Jena, im Januar 2000
Lehrstuhl für Indogermanistik der Friedrich-Schiller-Universität
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Liebe Indogermanistinnen und Indogermanisten!


Später als vorgesehen, dafür aber desto reicher an neuen Vorschlägen geht Ihnen nun unser zweites Rundschreiben zur Reform der Indogermanischen Gesellschaft zu. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die sich schriftlich oder mündlich, formell oder informell, kritisch oder zustimmend über unsere Initiative geäußert haben. Ob wir unseren festen Vorsatz, alle Zuschriften auch zu beantworten, hundertprozentig durchgehalten haben, ist wegen der zwischendurch etwas sturmflutartigen Korrespondenz leider nicht ganz sicher - wir bitten also vorsorglich um Nachsicht. Jedenfalls können wir Ihnen versichern, daß alle Äußerungen sorgfältig zur Kenntnis genommen und verbucht worden sind, wenngleich einige Punkte aus praktischen Gründen für die mündliche Debatte bei der Hauptversammlung aufgespart wurden.


Anbei finden Sie eine Zusammenstellung der Anregungen, die uns zugegangen sind. Sie beziehen sich auf folgende Schwerpunktthemen:


Wir bitten weiterhin um kritische Stellungnahmen und Anregungen. Ziel der Initiative wird sein, bei der nächsten Hauptversammlung anläßlich der 11. Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft in Halle die anstehenden Probleme im Plenum zu diskutieren. Da Herr Prof. Meiser den Vorschlag, die Hauptversammlung in zwei Teilsitzungen zu teilen, begrüßt und die Hallenser Fachtagung entsprechend organisieren wird, können die Problempunkte bei der ersten Sitzung vorgestellt und im Plenum diskutiert werden. Dann wird einige Tage Zeit für informelle Gespräche sein. Bei der zweiten Sitzung am Ende der Tagung sollen die Diskussionspunkte zur Abstimmung kommen. Erfreulicherweise hat sich in Gesprächen mit den Mitgliedern des derzeitigen Vorstandes gezeigt, daß über die Notwendigkeit von Strukturreformen durchaus Einigkeit besteht. Wir können uns also auf eine Sachdebatte freuen.


Mit freundlichen Grüßen






Irene BallesRosemarie LührSusanne Zeilfelder


I. Zur Geschäftsordnung

1. Die Tagesordnung für die Hauptversammlung wird rechtzeitig, im Idealfall schon zusammen mit der Tagungseinladung bekanntgegeben. Die Mitglieder sind ausdrücklich aufgefordert, Tagesordnungspunkte vorzuschlagen und entsprechende Beiträge vorzubereiten.

2. Die Hauptversammlungen werden in zwei Teilsitzungen geteilt, wobei die erste vor allem der Diskussion, die zweite der Beschlußfindung dienen soll. Auf diese Weise bleibt den Mitgliedern ausreichend Zeit für informelle Gespräche und eine fundierte Meinungsbildung.

3. In allen Sitzungen wird ein Protokoll geführt, das den Mitgliedern zur Kenntnis gebracht wird. Das Protokoll der ersten Teilsitzung soll möglichst rasch durch Aushang oder Vervielfältigung allgemein zugänglich gemacht werden, damit später zur Tagung anreisende Mitglieder sich noch informieren können. Das Protokoll der Abschlußsitzung kann dann auf der HomePage der IG und/oder einem Informationsblatt1 publiziert werden.

4. Informelle Mitgliederversammlungen sollen auch zwischen den Hauptversammlungen stattfinden, wenn möglich einmal im Jahr und am Rande einer größeren Fachtagung. Sie dienen dem Meinungsaustausch und geben den Mitgliedern die Möglichkeit, auf aktuelle Probleme zu reagieren. Das Sitzungsprotokoll wird ebenfalls publiziert.

5. Bislang hat man auf die Festlegung eines Quorums und der erforderlichen Mehrheitsverhältnisse verzichtet. Soll man das so belassen? Auch sind Funktion und Aufgabe der Hauptversammlung nicht ausführlich festgelegt. Zumindest die Punkte "Geschäfts- und Kassenbericht2 des Vorstandes und ggf. Entlastung" sollten aber irgendwo vermerkt werden.


