TITUS
Corpus of Hittite Mythological Texts - Translation
Part No. 8
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Text: CTH_324.1 
CTH 324.1 Link to cthtx Link to cthin - Erste Version des Telipinu-Mythos
   
A = KUB 17.10
   
B = KBo 34.24 + KUB 33.3 (+) KBo 38.162 (+) KUB 33.1 (+) KUB 33.2
   
C = KBo 48.246



Paragraph: 1ʼ    
Line: 1    --   Telipinu [ ... ]   
Line: 2    --   "Du sol[lst] nicht eingeschüchtert sein!"*1   
Line: 3    --   [ ... ] zog [den rechten Schuh] an den linken [Fuβ,]   
Line: 4    --   (und) den link[en Schuh zog er an den rechten Fuβ].   
Paragraph: 2ʼ    
Line: 5    --   Dunst ergriff die Fenster.   
Line: 6    --   Rauch [ergriff] das Haus.   
Line: 7    --   Im Herd aber erstickte[n] die Holzscheite.   
Line: 8    --   [Auf dem Altarpostament] erstickten die Götter.   
Line: 9    --   Im Viehhof die Schafe ebenso.   
Line: 10    --   Im Rinderstall erstickten die Rinder.   
Line: 11    --   Das Schaf stieβ sein Lamm von sich.   
Line: 12    --   Das Rind aber stieβ sein Kalb von sich.   
Paragraph: 3ʼ    
Line: 13    --   Telipinu aber ging fort.   
Line: 14    --   Er schaffte Getreide, Fruchtbarkeit*2, Wachstum?, Gedeihen? und Sättigung fort,*3 (nämlich) auf das Feld, auf die Wiese, in die Moore.*4   
Line: 15    --   Telipinu aber ging (und) versteckte sich im Moor.*5   
Line: 16    --   Oben aber, (über) ihm wuchs*6 die ḫalenzu-Pflanze.   
Line: 17    --   Nun gedeihen Getreide (und) Emmer nicht mehr.   
Line: 18    --   Rinder, Schafe (und) Menschen werden nicht mehr schwanger.   
Line: 19    --   Die aber, die schwanger (sind),   
Line: 20    --   auch die*7 gebären nicht.   
Paragraph: 4ʼ    
Line: 21    --   Die [Be]rge vertrockneten,   
Line: 22    --   das Gehölz vertrocknete,   
Line: 23    --   und kein Sprössling kommt mehr hervor.*8   
Line: 24    --   Die Weiden vertrockneten,   
Line: 25    --   die Quellen vertrocknete(n),*9   
Line: 26    --   und im Land entstand eine [H]ungersnot.   
Line: 27    --   Menschen und Götter sterben an Hunger.   
Line: 28    --   Der groβe Sonnengott bereitete ein Fest für sich   
Line: 29    --   und rief eintausend Götter (herbei).   
Line: 30    --   Sie aβen,   
Line: 31    --   und sie stillten ihren Hunger nicht.   
Line: 32    --   Sie tranken aber,   
Line: 33    --   und sie stil[l]ten ihren Durst nicht.   
Paragraph: 5ʼ    
Line: 34    --   Und der Wettergott sorgte sich um Telipinu, seinen Sohn.   
Line: 35    --   "Telipinu, mein Sohn, ist nicht dabei.   
Line: 36    --   Geärgert hat er sich   
Line: 37    --   und alles Gute mit sich davongetragen.*10"   
Line: 38    --   Die groβen [Göt]ter (und) die kleinen Götter begannen, Telipinu zu suchen.   
Line: 39    --   Der Sonnengott sandte den flinken Adler*11 aus:   
Line: 40    --   "Geh (und) durchsuche die hohen Berge!   
Paragraph: 6ʼ    
Line: 41    --   Durchsuche die tiefen Täler!   
Line: 42    --   Durchsuche die ruhigen Fluten!"*12   
Line: 43    --   Der Adler ging   
Line: 44    --   und fand ihn nicht.   
Line: 45    --   Er brachte die Botschaft zurück zum Sonnengott:   
Line: 46    --   "Ich habe ihn nicht gefunden, den Telipinu, den gewichtigen Gott."   
Line: 47    --   Der Wettergott sprach zu Ḫannaḫanna:   
Line: 48    --   "Wie sollen wir handeln?   
Line: 49    --   Wir werden an Hunger sterben."   
Line: 50    --   Ḫannaḫanna sprach zum Wettergott:   
Line: 51    --   "Tue irgendetwas, Wettergott!   
Line: 52    --   Geh (und) such du Telipinu selbst!"   
