TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 441

Chapter / Strophe: 7 
   7.
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   VON DEM CINAMOMPAUM



Line: 26    Cinamomum ist ain paum in der môrn land, sam
Line: 27    Isidorus und Plinius sprechent, und ist ain kurz staud
Line: 28    kaum zwair daumellen lang und hât ain swarze rinden oder
Line: 29    aschenvar und hât gar klaineu gärtel, wan daz grôz ist
Line: 30    und grœzer gärtel hât daz versmæht man, aber daz klain   30
Line: 31    preiset man und daz ist edel. des paumes äst sint sinbel
Line: 32    und hol sam die rœrn, und wenn man si zepricht, sô gêt
Line: 33    ain merkleich süezer dunst dâ von, geleich als ain nebel
Line: 34    oder asch. Platearius spricht, daz cinamomum von seinem

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Line: 1    edeln smack daz hirn sterket und von seiner hitz den
Line: 2    magen kreftigt, der krank ist von kelten. wenn man
Line: 3    cinamomum pulvert und ez an salsen stat gibt mit ezzen,
Line: 4    sô machet ez lustig. wer ez dick kewt, dem macht ez
Line: 5    seinen stinkenden munt wolsmeckend, und daz tuont ander   5
Line: 6    würz und wolsmeckendeu dinch selten, sam nägl und
Line: 7    muscât und andreu dinch; wan wie daz sei, daz si ain
Line: 8    weil wol smecken, sô faulent si doch und entsliezent daz
Line: 9    flaisch in dem mund mit irr hitz. aber cinamomum, ob
Line: 10    daz entsleuzt mit seiner hitz, doch verzert ez die faulen   10
Line: 11    fäuhten von der art seins zuoleimens, daz ze latein con\glutinacio
Line: 12    haizt, wan ez samnet daz flaisch zuo ainander
Line: 13    und hertet ez. wem daz zantflaisch fault und stinket,
Line: 14    sam ez tuot daz mêrer tail haizen läuten, der wasch des
Line: 15    êrsten daz zantflaisch mit gesalzem wazzer und reib ez,   15
Line: 16    unz daz ez pluott; dar nâch nem des pulvers von cina\mom
Line: 17    und misch warmen wein dar zuo und wasch den
Line: 18    munt gar wol dâ mit. wer ain trauf macht, diu collyrium
Line: 19    haizt, mit dem cinamom, daz macht diu augen klâr. man
Line: 20    schol sein pulver nemen mit nägelpulver, daz ist wider den   20
Line: 21    swintel guot und wider der prust âmacht, diu cardiaca
Line: 22    haizt. ez hât die maht, daz ez anderr wolsmeckender
Line: 23    ding gewalt widerdruckt. wenn man ez dick izt, daz ist
Line: 24    ze dunkeln augen guot. ez sänftigt die prust und rainigt
Line: 25    si und ist für den ôrnsmerzen guot, und wenn man ez   25
Line: 26    mischt mit mirren, sô ist ez guot für der scorpen hecken.
Line: 27    daz öl, daz dar auz wirt gemacht, daz ist guot zuo rehter
Line: 28    wegung der gelider und hindert der gelider pidem und
Line: 29    siehtum. Rabanus spricht: daz cinamomum, daz man
Line: 30    vindet in des fenix nest, daz ist daz pest und dar umb,   30
Line: 31    daz der paum hôch ist und klain, dar auf der fenix
Line: 32    nistet, dar umb mügent die läut zuo dem paum niht
Line: 33    komen und werfent daz cinamomum her ab mit pleienen
Line: 34    würflingen.
Line: 35    Dem cinamomo geleicht sich unser fraw in der ge\schrift   35
Line: 36    und spricht ʼich hân ainen smack geben sam ain

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Line: 1    wolsmeckendez cinamom,ʼ daz spricht si von dem rehten
Line: 2    irr rainen käusch, wan diu ist sô vol adels, daz alle diu
Line: 3    werlt und besunder die himelischen engel fräude dâ von
Line: 4    habent. wan wizz, daz reht käusch sich gar hôch swin\get
Line: 5    über leipleich nâtûr.   5






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