TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 54
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Chapter: 74b  
Alexander erkrankt beim Baden


Verse: 6313       Permêniô mit den burgern kam
Verse: 6314    
vür Alexandrum, der sie nam

Verse: 6315    
an sîn gnâde: sîn zuht was grôʒ.
Verse: 6316    
in Tharsis ein waʒʒer vlôʒ,

Verse: 6317    
Cignus ist noch genant.
Verse: 6318    
Alexander hete sêre gerant

Verse: 6319    
und in dem harnasch was im heiʒ.
Verse: 6320    
der sant durch daʒ waʒʒer gleiʒ,

Verse: 6321    
waʒ kalt und lûter gar.
Verse: 6322    
Alexander nam des war.

Verse: 6323    
der sant und steine sich drungen:
Verse: 6324    
luste den fürsten jungen

Verse: 6325    
daʒ er dar inne wolde baden.
Verse: 6326    
von enphienc der hêrre schaden,

Verse: 6327    
guot gelücke er verlôs.
Verse: 6328    
an dem werden man wol kôs

Verse: 6329    
daʒ gelück nieman stæte ist:
Verse: 6330    
wandelt sich in kurzer frist.

Verse: 6331    
an einer heimelîchen stat
Verse: 6332    
spranc der fürste in daʒ bat,

Verse: 6333    
in kraft inne vlôch,
Verse: 6334    
dar ûʒ man in vür tôten zôch.

Verse: 6335    
von hitze, die in ê bevienc,
Verse: 6336    
dar nâch kelde in durchgienc,

Verse: 6337    
von der wol getâne
Verse: 6338    
wart lebender witze âne.

Verse: 6339    
in der stat wart grôʒ geschrei.
Verse: 6340    
den sînen was wâre fröide enzwei.

Verse: 6341    
von den hôrt man überal
Verse: 6342    
von clage jæmerlîchen schal.

Verse: 6343    
sie schrîten al gemeine
Verse: 6344    
dise wort grôʒ und cleine:

Verse: 6345    
Macedô, der werlt ein bluome,
Verse: 6346    
nâch prîʒlîchem ruome

Verse: 6347    
dîn herze kunde ringen.
Verse: 6348    
ô , wil dich twingen

Verse: 6349    
in fremden landen der tôt.
Verse: 6350    
leit und immer wernde nôt

Verse: 6351    
müeʒen herze durch dich lîden,
Verse: 6352    
die dîn tugent wellen mîden.

Verse: 6353    
waʒ wirde an dir vertirbet
Verse: 6354    
und zuht mit dir erstirbet!

Verse: 6355    
ô du süeʒer Macedô,
Verse: 6356    
vil herze die ê truogen ,

Verse: 6357    
die müeʒen an fröiden wenken
Verse: 6358    
und in jâmers tiefe sich senken.

Verse: 6359    
mit swære werden sie beladen.
Verse: 6360    
nimt dîn al die werlt schaden.

Verse: 6361    
dem dîne süeʒe junge tage
Verse: 6362    
ê brâhten fröide, dem gîstu clage.

Verse: 6363    
waʒ du die dînen sorgen manst'
Verse: 6364    
Fortûna, wie du wenken kanst,

Verse: 6365    
wie man dich unfuogen siht !
Verse: 6366    
ist wâr des man dir giht,

Verse: 6367    
du wurdest nie stæte halben tac.
Verse: 6368    
wol man dich gelîchen mac

Verse: 6369    
grüenem loube an dem zwî,
Verse: 6370    
dem ouch niht stæte wonet :

Verse: 6371    
hiute grüene, morgen val,
Verse: 6372    
unstæte vellet ze tal.

Verse: 6373    
vür daʒ tier tigris bist du sûr.
Verse: 6374    
du kanst sîn der werden schûr.

Verse: 6375    
waʒ slangen sint und thesiphôn
Verse: 6376    
die geben als du niht sûren lôn.

Verse: 6377    
kein tier sint doch scharf.
Verse: 6378    
dîn unstæte sich ê wol entwarf

Verse: 6379    
gegen dem, den du hie vellest
Verse: 6380    
und dem tôde gesellest.

Verse: 6381    
war umbe kürzest du des jâr,
Verse: 6382    
der ie nam rehter wirde war?

Verse: 6383    
durch menschlîche zuht solt er genesen.
Verse: 6384    
du bist sîn muoter unz her gewesen,

Verse: 6385    
den du übel lâʒen wilt.
Verse: 6386    
er het mit wirde der sælden schilt.

Verse: 6387    
im waʒ die werlt doch bezalt
Verse: 6388    
daʒ er der solde haben gewalt,

Verse: 6389    
an dem der tôt wil gesigen.
Verse: 6390    
dar umb uns fröide wirt verzigen.

Verse: 6391    
eiâ, junger süeʒer künic,
Verse: 6392    
des jugent mit zühten ie was frümic,

Verse: 6393    
dîn tugende wâren ninder murc,
Verse: 6394    
des wirdest du manegen ougen kurc.

Verse: 6395    
die du von lande brâhtest her,
Verse: 6396    
den ist dîn tôt jâmers wer.

Verse: 6397    
du wilt uns trûren mêren.
Verse: 6398    
sol wir ân dich ze lande kêren?

Verse: 6399    
daʒ uns, hêrre, niht enzimt.
Verse: 6400    
der tôt mit gewalt uns den benimt,

Verse: 6401    
der uns bôt menlich stiure.
Verse: 6402    
lît hie der gehiure

Verse: 6403    
vor an in jâmers blicke.
Verse: 6404    
manec herze mit riuwen stricke

Verse: 6405    
wirt bevangen und mit nôt,
Verse: 6406    
süeʒer fürste, umb dînen tôt.

Verse: 6407    
waʒ werde wîp schaden kiesen
Verse: 6408    
und an dir fröide verliesen,

Verse: 6409    
dar zuo der minne süeʒen lôn,
Verse: 6410    
des sie von dir wârn gewon.

Verse: 6411    
wenn die dînen tôt vernemen,
Verse: 6412    
muoʒ riuwe ir herze zemen.

Verse: 6413    
ob wir dîn, hêrre, müeʒen enbern,
Verse: 6414    
muge wir die vînde strîtes wern,

Verse: 6415    
ân dich daʒ müelich mac geschehen.
Verse: 6416    
wem mac man solicher wirde jehen,

Verse: 6417    
als dîn jugent konde bejagen?
Verse: 6418    
muoʒ dich al die werlt clagen,

Verse: 6419    
ob du alsô erstirbest
Verse: 6420    
und ellendiclich vertirbest.'




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