniderst ist daz ert\reich.
Line: 8 daz hât an den himel dreihunderttausent und
Line: 9 neuntausent und drei hundert und fünfundsibenzig meil.
Line: 10 daz habent vil haidenischer maister und christenischer lêrer 10
Line: 11 bewært. alsô spricht unser puoch ze latein und spricht
Line: 12 auch mêr, daz kain mensch daz für ain missagen hab
Line: 13 und für ainen fräveleichen spruch, wan ez ist mit grôzer
Line: 14 arbait und mit kluogem gezeug in der sternseher kunst
Line: 15 funden. aber gemain läut, die wênik wizzent, slahent 15
Line: 16 manger langen wârhait ainen snellen kahtz, si gelaubent
Line: 17 auch wênik, wie ainr auzwendik der stat auf dem veld
Line: 18 verr hin dan möht ains turns hœhen gemezzen in der
Line: 19 stat mit ainem spiegel, und kan man ez doch; alsô vint
Line: 20 man auch die hœhen. daz ertreich ist dem menschen 20
Line: 21 daz aller gemachsamst element, wann er wont auf der
Line: 22 erden sam got und die engel auf dem himel. diu erd
Line: 23 enpfæht den menschen in seinr gepurt, wenne er des
Line: 24 êrsten in die werlt gêt und helt den gepornen. allain
Line: 25 diu erd zürnt mit dem menschen niht, aber diu andern 25
Line: 26 driu element zürnent oft mit im, wan daz wazzer ertrenkt
Line: 27 den menschen und der pœs luft tœt in auch und daz
Line: 28 feur verprennt in. diu erd ist von nâtûr kalt und trucken
Line: 29 und ist auzwendig ungenæm und besleuzt doch in ir vil
Line: 30 schœner dinge, sam edel stain und edel gesmeid. alsô 30
Line: 31 ist manig dêmüetiger mensch, der inwendig grôzen schatz
Line: 32 behalten hât. daz ertreich ist gar fruhtpær, wann ez
Line: 33 mag kain fruht gewahsen dann auf der erden. wie vil
Line: 34 meil daz ertreich hab an seinem umbkraiz und wie dick
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Line: 1 ez sei, daz vint man in meinr däutschen spera, und war
Line: 2 umb ez under uns niht auf den himel vall. daz ertreich
Line: 3 tailt sich in dreu stuck, diu wonhaft sint. daz êrst stück
Line: 4 haizt Asia und gêt von mittem tag durch der sunnen
Line: 5 aufganch unz zuo dem himelwagen. daz ander haizt 5
Line: 6 Europa und gêt von dem himelwagen unz zuo der sunnen
Line: 7 underganch. in dem selben tail sei wir. daz dritt stück
Line: 8 gêt von der sunnen underganch unz zuo mittem tag, und
Line: 9 ist allain Asia daz ganz halb tail des wonhaften ertreichs.
Line: 10 wizz, als daz herz ze mitelst in dem tier ist, alsô ist diu 10
Line: 11 hell ze mitelst in dem ertreich. alsô sprechent die hai\ligen
Line: 12 lêrer.
Line: 15 Ez kümt oft, daz daz ertreich pidemt in etsleichen 15
Line: 16 landen, alsô daz die pürg nider vallent und oft ain perg
Line: 17 auf den andern. nu wizzent gemain läut niht, wâ von
Line: 18 ez küm. dar umb tichtent alteu weip, die sich vil weis\hait
Line: 19 an nement, ez sei ain grôzer visch, der haiz cele\brant,
Line: 20 dar auf stê daz ertreich, und hab seinen sterz in dem 20
Line: 21 mund: wenn sich der weg oder umbkêr, sô pidem daz ert\reich.
Line: 22 daz ist ain türsenmær und ist niht wâr und ge\leicht
Line: 23 wol der juden mær von dem ohsen Vehemot. dar umb
Line: 24 schüll wir die wârhait sagen von dem ertpidem und von
Line: 25 den wunderleichen dingen, diu dâ von koment. der ert\pidem 25
Line: 26 kümt dâ von, daz in der erden hölrn und aller\maist
Line: 27 in holem gepirge vil erdischer dünst gesament
Line: 28 werdent, und daz der dünst alsô vil wirt, daz si niht
Line: 29 dar inne beleiben mügent; sô stôzent si umb und umb
Line: 30 an die wend und fliegent auz ainem kelr in den andern 30
Line: 31 und wahsent immer mêr zuo, unz daz si ain ganz gepirg
Line: 32 derfüllent, und daz wahsen pringt der stern kraft,
Line: 33 iedoch aller maist des streitgotes, der Mars haizt, und
Line: 34 des helfvaters, der Jupiter haizt, und des Satjârs. wenne
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Line: 1 die in iren aigen häusern sint und wenn si gesament sint,
Line: 2 sô nu die dünst lang gevehtent in den hölrn, sô wirt ir
Line: 3 stôzen ze letst sô stark, daz si auz prechent mit gewalt
Line: 4 und werfent ainen perg auf den andero. mügent aber
Line: 5 si niht auz geprechen, zehant sô schütelnt si doch daz 5
Line: 6 ertreich vast. daz schüteln ist zwairlai. daz ain ist, daz
Line: 7 daz ertreich gêt wackelnd sam ain schef lanksam und
Line: 8 daz ertpidmen ist den vesten und den gepäwen minner
Line: 9 schad. daz kümt dâ von, daz der dunst für sich scheubt
Line: 10 die erden mit ainem gedrang und widerstœzt, sam dâ ain 10
Line: 11 mensch den andern dringt und wider hinder sich seigt,
Line: 12 sam ain schef, daz hin und her waget in dem wazzer.
Line: 13 daz ander pidem ist, daz diu erd schotelt snell, sam dâ
Line: 14 ainr den andern mit den henden schütelt. daz ist den
Line: 15 vesten gar schad, wann dâ von vellt daz gepäw nider. 15
Line: 16 daz ist dâ von, daz ain dunst den andern jagt und snell
Line: 17 stœzt von ainer seiten zuo der andern. alsô derschütelt
Line: 18 sich oft ain man nâch dem und er sich seins prunnen hât
Line: 19 benomen, wann der kalt luft sleicht in den leip und jagt
Line: 20 die haizen gaist in dem leib, alsô daz sich der mensch 20
Line: 21 schüteln muoz. daz aber der sach alsô sei, daz vind wir
Line: 22 mit starken zaichen. daz êrst ist, daz vor dem ertpidem
Line: 23 daz ertreich oft seust und wispelt, sam hundert tausent
Line: 24 slangen dâ wispelten, oder püllt und lüet sam gräuleich
Line: 25 ochsen. daz ist dar umb, daz der dunst in der erden 25
Line: 26 sich auf macht und twingt sich durch alle die lüeger,
Line: 27 diu er vinden mag, reht sam der wein seugt auz ainem
Line: 28 viehteinne väzlein und daz dâ verspunt ist, wann sô gêt
Line: 29 der luft datz den engen nüeten ein und seust in dem
Line: 30 getwang. wenne aber diu hölr lank und weit sint, sô 30
Line: 31 lüeget er sam diu grôzen herhorn. daz ander zaichen
Line: 32 ist, daz diu sunn tunkel wirt des tages oder rôt, daz ist
Line: 33 von dem erdischen dicken rauch, der auf gevarn ist in
Line: 34 die lüft zwischen der sunnen und unserm gesiht. daz
Line: 35 dritt zaichen ist, daz der luft vor und nâch sô gar ver\gift 35
Line: 36 wirt,daz vil läut dâ von sterbent. wann sô der
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Line: 1 erdisch dunst lang gestêt in der erden beslozzen, sô fault
Line: 2 er an im selber und wirt gar vergiftig. daz prüefen wir
Line: 3 an den verworfenne tiefen prunnen, die lang verworfen
Line: 4 sint gewesen: wenn man die vegen wil und si wider auf
Line: 5 wirft, sô sterbent oft die êrsten veger, die dar ein 5
Line: 6 klimment. daz ist oft gesehen. wir prüefen auch daz
Line: 7 an den perchknappen, die in die gruob varnt, die werdent
Line: 8 etswie vil wirbig in irm haupt, alsô daz si gern vehtent
Line: 9 sam die trunken läut, und ist doch der selb dunst niht
Line: 10 lang stênd an ainr stat beslozzen in der erden, wan die 10
Line: 11 gruob sint offen. von wârhait geschâhen grôzeu dinch
Line: 12 von dem ertpidem in Kärnden ze der stat Villach, dô
Line: 13 man zalt von Christi gepürt dreuzehenhundert jâr, dar
Line: 14 nâch in dem aht und vierzigistem jâr an sant Pauls tag
Line: 15 als er bekêrt wart, wan gar vil läut verdurben in der 15
Line: 16 vorgenanten stat und vieln diu münster nider und diu
Line: 17 häuser und etswâ ain perg auf den andern, wan der
Line: 18 ertpidem was umb vesperzeit und was sô stark und sô
Line: 19 grôz, daz er sich raicht unz über die Tuonawe in Mär\hern
Line: 20 und auf gên Paiern unz über Regenspurch und 20
Line: 21 werte mê dann vierzig tag, alsô daz nâch dem êrsten ie
Line: 22 ain klainr kom dar nâch über etswie vil tag oder wochen.
Line: 23 ez kom auch in dem selben geperg ain mercleicher ert\pidem
Line: 24 dâ nâch in dem andern jâr an sant Stephans tag
Line: 25 als er funden wart. nu prüef: waz dunstes in dem 25
Line: 26 grôzen geperg beslozzen sei gewesen, der het sich ge\sament
Line: 27 manig jâr. dô der nu auz prach in die lüft, dô
Line: 28 was niht unpilleich, daz er vergifte den luft enseit des
Line: 29 gepergs mêr dann über vil hundert langer meil und
Line: 30 auch hie disseits gar verr. daz wart wol schein, wan der 30
Line: 31 grœst sterben kom in dem selben jâr und in dem næhsten
Line: 32 dar nâch, der nâch Christi zeiten ie geschach oder leicht
Line: 33 vor, wann ez sturben läut ân zal in den steten pei dem
Line: 34 mer, sam datz Venedi und datz Marsili und über al in
Line: 35 Püllen und ze Aviniôn. in dem êrsten jâr des grôzen 35
Line: 36 ertpidems was der jâmer sô grôz, daz der pâbst Clemens
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Line: 1 der sehst ain new mess machte für den tôt, ob man got
Line: 2 gevlêhen möht, daz er sich über daz volk erparmt. diu
Line: 3 mess huob sich an: recordare domine testamenti tui. ez
Line: 4 sturben auch des selben jârs gar vil läut in dem geperg
Line: 5 und hie auzen in etsleichen steten, aber gar vil volkes 5
Line: 6 starb in dem næhsten jâr dâ nâch in der stat ze Wienne
Line: 7 in Oesterreich, alsô daz man zalt von sunwenden unz
Line: 8 auf unser frawen tag als si geporn wart mêr wan vierzig
Line: 9 tausent leich und sô vil hin über, daz daz ân zal was,
Line: 10 in der ainen stat ze Wienne, und strekt sich der sterb 10
Line: 11 auf gegen Paiern unz ze Pazzaw und vil verrer. der
Line: 12 gemain sterb kom zwâr von dem vergiften luft, des nim
Line: 13 ich ain urkünd an vil dingen. daz êrst ist, daz sich
Line: 14 der sterb erhuob des êrsten in dem gepirg und in den
Line: 15 mersteten, wan dâ was der dunst aller grœst und aller 15
Line: 16 vergiftigist, dar umb, daz daz mer den luft beslozzen het
Line: 17 in der erden âdern nâhent pei dem mer und in dik macht
Line: 18 und fäuht, daz er gar sêr fault, und dar umb wirt auch
Line: 19 daz wazzer vergift. daz ander ist, daz daz mêrer tail der
Line: 20 siechen läut, die dâ sturben, swern gewunnen under den 20
Line: 21 üehsen und in den geswern vant man dick maden, oder
Line: 22 sô si etleich tag werten, sô vant man nihts dar inne dann
Line: 23 ainen dunst oder ain pœse fäuhten dâ mit. daz was dar
Line: 24 umb, sô der mensch den pœsen luft in sich het gezogen
Line: 25 und der belaib in der prust umb daz herz, sô wolt diu 25
Line: 26 nâtûr dem herzen ze helf komen und traib die vergift
Line: 27 under die üehsen, sô wurden denn geswern dar auz, und
Line: 28 sô diu nâtûr den vergiftigen rauch niht wol auz getreiben
Line: 29 moht, sô versêrt er daz herz und erstekt den menschen,
Line: 30 und dar umb sturben jung menschen zarter nâtûr gar 30
Line: 31 vil und aller maist jung frawen. daz dritt zaichen ist, daz
Line: 32 der sterb niht vil schat in dem andern jâr nâch dem
Line: 33 grôzen ertpidem den, die dô verr hin dan wâren von dem
Line: 34 geperg auf hôhen vesten. daz was dar umb, daz sich der
Line: 35 swær luft her dan von dem geperg, dâ er sich erhuob, 35
Line: 36 naigt zuo der erden und daz der hôch luft rainer belaib
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Line: 1 wan der nider. daz vierd zaichen was, daz vil grôzer
Line: 2 nebel wurden sêr prünseln und stinken in den herbsten
Line: 3 und in den wintern der zwair jâr, wann der erdisch dunst
Line: 4 in den lüften entslôz sich in die nebel und wart sô dick, daz
Line: 5 er sich zuo der erden sankt und was zemâl schad den, die 5
Line: 6 in des morgens nüehtern in sich zugen. dar umb besluzzen
Line: 7 sich witzig läut in irm gemach und machten daz wol\smeckend
Line: 8 mit edeln dingen und âzen und trunken fruo,
Line: 9 daz der pœs luft den leib iht eitel fünd. si behuoten
Line: 10 sich auch, daz si niht über die siechen giengen, daz der 10
Line: 11 vergift âtem und der tœtleich dunst iht in si gieng. daz
Line: 12 fünft was, daz die pirn in dem wazzer ob swummen, die
Line: 13 andereu jâr ze podem vielen. daz was dar umb, daz der
Line: 14 vergift dunst si durchpaiz und durchnuog, daz si vil luftes
Line: 15 in sich zugen, und dar umb swummen si ob. dar umb 15
Line: 16 wâren auch die früht schad, man süt si dann wol oder
Line: 17 priet si wol, und reht alsô durchpaiz auch der pœs luft
Line: 18 des menschen herz haimleich; unz si sein dann innen
Line: 19 wurden, sô was der schad ergangen. diu wârhait was
Line: 20 mangem menschen verporgen und sprâchen etleich, ez 20
Line: 21 wær von ainem sunderleichen gestirn: die weil daz wert,
Line: 22 sô müest auch der sterb wern. daz was ze verr von
Line: 23 dem zil gerant, wann wir wizzen wol, daz alliu diu dinch,
Line: 24 diu in den vier elementen geschehent, von der stern
Line: 25 kreft koment. idoch muoz man sagen, in welher weis si 25
Line: 26 ditz oder daz pringen, ob si ez mit hitz oder mit kelten
Line: 27 oder mit andern sachen pringen. ez was auch verr von
Line: 28 dem weg, daz si sprâchen, der sterb werte als lang, als
Line: 29 lang der stern anplik wert und ir samnung, wan etleicher
Line: 30 stern samnung die aller trægest sint wert neur ain jâr, 30
Line: 31 sam Saturni und Jovis in ainem zaichen, die andern sint
Line: 32 alle sneller. nu werte der sterb laider lenger wan ain
Line: 33 jâr. doch wolt ich den nie geschaden in irm weissagen
Line: 34 unz nu in disem neunundvierzigistem jâr nâch dreizehen\hundert
Line: 35 jârn von Christi gepürt, dar umb sprich ich, daz 35
Line: 36 er sô lang wert, unz der vergift dunst den luft raumt,
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Line: 1 und daz geschiht von tag ze tag. wer waiz aber des ain
Line: 2 rehtez zil, der lebt niht auf erden. die andern sprâchen,
Line: 3 ez wær der gotes gewalt. sicherleichen, daz was wâr,
Line: 4 wann alliu dinch würkent in der kraft gotes, ân den
Line: 5 sünder allain: der würkt wider got und ist sein werch ân 5
Line: 6 got. ich sprich aber mit urlaub, daz got die welt möht
Line: 7 niderslahen in aim augenblick ân aller siechtagen hilf
Line: 8 wenne er wolt und wâ er wolt. des tet er niht in den
Line: 9 zeiten, wan die pei der zeit auz den landen fluhen die
Line: 10 genâsen, und waz ritterschaft in Püllen was mit küng 10
Line: 11 Ludweigen auz Ungern, dô er seins pruoder tôt rach, die
Line: 12 fruo âzen und trunken und in der füll lebten, den ge\schach
Line: 13 nihts. welhe aber sich hungerten, sam die Walhen
Line: 14 pflegent, die sturben, wan der pœs luft durchgieng si.
Line: 15 nu waiz ich wol, daz got den vollen vinden kan sam den 15
Line: 16 læren. die dritten sprâchen, daz die juden all prunnen
Line: 17 heten vergift und wolten die christenhait tœten, und vant
Line: 18 man säcklein in vil prunnen mit vergift, und tôt man
Line: 19 ir ân zâl vil an dem Rein, in Franken und über al in
Line: 20 däutschen landen. wærleich, ob etleich juden daz tæten, 20
Line: 21 des waiz ich niht: wær aber ez geschehen, daz hêt auch
Line: 22 geholfen zuo der êrsten sach. iedoch waiz ich daz wol,
Line: 23 daz ir ze Wienne als vil wâren sam in kainer stat, die
Line: 24 ich west in däutschen landen, und daz si dâ alsô sêr
Line: 25 sturben, daz si irn freithof vil weitern muosten und zwai 25
Line: 26 häuser dar zuo kaufen. hæten si in nu selber vergeben,
Line: 27 daz wær ain tôrhait gewesen. iedoch wil ich der juden
Line: 28 pôshait niht värben, wan si sint unser frawen veint und
Line: 29 allen christen. wizz auch, daz der ertpidem vil wunder\leicher
Line: 30 werch würkt. daz ain ist, daz dike von dem 30
Line: 31 dunst, der auf gêt von dem ertpidem, läut und andreu
Line: 32 tier ze stainen werdent und allermaist ze salzstainen und
Line: 33 allermaist auf dem gepirg und dâ pei, dâ man salzerz
Line: 34 grebt. daz ist dâ von, daz derlai dunst und kraft sô stark
Line: 35 ist und sô überswenkig, daz si diu tier alsô verkêrt. alsô 35
Line: 36 lêrent die maister von der nâtûr, Avicenna und Albertus.
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Line: 1 alsô sait mir auch maister Pitrolf herzog Fridreichs canzlær
Line: 2 in Oesterreich, daz auf ainr hôhen alben in Kärnden wol
Line: 3 fünfzig haupt menschen und rinder hie vor ze stainen
Line: 4 worden wærn, und daz diu mait noch under dem rind
Line: 5 sæz mit ainem hantschuoch, reht als si saz, ê si paideu 5
Line: 6 ze stainen wurden. daz ander ist, daz oft mit dem ert\pidem
Line: 7 auz der erden varnt üeseln und flammen, die
Line: 8 etswâ ain stat oder dörfer und stet verprennent. daz
Line: 9 geschiht dâ von, daz daz ertreich inwendig prinnet. daz
Line: 10 dritt ist, daz dik in dem ertpidem auz der erden vert vil 10
Line: 11 sandes und staubes, alsô daz er ain ganz dorf versenkt.
Line: 12 daz ist dâ von, daz daz ertreich inwendich sandig ist und
Line: 13 molwik und daz ez oben ain vest stark rinden hât, diu
Line: 14 den dunst haltet und besleuzt, daz er niht auz geslahen
Line: 15 müg. daz vierd ist, daz der dunst oft sô kranch ist, daz 15
Line: 16 er daz ertreich niht geschüten mag und daz er ez neur
Line: 17 erhebt über sich und sitzt danne wider nider. alsô ge\schiht
Line: 18 oft under den wazzern, diu vest gründ habent, und
Line: 19 sô ir gründ erhebt werdent, sô vleuzt daz wazzer auz.
Line: 20 dâ von koment dike grôz güzz auz den pergen, ân regen\wazzer 20
Line: 21 und auch ân snêwazzer, von den winden und von
Line: 22 den dünsten, die sich erhebent under der wazzer ursprinch
Line: 23 in den pergen.
Line: 24 Hie hât daz ander stück des puochs ain end.
Line: 30 Daz dritt stuck des puochs schol sagen von allerlai
Line: 31 tiern, und des êrsten von den, die dâ gênt auf der erden,
Line: 32 dar nâch von allem gefügel und denn von den wazzer\tiern.
Line: 33 Aristotiles spricht, daz diu tier, diu zwên füez
Line: 34 oder vier füez haben, vil pluots haben; aber die mêr 10
Line: 35 wann vier füez haben, diu haben niht pluotes. daz ver\stêt
Line: 36 man von dem pluot, daz in den runstâdern läuft;
Line: 37 aber die würm habent niht sämleichs pluotes, sam die
Line: 38 kintpeizen sint, wan si habent niht runstâdern, sam
Line: 39 Plinius spricht. ain gemainer lêrspruch ist, daz elliu 15
Line: 40 mertier herteu augen habent, sam si von pain gemacht
Line: 41 sein, und habent hert häut dar ob, dâ von, daz daz ge\salzen
Line: 42 wazzer in dem mer ir waicheu augen iht verderb,
Line: 43 wan ir augen möhten niht beleiben, si hiet denn diu
Line: 44 nâtûr sterker gemacht dann ander augen. dâ pei verstên 20
Line: 45 wir diser welt kint, diu ir gedenk versenkent in dem
Line: 46 üppigen unstæten mer diser armen werlt: die mügent ir
Line: 47 hert vernunft niht erhœhen noch gewaichen zuo gaist\leichen
Line: 48 dingen, si mag auch daz salz der êwigen weis\hait
Line: 49 niht durchgên. Aristotiles spricht: ain iegleich tier 25
Line: 50 mag seineu ôrn gewegen, ân der mensch, und daz ist
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Line: 1 pilleich, wann der mensch schol diu götleichen gepot, diu
Line: 2 daz ôr hœrt, haben unwendeleichen in seiner sêl und in
Line: 3 seinem herzen. ain iegleich tier mag seinen undern kin\packen
Line: 4 gewegen, ân den cocodrillen, daz ist ain mertier, und
Line: 5 cencili, die wegent irn obern kinpacken, als her nâch kunt 5
Line: 6 wirt. diu zung, diu niht ze prait noch ze smal ist (daz ist diu
Line: 7 mitelmæzik), diu ist löbleich, wan die mag ain mensch zim\leich
Line: 8 gefüeren. dâ pei verstê, daz der mensch mæzig schol
Line: 9 sein mit worten, wan vil reden ist niht ân mail. er schol
Line: 10 auch niht zemâl sweigen sam ain stumm und sam ain 10
Line: 11 hunt, der niht gepellen mag. des menschen augen næhernt
Line: 12 mêr zuo ainander denn anderr tier augen nâch des men\schen
Line: 13 grœz; alsô schol in uns gesellet sein vernunft und
Line: 14 begir und gotes bekantnüss und unser selbes. Aristotiles
Line: 15 spricht: ain iegleich tier, daz ainen rauhen zagel hât, 15
Line: 16 daz hât ain klain haupt und grôz kinpacken. alsô sint der
Line: 17 fürsten zägel lanch, wan in volgent vil diener nâch, und
Line: 18 ist daz haupt (daz ist der sin oder diu vernunft) klain;
Line: 19 aber der kinpack (daz ist diu vræzichait) ist grôz. ain
Line: 20 iegleich tier, daz zwai hörner hât, daz hât der obern zend 20
Line: 21 niht und hât zwên päuch: ainen vorn, dâ ez daz ezzen
Line: 22 des êrsten ein vazzt unz daz ez geidruckt, und den andern
Line: 23 hinder paz, dâ ez daz ezzen dar nâch ein vazzt. aber
Line: 24 ain tier, daz niht hörner hât, daz hât neur ainen pauch,
Line: 25 sam der mensch und der leo und andreu tier. von der 25
Line: 26 fäuhten überflüzzichait und dem dunst in des tiers leib
Line: 27 wechst daz hâr, und von des ezzens überflüzzichait kümt
Line: 28 der fäuhten übermæzichait in dem leib. ain iegleich tier,
Line: 29 daz vil ünslits hât, daz hât wênig sâmen; alsô die läut,
Line: 30 die vaizt sint mit reichtum, die würkent gar wênig guotes. 30
Line: 31 daz verstê, ob si irn muot in den grôzen reichtum sô gar
Line: 32 versenkent, daz si got niht erkennent noch sich selber.
Line: 33 Aristotiles spricht, daz ain iegleich tier, daz vil hârs hât,
Line: 34 und ain iegleich vogel, der vil vedern hât, der ist un\käusch
Line: 35 und hât vil sâmen, den er gesæen mag. sô sich 35
Line: 36 diu vaizten ie paz mêrt in dem tier, sô minnert sich
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Line: 1 daz pluot ie vester in dem tier. welhez mensch vil
Line: 2 pluotes hât, daz altet schier, reht sam daz getraid tuot,
Line: 3 daz ze vil fäuhten hât. man vint rennen in der jungen
Line: 4 tier magen, diu noch saugent und dar zuo idruckent, und
Line: 5 sô diu renne ie elter wirt, sô si ie pezzer wirt, und ist 5
Line: 6 guot für des leibes fluz und aller maist hasen renn und
Line: 7 des hirzes. der tier fräulein sint krenker wan die man,
Line: 8 ân diu perinne und diu leupartinne. under den vier\füezigen
Line: 9 tiern ist daz fräwel vil gelerniger wann daz
Line: 10 mändel. Alfragânus spricht: des hundes milch ist dicker 10
Line: 11 dann kains andern tiers milch, ân des sweins und des
Line: 12 hasen milch. er spricht auch, daz ain iegleich vierfüezigz
Line: 13 tier begert der unkäusch in dem lenzen allermaist. daz
Line: 14 flaisch aller vierfüezigen tier ist pœs, wenn si ir narung
Line: 15 suochent an wäzrigen steten. ain iegleich tier, daz ainen 15
Line: 16 praiten kurzen zagel hât, leit mêr den winter, wan daz
Line: 17 ainen langen zagel hât. daz rint hât ain grœzer stimm
Line: 18 wan der ohs, und alliu weibel anderr tier habent klainer
Line: 19 stimme wann diu mändel. er spricht auch, daz pfert und
Line: 20 daz maul, der helfant und daz kämlein habent ir gallen 20
Line: 21 niht besunder in ainem plæslein sam andreu tier, aber
Line: 22 si habent âdern, dâ gallen inne ist. er spricht auch mêr,
Line: 23 der wolf, der fuchs und der hunt gepernt ireu kint alsô
Line: 24 plint. Aristotiles spricht, die götlær oder die weissagen
Line: 25 sprechent, wenne sich diu tier von enander tailnt, daz 25
Line: 26 bedäut streit zwischen den menschen, aber wenn sich diu
Line: 27 tier samnent und ainz dem andern volget, daz bedäut
Line: 28 vrid. er spricht auch, welhiu tier lang an ainr stat
Line: 29 wonent, diu streitent gern mit enander, ist daz si wênig
Line: 30 ezzens habent, sam daz männel kriegt wider daz wei\bel 30
Line: 31 und der vater wider den sun, und wenne des ezzens
Line: 32 vil ist, sô koment diu wilden tier wider und werdent
Line: 33 zam. der tier streit ist neur umb ir ezzen und umb ir
Line: 34 wonung. welhiu tier rôch flaisch ezzent, diu streitent
Line: 35 mit allen andern tiern, wan si nement ir ezzen von in 35
Line: 36 allen. welhez tier vil wäzriger nâtûr ist, daz ist vorhtig:
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Line: 1 vorht macht des leibes nâtûr kalt. welhez tier haiz pluot
Line: 2 hât, daz hât ain lungel, diu den luft in sich ziech, dar
Line: 3 umb, daz diu hitz von dem luft gesänftigt werd. aber
Line: 4 daz niht haiz pluot hât, daz bedarf der lungel niht. ain
Line: 5 iegleich tier, daz vil hârs hât, daz hât zæhen sâmen; 5
Line: 6 alsô der alweg in wollusten seins leibes lebt, der mag
Line: 7 niht lautreu werch gehaben. welher man vil hârs hât an
Line: 8 dem part und an der prust, der macht schier kint, und
Line: 9 allermaist, ob er swarz ist. ain iegleich tier, daz aug\prâw
Line: 10 hât, daz tuot si in dem slâf zuo, ân den hasen 10
Line: 11 und den leben. ain iegleich ackertier, daz säglisch zend
Line: 12 hât, daz izzet flaisch. dâ pei verstên wir die fürsten, die
Line: 13 pœs diener habent, die frezzent armen läuten daz ir.
Line: 14 welhiu tier vil zend habent, diu lebent lang daz mêrer
Line: 15 tail; aber diu wênig zend habent, diu sint kurzes lebens. 15
Line: 16 ain iegleich tier, daz niht lungen hât, daz hât niht stimm;
Line: 17 iedoch mag ez ain lungen haben, daz ez niht stimm hât.
Line: 18 kain tier sæt seinen sâmen slâfend oder wachend auz\wendig
Line: 19 seins weibes schôz, ân allein der mensch. dâ pei
Line: 20 verstêt man des menschen pôshait. aller tier zuonemen 20
Line: 21 ist von dem, dâ ir nâtürleich glust an ligt. alsô nem wir
Line: 22 allermaist zuo an menschleicher sælichait von got, der
Line: 23 unser vernunft aller lustigst ist. alliu diu tier, diu
Line: 24 idruckent, diu bezzernt sich gar vil und behelfent sich
Line: 25 mit dem idrucken, wan si enpfindent dar an irs wolge\lustes 25
Line: 26 und werdent sneller vaizt von aim klainen ezzen
Line: 27 wan andreu tier, diu niht idruckent. daz geschiht von
Line: 28 dem wolgelust irs idruckens. alsô welheu sêl gotes lêr
Line: 29 oft her wider nimt und die wol betraht mit ganzer an\dâcht,
Line: 30 diu wirt vaizt in götleichen genâden und wirt 30
Line: 31 truncken in götleicher minne. ain iegleich tier, daz niht
Line: 32 gallen hât, lebt lang, sam der elephant, der hirz, daz
Line: 33 kämel und daz merswein. alsô die sänftigen läut er\werbent
Line: 34 daz lant und daz erb der lebentigen in dem êwi\gen
Line: 35 leben. ain iegleich tier vierfüezig hât ainen zagel. 35
Line: 36 aber der mensch hât kainen sterz. iedoch hât er afterpell
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Line: 1 an des sterzes stat und fuort im daz die afterpell daz
Line: 2 andern tiern den sterz fuort. alsô ist auch dem pern und
Line: 3 dem affen. welheu tier grôzes leibs sint, diu gepernt
Line: 4 niht vil, wan ir kost und ir narung entsleuzt sich vil in
Line: 5 in und gêt in ireu glider; dar umb habent si wênig über\flüzzichait 5
Line: 6 und wênig sâmen. alsô sint laider die läut auf
Line: 7 ertreich, die grôz wirdikait habent, sam pistuom, pröbstei
Line: 8 und ander prêlâtûr, die wênig früht pringent mit predigen
Line: 9 und mit andern guoten werken. dar umb sô des men\schen
Line: 10 sin sich ie auf mêr naigt, sô er zuo iegleichem 10
Line: 11 ding ie klainr ist. ain iegleich tier, daz sein ezzen slindet
Line: 12 und niht kewt, daz ist mager, sam der wolf und der leb;
Line: 13 wan sô daz ezzen niht wol gemaln ist, sô fuort ez den
Line: 14 leip niht wol. etleich sprechent, daz uns mangeu tier
Line: 15 übertreffen an den fünf sinnen: der per oder der eber 15
Line: 16 an dem gehœrd, der luhs an dem gesiht, der aff mit dem
Line: 17 versuochen in dem mund, der geir mit dem smack (wan
Line: 18 der smeckt daz âs gar verr), diu spinnev́mit der gerüerde.
Line: 19 diu tier diu sint unsätleich, den ir ezzen zehant auz dem
Line: 20 magen gêt, sam der wolf und sämleicheu tier, und under 20
Line: 21 den vogeln der pellicân und daz taucherlein, daz ze latein
Line: 22 mergi haizt. alsô sint die menschen mager in guoten
Line: 23 werken, die gots wort zehant lâzent und sein vergezzent,
Line: 24 wan mangez spricht: 'ach, wie ain guot predig der herr
Line: 25 heut tet!' sô frâg ich 'waz hât er gesait?' ez antwürt: 25
Line: 26 'wærleich, ich enwaiz!' der mensch hât aht ripp und
Line: 27 etleichz zeheneu. aber diu tier, diu hörner tragent, habent
Line: 28 dreizehen, die slangen dreizig. Plinius spricht, welheu
Line: 29 tier von nâtûr lengers lebens sint, diu sint lenger zeit in
Line: 30 irer muoter leib. man frâgt, war umb etsleicheu tier niht 30
Line: 31 idrucken? daz ist dar umb, daz etleich tier gar ainen
Line: 32 haizzen magen hât, dar umb kocht ez sein ezzen leiht,
Line: 33 daz ez der nâtûr eben ist, und daz selb idruckt niht, sam
Line: 34 daz swein, der hunt und sämleicheu tier. aber andreu
Line: 35 sint, die kalt magen habent, die müezent idrucken und 35
Line: 36 ir ezzen zwir maln, daz ez ir mag gekochen müg, sam
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Line: 1 diu rinder, die hirz und den geleicheu tier. wizz auch,
Line: 2 daz diu selben tier trückner und herter vaizten habent,
Line: 3 und sterker ünslit dann die haize magen habent. diu
Line: 4 haizen tier bedäutent die sinnereichen schuoler, den haiz
Line: 5 und lieb ze lernen ist, die vestent gar leihticleichen die 5
Line: 6 kost der hailigen geschrift. aber diu kalten tier bedäutent
Line: 7 die trægen schuoler ze lernen, die die hailigen geschrift
Line: 8 swærleich enpfâhent, wan in die pœsen sêl, diu zuo loter\hait
Line: 9 ist genaigt, kümt diu weishait niht, sam Salomôn
Line: 10 spricht. die habent herter ünslit wan die andern, daz ist, 10
Line: 11 si habent ir süezen und ir wollust ân götleich andâcht,
Line: 12 die dienent der naht und niht dem tag, die vallent leiht
Line: 13 nider auf den aftern, wan si vergezzent der künftigen
Line: 14 sælichait und ergebent sich der erdischen üppichait.
Line: 15 iedoch wizz, daz daz schâf ainen haizen magen hât und 15
Line: 16 idrucket doch. daz ist dar umb, daz ez pœs zend hât
Line: 17 und daz ezzen niht wol gemaln mag. alsô tuont die
Line: 18 sinnereichen maister und schuoler, die lesent oft daz her
Line: 19 wider, daz si vor wol künnen, wan si habent der scharpfen
Line: 20 zend niht, dâ mit si die üppichait der werlt niezent. 20
Line: 21 Nu hab wir gesait von den tiern in ainr gemain;
Line: 22 für paz well wir sagen von ainem iegleichen tier aigenc\leichen,
Line: 23 und des êrsten von den, der nam sich ze latein
Line: 24 anhebt an ainem A, dar nâch an ainem B, reht als daz
Line: 25 ABC stêt. 25
Chapter / Strophe: 1 1.
Line: 26
Line: 27 VON DEM ESEL.
Line: 28 Asinus ze latein haizt ze däutsch ain esel. daz tier
Line: 29 waiz niht krieges, wan ez gar fridsam ist: under herten
Line: 30 straichen ist ez sänftig und güetig. ez tregt gar swær 30
Line: 31 pürd auf im. daz sint diu lob, diu der esel hât. aber
Line: 32 seineu laster sint, daz er unkäusch ist. er ist hinden
Line: 33 sterker dan vorn, er hât ainen trægen ganch und ist un\vernünftig:
Line: 34 er weicht niemant, der im begegent. die
Line: 35 jungen esel sint in der jugent etswie vil schœn und lustig 35
Page: 120
Line: 1 anzesehen, und sô si ie elter werdent, sô si ie unlustiger
Line: 2 werdent anzesehen. Plinius spricht, daz der eselinne milch
Line: 3 gar weiz sei und daz si auch helf der menschen weizen,
Line: 4 und dâ von list man, daz des kaisers Nerônis hausfraw
Line: 5 sich padet in esels milch. esels flaisch macht gar pœs 5
Line: 6 pluot dem der ez izzet und lâzt sich niht wol kochen in
Line: 7 dem magen; iedoch ist ez pezzer wann der pferd flaisch.
Line: 8 esels milch alsô warm sterkt die zend und sänftigt irn
Line: 9 smerzen und aller maist wenne man si dâ mit reibt. si
Line: 10 benimt auch daz sêr säufzigen dem herzen. der esel ist 10
Line: 11 von nâtûr gar kalt. ez spricht auch Aristotiles, daz die
Line: 12 esel die kelten mêr fürhten dan andreu tier, dar umb
Line: 13 unkäuschent si niht in den ebennähtigen zeiten sam diu
Line: 14 pfert, aber si unkäuschent in dem sumer, dar umb, daz
Line: 15 ir gepurt sei in warmer zeit. die eslinne tragent iriu kint 15
Line: 16 in dem leib ain ganzez jâr. Plinius spricht, daz der esel
Line: 17 pain weizer sei dann andreu pain. diu eslinne gepirt
Line: 18 selten zwai kint, und wenne si gepern schol, sô fleuht si
Line: 19 daz lieht und suocht die vinster, daz si von dem menschen
Line: 20 iht gesehen werd. dar umb spricht diu geschrift: dein 20
Line: 21 denkiu hant schol niht wizzen, waz dein gerehteu hant
Line: 22 würkt. diu eslinne gepirt als lang si lebt, daz ist unz
Line: 23 zuo dreizig jârn; also scholt der mensch fruhtpær sein
Line: 24 mit guoten werken unz an sein end. dar umb spricht
Line: 25 diu geschrift: wer volharret unz an sein end, der wirt be\halten. 25
Line: 26 etleich esel trinkent niht danne gewönleich prun\nen
Line: 27 und gar guot wazzer. dar umb spricht diu geschrift in
Line: 28 dem andern puoch des weissagen Jeremie: waz nu mensch,
Line: 29 waz kraft hâst dû in dem wege Egipti, daz dû trüebez
Line: 30 wazzer trinkest? (daz ist werltleiche kunst, diu trüeb ist 30
Line: 31 und vinster) und waz ist dir an dem weg der läut, die
Line: 32 Assyrii haizent, daz dû vliezend wazzer trinkest? (daz ist
Line: 33 diu lebendik götleich kunst). sô der esel über ain pruk
Line: 34 schol gên, siht er dann in daz wazzer durch die pruk, er
Line: 35 gêt niht leiht hin über. ich sprich auch, daz der esel 35
Line: 36 vorn, dâ er krank ist, ain kräuz tregt auf dem ruck und
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Line: 1 hinten, dâ er die niern tregt, dâ ist er starch. alsô tuo
Line: 2 wir üppigen pfaffen: dâ wir daz kräuz solten tragen mit
Line: 3 vasten und mit beten und mit allem götleichen dienst,
Line: 4 dâ sei wir laider kranch; aber dâ wir unkäusch und alle
Line: 5 unfuor tragen, dâ sei wir starch. 5
Line: 8 Aper ze latein haizt ze däutsch eber, und ist zwair\lai,
Line: 9 wilder und zamer. der wild ist ain starch tier und
Line: 10 mag nümmer gelêrt werden, daz ez sitig und güetig sei, 10
Line: 11 aber ez ist alle zeit grimmig und scharpf. er ist swarz
Line: 12 und hât grôz hawend zend, ains halben fuozes lang, und
Line: 13 die zend tailent an ainem lebendigen eber reht sam ain
Line: 14 gestäheltz eisen; aber sô si auz dem eber koment, sô sint
Line: 15 si niht sô starch sam ê. der eber bedäut uns die grimmen 15
Line: 16 läut, die kain lêr guoter werch wellent nemen und die
Line: 17 alle zeit grimmik und swarz beleibent in irn sünden. die
Line: 18 läut habent zend gekrümpt auf sich selber, wann wer dem
Line: 19 andern gert ze schaden, der tœtt sich des êrsten selber.
Line: 20 si habent halbfüezig zend, wan si sêrent dem næchsten 20
Line: 21 seinen leip, aber der sêl mügent si niht geschaden. die
Line: 22 mügent wol grimmen die weil si lebent, aber nâch dem
Line: 23 tod niht. daz tier hât die art, ist, daz ez der jäger früe
Line: 24 jagt, ê ez seinen harm lâz, sô wirt ez snell müed; hât ez
Line: 25 aber vor geharmt oder harmt die selben weil, sô mag man 25
Line: 26 ez niht leiht gevâhen. des ebers mist alsô warmer und
Line: 27 frischer ist gar guot wider daz pluotvliezen auz der
Line: 28 nasen. izzet diu wild varchmuoter vil aicheln wenne si
Line: 29 tregt, sô derwirft si. diu swein habent die art, daz si
Line: 30 daz ertreich umbwüelent und daz si mit den mäulern in 30
Line: 31 horwigem unlustigem ertreich rüedent. der värher\muoter
Line: 32 êrstez värhel ist klainer und krenker wan diu
Line: 33 andern. wenne si vil värhel hât, sô ist ir milich gar
Line: 34 lauter.
Page: 122
Line: 3 Under den haimischen ebern ist ainr sterker dann die
Line: 4 andern: der hêrscht den andern allen. kümpt aber ain
Line: 5 sterkerr und überwint den vodern, sô wirt er ir aller herr. 5
Line: 6 wenne ain varch schreit, sô läuft diu ganz hert der värher
Line: 7 zuo und werdent alliu rohend und zornik. ir toben wirt
Line: 8 gesänftigt mit ezzich, wenne man si dâ mit besprängt.
Line: 9 diu verhermüeterlein werdent sneller vaizt, sô man si ge\nunnet
Line: 10 hât. wenn daz varch ain aug verleuset, sô stirbt 10
Line: 11 ez sneller dan sust. sô diu verhermuoter gepirt, sô gibt
Line: 12 si daz êrst prüstlein irm sun und niht der tohter. sô der
Line: 13 môn kümt an den letzten punt seins abnemens, sô nimt
Line: 14 der värhermuoter hirn mêr ab wan kains andern tiers
Line: 15 hirn und nimt sô vil ab, daz sein gar clain beleibt gên 15
Line: 16 der grœzen, die daz varch hât.
Line: 19 Alches ist ain tier, sam Plinius spricht und auch
Line: 20 Solînus, daz hinder sich gêt, wenne ez sein waid suochet 20
Line: 21 an den kräutern. daz bedäut die menschen, die daz niden
Line: 22 an den füezen anhebent, daz si an dem haupt sölten an\vâhen,
Line: 23 sam etleich, die wellent ê contemplieren und
Line: 24 jubilieren oder frôlocken in der götleichen güeten, ê si
Line: 25 wainen umb ir sünd, und sam die schuoler, die ê maister 25
Line: 26 wellent sein denn junger.
Chapter / Strophe: 5 5.
Line: 27
Line: 28 VON DEM HAANE.
Line: 29 Aristotiles sagt von ainem tier, daz haizt haane, daz
Line: 30 ist in der grœz sam ain hirz. an dem hât diu nâtûr ir 30
Line: 31 gewonhait verändert, wann alliu andreu vierfüezigeu tier
Page: 123
Line: 1 habent ir gallen inwendig des leibes, ân daz tier: daz hât
Line: 2 sein gallen in den ôrn und ist sein gall gar pitter und
Line: 3 macht daz tier gar zornig und grimmig. dâ pei verstê
Line: 4 die läut, die gern smaicher hœrent, die den läuten nâch\redent,
Line: 5 und sô si die verhœrent, sô verkêrnt si guoteu 5
Line: 6 dinch in pœseu und vergiftent die unschuldigen mit irr
Line: 7 valschen pitterkait.
Line: 10 Bubalus haizt in ainem däutsch ain aurrint und in 10
Line: 11 dem andern däutsch ain waltrint. daz hât ainen ainvalti\gen
Line: 12 sänften anplik, aber ez ist gar üppig und grimmig,
Line: 13 sô ez zornig wirt, und ist grœzer denn ain gemainz rint.
Line: 14 des selben rindes milch waicht des menschen leip leihtic\leich
Line: 15 und hailt frisch wunden. si ist auch guot den, die 15
Line: 16 vergift genomen habent. sein gall ist auch hailsam, wan
Line: 17 si hailt der wunden mâsen und hailt auch der ôrn smer\zen.
Line: 18 daz waltrint hât die art, ist, daz man im gar ain
Line: 19 swær pürd wider seinen willen auflegt, sô wirt ez sô
Line: 20 zornik, daz ez sich niderstrecket auf die erden und mag 20
Line: 21 man ez niht leiht auf pringen, wie vast man ez sleht,
Line: 22 man leihter im dann die pürd, dâ mit ez beswært was.
Line: 23 ez haizt auch ze latein bisontes.
Line: 26 Bomachus ist ain tier, sam Solînus spricht, daz hât
Line: 27 ain haupt als ain ochs und den leip und diu schinpain
Line: 28 als ain pfert. ez hât auch seineu hörner mit sô vil
Line: 29 krümmen in ainander gekrümt, daz ez niht verwundet diu
Line: 30 andern tier, auf diu ez stœzt diu hörner. daz tier hât 30
Line: 31 die art, wenn man ez jagt, sô wirft er seinen waichen
Line: 32 mist auz dem leib nâch im ain joch ackers lenge, und
Line: 33 wen des mistes smack berüert, den prennt er. mit dem
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Line: 1 wâpen verjagt er sein veind von im. daz tier bedäut die
Line: 2 guoten vorpfaffen, die über die andern gesetzet sint, die
Line: 3 mit irm vesten stæten leben habent iriu hörner in sich
Line: 4 gekrümt. wenne si diu auf ir undertân stôzent, sô wun\dent
Line: 5 si die niht, wan si erzaigent daz mit den werken, 5
Line: 6 daz si ir undertân lêrent mit den worten
Line: 9 Der grôz maister Basilius spricht von dem kämel oder
Line: 10 von dem kämlein, daz ez des pœsen gar ain starch ge\dæhtnüss 10
Line: 11 hab und ainen swærn zorn und halt den lang,
Line: 12 und wenne man ez gesleht, sô tuot ez niht dem gleichen
Line: 13 lange, unz daz ez stat und zeit im eben vint, sô richet ez
Line: 14 sich zehant. ez slint die gersten gar snell und behelt si,
Line: 15 dar umb, daz ez si des nahtes mit idrucken anderwaid 15
Line: 16 ezze. etleich sprechent auch, daz ez die güet an im hab,
Line: 17 ist under ainr ganzen hert oder in dem stall ain kämel,
Line: 18 daz siech ist und daz niht izzt, sô sint diu andern alliu
Line: 19 mit im ungezzen, reht sam si im mitleiden. wenne seiner
Line: 20 prünften zeit ist, daz ez unkäuschen wil, sô suocht ez im 20
Line: 21 haimleich stet, daz ez die läut iht sehent, wan ez un\käuschet
Line: 22 hinderwarts, und sein weip hât sô grôzen gelust
Line: 23 zuo im, daz si vor gelust greint. Plinius spricht, daz
Line: 24 des kämels hirn dürr gemacht und getrunken in ainem
Line: 25 ezzich hailt die vallenden sucht. Solînus spricht, daz die 25
Line: 26 kämel kain swær pürd nement über reht. maister Michahel
Line: 27 von Schottenlant spricht, daz daz jung kämel zehant sein
Line: 28 waid nem auf der wisen wenn ez geporn werd. Aristo\tiles
Line: 29 spricht, daz ain man ains kämleins muoter verdacht
Line: 30 mit seinem mantel dar umb, daz ez mit ir unkäuschte und 30
Line: 31 daz ez niht west, daz si sein muoter wær. ê daz ez nu
Line: 32 sein unkäusch volpræht, dô bevant ez die wârhait und
Line: 33 liez dâ von und ertôte den man, wan ez hât von seiner
Line: 34 nâtûr, daz ez niht unkäuschet mit seiner muoter.
Page: 125
Chapter / Strophe: 9 9.
Line: 1
Line: 2 VON DEM HUND.
Line: 3 Jacobus spricht, daz die hund gelernigiu tier sein
Line: 4 zuo allen spiln, und wie daz sei, daz si gern slâfen, iedoch
Line: 5 behüeten si irr herren häuser wachend. si habent ir 5
Line: 6 herren sô liep, daz si oft umb si sterbent. under allen
Line: 7 unvernünftigen tiern derkennent die hund allain ir aigen
Line: 8 namen, sam Solînus spricht. Jacobus spricht auch, daz
Line: 9 etleich hund der art sein, daz si die dieb smecken und daz
Line: 10 si si mit übrigem haz auz andern läuten schaiden. wenne 10
Line: 11 auch etleich hund pei irr herren tisch ligent, sam Ja\cobus
Line: 12 spricht, sô schickent si sich alsô, daz si ain aug
Line: 13 kêrent zuo der milten hant irs herren und daz ander zuo
Line: 14 irs herren haustür. wen die hund fraidicleichen an\laufent,
Line: 15 vellt er auf die erd, sô wirt ir zorn gesänftigt. 15
Line: 16 die hund gepernt plinteu hüntel und diu beleibent plint
Line: 17 zwelif tag oder etleich drei wochen. si tragent auch iriu
Line: 18 hüntel vierzig tag. die hund behangent ze mittelst in ir
Line: 19 unkäusch von übrigem gelust, den si dar zuo habent. daz
Line: 20 pest welfl ist daz ze letzst gesehend wirt oder daz diu 20
Line: 21 muoter des êrsten abweg tregt. der hund toben vertreibt
Line: 22 man mit ainem cappaun, ist daz man in mischet mit hong
Line: 23 und in den ze ezzen gibt. der töbigen hund pizz sint
Line: 24 tœtleich, aber man hailt si mit der wurzen des veltrôsen\stockes.
Line: 25 hundes milch ist dicker denne kain andreu 25
Line: 26 milch, ân sweinein milch und hasen milch. die hund
Line: 27 habent siben tag vor milch in irn wampen ê si gepernt.
Line: 28 sô ain hunt gelset von slegen, sô zürnent die andern und
Line: 29 vallent auf in und peizent in. merk, daz under allen
Line: 30 tiern die man lenger lebent von nâtûr wan diu weip, ân 30
Line: 31 an den hunden, ez mach denn arbait oder ander dinch.
Line: 32 wenne die hund siechent, sô ezzent si ain kraut, daz grau\sam
Line: 33 ist auf der zungen, und dâ von vliezent si die pœsen
Line: 34 fäuhten auz dem magen mit auzrähsen und werdent alsô
Line: 35 gesunt. Aristotiles spricht, der hund alter erkenn man 35
Page: 126
Line: 1 niht denn pei den zenden, wan der jungen hunde zend
Line: 2 sint scharpf und weiz, aber der alten sint stumpf und
Line: 3 swarz. manig sprechent, daz die hund niht mügen be\leiben
Line: 4 ân die menschen, und daz si töbig werden, sei, daz
Line: 5 si kömen auz der läut wonung. des hundes zung hailt 5
Line: 6 sein aigen wunden und auch ander wunden mit lecken,
Line: 7 dar umb ist si ain ärzetinne. die hund betrüebent die
Line: 8 hundsmuoter niht gern; daz ist auch vil anderr tier art.
Line: 9 daz hât got weisleich geordent an den unvernünftigen tiern,
Line: 10 daz er erzaigt, daz die menschen sam schüllen tuon, wan 10
Line: 11 wâ man und fraw mit enander übel lebent, die habent
Line: 12 manig swær zeit. daz sterker schol dem kränkern ver\tragen,
Line: 13 sô schol daz kränker dem sterkern entweichen.
Line: 14 die hund habent ain pœs gewonhait, daz si die aller
Line: 15 schœnsten stet verunrainent und benetzent und schœn 15
Line: 16 gewant. hündein schuoch sint guot an den füezen für die
Line: 17 gicht; smeckent aber si die hund an den füezen, sô be\netzent
Line: 18 si sie. gibt man ainem andern tier hundespluot
Line: 19 daz siech ist, ez wirt gesunt. man erkent aines hundes
Line: 20 piz alsô, ob er töbig ist oder niht; wan wer ain pflaster 20
Line: 21 macht von ainer nuz wol gepachen und legt daz auf die
Line: 22 wunden ainen tag und ain naht und gibt ez dar nâch
Line: 23 ainem hungerigen hanen oder ainer hennen, trinket er
Line: 24 oder si danne, sô ist ez niht aines töbigen hundes piz;
Line: 25 trinkt aber er niht oder si, sô ist ez ains töbigen hundes 25
Line: 26 piz und stirbt der han oder diu henne; iedoch mag si
Line: 27 ainen tag und ain naht dar nâch leben. auch mêr: ist
Line: 28 ez ains töbigen hundes piz, trücket man denne ain prôt
Line: 29 in daz pluot der wunden, daz izzet kain gesunder hund.
Line: 30 ez ist auch gar ain wunderleich dinch, ez geschicht oft, 30
Line: 31 daz ain man gepizzen wirt von ainem töbigem hunde und
Line: 32 daz er diu klainen hüntel denne leckt sam ain hund und
Line: 33 püllt sam ain hund. Alexander lêrt, wie man die läut
Line: 34 hailn süll, und spricht, er rât, daz man die wunden ain
Line: 35 jâr offen lâz und daz man si niht bedecke mit mâsen 35
Line: 36 noch ain häutel dar ob lâz werden.
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Chapter / Strophe: 10 10.
Line: 1
Line: 2 VON DEM PIBER.
Line: 3 Castor ze latein haizt ze däutsch ain piber und spricht
Line: 4 Aristotiles, daz des pibers mannesgezeuglein haiz casto\rium,
Line: 5 daz haizt ze däutsch pibergail. Plinius spricht, daz 5
Line: 6 der piber sein gall mit wüllen auz werf. daz pibergail
Line: 7 ist ze vil erznei guot, und wænt der piber, man jag in
Line: 8 allain durch der gailn willen. des pibers renne ist für
Line: 9 die vallenden suht guot. daz tier mag niht lang belei\ben,
Line: 10 ez hab denne den zagel oder den sterz in dem wazzer, 10
Line: 11 wan der geleicht ains visches zagel. daz pibergail macht
Line: 12 haiz und trucken und hât die kraft, daz ez die gaist und
Line: 13 die fäuhtin vertreibet, die den krampf machent. ez ist
Line: 14 auch nütz den die hend pidment von der krankhait der
Line: 15 âdern. sô man wein wellt mit dem pipergail und sich der 15
Line: 16 siech dâ mit salbt und bestreicht und daz pibergail pei im
Line: 17 helt und dar zuo oft smeckt, daz ist den siechen glidern
Line: 18 von dem paralis guot. daz tier hât die art, wenne ez der
Line: 19 jäger jagt, sô peizt ez im selber sein gailn auz und læzt
Line: 20 die ligen, wan ez wænt, daz man ez niht jage danne 20
Line: 21 durch der gailn willen.
Chapter / Strophe: 11 11.
Line: 22
Line: 23 VON DER GAIZ.
Line: 24 Gapra haizt ain gaiz und ist zwairlai, zam und wild.
Line: 25 der gaiz milch ist gar süez, aber zehant und si gerint, 25
Line: 26 sô ist si gar lasterpær. gaizmilch ist der pesten nâtûr
Line: 27 nâch weibes milch, aber Aristotiles spricht, daz gaizkæs
Line: 28 zuo nihtiu guot sei. die gaiz habent die art, daz si von
Line: 29 vaizten unfruhtpær werdent. si derwerfent auch ir kitz\lein
Line: 30 von schädleicher kelten. 30
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Line: 3 Diu wild gaiz ist gar ain weis tier, dem liebent hôch
Line: 4 perge. ez erkennet gênde läut gar verr, ob si jäger sein
Line: 5 oder ander läut. etleich sprechent, daz die gaiz weder 5
Line: 6 mit ôrn noch mit nasen den âtem ziehen. die pök ver\kêrent
Line: 7 ir augen in dem haupt durch irs unkäuschen ge\lustes
Line: 8 willen. si sehent gleich wol des nahtes sam des
Line: 9 tages, dar umb ist ir leber guot den, die des nahtes ge\sâhen
Line: 10 und die selben kraft verlorn habent. des poks gall 10
Line: 11 gelegt auf die augenprâwe vertreibt der augen nebel und
Line: 12 hilft zuo der augen clârhait. des poks gall gelegt an ain
Line: 13 stat, dâ frösch sint, samnet alle die frösch zuo ir, die dâ
Line: 14 sint. Aristotiles spricht, daz die pök oft verplinden des
Line: 15 tages, alsô daz si niht wol gesehen, aber ir gesiht wirt 15
Line: 16 des nahtes scharpf. wer ain gaizhorn prent daz ez stinkt
Line: 17 und habt daz für des nasen, der die vallenden suht hât,
Line: 18 der vellt zehant. ez verjagt auch die natern. pokespluot
Line: 19 alsô frischez und noch warm hât die kraft, daz ez den
Line: 20 herten adamas pricht, den kain eisen geprechen mag. 20
Line: 21 Plinius spricht, daz die gaiz vergiftigez kraut ezzen und
Line: 22 doch niht sterben; aber etleich sprechent, wenn si hönig
Line: 23 niezen, sô sterben si. der gaiz pizz sint den paumen gar
Line: 24 schad. si machent auch den ölpaum unfruhtpær, wenn
Line: 25 si den leckent. wenn die wilden gaiz geschozzen werdent, 25
Line: 26 sô ezzent si ein kraut polai, daz si daz geschôz dester
Line: 27 sneller auz dem leib ziehen.
Chapter / Strophe: 13 13.
Line: 28
Line: 29 VON DEM RÊCH.
Line: 30 Capreola ze latein oder daz Plinius rupicapra haizt, 30
Line: 31 daz ist ain wildeu gaiz, diu haizt rêh ze däutsch und
Line: 32 ist gar ain grimmigz tierl under seinem gesläht. aber
Line: 33 gegen andern tiern ist ez vorhtig und sänftig. der gaiz
Line: 34 pöckel habent grôzen krieg umb die gaizel, wenn si in
Line: 35 der prunft laufent. 35
Page: 129
Line: 3 Cathus ist ain tier in dem land Archadia, daz ist
Line: 4 zemâl stinkend als ain verunraint swein. der maister Ade\lînus
Line: 5 schreibt von dem tier, daz ez flammen auz seim hals 5
Line: 6 lâz; daz tuot ez aber allermaist, wenne ez gar zornig
Line: 7 wirt. daz tier gleicht den, von den man schreibt in dem
Line: 8 puoch der weishait, daz feur auz irn münden gieng. Pei
Line: 9 dem tier verstên wir die zornigen nâchreder und diu al\ten
Line: 10 weip, diu guoten läuten ir êre verswerzent mit dem 10
Line: 11 feur, daz ist mit den worten, diu auz irm hals gênt.
Chapter / Strophe: 15 15.
Line: 12
Line: 13 VON DEM HIRZ.
Line: 14 Cervus haizt ain hirz. von dem spricht Aristotiles,
Line: 15 daz kain tier seineu hörner werf ân den hirz. alliu hör\ner 15
Line: 16 sint inwendig hol ân des hirzen hörner. der hirz
Line: 17 dunket sich seiner hörner gar gemait. Plinius der spricht,
Line: 18 wenne der hirz enpfinde, daz er beswært ist von siehtum
Line: 19 oder von alter, sô zeuht er mit seinen naslöchern slangen
Line: 20 auz den hölrn und izzet die, und wenn er si gezzen hât, sô 20
Line: 21 wirt in dürstend von der vergift, dar umb lauft er zehant
Line: 22 zuo einem prunn und trinket. dâ von jüngt er sich und
Line: 23 pringt sein kraft wider. man spricht, daz der hirz verr
Line: 24 smeck den rauch ainer gepranten pfâwenfedern oder sust
Line: 25 ainer federn und daz er kainen kraiz übergê, der umb\füert 25
Line: 26 sei mit ainer angezünten pfâwenfedern. Solînus
Line: 27 spricht, daz nie ervarn sei, daz der hirz gefebriert hab
Line: 28 oder sühtig sei gewesen. dar umb waz man salben macht
Line: 29 auz seinem mark, diu sänftigt der siechen hitz. diu hin\den
Line: 30 schaident sich von den hirzen, sô diu zeit irs zuo\vâhens 30
Line: 31 ist komen. si fürbent sich mit ainem kraut vor
Line: 32 der gepurt, daz si dester leihticleicher mügen gepern.
Line: 33 Solînus spricht, daz die hinden gepern kälbel, der hüetent
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Line: 1 si gar vleizicleichen und verpergent si in die stauden und
Line: 2 maisternt si mit den klâen, daz si dar under beleiben unz si
Line: 3 zeitig werden. des kälbleins flaisch, daz in der muoter leib
Line: 4 getœt ist, ist guot für vergift und hailt der slangen piz
Line: 5 an dem menschen. wenne si die hund jagent, sô wundert 5
Line: 6 si der hund lautlaufen, und dar umb rihtent si sich nâch
Line: 7 dem wind, daz der hund stimm mit in lauf. wer täg\leichs
Line: 8 ir flaisch izzt des morgens gar fruo, der ist behuot
Line: 9 vor haizen sühten, die ze latein febres haizent. wenn si
Line: 10 ir hörner habent geworfen und in jungeu hörner her wider 10
Line: 11 wahsent, sô stênt si an die sunnen, sam Aristotiles und
Line: 12 Plinius sprechent, dar umb, daz iriu hörner trücken und
Line: 13 zeitigen und starken von der sunnen hitz. dar nâch
Line: 14 gênt si zuo den paumen und reibent diu hörner dar an
Line: 15 und versuochent si. sô si dann starch sint, sô gênt si 15
Line: 16 sicherleich, wan si habent wâpen, dâ mit si sich wernt.
Line: 17 des getorsten si vor niht vor den wolfen, wan dô muosten
Line: 18 si sich verpergen und des nahts ir waid suochen. si
Line: 19 werfent iriu hörner in den wazzern, dar umb, daz si den
Line: 20 läuten iht ze nutz werden, wann si wizzent von nâtûr 20
Line: 21 wol, daz si den läuten gar nütz sint, und allermaist daz
Line: 22 reht horn ist guot für die slangen. sô der smack von
Line: 23 seiner prünst gêt, sô vliehent die natern, ez sei daz lenk
Line: 24 oder daz reht. Platearius spricht, daz in des hirzen herz
Line: 25 ain pain sei, reht sam des herzen gruntvest; sô man daz 25
Line: 26 her auz gezeuht und ez hert læzt werden und ez danne
Line: 27 pulvert und gibt ez dem siechen, daz ist guot für den
Line: 28 herzriten und für daz swindeln. man spricht auch, daz
Line: 29 etleich hirz gallen haben in dem sterz und etleich in den
Line: 30 ôrn, alsô spricht Aristotiles. der hirz ingewaid stinkt gar 30
Line: 31 sêr, und wænt Plinius, daz ez dâ von sei, daz si gallen
Line: 32 habent in dem ingewaid und dar umb ezzent ez die hund
Line: 33 niht, si sein denn gar hungerig. in des hirzs haupt ist
Line: 34 ain wurm, der in oft müet; aber ain iegleich tier und
Line: 35 auch der mensch hât ainen wurm under der zungen, und 35
Line: 36 spricht unser puoch ze latein, daz an der stat, dâ diu
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Line: 1 runstâdern gesellet werdent des rucksdorn, dâ er sich
Line: 2 veraint mit dem haupt, sein zwainzig würm. wærleich
Line: 3 daz dunket mich gar wunderleich und gelaub sein niht,
Line: 4 man sprech dann, daz die würmel mäusel wæren, als wir
Line: 5 in dem êrsten stuck von den mäuslein haben gesagt; 5
Line: 6 dannoch wær dâ zweivel. die hirz fürhtent des fuchss
Line: 7 stimm. die hirz streitent under anander und welher ge\sigt
Line: 8 under den andern, der ist ir aller herr und die an\dern
Line: 9 sint im gehôrsam und habent vrid gegen enander
Line: 10 under dem ainen herren. des hirzs kälbel, sô daz ge\vangen 10
Line: 11 wirt von ainem menschen und wirt ain klain ge\füert
Line: 12 in panden, sô volgt ez dâ nâch dem menschen un\gepunden.
Line: 13 des hirzes flaisch ist melancolischer nâtûr und
Line: 14 ist hart ze kochen in dem magen. hinnulus ze latein
Line: 15 ist des hirzs sünl. des kälbleins flaisch ist pezzer wan 15
Line: 16 des hirzes, und wirt ez gekappaunt, sô ist ez noch pez\zer,
Line: 17 wan sô ist sein hitz und auch sein fäuht sänftiger
Line: 18 dann ê. den hirzen liebet süez gedœn alsô sêr, daz si
Line: 19 wider zuo den lautlaufenden hunden koment in selber ze
Line: 20 schaden, sô si in vor verr entloffen sint. 20
Line: 23 Cathapleba ist ain tier, daz wont pei dem wazzer, daz
Line: 24 Nilus haizt, in Egiptenlant. alsô sprechent die maister
Line: 25 Plinius und Solînus. daz ist sô vergiftig mit seim ange\siht, 25
Line: 26 ob ainer im in daz aug siht, sô stirbt er zehant. Dâ
Line: 27 pei verstê wir die unschämigen augen, diu manigen men\schen
Line: 28 tœtent an der sêl. diu augen sint der sêl haim\leich
Line: 29 dieb.
Line: 32 Cyrogrillus ist ain tierl, daz hât diu ê verpoten, daz
Line: 33 man ez iht ezz, und haizt ze däutsch ain igel. aber
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Line: 1 Papias spricht, ez sei grœzer dann ain igel. daz tierl ist
Line: 2 klain und krank von nâtûr und hât ain wunderleich art
Line: 3 an im: wan wie daz sei, daz ez krank sei, doch ist ez
Line: 4 müeleich und grimm und tœtleich andern gesellten
Line: 5 dingen auf erden. iedoch spricht etleicher, Cyrogrillus 5
Line: 6 sei ain igel, daz ist niht, ez ist grœzer.
Line: 9 Calopus ist ain tier, daz sich hengt mit seinen hör\nern
Line: 10 in die singrüen und in die püsch pei dem wazzer 10
Line: 11 Eufrates, und sô ez sich dâ gehengt, sô schreit ez vast.
Line: 12 wenn ez dann der jäger hœrt, sô vâhet er ez. Alsô vâhent
Line: 13 sich die selber in den êwigen tôt, die flaischleichen wol\gelüsten
Line: 14 nâchvolgent und dem irdischen guot. dâ von
Line: 15 spricht der weissag Jeremias: si sint gepunden pei dem 15
Line: 16 wazzer Eufrates und sint gevallen.
Line: 19 Cyrogrates ist ain tier, daz menschleich stimm lernt,
Line: 20 reht sam ain ander tier tuot, daz haizt hiena. daz tier 20
Line: 21 hât sein augen alle zeit offen, alsô sprechent Solînus und
Line: 22 Jacobus. daz tier hât kain zantflaisch und hât neur ainen
Line: 23 zand, der wirt nümmer stumpf von nâtûr und ist sô
Line: 24 starch, daz er zehant allez daz tailt, daz er begreift. daz
Line: 25 tier kümt von ainer hundsmuoter und von aim wolf. 25
Line: 26 Nu möhstû sprechen zuo mir: dû nennest mir vil
Line: 27 tier mit kriechischen worten, die schöltest dû mir zuo
Line: 28 däutsch nennen oder dû pringst daz lateinisch puoch niht
Line: 29 reht ze däutsch. des antwürt ich dir und sprich, daz diu
Line: 30 tier und andriu dinch, die in däutschen landen niht sint, 30
Line: 31 niht däutscher namen habent. dar umb tuost dû mir
Line: 32 unreht.
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Line: 3 Damula ist ain tier, daz möht man ze däutsch haizen
Line: 4 ain scheuhhant, dâ von, daz ez von der hant fleucht. alsô
Line: 5 spricht Isidorus. daz tier ist vorhtig und kranch. von 5
Line: 6 dem spricht der maister Marcialis: der eber beschirmet
Line: 7 sich mit dem zand, sô beschirment diu hörner den hirz.
Line: 8 die dammen sint unstreithaft. Waz sei aber wir? niht
Line: 9 anders denne ain raub, den allez daz zucket, daz neur
Line: 10 wil. pei dem tier verstê wir die dem teufel niht wider\stênt, 10
Line: 11 der si versuocht. daz tier lauft in Engellant und
Line: 12 ist niht vil anders an der grœze und an der gestalt
Line: 13 danne ain rêch.
Chapter / Strophe: 21 21.
Line: 14
Line: 15 VON DEM DURAN
Line: 16 Duran ist ain tier grimme und scharpf und snel
Line: 17 und gar starch. daz tier hât die art, wenne ez der jäger
Line: 18 jagt und ez verhoffet, daz ez niht enpfliehen müg, sô sam\net
Line: 19 ez den mist in seinem leib und twingt den und læzt
Line: 20 den auz dem leib varn gegen den jaghunden und ver\treibt 20
Line: 21 si mit dem faulen smack seins mistes. Pei dem
Line: 22 tier verstên wir die werltleichen läut, die ir pfarrer und
Line: 23 ir predigær mit gâben überwindent, daz si si iht gerüe\gen
Line: 24 und si ir pôshait lâzen treiben.
Chapter / Strophe: 22 22
Line: 25
Line: 26 VON DEM DACHS.
Line: 27 Daxus ze latein haizt ain dachs und ist wol in der
Line: 28 grœz sam ain fuchs. sein smalz nimt auf, sô der môn
Line: 29 aufnimt, und nimt ab, sô der môn abnimt, alsô vast, daz
Line: 30 man kain smalz in im vint, sô der môn zemâl ab genomen 30
Line: 31 hât. daz smalz ist guot zuo salben, dâ mit man der
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Line: 1 niern smerzen vertreibt und der glider siechtum, und daz
Line: 2 ist ain wunder, daz daz tier mit seinem smalz hailsam
Line: 3 ist, und daz sein pizz sô gar schädleich und swær sint.
Line: 6 Dromedarius ist ain tier, daz ist kämels geslechtes
Line: 7 oder nâtûr. alsô spricht Rabanus. iedoch ist ez klainer
Line: 8 und sneller vil dann ain kämel. dâ von haizt ez krie\chisch
Line: 9 dromedarius, daz haizt ze däutsch ain laufer, wan
Line: 10 ez lauft in ainem tag mêr denn hundert meil. daz tier 10
Line: 11 idruckt.
Line: 14 Elephas haizt ain helfant. daz hât die art, daz ez
Line: 15 gar schier haimleich und sänftig wirt, und ist kain wildez 15
Line: 16 tier, daz sô schier haimleich werd und den läuten under\tân,
Line: 17 sam daz ist. ez hât auch guot gedæhtnüss, und dâ
Line: 18 von lernt ez leiht, daz ez sitig wirt ze allem dem, dâ zuo
Line: 19 man sein bedarf. Aristotiles spricht, daz vil tier guot
Line: 20 gedæhtnüss haben alles des si gehœrent oder gesehent. 20
Line: 21 daz ist wâr von dem gedæhtnüss der unvernünftigen sêl,
Line: 22 diu dâ haizet die unvernünftig pilderinne und haizet ze
Line: 23 latein estimativa; aber si habent des vernünftigen gedæht\nüss
Line: 24 niht, wan daz hât allain der mensch. wenne man
Line: 25 die helfande jagt, sô vallent si auf herte erd oder auf 25
Line: 26 stain und zerprechent iriu pain dar umb, daz man si iht
Line: 27 tœt durch des pains willen, wan helfenpain ist gar edel
Line: 28 und haizt ze latein ebur. der helfant wirt niht verwunt
Line: 29 wan datz dem nabel. si richtent sich etwaz nâch der
Line: 30 stern zuht, wan sô der môn wehst, sô gênt si daz wazzer 30
Line: 31 ordenleichen auf, und sô si dan naz werdent, sô gênt si
Line: 32 gegen der sunnen aufganch und springent sô si maist
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Line: 1 mügent, und tuont daz oft. der elephant wirt haimleich
Line: 2 mit marter und mit pên. wenne die elephanten über ain
Line: 3 wazzer wellent waten, sô schickent si die klainsten für
Line: 4 dar umb, daz die grôzen den grunt iht tief treten und
Line: 5 die päch tief machen. si kriegent stætigs mit den tracken. 5
Line: 6 Plinius spricht, daz die elephanten nümmer unkäuschent
Line: 7 wann in verborgenen steten. alsô schament si sich der
Line: 8 werch, und sô si unkäuschent, sô köment si niht wider
Line: 9 zuo der hert, si waschen sich dann vor auz den wazzern.
Line: 10 si kriegent niht umb iriu weip, wan si prechent ir ê niht. 10
Line: 11 sô diu muoter gepern schol, sô gêt si in ain tief wazzer,
Line: 12 dar umb, daz diu gepurt iht vall auf die erd, wan sô
Line: 13 möht si niht auf komen. wenn diu muoter der gepurt
Line: 14 genesen ist, sô ruot si driu jâr alsô daz si niht gepirt,
Line: 15 und sô si swanger ist worden, sô rüert si ir man nien\dert, 15
Line: 16 und tregt die fruht in irm leib zwai jâr. Solînus
Line: 17 spricht, die elephanten unkäuschen in zwain jârn neur
Line: 18 zwên tag und niht mêr. si fürhtent die mäus und fliehent
Line: 19 si, wan ir smack müet si. si sint gar hert auf dem ruk,
Line: 20 aber unden an dem leib sint si waicher. andreu tier 20
Line: 21 fliehent den rauch, der dâ kümt von des helfands inge\waid
Line: 22 und von seiner haut. si lebent von nâtûr driuhun\dert
Line: 23 jâr. si mügent gar wênig kelten geleiden. Jacobus
Line: 24 spricht, daz ir pain gar kalt sei und weiz. daz prüef wir
Line: 25 dâ pei, wer ain helfenpain hüllet in ain tuoch und legt 25
Line: 26 ez auf ainen haizen koln, ez verprent daz tuoch niht und
Line: 27 erlischet daz feur von der nâtürleichen kelten des helfen\pains.
Line: 28 Solînus spricht, die elephanten schaden niemd
Line: 29 unz daz si gerizzen sint oder müed worden von fliehen,
Line: 30 wan sô müezent si sich wern. und sô fliegen auf irn 30
Line: 31 ruck sitzent, sô ziehent si die haut in runzeln und klem\ment
Line: 32 die vliegen ze tôd, wan si habent niht afterwädel,
Line: 33 dâ mit si sich wern. wizz, daz des elephandes inwendigeu
Line: 34 gestalt ist geschickt wider alliu erdischiu tier, iedoch
Line: 35 spricht Aristotiles, daz der elephand inwendigeu gestalt 35
Line: 36 sei sam ain swein. ist dem alsô, sô ist er auch sam ain
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Line: 1 mensch inwendig. des elephanten pain geprant verjagt
Line: 2 die slangen und vergift. ez sprechent etleich, sô der
Line: 3 elephant erzürnet werd, alsô daz er ainen muot gevâh ze
Line: 4 streiten mit andern tiern oder mit dem menschen, der im
Line: 5 dann zaigt ain rôt wazzer oder rôten wein und stellt ain 5
Line: 6 greindez swein für in, sô verleust er alle sein manhait.
Line: 7 etleich sprechent auch, daz der elephant in der jugent
Line: 8 seiniu knie gepiegen müg, aber in dem alter niht, wan
Line: 9 si erstorrent. alsô mügent die jungen pfaffen und münich
Line: 10 sich gepiegen zuo grôzer arbait, aber daz alter hât niht 10
Line: 11 kraft dar zuo. die jungen elephanten habent die art,
Line: 12 wenne der alt vellt, sô hebent si in auf mit irm slauch,
Line: 13 der haizt ze latein promuscides und ze däutsch slauch
Line: 14 oder rüezel. sô si in nu auf habent gehebt, sô leident
Line: 15 si smerzen in den glidern, dâ wider ist in gesunt, daz si 15
Line: 16 trinkent kalt wazzer und ezzent gras mit honig gesprängt.
Line: 17 der elephant trinket von nâtûr gern wein. er wehst vier\zig
Line: 18 jâr, dar nâch enpfindet er des frostes und des winters
Line: 19 und des kalten windes. daz maht dû geleichen den jun\gen
Line: 20 gelêrten läuten von dir selber. nu merk ain tugent 20
Line: 21 an dem helfanden. wenn man in zämt, sô sleht man in
Line: 22 vast, und wer in dan von den slegen erlœst, dem ist er
Line: 23 für paz alle zeit gehôrsam. die tracken setzent in alle
Line: 24 zeit lâg, wenn si wol getrunken habent. alsô tuot der
Line: 25 pœs gaist dem menschen. 25
Chapter / Strophe: 25 25.
Line: 26
Line: 27 VON DEM PFÄRD.
Line: 28 Equus ze latein haizt ain pfärt, und welhez pfärt
Line: 29 resch und guot ist, daz senket sein naslöcher tiefer in
Line: 30 daz wazzer wenn ez trinket. Isidorus spricht, daz dem 30
Line: 31 tier sein zend weizen, wenn ez in daz alter gê, und dar
Line: 32 umb erkennt man sein alter pei den zenden. an dem
Line: 33 pfärd under allen tiern prüeft man an den ôrn sein siten,
Line: 34 wan rescheu pfärt habent kurzeu ôrn, aber trægeu pfärt
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Line: 1 habent lange ôrn. under allen tiern habent pfärt und
Line: 2 rinder und hirz kruspelleicheu pain in irn herzen, daz
Line: 3 ist umb ir grœzen, daz sich ir herz dester paz enthalten
Line: 4 müg, reht als die kruspeln in andern glidern ain grunt\vest
Line: 5 sint. iedoch ist des hirzesherzen pain allain erzen\leich, 5
Line: 6 alsô daz ez ain erznei ist, sam vorgesait ist von
Line: 7 dem hirzen. die kobäuln oder die pfärtmüeter habent
Line: 8 die art und die sänftikait, ist daz aineu stirbt, sô säugt
Line: 9 diu ander der tôten kint. diu pfärt habent sich sunder\leichen
Line: 10 liep under ainander, mêr dan andreu tier. Ale\xander 10
Line: 11 spricht, daz diu edeln pfärt irr herren tôt vor
Line: 12 künden mit iren grôzen zähern. wizz auch, daz daz pfärt
Line: 13 allain zähert under allen tiern, ân den menschen, und
Line: 14 trauret gar sêr von seines herren tôt, alsô daz etleichiu
Line: 15 niht ezzen wellent und hungers sterbent. Aristotiles 15
Line: 16 spricht, daz der mensch und daz pfärt mêr unkäusch
Line: 17 liep habent, denn kain ander tier. ain künig was, der het
Line: 18 ain schœn pfärtmuoter und ain fül dâ von. nu wolt er
Line: 19 daz daz fül die muoter tragend macht, und verparg der
Line: 20 muoter diu augen. dô unkäuscht daz fül mit seiner 20
Line: 21 muoter. dô daz geschach und daz fül seiner muoter inne
Line: 22 wart, dô flôch ez und stiez sich selber ze tôd. Michahel
Line: 23 von Schottenlant spricht, daz ain pfärt mit seiner muoter
Line: 24 unkäuscht. dô daz geschach, dô zeprach ez im selber
Line: 25 sein gailn und ertôt sich selber. Aristotiles spricht, daz 25
Line: 26 auz ainem pfärdes hâr, auz seinem zagel gezogen, werd
Line: 27 ain wurm in dem wazzer in kurzen tagen.
Chapter / Strophe: 26 26.
Line: 28
Line: 29 VON DEM IGEL.
Line: 30 Erinacius ze latein haizt ain igel ze däutsch und 30
Line: 31 haizt mit ainem andern namen cyrogrillus. alsô spricht
Line: 32 ain glôs über die hailig geschrift, dâ man diu unrainen
Line: 33 tier verpeutet. aber des gelaub ich niht, ich wæn, daz
Line: 34 cyrogrillus ain ander tier sei, daz vint man an der paider
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Line: 1 tier aigenchait. auch schreibent die maister besunder von
Line: 2 den zwain namen; des wær niht, bedäutten si paid áin
Line: 3 tier. wie dem sei, sô wizz, daz der igel ain tier ist, daz
Line: 4 vil nâtürleicher dorn auf seinr haut tregt, und ist gestalt
Line: 5 sam ain sweinl an dem pauch. ez besleuzt sich umb und 5
Line: 6 umb mit seinen dornen, wenne man im schaden wil. et\leich
Line: 7 sprechent, daz des igels narung daz mêrer tail sich
Line: 8 verkêr in sein dorn, dar umb, daz daz tierl wênig nâtür\leicher
Line: 9 hitz hât. des igels flaisch ist gesunt dem magen
Line: 10 und sterket in und hât ain kraft ze trücknen und ze ent\sliezen 10
Line: 11 den magen. ez macht auch daz harmwazzer vertig
Line: 12 und ist den nütz, die genaigt sint zuo der elephantischen
Line: 13 auzsetzichait. allain der igel hât zwai aftervenster, dâ er
Line: 14 den mist aus læzt. der asch, der geprant wirt von ainem
Line: 15 igel und gemischt mit zelâzem pech oder harz, ist guot 15
Line: 16 und pringet den mâsen ir hâr wider auf dem haupt oder
Line: 17 an andern enden. alsô spricht Plinius. ez spricht auch
Line: 18 Aristotiles, daz der igel stênde unkäusch mit seinem wei\bel,
Line: 19 dar umb, daz in die dorn iht stechen auf des weibels
Line: 20 rucke. iedoch sagt man mir, daz weibel leg sich an den 20
Line: 21 ruck; des gelaub ich paz, wan daz ist gemachsamer.
Chapter / Strophe: 27 27.
Line: 22
Line: 23 VON DEM FALEN.
Line: 24 Falena ist ain tier, daz wirt geporn in verren landen,
Line: 25 daz hât got beschaffen zuo ainer strâfung hôchvertiger 25
Line: 26 läut, wan daz tier versmæht und hazzet des menschen
Line: 27 hôchvart von seiner aigener nâtûr. wenne ez streitt mit
Line: 28 dem hôchvertigen menschen, sô viht ez ân underlâz, und
Line: 29 wenne ez gesigt, sô zerreizet ez den hôchvertigen un\parmherzicleichen.
Line: 30 siht aber ez menschen gegen im gên, 30
Line: 31 die dêmüetig sint, und erkennet ez ir dêmüetichait mit
Line: 32 vliehen oder mit voricht, sô stêt ez oft still und lâzt die
Line: 33 läut gên.
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Chapter / Strophe: 28 28.
Line: 1
Line: 2 VON DEM GRÜTZ.
Line: 3 Furunculus ist ain tier, daz haizt in gemainer sprâch
Line: 4 ain grütz. daz ist gar manhaft und grimmer danne sein
Line: 5 nâtürleich kraft vermag und ist enwênig grœzer dann 5
Line: 6 ain wisel. diu tierl unkäuschent mit enander gestracht,
Line: 7 und ist, daz daz weibel niht ain männel hât sô ez diu
Line: 8 hitz der unkäusch entzünt, sô geswillt ez und stirbt.
Line: 11 Furiôn ist ain unkäusch tier, sam Aristotiles spricht,
Line: 12 daz übervüllt sich mit ezzen und wâgt oft daz leben
Line: 13 durch ezzens willen. ez mag niht lang gewern von
Line: 14 seiner übrigen unkäusch. daz tier ist unmæziger mit
Line: 15 dem werk seiner unkäusch dann andreu tier, dar umb, 15
Line: 16 daz ez fræziger ist dann diu andern. wenne ez unkäuscht,
Line: 17 sô hebt ez sich auf dem weib auf und wegt sich in zel\tens
Line: 18 weise, und wenne ez niht mag volpringen zemâl
Line: 19 allez daz werch, des ez übermæzicleich begert, sô schreit
Line: 20 ez und ruot in der zeit der unkäusch. diu nâtûr mag niht 20
Line: 21 vil unkäusch erleiden und wirt gekränkt in allen tiern,
Line: 22 wie daz sei, daz diu begir des werkes vil wünsche, wan
Line: 23 der unkäusch sâme ist ain kraft des pluotes, diu auzge\worfen
Line: 24 wirt mit lebleichen gaisten, dar umb wirt daz
Line: 25 leben gekürzt von übriger unkäusch und muoz der mensch 25
Line: 26 oder daz tier ê der zeit sterben und gar unkreftig wer\den.
Line: 27 daz ist oft gehœrt, daz ain man gæhlingen gestor\ben
Line: 28 ist in der unkäusch. dar umb unkäuscht daz tier
Line: 29 nâch der menschen siten, alsô daz daz weip unden ligt
Line: 30 und der man oben. die weise verkêrt daz tier nümmer. 30
Line: 31 aber, sam unser puoch spricht ze latein, der mensch
Line: 32 ist aller ungeordenst in den werken, wan er verkêrt
Line: 33 menschleicheu werk und würkt iglischen oder gensischen
Page: 140
Line: 1 oder benimt der frawen ir stat. daz ist aller schedlei\chest
Line: 2 und ist gar sünd, wan daz tuot kain ander tier
Line: 3 wan der mensch.
Line: 6 Glis haizt ze däutsch ain ratt und ist zwaierlai:
Line: 7 ainz ist ain hausratt, daz ander ain waltratt, und ist ain
Line: 8 klainz tierl. der waltratt slæft den ganzen winter und
Line: 9 zeuht sich zesamen als ain pal und wirt gar vaizt von
Line: 10 dem slâf, sam Isidorus spricht. er läuft auf den paumen 10
Line: 11 reht als auf der erden und ist gar girig zuo apfelsaf.
Line: 12 Plinius spricht, daz sein vaizten gekocht nütz sei den
Line: 13 kranken glidern, diu daz paralis gekrenkt hât, ob man
Line: 14 si dâ mit salbe.
Chapter / Strophe: 31 31
Line: 15
Line: 16 VON DEM GALY.
Line: 17 Galy ist ain tier, sam Aristotiles spricht, daz gar küen
Line: 18 ist. ez streit mit den slangen und wenne ez si über\windet,
Line: 19 sô gizzet ez si und izzet zehant rauten dar nâch,
Line: 20 diu den slangen wider ist, und ez streit dâ von mit den 20
Line: 21 slangen, wann derlai slangen ezzent mäus, sô izzet galy
Line: 22 auch mäus, dar umb hazzet ez die slangen, daz si im
Line: 23 sein kost nement.
Chapter / Strophe: 32 32.
Line: 24
Line: 25 VON DEM RŒSEL
Line: 26 Guessides haizt ze däutsch rœsel und ist ain tier, daz
Line: 27 wont pei den wazzern oft. des mist ist gar schœnsmeckend
Line: 28 und smecket pisem geleich, aber ez hât niht die selben
Line: 29 kraft, und daz ist ain wunder an dem tier: ez samnet
Line: 30 seinen mist an ain stat, dâ in die läut gesehen mügen 30
Line: 31 und in nemen zuo irm nutz. des hazzet ez niht, ez gan
Line: 32 sein iedem menschen wol. aber ez lâzt sich selber die
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Line: 1 läut niht gern ansehen und fleucht ab dem weg. Dâ pei
Line: 2 verstên wir die guoten läut, die guoteu werk würkent und
Line: 3 vliehent dar inne der läut angesiht und ir lob.
Chapter / Strophe: 33 33.
Line: 4
Line: 5 VON DEM ÄLCH
Line: 6 Ibex ist ain tier, sam Galiênus spricht, klains leibes
Line: 7 und wont gern auf velsen und zeuht dâ seineu kint, und
Line: 8 sprechent etleich maister, ez sei der nâtûr und des ge\slähtes,
Line: 9 des die hirz sint. dâ von wæn ich, ez sei daz
Line: 10 tier, daz ze däutsch älch haizt, wan daz ist grœzer dann 10
Line: 11 ain rêch und klainer dann ain hirz und hât gezinnteu
Line: 12 hörner sam ain hirz. aber ez hât si prait und ain hirz
Line: 13 sinwel. aber daz Galiênus spricht, ez sei daz tier klaines
Line: 14 leibes, daz verstên ich klaines leibs gegen ainem hirz.
Line: 17 Ibrida ist ain tier vierfüezig und ist ain zwidorn,
Line: 18 wan ez kümt von wilden sweinen und von zamen, sam
Line: 19 ain maul kümt von ainem pfärt und von ainem esel. daz
Line: 20 hât ze däutsch kainen aigenn namen, aber man möht ez 20
Line: 21 haizen ain zwislähtigez swein, reht sam tyadrus, daz ist
Line: 22 ain pokschâf, daz wirt geporn von ainem schâf und von
Line: 23 ainem gaizpok, und muscus kümt von ainer gaiz und von
Line: 24 ainem wider, daz mag man haizen ze däutsch ain schâfgaiz.
Line: 27 Istrix haizt ze däutsch ain dornswein. alsô spricht
Line: 28 Solînus. daz wont gern pei dem mer, dâ von möht ez
Line: 29 auch gehaizen ain merswein; daz ist aber ain ander tier,
Line: 30 daz wir gemainleich ain merswein haizen und haizt mit 30
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Line: 1 ainem andern namen delphîn. daz dornswein vermag sich
Line: 2 wol auf erd und in wazzer und hât ainen rauhen ruck
Line: 3 voller herter dorn, die sint lang und sint an der varb
Line: 4 sam igels dorn. wenn ez zornig wirt, sô scheuzt ez die
Line: 5 selben dorn in die hund und in die läut reht sam pfeil 5
Line: 6 und wirt gar snell zornig, daz ez sich richt. alsô spricht
Line: 7 Jacobus.
Line: 10 Iena mag ze däutsch ain grabtier haizen, wan sam 10
Line: 11 Plinius und Solînus sprechent, daz tier wont in tôter läut
Line: 12 greber, und hât zwuo nâtûr, aines mannes und aines wei\bes.
Line: 13 daz tier hât ain sô hertez ruckpain und ainen sô
Line: 14 vesten hals, daz ez daz haupt niht umb gereiden mag,
Line: 15 ez kêr sich danne zemâl umb. sô die jaghunt seinen 15
Line: 16 schaten berüerent, sô verliesent si ir stimm und laufent
Line: 17 nümmer lautes. ez verkêrt sein varb wenne ez wil. ez
Line: 18 gêt in den fuozstapfen ains iegleichen tiers, daz ez vâhen
Line: 19 wil. ez tregt ainen edeln stain in seinem augen; aber
Line: 20 ander maister sprechent, ez trag in in der stirn. ez ist 20
Line: 21 an der grœz sam ain wolf und hât auf dem hals hertez
Line: 22 hâr sam ain pfärt und hât gar ainen herten ruk, sam
Line: 23 Plinius spricht. Aristotiles und Jacobus sprechent, daz
Line: 24 ez in die pfärtstell gê und lern der läut namen und
Line: 25 stimm, dar umb, daz ez mit rehter untrew den menschen 25
Line: 26 her für aisch mit seinem namen und in ertœt. ez tuot
Line: 27 auch sam ain mensch, daz undäut und sich prichet mit
Line: 28 dem huosten und mit dem heschen, unz ez die hund zuo
Line: 29 im gelokt; sô frizzet ez si danne.
Chapter / Strophe: 37 37
Line: 30
Line: 31 VON DEM LEWEN.
Line: 32 Leo ist ain künig aller andern tier, sam Jacobus und
Line: 33 Solînus sprechent. daz tier hât niht untrew noch valscher
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Line: 1 list an im. des lewen manhait bedäut uns sein stirn und
Line: 2 sein sterz. er ist sô haizer nâtûr, daz man wil, er sei
Line: 3 stætes sühtig oder fiebrig. leêna daz ist des lewen weib.
Line: 4 diu gepirt des aller êrsten fünf welfel, dar nâch viereu,
Line: 5 des dritten dreu, dar nâch zwai, und ze dem fünften mâl 5
Line: 6 neur ainz. dar nâch ist si unperhaft. si hât neur zwai
Line: 7 milchwämpel ze mittelst an dem leibe under der prust
Line: 8 und hât diu gar klain nâch irs leibes grœzen. daz ist dar
Line: 9 umb, daz si gar wênig milch hât, wan ir ezzen verkêrt
Line: 10 sich allez in iriu glider. Augustînus spricht, sô diu lewinn 10
Line: 11 gepirt, sô slâfen die lewel drei tag unz der vater kümt,
Line: 12 der schreit gar laut ob in, von dem geschrai erschrickent
Line: 13 si und erwachent. der lewe fürht den spitzigen gart des
Line: 14 schorpen und fleuht in als ainen tœtleichen veint. er
Line: 15 fürht auch der reder schoteln und ir kerren an dem wa\gen, 15
Line: 16 aber er fürht daz veur mêr. Solînus spricht, daz
Line: 17 der leo niht leiht zürn, er sei dann gesêrt oder gelaidigt.
Line: 18 wenn aber er erzürnt wirt, sô zerreizt er den zornmacher
Line: 19 zemâl; den gestrachten tuot er niht. waz er gevangner
Line: 20 vint, den vertregt er auch. er dertœtt den menschen 20
Line: 21 nümmer mit willen, in hunger danne gar sêr. Adelius
Line: 22 spricht, wenne der leo slæft, sô wachent seineu augen.
Line: 23 wenne er gêt, sô vertiligt er sein fuozstapfen mit dem
Line: 24 sterz, daz in die jäger iht vinden. alsô spricht Plinius.
Line: 25 die lewen sint under enander fridsam und kriegent niht. 25
Line: 26 Aristotiles spricht, der leo heb sein pain auf sam ain
Line: 27 hunt wenn er harmt. wenn er sein maul auf tuot, sô gêt
Line: 28 ain starker smach dar auz. wenn in hungert, sô zeuht
Line: 29 er mit seinem sterz ainen grôzen kraiz auf der erden und
Line: 30 schreit laut und erschreckt andreu tier und getar kain 30
Line: 31 ander tier über den kraiz komen. er versmæht daz gest\rig
Line: 32 ezzen und die urlaib seines vodern ezzens. etleich
Line: 33 sprechent, daz der leo von seinem aigen zorn sterb, sô
Line: 34 gar hitzig wirt er in im selber, wenne er übermæziclei\chen
Line: 35 zürnet. der leo væht gern den waldesel und hazt in 35
Line: 36 von nâtûr. Ambrosius spricht, wenn der leb siech ist,
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Line: 1 sô væht er ainen affen und frizzet den, dar umb, daz er
Line: 2 gesunt werd. wenne der leo hundespluot getrinket, sô
Line: 3 wirt er gesunt. Solînus und Plinius sprechent, wenne
Line: 4 der leo seinen sterz still hab, sô sei er sänftig und frid\sam;
Line: 5 aber daz ist selten. wenne er anhebt ze zür\nen, 5
Line: 6 sô sleht er den sterz auf die erden, und sô
Line: 7 der zorn wehset, sô gaiselt er sich selber auf dem
Line: 8 ruck mit dem sterz. wenne er wunt wirt, sô behelt
Line: 9 er den, der im den schaden tet, under allem volk
Line: 10 und zerreizt in, ob er mag. aber der in geschozzen 10
Line: 11 hât und in doch niht gewundet hât, den wirft er nider
Line: 12 und strâft in, aber er wunt in niht. Plinius spricht, daz
Line: 13 lewenflaisch und allermaist sein herz den läuten guot sei,
Line: 14 die übrig kelten haben, wan sô si daz flaisch ezzent, sô
Line: 15 werdent si haiz. der lewen pain sint sô hert, daz man 15
Line: 16 feur dar auz sleht sam auz ainem kisling. des lewen
Line: 17 vaizten ist der vergift widerwärtig. wenn sich ain mensch
Line: 18 salbet mit wein und mit des lewen vaizten, sô verjagt ez
Line: 19 alliu tier von im und auch die slangen. sein vaizten ist
Line: 20 haizer wan kains andern tiers vaizten. der leo febriert 20
Line: 21 nâhent alle zeit mit dem viertägleichen fieber und sô be\gert
Line: 22 er danne allermaist affenflaisches, daz er gesunt
Line: 23 werd. des lewen vaizten mit rosenöl gemischt behüett
Line: 24 des menschen antlütz vor flecken und erläuht ez und
Line: 25 hailt ez. des lewen hals ist ganz durch und durch, aber 25
Line: 26 des halses flaisch ist kruspelot, reht als ob er sei von
Line: 27 ainer âdern, dar umb mag er sein haupt niht gepiegen
Line: 28 auf den ruck. Alexander spricht, daz der leo grôz kraft
Line: 29 hab in der prust und in den vodern füezen und in dem
Line: 30 sterz. leοn in kriechisch ist ain künig, dâ von haizt daz 30
Line: 31 tier leo, wan ez ain künig ist aller anderr tier. der leo
Line: 32 ist an dem vodern tail haizer nâtûr und an dem aftern
Line: 33 tail kalter nâtûr; alsô ist diu sunne in dem himelzaichen,
Line: 34 daz leo haizt. Aristotiles spricht, allain der leo hât niht
Line: 35 markes in seinen painen ân in dem diechpain. dar umb 35
Line: 36 sint seineu pain herter dan kains andern tiers pain, ân
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Line: 1 den delphîn. des lewen ingewaid geleichet aines hundes
Line: 2 ingewaid. der leo fiebert in etleichem sumer, aber in
Line: 3 dem winter ist er gesunt. er fiebert auch von des men\schen
Line: 4 gesiht.
Line: 7 Leopardus ist ain tier geporn von dem lewen und
Line: 8 von dem parden. der weip sint sterker wan die man und
Line: 9 küener. Plinius spricht, wer sich vor ainem leoparden
Line: 10 beschirmen well, der nem knoblauch und reib in zwischen 10
Line: 11 den henden, sô fleucht der leopard und beleibt ain stund
Line: 12 niht, wan er mag des knoblauches smack niht erleiden.
Line: 13 Ambrosius spricht, wenne der leopard inwendig siechet,
Line: 14 sô trinket er ainr wilden gaiz pluot und wirt gesunt.
Line: 15 wenne er etwaz vergiftigez hât gezzen, sô suocht er men\schen 15
Line: 16 mist: wenne er den gizzet, sô wirt er gesunt. der
Line: 17 leopard wirt zam etswenne, aber er wirt nümmer sô zam,
Line: 18 daz er seiner grimmichait vergezz, doch wirt er sô zam,
Line: 19 daz er zuo jagen guot wirt, alsô daz man ander wilt der\mit
Line: 20 væht, und wenne man in zuo jagen ablæzt und er daz 20
Line: 21 tier in dem vierden oder in dem fünften sprung niht be\greift,
Line: 22 sô stêt er still zorniger und grimmiger; und gibt
Line: 23 im der jäger zehant niht ain tôtez tier, des pluot er trink,
Line: 24 sô greift er den jäger an oder wer im begegent, wan man
Line: 25 mag in niht gesänftigen danne mit pluot. dar umb ha\bent 25
Line: 26 die jäger pei in alle zeit lämpel oder andreu tier,
Line: 27 dâ mit si die leoparden sänftigen. etleich wænent, daz
Line: 28 der leopard und der pard áin tier sei und zwên namen.
Chapter / Strophe: 39 39.
Line: 29
Line: 30 VON DEM LAMI
Line: 31 Lamia ist ain tier grôzez und gar scharpf, daz gêt
Line: 32 des nahtes auz den wälden und gêt in die gärten und
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Line: 1 zepricht die paum und zesträut ir este. daz tuot ez mit
Line: 2 seinen gar starken armen, die sint im geschikt zuo allen
Line: 3 werken. Aristotiles spricht, wenn der mensch gewundet
Line: 4 ist mit den zenden des lamis, sô wirt er niht gesunt von
Line: 5 dem piz, unz er des selben tiers schreiend stimm hœrt. 5
Line: 6 daz tier ist gar grimm; iedoch peut ez seinen kindlein
Line: 7 sein milich und säugt si. Verr scherpfer und grimmer sint
Line: 8 unser prêlâten, pischöff, prœbst und dechent, die irn un\dertânen
Line: 9 daz gaistleich prôt, daz ist gotes wort, niht pie\tent
Line: 10 und hindernt die, die in ez gern püten und gæben. 10
Chapter / Strophe: 40 40.
Line: 11
Line: 12 VON DEM LAZAN.
Line: 13 Lazania ist ain tier gar grimm, alsô sprechent So\lînus
Line: 14 und Jacobus, und von des grimmichait mag kain
Line: 15 tier sicher gesein; wan als si sprechent, ez erschrecket 15
Line: 16 auch den lewen, der doch gar küen ist. daz tier streitt
Line: 17 neur mit den, die seins geslähtes niht sint, aber ez kriegt
Line: 18 niht mit andern lazann. ez hazzet auch alliu andreu tier,
Line: 19 diu andreu tier beraubent, und wie daz sei, daz ez anderr
Line: 20 tier pôshait hazz, doch gedenket ez seinr aigen pôshait 20
Line: 21 niht. ez hazzet den menschen unmæzleichen. daz ist
Line: 22 leiht von götleichem verhengen, wan der mensch schölt
Line: 23 aller sänftigst sein und aller fridsamist under allen tiern;
Line: 24 sô ist er der aller grimmst, wenn er angehebt.
Chapter / Strophe: 41 41
Line: 25
Line: 26 VON DEM LUHS.
Line: 27 Linx haizt ain luhs. der hât sô scharpfiu augen, sam
Line: 28 Plinius und Jacobus sprechent, daz er durch starch wend
Line: 29 siht. des gelaub ich niht. er hât ain zungen gleich ainer
Line: 30 natern zungen, wie daz sei, daz sein zung grœzer sei, die 30
Line: 31 strecket er gar lanch her für. sein harm wirt zuo ainen
Line: 32 edeln stain, der haizet ligurius, und hât ain varb sam ain
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Line: 1 jâchant, als wir her nâch sagen von den edeln stainen.
Line: 2 iedoch verpirgt der luhs den harm, wenne er in læzt, von
Line: 3 rehtem haz, daz der mensch den stain iht vind. war zuo
Line: 4 aber der stain nütz sei, daz wirt her nâch kunt.
Chapter / Strophe: 42 42.
Line: 5
Line: 6 VON DEM WOLF.
Line: 7 Lupus haizt ain wolf und ist ain ungetrew tier und
Line: 8 ain rehter rauber. die wolf zereizent der vischer netz
Line: 9 pei dem mer, wenne si die vischer auf rihtent ze trückenne,
Line: 10 si lâzen den wolfen denne visch an der selben stat. der 10
Line: 11 wolf nimt vil rauher weiden in daz maul und verpirgt
Line: 12 sich dar under, unz die geiz dar über koment: sô væht er
Line: 13 si. wenn er auf laub gêt, sô macht er sein klâen naz
Line: 14 mit der zungen, daz er iht rausch und in die hund iht
Line: 15 hœren. wenne der wolf in den schâfstal gêt, sô genüegt 15
Line: 16 in niht an ainem schâf, daz er daz tœt und den hunger
Line: 17 vertreib, er erwürgt si alliu und zeucht si auf ainen haufen.
Line: 18 des wolfes woll kreucht voller würm ze stunden. Aristo\tiles
Line: 19 spricht, daz des wolfes pluot und auch sein mist
Line: 20 guot sein für den grimmen in dem leib, den man haizt 20
Line: 21 die permuoter und haizt ze latein colica. er hât des
Line: 22 tages ain tunkel gesiht und des nahtes ain scharpfez.
Line: 23 Plinius spricht, ist daz der wolf sich sicher waiz vor
Line: 24 dem menschen, sô læzt er sein grimmichait und eilt niht
Line: 25 snell, er trabt gemach über daz velt. Ambrosius spricht, 25
Line: 26 ist daz dich der wolf ê sicht wann dû in, sô benimpt er
Line: 27 dir die stimm, und wenne dû bestummest, sô entsleuz
Line: 28 deineu kleider, dar umb, daz dû dein stimm entsliezst.
Line: 29 ist daz der wolf dich anvehten wil, sô wer dich mit stai\nen,
Line: 30 wan die fleuht er. ist daz er dir nâch volgt, sô gê 30
Line: 31 rüklingen, daz er dich anseh, und leg ain zaichen zwi\schen
Line: 32 im und dir, ez sei ain stain oder ain holz oder
Line: 33 waz ez sei, sô wænt er, dû habest im strick gelegt, und
Line: 34 kümpt niht für paz. kain tier daz flaisch izt mag kraut
Page: 148
Line: 1 ezzen ân smerzen und ân siehtum, ân den menschen und
Line: 2 ân den pern. wenne der wolf menschenflaisch versuocht,
Line: 3 sô gelust in sein mêr, wann menschenflaisch ist zimleicher
Line: 4 und süezer ze ezzend wan kain ander flaisch, und dar umb
Line: 5 wagt er dann daz leben nâch dem menschen. die wolf ha\bent 5
Line: 6 die art, daz si daz feur fürhtent. diu selb erznei ist
Line: 7 für der wolf piz guot diu für der töbigen hunde piz guot
Line: 8 ist, wan vergift gêt auz den wolfen, diu auz den töbigen
Line: 9 hunden gêt. wenne der wolf über ainen zaun gêt oder
Line: 10 dâ pei und er den schâfen haimleich lâg setzt, ist dann 10
Line: 11 daz im ain fuoz rauscht oder kraspelt an dem zaun, sô
Line: 12 peizt er sich selber in den fuoz, sam ob der fuoz dar an
Line: 13 schuldig sei. des wolfs hirn nimt auf und ab nâch dem
Line: 14 mônn, und wie daz sei in allen tiern, doch ist ez an dem
Line: 15 wolf mêr und an den hunden. wenne des wolfs herz ver\prant 15
Line: 16 ist und gepulvert, geit man ez in trinken den hin\vallenden
Line: 17 läuten, die epilensiam habent, ez hilft si, ist
Line: 18 daz der siech dâ nâch niht unkäuscht. wer daz herz
Line: 19 trückent und ez behelt, sô wirt ez gar edelleichen sme\ckend,
Line: 20 alsô sprechent die ez versuocht habent. 20
Line: 23 Linsius ist ain tier vierfüezik, daz wirt von ainer
Line: 24 wülpen oder von ainer wolfsmuoter und von ainem hund,
Line: 25 wan ietwederz der zwair tier ist sô unkäusch, daz si den 25
Line: 26 nâtürleichen haz zwischen enander lâzent und koment ze\samen
Line: 27 durch den glust, und alsô nimpt der lins, der ir
Line: 28 paider kint wirt, varb und nâtürleich siten von in paiden,
Line: 29 wan er ist starch und grimm.
Line: 32 Leocophana ist ain klain tier, sam Solînus und Ja\cobus
Line: 33 sprechent. wenne man daz gevæht, sô prent man
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Line: 1 ez zuo pulver und sträut daz pulver auf der lewen vert.
Line: 2 ist danne, daz die lewen des pulvers iht rüerent, sô ster\bent
Line: 3 si. dar umb hazzent die lewen daz tier gar sêr, und
Line: 4 wenne si ez begreifent, sô zereizent si ez. iedoch wert
Line: 5 sich daz tier mit seinem harm, den sträut ez gegen dem 5
Line: 6 lewen, wan ez waiz, daz im der harm tœtleich ist.
Line: 7 Alsô schol man guoteu werch und dêmüetichait der
Line: 8 bekêrten läut sträuwen an die strâz der hôchvertigen,
Line: 9 daz si sich dâ von bekêrn.
Chapter / Strophe: 45 45
Line: 10
Line: 11 VON DEM HASEN.
Line: 12 Lepus haizt ain has. daz ist gar ain vorhtig tier,
Line: 13 dar umb suocht ez sein waid neur pei der naht und sel\ten
Line: 14 pei dem tag. Plinius spricht, daz die hasen nümmer
Line: 15 vaizt werden. man spricht, daz diu wisel mit dem hasen 15
Line: 16 schimpf und scherz unz der has müed werd, sô peiz si
Line: 17 im dann den hals ab und frezz in. des hasen lung ist
Line: 18 den augen guot, sô man si dar auf legt; aber wenne
Line: 19 man si zereibet oder zestœzt und macht si fäuht, sô
Line: 20 hailt si müed füez, der si dâ mit salbet. des hasen renne 20
Line: 21 ist guot wider des leibes überfluz, der ze vil stüel hât.
Line: 22 der has hât hinden lenger füez denn vorn, dar umb läuft
Line: 23 er sänfter und palder ze perg wan ze tal. er slæft mit
Line: 24 offenn augen. der has wirt haimisch, aber wenn er
Line: 25 stætes still ligt und niht läuft, sô wehst auf seinen niern 25
Line: 26 ain vaizten und stirbt.
Chapter / Strophe: 46 46.
Line: 27
Line: 28 VON DEM OTTER.
Line: 29 Luter haizt ain otter. daz ist ain kündig pœslistig
Line: 30 tier und wont pei den sêen und pei den vliezenden waz\zern 30
Line: 31 und ist an der grœzen sam ain katz und hât auch
Line: 32 nâhent die selben gestalt, ân an dem haupt. daz selb
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Line: 1 tier, wie daz sei daz ez lang geleben müg under dem
Line: 2 wazzer, doch zeucht ez den luft in sich und bedarf des.
Line: 3 dar umb geschiht etswenne, daz ez in ain räusen kümt
Line: 4 durch der visch willen, sô ez denne her wider auz wil
Line: 5 mit den vischen, sô mag ez niht und ersticket in dem 5
Line: 6 wazzer. daz tier ist sô girig auf ezzen, daz ez der visch
Line: 7 sô vil samnet in sein hol und in sein wonung, daz si sô
Line: 8 sêr faulent, daz niht allein daz hol stinket, ez stinkt auch
Line: 9 aller luft umb und umb dâ von. daz habent etleich läut
Line: 10 enpfunden mit irm schaden. 10
Line: 13 Locusta ist ain vierfüezigz tier, sam Jacobus spricht.
Line: 14 daz ist in den landen gegen der sunnen aufganch pei dem
Line: 15 Jordan. daz ist klain und hât ain grôzez haupt, daz ist 15
Line: 16 flaischig und ezzleich. dâ von list man von sant Johansen
Line: 17 in den êwangeli, daz er der locusten lebt. diu tier gênt
Line: 18 scharot in ainer hert. dâ von spricht man, der locust
Line: 19 hât kainen künig. daz mag man niht verstên von dem
Line: 20 häwschrecken, der auch ze latein locusta haizt, wan die 20
Line: 21 gênt niht scharot dan selten, ainr hupft ân den andern.
Line: 22 Aristotiles spricht von dem locusten, daz ain weip ainen
Line: 23 züg in irm haus von der zeit und er dann noch klain
Line: 24 wær, und dô er gewuohs, dô vant in die fraw tragent
Line: 25 oder swanger von im selber ân des mannes gesellschaft. 25
Line: 26 dâ von ist der locust ain vierfüezigz tier, des weip tra\gent
Line: 27 wirt ân den man.
Chapter / Strophe: 48 48.
Line: 28
Line: 29 VON DEM MAUL.
Line: 30 Mulus haizt ain maul. daz ist gar ain starkz tier und 30
Line: 31 mag vil arbait erleiden. daz kümpt von ainem esel und
Line: 32 von ainer merhen, sam der burd, der ze latein burdo
Line: 33 haizt, kümpt von ainer eselinne und von ainem pfärd.
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Chapter / Strophe: 49 49.
Line: 1
Line: 2 VON DEM RÜDEN.
Line: 3 Molosus haizt ain rüd. daz ist ain grôzer hunt, sam
Line: 4 man si gar grôz vint in Lamparten. Adelînus spricht,
Line: 5 wie daz sei, daz daz tier starch sei und grausam, alsô 5
Line: 6 daz ez alle läut anvall, doch erkennt ez der kind un\schult
Line: 7 und ir kranchait und fleucht ir sleg. daz hân ich
Line: 8 selb gesehen von unsern rüden ze Megenperg und anderswâ.
Line: 11 Musquelibet haizt ze däutsch ain pisemtier. Plinius
Line: 12 spricht, ez sei an der grœz sam ain rêch, und wont in den
Line: 13 landen gegen der sunnen aufganch. in des tiers leib
Line: 14 wehset ain apostem von gesamneter fäuhten. wenne daz
Line: 15 zeitig wirt, sô reibt sich daz tier an ainem paum, unz daz 15
Line: 16 apostem zepricht und der unflât her auz fleuzt. wenn
Line: 17 der hert wirt, sô haizt er ze latein muscus, daz ist ze
Line: 18 däutsch pisem. dar umb möht wir daz tier ze däutsch
Line: 19 haizen pisemtier. der pisem ist guot für den swintel und
Line: 20 wider des herzen ômaht und auch wider des hirns und 20
Line: 21 der lebern und des magen unkraft, wenne der unflât ge\dorret
Line: 22 und den stinkenden smack verlæzt.
Line: 25 Musio oder murilegus oder cattus haizt ain katz. 25
Line: 26 daz ist gar ain listik tier, sam Jacobus spricht. ez siht
Line: 27 alsô scharpf, daz ez die mäus in grôzer vinster siht. wenn
Line: 28 ez unkäuscht, sô wirt ez gern wild. si kriegent oft gar
Line: 29 scharpfleichen mit enander, dar umb, daz ir iegleichiu ir
Line: 30 gewönleich stat behalte zuo irem mäusvâhen. si habent 30
Line: 31 langez hâr pei den mäulern. wenne si daz verliesent, sô
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Line: 1 werdent si irr küenhait beraubt. wenne ain zameu katz
Line: 2 wild well werden, sô sneid ir diu ôren ab, sô vallent ir
Line: 3 die regentropfen in daz haupt und mag niht ze wald be\leiben,
Line: 4 dar umb wirt si wider zam. diu katz hât ir glei\ches
Line: 5 alsô liep, ist daz si sitzet oben auf ainem tiefen 5
Line: 6 prunnen und siht irn schein niden in dem wazzer, sô
Line: 7 wænet si, ez sei ain katz ir geleich, und springt mit wil\len
Line: 8 in den prunnen. und daz geschiht allermaist, wenne
Line: 9 diu katz den katern suocht in der prunst irr unkäusch
Line: 10 und allermaist jung katzen, die sich noch niht ervarn habent. 10
Chapter / Strophe: 52 52.
Line: 11
Line: 12 VON DER WISEL.
Line: 13 Mustela haizt ain wisel und ist in kriechisch als vil
Line: 14 als ain langeu maus. daz tierl ist zwairlai: ainz grœzer,
Line: 15 daz ander klainer, und daz haizt ictide, sam Isidorus 15
Line: 16 spricht. wenne diu wisel mit der slangen streiten wil,
Line: 17 sô warnet si sich mit ackerrauten, diu den slangen wider
Line: 18 ist. si ist den mäusen und den slangen veint und schat
Line: 19 in wâ si mag. Solînus spricht, daz si den unk ertœt, der
Line: 20 ze latein basiliscus haizt, der den menschen ertœtt neur 20
Line: 21 mit seinem gesiht und andreu tier mit dem âtem. sô
Line: 22 nu der unk tôt ist, sô stirbt auch diu wisel. der wiseln
Line: 23 gall ist guot für die gelben slangen, diu aspis haizt.
Line: 24 daz ander an der wiseln ist allez vergift, sam Plinius
Line: 25 spricht. diu wisel tregt oft iriu kint an ain andere stat, 25
Line: 26 daz man si iht vind in den häusern, dâ si wont. si ist
Line: 27 gar ain witzigeu jägerinn nâch den mäusen und ist gar
Line: 28 ain snelleu ræcherinn irs unrehten.
Chapter / Strophe: 53 53.
Line: 29
Line: 30 VON DER MAUS
Line: 31 Mus haizt ain maus. der maus smack müeget die
Line: 32 helfant, als wir vor gesait haben von dem helfant. Ari\stotiles
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Line: 1 spricht, ist daz ain maus wazzer trinkt, sô stirbt
Line: 2 si, wan si ist gar fäuhter nâtûr. der mäus mist waicht in
Line: 3 dem leib gar sêr, dar umb trinkent in die loter mit wein
Line: 4 oder mit wazzer für erznei. Plinius spricht, daz kain
Line: 5 maus trink in dem land Libia, und daz ist leiht gemain 5
Line: 6 allen mäusen. wenn diu maus vil kæs vindet an ainer
Line: 7 stat, sô versuocht si die kæs alle, und welher der pest
Line: 8 ist, des izzet si. die mäus kerrent wenn der môn vol
Line: 9 ist, aber dâ zwischen bestumment si. diu tierl sint schad
Line: 10 wenne si unkäuschent: wann wâ ir harm den menschen 10
Line: 11 trift, dâ fault er. den mäusen wechset die leber in vol\lem
Line: 12 mônn, reht sam etleich mertier sich mêrent und ab\nement
Line: 13 nâch dem mônn, als wir sehen an den mersnecken
Line: 14 in den muscheln. nu möhst dû sprechen, ob daz härm\lein
Line: 15 auch ain maus wær? dar zuo sprich ich, daz ez ain 15
Line: 16 wisel ist, und ist leiht diu wisel, die Isidorus ictide haizt.
