TITUS
Author: Guid.Col. 
Guido de Columnis
Work: Troja 
Buch von Troja

Anonymous East Middle German Adaptation


On the basis of the edition
Der ostmitteldeutsche Traktat
Buch von Troja nach Guido de Columnis.
Eine anonyme deutsche Übersetzung,
anhand der Handschrift G XXIX der Bibliothek des Prager Domkapitels
herausgegeben von Hildegard Boková und Václav Bok;
Berlin: Akademie-Verlag, 1990

entered by Harald Knaus
in cooperation with M. Becker, K. Hartmann, K. Kluckhohn, N. Ligniez, K. Schuster, K. Sponholz and P. Voigt,
Leipzig 1997;
TITUS version by Jost Gippert,
Frankfurt a/M, 12.10.1999 / 1.6.2000 / 2.3.2003




For the purpose of linguistic analysis, the text has been divided into paragraphs and sentences. J.G.





Paragraph: (1) 
Sentence: 1    
Wy wol das wor sey, das tegelich die alden geschichte obirvallin und vordrungen werden von dem newen, ydoch so sind etliche vorlanges alde geschichte vorgangen, die von yrer grosse wirdig sein lebendes gedechtnuß, also das dye selben das alder nicht mag abegetilgen, noch dye vorgangene alde czcit mit stille sweigen nicht beschliessen mogen.
Sentence: 2    
Wenne yn den bluet das stete gedechteniß von der grosse der vor tete, sint die rede geschiket wirt der vorgangen dinge yn die nachkommenden und die getrewen schriffte der alden, behaldende die vorgangen dinge, brengen die vorgangen vor gleicher weise, also ab sie geinwertig werin, und die gestrengen mannen manennen jene, die das lange alder der werlde vorlanges von todes halben verslungen hat, durch die lebenden lectien der bucher gleicherweiß, als ab sie lebeten, den geyst der gedechtlichen crafft yn giessen.
Sentence: 3    
Do von so ist die zustorunge der stat Troye nicht zu vordruken von deheinem alder langer zceit wegen, sunder sie wirt grunen i[n] stetem gedechtniß der nochkommelinge.
Sentence: 4    
Vil schreiben haben dise hystorie getrewlich geschreben.
Sentence: 5    
Etliche haben deße selbe hystoria zcu reyme yn meren weyße der worheith nicht gleich geschreben als Homerus, der tichter, der swynde vormert, was bie den Krichen tichtende vil dingk, die nicht in der worhait also waren, und die ding, die in der worhait also waren hat er anders gestalt.
Sentence: 6    
Der selbe Homerus gab vor, wie das die gote, die dy heiden an bethen, gestritten hetten wyder die von Troye als die lebenden leute.
Sentence: 7    
Dem Homero haben vil tichtere noch gevolget und haben von Troye bestorunge vil betriegunge geschriben in yren buchern.
Sentence: 8    
Als Ovidius, der hat mildigklich und vil geschriben von Troye storunge, ein tail noch der worhait und ein tail nach dem gedichte.
Sentence: 9    
Virgilius, wy wol das der das merer tayl diser hystorien geschriben hat, ydoch so wold er in etlichen teilen die gedichte Homeri nicht vormeiden.
Sentence: 10    
Das aber nu die waren schrift der getrewen schreiben dyser hystorien nachfolgiglich bey den leyten des nyderganges der sunnen, das ist in deutczsehen landen, in kumftigen czciten blibe zu yrem nuczc, uf das das sie mogen gescheiden die warhait von der lugen die dingk der gnanten hystorien, dye geschriben sein von dem hirczogen von Krichen und von Dareto Frißen,welehe in der zceit des streites vor Troye stetlich gegenwertig waren in den herfarten und heren und der dinge, die sie gesehen haben, sint sy gewest die getrewisten nachsagen und vorbrenger, von mir Gwidone von Messan geschriben noch dem, als ich das in yren zcweyenc buchern beschriben fant zu Athend, die vil nahen obir ein trugen.
Sentence: 11    
Wye wol das war sey, das der Romer Cornelius diß buch diser hystorien zu latein bracht hat, idoeh zo vorkorczte er das und ließ vil stugke ussen, die doch swinde lieben den horenden diser hystorien und den leseren.
Sentence: 12    
Aber in disem buche vindet man gantz miteinander geschriben, was von der ganczcn hystorien sonderlich und in der gemayne sich vorlouffen hat,welehs do sey gewest der anefang der fcede und des lasters, die doch raiczten dye Krieehen wider die Frießen.
Sentence: 13    
Das [groß und] cleyne Krichen lant und Walhen, die man nennet Romer lant, mit wynig andern quamen zu krige mit den von Troye, als das hernoch clerlich offenbar wirt in der hystorien .
Sentence: 14    
Als wirt hernach in dyser hystorien nocheinander beschrieben, welehe konige, we[I]ehe herczogen der Krichen mit gewapenter hant und mit wy vil schiffen sy in dy genante herfart, mit welehen clenoten der wopen sie zcogen, welehe konige und herczogen den von Troya zu hulfe quomen, wie lange sie sich uffhilden von der obirwindunge, wie manehe fart gestritten wart unde in welehem jare und wer in dem streite erslagen wart und von weme, von disen dingen allen hat Cornelius nichtesnicht geschriben.
Sentence: 15    
Iczund ist is zceit, zu der auß richtunge der materien deser hystorien zu greiffen.
Sentence: 16    
IN dem konigreich Tessalie in der Romer lande wonen die Leute Mirmi dones.
Sentence: 17    
Do regnirete zu den gczczciten ein konig, der waß gerecht und edle, genant Pelleus, mit seyner frawen, gnant Tetides.
