TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 22
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Chapter: 42  
Unterwerfung Athens


Verse: 2477    dannoch wâren zwei lant,
Verse: 2478    
die im ze dienste wârn benant:

Verse: 2479    
daʒ eine hieʒ Athêniâ,
Verse: 2480    
daʒ hielt der fürste Dêmosthenâ.

Verse: 2481    
der sazte sich dem hêrren wider,
Verse: 2482    
daʒ in berou sêre sider.

Verse: 2483       
Alexander die mære vernam
Verse: 2484    
und im die wâre botschaft kam,

Verse: 2485    
er sprach 'ir hêrren, waʒ râtent ir?
Verse: 2486    
die liute hânt widersaget mir.

Verse: 2487    
die mich solden vlêhen,
Verse: 2488    
die wellen mich vêhen.

Verse: 2489    
wol ûf an die vart.'
Verse: 2490    
enwart lenger niht gespart.

Verse: 2491    
der fürste mit kreftiger schar
Verse: 2492    
huop sich des endes dar.

Verse: 2493    
gâhes kam er dar gerant.
Verse: 2494    
daʒ er sie âne wer vant,

Verse: 2495    
daʒ in doch kam ze guote,
Verse: 2496    
wann er was in dem muote

Verse: 2497    
und hete sich des gegen in bewegen,
Verse: 2498    
solt er strîtes mit in phlegen,

Verse: 2499    
er wolt daʒ lant verterben
Verse: 2500    
und daʒ volc ersterben.

Verse: 2501    
sie daʒ gesâhen
Verse: 2502    
daʒ in daʒ her begunde nâhen,

Verse: 2503    
ir snelheit sie genuʒʒen,
Verse: 2504    
daʒ sie die stat besluʒʒen.

Verse: 2505       
er die stat besloʒʒen vant,
Verse: 2506    
sînem volc gebôt er ze hant

Verse: 2507    
daʒ sie die mûre bræchen,
Verse: 2508    
die untriuwe an in ræchen.

Verse: 2509    
die stat sie umbe lâgen,
Verse: 2510    
sturmes sie sich bewâgen.

Verse: 2511    
sie heten eben sich geleit.
Verse: 2512    
gâhes wurden bereit

Verse: 2513    
trîbocken, pheterære,
Verse: 2514    
(daʒ was den innern swære)

Verse: 2515    
eben hœhe, mangen, katzen
Verse: 2516    
mit kîlhouwen und mit kratzen.

Verse: 2517    
der künic die vuoʒgenger bat
Verse: 2518    
vaste suochen an die stat.

Verse: 2519    
sie wârn vor würfen wol bewart
Verse: 2520    
mit breiten tarschen, die wârn hart,

Verse: 2521    
der man in sturme wol bedarf.
Verse: 2522    
swinde man in die stat warf.

Verse: 2523    
man sach die ûʒern in unsiten.
Verse: 2524    
die innern begunden frides biten.

Verse: 2525    
daʒ alsô geschach
Verse: 2526    
der künec ze sîme râte sprach

Verse: 2527    
'wartet, ir hêrren, waʒ ir
Verse: 2528    
ze disen dingen râtent mir:

Verse: 2529    
sît daʒ die liute frides gern,
Verse: 2530    
ob wir in mügen frides wern.'

Verse: 2531       
Man hieʒ daʒ stürmen mâʒen
Verse: 2532    
und ouch die würfe lâʒen.

Verse: 2533    
der werde Permêniô verjach
Verse: 2534    
(vür den nieman niht ensprach)

Verse: 2535    
'hêrre, vernemt ire wort.
Verse: 2536    
ir habt schiere gehôrt,

Verse: 2537    
wes sie sich gegen iu haben bewegen
Verse: 2538    
und welhes willen sie phlegen.

Verse: 2539    
sint sie frides von iu gern,
Verse: 2540    
des solt ir sie niht entwern.

Verse: 2541    
lât die besten vür iuch komen.
Verse: 2542    
ir ir rede habt vernomen,

Verse: 2543    
waʒ iuch danne dunket guot,
Verse: 2544    
dar nâch rihtent iuwern muot.'

Verse: 2545    
'ich tuon alleʒ daʒ ich sol.
Verse: 2546    
sît iu gevellet wol,

Verse: 2547    
so rîte der herzoge Dîmus dar.
Verse: 2548    
ich gib in fride ân allen vâr.'