Paragraph: 7ʼ    
Line: 53    --   Er ging, der Wettergott, (und) begann, Telipinu zu suchen.   
Line: 54    --   Zu seiner Stadt, (nämlich an) das Stadttor, [ko]m[m]t er*13   
Line: 55    --   und vermag es nicht zu öffnen.*14   
Line: 56    --   Er zerbrach seinen Hammer (und) seinen Pflock.*15   
Line: 57    --   [ ... ], der Wettergott.   
Line: 58    --   Er hüllte sich (in sein Gewand) ein   
Line: 59    --   und setzte sich hin.   
Line: 60    --   Ḫannaḫanna [sandt]e [die Biene]:   
Line: 61    --   "Geh (und) such du Telipinu!"   
Paragraph: 8ʼ    
Line: 62    --   [Der Wettergott sag]te [zu Ḫannaḫanna]:   
Line: 63    --   "Die groβen Götter (und) die kleinen Götter haben ihn gesucht   
Line: 64    --   und ihn [nicht gefunden].   
Line: 65    --   Und sie geht, diese [Biene], (und) [findet] ihn?*16   
Line: 66    --   Ihre [F]lügel (sind) klein,   
Line: 67    --   und sie (selbst ist) klein.*17   
Line: 68    --   [ ... ]   
Line: 69    --   Auβerdem schneiden sie sie entzwei."*18   
Paragraph: 9ʼʼ    
Line: 70    --   [ ... ]   
Paragraph: 10ʼʼ    
Line: 71    --   Das Schlechte ab[er ... ]   
Paragraph: 11ʼʼ    
Line: 72    --   Telipin[u ... ]   
Line: 73    --   Er zerstie[β] Malz (und) Bierwürze.*19   
Line: 74    --   [ ... ]*20   
Line: 75    --   [ ... ] Gute[ ... ]   
Line: 76    --   Er schnitt [ ... ] Tor [ ... ] ab.*21   
Line: 77    --   Telipinu[ ... ]   
Line: 78    --   Die erstklassige Beruhigu[ng*22 ... ]   
Line: 79    --   Bedrückt aber [ ... ] wieder [ ... ]   
Paragraph: 12ʼʼ    
Line: 80    --   Hier [ ... ] Wasser des Schlagens?*23.   
Line: 81    --   Deine, des Telipinu Seele [ ... ]   
Line: 82    --   [Wende dich im] Guten dem König zu.   
Paragraph: 13ʼʼ    
Line: 83    --   Hier liegt galaktar,   
Line: 84    --   [deine Seele] soll beruhigt sein.   
Line: 85    --   Hier [liegt] parḫ[uena-],   
Line: 86    --   (sein) Inneres [soll] ruhig werden.*24   
Paragraph: 14ʼʼ    
Line: 87    --   Hier liegt eine šamamma-Frucht,*25   
Line: 88    --   [ ... ] soll (mit Öl) benetzt sein.*26   
Line: 89    --   Hier [liegt] eine Feige.   
Line: 90    --   Wie [die Feige?] süβ (ist),   
Line: 91    --   ebenso so[ll deine,] des T[elipinu Seele?] süβ werden.   
Paragraph: 15ʼʼ    
Line: 92    --   Wie eine Olive aber sich ihr Öl im Innern [hält],   
Line: 93    --   [wie eine Rosine aber sich] den Wein im Innern hält,   
Line: 94    --   ebenso ha[lte] auch du, Telipinu, [den König?] im Guten*27 in (deiner) Seele (und) in (deinem) Innern.   
Paragraph: 16ʼʼ    
Line: 95    --   Hier liegt eine liti-Ölpflanze,   
Line: 96    --   und sie soll [deine?,] des Telipinu, Seele [ ... ] salben.   
Line: 97    --   Wie Malz (und) Bierwürze sich im Wesen zusammenfüg[en],*28   
Line: 98    --   ebenso [soll] auch deine, [des Telipinu,] Seele mit den Worten der Menschen verbunden s[ein].   
Line: 99    --   [So wi]e [Emmer*29] rein (ist),   
Line: 100    --   ebenso soll Telipinu, (nämlich) seine Seele, rein werden.   
Line: 101    --   [So wie] Honi[g] süβ (ist),   
Line: 102    --   wie Butterschmalz weich (ist),   
Line: 103    --   ebenso soll auch [seine,] des Telipinu, Seele süβ werden,   
Line: 104    --   und ebenso soll sie weich werden.*30   
Paragraph: 17ʼʼ    
Line: 105    --   Mit Feinöl habe ich hier deine, des Telipinu Wege besprengt.   