Line: 17 alsô sprechent auch manig läut, daz diu wisel ir rôte varb
Line: 18 verkêr in weize varb, wann wenne diu gar alt wirt, sô wirt
Line: 19 si weiz; und sprechent etleich, diu wisel werde weiz nâch
Line: 20 neun jârn. iedoch pringt daz härmlein weiziu härmel. 20
Line: 23 Onager haizt ain waltesel oder ain stark esel oder
Line: 24 ain grimmer esel. der lüeget zwelf stunt in der naht an
Line: 25 dem fünfzehenden tag des merzen, sam Isidorus spricht, 25
Line: 26 und lüet als oft an dem tag. dâ pei erkent man, daz
Line: 27 der selbe tag der naht ebenmæzig ist. sô die jungen
Line: 28 eselein geporn werdent daz männel sint, die verpergent
Line: 29 die alten esel und peizent in irn gailn ab, alsô spricht
Line: 30 Solînus, und daz wizzent die müeter wol und gepernt an 30
Line: 31 haimleichen steten und verpergent die gepurt. die walt\eselinne
Line: 32 schament sich der unkäusch, wie daz sei, daz si
Line: 33 gelust dar zuo haben. dar umb hazzent si die esel. alsô
Line: 34 geschiht auch zwischen den läuten, daz die man ir frawen
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Line: 1 hazzent, wenn si in niht gehôrsam sint in dén sachen.
Line: 2 der waltesel læzt seinen mist von nâtürleicher art wenne
Line: 3 in die jaghund jagent, wann die hund smeckent den mist
Line: 4 gern und bestênt dar ob, unz der waltesel gefleucht. wenne
Line: 5 er niht weibes hât sô diu zeit seiner unkäusch kümt, sô 5
Line: 6 steigt er auf die hôhen perg und zeucht den luft in sich
Line: 7 und schreit sô vast, daz andreu tier dar ab erschreckent.
Line: 10 Onocentaurus, sam Isidorus spricht, ist ain wunder\tier, 10
Line: 11 wan ez hât ain haupt als ain esel und ainen leip
Line: 12 sam ain mensch, und spricht Jeronimus, daz sant Antho\nius
Line: 13 der ainz in der wüesten sæhe. die andern sprechent,
Line: 14 daz ez halbez ain mensch sei von dem nabel über sich
Line: 15 und halbez ain esel niden hin ab. 15
Chapter / Strophe: 56 56.
Line: 16
Line: 17 VON DEM SCHAF.
Line: 18 Ovis ist ain schâf. die hirten versuochent, welhiu
Line: 19 schâf geleben mügen über den winter, und sprengent eis\kaltez
Line: 20 wazzer auf ir aller sterz. welhez dann daz wazzer 20
Line: 21 vast von im schütt, daz ist stark; welhez aber des niht
Line: 22 tuot, daz ist krank. daz schâf hât minner vernunft danne
Line: 23 andreu tier. daz siech schâf macht diu andern leiht
Line: 24 siech, dar umb muoz man ez von in schaiden. des widern
Line: 25 art ist, daz er die äcker versmæht und läuft auz weges 25
Line: 26 an die pühel. sein grimmichait wirt gestillt mit dem,
Line: 27 daz man im diu hörner versegt. die dönr machent die
Line: 28 ainlützen schâf erwerfend ir fruht; dâ wider gehœrt, daz
Line: 29 man si zuo ainander samene under ain dach. diu schâf
Line: 30 werdent vaizt von vil wazzertrinkens und allermaist von 30
Line: 31 trüebem wazzer nâch mittem tag; dar umb gebent in die
Line: 32 hirten vil salzes in dem ezzen, daz si vast trinken und
Page: 155
Line: 1 vil milich gewinnen. Isidorus spricht, daz der wider ainen
Line: 2 wurm in dem haupt hab; dar umb wenne in der wurm
Line: 3 müeget, sô stœzt er mit ainem andern wider. er ligt ain
Line: 4 halbez jâr auf ainer seiten und daz ander halb auf der
Line: 5 andern seiten. diu schâf sterbent gar schier, wenne si daz 5
Line: 6 himeltrôr ezzent in dem maien oder dar nâch, sô ez auf
Line: 7 daz gras gevellt, und wenne si sich der eher überfüllent
Line: 8 in dem augst. alsô geschiht den läuten, die der süezen
Line: 9 diser werlt nâch volgent: die sterbent mit dem êwigen
Line: 10 tôde. dâ von spricht Boecius in dem trôst der weishait: 10
Line: 11 zwai vaz ligent an dem weg Jovis, daz ist an der strâz
Line: 12 gotes, ainz vol wermuot (daz ist ain pitter kraut) und
Line: 13 ainz vol süezes honiges. dâ von schüll wir leben under
Line: 14 got, daz wir die süezen mit der säuren mischen. Ari\stotiles
Line: 15 spricht, daz diu schâf unperhaft werden von grô\zer 15
Line: 16 vaizten. diu milch swarzer schâf ist pezzer und grœ\zer
Line: 17 wan an den weizen, aber an den gaizen ist daz
Line: 18 widerwarts. Ambrosius spricht, daz schâf izzt unmæzic\leichen
Line: 19 kraut, dar umb, daz ez den scharpfen winter
Line: 20 fürht, sô wil ez sich vor des krautes saten, ê im daz 20
Line: 21 der winter nem. wenne man si füert an dürre waid, sô
Line: 22 lebent si verr lenger wan auf fäuhter waid. wer si auz
Line: 23 ainem prinnenden haus füeren wil, der muoz si vast hal\ten
Line: 24 oder si laufent wider in daz feur. wenne diu jungen
Line: 25 schâf zuo der unkäusch eilent, daz ist gar pœs, wan ez 25
Line: 26 bedäut den schelmen an in. Aristotiles spricht, wenn diu
Line: 27 schâf gesalzenz wazzer trinkent, sô unkäuschent si ê der
Line: 28 zeit. wenn diu schâf swanger werdent gegen dem nor\denwint,
Line: 29 sô pringent si stärl; sô aber si zuogevâhent
Line: 30 gegen dem sudenwint, sô pringent si weibel. sint die 30
Line: 31 âdern weiz under des schâfes zungen, sô werdent die
Line: 32 lämpel weiz; sint aber si swarz, sô werdent si auch
Line: 33 swarz, und sint si rôt, sô werdent si zwivirbig. er
Line: 34 spricht auch, wenn diu schâf gar vaizt werdent an den
Line: 35 niern, sô sterbent si. daz schâf hilft wol, daz ez sich 35
Line: 36 ergê an dem âbent. lemrein flaisch ist starken und ge\sunden
Page: 156
Line: 1 läuten gar gesunt, aber siechen ist ez ungesunt.
Line: 2 Isidorus spricht, ain lamp ze latein ist gesprochen ain
Line: 3 erkenner, wann ez erkennt sein muoter paz denne andreu
Line: 4 tier tuon, oder haizt agnus, von dem kriechischen wort
Line: 5 agnon, daz ist sänft, wan ez ist ain sänftez tierl. Alex\ander 5
Line: 6 spricht, ain schæffenz vel wirt nümmer guot ze
Line: 7 pirmet noch kain vaizteu haut. Aristotiles spricht, wenn
Line: 8 der wolf schâfwollen izt und die däwet, sô werdent mê
Line: 9 würmlein dar inne auf der erden, wan auz anderm hâr.
Chapter / Strophe: 57 57
Line: 10
Line: 11 VON DEM PARDE.
Line: 12 Pardus haizt ain pard. daz ist ain tier manigvirbig
Line: 13 sam daz pantier, als Jacobus spricht, wann ez hât vil
Line: 14 fleck an seiner haut, der ist ainr weiz, der ander swarz,
Line: 15 der dritt rôt, der vierd gel. Solînus spricht, daz in dem 15
Line: 16 land Africa sich diu tier samnen zuo den fliezenden waz\zern,
Line: 17 wâ si diu vinden, dar umb, daz daz lant niht vil
Line: 18 wazzers hât. dâ sint die lebinne, die unkäuschent mit
Line: 19 mangerlai tiern, oft von überlast und oft von gelust, und
Line: 20 dâ von koment die parden. der pard siht krums und gar 20
Line: 21 scharpf. er ist auch gar ungestüem und grimm seins
Line: 22 muotes.
Line: 25 Panthera ist ain tier mangerlai varb an dem leib, 25
Line: 26 sam Solînus spricht, und ist gar schœn, reht sam ez ge\mâlt
Line: 27 sei mit klainen kraizlein. der sint etsleich gel oder
Line: 28 goltvar, die anderen weiz oder anderr varb. daz tier ist
Line: 29 gar sänftig und hât neur ainen veint, den tracken. wenn
Line: 30 ez gizt und sat wirt von mangerlai ezzen, sô verpirgt ez 30
Line: 31 sich in sein hol, sam Aristotiles spricht, und slæft drei
Line: 32 tag. dar nâch stêt ez auf von dem slâf und schreit gar
Line: 33 sêr. daz hœrent andreu tier und samnent sich zuo im
Page: 157
Line: 1 durch des süezen smackes willen, der auz im gêt. aber
Line: 2 si erschreckent von seinem anplick, sô verpirgt er sich,
Line: 3 sô volgent si aber seiner süezen, alsô lätt er si und strâft
Line: 4 sein gest, wan er frizt etsleichen. Isidorus spricht, daz
Line: 5 daz tier neur ains mâls geper, dar umb, daz seineu kintel 5
Line: 6 in der muoter leib der rehten zeit niht erpeitent und zer\rent
Line: 7 die muoter inwendig mit iren scharpfen klâen und
Line: 8 lâzent die muoter halbtôt. dar umb wirt si unperhaft,
Line: 9 wan als Plinius spricht, welhiu tier scharpf klâen habent,
Line: 10 diu mügent niht oft gepern, dar umb, daz diu kindel in 10
Line: 11 der muoter sich wegent und verderbent si. etsleich spre\chent
Line: 12 von dem pantier, daz ez auf der schultern ain
Line: 13 fleckel hab geleich des mônn gestalt und daz ez wachs
Line: 14 etswenne, unz ez sinbel werd und sich wandel nâch des
Line: 15 mônen ändrung. der track fürhtet sein stimm und kain 15
Line: 16 tier mêr.
Chapter / Strophe: 59 59.
Line: 17
Line: 18 VON DEM PILOS.
Line: 19 Pilosus ist ain tier, sam diu glôs spricht über Isaiam,
Line: 20 daz hât ain gestalt oben als ain mensch und ist unden 20
Line: 21 gestalt als ain tier. Jeronimus spricht von dem leben
Line: 22 sant Pauls des hailigen ainsidels, daz daz selb tier oben
Line: 23 als ain mensch sei und hab ain scharpf stirn mit hörnern
Line: 24 und hab gaizfüez, und spricht auch, daz man ez ze latein
Line: 25 haiz incubum oder satirum oder faunum. 25
Chapter / Strophe: 60 60.
Line: 26
Line: 27 VON DEM ELTES.
Line: 28 Putorius haizt ain eltes oder ain iltis und ist gar ain
Line: 29 sêr stinkend tier, allermaist wenne ez zürnt. daz hât
Line: 30 kürzereu füezel an der lenken seiten wan an der rehten, 30
Line: 31 sam ain dahs. ez begert gar sêr der hüenr und irr aier
Line: 32 und lebt allain des selben flaisches. ez wont auch gern
Line: 33 pei den häusern. alsô ist ain ander tier, daz ze däutsch
Page: 158
Line: 1 mader haizt, daz hât vil nâhent die selben art, ân daz
Line: 2 sein palg edler ist. der mag ze latein moritor haizen
Line: 3 oder galliceps, dar umb, daz er diu hüenr tœtt und si væht.
Line: 6 Pirolus haizt ain aichorn. daz ist ain klainz tierl,
Line: 7 grœzer denne ain wisel, aber ez ist niht lenger. daz ist
Line: 8 rôt in etleichen landen und in andern landen ist ez praun
Line: 9 oder grâw, und wenne ez gar liehtgrâw ist, sô ist ez vêch,
Line: 10 wan daz vêch tierl ist der selben nâtûr, ân daz ez ain 10
Line: 11 ander varb hât; und wie ez gevar sei, doch ist ez alzeit
Line: 12 unden weiz. daz tierl hât ainen grôzen praiten rauhen
Line: 13 sterz, der ist nâhent als grôz als ez selb. wenne ez daz
Line: 14 lant raumen wil umb sein narung und ez über ain waz\zer
Line: 15 muoz, sô nimt ez ain leihtez holz und tregt daz auf 15
Line: 16 daz wazzer, dar auf setzet ez sich und recket den sterz
Line: 17 gegen perg als ainen segel, sô treibt ez der wint über.
Chapter / Strophe: 62 62.
Line: 18
Line: 19 VON DEM AFFEN.
Line: 20 Simia haizt ain aff. daz ist ain tier dem menschen 20
Line: 21 gar geleich nâhent an allen gelidern. daz tier fräwt sich
Line: 22 wenn der môn neu ist, ze mitelst und an dem end trau\ret
Line: 23 ez. Solînus spricht, daz der aff pezzer erkennen hab
Line: 24 mit der zungen denn kain ander tier. er ist unmæzig
Line: 25 mit ezzen, grimm mit peizen und gar unsänft. er begert 25
Line: 26 über mâz, daz er geziert sei. dar umb nement die jäger
Line: 27 hantschuoh und schuoh und legent die an in den wälden,
Line: 28 daz ez die affen sehent, und ziehent si dan wider ab und
Line: 29 lâzent si ligen. sô koment die affen und tuont sam; alsô
Line: 30 væht man si. der aff erkent seinen herren über vil jâr 30
Line: 31 wenne er wider kümt. er spilt auch gern mit den kinden,
Line: 32 und wenne im die stund werden mag, sô würget er si.
Page: 159
Line: 1 er izzt gern öpfel und nüz, aber wenn er ain pitter rinden
Line: 2 dâ vint, sô wirft erz zemâl hin und fleuht daz süez umb
Line: 3 daz pitter. wer im laid tuot, dem tregt er lange haz. er
Line: 4 hât seineu kint gar liep. wenne er haimisch ist worden
Line: 5 und in dem haus gepirt, sô zaigt er iegleichem sein 5
Line: 6 kint und fräwet sich, daz man ez handelt. wie daz sei,
Line: 7 daz der aff auzwendig dem menschen gar geleich sei,
Line: 8 doch ist er im inwendig minner geleich dann kain ander
Line: 9 tier sam Aristotiles spricht. der aff hât kainen nabel. diu
Line: 10 äffinn hât ain ding sam ain weip und der aff ainz sam ain 10
Line: 11 hunt.
Chapter / Strophe: 63 63.
Line: 12
Line: 13 VON DEM OHSEN.
Line: 14 Taurus haizt ain ochs. der ist ain starkez tier under
Line: 15 haimischen tiern und ist sänftig, ân daz ez den wider ist, 15
Line: 16 die andern tiern schadent, sam wolf sint und hund. wenn
Line: 17 si vehtent, sô streckent si ir zungen her für und vehtent
Line: 18 mit den hörnern, niht mit den zenden, wan si habent
Line: 19 niht schädleich zend, und dar umb, wenne si diu kräuter
Line: 20 ezzent, sô schadent si den wurzen niht, wan si peizent si 20
Line: 21 neur oben ab. wenn die ochsen ie elter sint, sô si ie
Line: 22 mürwer flaisch habent, ist daz si gemest sint. in allen
Line: 23 tiern sint diu weip behender und ainr hellern stimm wan
Line: 24 die man, ân an den rindern: dâ hât der ohs ain klainer
Line: 25 stimme wan daz rint. die zugochsen habent ain grôz 25
Line: 26 sänftikait zuo irn gesellen, wan ainr suocht den andern,
Line: 27 mit dem er den pfluog hât gezogen, und lüeget stætes
Line: 28 nâch im, ist daz er in verleust. man spricht, wer die
Line: 29 ochsen oft wasch mit warmem wazzer, sô werden si vaizt.
Line: 30 daz rint hât sterker âdren dan andreu tier und herter, 30
Line: 31 doch hât der ohs sterker. rinderein flaisch machet dickez
Line: 32 pluot vol melancoli. ez læzt sich auch übel kochen in
Line: 33 dem magen, man ezz ez dann mit knoblauch und trink
Line: 34 starken wein dar zuo. sô der ochs übrig siech wirt, sô
Line: 35 stirbt er snell und siecht niht lang. daz seh wir auch 35
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Line: 1 an gepäurischen läuten, die niht zärtleichen habent gelebt
Line: 2 und tägleichs grôzer arbait habent gepflegen. des rindes
Line: 3 hörner sint herter danne des ochsen, sam der grôz Basi\lius
Line: 4 spricht. ain trunk ochsenpluotes ist tœtleich. warmz
Line: 5 ochsenpluot füert zeprochen pain und kreftiget si. wer 5
Line: 6 des ochsen gall mischt mit hong, sô zeucht si ainen dorn
Line: 7 oder ain holz oder ain eisen auz. alsô gewinnt man pfeil
Line: 8 auz den wunden. Aristotiles spricht, wer ainen waltochsen
Line: 9 pindet an ainen veigenpaum, der macht in zam und sänftig.
Line: 12 Tragelaphus möht ze däutsch haizen ain pockhirz,
Line: 13 wan ez ist ain tier, daz hât an dem kinn ainen part sam
Line: 14 ain pock und hât gezinnelt hörner mit esten sam ain hirz.
Line: 15 daz tier ist starch und werleich gegen allem dem daz im 15
Line: 16 wider ist und ist verpoten in der ê, sam Isidorus spricht,
Line: 17 daz man ez iht ezze. daz haizt auch in der latein hirco\cervus.
Line: 18
Line: 21 Talpa haizt ain scher oder ain maulwerf. daz ist
Line: 22 ain klain tierl und ist plint und swarz. daz wirt von
Line: 23 fäuhter horwiger erden, sam etleich sprechent, und diu
Line: 24 erd ist faul. ez wont auch neur in der erden sam pil\leich
Line: 25 ist und lebt der würm ezzen in der erden, daz ist 25
Line: 26 faulz ertreich. ez gêt oft auz der erden, wenn ez der
Line: 27 durst hitzet, sô kan ez niht wider komen, wan ez gesiht
Line: 28 niht. wenne man den schern prennet ze pulver und
Line: 29 sprenget in mit aim weizen ains ais auf des siechen ant\lütz,
Line: 30 daz ist guot für den auzsetzel. wer sein pluot 30
Line: 31 streicht an die stat, dâ ainz enplœzt ist seins hârs, sô
Line: 32 wehst im daz hâr wider.
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Line: 3 Tigris haizt ain tigertier. daz ist fleckot mit manger\lai
Line: 4 varb. daz ist wunderleich kreftig und snel. daz wirt
Line: 5 geporn in Hircania, sam Isidorus und Jeronimus spre\chent. 5
Line: 6 diu tier sint gar grimmig und wenn die jäger si
Line: 7 beraubt habent irr kindel, sô mügent in etswenn die jä\ger
Line: 8 niht enpfliehen; dar umb werfent si glesein schilt
Line: 9 hinder sich, sam Ambrosius spricht. sô danne diu tier
Line: 10 dar über koment und die spiegel ansehent, sô wænent si, 10
Line: 11 iriu kint sitzen dâ, und stênt über die spiegel und küs\sent
Line: 12 die und umbvâhent si. zeletscht tretent si auf die
Line: 13 spiegel und scharrent; sô vindent si nihts. in der zeit
Line: 14 enpfliehent in die jäger. Aristotiles spricht, daz daz tier
Line: 15 an vil dingen dem ohsen geleich. ez ist etswie vil rôt 15
Line: 16 und ist sein flaisch süez. dar umb væht man ez.
Line: 19 Unicornus ist ain ainhürn und ist ain klain tier, sam
Line: 20 Isidorus spricht, gegen seiner grôzen kraft. ez hât kur\zeu 20
Line: 21 pain zuo seiner grœzen. ez ist gar scharpf und
Line: 22 härwe, alsô daz ez kain jäger gevâhen mag mit gewalt.
Line: 23 aber sam Isidorus und Jacobus sprechent, sô væht man
Line: 24 ez mit ainer käuschen juncfrawen. wenne man die læt
Line: 25 aine sitzen in den walt, sô ez dâ zuo kümt, sô læzt ez 25
Line: 26 alle sein grimmikait und êrt die rainikait des käuschen
Line: 27 leibs an der juncfrawen und legt sein haupt in ir schôz
Line: 28 und entslæft dâ. sô vâhent ez die jäger und füerent ez
Line: 29 in die künigleichen paläst den läuten ze ainem anplick
Line: 30 und zuo ainem schawen. Daz tier bedäut unsern herren 30
Line: 31 Jesum Christum, der was zornig und grimm, ê er mensch
Line: 32 würd, wider die hôchvart der engel und wider die unge\hôrsam
Line: 33 der läut auf erden. den vieng diu hôchgelobt
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Line: 1 mait mit irer käuschen rainikait, Marîâ, in der wüesten
Line: 2 diser kranken werlt, dô er von himel her ab sprang in
Line: 3 ir käusch rain schôz. dar nâch wart er gevangen von
Line: 4 den gar scharpfen jägern, von den juden, und wart läster\leich
Line: 5 getœtt von in. dar nâch erstuont er und fuor ze 5
Line: 6 himel in den palast des himelischen künges, dâ er ain
Line: 7 süezer anplick ist der gemainschaft aller hailigen und
Line: 8 aller engel. hilf muoter, hilf raineu mait, dû hâst oft
Line: 9 geholfen, daz wir dein kint dâ beschawen. daz ainhürn
Line: 10 hât ain horn auf der nasen. ez spricht sant Gregorius, 10
Line: 11 wenne daz tier gevangen werd, sô sterb ez von rehten
Line: 12 unwerden, die ez dann hât.
Chapter / Strophe: 68 68.
Line: 13
Line: 14 VON DEM PERN.
Line: 15 Ursus haizt ain per. daz ist gar ain grimm tier und 15
Line: 16 ist ungestalt, wenne im die haut ab gezogen ist. ez hât
Line: 17 glider nâhent gleich ains menschen glidern. sein kraft
Line: 18 ist allermaist in den armen und in den lenden, aber ez
Line: 19 hât ain kranch haupt. Ambrosius spricht, diu perinne
Line: 20 geper an dem dreizigisten tag nâch irm zuovâhen ain un\zeitig 20
Line: 21 kint, wênig grœzer denne ain maus. Plinius spricht,
Line: 22 daz diu perinne dar nâch daz geporn flaisch lecke und
Line: 23 mach die gepurt sô lang, unz si glider gewinne, wan sô
Line: 24 diu fruht geporn ist, sô scheint niendert ain glid dar an
Line: 25 ân die klâen. die pern unkäuschent gestrackt als die 25
Line: 26 menschen. Solînus spricht, daz die pern die perinne
Line: 27 haimleich êren. ez ist nihts seltsamer ze sehen under
Line: 28 swangern tieren dann ain perinne, diu geberend ist, alsô
Line: 29 daz si in der gepurt arbait. die perinne sint sterker und
Line: 30 küener wan die pern, alsô sint auch der leoparden weip 30
Line: 31 sterker wan die man. si werdent auch schierr zam und
Line: 32 sint kündiger wan die pern. die pern ezzent âmaizen
Line: 33 und krebz durch erznei willen. des pern flaisch wehst
Line: 34 wenne man ez seudet, daz tuot kain flaisch mêr, sam
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Line: 1 Plinius spricht. der per ist sô gar schelmig, daz kain
Line: 2 tier die speis berüert, die er berüert hât, und waz er
Line: 3 anplæst sô er müezig ist nâch der arwait und fneht, daz
Line: 4 fault. wenne man den pern væht, sô erplent man in
Line: 5 alsô. man nimt ain glüend eisen oder glokspeis und 5
Line: 6 habt im daz für, sô erplint er zehant und mag kaum ge\stên.
Line: 7 der per wehst nâhent alle zeit. Solînus spricht,
Line: 8 der per lâget der peinväzzer durch des honigs willen,
Line: 9 wan er izt nihts sô gern. dar umb wenn die jäger ainen
Line: 10 pern vâhen wellent, sô grabent si ain gruob und be\sprengent 10
Line: 11 den weg zuo der gruob mit hong, dar umb,
Line: 12 daz er dem weg volge und in die gruob vall.
Chapter / Strophe: 69 69.
Line: 13
Line: 14 VON DEM FUHS.
Line: 15 Vulpis haizt ain fuhs. der hât die art, wenne ez im 15
Line: 16 umb daz leben gêt von siechtum, sam Ambrosius spricht,
Line: 17 sô suocht er ain viehten und izt des harzes, daz ab dem
Line: 18 stammen vleuzt, und macht sich alsô gesunt. etleich spre\chent,
Line: 19 daz der fuhs im selber nümmer kain hol grab,
Line: 20 aber der dachs grebt alliu hölr, dâ die fühs inne wo\nent; 20
Line: 21 wann wenne der dachs ain hol hât gemacht, sô
Line: 22 kümt der fuhs dar ein gegangen und læzt im seinen mist
Line: 23 dar ein. daz gestank hazzet der dachs gar sêr und kümt
Line: 24 nümmer in daz hol. mit solhen untrewen beleibt dem
Line: 25 fuhs daz hol. etleich sprechent, daz der fuhs ain stin\kend 25
Line: 26 maul hab, wan er ist auch stinkend hinden. er
Line: 27 lâget auch allermaist haimleichem gefügel, sam hüenren
Line: 28 und gensen. fühsein flaisch geprant ze pulver und daz
Line: 29 gegeben herzslähtigen läuten in wein ist gar guot. sein
Line: 30 pluot von der wammen ist guot für den ôrsmerzen. ist 30
Line: 31 daz er mandel izt, sô stirbt er. in dem sumer sô über\hitzet
Line: 32 im diu leber. wenne in hungert und er nihtes vint
Line: 33 daz er ezz, sô stiftet er sich tôt sein und legt sich auf die
Line: 34 erden und zeuht den âtem gemach an sich, unz die vogel
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Line: 1 auf in gesitzent sam auf ain âs, sô væht er si danne und
Line: 2 frizt si, wan er hât daz maul offen und rekt die zungen
Line: 3 her für. Isidorus spricht, daz der fuhs selten rehte weg
Line: 4 lauf, er lauf beseits und krumme weg. er enpfleucht den
Line: 5 hunden etswenn mit dem, daz er pillt sam ain hunt oder 5
Line: 6 er hæht sich an ainen ast, unz die hund daz spor ver\liesent.
Line: 7 wenne er auch in ain drawh gevellt, sô peizt er
Line: 8 im selber oft den fuoz ab, dâ mit er gevangen ist, und
Line: 9 fleuht mit drein füezen. ist aber er hart gevangen, sô
Line: 10 stift er sich tôten, unz man in auz der drawhen gezeucht, 10
Line: 11 sô springet er sein strâz.
Line: 15 Nu schüll wir sagen von allem gefügel und des êr\sten 15
Line: 16 in ainer gemain. ain iegleich vogel, der guot flügel
Line: 17 hât, daz ist der snell fleugt, der hât pœs und kranch
Line: 18 füez, sam die swalben und den geleich. iegleich vogel
Line: 19 klaines leibes singet mêr wan der grôzes leibs ist in der
Line: 20 zeit irr unkäusch. ain iegleich gefügel, daz krum klâen 20
Line: 21 hât, daz ist guotes fluges, und ain iegleich vogel, der an
Line: 22 dem pain ain klâen hât, sam der han, der ist pœses flu\ges
Line: 23 und krankes. ain iegleich vogel, der krump klâen
Line: 24 hât, der lebt des flaisches. aber die andern die lebent
Line: 25 der früht und der würm und der slangen. Aristotiles 25
Line: 26 spricht, daz die vögel, die flaisch ezzent, niht mêr aiern
Line: 27 denne ains mâls in dem jâr, ân die swalben, die aiert
Line: 28 zwier. er spricht auch, daz man der vogel siechtum
Line: 29 erkenne an der flügel geprechen. er spricht auch, daz
Line: 30 under allem gefügel gemaincleich der er lenger leb danne 30
Line: 31 diu si. er spricht auch, wenne die vogel mit enander
Line: 32 streiten, sô legent si auf die wunden ain ackerwurz, diu
Line: 33 haizt origanun, aber von den würzen werd wir her nâch
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Line: 1 sagend. er spricht auch, daz die vâhenden vogel haizer
Line: 2 nâtûr sein und trückner. diu nâtûr haizt ze latein cole\rica.
Line: 3 er spricht auch, daz all vogel krummer klâen wer\fent
Line: 4 iriu kint auz den nesten wenn si nu gevliegen mügent,
Line: 5 und wenne si volkumen sint, sô besorgent si sich nümmer, 5
Line: 6 ân die krâen, diu betracht iriu kint etswie vil zeit. ain
Line: 7 iegleich vogel, der vinger hât an den klâen, der izt
Line: 8 flaisch, und ain iegleich vogel, der væht oder raubt, der
Line: 9 væht anderlai vogel wan seines geslähtes, und mit dem
Line: 10 sint si underschaiden von den vischen, wan der hecht 10
Line: 11 væht den hecht. aber der spärwær darbt der sänftikait.
Line: 12 der vogel flaisch, die ander vogel ezzent, ist pezzer und
Line: 13 paz smeckend wan ander flaisch, ez sei denn ain sunder\leich
Line: 14 dinch. aller vogel hüenel wenne si gar junk sint
Line: 15 sô habent si langeu päuchel; wenne aber si gewahsent, 15
Line: 16 sô werdent si in kurz. die vogel vallent niht auf ain âs,
Line: 17 daz stinkend ist, ez hab denn guoten smack. diu si lebt
Line: 18 dar umb kürzer wan der er, daz si gekrenkt wirt unz in
Line: 19 den tôt von irn gezüchiden. kain vogel hât ain plâsen,
Line: 20 dar umb, daz si wênig trinkent, aber allermaist dar umb, 20
Line: 21 daz sich ir wäzzrig fäuhten verkêrt in ir federn. ain
Line: 22 iegleich vogel, der langeu pain hât, der hât ainen langen
Line: 23 hals, und der kurzeu pain hât, der hât ainen kurzen hals,
Line: 24 ân die vögel, die leder habent zwischen den vingern, sam
Line: 25 diu gans hât. ez ist grœzereu fruhtbærihait an den 25
Line: 26 klainen vogeln wan an den grôzen. Isidorus spricht, daz
Line: 27 der vogel air sô grôz kraft haben, sei daz man ain holz
Line: 28 dâ mit bestreîch, ez prinne niht, und daz auch daz gewant
Line: 29 dar wider niht prinne. ist auch, daz man kalch dar zuo
Line: 30 mischt, sô leimt man dâ mit ain stuck an daz ander. 30
Line: 31 diu zwai sint zweiflig mit uns. die vogel, die vil hüenl
Line: 32 pringent mit ainander, die gepernt oder prüetent gar haim\leich.
Line: 33 sô daz tier ie grœzer ist, sô ez ie lenger geschickt
Line: 34 wirt in der muoter leib. all vogel, die krump klâen
Line: 35 habent, die habent ain scharpf prust und die bedäut zorn 35
Line: 36 behalten an in. die selben vogel tailnt den luft snell.
Page: 166
Line: 1 alsô tuont die grimmen wüetreich, die mordent und tai\lent
Line: 2 gotes freunt auf ertreich. iedoch mügent si si niht
Line: 3 ertœten an der sêle, ob si si tœten an dem leib.
Line: 6 Aquila haizt ain adelar, und spricht Augustînus, daz
Line: 7 er der edelst vogel sei und sei ain küng aller vogel. er
Line: 8 ist ain grôzer rauber und lebt neur des flaisches. er hât
Line: 9 gar ain starch scharpf gesiht, alsô daz er die sunnen in
Line: 10 ir clârhait angesehen mag. dar umb sitzet er gern gegen 10
Line: 11 der sunnen. der adlar hât die art, daz er seineu kint
Line: 12 auf hengt mit den klâen gegen der sunnen anplik. wel\hez
Line: 13 dann die sunnen ân wankel ansiht, daz behelt er
Line: 14 sam ainen wirdigen vogel seins geslähtes und fuort ez.
Line: 15 welhez aber diu augen von der sunnen kêrt, daz wirft er 15
Line: 16 hin sam ain unedelz kint. Adelînus spricht, wenne der
Line: 17 adelar beswært wirt von seinem alter, sô merket er gar
Line: 18 ainen kalten prunnen und fleugt ob dem auf über alliu
Line: 19 wolken. sô wirt diu vinster seiner augen verzert von der
Line: 20 sunnen hitz. dâ nâch vellt er zehant nider mit der hitz 20
Line: 21 in den vor geprüeften prunnen und tauchet sich dreistunt
Line: 22 dar inne und fleugt danne in sein nest under seineu star\ken
Line: 23 kinder, diu nu wol gerauben mügent, und mauset
Line: 24 sich dann reht als in ainer küelen zwischen haiz und
Line: 25 kalt nâch ainem fieber. sô speisent in diu kint und nerent 25
Line: 26 in in dem nest, unz er sein federn vernewt und wider ge\wint.
Line: 27 wenn im der snabel sô lang wirt, daz er daz ezzen
Line: 28 niht wol dar mit gevâhen mag, sô sleht er in an ainen
Line: 29 stain und reibt in dar an and kürzt den hâken seins sna\bels,
Line: 30 unz er im eben wirt. des adelars hüenl sint in dem 30
Line: 31 nest ân winseln und ân rüefen. Jacobus spricht, daz der
Line: 32 adlar ainen stain hab in dem nest, der haizt echides oder
Line: 33 gagates. der hât inwendig ain andern stain in im. den
Line: 34 stain hât er in im wider sein grôze hitz. iedoch werd
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Line: 1 wir her nâch sagen von den stainen. hiet er des stains
Line: 2 niht, sô prieten seineu air von grôzer hitz in dem nest.
Line: 3 ander maister sprechent, daz der adlar zwên stain in seim
Line: 4 nest hab, die haizent nides, und ân der kraft müg er niht
Line: 5 geprüeten. der adlar tailt andern vögeln seinen raup mit, 5
Line: 6 aber die gest schüllent sich hüeten vor dem wirt, wan hât
Line: 7 er niht genuog, sô daz ezzen verzert ist, sô greift er die
Line: 8 gest an und frizt si. diu krâ volgt dem adlarn etswenne,
Line: 9 und sô er daz lang vertregt, sô begreift er si ze letzt mit
Line: 10 den klâen. Plinius spricht, des adelarn federn gemischt 10
Line: 11 mit anderr vogel federn unwirdischent von nâtur dar ab
Line: 12 und frezzent si und leident ir gesellschaft niht. aber des
Line: 13 gelaub ich niht. der adlar hât den rehten fuoz grœzer
Line: 14 wan der tenken. er hebt seineu kint auf sein ahseln und
Line: 15 lêrt si fliegen. alle edel vogel erschreckent, wenne si 15
Line: 16 den adlar sehent, und getürrent den tag niht wol ge\rauben,
Line: 17 wan si verliesent ir küenhait, ân den greiffalken,
Line: 18 der væht den adlarn. Alexander spricht, daz der adlar
Line: 19 mit seinem kaiserleichen geschrai den flug anderr vogel
Line: 20 hinder. wenn er ainen tage vast, daz widerpringt er mit 20
Line: 21 vil ezzens an dem andern tag. Gamaliel spricht, daz der
Line: 22 adlar gar vleizig sei, wie er seineu kint lêr vliegen, und
Line: 23 wenn er der schützen lâg fürht, sô tregt er seineu kint
Line: 24 auf dem ruck und setzt alsô seinen leib zwischen den
Line: 25 kinden und dem schützen, ob sein nôt gescheh, daz er 25
Line: 26 den schuz vâhe sam ain schilt vor den kinden.
Chapter / Strophe: 2 2.
Line: 27
Line: 28 VON DEM ARPEN.
Line: 29 Arpia ist ain vogel, sam Adelînus spricht, der wont
Line: 30 in verren landen an der stat, diu Strapedes haizt, in der 30
Line: 31 wüesten pei dem mer Jonicum. der vogel hât ainen
Line: 32 grimmen hunger und wirt nümmer sat. er hât gar scharpf
Line: 33 klâen, geschickt ze reizen und ze vâhen. der vogel hât
Line: 34 ain menschleich antlütz und hât kain merschleich tugent
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Line: 1 an im, wan er ist sô grimm, daz er unmenschleich ist.
Line: 2 der vogel ertœtt den êrsten menschen, den er ansihtig
Line: 3 wirt in der wüesten, dar nâch wenne er von geschiht
Line: 4 kümt zuo ainem wazzer und siht sein antlütz dar inne,
Line: 5 sô traurt er niht ain clain umb den tôten menschen und 5
Line: 6 traurt etswenne unz in den tôt, dar umb, daz er sein ge\leichz
Line: 7 ertœtt hât, und waint all zeit die weil er lebt umb
Line: 8 den mort. der vogel wenn er gezämt wirt redet mensch\leich
Line: 9 stimm, aber er hât niht menschleich vernunft.
Line: 12 Ardea haizt ain raigel, sam Jacobus und Ambrosius
Line: 13 sprechent. der fleugt gar hôch über diu wolken, wan er
Line: 14 fürht den regen und daz weter, daz auz den wolken kümt.
Line: 15 wenne er nu über daz wolken kümpt, sô fleuht er daz 15
Line: 16 weter. wie auch daz sei, daz der vogel sein waid in den
Line: 17 wazzern suoch, doch macht er sein nest auf gar hôhen
Line: 18 paumen. die habich müegent die raigel gar vil und setzent
Line: 19 in vast zuo. aber der raigel helt seinen aftern gegen dem
Line: 20 habich und verunrainet in mit seim mist, und wâ er in 20
Line: 21 trift, dâ faulent des habichs federn. der raigel hât neur
Line: 22 ainen darm sam der storch.
Chapter / Strophe: 4 4.
Line: 23
Line: 24 VON DER GANS.
Line: 25 Anser oder auca haizt ain gans. der vogel bezaichent 25
Line: 26 die zeit der naht mit seinem quiteln reht sam der han
Line: 27 mit seinem kræen. die gens meldent auch die dieb mit
Line: 28 irm quiteln, wan, sam Isidorus spricht, kain tier smeckt
Line: 29 den menschen als schier als diu gans. die gens airnt
Line: 30 oft ân den ganzen, aber diu air mügent niht zuo vogeln 30
Line: 31 werden, sam Aristotiles spricht und ander maister. wenne
Line: 32 ireu gensel noch krank sint, sô hüet ain gans allzeit und
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Line: 1 rekt den hals auf, daz der rauber, der ar, iht köm. diu
Line: 2 gans erkent wol den arn vor dem geirn, daz ainem men\schen
Line: 3 gar swær wær. die wilden gens rihtent ir flüg
Line: 4 nâch den winden, sam der sudenwint ist, der ze latein
Line: 5 auster haizt, und der nordenwint, der aquilo haizt, wan 5
Line: 6 wenne der nordenwint wæt, sô vliegent si gegen suden, daz
Line: 7 ist gegen mittem tag, wenne aber der sudenwint wæt, sô
Line: 8 vliegent si gegen norden. den gensen ist vliegen alsô
Line: 9 lustig, daz si selten nümmer ruoent, si ezzen danne. si
Line: 10 slâfent auch selten. aber den haimischen ist der flug gar 10
Line: 11 swær, und emzicleichen ezzen ist in lustig und ruoen und
Line: 12 slâfen ist in girich.
Chapter / Strophe: 5 5.
Line: 13
Line: 14 VON DER ÄNT.
Line: 15 Anas haizt ain änt. daz ist ain bekanter vogel. des 15
Line: 16 kindel habent die art, daz si zehant swimment, wenne si
Line: 17 auz der schaln sliefent, und nernt sich selber, ob si der
Line: 18 muoter niht hieten. die antreichen sint sô unkäusch und
Line: 19 sô tobent in derlai hitz und gir, wâ ir mêr dan ainr ist und
Line: 20 neur ain änt under in ist, die vogelnt si ze tôd. ie ainer 20
Line: 21 nâch dem andern, und peizent sich dar umb.
Line: 24 Accipiter haizt ain habich. daz ist gar ain edel vo\gel
Line: 25 und ist grœzer wan der greiffalk, aber er ist verr 25
Line: 26 træger, iedoch ist er im selber sicherr und hüet sich paz
Line: 27 dann der greiffalk, wan er fleugt mæzicleicher. wenn der
Line: 28 habich ainen vogel gevæht, sô reizt er in des êrsten an
Line: 29 der seiten und suocht im daz herz, wan daz izt er aller
Line: 30 gernst. dar umb gebent die herren und die waidman 30
Line: 31 den habichen daz herz von dem raub, wenn daz fuog hât,
Line: 32 und behaltent in selber die übermâz. sô der habich sein
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Line: 1 alt federn wirft, sô strekt er sein plôz flügel gegen
Line: 2 suden, dar umb, daz der sunnen wirm im seineu swaiz\fensterlein
Line: 3 öffen und daz im die neuen federn dester leih\ter
Line: 4 wahsen, wan diu nâtûr ist ain maistrinn des nutzes
Line: 5 und der nôtdurft vil nâh an allen dingen, die dâ sterbent 5
Line: 6 und werdent. wenne der habich gesunt ist, sô hât er,
Line: 7 aufgereht federn; wenne aber er krank ist. sô hât er ge\naiget
Line: 8 federn. man tregt in auf der lenken hant, dar
Line: 9 umb, daz er nach der gerehten swenk nâch dem raub.
Line: 10 der vogel sleht seineu kint mit den vetachen und twinget 10
Line: 11 si ze fliegen nâch dem raub und wirft si auz dem nest
Line: 12 und pringet in kain âz, dar umb, daz si iht træg sein,
Line: 13 wenne si nu gewahsen, alsô spricht Ambrosius. dar umb
Line: 14 ist niht wunder, ob si die müeter versmæhent, wenne si
Line: 15 selber gerauben mügent. wenn der habich gekocht ist 15
Line: 16 in rôsenöl, sô ist er gar gesunt den kranken glidern, sam
Line: 17 Plinius spricht. Alexander spricht, sô der habich win\terszeiten
Line: 18 ainen vogel gevâh gegen der naht, sô halte er
Line: 19 in all die naht under seinen klâen und lâz in des mor\gens
Line: 20 ledig, sô diu sunn auf gê, ob der habich wol hung\rig 20
Line: 21 sei, und bekom im der selb vogel des tages, er tuo
Line: 22 im niht. er ändert seiner augen varb und seinen snabel.
Line: 23 Augustinus spricht, daz daz prôt den habich tœt.
Chapter / Strophe: 7 7.
Line: 24
Line: 25 VON DEM AMER
Line: 26 Amraam ist ain vogel, sam Aristotiles spricht, in
Line: 27 den landen gegen der sunnen aufganch. der nist auf hôh
Line: 28 perg, dâ kain mensch zuo mag, und dar umb vint man
Line: 29 seins nestes niht noch seineu kindel denn gar selten. si
Line: 30 koment auch niht her ab in daz tal, si sein denn starch 30
Line: 31 worden über al und der muoter gleich. Daz ist wider
Line: 32 die gleichsner, die sich ê hailig machent, ê si sich ge\leichen
Line: 33 unserr hailigen muoter der christenhait.
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Line: 3 Achantis ist ain vogel, sam Plinius spricht, der
Line: 4 speist sich von gras und von fuoter, und dar umb haz\zet
Line: 5 er diu pfärt, diu der selben kost lebent, und wâ er 5
Line: 6 si siht, sô fleucht er. doch mag er sich niht an den pfär\den
Line: 7 gerechen denn daz er ir spott mit der stimme, und
Line: 8 wenne si rüehelnt sô rüehelt er auch in ze spott. der
Line: 9 vogel ist gar fruhtpær, wie daz sei daz er clain sei,
Line: 10 wann er pringt zwelf kinder mit enander. 10
Line: 13 Alauda haizt ain lerch und ist als vil gesprochen
Line: 14 als ain lobvogel, dar umb, daz er gar frœleich in den
Line: 15 lüften singet in der frœleichen zeit, sam der lenz ist in 15
Line: 16 dem maien. den vogel haizt Plinius galerica. wenne
Line: 17 der himel trüeb ist oder wenne ez regent, sô singet er
Line: 18 selten oder nümmer. diu lerch meldet den tag des mor\gens
Line: 19 fruo, sô der morgenrôt næhent, mit gar frœleichem
Line: 20 gesang. wenne si auf der erd sitzet, sô singet si selten: 20
Line: 21 si singet wunnencleichen in irm aufflug, wanne si fleugt
Line: 22 sänfticleichen auf und fleugt snell nider reht sam ain
Line: 23 stain. Aristotiles spricht, diu lerch fürht den habich sô
Line: 24 sêr, wenn er si jagt, daz si den menschen in sein schôz
Line: 25 flieg und læzt sich oft mit der hant vâhen, dar umb, 25
Line: 26 wan der mensch hât oft ain gewizzen, daz er sich er\parmt,
Line: 27 aber der habich nümmer.
Chapter / Strophe: 10 10.
Line: 28
Line: 29 VON DEM ALZEN.
Line: 30 Alcio ist ain klainer vogel, sam Plinius spricht. der 30
Line: 31 vogel legt sein air winterszeiten in den sant und aller\maist
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Line: 1 wenne sich daz mer aufzeuht auf daz lant und daz
Line: 2 ûfer oder daz gestat beswært mit seinen ünden. sô nun
Line: 3 der vogel seineu air hât gelegt in der ungestüemikait
Line: 4 des mers, sô wirt daz mer gesänftigt und læzt von allen
Line: 5 ünden und von winden, unz der alz seineu air geprüett, 5
Line: 6 wan der vogel wont in dem mer und prüett seineu air
Line: 7 siben tag. wenne die vergênt, sô zeuht er seineu kindel
Line: 8 auz den airn. dar zuo tuot er dan aht tag, in den speist
Line: 9 er si unz daz si kreftig werdent. sô vil genâden hât der
Line: 10 klain vogel von got, daz sich die schefläut der vierzehen 10
Line: 11 tage fräwent der fridsamen zeit auf dem mer und hai\zent
Line: 12 die vierzehen tag der alzen tag und fürhtent sich
Line: 13 niht auf dem mer in den selben tagen. Der vogel bedäut
Line: 14 uns die läut, die in glückhaftiger zeit træg sint und ân
Line: 15 frühten. aber wenne si widerwärtichait habent, sô kêrent 15
Line: 16 si sich ze got mit vlêhen und mit piten und hoffent, daz
Line: 17 in got genâde, und geschiht etswenne, daz si got erhœrt
Line: 18 und læzt frid werden zwischen im und den sündern durch
Line: 19 sein grôze erparmherzichait, wan er læzt uns niht ver\suochen
Line: 20 über unser maht, noch vodert an uns, des wir 20
Line: 21 niht vermügen.
Line: 24 Bachadis haizt ain bachad und haizt etswâ ain wek.
Line: 25 daz ist ain vogel der wehst von holz, und daz holz 25
Line: 26 hât vil äst an im, dar auz die vogel wachsent, alsô daz
Line: 27 ir zemâl vil an dem paum hangt. die vögel sint klainer
Line: 28 wan die gens und habent füez sam die änten, si sint aber
Line: 29 swarz an der varb reht sam aschenvar. si hangent an
Line: 30 den paumen mit den snäbeln und hangent an den rinden 30
Line: 31 und an den stammen der paum. si vallent pei zeit in
Line: 32 daz mer und wahsent auf dem mer, unz si beginnent ze
Line: 33 fliegen. etleich läut âzen die vogel, aber Innocentius der
Line: 34 vierd pâbist des namen verpôt die selben vogel in einem
Line: 35 concili ze Lateran. 35
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Line: 3 Bubo haizt ain auf oder in anderm däutsch ain haw.
Line: 4 mit dem vogel væht man ander vögel, und bedäut den
Line: 5 sünder, der offenbâr sündet und pringt ander läut mit im 5
Line: 6 ze sünden. der auf trinket der tauben ir air auz und
Line: 7 frizt die mäus und wont gern in den kirchen und trinket
Line: 8 daz öl auz den ampeln und verunraint doch die kirichen
Line: 9 mit seinem mist. wenn in die andern vogel anvehtent,
Line: 10 sô velt er an den ruk und wert sich mit den fuozkræueln. 10
Line: 11 wer des aufen herz nimt und legt ez ainer slâfenden
Line: 12 frawen an die tenken seiten, sô sagt si allez daz si getân
Line: 13 hât. sein mark gestrichen auf des menschen augen macht
Line: 14 si clâr. Der vogel bedäut die ungezogenen pfaffen in der
Line: 15 christenhait, die vaizt gotsgâb habent von iren kirchen und 15
Line: 16 si doch verunrainent mit iren sünden, und wenne si die
Line: 17 vögel strâfent, die pei dem tag vliegent (daz sint die daz
Line: 18 gots wort sprechent), sô varnt si die an mit den scharpfen
Line: 19 kræueln irr grimmikait. der vogel hât gnuog federn
Line: 20 und ist doch an im selber swær. 20
Line: 23 Caladrius, sam Jacobus und Isidorus sprechent, ist
Line: 24 ain weizer vogel über al. der hât die art, daz daz inwen\dig
Line: 25 tail seiner hüff benimt den augen ir vinster. er hât 25
Line: 26 auch die art, ist daz man in füert zuo ainem siechen
Line: 27 menschen etswie oft, sô bedäutt er, ob der mensch sterben
Line: 28 schol oder genesen. wan ist, daz er des menschen ant\lütz
Line: 29 versmæht und kêrt sein augen von im, sô stirbt er;
Line: 30 siht aber er den siechen an und kêrt sich niht von im, 30
Line: 31 sô geniset er, wan er bekent sein antlütz und nimt sein
Line: 32 siechtum an sich und fleugt in die lüft und verprent und
Line: 33 zerstræut si; sô wirt der siech zehant gesunt. die vogel
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Line: 1 heten die alten küng hie vor beslozzen in irn säln und
Line: 2 in irr wonung. die vogel vant Alexander in dem lant
Line: 3 Perside. der calader hât ain grôzez pain in seinen pain,
Line: 4 des mark macht die vinstern in den augen clâr, der sich
Line: 5 dâ mit salbet. 5
Line: 8 Cignus haizt ain elbiz oder ain swan. daz ist ain
Line: 9 weizer vogel und sprechent die maister, er sing gar schôn,
Line: 10 aber daz hân ich nie gehœrt und hân ir doch vil gesehen. 10
Line: 11 Jacobus spricht, der swan hât weiz federn und hât doch
Line: 12 swarzez flaisch. er waiz von nâtûr seinen tôt vor, wan er
Line: 13 singet frœleich und lusticleich vor wenn er sterben schol.
Line: 14 er hât sein sterk in den vetachen. sô der tôt her gêt,
Line: 15 sô fleuht er sein pein in dem hirn und singt alsô süezic\leich 15
Line: 16 unz er stirbt. aber daz puoch hât ze latein: in\stante
Line: 17 morte figit pennam in cerebro. daz spricht: wenne
Line: 18 der tôt kümt, sô stekt er ain federn in daz hirn. daz
Line: 19 hât niht sinnes, dâ von hât der schreiber gevælt und
Line: 20 schol sprechen: fugit penam in cerebro, daz spricht: er 20
Line: 21 fleuht des tôdes pein in dern hirn mit seinem süezem ge\sang,
Line: 22 wie daz sei, daz daz herz indes leid. er ist ainer
Line: 23 haizen nâtûr, dâ von ist er zornig. wenne er swimt mit
Line: 24 ainem fuoz, sô meistert er sich mit dem andern an den
Line: 25 weg den er wil, sam ain schefman. er izt wênig nâch 25
Line: 26 der grœzen, die er hât. er hât underlâzen zend in dem
Line: 27 snabel, dâ mit tailt er sein ezzen. wenn er geslagen wirt
Line: 28 auf daz haupt, sô stirbt er leiht, und mag doch anderr
Line: 29 sêrung vil geleiden.
Line: 32 Carista, sam Solînus spricht, ist ain vogel, der fleugt
Line: 33 in prinnendeu flammen ân all sein pein und ân allen
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Line: 1 smerzen, alsô daz weder sein federn noch sein flaisch von
Line: 2 dem feur leident. Dâ pei verstê wir die hailigen martrær,
Line: 3 die daz feur diser werlt niht versêren moht.
Line: 6 Ciconia haizt ain storch und haizt in anderr däutsch
Line: 7 ain ödbär. der vogel ist aschenvar, sam Isidorus spricht,
Line: 8 und spricht Solînus, daz der vogel kain stimm hab denne
Line: 9 daz er cläpper mit dem snabel. er cläppert auch von
Line: 10 drein sachen. diu êrst ist von der zeit, diu sô wunnec\leich 10
Line: 11 ist und warm. daz cläppern ist vor fräuden. er
Line: 12 cläppert auch durch die übervliegenden vogel durch vorht,
Line: 13 und cläppert vor zorn, wenne er sich rechen schol. wenne
Line: 14 die störch über mer wellent vliegen, sô sint die krâen ir
Line: 15 vorvliegerinn und ir überfüererinn. die storch habent 15
Line: 16 grôzen vleiz und grôz sorg und auch grôz lieb zuo irn
Line: 17 kinden und lâzent ir aigen federn reisen in ir nest, wenne
Line: 18 si prüetent, dar umb, daz diu kindel sanft sitzen. sô
Line: 19 habent auch diu störchel wider grôz trew zuo den müe\tern,
Line: 20 wan als grôz zeit die müeter verzerent ob den kin\den, 20
Line: 21 als grôz zeit verzerent diu kint ob den müetern und
Line: 22 speisent si auch. dâ von haizt man den vogel den sänf\ten
Line: 23 vogel. der vogel ist den slangen gar gehaz und
Line: 24 setzet in vil lâg, und wie daz sei daz er die slangen und
Line: 25 ander vergiftegez dinch ezz, doch stirbt er niht dâ von, 25
Line: 26 sam Adelînus spricht. er izt niht kroten, in twing dann
Line: 27 grôzer hunger. dâ pei prüeft man, daz diu krot gar pœs
Line: 28 ist wider ander vergiftegeu ding. des storchen mägel
Line: 29 ist ain sunderleich erznei wider vergiftigeu dinch, sam
Line: 30 Plinius spricht. ez ist ain velt in Asia, dâ koment si 30
Line: 31 zesamen und cläppernt mit enander sam ob si spræchen,
Line: 32 und welher der letzst ist, den zereizent si und vliegent
Line: 33 von dann. die störch tœtent iriu weip, diu êbrecherinn
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Line: 1 sint und sich niht gereinget habent in den wazzern nâch
Line: 2 irr pôshait. daz hât man oft gesehen.
Line: 5 Calandris haizt ain galander. daz ist ain klainer vo\gel 5
Line: 6 und ist nâhent der lerchen geleich. der vogel ge\fräut
Line: 7 all die in hœrent mit seinem süezen gesang. wenne
Line: 8 man in gevæht und in besleuzt in ainem häusel, sô ver\gizt
Line: 9 er seinr vanknüss und seins leidens und ist nümmer
Line: 10 ain stunt des tages ungesungen, und trabt nihts auf die 10
Line: 11 vanknüss noch auf anders ihts denn auf sein gesang: des
Line: 12 fräwet er sich und singt in manger vogel stimm. Pei
Line: 13 dem vogel verstê wir die die êwigen sælichait hie betrah\tent
Line: 14 und sô frô sint mit in selber, daz si vergezzent des
Line: 15 ellendes hie, dâ inne si sint. von den spricht sanctus 15
Line: 16 Paulus, daz die selben ir gemainschaft und ir handlung
Line: 17 ietzunt habent in dem himel. nu sich mir die galandern
Line: 18 an, die tag und naht in der geschrift sitzent und spiegel\schawent
Line: 19 götleicheu werk dar inne. ach muoter der parm\herzichait,
Line: 20 hilf deinen galandern, die tag und naht dein 20
Line: 21 spiegel welzent und handelnt. hilf, hilf, helferinne, hilf
Line: 22 deinem sünder, dû waist allain, frawe, wen ich main.
Chapter / Strophe: 18 18.
Line: 23
Line: 24 VON DEM RABEN.
Line: 25 Corvus ist ain rab. der vogel hât die art, sam Isi\dorus 25
Line: 26 spricht, wen diu si ir air prüet, sô pringt ir der er
Line: 27 ze ezzen. Augustînus spricht, der rab hât die art, daz er
Line: 28 seineu kindel niht speist unz daz er siht, daz in die federn
Line: 29 swarzent; dâ von beleibent diu jungen räbel siben tag ân
Line: 30 allez ezzen, und an dem sibenden tag sô swarzent si, dâ 30
Line: 31 nâch pringt er in ze ezzen. die raben werfent etleicheu
Line: 32 kint auz dem nest, wenn si der arbait verdreuzt mit in,
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Line: 1 daz si in niht genuog speis pringen mügent. etleich
Line: 2 sprechent, daz die raben mit den snäbeln zuovâhen und
Line: 3 auch gepern. aber Johannes spricht, daz der rab mit
Line: 4 dem snabel zuovâh und seineu air leg, dâ ander vogel
Line: 5 airn. man spricht auch, daz die raben zuogevâhen, wenn 5
Line: 6 si ain rabenai ezzen. der rab ist schraiig und macht
Line: 7 mangerlai stimm, wan, sam Fulgentius spricht, er macht
Line: 8 vierundsehzig stimm. die raben unkäuschent etswenn in
Line: 9 irm flug. der rab ist sterker des tages, sô ist der auf
Line: 10 sterker des nahtes. der rab frizt dem auf seineu air des 10
Line: 11 tages, sô frizt der auf dem raben seineu air des nahtes.
Line: 12 ez ist ain art der raben in dem land pei der sunnen auf
Line: 13 ganch, die streitent mit dem esel und mit dem ochsen,
Line: 14 wan sô diu tier vliehent, sô sitzet der rab auf si und
Line: 15 fleugt in gegen den augen und stœzt in die augen auz 15
Line: 16 und machet si irn herren unnütz. dar umb tœtt si ir herr
Line: 17 und schindet si, sô wirt dem raben sein tail von dem âs.
Line: 18 alsô gesigt der unêr vogel dem starken tier an. sam tuot
Line: 19 ain unêr weip, diu gesigt oft ainem starken manne an,
Line: 20 der doch vest ist seines muotes. dâ vor besleuz dein 20
Line: 21 augen, wan diu tuont den schaden. ich het ains tages
Line: 22 ain frawen in der kirchen angesehen vil und aber vil. dô
Line: 23 sprach ainz in dem slâf zuo mir, ich hiet zwên unken in
Line: 24 den augen, die müesten sterben. hilf, fraw, hilf, daz si
Line: 25 sterben! der rab hât den fuchs liep von nâtûr, und dar 25
Line: 26 umb hilft er im wider die vogel, die achilen haizent, wan
Line: 27 der achilon ist des raben veint.
Chapter / Strophe: 19 19.
Line: 28
Line: 29 VON DER KRAEN.
Line: 30 Cornix haizt ain krâw und sint des selben geslähtes 30
Line: 31 mit den raben, sam Plinius spricht. die krâen werdent
Line: 32 auch gestrâft mit siehtum in den sümerleichen sün\wenden.
Line: 33 die krâen anvehtent ander edel vögel sam ir
Line: 34 veint, und daz kümt in oft zuo schaden, wan sô die edeln
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Line: 1 vogel der krâen anvehten und ir zuoschiezen lang ver\tragent,
Line: 2 sô werdent si zuo letst ungedultig und zereizent
Line: 3 die krâen. diu krâw izzt gern nuz, und wenn si ain hert
Line: 4 nuz hât, der si mit dem snabel niht geprechen mag, sô
Line: 5 vleugt si in die hœhe ob herten stainen und læzt die nuz 5
Line: 6 dar auf vallen als oft unz daz si zeprist. diu krâw speist
Line: 7 ir sien, wenne diu prüett und niht auzfleugt.
Chapter / Strophe: 20 20.
Line: 8
Line: 9 VON DEM CUKUK.
Line: 10 Cuculus haizt ain cukuk oder ain gauch. der ver\ändert 10
Line: 11 sein stimm niht, er singt neur cukuk, cukuk, dar
Line: 12 umb spottent sein diu kint. der vogel ist gar træg und
Line: 13 unstæt an ainer stat. er legt sein air in ains andern vö\gelleins
Line: 14 nest, daz haizt ain grasmuk, und nimt im als vil
Line: 15 air her auz als er im hin ein legt, daz ez an der zal iht 15
Line: 16 mêr vind denne ez haben schol und diu übrigen iht auz
Line: 17 werf. sô prüett daz vremd vögellein des gauches air auz
Line: 18 mit den seinen und speiset den jungen gauch mit seinen
Line: 19 kinden und hât der witz niht, daz ez erkenne den gauch
Line: 20 an der grœz auz seinen klainen vögellein. wenne nu der 20
Line: 21 jung gauch an dem nest sitzt mit den grasmuken, sô zuckt
Line: 22 er mit seiner geitichait der alten grasmuken alle zeit daz
Line: 23 ezzen vor den andern, sam Plinius spricht, und alsô wirt
Line: 24 er gar vaizt und gar schœn. sô fräut sich sein amme diu
Line: 25 grasmuk, daz si ain sô schœn kint prâht hât, und dunket 25
Line: 26 sich des edel an ir selber und versmæht iriu aigeneu kint
Line: 27 gegen dem gauch und verzert sich selber sô gar, daz si
Line: 28 gar âkreftich wirt. des wirt ir übel gelônet, wan sô der
Line: 29 gauch erstarket und auz fleugt, sô volgt im diu amme vor
Line: 30 liebe, sô versmæht er si und peizt si ze tôd. der gauch 30
Line: 31 zeuht sein federn auz in dem winter und setzt sich in ain
Line: 32 hol mit den federn in ainen sichern paum; dar ein hât
Line: 33 er den sumer gesament daz ezzen, des er den winter be\darf.
Line: 34 Isidorus schreibt ainz von dem gauch, daz ist doch
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Line: 1 zweivelleich, und spricht, daz die gäuch alsô widerkömen
Line: 2 ze land in der wunnencleichen zeit des lenzen, daz si
Line: 3 sitzen auf der weien ahseln, dar umb, daz si iht müed
Line: 4 werden mit langem vliegen über verreu lant. der gäuch
Line: 5 spaichel pringet ackergrillen, die werdent dar auz. aber 5
Line: 6 ich hân gesehen, daz ain hol rœrl dar auz wart silber\var
Line: 7 gewunden umb ain ästel an ainem paum, dâ er die
Line: 8 spaicheln lie.
Line: 11 Coredulus ist als vil gesprochen sam ain herzfrâz,
Line: 12 alsô spricht Isidorus, wann ez ist ain vâhend vogel und
Line: 13 lebt des raubes, und wenn er ainen andern vogel gevæht,
Line: 14 sô gert er allermaist des herzen, und wæn, ez sei ain
Line: 15 klain vogel, der haizt auf dem gäw würgelhôch. Der 15
Line: 16 vogel bedäut got den obristen minner und ainen ieglei\chen
Line: 17 minner, der spricht zuo seinem lieb: lieb, gib mir
Line: 18 dein herz, daz wil ich haben; daz ist pilleich umb got.
Line: 19 wan als sant Augustînus spricht, got hât des menschen
Line: 20 herz gar tewr gekauft mit seinem schatzpærn pluot. dar 20
Line: 21 umb besitzet er ez pilleich ain und niemant mêr. ach,
Line: 22 wær dem alsô! niht ain haben verleust meng minnendez
Line: 23 herz.
Line: 26 Columba haizt ain taub. daz ist gar ain sänftig
Line: 27 vogel. diu taub reizt niht noch grimmt mit irm snabel
Line: 28 und ist ân gallen, sam Beda spricht. aber Aristotiles
Line: 29 spricht, si hab ain gallen, doch niht an der stat, dâ si
Line: 30 andreu tier haben, wan si hab die gallen in ainem in\gwaid. 30
Line: 31 dar umb widerspricht Aristotiles niht dem, daz
Line: 32 Beda spricht, wan Beda maint, diu taub hab kain gallen
Line: 33 an der stat, dâ si andreu tier habent; sô maint Aristo\tiles,
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Line: 1 si hab si anderswâ. diu taub enzünt ir lieb mit
Line: 2 snäbeln sam die menschen mit küssen. die tauben flie\gent
Line: 3 scharot und schadent niemant. si lebt des tôten
Line: 4 niht, wan si izt neur korn und getraid. si waint für ir
Line: 5 singen. si fuort vremdeu kindel. diu taub pringt ir ge\siht 5
Line: 6 neunstunt wider. si nist hôch, sam Jacobus und Beda
Line: 7 sprechent, dâ kain tier si berüeren mag. alsô schol un\ser
Line: 8 wonung in dem hôhen himel sein. diu taub ruot gar
Line: 9 gern pei dem wazzer, dar umb, daz si den durst lesch
Line: 10 und daz si des habichs schaten in dem wazzer vor seh, 10
Line: 11 ê er si begreif. Isidorus spricht, ez sei ain paum pei der
Line: 12 sunnen aufganch, der haizt kriechisch peridixiοn und ze
Line: 13 latein circa dextram, daz haizt ze däutsch pei der rehten
Line: 14 hant. des paumes fruht ist süez. der begert diu taub
Line: 15 wunderleichen vast, und der paum behüett die tauben mit 15
Line: 16 seinen esten und mit seinem schaten, und in den selben
Line: 17 landen sint ainrlai trachen, die den tauben lâg setzent,
Line: 18 und die trachen hazzent den vor genanten paum von
Line: 19 nâtûr alsô sêr, daz si seinen schaten fürhtent. wenn nu
Line: 20 die tauben auf dem paum sitzent, sô sitzt der trach verr 20
Line: 21 her dan und lâgt, ob kain taub auz dem paum vlieg, daz
Line: 22 er si vâh. ist auch, daz des paumes schat zder rehten
Line: 23 hant ist, sô setzet sich der trach zder tenken. ist aber
Line: 24 der schat zder tenken, sô setzet er sich zder rehten.
Line: 25 pei den trachen verstê die pœsen gaist und pei den tau\ben 25
Line: 26 die geläubigen sêl, pei dem paum unsers herren
Line: 27 kräuz, under des rehten arm stêt unser liebiu frawe gotes
Line: 28 muoter. pei des paumes schaten verstê daz zaichen des
Line: 29 hailigen kräuzes, daz wir für uns tuon mit rehtem ge\lauben,
Line: 30 wan daz vliehent die pœsen gaist. Aristotiles 30
Line: 31 spricht, daz die tauben gar stæt sein mit ir unkäusch,
Line: 32 alsô daz si ir ê niht zeprechent. si habent auch die art,
Line: 33 daz si in ain gemain haus suochent, und daz liebt in.
Line: 34 daz selb haus lâzent si niht leiht, ez sei dann ain käu\scheu
Line: 35 taub oder ain witib, diu selb fleuht die andern. 35
Line: 36 die tauben gepernt alle zeit zwai täubel, des êrsten ainen
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Line: 1 er und dar nâch an dem dritten tag ain si. si prüetent
Line: 2 auch paideu, er und si, in zwain zeiten; wan diu si prüett
Line: 3 nâch mittem tag unz ze metten zeit, dar nâch prüett der
Line: 4 er die andern zeit, und an dem ahzênden tag beleibt er
Line: 5 hie auzen. die tauben habent auch die art, wenn si ain 5
Line: 6 irrvliegend tauben vindent, die nement si in ir gesellschaft.
Line: 7 si habent auch die art, daz si stainl ezzent, dar umb, daz
Line: 8 si des magen hitz sänftigen, wann si sint gar haizer nâ\tûr.
Line: 9 wenn si mit enander vehtent, sô zestraubent si ir
Line: 10 federn und allermaist auf den hälsen. si habent gar 10
Line: 11 prinnenden und hitzigen mist, den werfent si auz irn
Line: 12 nesten und lêrent auch ireu kint den mist auzwerfen.
Line: 13 wer pluot nimt auz dem rehten flügel der tauben unden
Line: 14 oder auz dem rehten flügel unden der swalben oder der
Line: 15 turteltauben und daz in die vinstern augen legt, der wirt 15
Line: 16 gesunt, wann daz pluot ist scharpf und hât die kraft, daz
Line: 17 ez die diken materi zesträut und verzert. der taubhai
Line: 18 wirft seineu gewahsen kint auz dem nest, aber ê er si her
Line: 19 auzwerf, sô vogelt er si vor. diu taub wirt gar beswært,
Line: 20 wenn si ir air gepirt, und ist daz si sich vertregt in dem 20
Line: 21 gepern, sô wirt si pitterleich versêrt. die tauben habent
Line: 22 die art under anderm gefügel, daz si ir häls niht auf
Line: 23 hebent wenne si trinkent, unz si genuog habent getrunken.
Line: 24 die jungen tauben sint aller pest und aller gesündischt in
Line: 25 dem lenzen, sô man daz sumergetraid sæt, und in dem 25
Line: 26 herbst, sô man daz wintergetraid sæt, dar umb, daz si
Line: 27 danne neur des korns lebent. Plinius spricht, daz fri\schez
Line: 28 taubenflaisch und swalbenflaisch zuo ainander ge\mischt
Line: 29 und gemachet guot sei für die slangen. ez ist
Line: 30 auch gewisleich wâr, daz etleich tauben die art habent, 30
Line: 31 die nümmer gevogelt werdent und käusch beleibent. ez
Line: 32 sint auch etleich, wenne si ir gemaheln verliesent, daz si
Line: 33 witiben beleibent, und die vermeident auch gemaineu
Line: 34 häuser der tauben, die ir gemahel habent, dâ von, daz si
Line: 35 die ern niht unruoen, und fliehent von in und wonent 35
Line: 36 in den wilden velsen. die tauben habent grôzen vleiz,
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Line: 1 wie si ir federn geslihten und gezieren und mit irm sna\bel
Line: 2 stræln, und wenn si des beginnent, sô lâgt ir der
Line: 3 spärwær allermaist und væht si danne und tœtt si. alsô
Line: 4 lâget unser der pœs gaist, wenn wir unsern vleiz legen
Line: 5 auf diser werlt gespenst und ir üppichait. ach herr, wie 5
Line: 6 oft er mich gevangen hât, daz mich diu aller tugent\leichst,
Line: 7 diu schœnst, diu reichst, diu edelst, diu gewel\tigst
Line: 8 all zeit hât erlœst auz seinen scharpfen klâen, wie
Line: 9 daz sei, daz ich laider ir taub niht sei, sunder ich pin
Line: 10 ein armer rab. nu hilf, edleu kaiserin, hilf mir und 10
Line: 11 allen guoten freunden.
Line: 14 Coturnix oder quistula haizt ain wahtel und haizt
Line: 15 in kriechisch οrtigia, dar umb, daz die vogel des êrsten 15
Line: 16 gesehen wurden in ainer inseln, diu haizt Ortigia. er
Line: 17 haizt auch ortigometa. die wahteln habent die art, daz
Line: 18 si gegen winterszeiten über mer varnt in ainer grôzen
Line: 19 meng, und wenne si varn wellent, sô besament si sich
Line: 20 pei dem mer und vallent des nahtes in die segel und in 20
Line: 21 diu schef und ze stunden in sô grôzer meng, daz si diu
Line: 22 schef versenkent. Solînus spricht, wenn der wahteln zeit
Line: 23 kümt, daz si über mer varn wellent und daz si zuo dem
Line: 24 urfär nâhent, sô lâgt ir der habich allermaist. dar umb
Line: 25 wartent si danne irr gelaiter, daz sint die kræen, der 25
Line: 26 vliegent vil mit in und behüetent si vor den häbichen.
Line: 27 alsô, lieber mensch, wenne dû von disem ellenden mer
Line: 28 diser armen werlt schaiden muost und der sumer deins
Line: 29 lebens und deinr üppigen fräud ain end hât, sô scholt dû
Line: 30 dich vor gewarnt haben gewisser gelaiter, daz sint die 30
Line: 31 heiligen engel, die dich sicherleichen füeren vor den hel\lischen
Line: 32 häbichen, daz sint die pœsen gaist. wizz auch,
Line: 33 daz under den wahteln mêr ern sint denn sien, und under
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Line: 1 den vischen, die ze latein pectines haizent, sint auch mêr
Line: 2 ern wann sien; aber under den menschen werdent mêr
Line: 3 dirnkint geporn dann degenkint. daz ist dar umb, daz
Line: 4 der mensch vil genaigt ist zuo unkäusch, und daz er des
Line: 5 âbents gar oft und in der êrsten stunt des nahts unkäu\schet 5
Line: 6 mit seiner frawen, wenne der leip noch voller rauchs
Line: 7 ist und dunstes von ezzen und von trinken, ê die leiplei\chen
Line: 8 gaist gefürwet werdent und gerainigt in dem slâf
Line: 9 von den selben dünsten. in der selben zeit werdent die
Line: 10 frawen swanger des kränkern geslähtes, daz sint dirn\kindel. 10
Line: 11 aber die man, die ir frawen des morgens gegen
Line: 12 tag beslâfent, wenne des rainen pluotes zeit ist, die ma\chent
Line: 13 gar saubreu degenkindel oder gar frecheu röscheu
Line: 14 maidel, wan sô hât sich paideu, fraw und man, ain klain
Line: 15 ergangen von dem pett und dar nâch wider zuo gehüllet 15
Line: 16 und ist diu nâtûr ring, rain und sauber. daz wizzent
Line: 17 wênig laien, dar umb ist der frawen mêr wenne der man.
Line: 18 dû scholt auch wizzen, daz die wahteln under allen tiern
Line: 19 auf erden allein den vallenden siehtum leident sam der
Line: 20 mensch. aber die spärling leident den krampf auf den 20
Line: 21 dächern. diu wahtel neuzt gar swæres ezzens und izt et\leich
Line: 22 vergiftig sâmen, und dar umb versmæhent si et\leich
Line: 23 weis läut ob irn tischen.
Line: 26 Carduelis haizt ain stiglitz. daz ist ain klainr vogel,
Line: 27 sam Isidorus spricht, der nert sich von den disteln, und
Line: 28 daz ist ain grôz wunder, daz der vogel sô wol singt und
Line: 29 daz er doch gespeiset wirt von den scharpfen stichelingen
Line: 30 der disteln. dâ pei verstê die guoten lêrer auf ertreich, die 30
Line: 31 vil leidens habent und doch in den dornen diser werlt
Line: 32 frœleich got dienent. ach got, dû waist wol, wâ dein
Line: 33 stiglitz singent, dû waist auch ir haimleich dornezzen wol:
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Line: 1 dû hâst selber gesungen auf erden unz in den pittern tôt.
Line: 2 war umb leident dein guot freund niht auch auf erden?
Line: 3 der stiglitz ist an dem leib swarzer und gelber varb und
Line: 4 an dem haupt ist er rôt. er hât die art, sô er gevangen
Line: 5 wirt und beslozzen in ainem vogelhäusel, sô zeuht er waz\zer 5
Line: 6 auf in ainem väzzel an ainem vadem mit seinem sna\bel
Line: 7 und helt ez ze stunden mit ainem füezel unz er ge\trinket.
Line: 8 daz ist ain wunder von der nâtûr, daz si dem
Line: 9 klainen vogel die kündichait geit und tailt die witz doch
Line: 10 niht mit ainem rind oder mit ainem esel oder mit ainem 10
Line: 11 andern grôzen tier. alsô geschiht dike, daz von diemüe\tigen
Line: 12 armen läuten ain gar vernünftig witzig kint geporn
Line: 13 wirt und von grôzen fürsten ain narr und esel kümt. got,
Line: 14 des sei dir gedanket, daz dû armuot nie versmæht hâst.
Line: 17 Crochilus haizt ain künigel. von dem spricht Plinius,
Line: 18 daz ez ain küng und ain herr sei der andern vogel in
Line: 19 dem land Italia, daz ist pei Venedig und in Lamparten.
Line: 20 daz küngel ist der klainst vogel under allen vögeln. aber 20
Line: 21 als vil und ez klainer ist an dem leib, als vil ist ez snel\ler
Line: 22 an dem flug, sam Plinius spricht. dâ pei verstê die
Line: 23 diemüetigen diser werlt, sô si ie diemüetiger sint, sô si
Line: 24 ie hœher und sneller vliegent in die êwigen fräud. wan
Line: 25 diu diemüetichait ist ain wurzel aller tugent, sam Gre\gorius 25
Line: 26 spricht. daz vögel ist sô muotig und sô manhaft,
Line: 27 daz ez sich wider den adlarn getar setzen und überhebt
Line: 28 sich seins snellen flugs. sô getâneu herzen vint man
Line: 29 auch in guoten läuten in gerechtikait. die küngel ha\bent
Line: 30 die art, daz sich ir vil besament in ain hol winters\zeiten, 30
Line: 31 dar umb, daz diu klain hitz in dem klainen leibel
Line: 32 sich von der schar mêre. ir nernt sich auch zeminsten
Line: 33 zwai mit enander.
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Line: 3 Diomedica oder herodias mag ze däutsch haizen
Line: 4 künigsvogel, dar umb, daz er den namen hât von dem
Line: 5 küng Diomedes, sam Solînus spricht. aber er haizt krie\chisch 5
Line: 6 herodias. der vogel ist an der grœzen sam ain
Line: 7 swan und ist snêweiz. sein augen seint liehtprinnend in
Line: 8 dem haupt und hât ainen snabel wol gezendet. die vo\gel
Line: 9 fliegent scharot sam die kränch und der êrst an der
Line: 10 schar füert die andern und ist ir belaiter. aber der letscht 10
Line: 11 an der schar maistert die andern und twingt si, daz si
Line: 12 die rehten ordnung haltent an dem flug. alsô schol in
Line: 13 ainem iegleichen convent sein ain haupt, dem man volg
Line: 14 an witzen, und ain gewalt, der twinge. der zwair ist nôt
Line: 15 in ainer iegleichen gemain. der vogel hât die art, wenn 15
Line: 16 ain küng sich schol verändern oder sterben in dem lande,
Line: 17 dâ er wont, sô hât er klägleich und wainleich stimme.
Line: 18 Solînus und Jacobus sprechent, wenn ain Kriech zuo den
Line: 19 vogeln gê, sô sein si gar sänftig gegen im; wenne aber
Line: 20 ain ander mensch zuo in gêt, sô peizent si ez. si fliegent 20
Line: 21 an die waid von irn nesten gegen der sunnen aufganch,
Line: 22 aber des nestes tür ist gegen der sunnen underganch, dar
Line: 23 umb müezent si sich verkêren an dem einflug von der waid.
Line: 26 Grifalcus haizt ain greiffalk und haizt auch herodius,
Line: 27 sam diu glôs sagt über daz puoch Leviticum an der stat,
Line: 28 dâ Moyses die unrainen vogel verpeut. der vogel ist der
Line: 29 aller edlist under allen vogeln. er ist gel als ain wahs,
Line: 30 iedoch daz mêrer tail seins leibes ist weizlot, ân an dem 30
Line: 31 herzen oder an der prust. der vogel ist sô starch und
Line: 32 sô grôz, sam diu glôs sagt über Leviticum, daz er den
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Line: 1 adlarn væht und im angesigt. wenn er fleugt, sô smuckt
Line: 2 er sein füez an sein prust und sleht den raup mit den
Line: 3 füezen. ist daz er den raup mit dem êrsten zuoschuz
Line: 4 niht begreift, sô fleugt er über sich hôch auf in die lüft
Line: 5 und von rehter unwirdichait und vor zorn kümt er kaum 5
Line: 6 wider an sein naigstat. wenne er den raup siht den er
Line: 7 vâhen wil, sô swingt er sich auz und schawet, ob er im
Line: 8 eben sei und gevellig, und ist er im sô endleich, sô væht
Line: 9 er in. Pei dem verstê ainen muotigen man, der mit
Line: 10 witzen und mit dem rehten angesigt den adlärn, die 10
Line: 11 mit unreht über ander läut vliegen wellent. hilf, Marîâ,
Line: 12 obersteu kaiserinne, dem gesprochen ist in seim slâf: dû
Line: 13 greiffalk, greiffalk!
Line: 16 Fenix ist ain vogel in dem land Arabia. der ist alle
Line: 17 zeit neur ainer, sam Solînus, Jacobus, Isidorus und Am\sius
Line: 18 sprechent, und lebt dreuhundert und vierzig jâr. er
Line: 19 ist an der grœz als ain adlar und hât ain gekrœnt haupt
Line: 20 sam ain pfâwe und gevalten guomen. er ist auch goltvar 20
Line: 21 pei dem hals, aber an dem aftern tail ist er purpervar.
Line: 22 er hât ain wahsvarben zagel, dâ sint rôsenvarb federn ein
Line: 23 gemischt mit wunderleicher manigvärbichait. der fenix
Line: 24 hât die art, wenn in daz alter beswært, sô suocht er im
Line: 25 in den landen gegen der sunnen aufganch den aller 25
Line: 26 schœnsten paum auf den hœhsten pergen ob ainem aller
Line: 27 lustigisten prunnen und machet im ain nest auf den paum
Line: 28 von weirauch, von mirren und von cinamon und von an\dern
Line: 29 edeln würzen und kräutern, und wenn diu sunn ir
Line: 30 hitz auf daz nest wirft, sô wæt der fenix zuo mit seinen 30
Line: 31 vetachen, unz diu pürd des edeln dinges enprint. sô daz
Line: 32 geschiht, sô legt er sich in daz feur und verprinnet. dar
Line: 33 nâch über wênig tag wirt ain würmel auz dem aschen
Line: 34 und gewint dar nâch flügel. dar nâch wirt dar auz ain
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Line: 1 vollkomener fenix. Isidorus spricht, daz ain fenix hie
Line: 2 vor flüg in die stat Heliopolis, diu gelegen ist in dem land
Line: 3 Egypten, in dem mônât adar, daz ist aprilis der næhst
Line: 4 vor dem maien, und fuort auf seinen flüglen mangerlai
Line: 5 edel würz und kräuter und saz auf den haufen holz, den 5
Line: 6 der priester zesamen gelegt het und angezündet zuo einem
Line: 7 opfer, und verprant sich dâ zwischen den edeln würzen,
Line: 8 die er dar het prâht auf seinen flügeln. an dem næhsten
Line: 9 tag nâch dem prand kom der priester zuo dem altar und
Line: 10 vant diu hölzer verprant. dô er den aschen durchschawt, 10
Line: 11 dô vant er ain würmel, daz smeckôt auz der mâzen süez\leich
Line: 12 und lusticleich. an dem andern tag dâ nâch was
Line: 13 daz würml zuo ainem vogel worden. an dem dritten tag
Line: 14 was ez ain ganzer volkomenr fenix und vlog auz sein
Line: 15 strâz. in der stat, sam Haimo spricht, was vor Christi 15
Line: 16 zuokunft ain tempel gepawen in der êre des obristen go\tes.
Line: 17 der tempel was gemacht nâch dem tempel, den Sa\lomôn
Line: 18 pawt ze Jerusalem, und macht in Onîas, des küngs
Line: 19 sun Onîe, von des küngs gepot Ptolomêi, der küng in
Line: 20 Egypto was nâch dem spruch Isaie, der dâ sprach: un\sers 20
Line: 21 herren altar wirt in Egypten lant. ez spricht auch
Line: 22 Haimo, daz unser fraw in der stat oft wær, diu dâ haizt
Line: 23 Heliopolis, mit irem lieben kind, dô si Herodem vlôch
Line: 24 von Judêâ in Egyptum. Der fenix bedäut die hailigen
Line: 25 sêl, diu ist mit irem spiegelschawen in die götleichen 25
Line: 26 sunnen grôz sam der adlar. si ist schôn gekrœnt an
Line: 27 dem haupt als der pfâwe mit dem, daz si lauter und rain
Line: 28 ist an dem muot. diu sêl hât gevalten guomen mit zwair\lai
Line: 29 gir in irm gepet, wan si begert ir selbes hail und
Line: 30 auch der næhsten hail. ir hals ist goltvar, daz ist diu 30
Line: 31 hailig lêr und der guot rât, den si andern läuten vor\tregt.
Line: 32 diu hailig sêl ist an dem aftern tail purpervar,
Line: 33 daz ist ir nâchvolg der martrær Christi, wan die mag
Line: 34 niemant vermeiden, der zuo got wil. auch maht dû
Line: 35 Christum dem vogel wol geleichen mit seiner marter und 35
Line: 36 mit seiner urstend an dem dritten tag.
Page: 188
Line: 3 Falco haizt ain falk. der hât die art, daz er daz
Line: 4 haupt umb und umb reidet mit ainem reiden, alsô daz
Line: 5 sein prust doch unverriden beleibt. daz augenreiden des 5
Line: 6 falken ist sô behend, daz seineu augen zwainhundert augen
Line: 7 gleich kreftig sint mit erkennen. er lâgt dem raub vlei\zicleichen,
Line: 8 der nâch im ist gegen seinem ruck. er hât
Line: 9 krank nieren und ain starch prust und vertregt klain den
Line: 10 andern vogeln. er wil lusticleich gespeist werden. er 10
Line: 11 fleugt gar ungestüemicleich und ist im selber mit huot
Line: 12 unsicher. aber wenne er den raigel væht und der valken
Line: 13 zwên sint, sô vliegent si geselleich, ainer auf, der ander
Line: 14 nider pei der erd, dar umb, daz der in der hœhen den
Line: 15 raiger her nider slah und der pei der erd in begreif und 15
Line: 16 hab. ez sint zwairlai falken. ainerlai sint unedel, die
Line: 17 vâhent niht denn mit grôzem hunger und mit grôzer ar\bait.
Line: 18 die andern sint gar edel, die vâhent von nâtur mit
Line: 19 klainer gewonhait. der unedel falk wenn der den raigel
Line: 20 zuo der erd gesleht und wil in vâhen, sô læzt der raigel 20
Line: 21 ainen frischen visch auz dem kropf, den er gevangen hât,
Line: 22 den selben nimt der unedel falk und læzt den raigel
Line: 23 vliegen. alsô tuot der edel falk niht: wan sô der raiger
Line: 24 den visch auz dem snabel læzt, sô helt er in vester denne
Line: 25 vor. die pœsen falken bedäutent uns die pœsen prelâten, 25
Line: 26 pischölf, prœbst, dechant und all pœs rihter, die gelt ne\ment
Line: 27 von den schuldigen und lâzent die ledig umb daz
Line: 28 unrain guot. von den spricht Isaias, si machent den un\gerehten
Line: 29 gereht umb gâb. ez hât der falk ain scharpfez
Line: 30 pain an seiner prust, daz ist gar hert, daz hât im diu 30
Line: 31 nâtûr geben, daz er den raup dâ mit stôz. der falk ist
Line: 32 aller pest in der andern oder dritten mauze. ain wilder
Line: 33 falk wirt sô haimlich, daz man in sêr læzt erhungern und
Line: 34 in dar nâch äzt. alsô werdent wild läut zam nâch vil
Line: 35 arbait. 35
Page: 189
Line: 3 Fulica ist ain vogel, sam Ambrosius spricht, der hât
Line: 4 die art, wenn der adlar seineu kint auz dem nest ge\wirft,
Line: 5 sô speist er si in grôzer güeten und in miltikait 5
Line: 6 mit seinen kinden. Dâ pei verstê wir die milten läut, die
Line: 7 den ellenden menschen, witiben und waisen helfent und
Line: 8 si nerent.
Chapter / Strophe: 31 31.
Line: 9
Line: 10 VON DEM FATER
Line: 11 Fatator ist ain vogel, der ist sô girig nâch seiner
Line: 12 gepurt, daz er ê der zeit vor dem lenzen airt, ê der win\ter
Line: 13 ain end nem. dar umb wirt er beraubt seiner erben,
Line: 14 dâ zuo er vast eilt, wan seineu air verderbent in dem
Line: 15 winter, daz si zuo der gepurt oft unnütz werdent. Dâ 15
Line: 16 pei verstê die geitigen, die zuo unzeitigem guot eilnt, die
Line: 17 werdent des oft entwert.
Line: 20 Gracocendron mag ain gracender haizen. daz ist ain 20
Line: 21 vogel in den landen gegen der sunnen aufganch. der
Line: 22 vogel ist von nâtûr gar rain, käusch und gar mæzig, wan
Line: 23 er unkäuscht neur ein stund und niht mêr in ainem ganzen
Line: 24 jâr. und daz ainig werch würkt er umb ain gepurt und
Line: 25 niht durch lustes willen. daz tuot kain vogel noch kain 25
Line: 26 tier auf ertreich mêr. Ach, schäm dich mensch, dû hâst
Line: 27 vernunft und der vogel niht. ich main dich, dem kain
Line: 28 stund noch kain zeit noch kain persôn dâ zuo versmâhet.
Line: 29 wizz, daz dû dein kraft, dein schœne, dein leben dâ mit
Line: 30 krenkest. 30
Page: 190
Line: 3 Grifis haizt ain greife. daz ist ain vogel, sam Ja\cobus
Line: 4 spricht, der ist auzdermâzen grimme und übele
Line: 5 und ist des leibes sô starch, daz er ainen gewâpenten man 5
Line: 6 überwindet und in tœtt. er hât grôz scharpf klâen oder
Line: 7 kræuel, dâ mit er den menschen und andreu tier zereizt,
Line: 8 und die klâen sint sô grôz, daz in die läut köpf dar auz
Line: 9 machent und trinkväzzer. der vogel ist vierfüezig und
Line: 10 ist dem adlarn gleich an dem haupt und an den flügeln, 10
Line: 11 iedoch ist er verr grœzer. daz ander tail seines leibes
Line: 12 ist ainem lewen geleich. und wont auf den pergen, die
Line: 13 dâ haizent hyperborei. der vogel ist den menschen gar
Line: 14 veint und den pfärden. er legt in sein nest ainen stain,
Line: 15 der haizt agathes. waz kraft der hab, daz wirt her nâch 15
Line: 16 kunt, wenn wir von den edeln stainen sagen. Rabanus
Line: 17 spricht, daz die greifen golt auzgraben und sich gar sêr
Line: 18 fräuen, wenn si daz golt ansehen.
Line: 21 Grus haizt ain kranch. die kranch habent die art,
Line: 22 daz si nâch ainer ordnung vliegent und machent iren flug
Line: 23 gar mit witzen, wan sam die lêrer sprechent Solînus,
Line: 24 Jacobus, Ambrosius und Isidorus, wenn si auz vliegent,
Line: 25 sô schickent si ir schar, sam ain gepalierte ritterschaft 25
Line: 26 tuot gegen den veinden. der vorderst kranch, der die
Line: 27 andern laitt und füert, der schreit und üebt sein stimme,
Line: 28 dar umb, daz die andern niht auz dem rehten flug tre\ten,
Line: 29 und wenn der vorvliegend kranch haiser wirt von
Line: 30 seim geschrai, sô fleugt ain anderr an sein stat und üebt 30
Line: 31 daz selb amt. die kranch tailent ir schiltwacht des nah\tes
Line: 32 under sich, alsô daz ie der zehend kranch wachent
Line: 33 beleibt, und ir iecleicher der wacht der zeuht ainen fuoz
Page: 191
Line: 1 auf von der erden und nimt ain stainl dar ein und stêt
Line: 2 auf dem andern fuoz. wenne daz stainel vellt, sô erwacht
Line: 3 er und schreit. alsô behüett er sich, daz er iht slâf. die
Line: 4 die andern slâfent, alsô daz si diu haupt verpergent un\der
Line: 5 ir flügel und wehselnt ir füez. aber ir hauptman 5
Line: 6 der hüett ir aller mit aufgerecktem kragen und siht sich
Line: 7 umb mit fleiz. wenn die kränch wolken sehent, sô schreient
Line: 8 si und manent iren vorvlieger, daz er paz eil, ê si daz
Line: 9 weter begreif. wenne si auf die erd gevallent durch ez\zens
Line: 10 willen, sô reckt ir hauptman sein haupt auf in die 10
Line: 11 hœch, dar umb, daz er der andern aller hüet, und sô ez\zent
Line: 12 die andern sicherleich. ist aber daz der hauptman
Line: 13 ainen menschen siht, sô schreit er, dar umb, daz sich die
Line: 14 andern besorgen. wenn die kränch vliegent, sô setzent
Line: 15 si sich wider den wint, und wenne si über daz mer vlie\gen 15
Line: 16 wellent, sô ezzent si sant, dar umb, daz si mæzig
Line: 17 sein an der swær, sam Solînus spricht, und dar umb ne\ment
Line: 18 si auch staindel in die füez zuo dem selben flug,
Line: 19 und wenn si sehent, daz si auf die mitt koment der schef,
Line: 20 sô lâzent si diu staindel vallen. des sint die schef läut 20
Line: 21 oft innen worden auf dem mer, alsô daz ez stain auf si
Line: 22 hât geregent in diu schef. und dar umb lâzent si den
Line: 23 sant niht êr auz irn hälsen, si sein danne sicher, daz si
Line: 24 daz weter auf dem mer niht betwingen müg. die kränch
Line: 25 habent oft ainen stain in irm magen, den lâzent si zeletzt 25
Line: 26 mit dem snabel. der selb stain geprant in ainem feur
Line: 27 wirt zuo golt. daz habent die gesagt, die ez versuocht
Line: 28 habent. wenne die kränich verr vliegent über mer, wel\her
Line: 29 dann under in müed wirt, den nement die andern
Line: 30 auf sich und füerent in, unz er sein kraft widerpringt. 30
Line: 31 die kränch werdent swarz in dem alter. die wilden
Line: 32 kränch werdent oft gevangen mit den haimischen. si
Line: 33 habent auch die art, daz der kranch, der der êrst ist
Line: 34 under in an dem flug, der wirt der letzt under in ân
Line: 35 allen haz und ân neit. Aristotiles spricht, wenn die 35
Line: 36 kränch den winter fürhtent, sô vliegent si über Egypten
Page: 192
Line: 1 lant und kriegent mit klainen läuten, die sint kaum ainer
Line: 2 eln lang und haizent pigmêi. daz ist niht ain getiht,
Line: 3 sam Aristotiles spricht. ez spricht auch diu glôs über
Line: 4 Ezechielem: daz pigmêisch volk in deinen türnen. dâ
Line: 5 spricht diu glôs, daz daz volk sei in den landen gegen 5
Line: 6 der sunnen aufganch. daz volk ist kurzes lebens. der
Line: 7 kranch vehten ist sô stark und sô frävel mit enander,
Line: 8 daz man si mit der hant gevâhen mag. diu kränchinn
Line: 9 stêt, wenne si der kranch vogelt.
Chapter / Strophe: 35 35.
Line: 10
Line: 11 VON DEM HANEN.
Line: 12 Gallus haizt ain han. der han hât die art, wenn er
Line: 13 singen wil, sô sleht er die flügel zesamen. er hât auch
Line: 14 die art, daz er in der naht läuter und vester singt, dar
Line: 15 umb, daz er dester munterr sei, und ze metten zeit singt 15
Line: 16 er sänftiger gegen dem tag. er hât auch die art, daz er
Line: 17 diu pfert sänftigt mit seinem gesang des nahts und macht
Line: 18 die kämel ungestüem. ez sprechent auch etleich, daz
Line: 19 der han des nahtes die unrehten und die grausamen für\sätz
Line: 20 oder daz grausam bedünken an krankmüetigen läu\ten 20
Line: 21 vertreib mit seim gesang. ez ist auch manig kraut,
Line: 22 daz den hanen widerpringt und daz doch andreu tier ertœtt.
Line: 23 er hât auch die art, wenn er slâfen wil, sô fleugt er hôch
Line: 24 auf und ruowet auf ainem pain. der leb fürht den wei\zen
Line: 25 hanen. Aristotiles spricht, daz der han kræe nâch 25
Line: 26 dem streit und nâch dem gesig und niht diu henn. wenne
Line: 27 der han und diu wahtel ir ebenpild sehent in ainem spie\gel,
Line: 28 sô swindet in ir kraft. er ruoft seinen weiben mit
Line: 29 seinem sänften quiteln zuo dem ezzen, sô er daz korn
Line: 30 vindet. ez geschiht auch ze stunden, sô der han alt wirt, 30
Line: 31 daz er ain ai legt, daz prüett denne ain krot auz und dâ
Line: 32 von kümt ain unk, der haizt ze latein basiliscus. sô die
Line: 33 henne all tôt sint von dem hann, sô nimt der han ab
Line: 34 vor laid und singt niht mêr von grôzem trauren.
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Line: 3 Gallina haizt ain henn. Augustînus spricht, daz diu
Line: 4 henn die art hab, daz si gar vleizig und fürsihtig sei ge\gen
Line: 5 irn kindlein, wan si sament si under ir flügel und 5
Line: 6 füert si und beschirmt si vor dem weien oder vor dem
Line: 7 hüenrarn. iedoch geschiht daz oft, daz diu üppigen
Line: 8 hüendl vliehent auz den getrewen flügeln der muoter
Line: 9 alsô verr, daz si die grimmen vogel hin füerent. dâ pei
Line: 10 verstên ich die läut, die dâ vliehent auz der gemain der 10
Line: 11 hailigen christenhait und ahtent niht des pannes und ver\smæhent
Line: 12 die flügel und die genâd der christenhait; die
Line: 13 füerent die pœsen gaist in daz ellend irr unsælichait.
Line: 14 Jacobus der maister spricht, man beraubet die hennen alle
Line: 15 tag irr air. iedoch lâzent si niht ab ze airn, wie lang 15
Line: 16 man in neur ain ai an dem nest læzt, und daz haizent
Line: 17 die gepäurinne ain pilgai, wan ez ist den hennen ain pild
Line: 18 ze airn. wenn die hennen ze vil airnt, sô sterbent si
Line: 19 schier. alsô beschiht den läuten, die sich ze vil under\windent
Line: 20 leipleicher werk. Johannes der maister spricht, 20
Line: 21 wenn die hennen an verporgen steten airnt, sô stênt si
Line: 22 auf mit ainem geschrai und öffent iriu air unz man ins
Line: 23 nimpt. wer nu haimleich früht suoch, der schrei klain
Line: 24 dâ von, ê die rauber im den schatz versteln. Plinius
Line: 25 spricht, die henn tregt diu air in der rehten seiten irs 25
Line: 26 leibes, dâ diu händl auz werdent, und tregt diu air in
Line: 27 der lenken seiten, dâ diu hennel auz werden. diu air,
Line: 28 diu an der spitz sinbel sint, dâ werdent hennel auz, aber
Line: 29 diu lang sint und vast spitzig, dâ werdent händl auz. diu
Line: 30 langen air sint paz gesmach und pezzer ze ezzen wan die 30
Line: 31 sinweln. ez sprechent etleich vorscher, daz die jungen
Line: 32 vögel mit den füezen des êrsten in die werlt gên. iedoch
Line: 33 diu andern tierl koment des êrsten mit iren haupten. aber
Line: 34 ich wæn, daz si dick die airschaln mit irn snäbeln öffen
Line: 35 und her für krappeln mit dem haupt des êrsten. diu 35
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Line: 1 henn arbait vast in dem airsetzen und singet doch nâch
Line: 2 der gepurt. alsô nâch dem smerzen gêt diu frawe scher\zen.
Line: 3 diu pest pruot kümt von der hennen vor des lenzen
Line: 4 ebennähten, daz ist vor sant Gerdruden tag in der vasten.
Line: 5 aber nâch sunwenden, daz ist umb sant Veits tag, sô vol\pringt 5
Line: 6 diu pruot ir rehten grœzen niht, alsô vil minner
Line: 7 und mêr ernstes dar zuo geschiht. daz schreibt Johannes
Line: 8 der maister von der nâtûr und daz verstên ich in den
Line: 9 haizen landen. iedoch in den kalten landen wæn ich,
Line: 10 daz diu pruot allerpest sei nâch sant Gerdruden tag umb 10
Line: 11 ôstern vor und nâch. Plinius spricht, diu henn mag niht
Line: 12 versêrt werden von der slangen, diu aspis haizt, an dem
Line: 13 tag und si geairt hât. diu henn ist auch ain erznei den
Line: 14 läuten, die gehecket sint von der selben slangen. die
Line: 15 slangen sint gelber varb oder wahsvar, als her nâch kunt 15
Line: 16 wirt, sô wir von den slangen sagen. ach, mein herzen\lieber
Line: 17 freunt, alsô scholt wir auch alle tag etswaz guotes
Line: 18 tuon, wie klain daz wær, daz uns der pœs gaist iht ge\sêren
Line: 19 möht. wilt dû wizzen, welhiu air guot sint zuo der
Line: 20 pruot, sô leg si in ain wazzer; welhez dann ob swimmet, 20
Line: 21 daz ist pœs und niht gar vol innen; aber daz ze podem
Line: 22 vellt, daz ist vol und guot. sô diu schafferinn ain hen\nen
Line: 23 über well setzen ze prüeten, daz schol sein nâch dem
Line: 24 und der môn new ist worden, wan hebt man ez ê an, sô
Line: 25 betreugt ez oft. ez verderbent auch diu prüetair dicke 25
Line: 26 von ainem gæhen donr oder von des habichs stimme.
Line: 27 iedoch hât man ain kunst dâ wider, daz in der donr iht
Line: 28 schad: der ainen eisnenn nagel nimt und legt in twerhs
Line: 29 zwischen diu air, oder inwendig setzet den nagel aufge\rihts,
Line: 30 sô schadet in der donr niht. Plinius spricht, ist daz 30
Line: 31 man golt zelæzt und ainer hennen glider dar zuo mischet,
Line: 32 sô verzernt si daz golt in sich, alsô daz man gesprechen
Line: 33 mag, die hennen sint ain vergift des goldes. wer ainen
Line: 34 totern nimt ains ais, daz gelegt ist in dem vollen môn,
Line: 35 und ain gemailt wüllein tuoch dâ mit reibt und dar nâch 35
Line: 36 wescht, daz verleuset seineu mail dâ von. Aristotiles
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Line: 1 spricht, ez sint vil vogel krummer vinger, die wênig
Line: 2 airent. er spricht auch, die langen air, diu spitzig haupt
Line: 3 habent, die pringent erl; aber sinwelliu air, diu an der
Line: 4 spitz sinwel sint, diu pringent siel, und die vogel werdent
Line: 5 an dem spitzigen tail. er spricht auch mêr, diu air ha\bent 5
Line: 6 zwuo varb, weiz und gel. daz weiz in dem ai ist
Line: 7 ain anvanch der gepurt, aber daz gel ist ain speis und
Line: 8 ain narung des vogels in der schaln und auch ain speis
Line: 9 des menschen. er spricht auch, daz kain ai perhaft sei
Line: 10 denn der gevogelten sien air, dâ des ern sâm zuo gemi\schet 10
Line: 11 ist. er spricht auch, daz daz hüendl volprâht werd
Line: 12 in zehen tagen. wenne daz ai volprâht ist, sô kümt daz
Line: 13 grœzer tail ê ze land und daz klainer dar nâch.
Line: 14 Ez ist auch ze wizzen, als die maister von der nâtûr
Line: 15 schreibent: allez gefügel wirt zwir geporn. von êrsten 15
Line: 16 werdent diu air, dâ nâch die vogel auz den airn werdent
Line: 17 geporn und geformiert in der schaln mit der muoter hitz.
Line: 18 diu air habent die kraft, wenne si in der pruot sint, ob
Line: 19 man ain holz dâ mit begeuzet, daz print niht und sint sô
Line: 20 zæher fäuht, daz man der gleser stuck dâ mit zesamen 20
Line: 21 leimt. ez spricht auch Aristotiles, wer daz weiz in den
Line: 22 airn nimt und læzt ez in ain trüebz getrank oder in ainen
Line: 23 syropp, daz macht ez lauter und dünn. alsô mach wir
Line: 24 in däutschen landen die trüeben wein und allermaist die
Line: 25 Botzner und Traminner in sölher temperung, diu dar zuo 25
Line: 26 gehœrt. ez ist ain puoch, daz haizt historia Jeronimi
Line: 27 und haizt ze däutsch daz puoch von den geschehen
Line: 28 dingen, daz Jeronimus hât gemacht, daz spricht, daz in
Line: 29 Egypten land der hüenr air die art haben, sei daz man
Line: 30 si werm sänfticleich pei dem feur, sô werden hüendl dar 30
Line: 31 auz ân der muoter pruot. und dar umb wie vil air ain
Line: 32 mensch hât, sô vil hüendl mag er in ainem tag gewinnen
Line: 33 mit der kunst. Aristotiles spricht, daz ain vorscher, der
Line: 34 die haimlichait der nâtûr ervorschen wolt, legt hüenrair
Line: 35 under ain küssein und sprach, er möht si sô lang dar 35
Line: 36 under halten, unz hüendl dar auz würden. die maister
Page: 196
Line: 1 in der nâtûr haizent sölich wundrær egperimentatores.
Line: 2 nu habent etleicheu püecher ze latein: potator posuit ova
Line: 3 sub pulvinari et dixit, quod continuaret potum quousque
Line: 4 eztraherentur pulli; daz spricht ze däutsch: ain trinker
Line: 5 legt air under ain küssein und sprach, er möht sô lang 5
Line: 6 trinken, unz hüendl auz den airn slüffen. zwâr diu ge\schrift
Line: 7 ist valsch, wan die trinker ahtent sölicher witz
Line: 8 niht, und wæn, ain trinker hieze im diu air lieber sieden
Line: 9 oder prâten und æze si zuo seim trinken. Aristotiles
Line: 10 spricht, diu henn airt allzeit ân in den zwain mônn der 10
Line: 11 zwair sunwenden, daz ist umb sant Veits tag und umb
Line: 12 sant Lucien tag. er spricht auch, welheu hüenr vil airnt,
Line: 13 die sterbent schier, und welheu hüenr ob irn airn niht
Line: 14 ruoent, die siechent und werdent krank. welheu hüenr
Line: 15 man ätzt mit halbgekochter gersten, diu legent vil air 15
Line: 16 und grœzer air denn andreu hüenr. wenn der môn wehst,
Line: 17 sa schol man den hüenren ir air underlegen.
Line: 20 Gallus gallinacius haizt ain cappân und haizt dike 20
Line: 21 in der geschrift pepo, daz ist ain han, der seinr gezeug\lein
Line: 22 beraubt ist, und spricht man, si werden snell vaizt,
Line: 23 dar umb, daz si der unkäusch werk nit derr noch meger.
Line: 24 ez spricht ain vorscher in der nâtûr, der cappân wirt vaizt
Line: 25 mit den hennen, aber er macht die hennen niht fruhtbær; 25
Line: 26 er wirt gespeiset mit in, aber er beschirmt ir niht; er
Line: 27 singet niht und erkennt die zeit des tages und der naht
Line: 28 niht. die cappân sint zuo nihtiu nütz dan in die kuchein.
Line: 29 si habent pezzer flaisch wan kain ander gefügel, wan der
Line: 30 cappân flaisch macht guot pluot und fuoret gar wol. dâ 30
Line: 31 von sprach maister Jordan predigær ordens (sô sein got
Line: 32 zuo guot gedenk) in ainer pfaffenpredig, dô er rett zuo
Line: 33 den kôrherren und zuo andern pfaffen, die dâ besament
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Line: 1 wâren: Sobna der schreiber wirt über gefüert als ain
Line: 2 cappân. eiâ, wâ hin? treun, an kain ander stat danne in
Line: 3 des teufels kuchein. eiâ, war umb? treun, dâ singt er
Line: 4 niht und ist unperhaft und ist unwerleich. pei dem
Line: 5 schreiber verstê wir unser prêlâten und ander pfaffen, die 5
Line: 6 sint unperhaft in gaistleichen werken, wan si machent
Line: 7 niht gaistleicher kind: wolt got, daz si der leipleichen
Line: 8 auch niht machten; sie singent ir tagzeit niht: wolt got,
Line: 9 daz si si spræchen mit andâht und süngen niht werltlei\cher
Line: 10 lieder. sô singt der ainen Frawenlop, der ainen 10
Line: 11 Marner, der ainen starken Poppen. der poppen ist sô
Line: 12 vil worden, daz si der gotshäuser guot und êr verpop\pelnt.
Line: 13 si sint auch niht werleich, wan sie beschirment
Line: 14 iriu schæfel niht. weder mit gebet noch mit predig noch
Line: 15 mit gaistleichen strâfen. wê der verfluochten hirten, si 15
Line: 16 sint mietnemer. wenne die ir miet und ir gâb enpfangen
Line: 17 habent, kümpt ain wolf under diu schâf, sô vliehent si
Line: 18 und lâzent diu schæfel in angsten und in nœten. dar
Line: 19 umb sint si zuo nihtiu nütz dann in des teufels kuchein.
Line: 20 der vaizten cappân waiz ich laider vil. mit den cappân 20
Line: 21 tregt der pœs gaist die klainen spizvogel, sam die kôr\herren,
Line: 22 pfarrer, münich und ander gaistleich flaischleich
Line: 23 läut, in daz êwig leiden, die ir pfrüent nement ân fruht\pæreu
Line: 24 werk. nu lâz wir daz hie bestên, ez ist genuog
Line: 25 an daz zil gepolt, und sagen wir mêr von dem cappân. 25
Line: 26 Jacobus und Lapidarius (daz ist der von den edeln stai\nen
Line: 27 hât geschriben) sprechent, daz man die hanen oft
Line: 28 beraub irr gezeugel wenn si dreier jâr alt sein, und lâz
Line: 29 man si dar nâch leben fünf oder sehs jâr, sô vind man
Line: 30 in der cappân lebern ainen edeln stain, der haizt allec\torius, 30
Line: 31 und hiez ze däutsch wol der minnenzieher oder
Line: 32 der minnenzæmer, dar umb, daz er die frawen iren man\nen
Line: 33 minnenzæm macht. wenne der stain ist gewachsen
Line: 34 in der cappân lebern, sô dürst si niht mêr und trinkent
Line: 35 auch niht mêr, und dar umb, welher mensch den stain 35
Line: 36 in seinem mund tregt, dem vergêt der durst.
Page: 198
Line: 3 Gallus silvester haizt ain walthan und haizt auch ain
Line: 4 vasant, als Plinius spricht. daz ist gar ain schœner vo\gel
Line: 5 und hât niht kamps auf dem haupt noch hât der 5
Line: 6 starken sporn niht, sam die haimischen hann habent an
Line: 7 den füezen. iedoch ist er gar ain küener vogel, und daz
Line: 8 wizzent die vogelær wol an im und machent ainen puk\lær
Line: 9 von weizem leineim tuoch und ze mitlist dar ein von
Line: 10 rôtem tuoch ain rôtez flekel. daz siht der vasant an mit 10
Line: 11 grôzem vleiz und nimt in sein wunder. in der zeit treibt
Line: 12 in der vogler mit dem schilt rücklingen in ain netz, daz er
Line: 13 im geriht hât. alsô væht man den walthanen. der vo\gel
Line: 14 bedäutt die läut, die irr augen zügel auz werfent in
Line: 15 die glüst diser werlt und vallent in des pœsen gaistes 15
Line: 16 netz. wê, aug, wie ain schalkhafter pot dû pist mensch\leicher
Line: 17 vernunft! dû zaigst uns golt und seiden, lieht
Line: 18 prehend stern auz weizen krausen wolken und lônest uns
Line: 19 laider übel zeletzt mit deiner potschaft. wer vellte Da\vit,
Line: 20 wer Salomôn und wer die weissten und die sterkesten 20
Line: 21 hie auf erden? eiâ, aug, des wære dû pot, als dû noch
Line: 22 vil dicke pist. Alexander der maister spricht, wer ainen
Line: 23 vasant vâhen well, der bedek sich mit ainem tuoch, dâ
Line: 24 der vogel angemâlet sei, und zaig sich dem vasant, sô
Line: 25 volgt er im unz an daz netz. sô schreit dan der voglær 25
Line: 26 oder sleht die hend zesamen und erschrecket den vogel,
Line: 27 daz er in daz netz vellt. der vasant hât die art, daz er
Line: 28 sein haupt in ain stauden verpirgt und wænt, er hab sich
Line: 29 ze mâl verporgen, und alsô væht man in dik. wê, mein
Line: 30 herz, wie dick daz geschiht, daz wir niemant sehen und 30
Line: 31 daz haupt unserr sêl verpergen, daz ist unser vernunft,
Line: 32 und daz uns der wol siht, der alliu dinch an schawet.
Line: 33 der vasant traurt in trüebem weter und verpirget sich
Line: 34 dann in den wälden und in den puschen. er gêt des
Line: 35 morgens und des âbends auz dem wald, und sô væht 35
Page: 199
Line: 1 man in gar leiht. er verändert sein federn von der vaiz\tin
Line: 2 und vernewt sich alsô. er hât auch edler und senfter
Line: 3 flaisch danne ander waltvogel, und dar umb ist er ain
Line: 4 guot wilpræt.
Chapter / Strophe: 39 39.
Line: 5
Line: 6 VON DEM HEHER.
Line: 7 Garrulus haizt ain heher, und ist ze latein als vil
Line: 8 gesprochen als ain klaffer, sam Isidorus spricht, wan er
Line: 9 ist kläffischer dan kain ander vogel und hât ain unmæzig
Line: 10 stimm. er fleugt von ainem vogel hinz dem andern und 10
Line: 11 klafft ümmer mêr und mag selten ain ander vogel für in
Line: 12 gevliegen oder gehupfen, den er niht anschrei. er äntert
Line: 13 all ander vogel mit der stimm, alsô daz er sein stimm
Line: 14 anderr vogel stimm geleicht, reht sam er ir spot. wenne
Line: 15 man den vogel alsô jungen væht und in zeuht in ainem 15
Line: 16 vogelhaus, sô lernt er reden und klaffet durch den tag,
Line: 17 alsô daz in der sparwær oft hin füert von seim klaffen.
Line: 18 des vogels federn habent sô mangerlai varb, daz er aller
Line: 19 anderr vogel varb hât. er wirt dicke tobent, sam die
Line: 20 vorscher sprechent, alsô daz er sô unsinnig wirt, daz er 20
Line: 21 sich erhæht in die zwislegen este auf den paumen. Pei
Line: 22 dem vogel verstên ich die nâchklaffer, die iedem men\schen
Line: 23 nâchredent und werdent doch gevangen oft von
Line: 24 êrbern läuten in irm valschen klaffen.
Line: 27 Graculus haizt ain ruoch. der vogel ist krâen ge\slähtes,
Line: 28 aber er ist klainer an dem leib denne ain krâw.
Line: 29 er hât die art, daz er gern nistt auf gar hôhen paumen,
Line: 30 als auf den hôhen vorhen, und nistent ir sô vil zesamen, 30
Line: 31 daz man oft siben nest oder mêr auf ainem paum siht.
Line: 32 ez sint gar sänft vogel gegen enander, und dâ von be\leibent
Page: 200
Line: 1 si pei enander. der vogel ist gar schraiig, iedoch
Line: 2 allermaist in der zeit der unkäusch, als in dem lenzen,
Line: 3 und in der selben zeit speist der er die sien vor rehter
Line: 4 lieb. der jungen ruochen flaisch ist guot ze ezzen und
Line: 5 aller pest wenn man in die haut ab gezeuht. Pei dem 5
Line: 6 vogel verstên ich die gaistleichen guoten läut, die fridsam
Line: 7 leben mit enander habent und ainz daz ander speiset gaist\leichen
Line: 8 mit guoter lêr oder leipleichen auch in gotes êr,
Line: 9 und daz geschiht allermaist in der zeit der götleichen lieb.
