TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 23
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Chapter: 38a  
Über Theben (König Edippus)


Verse: 2761       Er ructe vürbaʒ mit dem her.
Verse: 2762    
Thêbas vant er wol ze wer.

Verse: 2763    
ôwê, vürht ich harte sîn.
Verse: 2764    
Thêbâner lêrten in strîte pîn,

Verse: 2765    
sie kunden vrumen wunden,
Verse: 2766    
des die wol enphunden

Verse: 2767    
die von in wurden erslagen.
Verse: 2768    
als ich in wil sagen,

Verse: 2769    
Thêbâner strît an erbet.
Verse: 2770    
vil fürsten sie haben verterbet.

Verse: 2771    
Amphiôn ein künic was,
Verse: 2772    
der daʒ rîche Thêbas

Verse: 2773    
vil gewalteclîche hielt.
Verse: 2774    
sîn wîp hôchverte wielt,

Verse: 2775    
Niôbês was die genant.
Verse: 2776    
einen siten het daʒ lant.

Verse: 2777    
ze êren und ze minne
Verse: 2778    
Latônê, der gotinne,

Verse: 2779    
daʒ volc opher brâhte.
Verse: 2780    
Niôbê daʒ versmâhte

Verse: 2781    
daʒ sie die êrte mit gebet
Verse: 2782    
und ir selbe die êre niht tet.

Verse: 2783    
Niôbês wart des in ein:
Verse: 2784    
eins tages daʒ volc in opher schein,

Verse: 2785    
von golde und sîden rîche cleit
Verse: 2786    
die frouwe gâhes an sich leit;

Verse: 2787    
dem volke sie engegen kam,
Verse: 2788    
daʒ opher sie in nam,

Verse: 2789    
irre zuht sie vergaʒ.
Verse: 2790    
'Latônâ sol haben mînen haʒ

Verse: 2791    
und wer des immer beginnet,
Verse: 2792    
daʒ er ir opher bringet

Verse: 2793    
oder erbiut kein êre.
Verse: 2794    
ich wânde ich frouwe wære

Verse: 2795    
des rîches und der lande,
Verse: 2796    
erbiet ir mir die schande

Verse: 2797    
daʒ ir iuwer sinne
Verse: 2798    
kêret an ein gotinne,

Verse: 2799    
der helfe iu ist vor verspart
Verse: 2800    
und doch nie iuwer frouwe wart.'

Verse: 2801       
Latônâ daʒ sêre clagte.
Verse: 2802    
ir tohter Diânen die sagte

Verse: 2803    
und Phêbo irm suon.
Verse: 2804    
dem gunde ir laster tuon.

Verse: 2805    
grôʒ zorn sîn herze bevienc.
Verse: 2806    
solich râche er begienc,

Verse: 2807    
der wir hœren glîche ninder.
Verse: 2808    
Niôbês het vierzehen kinder,

Verse: 2809    
siben meide und siben knehte.
Verse: 2810    
sie wârn von edelm geslehte,

Verse: 2811    
als ich die rede hôrte.
Verse: 2812    
der leben Phêbus stôrte:

Verse: 2813    
alle er sie ze tôde sluoc.
Verse: 2814    
dar umb Niôbês in herzen truoc

Verse: 2815    
kummer unde riuwe:
Verse: 2816    
der was ir alsô niuwe

Verse: 2817    
daʒ sie umb ir lieben kint
Verse: 2818    
immer clagte sint.

Verse: 2819    
sie wart ze eime steine.
Verse: 2820    
alsô ich daʒ meine,

Verse: 2821    
daʒ irm senenden herzen hart
Verse: 2822    
vröude und wunne wart verspart,

Verse: 2823    
niht daʒ kunde erweichen
Verse: 2824    
daʒ ir vröide mohte reichen.

Verse: 2825       
Ich wil iu mordes verjehen,
Verse: 2826    
der nâch Amphiôn ist geschehen.

Verse: 2827    
was ein künec hieʒ Lâyus.
Verse: 2828    
dem was gewîssagt alsus

Verse: 2829    
daʒ von im ein kint kæme,
Verse: 2830    
daʒ im sîn leben næme.