Line: 106    --   Geh die mit Feinöl besprengten Wege, Telipinu.*31   
Line: 107    --   šaḫi-Holz und ḫappuriyaša-Holz soll(en) vorne sein.*32   
Line: 108    --   Wie das Rohr*33 (und) das lazzai-Holz geordnet (sind),*34   
Line: 109    --   ebenso sollst du aber, Telipinu, geordnet sein.   
Paragraph: 18ʼʼ    
Line: 110    --   Wütend kam Telipinu (herbei),   
Line: 111    --   er do[n]nert mit dem Blitz.*35   
Line: 112    --   Unten schlä[g]t er auf die dunkle Erde.   
Line: 113    --   Sie erblickte ihn, die Kamrušepa,   
Line: 114    --   bewegte für sich den Flüg[el] des Adlers [ ... ]*36   
Line: 115    --   und hi[elt] ihn an.   
Paragraph: 19ʼʼ    
Line: 116    --   Die Wut, sie hielt sie an.   
Line: 117    --   Der Zo[rn, sie hielt ihn an].*37   
Line: 118    --   [Den Frevel] hielt sie an.   
Line: 119    --   Den Ärger hielt sie an.   
Paragraph: 20ʼʼ    
Line: 120    --   Kamrušepa spricht wieder zu den Göttern:   
Line: 121    --   "Ge[ht], Götter!   
Line: 122    --   H[ütet?] für Ḫapantali seine, des Sonnengottes, Schafe!*38   
Line: 123    --   Sondert zwölf Widder aus,   
Line: 124    --   und ich behandle Telipinus w[ar]ku-*39."   
Line: 125    --   Ich nahm ein Sieb (mit) eintausend Löchern*40   
Line: 126    --   und schüttete karš-Getreide, (nämlich) ihre, der Kamrušepa, Schafen hin*41.   
Paragraph: 21ʼʼ    
Line: 127    --   Ich verbrannte über Telipinu hier (etwas),   
Line: 128       und dort verbrannte ich (etwas).*42   
Line: 129    --   Ich nahm Telipinu sein Böses von seinem Körper.   
Line: 130    --   Ich nahm seinen Frevel.   
Line: 131    --   Ich nahm seine Wut.   
Line: 132    --   Ich nahm seinen Zorn.   
Line: 133    --   Ich nahm sein warku-.*43   
Line: 134    --   [Ich] na[hm] seinen Ärger.   
Paragraph: 22ʼʼ    
Line: 135    --   "Telipinu (ist) verärgert.   
Line: 136    --   Seine Seele (und) [sein] Inne[res*44] erstickte(n) im Feuerholz.   
Line: 137    --   Wie man dieses Feuer[holz] verbrannte,   
Line: 138    --   ebenso soll[en] auch Telipinus Wu[t], Zorn, Frevel (und) Ärger verbrennen!   
Line: 139    --   Wie [das Malz?] trocken (ist),   
Line: 140    --   [man] es nicht auf das Feld brin[gt]   
Line: 141    --   und es (nicht) zur Saat macht,   
Line: 142    --   es aber nicht zu Brot mac[ht]   
Line: 143    --   (und) ins Vorratshaus legt,   
Line: 144    --   ebenso sol[l] auch soll auch des Telipinu Wu[t, Zorn], Frevel (und) Ärger vertrocknen!*45   
Paragraph: 23ʼʼ    
Line: 145    --   Telipinu (ist) verärgert.   
Line: 146    --   Seine Seele (und) [sein] I[nneres?] (sind) ein brennendes Feuer.*46   
Line: 147    --   [Wi]e dieses Feuer [erlischt],   
Line: 148    --   ebens[o sollen] aber die Wut, der Zorn (und) der Ärger [erlöschen!]   
Paragraph: 24ʼʼ    
Line: 149    --   Telipinu, lass die Wut los,   
Line: 150    --   [lass den] Zo[rn los],   
Line: 151    --   lass den Ärger los!   
Line: 152    --   So wie (das Wasser) des Rohrs nicht w[ieder rückwärts] flieβt,*47   
Line: 153    --   ebenso [sollen] auch des Telipinu W[ut, Zorn] (und) Ärger nicht wiederk[ommen].   
