TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 557
Paragraph: 4
Er
als
ein
verschmitzter
Welt
vnnd
Eißvogel
,
flick
auff
stück
vnnd
tück
,
der
etwann
auff
dem
Eiß
8
,
wann
der
Rein
vbergefrorn
,
gemacht
war
worden
,
halb
wüllen
vnd
halb
härin
wie
des
Juden
Grama
,
vnd
etwas
beredter
als
die
zur
Hochzeit
laden
9
,
bedacht
sich
auff
Janisch
hinden
vnnd
fornen
,
auff
daß
jhn
kein
Storck
am
Kopff
noch
Schopff
nirgend
weißget
,
wie
sich
die
Meidlin
spiegelen
:
Erwag
es
auff
vnd
ab
,
gieng
hin
in
gedancken
wie
ein
Hund
inn
Flöhen
,
spintisirt
wie
die
Muck
die
wand
aufflauff
,
vnd
redet
wie
ein
Comedischer
gesanter
vom
Himmel
mit
jhm
selber
.
O
wie
gehts
so
vbel
zu
,
wa
freuel
die
Trommen
schlegt
vnnd
hoffart
das
Fänlin
tregt
.
Wie
wer
manchem
so
wol
,
wann
ers
wißt
:
aber
wann
der
Fuchß
einen
schlaffenden
Löwen
an
backen
schmeißt
,
billich
er
jm
den
Balck
zerreißt
:
wann
ein
Schaf
10
den
Wolff
will
wecken
,
muß
es
11
auch
das
Fell
darstrecken
:
Da
heißt
es
,
wer
den
Kopff
bekompt
,
der
schär
den
Bart
:
Vnnd
will
man
da
Wecken
einschlagen
:
so
muß
man
warlich
darauff
schlagen
.
Aber
12
Page of re-edition: 319
wie
gar
ist
kein
freud
ohn
Page: 413
leid
,
es
verlirt
eh
einer
etwas
beim
dantz
,
Reyen
vnd
frewen
pringt
rewen
,
frewen
am
Morgen
,
pringt
zu
abend
sorgen
,
die
helle
Morgenröt
,
pringt
offt
ein
wüßt
Abendröt
:
Vnd
je
höher
je
gäher
,
je
höher
je
mehr
dem
fall
näher
,
je
höher
,
dest
schwindelt
eim
eher
:
also
sorg
ich
gar
,
des
Picrocholi
lust
werd
jhm
noch
zum
vnlust
,
sein
steigen
zum
neigen
,
sein
Obohe
zum
owe
,
sein
jauchtzen
zum
ächtzen
.
Dann
Risende
Bören
fallen
gern
inn
die
pfitz
:
Aber
er
thut
erst
seim
namen
Bittergall
vnd
Gallbitter
genug
wie
Nabal
:
Es
solt
einer
noch
nicht
wöllen
Peter
heissen
,
weil
jhn
die
Sachssen
Bitter
nennen
:
gleich
wie
jene
Witfraw
kein
Andres
mehr
wolt
,
weil
sie
mit
jhrn
Endersköpffen
offt
vber
Petersköpff
sein
.
Aber
dise
des
Pickerocholts
grewlichkeit
belangend
,
hat
er
dieselb
nur
damit
gelehrnet
,
daß
er
von
jugend
auff
die
arme
Käßmaden
also
lebendig
gefressen
hat
,
meint
also
,
er
müß
allzeit
dahinden
anfangen
,
weil
13
am
Krebs
der
schwantz
dem
kopff
gleich
ist
:
Gleich
wie
Keyser
Caligula
auch
allein
auß
schlechtem
anfang
so
grewlich
ward
:
nemlich
,
weil
er
von
Säugammen
saugt
,
welche
die
Wartzen
von
den
Dütten
pflegten
zureissen
,
vnnd
weil
er
so
gern
Menschenblut
von
Tolchen
lecket
.
Nun
wolan
,
so
fahr
er
an
,
der
Ambos
erschrickt
nit
vor
dem
Hammer
:
wer
gern
zuthun
hat
,
dem
gibt
Gott
zuschaffen
,
vnd
,
wie
man
sagt
,
dieweil
die
Weiber
allzeit
müssen
klagen
,
darumb
schickt
jnen
Gott
allzeit
plagen
,
auf
daß
sie
haben
zusagen
:
Wer
dir
dz
hauß
abpricht
,
dem
biet
zutrincken
,
dann
er
hat
müh
.