Verse: 2831    
die frowe eines kindes swanger was.
Verse: 2832    
die zît kam daʒ sie genas,

Verse: 2833    
dem künge man daʒ sagte.
Verse: 2834    
niht wol im daʒ behagte

Verse: 2835    
daʒ daʒ kint was ein kneht.
Verse: 2836    
er vorhte im hæte reht

Verse: 2837    
und wâr sîn wîssage gesagt.
Verse: 2838    
der künec der was gar verzagt.

Verse: 2839    
man sach den hêrren vil unfrô.
Verse: 2840    
der künegîn gebôt er

Verse: 2841    
daʒ sie daʒ kint tœten hieʒe
Verse: 2842    
und leben niht enlieʒe:

Verse: 2843    
wolt sie daʒ gebot vermîden,
Verse: 2844    
sie müeste selbe lîden

Verse: 2845    
von sînen handen den tôt.
Verse: 2846    
die frouwe waʒ in grôʒer nôt.

Verse: 2847    
alsô die guote sprach
Verse: 2848    
'sô leide mir nie geschach.

Verse: 2849    
waʒ sol mîn ungetriuweʒ leben,
Verse: 2850    
sît ich mit willen dem tôt muoʒ geben

Verse: 2851    
die fruht, die von mir ist geborn?
Verse: 2852    
wie haben die gote irn zorn

Verse: 2853    
starke geworfen ûf mich!
Verse: 2854    
alze grôz ist ir gerich.'

Verse: 2855    
daʒ kint sie ofte kuʒte,
Verse: 2856    
sie druct zuo ir bruste.

Verse: 2857    
'ôwê, truoc dich doch mîn lîp.
Verse: 2858    
waʒ sol ich unsælic wîp ?

Verse: 2859    
wolt ich gerne niht genesen
Verse: 2860    
daʒ lîbe soldest weʒen:

Verse: 2861    
vorht ich aleine daʒ,
Verse: 2862    
als uns der wîssage maʒ,

Verse: 2863    
daʒ mîn hêrre daʒ leben von dir verlür,
Verse: 2864    
von ich grôʒen schaden kür:

Verse: 2865    
umbe mich wurde guot rât.
Verse: 2866    
ôwê der grôʒen missetât,

Verse: 2867    
der man mir immer sol jehen.
Verse: 2868    
dar umb sol man mich trûric sehen.'

Verse: 2869       
Der frouwen wîplich triuwe riet,
Verse: 2870    
die sich von wirden nie geschiet.

Verse: 2871    
von in getriuwer site
Verse: 2872    
immer muoʒ volgen mite;

Verse: 2873    
von ir triuwe ir süeʒe kan erwarmen,
Verse: 2874    
daʒ sie sich kunnen erbarmen,

Verse: 2875    
der manne herze ist hart,
Verse: 2876    
alsô sint sie mit guote bewart.

Verse: 2877    
des ouch daʒ kint geniuʒet hie.
Verse: 2878    
ich wil iu sagen wie.

Verse: 2879    
die vil guote
Verse: 2880    
saʒ in swærem muote,

Verse: 2881    
eines sie gedâhte
Verse: 2882    
daʒ ir doch cleinen trôst brâhte.

Verse: 2883    
daʒ kint hieʒ sie bewinden
Verse: 2884    
mit sîdenen tuochen linden;

Verse: 2885    
ein veʒʒel sie bereiten hieʒ
Verse: 2886    
(mit blî sie daʒ bewirken lieʒ),

Verse: 2887    
dar in wart geschoben der knabe.
Verse: 2888    
michel was ir ungehabe

Verse: 2889    
und ir jâmer manicvalt.
Verse: 2890    
daʒ kint legt man in einen walt.

Verse: 2891       
daʒ kint alsô gelac
Verse: 2892    
in dem walde wol halp den tag,

Verse: 2893    
kam ein hirte zehant.
Verse: 2894    
dem kinde er rîcheit vant,

Verse: 2895    
sîne güete ouch des gezam,
Verse: 2896    
daʒ kint er frœlich zuo im nam.

Verse: 2897    
mit im truoc der man
Verse: 2898    
von dem walde ze hûse dan.

