TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 228

Chapter / Strophe: 38 
   38.
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   VON DEM VASANT.



Line: 3    Gallus silvester haizt ain walthan und haizt auch ain
Line: 4    vasant, als Plinius spricht. daz ist gar ain schœner vo\gel
Line: 5    und hât niht kamps auf dem haupt noch hât der   5
Line: 6    starken sporn niht, sam die haimischen hann habent an
Line: 7    den füezen. iedoch ist er gar ain küener vogel, und daz
Line: 8    wizzent die vogelær wol an im und machent ainen puk\lær
Line: 9    von weizem leineim tuoch und ze mitlist dar ein von
Line: 10    rôtem tuoch ain rôtez flekel. daz siht der vasant an mit   10
Line: 11    grôzem vleiz und nimt in sein wunder. in der zeit treibt
Line: 12    in der vogler mit dem schilt rücklingen in ain netz, daz er
Line: 13    im geriht hât. alsô væht man den walthanen. der vo\gel
Line: 14    bedäutt die läut, die irr augen zügel auz werfent in
Line: 15    die glüst diser werlt und vallent in des pœsen gaistes   15
Line: 16    netz. wê, aug, wie ain schalkhafter pot dû pist mensch\leicher
Line: 17    vernunft! dû zaigst uns golt und seiden, lieht
Line: 18    prehend stern auz weizen krausen wolken und lônest uns
Line: 19    laider übel zeletzt mit deiner potschaft. wer vellte Da\vit,
Line: 20    wer Salomôn und wer die weissten und die sterkesten   20
Line: 21    hie auf erden? eiâ, aug, des wære dû pot, als dû noch
Line: 22    vil dicke pist. Alexander der maister spricht, wer ainen
Line: 23    vasant vâhen well, der bedek sich mit ainem tuoch, dâ
Line: 24    der vogel angemâlet sei, und zaig sich dem vasant, sô
Line: 25    volgt er im unz an daz netz. sô schreit dan der voglær   25
Line: 26    oder sleht die hend zesamen und erschrecket den vogel,
Line: 27    daz er in daz netz vellt. der vasant hât die art, daz er
Line: 28    sein haupt in ain stauden verpirgt und wænt, er hab sich
Line: 29    ze mâl verporgen, und alsô væht man in dik. wê, mein
Line: 30    herz, wie dick daz geschiht, daz wir niemant sehen und   30
Line: 31    daz haupt unserr sêl verpergen, daz ist unser vernunft,
Line: 32    und daz uns der wol siht, der alliu dinch an schawet.
Line: 33    der vasant traurt in trüebem weter und verpirget sich
Line: 34    dann in den wälden und in den puschen. er gêt des
Line: 35    morgens und des âbends auz dem wald, und sô væht   35

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Line: 1    man in gar leiht. er verändert sein federn von der vaiz\tin
Line: 2    und vernewt sich alsô. er hât auch edler und senfter
Line: 3    flaisch danne ander waltvogel, und dar umb ist er ain
Line: 4    guot wilpræt.






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