Line: 12 Hirundo haizt ain swalb. der vogel wirt gespeiset
Line: 13 in seim flug von den snâken und von den mucken oder
Line: 14 von den fliegen in dem luft. Isidorus spricht, daz diu
Line: 15 swalb von den grimmen vogeln nümmer gelaidigt werd, 15
Line: 16 reht als ob si hailig sei. wenn den jungen swalben diu
Line: 17 äugel wê tuont, sô pringt in diu muoter ain kraut, haizt
Line: 18 celidonia, daz ist schellkraut, wan daz ist guot zuo den
Line: 19 augen. Plinius spricht, daz allein der vogel flaisch ezz
Line: 20 under allen vogeln, die niht negel habent an den vingern. 20
Line: 21 daz verstên ich von den vogeln, die zemâl niht negel
Line: 22 habent oder klâen. die swalben vliegent über mer und
Line: 23 beleibent den winter dâ, alsô sprechent etleich. si ha\bent
Line: 24 auch wênig flaischs und daz ist swarz und habent
Line: 25 vil federn und grôz flügel und dar umb ist ir flug gar 25
Line: 26 snel. wer der swalben pluot nimt under dem rehten
Line: 27 flügel, daz ist zuo den kranken augen guot. Solînus
Line: 28 spricht, daz diu swalb von nâtûr vor wizz, wenne ain haus
Line: 29 oder ain dach vallen well, und daz fleuht si danne. si
Line: 30 begert auch niht grôzer hœh zuo irm nisten. ez sint 30
Line: 31 etleich swalben, die tragent edel stain in irn leibeln und
Line: 32 ist etleicher der selben stain swarz und etleicher rôt und
Line: 33 haizt celidonius. der stain waz der kraft hab daz wirt
Line: 34 her nâch kunt, wan er ist den môntöbigen läuten guot,
Page: 201
Line: 1 die ze latein lunatici haizent, und vertreibt die schäd\leichen
Line: 2 fäuhten in dem menschen. wenne man in mit
Line: 3 wazzer wescht, sô kreftigt er diu kranken augen. man
Line: 4 erkent die jungen swalben alsô die den stain habent,
Line: 5 wenn si die snäbel zuo einander habent in dem nest zuo 5
Line: 6 ainem zaichen irs frids gegen einander, wan die andern,
Line: 7 die des stains niht habent, die habent diu häuptel von
Line: 8 enander gekêrt. der swalben mist schatt den augen gar
Line: 9 sêr wenne er dar ein vellt, als man list von dem alten
Line: 10 Tobia, der dâ von plint wart. der swalben kindel sint 10
Line: 11 des êrsten plint. die sien werdent fruhtbær allain von
Line: 12 dem trahten des gailn gelustes. Aristotiles, Plinius und
Line: 13 Adelînus sprechent, sei daz man der swalben kindel plent,
Line: 14 in komen diu augen wider. die swalben werdent niht
Line: 15 haimisch und auch die mäus, und daz ist ain wunder, 15
Line: 16 seind doch der lewe und der elephant haimisch werdent,
Line: 17 die verr grœzer sint. Aristotiles spricht, daz die swal\ben
Line: 18 zwir airn in ainem jâr, iedoch verderbent diu winter\zeiten
Line: 19 von dem frost. daz verstên ich in den landen über
Line: 20 mer, wan pei uns airnt si neur ains mâls. 20
Chapter / Strophe: 42 42.
Line: 21
Line: 22 VON DEM EIB.
Line: 23 Ibis haizt ain eib. daz ist ain vogel, der izt slangen
Line: 24 und slangenair und dar umb begegent die vogel den
Line: 25 vliegenden slangen, die auz dem land Arabia vliegent, 25
Line: 26 und frezzent si, ê si koment in diu land nâhent pei Arabi,
Line: 27 und dâ von wænent manig gramatici, daz sint der rede
Line: 28 maister, daz ibis ain storch haiz, wan ain storch izt auch
Line: 29 slangen. aber ich wæn, ez sei anderlai vogel, dem stor\chen
Line: 30 geleich an der nâtûr, dar umb, daz die maister von 30
Line: 31 der nâtûr sunderleich von in paiden schreibent. der flie\genden
Line: 32 slangen vergift ist sô snel in irm werk, daz si
Line: 33 den menschen tœtt, ê er des smerzen enpfind. Solînus
Line: 34 spricht, daz der vogel mit dem snabel seineu air geper,
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Line: 1 und wer seineu air izt, der stirbt. Isidorus spricht, daz
Line: 2 der vogel sich selber säuber in dem leib mit seim sna\bel,
Line: 3 alsô daz er des meres wazzer mit seim snabel in
Line: 4 den aftern geuzet und cristiert sich selber. er gêt tag
Line: 5 und naht pei dem mer oder pei andern wazzern und kümt 5
Line: 6 doch dar ein niht, wan er izt neur daz âs, daz auz den
Line: 7 wazzern kümt von vischen und von andern tiern. Pei
Line: 8 den vogeln maht dû verstên die vesten rihter, die mit
Line: 9 irem starken geriht die schedleichen läut vertreibent und
Line: 10 verderbent. 10
Line: 13 Isida haizt ain eisvogel und hât den namen von sei\ner
Line: 14 stimme, wan er schreit ysi, ysi. der vogel hât zwên
Line: 15 vinger an dem fuoz und krum negel oder klâen dar an, 15
Line: 16 aber er hât ainen klainen slehten snabel. ez ist ain klai\ner
Line: 17 vogel, aber er ist gar schœn an den federn. gemain
Line: 18 läut wænent, wer dem tôten vogel die haut abzieh mit
Line: 19 den federn und spanne si an ain want, sô mauze sich diu
Line: 20 haut all jâr reht als an dem lebentigen eisvogel. Der 20
Line: 21 vogel bedäut die menschen, die ir alt pœs gewonhait le\bendig
Line: 22 niht lâzen wellent, die si doch alsô tôt lâzen
Line: 23 müezent, wan die enpfâhent in genem leben leiden und
Line: 24 pein umb ir wolgelust hie auf erden, und enpfâhent smer\zen
Line: 25 und êwigez trauren umb die kurzen fräud, die si hie 25
Line: 26 habent. auwê, wie ain wehsel daz ist! hilf, parmher\zigeu
Line: 27 muoter, auz disem kauf an unserm letzten end, sô
Line: 28 unser schier vergezzen wirt von aller diser werlt!
Line: 31 Kiches haizt ain keich. der vogel hât mangerlai
Line: 32 stimm und verändert sein stimm vil nâhen all tag. wenn
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Line: 1 des selben vogels kinder sô stark worden sint und sô wol
Line: 2 gevidert, daz si gefliegen mügent, sô speisent si vater
Line: 3 und muoter und fristent ir leben in dem nest ân all ir
Line: 4 arbait. Ach got, wie hâst dû uns sô vil lêr geben an
Line: 5 den unvernünftigen crêatûren, dâ mit wir gemant werden 5
Line: 6 zuo tugentleichen werken. der vogel danket vater und
Line: 7 muoter der arbait, die si mit im heten, dô er sich niht
Line: 8 vermoht. nu sach ich ainen priester, der genuog het und
Line: 9 liez seinen vater von haus ze haus peteln gên. owê,
Line: 10 wie klain het der ainem frömden sein almuosen geben 10
Line: 11 mir oder aim andern armen, der doch selber des almuo\sens
Line: 12 ze vil het. pfui dich, dû geschriftlastrær, wâ tuost
Line: 13 dû dein verstantnüss hin?
Line: 16 Laurus haizt ain laur. der hât zwairlai nâtûr, wan
Line: 17 er lebt in dem wazzer und in dem luft. er swimmet in
Line: 18 dem wazzer und fleuget in dem luft und ist sein glust
Line: 19 in paiden elementen. Pei dem vogel verstên ich ainen
Line: 20 gedultigen menschen, der seinr tugent niht vergizzet in 20
Line: 21 glück und in ungelück. der fleugt in dem glück und
Line: 22 praitt die flügel seinr miltichait über arm läut, aber in
Line: 23 dem ungelück swimmet er und wet in mangem leiden und
Line: 24 ist im sein leiden lustik mit der vernunft durch des lei\dens
Line: 25 willen, daz Christus hât durch in erliten und auch 25
Line: 26 dar umb, daz unglück und glück peidiu ungewis sint und
Line: 27 unstæt.
Line: 30 Lucinia haizt ain leuz. von dem vogel spricht Am\brosius 30
Line: 31 in dem puoch exameron, wenn er seineu air prüett,
Line: 32 sô singet er die langen naht mit gar süezem gesang und
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Line: 1 ist sein mainung, er well seineu air lebendig machen mit
Line: 2 gesang und mit leipleicher hitz. alsô macht der leo
Line: 3 auch seineu welf lebentig mit geschrai, als Augustînus
Line: 4 und ander lêrer schreibent. Pei dem vogel verstên ich
Line: 5 die lêrer, die mit worten und mit werken ir junger le\bentig 5
Line: 6 machent in guoten werken und si schickent in
Line: 7 daz êwig leben. aber laider unser lêrer sagent uns weiz
Line: 8 und würkent swarz.
Chapter / Strophe: 47 47.
Line: 9
Line: 10 VON DEM WEIEN
Line: 11 Milvus haizt ain wei. der vogel fleugt saim und
Line: 12 swebt in den lüften alsô, daz er die flügel niht vast wegt
Line: 13 in dem flug. der wei ist gar ain zucker und ain rauber
Line: 14 und lâgt aller maist haimischer vogel und ist dem ha\bich
Line: 15 gleich an den kræuln, an den füezen und an dem 15
Line: 16 snabel, aber er hât krum flügel niht aufgereht sam der
Line: 17 habich hât. ain vorscher spricht von dem weien, daz der
Line: 18 wei gar küen sei an klainen dingen, aber an grôzen dingen
Line: 19 sei er zaghaft. in jagt der sparwær, wie daz sei, daz der
Line: 20 wei dreistunt grœzer sei dan der sparwær. der wei mag 20
Line: 21 sein federn niht ab geziehen, er vlieg denne gegen mittem
Line: 22 tag an daz mer und trink des gesalzenn merwazzers; und
Line: 23 dar umb wenne diu zeit kümt, daz er sich mauzen schol,
Line: 24 sô læzt er daz lant seiner wonung und fleugt an die vor
Line: 25 genanten stat, und daz maint Jeronimus, wenn er spricht: 25
Line: 26 der wei hât sein zeit erkant an dem himel. Pei dem
Line: 27 weien verstên ich den sünder, der ist küen zuo allen
Line: 28 kranken werken, daz sint die wolglüst diser werlt, und
Line: 29 ist zaghaft zuo grôzen dingen, diu zuo den êwigen fräu\den
Line: 30 gehœrent. der sündær lâgt aller maist haimischer 30
Line: 31 dinge, daz sint des leibes wolgelüst. der sündær hât
Line: 32 krum flügel ze fliegen all krum weg. die alten federn
Line: 33 zeuht der sünder niht ab, denne er naig sich gegen mit\tem
Line: 34 tag, dâ der sunnen hitz allermaist ist, daz ist gotes
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Line: 1 parmherzichait, wan got ist diu wâr sunne. dâ schol er
Line: 2 trinken des gesalzenn wazzers, daz ist wâreu peiht und
Line: 3 ganzeu rew.
Line: 4 Mein herz pitet mich und mant mich der spiegel
Line: 5 meiner sêl umb sölich zuogâb in disem puoch, und 5
Line: 6 wærleich, ich vermag sein niht wol, wan ich vil arbait
Line: 7 hân in andern künsten, die mir vor frömd wâren, und
Line: 8 auch mit andern dingen, diu mich anvehtent.
Line: 11 Meauca haizt ain mergans. daz ist ain vogel won\haft
Line: 12 in dem mer und ist grœzer denn ain änt und klai\ner
Line: 13 denn ain rehteu gans. der vogel ist girig allermaist
Line: 14 nâch menschleichem âs, und dâ von, wenn ain ungewiter
Line: 15 ist auf dem mer, sô schreit er ân underlâz meauce, meauce, 15
Line: 16 reht sam er sich fräw der läut, die auf dem mer ertrin\kent.
Line: 17 dar umb haizt man in auch meauca nâch seiner
Line: 18 stimm. des aller êrsten vâret er des augen an dem tô\ten
Line: 19 menschen. er lâgt der klainen tierl allermaist, wâ
Line: 20 diu sint gesament. Pei der mergans oder pei der meau\cen 20
Line: 21 verstên ich den pœsen gaist, der wartet unser in disem
Line: 22 ellenden mer der unstæten werlt und fräut sich des krie\ges
Line: 23 und des ungewiters, dâ von wir in tœtleich sünd ge\vallen.
Line: 24 der vârt uns des êrsten der augen, daz ist des
Line: 25 liehtes und der kraft unserr vernunft: wenn er uns dar 25
Line: 26 an verplendet, sô væht er uns leiht.
Line: 29 Merula haizt ain amsel und hiez hie vor ze latein mo\dula,
Line: 30 daz haizt ze däutsch ain süez sängel, dar umb, daz 30
Line: 31 der vogel süezleich singt und allermaist in dem lenzen,
Line: 32 wan winterzeiten sweigt er als ain stumm. diu haimisch
Page: 206
Line: 1 amsel izt flaisch wider ir nâtûr und diu singt süezleicher
Line: 2 wan die andern. diu amsel mag kaum gevliegen vor
Line: 3 vaizten in dem winter. si padet sich gern und saubert
Line: 4 sich mit dem snabel und ist doch swarz. si wirt rôt nâch
Line: 5 swarzer varb, allermaist an dem snabel und an den füe\zen. 5
Line: 6 si verändert irn snabel alliu jâr an der varb. ie\doch
Line: 7 hân ich ain weize amsel gesehen, die het mein herr
Line: 8 von Hainberch tuomprobst ze Regenspurch. daz was dâ
Line: 9 von, daz der selb vogel von ainem kalten sâmen komen
Line: 10 was und daz sein vater ain kalt dinch gezzen het, sam 10
Line: 11 pilsensâm ist oder etwaz anderz, oder in der pruot ist ain
Line: 12 kaltez dinch zuo dem ai gevallen, wan in dem selben nest
Line: 13 wâren zwuo swarz amseln und zwuo weiz und ain swar\zeu
Line: 14 diu het ainen weizen zagel. daz aber diu kelten ain
Line: 15 ursach sei der weizen varb an den tiern, des nim war an 15
Line: 16 allen tieren in Norweien lant. daz ist gar ain kaltez lant
Line: 17 und dâ vint man weiz pern, weiz amseln, weiz raben und
Line: 18 vêh aichorn, die in den warmen landem rôt sint und swarz.
Line: 19 dû scholt auch wizzen, daz ainerlai amseln sint, die sint
Line: 20 vil grœzer wan die gemain amseln und sint wol als die 20
Line: 21 tâhen, si habent aber rôt snäbel und rôt füez; die hai\zent
Line: 22 ze latein caprimulgi, daz spricht ze däutsch gaizmelk,
Line: 23 dar umb, daz si in der hirten ställ vliegent und sitzent
Line: 24 auf der gaiz äuter und saugent die milich dar auz, und
Line: 25 von dem raub swint daz äuter und die gaiz verplindent. 25
Line: 26 die selben vogel gesehent under stunden niht, als man sagt.
Chapter / Strophe: 50 50.
Line: 27
Line: 28 VON DER TAHEN.
Line: 29 Monedula haizt ain tâh und ist ze latein als vil ge\sprochen
Line: 30 als ain münzheb, sam Jacobus spricht, dar umb, 30
Line: 31 daz diu tâch gar gern pfenning auf hebt und hât die
Line: 32 münz liep. wenn diu tâch golt oder silber vint, daz ver\stilt
Line: 33 si und verpirgt ez. sein flaisch ist der art, daz ez
Line: 34 der tâhen ir haupt kräuselnt macht, und dâ von glust si,
Page: 207
Line: 1 daz man si kräw auf dem haupt. Pei der tâhen verstên
Line: 2 ich die geitigen wuochrær, die tag und naht iren vleiz
Line: 3 und ir lieb auf gelt legent und verpergent ez, daz ez
Line: 4 dick weder in noch andern läuten nütz wirt. von dem
Line: 5 wuochrær spricht her Davit: er schatzsament und waiz 5
Line: 6 niht, wem er ez sament.
Line: 9 Mergus haizt ain taucherlein, dar umb, daz ez sich
Line: 10 dick tauchet in dem wazzer. Ambrosius spricht, wenn 10
Line: 11 sich diu taucherlein an den grunt oft senkent, daz be\däut
Line: 12 ungewiter, wan si nement diu zaichen der unstæti\kait
Line: 13 an dem grund, und wenn si sehent, daz daz mer
Line: 14 gar ungestüem wil werden, sô vliehent si mit ainem ge\schrai
Line: 15 an daz gestat. daz taucherl hât die art, wenn man 15
Line: 16 ez slahen wil auf dem wazzer, sô tauchet ez sich under,
Line: 17 und bedäut die jungen läut: wenne man die strâfet, sô
Line: 18 entschuldigent si sich mit red und vliehent. ez spricht
Line: 19 ain vorschær, daz diu taucherl in dem winter vaizter sein
Line: 20 dann in dem sumer, dar umb, daz si minner wegung 20
Line: 21 pflegent und mêr ruoent in dem winter denn in dem su\mer,
Line: 22 wan ain iegleich tier fräut sich des liehten lautern
Line: 23 luftes mêr denn des trüeben.
Line: 26 Nisus haizt ain sparwær. daz ist ain edel vogel und
Line: 27 ist klainr an der grœz und an der sterch denne der greif\falk,
Line: 28 der herodius haizt, und habent doch paid ainrlai
Line: 29 varb, sam etleich sprechent. aber die alsô sprechent die
Line: 30 wænent, daz herodius ain gemainer valk haiz, und daz 30
Line: 31 ist niht wâr, als wir hie vor gesagt haben von dem greif\falken.
Line: 32 der sparwer fleuget mit dem falken, wie daz sei
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Line: 1 daz si paid nâhent ain varb haben, wan er ist ain häz\ziger
Line: 2 hôchvertiger vogel, und dar umb versmæht er seineu
Line: 3 geleichen und sein aigen gesläht durchæhtt er reht sam
Line: 4 ainen fremden vogel, und daz ist wider aller anderr vo\gel
Line: 5 siten, wan, sam Aristotiles spricht, ain iegleich raubent 5
Line: 6 vogel vertregt seinem gesläht, sam ain habich aim andern
Line: 7 habich und ain falk aime andern falken, aber des adels
Line: 8 hât der spärwær niht. alsô tuot der pœs mensch, der
Line: 9 seinen næhsten durchæhtt und tœtt. iedoch hât der spär\wær
Line: 10 ain tugent an im, daz er winterzeiten ainen leben\tigen 10
Line: 11 vogel, den er gevangen hât, die ganzen naht helt
Line: 12 under seinen klâen, daz im dester wermer sei, und læzt
Line: 13 in des morgens fliegen. alsô gedenkt er der guottæt, die
Line: 14 er enpfangen hât von dem gevangen vogel, sam Fulgen\tius
Line: 15 spricht. ach wie ain schœn ebenpild daz ist den 15
Line: 16 sänften pärmigen herzen! aber wê den, die allain en\pfangner
Line: 17 guottæt niht gedenkent, sunder si gebent übel
Line: 18 umb guot. der ist laider vil auf erden.
Chapter / Strophe: 53 53.
Line: 19
Line: 20 VON DER ÄULEN.
Line: 21 Nocticorax haizt ain äul und ist ze latein als vil ge\sprochen
Line: 22 als ain nahtrab, sam Adelînus spricht, und haizt
Line: 23 auch noctua ze latein. der vogel hât die vinstern naht
Line: 24 liep und fleugt mit aufgerihter prust und schreit gar
Line: 25 tüsterleichen. er lebt von mensleicher unsauberkait und 25
Line: 26 singet wider übel, aber daz singen hieze paz greinen und
Line: 27 wainen. er hazzet daz lieht und hebt an ze wachen wenn
Line: 28 andreu tier slâfen gênt, und suocht in der naht sein na\rung.
Line: 29 wan flüg er des tages, sô schriren in all ander
Line: 30 vogel an und liezen in kain ruow haben. er hât ain grôz 30
Line: 31 haupt und daz ist niht geschikt sam anderr vogel haupt.
Line: 32 er hât auch ainen krummen snabel sam ain spärwær und
Line: 33 hât hâkot zehen gar scharpf an den füezen. die äuln
Line: 34 habent gar witzigen streit mit andern vogeln, wan sam
Page: 209
Line: 1 Plinius spricht, wenn si der mensch oder ander vogel
Line: 2 laidigen wellent, sô vellt si an den ruck und wert sich
Line: 3 mit dem snabel und mit den füezen. aber der habich
Line: 4 hilft ir oft und schaidet den streit von der aigenchait
Line: 5 seiner nâtûr. wenn diu äul kümt in ain insel, haizt Creta, 5
Line: 6 sô stirbt si zehant. ir flaisch ist guot den kranken gli\dern,
Line: 7 diu daz paralis geslagen hât. Pei der äuln verstê
Line: 8 wir all pœs übeltætig läut, sam diep, schâcher, êprecher,
Line: 9 die hazzent daz lieht der wârhait, als unser herr spricht:
Line: 10 wer übel würkt, der hazzet daz lieht. 10
Line: 13 Onocratulus mag ze däutsch ain ankrätel gehaizen.
Line: 14 daz ist ain vogel mit ainem langen snabel und wont in
Line: 15 den landen gegen der sunnen aufganch. wenne der vogel 15
Line: 16 sein stimm üeben wil, sô senkt er sein haupt in daz waz\zer
Line: 17 und rüehelt mit der stimm auz dem wazzer. die vo\gel
Line: 18 sint zwairlai, und ainrlai wont pei dem wazzer und
Line: 19 die andern wonent gern in der wüesten. Aristotiles
Line: 20 spricht, daz under allen vogeln allain dér vogel ân mil\zen 20
Line: 21 sei. Isidorus spricht, daz der vogel gar vil ezzens
Line: 22 in seinen leib vazze, und dar an prüeft man sein geitic\hait
Line: 23 und geleicht in den geitigen menschen. von den
Line: 24 spricht Job: die reichtüem, die si verslunden habent, die
Line: 25 habent si auz gedäut. wenn den vogel hungert, sô zeuht 25
Line: 26 er daz ezzen wider auz dem sack und izt ez anderwaid,
Line: 27 und dar umb muoz er haben etleicheu pälgelein pei dem
Line: 28 snabel, dâ er daz ezzen des êrsten ein schieb und ez dâ
Line: 29 nâch in den rehten leib schieb. wan er hât zwên säck:
Line: 30 den ainen an dem drüzzel, und den andern in dem leib, 30
Line: 31 dâ er daz ezzen inn kocht und däut. alsô habent ander
Line: 32 vogel niht.
Page: 210
Line: 3 Pellicanus haizt nâch der aigenchait der latein ain
Line: 4 grâhäutel, wan sam Augustînus und Isidorus sprechent,
Line: 5 er hât grâvar federn. der vogel hât die art, daz er gern 5
Line: 6 wont in Egypten lant pei dem wazzer, daz Nilus haizt.
Line: 7 der vogel scherzt mit seinen kindeln von grôzer lieb, die
Line: 8 er zuo in hât, und in dem spil râment im diu kindel der
Line: 9 augen, dâ von wirt er derzürnt und tœt si. dâ nâch zeuht
Line: 10 er sein federn ab und traurt niht ain clain umb seineu 10
Line: 11 kindel und sleht sein prust oder sein seiten mit seinem
Line: 12 snabel, unz daz rôsenvarb pluot dar auz fleuzt, und be\sprängt
Line: 13 diu kindel dâ mit, und alsô macht er si wider le\bentig.
Line: 14 aber ander maister sprechent, daz der vogel sein
Line: 15 pluot vergiez umb seineu kindel wenne si versêrt werdent 15
Line: 16 von ainr slangen, die in lâg setzet. ez sint zwairlai pel\licân.
Line: 17 daz ain ist ain wazzervogel, der lebt der visch;
Line: 18 daz ander ist ain lantvogel, der wont auf dem land und
Line: 19 lebt der slangen. der pellicân lebt von der milch des
Line: 20 cocodrillen und wirt dâ von gespeiset. waz aber ain co\codrill 20
Line: 21 sei, daz wirt her nâch kunt, wenn wir von den
Line: 22 merwundern sagen. wan daz selb tier, ain cocodrill, ist
Line: 23 sô reich an milch, daz er si auz wirft an den steten, dâ
Line: 24 ain pfuol ist oder hüel, und dar umb volgt im der pel\licân
Line: 25 allzeit nâch. etleich maister sprechent, daz er dar 25
Line: 26 umb pellicânus haiz ze latein, wan wenn man sein haut
Line: 27 ab seim flaisch zeuht, sô ist si gestimt reht als si sing,
Line: 28 und nâch der aigenchait möht der vogel ze däutsch haizen
Line: 29 ein velsing. der vogel ist mager, wan als die maister
Line: 30 sprechent, waz er ezzens in sein gedirm nimt, daz gêt 30
Line: 31 als von im ungekochet und dâ von hât er wênig vaizten
Line: 32 und wirt gespeiset von clainem saf seiner narung.
Line: 33 Pei dem pellicân verstê ich unsern herren Jêsum
Line: 34 Christum. der kam in unser ellend, ze scherzen mit uns,
Line: 35 auz dem obern trôn der himel. wie scherzen? treun, mit 35
Page: 211
Line: 1 grôzen zaichen, diu er tet in Moyses persôn in Egypten
Line: 2 lant in dem rôten mer und in der wüesten, und mit den
Line: 3 zaichen, diu er tet mit andern weishaiten. dô râmeten im
Line: 4 in den werken der gothait unser altväter der augen, daz
Line: 5 ist der übernâtürleichen werken, diu got allain vermag. 5
Line: 6 als wie? treun, dâ versmâhten si in in seinen grôzen
Line: 7 werken und petten ain kalp an gemacht von silber, und
Line: 8 sünten auch mit andern grôzen sünden vor und nâch unz
Line: 9 an die zeit, daz got mensch wart. in der selben zeit
Line: 10 wâren diu kint des edeln pellicâns, daz ist gotes, ze tôd 10
Line: 11 geslagen von im, alsô daz si ümmer muosten leiden in
Line: 12 dem vegfeur, wie grôz rew si hieten umb ir sünd, unz
Line: 13 daz der pellicân, Christus, gotes aingeporner sun, mensch
Line: 14 wart auz dem rainen käuschen taw der zarten rôsen Ma\rie
Line: 15 und seinen leichnam öffent mit dem fluz seins rôsen\varben 15
Line: 16 pluotes in der marter. diu wert mit ainem und
Line: 17 mit dem andern unz an den dritten tag, daz er von dem
Line: 18 mensleichen tôd erstuont. alsô macht er seineu kint wi\der
Line: 19 lebentig von dem êwigen tôd. Der pellicân ist zwair\lai.
Line: 20 der ain ist ain wazzervogel und lebt neur des waz\zers 20
Line: 21 der weishait, daz ist diu gnâd, diu dâ fleuzt von dem
Line: 22 almähtigen prunnen der gothait, und lebt der visch, die
Line: 23 in dem wazzer vliezent, daz sint die hailigen lêr der göt\leichen
Line: 24 geschrift. diu selben wazzervogel sint die hailigen
Line: 25 lêrer, die erläuht werdent, paideu von dem hailigen gaist 25
Line: 26 und der götleichen geschrift, die gotes stat verwesent auf
Line: 27 ertreich und sein reht vitztüem sint ze pinden und ze
Line: 28 lâzen, sam die pfaffen, die löbleich priester sint. der
Line: 29 ander pellicân ist ain lantvogel, der lebt der slangen.
Line: 30 daz ist diu werltleich ritterschaft, diu lebt auf dem land 30
Line: 31 des werltleichen wesens und lebt der slangen, daz ist des
Line: 32 schatzes und des zinses diser werltleicher gezierd. pei den
Line: 33 zwain pellicânen verstê wir diu zwai swert der hailigen chri\stenhait,
Line: 34 daz götleich und daz werltleich. iedoch ist daz
Line: 35 gaistleich verr über daz werltleich, reht als des menschen sêl 35
Line: 36 ist über den leichnam und als diu sunn ist über den mônen.
Page: 212
Line: 3 Porphirio haizt ain porphiri. daz ist ain vogel auz
Line: 4 der gewonhait und auz der weis anderr vogel, sam Jo\hannes
Line: 5 der maister spricht, wan er hât ainen praiten fuoz 5
Line: 6 ze swimmen und hât ainen andern gespaltenen fuoz ze
Line: 7 gên auf dem lande, und pei dem verstê wir, daz der
Line: 8 vogel lustig ist in den zwain elementen, auf der erd und
Line: 9 in dem wazzer, wan er swimt in dem wazzer sam die
Line: 10 änten und läuft auf dem land sam diu rephüenr. der 10
Line: 11 vogel hât die art under allen andern vogeln, daz er mit
Line: 12 seim praiten fuoz schöpfet daz wazzer und trenkt sich
Line: 13 selber, reht als ain mensch, der sich trenkt mit seinr
Line: 14 hant, und izt auch mit dem selben fuoz nâch menschlei\cher
Line: 15 art. Pei dem vogel verstên ich ainen gaistleichen 15
Line: 16 menschen, der hât ainen praiten fuoz seinr vernunft, wan
Line: 17 diu vernunft ist begreifleich aller dinge gotes und aller
Line: 18 crêatûr. mit dem fuoz trenkt sich der gaistleich mensch
Line: 19 mit dem wazzer aller gaistleichen werk. pei dem gespal\tenne
Line: 20 fuoz des vogels verstên ich daz wandel der gaist\leichen 20
Line: 21 läut in diser werlt, wan daz ist gespalten und
Line: 22 hât ain wegschaiden zuo den zwain worten: ez ist alsô,
Line: 23 ez ist niht alsô. der zweivel laufet in allen dingen diser
Line: 24 werlt. dâ von spricht sanctus Paulus: 'ich pin oft ver\râten
Line: 25 von den valschen prüedern.' 25
Line: 28 Pavo haizt ain pfâw. daz ist gar ain schœner vogel
Line: 29 und ist ain freunt aller schônhait und rainikait, sam Ari\stotiles
Line: 30 spricht. der vogel hât ainen langen geäugelten 30
Line: 31 zagel und hât ain saphirisch herz an der varb, wan er
Line: 32 hât ain plâw varb an der prust und ist an dem hals gar
Line: 33 liehtvar, reht als ain saphir ist von Orient. der vogel
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Line: 1 hât die art, daz er mit seim geschrai vertreibt alleu ver\giftigeu
Line: 2 tier, wan diu getürrent niht beleiben an den
Line: 3 steten, dâ si sein stimm hœrent. er hât ain graussam
Line: 4 stimm und ain ainfaltigen diepleichen ganch. Augustînus
Line: 5 spricht, daz des tôten pfâwen flaisch ain ganzez jâr frisch 5
Line: 6 beleib und niht vaul, als er spricht in dem puoch von
Line: 7 der stat gotes. er spricht auch, daz des pfâwen flaisch
Line: 8 nümmer vaul werd. Jacobus spricht, wenne man den
Line: 9 pfâwen schawt und in lobt, sô streckt er seinen zagel auf
Line: 10 in ains halben kraizes weis und zaigt seins zagels schœne 10
Line: 11 allermaist gegen der sunnen, wan dâ sint sein varb aller
Line: 12 liehtest und aller klârst. wenn der pfâw seinen zagel
Line: 13 gestreckt hât gegen der sunnen und sein ungestalt füez
Line: 14 ansiht, sô senket er den zagel wider auf die erden. alsô
Line: 15 spricht daz puoch von der aigenchait der ding. der pfâwe 15
Line: 16 verleuset seinen zagel alle jâr und mauzet sich, und in
Line: 17 der zeit sitzet er under ainen paum oder in ainen schaten
Line: 18 gar schämiger an im selber, unz im die selben federn wi\der
Line: 19 gewahsent. iedoch die haimischen laufent an daz lieht,
Line: 20 wie stumpf si sint. Plinius spricht, wenn der pfâw die 20
Line: 21 wol geverbten federn rêrt, sô traurt er und wirt dann
Line: 22 perhaft. wenn der pfâw in der vinster wachet und sich
Line: 23 selber niht gesehen mag, sô erschrikt er und schreit laut,
Line: 24 wan er wænet, er hab sein schœne verlorn. der pfâwe
Line: 25 zerpricht der pfæwinne air von dem lust, den er zuo ir 25
Line: 26 hât. dar umb gepirt si ir air an ainer haimleichen stat.
Line: 27 wenn der pfâw hôch auf steigt, daz ist ain zaichen des
Line: 28 künftigen regens. Aristotiles spricht, daz der pfâw sô
Line: 29 häzzig sei, daz er sein aigeneu kint niht ansehen well
Line: 30 unz daz si krônen auf dem haupt habent und im geleich 30
Line: 31 werdent.
Line: 32 Pei dem pfâwen verstêt man ainen iegleichen hailigen
Line: 33 prelâten, der ist gar schœn und rain an aller gaistleicher
Line: 34 wirdichait und an hailigen werken. der hât ainen langen
Line: 35 geäugelten zagel, daz ist, er hât vil weiser undertân, sam 35
Line: 36 ain pischolf hât pröbst, dechant und ander klain prelâten
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Line: 1 under im, die sint sein augen ze sehen und ze pezzern
Line: 2 allez daz, dâ er selber niht hin geraicht. und des zuo
Line: 3 ainem urkünd und zuo ainem ebenpild tregt man in ir
Line: 4 lang vell nâch in wälhischen landen. die pfâwen habent
Line: 5 saphirisch prüst und häls, daz ist stæter gelaub und stæ\teu 5
Line: 6 werk, wan pei plâwer varb verstê wir gemaincleich
Line: 7 stætikait, wan ez ist ain reht himelvarb. der pischof
Line: 8 schol alleu vergiftigeu tier in seinem pistuom, daz sint
Line: 9 ketzer, wuochrær und alle übeltætige laien und pfaffen,
Line: 10 vertreiben mit seinem geschrai, daz ist mit gaistleichen 10
Line: 11 strâfen und auch mit werltleichem swert, ob sein nôt ge\schiht.
Line: 12 er schol auch siticleichen gên und sleichen sam
Line: 13 ain diep, daz ist, er schol mæzicleichen und mit weisem
Line: 14 vorbetrahten ervorschen übel und guot und dar nâch
Line: 15 rihten. des pfâwen flaisch gefault nümmer, wan als diu 15
Line: 16 geschrift spricht, wer gelêrt ist und die läut lêrt zuo der
Line: 17 gerehtikait, der scheint an dem jungsten tag sam der
Line: 18 schein des liehten himels und sam der lieht sunnen schein
Line: 19 in der êwigen êwichait. wenn man daz haupt der gereh\tikait
Line: 20 ansiht in seinen rehten lautern werken, alsô daz 20
Line: 21 im sein undertân volgent, sô strecket er seinen zagel (daz
Line: 22 sint seineu guoteu werk) und loket sein undertânen üm\mer
Line: 23 in daz êwig leben. aber wenn der pfâw, daz ist der
Line: 24 pischolf, sein aigen füez ansiht (daz sint sein pœs rât\geben),
Line: 25 sô senket er sein schœnen zagel auf die erden, 25
Line: 26 daz ist, er vermæht sein guot pfaffen, die in zuo allen
Line: 27 guoten dingen laitent. der pfâw mauzet sich all jâr alsô,
Line: 28 daz er sein federn seiner hailigen lêr all jâr sträut un\der
Line: 29 sein pfaffen und strâfet si. und wenn er sein lêr
Line: 30 siht in der vinster, daz si niht fruhtpær scheint, sô schreit 30
Line: 31 er mit seinen gaistleichen strâfen. wenn der pfâw (daz
Line: 32 ist der pischof) hôch auf klimmet, daz ist, wenn er sein
Line: 33 strâfen beswært, daz ist ain zaichen künftiges regens, daz
Line: 34 ist künftiger strâf von got. wan Christus gab sant Peter
Line: 35 den gewalt: ʽwaz dû pindest auf ertreich, daz ist gepunden 35
Line: 36 in dem himel, und waz dû ledigst auf ertreich, daz ist
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Line: 1 geledigt in dem himel.' der pfâw (daz ist der pischof)
Line: 2 hât seineu kint niht liep, unz daz si im geleich sint wor\den
Line: 3 mit gehôrsam und mit allen guoten dingen. ich
Line: 4 fürht aber laider, daz auz den pfâwen oft raben werden.
Line: 5 daz müez got erparmen! 5
Line: 8 Perdix haizt ain rephuon und hât den namen von
Line: 9 seiner stimm. Jacobus, Ambrosius und Isidorus spre\chent,
Line: 10 daz der vogel gar schalkhaft und ungetrew sei, 10
Line: 11 alsô vil, daz er anderr vogel air nimt und prüett diu auz.
Line: 12 aber diu schalkhait kümt im klain ze nutz, wan sô die
Line: 13 jungen vogel auz den airn sliefent und si hœrent die
Line: 14 stimm irr rehten nâtürleichen muoter, sô lâzent si die
Line: 15 pruothennen und volgent irr rehten muoter. daz rephuon 15
Line: 16 hât ain trucken hirn, mêr dan ander vogel, und dar umb
Line: 17 ist daz rephuon gar vergezzen und klainer gedæhtnüss,
Line: 18 dar umb vergizt ez gar leiht seins nestes und verleuset
Line: 19 seineu air und diu nimt ain ander rephuon und prüett si
Line: 20 auz. wenn ain mensch nâhent zuo des rephuons nest, sô 20
Line: 21 läuft diu si willicleich gegen dem selben menschen und
Line: 22 tuot als ob si krank sei an ainem fuoz oder an ainem
Line: 23 flügel, alsô daz man si zehant gevâhen müg. mit der
Line: 24 lugen betreuget si den menschen, unz er von dem nest
Line: 25 kümt. wenn diu jungen rephüendl sich fürhtent, daz man 25
Line: 26 si vâhen well, sô hebent si die ertschollen auf mit irn
Line: 27 füezen und verpergent sich dar under. wenn die ern mit
Line: 28 enander streitent umb die sien, die denne gesigent, die
Line: 29 fuoztretent die andern und undersetzent si in der un\käusch,
Line: 30 als ob si ir weiblein sein; und in der grôzen hitz 30
Line: 31 der unkäusch vergezzent si der underschaid an weibln
Line: 32 und an männln. diu rephüenr habent die art, wenn si
Line: 33 der vogler vâhen wil, sô denn daz êrst in daz netz kümt,
Line: 34 sô laufent diu andern alle nâch im und sichert sich daz
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Line: 1 nâchvolgent niht pei des vorgênden vall und wirt alsô
Line: 2 betrogen in der gesellschaft. pei dem verstê die tôren
Line: 3 diser werlt, die von pœser gesellschaft dick verlaitt wer\dent
Line: 4 in den êwigen tôt und treun auch dick in ir kurz
Line: 5 leben in diser werlt auf ertreich. dâ von spricht her 5
Line: 6 Davit: 'dû wirst hailig mit dem hailigen und wirst ver\kêrt
Line: 7 mit dem verkêrten.' der rephüenr sien sint alsô
Line: 8 durchhitzt mit unkäusch, daz si zuovâhent neur von dem
Line: 9 smak, der von dem ern gêt. wan sô der wint von den
Line: 10 ern wæt zuo der sien in der zeit irr unkäusch, sô gevæht 10
Line: 11 si zuo. sô deu zeit ist irr unkäusch, sô streckent si ir
Line: 12 züngel zesamen und hitzent alsô sêr in der prunst irs ge\lustes.
Line: 13 und merk, daz gesagt ist von dem rephuon, daz
Line: 14 ez zuo gevâh von dem wind, daz ist auch wâr von den
Line: 15 tauben, von den gensen, von den pfâwen und von den 15
Line: 16 hennen, wan si werdent niht allzeit reht gefügelt wenn
Line: 17 si perhaft air habent. an dem rephuon ist diu prust und
Line: 18 daz ober tail aller pest gesmach, aber daz under tail ist
Line: 19 niht sô guot. Plinius spricht, daz des rephuons gall mit als
Line: 20 vil honges gemischt macht des menschen augen gar klâr. 20
Line: 23 Plumalis avis haizt aigenleich nâch der latein ain
Line: 24 federvogel, dar umb, daz er gar schœn geziert federn
Line: 25 hât, wan sein federn sint gemischt mit gel, weiz und 25
Line: 26 swarz, und ist der vogel an der grœz als ain rephuon.
Line: 27 aber wir haizen in ze däutseh pruoder Piro nâch seiner
Line: 28 stimm, wan er ruoft mit seinr stimm sam er sprech pruo\der
Line: 29 Piro. von dem vogel sprechent etleich, daz er neur
Line: 30 des luftes leb, und ist er doch vaizt. iedoch vint man 30
Line: 31 nihts in seim gedirm. Pei dem vogel verstên ich die reh\ten
Line: 32 christenläut, die neur des luftes der rehten gehôrsam
Line: 33 lebent und der lêr des hailigen rœmischen stuols und
Line: 34 kainen auzweg suochent fremdes gelauben, sam etleich
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Line: 1 ketzer tuont. der reht vest christen schreit ân underlâz:
Line: 2 pruoder Piro, pruoder Piro! waz bedäut daz? treun,
Line: 3 daz wil ich dir sagen. Piro in wälhisch haizt Peter und
Line: 4 sant Peter was der êrst pâbst und ain gruntvest des hai\ligen
Line: 5 rœmischen stuols, als Christus selber hinz im sprach. 5
Line: 6 zuo dem stuol schüll wir alle schreien. wol dann pruo\der,
Line: 7 hie ist Piro, daz ist sant Peter und ain iegleich pâbst
Line: 8 oder priester, der dâ zuo geweiht ist, daz er enpinden mag
Line: 9 den sünder von allen seinen panden.
Line: 10 Auz dem gelauben tretent etleich ketzer, die sich in 10
Line: 11 laienweis ân all weih an nement peiht ze hœren und ze
Line: 12 vergeben den läuten ir sünd, sam heur geschach in dem
Line: 13 jâr dô man zalt von Christi gepürt dreuzehenhundert jâr
Line: 14 und dar nâch in den neunundvierzigisten jâr, dô stuont
Line: 15 ain volk auf, daz hiez man die gaislær, die sluogen sich 15
Line: 16 mit gaiseln alsô nakent und vielen ir venie auf ir prust
Line: 17 und nâmen ir hundert oder zwaihundert oder mêr oder
Line: 18 minner ainen maister, der ain lauter lai was. der selb
Line: 19 hôrt ir peiht und satzt in puoz. wider die selben ketzer
Line: 20 schraib Clemens der pâbst, der sehst seins namen, dem 20
Line: 21 pischolf von Augspurch und aller der christenhait ainen
Line: 22 prief. des selben priefes sin wil ich hie kürzleich begreifen.
Line: 23 Ez ist ain volk daz gaiselt sich und vellt auf die
Line: 24 erden und bekent seiner sünd offenleichen vor allen läu\ten.
Line: 25 daz volk setzt im selber ainen maister aller irrung, 25
Line: 26 von dem nimt ez antlâz seiner sünd. die maister der
Line: 27 valschait stênt auf und predigent wider die gâb der hai\ligen
Line: 28 zwelfpoten, wan got gab den zwelfpoten und der
Line: 29 pfaffhait die gâb allain, daz si daz gotswort scholten pre\digen
Line: 30 und reht lêr vortragen andern läuten. nu werbent 30
Line: 31 die välscher die potschaft gotes, der si doch niht gesant
Line: 32 hât, und alsô laitt ain plinder den andern und vallent
Line: 33 paid in die gruob der êwigen verdampnüss. die äffer
Line: 34 legent ir hant an die archen der hailichait, sam Osa tet,
Line: 35 den got dar umb ertôt. die äffer tuont sam Dathan und 35
Line: 36 Abyron, die daz opfer gotes und diu rauchvaz angriffen,
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Line: 1 die gotes priester anhœrent. dar umb tet sich auf daz
Line: 2 ertreich und verslant si alsô lebentig. wizz, daz die
Line: 3 äffer dem teufel opfernt und niht got dienent. die äffer
Line: 4 wellent den rock tailn unsers herren, der kain stuck noch
Line: 5 kain nât nie gewan, dô in got truog, wan si wellent chri\stenleichen 5
Line: 6 gelauben verändern und verkêrn, und dar umb
Line: 7 versmæht die äffer diu zwelfpotisch lêr, diu dâ spricht,
Line: 8 daz niemant behalten werd auzerhalb des rockes, daz ist
Line: 9 auzerhalb der ainigung der hailigen christenhait. der
Line: 10 rock geleicht der arch der hailichait, wan diu paideu be\däutent 10
Line: 11 die ainigung der hailigen christenhait. wer auz
Line: 12 der funden wirt, sam Jeronimus spricht, der verdirbt in
Line: 13 der sinfluot, daz ist in dem letzsten geriht unsers herren.
Line: 14 die äffer sint die fühs, die unsers herrn Jesu Christi wein\garten
Line: 15 durchhölrnt und durchgrabent, von den spricht her 15
Line: 16 Davit in dem psalter: ain sunderleich wilt hât den wein\garten
Line: 17 abgefrezt. die äffer sint die fühs, die dâ wonent
Line: 18 in dem trucken tiergarten, dâ kain wazzer ist, daz ist dâ
Line: 19 kain weishait ist und kain rehteu lêr. die äffer tuont
Line: 20 wider Samuelis lêr des weissagen, der dâ sprichet: ʽge\hôrsam 20
Line: 21 ist pezzer denn kain leipleich opfer.' wann si sint
Line: 22 dem rœmischen stuol und got ungehôrsam. die äffer sal\zent
Line: 23 mit verworfem salz, daz zuo nihtiu nütz ist denn
Line: 24 daz man ez hin werf und daz ez die läut under die füez
Line: 25 treten, wan ez ist niht ain salz der weishait, ez ist ain 25
Line: 26 salz der irrung und der êwigen unsælichait. die äffer
Line: 27 wolten sant Peters keten zeprechen, daz ist, den vesten
Line: 28 gelauben wolten si vertilgen. die äffer sint die wâren
Line: 29 geleichsnær, die von andern läuten wellent geêrt werden,
Line: 30 als ob si kunst und gewalt und hailichait haben, und 30
Line: 31 sint doch rôch, ungelêrt, ungeweiht, verluocht gepaurn,
Line: 32 wan si tuont wider die offenne lêr unsers herren Jesu
Line: 33 Christi, der dâ spricht durch des weissagen munt: 'ir
Line: 34 sült rewig sein in ewern ruokämerleinne,' und spricht in
Line: 35 dem êwangeli: 'wenn dû deinen vater anruofen wellest, 35
Line: 36 sô gê in dein kämerlein und rüef in an mit beslozner
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Line: 1 tür.' und dô er zehen auzsetzel gesunt machet, dô sprach
Line: 2 er: 'gêt und zaigt euch den priestern.' er sprach niht:
Line: 3 gêt und zaigt euch den rôhen gepauern und den ketzern.
Line: 4 wider die äffer hât Amos der weissag gesprochen auz
Line: 5 gotes mainung: 'ich hân gehazzet und versmæht ewer 5
Line: 6 hôchzeitleiche tag und wil ewer opfer niht.' von den
Line: 7 spricht auch Beda über diu êwangeli Mathei: 'wer sich
Line: 8 schaidet von der ainung und von der gemain des hailigen
Line: 9 herren sant Peters, der mag niht enpunden werden von
Line: 10 seinen sünden und mag nümmer in der himel fräud ko\men.' 10
Line: 11 dar umb hât der vorgenant pâbst gepoten, wâ die
Line: 12 äffer hin komen und iriu werk üeben, dâ schol man drei
Line: 13 tag ungesungen sein. nu hab diu red ain end von den
Line: 14 gaislærn.
Line: 17 Pica haizt ain aglaster oder ain alster. daz ist gar
Line: 18 ain kündiger vogel, als Plinius spricht. man izt die jun\gen
Line: 19 alstern gern, dar umb, daz diu augen clâr werdent.
Line: 20 iedoch siedent si niht wol, man zieh in dann die haut ab. 20
Line: 21 die alstern habent kurz flügel und lang zägel. si deckt
Line: 22 ir nest und læzt zwai fenster dar ein gên: datz dem ainen
Line: 23 fleugt si ein, datz dem andern streckt si irn zagel auz.
Line: 24 Plinius spricht, daz der vogel in dem augst tobend werd,
Line: 25 alsô daz er sich selber erhenke ze stunden in den dorn\püschen. 25
Line: 26 in welhem häe oder garten die alster nistet,
Line: 27 dâ meldet si die haimleich wonenden läut mit ainem
Line: 28 grôzen geschrai. wenn si gevangen wirt in der jugent,
Line: 29 sô lernt si mensleicheu wort und stirbt mangeu von der
Line: 30 swærikait für ze pringen etleicheu wort. Pei dem vogel 30
Line: 31 verstêt man die läut, die sich mêr an nement wan si vol\pringen
Line: 32 mügent und beswærent sich mit fremden pürden,
Line: 33 die si niht angehœrent. der siht man mangen grœzleich
Line: 34 vallen.
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Line: 3 Passer haizt ain sperk. der vogel hât die art, wenn
Line: 4 er auf der erden sitzt und vliegen wil, sô stœzt er die
Line: 5 erden mit den füezen und erhebt sich dan in die lüft. er 5
Line: 6 wirt gar snell zornig, aber der zorn wert nit lang, sam
Line: 7 ain vorscher spricht. die sperken sint mêr hitziger nâtûr
Line: 8 denn all ander vogel, und dar umb enzündent si daz
Line: 9 pluot und machent ez auz wallend, und dâ von sint si
Line: 10 auch gar unkäusch. dar umb habent si den namen ze 10
Line: 11 latein passer, daz ist ain leider, wan welhez tier diu prunst
Line: 12 der unkäusch vil rüert, daz hât vil leidens. dar umb spre\chent
Line: 13 die weisen: minner, martrer. des vogels mist ist
Line: 14 gar hitzig an dem auzwurf, aber er wirt gar snell kalt,
Line: 15 und bedäut die läut, die ain klain weil gelaubent und ze\hant 15
Line: 16 wider vallent, sam die bekêrten juden. ez bedäut
Line: 17 auch all kurzrewig läut, die an ainr predig haiz wainent
Line: 18 und zehant wider vallent. diu spirch kochet gar schier
Line: 19 in dem magen ir ezzen und dar umb wirt si selten vaizt.
Line: 20 si leident auch in etleichen landen daz vallend leit. daz 20
Line: 21 geschiht allermaist dâ von, daz si ezzent den sâmen ius\quiami,
Line: 22 daz haizt pilsensâm. si beraubent die tauben irr
Line: 23 nest. wenn die jungen spirken auz vliegent des êrsten,
Line: 24 sô helfent in die andern alten spirken, die nâhent pei in
Line: 25 genist habent, und volgent irn vätern und müetern, reht 25
Line: 26 als getrew nâchgepaurn, der sich ainr des andern êr und
Line: 27 nutz fräuet, und helfent die jungen spirken füeren, daz
Line: 28 si iht vallen.
Line: 31 Phylomena haizt ain nahtigal. diu ist sô lustig in
Line: 32 irm gesang, daz si selten izzet. aber wenn si izt, daz
Line: 33 tuot si gar snell und fürdert sich wider zuo dem gesang.
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Line: 1 si singet neur in dem lenzen, daz ist in der zeit von sant
Line: 2 Peters tag, als er auf den stuol gesetzt wart, unz an sant
Line: 3 Urbans tag und dar nâch die rehten sumerzeit, aber in
Line: 4 dem winter singt si nümmer. si singt gar ämsicleich und
Line: 5 gar fräuenleich über ir kraft alsô grœzleich, daz si sô 5
Line: 6 krank wirt, daz si sterben muoz, und welt ê den tôt, ê
Line: 7 daz si von irm gesang lâz. dar umb haizt si ze kriechi\scher
Line: 8 sprâch phylοmena, daz ist sô vil gesprochen sam
Line: 9 ain liepswinderinne, wan si swindet und nimt ab von reh\ter
Line: 10 lieb irs gesanges unz in den tôt. dû scholt auch 10
Line: 11 wizzen, daz zehant wenn diu nahtigal geunkäuscht hât,
Line: 12 sô verleuset si die klârhait irr stimm, sam Plinius spricht,
Line: 13 und gewinnet ain ander stimm und verändert auch ir
Line: 14 varb. diu nahtigal unkäuscht etswenn mit der spirken
Line: 15 und læzt sich drucken von der spirken. ach, wölt got, 15
Line: 16 daz ich des niht west von dem zarten vogel! diu nah\tigal
Line: 17 hât ain gar dünn zungen, daz kain ander vogel sô
Line: 18 ain dünne zungen hât. Pei der nahtigal verstên ich die
Line: 19 rehten maister der geschrift, die tag und naht mit übe\rigem
Line: 20 grôzem gelust lesent die geschrift und tihtent new 20
Line: 21 lêr alsô vast, daz irs leibes kraft abnimt und ir antlütz
Line: 22 plaich wirt. wenn die unkäuschent und si die sperken
Line: 23 diser werlt druckent, daz sint diu unkäuschen weip, sô
Line: 24 verändernt si ir stimm guoter lêr und enpfärwent sich
Line: 25 paideu leipleich und gaistleich. 25
Line: 28 Psitacus haizt ain sitich, daz ist ain vogel in Inden
Line: 29 lant, sam Jacobus und Solînus sprechent, und ist grüener
Line: 30 varb, aber sein halskraiz ist rôtvar und vil nâhent golt\var. 30
Line: 31 er hât ain grôz prait zungen und dar umb macht
Line: 32 er auch gestuckteu wort sam ain mensch, als schôn, sæhst
Line: 33 dû sein niht, dû wændest, ez wær ain mensch. er grüezt
Line: 34 den menschen und spricht: ave chere, daz spricht in wäl\hisch:
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Line: 1 got grüez dich, lieber, oder er grüezt mit andern
Line: 2 worten als er gelernt hât. iedoch lernt er in dem êrsten
Line: 3 oder in dem andern jâr allermaist und helt diu wort
Line: 4 allerlengst. des vogels snabel ist sô hert, daz er sich dâ
Line: 5 mit widerhabt auf ainem herten stain, wenn man in dar 5
Line: 6 auf wirft. er hât auch ain sô stark haupt, daz in die
Line: 7 läut mit ainem eisneinn zainl slahen müezent, wenn si
Line: 8 in twingen wellent, daz er menschleich stimm lern. er
Line: 9 ätzt sich selber mit seim fuoz als ain mensch mit der hant.
Line: 10 er nist auf dem perg Gelboe, dar umb, daz ez dar auf 10
Line: 11 nümmer geregent, wan er mag des regens niht gedulden,
Line: 12 wie daz sei, daz er ander wazzer leidt, iedoch stirbt er
Line: 13 von dem regenwazzer. er hüett seines swanzes mit grô\zem
Line: 14 vleiz und saubert sein federn gar mit vleiz mit sei\nem
Line: 15 snabel. die alleredelsten habent fünf zehen an den 15
Line: 16 füezen, aber die unedeln habent neur drei zehen. Aristo\tiles
Line: 17 spricht, daz der sitich gern wein trink und ist gar
Line: 18 ain unkäuscher vogel, und daz ist niht ain wunder, wan
Line: 19 der wein ist ain ursach der unkäusch. ez spricht auch
Line: 20 Aristotiles, wenn der vogel trunken wirt von wein, sô 20
Line: 21 schawet er gern junkfrawen an und ist an dem anplick
Line: 22 gar lustig.
Line: 25 Strucio haizt ain strauz und haizt in kriechischer 25
Line: 26 sprâch assida und haizt auch camelοn, dar umb, daz er
Line: 27 gespalten füez hât als ain kämmel. der vogel hât die
Line: 28 art, wenn diu zeit kümt, daz er airt, sô hebt er seineu
Line: 29 augen auf gegen dem himel und schawet, ob der stern
Line: 30 aufgangen sei, der virgilia haizt, wan er legt sein air 30
Line: 31 niht unz der stern aufgegangen ist, dar umb, daz der
Line: 32 selb stern aufgêt sumerzeiten in dem häumônn, der ze
Line: 33 latein julius haizt, und sô ist daz ertreich warm. in der
Line: 34 selben zeit legt der strauz seineu air und verpirgt si in
Line: 35 den warmen sant und gêt dâ von und vergizt der air an 35
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Line: 1 der stat und kümt niht wider zuo den airn, wan ez ist
Line: 2 gar ain vergezzen vogel von nâtûr, und dar umb legt
Line: 3 er seineu air in der warmen zeit, daz im daz warm frid\sam
Line: 4 weter daz arbait und auch auzpring, daz er selber
Line: 5 sitzend ob den airn sölt auzprüeten. dar umb sô diu air 5
Line: 6 erwarmt werdent von der sunnen in dem sant, sô sliefent
Line: 7 jungeu sträuzel dar auz und die alten nerent si dan. der
Line: 8 strauz hât federn gevar als ain habich oder ain valk,
Line: 9 aber er ist træg ze fliegen. er izt eisen und verdäut daz,
Line: 10 wan er ist gar haizer nâtûr. er hazzet diu pfärd von 10
Line: 11 nâtûr und laidigt si wâ er mag, und dar umb fürhtent
Line: 12 in diu pfärt gar sêr und hazzent in alsô vast, daz si in
Line: 13 niht getürrent angesehen. der strauz läuft sô snell auf
Line: 14 der erd, daz er ain pfärt fürläuft, und wenn er gêt, sô
Line: 15 hebt er die flügel über sich. Plinius spricht, daz der 15
Line: 16 strauzen federn gar dünne sein. si habent auch augen\prâwn
Line: 17 an irn augen. si habent auch gezwiselt klâen an
Line: 18 irn füezen, dâ mit begreifent si stain wenn man si jaget
Line: 19 und werfent die jäger dâ mit. si sint sô tôrot, daz si
Line: 20 neur ir haupt verpergent in ainen pusch und wænent denn, 20
Line: 21 si haben sich zemâl gar verporgen, reht als der vasant
Line: 22 tuot. man spricht auch, daz der strauz mit ainem augen
Line: 23 den himel anseh und mit dem andern die erden. er hât
Line: 24 auch gar ain grôzez starkez pain in der prust in ains schil\tes
Line: 25 weis. daz hât im diu nâtûr gegeben zuo ainem schirm 25
Line: 26 seins grozen leibes, wan er ist nâhent als grôz sam ain
Line: 27 mitelmæziger esel. Plinius spricht, daz der strauz von
Line: 28 nâtûr kal werd und plôz; aber er hât ain sô dick haut,
Line: 29 daz in niht freuset, wenn er von den federn enplœzt wirt.
Line: 32 Strix haizt aigenleich nâch der latein ain säuser oder
Line: 33 ain zandklaffer, und hât den namen von seinr stimm, sam
Line: 34 Isidorus spricht, wan sô er singt, sô säuset er mit der
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Line: 1 stimm, reht als ob er den luft durch die zend seih. dar
Line: 2 umb spricht Lucânus, daz der træg auf und der nähtleich
Line: 3 säuser klägleich singen, und dar umb sprechent etleich,
Line: 4 daz der säuser ain nahtvogel sei. aber daz ist niht wâr,
Line: 5 wan er fleugt des tages und singt auch an dem tag su\merzeiten, 5
Line: 6 und Lucânus haizt in dar umb nähtleich, daz
Line: 7 er als slæfleich singt, wan all säusend stimm machent
Line: 8 slâfend. dar umb säusent die ammen irn kinden pei den
Line: 9 wiegen. der vogel haizt auch ama oder ze däutsch ain
Line: 10 amer oder ain ämerinch nâch der latein (wan amor haizt 10
Line: 11 lieb) dar umb, daz der vogel seineu kinder gar liep hât.
Line: 12 iedoch müg wir sprechen, daz strix oder ama der naht\vogel
Line: 13 sei, der in etleicher däutsch wutsch haizt oder ain
Line: 14 stainäul, und ist ainr äulen geleich, danne daz er klainer
Line: 15 ist, und wenn er schreit, sô schreit er zitterent hu hu hu, 15
Line: 16 als ob in friese oder er zandklaffe vor froscht. der vo\gel
Line: 17 hât die art wider allen andern vogeln, daz er seinen
Line: 18 kinden ain fäuhten eintropft sam milch, wenn er si fuort
Line: 19 und speist, reht als diu tier, diu ireu kint seugent. der
Line: 20 vogel hieze wol aigenleich nâch der latein der zitrær oder 20
Line: 21 der zandklaffer von seiner stimm oder von seinem geschrai.
Line: 22 der sin ist gereht und mit dem bestêt der vorgeschriben
Line: 23 spruch Lucâni, und schüll wir sprechen, daz zwairlai vo\gel
Line: 24 sein, die ze latein strix haizent. der ain schol haizen
Line: 25 strix diurna, daz ist ain ämerinch, der ander strix noc\turna, 25
Line: 26 daz ist ain wutsch oder ain stainäul. iedoch seind
Line: 27 der ämerinch ain klainr vogel ist, sô mag er ze latein
Line: 28 stridula haizen und der wutsch schol strix haizen.
Chapter / Strophe: 66 66.
Line: 29
Line: 30 VON DEM STARN
Line: 31 Sturnus haizt ain star. Plinius spricht, daz die starn
Line: 32 klain vogel sein, snell ze vliegen, und sint swarz vogel
Line: 33 mit weizen sprekeln. si vliegent scharot mit ainander
Line: 34 und in dem flug machent si ainen sinweln haufen, alsô
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Line: 1 daz iegleicher begert, daz er in der mitt sei. daz tuont
Line: 2 si durch der habich willen, die in lâg setzent. si besam\nent
Line: 3 sich des âbends und habent ain grôzez murmeln mit
Line: 4 enander und ruoent des nahtes, aber des morgens hebent
Line: 5 si an ze murmeln und dâ nâch tailnt si sich in klain 5
Line: 6 schar und fliegent an ir waid. si tuont auch grôzen
Line: 7 schaden in den weingarten herbstzeiten.
Line: 10 Trogopales haizt ain trogopel. Solînus spricht, daz 10
Line: 11 der selb vogel in der môrn lant won, daz ze latein
Line: 12 Ethiopia haizt, und sei grœzer denn ain adlar und hab
Line: 13 hörner als ain wider. mit den hörnern verjagt er und
Line: 14 vertreibt all die vogel, die im wider sint. er ist eisenvar
Line: 15 an den vedern. er hât ain haupt als ain fenix, ân daz 15
Line: 16 er hörner vorn dar an hât, als wir vor gesprochen haben.
Line: 19 Turtur haizt ain turteltaub. der vogel ist gar käusch
Line: 20 und schämig. diu si hât irn gemahel liep und helt im 20
Line: 21 allain trew, alsô vil, daz si ir kain ander liep nimt wenn
Line: 22 er gestirbt. und wenn si witib ist, sô fleugt si neur auf
Line: 23 die dürren est der paum und waint und ist traurig und
Line: 24 singt niht. si laidigt kainen vogel und ist ze mâl gar
Line: 25 gedultig wider all die vogel, die si laidigent. si macht 25
Line: 26 gar auz ain wênig ästleinen ain nest, dar inn si ruowet
Line: 27 und ir air auzprüett. Ambrosius spricht, daz diu turtel\taub
Line: 28 auzwendig umb ir nest ains krautes pleter werf, daz
Line: 29 haizt ze latein squilla und haizt merzwifal, als her nâch
Line: 30 kunt wirt, wenn wir von der kräuter kraft sagen. daz 30
Line: 31 tuot diu turteltaub dar umb, daz diu tier irn kinden iht
Line: 32 schaden, wan diu tier vliehent diu vergiftigen pleter des
Line: 33 krautes. der turteltauben art ist, wer ir pluot nimt auz
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Line: 1 dem rehten flügel und tuot ez dem menschen in sein
Line: 2 krank augen, den ist ez hilfleich. diu turteltauben mü\gent
Line: 3 niht wol gevliegen in dem wind, der von mittem
Line: 4 tag wæt, daz ist der sudenwint und haizt ze latein auster.
Line: 5 Pei der turteltauben verstên ich ain rain pider weip, 5
Line: 6 diu allain irm ainigen liep trew helt und ist gedultig mit
Line: 7 allen weipleichen zühten. si schilt sich mit niemant,
Line: 8 hœrt aber si oder siht ain unzuht von andern läuten, sô
Line: 9 wirt ir antlütz rôsenvar und schämt sich umb fremd un\zuht.
Line: 10 diu frawe schol ain vergiftigz kraut legen umb ir 10
Line: 11 haus und umb ir wonung, daz all aufmacherinne und
Line: 12 pœs werberinne oder werber vliehent. eyâ, waz ist daz
Line: 13 kraut? treun, vester muot und niht ôrnaigen und ver\slahen
Line: 14 mit rehtem ernst und mit zühtigem zorn allez üp\pigz
Line: 15 werben und unrainen schimpf. wer der zarten tur\teltauben 15
Line: 16 pluot nimt (daz sint ir weipleich gepærd) auz
Line: 17 irm rehten flügel (daz ist auz der klârhait irr vernunft
Line: 18 und auz irr weipleichen gestalt) und tuot ez in diu kran\ken
Line: 19 augen der krankmüetigen frawen, die werdent ge\sehent,
Line: 20 wan si schawent ir sünd und ir unzuht an in 20
Line: 21 selber in aime fremden spiegel, der ân mail ist. diu
Line: 22 fraw mag niht gevliegen, daz ist, si mag sich niht geüeben
Line: 23 an dem wind gegen mittem tag, daz ist gegen der hitz
Line: 24 der unstætichait.
Line: 27 Vespertilio haizt ain fledermaus und ist sô vil ge\sprochen
Line: 28 ze latein sam ain vespervliegerinne, dar umb,
Line: 29 daz si des âbends gern fleugt sumerzeiten; in dem win\ter
Line: 30 lauzet si. diu fledermaus hât kain vedern an dem 30
Line: 31 leib noch an den flügeln. si ist ainer maus aller ding
Line: 32 geleich. der vogel under allen vogeln gepirt allain seineu
Line: 33 kint als ain geperndez gêndez tier und säugt seineu kint
Line: 34 ân daz er fleugt sam ain vogel und die flügel habent ain
Line: 35 häutel, daz spannt sich und streckt sich in dem flug. 35
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Line: 1 Plinius spricht, daz der fledermäus pluot gar guot sei
Line: 2 wider der slangen vergift oder wider irn piz, wenn man ez
Line: 3 mischt mit ainem carduo. stüend aber dâ: mit coriandro,
Line: 4 daz wær ain anderz, als her nâch kunt wirt von den
Line: 5 kräutern. ez spricht auch Plinius, daz die fledermaus 5
Line: 6 scharrent stet suocht oder unrüewig stet mit kleppern und
Line: 7 mit hämern, daz ze latein strepidus haizt. ir pluot macht
Line: 8 hârplôz, wâ ez an die gehærten haut kümt. si hât auch
Line: 9 zend, der hât dehain ander vogel mêr. diu vleder\maus
Line: 10 ist in India in dem lant grœzer denn ain taub und 10
Line: 11 hât zend als ain mensch, dâ mit zereizt si daz mensch
Line: 12 under den augen und peizt im die nasen ab oder die ôrn
Line: 13 oder ander glider. Pei der fledermaus verstên ich die
Line: 14 valschen nâchreder, die den läuten in der vinster, daz ist
Line: 15 haimleichen, ir êr abpeizent und verderbent in daz ant\lütz 15
Line: 16 irs guoten leumundes und irs löbleichen namens.
Line: 17 wê den verluochten fledermäusen, war umb vliegent si
Line: 18 niht an daz lieht?
Line: 21 Ulula haizt ain klagvogel, dar umb, sam Isidorus
Line: 22 spricht, wan sô er rüeft oder schreit, sô tuot er sam er
Line: 23 wain oder klag, und bedäutt sein stimm ungelük, aber
Line: 24 sein sweigen bedäutt glük. alsô sprechent die vogelweisen,
Line: 25 die ze latein augures haizent, daz sint die sich annement 25
Line: 26 künftigeu dinch ze sagen von der vogel quiteln und von
Line: 27 irem gesang; aber ez ist oft valsch und vælt. Pei dem
Line: 28 vogel verstên ich die argen strâfer, die den läuten kainen
Line: 29 schimpf noch kain werk ze guot kêrent und all zeit ver\kêrent
Line: 30 zuo dem pœsten. 30
Line: 33 Upupa haizt ain widhopf. der vogel ist uns verpoten
Line: 34 in der ê, daz wir sein iht ezzen, sam Isidorus spricht,
Page: 228
Line: 1 wan ez ist ain unrain vogel. er nistet in unrainikait und
Line: 2 verunraint auch sein aigen nest. aber ez ist ain schœner
Line: 3 vogel und hât ainen vedreinen kamp auf dem haupt, den
Line: 4 füert er sam ainen gekrœnten helm. in dem winter ist
Line: 5 er verporgen und ist ain stumm, aber in dem sumer und 5
Line: 6 in dem lenzen sô ist er gar ungestüem mit seim geschrai
Line: 7 und hât neur ain gesank und ain stimm, wan er singet
Line: 8 neur hoz hoz hoz, sam der gauch singt guck guck.
Line: 9 ich hân auch dick gemerkt ze Megenperch, dô ich ain
Line: 10 kindel was, daz die zwên vogel zuo enander sâzen und 10
Line: 11 sungen mit aim wehsel, der gauch vor, der widhopf nâch,
Line: 12 und wând ich, der widhopf wær des gauches roz und daz
Line: 13 si stætes pei ainander wæren. die gar alten widhopfen
Line: 14 setzent sich in der jungen geviderten nest und mauzent
Line: 15 sich und sô speisent si die jungen, unz si wider koment 15
Line: 16 ze kreften. ez sprechent auch die maister, daz die jungen
Line: 17 widhopfen ain ander tugent haben gegen den alten, wan
Line: 18 sô die alten vor alter niht mêr gesehen mügent, sô prin\gent
Line: 19 die jungen ain kraut, daz ist von nâtûr in bekant,
Line: 20 und salbent der alten augen dâ mit, sô werdent si wider 20
Line: 21 gesehent. Jacobus spricht, wer den slâf an dem haupt
Line: 22 mit des widhopfen pluot salbt und gêt slâfen, sô be\dunket
Line: 23 in in dem slâf, daz in die pœsen gaist tœten
Line: 24 wellen. des widhopfen herz ist den zaubrærn gar nütz
Line: 25 und den haimleichen übeltætigern, aber daz schüll wir 25
Line: 26 niht auzlegen, ob got wil, ez sagt auch unser puoch ze
Line: 27 latein niht.
Line: 28 Pei dem widhopfen verstên ich ainen iegleichen men\schen,
Line: 29 der schœn pœs ist und ain unstætez herz hât, ich
Line: 30 main, der ainez in dem herzen hât und redt ain anderz 30
Line: 31 mit dem mund. die selben rüefent vast in dem sumer,
Line: 32 dâ si ez guot habent und in niemant begegent; aber dâ
Line: 33 si kempfen schüllent oder rehten mit den guoten, dâ
Line: 34 verstumment si. pfui dich, dû Schanden ritter, dû seist
Line: 35 lai oder pfaff, wie tregst dû der êren krôn in valschait 35
Line: 36 ân manleichz herz und ân alle wârhait!
Page: 229
Chapter / Strophe: 72 72.
Line: 1
Line: 2 VON DEM GEIRN.
Line: 3 Vultur haizt ain geir. des vedern habent die art, ist
Line: 4 daz man si prennt in aim feur, sô vliehent die slangen von
Line: 5 dem smack, sam Plinius spricht. er spricht auch, welher 5
Line: 6 mensch des geirn herz an seiner seiten hab, der sei sicher
Line: 7 vor den pœsen tiern und vor den slangen und vor andern
Line: 8 würmen. die geir smeckent daz âs über mer, reht als der
Line: 9 adlar tuot. Isidorus spricht, der geir vârt des augen des
Line: 10 allerêrsten auf dem âs. er volgt den raisern, dar umb, 10
Line: 11 daz er des âses vol werd, und fräut sich urleuges und
Line: 12 streites. der geir hât die art, wenne er gewechset, sicht
Line: 13 er daz sein muoter kranch ist und niht wol gevliegen
Line: 14 mag, sô tœtt er si. er hât auch die art, ist, daz ain ander
Line: 15 vogel, der halt wol sterker ist dan er, im seineu kindel 15
Line: 16 laidigen wil, sô wâget er sein leben umb diu kindel und
Line: 17 sleht mit den flügeln und wundet mit den kräuln. diu
Line: 18 muoter wert den kinden die stat, dâ si geporn sint, wenne
Line: 19 si nu gevidert sint. daz tuot si umb die narung, wan ain
Line: 20 par der vogel, daz ist ain er und ain si, bedürfent ainer 20
Line: 21 weiten stat zuo irr narung. si raubt auch niht an den
Line: 22 steten, die nâhent pei irm nest sint, dar umb, daz si die
Line: 23 läut, die ir nâchgepaurn sint, iht erzürn wider sich selber.
Line: 24 wenn der geir raubet, sô füert er den raup niht zehant,
Line: 25 er versuocht vor, wie swær er sei, und mag er den raup 25
Line: 26 gefüern, sô füert er in dann. Rabanus spricht, daz et\leich
Line: 27 geir perhaft sein ân unkäusch, alsô daz sich der er
Line: 28 niht veraint noch vermischet mit der sien, und leben iriu
Line: 29 kint hundert jâr. Plinius spricht, daz der geir raub von
Line: 30 mittem tag unz ze naht und ruow von morgens unz zuo 30
Line: 31 mittem tag, alsô daz er nihts niht raub. wenn er altet,
Line: 32 sô wehst im daz obertail an dem snabel über daz under\tail,
Line: 33 alsô daz er den snabel niht auf mag getuon, und sô
Line: 34 muoz er sterben vor hunger, wan er wetzet seinen snabel
Line: 35 niht an die stain sam der adlar tuot und kan sein unge\mach 35
Page: 230
Line: 1 niht vertreiben, dar umb muoz er sterben. etleich
Line: 2 sprechent, wenn der geir wizze, daz er sterben müez, sô
Line: 3 verslind er sein aigen hirn, dar umb, daz ez den läuten
Line: 4 niht nütz werd, wan ez ist guot wider daz paralis. ist
Line: 5 daz er seineu kint vaizt siht, wenn er dan müezig ist, 5
Line: 6 sô hacket er in die füez niden auf mit dem snabel, dar
Line: 7 umb, daz si wider mager werden. er streit mit dem
Line: 8 greiffalken oder mit dem gemeinen valken und vellt auf
Line: 9 in; aber der falk ist im ze behend und ze snel, und dar
Line: 10 umb entweicht er dem geir, sô er auf in platzen wil, sô 10
Line: 11 mag sich der geir niht wider gehalten und stœzt sich ze
Line: 12 tôd. seind auch der geir alliu âs und allerlai gefügel
Line: 13 angreift, dar umb schäuht er der strick niht und der
Line: 14 vâchvallen. Ambrosius spricht, daz der geir des men\schen
Line: 15 tôd mit etleichen zaichen vor prüef. wan sô ain 15
Line: 16 her mit dem andern streiten wil, sô volgent die geirn
Line: 17 nâch, als ob si bedäuten, daz vil läut erslagen wer\den.
Line: 18 aber ich wæn, daz si daz haben von ainer gewon\hait,
Line: 19 dar umb, daz die alten daz vor gesehen habent,
Line: 20 oder si müezent ez haben von ainem einvall der nâtûr, 20
Line: 21 als vil anderr tier sint, diu künftigeu dinch bedäutent.
Line: 22 Pei dem geir verstên ich die geitigen zucker und geniezer,
Line: 23 si sein laien oder pfaffen, die sich anderr läut schaden
Line: 24 fräuwent, dar umb, daz si vol werden.
Line: 25 Mit der red haben die vogel nu ain end. 25
Line: 29 Nu ist zeit, daz wir sagen von den merwundern, dâ
Line: 30 pei wir verstên auch oft guot und übel an dem menschen. 30
Line: 31 wan wie daz sei, daz der mensch von nâtûr edler sei
Line: 32 denn kain ander tier, iedoch wenn er niht leben wil nâch
Line: 33 menschleicher art und nâch vernunft, sô macht er sich
Page: 231
Line: 1 pœser wan kain ander tier ist und lebt an etsleichen siten
Line: 2 eim pfärd geleich, an etsleichen eim hund oder eim vogel,
Line: 3 und dar umb dürf wir niht auz dem land laufen durch
Line: 4 merwunder ze sehen: wir haben ir pei uns genuog. Des
Line: 5 êrsten well wir sagen von den merwundern, der namen 5
Line: 6 sich ze latein an ainem A anhebent, und dar nâch an
Line: 7 ainem B, als unser sit vor gewesen ist.
Line: 10 Abides ist ain merwunder, daz mag ze däutsch hai\zen 10
Line: 11 ain auzgängel, dar umb, sam Aristotiles spricht, daz
Line: 12 tier ist ain mertier und ist des êrsten ain wazzertier, alsô
Line: 13 daz ez erzogen wirt in gesalzem wazzer; dar nâch ver\ändert
Line: 14 ez sein nâtûr und verkêrt sein gestalt aller ding
Line: 15 und gêt auz dem wazzer und wirt ain lanttier und nert 15
Line: 16 sich after des auf dem land, und dar umb verändert ez
Line: 17 auch seinen namen und haizt dann ze latein astois, daz
Line: 18 mag ze däutsch haizen ain peiständel, dar umb, daz ez
Line: 19 dann pei uns stêt auf dem land. wærleich, daz ist wol
Line: 20 ain wunder, daz sich an dem tier paideu nâtûr und nâ\türleich 20
Line: 21 siten und auch der nam verändert. Pei dem tier
Line: 22 verstên ich ainen iegleichen jungen menschen, der in der
Line: 23 jugent gar tugenthaft ist, die weil er under der ruoten
Line: 24 lebt in dem gesalzenn wazzer guoter strâf und weiser
Line: 25 lêre, sô haizt er denn ain engel oder engellisch. aber sô 25
Line: 26 er gewehset und sein selbes ist, sô verkêrt er all sein
Line: 27 tugent in untugent, dar umb haizt er dann ain teufel.
Line: 28 von dem spricht der gemain spruch: junger engel, alter
Line: 29 tiefel.
Line: 32 Achime mag ze däutsch haizen ain merfrâz. daz tier
Line: 33 ist ain merwunder, sam Aristotiles spricht, und ist fræziger
Page: 232
Line: 1 dann kain ander mertier. ez lebt des raubes in dem mer,
Line: 2 und waz ez izzt daz verkêrt sich allez in veizten seins
Line: 3 leibes. daz tier hât kainen magen und dar umb sô ez
Line: 4 izzt, sô wirt sein pauch zeplæt, und wenn sein leip niht
Line: 5 mêr gestrecket mag werden, sô wirft daz tier die visch 5
Line: 6 datz dem mund auz. daz tuot ez gar leihticleich, wan
Line: 7 sein munt ist nâhent pei dem leib, alsô daz ez kainen
Line: 8 hals hât. des habent auch andreu mertier niht, wan kain
Line: 9 visch hât ainen hals. Aristotiles spricht, daz der mer\frâz
Line: 10 die art hab, daz er sich einwelz sam ain igel wenn 10
Line: 11 man in vâhen well, und wenn er enpfint, daz er niht en\pfliehen
Line: 12 mag, ob er sich wider entslüng, sô izzt er sein
Line: 13 aigen flaisch, wenn in der hunger sêr twingt, und ist im
Line: 14 lieber, er verzer sein selbes ain stuk, denn daz in diu
Line: 15 mertier mitenander verzerten, diu in vâhen wellent. Pei 15
Line: 16 dem tier verstên ich die geitigen amtläut, rihter, scherigen
Line: 17 und ander abreizer, die nümmer vol werdent, unz in die
Line: 18 visch datz den münden auz reisent, daz ist, wenn ir
Line: 19 pôshait sô offen wirt, daz si ir selber pôshait bekennen
Line: 20 müezent: wenn si dann die herren jagent und si dar umb 20
Line: 21 verderben wellent, sô ziehent si sich ein und ezzent von
Line: 22 in selber ain stuck, ê daz si zemâl verderbent, daz ist:
Line: 23 ei gebent ir guot oder ain tail, ê daz si die häls ver\liesen.
Line: 24
Line: 27 Barchora haizt ain hertsnabel, wan sam Aristotiles
Line: 28 spricht, daz mertier hât ainen sô herten snabel, næm ez
Line: 29 ainen stain in seinen munt, ez zerpræch in mit dem sna\bel.
Line: 30 und dâ von spricht Aristotiles, daz kain ander tier 30
Line: 31 ainen sô herten munt hab. daz tier izt neur klain visch
Line: 32 in dem mer. Pei dem tier verstên ich die gar hertes
Line: 33 sinnes sint und alsô unvernünftig, daz si neur kleineu
Line: 34 dinch begreifen mügent.
Page: 233
Line: 3 Cocodrillus haizt ain kutschdrill. daz ist ain vier\füezig
Line: 4 tier und lebt gleich auf dem land und in dem
Line: 5 wazzer, sam Jacobus und Solînus und Plinius sprechent. 5
Line: 6 daz tier ruot oft an dem tag auf dem land und ligt alsô
Line: 7 still, daz dû gedæchtest, ez wær tôt, dû westest dann die
Line: 8 gewonhait an im, und ligt mit offem mund, unz die vo\gel
Line: 9 zuo im vallent als zuo ainem âs, sô verslindet ez si.
Line: 10 aber des nahts wont ez in dem wazzer. ez hât kain zun\gen 10
Line: 11 und hât ain weit ginendez maul unz an diu ôrn. ez
Line: 12 wegt den obern kinpacken und den undern niht. ez hât
Line: 13 auch gar scharpf klâen, dâ mit ez sich wert. daz tier
Line: 14 izt in dem winter niht, und wenn ez ainen menschen er\tœtt,
Line: 15 sô waint ez in. wenn man im sein herz auz seim 15
Line: 16 leib gewirft, sô lebt ez etswie lange dar nâch. daz tuont
Line: 17 andreu tier niht. Pei dem tier verstêt man den wuoch\rær,
Line: 18 der die armen kaufläut haime lädt zuo dem wehsel
Line: 19 oder zuo anderm geding, und verslint si dann ze letzst
Line: 20 alsô ganz. 20
Line: 23 Cricos mag ain denkfuoz haizen, wan sam Aristotiles
Line: 24 spricht, daz ist ain mertier und hât zwuo spalten an dem
Line: 25 end des fuozes. die machent im drei zêhen mit drein 25
Line: 26 kræweln. ez hât auch den rehten fuoz klain und den
Line: 27 denken grôz, und dar umb wenn ez gêt, sô tregt ez sei\nen
Line: 28 leip zemâl auf dem denken fuoz. ez ist krank wenn
Line: 29 ez unwitert und legt sich an die stain wenn die wind
Line: 30 ungestüem sint und regt sich niht. Daz tier bedäut die 30
Line: 31 läut, die sich gar sêr fürhtent vor irn laidigærn und
Line: 32 durchæhtern und getürrent sich nindert geregen.
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Line: 3 Chylon ist ain mertier, daz hât die art, daz ez kain
Line: 4 auzwendig ezzen nimt, wan ez wirt gespeist und gefuort
Line: 5 von seiner aigenen fäuhten, diu auz im gêt, sam Aristo\tiles 5
Line: 6 spricht, und diu selb fäuht ist gar zæch, dâ von ez
Line: 7 gefuort wirt. dar umb ist daz tier alle zeit nüehtarn und
Line: 8 ist doch starch an dem leib und mähtig. alsô sehen wir
Line: 9 auch an den frawen, daz si mêr vastens erleiden mügent
Line: 10 wan die man, dar umb, daz si mêr fäuhter nâtûr sint 10
Line: 11 und mêr überflüzzichait habent wan die man. Pei dem
Line: 12 tier verstên ich diu freien ledigen herzen, diu alleu auz\wendigeu
Line: 13 dinch ring wegent und lebent sicherleich in in
Line: 14 selber.
Line: 17 Canis maris haizt ain merhunt. daz ist ain grausam
Line: 18 tier, sam Plinius spricht, und hûchet die läut gar veint\leich
Line: 19 an, wan ez ist ain veint aller lebentiger ding, diu
Line: 20 im entweichent. die merhund jagent die visch in dem 20
Line: 21 mer, reht sam die rehten hund auf dem land andreu tier
Line: 22 jagent, und vâhent ir gar vil. aber die merhund pellent
Line: 23 niht, si hûchent neur mit den mäulern. Pei dem mer\hund
Line: 24 verstên ich den pœsen gaist, der jagt tag und naht,
Line: 25 wie er uns vâh in disem ellenden mer, und peilt niht, 25
Line: 26 wan er warnt uns seiner lâg niht, er hûchet neur haim\leichen
Line: 27 an uns. ach der vaig hunt, waz hât er uns ar\men
Line: 28 sælichait ab gerizzen! got erparm sich über uns!
Line: 31 Draco maris haizet ain mertrack.. daz ist ain grau\sam
Line: 32 mertier und ist lanch und an der grœze sam ain
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Line: 1 rehter track, ân daz er niht flügel hât. der mertrack hât
Line: 2 ainen knodohten swanz und hât ain klainz haupt nâch
Line: 3 seiner grœzen. sein piz ist vergiftig paideu läuten und den
Line: 4 vischen in dem mer. er hât prait flozzen an der flügel
Line: 5 stat, dâ mit er swimt in dem wazzer gar snell und wei\ten 5
Line: 6 vert. aber diu snellikait ist mêr von seiner sterken
Line: 7 und von seiner kraft wan von den flozzen. der asch, der
Line: 8 von seim pain kümt, ist guot zuo dem zantsiehtum. Pei
Line: 9 dem tier verstên ich die pœsen puoben und die verræter
Line: 10 und die ungetrewen schintvezzel, die habent knodocht 10
Line: 11 swänz, wan si machent knoden an die gugeln und an
Line: 12 die röck und umb und umb und frezzent die armen läut
Line: 13 und werdent armen arbaitern nümmer holt.
Line: 16 Delphinus haizt ain delphin. daz mertier hât kainen
Line: 17 munt an der stat, dâ in andreu tier habent, wan ez hât
Line: 18 seinen munt an dem pauch unden, wider aller wazzertier
Line: 19 art. Solînus spricht, daz die delphin ir zungen wegen
Line: 20 und daz si gespitzelt zungen haben scharpf und rauch 20
Line: 21 an dem griff und vast gepukelt. die zungen erstarrent
Line: 22 und streckent sich auz irn münden, wenn die delphin zür\nent;
Line: 23 aber wenne si gesänftigt werdent, sô besliezent sich
Line: 24 die zungen wider an irn steten. der delphin smeckendeu
Line: 25 kraft ist gar verporgen, alsô daz man niht kan gesehen, 25
Line: 26 wâ mit si smecken, wan si habent niht nasen. idoch
Line: 27 smeckent si gar wol und gar aigenchleichen. ez spricht
Line: 28 ain vorschær, daz der delphin hundert jâr und vierzig jâr
Line: 29 leb mit ab gehawem swanz. si hœrent gar gern süez ge\sang
Line: 30 und saitenspil. si sint gar snell und habent niht 30
Line: 31 gallen, sam Aristotiles spricht. ez spricht auch ain vor\schær,
Line: 32 wâ ain mensch sei, daz ains delphins flaisch ezz,
Line: 33 gevelt daz in daz mer und werdent sein die delphin ge\war,
Line: 34 sô frezzent si ez zehant. ist aber, daz der mensch
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Line: 1 des delphins niht izzt, sô tragent si in auz dem wazzer
Line: 2 an daz lant und beschirment in vor andern mertiern. ez
Line: 3 geschach auch, sam Albertus spricht, daz die schefläut
Line: 4 in dem mer ainen härpfer angriffen und wolten in er\trenken,
Line: 5 der hiez Arrio. dô pat der selb härpfær die 5
Line: 6 schefläut, daz si in vor ain klain liezen harpfen. daz
Line: 7 geschach. dar nâch wurfen si den härpfer in daz mer.
Line: 8 dô kômen die delphin und nam in ainr auf den ruck und
Line: 9 truog in auz an daz gestat. wenn ain delphin wirt ge\vangen,
Line: 10 sô wainent in die andern, sam Plinius spricht, 10
Line: 11 und wirt er ertœtt, sô begrabent in die andern. Albertus
Line: 12 spricht auch, daz ain seltzam dinch geschæhe under den
Line: 13 zeiten, dô der kaiser Augustus lebt, wan dô was ain kint
Line: 14 in dem land Campani, daz dâ ligt zwischen Rôm und
Line: 15 Napels, daz kint loff stætigs zuo dem mer wenn im diu 15
Line: 16 muoter ain prôt gab und zämt ainen delphin zuo im auz
Line: 17 dem mer an daz gestat und ätzt in zuo letzt mit seiner
Line: 18 hant. nu saz daz kindel ains tages auf den delphin, dô
Line: 19 truog er ez oft in daz mer und her wider an daz lant.
Line: 20 dô er nu daz kindel tôt vant, daz ain gesell seiner kurz\weil 20
Line: 21 was gewesen, dô starp er von rehtem laid, daz ez
Line: 22 manig mensch sach. Nu sprechent manig zuo mir, daz
Line: 23 diu wunder lugen sein, und hœrent doch von türsen und
Line: 24 von recken die grœsten lugen, die ich ie gehôrt. und dâ
Line: 25 von, daz si der wunder niht gesehen habent, sô gelaubent 25
Line: 26 si ir niht. waz wil ich der? ich schreib daz ich weiz
Line: 27 und dem ich wil und dem der ez wil.
Line: 30 Equus fluminis haizt ain wazzerpfärt. daz ist ain 30
Line: 31 merwunder gegen der sunnen aufganch, sam Aristo\tiles
Line: 32 spricht. daz hât gar ain wunderleich gestalt und
Line: 33 mag gleich wol in dem mer und auf dem land. daz
Line: 34 tier hât hâr als ain pfärt und gespalten füez und hât
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Line: 1 preischüehel als ain rint und hât ain hôhez antlütz und
Line: 2 ainen zagel oder ainen swanz als ain swein und rüehelt
Line: 3 als ain pfärt. sein haut ist dick und hert, sein ingwaid
Line: 4 ist als ains rehten pfärds ingewaid. ez ist an der grœz
Line: 5 als ain esel. dâ mach auz waz dû wellest. 5
Line: 8 Foca haizt ain merrint, sam der vorscher spricht.
Line: 9 daz ist gar ain starkez tier und verändert sein stat niht
Line: 10 gern, ez wont all zeit gern an der stat, dâ ez diu nâtûr 10
Line: 11 gemacht hât. ez ist gar ain küen tier und gar zornik
Line: 12 und doch niht gegen fremden tiern, neur gegen seim
Line: 13 hausgesind, wan ez vichtet alle zeit mit seiner frawen,
Line: 14 unz ez si ertœt; sô wirft ez si danne von seiner stat und
Line: 15 nimt ain ander, der tuot ez auch alsô und treibt daz sô 15
Line: 16 lang, unz daz ez selber stirbt oder unz in sein weib über\windet
Line: 17 und den ohsen tœtt. sô frezzent in dann sein
Line: 18 aigeneu kint und werdent ze letzt als der vater. Pei dem
Line: 19 merohsen verstên ich ainen iegleichen eifrær, der in seim
Line: 20 haus promsent ist als ain per und gelebt nümmer güet\leichen 20
Line: 21 mit seiner hausfrawen noch mit seim gesind.
Line: 24 Gladius haizt ain swertrüezel. daz ist ain merwun\der,
Line: 25 sam Isidorus und Plinius sprechent, daz hât ainen 25
Line: 26 scharpfen rüezel als ain swert, dâ mit durchgrebt ez diu
Line: 27 schef und zeuht si under. sein snabel ist under sich ge\naigt.
Line: 28 ez hât gezwiselt klâen und ainen knodoten zagel
Line: 29 und hâkot zend geleich ains ebers zend. ez wirt ê ver\wunt
Line: 30 an den füezen denn an kainem andern stuck seins 30
Line: 31 leibes. man dræt scheft auz seiner haut. Pei dem tier
Line: 32 verstên ich die valschen vorsprechen, die mit irm rüezel
Line: 33 haimleich diu schef der gerehtikait durchgrabent vor
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Line: 1 geriht und versenkent die läut, die mit rehten sachen
Line: 2 varnt. ach wie klain die bedenkent, wie man ir wort
Line: 3 sprech an dem letzten geriht!
Line: 6 Kilion, oder killon als ain ander puoch hât, daz
Line: 7 mag ain kill haizen. daz ist ain wunderleich merwunder,
Line: 8 sam Aristotiles spricht, wan diu nâtûr hât an dem tier
Line: 9 geirret, als man wænt, oder diu nâtûr hât ir ordenung
Line: 10 verkêrt an dem tier, wan alleu tier auf erden, si sein 10
Line: 11 grôz oder klain, habent ir lebern in der rehten seiten
Line: 12 und daz milz in der denken seiten: aber daz tier hât die
Line: 13 lebern in der denken seiten und daz milz in der rehten.
Line: 14 Pei dem tier verstên ich all verkêrt ordenung, als wenn
Line: 15 die tôren die weisen lêren wellent und dâ die schämel 15
Line: 16 über die penk hupfent und wâ daz adel unedelt.
Line: 19 Ludolachra mag ain ludlacher haizen. daz ist ain
Line: 20 merwunder an gestalt und an nâtûr gar wunderleich, sam 20
Line: 21 Aristotiles spricht. daz hât vier vettach oder vier flügel,
Line: 22 zwên an seinem antlütz und zwên an dem ruk. mit den
Line: 23 vier flügeln vert ez wunderleichen snell von ainer stat an
Line: 24 die andern, wâ ez sein snellikait hin treibt. Pei dem
Line: 25 tier verstên ich ainen iegleichen behenden menschen, der 25
Line: 26 sinnreich ist. der hât zwên flügel an dem antlütz mensch\leicher
Line: 27 nâtûr, daz ist menschleicher sêl; die zwên flügel
Line: 28 sint vernunft und vernünftiger will. die andern zwên
Line: 29 flügel hât er an dem ruk, daz ist an den gemainen kref\ten
Line: 30 der sêl, dâ mit der mensch überaintregt mit andern 30
Line: 31 tiern, sam gesiht, gehœrd, und sämleich kreft der sêl;
Line: 32 die zwên flügel sint erkennen und begern. mit den vier
Line: 33 flügeln fliegt der sinnreich mensch verren und nâhen.
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Line: 3 Monachus marinus haizt ain mermünch. daz ist ain
Line: 4 merwunder. daz ist in der gestalt als ain visch und oben
Line: 5 als ain mensch und hât ain haupt als ain newbeschorn 5
Line: 6 münch. oben an dem haupt hât ez platen, sam der Ste\phan
Line: 7 des êrsten het, und hât ainen swarzen raif umb
Line: 8 daz haupt ob den ôrn, reht als der reif ist von dem hâr,
Line: 9 den die rehten münch habent. daz merwunder hât die
Line: 10 art, daz ez die läut an dem gestat pei dem mer gern zuo 10
Line: 11 im lokt und springt vor in in dem mer und nâhent zuo
Line: 12 in, und wenn ez siht, daz die läut lustig sint in seinem
Line: 13 spil, sô fräut ez sich und spilt dester mêr auf dem waz\zer,
Line: 14 unz daz im ain mensch sô nâhen kümt, daz ez in
Line: 15 hin gezucken mag, sô füert ez in under daz wazzer und 15
Line: 16 frizt in. ez hât ain antlütz niht gar geleich ains men\schen
Line: 17 antlütz, wan ez hât ain nasen als ain visch und
Line: 18 hât seinen munt nâhent pei der nâsen. Pei dem tier ver\stên
Line: 19 ich die gleichsnær, die ander läut zuo in lockent
Line: 20 mit andæhtiger gepærde und zuckent si in den winkeln 20
Line: 21 zuo pôshait und in den êwigen tôt. aber ich fürht, daz
Line: 22 ir ze unsern zeiten kainer sei denn ainer: des ist auch
Line: 23 laider diu werlt vol über al.
Line: 26 Nereides mügent klagant haizen. daz sint merwun\der,
Line: 27 an allem irm leib gar rauch und scharpf und habent
Line: 28 ain ander gestalt wan der mensch hât. idoch geleichent
Line: 29 si etswie vil an ir art dem menschen und ist ir weis reht
Line: 30 als ob si klagen und wainen, wenn ir aineu sterben muoz 30
Line: 31 und hœrent die läut nâhen gesezzen von verren ir kla\gen
Line: 32 und ir wainen. alsô bekennt ir trauren, wie gar pit\ter
Line: 33 des tôdes angst und nôt sei allen tœtleichen dingen.
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Line: 1 Pei dem tier verstên in all bekêrt sündær wainend und
Line: 2 klagend ir sünd und betrahtend, wie gar kurz die fräud
Line: 3 ist diser kranken werlt.
Line: 6 Sirene sint merwunder gar wol gestimmet, sam Ari\stotiles
Line: 7 spricht. die mügent ze däutsch merweip haizen,
Line: 8 wan si habent oben von dem haupt unz an den nabel ainr
Line: 9 frawen gestalt und habent ain edel grœzen und gar ain
Line: 10 graussam antlütz. si habent auch auf dem haupt gar langez 10
Line: 11 hâr und hertez, sam daz pfärdes hâr ist. si erscheinent
Line: 12 dick auf dem mer mit irn kindeln, die tragent si an den
Line: 13 armen reht als die frawen, wan si habent gar grôz prüst
Line: 14 oder tütel, dâ mit si diu kint säugent. daz nider tail an
Line: 15 dem tier ist als daz nider tail ains adlarn, sam Adelînus 15
Line: 16 spricht, und hât daz tier gar scharpf kræuln an den füe\zen,
Line: 17 dâ mit ez reizt waz ez begreift, und hât ze letzt
Line: 18 ainen swanz mit schüepeln als ain visch, mit dem swimt
Line: 19 ez in den wazzern. ez singt auz der mâzen süezleich,
Line: 20 idoch hât ez niht ain gestuckt stimm als ain mensch, ez 20
Line: 21 hât ain abwörtig stimm, sam die vogel habent. wenn die
Line: 22 schefläut der stimm gaument, sô entslâfent si dick von
Line: 23 der süezikait des gesanges und sô zereizent si dei mer\weip.
Line: 24 dar umb verschoppent die schefläut ir ôrn, daz
Line: 25 si des gesanges iht hœrn, und wenn si die sirên oder diu 25
Line: 26 merweip sehent, sô fürhtent si in hart. Pei dem tier ver\stên
Line: 27 ich diu untugenthaften weip, diu weipleicher zuht
Line: 28 verlaugent habent, diu lockent mangen man ze pôshait.
Line: 31 Scylla mag ain merjuncfrawe haizen, daz ist ain mer\wunder
Line: 32 und ist den schefläuten und allen menschen veint
Line: 33 und ist lustig und girig des menschen pluots und seins
Page: 241
Line: 1 flaisches. daz tier hât ain haupt und ain prust reht als
Line: 2 ain juncfraw und hât ainen weiten gerunzelten munt sam
Line: 3 ain sirên und gar scharpf zend und hât ainen vihischen
Line: 4 leip und ainen zagel oder ainen swanz als ain delphin.
Line: 5 ez spricht daz puoch der ding, daz diu tier wunderleichen 5
Line: 6 stark sein und daz man si niht leiht überwind in dem
Line: 7 wazzer, aber auf dem land sint si niht sô stark und sint
Line: 8 nâhen unstreitpær. Adelînus spricht, daz diu tier auch
Line: 9 etswie vil wol singen und daz si gar wundervast flaisches
Line: 10 gelust, und spricht auch, daz diu merwunder wonen in 10
Line: 11 dem mer, daz Italiam und Siciliam diu zwai lant under\schait.
Line: 12 Pei dem tier verstên ich die valschen juncfrawen,
Line: 13 die mit gepänd als juncfrawen gênt und sich juncfrawen
Line: 14 haizent und sprechent, si haben gar gevast, und ezzent
Line: 15 doch flaisch haimleich an dem freitag: dâ sint si gar 15
Line: 16 girig nâch.
Line: 19 Stinchus mag ain stich haizen. daz ist ain tier, daz
Line: 20 wont pei dem wazzer, daz Nilus haizt, in Egyptenlant, 20
Line: 21 sam Isidorus spricht, und ist dem kutschdrillen geleich,
Line: 22 von dem wir vor gesagt haben. idoch ist der stich klai\ner
Line: 23 wan der kutschdrill. wenn man den trinkwein macht
Line: 24 mit des tiers flaisch, sô vertreibt daz getranch die vergift,
Line: 25 die der mensch in im hât. Pei dem tier verstên ich die 25
Line: 26 hailigen peihtigær. wenn ain vergiftiger sündær daz ge\tranch
Line: 27 seiner rewe mit des peihtigærs flaisch, daz ist mit
Line: 28 seim rât, macht und nimt puoz über sein sünd und vol\pringt
Line: 29 die puoz, sô kan diu vergift der sünden sô grôz
Line: 30 nümmer werden, si verswind von der rew und von der 30
Line: 31 puoz.
Chapter / Strophe: 20 20.
Line: 32
Line: 33 VON DEM TESTE.
Line: 34 Testeum haizt ain teste. daz merwunder hât ain hert
Line: 35 haut, sam ain herteu schal ist, und spricht Aristotiles, daz 35
Page: 242
Line: 1 daz tier geporn werd in dem arabischen mer. wenn daz
Line: 2 tier krank ist, sô gêt ez in ain süez wazzer und trinkt
Line: 3 etswie lang dar auz, und sô ez gesunt wirt, sô gêt ez wider
Line: 4 in daz gesalzen wazzer. daz aber süezez wazzer in dem
Line: 5 mer sei, daz bewært man dâ mit. wer ainen wähseinen 5
Line: 6 kopf in daz mer senket, der umb und umb beslozzen ist,
Line: 7 und læzt in tag und naht dar inn, der vint in vol süezes
Line: 8 wazzers. Pei dem tier verstên ich die widervallenden
Line: 9 sündær, die zuo dem süezen wazzer des abwaschens irr
Line: 10 sünd gênt und werdent gesunt, und dar nâch eilent si 10
Line: 11 aber in daz trüeb pitter wazzer der sünden.
Line: 15 Hie schüll wir sagen von den vischen und des êrsten
Line: 16 in ainer gemain. Aristotiles spricht, daz kain visch ainen
Line: 17 hals hab noch ain mansruoten noch mansgezeugel noch
Line: 18 tütel oder prüstel. iedoch habent etleicheu merwunder
Line: 19 diu vorgenanten dinch, als vor geschriben ist, wan diu
Line: 20 gepernt in ir geleichs. ich wæn auch, daz der walvisch 20
Line: 21 under der gemain niht lig, wan der unkäuscht mit seinr
Line: 22 frawen, als her nâch kunt wirt. all visch und alliu tier,
Line: 23 diu linder häut sint, diu slâfent wênich, und wenn die
Line: 24 visch slâfent, sô rüerent si nicht wan die zägel gar ain
Line: 25 klain. ez sprechent etleich, daz die visch von ainr ma\nung 25
Line: 26 irr aigen nâtûr vor auz dem land fliehen, dâ daz
Line: 27 volk inne sterben schüll oder auz dem die läut vertriben
Line: 28 schüllen werden. die visch habent die art, daz si niht
Line: 29 laichent mit fremden vischen, die auz ir art sint, noch
Line: 30 mit fremden tiern, sam ain hecht laicht neur mit ainem 30
Line: 31 hecht und ain slei mit ainem sleien. aber daz vælt an
Line: 32 der murên, diu laicht mit ainer slangen, und sprechent
Line: 33 etleich, der æl tuo daz selb. all visch ezzent anander in
Page: 243
Line: 1 dem mer, ân ain tier, daz haizt Aristotiles fascaleon, daz
Line: 2 izt niht flaisches. kain mertier izt seineu kint unz si
Line: 3 grôz werdent und den alten gleich. der mervisch flaisch
Line: 4 ist sterker und gesünder die pei dem gestat wonent, aber
Line: 5 die visch, die in der tiefen gênt, die habent waicher flaisch 5
Line: 6 und sint niht sô gesunt. all stainvisch sint gern vaizt
Line: 7 und aller visch her hât ainen maister und ainen laiter.
Line: 8 ain iegleich visch, der des raubs lebt, der swimt gesellic\leich,
Line: 9 sam der hecht und sämleich visch. all visch, die
Line: 10 nâch der praiten swimment, die werdent vaizt wenn der 10
Line: 11 sudenwint wæt von mittem tag, als die prähsem tuont und
Line: 12 die halbvisch und die den geleichent. aber die sich nâch
Line: 13 der leng streckent wenn sie swimment, sam der hecht
Line: 14 tuot, die werdent vaizt sô der nordenwint wæt, der ze
Line: 15 latein aquilo haizt. der visch weibel sint grœzer wan die 15
Line: 16 mändel, wan die rogner werdent grœzer denn die milcher.
Line: 17 der vischvanch ist allerpest des morgens ê diu sunn auf
Line: 18 gêt, wan sô ist ir gesiht gar betrieglich. si sehent auch
Line: 19 des nahtes reht als an dem tag. si sterbent von öltrinken.
Line: 20 daz mêrer tail der vischair verderbent, wenn der rognær 20
Line: 21 diu air læzt in seim gang hin und her. etleich visch ge\pernt
Line: 22 von in selber ân allez laichen, und etleich von dem
Line: 23 ertreich anderr visch, dâ si geruot habent, etleich von
Line: 24 ainvaltiger erden, etleich von fauler zerprochner fäuhten,
Line: 25 die man auf dem wazzer siht swimmen sam daz öl. die 25
Line: 26 visch habent die art, daz si hin und her swimment und
Line: 27 spazierent, ê si gepernt oder ê si mitenander laichent.
Line: 28 etleich visch werdent krank wenn si gepernt oder rogen
Line: 29 lâzent, und dar umb væht man si denn leihticleicher denn
Line: 30 ander zeit. dürrein schat den vischen sêr, wan si wer\dent 30
Line: 31 gemaincleich vaizt wenn regenzeit ist, und ist in diu
Line: 32 regenzeit kreftig, reht als den pflanzen, die auz der erden
Line: 33 wahsent, und dar umb swimment si ob, sô ez regent, als
Line: 34 ob si sich des regens fräwen. ist daz man ain holz reibt
Line: 35 mit ains mervisches lebern, daz print reht als öl, und 35
Line: 36 dar umb spricht ain vorscher, daz man auz etleicher mer\visch
Page: 244
Line: 1 lebern öl mach. etleich visch berüernt daz vaz
Line: 2 nümmer dâ mit man si væht, ez sei dann frisch. der
Line: 3 visch weibel sint lenger wan die männel und sint herter
Line: 4 an dem flaisch. die visch habent auch die art, daz si
Line: 5 gern widerkêrent an die stat, dâ si geporn werdent, wâ 5
Line: 6 si hin koment, ez sei über sich oder under sich, und dar
Line: 7 umb nement si dick schaden. der grôz maister Basilius
Line: 8 spricht: schaw, wie iesleich gesläht der visch sein besunder
Line: 9 lant hât und sein gegent, und nimt ainr dem andern sein
Line: 10 wonung niht: ez genüegt ain iegsleich gesläht der visch 10
Line: 11 an seiner wonung.
Chapter / Strophe: 1 1.
Line: 12
Line: 13 VON DEM ÆL.
Line: 14 Angwilla haizt ain æl. der visch ist ainr slangen
Line: 15 geleich und dâ von hât er den namen ze latein, wan an\gwis 15
Line: 16 haizt ain slang, dannen kümt angwilla. sô dû den
Line: 17 visch ie vester druckest zwischen den henden, sô er ie
Line: 18 leihticleicher durch die hant slingt. er ist gar übel ze
Line: 19 straufen. Plinius spricht, aintweder under den æln ist
Line: 20 kain man oder kain weip. wer ainen æl tœtt in wein und 20
Line: 21 trinkt dar nâch des selben weins, dem wirt wein wider\zæm,
Line: 22 sam Isidorus spricht. des âls vaizten ist ain erznei
Line: 23 den siechen ôrn. er hât gar ain swæren tôt, wan sô er
Line: 24 schôn gestrauft ist, dannoch lebt er. man muoz in paz
Line: 25 kochen pei dem feur dann ainen andern visch, er wær 25
Line: 26 anders gar schad und ungesunt, und dar umb schol man
Line: 27 in prâten, sô ist er gesünder denn gesoten, wan die pœ\sen
Line: 28 fäuhten dünst gênt auz im, sô man in præt. nu prât
Line: 29 in alsô. zeuch im die haut ab und stuck in denn in gan\zeu
Line: 30 stuck nâch der leng und stüpp diu stuck mit guoten 30
Line: 31 edeln würzen klain gestôzen, und dar nâch zeuch die haut
Line: 32 wider über diu stuck nâch der leng und stopf mit ainem
Line: 33 scharpfen mezzer die haut über al, daz der trôr herdurch
Line: 34 müg, und leg in dann in ain clamer spiz, daz ist ain
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Line: 1 clainr eiseneinr spiz gespalten und gênt die zwai cle\mern
Line: 2 oben und unden zesamen und habent ringel, dâ mit
Line: 3 man si zuo enander twingt. alsô prât in schôn und lank\saim,
Line: 4 sô wirt er ain herrenezzen. Albertus spricht, daz
Line: 5 in dem wazzer, daz Ganges haizt, æl gên, die sein drei\zig 5
Line: 6 elnpogen lang.
Line: 9 Allec haizt ain härinch. der visch hât allain die art
Line: 10 vil nâhen under allen andern vischen, daz er neur des 10
Line: 11 wazzers lebt und mag auz dem wazzer ain stunt niht ge\leben,
Line: 12 wan er stirbt zehant wenne er über daz wazzer
Line: 13 kümt. sein augen scheinent des nahtes in dem mer reht
Line: 14 sam ain lieht, aber diu kraft der augen stirbt mit dem
Line: 15 visch. wâ die häring in dem mer ain lieht sehent ob 15
Line: 16 dem wazzer, dâ samnent si sich hin in grôzen scharn,
Line: 17 und mit der kündichait pringt man si in die netz. die
Line: 18 pesten häring gênt pei Schottenlant und die aller pœsten
Line: 19 pei däutschen landen.
Line: 22 Aureum vellus haizt goltwoll. die zeuht und speist
Line: 23 daz mer, sam Ambrosius spricht, und daz gestat pei dem
Line: 24 mer gepirt die wollen, nâch dem gold etswie vil gepildet,
Line: 25 und dar umb haizt si auch goltwoll. der wollen varb kunt 25
Line: 26 noch nie kain maister an ander wollen pringen noch mit
Line: 27 künsten gemachen, wie guot er ie wart in der verberkunst.
Line: 28 ez sprechent auch etleich, daz diu woll derlai sei gewesen,
Line: 29 dar umb vil und vil tausent menschen hie vor erslagen
Line: 30 wurden in der Troier lant. 30
Line: 31 Pei der guldeinn wollen verstên ich die himlischen
Line: 32 goltpluomen, ich main die muoter der parmherzichait
Line: 33 Mariam gotes muoter, in der schôz daz götleich himel\taw
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Line: 1 her ab tawet mit den gâben des hailigen gaistes und
Line: 2 prâht uns gotes aingepornen sun in den umbvanch der
Line: 3 käuschen clausen Marien. der varb (daz ist ir tugent
Line: 4 und ir hailichait) moht noch nie kain maister volpilden
Line: 5 mit geschrift und mit getiht. ach, obersteu kaiserinne, vol 5
Line: 6 der gnâden, neig dich neur ain klain, diu zeit ist hie.
Line: 7 gedenke, daz dû pist aller sünder hoffnung und zuofluht.
Line: 10 Afforus mag ain klain vischel haizen, wan sam Isi\dorus 10
Line: 11 spricht, daz vischel ist sô klain, daz man ez mit
Line: 12 kainem hamen gevâhen mag. Dâ pei verstêt man die
Line: 13 diemüetichait unser frawen, wan diemüetichait mag niht
Line: 14 gevallen, diemüetichait ist ain ursprinch aller tugent.
Line: 17 Aranea maris haizt ain merspinn. daz ist ain mer\visch,
Line: 18 sam Isidorus spricht, der hât spitzling in den ôrn,
Line: 19 dâ mit sticht er die im ze nâhen koment. iedoch ist er
Line: 20 ain zeitleich guot ezzen. Pei dem visch verstêt man die 20
Line: 21 läut, die leihticleich ir ôren naigent zuo pœsem sagen von
Line: 22 dem næhsten und verwundent die selben oft mit nâchred
Line: 23 oder mit schaden in rehter unschult. daz ist unreht.
Line: 24 man scholt ainz vor ze red setzen, unz man die wârhait
Line: 25 bevindet. dar umb spricht diu geschrift: dû scholt dein 25
Line: 26 ôrn umbzäunen mit dornen, daz ist, dû scholt niht leih\ticleich
Line: 27 allen redærn und sagern gelauben.
Line: 30 Bocha haizt ze latein auch piscis pluvialis, daz haizt 30
Line: 31 ze däutsch ain regenvisch, dar umb, daz der visch sun\derleich
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Line: 1 zuo nimt in dem regen. die visch swimment
Line: 2 neur nâch der praiten, wan si sint gar dünn visch und
Line: 3 gar prait. si habent auch flozzen umb und umb nâch
Line: 4 der praiten. sô die vischær den visch wellent vâhen, sô
Line: 5 senket er sich an den grunt und betrüebt daz wazzer ob 5
Line: 6 im, dar umb, daz man in iht gesehen müg, wan sô er
Line: 7 sich nâch der praiten an daz ertreich smucket, sô ist er
Line: 8 oben auf dem ruck erdvar.
Line: 11 Cete haizt ain walvisch. der ist der grœst visch ob
Line: 12 allen vischen, sam Isidorus spricht. er hât in der jugent
Line: 13 swarz zend, die werdent im weiz in dem alter, und hât
Line: 14 ain pain an der stirn. etleich walvisch sint sô grôz, daz si
Line: 15 inseln dunkent oder wäld, wâ man si verr siht, oder schei\nent 15
Line: 16 als die grôzen perg. die walvisch nement dick sant
Line: 17 auf den ruck, und sô die schefläut von nôt auf den sant
Line: 18 getriben werdent von ungewiter, sô wænent si, ez sei ain
Line: 19 insel und si haben lant funden. des fräwent si sich und
Line: 20 lâzent ir segel nider und senkent ir anker in daz mer 20
Line: 21 und slahent feur auf den sant und wellent ruoen. sô
Line: 22 denn der walvisch des feurs enpfint, sô wirt er gar er\zürnt
Line: 23 und senket sich under daz wazzer und zeuht mit
Line: 24 im paideu schef und läut under daz wazzer an den grunt.
Line: 25 wie auch daz sei, daz er der grœst sei ob allen vischen, 25
Line: 26 iedoch hât er ainen klainen slunt, und dar umb verslint
Line: 27 er neur die klainen visch. die locket er zuo im mit sei\nem
Line: 28 süezen âtem, der im auz dem hals gêt, unz daz er
Line: 29 si verslicht. wenn dû die walvisch mit enander sæhest
Line: 30 gên, dû wæntest verrlingen, daz ain grôz güzzwazzer dâ 30
Line: 31 flüzz und gar snell flüzz. Isidorus spricht: ich hân daz
Line: 32 selb beschawet und hân gewundert an gotes weishait.
Line: 33 wenn der walvisch über dreu jâr kümt, sô unkäuscht er
Line: 34 mit seim weib, diu haizt ze latein balena, und ân under\lâz
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Line: 1 in ainer kurzen stunt. in der unkäusch wirt er be\raubt
Line: 2 der kraft fürpaz mêr ze unkäuschen, alsô daz sein
Line: 3 mansruot ân nutz wirt. und dar umb gêt er dan in daz
Line: 4 gar tief mer und wehset alsô grôz, daz man in mit kains
Line: 5 menschen künsten noch listen gevâhen mag, und scheint 5
Line: 6 sô grôz, sæhest dû in, dû wændest, ez wær ain grôzer
Line: 7 perg: alsô erhebt er sich dick über daz wazzer mit seiner
Line: 8 unmæzigen grœzen. und dar umb mag man in niht ge\vâhen
Line: 9 denn sô er under drein jâren ist. wan sô er hœrt
Line: 10 schalmeien und ander süez gedœn, sô næhent er zuo den 10
Line: 11 läuten und alsô væht man in. des visches sâm wirt ge\vangen
Line: 12 oben auf dem wazzer, wan sô er geunkäuscht hât,
Line: 13 sô swimt der sâm oben, den er gelâzen hât, den væht
Line: 14 man denn und tuot in in klaineu fläschel, als triakers
Line: 15 fläschel sint, und den walrâm trinkt man nüehtern, wan 15
Line: 16 er sterkt als gar wol und kreftigt vast, und dar umb ist
Line: 17 er gar schatzpær und teur.
Chapter / Strophe: 8 8.
Line: 18
Line: 19 VON DEM KREBZ.