Verse: 2549    
von in zehant daʒ geschach.
Verse: 2550    
er reit gerne war er sprach.

Verse: 2551       
die innern wârn in sorgen,
Verse: 2552    
ir vröide was verborgen.

Verse: 2553    
sie sâhen bedecket daʒ velt
Verse: 2554    
mit mangem rîchen gezelt

Verse: 2555    
und mit rittern gar beströut.
Verse: 2556    
die herschaft sie lützel fröut.

Verse: 2557    
sie sâhen daʒ velt glanzen
Verse: 2558    
von niuwen schilden ganzen

Verse: 2559    
und von harnasche glîsen.
Verse: 2560    
begunden sie verwîsen

Verse: 2561    
irem herzogen die tât.
Verse: 2562    
sie sprâchen 'iwer unwîser rât,

Verse: 2563    
den ir uns tôrlich habt gegeben,
Verse: 2564    
mac uns scheiden von dem leben.'

Verse: 2565       
sprach der burggrâve Eschinus
Verse: 2566    
'wer solde sîme hêrren sus

Verse: 2567    
vîntlîche mite varn?
Verse: 2568    
daʒ er uns kan lange sparn,

Verse: 2569    
wir genieʒen sîner triuwen.
Verse: 2570    
es sol uns billich riuwen:

Verse: 2571    
wir haben gegen im missetân,
Verse: 2572    
daʒ sol wir an sîn gnâde lân.

Verse: 2573    
wel wir uns wider setzen,
Verse: 2574    
er beginnet uns alsô letzen

Verse: 2575    
daʒ wir sîn solichen schaden enphân,
Verse: 2576    
den wir müegen immer hân.

Verse: 2577    
wartent ir, waʒ iuwer wille :
Verse: 2578    
ich wil dem künge wesen

Verse: 2579    
mit triuwen, ich beste kan.
Verse: 2580    
durch nieman ich daʒ wil lân.'

Verse: 2581    
sie hete sîn kunft erværet
Verse: 2582    
und alsô sêre beswæret,

Verse: 2583    
daʒ sie volgten sînen worten,
Verse: 2584    
die sie von im hôrten.

Verse: 2585       
Sie sprâchen 'kan iuch des gezemen,
Verse: 2586    
geturret ir fride von im nemen,

Verse: 2587    
wir komen nâch unsern schulden
Verse: 2588    
gerne ze sînen hulden.

Verse: 2589    
daʒ lobe wir iu gemeine.'
Verse: 2590    
er sprach 'lât mich aleine

Verse: 2591    
ze der porten rîten.
Verse: 2592    
ir sult mîn hinne bîten.

Verse: 2593    
sît guotem muote.
Verse: 2594    
ich bring wol ze guote.'

Verse: 2595    
er kam vür daʒ tor,
Verse: 2596    
er vant den herzogen vor,

Verse: 2597    
ze dem er mit fride reit,
Verse: 2598    
gegen dem er rede niht vermeit.

Verse: 2599    
'hêrre, ich wil iuch frâgen,
Verse: 2600    
wie ir daʒ turrent wâgen,

Verse: 2601    
war umbe ir des geruochet
Verse: 2602    
daʒ ir nâhe her suochet.'

Verse: 2603    
'mich dunket durch guot getân,
Verse: 2604    
(mit zühten sprach der wîse man)

Verse: 2605    
Daʒ ir mich seht vor der stat.
Verse: 2606    
mînen hern man frides bat:

Verse: 2607    
dar umbe bin ich komen her,
Verse: 2608    
an sîner stat ich frides wer.

Verse: 2609    
wer des râtes êrst began,
Verse: 2610    
der was niht ein wîser man,

Verse: 2611    
der iuch sust hât verkêret
Verse: 2612    
und solich unzuht gelêret,

Verse: 2613    
der ir moht schaden gewinnen.
Verse: 2614    
er kunde sich niht baʒ versinnen.

Verse: 2615    
er ist niht ein nützer man,
Verse: 2616    
der solich untât prüeven kan.

Verse: 2617    
ir wæret zwâre gar verlorn,
Verse: 2618    
wann daʒ mîn hêrre sînen zorn

Verse: 2619    
durch unser bet hât gelâʒen.
Verse: 2620    
ir sult iuch der tôrheit mâʒen.