Paragraph: 25ʼʼ    
Line: 154    --   Die Götter (sind) unter dem Weiβdorn am [Ort? der] Versam[mlung].*48   
Line: 155    --   Unter dem Weiβdorn aber [ ... ] lange[ ... ]*49   
Line: 156    --   Und alle Götter sitzen (dort):   
Line: 157    --   [Papaya?, Išt]uštaya, die Schicksalsgöttinnen, Muttergöttinnen, der Getreidegott, der Genius des Gedeihens, Telipinu, die Schutzgottheit, Ḫapantal[iya] (und) [ ... ].*50   
Line: 158    --   Ich beh[and]elte bei den Göttern Substit[ute?] der langen Jahre,*51   
Line: 159    --   und Telipinu reinigt[e ich].   
Paragraph: 26ʼʼ    
Line: 160    --   [Ich nahm] Telipinu das Böse [von seinem] K[örper].   
Line: 161    --   Ich nahm [sei]ne [Wut].   
Line: 162    --   [Ich nahm seinen] Zo[rn].   
Line: 163    --   Ich nahm [se]inen [Frevel].   
Line: 164    --   [Ich nahm den] Ärg[er].   
Line: 165    --   Ich nahm die [böse] Zunge.   
Line: 166    --   [Ich nahm die] bö[se Fuβsohle*52].   
Paragraph: 27ʼʼ    
Line: 167    --   [ ... ]   
Line: 168    --   [ ... ] sich Name? [ ... ]   
Line: 169    --   [ ... ]   
Line: 170    --   [ ... ]   
Line: 171    --   [ ... ]   
Paragraph: 28ʼʼʼ    
Line: 172    --   *53und du reiβt [ih]m das St[irnha]ar aus.   
Line: 173    --   Das Schaf [läuf]t unter dir hindurch,   
Line: 174    --   und du reiβt i[h]m das Vlies aus.*54   
Line: 175    --   Zieh auch dem Telipinu die [W]ut, den Zorn, den Frevel (und) den Ärger aus!   
Paragraph: 29ʼʼʼ    
Line: 176    --   Wüt[e]nd kommt der Wettergott (herbei)   
Line: 177    --   und der Mann des Wettergottes hält ihn an.   
Line: 178    --   Der Topf aber kommt*55,   
Line: 179    --   und der Löffel hält ihn an.   
Line: 180    --   Ebenso sollen meine, des Menschen, Worte [da]nn auch dem Telipinu die [W]ut, den Zorn (und) den Ärger anhalten!   
Paragraph: 30ʼʼʼ    
Line: 181    --   Gehen sollen*56 des Telipinu Wut, Zorn, Frevel (und) Ärger!   
Line: 182    --   Das Haus soll sie loslassen.*57   
Line: 183    --   Der innere Pfeiler?*58 soll sie [lo]slassen.   
Line: 184    --   Das Fenster soll sie loslassen.   
Line: 185    --   Die Türangel?, der innere Hof soll sie loslassen.*59   
Line: 186    --   Das Tor soll sie loslassen.   
Line: 187    --   Der Torbau soll sie loslassen.   
Line: 188    --   Der Königsweg soll sie loslassen.*60   
Line: 189    --   In das gedeihende Feld, den Garten, den Wald sollen*61 sie nicht gehen.   
Line: 190    --   Sie sollen*62 den Weg der Sonnengöttin der Erde gehen.*63   
Paragraph: 31ʼʼʼ    
Line: 191    --   Es öffnete der Torwächter die sieben Türen   
Line: 192    --   (und) zog die sieben Riegel zurück.   
Line: 193    --   Unten in der dunklen Erde stehen*64 bronzene palḫi-Gefäβe*65,   
Line: 194    --   ihre Deckel (sind) aus Blei,   
Line: 195    --   ihre Verschlüsse? (sind) aus Eisen.   
Line: 196    --   Was hineingeht,   
Line: 197    --   kommt nicht wieder daraus hervor;   
Line: 198    --   es geht darin zugrunde.*66   
Line: 199    --   Auch des Telipinu Wut, Zorn, Frevel (und) Ärger soll er einschlieβen,   
Line: 200    --   und sie sollen nicht zurückkommen.*67   
Paragraph: 32ʼʼʼ    
Line: 201    --   Telipinu kam zurück zu seinem Haus   
Line: 202    --   und kümmerte sich um sein Land.   
Line: 203    --   Der Dunst verlieβ das Fenster.   
Line: 204    --   Der Rauch verlieβ das Haus.   
Line: 205    --   Auf dem Altarpostament kamen die Götter wieder in Ordnung.   
Line: 206    --   (Im) Herd*68 lieβ er das Holzscheit los.   
Line: 207    --   I[m] Viehhof lieβ er*69 die Schafe los.   
Line: 208    --   Im Rinderstall lieβ er die Rinder los.   
