TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 123
Chapter / Strophe: 2
2.
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VON DEM WILDEN EBER.
Line: 8Aper ze latein haizt ze däutsch eber, und ist zwair\lai,
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wilder und zamer. der wild ist ain starch tier und
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mag nümmer gelêrt werden, daz ez sitig und güetig sei, 10
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aber ez ist alle zeit grimmig und scharpf. er ist swarz
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und hât grôz hawend zend, ains halben fuozes lang, und
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die zend tailent an ainem lebendigen eber reht sam ain
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gestäheltz eisen; aber sô si auz dem eber koment, sô sint
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si niht sô starch sam ê. der eber bedäut uns die grimmen 15
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läut, die kain lêr guoter werch wellent nemen und die
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alle zeit grimmik und swarz beleibent in irn sünden. die
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läut habent zend gekrümpt auf sich selber, wann wer dem
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andern gert ze schaden, der tœtt sich des êrsten selber.
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si habent halbfüezig zend, wan si sêrent dem næchsten 20
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seinen leip, aber der sêl mügent si niht geschaden. die
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mügent wol grimmen die weil si lebent, aber nâch dem
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tod niht. daz tier hât die art, ist, daz ez der jäger früe
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jagt, ê ez seinen harm lâz, sô wirt ez snell müed; hât ez
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aber vor geharmt oder harmt die selben weil, sô mag man 25
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ez niht leiht gevâhen. des ebers mist alsô warmer und
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frischer ist gar guot wider daz pluotvliezen auz der
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nasen. izzet diu wild varchmuoter vil aicheln wenne si
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tregt, sô derwirft si. diu swein habent die art, daz si
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daz ertreich umbwüelent und daz si mit den mäulern in 30
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horwigem unlustigem ertreich rüedent. der värher\muoter
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êrstez värhel ist klainer und krenker wan diu
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andern. wenne si vil värhel hât, sô ist ir milich gar
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lauter.
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