II. Zur Satzung

Die Satzung der Indogermanischen Gesellschaft bedarf der Modifikation und der Ergänzung. Wir geben hier die informell mit Mitgliedern des derzeitigen Vorstandes besprochenen3 Vorschläge zur Satzungsänderung wieder. Der bisherige Text ist recte wiedergegeben, Hinzufügungen sind kursiv und in spitzen Klammern, Tilgungen durch doppelte spitze Klammern gekennzeichnet. Stellungnahmen und weitere Vorschläge sind jederzeit willkommen.


Satzung der Indogermanischen Gesellschaft, Stand 1993, mit Änderungsvorschlägen 2000:

1. Die "Indogermanische Gesellschaft", neugegründet in München am 2. September 1953, hat den Zweck, die Forschung und das Studium auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft und besonders der Indogermanistik zu fördern und der Verbindung unter den Sprachforscher<Inne>n zu dienen. <Sie ist eine wissenschaftliche Gesellschaft, die ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts "Steuerbegünstigte Zwecke" der Abgabenordnung verfolgt.>

2. Sie erreicht ihr Ziel a) durch die Herausgabe eines kritisch-bibliographischen Publikationsorgans (Kratylos), b) durch Veranstaltung von sprachwissenschaftlichen Fachtagungen. <Sie setzt sich für eine gute Repräsentanz des Faches Indogermanistik in der Öffentlichkeit und für die Förderung des Nachwuchses ein und ist den FachvertreterInnen gegebenenfalls bei universitätsinternen Problemen behilflich.>

3. <<Neue Mitglieder können von einem Mitglied vorgeschlagen und vom Engeren Vorstand aufgenommen werden.>> <Neue Mitglieder werden auf Antrag vom Vorstand aufgenommen.>4 Auch Körperschaften können Mitglied werden. Die Mitgliederversammlung kann auf Vorschlag des <<Engeren>> Vorstandes verdienten Forscher<Inne>n die Ehrenmitgliedschaft verleihen. Die Mitgliedschaft endet a) durch Tod, b) durch Austritt, c) auf Beschluß des <<Engeren>> Vorstandes durch Streichung aus der Liste der Mitglieder, wenn das Mitglied trotz Mahnung zwei Jahresbeiträge oder mehr im Rückstand ist5, d) auf Beschluß der Mitgliederversammlung durch Ausschluß aus der Gesellschaft bei gröblicher Schädigung des Ansehens oder der Interessen der Indogermanischen Gesellschaft.

4. Der Jahresbeitrag wird von den Mitgliedern entweder in einer Mitgliederversammlung oder durch schriftliche Urabstimmung festgelegt, im allgemeinen <<für drei Jahre oder>> bis zur nächsten Mitgliederversammlung. Einzelpersonen können durch einmalige Bezahlung des Zwanzigfachen des Jahresbeitrags die Mitgliedschaft auf Lebenszeit erwerben. <Für StudentInnen und Arbeitslose wird der Mitgliedsbeitrag auf maximal 1/3 des normalen Beitrags reduziert. Vollständige Befreiung vom Mitgliedsbeitrag kann durch den Vorstand oder durch die Mitgliederversammlung beschlossen werden.>6

<<5. Die Mitglieder erhalten das Publikationsorgan zu einem Vorzugspreis und genießen bei den Fachtagungen eine Beitragsermäßigung. Sie können durch Vermittlung des Kassenwartes Bücher, die mit Unterstützung der Indogermanischen Gesellschaft publiziert wurden, zu (um 20%) ermäßigten Preisen beziehen.>>

6. <<Die Führung der Geschäfte liegt einem Engeren Vorstand ob, der aus einem Vorsitzenden, einem Stellvertreter des Vorsitzenden, einem Kassenwart und einem im deutschen Sprachgebiet wohnenden Schriftführer besteht.>>
<Die Führung der Geschäfte obliegt einem Vorstand, der aus einer/m Vorsitzenden, einer/m StellvertreterIn der/s Vorsitzenden, einer/m MedienreferentIn, einer/m KassenwartIn, einer/m im deutschen Sprachgebiet wohnenden SchriftführerIn und zwei StudentInnen- und MittelbauvertreterInnen7 besteht.>

7. <<Der Vorstand hat das Recht, sich zur Durchführung bestimmter Aufgaben einen Arbeitsausschuß an die Seite zu stellen.>>
<Zur Durchführung bestimmter Aufgaben können nach Rücksprache mit dem Vorstand Arbeitskreise gebildet werden. Die Leitung der Arbeitskreise obliegt einem Mitglied der Indogermanischen Gesellschaft.>

