TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 545
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Paragraph: 5      Auff solche red, warff er seine weite kleidung von jhm, erwischt die Sporbierenstang am Kreutz, welchs im Chor war, fein lang als ein Reyßspieß, rund in der Faust, vnd ein wenig mit Lilgen angemalt, Page: 399   die schier außgelescht waren. Also inn Hosen vnnd Wammest mit eim Hartzkäpplin, wischt er hinauß, warff die Flockenstol vber die Achsel, vnd mit der Kreutzstangen vber die Rebenfeind, oder viel meher Freund, aber Rebenverherger, schmiß, schlug, trescht darauff das die Jupp knapt, dieweil sie ohn einige ordnung, Fanen, Trometen vnnd Trommen hin vnd wider inn des Klosters Reben zerstreyet stackten, vnd die Trauben abzwackten vnnd hackten. Dann die Fendrich hatten jhre Fenlin auff die Maur gesteckt, die Trommenschlager jhre Trommen obenzu abgelassen, vnd mit Trauben gefüllet, die Pfeiffer vnd Trommeter jhre Instrument an eim ohrt verstopfft, vnd die beste Maluasierbören darein gepfropfft oder außgetruckt :35 Er, solches jhnen zusegnen36, vberfule sie mit der Kreutzstangen, ohn einig Auffsehen oder Warda schreyend37, so dobend vnd wütig, daß er sie niderschlachtet wie die Schwein : schirmet zur Lincken vnnd zur Rechten, nach der Alten weiß zufechten, als ob es Mönch Illzan im Rosengarten wer. Dann die Armen Teuffel konten nit lauffen, so voll hatten sie die Hosen mit38 Trauben gesteckt, vnd konten sich nicht wehren, so voll hatten sie die Ermel gesteckt, vnd konten nit ruffen, so vol stacken jhnen beide Backen. Hieher jhr Herbststaren, sprach er, ich will euch weisen, das noch ärger Teufel inn der Kappen stecken, als inn euwern zerfetzten Hosen. Etlichen spallt er den Scheitel, daß jhnen das Hirn vor die Füß oder ins Geseß ful, den andern Page of re-edition: 309  zerrädert vnd stigmatisirt er händ vnd füß, etlichen verwirrt er den knickwirten vnd dz Kropffbein im halß, daß jhn der kopff wackelt wie eim Haß am Sattel, den andern zerschmiß er Weich vnnd Lenden, wie einer schleckhafften Katzen, etlichen Page: 400   zermalmet er die Nieren vnnd Hanenkäpplin, schmiß jhnen die Nasen vnnd Ohren herab, stach jhnen die Augen auß, zerspilt jhnen die Apffelwangen vnnd Kifel, schmettert jhnen die Botterzän inn halß, dantzt jhnen auff den Kniescheiben vnd Armspindeln,39 zerfoltert jnen die Flachsadern, schlug jhnen den Puls, das der Hertzbendel kracht, distiliert jhnen das glidwasser, schneutzt jnen den roten saft auß der Nasen, daß sie sich beseichten40 wie ein Galgen am Dieb, zerknirscht jhnen die Hauptschüssel, riß die Kopffpfannen auß den fügen vnd Angel, zerstieß jhnen das Halßzäpflin, beschor jnen die Schwart, zerquetscht jhnen den Quatschsack, brach jnen den Ruckgrat, zerplotzt jhnen das Schulterblatt, wan sich einer wolt in die dicke Dornsträuch verstecken, zermörselt er jhm die vberige Rippen mit einander, daß er sich inn einander krüppelt wie ein getrettener Wurm, er entnieret vnnd stutzt sie wie die Hund. Wann einer floh, firmt er jhm zur letz so ein tröstlichen streich vber der Lambdoidischen vnnd Ypsiloidischen Commissur oder Näd der Hirnschalen her, das jm der kopff zu stucken dort hinauß stibet, man hett jhn mit bäsen nit zusammen gefegt. Wann einer ein Baum hinauff klettert, spißt er jn auff gut Türckisch zum hindern hinein, wie man die Fercklin ansteckt. Wann einer von alter kundschafft41 jhm zuschrey42, Ha bruder Jan mein freund, Mesericordi43, Mesericordi44, A bruder Jan ich ergib mich. Du must wol, sprach er drauff, doch must dein Seel vor auch den Teuffelen ergeben45 : Was Messericordi? Messer vnnd korden sind genug hie, euch wie die Hünlein zuwürgen. Vnnd gleich drauff gab er jhm den segen, das er die Knie zum Maul zog.

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This text is part of the TITUS edition of Johannes Fischart, Geschichtsklitterung.

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