Verse: 2621    
daʒ ich iu râte des volgent mir.'
Verse: 2622    
er sprach 'hêrre, wie heiʒent ir'?

Verse: 2623    
'ich binʒ der herzoge Dîmus.
Verse: 2624    
ich râte mit ganzen triuwen sus,

Verse: 2625    
daʒ ir iuch zîte ergebt
Verse: 2626    
und nâch des künges hulden lebt.

Verse: 2627    
des râtes wil ich mich niht schamen.
Verse: 2628    
lât mich ouch wiʒʒen iuwern namen.'

Verse: 2629       
'Ich binʒ der burggrâve von dem hûs.
Verse: 2630    
mîn name heiʒet Eschinus.

Verse: 2631    
mir ist liep iuwer komen,
Verse: 2632    
ich hân iuch gerne vernomen.

Verse: 2633    
ir mugt uns wol guot gesîn.
Verse: 2634    
hêrre, vernemt die rede mîn.

Verse: 2635    
sol ich der wârheit jehen,
Verse: 2636    
uns ist tôrlich geschehen.

Verse: 2637    
affenheit hât uns dar zuo brâht,
Verse: 2638    
daʒ wir uns haben überdâht.

Verse: 2639    
dar zuo gebt uns selbe rât.'
Verse: 2640    
'sô heiʒent offenen die stat,

Verse: 2641    
ob diz ist iwer geverten wort,
Verse: 2642    
daʒ ich von iu hân gehôrt:

Verse: 2643    
als ich daʒ hân vernomen,
Verse: 2644    
sol wol ze guote komen.

Verse: 2645    
ich gib iu des gewisheit,
Verse: 2646    
daʒ ir sîn belîbet âne leit.

Verse: 2647    
des sult ir iuch ze mir verlân.'
Verse: 2648    
er sprach 'hêrre, daʒ getân.'

Verse: 2649       
zehant daʒ geschach,
Verse: 2650    
daz man die stat geoffent sach

Verse: 2651    
sie den fride heten vernomen,
Verse: 2652    
man sach daʒ volc zer porten komen,

Verse: 2653    
ietslîchen dar gâhen
Verse: 2654    
den herzogen enphâhen.

Verse: 2655    
die innern des gedâhten,
Verse: 2656    
cleinôte sie im brâhten

Verse: 2657    
von gesteine und von golde,
Verse: 2658    
daʒ er in helfen wolde.

Verse: 2659       
Er jach 'ich bin iu des bereit,
Verse: 2660    
als mir der burggrâve hât geseit,

Verse: 2661    
welt ir des gelîche jehen,
Verse: 2662    
man sol iuch schiere in hulden sehen.'

Verse: 2663    
sie jâhn wær ir aller wort,
Verse: 2664    
daʒ er von im hæte gehôrt.

Verse: 2665    
wart niht lenger gebiten,
Verse: 2666    
mit im sie vür den künic riten.

Verse: 2667    
zehant er sie ane sach,
Verse: 2668    
mit senftem muote er sprach

Verse: 2669    
'her Demosthenes,
Verse: 2670    
welich nôt twanc iuch des

Verse: 2671    
daʒ ir die untriwe hânt getân?
Verse: 2672    
ich wæne ichs niht verdienet hân.

Verse: 2673    
die andern die mit iu hie stên,
Verse: 2674    
die wil ich nimmer dar umbe gevên.

Verse: 2675    
die hætens selber niht erdâht,
Verse: 2676    
hætir sieʒ niht ane brâht

Verse: 2677    
ir wârt gewaltic über sie.
Verse: 2678    
iuch untriwe des niht erlie,

Verse: 2679    
ir wolt mir sîn erbolgen,
Verse: 2680    
muosten sie iu volgen

Verse: 2681    
und iuwers willen vlîʒen.
Verse: 2682    
ich mac in niht mêr gewîʒen

Verse: 2683    
dan daʒ sie mirʒ haben verborgen.'
Verse: 2684       
der herzoge stunt in sorgen,

Verse: 2685    
er imʒ aleine weiʒ.
Verse: 2686    
in begunde netzen der sweiʒ,

Verse: 2687    
er was in micheler nôt.
Verse: 2688    
er wânte kiesen den tôt

Verse: 2689    
oder sus lîden ungemach.
Verse: 2690    
mit grôʒen vorhten er sprach

Verse: 2691    
'Hêrre, ich hân missetân.
Verse: 2692    
êrent iuch an mir armen man.

