TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 130
Chapter / Strophe: 9
9.
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VON DEM HUND.
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Jacobus spricht, daz die hund gelernigiu tier sein
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zuo allen spiln, und wie daz sei, daz si gern slâfen, iedoch
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behüeten si irr herren häuser wachend. si habent ir 5
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herren sô liep, daz si oft umb si sterbent. under allen
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unvernünftigen tiern derkennent die hund allain ir aigen
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namen, sam Solînus spricht. Jacobus spricht auch, daz
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etleich hund der art sein, daz si die dieb smecken und daz
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si si mit übrigem haz auz andern läuten schaiden. wenne 10
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auch etleich hund pei irr herren tisch ligent, sam Ja\cobus
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spricht, sô schickent si sich alsô, daz si ain aug
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kêrent zuo der milten hant irs herren und daz ander zuo
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irs herren haustür. wen die hund fraidicleichen an\laufent,
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vellt er auf die erd, sô wirt ir zorn gesänftigt. 15
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die hund gepernt plinteu hüntel und diu beleibent plint
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zwelif tag oder etleich drei wochen. si tragent auch iriu
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hüntel vierzig tag. die hund behangent ze mittelst in ir
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unkäusch von übrigem gelust, den si dar zuo habent. daz
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pest welfl ist daz ze letzst gesehend wirt oder daz diu 20
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muoter des êrsten abweg tregt. der hund toben vertreibt
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man mit ainem cappaun, ist daz man in mischet mit hong
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und in den ze ezzen gibt. der töbigen hund pizz sint
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tœtleich, aber man hailt si mit der wurzen des veltrôsen\stockes.
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hundes milch ist dicker denne kain andreu 25
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milch, ân sweinein milch und hasen milch. die hund
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habent siben tag vor milch in irn wampen ê si gepernt.
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sô ain hunt gelset von slegen, sô zürnent die andern und
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vallent auf in und peizent in. merk, daz under allen
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tiern die man lenger lebent von nâtûr wan diu weip, ân 30
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an den hunden, ez mach denn arbait oder ander dinch.
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wenne die hund siechent, sô ezzent si ain kraut, daz grau\sam
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ist auf der zungen, und dâ von vliezent si die pœsen
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fäuhten auz dem magen mit auzrähsen und werdent alsô
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gesunt. Aristotiles spricht, der hund alter erkenn man 35
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niht denn pei den zenden, wan der jungen hunde zend
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sint scharpf und weiz, aber der alten sint stumpf und
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swarz. manig sprechent, daz die hund niht mügen be\leiben
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ân die menschen, und daz si töbig werden, sei, daz
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si kömen auz der läut wonung. des hundes zung hailt 5
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sein aigen wunden und auch ander wunden mit lecken,
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dar umb ist si ain ärzetinne. die hund betrüebent die
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hundsmuoter niht gern; daz ist auch vil anderr tier art.
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daz hât got weisleich geordent an den unvernünftigen tiern,
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daz er erzaigt, daz die menschen sam schüllen tuon, wan 10
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wâ man und fraw mit enander übel lebent, die habent
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manig swær zeit. daz sterker schol dem kränkern ver\tragen,
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sô schol daz kränker dem sterkern entweichen.
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die hund habent ain pœs gewonhait, daz si die aller
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schœnsten stet verunrainent und benetzent und schœn 15
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gewant. hündein schuoch sint guot an den füezen für die
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gicht; smeckent aber si die hund an den füezen, sô be\netzent
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si sie. gibt man ainem andern tier hundespluot
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daz siech ist, ez wirt gesunt. man erkent aines hundes
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piz alsô, ob er töbig ist oder niht; wan wer ain pflaster 20
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macht von ainer nuz wol gepachen und legt daz auf die
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wunden ainen tag und ain naht und gibt ez dar nâch
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ainem hungerigen hanen oder ainer hennen, trinket er
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oder si danne, sô ist ez niht aines töbigen hundes piz;
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trinkt aber er niht oder si, sô ist ez ains töbigen hundes 25
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piz und stirbt der han oder diu henne; iedoch mag si
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ainen tag und ain naht dar nâch leben. auch mêr: ist
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ez ains töbigen hundes piz, trücket man denne ain prôt
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in daz pluot der wunden, daz izzet kain gesunder hund.
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ez ist auch gar ain wunderleich dinch, ez geschicht oft, 30
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daz ain man gepizzen wirt von ainem töbigem hunde und
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daz er diu klainen hüntel denne leckt sam ain hund und
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püllt sam ain hund. Alexander lêrt, wie man die läut
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hailn süll, und spricht, er rât, daz man die wunden ain
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jâr offen lâz und daz man si niht bedecke mit mâsen 35
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noch ain häutel dar ob lâz werden.
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