8. Der <<Engere>> Vorstand beruft in höchstens <<fünfjährigem>> <vierjährigem> Abstand eine Mitgliederversammlung ein, wenn möglich im Anschluß an eine eigene oder an eine verwandte wissenschaftliche Tagung. Der <<Engere>> Vorstand ist außerdem verpflichtet, binnen 4 Monaten eine Mitgliederversammlung einzuberufen, wenn dies von mindestens 25 Mitgliedern gewünscht wird. Die Mitgliederversammlung wählt jeweils bis zur nächsten Versammlung den <<Engeren>> Vorstand. Wiederwahl ist zulässig. Bei vorzeitigem Ausscheiden eines Mitgliedes des <<Engeren>> Vorstandes wird auf Beschluß der übrigen Vorstandsmitglieder ein Mitglied der Indogermanischen Gesellschaft kommissarisch für den Rest der Wahlperiode mit den Aufgaben des ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedes betraut.
<Jedes Mitglied hat das Recht, KandidatInnen für die Vorstandswahl vorzuschlagen8. Die Personalwahlen sind geheim. Für die beiden StudentInnen- und MittelbauvertreterInnen und die/den MedienreferentIn wird je einE StellvertreterIn ohne zusätzliche Stimme gewählt.>

9. Sitz der Gesellschaft ist Wiesbaden.

10. Das Geschäftsjahr beginnt am 1. Januar.

11. Änderungen der Satzungen erfolgen in einer Mitgliederversammlung. Beschlüsse über eine etwaige Aufhebung der Gesellschaft erfordern eine Zweidrittelmehrheit aller stimmberechtigten Mitglieder in einer schriftlichen Urabstimmung.

<12. Noch zu formulierender Paragraph: Es muß festgelegt werden, was im Falle einer Auflösung der Indogermanischen Gesellschaft mit den vorhandenen Geldern geschieht.>


III. MedienreferentIn

1. Die/der MedienreferentIn hat die Aufgabe, in Rücksprache mit dem übrigen Vorstand die Öffentlichkeitsarbeit der Indogermanistik zu koordinieren.

2. Natürlich tut jedes Institut weiterhin gut daran, die hochschuleigenen oder lokalen Presseorgane selbst mit Informationen zu versorgen. Es kann aber als Anregung sehr hilfreich sein, wenn derartige Aktivitäten zentral gesammelt und - etwa in Form ein Wandzeitung bei Tagungen oder einer formlosen Broschüre - den KollegeInnen zur Kenntnis gebracht werden.

3. Außerdem sollten Kontakte zu überregionalen Medien geknüpft werden. Insbesondere ist eine möglichst schnelle Reaktion auf Publikationen nötig, die dem Fach oder den Nachbarfächern schaden können. Da die Tagespresse ein kurzlebiges Medium ist, müssen die Mitglieder der Indogermanischen Gesellschaft gebeten werden, die Pressestelle gegebenenfalls unverzüglich auf derartige Veröffentlichungen hinzuweisen. Die/der MedienreferentIn kann dann entweder selbst reagieren oder eineN KollegIn um eine entsprechende Stellungnahme bitten.

4. Die/der MedienreferentIn sollte, wie die StudentInnen- und MittelbauvertreterInnen, eineN StellvertreterIn in Ersatzfunktion haben.

5. Da die Öffentlichkeitsarbeit nicht im Ein-Mann/Frau-Betrieb zu bewältigen ist, könnte man einen Arbeitskreis einrichten, in dem sich Mitglieder der IG zusammenfinden. Man könnte auch durch eine einfache Umfrage feststellen, welche Mitglieder bereit sind, gegebenenfalls entsprechende Zuarbeit zu leisten.

6. Außerordentlich nützlich für die Öffentlichkeitsarbeit ist die von Karl Hoffmann angeregte und von einer ganzen Reihe renommierter ForscherInnen mitunterzeichnete "Erlanger Erklärung" über Wesen und Aufgaben der Indogermanistik (Kratylos 13, 1968, 222 f.). Da diese Erklärung einerseits inhaltlich in keinem einzigen Detail überholt ist, es aber andererseits taktisch bedenklich ist, sich Fachfremden gegenüber auf ein 30 Jahre altes Konzept zu beziehen, ist zu überlegen, ob und wie sich dieses Thesenpapier aktualisieren ließe. Wir bitten um Vorschläge.

