TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 322
Chapter / Strophe: 11
11.
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VON DEM DRACHENKOPP.
Line: 20Draconcopes haizt ain drachenkopp und ist ain slang 20
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in Kriechenlant gar grôz und mâhtig, sam Adelînus spricht.
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diu slang hât ainr junkfrawen antlütz geleich ainem men\schen,
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aber daz ander tail irs leibes geleicht ainem dra\chen,
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nu sprechent die maister, daz diu slang derlai sei
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gewesen, diu Evam betrog in dem paradîs, wan Beda 25
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spricht, daz diu selb slang ain junkfrawenantlütz hab
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gehabt, dar umb, daz si mit gleicher gestalt Evam zämt
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und zuolocket, wan der mensch und ain iegleich tier
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nimt sein geleichz und ist lustig gegen im. diu selb slang,
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dô si Evam betrog, zaigt ir neur daz haupt und verparg 30
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daz ander tail under der paum pleter und buschen. wie
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aber der teufel daz gemachen moht, daz diu slang
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menschleicheu wort sprach, daz ist uns verporgen, wir
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wellen dann sprechen, daz diu selb slang halsâdern und
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andern gezeug hab gehabt in dem hals und in dem haupt
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sam ain mensch, dâ mit si geschikt wær zuo mensleichen
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worten, reht als wir sehen, daz etleich vogel menschleicheu
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wort für pringent, wenn man si des êrsten dâ mit üebet.
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iedoch wæn ich und ist geläupleich, daz der teufel sich 5
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selber verkêrt in ainer slangen weis und auch mensch\leich
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sprâch mit Even rett, wan er mag sich verkêren in
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aller tier form. nu schaw, wie sich der teufel hât ge\macht
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auz menschleichem haupt und auz ains tracken
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leib, auz dem pesten leiphaftigen dinge und auz dem 10
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pœsten. der anplik was guot und käusch, aber daz end
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was vergiftig und tœtleich. wê, ach und owê got vater,
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lâz dich erparmen, daz ze meinen zeiten diu werlt sô vol
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ist worden der drachenkoppen, die iedem menschen
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guotes under diu augen erzaigent und ist daz end irr 15
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handlung valsch und vergiftig. verporgen pôshait mag
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wol haizen ain drachenkopp, aber verporgne güet und
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tugent mag wol haizen almagalan, daz ist als vil gespro\chen
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als ain verporgne käuschait in der menig oder in
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dem haufen des volkes. daz wort ist gesamnet auz he\braischen 20
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worten, wan alma haizt ain verporgneu käusch\ait,
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sô haizt gal ain hauf und an haizt ain volk. nu
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merk, wer ist almagalan. wærleich unser fraw, diu rain
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käusch magt voller gnâd, diu ist allzeit mit irr gnâd
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verporgen in dem haufen des sündigen volks und be\schirmt 25
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die sündær, die irn namen êrent, und sichert si
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vor allen drachenkoppen. und wizz, daz daz wort kain
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mensch hat gesament, ez kom aim grôzen sündær für in
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seim slâf mit wolgeflorierten puochstaben, dem het unser
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fraw geholfen auz grôzen kriegen und auz angsten, alsô 30
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daz ez die werlt wundert und auch den selben sündær,
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wie ez möht gesein. dô erzaigôt sich unser frawe dem
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sünder mit dem selben wort: dô verstuont er sein niht
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und suocht seineu stuck in den hebraischen wörtern, dâ
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si geschriben sint zeletzt an etleichen wibeln, und vant 35
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ez, als vor geschriben ist. eyâ, Maria, lâz uns niht.
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