TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 212
Chapter / Strophe: 22
22.
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VON DER TAUBEN
Line: 26Columba haizt ain taub. daz ist gar ain sänftig
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vogel. diu taub reizt niht noch grimmt mit irm snabel
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und ist ân gallen, sam Beda spricht. aber Aristotiles
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spricht, si hab ain gallen, doch niht an der stat, dâ si
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andreu tier haben, wan si hab die gallen in ainem in\gwaid. 30
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dar umb widerspricht Aristotiles niht dem, daz
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Beda spricht, wan Beda maint, diu taub hab kain gallen
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an der stat, dâ si andreu tier habent; sô maint Aristo\tiles,
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si hab si anderswâ. diu taub enzünt ir lieb mit
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snäbeln sam die menschen mit küssen. die tauben flie\gent
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scharot und schadent niemant. si lebt des tôten
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niht, wan si izt neur korn und getraid. si waint für ir
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singen. si fuort vremdeu kindel. diu taub pringt ir ge\siht 5
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neunstunt wider. si nist hôch, sam Jacobus und Beda
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sprechent, dâ kain tier si berüeren mag. alsô schol un\ser
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wonung in dem hôhen himel sein. diu taub ruot gar
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gern pei dem wazzer, dar umb, daz si den durst lesch
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und daz si des habichs schaten in dem wazzer vor seh, 10
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ê er si begreif. Isidorus spricht, ez sei ain paum pei der
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sunnen aufganch, der haizt kriechisch peridixiοn und ze
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latein circa dextram, daz haizt ze däutsch pei der rehten
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hant. des paumes fruht ist süez. der begert diu taub
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wunderleichen vast, und der paum behüett die tauben mit 15
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seinen esten und mit seinem schaten, und in den selben
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landen sint ainrlai trachen, die den tauben lâg setzent,
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und die trachen hazzent den vor genanten paum von
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nâtûr alsô sêr, daz si seinen schaten fürhtent. wenn nu
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die tauben auf dem paum sitzent, sô sitzt der trach verr 20
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her dan und lâgt, ob kain taub auz dem paum vlieg, daz
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er si vâh. ist auch, daz des paumes schat zder rehten
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hant ist, sô setzet sich der trach zder tenken. ist aber
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der schat zder tenken, sô setzet er sich zder rehten.
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pei den trachen verstê die pœsen gaist und pei den tau\ben 25
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die geläubigen sêl, pei dem paum unsers herren
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kräuz, under des rehten arm stêt unser liebiu frawe gotes
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muoter. pei des paumes schaten verstê daz zaichen des
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hailigen kräuzes, daz wir für uns tuon mit rehtem ge\lauben,
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wan daz vliehent die pœsen gaist. Aristotiles 30
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spricht, daz die tauben gar stæt sein mit ir unkäusch,
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alsô daz si ir ê niht zeprechent. si habent auch die art,
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daz si in ain gemain haus suochent, und daz liebt in.
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daz selb haus lâzent si niht leiht, ez sei dann ain käu\scheu
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taub oder ain witib, diu selb fleuht die andern. 35
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die tauben gepernt alle zeit zwai täubel, des êrsten ainen
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er und dar nâch an dem dritten tag ain si. si prüetent
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auch paideu, er und si, in zwain zeiten; wan diu si prüett
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nâch mittem tag unz ze metten zeit, dar nâch prüett der
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er die andern zeit, und an dem ahzênden tag beleibt er
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hie auzen. die tauben habent auch die art, wenn si ain 5
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irrvliegend tauben vindent, die nement si in ir gesellschaft.
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si habent auch die art, daz si stainl ezzent, dar umb, daz
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si des magen hitz sänftigen, wann si sint gar haizer nâ\tûr.
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wenn si mit enander vehtent, sô zestraubent si ir
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federn und allermaist auf den hälsen. si habent gar 10
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prinnenden und hitzigen mist, den werfent si auz irn
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nesten und lêrent auch ireu kint den mist auzwerfen.
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wer pluot nimt auz dem rehten flügel der tauben unden
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oder auz dem rehten flügel unden der swalben oder der
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turteltauben und daz in die vinstern augen legt, der wirt 15
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gesunt, wann daz pluot ist scharpf und hât die kraft, daz
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ez die diken materi zesträut und verzert. der taubhai
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wirft seineu gewahsen kint auz dem nest, aber ê er si her
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auzwerf, sô vogelt er si vor. diu taub wirt gar beswært,
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wenn si ir air gepirt, und ist daz si sich vertregt in dem 20
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gepern, sô wirt si pitterleich versêrt. die tauben habent
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die art under anderm gefügel, daz si ir häls niht auf
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hebent wenne si trinkent, unz si genuog habent getrunken.
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die jungen tauben sint aller pest und aller gesündischt in
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dem lenzen, sô man daz sumergetraid sæt, und in dem 25
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herbst, sô man daz wintergetraid sæt, dar umb, daz si
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danne neur des korns lebent. Plinius spricht, daz fri\schez
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taubenflaisch und swalbenflaisch zuo ainander ge\mischt
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und gemachet guot sei für die slangen. ez ist
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auch gewisleich wâr, daz etleich tauben die art habent, 30
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die nümmer gevogelt werdent und käusch beleibent. ez
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sint auch etleich, wenne si ir gemaheln verliesent, daz si
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witiben beleibent, und die vermeident auch gemaineu
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häuser der tauben, die ir gemahel habent, dâ von, daz si
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die ern niht unruoen, und fliehent von in und wonent 35
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in den wilden velsen. die tauben habent grôzen vleiz,
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wie si ir federn geslihten und gezieren und mit irm sna\bel
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stræln, und wenn si des beginnent, sô lâgt ir der
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spärwær allermaist und væht si danne und tœtt si. alsô
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lâget unser der pœs gaist, wenn wir unsern vleiz legen
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auf diser werlt gespenst und ir üppichait. ach herr, wie 5
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oft er mich gevangen hât, daz mich diu aller tugent\leichst,
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diu schœnst, diu reichst, diu edelst, diu gewel\tigst
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all zeit hât erlœst auz seinen scharpfen klâen, wie
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daz sei, daz ich laider ir taub niht sei, sunder ich pin
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ein armer rab. nu hilf, edleu kaiserin, hilf mir und 10
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allen guoten freunden.
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