TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 7
Previous part

Chapter: 9b  
Über Nabuchodonosor


Verse: 985       Ich wil iu ein teil verjehen
Verse: 986    
waʒ vor Darîô ist geschehen,

Verse: 987    
von Nabuchodonosor, der daʒ rîche hielt,
Verse: 988    
der ouch grôʒer rîcheit wielt.

Verse: 989    
der selbe Nabuchodonosor
Verse: 990    
hete gemachet hie bevor

Verse: 991    
ein siule von golde.
Verse: 992    
der hôchvertige wolde

Verse: 993    
daʒ volc dar zuo twingen
Verse: 994    
ze dienste der siule bringen.

Verse: 995    
den liuten allen er gebôt
Verse: 996    
daʒ sie die siule für got

Verse: 997    
an sîner stat mit irm gebet
Verse: 998    
êrten, und wer daʒ niht tet

Verse: 999    
der muoste zorn lîden,
Verse: 1000    
den er gerne mohte mîden.

Verse: 1001    
daʒ iu allen geseit:
Verse: 1002    
der künec bediutet die gîtikeit,

Verse: 1003    
die des twinget den man,
Verse: 1004    
daʒ er die siule betet an.

Verse: 1005    
die siule bediutet unrehteʒ guot,
Verse: 1006    
daʒ den liuten schaden tuot,

Verse: 1007    
die an ir rîchtuom geloubent
Verse: 1008    
und got der sêle roubent.

Verse: 1009       
Sich hieʒ anbeten hie vor
Verse: 1010    
der selbe Nabuchodonosor:

Verse: 1011    
dar zuo brâht in sîn übermuot
Verse: 1012    
und sîn kreftigeʒ guot,

Verse: 1013    
daʒ in des dûhte, er wær got.
Verse: 1014    
wer niht enleiste sîn gebot,

Verse: 1015    
den wolt er gar verterben
Verse: 1016    
und an dem lîbe ersterben.

Verse: 1017    
Jhêrusalêm sagte sich wider:
Verse: 1018    
dar umbe der künic sider

Verse: 1019    
strîtes dar sich bewac,
Verse: 1020    
Jhêrusalêm er umbelac.

Verse: 1021    
die stat er in an gewan.
Verse: 1022    
gevangen hieʒ er füeren dan

Verse: 1023    
daʒ volc gen Babilôniâ,
Verse: 1024    
wênic liute lieʒ er .

Verse: 1025    
man die andern dannen treip,
Verse: 1026    
Golodîas beleip

Verse: 1027    
und die mit im wâren:
Verse: 1028    
der hieʒ der künec niht vâren.

Verse: 1029    
noch mêr von im geschach,
Verse: 1030    
die mûre er ûf die erde brach.

Verse: 1031       
Nabuchodonosor den tîvel
Verse: 1032    
bediutet âne zwîvel,

Verse: 1033    
der mit sîme gewalte
Verse: 1034    
des twinget jung und alte

Verse: 1035    
daʒ sie im dienen müeʒen.
Verse: 1036    
er kan die sünde süeʒen,

Verse: 1037    
er ist der sündære got,
Verse: 1038    
die gerne leistent sîn gebot.

Verse: 1039    
Jhêrusalêm bediutet die,
Verse: 1040    
die sich alsô stellent hie

Verse: 1041    
daʒ sie nâch gote wellen leben
Verse: 1042    
und den sünden widerstreben.

Verse: 1043    
des Nabuchodonosor wirt gewar,
Verse: 1044    
er komt mit heres kraft dar

Verse: 1045    
und belegt sie mit bœsen gedanken,
Verse: 1046    
daʒ sie an güete muoʒ wanken.

Verse: 1047    
der vil ungehiure
Verse: 1048    
brichet in die miure.

Verse: 1049    
er vertilget iren berc,
Verse: 1050    
ich mein ir guote werc,

Verse: 1051    
der sie heten begunnen.
Verse: 1052    
er sie hât gewunnen,

Verse: 1053    
füert er sie gen Babilôn,
Verse: 1054    
wirt vil sûr ir lôn:

Verse: 1055    
in wirt aller jâmer kunt
Verse: 1056    
in der bittern helle grunt.

Verse: 1057       
sult ir ouch des nemen war,
Verse: 1058    
waʒ bediute dise cleine schar,

Verse: 1059    
die Golodîas behabt.
Verse: 1060    
daʒ sint die, der werc sîn begrabt

Verse: 1061    
gegen gote mit guoten sinnen,
Verse: 1062    
daʒ ir niht mac gewinnen

Verse: 1063    
der tîvel Nabuchodonosor,
Verse: 1064    
als ich gesagt hân vor;

Verse: 1065    
die alsô hie gewerben,
Verse: 1066    
in die lîbe ersterben,

Verse: 1067    
daʒ ir sêle komt für got
Verse: 1068    
und vrî sint von der helle nôt.

