TITUS
Sachsenspiegel
Part No. 327
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Chapter: LXIX 
LXIX. Wer orteil schelden unde gezug sin mag. Von orteilz volge. Wie man orteil schelden mag. Ab ein orteil geschulden wert, wor man sich zin sal. Wenne man ez weder brengen sal. Ab der nicht vulkumt, der ez geschulden hat. Wie man umme eine sache zwer wettet.


Paragraph: 1.     Wer des herschildes darbit, der en mag nimandis orteil schelden, der den herschilt hat.
Paragraph: 2.    
Wer eine halbe hove hat ader vumf schillinge iarliches geldes von sime herren hat, der mag orteil schelden unde gezug sin. Der des nicht en hat, schilt her orteil, her muz burgen setzen, daz her mit rechte vulkome ader daz orteil mit gewette unde mit buze laze. Sin burge en muz nimant sin, her en sie von deme herren belent.
Paragraph: 3.    
Welch man sime herren ein orteil vint, unde des ein ander nicht en volget, der sal ein anders vinden, ab ez im der herre gebuit. Welch irme denne de meste menige volget, der hat sin orteil behalden, unde iener en verluset da mete weder gewette noch buze, deme da bruch wert, wenne her kein orteil en schalt.
Paragraph: 4.    
Wer ein orteil schilt, schuldiget man in dar umme, daz herz nicht en thut durch rechtes willen, sunder durch zogen, des muz her sich entschuldigen uffe den heiligen ader her muz dar umme wetten.
Paragraph: 5.    
Der man sprichet alsus, alse her ein orteil schelden wil kegen itlichen manne an sinen namen: »Du heiztu - N - unde bistu - N - , so hastu minem herren unde dime herren unde mir unde dir zu lenrechte ein unrecht orteil gevunden, daz schelde ich unde zie mich des, dar ich ez mich zu rechte zin sal, unde bete dar umme eines orteilz, wor ichz mich zu rechte zin solle
Paragraph: 6.    
So vint man zu rechte: »Vor den herren der da obirherre des gutes izDar beten sie beide der boten zu; die sal in der herre geben, zwene siner man, welche so her wil, durch daz sie gezug sin, wer sin orteil behalde ader verlise. Dise boten sal der herre bekostigen, bier unde brot sal man in genug geben unde dri gerichte zu itlichem essene unde einen becher wines. Den knechten sal man geben zwei gerichte. Ire pherde sal man vore beslan unde nicht hindene. Vumf garben sal man geben itlichem pherde under tage unde nacht, ader also vil druschens vuter, alse da vore geburet. Achte sollen der pherde sin unde sechse der knechten, vir ritende unde zwene zu vuze. Minre muzen sie ir wol vuren, mere abir nicht. Binnen dren tagen sollen die boten sich irheben unde der ez orteil vant unde der ez schalt unde binnen sechz wochen daz orteil wider brengen.
Paragraph: 7.    
Iz abir der herre buzen deme lande, an den man daz orteil zut, wenne her erst wider kumt in dutze art, die deme romischen riche undertan ist, unde sie sin komen irvreischen, so sal man ez orteil wider brengen ubir sechz wochen von deme tage. So sal der man vore komen, der da beschuldiget waz, unde antwerten, alse her zu deme erste tage thete, ab im der tag mit orteilen gekundiget wirt, alse hir vor geredet iz, em selbir ader zu hove ader zu huse ader uf also getane gut, alse her von deme herren hat.
Paragraph: 8.    
Wirt ouch ein orteil geschulden umme len, daz des herren eigen iz, man sal da mete ufz letste vor daz riche zin, wenne der koning zu richtere iz gekoren ober itsliches mannes halz unde obir eigen unde obir len. Dar umme hat al lantrecht unde lenrecht ein begin an im, wenne der herschilt an im beginnet. Daz selbe dinst iz ouch der man phlichtig von sime eigene sime herren zu thunde, ab her ez von im zu lene hat, daz her im phlichtig iz zu thunde von des riches gute. In solde man vor deme koninge len an eigene nicht bescheiden, so en muste her kein orteil vinden, der mit eigene belent iz, ubir den, der des riches gut zu lene hat, weder obir ienen noch ubir disen.
Paragraph: 9.    
Wirt ein orteil geschulden umme eines mannes sache, deme zu lenrechte geteidinget iz, unde hat her vierleie gut adir drierleie, an welchen obirsten herren daz meiste sines gutes trift, vor den sal man bescheiden daz beschuldene orteil.
Paragraph: 10.    
Irren ez die gebundenen tage, das daz orteil nicht en mag entscheiden werden binnen siner rechten zit, wenne die gebundenen tage erst enden, denne ober sechz wochen sal man daz orteil wider brengen.
Paragraph: 11.    
Schilt ein man ein orteil nacher der vulbort unde en vulkumt her ez nicht mit rechte, her muz dar umme buzen deme, der daz orteil vant, unde allen den, de ez gevolgit haben, her en habe gespreches gebeten vor der vulbort. Der herre en gewinnet abir nicht denne ein gewette dar an, wenne ez en iz nicht recht, daz man einen man umme eine sache zwies ader dries lezit wetten.
Paragraph: 12.    
Wer abir an einem manne den vride bricht unde die viere, der muz zwies wetten umme die eine sache, deme wertlichen unde deme geistlichen gerichte, unde iener, an deme der vride gebrochen ist, der en gewinnet dar mete nicht mer denne eine buze, wenne her muz eine gewere geloben, er man im die buze gelobt, daz her die sache nicht mer vordere.



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