TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 248
Chapter / Strophe: 58
58.
Line: 6
Line: 7
VON DEM REPHUON.
Line: 8Perdix haizt ain rephuon und hât den namen von
Line: 9
seiner stimm. Jacobus, Ambrosius und Isidorus spre\chent,
Line: 10
daz der vogel gar schalkhaft und ungetrew sei, 10
Line: 11
alsô vil, daz er anderr vogel air nimt und prüett diu auz.
Line: 12
aber diu schalkhait kümt im klain ze nutz, wan sô die
Line: 13
jungen vogel auz den airn sliefent und si hœrent die
Line: 14
stimm irr rehten nâtürleichen muoter, sô lâzent si die
Line: 15
pruothennen und volgent irr rehten muoter. daz rephuon 15
Line: 16
hât ain trucken hirn, mêr dan ander vogel, und dar umb
Line: 17
ist daz rephuon gar vergezzen und klainer gedæhtnüss,
Line: 18
dar umb vergizt ez gar leiht seins nestes und verleuset
Line: 19
seineu air und diu nimt ain ander rephuon und prüett si
Line: 20
auz. wenn ain mensch nâhent zuo des rephuons nest, sô 20
Line: 21
läuft diu si willicleich gegen dem selben menschen und
Line: 22
tuot als ob si krank sei an ainem fuoz oder an ainem
Line: 23
flügel, alsô daz man si zehant gevâhen müg. mit der
Line: 24
lugen betreuget si den menschen, unz er von dem nest
Line: 25
kümt. wenn diu jungen rephüendl sich fürhtent, daz man 25
Line: 26
si vâhen well, sô hebent si die ertschollen auf mit irn
Line: 27
füezen und verpergent sich dar under. wenn die ern mit
Line: 28
enander streitent umb die sien, die denne gesigent, die
Line: 29
fuoztretent die andern und undersetzent si in der un\käusch,
Line: 30
als ob si ir weiblein sein; und in der grôzen hitz 30
Line: 31
der unkäusch vergezzent si der underschaid an weibln
Line: 32
und an männln. diu rephüenr habent die art, wenn si
Line: 33
der vogler vâhen wil, sô denn daz êrst in daz netz kümt,
Line: 34
sô laufent diu andern alle nâch im und sichert sich daz
Page: 216 Line: 1
nâchvolgent niht pei des vorgênden vall und wirt alsô
Line: 2
betrogen in der gesellschaft. pei dem verstê die tôren
Line: 3
diser werlt, die von pœser gesellschaft dick verlaitt wer\dent
Line: 4
in den êwigen tôt und treun auch dick in ir kurz
Line: 5
leben in diser werlt auf ertreich. dâ von spricht her 5
Line: 6
Davit: ʼdû wirst hailig mit dem hailigen und wirst ver\kêrt
Line: 7
mit dem verkêrten.ʼ der rephüenr sien sint alsô
Line: 8
durchhitzt mit unkäusch, daz si zuovâhent neur von dem
Line: 9
smak, der von dem ern gêt. wan sô der wint von den
Line: 10
ern wæt zuo der sien in der zeit irr unkäusch, sô gevæht 10
Line: 11
si zuo. sô deu zeit ist irr unkäusch, sô streckent si ir
Line: 12
züngel zesamen und hitzent alsô sêr in der prunst irs ge\lustes.
Line: 13
und merk, daz gesagt ist von dem rephuon, daz
Line: 14
ez zuo gevâh von dem wind, daz ist auch wâr von den
Line: 15
tauben, von den gensen, von den pfâwen und von den 15
Line: 16
hennen, wan si werdent niht allzeit reht gefügelt wenn
Line: 17
si perhaft air habent. an dem rephuon ist diu prust und
Line: 18
daz ober tail aller pest gesmach, aber daz under tail ist
Line: 19
niht sô guot. Plinius spricht, daz des rephuons gall mit als
Line: 20
vil honges gemischt macht des menschen augen gar klâr. 20
Copyright TITUS Project
Frankfurt a/M 1999-2000. No parts of this document may be republished in any form
without prior permission by the copyright holder.