Verse: 2693    
ist mir mit triuwen leit.
Verse: 2694    
lât mich iuwer wirdikeit,

Verse: 2695    
edeler künec, genieʒen';
Verse: 2696    
lât iuch des niht verdrieʒen

Verse: 2697    
irn wellet mîn genâde hân.
Verse: 2698    
waʒ ich gegen iu hân getân,

Verse: 2699    
daʒ geschiht mir nimmer.
Verse: 2700    
hêrre, ich wil mêr immer

Verse: 2701    
nâch iwerm gebote gerne leben.
Verse: 2702    
geruochent mir dise schult vergeben.

Verse: 2703    
durch iuwer wirdiclîche jugent
Verse: 2704    
sterkent an mir iuwer tugent.'

Verse: 2705    
er sprach mit vorhtlîchen siten
Verse: 2706    
'ir hêrren, helft mir alle biten,

Verse: 2707    
daʒ hiute mînes hêrren zorn
Verse: 2708    
werde ûf mich alhie verkorn.'

Verse: 2709    
die hêrren al gelîche
Verse: 2710    
bâten getriuwelîche,

Verse: 2711    
daʒ er verkür die schulde
Verse: 2712    
und gæb im sîne hulde.

Verse: 2713       
Daʒ volc man in riuwen sach.
Verse: 2714    
vil güetlich der künic sprach

Verse: 2715    
'ich wil gerne lâʒen.
Verse: 2716    
daʒ sie sich vürbaʒ mâʒen

Verse: 2717    
alsô grôʒer tôrheit,
Verse: 2718    
des wil ich gewisheit

Verse: 2719    
mit gîseln von in hân.
Verse: 2720    
alsô daʒ wirt getân,

Verse: 2721    
sag ich iu in kurzer frist
Verse: 2722    
mêr waʒ mînes willen ist.'

Verse: 2723    
alleʒ des der künec verjach,
Verse: 2724    
von dem volke daʒ geschach:

Verse: 2725    
sie wolden nâch sîme gebote leben
Verse: 2726    
und hundert kint ze gîsel geben

Verse: 2727    
dar nâch sie zuo vuoren,
Verse: 2728    
dem künec sie alle swuoren

Verse: 2729    
und tâten im des sicherheit,
Verse: 2730    
daʒ sie im immer wærn bereit.

Verse: 2731    
dar nâch sie des gedâhten,
Verse: 2732    
rîche cleinôt sie im brâhten

Verse: 2733    
und erbuten im soliche êre,
Verse: 2734    
daʒ nie fürsten mêre

Verse: 2735    
in mangen zîten geschach,
Verse: 2736    
als mir die âventIure jach.

Verse: 2737       
diz alleʒ ergienc
Verse: 2738    
daʒ man die gîsel enphienc,

Verse: 2739    
die werden Cycropides
Verse: 2740    
die versunnen sich des,

Verse: 2741    
den hêrren vrâgten sie mære,
Verse: 2742    
waʒ sîn wille gegen in wære,

Verse: 2743    
ob er in iht wolde gebieten.
Verse: 2744    
die hêrren im rieten

Verse: 2745    
'heiʒent sie sich berihten
Verse: 2746    
mit uns die hervart phlihten.'

Verse: 2747    
er sprach 'ir hêrren, wolt ir
Verse: 2748    
ze dirre vart helfen mir,

Verse: 2749    
iu daʒ geseit,
Verse: 2750    
daʒ ir zehant sît bereit.

Verse: 2751    
ir solt mich daʒ wiʒʒen lân,
Verse: 2752    
waʒ ir liute mugent hân.'

Verse: 2753    
'hêrre, wir wellen iu gestân
Verse: 2754    
mit tûsent wol berihter man,

Verse: 2755    
die wol kunnen mit den spern
Verse: 2756    
und ouch in strîte helfe wern,

Verse: 2757    
und mit tûsent, die füerent bogen.'
Verse: 2758    
in neic der fürste wol gezogen.

Verse: 2759    
die kint, die wârn ze phande,
Verse: 2760    
sîner muoter er die sande.




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This text is part of the TITUS edition of Ulrich von Eschenbach, Alexander.

Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 12.9.2008. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.