Line: 209    --   Die Mutter erkannte ihr Kind an.   
Line: 210    --   Das Schaf erkannte sein Lamm an.*70   
Line: 211    --   Die Kuh erkannte ihr Kalb an.*71   
Line: 212    --   Telipinu aber (erkannte) den König und die Königin (an)   
Line: 213    --   und versorgte sie mit Leben, Kraft (und) Zukunft.   
Paragraph: 33ʼʼʼ    
Line: 214    --   Telipinu kümmerte sich um den König.   
Line: 215    --   Vor Telipinu steht ein eya-Baum.*72   
Line: 216    --   Von dem eya-Baum (herab ist) das Vlies eines Schafes gehängt,   
Line: 217    --   darin liegt das Schaffett,   
Line: 218    --   darin liegt (etwas) an Getreide, dGÍR, Wein,*73   
Line: 219    --   darin liegen*74 Rind (und) Schaf,   
Line: 220    --   [d]arin liegen*75 lange Jahre (und) Nachkommenschaft,   
Paragraph: 34ʼʼʼ    
Line: 221    --   darin liegt die sanfte Botschaft eines Lamms,*76   
Line: 222    --   darin liegen*77 [Zusti]mmung (und) Gehorsam,*78   
Line: 223    --   darin [ ... ] desgleichen,   
Line: 224    --   darin liegt der rechte Schenkel,   
Line: 225    --   [dari]n [liegen Wach]st[um?], Ge[deihen? und Sättigung].   



Paragraph: n. 
Line: 1    Die Übersetzung dieser Stelle variiert in der Literatur. Neu, StBoT 5, 1968, 103, übersetzt: "Er so[ll] nicht verletzen." und führt die Stelle als einzigen Beleg an. HED 4, 268, setzt kurkuriya- mit "scare, spook, intimidate" an, analysiert die Form als 2.Sg.Prs.Med. und übersetzt: "Donʼt be scared!". Die gleiche Analyse nimmt Oettinger, Stammbildung 1979, 120 vor. Vgl. dazu auch Beckman, CoS I 1997, 151: "Do not practice intimidation!"; Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 78: "Non avresti dovuto ferir[mi?]". Anders Hoffner, Myths2 1998, 15: "Let there be no intimidating language."; Haas, Literatur 2006, 104: "Möge er doch nicht in Wut geraten!". Vgl. Güterbock, FsOtten 1988, 115-119 mit den Übersetzungen "Lass dich nicht einschüchtern!" oder "Mache (uns) nicht Angst?". ^
Line: 2    
Hier mit Götterdeterminativ geschrieben; vgl. Otten, RlA 5, 73 s.v. ("Heth. Gottheit oder deifizierter Begriff der Fruchtbarkeit"); Hoffner, Myths2 1998, 15 (animal fecundity); Beckman, CoS I 1997, 151 (fertility of the heards); Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 79 (fertilità); Tischler HEG II, 766 (die Gottheit Immarni); Haas, Literatur 2006, 105 (Fruchtbarkeit). ^
Line: 3    
Vgl. dazu CHD L-N, 174b: "And Telipinu departed. He carried off grain, Immarni, š., m. and satiety." ^
Line: 4    
Vgl. zur Diskussion von marmarr(a)- CHD L-N, 192a. Die gleiche Kolonaufteilung findet sich auch in CHD L-N, 192a; Haas, Literatur 2006, 105; Beckman, CoS I 1997, 151; Hoffner -- Melchert 2008, 408. Hoffner, Myth2 1998, 15 teilt anders ein: "Telipinu too went away and removed grain, animal fecundity, luxuriance, growth, and abundance to the steppe, to the meadow." Vgl. auch die folgende Fuβnote. ^
Line: 5    
Ebenso Beckman, CoS I 1997, 151: "Telipinu proceeded to disappear into the moor."; CHD L-N, 192a: "T. proceeded to unite with the m."; Haas, Literatur 2006, 105: "Telipinu ging, ins Moor hinein ist er geschlüpft."; Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 79: "Telipinu se ne ando e si nascose nella palude ...". Anders Hoffner, Myth2 1998, 15: "Telipinu too went into the moor and blended with the moor.". Zu ulai- "sich verstecken; sich vereinigen" vgl. Tischler, HHW, 185; Kloekhorst 2008, 913 mit Hinweis auf weitere Literatur; EHS, 406. ^
Line: 6    
Wörtl: "lief". ^