Sentence: 18    
Von den wart geboren der stargke, kune und gestrenge Aehilles, der nach dem tode seynes vaters ein herre war[t] obir die Mirmidones und in dem Troyanisehen krige vil streitlicher ebenteuer treib.
Sentence: 19    
In der legende sint Mathei des apposteln stet geschriben, das die Mirmidones ynwoner sint Tessalie, der inne der selbe heilig appostel etwan lange wonete.
Sentence: 20    
Der genante Pelleus hatte eynen brueder, gnant Geso, der was elder denne her.
Sentence: 21    
Do der von alders wegen nicht geregniren mocht, do befal er das konigreich Pelleo, seynem brueder.
Sentence: 22    
Von dem Jeso was ein sun, gnant Jason, ein stargker gestrenger junger Mann, gar schone, messig, milde, redehafft, guter handelunge, gutig und leuchtende in schonhait aller togent.
Sentence: 23    
Den selben Jason namen uf die mechtigen und di edlen und das gemeyne volk des konigreichs Tessalie in lautter libe umb seiner togunde wille und erten den nicht mynner denne den konig Peleum.
Sentence: 24    
Der Jason was undertenig dem konige, seynem vetteren, als seynem vattern, ab er geregniret hette.
Sentence: 25    
Er was ym ouch nicht swcer noch widder, sunder mit innikeit undertan, wy wol das Pelleus des cepters Tessalie gebruchte.
Sentence: 26    
Aber der konig Pelleus was wider umb gein Jason nicht also selbis, wie wol das er sich fromlich gein ym stalte, doch so brante er innewendig in hasse, wenne er forchte, das ym Jason von seiner togunde und der libe wegen der synen icht vorstisse von der herschaft des konigreiches.
Sentence: 27    
Lange zceit drug der konig dysen haß verpargen und gedachte manehe weg, wy er Jason getilgen mochte, das ym das nicht zu gesaczt noch darumb vordacht worde.
Sentence: 28    
In den selben zceiten stunden uff sulehe newe wunder mere, wie das in eyner inseln gegen dem ufgange der sonnen eyn ster were, der hette eyn gulden fluß, und das in der selben inseln ein konig regnirte, der hies Othes, ein reicher man, aber alt der jare.
Sentence: 29    
Des steres huten, als die hystoria saget, ochsen von ordenunge des gotis Mars.
Sentence: 30    
Den gingen fewrige flammen auß yren munderen.
Sentence: 31    
Und mit den ochsen muste eyner streyten, der das gulden fluß meynte zu haben, und wenn er dy ochsen uberwund, so must er sie coppeln und twingen, vor eynem pfluge zu gehen.
Sentence: 32    
Und noch obirwindunge der ochsen muste er fechten mit eynem freislichen traehken.
Sentence: 33    
Wenn er den obirwund, so muste er im die zcene sloen und sehen in den acker, der gearn was mit den vorgeschriben aehsen.
Sentence: 34    
dem samen wuchsen gewopente ritter streitende under einander und vorwunten sich, das sie tod belagen.
Sentence: 35    
Durch sulehe erre und zweifeliche und nicht durch ander wege mochte mann das gulden fluß irwerben, und darzu gab der konig Othes sicher geleyte.
Sentence: 36    
Wie wol das war sey, das die hystoria von der irwer[b]unge des gulden fleuses als saget, als yczund geschriben ist, ydoch ander sagen anders und ist der worhait gleicher, wy das der konigk Othes eynen grossen schacz hatte und hatte den bewart mit sulcher hute, als hy vorgesagit ist, doch was die selbe hute durch zceubernuß und doreh swarczc kunst geticht und zubracht.
Sentence: 37    
Dises schaczcs mennige durch rumes und geyerheit, die alles argen mueter ist, suchten vil gestrenge manne, aber von der erge des zceubernuß erwurben sie nicht den schacz, sundern die schaden des todes.
Sentence: 38    
Nu saczte ym der konig Pelleus vor, weleher weiß er Jason, seynen vetter, zu des gulden fluzcs irwerbunge gereiczcn mochte, uf das das er getilget wurde und unvordocht darumb blibe.
Sentence: 39    
Do von so ließ er kindigen eynen hoff zu haben in der hopt stat Tesalie.
Sentence: 40    
Czu dem hofffe quomen vil edler manne, freyen, graven, herrn, ritter und knechte.
Sentence: 41    
An dem dritten tage des hofes ließ der konigk Pelleus Jason vor sich heisehen, und vor der mennige der edeln manne redte er yn an mit sulehen worten:
Sentence: 42    
,Jason, meyn lieber neve, ich vorhebe mich vaste des mechtigen konig- reiches Tessalie und dennoch hoer achte ich mich herlichen und wirdigen von der grossen gestrengikeit und otmutikeit, die dy umb gelegen lande von dir sagen, also das mich und das konigreich Tessalie ein yczlicher forcht und nymant vcede noch an greiffen thar dich forchtende.
Sentence: 43    
Vorwar, die ere deyner kreffte irfreweten und irhuben meyn gemute.
Sentence: 44    
Ab das gulden fleuß des koniges Oethes irwerben mochtest, das ich gleube, das du das leichtiglichen enden mochtest und meyne bethe nicht slugest, und ist, das du volgst disen meynen begerungen, so wil ich dich redlich richten mit allen notdorfften und mit dir schigken die redelichsten und welehe du kyßen wirst dem konigkreich, und die beil das ich lebe, soltu mit mir mechtig sein und nach mir hersehen uber das konigreich Tessalie.

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