Verse: 1069    
der meide sun vil zarter,
Verse: 1070    
got, durch dîne marter

Verse: 1071    
die du durch uns hâst erliden,
Verse: 1072    
ruoch uns vor Nabuchodonosor befriden,

Verse: 1073    
den sîn hôchvart betrouc
Verse: 1074    
daʒ er sich selben an louc:

Verse: 1075    
er jach er wære aleine got,
Verse: 1076    
des noch der tîvel hât sînen spot.

Verse: 1077       
des fürsten jâren
Verse: 1078    
in Assirîâ wâren

Verse: 1079    
drî hêrren von edlem geslehte.
Verse: 1080    
ir leben was gerehte.

Verse: 1081    
des künges vuore in niht behagt.
Verse: 1082    
die heten im daʒ gesagt,

Verse: 1083    
sie wolden an in gelouben niht,
Verse: 1084    
sîn leben dûhte sie enwiht.

Verse: 1085    
sie hieʒen in lâʒen von.
Verse: 1086    
Sydrach Mysach und Abdenagon

Verse: 1087    
alsô man die hêrren nande.
Verse: 1088    
dem fürsten von dem lande

Verse: 1089    
wârn sie des gebotes wider:
Verse: 1090    
dar umbe hieʒ sie sider

Verse: 1091    
Nabuchodonosor vâhen
Verse: 1092    
und des mit in gâhen

Verse: 1093    
daʒ man sie brente in viure.
Verse: 1094    
mit sîner gnâden stiure

Verse: 1095    
half in der wâre gotes suon,
Verse: 1096    
der noch helfe den kan tuon,

Verse: 1097    
die im dienstes sîn bereit;
Verse: 1098    
der schuof daʒ âne alleʒ leit

Verse: 1099    
die hêrren von des viures rôst
Verse: 1100    
alle drî wurden erlôst.

Verse: 1101       
Darumbe daʒ geschach
Verse: 1102    
daʒ man sît sach

Verse: 1103    
den künec gewaltes rîche
Verse: 1104    
einem ochsen gelîche

Verse: 1105    
bûwen daʒ gevilde.
Verse: 1106    
ûf heide und in der wilde

Verse: 1107    
muost er holn sîne nar.
Verse: 1108    
daʒ wert alsô siben jâr,

Verse: 1109    
unz got durch Dâniêlis bet
Verse: 1110    
an im genædiclîche tet.

Verse: 1111    
sîn barmunge des erdâhte
Verse: 1112    
daʒ er den künic brâhte

Verse: 1113    
wider an sîn êrsteʒ leben
Verse: 1114    
und geruocht im die schult vergeben.

Verse: 1115    
solher hôchvart ouch engalt
Verse: 1116    
Lucifer, der wart gevalt

Verse: 1117    
von dem himelrîche.
Verse: 1118    
er wolde sîn gelîche

Verse: 1119    
dem, der sîn hete erdâht.
Verse: 1120    
sîn übermuot in darzuo brâht.

Verse: 1121       
Die selben jâr, die vor
Verse: 1122    
erliden hât Nabuchodonosor,

Verse: 1123    
bediutent von anegenge siben zît,
Verse: 1124    
die der tîvel hât erliden sît:

Verse: 1125    
die êrsten zît von Âdam
Verse: 1126    
unz zuo der zît daʒ Nôê kam;

Verse: 1127    
von Nôê unz Abraham wart;
Verse: 1128    
sint sîn pîne ungespart

Verse: 1129    
nâch Abraham vürbaʒ
Verse: 1130    
unz an den werden Moisê;

Verse: 1131    
von Moisê unz daʒ geschach,
Verse: 1132    
daʒ man Babilôn zerstœret sach;

Verse: 1133    
dar nâch von der selben zît
Verse: 1134    
unz daʒ wart her Dâvît;

Verse: 1135    
von hern Dâvît unz an die frist
Verse: 1136    
daʒ unser hêrre Jhêsus Christ

Verse: 1137    
von der meide wart geborn:
Verse: 1138    
ist der tîvel alles verlorn

Verse: 1139    
von Christi geburt unz an daʒ zil,
Verse: 1140    
daʒ got gerihte eitzen wil.

Verse: 1141    
Alsô komt der jungste tac.
Verse: 1142    
nieman sich verbergen mac,

Verse: 1143    
er müeʒe vür daʒ gerihte gên
Verse: 1144    
sîner werc ze rede stên.

Verse: 1145    
die siben alter habt ir vernomen,
Verse: 1146    
wie der tîvel her ist komen

Verse: 1147    
in die helle mit ungemache,
Verse: 1148    
mit sîner hôchverte sache.

Verse: 1149    
die ahte zît ist ân ende.
Verse: 1150    
süeʒer got sende

Verse: 1151    
uns armen dîner helfe trôst,
Verse: 1152    
daʒ wir von sünden werden erlôst,

Verse: 1153    
daz wir iht erschînen
Verse: 1154    
mit dem tîvel in sînen pînen.




Next part



This text is part of the TITUS edition of Ulrich von Eschenbach, Alexander.

Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 12.9.2008. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.