Verse: 2899    
den hirten untriuwe flôch.
Verse: 2900    
daʒ kint er lieplîche zôch,

Verse: 2901    
als ob wær sîn eigen suon.
Verse: 2902    
der hirte kunde wol triuwe tuon,

Verse: 2903    
des der knappe genôʒ.
Verse: 2904    
er wuohs sêre und was grôʒ.

Verse: 2905    
in hete der alte gehêret
Verse: 2906    
kurzewîle vil gelêret,

Verse: 2907    
schâchzabel, schieʒen, seitenspil,
Verse: 2908    
des kunde der junghêrre vil.

Verse: 2909    
nâch manheit sîn herze ranc.
Verse: 2910    
sîn edel art in des twanc

Verse: 2911    
die im niht blîben verjach.
Verse: 2912    
zuo dem hirten er sprach

Verse: 2913    
'hêrre, ir habt mir wol getân.
Verse: 2914    
daz diene ich ob ich triuwe hân.'

Verse: 2915    
er hete von dem hirten vernomen,
Verse: 2916    
wie er im was zuo komen,

Verse: 2917    
dar umbe wolt er des niht sparn,
Verse: 2918    
er wolde die rede baʒ ervarn

Verse: 2919    
und frâgte in der mære,
Verse: 2920    
wer sîn vater wære.

Verse: 2921    
er was starc, ein schœner man,
Verse: 2922    
mit zühten schiet er von dan.

Verse: 2923       
Polippus der hêrre hieʒ,
Verse: 2924    
der in vil ungerne lieʒ ;

Verse: 2925    
Edippus der knabe was genant.
Verse: 2926    
in hern Phêbus lant

Verse: 2927    
der junghêrre kam,
Verse: 2928    
der in zuo gesinde nam.

Verse: 2929    
er gap im cleider unde phert.
Verse: 2930    
Edippus wart dem künge wert.

Verse: 2931    
er wol ein jâr beleip,
Verse: 2932    
ein alteʒ leit in dannen treip

Verse: 2933    
Edippus der was cluoc.
Verse: 2934    
dem künge er sîn heimlich gewuoc,

Verse: 2935    
den er durch sîn dienste bat
Verse: 2936    
daʒ er im wolde geben rât,

Verse: 2937    
er sînen vater funde,
Verse: 2938    
ob er in des bewîsen kunde.

Verse: 2939    
Phêbus der künec in lêrte
Verse: 2940    
daʒ er gegen Phocîdes kêrte.

Verse: 2941    
urloup nam der junge man.
Verse: 2942    
gegen der stat huop er sich sân,

Verse: 2943    
im was der reise vil gâch.
Verse: 2944    
vor im ein stat er ligen sach,

Verse: 2945    
Dechlôn was die genant,
Verse: 2946    
er unwiʒʒende vant

Verse: 2947    
Lâyum, den künec von Thêbas,
Verse: 2948    
sînen vater; sîn muoter ouch was.

Verse: 2949    
für den künec er kam gegangen,
Verse: 2950    
von dem er wart enphangen.

Verse: 2951    
er frâgte in der mære
Verse: 2952    
waʒ sîn gewerp wære.

Verse: 2953    
er sprach 'hêrre, anders niht,
Verse: 2954    
wann töht ich iu ze dienste niht,

Verse: 2955    
des wær ich, hêrre, iu bereit.'
Verse: 2956    
den fürsten zuht niht vermeit,

Verse: 2957    
er sprach 'daʒ wil ich gerne hân.'
Verse: 2958    
ze gesinde enphienc er in sân.

Verse: 2959    
er wart ze den benant
Verse: 2960    
die vor im truogen îsengewant:

Verse: 2961    
mit den er dienen solde,
Verse: 2962    
des er im wol lônen wolde.

Verse: 2963       
Eines tages der künic saʒ
Verse: 2964    
in sînem palas unde ,

Verse: 2965    
sîn gedanc in dar zuo brâhte,
Verse: 2966    
daʒ er vergeʒʒener dinc gedâhte

Verse: 2967    
und an daz kint, daʒ was vercleit.
Verse: 2968    
sîn herze im niuwen kummer seit.