7. Vergleichbare Gesellschaften, wie etwa die Deutsche Gesellschaft für Volkskunde, versenden regelmäßig Informationsblätter an ihre Mitglieder, in denen über Kongresse, Mitgliederversammlungen, Kommissionsarbeit, fachrelevante Pressemeldungen, Personalia, Stellenausschreibungen u.a. berichtet wird. Das sollte die IG ebenfalls einführen.


IV. Internationalisierung

1. Die "Indogermanische Gesellschaft" wird in "Indogermanische Gesellschaft - Indo-European Society - Société Indo-européenne" umbenannt.

2. Mitglieder aus nicht-deutschsprachigen Ländern werden gebeten, bei der Hauptversammlung über die spezifischen Probleme ihrer Heimatländer zu berichten und Vorschläge für eine stärkere Internationalisierung der Indogermanischen Gesellschaft zu machen. Unser Vorschlag, länderspezifische Substrukturen anzulegen, scheint nach Auskunft der KollegInnen nicht praktikabel zu sein. Immerhin gibt es aber wohl eine grundsätzliche Bereitschaft, sich künftig innerhalb der IG stärker zu Wort zu melden. Es sei hier deshalb noch einmal gesagt: Die Indogermanische Gesellschaft ist keine Deutsche Indogermanische Gesellschaft!

3. Es sollte bei den Wahlen darauf geachtet werden, daß wenigstens ein Vorstandsmitglied aus dem nicht-deutschsprachigen Raum kommt.

4. Einer besonderen Diskussion bedarf die Situation in Osteuropa. Bislang hat die IG auf die Öffnung Osteuropas noch nicht adäquat reagiert. Es wird daher vorgeschlagen:
- gezielt ein Informationsnetz aufzubauen
- Mitglieder aus Osteuropa von der Beitragszahlung zu befreien, bis sich die sozialen Verhältnisse dort grundlegend gebessert haben
- die Möglichkeiten für den StudentInnen- und DozentInnenaustausch auszubauen
- über eine Tagung nachzudenken, die explizit den Kontakt zwischen ost- und westeuropäischen SprachhistorikerInnen verbessern soll.

5. Auf den Punkt der Beitragsbefreiung möchten wir mit besonderem Nachdruck hinweisen. Die Situation in Osteuropa ist ja allgemein bekannt; Herr Prof. Duridanov hat uns wissen lassen, daß der IG-Jahresbeitrag der halben Monatsrente eines bulgarischen Emeritus entspricht, und die westlichen IndogermanistInnen möchten sich bitte auf Ehre und Gewissen selbst befragen, ob sie bereit wären, ein halbes Gehalt für den Kratylos zu opfern. Mit irgendwelchen Ermäßigungen ist hier also auch gar nichts getan, eher sollten wir überlegen, ob wir nicht zusätzlich etwas für die KollegInnen und Institute in Osteuropa tun könnten. Viele KollegInnen haben das privat schon getan, durch Geld- oder Buchspenden, und das ließe sich durch gezielte Aktionen sicherlich intensivieren. Übrigens könnte die IG als gemeinnützige Gesellschaft dann auch Spendenbescheinigungen ausstellen.


V. StudentInnen- und MittelbauvertreterInnen

1. Die StudentInnen- und MittelbauvertreterInnen werden vom Plenum gewählt und gehören dem Vorstand an. Es können zwei StudentInnen, zwei MittelbauvertreterInnen oder je einE StudentIn und einE MitarbeiterIn gewählt werden. Um eine zu große Fluktuation zu vermeiden, sollte man festlegen: Die VertreterInnen müssen zum Zeitpunkt der Wahl der Studentenschaft oder dem Mittelbau angehören, können ihr Amt aber auch bei Änderung des Status bis zur nächsten regulären Wahl ausüben.

2. Da einerseits ein neunköpfiger Vorstand unpraktisch wäre, andererseits aber die beiden StudentInnen- und MittelbauvertreterInnen nicht immer alle Termine werden wahrnehmen können, wird vorgeschlagen, daß noch zwei StellvertreterInnen gewählt werden, die Ersatzfunktion, aber keine zusätzlichen Stimmen haben.

3. Außerdem ist angeregt worden, daß die StudentInnenschaft eine eigene Organisation aufbaut, die die Kontakte der StudentInnen untereinander fördern und bei praktischen Problemen helfen soll. So wäre es etwa sinnvoll, daß man sich bei der Anreise zu Tagungen und bei der Quartiersuche zusammentut. Auch beim Studienortwechsel kann eine StudentInnenorganisation hilfreich sein. Es wird vorgeschlagen, daß die StudentInnen sich selbst organisieren, eine eigene HomePage einrichten und bei Vollversammlungen und im Mitteilungsblatt über ihre Aktivitäten berichten.