Line: 20 Cancer haizt ain krebz. der hât ainen herten ruck, 20
Line: 21 reht sam die kütschdrillen habent. der krebz hât aht
Line: 22 füez und arm und hât schær an der hende stat. er gêt
Line: 23 hinder sich, und spricht Adelînus, daz er nümmer nâch
Line: 24 seinem antlütz gê. iedoch hân ich den krebz für sich
Line: 25 sehen gên gar sain und trægleichen. wenn er alt wirt, 25
Line: 26 sô vint man zwên weiz stain in seim haupt, dâ ist rôt ein
Line: 27 gemischt. etleich sprechent, daz die stain sô grôz kraft
Line: 28 haben, wer si in trank nem, si vertreiben im den herz\stechen,
Line: 29 und daz ist gar geläupleich, wan, als Galiênus
Line: 30 spricht, daz herz wirt gar vast gesterkt von den herten 30
Line: 31 stainen, als die saphir sint und die margariten oder die
Line: 32 veinn perl und die jâchant und ander sämleich stain. die
Line: 33 krebz sint langs lebens. daz weip hât den êrsten fuoz
Line: 34 gespalten und der man hât in ainvaltig und ungespalten,
Page: 249
Line: 1 der reht arm ist vil nâhen allen krebzen grœzer denne
Line: 2 der denk. deu männel habent zwên dorn zwischen dem
Line: 3 leib und dem swanz, der diu weibel niht habent. wenn
Line: 4 die krebz air habent in dem leib, sô sint si ain erznei
Line: 5 wider der slangen hecken. wenn der krebz getrenket ist 5
Line: 6 mit milich ân wazzer, sô lebt er vil tag. des krebzs därm\lein
Line: 7 strecket sich von dem leib unz an daz end seins
Line: 8 swanzes. wenn daz swarz ist und vol, sô ist der krebz
Line: 9 guot; ist aber ez eitel und weiz, sô ist der krebz erhun\gert
Line: 10 und ist ain schedleich ezzen. 10
Line: 13 Concha oder coclea haizt ain snek und ist ze däutsch
Line: 14 als vil gesprochen als ain flächlink oder ain eitlink, wan
Line: 15 sô der môn abnimt, sô werdent ir schaln flach oder hol 15
Line: 16 und eitel. wan als Rabanus spricht, alleu mertier, diu
Line: 17 mit schaln beslozzen sint, diu nement zuo wenn der môn
Line: 18 aufnimt und nement ab wenn der môn abnimt. ez spricht
Line: 19 auch Rabanus, daz die visch margariten machen, daz sint
Line: 20 vein perl. die mersnecken habent die art, daz si des nah\tes 20
Line: 21 an daz gestat gênt und werdent swanger von dem hime\lischen
Line: 22 taw, und dâ von werdent die margariten in irm
Line: 23 flaisch. Solînus spricht, die mersnecken unkäuschent ze
Line: 24 gewisser zeit in dem jâr und gevâhent zuo. si begernt des
Line: 25 himeltawes reht als ain fraw irs liebes begert und tuont 25
Line: 26 ir schaln auf und ginent gegen dem tawe. und sô des
Line: 27 mônen fäuhten, daz ist der taw, allermaist vellt, sô trin\kent
Line: 28 si daz begert taw in sich und werdent swanger und
Line: 29 swær von dem taw. und als daz taw geschicket ist, alsô
Line: 30 schickent sich die margariten, die dâ von koment; wan 30
Line: 31 ist daz taw clâr und lauter, sô werdent die margariten
Line: 32 gar vein und scheinig; ist aber ez trüeb, sô werdent si
Line: 33 plaich oder rôtelot, und alsô gepernt die sneken mêr von
Line: 34 dem himeltaw wan von dem merwazzer.
Page: 250
Line: 3 Corvi maris haizent merraben, und habent den na\men
Line: 4 von ir stimm, sam Isidorus spricht, wan si kroch\zent
Line: 5 mit der prust als die raben, und sô si sich gemel\dent 5
Line: 6 mit der stimm, sô væht man si. Der visch bedäutt
Line: 7 die läut, die auzwendig sweigent als ob si gar gedultig
Line: 8 sein und mürmelnt doch in sich selber mit dem herzen, und
Line: 9 dâ von werdent si dick gevangen mit des teufels stricken.
Line: 12 Claurius haizt ain claur und haizt auch glaius. der
Line: 13 visch hât die art, daz er in die geätzten hamen peizt,
Line: 14 aber er izt ir niht, er beraubt si des dar inne ist und
Line: 15 wirt alsô vaizt. Der visch bedäutt die menschen, die offen\pærleich 15
Line: 16 die unkäusch vliehent, dar umb, daz diu künf\tigen
Line: 17 kindel si iht melden, aber inwendig sint si vol un\käusch
Line: 18 mit gir und treibent ir unfuor mit küssen, mit
Line: 19 unzimleichen reden und mit mærlein und verunrainent
Line: 20 sich lesterleich und pœsleich, dâ von niht mêr ze reden ist. 20
Line: 23 Delphinus ist ain visch, der haizt delphin. iedoch
Line: 24 ist er niht daz merwunder delphin, dâ von wir vor gesait
Line: 25 haben. der visch ist klainer denn daz selb merwunder, 25
Line: 26 sam Isidorus spricht. die visch habent die art, wenn ain
Line: 27 ungewiter komen schol, sô springent si auf dem wazzer
Line: 28 und spilent, und dâ pei erkennent die schefläut künftigz
Line: 29 ungewiter. si sint sô snell in iren sprüngen, sam Solînus
Line: 30 spricht, daz si etswenn über die schefsegel springent, und 30
Line: 31 die vischær besamnent sich und werfent eisnein rechen
Page: 251
Line: 1 auf, dar inn beslahent sich die delphin und reibent sich
Line: 2 an den sant dâ mit, alsô die rechen in ir flaisch gedrukt
Line: 3 werdent, und sô wirft si daz mer dann auz an daz lant.
Chapter / Strophe: 13 13.
Line: 4
Line: 5 VON DEM ECHEN
Line: 6 Echinus haizt ain ech. der visch ist halpfüezig, sam
Line: 7 Jacobus und Isidorus sprechent, und ist sô kreftig, daz
Line: 8 er ain schef still helt, daz ez sich nindert wegt, ez sla\hen
Line: 9 die wind in daz mer oder ez slahen die ünden, und
Line: 10 wie sêr die wazzerflüzz diezzen, sô mag daz schef weder 10
Line: 11 für sich noch hinder sich, reht als ob ez dâ gruntvest
Line: 12 hab und dâ gewurzelt sei, niht dar umb, daz ez daz
Line: 13 vischel wider ziehe, neur dar umb, daz daz vischel dar
Line: 14 an hanget. daz sprechent auch Ambrosius, Jacobus
Line: 15 Aquensis, Aristotiles, Isidorus und der grôz Basilius. nu 15
Line: 16 spricht Albertus, daz man des grôzen wunders an dem
Line: 17 vischel kain ander sach müg gehaben denn daz got ze
Line: 18 verstên gibt in seinen crêatûren seineu wunderleicheu
Line: 19 werk, und seineu wunder læzt schawen, und dar umb, daz
Line: 20 die ketzer geschant werden, die anders niht gelauben wel\lent 20
Line: 21 denn der nâtûr gemainen lauf. die echen sint der
Line: 22 krebzen geslähtes, sam Plinius spricht, wan si habent
Line: 23 auch dorn an der füez stat. den visch schol man niht
Line: 24 ezzen oder man izt den tôt dar an. wan sô er gezzen
Line: 25 wirt, sô verändert er den menschen auz dem satz seiner 25
Line: 26 rehten nâtürleichen schickung. der ech bestelt diu schif
Line: 27 ze mittest in dem mer und mag sich selber niht bestellen,
Line: 28 er muoz daz von dem staindel petlen, daz er den schiffen
Line: 29 milticleich gibt. wan sô er ain künftigz unwiter siht, sô
Line: 30 umbgreift er ain staindel, daz in die wazzerschuck iht 30
Line: 31 auzwerfen, und helt doch ain grôz schif, als vor gespro\chen
Line: 32 ist. die visch habent ir münd ze mitelst an dem
Line: 33 leib und sint vil nâhent als si glesein sein an dem leib
Line: 34 und habent ains schorpen gestalt. si habent auch an der
Page: 252
Line: 1 zend stat swær und scharpf sticheling in dem mund.
Line: 2 ireu air sint pitter und der sint fünfeu an der zal, sam
Line: 3 Ambrosius und Aristotiles sprechent. Ich pit dich, tuo
Line: 4 als der visch tuot gegen dem ungewiter, und sô dâ in
Line: 5 leiden seist, sô begreif ain staindl, daz ist, rüef ainen 5
Line: 6 hailigen an, der dich auf halt in deinen leiden. ich rât
Line: 7 aber dir allermaist zuo unser frawen, diu wirt snell gewert.
Line: 10 Esox haizt ain haus. der visch gêt in der Tuonaw, 10
Line: 11 zuo dem gesellt sich der stür gar gern, daz er mit im
Line: 12 scherz. und sô sein der haus innen wirt, sô fleuht er
Line: 13 zehant und der stür volgt im nâch, wan si sint paid grôz,
Line: 14 dar umb mügent si sich niht verpergen in den grôzen
Line: 15 wazzern. wenn si alsô jagent und daz wazzer vor in trei\bent, 15
Line: 16 sô væht man si dick paid mit enander. wenn der
Line: 17 haus gevangen ist, der in denn trenkt mit gar starkem
Line: 18 wein oder mit milch, unz daz er trunken wirt, sô lebt er
Line: 19 vil tag. er trinkt aber wol vier sehstail weins, ê daz er
Line: 20 trunken werd, daz sint vier gar grôz angstær. er hât 20
Line: 21 neur ainen darm und hât klaineu pain in dem leib und
Line: 22 hât der wênig und diu pain sint waich als die kruspeln
Line: 23 aber in dem haupt hât er vil pain und diu selben sint
Line: 24 hert. Pei den hausen verstên ich die läut, die mit des
Line: 25 herzen gir grôz sint und an irm fürsatz der tugent, aber 25
Line: 26 si sint waich an den werken.
Chapter / Strophe: 15 15.
Line: 27
Line: 28 VON DEM GRAN.
Line: 29 Granus haizt ain gran. daz ist ain mervisch, sam
Line: 30 Aristotiles spricht. der visch hât ain aug oben auf dem 30
Line: 31 haupt wider aller anderr tier nâtûr. mit dem aug siht
Line: 32 er allzeit über sich und hüet sich vor schaden. Der visch
Page: 253
Line: 1 bedäut ainen iegleichen spiegelschawer, der tag und naht
Line: 2 alleu ding betraht und beschawet in dem spiegel seiner
Line: 3 vernunft und siht got in seinen werken und die crêatûr
Line: 4 in götleicher güet. der selb mag wol von im selber spre\chen:
Line: 5 mein augen sehent allzeit zuo dem herren, daz ist: 5
Line: 6 zuo got schüllen unsreu augen stên ân underlâz, wan er
Line: 7 zuckt unser füez auz dem strick des êwigen tôdes.
Line: 10 Hirundo maris haizt ain merswalb. daz ist ain mer\visch 10
Line: 11 gar geleich ainer swalben, sam Plinius spricht. der
Line: 12 visch hât allain an im ain art, diu allen andern vischen
Line: 13 wider ist ân einen mervisch, der haizt luligo, und ân
Line: 14 ainen andern mervisch, wan diu merswalb beleibt pei den
Line: 15 vischen in dem wazzer und hât auch flügel, dâ mit si 15
Line: 16 fleugt in die lüft. Der visch bedäut die menschen, die
Line: 17 etleich zeit werltleich amt habent und mit werltleichen
Line: 18 sachen umbgênt und dar nâch sich versinnent und ge\denkent
Line: 19 an daz êwig leben und bekêrent sich zuo göt\leichem
Line: 20 leben und werdent gar guot. 20
Chapter / Strophe: 17 17.
Line: 21
Line: 22 VON DEM KALOS.
Line: 23 Kalaos haizt ain kalos. daz ist ain mervisch man\gerlai
Line: 24 gestalt und mangerlai schickung, sam Aristotiles
Line: 25 spricht. der visch hât die art wider all ander visch, daz 25
Line: 26 im daz regenwazzer schad ist, daz doch allen andern
Line: 27 vischen ain trôst und ain hilf ist und dâ von kreftig und
Line: 28 vaizt werdent. aber der kalus wirt plint von dem regen\wazzer,
Line: 29 sô mag er denn sein ezzen niht vinden und muoz
Line: 30 sterben in dem hunger. Pei dem visch verstên ich die 30
Line: 31 läut, die des gots wortes niht gehœren mügent, alsô daz
Line: 32 ez in nütz sei an leib oder an sêl.
Page: 254
Chapter / Strophe: 18 18.
Line: 1
Line: 2 VON DEM HECHT.
Line: 3 Lucius haizt ain hecht. daz ist ain visch, als daz
Line: 4 puoch von den nâtürleichen dingen sait, der auch ain waz\zerwolf
Line: 5 haizt, der izt ander visch und waz er frösch vindet, 5
Line: 6 die in der andern visch münden sint, alsô daz si nâhen
Line: 7 als grôz sint als er selber, die frizt er auch. er izt ainen
Line: 8 andern visch alsô. wenn er in überwindet, sô frizt er daz
Line: 9 haupt des êrsten und wenn er daz verdäut, sô izt er daz
Line: 10 ander tail dar nâch, ie ain stuck nâch dem andern, unz 10
Line: 11 daz er in gar vrizt. er izt auch ainen andern hecht, alsô
Line: 12 gräuleich ist er von nâtûr und sô girig auf den raup. er izt
Line: 13 auch seinen aigenne sâmen, er sei denn ze vischeln worden.
Line: 14 Pei dem hecht verstên ich all wüetreich, die arm läut
Line: 15 frezzent und auch ir aigen mâg und freunt verderbent. 15
Chapter / Strophe: 19 19.
Line: 16
Line: 17 VON DER MURÊN.
Line: 18 Murena haizt ain murên. der visch hât kainen man
Line: 19 seins geslehtes oder seinr nâtûr, ez sint eitel weip, sam
Line: 20 Isidorus spricht, und gevæht zuo von der slangen. wan als 20
Line: 21 Basilius spricht, diu slang locket die murên auz dem waz\zer
Line: 22 mit sänftem wispeln und unkäuscht dann mit ir. und
Line: 23 dar umb lockent ir die vischer mit wispeln auz dem waz\zer
Line: 24 und vâhent si. Ambrosius spricht, wenn diu slang
Line: 25 unkäuschen well mit der murên, sô lâz si vor all ir ver\gift 25
Line: 26 von ir. Albertus spricht, daz man dâ pei verstên
Line: 27 schol, wie grôz sänftikait und tugent der man haben
Line: 28 schol zuo seiner frawen, wan ain man und sein fraw
Line: 29 werdent gesament an dem kind, daz ir paider fruht ist.
Line: 30 Alexander spricht, daz diu murên ir sêl in dem swanz 30
Line: 31 hab, wan sô man ir daz haupt zersleht, dannoch lebt si;
Line: 32 aber sô man ir den swanz absleht, sô stirbt si zehant. die
Page: 255
Line: 1 murên habent ainen vergiftigen piz; aber sô man ir haupt
Line: 2 pulvert, daz pulver ist guot für die selben pizz.
Chapter / Strophe: 20 20.
Line: 3
Line: 4 VON DEM MEGAR.
Line: 5 Megarus haizt ain megar. daz ist ain mervisch, sam 5
Line: 6 daz puoch sagt von den nâtürleichen dingen, und ist zwair
Line: 7 tener lang. er dunket pœs in den landen, dâ man in
Line: 8 væht, aber sô man in selzet und in verr füert, sô wirt
Line: 9 er wert umb sein selzein. iedoch sô er frisch ist, sô ist
Line: 10 er pezzer ze ezzen, wan sô er gesalzen wirt. der visch 10
Line: 11 bedäut die in irm vaterlant versmæht sint, wan als Chri\stus
Line: 12 spricht, niemant ist ain genæmer weissage in seins
Line: 13 vater lant und die man doch in fremden landen gar wert
Line: 14 hât und si wirdigt und grœzleichen êret. Solînus spricht,
Line: 15 daz die megarn mit den sneken des nahtes an daz gestat 15
Line: 16 gên und trinken daz himeltaw und werdent swanger der
Line: 17 margariten oder der veinn perl, und daz taw nement die
Line: 18 mersneken ze mettenzeit und dar umb sint die perll vei\ner
Line: 19 und liehter; wan der taw, der ze mettenzeit gevangen
Line: 20 wirt, ist liehter wan der des nahtes gevangen wirt, und 20
Line: 21 sô der snek des tawes ie mêr nimt, sô die perll ie veiner
Line: 22 und grœzer werdent. sô den offenn sneken ain plitzen oder
Line: 23 ain himelplitzen her velt von dem ungewiter, sô druckent
Line: 24 si sich zesamen und swimment mit ainr schar mitenander
Line: 25 und der witzigist swimt vor und füert die andern. 25
Line: 28 Nullus haizt ain kainvisch. der hât den namen dar
Line: 29 umb, sam Isidorus spricht, daz er waich ist und gar un\lustich
Line: 30 ze ezzen. er macht die läut unlustig und macht die 30
Line: 31 augen trüeb, und die den visch dick ezzent, die smeckent
Line: 32 und stinkent vast. wer den wein trinkt, dâ der visch inn
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Line: 1 ertœtt ist, dem wirt der wein widerzæm, sam Rabanus
Line: 2 spricht. Pei dem visch verstên ich den menschen, der
Line: 3 weder im selber noch der werlt nütz ist noch got êrleich.
Chapter / Strophe: 22 22.
Line: 4
Line: 5 VON DEM OSTER.
Line: 6 Ostrea haizt ain oster. daz ist ain mervisch und ist
Line: 7 der sneken geslähtes, von den wir vor gesait haben, sam
Line: 8 Plinius spricht. der sneken flaisch izt der krebz gar gern.
Line: 9 dar umb, wenn die sneken diu häusel auf tuont durch des
Line: 10 sänftigen weters willen, sô werfent die krebz staindl zwi\schen 10
Line: 11 die schaln, daz si sich niht zuo mügen tuon, und
Line: 12 nagent dann der sneken flaisch. der sneken schaln sint
Line: 13 weiz und sinwel und tragent die pilgrein die selben schaln
Line: 14 an irn hüeten; aber daz flaisch geröst mit öl und mit
Line: 15 zwival ist gar guot in der vasten. 15
Line: 18 Porcus marinus haizt ain merswein und ist ain visch,
Line: 19 den man izt. der ist vil nâch als ain rehtez swein an der
Line: 20 gestalt. sein zung ist ledig sam ains rehten sweins, aber 20
Line: 21 ez hât niht ain stimm sam ain rehtz swein. ez hât auf
Line: 22 dem ruck dorn, dâ ist vergift inn. aber des visches gall
Line: 23 ist ain erznei wider die vergift. diu merswein leident vil
Line: 24 angst und nôt, sam Plinius spricht, und suochent ir na\rung
Line: 25 an des mers grunt und wüelent in die erd sam diu 25
Line: 26 rehten swein. si habent den rüezel pei der keln.
Chapter / Strophe: 24 24.
Line: 27
Line: 28 VON DEM STÜRN.
Line: 29 Sturio haizt ain stür. daz ist ain grôzer visch und
Line: 30 gêt in den vliezenden wazzern und nimt gar clain ezzens 30
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Line: 1 in seinen leip. er lebt allermaist des liehten lautern
Line: 2 luftes und dar umb hât er ainen clainen pauch. er hât
Line: 3 ingewaid, aber daz ist gar clain nâch seinr grœz. er hât
Line: 4 ain grôz lebern, und diu ist alsô süez, daz man si kaum
Line: 5 izt ân des magen wüllen, und dar umb reibent die köch 5
Line: 6 die lebern mit des stürn gallen, daz si die überigen süe\zen
Line: 7 verlies. er hât kainen munt, wan daz selb tail
Line: 8 ist ganz, dâ andreu tier ir münd habent. iedoch hât er
Line: 9 ain klain loch under der keln und daz öffent er wenn er
Line: 10 wil. wenn der sudenwint wæt, sô wirt er vaizt und swimt 10
Line: 11 oben in dem wazzer; wenn aber der nordenwint wæt, sô
Line: 12 ligt er an dem grunt. wenn er in milch stêt, sô lebt er
Line: 13 lang ân wazzer.
Line: 16 Scolopendra mag ain hamfrez haizen, dar umb, wan
Line: 17 als Plinius spricht, die visch sint den lanttiern geleich,
Line: 18 diu ze latein centipedes haizent und haizent ze däutsch
Line: 19 hundertfüezel, und habent die art, daz si den hamen
Line: 20 frezzent, dâ mit man si væht, und wenn si in gezzen 20
Line: 21 habent, sô undäwent si auz dem hals allez ir ezzen, unz
Line: 22 si den hamen auz gewerfent, und sô verslindent si denn
Line: 23 daz ungedäut ezzen anderstund. Pei dem visch verstê
Line: 24 wir die läut, die an in selber verstênt, daz in die werlt\leichen
Line: 25 reichtüem schedleich sint an leib und an sêl, und 25
Line: 26 dar umb gebent si die werlt auf und varnt in ainen or\den,
Line: 27 und sô si etswie lang in dem orden gestênt und in
Line: 28 daz gemain leben in dem orden niht genüegt, sô samnent
Line: 29 si aber aigen guot in dem orden und werdent pœser in
Line: 30 dem orden wan si in der werlt wâren, und tuont als die 30
Line: 31 hund, die ain ezzen undäwent und slindent ez wider. Der
Line: 32 hamfrez hât die art, daz er sich in daz tief wazzer senket
Line: 33 und fleucht der sunnen glast und ir hitz und fleucht auch
Line: 34 den hagel, wan diu zwai schendent des visches varb. wenn
Line: 35 man die visch in ezzich legt, sô entsliezent si sich schier, 35
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Line: 1 alsô daz si mar werdent. die visch haizent auch ainer,
Line: 2 wan man vint niht zwên in ainer schaln noch mêr denn
Line: 3 neur ainen. in des visches schaln vindet man ainen stain,
Line: 4 wer den zereibet und in aigencleichen beraitt, sô ist er
Line: 5 guot wider des magen kranchait. der stain hât die kraft, 5
Line: 6 daz er frid und ainung machet zwischen den läuten und
Line: 7 machet den menschen käusch der in tregt.
Line: 10 Salpa hât ain puoch und daz ander hât talpa, daz 10
Line: 11 ist pezzer, und daz ist ain pœs visch und stinkend, sam
Line: 12 Plinius spricht, und mag nümmer gekocht werden, man
Line: 13 plew in dann vor mit ainem plewel oder mit ainem steken,
Line: 14 als man den dürren stokvisch tuot, und mag aigencleich
Line: 15 ain merscher haizen. Pei dem visch verstêt man die sün\der, 15
Line: 16 die sô gar pœs an irm leben sint, daz si nümmer
Line: 17 gerainigt mügen werden mit dem feur und mit der lieb
Line: 18 des hailigen gaistes, daz si ain zimleichz ezzen sein des
Line: 19 götleichen willen, si werden dem vor geslagen mit kranc\hait
Line: 20 und mit leiden gestrâft. 20
Line: 23 Testudo haizt ain snek, dar umb, sam Isidorus spricht,
Line: 24 daz er mit ainr schaln bedecket ist, als er in ainem häu\sel
Line: 25 sitz, wan testa ze latein haizt ain schal ze däutsch; 25
Line: 26 dannen kümt daz wort testudo. ez sint vierlai sneken.
Line: 27 die êrsten sint lantsneken, die auf dem land wonent, in
Line: 28 den gärten und in den wälden. die andern sint mer\sneken,
Line: 29 die in dem mer wonent und von den wir vor ge\saget
Line: 30 haben. die dritten sint ûfersneken, die an dem 30
Line: 31 ûfer und an dem gestat ligent in der faulen erden und
Line: 32 in den pfüeln oder in den lachen, dâ faulz ertreich ist.
Line: 33 die vierden sint pachsneken, die in den pächen und in
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Line: 1 den süezen wazzern wonent. etleich sprechent (aber ez
Line: 2 ist ungeläupleich), daz diu schef træger sein in irm gang,
Line: 3 sô die sneken zder rehten seiten dar an hangen.
Line: 6 Trebius haizt ain tribian. daz ist ain swarzer visch
Line: 7 und ist ains fuozes lang, und Plinius spricht, daz er die
Line: 8 kraft hab, sei daz man sein ain stuck in salz leg und ez
Line: 9 dar inn behalt, vall ain stuck goldes in ainen tiefen prun\nen
Line: 10 und hab man daz stuck des visches dar zuo, ez zieh 10
Line: 11 ez her auz dem gar tiefen prunnen.
Line: 14 Vipera marina haizt ain merslang. daz ist ain mer\visch,
Line: 15 der ist zeitleich klain, wan er ist wênig mêrer 15
Line: 16 denne ains elnpogen lang. er tregt an dem haupt ob den
Line: 17 augen ain spitzigz horn, daz ist klain und vergiftig unz in
Line: 18 den tôt. welichen menschen er verwunt mit dem horn,
Line: 19 den vergift er unz in den tôt, und daz behüetent die
Line: 20 vischær. wan sô si in gevangen habent, sô enköpfent si 20
Line: 21 in, und daz ander tail nützent die menschen, wan ez ist
Line: 22 gar guot ze ezzen.
Line: 27 Wir schüllen nu sagen von den slangen und des
Line: 28 êrsten in ainer gemain. Aristotiles spricht, der slangen
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Line: 1 zung ist behend, lang, swarz und gespalten und dar umb
Line: 2 gêt si verr her auz auz dem mund. der slangen herz ist
Line: 3 ze næhst nâch dem hals und ist geleich aim niern. die
Line: 4 grôzen slangen habent ir vergift an der lebern, aber die
Line: 5 klainen habent ir vergift in dem ingewaid. verplendet 5
Line: 6 man ain slangen, si wirt wider gesehend. sleht man ir
Line: 7 den swanz ab, er wehset ir wider von nâtûr, sam der
Line: 8 egdehsen. diu slang hât dreizig rippe. die slangen ko\ment
Line: 9 sô nâh zuo enander in irr unkäusch, daz ainen
Line: 10 menschen dunket, si sein neur ain leip und hab der leip 10
Line: 11 zwai haupt. ain iegleich slang izt ân underschaid kraut
Line: 12 und auch flaisch. diu slang trinkt wênig, aber si begert
Line: 13 sêr weins und dar umb zement und lockent si die slangen\vâher
Line: 14 mit wein. wenn diu slang den menschen getœtt
Line: 15 hât mit irm hecken, sô nimt si daz ertreich niht mêr noch 15
Line: 16 haimet si mêr: si muoz ir sünd püezen, wan si stirbt
Line: 17 kürzleich dar nâch, sam Plinius spricht. diu slang mag
Line: 18 niht mêr denn neur ains ertœten, neur ze aim mâl und
Line: 19 niht mêr, denn neur allain der salamander der ertœtt mêr
Line: 20 denn ains. Plinius spricht, daz diu vergift niht anderz 20
Line: 21 sei denn der slangen fäuht in der gallen und diu fäuht
Line: 22 gêt von der gallen under dem ruck in den âdern zuo
Line: 23 dem mund und zuo dem zagel oder zuo dem swanz, als
Line: 24 man auch siht an dem schorpen. die slangen in der
Line: 25 Syren lant laidigent niemant und dar umb tœtent si die 25
Line: 26 läut in dem land niht. alsô spricht auch Aristotiles, daz
Line: 27 in dem land Lacedonia ain perg sei, dâ kain schorp die
Line: 28 gest laidig, aber si laidigen die wirt und die in dem land
Line: 29 wonent. die slangen sint von nâtûr hitzig und dar umb,
Line: 30 wenn si erkaltent, sô schadent si wênig oder gar niht. 30
Line: 31 si schadent des nahtes minner denn an dem tag, wan si
Line: 32 werdent des nahtes kalt von dem taw. die von vergift
Line: 33 sterbent die erstarrent des êrsten, aber sô diu vergift er\hitzt,
Line: 34 sô tœtt si den menschen mit derren und mit dürr
Line: 35 machen. aber man spricht, daz diu vergift dem menschen 35
Line: 36 niht geschaden müg, si rüer denn sein pluot des êrsten.
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Line: 1 man spricht auch, daz die slangen den nakenden men\schen
Line: 2 förhten und vliehen und getürren in niht gelai\digen.
Line: 3 Ambrosius spricht, daz ains nüehtarn menschen
Line: 4 spaichel die slangen ertœt, wan ist daz diu slang der
Line: 5 spaicheln ain klain berüert, sô stirbt si zehant. eyâ, 5
Line: 6 mensch, nu sich, wie grôze kraft diu vaste hât, daz si
Line: 7 mit der spaicheln ain erdisch slangen ertœt! treun, sô ist
Line: 8 daz pilleich, daz diu vast auch wider die gaistleichen
Line: 9 slangen helf, daz ist wider die pœsen gaist. ez ist als
Line: 10 mangerlai vergift, diu von den slangen kümt, als man\gerlai 10
Line: 11 slangen sint. ez sint sô vil pôshait merkleicher an
Line: 12 in, als vil ir nâtûr gezwaiet ist. si tuont sô vil smerzen
Line: 13 den läuten, als vil varb an in gezwaiet ist. der slangen
Line: 14 milz ist clain und sinbel. diu slang pirgt ir haupt und
Line: 15 slingt den ganzen leip dar umb und wirft sich alsô gegen 15
Line: 16 dem veind, wan sô si daz haupt beschirmt, sô beleibt si
Line: 17 lebendig ân daz ander tail des leibs. wenn diu slang in
Line: 18 daz wazzer wil, sô læzt si vor die vergift, und wenn si
Line: 19 wider auz dem wazzer kümt, sô nimt si die vergift wider,
Line: 20 und vermisset si der vergift, alsô daz si ir niht vindet, 20
Line: 21 sô sleht si daz haupt oft auf die erd, unz daz si vor lait
Line: 22 stirbt. diu slang fleuht allen guoten smack und stirbt
Line: 23 oft dâ von. man spricht auch, daz auz des menschen
Line: 24 mark slangen werden und allermaist auz des ruks dorn.
Line: 25 Rabanus spricht, daz ze latein vergift als vil gesprochen 25
Line: 26 sei als ain æderling, dar umb, daz diu vergift in die âdern
Line: 27 gêt, wan vena ze latein haizt âder, dannen kümt daz
Line: 28 wort venenum ze latein, daz haizt vergift, wan als vor
Line: 29 gesprochen ist, diu vergift schadt niht, ê si daz pluot
Line: 30 berüert. all vergift ist kalt von nâtûr und dâ von fleuht 30
Line: 31 daz leben die vergift, wan daz leben stêt an wirm und
Line: 32 an fäuhten. Aristotiles spricht, daz der slangen aigenchait
Line: 33 sei, daz si daz haupt gewegen müg ân den leichnamen.
Line: 34 Rabanus spricht, all slangen habent trüebz gesiht und
Line: 35 dar umb siht si daz ir widerwârtig ist selten, wan die 35
Line: 36 slangen habent ir augen niht an der stirn, si habent si
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Line: 1 an dem slâf und dar umb hœrent si ê daz si sehen.
Line: 2 Alexander spricht, diu slang vertreibet ir plinthait mit
Line: 3 fenchel ezzen, und dar umb, wenn si enpfindet, daz ir
Line: 4 augen vinster sint, sô kan si ir selber erzneien mit kunst,
Line: 5 diu si niht betreuget. Aristotiles spricht, daz kain ander 5
Line: 6 tier sein zungen sô snell weg sam die slang, wan si wegt
Line: 7 ir zungen sô snell, daz ainz dunket, si hab drei zungen,
Line: 8 und hât doch neur ain. Augustînus spricht, diu vergift
Line: 9 ist des menschen tôt und der slangen leben.
Chapter / Strophe: 1 1.
Line: 10
Line: 11 VON DER ASPEN.
Line: 12 Aspis haizt ain asp. daz ist ain slang wahsvar oder
Line: 13 gel. diu læzt vergift in irm piz und zesträwet ir gift mit
Line: 14 irm peizen und dâ von hât si den namen, wan aspis in
Line: 15 kriechisch ist als vil gesprochen als vergift. Jacobus der 15
Line: 16 maister spricht, daz diu slang von etleicher wort kraft
Line: 17 gepunden werd, alsô daz si mit irr gift niht geschaden
Line: 18 müg, und wirt auch dar umb mit den selben worten an\gesprochen,
Line: 19 daz man si dester fridleicher vâh und daz
Line: 20 man auz ir stirn genemen müg ainen edeln stain, der 20
Line: 21 von nâtûr dâ wehset. aber si hât ain kündichait wider
Line: 22 daz ansprechen, wan si druket ain ôr auf die erden und
Line: 23 verschoppet daz ander ôr mit dem zagel, daz si des an\sprechers
Line: 24 stimm iht hœr. Lucânus haizt die slangen ain
Line: 25 slâfpringerinne, wan wer von ir verwunt wirt, der slæft 25
Line: 26 unz in den tôt. Solînus spricht, daz diu asp ir leben
Line: 27 vertreib neur mit irem geleichen und dar umb, wenn ir
Line: 28 gemahel ertœt wirt, sô sleicht si dem tœter ümmer mêr
Line: 29 nâch, dar umb, daz si ir liep rech, und wâ si in vindet,
Line: 30 wie mit grôzem volk ez sei, auf wazzer oder auf erd, 30
Line: 31 sô ertœtt si irs liebes morder, dâ mag niht vor gesein.
Line: 32 als ain vorschær spricht, diu asp schadet den läuten von
Line: 33 dem land Africa niht noch schadet den läuten von Syria,
Line: 34 und dar umb legent die läut iriu kint für derlai slangen.
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Line: 1 ist dan daz si die slangen laidigent, sô habent si si niht
Line: 2 für ireu kint und mainent, diu kindel sein pankhärtel.
Line: 3 ist aber, daz si diu kindel niht laidigent, sô ziehent si
Line: 4 die läut als ir aigeneu kint.
Line: 7 Ansibena oder amphisibena haizt ain ansibên. daz
Line: 8 ist ain slang, diu hât zwai haupt, ainz an der rehten
Line: 9 hauptstat, daz ander hinden an dem swanz oder an dem
Line: 10 zagel und daz selb haupt machet, daz diu slang kraiz\lingen 10
Line: 11 lauft und hin und her zeuht. die slangen haizt
Line: 12 Solînus in seinem puoch amphis, daz ist in kriechisch als
Line: 13 vil gesprochen als ain zweivel, wan ez ist zweivel, mit
Line: 14 welhem haupt diu slang für well gên. aber Aristotiles
Line: 15 sagt von slangen in den landen gegen der sunnen auf\ganch, 15
Line: 16 die zwai haupt haben, und spricht, daz diu zwai
Line: 17 haupt komen von ainem geprechen der nâtûr in der
Line: 18 muoter leib oder in irr gepurt. die selben slangen habent
Line: 19 zwai haupt und ainen leip und paideu haupt ezzent in
Line: 20 ainen leip. si slingent sich auch mit paiden haupten 20
Line: 21 gegen den veinden. maister Jorach spricht in seinem
Line: 22 puoch von den tiern, daz diu slang amphisibena sô gar
Line: 23 wächig sei, wenn si ir air prüett, daz ain haupt allzeit
Line: 24 slâf und daz ander wach.
Chapter / Strophe: 3 3.
Line: 25
Line: 26 VON DEM UNKEN.
Line: 27 Basiliscus haizt ain unk. der ist ain künich aller
Line: 28 slangen, sam Jacobus spricht, wan basiliscus in kriechisch
Line: 29 haizt ain künigel ze däutsch. der unk ist ain sunderleich
Line: 30 übel auf ertreich. an der leng ist er halbfüezig und hât 30
Line: 31 weizeu flekel auf dem haupt, reht als ob er geziert sei
Line: 32 mit ainer krôn. den unk vliehent all slangen und
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Line: 1 fürhtent in, wan er tœt si neur mit seim anhûchen, aber
Line: 2 er tœt die läut neur mit seinem vergiftigen anplik. wan
Line: 3 ist, daz er den menschen ê an siht, sô stirbt der mensch;
Line: 4 siht aber der mensch den unken ê, sô stirbt der unk,
Line: 5 sam Jacobus spricht. kain vogel mag ân schaden für 5
Line: 6 den unk komen, wan wâ der unk wont, dâ vergift er
Line: 7 den luft ze mâl und verderbt die kräuter und vergift die
Line: 8 paum und verwüest si. er verderbt die schüzling und
Line: 9 velscht den luft alsô vast, daz kain vogel dâ durch ge\vliegen
Line: 10 mag ân schaden. er zepricht die herten stain 10
Line: 11 neur mit seim âtem, der auz seim hals gêt. wenn er sich
Line: 12 wegt, sô erhebt er sich neur ze mitelst und erhœht sich
Line: 13 dâ und slingt alsô waz er mit seinem piz rüert. daz
Line: 14 vliehent alleu tier und allez gefügel. sein wispeln fürh\tent
Line: 15 all ander slangen, wan er tœtt andreu tier mit wis\peln. 15
Line: 16 iedoch gesigt im diu wisel an und dar umb nement
Line: 17 die weisen läut wiseln und lâzent si in diu hölr, dâ die
Line: 18 unk wonent; und sô der unk tôt ist, sô sterbent auch
Line: 19 die wiseln, sam Plinius spricht. iedoch hât der tôt unk
Line: 20 sein kraft, wan wâ man den aschen hin klaibt, der auz 20
Line: 21 dem unk geprant wirt, dâ mag kain spinn ir netz ge\weben
Line: 22 und mag kain vergiftez tier dâ gewonen noch
Line: 23 mügent die vogel dâ gesmaizen. und daz ist wâr: in
Line: 24 welhem tail des hauses sein ein stuck wont, dâ mag kain
Line: 25 vergiftig tier hin. man spricht auch, daz der asch auz 25
Line: 26 dem unk geprant die art hab, wer silber dâ mit salb
Line: 27 und temperier, daz nem goltvarwe. ez ist ainerlai unk,
Line: 28 die vliegent; aber si koment auz dem land niht, dâ si inn
Line: 29 geporn werdent. ez ist auch ainerlai unk, die auz dem
Line: 30 ai werdent, daz ain han legt, der neun jâr alt ist, als 30
Line: 31 die alten weisen sagent. ich weiz auch ainen guoten
Line: 32 freunt, der daz sach mit seinen augen, daz ain gelêrter
Line: 33 man ainen unk macht auz lautern totern, diu er in ain
Line: 34 peckein satzt in ainer kamern. und dô er in gezôch, daz
Line: 35 er wart als ain klainz hüenl, dô liez er oben in daz glas 35
Line: 36 spinnen und rauten dar inn er den unk het, die ertôten
Page: 265
Line: 1 in und dar nâch pulvert er in und würkt mit dem pulver
Line: 2 daz er wolt.
Chapter / Strophe: 4 4.
Line: 3
Line: 4 VON DER BOA.
Line: 5 Boa ist ain slang, diu wont in dem land Calabria, 5
Line: 6 alsô spricht Solînus. diu slang wirt unmæzicleichen grôz
Line: 7 in dér weis. si müet und laidigt des êrsten diu wilden
Line: 8 rint und auch diu haimischen, alsô daz si sich legt an
Line: 9 der rinder äuter, diu gar vil milch gebent, und seugt ân
Line: 10 underlâz die vaizten milch und treibt daz sô lang, unz 10
Line: 11 daz si sô grôz gewehset, daz irr grœz kain sterk noch
Line: 12 kain kraft wider mag gesein, und ze letzt vertreibt si ain
Line: 13 ganzez lant und macht daz wüest von läuten und von
Line: 14 frühten. dâ von schreibt Jeronimus und spricht alsô.
Line: 15 der hailig herr sant Hylarion wart gepeten von dem volk, 15
Line: 16 daz er daz tier ertœtt in ainem land. daz tet er und ge\pot
Line: 17 dem tier, daz ez oben auf ainen holzhaufen stig. daz
Line: 18 tet ez betwungen in der kraft gotes. dô stiez er ain feur
Line: 19 dar under und verprant daz grausam tier. Plinius spricht
Line: 20 von dem tier, daz ez sô grôz sei, daz ez hirz und rinder 20
Line: 21 verslind, und daz selb sagt auch der hailigen väter ge\schrift.
Line: 22 ez sprechent auch etleich, daz diu slang derlai
Line: 23 slangen sei gewesen, die Regulus der Rœmer herzog hie
Line: 24 vor ertœtt, sam der Rœmer wâr schrift sagt und ir cronik,
Line: 25 daz ist diu schrift von den geschehen dingen in den 25
Line: 26 zeiten oder in den landen, wan die slangen ertœt Regulus
Line: 27 in dem land Africa und diu was an der leng hundert und
Line: 28 zwainzig schuoh grôz und lanch, und dô man ir die haut ab
Line: 29 gezôch, dô prâht man si ze Rôm an die gemain kaffât,
Line: 30 dâ si all läut an sâhen, und des tiers kinpacken hiengen 30
Line: 31 die Rœmer auf zuo aim wunder. Plinius schreibt von
Line: 32 der slangen und spricht, wenn man si vâhen well, sô
Line: 33 müez man si mit armbrüsten twingen und mit anderm
Line: 34 gezeug, reht als der ain vest gewinnen well.
Page: 266
Chapter / Strophe: 5 5.
Line: 1
Line: 2 VON DEM BERN.
Line: 3 Berus haizt ain ber. diu ist die schalkhaftigst under
Line: 4 allen slangen, sam ain vorscher spricht, und ist kündiger
Line: 5 wan kain ander slang. diu slang lokt den visch murên 5
Line: 6 auz dem wazzer mit irm wispeln an daz gestat und scherzt
Line: 7 denn mit der murên, dar umb, daz si si enzünd zuo un\käusch.
Line: 8 sô ist diu murên waichs willen und læzt sich
Line: 9 piegen zuo der unkäusch. daz pringet ir dick den tôt,
Line: 10 wan die vischær lâgent der murên und fürkoment si dick, 10
Line: 11 ê si wider zuo dem wazzer kümt, und tœtent si. alsô
Line: 12 muoz si den tôt leiden umb ir schuld. Pei der murên
Line: 13 verstêt man die frawen, die sich lâzent locken auz irn
Line: 14 häusern mit schalmeien und mit fideln und mit andern
Line: 15 gepærden. wenn si ir unstæt habent geüebt, sô tœtt si 15
Line: 16 der pœs gaist an der sêl.
Line: 19 Cerastes haizt ain cerast. daz ist ain slang, diu hât
Line: 20 neun oder aht hörner auf dem haupt, diu geleichent 20
Line: 21 eines widers hörnern. diu slang hât die art, daz si sich
Line: 22 gar verpirgt in die erd ân diu hörner, diu læzt si ob der
Line: 23 erd, und wenn die spirken oder ander vogel auf diu hör\ner
Line: 24 sitzent und dar auf ruoent, sô begreift si diu slang
Line: 25 und zereizt si. diu slang ist mêr piegleich denn ander 25
Line: 26 slangen und mag paz geslingen denn die andern, dar
Line: 27 umb, daz si nihts hât, dâ von si stærr sei. wenn man der
Line: 28 slangen horn auf der reicher läut tisch setzt, ist vergift
Line: 29 auf dem tisch, sô switzet daz horn, und auz den hörnern
Line: 30 macht man mezzerheft. diu mezzer legte man hie vor 30
Line: 31 auf der kaiser tisch des aller êrsten, daz man pei der
Line: 32 mezzer switzen erkant, ob kain ezzen vergift wær oder
Line: 33 kain trank.
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Line: 3 Cilydros haizt ain cilider. diu ist ain slang, sam
Line: 4 Isidorus spricht, diu wont auf dem land und auch in dem
Line: 5 wazzer und dâ von hât si den namen. cilydrοs ist in 5
Line: 6 kriechisch sô vil als ertwazzer, wan citrοn haizt erd in
Line: 7 kriechischen, sô haizt ydrοs wazzer, von den zwain worten
Line: 8 kümt der gesament nam cilydrοs. wâ diu slang auf die
Line: 9 erden gêt, dâ macht si die erden rauchend, und gêt
Line: 10 allzeit aufgereht, wan stieze si sich wenn si läuft, sô 10
Line: 11 zespielt si vonenander.
Line: 14 Cencris haizt ain cenker. diu slang ist unpiegleich,
Line: 15 wan si ist sô stärr, daz si sich niht gepiegen mag, sam 15
Line: 16 Isidorus spricht. diu slang macht allzeit den rehten weg,
Line: 17 alsô daz si niht peiwegig ist. dâ von spricht Lucânus: diu
Line: 18 cenker sleift allzeit an dem rehten steig. aber centipeda
Line: 19 haizt ain hundertfüezel, dar umb, daz diu selb slang gar
Line: 20 vil füez hât, sam Isidorus spricht. 20
Line: 23 Dipsas haizt ain dispe. diu slang ist sô behend,
Line: 24 sam Jacobus und Solînus sprechent, daz si unsihticleich
Line: 25 die läut hekt, und wenn man si tritt, sô siht man ir niht. 25
Line: 26 diu slang tœtt mit durst, wan si zeplæt dâ mit und swellt
Line: 27 und alsô tœtt ir vergift den menschen, sam Solînus
Line: 28 spricht. diu vergift bedäutt hôhfart, wan diu zeplæt auch.
Line: 29 ain vorscher spricht, daz diu slang alsô die läut tœt, daz
Line: 30 sich des tôten antlütz in kain trauren stell noch schick, 30
Line: 31 sam wir doch gemainleich sehen an der tôten antlütz,
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Line: 1 daz si trauricleich und wainleich gestalt sint. alsô fürkümt
Line: 2 der tôt des vergiften menschen antlütz. alsô geschiht an
Line: 3 den hôhvertigen, die verkêrent ir antlütz gar kaum in
Line: 4 trauren und in wainen umb ir schuld und etleich nümmer,
Line: 5 als wol schein ist an dem pœsen gaist, der neur von 5
Line: 6 seiner hôchvart gevallen ist und nie got gepat umb aplâz
Line: 7 seiner sünd noch gibt sich nümmer schuldig seiner sünd.
Line: 8 Jacobus spricht, daz dreirlai slangen sein, die daz gläubig
Line: 9 volk pei Moyses zeiten laidigten in der wüesten, und wider
Line: 10 die slangen riht Moyses ain erein slangen auf ainem rigel 10
Line: 11 von gotes gepot. diu erein oder diu glokspeisein slang
Line: 12 half wider die dreirlai lebendiger slangen. der êrsten lai
Line: 13 wâren dispen, die andern wâren siteln, und die dritten
Line: 14 scorpen.
Line: 17 Draco ist der grœsten tier ainz, daz diu werlt hât,
Line: 18 sam Jacobus und Augustînus sprechent. daz tier hât niht
Line: 19 vergift. er ist gekrœnt auf dem haupt nâch der grœzen
Line: 20 seins leibes, reht als er ainen grôzen kamp hab. er hât 20
Line: 21 ainen engen munt und hât klain halsâdern. wenn er gêt,
Line: 22 sô reckt er sein zungen für den munt. er greint und
Line: 23 ginet mit dem maul, aber er schatt mit den zenden niht
Line: 24 vil, iedoch ist sein piz gar schad, wie daz sei daz der
Line: 25 piz klain sei, sam ain vorscher spricht. aber der gar 25
Line: 26 grôz schad kümt niht von den zenden, er kümt dâ von,
Line: 27 daz er vergiftez dinch izt. wen der track mit seim zagel
Line: 28 pint, den tœtt er, wan vor dem mag der grôz helfant niht
Line: 29 sicher gesein. in dem lenzen undäut der track und wüllet
Line: 30 im. daz selb übel vertreibt er mit lattuken saff, sam 30
Line: 31 Plinius spricht. er wont daz mêrer tail in holen pergen
Line: 32 und allermaist dâ stainrütschen sint. daz tuot er umb
Line: 33 die übrigen hitz seines leibes und seiner nâtûr und aller\maist
Line: 34 suocht er die stet wenn er geflogen hât, und auch
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Line: 1 etswenn durch der grôzer hitz willen, diu von der sunnen
Line: 2 kümt sumerzeiten, wan diu hitz ist gar grôz in den lan\den
Line: 3 gegen der sunnen aufganch, dâ der track wont.
Line: 4 sein stimm und sein geschrai erschrecket die läut. sein
Line: 5 gesicht ist sô graussam den läuten, daz si ez niht erleiden 5
Line: 6 mügent und daz si etswenn dâ von sterbent. wenn der
Line: 7 track in sein alter kümt und zuo seinr pilleichen grœze,
Line: 8 sô lebt er lang ân ezzen, sam Aristotiles spricht, und
Line: 9 wâ er izt, dâ wirt er niht gar leiht sat. Augustînus
Line: 10 spricht, daz der track gern won in den tiefen abgrünten 10
Line: 11 der erd, und wenn er ains ungewiters enpfint, sô sleuft
Line: 12 er etswenn her auz und fleugt gar hôch über die lüft und
Line: 13 zetailt den luft mit seinen gar grôzen flügeln und treibt
Line: 14 den luft von aim stuck in daz ander. sein flügel sint
Line: 15 häutein, reht als ain grôzeu haut auf gespannen sei in der 15
Line: 16 weis sam diu fledermaus flügel hât in irr mâze; aber des
Line: 17 trachen flügel sint gar grôz nâch der grœz seins leibes.
Line: 18 wâ er wont dâ verunraint er den luft mit seim âtem, der
Line: 19 im auz dem hals gêt. er hât ain tôtpringendez anhûchen
Line: 20 oder anplâsen auz seinem hals, dâ mit pringt er tœtleich 20
Line: 21 siehtüem. ez ist auch ainrlai trachen, der hât niht füez und
Line: 22 slingt neur auf der prust an der erden, und ainr ander lai
Line: 23 trachen die hânt füez, aber die sint seltsein. Adelînus
Line: 24 spricht, daz man auz seim hirn ainen stein sneid, der
Line: 25 haizt draconica oder draconcides und haizt ze däutsch 25
Line: 26 drachenstain, als her nâch kunt wirt, wenne wir von den
Line: 27 edeln stainen sagen. aber der stain hât kain adel, man
Line: 28 zieh in dann auz des lebendigen drachen hirn, wan man
Line: 29 sleht si mit aim slag ungewarnt oder unfürsihticleich,
Line: 30 wenn si sumerzeiten an der sunnen ruoent, und sleht si 30
Line: 31 durch daz haupt und zeuht den stain her auz, wenn si
Line: 32 dannoch krefticleich zabelnt. des trachen zung und sein
Line: 33 gall gekocht in wein sint ain erznei den, die anvehtung
Line: 34 habent von den pœsen gaisten, wenn man ir leib dâ mit
Line: 35 salbet. des trachen flaisch ist glasvar und erküelt die 35
Line: 36 ez ezzent, und dar umb ezzent ez die môrn in der gar
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Line: 1 grôzen hitz, die si habent in irm land, wan daz flaisch
Line: 2 ist kalter nâtûr. der trach erhitzet gar vast in seim flug,
Line: 3 und dar nâch begert er sich widerzepringen mit des
Line: 4 helphandes pluot, wan daz selb pluot küelt gar vast.
Line: 5 er fürht des donrs galm und daz himelplatzen mêr dann 5
Line: 6 kain ander tier, und dar umb, wenn er den donr hœrt,
Line: 7 sô fleucht er in diu hölr, und daz ist pilleich, wan der
Line: 8 donr ist im scheder denn kaim andern tier, sam Plinius
Line: 9 spricht. aber der donr schadet dem adlarn aller minst
Line: 10 und schadet auch dem lorpâm niht. der trach wehset 10
Line: 11 zwainzig daumeln lang oder mêr und wirt sô grôz, daz
Line: 12 er seinen aufsitzer gar verr füert auf im selber, aber sô
Line: 13 er müed wirt, sô senket er sich und die pürd in daz mer.
Line: 14 wenn man in verjagen wil oder vorhtig machen, sô nimt
Line: 15 man ain aufgeplâsen plâtern und sleht dar auf mit 15
Line: 16 coralleinn gärtleinn; den dôn oder daz klâppern fürht
Line: 17 er und entweicht und wirt gehôrsam.
Line: 20 Draconcopes haizt ain drachenkopp und ist ain slang 20
Line: 21 in Kriechenlant gar grôz und mâhtig, sam Adelînus spricht.
Line: 22 diu slang hât ainr junkfrawen antlütz geleich ainem men\schen,
Line: 23 aber daz ander tail irs leibes geleicht ainem dra\chen,
Line: 24 nu sprechent die maister, daz diu slang derlai sei
Line: 25 gewesen, diu Evam betrog in dem paradîs, wan Beda 25
Line: 26 spricht, daz diu selb slang ain junkfrawenantlütz hab
Line: 27 gehabt, dar umb, daz si mit gleicher gestalt Evam zämt
Line: 28 und zuolocket, wan der mensch und ain iegleich tier
Line: 29 nimt sein geleichz und ist lustig gegen im. diu selb slang,
Line: 30 dô si Evam betrog, zaigt ir neur daz haupt und verparg 30
Line: 31 daz ander tail under der paum pleter und buschen. wie
Line: 32 aber der teufel daz gemachen moht, daz diu slang
Line: 33 menschleicheu wort sprach, daz ist uns verporgen, wir
Line: 34 wellen dann sprechen, daz diu selb slang halsâdern und
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Line: 1 andern gezeug hab gehabt in dem hals und in dem haupt
Line: 2 sam ain mensch, dâ mit si geschikt wær zuo mensleichen
Line: 3 worten, reht als wir sehen, daz etleich vogel menschleicheu
Line: 4 wort für pringent, wenn man si des êrsten dâ mit üebet.
Line: 5 iedoch wæn ich und ist geläupleich, daz der teufel sich 5
Line: 6 selber verkêrt in ainer slangen weis und auch mensch\leich
Line: 7 sprâch mit Even rett, wan er mag sich verkêren in
Line: 8 aller tier form. nu schaw, wie sich der teufel hât ge\macht
Line: 9 auz menschleichem haupt und auz ains tracken
Line: 10 leib, auz dem pesten leiphaftigen dinge und auz dem 10
Line: 11 pœsten. der anplik was guot und käusch, aber daz end
Line: 12 was vergiftig und tœtleich. wê, ach und owê got vater,
Line: 13 lâz dich erparmen, daz ze meinen zeiten diu werlt sô vol
Line: 14 ist worden der drachenkoppen, die iedem menschen
Line: 15 guotes under diu augen erzaigent und ist daz end irr 15
Line: 16 handlung valsch und vergiftig. verporgen pôshait mag
Line: 17 wol haizen ain drachenkopp, aber verporgne güet und
Line: 18 tugent mag wol haizen almagalan, daz ist als vil gespro\chen
Line: 19 als ain verporgne käuschait in der menig oder in
Line: 20 dem haufen des volkes. daz wort ist gesamnet auz he\braischen 20
Line: 21 worten, wan alma haizt ain verporgneu käusch\ait,
Line: 22 sô haizt gal ain hauf und an haizt ain volk. nu
Line: 23 merk, wer ist almagalan. wærleich unser fraw, diu rain
Line: 24 käusch magt voller gnâd, diu ist allzeit mit irr gnâd
Line: 25 verporgen in dem haufen des sündigen volks und be\schirmt 25
Line: 26 die sündær, die irn namen êrent, und sichert si
Line: 27 vor allen drachenkoppen. und wizz, daz daz wort kain
Line: 28 mensch hat gesament, ez kom aim grôzen sündær für in
Line: 29 seim slâf mit wolgeflorierten puochstaben, dem het unser
Line: 30 fraw geholfen auz grôzen kriegen und auz angsten, alsô 30
Line: 31 daz ez die werlt wundert und auch den selben sündær,
Line: 32 wie ez möht gesein. dô erzaigôt sich unser frawe dem
Line: 33 sünder mit dem selben wort: dô verstuont er sein niht
Line: 34 und suocht seineu stuck in den hebraischen wörtern, dâ
Line: 35 si geschriben sint zeletzt an etleichen wibeln, und vant 35
Line: 36 ez, als vor geschriben ist. eyâ, Maria, lâz uns niht.
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Line: 3 Ipnapis haizt ain ipnapp. daz ist ain slang, diu
Line: 4 zeuht ir art von der slangen, diu aspis haizt, dâ von wir
Line: 5 vor gesait haben. alsô spricht Solînus. diu ipnapp hât die 5
Line: 6 art, daz si die läut peizt und hekt und dar nâch werdent die
Line: 7 läut slâfend und sterbent mit dem slâf, wan si senkt den
Line: 8 slâf in den menschen mit irr vergift, und diu vergift mag
Line: 9 von dem menschen niht vertriben werden. man list von
Line: 10 ainer frawen, diu hiez Cleopatra, diu begreif derlai slan\gen 10
Line: 11 ain mit dem denken arm und legt sich in ain grab
Line: 12 zuo irm tôten wirt, der Antonius hiez, dar umb, daz si
Line: 13 entslief von der slangen berüerung und daz si slâfend ir
Line: 14 leben endet mit ainem gerüewigen tôd. alsô lieb hiet din
Line: 15 fraw iren wirt. 15
Line: 18 Etleich puoch ze latein hât ain capitel vor dem, daz
Line: 19 nun geschriben ist, und daz selb capitel sagt von ainr
Line: 20 slangen, diu haizt emorois, daz ist ain emoroi oder ain 20
Line: 21 kraftsaugerinn ze däutsch, wan, sam Isidorus spricht,
Line: 22 welher mensch von der slangen gepizzen wirt, der switzet
Line: 23 sein aigen pluot auz im selber alsô lang, daz sich all
Line: 24 sein âdern entsliezent, und waz lebens in im ist, daz gêt
Line: 25 auz im mit dem pluot, wan emach in kriechischer sprâch 25
Line: 26 haizt pluot, dannen kümt der nam emοrοis und dâ von
Line: 27 kümt auch daz wort emoroides, daz sint die âdern, die
Line: 28 sich zuo dem aftern endent an dem menschen und auz
Line: 29 den selben âdern fleuzt den juden der rôt vluz und auch
Line: 30 etleichen christen nâch des mônen änderung 30
Line: 33 Ydros haizt ain wazzerslang, wan ydοr in kriechisch
Line: 34 haizt wazzer, dannen kümt daz wort ydrοs. diu slang
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Line: 1 wont gern in dem wazzer, daz Nilus haizt, sam Isidorus
Line: 2 spricht, daz ist ain grôz wazzer in Egypten lant. wenn
Line: 3 diu slang daz tier siht slâfen mit offem mund auf dem
Line: 4 gestat pei dem selben wazzer, daz dâ haizt cocodrillus,
Line: 5 von dem vor geschriben ist, sô welzt si sich in ainem 5
Line: 6 glaten laim, daz si dester paz durch des selben tiers
Line: 7 maul geslupfen müg, und sô der cocodrill erwachet, sô
Line: 8 verslint er die slangen. diu zereizt dan sein gedirm und
Line: 9 kümt lebentig auz im. Plinius spricht, daz diu slang
Line: 10 diu schœnist sei ob allen slangen. der slangen lebern 10
Line: 11 behelt man zuo ainer erznei den, die geslagen werdent
Line: 12 oder gehekt von den slangen, und wenn die läut gehekt
Line: 13 werdent von derlai slangen, sô geswellent si, und den
Line: 14 siehtuom haizt man ze latein boam, daz ist gesprochen
Line: 15 ain rindersuht, dar umb, daz man den siehtuom vertreibt 15
Line: 16 mit rindermist. ez sprechent auch etleich, daz ydra ain
Line: 17 drach sei, der vil haupt hab, und der wær ainer in dem
Line: 18 pfuol oder in der hül Lerna in dem land Archadia. der
Line: 19 drach haizt ze latein excedra, daz spricht ze däutsch ain
Line: 20 auzwähsel, dar umb, als die mærlær sagent, wenn man 20
Line: 21 dem dracken ain haupt abslüeg, sô wüehsen im dreu an
Line: 22 die stat. aber daz ist niht wâr. ez was ain stat, hiez
Line: 23 Ydra, daz ist ain wazzerstat, diu was diezend mit wazzer
Line: 24 und dôz sô vast, daz si die stat dâ pei gelegen wüest
Line: 25 macht, und sô man ie ain runst vermacht, sô entsprungen 25
Line: 26 drei oder vier anderthalben. daz sach der helt Hercules
Line: 27 und gruob daz ertreich ab aller ding und truog new erden
Line: 28 und stain dar und beschütt den drôr ze mâl und macht
Line: 29 die stat trucken. alsô tuot ain pœser mensch: wenn man
Line: 30 im ain pôshait verpeutt und ez dar umb strâft, sô tuot 30
Line: 31 ez vier pôshait für ain.
Line: 34 Jaculus haizt ain schozslang. diu fleugt, sam Isi\dorus
Line: 35 spricht. von der spricht Lucânus: die snellen 35
Page: 274
Line: 1 schiezerinne, wann si springent auf die pæm und sô in
Line: 2 ain tier begegent, sô werfent si sich auf ez alsô snell als
Line: 3 ain geschoz, daz von ainem armprust vert oder auz ainer
Line: 4 schozpüchsen, und tœtent daz tier. dâ von haizt diu
Line: 5 slang alsô. Gleicher weis tuont etleich läut, die sô snell 5
Line: 6 sint mit irr urtail, daz si zehant ainz verurtailent und
Line: 7 sprechent, ez hab unreht, ê si die wârhait verhœrent.
Line: 10 Lacerta haizt ain egdehs und spricht Solînus, ez sei 10
Line: 11 mêr ain wurm dann ain slang, wann si wispelt sänftic\leicher
Line: 12 dann ain slang, wie daz sei daz si wispel in der
Line: 13 selben weis, und hât auch ainen zagel sam ain slang. si
Line: 14 hât ain gespalten zungen und diu ist rauch. si izt velt\spinnen.
Line: 15 Plinius spricht, daz diu egdehs niht prüet ob 15
Line: 16 irn airn oder ob irm gesmaiz, und wenn si vergizt der
Line: 17 stat, dâ si gepirt ireu air oder iren sâmen (wan si ist gar
Line: 18 vergezzenleich), sô kriechent die jungen selber her für.
Line: 19 der sint daz mêrer tail ainlif an der zal. etleich spre\chent,
Line: 20 wenn diu muoter über diu kindel köm, sô frez si 20
Line: 21 si alleu unz an ainz, daz daz aller vernünftigst under in
Line: 22 ist, und daz setzet sich an der muoter legerstat. sô daz
Line: 23 nu gewehset, sô richt ez sein prüeder und tœtt vater und
Line: 24 muoter. ez sint egdehsen in dem land India, die habent
Line: 25 nâch der leng irs leibes vierundzwainzig füez an der zal 25
Line: 26 und sint gar scheinender varb. Isidorus spricht, daz diu
Line: 27 egdehs ze latein lacerta haiz, von dem wort lacertus,
Line: 28 daz haizt ain arm, wan si hât ärm. er spricht auch, daz
Line: 29 mangerlai egdehsen sein, als borax, salamandra und stellio,
Line: 30 von den wir her nâch sagen. 30
Chapter / Strophe: 17 17.
Line: 31
Line: 32 VON DER NATER.
Line: 33 Natrix haizt ain nater. daz ist ain slang, sam Isi\dorus
Line: 34 spricht, diu verunraint daz wazzer mit irr vergift,
Page: 275
Line: 1 wan in welhem prunnen si ist, des wazzer mischet si mit
Line: 2 vergift, und dâ von spricht Lucânus: diu nater ist ain
Line: 3 zestœrerinn des wazzers. Pei der slangen verstên ich die
Line: 4 velscher, die daz wazzer der weishait und der êwigen
Line: 5 wârhait vergiftent mit der valscher lêr, die si dar ein 5
Line: 6 mischent.
Line: 9 Naderos haizt ain nader. daz ist ain slang in däut\schen
Line: 10 landen und ist an der grœz als ains menschen arm 10
Line: 11 und ist goltvar unden an dem leib, aber auf dem rukken
Line: 12 ist si grüen. der slangen âtem und ir hûchen ist sô
Line: 13 schedleich, daz er ainer newen gesnitenn gerten rinden,
Line: 14 die man zuo irem mund habt, macht auf diezzend zuo
Line: 15 plæterleinen, und der aufwal ist gar pitter und vergiftich. 15
Line: 16 ist auch, daz man ain plôz swert zuo irm mund habt, alsô
Line: 17 daz ir zung neur an die spitz rüert, daz swert vergift si
Line: 18 sô vast, als ob ez mit ainer überigen hitz verwüest sei.
Line: 19 welher mensch mit der vergift gelaidigt wirt, der stirbt,
Line: 20 man helf im dann pei der zeit mit tiriaca, daz ist triaker. 20
Line: 21 der vergift weis ist, daz si über sich arbait, wan trift si
Line: 22 den menschen an dem fuoz, sô kreucht si von stunt ze
Line: 23 stunden in der andern glider stuck, und daz ist von der
Line: 24 grôzen hitz, diu an der vergift ist. dar umb kreucht si
Line: 25 über sich sam daz feur tuot und kreucht sô lang, unz 25
Line: 26 si an daz herz kümpt: sô vellt der mensch und stirbt.
Line: 27 aber ez ist ain erznei dâ wider. wenn der mensch ver\gift
Line: 28 ist an dem fuoz, so schol man in mit den füezen
Line: 29 aufhâhen und daz haupt ze tal naigen, sô mag diu ver\gift
Line: 30 niht zuo dem herzen komen, wan si beleibt ze obrist 30
Line: 31 an dem fuoz und kümt niht fürpaz. dar nâch muoz man
Line: 32 daz vergift tail absneiden und muoz ez hailn mit zim\leicher
Line: 33 erznei. wer sicherleich an der stat well gên, dâ
Line: 34 die slangen wonent, der schol sein füez reiben mit rauten
Line: 35 und mit wermuot und sein hend und andreu glider, diu 35
Page: 276
Line: 1 unsicher sint, wan der kräuter kraft vliehent die slangen
Line: 2 und getürrent diu glider niht gerüeren, diu mit dem saff
Line: 3 geriben sint.
Line: 6 Pester mag ain schelmslang haizen, wan pestis haizt
Line: 7 ain schelm. diu slang läuft allzeit mit offem mund, sam
Line: 8 Jacobus und Solînus sprechent, und auz dem mund gêt
Line: 9 allzeit ain vergiftig dunst. wen diu slang heket, der
Line: 10 geswillt unmæzleichen grôz, als ob er wazzersühtig sei, 10
Line: 11 und stirbt alsô.
Chapter / Strophe: 20 20.
Line: 12
Line: 13 VON DER PARI.
Line: 14 Parias haizt ain pari. daz ist ain slang, diu auf
Line: 15 dem zagel gêt und macht ain furch mit irm gang auf 15
Line: 16 dem waichen ertreich. von der spricht Lucânus: wâ
Line: 17 parias gêt, dâ machet si ain furch an dem weg irs ganges.
Line: 20 Rutela haizt ain rutel. daz ist ain slang in den 20
Line: 21 landen gegen der sunnen aufganch und ist guot zuo vil
Line: 22 dingen und zuo erznei, sam Aristotiles spricht. die slangen
Line: 23 vâhent die ärzt und die apotêker und behaltent si in
Line: 24 pühsen und dâ pei verstêt man, daz si lang zeit ungezzen
Line: 25 mügent sein, und die selben art habent all slangen, daz 25
Line: 26 si lang lebent ân ezzen, iedoch besunder die rutel.
Line: 29 Salamandra in kriechisch haizt stelliο, sam Jacobus
Line: 30 spricht, und haizt auch gamaleοn, daz ist als vil gespro\chen 30
Line: 31 als ain ertleo, sam Plinius und Adelînus sprechent.
Page: 277
Line: 1 diu salamander ist vierfüezig und hât ain antlütz sam ain
Line: 2 egdehse. aber Aristotiles spricht, si hab ain antlütz ge\prochen
Line: 3 nâch ainer mitten auz ains sweins antlütz und auz
Line: 4 ains affen antlütz. Plinius spricht, si hab diu aftern pain
Line: 5 auf gerekt und lenger wan diu vodern. diu selben pain 5
Line: 6 sint irem pauch zuo gesmuckt. si hât ainen langen
Line: 7 knodochten zagel, der ist an dem end gar smal. ir kräwel
Line: 8 an den klâwen sint hakot und gar behend. si hât ainen
Line: 9 scharpfen leib und ain haut als ain cocodrill. si lebt in
Line: 10 dem feur und stirbt niht dâ von und erlescht auch daz 10
Line: 11 feur, sam Augustînus, Adelînus und Isidorus sprechent.
Line: 12 ir ganch ist træg, reht als ains sneken, sam Solînus
Line: 13 spricht. ir augen sint flach hin ein gezogen hinder sich
Line: 14 und stênt allzeit offen. Plinius spricht, daz ir augen ze\mâl
Line: 15 umbwalzen. ir leber ist in der denken seiten wider 15
Line: 16 anderr tier art. ir munt stêt allzeit offen, wan si nützet
Line: 17 irn munt niht zuo ezzen und zuo trinken, dar umb, daz
Line: 18 si allain des himeltaws lebt und des luftes, sam Aristo\tiles
Line: 19 spricht. diu salamander ist gar mager, wan si hât
Line: 20 wênig pluotes, und dar umb ist si ain vorhtig tier, wan 20
Line: 21 si hât wênig hitz. nu ist die hitz ain anprunst der ge\türstichait
Line: 22 und der kuonhait. der salamander vorht ist
Line: 23 ain ursach, war umb si manigverbich ist, wan von ir vorht
Line: 24 fleuht si zuo mangerlai dingen und verleust ir vordren varb
Line: 25 leiht neur über ain stund. daz ist ir art, und dar umb, 25
Line: 26 welherlai ding si sich zuo gefüegt, dar nach verbt si sich,
Line: 27 sam Ambrosius spricht. aber si mag zwairlai varb niht
Line: 28 beheften, weiz und rôt. ir leib ist vil nâch ân allez
Line: 29 flaisch und vint man ain wênig pluotes in irm herzen.
Line: 30 si hât niht milzen. si loschet in dem winter und ist ver\porgen, 30
Line: 31 aber in dem lenzen kümt si her für. Isidorus
Line: 32 spricht, daz kainerlai tier sô schädleich sei mit seiner ver\gift
Line: 33 sam diu salamander, wan andreu tier ertœtent neur
Line: 34 ainen menschen nâch dem andern, aber diu salamander
Line: 35 ertœtt ir vil mitenander, wan wâ si in ainen paum kümt, 35
Line: 36 dâ vergift si die öpfel all zemâl, und wer der öpfel izt,
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Line: 1 der stirbt. vellt aber si in ainen prunnen, wer des trinket,
Line: 2 der stirbt auch. der salamandern ist gar vil in Asia. si
Line: 3 habent niht ern und sien under in. ain iegleicheu
Line: 4 legt air wâ si wil, reht als die hennen, und dar auz
Line: 5 werdent jung salamander. man spricht, daz ain pâbist, 5
Line: 6 Alexander, ain gewant het, daz was gemachet auz des tiers
Line: 7 wollen, und wenn man daz rainigen wolt, sô wuosch man
Line: 8 ez mit anderm wazzer niht, dann daz man ez in ain feur
Line: 9 warf, dâ von wart ez weiz. ez spricht Albertus, daz er
Line: 10 selber mit seiner hant ain snuor in ain geweltigez feur 10
Line: 11 würf; diu was gemacht auz des tiers wollen, und liez si
Line: 12 sô lang in dem feur, unz daz si glüend wart als ain haiz
Line: 13 eisen. dô zôch er si her auz, und dô si erkuolt, dô han\delt
Line: 14 er si mit vleiz in seinen handen und vant nie kain
Line: 15 hâr verprunnen. ez spricht auch Isidorus von derlai 15
Line: 16 snuor ainer, daz si nie verlaidigt moht werden von dem
Line: 17 feur. Der salamandern geleichet ain prinnendeu sêl, diu
Line: 18 sô vast glüet in den flammen und in der prunst der göt\leichen
Line: 19 minne, daz si kain flaisch an ir hât unrainer gir.
Line: 20 diu sêl lebt neur des tawes götleicher gnâden und des 20
Line: 21 luftes, daz sint die gâb des hailigen gaistes, und in dem
Line: 22 feur wirt si sô rain und sô clâr, daz der götleich schein
Line: 23 dar inne läuht als in ainem zarten spiegel, den im got
Line: 24 selb behalten hât zuo aim sunderleichem schatz, niht zuo
Line: 25 aim klainen, wan got aht die sêl niht klain, er schätzet 25
Line: 26 si als sein schatzpær liep, nâch im selber gepildet. nu
Line: 27 wizz, welher mensch auf ertreich der flammen ain tail
Line: 28 begreift und sich dik dar inne üebt, dem wirt ze stunden
Line: 29 sô wol, daz all sein auzwendigen sinn beslozzen werdent
Line: 30 und daz ez enzukt wirt in ain sô zart süezen, daz ich rüd 30
Line: 31 dir daz niht gesagen kan. iedoch hân ich ain klain an\gehebt
Line: 32 ze spinnen von der lieb an ainer andern stat und
Line: 33 main, ich well ain guldein keten dar auz weben, hilft
Line: 34 mir diu rain, der ich mich mit leib und mit sêl hân der\geben.
Line: 35 aber diu lieb, die man hât in diser werlt zuo 35
Line: 36 vergancleichen dingen, diu krenkt leib und sêl, und diu
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Line: 1 minnend sêl geleicht ainem dürren schaub, der zehant
Line: 2 verswint in der flammen.
Line: 5 Serps haizt ain serp. daz ist ain slang, sam Isidorus 5
Line: 6 spricht, diu ist gar clain. diu hât die art, daz si mit
Line: 7 ir vergift flaisch und pain verzert. Pei der serpen ver\stên
Line: 8 ich ain häzzigz herz, daz verzert dem menschen leib
Line: 9 und kraft.
Chapter / Strophe: 24 24.
Line: 10
Line: 11 VON DER SEURN.
Line: 12 Saura haizt ain seur, und ain ander puoch hât sal\burra
Line: 13 ze latein, daz ist ainr lai egdehs, sam Isidorus
Line: 14 spricht. wenn diu veraltent, sô wirt si plint und dar
Line: 15 umb setzet si sich dann in ainr wend loch gegen der 15
Line: 16 sunnen aufganch und kêrt sich gegen der sunnen, unz
Line: 17 daz si wider gesehen wirt. Pei der seuren verstên ich
Line: 18 den menschen, den diu gemainschaft diser werlt hât ver\plendet
Line: 19 an der vernunft, alsô daz er got clain gedienet
Line: 20 hât in seinen jungen tagen und der sich dann kêrt zuo 20
Line: 21 aim ainsidligen leben gegen der wâren sunnen, diu Chri\stus
Line: 22 ist, und wirt gesehend mit seiner vernunft, daz diser
Line: 23 krank gelust in disem ellend valsch ist und kurz gegen
Line: 24 dem êwigen leben.
Line: 27 Sibula haizt ain wispel und haizt mit ainem andern
Line: 28 namen regulus, sam Isidorus spricht. diu slang hât die
Line: 29 art, daz si den menschen vergift mit irm wispeln, ê daz
Line: 30 si in peiz oder heck. Pei der slangen verstên ich die 30
Line: 31 pœsen râtgeben, die ander läut vergiftent mit irm haim\leichen
Line: 32 raumen, aber si slahent ir offenbâr niht noch
Line: 33 redent in under augen übel. der ist ze unsern zeiten
Line: 34 niht, ob got wil.
Page: 280
Line: 3 Spectabificus haizt ain spetwift und ist ain slang, diu
Line: 4 hât die art, sam Isidorus spricht, wenn si den menschen
Line: 5 gepizzen hât, sô verzert si in zehant, alsô daz er zemâl 5
Line: 6 vergêt und verswindet in irm maul.
Line: 9 Salpiga haizt ain salpe. daz ist sô ain klaineu slang,
Line: 10 daz man ir niht leiht siht, und ist doch gar schedlich. 10
Line: 11 Diu slang geleicht ainem verporgem neid in dem herzen,
Line: 12 den ain mensch dem andern tregt und niemant dâ von
Line: 13 sagt und schadet gem haimleich wâ ez mag.
Line: 16 Stellio haizt ain sternslang und hât den namen von
Line: 17 irr varb, sam Isidorus spricht, wan si hât auf irm ruk
Line: 18 liehtgemâlt augen sam die stern, und dâ von ist stellio
Line: 19 ainer andern lai slângen dann diu salamander, wie daz sei,
Line: 20 daz Jacobus sprech, daz diu salamander in kriechisch 20
Line: 21 stelliο haiz. diu sternslang ist dem scorpen sô gar wider
Line: 22 und veint, daz die scorpen gar sêr erschreckent, wenn
Line: 23 si si ansehent. diu slang bedäut die läut, die geziert
Line: 24 sint mit nâtürleichem adel und mit götleichen gnâden
Line: 25 alsô daz si schœn sint und wol geschaffen an dem leib, 25
Line: 26 tugenthaft und vernünftig an der sêl. die sint ain er\schreckung
Line: 27 den pœsen und übeltætigen. der sternslangen
Line: 28 vergift ist tœtleich, sam Plinius spricht, aber ain erznei
Line: 29 ist dâ wider, daz man zemült schorpenflaisch und salbet
Line: 30 die vergiften stat dâ mit. wenn diu sternslang ertrenket 30
Line: 31 wirt in wein und dar inne erstirbt, der wein benimt dem
Line: 32 antlütz seineu sprinkelmail, ob man ez dâ mit weschet.
Line: 33 wer der sternslangen gallen in wazzer zerstœzt, daz
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Line: 1 besament die wiseln umb und umb mit ainem haimleichen
Line: 2 zuozug.
Line: 5 Serpens vulgaris haizt ain gemaineu slang, die wir 5
Line: 6 oft sehen. diu hât die art, sam Alexander spricht, daz
Line: 7 si dem slâfenden niht tuot, aber sô er erwachet, sô heket
Line: 8 si den menschen. Alsô tuont die unküstigen niht, die
Line: 9 den abwesenden schadent und si stechent mit nâchred,
Line: 10 wan die selben abwärtigen slâfent, alsô daz si ir pôshait 10
Line: 11 weder hœrent noch sehent, und dar umb sint die winkel\slangen
Line: 12 verr pœser wan die rehten slangen.
Line: 15 Situla haizt ain durstslang. diu ist gar pœs und 15
Line: 16 schedleich, diu ertœtt den menschen in hitz und in durst,
Line: 17 sam Jacobus und Solînus sprechent. diu slang ist sô
Line: 18 manigverbich, daz si die läut still helt mit irr schœn,
Line: 19 alsô daz man si gern siht. die schœn hât ir diu nâtûr
Line: 20 geben wider daz si ir trâchait hât geben, wan diu slang 20
Line: 21 ist gar træg ze slingen von ainer stat zuo der andern
Line: 22 und dar umb helt si die läut mit irr schœn, den si niht
Line: 23 gevolgen mag mit irm gang. si ist sô gar hitzig, daz si
Line: 24 sich in dem winter auzhäutt und ir aigen haut abzeuht.
Line: 25 wen diu slang peizt, der wirt gevangen mit ainr feureinr 25
Line: 26 hitz und wirt verzert und verprint in im selber.
Chapter / Strophe: 31 31.
Line: 27
Line: 28 VON DER SIRÊN.
Line: 29 Sirena haizt ain sirên, aber ez ist niht diu sirên, dâ
Line: 30 von wir vor gesait haben, dô wir von den merwundern 30
Line: 31 schriben. diu slang ist in Arabia, sam ain vorscher
Line: 32 spricht, und ist ir vil in dem selben künigreich und sint
Line: 33 sneller wan diu pfärt. ez sint auch etleich derlai slangen,
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Line: 1 die flügel habent, alsô daz si gefliegen mügent. der
Line: 2 slangen vergift ist sô gar kreftig in iren werken, daz si
Line: 3 dem menschen ê den tôt pringt von der slangen piz, ê
Line: 4 si im den smerzen pring, alsô daz der mensch stirbt ân
Line: 5 smerzen. 5
Line: 8 Scorpio haizt ain scorp. daz ist ain slang, diu hât
Line: 9 ain gar sänftig antlütz geleich ainem käuschen junkfra\wen
Line: 10 antlütz, aber er hât an seim knodochten zagel 10
Line: 11 ain scharf spitz, diu ist voller vergift, dâ mit heckt der
Line: 12 scorp die läut und andreu tier. der scorp heckt mit ge\pogem
Line: 13 zagel, alsô daz er in krümt wenn er dâ mit hekt
Line: 14 oder sleht. er traht auch ân underlâz, wie er die läut
Line: 15 und andreu tier hek und slach mit seim vergiften zagel. 15
Line: 16 wer vergift wirt von dem scorpen, der verzeuht drei tag
Line: 17 ê er sterb, und spricht man, wer der scorpen aschen in
Line: 18 wein trink, daz sei ain erznei dâ wider. man spricht
Line: 19 auch, daz etleich scorpen zwuo spitz haben an dem zagel.
Line: 20 ez sint die ern under in gräuleicher wan die sien und die 20
Line: 21 erkent man an der leng und an der klainheit umb sich.
Line: 22 ez spricht auch ain vorschær, daz der scorp der erden
Line: 23 leb. Aristotiles spricht, daz der schorp zwên ängel hab
Line: 24 an seim zagel, und wenne die scorpen diu swarzen swein
Line: 25 peizent, sô sterbent diu swein, und als vil sneller, als vil 25
Line: 26 si sneller in ain wazzer gênt. aber diu swein, diu niht
Line: 27 swarz sint, diu sterbent niht alleu von des scorpen piz.
Line: 28 der scorp hât ain art, daz er des menschen tenr in der
Line: 29 hant niht hekt, er rüert neur rauch stet gern, dâ hâr ist,
Line: 30 und daz öl, daz von dem scorpen kümt, daz ist guot für 30
Line: 31 sein pizz, alsô daz man die wunden dâ mit salbt. ist daz
Line: 32 du den scorpen in öl ertrenkst und geuzst ezzeich dar auf
Line: 33 under der sunnen schein, sô wirt er zehant lebentig, wan
Line: 34 daz öl verschoppet diu leiplöchel, diu an dem menschen
Line: 35 swaizlöchel haizent und ze latein pori: sô öffent der 35
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Line: 1 ezzeich diu selben löchel an dem scorpen. Jeronimus
Line: 2 spricht, daz der scorp ain krump wunden haw, daz ist
Line: 3 ain dreiekot wunden. dû scholt auch wizzen, daz ain
Line: 4 tarant ain ander tierl ist und der scorp ain anderz, als
Line: 5 her nâch kunt wirt. 5
Line: 8 Tortuca haizt ain tortuk und haizt auch etswâ ain
Line: 9 scory und sprechent etleich, diu tortuk sei der slangen
Line: 10 geslähts, alsô daz si ainrlai slangen sei, und ist an tier, 10
Line: 11 hât vier füez als ain krot und haizent ez etleich däutsch
Line: 12 läut ain schiltkroten, dar umb, daz ez zwên hert schilt
Line: 13 oder pukler auf im hât. dâ mit ist ez sô wol bewart,
Line: 14 daz man ez kaum ersleht mit gar grôzen slegen. ez hât
Line: 15 auch ain haupt als ain krot und ain kranch stimm und 15
Line: 16 legt air sam ain henn. aber diu air sint schedlich ze
Line: 17 ezzen. ez hât kain vergift die weil ez lebt, aber sô ez
Line: 18 gestirbt, sô hât ez vergift, wan als Ambrosius spricht,
Line: 19 wer auf sein niern tritt mit plôzem fuoz nâch dem und
Line: 20 ez gestirbt, der wirt zehant vergift. Aristotiles spricht, 20
Line: 21 daz derlai weibel neur ainen auzganch hab pei der gärm
Line: 22 und hât doch ain plâtern, und daz ist wider aller tier
Line: 23 nâtûr, die vedern habent oder schuopen oder schaln, wan
Line: 24 diu habent alleu niht plâtern, ân dáz tier.
Line: 27 Tarans haizt ain tarant. daz ist ain klain tierl und
Line: 28 ist ain slängel, scorpen geslähtes, sam Plinius spricht. ez
Line: 29 hât flügel, und fleugt ainer lai tarant, aber niht aller lai.
Line: 30 daz tierl ist gar schedleich, wan wen ez sticht der stirbt, 30
Line: 31 man helf im dann mit driaker oder mit anderr erznei.
Line: 32 der tierl ist vil in Lamparten und überal in Italia, aber
Line: 33 diu sint dik unschedleich. ir ist auch vil in den landen
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Line: 1 gegen der sunnen aufganch und diu sint all voller vergift
Line: 2 und schedleich. der tarant lebt dick zwainzig tag und
Line: 3 lenger ân ezzen. wenn man in tœt und in paizt in öl,
Line: 4 daz öl ist guot wider des tarandes hecken und stechen.
Line: 7 Tirus haizt ain tierslang. daz ist ain slang, diu
Line: 8 wont in dem land Jericho gegen der wüesten des Jordans.
Line: 9 diu slang ist den vogeln gar nâchsetzig und den tiern und
Line: 10 lâgt vast der vogel air und die vogel vrizt si mit den 10
Line: 11 airn und verslint si. wenn man der slangen flaisch beraitt
Line: 12 mit andern dingen, diu dar zuo gehœrent, dâ wirt ain
Line: 13 electuarium auz oder ain confect, daz ist ain auzwal und
Line: 14 ain beraitung sô edel, daz si die vergift auzwürzelt und
Line: 15 auztreibt von dem menschen. daz confect haizt tiriaca, 15
Line: 16 daz ist triaker, und nimt den namen von der slangen. ez
Line: 17 sprechent etleich, daz diu slang vor unsers herren gepurt
Line: 18 Jêsû Christi sô gar übel wær und sô gar vergiftig, daz
Line: 19 man kain erznei dâ wider fünd, alsô schedleich was si den
Line: 20 läuten. aber an dem tag, dô unser herr an daz cräuz 20
Line: 21 gehangen wart, sprechent si, daz derlai slangen ain gar
Line: 22 übeleu gevangen würd pei Jerusalem und würd gehangen
Line: 23 an daz cräuz neben unsern herrn, und daz von der stund
Line: 24 allez daz gesläht derlai slangen ain kraft an sich züg ze
Line: 25 helfen vesticleich wider all vergift von dem pluot unsers 25
Line: 26 herrn Jêsu Christi. wie aber daz sei, daz der driaker
Line: 27 helf wider all ander vergift, iedoch hilft er niht wider
Line: 28 die vergift derlai slangen, diu tirus haizt, und ir vergift
Line: 29 haizt tichycon.
Chapter / Strophe: 36 36.
Line: 30
Line: 31 VON DER TISEN.
Line: 32 Tisus haizt ain tis. daz ist ain slang, diu wont auf
Line: 33 den padawischen pergen pei der stat Padaw und hât an
Line: 34 der leng sehs schuoh oder siben, aber si ist gar klain
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Line: 1 umb sich. iedoch ist si grœzer hinten dann vorn. diu
Line: 2 slang schat niemant, dann man raiz si gar vil. wenn
Line: 3 derlai slangen flaisch erfault und gedorrt, sô gibt man ez
Line: 4 in trinken und in ezzen wider den auzsetzligen siechtum
Line: 5 und ist dik dâ wider gar ain kreftigeu erznei. 5
Line: 6 37.
Line: 7 VON DER VIPPERN.
Line: 8 Vippera haizt ain vipper. daz ist ain slang, sam Ja\cobus
Line: 9 und Isidorus sprechent, diu hât die art, daz si in
Line: 10 laid und in smerzen gepirt, wan der vater stirbt in der 10
Line: 11 unkäusch. wenn daz weip von im swanger wirt, sô stirbt
Line: 12 diu muoter an der gepurt. daz geschiht alsô. wenn der
Line: 13 man mit dem weib unkäuscht, sô ist si sô gar vol ge\lustes,
Line: 14 daz si im daz haupt von lieb ab peizt. und sô
Line: 15 der jungen zeit kümt in der muoter leib, sô paitent si 15
Line: 16 niht, unz si her für komen mügent, si scharrent in der
Line: 17 muoter und aufreizent si und koment mit gewalt her für.
Line: 18 die slangen habent neur gruob an der ôrn stat und habent
Line: 19 neur drei zend und sint ir pizz unhailsam und die pizz
Line: 20 pringent geswulst. daz westen die wol, die mit sant Pauls 20
Line: 21 auz dem mer kômen, wan ze der selben zeit begraif derlai
Line: 22 slangen aineu sant Pauls hant und paiz in. dô wânten
Line: 23 sein gesellen, er schölt geswellen und sterben gar snell.
Line: 24 daz geschach aber niht. der slangen ingewaid ist guot
Line: 25 für aller slangen heken und piz, sam Plinius spricht. ez 25
Line: 26 spricht ain vorschær, wer derlai slangen haut nem, die
Line: 27 si her ab zeuht in irm alter, und sied die haut in wein,
Line: 28 der wein sei ain erznei dem augswern und dem zantswern.
Line: 29 aber ir vaizten benimt den augenschimel und macht dunkel
Line: 30 augen clâr. Aristotiles spricht, daz diu vipper ain men\schen 30
Line: 31 antlütz hab unz an den nabel, und von dem nabel
Line: 32 unz an den zagel ains cocodrillen gestalt. ir aftertrühel
Line: 33 ist sô eng als ain nadelœr und dar umb mag si an der
Line: 34 stat niht zuo gevâhen sam andreu tier. si gevæht zuo
Page: 286
Line: 1 mit dem mund. aber Plinius der redet vil geläupleicher
Line: 2 von der vippern, wan er spricht, wenn der swangern
Line: 3 vippern zeit köm, daz si gepern schüll, sô pring si an
Line: 4 ainem tag neur ain kindel und niht mêr. seid nu der
Line: 5 kindel vil ist (wan si hât wol zwainzig kindel in ir mit 5
Line: 6 enander), sô werdent diu andern gar ungedultig, diu über
Line: 7 die rehten zeit dâ hinten beleibent, und dar umb reizent
Line: 8 si die muoter und kriechent her für. diu slang hât die
Line: 9 art, wie daz sei, daz si gräuleicher sei denn all ander
Line: 10 slangen, iedoch ist si gar sänftig gegen irm weib, sam 10
Line: 11 der grôz Basilius und Ambrosius sprechent, wan sô daz
Line: 12 weip niht gegenwart ist, sô suocht si der man und lokt
Line: 13 ir mit ainem senften wispeln, und sô er siht, daz si
Line: 14 kümt, sô læzt er sein vergift von im und êrt sein fra\wen,
Line: 15 alsô daz er ân vergift sein hôchzeit und sein gir 15
Line: 16 mit der frawen üeben wil. Nu merk, eifrær, wie liep dû
Line: 17 dein frawen habst, diu weder weis noch werk dir ze dank
Line: 18 nümmer mag volpringen. siht si über sich, si ist ain
Line: 19 kapferinn, under sich ain maudrerinn, sweigt si, si ist ain
Line: 20 stümminn, rett si, si ist ain klafferinn. dû lesterst si mit 20
Line: 21 worten und mit werken, ê dû die wârhait vindest. nim
Line: 22 dir der weil: gæher man schol esel reiten.
Line: 23 Nu haben die slangen ain end.
Line: 27 Ez ist noch ainrlai tierl, die haizent würm. von den
Line: 28 schüll wir nu sagen, und des êrsten in ainer gemain.
Line: 29 Isidorus spricht, ain wurm ist ain tierl, daz allermaist auz
Line: 30 flaisch oder auz holz oder auz andern erdischen dingen 30
Line: 31 wehset ân all unkäusch. dû scholt auch wizzen, daz die
Line: 32 maister etswenn die slangen auch würm haizent, und in
Line: 33 dér weis ze reden von den würmen koment etleich würm
Page: 287
Line: 1 von unkäusch des mans und der frawen in slangen art,
Line: 2 als vor geschriben ist, und etleich auz airn, sam der
Line: 3 schorp, und in dér weis redt Plinius von den würmen und
Line: 4 spricht, kain wurm hât pluot denn gar ain klain nâch seiner
Line: 5 grœz. etleich würm sint ân füez, iedoch habent si pain 5
Line: 6 in irm leib oder græt, sam die slangen habent, und die
Line: 7 selben slingent auf der erd von ainr stat zuo der andern.
Line: 8 von derlai würmen well wir niht reden hie, wan wir ha\ben
Line: 9 vor von in geschriben. aber anderlai würm sint, die
Line: 10 kain pain oder kainen grât in irm leib habent und habent 10
Line: 11 auch niht füez; die selben würm runzelnt sich in klain
Line: 12 runzeln an dem leib, wenn si hin und her kriechent. ez
Line: 13 sint auch etleich, die füez und flügel habent, sam die wespen
Line: 14 habent und die peinen und sämleich würm, und etleich
Line: 15 habent zwên füez oder vier ân flügel. die selben laufent 15
Line: 16 und habent etswie vil pluotes. etleich habent auch mêr
Line: 17 dann vier füez, die selben laufent auch, aber si habent
Line: 18 niht aigens pluotes, dar umb, daz ir kost und ir narung
Line: 19 gar vil in ir füez gêt, und daz verniht in ir pluot. iedoch
Line: 20 hât ain iegleich wurm ain fäuhten in seim leib an des 20
Line: 21 pluotes stat.
Line: 22 Nu well wir von der aller lai würmen hie sagen, und
Line: 23 des êrsten von der pein, wan diu ist diu edelst under in
Line: 24 allen.
Chapter / Strophe: 1 1.
Line: 25
Line: 26 VON DER PEIN.
Line: 27 Apis haizt ain pein. die peinn habent die art, sam
Line: 28 Aristotiles und der grôz Basilius und Ambrosius spre\chent,
Line: 29 daz si mit aller sach mêr gemain sint dann kainer\lai
Line: 30 gesellter ding auf erden, wan wie vil ir zuo aim swarm 30
Line: 31 gehœrent, die habent all ain wonung und lebent all in
Line: 32 ainr gegen ains landes. ir aller arbait ist gemaines nütz
Line: 33 in allen. ir nutz und ir fruht ist in allen gemain und
Line: 34 ir vliegen ist in auch gemain. waz schol ich dir mêr
Line: 35 sagen? ir gepurt, die si pringent, ist in allen gemain, 35
Page: 288
Line: 1 wan si pringent ainen jungen swarm all mitenander, und
Line: 2 ir genz irs leibes (daz ist ir käuschait) ist in auch allen
Line: 3 gemain, wan ir kaineu unkäuscht mit der andern noch
Line: 4 habent zuo enander unkäuschen glust und habent kainen
Line: 5 smerzen in irr gepurt. iedoch pringent si dick ainen 5
Line: 6 grôzen swarm. die peinn machent under in ainen küng
Line: 7 und ain volk, daz dem küng gehôrsam ist, und wie daz
Line: 8 sei, daz si all under aim küng sein, iedoch sint si frei
Line: 9 und habent ain wirdikait und ain vorêr in irm geriht
Line: 10 und in irr beschaidenhait und ain andæhtig gir zuo gan\zen 10
Line: 11 trewen, wan si habent irn küng liep, den si gesetzet
Line: 12 habent, und êrent in mit sô grôzem vleiz, daz si nümmer
Line: 13 wider in getuont und in nümmer erzürnent, und daz ist
Line: 14 pilleich, wan der küng hât sunderleich sänftikait gegen
Line: 15 dem volk, sô behelt daz volk sein gehôrsam gegen dem küng 15
Line: 16 auch pilleich. die peinn habent sunderleich samnung und
Line: 17 vliegent scharot zuo irm weisel. si schadent kainer fruht
Line: 18 noch den tôten pluomen, daz sint die dürren pluomen.
Line: 19 wenn si diu naht begreift in irm auzraisen, sô ruoent si
Line: 20 hôch in paumen, dar umb, daz daz taw oder der regen 20
Line: 21 ir flügel iht berüer. der peinn weisel ist als ain küng
Line: 22 under in, und in aim vaz under ainem swarm ist neur
Line: 23 ain weisel, der des swarms fürst ist. der weisel ist schœn
Line: 24 und ahtpær an der gestalt und ist zwir als grôz als der
Line: 25 andern peinn ain. er hât aber kürzer flügel wan die andern 25
Line: 26 und hât aufgerihteu pain und ist sein ganch hœher wan
Line: 27 der andern. er hât auch an der stirn ain weiz plüemel,
Line: 28 dâ mit hât in diu nâtûr gekrœnet vor den andern peinen.
Line: 29 ez sprechent auch etleich, daz der peinn kaiser kainen
Line: 30 angel hab, dâ mit er stech, sam die andern peinn habent, 30
Line: 31 wan er ist genuog gewâpent mit seim gewalt, den er hât.
Line: 32 iedoch spricht Ambrosius, er hab ainen angel, aber er
Line: 33 stech dâ mit niht, wan er ist sänft von nâtûr. der peinen
Line: 34 volk ist dreirlai. die êrsten peinn sint der andern müeter
Line: 35 und wirdiger und grœzer wan die andern. die andern 35
Line: 36 sint klainer und sint doch gar kreftig und würkent
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Line: 1 vil und vast, reht als ain volk, daz under ainr maister\schaft
Line: 2 ist, und derlai peinen sint den müetern undertân
Line: 3 und gehôrsam und würkent nihts ân der grœzern gepot.
Line: 4 daz dritt volk der peinen sint derlai peinen, die ze latein
Line: 5 fuce haizent, daz sint unvolkomen peinen und habent niht 5
Line: 6 ängel und sint der rehten, daz ist der êrsten peinen,
Line: 7 dienerinn. die peinen habent gemaincleich die art, daz si
Line: 8 irm kaiser stætes und ämzicleich volgent wâ er fleugt oder
Line: 9 gêt die weil er junk ist. si habent auch die art, daz si
Line: 10 ir wonung schickent sam die pürg und machent die 10
Line: 11 obersten drei zeil lær von honich, dar umb, daz daz honig
Line: 12 an dem êrsten anplick iemant hin zuo lad, der in schaden
Line: 13 pring, aber die letzten zeil füllent si vol honigs. die
Line: 14 peinen ruoent in irm vaz des morgens in der mettenzeit,
Line: 15 unz daz aineu under in zwir oder dreistund geprumt oder 15
Line: 16 gehumt gegen dem liehten tag, als ain wahter, der mit
Line: 17 aim herhorn prummet gegen dem tag, wan diu pein ant
Line: 18 vor hin an ir nâtûr, ob der tag sanft well sein und schœn,
Line: 19 wan sô vliegent si auz all und pringent êr und guot;
Line: 20 wil aber ez regenn und wintsäusen, sô haltent si sich ze 20
Line: 21 samen in irm vaz. wenn aber si zuo werk kêrnt, sô
Line: 22 samnent si pluomen an ir füez, als ob si hosen haben
Line: 23 gewunnen. die andern nement des süezen tawwazzers in
Line: 24 ir münd und über all in ir wollen und tragent daz haim
Line: 25 in ir wonung. Ambrosius spricht: man siht die peinen 25
Line: 26 all widerstreit arbaiten umb ir gâb und umb irn schatz.
Line: 27 etleich sint wächig und fleizig ze suochen ir waid. die
Line: 28 andern sint sorgsam ze behüeten ir wonung und ir pürg.
Line: 29 die dritten vorschent nâch dem weter und nâch der stern
Line: 30 lauf. die jungen vliegent auz ze würken und tragent ein 30
Line: 31 honig und wahs, aber die alten würkent in irn wonungen.
Line: 32 die von veltpluomen haim tragent die ladent ir vodern
Line: 33 füezel vol oben an den hüefen und varnt haim wol ge\pürdet
Line: 34 und schôn geladen. si habent auch inwendig des
Line: 35 vazzes ir amt schôn getailt, wan etleich maurent, die 35
Line: 36 andern zierent und sliehtent daz werk. etleich saugent
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Line: 1 hong von wahse, etleich tailent daz werk hin und her
Line: 2 und daz ezzen daz prâht ist und ezzent niht besunder,
Line: 3 dar umb, daz weder ezzen noch werk noch zeit under in
Line: 4 ungeleich sei. Plinius spricht, daz die peinn irs werkes
Line: 5 gar vleizig sein, alsô daz si prüevent, welheu under in 5
Line: 6 træg ist ze würken, die strâfent si zehant und peizent si
Line: 7 zetôt. si haltent wundergrôze rainikait under in und
Line: 8 werfent irn mist ze mittelst in daz vaz und ist kain un\sauberkait
Line: 9 under irm werk, wan all überflüzzichait, diu
Line: 10 von den würkenden peinen kümt, die samnent si an ain 10
Line: 11 stat in daz vaz und tragent si her auz an irn veirtagen,
Line: 12 wenn daz weter trüeb ist, daz si niht gearbaiten mügent.
Line: 13 sô ez an den âbent gêt, sô prumment si in dem vaz und
Line: 14 daz prummen wirt ie klainer und klainer, unz aineu
Line: 15 under in umb fleugt und hummet in der weis, als dâ si 15
Line: 16 si wecket des morgens, und gebeut in allen ze ruoen,
Line: 17 als die wahter pflegent auf den pürgen, die paideu naht
Line: 18 und tag anplâsent. sô daz geschiht, sô sweigent si alle
Line: 19 gar snell. si habent auch die art, daz si des êrsten dem
Line: 20 volk hausent, und dar nâch den künigen, und ist, daz si 20
Line: 21 grœzers gelükes wartent, alsô daz si swärmen wellent,
Line: 22 sô machent si auch gesellenhäuser und machent den
Line: 23 künftigen kaisern besunder paläst ainseit weit und grôz.
Line: 24 iedoch nement si kainen küng von geschicht oder ân für\sichtichait,
Line: 25 si prüevent in vor, ob er schœn und grôz sei 25
Line: 26 und sänftig. ist daz etleich peinn irs kaisers reht über\varnt,
Line: 27 sô tœtent si sich selber und wundent sich mit irn
Line: 28 aigenen ängeln, und spricht man, daz daz volk in den
Line: 29 landen, die Perse haizent, die selben weis an im hab
Line: 30 gegen seim küng. die peinen varnt niht an ir waid ge\maincleich, 30
Line: 31 ez var dann der küng des êrsten auz und
Line: 32 halt daz fürstentuom in dem flug. si beschirment auch
Line: 33 irn künig gar vleizicleich und achtent inz zuo ainr
Line: 34 frümchait, ob si umb iren küng sterbent. Aristotiles
Line: 35 spricht, der peinen künig erschainent niendert auzwendig 35
Line: 36 der vaz ain, si haben dann ain grôz volk pinen mit in.
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Line: 1 under dem selben volk fleugt der künig ze mitelst und
Line: 2 die pinen umb und umb, und welheu pein an dem flug
Line: 3 des kaisers flügel rüert, die strâft daz ganz her. ez be\gert
Line: 4 auch iegleich pein dem kaiser ze næhst sein in der
Line: 5 rais und acht sich des gar frum und verrüemt, daz man 5
Line: 6 si anschaw in irs kaisers dienst. wenn auch der kaiser
Line: 7 müed wirt, sô tragent in die sterkisten peinen enpor und
Line: 8 helfent im hin. Plinius spricht, ist daz den peinen honigs
Line: 9 geprist in irm vaz, sô raisent si mit grôzer ungestüemi\kait
Line: 10 auf die næhsten und die selben stellent sich zuo wer 10
Line: 11 und streitent mit enander. si vehtent auch mit enander
Line: 12 umb die pluomen auf dem veld, aber den streit zestœrt
Line: 13 man, der staup under si wirft oder der ainen rauch under
Line: 14 si plæst, und versüenet si mit milch oder mit wazzer. si
Line: 15 hazzent gar vast pœsen smack und vliehent verr dâ von, 15
Line: 16 und unsauber salb laidigt si sêr. Basilius spricht: an den
Line: 17 peinen und an den wefsen oder an den vespen sint über
Line: 18 al klaineu spältel und klünsel, wan si âtement niht und
Line: 19 habent niht lungen. si werdent genert und gefuoret in
Line: 20 dem luft nâch der gänzen irs leibes, alsô daz si den luft 20
Line: 21 über al in sich ziehent, und dar umb, sô man si mit öl
Line: 22 gefäuhtigt, sô sterbent si leiht, wan daz öl verschoppet
Line: 23 diu klünsel und diu spältel irs leibes; aber der zehant
Line: 24 dar nâch ezzeich auf si geuzt, sô öffent sich die lüegel
Line: 25 und werdent wider lebentig zehant. wenn die peinen siech 25
Line: 26 sint, sô ezzent si mêr denn si gewont sint, und daz tuont
Line: 27 si neur umb die grôzen lieb, die si zuo dem hong habent.
Line: 28 papilio, daz ist ain veivalter, der tuot den peinn vil ze laid,
Line: 29 wan die veivaltern setzent sich auf den klê und auf ander
Line: 30 süez pluomen und saugent daz süez mark dar auz und 30
Line: 31 daz edel taw verunrainent si mit irm gesmaiz, wan dâ
Line: 32 wahsent würmel auz. ir lâgent auch die frösch, wenne
Line: 33 si zuo dem wazzer vliegent, wan man spricht, daz die
Line: 34 frösch der peinn ängel niht enpfinden, dâ mit si stechent.
Line: 35 si laidigent auch von nâtûr die websen und die harniz 35
Line: 36 und die swalben und ander vogel frezzent die peinen. si
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Line: 1 habent auch die art an in, daz si leich klagent an ainander,
Line: 2 und wenn ir kaiser gestirbet, sô wainet daz volk ze mâl
Line: 3 und ist traurich, wan si samnent sich all umb irn tôten
Line: 4 kaiser und tragent niht mêr ein noch vliegent auz, und
Line: 5 kümt man in niht ze hilf, sô sterbent si hungers, sam ain 5
Line: 6 vorscher spricht. die peinen sint krank und siechent aller\maist
Line: 7 sô die pluomen kaltent. in ist auch ain iegleich
Line: 8 widergalm schad, sô ains menschen stimm oder ains an\dern
Line: 9 tiers stimm widergalm gibt nâhent pei den peinen.
Line: 10 nebel ist in auch schad. in schadent auch die spinnen 10
Line: 11 gar sêr, wenne si in angesigent und ir netz pei in auf\spannent,
Line: 12 wan sô vâhent si si und tœtent si. maister
Line: 13 Michel von Schottenlant spricht, daz den peinen ir aigen
Line: 14 glück schad. wan sô ain überfrühtig jâr ist mit pluomen
Line: 15 und mit genuhtsam, sô habent si sô grôzen vleiz honig 15
Line: 16 ze samnend, daz si nihtes trahtent nâch kindeln und nâch
Line: 17 jungen peinen. die peinen sterbent von mangerlai sachen
Line: 18 und allermaist wenn der weisel vil ist und ain iegleicher
Line: 19 weisel ain schar der peinen für sich nimt und die maistert.
Line: 20 die peinen fräwent sich, wenn man die hend ze samen 20
Line: 21 klopfet, und wenn man klingelt mit gesmeid, sô samnent
Line: 22 si sich. ez werdent peinen auz frischen waltrinder päu\chen,
Line: 23 die man aurochsen haizt, von den wir vor gesagt
Line: 24 haben, die ze latein bubali haizent. aber man muoz die
Line: 25 päuch mit mist bedecken, sô koment die peinen dâ von. 25
Line: 26 ez werdent auch peinn auz ochsenhäuten, die man in der
Line: 27 erden verpirgt, und auz eselhäuten werdent websen oder
Line: 28 vespen. auz mukenmist werdent würmel, auz piezen frösch
Line: 29 oder auz mangolt, wan piezen und mangolt ist áin kraut;
Line: 30 auz pœsem luft und auz faulem âtem werdent priemen, 30
Line: 31 die ze latein culices haizent, aber Virgilius spricht, daz
Line: 32 die priemen werden auz ainer kalben leib, diu tot sei,
Line: 33 und daz hân ich zwâr gesehen an der sunnen schein, dâ
Line: 34 ain tôteu kalb lag. auz der tôten pfärd leib werdent
Line: 35 webzen und harliz, auz eselleiben werdent ainrlai vliegen, 35
Line: 36 haizent scarabei, die sint rôt als die horniz, si sint aber
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Line: 1 klainer wan die websen. dû scholt auch wizzen, daz die
Line: 2 peinen, die auz den rindern werdent, mitenander unkäu\schent
Line: 3 sam die mucken, aber ir gepurt hât nâhen die art,
Line: 4 die reht peinen habent. man schol daz honig abnemen
Line: 5 wenn der môn vol ist an aim liehten schœnen tag. wenn 5
Line: 6 daz honig zehant abtreuft in tropfen weis, daz ist sô guot
Line: 7 niht sam daz zæh ist und gar wol smecket und daz durch\sihtig
Line: 8 ist. waz auch honges von newem wahs kümt, daz
Line: 9 ist pezzer wan daz von altem kümt. daz von altem wahs
Line: 10 kümt, daz ist rôt, aber daz guot honig ist goltvar. guotez 10
Line: 11 hong und weizz ist den siechen augen guot und zuo den
Line: 12 auzgängen. daz rain hong ist niden in dem vaz. Pla\tearius
Line: 13 spricht, daz daz honig warm sei in dem êrsten
Line: 14 grâd der wirmen und trucken in dem andern grâd der
Line: 15 trücken. daz hong ist zuo mangerlai guot. ez behelt 15
Line: 16 der ding kraft, dar zuo man ez gesellt, und rainigt. ez
Line: 17 sänftigt den würzen und den kräutern und andern dingen,
Line: 18 dâ zuo man ez mischet, ir pitterkait, und dar umb mischt
Line: 19 man ez zuo vil erznei, wan ez tregt mit seiner süezen die
Line: 20 vergift in die tiefen der gelider. in electuariis, die man 20
Line: 21 ze däutsch latwergen haizt, und in edelm gestüpp, wenn
Line: 22 man ez dar zuo mischt, sô hât ez die kraft, daz diu dinch
Line: 23 dester lenger guot und frisch beleibent. wem der mag
Line: 24 vol kalter fäuhten ist, dem schol man geben honig mit
Line: 25 warm wazzer, wan daz hönig entlœst und wäscht ab. wer 25
Line: 26 sein antlütz clâr und lauter well machen, der schol ez
Line: 27 waschen mit hong und mit wazzer. wenn man ain un\derzäpfel
Line: 28 macht auz gerœschtem hong und auz salz, daz
Line: 29 ist den läuten gar guot, die sühtig sint mit dem fieber.
Line: 30 Aristotiles spricht, daz die alten peinen süezer hong prin\gen 30
Line: 31 wan die jungen, wan si sint paz ervarn wan die
Line: 32 jungen. wer hönig in sich trinket, daz niht geschäumt
Line: 33 ist, den plæt ez. daz hong ist guot für der tobigen hund
Line: 34 piz, wenn man ez trinket, und ist guot für die piz der
Line: 35 grimmen tier. daz laudônisch hong ist pitter und wer ez 35
Line: 36 izt, der wirt unsinnig. switzet aber er, sô wirret im niht
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Line: 1 mêr. daz honig hât die art, daz ez den ungelust und daz
Line: 2 wüllen, daz von dem pœsen magen kümt, benimt. der
Line: 3 peinen kaiser machent mêr dann ainen sun, und wenn die
Line: 4 gewahsent, sô koment all peinen über ain und tœtent die
Line: 5 pœsern, daz si iht ain teilung machen under der schar 5
Line: 6 der peinen und niht krieg under in machen. die peinen
Line: 7 prüetent jung auz, reht sam die hennen, und daz jung
Line: 8 peindl, daz des êrsten her für sleuft, daz ist weiz; aber des
Line: 9 kaisers sündl ist zehant hongvar, wan ez kümt von auz\erwelten
Line: 10 pluomen und von aller genuhtsam. Pei den 10
Line: 11 peinen verstên ich ainen iegleichen tuom, dâ ain pischolf
Line: 12 weisel ist der kôrherren mit witzen und mit allen tugen\den
Line: 13 und im die peinen, daz sint die kôrherren, gehôrsam
Line: 14 sint mit allen sachen. die leident under in niht mêr
Line: 15 dann ain haupt, wan si fürhtent, machten si mêr dann 15
Line: 16 ain haupt, daz ir gotshaus verdürb; dar umb welent si
Line: 17 daz pest. ach got, wie wênig der peinen ze unsern zei\ten
Line: 18 ist! ez sint all peinen ze websen und zuo harniz
Line: 19 worden. got durch seinen pittern tôt und durch sein
Line: 20 gruntlôs erparmherzichait kom seim gotshaus ze helf, daz 20
Line: 21 sô gar verdirbt und verdorben ist. dû waist wol, wâ ich
Line: 22 main, parmherzigerv́got, lâ dein genâd erscheinen!
Line: 25 Aranea haizt ain spinn. der wurm hât die art, daz 25
Line: 26 er auz seim gedirm fädem spinnet und netzel webt, dâ
Line: 27 mit er die muken væht. ez geschiht auch dick, daz er
Line: 28 sich selber mit dem spinnen sô gar auzdärmt, daz nihts
Line: 29 in im beleibt und daz er stirbt, wan die spinnen habent
Line: 30 in in ain wollentragend kraft, dar auz si die fädemen 30
Line: 31 spinnent. ez sprechent auch etleich, daz daz weibel spinn
Line: 32 und web und daz männel vâh die mucken mit dem selben
Line: 33 netzel. si gepernt mit irn lenden klaineu würmel, diu
Line: 34 aint airn geleich und diu airl gepernt si zwischen den
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Line: 1 webnetzeln. ez werdent auch spinnen ân unkäusch auz
Line: 2 faulen dingen, sam auz dem klainen staub, der in der
Line: 3 sunnen fleugt, wenn der erfault, und auz des menschen
Line: 4 spaicheln, die er wirft sô er gezzen hât. diu spinn webt
Line: 5 sô daz weter lauter ist, niht wenn ez trüeb ist. si jagt 5
Line: 6 auch niht mêr noch væht, unz daz si gar verzert daz si
Line: 7 vor gevangen hât, sam ain vorschær spricht. wer der
Line: 8 spinnen netzel über ain frisch wunden legt, dem geswilt
Line: 9 diu wund niht und faulet auch niht. die spinnen lebent
Line: 10 des saffes und der fäuhten, und dar umb stirbt ir kaineu 10
Line: 11 hungers. wenn die spinnen ireu netzel hœher ziehent,
Line: 12 daz ist ain zaichen, daz ez regenen wil. diu spinn hât
Line: 13 die art, daz si sich an ainem vadem wigt auf der slangen
Line: 14 haupt, wâ si daz under ainem paum aufrecket an dem
Line: 15 schaten, und peizt die slangen sô krefticleich, daz si ir 15
Line: 16 daz hirn begreift unz in den tôt. Aristotiles spricht, wer
Line: 17 geswilt von ainer spinnen piz, der mach ain pflâster von
Line: 18 mucken und pind daz auf den smerzen, sô wirt im paz.
Line: 19 maister Michel der Schott spricht, wenn diu spinn slâf,
Line: 20 sô kêr si den ruck gegen der erd und slâf in dem luft 20
Line: 21 hangend an den vädemen, die si gespunnen hât, und kêr
Line: 22 ir antlütz gegen dem netz.
Line: 25 Buffo mag ain klain krot haizen. diu krot ist ain 25
Line: 26 vergiftiger wurm und hât ain schelmig gesiht und ist un\rain
Line: 27 anzegreifen. si lebt der erden, iedoch mit rehter mâz
Line: 28 und wag, wan sô vil und si besliezen mag mit dem vordern
Line: 29 füezel, daz ist ir tagezzen. ez ist ainr lai kroten in wäl\hischen
Line: 30 landen, die habent stimm sam die pusaunn, und 30
Line: 31 wenn man si auz dem land pringt, sô verliesent si die
Line: 32 stimm. die kroten bedäutent die prediger, die neur in
Line: 33 irm land wellent predigen. Alexander spricht, diu krot
Line: 34 izt gern salbai und vergift der salbai wurzeln nümmer,
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Line: 1 dar umb schol man der salbai stat mit rauten umbgeben,
Line: 2 wan der rauten taw und ir saff ist der kroten tœtleich
Line: 3 schad. er spricht auch, wer ainen krotenstain auz irm
Line: 4 haupt nimt und in pei im trait, dem vertreibt er der ver\gift
Line: 5 pôshait. wer ain kroten ze pulver prennt und den 5
Line: 6 pulver læzt ligen, dâ werdent lebendig kroten auz. diu
Line: 7 krot hât die art, daz si fürht, ir zerinn der erden. Dâ
Line: 8 pei verstê wir die geitigen.
Line: 11 Borax haizt ain grôz krot. diu hât ain antlütz sam
Line: 12 ain frosch und ist gar ain vergiftiger wurm, und von der
Line: 13 übrigen vergift, die si in ir tregt, zeplæt si sich wenn man
Line: 14 si angreift. si viht mit der spinnen und wirt siglôs, wan
Line: 15 sô diu spinn die kroten dick gesticht und sich diu krot 15
Line: 16 niht gerechen mag, sô wirt si alsô vast zeplæt, daz si ze
Line: 17 mitelst vonenander prist. der kroten piz ist sô unrain,
Line: 18 daz man in selten gehailen mag. si trait auch ainen
Line: 19 schatzpærn stain in dem haupt, dar umb tœtt man si. der
Line: 20 stain ist zwair lai. der ain ist weiz und der ist der pezzer. 20
Line: 21 der ander ist praun und swarz und hât ze mitelst ain
Line: 22 äugel, daz ist nâhent wahsvar, und der ist under den
Line: 23 praunen der pest. wer den stain in ezzen nimt und in\wendig
Line: 24 siech ist, der wirt gesunt, wan der stain durchgêt
Line: 25 dem menschen sein ingewaid, und wenn er in hât gehailt, 25
Line: 26 sô gêt er niden von dem menschen, wan man schol in
Line: 27 ganzen verslinden in dem ezzen. wenn der kroten ain
Line: 28 aug verdirbt, sô izt si ain besunder kraut, dâ mit si daz
Line: 29 gesiht widerpringet. man tœtt si auch mit rauten. si
Line: 30 hazt der sunnen liecht und gêt gern pei der naht und 30
Line: 31 allermaist wâ die läut gegangen sint. des tages verpirgt
Line: 32 si sich und ruowt. si fleuht den edeln smack der wein\gärten.