Verse: 2969    
tet im alte mære kunt.
Verse: 2970    
Edippus vor im stunt,

Verse: 2971    
mit vlîʒe er den knappen an sach.
Verse: 2972    
sîn herze der wârheit im verjach

Verse: 2973    
wie er daʒ kint wære,
Verse: 2974    
von er grôʒe swære

Verse: 2975    
oder den enphâhen solde.
Verse: 2976    
wenden er daz wolde.

Verse: 2977    
heimelîche er gebôt
Verse: 2978    
daʒ man in zehant slüege tôt.

Verse: 2979       
Edippus daʒ vernam,
Verse: 2980    
ze sîme swerte er kam.

Verse: 2981    
die alten und die jungen
Verse: 2982    
alle gegen im drungen:

Verse: 2983    
vellen er die begunde,
Verse: 2984    
als er sich wern kunde,

Verse: 2985    
er sluoc ir vil vor im tôt.
Verse: 2986    
dem künge fuogt er die selben nôt.

Verse: 2987    
alsô lange der strît werte,
Verse: 2988    
unz daʒ die küniginne gerte

Verse: 2989    
frides, ob sie den möhte hân.
Verse: 2990    
den gap der unverzagte man:

Verse: 2991    
im wart ouch fride von in gegeben.
Verse: 2992    
alsô fristen sie ir leben.

Verse: 2993    
ich muoʒ der rede vil gedagen:
Verse: 2994    
solt ich die tât iu alle sagen

Verse: 2995    
und entslieʒen gar diz mære,
Verse: 2996    
ze lang die rede wære.

Verse: 2997       
sie Lâyum den künec verlurn,
Verse: 2998    
durch sîn frümkeit sie disen kurn.

Verse: 2999    
die hêrren wolden des niht enbern,
Verse: 3000    
in muoste die küngîn minne wern.

Verse: 3001    
diz alsô geschach,
Verse: 3002    
daʒ man in crône tragen sach,

Verse: 3003    
im bôt mit minne werden lîp
Verse: 3004    
beide sîn muoter und sîn wîp.

Verse: 3005    
daʒ rîche gewaltic er besaʒ.
Verse: 3006    
die âventiure sagt uns daʒ

Verse: 3007    
die küniginne clâr
Verse: 3008    
von im zwêne süne gebar:

Verse: 3009    
der eine hieʒ Etiocles,
Verse: 3010    
der ander Polimites.

Verse: 3011    
der künic und die künigin
Verse: 3012    
durch geselleclich gewin

Verse: 3013    
mêr dan durch betrâgen
Verse: 3014    
an irm bette lâgen.

Verse: 3015    
sie sagten einander mære
Verse: 3016    
swaʒ in geschehen wære.

Verse: 3017    
sie sprach 'hêrre, saget mir!
Verse: 3018    
von welhem geslehte sît ir?'

Verse: 3019    
durch kein übel sie des frâgte.
Verse: 3020    
Edippus die wârheit sagte

Verse: 3021    
'Niht mer friunde ich mir gihe,
Verse: 3022    
dann ich mir hie ligen sihe

Verse: 3023    
und der zweier kindelîn,
Verse: 3024    
die von uns geborn sîn.

Verse: 3025    
niht hân ich friunde.
Verse: 3026    
vil gerne ich ir fünde,

Verse: 3027    
west ich sie suochen.
Verse: 3028    
wellen mîn die gote ruochen,

Verse: 3029    
mir mac alsô wol geschehen,
Verse: 3030    
als ob man hôrt mir vil der mâge jehen.

Verse: 3031    
einen friunt ich noch hân,
Verse: 3032    
der hât mir friuntlich getân,

Verse: 3033    
Polippus der alde,
Verse: 3034    
der mich vant in dem walde

Verse: 3035    
und mich mit vlîʒe erzogen hât.
Verse: 3036    
mîn triuwe in nimmer verlât,

Verse: 3037    
mich der werde sît ermant,
Verse: 3038    
wie er mich in dem walde vant.

Verse: 3039    
in eime geziertem vaʒʒe
Verse: 3040    
mich vant der valsches laʒʒe

Verse: 3041    
under den boumen ûf dem gras,
Verse: 3042    
ich hin geworfen waʒ.

