TITUS
Johannes Fischart, Geschichtsklitterung
Part No. 57
Previous part

Paragraph: 4      O wie köstlich gut wer es, daß jederman sein geburtsregister von staffel zu staffel vnd stigenweiß so gewiß auß dem Schiff Noe schöpffen, Bronnenseylen, auffkranen, dänen vnd ziehen könte, wie wir, vnd Bonfin seinen Boras, Damas, Chulchas, Bulchus, Attila : O wie würd der Flegelbeschiltete Marcolfus so stoltz mit seim Rustinco Rustibaldo werden? Aber nicht ein jeder hat das glück, daß er vngeschlagen den Bapst erblick. Ich halt, daß heut manche König, Fürsten, Bäpst vnd Herrn seien, fürnemlich die so schindische Tirannische Prachtschaben sind, (dann ein lasterhaft gemüt, zeigt an ein vnadelich geblüt) die nur von eim Torhüter, Stallfincken, Eseltreiber, Holtzträger, Schnapphanen vnd Kistenfeger herkommen. Wie im gegenspil manche arme Teuffel, Landläuffer, Gartenstreiffer, Pfannenpletzer, Quiengoffer vnnd Zwicker von Königen, Bapsten vnd Bischofen mögen hoch geboren sein. Inn massen solchs Plato beweiset, daß kein König sey, der nit von eim Knecht herkomme, vnd im gegenspiel, wann man hinauff schielet16, zehlet vnd zielet, ein Knecht von eim König, ja offt Redliche von vnredlichen, dann die redlichen sehen, wo es den vnredlichen fehlet : vnnd Page: 42   wer will den Reimen zu Nörnberg abwischen? Ich thus diß Jar nicht : auffs ander Jar kommen die Heyden. Was? kommen nicht die Türckische Keiser von dem Arabischen Cameltreiber Machomet? Die Persischen König von eim Königlichen Köchertrager? Sind nit die Mamaluckischen Knecht in Egypten regierende Soldan gewesen? Sind nit die Page of re-edition: 36  erst abgestorbene König inn Poln von eim Litthauischen Knecht Gedimin, der seinen Herrn erstochen, kommen? Sind nicht ein gut theil Päbst Calmäuser, Spänhocken, Parteckenstecher vnnd Partemsinger gewesen, ja Pfaffensön vnnd Nonnenkinder? Vnnd kommen nit der mehrtheil Churwallischer Spatzacaminer von Römischen Geschlechtern auß Tuscanien, so müßt 'Tschudi' liegen. Vnd was ists wunder. Angesehen die wunderbare veränderung, vnd abwechßlung der Königreich vnnd Keyserthumb, von Assiriern vnd Chaldeern zu den Meden, von den Meden zu den Persen, von diesen zu den Macedoniern vnd Griechen, von Macedoniern auf die Römer, von Römern wider auff die Griechen, von Griechen zu den Teutschen17 Francken vnnd FranckTeutschen18 : nun vom Herren zum Knecht, nun vom Knecht zum Herren : nun von Weibern auff die Mann, nun von Mannen auff die Weiber (da laß ichs bleiben) wie in Behem vnnd bei den Amazonischen Metzen vnnd Hetzen oder Hexen : daß ich jetzt des Türcken geschweige, vnd heut der Portugaleser inn Indien, der Indianer inn Moren, der Moranen in Spanien, der Spanier inn Italien, der Italiener in Franckreich, der Juden vndern Christen, der Schotten in Preussen, der Franzosen in Teutschland, der Engelländer im Niderland, der Teutschen in Moscau, der Moscouiter inn Polen, der Polen in Vngarn, der Vngarn inn Türckei, der Türcken inn Page: 43   der Christenheit, der Christen in der Türckei : Schreibt doch Merlin Coccai inn seinen Nuttelverssen, 'Plus Roma parit quam Francia Gallos' : nemlich 'in illo tempore', da man bald hernach die Sicilisch Vesper hat gespilt.

Next part



This text is part of the TITUS edition of Johannes Fischart, Geschichtsklitterung.

Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 7.5.2019. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.