TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 258

Chapter / Strophe: 68 
   68.
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   VON DER TURTELTAUBEN.



Line: 19    Turtur haizt ain turteltaub. der vogel ist gar käusch
Line: 20    und schämig. diu si hât irn gemahel liep und helt im   20
Line: 21    allain trew, alsô vil, daz si ir kain ander liep nimt wenn
Line: 22    er gestirbt. und wenn si witib ist, sô fleugt si neur auf
Line: 23    die dürren est der paum und waint und ist traurig und
Line: 24    singt niht. si laidigt kainen vogel und ist ze mâl gar
Line: 25    gedultig wider all die vogel, die si laidigent. si macht   25
Line: 26    gar auz ain wênig ästleinen ain nest, dar inn si ruowet
Line: 27    und ir air auzprüett. Ambrosius spricht, daz diu turtel\taub
Line: 28    auzwendig umb ir nest ains krautes pleter werf, daz
Line: 29    haizt ze latein squilla und haizt merzwifal, als her nâch
Line: 30    kunt wirt, wenn wir von der kräuter kraft sagen. daz   30
Line: 31    tuot diu turteltaub dar umb, daz diu tier irn kinden iht
Line: 32    schaden, wan diu tier vliehent diu vergiftigen pleter des
Line: 33    krautes. der turteltauben art ist, wer ir pluot nimt auz

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Line: 1    dem rehten flügel und tuot ez dem menschen in sein
Line: 2    krank augen, den ist ez hilfleich. diu turteltauben mü\gent
Line: 3    niht wol gevliegen in dem wind, der von mittem
Line: 4    tag wæt, daz ist der sudenwint und haizt ze latein auster.
Line: 5    Pei der turteltauben verstên ich ain rain pider weip,   5
Line: 6    diu allain irm ainigen liep trew helt und ist gedultig mit
Line: 7    allen weipleichen zühten. si schilt sich mit niemant,
Line: 8    hœrt aber si oder siht ain unzuht von andern läuten, sô
Line: 9    wirt ir antlütz rôsenvar und schämt sich umb fremd un\zuht.
Line: 10    diu frawe schol ain vergiftigz kraut legen umb ir   10
Line: 11    haus und umb ir wonung, daz all aufmacherinne und
Line: 12    pœs werberinne oder werber vliehent. eyâ, waz ist daz
Line: 13    kraut? treun, vester muot und niht ôrnaigen und ver\slahen
Line: 14    mit rehtem ernst und mit zühtigem zorn allez üp\pigz
Line: 15    werben und unrainen schimpf. wer der zarten tur\teltauben   15
Line: 16    pluot nimt (daz sint ir weipleich gepærd) auz
Line: 17    irm rehten flügel (daz ist auz der klârhait irr vernunft
Line: 18    und auz irr weipleichen gestalt) und tuot ez in diu kran\ken
Line: 19    augen der krankmüetigen frawen, die werdent ge\sehent,
Line: 20    wan si schawent ir sünd und ir unzuht an in   20
Line: 21    selber in aime fremden spiegel, der ân mail ist. diu
Line: 22    fraw mag niht gevliegen, daz ist, si mag sich niht geüeben
Line: 23    an dem wind gegen mittem tag, daz ist gegen der hitz
Line: 24    der unstætichait.






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