Verse: 3043    
ich kunde in erbarmen,
Verse: 3044    
zwischen sînen armen

Verse: 3045    
truoc er mich an sîn gemach,
Verse: 3046    
mir alleʒ guot geschach.

Verse: 3047    
er zôch mich in grôʒer wirde.
Verse: 3048    
vil schœner gezierde,

Verse: 3049    
die er mit mir enphienc,
Verse: 3050    
umb und an er mir die hienc.

Verse: 3051    
unz ich wart ze eime man
Verse: 3052    
und ein teil mich versan,

Verse: 3053    
Mîn herze mir alsô geriet,
Verse: 3054    
mit urloube ich von im schiet.

Verse: 3055    
mînen vater ich suochen began.
Verse: 3056    
mir riet Phêbus, der wîse man,

Verse: 3057    
daʒ ich ze Phocîdes kæme,
Verse: 3058    
aller schierst ich vernæme

Verse: 3059    
und erfüere rehte
Verse: 3060    
welich wære mîn geslehte.

Verse: 3061    
mîn dinc sich alsô anevienc,
Verse: 3062    
daʒ gegen Dechlôn mîn reise gienc:

Verse: 3063    
ist mîn dinc hie alsô komen
Verse: 3064    
als du, frouwe, hâst vernomen.

Verse: 3065    
mit minne du mich hâst beseʒʒen,
Verse: 3066    
daʒ ich des vater hân vergeʒʒen

Verse: 3067    
und mêr nâch im niht frâge.
Verse: 3068    
ich hân vür alle mîne mâge

Verse: 3069    
süeʒeʒ wîp dich erkorn
Verse: 3070    
und vür die von den ich bin geborn.'

Verse: 3071       
sie die rede alsô vernam,
Verse: 3072    
ir wîplich güete sêre erkam.

Verse: 3073    
'ôwê mir mîner werdikeit!
Verse: 3074    
wil mir grôʒ herzeleit

Verse: 3075    
liep und fröide verdringen
Verse: 3076    
und mich ze sorgen bringen.

Verse: 3077    
jâmer mîn fröide wil verjagen.
Verse: 3078    
mîn herze muoʒ gar verzagen.

Verse: 3079    
waʒ sol ich armeʒ wîp tuon?
Verse: 3080    
vil lieber man, du bist mîn suon.

Verse: 3081    
ich bin die, die dich gebar
Verse: 3082    
und nime dîn mit minne war.

Verse: 3083    
dînen vater du, hêrre, hâst erslagen,
Verse: 3084    
der anehêrren, die ich dir hân getragen.

Verse: 3085    
iedoch sint die kinder mîn
Verse: 3086    
von dir, ir anefrouwe ich bin

Verse: 3087    
wie sol unser werden rât,
Verse: 3088    
sît man grôʒer missetât

Verse: 3089    
ûf uns immer beginnet jehen?
Verse: 3090    
wie ist uns beiden geschehen?

Verse: 3091    
wes mügen wir den goten danken ?
Verse: 3092    
ei Pallas, wie du kanst wanken

Verse: 3093    
an helfe gegen den dînen,
Verse: 3094    
die dir in dienste erschînen.

Verse: 3095    
wes sol ich dir gnâde sagen ?'
Verse: 3096    
sich wolde mêren der süeʒen clagen.

Verse: 3097       
Edippus dise wort
Verse: 3098    
mit der wârheit hete gehôrt,

Verse: 3099    
sînen vater er an im selber rach,
Verse: 3100    
durch sîn herz ein swert er stach.

Verse: 3101    
alrest wart niuwe
Verse: 3102    
jâmer unde riuwe.

Verse: 3103    
'ôwê, daʒ ich ie wart geborn.
Verse: 3104    
wie hân ich armeʒ wîp verlorn

Verse: 3105    
zwêne man, vater unde kint!
Verse: 3106    
herze, dich jâmers underwint,

Verse: 3107    
der sol dir immer wesen mite.
Verse: 3108    
ich wil in hân vor fröiden site,

Verse: 3109    
ich wil nimmer werden frô.
Verse: 3110    
wie tuot der tôt an mir alsô,

Verse: 3111    
daʒ er mich niht tôdes wert!
Verse: 3112    
mîn herze doch niuwan sterbens gert.