Line: 7    
Vgl. Hoffner -- Melchert 2008, 239. Beckman, CoS I 1997, 151 fasst das Wort als Adverb apiya "dann" auf. ^
Line: 8    
Zur resultativen Verbindung zweier Hauptsätze mit nu siehe Hoffner -- Melchert 2008, 390. ^
Line: 9    
Vgl. dazu CHD P, 191a: "The mountains dried up, the trees dried up, the foliage did not come out; the pastures dried up, the springs dried up." ^
Line: 10    
Vgl. CHD P, 351a und Hoffner -- Melchert 2008, 272. ^
Line: 11    
Vgl. KUB 33.4 12ʼ (CTH 324.2), wo liliwandan vorangestellt ist; siehe auch Hoffner -- Melchert 2008, 272. ^
Line: 12    
So nach HED 4, 303; Kronasser, EHS, 196 schlägt "dunkel, blau?" vor; wohl dem folgend Hoffner, Myths2 1998, 15: "Blue Deep"; Beckman, CoS I 1997, 152: "blue sea"; Haas, Literatur 2006, 106: "blaugrüne Meereswogen"; Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 79: "limpide acque". ^
Line: 13    
Hoffner, Myths2 1998, 15, ergänzt das Verb anders: "In his city (the Storm God) [grasps] the city gate...". Ähnlich Haas, Literatur 2006, 107: "In seiner (des Telipinu) Stadt [packt er] das Stadttor...". ^
Line: 14    
Anders Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 80. ^
Line: 15    
Vgl. die unterschiedlichen Übersetzungen bei Hoffner, Myths2 1998, 15: "Instead the Storm God broke his hammer and his wedge(?)."; Beckman, CoS I 1997, 152: "He broke his mallet and wedge."; Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 80: "Allora (il dio della tempesta) spezzo con un martello la spranga."; Haas, Literatur 2006, 107: "Und er zerbrach mit seinem Hammer seinen (des Stadttores) Riegel." ^
Line: 16    
Haas, Literatur 2006, 107, übersetzt den Satz nicht als Frage. ^
Line: 17    
Vgl. u.a. CHD P, 199a. ^
Line: 18    
Unklar. Hoffner -- Melchert 2008, 13: "And furthermore, it (i.e. the bee) is ḫanti tuḫšanza." Vgl. dazu HED 3, 93 ("They also cut them in two."); noch belegt in KUB 33.5 II 14 (CTH 324.2). Der Sinn ist unklar, und meistens wird dieser Satz unübersetzt gelassen. Vgl. aber Mazoyer, Télipinu 2003, 75: "et en outre on les choisit (eux) de préférence!" ^
Line: 19    
Vgl. HEG I, 602; HED 4, 312. ^
Line: 20    
Unklare Wortform nach CHD P, 138b und HEG II, 443. ^
Line: 21    
Unklar. Hoffner, Myths2 1998, 16 und Beckman, CoS I 1997, 152 fassen das Kolon mit dem vorangehenden Kolon zusammen: "(S)He cut off good [ ... ] at the gate." ^
Line: 22    
Zur Bedeutung zuletzt Kloekhorst 2008, 975-978. ^
Line: 23    
Vgl. dazu Haas, Materia Magica 2003, 156 "(Heil)wasser des Schlage(n)s"; Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 80: "Eccovi il linimento per le contusioni!" ^
Line: 24    
Vgl. dazu zuletzt Melchert, FsIvanov (in Vorbereitung) mit Hinweis auf abweichende Übersetzungen. ^
Line: 25    
Haas, Materia Magica 2003, 261-263, nimmt "Flachs oder Sesam" an. ^
Line: 26    
Siehe dazu CHD Š, 53f. mit Diskussion anderer Übersetzungsvorschläge. ^
Line: 27    
Für die Übersetzung als Akk. Siehe Beckman, CoS I 1997, 152; Hoffner, Myths2 1998, 16; Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 80; Haas, Literatur 2006, 109. Zum adverbialen Gebrauch von aššu vgl. HED 1, 198. Siehe auch KUB 33.74+ Vs. I 15ʼ (CTH 335.6.1). ^
Line: 28    
Vgl. Neu, StBoT 5, 1968, 161. ^
Line: 29    
Vgl. zur Ergänzung CHD P, 169a; Hoffner, Myths2 1998, 16; Haas, Literatur 2006, 109. ^
Line: 30    
Vgl. CHD L-N, 307a. ^
Line: 31    