Line: 33 der stain, den si tregt, ist der vergift widerwär\tig,
Line: 34 als man spricht.
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Line: 3 Bombix haizt ain seidenwürmel. daz ist ain würmel,
Line: 4 sam Plinius spricht, daz wirt gern in dem land Assyria,
Line: 5 daz spinnet seiden, reht in der weis als diu spinn auz ir 5
Line: 6 selber spinnet, und auz den seiden macht man seidein ge\pend
Line: 7 und seidein gewant, daz allermaist zimt der zart\hait
Line: 8 an den zarten frawen. daz gewant haizt ze latein
Line: 9 bombicina. maister Michel der Schott spricht, daz daz
Line: 10 würmel sich umb und umb vermacht in ain cleu vädem, 10
Line: 11 die ez gespunnen hât, dar umb, daz ez wider geporn werd
Line: 12 in dem selben cleu. wenn ez allez daz auzgewirft, daz
Line: 13 mistig in im ist und gärmig und swarz, und ez denn ge\gen
Line: 14 der sunnen helt, sô ist sein leibel durchsichtig. daz
Line: 15 würmel izt niht auzwendiges ezzens dar nâch und ez vol\prâht 15
Line: 16 ist. Alsô tuont die volkumen menschen, die sich
Line: 17 zemâl eingezogen habent in die götleichen lieb, die ahtent
Line: 18 aller auzern lieb niht, diu in diser werlt ist.
Line: 21 Cicendula ist der vliegen geslähtes, die scarabei hai\zent,
Line: 22 und haizt cicendula ze däutsch ain gleimel. alsô
Line: 23 mag auch scarabeus haizen ain gleim. daz würmel hât
Line: 24 die art, daz ez gleizet wenn ez vleugt oder gêt und ist
Line: 25 als ain klaineu muk. daz würmel siht man in vil landen 25
Line: 26 und allermaist in Italia. wenn ez des nahtes vleugt, sô
Line: 27 scheint ez, sam funken varn in der vinster, und der schein
Line: 28 ist im allermaist an dem zagel. aber sô ez niht vleugt,
Line: 29 sô siht man den schein niht sô wol. daz würmel hât ain
Line: 30 wunderleich kraft, wan wer ir dreu izt, an dem verlischt 30
Line: 31 aller unkäuscher gelust; daz hât manig mensch versuocht.
Line: 32 wærleich, ich wolt, daz si all gaistleich läut æzen für an\der
Line: 33 gestüpp. Pei dem würmel verstê wir all die menschen,
Line: 34 die läuhtend sint mit guoten werken und die mit tugenden
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Line: 1 weiten genent sint und allermaist an dem zagel, daz ist
Line: 2 an dem end. wan wer volharret unz an daz end, der
Line: 3 wirt sælig. wen man alsô vindet läuchtend in der vinster
Line: 4 diser werlt, daz in diu vinster niht begreift, wærleich
Line: 5 der ist sælig. dar umb spricht unser herre: 'ewreu werk 5
Line: 6 schüllent läuhten vor den menschen.'
Line: 9 Cinomia haizt ain hundsmuck oder ain hundsvlieg,
Line: 10 sam Isidorus spricht, und ist ain kriechisch wort, wan 10
Line: 11 cinοs in kriechisch haizt ain hunt. diu vlieg belaidigt
Line: 12 der hund ôrn gar sêr sumerzeiten, wan wie dick si die
Line: 13 hund dar ab slahent, als dick koment si wider, und wâ si
Line: 14 vaizteu präckel vindent, die peizent si, daz si pluotent.
Line: 15 Pei der vliegen verstêt man den teufel, der hanget dem 15
Line: 16 menschen tag und naht an den ôrn seins muotes und
Line: 17 seinr gedenk, und versaumt sich der mensch icht ze lang,
Line: 18 daz er in niht absleht, alsô daz er im henget mit gedän\ken
Line: 19 unz in den willen und in den glust, wærleich sô peizt
Line: 20 im der teufel ain wunden. dar umb, mein herz, wir 20
Line: 21 schüllen tuon, als der hailig vater Abraham tet, und
Line: 22 schüln uns der mucken und des gefügels der pœsen ge\denk
Line: 23 wern mit ainer gerten, daz ist mit dem hailigen
Line: 24 cräuz, dâ got seinen rôsenvarben swaiz an vergôz durch
Line: 25 uns und durch all sünder, wan Davit überwant den grô\zen 25
Line: 26 risen Goliam mit aim stab und mit ainer slingen und
Line: 27 Jacob gieng mit ainem stab über den Jordan, des wazzer
Line: 28 ungestüem ist, und dâ pei verstê wir die ungestüemigen
Line: 29 gedenke, die den menschen von got schaident.
Line: 32 Cinifes haizent snâken. daz sint gar klaineu würmel
Line: 33 und vliegent gern nâch des menschen âtem oder nâch
Line: 34 anderr tier âtem und peizent die parhaupten läut gar sêr
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Line: 1 und allermaist umb den âbent sumerzeiten, wan sô vlie\gent
Line: 2 si mit grôzen haufen, und wâ ain mensch ze veld
Line: 3 slæft, daz stechent si hart und wundent ez mit etleichen
Line: 4 stichlingen oder ängeln, die si habent. Der snâken ist
Line: 5 genuog under den läuten paideu sumer und winter, die 5
Line: 6 uns slâfend stechent mit nâchred.
Line: 9 Culex haizt ain prem. daz ist ain würmel grœzer
Line: 10 dann ain gemaineu vlieg. daz hât ainen stichling in dem 10
Line: 11 mund sam ain pfeifen, dâ mit sticht ez die läut und diu
Line: 12 tier und trinket ir pluot. und dar umb hât ez den na\men
Line: 13 ze latein, wan aculeus haizt ain stichling, dannen
Line: 14 kümt culex, sam Isidorus spricht. Isidorus spricht, daz
Line: 15 der prem daz lieht liep hab, alsô daz er sich pei weilen 15
Line: 16 verprenn an ainem prinnendem lieht. aber daz tuot ain
Line: 17 ander vögäll, daz haizt man ain fewersteln und ist sam
Line: 18 ain veivalter gestalt. Plinius spricht, daz die premen
Line: 19 saureu dinch liep haben und süezeu dinch vliehen. Dâ
Line: 20 pei verstê die pœsen, die daz guot nümmer geredent von 20
Line: 21 irn nâchgepaurn, aber ervorschent si ain pœs mærl, daz
Line: 22 praitent si gar weit. ez sint auch etleich premen, die
Line: 23 den übel tuont, die in wol tuont, und den wol, die in
Line: 24 übel. alsô wechselnt si allzeit daz süez umb daz saur.
Line: 25 wol hin, lâ varn! ez schat niht der witzig wirt. 25
Line: 28 Cantarides haizent paumwürm, die zuo obrist auf den
Line: 29 esten wahsent an slintpäumeinen paumen oder an andern
Line: 30 paumen auz fäuhten. auf den pletern wahsent die würm 30
Line: 31 reht sam die krautwürm auf dem kraut, aber si gewin\nent
Line: 32 volkumen flügel und vliegent des tages; aber des
Line: 33 nahtes besamnent si sich auf ain cleu oder zuo aim kü\gäll.
Line: 34 die würm sint grüen, aber wenn diu sunn scheint,
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Line: 1 sô sint si goltvar, und dar umb haizt man si auch golt\würm.
Line: 2 die würm sament man des nahtes umb den augst
Line: 3 und ertrenkt si in ezzich. wenn si nu tôt sint, sô geuzt
Line: 4 man wein dar auf und leget si auf ain glit, ez sei fuoz
Line: 5 oder hant oder ain ander glit, under ain wähsein köpfel, 5
Line: 6 und sô machent si ain plâtern an der stat. wenn man
Line: 7 die plâtern durchsticht an manger stat mit ainer gul\deinen
Line: 8 nadel oder mit aim hamel, sô gêt all diu pœs
Line: 9 fäuhten her für, diu in dem glit ist, reht als von aim
Line: 10 prand, und ist als guot sam manig prant, der ain jâr wert. 10
Line: 13 Crabro haizt ain harliz oder ain harniz. daz ist ain
Line: 14 michel wurm und ist an der varwe sam ain webs. iedoch
Line: 15 ist er grœzer. die harliz habent die art, sam Plinius 15
Line: 16 spricht, daz si in hölrn wonent oder under der erden.
Line: 17 der harliz zell sint sehseckot und die andern sint rinden
Line: 18 hölrig. ir auzzuht ist ungeordent und ungleich, wan
Line: 19 ainr fleugt auz, der ander ist in dem wazzer, der dritt
Line: 20 auf aim würmel, daz er izt. si ezzent flaisch und wah\sent 20
Line: 21 in dem vollen mônn. in dem winter verpergent si
Line: 22 sich. die maister sprechent, daz ain zwaijærig kint von
Line: 23 neun harlizstichen müez sterben. die harliz und die web\sen
Line: 24 habent kainen küng sam die peinen habent, wan ain
Line: 25 iegleich harliz wil selber herr sein und ain iegleich webs, 25
Line: 26 und dar umb nement si vil schadens und verderbens. ir
Line: 27 hong ist kaim menschen nütz. si prumment grausenleich
Line: 28 mit irn stimmen und allermaist wâ si in holn steten sint.
Line: 29 Pei den harlizen verstên ich ain iegleich üppig gemain, dâ
Line: 30 ainr dem andern niht gehôrsam wil sein und ein iegleicher 30
Line: 31 mit dem andern muotwillens pfligt. wærleich, ez sein
Line: 32 laien oder pfaffen, si müezent verderben. daz hab wir
Line: 33 gesehen an steten und an gotshäusern. niemd ich meld,
Line: 34 daz ist verpoten, aber prüefen ist alles gepietens frei.
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Line: 3 Eruca haizt ain krautwurm. daz ist ain langer wurm
Line: 4 und hât gar vil füez und mangerlai varb. der wurm
Line: 5 frizt daz kraut ab und diu pleter ab den paumen. man 5
Line: 6 spricht, daz der wurm umb den andern augst, der ze
Line: 7 latein september haizt, sein varb verkêr, und wandel
Line: 8 sein gestalt, wenn er naz werd von taw oder von regen,
Line: 9 wan er gewinnet flügel und wirt vliegend, sam ain vor\scher
Line: 10 spricht. wâ der wurm über ains menschen plôze 10
Line: 11 hant gêt, die unwirdigt er und læzt plæterl nâch im, und
Line: 12 daz ist ain zaichen, daz er vergiftig ist, wie daz sei, daz
Line: 13 sein vergift niht grôzen schaden pring.
Line: 16 Formica haizt ain amaiz. diu smeckt sam ain hunt
Line: 17 oder ain mensch, iedoch niht sô ganz und sô wol, sam
Line: 18 Aristotiles spricht. daz aber si smecken, daz prüeft man
Line: 19 dâ pei. wer swebel nimt und origanum, daz auf dem veld
Line: 20 wehset (daz haizet ôrkraut und haizent ez etleich aiter\kraut, 20
Line: 21 aber ez haizt pilleich ôrkraut, wan ez ist den sie\chen
Line: 22 ôrn guot und man erkennt ez dâ pei, daz ez ainen
Line: 23 rôten stil hât und niht grôzeu pleter und ain rôt pluomen
Line: 24 und pringt seinen sâmen kraizlot in ainer krôn weis und
Line: 25 hât ainen gar scharpfen smak), wer daz kraut nimt und 25
Line: 26 pulvert ez mit dem swebel und legt daz pulver auf ainen
Line: 27 âmaizhaufen, sô vliehent si zehant und lâzent ir wonung,
Line: 28 und in eingêndem môn hœrent si allzeit auf ze arbaiten.
Line: 29 under allen tiern hât diu âmaiz ain die art, daz si stark
Line: 30 wirt in dem alter und wehset. wenn der môn vol ist, 30
Line: 31 sô würkent si tag und naht, aber ander zeit niht. man
Line: 32 siht ir steig und ir weg auf den herten kislingen, alsô
Line: 33 mit grôzem vleiz arbaitent si und tragent ein. dar an
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Line: 1 mag ain iegleich mensch prüefen, daz ämzichait oder
Line: 2 stætichait vil vermag, ez sei mit guoten werken gegen got
Line: 3 oder mit andern dingen, si sein guot oder pœs. die âmai\zen
Line: 4 tragent ir tôten auz und begrabent si. daz tuot kain
Line: 5 tier mêr ân den menschen, sam Ambrosius spricht. si 5
Line: 6 peizent daz korn enzwai daz si eintragent, daz ez icht
Line: 7 anderwaid keimel und grüen, und welheu körner naz
Line: 8 werdent, diu trückent si an der sunnen, daz si icht faul
Line: 9 werden.
Line: 12 Formicaleon haizt ain âmaizleb und haizt auch mir\micaleon,
Line: 13 sam Adelînus spricht, wan mirmin in kriechisch
Line: 14 ist ain âmaiz und leοn haizt ain leb, dannen kümt daz
Line: 15 gesament wort mirmicaleon, daz ist gesprochen ain âmaiz\leb. 15
Line: 16 der wurm ist âmaizen geslähtes, er ist aber vil grœ\zer
Line: 17 denn ain âmaiz. die weil der âmaizleb klain ist, sô
Line: 18 ist er fridsam und zeuht seinen zorn in sich; aber wenn
Line: 19 er kreftig wirt und starch, sô versmæht er die alten ge\sellschaft
Line: 20 und gesellt sich zuo den grœzern, und wenn 20
Line: 21 er ze letzt gar grôz wirt und starch, sô lauzt er in den
Line: 22 haimleichen steten pei der âmaizen strâzen und setzet in
Line: 23 lâg, reht als ain rauber, und wenn si an ir arbait gênt,
Line: 24 waz si dann haim tragen wellent, daz nimt er in oder
Line: 25 würget die âmaizen selber und frizt si, und in dem winter 25
Line: 26 beraubet er die âmaizen irr narung, die si den sumer ge\sament
Line: 27 habent, wan er hât im selber nihts für getraht noch
Line: 28 erarbaitt in dem sumer. Pei dem wurm verstê die müe\ziggängel,
Line: 29 die den arbaitern nihts lâzent irs swaizes und
Line: 30 irr arbait. 30
Line: 33 Limax haizt ain erdsneck, wan limus ist ain zæh erd\reich
Line: 34 sam laim, dar auz wechset der sneck und dâ von
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Line: 1 kümt daz wort limax ze latein. der sneck izt erden und
Line: 2 hât vier hörner, aber ir zwai sint lenger und zwai kürzer,
Line: 3 und wenn er kreucht, sô strecket er diu hörner; aber wie
Line: 4 leicht man in anrüert, sô zeucht er diu hörner ein und
Line: 5 smucket sich selber zesamen. in dem winter ist er ver\porgen 5
Line: 6 und in dem lenzen kümt er her für. sein pluot
Line: 7 hât die art, daz ez diu swaizvensterl verschoppet, und dar
Line: 8 umb, wâ man ez hin streicht, dâ wert ez vesticleich, daz
Line: 9 icht hârs dâ wachs. wenn man die snecken zestœzt und
Line: 10 zereibt und streicht si in etleich wunden, sô werent si, 10
Line: 11 daz kain geswer dar inn wachs.
Line: 14 Locusta haizt ain hæschreck oder ain haberschreck,
Line: 15 aber ez ist niht daz tier, dâ diu geschrift von saget, daz 15
Line: 16 sanctus Johannes az in der wüesten, wan daz selb ist ain
Line: 17 vierfüezig tier, daz auch ze latein locusta haizet, als hie
Line: 18 vor geschriben stêt von den vierfüezigen tiern. iedoch
Line: 19 wie daz sei, daz etleich maister daz sprechent, sô wæn ich
Line: 20 des, daz sanctus Johannes im selber niht sô güetleich lebt 20
Line: 21 nâch dem leib, daz er allzeit flaisch æze daz mêrer tail in
Line: 22 der wüesten; ez ist sänfter ze gelauben, daz er der würm
Line: 23 gelebt, wan ain volk, haizent Parthi, die ezzent si gern,
Line: 24 ich weiz aber niht, wie si si ezzent. der häuschreck hât
Line: 25 ain haupt gestalt sam ains pfärdes haupt. ain vorscher 25
Line: 26 spricht, daz die würm anander gezzent, und die grœzern
Line: 27 ezzent die klainern. si habent viereckot münd und ainen
Line: 28 stichling zuo ainem zagel und habent zuo sich gepogneu
Line: 29 pain. die würm wahsent von dem sudenwint, der ze la\tein
Line: 30 auster haizt, und sterbent von dem nordenwint, der 30
Line: 31 ze latein aquilo haizt. si werdent snell vaizt von mandel\plüeten.
Line: 32 si habent ain därmel, daz ist vol unsauberkait,
Line: 33 und vliegent über verreu mer hungrig und ungezzen vil
Line: 34 tag. des nimt uns wunder, daz die würmel sô verr vliegent
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Line: 1 nâch irs leibes narung. wærleich, ez schölt der mensch
Line: 2 durch der êwigen speis willen, sam daz gotswort ist, gar
Line: 3 verr varn. eyâ, waz ist diu christenhait worden an manger
Line: 4 stat, dâ man ainen Uodelger und ainen Penzen verr lie\ber
Line: 5 hœrt wan ain êwangelium sagen! die häuschrecken 5
Line: 6 snurrent mit irn flügeln in dem flug, daz man wænt, ez
Line: 7 sein reht vogel, und habent auf der schultern zuofüegung
Line: 8 ain scherpfen sam zend und die scherpfen wetzent si an
Line: 9 enander, sam ob si zandklaffen. ir pruot ist sam daz
Line: 10 rockenkorn, und sô die jungen des êrsten dar auz sliefent, 10
Line: 11 sô sint si klain und swarz sam die âmaizen. der was gar
Line: 12 vil pei kaiser Ludweiges zeiten und tâten grôzen schaden,
Line: 13 als ich in dem andern stuck des puochs geschriben hân von
Line: 14 dem geschöpften stern.
Line: 17 Musca haizt ain muck oder ain flieg. diu hât die
Line: 18 art, daz si gar trätzleich fleugt und hât daz lieht liep,
Line: 19 wan si kan sich in der vinster nihts berihten. si wont
Line: 20 gern an der wirm und sitzet gern auf naz dinch. si ist 20
Line: 21 girig nâch pluot. si müet alleu tier und allermaist den
Line: 22 menschen. wâ si frisch flaisch berüert, daz allerêrst geslagen
Line: 23 ist, dâ volgent zehant würmel nâch und unlustigent daz ge\mailigt
Line: 24 flaisch, und daz geschiht allermaist in den haizen
Line: 25 augsttagen. diu muck fleuht wol gesalzen dinch und daz 25
Line: 26 scharpf ist, und waz weiz und rain ist, daz unsaubert si,
Line: 27 und mag man an mangen dingen diu mail niht vertreiben
Line: 28 in ainem jâr. sam ain vorscher spricht, waz mucken man
Line: 29 in wazzer versenket oder peinen, die werdent wider leben\tig
Line: 30 in ainer stunt, iedoch niht allzeit. si wahsent auz 30
Line: 31 faulem mist. si gepernt würmel, dâ ander mucken von
Line: 32 koment, und diu würmel sint hert und swarz. si habent
Line: 33 kain gedæhtnüss. ez ist ainr lai mucken in Cypernland,
Line: 34 die sint vierfüezig und gevidert und sint vil grœzer denn
Line: 35 unser mucken, die haizent pyralle, sam Plinius spricht. 35
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Line: 1 daz sint feurmucken, wan sô si in ainen feuroven koment,
Line: 2 sô vliegent si ze mitelst durch daz feur unbelaidigt, und
Line: 3 daz ist ain wunder. si lebent in dem feur, vliegent aber
Line: 4 si ain klain verr dâ von, sô sterbent si.
Chapter / Strophe: 18 18.
Line: 5
Line: 6 VON DEM FLOCH.
Line: 7 Pulex haizt ain flôch. der wirt auz gewermtem staub
Line: 8 und auz fauler fäuhten. diu pest erznei für die flœch ist,
Line: 9 der seinen leip all âbent mit wermuotsaf reibt, oder, sam
Line: 10 Ambrosius spricht, die flœch berüerent dich niht, ist daz 10
Line: 11 dû wermuotkraut kochest mit öl und deinen leip dâ mit
Line: 12 salbest.
Line: 15 Pediculus haizt aigencleich ain füezling. daz ist ain 15
Line: 16 leuteswürml oder ain kintpeiz, und haizt dar umb ain
Line: 17 füezling nâch der latein, daz ez vil füez hât, sam daz
Line: 18 puoch spricht von den dingen. Aristotiles spricht, daz
Line: 19 diu pest erznei wider diu würmel sei, der seinen leip dick
Line: 20 wasch mit merwazzer oder mit anderm gar wol gesalzem 20
Line: 21 wazzer, oder der kwecksilber, daz etleich köksilber hai\zent,
Line: 22 gar wol seudet mit paumöl und ain gürtelsnuor dar
Line: 23 ein daucht und die tregt, oder putter mit köksilber ge\mischet,
Line: 24 wer sein klaider dâ mit reibt, daz hilft auch.
Line: 27 Rana haizt ain frosch. der hât die art, daz er allez
Line: 28 daz fürhtet daz lebt und wænt, daz in die läut hazzen.
Line: 29 er mag seinen munt nümmer auf getuon in dem augst
Line: 30 weder durch ezzens willen oder trinkens oder ze schreien 30
Line: 31 oder zuo kainrlai andern sachen, dû tuost im in kaum auf
Line: 32 mit ainem stab. der frösch unkäusch ist mêr in der naht
Page: 306
Line: 1 wan in dem tag, und dâ pei prüefet man die scham der
Line: 2 unkäusch. daz ist wider die, die tag und naht unschämig
Line: 3 sint. iedoch habent si klainen gewin mit der übermâz,
Line: 4 wan sölich unfuor benimt schœn stimm, klârhait der augen,
Line: 5 des leibes kraft und macht und benimt êr und verderbt 5
Line: 6 die sêl. mâz ist ain maisterinn aller werk. wer des
Line: 7 wazzerfrosches zungen ainem slâfenden menschen legt
Line: 8 under sein haupt, daz wirt redent in dem slâf und offen\bârt
Line: 9 haimleicheu dinch, sam diu alt gepäurischait spricht,
Line: 10 diu doch dick missagt. wer aim hund gibt ainen leben\tigen 10
Line: 11 frosch in prôt, der verleust sein peiln. ez ist auch
Line: 12 ain klainz fröschel, daz haizt ze latein coriens und haizt
Line: 13 ze däutsch ain laupfrosch. daz fröschel ist grüenvar und
Line: 14 steigt auf die paum und ruoet zwischen den pletern. daz
Line: 15 fröschel hât die art, daz ez vor hin schreit, wenn ain re\gen 15
Line: 16 wil komen, aber ze anderr zeit singet ez selten oder
Line: 17 nümmer, und wænet manig mensch, der daz fröschel aim
Line: 18 hund in sein maul würf, er verlür sein stimm dâ von.
Line: 19 ez ist auch ain klainz fröschel, sam Plinius spricht, daz
Line: 20 wonet gern in dem rœrach und in den püschen: wenn 20
Line: 21 daz diu rinder in sich trinkent, sô werdent ir leib un\mæzicleich
Line: 22 grôz.
Chapter / Strophe: 21 21.
Line: 23
Line: 24 VON DER EGELN.
Line: 25 Sanguisuga haizt ain egel. daz ist ain wazzerwurm, 25
Line: 26 der hât niht pain in im und niht füez noch flozzen. der
Line: 27 hât die art, wenn er an ains menschen flaisch behanget,
Line: 28 sô man in dan ie mêr zeuht, sô er ie vester dar an
Line: 29 hangt, unz daz er zeprist. der wurm zeuht daz faul pluot
Line: 30 auz dem menschen und nimt des dicke sô vil, daz er ze\prist. 30
Line: 31 alsô machet er den menschen gesunt und tœtt sich
Line: 32 selber. Pei dem wurm verstê wir die mit geitichait und
Line: 33 mit haz dick überwunden werdent, alsô daz si andern
Line: 34 läuten ir schuld vergebent und tœtent sich selber an der
Line: 35 sêl. ain vorscher spricht, man schüll die egeln mit dornen 35
Page: 307
Line: 1 stechen oder mit tisteln oder mit nezzeln, unz si die ver\gift
Line: 2 lâz, die si in dem wazzer genomen hât von den frö\schen.
Line: 3 dâ nâch schol si der mensch an die haut lâzen.
Line: 4 die egel hât ainen dreieckoten munt, dar umb macht si
Line: 5 ain dreieckot wunden. 5
Line: 8 Talpula mag ain wazzerläufel haizen. daz ist ain
Line: 9 vierfüezig wurm und hât soln an den füezen, dâ mit lauft
Line: 10 er freileich auf dem wazzer und fürht der wazzer niht. 10
Line: 11 der wurm lebt geleich in wazzer und auf erden. er lauft
Line: 12 auf der erd gar snell, iedoch mêr auf den wazzern, alsô
Line: 13 daz er in kurzer zeit ain langez wazzer überläuft; wie
Line: 14 ungestüem ez ist, iedoch sitzet er dick auf dem wazzer
Line: 15 und ruowet, wenn er müed worden ist. er wirt auch niht 15
Line: 16 naz von dem wazzer, wie lang dû in under dem wazzer
Line: 17 mit henden heltst, noch stirbt dâ von.
Line: 20 Thamur oder samier haizt Salomôns wurm. dâ von 20
Line: 21 sagt man in der geschrift, diu scolastica historia haizt,
Line: 22 daz Salomôn des tempels stain dâ mit tailt und zeprach
Line: 23 und daz ain strauz ain hertez glas dâ mit zeprach, dar
Line: 24 umb, daz er sein jungez sträuzel her auz næm. Der wurm
Line: 25 der mag unsern herren Jêsum Christum bedäuten, wan 25
Line: 26 unsers herren pluot, daz er vergôz an dem hailigen cräuz,
Line: 27 hât sô grôz kraft, daz ez die staineinen herzen erwaicht
Line: 28 zuo dem mitleiden unsers herren marter. ich waiz daz
Line: 29 wol, daz kain trachten sô vast flammen pringt zuo göt\leicher
Line: 30 lieb, sam daz trahten tuot in die pittern marter 30
Line: 31 und in die menschait unsers herren Jêsû Christi, ich main
Line: 32 an dem anvang der götleichen lieb, wenn ain mensch des
Line: 33 êrsten die lieb vâhen wil. eyâ, nu prüef, mein herz, ob
Line: 34 ain lieber mensch umb deinen willen sô vil litt smâchait
Page: 308
Line: 1 und leidens unz an den grimmen tôt, ob dû niht grôz
Line: 2 leiden hetest an deim herzen umb in? ich gesweig, daz
Line: 3 der edelst der schœnst der tugentleichst der gewaltigst
Line: 4 und der reichst durch dein lieb sô vil marter hât erlit\ten,
Line: 5 daz er dich wider haim præht in seins vater reich in 5
Line: 6 die êwigen fräud. eyâ, kêr wider, mein sêl, kêr wider
Line: 7 zuo deinem pesten freund!
Line: 10 Spoliator haizt ain rauber. der wurm ist goltvar, 10
Line: 11 sam daz puoch spricht von den dingen, und hât die art,
Line: 12 wâ er ain slangen vint ligen in aim schaten, dâ steigt er
Line: 13 ir des êrsten auf den zagel und kläuselt si sänfticleich
Line: 14 und zeletst durchnegt er ir daz hirn und tœtt si. alsô
Line: 15 tuot diu sünd des êrsten wol und tœtt den sünder zeletst 15
Line: 16 mit dem êwigen tôd.
Line: 19 Testudo haizt ain sneck gemainleich, ez sei ain waz\zersneck
Line: 20 oder ain ertsneck, swarz oder weiz. iedoch hab 20
Line: 21 wir von in allen geschriben ân von dem weizen snecken.
Line: 22 der kümt von faulem gras mit übermâz der fäuhten und
Line: 23 der hitz. der wurm ist gar træg und vaizt und hât vil
Line: 24 pluotes nâch seiner art. wenn man salz auf in sprengt,
Line: 25 sô zefleuzt er vil nâhen aller ganz und gar, alsô daz 25
Line: 26 sein nâhent nihts mêr beleibt, und wirt eitel pluot auz
Line: 27 im in seiner art. daz ist guot zuo mangerlai erznei. Dâ
Line: 28 pei verstê die läut, die versuocht habent daz salz der
Line: 29 weishait, die zevliezent zemâl in andâht und achtent sich
Line: 30 selber nihts in der werlt. ich main die götleichen weis\hait, 30
Line: 31 aber diu menschleich kunst macht die üppigen mai\ster
Line: 32 hôchvertig und zeplæt. dâ von spricht sanctus
Line: 33 Paulus 'scientia inflat,' daz spricht: diu kunst zeplæt,
Line: 34 und maint ez in dem sinn und ich gesprochen hân.
Page: 309
Line: 3 Τheredο haizt in kriechisch ain holzwurm, sam Isi\dorus
Line: 4 spricht. der wurm wechst in den hölzern, diu man
Line: 5 ze unrehter zeit abhawet, iedoch wâ man lindez holz 5
Line: 6 trucken helt, dâ wachsent niht würm inn und auch in
Line: 7 aicheim holz wachsent si niht gern, aber in allem anderm
Line: 8 holz ân gar wênig wachsent si in den landen gegen der
Line: 9 sunnen underganch. dar umb prüefent die holzhacker an
Line: 10 daz wädel und daz new des mônen, wenn si daz holz 10
Line: 11 oder die paum hawen wellent.
Line: 14 Tinea haizt ain schab. daz ist ain gewantwurm, sam
Line: 15 Isidorus spricht, und wechset von faulem luft und von 15
Line: 16 saiger fäuhten in der gewantwollen, dar inn sitzet ez und
Line: 17 durchnegt si.
Line: 20 Tarmus haizt ain speckmad, wan daz ist ain wurm, 20
Line: 21 der in speck wehset, sam Isidorus spricht, und maint die
Line: 22 vaizten, diu in dem swein ist zwischen der swarten und
Line: 23 dem rôten flaisch. iedoch mag tarmus ain iegleich flaisch\mad
Line: 24 haizen. die würm fürkümt man mit zimleichem sal\zen
Line: 25 und mit rehter handlung. 25
Line: 28 Vespe haizent wefsen. die machent nest in hœhen
Line: 29 auz horw und handelnt ir leben gern pei mist, der von
Line: 30 den tiern und von den läuten kümt. si ezzent flaisch, 30
Line: 31 sam Plinius spricht, und koment etswenn von pfärdes
Line: 32 flaisch, sam Clemens der pâbst spricht.
Page: 310
Line: 3 Vermis haizt gemainleich ain iegleich wurm, iedoch
Line: 4 haizt aigenleichen in der geschrift vermis ain regenwurm,
Line: 5 dâ mit man die ängel äzt, sô man die visch wil vâhen. 5
Line: 6 der wurm wechset auz lauterr erden ân unkäusche und
Line: 7 dem wurm geleicht sich unser herr in dem psalm und
Line: 8 spricht 'ego sum vermis et non homo,' daz spricht: ich
Line: 9 pin ain regenwurm oder ain ertwurm und niht ain mensch.
Line: 10 daz sprach er pilleich durch des weissagen munt von seinr 10
Line: 11 menschait und von seinr marter, wan er wart mensch von
Line: 12 dem lautern rainen leib unserr frawen ân alleu mail, und
Line: 13 dem zuo ainer geleichnüss spricht diu geschrift, daz würm
Line: 14 würden auz dem rainen himelprôt, daz got den alten vä\tern
Line: 15 her ab warf hie vor in der wüesten. 15
Line: 18 Vermis celidonie haizt ain celidonier, daz ist ain
Line: 19 wurm, der wonet in etleichen haizen wazzern, diu von
Line: 20 nâtûr haiz sint, sam diu wiltpad, in dem land Celidonia, 20
Line: 21 daz ist ain küngreich; aber celidonia haizt ze latein ain
Line: 22 schellkraut, als her nâch kunt wirt. alsô nemen wir ez
Line: 23 hie niht. derlai würm lebent in dem haizen wazzer sam
Line: 24 die visch in dem kalten, und wenn si auz dem siedenden
Line: 25 wazzer koment in ain kaltez, sô sterbent si: alsô spricht 25
Line: 26 und schreibt Augustînus in dem puoch von der stat gotes.
Line: 27 Dâ mit hab daz dritt tail des puochs ain end von
Line: 28 allerlai tieren, an der art und nâtûr man schawet die
Line: 29 wunderleichen werch des obristen fürsten, und der die
Line: 30 hailig schrift auch an manger stat gedenkt, und wizzent 30
Line: 31 ainvaltig pfaffen niht vil dâ von, die doch vil guoter pre\dig
Line: 32 dâ von machten, ob si der tier nâtûr alsô erkanten.
Page: 311
Book: IV IV.
Line: 1
Line: 2 A.
Line: 3 VON DEN PAUMEN.
Line: 4 Wir schüllen nu in disem vierden stuck des puoches
Line: 5 sagen von allerlai paumen und des êrsten von gemainen 5
Line: 6 paumen, dar nâch von wolsmeckenden und gar edeln
Line: 7 paumen und schüllen die ordnung haben, daz wir des
Line: 8 êrsten von den sagen, der nam sich ze latein an ainem
Line: 9 A anhebt, und dar nâch an dem B, reht als daz ABC
Line: 10 geordent ist, sam unser weis vor gewesen ist in andern 10
Line: 11 dingen.
Line: 14 Agnus castus haizt daz käusch lamp. daz ist ain
Line: 15 paum, sam Platearius spricht, der ist an kraft haiz und 15
Line: 16 trucken, alsô daz er hitzet und trükent, und hât den na\men
Line: 17 dar umb, daz er den menschen käusch macht sam
Line: 18 ain lämpel, wan er auzräut und auzwürzelt den unkäu\schen
Line: 19 glust, dar umb, daz er des menschen unkäusch
Line: 20 fäuhten mit seiner hitz verzert. und daz würkt der paum 20
Line: 21 niht allain mit seinen pletern noch allain mit seim saff
Line: 22 wer daz trinket, er würkt ez auch dâ mit, ob man den
Line: 23 ligenden menschen sein plüet oder sein pleter understrä\wet.
Line: 24 daz bezeugt Galiênus, der dâ schreibt von den pur\gern
Line: 25 ze Athên in der stat in Kriechen, und spricht, daz 25
Line: 26 die êrbærigen frawen des paumes pleter in ir häuser sträu\ten
Line: 27 hie vor, daz si und ir man dester käuscher lebten.
Line: 28 man liset auch in der alten maister schrift, daz die alten
Page: 312
Line: 1 haiden, die mit irm opfer antwürt wolten paiten von den
Line: 2 abgötern, sich legten auf des paumes pleter, dar umb,
Line: 3 wenn si entsliefen, daz si kain pœs traum oder kain val\schez
Line: 4 gesiht velschet und beswært. der paum pringt sein
Line: 5 pleter niht mit andern paumen, die in dem lenzen grüe\nent: 5
Line: 6 er paitet mit seinen pletern und mit seinen plüeten
Line: 7 unz verr in den sumer, sô der sunnen hitz daz ertreich
Line: 8 gar erhitzet hât. des paumes plüet oder sein pleter sint
Line: 9 zuo erznei gar guot, wan wer sein saft trinket oder ir
Line: 10 wazzer, dâ inn si gesoten sint, der verleuset seinen un\käuschen 10
Line: 11 gelust gar vast, und benimpt hitz oder prunst,
Line: 12 dâ mit ain mensch überhitzet ist, und allermaist wenn
Line: 13 man diu schämigen gelider dâ mit handelt. waz man auch
Line: 14 riemen seudet in derlai saf, die sint guot für genorream,
Line: 15 daz ist unwillig sâmenrêrn, sam in dem slâf geschicht 15
Line: 16 oder auch etleichen läuten wachend. der pâm hât ple\ter
Line: 17 sam ain ölpaum, iedoch sint si niht sô hert, und hât
Line: 18 die art, daz er gern an wäzrigen steten wechset und an
Line: 19 nidern steten. wolt got, daz der werlt der weinreben
Line: 20 minner wüechs und derlai paum mêr, und allermaist gaist\leichen 20
Line: 21 läuten.
Line: 24 Ainer lai paum wachsent in dem land gegen der sun\nen
Line: 25 aufganch, sam Jacobus spricht, die tragent gar schœn 25
Line: 26 gelb öpfel. an den öpfeln scheint ains menschen piz gar
Line: 27 offenleich und kuntleich und dar umb haizt man si Adâ\mes
Line: 28 öpfel. wærleich, daz ist ain grôz wunder, daz got
Line: 29 des êrsten menschen sünd wolt zaigen an derlai frühten.
Line: 32 Arbor paradisi haizt des paradis paum und haizt von
Line: 33 etleichen maistern ze latein pulcherrima, daz spricht: der
Page: 313
Line: 1 allerschœnist, wan er ist sô schœn, daz seineu pleter an
Line: 2 der leng ain daumeln habent und an der prait ain halb
Line: 3 daumeln. der paum tregt lenklocht öpfel und die sint
Line: 4 süez und vaiztelochter fäuhten, und sprechent die maister,
Line: 5 daz er der öpfel mêr den hundert trag an ainem stengel. 5
Line: 6 sein stam ist hol sam ain rœr und wechset gern an fäuh\ten
Line: 7 steten, die man allzeit fäuht macht, reht sam der
Line: 8 kürbiz tuot. Pei dem paum verstên ich unser frawen.
Line: 9 diu haizt wol der allerschœnst paum, der under frawen
Line: 10 pild fruht ie getruog; diu ist sô voller genâden, daz si ie 10
Line: 11 an ainem ast der sælichait tregt mêr dann hundert tugent.
Line: 14 Arbor mirabilis haizt der wunderleich pâm. des
Line: 15 stam ist auch hol sam ain rœr und wehst auch gern an 15
Line: 16 fäuhten steten, reht sam der schœnist tuot. aber der wun\derleich
Line: 17 hât praiteu pleter und gar grôzeu und tregt ge\körnteu
Line: 18 fruht an langen stengeln sam die weintrauben.
Line: 19 sein pluom ist sô schœn geschicket als ain weintraub und
Line: 20 ist gevar als safrân. der paum wechst gern an dem 20
Line: 21 schaten, auch als daz kürbiz. Pei dem paum verstên ich
Line: 22 daz hailig cräuz, daz hât getragen die gar schœnen pluo\men
Line: 23 unsern herren Jêsum Christum, wan daz hailig cräuz
Line: 24 haizt wol der wunderleich paum von den wunderleichen
Line: 25 werken, diu got würkt in seim namen. von dem paum 25
Line: 26 und von dem vodern sagt unser puoch ze latein niht, ich
Line: 27 hân si genomen auz grœzern püechern von der nâtûr, als
Line: 28 ich willen hân ze tuon an vil paumen und kräutern; dâ
Line: 29 twinget mich zuo gar guoter will.
Line: 32 Abies haizt ain tann und ist ze latein sô vil gespro\chen
Line: 33 sam ain aufgängel, wan der paum wirt gar hôch
Page: 314
Line: 1 und langet über ander paum, sam Isidorus spricht, und
Line: 2 ist gar lüftiger art. dar umb mag man ez wol gehandeln
Line: 3 zuo paw und zuo feur, wan ez ist eben und hât niht vil
Line: 4 knorren, die von erdischer grober fäuhten koment. daz
Line: 5 holz hât die art, ist, daz man ez allzeit in wazzer legt 5
Line: 6 oder ob ez allzeit an dem luft stêt, sô gefaulet ez selten
Line: 7 nümmer; ist aber ez ain zeit in wazzer und ain zeit in
Line: 8 luft und geschicht der wechsel dick, sô faulet ez leiht.
Line: 9 dû scholt auch wizzen, daz die maister in der nâtûr vör\hein
Line: 10 holz und viechtein holz allez tannen haizent mit dem 10
Line: 11 gemainen namen abies; aber si sprechent, daz diu reht
Line: 12 tann under den drein die alleredelst sei, wan diu hât
Line: 13 daz allerweizist und daz allerlüftigst holz. daz viechtein
Line: 14 holz ist ain tail rœter und der viechten pleter sint niht
Line: 15 sô smal sam diu tannenpleter, aber vörheinz holz ist vol\ler 15
Line: 16 kiens und dâ macht man lieht auz. die drei paum
Line: 17 haizent ze latein nâch enander abies alba, abies citrina,
Line: 18 abies resinosa. iedoch werd wir von der viechten sunder\leichen
Line: 19 schreiben. auz tänneim holz werdent niht guot
Line: 20 päuch zuo saitenspil, sam zuo fideln, zuo leirn und zuo 20
Line: 21 andern dingen, dar umb, daz derlai holz von seiner lüf\tigen
Line: 22 nâtûr gesträutes leibes ist und vol gar klainer leip\löchel,
Line: 23 diu wir an uns swaizlöchel haizent, und dar umb
Line: 24 helt ez den luft niht vast, dâ von der dôn kümt, aber ez
Line: 25 werdent gar guot pödem an sölchen dingen auz tänneim 25
Line: 26 holz, dar umb, wenn sich der luft gestôzen hât an die
Line: 27 starken saiten in der ding päuchen, sô zinzelt er langsam
Line: 28 durch die linden pödem, und dâ von wirt daz gedœn süez.
Chapter / Strophe: 6 6.
Line: 29
Line: 30 VON DER ERLN
Line: 31 Alnus haizt ain erl. der paum wechst gern an fäuhten
Line: 32 steten und ist sein holz rôt und diu rind swarz. wenn
Line: 33 man daz holz geprennet, dâ wirt weizer asch auz wan
Line: 34 auz kainrlai anderm holz, daz uns bekant sei. daz holz
Page: 315
Line: 1 hât die art, die weil ez grüen ist, sô læzt ez sich niht sô
Line: 2 gern spalten sam daz tännein; aber wenn ez gedorret, sô
Line: 3 læzt ez sich gerner spalten. des paumes pleter habent die
Line: 4 art, wenn si des êrsten her für gênt, sô habent si ain
Line: 5 vaizt zæh fäuhten, reht als des popelpaums pleter. iedoch 5
Line: 6 ist der erlpleter saf niht sô schœn smeckend sam der
Line: 7 popeln pleter saf. diu erlpleter habent die art, wâ man
Line: 8 si sträut in ain kamern, dâ tœtent si die flœch, und daz
Line: 9 ist wâr von den pletern, diu newleich auzgeschozzen sint,
Line: 10 wan dâ müezent die flœch an hangen. daz erlein holz 10
Line: 11 alsô grüenez in wazzer gelegt erfaulet gar langeu jâr
Line: 12 nümmer und dar umb sleht man pfeiler in die mosigen
Line: 13 stet auz derlai holz und pawet dar auf türn, maur und
Line: 14 andreu werk.
Line: 17 Amygdalus haizt ain mandelpâm und ist ain krie\chisch
Line: 18 wort, sam Isidorus spricht, und bedäutet sô vil
Line: 19 als ain langeu nuz. Rabanus spricht, daz sich der paum
Line: 20 ê mit plüeten klaid dann kain ander paum. der paum 20
Line: 21 früht sint zwairlai. etleich sint süez, die sint guot ze ez\zen,
Line: 22 und etleich sint pitter, die sint guot zuo erznei. ie\doch
Line: 23 werdent die pittern süez, wenn man si dar nâch
Line: 24 pawet, wan der den paum umbgrebt dreir vinger lank
Line: 25 von der würzeln mit ainr gruob, dâ diu schedleich fäuh\ten 25
Line: 26 auz gêt, sô werdent die mandelnüz süez, oder pei der
Line: 27 wurzeln den stam durchport mit aim nägbær und sleht
Line: 28 ainen keil dar ein ze mittelst übertwerch, sô werdent si
Line: 29 auch süez, oder der eisnein negel durch den stam sleht.
Line: 30 wenn man die mandelkern mit merwazzer oder mit an\derm 30
Line: 31 gesalzem wazzer wescht, sô werdent si weiz und
Line: 32 sint lang frisch. Pei der arbeit, dâ mit man die mandel
Line: 33 süez macht, verstên ich die gaistleichen arbait, diu alle
Line: 34 die pitterkait der rew und der puoz verkêrt in ain süe\zen
Line: 35 der êwigen süezikait und sælichait. 35
Page: 316
Line: 3 Bedegar haizet ain hagdorn oder weithagen. der
Line: 4 paum hât seinen stam vol kurzer weizer dorn oder rœt\loter
Line: 5 und hât pleter geleich aim rôsendorn oder aim velt\dorn. 5
Line: 6 iedoch sint sein früht klainer wan des veltdorns
Line: 7 früht, ez sint auch sein rôsen klainer wan des veltdorns
Line: 8 rôsen. des hagdorns pleter habent ainen weinsmack und
Line: 9 allermaist in dem lenzen, die weil si new sint. des hag\dorns
Line: 10 sâm ist an der kraft haiz und behend und ist den 10
Line: 11 kinden guot, diu ir ärmel oben verlaidigt habent an der
Line: 12 wegung: wenn si den sâmen trinkent, sô hailent si. wer
Line: 13 auch den munt reibet und weschet mit des paumes saft,
Line: 14 daz ist guot für den zantsiechtum. man spricht auch,
Line: 15 daz sein wurzel guot sei für daz pluoträchsen auz dem 15
Line: 16 mund und auz dem hals und ist guot für die krankhait
Line: 17 des magen und ist guot für diu fieber, diu von pœser
Line: 18 wäzriger fäuhten koment.
Line: 21 Buxus haizt ain puchspaum. der paum ist gar knor\rot
Line: 22 und sein holz ist gelblot und gar vest und dar umb
Line: 23 mag man behendeu pild und ander gestalt dar ein graben.
Line: 24 der paum wechset niht hôch und ist an der kraft warm
Line: 25 und trucken und hât ainen smack, wenn des mannes sâm 25
Line: 26 dem selben smack geleich smeckt, sô ist er wol perhaft,
Line: 27 als etleich sprechent. wenn auch der mensch gesunt ist,
Line: 28 sô smecket er sam der puchspaum an dem leib zemâl,
Line: 29 ân daz des puchspaumes smack scherpfer ist und trückner.
Line: 30 der paum ist grüen winter und sumer und hât klaineu 30
Line: 31 plätel, diu sint hertgriffig. der paum ist zwair lai. ainr
Line: 32 lai wechst hœher wan der andern lai und der hœher praitt
Line: 33 sich niht sô vast sam der nider und tregt klaineu äpfell,
Page: 317
Line: 1 diu habent oben scharpf spitzling und klainen sâmen. der
Line: 2 puchspaum hât gar knorrot wurzeln, und dar umb vint
Line: 3 man edlern maser an derlai holz wan an kaim andern
Line: 4 holz. iedoch smeckt der wein paz auz viechteim maser.
Line: 7 Castanea haizt ain kestenpaum. der paum ist grôz
Line: 8 und praitt sein est sam diu puoch tuot, iedoch ist diu
Line: 9 puoch hœher wan der kestenpaum und sint des kesten\paums
Line: 10 pleter lenger und dicker wan der puochen pleter. 10
Line: 11 der kestenpaum hât sein fruht in ainer rauhen spitzigen
Line: 12 schaln, reht sam diu puoch hât, aber des kestenpaums
Line: 13 früht sint verr grœzer wan der puochen früht und iet\weder
Line: 14 paum hât in ainer schaln vil kern und hât ietleich
Line: 15 kern ain besunder häutel, daz ist swarz. der kestenpaum 15
Line: 16 hât die art, wenn man im oben den wipfelink abhawet, sô
Line: 17 schozzet er in vil schozreiser und pringt der ainen grô\zen
Line: 18 pusch. wer die kestennüz zestœzt mit salz und dar
Line: 19 nâch mit honig mischet, daz ist guot wider die slangen
Line: 20 pizz und wider der töbigen hund pizz. 20
Line: 23 Cedrus haizt ain cederpaum. daz ist gar ain edel
Line: 24 paum an der hœch, wan er wechset nâhent zuo den wol\ken,
Line: 25 sam Jacobus und Isidorus sprechent. des paumes 25
Line: 26 pleter sint nâhent geleich des cypressen pleter und sint
Line: 27 sam der tannen und der viechten pleter und smeckent gar
Line: 28 schôn und sint den slangen gar wider. ez ist auch des
Line: 29 paumes holz gar wol smeckend und wert lang und scha\dent
Line: 30 im die holzwürm niht. des paums harz haizt ze 30
Line: 31 latein resina cedrina, daz spricht cederharz. wer diu
Line: 32 püecher dâ mit bestreicht, diu vrezzent die schaben niht
Page: 318
Line: 1 und werent gar lang. die slangen sterbent von seim smak.
Line: 2 der cederpaum ist zwair lai. ainr lai plüet und pringt
Line: 3 niht fruht. der ander plüet niht und pringt fruht. der
Line: 4 fruhtpær pringt new früht, ê diu vorder fruht ab dem
Line: 5 paum kom. die fruhtpærn haizent merceder und haizent 5
Line: 6 ze latein maritime. die wachsent in Italia und sint klain
Line: 7 und ist ir fruht grôz als ains menschen haupt nâhent ge\leich
Line: 8 den kürbizen. der apfel ist gel und hât dreirlai
Line: 9 wesen an im, sam Jacobus spricht. daz auzer tail hitzet,
Line: 10 daz mitter tail ist mæzig warm, daz dritt, daz inwendig 10
Line: 11 ist sam des apfels herz, daz küelt.
Line: 12 Nu sprechent die maister, daz sei diu fruht, dâ von
Line: 13 unser herr spricht 'ir wert eu an dem êrsten tag nemen
Line: 14 der früht des allerschœnisten paums,' als wir lesen in dem
Line: 15 puoch Levitico. aber die juden, die neur dem puoch\staben 15
Line: 16 volgent, die nement die öpfel, die dâ haizent aran\ser
Line: 17 von dem paum arans, der ze latein orangus haizt, und
Line: 18 trinket man ir saf für die hitz sumerzeiten in wälhischen
Line: 19 landen. ez wahsent gar schœn und gar hôch cederpäum
Line: 20 in den landen gegen der sunnen aufganch auf dem perg 20
Line: 21 Libano. aber ez sprechent etleich, die selben päum sein
Line: 22 unfruhtpær all zeit. nâch den selben cederpaumen ge\leicht
Line: 23 sich unser fraw in der geschrift und spricht von ir
Line: 24 selber 'ich pin erhœht sam ain cederpaum auf dem perg
Line: 25 Libano.' zwâr daz mag si wol sprechen diu aller gnâden 25
Line: 26 vol, wan si ist erhœht über all engel auf dem himel unz
Line: 27 in diu wolken der götleichen gnâden und lieb. dâ mit
Line: 28 ist si umbgeben alsô milticleich, daz si got ir aingeporn
Line: 29 sun nihts verzeiht, er gewer si alles des si in pitt. frawe,
Line: 30 des lâz mich geniezen durch all dein wirdikait! 30
Line: 33 Cypressus ist auch gar ain hoher paum und tregt
Line: 34 vil gemainschaft mit dem cederpaum, wan der cederpaum
Page: 319
Line: 1 und der cypressenpaum und der therebint und diu tann
Line: 2 tragent vil über ain und allermaist dar an, daz die paum
Line: 3 all harz tragent vil nâhent áins smackes, iedoch sint der
Line: 4 ceder und der cypress lengers wesens wan diu tann oder
Line: 5 diu viecht. der cypress praitt sein wurzeln vast, iedoch 5
Line: 6 seiht und niht tief in der erden und hât klaineu spitzigeu
Line: 7 plätel sam diu viecht oder diu tann; iedoch ist des cy\pressen
Line: 8 holz ain klain herter wan der viechten holz und
Line: 9 auch swerzer. ez sint auch tannzäpfen und cypressenöpfel
Line: 10 geleich an der gestalt und ir körnel smeckent geleich. 10
Line: 11 diu ezzent die aichorn ab den viechten winterzeiten. des
Line: 12 cypressen holz ist gar guot zuo palken in kirchen und zuo
Line: 13 grôzem gepäw und ist gar vest, alsô daz ez grôz und
Line: 14 swær pürd mag auf gehalten und getragen. Dem paum
Line: 15 geleichet sich auch unser fraw in der geschrift und spricht 15
Line: 16 von ir selber 'ich bin auf gehœcht als ain cypress auf
Line: 17 dem perg Syôn;' daz spricht si pilleich, wan Syôn ist als
Line: 18 vil gesprochen als ain gesiht des frides. nu ist si auf
Line: 19 dem perg, daz ist der himel, des êwigen frides, und praitt
Line: 20 ir genâd herab und helt daz gepäw auf der hailigen 20
Line: 21 christenhait. wær des niht, wærleich sô wær diu christen\hait
Line: 22 gar krank pei unsern zeiten, wan zucht, tugent, trew
Line: 23 und wârhait sint auz der welt gevarn und habent vier
Line: 24 swær gesellen hinter in gelâzen: unzucht, untugent, un\trew
Line: 25 und valschait. 25
Line: 28 Cytonius oder cottanus haizt ain kütenpaum. der
Line: 29 paum ist zwair lai. ainr lai wechst grôz sam ain pirpaum.
Line: 30 der tregt lenklot küten, gestalt sam die pirn, und haizent 30
Line: 31 pirnküten, aber si smeckent sam die küten und sint gel
Line: 32 sam die küten und des paums pleter sint klainer wan des
Line: 33 gemainen kütenpaums pleter. der ander lai küttenpaum
Line: 34 wechset klainer. der hât grœzereu pleter und tregt ge\main
Line: 35 küten; die sint sinbel und niht lengloht sam die 35
Page: 320
Line: 1 êrsten. die kütenpaum habent die art, ist daz man si
Line: 2 niht dick umbgrebt, sô dorrent si oder ir früht werdent
Line: 3 gar unedel, klain und rauch. die küten sint pezzer ze
Line: 4 ezzen geprâten wan gesoten. man schol si aber alsô prâten.
Line: 5 höler die kern auz in und leg lauter honig in diu grüebel 5
Line: 6 und zeuch in die haut oder die rinden oben ab mit ainem
Line: 7 mezzer. dar nâch bewind si mit flachs oder mit werich
Line: 8 und leg si dann in haiz aschen, sô werdent si gesmach
Line: 9 und guot. wer daz wazzer trinkt, dâ der asch inn ge\waschen
Line: 10 ist, der geprant wirt auz des kütenpaums esten 10
Line: 11 und pletern, daz ist im guot für die huosten. die süezen
Line: 12 küten gezzen sint guot für des leibes ruor, diu dâ kümt
Line: 13 von hitz und von der krankhait der habenden kraft des
Line: 14 magen, ob man si nüehtarn izt; aber wenn man si nâch
Line: 15 tisch izt, sô vertreibent si daz wüllen und den unlust. izzet 15
Line: 16 aber man ir ze vil, sô pringent si smerzen in den âdern.
Line: 17 der kütten sâm oder ir kern sint guot dem menschen, dem
Line: 18 diu kel und diu zung rauch sint oder scharpf, alsô daz
Line: 19 ez dâ von haiser ist, und der sâm gesoten ist gar guot
Line: 20 für den durst, und die kütten auch, und dar umb niezent 20
Line: 21 si die weisen nâch wein. ez wirt auch ain syrop dâ von,
Line: 22 der den gelust ze ezzen wider pringt. wer die küten
Line: 23 schelt und si legt in ain gepichtez vaz und regenwazzer
Line: 24 dar an geuzt, sô wirt daz wazzer weinend. ez muoz aber
Line: 25 lang in dem vaz stên. den kütenwein gibt man den 25
Line: 26 kranken läuten, die hitzig sint und die weins begernt.
Line: 27 daz wazzer nüehtarn getrunken verstellt den leib an der
Line: 28 ruor, aber ez pringt dick die permuoter in dem leib.
Line: 29 aber nâch tisch waicht ez den leip. alsô tuont auch die
Line: 30 gesoten küten mit hong. der küttenwazzerwein ist guot 30
Line: 31 zuo dem rôten überfluz der frawen, ob sein ze vil kümt
Line: 32 und niht verstên wil. die faulen küten geprant und ge\pulvert
Line: 33 sint guot für den siehtuom, der der krebz haizt,
Line: 34 und ist den läuten an dem aftern und haizent in etleich
Line: 35 daz veig. ez wirt auch öl auz des kütenpaumes pletern, 35
Line: 36 als rôsenöl, daz ist gar guot zuo vil dingen.
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Chapter / Strophe: 14 14.
Line: 1
Line: 2 VON DEM EIBAN.
Line: 3 Ebanus haizt ain eiban. der paum wechst niht in
Line: 4 unser wonung, er wechst in India und in der môrn lant.
Line: 5 wenn man den abhawet, sô wirt er hert als ain stain. 5
Line: 6 des paums holz ist gar hert und entweicht dem feur niht
Line: 7 leiht, und sô man ez in ain gar grôz feur legt, sô ver\print
Line: 8 ez und wirt verzert, aber ez gibt niht flammen oder
Line: 9 glôhen. des paumes holz gefault nümmer. sein rind ist
Line: 10 leicht und lind sam des lorpaums rind. der eiban, der 10
Line: 11 in India wechset, der ist sprinkeloht oder spreckelloht
Line: 12 mit weizen und mit swarzen spreckeln oder sprinkeln.
Line: 13 aber der in der môrn lant wechset, der ist pezzer, und
Line: 14 der ist zemâl swarz. des paums holz ist gar hert und
Line: 15 glat oder hæl und macht man mezzerheft dar auz. si 15
Line: 16 sint uns aber seltsam. Platearius spricht, wer daz holz
Line: 17 pulver und ez in trank nem, daz zerprech den stain in
Line: 18 der plâtern. wer auch den swarzen eiban in der kinder
Line: 19 wiegen legt oder dar ein pindet, die erschreckent niht
Line: 20 von swarzem gesiht; alsô sprechent die zaubrær in irn 20
Line: 21 püechern.
Chapter / Strophe: 15 15.
Line: 22
Line: 23 VON DEM EPAUM.
Line: 24 Edera haizt ain epaum oder ain ertpaum, aber er
Line: 25 hiez pilleicher ain slingpaum, wan er slinget sich über al 25
Line: 26 auf die maur oder auf die want, dar zuo er sich gesellet,
Line: 27 und vlichtet sich dar ein mit gar vil wurzeln. er tregt
Line: 28 selten fruht oder plüet, dar umb, daz er gar kalter nâtûr
Line: 29 ist, und wechset gern an kalten steten. aber sô er fruht
Line: 30 tregt, daz sint swarz trauben, sam die weintrauben sint. 30
Line: 31 der paum verderbt all ander paum, den er sich zuo ge\sellt,
Line: 32 wan er seuget all fäuhten dar auz und derret si.
Line: 33 er stinkt vast und ist alzeit grüen. man spricht auch,
Line: 34 daz er den gaizen vil milich mach, wenn si in ezzen.
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Line: 3 Ficus haizt ain veigenpaum. der paum ist gesträut
Line: 4 mit weit gritenden esten und pletern, sam Isidorus spricht,
Line: 5 und sô man die nidersten est peugt und si mit erden be\schütt, 5
Line: 6 sô pringent si ain neu gesläht umb die muoter.
Line: 7 der schat, der von seinen pletern gêt, der ist allen dingen
Line: 8 schad. Plinius spricht, ez sint die veigen in dem land
Line: 9 India vil süezer wan ander veigen, aber si sint auzlen\digen
Line: 10 läuten gar schad und krenkent ir sterk und ir kraft, 10
Line: 11 und dar umb gepôt der geweltig kaiser Alexander seim
Line: 12 volk, daz ez der veigen niht æz, dô er in dem land lag.
Line: 13 der paum pringt ê fruht, ê daz er laub oder pleter pring.
Line: 14 Isidorus spricht, wenn die alten läut vil veigen ezzent und
Line: 15 oft, sô vergênt in ir runzeln, wan die veigen ziehent die 15
Line: 16 überflüzzigen fäuhten zwischen vel und flaisch und die
Line: 17 füllt dann die runzeln. er spricht auch, daz der veigen\paum
Line: 18 sô grôzer kreft sei, pinde man ainen gar wilden
Line: 19 grimmen ochsen dar an, er werd zam und sänftig. des
Line: 20 paumes saf ist milchvar und hailt vergiftig pizz, die von 20
Line: 21 slangen oder von töbigen hunden geschehent. ez ist auch
Line: 22 guot wider die fleck an dem leib und vertreibt diu mail
Line: 23 in den augen, sam ain vorscher spricht. die veigen ma\chent
Line: 24 niht guot pluot und dar umb machent si dem men\schen
Line: 25 vil leutswürm, die ich vor füezling hiez, dô ich 25
Line: 26 von den würmen schraib. die veigen habent die art, daz
Line: 27 si die überflüzzichait auztreibent in dem menschen an die
Line: 28 end zwischen vel und flaisch, und dâ von machent si den
Line: 29 menschen switzent mit haizem swaiz. daz wazzer, daz
Line: 30 gesigen ist oder gewaschen durch der veigenpaum aschen, 30
Line: 31 daz ist guot zuo dem gerunnenn pluot in dem leib, wan
Line: 32 daz zeflœzet ez, wenn man ez trinkt. sein laug öffent
Line: 33 und waicht die herten apostem und die geswern, und des
Line: 34 paums pleter sint guot den geswern und den flecken, die
Line: 35 von grober fäuhten koment, und sein saf und sein asch 35
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Line: 1 nagent und durchpeizent, dar umb sint si paideu zuo
Line: 2 den geswern guot. sein laug ist den siechen âdern wun\derleichen
Line: 3 guot, sô man si aingeuzet und trinkt. wenn
Line: 4 man die veigen izt, sô man vastet, mit nuzzen, sô öffent
Line: 5 si des ezzens ganch wol. ir ezzen ist schad mit groben 5
Line: 6 dingen, sam gepäurisch ezzen ist, milich und sämleich
Line: 7 dinch. iedoch, wie daz sei daz die veigen niht sô wol
Line: 8 fuoren sam flaisch und prôt, doch fuorent si paz wan
Line: 9 kainrlai ander obz. der pleter saf öffent die âdern, die
Line: 10 zuo dem aftern gênt, und daz ist mangem man gar guot, 10
Line: 11 der vil fauls pluotes in im hât. der veigen milch ist guot
Line: 12 für der scorpen stich, und wer unzeitigeu frischeu veigen\pleter
Line: 13 legt auf die wunden, die ain töbiger hunt hât ge\pizzen,
Line: 14 daz hilft gar wol, sô man si zereibt. ain pflaster
Line: 15 gemacht mit dem weizen ains ais ist guot wider all ver\gift. 15
Line: 16 Plinius spricht, diu veigenmilch samnet daz dünne
Line: 17 pluot und macht ez dick und zeflœzt daz dick. man mag
Line: 18 die veigen grüen behalten in honig, wenn si dar ein orden\leich
Line: 19 sint gesatzt, alsô, daz aineu die andern niht rüert.
Line: 20 die veigenpaum habent gar ain pitter rinden und habent 20
Line: 21 doch gar süez früht, die pringent si ân plüet. die früht
Line: 22 sint dreirlai und die pest ist weiz, dar nâch sint die
Line: 23 rôten veigen die pesten und die swarzen die allerpœsten.
Line: 26 Fagus haizt ain puoch. daz ist gar ain êrleich paum
Line: 27 und tregt früht, die sint dreieckot, die haizent püecheln
Line: 28 mit uns oder puochaicheln in anderr däutsch. die früht
Line: 29 sint süez, aber si sint der prust schad, und daz öl, daz
Line: 30 dâ von kümt, daz ist gar lauter und ist guot ze prennen 30
Line: 31 in den lampen. des paums holz ist gnuog hert, aber ez
Line: 32 ist gar wurmæzig, ez sei dan stætes mit rauch umbvangen,
Line: 33 und dar umb ist niht guot dâ mit ze pawen. des paumes
Line: 34 pleter sint gar lind und habent süez fäuhten, und dar
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Line: 1 umb, wenn si dannoch junk sint, sô machent arm läut
Line: 2 muos dar auz und siedent si sam ain kraut. ez sprechent
Line: 3 auch etleich, wenn daz holz lang in ainem wazzer lig, sô
Line: 4 verkêr ez sich in ainen stain. daz holz ist gar guot feur\holz
Line: 5 und macht guot koln, diu lang werent, und wenn 5
Line: 6 daz holz nâhent faul ist, der ez dann in sich prennet,
Line: 7 alsô daz sich daz feur auf sich selber ziech, sô wirt asch
Line: 8 dar auz, der ist gar scharpf und ist den värbern guot,
Line: 9 die gewant und ander dinch värbent. des paums fruht
Line: 10 macht niht sô keckez flaisch an den sweinn, sam die 10
Line: 11 aicheln tuont.
Line: 14 Fraxinus haizt ain slintpaum in etleicher däutsch.
Line: 15 des paumes holz wirt sô hert wenn ez dürr wirt, daz die 15
Line: 16 zweck, die dar auz werdent, etswenn durch ain wâpen
Line: 17 dringent oder durch ain ander holz, reht sam eisen. alsô
Line: 18 tuot auch diu painwid, und dar umb macht man hie vor
Line: 19 gern scheft dar auz in die spiez. daz holz hât mêr rin\den
Line: 20 oder röck umb sich dann áinen rock, und ist zwischen 20
Line: 21 zwain röcken ain kriezlohteu materi, diu ist gnuog mürb
Line: 22 oder mar, aber si ist gar hert. und daz slintpäumein
Line: 23 holz ist niht gar weiz, ez ist nâhent aschenvar, und des
Line: 24 paums rind ist niht gar rauch noch zemâl sleht: si hât
Line: 25 ain mitel under den zwain. diu rind ist auch niht gar 25
Line: 26 dick. der paum pringt vil pleter an ainem stengel ze
Line: 27 paiden seiten, reht sam der nuzpaum tuot, aber des slint\paums
Line: 28 pleter sint waicher und smelr wan des nuzpaums
Line: 29 pleter und sint an der schickung nâhent sam der weiden
Line: 30 pleter, aber si sint verr grœzer und habent ain weizer 30
Line: 31 varb. des paums fruht ist als die dünnen trauben, alsô
Line: 32 daz vil per an ainer dünnen trauben stênt, und spricht
Line: 33 Isidorus, daz der paum gern wachs an rauhen steten sam
Line: 34 an pergen und wâ vil stain sint. sein asch ist gar durch\peizent,
Line: 35 wenn man in mit ezzeich mischet, und dar umb 35
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Line: 1 machet man prend dâ mit an den painen oder anderswâ.
Line: 2 wer des paums pleter zereibt mit ezzeich und macht ain
Line: 3 pflaster dar auz, daz ist guot den räudigen oder schebigen
Line: 4 läuten, und dâ mit hailt man auch die sleg. des paums
Line: 5 rind oder sein pleter, wenn asch dar auz worden ist und 5
Line: 6 warm wein dar zuo gemischt ist, pint man daz über ze\prochen
Line: 7 pain, diu wachsent schier zesamen.
Line: 10 Ilex haizt ain eilpaum. des paums früht erwelten in 10
Line: 11 die läut des êrsten zuo ainer narung, ê daz korn würd.
Line: 12 der paum hât früht sam die aicheln, und dar umb spricht
Line: 13 ain mærlær oder ain poet: die tœtleichen läut idruckten
Line: 14 des êrsten aicheln.
Line: 17 Juniperus haizt ain kranwitpaum und ist ain krie\chisch
Line: 18 wort, daz bedäutet sô vil sam ain feurpaum, wan
Line: 19 pyr in kriechisch haizet feur, sam Isidorus spricht und
Line: 20 auch Jacobus, und dâ von kümt daz wort juniperus, dar 20
Line: 21 umb, daz der paum daz feur gar lang helt; wan ist, daz
Line: 22 man glüend gluot mit des paumes aschen bedecket, sô
Line: 23 wert si ain jâr. der kranwitpaum haizt in meiner müe\terleichen
Line: 24 däutsch ain wechalter und ist zwair lai. ainr lai
Line: 25 ist klain, der ander lai ist grôz. des pamns früht sint von 25
Line: 26 kraft trucken und warm und man nimt si ab in dem
Line: 27 lenzen. die früht habent die kraft, daz si zæh fäuhten
Line: 28 in dem menschen zesträwent und verzernt. wer des leibs
Line: 29 ruor oder hinganch hab ze vast, der koch des paums
Line: 30 früht mit regenwazzer oder mit wein, dem wirt paz. auz 30
Line: 31 dem kranwitpaum macht man öl, alsô. man nimt zwên
Line: 32 erein häfen und setzet si über enander, und der ober ha\fen
Line: 33 schol ain loch hân an dem podem. den selben obern
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Line: 1 hafen schol man füllen mit kranwitholz, daz trucken sei,
Line: 2 und schol den wol vermachen, daz ihts dar auz rauchs
Line: 3 müg komen, und schol ain grôz feur umb die häfen ma\chen.
Line: 4 wenn denn daz holz inwendig erhitzt, sô fleuzt daz
Line: 5 öl auz dem obern hafen in den untern, aber des ist wênig. 5
Line: 6 daz öl ist gar guot für den viertägleichen riten. ez ist
Line: 7 auch guot für des ingewaides suht wer daz öl mit flaisch
Line: 8 izt, und ist guot für daz vallend lait, daz ze latein epi\lensis
Line: 9 haizt, wenn man den ruckdorn dâ mit salbet. ez
Line: 10 ist auch wider die nâtürleichen melancoli guot, wenn man 10
Line: 11 daz öl mit ezzen nimt. diu melancoli macht die läut
Line: 12 tœrocht, alsô daz manig mensch sich selber ertœtt oder
Line: 13 wænt, ez sei glesein oder ez sei tôt. Platearius spricht,
Line: 14 wer des öls in sein ôrn tröift, daz ist den ôrn guot und
Line: 15 hilft für die tauphait. der kranwitpaum ist aim cypressen 15
Line: 16 gar geleich und dar umb haizt man den kranwitpaum
Line: 17 dick in der geschrift ainen veltcypressen. der paum wirt
Line: 18 in den landen gegen der sunnen aufganch sô grôz, daz
Line: 19 man dâ mit pauwet, sam Avicenna spricht. daz holz ist
Line: 20 an varw und an smack und an pletern sam der cypress. 20
Line: 21 man spricht auch, daz der kranwit helf für der glider
Line: 22 müeden, und dar umb, sô etleich müed werdent sô slâfent
Line: 23 si under des paums schaten. die kranwit rainigent und
Line: 24 öffent die gäng und diu vaz der narung, und dar umb
Line: 25 sint si zuo dem magen guot, wan si benement dem ma\gen 25
Line: 26 sein vomit und sterkent in. si sint auch den zeitigen
Line: 27 maigden guot für daz erstecken der muoter, daz prefo\cacio
Line: 28 matricis haizt. wenn der siehtum den frawen kümt,
Line: 29 sô vallent si dick hin und versinnent sich niht und ge\schicht
Line: 30 in dick dar umb, daz si ze lang ân man sint. 30
Line: 31 wizz auch, daz die velscher die cubeben oft velschent
Line: 32 mit den kranwitpern, wan si sint geleich enander. wem
Line: 33 diu glider krank sint von übriger füll und von fäuhten,
Line: 34 der schol kranwitpaum mit wurzeln und mit al hacken
Line: 35 klain und sieden gar wol und schol daz wazzer seihen 35
Line: 36 durch ain tuoch und sich dar inne paden (dem sint diu
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Line: 1 pad guot) und schol man im diu glider reiben mit lainenn
Line: 2 tüechern; aber sint im diu glider krank von übriger ar\bait
Line: 3 oder von übriger unkäusch, sô sint im diu dinch alleu
Line: 4 wider.
Line: 7 Laurus haizt ain lorpaum und hiez wol ain lobpaum
Line: 8 nâch der latein, sam Isidorus spricht, wan laus ze latein
Line: 9 haizt lop, dannen kümt laurus daz wort, wan die alten
Line: 10 krœnten die streiter und die vechter dâ mit, die irn vein\den 10
Line: 11 angesigten, und dâ von hiez der paum hie vor laudea,
Line: 12 nu haizt er laurea oder laurus. den paum laidigt der
Line: 13 donr und daz weterplitzen niht. er wirft auch sein ple\ter
Line: 14 niht ab, und diu smeckent gar wol und habent ain
Line: 15 kraft ze sterken von irm edeln smack. diu pleter schol 15
Line: 16 man trücknen an ainem schaten, niht an rauch. diu be\helt
Line: 17 man ain jâr in grôzer kraft zuo erznei. Platearius
Line: 18 spricht, wer wein seudet mit den pletern und trinket den,
Line: 19 der ist dem magen guot, der erkalt ist, und wider den
Line: 20 kalten hauptfluz nim lorpleter und rôsen und seud diu in 20
Line: 21 wazzer und vermach daz vaz oben; dar nâch wenn ez
Line: 22 dünstend werd, sô schol sich der siech dar über haben
Line: 23 und schol die stirn reiben mit dem wazzer und die slæf
Line: 24 pei den ôrn auch dâ mit reiben, sô wirt er gesunt. des
Line: 25 lorpaums früht haizent bace ze latein und habent ain kraft 25
Line: 26 ze sträuwen die zæhen fäuht und ze verzern. die lorper
Line: 27 gebent öl, daz man dar auz machet, daz ist guot den
Line: 28 kranken glidern, diu dâ âdersuht habent, die dâ haizent
Line: 29 ze latein artetica, und ist auch guot wider all siechtüem,
Line: 30 die von kalter nâtûr koment. daz öl macht man alsô. 30
Line: 31 man schol die vrischen lorper zerstôzen und dar nâch
Line: 32 lang sieden in öl und schol daz dann seihen durch ain
Line: 33 tuoch; daz haizt dann loröl. daz selb öl macht man auz
Line: 34 frischem lorlaup. des paums pleter alsô grüen machent
Line: 35 den magen unlustig und machent dem menschen wüllen 35
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Line: 1 und kêrent den magen under; aber si sint dem ôrnsiech\tum
Line: 2 guot und der tauphait.
Line: 5 Lorander haizt ain lorant. der haizt auch ze latein 5
Line: 6 rotunda, daz ist der sinbel paum, sam Isidorus spricht.
Line: 7 der paum hât pleter sam ain lorpaum und hât plüet sam
Line: 8 die rôsen. sein saf ist vergiftig und tœtt diu tier, aber ez
Line: 9 ist ain erznei etleicher töbichait, die die läut anvehtent.
Line: 12 Laurex mag ain hauspaum haizen, wan lar haizt ain
Line: 13 haus in ainer bedäutung, dannen kümt daz wort laurex,
Line: 14 sam Isidorus spricht. wer auz des paums holz taveln
Line: 15 macht und hæht die an diu häuser, die widertreibent die 15
Line: 16 flammen von den häusern, ob ain feur auz kœm nâhent
Line: 17 dâ pei. daz holz hât ain wunderleich art: wenn ez ver\print
Line: 18 an ainem feur, sô macht ez kainen koln.
Line: 21 Lentiscus haizt ain lendpaum. des paums stam ist
Line: 22 sänft und waich, sam Isidorus spricht, dar umb hât er
Line: 23 den namen ze latein lentiscus, wan wir haizen allez daz
Line: 24 lentum ze latein, daz dâ piegleich ist und waich. des
Line: 25 paums fruht switzt öl und sein rind gibt harz, der haizt 25
Line: 26 sam der paum, aber unser puoch ze latein spricht, der
Line: 27 harz haiz mastix. daz ist niht wâr, wan mastix ist ain
Line: 28 besunder paum und hât harz, der auch alsô haizt, als
Line: 29 her nâch kunt wirt. Platearius spricht, daz des paums
Line: 30 pleter und sein früht guot sein zuo vil erznei, und habent 30
Line: 31 die kraft, daz si der frawen rôt flüzz verstên machent
Line: 32 und sint auch guot für ander flüzz an dem leib, die rôt
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Line: 1 sint, und wider unglust oder wider daz wüllen, daz von
Line: 2 krankhait kümt. wem diu zung vol geswer ist oder die
Line: 3 lebsen und der munt und wer haizsühtig ist, der schol des
Line: 4 paums pleter in ezzeich sieden und schol mit dem in dem
Line: 5 hals gorgeln oder hab sich über den dunst, sô wirt im paz. 5
Line: 8 Malus punica oder malogranata haizt ain malgranat\paum
Line: 9 und haizt malus punica dar umb, daz malus ze
Line: 10 latein ain apfelpaum haizt, sô ist Punica ain küngreich, 10
Line: 11 dâ der paum vil und schœn inne wachsent, und dar umb
Line: 12 hât der paum den namen, sam Isidorus spricht. er haizt
Line: 13 auch malogranata dar umb, daz sein früht körnlot sint
Line: 14 inwendig, und haizent die öpfel malogranata; aber neur
Line: 15 ain apfel haizt malogranatum, wan granum ze latein haizt 15
Line: 16 ain korn, dar umb haizent si die laien malgranöpfel. die
Line: 17 süezen malgran sint mæzicleichen warm an der kraft und
Line: 18 fäuht, alsô daz si den menschen werment und fäuhtent.
Line: 19 aber die sauren sint kalt an der kraft und trucken, dar
Line: 20 umb sint si den siechen guot, die von hitziger materi 20
Line: 21 siech sint und von der colera, die hitzig läut habent, hirn\wüetig,
Line: 22 wenn man ins in ezzen gibt. wer der öpfel saf
Line: 23 mit zucker mischet und daz izt, daz machet, daz der mag
Line: 24 daz ezzen gar wol kocht.
Line: 27 Mala maciana haizent holzöpfel, die ze holz auf dem
Line: 28 veld wachsent. die öpfel habent die kraft, daz si wider\dauhent,
Line: 29 und dar umb sint si den guot, die daz wüllen
Line: 30 ze vil habent oder daz übergiezen oben, und sint auch 30
Line: 31 den guot, die den überfluz niden habent auz dem leib.
Line: 32 aber die süezen öpfel pringent wind in dem leib und ze\plæent,
Line: 33 sam Platearius spricht. die sauren sint gesünter,
Line: 34 gibt man si den sühtigen läuten geprâten oder rôch nâch
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Line: 1 anderm ezzen; aber si sint gesünter geprâten oder geso\ten
Line: 2 denn rôch. iedoch wizz, daz all öpfel schad sint und
Line: 3 faulent leicht in dem menschen und machent pœs pluot;
Line: 4 aber man gibt si den siechen dar umb, daz si lustig
Line: 5 werden. 5
Line: 8 Μοrus haizt ain maulperpaum in kriechisch und hai\zet
Line: 9 ze latein rubus, dar umb, daz sein fruht des êrsten
Line: 10 rôt ist und daz der fruht saf rôt ist und pluotvar. Ra\banus 10
Line: 11 spricht, wer des paums pleter auf ain slangen werf,
Line: 12 der tœt si dâ mit. der paum pringt sein fruht spât, aber
Line: 13 sô die früht gewachsent, sô werdent si snell zeitig. der
Line: 14 paum lebt lang under andern paumen, alsô daz er lenger
Line: 15 grüent und fruhtpærr ist dan vil ander paum. Platearius 15
Line: 16 spricht, diu haimisch maulper ist an kraft kalt und fäuht
Line: 17 und zelæzt in dem leib oder waicht und küelt. sein saf
Line: 18 haizt dyameron, und wenn man daz auz gedruckt und
Line: 19 geseudt, sô ist ez guot für die kelsuht, diu ze latein
Line: 20 squinancia haizt. wenn daz saf ain wênig gewermt ist, 20
Line: 21 sô ist ez guot den verslozzenn leib ze waichen und ze
Line: 22 öffenn, und mit honig tœt ez die würm in dem leib, die
Line: 23 ze latein lumbrici haizent. nu macht dû sprechen, welich
Line: 24 paum haizent wild maulperpaum? daz sint mori oder
Line: 25 rubi silvestres, die haizent prânper oder kratzpaum und 25
Line: 26 ir früht sint geleich den haimischen maulpern und sint
Line: 27 auch süezlot wenn si zeitig sint und haizent prânper oder
Line: 28 kratzper dar umb, daz si die läut kratzent oder reizent,
Line: 29 wenn man die paum angreift. die paum naigent sich
Line: 30 gern an ander paum und slingent auf ir este. wizz, daz 30
Line: 31 die paiderlai maulper pœs pluot machent. des haimischen
Line: 32 maulperpaums pleter ezzent diu seidenwürmel, aber man
Line: 33 gibt in auch lactukenkraut ze ezzen, iedoch wirt diu
Line: 34 seid niht sô guot, als wenn si maulperpleter ezzent. die
Line: 35 süezen maulper würkent nâhent allez daz, daz die veigen 35
Page: 331
Line: 1 würkent, aber si sint niht sô guoter narung sam die vei\gen
Line: 2 und machent pœser pluot und sint dem magen sche\der.
Line: 3 etleich maulper sint rôt und ain tail pitter. dâ
Line: 4 macht man trank auz, daz haizt moretum. die pittern
Line: 5 naigent sich zuo ainr kalten fäuhten nâtûr und die süe\zen 5
Line: 6 sint von kraft warm und fäuht, sam Albertus spricht.
Line: 7 wer des maulperpaums pleter seudet mit aines swarzen
Line: 8 veigenpaums pletern und mit weinpletern in regen\wazzer
Line: 9 und weschet sein haupt dâ mit, dem wirt daz
Line: 10 hâr swarz. 10
Line: 13 Mirica haizt ain pirk und haizt auch ze latein vibex.
Line: 14 des paums auzwendigeu rind ist weiz, wan si kümt von
Line: 15 ainr clâren zæhen fäuhten. diu rind haizt ze latein liber 15
Line: 16 in ainr bedäutung. der paum ist unperhaft und wechset
Line: 17 gern an wüesten steten, die unperhaft sint, und wechset
Line: 18 genuog hôch und hât vil swanker ästel, dâ man pesem
Line: 19 auz macht. des paums fruht ist zæh und stinket und
Line: 20 dar umb læzt er sich niht gern spalten. Albertus spricht 20
Line: 21 über ain puoch, hât Aristotiles gemacht, von wachsenden
Line: 22 dingen, sam paum und kräuter sint, wenn man des paums
Line: 23 rind auzprenn, alsô daz wazzer dar auz gêt, sô sei daz
Line: 24 wazzer stinkend und zæh und dâ mit schmirben die wa\genläut
Line: 25 ir wägen. des hân aber ich niht gesehen. ich 25
Line: 26 waiz wol in dem maien, wenn der paum gar saffig ist
Line: 27 und man ainen spân dar auz hawet, sô vleuzt gar vil
Line: 28 saffes dar auz, und trinkent ez diu klainen kint auf dem
Line: 29 gäw, wan ez ist süez und stinkt niht. [pirkenholz wer
Line: 30 daz pei im tregt, daz ist für den krampf guot.] 30
Line: 33 Myrtus haizt ain mirtelpaum und wechst gern an
Line: 34 dem gestat pei dem mer an dem end der sibenden wo\nung
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Line: 1 gegen Denmarch. daz päumel wechset zwair daum\eln
Line: 2 lang oder dreir und hât pleter sam ain weid, ân
Line: 3 daz si praiter sint ain wênig und kürzer. sein holz naigt
Line: 4 sich ain klain von der grüen zuo ainer swerz. der paum
Line: 5 tregt körnel, diu haizent myrtelli und sint guot für daz 5
Line: 6 undäwen ze dem mund und wider des leibes ruor. der
Line: 7 paum hât auch ainen edeln smack, und war zuo man in
Line: 8 mischt, daz behelt er lang frisch, und hât vil ästel und
Line: 9 vil pleter, aber sein smack tuot dem haupt wê und macht
Line: 10 ainz reht als ez trunken sei. der paum haizt paz ain 10
Line: 11 staud denn ain paum, wan er ist klain und wechst gern
Line: 12 pei fäuhten steten und ist sein pluom gar ains wunder\leichen
Line: 13 smackes und die plüet legt man gern in pier,
Line: 14 daz man auz wazzer und auz roken oder auz gersten
Line: 15 machet. mit dem paum pringt man zauberleich zuo, daz 15
Line: 16 sich die läut hazzent gegen enander. ez schreibent auch
Line: 17 die maister von der nâtûr, daz der paum gar nütz sei
Line: 18 zuo vil dingen. er hât die art, daz er die übrigen hitz
Line: 19 sänftigt und die übrigen kelten an des menschen leib,
Line: 20 und dar umb geleicht man unser frawen zuo dem paum 20
Line: 21 in ainem lobsang, daz hebt sich an: salve mater salva\toris,
Line: 22 dâ spricht ain vers: myrtus temperantie, daz spricht:
Line: 23 muoter der parmherzichait, dû pist ain mirtelpaum der
Line: 24 sänftikait, wan diu zart muoter diu sänftigt den haizen
Line: 25 zorn des obristen rihters. Platearius spricht, wer den 25
Line: 26 paum seudet mit wein und den trinket, daz trank benimt
Line: 27 dem menschen des milzes und der lebern verschoppen
Line: 28 und besliezen, daz ze latein epilacio haizt, und des selben
Line: 29 paums asch mit ezzen genomen ist auch für diu selben
Line: 30 dinch guot, und wer dick auz dem holz trinket, daz hilft 30
Line: 31 auch dâ für, und dar umb macht man lägel auz derlai
Line: 32 holz, dâ setzt man wein ein über nacht, den trinkt dann
Line: 33 der siech pei dem tag. diu rind ist grœzer kreft denn
Line: 34 diu pleter sint. des paums öl hât die kraft, daz ez den
Line: 35 swaiz widerzeuht und all flüzz, si sein rôt oder niht, und 35
Line: 36 wenn man sich dâ mit reibt in dem pad, daz kreftigt
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Line: 1 und sterkt den leib und zeuht die fäuhten auz, diu zwi\schen
Line: 2 vel und flaisch ist. daz selb geschicht auch, wenn
Line: 3 man sich mit dem paum reibt. aber das paums öl und
Line: 4 sein saf und sein wazzer, dâ man in inne seudet, hilft
Line: 5 für daz hârauzreisen und machet daz hâr lank und auch 5
Line: 6 swarz. wer aber die mirtelper seut mit puttern, daz wi\derzeuht
Line: 7 den swaiz, und des paums dürreu pleter bene\ment
Line: 8 den stank under den üechsen und anderswâ an dem
Line: 9 leib und besterkent daz herz und benement den herzriten.
Line: 12 Mespilus oder esculus haizt ain nespelpaum. der
Line: 13 paum hât nâhent pleter sam ain küttenpaum und hât ain
Line: 14 scharpf rinden; aber er ist niht gar hôch, und wenn man
Line: 15 den paum pelzet auf ainen fremden stam, ez sei auf ains 15
Line: 16 pirpaums stam oder apfelpaums oder torenpaums oder
Line: 17 ains andern, sô wirt diu fruht grôz und hât niht herter
Line: 18 kern in ir; aber wenn diu fruht wechset auf irm aigen
Line: 19 stam, sô hât si stain in ir, wan ie deu fruht hât vier
Line: 20 staindel in ir. die früht haizent mespila ze latein und ze 20
Line: 21 däutsch nespeln und sint an ir kraft warm und trucken
Line: 22 in dem êrsten grâd und sterkent den magen. si bene\ment
Line: 23 daz wüllen und daz undäwen. von des paums holz
Line: 24 macht man gar guot knütel ze kämpfen und ze vehten.
Line: 27 Nux haizt ain nuzpaum und kümt von dem wort
Line: 28 noceo, daz haizt schaden, sam Isidorus spricht, wan der
Line: 29 paum und seiner pleter kraft schadet dem næhsten paum
Line: 30 gar sêr. den paum haizt diu lateinisch sprâch vigilantem 30
Line: 31 oder vigulum. diu nuz haizt ze däutsch ain wälhisch nuz
Line: 32 diu auf dem paum wechset, dar umb, daz man ir ain
Line: 33 underschaid hab von den haselnuzzen und von ander lai
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Line: 1 nuzzen, und die nuz sint guot für die vergift, die man
Line: 2 an kräutern izt oder an swämmen, ez sein pfifferling oder
Line: 3 ander swämme, wan die vergift vertreibent die nuz, aber
Line: 4 si sint der prust schad und pringent wüllen und machent
Line: 5 den menschen haiser. iedoch sint si guot mit veigen ze 5
Line: 6 ezzen. si sint auch guot nâch vischen, sam etleich
Line: 7 sprechent.
Line: 10 Nuces avellane haizent haselnuz und der paum haizt 10
Line: 11 ze latein corulus. die nuz sint niht sô haiz sam die vo\dern,
Line: 12 alsô spricht Platearius, und machent niht wint in
Line: 13 dem leib. si fuorent wol, aber si werdent spât gekocht
Line: 14 in dem magen, wenn man si mit der auzern rind izt, wan
Line: 15 diu ist kalt und trucken von kraft. wer ain klainez gär\tel 15
Line: 16 oder rüetel nimet von dem haselpaum und spalt ez
Line: 17 nâch der leng und legt diu zwai tail vonenander ain
Line: 18 wênig, sô gênt si wider zuo enander und füegent sich ze
Line: 19 samen ân allez zauber, wan daz holz hât lebleich luft in
Line: 20 im, den ez auz im dünst nâch dem spalten, und zeuht sich 20
Line: 21 wider zesamen. und dar umb, wer ain gar klainez vögell
Line: 22 præt an der rüetel aime, sô kêrt sich daz spizzel selber
Line: 23 umb ain weil von dem wirbel der geist und des dunstes
Line: 24 in dem holz von der hitz. iedoch hân ich des niht ge\sehen.
Line: 25 25
Line: 28 Oleaster haizt ain wilder ölpaum, sam Isidorus spricht.
Line: 29 der paum hât pleter sam ain rehter ölpaum, aber si sint
Line: 30 praiter. der paum ist wild und pitter und ân früht; und 30
Line: 31 ist, daz man des ölpaums ain ästel pelzt auf eins andern
Line: 32 paums stam, des nâtûr verkêrt er zemâl in sein art und
Line: 33 macht in unfruhtpær.
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Line: 3 Olea oder oliva haizt ain ölpaum, sam Isidorus
Line: 4 spricht. des fruht haizt ze latein oliva und sein saf, der
Line: 5 auz den fäuhten kümt, haizt oleum und haizt ze däutsch 5
Line: 6 paumöl. der paum ist gar ain freuntleich paum. sein öl
Line: 7 ist grüen, sänft und vaizt. daz macht diu augen lieht
Line: 8 und die siechen gesunt. sein êrster zäher ist gar süez,
Line: 9 der ander niht sô süez, der dritt pitter und ungesmach.
Line: 10 daz verstên ich alsô, daz man die ölfrüht dreistunt twingt 10
Line: 11 und druckt und presst und daz der êrst saf daz pest sei
Line: 12 und daz edlist. des ölpaums plüet sint wunderleich ge\stalt,
Line: 13 si habent niht vil pleter sam anderr paum plüet,
Line: 14 wan si habent daz mêrer tail neur zwai plätel und sint
Line: 15 weiz und gesprängt mit ainer gelben varb und die plüet 15
Line: 16 sint den swangern frawen gar schad. Augustînus spricht
Line: 17 zuo seinen münchen: daz öl ist unsern leiben gar ge\sunt,
Line: 18 aber den vierfüezigen tiern ist ez gar schad. wenn
Line: 19 man den ölpaum pelzet und ablist, sô schickent die Krie\chen
Line: 20 raineu kint und maigd zuo den werken. der öl\paum 20
Line: 21 mag niht gewachsen und zuo genemen mit andern
Line: 22 paumen, er muoz besunder stet haben. er wirt auch un\fruhtpær,
Line: 23 wenn daz vich und die läut vil umb in gênt
Line: 24 und daz ertreich umb seinen stam nider tretent, und nimt
Line: 25 ab, sô in die gaiz laidigent. er teuft sein wurzel niht 25
Line: 26 verr in die erd und wechset mêr von dem regenwazzer
Line: 27 wan von den pächen oder von prunnwazzer. wenn öl
Line: 28 gekocht ist mit warmen dingen, sô ist ez ain warm erz\nei,
Line: 29 und mit kalten dingen ain kalteu erznei. ez hât
Line: 30 auch die art, daz ez die peizenden schenpf in den wunden 30
Line: 31 und in den geswern vertreibt. waz dings in öl gekocht
Line: 32 wirt, daz læzt im sein aigen fäuhten und verleust die.
Line: 33 wizz, öl wol geläutert scherpft minner und peizt denn
Line: 34 kain ander erznei, wan tuot man ez in ain aug, ez be\rüert
Line: 35 niht vil und ist doch daz aug gar zart. ez hailt 35
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Line: 1 auch die nezzelpizz und anderr kräuter nagung. ez wermt
Line: 2 den leip reht sam daz ezzen, dâ mit man ez izt, under
Line: 3 den dingen, diu dâ hitzent und küelent. ez hilft auch
Line: 4 den müeden und den swærn glidern, dar umb, daz ez
Line: 5 diu obern tail durch gêt und verwaichet in die stuck des 5
Line: 6 leibes, diu verstarrt oder verhertt sint, oder dar umb,
Line: 7 wenn man diu glider dâ mit reibet, sô entlœzt ez und
Line: 8 zeuht die fäuhten auz, die von der arbait zwischen daz
Line: 9 vel komen sint. wenn die schefleut öl nement in ir münd
Line: 10 und lâzent ez under dem wazzer under sich in daz mer, 10
Line: 11 sô scheint ez. wer warm wazzer vast klopfet und trüf\telt
Line: 12 mit öl, daz ist den müeden glidern gar guot, wan
Line: 13 des warmen wazzers würken beleibt lang in den gelidern.
Line: 14 Aristotiles spricht, wer öl vorn in der slangen hol geuze,
Line: 15 der wer in irn herauzganch. er spricht auch, ez hab 15
Line: 16 ain iegleich dinch in der werlt öl, aber daz ist niht ainr
Line: 17 lai. daz öl und ain iegleich vaizt macht daz feur sêr
Line: 18 prinnent und macht der flammen rôst haizer, und dar
Line: 19 umb prinnent die pœsen christen vast in der hell, die
Line: 20 daz hailig öl und die andern hailichait unwirdicleich en\pfangen 20
Line: 21 habent. ez wær wol, daz der pœs gaist manig
Line: 22 pôshait ân öl fræz. wenn man ain schermezzer mit öl
Line: 23 sänftigt, dâ mit schirt man dester sänfter. wenn man
Line: 24 im lâzen wil, der dann den arm mit gemainem paumöl
Line: 25 salbet, dem gêt diu âder dester leihticleicher. wer sei\nen 25
Line: 26 leip mit öl salbet, des leib wirt füegsam zuo künf\tiger
Line: 27 arbait.
Line: 28 Dem zarten edeln ölpaum geleicht sich diu schönist
Line: 29 ob allen frawen in der geschrift und spricht von ir selber
Line: 30 'ich pin erhœcht sam ain gar schœner ölpaum auf dem 30
Line: 31 veld.' eyâ, dû gar schœneu genâden vol, hail mein
Line: 32 scharpf wunden meiner durchsiechen sêl mit dem süezen
Line: 33 sänften öl deiner überflüzzigen güet, mach mein müeden
Line: 34 glider an guoten werken resch, wan ich stên auf disem
Line: 35 ellenden veld und wart deiner genâden mit andern sün\dærn, 35
Line: 36 die sich dein fräuwent.
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Line: 3 Palma haizt ain palmpaum. der hât gar vil aigenc\hait
Line: 4 wider ander paum besunder. er volkümt niht wenn
Line: 5 er neur auz ainem kern wechst, er muoz auz vil kern 5
Line: 6 wachsen, und dar umb nement die pelzer vil kern in ain
Line: 7 säckel und grabent daz in die erd, wenn si den paum
Line: 8 wellent setzen. diu ander aigenchait ist, daz under der lai
Line: 9 paumen si und er ist, und der er pringt nümmer kain
Line: 10 fruht, man muoz si paid nâhent zuo enander pelzen. sô 10
Line: 11 dann diu reht zeit kümt, sô naiget sich der er zuo der
Line: 12 sien und schrenket sein este zwischen ir este und ie der
Line: 13 sien zwên este druckent sich zesamen und umbvâhent des
Line: 14 ers ainen ast. dar nâch rihtent si sich wider auf, wan
Line: 15 sô hât diu si zuogevangen und ist fruhtpær worden, 15
Line: 16 aber si nimt nihts von im dan ain gaistleich kraft, sam
Line: 17 ain luft und ain dunst ist. wenn nu diu si fruht tregt,
Line: 18 ist dann, daz der wint durch den er wæt und tregt seinen
Line: 19 dunst auf die frawen, sô werdent die früht dester êr zei\tig.
Line: 20 des paums fruht haizt ze latein dactylus und haiz 20
Line: 21 wir si ze däutsch dateln, dar umb, daz diu fruht lenklot
Line: 22 ist, wan dactylοn haizt in kriechisch lank. diu fruht hât
Line: 23 inwendig ainen herten kern und auzwendig gar ain süezez
Line: 24 flaisch. der paum hât auch die art, sô er ie hœher wirt,
Line: 25 sô er sich ie vester praitt, wan der stams grœz ist niht 25
Line: 26 gar weit gegen der erd sam an andern paumen, er ist dâ
Line: 27 selben clain und knorrot, oben praitt er sich aber mêr.
Line: 28 Dem paum geleicht sich diu oberst edel kaiserinn, der
Line: 29 himel fürstinn, aller sünder fürsprecherinn und spricht
Line: 30 'ich pin erhœcht als ain palmpaum an der stat Cades, 30
Line: 31 dâ die paum gar schôn wachsent.' eyâ, nu prüef, mein
Line: 32 herz, wie gar geleich die aigenchait des paums und unser
Line: 33 frawen sint. si ist diu si, der hailig gaist der er; si
Line: 34 wart swanger ân allez mail neur dâ mit, daz der hailig
Line: 35 gaist sein este, daz sint sein gâb, schrenket zwischen ir 35
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Line: 1 este, daz sint ir tugent in irr rainen sêl, und prâht uns
Line: 2 die süezen fruht, unsern herren Jêsum Christum. Marîâ
Line: 3 helferinn, pin ich an dir betrogen, sô pin ich an der wâr\hait
Line: 4 betrogen, diu niemd betreugt noch betriegen mag.
Line: 5 ich verzag niht an dir mit stætem hoffen, sô mag auch 5
Line: 6 dein gnâd an mir niht verzagen.
Line: 9 Platanus haizt ain ahorn und kümt von dem wort
Line: 10 platοs, daz ist ain kriechisch wort und spricht prait, wan 10
Line: 11 der paum hât praiteu pleter nâhent sam der weinreben
Line: 12 pleter, aber diu pleter sint gar lind und zart. die pæm
Line: 13 het man hie vor sô gar wert, daz man si zôch in der
Line: 14 künig hof und wein zuo in gôz. die paum wachsent gar
Line: 15 grôz, reht als diu aich, und macht man guot taveln oder 15
Line: 16 archen oder laden oder schrein dar auz, und auz des
Line: 17 holzes maser macht man guot köpf. daz holz wechst
Line: 18 gern pei den wäzrigen steten, dâ diu erd etswie vil fäuht
Line: 19 ist. Dem paum geleicht sich unser fraw in der geschrift
Line: 20 und spricht 'ich pin erhœht sam ain ahorn pei den waz\zern 20
Line: 21 in den strâzen.' zwâr, daz spricht si gar zimleich,
Line: 22 wan si ist erzogen in dem palast des obristen künigs, der
Line: 23 si gemacht hât und genert mit seinem wein, daz ist mit
Line: 24 seinen götleichen genâden, und hât im got selber auz
Line: 25 dem käuschen holz ain arch gemacht, dâ er sich inn be\slôz 25
Line: 26 und mensch wart durch unsern willen. eyâ, dû auz\erwelteu
Line: 27 edleu arch, ain arch der êren, ain arch der göt\leichen
Line: 28 gnâden, ain gar schœneu arch, ain auzgesniteneu
Line: 29 arch von allem unadel, diu in der êwichait ist gepawen
Line: 30 und geschicket mit der hant der götleichen weisheit, ge\denk 30
Line: 31 der deineu freund!
Line: 34 Pinus haizt ain viecht. daz ist ain paum gar erkant
Line: 35 und hât den namen ze latein von der scherpf seiner ple\ter, 35
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Line: 1 wan die alten maister hiezen scharpf pinum ze latein,
Line: 2 sam Isidorus spricht. den paum haizent etleich piceam,
Line: 3 dar umb, daz harz dar auz switzet, wan pix haizt pech
Line: 4 oder harz ze latein. iedoch sprich ich, daz picea ain
Line: 5 vorch haiz und pinus ain viecht und abies ain tann, und 5
Line: 6 alsô haizent ez andreu püecher. Alexander spricht, daz
Line: 7 diu viecht allem dem nütz sei, daz dar under wachs,
Line: 8 reht sam der veigenpaum allem dem schad ist, daz dar
Line: 9 under wechset. des paums früht sint gar schœn an der
Line: 10 gestalt und habent körnel in langen öpfeln verporgen 10
Line: 11 gar ordenleich und die früht ezzent diu aichorn winter\zeiten,
Line: 12 wenn si niht nuz habent. die früht habent die
Line: 13 art, daz si sänftigent und fäuhtent und sint gar guot
Line: 14 wider den rôten fluz des leibes. si sint auch gar ain guot
Line: 15 nütz ezzen den, die siech sint an den gaistleichen geli\dern, 15
Line: 16 sam umb daz herz und umb die prust, und den, die
Line: 17 inwendig geswer habent von kalter fäuhten, und den, die
Line: 18 trucken huostent und pluot rächsent. man schol si des
Line: 19 êrsten auf ainen glüenden koln legen und schol si ain wênig
Line: 20 verprennen, dar nâch schol man in die rinden abziehen 20
Line: 21 und schol die plôzen kern in ain wazzer legen und schol
Line: 22 si gar wol sieden; dar nâch schol man si auf ain gluot
Line: 23 legen, und den rauch, der dâ von gêt, schol der siech
Line: 24 mit der nasen in sich ziehen, der die huosten hât.
Line: 27 Populus haizt ain alberpaum oder ain popelpaum
Line: 28 und ist zwair lai, wan ainer lai ist weiz und der ander lai
Line: 29 ist swarz. der weiz hât pleter, diu sint ain seit weiz und
Line: 30 die andern seit grüen, aber der swarz der switzt ze öbrist 30
Line: 31 auf den schüzlingen harz, der smeckt gar wol und ist
Line: 32 nütz zuo vil erznei; aber der ist der pest, den man in
Line: 33 dem maien sament, und macht man den harz alsô. man
Line: 34 nimt die probsen oder diu knögerlein, diu ze laub sölten
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Line: 1 sein worden, und seudet die in ungesalzenr putern, diu neur
Line: 2 von rindermilch kümt und diu in dem maien gemacht ist,
Line: 3 und daz seudet man mitenander, unz ez zemâl grüen
Line: 4 wirt. dar nâch seiht man ez durch ain tuoch und tuot
Line: 5 ez in erdein häfen. daz ist gar guot zuo vil dingen und 5
Line: 6 haizt ze latein diapopylion. ez ist gar guot den, den daz
Line: 7 haupt wê tuot von hitz, wenn man in die stirn und die
Line: 8 slæf an dem haupt dâ mit salbet. ez vertreibt auch den
Line: 9 swindel und die âmaht, diu von hitz kümt, und vertreibt
Line: 10 der gelider geswulst, und waz auzwendiger wunden ist 10
Line: 11 an dem leib, die hailt ez gar krefticleich. daz saf, daz
Line: 12 man auz des paumes pletern drucket, daz ist den ôrsmer\zen
Line: 13 guot, und der sâm mit honig macht diu vinstern augen
Line: 14 klâr und vertreibt des leibes ruor oder daz hinlaufen.
Line: 17 Pirus haizt ain pirpaum. des paumes früht sint kalt
Line: 18 in dem êrsten grâd und trucken in dem andern grâd, aber
Line: 19 die wilden pirn, die ze veld und ze holz wachsent, die
Line: 20 sint kelter wan die haimischen an irr kraft, alsô daz si 20
Line: 21 mêr küelent und trückent auch daz ezzen mêr nider in
Line: 22 dem magen, wenn man si nâch tisch izt. wenn man si in
Line: 23 regenwazzer seudet und si legt auf des magen munt, daz
Line: 24 ist auf daz grüebel, sô vertreibent si die undäw und daz
Line: 25 wüllen und daz widergeben, und sô man si legt niden auf 25
Line: 26 den kamp, dâ die rauhen püsche wachsent, sô vertreibt si
Line: 27 des leibes hinlauf, der dâ kümt von colera in dem leib,
Line: 28 daz ist ain pitter peizent fäuhten in dem leib und ist
Line: 29 gel und grüen. Diascorides ain arzet spricht, welheu
Line: 30 fraw des pirpaums wurzel pei ir hab oder zuo ir pind, 30
Line: 31 diu gevâch niht zuo und werd niht swanger die weil si
Line: 32 ez pei ir hab; und welheu fraw piren auf ir hab, wenn
Line: 33 si gepern schüll, der werd ir gepurt gar swær. dürr
Line: 34 holzpirn hailent die wunden an des menschen leib, und
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Line: 1 der asch, der auz gar argen holzpiren wirt geprant und
Line: 2 die gar spât zeitig werdent, der ist guot für die peizenden
Line: 3 swäm, die den menschen in dem leib nagent. und wel\herlai
Line: 4 swäm man kochet mit den pirn, ez sein puochswäm
Line: 5 oder ander, die man in mangen landen kochet und izt, 5
Line: 6 die schadent dester minner, und die holzpirn, die etswaz
Line: 7 grôz sint und edler wan gemain holzpirn, die kreftigent
Line: 8 den magen und absneident die huosten und truckent die
Line: 9 coleram, diu in dem leib negt, und dar umb schüllent
Line: 10 si die alsô siech sint geprâten ezzen. ez sprechent auch 10
Line: 11 die maister, daz allerlai geprâten piren gesünter sein
Line: 12 denn rôch und gesünter geprâten wan gesoten, und die
Line: 13 lang gelegen sint, alsô daz si niht faul sint, die sint ge\sünter
Line: 14 wan die frisch von dem paum koment, dar umb,
Line: 15 daz ir schedleicheu fäuhten mêr ist auzgedünst. man 15
Line: 16 schol die pirpaum in dem næhsten mônn vor dem merzen
Line: 17 pelzen (daz verstên ich in den warmen landen) und schol
Line: 18 si setzen an küel stet, sô wachsent si gern, wan si sint
Line: 19 küeler nâtûr. wer ochsengallen geuzt in dem aindleften
Line: 20 mônn, der november haizt, zuo des pirpaumes wurzeln, 20
Line: 21 die dannoch warm sint von dem sumer her, der tœtet die
Line: 22 würm in den pirn und wert in, daz si iht wachsen.
Line: 25 Prunus haizt ain kriechpaum. des paumes früht sint 25
Line: 26 mangerlai an der varb, etleich weiz, die andern swarz,
Line: 27 die dritten rôt. die swarzen, die etwaz hert sint, die sint
Line: 28 die pesten und allermaist die wir die wälhischen oder die
Line: 29 grôzen slehen haizen, die etswaz säuerlot sint. wenn die
Line: 30 kriechen zeitig werdent und man si abnimt, sô schol man 30
Line: 31 si spalten und schol si an die sunnen legen, unz si dor\ren,
Line: 32 und schol si dann mit ezzeich besprengen und behal\ten
Line: 33 in ainem hülzeinen vaz; diu macht die ruor verstên
Line: 34 in dem leibe. ir harz pricht den stain in der plâter,
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Line: 1 aber ez spricht ain ander puoch, daz die kriechen die
Line: 2 pesten sein, die ain grüen varb habent, diu sich etswaz
Line: 3 naigt zuo ainer gelben, und die weizen sein die pœsten
Line: 4 und die grôzen sint pezzer dann die klainen, aber die
Line: 5 grüenvar sint und spât zeitigent, die sint die lustigisten 5
Line: 6 und haizent weinkriechel. ez spricht auch daz selb puoch,
Line: 7 daz die langen kriechen pezzer sint wan die kurzen, und
Line: 8 die trucken von art sint pezzer wan die wäzrigen. Ga\liênus
Line: 9 spricht, man schüll si nüehtarn ezzen vor anderm
Line: 10 ezzen und schüll dar nâch ain honigwazzer trinken. die 10
Line: 11 süezen kriechen entlœsent coloram, diu in dem leib negt,
Line: 12 und füerent si auz; iedoch entlœsent die wäzrigen mêr
Line: 13 wan die trucken. der kriechen wazzer pringt den frawen
Line: 14 ir haimlichait, diu menstruum haizt. wer seinen munt
Line: 15 wescht auz kriechenpletern oder in dâ mit saubert, daz 15
Line: 16 wert dem fluz auz dem haupt in die kel.
Line: 19 Persicus haizt ain pfersichpaum. der geleicht sich
Line: 20 an vil dingen dem mandelpaum an der rinten und an 20
Line: 21 den pletern, ân daz die pfersichpleter lenger sint und
Line: 22 praiter wan diu mandelpleter, aber der pfersichpaum ist
Line: 23 klainer wan der mandelpaum. sein plüet sint rôt sam
Line: 24 die mandelplüet und sein früht sint gar fäuht und kalt
Line: 25 und faulent gar leiht, und dar umb, izt man die pfersich 25
Line: 26 nâch anderm ezzen, sô zerprechent si die andern kost in
Line: 27 dem magen und verderbent si, und dar umb schol man
Line: 28 si lang vor anderr kost ezzen. etleich sprechent, daz die
Line: 29 pfersech die unkäusch mêren an dem menschen, aber daz
Line: 30 mag niht gesein dann an aim trucken menschen; der 30
Line: 31 aber unmügent ist von kalter nâtûr, dem sint hitzigeu
Line: 32 dinch guot. der pfersich kern ist ainem mandelkern
Line: 33 geleich, ân daz er pitter ist sam die pittern mandel\kern.
Line: 34
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Chapter / Strophe: 42 42.
Line: 1
Line: 2 VON DER AICH.
Line: 3 Quercus haizt ain aich und ist als vil gesprochen
Line: 4 als quernus, daz spricht ain klagpaum, wan als Isidorus
Line: 5 spricht, die alten haiden heten ir abgötter in den aichen, 5
Line: 6 und wenn si in iren kumer klagten, sô antwurtten in diu
Line: 7 abgötter auz den paumen. daz aichein holz erfault niht
Line: 8 gern die weil man ez trucken helt. Platearius spricht,
Line: 9 daz des paums fruht galla haiz und daz diu fruht an kraft
Line: 10 kalt und trucken sei in dem andern grâd; aber etleich 10
Line: 11 puoch hât in dem êrsten grâd. ez sprechent aber andreu
Line: 12 püecher, daz diu fruht des paumes ze latein glans haiz,
Line: 13 und daz der laubapfel, der auf des paums laub wechst,
Line: 14 galla haiz. in dem laubapfel wirt ain würmel, dar an
Line: 15 prüefent die luftsager oder die wetersager künftigez weter, 15
Line: 16 wan vindent si daz würmel mitten in dem laubapfel, sô
Line: 17 kümt ain scharpfer winter nâch irr sag; wenn aber daz
Line: 18 würmel an dem end ist, sô kümt ain sänfter winter. die
Line: 19 aicheln sint pœs, die leiht sint und dâ ain lüegel eingêt,
Line: 20 aber die swæren und die ganzen die sint guot. si sint 20
Line: 21 guot für daz wüllen und für die undäw, diu von der co\lera
Line: 22 kümt. wer ain pflaster macht auz der aicheln pulver
Line: 23 mit weizem ains ais und mit ezzeich und pint ez auf die
Line: 24 niern und auf den kamp, dâ daz püschel stêt, daz ist
Line: 25 guot für die ruor oder für den hinlauf des leibs, und daz 25
Line: 26 selb pflaster ist guot wider daz flaischswinden, wenn sich
Line: 27 daz flaisch an dem leib entsleuzt und swindet tunkel. die
Line: 28 aicheln küelent mêr wan die kesten, aber die früht paid
Line: 29 sterkent diu gelider und fuorent wol, iedoch allermaist
Line: 30 diu swein, den menschen niht sô wol, man mische dann 30
Line: 31 die kesten mit zukker. wenn man aichein pleter pulvert
Line: 32 und wirft daz pulver auf sleg oder auf wunden, sô aint
Line: 33 ez sich und füegt sich zesamen. wer die aicheln prætt
Line: 34 und si izt, die sint guot für die harmwinden und ir pul\ver
Line: 35 ist guot für den fäuhten lauf. 35
Page: 344
Line: 3 Rubus ist ain paum in dem land gegen der sunnen
Line: 4 aufganch, sam Ambrosius spricht, und in Italia ist ez
Line: 5 ein paumpusch. der gegen der sunnen aufganch mag ain 5
Line: 6 rœtelpaum haizen, wan er hât ain rôt rinden und ain
Line: 7 hertez holz, daz ist gel sam der saffrân. des paums ple\ter
Line: 8 habent sô grôz kraft, wer si auf ain slangen wirft,
Line: 9 diu stirbt zehant, und dar umb habent si pilleich kraft
Line: 10 wider die vergift. 10
Line: 13 Rosarius haizt ain rôsenpaum, aber ez ist aigenleicher
Line: 14 ain staud wan ain paum. rosa haizt ain rôs, diu auf der
Line: 15 stauden wechst, diu ist kalt in dem êrsten grâd und 15
Line: 16 trucken in dem andern grâd. diu rôs paideu dürr und
Line: 17 grüen ist guot zuo erznei. man schol die rôsen pre\chen,
Line: 18 wenn si sich zemâl habent auf getân und die ze\mâl
Line: 19 rôt sint under den rôten rôsen, aber die plaichen
Line: 20 oder die underplaichen schol man hin werfen. wenn 20
Line: 21 man die rôsen derrt an der sunnen, sô mag man si
Line: 22 dreu jâr behalten, daz si nütz sint. wer rôsenhonig
Line: 23 well machen, daz ze latein haizt mel rosaceum, der würk
Line: 24 alsô. er schol daz honig des êrsten wol vaimen von dem
Line: 25 schaum, und schol ez dar nâch schôn seihen durch ain 25
Line: 26 tuoch und schol dann diu rôsenpleter dar zuo tuon, alsô
Line: 27 daz man in die zipfel niden abprech mit ainer vaizten,
Line: 28 diu dar an ist, und schol diu rôsenpleter gar klain snei\den
Line: 29 und si zuo dem honig mischen. daz schol man dann
Line: 30 sô lang sieden mit enander, unz ez sich verb und dick 30
Line: 31 werd. daz honig hât die kraft, daz ez rainigt von des
Line: 32 honigs art und sterket von dem edeln rôsensmack, wan
Line: 33 der smack kreftigt wol. daz honig alsô gemacht rainigt
Line: 34 den magen von pœser fäuhten. zukkerrôsât macht man
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Line: 1 alsô. rœst rôsenpleter wol mit zukker pei dem feur und
Line: 2 tuo daz dar nâch in ain glas und setz ez an die sunnen
Line: 3 dreizich tag und rüer ez wol all tag mit ainem löffel und
Line: 4 misch ez vast under einander, alsô daz dû daz glas oben
Line: 5 vermachest an der sunnen. daz beleibt guot dreu jâr, 5
Line: 6 tuost dû im reht. ez überhebt dich vil pfenning in der
Line: 7 apotêken. daz zukkerrôsât hât ain kraft ze kreftigen und
Line: 8 ze sänftigen wider den rôten fluz und wider daz wüllen,
Line: 9 daz von colera kümt, und wider den swintel und wider
Line: 10 die âkraft, diu von der krankhait kümt der gaistleichen 10
Line: 11 gelider, dâ ist ez gar guot für, wenn man ez in rôsen\wazzer
Line: 12 nimt und trinket. mach rôsensyrop alsô. seud
Line: 13 rôsen in wazzer und tuo zukker dar ein, sô wirt der\lai
Line: 14 syropl. iedoch sô würd er pezzer von dem saff grüe\ner
Line: 15 rôsen. der syrop hât die art, daz er des êrsten ent\lœst 15
Line: 16 oder waichet die gäng, und dar nâch widerhelt er
Line: 17 die gäng und ist guot wider des leibes hinlauf und wider
Line: 18 daz wüllen und wider die âkraft; aber man schol in den
Line: 19 niht geben, die ir stuol swærleichen habent. rôsenöl mach
Line: 20 alsô. zerstôz die grüenen rôsen gar wol und tuo si in ain 20
Line: 21 glas mit öl und setz daz glas oben vermacht vierzig tag
Line: 22 in die sunnen, und wem diu leber erhitzt ist, daz haizt
Line: 23 calefactio epatis, der salb die stat, dâ diu leber ligt, dâ
Line: 24 mit und nem ez in ezzen und an anders öls stat, dem
Line: 25 wirt paz. wem daz haupt wê tuo von haizen sachen, der 25
Line: 26 salb die stirn und die slæf pei den ôren dâ mit. rôsen\wazzer
Line: 27 hât die art, daz ez kreftigt und zesamen zeucht
Line: 28 und labet wider die hitz und ist guot wider den hitzigen
Line: 29 auzlauf des leibs, der von colera kümt. wem swintelt und
Line: 30 âmacht her gêt, dem geuzt man rôsenwazzer ein und be\sprengt 30
Line: 31 im die stirn dâ mit. wer dürr rôsen zuo der
Line: 32 nasen habt, daz sterket daz hirn und daz herz und er\lüftigt
Line: 33 die lebleichen gaist. daz tuont auch die grüenen
Line: 34 rôsen, der si mæzicleichen smeckt, aber ze vil pringt den
Line: 35 fluz und tuot dem haupt wê. der rôsen pluom inwendig, 35
Line: 36 diu dâ gel ist sam der saffrân, diu haizt anthos und ist
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Line: 1 guot für daz wüllen. wer frisch rôsen ab dem paum well
Line: 2 haben ze weihnähten, der verpint den rôsenpaum in des
Line: 3 maien anvanch gar wol den stam von grunt auf und ies\leichz
Line: 4 ästel unz an daz end, sô beleibt diu fäuht und diu
Line: 5 wirm inwendig, und dann drei wochen oder ain mônet 5
Line: 6 vor weihnähten, sô tuo diu pant ab, sô schiezent schœn
Line: 7 rôsen auz. daz wæn ich wâr sein in den haizen landen,
Line: 8 dâ der luft winterszeiten niht gar kalt ist, oder in unserm
Line: 9 land, sô der winter sänft ist, wan diu gar grôz kelten
Line: 10 erfrœret daz saf in dem paum, daz ez niht rôsen præht. 10
Line: 11 Unser fraw geleicht sich in der geschrift den rôsen
Line: 12 und spricht 'ich pin gepflanzt sam diu pflanzung der rô\sen
Line: 13 in Jericho.' nu prüef die herzenminnicleichen ge\leichnüss.
