TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 18
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Chapter: 24  
Philips Tod


Verse: 2021    ich hân vernomen alsô,
Verse: 2022    
eines tages der alte Macedô

Verse: 2023    
mit der künegîn heimlich was.
Verse: 2024    
ein rîcher man Pausônias,

Verse: 2025    
den twanc des sîn übermuot
Verse: 2026    
und sîn kreftigeʒ guot,.

Verse: 2027    
daʒ er gedâhte minne
Verse: 2028    
gegen der küniginne,

Verse: 2029    
die sie im hete verseit,
Verse: 2030    
daʒ sîme herzen niht beheit.

Verse: 2031    
er kam ûf daʒ palas,
Verse: 2032    
der künec. niur mit der frouwen was.

Verse: 2033    
was umb einen mittentac.
Verse: 2034    
daʒ gesinde über al gemaches phlac.

Verse: 2035    
des was der valsches reine
Verse: 2036    
sîner manne al eine.

Verse: 2037    
dirre kam gewâpent dar,
Verse: 2038    
wol hundert man in sîner schar.

Verse: 2039    
sîn tôrheit des gezam,
Verse: 2040    
mit gewalt er die frouwen nam;

Verse: 2041    
sîn untriuwe im daʒ riet,
Verse: 2042    
den künec er von dem leben schiet.

Verse: 2043    
die frowen wolt er dannan hân gefuort,
Verse: 2044    
der herze mit leide was begurt,

Verse: 2045    
daʒ von irs jâmers schalle
Verse: 2046    
die liute erwachten alle:

Verse: 2047    
ê er kæme ûʒ dem hûs,
Verse: 2048    
daʒ volc kam geloufen ûʒ.

Verse: 2049    
michel wart der liute nôt,
Verse: 2050    
sie gesâhen den hêrren tôt.

Verse: 2051    
Dar nâch was enbor lanc
Verse: 2052    
daʒ Alexander gegen im spranc.

Verse: 2053    
Pausônias die frowen hielt
Verse: 2054    
ûf eim ors, der tumpheit wielt.

Verse: 2055    
Alexanders güete entsleif.
Verse: 2056    
Pausônias er begreif,

Verse: 2057    
er warf in von dem orse nider,
Verse: 2058    
ûf daʒ palas brâht er in wider,

Verse: 2059    
er truoc den êrlôsen armen
Verse: 2060    
mit gewalt zwischen sînen armen.

Verse: 2061    
er den vater sach ligen tôt,
Verse: 2062    
Pausônias leit die selben nôt.

Verse: 2063    
die mit im wâren komen dar,
Verse: 2064    
die dulten ouch die selben vâr,

Verse: 2065    
der tôt iu ouch ir herze brach.
Verse: 2066    
alsô er sînen vater rach.

Verse: 2067    
grôʒ was des volkes ungehabe.
Verse: 2068    
den künec sie brâhten ze dem grabe:

Verse: 2069    
nâch ir ê nâch hôher art
Verse: 2070    
der edle künec bestatet wart.

Verse: 2071       
solt ich iu sagen von dem grabe
Verse: 2072    
und von ir grôʒen ungehabe,

Verse: 2073    
von ieglîches besunder clage:
Verse: 2074    
daʒ geschæhe kûme in einem tage,

Verse: 2075    
dar umb ichʒ verswîgen wil,
Verse: 2076    
der rede wurde gar ze vil.

Verse: 2077    
ir mugt daʒ alle wol wiʒʒen
Verse: 2078    
daʒ sie sich jâmers vliʒʒen.

Verse: 2079    
ir verliesen was niht cleine.
Verse: 2080    
ze Korinthiâ lît der reine.

Verse: 2081    
Alexander triuwe bescheinete,
Verse: 2082    
den vater er sêre weinete:

Verse: 2083    
man sach ouch in grôʒen pînen
Verse: 2084    
daʒ süeʒe wîp erschînen.

Verse: 2085    
ze allen zîten dem steine
Verse: 2086    
vant man sie clagende aleine,

Verse: 2087    
umbe irs lieben hêrren tôt
Verse: 2088    
leit sie von jâmer grôʒe nôt.

Verse: 2089    
ofte die guote phlac
Verse: 2090    
daʒ sie unversunnen lac;

Verse: 2091    
von grôʒen leiden
Verse: 2092    
wær sie oft von leben gescheiden,

Verse: 2093    
wann daʒ sie got erlôste
Verse: 2094    
mit sîner helfe trôste,

Verse: 2095    
der ie etswen dar sante,
Verse: 2096    
der sie des tôdes erwante;

Verse: 2097    
der ir die zene ûf clôʒte,
Verse: 2098    
wîn oder waʒʒer in vlôʒte,

Verse: 2099    
wie er gehaben mohte,
Verse: 2100    
daʒ ir ze kraft tobte.

Verse: 2101    
sie hæten anders schiere erworben
Verse: 2102    
daʒ die getriuwe wære erstorben.

Verse: 2103    
sie erzeigte clagende triuwe.
Verse: 2104    
jâmer mit ganzer riuwe

Verse: 2105    
der reinen herze alsô besaʒ,
Verse: 2106    
daʒ sie des nimmer vergaʒ

Verse: 2107    
waʒ ze jâmer hôrte.
Verse: 2108    
ir fröude gar zerstôrte

Verse: 2109    
seneclîche wernde nôt,
Verse: 2110    
die sie hete umb des künges tôt

Verse: 2111    
sie was ein stam der güete,
Verse: 2112    
ûʒ der herze vürbaʒ blüete

Verse: 2113    
jâmer unde sorgen.
Verse: 2114    
fröide ir was verborgen,

Verse: 2115    
daʒ man die selten an ir sach:
Verse: 2116    
von ir triuwen daʒ geschach.

Verse: 2117    
alsô daʒ minneclîche wîp
Verse: 2118    
quelte iren süeʒen lîp.

Verse: 2119       
den man vil tugende giht,
Verse: 2120    
daʒ den immer iht geschiht

Verse: 2121    
wider irn willen, daʒ ist mir leit
Verse: 2122    
(des geloubet mir ûf mînen eit),

Verse: 2123    
wenn in wol zæme,
Verse: 2124    
daʒ guot man von in næme

Verse: 2125    
fröide, der sîn herze wurde frô.
Verse: 2126    
wie kan der tôt tuon alsô,

Verse: 2127    
daʒ er an süeʒen wîben
Verse: 2128    
süeʒe vröude kan vertriben?




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This text is part of the TITUS edition of Ulrich von Eschenbach, Alexander.

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