KASKAL-ša ist mit CHD P, 98a wohl Pl.N.-A.n., nicht All. (so CHD P, 70a). CHD P, 98a: "I have herewith sprinkled your paths with fine oil, O Telipinu. So walk, Telipinu, on the path sprinkled with fine oil."; Haas, Literatur 2006, 110, Hoffner -- Melchert 2008, 340. Beckman, CoS I 1997, 152, Hoffner, Myths2 1998, 16, und CHD P, 73a übersetzen auch mit Plural. Anders HW2 , 257b: "Siehe, mit Feinöl habe ich deine, Telipinus, Wege besprengt. Nun gehe, Telipinu, auf den mit Feinöl besprengten Weg, šaḫi(-Holz) (und) Blattwerk soll dein Bett sein.". ^
Line: 32    
Zu möglichen Emendationen dieser Zeile vgl. HW2 , 257; KUB 33.8 Rs. III 18ʼf. (CTH 324.7); Bo 69/1263 (CTH 335.23). ^
Line: 33    
Oder die Seele. ^
Line: 34    
Vgl. die Diskussion in CHD L-N, 49b; HED 5, 68 übersetzt: "Even as a calamus reed is firm, be thou T. likewise firm!" ^
Line: 35    
Hoffner -- Melchert 2008, 237; Hoffner, Myths2 1998, 16: "He thunders together with lightning."; Hoffner, CoS I, 2003, 152: "He thunders with the lightning bolt." Neu, StBoT 5, 1968, 173: "Telipinu kam wütend herbei, mit dem Blitzstrahl donnert er." ^
Line: 36    
Vgl. CHD P, 198b. ^
Line: 37    
Vgl. Hoffner, Myths2 1998, 16: "Kamrusepa saw him and moved (for) herself [with (?)] the eagleʼs wing. She stopped it, namely, anger. She stopped it, the wrath, She stopped [sin]. She stopped sullenness." ^
Line: 38    
Vgl. Haas, Literatur 2006, 110; Beckman, CoS I 1997, 152. Anders Hoffner, Myths2 1998, 16: "Now tend the Sun Godʼs sheep for Hapantali..." ^
Line: 39    
Hoffner, Myths2 1998, 16 liest hier offensichtlich etwas anderes, da er übersetzt: "so that I may treat Telipinuʼs karas-grains.". Ebenso Beckman, CoS I 1997, 152. Vgl. auch Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 81 mit Anm. 14. Haas, Literatur 2006, 109, übersetzt "ausgewählte Widder". ^
Line: 40    
Wörtl. "Augen". Vgl. CHD P, 242a. ^
Line: 41    
Vgl. KUB 57.105 II 26ʼ. ^
Line: 42    
Anders HEG III, 490. Vgl. auch Melchert, FsKoch 2008. ^
Line: 43    
Beckman, CoS I 1997, 152: "his irritation"; Hoffner Myths2,1998, 16: "his pique(?)"; Haas, Literatur 2006, 111: "seinen Ärger"; Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 81: "la sua collera". ^
Line: 44    
Zum Ausdruck "Seele und Inneres" vgl. zuletzt Melchert, demnächst in einer Festschrift; vgl. HED 4, 75f. ^
Line: 45    
Vgl. zu diesem Abschnitt HKM 116, 7-10 (CTH 335.24). Vgl. Hoffner -- Melchert 2008, 346. ^
Line: 46    
Vgl. CHD P, 16a: "Telipinu is angry, his soul and his karaz are a blazing fire." ^
Line: 47    
Vgl. zur Diskussion der Übersetzung CHD P, 196f. Vgl. auch IBoT 4.9 2ʼ (CTH 335.20). ^
Line: 48    
Vgl. 277/w+ 3ʼ (CTH 325 Text A). ^
Line: 49    
Zu einer Ergänzung "liegen lange Jahre" vgl. 277/w (CTH 325.1). Vgl. Haas, Literatur 2006, 111: "[Ich aber habe] unter dem Weiβdornstrauch lange [Jahre hingelegt.]" ^
Line: 50    
Vgl. zu den Göttern die Anmerkungen 16-19 bei Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 82. ^
Line: 51    
Anders bei Haas, Literatur 2006, 111. ^
Line: 52    
Zu einer übertragenen Bedeutung "Benehmen" vgl. CHD P, 239a. ^
Line: 53    
In dem nicht erhaltenen vorangehenden Kolon dürfte wohl etwa [Das Rind läuft unter dir hindurch,] gestanden haben (so die übliche Formulierung, vgl. Neu, StBoT 5, 1968, 56). ^
Line: 54    
Vgl. zu diesem Abschnitt HED 3, 344; CHD P, 37; HEG II, 1140f. mit Verweis auf Parallelstellen in KUB 7.53 Rs. III 1-4 (Tunnawi-Ritual CTH 409) und KUB 34.76 Vs. I 5-7 (CTH 334.1.C). ^
Line: 55    
Vielleicht: "Der Topf kocht über." Vgl. HEG III, 376; Haas, Literatur 2006, 112. ^
