TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 146
Chapter / Strophe: 25
25.
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VON DEM PFÄRD.
Line: 28Equus ze latein haizt ain pfärt, und welhez pfärt
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resch und guot ist, daz senket sein naslöcher tiefer in
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daz wazzer wenn ez trinket. Isidorus spricht, daz dem 30
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tier sein zend weizen, wenn ez in daz alter gê, und dar
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umb erkennt man sein alter pei den zenden. an dem
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pfärd under allen tiern prüeft man an den ôrn sein siten,
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wan rescheu pfärt habent kurzeu ôrn, aber trægeu pfärt
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habent lange ôrn. under allen tiern habent pfärt und
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rinder und hirz kruspelleicheu pain in irn herzen, daz
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ist umb ir grœzen, daz sich ir herz dester paz enthalten
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müg, reht als die kruspeln in andern glidern ain grunt\vest
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sint. iedoch ist des hirzesherzen pain allain erzen\leich, 5
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alsô daz ez ain erznei ist, sam vorgesait ist von
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dem hirzen. die kobäuln oder die pfärtmüeter habent
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die art und die sänftikait, ist daz aineu stirbt, sô säugt
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diu ander der tôten kint. diu pfärt habent sich sunder\leichen
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liep under ainander, mêr dan andreu tier. Ale\xander 10
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spricht, daz diu edeln pfärt irr herren tôt vor
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künden mit iren grôzen zähern. wizz auch, daz daz pfärt
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allain zähert under allen tiern, ân den menschen, und
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trauret gar sêr von seines herren tôt, alsô daz etleichiu
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niht ezzen wellent und hungers sterbent. Aristotiles 15
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spricht, daz der mensch und daz pfärt mêr unkäusch
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liep habent, denn kain ander tier. ain künig was, der het
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ain schœn pfärtmuoter und ain fül dâ von. nu wolt er
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daz daz fül die muoter tragend macht, und verparg der
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muoter diu augen. dô unkäuscht daz fül mit seiner 20
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muoter. dô daz geschach und daz fül seiner muoter inne
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wart, dô flôch ez und stiez sich selber ze tôd. Michahel
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von Schottenlant spricht, daz ain pfärt mit seiner muoter
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unkäuscht. dô daz geschach, dô zeprach ez im selber
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sein gailn und ertôt sich selber. Aristotiles spricht, daz 25
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auz ainem pfärdes hâr, auz seinem zagel gezogen, werd
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ain wurm in dem wazzer in kurzen tagen.
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