TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 414
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Paragraph: 5      Nach dem er sich also inn den Bossen geschickt, fieng er an mit züchtiger geberdung, wie seinem Alter gezimmet, den halb verzuckten Gargantubald höchlich21 zuloben vnnd zuerheben, (wie man dann pflegt, wann man ein trägen will wacker wecken) erstlich wegen22 seiner hohen tugend23, demnach seines von Natur hoch erleuchten, vnd durch ergreiffung guter Künst24 vnd vieler erfahrenheit gemehrten vnd außbalierten verstands, nachgehends seines Adels, folgends25 seiner anmütigen freundlichen26 schöner gestallt. Vnnd nach allem27 ermanet er jhn mit sanfften worten, seinem Vatter inn aller Kind gebürlicher erherbietung28 vorzugahn, weil29 er jn wol zu vnterrichten kein fleiß noch müh spare30. Beschließlich bat er dienstlich, vnter seine geringste Diener jhn zurechenen vnnd auffzunemmen, dann grösser gnad köndt jm für dißmal nicht widerfaren, als wan31 er so viel gnaden bei seiner Durchleuchtigkeit köndt erheben, daß er dero wolgefällige dienst köndt erweisen. Diß alles ward von jm mit so artlichen vnd sachgemäsen geberden dargethan, mit so deitlicher red fürgebracht, beredfertiger Zung außgesprochen, mit32 zierlichem gutem Teutsch vnd Page of re-edition: 216  Latin erkleret, dz er sich eher einem Gracho, einem Cicero,33 einem Päpstlichen oder Königlichen 'Oratori', Sadoleto, Bembo, Longolio, Mureto, als eim jungen Knabatzen diser neulicheren zeit het mögen34 vergleichen35. Hingegen wußt sich Gargantua nicht anders zustellen, als dz er, all dieweyl der redet, greinet vnnd weynet wie ein sieche Kuh, vnnd das gesicht hinder sein Hütlein verbarg. Vnnd war vnmöglich ein einiges Page: 279   wörtlin von jhm zubringen, vil minder als ein furtz von eim todten Esel.

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