Line: 14 Jericho ist als vil gesprochen, sam die lêrær
Line: 15 der hailigen geschrift sprechent, als ain abnemender môn. 15
Line: 16 nu ist allez daz abnement daz in diser werlt ist mit dem
Line: 17 sündær: tugent, kraft, schœn, leib und leben; dâ von
Line: 18 haizt diseu werlt wol Jericho. dar inn ist unser fraw
Line: 19 gepflanzt als ain wol geladener rôsenpaum, der seinen
Line: 20 smack milticleich umb sich sträwt mit voller genâd. auz 20
Line: 21 den edeln rôsen schüll wir uns arm sündær rôsenhonig
Line: 22 machen und zukkerrôsât, rôsenöl und rôsensyropl und
Line: 23 rôsenwazzer mit dem honig unser stæten hoffnung, mit
Line: 24 dem zukker unser süezen lieb und mit dem öl christen\leiches
Line: 25 gelauben, mit dem zereiben guoter werk und mit 25
Line: 26 dem auzprennen rehter peiht und ganzer rew für alle die
Line: 27 siechtüem, angst und nôt, die uns anligent an leib und
Line: 28 an sêl. eyâ, dû lieht prinnendeu rôs, erschein allen den,
Line: 29 die deinen namen êrent, und kreftig si in allen iren nœ\ten.
Line: 30 fraw, dû waist wol, ob ich ez mit ernst main. 30
Line: 33 Sethim ist gar ain edel paum und wechset in den
Line: 34 landen gegen der sunnen aufganch, sam die lêrær spre\chent.
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Line: 1 der paum geleicht dem weizen dorn, aber er ist
Line: 2 gar vil grœzer. auz dem holz machte Noe sein arch, als
Line: 3 diu geschrift sagt. daz holz ist leiht und weiz und ver\print
Line: 4 niht leiht und fault auch niht.
Line: 7 Salix haizt ain weid und ist als vil gesprochen als
Line: 8 ain springerinn, dar umb, daz der paum snell auf springt
Line: 9 und wechst. er wechset auch gern an nazzen steten und
Line: 10 hât hert rinden, wenn er alt wirt: aber sô er junch ist, sô 10
Line: 11 hât er gar lind rinden. der paum plüet, er trait aber
Line: 12 niht früht, und wer die plüet in trinken nimt, der wirt
Line: 13 unperhaft, sam die zaubrær sprechent. sein rind und
Line: 14 seineu pleter habent die kraft, daz si zesamen ziehent und
Line: 15 stark machent. daz saf, daz man drückt auz den plüeten 15
Line: 16 der paum, gibt man daz ze trinken dem menschen, der
Line: 17 fiebrig ist ân hitz, daz ist im gesunt. wer des paums
Line: 18 sâmen in tranch nimt, der wirt beraubt seines unkäuschen
Line: 19 gelustes, als man sagt, und macht die frawen unperhaft.
Line: 20 daz wær leiht maniger frawen liep und auch manigem 20
Line: 21 man. wer ainen kerspaum ze mittelst durchport und stœzt
Line: 22 ainen weidenast dar ein, alsô daz er daz loch füll über al,
Line: 23 der paum pringt kersen ân kern. wenn man der weiden
Line: 24 pleter sträwet in ain haus oder in ain kamer, diu küelent
Line: 25 den luft und sänftigent die hitz an den siechen läuten. 25
Line: 28 Sicomorus mag der hôch maulperpaum gehaizen, wan
Line: 29 sam Rabanus spricht, der paum hât geleich pleter dem
Line: 30 maulperpaum, aber er ist hœher wan der maulperpaum 30
Line: 31 und dar umb haizt er auch ze latein celsa, daz spricht
Line: 32 hôch. ander lêrær sprechent, daz der paum der wild
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Line: 1 veigenpaum sei; von dem stêt geschriben in des weissagen
Line: 2 puoch Amos.
Chapter / Strophe: 48 48.
Line: 3
Line: 4 VON DEM HOLÆR.
Line: 5 Sambucus haizt ain holær oder ain holder in anderr 5
Line: 6 däutsch. der ist mit der kraft warm und trucken in dem
Line: 7 andern grâd und der paum haizt ze latein lactis. des
Line: 8 paums rind ist sunderleichen guot zuo erzneien und sein
Line: 9 sâm und seineu pleter saubernt den leib von der fäuht,
Line: 10 diu flegma haizt. wer der pleter saf mit honig nimt, daz 10
Line: 11 tœt die würm in dem leib, die ze latein lumbrici haizent,
Line: 12 und sô man ez in die ôrn tröuft, sô rainigt ez diu flie\zenden
Line: 13 ôrn von dem aiter und von der unsauberkait.
Line: 14 des paums plüet sint kreizelot als ain korn und smeckent
Line: 15 gar wol und sterkent des menschen kreft, wenn man muos 15
Line: 16 dar auz macht.
Line: 19 Speragus ist ain paum und mag ain sperhagen hai\zen.
Line: 20 der ist an kraft warm und trucken in dem dritten 20
Line: 21 grâd. des früht sint sam diu körnl oder sam die probs,
Line: 22 die an der paum reisern her für schiezent. wenn die
Line: 23 paum des êrsten probsent, ê si läuber gewinnent, diu
Line: 24 fruht diu ist den dunkeln augen guot und zepricht den
Line: 25 stain in der plâtern. wer ainem hund daz wazzer gibt, 25
Line: 26 dâ der paum oder diu fruht inn gesoten wirt, der muoz
Line: 27 sterben. wer aber si seudet und izzet, daz waicht den leip.
Line: 30 Thimus haizt ain thim. daz ist gar ain edel paum 30
Line: 31 und wechset gegen der sunnen aufganch. von derlai holz
Line: 32 macht Salomôn die peistal der tür an dem tempel (als
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Line: 1 diu geschrift sagt in dem dritten puoch der künig und
Line: 2 anderswâ; die peistal haizt diu geschrift fulchra) und
Line: 3 macht auch an dem künkleichen sal tür dâ mit und macht
Line: 4 dar auz harpfen und leiren den sangmaistern in dem
Line: 5 tempel. daz holz fault niht, sam die lêrær sprechent, 5
Line: 6 und ist voller dorn geleich aim weizen dorn, und die
Line: 7 paum sint sinbel sam die viechten; aber daz holz ist
Line: 8 weiz und gar vast scheinend, reht sam daz helfenpain.
Line: 11 Therebintus ist ain edel paum. der hât gar edeleu
Line: 12 pleter und gar schœneu. der paum wechset gar hôch in
Line: 13 den freien luft und gibt harz, der ist edeler wan aller
Line: 14 anderr harz und hât ainen wunderleichern smack wan
Line: 15 kain ander harz. Platearius spricht, daz man dar auz 15
Line: 16 und auz girsteinem melb ain pflaster mach, daz zeprech
Line: 17 die geswer in dem leib, die man apostem haizt. des
Line: 18 paums weirâch smeckt gar wol.
Line: 21 Taxus oder daxus haizt ain dachspaum. der ist ver\giftig,
Line: 22 sam Isidorus spricht, und allermaist in dem land
Line: 23 Calabria, und dar umb drückt man vergift dar auz, diu
Line: 24 ze latein toxicum haizt. auz des paums holz machten die
Line: 25 alten haiden hie vor pogen und armprost. daz holz hât 25
Line: 26 mangerlai varb und wert gar vil jâr, und sô ez auf der
Line: 27 erd ligt, sô verleuset ez leiht sein kraft. des paums ple\ter
Line: 28 sint daz ganz jâr grüen. Platearius spricht, daz diu
Line: 29 hüenr gar vaizt werden von des paumes sâmen, und sô
Line: 30 in ain mensch izt, sô macht er im den leib vertig und 30
Line: 31 waich. er spricht auch, daz der paum in dem land Ca\labria
Line: 32 sô grôz kraft hab, sei daz ain mensch dar under
Page: 350
Line: 1 sitz und slâf, ez kümt im ze schaden. man spricht auch.
Line: 2 sei daz ain pein den paum anrüer, si sterb.
Line: 5 Tilia oder dilia haizt ain lind. der paum ist gar be\kant 5
Line: 6 pei uns und ist gar lüftiger art. dar umb ist sein
Line: 7 holz gar leiht. des paums plüet habent vil honigs und
Line: 8 wahses und dar umb sitzent die peinen gern dar auf. daz
Line: 9 honig ist pezzer und paz gesmach, daz die peinen dar ab
Line: 10 samnent, wan kainerlai ander honig. ez ist auch des 10
Line: 11 paums schat den menschen zimleicher wan anderr paum
Line: 12 schat.
Line: 15 Vitis haizt ain weinreb. der hieze paz ain staud wan 15
Line: 16 ain paum. wenn man die weinper in ainen warmen ofen
Line: 17 legt und derrt si dar inn, die haizent ze latein uva passa,
Line: 18 daz sint geröscht weinper. des weinreben plüet tœtent
Line: 19 die slangen und der weinreben zäher, der dar auz tropfet
Line: 20 wenn man si besneidet, vertreibt die räudichait und die 20
Line: 21 schebichait. sein wurzel vertreibt die unsauberkait und
Line: 22 daz aiter auz den ôrn, wenn man si stœzt. ir saft pricht
Line: 23 den stain in der plâtern. nim die grüen weineste wenn
Line: 24 man si absneidet und röscht si in ainem feur, unz si des
Line: 25 feurs enpfindent an ir prunst, und zeuch si dann her wider 25
Line: 26 auz und trück dar auz wazzer, daz ist den wäzrigen augen
Line: 27 guot und den kranken augen, wenn man daz wazzer dar
Line: 28 ein tuot. dû scholt nâch miltem weinlesen wênig trinken
Line: 29 und nâch klainem weinlesen trink paz und milticleicher.
Line: 30 daz verstên ich alsô. dû scholt niht den wein trinken 30
Line: 31 dar nâch und dû sein vil oder wênig hâst: dû scholt den
Line: 32 wein dir selber trinken ze nutz nâch rehter mâz. alsô
Line: 33 pis den milten reben arch und den argen milt. slehtez
Page: 351
Line: 1 velt pringt mêr weins, aber gepirg pringt edlern wein.
Line: 2 der sudenwint, der auster haizt, edelt den wein in den
Line: 3 weinreben dar umb, daz er warm ist; aber der norden\wint,
Line: 4 der aquilo haizt, mêret den wein in den weinreben,
Line: 5 die gegen im stênt dar umb, daz er wäzrig ist. die wein\per 5
Line: 6 sint gesünter über drei tag ze ezzen dar nâch und
Line: 7 man si gelesen hât, dann an dem êrsten tag, wan si
Line: 8 plæent alsô frisch; wenn aber der plæend dunst auz ge\reucht,
Line: 9 sô sint si pezzer. wer die weinper behelt und si
Line: 10 auf hæht oder si paizt mit honig oder mit zukker in ainem 10
Line: 11 ofen gerœscht, die fuorent wol. der weinreb hât die art,
Line: 12 daz er ain seit an dem ast an ainem knoden daz weinplat
Line: 13 auzscheuzt und ander seit die weinper. wenn die wein\reb
Line: 14 geprant werdent von ainem kalten wind, sô mêrent
Line: 15 si diu pleter und niht die weintrauben. Jacobus spricht, 15
Line: 16 der weinreben zäher schad den vergiftigen tieren. mitel\mæzig
Line: 17 wein ist guot, den schol man nemen nâch der wal.
Line: 18 Galiênus spricht, sô der wein ie elter ist, sô er ie hitziger
Line: 19 ist. Aristotiles spricht, man versuocht an newem wein
Line: 20 oder an most, ob wazzer dar zuo gemischt ist oder niht; 20
Line: 21 wan wer ain ai dar ein legt, ist niht wazzers dâ pei, sô
Line: 22 swimt daz ai ob, ist aber wazzer dâ pei, sô vellet ez ze
Line: 23 podem. ganzer most hât zwair lai hitz: ain von seiner
Line: 24 aigen nâtûr, die andern von der stat seiner gepurt, dâ in
Line: 25 diu sunn gemacht hât, und diu zwivaltig hitz machet den 25
Line: 26 most wallend in dem vaz, dar umb swimt daz ai ob; aber
Line: 27 die hitz erlescht daz wazzer, dar umb velt dan daz ai
Line: 28 under. Galiênus spricht, süezer wein macht durst, wan
Line: 29 er mêret die hitz in dem menschen. Isidorus spricht,
Line: 30 welhe menschen geschickt sint zuo der wazzersucht, die 30
Line: 31 hüeten sich vor allem süezem wein. ez ist dreier lai wein.
Line: 32 der êrsten lai ist wäzrig und dünn, der ander erdisch und
Line: 33 dick, der drit hât ain mitel under den zwain. der lauter
Line: 34 wirt schier gekocht in dem magen und durchgêt die âdern
Line: 35 und pringet daz harmwazzer, und dar umb gibt man in 35
Line: 36 den sühtigen läuten, wan er hitzt niht vast und beraubt
Page: 352
Line: 1 der sinn niht und schadet dem hirn niht und den âdern.
Line: 2 ist aber er gemischet, sô leschet er den durst dester paz.
Line: 3 Aristotiles spricht, wâ gar starker wein in ainem vaz ist,
Line: 4 der daz vaz zeprechen wil, dâ leg ain wênig kæss ein,
Line: 5 sô erlischt sein überwal, wan der kæs ist kalt und vol 5
Line: 6 löchel, dâ von zeuht er die hitzigen dünst in sich, der
Line: 7 den wal macht, und lescht in mit seiner kelten. Isidorus
Line: 8 spricht, die wein, die man auz korn und auz gersten
Line: 9 macht, sint niht zimleich und lâzent sich niht wol kochen
Line: 10 in dem magen und machent pœs dünst und pœs fäuhten 10
Line: 11 in dem leib; si verschoppent die leber und daz milz und
Line: 12 machent den stain in der plâtern und in den niern. er
Line: 13 spricht auch, guot wein fuoret den leib wol und pringt
Line: 14 und behelt gesunthait, ist daz man in zimleich trinkt von
Line: 15 der nâtûr nôtdurft, wan sô sterket er die kochenden kraft 15
Line: 16 in dem magen und in den gelidern. ez ist kain ezzen
Line: 17 oder kain trinken, daz die nâtürleichen hitz sô vast sterk,
Line: 18 sam der wein tuot: der benimt trauren und pringt vräud,
Line: 19 er wandelt der sêl laster in tugent, er kêret von unmilt
Line: 20 in milt, von unsänft in sänften muot, von hôchvart in 20
Line: 21 diemuot, von trâkhait in snellikait, von vorht in kuon\hait,
Line: 22 er ändert des muotes unwitz in ain hündichait oder
Line: 23 kluoghait und ungespræch in wolgespræch und ânsin in
Line: 24 sinnichait, und dar umb nâmen in die weisen läut, Perse
Line: 25 und Heleni, wenn si mit etswem weisleich reden wolten 25
Line: 26 oder etswaz newes vinden oder rât geben zuo gemainem
Line: 27 nutz der läut. der wein von dem land Neapolis hât die
Line: 28 art, daz er print reht sam ain öl, wenn man in in ain
Line: 29 feur geuzt, und der ist ain fuorung und ain kost. Isi\dorus
Line: 30 spricht, wer ain ai drei tag oder vier in ainen ez\zeich 30
Line: 31 leg, sô werd sein schal sô waich, daz man ez leiht
Line: 32 mit der hant drucken müg war ain man well und müg
Line: 33 ez sô lang geziehen, alsô daz man ez durch ain hant\vingerl
Line: 34 zieh. Galiênus spricht, daz der ezzeich gar
Line: 35 hilfleich sei den dingen, diu hitzig nâtûr habent, und gar 35
Line: 36 schedleich den, diu kalt nâtûr habent. Platearius spricht,
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Line: 1 vindet der ezzeich den magen vol, sô entsleuzt er in, vint
Line: 2 er in aber lær, sô besleuzt er in und zeucht in zesamen.
Line: 3 er spricht auch, wer ainen ezzeich bewæren well, ob er
Line: 4 guot sei, der giez in auf die erd oder auf eisen; wirt er
Line: 5 dann wallent, sô ist er guot, wallt aber er niht, sô ist er 5
Line: 6 niht guot. Galiênus spricht, lauter ezzeich mit wazzer ge\mischt
Line: 7 sumerzeiten küelt und lescht den durst; wazzer
Line: 8 mit wein oder mit ezzeich gemischt lescht den durst mêr
Line: 9 wan eitel wazzer, wan wein und ezzeich füerent daz waz\zer
Line: 10 in die tiefen des leibes und machent ez durchprechent, 10
Line: 11 wan der ezzeich hât die kraft, daz er ander ding kreft,
Line: 12 die im zuo gesellt sint, füert in die tiefen. daz westen
Line: 13 die unrainen juden wol, dô si unsern herren martrâten,
Line: 14 wan dô er in seinem pittern leiden hiench an dem cräuz,
Line: 15 dô schrai er mit lauter stimm 'mich dürstet!' und dô 15
Line: 16 gâben im die juden ezzeich mit gallen, dar umb, daz der
Line: 17 ezzeich seineu gelider durchgieng mit der gallen. ez
Line: 18 sprechent auch etleich, daz gemischter wein mêr trunken
Line: 19 mach wan ungemischter, wan der gemischt wein wirt
Line: 20 behend von dem wazzer und sleuft durch. er dünst auch 20
Line: 21 mêr von dem wazzer wan sunst, und der dunst oder der
Line: 22 rauch sleht in daz haupt und macht trunken, aber diu
Line: 23 trunkenhait wert niht sô lang sam von eitelm wein.
Line: 26 Ulmus haizt ain ulmpaum oder ain ilmpaum. der
Line: 27 hât die art, sam Isidorus spricht, daz er gar gern grüenet,
Line: 28 wan ist daz er dürr worden ist, der in dann fäuht mit
Line: 29 wazzer, er wirt wider grüen, und der in absneidet und in
Line: 30 in die erde steckt und grebt, sô würzelt er und kümt zuo 30
Line: 31 kreften. der paum ist zeitleich grôz und hât ain scharpf
Line: 32 kritzlot rinten wenn er alt wirt, und hât pleter sam ain
Line: 33 alberpaum, ân daz seineu pleter an der ainen seiten niht
Line: 34 weiz sint, si sint ze paiden seiten grüen und sint dünn.
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Line: 1 der paum ist unfruhtpær und ist auch ze paw niht guot,
Line: 2 iedoch praitent sich die weinreben etswenn dar auf, wan
Line: 3 der paum schadet dem weinreben niht. aber setzet man
Line: 4 ain haseln zuo dem weinreben, diu derrt im sein wurzeln
Line: 5 und verderbt den weinreben, und daz tuot auch kolkraut, 5
Line: 6 reht sam daz mâgenöl den habern verderbt und der flachs
Line: 7 und daz unkraut daz korn.
Line: 8 IV.
Line: 11 Die wolsmeckenden paum, der rinten, wurzel, pleter,
Line: 12 harz und saf man hôch preiset, wahsent niht in däutschen
Line: 13 landen, si wahsent in den haizen landen gegen mittem
Line: 14 tag und gegen der sunnen aufganch, dar umb habent si
Line: 15 niht däutsch namen; wir haizen si in däutscher zung als 15
Line: 16 man si nennet in latein oder in anderr sprâch. von den
Line: 17 well wir nu reden.
Line: 20 Aloe ist ain salb, haiz und trucken mit seiner kraft, 20
Line: 21 sam Plinius spricht. daz macht man auz dem saf des
Line: 22 krautes, daz aloe haizt, und macht ez alsô. man ze\stœzt
Line: 23 daz kraut und druckt daz saf dar auz und seudet
Line: 24 ez lang pei ainem feur und setzt ez dann an die sunn
Line: 25 und behalt ez. daz obrist ist daz lauterist und haizet 25
Line: 26 epaticum, dar umb, daz ez der lebern guot ist. daz an\der
Line: 27 dar nâch haizt citrinum und daz ist niht sô lauter
Line: 28 sam daz êrst. daz unterist ist trüeb und gerbig und hai\zet
Line: 29 caballinum. diu obern zwai sint an der varb gel,
Line: 30 aber daz ander ist niht sô gel sam daz öbrist und daz 30
Line: 31 unterist ist swarz. die aloe alle sint gar pitter und mensch\leichem
Line: 32 munde widerzæm. daz aloe hât die art, daz ez
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Line: 1 diu zeprochen pain wider genzt, wenn man ez auzwen\dig
Line: 2 dar über pindet, und hilft für der vergiftigen tier piz.
Line: 3 aber wenn man ez inwendig nimt, sô fürbt ez den leib
Line: 4 von der fäuhten, die man flegma haizt. ez hât auch die
Line: 5 kraft ze rainigen und ze auztreiben die fäuht, diu melan\colia 5
Line: 6 haizt, und ze sterken diu glider, und dar umb ist
Line: 7 ez guot wider überflüzzichait der fäuhten, die in dem ma\gen
Line: 8 beslozzen sint. ez macht daz haupt gesunt, daz siech
Line: 9 ist von räuchen und von dünsten, und macht diu augen
Line: 10 clâr. ez öffent daz verschoppen des milzes und der lebern, 10
Line: 11 ez erlescht die überflüzzichait der gelider und allermaist
Line: 12 umb die schämigen stet. ez macht daz antlütz schœn,
Line: 13 daz entverbet ist von swerz. wie daz sei, daz aloe dem
Line: 14 mund pitter sei, doch ist ez dem magen süez, dar umb
Line: 15 haizt ez in erznei epiglostomachon, daz spricht: dem ma\gen 15
Line: 16 süez. man schol ez geben mit herbem wein oder mit
Line: 17 wermuotsaf.
Chapter / Strophe: 2 2.
Line: 18
Line: 19 VON DEM ALOES.
Line: 20 Aloes ist ain holz und ist ain paum, der wechst in 20
Line: 21 dem land India und in dem land Arabia, sam Isidorus
Line: 22 spricht, und hât gar ainen guoten süezen smack. man
Line: 23 nützet daz holz zuo den ältern in den gotshäusern, reht
Line: 24 sam man tuot daz thymiama, daz von dem paum thymus
Line: 25 kümt, dâ von wir vor gesagt haben. die andern maister 25
Line: 26 sprechent, daz daz holz köm von dem irdischen paradis
Line: 27 in vliezenden wazzern und daz man ez mit netzen in den
Line: 28 wazzern auf vâch. welhez holz under derlai holz swær
Line: 29 ist und knorrot in seiner art, daz ist daz pest und ist gar
Line: 30 wolsmeckend. ez ist underpitter, alsô daz ez niht gar 30
Line: 31 pitter ist, wenn man ez auf die zungen legt. ez ist auch
Line: 32 underswarz oder underrôt an der varb; ez læt sich niht
Line: 33 mit den zenden leiht prechen. wenn man ez keut und in
Line: 34 dem mund helt, daz ist dem hirn guot von dem edelem
Line: 35 smack, der dâ von gêt. ez ist auch für die krankhait des 35
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Line: 1 magen, der lebern, des hirns und des herzen guot und
Line: 2 wider daz verliesen der frawen gewonhait, wenn si der
Line: 3 niht gehaben mügen, wider der prust siechtuom und wi\der
Line: 4 ander krankhait der gelider, die von kelten koment.
Line: 5 der wein, der mit dem holz gesoten wirt, der ist auch 5
Line: 6 gar guot wider die vor genanten siechtüem, und wer den
Line: 7 dunst mit der nasen in sich zeucht, der von dem sieden
Line: 8 gêt, daz pringt dem kalten hirn vil gesunthait. wer daz
Line: 9 holz pulvert und nimt nägelpleter und daz pain, daz in
Line: 10 ains hirzen herz ist, und pulvert diu auch und reibt den 10
Line: 11 pulver zesamen mit paumöl und salbet ainem hann sein
Line: 12 haupt dâ mit, der singt tag und naht niht.
Chapter / Strophe: 3 3.
Line: 13
Line: 14 VON DEM AMOMO.
Line: 15 Amomum ist ain paum, sam Plinius und Isidorus 15
Line: 16 sprechent, oder ain staud und wehset in Armenia und ist
Line: 17 vol trauben sam ain weinreb und pringt sâmen gar dick
Line: 18 zuo einander gesellt und hât weiz plüet und ze stunden
Line: 19 violvar und hât ainen smack sam cinamomum, von dem
Line: 20 wir her nâch werden sagen, und hât pleter sam ain kraut, 20
Line: 21 haizt peonia, daz haizt man ze däutsch peon, als her nâch
Line: 22 kunt wirt, wenn wir von den kräutern sagen. aber Avi\cenna
Line: 23 spricht, daz der pâm pleter hab an der grœz und
Line: 24 an der schickung sam ain weinreb und sei goltvar und
Line: 25 daz holz sei gevar sam ain stain, haizt jâchant, der ist 25
Line: 26 wahsvar, als her nâch kunt wirt, und daz holz smeckt
Line: 27 gar wol. iedoch ist ainer lai der paum, der wechst an
Line: 28 fäuhten steten und ist grüenvar an dem holz und smeckt
Line: 29 sam die rauten; und daz von Egypten land kümt, daz ist
Line: 30 niht sô gar lanch und prait und ist leiht ze prechen mit 30
Line: 31 den zenden und ist sein smack grœzer wan der rauten
Line: 32 smack, und daz haizt egyptiacum. der dritten lai ist weiz\lot
Line: 33 und naigt sich zuo ainer rœt, und daz ist dick sleht
Line: 34 und aufreht. wenn man daz keut, sô ist ez peizend und
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Line: 1 scharpf in dem mund. Diascorides spricht, daz derlai
Line: 2 daz pest sei und daz læt sich stôzen ze pulver und hât
Line: 3 vil sâmen, die sament man auf dem paum sam die wein\trauben,
Line: 4 und sprechent die ärzt, wer amomum trink, daz
Line: 5 sei guot für der pain siehtum, der podagra haizt, aber 5
Line: 6 ez beswært daz haupt und pringt slâf und macht trunken.
Line: 7 Constantînus spricht, sei daz ain fraw sitz ob des holzes
Line: 8 dunst, diu werd gesunt, ob ir wê sei an der iren, und
Line: 9 daz pringt auch der frawen ir gewonhait, und der ain
Line: 10 pflaster dâ von macht, daz ist guot für der scorpen hecken. 10
Line: 13 Cardamomum haizt ain cardamom, daz ist amomo ge\leich
Line: 14 und ist ain staud, diu pringt ainen länkloten sâmen.
Line: 15 der paum ist vierlai. ainer ist gar grüen und vaizt mit 15
Line: 16 scharpfen stichlingen und laidigt den, der sein haut dar
Line: 17 an reibt, und derlai ist der aller löbleichist. der ander
Line: 18 ist ain wênich rôt mit ainer weiz gemischt. daz dritt ist
Line: 19 kurz und swarz. daz vierd ist manigverbig und hât klai\nen
Line: 20 smack und mag man ez leiht zereiben, und daz acht 20
Line: 21 man für daz pœst. daz pest ist, daz aller edelist smecket
Line: 22 und ain süez dar ein gemischt ist. daz holz hât die kraft,
Line: 23 daz ez die nâtûr kreftigt mit seinem guoten smack und
Line: 24 daz ez entlœst und verzert mit seiner art, wan ez ist haiz
Line: 25 und trucken. daz holz ist auch guot wider die krankhait 25
Line: 26 des magen und hilft zuo dem kochen in dem magen und
Line: 27 ist guot wider den swintel und wider die âmaht und wi\der
Line: 28 daz wüllen, wenn man ez in den munt legt. nu
Line: 29 macht dû sprechen: diu dinch sint gar guot und nütz
Line: 30 menschleicher art, aber wâ nim ichs? wærleich, si wach\sent 30
Line: 31 gar verr in meim garten! aber hâst dû guot und
Line: 32 golt, dû machest dir vil ding nâhen und holt, die kauf\läut
Line: 33 varnt verr.
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Line: 3 Bidellia haizt ain bidell. daz ist ain paum, der
Line: 4 wechst in Arabia. des paumes zäher ist scheinig und
Line: 5 weizlot und ist leiht und gleichvirbich, und der ist der 5
Line: 6 pest, der leiht waich wirt und der niht gemischt ist mit
Line: 7 erd und mit holz, und der pitter ist guotes smackes, aber
Line: 8 er zepricht sein ê, wenn man andern zäher dar zuo mischt,
Line: 9 der niht sô pitter ist in dem munde. Platearius spricht,
Line: 10 daz der zäher ain kraft hab zesamenziehen und zuo\ziehen. 10
Line: 11 er hailt des leibes hinlauf, der von der scharpfen
Line: 12 colera kümt in dem leib. er hailt auch die geswer, diu
Line: 13 man apostem haizt, inwendig und auzwendig dâ mit sal\bet,
Line: 14 und zepricht den stain in der plâtern. er hailt kref\ticleich
Line: 15 ains töbigen hundes piz oder ander wunden oder 15
Line: 16 des mannes gezeuglein, wenn man in mit ezzeich twirt.
Line: 19 Balsamus haizt ain balsempaum. daz ist ain paum
Line: 20 oder ain staud; sam Jacobus und Solînus sprechent und 20
Line: 21 ander maister in vil puochen, den man hie vor neur in
Line: 22 dem land Judêa vant an der stat Jericho; aber in der
Line: 23 zeit lauf fuorten in Egypcier auf daz velt ze Babiloni und
Line: 24 dâ pawent in die christen, die gevangen sint in der hai\denschaft,
Line: 25 wan sam Egypcier dick versuocht habent, wenn 25
Line: 26 in die haiden pawent, sô beleibt er unfruhtpær, sam die
Line: 27 historien sagent, daz sint die geschrift von den geschihten
Line: 28 in den landen und in den zeiten. auf dem selben veld
Line: 29 ze Babiloni sint sehs prunnen und in der ainem (sprechent
Line: 30 etleich) hât unser fraw unsern herren Jêsum Christum 30
Line: 31 gepadet und von dem prunnen und von den andern fünfen
Line: 32 wirt des balsems velt durchfäuht. aber an andern steten
Line: 33 gibt diu staud nümmer kainen balsemsaft. iedoch spricht
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Line: 1 Avicenna, daz diu erd durchfäuhtt werd, dâ der balsem
Line: 2 wechst, von dem prünnel des veldes Engadi. Plinius
Line: 3 spricht, daz des paums stam sei als ain weinreb und hab
Line: 4 pleter als ain raut, aber si sein weizer und beleiben all\zeit.
Line: 5 der paum hât die art, daz man in dick besneiden 5
Line: 6 muoz und fräwet sich wazzers. wenn man den edeln
Line: 7 balsemzaher ab dem paum nemen wil, sô muoz man in
Line: 8 besneiden mit paineinn mezzern oder mit staineinn oder
Line: 9 mit gleseinn mezzern und muoz gar seiht dar ein hacken,
Line: 10 sô tropfet daz saf her ab in gleseineu vaz, diu man dar 10
Line: 11 under setzet, wan besnit man die paum mit eisen, sô ver\dürben
Line: 12 si. aber Avicenna und ander maister sprechent,
Line: 13 man besneid si mit eisen. wenn man den balsem nu ge\samnet
Line: 14 hât, sô behelt man in sehs môneid in ainem väz\zel
Line: 15 under taubenmist, und nâch der zeit zeuht man in 15
Line: 16 her auz, sô ist er lauter worden, und daz ist dar umb,
Line: 17 daz der taubenmist hitzig ist, und der balsem behelt sein
Line: 18 kraft, wenn er niht auzdünst. der zaher ist mêr werhaft
Line: 19 denn kain ander zaher. der paum haizt balsamus, aber
Line: 20 sein holz oder sein traub haizt xilobalsamum und sein 20
Line: 21 sâm haizt carpobalsamum und sein saf haizt opobalsamum.
Line: 22 Platearius spricht, daz opobalsamum die pesten und die
Line: 23 geweltigisten kraft hab, wan ez ist haiz und trucken in
Line: 24 dem vierden grâd mit seiner kraft, und dar umb, daz ez
Line: 25 seltsam ist, velschet man ez dick und mit mangerlai 25
Line: 26 dingen. wan etleich nement therebintenzäher, der there\bintina
Line: 27 haizt, und mischent ain wênich balsems dar zuo,
Line: 28 sô geleicht ez dem balsem; die andern nement nardenöl,
Line: 29 daz von dem kraut nardo kümt, und mischent ez zuo
Line: 30 therebintenzäher. 30
Line: 31 Nu sprechent etleich, man schüll balsem alsô be\wæren.
Line: 32 wer in vorn an ainen griffel tuo und in anzünd,
Line: 33 sô prinn er, aber daz tuot ain therebintenzäher auch.
Line: 34 Diascorides spricht, nem man des balsems ainen tropfen
Line: 35 und tuo in in ain gaizein milch, sô gerinn si zehant und 35
Line: 36 der balsemtropf vall ze podem. aber ez sint vil ding,
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Line: 1 diu die milch rennent. der balsem ist gelvar und gar
Line: 2 lauter und man erkennt in alsô vor valschem balsem.
Line: 3 ist daz man in mit aim griffel legt unden in ein wazzer,
Line: 4 dâ beleibt er; legt man in ze mittelst, dâ beleibt er auch,
Line: 5 und alsô tuot er, legt man in oben in daz wazzer. ez 5
Line: 6 ist auch ain ander versuochen. tuo wazzer etswar ein
Line: 7 und tuo in daz wazzer balsem und rüer daz wazzer mit
Line: 8 aim holz; ist der balsem valsch oder ist ez therebinten\zäher,
Line: 9 sô wirt daz wazzer trüeb, ist aber er gereht, sô
Line: 10 wirt daz wazzer niht trüeb. Rabanus spricht, ist der bal\sem 10
Line: 11 ganz und gereht, sô wirt ain wüllein tuoch niht un\sauber
Line: 12 dâ von und gilt niht minner dann vor. mêr, wig
Line: 13 balsem etswar inn und wig dar nâch therebintenzäher in
Line: 14 der selben grœz in dem selben vaz: ist der balsem gereht,
Line: 15 sô wigt er zwir oder dreistunt als swær sam der there\bintenzäher, 15
Line: 16 wigt aber er neur ain klain mêr, sô ist er
Line: 17 valsch. mêr, ist der balsem gereht, sô hât er sô grôz
Line: 18 kraft, wenn man sein an der sunnen hitz ains tropfen grôz
Line: 19 legt in die hant, daz mag diu hant niht verdoln, er dringt
Line: 20 zehant durch die hant, wan kainerlai fäuht dringt sô vaste 20
Line: 21 durch. Michahel der Schott spricht, der balsem hât die
Line: 22 art, wenn man milch dar auf träuft, sô gerinnt si zehant;
Line: 23 wenn man aber in auf wazzer geuzt, sô behelt er sein
Line: 24 kraft. man läutert den balsem mit ezzeichwaschen, wenn
Line: 25 man in dar inn welzet. er nimt kainer andern fäuht zuo\mischen. 25
Line: 26 des gelaub ich Megenberær niht, wan sô möht
Line: 27 man in niht sô wol gevelschen sam man tuot. der bal\sem
Line: 28 hât die kraft, daz er entlœst und behelt die kreft
Line: 29 und zeucht zuo im. under andern werken, diu er hât,
Line: 30 treibt er daz tôt kint auz der muoter und zeuht daz päl\gel 30
Line: 31 her für, dâ daz kindel inn ligt in der muoter, daz ze
Line: 32 latein secundina haizt, und volgt dem kindel in der ge\purt,
Line: 33 dar umb haizt ez secundina von dem wort sequor,
Line: 34 daz haizt volgen. man schol balsem geben wider all
Line: 35 veraltet siehtüem des hauptes mit ainer opiat, diu dem 35
Line: 36 siechtuom zimleich sei. wer ain wahs fäuht macht mit
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Line: 1 ainem balsem und legt daz auf ain mâsen zehen tag
Line: 2 (wan sô lang mag der balsem beleiben mit wahs und
Line: 3 auch vierzig tag, geschiht sein nôt), sô vertreibt er die
Line: 4 mâsen. er behelt der tôten leib ganz ân faulen gar vil
Line: 5 jâr die man balsamt mit rehtem balsem. 5
Line: 6 Dem balsem geleicht sich unser frawe in der ge\schrift
Line: 7 und spricht 'ich hân ainen smack geben als ain
Line: 8 wolsmeckender balsem.' zwâr, daz spricht si mit lauterr
Line: 9 wârhait, wan si aller tugenden vol sträwet ir grôz parm\herzichait
Line: 10 auf uns arm sündær mit sô vil genâden, daz 10
Line: 11 wir den himel mêr besitzen mit gewalt wan mit reht, und
Line: 12 dar umb spricht diu geschrift 'der gereht wirt kaum be\halten,'
Line: 13 wan man vindet kaum ainen menschen, der nie
Line: 14 kain tôtsünd hab getân, ez sein zwelfpoten oder ander
Line: 15 hailigen, ân unser frawen allain, und dar umb spricht 15
Line: 16 auch diu geschrift 'celum vim patitur,' daz spricht: der
Line: 17 himel leidet gewalt. nu schaw, wie wir ze himel komen.
Line: 18 parmherzichait muoz der wârhait begegen und gerehtic\hait
Line: 19 muoz sänftig sein und fridsam. dar umb spricht der
Line: 20 weissag in dem salter, diu parmherzichait und diu wâr\hait 20
Line: 21 sint anenander begegent, diu gerehtikait und der
Line: 22 frid habent anenander geküsset.' des küssens fräw ich
Line: 23 mich und gibt mir ain kraft, mêr dann aller balsem smack.
Line: 26 Cinamomum ist ain paum in der môrn land, sam
Line: 27 Isidorus und Plinius sprechent, und ist ain kurz staud
Line: 28 kaum zwair daumellen lang und hât ain swarze rinden oder
Line: 29 aschenvar und hât gar klaineu gärtel, wan daz grôz ist
Line: 30 und grœzer gärtel hât daz versmæht man, aber daz klain 30
Line: 31 preiset man und daz ist edel. des paumes äst sint sinbel
Line: 32 und hol sam die rœrn, und wenn man si zepricht, sô gêt
Line: 33 ain merkleich süezer dunst dâ von, geleich als ain nebel
Line: 34 oder asch. Platearius spricht, daz cinamomum von seinem
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Line: 1 edeln smack daz hirn sterket und von seiner hitz den
Line: 2 magen kreftigt, der krank ist von kelten. wenn man
Line: 3 cinamomum pulvert und ez an salsen stat gibt mit ezzen,
Line: 4 sô machet ez lustig. wer ez dick kewt, dem macht ez
Line: 5 seinen stinkenden munt wolsmeckend, und daz tuont ander 5
Line: 6 würz und wolsmeckendeu dinch selten, sam nägl und
Line: 7 muscât und andreu dinch; wan wie daz sei, daz si ain
Line: 8 weil wol smecken, sô faulent si doch und entsliezent daz
Line: 9 flaisch in dem mund mit irr hitz. aber cinamomum, ob
Line: 10 daz entsleuzt mit seiner hitz, doch verzert ez die faulen 10
Line: 11 fäuhten von der art seins zuoleimens, daz ze latein con\glutinacio
Line: 12 haizt, wan ez samnet daz flaisch zuo ainander
Line: 13 und hertet ez. wem daz zantflaisch fault und stinket,
Line: 14 sam ez tuot daz mêrer tail haizen läuten, der wasch des
Line: 15 êrsten daz zantflaisch mit gesalzem wazzer und reib ez, 15
Line: 16 unz daz ez pluott; dar nâch nem des pulvers von cina\mom
Line: 17 und misch warmen wein dar zuo und wasch den
Line: 18 munt gar wol dâ mit. wer ain trauf macht, diu collyrium
Line: 19 haizt, mit dem cinamom, daz macht diu augen klâr. man
Line: 20 schol sein pulver nemen mit nägelpulver, daz ist wider den 20
Line: 21 swintel guot und wider der prust âmacht, diu cardiaca
Line: 22 haizt. ez hât die maht, daz ez anderr wolsmeckender
Line: 23 ding gewalt widerdruckt. wenn man ez dick izt, daz ist
Line: 24 ze dunkeln augen guot. ez sänftigt die prust und rainigt
Line: 25 si und ist für den ôrnsmerzen guot, und wenn man ez 25
Line: 26 mischt mit mirren, sô ist ez guot für der scorpen hecken.
Line: 27 daz öl, daz dar auz wirt gemacht, daz ist guot zuo rehter
Line: 28 wegung der gelider und hindert der gelider pidem und
Line: 29 siehtum. Rabanus spricht: daz cinamomum, daz man
Line: 30 vindet in des fenix nest, daz ist daz pest und dar umb, 30
Line: 31 daz der paum hôch ist und klain, dar auf der fenix
Line: 32 nistet, dar umb mügent die läut zuo dem paum niht
Line: 33 komen und werfent daz cinamomum her ab mit pleienen
Line: 34 würflingen.
Line: 35 Dem cinamomo geleicht sich unser fraw in der ge\schrift 35
Line: 36 und spricht 'ich hân ainen smack geben sam ain
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Line: 1 wolsmeckendez cinamom,' daz spricht si von dem rehten
Line: 2 irr rainen käusch, wan diu ist sô vol adels, daz alle diu
Line: 3 werlt und besunder die himelischen engel fräude dâ von
Line: 4 habent. wan wizz, daz reht käusch sich gar hôch swin\get
Line: 5 über leipleich nâtûr. 5
Line: 8 Cassia lignea haizt ain holzgatz. daz ist ain paum
Line: 9 in Arabia, sam Plinius spricht, und ist ain staud, diu
Line: 10 sich gerihts aufstreckt sam ain gert und ist ainer starken 10
Line: 11 rœt und purpervar an den pletern gleich ainem kranwit\paum
Line: 12 und hât cinamomes kraft, aber sein kraft ist niht
Line: 13 sô stark und dar umb muoz man ez zwivalden in den
Line: 14 erzneien, dâ cinamomum ainvalt guot ist. diu gert der
Line: 15 stauden wirt dreier daumellen lanch und hât dreierlai varb: 15
Line: 16 die êrsten weiz, die andern rôt, die dritten und die obri\sten
Line: 17 swarz. daz swarz stück lobt man allermaist und dar
Line: 18 nâch daz næhst, aber daz underist, daz weiz ist, daz ver\wirft
Line: 19 man; daz ist daz pest, daz aller swerzist ist. Pla\tearius
Line: 20 spricht, daz daz holz sei haiz und trucken und hât 20
Line: 21 ain kraft ze verzern und ze sterken von seinem guoten
Line: 22 smack. sein pleter gemischt mit lôröl, daz laudanum
Line: 23 haizt, und mit wermuot, daz ist wunderleichen guot wider
Line: 24 den kalten fluz auz dem haupt, der reuma haizt, und wi\der
Line: 25 kalt sach der lebern und des milzes, und ist auch 25
Line: 26 für der zwair verschoppung guot. ez sterkt daz hirn. wer
Line: 27 seinen magen kreftigen well und wider all kalt sach
Line: 28 schol man daz holz mit wein sieden und den kranken
Line: 29 läuten geben ze trinken.
Line: 32 Cassiana haizt ain paum, der ist haiz und trucken
Line: 33 und wechset gern an fäuhten steten und an mosigen. ie\doch
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Line: 1 wechset er etswenn an trucken steten auch, aber
Line: 2 sein holz und seineu pleter sint klainer wan sô er an
Line: 3 fäuhten steten wechset. des paums pleter und sein früht
Line: 4 sint guot zuo erznei und sint sein früht klain gestalt sam
Line: 5 die kranwitper. wer die früht oder des paums pleter seu\det 5
Line: 6 in ainem starken wein, daz ist guot für daz paralis.
Line: 7 wen auch daz paralis sleht, daz er niht gereden mag,
Line: 8 nimt er des paums pleter alsô grüen oder den pulver,
Line: 9 der auz den dürren pletern ist gemacht, und helt den
Line: 10 under der zungen, der wirt redend ân zweifel, aber daz 10
Line: 11 muoz geschehen an dem anvang des siehtums; wert er
Line: 12 lang, sô muoz man grœzer erznei dar zuo tuon; iedoch
Line: 13 daz ist diu pest erznei. des paums pleter sint guot für
Line: 14 die harmwinden, wenn man si under dem kinn tregt, niht
Line: 15 in der hant oder in dem puosem. 15
Line: 18 Cassia fistula mag ain cassenrœrn haizen. daz ist
Line: 19 ain paum, der wechset gegen der sunnen aufganch, sam
Line: 20 Platearius spricht. der paum ist gar ebenmæzig an warm 20
Line: 21 und an kalt und ist sein fruht als langer sâm. der sâm
Line: 22 verrt sich her dan und wechset in etleicher zeit, dar nâch
Line: 23 dorrent die sâmen, wenn die rind auzwendig getruckent,
Line: 24 und wirt daz mark inwendig dick. des sâmen wonent pei
Line: 25 enander mêr dann verzich in ainer schaln. diu cassen\rœr 25
Line: 26 ist diu pest, diu dick und vaizt ist, wan daz bedäutt,
Line: 27 daz si vil fäuhten hât; aber diu swarz ist diu ist wol\zeitig
Line: 28 und diu gar rôt ist oder weiz, diu ist niht zeitig.
Line: 29 der paum ist warm und fäuht und gar ebenmæziger nâ\tûr
Line: 30 und sein mark ist guot zuo erznei. wenn man ez 30
Line: 31 entlæzt in gar warmem wazzer und tuot zucker dar zuo,
Line: 32 daz rainigt den pauch und ist guot in hitzigem fieber,
Line: 33 und wenn man ez gorgelt in dem hals, sô pricht ez die
Line: 34 apostem in der keln.
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Line: 3 Calamus aromaticus haizt der wolsmeckend halm und
Line: 4 haizt nâch aim gemainen halm, wan dem ist er geleich.
Line: 5 der halm ist ain staud und wechset in dem land India. 5
Line: 6 Platearius spricht, der edel halm ist haiz und trucken
Line: 7 und ist an der varb weizlot und smeckt gar wol und ist
Line: 8 inwendig hol. er hât die art, daz er kreftigt von dem
Line: 9 adel seins smackes. er ist auch ain guot erznei wider
Line: 10 des magen siehtum, der von kalter sach kümt, und ist 10
Line: 11 dem gederm guot und hilft wider die wind, die den leib
Line: 12 plæent, wenn man sein saf mit wermuotsaf mischt und
Line: 13 wein dar zuo tuot. wer daz kochen in dem magen well
Line: 14 sterken, der nem sein pulver mit cinamomspulver, und
Line: 15 daz ist auch guot zuo der prust. 15
Line: 18 Coloquintida haizt ain alexandrischer kürbiz. der
Line: 19 paum wehset gegen der sunnen aufganch pei Jerusalem
Line: 20 und haizt sein apfel auch coloquintida. des paums mark 20
Line: 21 ist guot zuo erznei und sein apfel, und in seinen öpfeln
Line: 22 sint sâmen, die sint auch guot zuo erznei und die habent
Line: 23 ain kraft ze entsliezen und ze verzern und ze fürben.
Line: 24 wer wein seudet mit dem sâmen und gorgelt dâ mit in
Line: 25 dem hals, daz hilft für den zantswern. 25
Line: 28 Capparis haizt ain cappar. daz ist ain staud, diu
Line: 29 wehset gegen der sunnen aufganch und ist haiz und tru\cken,
Line: 30 sam Platearius spricht, und wehst auch in Püllen 30
Line: 31 und in Romania, ez ist aber niht als kreftig. der stauden
Line: 32 wurz, rinden, plüet und pleter sint guot zuo erznei. wenn
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Line: 1 man sein rinden ab zeuht, sô legt man si an die sunnen
Line: 2 und derrt si und diu ist rœtlot und pitter. wer si seudet
Line: 3 mit wein, sô ist si guot für des milzes laster und für
Line: 4 der lebern hertikait. man schol sein plüet samnen die
Line: 5 weil si runzlot sint und noch niht gepraitt, und schol si 5
Line: 6 machen mit salz und mit ezzeich. die habent die kraft,
Line: 7 daz si den lust erweckent ze ezzen und kochent die fäuht
Line: 8 in dem magen und lutzent den kalten magen.
Line: 11 Cubebe haizent kubeben. die sint mæzicleich haiz
Line: 12 und trucken, sam Platearius spricht. diu fruht wehset
Line: 13 auf ainem paum gegen der sunnen aufganch. die pesten
Line: 14 sint die mæzleich wol smeckent. man schol die kubeben
Line: 15 erhitzen und zerreiben und für die nasen haben, daz ist 15
Line: 16 guot für den kalten hauptfluz, der reuma haizt, und ster\ket
Line: 17 daz hirn, und wenn man si kewet, sô schol man si
Line: 18 lang in dem mund haben, unz der dunst auf gê in daz
Line: 19 hirn, daz ist dem haupt gar gesunt.
Line: 22 Diadragantum ist kalt und fäuht, sam Platearius spricht,
Line: 23 und ist ain harz oder ain zaher, der fleuzt auz ainem
Line: 24 paum gegen der sunnen aufganch, wenn in diu hitz dar
Line: 25 auz twingt. der weiz diadragant und der lauterist ist der 25
Line: 26 pest, aber der rœtlot ist der pœst. er hât die art, daz
Line: 27 er die hitz sänftigt und labt und macht fäuht und rai\nigt
Line: 28 daz gesiht allermaist, wenn man ain electuari dar
Line: 29 auz machet, sam geschriben ist in antidotario. wer auch
Line: 30 ain gargelwazzer dar auz macht, daz ist guot wider der 30
Line: 31 prust siehtum, und daz selb ist auch guot wider die
Line: 32 huosten, diu von hitz kümt der gaistleichen gelider: wenn
Line: 33 man den diadragant zerlæt in warmem gerstwazzer und
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Line: 1 tuot dar zuo den zaher, der gummi arabicum haizt, und
Line: 2 gorgelt in der keln dâ mit, daz ist gar guot wider die
Line: 3 kalten huosten und wider die dürren der prust.
Line: 6 Galbanum haizt galban. daz ist ain staud und wech\set
Line: 7 in dem land gegen der sunnen aufganch und haizt
Line: 8 sein harz oder sein zaher auch galbanum. der galban
Line: 9 ist haiz und fäuht, sam Platearius spricht, und der ist
Line: 10 der pest, der weiz und lauter ist, und hât die kraft, daz 10
Line: 11 er entsleuzt und zuo im zeucht und verzert und senftigt
Line: 12 und macht zeitig und waicht die geswer, die apostemata
Line: 13 haizent. wer den siehtum hât der vergezzenhait, der ze
Line: 14 latein letargus haizt, dem schol man den galban auf koln
Line: 15 legen und schol der siech den rauch mit der nasen in 15
Line: 16 sich ziehen. er hât gar ainen guoten smack, aber der
Line: 17 smack ist den schad, die stankes gewonet sint. er ver\jagt
Line: 18 die slangen und rainigt den hauptfluz und ist pitter
Line: 19 auf der zungen. er ist sunderleichen guot zuo thymiama
Line: 20 ze machen, daz kümt von dem paum thymus, dâ von wir 20
Line: 21 vor gesait haben.
Line: 24 Garyophylon haizt ain nägelpaum. daz ist ain staud,
Line: 25 diu wechset in India, sam Platearius spricht. des früht 25
Line: 26 sint nägell, die sint gar nütz den, die si gern smeckent
Line: 27 und ezzent, ob si siech sint an der sêl kraft, wan si ma\chent
Line: 28 ain guot sêl. die nägel sint haiz und trucken und
Line: 29 sint gar scharpf auf der zungen und haizent ze latein
Line: 30 caryophyli. die sint die pesten, die ain fäuht gebent, wenn 30
Line: 31 man si under den vingern zereibt. man schol si an ainer
Line: 32 stat behalten, diu niht gar dürr sei noch gar fäuht, und
Line: 33 alsô mag man si zehen jâr behalten in gar grôzer kraft.
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Line: 1 wenn aber si verdorben sint und dürr worden, sô velscht
Line: 2 man si alsô. man nimt der guoten scharpfen nägel und
Line: 3 pulvert si gar klain und mischt si zuo starkem ezzeich
Line: 4 und tuot guoten wein dar zuo, der wol smeckt, und des
Line: 5 schol wênich sein, und nimt die unnützen nägel und pint 5
Line: 6 die in ain tuoch und legt si in daz gemächt über naht,
Line: 7 sô ziehent si auz dem ezzeich ain fäuht in sich und mag
Line: 8 man dann niht wol erkennen die guoten nägel von den
Line: 9 valschen. iedoch werent die valschen kaum dreizig tag.
Line: 10 die nägel habent ain kraft ze kreftigen und entsliezent 10
Line: 11 und verzerent. wer sein hirn sterken well, der hab die
Line: 12 nägel zuo seiner nasen. wer des leibs auzlauf gewinn
Line: 13 von scharpfer erznei, dem sint si gar guot. si sint auch
Line: 14 guot zuo den augen, wan si rainigent daz gesiht und
Line: 15 vertreibent daz vel in den augen. si sterkent den magen 15
Line: 16 und die lebern und sint nütz zuo der undäw und zuo dem
Line: 17 wüllen.
Line: 20 Galanga haizt ain galgan. der ist haiz und trucken, 20
Line: 21 sam Platearius spricht. der paum oder diu staud wech\set
Line: 22 in Persen lant, dâ die läut wonent, die Perse haizent,
Line: 23 und des wurzel nimt man in erznei. man mag si behalten
Line: 24 fünf jâr und die wurzel haiz wir galgan. der pest galgan
Line: 25 ist, der rœtlot ist und swær und vest und der scharpf 25
Line: 26 auf der zungen ist. er hât die art, daz er kreftigt und
Line: 27 verzert. man velscht in sam die nägel, wenn man neur
Line: 28 zuo dem gemächt gepulverten pfeffer tuot. er sterkt auch
Line: 29 daz kochen in dem magen und ist guot für des magen
Line: 30 siehtum, der von kalter sach kümt oder von winten, wenn 30
Line: 31 man wein mit seinem pulver seudet. wenn man in zuo
Line: 32 der nasen habt, daz ist dem hirn guot und sterket ez und
Line: 33 macht den munt wolgesmach. er enzündet zuo unkäu\schem
Line: 34 gelust und daz allermaist in dem sumer. in dem
Line: 35 winter ist sein nutz pezzer, wan in dem sumer überhitzet 35
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Line: 1 er den menschen. er ist auch guot zuo der grimmen
Line: 2 muoter in dem leib, diu ze latein colica haizt, und zuo
Line: 3 dem niersmerzen und zuo vil andern dingen in erznei.
Line: 6 Gummi arabicum haizt ain arabischer zaher. der
Line: 7 zaher hât den namen dar umb, daz er von ainem paum
Line: 8 vleuzt, der wehset in dem land Arabia, sam Platearius
Line: 9 spricht, und der zaher ist haiz und fäuht und ist dreier
Line: 10 lai. daz ainr lai ist weiz und daz ist der pest. daz ander 10
Line: 11 ist gel und daz dritt undergel oder gelblot. der zaher
Line: 12 hât die art, daz er fäuht macht und zesamen leimt und
Line: 13 entlæt und sänftigt. wem diu zung rauch ist, der leg
Line: 14 den zaher in ain wazzer, unz daz er slipfrig werd und
Line: 15 reib dann die zungen dâ mit. man schol in auch geben 15
Line: 16 für daz wüllen oder für die undäw, diu von krankhait
Line: 17 kümt. sein pulver mit cinamomespulver ist guot für die
Line: 18 kalten und die trucken huosten, und wider der prüst dürr
Line: 19 schol man wazzer sieden mit dem zaher und mit gersten
Line: 20 und schol daz trinken. er ist auch für des feurs prunst 20
Line: 21 guot, ist daz man seinen pulver mischt mit ainem weizen
Line: 22 ains ais und legt ez auf die stat.
Line: 25 Mirra Arabie haizt arabischer mirr und ist ain 25
Line: 26 paum, der ist zehen daumellen lang, sam Isidorus spricht,
Line: 27 und ist voller dorn und stichling und ist herter von der
Line: 28 rinden dann an andern enden. des paums zaher ist grüen
Line: 29 und ist pitter. welher zaher willicleich fleuzt von dem
Line: 30 paum, der ist pezzer wan der her auz fleuzt, sô man des 30
Line: 31 paums rinden verwundet. wer sein este in ain feur wirft,
Line: 32 daz ist den läuten pei dem feur gar schad, wan si ko\ment
Line: 33 in unhailsam siehtuom von dem rauch, der dâ von
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Line: 1 gêt, si laufen denn zehant zuo dem smack des paumes,
Line: 2 der storax haizt, von dem wir her nâch sagen. wenn
Line: 3 man des paumes pleter und sein plüet samnet und si an
Line: 4 der sunnen derrt, die habent die art, daz si kreftigent
Line: 5 und zesamen ziehent und sint guot wider die undäw und 5
Line: 6 wider des leibes auzlauf und wider des pluotes auzfluz.
Line: 7 aber sein früht sint pezzer, die haizent mirruli und ze
Line: 8 däutsch mirrel, und sein saf ist auch pezzer. des paums
Line: 9 pleter sint als ains ölpaums pleter, ân daz si kräuser sint
Line: 10 und spitzelig und ain wênig sinweller wan ains ölpaums 10
Line: 11 pleter. des paumes harz oder sein zaher haizt auch mirra
Line: 12 und naigt sich zestunden an der varb zuo ainer weizen,
Line: 13 und der ist der pest. aber der sich zuo ainer rœten
Line: 14 naiget oder zuo ainer swerzen, der ist niht sô guot. der
Line: 15 zaher ist haiz und trucken und öffent und entlœst die 15
Line: 16 wint in dem leib und in den gelidern, und der rauch,
Line: 17 der dâ von gêt wenn man in prennt, der hât auch diu
Line: 18 selben werk; aber der rauch trückent sneller diu fäuhten
Line: 19 gelider und behendicleicher ân peizen und nagen. der
Line: 20 zaher ist guot zuo erznei und dar umb tuot man in zuo 20
Line: 21 grôzen starken erzneien. er wert der fäulen sô vast, daz
Line: 22 er ainen tôten leichnam behüett und behelt vor faulen und
Line: 23 vor änderung und vor gestank und allermaist wenn man
Line: 24 in mischet mit aloe, von dem wir vor gesait haben. daz
Line: 25 weste Joseph von Aromathia wol, der aloe kaufot und 25
Line: 26 mirram, dô er unsern herren wolt begraben. ez gâben
Line: 27 auch die drei künig ze verstên, daz Christus begraben
Line: 28 schölt werden, dô si im mirren opferten. der mirr hât
Line: 29 auch die art, daz er die rôhen überflüzzikait auzzeuht und
Line: 30 dem mund seinen stank benimt und macht den wolsme\ckent, 30
Line: 31 und wenn man in mischt mit ainem weizen ains
Line: 32 ais und mit wein und salbt die ahseln dâ mit und niden
Line: 33 die schämigen stat, daz benimt den stank paider seiten
Line: 34 und under den üehsen und unden an dem leib. er macht
Line: 35 auch die stimm clâr. wer in clistiert mit rautenwazzer, 35
Line: 36 sô pringt er den frawen ir gewonhait, diu menstruum
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Line: 1 haizt, und daz tuot er auch mit wermuotwazzer und zeuht
Line: 2 die gepurt auz dem leib und die würm, die in dem leib
Line: 3 wahsent.
Line: 4 Dem mirren geleicht sich unser fraw in der geschrift
Line: 5 und spricht 'ich hân ainen smack der süezikait geben als 5
Line: 6 ain auzerwelteu mirr.' daz spricht si dar umb, daz si got
Line: 7 hât auzerwelt und gesegent ob allen frawen zuo ainer
Line: 8 archen seins aingeporn suns, dar inn er kain mail nie
Line: 9 enpfieng.
Line: 12 Macis ist ain pâm, sam Isidorus spricht, von dem
Line: 13 vleuzt ain zaher, der haizt mastix und smeckt gar wol
Line: 14 und ist rôtvar sam ain malagramapfel. des paums rinde
Line: 15 gesoten mit honig ist gar ain guoteu erznei für den rôten 15
Line: 16 auzfluz des leibs, wan daz hât ain kraft, daz ez zesamen
Line: 17 zeucht und verzert und kreftigt und leimt zesamen und
Line: 18 sterkt. der zaher ist auch guot wider die fäuhten, diu
Line: 19 von dem haupt fleuzt zuo den augen oder zuo den hen\den;
Line: 20 iedoch hât daz wort macis noch ain ander bedäutung, 20
Line: 21 wan ez haizt auch ain muskâtplüet, sam Platearius spricht,
Line: 22 oder, sam die andern sprechent, macis haizt die rint, diu
Line: 23 umb der muskâtnuz ist und dar inn diu nuz verporgen
Line: 24 ist, und daz ist daz pest muskât macis, daz underrôt ist
Line: 25 und scharpf ist auf der zungen, und hât die art, daz ez 25
Line: 26 daz hirn sterkt und entsleuzt und verzert die pœsen fäuht
Line: 27 in dem leib. man schol ez kewen und lang in dem mund
Line: 28 haben, daz sein kraft auf gê in daz hirn und die über\flüzzichait
Line: 29 zersträw.
Line: 32 Muscata haizt ain muskâtpaum. der wechset in dem
Line: 33 land India, sam Plinius und Jacobus sprechent, und ist
Line: 34 gar ain edel paum und tregt nuz, die haizent muskâten.
Line: 35 die sint haiz und trucken in dem dritten grâd. die pesten 35
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Line: 1 sint die swær sint und auf der zungen scharpf. wenn
Line: 2 man die nuz zuo der nasen habt, daz sterkt daz hirn vast
Line: 3 und diu gaistleichen gelider, wan si hât die kraft ze
Line: 4 sterken von irm edelen smack.und von irr aigener art.
Line: 5 diu nuz ist gar guot wider die kelten des magen und wi\der 5
Line: 6 des magen unkochen. wenn man die nuz des mor\gens
Line: 7 allain izzet, daz ist dem haupt guot, aber wenn man
Line: 8 si ze vil nützet, sô krenkt si daz hirn, dar umb, daz si
Line: 9 durchdringender nâtûr ist. wein gesoten mit muskât sterkt
Line: 10 daz hirn. die sich pezzernt auz irem siehtum, die schül\lent 10
Line: 11 muskât kewen, daz diu gaistleichen gelider gesterkt
Line: 12 werden, daz herz und diu leber und andreu gelider, und
Line: 13 schüllent auch wein trinken, der dâ mit gesoten sei.
Line: 16 Onycha haizt ain onich und haizt auch ze latein un\gula,
Line: 17 daz spricht clâ oder fuoznagel, sam an den füezen
Line: 18 und an des menschen hend negel sint, wan ez ist ain edel
Line: 19 stain, der ist an der varb sam ain nagel an dem vinger
Line: 20 oder an der zehen, und sprechent etleich, der stain köm 20
Line: 21 von den mervischen, die ostree haizent und sint mer\snecken,
Line: 22 sam wir vor haben gesagt von den mervischen;
Line: 23 aber ander sprechent, der stain sei ain paumzaher, der
Line: 24 vliez auz ainem paum gegen der sunnen aufganch und der
Line: 25 werd in dem lauf der zeit sô hert, daz der vorgenant 25
Line: 26 stain dar auz werd. der stain oder der zaher ist guot
Line: 27 wider die schebichait oder die räudichait und macht daz
Line: 28 antlütz weiz und lauter. man sagt gar ain wunderleich
Line: 29 dinch von dem stain, daz wil ich behalten, unz wir von
Line: 30 den stainen sagen, wan sô müez wir des staines auch ge\denken. 30
Line: 31
Line: 34 Pipperis haizt ain pfefferpaum. der wehst in dem
Line: 35 land India beseits an dem perg Caucasi, der gegen der 35
Page: 373
Line: 1 sunnen ligt. des paums holz und pleter geleichent ainem
Line: 2 kranwitpaum. Rabanus spricht, der pfefferpaum hât wei\zeu
Line: 3 körnel, aber si werdent swarz mit der prunst an der
Line: 4 stat, wenn man die slangen scheuht. Jacobus Aquensis
Line: 5 der pischolf spricht und sagt ain ander sach, war umb der 5
Line: 6 pfefler swarz sei, diu vil geläupleicher ist, wan er schreibt,
Line: 7 wenn man den pfeffer gesamnet hab ân all prunst, sô
Line: 8 derr man in in ainem haizen ofen, dar umb, daz er dester
Line: 9 lenger wer oder daz man den vrischen sâmen in andern
Line: 10 landen niht sæe oder paw. der leiht pfeffer ist alt, der 10
Line: 11 swær ist new. Platearius spricht, der pfeffer ist haiz in
Line: 12 dem letzten grâd. wer den pfeffer gar klain pulvert ân
Line: 13 daz auzer tail, alsô daz er daz auzwendig ablœst, und den
Line: 14 kern alsô gepulvert dick besprengt mit rôsenwazzer und
Line: 15 daz trückent und ez in tropfen weis in daz aug tuot, daz 15
Line: 16 benimt den augen daz vel und die vinsternüss. aber die
Line: 17 läut, die haiz und fäuht sint, die ze latein sangwinei
Line: 18 haizent, die schüllen des pfeffers niht nützen, wan er
Line: 19 entsleuzt und pringt etleichen den auzsetzel. des pfeffers
Line: 20 pulver negt daz übrig flaisch auz den wunden. Galiênus 20
Line: 21 und Aristotiles sprechent, daz dreierlai pfeffer sei, swar\zer,
Line: 22 langer und weizer, und der aller auf ainerlai paum
Line: 23 wachs und daz der weiz den magen mêr sterk und der
Line: 24 lang mach daz ezzen mêr hin ab steigend in den magen
Line: 25 und in dem gedärm. daz gevelt andern lêrærn niht, wan 25
Line: 26 daz wir in unsern landen langen pfeffer haizen, daz ist
Line: 27 lück an im selber und ist gestalt als länkloteu dingl, diu
Line: 28 hangent an den haseln, ê daz die nuz dar auf gewahsen
Line: 29 aber der lang pfeffer ist swarz und smeckt sam rehter
Line: 30 pfeffer, iedoch ist er sô scharpf niht auf der zungen, und 30
Line: 31 daz wir weizen pfeffer haizen, daz sint nuz nâhent geleich
Line: 32 den haselnuzzen, ân daz si ain waicher schaln habent wan
Line: 33 diu haselnuz und ain weizer schaln und habent inwendig
Line: 34 niht ain rôt häutel und diu körnel sam diu haselnuz und
Line: 35 der kern smeckt niendert sam der ander pfeffer, wan er 35
Line: 36 ist süez und hât ain klain scherpfen dar ein gemischet,
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Line: 1 und daz diu fruht all auf ainem paum wahs von nâtûr,
Line: 2 daz ist niht geläupleich. der reht pfeffer hât die art, wer
Line: 3 sein wênich izt, der harmt wol, aber wer sein vil izt,
Line: 4 dem entsleuzt er den leip und verzert des menschen sâ\men
Line: 5 und macht in keusch; aber der lang pfeffer und der 5
Line: 6 weiz mêrent die unkäusch von irer fäuht. man spricht
Line: 7 auch, wer die öpfel inwendig auzsneid und den grütz dâ
Line: 8 von werf und si schel und si bespreng inwendig mit ge\pulvertem
Line: 9 langem pfeffer und si alsô prât, die pringen
Line: 10 guot hilf zuo dewen und zuo wolkochen in dem magen. 10
Line: 11 welheu fraw vil rehtes pfeffers nützt, wenn si swanger ist,
Line: 12 der wirft er die gepurt auz.
Line: 15 Ρeridixiοn ist ain paum, der wehst in dem land In\dia 15
Line: 16 und haizt kriechisch alsô, aber er mag ze däutsch
Line: 17 der taubenpaum haizen, und dar umb, daz ainerlai tauben
Line: 18 des paums früht wunderleichen gern ezzent, und ist sein
Line: 19 fruht süez, sam Isidorus spricht, und die tauben habent
Line: 20 vrid under den esten und under dem schaten des paums 20
Line: 21 von ainerlai slangen. von dem paum hab wir mêr ge\schriben,
Line: 22 dô wir von den tauben schriben.
Line: 25 Stacten, sam die maister sprechent, ist ain zaher, 25
Line: 26 der fleuzet von dem mirrenpaum. wenn der zaher hert
Line: 27 wirt, sô hât er den namen, aber er ist verr scherpfer wan
Line: 28 der mirr selb, der fäuht ist und wolsmeckend. etleich
Line: 29 sprechent, daz der zaher vliez von dem gar alten mirren\paum,
Line: 30 wenn der wol erhitzet von der sunnen. die andern 30
Line: 31 sprechent, daz der reht mirrenpaum in etleichen landen
Line: 32 den zaher pringet ân daz, daz er sô gar alt sei, wan daz
Line: 33 ist gar mügleich, daz von der selben lai paum in ainem
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Line: 1 land vil pezzer zaher vliez wan in dem andern, reht sam
Line: 2 der vaizt waiz ist in ainem land verr pezzer wan in dem
Line: 3 andern.
Line: 6 Storax ist ain paum, der wehst in dem land Arabia,
Line: 7 sam Platearius, Plinius und Isidorus sprechent, und ge\leicht
Line: 8 nâhen ainem malgrampaum. des paums gärtel
Line: 9 lâzent zäher in tropfen weis, wenn der stern auf gêt mit
Line: 10 der sunnen, der canis haizt, und wenn der zaher auf die 10
Line: 11 erden gevellet, sô ist er niht rain; welher aber an den
Line: 12 ästleinn beleibt hangend und an den hälmeln, der ist rain
Line: 13 und weiz. dar nâch wirt er goltvar von der sunnen hitz.
Line: 14 der zaher ist vaizt und vol harz und ist gar ains wun\nicleiches
Line: 15 smackes, und wenn man in fäuht, sô gibt er 15
Line: 16 ain honigsüez fäuht. der lai zaher ist guot, der fäuht
Line: 17 wirt wenn man in handelt mit den henden, und der aller
Line: 18 pest smeckt, der ist guot wider die kelten und wider die
Line: 19 krankhait des magen und treibt die fäuht auz dem hirn
Line: 20 und rainigt ez; iedoch macht er daz haupt wêtuond. 20
Line: 21 ander maister sprechent, daz der zaher köm von dem öl\paum,
Line: 22 der in der môrn lant wahs, und daz er zwaierlai
Line: 23 sei; der ain vleuzt willicleich von dem paum und ist gel
Line: 24 und goltvar, den haizt Constantînus calamitum; der an\der
Line: 25 kümt von dem, daz man die rinten des ölpaums seu\det, 25
Line: 26 und der ist swarz und fäuht und haizt in Constan\tînus
Line: 27 sigia.
Line: 30 Sandalus ist ain paum, der wehst gegen der sunnen 30
Line: 31 aufganch in dem land India, sam Platearius spricht, und
Line: 32 ist kalt und trucken. sein holz haizt sandalum und daz
Line: 33 ist dreierlai: weiz, rôt und gel; daz gelb smeckt paz wan
Line: 34 die andern, und allermaist wenn man ez zepricht. wer
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Line: 1 daz holz pulvert und mischt ez mit rôsenöl und mit ez\zeich
Line: 2 und macht ain pflaster dar auz und legt daz an
Line: 3 der leber stat, daz benimt der lebern ir hitz, wenn si
Line: 4 überhitzet ist. daz selb pulver ist auch dem guot, dem
Line: 5 diu stirn wê tuot, und pringt dem menschen slâf, wenn 5
Line: 6 man in mischet mit alraunöl und mit lactukensat. wer
Line: 7 den pulver nimt und venichlrinden und zukker und wei\zen
Line: 8 mâgen und arabischen zaher und lekritzenpulver und
Line: 9 zestœzt die wol mit enander und rœstet si wol und
Line: 10 tempert si mit ainem ainvaltigen syropl, daz ist gar guot 10
Line: 11 wider die hitzigen apostem und wider den durst in dem
Line: 12 fieber und wider der lebern überhitz und wider die huo\sten
Line: 13 und wider den stirnsmerzen, der von haizer sache
Line: 14 kümt, und daz gemächt haizt in der apotêken diasandali.
Line: 15 iedoch macht man ez anders auch, aber daz electuari alsô 15
Line: 16 gemacht ist pezzer und kreftiger, ez pringt auch gar kref\tigen
Line: 17 slâf, aber sô muoz man der alraun pulver dar zuo
Line: 18 tuon.
Line: 21 Thus haizt ain weirachpaum und ist gar ain edel
Line: 22 paum und vol edels smackes und wehst in dem lande
Line: 23 Arabia, sam Platearius und Plinius sprechent. der paum
Line: 24 ist unmæzleich grôz und voller est und hât gar ain sänft
Line: 25 rinden und hât pleter, diu sint klainer wan die pirpaum\pleter 25
Line: 26 und sint underrôt. der paum trinket gar vil fäuh\ten
Line: 27 in sich in dem lenzen und in dem anvang des su\mers
Line: 28 und trinket der als vil, daz sein dünneu rind dont
Line: 29 und sich auzreckt, und dar umb, wenn die gar heizen
Line: 30 tag koment, sô der stern auf gêt mit der sunnen der dâ 30
Line: 31 canis haizt, in dem augst, sô tuot sich sein rind ain klain
Line: 32 auf und fleuzt ain zaher dar auz, der wirt hert von dem
Line: 33 luft, und der zaher haizt auch thus ze latein und ist
Line: 34 rehter weirach, und der in der selben zeit wirt, der ist
Line: 35 weiz und sinbel und ist der pest, und wenn man den 35
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Line: 1 auzpricht, sô ist er inwendig vaizt. wenn man in zuo
Line: 2 dem feur habt, sô enprint er gar leiht und ist guot wi\der
Line: 3 der prust siehtum. wer gar liehten weirach nimt und
Line: 4 den gar wol pulvert und newz wahs, daz allerêrst von
Line: 5 dem honig gescheiden ist, und ungesalzen putteren und 5
Line: 6 mischt diu dreu mit geleicher wag und zerlæt si pei dem
Line: 7 feur und rüert si gar wol under ainander und læt daz
Line: 8 dann küelen und erwaicht ez dann aber pei dem feur
Line: 9 und legt ez auf ain schæffein vel an dem tail, dâ ez an dem
Line: 10 flaisch hieng, und legt ez auf die prust, dâ ain apostêm 10
Line: 11 inn ist, daz hilft gar wol. wer ain pflaster macht von
Line: 12 weirachspulver und mit wein, daz ist guot für der augen\zäher
Line: 13 fluz und wider den zantswern, der kümt von dem
Line: 14 fluz auz dem haupt. wenn man den weirach lang kewt
Line: 15 und in lang in dem mund helt und in izt, dem benimt 15
Line: 16 er den hauptfluz, der reuma haizt. wer des paumes wei\zen
Line: 17 zaher in trank nimt, daz sterket den magen. der
Line: 18 swarz weirach, der ze andern zeiten auz dem paum fleuzt,
Line: 19 hât kainen adel gegen dem weizen und ist niht sinbel sam
Line: 20 der weiz. dû scholt auch wizzen, daz all die maister, 20
Line: 21 die in der zauberkunst lêrent, daz sprechent, daz die
Line: 22 götter und die gaist, die man anruoft mit pildengeschrift,
Line: 23 die karacteres haizent, und mit insigelgraben, oder daz
Line: 24 graben, daz man in vingerlein tuot, die zaubrær dester ê
Line: 25 erhœrnt, wenn si in weirach opfernt. daz ist ain irrung 25
Line: 26 in der haidenschaft. aber diu ganz wârhait ist, daz die
Line: 27 pœsen gaist des weirachs rauch fliehent und daz man got
Line: 28 besunder dâ mit êrt, und dar umb ist weirach der dreier
Line: 29 gâb aineu, die die drei künig unserm herren Jêsû Christô
Line: 30 opferten, und dar umb prennt man in auch in den gots\häusern, 30
Line: 31 aber man nimt oft andern stinkenden harz dâ
Line: 32 für, dar umb, daz der reht weirach seltsam ist und tewr.
Line: 4 An disem fünften stuck des puochs schüll wir sagen
Line: 5 von den kräutern, und des êrsten in ainer gemain. 5
Line: 6 Ez ist ain frâg, wie sô mangerlai kraut auz der erden
Line: 7 wahs, seint diu erd neur ainerlai ist, wan si ist ain ain\valtigz
Line: 8 element. daz verantwurt man alsô und spricht,
Line: 9 daz diu kräuter niht wahsen noch komen auz ainvaltiger
Line: 10 erd, wan daz ertreich, daz wir sehen und greifen und dâ 10
Line: 11 die paum und diu kräuter auz wahsent, daz ist gemischet
Line: 12 auz den vier elementen: feur, luft, wazzer und auz lau\terr
Line: 13 erd, und deu mischung ist sô mangerlai, daz diu
Line: 14 kräuter mangerlai art begreifent und mangerlai gestalt.
Line: 15 sô ist ain ander frâg, war umb haiz wir ain erdisch dinch 15
Line: 16 wäzeriger nâtûr, daz ander feureiner nâtûr, daz dritt lüf\tig,
Line: 17 daz vierd erdein, seint si doch alleu auz den vier
Line: 18 elementen sint gemischt? dar zuo spricht man, daz ain
Line: 19 iegleich dinch seinen namen hât nâch dem maisten werch
Line: 20 und von der maisten aigenchait, die ez hât. wie daz nu 20
Line: 21 sei, daz alleu erdischeu dinch auz den vier elementen
Line: 22 sein, doch ist ainz hitziger wan daz ander, daz haiz wir
Line: 23 feurein, und ainz fäuhter wan daz ander, daz haiz wir
Line: 24 wäzerig. sô ist etleichz gar leiht und zeuht über sich,
Line: 25 daz haiz wir lüftig. welhez aber gar swær ist und kalt 25
Line: 26 und under sich zeuht, daz haiz wir erdischer nâtûr, wie
Line: 27 daz sei, daz alleu tier und all paum, kräuter, gesmeid und
Line: 28 stain der erd allermaist haben. nu maht dû frâgen ze\hant,
Line: 29 seint diu dinch alleu der erd allermaist habent, war
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Line: 1 umb ist dann ir etleichs maistez werch feurein oder wä\zerig?
Line: 2 dar zuo antwürt ich dir ân die andern maister
Line: 3 und sprich, wie daz sei, daz diu vorgenanten dinch der
Line: 4 erden allermaist haben nâch der grœz, doch hât etleichz
Line: 5 ains andern elementes mêr nâch der kraft, wan ains 5
Line: 6 pfeffers korns grôz feurs oder luftes hât mêr kraft und
Line: 7 werks denn gar michel erd oder wazzers. auch nement
Line: 8 diu dinch ir kraft von den formen und von den aigenc\haiten,
Line: 9 die der himel kreft dar ein drückent. noch ist
Line: 10 ain frâg. seint ain kraut an der kraft kalt ist, daz ander 10
Line: 11 warm, ainz süez, daz ander sawr und pitter und sich ain
Line: 12 iegleich dinch nert von seinem gleichen, sam süez von
Line: 13 süezem, saur von saurem, wie mag auz ainerlai erd in
Line: 14 dem selben garten mangerlai kraut gewahsen und sich
Line: 15 dar inn ernern? dar zuo antwürt man und sprichet, daz 15
Line: 16 diu kräuter mangerlai art auz dem selben ertreich wahsen
Line: 17 von mangerlai stern kreften an den himeln, wan ain ieg\leich
Line: 18 form in disen zergäncleichen dingen hât ir aigen
Line: 19 sternes kraft in dem himel. seint nu diu vier element
Line: 20 mit enander gemischt sint in der erden, dâ diu kräuter 20
Line: 21 wahsent, sam vor gesprochen ist, sô zeuht iegleichs ster\nes
Line: 22 kraft des elementes allermaist zuo irm werk, des si
Line: 23 allermaist bedarf, und sô diu kräuter geporn sint, sô
Line: 24 ziehent si auch ir narung auz den vier elementen nâch
Line: 25 mêr und nâch minner, reht als si bedürfent. doch müe\zent 25
Line: 26 si der erd allermaist haben in irr narung, sam si
Line: 27 habent an irem selpwesen, und dar umb dorrent si in
Line: 28 dem luft, wenn man si auz der erd zeuht. wie daz sei,
Line: 29 daz der luft pei der erd, dâ wir wonen, auch gemischt
Line: 30 sei auz den vier elementen, doch hât er der ze wênig, 30
Line: 31 alsô daz den kräutern niht genüegt. nu maht dû frâgen
Line: 32 ains, des daz puoch ze latein niht frâgt: ob diu kräuter
Line: 33 ir kreft all haben von der mischung der vier element?
Line: 34 sô sprich ich: nain! wan si habent wunderleicheu werch
Line: 35 von der stern kreften, die sich in ir form drückent, reht 35
Line: 36 sam ain gaistleich form oder ain ebenpild ains geminten
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Line: 1 dinges, daz in den spiegel deiner vernunft ist gedrückt,
Line: 2 daz zeuht dich von ainer stat an die andern; reht in der
Line: 3 weis würkent der stern kreft in der kräuter art, und dar
Line: 4 zuo helfent ze stunden die starken kreft der hailigen
Line: 5 wort, dâ mit man got anruofet und die kräuter beswert 5
Line: 6 und gesegent und auch daz edel gestain, sam man daz
Line: 7 weichwazzer gesegent. sprichst aber dû, daz daz gescheh
Line: 8 von dem pœsen gaist, daz ist niht wâr, dû tuost ez dann
Line: 9 in pœser mainung. dû maht ain iegleich dinch wol han\deln
Line: 10 in übel oder in guot. sage mir, waz ain vogel sünde, 10
Line: 11 der haizt ze latein merops und haizt ze däutsch paum\heckel
Line: 12 und nistet in den holen paumen, und wenn man
Line: 13 im seineu kint versleht mit ainem zwickel, sô pringt er
Line: 14 ain kraut und helt daz für den zwickel, sô vert er her
Line: 15 dan. daz kraut haizt ze latein herba meropis, daz spricht 15
Line: 16 paumhäckelkraut und haizt in der zaubrær puoch thora
Line: 17 und wær niht guot, daz man ez gemaincleich erkennet,
Line: 18 wan ez gênt sloz gegen im auf; dâ mit sünte niemant,
Line: 19 der gevangen wær auf den leip. ez habent auch andreu
Line: 20 kräuter gar wunderleicheu werch, sam patönigekraut und 20
Line: 21 eisenkraut, daz ze latein verbena haizt. iedoch schol man
Line: 22 in diu kniel decken in disem strâzenlaufær, wan ez wær
Line: 23 niht tugentleich getân, der die hailichait für die hunt
Line: 24 würfe und der daz edel gestain under der swein füez
Line: 25 würfe: zwâr, daz wær unpilleich. ich waiz daz wol, daz 25
Line: 26 liebeu kint selten prôt handelnt, dâ reis den hunden
Line: 27 etwaz von und andern zuckern.
Line: 30 Absinthium haizet wermuot. daz ist gar ain pitter 30
Line: 31 kraut und ist menschleicher art gar nütz und gemach\sam,
Line: 32 alsô spricht Platearius und ander grôz maister. wer
Line: 33 des krauts saf trinket, daz ist für mangerlai guot, er
Line: 34 trink ez mit wein gemischt oder ungemischt. ez ist guot
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Line: 1 für die würm in dem leib und für daz verschoppen
Line: 2 der lebern und des milzes und für des hauptes siehtum,
Line: 3 der von pœsem dunst und von pœsem dampf kümt. ez
Line: 4 ist auch für den vallenden siehtum guot, der ze latein
Line: 5 apoplexia haizt, wenn man fürht, daz der komen well, 5
Line: 6 und ist gar ain guot erznei dem, der die sprâch verlorn
Line: 7 hât. wer ôrwürm in den ôrn hab, der traufe des safes
Line: 8 dar ein. wer daz saf trinket, dem macht ez daz gesiht
Line: 9 klâr. ez beschirmet auch püecher, gewant und holz vil
Line: 10 jâr vor würmen und vor mäusen und ist gar guot dem 10
Line: 11 magen, wan den sterket ez, und sterket des ezzens ko\chen
Line: 12 in dem magen. wenn man wermuot mit öl rœst
Line: 13 und salbet der menschen leib dâ mit, die behüett si vor
Line: 14 den flœhen; und welher schreibær sein tinten dâ mit seu\det,
Line: 15 waz püecher oder prief er dâ mit schreibt, diu nagent 15
Line: 16 die mäus niht. etleich tuont auch wermuot in ir laugen
Line: 17 für die milben. ez ist auch ain wunder, daz diu wermuot
Line: 18 zwuo aigenchait an ir hât, die sint widerwärtig an ainander.
Line: 19 si hât die art, daz si entsleuzt und waicht den menschen,
Line: 20 der des bedarf, und hât auch die art, daz si zesamen 20
Line: 21 zeuht und streng macht, aber den, der des bedarf. die
Line: 22 andern art hât si von der grobhait ires saffes und die
Line: 23 êrsten hât si von irr hitz und von irr pitterkait, wan
Line: 24 wermuot ist haiz in dem êrsten grâd und trucken in dem
Line: 25 andern. 25
Line: 28 Anetum haizt anetkraut. daz ist haiz und trucken,
Line: 29 sam Platearius spricht. daz kraut schol man samnen in
Line: 30 dem herbst und schol ez derren. daz zepricht den stain 30
Line: 31 in der plâtern und ist guot wider daz wüllen und wider
Line: 32 die undäw und wider daz heschen, wenn man ez zuo der
Line: 33 nasen habt. wenn man ez keut oder seudet und trinkt,
Line: 34 daz sterket daz hirn und den magen und benimt die
Line: 35 wind in dem leib und ist gar guot ze kochen daz harm\wazzer 35
Page: 382
Line: 1 in dem leib. daz kraut ist nâhen dem venichel
Line: 2 geleich an pletern und an pluomen, ân daz sein stam
Line: 3 kürzer ist wan des venichels stam und seiner este plüe\mel
Line: 4 sint gel und kraizlot in ainer krôn weis. daz kraut
Line: 5 zeitigt und kocht die kalten fäuht in dem magen und in 5
Line: 6 dem leib und pringt guoten slâf. aber izt man ez dick,
Line: 7 sô krenkt ez daz gesiht. welich ammen des krautes sâmen
Line: 8 saufent in saufen von flaisch oder sunst, daz pringt in vil
Line: 9 milich. dû scholt auch niht gedenken noch wænen, daz
Line: 10 anetkraut aneiskraut haiz, wan daz ist ain ander kraut, 10
Line: 11 als her nâch kunt wirt.
Chapter / Strophe: 3 3.
Line: 12
Line: 13 VON DEM EPF.
Line: 14 Apium haizt epf. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 15 sam Platearius spricht, und sein wurzl und seineu pleter 15
Line: 16 sint in erznei guot und hât ain wênich praiter pleter
Line: 17 wan der petersil und ist mangerlai. ainz wehset auf
Line: 18 pergen, daz ander in wälden, daz dritt ist haimisch und
Line: 19 daz vierd wehset in wazzer, und ainrlai ist, des stam ist
Line: 20 hol und weizlot. daz kraut entlœst plæung in dem leib 20
Line: 21 und öffent daz verschoppen des leibes und dar umb macht
Line: 22 ez switzend. daz haimisch epfich macht den munt wol\smeckend,
Line: 23 aber ez ist dem haupt pœs und erwecket den
Line: 24 vallenden siehtum, der ze latein epilencia haizt. wer
Line: 25 auch des krautes wurzeln an den hals henkt, dem ver\treibt 25
Line: 26 si den zantsmerzen. Galiênus spricht, daz daz
Line: 27 kraut guot sei ze ezzen mit lactuken, wan ez senftigt der
Line: 28 lactuken kelten, und sein sâm ist guot wider die wazzer\suht,
Line: 29 wan er hitzet die lebern und rainigt si. und seint
Line: 30 der sâm daz harmwazzer pringt und der frawen haimli\chait, 30
Line: 31 dar umb ist er swangern frawen niht guot. wer den
Line: 32 sâmen tempert mit weizem wein und pindet in auf der
Line: 33 plâtern stat, daz pringt im daz harmwazzer. ez sprechent
Line: 34 auch etleich, daz daz kraut und sein sâm den ammen
Line: 35 schad sei, wan ez pringt unkäusch und mit der unkäusch 35
Page: 383
Line: 1 sinket in diu behend fäuht auz den prüstleinn hin ab zuo
Line: 2 der unkäuschen stat.
Line: 5 Aristologia haizt in etleicher däutsch hobwurz und 5
Line: 6 ist ain kraut, daz hât manig wunderleich kraft und, sam
Line: 7 Diascorides spricht, diu wurz ist mangerlai. etleich ist
Line: 8 lang, etleich sinbel und etleich sam die weinrebeste. un\der
Line: 9 dem kraut ist ainz si, daz ander er. seineu pleter
Line: 10 smeckent wol und habent ain scherpf in dem smack und 10
Line: 11 sint etwaz sinbel. daz kraut ist behend und gibt von
Line: 12 ainer wurz vil langer est und ist in seiner pluomen ain
Line: 13 rôt dingel, gestalt sam ain hüetl, daz stinkt. sein wurzel
Line: 14 ist an der grœz sam ain vinger und an der leng ains
Line: 15 teners lanch. daz kraut ist an der kraft haiz und trucken 15
Line: 16 und hât die kraft, daz ez abwescht und rainigt, wan ez
Line: 17 rainigt die zend von irr unsauberkait und die haut von
Line: 18 irr fäuht und von irn mailen und klært des leibes varb,
Line: 19 und wenn man sein saf in diu ôrn trauft mit honig, daz
Line: 20 scherpft daz gehœrn und rainigt die ôrn von iren unsau\berkaiten 20
Line: 21 und wert, daz ihts aiters dar inn werd. ez ist
Line: 22 auch guot den hinvallenden, die ze latein epilentici hai\zent,
Line: 23 und rainigt die prust. welheu fraw ez trinket mit
Line: 24 mirren und mit pfeffer, die fürbt ez und rainigt si von
Line: 25 der überflüzzichait in der muoter wenn si gepirt und 25
Line: 26 pringt den frawen ir haimlichait und zeuht die gepurt
Line: 27 auz der guldeinen porten. daz kraut zeuht auch dorn
Line: 28 auz des menschen flaisch und pfeil und ander dinch. ez
Line: 29 ist auch guot für vergiftiger tier piz. sein pulver mit
Line: 30 minzensaf oder ain waizel gedaucht in daz pulver mit 30
Line: 31 honig negt daz tôt oder daz wild flaisch auz den wunden.
Line: 32 wenn ain fraw ain tôtez kindel pei ir hab, die trink wein
Line: 33 mit des krautes wurzeln gesoten, der treibt die tôten ge\purt
Line: 34 auz. daz pulver ist auch für die schebichait und
Line: 35 die reudichait guot. 35
Page: 384
Line: 3 Allium haizt knoblauch. der ist haiz und trucken
Line: 4 mit seiner kraft und ist guot wider die kalten vergift.
Line: 5 dar umb spricht man: knoblauch ist der gepaurn triakers. 5
Line: 6 er schat auch dem gesiht und ganz dem leib, wenn man
Line: 7 sein ze vil nimt. wer knoblauch rœstet und pindet in auf
Line: 8 die âdern pei der faust, daz benimt den zenden iren smer\zen.
Line: 9 gesoten knoblauch sterkt die prust und die stimm
Line: 10 und entsleuzt den leip und sterkt daz ezzenkochen in dem 10
Line: 11 magen und verzert pœs trank und pœs fäuht in dem
Line: 12 magen. aber rôch knoblauch tuot in dem haupt wê.
Line: 15 Alterana haizt verbkraut dar umb, daz ez des men\schen 15
Line: 16 leip verbt. daz kraut ist an der kraft kalt und
Line: 17 trucken und wenn sich ain mensch vor gewaschen hât in
Line: 18 dem pad und sich salbet mit dem kraut und beweschet
Line: 19 sich dar nâch mit warm wazzer und an dem andern tag
Line: 20 auch und tuot daz alsô oft, daz rainigt den leip gar 20
Line: 21 schôn und macht in auz der mâzen weiz. aber an dem
Line: 22 êrsten tag scheinent diu gesalbten glider gar ungestalt,
Line: 23 an dem andern tag niht sô ungestalt und an dem dritten
Line: 24 allerminst und an dem vierden gar lieht und lauter. daz
Line: 25 kraut ist gar guot zuo wunden ze hailen und dar zuo ist 25
Line: 26 auch cinamomespulver guot, hâst dû kainen andern.
Chapter / Strophe: 7 7.
Line: 27
Line: 28 VON DEM ANEIS.
Line: 29 Anisium haizt aneis und haizt auch rœmischer ve\nichl,
Line: 30 wan daz kraut hât pleter sam der venichl, ân daz 30
Line: 31 si ain klain praiter sint, und daz kraut hât sâmen, der
Line: 32 haizet auch aneis. daz aneis ist an der kraft haiz und
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Line: 1 trucken und haizt man ez auch süezen kümel und hât
Line: 2 die kraft, daz ez entsleuzt und verzert und ist gar guot
Line: 3 für die wint in dem leib und wider daz unkochen in dem
Line: 4 magen und ist gar guot wider den ôrnsiehtum, der von
Line: 5 fäuht kümt. ez mêrt auch der frawen milich in den 5
Line: 6 prüstlein und pringt daz harmwazzer vast und den frawen
Line: 7 ir gewonhait oder ir haimlichait und rainigt die muoter
Line: 8 von dem weizen fluz, aber ez locket zuo unkäusch, ez
Line: 9 zeuht den leip zuo und öffent der niern verschoppen und
Line: 10 treibt vergift auz. 10
Line: 13 Artemisia haizet peipôz. daz kraut ist haiz und
Line: 14 trucken und den guot, die unperhaft sint von übriger
Line: 15 fäuhten. ez sprechent auch die maister, wer ez an diu 15
Line: 16 pain pind, ez benem den wegraisern ir müed. daz ver\suoch,
Line: 17 wan ich gelaub sein niht, ez wær dann bezaubert.
Line: 20 Atriplex haizt malten und haizt anderswâ molt und 20
Line: 21 haizt auch ze latein chrysolochanna. daz kraut hât prai\teu
Line: 22 pleter mit weiz gesprengt, sam mel dar auf sei ge\sprengt,
Line: 23 und kochent ez die läut auf dem gäw mit flaisch.
Line: 24 daz kraut ist an der art kalt und fäuht und ist klainer
Line: 25 narung von seiner wäzzerichait. ist daz man des krautes 25
Line: 26 pleter in ainein newen hafen under die erd setzet, alsô
Line: 27 daz der hafen niht auzgedunsten mag, sô werdent frösch
Line: 28 auz den pletern.
Line: 31 Alcea haizt weizpapel. daz kraut ist haiz in ainer
Line: 32 ebenmæzichait und haizt auch ze latein bismalva und hât
Line: 33 pleter sam die papeln habent, aber daz kraut ist grœzer
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Line: 1 und hât langeu pain und hât der vil auz ainer wurzel
Line: 2 gênd. daz kraut und sein wurz und sein sâm habent die
Line: 3 art, daz si die apostem waichent und hindernt si, daz si
Line: 4 iht wahsent, und machent die apostem und die geswer
Line: 5 zeitig, die von pluots nâtûr sint, und mit genssmalz ist 5
Line: 6 daz kraut guot dem smerzen, der in der gelider zuofuog
Line: 7 ist, dâ diu gelider auf ainander stôzent, sam in dem knie
Line: 8 und anderswâ. sô man daz kraut seudet, sô rainigt ez
Line: 9 den leip von dem gestank und von der stinkenden über\flüzzichait
Line: 10 in dem leib. wenn man seinen sâmen trinkt 10
Line: 11 mit wein und mit öl, daz ist guot für vergift.
Line: 14 Auricula muris haizt mäusœrl, dar umb, daz daz
Line: 15 kraut plätel hât gestalt sam der mäus œrl sint, und praitt 15
Line: 16 sich auf die erd und hât plâbeu plüeml und ist an der
Line: 17 kraft kalt und fäuht und hât all die kraft, die wermuot
Line: 18 hât, und sô man daz kraut trinket und mit der nasen
Line: 19 niest dar auz, daz ist den hinvallenden guot.
Line: 22 Betonica haizt patönig. daz kraut ist haiz und
Line: 23 trucken, sam Platearius spricht, und seineu pleter sint
Line: 24 zuo erznei guot. ez sei daz kraut grüen oder dürr, sô
Line: 25 hât ez vil kreft. wenn man ez seudet mit wermuotsaf, 25
Line: 26 sô ist ez guot für den hauptsiehtum. Alexander spricht,
Line: 27 wer ez nüehtarn trink oder daz kraut nüehtarn ezze, daz
Line: 28 mach diu augen scharpf und benem in ir zaher und ir
Line: 29 vinsternüss und mach si klâr. daz kraut suochent die
Line: 30 zaubrær gar vil und sprechent, daz ez ain kraft hab zuo 30
Line: 31 wârsagen, wenn man ez beswer als man schol. und zwâr,
Line: 32 ich waiz ain mairinn, diu vil mit dem kraut würkt und
Line: 33 gar wunderleicheu dinch. dâ schol diu red beleiben.
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Line: 3 Basilicon haizt ain basilig. daz ist ain kraut, daz
Line: 4 hât gar ain edeln smack, der weinet ain tail. daz kraut
Line: 5 haizt auch traguntea oder serpentaria oder colubrina 5
Line: 6 und ist zwaierlai. daz ain hât klaineu pleter und daz
Line: 7 ander grôzeu nâhent als der minzen pleter. daz kraut
Line: 8 ist haiz und trucken und hât die art, sam etleich spre\chent,
Line: 9 daz ez die slangen verjagt von dem menschen,
Line: 10 der ez pei im tregt, und spricht Alexander, daz daz kraut 10
Line: 11 wahse an der stat, dâ der unk geporn werd. daz waiz
Line: 12 ich Megenbergær niht, aber ich waiz daz wol, daz ez die
Line: 13 maister ziehent in irn gärtleinn vor ir slâfkamern ze Parîs,
Line: 14 und smecket niht, unz daz man ez rüert mit der hant,
Line: 15 sô gibt ez ainen smack, der dem herzen wol tuot, reht 15
Line: 16 als ain zühtig weiser man, der vil edels dinges in seiner
Line: 17 sêl verporgen hât: des prüeft man dick niht, unz man in
Line: 18 üebet mit flêh, mit gâb oder mit andern dingen.
Line: 21 Barba Jovis haizet hauswurz. daz kraut ist gar kalt
Line: 22 und ist guot der überhitzten lebern, und die maister, die
Line: 23 sich fleizent zauberei, die sprechent, daz ez den donr und
Line: 24 daz himelplatzen verjag, und dar umb pflanzet man ez auf
Line: 25 den häusern. daz kraut hât die art, sam etleich spre\chent, 25
Line: 26 wer ez zuo ainem flaisch in ainen hafen leg, dâ
Line: 27 mach ez auz zwain stucken flaisch ain stuck, und ist guot
Line: 28 wider die haizen apostem.
Line: 31 Beta oder blitus haizt piezenkraut oder mangolt
Line: 32 und ist zwairlai. ainz hât grüen stengel und daz ander
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Line: 1 hât rôt stengel und daz ist grœzer und pezzer. ietwederz
Line: 2 hât praiteu pleter sam der wegreich, ân daz diu piezen\pleter
Line: 3 lenger sint. daz kraut ist kalt und fäuht in mit\telmâz
Line: 4 und dar umb, wenn man petersil dar zuo mischt,
Line: 5 sô ist ez gesunt ze ezzen und ist waich und lât sich sanft 5
Line: 6 kochen in dem magen, wenn man ez sauber beraitt und
Line: 7 kocht pei dem feur.
Line: 10 Camomilla haizt gamillen und daz kraut ist dreir\lai. 10
Line: 11 daz ain hât weiz pluomen, daz ander gel, daz dritt
Line: 12 purpervar. daz kraut ist haiz und trucken, sam Galiênus
Line: 13 spricht, und geleicht der rôsen an vil kreften. ez ver\treibt
Line: 14 die haizen apostem, dâ mit, daz ez waich macht
Line: 15 und entsleuzt. ez sterkt diu gelider, diu vil âdern ha\bent, 15
Line: 16 und pringt diu müeden gelider zuo iren kreften,
Line: 17 wan sein hitz geleicht vil des menschen hitz, und sterkt
Line: 18 daz hirn und benimt dem haupt sein pœs materi und be\nimt
Line: 19 die gelsuht. ist daz ain swangereu fraw sich in ga\millenwazzer
Line: 20 setzt, dâ mit si gesoten ist, sô zeuht si ir 20
Line: 21 die gepurt her für mit dem pälglein, und ist guot zuo
Line: 22 der lenden siehtum.
Line: 25 Cepe haizt ain zwival oder ain zwibol. der hât die 25
Line: 26 art, daz er vast öffent die gäng in diu gelider und in dem
Line: 27 leib und plæt und zeuht daz pluot auz under die haut,
Line: 28 dar umb macht er die haut rôt und pringt ain guot varb.
Line: 29 wenn er niht gesoten ist oder gerœstet, sô hât er klain
Line: 30 narung, aber sô er gekocht ist pei dem feur, sô pringet 30
Line: 31 er ain grôz dick fäuht, diu etwaz nert, iedoch macht er
Line: 32 pœs pluot und fäuht in dem leib, dar umb ist er der ver\nunft
Line: 33 und dem sinn schad. er sterkt den magen und
Line: 34 pringt ainen lust ze ezzen. er öffent die afternâdern, die
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Line: 1 ze latein emoroides haizent, und erwegt die unkäusch.
Line: 2 sein wazzer ist guot für der töbigen hunde piz, wenn
Line: 3 man die wunden dâ mit salbet oder der ain pflaster dar
Line: 4 auz macht und ez über pindet.
Line: 7 Cicer haizt ain kicherkraut und hât klaineu pleter
Line: 8 wan die fasœln oder wan die pôn und die linsen und die
Line: 9 wicken und ist zwaierlai, rôt und weiz. des krauts korn
Line: 10 ist länkelot und spitzig und etleich kicher ist haimisch, 10
Line: 11 etleicher wild. des haimischen narung ist pezzer wan des
Line: 12 wilden, aber der wild ist pezzer und haizer und læt sich
Line: 13 paz däwen und würkt gewelticleicher wan der haimisch.
Line: 14 der kicher ist haiz und trucken an der kraft und ist pez\zer
Line: 15 narung dann die pôn sint. iedoch speiset si aller\maist 15
Line: 16 die lungen. wer die kichern fäuht macht und die
Line: 17 izt, dem pringt si ain guot varb. man spricht auch, daz
Line: 18 si guot sei dem smerzen in dem ruck und ir einguz ist
Line: 19 guot für des zantflaisches smerzen und zuo den haizen
Line: 20 apostemen, die hinder den ôrn wahsent. die kichern ma\chent 20
Line: 21 die stimm klâr, dar umb, daz si die lungen paz
Line: 22 fuorent dann kainerlai ander dinch, und dar umb macht
Line: 23 man saufen auz dem kichermelb. wenn man si kocht,
Line: 24 sô sint si guot für die wazzersuht und für die gelsuht,
Line: 25 wan si öffent, und allermaist die swarzen kichern. wenn 25
Line: 26 man si izt, sô schol man si niht des êrsten auf den tisch
Line: 27 tragen noch ze letzt, man schol si in der mitt ezzen zwi\schen
Line: 28 andern gerihten. der swarzen kichern kochwazzer
Line: 29 und ir ezzen zepricht den stain in der plâtern und in
Line: 30 den niern, wenn man si kocht mit mandelöl und mit rätich 30
Line: 31 und mit epf. allerlai kicher zeuht die gepurt auz der
Line: 32 muoter und pringt die unkäusch gar krefticleich und ir
Line: 33 einguz sterkt der unkäusch gelider, wenn man si nüehtarn
Line: 34 säuft und trinkt, und dâ mit behüett man manig ê, der
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Line: 1 ez west. die arbaiz tregt vil über ain mit dem kichern
Line: 2 an den vorgenanten werken.
Line: 5 Celidonia haizt schellkraut. daz ist haiz und tru\cken, 5
Line: 6 sam Platearius spricht. daz kraut rainigt daz haupt
Line: 7 und scherpfet daz gesiht. Isidorus spricht, daz daz kraut
Line: 8 der swalben kraut sei; wan ist, daz dû den jungen swal\ben
Line: 9 mit ainer nâdeln in diu augen stichst, sô pringt ir
Line: 10 muoter zehant die pluomen von dem kraut und habt die 10
Line: 11 an der kindel augen, sô kümt in daz gesiht wider. des
Line: 12 krauts saf ist den augen gar guot, wan ez benimt die plâ\tern
Line: 13 in den augen und die scherpfen und diu weizen mail.
Line: 16 Cinoglossa haizt hundszung. daz kraut ist guot für
Line: 17 den viertägleichen riten, und sagt daz puoch ze latein
Line: 18 niht mêr dâ von. sô vinde ich auch in andern meinen
Line: 19 püechern, diu von den kräutern sagent, niht mêr dâ von.
Line: 22 Cirpus haizt ain pinz oder in anderr däutsch ain semd
Line: 23 und wehset gern in pfüeln und an mosigen steten, dâ sê
Line: 24 stênt. daz kraut hât gar ain grüen rinden und hât in\wendig
Line: 25 ain grôzen lôsen kern, den haizent die maister 25
Line: 26 sein mark. wenn man daz mark oder den kern in ge\mischten
Line: 27 wein legt, sô zeuht er daz wazzer an sich und
Line: 28 schaidet den wein von dem wazzer. daz kraut ist der
Line: 29 grôzen pinzen und wehst lang über sich auf ân all kno\den
Line: 30 und ist sein saf gar rôch und wäzzrig, und die sel\ben 30
Line: 31 art, die des krautes mark an im hât, die hât auch
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Line: 1 der slâten mark oder kern, daz ze latein carectum haizt,
Line: 2 und wechst auch an wäzzrigen steten und haizt auch ze
Line: 3 latein gladiolus, dar umb, daz ez ainem swert geleicht.
Line: 6 Citrullus haizet ain erdapfel und ist nâhent gestalt
Line: 7 sam die pfedem, die ze latein pepones haizent. aber der
Line: 8 erdapfel ist grüen und die pfedem sint gel und kraizlot
Line: 9 an der rinden, iedoch nennet si diu gemain dick geleich.
Line: 10 die früht sint alle schad, wan si pringent rôch fäuht und 10
Line: 11 fäul in den âdern und grôz siehtum dar nâch. iedoch
Line: 12 sô habent si die güet an in, wenn man si den âmechtigen
Line: 13 für die nasen habt, sô koment si wider zuo in selben und
Line: 14 beginnent reden. si leschent auch den durst und ir ple\ter
Line: 15 sint guot für der töbigen hunde piz. 15
Line: 18 Cyclamen haizt sweinkraut und haizt auch panis por\cinus,
Line: 19 daz spricht sweinprôt. daz kraut ist haiz und tru\cken
Line: 20 und sein wurzel ist guot zuo erznei. die wurzel 20
Line: 21 schol man spalten in vier stück, sô der herbst schier ain
Line: 22 ende nimt, und schol si mit dem kraut aufhâhen an ain
Line: 23 vinster stat oder dâ der sunnen schein klain sei. diu hât
Line: 24 ain kraft, daz si entsleuzt und zuo ir zeuht und ist guot
Line: 25 zuo den afternâdern, die ze latein emoroides haizent, wenn 25
Line: 26 die zeplæt sint und doch niht vliezent.
Line: 29 Corona regis haizet künigskrôn. daz ist ain kraut
Line: 30 daz hât vil pleter auf ainem stengel, diu sint gestalt sam 30
Line: 31 der basiligen pleter und sint alle durchlöchert mit vil
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Line: 1 löchlein, dar umb haizent si auch ze latein perforata, daz
Line: 2 spricht diu löchærinn und haizt in kriechisch ypiricοn.
Line: 3 daz kraut hât die art, daz ez daz herz sterkt und die
Line: 4 leber und rainigt die nieren und hailt die gesweren und
Line: 5 allermaist die grôzen unreinen gesweren, die ze latein 5
Line: 6 annuates haizent, und suocht die vergift. daz kraut hai\zet
Line: 7 auch sant Johannskraut.
Line: 10 Crocus haizt saffrân. daz ist ain gar wolsmeckendez 10
Line: 11 kraut und haizt sein pluom auch ze latein crocus und ist
Line: 12 haiz und trucken ebenmæzicleich. der saffrân hât die
Line: 13 kraft ze kreftigen und ze sterken und dar umb ist er
Line: 14 guot wider des magen krankhait und wider des menschen
Line: 15 âmaht, diu ze latein syncopis haizt, und wider die augen\rœte, 15
Line: 16 diu von pluot kümt oder von colera. man schol
Line: 17 den saffrân hitzen in ainem scherben und schol in dann
Line: 18 pulvern und daz pulver mischen mit vaiztem wazzer, daz
Line: 19 entsleuzt und erwaicht den leip und ist auch guot zuo
Line: 20 den sachen, diu vorgenant sint. aber man schol in den 20
Line: 21 läuten niht geben, die haiz und trucken sint und die ze
Line: 22 latein colerici haizent, wan die macht er unlustig und
Line: 23 pringt in wüllen. wer aber diu augen dâ mit erznein well,
Line: 24 der temper den pulver mit ainem weizen ains ais und
Line: 25 tunk ain paumwoll dar ein und leg die in diu augen. 25
Line: 26 diu paumwoll haizet bombax ze latein, dâ von kümt bom\basium,
Line: 27 daz haizet ain bammais, daz dar auz ist gemacht.
Line: 28 aber limbasium haizt ain leinein bammais. wenn man
Line: 29 saffrân in wein trinkt, sô macht er trunken und macht
Line: 30 die läut vil lachent, alsô daz si niht wizzent, dar umb, 30
Line: 31 daz er daz herz sterkt und frœleich macht. ez sprechent
Line: 32 auch etleich, wenn man in trink, daz er etswenn sô frœ\leich
Line: 33 mach, daz der mensch in fräuden sterb. etleich
Line: 34 sprechent auch, daz der saffrân dem milz guot sei und daz
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Line: 1 er die unkäusch erweck. er pringt auch daz harmwazzer.
Line: 2 ez sprechent auch etleich, wenn man in in trank geb, sô
Line: 3 fürder er die gepurt auz der muoter und daz er die
Line: 4 muoter in der frawen entsliez, wenn si hert sei worden
Line: 5 und sich zesamen hab gezogen. 5
Line: 8 Cucurbita haizt ain kürbiz. daz kraut ist haiz und
Line: 9 fäuht mæzicleich, sam Platearius spricht. die sâmen, die
Line: 10 in des krauts frühten sint, die sint guot zuo erznei, wenn 10
Line: 11 man si geseudet, niht rôch. si sint guot für der lebern
Line: 12 verschoppen und für der gaistleichen gelider apostem, sam
Line: 13 diu prust ist und andreu gelider. der kürwiz ist guot in
Line: 14 süchten, wenn man in seudet oder præt ân allez gemächt
Line: 15 und in dem siechen gibt ze ezzen. wenn man in pächt 15
Line: 16 in taig und in dann zerlæzt in wazzer und zucker tuot
Line: 17 zuo dem wazzer, daz ist gar ain guoter syropl den, die
Line: 18 in süchten ligent. wenn man den kürbz seudet und daz
Line: 19 wazzer ze trinken gibt dem die leber erhitzet ist, daz
Line: 20 hilft in gar wol. Michahel der Schott spricht, der kür\biz 20
Line: 21 praitt sein pluomen in der naht und erzaigt sein êre
Line: 22 in der vinster, und sô der tag kümt, sô zeuht er sein
Line: 23 pluomen wider zesamen mit ainem abnemen, unz daz si
Line: 24 zuo letzt dürr werdent und abvallent.
Line: 25 Awê owê, wir armen sündær, wie verzer wir unser 25
Line: 26 pluomen und unser kraft in der vinster mit pôshait und
Line: 27 an dem lieht guoter werk zieh wir uns ein und alsô
Line: 28 dorr wir in unsern tôt und in unser vallen. ach und
Line: 29 aber ach und wê ich armer kürwiz, wie lang hât mich
Line: 30 diu werlt in die vinster gezogen und lockt mich noch. 30
Line: 31 wol hin, valschait, wol hin üppichait ain valscher ge\lust!
Line: 32 dû hâst weder trew noch wârhait, weder tugent
Line: 33 noch kraft. hilf mir, helfærinn auz diser valschait, ich
Line: 34 hoff, ez wer niht lang.
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Line: 3 Caulis haizt kölkraut. daz hât ainen langen rôten
Line: 4 stengel und hât grôzeu praiteu pleter, diu werdent rôt,
Line: 5 wenn si der frost durchgêt. daz kraut ist niht guoter 5
Line: 6 narung und macht dickez pluot und zerplæt den leip und
Line: 7 pringt vil smerzen. iedoch ist daz kraut haiz und tru\cken,
Line: 8 aber sein hitz ist klainer wan sein trücken. wer
Line: 9 die köl reht kochen well, der giez ir êrstez wazzer ab,
Line: 10 dar inn si erwallen sint, und koch si dann mit vaiztem 10
Line: 11 flaisch und mit guoten dingen, sô wirt ir narung pezzer.
Line: 12 aber si truckent die zungen und pringent den slâf und
Line: 13 hindernt die trunkenhait und machent die stimm clâr.
Line: 14 wenn man köl und haselpaum pflanzet zuo der weinrehen
Line: 15 wurzel, sô verderbent si die weinreben. 15
Line: 18 Cicorea haizet etswâ sunnenwerbel und etswâ ringel\kraut
Line: 19 und haizt auch ze latein solsequium oder sponsa
Line: 20 solis, daz spricht der sunnen praut, und des krautes pluom 20
Line: 21 haizt dionysia, diu praitt sich auf gegen der sunnen auf\ganch.
Line: 22 daz kraut ist kalt und fäuht, sam Platearius
Line: 23 spricht. wer daz zerstœzt und ez izzet, dem ist ez guot
Line: 24 für die vergift und wider der vergiftigen tier piz und
Line: 25 allermaist sô man ez auf die wunden legt. sein saf ist 25
Line: 26 guot für der lebern verschoppen und des milzes, wenn
Line: 27 daz verschoppen kümpt von hitz. daz kraut wehset gern
Line: 28 auf herter getretener erde pei den strâzen und hât gar
Line: 29 ainen herten stengel und sein pluom ist plâvar oder gel\var,
Line: 30 sam ain edelstain, haizt jâchant. 30
Line: 33 Canna mellis haizt honigrœr. diu geleicht nâhent
Line: 34 der gemainen rœrn, ân daz diu honigrœr dick ist und
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Line: 1 süez. aber diu gemain rœr, diu in den lachen wechst
Line: 2 und in mosigen steten, diu ist gar hol und ungesmach.