4. Ferner ist uns die Anregung zu einem sommerlichen studentischen Meeting zugegangen, etwa in Form eines Sommercamps. Ob dies dann eine Art StudentInnentagung oder eher ein Kontakttreffen werden soll, bliebe natürlich den Studierenden überlassen. Es wäre schön, wenn der Nachwuchs diese etwas unorthodoxe, aber keineswegs unrealistische Idee aufgreifen wollte: für ein internationales Jugendtreffen müßten sich EU-Mittel oder sonstiges Sponsoring auftreiben lassen, so daß die Frage eher sein wird, ob sich jemand die Mühe mit der Organisation machen will. - Bitte um studentische Stellungnahmen!!!


VI. Das Problem des Arbeitsausschusses

Es soll hier nicht verschwiegen werden, daß unsere Kritik an der Institution "Arbeitsausschuß" auf sehr kontroverse Reaktionen gestoßen ist. Die Kommentare reichen von "ersatzlos streichen" über "umorganisieren" bis zu "unverändert beibehalten". Man wird über diesen Punkt also sicherlich bei der Hauptversammlung intensiv diskutieren müssen. Im folgenden daher nur ein paar Hinweise auf Aspekte, die zu bedenken sind:

1. Man hat uns darauf hingewiesen, daß der Arbeitsausschuß zu Zeiten vorzügliche Arbeit geleistet hat. - Das sollte gar nicht bestritten werden. Jedoch sollte eigentlich auch nichts die bisherigen Mitglieder des Arbeitsausschusses hindern, dieselbe vorzügliche Arbeit in einem Arbeitskreis zu leisten.

2. Man hat uns auch darauf hingewiesen, daß der Arbeitsausschuß in den letzten Jahren überhaupt nicht einberufen worden ist, die Kritik an seiner Untätigkeit somit auf den Vorstand zurückfällt. - Dies wiederum weist auf ein Strukturproblem. Denn was auch immer den Vorstand bewogen hat, auf die Mitarbeit des Arbeitsausschusses zu verzichten: Es muß einem engagierten Mitglied der IG möglich sein, von sich aus die Initiative zu ergreifen, wenn es nötig ist, notfalls auch ohne oder sogar gegen den Vorstand.

3. Ferner sind wir von Seiten ehemaliger Vorstandsmitglieder darauf hingewiesen worden, daß mancher Präsident die Mitarbeit des Ausschusses als überaus nützlich und hilfreich empfunden hat. - Auch das wollten wir gar nicht bezweifeln. Jedoch ist es ja nicht so, daß es der/dem PräsidentIn künftig direkt verboten sein soll, einige KollegInnen ihrer/seiner Wahl zur Beratung beizuziehen. Nur sollte ein solcher Beirat eben informell und nicht die maßgebliche, geschweige denn die einzige Institution sein, die die Geschicke der IG lenkt.

4. Wir befürworten daher weiterhin die Einrichtung offener, themenbezogener Arbeitskreise, die nach Rücksprache mit dem Vorstand von einem Mitglied der IG geleitet werden und über deren Arbeit durch das Internet (TITUS und IG-HomePage) und auf den Hauptversammlungen berichtet wird.

5. Als Alternative ist vorgeschlagen worden, den Arbeitsausschuß in einen von der Mitgliederversammlung zu wählenden Beirat oder Hauptausschuß, eventuell mit weiteren Unterausschüssen, umzuwandeln. Das hätte den Vorteil, daß die Arbeit kontinuierlicher verliefe als in den jeweils ad hoc sich zusammenfindenen Arbeitskreisen. Es hätte den Nachteil, daß wahrscheinlich der Nachwuchs seltener Gelegenheit zur Mitarbeit hätte; auch mag manch ein Mitglied zwar bereit sein, gelegentlich mit einer kreativen Idee bei einem AK mitzuwirken, aber nicht sich auf Jahre zur Ausschußtätigkeit zu verpflichten.


VII. Aufnahme neuer Mitglieder

1. Das bisherige Aufnahmeverfahren hat sicherlich historische Gründe, die mittlerweile überholt sein dürften. Man sollte daher auf das Vorschlagsrecht der Mitglieder verzichten.