Verse: 3113    
sît unser gote an mir verzagen,
Verse: 3114    
wil ichʒ dem gote clagen,

Verse: 3115    
der himel und erde hât geschaffen:
Verse: 3116    
ich wæne uns dise affen.

Verse: 3117    
ich hœre got vil gewaltes jehen,
Verse: 3118    
daʒ alle dinc sint von ime geschehen:

Verse: 3119    
sîn kraft sol mir der erzeigen
Verse: 3120    
und mich an lîbe veigen.

Verse: 3121    
tôt, dich niht ensûme,
Verse: 3122    
der werlde von mir rûme,

Verse: 3123    
geruoche mînem swachen leben
Verse: 3124    
mit dîner kraft ein ende geben.

Verse: 3125    
waʒ sol ich der werlde mêr?'
Verse: 3126    
man seit mir daʒ solich herzen sêr

Verse: 3127    
der süeʒen herze durchsneit,
Verse: 3128    
daʒ sie der tôt niht vermeit.

Verse: 3129       
Die zwei kint, die nâch in bliben,
Verse: 3130    
die âventiure hât von in geschriben,

Verse: 3131    
sie wâren worden grôʒ,
Verse: 3132    
ûf Etioclem viel daʒ lôʒ

Verse: 3133    
daʒ er des rîches solde phlegen,
Verse: 3134    
Polimites muost sich des bewegen.

Verse: 3135    
Etiocles grôʒer sterke wielt.
Verse: 3136    
Polimites vor milte niht behielt.

Verse: 3137    
dar umbe maneger mit im fuor,
Verse: 3138    
er von lande sîn reise swuor.

Verse: 3139    
in Kriechen lant er kam,
Verse: 3140    
des künges Adrastus tohter er nam.

Verse: 3141    
mit dem sweher er daʒ an truoc,
Verse: 3142    
daʒ der Krieche sich des bewuoc,

Verse: 3143    
er wolde den eidem rechen,
Verse: 3144    
mit Polimiten sprechen

Verse: 3145    
ûf Thêbas daʒ lant erbeschaft.
Verse: 3146    
er besamet sich mit grôʒer kraft.

Verse: 3147    
selb sibende er fürste was
Verse: 3148    
die mit im fuoren gegen Thêbas

Verse: 3149    
und kâmen dar mit grôʒem her.
Verse: 3150    
Etioclem funden sie mit wer.

Verse: 3151    
ich wil diz mit kürze sagen,
Verse: 3152    
die siben fürsten wurden erslagen.

Verse: 3153    
von Eurôpâ der künec Adrastus,
Verse: 3154    
mit im herzoge Thideus,

Verse: 3155    
Polimites wart ouch gevalt,
Verse: 3156    
der sînen tôt vil sûre galt.

Verse: 3157    
der herzoge Parthonopêjus,
Verse: 3158    
von dem sagt daʒ mære alsus

Verse: 3159    
daʒ der stalte solichen mort,
Verse: 3160    
des sie noch gedenken dort.

Verse: 3161    
der strît von im alsô geriet,
Verse: 3162    
fünfhundert er von leben schiet,

Verse: 3163    
ê daʒ der hêrre werde
Verse: 3164    
gevalt wurd ûf die erde.

Verse: 3165    
ein fürste hieʒ Amphiorâus,
Verse: 3166    
Ipomedôn und Capanêus,

Verse: 3167    
ê die drî tôt beliben,
Verse: 3168    
getâne ritterschaft sie triben,

Verse: 3169    
daʒ die Thêbânen dûhte ze vil.
Verse: 3170    
sie brâhten ûf des tôdes zil

Verse: 3171    
wol tûsent man oder mêr.
Verse: 3172    
alsô ergienc der siben fürsten rêr,

Verse: 3173    
die von leben schiet des tôdes pîn.
Verse: 3174    
Alexander förht ich dîn.

Verse: 3175    
einen trôst ich doch hân,
Verse: 3176    
daʒ dir die sælde heiles gan.




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This text is part of the TITUS edition of Ulrich von Eschenbach, Alexander.

Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 12.9.2008. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.