TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur: Part No. 413
Chapter / Strophe: 35
35.
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VON DEM PALMPAUM.
Line: 3Palma haizt ain palmpaum. der hât gar vil aigenc\hait
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wider ander paum besunder. er volkümt niht wenn
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er neur auz ainem kern wechst, er muoz auz vil kern 5
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wachsen, und dar umb nement die pelzer vil kern in ain
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säckel und grabent daz in die erd, wenn si den paum
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wellent setzen. diu ander aigenchait ist, daz under der lai
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paumen si und er ist, und der er pringt nümmer kain
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fruht, man muoz si paid nâhent zuo enander pelzen. sô 10
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dann diu reht zeit kümt, sô naiget sich der er zuo der
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sien und schrenket sein este zwischen ir este und ie der
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sien zwên este druckent sich zesamen und umbvâhent des
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ers ainen ast. dar nâch rihtent si sich wider auf, wan
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sô hât diu si zuogevangen und ist fruhtpær worden, 15
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aber si nimt nihts von im dan ain gaistleich kraft, sam
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ain luft und ain dunst ist. wenn nu diu si fruht tregt,
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ist dann, daz der wint durch den er wæt und tregt seinen
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dunst auf die frawen, sô werdent die früht dester êr zei\tig.
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des paums fruht haizt ze latein dactylus und haiz 20
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wir si ze däutsch dateln, dar umb, daz diu fruht lenklot
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ist, wan dactylοn haizt in kriechisch lank. diu fruht hât
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inwendig ainen herten kern und auzwendig gar ain süezez
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flaisch. der paum hât auch die art, sô er ie hœher wirt,
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sô er sich ie vester praitt, wan der stams grœz ist niht 25
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gar weit gegen der erd sam an andern paumen, er ist dâ
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selben clain und knorrot, oben praitt er sich aber mêr.
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Dem paum geleicht sich diu oberst edel kaiserinn, der
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himel fürstinn, aller sünder fürsprecherinn und spricht
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ʼich pin erhœcht als ain palmpaum an der stat Cades, 30
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dâ die paum gar schôn wachsent.ʼ eyâ, nu prüef, mein
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herz, wie gar geleich die aigenchait des paums und unser
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frawen sint. si ist diu si, der hailig gaist der er; si
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wart swanger ân allez mail neur dâ mit, daz der hailig
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gaist sein este, daz sint sein gâb, schrenket zwischen ir 35
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este, daz sint ir tugent in irr rainen sêl, und prâht uns
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die süezen fruht, unsern herren Jêsum Christum. Marîâ
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helferinn, pin ich an dir betrogen, sô pin ich an der wâr\hait
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betrogen, diu niemd betreugt noch betriegen mag.
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ich verzag niht an dir mit stætem hoffen, sô mag auch 5
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dein gnâd an mir niht verzagen.
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