Line: 56    
Form ist Sg. ^
Line: 57    
Vgl. HED 1, 481: "may the house let them go, may the central pillar? let them go, may the window let them go, to the gate-socket? may the central courtyard let them go, may the gate let them go, may the gateway let them go, may the royal road let them go." ^
Line: 58    
Vgl. HED 1, 64, mit einem Bedeutungsvorschlag "creation", konkret "establishment, compound" und Verweis auf den Vorschlag von Laroche ("pillar, column"); vgl. Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 83 mit Anm. 23. ^
Line: 59    
Beckman, CoS I 1997, 153 und Hoffner, Myths2 1998, 17 fügen ein tarnau ein, so dass zwei Kola entstehen. wawarkima kann jedoch kein Nom.Sg.c. sein. Vgl. HED 1, 481, der die Form vielleicht als All. auffasst (siehe oben die Anmerkung zu KUB 17.10 Rs. IV 9). Kloekhorst 2008, 990-992, fasst das Wort als eventuell unflektierte Form auf, das auβerhalb des Satzes steht. Zu wawarkima- in Ritualen vgl. Haas, Materia Magica 2003, 701f. ^
Line: 60    
Vgl. CHD P, 71b. ^
Line: 61    
Form ist Sg. ^
Line: 62    
Form ist Sg. ^
Line: 63    
Vgl. CHD P, 24bf., 72a. Zur "Sonnengöttin der Erde" vgl. u.a. Haas, Religion 1994, 420ff. ^
Line: 64    
Form ist Sg. Vgl. dazu IBoT 3.141 Rs. IV 11, wo eine pluralische Verbalform zu ergänzen ist. ^
Line: 65    
Nom.-Akk.Pl.n. nach CHD P, 66; ebenso in den Übersetzungen von Beckman (CoS I 1997), Hoffner (Myths2 1998), Pecchioli Daddi -- Polvani (1990) und Haas (Literatur 2006). palḫi als Plural auch bei Hoffner -- Melchert 2008, 253. ^
Line: 66    
Vgl. CHD P, 66bf.: "The gatekeeper opened the seven doors, he drew back the seven bolts. Down in the netherworld (lit. dark earth) stand palḫi-vessels (made) of Bronze. Their lids are of lead, their latches(?) are of iron. That which goes into them, does not come up again, it perishes therein." ^
Line: 67    
Gemeint sind wohl die im vorangehenden Kolon genannten schlechten Eigenschaften. Vgl. zu diesem Abschnitt auch KBo 26.124+ Rs. IV 5ʼ-15ʼ (CTH 325). ^
Line: 68    
Der Dativ ist hier nicht markiert. ^
Line: 69    
I.e. "Telipinu" nach Beckman, CoS I 1997, 153. ^
Line: 70    
Siehe zu einer Bedeutung "to accept(?), to acknowledge(?)" von penna- CHD P, 267. ^
Line: 71    
Vgl. CHD P, 267a: "The (human) mother accepted? her child, the sheep accepted her lamb, the cow accepted her calf." ^
Line: 72    
Vgl. CHD P, 294b: "An eyan-tree (or pole) stands before Telipinu." Siehe zum eya-Baum Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 84 mit Anm. 25. ^
Line: 73    
Vgl. HW2 , 54 (dort auch zu dGÍR = SUMUQAN); Pecchioli Daddi -- Polvani 1990, 84: "... e dentro cʼè il dio GÍR del grano e del vino..."; Hoffner Myths2 1998, 18: "In it lie (symbols of) Animal Fecundity and Wine."; Beckman, CoS I 1997, 153: "In it are grain, the fertilitiy of the herds, and the grape."; Haas Literatur 2006, 114: "dann sind (die Gaben) des Getreides, des Viehs (und) des Weines hineingelegt." ^
Line: 74    
Form ist Sg. ^
Line: 75    
Form ist Sg. ^
Line: 76    
Vgl. CHD L-N, 307b: "(symbol of) a gentle bleating ("Blöken") eines Lamms"; Haas, Literatur 2006, 114: "eines Lammes glänzende (Orakel-)Botschaft". ^
Line: 77    
Form ist Sg. ^
Line: 78    
Vgl. zu diesem Ausdruck Rieken, FsJosephson 2006. Vgl. auch CHD L-N, 476b. ^




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This text is part of the TITUS edition of Corpus of Hittite Mythological Texts - Translation.

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