TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 398
Chapter / Strophe: 20
20.
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VON DEM KRANWITPAUM.
Line: 17Juniperus haizt ain kranwitpaum und ist ain krie\chisch
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wort, daz bedäutet sô vil sam ain feurpaum, wan
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pyr in kriechisch haizet feur, sam Isidorus spricht und
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auch Jacobus, und dâ von kümt daz wort juniperus, dar 20
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umb, daz der paum daz feur gar lang helt; wan ist, daz
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man glüend gluot mit des paumes aschen bedecket, sô
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wert si ain jâr. der kranwitpaum haizt in meiner müe\terleichen
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däutsch ain wechalter und ist zwair lai. ainr lai
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ist klain, der ander lai ist grôz. des pamns früht sint von 25
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kraft trucken und warm und man nimt si ab in dem
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lenzen. die früht habent die kraft, daz si zæh fäuhten
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in dem menschen zesträwent und verzernt. wer des leibs
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ruor oder hinganch hab ze vast, der koch des paums
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früht mit regenwazzer oder mit wein, dem wirt paz. auz 30
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dem kranwitpaum macht man öl, alsô. man nimt zwên
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erein häfen und setzet si über enander, und der ober ha\fen
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schol ain loch hân an dem podem. den selben obern
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hafen schol man füllen mit kranwitholz, daz trucken sei,
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und schol den wol vermachen, daz ihts dar auz rauchs
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müg komen, und schol ain grôz feur umb die häfen ma\chen.
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wenn denn daz holz inwendig erhitzt, sô fleuzt daz
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öl auz dem obern hafen in den untern, aber des ist wênig. 5
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daz öl ist gar guot für den viertägleichen riten. ez ist
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auch guot für des ingewaides suht wer daz öl mit flaisch
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izt, und ist guot für daz vallend lait, daz ze latein epi\lensis Line: 9
haizt, wenn man den ruckdorn dâ mit salbet. ez
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ist auch wider die nâtürleichen melancoli guot, wenn man 10
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daz öl mit ezzen nimt. diu melancoli macht die läut
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tœrocht, alsô daz manig mensch sich selber ertœtt oder
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wænt, ez sei glesein oder ez sei tôt. Platearius spricht,
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wer des öls in sein ôrn tröift, daz ist den ôrn guot und
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hilft für die tauphait. der kranwitpaum ist aim cypressen 15
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gar geleich und dar umb haizt man den kranwitpaum
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dick in der geschrift ainen veltcypressen. der paum wirt
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in den landen gegen der sunnen aufganch sô grôz, daz
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man dâ mit pauwet, sam Avicenna spricht. daz holz ist
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an varw und an smack und an pletern sam der cypress. 20
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man spricht auch, daz der kranwit helf für der glider
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müeden, und dar umb, sô etleich müed werdent sô slâfent
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si under des paums schaten. die kranwit rainigent und
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öffent die gäng und diu vaz der narung, und dar umb
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sint si zuo dem magen guot, wan si benement dem ma\gen 25
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sein vomit und sterkent in. si sint auch den zeitigen
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maigden guot für daz erstecken der muoter, daz prefo\cacio
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matricis haizt. wenn der siehtum den frawen kümt,
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sô vallent si dick hin und versinnent sich niht und ge\schicht
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in dick dar umb, daz si ze lang ân man sint. 30
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wizz auch, daz die velscher die cubeben oft velschent
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mit den kranwitpern, wan si sint geleich enander. wem
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diu glider krank sint von übriger füll und von fäuhten,
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der schol kranwitpaum mit wurzeln und mit al hacken
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klain und sieden gar wol und schol daz wazzer seihen 35
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durch ain tuoch und sich dar inne paden (dem sint diu
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pad guot) und schol man im diu glider reiben mit lainenn
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tüechern; aber sint im diu glider krank von übriger ar\bait
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oder von übriger unkäusch, sô sint im diu dinch alleu
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wider.
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