TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 499

Chapter / Strophe: 36 
   36.
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Line: 10
   VON DER NIESWURZ



Line: 11    Eleborus haizt nieswurz und ist zwairlai. daz ain
Line: 12    kraut haizt weiz und daz ander swarz, und daz swarz ist
Line: 13    sänfter dann daz weiz, aber die ez samnent die müezent
Line: 14    sich fleizen, daz si vor knoblauch ezzen und starken wein
Line: 15    trinken, dar umb, daz ez in niht schaden pring, und hât   15
Line: 16    pleter sam ain kraut, daz haizt ze latein alexandria und
Line: 17    haizent ez etleich wolfskraut oder hundskraut, dar umb,
Line: 18    daz sein pulver gesträwet wirt auf der wolf oder auf der
Line: 19    hund ezzen und si tœtt. diu swarz nieswurz hât ainen
Line: 20    kurzen stengel, der hât an im swarz âdern und ist der   20
Line: 21    stengel an im selber etswie vil purpervar und an ietwederr
Line: 22    seiten der stengel ist ain haupt sam ain zwivalhaupt. daz
Line: 23    kraut wehst gern an dürren steten pei den gespalten mau\ren,
Line: 24    und wenn man sein wurzel pricht, sô sint si inwendig
Line: 25    hol und in den hölen sint weppel sam die spinwepp, und   25
Line: 26    ist scharpf auf der zungen und peizet si. daz kraut ist
Line: 27    haiz und trucken und entlœst und klainet grôz materi und
Line: 28    streicht ab alsô vast, daz ez wildez flaisch abnegt, und hât
Line: 29    die art, daz ez den leip verändert auz seiner schickung in
Line: 30    ain pezzer gestalt und in ain junkleich schickung. ez zimt   30
Line: 31    auch niht frawen noch weipleichen mannen, ez zimt neur
Line: 32    manleichen läuten und starken jungen läuten, die vil
Line: 33    pluotes habent, und zimt mêr in dem merzen denn ze
Line: 34    andern zeiten und in dem andern augst und allermaist

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Line: 1    wenn die läut frœleich sint. wie man ez aber nemen
Line: 2    schüll, daz lêrent die ärzt. wenn man ez seudet mit ez\zeich,
Line: 3    sô benimt ez daz ôrpauken und sterkt daz krank
Line: 4    gehœrde, wenn man ez in diu ôrn träuft, und schol man
Line: 5    den munt mit ezzeich waschen, sô benimt ez den zant\smerzen.   5
Line: 6    ez benimt auch den siehtum, der melancolia
Line: 7    haizet, daz haizent die Dürgen râsen, wenn ain mensch
Line: 8    mit im selber redet gämleicheu dinch, und ist guot für
Line: 9    daz vallent lait, daz epilencia haizt. diu weiz nieswurz
Line: 10    ist gestalt an den pletern sam diu swarz, ân daz si an   10
Line: 11    dem stengel weizeu æderl hât, und sein wurzel geleicht
Line: 12    der weizen papeln wurzen, und diu weiz nieswurz ist mêr
Line: 13    pitter wan diu swarz und wehst gern an pergoten steten.
Line: 14    man samnet des krautes wurzel in dem snit und truckent
Line: 15    si. diu wurzel peizet die zungen niht vast und zeuht   15
Line: 16    die spaicheln an sich. peizet aber si vast, sô wirf si hin.
Line: 17    diu weiz nieswurz ist haiz und trucken sam diu swarz.
Line: 18    wenn man die wurz mischt under der mäus ezzen, sô ster\bent
Line: 19    si. ez ist gar unsicher der die wurzel neuzet, wan
Line: 20    si pringt dick tœtleich krämpf. ir pulver in die nasen   20
Line: 21    genomen macht den menschen niesen, und dar umb hât
Line: 22    si den namen ze däutsch. wer si mæzicleichen nützet,
Line: 23    dem scherpft si und sterkt im daz gesiht, aber ir übermâz
Line: 24    ist ain vergift den läuten, sweinen und hunden, und ster\bent
Line: 25    die hüenr von des menschen mist, der die nieswurz   25
Line: 26    hât genozzen.






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