TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 347
Chapter / Strophe: 36
36.
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VON DER TISEN.
Line: 32Tisus haizt ain tis. daz ist ain slang, diu wont auf
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den padawischen pergen pei der stat Padaw und hât an
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der leng sehs schuoh oder siben, aber si ist gar klain
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umb sich. iedoch ist si grœzer hinten dann vorn. diu
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slang schat niemant, dann man raiz si gar vil. wenn
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derlai slangen flaisch erfault und gedorrt, sô gibt man ez
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in trinken und in ezzen wider den auzsetzligen siechtum
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und ist dik dâ wider gar ain kreftigeu erznei. 5
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37.
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VON DER VIPPERN.
Line: 8Vippera haizt ain vipper. daz ist ain slang, sam Ja\cobus
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und Isidorus sprechent, diu hât die art, daz si in
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laid und in smerzen gepirt, wan der vater stirbt in der 10
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unkäusch. wenn daz weip von im swanger wirt, sô stirbt
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diu muoter an der gepurt. daz geschiht alsô. wenn der
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man mit dem weib unkäuscht, sô ist si sô gar vol ge\lustes,
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daz si im daz haupt von lieb ab peizt. und sô
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der jungen zeit kümt in der muoter leib, sô paitent si 15
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niht, unz si her für komen mügent, si scharrent in der
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muoter und aufreizent si und koment mit gewalt her für.
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die slangen habent neur gruob an der ôrn stat und habent
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neur drei zend und sint ir pizz unhailsam und die pizz
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pringent geswulst. daz westen die wol, die mit sant Pauls 20
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auz dem mer kômen, wan ze der selben zeit begraif derlai
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slangen aineu sant Pauls hant und paiz in. dô wânten
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sein gesellen, er schölt geswellen und sterben gar snell.
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daz geschach aber niht. der slangen ingewaid ist guot
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für aller slangen heken und piz, sam Plinius spricht. ez 25
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spricht ain vorschær, wer derlai slangen haut nem, die
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si her ab zeuht in irm alter, und sied die haut in wein,
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der wein sei ain erznei dem augswern und dem zantswern.
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aber ir vaizten benimt den augenschimel und macht dunkel
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augen clâr. Aristotiles spricht, daz diu vipper ain men\schen 30
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antlütz hab unz an den nabel, und von dem nabel
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unz an den zagel ains cocodrillen gestalt. ir aftertrühel
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ist sô eng als ain nadelœr und dar umb mag si an der
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stat niht zuo gevâhen sam andreu tier. si gevæht zuo
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mit dem mund. aber Plinius der redet vil geläupleicher
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von der vippern, wan er spricht, wenn der swangern
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vippern zeit köm, daz si gepern schüll, sô pring si an
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ainem tag neur ain kindel und niht mêr. seid nu der
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kindel vil ist (wan si hât wol zwainzig kindel in ir mit 5
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enander), sô werdent diu andern gar ungedultig, diu über
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die rehten zeit dâ hinten beleibent, und dar umb reizent
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si die muoter und kriechent her für. diu slang hât die
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art, wie daz sei, daz si gräuleicher sei denn all ander
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slangen, iedoch ist si gar sänftig gegen irm weib, sam 10
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der grôz Basilius und Ambrosius sprechent, wan sô daz
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weip niht gegenwart ist, sô suocht si der man und lokt
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ir mit ainem senften wispeln, und sô er siht, daz si
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kümt, sô læzt er sein vergift von im und êrt sein fra\wen,
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alsô daz er ân vergift sein hôchzeit und sein gir 15
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mit der frawen üeben wil. Nu merk, eifrær, wie liep dû
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dein frawen habst, diu weder weis noch werk dir ze dank
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nümmer mag volpringen. siht si über sich, si ist ain
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kapferinn, under sich ain maudrerinn, sweigt si, si ist ain
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stümminn, rett si, si ist ain klafferinn. dû lesterst si mit 20
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worten und mit werken, ê dû die wârhait vindest. nim
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dir der weil: gæher man schol esel reiten.
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Nu haben die slangen ain end.
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