TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 224

Chapter / Strophe: 34 
   34.
Line: 19
   
Line: 20
   VON DEM KRANICHEN



Line: 21    Grus haizt ain kranch. die kranch habent die art,
Line: 22    daz si nâch ainer ordnung vliegent und machent iren flug
Line: 23    gar mit witzen, wan sam die lêrer sprechent Solînus,
Line: 24    Jacobus, Ambrosius und Isidorus, wenn si auz vliegent,
Line: 25    sô schickent si ir schar, sam ain gepalierte ritterschaft   25
Line: 26    tuot gegen den veinden. der vorderst kranch, der die
Line: 27    andern laitt und füert, der schreit und üebt sein stimme,
Line: 28    dar umb, daz die andern niht auz dem rehten flug tre\ten,
Line: 29    und wenn der vorvliegend kranch haiser wirt von
Line: 30    seim geschrai, sô fleugt ain anderr an sein stat und üebt   30
Line: 31    daz selb amt. die kranch tailent ir schiltwacht des nah\tes
Line: 32    under sich, alsô daz ie der zehend kranch wachent
Line: 33    beleibt, und ir iecleicher der wacht der zeuht ainen fuoz

Page: 191
Line: 1    auf von der erden und nimt ain stainl dar ein und stêt
Line: 2    auf dem andern fuoz. wenne daz stainel vellt, sô erwacht
Line: 3    er und schreit. alsô behüett er sich, daz er iht slâf. die
Line: 4    die andern slâfent, alsô daz si diu haupt verpergent un\der
Line: 5    ir flügel und wehselnt ir füez. aber ir hauptman   5
Line: 6    der hüett ir aller mit aufgerecktem kragen und siht sich
Line: 7    umb mit fleiz. wenn die kränch wolken sehent, sô schreient
Line: 8    si und manent iren vorvlieger, daz er paz eil, ê si daz
Line: 9    weter begreif. wenne si auf die erd gevallent durch ez\zens
Line: 10    willen, sô reckt ir hauptman sein haupt auf in die   10
Line: 11    hœch, dar umb, daz er der andern aller hüet, und sô ez\zent
Line: 12    die andern sicherleich. ist aber daz der hauptman
Line: 13    ainen menschen siht, sô schreit er, dar umb, daz sich die
Line: 14    andern besorgen. wenn die kränch vliegent, sô setzent
Line: 15    si sich wider den wint, und wenne si über daz mer vlie\gen   15
Line: 16    wellent, sô ezzent si sant, dar umb, daz si mæzig
Line: 17    sein an der swær, sam Solînus spricht, und dar umb ne\ment
Line: 18    si auch staindel in die füez zuo dem selben flug,
Line: 19    und wenn si sehent, daz si auf die mitt koment der schef,
Line: 20    sô lâzent si diu staindel vallen. des sint die schef läut   20
Line: 21    oft innen worden auf dem mer, alsô daz ez stain auf si
Line: 22    hât geregent in diu schef. und dar umb lâzent si den
Line: 23    sant niht êr auz irn hälsen, si sein danne sicher, daz si
Line: 24    daz weter auf dem mer niht betwingen müg. die kränch
Line: 25    habent oft ainen stain in irm magen, den lâzent si zeletzt   25
Line: 26    mit dem snabel. der selb stain geprant in ainem feur
Line: 27    wirt zuo golt. daz habent die gesagt, die ez versuocht
Line: 28    habent. wenne die kränich verr vliegent über mer, wel\her
Line: 29    dann under in müed wirt, den nement die andern
Line: 30    auf sich und füerent in, unz er sein kraft widerpringt.   30
Line: 31    die kränch werdent swarz in dem alter. die wilden
Line: 32    kränch werdent oft gevangen mit den haimischen. si
Line: 33    habent auch die art, daz der kranch, der der êrst ist
Line: 34    under in an dem flug, der wirt der letzt under in ân
Line: 35    allen haz und ân neit. Aristotiles spricht, wenn die   35
Line: 36    kränch den winter fürhtent, sô vliegent si über Egypten

Page: 192
Line: 1    lant und kriegent mit klainen läuten, die sint kaum ainer
Line: 2    eln lang und haizent pigmêi. daz ist niht ain getiht,
Line: 3    sam Aristotiles spricht. ez spricht auch diu glôs über
Line: 4    Ezechielem: daz pigmêisch volk in deinen türnen. dâ
Line: 5    spricht diu glôs, daz daz volk sei in den landen gegen   5
Line: 6    der sunnen aufganch. daz volk ist kurzes lebens. der
Line: 7    kranch vehten ist sô stark und sô frävel mit enander,
Line: 8    daz man si mit der hant gevâhen mag. diu kränchinn
Line: 9    stêt, wenne si der kranch vogelt.






Copyright TITUS Project Frankfurt a/M 1999-2000. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.