TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 510

Chapter / Strophe: 47 
   47.
Line: 1
   
Line: 2
   VON DER LILIGEN.



Line: 3    Lilium haizt ain lilig. daz kraut ist gar erkant und
Line: 4    hât ain schœn weiz pluomen mit sehs pletern und zemi\telst
Line: 5    stêt ain gelbez nägel dar inn und dar umb stênt   5
Line: 6    klaineu dingel mit gelben hauptleinn. diu lilig ist haiz
Line: 7    und fäuht, sam Platearius spricht, und ist guot dar zuo,
Line: 8    daz si die apostem waicht und zeitig macht. si verschäuht
Line: 9    die slangen und ist guot für der scorpen hecken. der
Line: 10    lilien wurz macht diu antlütz schœn, wenn man daz ant\lütz   10
Line: 11    dâ mit wescht, und vertreibt die rünzeln. si ist
Line: 12    guot zuo der prunst, diu von haizem wazzer geschiht.
Line: 13    wenn man die wurzel seudet mit rôsenöl, sô ist kain erz\nei,
Line: 14    diu der geleich zuo dem smerzen, den diu muoter
Line: 15    leidet in der frawen. diu wurzel öffent die âdern, die   15
Line: 16    zuo dem aftern gênt. liligenöl ist guot für der vergiftigen
Line: 17    tier piz, und zeuht die gepurt auz der muoter. Zuo der
Line: 18    liligen geleicht der obrist got sein muoter und spricht
Line: 19    ʼmein liep oder mein freundinn ist gestalt under andern
Line: 20    töhtern, die auf erd sint, sam diu lilig ist gestalt un\der   20
Line: 21    den dornstauden.ʼ prüef, wie ain schœn wort! diu
Line: 22    schœnst ob allen frawen ist gezogen under den sündærn
Line: 23    und gewan doch nie kain mail von sündendorn. frawe,
Line: 24    hêr und gnâden vol, des lâz mich geniezen.






Copyright TITUS Project Frankfurt a/M 1999-2000. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.