Line: 3 wenn man die honigrœrn speltet und seudet, der schaum,
Line: 4 der dâ von kümt, wirt zukker. waz aber der zukker kraft
Line: 5 hab, daz wirt her nâch kunt. 5
Line: 8 Coriandrum haizt in etleicher däutsch wanzenkraut.
Line: 9 daz kraut ist warm und trucken, sam etleich sprechent.
Line: 10 aber Galiênus spricht, daz ez ain lâb fäuhten hab, und 10
Line: 11 Avicenna spricht, daz sein fäuht kalt sei. die zwai be\stênt
Line: 12 wol mit enander, wan lâb haizt wol kalt gegen
Line: 13 warm; iedoch hât Avicenna den sin niht gehabt. wie
Line: 14 dem sei, sô erkenn daz kraut alsô. seineu pleter sint
Line: 15 zerstrobelt und sein pluom ist gel und sein sâm ist sinbel 15
Line: 16 vil nâch als veiolsâm und ist weiz. wenn man daz kraut
Line: 17 seudet, sô schaidet sich sein wirm von der kelten. und
Line: 18 dar umb, wer seinen saf vil trinket, den tœtt ez mit kel\ten.
Line: 19 ez hât die art, daz ez den räuchen und den dünsten
Line: 20 wert, daz si iht aufgên in daz haupt von dem magen, 20
Line: 21 und dar umb legt man ez in der läut ezzen, die hinval\lent
Line: 22 von den selben dünsten; aber man schol sein wênich
Line: 23 ezzen. aber unser puoch ze latein sagt anders von dem
Line: 24 kraut, des ich niht acht an dém stuck, ich volg dem pezzern.
Line: 27 Camphora haizt campfer und sprechent die gar alten
Line: 28 maister, ez sei ain kraut, daz wachs gegen der sunnen
Line: 29 aufganch in dem land India und sei gar wolsmeckent.
Line: 30 daz kraut pricht man ab in des lenzen end und zerstœzt 30
Line: 31 ez und twingt daz saf dar auz und læt daz trüeb ze
Line: 32 podem vallen und daz lauter setzt man an die sunnen,
Line: 33 unz ez hert wirt, sô wirt ez als ain dunkel cristall. wenn
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Line: 1 man daz in der hant handelt, sô zepricht man ez schier
Line: 2 und wirt schier ze pulver und allermaist in der läut han\den,
Line: 3 die gemailigt sint mit unkäusch, wan ez wil, daz der
Line: 4 käusch sei, der ez tregt und ez handelt. ez macht auch
Line: 5 die man käusch, die ez zuo der nasen habent, aber die 5
Line: 6 frawen macht ez unkäusch. man behelt den campfer in
Line: 7 märmeleinen vazzen oder in alabaster. aber Constantînus
Line: 8 spricht, ez sei ain pâmzaher, und Avicenna spricht, ez
Line: 9 sei ains pâms saf und daz werd alsô hert.
Chapter / Strophe: 32 32.
Line: 10
Line: 11 VON DEM KÜMEL.
Line: 12 Cyminum haizt kümel. daz ist ains krautes sâm und
Line: 13 ist haiz und trucken an der kraft, sam Platearius spricht.
Line: 14 aber daz kraut hât langeu pleter klaineu nâhen sam diu
Line: 15 venichlpleter oder sam diu anetpleter und sein pluom ist 15
Line: 16 plaichvar oder gelblot und der sâm ist lengelot und ist
Line: 17 mangerlai. etleicher ist swarz und etleicher gelbloht und
Line: 18 ainez ist veltkümel und ainez haimisch kümel. der swarz
Line: 19 ist kreftiger wan der gelb; er hât die art, daz er die wint
Line: 20 gesetzt in dem leib und entsleuzt und sterkt und verzert 20
Line: 21 daz kochen in dem magen und gesetzt auch daz ro\phatzen
Line: 22 und daz heschitzen. welche ammen wein siedent
Line: 23 mit kümel und den trinkent, den mêrt er die milich und
Line: 24 mêrt der unkäusch sâmen gar vil in den mannen. wer
Line: 25 des kümels pulvern nimt in ezzen oder in trinken und 25
Line: 26 wermuot dar zuo mischet, der offent im die geng zuo der
Line: 27 unkäusch sâmen, ist er ain man, oder zuo der milch, ist
Line: 28 ez ain fraw. wenn man daz antlütz wescht auz seim
Line: 29 wazzer, daz macht ez lauter und clâr. ist aber daz man
Line: 30 ez zuo dick dar auz wescht, sô wirt daz antlütz plaich. 30
Line: 31 wer sein mæzigen nutz hât, dem macht ez daz antlütz
Line: 32 gar schôn. aber veltkümel hailt die wunden, wenn man
Line: 33 sein pulver dar ein sträwet, und sô man sein pulver mischt
Line: 34 mit ezzeich und smeckt dar zuo, oder tunkt ainen waizel
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Line: 1 dar ein und stecket den in die nasen, dem verstêt der rôt
Line: 2 fluz auz der nasen. wenn man kümel trinkt mit wein,
Line: 3 daz hilft für der vergiftigen tier piz.
Line: 6 Centaurea haizt erdgall, und etleich haizent daz
Line: 7 kraut fieberkraut und haizt auch ze latein fel terre, daz
Line: 8 spricht erdgall, wand ez ist gar pitter und ist haiz und
Line: 9 trucken, sam Platearius spricht. daz kraut ist zwairlai.
Line: 10 ainz haizt diu grôz erdgall und hât pleter geleich tri\spitzen 10
Line: 11 und ist zwairlai, wan ainez hât ain gelbloten
Line: 12 stengel, daz ander ainen grüenen stengel. noch ist daz
Line: 13 kraut ainr lai, daz haizt diu klain erdgall und hât pleter
Line: 14 sam die rauten, diu ist gar pitter nâhent sam scamonea,
Line: 15 dâ von wir her nâch werden sagen, und daz hât ain rôt 15
Line: 16 lieht pluomen, die pringt ez in ainer unvolkomener krôn
Line: 17 weis. daz kraut wehst an dem end des lenzen vor sant
Line: 18 Urbans tag. ain iegleich erdgall ist haiz und trucken und
Line: 19 ist gar scharpf. wenn daz kraut vrisch ist, sô rainigt ez
Line: 20 die wunden und hilft für der lebern verschoppen und 20
Line: 21 wider des milzes herten und pringt den frawen ir haim\leichait
Line: 22 und zeuht die gepurt auz der muoter und tœt die
Line: 23 würm in dem leib. wenn man wein seudet mit dem kraut
Line: 24 und zukker dar zuo mischt und daz trinkt, daz hilft der
Line: 25 lebern und dem milz, als vor gesprochen ist. nim ve\nichlwurz 25
Line: 26 und epfeichwurz und petersilwurz und seut die
Line: 27 in erdgallensaf und tuo zukker dar zuo und seih daz
Line: 28 allez durch ain tuoch und gib ez dem ze trinken, der
Line: 29 krankeu gelider hât von dem paralis, oder für der lenden
Line: 30 siehtum, der ze latein iliaca passio haizt. für die würm 30
Line: 31 in dem leib gib des krauts saf mit honig. des krautes
Line: 32 wurzel ist pitter mit ainer süez dar ein gemischt und ist
Line: 33 ain klain hantich auf der zungen, daz ze latein pon\ticum
Line: 34 haizt, und hât die kraft, daz si zesamen leimt.
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Line: 1 und dar umb, wenn man die wurzel zerstœzt und si über
Line: 2 die wunden pint, sô hailent si. nim der grôzen erdgallen
Line: 3 wurzel und truck daz saf dar auz und misch rôsenwazzer
Line: 4 dar zuo und treuf daz in diu tunkeln augen, sô werdent
Line: 5 si clâr. wein gesoten mit dem kraut wer den des âbents 5
Line: 6 warmen trinkt, der pringt im swaiz krefticleichen, aber
Line: 7 man schol sein niht ze vil trinken, daz ez die prust iht
Line: 8 überderr. daz sieden ist pezzer in dem winter wan in
Line: 9 dem sumer, wan diu hitz ist in dem sumer ze grôz. diu
Line: 10 erdgall hât die art, wer si seudet mit flaisch, sô macht 10
Line: 11 si auz allen stucken áin stuck, reht sam diu hauswurz,
Line: 12 als man spricht.
Line: 15 Diptamus haizt pfefferkraut, sam ain vilzünglær 15
Line: 16 spricht, und ist gar gemain. daz kraut ist guot für der
Line: 17 slangen piz und für aller vergiftigen tier piz und für die
Line: 18 vergift, die ain mensch getrunken hât, wenn man ez ze\stœzt
Line: 19 und ez legt auf die wunden und sein saf trinkt mit
Line: 20 wein und etswie vil minzensaf dar zuo mischet. ez zeuht 20
Line: 21 auch die tôten purt auz der muoter leib, und spricht man,
Line: 22 daz die hirzen des êrsten des krautes kraft haben gemel\det,
Line: 23 wan sô man si gescheuzt und verwundet, sô reibent si
Line: 24 die wunden dar an und ezzent ez, sô zeuht ez in die pfeil
Line: 25 auz; dâ von hiez ez wol hirzwurz. 25
Line: 28 Eruca haizt weizer senif. daz ist ain kraut, daz hât
Line: 29 pleter nâhent sam der reht senif und ist haiz und trucken
Line: 30 mæzicleichen und dar umb pflanzt man ez in die gärten. 30
Line: 31 wenn man daz kraut mischt zuo piezen oder zuo mangolt,
Line: 32 sô sänftigt ez der piezen kelten und ir fäuht. daz kraut
Line: 33 ist zwairlai. daz ain ist wild und daz ander haimisch. des
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Line: 1 haimischen sâm kocht man an senifes stat; izt aber man
Line: 2 daz kraut ain, sô beswært ez daz haupt, und den schaden
Line: 3 benimt man im dâ mit, daz man ez mischt mit lactuken\kraut
Line: 4 oder mit piezen. daz kraut ist den ammen guot,
Line: 5 wan ez pringt in vil milich und hilft daz ezzen kochen 5
Line: 6 in dem magen. aber daz wilde pringt daz harmwazzer
Line: 7 und erweckt die unkäusch, wan ez sterkt den wünschel\stab
Line: 8 und daz würkt allermaist des krautes sâm.
Line: 11 Eleborus haizt nieswurz und ist zwairlai. daz ain
Line: 12 kraut haizt weiz und daz ander swarz, und daz swarz ist
Line: 13 sänfter dann daz weiz, aber die ez samnent die müezent
Line: 14 sich fleizen, daz si vor knoblauch ezzen und starken wein
Line: 15 trinken, dar umb, daz ez in niht schaden pring, und hât 15
Line: 16 pleter sam ain kraut, daz haizt ze latein alexandria und
Line: 17 haizent ez etleich wolfskraut oder hundskraut, dar umb,
Line: 18 daz sein pulver gesträwet wirt auf der wolf oder auf der
Line: 19 hund ezzen und si tœtt. diu swarz nieswurz hât ainen
Line: 20 kurzen stengel, der hât an im swarz âdern und ist der 20
Line: 21 stengel an im selber etswie vil purpervar und an ietwederr
Line: 22 seiten der stengel ist ain haupt sam ain zwivalhaupt. daz
Line: 23 kraut wehst gern an dürren steten pei den gespalten mau\ren,
Line: 24 und wenn man sein wurzel pricht, sô sint si inwendig
Line: 25 hol und in den hölen sint weppel sam die spinwepp, und 25
Line: 26 ist scharpf auf der zungen und peizet si. daz kraut ist
Line: 27 haiz und trucken und entlœst und klainet grôz materi und
Line: 28 streicht ab alsô vast, daz ez wildez flaisch abnegt, und hât
Line: 29 die art, daz ez den leip verändert auz seiner schickung in
Line: 30 ain pezzer gestalt und in ain junkleich schickung. ez zimt 30
Line: 31 auch niht frawen noch weipleichen mannen, ez zimt neur
Line: 32 manleichen läuten und starken jungen läuten, die vil
Line: 33 pluotes habent, und zimt mêr in dem merzen denn ze
Line: 34 andern zeiten und in dem andern augst und allermaist
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Line: 1 wenn die läut frœleich sint. wie man ez aber nemen
Line: 2 schüll, daz lêrent die ärzt. wenn man ez seudet mit ez\zeich,
Line: 3 sô benimt ez daz ôrpauken und sterkt daz krank
Line: 4 gehœrde, wenn man ez in diu ôrn träuft, und schol man
Line: 5 den munt mit ezzeich waschen, sô benimt ez den zant\smerzen. 5
Line: 6 ez benimt auch den siehtum, der melancolia
Line: 7 haizet, daz haizent die Dürgen râsen, wenn ain mensch
Line: 8 mit im selber redet gämleicheu dinch, und ist guot für
Line: 9 daz vallent lait, daz epilencia haizt. diu weiz nieswurz
Line: 10 ist gestalt an den pletern sam diu swarz, ân daz si an 10
Line: 11 dem stengel weizeu æderl hât, und sein wurzel geleicht
Line: 12 der weizen papeln wurzen, und diu weiz nieswurz ist mêr
Line: 13 pitter wan diu swarz und wehst gern an pergoten steten.
Line: 14 man samnet des krautes wurzel in dem snit und truckent
Line: 15 si. diu wurzel peizet die zungen niht vast und zeuht 15
Line: 16 die spaicheln an sich. peizet aber si vast, sô wirf si hin.
Line: 17 diu weiz nieswurz ist haiz und trucken sam diu swarz.
Line: 18 wenn man die wurz mischt under der mäus ezzen, sô ster\bent
Line: 19 si. ez ist gar unsicher der die wurzel neuzet, wan
Line: 20 si pringt dick tœtleich krämpf. ir pulver in die nasen 20
Line: 21 genomen macht den menschen niesen, und dar umb hât
Line: 22 si den namen ze däutsch. wer si mæzicleichen nützet,
Line: 23 dem scherpft si und sterkt im daz gesiht, aber ir übermâz
Line: 24 ist ain vergift den läuten, sweinen und hunden, und ster\bent
Line: 25 die hüenr von des menschen mist, der die nieswurz 25
Line: 26 hât genozzen.
Line: 29 Feniculum haizt venichel. daz kraut ist an der kraft
Line: 30 haiz und trucken, sam Platearius spricht, und ist behendes 30
Line: 31 selpwesens und hât die art, daz ez daz harmwazzer prin\get.
Line: 32 des krautes saf und sein pleter und sein wurzeln
Line: 33 sint guot zuo erznei, und daz samnet man allez in dem
Line: 34 lenzen. diu rind an seiner wurzel ist guot für der lebern
Line: 35 verschoppen und des milzes, wenn man si seudet mit wein, 35
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Line: 1 und ist auch guot für die ruor oder für des leibes hin\lauf
Line: 2 und für den stain, sô diu dinch koment von kalten
Line: 3 sachen. koment aber diu dinch von haizen sachen, sô
Line: 4 schol man venichlwazzer dâ für sieden. wenn man ve\nichlkraut
Line: 5 seudet und ez izzet sam ander gesoten kraut, 5
Line: 6 daz ist auch für die vorgenanten presten guot. ez benimt
Line: 7 auch die wint in dem leib und sterkt daz kochen in dem
Line: 8 magen und diu selben werch würkt auch daz pulver, daz
Line: 9 gemacht wirt auz seinem sâmen. des krautes saf ist guot
Line: 10 für etleich vinsternüss in den augen und pezzert daz ge\siht. 10
Line: 11 Alexander spricht, wenn die slangen nâch dem
Line: 12 winter auz den hölern gênt, sô ezzeut si venichel und rei\bent
Line: 13 ir augen dar an, sô werdent si in erläuht. daz kraut
Line: 14 ist auch guot für vergiftiger tier piz. ez benimt auch
Line: 15 dem magen sein wüllen und seinen sodem und tœtt die 15
Line: 16 würm. man schol seinen saf in ainem ereinn vaz auf\hâhen
Line: 17 fünfzehen tag, und wenn man ez dann in diu augen
Line: 18 träuft, sô macht ez diu dunkeln augen clâr.
Line: 21 Fungi haizent swammen. die sint mangerlai, aber die
Line: 22 pesten in unserr wanung sint klain und sinbel sam ain
Line: 23 huot und wahsent an dem anvang des lenzen und ne\ment
Line: 24 ab in dem maien, wan ez ist nie gesehen, daz die
Line: 25 selben swammen iemd getœtt haben oder snell siech ge\macht, 25
Line: 26 und die haizent ze latein morachi und haizent ze
Line: 27 däutsch maurochen oder in anderr däutsch morhen. ie\doch
Line: 28 ist daz ze halten von den swammen in ainer gemain,
Line: 29 daz die swammen, die truckner art sint, pezzer sint wan
Line: 30 die fäuhter art sint; wie wol daz ist, daz si all fäuht 30
Line: 31 und kalt sein, doch ist ez mêr und minner. aber si
Line: 32 pringent in dem menschen unbehend fäuhten und pœs.
Line: 33 daz pest, daz man getuon mag, ist, daz man si gar wol
Line: 34 siede mit piren und guoten lautern wein dar auf trink.
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Line: 1 ez ist auch ainer ander lai swammen, die haizent etleich
Line: 2 ze latein boletos und haizent ze däutsch pfifferling, dâ
Line: 3 schol man sich vor hüeten, wan si sint dick gar vergiftig
Line: 4 und tœtleich. daz waiz ich wol, wan ez geschach ze
Line: 5 Wienn in Oestereich, dâ ainer pfifferling az und trank met 5
Line: 6 dar auf und starb zehant vor dem vaz. ez ist auch ainer\lai
Line: 7 swammen, die sint zemâl unrain, die sint prait und
Line: 8 dick und oben rôt mit weizen plæterln. wenn man den
Line: 9 zuo milch mischt, sô tœtt er die mukken. dar umb hai\zent
Line: 10 si mukkenswammen und ze latein muscineci. nu hüet 10
Line: 11 dich vor in allen, daz ist mein rât.
Chapter / Strophe: 39 39.
Line: 12
Line: 13 VON DEN PONN.
Line: 14 Fabe haizent pônn. die lâzent sich niht schier ko\chen
Line: 15 in dem magen, und wenn si grüen sint, sô habent 15
Line: 16 si vil überflüzzichait, sam Platearius spricht. die grôzen
Line: 17 und die weizen sint die pesten, die die würm niht durch\löchert
Line: 18 habent, die ze latein gurguliones haizent, daz sint
Line: 19 sâmenwürm. wenn man die pôn kocht und niht rüert
Line: 20 ob dem feur noch weget, sô plæent si minner wan sunst, 20
Line: 21 und der pônen rind plæent mêr wan ir mel. wenn man
Line: 22 ain pflaster dar auz macht und daz legt auf ain beschorn
Line: 23 stat, daz wert dem hâr, daz ez iht wahs. sô man die
Line: 24 pônn izzet, sô sint si den augen schad, aber ir wazzer
Line: 25 auzwendig gestrichen zuo den augen ist in guot. wenn 25
Line: 26 man die hennen speiset mit pônn, sô airnt si niht. man
Line: 27 haizt die pônn auf veuchten äckern mêr sæn denn ander
Line: 28 korn.
Chapter / Strophe: 40 40.
Line: 29
Line: 30 VON DEM KORN
Line: 31 Frumentum haizt korn und ist mangerlai. ainz haizt
Line: 32 rokkenkorn, daz ander waizenkorn, daz dritt haizet tinkl.
Line: 33 iedoch habent diu dreu ain gemain art, daz si den men\schen
Line: 34 paz fuorent wan kainerlai ander korn, und daz ist
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Line: 1 durch die geleichnüss, die si habent mit menschleicher
Line: 2 art. daz prôt, daz kümt von dem melw des korns, daz
Line: 3 benimt der prust ir scherpfen und auch der lungen, und
Line: 4 sô man ez seudet mit öl, sô entsleuzt ez die herten apo\stem
Line: 5 in dem menschen, und sô man ez kewt und ez legt 5
Line: 6 auf der töbigen hund piz, die hailt ez. und wer seinen gar
Line: 7 klainen staup, der von der mül fleugt, in wazzer flæt, der
Line: 8 ist guot wider den rôten fluz auz dem leib. idoch wizz,
Line: 9 daz der waiz paz fuoret wan daz rokkenkorn, und daz
Line: 10 ungepäutelt prôt verschoppet den leip minner denn daz 10
Line: 11 gepäutelt, wan diu nâtûr zeuht daz gepäutelt ze vast an
Line: 12 sich, sô sinket daz ungepäutelt mêr an den grunt und
Line: 13 suochet des leibes porten paz. wer sich wescht mit den
Line: 14 cleien, dem nement si die unsauberkait vast abe.
Chapter / Strophe: 41 41.
Line: 15
Line: 16 VON DEM HIRS.
Line: 17 Gegrues haizt hirs und ist zwairlai. daz ain ist ge\mainer
Line: 18 hirs und haizet ze latein milium. des eher hât
Line: 19 zerstrobloteu pleter. daz ander ist niht sô gemainer hirs
Line: 20 und haizet ze latein panicum und ze däutsch venich und 20
Line: 21 hât ain eher, daz ist grôz sam ain sêkolb, dâ sint vil
Line: 22 körner inn, diu sint dem hirs aller ding geleich. diu
Line: 23 korn sint kalt und trucken und machent pœs pluot und
Line: 24 lâzent sich niht wol kochen in dem magen und pringent
Line: 25 den auzsetzel. wenn aber ainem der muossack wê tuot, 25
Line: 26 sam ob im stichling dar inn sein, der schol den fenichel
Line: 27 oder den hirs dunstig machen in einem hafen und an
Line: 28 den leip haben, sô vergêt im der smerz.
Line: 31 Gladiolus haizet slatenkraut und haizet aigenleichen
Line: 32 nâch der latein swertlinch oder swertelkraut, dar umb, daz
Line: 33 ez gestalt ist sam ain swertes kling. daz kraut hât kainen
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Line: 1 stengel, ez hât neur pleter auz seiner wurz gewahsen und
Line: 2 ist zwairlai. ainz wehset an trucken steten, daz hât ain
Line: 3 hôch pluomen in ains jâchandes varb, diu ist gar waich
Line: 4 und gar wolsmeckent. daz ander wehset an wäzzerigen
Line: 5 steten und hât auch ain hôch pluomen, aber diu ist gel\var 5
Line: 6 und mösent an dem smack und hât ain knodot wurz,
Line: 7 diu ist gar seiht in der erd und nâhen zemâl enplœzt
Line: 8 von der erd. diu wurzel ist kalt unde fäuht. wenn man
Line: 9 ain pflaster dar auz macht mit honig und mit öl und daz
Line: 10 legt auf des milzes stat, sô benimt ez dem milz sein plæen 10
Line: 11 und sein storren. daz kraut haizet auch carectum.
Line: 14 Humulus haizet hopf. daz ist gar ain langez kraut
Line: 15 und praitet sein arm auf die paum und auf die mauren, 15
Line: 16 dâ pei ez wechset, sam ain prâmperstaud, die ze latein
Line: 17 vepres haizent. des krautes pluom ist an kraft haiz und
Line: 18 trucken und hât die art, daz man si gar lang behalten
Line: 19 mag in irr kraft. si hât auch die kraft, daz si die zæhen
Line: 20 fäuhten entsleuzt in dem menschen und anderswâ und si 20
Line: 21 durchsneit unde behelt die flüzling, die ze latein liquores
Line: 22 haizent, in kreften, alsô daz si niht prechent noch faulent,
Line: 23 wenn man die hopfenpluomen dar zuo mischet. aber der
Line: 24 hopf beswært dem menschen seinen leip. ez ist auch niht
Line: 25 mêr adels an dem kraut wan diu pluom. 25
Line: 28 Jusquiamus haizt pilsenkraut. daz ist gar ain kaltez
Line: 29 kraut und ist sein sâm guot in vil erznei und hât die
Line: 30 kraft, daz er küelt. wer seineu pleter alsô grüen zer\stœzt 30
Line: 31 oder seinen sâmen und pindet der ainz auf die slæf
Line: 32 pei den ôrn, sô pringent si grôzen slâf. sein sâm ist gar
Line: 33 guot zuo dem slâf und dar umb, sô man korn oder ha\bern
Page: 405
Line: 1 dâ mit seudet, waz vogel daz korn ezzent, die be\ginnent
Line: 2 sô vast slâfen, daz man si mit der hant væht.
Line: 3 den sâmen schol man kainem menschen ze ezzen geben,
Line: 4 wan er tœtet und pringt den siehtum der vergezzenhait,
Line: 5 daz ain mensch neur wil slâfen und vergizzet vil ding. 5
Line: 6 der siehtum haizet in latein litargia. man schreibt von
Line: 7 ainem pischolf, der het auz der mâzen vil anvehtung von
Line: 8 der unkäusch zunder und versuocht dâ wider mangerlai
Line: 9 und ze letzt nam er daz saf des grüenen krauts und er\keltet
Line: 10 sein manleich scham sô vaste dâ mit, daz im der 10
Line: 11 glust zemâl vergieng. daz öl, daz auz dem sâmen des
Line: 12 krauts wirt gemacht, ist guot für der zende smerzen, der
Line: 13 von haizer sach kümt, und ist auch guot für diu plæen
Line: 14 und für alle die siehtüem, die von haizer sach koment.
Chapter / Strophe: 45 45.
Line: 15
Line: 16 VON DER ISPEN.
Line: 17 Isopus haizt isp. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 18 sam Platearius spricht, und ist nütz mit den pletern und
Line: 19 mit den pluomen, aber mit der wurz niht. wer des krauts
Line: 20 saf seudet und daz antlütz dâ mit bestreicht, daz pringt 20
Line: 21 im guoten smack. wenn man ispen kocht mit honig, daz
Line: 22 ist der lungel guot. wer ispen mit veigen seudet und
Line: 23 daz wazzer in diu ôrn treuft, daz benimt der ôrn smerzen.
Line: 24 und genuog ander tugent hât si an ir, wenn man si be\raitet,
Line: 25 als man lêrt in der ärzt kunst und in iren püechern. 25
Line: 28 Lactuca haizt lactukenkraut. daz ist daz aller eben\mæzigst
Line: 29 kraut an seiner art, daz under allen kräutern ist,
Line: 30 und macht guot pluot. sein sâm ist guot dar zuo, daz 30
Line: 31 er slâf pringt und ist guot zuo den hitzigen apostemen an
Line: 32 dem anvang. ain iegleich wisel und ain iegleich træger
Line: 33 vogel, der von der slangen gehekt wirt, ezzent si der
Line: 34 veltlactuken, si werdent sicher vor der vergift.
Page: 406
Line: 3 Lilium haizt ain lilig. daz kraut ist gar erkant und
Line: 4 hât ain schœn weiz pluomen mit sehs pletern und zemi\telst
Line: 5 stêt ain gelbez nägel dar inn und dar umb stênt 5
Line: 6 klaineu dingel mit gelben hauptleinn. diu lilig ist haiz
Line: 7 und fäuht, sam Platearius spricht, und ist guot dar zuo,
Line: 8 daz si die apostem waicht und zeitig macht. si verschäuht
Line: 9 die slangen und ist guot für der scorpen hecken. der
Line: 10 lilien wurz macht diu antlütz schœn, wenn man daz ant\lütz 10
Line: 11 dâ mit wescht, und vertreibt die rünzeln. si ist
Line: 12 guot zuo der prunst, diu von haizem wazzer geschiht.
Line: 13 wenn man die wurzel seudet mit rôsenöl, sô ist kain erz\nei,
Line: 14 diu der geleich zuo dem smerzen, den diu muoter
Line: 15 leidet in der frawen. diu wurzel öffent die âdern, die 15
Line: 16 zuo dem aftern gênt. liligenöl ist guot für der vergiftigen
Line: 17 tier piz, und zeuht die gepurt auz der muoter. Zuo der
Line: 18 liligen geleicht der obrist got sein muoter und spricht
Line: 19 'mein liep oder mein freundinn ist gestalt under andern
Line: 20 töhtern, die auf erd sint, sam diu lilig ist gestalt un\der 20
Line: 21 den dornstauden.' prüef, wie ain schœn wort! diu
Line: 22 schœnst ob allen frawen ist gezogen under den sündærn
Line: 23 und gewan doch nie kain mail von sündendorn. frawe,
Line: 24 hêr und gnâden vol, des lâz mich geniezen.
Line: 27 Mandragora haizet alraun. daz kraut ist haiz und
Line: 28 trucken und wechst in den landen gegen der sunnen auf
Line: 29 ganch und haizt sein wurzel labro. diu geleicht dem
Line: 30 menschen, sam Avicenna spricht, und ist zwairlai: si und 30
Line: 31 er, und der er hât pleter geleich piezenpletern; aber diu
Line: 32 si hât pleter sam luctukenpleter, ân daz alraunpleter ain
Line: 33 wênich scherpfer sint. die wurz âzen diu kinder dô si si
Line: 34 des êrsten funden, und sturben ir vil dâ von; aber etlei\chen
Page: 407
Line: 1 kom man ze helf mit puttern und mit honig. daz
Line: 2 kraut tregt öpfel, die smeckent gar schôn und haizent
Line: 3 erdöpfel. idoch sint ez ander erdöpfel dann die, dâ wir
Line: 4 vor von gesait haben. der alraun wurzel und ir rind, ir
Line: 5 pleter und ir früht sint guot zuo erznei und habent die 5
Line: 6 kraft, daz si zesamen ziehent und nagent. wilt dû den
Line: 7 slâfen machen, der in ainer suht ligt, sô nim alraunpulver
Line: 8 und misch daz mit frawengespünn und mit dem weizen
Line: 9 ains ais und leg im ez mit ainem pflaster auf die stirn
Line: 10 und pei den ôrn auf die slæf. wider den hauptsmerzen, 10
Line: 11 der von hitz kümt, schol man des krauts pleter stozen
Line: 12 und auf die slæf legen. man macht alraunöl alsô. des
Line: 13 êrsten schol man des krauts pleter zestôzen gar wol und
Line: 14 mischen mit paumöl und schol daz sieden mit enander
Line: 15 und dar nâch seihen durch ain tuoch, daz haizt dann al\raunöl, 15
Line: 16 daz pringt den slâf und vertreibt den haupt\smerzen
Line: 17 und die fibrigen hitz, wenn man die stirn und
Line: 18 die slæf dâ mit salbet. seut sein wurzel mit wein unde
Line: 19 gib ez dem ze trinken, dem man diu gelider schol ab\hacken,
Line: 20 der enpfint des smerzen niht von übrigem slâf. 20
Line: 21 wenn man des krautes wurzel ain tail in wein legt, sô
Line: 22 macht er dester mê trunken und daz tuot allermaist des
Line: 23 ern wurzel. aber der die selben wurzel vil nützt und vil
Line: 24 dar zuo smeckt, daz pringt im daz vallend lait, daz ze
Line: 25 latein apoplexia haizt. man setzt auch den frawen etwaz 25
Line: 26 under von der wurzel zaher, daz zeucht die gepurt auz der
Line: 27 muoter. der alraun sâm rainigt die muoter in der frawen,
Line: 28 und wenn man in mischt mit swebel, der nie kain feur
Line: 29 hât berüert, und ain fraw dar über sitzt, sô benimt ez ir
Line: 30 der muoter fluz. 30
Line: 33 Malva haizt papel. daz kraut ist gemain und wol
Line: 34 erkant und hât ain weiz pluomen, diu ist länkelot und
Line: 35 naigt sich diu pluom alzeit gegen der sunnen; des mor\gens 35
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Line: 1 gegen der sunnen aufganch, des âbents gegen der
Line: 2 sunnen underganch und in mittem tag stêt si aufgerecht.
Line: 3 daz kraut ist kalt und fäuht und waicht und öffent den
Line: 4 leip, und wenn man ainen undersatz dar auz macht ainer
Line: 5 swangern frawen, sô wirft ez ir die gepurt zehant auz, 5
Line: 6 als man spricht.
Chapter / Strophe: 50 50.
Line: 7
Line: 8 VON DER MINZ.
Line: 9 Menta haizt ain minz. daz kraut hât ainen rôten
Line: 10 stengel, iedoch ist er etswenn grüen, aber diu minz, diu 10
Line: 11 in dem wazzer wehst, diu ist rœtlot an dem stengel und
Line: 12 an den pletern. daz kraut ist an der kraft haiz und tru\cken,
Line: 13 sam Platearius spricht, iedoch ist diu veltminz haizer
Line: 14 wan diu haimisch und diu haimisch ist pezzer zuo erznei
Line: 15 wan diu wild. daz kraut hât die art, daz ez entsleuzt und 15
Line: 16 verzert und kreftigt von seinem edelen smack. wem der
Line: 17 munt übel smeck und im daz zantflaisch niht frisch sei,
Line: 18 alsô daz ez im leiht pluot, der wasch den munt mit ez\zeich,
Line: 19 der mit minzen sei gesoten, und reib daz zant\flaisch
Line: 20 dar nâch mit dürren minzenpletern, sô wirt er ge\sunt. 20
Line: 21 wein gesoten mit minzen und mit wazzer ist gar
Line: 22 guot für der lebern verschoppen und des milzen, ob ez
Line: 23 von kalter fäuht ist. wenn man trank gibt wider vergift
Line: 24 daz sol man geben mit minzensaf. wer gesoten wein
Line: 25 mit minzen trinkt oder iren pulver in ezzen nimt, dem 25
Line: 26 sterkt si den magen. diu minz hât auch die art, wâ man
Line: 27 si pflanzet zuo andern kräutern und allermaist zuo köl,
Line: 28 dâ læt si kain schedleich tier wahsen. ist auch, daz man
Line: 29 ir ain stückel oder mêr in ain milich legt, die læt si niht
Line: 30 zuo kæs werden. wenn man ir saf trinkt mit ezzeich, daz 30
Line: 31 benimt des pluots lauf von inwendig auz dem leib.
Line: 34 Marrubium haizt marobel oder sigminz und haizt
Line: 35 auch ze latein prassium, daz kraut hât raucheu pleter 35
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Line: 1 runzloteu nâhen sam die nezzel, die niht prennent, und
Line: 2 ist zwaierlai: daz ain weiz, daz ander swarz. daz weiz
Line: 3 ist gevar sam ob sein pleter gesprengt sein mit melb,
Line: 4 aber daz swarz ist praun und hât der sprinkel niht. daz
Line: 5 kraut ist haiz und trucken an der kraft, sam Platearius 5
Line: 6 spricht, und clært die stimm und rainigt die prust und
Line: 7 ist guot für daz plæen an den afternâdern, die emoroides
Line: 8 haizent, wenn man ez berait nâch arztei lêr.
Line: 11 Nardus haizt nardenkraut. daz ist voller dorn und
Line: 12 smeckt sam der cipressenpâm, als Platearius spricht, und
Line: 13 hât scharpfeu pleter und wechst in den zwain landen
Line: 14 India und Syria. daz von India hât mangerlai gestalt,
Line: 15 aber daz von Syria ist pezzer; wenn man ez lang in dem 15
Line: 16 mund hât, sô macht ez die zungen trucken. man hüett
Line: 17 seiner pluomen gar vast neur durch irs edeln smacks willen.
Line: 18 daz kraut ist haiz und trucken und ist guot für die âmaht,
Line: 19 diu syncopis haizt, wenn ainz unredent wirt, und ist auch
Line: 20 guot wider der prust und des herzen krankhait, diu ze 20
Line: 21 latein cardiaca haizet, wenn man ez seudet in rôsen\wazzer
Line: 22 und zucker dar zuo tuot und ainen syropel macht;
Line: 23 aber für des hirns krankhait helt man daz kraut zuo der
Line: 24 nasen, und daz hilft auch für des hauptes fluz, der ze
Line: 25 latein reuma haizt. für des magen kelten und für des 25
Line: 26 gedärms stichelsuht, diu von kalter fäuhten kümt und für
Line: 27 daz verschoppen der lebern und des milzes gibt man wein
Line: 28 gekocht mit dem kraut. man macht gar ain edel salb
Line: 29 auz des krautes ehern, reht sam man öl macht auz kran\witen,
Line: 30 von den wir vor gesait haben. daz selb öl oder 30
Line: 31 diu salb ist guot für daz paralis und für diu zwai val\lenden
Line: 32 lait, der ainz apoplexia haizt und daz ander epi\lencia,
Line: 33 und ist guot für der âdern gegiht, daz artetica
Line: 34 haizt, und für der füez und der pain giht, daz podagra
Line: 35 haizt, und für der hend giht, daz ciragra haizt, wenn 35
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Line: 1 man diu gelider dâ mit salbet. Dem kraut und seiner
Line: 2 pluomen geleicht diu hailig christenhait unser frawen,
Line: 3 dar umb, daz si voller genâden ist, sam daz kraut voller
Line: 4 genâden ist.
Line: 7 Nasturtium haizt kress. daz ist ain gemainez kraut
Line: 8 und ist an der kraft haiz und trucken und derret die
Line: 9 faulen fäuht in lærem leib und behelt daz auzvallend hâr.
Line: 10 wenn man ez in trank nimt und sich dâ mit salbet, sô 10
Line: 11 ist ez guot zuo den apostemen und zuo den gesweren.
Line: 12 sô man ez mischet mit salz und mit honig, sô ist ez guot
Line: 13 für den nagenden siehtum, der ze latein ignis persicus
Line: 14 haizt und haizent in etleich laien daz hellisch feur, und
Line: 15 ist guot für die gemaineu waichung der âder und rainigt 15
Line: 16 die lungel und ist nütz für des âtem gepresten, wer den
Line: 17 niht wol gehaben mag von dem siehtum, der asma haizt.
Line: 18 er erhitzt auch den magen und die lebern und ist guot
Line: 19 für des milzes diezen und für sein plæn. idoch ist er
Line: 20 dem magen etswie vil schad. daz kraut mêrt auch die 20
Line: 21 unkäusch und mêrt der frawen haimleichait, diu menstrua
Line: 22 haizt, und wirft die gepurt auz der muoter. aber stœzt
Line: 23 man ez niht und zereibt ez, sô behelt ez si. ez ist auch
Line: 24 für der vergiften tier hecken guot und hât vil anderr
Line: 25 kreft, wenn man ez reht und wol beraitet. 25
Line: 28 Nenufar haizt sêwurz oder sêkraut. daz hât praiteu
Line: 29 pleter, diu swimment auf den sêen oder auf andern stên\den
Line: 30 wazzern, und haizt sein pluom aigencleichen nenufar. 30
Line: 31 diu pluom ist zwairlai: gel und weiz, und des krautes
Line: 32 wurzel, diu auz dem land India kümpt, diu hât vil der
Line: 33 werk, diu diu alraun hât. des krautes wurzel ist zwair\lai:
Line: 34 weiz und swarz, und daz mit der weizen wurzel ist
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Line: 1 sterker wan daz ander. sein pluom ist kalt und fäuht
Line: 2 und sein wurzel ist zuo mangen dingen guot, wenn man
Line: 3 si beraitet nâch der ärzt lêr, wan si machent si für den
Line: 4 fäuhten siehtum, der morphea haizt, und für die gesweren.
Line: 5 si pringt slâf und benimpt den hauptsmerzen, der von 5
Line: 6 kalter sach kümt, aber si krenkt der unkäusch gir,
Line: 7 wenn man si nimpt in ainem syrop von mâgen gemacht.
Line: 10 Nigella haizt rôteu kornpluom. daz ist ain erkantz 10
Line: 11 kraut und wehset in dem korn und hât klaineu pleter
Line: 12 und ainen langen stengel, der ist grüen und rauch und
Line: 13 hât ain rôte pluomen und ist sein sâm swarz. daz kraut
Line: 14 ist an kraft haiz und trucken und entsleuzt die wind und
Line: 15 daz plæen in dem leib und benimpt plaich varb. ez 15
Line: 16 entsleuzt auch und swentet die herten apostem, wenn
Line: 17 man ez mit ezzeich tempert, und sô man ez mit ezzeich
Line: 18 seudet und der munt dâ mit wescht, daz benimt den
Line: 19 zantsmerzen. ez sprechent auch etleich wollenweber, daz
Line: 20 ez daz wullein tuoch gar weiz rainig. 20
Line: 23 Nappellus haizt nappelnkraut. daz wechst auf des
Line: 24 mers gestat und ist gar vergiftig und auz der mâzen schad
Line: 25 und ist überhitzig und trucken mit seiner kraft, und wenn 25
Line: 26 man sich dâ mit salbet, sô benimt ez dem leib seineu
Line: 27 mail und sein fleck, und wenn man ez in trank nimt und
Line: 28 ez macht, sam die ärz lêrent, sô hilft ez für den auzsetzel,
Line: 29 aber ez ist im ain vergift wer sein über ain halb unz
Line: 30 trinkt, und noch clainer tœtt den menschen, sam etleich 30
Line: 31 sprechent. ez ist auch ain wunder, daz ain klaineu maus
Line: 32 sich nert von den nappeln, und diu ist ain driakers wider
Line: 33 des nappeln vergift und die wahteln ezzent auch daz kraut
Line: 34 und sterbent niht dâ von.
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Line: 3 Orpinum haizt krässelkraut und haizt auch ze latein
Line: 4 crassula. daz kraut ist kalt und fäuht und ist zuo den
Line: 5 zerprochen painen guot. ez hât die art, wer ez nimt 5
Line: 6 zehen tag vor der sumersunwenden und hæht ez in ain
Line: 7 haus an den luft, sô grüenet ez durch daz jâr nâhent,
Line: 8 iedoch ân aller erd hilf und ân wazzers hilf, und wenn
Line: 9 ez dorret an ainer seiten, sô wirt ez wider grüen an der
Line: 10 andern seiten. des krautes hât man vil ze Parîs in den 10
Line: 11 häusern, und ist guot für der lebern überhitz und küelt
Line: 12 gar vast und macht daz gesiht dunkel unde sneidet daz
Line: 13 harmwazzer ab, alsô daz ez niht fleuzt, und benimt auch
Line: 14 der frawen haimleichen fluz und hindert die unkäusch.
Line: 17 Oculus porci haizt ain veltpluom und haizt auch ze
Line: 18 latein flos camlu und haizent si die gäwläut etswâ himel\slüzzel.
Line: 19 diu pluom wechst gern auf den hœhen pei den
Line: 20 strâzen an trucken steten und hât ain lustig wurzel, die 20
Line: 21 izt man und grebt si auz, den sweinen zuo ainer kost.
Line: 22 diu pluom hât ainen hôhen stengel, dâ stêt auf diu pluom
Line: 23 ze obrist und ist gar lieht und schœn, und sô man si
Line: 24 derrt, sô behelt si dannoch die selben varb. sein kraut
Line: 25 hât klaineu pleter, diu sint smal. diu pluom ist haiz 25
Line: 26 und trucken ebenmæzicleich.
Line: 27 Der pluomen und der lilien geleicht sich unser fraw in
Line: 28 der geschrift und spricht 'ego flos campi etc.,' daz spricht:
Line: 29 ich pin ain veltpluom und ain lilig der zuotal. eyâ, nu
Line: 30 prüef! si ist ain liehtprehendeu veltpluom, wan si stêt an 30
Line: 31 der strâz der gnâden: wenn der sündær dar an kümt, sô
Line: 32 erscheint im diu pluom mit voller parmherzichait und ist
Line: 33 ain lilig der zuotal, dâ sich die zwên perg zuo ainander
Line: 34 naigent: gerehtikait und parmherzikait, anders der sün\dær
Line: 35 wær verlorn. 35
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Line: 3 Ordeum haizt gerst. daz gerstenkorn gibt niht sô
Line: 4 guot mel sam andreu korn, diu man melt. Avicenna
Line: 5 spricht, daz rokkenkorn der art sei, der diu gerst ist, 5
Line: 6 und spricht daz dar umb, daz der rok wind macht in
Line: 7 dem leib sam diu gerst. aber an andern dingen sint si
Line: 8 ungeleich, und wæn ich Megenberger, daz daz rokken\korn
Line: 9 trag an narung mêr überain mit dem waizen wan
Line: 10 mit der gersten, und dar umb besloz ich ez mit dem 10
Line: 11 waizenkorn, dô ich dâ von rette. daz gerstenkorn ist an
Line: 12 der kraft kalt und trucken und sein narung ist klainer
Line: 13 wan des waizenkorns; aber gerstenwazzer fuort paz wan
Line: 14 daz gerstenkorn selber, iedoch fäuht des rokkenkorns waz\zer
Line: 15 mêr wan daz gerstenwazzer und ietweders wazzer plæt, 15
Line: 16 aber man vindet kain wazzer, daz siechen läuten pezzer
Line: 17 sei wan daz gerstenwazzer, daz ze latein ptisana haizt,
Line: 18 wan ez fäuht diu dürren glider und leschet die hitz in
Line: 19 dem menschen und widerpringt die verlorn kraft und
Line: 20 kreftigt. ez ist auch gerstein mel zuo mangem pflaster 20
Line: 21 guot und ist doch daz gerstenwazzer dem magen schad
Line: 22 von seiner kelten wegen.
Line: 25 Petrosilium haizt petersil. daz kraut ist an der 25
Line: 26 kraft haiz und trucken, sam Platearius spricht, und ist
Line: 27 zwaierlai: wild und haimisch. daz haimisch zimpt mêr
Line: 28 zuo erznei und hât die kraft, daz ez daz harmwazzer
Line: 29 däwt und ist guot für den harmstein paideu kraut und
Line: 30 wurzel, und wer daz kraut in anderm ezzen izzt, dem 30
Line: 31 sterkt ez daz ezzenkochen in dem magen und benimt die
Line: 32 wint in dem leib. petersil hât vil der kreft, die der
Line: 33 epfeich hât, und ist im geleich an der gestalt, ân daz
Line: 34 sein stengel und seineu pleter klainer sint wan des
Line: 35 epfeichs, daz apium haizet ze latein. 35
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Line: 3 Papaver haizt mâgenkraut. daz ist kalt und trucken,
Line: 4 sam Platearius spricht. ez ist zwaierlai mâgen: ainer ist
Line: 5 weiz und der ander swarz, und der weiz ist kalt und 5
Line: 6 fäuht, aber der swarz ist kalt und trucken und negt mêr
Line: 7 wan der weiz. sein sâm ist guot zuo erznei und pringt
Line: 8 slâf und sänftigt in vil dingen und negt auch in vil sa\chen.
Line: 9 man macht ain pflaster auz mâgensâmen und auz
Line: 10 frawengespünn und von weizem ains ais und legt daz auf 10
Line: 11 die slæf pei den ôrn. daz hilft für die apostem an dem
Line: 12 anvang. wider der lebern überhitz ist daz selb auch
Line: 13 guot; wenn man aber neur rôsenöl zuo mâgensâmen tuot,
Line: 14 daz ist pezzer für die haizen apostem. für die dürren
Line: 15 der prust mache diapapaveron, daz ist ain electuari ge\macht 15
Line: 16 auz mâgensâmen und auz lakritzenzahersaf, daz
Line: 17 man süezholz haizt, und von arabischem zaher, der gummi
Line: 18 arabicum haizt, und von tragant, von den allen wir vor
Line: 19 gesait haben, und temper diu mit syropel, der dar zuo
Line: 20 zimleich wirt. 20
Line: 23 Peonia haizet peonkraut. daz geleicht an den pletern
Line: 24 etswie vil der nieswurz und sint under derlai kräutern
Line: 25 paideu er und si, aber diu si hât praitereu pleter wan 25
Line: 26 der er. daz kraut füert auz ainer wurzel vil langer ple\ter
Line: 27 und aufgericht und diu sint gar rôt, wenn si her für
Line: 28 lauzent des êrsten, und dar nâch werdent si ie lenger ie
Line: 29 grüener. daz kraut, paideu si und er, hât gar ain rôt
Line: 30 pluomen mit mêr praiten pletern wan der rôsen pleter 30
Line: 31 sint, und die pluomen pringt ez under ainer deck, diu
Line: 32 ist nâhen sam der sêpluomen deck, und diu deck tuot
Line: 33 sich auf in vier stück und læt die pluomen auz und naigt
Line: 34 sich diu deck gegen dem stengel. dar nâch wehst ain
Line: 35 ander deck in der pluomen, diu ist länkelot und dar inne 35
Page: 415
Line: 1 wehset swarzer sâm, der scheint vor swerz. wenn der
Line: 2 sâm zeitig wirt, sô tuot sich diu deck selber auf, diu ist
Line: 3 inwendig rôt, sô velt der sâm dar auz. der er des krautes
Line: 4 hât wurz grôz sam ain vinger, aber diu si tailt ir wurzeln
Line: 5 und iren stengel in vil tail. daz kraut ist an der kraft 5
Line: 6 haiz und trucken, sam Platearius spricht, und hât die art,
Line: 7 daz ez diu swarzen mail abstreicht an dem leib und ist
Line: 8 guot für der pain siehtum oder für der füez geprechen,
Line: 9 der dâ ze latein podagra haizt. sein sâm ist guot für
Line: 10 daz vallent lait, daz ze latein epilencia haizt. man hât 10
Line: 11 daz gesehen, wenne man die kern ainem menschen an den
Line: 12 hals hieng, daz si hulfen für den siehtum, sam Galiênus
Line: 13 spricht. iedoch vint man daz niht an der gemainen peon.
Line: 14 Isaac der jud spricht, wer ainen underrauch mache von
Line: 15 des krautes sâmen, daz sei den teufelhaftigen läuten guot, 15
Line: 16 die ze latein demoniaci haizent, und den hinvallenden,
Line: 17 die epilentici haizent; des krautes fruht genomen mit
Line: 18 rôsenhonig und getrunken, daz sei den selben siechen
Line: 19 auz der mâzen gesunt, und wer der körner fünfzeheneu
Line: 20 trink mit rôsenhonig, daz sei guot für die gaist, die pei 20
Line: 21 den frawen slâfent in mannes weis, die ze latein incubi
Line: 22 haizent. des krautes sâm sterket auch den magen und
Line: 23 sein wurzel ist guot für die gelsuht, diu ze latein ictericia
Line: 24 haizt, und öffent der lebern verschoppen, daz oppilacio
Line: 25 epatis haizt. des krautes wurzel gesoten und getrunken 25
Line: 26 mit wein als grôz sam ain mandelkern, daz reinigt den
Line: 27 menschen von seiner fäuhten und fürbt die stinkenden
Line: 28 überflüzzichait auz im.
Line: 31 Porrum haizt ain pforr oder lauch, aber daz êrst
Line: 32 däutsch ist nâch der latein genomen. der pforr ist haiz
Line: 33 und trucken und erweckt und pringt auch die pœsen
Line: 34 fäuht in dem leib, diu colera haizt. der veltpforr ist
Line: 35 hitziger wan der haimisch. er beswært daz haupt und 35
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Line: 1 pringt pœs träum in dem slâf und laidigt die zend und
Line: 2 daz zantflaisch. welhez tier den pfarren izzet, ez sei rint
Line: 3 oder schâf, des flaisch smeckt zemâl nâch dem pfarren,
Line: 4 und izt ain rint pfarren, sein milch smeckt dar nâch ze
Line: 5 dem minsten zwên tag. der pforr ist dem magen schad 5
Line: 6 und plæt und læt sich niht gern kochen in dem magen,
Line: 7 und dar umb, sô man in ezzen wil, sô muoz man in
Line: 8 sieden in zwain wazzern. er pringt daz harmwazzer und
Line: 9 der frawen haimleichait und pringt unkäusch und aller\maist
Line: 10 sein sâm, wie daz sei, daz er den nieren schad 10
Line: 11 und der plâtern.
Line: 14 Portulaca haizt pörzelkraut. daz kraut spannet mit
Line: 15 seinem stengel auf die erd und hât dickeu plätel nâhen 15
Line: 16 sam diu jung hauswurz und ist sein saf zæch. daz kraut
Line: 17 ist an kraft kalt und fäuht und widerstêt dem rôten fluz
Line: 18 gar vast und widerstêt auch vesticleich der fäuhten in dem
Line: 19 leib, diu colera haizt; aber wenn man des krautes ze vil
Line: 20 izzet, sô pringt ez daz vel in den augen. ez ist guot für 20
Line: 21 die überhitz in dem magen und in der lebern, aber ez
Line: 22 benimt den lust ze ezzen und die begir der unkäusch.
Line: 23 iedoch der ain hitzig trucken nâtûr hât, dem hilft ez zuo
Line: 24 der unkäusch. des krautes izt man vil ze Parîs.
Line: 27 Polegium haizt polai. daz kraut ist klain und sme\cket
Line: 28 nâhent sam die ispen und ist an der kraft haiz und
Line: 29 trucken und fuort diu schâf gar wol und hât die art, daz
Line: 30 ez an sich zeucht und daz ez entsleuzt. 30
Line: 33 Psillium haizt psillenkraut und haizt sein sâm psil\lensâm.
Line: 34 daz kraut ist kalt und fäuht, sam Platearius
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Line: 1 spricht, und hât die art, daz ez küelt und fäuht macht
Line: 2 und ist wider daz derren guot in haizen sühten. man
Line: 3 schol die zungen des êrsten schaben mit ainem mezzer
Line: 4 und schol den sâmen in ain lindez tüechel pinden und
Line: 5 in dar inn dunken in ain kaltez wazzer und schol die 5
Line: 6 zungen dâ mit reiben und schol den sâmen under der
Line: 7 zungen haben für den durst wider die dürren huosten,
Line: 8 diu von der gaistleichen gelider krankhait kümt, und für
Line: 9 des leibes twanch. nim psillensâmen und leg in ain weil
Line: 10 in ain wazzer und tuo daz wazzer hin und gib in dann 10
Line: 11 dem siechen mit ainem andern kalten wazzer.
Line: 14 Ruta haizet raut. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 15 sam Platearius spricht, und seineu pleter und auch sein 15
Line: 16 sâm sint guot zuo erznei. wenn man ez pulvert und ez
Line: 17 in sich zeucht mit der nasen, sô entsleuzt ez und verzert
Line: 18 die wäzzrigen fäuhten, diu flegma haizt, und rainigt daz
Line: 19 hirn. wein gesoten mit rauten ist zuo dem selben auch
Line: 20 guot und die selben erznei sint auch guot wider daz fal\lent 20
Line: 21 lait, daz epilencia haizt, wenn man der peon pulver
Line: 22 dar zuo tuot. wem daz gesiht tunkel sei von übrigem
Line: 23 rauch in dem haupt, der leg rauten in ain vaz mit most
Line: 24 und niez die oder nem gesoten wein mit rauten und mit
Line: 25 pibergail. welheu frawe ir gewonleich haimleichait well 25
Line: 26 pringen oder des kindes pälgel her für well pringen wenn
Line: 27 si des kindes genesen ist oder die tôten purt von ir trei\ben
Line: 28 well, diu trink rautensaf. wem diu gelider wê tuon
Line: 29 von vallen oder von andern sachen, der hitzig rauten in
Line: 30 ainem scherben und pint die dar auf. wem ain gelid 30
Line: 31 zerplæt ist, ez sei arm oder pain, der nem rauten gar wol
Line: 32 zestôzen unde misch die mit ungesalzner puttern und leg
Line: 33 daz auf die stat und leg dann dar auf ain tuoch, daz
Line: 34 geküelt sei in wazzer, sô sitzet daz plæen nider oder der
Line: 35 siehtum sleht an der stat her auz mit klaineu pläterleinn. 35
Page: 418
Line: 1 und sô vergêt der smerz. wem diu augen rôt sein und
Line: 2 krank, der nem kümelpulver und twer daz mit rautensaf
Line: 3 und tunk ain paumwoll dar ein und leg die dar auf.
Line: 4 und daz selb ist auch guot für die gilb in den augen.
Line: 5 wer rautensaf trinkt, daz ist guot für vergift. wen ain 5
Line: 6 vergiftig tier peiz oder ain tobent hunt, der zereib rauten
Line: 7 und leg si auf die wunden. diu raut vertreibt des knob\lauchs
Line: 8 und der zwival smack und pringt lust ze ezzen
Line: 9 und kreftigt den magen und ist dem milz guot und swen\det
Line: 10 die unkäuschen fäuhten und benimt den lust der un\käusch. 10
Line: 11
Line: 14 Raphanus haizet rätich, aber die Kriechen haizent
Line: 15 die wurz radicem, die wir raphanum haizen. Democritus 15
Line: 16 spricht, wer sein hend reib mit zeitigem rätichsâmen,
Line: 17 der müg slangen angreifen und handeln ân schaden. daz
Line: 18 helfenpain wirt weiz von dem rätich. rätich widerstêt der
Line: 19 vergift in ezzen, und wer sein wurz izzt, der darf der
Line: 20 slangen niht fürhten. die Kriechen sprechent, daz zwair\lai 20
Line: 21 kraut sei, die áin art haben. der haiz ainz raphanus,
Line: 22 von dem wir nu sagen, und daz ander radix, daz spricht
Line: 23 wurz, und haizt dar umb wurz, daz sein wurzel grôz ist
Line: 24 und lanch, oben prait und niden spitzig. ich Megen\bergær
Line: 25 wæn, daz diu wurz, diu etswâ merretich haizt und 25
Line: 26 anderswâ kren, radix haiz ze latein, und daz der reht
Line: 27 rätich raphanus haiz; aber die Kriechen wehselnt die
Line: 28 zwên namen, sam vor gesprochen ist, und haizent den
Line: 29 rätich radicem und den kren raphanum. wie dem nu sei,
Line: 30 sô wizz, daz der rätich an kraft haiz und fäuht ist und 30
Line: 31 pringt wind in dem leib, aber sein sâm entsleuzt die wind.
Line: 32 wenn man ain pflaster macht von rätich und legt daz auf
Line: 33 diu mail an dem leib und auf die mâsen, die von slegen
Line: 34 koment, die vertreibt ez. der rätich macht vil würmel
Line: 35 an den läuten, die ich hie vor füezling hiez. er ist dem 35
Line: 36 haupt schad und den zenden und dem drüzzel und den
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Line: 1 augen. wer in izzet vor tisch, dem macht er daz ezzen
Line: 2 swimment in dem magen und ruot niht, aber wer in iz\zet
Line: 3 nâch anderm ezzen, dem macht er den leip vertig
Line: 4 und senkt daz ezzen hin ab.
Line: 7 Rapa haizt ruob. diu ruob und auch ir kraut sint
Line: 8 an der art kalt und fäuht und plæent gar vast, man für\köm
Line: 9 ez denn an dem kochen, und dar umb schol man
Line: 10 daz êrst wazzer hin giezen, dar inn man si seudet. die ge\soten 10
Line: 11 ruoben waichent den leip und machent ingeng,
Chapter / Strophe: 70 70.
Line: 12
Line: 13 VON DEM REIS.
Line: 14 Risum haizt reis. daz ist ain korn, des halm, eher
Line: 15 und pleter geleichent der gersten. daz reis ist an kraft 15
Line: 16 warm und trucken, iedoch ist sein trücken offenleicher
Line: 17 wan sein werm, aber ez ist wermer dan der waiz. wenn
Line: 18 man daz reis seudet mit mandelmilch, sô fuoret ez paz
Line: 19 wan sunst; aber sô man ez mit wazzer kocht, sô twingt
Line: 20 ez den leip etswie vil und mêrt die fäuhten oder den 20
Line: 21 sâmen der unkäusch.
Line: 24 Sandix haizet waitkraut. daz kraut hât ain rôt
Line: 25 wurzel und hât pleter nâhent sam diu lactuken, ân daz 25
Line: 26 si smeler sint und spitziger, und ist den verbern guot,
Line: 27 die tuoch dâ mit verbent und dar nâch ander varb
Line: 28 dar zuo mischent. des krautes ist in Dürgen vil umb
Line: 29 Ertfurt.
Line: 32 Siler montanum haizt gaizvenichel. daz kraut ist
Line: 33 gestalt sam der reht venichel, ân daz sein sâm grœzer
Line: 34 ist wan des rehten venichls sâm, aber ez hât nâhent die
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Line: 1 selben aigenchait und die art, die der reht venichl hât.
Line: 2 daz kraut ist an kraft haiz und trucken, und sprechent
Line: 3 etleich, wenn die gaiz unkäuschen wellen und etleich
Line: 4 andreu tier, sô ezzen si des krauts und werden zehant
Line: 5 swanger. alsô spricht Alexander der arzt. 5
Line: 8 Saturegia haizet veltisp. daz kraut hât pleter sam
Line: 9 diu reht isp, aber sein stengel ist kürzer wan der ispen
Line: 10 stengel und hât auch mêr est an dem stengel und hât 10
Line: 11 weizplâ plüemel. daz kraut ist haiz und fäuht und er\weckt
Line: 12 die unkäusch an dem menschen.
Line: 15 Staphisagria haizt perchkicher, und haizent ez etleich 15
Line: 16 läuskraut mit urlaub und haizet auch ze latein uva passa
Line: 17 montana. daz ist ain swarz korn sam der swarz kicher,
Line: 18 aber ez ist klainer und vint man sein gar vil auf dem
Line: 19 perg Libano, und ist an der kraft haiz und trucken und
Line: 20 prennet und negt und ist scharpf auf der zungen und 20
Line: 21 tœtt die leutswürmel. man keut ez in dem mund, dar
Line: 22 umb, daz ez die fäuhten auz dem hirn ziech, diu flegma
Line: 23 haizt, und von den zenden. wer den sâmen trinkt mit
Line: 24 ezzeich, dem benimt er den zantsmerzen und rainigt im
Line: 25 die zend und daz zantflaisch von dem faulen pluot und 25
Line: 26 von anderr unsauberkait. wenn man den sâmen pulvert
Line: 27 und pint in in ain tuoch, sô samnent sich all diu läuts\würmel
Line: 28 dar zuo, diu an dem menschen sint, und ster\bent
Line: 29 dâ pei.
Line: 32 Saxifraga haizt stainprech. daz ist ain klainez kräu\tel
Line: 33 und wehset gern an santigen steten und ist an kraft
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Line: 1 haiz und trucken. wenn man des krautes wurzel nimt in
Line: 2 wein, sô pricht si den stain in der plâtern. diu wurzel ist
Line: 3 auch für der lenden smerzen guot, oder wer der wurzeln
Line: 4 pulver in ainem waichen ai in sich säuft, daz ist auch
Line: 5 dâ für guot. 5
Line: 8 Salvia haizet salvei. daz kraut ist haiz und trucken,
Line: 9 sam Platearius spricht. des krauts pleter sint guot zuo
Line: 10 erznei. der salvei ist zwaierlai, wilt und haimisch. des 10
Line: 11 wilden wurzel legt man in erznei und des haimischen
Line: 12 pleter. der haimisch salvei verzert und kreftigt, und sô
Line: 13 man wein dâ mit seudet, daz ist guot wider daz paralis
Line: 14 und wider daz vallent lait, daz epilencia haizt. die kroten
Line: 15 ezzent gern salvei, aber man scheuht si dâ von, der nâ\hent 15
Line: 16 rauten dâ pei setzt. daz kraut haizet auch ambrosia
Line: 17 deorum ze latein.
Line: 20 Squilla haizt mäuszwival, dar umb, daz daz kraut 20
Line: 21 die mäus tœtet. des krautes pleter sint gestalt sam diu
Line: 22 liligenpleter und ist ainerlai des krautes, daz ist vergiftig
Line: 23 und tœtleich, und wânten etleich, ez wær napelnkraut,
Line: 24 aber daz ist niht wâr und dar umb ist daz puoch valsch,
Line: 25 daz ze latein hât cepa maris, daz spricht merzwival, ez 25
Line: 26 schol sprechen cepa muris, daz spricht mäuszwival, sam
Line: 27 ich vor gesprochen hân. ez ist auch ainer andern lai
Line: 28 des krautes, daz ist guot und smeckt wol und ist an der
Line: 29 kraft haiz und trucken, daz benimt dem mund seinen ge\stank
Line: 30 und wer ez izzt, dem macht ez daz gesicht scharpf 30
Line: 31 und ist guot für die wazzersuht und für die gelsuht und
Line: 32 pringt daz harmwazzer und der frawen haimleichait und
Line: 33 macht abpurt in den swangern frawen, alsô daz si der
Line: 34 kindel ê der zeit genesent. ez spricht ain zaubrær, wer
Line: 35 daz kraut hæch über die tür an dem haus, dâ wer ez 35
Line: 36 den vergiftigen tiern iren einganch.
Page: 422
Line: 3 Semperviva haizet singrüen. daz kraut hât pleter
Line: 4 sam der puchspaum, ân daz des krautes pleter grœzer
Line: 5 sint und dicker und sint winter und sumer gleich grüen. 5
Line: 6 daz kraut ist an kraft kalt und trucken.
Chapter / Strophe: 79 79.
Line: 7
Line: 8 VON DEM SENIF.
Line: 9 Sinapis haizet senif. daz kraut ist haiz und trucken
Line: 10 und durchsneidet die zæhen fäuhten, diu ze latein flegma 10
Line: 11 haizt, und von seinem rauch vliehent die vergiftigen würm.
Line: 12 der senif ist zwaierlai, wilt und haimisch, aber der wild
Line: 13 macht pœs fäuhten in dem leib. der haimisch senif ist
Line: 14 guot zuo vil dingen. sein pleter und sein wurzeln sint
Line: 15 nütz, der si seudet zuo ezzen. er rainigt daz antlütz 15
Line: 16 und meldet daz faul pluot in dem menschen. ain pflaster
Line: 17 dâ von gemacht benimt aiter und ander unrainikait. ez
Line: 18 sprechent auch etleich, wer den senif nüehtarn trink,
Line: 19 dem klær ez die vernunft und rainig daz hirn, aber
Line: 20 er sei der prust niht guot. er pringt auch die gir der 20
Line: 21 unkäusch.
Line: 24 Semen lini haizet linsât. der sâm ist der art, daz er
Line: 25 nâhen geleich tregt zwischen fäuht und trucken an der 25
Line: 26 kraft und hât die art, daz er abwescht und zeitigt und
Line: 27 zerplæt und senftigt die smerzen, iedoch minner wan die
Line: 28 gamillen. er waicht und senftigt die inwendigen ge\swern
Line: 29 und die auzwendigen und wert dem krampf und
Line: 30 wert auch den runzeln an den vingernegeln, wenn man 30
Line: 31 in mischt mit wazzer und mit honig. aber er ist dem
Line: 32 magen schad.
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Line: 3 Tapsia haizet sterzelkraut. daz hât die art, wer ez
Line: 4 izzet, dem zerplæt ez daz antlütz, als ob er auzsetzig sei,
Line: 5 und daz hailt man mit ainem tuoch in ezzeich gedaucht, 5
Line: 6 der daz antlütz dâ mit reibt oder mit singrüensaf oder
Line: 7 mit der salben, diu populeon haizt, von der wir sagten,
Line: 8 dô wir schriben von dem popelpaum. die sterzel niezent
Line: 9 die wurz und legent sich alsô zerplæt an die strâz.
Line: 12 Urtica haizet nezzel. daz kraut ist dreirlai. ainz
Line: 13 haizet die tôt nezzel, diu prent niht und ist doch gestalt
Line: 14 sam ain nezzel. diu ander haizt die kriechisch nezzel,
Line: 15 diu ist klainer und prent vester wan diu gemain nezzel. 15
Line: 16 diu dritt ist diu gemain. diu nezzel ist an kraft haiz
Line: 17 und trucken, aber ir sâm hât niht sô vil hitz. si zerpricht
Line: 18 die apostem und ist in guot und hailsam. aber ir sâm
Line: 19 und ir asch, der ain pflaster dar auz macht, daz hilft
Line: 20 für daz veich und für die geswern, die von hundspizzen 20
Line: 21 koment, und allermaist mit salz. diu pleter gestôzen
Line: 22 helfent für daz pluotvliezen auz der nasen. ir sâm offent
Line: 23 vast daz verschoppen in den nasvenstern und anderswâ,
Line: 24 und ain pflaster dar auz gemacht hilft, daz man die zend
Line: 25 leiht auzzeuht. wenn man ir pleter seudet mit gersten\wazzer, 25
Line: 26 daz rainigt die prust und wirft die zæhen fäuhten
Line: 27 dar auz. diu nezzel erwecket die unkäusch und aller\maist
Line: 28 ir sâm mit wein und offent die kintporten an den
Line: 29 frawen, alsô daz diu muoter dester leihter zuogevæht. und
Line: 30 daz selb tuot auch diu nezzel, wenn si diu fraw izt mit 30
Line: 31 zwival und mit aiern. wenn ain fraw ainen undersatz
Line: 32 macht mit nezzeln und mit rauten, der pringt si ir ge\wonhait
Line: 33 und öffent der muoter tür. der nezzeln frischeu
Line: 34 pleter an ains pflasters stat gelegt laitent die auzgênden
Line: 35 muoter wider an ir stat. ir sâm auzgekernt und getrun\ken 35
Page: 424
Line: 1 mit wein oder diu nezzel selb entsleuzt den leip und
Line: 2 macht in vertich.
Line: 5 Verbena haizet eisenkraut. daz kraut hât klaineu 5
Line: 6 pleter und ainen herten stengel und wehset gern an dür\ren
Line: 7 steten und ist zwairlai. daz ain kraut hât gelbeu
Line: 8 plüemel und daz ander plâvar plüemel sam der flachs
Line: 9 wenn der plüet. daz kraut ist an kraft haiz und trucken
Line: 10 und ist den zaubræren gar nütz. daz wizzent die wol, 10
Line: 11 die in den netzen sint gewesen. aber die haimleichait
Line: 12 und ander schol diser gazzenspringer niht wizzen. man
Line: 13 hât mir daz kint verstoln, ê daz ez volporn würde, dar
Line: 14 umb muoz ich im diu klaider dester kürzer schrôten. wer
Line: 15 daz kraut mit wein seudet und den trinkt, dem gefräwt 15
Line: 16 ez daz herz, und sô man dâ mit gorgelt in dem hals und
Line: 17 in dem mund, daz benimt dem mund sein faulen und sein
Line: 18 unsauberkait.
Line: 21 Vicia haizt wick. daz kraut und auch sein sâm ist
Line: 22 ain pfärdfuoter, idoch fuoret ez diu pfärt niht wol, wan
Line: 23 diu wick ist kalt und wintich. die pawläut sprechent,
Line: 24 wenn man die wicken alsô grüen oben absneid und man
Line: 25 die grüenen stupfeln umbacker und lâz si erfaulen in dem 25
Line: 26 acker, daz tung den acker auz der mâzen wol; lâz aber
Line: 27 man die wicken dürr werden, sô derren si den acker, ob
Line: 28 man si wol zuo mist lâze werden dar inn und machen in
Line: 29 unfruhtpær. Alsô scholt wir uns umbackern mit guoten
Line: 30 werken die weil wir vrisch und junch wæren, wan sô wir 30
Line: 31 dürr werden von alter, sô dorret mit uns der acker aller
Line: 32 guoten werk, wan sô müg wir weder got gedienen noch
Line: 33 der werlt.
Chapter / Strophe: 85 85.
Line: 34
Line: 35 VON DEM VIOL
Line: 36 Viola haizt viol. des krautes pleter, pluomen und
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Line: 1 sâm sint nâhent pei ainander an der art, wan diu sint
Line: 2 alleu kalt und fäuht, wie daz sei, daz etleich sprechent,
Line: 3 si sein warm, daz ist niht wâr. man behelt den viol zwai
Line: 4 jâr, daz er nütz ist, idoch ist er pezzer vrisch und grüen.
Line: 5 mach violsyropl alsô. seut den viol in wazzer, seich daz 5
Line: 6 dann durch ain tuoch und tuo zukker dar zuo, sô wirt
Line: 7 der syrop. würd aber der syropl auz dem saf der grüe\nen
Line: 8 viol, daz wær pezzer. der syropl entsleuzt den leip
Line: 9 und macht in vertich in hitzigen fibern. violöl macht
Line: 10 man alsô. man seudet die viol in öl und twinget daz 10
Line: 11 dann auz und daz haizt violöl. wem sein haupt wê tuo
Line: 12 von hitziger sach, der salb sein stirn dâ mit und die slæf
Line: 13 pei den ôrn. die violn habent die art, daz si küelent und
Line: 14 fäuht machent und senftigent und entsliezent den leip.
Line: 15 wenn man si seudet mit wazzer und trüeftert die füez dâ 15
Line: 16 mit und daz haupt an der stirn, daz pringt den siechen
Line: 17 slâf in hitzigem siehtum, sam die süht sint und sämleich
Line: 18 siehtüem.
Line: 21 Zinciber haizet ingwer. daz kraut wehst in dem
Line: 22 lande India und diu wurz, die wir ingwer haizen, wehst
Line: 23 pei des krautes wurzel. ez ist zwaierlai ingwer. ainer
Line: 24 ist wild und ist der er under den wurzen, und der ist
Line: 25 scherpfer auf der zungen wan der haimisch. der ander 25
Line: 26 ist haimisch und der ist diu si in der art und der ist
Line: 27 waicher und weizer wan der wild und ist auch pezzer. er
Line: 28 ist guot für die kelten der prust, wenn diu kümt, und ist
Line: 29 dem kalten magen gar guot und entsleuzt den muossak
Line: 30 und verzert die übrigen fäuhten in dem leib. zuo den 30
Line: 31 gepresten allen ist der ingwer guot, wenn man in mit
Line: 32 wein seudet oder der in kewt in dem mund und in izzt.
Line: 33 wer des ingwers pulver in träufen in diu augen tuot,
Line: 34 dem werdent si clâr. sein electuari, daz diacinciber
Line: 35 haizt, daz ist kreftiger zden vorgenanten dingen wan der 35
Line: 36 ingwer sust.
Page: 426
Line: 3 Zeduarium oder zeduara haizet zitwar. daz ist ain
Line: 4 kraut daz wechst in den landen gegen der sunnen auf\ganch.
Line: 5 pei des krautes wurzel wehset diu wurz, die wir 5
Line: 6 zitwar haizen, und wehst auch in dem land Italia. der
Line: 7 zitwar ist der pest, der etwaz gelvar ist und der scharpf
Line: 8 und pitter ist auf der zungen. er ist guot für die wind
Line: 9 in dem leib und für die darmgiht und für etleich stechent
Line: 10 smerzen. diu sals, die man macht auz seinem pulver, ist 10
Line: 11 guot für die âmaht und für daz swinteln, daz ze latein
Line: 12 syncopis haizt, und pringt lust zuo ezzen.
Line: 15 Zuccara haizt zukker. der ist an kraft warm und 15
Line: 16 fäuht, sam Platearius spricht, aber der weiz zukker ist
Line: 17 pezzer und löbleicher wan der gelvar und ist auch kelter.
Line: 18 er ist guot wider der prust smerzen und hilft auch für
Line: 19 den durst und macht fäuht die dürren prüst. wem daz
Line: 20 haupt wê tuot von haizen sachen und der seinen leib vertig 20
Line: 21 well machen von dem twang, der nem zukker und wazzer
Line: 22 gesoten mit viol und misch daz zesamen und trink ez.
Line: 25 Zizania haizet ratenkraut und haizt auch ze latein 25
Line: 26 lolium und haizent ez etleich unrât. daz kraut wechst
Line: 27 in dem korn, aber ez derret den waizen und daz korn
Line: 28 und benimt im sein narung, sam der mâg den habern
Line: 29 derret und der köl den weinreben. wer des krautes
Line: 30 sâmen izt, den macht er trunken und unsinnich. 30
Line: 31 Mit dem haben nu diu kräuter ain end.
Line: 4 Daz ist daz sehst stück des puochs, in dem wir sagen
Line: 5 wellen von edelen stainen, wie die gevar sein und waz ir 5
Line: 6 kreft sein und wie man ir kreft pezzer, und wellen an
Line: 7 den anheben, der nam sich ze latein an ainem A an\vâhet
Line: 8 und dar nâch an dem B, unz daz wir daz ganz
Line: 9 ABC mit edelm gestain durchlegen. iedoch well wir des
Line: 10 êrsten von den stainen reden in ainer gemain, sam unser 10
Line: 11 weis vor ist gewesen an andern dingen.
Line: 12 Ez ist ain frâg, wie die edeln stain wahsen in der erden
Line: 13 âdern. dar zuo antwürt man nâch der maister geschrift von
Line: 14 der nâtûr und sprechent die maister alsô, daz die stain wah\sen
Line: 15 in der erden auz dem erdischen dunst und auz der fäuh\ten, 15
Line: 16 diu in der erden âdern und in iren clausen beslozzen ist,
Line: 17 wan in den dünsten und in der fäuhten sint diu vier element
Line: 18 gemischt: feur, luft, wazzer und erd nâch mêr und nâch
Line: 19 minner, und dar nâch und diu mischung mangerlai ist,
Line: 20 sô werdent die stain auch mangerlai. nu spricht daz 20
Line: 21 puoch ze latein, daz die stain ir gestalt in der erden
Line: 22 nemen nâch der stete schickung, dar inn die stain wah\sent
Line: 23 und werdent, und meint, sei diu stat sinbel, sô werd
Line: 24 auch der stain sinbel, sei aber diu stat ekkot, sô werd
Line: 25 der stain auch ekkot. wærleich mit urlaub ze sprechen, 25
Line: 26 daz mag niht gesein, wan man vint edel stain, die men\schenpild
Line: 27 an in habent oder tierpild und vogelgestalt und
Line: 28 sint doch die stet niht dar nâch geschickt, dâ man die
Line: 29 stain vint. auch vint man klain sinbel stain an grôzen
Page: 428
Line: 1 ekkoten steten in der erden und ekkot stain an sinbeln
Line: 2 steten. dar umb sprich ich Megenbergær, daz der stain
Line: 3 form und ir gestalt ist von sunderleicher stern kreften,
Line: 4 die gewalt und maht habent ze würken die form und die
Line: 5 schickung in den fäuhten und in den dünsten, wan alle 5
Line: 6 die form und die gestalt, die alleu dinch habent, diu auz
Line: 7 den vier elementen werdent, und auch diu element diu
Line: 8 habent ir würkende kreft, die si machent an dem himel,
Line: 9 sam Aristotiles spricht in dem andern puoch von der ge\purt
Line: 10 und von dem zerprechen der element, daz man 10
Line: 11 haizt ze latein de generatione et corruptione.
Line: 12 Aber die varb an den stainen, weiz swarz grüen rôt
Line: 13 violvar und ander varb, machent der stern kreft nâch der
Line: 14 dünst und der fäuhten mangerlai mischung. wan sô diu
Line: 15 fäuhten des ertreichs vil hât, sô wirt der stain swarz oder 15
Line: 16 tunkel, hât aber si des wazzers vil, sô wirt der stain lau\ter
Line: 17 und von mêr luftes wirt er gel oder plaich und von
Line: 18 mêr fewers wirt er rôt, und alsô ändert sich diu varb an
Line: 19 den stainen, reht sam die mischung der vier element sich
Line: 20 ändert in den fäuhten, dâ die stain auz werdent, und 20
Line: 21 dar umb sint die stain edeler und kreftiger, die von den
Line: 22 landen koment, dâ diu vier element rainer sint und min\ner
Line: 23 unsauberkait an in habent, sam die stain, die von
Line: 24 Orient koment, daz ist von den landen gegen der sunnen
Line: 25 aufganch, und sam die stain sint, die auz dem paradîs 25
Line: 26 vliezent in den vier wazzern, sam etleich sprechent.
Line: 27 Ez ist auch ain grôz frâg, von wannen und wie sô
Line: 28 grôzeu kraft und sô gar wunderleicheu maht den stainen
Line: 29 köm, wan zwâr si habent grôz kreft zuo des menschen
Line: 30 gesunthait und zuo andern dingen. nu spricht unser 30
Line: 31 puoch ze latein, daz menschleicher vernunft unbekant sei,
Line: 32 von wannen die stain die kreft habent, si habens dan von
Line: 33 got, wan all kreft koment von got, sam Aristotiles spricht
Line: 34 in dem puoch von den übernâtürleichen dingen, daz ze
Line: 35 latein haizt liber metaphysice. aber die kreft, die in den 35
Line: 36 kräutern sint und in den paumen und in den frühten,
Page: 429
Line: 1 die sint von got in den selben dingen mit ainer mittel
Line: 2 und mit ainer zwischenwürkender kraft, wan got würkt
Line: 3 die selben kreft in den selben dingen mit der nâtûr werch,
Line: 4 sam mit hitz, mit kelten, mit fäuhten und mit trücken in
Line: 5 den kräutern, dâ mit si guot sint zuo der oder zuo der 5
Line: 6 erznei. aber der ist kainz an den stainen, daz man müg
Line: 7 gesprechen oder gezaigen oder prüefen. der stain hât die
Line: 8 kraft von kelten oder von hitz und dar umb hât got den
Line: 9 stainen die kreft geben ân ain zwischenwürkent kraft von
Line: 10 seiner almähtichait, sam daz puoch spricht ze latein, und 10
Line: 11 hât in geben die gnâd seines götleichen willen für daz
Line: 12 werk der nâtûr, wan ân die gnâde, die edelz gestain hât
Line: 13 zuo der menschen gesunthait, sô vint man wunderleich
Line: 14 kreft und grôze an den edeln stainen, sam der magnes
Line: 15 und der adamas, die daz eisen an sich ziehent, und der 15
Line: 16 adamas zaigt den schefläuten auf dem mer den merstern
Line: 17 an dem himel, sam her nâch kunt wirt. sô macht der
Line: 18 ostolan den menschen unsihtich und der karfunkel läuht
Line: 19 in der naht. alsô habent auch ander stain vil wunder\leicher
Line: 20 kreft, sam uns bezeugt diu gegenwärtig wârhait 20
Line: 21 diser geschrift. der wunder aller ist der götleich will ain
Line: 22 ursach mit seiner almähtichait, den diu geschrift ainen
Line: 23 wunderær sagt in menschleichen dingen. der sin des
Line: 24 puochs mag niht bestên und ist gar kintleich ze spre\chen,
Line: 25 daz got den stainen ir kreft geb ân ain zwischen\würkende 25
Line: 26 kraft der nâtûr und den paumen und den
Line: 27 kräutern ir kreft niht geb ân der nâtûr werk, dar umb,
Line: 28 daz diu kräuter würkent mit kelten und mit hitz und daz
Line: 29 die stain auch gar wunderleicheu werk würkent, die man
Line: 30 den elementen niht geben mag. zwâr daz ist ain gar 30
Line: 31 ainvaltiger sin, wan die stain küelent auch und fäuhtma\chent
Line: 32 von den kreften der element, dar auz ir selpwesen
Line: 33 gemischt ist, und kreftigent daz herz und ander gelider
Line: 34 in dem menschen, wenn man si zerstœzt und si in ezzen
Line: 35 nimt oder in erznei, sam wir sehen in dem electuari, daz 35
Line: 36 diamargariton haizet, dâ man zerstôzen veinperln ein tuot
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Line: 1 und gemalen golt. ich sprich auch mêr, daz diu kräuter
Line: 2 als wunderleicheu werk würkent als die stain, sam daz
Line: 3 eisenkraut, daz lieb macht zwischen den menschen, und
Line: 4 daz paumhäckelkraut, daz diu sloz auftuot, und diu pa\tönig,
Line: 5 dâ von man weissagen wirt. dar umb sprich ich 5
Line: 6 Megenbergær, daz ich zweifel, ob Albertus daz puoch
Line: 7 hab gemacht ze latein, wan er in andern püechern verr
Line: 8 anders redet von den sachen dan daz puoch redet, er hab
Line: 9 ez dann gemacht in der jugent, ê er seinem aigen sin
Line: 10 volgt, wan daz puoch, daz ich auz der latein in daz 10
Line: 11 däutsch hân prâht, daz ist ain gesamnet dinch der alten
Line: 12 maister, sam der maister selber bekent an dem ende des
Line: 13 puochs. und dar umb sprich ich, daz got die kreft den
Line: 14 stainen gibt nâch der nâtûr lauf mit den zwischenwür\kenden
Line: 15 kreften der stern an den himeln, sam er gibt den 15
Line: 16 kräutern.
Line: 17 Dû scholt auch wizzen, daz die gaist zuogezämt wer\dent
Line: 18 mit den kräutern, die den menschen lustig sint, sam
Line: 19 diu kräuter sint, alsô daz die gaist pei den läuten wonent
Line: 20 durch der crêatûr willen. und dâ von spricht sant Augu\stîn 20
Line: 21 in dem puoch von der stat gotes in dem fünften
Line: 22 stück, daz die gaist zuo dem menschen gezämt werden
Line: 23 mit mangerlai stainen kräutern holz tieren und mit
Line: 24 mangerlai getiht und worten. und dar umb list man,
Line: 25 daz Salomôn ain vingerlein hêt, dâ gaist inn beslozzen 25
Line: 26 wâren under den edeln stainen. man list auch, daz Evaz
Line: 27 der künig von Arabia schraib dem kaiser, der Nero hiez,
Line: 28 die namen und die varb der edeln stain, und auz der
Line: 29 selben geschrift macht man gemezzen rede, die wir vers
Line: 30 haizen, daz sint walzær oder kêrær, wan man muoz die 30
Line: 31 red hin und her welzen und kêren, ê man si nâch kün\sten
Line: 32 mag gemezzen. der selben vers mainung und iren
Line: 33 sin hât unser puoch zemâl von den edeln stainen und
Line: 34 dar zuo ander maister lêr, und an dem end der red von
Line: 35 den stainen setzt daz puoch der gar alten maister sin von 35
Line: 36 den stainen, dâ tier eingegraben sint oder dar auf erhaben
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Line: 1 sint mangerlai form. aber daz puoch bestætigt der selben
Line: 2 maister lêr niht zemâl noch verwirft si zemâl, und dâ
Line: 3 mit volgt daz puoch dem hailigen lêrer sant Augustîn.
Line: 4 Man spricht auch, daz die Israheliten, daz sint die
Line: 5 gelaubigen juden, hie vor in der wüesten gruoben manger\lai 5
Line: 6 form und gestalt in etleich edel stain und allermaist
Line: 7 in die, die corneoli haizent, und daz graben was sô gar
Line: 8 behent, daz kain ir nâchkom in geleichen möcht an den
Line: 9 werken. ez ist auch ân zweifel, man grab pild und an\der
Line: 10 gestalt in die stain nâch den mähten irr kreft. ist nu 10
Line: 11 daz wâr, daz diu kint von Israhel mangerlai form graben
Line: 12 habent in mangerlai gimmen und edel gestain, sô ist ân
Line: 13 zweifel, daz si daz niht habent getân ân sach mangerlai
Line: 14 kreft, die den stainen dâ von kümt, und daz si den sin
Line: 15 nâmen von dem hailigen gaist, der si diu werk besunder 15
Line: 16 lêrte. der grabær ainer hiez Beseleel und der ander
Line: 17 Ooliab, die wâren sunderleichen gelêrt von dem hailigen
Line: 18 gaist auf all kunst, diu zuo edelm gestain gehœrt ze
Line: 19 graben und ze polieren oder zierleich beraiten. und die
Line: 20 gruoben daz edel gestain und beraitten ez zuo dem tem\pelgewant, 20
Line: 21 daz Aaron an truog in dem gotsdienst ob dem
Line: 22 altar. in dem gewant machten si nâch gotes gehaiz zwelf
Line: 23 auzerwelt edel stain und gruoben dar ein die namen der
Line: 24 kind von Israhel, und dar umb ist daz wâr, daz der stain
Line: 25 graben niht ân sach ist. aber dar umb gelaub wir niht, 25
Line: 26 daz allez graben an den stainen ain tugent oder ain
Line: 27 kraft bedäut. daz sei nu gesait von den stainen in ainer
Line: 28 gemain.
Line: 31 Ametistus ist ainer der zwelf schatzpærn auzerwelten
Line: 32 stain. der ist violvar oder purpervar und der purpervar
Line: 33 ist der pest. ez ist auch etleich ametist, der ist sam ain
Line: 34 rôter weinstropf oder sam ain rôter wazzerstropf von
Line: 35 rôter erden und der læt sich paz graben wan der andern 35
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Line: 1 lai ametisten. der stain hât die kraft, daz er der trun\kenhait
Line: 2 widerstêt und macht den menschen wächig und
Line: 3 vertreibt die pœsen gedänk und pringt guot vernunft. der
Line: 4 stain wær löbleicher, wær er sô gemain niht, aber man
Line: 5 vindet sein gar vil in der môrn lant, daz Ethyopia haizt, 5
Line: 6 und in dem land India. man vint in auch in däutschen
Line: 7 landen etswâ, aber der ist niht guot und ist tunkel.
Line: 8 Dem stain hân ich unser frawen geleicht in ainem
Line: 9 lobsang, daz hebt sich an: ave virgo pregnans prole, wan
Line: 10 si ist süez und senft mit iren genâden sam der stain mit 10
Line: 11 seinen kreften. ruoch, ob ain sündær ist in leiden, der
Line: 12 iren namen êrt. wer der gerten schônt, der hazt daz
Line: 13 kint. ich hân in meinen sünden die zarten milten ge\strickt
Line: 14 in die schôz meiner letzten hofnung.
Line: 17 Achates ist auch der auzerwelten stain ainer, aber
Line: 18 der zwelfer niht, die Johannes sach in der taugen puoch.
Line: 19 den stain vint man in dem wazzer Achates gegen der
Line: 20 sunnen aufganch und ist swarz; aber in die swerzen sint 20
Line: 21 weizeu æderl gemischt. man spricht auch, daz der stain
Line: 22 gar schœnes angeporns gemæls hab zwischen seinen
Line: 23 straimeln und daz daz allez ainer varb sei. der stain
Line: 24 hât die kraft, daz er vergift schäucht und den durst lescht
Line: 25 und daz gesiht nert und den sterkt und frühtigt der in 25
Line: 26 tregt und macht in gnæm und zimleich den läuten. nu
Line: 27 spricht diu alt geschrift, daz der künig Porus derlai stain
Line: 28 ainen trüege an dem vinger, der wær sô schœn, daz neun
Line: 29 saitenspil oder sanchgezeug dar ein gegraben wæren, und
Line: 30 under dem ze mittelst was der abgot Apollo, der het ain 30
Line: 31 härpfen in der hant.
Line: 34 Adamas ist ain edel stain, der ist zwairlai. den
Line: 35 ainen vint man in dem land India, dâ daz selb lant ain 35
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Line: 1 end hât, und man vindet in under der cristallen haufen
Line: 2 und geleicht auch der cristallen an der varb, ân daz der
Line: 3 selb adamas scheint sam ain new gefeilt eisen. der ada\mas
Line: 4 ist gar hert, alsô daz man in weder mit eisen noch
Line: 5 mit feur zerprechen mag, aber man zerpricht in mit vri\schem 5
Line: 6 pockspluot, daz allerêrst vergozzen ist und noch
Line: 7 warm ist. mit des stains spitzigen stucken grebt man
Line: 8 ander gar hert edelstain. derlai adamas wirt niht grœzer
Line: 9 dann ain haselnuz. man spricht auch, daz er genâd pring
Line: 10 dem menschen, dem in sein freunt umbsust geit, aber 10
Line: 11 er sei dem nihts nütz, der in kauf. ez sprechent auch die
Line: 12 stainlær, daz sein kraft vil dester grœzer sei, wenn man
Line: 13 im seinen sezzel eisnein mach, sô man in in an vinger\lein
Line: 14 wil setzen; aber daz vingerl sol guldein sein durch
Line: 15 des stains wirdikait. der andern lai adamas ist verr un\werdiger 15
Line: 16 und niderr wan der êrsten lai, und den vint man
Line: 17 in dem land Arabia und in dem næhsten cyprischen mer
Line: 18 und ze Ferrære und ist tunkel an der varb sam ain eisen
Line: 19 und ist grœzer wan der êrsten lai. dér adamas lât sich
Line: 20 prechen ân pockspluot. er hât die art, daz er daz eisen 20
Line: 21 an sich zeuht sam der stain magnes tuot, aber der ada\mas
Line: 22 nimt dem magneten daz eisen, wenn er gegenwärtig
Line: 23 ist. er melt auch den merstern. wan sô die schefläut auf
Line: 24 dem mer niht gesehen mügent vor den dicken nebeln wâ
Line: 25 si varn zuo dem gestat, sô nement si ain nâdeln und 25
Line: 26 reibent die mit der spitz an den adamanten und steckent
Line: 27 si dan übertwerch an ain halmstuck oder in ain spænel
Line: 28 von holz und legent si in ain pecken oder in ain schüzzeln
Line: 29 vol wazzers und füert ainer den adamanten mit der hant
Line: 30 auzwendig umb daz vaz, dâ diu nâdel inn ist; dem volgt diu 30
Line: 31 nâdelspitz inwendig, alsô daz si in dem vaz auch kraizlot
Line: 32 umbgêt. sô daz geschiht etswie vil, sô zuckt der stain\füerær
Line: 33 den stain snell under und pirgt in. wenn nu diu
Line: 34 nâdelspitz irn füerær hât verlorn, sô kêrt si sich geleichs
Line: 35 gegen dem merstern und stêt zehant und wegt sich niht 35
Line: 36 mêr, und dar nâch rihtent sich dann die schefläut, wan
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Line: 1 der stern stêt an dem himel ze norden, dâ der himel\wagen
Line: 2 stêt, gegen suden oder gegen mittem tag über.
Line: 3 daz verstê alsô, daz sich die schefläut rihtent nâch des
Line: 4 kräuzs örtern, daz all dis werlt hât beslozzen: osten westen
Line: 5 suden norden. wenn si nu daz ain ort wizzent ze norden, 5
Line: 6 sô richtent si sich dar nâch. man sprichet auch, daz
Line: 7 der stain guot sei in der zaubrær kunst: wer in tregt
Line: 8 den sterkt er gegen seinem veint und vertreibt üppig
Line: 9 træm und schäuht und melt die vergift. man spricht
Line: 10 auch, daz er switz, wenn vergift pei im sei. er ist auch 10
Line: 11 den mônwendigen läuten guot, die ir sinn verkêrent nâch
Line: 12 des mônen lauf, und ist den tiefelhäftigen auch guot.
Line: 13 der stain wil, daz man in trag an der tenken seiten.
Line: 16 Abeston ist ain stain, den vint man in dem land Ar\chadia
Line: 17 und ist eisenvar. wenn man den stain ains mâls
Line: 18 entzünt, sô mag man in nümmer mêr erleschen, er gibt
Line: 19 immer mêr dar flammen. von dem spricht Isidorus. auz
Line: 20 dem stain macht man ain künstendingel zuo ainer latern 20
Line: 21 oder zuo ainer lucern, daz allzeit print, alsô daz si kain
Line: 22 ungewiter noch kain regen erleschen mag.
Line: 25 Amantes ist ain edel stain, den vint man in den lan\den 25
Line: 26 gegen der sunnen aufganch, der geleicht ainer weizen
Line: 27 kreiden. wer ain seidein gewant dâ mit durchstreicht,
Line: 28 dem schadet daz feur niht und wirt sô weiz und sô schœn,
Line: 29 als ob man ez mit wazzer gerainigt hab. der stain wider\stêt
Line: 30 vergiftigen dingen und der zaubrær werken. 30
Line: 33 Allectorius ist ain stain an der grœz sam ain pôn
Line: 34 und geleicht sich ainer cristallen an der varb, ân daz er
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Line: 1 mêr tunkel ist. der stain wechst in ains hanen magen
Line: 2 wenn man in kappaunt nâch drein jâren und læt in dar
Line: 3 nâch sehs jâr leben. wer den stain in dem mund tregt,
Line: 4 dem lescht er den durst. er macht den menschen sighaft
Line: 5 und pringt vrid und widerpringt êr und macht wolge\spræch 5
Line: 6 und macht den menschen gnæm allen läuten und
Line: 7 allermaist macht er die frawen liep iren mannen und dar
Line: 8 umb haizt er ze latein allectorius, daz spricht ain zuo\zämer,
Line: 9 und daz er daz allez würke an dem menschen,
Line: 10 schol man in tragen beslozzen in dem mund. 10
Line: 13 Absyntus ist ain swarzer stain durchmischet mit snê\weizen
Line: 14 æderleinn. der hât die art, wenn er erhitzt von
Line: 15 dem feur, sô behelt er die hitz siben tag. 15
Line: 18 Alabandra ist ain edel stain und ist gar schœn und
Line: 19 ist an der varb geleich ainem granâten, ân daz sein rœten
Line: 20 vaizter ist wan des granâten, nâhent sam ains rabîns. ez 20
Line: 21 ist aber ainer andern lai der stain, der geleicht an der
Line: 22 varb dem sarden, der ist ainer tunkeln oder ainer plai\chen
Line: 23 rœten, sam daz rôt ertreich. den vint man in dem
Line: 24 dritten stuck des wonhaften ertreichs, daz Asia haizt, in
Line: 25 dem land Alabandra, und dâ von hât der stain den na\men. 25
Line: 26 der stain erweckt des pluotes fluz und mêrt in.
Line: 29 Amandinus ist ain stain, der ist puntvar oder vêch\var,
Line: 30 alsô daz er manigverbig ist. der stain erlescht all 30
Line: 31 vergift und macht den menschen sighaft wider all sein
Line: 32 veint und macht ainen guoten bedäutær und auzlegær
Line: 33 der treum.
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Line: 3 Andromanda, oder androdragma sam die andern spre\chent,
Line: 4 ist ain stain, der ist silbervar und ist gar hert, sam
Line: 5 der adamas. den vint man in dem rôten mer. der stain 5
Line: 6 hât die kraft, daz er gar hitzigen zorn benimt und be\nimt
Line: 7 auch die unkäusch.
Line: 10 Berillus ist ainer der zwelf stain. der ist plaich an 10
Line: 11 der varb, geleich den merwazzern; aber die sint die pesten,
Line: 12 die ainem lautern paumöl geleichent, und allermaist die
Line: 13 niht straimel inwendig habent sam klaineu hærl. wenn
Line: 14 der berill sehsekkot ist, sô pringt er an der sumen schein
Line: 15 all die varb, die an dem regenpogen sint. ist aber der 15
Line: 16 stain sinbel sam ain apfel, der in dann fäuht macht an
Line: 17 der sunnen schein, sô entzünt er tôt koln oder ain swarz
Line: 18 wollein tuoch oder ainen dürren zunder von aim paum.
Line: 19 man spricht auch, daz der stain für die kelsuht guot sei,
Line: 20 diu ze latein squinancia haizt; und die drües, die von 20
Line: 21 pœser fäuht koment an dem hals, benimt er auch mit
Line: 22 reiben und allermaist wenn die drües noch in irem auf\nemen
Line: 23 sint. er hât auch die art, daz er der êläut lieb
Line: 24 widerpringt und hôchwirdigt den, der in tregt. er ist auch
Line: 25 den kranken augen guot. wenn man in in wazzer wescht 25
Line: 26 und der siech daz wazzer trinkt, sô benimt er dem men\schen
Line: 27 daz rophazan oder daz koppeln mit dem mund
Line: 28 und daz sêr säufzgen von dem herzen und den smerzen
Line: 29 der lebern. die stain sint gar mangerlai, wan etleich sint
Line: 30 gar lieht sam ain cristall, und koment von dem land India. 30
Line: 33 Borax ist ain krotenstain. den tregt ainrlai krot in
Line: 34 dem haupt, und ist zwaierlai. der ain ist weiz, der ist
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Line: 1 pezzer und ist seltsein. der ander ist swarz und tunkel
Line: 2 und ist ain klain gelblot. der selb ist der pest under
Line: 3 den tunkeln. wenn man den stain auz ainer lebentigen
Line: 4 kroten nimt, diu noch zabelt, sô hât er ain äugel. wenn
Line: 5 aber man in nimt auz ainer kroten, diu lang tôt ist ge\wesen, 5
Line: 6 sô hât der kroten vergift daz äugel vertilgt und
Line: 7 den stain gepœsert. wer den stain alsô ganzen verslint
Line: 8 in ezzen, dem durchgêt er all sein ingewaid und rainigt
Line: 9 in vor aller pœser unsauberkait, und sô er den men\schen
Line: 10 inwendig gehailt, sô gêt er niden auz im. die kraft 10
Line: 11 hât der weiz krotenstain, und haizent in die walhe cra\padinam.
Line: 12 man spricht auch, daz der stain der vergift
Line: 13 wider sei.
Line: 16 Carbunculus ist der edlist under allen stainen und
Line: 17 hât aller stain kreft. er ist sô klâr, daz er mit seiner
Line: 18 liehten klârhait ain krankez gesiht widersleht und täubt,
Line: 19 aber er praitt des menschen gedank. des staines varb
Line: 20 ist feurein und scheint des nahtes mêr wan an dem tag, 20
Line: 21 wan des tags ist er tunkel, aber in der naht scheint er
Line: 22 sô klâr, daz er pei im naht zuo tag macht, und haizt der
Line: 23 stain kriechisch antrax. der stain wechst in dem land
Line: 24 Lybia und ist dreierlai. der êrst ist der wirdigist, der
Line: 25 haizt carbunkel. der ander haizt rubein, der ist auch 25
Line: 26 feurvar, aber niht sô gar lieht sam der carbunkel, und
Line: 27 der schäuht der vinster niht in der naht; er ist im auch
Line: 28 ungeleich an den kreften, iedoch ist er mêr edel wan
Line: 29 ander stain an kreften und an varb. der dritt ist der
Line: 30 pœst an varb und an kreften, der haizt balastus. iedoch 30
Line: 31 acht man in pezzer wan den saphir oder den jaspen.
Line: 32 Den stain hân ich geleicht unserr frawen weishait,
Line: 33 dâ mit si die götleichen drivaltichait und daz götleich
Line: 34 wesen durchschawt. wan daz selb spiegelschawen hât
Line: 35 aller spiegelschawen kreft, wan in got siht man alleu 35
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Line: 1 dinch auz got. aber den berillen hân ich geleichet un\serr
Line: 2 frawen witz, dâ mit si kunt auzerwelen ze würken
Line: 3 daz guot und ze lâzen daz pœs. diu zwai sint under\schaiden,
Line: 4 weishait und witz, wan weishait ist aigenleich
Line: 5 ain spiegelschawen götleicher und übernâtürleicher ding 5
Line: 6 und haizet ze latein sapientia. aber witz ist ain umb\sihtichait
Line: 7 in menschleichen werken, daz ze halden und
Line: 8 daz ze lâzen, und daz haizt ze latein prudentia. von den
Line: 9 zwain stainn würd ain guoteu predig von unserr frawen.
Line: 12 Calcedonius ist der zwelf stain ainer, die Johannes
Line: 13 sach. der ist ainer stumpfen varb und ist allzeit ainer
Line: 14 vaizten plaichen, wan sein varb hât ain mittel zwischen
Line: 15 des jâchants varb und des berillen. ist der stain geslagen 15
Line: 16 und hengt man in an den hals oder tregt in an dem
Line: 17 vinger, sô macht er sighaft in kriegen und senftigt des
Line: 18 haizen fibers hitz. der stain ist dreierlai. ainer ist ainer
Line: 19 plaichen lucern geleich und scheint mêr an dem lieht dan
Line: 20 in dem haus. wenn der stain erhitzt von der sunnen oder 20
Line: 21 von der hant, sô zeuht er hälmel an sich, und læzt sich
Line: 22 niht gern graben. der andern lai habent ander varb.
Line: 23 Der stain geleicht der lieb. die weil diu inwendig
Line: 24 in dem herzen verporgen ist, sô ist si plaich und ist sam
Line: 25 ain lieht in ainer lucern. wenn aber si betwungen wirt, 25
Line: 26 daz si auz dem herzen her für gêt den andern zuo ainem
Line: 27 nutz, sô erzaigt si auzwendig, wie si inwendig gestalt was.
Line: 28 und wenn si diu wâr sunn berüert, diu Christus ist, oder
Line: 29 der vinger des hailigen gaistes, sô zeuht si die sündær
Line: 30 an sich und læzt sich niht tailen noch durchgraben, wan 30
Line: 31 si mag mit kainer widerwärtichait zeprochen werden, si
Line: 32 wirt ie mêr und mêr gesterkt. dar umb spricht diu
Line: 33 geschrift in dem ahten stück des minnenpuoches 'diu
Line: 34 minn ist vest sam der tôt,' und spricht auch ' vil wäzzer
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Line: 1 mügent die lieb niht erleschen.' alsô spricht auch sant
Line: 2 Paulus zuo den Korinten 'diu lieb ist gedultig und senf\tig,
Line: 3 si tregt alleu dinch und wirt doch niht zeprochen
Line: 4 noch wirt mit smaichendem lob erwaicht.' dar umb hân
Line: 5 ich armer den stain geleicht unserr frawen lieb in dem lob\sang 5
Line: 6 von ir, dâ hân ich ir tugent ir zwelfen auzerwelten
Line: 7 stainn geleicht.
Line: 10 Corallus ist ain gar rôter stain, iedoch ist er niht 10
Line: 11 sô gar läuhtent sam der corneol. der stain hât ästel sam
Line: 12 ain hirzhorn oder sam ains krautes wurzel mit vil zägeln,
Line: 13 und daz ist niht ain wunder, wan der stain ist des êrsten
Line: 14 ain kraut in dem mer, und wenn daz kraut mit den schef\fen
Line: 15 auzgezogen wirt oder mit der menschen witz, sô wirt 15
Line: 16 ez hert und wirt ain stain. den stain vindet man halp\füezigen
Line: 17 an der grœz. er hât die art, daz er dem himel\platzen
Line: 18 und dem ungewiter wider ist, und dar umb sträw\ten
Line: 19 in die alten läut hie vor mit dem akkersâmen auf die
Line: 20 äkker und hiengen in auf die ölpæm für den hagel und 20
Line: 21 für daz ungewiter. er ist auch den pœsen gaisten wider,
Line: 22 und daz ist leiht dar umb, daz er dick kräuzlot ist und
Line: 23 sein est hin und her schrenkt. und dar umb bewært er
Line: 24 auch vil geschiht, wenn in der mensch mit esten hât. er
Line: 25 ist auch guot wider die nagenden fäuht, diu ze latein 25
Line: 26 flegma haizt.
Line: 29 Crisoprassus ist ain edel stain mit zwain varben, wan
Line: 30 er ist besprengt mit guldeinn tröpfleinn und ist grüen sam 30
Line: 31 pforrensaf oder lauchessaf. der stain ist gar seltseim und
Line: 32 dar umb ist er tewr und schatzpær. man vindet in in
Line: 33 dem land India, und ist den augen guot, wan er klært
Line: 34 daz gesiht und nimt die gir der geitichait und gibt den
Line: 35 menschen ain stætikait in allen guoten dingen. 35
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Line: 1 Dem stain hân ich unser frawen geleicht in meinem
Line: 2 lobsang mit irr grôzen senftikait, wan si klært daz ge\siht
Line: 3 unserr vernunft und geuzt volle genâd in unser sêl
Line: 4 und benimt uns die gir der geitichait zuo werltleichen
Line: 5 dingen und bestætigt uns in allen götleichen werken. 5
Line: 8 Celidonius haizet swalbenstain. der ist ungestalt und
Line: 9 klain und vindet man in in der swalben leib. der stain
Line: 10 ist zwaierlai. der ain ist rôt, der ander swarz. man er\kent 10
Line: 11 die jungen swalben, die den stain habent in irr lebern,
Line: 12 alsô, wan die selben kêrent ir snäbel zesamen, sam si vrid
Line: 13 bedäuten mit ainander, aber die andern kêrent ir snäbel
Line: 14 von ainander. der rôt swalbenstain senftigt die môn\wendigen
Line: 15 läut und die unsinnigen und die tägleichen sieh\tüem 15
Line: 16 und macht die menschen. wolgespræch und genæm
Line: 17 oder minnezæm. man schol den stain in ain leinein tuoch
Line: 18 verwinteln und an der lenken seiten tragen. den swarzen
Line: 19 swalbenstain schol man auch in ainem leineinn tuoch tra\gen,
Line: 20 der ist den läuten guot, die geschäfts pflegent, sam 20
Line: 21 kaufläut und sämleich menschen. er senftigt zorn, und
Line: 22 sô man in in wazzer wescht, sô klært er diu augen und
Line: 23 scherpft daz gesiht. wenn man in in ainem gelben tuoch
Line: 24 tregt, sô senftigt er diu fiber und die schädleichen sieh\tüem.
Line: 25 ist aber, daz man in in schelkrautes pleter win\telt, 25
Line: 26 sô macht er daz gesiht tunkel.
Chapter / Strophe: 18 18.
Line: 27
Line: 28 VON DEM CALOF.
Line: 29 Calophagus oder calophanos ist ain swarzer stain.
Line: 30 wenn den ain käuscher mensch tregt, sô macht er im ain
Line: 31 süeze oder ain helle stimm und behüett die kelen vor 30
Line: 32 haiserhait. der stain klingelt schôn reht sam diu glok\speis,
Line: 33 wenn man mit ainem eisen dar auf slecht oder mit
Line: 34 ainem andern gesmeid.
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Line: 3 Cristallus der stain wirt auz eis, wan daz verhertt in
Line: 4 vil jâren. iedoch widerspricht daz Solînus und spricht,
Line: 5 daz man die cristallen vinde in vil landen, dâ nümmer 5
Line: 6 kain frost noch kain eis hin köm. ain sinbel cristall,
Line: 7 wenn diu an der sunnen stêt, sô entzünt si ainen zunder
Line: 8 reht sam der berill. der stain hât auch die art, wenn
Line: 9 man in zerstœzt und in mischt mit honig, welheu fraw
Line: 10 daz trinkt, diu ain kindel säugt, der mêrt er die milch. 10
Line: 11 der stain ist auch guot zuo den augen.
Line: 14 Crysolectrus ist ain stain, der ist goltvar und ist des
Line: 15 morgens ze mettenzeit frœleicherr varb dann ander zeit. 15
Line: 16 ez ist auch ainerlai der stain, die niht sô lieht sint sam
Line: 17 die êrsten, wan si sint tunkel, niht durchläuhtent, und
Line: 18 sint gold gar geleich. der stain hât die art, daz er der
Line: 19 stirn und der augen smerzen senftigt, die in von haizen
Line: 20 sachen koment, und senftigt auch der fiber hitz, wenn 20
Line: 21 man in in der hant tregt. wenn man in ze pulver stœzt,
Line: 22 sô ist er guot für die schebichait und für die swern. noch
Line: 23 ist ain dritten lai der stain, der hât ain mittelvarb zwischen
Line: 24 gel und rôt, und wenn man den zuo ainem feur habt, sô
Line: 25 zepricht er zehant und springt von dem feur, als ob man 25
Line: 26 in jag. der stain ist den zerplæten gelidern guot und ist
Line: 27 auch guot wider die plerchen, die under des menschen
Line: 28 vel auf diezent.
Line: 31 Ceraunus haizet donrstain. der ist gelvar und velt
Line: 32 ze stunden mit dem himelplatzen. man spricht auch, an
Line: 33 welher stat der stain sei, dâ schad kain donr noch kain
Line: 34 himelplatzen niht. der stain ist dick gar scharpf an
Line: 35 ainer seiten. 35
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Line: 3 Corneolus ist ain rôter stain, aber er ist ainer tunklen
Line: 4 rœten, sam ain rôtez flaisch. der stain senftigt zorn und
Line: 5 verstellt des pluotes fluz, wenn daz von ainem glid vleuzt 5
Line: 6 oder von der nasen, und allermaist an den frawen, wenn
Line: 7 die den fluz leident. ez spricht auch diu geschrift, daz
Line: 8 die sün von Israhel der stain gar vil durchgruoben mit
Line: 9 mangerlai gestalt (sam man diu insigel grebt) in der
Line: 10 wüesten hie vor, und daz tâten si niht ân sach. 10
Line: 13 Chrysolitus ist ainer der zwelf stain und ist mer\var,
Line: 14 alsô daz er tunkelgrüen ist und guldein funken dar
Line: 15 ein gemischt hât und funkengleizt sam ain fewer. wer 15
Line: 16 den stain in golt tregt, den sichert er vor nahtvorhten.
Line: 17 ist auch daz der stain durchport ist und daz vensterl
Line: 18 durchfüllt mit eselshâr, sô schäuht er die pœsen gaist
Line: 19 und verjagt si. man schol in tragen an der tenken seiten.
Line: 20 der stain kümt auz der môren land. Den hân ich ge\leicht 20
Line: 21 unserr frawen in irr wirdikait, wan si sichert den
Line: 22 sündær vor den nahtvorhten und vor der vinster des
Line: 23 êwigen tôdes.
Line: 26 Celonites haizet snekkenstain. der ist purpervar und
Line: 27 manigverbik. den stain gibt der snekk. der hât die art,
Line: 28 wer in under der zungen tregt, der wârsagt. aber daz
Line: 29 wârsagen wert neur sô der môn des allerêrsten entzünt
Line: 30 wirt und sô er smalsihtich ist und an dem abnemen 30
Line: 31 des mônn an dem ahtundzwainzigistem tag, wenn der
Line: 32 môn allersmalsihtigist ist und sô er ze latein monoides
Line: 33 haizt. der stain zerpricht niht von feur.
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Line: 3 Cegolitus ist ain stain, der geleicht ainem ölpaum\kern.
Line: 4 wenn man den entlæzt in wazzer, sô ist er guot
Line: 5 zuo dem niernstain und zuo dem stain in der plâtern. 5
Line: 8 Chrysopasion ist ain stain, der kümt von der môren
Line: 9 land und hât die art, daz er in der vinster läucht und
Line: 10 in dem lieht niht, reht sam ain faulz aicheinz holz und 10
Line: 11 sam ain nahtgleimel.
Line: 14 Cos haizt ain wetzstain. der ist zwaierlai. der ain
Line: 15 ist herter, der ander waicher, und der herter ist den wai\chen 15
Line: 16 mezzern guot ze wetzen und der waicher stain ist
Line: 17 den herten mezzern guot. wenn man den stain zestœzt
Line: 18 und aschenwazzer dar auf geuzt, sô tropft gar guoteu
Line: 19 laug dar ab, dâ mit man diu klaider und daz haupt gar
Line: 20 rain wescht. wer die aschen in seinen garten sträut, den 20
Line: 21 macht er im guot. lebentiger kalk, daz ist newer kalk,
Line: 22 hât verporgenz fewer. wenn man in rüert mit der hant,
Line: 23 sô ist er kalt, und sô man ain kaltz wazzer dar auf geuzt,
Line: 24 sô gibt er hitz, und daz ist ain wunder, daz der kalk
Line: 25 von wazzer enzünt wirt, daz doch ander feur lescht, und 25
Line: 26 erlischt von paumöl, dâ mit man ander feur enzünt.
Line: 27 molaris haizt ain mülstain. wer den besprengt mit ez\zeich
Line: 28 sô er zerriben ist und in dâ mit wescht, daz ver\stelt
Line: 29 den rôten fluz auz dem leib und ist auch den haizen
Line: 30 apostemen guot. silex haizt ain kisling, der ist hert und 30
Line: 31 kalt und sleht man doch feur dar auz.
Chapter / Strophe: 28 28.
Line: 32
Line: 33 VON DEM DEMON.
Line: 34 Demonius ist ain stain zwaierlai varb und ist den
Line: 35 fibrigen läuten guot und vertreibt vergift und macht den 35
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Line: 1 sicher der in tregt und macht in sighaft. niht mêr hât
Line: 2 daz puoch ze latein von dem stain.
Line: 5 Dracontides haizet ain drachenstain. den nimt man 5
Line: 6 auz ains drachen hirn, und zeuht man in niht auz ains
Line: 7 lebendigen drachen hirn, sô ist er niht edel. die küenen
Line: 8 man sleichent über die drachen dâ si ligent und slahent
Line: 9 in daz hirn enzwai, und die weil si zabelnt, sô ziehent si
Line: 10 die stain her auz. man spricht, der stain sei guot für 10
Line: 11 diu vergiftigen tier und widerstê der vergift krefticleich.
Line: 12 die stain sint durchläuhtent und durchsihtig, und habent
Line: 13 si die künig gern in den landen gegen der sunnen aufganch.
Line: 16 Dyonisia ist an stain in den landen gegen der sun\nen
Line: 17 aufganch. der ist tunkelvar und ist besprengt mit
Line: 18 snêweizen tröpfleinn. wenn man den stain zerstrœzt in
Line: 19 wazzer, sô smeckt er sam der wein und der smack ver\treibt
Line: 20 die trunkenhait, aber des rehten weines kraft pringt 20
Line: 21 trunkenhait, ob man in jô niht trinkt.
Line: 24 Dyadochos ist ain stain, wer den in wazzer wirft,
Line: 25 sô pringt er mangerlai pœser gaist pild, alsô daz si ant\wurt 25
Line: 26 gebent dem, der si frâgt; und legt man in auf ains
Line: 27 tôten leichnam, sô verleust er sein kraft und erschrickt
Line: 28 scheinpærleichen von dem tôde. der stain geleicht ainem
Line: 29 berillen.
Line: 32 Emathites ist ain stain eisenvar, besprengt mit rôten
Line: 33 æderleinn und kümt von der môren land oder von Arabia.
