TITUS
Sachsenspiegel
Part No. 329
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Chapter: LXXI 
LXXI. Von dren lenungen, de von gemeinem lenrechte sich zweien unde welche die sin. (Daz erste ist len an gerichte. Wer nicht richten mag. Daz andere ist len an eigen. Daz dritte ist burglen.) Ab ein herre siner manne len zu burglene entphet. Ab ein man sin burglen zu lene verliet. Von gedinge. Waz der burger sime herren phlichtig si von burglene. Wer obir des anderen orteil vinden unde nicht vinden mag unde gezug sin mag unde wor. Wor von vursten (fursten) heizen. Wer keinen leien zu herren haben sal wen den koning. Waz ein man nicht weigeren mag zu lenrechte.


Paragraph: 1.     Allis daz hir vore geredet iz, daz iz von gemeineme lenrechte; noch sal ich uch drie lenunge bescheiden unde sagen, wor sie zweien von gemeineme lenrechte.
Paragraph: 2.    
Wer gerichte zu lene hat von deme koninge niderwert, daz en mag nicht komen in die vierde hant, ane schultheistum aleine, durch daz kein greve dingen en mag ane belenten schultheizen.
Paragraph: 3.    
Ez en mag ouch nimant kein gerichte lien, daz im gelegen iz, ez en sie ein sunderlich gerichte, daz in sin gerichte hore, alse graveschaft thut in die marke unde in andere vanlen, daz muz her wol verlien unde en muz ez san mit rechte nicht ledig behalden obir ein iar, also en muz der koning kein vanlen.
Paragraph: 4.    
Czwene man en mogen an eime gerichte kein gemeine lenrecht haben; daz gedinge mac man abir dar an verlien alse an andereme gute.
Paragraph: 5.    
Wene abir der koning in die achte getan hat, der en mag nicht richten mit rechte, noch weme sin gerichte verteilet iz, die wile her ez nicht uz gezogen en hat, noch nimant, uffe den ez gerichte irstirbit, die wile her ez nicht entphangen hat, ez en beneme im echte noit, daz her ez nicht entphan muge, wenne her zu sinen iaren komen iz.
Paragraph: 6.    
Wer so eigen zu lene hat, dar en iz kein volge an. Doch get de lenunge biz an die sibende hant, alse ander len, daz des riches gut iz. Der en mag kein deme anderen volge versagen noch lenrechtes weigeren an deme gute ane der obirste herre, des eigen ez ist. Der selbe herre, der diz gut liet, der muz ez ouch wol weder nemen, ab her ez bedarf, also daz her ez deme manne irstate mit gelicher wechsle an des riches gute.
Paragraph: 7.    
Ab eigen des riches gut wirt, so daz ez an daz riche irstirbit, ader daz man ez in ein gotishus gebit, den man, der ez zu lene hat, en mag man von der volge nicht wisen.
Paragraph: 8.    
An burclene iz gedinge unde gewette alse an andereme gute.
Paragraph: 9.    
Burglen en mag kein burger lien. Liet aber der burger sin burglen enwec, wenne ez der herre irvreischt, der mag im wol gebiten mit orteilen, daz her sin burglen binnen sechz wochen entrichte unde weder neme. En thut her ez nicht, her mag im verteilen sin burglen. Stirbit der burger, er diz geschit, unde hat der belente man daz gut an sines lenes geweren ane rechte widersprache her gebracht, her volget sime gute binnen siner rechten iarzale an den oberen herren, daz her ez gezugen muge, alse lenrecht iz. Sweren muz ouch der man, daz her kein burglen des herren dar an wuste, do her ez entphing.
Paragraph: 10.    
Der herre en mag ouch siner manne len nicht uflazen unde zu burglene entphan. Thut her ez abir mit unrechte, so sinnen sie an den obirsten herren der lenunge ader der wisunge an den man, der in lenrecht mit deme gute muge thun.
Paragraph: 11.    
Stirbit ein man, de wile sin wip kint treit, unde iz daz gedinge an sime gute verlegen, iene deme daz gedinge gelegen iz da ran, der sal besitzen mit deme gute biz an die zit, daz daz wip einen sonen gewinnet. Der son entphernet ouch nimande kein gedinge, her en werde lebendig geboren unde lebe nach des vater thode.
Paragraph: 12.    
Verliet ein herre sine burg gantz ader liet her sie sime ungenozen, die burger en sin nicht phlichtig zu volgene an ienen mit irme burglene, mer sie sollen ez behalden von deme se ez gehat haben vor ir rechte len, ader sie sollen da mete volgen an den, deme her ez gelazen hat vor ein recht len, unde ir gebuwe sal man in gelden, ab sie uf der burg nicht bliben en wollen.
Paragraph: 13.    
An burglene ist angevelle unde gewette (unde gedinge) des herren alse an andereme lene.
Paragraph: 14.    
Liet ein burger sin burglen eynem manne zu lene, her en kan ez im mit lenrechte nicht gebrechen; der volge darbit her abir daran, ez en kome dar umme, alse hir vor geredet iz.
Paragraph: 15.    
Der man volge burglene unde beerbe sinen son da mete, alleine sie beide burg unde burglen des herren eigen, der ez im gelegen hat odir ir andir.
Paragraph: 16.    
Wer abir burge unde burger hat, stirbit her, de wile sine kindere ader andere sine erben zu lantrechte ader zu lenrechte unbeteilet sin mit der burg, die burger sin phlichtig, in allen zu swerene, getruwe unde holt zu wesene, alse burger irme herren sin sollen, ez sie man ader wip, unde ire burg zu behaldene wider aller manlichen na burgers rechte. Daz sal thun ir itslicher, de wile her ir burger wesen wil. Sin burglen en darf her nicht mer denne von eime entphan under in.
Paragraph: 17.    
Von des riches gute muz man wol burglen lien, al sie die burg eigen.
Paragraph: 18.    
Von burclene en iz der man sime herren nicht phlichtig zu dienende wider hofvart noch hervart, sunder uf der burg sal her wonen unde sal se helfen weren, ab sie ez bedarf, unde sal sime herren orteil vinden zu burgrechte.
Paragraph: 19.    
Burgrecht en mag ouch der herre nirgen haben denne uffe sinen burgen. Da en muz ouch nimant gezug wesen noch orteil vinden, her en habe burglen von deme herren. Ouch en mag man von burglene orteil vinden noch gezug wesen obir den, der recht len hat, noch iener obir disen.
Paragraph: 20.    
Von itlichem anderen lene ane burglen muz ein man wol orteil vinden obir den anderen unde gezug wesen, der an deme herschilde vulkomen ist, ane uf vorsten vanlen. Der vurste mag abir wol orteil vinden unde gezug wesen ober itlichen des riches man.
Paragraph: 21.    
Ein vurste heizet dar umme ein vurste des riches, daz sin vanlen, da her vorste von wesen wil, nimant vor im entphan sal. Wenne ez ein ander vor em entphet, der ez em gelich, so en ist her der vorderste an deme lene nicht; dar umme en mag her von deme lene kein vurste wesen. Wer so vanlen hat unde vorste ist, der en sal keinen leien zu herren haben ane den koning.
Paragraph: 22.    
Uf itslich des vorsten len ane vanlen muz itslich man, der von sime herren belent iz, gezug wesen unde orteil vinden, ab her an deme herschilde vulkomen iz.
Paragraph: 23.    
Nimant en mag ouch weigeren zu lenrechte orteil zu vindene, gezug ader vorspreche zu wesene, der herre uf den man, der man uf den herren unde der mag uf den mag.



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