TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 261

Chapter / Strophe: 71 
   71.
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Line: 32
   VON DEM WIDHOPFEN.



Line: 33    Upupa haizt ain widhopf. der vogel ist uns verpoten
Line: 34    in der ê, daz wir sein iht ezzen, sam Isidorus spricht,

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Line: 1    wan ez ist ain unrain vogel. er nistet in unrainikait und
Line: 2    verunraint auch sein aigen nest. aber ez ist ain schœner
Line: 3    vogel und hât ainen vedreinen kamp auf dem haupt, den
Line: 4    füert er sam ainen gekrœnten helm. in dem winter ist
Line: 5    er verporgen und ist ain stumm, aber in dem sumer und   5
Line: 6    in dem lenzen sô ist er gar ungestüem mit seim geschrai
Line: 7    und hât neur ain gesank und ain stimm, wan er singet
Line: 8    neur hoz hoz hoz, sam der gauch singt guck guck.
Line: 9    ich hân auch dick gemerkt ze Megenperch, dô ich ain
Line: 10    kindel was, daz die zwên vogel zuo enander sâzen und   10
Line: 11    sungen mit aim wehsel, der gauch vor, der widhopf nâch,
Line: 12    und wând ich, der widhopf wær des gauches roz und daz
Line: 13    si stætes pei ainander wæren. die gar alten widhopfen
Line: 14    setzent sich in der jungen geviderten nest und mauzent
Line: 15    sich und sô speisent si die jungen, unz si wider koment   15
Line: 16    ze kreften. ez sprechent auch die maister, daz die jungen
Line: 17    widhopfen ain ander tugent haben gegen den alten, wan
Line: 18    sô die alten vor alter niht mêr gesehen mügent, sô prin\gent
Line: 19    die jungen ain kraut, daz ist von nâtûr in bekant,
Line: 20    und salbent der alten augen dâ mit, sô werdent si wider   20
Line: 21    gesehent. Jacobus spricht, wer den slâf an dem haupt
Line: 22    mit des widhopfen pluot salbt und gêt slâfen, sô be\dunket
Line: 23    in in dem slâf, daz in die pœsen gaist tœten
Line: 24    wellen. des widhopfen herz ist den zaubrærn gar nütz
Line: 25    und den haimleichen übeltætigern, aber daz schüll wir   25
Line: 26    niht auzlegen, ob got wil, ez sagt auch unser puoch ze
Line: 27    latein niht.
Line: 28    Pei dem widhopfen verstên ich ainen iegleichen men\schen,
Line: 29    der schœn pœs ist und ain unstætez herz hât, ich
Line: 30    main, der ainez in dem herzen hât und redt ain anderz   30
Line: 31    mit dem mund. die selben rüefent vast in dem sumer,
Line: 32    dâ si ez guot habent und in niemant begegent; aber dâ
Line: 33    si kempfen schüllent oder rehten mit den guoten, dâ
Line: 34    verstumment si. pfui dich, dû Schanden ritter, dû seist
Line: 35    lai oder pfaff, wie tregst dû der êren krôn in valschait   35
Line: 36    ân manleichz herz und ân alle wârhait!

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