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Line: 1 wenn man den stain zerstœzt und in in wazzer zerlæt,
Line: 2 sô hailt er die pluotspaicheln und verstellt auch der
Line: 3 frawen haimleichait und den gemaihen rôten fluz von
Line: 4 dem leib. wenn man sein pulver mit wein mischet, sô
Line: 5 hailt er die swern und ist guot wider die vergiften piz, 5
Line: 6 und sô man in in diu augen träuft, sô hailt er diu augen
Line: 7 und rainigt si, und wer in trinkt dem zerpricht er den
Line: 8 stain in der plâtern.
Line: 11 Echites ist ain stain, den pringt der adlar von verren
Line: 12 landen in sein nest, wan der adlar waiz von nâtûr wol,
Line: 13 daz der stain ain sicherhait und ain scherm ist seinen
Line: 14 kinden. aber ander maister sprechent, daz des adlars air
Line: 15 verdürben von übriger hitz, legt er den stain niht dâ 15
Line: 16 zwischen. der stain ist rôtvar sam ain malgramapfel und
Line: 17 ist hol und hât ainen klainen stain in im, der slotert in\wendig.
Line: 18 er hilft den swangern frawen krefticleich, daz
Line: 19 in diu purt iht abgê oder daz si iht nôt leiden mit dem
Line: 20 gepern. er wil auch, daz man in trag an der lenken 20
Line: 21 seiten und machet die läut mæzig an trinken und macht
Line: 22 sighaft. er mêrt reichtuom und pringt genâd und sichert
Line: 23 diu kint vor schaden.
Line: 26 Elitropius haizt sunnenwendel. ist daz man den in
Line: 27 ain vaz mit wazzer tuot, sô macht er die sunnen pluotvar
Line: 28 als ob si iren schein verlorn hab, und wallet daz vaz ân
Line: 29 underlâz und sprengt daz wazzer auz sam ainen regen.
Line: 30 und wenn daz geschiht, sint denn hinzukig läut engegen, 30
Line: 31 die werdent enzuckt auz in selber und sagent künftigeu
Line: 32 dinch. wer den stain tregt, den kreftigt er und lengt
Line: 33 im daz leben. er verstelt daz pluot und schäucht vergift
Line: 34 und sichert den menschen vor smerzen. wer daz kraut
Line: 35 nimpt daz sunnenwerbel haizt oder ringelkraut und legt 35
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Line: 1 ez under den stain und beswert ez mit ainem segen, der
Line: 2 dar zuo gehœrt, sô macht der stain den menschen un\sihtich.
Line: 3 der stain ist grüen sam ain smaragt und ist be\sprengt
Line: 4 mit pluotvarben tröpfleinn, und vindet man in in
Line: 5 der môren land und in Zyper und in Africa. 5
Line: 8 Epistutes ist ain scheinent stain rôtvar. der den pei
Line: 9 dem herzen tregt, den macht er sicher und senftigt ur\leug
Line: 10 oder krieg, und twingt den häuschricken und die 10
Line: 11 vogel und die schedleichen nebel und den schaurn und
Line: 12 die pœsen wint von den erdfrüchten. und sô man in an
Line: 13 die sumen legt, sô sträut er auz im selber feur und
Line: 14 schein. wer den stain in ain wallendez wazzer wirft, sô
Line: 15 vergêt der wal und dar nâch wirt daz wazzer kalt. 15
Line: 18 Exacolitus ist ain stain manigverbich. wer den in
Line: 19 ainen wein legt und dar ab trinkt, daz hilft in für die
Line: 20 darmgiht und wider den siehtum, der von der fäuhten 20
Line: 21 colera kümt.
Line: 24 Elidros oder enidros ist ain stain, der geleicht ainer
Line: 25 cristallen und tropft ân underlâz fäuht tropfen sam ob 25
Line: 26 er switz, und die tropfen sint den fibrigen läuten guot.
Line: 27 er wirt auch niht minner von dem tropfen, er beleibt
Line: 28 hert und ganz ümmer mêr.
Line: 31 Granatus ist ain stain gar schœner varb, geleich
Line: 32 ainem rubîn, iedoch hât er ain vaizter rœten wan der
Line: 33 rubîn sam ain rôteu rôs. der stain læt sich gar ungern
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Line: 1 graben und scheint dester paz wenn man im swarz varb
Line: 2 underlegt. er verjagt trauren und gibt dem muot fräud.
Line: 3 man vindet in in der môren land und pei Tyrum in dem
Line: 4 sant, dâ in daz mer auzwirft. ez ist auch ainerlai der
Line: 5 stain, der ist violvar mit ainer zuogemischten rœten, und 5
Line: 6 der ist mêr edel und schatzpær und geleicht dem balasten.
Line: 7 der granât ist von des jâchants art und ist seines geslähts.
Line: 10 Gagates haizet ain aitstain oder prennstain. den vint 10
Line: 11 man in dem land Lycia pei Preuzen und in Britannia,
Line: 12 und ist zwairlai: swarz und liehtvar. iedoch ist der lieht\var
Line: 13 zwairlai: ainer weiz, der ander gel. wenn man den
Line: 14 stain reibt unz er erhitzt, sô zeucht er hälmel an sich,
Line: 15 und sô er gewaschen ist mit wazzer, sô print er und er\lischt 15
Line: 16 von paumöl. er ist den wazzersühtigen gar guot.
Line: 17 er vestent die wagenden zend, und wenn man in wescht
Line: 18 mit wazzer und ainen underrauch dar auz macht, sô pringt
Line: 19 er den frawen ir gewonhait. er ist auch den hinvallenden
Line: 20 guot, wenn man in enzünt. und alsô ist auch der elider 20
Line: 21 in geleicher weis. der aitstain schäuht die pœsen gaist,
Line: 22 und wenn die pœsen gaist redent durch ains behaften
Line: 23 menschen mund, sô twingt si des staines rauch, daz si
Line: 24 sweigen müezent. der stain hilft auch dem verstürzetem
Line: 25 magen und ist guot für zauber, und daz wazzer, dâ der 25
Line: 26 stain in gelegen ist drei tag, ist den swangern frawen
Line: 27 guot und erlœst si snell von iren panden. welheu junk\fraw
Line: 28 daz wazzer trinkt, ist si noch magt sô geschicht ir
Line: 29 nihts, ist si aber niht maget, sô beprunzt si sich zehant.
Line: 30 alsô melt si ir aigen wazzer. 30
Line: 33 Gelasius ist ain stain snêweiz sam ains hagels oder
Line: 34 ains schaurn korn und ist auz der mâzen hert sam der
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Line: 1 adamas. der stain mag nümmer erwermt werden von
Line: 2 dem feur, er beleibt allzeit kalt, und hât die art, daz er
Line: 3 den zorn senftigt und die unkäusch.
Line: 6 Galaritides ist ain stain, der geleicht aschen. wenn
Line: 7 man den mit milch zerreibt und in trinkt, sô mêrt er die
Line: 8 milch und erlœst die swangern frawen, und wenn man in
Line: 9 mit dem weizen ains ais bestreicht, sô hilft er für die
Line: 10 schebichait. er pringt dem guot der in tregt, und vindet 10
Line: 11 man in in dem wazzer Nilus, daz durch Egyptenlant fleuzt.
Line: 14 Gegatromeus ist ain stain scheckot sam ain rêchgaiz.
Line: 15 der macht seinen tragær sighaft an streiten und mag im 15
Line: 16 nihts vor gesein in mer und auf erden. man list, daz
Line: 17 Alcides der fürst mit dem stain all sein nôt überwant
Line: 18 und daz er allzeit siglôs wart, wenn er den stain niht
Line: 19 pei im het.
Line: 22 Gerarchites ist ain swarzer stain. wer den in dem
Line: 23 mund tregt, der wirt ain auzrihtær grôzer gedänk und
Line: 24 grôzer wôn. er macht auch den menschen liep und min\nencleich.
Line: 25 man bewært in alsô. wer ainen nackenden 25
Line: 26 menschen mit honig bestreicht und in für die mukken
Line: 27 setzt, hât er den stain pei im, si berüerent in nümmer;
Line: 28 nimt aber man den stain von im, sô laidigent die mukken
Line: 29 den selben menschen.
Line: 32 Jaspis ist ain grüen stain und ist der zwelf stain
Line: 33 ainer, die auzerwelt haizent und die Johannes sach. iedoch
Page: 449
Line: 1 hât er rôteu tröpfel gesprengt in daz grüen, und ist der
Line: 2 der pest, der durchsihtich ist. ist der mensch käusch der
Line: 3 den stain tregt, sô schäucht er die fiber und die wazzer\suht
Line: 4 von im, er hilft auch den frawen in der gepurt
Line: 5 und macht seinen tragær sicher und genæm, ist er gese\gent 5
Line: 6 mit der stain segen, und vertreibt diu schedleichen
Line: 7 gesiht in dem slâf oder sunst. er hât auch die art, daz
Line: 8 er kreftiger ist, wenn man in in silber tregt, dan in an\derm
Line: 9 gesmeid. der stain ist manigerlai und vint man in
Line: 10 in vil landen, wan etleicher ist zemâl rôt sam ain feur 10
Line: 11 und durchläuhtich, und der ist gar schatzpær. sô ist
Line: 12 ainer andern lai auch rôt, aber er ist niht durchläuhtich
Line: 13 und der ist niht sô edel. der grüen jasp, der daz leip\leich
Line: 14 gesiht kreftigt, bedäutt den gelauben, der daz gaist\leich
Line: 15 gesiht sterkt. aber ich hân in unserr frawen ge\leicht 15
Line: 16 in meinem lobsang mit irr mæzichait, wan diu selb
Line: 17 tugent, diu ze latein temperantia haizt, kreftigt leipleichz
Line: 18 und gaistleichz gesiht.
Line: 21 Jacinctus haizt jâchant. der stain ist gelvar und ist
Line: 22 in der vinster tunkel und an dem lieht klâr, wan er en\pfindet
Line: 23 des luftes, sam man spricht. der jâchant ist der
Line: 24 pest, der weder gar tunkel ist noch gar klâr. er ist auch
Line: 25 gar hert und læzt sich weder gern spalten noch graben, 25
Line: 26 iedoch grebt man in mit adamantenstückeln. er ist gar
Line: 27 kalt und allermaist wenn man in in den munt legt. er
Line: 28 sterkt seinen tragær und benimt traurn und üppigz seuf\zen
Line: 29 von dem herzen und macht den sicher, der in vremdeu
Line: 30 lant vert, und sichert den menschen vor dem gemainen 30
Line: 31 schelmentôd und vor vergift und vor slangen. er macht
Line: 32 seinen tragær got und der werlt genæm. der stain kümt
Line: 33 auz der môren land. und seint er sich nâch dem weter
Line: 34 verbt (wan er ist trüeb und tunkel in trüebem weter und
Line: 35 ist klâr in schœnem weter), dar umb bedäutt er der hai\ligen 35
Page: 450
Line: 1 bescheidenhait, dâ mit si sich zuoschihten allen
Line: 2 läuten nâch got, dar umb, daz si all menschen gwinhaft
Line: 3 machten und si got gewunnen in daz êwig leben. und
Line: 4 dar umb spricht sant Pauls von im selber 'ich pin mit
Line: 5 allen alle worden,' sam ob er spræch: ich pin mit allen 5
Line: 6 menschen alle menschen worden. daz verstê in unserm
Line: 7 herren Jêsu Christo. aber ich armer, der in seinen sün\den
Line: 8 allzeit grôzer genâd bedarf, hân den stain unserr
Line: 9 frawen geleicht mit irer überflüzzigen genâd, wan si be\nimt
Line: 10 dem sündær trauren und sichert in, wenn er von 10
Line: 11 disen landen vert, ze der stund, wenn sich leib und sêl
Line: 12 von ainander schaident. ich rât daz mit ganzen trewen,
Line: 13 daz dû iren namen in deinem herzen tragest für allez
Line: 14 edelz gestain.
Line: 17 Iris haizt der regenpog. der stain geleicht ainer cri\stallen
Line: 18 und ist sehsekkot, und wenn man in an der sun\nen
Line: 19 schein setzt in dem haus, sô wirft er gar schœn varb
Line: 20 an die wend, die des regenpogen varben geleichent. der 20
Line: 21 stain hât kraft wider daz himelplatzen und vindet man
Line: 22 die edlisten derlai stain in dem rôten mer und umb daz
Line: 23 geperg in dem land Italia. man vindet si auch in däut\schen
Line: 24 landen an dem stainotem geperg.
Chapter / Strophe: 47 47.
Line: 25
Line: 26 VON DEM IEN.
Line: 27 Iena ist gar ain edel stain. den nimt man auz aines
Line: 28 tiers augen, daz haizt auch iena, und sprechent die alten
Line: 29 maister, daz der stain ain kraft geb zuo wârsagen den
Line: 30 die in tragent; aber die kraft gibt er niht, man trag in 30
Line: 31 dann in dem mund under der zungen.
Line: 34 Ligurius haizet luhsstain und ist der zwelf stain
Line: 35 ainer, sam daz puoch ze latein spricht. daz verstên ich, 35
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Line: 1 daz er der zwelfer ainer sei, die Aarôn truog in dem
Line: 2 tempel, aber er ist der zwelfer niht ainer, die Johannes
Line: 3 sach in seinem gesiht, dar auf diu götleich stat gepauwen
Line: 4 was Jerusalem. der luhsstain tropfet von des luhss wam\men,
Line: 5 sam Plinius spricht, und die tropfen werdent sô 5
Line: 6 hert, daz ain stain dar auz wirt. und daz waiz daz tier
Line: 7 wol von nâtûr und hazzet menschleichen nutz, dar umb
Line: 8 verscherret ez seinen harm mit sant. der stain wirt ma\nigerlai
Line: 9 varb, dar nâch und der harm gevar ist, iedoch
Line: 10 ist er dick gel und naigt sich ain klain zuo ainer swerzen. 10
Line: 11 wenn man den stain in wazzer wescht, sô hilft er den,
Line: 12 die niht zuo stuol mügent gên, und entsleuzt den leip
Line: 13 und widerpringt die verlorn varb an dem antlütz, wan er
Line: 14 ist den gelsühtigen guot und zeucht diu hälmel an sich,
Line: 15 sam der aitstain tuot. 15
Line: 18 Lagapis ist ain stain, der ist an kraft kalt und tru\cken
Line: 19 und ist sinbel und ist allermaist den wunden läuten
Line: 20 guot. der stain zeucht daz eisen auz den wunden. 20
Line: 23 Magnes der stain ist eisenvar. der zeucht daz eisen
Line: 24 an sich, wenn der adamas niht gegenwärtich ist. man
Line: 25 spricht auch, daz der stain nütz sei in der zaubrær kunst. 25
Line: 26 er hât ain wunderleich kraft, sam man spricht: welher
Line: 27 man well wizzen, ob sein fraw ain êprechærinn sei oder
Line: 28 niht, der leg ir den stain under daz haupt, wenn si slâf.
Line: 29 ist si dann stæt und frum, sô umbvæht si iren êman mit
Line: 30 den armen in dem slâf; ist aber si unstæt und valsch, 30
Line: 31 sô vellt si von dem pett in dem slâf, sam ob si dâ von
Line: 32 gestôzen sei. der stain versüent auch krieg und zorn
Line: 33 zwischen den êläuten. er ist auch den dieben guot. wan
Line: 34 sô die dieb in ain haus koment, sô legent si lebentig koln
Page: 452
Line: 1 an die vier end des hauses und sprengent des magneten
Line: 2 stückel dar auf, sô werdent der läut sinn und augen in
Line: 3 dem haus sô gar verkêrt, daz si wænent, daz haus well
Line: 4 vallen, und vliehent dar auz; sô nement dann die dieb
Line: 5 waz si wellent. alsô sprechent die stainlær. wer den 5
Line: 6 stain zerreibt und mischt in mit milich, sô hilft er den
Line: 7 wazzersühtigen, und wenn er gepulvert ist, sô hilft er
Line: 8 den gepranten wunden. den stain vint man datz den
Line: 9 Dragoditen und datz den Inden. Isidorus spricht, daz
Line: 10 der stain ie pezzer sei, sô er ie gelber sei. er zeucht 10
Line: 11 daz glas auch an sich sam daz eisen. ez spricht sant
Line: 12 Augustîn, daz ain eisnein pild in dem luft hang neur
Line: 13 von des staines kreften.
Line: 16 Memphites ist ain stain, der kümt von der stat
Line: 17 Memphis in Egyptenland, der hât nâhent ain feurein
Line: 18 varb. wenn man den zerreibt und mischt in mit ezzeich
Line: 19 und gibt in den, die man premen schol oder sneiden,
Line: 20 sô werdent si sô gar unenpfintleich an irem leib, daz si 20
Line: 21 der marter niht enpfindent.
Chapter / Strophe: 52 52.
Line: 22
Line: 23 VON DEM MEDEN.
Line: 24 Medus ist ain stain, der kümt von den landen, dâ
Line: 25 die läut wonent, die Medi haizent, und ist ain tail grüen\lot. 25
Line: 26 er hât guot kreft und pœs. wan sô man in zerlæt
Line: 27 mit ainer frawen gespünn, diu ain knäblein hât getragen,
Line: 28 sô gibt er den plinden ir gesiht wider und benimt diu
Line: 29 weizen mail in den augen und gibt den ir gesiht wider,
Line: 30 die verhoft habent, daz si niht mêr sehen. er hailt auch 30
Line: 31 der füez siehtum, der ze latein podagra haizt, und hailt
Line: 32 die von iren sinnen koment in irem siehtum, die ze latein
Line: 33 frenetici haizent. wenn aber man in zerlæzt in wazzer
Line: 34 und in trinkt, sô macht er, daz ainem diu lungel datz dem
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Line: 1 mund stücklot auz gêt mit wüllen und mit halsprechen,
Line: 2 und wer sein stirn mit dem wazzer wescht, den macht
Line: 3 er plint.
Chapter / Strophe: 53 53.
Line: 4
Line: 5 VON DEM SPAT
Line: 6 Nitrum haizt spat. der stain ist weizlot und durch\sihtich
Line: 7 nâhent sam ain glas, und dar umb macht man in
Line: 8 für die venster an den häusern in etleichen landen, sam
Line: 9 in Dürgen. der stain hât die kraft, daz er zuo im zeucht
Line: 10 und entsleuzt und ist guot für die gelsuht. 10
Line: 13 Nicomar oder alabastrum ist ain alabasterstain. der
Line: 14 ist weiz und ist gar kalter nâtûr, dar umb behelt man
Line: 15 edel salb dar inn lang. auz dem stain het Marîâ Mag\dalênâ 15
Line: 16 ain pühsen, dâ was diu salb inn, die si unserm
Line: 17 herren auf daz haupt gôz. der stain hât die art, daz er
Line: 18 sighaft macht und behelt freuntschaft zwischen den läu\ten.
Line: 19 auz dem stain macht man pild und dar umb, daz
Line: 20 er sô gemain ist, ahtet man sein niht vil. 20
Line: 23 Nosech ist ain stain, der ist zwaierlai. ainer ist weiz\lot,
Line: 24 der ander manigverbich. den stain zeucht man auz
Line: 25 ainer kroten haupt, ê daz si wazzer trink oder wazzer 25
Line: 26 rüer, und scheint understunden ain krot an derlai stainen
Line: 27 mit zersträuten füezen. der stain ist guot für der würm
Line: 28 piz und für vergift. wan sô vergift gegenwärtig ist, sô
Line: 29 prent der manigverbich nosech den vinger. die stain
Line: 30 schol man paid mit ainander einmachen und besliezen. 30
Line: 33 Onichinus ist der zwelf stain ainer an Aarôns klai\dern,
Line: 34 und habent die maister zwên wân von dem stain.
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Line: 1 der ain wân ist, daz ez ain klainz österl sei, daz ist ain
Line: 2 mervischel alsô genant, daz smeckt gar wol und ist an
Line: 3 der grœz und an der varb sam ains menschen vinger\nagel;
Line: 4 wenn daz auz dem wazzer köm und hert werd,
Line: 5 sô werd der stain dar auz, und ist der stain auch gevar 5
Line: 6 sam ain vingernagel. dar umb haizt er in kriechisch
Line: 7 οnichinus, wan οnichina in kriechisch haizet lidnagel.
Line: 8 den wân von dem stain hât diu alt glôs über daz puoch
Line: 9 Leviticum. ain ander wân ist (den hât Beda), daz oni\chinus
Line: 10 oder onix ain tail swarz sei und daz in der swerz 10
Line: 11 weiz und rôt streimeln sein, und daz spricht kain maister
Line: 12 von der nâtûr. aber Platearius spricht, daz onicha oder
Line: 13 onix oder onichinus ain paumzaher sei, der fliez auz ainem
Line: 14 paum und werd sô hert, daz der stain dar auz werd, sam
Line: 15 man list von dem stain, der succinus haizt, und daz ist 15
Line: 16 gar geläupleich. war auz nu der stain werd, sô ist doch
Line: 17 aller maister wân von der nâtûr gemainleich, daz der
Line: 18 stain gevar sei sam ain nagel, reht sam ain rœtlot waz\zerperl;
Line: 19 daz ist der sterker wân. der stain ist für die
Line: 20 räudichait oder für daz kratzen guot und macht daz ant\lütz 20
Line: 21 weiz, und sô man in in feur legt, sô gibt er gar
Line: 22 ainen süezen smack. man schreibt auch ain wunder von
Line: 23 dem stain. wer in leg in ain siechez aug, sô gê er hin
Line: 24 ein in daz aug inwendig ân allen smerzen und umbgê
Line: 25 daz aug über al, unz er die pœsen fäuhten dar auz pringt. 25
Line: 26 zwâr, daz ist ain grôzez wunder, wan ez ist nihts sô
Line: 27 klain, ez tuo in dem augen wê. dar umb spricht Salo\môn
Line: 28 in dem puoch der hôhen sprüch 'daz aug ist ain
Line: 29 klaineu wonung, wan ez leidet kainen gast.'
Line: 32 Ostola oder optalius ist ain stain, des varb die mai\ster
Line: 33 niht sagent, dar umb, daz man in iht leiht vind.
Line: 34 wan wer in tregt, den siht niemant, aber er siht selber
Line: 35 wol, und dar umb habent in die diep gar liep. 35
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Line: 3 Orites ist ain grüener stain und hât weizeu mail.
Line: 4 der widerstêt widerwärtigen dingen. er ist auch ainer
Line: 5 andern lai; der stain der ist swarz und sinbel, der hailt 5
Line: 6 vergiftiger tier piz, wenn man in mit paumöl bestreicht.
Line: 7 noch ist ainer andern lai; der stain der ist sam diu klai\nen
Line: 8 eisenplechel. der hilft den frawen, daz si swanger
Line: 9 werdent. ist aber ain fraw swanger, sô ergeuzt er ir
Line: 10 die purt. 10
Line: 13 Perites oder pirites oder piridonius ist ain stain, der
Line: 14 kümt von den läuten, die Perse haizent, und ist goltvar.
Line: 15 iedoch ist etleicher gevar sam der chrisolit, ân daz er ain 15
Line: 16 klain grüener ist. der stain ist guot wider die âdersuht,
Line: 17 diu ze latein artetica haizt, und ist daz dû in vast in der
Line: 18 hant druckst, sô prennt er dich an die hant sô sêr, daz
Line: 19 dû sein niht geleiden maht, und dar umb wil er, daz
Line: 20 man in senfticleich hab und zärtleich. des staines schein 20
Line: 21 nimt auf und ab mit dem mônn.
Line: 24 Panthera ist ain stain, der hât nâhen all varb an im.
Line: 25 den schol sein tragær des morgens fruo ansehen, wenn 25
Line: 26 diu sunn auf gêt, dar umb, daz er in sighaft mach und
Line: 27 kreftig in allen dingen. er vertreibt daz kratzen an der
Line: 28 haut, und spricht man, er hab sô vil tugent sô vil varb
Line: 29 er hab, und kümpt von dem land India. ich wil aber
Line: 30 aines râten, daz dû des morgens des allerêrsten die käu\schen 30
Line: 31 magt alsô swanger anrüefst mit irem kindel; wan
Line: 32 hâst dû die muoter, dû hâst daz kindel, hâstû muoter
Line: 33 und kint, sô hâst dû den vater, und zwâr sô hâst dû waz
Line: 34 dû wilt, ân pôshait allain.
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Line: 3 Prasius ist ain grüener stain gar schœner. iedoch
Line: 4 ist sein grüen vaizter wan des smaragden und ist ze
Line: 5 nihteu guot denn daz er daz golt ziert, und pricht man 5
Line: 6 den smaragt auz dem stain.
Line: 9 Piropholos mag leutsstain haizen. wan, sam der mai\ster
Line: 10 Eusculapius schreibt dem kaiser Octaviano Augusto, 10
Line: 11 der stain ist gar edel und wirt auz ains menschen herz,
Line: 12 daz mit vergift ist getœtt, wan daz herz mag in feur niht
Line: 13 verprinnen. ist daz man daz herz in feur behelt neun
Line: 14 jâr ân underlâz, sô wirt der stain dar auz, der gar wun\dergrôz
Line: 15 kraft hât. wan, sam der selb maister spricht, 15
Line: 16 der stain beschermt seinen tragær vor himelplatzen und
Line: 17 vor donr und macht die herren sighaft in streiten und
Line: 18 sichert si vor vergift. den stain truog Alexander, sam
Line: 19 man spricht, in ainer purpereinen undergürteln, und dô
Line: 20 er widerkom von dem land India und über daz wazzer 20
Line: 21 kom Eufraten, dô zôch er seineu klaider ab, daz er patt
Line: 22 in dem wazzer in des kôm ain slang und paiz den un\dergurt
Line: 23 ab mit dem stain und liez in vallen in daz waz\zer.
Line: 24 daz hât Aristotiles geschriben in ainem puoch von
Line: 25 den slangen. nu wænent die maister, daz dér stain und 25
Line: 26 der leutsstain áin stain sei, der von der gemain lapis hu\manus
Line: 27 haizt. von dem spricht man, daz er den menschen
Line: 28 behüet vor dem gæhen end und daz er niht ersterben
Line: 29 müg, die weil er den stain hab in seiner hend. iedoch
Line: 30 beschermt er den menschen niht vor siehtum und vor 30
Line: 31 smerzen und lengt doch daz leben in dem leiden, sam
Line: 32 man auch schreibt von dem land der lebentigen, dâ nie\mant
Line: 33 inn ersterben mag, daz dialle haizt oder drivallis.
Line: 34 der stain ist etswie vil rôt und hât ain weizen dar zuo
Line: 35 gemischt. 35
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Line: 3 Peanites ist ain stain. der wirt in dem künigreich,
Line: 4 daz Macedonia haizt, und hât an im weipleich art, wan
Line: 5 er gevæht zuo in gwisser zeit und gepirt im selber ainen 5
Line: 6 geleichen stain. der stain ist swangern frawen nütz.
Line: 9 Quirin haizt withopfenstain. den vindet man in der
Line: 10 withopfen nest. der ist ain meldær haimleicher ding in 10
Line: 11 dem slâf und mêrt die träum und daz gesiht in dem slâf.
Line: 14 Quirindros haizt geirstain. den zeuht man dem geirn
Line: 15 auz seim hirn und ist guot wider all schedleich sach und 15
Line: 16 füllet den ammen ireu prüstel mit milch.
Line: 19 Saphirus ist gar ain edel stain und ist der zwelfer
Line: 20 ainer, die Johannes sach. der stain ist himelvar, wan 20
Line: 21 er ist liehtplâ. iedoch mag er nümmer sô lauter werden,
Line: 22 daz er ain pild in sich nem sam ain spiegel. wenn sich
Line: 23 der sunnen schein widersleht auf dem stain, sô gibt er
Line: 24 ainen prinnenden schein von im und ist den himelkreften
Line: 25 allzeit annaigich. aber der ist der pest, der von India 25
Line: 26 kümt, und der ist kainer durchläuhtich. der stain be\helt
Line: 27 den leip und diu glider ganz in irr narung von
Line: 28 nâtûr, diu ze latein vegetatio haizt, und senftigt die in\wendigen
Line: 29 prünst und verstellt den swaiz und benimt der
Line: 30 augen und der stirn smerzen und hailt auch der zungen 30
Line: 31 siehtum und gesetzt swulst und hailt swern und schäuht
Line: 32 den grausamen siehtum, der daz antlütz negt und haizt
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Line: 1 ze latein noli me tangere, daz haizt: rüer mich niht. aber
Line: 2 er verleust sein varb dar nâch. der stain ist auch guot
Line: 3 wider untrew, wider haz und wider erschrecken, und
Line: 4 ist gnædich zuo frid. aber der in tregt, der muoz sich
Line: 5 gar vast vleizen, daz er käusch sei. ez sint auch saphir 5
Line: 6 pei der stat ze Poi gegen der sunnen underganch, die sint
Line: 7 klaines geltes wert und habent gar klain kraft. die sint
Line: 8 sam ain gar tunkel cristall gevar, aber man undersetzt
Line: 9 si mit plâwen sezzeln in den vingerleinn, daz si etwaz
Line: 10 plâ scheinent. der pringt man vil in däutscheu lant, aber 10
Line: 11 si habent niht kreft. iedoch die dâ her koment und hieten
Line: 12 die gestalt die die saphir habent von Orient, daz ist von
Line: 13 der sunnen aufganch, die wæren die pesten under in und
Line: 14 kreftich, aber man vint ir wênig. die saphir, die von
Line: 15 Orient koment, die sint die pesten und allermaist die 15
Line: 16 oben weizloteu wölkel habent und dicker varb sint. ez
Line: 17 sint auch etleich saphir von Orient, die ainen rubîn zuo
Line: 18 in habent gemischt, und die sint die klærsten und die
Line: 19 kreftigisten under den andern. die zaubrær handelnt den
Line: 20 stain vil in iren werken. Der saphir, der dem lautern 20
Line: 21 himel geleicht und der ainen prinnenden schein von im
Line: 22 gibt, wenn sich der sunnen schein auf im widersleht, der
Line: 23 bedäut die hoffenung, dâ mit wir gezukt werden in die
Line: 24 êwigen fräud, und wir dann dâ mit enzünt werden und
Line: 25 durchflammet mit der haizen flammen der götleichen lieb 25
Line: 26 und die werlt versmæhen, alsô daz wir mit sant Pauls
Line: 27 mügen gesprechen 'unser mitwandeln ist in den himeln.'
Line: 28 und dar umb spricht got durch des weissagen munt, der
Line: 29 Isaias haizt, zuo dem menschen, den er maint 'ich wil
Line: 30 dich gruntvesten auf saphir,' daz ist auf hoffenung. Dar 30
Line: 31 umb hân ich unserr frawen den stain geleicht und hân
Line: 32 gesprochen: tu saphirus sancte spei; daz spricht: dû pist
Line: 33 ain saphir der hailigen hoffenung, wan ich waiz kain
Line: 34 sicherr zuofluht in allen ängsten und in nœten, wenn
Line: 35 der öbrist rihtær nu rihten schol über leib und über sêl, 35
Line: 36 wan den gar edeln saphir, die muoter der parmherzichait,
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Line: 1 Marîam. kain jud noch kain ander ketzer mag mich des
Line: 2 gewenden, wan ich sprich, daz ich daz zaichen der wâr\hait
Line: 3 mêr dann ains mâls hân gedruckt in mein sêl, und
Line: 4 dar umb leid ich. niemant darf frâgen, war umb ain
Line: 5 mensch leid mêr dann anderr hundert. 5
Line: 8 Smaragdus ist gar ain edel stain und ist auch ainer
Line: 9 der zwelf stain; der ist grüen ob allen grüenen dingen.
Line: 10 iedoch ist er manigerlai. aber der ist der pest, den man 10
Line: 11 vint in dem land Scythia, und nimt man in auz der greifen
Line: 12 nest, wan die behüetent in mit grôzer grimmichait; und
Line: 13 der allerpest under den selben stainen ist der durchsihtich
Line: 14 ist und von des grüene der næhste luft grüen wirt und
Line: 15 des grüen weder von der sunnen dunkelt noch von an\derm 15
Line: 16 lieht noch von schaten. sein pesteu gestalt ist, daz
Line: 17 er sleht sei, wan sô er gedürcht ist, sô ist er dunkel.
Line: 18 wenn man den stain raincleichen tregt und êrleichen, sô
Line: 19 vertreibt er daz vallent lait. er sterkt daz gesiht und
Line: 20 klært diu augen, und wenn man in wescht und in salbt 20
Line: 21 mit paumöl, sô erhœht sich sein grüene. er mêrt reich\tum
Line: 22 und gibt gnâd in allem geschäft und macht den
Line: 23 menschen genæm in seinen worten und hilft den, die ver\porgeneu
Line: 24 dinch vorschent, und abnaigt daz ungewiter und
Line: 25 gesetzt den unkäuscheu gelust. wenn man pei dem stain 25
Line: 26 unkäuscht, sô pricht er. der smaragd bedäut käusch, wan
Line: 27 diu behelt des menschen leip grüen, daz ist ganz und
Line: 28 rain. diu tugent übertrift all ander tugent an dem men\schen,
Line: 29 wan daz ain mensch käusch und rain beleib, daz
Line: 30 ist mêr engelisch wan menschleich. diu tugent ist genâ\den 30
Line: 31 vol got und den menschen und auch den engeln und
Line: 32 tregt an ir daz pild unsers herren Jêsû Christi, wan si
Line: 33 volgt dem götleichen lämpel, wâ ez hin gêt, und dar
Line: 34 umb setzt sant Johannes den stain in den vierden an der
Line: 35 zal under den zwelf stainen, wan die vier êwangelisten 35
Page: 460
Line: 1 lobent die käusch gar mit fleiz. dem smaragden hân ich
Line: 2 unser frawen geleicht mit irr rainichait und mit irr käusch,
Line: 3 diu got sô genæm was, daz er sich selben beslôz in der
Line: 4 clausen der käuschen rainikait. eyâ wie gar wunnenc\leichen
Line: 5 süez ist daz betrahten und prüefen, wenn ain 5
Line: 6 mensch prüeft, in welher lieb und in wie grôzer genâd
Line: 7 diu götleich pluom sich umbslôz mit dem rainen taw der
Line: 8 käuschen juncfrawen und mensch wart durch unsern willen.
Line: 11 Sardonix ist auch der zwelf stain ainer und hât in
Line: 12 diu nâtûr gemacht von zwain stainen, von dem onicen
Line: 13 und von dem sarden. er ist ain tail rôt und die rœt hât
Line: 14 er von dem sarden, und ist ain tail weiz und swarz, die
Line: 15 zwuo varb hât er von dem onicen. man spricht, daz der 15
Line: 16 stain kain ander tugent hab denn daz der onix niht ge\schaden
Line: 17 müg, wâ der sardonix gegenwertich sei. dar
Line: 18 umb scholt dû wizzen, daz etleich sprechent, onix sei ain
Line: 19 ander stain dann onichinus, von dem wir vor gesait haben,
Line: 20 und sprechent, onix sei ain edel stain, der sei ain seit 20
Line: 21 weiz und ander seit swarz und hab die tugent, wer in
Line: 22 an dem hals oder an dem vinger trag, dem benem er
Line: 23 geitikait und benem im traurig träum in dem slâf, aber
Line: 24 er hab die untugent, daz er krieg und zwaiung mach
Line: 25 zwischen den läuten, und wenn man in den kinden an 25
Line: 26 ir hels henk, sô mêr er in die spaicheln. und wider die
Line: 27 untugent ist der sardonix guot. den onicen vint man in
Line: 28 den zwain landen Arabia und India und den sardonicen
Line: 29 auch. ez sprechent auch die maister, daz der sardonix
Line: 30 gar ain schœn gestalt hab, wenn die vorgenanten varb 30
Line: 31 all zuo ainander gemischt sein. wer den stain tregt, dem
Line: 32 zimt, daz er witzig sei und diemüetig, und spricht man,
Line: 33 daz die die pesten under in sein, die durchgraben sein,
Line: 34 sam man insigel grebt. diu glôs spricht über der taugen
Line: 35 puoch in dem ainundzwainzigistem stuck, daz der sar\donix 35
Page: 461
Line: 1 ze niderst swarz sei und ze mittelst weiz und ze
Line: 2 oberst rôt. Dâ pei verstêt man der hailigen gedult, dâ
Line: 3 mit si versmæcht sint ze niderst, daz ist in diser armen
Line: 4 werlt. dar umb spricht Job 'man verspott des gerehten
Line: 5 ainvalt.' die hailigen sint auch ze mittelst weiz, daz ist, 5
Line: 6 si sint in irem herzen und in irr gewizzen rain mit irr
Line: 7 unschuld und sint ze oberst rôt mit der hitz der göt\leichen
Line: 8 lieb, dâ durch si vil marter leident. dar umb
Line: 9 hân ich den stain unserr frawen gerehtikait geleicht.
Line: 10 ach, herr, dû waist, wie gar versmæht si ist gewesen mit 10
Line: 11 dir in diser werlt und waz si mit dir erliten hât umb
Line: 12 den schein deiner götleichen werk hie auf erden. zwâr,
Line: 13 dar umb spricht si pilleich in der minnen puoch von ir
Line: 14 selber 'ir töhter von Jerusalem, ir schült mich niht mail\prüefen
Line: 15 dar umb, daz ich praun pin, wan diu sunn hât 15
Line: 16 mich enpfirbt, ich pin swarz, aber ich pin gar wolgestalt.'
Line: 17 wê, wie gar ain schœneu predig dar auz würd!
Line: 20 Sardius ist auch der zwelf stain ainer. den funden 20
Line: 21 die läut des êrsten die Sardi haizent. der stain ist ainer
Line: 22 rôten varb, aber diu rœt ist plaich sam ain rôteu erd.
Line: 23 er hât die art, daz er den rôten fluz verstellt, und der
Line: 24 onix mag niht geschaden, wenn der sardius gegenwertich
Line: 25 ist, und spricht diu glôs, daz sardius und corneolus áin 25
Line: 26 stain sein. Der stain bedäutt die volkomen stætikait der
Line: 27 hailigen marterær, die ir pluot vergozzen habent in der
Line: 28 liebe unsers herren, und dar umb ist er der sehst an der
Line: 29 zal under den zwelf stainen in der taugen puoch, wan
Line: 30 unser herre lait die marter in dem sechsten alter der 30
Line: 31 werlt. den stain hân ich geleicht unserr frawen kint\leicher
Line: 32 vorht, die ain kint zuo seinem vater hât stætic\leichen,
Line: 33 wie ez alleu seineu werk füer und volpring und
Line: 34 sein leben ganz dar nâch schick, daz ez seinen vater iht
Line: 35 erzürn, neur durch die ganzen lieb, die ez stætigs zuo 35
Page: 462
Line: 1 im hât. ez fürht dick ain mensch den andern durch des
Line: 2 willen, daz ez nutz von im wartt, oder daz im leiden und
Line: 3 schad dâ von köm, tæt ez seinen willen niht. die vorht
Line: 4 main ich niht, wan diu selb vorht ist ain dienerin, diu
Line: 5 dient dem nutz und niht der lieb und ist ain betwungen 5
Line: 6 vorht. aber diu êrst vorht ist ain erbkint und ist neur
Line: 7 gepauwen auf lauter lieb und auf stætikait. diu vorht
Line: 8 mag grôz leiden tragen durch irs liebes willen. zwâr,
Line: 9 die vorht hât unser frawe ganz gehabt zuo got auf erden.
Chapter / Strophe: 70 70.
Line: 10
Line: 11 VON DEM SIRN.
Line: 12 Syrus ist ain stain, der kümpt von dem land Syria,
Line: 13 sam Isidorus spricht. der hât die art, daz er ganzer in
Line: 14 dem wazzer ob swimmt, und sô er gestückelt wirt, sô
Line: 15 vellt er ze podem. daz ist gnuog wunderleich. 15
Line: 18 Sarcophagus haizt leichstain. der hât die art, sam
Line: 19 Isidorus spricht, waz leich man dar ein legt, die erfaulent
Line: 20 und werdent verzert in dreizig tagen, wan sarcos in krie\chisch 20
Line: 21 haizt ain arch und phagos haizt ezzen: von den
Line: 22 zwain worten kümt der gesamnet nam sarcophagus.
Chapter / Strophe: 72 72.
Line: 23
Line: 24 VON DEM SAMI.
Line: 25 Samius ist ain stain, den vindet man in der inseln 25
Line: 26 Samus, der ist swær und weiz, und mit dem stain machet
Line: 27 man daz golt schœn, und hât die art, wenn man in trinkt,
Line: 28 sô vertreibt er den swintel und widerpringt den erzürnten
Line: 29 muot. aber er hât die untugent, wenn man in pint an
Line: 30 ain hant ainer frawen, diu in der purt arbait, sô helt er 30
Line: 31 die purt auf und hindert si irs fürganges.
Page: 463
Line: 3 Succinus ist ain stain, den haizent die Kriechen elec\tron.
Line: 4 der ist gelvar und ist etswenn durchsihtich sam
Line: 5 ain glas. Isidorus spricht, daz er von der viehten saf 5
Line: 6 kom, und haizt gemaincleich lambra, und wenn man in
Line: 7 mit den vingern reibt, sô zeucht er hälmel an sich und
Line: 8 der kleider säum, reht sam der magnes daz eisen zeucht.
Line: 9 er pringt seinen tragern käusch und sein rauch hilft den
Line: 10 swangern frawen in der purt und scheuht die slangen. 10
Line: 11 der êrst zaher, der von der viehten fleuzt, der ist lauter,
Line: 12 und daz ist der in dem sumer in der warmen zeit her für
Line: 13 fleuzt. aber der ze anderr zeit ab fleuzt, der ist tunkel
Line: 14 und unsauber, und dar nâch ist auch der stain. den
Line: 15 stain vindent die läut, die Gothi haizent, in aim wazzer, 15
Line: 16 dâ der zaher ein gevallen ist.
Line: 19 Silenites ist ain stain, der ist gar schœn von gesa\menter
Line: 20 varb, von weiz, von rôt, von grüen, von purper\var. 20
Line: 21 den tragent die snekken in dem land India und ist
Line: 22 etleicher derlai stain, der grüen ist sam ain gras. wer
Line: 23 den stain in dem mund tregt, der sagt wâr von künftigen
Line: 24 dingen. wan sô dû gern westest von mügleichen dingen,
Line: 25 diu noch niht geschehen sint, ob si geschehen oder niht, 25
Line: 26 und dû den stain under der zungen hâst, sô welz in
Line: 27 deim muot hin und her: weder geschiht daz oder niht; ze
Line: 28 hant vellt dein muot auf der ainz und mag dâ von niht
Line: 29 gelâzen. und die kraft hât der stain neur, sô der môn
Line: 30 wehst, und hât si fruo zuo der sehsten stund und an dem 30
Line: 31 êrsten tag neur ain stunt, an dem zehenden die êrsten
Line: 32 und die sehsten stunt. aber sô der môn abnimt, sô hât
Line: 33 er der kraft niht. der stain zepricht nümmer von dem
Line: 34 feur und widerpringt lieb zwischen den läuten, die ain\ander
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Line: 1 hazzent. er hilft auch den menschen, die die
Line: 2 swindenden suht habent, diu ze latein tysis haizt.
Line: 5 Specularis haizt spiegelstain. der ist durchsihtich 5
Line: 6 sam ain glas und vindet man in under der erden, und
Line: 7 sô man in auzgrebt, sô spaltet man in in klaineu stück,
Line: 8 sam Isidorus spricht.
Line: 11 Sadda ist ain stain, der hangt sô vast an den schif\fen,
Line: 12 daz man in kaum mit ainer feilen dar ab pringt.
Line: 13 der stain ist grüenvar sam ain lauch.
Line: 16 Topazius ist der zwelf stain auch ainer, die Johannes
Line: 17 sach, und geleicht gold an der varb und der ist der edelst
Line: 18 under derlai stainen. aber ainer andern lai ist, der ist
Line: 19 vil liehter und ist an der varb dünner, aber er ist pœser
Line: 20 wan der êrst. der stain hilft den âfteradern, die zuo der 20
Line: 21 mistporten niden gênt. man spricht auch, daz er des
Line: 22 mônn enpfind, und gesetzt siedendez wazzer, wenn man
Line: 23 in dar ein stœzt, und verkêrt zorn und unkäusch. der
Line: 24 der stain kümt von dem land Arabia und wart des êrsten
Line: 25 funden in der inseln Topazi. Plinius spricht, daz man 25
Line: 26 den stain sô grôzen hab funden, daz Ptolomeus Phila\delphus
Line: 27 ain säul dar auz liez machen vier daumellen lanch.
Line: 28 wilt dû den stain polieren und schœn machen, sô wirt
Line: 29 er dunkel. læzt aber dû in in seiner aigenen nâtûr, sô
Line: 30 scheint er schôn. den stain hân ich geleicht unserr 30
Line: 31 frawen glenzen, wan sô man die ie mêr lobt mit andern
Line: 32 crêatûren, sô man ir adel ie mêr nidert; wenn aber man
Line: 33 si læzt in irem aigenen adel, daz ist daz si maget wesend
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Line: 1 den wâren got gepar, zwâr, sô scheint si reht schôn über
Line: 2 all crêatûr, ez sein engel oder himel oder andreu dinch.
Line: 3 und dar umb, wie man si nennt anders dann gotes ge\perærinn
Line: 4 oder daz dem geleicht, zwâr, sô ist ir lob ge\diemüetigt.
Line: 5 aber daz wir si loben mit andern dingen, 5
Line: 6 daz preist unsern fleiz und erzaigt, daz wir armen ir gern
Line: 7 gæben, hiet wir iht, und daz nimt si dan gar für guot.
Line: 10 Terobolen sint stain in den landen gegen der sunnen 10
Line: 11 aufganch, und der ainer hât von nâtûr ains mannes pild
Line: 12 und der ander ainer schœnen juncfrawen pild. wenn die
Line: 13 nâhent pei enander sint, sô gebent si flammen und feur;
Line: 14 aber wenn si von enander sint, sô tuont si des niht.
Line: 17 Vertillus ist ain läuhtend stain genuog klâr und
Line: 18 gleicht lauterm öl, sam Platearius spricht, und macht
Line: 19 den minnenzæm der in tregt und ist guot für allen augen\smerzen.
Line: 20 er benimt auch köpeln mit der keln und sêr 20
Line: 21 seufzen von dem herzen und benimt der lebern iren
Line: 22 smerzen, wenn man in in wazzer wescht.
Line: 25 Vernix ist ain wolsmeckent stain und ist etwaz weiz\var 25
Line: 26 und ist guot wider die melancoli, wenn ainer von im
Line: 27 selber kümt, und ist auch guot für des milzen und für
Line: 28 der lebern geprechen und wider der prust geprechen, diu
Line: 29 cardiaca haizt.
Line: 32 Zunich haizt lazûrstain und haizt auch ze latein
Line: 33 lapis lazurii. der ist himelvar, wan er ist plâ mit golt\varben
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Line: 1 sprekeln. von dem stain macht man guot lazûr.
Line: 2 der stain ist guot für die melancoli und wider den vier\tägleichen
Line: 3 riten und wider die âmaht, diu von der pœsen
Line: 4 fäuhten kümt, diu melancolia haizt.
Line: 7 Zignites ist ain stain, der ist glasvar und haizt auch
Line: 8 evas. wer den an dem hals tregt, dem vertreibt er die
Line: 9 raup und die fremdigung seins sinnes und verstellt daz
Line: 10 pluot, und helt man in zuo aim prinnenden tôht, sô 10
Line: 11 verlescht er die flammen an dem lieht.
Line: 14 Ez sint etleich stain, dâ sint pild ein gegraben, und
Line: 15 von den pilden habent die alten väter vil geschriben. ie\doch 15
Line: 16 bedarf man der red niht vil getrawen noch zemâl
Line: 17 verwerfen. aber daz ist ze wizzen, daz diu pild, diu die
Line: 18 alten gruoben in die edeln stain, bezaichent der selben stain
Line: 19 kreft, und dar umb schol man der stain pild in êren
Line: 20 haben. iedoch schol niemant sein hoffenung ganz dar 20
Line: 21 auf werfen, sam diu red sagt: man schol an den obersten
Line: 22 got hoffen, von dem aller stain kreft sint geben und aller
Line: 23 crêatûr wirdichait.
Line: 24 An welhem stain man vindet ainen ohsen oder ain
Line: 25 juncfrawen oder ainen stainpock, der stain ist kalt und 25
Line: 26 macht seinen tragær sicher. an dem stain man vindet
Line: 27 ainen krebzen oder ainen scorpen oder ainen visch, der
Line: 28 ist kalt und ist nordenkreftich, alsô daz er küel ist sam
Line: 29 der nordenwint, der ze latein aquilo haizt. und der selb
Line: 30 stain behüett seinen tragær vor der âdersuht, diu ze la\tein 30
Line: 31 artetica haizt, und vor dem dritägleichen riten und
Line: 32 vor der hitzigen suht. die stain sint geweicht.
Line: 33 An welhem stain man vint zwai zwinlein oder ain
Line: 34 wazzermensch, daz ainen kruog mit wazzer auzgeuzt, der
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Line: 1 ist sunnennaigich, alsô daz er sein kraft hât nâch der
Line: 2 sunnen underganch, und der stain hailt die läut von dem
Line: 3 viertägleichen riten und von dem paralis und macht sei\nen
Line: 4 tragær genæm gegen den läuten.
Line: 5 An dem stain man vindet ain wider oder ainen leben 5
Line: 6 oder ainen schützen, der ist sunnenkünftich, alsô daz er
Line: 7 sein kraft hât nâch der sunnen aufganch, und der stain
Line: 8 ist kreftig und macht den menschen minnenzæm und
Line: 9 hailt den tägleichen riten und die wazzersuht. er scherpft
Line: 10 den sin und macht sicher und wolgespræch. 10
Line: 11 An dem stain ain mensch ist und hât in der rehten
Line: 12 hant ain sicheln, der macht seinen tragær von tag ze tag
Line: 13 geweltiger.
Line: 14 An dem stain man vint ainen menschen und ains
Line: 15 widern haupt, der macht seinen tragær minnenzæm allen 15
Line: 16 läuten und allen tiern.
Line: 17 An dem stain man vint ainen gewâpenden man oder
Line: 18 ain juncfrawen mit aim umbswebenden klaid und ainen
Line: 19 lorpaum helt, daz ist ain zaichen, daz der stain geweiht
Line: 20 ist, und der stain erlœst von widerwärtigen geschihten. 20
Line: 21 An dem stain man vint ainen menschen und den
Line: 22 mônn und die sunnen, der macht seinen trager käusch und
Line: 23 sicher wider den unkäuschen lust.
Line: 24 An dem stain man vint ainen menschen, der flügel
Line: 25 hât an den füezen und in der lenken hant ain eingewelzt 25
Line: 26 slangen, der macht seinen tragær überfliezent mit weis\hait
Line: 27 und frœleich in gesunthait.
Line: 28 An dem stain man vint ainen menschen, der ain
Line: 29 palm in der hant tregt, der macht seinen tragær sighaft
Line: 30 und macht in den fürsten genæm. 30
Line: 31 An dem stain man vint ainen jäger oder jaghunt
Line: 32 oder hirz oder ainen hasen, der hât die kraft, daz er die
Line: 33 tiefelhaftigen hailt und die von siehtum unsinnich sint,
Line: 34 die ze latein frenetici haizent.
Line: 35 An dem stain man vint ain slangen, die ainen aimer 35
Line: 36 auf dem ruk hât oder auf dem zagel ainen raben, der
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Line: 1 macht seinen tragær kluog oder kündich und fürsihtich
Line: 2 und benimt übrig hitz.
Line: 3 An dem stain man vint ainen halben menschen von
Line: 4 der schuldern unz an die nierstat, der erlœst den men\schen
Line: 5 von unkäuschem lust und macht in käusch und 5
Line: 6 genæm.
Line: 7 An dem stain man vint ain schef und ainen segel,
Line: 8 der macht ober in geschäft.
Line: 9 An dem stain man vint ainen hunt, der in dem lewen
Line: 10 sei (daz ist der stern, der hunt haizt, in dem himelzaichen, 10
Line: 11 daz leo haizt), seint daz selb zaichen hitzig ist und tru\cken,
Line: 12 der stain behelt diu lider sicher vor der wazzer\suht
Line: 13 und vor den vergiftigen pizzen der hund.
Line: 14 An dem stain man vint ainen man mit ainem swert,
Line: 15 der macht sighaft an streit. 15
Line: 16 An dem man vint ainen adelarn, der behelt êr.
Line: 17 An dem man vint ainen swann, der erlœst von waz\zersuht
Line: 18 und von dem viertägleichen riten.
Line: 19 An dem man vint ain gevettacht pfert, daz Pegasus
Line: 20 haizt, der stain ist der pest den, die ritterschaft pflegent 20
Line: 21 und die vehtent, wan er macht snell und küen und er\lœst
Line: 22 die pfärt von der ræh.
Line: 23 An dem man vint ain frawen mit zestrobeltem hâr,
Line: 24 der hât ain kraft ze versüenen die êläut.
Line: 25 An dem man vint ain juncfrawen, diu ir hend hât 25
Line: 26 in kreuzes weis und ain driekkot krôn auf dem haupt
Line: 27 und sitzt auf aim sezzel, der stain gibt trôst nâch leiden
Line: 28 und ruo nâch kranchait.
Line: 29 An dem man vint ainen menschen, der sich gegürtt
Line: 30 hât mit ainer slangen und hât ir haupt in der rehten 30
Line: 31 hant und irn zagel in der tenken, der stain erlœst von
Line: 32 der enpfangen vergift.
Line: 33 An dem man vint ainen knienden menschen, der
Line: 34 ainen nagelkolben in der rehten hant hât und der ainen
Line: 35 lewen tœtt oder ain ander tier, der macht sighaft in allen 35
Line: 36 streiten, aber man muoz in tragen gar mit wirden.
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Line: 1 An dem man vint zwo perinne und zwischen in ain
Line: 2 slangen, der macht den menschen hündich und macht in
Line: 3 stark und stæt und genæm allen läuten.
Line: 6 Nu hebt sich an ain püechel ains grôzen maisters
Line: 7 in der jüdischait hie vor, der hiez Tethel, daz schreibt
Line: 8 er von der stain pild graben und spricht, daz diu kint
Line: 9 von Israhel daz selb püechel machten, dô si giengen
Line: 10 durch die wüesten und wolten in daz lant des götleichen 10
Line: 11 gelübdes. nu spricht der maister des puochs ze latein,
Line: 12 daz ich ze däutsch pring, er wæne, daz dem püechel auch
Line: 13 niht gar sei ze gelauben und daz diu pild in die stain
Line: 14 sein gemacht mêr zuo êren dan daz man grôz hoffenung
Line: 15 dar an legen schüll, und spricht, man schüll sein hoffe\nung 15
Line: 16 allain hinz got setzen, wan dâ sei wir aller gnâden
Line: 17 sicher. daz selb gelaub ich zwâr auch, aber der maister
Line: 18 rett, sam ob die stain ir pild neur von kunst haben und
Line: 19 niht von nâtûr. daz ist niht wâr, wann dâ si in der erd
Line: 20 wahsent, dâ vindet man si mit manigerlai pilden. Ez 20
Line: 21 schreibt auch Albertus in seim puoch von den edeln
Line: 22 stainen, daz etleich stain ir pild haben von der stern
Line: 23 kreften und niht von der menschen kunst, sam diu wurz
Line: 24 alraun hât. ich sprich auch mêr, daz got die zier und
Line: 25 die kreft den stainen hât geben menschleicher art zuo 25
Line: 26 hilf und zuo trôst, und wenn ich hoff, daz mir diu kraft
Line: 27 ze trôst kom, mit dem verlaugen ich gotes genâden niht,
Line: 28 ich hoff zuo gotes werk und lob got in seinen crêatûren.
Line: 29 alsô nert auch den menschen wein und prot paz wan waz\zer
Line: 30 und aicheln: dar umb hofft der mensch dâ zuo und lobt 30
Line: 31 got, daz er imz gibt.
Line: 34 Wenn man ainen stain vindet, der jaspis haizt, und
Line: 35 ainen menschen dar an, der ainen schilt hât an dem hals 35
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Line: 1 oder in der hant und ainen spiez in der andern hant und
Line: 2 under den füezen ain slangen, der hât ain kraft wider
Line: 3 all veind. - Ain mensch mit flügeln ist guot zuo kauf\manschaft.
Line: 4 - An dem crisolit ain fraw, diu in ainer
Line: 5 hant ainen vogel hât und in der andern ainen visch, der 5
Line: 6 ist guot zuo allerlai geschäft. - Ain türteltaub mit aines
Line: 7 ölpaums ast, der macht lieb gegen allen läuten. - Ain
Line: 8 slang und ain schütz, die mit ainander vehtent, macht
Line: 9 vrid. - Auf ainem weizen stain ain halbeu fraw, diu daz
Line: 10 ander halb tail visch ist und hât ainen spiegel in der 10
Line: 11 hant und ains ölpaums ast in golt gesetzt und beslozzen
Line: 12 in der hant, der hât die kraft, daz man seinen tragær
Line: 13 niht gesehen mag. - Ain kreuz auf ainem grüenen jas\pen
Line: 14 hât die kraft, daz sein tragær niht getaucht wirt in
Line: 15 wazzer. 15
Line: 16 Ain unk auf aim stain und ain syrên hât die kraft,
Line: 17 daz man sicher gêt under den slangen. - Ain mensch,
Line: 18 der in ainer hant ains tiefels gestalt hât mit hörnern
Line: 19 und mit flügeln und in der andern ain slangen und un\der
Line: 20 den füezen ainen leben und ob den pilden stênt diu 20
Line: 21 sunn und der môn, den stain schol man setzen in plei,
Line: 22 der hât die kraft die tiefel ze twingen, daz si antwürt
Line: 23 müezen geben den die si frâgent. - An dem man vint
Line: 24 ainen menschen, der auf dem hals tregt ain püschel
Line: 25 krauts, den schol man in silber setzen, der gibt kraft ze 25
Line: 26 kennen die siehtüem an dem menschen und verstellt daz
Line: 27 pluot an allen steten, er gibt genâd und êr, und spricht
Line: 28 man, daz Galiênus der arzt den stain truog an ainem
Line: 29 vinger. - Auf ainem swarzen stain ain mensch, daz in
Line: 30 der rehten hant ain zepter tregt und in der andern ainen 30
Line: 31 fliegenden vogel mit gestrakten flügeln und under den
Line: 32 pilden ain cocodrill ist, der ist guot wider der teufel
Line: 33 pannen und wider all veind und verjagt die teufel von
Line: 34 den besezzenen. den stain truog Alexander, als man
Line: 35 list. man schol in setzen in eisen. - Auf aim swarzen 35
Line: 36 stain ain mensch, der sitzt auf aim leoparden und hât
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Line: 1 ain rœrn in der hant, der ist guot wider diu pœsen tier
Line: 2 und wider ertrinken in wazzer. - An ainem stain ain
Line: 3 mensch, der ainen hasen hât in der rehten hant und ain
Line: 4 gerten in der andern, legt man den in golt, sô hât er
Line: 5 die kraft, daz er vrid macht und sighaft macht vor ge\riht 5
Line: 6 und ist guot wider diu tier. die zaubrær nützent
Line: 7 den stain. - Ain gezierter mensch an aim stain, der in
Line: 8 der rehten hant ain zepter hât und in der andern ain
Line: 9 palm und under seinen füezen ain fuozschamel, setzt man
Line: 10 den in golt, sô fürdert er zuo êren, und waz der mensch 10
Line: 11 begert daz mit got ist, daz widervert im gar schier. -
Line: 12 Ain paum an aim stain, an des rehter seiten ain fraw ist
Line: 13 und an der lenken ain man, der macht ainträhtigung
Line: 14 zwischen den êläuten und versœnt die kriegenden. - Ain
Line: 15 mensch, daz in der gerehten hant ainen stain hât und in 15
Line: 16 der lenken ainer frawen haupt, der versœnt krieg, und
Line: 17 wer in pei im hât, sô er slæft, der erwacht niht leiht. -
Line: 18 Ain ohs und ain wider auf aim stain der macht wolge\spræch
Line: 19 und ist guot für die wazzersuht. - Ain mensch,
Line: 20 daz flügel an den füezen hât und ainen stap in den hen\den, 20
Line: 21 pringt genâd. - Ain mensch, der ain sicheln in der
Line: 22 hant hât, ist guot zuo lieb und zuo genâd erwerben. -
Line: 23 Ain man, der ain gerten in der hant hât, ist guot zuo
Line: 24 hêrschen. - Ain man, der ain horn an dem hals hât,
Line: 25 ist guot für die räudichait oder für daz kratzen und für 25
Line: 26 grausam träum. - Ain pild, daz halbs ain man ist und
Line: 27 halbs ain rint, gibt êr und weist den sin zuo got. - Ain
Line: 28 schif mit aim segel und mit aim segelpaum ist guot ze
Line: 29 gwinnen daz dû wirdicleich begerst. - Ain häsel mit
Line: 30 langen ôren ist guot für diu pœsen tier. - Ain leb ist 30
Line: 31 guot für die wazzersuht und für vil ander siehtum. -
Line: 32 Ain adelar und ain stainpock ist guot in geschäft. - Ain
Line: 33 dromedar, daz sein hâr gestreckt hât auf den schuldern,
Line: 34 macht suon und vrid zwischen den êläuten. - Ain taub,
Line: 35 diu ain pluom in dem snabel hât, pringt êr. - Ain fraw, 35
Line: 36 diu ain tuoch auf dem haupt hât und pei den henden,
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Line: 1 ist guot wider müed und arbait. - Ain türteltaub mit
Line: 2 zwain jungen pringt genâd und ist guot wider daz unge\witer
Line: 3 in dem mer. - Ain mensch, daz auf ainem fuoz\schamel
Line: 4 sitzt gekrœnt und reckt sein hend gegen himel
Line: 5 und vier menschen under im, sam ob si den schamel 5
Line: 6 aufhalden, dâ nim masticen und therebintum und leg die
Line: 7 under den stain in aim silbereinn vingerl, daz zwelf stain
Line: 8 weg; wenn man daz legt under ains slâfenden haupt, dem
Line: 9 traumt von dem, des er wachent begert. - Wenn aim
Line: 10 jâchant ain weizer stain zuogemischt ist und auf der weiz 10
Line: 11 ain pfärt ist, der stain ist guot ze gewinnen êr und ge\nâd.
Line: 12 - Wenn aber man auf aim stain vint ain schau\mundez
Line: 13 pfärt und ainen man dar auf, der ain zepter in
Line: 14 der hant hât, der ist den guot, die gewalt über die läut
Line: 15 habent. 15
Line: 18 Ez ist ain puoch, daz haizt daz puoch der ding, daz
Line: 19 sagt der alten väter red und spricht alsô. Ain iegleich
Line: 20 crêatûr ist belaidigt mit der sünd des êrsten menschen, 20
Line: 21 aber allermaist die edeln stain, die got zuo menschleichem
Line: 22 nutz hât geschepft sam diu kräuter und vil ander ding.
Line: 23 auch werdent die kreft der edeln stain belaidigt von dem
Line: 24 handeln und von dem angreifen der unrainen sündigen
Line: 25 menschen. iedoch sam der mensch widerkümt mit der 25
Line: 26 tauf und mit rew, daz er an daz êrst wesen kümt seiner
Line: 27 êrsten machung, die Adam enpfieng, alsô widerkoment die
Line: 28 edeln stain zuo irn kreften mit weihen und mit hailigem
Line: 29 segen, und diu weis ze weihen und ze segenen die edeln
Line: 30 stain ist geschriben in dem selben puoch. man schol die 30
Line: 31 edeln stain des êrsten pinden in ain leinein tüechl und
Line: 32 legen auf den alter, unz man die hailigen mess volprâht
Line: 33 hat. dar nach, ê der priester daz messgewant abziech,
Line: 34 schol er die stain segenen und sprechen als hie nâch ge\schriben
Line: 35 stêt. 35
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Line: 1 Dominus vobiscum. oremus.
Line: 2 Collecta. Deus omnipotens pater, qui eciam per
Line: 3 quasdam insensibiles creaturas virtutem tuam hominibus
Line: 4 ostendisti, qui famulo tuo Moysi inter cetera vestimenta
Line: 5 sacerdotalia racionale iudicii duodecim lapidibus preciosis 5
Line: 6 adornari precepisti nec non et Johanni ewangeliste celestem
Line: 7 civitatem Jerusalem virtutibus eosdem lapides significan\tibus
Line: 8 construendam essencialiter ostendisti, maiestatem
Line: 9 tuam humiliter deprecamur, ut hos lapides consecrare et
Line: 10 sanctificare digneris per sanctificationem et invocationem 10
Line: 11 sancti nominis tui, ut sint sanctificati et consecrati et re\cipiant
Line: 12 effectum virtutum, quas eis te dedisse sapientum
Line: 13 experiencia conprobavit, ut quicumque illos super se por\
Line: 14 taverit virtutem tuam per illos sibi adesse sentiat dona\que
Line: 15 tue gracie et tutelam virtutis accipere mereatur per 15
Line: 16 Jesum Ghristum filium tuum, in quo omnis sanctificatio
Line: 17 existit. Qui tecum vivit et regnat deus per omnia secula
Line: 18 seculorum. Amen.
Line: 21 Daz ist nu daz sibend stuck des puoches, in dem wir
Line: 22 sagen wellen von dem gesmeid. wan daz ist sibenlai:
Line: 23 golt silber gunderfai kupfer zin plei und eisen. diu ge\smeid 5
Line: 24 hât got beschaffen zuo menschleichem nutz. den
Line: 25 mezzink begreift man under dem kupfer und stahel un\der
Line: 26 eisen.
Chapter / Strophe: 1 1.
Line: 27
Line: 28 VON DEM GOLD
Line: 29 Aurum haizt golt. daz ist warmer nâtûr, sam Pla\tearius
Line: 30 spricht. wenn man ez pulvert, sô hailt ez den
Line: 31 auzsetzel und daz kratzen, wenn man ez mischt mit edeln
Line: 32 salben. waz wunden man mit golt macht, die geswellent
Line: 33 niht. ez ist auch zwir als swær als silber oder kupfer 15
Line: 34 oder zin. ez ist auch edler dann ander gesmeid und auz
Line: 35 den vier elementen edeleicher gemischt, alsô daz ez warm
Line: 36 und kalt, fäuht und trucken mêr in ainer mittelmâz hât
Line: 37 dann ander gesmeid. ez scheint ze aller zeit und kain
Line: 38 unsauberkait mag ez verzeren. man vint ez in etleichen 20
Line: 39 pächeln und in prunnen und auch in den pergen, aber daz
Line: 40 ist selten. ez muoz auch vil arbait haben ze waschen,
Line: 41 und wie klain man ez vint, doch vindet man ez mêr lau\ter
Line: 42 denn ander gesmeid, alsô daz ez niht gemischet ist
Line: 43 mit erden oder mit sleim sam kupfer oder silber, wie daz 25
Line: 44 sei daz ez in der erden und in seiner unsauberkait lig.
Line: 45 golt hât die art, daz ez kreftigt und läutert oder rainigt.
Line: 46 ez ist auch mêr werhaft und mêr handelpær dann ander
Page: 475
Line: 1 gesmeid und læzt sich paz zämen und ziehen. golt ist
Line: 2 guot für des herzen krankhait und für die âmaht und
Line: 3 wider des magen kelten. der wein, dâ goldes plechel inn
Line: 4 erlescht sint, ist den milzsühtigen guot. der aber des
Line: 5 niht hât, der nem wein, dâ stahel inn erlescht sei. wenn 5
Line: 6 man aim menchen pränt wil machen, die werdent pezzer
Line: 7 mit guldeim gezeug dann mit anderm. daz golt küelt
Line: 8 gegen dem tag, alsô erkennent die nahtengel, wenn in
Line: 9 der tak des morgens drô anlegen wil. daz golt wirt tie\fer
Line: 10 in der erden dann kain ander gesmeid, und sô ez ie 10
Line: 11 tiefer in der erden ist, sô ez der hell ie næher ist, und
Line: 12 dar umb spricht man: gê zuo dem teufel umb golt. des
Line: 13 goldes überfluz, daz ist sein schaum, haizt ze latein cad\mia,
Line: 14 und wer den selben schaum in diu augen träuft
Line: 15 oder sust dar ein legt, dem peizt er diu mail auz den 15
Line: 16 augen, sam Platearius spricht. wenn man daz golt ha\mersleht,
Line: 17 sô klært ez sich und entweicht dem hamer und
Line: 18 praitt sich überal. alsô tuot der gereht mensch: wenn
Line: 19 der in leiden ist, sô klært sich sein vernunft oder sein
Line: 20 anplick und wirt enzünt mit götleicher gir. wizz, daz 20
Line: 21 daz golt wirdiger ist, wan alleu leiphaftigeu dinch, diu
Line: 22 auz den elementen werdent, und ist edler wan die stain,
Line: 23 des, daz ez weder von luft noch von wazzer noch von
Line: 24 erd zerpricht noch wirt in dem feur klainer, ez wirt pez\zer
Line: 25 in dem feur und enpfæht ain fäuhten dar inn. ez 25
Line: 26 verprennt auch kain swebel, der doch ander gesmeid ver\prennt,
Line: 27 wan sein nâtürleich wesen ist ainer gleichen lau\tern
Line: 28 mischung auz den elementen. ez hât zehen stuck hitz
Line: 29 und zehen stück kelten, zehen fäuhtin und zehen trücken.
Line: 30 alsô spricht daz puoch ze latein. aber daz spræch ich 30
Line: 31 ungern, wan ez ist kaum wâr. seint nu daz golt sô glei\cher
Line: 32 mischung ist, dar umb habent die weisen seinen
Line: 33 namen erhœcht und habent daz befunden, daz ez gar wer\haft
Line: 34 ist, sam vor gesprochen ist. daz golt ist under anderm
Line: 35 gesmeid sam diu sunn under andern sternen. alles gesmei\des 35
Line: 36 pulver ist unwerhaft, wenn man in behelt zuo erznei,
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Line: 3 Argentum haizt silber. daz ist kalt ebenmæzich,
Line: 4 sam Platearius spricht, und ist werhaft, wenn ez lauter
Line: 5 ist. wenn aber ez gemischt ist, sô zerpricht ez leiht. ez 5
Line: 6 hât die art, daz ez sich wol ziehen læzt mit der zangen
Line: 7 und mit dem hamer und læzt sich handeln und hillt wol
Line: 8 und klinget süezleich, iedoch allermaist, wenn man ez
Line: 9 zuo kupfer mischt, und dar umb gepôt Moyses, daz man
Line: 10 silbrein pusaunen macht, dâ mit man die veind erschreckt. 10
Line: 11 dar umb stêt geschriben: die pusaun wirt hellent und
Line: 12 daz volk wirt erschreckent. ez sint die pusaun auch guot,
Line: 13 die ritterschaft ze manen an streiten und ze stürmen an
Line: 14 die vest und zuo tisch und zuo freuden. daz silber hât
Line: 15 auch die art, daz ez ander gesmeid zesamen lœtt und 15
Line: 16 ainz auz zwain macht. wenn man ez pulvert und mischt
Line: 17 mit edeln salben, sô hilft ez wider die zæhen fäuhten in
Line: 18 dem leib, diu flegma haizt. daz silber ist niht lauter an
Line: 19 im selber sam daz golt: ez ist mit erden und mit un\sauberkait
Line: 20 gemischt und dar umb bedarf ez grôzer ar\bait, 20
Line: 21 ê man ez geläutert in dem feur. aber sein rauch,
Line: 22 der dâ von gêt wenn man ez läutert, ist gar schedleich,
Line: 23 und mag man den niht wol gerainigen, der mit dem rauch
Line: 24 vergift wirt, dann mit weirachrauch und mit andern edeln
Line: 25 würzen. daz silber ist sauber, aber niht sô vil sam daz 25
Line: 26 golt, und verdirbt in erden und an fäuhten steten und
Line: 27 ist auf der zungen scharpf und verprint von swebel und
Line: 28 wirt klainer in feur. ez hât auch die art, wie weiz ez
Line: 29 an im selber ist, krizt man ain ander dinch dâ mit, ez
Line: 30 swerzt ez. sein schaum haizt scoria ze latein und ist 30
Line: 31 für daz kratzen guot und für den rôten fluz auz den
Line: 32 âfternâdern.
Line: 35 Argentum vivum haizt köksilber. daz wirt in der 35
Line: 36 erden, reht in der weis, als man ez siht, und fleuzt her
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Line: 1 für sam daz wazzer. sein rauch ist den glidern gar schad
Line: 2 und verderbt die âdern und macht diu lider sühtig mit
Line: 3 dem siehtum, der paralis haizt, und alsô verderbt ez
Line: 4 mangen goltsmit und mangen gesmeidkünstler, die alchi\miste
Line: 5 haizent, wan ez ist ain ursprinch alles gesmeids in 5
Line: 6 der erden, dar nâch und sich mangerlai swebel dar zuo
Line: 7 mischt. mit dem köksilber treibt man vil wunders. man
Line: 8 velscht mit seiner hilf golt und silber und ander gesmeid
Line: 9 und macht man springendeu vingerl dâ mit und rädel,
Line: 10 die selber laufent, und vil anders dinges. man tœtt ez 10
Line: 11 mit spaicheln oder mit aschen, und wenn man ez getœtt,
Line: 12 sô mag man ez gemischen zuo andern dingen, und vor
Line: 13 niht. man schol ez behalten in glesern und an küelen
Line: 14 steten, wan an warmen dünst ez auz. ez wirt weiz oder
Line: 15 rôt mit swebel, wan ez nimt leihticleich ain iegleich varb, 15
Line: 16 wenn man köksilber tœtt mit vaizten, sô scheint ez erd\var.
Line: 17 man mag auch nihts vergulden ân köksilber.
Line: 20 Auripigmentum mag aigenleich goltlaim oder golt\leim 20
Line: 21 haizen ze däutsch und wirt an des mers grunt in
Line: 22 der weis gar klaines ertreichs und lindes, daz an des
Line: 23 mers grunt ligt. daz wirt vaizt von dem, daz ez daz
Line: 24 wazzer zesamen druckt und alsô wirt ez zæch sam der
Line: 25 leim. sô nu daz erhitzt von der sunnen schein, der sich 25
Line: 26 widerpricht in dem mer, sô sament sich diu vaizt erd zuo
Line: 27 ainander in der fäuhten in etleicher zeit und diu fäuht
Line: 28 gestêt und wirt hert. alsô wirt daz auripigmentum in der
Line: 29 weis und daz swefel wirt, und ist zwairlai dünst in im:
Line: 30 ainer trüeb und grob des zæhen ertreichs, und der ander 30
Line: 31 dünn und behend. und wenn man ez erhœhen wil, daz
Line: 32 ze latein haizt sublimari, sam die gesmeidkünstler wol
Line: 33 wizzent, sô benimt man im der dünst oder der wint ainen
Line: 34 mit waschen in ainer laugen oder in harmwazzer oder in
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Line: 1 ezzeich oder in gaizeiner milch, wan belib im der vaizt
Line: 2 dunst, sô möht man ez niht erhœhen, dar umb, daz ez
Line: 3 zehant prünn auf dem schragen und würd ain flamm.
Line: 6 Electrum haizt gunderfai. daz ist zwairlai: nâtür\leich
Line: 7 und künstleich. daz künstleich wirt von golt und
Line: 8 von silber, wenn man daz zesamen mischt, sam daz puoch
Line: 9 spricht der ding. und daz nâtürleich geleicht im an der
Line: 10 varb und ist pezzer wan daz diu kunst macht, aber man 10
Line: 11 vint ez gar selden und erkennt man ez gar kaum von
Line: 12 dem gevelschten gunderfai. iedoch mag man ez alsô.
Line: 13 erkennen. ain geväz, daz gemacht ist auz rehtem nâtür\leichem
Line: 14 gunderfai, melt vergift, wan sô man gift dar ein
Line: 15 geuzt, sô seust daz vaz, ez sei schüzzel oder kopf, und 15
Line: 16 verleust sein varb, unz man ez rainigt in feur. daz gun\derfai
Line: 17 behelt andreu dinch, daz si iht vaulen, und dar
Line: 18 umb legt man hie vor der grôzen herren cörpel in archen,
Line: 19 die auz gunderfai gemacht wâren, und dar umb list man,
Line: 20 daz der grôz kaiser Constantînus der hailigen zwelfpoten 20
Line: 21 leichnam, sant Peters und sant Pauls, legt in ainen sarch
Line: 22 von cyprio. nu sprechent die lêrær, daz cyprium gunder\fai
Line: 23 sei, daz auz der inseln Cypro köm.
Line: 26 Es oder cuprum haizt kupfer. daz hillt wol und
Line: 27 dœnt und ist von nâtûr warm. sein gedœn von im selber
Line: 28 ist gepäurisch. wenn aber man ez mit silber mischt oder
Line: 29 mit zin oder mit golt, sô gewinnt ez gar ainen guoten
Line: 30 klank. ez klingelt daz kupfer lauter dann ander gesmeid, 30
Line: 31 aber ez müet daz gehœrd, man senftig ez dann mit zin.
Line: 32 kupfer læzt sich giezen war zuo man wil, aber ez læzt
Line: 33 sich ziehen mit arbait und mit des smids siten. man mag
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Line: 1 ez nümmer sô schôn gesaubern, ez werd gar leiht un\sauber,
Line: 2 iedoch wert ez vil jâr.
Line: 3 Mezzink wirt auz kupfer. der haizt ze latein auri\calcum
Line: 4 und wirt golt auz dem mezzink, wan Aristotiles
Line: 5 spricht in dem puoch von dem lieht der liehte, daz von 5
Line: 6 kindes harm und von mezzink gar guotez golt werd. daz
Line: 7 verstênt etleich, daz der mezzink golt werd an der varb,
Line: 8 niht an dem selpwesen, wan sam Aristotiles selber spricht,
Line: 9 diu varb ändert sich und daz selpwesen niht. diu schrift
Line: 10 haizt mezzink dick ze latein electrum, dar umb, daz ir 10
Line: 11 varb etswaz nâhen pei ainander sint. daz kupfer stinkt
Line: 12 und dœnt doch wol und zerpricht von kaim rost.
Chapter / Strophe: 7 7.
Line: 13
Line: 14 VON DEM EISEN.
Line: 15 Ferrum haizt eisen. daz ist kalter nâtûr und ist 15
Line: 16 hert, vest und sneidend, alsô daz ez alleu andreu dinch
Line: 17 zämt mit seiner vestikait und wirt doch verzert von im
Line: 18 selber und wirt auch leihticleicher belaidigt wan kain
Line: 19 ander gesmeid und belaidigt auch ander dinch, daz im
Line: 20 zuo gesellet ist, mit rost und mit andern dingen. daz 20
Line: 21 eisen hât die art, daz ez küelt und entsleuzt und ist dem
Line: 22 magen guot, wenn man ez neuzt in feilpulver, daz ist
Line: 23 daz gemaln eisen, daz von der feiln kümt. ez hât die
Line: 24 kraft, daz ez klainert und trückent den menschen, sam
Line: 25 die maister von der nâtûr sprechent. daz eisen dœnt 25
Line: 26 haiserleichen und sein schaum haizt ze latein scoria und
Line: 27 haizt ze däutsch sinder, der entsleuzt die apostem.
Line: 28 Stahel kümt von eisen und wirt hert von vil smit\slegen
Line: 29 und widerprechen, alsô daz er kraft gewint über
Line: 30 daz eisen, und dar mit scherpft man wâpen und andreu 30
Line: 31 dinch. ez ist auch ainer lai eisen in den landen gegen
Line: 32 der sunnen aufganch, daz haizt andena. daz ist guot ze
Line: 33 sneidenden wâfen und læzt sich giezen sam daz kupfer
Line: 34 oder daz silber, aber ez læzt sich niht ziehen sam daz
Line: 35 gemain eisen. 35
Page: 480
Chapter / Strophe: 8 8.
Line: 1
Line: 2 VON DEM ZIN.
Line: 3 Stannum haizt zin. daz ist gar ebenmæziger nâtûr
Line: 4 und læzt sich gar gern ziehen und handeln und læzt sich
Line: 5 paz giezen dan kain ander gesmeid. ez ist ain stumm 5
Line: 6 an im selber, aber wenn man ez mischt mit silber oder
Line: 7 mit golt, sô wirt ez wol und süezleich hellend. ez scheint
Line: 8 inwendich schôn, aber auzwendig wirt ez leiht gemailigt,
Line: 9 alsô daz ez plaich wirt, niht rostich. wenn ez lang in
Line: 10 wazzer ligt, sô wirt ez leiht faul und dar umb, die pleiein 10
Line: 11 rœrn, dar inn man daz wazzer hie vor laitet under der
Line: 12 erden und si verlœtt mit zin, die verlœtt man nu mit
Line: 13 haizem zeflozzem plei, wan daz plei wert lang under der
Line: 14 erden; des tuot daz zin niht. daz zin ist scharpf auf
Line: 15 der zungen sam ain saurz dinch. wenn man zin tuot zuo 15
Line: 16 anderm gemischtem gesmeid, die tailt ez von ainander
Line: 17 und schaidet golt und silber von kupfer und von plei
Line: 18 und beschermt ander gesmeid in dem feur, wan kupfer
Line: 19 und eisen, wie hert die sint, die verprinnent in dem feur,
Line: 20 wenn si ân zin sint. wenn man kupfereineu vaz verzint, 20
Line: 21 dâ wirt ezzen und trinken dester pezzer inn und vertreibt
Line: 22 die vergift des rosts an dem kupfer. man verzint auch
Line: 23 diu spiegelglas und tempert si mit zin. des zins schaum
Line: 24 ist guot zuo den plâtern in den augen.
Line: 27 Sulphur haizt swebel. daz ist an der kraft haiz und
Line: 28 trucken und ist niht anders dann ertreich, daz von hitzi\gem
Line: 29 dunst durchkocht ist, unz daz wazzer und erd zuo
Line: 30 ainander gemischt durchhitzt werdent; daz wirt dam swebel, 30
Line: 31 und dar umb prünselt sein smack sô vast. der swebel
Line: 32 ist zwairlai. ainerlai haizt lebendiger swebel, daz ist
Line: 33 swefel in der weis und er auz der erden kümt. der an\dern
Line: 34 lai swefel haizt erleschter swefel oder tôter swebel,
Line: 35 den macht diu kunst in kupfereinen oder in erdeinen 35
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Line: 1 kezzeln und behelt man in dreu jâr. dar nâch verkêrt
Line: 2 er sich in weizen aschen von seiner aigenen hitz. wer
Line: 3 swebel und salz nimt und seut diu mit wazzer in ainer
Line: 4 airschaln, alsô daz er daz häutel der airschaln ab nimbt,
Line: 5 daz diu schal iht verprinn, und dauht golt dick in daz 5
Line: 6 gemächt alsô haiz, daz golt värbt sich gar wol.
Chapter / Strophe: 10 10.
Line: 7
Line: 8 VON DEM PLEI.
Line: 9 Plumbum haizt plei. daz ist ebenmæziger nâtûr sam
Line: 10 daz zin und ist swær sam daz golt, alsô daz ez zwuo 10
Line: 11 swæren hât: silbers und kupfers. daz plei læzt sich gar
Line: 12 leiht handeln und ziehen und auch giezen. ez drükt und
Line: 13 senftigt etleich smerzen ain weil. wenn man ez zeflœzt,
Line: 14 sô scheint ez ain weil, aber über ain klain stunt sô wirt ez
Line: 15 dunkel von seiner aigenen unsauberkait. ez ist niht allain 15
Line: 16 ain stumm an im selber, ez verstummet auch ander gesmeid,
Line: 17 dar zuo man ez mischt. wenn man ez zerlæzt in ainem
Line: 18 fewer, sô klainert ez sich mêr dann ander gesmeid. sein
Line: 19 schaum behelt silber. ez hât auch die aigenchait under
Line: 20 allem gesmeid, daz ez sich mêrt an dem weter und an dem 20
Line: 21 luft mêr dann under der erden. ez wirt plaich, aber ez wirt
Line: 22 niht rostich oder rotich sam ander gesmeid. ez nimt varb in
Line: 23 sich und verleust die nümmer und ist ain ursprinch des
Line: 24 silbers und tregt über ain mit silber, ân daz ez sich von
Line: 25 im schaidet in der gluot, dâ man daz silber läutert. ez 25
Line: 26 gesellet sich dem gold nümmer noch wirt mit gold gepez\zert
Line: 27 und sein smak oder sein dunst nidert daz golt. ez
Line: 28 sprechent auch die maister, wie daz sei, daz daz plei
Line: 29 waich sei und daz zin hert, doch wirt daz zin mêr hert,
Line: 30 wenn man plei dâ zuo mischt. alsô wirt auch daz plei, 30
Line: 31 wenn man zin dâ zuo mischt. wie daz sei, daz man plei
Line: 32 mit plei niht verlœten müg noch zin mit zin, doch ver\lœtt
Line: 33 man zin mit plei und plei mit zin, sam daz puoch
Line: 34 spricht ze latein. aber des waiz ich niht.
Line: 3 Daz ist daz aht stückel und daz letzst des puochs
Line: 4 nâch unserm gehaiz, in dem wir sagen wellen von etlei\chen
Line: 5 wunderleichen prunnen, und daz stückel gehœrt wol 5
Line: 6 zuo dem stück von den elementen, dô wir von dem waz\zer
Line: 7 haben gesait.
Line: 8 Die päch entspringent von den prunnen und ist daz
Line: 9 ainig wazzer prunn und pach. iedoch mag man niht
Line: 10 gesprechen: der prunn ist pach oder der pach ist prunn. 10
Line: 11 daz mag ain geleichnüss sein von der götleichen drival\dichait,
Line: 12 dâ der vater und der sun und der hailig gaist
Line: 13 ain lauter ainvaltig wesen sint der gothait, und mag man
Line: 14 niht gesprechen mit abgezogner red: diu väterlichait ist
Line: 15 diu sünlichait oder diu sünlichait ist die hailigaistlichait. 15
Line: 16 aber man spricht wol mit angenaigter red: der vater ist
Line: 17 der sun und der sun ist der hailig gaist. vernemest dû
Line: 18 des niht, sô verwirr dich niht dâ mit und gelaub ainval\ticleich.
Line: 19 Wâ von daz mer gesalzen sei und andreu dinch
Line: 20 niht, von den wazzern hab wir gesait, dô wir von den 20
Line: 21 elementen schriben.
Line: 22 Ez ist ain sê in dem land India, der haizt Aspal\tides,
Line: 23 dâ mag kain lebendig dinch inn under sinken. sô
Line: 24 mag in dem sê Altes ze Porrentan nihts ob beleiben.
Line: 25 Ez ist ain wunderleich prunn in Egyptenland, sam 25
Line: 26 Jacobus und Solînus sprechent, dar inn erlescht man
Line: 27 prinnent fackeln und enzünt man in im erloschen fackeln.
Line: 28 dâ pei verstê wir die zäher etleicher läut, die wainent
Line: 29 vor übrigem zorn. die zäher enzündent übrig unwirdi\schait
Line: 30 in dem muot und die zäher mitleidens erleschent 30
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Line: 1 die selben flammen der unwerdischait. die zäher leschent
Line: 2 und enzündent an aim fremden menschen sam an aim
Line: 3 haimleichen. ez sint etleich warm prunnen, die hailent
Line: 4 die kranken augen, aber si strâfent die dieb, wan welcher
Line: 5 diep für ain diebstal swert, ist er mainaid, sô erplindet 5
Line: 6 er von den wazzern, ist aber des niht, sô gesiht er paz
Line: 7 dann vor. aber daz wunder schol man got mêr geben
Line: 8 dann der nâtûr werk, sam Jacobus spricht.
Line: 9 Ez ist ain prunn in dem land Africa gegen des ab\gots
Line: 10 tempel, der Hamo haizt, der macht die erden hert 10
Line: 11 und macht lind üseln stark sam ainen wasen.
Line: 12 Zwên prunnen sint in dem land Boecia, der benimt
Line: 13 ainer den läuten gedæhtnüss und der ander benimt ver\gezzenhait.
Line: 14 und ain tobent sê ist auch in dem land
Line: 15 Boecia, wer des trinkt, der wirt enzünt mit der prunst 15
Line: 16 der unkäuschen gir.
Line: 17 Ain sê ist in dem land Italia, der haizt Clitorius,
Line: 18 wer des trinkt, dem wirt der wein widerzæm.
Line: 19 Ez sint wazzer in dem land Campania, diu benement
Line: 20 den frawen ir unfruhtperkait und benement den mannen 20
Line: 21 ir toben.
Line: 22 Ain prunn ist pei den Garamanten, der ist des tages
Line: 23 sô kalt, daz in niemant getrinken mag, und des nachts sô
Line: 24 warm und haiz, daz in aber niemant getrinken mag, und
Line: 25 bedäut die nümmer kain guot werk würkent, und wenn 25
Line: 26 man si dar umb strâfet, sô vindent si allzeit ain werwörtel.
Line: 27 Ain prunn ist in dem land Archadia, der haizt Le\chinis.
Line: 28 welheu fraw des trinkt, der mag ir purt niht ab
Line: 29 gên, wie gern si daz macht.
Line: 30 Ain prunn ist gegen der sunnen aufganch, sam Ja\cobus 30
Line: 31 spricht, von des wazzer wirt kriechisch feur, wenn
Line: 32 man etleich dinch dar zuo mischt. daz wazzer kaufent
Line: 33 die haiden umb grôz gelt. der prunn bedäutt die men\schen,
Line: 34 die wider die nâtûr würkent.
Line: 35 Ain prunn ist in Africa, sam Augustînus spricht, 35
Line: 36 der macht die stimm hel und guot, und bedäut die
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Line: 1 zäher der unschuldigen, wan der stimm und klag ist gar
Line: 2 süez vor got.
Line: 3 Ain prunn haizt Züfer, der benimt die unkäusch,
Line: 4 sam Plinius spricht. der prunn bedäutt unser frawen,
Line: 5 diu ain prunn ist der käusch und aller rainikait. 5
Line: 6 Ez sint zwên prunnen in dem land Sicilia, der ainer
Line: 7 macht unperhaft frawen perhaft und der ander macht
Line: 8 perhaft unperhaft. der prunn bedäut daz gotes wort, wan
Line: 9 daz ist etleichen fruhtper in daz êwig leben und etleichen
Line: 10 ain abtanz in die êwigen marter. 10
Line: 11 Zwai wazzer sint in dem land Tessalia. welheu schâf
Line: 12 auz dem ainen trinkent, die werdent swarz. daz wazzer
Line: 13 ist der werlt wollust. ach wie swarz in sünden daz
Line: 14 macht! und welheu schâf auz dem andern trinkent, die
Line: 15 werdent weiz. daz bedäut daz leiden in diser werlt, daz 15
Line: 16 die menschen pringt in daz êwig leben. aber die auz
Line: 17 den paiden trinkent, die werdent schekkot, weiz und
Line: 18 swarz, und bedäut die gleichsnær und die ketzer, die
Line: 19 weder diz noch daz ganz haltent.
Line: 20 Ain prunn ist in dem land Idumea, der ändert sein 20
Line: 21 varb vierstunt in dem jâr und helt ie drei mônet ain
Line: 22 varb, sam Origines spricht und historia Jeronimi. er ist
Line: 23 pulvervar oder trüeb, pluotvar, grüen und lauter. der
Line: 24 prunn bedäut die unstæten.
Line: 25 Etleich sê sint, der wazzer dreistunt an dem tag 25
Line: 26 pitter sint und dreistunt süez, sam Augustînus spricht.
Line: 27 Ain gar grôz mer ist, daz wirt wallend und siedend
Line: 28 sam ain hafen von der sunnen hitz und ist dar inn ain
Line: 29 stiller prunn, der sich niht wegt, wenn man pei im swei\get.
Line: 30 ist aber daz man pei im schalmeit und pusaunt, sô 30
Line: 31 erhebt er sich und wirt diezend und auzfliezend über daz
Line: 32 gestat, sam ob er sich der stimm und des gedœns fräw.
Line: 33 alsô spricht Solinus.
Line: 34 Ez sint prunnen in dem grôzen land Britannia, wenn
Line: 35 man der wazzer geuzt auf ainen stain nâhen dâ pei, sô 35
Line: 36 kümt regen und donr und ungewiter.
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Line: 1 Ain gar schœner prunn ist pei dem perg, der Libanus
Line: 2 haizt, zwischen den zwain steten Archas und Papheneas,
Line: 3 den haizent si den Sabath, daz ist den sibenden tag, dar
Line: 4 umb, daz er sehs tag kain wazzer gibt und an dem
Line: 5 sibenden gibt er gar gnunk wazzers. 5
Line: 6 Ain wazzer ist in dem land Perside, daz überfreust
Line: 7 all naht, daz paideu läut und vih dar über gênt; aber
Line: 8 des tags zefleuzt ez wider, sam ain puoch sagt, daz haizt
Line: 9 historia orientalis.
Line: 10 Ez sint fliezendeu wazzer in den landen gegen der 10
Line: 11 sunnen aufganch, sam Jacobus spricht, diu ziehent gul\deinen
Line: 12 griez und etleiche edel gestain.
Line: 13 Ain prunn ist in dem mer des obern tails der stat
Line: 14 Tyren, der springt mit gar süezem wazzer in sölicher
Line: 15 ungestüemikait von des mers grund, daz er sich erhœcht 15
Line: 16 über daz mer zwaier oder dreier daumellen lanch, wenn
Line: 17 daz mer still ist, alsô daz man in mit vazzen geschepfen
Line: 18 mag. der prunn bedäutt der guoten läut wandelung un\der
Line: 19 den pœsen.
Line: 20 Ez sint vil stet, dâ warmez oder haizez wazzer auz 20
Line: 21 der erden fleuzt, dar umb, daz ez durch swefel und durch
Line: 22 kalk fleuzt, dâ von daz wazzer erhitzt wirt.
Line: 23 Ain prunn ist in dem kalten land Norbeia, der ver\kêrt
Line: 24 allez daz in stain, daz man dar ein tuot, iedoch be\leibt
Line: 25 diu alt varb der selben ding, und daz ist sô gar 25
Line: 26 gemain, daz er gewant ze stain macht. daz hiez kaiser
Line: 27 Fridreich versuochen und sant potschaft dar.
Line: 28 Man vint auch gemaincleich in etleichem geperg
Line: 29 prunnen, die holz in stain verkêrent, und auz den selben
Line: 30 stainen werdent gar guot wetzstain. 30
Line: 31 Nu habent die prunnen ain end nâch des puochs sag
Line: 32 ze latein, und hât daz puoch niht mêr, daz mir geant\wurt
Line: 33 wart und des mich mein gar guot freund pâten ze
Line: 34 däutsch pringen; daz hân ich mêr dan daz drittail ge\mêrt
Line: 35 und den sin erläucht, sô ich pest moht. nu vant 35
Line: 36 ich ain puoch ze latein der selben lai, daz hât noch ains
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Line: 1 stucks mêr, daz sagt von den wunderleichen menschen.
Line: 2 daz wil ich in freuntschaft auch her zuo setzen, wan
Line: 3 zwâr, ich gæb gern, hêt ich iht.
Line: 4 VON DEN WUNDERMENSCHEN.
Line: 5 Ain vrâg ist, von wannen die wundermenschen kö\men, 5
Line: 6 die ze latein monstruosi haizent, ob si von Adam
Line: 7 sein komen? zuo der vrâg wil ich anders antwürten wan
Line: 8 daz puoch ze latein antwürt, wan daz puoch spricht, daz
Line: 9 die wundermenschen niht von Adam kömen, ez sei dan,
Line: 10 sam Adelînus spricht, daz diu wunder komen von den 10
Line: 11 widernâtürleichen werken der menschen, die sich ver\mischent
Line: 12 zuo dem vich, sam diu wunder, diu onocentauri
Line: 13 haizent, die sint oben menschen unz an die gürteln und
Line: 14 sint niden ohsen. wizz, daz daz niht gesein mag, wan
Line: 15 die sâmen, die sô gar verr von ainander sint, die zepre\chent 15
Line: 16 sich von ainander, und wirt kain lebentich dinch
Line: 17 dar auz; würd aber ain lebentich dinch dar auz, daz
Line: 18 stürb zehant. nu sprich ich Megenbergær, daz die wun\dermenschen
Line: 19 zwaierlai sint: etleich sint gesêlet und etleich
Line: 20 niht. die gesêlten wundermenschen haiz ich die ain mensch\leich 20
Line: 21 sêl habent und die doch geprechen habent. die
Line: 22 ungesêlten haiz ich die etswaz ain menschleich gestalt
Line: 23 habent an dem leib und doch kain menschleich sêl ha\bent.
Line: 24 die gesêlten wundermenschen sint auch zwaierlai.
Line: 25 etleich habent geprechen an dem leib und etleich an der 25
Line: 26 sêl werk, und die koment paideu von Adam und von
Line: 27 seinen sünden, wan ich glaub daz: hiet der êrst mensch
Line: 28 niht gesünt, all menschen wæren ân geprechen geporn.
Line: 29 Die wundermenschen mit geprechen an dem leib
Line: 30 sint die ir glider niht ganz habent oder ir mêr habent 30
Line: 31 dann si schüllen haben. daz kümt von manigerlai sachen.
Line: 32 ain sach ist, daz die frawen in den werken der unkäusch
Line: 33 sich niht reht habent und sich hin und her wegent, daz
Line: 34 sich der sâm des mannes tailt in der frawen clausen; und
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Line: 1 tailt sich der gleich unden und oben, sô werden zwinlein
Line: 2 dar auz und die mêrent sich, dar nâch und sich die zwin\lein
Line: 3 mêrent. tailt aber der sâm sich oben und niden
Line: 4 niht, sô wirt ain mensch mit zwain haubten und mit aim
Line: 5 nidertail, daz mêrt sich auch dar nâch und sich daz tailn 5
Line: 6 mêrt. tailt aber sich der sâm unden und niht oben, sô
Line: 7 wirt ain mensch niden gespalten und niht oben.
Line: 8 Auch geschiht, daz des sâmen vil ist und daz sein
Line: 9 kraft grôz ist, der macht ainen grôzen menschen über
Line: 10 gemain läut; oder daz diu kraft oben ist und des sâmen 10
Line: 11 ze wênich, sô gepricht der purt etleicher lider, sam die
Line: 12 arm oder etleich vinger oder füez und pain. daz geschiht
Line: 13 auch, wenn des sâmen genuog ist und diu kraft dar inn
Line: 14 ze krank ist. wenn aber des sâmen wênich ist und diu
Line: 15 kraft krank, sô wirt ain klainez menschel. ez geschiht 15
Line: 16 auch, daz des sâmen eben genuog ist und diu würkend
Line: 17 kraft ze stark ist, und an welhem gelit si stark ist, daz
Line: 18 macht si grôz oder macht sein vil. dar umb hât ain
Line: 19 purt dick ainen grôzen fuoz und den andern klain oder
Line: 20 ain grôz haupt und ainen klainen leip oder sehs vinger 20
Line: 21 an ieder hant oder sehs zêhen an iedem fuoz oder an
Line: 22 aim und an dem andern niht. dar umb hât man ain
Line: 23 kindel gesehen, daz het ainlüf münd und zwuo und
Line: 24 zwainzich lebsen, die wâren unvolkomen, und wart tôtez
Line: 25 geporn. 25
Line: 26 Ez geschiht auch, daz zwuo würkent kreft gleich
Line: 27 kreftich sint. der aineu würkt manneszaichen und diu
Line: 28 ander frawenzaichen: die machent ain purt, diu paidez
Line: 29 hât volkomen und würkt auch paideu werk. die läut
Line: 30 mit paiden dingen haizent ze latein ermofrodite. ist aber 30
Line: 31 ain kraft grœzer wan die ander, diu macht ir werk vol\komen
Line: 32 und diu ander niht.
Line: 33 Auch geschiht, daz diu muoter gar hitzig ist, diu
Line: 34 zeitigt ir purt ê der zeit, alsô daz si des kindes ê der
Line: 35 zeit genist, oder macht, daz daz kindel geporn wirt mit 35
Line: 36 etleichen zändeln. alsô wart ain diernkindel geporn, daz
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Line: 1 het hangendeu prüstel und hâr under der üehsen und
Line: 2 het auch hâr ob dem goltpüschel und hêt zwên zend oben
Line: 3 in dem mund und zwên unden.
Line: 4 Wir vinden auch, daz diu purt in der muoter leib
Line: 5 sich schickt nâch der swangern frawen trahten, dar umb 5
Line: 6 schüllen si niht ungestalteu dinch ansehen: si schüllent
Line: 7 schœn läut und schœneu pild ansehen und allermaist
Line: 8 des êrsten, wenn diu nâtûr daz kindel formiert, ê ez vol\prâht
Line: 9 werd.
Line: 10 Ez koment auch die wundermenschen von der stern 10
Line: 11 kreft in der muoter leib, und dar umb pringt manig fraw
Line: 12 ain purt mit ains viehes haupt oder mit ainer andern wun\derleichen
Line: 13 gestalt, oder ain viechmuoter pringt klaineu
Line: 14 viehel mit menschenhaupten. alsô truog ain verher\muoter
Line: 15 värkel, diu heten menschenhaupt, sam Albertus 15
Line: 16 spricht in dem andern puoch physicorum. sô in maniger
Line: 17 lai weis koment uns die gesêlten wundermenschen, die
Line: 18 geprechen habent an dem leib.
Line: 19 Aber die gesêlten wundermenschen, die geprechen
Line: 20 habent an der sêl werken, die sint zwaierlai. etleich 20
Line: 21 habent daz von gepurt und etleich von gewonhait. die
Line: 22 den geprechen habent von gepurt, daz sint die nâtür\leichen
Line: 23 tôren, die ze latein muriones haizent, die habent
Line: 24 ir zell der sêl kreft niht reht geschickt in dem haupt.
Line: 25 daz prüeft man dar an, daz si ungeschickteu haupt ha\bent, 25
Line: 26 aintweder ze grôz oder ze klain. die würkent niht
Line: 27 nâch den werken menschleicher sêl und habent doch
Line: 28 menschensêl, sam diu kint.
Line: 29 Die aber den geprechen habent von gewonhait, daz
Line: 30 sint die in den wälden erzogen werdent verr von den 30
Line: 31 vernünftigen läuten und lebent sam daz vieh. die wunder\menschen
Line: 32 sint alle von Adam her komen.
Line: 33 Aber die wundermenschen, die niht gesêlet sint mit
Line: 34 menschleicher sêl, die sint auch zwaierlai. etleich wer\dent
Line: 35 von den menschen geporn, sam ich vor gesprochen 35
Line: 36 hân. von der stern kreften, die koment auch von Adams
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Line: 1 sünden und von unsern sünden, wan ich gelaub, hiet der
Line: 2 êrst mensch niht gesünt, sô hêt der stern kreft und an\der
Line: 3 crêatûr kain gewalt gehabt über den menschen. aber
Line: 4 ez sint ander wundermenschen, die von rehten menschen
Line: 5 niht geporn werdent und habent auch niht menschleicher 5
Line: 6 sêl, die kindelnt ireu aigeneu kindel mit ainander und
Line: 7 würkent etleich werk gleich dem menschen, sam die affen
Line: 8 und die merkatzen, und die wurzelnt niht von Adam
Line: 9 her, wan ez sint besundereu tier, diu got beschaffen hât
Line: 10 ân des menschen werk. alsô prüef ich, daz man ant\würten 10
Line: 11 schüll zuo der frâg von den wundermenschen.
Line: 12 nu sagt daz puoch ze latein von den und von disen un\der
Line: 13 ainander ân alle ordenung. dem wil ich nu volgen
Line: 14 unz an daz end.
Line: 15 Ez wonent gar wunderleich läut enhalb des fliezen\den 15
Line: 16 wazzers, daz Gangen haizt, die gênt willicleich in
Line: 17 ain feur durch die lieb, die si habent zuo dem künftigen
Line: 18 leben.
Line: 19 Ez sint auch läut, die vater und muoter tœtent in
Line: 20 dem alter und beraitent ir flaisch zuo ainer wirtschaft 20
Line: 21 und ezzent daz mit irn freunden und ahtent daz für ain
Line: 22 hailigz guotz werk, und wer daz mit in niht tuot, den
Line: 23 prüefent si ainen ungötleichen menschen.
Line: 24 Ez sint auch grôz läut sam die risen, die gar leiht
Line: 25 über ainen elephant springent, daz doch gar ain grôz 25
Line: 26 tier ist.
Line: 27 Ez sint auch klaineu menschel, diu niht vil lenger
Line: 28 sint wan ainer daumellen lanch.
Line: 29 Ez sint auch weip, diu geperent ains mâls grâ früht,
Line: 30 und wenn die früht lang lebent, sô wirt ir hâr swarz in 30
Line: 31 dem alter.
Line: 32 Auch sint frawen, die neur fünfstunt geperent und
Line: 33 dar nâch mügent si niht lenger geleben denn aht jâr.
Line: 34 Ander läut sint, die ezzent rôch visch und trinkent
Line: 35 daz gesalzen merwazzer. 35
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Line: 1 Auch sint läut, die hinder sich gekêrt hend habent
Line: 2 und an iedem fuoz aht zêhen.
Line: 3 Ez sint auch läut, die habent die versen an den
Line: 4 füezen her für gekêrt.
Line: 5 Jeronimus der hailig lêrer sagt von läuten, die haizt 5
Line: 6 er cynocephalos, die habent hundeshaupt und scharpf
Line: 7 krumm negel an den lidern und sint rauch an dem leib
Line: 8 und redent niht, si pellent sam die hund.
Line: 9 Ez sint auch läut, die sô klain münd habent, daz
Line: 10 si neur mit aim klainen halm saufendz dinch in sich 10
Line: 11 ziehent und anders niht ezzent.
Line: 12 Auch sint ander läut, die ezzent menschleich flaisch
Line: 13 und volgent der menschen fuoztriten sô lang, unz daz
Line: 14 si in etswâ über ain wazzer enpfliehent.
Line: 15 Ez sint auch dâ selben ainäug läut, die haizent aris\maspi 15
Line: 16 und cyclopedes, und habent ain aug ze mittelst an
Line: 17 der stirn.
Line: 18 Läut sint, die habent neur ainen fuoz und laufent
Line: 19 gar snell, und der fuoz ist sô prait, daz er ainen grôzen
Line: 20 schaten gibt gegen der sunnen, und ruoent si under irm 20
Line: 21 fuoz reht sam under aim obdach.
Line: 22 Auch sint läut ân haupt, die habent ir augen an
Line: 23 den ahseln und habent für munt und für nasen zwai
Line: 24 löcher an der prust und sint über al rauch mit hertem
Line: 25 hâr, sam diu wilden tier. 25
Line: 26 Ez sint auch läut, die anders nihts habent des si
Line: 27 leben dan daz si an aim apfel smeckent, und wenn si
Line: 28 verr wellent gên, sô tragent si den apfel mit in, anders
Line: 29 si stürben, wenn si ainen pœsen smack smeckten.
Line: 30 Ez sint auch wild läut, der hât iegleichz sehs hend. 30
Line: 31 Auch sint auz der mâzen schœn frawen, die wonent
Line: 32 in aim wazzer in dem land India, aber si habent grausam
Line: 33 zend sam die hund und sint über al an dem leib weiz
Line: 34 sam der snê.
Line: 35 Ez sint auch klaineu läutel, die wonent auf ainem 35
Line: 36 perg in India, die haizent pigmêi, diu sint zwaier daum\ellen
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Line: 1 lanch und streitent mit den kränichen. diu läutel
Line: 2 kindelnt in dem dritten jâr und altent in dem ahten.
Line: 3 Ez kümt dick, daz von stummen und von ungehœrn\den
Line: 4 kindel koment, diu auch stummen sint und ungehœ\rend,
Line: 5 alsô daz si die siehtüem erbent, und der auzsetzel 5
Line: 6 erbt auch gern. iedoch von plinden läuten koment ge\sehend
Line: 7 und von gestümelten ungestümelt und von ain\äuken
Line: 8 die paid augen habent.
Line: 9 Ez sint läut pei dem fliezenden wazzer, daz Bti\xantis
Line: 10 haizt, die habent gar weiz leib und sint zwelf 10
Line: 11 schuoch lanch und habent ain gezwitailtez antlütz und
Line: 12 ain lang nasen und sint mager an dem leib.
Line: 13 Auch sint läut, die haizent oxidrates oder gymno\sophiste,
Line: 14 daz sint plôz weis läut, die gênt plôz in armuot
Line: 15 und in diemüetichait und versmæhent die üppigen werlt; 15
Line: 16 die schadent niemant und werent sich niht mit wâpen,
Line: 17 si wonent in hölern und in hürsten und geruochent kai\nes
Line: 18 hauses noch kainer stat und ir kint und ireu weip
Line: 19 wonent beseits von in mit den tiern und die ziehent si
Line: 20 gar käusch und rain. dô die Alexander Macedo, der 20
Line: 21 grôz kaiser, vant, dô wundert in und sprach zuo den
Line: 22 selben läuten 'pitet mich, wes ir welt, daz gib ich eu.'
Line: 23 dô sprâchen si 'gib uns untœtleichait, der beger wir vor
Line: 24 allen dingen und begern kaines andern reihtums niht.'
Line: 25 dô sprach Alexander 'seint ich tœtleich pin, wie mag ich 25
Line: 26 eu untœtleichait geben?' dô sprâchen si 'seint dû dich
Line: 27 tœtleichen erkennest, war umb tuost dû dann sô vil übels
Line: 28 und verst irres in der werlt?'
Line: 29 Ez sint auch läut enseit des wazzers Gangen, die
Line: 30 haizent bragmanni, die sint wunderleichen schôn geziert 30
Line: 31 mit gaistleichait, mit unschulden, mit siten und mit allem
Line: 32 irem leben, die habent geschriben offenbâr von unserm
Line: 33 herren Jêsu Christo, ê daz er mensch würd, und habent
Line: 34 geschriben von des suns mitêwichait mit dem vater. wan
Line: 35 ainer hiez Didimus, der was ir maister, den pat Alexander 35
Line: 36 Macedo, daz er im etswaz schrib von irm leben und von irm
Page: 492
Line: 1 glauben. dô schraib er im ainen sentprief von dem leben
Line: 2 und von den hailigen siten der selben läut und wie si
Line: 3 ainen got êrten und wie des gotes sun mitêwig wær mit
Line: 4 dem vater, und spricht under andern sprüchen alsô: ainer
Line: 5 pitt den andern niht, dâ gleich pei gleich lebt; ez hât 5
Line: 6 auch haz dâ kain stat, wâ kain obrer ist, diu gleichait
Line: 7 der armuot macht all läut reich, und alsô besitz wir alleu
Line: 8 dinch, der wir niht begeren. er spricht auch mêr: ez ist
Line: 9 ain grimmichait, daz wir unser prüeder twingen in unser
Line: 10 dienst, die diu selb nâtûr hât geporn mit uns und den 10
Line: 11 von aim got vater ain erb ist gelobt mit uns aller ge\mainen
Line: 12 guoten ding. und spricht mêr: vasten ist uns
Line: 13 ain hilf zuo erznei, wan vasten vertreibt niht allain die
Line: 14 eingevallen siehtüem, ez fürsiht uns auch und beschermt
Line: 15 uns vor den künftigen siehtüemen. er spricht auch: got 15
Line: 16 ist daz wort und daz wort hât die werlt beschaffen und
Line: 17 von dem lebent alleu dinch und daz wort êr wir und an\peten
Line: 18 ez. got ist gaist und muot und dar umb nimt er
Line: 19 niht anders denn ainen rainen muot.
Line: 20 Ez sint ainerlai läut in dem land Sicilia, dâ der 20
Line: 21 perch Ethna prinnet, die habent neur ain aug under ainer
Line: 22 gar scharpfen stirn ains schilts prait oder aines puklers
Line: 23 prait, die haizent cyclopedes, die sint sô lanch, daz si
Line: 24 über hôch päum aufgênt, die ezzent pluot. man hât ge\sehen,
Line: 25 daz ir ainer in seim hol gestrackt lag und het in 25
Line: 26 ainer hant zwên man, die vraz er alsô rôch.
Line: 27 Ez sint läut, die haizent Comani, die ezzent rôhz
Line: 28 flaisch und trinkent pfärdspluot.
Line: 29 Jacobus spricht, daz frawen sein in den landen gegen
Line: 30 der sunnen aufganch pei den pergen, die Caspii haizent, 30
Line: 31 die frawen haizent amazones und die reitent in den wâpen
Line: 32 und streitent und wonent in ainer inseln, diu ist umb\geben
Line: 33 mit aim wazzer, und der frawen sint mêr dann
Line: 34 zwaihundert tausent und wonent ân man und ir man
Line: 35 wonent beseits pei der inseln auch ain; und wenn ir 35
Line: 36 frawen gesigt habent in streiten und wider haim zogent
Page: 493
Line: 1 mit irr küniginn, sô anpetent si ir aigen man sam ir
Line: 2 götinn. die frawen varnt ains mâls in dem jâr auz der
Line: 3 inseln zuo iren mannen, dar umb, daz si von in swanger
Line: 4 werden. wenn si dann wider haim koment und der kindel
Line: 5 genesent, welhez ain knäbel ist, daz ziehent si siben jâr 5
Line: 6 und sendent ez dann den vätern, aber diu diernkindel
Line: 7 behaltent si pei in. alsô ist an etleichem gefügel, dâ
Line: 8 sint die sien auch sterker wan die ern. die vorgenanten
Line: 9 männinne habent die art, wenn si ie minner unkäuschent,
Line: 10 sô si ie sterker sint und ie pezzer ze streiten. 10
Line: 11 Ez sint man und frawen die gênt nackent und sint
Line: 12 rauch an dem leib sam diu tier und wonent paideu auf
Line: 13 erden und in wazzer, und wenn si fremd läut sehent, sô
Line: 14 tauchent si sich under daz wazzer.
Line: 15 Ez sint auch weip in etleichen wälden in dem land 15
Line: 16 India, die habent pärt unz an diu prüstel und sint auch
Line: 17 rauch an dem leib und lebent neur der tier, diu si ge\vâhent,
Line: 18 wan si habent die leoparden pei in, die in daz
Line: 19 wilt vähent, sam wir haben die hunt.
Line: 20 Ez sint auch gar schœn frawen, die wonent gegen 20
Line: 21 der sunnen aufganch pei dem mer und ezzent rôhz
Line: 22 flaisch und gar guot hönich.
Line: 23 Ez sint auch etleich läut gegen der sunnen aufganch,
Line: 24 die sint ebenmæzig an dem leib, niht ze grôz noch ze
Line: 25 klain, der augen läuhtent sam ain lieht in ainer lucern. 25
Line: 26 Ez sint menschen dâ selben die sint wild und sint gar
Line: 27 grôz, die sint rauch sam diu swein und schreient sam diu tier.
Line: 28 Ez wâren hie vor läut, die heten zägel, sam man list,
Line: 29 und ander läut, die heten hörner, und etleich hât der mai\ster
Line: 30 des puochs ze latein gesehen, die peilten sam die hund. 30
Line: 31 Ez ist ain lant, sam Jacobus spricht, dâ werdent diu
Line: 32 kint geporn mit kroten, und welhez ân kroten wirt ge\porn,
Line: 33 des muoter hât ir man für ain êprechærinn und
Line: 34 schaitt sich der man von ir.
Line: 35 Ez sint in etleichen landen und allermaist an dem 35
Line: 36 end in Burgundenland pei dem geperg etleich frawen,
Page: 494
Line: 1 die sô grôz kröpf habent, daz si sich streckent unz auf
Line: 2 den nabeln, und der kropf ist sam ain kruog oder sam
Line: 3 ain kürbiz.
Line: 4 An dem puoch ze latein hât ain maister gearbaitt
Line: 5 fünfzehen jâr, als vil und er sein gemacht hât, und hât 5
Line: 6 ez gesament auz der geschrift der hôhen maister, die
Line: 7 haizent Aristotiles, Plinius, Solînus, Ambrosius, der grôz
Line: 8 Basilius, Isidorus, Augustînus, maister Jacobus von Via\tico,
Line: 9 der ain puoch hât gemacht von etleichen wunder\leichen
Line: 10 dingen in den landen über mer, daz hât er ge\haizen 10
Line: 11 orientalem historiam. er hât auch gevolgt den
Line: 12 maistern, die haizent Galiênus, Physiologus, und hât ge\volgt
Line: 13 ainem puoch von den dingen, daz ze latein haizt
Line: 14 liber rerum, und hât gevolgt den maistern, die haizent
Line: 15 Adelînus, Philosophus, und dem puoch, daz haizt der 15
Line: 16 alten väter sag und haizt ze latein veterum narracio,
Line: 17 und hât gevolgt dem puoch ains maisters von der jüdi\schait
Line: 18 von den edeln stainen, der hiez Tethel.