TITUS
Lancelot und Ginover I: Prosalancelot
Part No. 19
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Sentence: 223    Diß was an eyner morgenstunde die sere kalt was, es enwas auch nit ferre off den tag.
Sentence: 224    
Da sprach die kónigin zu der jungfrauwen:
Sentence: 225    
»Schöne jungfrauw, durch gott laßet mir das kint!
Sentence: 226    
Wann von dißem tag fúrwert stet im manig armut und manig ruwe zu habende, wann es hut ein armer weise ist worden synes vaters und synes großen gutes, und alle freud und alles gemach hat es hut verlornWas die koniginne sprach, die jungfrauw sprach ein wort nicht; und da sie sah das die frauwe zu ir kam, da stund sie off mit dem kinde und ging off den lac und saczte ir fuß zusamen und sprang mit dem kinde hininn.
Sentence: 227    
Da die konigin ir kint gesah in dem lac, da viel sie zuhant in unmacht.
Sentence: 228    
Und da sie zu irselber kam, da ensah sie noch enhort ir kint.
Sentence: 229    
Da macht sie so großen jamer das nye keyn man merern jamer endörfft gesehen, da wolt sie nach gesprungen sin in den lac, wann das sie der knapp hielt mit gewalt, der mit ir komen was und hett den konig dot gelaßen off dem berg.
Sentence: 230    
Und er wond wol das sie sich selb solt döten von großem jamer den sie machte.
Sentence: 231    
Den ruwen und den jamer, den die koniginne macht, ist unmúglich yemant zu sagen.
Sentence: 232    
Zu der stunt da kam von innen aldar ein ebtißinne und zwo nunnen mit ir und ein kappelan und ein converse und zwen knappen.
Sentence: 233    
Da sie die frauwen so jemerlich sahen gebaren, da erbarmet es sie sere, und furen zu ir und sprachen:
Sentence: 234    
»Frauw, got gebe uch große freudeDa sprach die konigin:
Sentence: 235    
»Werlich frauw, des bedorfft ich gar wol, wann ich ein das unberatest mensch bin das in der welt lebet; wann ich han hut an dißem tag groß ere und freud und gut verlorn, des ich dick gnug hann gehabt»Eya schone frauwsprach die ebteßin, die sah wol das sie ein schöne frauw was, und fraget sie wer sie were.
Sentence: 236    
»So helff mir gott«, sprach die koniginn, »uch endarff nit viel ruchen wer ich sy zu dißer stunden, wann so vil das ich allzulang leben, das ruwet mich sereDa besah sie der cappelan und sprach zu der ebtißinn:
Sentence: 237    
»Werlich frauw, mich duncket wie es myn frauw die koniginn syDa begund die ebtißinn sere weynen und sprach:
Sentence: 238    
»Durch gott, frauw, sagent mir ob irs sint myn frauw die koniginneDa viel die koniginne zuhant in unmacht.

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