Es
ist
dannoch
wunderlich
,
daß
der
ältst
Philosophus
Pythagoras
,
dessen
Seel
(wie
er
sagt)
in
mancherley
Menschen
vnnd
Thieren
vmbgewandert
ist
,
pflegt
zusagen
,
es
sey
jhm
viel
besser
gewesen
,
da
er
ein
Frosch
,
als
da
er
ein
König
war
:
Gewißlich
nur
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darumb
,
dieweil
die
Frösch
nit
im
Mör
,
da
es
stets
vngestüme
gibt
,
wonen
,
sondern
inn
Seen
,
Pfützen
,
kleinen
Bächlin
vnd
darzu
nur
am
gestad
,
vnd
nur
gern
inn
dem
Land
,
da
fromme
Leut
sind
,
darumb
sind
sie
nicht
inn
Engelland
,
darumb
sind
auch
die
Häuser
glückhafft
,
darauff
die
Storcken
nisten
,
dann
sie
tragen
Frösch
hinauff
:
vnd
darumb
ist
der
Storck
fromm
,
dieweil
er
Frösch
jßt
:
gleich
wie
der
Rapp
diebisch
,
weil
er
Diebsfleysch
frißt
:
Vnd
die
Cartheuser
dumme
14
vnd
stumme
15
vnfläter
,
weil
sie
eitel
flegmatische
Fisch
fressen
:
Vnnd
die
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Pintzgäwer
kröpffig
,
weil
sie
faul
Wasser
trincken
:
Vnd
die
Sachssenkerles
Falbbärtig
,
weil
sie
Bier
sauffen
:
Vnnd
die
Frantzosen
schwartzbärtig
,
weil
sie
gern
starcken
Wein
leppern
.
Aber
an
Spanniern
fehlets
,
die
essen
gern
weiß
Brot
vnnd
küssen
gern
weisse
Meidlein
,
vnd
sind
sie
stiffelbraun
vnd
Pechschwartz
wie
König
Balthasar
mit
seim
Affen
.
Aber
wider
zu
vnserm
Thoren
vnnd
Morenkönig
inn
Moria
,
ein
König
ist
wie
die
vnrhu
inn
der
vr
,
ja
wie
das
Schiff
auff
dem
Mör
,
das
die
Wind
vnd
Wellen
jetz
dahin
,
jetz
dort
hinauß
stossen
,
darumb
nannten
die
Alten
Cimbrer
vnnd
Triballer
das
Schiff
16
ein
schweiffend
Wetterhauß
:
Vnd
darumb
reimt
ein
17
Poet
Ifgem
in
der
Audientz
des
Keysers
sehr
wol
.
Daß
man
vil
rauherer
Wind
,
auff
hohen
Bergen
als
im
Thal
find
,
im
hohen
Mör
gebs
grösser
Gewitter
,
als
im
Rein
vnnd
stürtzt
vmb
grösser
Güter
,
wer
viel
versicht
,
denselben
vil
sorg
anficht
,
wer
grosses
verricht
,
auch
grosses
pricht
,
wer
viel
besitzt
,
auch
vil
beschützt
,
wer
höher
vnnd
näher
der
Sonnen
sitzt
,
auch
meher
schwitzt
:
was
deiten
viel
Trabanten
,
als
vil
gefehrlichkeit
vorhanden
?
was
deiten
vil
Knecht
,
als
vil
gefecht
?
besoldete
Freund
,
besorgte
Feind
,
vil
Volcks
vil
wachen
,
vil
Rhät
vil
Page: 415
sachen
?
müssen
andere
beschützen
,
vnnd
selbs
inn
sorgen
sitzen
:
Sorgen
auff
borgen
,
vnd
borgen
auff
sorgen
:
sorgen
wie
die
Hund
,
die
bellen
den
Mon
an
,
meinen
er
wöll
ins
Hauß
steigen
:
Wie
die
Hasen
mit
sorgen
schlaffen
.
