TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 575
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Paragraph: 5      Vnter des erquickt sich Gargantua etwas mit den seinen, vnnd ließ seim Lastbaren Jument ein Picotin oder Straßburgischen Kolerruckkorb mit Habern geben, der hielt sechtzig vnnd viertzehen Meß oder Sester. Keibkamp17 vnd sein Gesell ritten so lang herumb, biß sie die Feind sahen hin vnd wider zerstreiet, vmbgarten, stelen vnd rauben, was sie ankamen18 : So bald sie nun diese zwen Kompanen erplickten, meinten sie auch da ein beut zu erbeuteln, lieffen19 so weit als sie die sahen zu, sie nider zulegen vnnd zu Plündern : Da ruffet Keibkamp20 : Holla jhr Stallbrüder, holla, hüpschlich jhr Page: 446   Jungherrn, hüpschlich, was wolt jhr mit mir anfangen, jhr secht doch, ich bin nur ein armer Teuffel, hei, pfei, gehei dich, thu mir disen Treck von der Nasen, wie bald gieng der Teuffel loß, ä, ä, beweißt mir genad. Ich hab noch etlich Kronen, die wöllen wir mit einander vertrincken, dann es ist 'Aurum potabile', Page of re-edition: 344  vnnd diß Roß mag man verkauffen meinen Willkomm zuzahlen : Wa das geschicht, so bin ich der ewer, jhr wolt mich dann nicht : ich hetsch mit wie der Schultheiß von Stechfelden, der hieng mit, man kan mir kein Spiel verderben. Dann botz elenFrantzosen, es sols mir keiner bald vorthun mit Hüner vnd Gänß stelen, wann mir eine auß der Scheuren entfleigt, so will ich euch all im arß lecken, ich habs im Marggräfischen Zug gelehrnet : Damals warn die Baurn gar einfeltig, verborgen die Hanen mit den Hennen : So doch ein Han viel Hennen verrhat. Darzu bin ich ein Meister darauff sie on Wasser zuprüen, zusengen, ohn die Köpff an ein Höltzinen Spieß zustecken, ohn Hendschuch zuzerlegen, ohn ein Nadel vnnd Fingerhut zuspicken, vnnd bei dem Steinen Steffan zuschlicken das es ein lust ist : Ich hab jhr wol etwann zehen an einer Spanischen Rapirklingen wissen zubraten, vnd trei am finger. Dann jhr mein liebe Hundsfütt wüßt, im Krieg ist das gebratens das allerbest, man darff jhm zu lieb nicht viel Häfen nachführn. Aber auff Türckisch Camelsfleisch vnderm Sattel kochen, ist nicht für mich noch euch, ich seh euch an der Nasen wol an, jr werd nie kein Ey vnder den Vchssen gewärmt haben : Aber botz Hodensack, wol zwischen den Beinen. Ja eben recht, man brüet auch Eyer im Bachofen auß : Ich kan sie auch wol rho vngeschelet vnd vnauffgeklopfft essen : Ja eben ich, der ich hie steh, besecht mirs Maul nur wol, ich hab die Zän noch Page: 447   all, angebrent Hüner haben21 mir nie kein plater geprent, wie heiß sie waren : dann ich hab ein Rollersmaul, ich die Sup vngeplasen, vnd sauff darauff mit massen : Secht da, für mein Proficiat will ich eim jeden guten Gesellen eins hie zutrincken : Zog damit sein wol verbicht Satteltäsch vnd Malschloß, darinn guter Wein war, auff, tranck fein erbarlich ein guts Positzlin, nicht daß er die Naß drein gesteckt het. Die Hudeler gafften jhn an wie ein Kalb ein new Thor, sperrten die gurgel schuweit auff, vnd streckten die Zungen auß spannenlang wie ein Leithund, also durstig waren sie : Aber Hauptmann Wurst eilet gleich auff der stätt hinzu, zubesichtigen was es sey. Da bot jhm Kampffkieb22 gleich sein Fläschlin, sich bei jm einzukauffen wie Vlysses beim23 Cyclops, sprechend : Secht da Herr24 Hauptmann, Trinckt tapffer, ich hab jhn schon Credentzt, es ist Wein vom Page of re-edition: 345  Scharlacherberg. Was? sprach Hauptmann Wurststümpfling, der boß stumpfiert vns hie : wer bistu? Ich bin leider, antwort Gimnaste, ein armer Teuffel. Ha wolan, sagt Stumpffwurst, wann25 dann ein armer Teuffel bist, ist billich daß du weiter fortstampest : dann all arme Teuffel ziehen hin wo sie wöllen on Zoll. Aber es ist nit der prauch, daß arme26 Teuffel also wol beritten sind : derhalben mein Juncker Teuffel steigt herab, vnnd stelt27 mir ewern28 Fuchsen zu, Vnnd tregt er mich nicht wol, so müßt jhr Meister Teuffel mich tragen : Vnnd solt kein danck darzu haben. Dann ich frag nicht viel darnach, wann mich schon ein solcher Teuffel hintregt, doch nicht wie die Pfaffenkellerin durch den Schornstein : Zeich hin Höllenjungherr, laß mir den beropfften Vogel, behalt dir die Federn.



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