2. Da sich erfahrungsgemäß viele IndogermanistInnen spontan bei den Tagungen zur Mitgliedschaft entschließen, wäre es vielleicht ratsam, das Aufnahmeverfahren zu straffen. Im Prinzip sollte es möglich sein, daß während der Tagung ein Antrag ausgefüllt und die Mitgliedschaft sofort bestätigt wird. Denn das Stimmrecht des neuen Mitglieds von der ordnungsgemäßen ersten Beitragszahlung abhängig zu machen, ist ja doch ein bißchen kleinlich.

3. Wir wollen noch einmal daran erinnern, daß die Indogermanische Gesellschaft in erster Linie Mitglieder braucht, nicht in erster Linie BeitragszahlerInnen. Es liegt ja auf der Hand, daß eine Gesellschaft mit tausend Mitgliedern ganz anders auftreten kann als eine mit zweihundert. Ein Großteil des studentischen Nachwuchses ist nach wie vor nicht Mitglied; den Gründen dafür muß man nachgehen.


VIII. Eine Bemerkung zur Vorstandswahl

1. Es ist bekanntlich nicht immer leicht, KandidatInnen für die Vorstandswahlen zu finden. Kein Wunder also, daß es immer wieder Ein-Kandidaten-Wahlen gab. Aber ein gutes Zeichen ist das nicht.

2. Gründe dafür gibt es wohl zwei: Erstens - das ist der offizielle Grund - hat jedeR WissenschaftlerIn auch ohne die Indogermanische Gesellschaft ausreichend zu tun. Selbstverständlich ist das ein schlagender Grund. Doch kann man durch die hier vorgeschlagenen Strukturänderungen, insbesondere die Erweiterung des Vorstandes, hoffen, daß sich die Arbeitsbelastung künftig etwas besser verteilen wird. Und prinzipiell wird auch jedeR WissenschaftlerIn einsehen, daß sie/er für die Kontinuität des Faches in der Verantwortung steht: Die schönste Forschung nützt ja nichts, wenn es in zwanzig Jahren niemanden mehr gibt, die/der sie rezipiert.

3. Der zweite, nicht so leicht eingestandene Grund ist die menschlich durchaus nachvollziehbare Tatsache, daß niemand gern bei einer Wahl durchfällt. Das bisherige Verfahren, das de facto auf eine vorherige Absprache und damit eine Erfolgsgarantie hinauslief, hat dieses Problem elegant, aber eben undemokratisch umgangen. Will man das so nicht weiterführen - und nach allem, was wir erfahren haben, will das die deutliche Mehrheit der Mitglieder tatsächlich nicht -, so muß man andere Lösungen suchen.

4. Denkbar wäre z.B., daß man auf explizite Kandidaturen überhaupt verzichtet und statt dessen eine neutrale, also alphabetische Liste der Mitglieder als Wahlzettel ausgibt. Die WählerInnen hätten dann - damit man eine breite Streuung erreicht - je drei Vota für jedes Vorstandsamt zu vergeben, und es müßten sich auf diese Weise die WunschkandidatInnen einer breiten Mehrheit von selbst herauskristallisieren. Wenn ein auf diese Art ungefragt gewähltes Mitglied die Wahl nicht annimmt, so rückt das nächste nach. - Zugegebenermaßen wäre ein solches Vorgehen verfahrenstechnisch aufwendiger als das bisherige, es hätte jedoch den Vorteil, daß die KandidatInnen nicht mehr von kleinen Zirkeln ausgehandelt werden müssen und daß sich die/der KandidatIn alle Peinlichkeiten erspart und außerdem weiß, daß sie/er von einer unbeeinflußten Mehrheit gewählt ist. Ist das nicht einen Versuch wert?


IX. Eine Bemerkung zu den Finanzen

1. Wir haben keinerlei Zweifel daran, daß die Gelder der Indogermanischen Gesellschaft redlich verwaltet werden. Jedoch kann man das Finanzgebaren der IG beim besten Willen nicht als sonderlich transparent bezeichnen.

2. So ist z.B. nirgendwo festgelegt, wer über die vorhandenen Mittel eigentlich zu verfügen hat. Auch das Vergabeverfahren scheint nicht geregelt zu sein.

3. Es sollte also einmal in einer Mitgliederversammlung darüber gesprochen werden, nach welchen Kriterien und Richtlinien die Mittel vergeben werden sollen und wofür sie schwerpunktmäßig zu verwenden sind.


Fußnoten:


1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.

Quelle: Susanne Zeilfelder, e-mail vom 2.2.00


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