Vnd
die
Esel
mit
sorgen
sauffen
,
dann
sie
dörffen
die
Gosch
nicht
recht
inns
Wasser
stossen
,
förchten
sie
netzen
die
Ohren
,
so
lieb
haben
sie
jhre
schöne
Ragörlin
,
wie
die
Katz
jhr
Jungfrautäplin
:
da
hingegen
ein
Gaul
das
Gefräß
hinein
biß
vber
die
naßlöcher
stoßt
,
das
er
das
wasser
wie
ein
Walfisch
von
sich
blost
.
Ey
ja
Ohrentrager
,
versteckst
wie
der
Strauß
den
Kopff
,
vnd
entdeckst
das
loch
.
Ja
wol
,
geraht
wol
pfeiffenholtz
,
ich
pfeiff
dir
ja
wol
darzu
,
oder
du
wirst
zum
boltz
.
Warumb
legst
nicht
auch
,
wie
das
Zaunschlupfferin
18
,
die
klölin
auff
das
häuptlin
,
das
nicht
der
Himmel
auff
dich
fall
?
Vnnd
stehst
auff
eim
Fuß
wie
ein
Kranch
,
das
nicht
die
Erd
beschwerst
:
vnd
sauffst
Wasser
,
dz
nicht
der
Wein
theur
werd
?
Vnnd
fressest
Erd
,
wie
ein
Krott
,
die
sorgt
die
Erd
werd
jhr
entgehn
,
vnnd
meint
,
sie
hab
die
Erd
im
Sündflut
in
jhrem
Bauch
erhalten
,
vnnd
wölls
noch
thun
.
Ja
wisch
19
das
20
Gesäß
an
Page of re-edition: 321
die
Hecken
,
daß
nicht
das
Häu
vertheurst
?
Vnd
heb
die
füß
wol
an
dich
21
wie
der
Han
,
das
kein
Pferd
im
Stall
trettest
?
Was
frag
ich
nach
den
Vögeln
,
die
mir
vber
den
kopff
fliegen
.
Will
das
holtz
nit
zun
Pfeiffen
gerhaten
,
ich
Pfeiff
jm
dann
wol
,
so
will
ich
singen
,
so
gerhats
zum
boltz
.
Es
heißt
,
Sitz
auff
den
22
arß
,
so
tregt
dir
kein
Mauß
kein
Stro
drein
.
Aber
Herrn
sind
Katzenart
,
streicht
man
sie
glatt
rucken
ab
,
so
recken
sie
den
Schwantz
,
streicht
man
sie
widerporstig
hinauff
,
so
Funckelen
sie
,
Darumb
schreibt
gedachter
Reimist
recht
,
gute
23
Rhät
haben
der
Prophetin
Cassandre
glück
,
deren
der
Apollo
die
Page: 416
gab
verlih
warzusagen
,
aber
bey
dem
Volck
nicht
warzuglauben
:
darum
wer
(wie
Euripides
sagt)
gut
das
Phoebus
selber
rhatet
vnd
warsaget
,
weil
24
er
nach
niemand
fraget
:
Grosen
Herrn
vnnd
schönen
Frauen
,
soll
man
wol
dienen
vnd
vbel
trauen
,
dann
jhr
beyder
lieb
hat
Sonnenart
,
fällt
so
bald
auff
ein
Kütreck
als
auff
ein
Rosenblatt
.
Ach
ist
diß
nicht
ein
ehrlichs
erbieten
,
werfft
mich
nicht
zum
Fenster
auß
,
sondern
die
steg
hinab
.
Ja
lieber
Hoffman
,
der
einen
heißt
die
steg
hinauff
tretten
,
der
kan
einen
wider
heissen
hinab
schmettern
,
ziecht
man
dich
mit
Haaren
hinauff
,
so
ziecht
man
dich
mit
den
Beynen
herab
:
Bist
zur
stubenthür
hinein
gangen
,
so
fal
zum
fenster
Laden
wider
hinauß
:
Sey
nur
frölich
vnnd
lach
nicht
,
fall
die
steg
ein
vnd
rumpel
nicht
:
Jedoch
,
empfangens
auch
die
Herrn
als
dann
,
wie
sie
es
außgeben
:
ruffen
sie
Hotta
,
so
gehts
Wust
:
da
gibts
dann
beydes
'Et
Cæsar
&
Nolo
'
:
doch
bleibt
er
stäts
das
Haupt
seiner
Läuß
etc
.
This text is part of the
TITUS
edition of
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
.
Copyright
TITUS Project
, Frankfurt a/M, 7.5.2019. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.